Kategorie: Amerikanisches Kino

Episode 227: Kids von Larry Clark – Der kontroverseste Teenagerfilm der 90er Jahre

Da war zum Beispiel Hamilton: Der kam aus einem zerrütteten Elternhaus und hatte schon früh Erfahrungen mit Drogen gesammelt, sowohl in seiner Familie als auch außerhalb. Da war zum Beispiel Justin, der seinen Vater nie kennengelernt hatte und praktisch auf der Straße lebte. Da waren Ryan und Jamel, Atabey und Julia. Alle bereits in ihrem jungen Alter von kaputten Lebenswegen gezeichnet. Teilweise verwahrlost, teilweise hoffnungslos, und dennoch voller Energie, die Teenager nunmal haben. Der Kitt, der sie zusammenhielt, war das Skaten im Washington Square Park… und Harold. Harold war der, der jeden kannte und den jeder mochte. Harold war der charismatische Typ, der so eine lose Clique zusammenhalten kann, und der Typ, der dich reinbringt. Wenn Harold dich mochte, wurdest du auch von den anderen akzeptiert. So wie zum Beispiel Harmony, ein jüdischer High School Absolvent, der Filmemacher werden wollte und immer ein bisschen zu privilegiert und abgehoben für die Straßen New Yorks schien. Aber Harold mochte ihn. Und so war er Teil des Zirkels.

Und dann war da plötzlich dieser alte Hippie, Larry, der anfing Fotos von den Kids zu schießen. Vietnamveteran wie man hörte, von der Kleidung und vom Auftreten wie die Teenager, aber halt 30 Jahre älter, ein Fotograf und irgendwie auch ein schräger Typ. Jemand der über 40 ist, Skateboard fährt, kifft und Teens zu sich nach Hause einlädt… irgendwie fishy. Aber Harold mochte ihn. Und als es hieß, Larry und Harmony wollen zusammen einen Film machen, waren alle dabei. Vor allem auch, weil Harold sagte: “Larry ist cool. Der macht uns alle berühmt!”. Und so entstand im Sommer 1994 der Film Kids. Und darum geht es:

Der jugendliche Telly hat nur eine Sache im Kopf: Sex. Am besten mit Jungfrauen, und so jung wie möglich. Wenn er nicht gerade dabei ist, seine neueste Eroberung ins Bett zu kriegen, hängt er mit seinem Kumpel Casper und diversen anderen Leuten in maroden Wohnungen oder im Washington Square Park rum. Das Leben der Teenager ist geprägt von Drogen, Gewalt und Perspektivlosigkeit. Jeder findet seinen Weg mit der rauen Wirklichkeit im New York klarzukommen. Und bei Telly ist es vor allem der Sex. Dieser kann aber unliebsame Folgen haben. Jenny, eine frühere Eroberung Tellys, macht einen Test auf Geschlechtskrankheiten und erfährt, dass sie mit HIV infiziert ist. Da sie bisher nur mit Telly Sex hatte, ist auch sofort klar, woher die Infektion bekommt. Und so macht sie sich auf den Weg, diesen zu finden, während er wiederum – nichts von seiner Krankheit ahnend – versucht, die 13jährige Darcy ins Bett zu kriegen.

Kids, 1995, 24 Stunden in New York, gedreht teilweise mit Laien, direkt aus der Skaterszene des Washington Square Parks, teilweise mit hoffnungsvollen Nachwuchsdarstellern. Ein riesiger Indie-Hit und vielleicht der kontroverseste Film des Jahrzehnts: Ihm wurde alles vorgeworfen: Von konservativen Moralismus über Exploitation bis hin zu Kinderpornographie, ein Publikumshit, aber nie ein Kritikerdarling. Und ich habe jetzt die schwere Aufgabe, euch – und vor allem dich Johannes – davon zu überzeugen, warum sich dahinter dennoch ein wichtiger, wertvoller und auch sehenswerter Film verbirgt (vielleicht auch neben einem Film, der nicht so gelungen ist). Das wird ganz schön schwierig, oder?

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Episode 226: Casablanca – Liebe, Hoffnung, Bergman, Bogart und Arschtritte gegen Nazis

Dezember 1941. Casablanca in Nordafrika ist eine Stadt der Hoffnung für Flüchtlinge des Naziremimes und des Zweiten Weltkriegs geworden. Allerdings ist Casablanca in dieser Zeit französische Kolonie, und der lange Arm des Dritten Reiches streckt sich bis hierher, um ungeliebte Kritiker loszuwerden. Victor Lazlo ist einer dieser flüchtigen Kritiker, der versucht, über Casablanca ein Visum für Amerika zu bekommen. Blöderweise hängt das vom Liebeskummer des Barbesitzers Rick ab, der mit Victors Frau eine Affäre in Paris hatte, als diese dachte, Victor sei tot. Erst als Ilsa und Rick wieder alte Gefühle aufwärmen, kann Rick über seinen enttäuschten Schatten springen und hilft Victor und Ilsa.

Ist es also die Heldengeschichte von Victor Laszlo? Strangely enough: no. Der steht oft nur steif und moralisch integer in der Gegend rum. Es geht um die heiße Liebe zwischen dem Proto-Emo Rick und der schicksalsergebenen Ilsa. Ums verlassen werden, um Exil und Heimatlosigkeit und um den Konflikt zwischen individuellem Glück und moralischer Verantwortung.
Und natürlich darum, fassungslos auf Ingrid Bergmanns Schauspielkunst zu starren und ihrer Ausstrahlung zu verfallen.

Plor, worum gehts für dich beim Schauen des Films?

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Episode 225: The Lion King – Der König der Löwen: Der Disney-Klassiker, die Fortsetzungen, das Remake

Der kleine Löwe Simba ist Sohn von Mufasa, dem König der Löwen, und damit selbst der vorherbestimmte Thronfolger. Dies passt allerdings seinem bösen Onkel Scar so überhaupt nicht. Zusammen mit den aussätzigen Hyänen plant er einen ungeheuren Coup, an dessen Ende der Tod Mufasas und die Flucht Simbas steht. Während Scar den Thron besteigt, landet Simba in der Wüste, wo er auf das Erdmännchen Timon und das Warzenschwein Pumba trifft. Die beiden nehmen ihn unter ihre Fittiche und ziehen ihn mit ihrer ganz eigenen Philosophie groß: Hakuna Matata, ein Leben ohne Sorgen. Aber Simba kann sich seiner Verantwortung nicht entziehen. Und als seine Kindheitsfreundin Nala ihn findet, muss er sich dem Kampf mit Scar stellen, um seinen vorherbestimmten Platz im Kreis des Lebens einnehmen zu können.

The Lion King aus dem Jahr 1994, ein großer Zeichentrickfilm aus einer großen Disney-Ära. Bildgewaltig, voller Hitsongs – vom pathetischen Circle of Life bis zum Ohrwurm Hakuna Matata. Ein Film mit mehreren Fortsetzungen und Remakes in der jüngeren Disneygeschichte. A lot to uncover. Und so beginnen wir doch mal mit den wesentlichen philosophischen Fragen:

Johannes, wie hältst du es mit deiner Lebensphilosophie: Der bedeutungsschwangere, schicksalsträchtige Circle of Life, oder eher das unbekümmerte in den Tag Hineinleben des Hakuna Matata?

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Episode 224: Henry Sugar and more – Wes Anderson verfilmt Roald Dahl für Netflix

Mir war nur zu bewusst gewesen, welches Risiko ich einging, als ich Plor, meinem Naseweisen Kompagnon, einen weiteren Wes Anderson Film gab. Nicht nur einen, sondern gleich vier. Sorgenvoll setzte ich mich an meinen Schreibtisch und tippte meine einleitenden Worte. Diese sollen im folgenden vollständig wiedergegeben werden:

“Wes Anderson war seit seiner Kindheit großer Fan von Roald Dahls Geschichten und hat mit Fantastic Mr. Fox schon einmal eines seiner Werke verfilmt. 2022 drehte er für Netflix eine Reihe von vier Kurzfilmen, die aus verschiedenen Anthologien Roald Dahls entnommen sind. Aber er wollte er die Textvorlage so unberührt wie möglich lassen und ließ die Schauspieler konsequenterweise sowohl Dialoge, als auch Beschreibungen mitsprechen.” Ich schwitzte stark und meine Finger wurden klamm, wusste ich doch nicht, wie Plor auf meinen waghalsigen Filmvorschlag reagieren würde.

“Die erste Geschichte und damit die Namensgebende, handelt von Henry Sugar”, tippte ich “der in einem Arztbericht von einem Inder liest, der mittels Yogi-Kräften zu sehen vermochte, ohne die Augen zu nutzen. Eine durch jahrelanges hartes Training erworbene Fähigkeit, die Henry Sugar überzeugte, in kürzester Zeit steinreich werden zu können. Drei Jahre und drei Monate meditiert er und bringt seine Konzentration auf nur einen Punkt. Und tatsächlich. Er errät zuverlässig den Wert einer zufälligen Spielkarte in unter fünf Sekunden. Ein phänomenales Ergebnis. Als er seine ersten Gewinne im Casino einstreicht, passiert etwas Ungeheuerliches: Henry Sugar hat kein Interesse mehr am enormen Reichtum. Er beschließt den Rest seines Lebens damit zuzubringen Waisen- und Krankenhäuser zu bauen. Bis er schließlich im Alter von 63 Jahren an einer Lungenembolie…
Ich spitzte meinen Bleistift der zum Schreiben zu stumpf geworden war. Dann tippe ich weiter:

“…an einer Lungenembolie stirbt, die er natürlich hat kommen sehen, da er durch seinen Körper hindurch sehen konnte, wie sich das Blutgerinnsel gen Herzen vorarbeitet. Er starb glücklich und zufrieden.”

Ich sank zufrieden in meinen Stuhl und beschloss, die anderen drei Geschichten erst zusammenzufassen, sobald das Gespräch darauf kommen würde. Diese eine war vorerst genug.

Als ich einige Zeit später von meiner Tastatur aufschaute saß da Plor und schaute mich erwartungsvoll an. “Nun Plor?”, fragte ich, sichtlich nervös “Konntest du etwas neues in diesen Filmen entdecken, oder war es wieder nur ‘same old Wes Anderson’?”

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Episode 223: Hundreds of Beavers – Expressionistischer Looney Tunes Slapstick Horror im Jahr 2025

Normalerweise bringen wir an dieser Stelle eine mal mehr mal weniger tiefe und breite Inhaltszusammenfassung, das können wir meiner Meinung nach aber an dieser Stelle abkürzen. Zum einen, weil die Story von “Hundreds of Beavers” weder besonders breit noch besonders tief ist, und zum zweiten, weil sie nicht der entscheidende Punkt bei der Frage ist, ob man den Film sehen möchte.

Also in aller Kürze: Nachdem das Apfelweinimperium von Jean in einer riesigen Explosion zu Grunde gegangen ist, findet er sich im erbarmungslosen Winter des amerikanischen Nordens wieder: Zuerst muss er ums Überleben kämpfen, wird schließlich Lehrling bei einem erfahrenen Trapper. Und beschließt nach dessen Tod, die titelgebenden Hunderte von Bibern zu fangen, um die Frau seiner Träume heiraten zu können, die Tochter eines grimmigen Pelzhändlers ist.

Was bei diesem Film im Zentrum steht, ist nicht seine Geschichte sondern seine Inszenierung: Ein schwarzweißer Stummfilm, vollgepfropft mit Cartoonsounds und albernen Gags. Die Tiere – egal ob Biber, Hase, Hund, Wolf oder Pferd – gespielt von Menschen in billigen Tierkostümen. Von der Action orientiert an klassischen Slapstickkomödien und Looney Tunes Cartoons, von der Ästhetik inspiriert von expressionistischen Stummfilmen, von der Struktur angelehnt an Videospiel-Grinds. Ganz unabhängig von der Qualität der Ausführung und dem Remix-Charakter vielleicht der originellste Film der letzten zehn Jahre… Ich habe so etwas in der Form jedenfalls noch nicht gesehen… du, Johannes?

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Episode 221: Donnie Darko – It’s a very, very mad world…

Im Mittelpunkt von Donnie Darko steht der titelgebende Teenager, der in einem typischen US-Vorort im Jahr 1988 aufwächst. Wegen seiner psychischen Labilität befindet er sich schon länger in psychologischer Behandlung, der Verdacht einer Schizophrenie steht im Raum. Eines Nachts wird Donnie von Frank heimgesucht, einem unheimlichen menschengroßen Hasen, der ihm das Ende der Welt in 28 Tagen vorhersagt. Frank lockt Donnie aus dem Haus und bewahrt ihn so davor, von einer Flugzeugturbine getroffen zu werden, die just in dieser Nacht in Donnies Zimmer einschlägt.

Die Visionen von Donnie werden in den folgenden Tagen immer beängstigender und mysteriöser. Zusätzlich macht ihm das Leben im spießigen amerikanischen Vorort zu schaffen. Durch seinen Nonkonformismus gerät er nicht nur mit seinen Lehrern aneinander sondern auch mit dem lokalen Selbsthilfeguru Jim Cunningham. Als Donnie Darko vom Zeitreisebuch der Eremitin Grandma Death erfährt, scheinen die mysteriösen Geschehnisse plötzlich Sinn zu ergeben. Und das Ende der Welt rückt näher…

Donnie Darko aus dem Jahr 2001, ein Hybrid aus Mystery, Science Fiction, Coming of Age Drama und Vorort-Satire, ein Mund zu Mund Propaganda DVD-Klassiker, der sich im Laufe der 2000er Jahre zu einem echten Kultfilm unter jungen Leuten entwickeln sollte. Und auch ein bisschen so was wie ein One Hit Wonder von einem Regisseur, der danach nicht mehr viel Großes veröffentlichen sollte.

Johannes, lass uns über Filme, die genau zur richtigen Zeit das richtige Zielpublikum treffen, reden. Über Versionen von Filmen, bei denen erbittert darüber gestritten wird, welche die beste ist. Über One Hit Wonder und vielleicht auch ein bisschen über Filmrezeption ganz allgemein. Und dafür meine Frage an dich: Wie hast du den Film damals als junger Mann in den frühen 2000ern wahrgenommen, und wie als midlife crisis geplagter 40jähriger heute?

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Episode 218: Eraserhead – David Lynchs alptraumhaftes Regiedebüt

Eraserhead markiert sicherlich das Surreal-albtraumhafteste das mein Filmliebhaber-Hirn ertragen kann. Und auch das steht hin und wieder im Film zur Debatte. Ein junger Mann, Henry Spencer, läuft hier durch einen postindustriellen, wenn nicht sogar postapokalyptischen Film, immer mit einem hart verängstigten, verstörten und verwirrten Gesichtsausdruck. Auf das Geschehen scheint er nur wenig Einfluss zu haben. Er wird zum essen zu seinen soon-to-be Schwiegereltern gerufen. Dort erfährt er, dass er Vater geworden ist und muss sich ab sofort um ein Alien-artiges Baby kümmern. Sichtlich überfordert flüchtet er sich in Fantasien. Eine singende Lady in einem Heizkörper, eine Affäre mit der Nachbarin. Das sind die Träume eines Everyday Man… Oder einen Schritt zurück gemacht: das sind die Albträume eines David Lynch. Alles ist in Schwarz-Weiß gehalten und immer düster und Wortkarg inszeniert. Es ist ein Mood-Film, der auf Stimmung setzt. Auf gar keinen Fall ein Plot-Film der auf Handlung setzt. Aber vielleicht vor allem ein Durchhaltefilm….

Plor, der Film scheint sich vor allem mit der Angst vor Vaterschaft auseinander zu setzen. Kannst du, als Vater, dich darin sehen – oder hast du dich einfach nur gefreut und hattest eine Bonbon-Bunte-Welt vor dir, als dein Kind kam?

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Episode 215: Mel Brooks‘ Spaceballs – Das bessere Star Wars?

Spaceballs DER definitive Spoof Film der Star Wars Filme… was sag ich, des Star Wars Genres! Und einiger kleiner anderer Erscheinungen im SciFi Universum. Um die Handlung zusammenzufassen lasse ich mal Lord Helmchen, den Bösewicht und Colonel Sandurz, des Bösewichts rechte Hand, durch ein Zitat sprechen:

„Helmet: Planet Druidia, and underneath the air shield, ten thousand years of fresh air. We must get through that air shield.

Sandurz: We will, sir. Once we kidnap the princess, we will force her father, King Roland, to give us the combination to the air shield. Thereby destroying Planet Druidia and saving Planet Spaceballs.

Helmet: Everybody got that? Good!“

Sie wollen also Druidia die Frischluft entziehen, um ihr eigenes Überleben zu sichern. Die Prinzessin dieses Planeten wird entführt und soll gerettet werden von Lone Starr, der mit Hilfe der Macht – .. uhm… Sorry, des Schwartz – den Weg freiräumt, um die Prinzessin zurückzuholen und am Ende zu heiraten. Achja, und es gibt einen Möter. Halb Mensch, halb Köter. Für mich als Kind zum Schießen komisch und sicher für meinen Humor heute mit zum Teil verantwortlich. Plor – ich nehme an du bist auch vor Lachen vom Stuhl gekippt als Kind.. aber schafft der Film das auch heute noch?

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Episode 213: Fargo – Blut im Schnee

Das verschneite Minnesota in den USA ist für seine Höflichkeit bekannt. Wo wenn nicht dort lässt sich eine Geschichte um Mord, Habgier und Entitlement erzählen? Die Coens lieben die scheinbaren Widersprüche und erzählen hier mit einer wunderbaren Prise schwarzem Humors.

Aber worum geht es? Der verschuldete Autoverkäufer Jerry Lundegaard plant, seine Frau von zwei zwielichtigen Gestalten entführen zu lassen, um von seinem wohlhabenden Schwiegervater Lösegeld zu erpressen. Der Plan gerät außer Kontrolle, als die Entführer in eine Polizeikontrolle geraten und dabei zwei Menschen töten. Die schwangere und sehr nette Polizistin Marge Gunderson macht einen verdammt guten Job und kommt langsam den chaotischen Verbrechern auf die Spur. Währenddessen eskalieren Gewalt und Misstrauen zwischen den Beteiligten, und Gaear tötet sowohl die Frau von Jerry, die eigentlich unbeschadet hätte zurück kommen sollen, als auch seinen Partner, der ihm einfach zu sehr auf die Nüsse geht. Marge gelingt es schließlich, Gear zu fassen, während Jerry verhaftet wird.

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Episode 212: High Noon – Um 12 Uhr Mittags erhält der Western ein neues Gesicht

High Noon, 12 Uhr Mittags, genau um diese Zeit soll der gerade aus dem Gefängnis entlassene Verbrecher und Revolverheld Frank Miller mit dem Zug im kleinen Städtchen Hadleyville ankommen. Das bedeutet vor allem Ärger für Will Kane, der gerade sein Sheriff-Amt aufgegeben und die Quäkerin Amy Fowler geheiratet hat. Denn Miller hat mit dem Mann, der ihn damals ins Gefängnis brachte, noch eine Rechnung offen. Zuerst steht der Plan des jungen Brautpaares, so schnell es geht, aus dem kleinen Städtchen zu fliehen.

Vielleicht ist es ein Aufkeimen von Heldenmut, vielleicht ein Anflug von Pflichtgefühl, vielleicht auch pure Verzweiflung im Wissen darüber, dass Miller ihn bis ans Ende der Welt jagen wird. Kane beschließt jedenfalls zu bleiben, und versucht in der letzten Stunde vor Mittag, ehemalige Freunde und Kollegen zu überreden, sich mit ihm zusammen dem Bandito und dessen Gang zu stellen. Und von da an geht es abwärts… Die Einwohner des Städtchens lassen sich verleugnen, wollen Kane loswerden oder begegnen ihm teilweise sogar offen feindselig.

Und am Ende sieht sich der einsame Cowboy der Verbrecherbande allein gegenüber.

High Noon aus dem Jahre 1952, ein beinahe in Echtzeit erzählter Western. Zumindest auf dem Papier ein Abgesang auf den klassischen Westernhelden. Und doch hat John Wayne seinerzeit den Film als unamerikanisch bezeichnet, und für manche ist er retrospektiv gar der erste echte Antiwestern inklusive progressive Gesellschaftsbild. Also, was haben wir hier? Eine große Heldengeschichte? Oder doch unter all dem Prunk eine Fabel des Scheiterns? Und damit zu dir Johannes…

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