Episode 246: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri und das Prinzip Versöhnung
Vor den Toren der Stadt Ebbing, Missouri, stehen 3 Größe Plakatwände, die vor kurzem noch vor sich hin gammelten. Jetzt steht dort in großen Lettern:
“Raped While Dying“, „And Still No Arrests?“, „How Come, Chief Willoughby?”
Obwohl Mildred Hayes sich diese Plakatwände nicht leisten kann, hat sie sie gemietet, um Aufmerksamkeit auf den Mord an ihrer Tochter zu lenken. Die Polizeiarbeit scheint dies ja nicht zu tun.
Natürlich ist die Polizei alles andere als begeistert und so beginnt ein Krieg zwischen den beiden Lagern, der die Gewaltspirale auf beiden Seiten nach oben treibt.
Ein Film über Vergebung, über Gerechtigkeit und über die Ambivalenz unserer Charaktere.
Ihren Mörder bekommt Mildred am Ende nicht, aber vielleicht einen durch Selbstjustiz gejagten Verdächtigen eines ähnlichen Verbrechens. Plor, mal abgesehen davon dass wir keine Fans von Selbstjustiz in der Realität, sind, wünschen wir Mildred in ihrem Filmuniversum dass sie den Typen zur Strecke bringen kann um ein bisschen closure zu bekommen, oder sehen wir eine andere Chance wie sie endlich zur Ruhe kommt?
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 246: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri und das Prinzip Versöhnung Publishing Date: 2025-09-17T11:19:59+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2025/09/17/episode-246-three-billboards-outside-ebbing-missouri-und-das-prinzip-versoehnung/
Florian Bayer: Die Botschaft ist, Nicht jeder kann sich ändern. Die Botschaft ist, Wir sind sehr unterschiedlich, aber wir können trotzdem miteinander klarkommen, wenn wir losziehen, um Vergewaltiger zu lünschen.
Johannes Franke: Flo, Bist du bereit?
Florian Bayer: Ich bin sowas von bereit.
Johannes Franke: Ihr da draußen, seid ihr bereit? Hey! Okay!
Florian Bayer: Dann herzlich willkommen BEIM Muss-Man-Sehen-Podcast, wo wir uns gegenseitig Filme zuwerfen und sagen...
Johannes Franke: Du musst den gucken, ob du willst oder nicht.
Florian Bayer: Und diese Woche war Johannes dran und hat mir einen Film zugeworfen, UND zwar...
Johannes Franke: Hey! Und zwar three billboards outside Ebbing, Missouri.
Florian Bayer: Von Martin McDonagh, über den wir schon gesprochen haben, hier im Podcast.
Johannes Franke: Ja, nämlich bei Banshees of Ennisharon.
Florian Bayer: Ja. Und den hattest du mir zugeworfen, weil du gesagt hast, ich weiß nicht so genau, wie ich den Film finde.
Johannes Franke: Ja, ich habe ihn dir so zugeworfen, dass du mir ihn zuwerfen musstest, glaube ich. Das war so einer der Fälle, wo ich gesagt habe, den musst du mir aber geben. Ah,
Florian Bayer: das kann gut sein, weil Brücke sehen und sterben. Iron Bruges fand ich sehr großartig. Okay. Und Free Billboards kannte ich auch schon, fand ich auch sehr gut. Achtung, Spoiler. Übrigens, Wir spoilern hier extrem viel. Manchmal vergessen wir die Spoilernachricht. Aber wenn ihr den Film noch nicht gesehen habt, was macht Ihr hier? Schaltet aus, guckt euch den Film an, kommt zurück, redet mit.
Johannes Franke: Ich weiß genau, dass mindestens die Hälfte der Leute, die uns hören, den Film nie gesehen haben. Viele schreiben uns dann immer, ja, ich habe mich inspirieren lassen, den Film mal zu gucken. Ja, aber guckt ihn doch vorher.
Florian Bayer: Dann guckt euch den Film an. Dann macht im richtigen Moment Schluss und lasst euch nicht zu viel spoilern, weil er gehört in die Richtung Filme. Es macht mehr Spaß, wenn man reingeht, ohne zu wissen, was einen erwartet.
Johannes Franke: Schon mein Einleitungstext spoilert massiv. Also insofern.
Florian Bayer: Dann ist jetzt der Punkt auszumachen und jetzt kommt Johannes' Einleitungstext.
Johannes Franke: So, jetzt, wo wir unter uns sind, Ihr drei, geht's Mal los. Vor den Toren der Stadt Ebbing, Missouri, stehen drei große Plakatwände, die vor Kurzem noch vor sich hingegammelt haben. Jetzt steht dort in großen Lettern, raped while dying and still no arrests. How come, Chief Willoughby? Obwohl Mild.red Hayes sich diese Plakantfälle nicht leisten kann, hat sie sie gemietet, um Aufmerksamkeit auf den Mord an ihrer Tochter zu lenken. Die Polizeiarbeit scheint dies Jahr nichts zu tun. Natürlich ist die Polizei alles andere als begeistert. Und so beginnt ein Krieg zwischen den beiden Lagern, die die Gewaltspirale auf beiden Seiten nach oben treibt. Ein Film über Vergebung, über Gerechtigkeit und über die Ambivalenz unserer Charaktere. Ihren Mörder bekommt Mildred am Ende nicht, aber vielleicht einen durch Selbstjustiz gejagten Verdächtigen eines ähnlichen Verbrechens. Plor, mal abgesehen davon, dass wir keine Fans von Selbstjustiz in der Realität sind, wünschen wir Mildred in Ihrem Filmuniversum, dass Sie den Typen zur Strecke bringen kann, Um ein bisschen Closure zu bekommen. Oder sehen wir eine andere Chance, wie Sie endlich zur Ruhe kommt?
Florian Bayer: Aha, gute Frage.
Johannes Franke: Eine wirklich gute Frage.
Florian Bayer: Ich habe auch drüber nachgedacht. Und erst mal, Ich glaube, dass am Schluss, dass sie losziehen, um diesen Vergewaltiger zu kriegen und umzubringen, das Schöne daran ist, und deswegen sage ich, ja, Let's go, macht selbst Justiz, Das Schöne daran ist nicht, dass sie irgendein Arschloch seiner gerechten Strafe, seine gerechte Strafe zukommen lassen, Sondern dass das das Versöhnlichste ist, Was im gesamten Film passiert. Und ist es nicht toll, dass dieser dreckige, rassistische Polizist und diese knallharte Rächerin, dass die irgendwie zusammenfinden, um gemeinsam gegen einen Vergewaltiger vorzugehen, Weil hey, Das ist die persönliche Botschaft des Films. Wenn sich links und rechts auf etwas einigen können, dann, dass sie beide Vergewaltiger nicht mögen.
Johannes Franke: Toll, Aber das ist auch immer das Thema, Das rechts benutzt, um alle möglichen Leuten zu motivieren, zu sagen, nein, nein, wir sind jetzt rechts, damit diese endlich diese... Vergewaltiger hinter Gitter kommen. Diese Angstschürerei. Aber wir haben ja durchaus einen Typen vor uns, von dem wir nicht wissen, ob er wirklich was gemacht hat oder einfach nur in der Bar. Das Riesenarschloch war, das so getan hat, als ob er irgendwie... Naja, ALSO wir... Deswegen sind wir ja gegen Selbstjustiz, damit das jemand entscheidet. Für uns, Ob das jetzt wirklich ein... Mörder Und ein Vergewaltiger war oder nicht.
Florian Bayer: Aber wenn wir dem Film glauben, kann selbst Justiz die Gesellschaft zusammenbringen. Das ist eine persönliche Botschaft am Schluss und man merkt diesem Film sehr an, dass die Idee dazu und wahrscheinlich auch das Drehbuch vor den Trump-Jahren entstanden, ist. Das ist nämlich eine Prä-Trump-Ära-Vision So ein bisschen, dass sich so diese Gegensätze, Das liberale, linke, Offene Amerika und das rechte, Konservative Amerika, Dass die sich zusammenfinden und irgendwie sagen, ey, wir können, Es gibt einen Punkt der möglichen Versöhnung. Und vielleicht ist das kurz, bevor dieser Film fertig gedreht wurde, hat sich das vielleicht geändert. Und vielleicht leben wir mittlerweile in einer anderen Welt, wo das nicht mehr so ist, wie in dem Film gedacht.
Johannes Franke: Ist das tatsächlich angedacht vom Film? Filmemacher, Hast du das Gefühl, dass Du das wirklich sagen willst, dass wir hier eine Versöhnung vor uns haben?
Florian Bayer: Ja, ich glaube, Martin McDonagh hat hier, Martin Mc, Oh, diese Iren, Martin McDonagh hat hier einen sehr utopischen Film gedreht und auch einen sehr versöhnlichen Film. Weil diese ganzen Charaktere, die wirklich aneinander kläschen und die auch eine krasse Vergangenheit miteinander haben, Nicht nur die beiden, Die beiden sind natürlich die extremsten, aber die kriegen alle irgendwie ihren Moment der Versöhnung. Das kann man auch sehr kritisch sehen, weil selbst der brutale Ehemann, der seine Frau geschlagen hat, kriegt diesen Moment der Versöhnung und kriegt irgendwie diese Redemption-Ark, ohne sich gebessert zu haben. Aber ja, ich glaube schon, dass MacDonner hier zeigen wollte, bei all dem Zynismus, der in dem Film steckt, Ich habe irgendwie ein Bild von einer Gesellschaft vor Augen, die die Möglichkeit hat, zueinander zu finden, Selbst wenn Sie scheinbar ganz Krass voneinander getrennt sind, die einzelnen Menschen.
Johannes Franke: Ich glaube, ich will dem widersprechen, aber das finden wir jetzt im Laufe des Gesprächs raus. Wir müssen einmal zurückspulen und mit dem Film anfangen und mal durch den Film So ein bisschen. Wir müssen nicht jede Szene einzeln durchgehen, aber, dass wir so ein bisschen Gefühl dafür bekommen, Was passiert hier und nach welchen Mitteln arbeitet der Regisseur, um uns bestimmte Sachen näher zu bringen. Ja,
Florian Bayer: die zwei großen Mittel, Und ich finde, das merkt man schon, Das ist sehr früh zu spüren, sind Pathos.
Johannes Franke: Ja, okay.
Florian Bayer: Und so eine So eine zynische Lakonie, die man kennt. Und man kennt beides von MacDonald. Man kennt das aus Brücke sehen und sterben. Und man kennt es auch aus Benji's of Innocheron. Dieser Versuch, Menakolie und so einen postmodernen Zynismus zusammenzubringen.
Johannes Franke: Ja, also den Zynismus, der kommt mir sehr entgegen, muss ich sagen. Und den sehe ich im Film so stark. Vielleicht deswegen sehe ich auch die persönliche Note nicht so sehr. Weil Donner es einem durchaus leicht macht, den Zynismus stark zu betonen und zu feiern.
Florian Bayer: Aber wir starten mit Pathos. Wir haben diese leeren Plattwände, wo noch nichts hängt. Und dann haben wir Opernmusik.
Johannes Franke: Da habe ich Kurz dran gedacht an unser geliebtes Arschloch. Lars von Trier. Ich habe an Lars von Trier gedacht, weil der ja auch in einem seiner Filme, Welcher war das noch, gleich? Diese Zeitlupensequenz hat.
Florian Bayer: Antichrist.
Johannes Franke: Antichrist, Wie da jemand runterfällt in Zeitlupe und dann Opernmusik dazu. Krasses Ding. Finde Ich passt hier auch total gut und ist auch wirklich sehr, Sehr gut eingesetzt. Und bringt mich auch in die Stimmung. Ja,
Florian Bayer: auf jeden Fall. Carter Burwell ist für die Musik verantwortlich. Jemand, der unglaublich viel mit den Crones zusammengearbeitet hat.
Johannes Franke: Ja, ich finde, das merkt man.
Florian Bayer: Der ist einfach, der kann das amerikanische und unser Ihre. Macdonald brauchte wahrscheinlich auch ein bisschen amerikanische Unterstützung, um zumindest sein Bild von Amerika plausibel auf die Leinwand zu bringen. Und Carter Burwell wechselt auch. Also die Musikstile wechseln hier sehr. krass. Wir haben diese Opern, das kommt tatsächlich aus einer Oper. Das ist nicht sein Originalscore. Dann haben wir seine Musik, die, wie er sagt, sehr an Ennio Morricone angelehnt ist.
Johannes Franke: Wollte ich gerade sagen. Hat er das selber gesagt, ja? Ja, bei Ennio Morricone natürlich. Der Total durchkommt. Diese Spaghetti-Western-Musik ist der Hammer.
Florian Bayer: Es ist eine Rache-Geschichte im Kern, ohne dass die Rache stattfindet. Und die Rache ist so ein bisschen an die Peripherie verbannt. Und es wird sich... Vermeintlich an denen gerecht, die ja nicht so viel dafür können. Genau, Carter Burwell, der mit den Cones, alle möglichen Cone-Filme, Und der hat einige wirklich großartige Soirs gemacht. Ich liebe Arizona Junior, über den haben wir auch gesprochen.
Johannes Franke: Ja, stimmt.
Florian Bayer: Der hat auch diese Mischung aus Opernhaften und dann dieses Amerikaner-Zeug. Und das haben wir hier auch. Wir haben Ennio Morricone auf der einen Seite und dann aber auch so Country-Musik und so Hillbilly-Musik auf der anderen Seite. Und wir haben wirklich diese klassischen Opern-Tracks. Aber wir haben auch sowas wie The Night They Drove All Dixie Down und Chiquita von ABBA. Stimmt.
Johannes Franke: Oh Mann. Ja, aber er hat es da auch drauf, finde ich, eben genau, dieses verschiedenen Genres irgendwie clashen zu lassen. Er hat so ein richtig melancholisches Verlustthema drin, wo man auch so Pathos drin hat und dann dagegen geschnitten, so ein aggressiver Kriegsmarsch, fast von ihr. Ja,
Florian Bayer: total. Sie ist ja auch quasi die Erste, der wir begegnen im Film. Sie ist ganz klar Unsere Protagonistin, wenn Sie dann in das Büro von Red Warby geht. Und wir stellen schnell fest, dass Mild.red ein spannender Charakter ist, weil sie so zerrissen, ist. Zum einen zwischen wirklich, Sie ist auf dem Kriegsfuß.
Johannes Franke: Total.
Florian Bayer: Und zum anderen haben wir dann diese Szene, wo sie so ganz zärtlich den Käfer umdreht, nachdem sie gefragt wurde, ob sie die Mutter von der vergewaltigten ist, von Angela Hayes.
Johannes Franke: Fast eine Szene, die so stark hingesetzt ist. Ja. Hier, guckt mal, Diese Person ist lieb zu kleinen Tieren. Mögt Sie bitte. Sie wird jetzt nämlich ganz viele komische Sachen auch machen.
Florian Bayer: Sie macht sehr viele Sachen, bei denen wir denken, ah, können wir Sie mögen? Und das finde Ich cool, dass sie, dass hier im Kontrast zu diesem dörflichen Amerika, Dass wir hier nicht einfach eine liberale, urbane Frau vor uns haben, sondern das ist eine Frau, die da voll Gut reinpasst in diese Gegend.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Wie sie mit ihren Kindern redet, wie sie mit anderen Menschen redet, wie sie sich in der Öffentlichkeit bewegt. Das sind ganz viele Sachen, mit denen ich mich überhaupt nicht identifizieren kann, weil es überhaupt nicht meine Welt ist. Und unsere Hauptdarstellerin, Frances McDormand, hat gesagt, Ihr Vorbild war
Johannes Franke: John Wayne.
Florian Bayer: Ja, und sie trifft es voll. Sie ist einfach mal ein Cowboy.
Johannes Franke: Volle Kanne, wirklich. Sie hat das auch sehr, sehr betont, und sie hat auch viel mit dem Regisseur natürlich darüber geredet, wie das gespielt werden soll. Und so. Und sie hat richtig eine Kriegsuniform, quasi für sich festgelegt und gesagt, ich muss alle Sentimentalität, außer in den Szenen, wo es dann halt irgendwie nötig ist, rausnehmen und so richtig in den heißen Boden spuckender Western hält. Ja. Fand ich eine ganz, ganz tolle Entscheidung. Ja, absolut. Es macht sie total stark und macht auch diese Zerrissenheit, die sie hat, dieses, Ich versuche, gegen den Schmerz anzuspielen und den Schmerz irgendwie zu übertünchen. Mit diesen Sprüchen, die ich bringe und mit dieser Härte, die ich habe. Finde ich total krass. Also, es ist wirklich sehr folgerichtig gespielt, finde ich.
Florian Bayer: Ja, und wir haben ja diese Momente, wo das auch bricht. Wir haben diese Momente der Verletzlichkeit. Mit den Kleidern verbunden. Wenn sie auf dem Kriegsfuß ist, dann hat Sie so Ihr Stirnband an und ihr Jeanshemd oder ihre Jeansjacke. Und dann gibt es aber auch den Moment, wenn Sie diese Konfrontation hat. Mit ihrem Ex-Mann, Wenn der nach Hause kommt und wieder in dasselbe Schema verfällt, in dem er offensichtlich öfter war, einfach mal gewalttätig zu sein, Trägt sie einen Bademantel. Und da wirkt sie auch extrem zerbrechlich und extrem verletzlich. Und dieser Balanceakt auf... Zwischen dieser Verletzlichkeit und zwischen dieser Reudigkeit, Der klingt ja echt gut.
Johannes Franke: Ja, ja, total. Die hat ja ein Jahr lang gesagt, ich will es nicht machen. Ja. Die haben wirklich an Ihr rumgebaggert. Und dann, Sie ist ja nur auch noch mit Joel, glaube ich, zusammen, Joel Cohn.
Florian Bayer: Joel Cohn, Der gesagt hat, bitte mach das.
Johannes Franke: Der auch wirklich lange mit ihr diskutiert hat. Sie hat immer gesagt, nein, ich bin zu alt für diese Mutterrolle. Es ist doch eine Mutterrolle, die, Was soll denn das? Das funktioniert doch so nicht und das nimmt man mit dann nicht mehr ab. Und am Ende hat Joel... Offenbar gesagt, Halt's Maul, mach's. Ich kann nicht mehr.
Florian Bayer: Und Martin McDonagh hat diese Rolle, Die Mildred, so geschrieben. Er hatte sie von Anfang an im Kopf. Es ist ihr auf den Leib geschrieben.
Johannes Franke: Sie macht das auch wunderbar. Also, sie ist genau das, was ich von ihr erwarte. Aus anderen Filmen, die ich kenne, von ihr, hätte ich nichts anderes erwartet. Sie ist wirklich, wirklich hervorragend.
Florian Bayer: Sie verkörpert einfach unglaublich gut dieses Amerikanische. Und auch so dieses, dieses... Hillbilly ist so ein hässliches Wort, aber wirklich auch dieses amerikanische Hillbilly-Glück vielleicht auch. Also, wenn wir überlegen, wie sie in Fargo zum Beispiel war, Da war Sie einfach so ein Ruhepol in diesem Film. Und gleichzeitig war sie trotzdem einfach eine Frau, die mit beiden Füßen auf dem Boden steht, im ländlichen Amerika lebt und aber den ganzen Laden schmeißt.
Johannes Franke: Ja, voll. Ja, sie hat immer so ruhige und sehr kontrollierte Charaktere, die genau wissen, was Sie machen.
Florian Bayer: 1997 hat sie für Fargo einen Oscar gekriegt und dieser Film, 20 Jahre später, ihr zweiter Oscar.
Johannes Franke: Sehr geil, okay. Ja,
Florian Bayer: und dann kriegen wir natürlich auch die Gegenspieler von Mild.red präsentiert. Und zwar sind das vor allem Willoughby, der Polizeichef, und Dixon, sein
Johannes Franke: Officer. Sam Rockwell, der das wahnsinnig gut spielt, oder? Ja. Also, das muss man schon mal sagen. Woody Harrelson ist auch viel besser, als ich dachte. Aber vielleicht ist Woody Harrelson immer besser, als ich denke, dass er sein müsste. Aber Sam Rockwell ist hier wirklich der absolute Hammer.
Florian Bayer: Der zweite Oscar für diesen Film. Und meiner Meinung nach auch absolut verdient als Best Supporting Actor.
Johannes Franke: Wahnsinn.
Florian Bayer: Sam Rockwell spielt diese Figur, wo man sich die ganze Zeit dabei erwischt, dass man plötzlich so kurze Anschübe von Sympathie für sie hat.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Und sich fragt, woher kommt das? Weil wir wissen, er ist ein Rassist.
Johannes Franke: Ich sag Dir, warum.
Florian Bayer: Er ist ein Gewalttäter, er ist ein korrupter Cop, er ist eigentlich das letzte Arschloch. Und warum?
Johannes Franke: Und zwar von Anfang an. Das ist ja nicht so, dass wir dann erst, wenn seine Arc sich irgendwie zeigt. Und so, und er dann irgendwie so ein bisschen, also. Diesen Brief zum Beispiel liest und so weiter, Da kriegt man ja auch ein bisschen Gefühle für ihn. Aber die hat man von Anfang an bei ihm immer mal wieder. Und das liegt nur in den Augen. Was der für Augen hat, Meine Güte, wie der guckt, so treu doof.
Florian Bayer: Der traurige, geschlagene Hund. Ja,
Johannes Franke: genau. Wahnsinn. Das ist total krass, wie der das auch spielt, wie der das schafft, das überall unterzubringen. Und auch, wie er es schafft, die Sätze, die er hat, so glaubwürdig doof rüberzubringen. Weil er wirklich, Er gibt sich Mühe, das richtige rauszubekommen, Aber er bringt nicht die richtigen Worte. raus. Es ist einfach nicht in seiner Kapazität.
Florian Bayer: Ich würde gerne noch eine zweite Erklärung versuchen. Ja. Und ich glaube, das ist auch der Grund, warum Willoughby so an ihm festhält. Ja. Er wird auch sympathisch, weil er so schwach ist.
Johannes Franke: Ja, natürlich.
Florian Bayer: Weil er ist, Eigentlich ist er ja so ein totaler Loser. Er lebt noch bei seiner Mutter.
Johannes Franke: Die ihn total unter der Fuchtel hat. Man merkt es dann erst viel, viel später. Aber es gibt diese eine Szene, bevor diese Billboards dann in Flammen stehen. Und wir denken, dass er es gemacht hat. Da sitzen die auf der Veranda, bei ihnen. Und da merkt man so hart, wie das alles von ihr ausgeht. Wie sie ihn triezt und wie sie ihn drückt und wie seine innere Spannung ganz viel damit zu tun hat, dass er aus ihrer Fuchtel nicht rauskommt. Aus ihrem Weltbild nie sich emanzipieren konnte. Und deswegen finde ich den Brief tatsächlich auch einigermaßen glaubwürdig. Also, wie er darauf reagiert. Aber das können wir auch gleich noch besprechen. Willst du Tee übrigens, Pluck? Wir haben ja Tee, Schwarzen Tee.
Florian Bayer: Ich finde, diese Schwäche ist halt so spannend, Auch, weil sehr vieles von dem, was an ihm unsympathisch ist, merken wir, ist ein direkter Kampf gegen diese Schwäche nach außen hin. Ja,
Johannes Franke: ja, ja,
Florian Bayer: tatsächlich. Er verprügelt Menschen, er foltert Menschen, Er sagt Echt hässliche Sachen. Und es ist immer auch, um so ein gewisses Bild von Männlichkeit zu erfüllen. Und es gibt dann ja diesen Brief von Willoughby, diesen Abschiedsbrief, den er ihm schreibt, wo er sagt, ey, Ich glaube, du könntest wirklich ein guter COp sein.
Johannes Franke: Glaubt Ihr das wirklich?
Florian Bayer: Ja. Ja. Und ich glaube tief, und das liegt einfach an was ganz Banalem, Er will ein guter Kopf sein.
Johannes Franke: Ja, ja, Na klar.
Florian Bayer: Dixon will tief im Herzen ein guter Kopf sein und will das Richtige machen. Und er kriegt es nicht hin, weil er diese Wut in sich trägt. Das ist das, was der Willoughby sagt. Und diese Wut kommt, glaube ich, ganz viel daher, dass er einfach mit seiner eigenen Schwäche konfrontiert ist und mit dieser Schwäche nicht gut umgehen kann. Und was sind das für großartige Momente, wenn er die Schwäche zulässt? Dieser Moment, wenn Willoughby gestorben ist und er im Bad steht und sich ausheult bei dem anderen Officer, der ihn überhaupt nicht leiden kann. Stimmt, ja. Und der andere Officer fragt ihn dann nochmal, wirst du jetzt nochmal das Bewusstsein? verlieren? Weil offensichtlich hat er das Bewusstsein verloren, als er vom Tod seines Vorgesetzten gehört, hat, den er ja vergöttert. Also Das Verhältnis zwischen Dixon und Willoughby ist ganz eindeutig. Auf der einen Seite ist Dixon, der ihn zutiefst vergöttert. Und auf der anderen Seite ist. Willoughby, der oft genervt von ihm ist. Und was für ein toller Moment, wenn dieser Typ, der die ganze Zeit gewalttätig, laut und wütend war, einfach nur dasteht und wie ein Schlosshund heult und nicht aufhören, kann, zu heulen.
Johannes Franke: Ja, fand ich auch total stark und sehr gut gemacht, also inszenatorisch, auch total schön. Ich find's jedenfalls toll, dass er, wie gut er das spielt, mit der, dass er nicht unbedingt die hellste Kerze auf dem Leuchter ist und dadurch auch wahnsinnig manipulierbar, Eben auch von seiner Mutter und auf der anderen Seite eben. Auch von dem Brief von Donaghy, muss man sagen, ne, von Donaghy, Wie heißt er? Willoughby. Willoughby. Und er ist irgendwie auch so angelegt als tatsächlich eben. Antagonist zu John Wayne. Wenn wir jetzt schon sagen, dass sie John Wayne spielt, dann spielt er halt. Lee Marvin, der Gegenspieler im Grunde.
Florian Bayer: Der Gegenentwurf ist zu diesem knallharten Kerl, den sie verkörpert. Und der irgendwie manchmal auch so ein kleines Wiesel ist, Aber vor allem auch so ein bisschen Dummer Feigling ist und sich damit versucht, irgendwie durchzuschlagen.
Johannes Franke: Was ich ganz toll und wichtig finde für die ganze Figur, um sie zu verstehen, ist eben diese innere Spannung, die er von Anfang an mitspielt und die sich immer wieder entlädt. Ich finde, da hat er wirklich als Schauspieler einfach wahnsinnig. Gute Entscheidungen getroffen. Das ist nicht nur, dem Drehbuch zu verdanken, sondern eben einfach dem Schauspieler.
Florian Bayer: Und spannend vor allem deswegen, weil man ihn am Anfang als den großen Supporting Actor überhaupt nicht auf dem Sturm hat. Weil eigentlich hat man ja das Gefühl, Der große Antagonist und die zweite große Rolle neben Mildred ist Willoughby. Weil der am Anfang ganz im Fokus steht und dann irgendwann ab einem gewissen Punkt... Wenn Willoughby stirbt, verschiebt sich dieser Fokus plötzlich auf diese dicksten Figur.
Johannes Franke: Genau in der Mitte des Films, um dir mal zuvor zu kommen.
Florian Bayer: Oh ja. Und ich weiß gar nicht, ob ich es aufgeschrieben habe in meiner Struktur.
Johannes Franke: Normalerweise schreibt Chlor immer auf, was in der Mitte des Films passiert.
Florian Bayer: Verprügelt er nicht? Welby in der Mitte des Films? Ist der Fenstersturz, ist das nicht das Zentrum?
Johannes Franke: Ich habe nicht genau aufgeschrieben. So nerdig bin ich nicht.
Florian Bayer: Ich glaube ja, weil der Selbstmord findet so ziemlich genau in der Mitte statt. Von Willoughby, der am Anfang unser Antagonist ist. Und wie es scheint, Der einzige vernünftige Mensch in diesem Ort voller Freaks.
Johannes Franke: Ja, total. Also, wir merken natürlich auch relativ schnell, dass der auch seine Probleme hat. Und seine Ecken und Kanten, und sein Echt, wo man sagt, um Gottes Willen, warum machst du das jetzt? Und warum sagst du sowas? Warum sagst Du sowas wie, ja, wenn ich jetzt jeden, der so ein kleines bisschen rassistisch ist, bei mir entlassen würde, Dann hätte ich ja nur noch Schwulenhasser im Team. Ja. Also ICH meine, DER ist... Witzig so, Aber warum sagt man das? Was ist das für ein Typ, der Sowas dann auch ernsthaft, sagt, weißt du?
Florian Bayer: Er ist vielleicht so ein bisschen die Verkörperung von diesem John Wayne Prinzip, wie sie mehr in der Realität aussieht. Das ist nämlich dieser Typ, der es ist, der Polizeichef, der Ordnung in seinem Dorf halten muss. Und er weiß ganz genau, welche Typen er sich da einstellt, Welche Typen auf seiner Polizeistation arbeiten, Aber was soll er machen? Das sind Halt die Typen, die da leben.
Johannes Franke: Ja. Also, er hat es nicht geschafft, Dixon Konsequenzen spüren zu lassen. dafür, dass er einen schwarzen Vermöbelt hat. Was ist das? Also, das geht nicht, das kannst du nicht machen. Und das ist die Schwäche dieser Figur, finde ich.
Florian Bayer: Es wird ganz wenig thematisiert, aber ich glaube, wir können davon ausgehen, dass Willoughby auch ein ordentliches Gepäck an Rassismus mit sich rumträgt. Wir haben vor ein paar Episoden über In The Heat of the Night gesprochen.
Johannes Franke: Oh ja.
Florian Bayer: Und Willoughby ist vielleicht die 21. Jahrhundertvariante von dem Cop, der da im Zentrum steht. Halt nicht mehr ganz so rassistisch, aber... Er hat offensichtlich noch genug amerikanische Kleinstadt im Gepäck, um das zumindest so weit mitzutragen, dass er sagt, mir ist scheißegal, ob der jetzt ein Rassist ist. Ich brauch die Cops. Er macht seine Arbeit, Deswegen lass ich den natürlich angestellt. Deswegen lass ich wahrscheinlich auch Akten verschwinden, wenn der angeklagt wird. Weil ich meine, wenn der im 21. Jahrhundert jemanden gefoltert hat, was auch immer er getan hat, Wir wissen es nicht genau, wir sehen es nicht, dann können wir davon ausgehen, dass es eigentlich konsequenzen haben sollte. Und wenn es keine Konsequenzen hat, dann, weil die Kollegen und Vorgesetzten darüber schweigen.
Johannes Franke: Und weil sie einiges machen, also, sie müssten aktiv einiges machen, um zu verhindern, dass das zu Konsequenzen führt.
Florian Bayer: Und ich glaube, ich sehe auch direkt, Was Willoughby da gemacht hat und wie er sich das selbst rechtfertigt. Und jeder guckt drauf und sagt, nee, das geht nicht, das kannst du nicht tun.
Johannes Franke: Und dann ist natürlich auch dieses Ding, dass Willoughby die ganze Zeit die Kontrolle über alles soweit haben muss, dass er sogar sein Krebsleiden ohne Rücksicht auf andere auf seine eigene Art löst. Ja. Was wirklich ein Problem ist, finde ich. Also auf die Art, sich darAUS zu... Die Briefe sind super, die retten ganz viel. Ich finde, Die Briefe sind das Bestgeschriebene im ganzen Film. Es ist so gut geschrieben, was er den Leuten schreibt. Aber der Tod ist halt auch echt eine harte Nummer für diese Figur.
Florian Bayer: Es ist halt einfach ein egoistischer Akt.
Johannes Franke: Total, absolut. Ich will nicht jedem, der Selbstmord begeht, der durch Suicide stirbt, irgendwie in einen Topf werfen. Völliger Quatsch, Weil das kann unterschiedliche Gründe haben. Und Depression ist ein Arschloch und solche Sachen. Aber so, wie er das jetzt in diesem Film dargestellt macht, ist das, das geht nicht. Das kannst du so nicht machen.
Florian Bayer: Das Ding ist halt. Das ist das, was McDonagh hier ziemlich konsequent macht, was er eigentlich in allen seinen Filmen hat. Aber ich finde hier noch mal deutlich krasser, dass er seine Figuren alle mit sehr vielen Ecken und Kanten ausstattet. Also, wenn man es hart sagen würde, Er schafft es, Keine einzige sympathische Figur in diesem Film zu platzieren.
Johannes Franke: Absolut. Und ich finde es großartig. Ich bin ja oft jemand, der sagt, Ich will aber jemandem Folgen können und die mich an jemandem festhalten können. Aber in diesem Film brauche ich das null, weil ich bei ihr ganz am Anfang total hänge. Dann merke ich ganz schnell, was bei ihr noch so für Probleme sind und so. Aber bei den anderen Figuren dann wieder. ALSO Donner, Donner, Donner, Donner, Wie spricht man diesen Typen aus?
Florian Bayer: Diese Iren.
Johannes Franke: Ich finde, er macht das wahnsinnig gut, uns da durchzuleiten und uns immer die Möglichkeit zu geben, Wenn die eine Figur gerade scheiße, ist, uns an der nächsten festzuhalten. Also, wir kommen da gut durch.
Florian Bayer: Es gibt eine sympathische Figur in diesem Film. Einen, den ich einfach sympathisch finde.
Johannes Franke: Der Polizeichef der Neue?
Florian Bayer: Nein. Ja, den auch, aber von dem erfahren wir ja nichts.
Johannes Franke: Ja, das ist das Problem, der ist so eine Abziehfigur.
Florian Bayer: James, gespielt von Peter Dinklage.
Johannes Franke: Stimmt.
Florian Bayer: Und als der das erste Mal auftaucht in dem Film, denke ich, und ich kann es nicht verhindern, Was hat Martin McDonagh mit den Kleinwüchsigen? Ist das so? Vor allem wegen in Brücke sehen und sterben. In Brücke sehen und Sterben gibt es eine Figur, einen Kleinwüchsiger.
Johannes Franke: Hab ich nicht gesehen.
Florian Bayer: Und der spielt eine extrem prominente Rolle, Aber vor allem als Comic Relief und als fast sowas wie eine mystische Gestalt. Der taucht immer in so merkwürdigen Momenten auf. Und dann ist der Protagonist des Films, der gespielt wird von Colin Farrell, sieht ihn und sagt, Ha, Zwerge! Ich glaube, Er sagt tatsächlich Zwerge und freut sich total, den zu sehen. Und dann kommt er immer mal wieder vor in dem Film. Und wir haben das Gefühl, Er ist wie so ein mystisches Wesen. Und dann wird er aber auch vor allem benutzt, um Witze drüber zu machen, weil. Am Schluss wird er von einem Killer für einen Kind gehalten. Und dann wird er erschossen. Und der Killer denkt, Er hätte ein Kind erschossen und bringt sich deswegen selbst um.
Johannes Franke: Scheiße, Alter, Leute.
Florian Bayer: Und dann sehe ich Peter Dinklage hier und denke, Martin, du wirst das doch nicht schon wieder tun. Und Gott sei dank, macht er es nicht.
Johannes Franke: Nein, er macht es ganz gut, okay. Oder? Also, ich würde sagen, auch gerade, Weil Peter Dinklage einfach ein verdammt guter Schauspieler ist, funktioniert das ganz gut.
Florian Bayer: Er schafft es, Diese Figur, im Gegensatz zu der Figur in Brücke sehen und sterben. Nicht zu entwürdigen. Ja,
Johannes Franke: mit viel würde zu spielen.
Florian Bayer: Extrem viel Würde. Und ich finde es auch gut, dass der platziert ist. Genauso wie es gut ist, Dass dieser Red. Welby platziert, ist. Weil wir befinden uns zum einen auf dem amerikanischen Land. Wir befinden uns in Missouri. Und zum Zweiten befinden wir uns aber auch im 21. Jahrhundert. Das heißt, wir haben, Die kleinen Wüchsige gab es auch früher schon, Aber wir haben ein anderes, Die sind anders in die Gesellschaft integriert. Und wir haben halt auch einen Schwulen, der auch anders in die Gesellschaft integriert ist. und... Diese beiden Figuren sind ganz spannend, weil sie zeigen, wie dieses konservative Amerika, verkörpert durch Dixon. Vor allem, Halt clasht mit der Lebensrealität des 21. Jahrhunderts. Und wie dieses konservative Amerika versucht, damit umzugehen.
Johannes Franke: Ja, ich finde, Der Film schafft es ganz, ganz gut, die ganzen Figuren dreidimensional zu machen, inklusive Peter Dinklage. Allerdings hört er damit auf, ausgerechnet an der Stelle, WO es... Vielleicht noch ganz gut gewesen wäre, nämlich der neuen Freundin von dem Ex-Mann. Wow. Und auch der Ex-Mann ist nämlich auch schon so leicht unschattiert. Also, der hat schon auch nicht viel. Ja,
Florian Bayer: zwei sehr schräge Rollen. Ja. Beide. Und auch irgendwie, ist sie Comic, Relief? Ist sie irgendwas anderes außer Comic Relief?
Johannes Franke: Ja, sie ist nur Comic, Relief. Und das ist echt schade. Und dann versuchen Sie es zu Counterbalancen und reißen es mit dem Arsch wieder ein, indem sie sagt, Anger begehrt Anger. Und der Typ fragt, sie sagte, Big Gats?
Florian Bayer: Das ist der klügste Satz, der im Film gesprochen wird. Natürlich.
Johannes Franke: Hands down. Und das ist im Grunde, muss ich da sitzen und sagen, oh, guck, mal, Das ist das Thema des Films. Und er spricht das aus. Und dann muss ich aber zwei Minuten später sagen, ach, hab ich auf meinem Lesezeichen gelesen. Oh Gott.
Florian Bayer: Ich finde, Penelope, heißt sie, ne? Ich finde sie, also, es wird sich sehr viel auf ihre Kosten lustig gemacht. Was ich ganz clever finde von dem Film, dass es ihm gelingt, So EIN Paar Momente einzubauen, wo man das Gefühl hat, Sie ist sich ihrer Rolle in der Welt bewusst. Also nicht in dem Film, sondern in der Welt. Und sie kommt da trotzdem nicht raus, Aber es gibt diesen wirklich süßen Moment, wo die Familie komplett aufeinander losgeht. Vater Kurz davor, die Mutter zu schlagen, Sohn mit Messer hinter dem Vater. Und dann kommt sie da reingewackelt und sagt so, ich wollte aufs Klo. Ah, ist jetzt vielleicht ein ungünstiger Moment. Ah ja, ich sehe, Es ist ein ungünstiger Moment. Und redet einfach weiter. Und ich habe das Gefühl, Das ist so zumindest ein kleiner Moment, der Sie ihr so ein bisschen mehr Selbstbewusstsein dafür gibt, In was für einer merkwürdigen Situation Sie sich befindet.
Johannes Franke: Weiß ich nicht genau. Ich glaube, es ist nur ein Gag. Die wollten echt nur ein Gag draus machen. Ich glaube, das war das.
Florian Bayer: Das Problem ist, es ist ja nicht nur sie. Das Problem ist, Die Frauenfiguren, Abgesehen von Mildred, sind alle Frauenfiguren in diesem Film extrem schwach gezeichnet.
Johannes Franke: Ist das nicht schade? Weil, also... Donner ist wirklich in diesen Film reingekommen, mit der Absicht, eine starke Frauenfigur zu schreiben.
Florian Bayer: Und er hat so einen geilen Badass geschrieben.
Johannes Franke: Er hat so eine gute Figur geschrieben. Und warum schafft er es nicht einfach auch in den anderen Frauenfiguren? Warum? Es klappt nicht.
Florian Bayer: Oh, Donner. Wir haben außer Penelope noch zwei andere große Frauenfiguren. Denise, Ihre Freundin. Das ist die Verkörperung des liberalen Urbanen Amerikas, die offensichtlich kifft, die da einen kleinen Laden hat. Ja. Sie ist schwarz.
Johannes Franke: Super.
Florian Bayer: Sie hat ihre Probleme mit der Polizei deswegen. In diesem kleinen Ort. Und sie wird dann auch nachher aus fadenscheinigen Gründen verhaftet. Sie kriegt überhaupt keinen Charakter, außer die beste Freundin zu sein.
Johannes Franke: Überhaupt nicht. Und sie darf dann mit dem anderen Schwarzen ein Date im Café haben, wo ich denke, meine Güte, was ist hier los?
Florian Bayer: Und Sie hätte ja das Potenzial gehabt, noch eine andere Perspektive reinzubringen. Ja. Weil wir haben diese, alle sind irgendwie so Rurale. Typen. Sie könnte die Verkörperung des Urbanen sein. Sie könnte nochmal... Wirklich nochmal andere Aspekte damit reinbringen. Also, ich stelle mir vor, Sie ist erst vor ein paar Jahren dahin gezogen, hat ihren Laden eröffnet und hat sich dann irgendwann gedacht, scheiße, wo bin ich denn hier gelandet? Das ist ja 50 Jahre in der Vergangenheit.
Johannes Franke: Kommt drauf an, wo Sie herkommt.
Florian Bayer: Und noch schlimmer ist die zweite Frauenfigur, deren Namen ich nicht mal notiert habe, weil er vollkommen. Egal ist, nämlich die Sekretärin von Red Welby. Deren einzige Rolle ist es, hin und wieder irgendwo reinzustachsen und zu sagen, wir haben hier einen Brief gekriegt, das wurde bezahlt und die sonst nichts macht.
Johannes Franke: Am Anfang hatte sie Potenzial. Ich hätte gedacht, die kommt öfter vor. Ich war wirklich so, ah, okay, interessant. Weil die auch zusammen aufgetreten sind. Dann stand sie mit einem Typen zusammen. Und die haben irgendwie, Ich weiß es nicht mehr ganz genau. Ja, das ist das Traurige, ne? Ich weiß es schon nicht mehr ganz genau. Ja, man. NA gut, okay.
Florian Bayer: Und das ist halt ein bisschen schwach für einen Film, der sich sonst sehr seinen Nebenfiguren widmet. Der hat so eine Figur wie Red, der echt keine große Rolle spielt. Der ja wirklich nur der Typ ist, der die Werbeplakate verkauft. Dass der trotzdem so viel Charakter kriegt, dass wir am Schluss haben, ja... Das Gefühl haben, Wir haben den ein ganzes Stück mehr verstanden. Oder auch James, der ja auch offensichtlich vor allem Mildred an die Wäsche will, so, wie sie es formuliert. Der einfach tatsächlich voll verknallt in sie ist. Und das ist so traurig.
Johannes Franke: Und ich finde es ganz toll, dass er existiert, weil das auch zeigt, wie scheiße Sie mit ihm umgeht. Weil sie eben absolut nicht perfekt ist. Und das ist einer der vielen Momente, wo man immer wieder merkt, ah, schwieriger Charakter, diese Frau. Aber aber sie spielt das so wahnsinnig. Ich will ihr wahnsinnig viel dabei zusehen, wie sie ins Fettnäpfchen tritt und wie sie es nicht schafft, ordentlich mit den Leuten umzugehen. Das ist wirklich gut.
Florian Bayer: Und James kriegt so einen großartigen Moment dann im Restaurant, wo er sie echt zurechtweist und sagt, Alter, Pass mal auf. Glaubst du, du würdest hier auf dem hohen Ross sitzen?
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Sagt man das so?
Johannes Franke: Ich weiß es. Ja, bestimmt. Bestimmt, ein hohes Ross. Kann ich mir gut vorstellen.
Florian Bayer: Komm mal runter. Guck Dir Mal an, Wie es aussieht. Ja, ich weiß, ich bin kleinwüchsig. Aber ich bin wenigstens nicht so ein Arsch wie du.
Johannes Franke: Und damit hat er voll recht.
Florian Bayer: Ja, und genau, wir haben es ja schon gesagt, Ihr Ex-Mann ist leider halt auch nicht ganz so Krass ausdifferenziert.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Ja, auch spannend gewesen. Weil wir wissen, dass er ein Gewalttäter war. Wir wissen nicht, wie er in der aktuellen Beziehung ist.
Johannes Franke: Ja, er hat auf jeden Fall, das wieder aushängen lassen, als er bei ihr war. Also insofern kann ich mir nicht vorstellen, dass er davon komplett losgelassen hat. Ja. Weil das war ja auch wieder so ein Impulsding. Und so ein Impulsding, ALSO Wenn du versuchst, Sie unter Kontrolle zu bekommen, dann gehst du anders damit um. Und hier hat er seinen Impuls ganz einfach, ohne nachzudenken, losgelassen. Also wird das in der Beziehung mit seiner anderen Freundin auch nicht anders sein.
Florian Bayer: Ja, vor allem innerhalb von Sekunden. Und es war echt... Geringer Anlass. Es war nicht viel, das es gebraucht hat, damit er wieder komplett ausrastet.
Johannes Franke: Und er hat nur einmal kurz, den Moment, wo er mit ihr am Tisch glaube. Ich sitzt und auch trauert quasi mit ihr. Aber das ist so das Einzige, wo er mal was anderes machen darf, als Böse gucken und der Gewalttäter, der lauert zu sein.
Florian Bayer: Was halt ganz spannend ist, Und das ist wiederum, was in diese Ambivalenz reinspielt. Wir haben das Gefühl, Die Kinder haben sich nicht eindeutig auf eine Seite geschlagen. Auch wenn es diesen Moment gibt, wenn Mildreds Sohn Sie verteidigt. Dann wirklich sogar mit dem Messer. Gibt es vorher das Gespräch, wo klar war, Ihre Tochter wollte offensichtlich eher zum Vater wechseln, weil sie mit Miltred nicht gut klargekommen ist.
Johannes Franke: Aber das ist Jugendliche, ne? Also, da würde ich auch nichts draus lesen, muss ich sagen. Also, ich würde da keine schlechte Mutter oder sowas Draus lesen.
Florian Bayer: Naja, also offensichtlich, Das war ein konfliktreiches Haus, in dem die da gelebt haben. Und wenn man sich anschaut, wie sie sich beim Frühstück angeflammt haben, das ist mehr als nur eine Jugendliche, kläscht mit ihrer Mutter zusammen.
Johannes Franke: Echt? Meinst du?
Florian Bayer: Ja. Das ist mehr. Alter,
Johannes Franke: Sie sagt, ich hoffe,
Florian Bayer: ich werde vergewaltigt und ihre Mutter schreit hinterher, ja, ich hoffe das auch. Das ist mehr als ein normaler, häuslicher Konflikt. Und es scheint, also, ich habe das Gefühl, Es ist ein Elternhaus, das zumindest von verbaler Gewalt geprägt ist. Auch wenn der Schläger jetzt raus ist. Und ich kann mir auch vorstellen, dass Mildred mal die Hand ausgerutscht ist. Das würde ich nicht ausschließen. Ich kann mir total vorstellen, dass sie eine Mutter ist, die Ihr Kind auch eine verpasst hat, wenn Sie Wenn Sie wegen irgendwas wütend war.
Johannes Franke: Ja, vielleicht.
Florian Bayer: Und das ist gut.
Johannes Franke: Ich finde es wichtig,
Florian Bayer: dass das so gezeichnet wird, Weil Dadurch gibt es einfach mehr so ein Gefühl von Authentizität. Und ich glaube, über diese Authentizität müssen wir reden, weil McDonald wurde vorgeworfen, dass er da als Irre reingebrettet, kommt.
Johannes Franke: Genau. Und sein Bild vom Amerika.
Florian Bayer: Und es sind natürlich auch so, Es sind total diese Stereotypen, die wir im Kopf haben. Wenn wir ans ländliche Amerika denken, denken wir an sowas. Familien, die in einem Haus wohnen, das eher aussieht wie ein etwas größerer Bungalow. Nicht viel Platz aus Holz, Das scheint nicht lange zu halten.
Johannes Franke: Und vor allem die Leute im Süden. Genau,
Florian Bayer: Süden und Mittlerer Westen.
Johannes Franke: Irgendwie sowas, genau.
Florian Bayer: Und dann gibt es diese kleinen Dörfer und da ist nicht viel los. Und dann gibt es die Polizei, die natürlich korrupt ist, die natürlich gewalttätig ist. Und wenn du nicht ins Bild des Dorfes passt, wie zum Beispiel Red, weil er schwul ist, oder James, weil er kleinwüchsig ist, oder Denise, Weil sie Schwarz ist, dann kriegst du das zu spüren.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Jeder kennt jeden. Und dann halt dieses Hinterweltlerische, dass keiner besonders gebildet ist und so weiter. Und das sind diese Klischees, die wir im Kopf haben. Und zu einem gewissen Teil tritt der Film natürlich voll auf diese Klischees drauf und präsentiert Sie uns. Und sagt, hier, Ihr wollt einen rassistischen Kopf sehen, Hier habt ihr einen rassistischen Kopf.
Johannes Franke: Ja. Ich finde aber, es ist tatsächlich hin und wieder sehr auf die Nuss. Aber dadurch, dass er so wahnsinnig gute Schauspieler hat, fangen die echt viel auf, finde ich. Das kann viel Platter rüberkommen, als es jetzt in diesem Film tut, Weil die Schauspieler einfach so gut sind.
Florian Bayer: Es sind dann halt auch die Nuancen, die ins Spiel kommen. Und das kann McDonagh echt gut. Dass wir Dixon mit seiner Mutter sehen, und ja, Seine Mutter ist auch so kontrollsüchtig und redet halt einfach so ein bisschen, naja, so dreckig, frei Schnauze. Aber sie macht sich auch Sorgen um ihren Sohn. Wenn Dixon nach Hause kommt, So verprügelt, Und Sie fängt an, zu weinen und sagt, lass mich nicht so stehen, was ist los mit ihr? Und er sagt, guck mich nicht an, wie ich jetzt aussehe. Dann sehen wir, Hinter diesen Figuren steckt halt doch mehr als ihre Klischees.
Johannes Franke: Ja, ich finde es auch total wichtig, also auch total gut für den Film und auch wichtig für den Film, Weil er dir gleich von Anfang an erzählt, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Und das ist ja auch wichtig, damit du das Ende überhaupt erträgst, wie das jetzt ist. Ja. Damit Du gleich... Deine Ambiguitätstoleranz nach oben schraubst.
Florian Bayer: Ja, ganz wichtig bei diesem Film. Und ein Film muss das auch zulassen. Er muss dem Publikum die Möglichkeit geben, Dieses Suspension of Moral, wie auch immer, dass er halt am gewissen Punkt sagt, ja, Ich sehe diesen Jason Dixon, und ich sehe, dass das ein schrecklicher Mensch ist, Aber irgendwas passiert gerade. Und offensichtlich ist irgendwas schon vorher passiert. Und ich sehe den auch als Menschen. Nicht einfach nur als rassistisches Arschloch. Nicht einfach nur als Schläger. Und genauso, Ich sehe Mildred, die Heldin, Die Tapfer gegen die Polizei kämpft. Aber dann sehe ich halt auch, wie Willoughby zu ihr kommt und ihr versucht, Vernunft einzureden. Und dann sehe ich halt auch eine Frau, die einfach alles mit dem Arsch einreißt, ohne sich Gedanken drüber zu machen. Und wenn Willoughby sagt, ey, es ist nicht so einfach, eine Vergewaltigung aufzuklären, Wenn vom Täter keine Spur ist. Und was soll ich machen? Soll ich ein riesiges Register anlegen? Von allen Leuten? Und sie sagt, ja. Dann denken wir, ja, vielleicht ist doch Willoughby eher die Stimme der Vernunft. Und unsere Heldin ist vielleicht doch auch einfach nur von Blanker Wut getrieben.
Johannes Franke: Aber wir verstehen sie voll, oder? Natürlich. Also, wir sind die ganze Zeit, gleich am Anfang, als Sie diese Bilder aufhängt, also die Plakate, Man ist doch sofort auf ihrer Seite erstmal, ne? Absolut. Man nimmt sofort an, dass sie absolut recht hat, mit allem. Und dann im Laufe des Films merkt man, okay, ja, so einfach ist es halt nicht und so. Aber ich finde es bemerkenswert, dass wir als Zuschauer sofort denken, yo, You Go girl.
Florian Bayer: Und wenn Willoughby damit hier redet, denken wir, ja, okay. Der hat einen Punkt. Ja, natürlich. Weil ich meine, ey, Was sollen sie machen? Sie kümmern sich ja auch offensichtlich um den Fall. Ja. Das Schlimme ist ja, man kann dieser Polizei so viel vorwerfen. In diesem Dogmit, den Rassismus, die Gewalt und so weiter. Aber offensichtlich haben sie sich, soweit sich halt, so eine Polizei, die keine Profiler sind.
Johannes Franke: Genau, ja. Soweit sie sich darauf kümmern kann. Das ist halt, so Kleinstadtpolizei. Natürlich kann man versuchen, irgendwie da noch Leute ranzuholen.
Florian Bayer: Sidney Poitier. Hol Sidney
Johannes Franke: Poitier Und das Ding wird geklärt. Weißt du, was ich ganz geil, finde? Kennst Du diese Unterscheidung zwischen Schauspielregisseuren und so CGI-Regisseuren? Also Leute, die. Ich finde es total interessant, weil ich als Schauspieler oft mit Leuten, mit anderen Kollegen darüber rede, welcher Regisseur jetzt irgendwie wie für uns ganz gut ist, als Schauspieler. Weil das große Problem ist, das mag überraschend klingen, Aber viele Regisseure haben Angst vor Schauspielern.
Florian Bayer: Die ich auch als Regisseur. Schauspieler sind auch beängstigend.
Johannes Franke: Aber warum? Das ist doch deine Arbeit. Warum bist du denn Regisseur geworden, wenn du nicht mit Schauspielern klagst? Was? Aber diese Erkenntnis über die Jahre, die mir so eingesickert ist, in der ich jetzt Schauspieler bin, dass es tatsächlich wahnsinnig viele Regisseure da draußen gibt, Die Angst vor Schauspielern haben. Und dann ist man so froh, wenn jemand wie Donner kommt und man weiß, okay. Der schreibt ordentliche Charaktere, Der kümmert sich mit den Schauspielern darum, dass diese Charaktere ausgestaltet werden. Der redet mit dir und findet auch die Essenz mit dir zusammen. Das ist eine Zusammenarbeit. Und das ist nicht einfach ein Regisseur, der sich hinter seiner Kamera versteckt und sagt, ich liebe die ganze Technik dahinter, aber die da draußen vor der Kamera, Die sollen bitte einfach funktionieren, wie auf Knopfdruck. So funktioniert das Leben nicht. Nicht am Set. Und deswegen gibt es die große Unterscheidung zwischen... Große Unterscheidung zwischen Schauspielregisseuren und sehr technischen Regisseuren.
Florian Bayer: Ich finde es gut, dass du CGI-Regisseure gesagt hast, weil wenn Donnern etwas nicht kann, dann ist es CGI, wie wir im Laufe dieses Films einmal erfahren.
Johannes Franke: Das Reh ist kein CGI. Nicht? Es ist kein CGI.
Florian Bayer: Wie kann man ein ReH so falsch aussehen lassen?
Johannes Franke: Ich sage Dir, warum. Das Reh wurde vor Greenscreen gedreht. Und dann haben Sie das dann in diese Szene hineingebaut.
Florian Bayer: Schreckliche Szene.
Johannes Franke: Nicht gut. Das Licht stimmt nicht ganz. Und das ist das Problem.
Florian Bayer: Nicht, nicht, nicht gut.
Johannes Franke: Aber es ist ein Reh. Das heißt Bäcker. Es hat einen Namen.
Florian Bayer: Moment, Sie haben Bäcker, Hier wollen Sie bei Namen nennen, in ein Studio verfrachtet.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Vor grünem Greenscreen. Richtig. Warum haben Sie Sie nicht auf einer Wiese gedreht? Das ist, wo Sie lebt. Sie hätten sie nicht verfrachtet. müssen,
Johannes Franke: weil das Reh bestimmte Dinge machen musste. Das musst du doch im richtigen Moment drüber gucken und so und so. Und das mit der Schauspielerin zusammen, on Set zu drehen, ist wahnsinnig teuer. Vor allem, weil das Licht weggeht und so. Du machst das dann lieber im Studio. Ich verstehe die Entscheidung total, aber es sieht leider nicht richtig aus.
Florian Bayer: Es sieht total komisch aus. Und ich hab's gesehen, ich hab nicht mal nachgeguckt, weil ich gedacht habe, Oh Gott, warum?
Johannes Franke: Tja, plor.
Florian Bayer: Warum CGI?
Johannes Franke: Dafür ist Recherche da.
Florian Bayer: Aber Greenscreen offensichtlich noch schlimmer als CGI animiert. Vielleicht hätten sie einfach so ein Papri aufstellen sollen. Das wäre besser gewesen. Das hätte besser, funktioniert.
Johannes Franke: Aber ich finde die Szene total süß.
Florian Bayer: Von der Intention auch. Aber sie lässt mich komplett raus, weil es so falsch wirkt. Aber ja, er kann, was er kann, ist Schauspieler führen. Er kann offensichtlich kein Reh in der Landschaft platzieren. Aber mit seinen Schauspielern und auch wirklich in in die kleinen Nebenrollen rein. Auch wenn wir sagen, ja, ein paar Charaktere sind so ein bisschen mehr vom Reißbrett.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Aber jeder Charakter kriegt zumindest so ein bisschen Raum, was zu machen. Zum Beispiel dieser Cedric, der kaum eine Rolle spielt. Dieser andere Officer, der offensichtlich Dixon hasst, aber dann trotzdem nachher. Dixon auf dem Klo tröstet. Das ist eine ganz kleine Rolle.
Johannes Franke: Aber auch ein toller Schauspieler, muss man sagen. Ich weiß gar nicht, wieso der so eine kleine Rolle, aber na gut.
Florian Bayer: Weil er immer kleine Rollen spielt. Seleiko Iwanek, DEN hab... Habt Ihr wahrscheinlich in zwei Milliarden Filmen und Serien gesehen. Der spielt immer die Nebenrollen und immer irgendwie so kleine Rollen. Und immer, wenn man ihn sieht, denkt man, der ist gut. Den hab ich doch schon mal gesehen. Weil man ihn überall sieht.
Johannes Franke: Seltsam, ne?
Florian Bayer: Ich glaub, so ein richtig klassischer Mid-Class-Hollywood-Schauspieler, der einfach extrem viel macht. Also, Er wird mit Sicherheit gut verdient, dadurch. Aber der nie eine große Starrolle hatte oder nie eine große Nebenrolle hatte. Er spielt das sehr großartig. Er ist einfach eine kleine Figur, die aber genug Charakter und genug Nuancen hat, dass wir das Gefühl haben, ja, WIR Haben ein bisschen, was verstanden von ihm, wie er sich da bewegt.
Johannes Franke: Ich finde auch, dass man durch ihn so ein bisschen die Physik dieser Wache versteht. Ja. Weil er eine gewisse Attitüde mitbringt. Er hat eine Haltung zu dieser Wache und zu den Leuten in dieser Wache. Ich finde, das macht viel, viel der Atmosphäre dieser Wache aus. Ja.
Florian Bayer: Naja, Es scheint vor allem einer von den wenigen Profis da zu sein. Und der wahrscheinlich genau deswegen. Dixon hasst, weil Dixon ist halt kein Profi. So gerne er es auch wäre, Aber Dixon ist vor allem ein kleiner, wütender Junge, Der Polizist spielt.
Johannes Franke: Übrigens, Nur, weil es mir jetzt einfällt, Diese Wache ist natürlich keine Wache gewesen. Und Ebbing, Missouri gibt es nicht als Ort. Die haben das aufgebaut. In einem anderen Ort, Sylvia, glaube ich. Und die Leute... In dieser Stadt, waren so supportive und haben sich so gefreut, dass da gedreht wird. Obwohl es nicht das erste ist, was da gedreht wurde, Aber sie mochten diesen Film offenbar. Und die haben in Campingstühlen um das Set Drumrum gesessen und haben die Leute angefeuert. Ja, wie cool. Und dann haben die Schauspieler in Drehpausen sich immer rüberbegeben und haben noch Autogramme gegeben, bevor es wieder weiterging. Wie süß. Es ist so süß. Die haben tatsächlich selber Souvenirs angefertigt.
Florian Bayer: Für diesen Film.
Johannes Franke: Es ist so sweet, wenn man sich das ein bisschen anguckt. Es gibt auf Google Maps ein Foto, weil da gerade dieses Auto von Google durchgefahren ist, Wie das Set aufgebaut, wird, da gerade.
Florian Bayer: Ja, genau, Einer der seltsamen Zufälle, dass ausgerechnet dann ein Google Street View Car rumfährt.
Johannes Franke: Ich hab mir das angeschaut, Das ist natürlich nicht so spektakulär, weil man vor allem einen großen Lastwagen sieht, wo ein Techniker dran, steht, Aber es ist total sweet.
Florian Bayer: Und werft dieser Film ein positives Bild auf unser ländliches Amerika, ein negatives? Irgendwas dazwischen?
Johannes Franke: Irgendwas dazwischen. Also, es ist natürlich vor allem negativ geprägt, weil Dixon so eine große Rolle hat. Und weil offensichtlich die Polizei es nicht auf die Reihe kriegt, das ordentlich zu managen und damit klar zu kommen. Selbst wenn sie es nicht aufklären, müssten Sie mit Ihr vielleicht auch mehr arbeiten, damit Sie das versteht, was da nicht funktioniert.
Florian Bayer: Aber es ist kein zynischer Blick und es ist auch kein herablassender Blick, oder?
Johannes Franke: Nee, nicht auf das ländliche Amerika an sich, nein. Ich finde, dass ein kleines bisschen sich... Ich weiß gar nicht genau wie, aber wir haben ja viel über den Süden geredet, als wir über Jesse James geredet haben.
Florian Bayer: Ja, wo übrigens auch Sam Rockwell mitspielt.
Johannes Franke: Ja, genau. Und dieser Hang zur Selbstjustiz, dieser Hang von Amerika oder der Süden von Amerika, vor allem zu einer eigenen Gesetzgebung, Der finde Ich kommt hier voll durch. Aber eben nicht auf die Nase für uns Europäer, die uns die Kultur nicht so kennen, sondern... Der Film ist einfach durchdrungen davon. Von diesem, Ich nehme meine Gerechtigkeit, die ich im Kopf habe, selbst in die Hand.
Florian Bayer: Und offensichtlich akzeptieren es auch alle. Bis zu dem Punkt, dass Mildred ins Polizeirevier reingehen kann und Dixon anschreien kann, ey, Fuck it. Er sagt, äh, äh, äh. Und dann Cedric von hinten, Dixon, du kannst ihn nicht Fuck it nennen lassen. Hier im Revier. Das geht nicht. Autorität.
Johannes Franke: Das ist so eine Geile Szene. Ich liebe das.
Florian Bayer: Das ist eine fantastische Szene.
Johannes Franke: Und wie er dann da wirklich so ganz unsicher dasteht und irgendwie versucht, sich zu behaupten. Und ist aber irgendwie so, oh, er spielt das so gut.
Florian Bayer: Das haben wir vielleicht noch gar nicht so viel zur Sprache gebracht, weil wir so groß bei den Charakteren und bei den Nuancen und Facetten waren. Der Film ist saulustig. Ja,
Johannes Franke: ja, ja.
Florian Bayer: Es gibt so viele komische Momente in diesem Film.
Johannes Franke: Und durch die beiden Plattenfiguren, die wir schon besprochen haben, Die Freundin und den Ex-Mann, versucht er natürlich, auch, eine bestimmte Form von Humor abzubilden. Aber ich finde, dass der relativ wenig im Film vorkommt. Sondern eher tatsächlich der feine und sehr situative, sehr, sehr gute Humor.
Florian Bayer: Der böse Humor auch. Ja,
Johannes Franke: total.
Florian Bayer: Das, Was halt auch, Also gerade, wenn es um diese Selbstjustiz-Thematik geht. Genau. Wenn Mildred beim Zahnarzt sitzt und wir wissen genau, gleich, kommt ein Selbstjustizakt. Und dann dreht sich das aber um. Und sie wird nicht Opfer von dem Zahnarzt, sondern, boah, die Schmerzen. Nein,
Johannes Franke: total.
Florian Bayer: Diese Szene ist so schrecklich. Autsch, Autsch. Mein Fingernagel tut weh, wenn ich nur dran denke. WISSEN die... Teil reinbohrt.
Johannes Franke: Oh, fuck. Aber das Krasse ist, dass das ja keine Konsequenz hat auf dem Bar.
Florian Bayer: Es hat nichts eine Konsequenz. Aber wir kriegen es. So platziert, dass es plausibel ist. Sie sitzt dann bei Willoughby und er fragt sie, was passiert. Und sie sagt, keine Ahnung, ist ausgerutscht. Und wenn er das behauptet, hat er irgendwelche Beweise wahrscheinlich nicht. Also kann ich gehen. Tschüss.
Johannes Franke: Wort gegen Wort. Aber es ist allen klar, dass sie es war, oder? ALSO ICH meine, WOODY Harrelson, ALSO Willoughby, WeIß sofort,
Florian Bayer: Was los ist. Es ist halt auch diese, Dieser Akt der Selbstjustiz wird akzeptiert, zieht potenzielle weitere Akte von Selbstjustiz nach sich. Oder dann gibt es halt diese versöhnlichen Momente. Also, ich finde es ganz großartig, wenn sie dann ganz am Ende mit Dixon im Auto sitzt. Und sagt, ey, tut mir leid, Ich habe das Revier angezündet. Er sagt, natürlich war es so.
Johannes Franke: Wer sonst? Ja, sehr gut.
Florian Bayer: Fantastisch, weil es einfach klar ist. Und da steckt ja auch, so diese Akzeptanz drin. Du hattest einen Gut bei uns.
Johannes Franke: Und auch so dieses, was im Brief steht, Was Willoughby schreibt, wenn er sagt, ich habe deinen letzten Monat. Damit bezahlt. Ich wollte einfach sehen. Also, du musst jetzt damit einfach noch einen Monat lang klarkommen. Das ist mein Schachzug. Jetzt im Nachhinein noch.
Florian Bayer: Wer zuletzt lacht. Fantastisch.
Johannes Franke: Vor allem, dass er eben schreibt, Und da kommen wir um die Selbstjustiz, dass er schreibt, ich habe Respekt, Mega Respekt vor diesem Move. Ich fand den sehr, sehr gut. Ich war halt leider in der falschen Position. Ich musste das Scheiße finden. Aber eigentlich ist das ein sehr guter Move gewesen. Und ich bin, ja, ich finde den, ich habe Respekt davor. Ja,
Florian Bayer: ja, absolut. Das ist so cool, weil er setzt dann ja auch nach. Und sagt, ey, Dieser Witz, den ich jetzt gerade mache, indem ich das noch mal einen Monat bezahle, Vielleicht bringt er dich um, werden Wir sehen. Also diese Nonchalanz, mit der mit dieser Gewalt umgegangen wird, Das macht sehr viel von dem Humor des Films aus. Weil es ist halt wirklich so, es bleibt einem, das Lachen öfter im Halse stecken. Aber genau da gehört es auch hin, wenn wir gewalttätige Menschen sehen, wie sie gewalttätige Dinge machen, die irgendwie lustig sind.
Johannes Franke: Oh, mein Gott, Flo, Was ist das für eine Musik?
Florian Bayer: Was war das? Wo sind wir?
Johannes Franke: OH, MEIN Gott, Ich glaube... Oh nein, wir sind in einer Self-Promo.
Florian Bayer: Nein, shit, Ganz schnell, damit wir zurückfinden.
Johannes Franke: Ihr da draußen, Es gibt wahnsinnig viele Wege, wie ihr uns unterstützen, könnt. Und wir brauchen Unterstützung, glaubt uns.
Florian Bayer: Wenn Ihr uns ein bisschen Trinkgeld dalassen wollt, macht das doch bitte über buymeacoffee.com. Den Link findet ihr auch in der Episodenbeschreibung.
Johannes Franke: Dann könnt ihr uns gerne ein paar Euro, geben, gerne auch gleich monatlich einstellen, nicht wahr? Denn Kosten haben wir genug.
Florian Bayer: Wenn Ihr uns mit Geld zwingen, wollt, einen bestimmten Film zu besprechen... Ist das eure Chance? Das könnt ihr nämlich über dieses Formular. Auch machen.
Johannes Franke: Oder Ihr schickt uns einfach so einen Filmvorschlag, ohne Geld. Und Feedback gerne an Johannes.at muss man sehen.de und florian.at muss man sehen.de.
Florian Bayer: Außerdem freuen wir uns natürlich über jedes Abonnement, Egal ob bei Spotify, Apple Podcast, Deezer, Amazon Music, whatever.
Johannes Franke: Was uns total helfen würde, ist, wenn Ihr uns so 5 Sterne oder herzchen oder sonst irgendwas, was auch immer euer Podcatcher anbietet, gebt. Und am besten auch noch gleich eine Review dazu schreiben.
Florian Bayer: Ah, super, fehlt noch irgendwas?
Johannes Franke: Nee, ich glaube, wir haben alles, wa?
Florian Bayer: Okay, dann ganz schnell zurück in die Episode. Yes!
Johannes Franke: Ich würde gerne mal auf unsere Eingangsfrage zurückkommen, langsam. So dieses, schafft der Film, dass ihr eine Chance auf Frieden damit zu geben? Gibt es da irgendwas? Die Aussicht, dass sie den Typen... Ich hab das Gefühl, Die Möglichkeit besteht zu mindestens 50 Prozent, dass sie tatsächlich jemanden oben bringen. Ja. Weil auch... Sie sagt ja vorher zu diesem Priester, was ich eine ganz großartige Szene finde, Aber weitreichende Konsequenzen in ihrer Moral hat, dass sie sagt, du bist in diesem Scheißverein und Du trägst Mitverantwortung für das, was dieser Scheißverein tut. Und sie bringt eine super Herleitung mit den Gangs. Und so, dass sie die Gesetze verändert haben. Dafür und so weiter. Finde ich ganz toll. Und auch, wie der Priester reagiert und jetzt nicht mehr anfängt, in der großen Diskussion zu handeln, sondern zu wissen, okay, hier ist kein Cent mehr zu holen. Und sie hat sich in etwas hineinbegeben. Und wenn dieser Typ, den Sie da in der Kneipe aufgegabelt haben, beziehungsweise er ja, Rockwell hat ihn aufgegriffen, Der ist offenbar in einem Verein, nämlich der Gewalttäter. Und folgerichtig, Nach ihrer Logik, ist er mit Schuld an ihrer Tochter, an dem, Was ihrer Tochter passiert, ist. Und deswegen stellt sich die Chancen relativ hoch. ein, dass da tatsächlich dann auch noch was passiert. Innerhalb des Filmuniversums wünsche ich es ihr ein bisschen, weil ich natürlich will, dass Sie irgendwie... Dass das ein Katalysator für sich sein kann. Oder nicht ein Katalysator, sondern eine Katarsis für sich sein kann.
Florian Bayer: Katalysator wäre das Gegenteil.
Johannes Franke: Ganz genau. Aber wer sagt, dass das nicht dazu führt, dass die beiden jetzt die nächsten Jahre wie bei Memento einfach in der Gegend rumrennen und Leute umbringen.
Florian Bayer: Was dagegen spricht, dass Sie jetzt wirklich diesen Racheakt ausführen. Wir haben ein paar Minuten davor, haben wir diesen Moment, wo Mildred erfährt, dass ihr Ex-Mann Es war. Der die Plakate angezündet hat. Ihre Reaktion ist, Sie schnappt sich eine Flasche und geht auf seinen Tisch zu. Und wir sehen, die Gewalt hat schon vor uns. Wir sehen Sie förmlich auf uns zufliegen. Und dann bleibt sie vor dem Tisch stehen, stellt die Flasche ab und sagt, be good to her, in Bezug auf Penelope. Wir haben Penelope, die sagt, wie war das, Gewalt erzeugt? Gewalt. Und deswegen ist, glaube ich, in diesem Moment dieses Losfahren, Sie thematisieren es ja sogar, Wollen wir den wirklich umbringen, keine Ahnung, was wir machen werden. Das Entscheidende ist eigentlich einfach nur, dass sie gemeinsam losfahren.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Das ist auch ganz banal, dass Dixon sich die Akten nochmal vornimmt, dass Dixon die Akte rettet. Dass Dixon zu ihr fährt und sagt, ey, der könnte es sein, Das könnte eine Chance sein.
Johannes Franke: Es ist aber so wichtig, dass das nicht ist, ne? Ich finde es wahnsinnig wichtig, dass das nicht ist. Weil das bedeuten würde, Wenn das tatsächlich wäre, würde es bedeuten, dass der Brief in dem steht, du musst einfach nur Liebe zulassen, in deinem Leben. Direkt dafür verantwortlich ist, dass er plötzlich ein richtig guter Kopf ist. Und das finde ich total, scheiße.
Florian Bayer: Es wäre eine viel zu einfache Lösung. Der Vergewaltiger ist weg.
Johannes Franke: Das Leben funktioniert so nicht. Natürlich steht es in dem Brief, dass manche Sachen so aufgelöst werden, dass jemand im Gefängnis einem anderen Entsassen gegenüber prahlt oder so. Und dann passiert so eine ähnliche Szene. Und dann denkst du, wow, okay, hier. Und was für ein Zufall. Nein, es ist kein Zufall. Es gibt diesen Zufall nicht. ES ist einfach... Nicht zu machen. So,
Florian Bayer: Ich finde diese Figur total merkwürdig, dieser potenzielle Vergewaltiger. Ja. Weil der wird uns zweimal präsentiert. Einmal kommt er zu Mildred in den Laden.
Johannes Franke: Was ich total seltsam? finde. Finde ich eine komische Szene.
Florian Bayer: Und gibt so ein bisschen einen Hinweis darauf, dass er der Schuldige sein könnte. Gleichzeitig scheint es aber auch einfach so zu sein, dass er jemand ist, der aus welchem Grund auch immer sauer über ihre Plakate ist. Ja. Naheliegendste wäre ja, dass er irgendwie auf Recht und Ordnung steht und sowas Scheiße, findet.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Und da hätte ich die Figur eigentlich stehen lassen, weil das finde ich eine Natürlich gibt es diese Bedrohungslage, dass Leute davon Wind kriegen, Dass Leute das kackt, befinden, Leute von außerhalb, die noch mal ein Stück gewalttätiger sind. Und dann gibt es diesen zweiten Moment, wo er in der Bar sitzt und dann halt. Dieses Prahlgespräch hat von einer Frau, die er vergewaltigt hat, während sie ohne Bewusstsein war. Es wird nicht so 100% gesagt, wie es ist. Und dass das dicksten mithört. Und ich krieg diese Figur nicht gegriffen. Ich find, Diese Figur ist so ein bisschen nicht ein Deus Ex Machina, sondern eher so ein Bösewicht. Ex Machina.
Johannes Franke: Ein Abziehbild, was man da jetzt hinsetzt, damit man ein Ziel hat.
Florian Bayer: Das ist quasi auch zu sagen, das ist der richtige Böse. Ihr findet Dixon scheiße, ihr findet Mildred Scheiße und ihr findet alle anderen scheiße, aber guckt euch mal an, So sieht das Böse aus. So schlimm sind die ja vielleicht gar nicht.
Johannes Franke: Weiß ich nicht, ob der Film das sagen will.
Florian Bayer: Es wirkt halt so ein bisschen wie ein Fremdkörper in diesen Figuren, die facettenreich gezeichnet sind. Wirkt ja wie so ein merkwürdiger Fremdkörper, der in den Film platziert ist und da nicht so richtig reinpasst. Also, wir sehen ja wenig von ihm. Und er ist ja auch vor allem der Anlass dann dafür, dass Dixon und Miltred zusammen losfahren.
Johannes Franke: Genau. Aber was soll denn dann passieren? Die fahren dann los, okay. Und dann stellen Sie vielleicht auf der Hälfte des Weges fest, ah, ist vielleicht doch keine gute Idee und gehen Eis Essen und dann nach Hause? Oder was ist das denn?
Florian Bayer: Der Weg ist das Ziel? Ja. In meiner Vorstellung haben Sie einfach eine lange Autofahrt, in der Sie sich unterhalten. Und dann irgendwann. Plötzlich müssen Sie Gesprächsthemen finden. Und dann stellen Sie fest, dass Sie doch ein paar mehr Sachen gemeinsam haben, als sie vorher dachten. So ganz banale Sachen. Sie erzählen von ihren Vätern und stellen fest, oh, dein Vater hat dich auch geschlagen. Und die war es für dich als Kind. Und so sachen irgendwie. Ich glaube, dieses Selbstjustizding spielt da eher eine untergeordnete Rolle, weil der Film eben davor die ganze Zeit anbietet, dass die versöhnliche Geste der richtige Move ist. Von Dixon gibt es die versöhnliche Geste, von Mildred Gibt es die versöhnliche Geste, von Willoughby Gibt es die versöhnliche Geste, selbst von Red Welby, der von Dixon komplett verprügelt wurde, der fast umgebracht wurde, Gibt es diese versöhnliche Geste.
Johannes Franke: Ja, ja, die auch dafür verantwortlich ist, dass er überhaupt anfängt, da noch ein bisschen zu tun. Nicht anfängt. Das ist nicht der erste. Der Brief ist einer der Punkte, Diese Situation im Krankenhaus, wo er statt verprügelt wird, nochmal einen Orangensaft angeboten bekommt. Das sind so Punkte, die ihn natürlich in die richtige Richtung schubsen. Aber ich wäre auch vorsichtig zu sagen, wie manche eben kritisieren, dass das ein Redemption-Arg ist, dieser Figur. Es gibt so viele Leute im Internet, Die sagen, ja, Aber, den Rassisten irgendwie eine Redemption-Arg zu geben, ohne dass er sich verdient hat, ist doch scheiße. Und ich sehe da überhaupt keine Redemption-Art, muss ich sagen. Weil der immer noch scheiße, ist, der Typ. Das ist kein, Das hast du erst vielleicht zwei Anstöße oder so, und du siehst, okay, Der wird vielleicht anfangen, darüber nachzudenken oder hat schon angefangen, darüber nachzudenken, was da los ist. Und vielleicht emanzipiert er sich endlich mal von seiner Mutter, was so ein bisschen angedeutet wird. Aber das ist ja alles in Andeutungen. Das ist keine echte Redemption-Art.
Florian Bayer: Nee, es ist einfach grundsätzlich eine Versöhnlichkeit. Es gibt eine, die Botschaft ist nicht, jeder kann sich ändern. Die Botschaft ist, Wir sind sehr unterschiedlich, aber wir können trotzdem miteinander klarkommen, wenn wir losziehen, um Vergewaltiger zu lünschen.
Johannes Franke: Das ist die Lösung. Wir gehen einfach los und bringen Vergewaltiger um. Das ist doch super.
Florian Bayer: Und das finde ich auch, ist die viel stärkere Botschaft, weil natürlich ändern sich Menschen über Nacht nicht. Jeder Mensch ändert sich ein bisschen, jeder Mensch entwickelt sich und reift und so weiter. Aber was oft an Entwicklungen, Zwei Stunden Filmhandlung gepackt wird, ist ja jenseits von gut und Böse. Nein, das Entscheidende ist ja, dass es diese Versöhnlichkeit auch jenseits der Veränderung gibt. Dass so jemand wie Mildred mit so jemandem wie Dixon klarkommen kann.
Johannes Franke: Ja, ja. Vor allem nach dem, was alles passiert, ist zwischen den beiden in dem
Florian Bayer: Film. Und das ist eine ziemlich starke Botschaft, finde ich.
Johannes Franke: Ja, vor allem, weil sie auch eben tatsächlich halbwegs glaubwürdig gemacht ist, finde ich. Also die Entwicklung ist natürlich verkürzt. Und so weiter. Man hat so das Gefühl, manchmal geht es doch sehr schnell, so. Aber aber Sie haben die richtigen Sachen gefunden, um das zu erzählen, um es einigermaßen glaubwürdig zu machen.
Florian Bayer: Und dann ist die Frage, Der Film wurde 2016 gedreht und zehn Jahre in Entwicklung, Howard McDonagh. Hat sich was geändert? Ist es heute? Wenn wir heute sehen, wir haben, Die Konfliktlinien sind ja im Prinzip dieselben. Wir haben das liberale Amerika, wir haben das konservative Amerika, wir haben das Linke und das Rechte Amerika. Und natürlich alles mögliche dazwischen. Und es ist ein riesiges Spektrum, Aber wir haben diese Gegensätze. Und ist diese Versöhnlichkeit in dem heutigen Amerika denkbar?
Johannes Franke: Dafür kenne ich das heutige Amerika nicht mehr. Ich weiß nicht, ich kriege es nicht auf die Reihe. Ich kriege es nicht sortiert, muss ich sagen. Natürlich hat jeder so ein Grundgefühl für das, was Amerika gerade ist. Aus Nachrichten und so weiter oder aus Filmen. Aber ich finde, dass seit Trump in seiner zweiten Amtszeit ist, habe ich kein richtiges Gefühl. Mehr für Amerika. Ich weiß es einfach nicht mehr.
Florian Bayer: Man hat halt das Gefühl, es werden so viele So viele Brücken eingerissen.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, total.
Florian Bayer: Und es gibt so viele Momente der Unversöhnlichkeit. Und wie übereinander geredet wird, wie miteinander geredet wird und wie es gefühlt. Immer Spitzer und immer polemischer wird. Und es ist ja nicht nur der Kulturkrieg in Amerika, sondern in Deutschland haben wir das Ganze ja auch. Ich meine, hey, Auch wenn es billig aussehen würde, Man könnte sich auch eine Brandenburger Variante davon vorstellen. Also, es wäre alles ein bisschen präsiger und ein bisschen behäbiger und nicht ganz, so krass. Aber man könnte sich das Setup auch vorstellen, dass Menschen Konflikte austragen, Insbesondere auf dem Land, weil sie quasi eng beieinander wohnen und sehr unterschiedliche Welt- und Gesellschaftsbilder haben.
Johannes Franke: Ja. Ah, Gott, jetzt kommt sie. Sehr düstere Aussichten gerade in Brandenburg. Du bist gemein.
Florian Bayer: Ich glaube übrigens, das ist der wahre Clash of the Cultures im 21. Jahrhundert. So Vor 20 Jahren war ja ganz viel Thema, dass es diesen Clash of the Cultures gibt. Zwischen der westlichen Welt und der östlichen Welt, vor allem nahöstlichen Welt. Sprich, Wir haben den Clash Christentum versus Islam. Wir haben den Clash arabische Menschen gegen europäische Menschen und so weiter. Und das ist ja auch ein Narrativ, was sich in der rechten... Bis zum heutigen Tag gehalten hat, hat gesagt, diese Kulturen sind inkompatibel. Ich glaube aber, Die Wahre Inkompatibilität oder der Wahre Clash of the Cultures ist der zwischen einer ländlichen Welt und einer urbanen Welt. Und dass der konservative, Ich mache jetzt mal sehr harte Sachen, das ist ein bisschen klischeehaft, Aber der konservative Bauer, der irgendwo weit draußen in Brandenburg auf seinem Hof lebt, hat wahrscheinlich mehr, mit dem türkischen Bauer gemeinsam als mit einem Berliner. Und umgekehrt, der Berliner. Der typische Berliner Hipster, wie wir ihn verkörpern, hat wahrscheinlich mehr mit dem Istanbuler Hipster oder auch Meinetwegen sogar mit dem Teheraner Hipster gemein. Als mit dem Bauern in Brandenburg.
Johannes Franke: Aber clasht das?
Florian Bayer: Na, das kriegen wir doch regelmäßig. Also guck Dir an, Wie gewählt wird. Wenn du an dir guckst, wie die Zustimmung für die AfD und die Grünen sind in Berlin und in Brandenburg und in anderen Städten und auf dem Land, dann siehst du, glaube ich, diesen Konflikt. Und dann siehst du auch die Konfliktlinien. Und Ost-West spielt dabei auf jeden Fall auch noch eine Rolle. Und natürlich gibt es auch noch andere Konfliktlinien. Aber ich glaube, diese konservativen Afdler auf dem Land wissen gar nicht, Wie viel Sie gemeinsam haben mit konservativen Muslimen, die Sie hassen.
Johannes Franke: Ja, absolut.
Florian Bayer: Also was so Frauen betrifft, Gesellschaftsbild und so. Und wenn ein AfD-Politiker irgendwas zum Thema Gender, sagt, würde er auch Zustimmung von irgendwelchen Islamisten kriegen.
Johannes Franke: Definitiv, Oh Gott, was für ein Thema, Wo sind wir denn hier gelandet?
Florian Bayer: Und ich sag das natürlich aus meiner versnobten, arroganten, Großstädter, liberalen Position raus, So jetzt, so wertend. Aber natürlich ist das, wo man auch in den Spiegel gucken muss und sagen muss, okay, was für einen Blick haben wir auf das Land? Was denken wir über Menschen, die in Brandenburg leben? Und offensichtlich denke ich nicht viel Gutes über Menschen, die in Brandenburg leben. Und wenn ich sage, es gibt ein Problem mit der Persönlichkeit, Dann ist das natürlich nicht nur ein Problem von der Gegenseite, sondern es ist ein Problem von uns allen.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Also gerade von dir.
Florian Bayer: Ja, den sehe ich von mir.
Johannes Franke: Ich finde, es trifft ganz gut, was Donner selbst, sagt. Es ist ein Eine bewusst unordentliche und schwierige Reflexion einer unordentlichen Welt.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Und das fand ich sehr interessant. Und das hat mich tatsächlich durch den ganzen Film getragen und das fand ich total gut, dem zuzuschauen. Auch wenn es immer wieder Probleme gab und immer wieder so kleine plattere Figuren, ein, zwei. Aber ich fand es wahnsinnig interessant dadurch und hatte gar keine großen Probleme. damit, dass die Figuren alle irgendwie Arschlöcher waren, teilweise.
Florian Bayer: Ja. Das ist ja ganz interessant. Es gab ja so ein bisschen dieses Nachspiel. Zum einen wurde dieses Plakatding tatsächlich adaptiert von realen Protestbewegungen. Also mal ganz unabhängig davon, dass das Plakatding ein reales Vorbild hatte.
Johannes Franke: Da können wir auch mal kurz drauf eingehen. Wollen wir das schnell machen? Ja, bitte. Okay, Es gab ungefähr 1998 eine Busreise durch die Südstaaten, die Donner gemacht hat. Und da ist er tatsächlich an so Plakatwänden vorbeigekommen, die er so als wütend, schmerzhaft und tragisch beschrieben hat. Und ich glaube, ich habe mir auch irgendwo aufgeschrieben, was genau drauf stand. Weißt du das?
Florian Bayer: Nee, ich erinnere mich nur an ein Interview mit ihm. Da wurde er gefragt Und ich glaube, er hat nur die ersten beiden lesen können und das Dritte nicht. Und er weiß auch nicht, worum es genau ging. Also, er wurde dann gefragt, ob es interessant wäre, herauszufinden, was tatsächlich quasi die Vorlage ist. Und er meinte, Oh ja, das wäre total spannend, Aber ich habe mir von Anfang an vorgestellt oder relativ früh vorgestellt, dass das eine Frau wäre. Also... Die das geschrieben hat und das Original war, glaube ich, von einem Mann geschrieben. Ich glaube, man weiß es mittlerweile noch.
Johannes Franke: Also ich glaube, es war diese Story in Texas bei Bormo, wo es ein Mädchen gab, das 1991 umgebracht wurde.
Florian Bayer: James Fulton, Der Vater von Catherine Fulton, Paige, Der hat die Plakate gemacht und zwar wurde sie wahrscheinlich von ihrem Ex-Mann umgebracht. Sie wurde 1991 in Texas im Autotod aufgefunden.
Johannes Franke: Das war doch auch der Typ, der tatsächlich auf diese Plakate draufgeschrieben hat, der und der War's. Und jetzt kümmert euch drum. Richtig, richtig mit dem Finger. Auf eine bestimmte Person gezeigt, was schon echt krass ist auf so einem Billboard.
Florian Bayer: Definitiv. Auf jeden Fall gab es das Nachspiel, das dann in der Protestkultur eine Rolle gespielt hat, unter anderem bei dem Brand in London in der St. Paul's Cathedral. Und beim Schulmassaker von Parkland, Florida, Wo dann quasi mit derselben Terminologie, in dem einen Fall Marco Rubio gefragt wurde, Warum gibt es keine schärferen Waffenkontrollen? How come? Marco Rubio. Was natürlich auch daran liegt, Dass diese drei Plakate-Ästhetik mit diesem krassen Schlag saugut, funktioniert.
Johannes Franke: Es ist auch saugut. Ich muss dem Film zustimmen. Das ist ein unglaublich guter Schachzug. Ja. Oh nein, Flo. Die stehen demnächst vor meiner Haustür. Geil.
Florian Bayer: Mein zweiter Vorschlag wäre in Bezug auf Paul Thomas Anderson. Ja. Nine Masterpieces, 11 nominations and still no Oscar. How come? Academy.
Johannes Franke: Ja, sehr gut. Absolut.
Florian Bayer: Um das auch noch kurz zu platzieren. Genau, Es gab diese Protestkultur danach. Und vielleicht ist es auch ein Zeichen für unsere polarisierte Zeit, dass Sowas so gut funktioniert. Es sind die roten Plakatwände mit den kurzen Botschaften.
Johannes Franke: TikTok-Generation, in der wir auch vertreten sind.
Florian Bayer: In der wir voll vertreten sind.
Johannes Franke: Oh Gott. Ah, eine Stunde Gespräch. Du hast nicht ein einziges Mal Recht gehabt und wir sind immer noch nicht in der Top 3. How come, Thor?
Florian Bayer: Auf geht's.
Johannes Franke: Unsere Top 3. Wir sind in einer Top 3. Unsere Top 3 lautet ambivalente Charaktere. Hatten wir sowas schon mal? Nee, ne?
Florian Bayer: Hab ich mich auch gefragt.
Johannes Franke: Ich weiß es nicht mehr.
Florian Bayer: Ich weiß es auch nicht.
Johannes Franke: Wir haben schon so viele Episoden gemacht.
Florian Bayer: Zu viele Episoden, zu viele Top 3. How come, Johannes? How come? Muss man sehen, Podcast-Team. Mein Platz 3, Ambivalente Charaktere. Wir hatten drüber gesprochen. Das Fest von Thomas Winterberg. Ja,
Johannes Franke: ja.
Florian Bayer: Der Erste Dogma 95-Film. Es geht um einen Geburtstag. Und bei diesem Geburtstag, wo der Vater 60 Jahre wird, Wird er von seinem Sohn damit konfrontiert, dass ihn und seine Schwester vergewaltigt hat, als sie Kinder waren. Und es wird natürlich diese Festgesellschaft gezeichnet. Und wie die damit umgehen. Mit dieser Botschaft, die offen ausgesprochen wurde beim Abendessen. Und wir haben am Anfang auch das Gefühl, dass da Sympathien sehr klar verteilt sind. Und nachher weicht sich das alles so ein bisschen auf. Und es werden wirklich interessante Charaktere gezeichnet. Mit vielen Facetten bis hin zum Vergewaltiger.
Johannes Franke: Platz 3 Bei mir könnte eigentlich viel weiter oben stehen, Aber ich habe noch ganz andere schöne Sachen. Walter White in der ersten Staffel von Breaking Bad. Ich fand den wahnsinnig gut zusammengeklöppelt, dass man am Anfang echt denkt, Oh nein, der Arme Typ, okay, ich verstehe es. Dann Verkauf halt ein bisschen Drogen, Was soll's, Dann kannst du ja deine Familie. Und so bringen dich da aus dieser miserablen Situation raus. Und wieder dann nach und nach eben diese Turn nimmt, fand ich einfach wahnsinnig gut, gerade für die Zeit. Das war so eine krasse Zeit. Ja. Wo das plötzlich möglich wurde, So eine Entwicklung über so viele Staffeln hinweg. Richtig gut.
Florian Bayer: Damals wurde echt Seriengeschichte geschrieben. Ja,
Johannes Franke: absolut.
Florian Bayer: Mein Platz 2, Magnolia. Ein Ensembl-Drama mit sehr vielen Charakteren, Sehr vielen Figuren und alle haben ihre Stärken, Alle haben Ihre Schwächen, alle haben ihre Wünsche und ihre Sehnsüchte. Und die werden dann aufeinander losgelassen. In einem dreistündigen epischen Meisterwerk.
Johannes Franke: Wobei mir gerade nur die wenig ambivalenten Figuren einfallen. Wie diese furchtbare Pick-up-Artist. Ja,
Florian Bayer: aber selbst der kriegt diesen Moment, wo er dann vom Sterbebett von seinem Vater sitzt und verzweifelt, Dass der Vater, ihn und seine Mutter hat, sitzen lassen. Wir erfahren bei jedem Charakter so ein bisschen, warum er so ist, wie er ist. Und es ist aber nie draufgekloppt, sondern es bleibt plausibel. Und ob wir sie lieben oder hassen, müssen wir dann immer noch selbst entscheiden.
Johannes Franke: Wir haben den Film in Episode 2 oder 3 oder sowas?
Florian Bayer: Ganz am Anfang. Ganz am Anfang. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme.
Johannes Franke: Vielleicht Filme, die wir nochmal revisiten müssen.
Florian Bayer: Ja, müssen wir glaube ich machen.
Johannes Franke: Okay. Ansonsten, Ich hab auf Platz 2. Rick Blaine aus Casablanca. Der also, Man hat schon echt das Gefühl, was für ein harter Hund. Was für ein krasser Typ, weil der auch Leute ans Messer liefert und so. Und dann... Man hat natürlich, man weiß dann irgendwann, warum und wie er drauf ist und so. Sehr ambivalenter Charakter. Ich finde ihn sehr, sehr gut gezeichnet. Wir haben sehr lange über den Film geredet.
Florian Bayer: Hört rein und guckt euch den Film an, falls ihr ihn noch nicht gesehen habt. Aber das halte ich für unwahrscheinlich.
Johannes Franke: Ja, Casablanca gehört wohl zu den Großen.
Florian Bayer: Mein Platz 1 ist. Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
Johannes Franke: Das habe ich auch. Yes, nein, wie geil.
Florian Bayer: Eine toxische Abendgesellschaft, Zwei toxische Beziehungen.
Johannes Franke: Großartig.
Florian Bayer: Vier Menschen, die wir alle hassen und irgendwie dann doch auch alle so ein bisschen mehr verstehen.
Johannes Franke: Ja, total. Ich habe George vor allem rausgeholt. Weil George ist so der, wo man am Anfang so denkt, ach, Der Arme steht voll unter der Fuchtel von der Frau und so. Und nach und nach merkt man, ah, okay, da ist einiges.
Florian Bayer: Und vielleicht ist er der Schlimmste von allen.
Johannes Franke: Vielleicht, vielleicht. Wir haben auch über diesen Film lange geredet. Ich glaube, gerade diese Diskussion lohnt sich echt. Also, wenn ihr irgendwas nochmal anhören, wollt von dem ganzen Back-Katalog, den wir haben, dann hört euch echt Wer hat Angst vor Virginia Woolf an. Das ist der Auftrag an dich, Thomas. Irgendein Thomas wird es da draußen geben. Gehör Dir diese Episode an.
Florian Bayer: Und damit zurück in unsere jetzige Episode.
Johannes Franke: Das war unsere Top 3. Ja. Gibt es noch große Sachen, große Felder, die wir aufmachen wollen, was den Film betrifft?
Florian Bayer: Francis McDormand hat den Oscar gewonnen, genauso wie Sam Rockwell. Der Film war nominiert für sechs Oscars. Best Picture, Best Actress, Best Supporting Actor, Best Original Screenplay, Best Film Editing und Best Original Score. Und um zum Schnitt und zur Kamera nochmal zu gehen.
Johannes Franke: Sehr, sehr gut.
Florian Bayer: Sehr gut. Ben Davis hat Kamera gemacht, der hat nicht viel gemacht.
Johannes Franke: Aber der hat nicht so viel gemacht. Nee,
Florian Bayer: aber Guardians of the Galaxy und Avengers. Und auch gut, sehr gut eingesetzt, weil jemand, der einen Blick für diese amerikanische Ästhetik hat.
Johannes Franke: Ja, man hat so das Gefühl, dieses amerikanische Kino der 70er oder sowas, wenn wir jetzt schon auf Heat of the Night oder Sowas gehen, Obwohl das Ende der 60er war, Aber so dieses Gefühl.
Florian Bayer: Ich musste viel an die Cones denken, Was Bilder betrifft.
Johannes Franke: Ja, das stimmt, ja.
Florian Bayer: Und auch was die Schnitte betrifft, Die sind jetzt nicht besonders spektakulär.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Gibt so ein paar Szenen, wo so ein bisschen montiert wird, Aber vor allem ist einfach sehr straight, erzählt. Aber du hast halt die ganze Zeit, diese schwüle Atmosphäre einer viel zu engen kleinen Stadt, irgendwo in Amerika.
Johannes Franke: Ja, ich finde, dass das vom Schnitt her auch total gut gemacht ist. Die Frage ist so ein kleines bisschen, Wo setzt man diesen Rückblick ein? Von wie die Tochter sagt, ich gehe halt zu Fuß, ich hoffe, ich werde vergewaltigt. Und der war eigentlich viel später. Und dann haben sie es nach vorne gezogen. Damit man bestimmte Schmerzmomente von ihr besser versteht. Und ich finde es sehr gut an der richtigen Stelle eingesetzt.
Florian Bayer: Es ist eine brutale Szene. Und das muss man auf jeden Fall MacDonald zugutehalten, Dass er sein Publikum nicht verschont, sondern dass er diese brutalen Szenen gibt, die unsere Charaktere auch noch mal im neuen Licht erscheinen lassen. Dazu muss man den Mut haben, um das so zu machen.
Johannes Franke: Wobei ich bei dieser Wendung ein bisschen gestöhnt habe, weil ich gedacht habe, ach, Gott, Und jetzt hat sie doch auch noch gesagt. Was ist auch Ja. Da war es mir kurz ein bisschen zu viel. Aber es ist halt sehr amerikanisch, muss man schon sagen. Der Film ist sehr amerikanisch.
Florian Bayer: Ja, von einem Iren. Und es ist auch sehr viel Klischee von Amerika. Und es gibt diese Momente, wo man denken kann, ja, jetzt ist es vielleicht ein bisschen zu viel. Jetzt ist es vielleicht ein bisschen zu viel, dieser schwarze Humor. Und wir haben verstanden, wie der Humor in diesem Film funktioniert. Und da muss jetzt nicht noch eine Schippe draufgesetzt werden. Ich fand diese Und dafür bin ich vielleicht einfach zu sehr Optimist. Ich fand diese Versöhnlichkeit oder diese versöhnliche Botschaft, Die hat sich so über den gesamten Film getragen, dass ich darüber hinweg gucken konnte. Und dass ich auch über so was, was ich wirklich für Patzer halte, Filmmacher, über so was wie diese komische, Potenzielle Killer-Vergewaltiger-Figur wegsehen konnte. Und es gibt noch mehr von diesen Patzern. Es gibt so ein paar Dinge, wo du sagst, okay, Das ist jetzt aber nicht so wirklich plausibel, Was da gerade passiert und wie das passiert. Und da wird nicht elegant hingeführt, sondern es wird einfach Drüber gebügelt und eingerissen. Aber es war so, dass die Grundatmosphäre, die drüber lag, angenehm genug war, dass ich damit gehen konnte.
Johannes Franke: Ich möchte noch eine Szene nach vorne holen, die ich wirklich ganz beeindruckend fand. Sowohl vom Drehbuchautor beeindruckend, geschrieben, eben wahnsinnig beeindruckend, eben auch gespielt und inszeniert wahnsinnig beeindruckend. Das ist nur ein ganz kurzer Moment, aber der hat mich sofort gecatcht. Mildred und Woody Harrelson, Willoughby, sitzen zusammen in der Wache. Und sie wird verhört von ihm. Und man merkt, Die beiden haben eine Verbindung, Eine Geschichte miteinander, weil die einfach da in diesem Ort schon Ewigkeiten leben. Und Sie haben eine Animositäten und so weiter. Und plötzlich hustet er Blut ihr mitten ins Gesicht. Und sofort ändert sich ihre Haltung. Sie sagt sofort, MEIN Gott, Baby, Alles okay, wir kümmern uns. Wir schauen. Und kurz vorher war noch, Alter, du kannst mir gar nichts, Ich mach hier überhaupt nichts für dich und du bist Scheiße und so. Und dieser Switch, dieser krasse Switch von einem ins andere, Ich fand es wahnsinnig beeindruckend, inszeniert, dass sie das schaffen, dass man da mitgeht und dass sie sofort menschlich wird und er sofort menschlich wird. Und dieses ganze Spiel, was sie vorher haben, als Spiel mehr oder weniger. Auch entlarvt wird, Weil die sich halt in ihren vom Leben auferlegten Figuren bewegen. Also nicht nur als Schauspieler, sondern einfach. Die Figuren in dem Film haben sich eine Rolle gegeben, damit sie durch diese Szene kommen, durch diese Konfrontation. Und plötzlich sind sie zurückgeworfen auf das Menschliche und sind nur noch sie selbst. Und sagen, um Gottes Willen, wir gucken, dass es alles gut wird. Ich finde es wahnsinnig gut gemacht. Wirklich toll.
Florian Bayer: Ja, Starke Szene.
Johannes Franke: Ja, ansonsten können wir jetzt gerne ins Fazit übergehen. Du hast es schon fast gemacht.
Florian Bayer: Ich hab mein Fazit. Du darfst das abschließende Fazit machen.
Johannes Franke: Ich muss meinen Jingle noch einführen.
Florian Bayer: Dann mach jetzt deinen Jingle, aber du musst es irgendwie so überspielen. Das ist nur dein Fazit.
Johannes Franke: Das Urteil. Was hast du eigentlich als Fazit gesagt? Ich weiß es schon nicht mehr. Naja, Ich muss anknüpfen.
Florian Bayer: Es ist ein sehr guter Film. Ich fand Banshees of Innish Heron ein bisschen besser.
Johannes Franke: Ah, ja, ja, ja,
Florian Bayer: okay. Ich finde ihn aber besser als Brücke sehen und sterben vor... Vor allem, weil er mehr Herz hat. Brücke sehen und sterben hat teilweise sich sehr auf diesem schwarzen Humor ausgeruht.
Johannes Franke: Naja, okay.
Florian Bayer: Und der hier findet eine sehr gute Mischung aus Melancholie, Pathos und dreckigem Humor. Und dass die Charaktere so facettenreich gezeichnet sind, ja, das ist schon sehr stark. Deswegen kann ich über einiges an kleineren Patzern gut hinwegsehen. Wirklich ein sehr guter Film, der auch meiner Meinung nach das Lob und die Oscar-Nominierung ohne jeden Zweifel verdient hat.
Johannes Franke: Ich habe das Gefühl, dass dieser Film so ambivalent ist. Mit allem, dass er als eine Art Rohrschachttest funktioniert. Für den Zuschauer. Wie bin ich drauf? Was sehe ich da drin? Was will ich da sehen? Wo sind die hauptsächlichen Stränge? Was sehe ich im Ende? Ist mir das zu wenig? Und komme ich damit kaum klar? Ich finde, das ist wahnsinnig interessant. Ich würde es wahnsinnig gerne auch von euch da draußen hören. Oder wissen. Oder schreibt uns. Schickt uns auch Sprachnachrichten. Keine Ahnung. Irgendwie, dass wir ein Gefühl dafür bekommen. Weil ich finde es wahnsinnig, gerade bei diesem Film, wahnsinnig interessant, was man darin sieht. Wir haben ja nur uns beide. Und dann habe ich kurz vorher angefangen, mit meiner Freundin darüber zu reden. Und war völlig überrascht, was sie noch alles darin gesehen hat. Wo ich überhaupt nicht der gleichen Meinung war. Ich fand's wahnsinnig interessant. Also insofern, Ihr da draußen, schreibt uns gerne, was Ihr in diesem Film gesehen habt und wie ihr den Rohrschachttest seht.
Florian Bayer: Danke, dass Du mir diesen Rohrschachttest gesehen hast. Ich sehe übrigens ein schlecht auf Greenscreen gepacktes
Johannes Franke: Reh. Na toll.
Florian Bayer: Das ist mein Finales Fazit für diesen Film.
Johannes Franke: Scheiße.
Florian Bayer: Wenn Ihr Wissen wollt, was wir nächste Woche besprechen, Da gibt es nämlich wieder einen Publikumswunsch. Ja. Bleibt noch Kurz dran. Ansonsten euch wie immer vielen Dank fürs Zuhören. Toll, dass Ihr da seid.
Johannes Franke: Ja, schön, dass Ihr von TikTok rübergeschaltet habt. Grüße an alle, die Ich winke gerade.
Florian Bayer: Johannes ist seit mehreren Wochen im TikTok-Fieber, weil er festgestellt hat, dass TikTok extrem gut funktioniert, um Leute in den Podcast reinzukriegen.
Johannes Franke: Und wir können kurz erklären, warum du erst drei Filme davon bestritten. hast. Du bist nicht hier. Ich bin nicht hier.
Florian Bayer: Ich habe nicht das Studio-Setup. Aber vielleicht mache ich noch ein paar mehr davon. Für diese Conversion-Rate, die wir da gerade haben, mache ich das total gerne. Wir sind jetzt Clickbait-Bitches auf TikTok. Und wir schämen uns nicht dafür. Wenn Ihr Wissen wollt, was nächste Woche drankommt, bleibt Kurz dran. Nach dem Jingle erfahrt ihr das. Bis dahin, eine schöne Woche euch.
Johannes Franke: Ciao. Seid Live dabei, Wie plor googelt, was uns Liz da aufgegeben hat. So,
Florian Bayer: TikTok-Bitch.
Johannes Franke: Wir haben nämlich jedes Jahr, und dieses Jahr haben wir es leider verpasst, Zum Geburtstag von Liz Einen bestimmten Film besprochen. Wir haben Nummer 5, Nummer 7, Nummer 5, Nummer 5 erlebt, haben wir besprochen zum Beispiel. Was war denn das andere? Get Out. GET Out, ah, das war von Liz, stimmt.
Florian Bayer: Liz, Es tut uns schrecklich, leid. Wann hatte Liz Geburtstag? Happy Birthday nachträglich.
Johannes Franke: Flo, Du kannst mir jetzt nicht die Pistole auf die Brust setzen und spontan sagen, wann hat denn Liz? Geburtstag?
Florian Bayer: Das weißt du nicht!
Johannes Franke: Und ich kann nicht einfach spontan sagen, an dem und dem Datum. Was zur Hölle, Flo, was machst du hier mit dir? Liz, Hör weg!
Florian Bayer: Okay, Liz hat sich gewünscht, und das machen wir auch, auch wenn es ein bisschen zu spät ist, Frau in Gold aus dem Jahr 2015, wie mir Wikipedia gerade sagt, mit Helen Mirren. Und zwar geht es... Offensichtlich um die Verfilmung einer realen Geschichte, denn ich sehe, Die Rolle, die Helen Mirren spielt, ist bei Wikipedia blau. Das heißt, man kann sie anklicken und stellt dann fest, Es geht um die Geschichte von Maria Altmann, die eine amerikanische Unternehmerin war und in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurde. Oh,
Johannes Franke: okay. Ich dachte, es geht vielleicht um Klimt.
Florian Bayer: Ein historisches Drama. Und ja, das geht auch Klimt. Sie ist nämlich die Frau, Die Goldene Adele.
Johannes Franke: Aha, also doch.
Florian Bayer: Ah, nee, nee, Moment.
Johannes Franke: Jetzt bin ich gespannt. Wir bringen alles durcheinander. Leute,
Florian Bayer: Es geht auf jeden Fall auch um die goldene Adele, aber offensichtlich ist sie nicht. Diese goldene Adele, Aber es geht um diese goldene Adele, die Klimt gemalt hat.
Johannes Franke: Wir werden die nächsten anderthalb Stunden, die hier einfach jetzt noch dranhängen, Diesen Film besprechen, ohne ihn gesehen zu haben. Flor, erzähl,
Florian Bayer: Worum geht's? Nein, auf keinen Fall. Ich will nicht zu viel gespoilert werden. Ich bin jetzt schon zu viel gespoilert. Ich gucke doch so gerne die Filme, ohne zu wissen, worum es geht. Liz hat uns einen Film vorgeschlagen, den wir beide nicht kennen. Und wie ihr festgestellt habt, durch den wir uns nicht durchklicken werden auf Wikipedia, sondern den wir uns ganz klassisch angucken werden. Und nächste Woche erfahrt ihr dann, wie wir ihn fanden. Genau.
Johannes Franke: Sehr schön. Also guckt ihn an und seid dann wieder nächste Woche dabei. Vielen Dank.
Florian Bayer: Bis dahin.
Johannes Franke: Ciao. Bis dann.
