Episode 189: Adams Äpfel – Apfelkuchen mit Hiob und Hitler
Adam hat Mist gebaut: Jung, aggressiv, rechtsextrem, Führungsfigur in einem Neonazi-Zirkel und mehr als einmal zu weit gegangen. Zur Resozialisierung wird er aufs Land geschickt, wo sich der Dorfpfarrer Ivan um ihn kümmern soll. In seinem Pfarrhaus leben noch der Mörder und notorische Tankstellenräuber Khalid sowie der Alkoholiker und Vergewaltiger Gunnar… beide konnten ihre Gewohnheiten während ihres Aufenthalts offensichtlich nicht ändern.
Und das liegt an Ivan selbst, dem das Leben mehr als einmal übel mitgespielt hat. Sein Umgang damit? Er leugnet alles schlechte in der Welt, sieht nicht die Verbrechen seiner Schafe, sondern betrachtet alles als Herausforderung des Satans, hält dabei zwar immer die andere Wange hin, ist aber gleichzeitig unfassbar ignorant, naiv und selbstgefällig. Auf der Suche nach einer Aufgabe während der Resozialisierung entscheidet Adam sich – mehr aus Zufall denn aus Begeisterung – dafür, aus den Äpfeln des Kirchgartens einen Apfelkuchen zu backen. Aber auch er wird vom Teufel herausgefordert, in Form von Krähen, Schädlingen, kaputten Öfen und seinen Neonazikumpels, die plötzlich aufkreuzen.
Und gleichzeitig findet er sich in einem epischen Kampf um die Deutungshoheit über die Welt: Was wird siegen? Das Gute oder das Böse? Ist die Welt ein schlimmer Ort oder wunderschön? Ein monumentaler Konflikt, mit Blitz und Donner im wahrsten Sinne des Wortes. Erzählt als ebenso getragene wie wilde Mischung aus Groteske, Mysterienspiel, Tragikomödie und Fabel. Mit Gott, Satan, Hiob und Take That… Uff… Johannes, magst du Apfelkuchen und wie gut kannst du backen?
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 189: Adams Äpfel – Apfelkuchen mit Hiob und Hitler Publishing Date: 2024-08-13T08:30:46+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2024/08/13/episode-189-adams-aepfel-apfelkuchen-mit-hiob-und-hitler/
Johannes Franke: So, und jetzt müssen wir natürlich noch die Botschaft klären, die ich am Anfang... Ja,
Florian Bayer: du wolltest mir sagen, was die Botschaft des Films ist.
Johannes Franke: Ich glaube, die Botschaft des Films ist...
Florian Bayer: Da stand Hiob auf und zerriss sein Gewand und schor sein Haupt. Und er warf sich auf die Erde nieder und betete an. Und er sprach... Nackt bin ich aus dem Leib meiner Mutter gekommen. Bitte Ruhe, ich arbeite.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Nackt werde ich wieder dahin gehen. Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen. Der Name des Herrn sei gelobt. Bei all dem sündigt der hier nicht und verhielt sich nicht ungebührlich gegen Gott. Hallo Johannes.
Johannes Franke: Wollen wir gleich auch anfangen Gott lästern?
Florian Bayer: Ich glaube, wir werden sehr viel Gott lästern in dieser Episode. Obwohl der Film, über den wir sprechen, ja durchaus sich selbst und seinem Publikum den Ausweg lässt, dass Gott eine coole Socke ist. Und die Christen ja eigentlich voll recht haben und alles gut wird, solange man genug in Gott vertraut. Beziehungsweise man kann sogar kurzfristig wie Hiob aufhören in Gott zu vertrauen. Und wird trotzdem am Schluss vielleicht ein bisschen getadelt, aber dann wird alles gut. Heute reden wir über Adams Äpfel aus dem Jahr 2005, den ich vorgeschlagen habe. Wieder ein Film aus der Reihe, was hat unser junges Erwachsenenleben geprägt.
Johannes Franke: Ja, es ist schon wieder tatsächlich einer, wo man sagt, okay, das ist die Zeit, in der wir in die Filmwelt eingeführt wurden. Wo man dann Filme guckt, wo man sagt, das kann ein Film auch, wie großartig. Der auch so ein bisschen... naja, den Geschmack weiter definiert, den man so hat im Leben für Filme. Ich weiß allerdings nicht, ob dieser Film meinen Geschmack wirklich groß geprägt hat. Ich weiß nicht, wie es dir geht.
Florian Bayer: So halb? Auf jeden Fall hat er mich nicht kalt gelassen. Er hatte damals eine große Wirkung auf mich. Ich glaube, er ist auch... danach regelmäßig in meinen Toplisten meiner Lieblingsfilme aufgetaucht. Echt, wirklich? Ja, ich habe nicht ohne Grund für diese Episode ausgewählt.
Johannes Franke: Oh mein Gott, okay. Ich wähle,
Florian Bayer: also in der Regel wähle ich Filme, die irgendwie in meinen Top 100 auftauchen oder irgendwann mal in meinen Top 100 aufgetaucht sind.
Johannes Franke: Bist du eine konkrete Top 100 tatsächlich? Müssen wir mal eine Episode machen mit Plus Top 100?
Florian Bayer: Wir können auf jeden Fall, also ich habe halt Top 100 aus verschiedenen Zeiten meines Lebens. Also meine Top 100 von heute würde wahrscheinlich auch anders aussehen und ich müsste mich tatsächlich nochmal hinsetzen und sagen, okay. Nochmal in aller Ruhe, nach dem, was ich in den letzten Jahren und Jahrzehnten gesehen habe. Meine letzte Filmliste, die ich gemacht habe und ich habe immer mal wieder Top-Listen gemacht. Bist du so ein Listen-Freak? Ist schon etwas länger her.
Johannes Franke: Also ich möchte euch da draußen mal unterstellen, dass ihr wie ich nicht jeden Tag am Computer sitzt und eure Top 100 Filme aus dem letzten Jahrhundert aufschreibt und sagt, ja, ja, das muss ich jetzt updaten. Ich habe einen neuen Film gesehen, wie passt denn der in meine Top 100 rein? Aber Plora hat einen richtigen Blog, wo er ganz viele Filme sammelt und... Und bespricht das, ich weiß gar nicht, ob euch das so klar ist, was gibt den Muss-man-sehen-Blog.
Florian Bayer: Ja, der aber auch tatsächlich gerade etwas unterpflegt ist.
Johannes Franke: Unterpflegt?
Florian Bayer: Unterpflegt, wie sagt man, verwahrlost.
Johannes Franke: Ja, okay.
Florian Bayer: Also es sind immer noch viele Texte. drin, zu denen ich auch stehe, aber ich habe schon länger nicht mehr geschrieben. Ich komme tatsächlich gerade leider nicht so dazu.
Johannes Franke: Das ist sehr traurig, weil ich tatsächlich eine Zeit lang, bevor wir den Podcast gemacht haben, immer mal wieder verstohlen auf deine Seite geguckt habe, um mir Filme anzugucken. Ah, was mag denn Plurso? Vielleicht, was könnte ich denn heute so gucken? Oder womit könnte ich bei anderen Leuten angeben, dass ich das angeblich gesehen habe? Und übernehmen einfach Blosthake.
Florian Bayer: Das ist so eine eigene Bestenliste für sich. Die Filme, die man gerne gesehen hat, beziehungsweise die Filme, von denen man behauptet, dass man sie gesehen hat, obwohl man vielleicht nach fünf Minuten abgebrochen hat. Oder obwohl man es irgendwie nebenbei beim Bügeln oder Kochen geguckt hat. Ja,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Aber diesen Film hast du gesehen und den haben wir auch, glaube ich, zusammen gesehen.
Johannes Franke: Ich erinnere mich auch. Ja. Wir haben den Film tatsächlich zusammen gesehen, ja.
Florian Bayer: Und ich glaube, wir waren damals, ich weiß nicht, ob ich mit ihm... dir zum ersten Mal gesehen habe oder ob ich ihn gesehen habe und dann gesagt habe, Johannes, den musst du sehen?
Johannes Franke: Ich weiß es nicht genau. Wir haben ja das in der WG so gemacht, wie wir damals, als wir vor 20 Jahren als es die WG noch gab, haben wir uns gegenseitig Filme an den Kopf geworfen und gesagt, Leute, wir treffen uns und jede Woche ist einer dran und schlägt einen Film vor. Aber nicht im Sinne von, er schlägt ihn vor und alle anderen dürfen sagen nein, sondern im Sinne von, ihr guckt den jetzt, egal ob ihr wollt oder nicht. Dieses Versprechen gab es in der Gruppe. Und da waren noch ein paar mehr Leute dabei, außer wir nur beide. Aber jetzt setzen wir das im Podcast fort. Und damals kam dieser Film eben auf und ich glaube, du hast ihn vorher gesehen. Ich glaube, ich auch. Du hast ihn uns dann einfach vorgesetzt und gesagt, ihr müsst diesen Film gucken.
Florian Bayer: Aber ich glaube, also damals waren wir angetan davon. Ich glaube, du warst damals auch angetan davon, aber ich kann mich auch nie mehr so 100% dran erinnern. Ja,
Johannes Franke: ich ahne so ein kleines bisschen, dass ich mit der Zeit, mit dem Alter, wie man so sagt, Egal was das bedeutet und wie viel Alter oder nicht Alter da jetzt vergangen ist, Zeit vergangen ist, aber ich habe das Gefühl, dass ich mit der Zeit ein kleines bisschen empfindlicher solchen Sachen gegenüber geworden bin. Der Film ist ja durchaus brutal.
Florian Bayer: Ja, nicht nur durchaus. Der Film ist brutal und der Film ist vor allem schwarzhumorig. einem Humor, den gerne heute mit dem Etikett, oh, der ist so non-PC versehen und solche Filme würden heute nicht mehr gedreht werden, was ich sehr stark in Zweifel ziehen würde. Aber dazu können wir bestimmt zusprechen.
Johannes Franke: Ja, auf jeden Fall.
Florian Bayer: Aber da ich ihn vorgeschlagen habe, worum geht es überhaupt? Es geht um Adam. Und Adam hat Mist gebaut. Jung, aggressiv, rechtsextrem, offensichtlich Führungsfigur in irgendeinem Neonazi-Zirkel und mehr als einmal zu weit gegangen. Zur Resozialisierung wird er aufs Land geschickt, wo sich der Dorffacher Ivan um ihn kümmern soll. In seinem Pfarrhaus leben noch der Mörder und notorische Tankstellenräuber Khalid, sowie der Alkoholiker und Vergewaltiger Gunnar. Beide konnten ihre Gewohnheiten während ihres Aufenthalts offensichtlich nicht ändern. Und das liegt an Ivan selbst, dem das Leben mehr als einmal übel mitgespielt hat. Sein Umgang damit? Er leugnet alles Schlechte in der Welt. Sieht nicht die Verbrechen seiner Schafe, sondern betrachtet alles als Herausforderung des Satans. Hält dabei zwar immer die andere Wange hin, ist aber gleichzeitig unfassbar ignorant und selbstgerecht. Der Suche nach einer Aufgabe während der Resozialisierung entscheidet Adam sich, mehr aus Zufall denn aus Begeisterung, dafür aus den Äpfeln des Kirchgartens einen Apfelkuchen zu backen. Aber auch er wird vom Teufel heraus gefordert. In Form von Krähen, Schädlingen, kaputten Öfen und seinen Neonazi-Kumpels, die plötzlich aufkreuzen. Und so findet er sich in einem epischen Kampf um die Deutungsfruheit über die Welt wieder. Was wird siegen? Das Gute oder das Böse? Ist die Welt ein schlimmer Ort oder wunderschön? Ein monumentaler Konflikt mit Blitz und Donner im wahrsten Sinne des Wortes. Er zählt als ebenso getragene wie wilde Mischung aus Groteske, Mysterienspiel, Tragikomödie und Fabel. Mit Gott, Satan, Hiob und Take That. Johannes? Ja? Magst du Apfelkuchen? Und wie gut kannst du backen?
Johannes Franke: Ich bin kein Mensch, der backt. Wirklich nicht. Ich bin auch kein Mensch, der leidenschaftlich kocht. Ich glaube, Kochen und Backen sind Sachen, die man sehr früh anfangen muss. um sie in seinem Leben wirklich zu etablieren, auf eine Art und Weise, die Leidenschaft oder die wirklich intrinsisches Bedürfnis danach mitbringen. Willst du mit ihr sprechen? Ja.
Florian Bayer: Also ich habe sehr spät, glaube ich, angefangen zu kochen. Ich koche echt gerne und mir macht es auch von Jahr zu Jahr mehr Spaß. Fuck,
Johannes Franke: ich glaube, ich bin einfach nur, ich weiß nicht.
Florian Bayer: Bei mir ist es auch, glaube ich, wirklich so, dieses Ding für andere kochen, finde ich ziemlich geil. Und so rumzuprobieren, rumexperimentieren, die Reaktionen draufzusehen und das macht mir Spaß. Backen dagegen mache ich überhaupt nicht gerne. Ich habe nie einen richtigen Zugang zum Backen gefunden. Ich habe es ein paar Mal versucht und bei Backen habe ich das Gefühl, muss man sich so sklavisch ans Rezept halten, sonst hat man irgendwie so eine trockene Pampe oder was wirklich Ungenießbares, was noch halb roh ist und irgendwie, wenn man sich nicht wirklich auf die Millisekunde genau ans Rezept hält und nicht exakt den richtigen Ofen dafür hat, wird es irgendwie scheiße. Also zumindest bei mir ist das der Fall.
Johannes Franke: Okay. Ja, ich kann es nicht genau beurteilen. Wir haben versucht, Kekse zu backen, die sind absolut Verbrannt.
Florian Bayer: Genau das. Kekse zum Beispiel. Was anderen total leicht von der Hand geht, bei mir wird das immer ein Unglück. Ich kann es einfach nicht und ich mach's auch nicht gern. Ich hab ein paar Mal Kuchen versucht, Geburtstagskuchen und so. Und dann hab ich immer versucht, die Variante zu wählen, wo man so wenig wie möglich backen muss. Sprich, man mischt irgendeine geile Creme zusammen und haut die zwischen zwei Platten. Macht dann vielleicht noch Schokolade drüber oder so. Ist glücklich damit. Was auch meistens gut funktioniert. Aber halt, weil man nicht backen muss, sondern weil man den ganzen anderen Shit macht.
Johannes Franke: Kennt ihr alle das Phänomen, dass man... zunimmt, wenn man in einer Beziehung ist. Ja, definitiv. Ich glaube, das Problem liegt genau darin, dass man dann nämlich anfängt, tatsächlich zu kochen, wenn man eigentlich nicht kocht. Ich habe vorher nicht gekocht, nicht wirklich, ein bisschen. Meine Freundin sollte möglichst diese Episode nicht hören. Ich habe vorher kaum gekocht, ich war nicht lebensfähig und ich habe dann angefangen, mich darum zu kümmern und gesagt, ja, ja, klar, kein Problem, ich mache uns was, wenn du auf Alte Wissen und wieder nach Hause kommst, steht was auf dem Tisch und ich ent... panikschwitzend irgendwas gegoogelt und versucht zusammenzubauen und zu machen und dann so selbstverständlich wie möglich auf den Tisch zu stellen und zu sagen, ja, habe ich aus den Ärmel geschützt.
Florian Bayer: Es ist tatsächlich voll geil für Menschen, die man mag, zu kochen. Es ist total schön.
Johannes Franke: Und das macht man dann halt. Ich mache das eben genau deswegen auch. Und sobald meine Freundin mal für ein paar Tage woanders ist, bin ich total aufgeschmissen mit allem, weil ich einfach für mich selbst nicht koche. Ich mach's nicht.
Florian Bayer: So geht's mir auch. Also für mich selbst kochen? Gott, das klingt so selbstlos, aber für mich ist es so eine Verschwendung. Ich kann's nicht anders sagen. Also ich brauch ein Publikum. Ich spiel für mich auch nicht selbst Theater.
Johannes Franke: Wir machen Folgendes. Wenn deine Freundin mal weg ist oder wenn meine Freundin mal weg ist, wir kochen füreinander.
Florian Bayer: Oh, das find ich voll gut. Auf jeden Fall. Total gerne. Jeder muss dem anderen ein Menü zaubern. Ja. Nächste Woche muss man essen. Podcast. Wie werden Johannes Ravioli bei Plur ankommen?
Johannes Franke: Die habe ich extra ganz behutsam aus der Dose geholt. Gehen wir mal wieder in unseren Film zurück.
Florian Bayer: Ein Film aus Dänemark. Und wir hatten durchaus schon dänische Regisseure bei uns. Nämlich Dänemark ist ja so ein bisschen der Geburtsort der Dogma-Bewegung. Also Lars von Trier ist Däne und sein Kollege, den wir glaube ich noch nicht hatten, Thomas Winterberg ist auch Däne. Aber ansonsten hatten wir glaube ich noch nicht so große... noch nicht so großen Kontakt mit Dänemark. Und im dänischen Kino selbst ist unser Regisseur hier, Anders Thomas Jensen, ja so ein bisschen in den 90ern erwachsen. Und eigentlich so ganz typisch wie viele europäische Regisseure der damaligen Zeit aus einer Tarantino-Begeisterung, glaube ich. Weil wenn man seine alten Filme sieht, vor Adams Äpfel, ist das sehr viel der Versuch, Tarantino auf Dänisch zu machen. Sowohl dänische Delikatessen als auch in China essen sie Hunde und das in Fortsetzung, sind so sehr... sehr, sehr, sehr stark von Pulp Fiction inspiriert, haben aber auch gleichzeitig so ein bisschen diesen europäischen Schwermut und diese skandinavische Trägheit und Trockenheit und Tragik. Allerdings, wenn Leute über ihn reden, über Anders Thomas Jensen, gibt es dann doch meistens den Konsens, dass Adams Äpfel so ein bisschen sein Meisterwerk ist oder sein Meisterstück. Das ist der beste Film, den er je gemacht hat und auch der eigenständigste, der sich losgelöst hat von diesen großen amerikanischen Vorbildern und wirklich sein eigenes Ding macht. Er ist aber auch ein habe ich das Gefühl zumindest ein bisschen in Vergessenheit geraten. Es ist gar nicht so leicht, diesen Film zu finden.
Johannes Franke: Ja, es war tatsächlich nicht leicht und auch Besprechungen dazu zu finden. Man sucht ja dann doch andere Meinungen so ein bisschen, um zu gucken, abzugleichen und auch auf Themen rumzukauen. Es ist nicht so leicht. Ich muss sagen, dass dieser Vergleich mit Tarantino und dieses Anbiedern vielleicht an dieses Genre, diese Gewalt auch und dieses ganze... dass das vielleicht tatsächlich drinsteckt, aber in diesem Film, ich weiß nicht, wie es bei den anderen ist, aber in diesem Film so anders kontextuiert wird, als das Tarantino machen würde, dass ich da wirklich was anderes sehe. Und das kommt dem Film natürlich voll jetzt keine zugute, was Eigenständiges zu machen.
Florian Bayer: Typischer europäischer Film, der zwei Millionen Förderer hat. ZDF hat sich mit eingekauft. Der Film wurde unter anderem auch realisiert, weil es ZDF gesagt hat, okay, wir kümmern uns um die Ausstrahlung in Deutschland und so weiter, macht mal. Und dann aber zwei Millionen Filminstitute, die alle irgendwie mit drin hängen und Geld dagegen geworfen haben. Und trotzdem handelt es sich um einen Low-Budget-Film.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Mit wenig Geld finanziert und im kleinen Rahmen.
Johannes Franke: Hat aber das Geld auch wieder rausgeholt.
Florian Bayer: Hat das Geld wieder rausgeholt. Immerhin 2,4 Millionen gemacht. Ja. Und in diesem kleinen Rahmen, und das ist ja was, wo ich durchaus so ein Fable dafür habe, habe ich das Gefühl, entsteht was Größeres in diesem Film. Der Film hat so diese, so, obwohl es... wirklich fast schon wie ein Kammerspiel ist, so auf dem Dorf und es gibt ein paar Sets, es gibt nicht viel. Und dann gibt es aber diese monumentale Wucht, weil der Film sich natürlich so erhebt, die großen Dinge im Leben, die großen Fragen abzuhandeln und in dieser kleinen Anordnung einmal durchzuexerzieren und zu sagen, okay, ich sag euch jetzt was übers Leben, ich biete euch hier eine große Fabel, ich habe hier eindeutige Bibelreferenzen.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: Gut oder böse, wer wird siegen?
Johannes Franke: Aber es klingt schon fast ein bisschen zu sehr nach klassischem Filmmaking. Aber ich sehe hier mit so viel Brutalität das alles zerhackstückt, dass ich dann nicht die Gradlinigkeit sehe, die wir jetzt gerade besprechen.
Florian Bayer: Das ist nicht die Gradlinigkeit. Es ist kein gradliniger Film. Nein, nein. Das würden wir dem Film nicht geben. Obwohl er ja doch ein klares Narrativ hat. Also wenn wir uns die Geschichte betrachten, die hat schon eine gewisse Gradlinigkeit. Aber diese Sachen, die... dann dazwischen passieren und diese Side-Plots, die aufkommen und diese verschiedenen Personen, die gezeigt werden, das ist schon alles sehr wild und wüst. Also auch gerade, weil der Film bietet einem erstmal wenig, woran man sich festhalten kann, weil er keine sympathischen Protagonisten hat. Und der einzige Protagonist, der am ehesten Ankerpunkt ist, ist ausgerechnet der Neonazi. Und irgendwann hat man das Gefühl, okay, shit, ich bin in diesem Irrenhaus gelandet. Und der einzige halbwegs Vernünftige hat sich ein Hitlerbild ins sein Zimmer gehängt.
Johannes Franke: Wir müssen ein bisschen früher anfangen. Ich würde dir einmal Tee geben. Oh ja,
Florian Bayer: sehr gerne.
Johannes Franke: Wenn du möchtest. Ja, bitte. Okay.
Florian Bayer: So wie man es in Dänemark macht, an der Nord-oder Ostseeküste.
Johannes Franke: Ich komme da gar nicht ran.
Florian Bayer: Also spannend. Johannes versucht gerade, um sein Mikro rumzugreifen. Wenn gleich der Ton schlechter wird, wisst ihr, woran es liegt?
Johannes Franke: Okay. Am Anfang des Films, den ersten paar Frames. Dieser Typ kommt raus.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Holt sein Messer oder seinen Schlüssel raus und zerkratzt erstmal den Bus, wenn er weiterfährt. Ja. Und... Und es ist so auf die Zwölf. Okay, das ist also unser schlechter Mensch. Das ist jetzt Fish out of Water in irgendeiner Form. Das ist jetzt der schlechte Mensch und der kommt jetzt zu den Guten und muss sich da irgendwie beweisen oder sowas. Aber der Film macht sofort eine Kehrtwendung und sagt, nein, nein, das ist nicht der Böse, das ist der Gute. Und das ist schon echt ein bisschen hart. Da muss man erst mal durchkommen. Das muss man erst mal hinkriegen, diese Leistung zu akzeptieren, dass man mit dem Neonazi mitgeht.
Florian Bayer: Wobei Adam ja...
Johannes Franke: Gib mir mal deine Tasse.
Florian Bayer: Er wird ja wirklich nicht als sympathischer Mensch inszeniert. Sie machen ja nicht einfach so das Label auf, okay, das ist ein Neonazi. Und gleichzeitig aber, hey, der ist voll vernünftig und der ist cool und so weiter. Sondern Adam ist unfassbar. böse. Adam hat wirklich mehr als eine Charakterschwäche und wir erfahren nie so richtig, was er gemacht hat, warum er jetzt da sitzt. Aber wir kriegen sehr schnell mit, dass er nicht zu den pumpen Mitläufern gehört, zu den pumpen Schlägern, sondern dass er der Typ ist, der eigentlich zu Hause seine Bande im Griff hat. Und er unterhält sich ja auch irgendwann mit seinem Kumpel, der sagt, naja, der andere, der jetzt für dich da ist, der kriegt das überhaupt nicht hin. Du musst unbedingt zurückkommen. Du musst irgendwie das Team zusammenhalten.
Johannes Franke: Also er ist... Von Grund auf schlecht und böse. Das Problem ist bloß halt der Kontrast mit den anderen, die einfach noch schlimmer sind. Das ist echt hart.
Florian Bayer: Es ist schon ziemlich krass. Also was uns hier am Anfang zugemutet wird, wir kriegen erstmal erzählt und zwar durch die Augen des Priesters, wo wir auch ziemlich schnell mitkriegen, dass der merkwürdig drauf ist. Wie merkwürdig erfahren wir erst nach und nach. Durch Ivans Augen kriegen wir so ein bisschen erzählt, was das für Leute sind. Ivan sagt, hast du Kalid gesehen? Da wurde doch mal so ein Typ an der Tagstelle erschossen. Das war Kalid. Und da ist Gunnar. Gunnar, der ist übrigens Vergewaltiger. Der hat Kleptomane, Alkoholiker, Vergewaltiger. Und dann haben wir diese Kontrastierung. Wir haben diese Menschen, die wirklich krasse, schlimme Sachen gemacht haben. Und dann haben wir Ivan, der so seine eigene Art hat, damit umzugehen. Und auch da, es wird nicht einfach Ivan als der naive Gute gezeigt, der das Böse nicht sieht, sondern Ivan ist so schrecklich ignorant. Wenn er mit Sarah redet. Sarah kommt später dazu. um die Gruppe sozusagen zu vervollständigen, die schwanger ist und drüber nachdenkt, ihr Kind abzutreiben, weil sie gehört hat, dass das Kind eine Behinderung haben soll. Und dann sitzt Ivan da und hört sich ihren Leidensweg an und isst dabei Kekse und beißt Adam zurecht, weil er zu wenig Kekse hingestellt hat.
Johannes Franke: Und weil die einen größer als die anderen sind und mehr oder weniger. Und es geht dann überhaupt... nicht um ihre Probleme. Das heißt, das Wort zuhören ist schon ein kleines bisschen übertrieben. Er ist eigentlich mit völlig anderen Sachen beschäftigt, während sie da in Tränen aufgelöst da sitzt und nicht weiß, was sie machen soll. Abtreiben oder nicht. Also es ist eine wirklich harte Situation und man fühlt sich ganz oft, weil natürlich auch alles sehr, sehr lustig ist, ganz, ganz schlecht dabei, weil man nur am Lachen ist über Dinge, die wirklich hart sind.
Florian Bayer: Ist das wirklich so böse? Also nochmal, vielleicht auch als kleine Triggerwarnung, dieser Film und Und das ist mit dem PC, das kann man durchaus einmal erwähnen. Der Film macht sehr viele Witze mit sehr sensiblen Themen. Und Neonazismus ist das Geringste davon. Wir kriegen einfach Protagonisten gezeigt, deren sympathischen Seiten gezeigt werden. Und gleichzeitig werden sie gezeigt, wie sie versuchen, jemanden zu vergewaltigen. Es werden Witze gemacht mit Behinderung.
Johannes Franke: Rassismus.
Florian Bayer: Rassismus. Genau, das Thema Abtreibung. Sexismus. Rassismus. Es ist tatsächlich... einmal so alles dabei. Und das ist ja auch tatsächlich eine spannende Frage, die man auch so ein bisschen vorweg schicken kann. Man sagt ja gerne, dass wir in sensibleren Zeiten leben und dass deutsche Filme nicht mehr gemacht werden, was ich nicht glaube. Es werden immer noch schwarze Komödien gemacht und es werden auch immer noch und viel zu viele Witze gemacht auf Kosten von Behinderten und rassistische Witze und so weiter. Ich würde sagen, dieser Film könnte ohne Probleme heute gemacht werden, weil der Film wenig, weil der Film, obwohl er wirklich bitter, bitter, bitter böse ist von seinem Humor, wenig nach unten tritt. Die Witze werden... weniger auf Kosten der Behinderten gemacht und mehr auf Kosten derer, die drauf reagieren und die, die damit umgehen. Ja,
Johannes Franke: aber das Wort weniger bedeutet schon, dass auch was passiert.
Florian Bayer: Es ist definitiv drin, auf jeden Fall. Würde ich nicht in Abrede stellen. Und das ist das Sauspark-Phänomen, dass wir schwarzen Humor haben und dass viele Witze gemacht werden auf Kosten der richtigen Leute und dazwischen sich aber immer wieder Witze einschleichen auf Kosten der falschen Leute.
Johannes Franke: Definitiv. Ich weiß nicht, wie wenig das wirklich ist. Ich bin so übersättigt an Witzen, die irgendwie entweder auf Kosten von Menschen mit Behinderungen sind oder eben auf Kosten der Leute, die diese Witze machen, dass ich irgendwann in so einem Sumpf lebe, an diesen schwarzhumorigen Witzen, dass ich es nicht mehr auseinanderhalten kann. Ich kriege es einfach nicht mehr hin. Und deswegen, ich bin die ganze Zeit highly entertained, aber das ungute Gefühl wird so groß irgendwann, dass ich irgendwann nicht mehr richtig kann. Das muss ich sagen. Das tut mir wahnsinnig leid. Und ich weiß, dass... Man will, dass solche Filme weitergemacht werden. Schwarzer Humor nicht ausstirbt und dass man auch Witze macht, die nicht unbedingt PC sind, wenn sie vom richtigen Platz im Herzen kommen, sagen wir so. Aber dieser Film hat das so drauf gehauen, dass ich irgendwann einfach so fertig war mit den Nerven, weil ich einfach nicht mehr konnte. Es war einfach zu viel.
Florian Bayer: Ich finde, es fühlt sich halt tatsächlich anders an als zum... Natürlich zum einen ganz anders als dieser Plumphumor, den man aus vielen amerikanischen Comedien kennt, wo wirklich einfach nur nach unten getreten wird. Es fühlt sich aber auch anders an als dieser schwarze Humor zum Beispiel von Monty Python, der deutlich mehr auf Kosten von behinderten Leuten geht. Oder der deutlich ambivalenter darin ist in der Frage, wie wird der Rassismus gerade reproduziert und wie wird der Rassismus persifliert. Ich finde, da ist Adams Äpfel dann doch deutlich... neigt deutlich stärker in die andere Richtung. Und wie gesagt, das heißt nicht, dass das überhaupt nicht stattfindet, dieser Humor damit. Aber ich finde, er kriegt dadurch eine Relation, die man in anderen Filmen, also auch gerade im amerikanischen Kino, in dem, was wir heute als schwarze Komödie bezeichnen, ja, so nicht findet.
Johannes Franke: Den Ausweg, den dieser Film auf jeden Fall findet, ist, dass der ganze Film die ganze Zeit sagt, ich bin auf der richtigen Seite. Ohne, dass er das preacht.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Der Film schafft es, einem die ganze Zeit zu klären, dann... Es sind schwarze Komödie und es werden schlimme Sachen gesagt, aber am Ende hat der Film die richtige Botschaft oder den richtigen Kontext oder den richtigen Überbau. Ich weiß nicht genau, welches Wort jetzt das passende ist. Aber das macht einen versöhnlich damit.
Florian Bayer: Darf ich schon intervenieren?
Johannes Franke: Ja, mach mal.
Florian Bayer: Ich weiß nämlich gar nicht, was für eine Botschaft dieser Film hat, die die richtige Botschaft sein soll. Ich finde, der Film bleibt bis zum Ende.
Johannes Franke: Die Botschaft ist am Ende noch raus. Ich sag's nicht.
Florian Bayer: Viel zu amivalent. Du sagst es mir wieder. Oh Gott, sei Dank. Ich finde, der Film... ist dabei viel zu konfus in seinem Kämpfen und in seinem Streiten und in den Widerworten, die er sich selbst gibt. Dass wir am Schluss tatsächlich da sitzen und uns fragen, wer hat jetzt eigentlich gewonnen? Hat Adam gewonnen? Hat Ivan gewonnen? Haben beide gewonnen?
Johannes Franke: Gott hat gewonnen.
Florian Bayer: Hat Gott gewonnen, genau. Das ist auch absolut eine Option. Und wir werden sehr viel darüber noch sprechen müssen, wie Gott in diesem Film wegkommt. Aber genau, schauen wir uns doch mal kurz Ivan an. Ivan ist vom Leben gezeichnet. Der wurde von seinem Vater, wie drückt es der Arzt aus, der so herrlich unsensibel ist? Der wurde gefickt. Und der wurde sowas von gefickt, dass er irgendwas nicht mehr machen konnte. Kein Radfahren mehr oder so, keine Ahnung. Der wurde vergewaltigt. Ivan, seine Schwester hat sich umgebracht, seine Mutter, egal. Seine Frau hat sich nachher umgebracht, die auch.
Johannes Franke: Ja, genau, seine Frau hat sich vergewaltigt.
Florian Bayer: Weil sie einen behinderten Sohn gekriegt haben.
Johannes Franke: Ja, ich würde bezweifeln, dass es genau daran liegt. Ich würde sagen, dass Ivan seine eigene Schuld mit daran trägt.
Florian Bayer: Ja, glaube ich auch. Und Ivan hat Krebs. Ivan hat einen riesigen Tumor im Gehirn. Und offensichtlich hat er es geschafft durch dieses Leugnen dieser Tatsachen. Und zwar, wir reden hier nicht einfach nur von dem Hiob-Ding, der hat es gegeben, der hat es genommen, sondern mein Sohn ist nicht behindert. Und das ist zum Beispiel was, wo sehr derbe Witze gemacht werden, wenn er dann seinen Sohn im Rollstuhl da sitzen hat, der sich wirklich überhaupt nicht bewegt. Und dann sagt zu seinem Sohn... Du musst das nicht hören, geh in mein Büro. Und irgendjemand denkt dann, okay, ist es eine gute Idee, den jetzt mal wegzuschieden.
Johannes Franke: Ja, es ist nicht irgendjemand, das ist der Vergewaltiger Gunnar, der dann einfach, weiß nicht, wie so ein Reflex, er steht auf und schiebt den Jungen weg. Also er macht im Grunde das, was dem Jungen gesagt wird, was er machen soll. Das ist richtig reflexartig, man merkt das. keine bewusste Entscheidung mehr ist, sondern dass es über die Zeit anscheinend richtig in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Florian Bayer: Und jemand erzählt, was sein Sohn alles gemacht hat und was für tolle Sportarten er macht und was er alles in der Schule macht. Und dann sehen wir, wie der Junge zum ersten Mal reingeschoben wird und denken so, oh fuck, das ist hart.
Johannes Franke: Der ist also gelähmt, ohne dass er irgendwas machen kann.
Florian Bayer: Und dann mit diesen Worten, und dann erzählt wie der Junge im Garten rumtollt, und so mit diesen Worten bringt ja Sarah davon ab, die Abtreibung vorzunehmen. Was auch ziemlich krass ist, wenn sie ihn dann zum ersten Mal sieht.
Johannes Franke: Ja, also die Worte, die er benutzt, sagen mir schon, da ist eine massive Religionskritik drin.
Florian Bayer: Und Ivan macht das nicht nur wegen seiner Religiosität, sondern Ivan hat sich irgendwie so eine Art Schutzschild aufgebaut. Der leugnet die Realität. Der sieht auch überhaupt nicht. Gunnar sitzt die ganze Zeit da und sauft vor seinen Augen. Und er sagt, Gunnar ist seit Jahren trocken.
Johannes Franke: Ja, und Gunnar sagt, bringst du mir noch den Hustensaft mit? Genau,
Florian Bayer: den Hustensaft. Die Medizin.
Johannes Franke: Und er bringt ihm Alkohol mit und stellt ihn hin und sagt, hier dein Hustensaft. Und man denkt sich, du musst ihn doch kaufen. Du musst doch Alkohol kaufen, damit du... Was ist das für eine Art und Weise, das alles wegzudrücken? Das ist schon wirklich crazy.
Florian Bayer: Khalid lässt seine Sturmhaube da liegen, mit der er die Tankstellen überfällt. Und die Reaktion von Ivan, als er sieht, naja, es ist kalt hier, wir sind im Norden, der ist es nicht gewöhnt, der kommt ja aus dem Süden.
Johannes Franke: Und kritisiert Adam dafür, dass er... Rajit kritisiert, indem er sagt, ich finde, du solltest dir überall Plakate aufhängen. Strickmützen tragen verboten. Macht ihn richtig fertig dafür.
Florian Bayer: Jeder in diesem Ding hat, jeder in diesem Haus hat eine Waffe und die ziehen die Waffen und man sagt, ah toll, jetzt könnt ihr ja die Kräne erschießen, obwohl der notorische Bankräuber und der offensichtlich Der Problem mit Aggressionen hat der Neonazi, obwohl die beide eine Waffe haben, sagt er, hey super, macht mal weiter so.
Johannes Franke: Das ist so eine krasse Situation, oder? Diese Situation müssen wir einfach mal besprechen. Der hat gerade von seinen Neonazis nochmal eine richtungsweisende Anweisung quasi bekommen und hat eine Waffe in die Hand gedrückt bekommen. Rennt mit dieser Waffe zum Priester und den beiden Gangstern, die da Unterschlupf gefunden haben. Zieht die Waffe und hält die Knarre direkt auf den Kopf vom Priester. Ja. Und der sagt, oh sehr schön, du hast eine Waffe mitgebracht und ignoriert völlig die Gefahr, die da drin steckt. Es ist wirklich eine harte Situation. Und dann kommt zum Tragen, was finde ich diesen Film so von Anfang an trägt. Der Gesichtsausdruck von Adam.
Florian Bayer: Diese absolute Fassungslosigkeit.
Johannes Franke: Völlig fassungslos da sitzt und denkt, was passiert hier? Ich bin gewohnt, dass jeder Angst vor mir hat. Ich bin gewohnt, dass ich der größte Gangster im Raum bin. Und hier werde ich völlig ignoriert mit meiner Präsenz, mit meiner Gefahr, die ich eigentlich ausstrahle. Was ist los?
Florian Bayer: Und dann wird ja auch noch, Kalit erschießt dann die Vögel und erschießt auch noch die Katze von Gunnar. Und Ivans Reaktion ist, nein, nein, wir machen hier keine Vorwürfe. Die ist durch Zufall gestorben.
Johannes Franke: Die hatte genug vom Leben, die wollte nicht mehr. die hat die Gelegenheit genutzt und ist einfach mit vom Baum gefallen. Was ist das für eine Begründung?
Florian Bayer: So krass, diese radikale Leugnung der Realität. Und dann wie gesagt, es ist nicht nur das. Es ist nicht nur, dass er die Realität leugnet, sondern er ist halt ein Arsch. Er ist ein Arsch zur Sache. Er ist ein totaler Arsch zu diesem alten Paul, der in der Kirche aufsteht und nur aufs Klo will. Und er sagt, er unterbricht seine Predigen. Sagt, langweilen wir dich, Paul.
Johannes Franke: Und er sagt, ich muss aber auf Toilette. Und er sagt, ja dann, also nachdem er diskutiert hat mit ihm, sagt er, dann geh halt auf Toilette, aber nicht in dieser Kirche. Da musst du rüber zu und das ist sehr weit weg.
Florian Bayer: Das ist so böse.
Johannes Franke: Das ist ein harter Typ.
Florian Bayer: Und es ist noch viel schlimmer, wenn er dann bei Paul am Totenbett sitzt. Und Paul sagt, ich hab schreckliche Dinge getan. Und er ignoriert das komplett, der heult sich im Mann aus. Der Paul war, wie wir erfahren, im KZ und war offensichtlich Wärter im KZ. Er hat Menschen in den Tod gebracht. Er war... direkt an der Shoah beteiligt.
Johannes Franke: Und das Krasse ist, dass sie vorher ihn etablieren, als der war damals im KZ und man denkt, ach du Scheiße, der Arme, der war gefangen im KZ. Und dann später stellt sich raus, nein, nein, er war Wächter.
Florian Bayer: Und dann sitzt Ivan bei ihm am toten Bett. Und es ist für Paul die Gelegenheit noch einmal, der hat Angst vorm Sterben, der sagt noch einmal, ich habe schreckliche Dinge gesehen, ich habe schreckliche Dinge getan. Und Ivan ignoriert das weg und labert ihn zu, auf eine richtig hässliche Art und Weise. Ach, wein doch nicht. Komm, es kommt bessere Zeit. Jeder macht mal kleine Fehler. Und Paul guckt ihn an und sagt, du bist total verrückt. Du bist ja irre. Das sind seine letzten Worte.
Johannes Franke: Das sind seine letzten Worte. Und Adam steht da und beobachtet das Ganze und denkt sich auch, fuck, der ist ja wirklich irre. Und dass Adam das denkt, der ja durchaus eine andere Haltung zum KZ hat, das zeigt so ein bisschen, dass er doch auch ein Gefühl dafür hat, was richtig und was falsch ist. Und auf welche Seite er da steht. Und das ist schon gut auch gemacht. Also ich finde den Ansatz an sich interessant, aber da reden wir gleich drüber. Wir sind erstmal noch bei
Florian Bayer: Ivan. Und dann haben wir auch die Beerdigung von Paul und dann sagt Ivan, seine letzten Worte waren, ich gehe in Frieden.
Johannes Franke: Fuck, Alter. Da sitzt du, hast du eine Beerdigung und versuchst irgendwie natürlich schöne Worte zu finden. Du willst nicht sagen, er hatte Schmerzen am Ende und ist elendig verreckt. Das sagt man auf einer Beerdigung nicht. Aber da sind nur vier Leute und einer davon war dabei.
Florian Bayer: Ja. Dieser Ivan sagt irgendwann zu Adam, wenn sie zusammen im Auto sitzen und mal wieder Take That gehört haben. Ivan hat offensichtlich eine Kassette mit nur einem Lied drauf. How deep is your love? Gib auf, Adam. Ivan ist auf der richtigen Seite. Ivan ist fest davon überzeugt, Gott ist auf seiner Seite. Er verkündet das Wort Gottes. Er macht das, was Gott will. Und er wird gewinnen. Deswegen gegen alle, gegen alle Widrigkeiten des Lebens wird er gewinnen. Gib auf, Adam. Du hast keine Chance gegen mich.
Johannes Franke: Tja, aber Adam ist nicht der Typ zum Aufgeben.
Florian Bayer: Tatsächlich ist es Adam. Größte Herausforderung für Ivan.
Johannes Franke: Die anderen beiden sind ja eigentlich auch nur deswegen keine Herausforderung für ihn, weil sie sehen, dass sie dort ein super Leben führen. Ja,
Florian Bayer: genau. Die anderen sind irgendwie so eine sehr merkwürdige Mischung aus Schafe und einfach dem, was sie vorher waren.
Johannes Franke: Ja, also die machen ja einfach nur so ein, okay, ja, wenn ich hier einfach weiter mit meiner Waffe rumfuchteln kann und ein nettes Leben haben kann, ich muss mich um nichts kümmern, der Priester macht das schon. Ich muss nicht mich wirklich ändern oder sowas.
Florian Bayer: Und gleichzeitig haben sie auf eine merkwürdige Art und Weise ihr Glück oder ihren Frieden da an diesem Ort gefunden.
Johannes Franke: Das ist so schräg.
Florian Bayer: Wenn Ivan nachher wirklich, wirklich knallt und nicht mehr fähig ist, das zu machen, was er davor gemacht hat, sagt ja Khalid, ey, es ist jetzt alles scheiße. Es war vorher viel besser. Und es sind dann auch tatsächlich faszinierende Worte von einem, der halt wirklich, der sein Ding einfach durchgezogen hat, der weiter Raub begangen hat. Und man hatte trotzdem in diesem Moment das Gefühl, was auch immer... Ivan gemacht hat. Das war nicht richtig, auf keinen Fall. Das ist keine Resozialisierung. Das ist nichts, was der da gemacht hat. Aber irgendwas hat das in den beiden trotzdem anscheinend bewirkt. Und irgendwas hat es, es hat vielleicht eine Art Nest erzeugt, das sie vorher nicht hatten.
Johannes Franke: A sense of community.
Florian Bayer: Vielleicht das. Wir wissen, ich finde es schwer zu greifen, was es gemacht hat. Aber es hat ihnen irgendwie eine Art Wohlfühloase gegeben, die sie vorher nicht hatten. Und deswegen bleiben die auch da. Ich meine, offensichtlich scheint es Khalid nicht in die Stadt zurückzuziehen, wo er viel mehr Geld machen könnte, sondern es funktioniert so. Und Gunnar, der da ja quasi jetzt... eine Zeit lang schon in einer Askese lebt, hat sich damit offensichtlich auch abgefunden, obwohl er wirklich ein perverses Schwein ist, wie wir später erfahren.
Johannes Franke: Ja, und er trinkt ja und trinkt und trinkt. Also Alkoholiker massiv. Ich muss mal ganz kurz auf Khalid eingehen. Das, was die deutsche Synchro macht, ist das Rassistischste, was ich in dem ganzen Film sehe.
Florian Bayer: Und weißt du, wie es in der Dänischen Original ist? Ich kann es auch nicht beurteilen. Aber die Subtitles machen es auch. Was die Deutschen machen, ist dieses... Ist das typische, was machen wir, wenn wir einen Südländer hier haben? Wir lassen ihn so ein bisschen die Satzbauteile verdrehen. Wir geben ihm einen Akzent. Und wir lassen ihn so sprechen, wie halt Mario Barth einen Türken nachahmen würde.
Johannes Franke: Genau wie Mario Barth das damals nachgemacht hat. So auf diese schlimmste Art und Weise.
Florian Bayer: Furchtbar. Ich würde gerne wissen, wie es im Dänischen ist. Ich kann mir vorstellen, dass es im Dänischen auch hart ist. Ich kann mir vorstellen, dass sie im Dänischen auch darüber Witze machen. Also es wird nicht mal als Witz benutzt, sondern es gehört zu seinem... Charakter, zu seiner Persona, dass er halt so redet in der deutschen Synchro.
Johannes Franke: Es ist schon ein bisschen besser, wenn es einfach zu seiner Persona passt, gehört, weil es dann nicht einfach nur Gimmick für billige Lacher ist, aber es sind trotzdem einfach viele billige Lacher drin. Ja,
Florian Bayer: das ist halt genau, das ist halt so dieses, wie man es sich am leichtesten macht, einfach wenn man versucht, jemanden, der gebrochen Deutsch spricht, zu imitieren. Dabei hat Khalid tatsächlich grundsätzlich das Potenzial, einen Charakter zum Festhalten zu sein, weil Khalid irgendwie eine Art von Motivation hat. Die ist zwar ein bisschen schräg auf ihre eigene Art und Weise, aber Khalid will eigentlich raus aus Dänemark. Khalid hat offensichtlich viel Scheiße erlebt und Khalid überfällt Tankstellen auch aus einem sehr merkwürdigen politischen Idealismus heraus.
Johannes Franke: Sehr merkwürdig.
Florian Bayer: Die internationalen Ölgesellschaften, dann überfällt er die dänischen Tankstellen, um die so richtig zu strafen. Okay, aber dann kommt Adam. Unsere Herausforderung für Ivan und Adam, unser Nazi, der gleichzeitig nicht dumm ist. Adam bringt eine gewisse Bildung mit.
Johannes Franke: Warum ist Adam Nazi? Ich habe das Gefühl, dass dieser Film ein kleines bisschen unterschwellig mittransportiert ist, ohne es vielleicht zu wollen oder so. Weil seine Gründe, Nazi zu sein, brechen hier ja komplett weg. Ja. Weil er hat ja niemanden mehr, wo er Macht ausüben kann, er hat niemanden mehr, wo er der Boss ist, er hat niemanden mehr, der Angst vor ihm hat, wenn er gewalttätig ist. Das ist alles weg. Und damit ist sein Sinn hinter dieser Nazi-Attitüde auch weg. Und das finde ich das Starke am Film, auch an dieser Konstellation, dass man einfach genau das ignoriert und ihm das wegnimmt, was er da die ganze Zeit hat eigentlich. ihm dadurch die Chance gibt, darüber nachzudenken und darum auch überhaupt in der Lage gerät, in den Situationen, die noch schlimmer sind, als er sie irgendwie herbeiführen würde, das Schlimme zu sehen. Das würde er nicht, wenn er Teil der Situation wäre und derjenige, der Macht ausübt und derjenige, der gefährliche mit der Waffe ist. Das sind ja die anderen. Ja,
Florian Bayer: also offensichtlich ist Adam jemand, der kontrollieren will und zwar Situationen und Menschen und das sehen wir auch in dem Zweikampf. der sich mit Ivan entspinnt. Er will die Situation kontrollieren und er will Ivan vor allem brechen. Und dann, wir werden, ich hab ein bisschen was zu Hiob.
Johannes Franke: Du hast ein bisschen was zu Hiob? Ja, darüber müssen wir auf jeden Fall noch reden.
Florian Bayer: Wenn ein Film schon so doll on the nose...
Johannes Franke: Aber wir machen eine eigene Sektion hier,
Florian Bayer: oder? Wir machen eine eigene Sektion hier. Aber vorab schon mal zu sagen, er macht das, was passiert, was auch Hiob passiert. Er übernimmt quasi die Rolle der Boten in der Hiobsgeschichte, indem er vor... Ivan konfrontiert. Und er macht das das erste Mal. So wie er gelernt hat, wie er am besten Menschen konfrontieren kann. Nämlich indem er ihm richtig doll auf die Fresse haut. Und zwar richtig übel. Das ist das, was du wahrscheinlich gemeint hast mit dieser Tarantino-Gewalt, die hier am ehesten zum Tragen kommt. Wir sehen nicht mal, wie die Faust das Gesicht trifft, aber wir sehen, wie er auf dem Boden liegt, wie er zuhaut und wie das Blut richtig hoch spritzt. Und wir sehen nachher seine Nase, die richtig fies aussieht.
Johannes Franke: Ja, auch ein bisschen. Man sieht ein kleines bisschen. Und die Prosthetics im Gesicht.
Florian Bayer: Ja,
Johannes Franke: natürlich. Aber was soll's.
Florian Bayer: Und er kommt damit überhaupt nicht durch. Weil er schlägt ihn zusammen und er denkt, okay, das war's, jetzt bin ich weg hier. Packt schon seine Sachen. Und dann kommt Ivan rein, total zermatert, total geschlachtet.
Johannes Franke: Sieht furchtbar aus.
Florian Bayer: Und sagt, ich muss mal kurz in die Notaufnahme, Leute. Ach, Adam, du musst dich ja noch um diesen Apfelkuchen kümmern, ne? Mach dir mal Gedanken.
Johannes Franke: Der hat ihn gerade zusammengeschlagen, auf übelste Art und Weise. Und jetzt sagt er, ach übrigens Adam, du hast da noch was zu tun, kümmer dich mal darum. Ohne auch nur mit einer Silbe darauf einzugehen, was gerade passiert ist. Also so hart wegignorieren ist schon wirklich crazy. Natürlich wird es auch erklärt mit dem Tumor im Kopf. Aber Adam ist natürlich davon so dermaßen irritiert, dass er glaube ich, er bringt ihn ja immer wieder ins Krankenhaus. Nachdem er ihn zusammengeschlagen hat, nachdem er ihn völlig fertig gemacht hat. Und gedacht hat, okay, das war's jetzt. Bringt er ihn ins Krankenhaus, weil er dieses Rätsel lösen muss. Er ist einfach so irritiert von Ivan, dass er, glaube ich, ein Rätsel vor sich hat, das er nicht auf sich sitzen lassen kann.
Florian Bayer: Ich glaube nicht mal eine Rätsel, sondern halt auch eine Herausforderung. Er will Ivan knacken. Weil das ist ja das, was er macht, wenn er merkt, dass er mit diesen Beschlägen nicht weiterkommt, finden die anderen Konfrontationen mit Worten statt. Einmal zum Beispiel im Auto, wo er zu ihm sagt, wo er ihn einfach nur befragt wegen seiner Vergangenheit und hat deine Mutter sich umgebracht, weil der Sohn behindert ist. Wie ist denn das, dass der Sohn behindert? Und dann drückt ihn das Ivan natürlich weg. Und dann gibt es diese dritte Konfrontation, das erste Mal, dass er ihm wirklich direkt ins Gesicht sagt, pass mal auf, dein Sohn ist behindert und deine Frau hat sich umgebracht. Und dann dieses Ohrenbluten anfängt. Und seine Reaktion ist ja auch lachend drauf. Er hat jetzt das Gefühl, jetzt könnte er ihn geknackt haben. Und dann diese Konfrontation in der Kirche, wo er ihm nochmal Ohrfeigen gibt und eine Kopfnuss, der Moment, wo er ihn dann ins Krankenhaus bringt. Und dann diese letzte Konfrontation, die halt wirklich das Krasse ist in der Kirche, wo er das Buch Hiob hinlegt und sagt, pass auf, ich habe herausgefunden, was los ist. Gott hasst dich. Und dann redet er auf ihn ein. Mit sehr ruhigen, sehr klaren Worten und sagt, was passiert ist. Und sagt, er ist wirklich ein Bote, er sagt ihm, was die Wahrheit ist. Deine Frau hat sich umgebracht, dein Sohn ist behindert. Und Adam fragt ihn, warum tust du das? Und er sagt, ich bin böse und du kannst es nicht ändern. Und er tritt irgendwie als eine Art Bote auf. Er hat seine Aufgabe gesehen, Ivan mit der Wahrheit zu konfrontieren. Er will Ivan die Wahrheit geben und will ihn damit brechen. gelingt ihm dann ja auch offensichtlich.
Johannes Franke: Es klingt natürlich voller Erfolg, aber er ist nicht so richtig glücklich damit dann auf Dauer. Ich weiß nicht genau, wann der Moment kommt, aber er guckt ihn ja dann durchaus fast schon mit Gefühl an.
Florian Bayer: Voll. Ich würde sagen, das ist die 65. Minute. Aha.
Johannes Franke: Vorschreibend wieder Zahlen auf.
Florian Bayer: Er hat Ivan das gesagt, Ivans Ohr hat geblutet, Ivan muss ins Krankenhaus nochmal, er redet wieder mit diesem Arzt, der der dreckigste Bastard von allen ist in diesem Film.
Johannes Franke: Das ist unglaublich. Ich will einmal kurz den Namen sagen. Ole Teestrup spielt den und er macht das so, so gut. Wirklich, wirklich toll. Mit einer Rutzbe und mit einem Hingerotze. Es ist großartig. Ja.
Florian Bayer: Und er sagt dann, okay, Ivan ist komplett Matsch, der wird sterben. Und dann sehen wir zum ersten Mal diesen Blick von Adam und wie er sich irgendwie komisch fühlt dabei. Und dann sitzen sie auch zusammen im Auto und Adam... fühlt sich so unwohl und weiß nicht, wie er drauf reagieren soll, guckt ihn so ein bisschen an, überlegt und macht dann auch noch einmal kurz Musik an und gleich wieder aus.
Johannes Franke: Das ist sehr süß.
Florian Bayer: Und es ist wirklich, wir merken, okay, Adams Gewissen wurde plötzlich geregt. Aber Adam ist trotzdem derselbe Mensch, der er vorher war. Weil wenn nämlich dann Ivan, wenn sie dann in der Kirche ankommen, Ivan sagt zu seinem Sohn, Gott hast du uns? Sagt Adam, das sieht echt nicht gut aus. Aber auch mit so einem Mitgefühl, das wir vorher bei ihm überhaupt nicht gesehen haben. Er hat irgendwie in diesem Moment, in dieser Konfrontation, in diesem Knacken von diesem wirklich verrückten Typen Ivan, hat er was für Mitgefühl entdeckt. Für jemanden wie Ivan.
Johannes Franke: Wenn wir jetzt da bei dieser ganzen Hiob-Geschichte sind, wollen wir da mal in dieses Religiöse reingehen? So ein bisschen? Weil das ist ja durchaus wesentlich für den Film.
Florian Bayer: Kann ich einmal reinwerfen, dass ich das ein bisschen billig finde? Wie die Bibel runterfällt und sich aufschlägt und das Buch Hiob in mehreren Szenen zu sehen ist. Und ich denke so, du musst mich ja echt nicht drauf... Du kannst es ein bisschen subtiler machen, lieber Film.
Johannes Franke: Aber es ist voll in Line mit dem Rest des Films, finde ich. Der drüber ist. Wie der brennende Busch, also Baum, da ist und so. Und wie die Kirchentür klappert in dieser stürmischen Nacht und so. Das ist ja alles so, oh, jetzt kommt Gott. Und der kündigt sich halt an. Okay,
Florian Bayer: reden wir über Hiob. Und kommen wir in unser Segment. Gott ist ein Asshole. Alle zusammen bitte.
Johannes Franke: Gott ist ein Asshole. Ich hab mir gerade den Jingle erprobt.
Florian Bayer: Ja, ich glaube, wir brauchen Kinderstimmen dazu. Ich glaube, ich sollte meinen Sohn einmal aufnehmen, wie er das sagt. Und dann vielleicht noch einen Freund von ihm. Ich stelle mir so niedliche Musik drin davor. Gott, ist ein Esserl. Mit fröhlichen Kinderstimmen. Das Buch Hiob. Ja, du bist ja nicht christlich groß geworden. Ich bin christlich groß geworden. Ich kannte die Hiobsgeschichte. Klassiker. Es ist tatsächlich vom Katholizismus gar nicht so eine beliebte Geschichte. Die Katholiken stehen nicht so drauf. Im Alten Testament ist es eine klassische... Klassische Thora-Geschichte und zwar kommt sie vor... Im Buch des Tanach.
Johannes Franke: Okay. Was ist Tanach? Wer ist Tanach?
Florian Bayer: Das ist ein Teil von der Tora. Es ist klassische jüdische, hebräische Erzählung. Okay. Ich habe es nochmal gelesen in Vorbereitung auf diese Episode.
Johannes Franke: Okay, wie lang ist das? Was hat man da? Es geht. Es geht?
Florian Bayer: Es geht. Es sind also, ich haue euch in die Shownotes einen Link, wo man es lesen kann. Okay. Sage aber gleich dazu, man muss es nicht ganz lesen. Es ist wirklich, man quält sich sonst ziemlich durch.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Es ist so ein bisschen dreigeteilt und zwar gibt es diesen Prolog, wo was passiert und das ist... wirklich einfach erzählt und das ist gut erzählt. Das ist interessant.
Johannes Franke: Okay. Ist nicht vorher dann so, der war der Sohn von dem und der war der Sohn von dem?
Florian Bayer: Das kommt vorher vor. Weil Hiob ist nicht viel. Hiob ist einfach nur da war Hiob und dann wird kurz erzählt, was passiert. Das wird so der Rahmen vorgegeben. Der leitet dann über in einen Dialogteil und der ist schrecklich. Okay. Ich komme gleich näher dazu. Und dann gibt es noch einen Epilog, der ist nochmal erzählt. Also was im Prologteil vorkommt ist tatsächlich, dass von Hiob erzählt wird und zwar wird erzählt, dass er reich ist. Hiob lebt eher so am Rande des Heiligen Landes. Der ist, glaube ich, nicht mal ein richtiger Israelit. Aber auf jeden Fall ist sein Hauptkennzeichen, dass er einfach mal ein fucking Multimillionär ist. Er hat unfassbar viele Tiere. Er hat irgendwie zwei Milliarden Eselinnen und sieben Söhne und drei Töchter. Ganz wichtig in der Bibel, sieben Söhne und drei Töchter ist die richtige Kombi. Du willst auf keinen Fall sieben Töchter und drei Söhne haben. Das geht gar nicht. Du willst viele Kinder, viele Kinder sind ein Segeln.
Johannes Franke: Aber sie müssen männlich sein.
Florian Bayer: Die meisten sollten männlich sein, aber auch ein paar Töchter ist auch ganz geil. Nicht auf die Töchter verzichten, aber nicht so viele wie Söhne. Bloß nicht so viele wie Söhne. Und es wird einfach erzählt, dass der reich ist. Es hat Eselinnen. Eselinnen sind wichtiger als Esel, weil Eselinnen Milch geben, glaube ich. Also es gibt durchaus auch die Geschlechtsungerechtigkeit in andere Richtungen. Auf jeden Fall ist Hiob extrem reich. Und dann wird aber das Ganze aus der Perspektive des Himmels erzählt. Und zwar ruft Gott mal wieder seine Engel zusammen und sagt so, Leute! erzählt mir mal, was habt ihr so gemacht? Die Engel erzählen halt, was sie so gemacht haben. Und dann kommt Satan vorbei. Wir haben hier das Satans-Konzept der Tora. Und da ist Satan einer von den Engeln von Gott. Und zwar nicht mal ein Widersacher, sondern Satan kommt und Gott sagt, Satan, hey, da bist du ja. Dich habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Was hast du denn gemacht? Satan muss vor Gott Rechenschaft ablegen. Satan muss Gott berichten, reporten. Und Satan sagt, naja, ich bin halt so ein bisschen auf der Welt umhergestreift. Und Gott sagt, ah, hast du Hiob gesehen? Der ist voll geil. Hiob ist richtig cool. Hiob lobt mich den ganzen Tag, sagt Gott ist der Beste und so weiter. Du musst dir unbedingt Hiob angucken, wenn du schon auf der Welt unterwegs bist. Und dann sagt Satan, echt jetzt? Hiob? Der hat alles. Guck dir den an. Der ist reich beschenkt, der ist total glücklich. Kein Wunder. Ich wette mit dir, wenn der nichts mehr hat, wenn es dem so richtig scheiße geht, dann wird er dich verfluchen. Und Gott sagt, okay, du darfst. Ganz wichtig. Gott sagt zu Satan, okay, ich lege es Ich lege Hiobs Sein in deine Hand, bring ihn nicht um, sonst darfst du mit ihm machen, was du willst.
Johannes Franke: Oh mein Gott. Okay.
Florian Bayer: Und Satan stellt Hiob auf die Probe und wir sehen nicht, was Satan macht, sondern es kommen vier Boten zu Hiob und sagen, Ey Hiob, lustige Neuigkeiten. Dein Vieh wurde geklaut und dein Hof wurde abgebrannt und deine Söhne wurden von einem Erdbeben heimgesucht und alle sind gestorben. Deine ganze Familie ist tot. Und wir haben dann wirklich so einen Teil. wo vier Boten kommen und die sagen dann so nach und nach, was passiert ist und Job sitzt einfach nur da und kommt nicht zu Wort. Job kann nichts sagen. Es gibt diese Szene in Robin Hood Held in Strumpfhosen, wo Robin Hood auf seinen blinden Butler trifft und fragt, was ist passiert? Und er sagt, dein Vater wurde ermordet. Und dann fragt er weiter und meine Brüder von der Peste hingerafft. Mein Goldfisch Goldi. Gefressen von der Katze. Meine Katze. Er stickt am Goldfisch. So ungefähr ist diese Erzählung. Er kriegt das einfach vor den Latz geknallt und dann kommt das, was ich am Anfang dieser Episode vorgelesen habe, nämlich, dass er sich einmal alle Kleider vom Leib reißt und seine Haare schert, was offensichtlich so eine Demutsgeste ist und sagt, das war gut, was Gott gemacht hat. Gott macht schon das Richtige. Der Herr gibt's, der Herr nimmt's. Und dann kommen die, also wir sind immer noch in diesem Prologteil, wo erzählt wird. Und dann kommen die Engel wieder zusammen bei Gott und er sagt, na, habt ihr gesehen? Ich hatte voll recht. Satan, du schuldest mir 5 Euro. Und Satan sagt, Euro gibt's noch gar nicht. Warte mal noch 2000 Jahre. Aber ist doch klar, ich hab denen ja nur die ganzen Sachen genommen, die gar nicht... Ich hab ihm gar nichts gemacht. Ich hab seine Familie getötet. Ich hab sein Vieh weggenommen. Aber pass auf, wenn ich ihm persönlich was mache, dann wird er fluchen. Der ist nämlich ein scheiß Egoist. Und Gott sagt, leg los.
Johannes Franke: Ja, alter.
Florian Bayer: Und zwar wieder genau dasselbe. Er sagt, mach mit ihm was du willst, fick ihn so richtig hart durch, aber töt ihn nicht. Kannst du mir das versprechen? Satan sagt, klar, gebunkt. Und Satan geht runter und gibt Hiob so eine richtig, richtig, richtig fiese Kretze. Ne? So eine, wo du anfängst Listen zu machen, mit wem du das letzte Mal Verkehr hattest und wann und überlegst, was das für Konsequenzen haben könnte. Und Hiob liegt da und seine Haut ist wund und es wird tatsächlich, ist es nicht so lecker? Und seine Frau sagt zwischendurch mal noch irgendwann, oh Hiob, kannst du jetzt nicht endlich mal sagen, dass Gott scheiße ist? Und Hiob sagt so, nein, kann ich nicht, du Toren, verschwinde.
Johannes Franke: Aber ist sie nicht gestorben?
Florian Bayer: Die Frau hat überlebt. Die Frau muss ja da sein, um gleich am Anfang zu sagen, jetzt sag doch mal, dass Gott... doof ist, weil die Frauen sind ja die, die den Apfel gegessen haben. Und die Adam dazu gebracht haben, den Apfel zu essen. Und das ist der Prolog. Und dann kommen wir zum Mittelteil. Und die Bibel ist ja durchaus voll von langweiligen, schwülstigen, nervigen Passagen. Der Mittelteil des Buch-Hiobs gehört mir zum Schrecklichsten, was ich je in der Bibel gelesen habe. Ich glaube, ich habe es zum ersten Mal in Gänze gelesen. Und du quälst dich irgendwann nur noch durch. Weil dann haben wir einfach mal 30 Seiten. Hiob jammert. Seine Freunde kommen zu Besuch und seine Freunde jammern auch. Und die jammern alle vorbei und abwechselnd. Wir haben so ganz blöd. Monolog Hiob, Monolog Freund. Monolog Hiob, Monolog Freund. Und es ist immer dasselbe. Die Freunde sagen, ey, du musst irgendwelche Scheiße gebaut haben. Das kann nicht sein. Gott würde dich niemals bestrafen, wenn du so ein rechtschaffender Mensch wärst. Jetzt erzähl mal, wen hast du umgebracht? Und Hiob sagt die ganze Zeit, ich hab nix getan. Gott, warum quälst du mich? Gott, sag mir, warum hab ich was getan? Was hab ich getan? Irgendwas muss ich getan haben. Und es ist ein einziges... Es ist schlimm. Der hat seine ganze Familie verloren, bis auf die Frau. Der hat seine Herde verloren, sein Haus ist kaputt, ist verbrannt, er hat Kretze. Und trotzdem denkt man, du heulst, Use. Weil es einfach nicht aufhört. Weil er sitzt da die ganze Zeit und es ist nur Monolog und er jammert und jammert und jammert. Und dann ist der Abschnitt vorbei und du denkst, Gott sei Dank. Und dann kommt ein Freund und fängt an zu jammern und sagt, dir geht's ja so schlecht, du musst doch was Schlimmes getan haben. Jetzt sag's doch endlich, vielleicht geht's dir dann besser. Es ist... unfassbar. Und du liest das und sie reden auch aneinander vorbei. Ein Freund sagt was zu ihm vermeintlich und er antwortet, aber als ob er nicht verstanden hätte, was der Freund gesagt hat. Und ein anderer Freund kommt und alle jammern aneinander vorbei. Es ist, also so stelle ich mir eine brasilianische Telenovela vor. Es ist schlimm. Es ist ein einziges Geheule und Gejammer. Keine Ahnung. Es ist ein einziges Geheule und Gejammern. Und es hört einfach nicht auf. Du willst einfach nur, dass Schluss ist und dann ist Gott sei Dank Schluss. Weil dann kommt nämlich Gott. Und dann fängt Gott an zu reden. Gott jammert nicht. Gott sagt zu Hiob, du Penner, jetzt hör mal auf so rum zu jammern. Und guck dir mal an, wie geil die Welt ist. Das habe ich gebaut, das habe ich gebaut, das habe ich gebaut.
Johannes Franke: Das sagt Gott?
Florian Bayer: Das sagt Gott. Und das Krasse ist, dann fängt Gott an auch zu sagen so schlimme Dinge, die er gebaut hat. Guck dir mal die Pferde an. Pferde sind offensichtlich bei den Israeliten alles andere als hoch angesehen. Die Bibel ist anscheinend voll von Schimpfen über Pferde. Und Gott sagt, ich habe die Pferde gemacht. Sind die nicht geil? Und Gott sagt, ich habe die Arsgeier gemacht und die Löwen, die euch fressen. Sind die nicht alle geil? Guckt euch das an. Es ist tatsächlich interessant, weil das Alte Testament oder die Tora, Altes Testament ist so christliche Perspektive, wir wollen nicht so eurozentrisch sein. Die Tora hat das Buch Genesis und das Buch Exodus gelten als so wichtige, als die Eckpfeiler des Buches. Und die sind extrem menschenzentriert. Macht euch die Welt zum Untertanen. Alles läuft auf die Menschen hin. Die Menschen wurden als letztes geschaffen. Die Menschen sollen sich vermehren und so weiter. Und in diesem Teil... Und das macht es wirklich ganz interessant, diesen Monolog von Gott. Wird das vom Kopf auf die Füße gestellt? Egal, es wird umgedreht. Weil Gott sagt, guck dir mal das an, das habe ich auch gemacht. Und kümmere mich darum, das ist wichtig. Und er sagt sogar quasi mehr oder weniger wortwörtlich, die Löwen sind mir genauso wichtig wie die Menschen. Ihr steht nicht so im Mittelpunkt. Und das Ganze läuft aber halt darauf hinaus, dass quasi Hiob zurechtgewiesen wird, dass die Erde als Ganzes ein Ort ist. Das heißt, das Böse gehört genauso gut wie das... gehört genauso dazu wie das Gute. Und Gott hat das alles gemacht. Und auch tatsächlich, es muss nicht unbedingt diesen Sinn geben. Du musst nicht was Schlechtes gemacht haben, wenn es dir schlecht geht. Weil Gott sagt überhaupt nichts über Hiob. Gott sagt nicht, nee, du hast das gemacht oder nee, du hast nichts gemacht. Gott sagt einfach nur, meine Erde sieht so aus und so und so und so. Und dazwischen immer mal wieder aufzuheulen. Und Hiob hört auch ziemlich schnell aufzuheulen und sagt, oh, du hast recht, sorry, Entschuldigung, oh mein Gott. du hast so recht und wirft sich auf den Boden und ah, verzeih mir, ich bin so ein schlechter Mensch, ich hab so Kacke gebaut. Ich hätte nicht schimpfen sollen. Und Gott sagt, gut gemacht. Und Gott sagt zu Hiobs Freunden, Leute, ihr habt richtig Kacke gebaut. Ihr geht jetzt zu Hiob und opfert alle mal irgendwie 2000 Lämmer. Die Bibel ist ständig von Aufforderungen. Irgendwas soll geopfert werden. Das ist so ein bisschen der Deus Ex Machina der Bibel. Die Auflösung, dass das Ende der... Von Bibelgeschichten ist eigentlich immer, dass Gott zu irgendwem sagt, so und jetzt musst du erstmal losziehen und ein paar Tiere opfern und dann wird alles wieder gut oder so. Opfert ein paar Tiere und du hier, du hast vollkommen, du, du, total geil, du hast verstanden, du hast gelernt und so weiter. Er sagt zu den Freunden, ihr habt Kacke gebaut, weil sie nicht verstanden haben, dass es nicht diese einfache Korrelation gibt. Das heißt, wenn hier es schlecht geht, muss er nichts Schlechtes gemacht haben, weil das Schlechte halt auch einfach ein Teil der Schöpfung ist. Das ist ein Geschenk von Gott. Gott hat dir Kretze geschenkt. Bedanke dich dafür. Und dann ziehen die Freunde los und opfern die Tiere. Den Freunden passiert dann auch nichts Schlimmes, glaube ich. Aber Gott rümpft so ein bisschen die Nase über sie. Und Satan spielt übrigens keine Rolle mehr. Und Gott schenkt aber Hiob dann nochmal sieben neue Söhne und drei neue Töchter. Und er kriegt alles doppelt zurück, was er verloren hat und darf nochmal 140 Jahre lang leben. Und wird quasi belohnt dafür, dass er sich in den Staub geworfen hat. That's Hiob.
Johannes Franke: Meine Güte, was für ein Bild von Gott wird denn da aufgemacht? Wobei ich sagen muss, dass die Botschaft, ja das Gute gehört genauso wie das Schlechte dazu, bitte keine Wertung da reinlegen, finde ich ja interessant erstmal, so grundsätzlich. Aber das geht in eine völlig andere Richtung. Dass es dann Zege, Jung und Schatten gehören wie Licht genauso zu deinem Persönlichkeit und so, das sind andere Dinge, da müssen wir jetzt nicht drauf eingehen. Aber Hiob? Dann so zu belohnen und zu sagen, ja, du hast alles richtig gemacht. Du hast dich halt maturieren lassen und nun hast du hier deine 140 Jahre, die du noch schön in Saus und Brause leben darfst.
Florian Bayer: Und es ist auch offensichtlich okay für Hiob. Er hat zehn Kinder verloren, aber wenn er zehn neue kriegt, ist es in Ordnung.
Johannes Franke: Genau, es gleicht sich ja alles aus, hör mal.
Florian Bayer: Krass finde ich tatsächlich zum einen die Satansrolle. Das ist super spannend, was Satan für eine Rolle in der Tora spielt und zwar eine relativ kleine. Satan ist nie der große, selbstständige Widersacher Gottes, sondern Satan ist einfach einer von Gottes Dienern. Satan ist so ein bisschen der Loki der Bibel. Satan ist halt auch der, der das Schlechte auch eher sieht. Gott ist der, der sagt, alles ist fein, alles ist in Butter und Satan sagt, naja, diese Meinung fordern wir mal heraus. Dann finde ich es ganz spannend, weil das wird im Film ja anders dargestellt zu Hiob. Satan ist es, der Hiob das Zeug wegnimmt. Aber im Auftrag Gottes, aber es ist trotzdem Satan. Also auch das, was Ivan sagt, das sind Herausforderungen des Teufels. Und natürlich, dass Gott sich einfach so leicht dazu bringen lässt, einen seiner geliebten Söhne fallen zu lassen. Und das ist richtig düster. Das ist wirklich, ich finde es wirklich stark, dass sie sagen, okay, da ist jemand, der ist gottesgerecht, dem geht es gut, der hat Gutes getan, der lebt so, wie man leben sollte. Nur weil Satan sagt, ja, aber wenn es anders aussehen würde. So eine dumme Wette. Wie so ein kleines Kind sagt Gott, nee, nee, nee, nee, nee. Das müssen wir mal testen.
Johannes Franke: Aber weißt du, das ist ja die Erzählung, die man immer, wenn wir jetzt mal die Position aufmachen, Gott an sich gibt es nicht, ist eine Geschichte, die wir uns alle erzählen, wie auch die griechischen Mythologien und so weiter, die wir brauchen, um unsere Welt zu erklären. Ja. dann macht es total Sinn zu sagen, du musst nichts Schlechtes gemacht haben, damit dir Schlechtes wieder fährt. Gräme dich nicht, versuch nicht zu finden, dass du irgendwo wieder was wieder gut machen musst, weil manchmal ist das Leben einfach so, wie es ist.
Florian Bayer: Ja, es ist krass, weil es ja wirklich die Sinnfrage absolut antichristlich beantwortet, weil es sagt, es gibt keinen Sinn, es gibt da keine Logik, es ist halt alles irgendwie Teil der Schöpfung und das Schlechte gehört dazu. Ja. Die Christen haben sich damit ja total schwer getan und ich habe bis heute nicht verstanden, wie sie es gelöst haben, aber es gibt ja diese Theodisee-Frage, so als zentraler Punkt des Christentums nach der Entstehung, eigentlich in der Frühzeit des Christentums ist das schon angekommen und das ist halt einfach die Frage, wie gerecht bzw. wie ungerecht ist Gott und wie kann es sein, dass es mit Gott das Böse in der Welt gibt und dann gibt es natürlich verschiedene Schulen und dann gibt es natürlich die, die sagen, es gibt... gibt das Böse. Und Satan ist halt, deswegen das Christentum hat Satan sehr hervorgehoben, weil das so eine Möglichkeit gibt, einen Gegenspieler aufzumachen, der für den ganzen Shit verantwortlich ist, während Gott eigentlich alles ganz geil macht. Aber es gibt natürlich auch die Schule, die sagt, naja, Gott verbindet in sich sowohl das Böse als auch das Gute. Und wenn du von Löwen gefressen wirst, dann ist es halt auch irgendwie Teil der Schöpfung. Deal with it.
Johannes Franke: Aber was ich immer höre, was ich aus den christlichen Kreisen kenne, sind mit denen ich immer mal zu tun habe, ist eigentlich immer, die Gnade Gottes ist allumfassend und Gott ist gut und dieses wirklich singulär Positiv von Gott.
Florian Bayer: Das ist keine Frage, auch dass die Gnade Gottes dich, dass du dann in den Himmel kommst am Schluss, wenn du richtig gelebt hast und so weiter, das ist ja nicht die Frage, die Frage ist ja im Diesseits. Dass Gott im Jenseits, dass da alles so ist, wie es sein soll. Das ist klar, aber im Diesseits sehen wir es halt täglich. Und ich meine, das Christentum ist in der Zeit entstanden, nach dem Ende des Römischen Reiches wurde das Christentum richtig groß. Und im Mittelalter hat es dann so eine Art Blütezeit erlebt in Europa. Und das war eine Zeit, in der es den Menschen echt dreckig ging. Und es ist ja logisch, dass du dir dann im Alltag ständig diese Frage stellst. Natürlich. Wenn ich gerade fünf Kinder an die Pest verloren habe. Nachdem meine Frau davor zehn Fehlgeburten hatte, gibt es da vielleicht keinen Gott? Und da muss die Kirche natürlich sagen, oh, oh,
Johannes Franke: oh,
Florian Bayer: Moment, langsam.
Johannes Franke: Das ist bei Gott, das ist so eine Sache. Gottes Wege sind unergründlich, sagen wir es mal so.
Florian Bayer: Das ist dieser typische Spruch dazu. Das ist das eine. Das ist eigentlich der hier auf Spruch. Gottes Wege sind unergründlich. Aber das andere ist natürlich auch Gott. Rüftig gibt es auch. Das Leben ist ein Jammertal. Und Gott schaut, wie du das durchreitest. Es kommen bessere Zeiten. Du bist da auf dem Weg. Du bist nur auf der Durchreise durch das Elend.
Johannes Franke: Dieser Durchhaltespruch. Halte durch, es kommen bessere Zeiten.
Florian Bayer: Dann gibt es die Lösung. Leibniz war das, glaube ich, die beste aller Welten. Das ist einiges Kacke hier. Aber es ist immer noch Best-Case-Szenario. Es könnte so viel schlimmer sein. Seid glücklich mit dem, was wir hier haben.
Johannes Franke: Wie passt da Martin Luthers Satz mit rein, wenn morgen die Welt untergehen würde, ich würde heute noch einen Apfelbaum pflanzen?
Florian Bayer: Halt mir die Protestanten vom Hals. Ich bin hier bei traditioneller Bibelauslegung. Ich kann nicht so einen Typ aus Wittenberg haben, der irgendwie anfängt, das war eine teure Kirchentür.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Der hat da ein Loch reingemacht.
Johannes Franke: Der ist einfach ran genagelt.
Florian Bayer: Was soll das? Eine Kirche, die da seit 500 Jahren stand. Und er haut da einfach einen Nagel in die Tür rein. Denkmalschutz.
Johannes Franke: Aber wir haben heute Leute, die Farbe aufs Spannburger Tor raufsprühen. Das ist genau das Gleiche. Und ich bin der Meinung, ja, was soll's.
Florian Bayer: Martin Luther, der olle Antisemit.
Johannes Franke: Ja, reden wir da nicht drüber. Aber ich finde das tatsächlich einen interessanten Spruch aus einem religiösen Mund. Ich würde heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen, selbst wenn morgen die Welt untergeht. Was steckt da für eine krasse Haltung dahinter? Der Religion auch. Ich mach das mal größer als nur aus seinem Mund. Ich nehme das mal als Pass pro Toto für die gesamte Religion.
Florian Bayer: Dieses Prinzip Hoffnung ist ja ein ganz wesentlicher Teil von Religion. Auch dieses Prinzip Hoffnung aufs Jenseits natürlich. Das heißt, diesseits ist es. Es kommt irgendwie durch und dann hast du deine sieben Jungfrauen und alles ist gut. Aber natürlich auch immer diese Hoffnung auf... Das ist im... diesseits auch besser wird. Das ist ja auch irgendwie immer mitgegeben. Und vor allem auch dieser Auftrag nach dieser Hoffnung zu leben, egal wie scheiße es dir geht. Du willst Gutes tun. Du willst die Welt als besseren Ort hinterlassen. Und ja, wir können uns als Atheisten da viel drüber lustig machen. Aber natürlich hat die Religion auch in spezifischen Dingen auch zu einer Erhebung von moralischen Standards einen Beitrag.
Johannes Franke: Ja, auf jeden Fall. Ich glaube auch, das ist historisch total wertvoll und wichtig und so Und natürlich, wenn ich jetzt Städtereisen mache, dann bin ich froh, dass die Religion dafür gesorgt hat, dass die Kirchen schön aussehen.
Florian Bayer: Kinder sind es weniger. Man müsste eigentlich mal so ein Sammelband machen mit Klagelauten von Kindern, die von ihren Eltern in Kirchen gezogen werden bei jeder fucking Städtereise.
Johannes Franke: Siehst du nicht? Guck mal die Architektur. Diese tollen Fenster, nicht großartig. Ich will nach Hause. Ich will nach Hause. Ja, natürlich. Aber dieser Satz ist für mich auch symptomatisch für das, was Ivan eben macht. So dieses, ich ignoriere die Apokalypse in meinem Leben und sage, ich würde auch jetzt noch ein Apfelbäumchen pflanzen. Das alles wegzudrücken und zu sagen, mir passiert die größte Scheiße im Leben, aber ich tue jetzt so, als wäre das alles nicht.
Florian Bayer: Das ist ja das so. in sich eine gewisse Stärke hat. Und die Stärke wäre viel offensichtlicher, wenn Ivan halt nicht diese ganzen negativen Charaktereigenschaften hätten. Würden wir davon ausgehen, er wäre nur dieser liebe Mensch, der immer die eine Wange hinhält, die andere Wange hinhält und der wirklich immer sagt, die Welt ist kein böser Ort und es gibt keine bösen Menschen und jeder kann sich bessern. Ich glaube nicht, dass es böse Menschen gibt. Oh, ich sehe, da steht ganz viel Zeug, was du getan hast, aber das denke ich nicht. Wir sind herausgefordert. Lass den Satan weg, meinetwegen. Dann hat das ja durchaus eine Stärke, dieses... bedingungslose Glauben an das Gute.
Johannes Franke: Ah, das ist natürlich auch die Stärke im Kontrast eben zu Adam. Ja,
Florian Bayer: und ist es bei Adam so ein bedingungsloses Glauben an die Stärke des Bösen? Oder nimmt er das einfach nur als Böse, als Großes, Universelles, weil er das Gefühl hat, dass er damit Ivan knacken kann?
Johannes Franke: Es ist ja intrinsisch. Es ist ja bei ihm wirklich im Charakter angelegt. Er hat das ja jahrelang durchgezogen. Es ist ja bei Ivan jetzt nichts Neues. Er hat das ja durchaus vorher schon gehabt. Zumindest... suggeriert es der Film, mir zumindest. Was hat er vorher gehabt? Naja, dieses Böse, was er hat, was er dann verwendet, um Ivan zu knacken, das ist ja schon bei ihm angelegt. Er kennt das ja schon. Er hat das ja auch jahrelang mit anderen Leuten gemacht, offenbar.
Florian Bayer: Aber ich glaube, er hätte niemanden, der sich vorher als bösen Menschen bezeichnet hätte, sondern einfach wahrscheinlich gesagt habe, that's my way of life. Keine Ahnung, ich mache hier, der hat ja auch Ideale irgendwie. Also kein Mensch sagt von sich, ich bin ein böser Mensch.
Johannes Franke: Nein, Aber ich glaube, der Film macht das schon.
Florian Bayer: Der Film macht das, der Film erzählt ihn als Menschen, der sich als böse sieht.
Johannes Franke: Guck doch mal, er kommt aus dem Bus raus, holt seinen fucking... Der Bus hat ihm nichts getan.
Florian Bayer: Das ist keine böse Handlung, er kratzt den Bus an, meine Güte.
Johannes Franke: Ja, aber das ist diese Handlung, deliberately einfach auszusteigen,
Florian Bayer: dann gemütlich... Ja, aber wir waren auch mal Jugendliche, wir haben Laternen ausgetreten und wir haben... Also ich hab's nicht gemacht, aber ich weiß... genug Leute, die haben es gemacht, die haben Mercedes-Sterne abgeknickt und das ist auch nichts Böses.
Johannes Franke: Aber er ist kein Jugendlicher, der einfach in einer rebellischen Phase ist.
Florian Bayer: Er ist ein junger Erwachsener, aber trotzdem. Nein,
Johannes Franke: der ist, wie soll der sein? Der ist Ende 20 mindestens.
Florian Bayer: Ich glaube, er soll jünger sein. Ich weiß es nicht.
Johannes Franke: Nein, Gottes Willen.
Florian Bayer: Aber es ist kein, also, ja, es ist Sachbeschädigung, aber du definierst ihn mir bitte nicht böse dadurch, dass er einen Bus ankratzt. Das ist Lack.
Johannes Franke: Nein, aber es geht ja nicht darum, was es ist. Sondern es geht um die Haltung. Es ist nicht so, dass er gerade wütend war, weil irgendwas Blödes passiert ist. Es ist nicht so, dass er vorher irgendwie einen auf die Mütze bekommen hat von seinen Kumpels und er irgendwie energielos werden muss. Er stärkt einfach seelenruhig aus diesem Bus aus, holt seelenruhig seinen Schlüssel raus und zerkratzt den Bus noch während er wegfährt. Ohne, dass es irgendeine Notwendigkeit gibt oder irgendetwas, was dazu geführt hat, dass er Druck ablassen muss. Nichts. Es ist einfach Default-Einstellung bei ihm.
Florian Bayer: Ich würde dies erzählen und nicht so ein großes moralisches Absolut, absolut. Ich stehe 100%. Okay. Mann, es ist Lack. Ey, echt. Es ist Lack von dem Brust.
Johannes Franke: Wie wertvoll oder nicht wertvoll das Ding war. Wie schlimm das Verbrechen ist. Oder nicht Verbrechen ist. Oder kein Verbrechen. Weil man denkt, ja, ach komm. Aber die Haltung ist das Wichtige.
Florian Bayer: Ich würde jetzt gerne wie Ivan reagieren. Ach ja, hast du mal drüber nachgedacht, was in dem Bus gewesen sein könnte? Müssen wir das wirklich ausdiskutieren? Besser, du bist ruhig, bevor du dich blamierst. Wollen wir darüber reden? Lass uns darüber reden.
Johannes Franke: Wir können das nicht gerne ausdiskutieren.
Florian Bayer: Du weißt doch gar nicht, was diese Busgesellschaft getan hat. Ja. Vielleicht ist der Bus Adam über den Fuß gefahren. Willst du wirklich einfach so urteilen, ohne zu wissen, was der Hintergrund ist?
Johannes Franke: Meine Güte. Okay, also wenn wir jetzt... Ich weiß nicht. Also let's agree to disagree. Ich glaube, dass Adam tatsächlich als Stereotype böse Variante der Stereotypen, es geht ja um die Gegenüberstellung. Aber Ivan ist natürlich, wie du sagst, nicht einfach nur pure good, weil er einfach so ignorant und so arschig teilweise ist, dass das eben nicht anwendbar ist auf ihn.
Florian Bayer: Ich glaube, was den Umgang mit Gut und Böse in diesem Film wirklich so unfassbar schwer macht, ist, dass es einfach diese Wechsel gibt. Ignorieren wir mal kurz zum Beispiel, dass Adam Ivan echt böse die Fresse verprügelt, wie niemand anderen behandeln sollte und wir bleiben trotzdem bei Adam hängen, weil danach wieder Adams Perspektive erzählt wird. Am krassesten finde ich, kommt es tatsächlich in der Persönlichkeit Gunnar zum Vorschein. Weil Gunnar ist auch offensichtlich, also Gunnar macht, ich finde, das, was Gunnar macht, ist in dem Film einfach das Schlimmste. Wir haben diese eine Szene, wo er und Sarah gesoffen haben. Sarah ist bewusstlos. Wir sehen, wie sie gefesselt auf dem Bett liegt. Und Gunnar hat offensichtlich mehrere Sachen genommen, mit dem Ziel, sie zu vergewaltigen. Und Gott sei Dank wird er daran gehindert von Adam. Und am Schluss kriegt Gunnar und Sarah ein Happy End und sind als Paar zusammen und fahren. Und wann will Sarah zuschreien? Weißt du, mit wem du da gerade wegfährst?
Johannes Franke: Es ist so krass. Das ist halt wirklich auch eine der Sachen, die mir am Ende so viel Bauchschmerzen begreifen. Ja,
Florian Bayer: total.
Johannes Franke: Wo ich wirklich am Ende sage, okay, das ist mir jetzt... Eine Spur zu viel, weil ich nicht mehr, ich kann nicht mehr aufnehmen. Es ist einfach so viel Scheiße passiert und es ist natürlich auch lustig und so. Man hat immer wieder den Relief, weil man lachen kann. Aber es ist trotzdem auf Dauer so viel.
Florian Bayer: Es ist so düster. Und in dieser Szene kommt alles zusammen. Wir haben jetzt einen, diese Vergewaltigungsapologie. Dann haben wir den Rassismus. Sie sagen nämlich, sie fahren in die, sie sagen nicht in die Mongolei, aber sie fahren nach Asien.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: genau. Weil da ja nicht auffällt, dass das Kind aussieht wie, da haben wir Rassismus. und Ableismus zusammen.
Johannes Franke: Es ist auf eine ganz perfide Art und Weise richtig unangenehm.
Florian Bayer: Und es passt halt auch zu der Stimmung von dem Film, weil es ist so abgefuckt und du denkst so, shit, das ist nicht PC. Und es ist auch nicht eine Szene, wo du dann ich hab nicht über diesen Moment gelacht, du sitzt, ich sitze da total fassungslos. Und davor gab es Sachen, die nicht PC waren, wo ich eher drüber gelacht habe. Aber das trifft halt so ganz gut diesen Geist des Films. Was können wir da noch einbauen, was irgendwie so einmal schön in die Magengegend schlägt. Und das Schlimme ist, es ist im idyllischen Happy End. Das ist das Happy End.
Johannes Franke: Ja, genau. Aber da bleibt der Film sich ja treu dann einfach. Vor allem den Figuren treu. Das finde ich natürlich gut. Das finde ich schon wichtig, dass die Figuren nicht am Ende alle geläutert irgendwie. Das Happy End, was sie haben, passt zu ihnen.
Florian Bayer: Adam ist geläutert. Adam ist am meisten.
Johannes Franke: Ich muss mir vorstellen, dass Adam, also ich meine, er hat sich dann die Haare wachsen lassen und ist... Gehilfe. Also er ist Igor. Aber er ist nicht geläutert im klassischen Sinne.
Florian Bayer: Aber wenn wir auf dein liebstes Job der Filmgeschichte eingehen, die Heldenreise. Er kriegt seine Aufgabe.
Johannes Franke: Er saudert.
Florian Bayer: Er nimmt die Aufgabe an. Er vollendet die Aufgabe. Adam backt den Apfelkuchen. Mit dem letzten Apfel, der da ist. Das ist wirklich schön.
Johannes Franke: Es ist sehr süß.
Florian Bayer: Es ist wirklich, es ist ergreifend, wie er diesen Apfelkuchen backt. Dann Ivan, der eigentlich, wo man denkt, dass er komplett im Arsch ist. Und dann geht er ja auch mit diesem kleinen Apfelkuchen, weil er hatte nur noch einen Apfel. Und kommt wirklich nur noch diesen kleinen Kuchen backen, nachdem Himmel und Hölle eingebrochen sind. Und dann sitzen sie da und essen diesen kleinen Apfelkuchen. Man hat auch kurz diesen Moment, oh Gott, ist Ivan jetzt tot? Ist er gestorben? War alles umsonst? Und Adam hat seine Quest erfolgreich abgeschlossen. Und er wurde sehr oft vom Teufel verführt. Also wie gesagt, wir haben die Krähen, wir haben die Würmer, wir haben die kaputten Öfen. Und dann nach diesem Moment, wo er Ivan zum letzten Mal konfrontiert hat, leidet es ja schon fast ab so in das Mystische, wenn wirklich dieses Gewitter ist, der Blitz schlägt in den Eherflug. Die Kirchentüren bewegen sich und du hast das Gefühl, oh krass, greift jetzt Jahwe selbst in diesen Film ein?
Johannes Franke: Mhm, genau.
Florian Bayer: Und daher auch dieses Gefühl, okay, das Religiöse wird ja nicht nur als Sinnbild aufgemacht, sondern das Religiöse haut voll rein. Gott hat gerade, Gott kommentiert das, was Adam getan hat.
Johannes Franke: Ja, volle Kanne. Was... Was für ein Bild von Gott haben wir denn da?
Florian Bayer: Gute Frage, was für ein Bild von Gott haben wir da? Keine Ahnung.
Johannes Franke: Ich dachte, du sagst es mir jetzt, weil ich wirklich auch natürlich am Ende des Films da sitze und denke, okay, was heißt das jetzt zu Gott? Was sagt uns das über Gott? Und ist der Film von Atheisten ein böser Kommentar auf Gott? Oder ist das ein Film von Gläubigen, die einem sagen wollen, guck mal, Gott hat seine Wege und am Ende wird alles gut?
Florian Bayer: Lass mich mal ein Perspektive versuchen.
Johannes Franke: Okay, ich bin gespannt.
Florian Bayer: Wir nehmen Gottes Perspektive ein in diesem Film. Wir haben ganz oft diese Szenen, wenn die Kamera über die Kirche und über den Garten geht und so, wo wir das sehr distanziert sehen. Wir haben sehr viele Distanzszenen.
Johannes Franke: Ja, okay.
Florian Bayer: Und wo wir betrachten. Wir sind im Prinzip Gott, der seine Schöpfung betrachtet. Okay. Und jeder Gott, der diese Schöpfung betrachtet, denkt sich, auweia, was habe ich getan?
Johannes Franke: Das stimmt wohl, ja.
Florian Bayer: Deswegen ist es vielleicht weniger, dass dieser Film, dass es darum geht, was Gott... macht, wie Gott eingreift, als vielmehr darum, wie Gott diese Schöpfung wahrnimmt. Und insofern ist der Film weniger eine Verteidigung Gottes vor dem Menschen, als vielmehr eine Verteidigung des Menschen vor Gott. Und am Schluss zeigt er dir, er zeigt dir, okay, als Gott siehst du die, da passieren ganz schreckliche Sachen und einer meiner Diener macht so einen Mist in seiner Kirche. Und das ist doch ein Gotteshaus und wie kann es sein, dass die da saufend und vögelnd und was auch immer machend sitzen? Wie kann da so viel Rassismus und Ableismus in diesem Haus passieren und so weiter? Und dann aber siehst du diesen Adam und stellst fest, oh, da steckt was Gutes in ihm. Er leugnet es die ganze Zeit, aber in diesem Kampf gegen den Irrsinn entdeckt er dieses Gute irgendwie. Und er zieht es durch und wenn das einfache Backen von einem Apfelkuchen das Sinnbild dafür ist, dass du es schaffen kannst. Dann ist es das. Und dann akzeptiere ich das auch. Und dann schafft er es auch. Und dann, hey, die Menschen sind vielleicht gar nicht so schlecht. Und dann sitzen Adam und Ivan selig zusammen und du stellst fest, ja, vielleicht war es ganz gut, dass ich Ivan seinen Tumor hab wegschießen lassen von dem Neonazi. Weil irgendwie funktioniert die Welt ja doch in diesem ganzen Irrsinn.
Johannes Franke: Der Film ist voller Eingriffe von Gott.
Florian Bayer: Ja. Oder vom Zufall. Wenn du von einem Gott ausgehst, der die Welt geschaffen hat und jetzt zu, der sie einmal aufgedreht hat, dann ist es, du kannst natürlich auch sagen, dass in Statements so komische, irre Zufälle passieren.
Johannes Franke: Ja, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass der Film das schon sehr nahe legt, dass das alles wirklich Eingriffe von Gott sind. Die Würmer, die plötzlich in den Äpfeln sind, die sie sich vorher nicht angekündigt haben, sie sind plötzlich einfach da. Dann sind die Krähen da, die auf eine absurde Art und Weise da in Massen auftauchen. Der neue Herd geht gleich wieder kaputt. Also es sind so Sachen und natürlich das mit dem Tumor, das unwahrscheinlichste überhaupt.
Florian Bayer: Dass dieser Tumor weggeschossen wird.
Johannes Franke: Dass ihm volle Kanne ins Gesicht geschossen wird und du natürlich denkst, ja okay, der ist hin, der steht nicht mehr auf, das ist völliger Quatsch. Also wieso sollte da jetzt noch mal am Ende des Films ein lebendiger Ivan vor uns stehen. Ja. Aber es tatsächlich durch die Augenhöhle, direkt durch den Tumor, der ist rauskatapultiert und der Rest des Hirns ist okay.
Florian Bayer: Was? Offensichtlich.
Johannes Franke: Also eigentlich. völliger Quatsch.
Florian Bayer: Der Naturwissenschaftler, der einzige Naturwissenschaftler im Film, gibt dann ja auch auf und sagt, ich will weg. Ich will dahin, wo die Leute sterben, wenn sie krank sind. Ich will mit der Scheiße will ich nichts mehr zu tun haben.
Johannes Franke: Also es ist eindeutig Gott. Insofern finde ich aber auch interessant, deine Perspektive zu sagen, okay, wir sehen hier die ganze Geschichte aus der Perspektive Gottes, der dann sagt, naja, jetzt muss ich halt hier mal noch einen Blitz einschlagen lassen und jetzt muss ich noch das machen und das machen. Und es ist natürlich auch einfach ein zynisches...
Florian Bayer: Bild. Absolut.
Johannes Franke: Es ist schon auch, ich weiß nicht, ob ich das will, ich glaube nicht an Gott, aber ich weiß gar nicht, ob ich das trotzdem will, dass mir das so zynisch präsentiert wird.
Florian Bayer: Aber das Happy End ist nicht zynisch.
Johannes Franke: Ja, das Happy End ist ja dann, sie holen die neuen Ankömmlinge ab und machen ihre Arbeit weiter. Die Frage ist, wie qualitativ wertvoll kann diese Arbeit sein?
Florian Bayer: Aber guck mal, wie sanft Adam am Ende ist.
Johannes Franke: Ja, der macht da auch die Bissio Love an. Ich finde den Titel so geil. How deep is your love zu Gott?
Florian Bayer: Ich wollte gerade fragen, ich habe die Lyrics überhaupt nicht parat. Ist es ein christliches Lied oder ist es ein romantisches Lied?
Johannes Franke: Ich weiß es überhaupt nicht.
Florian Bayer: Dann finden wir das jetzt gemeinsam in dieser Episode live raus. Weil es ist beides möglich und es gibt erstaunlich viele Lieder, wo man denkt, es sind Liebeslieder. Dann stellt sich heraus, dass es geht einfach nur um Jesus.
Johannes Franke: Aber das Geile ist ja diese eine Zeile. Das ist ja das Wichtigste daran. Es ist einfach die Zeile, wie groß ist deine Liebe zu Gott? Wie viel bist du bereit auszuhalten? Das ist doch der Satz, how deep is your love?
Florian Bayer: Also ich lese gerade, dass er... Der Sänger sagt, dass er jemanden fühlt in der Morgensonne und im Regen und dass diese Person weg ist. Und er hofft, sie wieder in den Arm zu nehmen. Das klingt doch eher nach menschlicher Romantik, aber ich bin noch nicht ganz überzeugt. Wir leben in einer Welt von Verrückten, von Narren. Ja, ja, bla bla bla bla bla. I believe in you. You know the door to my very soul. You're the light in my deepest, darkest hour. You're my savior when I fall. Okay, vielleicht ist es doch sehr religiös. Kann man, glaub ich, in beide Richtungen deuten. Mal schauen, was Genius sagt. Wenn ihr mehr über Lyrics wissen wollt, geht auf genius.com. Kleine Empfehlung. Da gibt es dann nämlich immer zum einen Interpretationen aus der Community, aber vor allem auch Zitate von den KünstlerInnen. Und okay, Genius sagt aber, es geht einfach um eine Beziehung. Naja. Ich finde... Der Zynismus wird in dem Film, der Film kommt die ganze Zeit krass zynisch dahinter, aber dieser Zynismus wird auch irgendwie besiegt. Auch unser Zynismus, den wir automatisch entwickeln, wenn wir diese ganze Scheiße sehen müssen, wird irgendwie besiegt am Schluss. Ich finde am Schluss triumphiert tatsächlich eigentlich das, was Ivan die ganze Zeit gepredigt hat.
Johannes Franke: Ich glaube, es ist eine Synergie. Beide Figuren, übrigens Adam und
Florian Bayer: Eva, Adam und Eve,
Johannes Franke: Ivan. Also, okay, das wollte ich nur einmal gesagt haben. Ich glaube, dass beide ihre Augen aus einer Ignoranz anderer Sachen gegenüber öffnen innerhalb des Films. Das Ende sagt im Grunde, wir haben beide einmal die Augen geöffnet. Der eine aus der bedingungslosen Positivität und der andere aus der bedingungslosen Negativität. Bedeutet aber nicht, dass die beiden sich ändern und deswegen glaube ich auch, dass das nicht bedeutet, dass wir jetzt... einen völlig veränderten Ivan oder einen völlig veränderten Adam vor uns haben. Ich glaube, Ivan bleibt ein Arschloch. Der wird auch immer noch Schwierigkeiten damit haben, einer Frau, die verzweifelt zu ihm kommt, ordentlich zuzuhören. Und ich glaube, dass Adam nicht unbedingt super schnell lernt, dass Gewalt nicht die Lösung für alles ist. Aber vielleicht muss es das auch nicht. Vielleicht treffen sie sich einfach in der Mitte und sind einfach plötzlich realistische Figuren.
Florian Bayer: Was aber auch ein voll optimistisches Ende ist, oder?
Johannes Franke: Ja, vielleicht.
Florian Bayer: Was irgendwie obschön ist.
Johannes Franke: Das Ende ist es in jedem Fall, auf jeden Fall.
Florian Bayer: Vielleicht noch kurz was zur Schauspielleistung zu sagen. Wir haben hier Mads Mikkelsen. Wir haben es noch gerade gesagt. Mads Mikkelsen, bevor er richtig groß war, bevor er James-Bond-Gegenspieler sein durfte. Mads Mikkelsen als Ivan, als der Priester, der Verrückte. Ich finde ihn toll. Ich finde ihn einfach wundervoll in dieser Rolle.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: natürlich. Er spielt das echt gut. Also so verstörend und auch wütend machend. Ich kann mehrmals die Wut von... Adam sehr gut verstehen, diese selbstgefällige Art. Und er hatte davor schon ein bisschen was gedreht, aber er war halt vor allem ein dänischer Schauspieler. Er hat einen sehr vielen dänischen Film mitgespielt, hat auch mit Jensen, mit dem Regisseur von diesem Film, vorher schon zusammengearbeitet. Wir haben Ulrich Thompson als Adam, den ich sonst eigentlich nur aus das Fest kenne, aus dem Jahr 1998, wo er fantastisch gespielt hat. Den muss ich ja auch irgendwann mal geben. Das ist mein liebster Dogma 95-Film von Winterberg, nicht von Lars von Trier. Ja. Der aber auch dann irgendwann mal James Bond spielen durfte, ne? Der hat 1999 hat er in James Bond Die Welt ist nicht genug da mitgespielt. Und ich könnte dir nicht sagen, was er da gespielt hat. Ja, ich finde, der Schauspieler wirkt manchmal zu sanft für diesen Adam. Echt? Ich finde, er hat so eine... Und ich glaube, er spielt es, glaube ich, nicht. Ich glaube, es soll nicht ein Teil der Rolle dieses Adam sein. Er wirkt mir manchmal ein bisschen zu sanft für diesen Adam. Ich finde, er macht das gut. Ich finde ihn gut in dieser Rolle. Aber es gibt so diese ein, zwei Momente, wo ich denke, ah, kommt da nicht vielleicht doch ein bisschen mehr zu sehr der Mensch Ulrich Thompson durch?
Johannes Franke: Ja. Naja, ich könnte mir vorstellen, dass ich das eher als Versprechen gesehen habe, dass das da mehr drin steckt als dieser puren böse Nazi.
Florian Bayer: Ja, vielleicht.
Johannes Franke: Und dieses Versprechen braucht man ja schon auch als Zuschauer, um so ein kleines bisschen auch Hoffnung zu haben, um selber das Apfelbäumchen noch zu pflanzen. selbst wenn der Film gleich zu Ende ist.
Florian Bayer: Der Film spuckt dir als Zuschauer so ins Gesicht, dass, ich weiß nicht, ob er dir diese Hoffnung geben will. Also eigentlich gibt er dir den Film die ganze Zeit ohrfeigen.
Johannes Franke: Zwei Minuten lang ins Gesicht auf jeden Fall.
Florian Bayer: Dann haben wir Paprika Steen, beziehungsweise Christine Steen, die Sarah spielt, die wie viele andere Schauspieler aus Dänemark in allen Dogma-Filmen... Dänemark ist nicht so groß.
Johannes Franke: Keine gute Rolle übrigens. Findest du nicht? Es tut mir sehr leid, aber hat ja nicht viel zu tun.
Florian Bayer: Ich find sie super. Ich find's zum einen gut, dass nicht nur Würste in diesem Film rumlaufen.
Johannes Franke: Das ist ja das Ding! Sie sitzt genau deswegen da und deswegen fällt einem so sehr auf, dass da nur Würste drum rumlaufen.
Florian Bayer: Ich find sie spannend als Figur, die halt wirklich komplett am Boden ist und die eigentlich die... die auch... die einfach unten ist und wo man denkt jetzt, okay und jetzt trifft sie Ivan und jetzt geht's noch ein Stück tiefer.
Johannes Franke: Ja... Aber sie hat nicht genug zu tun, leider. Ich weiß nicht, irgendwie ist das so ein Sausage-Fest.
Florian Bayer: Ja, es ist total. Ole Tiestrup, unser Arzt, haben wir schon gesagt.
Johannes Franke: Sehr guter Schauspieler, ja, auf jeden Fall.
Florian Bayer: Nikolas Pro als Gunnar?
Johannes Franke: Fand ich sehr, sehr gut, muss ich sagen. Ich fand ihn so gut, dass ich, also ich war wirklich immer getroffen einfach von der tiefen Tragik dieser Figur und dem Schlimmen, was er so tut. Aber dieses Gefühl von... Ohnmacht seiner eigenen Gewalttätigkeit Gegenüber, das spielt er sehr gut, finde ich Weil er kommt aus dem Alkoholismus nicht raus Er kommt nicht aus dieser Vergewaltigungsgeschichte Raus, er kommt da einfach nicht raus Und ich glaube, dass er davon ganz Schön gemacht hat,
Florian Bayer: ist Er wird ja wirklich als jemand gezeigt, der Echt im Arsch ist Ich finde es halt so krass, weil man am Anfang vor allem Mitleid Mit ihm hat und denkt, wow, was für ein schwacher Kaputter Mensch, und dann gibt es aber Einfach mal diese Vergewaltigungsszene Und äh Wir kriegen so einen Blick in sein Inneres und dann ist er halt auch wirklich eine gruselige Figur.
Johannes Franke: Total, absolut. Was ich traurig finde, ist, dass er derjenige sein muss, der der Kekse aus seiner Hemdstasche da isst. Noch in jeder Situation, der muss einfach essen, essen, essen. Und er ist der Dicke, der essen muss. Ich finde es echt, ich weiß nicht, muss ich nicht haben. Der Film ist natürlich nicht PC und so weiter, aber das, weiß ich nicht, ob das Klischee da...
Florian Bayer: Ich hab das tatsächlich gar nicht so gesehen. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass er etwas fülliger ist.
Johannes Franke: Doch, doch, da musst du noch mal reingucken. Er hat in seiner Hemdstasche Sachen, wo er immer wieder reingreift und was ist. Das war echt so ein bisschen so, wo man denkt, komm, muss das sein.
Florian Bayer: Ali Kassim spielt Khalid. Leider der Einzige ohne großen weiteren Credits. Fand ich gut.
Johannes Franke: Er macht den auch gut. Soweit ich das beurteilen kann, weil die Synchro natürlich einiges reinhaut.
Florian Bayer: Ich würde gerne Danny verstehen, um zu wissen, wie viel die Synchro im Geiste des Originals ist. Ich halte beides für denkbar. Und dann vielleicht noch, um einen Namen hervorzuheben, Espen, der Neonazi-Kumpel. Der kleine Neonazi, der offensichtlich mit seiner Größe hadert und deswegen der Chef von allen ist.
Johannes Franke: Und der in die Brust geschossen bekommt und dann in der nächsten Szene wieder auftaucht. Das ist Espen.
Florian Bayer: Was ist das für eine sauwitzige Szene, wenn er zu Khalid sagt, und wenn wir uns wieder sehen, bist du dran. Und Khalid hat die Waffe in der Hand und ballert. Und Adam sagt, was tust du da? Und Khalid, ey, was? Hat der ein Rad ab? Ich hab eine Waffe in der Hand, warum droht der mir? Das ist eine geile Szene. Und dann schießt er noch mal so. Oh Mann, ich ärgere mich halt einfach gerade. Das ist so... düster.
Johannes Franke: Und es gibt in der Musik, kurz über die Musik, es ist so viel liebliche Musik drüber und so viel beschwingte Musik drüber, dass du die ganze Zeit so einen Kontrast hast, der total krass ist. Weswegen auch nochmal betont wird, dass diese Schüsse, egal ob es auf die Krähen sind, auf die Katze, auf die Leute, die kommen so aus dem Nichts. Das wird nicht angekündigt, nichts wird nicht plötzlich dröhnend, so Nolan-mäßig und irgendwas droht sich anzukündigen oder so. Nein, einfach plötzlich schießt jemand und sagt, ja jetzt hab ich die Schnauze voll.
Florian Bayer: Dieser Film hat so eine Unberechenbarkeit, weil die ganze Zeit weiß man irgendwie, jederzeit kann Adam jemand anderen mal auf die Fresse hauen. Und das ist auch wirklich, wenn er zum ersten Mal Ivan verprügelt, das ist eigentlich so der Anlass dazu, dass man denkt, oh shit, da kann echt viel passieren. Weil du hast das Gefühl, er schlägt ihn halb tot. Er hätte ihn auch totschlagen können in dem Moment. Und dann, wenn Khalid plötzlich anfängt rumzuballern, denkst du, shit, was passiert da? Und dieser ganze Film hat deswegen die ganze Zeit diese Unberechenbarkeit. Du weißt, jederzeit kann jemand Amok laufen, kann jemand was wirklich Schreckliches sagen oder was wirklich Schreckliches tun.
Johannes Franke: Übrigens, das Ravashi-Syndrom, um mal einfach weiter zu springen, das gibt es nicht.
Florian Bayer: Ah,
Johannes Franke: interessant. Dieses Ravashi-Syndrom, kurz zur Erinnerung, der Arzt erzählt, Gilman Ravashi war ein indischer Fußballer, dem beide Füße abgetrennt wurden bei einem... Go-Kart-Unfall 1957. Das Besondere an Ravaschi war, dass er im Schockzustand nach dem Unglück bis nach Hause gelaufen ist, auf den Stümpfen. Sein Gehirn hat da oben einfach die Tatsache abgeblockt, dass er keine Füße mehr hatte. Und das nennt man Ravaschi-Syndrom. Und das ist natürlich überhaupt nicht existent. Es gibt kein Ravaschi-Syndrom.
Florian Bayer: Ist die ganze Geschichte ausgedacht oder gab es diesen Typen wenigstens?
Johannes Franke: Die Geschichte ist ausgedacht.
Florian Bayer: Alles ausgedacht, geil. Ich finde es so schön, dass er im Nebensatz sagt, die Mannschaft war scheiße. Konnten gar nicht spielen, deswegen war das okay.
Johannes Franke: Ja, also, ja. Ah,
Florian Bayer: cool, okay.
Johannes Franke: So, und jetzt müssen wir natürlich noch die Botschaft klären, die ich am Anfang... Ja,
Florian Bayer: du wolltest mir sagen, was die Botschaft des Films ist.
Johannes Franke: Ich glaube, die Botschaft des Films ist, du musst dich mit den Dingen auseinandersetzen, damit du sie klären kannst. Ivan macht das nicht und so lange kann er nicht wirklich ein glückliches und erfülltes Leben führen.
Florian Bayer: Und dann bist du wieder voll bei Hiob, ne? Dann ist... Dann ist Adam nämlich wirklich nicht ein schlechter Mensch, sondern Adam ist einfach der Bote, der Ivan damit konfrontiert, was alles schief läuft in seinem Leben und der Adam dadurch heilt.
Johannes Franke: Ich weiß nicht, ob ich das gut finde, aber das ist die Botschaft, die sich mir präsentiert.
Florian Bayer: Aber er tötet ihn ja damit. Also Adam, wenn Adam Ivan damit konfrontiert, was los ist, stirbt Ivan. Und geheilt wird er erst, wenn ein Nazi ihm ins Auge schießt und den Tumor wegfeuert. Ja,
Johannes Franke: da ist auch eine Botschaft drin. Du musst dich heilen, wenn es so schlimm ist, musst du dich mit Nazis anlegen.
Florian Bayer: Wenn das Leben dir Zitronen bringt, sind wir ein Neonazi, der dir ins Auge schießen kann. Und damit zu unserer Top 3.
Johannes Franke: Unsere Top
Florian Bayer: 3. Top 3 Neonazis, die auf Früchte schießen. Was? Was hast du gefunden?
Johannes Franke: Wir haben eine Top 3 Obst, oder?
Florian Bayer: Wir haben eine Top 3 Obst. Gut.
Johannes Franke: Also, Obst. Ich fand's nicht ganz leicht. Ich musste ein bisschen tiefer graben als sonst, weil natürlich nicht das Internet voll ist von, das sind die Top Ten Filme mit Äpfeln oder mit Bananen, sondern man muss dann schon so nochmal gucken, ah, wo gab's denn da diesen vergifteten Apfel? Zum Beispiel bei, und da wäre Platz 3,
Florian Bayer: Oppenheimer. Oh, Den vergifteten Apfel bei Oppenheimer. Ja, wir haben vor kurzem drüber geredet.
Johannes Franke: Wie er seinen für ihr Nils Bohrbeiner vergiftet hätte. Ja. Der Apfel war aber für seinen Professor geil gedacht.
Florian Bayer: Komplett ausgedachte Geschichte mit Nils Bohr.
Johannes Franke: Komplett ausgedachte Geschichte. Da reden wir ausführlich drüber, über Oppenheimer. Guckt euch, hört euch einfach die Episode an. Wir müssen da jetzt nicht, glaube ich, lange drüber reden. Oppenheimer war bekannt genug.
Florian Bayer: Mein Platz 3 ist Sound of Interest. Ein sehr junger Film aus dem Jahr 2023, wo erzählt wird, wie die... wie die Familie von Höss am Rand des Ausschwitzlagers lebt. Es wird einfach erzählt, wie die Familie ihren Sommer da verbringt und im Pool schwimmt und im Hintergrund hörst du die Schmerzensschreie von den Menschen, die sterben. Schrecklicher Film. Unfassbar gut. Schrecklicher Film. Es gibt eine Szene, in der Höss seiner Tochter eine Gute-Nacht-Geschichte vorliest. Ein klassisches Märchen. Und wir sehen in so invertierten Schwarz-Weiß-Aufnahmen, wie ein junges Mädchen Äpfel heimlich am Lager versteckt, damit die Insassen was zu essen haben. Eine ziemlich beklemmende Szene. Dieser Kontrast, das Märchen auf der einen Seite, was der Nazi seiner Tochter erzählt, und auf der anderen Seite dieses zwölfjährige Mädchen aus Polen, das sein Leben riskiert, um vielleicht ein bisschen zu helfen.
Johannes Franke: Krass. Ich habe den Film immer noch nicht gesehen. Ich muss mich irgendwann mal überwinden, weil das natürlich irgendwie nach einem sehr, sehr guten und sehr wichtigen Film klingt. Ich hätte auf Platz zwei, mal einen großen Kontrast auf, das Dschungelbuch.
Florian Bayer: Du wie du.
Johannes Franke: Die lieben Bananen.
Florian Bayer: Ich will gern wie du. Ich will gehen wie du. Stehen wie du.
Johannes Franke: Du wie du.
Florian Bayer: Der geilste Song aus dem Film.
Johannes Franke: Ja. Ich hab's mir nochmal angeschaut jetzt in der Recherche und ich liebe es. Und Mowgli bekommt so eine Banane in den Mund geschossen. Und mampft die dann so weg und es ist total süß. Und immer wieder kommen irgendwelche Bananen vor, weil die Tiere offenbar und vor allem die Affen, die da leben, offenbar einfach Bananen lieben.
Florian Bayer: Irgendwann habe ich mal einen Text gelesen darüber, wie rassistisch diese Szene ist. Weil die jessigen Klänge bei den Affen und da kommen wir nicht raus. Platz 2. Call Me By Your Name aus dem Jahr 2017, wo die Liebesgeschichte erzählt wird zwischen Elio und Oliver. Die im Sommer aufeinandertreffen. Oliver arbeitet bei Elios Vater. Oliver ist Student, aber aus Amerika. Elio ist der Sohn, ist 17 und so. Keine Ahnung, die haben auf jeden Fall eine heftige Affäre und Romanze dann in diesem Sommer. Sehr schöne Masturbationsszene von Elio mit Hilfe eines Pfirsichs.
Johannes Franke: Ah, warum muss ich an American Pie denken?
Florian Bayer: Genau, es hat nichts mit American Pie zu tun. Es ist einfach, es ist tatsächlich, ich hoffe, es ist auch nicht, es ist tatsächlich einfach irgendwie eine schöne Szene. Okay. Ja, er masturbiert mit einem Pfirsich. Vielmehr muss man nicht so sagen, irgendwann muss ich dir Call Me By Your Name geben. Das ist meiner Meinung nach einer der besten Liebesfilme der letzten zehn Jahre.
Johannes Franke: Okay. Ich hätte auf Platz 1 Dr. Strange. Es ist jetzt nicht der crazy tollste 60er Jahre Novell-Waag-Film oder so, aber es gibt eine wundervolle Szene, wo Doctor Strange herausfindet, wie die Zeit hin und zurück drehen kann anhand eines Apfels. Das ist eine schöne Einstellung, wie die Kamera einfach von links nach rechts um den Apfel drumrum und wieder zurück fährt, während Doctor Strange die Zeit vor-und zurück dreht. Und der Apfel... in einem mehr oder weniger gegessenen Zustand erscheint. Entweder im ganzen Zustand oder dann eben ein bisschen nach dem anderen weniger. Bis er irgendwann in einen Verrottungszustand kommt. Das ist eine tolle Szene. Ich finde das total schön.
Florian Bayer: Dr. Strange?
Johannes Franke: Dr. Strange.
Florian Bayer: Ah, Marvel.
Johannes Franke: Marvel, ja,
Florian Bayer: ja. Marvel, Marvel, Marvel. Oh, ich habe den gesehen. Ich kann mich nicht mehr erinnern an diese Szene. Krass. Das ist irgendwie nicht hängen geblieben. Ja. Witzig. Mein Platz 1 ist so ein Klassiker und einfach auch, weil ich find's auch schwer, das zu finden. Ich hab dann doch den Paten genommen. Also Orangen kommen ja in diesem Film ständig vor, wenn Leute sterben offensichtlich. Aber es gibt diese wirklich süße Szene, wo der Pate, der große Obergangster im Garten ist mit seinem Enkel und mit dieser Orange spielt und die so in den Mund so nach vorne schiebt und Witze damit macht.
Johannes Franke: Geht nämlich nicht.
Florian Bayer: Keine Ahnung. Irgendwann müssen wir mal den Paten gucken.
Johannes Franke: Ah, ich mir graut's schon davor, weil das ist die ganze, das sind so... Das, was Barbie so, was wir mit Zack Snyder Cut oder sowas vorgesetzt bekommen, das ist halt der Pate eigentlich. So der Pate, wir Männer mit 40, die dann Leuten sagen, was, du hast der Pate nicht gesehen, setz dich zu mir. Ich erkläre dir alles, was es dazu wissen gibt.
Florian Bayer: Der Pate ist tatsächlich auf meiner Filmliste von dem Muss-Man-Sehen-Film sehr weit hinten, würde ich sagen. Also ich sehe total, dass das ein Klassiker ist. Ich finde, das ist auch wirklich ein guter Film. Aber es ist jetzt nicht ein Film, wo ich sagen würde, oh Gott, mein Gott, den muss man unbedingt sehen. Höchstens aus filmhistorischem Blickwinkel, weil er halt einfach so als Klassiker gilt. Ja,
Johannes Franke: das ist aber das Ding, was ganz viele Filme, die wir besprochen haben, betrifft. Wir haben so viele Filme, die einfach aus kulturhistorischer Sicht total spannend sind und total wichtig sind. Bei diesem sehe ich das halt auch nicht so drängend, aber vielleicht tut man dem auch Unrecht. Vielleicht aber eben genau deswegen, weil ich das Gefühl habe, dass jeder... mit etwas zu viel Testosteron dir sagt, du musst Debatten sehen.
Florian Bayer: Auf jeden Fall,
Johannes Franke: ja. Und dann fängt schon mein Inneres an, sich zu weigern. Naja,
Florian Bayer: es ist so, Kanon ist ja auch immer Kanon alter weißer Herren. Man will ja nicht zu sehr diesen Kanon weitertragen, weil sonst ändert sich ja auch nichts. Ja, das stimmt. Und eigentlich ist ja die Aufgabe jeder Generation, ihren eigenen Kanon zu finden. Oder zumindest am allgemeinen Kanon so mitzuarbeiten, dass Neues reinkommen kann. Dass Filme reinkommen, die halt vorher nicht unbedingt drin standen. Sowas wie Adams Äpfel zum Beispiel. den wir heute kanonisieren werden. Johannes, wie kanonisierst du diesen Film?
Johannes Franke: Das war unsere Top 3. Sind wir jetzt raus aus der Top 3? Ja,
Florian Bayer: du kannst den Fazit-Shingle spielen. Wie kanonisierst du diesen Film?
Johannes Franke: Das Wurst-Heil. Also, kanonisieren werde ich ihn nicht. Ich finde nicht, dass der Film tatsächlich auf die Liste gehört. Das tut mir sehr leid. Ja, mir auch. Aber mir war er zu viel drauf auf die Zwölf. Irgendwann war es mir einfach zu viel. Ich mochte jeder einzelne, nicht jeder einzelne, aber ich mochte so wahnsinnig viele Ideen davon, aber in der Masse wurde mir einmal zu oft auf die Fresse geschlagen. Oder zehnmal zu oft oder zwanzigmal zu oft auf die Fresse geschlagen. Ich hab's nicht mehr hingekriegt. Ich find aber den Turn interessant. zu sagen, wir haben hier keine Turning Points in der Geschichte, weil irgendwas Positives passiert, sondern weil einfach immer noch mehr auf die Fresse geschlagen wird. Unser Hauptcharakter wird besser, weil alles andere schlechter ist. Ich find's sehr spannend als Idee. Aber wie gesagt, mir ist es einfach dann irgendwann zu viel. Ich komm nicht mehr mit.
Florian Bayer: Wenn es nach Johannes geht, bleiben wir beim Kanon von Citizen Kane, Der Pate und Forrest Gump.
Johannes Franke: Citizen Kane ist absolut zu Recht.
Florian Bayer: Ja, das stimmt. Auf jeden Fall. Als wir drüber geredet haben, waren wir beide so, vielleicht haben die Leute auch einfach recht, die sagen, es ist der beste Film aller Zeiten.
Johannes Franke: Ja, es war so, wir wollten das ganze Haar in der Suppe finden und sagen, naja, es ist ein alter Film. Aber am Ende denkt man doch wirklich, der ist einfach wirklich sehr, sehr gut.
Florian Bayer: Ich würde Adams F. für kanonisieren. Einfach aus dem Grund, weil es wirklich eine tolle schwarze Komödie ist. Und ich sehe absolut die Kritikpunkte. Wenn ihr mit rabenschwarzem Humor, fiesem Humor unter der Gürtellinie,
Johannes Franke: der toten Katze, der auch im Baum fällt,
Florian Bayer: der gewalttätig ist, der böse ist, nicht klarkommt, dann ist Adams Äpfel nicht euer Film. Ich finde, es braucht solche Filme. Und ich finde, genauso wie es die Monty Pythons in den 70ern gebraucht hat, braucht es so einen Film in den 2000ern und braucht es sowas wie... wie Poor Things in den 2020ern. Johannes, Johannes, du stehst auf Comedian, aber du tust dich teilweise echt mit schwarzen Comedian schwer. Wenn ich so drüber gucke, welche wirklich etwas makaberen Filme ich dir gegeben habe.
Johannes Franke: Welche Filme sind denn das dann noch?
Florian Bayer: Also Poor Things würde ich dazu zählen. Ich würde Adams Affle dazu zählen. Aber du hast es ja auch. Du fandest zum Beispiel, und das nimmt sich wirklich nichts, also es ist nicht so gewalttätig physisch, aber es ist vom schwarzen Humor mindestens genauso. Hier, Ron Atkinson.
Johannes Franke: Blackadder?
Florian Bayer: Blackadder hast du mir gegeben. Blackadder ist wirklich böser, schwarzer Humor.
Johannes Franke: Ja, und den mag ich.
Florian Bayer: Und du hast mir Monty Python gegeben, das stimmt. Du stehst nicht auf neuen schwarzen Humor, du stehst auf den schwarzen Humor der
Johannes Franke: 70er. Ja, der noch ein bisschen braver ist. Der vielleicht die Themen anders anpackt. Der vielleicht eine andere Art und Weise hat, daran zu gehen und nicht ganz so auf die Zwölf sein will.
Florian Bayer: Es ist das Derbe.
Johannes Franke: Es ist das Derbe, ja.
Florian Bayer: Es ist das Derbe, du stehst nicht auf den derben Humor. Und Monty Python und Blackadder ist vielleicht ein bisschen... Also Monty Python ist schon ziemlich derbe. Und du mochtest Mel Brooks.
Johannes Franke: Ja, das stimmt.
Florian Bayer: Also was haben wir geguckt schon bei Prooks? Den Wilden Westen.
Johannes Franke: Lacing Settles.
Florian Bayer: Lacing Settles. Also da furzen sie und da werden auch die ganze Zeit Rassistenwitze gemacht.
Johannes Franke: Ja, aber da haben wir auch so ein bisschen Kritikpunkte gehabt.
Florian Bayer: Ja, haben wir auf jeden Fall. Ich finde auf jeden Fall, wenn mich jemand fragt, hast du eine gute... derbe, dreckige, schwarze Komödie empfehlen, würde ich Adams Äpfel eher empfehlen als Blazing Saddles.
Johannes Franke: Ja, ja, also unter diese Voraussetzung schon, weil der hier eben wirklich viel schwärzer ist noch.
Florian Bayer: Er kommt halt auch aus dieser Zeit Anfang der 2000er, die sehr schwarz und modig war. Wir sind so in der South Park Zeit zum Beispiel.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: okay. Und Team America und so, also wirklich fiese Sachen mit fiesen Witzen unter der Gürtellinie. Da passt er irgendwie rein. Er ist halt die dänische Variante davon. Das heißt, er hat auch immer so ein bisschen eine getragene Erzählung. Ich mag den Pathos dabei. Ich mag dieses etwas Trockene. Und ich mag auch wirklich die bösen Witze. Ich weiß total, was du meinst. Sie sind schmerzhaft. Ich finde die geil. Ich stehe drauf, auch über sowas zu lachen. Und kann dann PC gut zur Seite kehren. Wobei ich glaube auch, dass dieses PC, das die Filmwelt kaputt macht, total überbewertet wird.
Johannes Franke: Ja, natürlich.
Florian Bayer: Wie gesagt, also insofern, für mich gehört er auf die Liste. Ich würde sagen, wenn es um Komödien in den letzten 30 Jahren geht, gehört er auf die Liste der zu sehenden Filme.
Johannes Franke: Okay, na gut. Dann schauen wir doch mal, was ich... dir für nächste Woche gebe. Wir spielen einfach nochmal den Jingle ein, damit wir ein kleines bisschen verzögern und dann erzähle ich dir, was es nächste Woche gibt. Bis dahin.
Florian Bayer: Vielen Dank, dass du den geguckt hast. Vielen Dank, liebes Publikum, dass ihr zugehört habt. Wenn ihr bis zu diesem Punkt gehört habt, ihr seid fantastisch, wir lieben euch. Dann bleibt jetzt auch noch die letzten zehn Sekunden dran, damit ihr mitkriegt, was es nächste Woche gibt.
Johannes Franke: Meinst du bis zu diesem Punkt im Sinne von Episode 1 bis 189?
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Bis zu diesem Punkt. Okay, wer das geschafft hat, der kriegt von mir ein Bienchen. Also schreibt uns.
Florian Bayer: Bis zum nächsten Mal. Ciao.
Johannes Franke: Ciao.
Florian Bayer: Laufen wir? Ups, nochmal. Scheiße. Tanzen. Tanzen. Und ich kann es nicht mehr. Der Druck. Ich bin ein total unmusikalischer Mensch, aber ich habe mit meinem Sohn zusammen Kuckuck gelernt, weil er das gerade auf der Gitarre spielen muss. Und ich hatte gehofft, ich könnte es jetzt machen. Moment, ich versuche es nochmal.
Johannes Franke: Versuch es nochmal. Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer und alle dazwischen und außerhalb, wenn ihr vorspulen wollt, bin ich euch nicht böse. Während Flo noch versucht, der Kuckuck und der Esel auf der Gitter...
Florian Bayer: Ich krieg's nicht mehr zusammen. Nein, das ist nicht der Kuckuck und der Esel, das ist Kuckuck-Kuckuck-Tröns aus dem Wald, Mann.
Johannes Franke: Ich hab nix davon erkannt.
Florian Bayer: Wirklich nicht? Nein. Okay, ich sing's nochmal für dich, pass auf. Pass auf, hier. Ich guckling,
Johannes Franke: Ich bin ja ein großer Fan davon.
Florian Bayer: Verdammt, Entschuldigung.
Johannes Franke: Zu schneiden.
Florian Bayer: Ja, bin ich auch. Lass uns ein anderes Auto finden.
Johannes Franke: Aber ich glaube, das werde ich nicht schneiden.
Florian Bayer: Nein! Und du hast es voll in der Hand. Das ist so schrecklich. Mein Sohn kann es besser spielen als ich. Ja? Ich habe zusammen mit ihm geübt und ich bin so stolz, weil ich bin kein Gitarrenmensch. Ja. Ich höre gerne Gitarre, aber ich kann keine Gitarre spielen. Aber jetzt kann ich dieses Lied aber offensichtlich nur auf der Kindergitarre.
Johannes Franke: Und natürlich gibt es eine Verbindung zwischen dem, was du gerade getan hast und dem, was ich dir als Film aufgebe. Nein, natürlich gibt es keine Verbindung. Du hast es einfach so gemacht. Wir haben nichts zu unserer Verteidigung zu sagen.
Florian Bayer: Überhaupt nichts. Johannes, was hast du für mich?
Johannes Franke: Ich gebe dir Buster Keaton wieder.
Florian Bayer: Endlich wieder Buster Keaton. Super.
Johannes Franke: Und zwar ein frühes Werk aus den 20er und ich glaube 24. Sherlock Junior. Ich liebe diesen Film. Es ist so großartig. Er ist so wahnsinnig hilarious. Ich liebe Buster Keaton.
Florian Bayer: Geil, erweitere meinen filmischen Horizont. Ich bin überhaupt kein Sherlock Holmes Fan und ich bin kein Slapstick Fan. Ich hoffe, ich kann trotzdem was mit dem Film anfangen.
Johannes Franke: Ich schlüpfe dir das einfach über. Und ihr müsst es auch gucken. Es sind solide 44 Minuten. Es ist nicht schlimm.
Florian Bayer: Wenn ihr den Film nicht guckt, dann werde ich euch nächste Woche damit quälen, dass ich live on tape Kuckuck übe, bis ich es kann.
Johannes Franke: Und ich werde nächste Woche diesen Film reenacten und man merke, es ist ein Stummfilm. Für einen Podcast super geeignet.
Florian Bayer: Wir sehen uns nächste Woche. Wir hören uns.
Johannes Franke: Bis dann. Ciao.