Episode 239: Das Fest und die Dogma95-Bewegung
Helge Klingenfeldt-Hansen wird 60 Jahre alt. Und wie alle zehn Jahre lädt der Hotelier und Patriarch die gesamte Familie in sein Hotel ein, um den runden Geburtstag gebührend zu feiern. Dieses Mal auch um den Schmerz des vergangenen Jahres ein wenig vergessen zu lassen.: Denn seine älteste Tochter hat sich vor kurzem umgebracht und ist bei diesen Feierlichkeiten allenfalls als Geist anwesend.
Das soll die Festgesellschaft jedoch nicht am Feiern hindern. Es wird getrunken und gespeist, es wird getanzt und gesungen, und natürlich werden auch Reden gehalten… Mehrere Reden, die den Abend entscheidend beeinflussen werden.
Die wichtigste Rede stammt von Helges ältestem Sohn Christian. Vor der gesamten engeren und weiteren Familie erzählt er, dass Helge ihn und seine – nun tote – Zwillingsschwester vergewaltigt hat, als sie noch kleine Kinder waren. Ein Donnerschlag direkt hinein in das zuvor so ausgelassene Fest. Man versucht es wegzulächeln, man versucht es als Lüge abzutun, man versucht sich der Geschichte zu entziehen… man versucht weiterzufeiern. Aber angesichts der im Raum versammelten Lügen, Vorurteile und unausgesprochenen Konflikte geht die Feier einem dystopischen Ende entgegen.
Festen von Thomas Vinterberg, der erste Dogma 95 Film, gedreht nach einem starren Regelkatalog, den der dänische Regisseur gemeinsam mit Lars von Trier festgelegt hat. Ziel: Antikunst, Immersion, Authentizität fernab jeglicher künstlerischer Eitelkeit. Johannes, ich versuche es mal vorsichtig ganz allgemein: Wie hast du den Film zum einen aus künstlerischer, zum zweiten aus emotionaler Perspektive wahrgenommen?
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 239: Das Fest und die Dogma95-Bewegung Publishing Date: 2025-07-30T09:10:26+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2025/07/30/episode-239-das-fest-und-die-dogma95-bewegung/
Florian Bayer: Leute, Wir unterbrechen ganz kurz für einen Aufruf.
Johannes Franke: Warum flüsterst du?
Florian Bayer: Ich weiß nicht, weil ich das Gefühl habe, dass wir hier was konspiratives machen. Also, Wir kriegen von euch ja ständig Filmvorschläge und über die freuen wir uns auch und die werden wir auch abarbeiten. Und da waren auch tatsächlich Weihnachtsfilmvorschläge dabei. Und für die sind wir sehr dankbar. Und zwar von Silke. Silke, Vielen Dank für deine Filmvorschläge. Die kommen dran, aber die passen natürlich perfekt in die Weihnachtszeit. Deswegen musst du dich noch ein bisschen gedulden.
Johannes Franke: Aber wir wollen jetzt in... Juli Damit anfangen, den Leuten zu sagen, dass Sie uns Weihnachtsfilm-Vorschläge schicken sollen?
Florian Bayer: Wir haben jetzt drei Jahre, vier Jahre in Folge unser Weihnachtsprogramm durchgezogen. Und langsam wird es so ein bisschen dünn. Wenn ihr noch Weihnachtsfilme habt, zu denen Ihr sagt, das sind, Muss-man-sehen-Filme und die haben wir noch nicht besprochen, dann schickt die uns bitte, dann haben wir nämlich was fürs nächste Weihnachtsfest, um das so richtig toll zu begehen.
Johannes Franke: Ich schneide das hier einfach mitten in die Episode rein, Deswegen sollten wir nicht zu lange reden, Plor.
Florian Bayer: Ja, lass Klingklöckchen-Klingelingeling Im Hintergrund laufen, okay?
Johannes Franke: Okay, Mach ich.
Florian Bayer: Ciao. Ciao.
Johannes Franke: Liebe Leute, Ihr da draußen, bevor hier irgendetwas losgeht, bevor hier irgendwas läuft, Kleine Triggerwarnung. Es geht heute um sehr schwierige Sachen. Es geht um sexuellen Missbrauch und es geht nicht nur um den sexuellen Missbrauch, den dieser Film mit sich bringt, sondern, Weil wir über diesen Film reden, müssen wir auch über persönliche Sachen reden. Und ich habe Dinge zu berichten, die vielleicht nicht jeder jederzeit hören möchte. Also wenn euch das zu viel ist. Lieber abschalten.
Florian Bayer: Und damit herzlich willkommen zum
Johannes Franke: Muss-man-sehen-Podcast. Als ich dir den Film gegeben habe,
Florian Bayer: war natürlich klar, dass das Thema drin ist. Es tut mir echt leid, ich hoffe, ich habe dich nicht überrumpelt.
Johannes Franke: Alles in Ordnung. Ich habe den Film auch vor langer Zeit schon mal gesehen und habe ihn jetzt auch nochmal anders wahrgenommen, weil ich auch in einer anderen Phase genau dieser Verarbeitung bin. Gott sei Dank. Ja.
Florian Bayer: Wir reden heute über das Fest aus dem Jahr 1998, Den Ersten Dogma-Film, den Ersten Dogma-95-Film. Wir haben schon über Lars von Trier geredet, der war schon in unserem Podcast, also Gott sei dank nicht persönlich. So was man von ihm hört, Gott sei dank nicht persönlich.
Johannes Franke: Ach, was, auch meine Erfahrung.
Florian Bayer: Aber wir haben nicht über Lars von Triers Dogma-Filme geredet, sondern über spätere Werke. Und die Regisseure des Dogma-95 haben sich ja später alle, ja, Nicht mehr oder weniger, sondern alle mehr von diesem Dogma-95-Prinzip entfernt. Das heißt, wir werden heute neben einem wirklich schweren, emotionalen Ballast, den wir hier reintragen, auch über Filmtheorie reden müssen, auch über die Dogma 95 Bewegung, Was das bedeutet, was Sie damals gemacht haben.
Johannes Franke: Worauf ich mich schon sehr freue, Plor. Das ist einer der wenigen seltsamen Auswüchse, Die Filmemacher So haben, wenn Sie frustriert sind. Vom bisherigen Kino, dem mich jetzt tatsächlich interessiert, muss ich sagen.
Florian Bayer: Und Dogma 95 ist total spannend und auch eine sehr witzige Geschichte.
Johannes Franke: Ja, genau. Und viel witziger,
Florian Bayer: als man denkt, wenn man... Denken würde, wenn man sich dann die Werke anschaut, die daraus entstanden sind. Ja,
Johannes Franke: das stimmt.
Florian Bayer: Und vor allem weitaus weniger prätentiös, wenn man so retrospektiv die Regisseure drüber hören. Vor allem unseren Regisseur hier, Thomas Winterberg, Der nämlich mit das Fest nicht nur einen Dogma 95 Film gemacht hat, sondern den ersten Dogma 95 Film.
Johannes Franke: Jahre, nachdem sie es deklariert haben. 95, wie das Wort Dogma 95, sagt. 1995 haben sie das deklariert, einmal groß auf der Bühne bei einem Filmfest. Und dann haben sie sich ein paar Jahre Zeit gelassen.
Florian Bayer: Und wenn Thomas Winterberg heute drüber spricht, Das ist ein wirklich intelligenter Mensch und vor allem auch ein sehr selbstreflektierter und auch sehr selbstironischer Mensch, der das mit Abstand sehr interessant betrachtet. Also, das lohnt sich auch, sich damit auseinanderzusetzen, wie Thomas Winterberg über diese Bewegung. Heute spricht. Aber wir tauchen jetzt erstmal ganz tief ab. Ins Jahr 1998. In Dogma 95 spricht. Wir sehen keinen Regisseur, keinen Thomas Winterberg am Anfang, sondern wir sehen einfach nur das unschuldige Dogma. 1.
Johannes Franke: Das ist kein unschuldiges Dogma, das ist ein Zertifikat, wo ich denke, What the fuck.
Florian Bayer: Und den Titel des Films, im Wasser schwimmend. Und dann beginnt auch schon der Film. Und darum geht es. Helge Klingenfeld Hansen wird 60 Jahre alt. Und wie alle 10 Jahre lädt der Hotelier und Patriarch die gesamte Familie in sein Hotel. ein, um den runden Geburtstag gebührend zu feiern. Dieses Mal auch, um den Schmerz des vergangenen Jahres ein wenig vergessen zu lassen. Denn seine älteste Tochter hat sich vor Kurzem umgebracht. Und ist bei diesen Feierlichkeiten allenfalls als Geist anwesend. Das soll die Festgesellschaft jedoch nicht am Feiern hindern. Es wird getrunken und gespeist, Es wird getanzt und gesungen und natürlich werden auch Reden gehalten. Mehrere Reden, die den Abend entscheidend beeinflussen werden. Die wichtigste Rede stammt von helges ältestem Sohn Christian. Vor der gesamten, engeren und weiteren Familie erzählt er, dass Helge ihn und seine nun tote Zwillingsschwester vergewaltigt hat, als sie noch kleine Kinder waren. Ein Donnerschlag direkt hinein in das zuvor so ausgelassene Fest. Man versucht es wegzulächeln, Man versucht es, als Lüge abzutun, Man versucht, sich der Geschichte zu entziehen, Man versucht, weiter zu feiern. Aber angesichts der im Raum versammelten Lügen, Vorurteile und unausgesprochenen Konflikte geht die Feier einem dystopischen Ende entgegen. Festen von Thomas Winterberg. Der Erste Dogma 95 Film. Getreten nach einem starren Regelkatalog, den der dänische Regisseur gemeinsam mit Lars von Trier festgelegt hat. Ziel Antikunst. Immersion, Authentizität, fernab jeglicher künstlerischer Eitelkeit. Johannes, Ich versuche es mal ganz vorsichtig und ganz allgemein. Wie hast du den Film? Zum einen aus künstlerischer, ästhetischer und zum zweiten aus emotionaler Perspektive wahrgenommen? Und womit fangen wir an?
Johannes Franke: Ich würde sagen, wir fangen mit der künstlerischen, visuellen Perspektive an, die nahtlos natürlich aber auch in die Emotionale übergehen muss, weil das eine Einheit bildet, die ich fast gar nicht erwartet habe, weil ich sonst großer, Großer Kritiker von zu viel Wackelkamera, von schlechter Lichtsetzung, von schlechten Kameras und so weiter bin. Und diesmal, ich gucke mir den Film so 20 Minuten an und bin... Völlig einverstanden mit allem, was er an visuellem Gericht macht.
Florian Bayer: Und ich habe alles so schön parat gelegt, dass wir jetzt ganz viel über Dogma 95 lästern können. Tja,
Johannes Franke: Aber bei diesem Film kann ich leider kaum lästern. Allerdings habe ich mir angelesen, dass man über den Rest durchaus lästern kann.
Florian Bayer: Stell dir vor, Du sitzt in Paris, in einem vollbesetzten Theater. Du freust dich auf ein großes Filmfansiebel mit namhaften Regisseuren, mit allem, Was die europäische Arthouse-Szene hergibt. Und dann kommen diese zwei Verrückten und fangen an, rote Flyer ins Publikum zu werfen, auf denen wirklich mit einem extrem religiösen Pathos steht. The Wows of Chastity.
Johannes Franke: Das ist so süß. Also Winterberg war ja noch ein bisschen jünger, ne? Ja,
Florian Bayer: der war ganz jung.
Johannes Franke: Aber Lars von Trier hat nicht so viele Ausreden. Der war schon ein bisschen gestanden.
Florian Bayer: Lars von Trier war eine Arthausgröße, und Lars von Trier hat Filme gesehen, die ihn inspiriert haben, unter anderem auch den Film von Thomas Winterberg, den Abschlussfilm von Thomas Winterberg. damals, der auch so ein bisschen wackelig war und so ein bisschen Rough gedreht, Low-Budget-Kino Und hat gesagt, das finde ich irgendwie geil und lass uns doch daraus ein bisschen mehr machen. Und ist dann wohl auch ziemlich aktiv auf Thomas Winterberg zugegangen und hat gesagt, ey, Ich hab hier eine Idee und lass uns doch mal, was zusammenschreiben, Wie man eine neue Art von puristischem Kino. Und das ist es, vor allem, puristischem Kino machen kann. Und dann haben die sich zusammengesetzt, wirklich die beiden Ja. Und laut Winterberg haben sie nicht länger als 45 Minuten gebraucht. Manchmal sagt er auch nur 30 Minuten. Sie haben viel getrunken, dabei. Und sie haben vor allem viel gelacht bei dem, was sie aufgeschrieben haben. Hast du es gelesen?
Johannes Franke: Diese 10 Punkte sind das, ne?
Florian Bayer: Genau, die 10 Minuten. Es gibt noch ein Vorwort. Und das Vorwort bezieht sich dann auch so ein bisschen auf die Filmgeschichte, weil sie sagen 1906. Das betonen Sie ganz oft. Da gab es so diese große Welle. Und sie beziehen sich natürlich vor allem auf die Autorenfilmer. Ganz wichtig. Dogma 95 gibt vor. Hm. Absolut gegen das Autorenkino zu sein, und damit haben sie natürlich diesen Bezug zur Nouvelle Vague, weil diese Auteur-Theorie, über die wir auch vor gar nicht so langer Zeit geredet haben, Die ist ja in dem Nouvelle Vague entstanden, Sprich ein Filmemacher ist der Chef und der hat die ganze kreative Kontrolle. Und das war damals halt. So eine Bewegung gegen dieses Studiosystem, wo ganz viele Köche den Brei verdorben haben.
Johannes Franke: Und sie haben ja irgendwie auch selber festgestellt, dass die Nouvelle Vague damals aus den gleichen Motiven heraus, wie sie jetzt sagen, das geht nicht mehr, Leute, Wir müssen was anders machen, und das funktioniert alles so nicht. Und sie werfen den Nouvelle Vague, leuten halt vor, dass sie irgendwie dann doch im System geblieben sind, das nicht geschafft haben, da auszubrechen.
Florian Bayer: Das Geile ist ja wirklich, dass Sie ein Manifest schreiben, dass sie eine neue Filmbewegung gründen. Und das Wichtigste ist Ihnen dieser Anti-Individualismus. Immer wenn man liest, von irgendwelchen filmischen Bewegungen, geht es darum, Dass das Individuum sich befreit von den Fesseln eines Regelkatalogs, von irgendetwas vorherrschendem. Und der Individualismus ist tief eingeschrieben in fast alle filmischen Bewegungen, Egal ob die Nouvelle Vague oder der Neorealismus, Der neue deutsche Film oder New Hollywood. Die hatten eigentlich alle das gleiche Thema, der Filmemacher. Soll mehr Macht haben und soll mehr entscheiden können und soll sich nicht gängeln lassen. Von Einflüssen von außen. Und Dogma 95, Vor dem großen Regelkatalog von ihnen, kommt der Satz, Das Dogma 95 Kino ist nicht individuell. Disziplin ist die Antwort.
Johannes Franke: Naja, Ob das so stimmt, wenn man sich die Filme anschaut, Aber naja, gut.
Florian Bayer: We must put our films into uniform, because the individual film will be decadent by definition. Also, ich finde diesen religiösen Pathos in dem Text, und ich kann mir ja vorstellen, wie die beiden das geschrieben haben, gelacht haben, aber ich finde den so geil, ich stehe auf religiösen Pathos. Ja,
Johannes Franke: ja, ja. Vor allem, Wenn man so eine ironische Überhöhung drin hat, wenn man die ganze Zeit darüber lacht, während man das schreibt. Dann hat man da eine ironische Überhöhung drin. Und die liest man aus dem Ding auch irgendwie raus?
Florian Bayer: The Wow of Jazzy Gehen wir mal in den Regelkatalog rein. Nummer 1
Johannes Franke: als Drehorte kommen ausschließlich Originalschauplätze in Frage. Requisiten dürfen nicht herbeigeschafft werden.
Florian Bayer: Ja, fantastisch.
Johannes Franke: Das heißt, wenn du irgendwie eine Geschichte drehst, wo es um eine Krankenschwester geht, dann darfst du nur im Krankenhaus drehen, weil nur im Krankenhaus sind. All die Requisiten, die du erwarten würdest, wenn eine Krankenschwester da ist.
Florian Bayer: Du musst einen Ort suchen, Wo die richtige Lampe steht. Du musst einen Ort suchen, wo ein Klavier steht. Du stellst kein Klavier in das Schloss, den du jetzt drehst. Wenn da kein Klavier steht, vergiss es.
Johannes Franke: Zweitens, Musik kann im Film vorkommen, zum Beispiel als Spiel einer Band, darf aber nicht nachträglich eingespielt werden.
Florian Bayer: Sie darf nicht apart from the Image steht, im englischen oder Vice Versa gemacht werden. Sprich, wenn du Musik hast, dann muss es irgendwas in der Szene geben, was diese Musik macht.
Johannes Franke: Ja, schon jetzt verstehe ich sehr schnell, wenn ich die Regeln lese, dass es eben darum geht, dass es... Authentisch werden soll. Dass man nicht anfangen soll, artifiziell Sachen herzustellen, die es so in der Form nicht gibt. Den Ansatz kann ich verstehen. Drittens.
Florian Bayer: Drittens. Die kamera muss per hand gehalten werden. Mhm.
Johannes Franke: Fuck you. Aber gut, okay.
Florian Bayer: Das Geile ist ja, Thomas Winterberg hat so das festgesagt. Er hat sich den Kameramann ausgesucht, der die ruhigste Hand hatte. Und hat gesagt, ich habe mich für diesen Kameramann entschieden. Und zwar, um den Namen einmal zu sagen, Anthony Dodd-Mantle, Weil der wirklich bekannt dafür ist, dass er eine Handkamera ruhig halten kann, als ob sie auf dem Stativ wäre.
Johannes Franke: Und es gibt im Film zwei, drei Einstellungen, wo ich denke, ah, ich glaube nicht, dass eine Kamera mal das geschafft hat.
Florian Bayer: Thomas Winterberg hat auch einen Beichtstuhl aufgebaut. Etwas später, wo dann Regisseure des Dogma 95, die diese Filme gemacht haben, beichten durften, gegen welche Regeln Sie verstoßen haben. Weil jeder Fucking Film hat irgendwie... Irgendwo gegen diese Regeln verstoßen.
Johannes Franke: Und ich finde es total süß. Deswegen finde ich die Bewegung irgendwie auch total sympathisch, weil jeder, von denen dann anfängt, danach zu sagen, ja, ich gestehe. Und so richtig reumütig dahergekrochen kommt und sagt, nein, ich habe dieses eine Fenster verhängt. Es tut mir leid, ich hätte es nicht tun sollen.
Florian Bayer: Viertens, Der Film muss in Farbe sein. Kein Spezialbeleuchtung. Wenn zu wenig Licht da ist, dann darfst du meinetwegen. Eine einzelne Leuchte an die Kamera schrauben.
Johannes Franke: Und zwar an die Kamera schrauben, damit, die auch möglichst klar als Lichtquelle erkennbar ist. Dass du dann nichts Künstlerisches machen, kannst, sondern dass man als Zuschauer schnell sieht, aha, Da hat jemand direkt an der Kamera eine Lampe rangebappt.
Florian Bayer: Und ich finde, also auch als Publikum von heute, Wir sind ja. Wackelkamera auch im Mainstream-Kino gewohnt. DAS IsT ja... Dieses Prinzip der Handheldkamera oder der Pseudo-Handheldkamera auch teilweise findet man ja auch wirklich im Mainstream-Action-Kino. Ich finde, die Beleuchtung ist für mich das Markanteste bei Dogma 95. Beziehungsweise die fehlende Beleuchtung. So Handgewackel und Shooting on Location und Musik, Wenig Musik oder gar keine Musik, Das findet man auch in anderen Filmen. Aber dieses, Wir scheißen auf die Beleuchtung und machen kriselige, Hässliche Bilder, bei denen man kaum erkennt, was da geschieht. Das ist für mich Dogma 95.
Johannes Franke: Wobei man, muss. Man sagen, wenn ich als Beleuchter jetzt, Ich bin kein Beleuchter, aber ich bin Kameramann, kenne ein kleines bisschen mit Licht aus. Wenn ich als Beleuchter ans Set komme und man sagt mir, du darfst dir genau eine Sache aussuchen, dann ist das gar keine Lampe. Dann ist das ein großer, Schwarzer Fetzen Stoff.
Florian Bayer: Um abzuhängen.
Johannes Franke: Um abzuhängen. Subtrahieren ist am Anfang wertvoller als hinzufügen.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Und auch das wollen die ja leider nicht. Das ist ja das Problem.
Florian Bayer: Wir haben sehr viele Szenen im Dogma 95, wo man sagen würde, Das Bild ist ausgebrannt. Das ist das, was die technischen Fachleute sagen würden. Sprich, Dieses Bild hat keine Informationen mehr. Das ist Plain white. Da kriegst du nichts mehr raus.
Johannes Franke: Ja, einfach zu hell gewesen. Belichtung zu crazy. Auf der anderen Seite natürlich viel zu dunkel, weil draußen das Licht weggeht und es über den Abend ist. Dann hast du halt auch Probleme. Und zwar mit diesen Kameras. Die sie gedreht haben, vor allem grisselige, hässliche Bilder. Die einfach, wo du einfach bald nichts mehr sehen kannst, weil es einfach so grisselig ist. Aber zu der Kamera kommen wir später noch zum Film, aber erstmal die Regeln zu Ende.
Florian Bayer: Fünftens.
Johannes Franke: Fünftens, Spezialeffekte und Filter sind verboten.
Florian Bayer: Macht Sinn.
Johannes Franke: Ergibt sich Von alleine, würde ich sagen. Ja, klar.
Florian Bayer: Sechstens finde ich ganz richtig großartig. Keine übertriebene, künstliche Action. Was vor allem damit zusammenhängt, also. Sie sagen Mord, Waffen und Sowas sollten nicht vorkommen, weil sie sagen, wenn was passiert, dann sollte es echt sein. Also bringt bitte keine Leute um beim Dreh. Und das finde ich auch ganz spannend, weil wir haben ja Gewalt in diesem Film. Also, wir haben physische Gewalt auch in diesem Film, wo auf Leute eingeprügelt wird. Und ich frage mich, wenn man keine künstliche, keine übersteigerte, keine fiktionale Gewalt haben darf, Wie heißt das? Die haben zugehauen?
Johannes Franke: Es gibt ja sehr viele Geschichten von auch nicht-Dogma-95-Filmen, wo die Gewalt so halbwegs echt war, weil Schauspieler dann... Ich muss es spüren. Ja, ich muss es spüren, ich brauch das. Um das wirklich spielen zu können, musst du mir wirklich eine reinhauen. Also, es gibt's zuhauf, und ich kann mir vorstellen, dass das bei dem Film auch so war.
Florian Bayer: Ja, ja wahrscheinlich.
Johannes Franke: Nächste Regel, Wie vielte sind wir jetzt? Wir sind bei der siebten. Zeitliche oder lokale Verfremdung ist verboten. Das heißt, der Film spielt hier und jetzt. Also nicht im Mittelalter oder irgendwo in der Zukunft, sondern hier und jetzt. Und auch nicht in einem anderen Produktionsland, als du bist, sondern genau dort, wo du bist.
Florian Bayer: Und dazu gehören wahrscheinlich auch keine Zeitsprünge.
Johannes Franke: Was auch vielleicht in diesem Film vielleicht ganz anders ist.
Florian Bayer: Eine Verzerrung der Zeit. Achtens, keine Genre-Movies.
Johannes Franke: Was vielleicht auch in diesen Filmen ein Problem ist.
Florian Bayer: Also Genre-Filme, vor allem natürlich Science-Fiction, Fantasy, Action gilt so als die klassischen Genre-Movies. Neuntens, Dein Thema.
Johannes Franke: Das Filmformat muss Academy 35mm sein. Man muss dazu der Verteilung sagen, das war der erste Film, der überhaupt digital, Also nicht der erste, aber einer der ersten Filme, die ein großes digitales Kino geschaffen haben. Wenn du die Kamera googelst, Es ist schrecklich. Das ist so ein mini kleines Ding. Also, es ist furchtbar. Und die kamen halt aus der Tradition des normalen Films, des belichteten physischen Films. Und deswegen haben die sich halt überlegt, ja, Academy 35. Die haben auch diesen Film digital gedreht, aber dann abgetastet auf Film. Die haben das dann wirklich übertragen auf physischen Film. Also, die sind noch in dieser Tradition. Vielleicht hätten sie... Zwei Jahre später schon diese Regeln nicht mehr eingeführt.
Florian Bayer: Es wurde drüber diskutiert, ne? Es gab tatsächlich quasi eine Art Inquisition gegen Thomas Winterberg, wo die Leute drüber geredet haben. 35 Millimeter hat Thomas Winterberg gegen die Regeln verstoßen, mit dem ersten Dogma-Film, weil er digital gedreht hat. Und dann hieß es, nachher war der Kompromiss, Naja gut, solange das Ausspielformat, das ist, alles okay.
Johannes Franke: Was auch Quatsch ist eigentlich, als Ausflucht.
Florian Bayer: Zehntens, ganz, ganz, ganz toll, Der Regisseur darf nicht... In den Credits vorkommen, Der darf nicht genannt werden.
Johannes Franke: Weder im Vorspann noch im Abspann. Aber darf er als Rolle genannt werden.
Florian Bayer: Dogma95 ist dafür verantwortlich, dass sehr viele Regisseure auch Kamera oder Schauspiel oder irgendwas genommen haben, um ihrem Fucking Film genannt zu werden.
Johannes Franke: Ist er nicht auch als Autor genannt in Credits? Das weiß ich gar nicht mehr genau. Aber als Taxifahrer ist er genannt.
Florian Bayer: Ja, als Taxifahrer. Darf ich ganz Kurz meine Alternativen Dogma-Regeln reinwerfen? Ich hatte Spaß.
Johannes Franke: ALTERNATIVE Dogma-Regeln?
Florian Bayer: Ja, ja, ich hab Sie ein bisschen umgestellt. Ich hab auch nur sieben gefunden.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Aber, ähm,
Johannes Franke: ich geb. Dir Tee, der.
Florian Bayer: Oh ja, bitte. Aber ich, ähm, und ich muss das ein bisschen umstellen. Für Comedic Effect. Also ich hab, ich hab gegen alle Dogma-Regeln verstoßen, weil ich was Künstlerisches damit gemacht habe. Oh, oh. Dogma-Regel Nummer eins. Dem Kameramann oder der Kamerafrau ist die Arbeit so schwer wie möglich zu machen, Der Film muss Scheiße aussehen.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Es ist natürlich die Regel, es ist eigentlich die Regel. Drei in dem Original. Ja. Weil meine Regel 2 ist, dann die Regel. 1, Nämlich den Set-Designer Dagegen muss die Arbeit so leicht wie möglich gemacht werden. Am besten werden sie noch vor Produktionsstart entlassen.
Johannes Franke: Sehr gut.
Florian Bayer: Damit haben wir quasi die ersten drei Regeln abgehandelt. Nummer 3. Alles, was im Film passiert, muss echt sein. Also verzichtet bitte auf Mord. Gewaltszenen sind okay, wenn sich die Darsteller keinen Anwalt leisten können. Viertens. Zum Thema Zeit und Raum. Lies nochmal Aristoteles. Dann weißt du schon Bescheid.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Fünftens, Der Film muss dem Genre Drama angehören.
Johannes Franke: Denn nichts anderes gibt es Reales auf der Welt.
Florian Bayer: Sechstens, Da sind wir vor allem beim Format, aber auch bei der Beleuchtung. Der Film muss auf einem Röhrenbildschirm besser aussehen als auf der Kinoleinwand. Liebe Kinder, Wir hatten früher riesige Monitore. Die hießen Röhren, das waren nämlich wirklich Röhren. Die hat man daran erkannt, dass der Screen so nach außen gewölbt war. Und das ist ein... Teil, das einen Bild, keine Ahnung, 30 Zentimeter großen Bildschirm hatte, so schwer war wie ein 4K, 2 Meter Teil heute. Nee, schwerer. Und siebtens, Der Regisseur verzichtet auf seinen Namen in den Credits, die ohnehin keiner liest. Dafür wird er anschließend zu sehr vielen europäischen Filmfestivals eingeladen.
Johannes Franke: Genau, damit er trotzdem als Regisseur anerkannt wird.
Florian Bayer: Und das haben wir bei Thomas Winterberg, haben wir ja tatsächlich den Fall. Thomas Winterberg wurde scheißberühmt durch diesen Film. Ja, ja. Thomas Winterberg durfte danach nach Hollywood.
Johannes Franke: Aber auch zurecht, würde ich sagen, jetzt. Von dem, was ich im Film sehe, können wir gleich noch besprechen. Vollkommen zurecht berühmt.
Florian Bayer: Thomas Winterberg ist ein großartiger Regisseur. Und um noch dazu zu sagen, ein großartiger Mensch. Ich habe ihn ein bisschen gehört, jetzt. Ich habe zwei Podcasts mit ihm gehört, wo er interviewt, wird, wo er über Dogma 95 spricht und sich auch so ein bisschen drüber lustig macht. Und sagt, ja, das war eigentlich alles voll prätentiös. Wir waren voll selbstverliebt und so. Und der ganze Shit, also... Aber er sagt von sich selbst, Er ist ein sehr schüchterner Mensch. Das merkt man auch in diesem Podcast. Ein unglaublich reflektierter, ruhiger, besonnener Mensch, der offensichtlich über sich selbst schmunzeln kann. Und auch über die großen künstlerischen Werke, die er in seinem Leben so gemacht hat, Schmunzeln kann.
Johannes Franke: Das ist toll, ja.
Florian Bayer: It's All About Love war sein nächster Film, den er gedreht hat, mit großen amerikanischen Darstellern, namhafte Produktion. Er hat dann noch mal mit Lars von Trier zusammengearbeitet, mit für Dir, Wendy. Auch ein ganz spannender Film. Er durfte für Metallica ein Musikvideo machen.
Johannes Franke: Oh, okay.
Florian Bayer: Und ja, er ist einfach. Er hat einiges noch gedreht und er hat gute Filme gedreht. Ich mag den sehr. Schön.
Johannes Franke: Wollen wir, wenn wir die Regeln gerade hatten, nochmal zusammenfassen, Was für Regeln er unter Umständen gebrochen hat?
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Also, er hat tatsächlich beim Dreh ein Fenster mindestens abgedunkelt, um das Licht ein bisschen zu verändern.
Florian Bayer: Dieses Schwein.
Johannes Franke: Ja, ich hab dir schon Zucker reingemacht, ne? Zu wenig. Zu wenig, okay.
Florian Bayer: Danke dir. Ich bin ganz bei dir, wenn Du sagst, ne, Irgendwann stand da ein Stativ und alle haben weggeguckt.
Johannes Franke: Ja, ne? Also bei der Kamera Meinst du? Ja. Spätestens die Überwachungskamera-Position.
Florian Bayer: Oh, ja, spannend. Da hab ich noch gar nicht nachgedacht, ja.
Johannes Franke: Das ist das, wo ich als Erstes gesagt habe, Moment, mal, Wer hält diese Kamera in der Ecke des Raumes? runter, So Überwachungskamera-mäßig? Und die war still, ohne irgendeine Bewegung. Das war, garantiert ein Stativ.
Florian Bayer: Es gibt Zeitsprünge in dem Film.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Der Film geht über eine Nacht und den anschließenden Morgen. Und wir haben Traumsequenzen. Nein,
Johannes Franke: jetzt ein A-Traumsequenz, genau.
Florian Bayer: Die, naja, die den ganzen Film auch, die dem Film so einen mysteriösen Touch gibt. Und ihn damit natürlich so ein bisschen Richtung Genre-Kino schiebt.
Johannes Franke: Ja, ich würde ja sagen, Das Genre-Kino ergibt sich durch die Tatsache, dass es mehr oder weniger ein Geisterfilm ist.
Florian Bayer: Ja, es ist auf jeden Fall ganz stark.
Johannes Franke: Also auch wieder gebrochen. Ja. Thomas? Er reißt sich am Riemen. Mehr kannst du dir nicht leisten. Oh nein, da haben Sie auch noch eine Hotelrezeption hingebaut. Die war da nicht. Nein,
Florian Bayer: das ist doch schrecklich. Er hat wirklich gegen viele Regeln verstoßen. Aber es geht natürlich auch um die Vibes des Films, und es wird sehr viel drüber gestritten, was ist jetzt eigentlich ein Dogma? 95 Film, Welcher Film ist rein genug, um da rein zu zählen? Und dementsprechend gibt's eine sehr große Bandbreite, von wie viele Dogma 95 Filme es gibt. Aber egal, wie man zählt, es sind nicht viele. Thomas Winterberg selbst hat gesagt, das war interessant, das war aufregend, das war neu. Und dann irgendwann wurde es zur Marke. Und dann gab es irgendwann Dogma 95. Möbel. Kein Witz. Was?
Johannes Franke: Möbel? Was?
Florian Bayer: Ja, die Dänen. Die Dänen spinnen ein bisschen. Und dann haben angefangen, Dann war es zum einen so, dass viele Filmstudentinnen das genutzt haben, um günstige Low-Budget-Filme zu machen, weil natürlich Dogma 95 so ein Ausweg war. Man konnte mit wenig Budget drehen, Das Fest hatte auch ein sehr geringes Budget, nämlich eine Million. Dollar?
Johannes Franke: Ich glaube ein kleines bisschen mehr, 1,3.
Florian Bayer: Und das war natürlich das eine. Und das Zweite war, Es war dann irgendwann auch ein Garant, Also zumindest so in diesem engen Zeitraum, in dem das stattgefunden hat, bei europäischen Filmfestivals gefeiert zu werden.
Johannes Franke: Ja, oder zumindest Aufmerksamkeit zu bekommen. Und als Student nutzt du jede Gelegenheit. Also wenn du deinen ersten Film machst von der Filmhochschule und dann sagst du, ja, Aber wie komme ich auf dieses Blöde Festival? Dann sagst du dir, gut, mach ich einen Dogma 95 Film.
Florian Bayer: Es war dann halt einfach ein Hype und es war halt einfach ein Trend. Und Winterberg hat gesagt, okay, für mich. Und für Lars von Trier hatte sich das dann irgendwie abgenutzt. Und es war irgendwie nicht mehr das. Es war einfach, die Zeit war vorbei. Und sie haben dann ja auch wirklich genau zehn Jahre später gesagt, so,
Johannes Franke: vorbei,
Florian Bayer: jetzt ist Schluss.
Johannes Franke: Also, dass man da auch offiziell dann einen Cut setzt und sagt, so, war eine schöne Zeit, wir machen mal weiter. Wir gehen mal alle woanders hin. weiter.
Florian Bayer: Ich finde es schön, weil es passt irgendwie zu dieser ganzen Prätention von dieser Bewegung, dass Sie dann sagen, und jetzt machen wir diesen Cut. Thomas Winterberg sagt, Er fand es total toll, was da gemacht wurde. Er hat das als unglaublich befreiend wahrgenommen. Und sich selbst Regeln aufzusetzen und sich selbst zu sagen, okay, du hast nur noch diese eingeschränkten Mittel, mit denen du arbeiten kannst. Hat auf ihn zumindest den Effekt gehabt, dass sein Geist frei wurde, dass er wirklich neue Ideen hatte und dass er dann auch um Sachen herum gedacht hat, wie kann man das machen, Wie kann man hier die richtigen Effekte schaffen, Wie kann man das Publikum mitreißen mit Sowas und wie kann man das Publikum reinziehen.
Johannes Franke: Ich glaube, das kennt jeder, oder? Auf irgendeine Art und Weise, ob jetzt als Schriftsteller oder mit irgendwelchen anderen Sachen. Aber wenn man versucht, mit allen Möglichkeiten dieser Welt umzugehen, dann passiert einfach nichts. Man macht. Man schafft es nicht. Und wenn man dann irgendwie so, wenn man sagt, okay, die Figur muss vorkommen, Die muss das Problem haben und es muss über einen Abend stattfinden, schon fängst du an, irgendwie aufzuschreiben und Sachen zu sortieren, weil du irgendwie so Einschränkungen hast, die Dein Hirn irgendwie dazu bringen, tatsächlich auch zu arbeiten.
Florian Bayer: Ja, auf jeden Fall. Genau, jeder kennt das auch, dass man einfach als Kreativer damit spielt, dass man sagt, okay, Ich schreibe mir jetzt drei Wörter auf und muss aus diesen drei Wörtern eine Geschichte ausdenken. Und es kommen gute Geschichten dabei. raus. Woran ich geknabbert habe, worüber ich nachgedacht habe, diese Regeln. Wenn ich diesen Regelkatalog denke, habe ich das Gefühl, gerade durch den Verzicht auf alle filmischen Mittel, auf alle Stilmittel, auf alle Tricks und Kniffe, die einen in einen Film eigentlich reinziehen, weil Sie die Technik verschwinden lassen. Durch den Verzicht darauf wird die Technik sehr offensichtlich und ist es ein Problem für die Immersion.
Johannes Franke: Für diesen Film nicht.
Florian Bayer: Ja, genau. Du nimmst meine Antwort vorweg. Und dann habe ich nämlich diesen Film geguckt und habe gedacht, Krass, Ich ziehe das Dogma-95-Prinzip da die ganze Zeit in diesen Momenten. Und es gibt auch Momente, die mich so ein bisschen rausreißen, weil sie wirklich absolut antifilmig, antikünstlerisch sind. Vor allem am Anfang, wenn wir die Autofahrtszenen haben und diese sehr roughen Kameras, die einmal so an den Autos kleben, die über die Straße fahren. Warum zieht mich dieser Film trotzdem so Krass rein?
Johannes Franke: Es liegt daran, dass das Thema diese Kameraführung wahnsinnig unterstützt. Das wirkt ja alles wie so ein. Home-Video. Also, als WürdeN wir... Onkel Udos Handkamera bei der Hochzeit zu gucken.
Florian Bayer: Ist es einfach wirklich das, dass es dieses Gefühl gibt, Du guckst Dir hier einfach ein Familienvideo an, das gedreht wurde bei einer Feier?
Johannes Franke: Zumindest was die Kameraesthetik betrifft. Du brauchst ja für jede Entscheidung, die du im Film triffst, bei einem Film, den du machst, triffst, Ob es eine bestimmte Art von Ton ist oder eine bestimmte Art von Musik oder sowas. Du brauchst ja für alles eine Erklärung. Also nicht, dass der Filmemacher sich einschalten muss und sagen muss, übrigens, Ich unterbreche mal kurz den Film und erkläre euch, warum diese Musik so ist. Sondern dein Hirn muss es einsortieren können. Und das kann es, was die Kamera betrifft. Und das kann es auch, Was die anderen Sachen betrifft. Die schlechte Lichtsetzung, klar, natürlich auch Onkel Udo, der natürlich jetzt keine Lampen gesetzt hat und so. Und das Drehbuch ist so gut geschrieben und die Schauspieler sind so gut, dass die... Allein die ganze Immersion auch mittragen können.
Florian Bayer: Also zu den Bildern, Es ist halt, Ich fühle in dem Film, Ich habe nicht das Gefühl, dass ich ein Familienvideo gucke, sondern ich fühle mich wirklich als Teil dieser Festgesellschaft. Also ich empfinde dieses klaustrophobische Gefühl. Das heißt, es geht schon über dieses, Ich gucke hier einen Familienfilm hinaus. Ich finde den Punkt, den du sagst, mit den Schauspielern total wichtig. Und auch mit dem Drehbuch. Das war wohl offensichtlich auch teilweise ein ziemlicher Kampf, weil die Schauspieler, Das waren halt Filmschauspieler, Die haben erwartet, dass ihnen... Gezeigt wird, wo sie stehen müssen, dass ganz klar Marks gesetzt werden. Und Winterberg meint, die waren am Anfang ganz schön überfordert. Denen wurde dann nämlich gesagt, ganz wichtig bei Dogma 95, Die Kamera folgt dem Geschehen. Die Kamera muss immer irgendwie, Das heißt, die Leute sollen machen, wo Sie sich hinbewegen. Halt natürlich. Nicht da Hinbewegen für die Kamera zu diesem Punkt, damit sie dann richtig im Licht stehen, sondern sie bewegen sich halt im Raum. Und die wollten eigentlich... Die wollten Spots haben, die wollten wissen, wo Sie sich jetzt hinbewegen, weil sie das gewohnt waren, zu inszenieren.
Johannes Franke: Ja, kenne ich total gut. Ich würde auch wissen wollen, was ich machen soll.
Florian Bayer: Und dann haben Sie wohl irgendwann so ein bisschen Kompromisse gefunden, dass Sie gesagt haben, okay, Du gehst zum Klavier, Wir geben Dir so ein paar Orte, wo Du hingehen kannst, wo du dich hinbewegst, damit du dich ein bisschen sicherer fühlst. Und das hat wohl auch viel geholfen, Aber es gab am Anfang wohl immer so eine gewisse Unsicherheit am Set, weil Winterberg auch sehr spät entschieden hat, was gedreht wird. Und dann kam... Sein Kameramann nochmal, um den nochmal zu nennen, Anthony Dodd-Mantle. Ein großer Kameramann, der viel gedreht hat, der mit Thomas Winterberg davor schon zusammengearbeitet hat. Und der wollte eigentlich einen Drehplan haben. Der wollte eigentlich wissen, was drehen wir für Szenen heute. Und er saß morgens dann da, offensichtlich in seinem Auto und hat angefangen aufzuschreiben, was er alles drehen will. Und Thomas Winterberg hat das Ganze wohl so ein bisschen erratischer machen wollen. So ein bisschen, wo uns die Stimmung hinträgt.
Johannes Franke: Aber da muss ja jeder Schauspieler den Text KOMPLETT im... Kopf haben. Es ist ja kein improvisierter Film.
Florian Bayer: Nee, nee, nicht improvisiert.
Johannes Franke: Sondern das sind ja alles. Text, Geschriebene Texte. Es gibt so ein, zwei Highlights, die tatsächlich improvisiert sind. Aber das ist wie bei vielen Filmen, dass mal der Regisseur sagt, ach komm, Schauspieler, Du hast so Geile Ideen, mach mal. Ja. Aber das ist nicht die Regel. Das heißt aber, wenn du keinen Drehplan hast, dann weiß ja keiner, worauf er sich vorbereiten soll. Das geht ja nicht. Na,
Florian Bayer: Es gab wohl einen sehr groben Drehplan.
Johannes Franke: Ja, okay.
Florian Bayer: Aber Thomas Winterberg... Hat wohl auch sehr spontan nochmal ein bisschen umgeworfen und hat auch nochmal Szenen hinzugepackt. Also dieses Kripp, Das war wohl ein Konvolut an Dialogen und Monologen und Zeug. Und da wurde schon, Also improvisiert ist das falsche Wort, Thomas Winterberg hat offensichtlich viel improvisiert. Der Regisseur, der sich eigentlich zurückhalten soll, Der Regisseur, der hinter diesem Werk verschwinden soll und keine Eitelkeit bringen soll, hat in diesem Fall sehr viel Eitelkeit und sehr viel künstlerische Idee mit reingebracht, Sehr spontan.
Johannes Franke: Ja, ich verstehe auch total, dass man sich da nicht zurückhalten kann. Die zehn Regeln sind halt. Quatsch, Was das betrifft. Aber ich finde es irgendwie sehr süß und sehr witzig, dass man dann so sich solche Regeln aufschreibt. Und dann am Set. Aber so, ach, ich habe eine Idee, Leute, ich habe eine Idee.
Florian Bayer: Es ist eigentlich ein Regelkatalog für sehr selbstverliebte Regisseure, die nicht zugeben wollen, Dass sie total selbstverliebt, sind.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Aber wir werden reingezogen. Dieser Film bietet uns absolut rein. Und ich bin von Minute eins drin, wo wir Christian auf dieser Landstraße telefonieren, sehen. Und spätestens, wenn sie dann im Hotel ankommt. Und dann bist du in diesen Gängen und diesen Zimmern. Und du hast die Leute, die sich alle so sehr chaotisch bewegen. Das ist ja auch sehr überfordernd am Anfang, weil so viele Leute durcheinander reden.
Johannes Franke: Und ich bin total beeindruckt, weil wenn du sagst, du bist ab dem Hotel spätestens drin. Ich bin tatsächlich spätestens dann drin, wo der... Bruder Seine Frau Da rauswirft aus dem Auto. Alter. Weil die Szene einfach so stark ist, so krass, so hart und so irritierend, dass man auch völlig vergisst, Man achtet ja überhaupt nicht mehr aufs Bild. Oder wie das jetzt aussieht oder wie grisselig das ist. Oder ob da jemand sich lange Gedanken gemacht hat, wie das Bild aussehen soll. Haben Sie vielleicht sogar, aber mussten Sie ja auch, weil kein Licht und nix. Aber Äh... Da tritt sofort die Ästhetik ein Stück hinter dem guten Drehbuch zurück.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Obwohl ich sagen, muss, dass die Figur des Christian, glaube ich, heißt der, der krasse, der Choleriker, Michael, Dass der ist schon sehr, sehr drüber geschrieben.
Florian Bayer: Er ist sehr drüber und ich finde ihn trotzdem spannend. Ich finde ihn neben Christian mit einer der spannendsten Figuren in dem Film, weil er, Also, wir sehen ganz viele Momente, wo wir sagen, das ist ein absolutes, Widerliches Arschloch.
Johannes Franke: Ja, also, ich würde sagen, so zwei, drei Momente, zu viel.
Florian Bayer: Ja, vielleicht. Aber wir sehen halt auch Momente. Wo wir auch so ein bisschen seinen Schmerz wahrnehmen, weil er ist ja offensichtlich, Er ist der, der um die Liebe seines Vaters brüllt. Er ist der, der von seinem Vater geliebt werden möchte. Die ganze Zeit und der seinen Vater ja auch offensichtlich auf so ein Podest stellt. Und dem es wichtig ist, in der Freimaurerloge aufgenommen zu werden. Der will, dass das Fest vernünftig läuft, der total glücklich ist, Als sein Vater zu ihm sagt, Kümmer dich, bitte darum, dass bei dem Fest nichts schief, geht. Lass die Kellnerin in Ruhe und kümmere dich darum, dass... Das ist für ihn eine Adelung, weil er wäre fast nicht eingeladen worden. Er wurde nicht eingeladen. Er hat sich selbst reingebracht, aber sein Vater hat ihn nicht eingeladen, weil er beim letzten Fest offensichtlich über die Stränge geschlagen hat und zu viel getrunken hat. Und zu laut wurde. Es wird nicht konkreter gesagt.
Johannes Franke: Das ist dieser Typ, Entschuldigung, Aber ich muss gleich rein. Ja,
Florian Bayer: Spring rein. Ich finde das
Johannes Franke: Drehbuch an so vielen Stellen. so, so, so gut. Allein, dass der Vater mitbekommt, Der Sohn ist trotzdem gekommen, obwohl ich ihn nicht eingeladen habe. Ich muss, um den Abend zu retten, ihm die Aufgabe geben, darauf zu achten, dass der Abend funktioniert. Es ist so gut geschrieben.
Florian Bayer: Jeder Lehrer würde das auch so machen.
Johannes Franke: Absolut. Ich finde es Total toll. Du hast Succession nicht gesehen, oder? Die Serie Succession? Nee. Das ist so eine gute Serie, um so einen Medienmogul, der schon recht alt ist. Und die Kinder denken die ganze Zeit, ja, Ich übernehme den Laden mal, aber jeder buhlt halt darum, den Laden übernehmen zu dürfen. Und auch den... Die Gunst des Vaters Sozusagen bekommen. Und das ist hier total drin. Und Succession ist ein bisschen später. Und ich nehme an, dass Succession sich auch stark damit beschäftigt hat, mit diesem Film hier.
Florian Bayer: Was ich total spannend finde, dass dieser Michael Halt so an seinem Vater hängt. Und das ist der letzte aus der Familie, der am Vater hängt. Weil Christian, dass der mit seinem Vater gebrochen hat, wissen wir, spätestens, wenn er seine Rede hält. Helene macht schon länger ihr eigenes Ding und ist eher genervt von der konservativen Familie.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Michael. Sieht sich als den Thronfolger einfach, weil er der letzte ist, der den Vater noch auf diesen Sockel stellt. Und dann dieser Moment des krassen Schmerzes, wenn er dieses ganze Lügengebäude nicht mehr aufrechterhalten kann. Und versteht, was sein Vater getan hat und akzeptiert, dass das die Wahrheit ist. Und er ist der, der dann am Krassesten reagiert. Er ist der, der seinen Vater fast umbringt. Und er hätte ihn wahrscheinlich umgebracht, wenn Christian nicht dazwischen gegangen wäre. Das finde ich wirklich. krass. Das finde ich, macht den Charakter so spannend. Weil wir hier eine Person erleben, die ein gewisses Bild von ihrer Familie hat und das sehr lange versucht, aufrechtzuerhalten, Weil das das letzte ist, was Sie hat und die dann einfach mit purer Verzweiflung reagiert, wenn dieses Bild zerstört wird.
Johannes Franke: Absolut, Ich gebe dir total recht. Ich glaube, dass das sich trotzdem hätte herstellen können, ohne dass er wirklich in fast jeder Szene das absolute Arschloch ist. Also das hätte nicht sein müssen. Ja.
Florian Bayer: Das stimmt. Es gibt einen Moment, wo man denkt, Jetzt hat er nochmal so einen cholerischen Wutanfall, und jetzt schlägt er die Kellnerin auch noch. Ich sehe halt seinen Schmerz dahinter. Diese ganze angespannte Art. Es ist, weil er es seinem Vater nie recht machen konnte. Das steckt natürlich dahinter. Er leidet auf eine andere Art, wie die restliche Familie unter diesem Helge.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Nein, ich finde es auch total spannend, diese Figur zu haben, die die ganze Zeit versucht, da irgendwie ein Ideal... Von Vater, von der Familie und von dem, Was er denn eigentlich mal antreten soll, wenn der Vater nicht mehr ist, irgendwie im Kopf zu haben. Und dass das dann krachen geht und dann eben so krachen geht, weil er das ja bis zum Letzten, bis es wirklich überhaupt nicht mehr geht, verteidigt irgendwie seine Familie und sein Bild davon.
Florian Bayer: Und dann gibt es halt diesen absoluten Bruch und diesen wirklich kompletten Wandel, dass er sagt, okay, Jetzt bringe ich meinen Vater um und dann am Frühstück noch so, Hey Christian, KOMM und... Also man merkt wirklich, okay, Es ist offensichtlich ein Mensch, der nur in Schwarz und Weiß denken kann. Bei ihm haben sich dann Schwarz und Weiß Halt einfach mal verschoben. Und es gibt keine Krauttöne. Helene.
Johannes Franke: Helene. Heioioi, Das ist die Schwester von Christian und Michael, die noch da sind. Es gibt noch eine dritte Schwester, die es jetzt ja nicht mehr gibt, die durch Suizid aus dem Leben gegangen ist.
Florian Bayer: Und auch Helene finde ich spannend. Also Helene, könnte man ja auch meinen, dass Sie so... Ein Dimensional gezeichnet ist, Weil sie ist die liberale Progressive, die mit einem Schwarzen zusammen ist und den Rassismus anprangert, der in der Familie herrscht. Aber Sie ist die, die den Brief versteckt, der von am Anfang des Festes eigentlich alles klar machen könnte. Der Beweis, dass Christian die Wahrheit sagt. Sie versteckt den und sagt, den darf niemand finden.
Johannes Franke: Weil sie es halt auch nicht hinkriegt, weil sie genauso wie Michael eben das Problem hat, dass die Familie so stark ist und der Patriarch der Familie einfach zu stark ist, als dass Sie das so einfach hinkriegt. Aber sie sucht ja danach. Ja. Und das finde ich sehr bemerkenswert. Offenbar haben die als Kinder, also Else, die Verstorbene und Helene, als Kinder dieses Spiel gespielt, dieses Wer kommt näher dran, heiß, heißer, Wieso und Sachen an die Wand gemalt als Hinweise. Und diesen Hinweis sucht sie ja offenbar in diesem Zimmer.
Florian Bayer: In einer unglaublich starken Szene. Also wir haben zum einen diese Geisterkamera. Wirklich, wir haben ganz, in dieser Szene haben wir öfter mal, so die Kamera durch Vorhänge, Diese Überwachungskamera, die du vorhin schon erwähnt, hast.
Johannes Franke: Diesen
Florian Bayer: Moment. Wo du ständig denkst, Sie wird von einem Geist beobachtet. Und dann spielt sie einfach dieses Spiel. Und parallel geschnitten haben wir Christian, der mit Pia zusammen in seinem Zimmer ist, Mit der Bediensteten im Hotel, die in ihn verliebt, ist offensichtlich. Und Michael, wie er sich mit seiner Frau streitet und dann in der Dusche ausrutscht. Wo der Film sehr künstlerisch wird, Wo dann mehrere Szenen zusammengeschnitten werden und auf höchstem Niveau mit diesen wenigen Mitteln, die der Film hat, diese Geschichten parallel montiert werden. Das ist ein unglaublich starker Einstieg, Weil wir haben, das ist der Moment, wo es zum Geisterfilm wird.
Johannes Franke: Ja, genau. Und ich finde es, teilweise schwer zu durchschauen. Du musst da schon ein bisschen dabei sein, um das mitzubekommen, um das irgendwie einzusortieren. ICH habe während... Während der Film schon zehn Minuten weiter war, noch darüber nachgedacht, immer mal wieder einsortiert, weil das natürlich schon, Du musst ja erstmal rausfinden, was passiert hier eigentlich, wer ist, wer und was soll das alles. Gut, dass Michael das Arschloch ist, wissen wir in der ersten Minute, Aber die restlichen Figuren sind nicht ganz so eindimensional.
Florian Bayer: Wie gesagt, ich finde Michael nicht so eindimensional. Ich finde, er hat durch diese Verzweiflung seinem Vater gegenüber, die schon sehr früh rauskommt. Und dieses verzweifelte Buhen um die Liebe seines Vaters. Bevor wir wissen, dass Christian vergewaltigt wurde, hat er, den größten Konflikt auszutragen, Weil er liebt seinen Vater über alles, will es ihm recht machen und schläft es nicht.
Johannes Franke: Ja, und schlägt dann lieber seine Frau.
Florian Bayer: Und schlägt dann seine Frau.
Johannes Franke: Meine Güte. Diese Szene, die jetzt parallel ja auch passiert, wie er mit seiner Frau da ist und feststellt, Ich habe nicht die schwarzen, sondern die braunen Schuhe und sie so zur Sau macht. Es ist so hart zu sehen, dass ich zwischendurch, dass ich wirklich denke. Ich weiß nicht, ob ich das länger aushalte und dann zum Glück der nächste Schnitt kommt. Ja. Aber ich dann wirklich schon da sitze und denke, ich kann ihnen nicht länger zuhören. Ich kann nicht mehr zuhören. Ich bin am Ende.
Florian Bayer: Allein dieses Selbstverständnis, das er hat, dass sie verantwortlich ist für seine Sache.
Johannes Franke: Also völliger Quatsch natürlich. Und das wissen die auch. Ich glaube auch, dass die das in der Szene wissen. Sie sagt es ja sowieso. Und er ist einfach so in Rage, dass er dann nicht rauskommt aus seiner Rage. Aber was der da loslässt auf sie und dann der Sex, Der ist so ein Extended-Rapy-Ding, wo man dann weiß, nee, also, der versucht jetzt noch irgendwie sich das alles besser zu machen, indem er sagt, jaja, Wir hatten ja Versöhnungssex und wir sind jetzt wieder was, und sie ist völlig am Ende.
Florian Bayer: Es ist so schrecklich. Allein, wie er das so sagt, dann, ne, und komm, Wir müssen uns jetzt noch kurz hinlegen, es geht nicht anders und sie so, wir müssen Zeug machen, nee, ich will nicht. Doch, doch, wir müssen uns jetzt kurz hinlegen. Und dann zieht er sich aus und sitzt da in Unterhose und in Socken auf dem Bett. Und sie legt sich bereit, dass er über sich steigt. Das ist wirklich hässlich unangenehm. Ja,
Johannes Franke: ja. Also richtig hart. Also, da hat der Film fast mich verloren, weil ich einfach zu voll war. Weil mich das so zu hart immer wieder, also, er hat ja nicht losgelassen. Er hat ja immer wieder auf sie eingedroschen, mehr oder weniger. Und damit auch auf uns als Zuschauer. Ja. Naja. Das heißt, wir haben unsere drei Geschwister kennengelernt. Ja. Wir wissen ungefähr, wie die drauf sind. Also, man muss sagen, bei Christian wissen wir es noch nicht so richtig, weil der Recht leise, ist.
Florian Bayer: Der ist komplett verschlossen.
Johannes Franke: Aber unruhig. total. Ja, innerlich, total unruhig die ganze Zeit.
Florian Bayer: Also Er sagt ja ganz am Anfang am Telefon, dass er eine Bombe platzen wird oder so kurz. Aber das vergisst man auch schon wieder. Und dann wirkt er die ganze Zeit angespannt. Und wir sehen es auch am Anfang in seinen Blicken, Wenn, wenn er mit seinem Vater zum ersten Mal redet, mit seiner Mutter, Wenn das Fest eröffnet, wird. Er hat immer diese angespannte, Du hast das Gefühl, da ist irgendwas drin, Was raus will. Aber ja, sonst wissen wir wenig über ihn. Wir wissen nicht, wie... Er macht offensichtlich auch sein eigenes Ding. Er hat die Familie schon länger nicht mehr gesehen und der Tod der Schwester scheint an ihm zu nagen. Und sonst bleibt es so sehr nebulös. Wir haben seine erste Begegnung mit Helge. Und Helge ist ja auch eine Person am Anfang, die wir überhaupt nicht einschätzen können. Also, er sitzt da so im Dunkeln, sagt zu ihm, ich möchte mit dir reden, mein Sohn, was Wichtiges. Und erzählt ihm dann Diesen engen, setzt zum schmutzigen Witz an. Und Shaker hat so ein bisschen, Er wirkt ja eher fast wie so ein ganz ruhiger, Sanftmütiger Mann in dem Moment.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, total.
Florian Bayer: Er wirkt nicht wie ein tyrannischer Patriarch. Also er wirkt wie jemand, der ganz klar das Heft in der Hand haben will. Und es ist ja auch klar, er hat Michael nicht eingeladen. Ja. Und er wird mit dem Reden und dem Reden. Und er gibt quasi vor, wie der Tag und Abend zu laufen hat. Aber er wirkt darin nicht tyrannisch und er wirkt darin auch wie jemand, der über sich selbst schmunzeln kann. Der sich in dieser Rolle sieht und nicht zu ernst, nimmt.
Johannes Franke: Und das umgeht so ein bisschen. Das Klischee, finde ich. Weil man könnte schnell diesen klischeehaften Vater mit den schlechten Scherzen machen. Ist er irgendwie auch ein bisschen. Aber er kriegt mehr. Er ist irgendwie, seine Haltung dazu ist eine andere und deswegen. Ist ja auch gar nicht unbedingt so unsympathisch am Anfang.
Florian Bayer: Er wirkt sanftmütig. Ja. Er wirkt nicht so, wie der Choleriker Michael. Also, er wirkt, wenn wir Michael gesehen haben, erwarten wir eigentlich vom Vater das Schlimmste.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und dann erleben wir einen sehr sanftmütigen und scheinbar auch reflektierten Mann, der wirklich sich einfach freut, seine Familie, um sich zu haben. Und der auch. Und gar nicht so Pushy zu Christian sagt, hey, es wäre schön, wenn du zurückkommen würdest. Du könntest hier vielleicht was machen. Und eigentlich würde ich mir das wünschen. Und ich habe gehört, du machst gerade die Sachen und die Sachen ganz toll. Das scheint ja wirklich gut zu klappen. Ich finde es auch spannend, Darüber hat Thomas Winterberg auch geredet, dass es ihm wichtig war, den Helga am Anfang eher als ruhigen Menschen darzustellen, um so eine Ambivalenz im ganzen Geschehen zu lassen. Weil das Leben besteht, halt nicht aus einfachen Bösewichtern, wo du drauf guckst. Und Michael ist vielleicht ein bisschen zu sehr das.
Johannes Franke: Ja, ja, genau.
Florian Bayer: Ja, aber Helga wirkt... Wirkt halt auch nahbarer als zum Beispiel Christian. Also am Anfang haben wir auch den unnahbaren Christian und den doch sehr nahbaren Helge.
Johannes Franke: Jaja. Ich glaube, das macht auch ganz viel mit der Fallhöhe, die dann passiert, weil wir eben nicht in helges Kopf reingucken können. Und die Bombe, die er dann platzen lässt, Auch dadurch anders wirken kann. Also nicht nur bei ihm, sondern auch bei dem Vater, den wir halt vorher als so sanftmütig wahrgenommen haben.
Florian Bayer: Ja, 30 Minuten wird es dauern, bis das Fest losgeht von einem echten Deutschen. Eingeleitet, Helmut von Sachs. Der sagt, dass er ein echter Deutscher ist und dann das schlechteste Deutsch spricht, das man sich vorstellen kann. Oh
Johannes Franke: Gott, Oh Gott, Oh Gott. Die ganze Zeit habe ich überlegt, was ist da los? Tut der nur so? Weil manchmal klingt das richtig gut, Das Deutsch. Und dann macht er so grammatikalische Fehler, wo ich denke, what? Nein.
Florian Bayer: Offensichtlich. Und Christian, Helge hält noch mal kurz eine Ansprache und sagt, dass er sich freut, dass alle da sind. Wir sehen noch mal Christian zu etwas verzweifelnd. Blick. Und Christian, Es wird die Ehre zuteil, die erste Rede zu halten. Weil Helga hat ihn gebeten, das zu machen, hat gesagt, ey, könntest du was zu deiner Schwester sagen? Ich schaff das nicht, ich muss dann weinen, wenn ich was sage und kannst du bitte? Und Christian sagt, ja, keine Sorge, ich hab schon was vorbereitet.
Johannes Franke: Nach 30 Minuten hält
Florian Bayer: Christian die erste Rede.
Johannes Franke: Ich find's grandios gemacht. Weil er ja eben tatsächlich diese Rede nicht hält im Sinne von, so, Und jetzt erzähl ich euch allen, was für ein Arschloch, das ist. Sondern er hält erstmal einen Toast auf den Vater und lässt dann so einen Nebensatz fallen. Und übrigens, Der hat uns die ganze Zeit sexuell missbraucht.
Florian Bayer: Ja. Mich und meine Schwester, Die Rede unter dem Titel, Wenn Papa badete, erzählt, dann, dass wenn der Vater Badet hatte, das Zimmer zugeschlossen, ihn und seine Schwester reingeholt und hat sie sexuell missbraucht.
Johannes Franke: Und er war ein sehr sauberer Mann. offensichtlich.
Florian Bayer: Ich finde die Szene aus, also, zum einen finde ich es extrem stark, Was Ulrich Thompson hier macht, der das wirklich, Auch dessen Stimme auch mal so ein bisschen wegbricht dabei, Man merkt, es fällt ihm schwer, Es ist kein großer, starker Moment von ihm, sondern es ist wirklich, er muss das rauslassen, Aber es ist jetzt nicht so, dass er in dem Moment besonders stark wirkt,
Johannes Franke: sondern es ist,
Florian Bayer: Es klappt halt irgendwie, aber er hält die Rede so, wie ich das erwarte, und ich finde die Szene auch unglaublich stark, weil, Wie die Festgesellschaft reagiert, finde ich auch sehr realistisch. Es ist dieses Ey, Du bist voll geschockt, wenn du das hörst.
Johannes Franke: Du bist voll, überfordert. Du weißt überhaupt nicht, was du machen sollst.
Florian Bayer: Und dann murmeln die Leute auch so ein bisschen miteinander. Dann haben wir die Elsie, die Frau von Helge, die das so wirklich weglacht. Und es ist ein wirklich merkwürdiger Moment, weil keiner weiß, wie er reagieren soll. Und es ist nicht so real überhöht, Alle ignorieren es, sondern man merkt, da ist jetzt was passiert. Da steht was im Raum.
Johannes Franke: Da ist, was passiert, aber es passieren nicht die Sachen, die man sich wünschen würde. Nein, Aber das ist die Realität. Ja, ja, natürlich, genau. Gewünscht hätte ich mir, dass jemand aufsteht und mit ihm sich unterhält und auf Augenhöhe guckt. Und fragt, was steckt dahinter, was können wir dir irgendwie helfen, wie können wir die Situation klären. Oder mit ihm irgendwie ein psychologisch fundiertes Gespräch zu führen, ist natürlich auch von normalen Leuten nicht zu erwarten, aber, dass man sich wenigstens, dass man auf ihn zugeht und rausfindet, was das ist, was das bedeutet.
Florian Bayer: Ich glaube, keiner traut sich in dem Moment, diese Person zu sein, die das machen könnte. Es ist wirklich diese Starre, wenn irgendwas Komisches passiert und ganz viele Menschen weggucken oder vielleicht sogar drüber reden. Und das hinterlässt ja auch, was bei den Menschen. Und man merkt ja auch, Das erzeugt auch eine Unsicherheit. Und so. Aber es gibt dann einfach so eine Schockstarre und einfach so eine Unfähigkeit, wirklich zu handeln.
Johannes Franke: Ich glaube, ich muss in dem Moment mal reinbringen, was ich für eine Geschichte habe. Damit wir unter Umständen auch darüber reden können. Und vielleicht, wenn Du Fragen Hast oder sowas, zu meinem Blick darauf, in Hinblick auf meine eigene Geschichte. Das ist jetzt der größere Trigger-Teil vielleicht für euch. Wenn es euch zu viel ist, schaltet lieber ab. Ich bin mit, als Kind, mit 8, 9, 10, 11, Also über mehrere Jahre, war ich bei einer Tanztruppe. Die hat sehr viele tolle, große Sachen gemacht. Also, wir waren in Nicaragua. eingeladen, haben dort getanzt und eine andere Tanzschule besucht. Und so. Wir waren ganz viel im Osten, in der Ukraine und in Tschechien sowieso, Aber das war ja für den Osten damals zweite Heimat.
Florian Bayer: DDR-Trans-Truppe, ne?
Johannes Franke: Genau. Also gerade im Übergang. Das war nach der Wende.
Florian Bayer: Genau,
Johannes Franke: bin 1983 geboren, BIN mit... Ich glaube, 91 bin ich in diese Gruppe reingekommen. Das heißt, ich muss acht gewesen sein. Oder sowas. Acht oder neun. Und dann hat sich das bis 96, Glaube ich, gezogen, dass ich da drin war. Und dann hat 1996, glaube ich, Ich habe jetzt nicht nochmal alles recherchiert, ich wollte es nicht nochmal alles irgendwie durchkauen, jemand den Chef dieser Tanztruppe angezeigt und hat gesagt, der hat mich... Komisch angefasst. Und dann ging ein ganzes Prozedere los, Dann haben sich auch andere Jungs gemeldet und dann haben sie auch mich gefragt. Und ich habe damals gesagt, weil ich so tief drin war, dass nichts passiert, ist. Obwohl ich hätte sagen müssen, Dieser Chef hat mich all die Jahre immer wieder angefasst auf eine seltsame Art und Weise, mit mir im Bett gelegen auf eine seltsame Art und Weise und hat sich selber sehr seltsam verhalten.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Und das habe ich 20 Jahre später aufgearbeitet, ALS ich... Ungefähr 30 war. Also 29, 30, 31 in dieser Zeit.
Florian Bayer: So vor 10 Jahren.
Johannes Franke: Genau, Für mich ist es 10 Jahre her. Und dann habe ich angefangen, das aufzuarbeiten, habe so eine relativ typische Verdrängungsmethode einfach als Kind gehabt und habe das so ein bisschen wie so abgespalten. Zu sagen, das hat nichts mehr mit mir zu tun, das ist gar nicht meine Vergangenheit. Und dann holt einen das irgendwann ein. Also, ich habe einfach unterschwellig, immer so Depressionen gehabt, die ich nicht so richtig als Depressionen einsortieren konnte. Ich hatte bloß immer das Gefühl, Irgendwas stimmt nicht. Und dann nach und nach habe ich halt rausgefunden, was da drunter liegt. Und seitdem geht es mir sehr viel besser. Also, es ist wirklich beeindruckend, was nicht für jeden funktioniert. Aber für mich hat so eine Gesprächstherapie mit einfach nur darüber reden, was passiert ist und rausfinden, was passiert ist und wie man damit umgeht, hat so gut geholfen. Also, ich habe immer noch so depressive oder vielleicht nur melancholische Phasen. Aber bei Weitem nicht mehr so schlimm. Und ich bin ganz dankbar darüber, dass es dieses System gibt, in dem man sich einfach einen Psychologen suchen, kann, in Deutschland und mit dem man einfach sowas bearbeiten kann. Und hier im Film, wenn ich mir das anschaue, geht bei mir natürlich alles. Erinnerungen wieder auf. Auch wenn es bei mir nicht in der Familie war. Oder sowas, Aber man hat ja sofort einen Erkennungswert in der Emotion, die er spielt, Christian, also Ulrich Thompson. Und was... Was so passiert und wie die Mechanismen sind. Was ich total spannend fand an dem Film war, Der Vater kommt ja später da runter zur Küche, wo Christian noch steht und eigentlich gerade abhauen wollte. Ja. Und stellt ihn zur Rede und sagt, du, ich kann mich gar nicht erinnern, Erzähl, mal. Und Christian dann sagt, nein, dann muss ich mich irgendwie geirrt haben. Und ich habe sofort daran gedacht, wie ich bei der Polizei als Kind gesessen habe. Der Polizist mich gefragt hat, hat er was gemacht? Und ich gesagt, nein, nein, also nicht, dass ich wüsste. Weil ich so abhängig war von diesem Typen, der es so geschafft hat, mich da reinzuziehen und mich darauf eingeschworen hat, nichts zu sagen, damit ihm nichts Schlechtes passiert.
Florian Bayer: Es war gar nicht Selbstschutz, sondern es war, um ihn zu schützen. auch?
Johannes Franke: Es war, um ihn zu schützen. Krass. Für mich wäre es vielleicht ein bisschen peinlich gewesen, aber das spielte eine sehr untergeordnete Rolle. Es ging nur darum, ihn zu schützen, weil ich nicht wollte, dass ihm was passiert. Weil er mir das so eingetrichtert hat, dass es einfach, die emotionale Abhängigkeit, die er hergestellt hat, war einfach so groß. Und das finde ich sehr bemerkenswert, weil ich natürlich heute ganz anders auf die Sache gucke. Und mir gewünscht hätte, dass ich als Kind ganz anders reagiere, aber es ging nicht. Und das ist wirklich sehr beeindruckend. Und das macht dieser Film eben auch, Dass dieser Vater mit seiner Präsenz sofort den Sohn dazu zwingt, zu sagen, nee, nee, meine Schuld, alles gut. Und er sich erst wieder sammeln muss, um dann wieder oben, die zweite Rede halten zu können und sagen zu können, nee, ich muss aber. Ja,
Florian Bayer: das Krasse ist ja, er macht es ja auch, er macht es ja genau, Er macht es nicht. Mit Drogen, also nachher kommen noch Drogen, und nachher sehen wir noch eine andere. Aber er macht es in dem Moment ja nicht mit Drogen, sondern sagt, oh, was du da erzählt. hast, klingt ja wirklich hart, du musst mir helfen. Das ist ja wirklich was schlimmes. Und ich will das nicht getan haben. Und meiner Erinnerung nach habe ich das auch nicht getan. Und wenn doch, dann Rede jetzt und so weiter. Und das, ja, also, es ist krass. Dieser emotionale Druck eines Menschen, Der sagt, ich will eigentlich nur das Beste für Dich, und ich bin kein böser Mensch, Aber du behauptest gerade, ich bin ein böser Mensch, und das müssen wir jetzt klären.
Johannes Franke: Der knickt sofort ein und ich verstehe total, dass er sofort einen knickt. Krass.
Florian Bayer: Das heißt, du siehst auch tatsächlich, Das ist ja die Reaktion vom 30-jährigen Christian, Seine Reaktion ist tatsächlich, Da kommt das Kind wieder raus. Es ist nicht so, dass er das abtut, sondern er ist wirklich in dem Moment, Er will eigentlich weg.
Johannes Franke: Ja, total,
Florian Bayer: absolut. Und er will diesen Konflikt eigentlich auch nicht. ausleben.
Johannes Franke: Vor allem nicht im 1. zu 1. Gespräch mit ihm. Das hält er nicht aus. Das ist viel, zu viel Druck und viel zu viel. Der Vater, der da, wie er eben früher über allem drüber war. Und wenn man so groß ist, als Kind zu einem Vater hochzuschauen, der offensichtlich mehr Macht und Kraft und alles Mögliche hat, um durchzusetzen, was er will. Also, ich rede natürlich jetzt auch von mir, also ich als Kind diesem Menschen gegenüber. Du hast da keine Macht, du hast da keine Kraft, du kannst ja nichts groß machen.
Florian Bayer: Du hattest auch diese 1 zu 1. Konfrontation, wo es um diese Vorwürfe ging mit ihm. Oder war das anders? Oder subtiler?
Johannes Franke: Das war anders, das war subtiler. Er hatte mich irgendwann mal zu sich zitiert, wo ich mich im Nachhinein frage, wie das überhaupt noch möglich war, weil er da schon angezeigt wurde. Und dann war ich da irgendwie beim Training von der Tanztruppe. Und dann hat ein Mitarbeiter gesagt, der würde dich gerne mal sehen. Und dann bin ich rübergegangen. Und ich weiß gar nicht, wieso irgendjemand auf die Idee gekommen ist, mich wieder zu ihm zu lassen. Auch wenn ich nicht gesagt hatte, dass er mich irgendwie angefasst hat. Oder sowas. Aber die Anklage war ja im Raum von anderen Kindern. Auf jeden Fall bin ich da noch hin. Die 90er, Ein seltsames Jahrzehnt, vielleicht.
Florian Bayer: Oh ja.
Johannes Franke: Und dann hat er sozusagen mit mir ein Gespräch geführt und hat versucht, mich darauf einzuschwören, dass ich nichts sage.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Das heißt, Er hat dann nicht gesagt, nee, ist nicht passiert, sondern er hat gesagt, wir müssen das irgendwie hinkriegen, dass mir nichts passiert. Du willst ja nicht, dass mir irgendwas passiert. Du willst doch nicht, dass ich ins Gefängnis muss. Und dann da und so und, ne, schreckliches Bild und so. Und die Macht hat man, Wenn man über Jahre jemanden so, weißt du, so emotional, dann auch bindet durch solche Ereignisse. Das ist einfach, da kommst du nicht raus, so leicht.
Florian Bayer: Ja, krass.
Johannes Franke: Und das sehe ich in dem Film und das finde ich ganz beeindruckend, dass sie das geschafft haben, das einzufangen. Ja. Weil es ist nichts, was man einfach so aus Erfahrung spielen kann. Wenn er die Erfahrung nicht gemacht hat, muss man das irgendwo anders herholen. Und dann muss er erstmal wissen, was man da spielt. Ich wüsste nicht, wie ich das spiele, und ich hatte die Erfahrung. Das ist schon wirklich ein beeindruckendes Ding.
Florian Bayer: Dieser subtile, Emotionale Druck, der sich einfach über Jahre entwickelt hat.
Johannes Franke: Ja. Und auch diese Unruhe, die in ihm steckt, weil er weiß, ich muss jetzt was machen. Es geht nicht anders. Da ist meine Schwester gestorben. Das ist jetzt wirklich der absolute Bodensatz. Tiefer kommen wir nicht mehr. Wir müssen Auftrieb bekommen als Familie, sonst sind wir völlig am Arsch.
Florian Bayer: Christian hat Ja, Gott sei dank Kim, den Koch,
Johannes Franke: seinen Jugendfreund. Ich finde es so toll. Und ich finde auch das toll gespielt, weil er nicht sagt, hier komm, ich umarme dich, mal, alles wird gut. Nein,
Florian Bayer: dafür ist Kim nicht der Typ.
Johannes Franke: Überhaupt nicht. Und ich finde es So toll, dass er sich eher in die Wut hinein und sagt, nee, du, endlich sagst du es mal. Und jetzt wird das ordentlich durchgezogen, Alter. Ich finde es so gut gemacht.
Florian Bayer: Kim ist so geil. Er ist auch der, der, sagt, Während sie in der Küche arbeiten, sollen wir mal kurz Schluss, Nämlich jetzt hat Christian die Rede, weil er weiß schon, was kommen wird. Kim ist der, der sagt, Wir stehlen die Autoschlüssel und Schlutt. Schlutt. Was offensichtlich heißt und Schluss und Ende. Kim ist einfach der, der Christians Rücken deckt. Und Kim ist der, der zu ihm sagt, ey, Pass auf. Dein Vater wird jetzt hier runterkommen, wird sagen, ich glaube, es hat allen gut geschmeckt, war ein tolles Fest.
Johannes Franke: Weil das immer so ist.
Florian Bayer: Wird einen Cognac bestellen? Und dann wird er gehen und es wird sich nichts ändern. Geh da wieder rein. Das ist noch nicht vorbei. Ja,
Johannes Franke: toll. Es ist so toll, dass er diese Unterstützung... Also, es ist natürlich auch die Arbeiterklasse unterstützt ihn so ein bisschen. Die untere Etage. Ich finde es sehr süß.
Florian Bayer: Aber das sind die, mit denen er offensichtlich sich verstanden hat. Ja, ja. Ja, ist ja auch... Mit Pia hat er ja irgendwie eine Art Affärebeziehung, whatever,
Johannes Franke: gehabt. Ja, ja, genau.
Florian Bayer: Und die Leute, Viele von ihnen kennen ihn ja auch, also nicht nur Kim und Pia. Und irgendwie scheint das seine Art Zuflucht gewesen zu sein, auch vor diesem Leben in seinem Familienhaus. Und dann haben wir, also, wir haben zuerst ganz ein kurzes Intermezzo, nämlich Helenes Freund kommt. Bartokai. Der kommt etwas zu spät mit dem Taxi, und Michael kommt in dem Moment gerade raus und Haut ab. ALLES raus, Was man an Rassismus raushauen kann. Noch ein weiterer Punkt auf Michael ist vielleicht ein bisschen überzeichnend als Arschloch.
Johannes Franke: Ja. Aber wirklich. Und wirklich jeden Satz. Also Er hätte, Diese Szene hätte halb so lang sein können, und er hätte genau den gleichen Effekt von, ja, das ist halt ein Scheiß Rassist.
Florian Bayer: Und dann haben wir Christians zweite Riese, nämlich zur Halbzeit des Films. Und da bricht es richtig aus. Ihm raus, weil er nämlich sagt,
Johannes Franke: Prost auf den Mörder.
Florian Bayer: Auf meinen Vater, auf den Mörder. Krass. Und dann, Ich möchte nicht Helmut von Sachs in diesem bei diesem Fest sein, unser Zeremonienmeister, der dann sagt, wir gehen jetzt erstmal raus und rauchen vielleicht alle. Und die Leute wollen natürlich alle abhauen. Weil jetzt ist echt, Christian ist wieder da. Eine so eine schreckliche Rede und der ist verschwunden, okay, kann man vielleicht irgendwie, kann man ja auch offensichtlich weglächeln, weil dann ist ja auch der Großvater darf da noch eine lustige Rede halten. Und plötzlich ist fast, Ah, genau, Und die Mutter sagt dann nochmal, ne, nehmt das nicht ernst. Und ich hoffe, niemand glaubt das, was er gesagt hat. Aber dann kommt die zweite Rede, und dieser Christian ist weiter präsent. Und jetzt wollen alle weg.
Johannes Franke: Ja. Und das Krasse ist, dass Sie ja trotzdem nochmal so, ach wir hier, Musik, Musik, spielt, spielt. Und dann tanzen sie. Es ist so absurd.
Florian Bayer: Es ist so gruselig, sowieso, dass es diese Art, wie diese Festgesellschaft sich hält. Ich glaube, das ist realistisch. Ich finde es schrecklich, dass es realistisch ist, aber ich glaube, das ist realistisch, weil du willst den Weg des geringsten Widerstands, und Du willst gerade in dieser Peak feinen. Ja. Bürgerlichen, nicht mal piekfein, in dieser bürgerlichen Gesellschaft, wo Familie ein extrem starker Wert ist, wo dieser familiäre Zusammenhalt ein extrem großer Wert ist. Du willst diese Konflikte nicht, und wenn die Konflikte da sind, dann versuchst du Sie so gut. Es geht zu ignorieren. Ja,
Johannes Franke: aber ist das 95 oder 98 so, oder ist das heute wirklich auch noch so?
Florian Bayer: Das ist heute, glaube ich auch noch so.
Johannes Franke: Sind wir nicht weitergekommen?
Florian Bayer: Vielleicht ein bisschen, aber ich glaube nicht so viel.
Johannes Franke: Scheiße. Ja, weil man muss doch, also in dieser Gesellschaft, gut, es sind relativ viele... Für fortgeschrittenen Alters, verstehe ich. Also, es ist ja, Bei Älteren ist es auch schwieriger, da irgendwie weiterzukommen und durchzukommen. Viele Ältere, auch aus eigener Erfahrung, sagen dann eher... Ja, ist scheiße, aber es muss ja auch weitergehen. So, Reiß dich am Riemen und mach weiter. So, Und das ist diese Gesellschaft. Quasi auch, die dann sagt, naja, weiß jetzt auch nichts mehr anzufangen, ob das jetzt stimmt oder nicht, Aber wir müssen ja irgendwie weitermachen. Und wir lassen uns das jetzt nicht irgendwie komplett aus der Hand nehmen.
Florian Bayer: Ja, und wir wollen auch einfach, Wir haben hier etwas, was uns sehr heilig ist, das wird nicht zerstört. Und es ist nicht der, der das tatsächlich zerstört, sondern es ist der, der sagt, da ist, was kaputt drin. Das ist dysfunktional. Helge. Ist Till Lindemann. Und die Geburtstagsgesellschaft ist die Ramstein-Fankultur. Das ist zwei Jahre her.
Johannes Franke: Okay, okay, okay. Du hast mich überzeugt. Ja, das ist heute auch immer noch so. Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße.
Florian Bayer: Und dann haben wir auch den ersten Ausbruch von Helge. Weil dann sitzt Christian alleine im Speisesaal und Helge, setzt sich zu ihm und sagt, ey, Ich könnte auch was über dich erzählen. Ich könnte sagen, was für ein schlechter Mensch, du bist. Ich könnte sagen, dass du psychische Probleme hattest. Hat Deine Schwester Leben wohl zu Dir gesagt? Nee, hat sie nicht. Ich könnte erzählen, wie du Spielzeug verbrannt hast. Ich könnte erzählen, dass du in einer Anstalt, warst, wegen deiner psychischen Probleme und so weiter.
Johannes Franke: Und wir denken als die ganze Zeit Zuschauer, Ja, natürlich hatte der psychische Probleme. Was glaubst du, warum? Der psychische Probleme hatte? Alter, krass.
Florian Bayer: Und das ist der Moment, okay, das ist jetzt natürlich, Ich gucke den Film, und ich gehe von Anfang an davon aus, dass Christian die Wahrheit sagt.
Johannes Franke: Ja, ja, natürlich.
Florian Bayer: Aber spätestens, wenn man diese Szene sieht. Ja. Spätestens dann, weil, ICH meine, Und... Davor hat man nicht viel. Man hat vielleicht seine Moral, dass man sagt, man soll den Opfern glauben. Man hat sein Wissen über Filme und geht davon aus, dass dramaturgisch das viel mehr Sinn macht, dass es wirklich passiert ist. Aber man weiß nicht, was da dran ist, außer die Rede von Christian. Und das ist aber der Moment, wo man halt durchblickt durch Helge und sieht, Was für ein aggressiver
Johannes Franke: Mensch er sein kann und wie drohlicher er sein kann. Die Bedrohung, also diese nicht ausbrechende Körperliche Gewalt, Sondern dieses diese passive Aggressivität, die da drin steckt, die dann die auch ganz klar macht, folgendes, Junge, Ich kann nicht so dermaßen umgespitzt in den Boden rammen, das wird hier nichts. Also entweder hältst du die Klappe oder du hast ab, Aber das ist mein Abend und das ist meine Familie und du machst mir gar nichts kaputt.
Florian Bayer: Ja, dann haben wir nochmal Bartokai, finde ich toll, der dann mit Christian redet und sagt EY Mann, du hast echt. Ah, ja, dass du so auf die Party gehst und sagst Mom, Dad, you suck. Und dann fängt Christian an, zu weinen. Und dann tut es Bartokai leid, dass er offensichtlich doch etwas übergriffig ihn darauf angesprochen hat und sagt Sorry, und was sagt er? Just get through the night.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Er bemüht sich. Ich find's ein bisschen süß, aber ist halt auch nicht ganz der richtige Ansatz, vielleicht.
Florian Bayer: Nee,
Johannes Franke: ich weiß es nicht genau, weil ja auch jeder anders ist. Das muss man auch dazu sagen, ne? Wenn ich jetzt mit meiner Geschichte hereinkomme, ist die völlig anders, und ich gehe völlig anders. Damit um, als wenn jemand anderes genau das Gleiche erlebt hätte. Und du hast einfach einen anderen Umgang damit. Jeder macht das anders.
Florian Bayer: Ich glaube, Bartokai kommt einfach aus diesem linksliberalen Umfeld, wie Helena, ne? Sie sind Studentin wahrscheinlich, also Sie studiert, glaube ich, noch. Oder Sie haben sich vielleicht auch beim Studium kennengelernt. Auf jeden Fall sind die da irgendwie so dieses Milieu. Und der findet das wahrscheinlich auch einfach. geil, dass da einmal in die bürgerliche Gesellschaft reingeschissen wird. Und dann haben wir Elsie, die sagt, dass Christian sich entschuldigen soll. Und sehr lange erzählt, dass er sich immer Geschichten ausgedacht hat.
Johannes Franke: Sie ist die Frau von unserem Patriarchen.
Florian Bayer: Und dann sagt sie, komm, entschuldige Dich Christian. Und dann haben wir wirklich einen sehr langen Moment. Eisiges Schweigen, weil wir nicht wissen, was passiert. Es ist wirklich, Die Anspannung ist krass in diesem Moment. Und dann steht Christian nochmal auf verschiedene Gläser und sagt, du hast uns gesehen. Du bist ins Zimmer gekommen. Du hast gesehen, wie dein Mann seinen Schwanz ausgepackt hatte, wie wir da gekniet haben. Und er hat gesagt, du sollst rausgehen und du hast die Tür wieder zugemacht. Und das ist der Moment, wo Christian von Michael, also von seinem älteren Bruder mit zwei anderen, von seinem jüngeren Bruder zusammen mit zwei anderen aus dem Saal gezerrt wird, während er noch schreit, du hast es gesehen. Und das ist passiert, verdammt nochmal. Und dann haben wir die Oma, die singt.
Johannes Franke: Es ist super weird. Das ist so richtig. krass. Aber auch etwas, wo ich mir vorstellen kann, dass das passiert, wobei ich der Oma nicht viel... Anlasten will, Weil die einfach so überfordert, wirkt in dem Moment. Und einfach nur quasi zitternd durch diese Situation kommen will und einfach das durchzieht, was sie gerade hat. Nämlich dieses Singen. Und das war's. Also, es tut mir echt wahnsinnig. Leid für sie.
Florian Bayer: Es ist so düster. Dieser ganze Moment. Dieser Schleier, der dann auch beim Fest hängt. Wir haben noch gar nicht über die andere Festgesellschaft gesprochen, Die Abhauen wollen. Dann sagt der eine, Ich hab Depressionen, ich komm hier nicht klar. Ich kann das nicht ertragen. Und die anderen sagen, ey, das ist zu viel. Wir müssen hier weg, das geht einfach nicht. Und es ist eine so merkwürdige Atmosphäre, weil der Zeremonienmeister sie wirklich versucht, irgendwie zusammenzuhalten. Und sagt, wir haben hier eine Struktur für den Abend. Wir haben Freude, wir werden jetzt weiter feiern. Helge Natürlich, das auch weiter durchziehen will. Michael sich beauftragt, sieht das zu helfen. Und dann versuchen alle, irgendwie dieses Fest, so aufrechtzuhalten. Gleichzeitig weiß jeder, dass er weg will. Es ist wirklich Krass und ich bin voll drin. Es ist so klaustrophobisch, so unangenehm. Ja,
Johannes Franke: total. Also, ich merke immer mal wieder, wenn mein Körper nicht mehr kann, wie angespannt ich bin und wie ich meine Position wechseln muss. Und dann aber auch schnell wieder in eine sehr unbequeme, angespannte Position komme, Was Krass ist, Was nicht so viele Filme schaffen.
Florian Bayer: Und das in diesem Setting, das Halt, wie gesagt wirklich. Dogma 95. Wir haben die ganze Zeit diese Wackelkamera, Wir haben die ganze Zeit keine künstliche Beleuchtung, Wir haben überbelichtete Szenen, wir haben unterbelichtete Szenen. Wir haben viele Momente, wo die Kamera einen Moment braucht, um die Person, die gerade redet, einzufangen und der zu folgen. Wir haben oft Zeug, was im Weg ist. Wir haben Unschärfen und so weiter. Alles,
Johannes Franke: was da dazugehört. Wir haben sogar jemanden, also ich glaube, unsere Hauptfigur rempelt auch immer die Kamera so richtig hart. Ja,
Florian Bayer: wir haben ja auch Leute, so im Vordergrund. Es gibt eine ganz großartige Szene, wo... Helge, Michael sagt, dass er sich drum kümmern soll, dass alles glatt, geht. Und dann schieben sich zwei Leute dazwischen. Und das ist ganz offensichtlich geplant. Und wir kriegen nicht mehr mit, Was Helge weiter zu Michael, sagt, sondern sehen die vorne, die drüber reden, die glaube ich sogar über Michael reden. Und sie sind unscharf und so. Das ist mit Sicherheit geplant, Das ist ein toller Effekt, weil uns das entzogen wird, was wir eigentlich weiter hören wollen. Wir sind drin. Ich finde es super, dass du die Immersion auch erlebst.
Johannes Franke: Volle Kanne. Natürlich bei mir nochmal in einer anderen Art, mit Emotionalität, die einfach andockt an eine Vergangenheit, Aber ich glaube auch komplett Ohne diese Vergangenheit wäre ich sowas von drin in diesem Film. Weil man auch natürlich, Und das ist vielleicht auch ein kleines bisschen billig als Filmemacher, Das ist so Dieses relativ billige Applaus kriegen, wenn man auf der Bühne sagt, ja, die Nazis sind scheiße. Klar applaudiert man dann, aber... Aber... Das ist halt das. Man guckt sich das Ding an und denkt sich, ja, fuck, Alter, Ich will nicht, dass das passiert. Und ich will, dass die Figuren da gut wieder rauskommen.
Florian Bayer: Ja. Wir haben dann ja auch wieder diesen Moment, wo es halt. Nicht nur der billige Applaus ist. Ich weiß, du, findest Michael zu Eindimensional gezeichnet. Aber Michael sagt ganz klar, ey, Verprügel den nicht, Das ist mein Bruder. Ja, ja,
Johannes Franke: ja.
Florian Bayer: Sie zerren ihn raus und dann wird mehrmals auf Christian eingeschlagen. Und Michael sagt mehrmals, ey, was macht ihr denn da? Lass mal meinen Bruder in Ruhe. Ich will den einfach nur loswerden. Ich will nicht, dass der... Zu brei geschlagen wird. Ja,
Johannes Franke: beziehungsweise Ich hab das Gefühl, dass da drunter liegt, ey, das ist mein Bruder, wenn dann doch ich den.
Florian Bayer: Er haut dann ja auch ein paar Mal ordentlich drauf. Und dann haben wir was, was offensichtlich in jedem guten Dogma-Drama irgendwann sein muss, den Rassisten-Song in der Mitte des Films.
Johannes Franke: Wenden das öfter, so?
Florian Bayer: Nee, das war Quatsch. Aber genau, Michael darf nochmal voll den Rassisten raushauen, indem er die gesamte Festgesellschaft, Das bringt diesen Song mit zu singen, das offensichtlich ein altes, dänisches, rassistisches Lied.
Johannes Franke: Wo die Hälfte wahrscheinlich mitsingt aus Gewohnheit. Ja, das haben wir halt immer. Es gibt dieses eine furchtbare Video, das online noch rumschwirrt, das vor ein paar Jahren richtig hart rausgekommen ist, von einem Comedian, der im Nachkriegsdeutschland, Aber schon so 20 Jahre später, vielleicht oder 15 Jahre oder sowas, Eine Comedy-Show hat und dann die Leute mitrufen lässt. Hip Hip hooray. Und dann machen die alle hooray. Hip Hip hooray. Und dann sagt er einmal Sieg. Und dann kommt das Publikum da nicht raus an den Reflex, den sie da haben. Krass. Und sagen das alle gemeinsam. Und machen darüber Herzen.
Florian Bayer: Ja, natürlich.
Johannes Franke: Und das ist genau das.
Florian Bayer: Das ist voll das. Und auch hier wieder finde ich großartig, wie es inszeniert wird, weil man sieht die Gesichter von den Leuten. Einige singen es wahrscheinlich ganz unschuldig, ohne drüber nachzudenken, was Sie da für einen rassistischen Track singen. Andere scheinen geradezu befreit zu sein. Und froh, jetzt voll ihren Rassismus rauszulassen und jubeln und lachen. Es ist einfach fucking düster. Es ist wirklich dieses Fest, Es wird von Moment zu Moment düsterer. Und Helene bricht zusammen, braucht ihre Tabletten, und dann findet Pia auf der Suche nach den Tabletten diesen
Johannes Franke: Brief. Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Brief dort versteckt wird. Von der Schwester. Damit er dann später gefunden werden kann. Von Pia. Also wenn dann vielleicht nur unterbewusst, Aber ich habe so das Gefühl, dass das so ein Ort ist, wo man sagt, ja, ich muss sowieso an die Tabletten ran, dann weiß ich auch, wo der ist und kann jederzeit.
Florian Bayer: Vielleicht.
Johannes Franke: Steile These, Keine Ahnung.
Florian Bayer: Aber nachdem sie den Zettel dann haben, dann haben wir ja diese Polonaise. Ich finde das so ein dystopischer Moment. Es ist so Scheiße passiert. Und dann feiern sie alle und laufen durch diesen Saal in der Polonaise.
Johannes Franke: Das ist wirklich hart. Da weiß ich nicht, Ob das vielleicht dann den Pfad der Wahrheit ein bisschen verlässt. Aber es ist so filmemacherisch, so gut, weil das so eine harte, dystopische Szene ist. Wo du nochmal so richtig hart in die Magengrube geschlagen, wirst. Ja,
Florian Bayer: alle Richtungen Untergang. Und dann steht da Christian mit dem Zettel und Helene sieht es und will einfach nur noch nach Hause, weil sie weiß jetzt, dass der Zettel draußen ist. Ich glaube, Helene, Ich finde es gut, weil Helene dadurch auch ein ambivalenter Charakter wird. Sie ist nicht einfach diese liberale Progressive, die sich von der Familie entfernt hat, sondern offensichtlich will sie die Familie weiter schützen. Trotz dieser ganzen anderen Ideale, die Sie jetzt hat, trotz diesem... Vermeintlich antibürgerlichen Leben, das wahrscheinlich viel bürgerlicher ist, als man denkt. Sie will die Familie nicht zerstört sehen, und sie versteckt den Zettel, der ihrem Vater den sexuellen Missbrauch nachweist.
Johannes Franke: Bricht Winterberg mit diesem Zettel, mit Tschechows Brief quasi, seine eigenen Regeln nochmal. Ist das zu viel Brimborium eigentlich für Dogma?
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Gut, okay. Danke. Also, das Zettel wird einmal eingeführt, wir sehen nicht, was draufsteht, Sie weint und wir denken, Oh nein. Und dann versteckt sie den Zettel. Und es ist, ne, Chekhovs Gun, Wie man das so kennt. Was Hitchcock berühmtermaßen gesagt hat, Wenn unter dem Tisch von zwei Leuten, die sich unterhalten oder so, eine Pistole liegt. Und wir sehen die nicht, dann, ja, keine Spannung, kein nichts, kein gar nichts. Und das Gespräch, was oben passiert, ist egal. Wenn wir am Anfang sehen, dass da diese Pistole liegt. Dann ist das Gespräch gleich viel spannender, und dann musst du aber auch zum Einsatz kommen. Wenn du Sie einmal zeigst, dann muss das irgendwas, dann muss was passieren. Sonst geht das nicht.
Florian Bayer: Filmemacher-Richers A und O. Und Winterberg ist dann halt, doch auch ein Filmemacher. Also, es gibt noch mehr Szenen, wo geschnitten wird. Es gibt Szenen, in denen mit der Dramatik gespielt wird, Wenn die Großmutter dieses ruhige Lied singt, dieses harmonische Familienlied und dann parallel geschnitten, Wie Christian gegen seine Familie kämpft. Also und zwar wirklich physisch, kämpft. Und auch hier, Wenn wir diese lautstarke Polonaise haben, dann haben wir diesen Zettel und danach Stille. Und Helene liest diesen Zettel vor. Es sind filmemacherische Tricks, die hier angewendet werden. Das typische Manipulationswerkzeug, das so ein Filmemacher hat. Wie man Humor an Dramatik schneidet. Und ich glaube, es bricht die Dogma-95-Regeln. Ich glaube, es ist ganz gut so. Ich glaube, wenn du ein reines Dogma-95-Werk machst, dann hast du Idioten von Lars von Trier, der auch seine Reize hat, Aber der deutlich Spröder ist. Und vor allem der, der sich verliert, in seinem Meandern zwischen, Wir spielen Gaga, Guga und Vögeln in echt vor der Kamera. Beides passiert in dem Film.
Johannes Franke: Okay, müssen wir nicht sehen. Nee,
Florian Bayer: dem würde ich ja auch, Das ist ein interessanter Film, Das ist wahrscheinlich der reinste Dogma 95. Lars von Trier fand ja auch am Anfang fest ein ziemlich Kacke. Echt? Der hat zu Winterberg gesagt, ja, ja, das ist, was du da gemacht. hast, das ist ziemlicher Müll.
Johannes Franke: Boah, nee.
Florian Bayer: Laut Thomas Winterberg. Und soll dann ein Jahr später zu ihm gesagt haben, du Thomas, Nee, sorry, Es ist ein Meisterwerk. Ich habe mich geirrt.
Johannes Franke: Aber das kann ich mir bei Lars von Trier sowieso vorstellen, dass der in einem Moment dann mal sagt, alles Schrott.
Florian Bayer: Ja. Und dann hat Helene diesen Brief und liest ihn vor. Und das ist der Abschiedsbrief von der Toten Schwester. Wie hieß sie? Linda, ne? Doch, Linda. Und in dem Brief wird dann auch nochmal gesagt, dass sie sich umbringt, weil ihr Vater sie bis in ihre Träume verfolgt. Und weil sie den Missbrauch einfach nicht loslässt. Und dass es ihr vor allem für Christian leid tut, weil sie offensichtlich ein sehr enges Verhältnis haben.
Johannes Franke: Der Brief ist so verdammt Gut geschrieben.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Es ist wirklich der Hammer. Und sie liest ihn so gut vor und sie spielt das so gut in dem Moment. Wir sind wirklich am Boden zerstört, als Zuschauer, als Leute im Raum, also in der Inszenierung selber, Die Leute. Es ist einfach, haut, so hart, rein.
Florian Bayer: Ich tue mich immer ein bisschen schwer, Nicht nur aus moralischen, aber auch aus moralischen Gründen. Wenn Filme oder Geschichten im Allgemeinen Suizid so als Rache-Fantasie oder als Offenbarungs-Fantasie inszenieren, also dieses typische Tote. Menschen lügen nicht Phänomen,
Johannes Franke: dass
Florian Bayer: Suizid in der Form romantisiert wird, Dass das die Möglichkeit ist, alles auf den Tisch zu legen und Rache zu üben. Und so weiter. Das finde Ich passiert in diesem Moment auch. Es ist dramaturgisch, natürlich richtig eingesetzt.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Es ist auch irgendwie, Es ist das fehlende Puzzlestück, was gebraucht wird, um das komplette Puzzle-Familie zu zerstören. Ja. Insofern kann ich drüber hinwegsehen. Aber es ist ein bisschen diese romantisierte Suizidrache-Fantasie.
Johannes Franke: Ja, ich verstehe, was du meinst. Stört mich in dem Moment wirklich gar nicht, muss ich sagen.
Florian Bayer: Und dann haben wir wirklich eisiges Schweißen, weil jetzt ist der Moment, wo klar ist, Und dann ist der Vater, der einen Weinen will, und keiner reagiert. Und dann rastet Helge irgendwann aus. Und das ist einfach der Moment, wo klar ist, Jetzt kann sich keiner mehr der Wahrheit entziehen.
Johannes Franke: Und wer rastet aus? Michael rastet aus. Der kann sich der Wahrheit nicht mehr entziehen. auch. Das war es jetzt. Und der denkt daran, dass er seine Kinder mit ihm allein gelassen hat. Und das bringt natürlich das Fass. Zum Überlaufen, verstehe ich total.
Florian Bayer: Absolut. Das ist ein krasser Moment. Das stelle ich mir jetzt so gruselig vor. Aber wenn du einen Menschen, du hast Kinder, du Vertraust dem Menschen. Diese Kinder an und erfährst nach mehreren Jahren, dass der Kindesmissbrauch begangen hat. Und du weißt noch nicht mal, ob deine Kinder betroffen sind. Aber natürlich bist du sofort auf 180.
Johannes Franke: Ja, das ist meine Mutter. Die hat mitbekommen, wie der Typ verklagt wurde von den anderen Kindern. Und irgendwann hatte dieser Typ, die Audacity, bei meiner Mama anzurufen und zu fragen, redest du denn wenigstens noch mit mir? Und Sie so, Alter, ich weiß überhaupt nicht, ob du was mit meinem Kind gemacht hast. Was da passiert, ist?
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Hör auf, Ruf nie wieder an. Krass.
Florian Bayer: War er mit dir befreundet?
Johannes Franke: Ja, ich meine, ich war in der Tanztruppe. Und der Chef der Tanztruppe, in dem Dein Kind ist, Da hat man eine Verbindung zu. Und dadurch, dass ich ja auch viel bei ihm übernachtet habe, Immer wieder, wo das eigentlich überhaupt erst möglich geworden ist, Hat sie natürlich auch Kontakt mit ihm gehabt im Sinne von... Ja, das Kind will bei dir übernachten. Und wie machen wir das? Und so. Also, die hatten schon viel Kontakt miteinander, immer mal wieder.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Aber das ist krass. Das muss für meine Mutter einfach wahnsinnig krass gewesen sein.
Florian Bayer: Natürlich, ja.
Johannes Franke: Also? Und auch das Gespräch dann, als ich das erzählt, habe, dann mit 30. Sie hat es nicht gewusst, bis dahin. Oh,
Florian Bayer: krass,
Johannes Franke: ja. Das ist kein leichtes Gespräch.
Florian Bayer: Nee, das glaube ich. Uff.
Johannes Franke: Naja. Aber jetzt will ich nicht ihren Teil auch noch in den Podcast ziehen. Das ist mein Teil.
Florian Bayer: Aber guck doch, wie sie am Telefon reagiert, hat dann. Wenn Sie gesagt hat.
Johannes Franke: Ja, ja, genau. Aber das ist der Moment, dass du denkst, scheiße, Ich kannte diesen Menschen gar nicht richtig. Ich wusste gar nicht, was der macht. Und ich habe Kinder, die in diesem Alter sind, wo das unter Umständen für dieses Arschloch interessant gewesen wäre.
Florian Bayer: Absolut. Und dann wirklich dieses, Er überfällt ihn nachts, also, nachdem die Party vorbei ist, reißt ihn raus, sagt, du wirst deine Enkelkinder nie wiedersehen. Absolut nachvollziehbar. Weißt du, was du getan hast? DANN der... Offensichtlich größter Anklagepunkt, wenn man Michael schlecht interpretieren will, Diese Familie ist jetzt total kaputt. Das ist das Schlimmste. Um jetzt mal Michael wirklich negativ auszulegen.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Aber das ist ja ein Stand-in für mehr. Also, natürlich ist die Familie kaputt, ist das Offensichtlichste, weil das auch das ist, was wir der Figur die ganze Zeit ansehen, Dass sie versucht, diese Familie aufrechtzuerhalten und all seine Kraft daraus zieht. Dass diese Familie funktioniert und dass er irgendwie angesehen ist in der Familie. Und wenn diese Familie, wo er Bestätigung sucht, nicht mehr so existiert und er diese Bestätigung gar nicht bekommen kann, Weil die Familie kaputt ist, dann ist das natürlich ein Untergang, absolut.
Florian Bayer: Und dann ganz spannend, auch noch Elsie, Also die Frau von Helge, die ja die ganze Zeit alles versucht hat, wegzulächeln, die dann auch mit ihm gegangen ist und offensichtlich mit ihm noch im Bett geschlafen hat, rennt zu der Partygesellschaft. Von denen kaum jemand noch wach ist. Wir reden gleich davon, was Christian noch erlebt hat nach dem. Und sie ruft nicht Hilfe, Michael greift seinen Vater an. Oder so, sondern sie sagt, die dürfen das nicht. Auch so ein komplettes Wegschieben, Dieses Persönliche, dieses Externalisieren. Hier ist kein Konflikt innerhalb der Familie, sondern das kommt von außen. Und das ist, Wir erfahren sehr wenig über Elsie, über diese Frau. Wir merken nur am Anfang, nach Christians Rede, versucht sie, das wegzulachen. Sie sagt mehrmals, glaub, bitte nicht, was er gesagt hat beim Essen. Und obwohl sie offensichtlich den Missbrauch gesehen hat, mindestens einmal. Sie klagt Christian an, dass er Lügen erzählt und so weiter. Sie versucht, die ganze Zeit, das intakt zu halten. Sie geht, nachdem alles klar war, alles offensichtlich ist, Geht Sie mit Helge nach Hause. Und er wird dann überfallen, und sie sagt, er wird überfallen. Aber sie schafft es immer noch nicht zu benennen, was hier gerade für ein Keil in ihre Familie getrieben wird.
Johannes Franke: Aber versteht man auch irgendwie psychologisch. Also ist nicht gut, nicht richtig und so weiter. Aber so psychologisch dieses... Auch dieser verzweifelte Versuch, etwas noch schlimmer, eigentlich als Michael, zu versuchen, die Familie und das Bild, der Familie aufrecht zu erhalten, was man davon hat. Und wenn man das jahrelang so hat und das anscheinend auch in dieser Gesellschaft wahnsinnig wichtig ist, das sieht man ja der Gastgesellschaft da an, verstehe ich psychologisch, wieso Sie da schwer aus ihrer eigenen fabrizierten Wahrheit rauskommt.
Florian Bayer: Wenn wir von Abhängigkeit von Patriarchen reden, Christian hat in dem Haushalt 18 Jahre gelebt. Die lebt mit diesem Mann seit 30 Jahren, 40 Jahren zusammen. Ja,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Und das ist einfach nochmal ein ganz anderes Ding. Und ihr Bild, Ihr Selbstbild ist wahrscheinlich auch vollkommen verknüpft mit. Dem Bild von ihm als der, der sich um das Hotel kümmert, der das alles macht. Und sie ist halt die Frau. Sie ist die stolze Frau von einem hart arbeitenden Patriarchen. Einem anständigen Mann, der sich um seine Familie kümmert, der alles im Griff hat, der das schon alles regeln wird. Und sie kommt da nicht raus. Vielleicht ganz am Schluss können wir auch nochmal, was beim Frühstück passiert, Ob da ein Moment der Hoffnung auch für Sie ist, dass Sie da rauskommt.
Johannes Franke: Es ist ein kleiner Moment der Hoffnung. Ich finde es so krass, Wir müssen das am Ende auch besprechen. Auf jeden Fall. Ist das jetzt, wozu du kommen würdest?
Florian Bayer: Ich würde gerne einen Ausflug noch machen. Zur Traumsequenz. Weil nachdem Christian das erzählt hat und es diesen Ausbruch von seinem Vater gab, wo Christian noch mal fragt, ich hab nie verstanden, warum du es gemacht hast. Und das vielleicht, wo es ein Moment drüber ist, Ein bisschen zu viel ist. Ich weiß nicht, ob er diesen bösen, richtig harten Bösen Moment gebraucht hat, weil er sagt, das war das Einzige, wozu ihr gut wart.
Johannes Franke: Ich kann es nachvollziehen als Satz. Weil er so so wütend und so erschüttert ist und in seiner Verteidigung nichts anderes mehr weiß. Vor allem, weil er ja langsam, auch, also das sehen wir am Ende dann, wie er dann reagiert, Aber hier sich schon ankündigt, dass er ja nun einfach weiß, es ist vorbei. Ja. Und das ist der letzte einzige Satz, den er noch rauskriegt, finde ich schon folgerichtig, muss ich sagen. Als figur einfach.
Florian Bayer: Ja, es macht ihn halt, ich finde es halt spannend, dass diese Ambivalenz. Bis zu diesem einen Punkt beschehen bleibt, dass er, Er ist, halt auch ein Mensch, ne? Und er hat schreckliche Dinge getan. Aber er ist nicht einfach das Böse in Person, sondern Menschen tun schreckliche Dinge.
Johannes Franke: Aber am Ende kriegt er die Ambivalenz ja wieder. Ja,
Florian Bayer: ja, vielleicht. Christian, kommen wir auch dazu, wir kommen gleich zum Ende. Ja. Christian geht raus danach und bricht an der Rezeption zusammen. Und dann haben wir diese Traumsequenz unterlegt. Mit Musik. Nämlich mit dem Telefonklingeln. Lidlidli, Lidlidli. Und diese Begegnung mit der Schwester. Und er fragt sie, ob er mitkommen kann. Sie hat eine Kerze und sie sagt nein. Und wir hören irgendwie, dass er offensichtlich schläft, weil er sagt zu Pia, Meine Schwester ist im Raum, und ich liebe dich. Ja, Geisterfilm. Das ist ja eine großartige Szene. Ich habe so eine Gänsehaut. Ja,
Johannes Franke: super. Die ist so toll. Und die ist so simpel, so einfach. Sie kommt einfach nur. Ganz ruhig ist da, fragt, willst du mitkommen? Oder nee, er fragt, kann ich mitkommen oder soll ich mitkommen? Und sie sagt, nee, alles gut, ich mach das allein. Krass.
Florian Bayer: Das ist wirklich ein Gänsehaut-Moment. Und hier funktioniert auch dieses Dogma-Ding so extrem gut. Diese schlechte Beleuchtung, weil du erkennst halt nur verschwommen, alles. Du hast dieses Kriselbild mit ein bisschen Kerzenlicht und erkennst kaum Gesichter, nur Schatten. Das trägt schon zu dieser geisterhaften Stimmung bei. Okay, die Nacht ist vorbei und wir haben das Frühstück.
Johannes Franke: Der Vater, der Patriarch, kommt dann zum Frühstück.
Florian Bayer: Er darf die letzte Rede halten.
Johannes Franke: Ja, krass. Während alle schon beim Frühstück sind. Und es ist sehr angespannte Stimmung, sagen wir so. Auch vor allem, wenn er reinkommt. Und er dann irgendwie versucht, dass da irgendwie... Wird er erst noch getriggert oder? erzählt er schon von alleine?
Florian Bayer: Er erzählt von alleine.
Johannes Franke: Krass, ne?
Florian Bayer: Und er ist einfach mal offen.
Johannes Franke: Ja. Also, er weiß einfach, dass auch vorbei ist, und er hat auch jetzt genug Qualen, jetzt leider körperliche Gewalt erlebt, Aber er hat halt das ganze Ausmaß der ganzen Sache sehr eindrücklich vor Augen geführt, bekommen. Und da kann man nicht mehr weg. Und da flüchtet man auch nicht mehr. raus. Das ist einfach jetzt so. Und ich glaube ihm natürlich auch, dass er da irgendwie auf eine Art und Weise reuevoll ist.
Florian Bayer: Ich weiß, wenn das jetzt vorbei ist, ich werde euch alle nicht mehr wiedersehen. Niemand wird mehr, was mit mir zu tun haben wollen, auch meine Kinder nicht. Aber ich möchte trotzdem, dass Ihr wisst, meine Kinder, dass ich euch liebe. Das kaufe ich ihm ab, in dem Moment.
Johannes Franke: Ja, klar.
Florian Bayer: Und dann sagt er noch, Christian, du hast gut gekämpft. Und das war es eigentlich schon. Dann kommt Michael zu ihm und sagt, ja, gute Rede. Und jetzt bitte Hau ab, wir wollen essen. Michael macht das, finde ich gut. Michael wird wieder mehr, als der, der zu ihm geht und sagt.
Johannes Franke: Ja, das war es jetzt. Ich finde die Rede tatsächlich sehr gut. Also auch dieses sehr reflektierte, Ich weiß, ich werde niemanden von euch wiedersehen. Und es erinnerte mich an das Telefonat eben, was meine Mutter auch geführt hat. Wo der angerufen hat und gesagt hat, redest du denn wenigstens noch mit mir? Weil dieses, da steckt, ja auch viel drin. Steckt ja sehr viel, ich weiß, Scheiße gebaut. Ich habe niemanden mehr, an dem ich mir festhalten kann. Also dieses Telefonat kommt ja auch nicht aus freundlichem Geplauder. Das kommt ja, weil man versucht, Strohhämme irgendwo zu greifen. Ja und? Nicht gänzlich verloren zu sein. Aber nein, das gehört auch dazu, dass du dann halt, wenn du so scheiße, gebaut hast, du musst dann einfach verloren. Allein damit klarkommen, was du gemacht hast.
Florian Bayer: Und was natürlich auch nochmal... To Soon ist Ihr in dem Fall nur die Antwort, Aber was natürlich auch nochmal den riesigen Themenkomplex aufmacht, gibt es den Moment des Verzeihens irgendwann? Nicht von den Opfern, sondern so eine Art gesellschaftliches Verzeihen, dass man sagt, ja, man kann mit jemandem, der Pederast war, wieder interagieren. Es geht nicht darum, dass die Opfer mit ihm interagieren, sondern einfach generell als Gesellschaft. Geht Ihr von Sowas wie von einer Ewigen Schuld aus? Und dieser Mensch ist für alle Zeit verbrannt. gesellschaftlich?
Johannes Franke: Nee, das nicht. Nein, ich glaube, Auf jeden Fall muss man weiter in Kommunikation bleiben. Ich glaube nicht an Sowas wie Ewige, Ausgrenzung oder sowas. Das funktioniert ja nicht. Das hilft niemandem.
Florian Bayer: Also wenn wir jetzt auch von unserer Gesellschaft reden, von Deutschland, Ich weiß nicht, wie es in Dänemark ist, Aber wenn jemand ein Kind missbraucht, kommt er ins Gefängnis im besten Fall. Und ich glaube, Die Gefängnisstrafe für sexuellen Missbrauch von minderjährigen Schutzbefohlenen ist wahrscheinlich bei so. Je nachdem, wie stark es ist, Zehn Jahre und wahrscheinlich wird dann nochmal unterschieden. Zwischen Missbrauch und Vergewaltigung. So genau kenne ich mich nicht aus, aber der kommt für eine Zeit lang ins Gefängnis. Und dann gibt es den Moment, wo er seine Strafe abgesessen hat und wo er rauskommt. Und wie geht die Gesellschaft damit um? Oder wie geht man persönlich auch damit um? Naja.
Johannes Franke: Gab es nicht in Amerika die Überlegung? Oder tatsächlich dieses Ding, dass man dann, wenn man irgendwo hinzieht, als jemand, der Sowas gemacht hat, dass man dann erkennbar als sowas... Ja.
Florian Bayer: Es ist, glaube ich von Staat zu Staat abhängig, Aber du musst, wenn du wegen sexuellen Straftaten angeklagt bist und irgendwo hinziehst, musst du, glaube ich. Die Nachbarschaft informieren. Krass,
Johannes Franke: wow. Also ja, ich verstehe irgendwie den Gedanken dahinter, aber schon auch hart. Ja. Schon in Dresden auffällig geworden war. Und naja, das war dann so Ende der DDR-Zeiten und ist dann halt einfach umgezogen.
Florian Bayer: Scheiße, ja. Nach Leipzig. Ja.
Johannes Franke: Und ist nichts weiter passiert.
Florian Bayer: Keine Spur hinterlassen, quasi.
Johannes Franke: Und danach, nachdem er aus dem Gefängnis gekommen ist, ist er nach Nicaragua gezogen und hat dort wieder eine Tanztruppe aufgebracht. Ich hab den Geschrieben über Facebook.
Florian Bayer: Cool, ja.
Johannes Franke: Ich hab versucht, das irgendwie zu kommunizieren. Und die haben gesagt, ja, sie hatten so eine kleine Ahnung, schon. Und der ist aber schon krank und alt. Und da wird vielleicht auch nicht mehr so viel passieren. Und so. Das war vor zehn Jahren. Ich habe von denen leider nichts mehr gehört. Aber allein der Fakt, dass jemand dann einfach umziehen kann, ist eine absolute Hölle, zu glauben oder zu ahnen, dass da wieder genau der gleiche Schmarrn von vorne anfängt.
Florian Bayer: Das war ja auch das Ding, was wir in der katholischen Kirche hatten. Mit den ganz vielen Fällen von sexuellem Missbrauch, wo Priester versetzt wurden. Und dann in der neuen Gemeinde, in der sie waren, Einfach wieder Fucking Kinderarbeit gemacht haben. Scheiße, Alter. Und das ist, glaube ich, nochmal ein anderes Thema, Aber natürlich sollen diese Leute nicht mehr mit Kindern zusammenarbeiten, weil die eine Gefahr für Kinder sind. Und das ist schlimm, und das passiert ganz oft. Und gerade diese Institutionen, Und das ist ähnlich wie das, was in der Familie passiert, die sich selbst schützen. Die sich selbst auch als Gemeinschaft sehen. Die wollen ihre Dysfunktionalitäten verstecken. Und wenn es auf Kosten der Opfer geht, dann. Und dann wird halt ein Priester versetzt an einen anderen Ort, weil damit haben wir das Problem erledigt. Er ist raus aus dem Kreuzfeuer und dann hat er einen neuen Ort, wo er das noch machen kann. Sehr schön. Ach Gott. Ja, das ist schlimm.
Johannes Franke: Ja, das ist hart. Und ich glaube eben, wir sollten nicht auf ewig ächten. Oder sowas. Aber was wir machen sollten, ist dafür sorgen, dass das in der Form nicht wieder passieren kann. Oder in anderer Form. Also, dass diese Gelegenheit nicht mehr existiert. Ja. Naja. Es ist ein schwieriges und emotionales Thema. Und es ist sicherlich sehr viel komplexer, als man in einem Podcast auseinandernehmen kann.
Florian Bayer: Ich habe mich verrückterweise mit Prävention von sexuellem Missbrauch auseinandergesetzt. Und ich kann dir sogar den Link geben, warum ich mich damit auseinandergesetzt habe. Weil die AfD gerade so gegen Frühaufklärung in Kitas schießt. Und die Frühaufklärung in Kitas ist natürlich ein wichtiger Beitrag zur Prävention vor sexuellem Missbrauch. Wenn fünfjährige Kinder, vierjährige Kinder sexuelle Aufklärung haben, dann ist das nicht so, wie die AfD versucht. Zu vermitteln, dass sie lernen, Kondomen über Bananen zu ziehen oder so. Dann lernen die Kinder vor allem, dass ihr Körper ihnen gehört, dass Sie nein sagen dürfen, wenn ein Erwachsener Sie anfasst, dass Sie Stopp sagen dürfen, dass Sie sich jemandem anvertrauen dürfen, Dass es nicht ihr Fehler ist, wenn ein Erwachsener, was Komisches von Ihnen will, etc. Und damit ein wichtiger Beitrag zur Prävention. Und was mir aufgefallen ist, als ich da so ein bisschen geguckt habe, Wie gerade die Studienlage ist und wie in der Pädagogik und so weiter über Prävention von sexuellem Missbrauch geredet wird, ist mir aufgefallen, und ich glaube, das finde ich gut, dass sich das narrativ so ein bisschen verschoben hat, Dass sexuelle Prävention vor allem als Prävention für Täter gilt. Sprich, wenn du nach Prävention vor sexuellem Missbrauch von Kindern suchst, wird die Schule... Wird es nicht von den Opfern verlangt, was so total der richtige Move ist, dass wir sagen, ja, es ist gut, dass die Kinder das lernen, dass sie nein und Stopp sagen dürfen, ganz wichtig und so weiter. Aber natürlich ist der Verantwortliche für den sexuellen Missbrauch nicht das Kind, das nicht nein gesagt hat, sondern der Verantwortliche ist ganz und gar der Täter.
Johannes Franke: Und da müssen wir ansetzen.
Florian Bayer: Und da müssen wir ansetzen. Und da gibt es offensichtlich sehr viele Programme. auch, die sich mit potenziellen Tätern auseinandersetzen. Und das finde ich ganz spannend. Wie bin ich jetzt drauf gekommen? Ich weiß nicht mehr genau. Ich glaube, wenn es darum geht, wie die Gesellschaft damit umgeht, finde ich es ganz interessant, dass du sehr viele Angebote für potenzielle Täter hast, dass gesagt wird, hey, du bist pädophil, du hast komische Fantasien, du hast komische Vorstellungen, Du willst, was, was du nicht haben kannst, und du weißt es auch, dass es falsch ist, Melde dich bei uns, bevor Was passiert.
Johannes Franke: Ja, genau. Und das passiert ja auch. Also Leute merken sowas ja durchaus. Und es gibt viele gute Menschen da draußen, die das feststellen. Und sagen, huch, vielleicht sollte ich mir jemanden holen, der mir hilft, da durchzukommen. Und das nicht auszuleben.
Florian Bayer: Und das ist eine ganz wichtige Unterscheidung. Dann auch nochmal zwischen pädophilen und Päderasten. Weil Pädophilie ist eine Sexualpräferenz. Und es ist total schrecklich. Und niemand möchte in der Haut von jemandem stecken, der das hat. Weil wenn du das hast, heißt das, wenn du dich anständig verhältst, wirst Du niemals deine sexuellen Wünsche ausleben können. Es ist was anderes als Heterosexualität, Homosexualität, Bisexualität. Whatever, Du wirst niemals diesen Fetisch, den Du hast oder wie auch immer man das nennen will, Wirst du niemals befriedigen können. Aber wenn jemand Pädophil ist, ist das Halt einfach so, Der kann nichts dafür.
Johannes Franke: Ja, aber der kann halt was dafür, was dagegen zu tun, dass das passiert, dass diese Auslebung passiert. So. Und ich habe auch immer gespürt, dass dieser Mensch, mit dem ich zu tun hatte, irgendwie gemerkt hat, dass das nichts Gutes ist. Ja. So. Aber... Er hat nichts dagegen getan.
Florian Bayer: Ich bin sehr davon, überzeugt, dass die meisten Päderasten und Triebträter wissen, dass das falsch ist, was Sie tun.
Johannes Franke: Also ich meine, Es gibt natürlich immer diese Muster, die man immer wieder feststellt. Bei diesen Menschen. Achso,
Florian Bayer: ja, ja,
Johannes Franke: ja. Wo sie sich dann selber sagen, ja, Das Kind hat das ja irgendwie doch geholzt oder hat ja Nähe gesucht, was hätte ich denn machen sollen? Und so. Also, es gibt so wahnsinnig viele Muster, wie sich das schöner redet. Und dadurch psychologisch überhaupt in die Lage kommt, das auch durchzuziehen. Da muss man halt ansetzen. Da muss man halt mit den Leuten in therapeutischen Sitzungen damit irgendwie umgehen. lernen. Ja.
Florian Bayer: Dieses für auf Dich selbst zu belügen.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Kind will nichts von dir.
Johannes Franke: Genau. Ja. Ist nicht konzentfähig. Ja. Solche Sachen.
Florian Bayer: Elsie bleibt sitzen. Ja. Helge muss gehen. Elsie bleibt sitzen.
Johannes Franke: Und Sie lassen Sie auch sitzen, Wobei das ein interessantes Thema ist. Ja. Weil sie hat das gesehen und sie hätte etwas tun müssen.
Florian Bayer: Sie hat schwere Schuld auf sich geladen. Ihre Schuld ist mit Sicherheit nicht so schwer wie die von Helga, Aber doch hat sie sehr, Sehr schwere Schuld auf sich geladen.
Johannes Franke: Ich habe keine Ahnung, ob ich sie da am Tisch hätte sitzen haben können. Ja. Ich kann das schwer einschätzen.
Florian Bayer: Ich finde es auch. Es ist natürlich so ein Moment von ihr, weil sie hat auch, Das ist der einzige Selbstbefreiungsmoment, den Sie hat, dass Sie sagt, nein, ich bleibe sitzen.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Aber es ist halt auch so ein sehr Vager und ein sehr kleiner. und... Wir haben auch alle irgendwie das Gefühl, sie wird trotzdem weiter zu Helga halten.
Johannes Franke: Ja, weiß ich nicht genau. Also, da würde ich nicht so... Es ist ja eine Entscheidung, nicht nur von ihr, sondern auch des Films sozusagen. Sie bleibt da sitzen. Und das ist ja ein Ausblick in die Zukunft. Ich glaube, sie wird da nicht zu ihm groß halten. Ich glaube nicht. Oder ich hoffe nicht.
Florian Bayer: Ja, ich hoffe auch das nicht. Ich befürchte halt, dass doch, also so, wie sie den ganzen Abend sich verhalten hat, Hm. Und wie sie sich auch in der Nacht verhalten hat. Sie... Ja, ich kann es nicht sagen. Ich bin so ein bisschen sprachlos. Ich finde es nur extrem gut, dass der Film am Schluss dann nochmal nicht zu den Tätern, sondern zum Opfer geht. Dass wir noch einmal bei Christian sind und zwar ganz nah. Und dieses Murmeln haben von der Gesellschaft, von der Frühstücksgesellschaft, das sich langsam in so ein Crescendo steigert und dann ganz abrupt abgebrochen wird.
Johannes Franke: Und dass die Frau dann kommt, und er sagt,
Florian Bayer: er kriegt ein Happy End.
Johannes Franke: Und wir ziehen nach Paris. Ich finde das toll. Das ist auch total süß, inszeniert. Ist vielleicht ein bisschen drüber. Komm, Wir hauen ab. Aber so, wie es inszeniert ist, finde ich es total sweet.
Florian Bayer: Es ist wirklich so ein bisschen wie ein Fade-in. Wir haben noch das Gefühl, er hat an diesem Abend wirklich was verarbeitet. Das war wirklich gut, was er da getan hat. Das hat ihm gut getan.
Johannes Franke: Weißt du, was das Krasse ist? Beim letzten Mal, als ich ihn gesehen habe, und das ist lange her, hatte ich das noch nicht. Aber diesmal hatte ich das Gefühl, also, ich konnte ja diesen Moment der Konfrontation, konnte ich nicht. erleben. Ich hatte keine Chance. Nach dem Gefängnis ist er nach Nicaragua gezogen. Ich konnte, also, was soll ich machen? Dieser Film hat es geschafft, als Stand-In für dieses Ding zu sehen. Ich konnte in dem Moment das darin sehen, was ich selber nicht haben konnte. Und da verdanke ich dem Film extrem viel Kraft.
Florian Bayer: Das klingt total gut.
Johannes Franke: Also, dass es überhaupt möglich ist, mit einem Film Sowas zu machen, ich finde es total grandios. Weil es ist wichtig. Eigentlich musst du all deine Wut auch mal dorthin lenken können. Es ist überhaupt schon schwierig, genug, Wut zuzulassen, nachdem dieser Mensch einen so lange emotional an sich gebunden hat. Aber wenn man die Wut, dann hat, dann will man die eigentlich auch am richtigen Adressaten loswerden. Und wenn das nicht geht, dann ist das etwas, was immer in der Luft schwebt. Und der Film hat das geschafft, das irgendwie zu kanalisieren. Ich finde es ganz toll.
Florian Bayer: Der Film trägt so wirklich einen krassen Empowerment-Moment für Opfer mit sich. Dass Christian diesen Moment kriegt, dass er dem Vater gegenübersteht und sagt, der hat mich missbraucht. Dass er das vor der gesamten Familie sagen, kann, vor allen Menschen, die dem Vater irgendwas bedeuten. Und dass er das mehrmals sagen kann. Und dass es dann auch den Moment am Ende gibt, das ist schon fast märchenhaft, wo dieser eine Brief da ist, dieser eine Beleg, Der zeigt, dass er wirklich 100% die Wahrheit gesagt hat. Und dass dann die Gesellschaft auch, sagt, ja, und jetzt grenzen wir den Täter aus.
Johannes Franke: Das ist toll. Also, ich bin dem Film und dem Filmemacher wirklich sehr dankbar darüber. Wollen wir mal ganz kurz in die Geschichte gehen, die dem ganzen ein bisschen zugrunde liegt?
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Weil das ist nochmal eine ganz andere, eigene, etwas weirde
Florian Bayer: Grundlage. Ich hab's nicht so ganz verstanden. Es ist irgendeine Geschichte, die erzählt wurde, die aber gar nicht stimmt, die aus einer Radiosendung kam. Also
Johannes Franke: Hergang der Ereignisse.
Florian Bayer: Ja, bitte.
Johannes Franke: 1995 haben Sie diese Thesen, die 10 Thesen an die Tür genagelt. Und dann hat Winterberg lange gesucht. Nach einem Thema, Wo kann ich es denn unterbringen, das ist ja sehr limitierend, was mache ich denn jetzt, scheiße. Und dann hört er im Radio, in einer Sendung, wo man so anrufen kann, Einen Typen, der mehr oder weniger anonym geblieben ist, den man damals Alan genannt hat, der diese Geschichte, wie er auf einem Familienfest das erzählt hat und wie die Gesellschaft nicht reagiert. Und auf eine bestimmte Art und Weise, das erzählt. Und das total spannend, finde. Also Winterberg hört das und denkt sich, wow, okay, krass, da muss ich was draus machen. Holt sich seinen Kollegen, all das, Die Schreiben zusammen in der Küche, Jeder geht mal in den Rechner, macht mal eine Szene, der andere sagt, nee, das muss anders, schreibt das um. Und dann hangen, die sich da so langsam.
Florian Bayer: Morgens Rukoff übrigens, um den Namen des Kollegen einmal zu sagen, der auch mit Lars von Trier viel zusammengearbeitet hat.
Johannes Franke: Ja. Also, die haben das wirklich sehr paritätisch zusammen, einfach geschrieben und zusammengestritten, ob die Szene jetzt cool ist oder nicht. Und manche Szenen 20 Mal überarbeitet, Vor allem diese Geständnisspeeches, Die sind sehr, sehr hart überarbeitet, immer wieder und immer wieder, um das wirklich hinzukriegen und zu nailen. Und dann stellt sich allerdings raus, dass dieser Typ, der im Radio angerufen hat und diese Geschichte erzählt, hat, der so wahnsinnig herzzerreißend das geschafft hat, alle davon zu überzeugen, dass das echt ein Scheiß Moment war für ihn. Dass der in einer Einrichtung für psychisch kranke Menschen war und sich das ausgedacht hat. Beziehungsweise, Das ist der Zwischenstand der Ereignisse, Noch ein bisschen später hat Winterberg diesen Typen getroffen. Und dieser Typ hat selber zugegeben, ja, nein, das ist gar nicht mir passiert. Aber es ist einer Krankenschwester, passiert. Von der hat er diese Geschichte gehört. Die hat das zu Weihnachten der Familie, erzählt. Ah, okay. Diese Krankenschwester wollte allerdings nicht in der Öffentlichkeit stehen und hat dazu nichts großartig gesagt. Also, es ist sozusagen nicht mehr hinterlegt, wie sie das damals erlebt hat, Wie welchen Wortlaut und wie genau das alles passiert, ist. Und ich verstehe total, dass man keine Lust darauf hat, da eine publikumswirksame Sache draus zu machen. Absolut. Man will da nicht in der Öffentlichkeit stehen. Mit sowas. Krass. Aber es ist sozusagen... Über drei Ecken, die sich das dann entfaltet, dann doch auch wirklich eine wahre Geschichte, bloß eben nicht von dem Typen, der sie erzählt hat.
Florian Bayer: Spannend.
Johannes Franke: Ja, aber das hat sich halt zwischendurch, Das interessante eben, als noch nicht klar war, dass die Krankenschwester das erlebt hat, haben dann alle darüber nachgedacht, Ob der Film seine Kraft verliert. dadurch, weil es ja eigentlich gar nicht stimmt. Und ich denke dann, hä, was hat das mit irgendwas zu tun?
Florian Bayer: Die Geschichte des Films stimmt ja. Die Geschichte des Films ist absolut ehrlich und offen. Und Christian wurde vergewaltigt von seinem Vater und hat diesen Moment, diesen besonderen Moment, wo er es schafft, das nicht nur zu sagen, sondern er schafft es auch, die anderen davon zu überzeugen, dass es wirklich passiert ist. Und am Schluss kann sich keiner mehr der wirklich bitteren Wahrheit verschließen.
Johannes Franke: Aber es gibt Leute da draußen, die dann sagen, naja, Die Grundlage stimmt ja schon nicht mehr, Also ist das alles entwertet.
Florian Bayer: Also Menschen, die Fiktion und Realität nicht auseinanderhalten. Die nicht klarkommen mit einer anderen Realität im Film als in der Realität. Top 3.
Johannes Franke: Unsere Top 3. Wir sind in unserer Top 3 und wir haben welches Thema? Feste,
Florian Bayer: Die schief gehen.
Johannes Franke: Feste, Die schief gehen. Ich muss anfangen, oder? Du musst anfangen. Oh Gott, Oh Gott, Oh Gott, Oh Gott. Was habe ich hier eigentlich? Ich habe, ich habe auf Platz 3 The World's End. Die wollen nur feiern. Edgar Wrights Cornetto-Dreh.
Florian Bayer: Ja, und dann werden Sie von Außerirdischen angetroffen oder so.
Johannes Franke: Die ganzen Menschen sind schon irgendwelche Roboter, die aus dem Weltall kommen und sie alle umbringen wollen.
Florian Bayer: Fast gleicher Titel, anderer Film von mir, Die Nummer 3. This is the End. Wo die Hollywoodstars eine Party feiern. Und dann geht die Welt unter. Und zwar das jüngste Gericht. Und Dämonen und Engel kommen, und alles geht in Asche unter.
Johannes Franke: Okay, kenne ich gar nicht.
Florian Bayer: Eine großartige Szene von Emma Watson, die sich selbst spielt und Typen mit einem Gewehr bedroht, weil sie Angst hat, dass Sie ihr zu nahe kommen wollen. Weil die Typen davor darüber diskutiert haben, wie Sie Emma Watson das Gefühl geben können, dass Sie sie nicht vergewaltigen wollen, weil sie jetzt gerade vier Männer und eine Frau sind. Es ist sehr weird.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Hollywood macht einmal Witz über sich selbst. Okay, schön.
Johannes Franke: Ich hätte auf Platz zwei. Who's Afraid of Virginia Woolf. Ja,
Florian Bayer: ich auch.
Johannes Franke: Echt? Ja.
Florian Bayer: Natürlich. Geil. Ich hab dir den Film gegeben.
Johannes Franke: Ja. Nein, da bin ich ganz von einer Furt drauf gekommen. Nein, wir haben vor einer Weile diesen Film besprochen und der ist ja wirklich krass, ne? Der hat eine unglaubliche Stärke. Und zwar darin, dass so ein altes Pärchen, das irgendwie immer davon lebte, dass sie sich gegenseitig die schlimmsten Sachen an den Kopf hauen. Die haben ein anderes Pärchen zu Besuch und es ist die Hölle für das andere Pärchen. Oh Gott, Und die machen die so fertig. Und man fragt sich Die ganze Zeit, ist das Absicht? Wollen die, die einfach nur runterziehen? Oder was?
Florian Bayer: Ja, es ist wirklich ein wirklich düsterer Film, aber auch ein komischer Film. Und vor allem Elizabeth Taylor und
Johannes Franke: Richard Burton.
Florian Bayer: Elizabeth Taylor und Richard Burton. Die hier der Traum aller toxischen Beziehungen spielen. Honorable Mention von meiner Seite, damit zusammenhängt eine Episode aus The Office, die fast auch. Wer hat Angst vor Virginia Woolf genannt worden? wäre, Dinnerparty, wo der Chef des Büros, Michael Scott, seine Angestellten einlädt. Für eine Dinnerparty mit seiner neuen Freundin, die ziemlich verrückt ist. Und die haben die toxischste Beziehung, die man sich vorstellen kann. Und an diesem Abend geht alles schief und es ist EinFach nur, Es ist, ICH meine, Es ist eine Office-Episode, das heißt, Es geht nur 30 Minuten, aber du sitzt da 30 Minuten und du willst einfach nur sterben. Es ist unfassbar.
Johannes Franke: Wow. Ich habe auf Platz. 1 Triangle of Sadness.
Florian Bayer: Den hast du mir gegeben.
Johannes Franke: Es ist so krass. Die haben da so eine luxuriöse Kreuzfahrt, Schifffahrt, Urlaubsdingens da, wo wirklich die Creme de la Creme bereichen, zusammensitzen. Und die Essen da und Trinken und denen wird allen irgendwann richtig hart schlecht. Wir sehen schlimme Kotzorgien, und das Schiff wird überfallen von irgendwelchen Piraten. Oder was war das? Wer war das? Jedenfalls landen sie dann irgendwann auf einer Insel. Und das ganze soziale Gefüge dreht sich um. Die, die eigentlich mal angestellt, war auf dem Schiff, die keiner mit dem Arsch angeschaut hat, übernimmt jetzt das Kommando. Und das ist so ein krasser Film. Hört euch unsere Episode gerne dazu an und guckt euch Fucking den Film an. Es tut weh. Es gibt Sachen zu sehen, die man eigentlich nicht sehen will. Aber es ist so geil, Auch schlimmen, Reichen Leuten dabei zuzusehen, wie die auf die Fresse bekommen.
Florian Bayer: Ein wirklich böser Film. Ein wirklich kräftiger Film. Wir haben drüber geredet. Ja, auf jeden Fall sehenswert. Mein Platz 1, Ein Klassiker. Der Bürgerengel von Luis Buñuel. Einer der frühen surrealistischen Filme von Luis Buñuel. Es geht um eine Partygesellschaft, die sitzen zusammen und feiern, wie man das Halt so macht. Wie Leute von hohem gesellschaftlichen Stand miteinander feiern. Und dann bleiben die über Nacht in dem Haus. Und am nächsten Morgen stellen Sie fest, dass Sie nicht das Haus verlassen können. Aber wir wissen nicht, wieso. Es ist halt Surrealismus. Sie kommen halt einfach nicht raus. Sie sind einfach gefangen in diesem Haus. Und es werden Menschen sterben. Es wird Chaos geben. Es wird quasi ein Exzess mit Panik und Blut. Und am Schluss ein paar Schafen, die über einen leeren Kirschplatz rennen. Großartiger Film. Ich werde dir bald ein Bruno-Elf-Film geben. Vor allem, weil sich schon wieder jemand von unseren Hörenden ein Bruno-Elf-Film gewünscht hat. Und wir müssen mal über Luis Bruno-Elf reden.
Johannes Franke: Wir haben einfach das Surreale, ja irgendwie, oder?
Florian Bayer: So ein bisschen.
Johannes Franke: Wir haben jahrelang nicht so viel Surrealismus gehabt.
Florian Bayer: Lynch hatten wir und wir haben über Cocteau geredet.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Der aber kein Surrealist ist. Weil er lässt sich in so eine Richtung nicht einordnen. Egal.
Johannes Franke: Absoluter Surrealist.
Florian Bayer: Demnächst kommt ein Bruno-Elf-Film für Euch Da draußen. Und ja, damit zurück zum Film.
Johannes Franke: Das war unsere Top 3. Haben wir noch irgendwas zu sagen? Hast du mal die Sony Kamera, Diese Handycam PC7 gegoogelt?
Florian Bayer: Nee, wie sieht Sie denn aus?
Johannes Franke: Die ist halt so, die ist gerade mal so Handteller groß, quasi. Die kann man heute für 50 Euro irgendwo kaufen, Mini-DV-Camcorder.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Und der ist so, also, da kann ja nichts rauskommen, wenn ich mir die anschaue.
Florian Bayer: Und Leute, ihr müsst dran denken, wir reden hier von Mitte der 90er. Das heißt, kleine Kameras. Damals haben 10% der Bildqualität geliefert, wie heute Handys liefern. Und damals wurde auf Kassette gespeichert. Und ich spreche hier aus eigener Erfahrung. Ich hatte nämlich auch so eine kleine Kamera. Und wir haben dann damals so was gemacht wie Mini-DV-Aufzeichnen. Das ist eine Mini-DV-Kamera, also Analogband. Und das auf VHS überspielt. Wir haben wirklich schlimme Dinge mit Film... Videobild gemacht. Und das ist dann halt einfach dieser Home-Video-Look.
Johannes Franke: Aber wie man an dem Film sieht und wie wir vielleicht auch als Kinder oder als Jugendliche gemerkt haben, Man kann auch damit viel geilen. Scheiß machen.
Florian Bayer: Wenn man ein gutes Drehbuch hat, Gute Darstellerinnen und eine gute Geschichte.
Johannes Franke: Gute Idee oder auch einen kreativen Umgang mit diesem doch Crappy Material. Ja.
Florian Bayer: Ist gut. Und damit kommen wir zu unserem Fazit.
Johannes Franke: Ja, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll als Fazit, weil der Film so eine persönliche Note für mich hat, dass ich dafür, ja, Es lässt sich aus meiner Empfehlung nichts ableiten. Eigentlich müsstest du die Empfehlung aussprechen, Aber von meiner Perspektive aus ein fast schon heilender Film, Vor allem auch, weil er am Ende so eine Art Happy End bekommt. Und weil man... Durch die ganze Scheiße mit ihm durchgeht und am Ende einfach ein halbwegs realistisches Ende auch hat. Und nicht irgendwie gesagt bekommt, ja, der Vater Großes, weiß ich nicht, die machen noch irgendein Tova Voo drumherum, sondern der kriegt seine letzten Paar Sätze. Und dann wird er aber auch rausgeschickt, so. Und ich finde es super gemacht, also, es ist nicht ein definitives Ende, sondern auch schon so ein ambivalentes Ende. Vor allem, weil wir auch nicht wissen, ob Sie jetzt mitgeht, also die Frau von ihm. Aber es ist so von vorne bis hinten gut zusammengestrickt. Und ich komme so gut mit. Und natürlich die ganze Zeit angespannt und so. Aber es ist beeindruckend, wie man mit diesem engen Konstrukt, diesem engen Korsett von Dogma 95 das hinkriegt. Wirklich toll.
Florian Bayer: Auch ohne persönliche Involvierung. In so eine Geschichte kann ich sagen, das ist ein Film, der mich emotional unglaublich bewegt. Den ich extrem belastend und bedrückend, finde. Ja. Aber das ist jetzt neu. Vielleicht auch ein bisschen in der Art, wie ich diesen Film wahrnehme. Der hat offensichtlich einen Empowerment-Moment. Ja,
Johannes Franke: voll.
Florian Bayer: Wenn ich an diesen Film gedacht habe, dachte ich immer, Das ist so eines der krassen, unangenehmen Dramen, wo man sich durchkämpft, weil man sich die ganze Zeit angespannt fühlt.
Johannes Franke: Ja, über große Strecken, schon, ja.
Florian Bayer: Aber jetzt habe ich auch das Gefühl, er hat wirklich seine kathartischen Seiten. Nicht nur durch dieses Quasi Happy End, dass es es gibt, sondern auch dadurch, dass es wirklich eine Art Konfrontation mit dem Bösen ist, die funktioniert und die erfolgreich ist.
Johannes Franke: Und die wünscht man sich ja auch als Zuschauer. Also auch ohne persönliche Involvierung. Man wünscht sich eine Konfrontation mit dem Bösen. Was passiert ist, Ist es ja bei manchen Filmen nicht? personifiziert. Nicht immer ist es dieser große Patriarch, den man am Bein sägen will. Aber Ja, ähm... Diese Konfrontation ist ein wichtiges Element für Filme überhaupt.
Florian Bayer: Absolut. Und das ist das, Was Kino sollte. Und insofern kann Dogma 95 offensichtlich genutzt werden. Genau das leisten, was Kino ganz grundsätzlich leisten kann.
Johannes Franke: Und wofür es angetreten ist, Mehr oder weniger. Auch wenn man so kreativ mit den Regeln dann umgehen muss, weil man dann doch ein Fenster abhängt. Aber diese Regeln, An diesem Film kann ich sehen, dass die Regeln voll den positiven Impact hatten, den sie gewünscht haben.
Florian Bayer: Wenn ihr einen Dogma 95 Film sehen, wollt, guckt euch den an. Und wenn ihr dann noch einen sehen wollt, guckt euch Idioten von Lars von Trier an.
Johannes Franke: Für den Gegenentwurf?
Florian Bayer: Nee, Idioten von Lars von Trier ist auch ein sehenswerter Film. Aber er ist nicht so gut wie dieser. Meiner Meinung nach der beste Film der Bewegung. Der erste Film der Bewegung.
Johannes Franke: Also, da gibt es ja ganz viele Leute, die das so sagen.
Florian Bayer: Es ist ein Meisterwerk.
Johannes Franke: Er hat in Cannes elf Minuten. Standing Ovations bekommen.
Florian Bayer: Absolut verdient. Ja,
Johannes Franke: kann man nicht anders sagen.
Florian Bayer: Danke, Johannes, dass du den geguckt hast. Und danke für dieses wirklich tolle Gespräch. Und auch danke, dass du so viel aus deinen persönlichen Erfahrungen hast. Offen gelegt Hast hier im Podcast. Ich kann mir vorstellen, das ist auch gar nicht so einfach.
Johannes Franke: Ich war ein bisschen nervös, vorher, aber ich finde wichtig, dass man darüber redet. Das, was dieser Film halt auch, sagt. Totschweigen hilft nur den falschen Leuten. Sagen, reden und im besten Falle das, was mir geholfen hat, als ich damals in der Aufarbeitungsphase war, Anderen leuten dabei zuhören, wie sie darüber reden. Und es hilft keinem, wenn man nicht darüber redet. Oder den falschen Leuten.
Florian Bayer: Danke, dass du uns hast dran teilhaben lassen.
Johannes Franke: Danke, dass Du mir den Film gegeben hast. Danke, Vielen Dank. Und euch daraus vielen Dank, dass ihr auch hier wieder durchgehalten habt. Und dabei wart. Es ist auch wieder eine lange Episode geworden. Ja,
Florian Bayer: eine sehr lange Episode. Ich bin dank, dass ihr dabei seid. Ich hoffe, ihr konntet auch ein bisschen was mitnehmen.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und wenn Ihr Wissen wollt, welchen Film Johannes mir nächste Woche gibt,
Johannes Franke: dann bleibt noch kurz dran. Wir werden ein bisschen leichter, würde ich sagen.
Florian Bayer: Das geht gut. Und dann ansonsten euch noch eine schöne Woche, und wir hören uns.
Johannes Franke: Bis dann. Ciao. Ciao. So, Plor, Wir haben noch was.
Florian Bayer: Herr Franke, was haben Sie denn für mich?
Johannes Franke: Wir gehen wirklich in ganz andere Gefilde, würde ich sagen. Wir machen was Schönes. Ich weiß, dass du den Film gesehen hast, und ich weiß auch, dass du nicht 100% glücklich. Damit bist, was der Film macht. Du hast das letzte Mal bei der blaue Enge schon drauf geschissen, Das Buch ist viel besser.
Florian Bayer: Oh, wieder eine Literaturverfilmung, wo ich sage, dass das Literatur dem Film so viel überlegen ist und wir eigentlich einen Muss-man-lesen-Podcast machen sollten.
Johannes Franke: Aber du hast ja oft genug auch gesagt, Bei der blaue Engel gönnst Du dir, das, dagegen zu schießen, und sonst machst du das nie.
Florian Bayer: Du warst sehr kategorisch. Ja, war ich.
Johannes Franke: Ich bin sehr gespannt, ob du bei dem Film durchhältst und sagst, nein, nein, Der Film ist ein eigenständiges Werk, weil es geht um The Princess Bride. Die Brautprinzessin. Ja,
Florian Bayer: geil.
Johannes Franke: Die Braut des Prinzen heißt Der Film, glaube ich, im Deutschen.
Florian Bayer: Ein OG, Den Film kenne ich eigentlich nur wegen Johannes Film.
Johannes Franke: Toll, oder? Sowas gibt es ja selten genug, weil ich immer deinen Scheiß irgendwie... Aber endlich kommt mal wieder was von mir, was du auch meinetwegen überhaupt kennst. Und das finde ich toll.
Florian Bayer: Also wohlgemerkt, Ich kenne den Film, ich kenne aber vor allem das Buch und vor allem das Hörbuch, Weil das war meine erste Begegnung mit dem Stoff, Aber davon werden wir nächste Woche erzählen. Das kenne ich nämlich wegen Johannes, weil ich das erste Mal habe, ich das Ding gehört, Als Johannes das gehört hat.
Johannes Franke: Ja, also schaut euch der, der, der, ähm. Die Braut des Prinzen.
Florian Bayer: The Princess Pride von...
Johannes Franke: S. Morgenstern. Nein, das ist der andere.
Florian Bayer: Rob Reiner, ne?
Johannes Franke: Na, von Rob Reiner, geschrieben von William Goldman.
Florian Bayer: Schaut euch das an, Wir reden nächste Woche drüber, und ich werde versuchen, keinen Literatursnob raushängen zu lassen.
Johannes Franke: Ein klassisches Märchen, Voller Liebe, voller Hoffnung. Okay,
Florian Bayer: sehr schön.
Johannes Franke: Bis dahin. Ciao.
