Episode 192: Cleopatra (1963) – Teil 1: Warum hat Hollywood Lack gesoffen?
Es gibt Filme mit absurden Produktionsgeschichten. Auch hier hatten wir schon einige davon: The Man wo killed Don Quijote, Pulgasari, Man on the Moon… Es gibt Filme mit Diven in der Hauptrolle, zerstrittene Produktionsfirmen, überzogene Budgets, Skandale rund um Cast & Crew… und dann gibt es noch Cleopatra. Dieser Monumentalfilm aus dem Jahr 1963 spielt produktionstechnisch nochmal in einer ganz anderen Liga als die zuvor genannten Filme: Geplant als Projekt mit kleinem Budget, um eine angeschlagene Filmindustrie zu retten, entwickelte er sich zu einem der berüchtigsten Katastrophen der Filmgeschichte.
Bereitet euch auf einen wilden Ritt vor, wenn wir uns in der ersten Episode zu diesem monumentalen Desaster mit seiner Produktion und den bizarren Anekdoten drumherum auseinandersetzen.
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 192: Cleopatra (1963) – Teil 1: Warum hat Hollywood Lack gesoffen? Publishing Date: 2024-09-04T13:23:25+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2024/09/04/episode-192-cleopatra-1963-teil-1-warum-hat-hollywood-lack-gesoffen/
Johannes Franke: Wir müssen über so viel reden. Wir müssen über Richard Burton und Liz Taylor reden. Was für ein Verhältnis die miteinander hatten. Wie schlimm die ganzen Produktionsbedingungen waren. Die 44 Millionen Dollar hat das Ding gekostet. Heute würde es 440 Millionen sein mit Inflation und so weiter. Und warum das so teuer war, ist total absurd. Es gibt so viel über den historischen Akkuratess zu reden oder nicht historischer Akkuratess. Also es wird ein krasser Ride. Ich sag's euch. Herzlich Willkommen, Flo, hier erneut in meiner Küche.
Florian Bayer: Der dritte Versuch.
Johannes Franke: Wir haben einen dritten Versuch.
Florian Bayer: Nach Tod und Krankheit und Verderben und jetzt funktioniert es hoffentlich. Schön, schön wieder hier zu sein.
Johannes Franke: Du warst lange weg.
Florian Bayer: Ja, für euch hat es sich nur wie eine Woche angefühlt, aber Johannes und ich haben uns zwei Wochen lang nicht gesehen. Wir haben ein bisschen voraufgenommen.
Johannes Franke: Ich habe dich vermisst.
Florian Bayer: Ich habe dich auch vermisst. Ich habe dir was mitgebracht.
Johannes Franke: Was, wie jetzt?
Florian Bayer: Natürlich. Achso. Ich weiß, wir haben eigentlich einen Deal.
Johannes Franke: Ja. Flor muss mir und ich ihm was mitbringen, wenn er im Ausland war und am Flughafen vorbeigekommen ist oder an einem Abreiseort.
Florian Bayer: Ich finde, ziemlich nah an einem Londoner U-Bahnhof ist okay. Ich war im Monster Supplies Shop und da habe ich dir was mitgebracht, was, glaube ich, sehr gut für dich für Weihnachten ist.
Johannes Franke: Oh mein Gott.
Florian Bayer: Bah,
Johannes Franke: Hamburg.
Florian Bayer: Das sind Bar-Hamburgs. Falls du von Weihnachtsstimmung übermannt wirst das nächste Mal, kannst du eins davon nehmen und das sorgt automatisch für schlechte Laune.
Johannes Franke: Ingredients Sugar, ganz wichtig, Glucose Syrup, Citric Acid. Aha, du willst mich also vergiften. Flavoring Colors E153. Geil, vielen Dank.
Florian Bayer: Wie cool. Aus einem... Geschäft mit Monsterzutaten direkt aus dem Herzen Londons.
Johannes Franke: Hoxton Street Monster Supplies. Seit 1818. Natürlich.
Florian Bayer: Steht drauf. Sieht man auch direkt, wenn man da reinkommt.
Johannes Franke: Wie schön. Vielen lieben Dank. Ach,
Florian Bayer: geil. Ja, und bevor wir uns zu sehr darin verlieren, um nochmal kurz zu sagen, was wir hier machen. Wir reden über Filme. Jede Woche schlägt einer dem anderen einen Film vor, frei nach der Devise, den musst du sehen. Und dann muss der, der den Film vorgeschlagen hat, den gucken und wir reden darüber. Und ihr kriegt das auch als Hausaufgabe auf. Und für diese Woche hat mir Johannes seinen Lieblingsfilm gegeben. Leopard aus dem Jahr 1963. Eine kleine, bescheidene... Johannes, mach weiter. Du hast den Film aufgegeben.
Johannes Franke: Die Sache ist die, ich hab dir quasi zwei Filme gegeben. Und wir kennen ihn beide nicht. Wir haben ihn beide nicht gesehen. Wir haben einfach das letzte Mal, als wir gesprochen haben, für euch letzte Woche... sind wir irgendwie auf Cleopatra gekommen. Und dann habe ich gesagt, ach komm, dann gucken wir den mal, weil wir den beide nicht kennen und das so ein Epen-Ding ist, das muss man einfach mal gesehen haben.
Florian Bayer: Wir haben uns letzte Woche sehr lange auch über die Beziehung von Liz Taylor und Richard Burton unterhalten, weil der Film, über den wir gesprochen haben, war Wer hat Angst vor Virginia Woolf? Ja, wo die beiden auch Hauptdarsteller waren und ein Paar in einer Beziehungskrise gespielt haben. Mhm. Als wir dafür recherchiert haben, sind wir natürlich auf Cleopatra gestoßen, weil das der berüchtigte Film ist, bei dem sie sich kennengelernt haben. Und weil das auch der große berüchtigte Monumentalfilm ist aus der damaligen Zeit. Und wir hatten noch keinen Monumentalfilm.
Johannes Franke: Wahnsinn, absoluter Wahnsinn. Ich habe das auch in meinem kleinen Einleitungstext mit verwurstet. Also ich werde jetzt einfach mal ein kleines bisschen uns einführen ins Thema und dann können wir uns richtig auslassen. Es ist, schnallt euch an, sehr viel.
Florian Bayer: Es wird ein wilder Trip heute.
Johannes Franke: Wir werden vielleicht sogar zwei Episoden draus machen.
Florian Bayer: Monkey Witch hätte zwei Episoden draus gemacht, aber er war nicht der Entscheider.
Johannes Franke: Okay, aber wer ist bei uns der Entscheider? Okay, also. Endlich ein episches, historisches Drama. Aus der Mitte des Jahrhunderts. Wie lange haben wir um dieses Genre herum manövriert, Plor? Es ist ja wirklich lang. Drei-bis vierstündige große Epen mit großen Kulissen und historischem Unterbau. Männer, als sie noch echte Männer waren. Männer in Rüstung und in Rage. Ah ja, und Frauen stehen auch daneben. Aber Moment, haben wir uns nicht Kleopatra ausgesucht? Stimmt, die Geschichte zweier Männer, die von einer Frau ruiniert werden. Schön. Ja, das klingt nach den 60ern. Wir dürfen vier Stunden dabei sein wie erst Cäsar und... und nach seinem Tod dann Marcus Antonius mit Kleopatra anbandelt und wie beide ihr verfallen. Und dann ihre Frauen betrügen, politisch riskante Manöver fahren, um bei Kleopatra sein zu können und dann natürlich ihr Leben lassen. Aber weil es die berühmteste Liebesgeschichte der Weltgeschichte ist, ist Kleopatra natürlich nicht nur die giftige Verführerin, sondern auch selbst zutiefst, also einigermaßen glaubhaft in Liebe verfallen. Ob die Darstellung von Kleopatra, Cäsar und Markus Antonius historisch glaubhaft ist oder doch zu sehr durch die Brille der 60er guckt, werden wir jetzt ausführlich besprechen müssen. Plur. Du hast Cleopatra nie gesehen und soweit ich mich erinnere auch sonst nicht viele von den großen alten Epen dieser Zeit aus Amerika. Ich kenne dich eigentlich als Completionist. Also warum bist du denn bisher an diesen Filmen abgeprallt?
Florian Bayer: Ich habe in meiner Kindheit tatsächlich einige von diesen Filmen gesehen. Vor allem, weil meine Eltern die geguckt haben. Ben Hur. Ben Hur habe ich gesehen. Die Zehn Gebote habe ich gesehen. Da hier Kubrick hat was Gutes gemacht. Spartacus habe ich gesehen. Ich habe einige von diesen Dingern gesehen und es ist überhaupt nicht mein Genre. Ich kann mit monumentalen Historienfilmen oder historischen Monumentalfilmen oder Ethen oder wie auch immer man sie nennen will, ich kann damit überhaupt nichts anfangen, weil sie mich meistens einfach langweilen.
Johannes Franke: Aber du warst Kind.
Florian Bayer: Ich war Kind und...
Johannes Franke: Das ist durchaus ein Unterschied, oder?
Florian Bayer: Ja, aber ich habe damals auch schon eher auf Science Fiction und Fantasy gestanden. Und so dieses... bemüht Historischer und dieses amerikanische Historische, darüber werden wir sehr viel reden, es gibt eine sehr spezifische Form von Blick auf die Geschichte, vor allem auf die Antike. Viele Monumentalfilme haben in der Antike gespielt, der sehr amerikanisch ist und das ist bei diesem Film auch so. Und es ist einfach, es ist eine Form von Ästhetik, die natürlich mit Schauwert, wer trotzen will, es sind nicht meine Schauwerte. Ich finde diese Fake-antiken Statuen, die alle die alle keine Farbe haben.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Das ist Klassik.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Die hatten keine Farbe, die waren in elegantem Weiß. Nein, waren sie nicht.
Johannes Franke: Nein, nein, nein.
Florian Bayer: Die waren unglaublich hässlich, kitschig angemalt, diese Dinger.
Johannes Franke: Aber das ist in den 60ern noch gar nicht so klar gewesen. Ich glaube, das ist eine neuere Entdeckung.
Florian Bayer: Naja, ja genau. Und es ist ja auch, wir sind ja auch eigentlich schuld. Eigentlich sind die Europäer schuld, weil die Deutschen, als sie in der Klassik mit Goethe und Schiller zusammen... die Klassik wiederentdeckt haben, Antike, haben sie gesagt, und so sah das übrigens aus, und haben dann einmal festgelegt, das ist erhaben, das ist farblos, das ist glatt. Und die Amerikaner haben dann noch so ein bisschen mehr Coca-Cola und ein bisschen mehr Abendkleid von Liz Taylor draufgeschnallt. Und dann ist halt so eine spezifische Ästhetik entstanden, mit der ich überhaupt nichts anfangen kann. Ich mag durchaus monumentale Ästhetik und große Filme, aber naja, wenn du dir anschaust, wie die Ästhetik von einem Herr der Ringe ist, der als E-Poster herkommt, und von einem solchen Film, naja, klar nehme ich da immer Herr der Ringe.
Johannes Franke: Ja. Hast du denn, also jetzt hast du Herr der Ringe gesagt, aber das ist vor allem wegen der Fantasy oder ist es, aber ich kann mit den Schlachten von Herr der Ringe auch wieder nichts anfangen, weil das dann wieder dieses E-Boss-Ding hat.
Florian Bayer: Ja, das stimmt. Die Schlachten von Herr der Ringe langweilen mich tendenziell auch. Ja. Wenn ich so einmal drüber gucken müsste, was sind Monumentalfilme eben, die ich geil fand? Ja. Dann sind es tatsächlich zum einen die Europäer. Wir haben 1900 geguckt, den fand ich großartig. Ja,
Johannes Franke: den fand ich vielleicht streckenweise ein bisschen zu lang.
Florian Bayer: Ich mag Titanic. Ja. Da gibt es keine Schlacht, da gibt es nur Liebe. Und ansonsten wenig tatsächlich. Ja, am ehesten die europäischen Filme und die, die nochmal so einen Kniff haben.
Johannes Franke: Wie lang war 1900?
Florian Bayer: Der war auch lang, aber das waren Zweiteiler, ne?
Johannes Franke: Ja, das waren Zweiteiler, aber ist Cleopatra länger gewesen?
Florian Bayer: Ich glaube nicht. Ich glaube, 1900 ist länger. Ich glaube, 1900 waren so fünf oder sechs Stunden. Ich kann einmal kurz nachschauen.
Johannes Franke: Lass mal, guck mal nach.
Florian Bayer: Also wir sind auf jeden Fall kurz davor gekommen.
Johannes Franke: Jetzt müssen wir uns natürlich darüber streiten, was ist der längste Film, den wir je besprochen haben.
Florian Bayer: 1900 dauerte... Dauerte 317 Minuten. Eine ganze Stunde länger als Cleopatra.
Johannes Franke: Okay. Na gut, okay. Aber man merkt es auch. Und ich muss sagen, ich wollte jetzt meine Position sichern. Aber gut, okay, Cleopatra ist wirklich auch kürzer. Aber Cleopatra hat mich weniger, seltener, bis gar nicht gelangweilt als 1900.
Florian Bayer: Haben wir den gleichen Film geguckt? Jetzt wird es interessant. Ich war so oft versucht. auf die Vorspultaste zu drücken.
Johannes Franke: Nein!
Florian Bayer: Dieser elende Einzug in Rom. Wie lange kann man so eine fucking Szene machen? Nach zwei Minuten alles erzählt. Es gibt einen Höhepunkt in dieser Szene, wenn nämlich Cleopatra wie eine typische Frau des 20. Jahrhunderts mit den Augen zwinkerte. Einmal zu Cäsar rüber. Du schneidest diese Szene. Du hast eine Minute... Tadaaa! Und dann macht sie den Augenzwinkern. Du machst nicht 20 Minuten lang und dann kommen noch die Elefanten und dann kommen noch die Sklaven und dann kommen die Armeen. Und das ist alles historisch absolut inkorrekt und Leute, ja... Ihr wisst noch nicht, worauf wir uns gerade einlassen. Wenn ihr euch nicht mit der Entstehung dieses Films beschäftigt habt, das wird ein Ritt, ich sag's euch. Das ist das Verrückteste und Krasseste, was wir bisher in diesem Podcast besprochen haben. Ich war überfordert.
Johannes Franke: Wir müssen über so viel reden. Wir müssen über Richard Burton und Liz Taylor reden. Was für ein Verhältnis die miteinander hatten. Wie schlimm die ganzen Produktionsbedingungen waren. 44 Millionen Dollar hat das Ding gekostet. Heute würde es 440 Millionen sein mit Inflation und so weiter. Und warum das so teuer war, ist total absurd. Es gibt so viel über den historischen Akkuratess zu reden oder nicht historischen Akkuratess. Also es wird ein krasser Ride,
Florian Bayer: ich sag's euch. Es wird großartig, weil dieser Film auch ganz viel zeigt, was im Hollywood-System dieser Zeit absolut schiefgelaufen ist.
Johannes Franke: Dieser Film hat das alles auch zu Fall gebracht.
Florian Bayer: Der hat das alles zu Fall gebracht, der hat das alles auch nochmal nach oben gespült. Aber da würde ich auch nochmal, um zumindest eine kleine Lanze für ihn zu brechen, weil, ähm... Und Richard Burton kann eher kleine Lanzen tragen, so wie er zittert mit seinem Alkohol. Mit seinem Alkoholismus. Um eine kleine Lanze für diesen Film zu brechen, er ist ein Symptom. Er ist kein Grund.
Johannes Franke: Ganz ehrlich,
Florian Bayer: dass dieser Film gemacht wurde. Und ja, es zeigt und es ist so toll, darauf rumzureiten, weil der das alles nochmal besonders zeigt. Und weil das halt wirklich schon, oh und ah, was ist denn da, au. Aber es waren andere Filme, bei denen das auch passiert ist.
Johannes Franke: Ja, natürlich.
Florian Bayer: Und vor allem war, ist dieser Film in einer Zeit entstanden, in der... die extrem Probleme hatten. Deswegen haben sie ja gesagt, dieser Film könnte uns retten. Und deswegen waren die Shareholder von Fox auch irgendwann so, ja, ja, macht das okay. Irgendwas muss doch das Studiosystem retten. Und ich glaube, wir werden jetzt auch damit einsteigen, in was für einem Hollywood wir uns befinden, wenn dieser Film produziert wird. Wo sind wir? In welcher Zeit sind wir? Was ist da los? Was stimmt nicht mit dem Filmgeschäft? Was stimmt nicht mit den Leuten? Warum haben die damals alle Lack gesoffen, Johannes?
Johannes Franke: Die haben alle Lack gesoffen, weil sie alle eine Goldgrube gesehen haben. Jeder, der an diesem Film oder an Filmen wie Ben Hur oder so beteiligt war, hat gedacht, ja, also, die schmeißen alle mit Geld um sich, jetzt will ich auch meinen Teil vom Kuchen. Beispielhaft die Schauspieler an diesem Set, wenn auch nur irgendjemand um die Ecke gehustet hat, wir müssen vielleicht deinen Chauffeur einsparen, dann haben die alle einen riesigen Aufstand gemacht und haben gesagt, ähm... Um Gottes Willen, das geht doch nicht. Ich bin der Star des Films, auch wenn sie nur so eine kleine Rolle hat.
Florian Bayer: Und Liz Taylor war nicht die Schlimmste.
Johannes Franke: Nein, nein.
Florian Bayer: Um das einmal klarzustellen. Liz Taylor war nichts gegen das, was Rex Harrison und Richard Burton abgezogen haben.
Johannes Franke: Es ist wirklich hart. Und das ist, wie du sagst, ein Symptom und nicht der Grund, weil wir das alles überall vorher gesehen haben. Das Studiosystem ist ja so, dass ganz, ganz viele festangestellte Schauspieler der Produktionsfirma da sind. Heute ist das so. dass Produktionsfirmen wie, also die sind ja fast keine Produktionsfirmen mehr, ne? Fox hat unter sich ganz viele Produktionsfirmen, die beauftragt werden, diese Filme zu machen, mit einem bestimmten Budget. Und damals waren sie ja alle festangestellt. Und die Schauspieler haben teilweise 16 Monate lang nicht gedreht, aber Geld bekommen jeden Monat.
Florian Bayer: Sehr viel Zeit, sehr viel Alkohol zu trinken und sehr viel Meth zu nehmen. Drogen werden in dieser Folge auch eine große Rolle spielen. Und das Studiosystem hat hat damals aber ganz schön gestrauchelt. Das hatte mehrere Gründe. Wir kommen aus einer Zeit, es gab in der Frühzeit des Films, in den 40er Jahren, um genauer zu sein jetzt.
Johannes Franke: Das war ja nicht die Frühzeit des Films.
Florian Bayer: Vor dem Jahr 1948 war alles supi. Da haben nämlich die Studios die ganzen Kinos besessen. Wenn du ein Studio warst, hieß das, du hast den Film produziert, du hast den Film vermarktet und du hast den Film in deinen Kinos gezeigt. Und 1948 haben die USA gesagt, das ist ein Kartellrechtsproblem. Es gab einen großen Prozess, nämlich USA gegen Paramount. Und die haben gesagt, Leute, was ihr hier macht, das verstößt gegen jedes Wettbewerbsrecht. Ihr könnt nicht die gesamte Kette kontrollieren. Wir brauchen irgendwie Unabhängigkeit. Und ihr müsst die Produktion der Filme von dem Verleih trennen. Und das hat dazu geführt, dass die anderen Studios das auch nach und nach machen mussten. Plötzlich war das fast so eine Wild-West-Zeit. Dann kamen kleine unabhängige Kinos, dann mussten Verträge mit Kinos geschlossen werden und so weiter. Es gab wirklich einen harten Einschnitt in den Einnahmen der Studios. Und... Und dann als kleiner Bruder des Kinos und vor allem als riesige Konkurrenz des Kinos, zumindest damals so wahrgenommen, das Fernsehen. Der Fernseher kam auf in den 50er Jahren und plötzlich sind die Leute nicht mehr ins Kino gegangen, sondern haben halt auf 4 zu 3 in schwarz-weiß kriselig ihre Filme geguckt.
Johannes Franke: Beziehungsweise war das die große Befürchtung. Also der Fernseher hat ja, wie wir wissen, das Kino nicht klein gekriegt. Es ist schon so, dass man sich gedacht hat, wir müssen was überlegen. Wie schaffen wir es, dass die Leute ins Kino gehen? Das haben wir heute auch ganz viel, ne? Mit 3D und so weiter. Das sind so Sachen, das sind alle Symptome dafür, dass wir alle versuchen, unser Kino zu retten, indem wir die Leute irgendwie mit Schauwert holen. Und das ist der Monumentalfilm, ne?
Florian Bayer: Das ist der Monumentalfilm in den 50ern. Wenn es einen Grund gibt, der fürs Kino spricht, dann sind das Filme, die in einem Format von... 138 zu 9 getreten sind. Das kannst du nur auf einer großen Leinwand gucken. Wenn du so einen kleinen Streifen hast, aus dem eine ganze Armee... dem Sonnenuntergang entgegen reitet. Das funktioniert nicht im Fernsehen, dass dieses komische, kastige Format hat.
Johannes Franke: Es gibt ja so viele Begründungen von irgendwelchen Filmemachern, die sagen, oh, das ist das überlegene Format, Breitbild und so. Und andere wieder, die sagen, 4 zu 3, das ist perfekt, weil so sieht das Auge, was auch immer. Abfülliger Quatsch alles. Also dieses Breitbildformat ist vor allem die Überzeugungskraft, ins Kino zu gehen, habe ich so das Gefühl.
Florian Bayer: Und die sind aber auch... damit dann schon gescheitert. Nämlich, es gab die große Zeit der Monumentalfilme. Die wurden Anfang der 50er gedreht wie blöd und die haben verkauft. Und dann wurde aber auch ziemlicher Schrott gedreht. John Wayne war damals einer der größten Schauspieler. Der war Garant dafür, dass die Leute ins Kino strömen. Fox hat mit ihm einen Film gedreht, 1958, der hieß The Barbarian and the Geisha. Ich hab ihn nicht geguckt. Und was ich darüber gehört habe, will man den auch nicht gucken.
Johannes Franke: Der klingt schon so.
Florian Bayer: Es ist wohl alles, wie viele rassistische Stereotype zu Asiaten können wir in einen Film packen. Ach ja, und John Wayne. Und der war auch kein Erfolg. Also es gab auch schon so, wir befinden uns in einer Zeit, in der die Monumentalfilme nicht mehr so wirklich gelaufen sind. Und Fox hat ganz schön gestruggelt. Das müssen wir, ich finde das ist ganz wichtig zu betonen, weil ja gerne erzählt wird, ja und Cleopatra hat Fox ruiniert. Fox war finanziell ganz schön angeschlagen, als die das Ding produziert haben.
Johannes Franke: Die haben einen großen Flop vorher gehabt, der besonders reingehauen hat. Ich habe den Namen gerade nicht parat. Hast du das gerade parat? Roots of Heaven,
Florian Bayer: Certain Smile.
Johannes Franke: Certain Smile, glaube ich, war der große Flop, der wirklich viel Geld gekostet hat, weil da nicht genug Leute reingegangen sind.
Florian Bayer: Die hatten mehrere Verluste am Boxoffice. Aber wir müssen noch mal ganz kurz zurückspringen, weil die Frage ist natürlich, wie können wir ein Studio retten? Was können wir produzieren? Einfache Antwort, naja, wir haben doch noch ganz viel Zeug aus der Stummfilmzeit.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, genau.
Florian Bayer: Merkt euch das, aus der Stummfilmzeit, da kommen wir gleich noch. Und unter anderem Cleopatra, der Stummfilm. Aber kurze Pause. Jetzt kommen wir nämlich eigentlich zu dem Menschen, der das Ganze ins Rollen gebracht hat. Und das ist unser erster großer Protagonist dieses fantastischen Fiaskos. Möchtest du Tee, Floor? Oh ja, bitte.
Johannes Franke: Ich gieß dir erstmal Tee ein und dann darfst du dich auslassen. Bwanger, bist du bei Bwanger?
Florian Bayer: Ich bin bei Bwanger. Merkt euch die Namen von den Protagonisten. die wir jetzt nennen, versprochen, es werden nicht zu viele sein, aber jeder von denen ist wunderbar. Wir haben als ersten großen Protagonisten unseren Produzenten Walter Wanger. Er liebt es, intellektuelle, besondere Filme zu produzieren. Er liebt es, sich von der europäischen Filmwelt inspirieren zu lassen. Und er liebt es, Liebhaber seiner Frau auf Parkplätzen in den Bauch zu schießen.
Johannes Franke: Das war der Produzent, das war dann Produzent Jennings, hieß der. angeblich was mit seiner Frau hatte. Aber die Frau hat immer gesagt, Alter, um Gottes Willen, was für ein Quatsch. Es ist rein professionell. Aber ich weiß natürlich nicht, wie... Also,
Florian Bayer: hast du rausgefunden,
Johannes Franke: was stimmt und was nicht stimmt?
Florian Bayer: Joan Bennett, die auch eine berühmte Schauspielerin war. Wir haben hier übrigens auch dieses Hollywood-Incest-Ding. Jeden Sänger, Schauspielerin und so weiter verheiratet oder geschieden oder wie auch immer. Wir haben auch...... Ihr werdet das gleich feststellen, die Eltern von Carrie Fisher werden nachher auch noch vorkommen. Ja, genau. Es ist ein riesiges Moloch, wo jeder mit jedem turtelt. Er dachte auf jeden Fall, John Bennett, seine Frau, hätte eine Affäre mit diesem Produzenten und macht das, was jeder vernünftige Mann in diesem Fall macht. Er fährt zum Parkplatz, zieht eine Waffe, schießt dem in den Bauch. Im Jahre 1951, also noch zehn Jahre bevor dieser Film gedreht werden sollte. Und der überlebt Gott sei Dank. Aber Walter Wenscher muss, weil das... passiert, wenn man jemanden in den Bauch schießt, um ihn zu töten in den Knast. Wie lange?
Johannes Franke: Nicht sehr lange. Ich weiß nicht mehr, vier Monate?
Florian Bayer: Vier Monate! Was ist, warum haben die alle Lack gesoffen?
Johannes Franke: Ich verstehe es nicht, aber das ist Macht, das ist Macht. Ich sag's dir, die haben einfach alle zu viel Geld und zu viele hohe Positionen, in denen sie sich alles erlauben können. Das ist wirklich hart.
Florian Bayer: Und dann kommt er raus aus dem Knast und naja, es war halt, er war, er war halt, hat halt so ein bisschen Misskredit geraten. Was passiert, wenn man jemandem in den Bauch schießt?
Johannes Franke: Komm, die haben ihn alle ein bisschen schräg angeguckt und haben gesagt, was hast du denn da jetzt wieder gemacht? Komm mal wieder zurück in unsere Mitte und wir machen weiter wie vorher.
Florian Bayer: Aber sie haben immerhin gesagt, okay, du produzierst erstmal keine teuren intellektuellen Filme mehr, sondern machst erstmal ein paar B-Movies. Das ist deine Strafe. Du musst jetzt die Body Snatchers machen.
Johannes Franke: Das stimmt, ja.
Florian Bayer: Erstmal keine großen europäischen Arthouse-Dramen mehr für dich. Und er hat dann Filme gedreht und hat aber für I Want to Live 1958 einen Oscar gewonnen.
Johannes Franke: Aber merkt euch diese Geisteshaltung, dieses Menschen.
Florian Bayer: Wenn Walter Wanger nicht auf Liebhaber seiner Frau geschossen hat, in den Bauch. Ich glaube, er wollte ihn eigentlich noch ein bisschen tiefer treffen.
Johannes Franke: Ja, ja. Das war das Ziel.
Florian Bayer: Wenn er nicht Leute in den Bauch schießt, dann träumt er davon, Cleopatra zu verfilmen. Und zwar schon sehr lange. Das war so eine Idee, die er wirklich lange hatte, die er an verschiedenste Studios gepitcht hat. Und dank seines Erfolges, mit sogar Oscar-Gewinn, ist er dann schließlich an Fox geraten. Und wir kommen zum nächsten großen Protagonisten. Merkt euch auch diesen Namen, den ich nicht gut aussprechen kann. Der krieche, der Verrückte. Spiros Kouras war damals Chef von Fox. Er liebt es, große Studios miteinander zu merchen. Er hat erst vor kurzem Fox mit 20th Century zusammengebracht. Deswegen 20th Century Fox, das waren mal zwei verschiedene Studios. Er liebt es, Marilyn Monroe zu entdecken. Er ist auch beantwortlich, dass sie zum Film gekommen ist. Er liebt es, alte Stummfilme als Tonfilme wieder zu verwursten, weil das sehr viel Geld spart.
Johannes Franke: Ich habe neulich den Film gesehen, wo Marilyn Monroe nur eine kleine Rolle hat. Wie hieß der? All About Eve. Auch von Mankiewicz die Regie geführt. Und der ist ziemlich gut. muss ich sagen. Ein sehr, sehr guter Film. Vielleicht gucken wir den auch mal zusammen. Ah,
Florian Bayer: interessant. Zu Marilyn Monroe gibt es ja auch noch so eine kleine Lebensnebengeschichte, was diesen Film hier betrifft.
Johannes Franke: Die sollte auch mal zwischendurch die Rolle von Liz Taylor spielen, ne? Ja,
Florian Bayer: es gibt Stimmen, die diesen Film verantwortlich machen für Marilyn Monroes Selbstmord. Oh. Was total übertrieben ist, aber manche sagen, weil der Film dazu kommen wir viel später. Spoiler. Weil der Film so ein großes Fiasko war, hat Fox angefangen, andere Produktionen zu kappen. die in Amerika gedreht wurden. Und unter anderem auch der Film, der der letzte Film von Marilyn Monroe werden sollte. Und es gab Stimmen, ich weiß nicht mehr, irgendwelche Vertraute von Marilyn Monroe haben gesagt, naja, die war damals schon ziemlich fertig, aber das war so was, was ihr nochmal einen tiefen Schlag versetzt hat, dass ihr Film nicht produziert wurde, weil Liz Taylor und Richard Burton in Italien gefögelt haben. Zurück dazu. Spiro Skouras und Walt Avenger kommen zusammen und Spiro Skouras sagt... Wir haben doch diesen 1917er Film, wir haben doch diesen tollen Cleopatra, der ein riesiger Erfolg war damals. Und warum nehmen wir nicht einfach nochmal das Drehbuch? Was für eine grandiose Idee, oder? Ja,
Johannes Franke: ich meine also, das Drehbuch für einen Stummfilm ist ja auch, das gibt ja auch genug her. Also da muss man ja nicht viel machen dran, da kann man ja direkt ans Set gehen und wieder drehen, oder?
Florian Bayer: Genau, das ist ein Stummfilm-Drehbuch, was soll ich schon schieben hier?
Johannes Franke: Genau, wir haben zwei Millionen dafür, hat er gesagt. Und Dame Joanne Collins soll es machen. Ja,
Florian Bayer: 64 Tage. Und dreht das mal auf unseren Hinterhöfen. Macht einen günstigen Film mit
Johannes Franke: Schauspielerinnen und Schauspielern, die wir unter Vertrag haben. Nicht welche, die wir teuer von außen einkaufen müssen. Wie zum Beispiel Liz Taylor. Wer kommt denn auf die Depp-Di-Di-Di? Liz Taylor von irgendwo wegkaufen zu wollen für viel Geld.
Florian Bayer: Diese Diva kann sich kein Mensch leisten. Machen wir nichts. Und genau, der Plan war, wir machen einen günstigen Film auf unseren Hinterhöfen. Der wird schnell produziert. Und wir machen damit Millionen und retten das Studio.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Produktionsleiter. Wird bestimmt. Buddy Adler. Hast du uns diesen Namen auch merken? Ja, vielleicht.
Johannes Franke: Nicht unbedingt. Also ich würde Adler nicht als den großen Hauptcast dieses Podcastes nennen.
Florian Bayer: Aber ich habe so einen schönen Text zu ihm.
Johannes Franke: Wann hat er denn erzählt?
Florian Bayer: Er liebt es, kostengünstige Filme zu produzieren, junge Talente zu fördern und diese ausgiebig auf die Casting-Couch zu schicken. Ja.
Johannes Franke: Weswegen John Collins es auch nicht geworden ist am Ende. John Collins hat das richtig beschrieben. With the head of the studio. Ist das der Typ?
Florian Bayer: Gut möglich. Nee, der Produktionsleiter ist er.
Johannes Franke: Ah, okay. Weil Joanne Collins musste auch auf die Couch, beziehungsweise wurde darum gebeten, höflich auf die Couch zu gehen. Sie schreibt, I had tested for Cleopatra twice and was the frontrunner. He took me, also der Chef des Studios, he took me into his office and said, you really want this part? And I said, yes, I really do. Well, he said, then all you have to do is to be nice to me. Ja, das war ein toller Euphemismus für Sex.
Florian Bayer: Warum enden so Geschichten immer damit, dass Männer ungefragt ihren Penis auspacken?
Johannes Franke: Es ist wirklich, wirklich eine harte Zeit für Frauen.
Florian Bayer: Warum haben die alle Lack gesoffen? Entschuldigung. Und dann, genau, sie haben Produktionsleiter, es ist alles abgesegnet, sie haben ein Drehbuch quasi. Und sie sagen, und jetzt zwei Millionen und los geht's. Und Ranger sagt, nee, komm schon Leute, bitte, ich brauch mehr. Zwei Millionen reichen nicht. hat eigenes Geld in die Hand genommen und angefangen, teuer Zeichnungen, Modelle und allen möglichen Kram entwickeln zu lassen, um zu sagen, guckt euch doch mal an, wie das Set-Design aussehen könnte, wenn es ein bisschen teurer wird. Es muss ja nicht zu viel sein. Vielleicht das Doppelte, sagen wir mal 5, 6 Millionen.
Johannes Franke: Er hat richtig viel Geld reingepumpt, wirklich aus eigener Tasche. Er hatte eine Vision, eine tolle, eine große. Er wollte das wirklich.
Florian Bayer: Ob die toll ist, die Vision? würde ich mal da hinstellen, aber er wollte auf jeden Fall mehr als ein Hinterhof-Fox-Film, der schnell abgedreht ist.
Johannes Franke: Es gibt aber Screen-Tests aus der Zeit und die sehen teilweise gar nicht so schlecht aus.
Florian Bayer: Ja, aber ich glaube, die sehen vor allem so gut aus, weil die Hintergründe so monochrom sind. Ich finde das sehr schön, diese Kulissen vor den Hintergründen. Ich glaube,
Johannes Franke: aber sie machen da... Aus Versehen etwas richtig, was der Film später falsch macht.
Florian Bayer: Ja, das glaube ich auch.
Johannes Franke: Aber da können wir ja später nochmal drüber reden.
Florian Bayer: Ich habe es schon ein paar Mal gesagt, die haben alle Lack gesoffen. Er überzeugt Fox. Die sagen, okay, wir verdoppeln. Das Budget wird um 5 Millionen erhöht. Und jetzt ist auch das erste Mal, das ins Gespräch kommt, okay, wir können auch nach größeren Stars gucken. Und Namen, die da unter anderem fallen, sind Audrey Hepburn oder Sophia Loren. Das ist Taylor noch nicht so wirklich, obwohl Wayne Jackman Taylor-Fan war.
Johannes Franke: wollte und zwar schon sehr früh er hat schon sehr sehr früh sie im kopf gehabt aber ich glaube hat sich lange nicht getraut so weil sie wirklich ein großer großer star war zu der zeit elizabeth taylor wir werden später noch zu ihr zu sprechen kommen sie liebt es zu heiraten
Florian Bayer: Zu der zeit ist sie mit ihrem vierten mann verheiratet ja ihr dritter mann sehr tragisch gestorben ist Aber ich glaube, den Rest dazu sparen wir uns auf, wenn wir zu der Richard Burton und Elizabeth Taylor Nummer kommen, die auch nochmal in dem Film eine große Rolle spielen wird. September 1959, Wenger ruft bei Taylor an und sagt, willst du in Cleopatra mitspielen? Und Taylor sagt, nein,
Johannes Franke: Moment, Moment. Es ist ja gar nicht Liz Taylor, die am Telefon ist. Es ist ja jemand anders, ein Freund oder was? Agent, genau. Agent. Taylor ruft so aus dem Hintergrund, I'll do it for a million. Und scherzt und lacht. Und dann sagt der Typ am anderen Ende des Telefons, ja, okay, machen wir. Und sie so, what? Was? Ich habe gerade einen Scherz gemacht. Aber gut, wenn ihr unbedingt wollt.
Florian Bayer: Eine Million und zehn Prozent des Box-Office-Erfolges. Und wohlgemerkt, jetzt sind wir gerade bei der Hälfte. Also wir haben angefangen mit zwei Millionen, waren geplant. Jetzt haben wir die Hälfte verbraten für Liz Taylor, die eigentlich gar keinen Bock hat und deswegen eher aus Scherz sagt, ich mach's halt für eine Million.
Johannes Franke: Und also um mal in die Zukunft zu gucken, die ganze Rechnung mit 10% Erfolg und so weiter, es gab große Streitigkeiten. Sie haben dann, wofür, wie viel sie für eine Woche bekommt und dann nochmal fürs Wochenende und wie viel sie bekommt, wenn sie nicht drehen muss, aber anwesend sein muss und so weiter. Am Ende hat sie summa summarum 7 Millionen Dollar bekommen. Was heutzutage... For Inflation Adjusted und so weiter, 70 Millionen wären. Ja.
Florian Bayer: Irgendjemand muss ja bei diesem Film gewonnen haben. Ja. Aber danach war sie mit Richard Burton verheiratet, deswegen würde ich zweifeln ziehen, ob sie wirklich gewonnen hat.
Johannes Franke: Ich weiß nicht. Richard Burton hat genauso verloren wie Liz Taylor, glaube ich.
Florian Bayer: Ich würde behaupten, Liz Taylor hat ein bisschen mehr verloren, aber das käme vielleicht.
Johannes Franke: Ähm,
Florian Bayer: genau. Und wir haben einen Star. Wir haben eine Schauspielerin. Sie unterschreibt 1960.
Johannes Franke: Sie unterschreibt ein leeres Blatt Papier.
Florian Bayer: Sie unterschreibt ein leeres Blatt Papier und... Mike Todd, jetzt müssen wir doch den Namen nennen, ihr verstorbener Ehemann hat ein eigenes Filmformat entwickelt und Liz Taylor bringt das mit rein.
Johannes Franke: Ja natürlich, Liz Taylor sagt von Anfang an, so und wir drehen das aber in dem Format, an dem ich noch Rechte habe und verdiene. Das heißt, sie hat eigentlich noch mehr Geld daran gewonnen, dass sie diesen Film gemacht hat.
Florian Bayer: Wenger hat noch gesagt, naja und ich will auf jeden Fall Rex Harrison als Cäsar und Richard... Burton als Markus Antonius und dann hat aber, haben die vom Studio gesagt, nie im Leben. Mit diesen beiden Männern kann man nicht drehen, die sind nicht gut für einen Film. Nimm doch lieber mal... Wen haben sie dann genommen? Stephen Boyd als Markus Antonius und Peter Finch als Julius Caesar.
Johannes Franke: Wäre auch voll in Ordnung gewesen, oder?
Florian Bayer: Und zusätzlich Robert, ähm, nee, Ruben Mamoulian. Er liebt es, Filme zu planen, aber er liebt es nicht, sie zu drehen. Er hat eine lange Karriere mit Filmideen, die er angefangen hat und nicht richtig zu Ende gebracht hat. Ach,
Johannes Franke: okay.
Florian Bayer: Das ist unser erster Regisseur. Und alles steht und es gibt einen Plan. Es drehen einen tollen Film. Fünf Millionen, was soll schon schief gehen? Eine Million davon gehen auf Phyllis Taylor drauf.
Johannes Franke: Und dann wird seltsamerweise von der Produktionsfirma beschlossen, das Ganze in London zu drehen.
Florian Bayer: Denn wenn du an Mittelmeerklima denkst, dann denkst du an England.
Johannes Franke: Natürlich denkst du an London. Die haben die Pinewood Studios. Die haben ganz viele tolle Sachen gemacht, muss man sagen. Die Pinewood Studios sind sehr berühmt für ihre tollen Produktionen, die sie dort in den Studios gemacht haben. Naja, das Problem ist trotzdem ein bisschen das Klima vielleicht und so ein paar andere Sachen, die halt einfach nicht danach aussehen, wo du am Mittelmeer vielleicht eher noch die Chance hast, eine Palme da zufälligerweise stehen zu lassen, als dass sie dann eingeflogen werden muss, innerhalb von ein paar Wochen eingeht und immer wieder ausgetauscht werden muss, weil die Palme einfach in London... Nicht geteilt.
Florian Bayer: Sie haben regelmäßig Palmen austauschen müssen. Es war tatsächlich eine Geldfrage. England hat damals Filmförderung betrieben und hat gesagt, wenn ihr englische Schauspieler nehmt und englische Crew, dann gibt es ein bisschen Kohle noch obendrauf. Und naja, sie wollten halt Kostensparen machen. Der Plan war, dass dieser Film der günstigste Monumentalfilm aller Zeiten wird, so ungefähr.
Johannes Franke: Das müsst ihr euch bitte merken. Ritzt euch erst in die Vorderhirnrinde. Das sollte der günstigste Monumentalfilm aller Zeiten werden. Wir sehen uns am Ende der Katastrophe wieder.
Florian Bayer: Und Adler, unser Sexual Abuser, ist dann gestorben während dieser Planung. Ja,
Johannes Franke: stimmt.
Florian Bayer: Und war erst mal raus und wurde durch Goldstein ersetzt. Aber sie haben losgedreht. Also der Plan war, in England loszudrehen, aber sie hatten dann auch gleich Probleme. Nein. Du hast schon gesagt, englische Leute sollten angestellt werden. Und dann hat Liz Taylor gesagt,
Johannes Franke: aber ich will doch meinen eigenen Stylisten dabei haben. Und das hat sie auch gemacht, einfach so.
Florian Bayer: Und dann haben die Briten gesagt,
Johannes Franke: das geht überhaupt nicht. Ich komme nicht mehr ans Set, solange dieser amerikanische Stylist am Set ist.
Florian Bayer: Wir haben wirklich gestreikt. Die Ausstatter, Stylisten, haben gesagt, wir hören auf, wenn dieser Typ, dieser Sidney Goyeroff, den Liz Taylor da anschleppt. Wenn der kommt, dann sind wir nicht mehr dabei.
Johannes Franke: Und sie waren tatsächlich, also Union in England, die waren hart.
Florian Bayer: Die verstehen einfach keinen Spaß. Die wissen noch, was Arbeitskampf ist.
Johannes Franke: Ich bin fast verwundert, dass sie zu dieser Lösung gekommen sind. Dann durfte nämlich der Stylist tatsächlich ihre Haare machen, also Liz Taylors Haare machen, aber nur im Hotel.
Florian Bayer: Sie haben ihn versteckt. Ich stelle mir vor, wie ein Stylist an der Tür klopft und ein Taylor ihren Stylisten ganz schnell in den Schrank schiebt, damit er nicht entdeckt wird.
Johannes Franke: Der lebt da irgendwo unter der Treppe und wird immer rausgeholt, wenn er nötig ist. Ja, der durfte nicht ans Set kommen, musste sie vorher fertig machen. Und am Set hat dann ein britischer Stylist die Haare maintained, wie man so sagt. Also in Schoss gehalten den Tag über.
Florian Bayer: total ätzend, oder? Du bist da angestellt als Stylist und dann kommt sie mit diesen fertiggemachten Haaren von dem Typen, der wahrscheinlich wirklich am besten weiß, was mit ihren Haaren zu machen ist. Ja,
Johannes Franke: ich hab das jahrelang mit ihr schon. Also er war ihr fester Stylist.
Florian Bayer: Er war ihr Stylist. Und dann kannst du nur noch einmal drüber tasten und sagen, ja, das ist wirklich gute Arbeit. Was soll ich sagen?
Johannes Franke: Aber man muss dazu sagen, es gibt doch genug andere Rollen, die du mit Stylen durchführst. Also es ging nur um ihren Stylisten. Und natürlich hast du da ein Set voller Leute, an denen du dich austoben kannst.
Florian Bayer: Und dann bereit, endlich, sie haben es geschafft, sich zu einigen mit den Arbeitern, mit der Union, sie haben alles da und dann sagt Liz Taylor, Hatschi.
Johannes Franke: Ja, und kurz vorher sagt das Wetter, Hatschi. Wie das Wetter in London nun mal immer Hatschi sagt. Es regnet und regnet und regnet und es ist irgendwie klamm und es ist irgendwie scheiße. Und Liz Taylor hatte vorher sowieso schon immer gesundheitliche Probleme. Liz Taylor war von Anfang an ihrer Karriere immer wieder krank. Und es gab schon spitze Uhren bei Versicherungen, die schon gemerkt haben, oh, es ist nicht ganz leicht mit Liz Taylor. Da ist öfter mal ein Versicherungsfall. Vielleicht hören wir irgendwann mal auf, diese Frau zu versichern. Was auch irgendwann passiert ist. Liz Taylor ist einfach mal krank geworden. Und es hat jeder vorhergesagt. Das Produktionsstudio hat trotzdem gesagt, wir machen in London. Aber jeder hat gesagt, nein, Liz Taylor ist sowieso, mit diesem Wetter kann die nicht. Das funktioniert nicht. Und dann hatte sie eine heisere Stimme. Dann haben sie gesagt, okay, wir machen jetzt mal zwei, drei Tage Pause. Dann wurde die heisere Stimme schlimmer zu einer Erkältung. Okay, wir machen zwei Wochen Pause. Und so wurde das immer länger, immer länger und immer länger. Und die haben versucht, derweil irgendwas anderes zu drehen.
Florian Bayer: Sie konnten nicht viel drehen, weil das Taylor in sehr vielen Szenen angewandt war. Das heißt, sie haben die Außenszenen gedreht, was natürlich das ist, was man am besten in London drehen kann. Wenn man in englischen Studios ist, dann Außenszenen auf jeden Fall. Und 1960 hat irgendjemand bei Fox mal auf die Produktionspläne geguckt und hat gesagt, oh, der Film kostet uns gerade 100.000 Dollar am Tag. Am Tag. Und 100.000 Dollar am Tag klingt heute auch viel, aber wir haben nicht die Inflation mitgerechnet.
Johannes Franke: Richtig, genau. Da könnt ihr immer eine Null dranhängen.
Florian Bayer: 100.000 Dollar am Tag. Und... Taylor wurde kränker und kränker. Und das ist auch nicht mehr ganz so witzig, weil sie hat dann wirklich ein hartes Fieber gekriegt. Und Meningitis wurde bei ihr diagnostiziert, sie wurde von mehreren Ärzten untersucht.
Johannes Franke: Ja, es waren ganz, ganz viele Sachen, die bei ihr diagnostiziert wurden, nach und nach. Meningitis war nur zwischendurch eine Station, muss man dazu sagen.
Florian Bayer: Und dann ein Jahr später, 1961, ist verschiedene Krankheiten immer mehr, immer mehr und dann war sie sogar im Koma und sie wurde für tot erklärt.
Johannes Franke: Ja, ja. Also es gab einmal einen Arzt, also die Zeitung hat sie für tot erklärt, aber es gab einen Arzt, der gesagt hat, wenn wir nicht das jetzt innerhalb einer Stunde hinkriegen, ist sie tot. Und das ist wirklich hart.
Florian Bayer: Genau. Und irgendwie haben Zeitungen davon Wind mitgekriegt, dass es wirklich kritisch ist mit ihr. Es war wirklich kritisch. Und die Zeitungen haben angefangen Nachrufe zu schreiben und Liz Taylor hat so in Retrospektive gesagt, das waren die besten Kritiken, die ich je gekriegt habe. Schön. Aber zu dem Zeitpunkt fand sie es glaube ich nicht lustig, weil sie war wirklich schwer krank. Also es ist auch, ich glaube, es gibt auch irgendwann den Punkt, wo man sagen kann, okay, es gibt diese albernen und absurden Sachen, die bei einer Produktion schief gehen. Zu denen kommen wir auch noch. Aber das war einfach richtig kacke.
Johannes Franke: Ich komme gerade ein kleines bisschen durcheinander mit den Krankheitsgeschichten von Liz. Ist das jetzt schon der, wo sie ihr den Hals aufgeschnitten haben? Ja, später.
Florian Bayer: Das ist es. Ich bin jetzt eins weitergesprungen. 1960 war sie krank und es wurde immer schlimmer. Und dann ist sie 1961 nochmal krank geworden. Pack gerne die fehlenden Punkte dazwischen. Aber ja, genau. Was haben Sie gemacht? Sie haben ihr den Hals aufgeschnitten. Sie haben so einen Piekser gemacht, ne?
Johannes Franke: Ich weiß nicht ganz genau, was Sie gemacht haben. Aber irgendwas in der Richtung. Und das Interessante ist, dass man es im Film tatsächlich sieht. Es gibt eine Szene, wo man es deutlich sieht. Wir haben es natürlich versucht zu verstecken und so. Aber es gibt eine Szene, wo man es deutlich sieht. Das ist ganz interessant, weil ich auch das Wissen nicht hatte, als ich den Film gesehen habe. Und dann gedacht habe, huch, was ist denn jetzt los? Das ist ja interessant. Ich dachte, das ist Absicht. Aber da spielte es doch keine Rolle.
Florian Bayer: Das Krasse ist ja, Liz Taylor spielt ja im Film Cleopatra, die deutlich jünger ist, als Liz Taylor zu der Zeit war.
Johannes Franke: Stimmt, ja.
Florian Bayer: Liz Taylor war, kannst du es ad hoc sagen?
Johannes Franke: Zu der Zeit? Nein, das weiß ich nicht.
Florian Bayer: Sie ist 1932 geboren. Sie war zu der Zeit 30 Jahre alt. Sie war nicht ganz 30, 29 Jahre alt. Ja. Und hatte aber schon ein bewegtes Leben hinter sich. Sie hatte schon Kinder, sie sagte ihre Ehen hinter sich usw. Und dann spielt sie aber diese vermeintlich wahrscheinlich 19-oder 20-jährige Cleopatra. Und es wurde eine Pause gemacht dann, ne?
Johannes Franke: Also die Sache ist natürlich die, in den Pinewood Studios, das ist das erste Set, ihr ahnt schon, es gibt ein zweites, sie siedeln dann doch um, aber in den Pinewood Studios ist einfach an sich schon, schon ohne Liz Taylors Krankheit eine Menge schief gelaufen. Also ganz viele Leute haben ganz viel Zeug mitgehen lassen von den Sets, weil es einfach zu geil war, das Zeug. Also sie haben echt Millionen, im Wert von Millionen Zeug verloren. Es wurde immer wieder im Buch rumgeschrieben.
Florian Bayer: Nellie Johnson wurde angeheuert, eine weitere Autorin, die das Buch überarbeiten sollte. Und sagen wir mal so, Marmullien fand das nicht sonderlich geil, dass sie da war. Dann waren die Schauspieler, die nichts zu tun hatten. Es waren viele da, die nichts zu tun hatten. Die saßen da die ganze Zeit besoffen rum.
Johannes Franke: Ja, ab November hatten die gar nichts mehr zu tun. Irgendwann im nächsten Jahr haben sie wieder angefangen zu drehen. Aber ab November schon war einfach nichts mehr zu drehen. ohne Liz Taylor. Und die haben schon angefangen, irgendwelchen Blödsinn zu drehen. So Sachen, wo man denkt, ja, brauche ich das wirklich? Einfach um die Zeit nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.
Florian Bayer: Und dann Zahlen, ne? Also, 16 Wochen haben sie gedreht. Was hat's gekostet? Fünf?
Johannes Franke: Moment, weiß ich nicht genau. Fünf Millionen? Sieben Millionen? Sieben Millionen sind wir jetzt.
Florian Bayer: Sieben Millionen?
Johannes Franke: Uiuiui.
Florian Bayer: Wie viel Film haben sie produziert in der Zeit?
Johannes Franke: Sie haben zehn Minuten produziert. Zehn Minuten Film. Ist das übel. Und die haben einfach mit den Sets so große Probleme gehabt, weil das Klima einfach für die Sets ganz, ganz schlecht war. Und das wurde immer wieder, musste nachgebaut und nachgemacht und nachgearbeitet werden. Der Setdesigner hat, glaube ich, das Set insgesamt fünf oder sieben Mal aufgebaut.
Florian Bayer: Dafür finde ich tatsächlich die Bilder, die man sieht aus England, also auch die Außenaufnahmen, die findet man online. Die sehen erstaunlich gut aus und erstaunlich nicht englisch. Ja. Der Himmel ist blau.
Johannes Franke: Ich muss sagen, teilweise besser als im Film, der tatsächlich am Ende gedreht wurde.
Florian Bayer: Ja. Definitiv würde ich unterstützen. Und diese Screen Tests und teilweise auch Aufnahmen, die man sieht vor diesen monochromen Farbwänden und wo dann so ein bisschen Set aufgebaut ist, die sind sehr schön. Die haben so eine eigene Ästhetik, die halt auch einfach an die früheren Jahre, also an den Stumpf im Klassiker erinnert, wo Studio wirklich im Studio produziert wurde und das auch zu sehen war.
Johannes Franke: Alles schöne Entscheidungen, die später dann umgeworfen wurden. Also von den zehn Minuten, die gedreht wurden. nichts im Film, den wir jetzt vor uns haben. Nichts. Der hat komplett neu angefangen, der nächste. Weil dieser Regisseur, der jetzt gerade dran ist, in London, der hat hingeschmissen.
Florian Bayer: Spiro Skouras, unser Chef von Fox, ihr wisst, der Melano entdeckt hat, hat gesagt, irgendjemand muss schuld sein. Das kann ja nur einer sein und das ist unser Regisseur, nämlich Mammullion. Mammullion. Der hat doch auch diesen Ruf, dass er keine Filme zu Ende dreht. Der hat das einfach nicht hingekriegt. Und dann hat Ruben gesagt, Ich bin raus.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Ich hab keinen Bock mehr auf den Scheiß.
Johannes Franke: Ja. Ich hätt's vielleicht auch an seiner Stelle gesagt, weil er wollte im Mittelmeer drehen. Er wollte da unten ordentlich alles schön machen. Aber das Studio hat gesagt, nee, ihr macht das schön in den Pinewood Studios. Die schlechteste Entscheidung überhaupt.
Florian Bayer: Ganz ehrlich, good for him.
Johannes Franke: Ja, aber wirklich.
Florian Bayer: Wenn wir hören, wie es jetzt weitergeht, wir haben das Schlimmste noch nicht gehört.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Good for him. Auftritt Joseph L. Mankiewicz.
Johannes Franke: Ja, der wirklich tolle... großartige Filme vorher gemacht.
Florian Bayer: Er liebt es, für seine Drehbücher mit einem Oscar prämiert zu werden. Sechs Nominierungen hatte er in den letzten Jahren. Zwei hat er erhalten. Er liebt... Es ist gut, Theaterkameraspiele zu inszenieren und trotzdem dafür auch viel Geld auszugeben. Und er liebt es, der Bruder von Herman Mankiewicz zu sein, dem Autor von Citizen Kane. Wie gesagt, riesige Inzestbude Hollywood.
Johannes Franke: Und er liebt es, erstmal ganz lange, nein, das mache ich nicht, zu sagen. Und dann sehr viel Geld zu bekommen, das ist doch schade.
Florian Bayer: Er fand das Skript richtig scheiße. Sie haben es ihm gegeben und ich glaube, er hat keine guten Worte dafür gefunden.
Johannes Franke: Überhaupt nicht. nicht. Es war wirklich schlimm. Er hat ganz, ganz böse dran rumgekrittelt. Und um es vorweg zu sagen, er hat die gesamte Drehzeit immer wieder das Drehbuch umgeschrieben und immer wieder neue Sachen geschrieben. Er hat monatelang tagsüber gedreht und nachts geschrieben.
Florian Bayer: Amphetamine hat er wahrscheinlich genommen,
Johannes Franke: um sich wach zu halten. Er hat wohl Drogen tatsächlich einiges genommen.
Florian Bayer: Um diesen Job zu kriegen, hat er gesagt, okay, ihr nehmt mich, aber dann nehmt ihr auch mein Studio. Dann nehmt ihr auch meine Produktion. Und zwar Figury Inc. Das hatte er gegründet vor einiger Zeit. Und hat gesagt, ja, ja, ich komme, aber das nehme ich mit. Drei Millionen. Pack's aufs Budget drauf. Wir haben ja schon sieben Millionen ausgegeben. Pack noch mal drei drauf. Wir sind bei zehn Millionen. Wir sind jetzt schon beim Fünffachen. Und wir haben zehn Minuten Film.
Johannes Franke: Die weggeschmissen werden.
Florian Bayer: Und dann haben wir diesen Regisseur eingekauft, der sich das Skript... durchschließt und es ist einfach zu schön, ich muss es zitieren und sagt, und ist als folgendermaßen bezeichnet, A strange, frustrating mixture of an American soap opera, virgin, and an historical slavic vamp of the type Nazimova used to play, what? Nazimova, ist egal.
Johannes Franke: Du kennst Nazimova nicht, ne? Ich kenn sie auch nicht wirklich, keine Ahnung.
Florian Bayer: Das müssen wir alles neu schreiben, ich mach das. Und offensichtlich hat der, ich versteh's nicht, das ist der Moment, du hast... Du hast gesagt, er hat es geschrieben, er hat dann angefangen. Das ist der Moment, wo ich nicht verstehe, was da passiert ist. Weil er hatte nach eigenen Aussagen eine moderne und auch nuancierte und vor allem in die Tiefe gehende Auseinandersetzung mit der Psyche der Herrscherinnen der damaligen Zeit. Das heißt mit Markus Antonius, Julius Cäsar und Cleopatra. Was? Wie?
Johannes Franke: Also,
Florian Bayer: warum haben die Lackes offen?
Johannes Franke: Folgendes. Mankiewicz hat zwei Monate Zeit bekommen, das Drehbuch umzuschreiben. Hat's natürlich nicht geschafft. Nach zwei Monaten hat er erst mal überlegt, was will er denn eigentlich haben. Das heißt, er hat, wie gesagt, während der Dreharbeiten weitergeschrieben. Was bedeutet, du hast nur einen First Draft. Du hast keine zweite Chance. Du kannst nicht als Drehbuchautor was einfach abliefern, sagen, hier, lest mal alle, wie findet ihr es denn? Können wir vielleicht hier noch was machen oder hier noch was machen? Wir machen einen Second Draft über die nächsten drei Monate und überlegen uns, was hat funktioniert und was hat nicht funktioniert bisher. Nein, du schreibst das nachts, nächsten Tag wird's gedreht und fertig ist die Laube. Mehr kriegst du nicht. Du hast keine zweite Chance. Du kannst nicht nochmal drüber gucken und merken, huch, das war ja dramaturgisch jetzt gar nicht so schlau.
Florian Bayer: Was mir ein Rätsel ist, dass er kritisiert, dass Cleopatra wie eine Mischung aus Soap Opera Version und Vam daherkommt.
Johannes Franke: An diesen Film macht.
Florian Bayer: Ja, er war genau das. Also ich weiß ja nicht, was vorher da war, aber vielleicht haben wir ihn auch falsch verstanden. Vielleicht meinte er, das will ich machen, das will ich erreichen. Auf jeden Fall, genau. Ja,
Johannes Franke: wir werden den Film ganz schön auseinandernehmen müssen wahrscheinlich. Oh, bloß, tut mir jetzt schon so leid.
Florian Bayer: Aber ist nicht toll, sie landen jetzt letzten Endes doch in Rom und zwar genau da, wo auch der Stummfilm gedreht wurde. Uh, das hab ich gar nicht gelesen. Also nicht in den Studios, aber in Rom wurde der Stummfilm gedreht von 1917. Sie sind auf historischem Boden, es kann eigentlich nichts schief gehen. Wir müssen noch mal 600.000 an die Dismantle Studios bezahlen. Und dann fangen sie an, in Rom alles vorzubereiten. Es gibt ein Recasting von unseren Hauptdarstellern, weil Finch und Boyd hat... hatten unser Cäsar und unser Markus Antonius keinen Bock mehr. Ja,
Johannes Franke: die hatten keine Zeit mehr. Die waren ja inzwischen, also das Ding ist so aus dem Ufer geraten, dass sie einfach keine Zeit mehr hatten. Die hatten ja andere Verpflichtungen irgendwo. Und sie haben aber trotzdem sehr schön viel Geld bekommen.
Florian Bayer: Sie haben richtig viel Geld gekriegt letzten Endes. Ablöse. Die haben sich auszahlen lassen und haben gesagt, wir sind raus. Tschüss. Und stattdessen kommt es dann zu Rex Harrison, die vierte Wahl des Studiums.
Johannes Franke: Das ist auch gemein, die vierte Wahl zu sein.
Florian Bayer: Und Richard Burton, er liebt es zu saufen. Er liebt es, mit seinen Mitschauspielerinnen zu vögeln. Er liebt es zu saufen. Er liebt es zu saufen. Und wenn wir nachher zu der Affäre von Richard Burton und Liz Taylor kommen, es hat in dieser Zeit sehr viel Slutshaming stattgefunden, Liz Taylor dagegen. Richard Burton war die Note. Richard Burton war bekannt dafür, wenn ihm ein Co-Star an die Seite gestellt wird oder eine Statistin oder wer auch immer. Wenn er in einem Film mitspielt, in dem eine Frau... irgendeine Rolle spielt, dann versucht er sie zu vögeln. Er war berüchtigt in Hollywood, dass er immer, wirklich immer mit den Frauen, mit denen er auf der Leinwand ist, auch im Bett rumtanzt.
Johannes Franke: Er hätte Cäsar spielen sollen, wenn man das in Account nimmt. Cäsar war ja auch so ein Schürzenjäger.
Florian Bayer: Cäsar war ein ziemlicher Schürzenjäger.
Johannes Franke: Aber darüber werden wir reden, wenn es um die historische Adverteidigung geht. Ach Gott. Und um noch kurz das mit Mankiewicz abzuschließen, er wollte eigentlich ja einen Zweiteiler machen. Ja,
Florian Bayer: Mankiewicz wollte einen Zweiteller machen.
Johannes Franke: Und das, was wir jetzt sehen, später, um das vielleicht ein bisschen zu entschärfen und zu entschuldigen, das ist die Hälfte von dem, was er im Kopf hatte. Und was er auch gedreht hat. Er hat ja viel gedreht. Das heißt, die vier Stunden, die wir haben vor uns, die sollten eigentlich sechs Stunden Film sein. Zwei Filme. Und das Studio hatte aber Angst, dass den ersten Teil keiner sehen will, weil Richard Burton und Liz Taylor mit ihrer Affäre so viel Publicity hatten. dass die erst im zweiten Teil zu tragen gekommen wäre und der erste Teil dann damit uninteressant wird.
Florian Bayer: Ich glaube, und dazu kommen wir später, wenn wir über die Qualität des Films reden, es gibt ja auch diese 180 Minuten Kinocut, also es gibt ja verschiedene Versionen, die vier Stunden, die ihr jetzt seht, sind viel näher an der Vision von Mankiewicz als das davor. Ich glaube,
Johannes Franke: man kommt da nicht ran an die Vision.
Florian Bayer: Ich gucke halt den Film und denke, habt ihr auch einen 60 Minuten Cut?
Johannes Franke: Oh nein! Nein, nein, nein, nein, nein, nein,
Florian Bayer: nein, nein, nein,
Johannes Franke: nein, nein, nein, nein, nein,
Florian Bayer: nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein,
Johannes Franke: nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein,
Florian Bayer: nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein,
Johannes Franke: nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein,
Florian Bayer: nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein Ja, es kommt einfach, wir haben so einen riesigen Pile of Money und es kommt immer wieder was drauf, weil jetzt beginnen diese Rom-Dreharbeiten.
Johannes Franke: Ich weiß, warum es eine halbe Million ist. Adjusted for Inflation. Ja,
Florian Bayer: genau. 50.000,
Johannes Franke: 500.000.
Florian Bayer: 500.000 für Inflation, genau. Denn jetzt kommen diese Rom-Dreharbeiten und diese Rom-Dreharbeiten sind der Hammer.
Johannes Franke: Absolut. Großartig. Fang an. Ich freue mich schon. Ich lege mich zurück und mache ein bisschen Popcorn auf.
Florian Bayer: Also, Johannes hat ja schon erwähnt, dass Mänkiewicz geschrieben hat und dann wurde gedreht. Das Problem ist, das heißt, sie mussten in chronologischer Ordnung drehen. Der hat nämlich das Skript natürlich auch chronologisch getrieben, von vorne nach hinten. Und jeder weiß, jeder, der irgendwie mal beim Film gearbeitet hat, weiß, das ist eine Scheißidee, wenn du Geld sparen willst. Das ist einfach eine grundsätzliche Scheißidee. Du drehst natürlich Sachen, die am gleichen Ort stattfinden, aber die im Film eine Stunde später kommen, drehst du am gleichen Ort und zwar hintereinander weg, damit du das abpasst. Das konnten sie nicht machen. Und dadurch haben sie natürlich extrem viel Geld verloren und die Leute wussten nicht, was sie drehen sollen. Die Leute wussten gar nicht, ob sie drehen können.
Johannes Franke: Das Schlimme ist ja, dass sie nicht nur einfach gesagt haben, okay, wir müssen halt dann, wenn wir jetzt auf die dämliche Idee kommen, in dem gleichen Palast zwei Wochen später nochmal was drehen zu wollen, dass wir da zurückkehren müssen, sondern die haben gedacht, wir blockieren einfach jedes Set, den gesamten Drehzeitraum und bezahlen dafür. Die haben nicht gesagt, ja, wir sind hier fertig, vielleicht kommen wir in zwei Wochen nochmal wieder, dann brauchen wir es nochmal für einen Drehtag, sondern haben gesagt, ja, für die nächsten Monate bitte. blockiert dieses Teil und wir bezahlen nicht dafür. Wie krass ist das? Was für eine bescheuerte
Florian Bayer: Idee. Die haben nicht nur das ganze Set blockiert, sie haben das Set auch ausgestattet. Jetzt sind sie all in gegangen und haben angefangen, diese Entwürfe, die Wenger, erinnert euch, der seinen Mitbewerber um den Innenbauch geschossen hat, die der entworfen hat, haben sie angefangen umzusetzen, haben gesagt, da muss noch ein bisschen Gold dran, da muss noch ein bisschen Material hin, da. Angeblich gab es in der Zeit in Italien einen Mangel an Baumaterialien, weil... alles da schon geflossen ist. Es gab keine Aufträge,
Johannes Franke: es gab nicht mehr.
Florian Bayer: Alle Bauleute, alle Materialien, alles ist da an den Rand von Rom geflossen. Und dann haben wir diese Sets und die Leute wissen nicht, ob Mänkiewicz, der 24 Stunden nicht geschlafen hat oder er 48 Stunden nicht geschlafen hat, ob der mit der nächsten Seite ein Skript kommt. Das heißt, die SchauspielerInnen sitzen da am Set und machen das, was man macht, weil man am Set ist und nicht drehen kann. Johannes kennt das. Man sauft, man nimmt Meth, man nimmt Koks.
Johannes Franke: Ja, wie man das so macht.
Florian Bayer: Es ist ein einziges Sündenbabel. Es gab Berichte für Touristen in der damaligen Zeit. Wenn ihr nach Rom fahrt, müsst ihr euch das Set anbringen. Ja, Paterhin, das ist eine riesige Party.
Johannes Franke: Super. Die sind bei, ich weiß nicht, ob sie schon über die 15 Millionen sind. Auf jeden Fall haben sie jetzt mindestens 15 Millionen ausgegeben. Und die Leute bei Fox fangen an zu schwitzen, sind aber trotzdem immer noch so, ja, okay. Dann macht mal halt noch. Aber jetzt hat Mankiewicz angefangen, zwei Drehbücher zu führen. Eins für die Produktion und eins für den Drehort. Das ist das für die Produktion, das da offiziell bei Fox lag. Das war immer zwei Millionen. hinten dran. Es sah immer so aus, als wenn es zwei Millionen günstiger wäre, als es eigentlich ist.
Florian Bayer: Und es ist so geil und da steht natürlich nicht drin, was dann alles am Set passiert. Also, Skurras ist in Amerika, wir müssen uns das vorstellen, der Chef von Fox ist in Amerika und muss den Shareholders von Fox Rede und Antwort stehlen und sagt, das wird alles was, keine Sorge, das funktioniert. Währenddessen müssen die in Italien ein fucking Minenfeld räumen, weil sie irgendwo am Strand vom zweiten Weltkrieg drehen wollten und festgestellt haben, oh. Da sind Minen. Und dann haben die Leute angehört, um diese Minen wegzuräumen. Und der Typ,
Johannes Franke: der denen das vermietet hat, hat ihnen das einfach nicht gesagt. Und dann stellen die das quasi kurz vorher fest. Oh, fuck.
Florian Bayer: Und wie gesagt, daneben sitzen die ganze Zeit die Schauspieler und saufen, haben nichts zu tun. Oder haben mal was zu tun. Ja. Haben sie was zu tun, weil nichts. Die Statistinnen aus Italien, das waren natürlich Locals, die haben gleich am Anfang gesagt, ey, diese Kostüme, die machen wir nicht. Wir streiken. Die haben die nämlich zuerst mal so wirklich knapp.
Johannes Franke: Wirklich knapp.
Florian Bayer: Ein bisschen was von diesen Striptease-Kostümen ist nachher in dieser großartigen Szene, zu der wir gleich kommen, noch drin. Es gibt eine Striptease-Tänzerin. Wirklich eine. Ja. Es ist wirklich, du moderierst solche Shows. Ich mach keinen Witz. Johannes moderiert wirklich. Es ist nicht Striptease.
Johannes Franke: Es ist nicht Striptease.
Florian Bayer: Es ist Burlesque. Burlesque. Und wenn Cleopatra nach Rom einzieht, ist da eine Burlesque-Tänzerin. Ja. Man kann es nicht anders sagen. Ja, ja. Sie hat Zeug auf ihren Nippeln. Das wackelt, wenn sie sich bewegt. Danke. Du kennst dich auch. Natürlich. Und... Genau, aber die Statisten haben gesagt, das machen wir nicht, das könnt ihr nicht machen. Und dann mussten sie die Kostüme halt nochmal anpassen, damit nicht zu viel Haut gezeigt wird. Die Locals, die waren toll, die Locals haben irgendwann festgestellt, dass da das blanke Chaos ist und haben angefangen, sich selbst so ein bisschen nochmal was abzuzwacken. Und haben dann Listen geführt, was angeblich gegessen wurde, was getrunken wurde. Und haben das benutzt, um Geld abzuzwacken. Das heißt, da gab es einen ordentlichen...
Johannes Franke: Es hat wirklich jeder da mal da gesessen und hat gedacht, ach, was könnte ich denn jetzt noch profitieren davon? Wirklich. Also das war auch so ein kleines bisschen, weil es ja jeder gemacht hat, auch so inoffiziell offiziell. Weißt du, so dass man dachte als Menkowitz, weißt du, ja, ach, ich brauche unbedingt dieses Requisit, aber eigentlich brauche ich es für mich. Oder weißt du, solche Sachen, wo man einfach draufschreibt, ach, das habe ich jetzt noch ausgegeben. Weißt du... Das war ein riesiges Chaos, weil einfach auch keiner mehr da stand und gesagt hat, du machst das nicht, du machst das nicht. Keiner hat auf die Finger geschaut.
Florian Bayer: Dann kommt Mankiewicz zum Set mit tiefroten Augen und riesigen Ringen unter den Augen und sagt mit zitternden Händen, ich habe gestern Nacht die Szene fertig geschrieben, in der Cleopatra auf Cäsar trifft, wir können die jetzt drehen. Und Liz Taylor sagt, ja, aber morgen nicht, weil da habe ich nämlich meine Periode. Liz Taylor hat darauf bestanden, dass sie nicht gedreht wird, wenn sie ihre Periode hat.
Johannes Franke: Das stand schon immer in ihrem Vertrag drin.
Florian Bayer: Das heißt, die haben angefangen rumzudrehen, rumzuschreiben und zu gucken, wie sie es irgendwie schaffen, die Dreharbeiten halt um ihren Zyklus herum zu organisieren. Aber dann schließlich, Liz Taylor hat nicht ihre Periode. Liz Taylor darf in Rom einziehen. Großartige Szene, die lange geplant war. Sie wird zweimal gedreht übrigens. Beim ersten Mal. Eine riesige Szene. Die Szene, die im Mittelpunkt des Films ist, die auch berühmt, berüchtigt ist, weil sie wirklich ewig lange dauert, wie Cleopatra einzieht in Rom. In dieser Szene sind Elefanten, auf denen Frauen reiten. Fun Fact. So ein Elefant hat sehr raue Haut.
Johannes Franke: Fun Fact. Elefanten sind gar nicht so leicht zu führen oder irgendwie in irgendeine riesige Parade hinein zu manövrieren. Das ist nicht so leicht.
Florian Bayer: Fun Fact. Wenn so ein Elefant in so eine Parade reingeführt wird, dann kann er ziemlich ausrasten und nochmal versuchen, seine Reiterin runterzuwerfen.
Johannes Franke: Ja, Fun Fact, dann könnte die Produktion mit drastischen Mitteln versuchen, Herr der Lage zu werden. Und Fun Fact danach, es könnte sein, dass jemand verklagt wird, weil die Elefanten nicht gut behandelt werden.
Florian Bayer: Eine Schauspielerin hat sich richtig schwer verletzt, als sie vom Elefanten gefallen ist. Sie hat sich die Haut abgerissen an der Elefantenhaut. Und es gab einen riesigen Ärger mit... den Leuten, die sich um die Elefanten gekümmert haben, die gesagt haben, ey, was ist denn hier los? Wie behandelt ihr die Elefanten? Die Produktion hat gesagt, wie behandelt ihr denn die Elefanten? Es wurden Elefanten gefeuert. Es war schrecklich. Aber Gott sei Dank haben wir in diesem Chaos dieser Szene den Kameramann, den wir noch gar nicht erwähnt haben, nämlich Leon Chemroy, der die ganze Zeit über das Set gelaufen ist, bei diesem Dreh des berühmten Einzugs in Rom und gesagt hat, das geht nicht, das Licht ist kacke. Guckt euch mal die Schatten an. Das funktioniert überhaupt nicht.
Johannes Franke: Passt nicht zusammen, weil es auch zwei verschiedene Sachen sind. Die haben einen Teil ganz, ganz weit entfernt von dem anderen Teil gedreht. Und dann stimmten die Schatten überhaupt nicht mehr.
Florian Bayer: Und dann stehen die Statisten daneben. Die sollen rufen, Cleopatra, Cleopatra. Die sehen zum ersten Mal Liz Taylor ans Set kommen. Und was rufen sie? Liz,
Johannes Franke: Liz, Liz. Und jetzt wird es natürlich noch mal interessanter. In dem Moment war die ganze große Affäre mit Richard Burton, über die wir noch reden werden. auf ihrem Höhepunkt. Das war richtig krass. Kurz vorher, bevor sie die Szene gedreht haben, hat der Papst persönlich gesagt, das dürft ihr nicht machen, ihr seid eine Schande für die Menschheit. Und Liz Taylor war sich nicht sicher, was das... für ihre Dreharbeiten in Italien bedeutet. Weil der Papst durchaus eine große Nummer und die hören auf den und sie ist vielleicht in der Öffentlichkeit jetzt sehr, sehr schlecht vom Bild her. Und dann fängt die Masse an, sich auch über die Absperrung hinaus zu bewegen. Und Liz Taylor kriegt richtig Angst, weil sie nicht weiß, was macht die Masse jetzt? Und dann rufen die halt Gott sei Dank, Liz, Liz, wirf uns Küsschen zu. Und dann fängt sie an zu weinen vor Erleichterung. Und wirft denen tatsächlich Küsse zu. Und der Regisseur, Gott, Scheiße, wir müssen es nochmal machen. Es ist aber auch eine krasse Situation. Voll, total. Wenn du dir die Massen im Film anschaust, es ist übel. Du musst dir das aus der Perspektive von Liz Taylor vorstellen. Massen an Leuten, die auf dich zukommen. Ja. Übel.
Florian Bayer: Ja, total krass.
Johannes Franke: Oh, Moment. Hörst du das? Sag mal leise.
Florian Bayer: Oh,
Johannes Franke: oh, oh. Ist da irgendwo so ein Geräusch? Wir können gerade leider nicht weiterdrehen, weil hier irgendwo ein Geräusch ist. Die hatten das mehrmals. Ja. Nicht nur Miau, Miau, sondern auch Flap, Flap, Flap, Flap.
Florian Bayer: Boom.
Johannes Franke: Und Boom ist... Also, Nummer eins, es gab zweimal Katzen im Set. Irgendwo, wo sie wirklich alles aufreißen mussten, um diese Kätzchen zu finden, die gerade Junge bekommen hatte. Und die da versucht hat aufzuziehen. unterm Set irgendwo. Sie haben so viel Geld verloren wegen dieser Katzen. Nur weil irgendwann der Tonmann gesagt hat, Moment mal, ich höre da irgendwas, irgendwas ist da. Und dann das zweimal, dann irgendwas mit Bats, mit Fledermäusen. Richtig krass, da irgendwelche Fledermäuse, die da irgendwo sich eingenistet haben und rumgeflogen sind. Also sie haben wirklich auch von der Natur nicht gerade wohlwollend Probleme bekommen. Das ist schon krass.
Florian Bayer: Das ist bei so einer Katastrophe, bei so einer Krise ist es ja immer so, dann kommt halt, also es spielt definitiv auch ganz viel Versagen von dem Studio, von den Beteiligten, spielt ganz viel eine Rolle, aber wenn die Kacke dampft, dann dampft sie halt so richtig. Dann passiert halt auch sowas wie, so ganz merkwürdige Sachen, dass da irgendwo geschossen wird und sie nicht wissen, wo ist es und sie sagen, ey, wir können nicht, das geht gar nicht. Die Hintergrundsforschung, die Schüsse. Irgendjemand muss stoppen. oder dass Katzen zu hören sind. Das passiert dann halt noch dazu, weil wenn es schief geht, dann geht aber auch wirklich so richtig alles schief. Scourge hat Druck gemacht, hat gesagt, haltet das Budget niedrig, bitte. 70.000 Dollar hat der Film dann am Tag verschlungen in der Zeit und er war schon teurer als Ben Hur. Ben Hur war ein sauteurer Film.
Johannes Franke: Oh mein Gott, was ist das für eine Musik?
Florian Bayer: Was war das? Wo sind wir? Ich glaube, wir wurden rausgerissen.
Johannes Franke: Aber wohin?
Florian Bayer: Oh mein Gott, Johannes.
Johannes Franke: Ja. Ich befürchte,
Florian Bayer: wir befinden uns in einer Self-Promo.
Johannes Franke: Oh nein! Shit!
Florian Bayer: Ganz schnell, ganz schnell, damit wir zurück zum Gespräch können. Was müssen wir machen? Was müssen wir sagen?
Johannes Franke: Wir müssen den Leuten unbedingt sagen, dass sie uns abonnieren sollen, wo auch immer sie sind. Also auf Spotify oder Apple oder sowas.
Florian Bayer: Beam, whatever, was ihr auch nutzt.
Johannes Franke: Also abonnieren und anderen sagen, dass sie uns abonnieren sollen.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Wenn euch die Folge gefällt, gebt uns gerne Sterne, Herzchen, Daumen hoch, was auch immer euer Podcatcher anbietet.
Johannes Franke: Genau, und wenn sie euch nicht gefällt, dann schickt diese Episode weiter an eure Feinde oder eure Nachbarn oder sowas.
Florian Bayer: Und wenn ihr uns Feedback geben wollt, wir freuen uns total über jeden Kommentar an johannes.mussmannsehen.de oder florian.mussmannsehen.de.
Johannes Franke: Genau, schickt uns Filmvorschläge und so weiter. Boah, das soll schnell durchkommen.
Florian Bayer: Ja, jetzt schnell raus,
Johannes Franke: schnell wieder zurück ins Gespräch.
Florian Bayer: Und, aber endlich, finally. Januar 62 haben... Liz Taylor und Richard Burton, ihre erste Szene zusammen.
Johannes Franke: Oh, möchtest du erzählen, wie sie zusammengekommen sind? Oder soll ich...
Florian Bayer: Ich krieg so die... Die frühen Sachen krieg ich nicht so hundert... Die kannten sich vorher schon ein bisschen?
Johannes Franke: Ja, ja, die kannten sich vorher schon.
Florian Bayer: Aber sie hielten eine Zeit lang für einen arroganten Arsch,
Johannes Franke: oder? Ja, ja, ja. Die erste Begegnung war so, dass sie wirklich gedacht hat, Alter, was ist das für ein hochnäsiger Typ? Mit dem kann ich gar nichts anfangen. Ich glaube, er war schon eher von ihr durchaus beeindruckt.
Florian Bayer: Er hat gesagt, es war, also retrospektiv auch, deswegen, aber er hat gesagt, es war die schönste Frau, die er je gesehen hat. Und er muss wohl auch auf sie zugekommen sein gesagt haben, weißt du, dass du total schön bist? Richard Burton hatte einen Ruf. Richard Burton war verheiratet und war aber bekannt dafür, dass er sehr viele Affären hat an den Sets. Und diese Affären aber auch fallen lässt und immer wieder zu seiner Frau zurückgeht. Während Liz Taylor, glaube ich... wenn ich das richtig verstanden habe, tatsächlich auf der Suche nach der Liebe ihres Lebens war. Und zwar schon ihr Leben lang, weil sie war, wie gesagt, zum vierten Mal frei.
Johannes Franke: Sie war mit 18 das erste Mal verheiratet.
Florian Bayer: Sie hatte Kinder gekriegt.
Johannes Franke: Das ist auch schon ein bisschen so.
Florian Bayer: Aber es war wirklich tragisch, dass sie ihren Mann verloren hat. Und sie hat dann ja auch seinen besten Freund geheiratet. Das war ja so eine Affäre, die zurück lag, wo sie aber schon richtig die Kacke abgekriegt hat. Wenn Männer in Hollywood ihre Frauen betrügen mit einer anderen Frau, mhm Männer gehen fremd, Männer betrügen ihre Frau es ist klar, wer geplamed wird, ne? wir wissen, worum wir reden, es ist immer die Frau schuld es ist total krass und Taylor hat als sie mit ihrem Mann, mit dem sie zur Zeit der Dreharbeiten von Cleopatra verheiratet war, nämlich als sie mit Eddie Fischer verheiratet war,
Johannes Franke: ah ja ja, Eddie Fischer der
Florian Bayer: Singer Und Mann von Debbie Reynolds, die beiden sind die Eltern von Carrie Fisher, hat sie schon relativ viel abgekriegt, weil sie war davor mit Mike Todd verheiratet.
Johannes Franke: Mike Todd,
Florian Bayer: berühmter Produzent, der ist beim Flugzeugabschluss ganz tragisch ums Leben gekommen. Und es gibt so das Narrativ, ich bin echt kein Gossip-Typ, deswegen nur ganz wenig dazu. Er war die Liebe ihres Lebens, sie ist nicht drüber hinweg gekommen. Sie hat sich seinen besten Freund genommen, nämlich Eddie Fisher. Weil der das Nächste war, was sie da gefunden hat. Und ich glaube, das ist ganz viel ganz schrecklich Klatschpresse und so weiter. Deswegen, ich will gar nicht so viel über Liz Taylor spekulieren. Und Eddie Fischer war verheiratet mit Debbie Reynolds. Und wenn ein verheirateter Mann seine Frau betrügt, dann kriegt die Frau, mit der er sie betrügt, den kriegt richtig Ärger und der Mann ist fein raus. So ist es einfach. Das ist die Realität. Das ist total tragisch. Das erleben wir gleich nochmal. Aber tatsächlich hat Eddie Fischer sich von seiner Frau getrennt und hat Liz Taylor geheiratet. Das war ihre vierte Ehe.
Johannes Franke: Man muss ein kleines bisschen dazu sagen, Dass Debbie Reynolds zu der Zeit natürlich erstmal richtig pisst war, sich irgendwann mit Liz Taylor wieder vertragen hat und dann in einem Interview gesagt hat, das Beste, was mir passieren konnte, war, dass dieser Arsch fremdgegangen ist und ich endlich ihn los war. Das habe ich damals nicht so gesehen, aber jetzt weiß ich, dass das das Beste war, was mir passieren konnte und die haben sich sehr gut vertragen wieder. Ja,
Florian Bayer: also Elizabeth Taylor war verheiratet. Richard Burton war verheiratet. Ja. Sie treffen sich am Set von diesem Film. Es gibt diese eine Geschichte von Elizabeth Taylor, die schockiert war, wie fertig Richard Burton wegen seinem Alkoholismus teilweise war. Richard Burton war harter Alkoholiker. Der hatte da die beste Gelegenheit zu saufen, weil es ganz oft nichts zu drehen gab. Und er muss wohl eines Tages mit so einem krassen Kater ans Set gekommen sein, dass er es nicht geschafft hat, einen Becher Kaffee an den Mund zu halten. Und dann muss Elizabeth Taylor ihn wohl wirklich bemuttert haben und ihm geholfen haben.
Johannes Franke: Ja, richtig, richtig, richtig. krasse Mutterrolle, die sie da übernommen hat. Und das ist wahrscheinlich etwas, was sie so als, also was sie einfach toll fand. Sie beschreibt das zumindest so, dass sie sagt, sie fand ihn so bemitleidenswert in dem Moment, dass sie sich richtig reingefühlt hat und dass sie ihn richtig lieben gelernt hat. Und dann hat sich das so entwickelt. Dann hat sich natürlich sehr viel mehr entwickelt über dieses Bemuttern hinaus. Dann haben die zusammen ihre Liebe für Alkohol ausgelebt.
Florian Bayer: für derbe streiche anderen gegenüber für für dieses ganze ausschweifende luxuriöse leben das haben die ziemlich hart zusammen zelebriert es gab ja diese berühmte es gibt diese einfach diese berühmte geschichte von ihrer ersten szene ihre die sie zusammengetreten haben und ihrem ersten kurs den sie zusammengetreten haben und wohl allen klar war als sie das gesehen haben die beiden ja die stehen aufeinander und es hat dann auch nicht lange gedauert bis die affäre einfach öffentlich war Und man wusste es.
Johannes Franke: Der erste Kuss, ganz kurz ein bisschen ausgeschmückt. Es gibt diese Kussszene zwischen Markus Antonius und Cleopatra. Und als sie das gedreht haben, wurde mit jedem Take, man macht ja mehrere Versionen davon, dieser Kuss länger und intensiver. Und irgendwann half ein Cut auch nicht mehr. Also der Regisseur ruft Cut, aber die beiden machen halt einfach weiter. Und irgendwann ruft der Regisseur, interessiert es euch, dass es Essen gibt? Und die beiden machen halt einfach weiter. Es war schon sehr offen, auch wie die das ausgelebt haben.
Florian Bayer: Aber dabei gibt es nichts Unerotischeres als Filmküsse aus der Zeit.
Johannes Franke: Nein, das ist so das Knutschen.
Florian Bayer: Was machen da Männer?
Johannes Franke: Wirklich komisch, oder? Und ich denke mir, wenn die wirklich leidenschaftlich miteinander waren, wie kann es dann zu diesem Kuss kommen, den ich da im Film sehe?
Florian Bayer: Also Zunge geht ja gar nicht. Also Hollywood, da bleibt... alles in deinem Mund. Du hast den Mund auch geschlossen, oder?
Johannes Franke: Ich hab keine Ahnung.
Florian Bayer: Bei den Hollywood-Küssen sieht's immer aus, als ob sie den Mund auch geschlossen hätten, aber sie drücken es ja.
Johannes Franke: Mal so, mal so. Ich hab auch schon andere gesehen, wo ich schon gedacht hab, oh, das ist ein bisschen feuchter.
Florian Bayer: Okay. Okay, naja, auf jeden Fall genau. Aber wir müssen so, ich muss sowieso noch dazu kommen, was wie sexy und wie überzeugend Richard Burton und wie überzeugend die Chemie zwischen Liz Taylor und Richard Burton ist in dem Film. Ja,
Johannes Franke: ich bin gespannt.
Florian Bayer: Mit ein paar Hot Takes, aber das sparen wir uns auf, wenn wir zu... zu diesen 10 kommt. Es gab eine große Affäre, du hast schon gesagt, der Papst war dagegen. Beide waren noch verheiratet. Ja,
Johannes Franke: genau. Aber dass der Papst sich überhaupt einmischt, das ist wirklich eine seltsame Zeit, wo dieses Yellow Press Ding hochkommt, wo wirklich jede Zeitung über die beiden geschrieben hat, wirklich gesagt hat, ach, wir müssen jetzt euch auch nur das kleinste Detail von den beiden mitteilen. Und man muss dazu sagen, dass die beiden das durchaus mochten. Die haben da durchaus auch reingespielt. Zumindest zu teilen. Irgendwann wurde es halt wirklich schwierig und dann, wie gesagt, diese eine Szene, wo Liz Taylor um ihr Leben so ein bisschen fürchtete, weil sie nicht wusste, wie die Masse reagieren würde, das ist halt die Kehrseite und irgendwann wird es halt scheiße. Aber am Anfang haben die das durchaus gemocht.
Florian Bayer: Burton selbst war in seinem Leben dann auch fünfmal verheiratet. Also zweimal zu Taylor. Aber damals noch ganz unschuldig war er verheiratet mit Sybil Williams. Und sie hatten auch zwei Töchter zusammen.
Johannes Franke: Sybil hat er nie wieder gesehen, nachdem sie sich getrennt haben.
Florian Bayer: Und seine Töchter hat er auch zwei Jahre nicht gesehen oder so.
Johannes Franke: Oh Gott, das weiß ich nicht genau.
Florian Bayer: Das ist total krass. Sie hat ihn erstmal extrem hart in Kontakt unterbrochen. Das Ding war, die war wirklich schwer verletzt. Nicht wegen der Affäre, der hatte viele Affären und die wusste das. Die hat fest damit gerechnet, dass er wiederkommt, weil das war eigentlich sein Ding. Er hat am Set gefögelt, kam dann aber zurück und tatsächlich, also zumindest so viel zu Richard Burtons Verteidigung, er hat sich wirklich schwer getan mit der Trennung. Er hat lange mit dem Gedanken gekämpft, weil eigentlich hat es für ihn, hat das Ganze mit Liz Taylor so gestartet, wie seine anderen Affären auch. Der wollte am Set ein bisschen vögeln und für ihn war eigentlich klar und dann ist das... die Sache gelaufen und dann geht's ab nach Hause.
Johannes Franke: Sybil war auch eine, die gesagt hat, ich lese einfach die ganzen Zeitungen nicht mehr. Und hat wirklich alles ignoriert, was das betraf. In diesem Falle allerdings, als sie dann mal zu Besuch war am Set, sie war ja länger auch immer mal wieder da, hat sich das ein bisschen geändert. Da hat sie dann festgestellt, wie hart und wie ernsthaft das wird und wie schwierig das werden kann.
Florian Bayer: Was sich wohl damals auch schon so ein bisschen abgezeichnet hat während der Dreharbeiten ist, wie ruppig die Beziehung zwischen Burton und Taylor war. sein kann. Burton ist mit einem blauen Auge aufgetaucht, das war wohl Liz Taylors Bruder. Liz Taylor ist mit einem blauen Auge aufgetaucht, was angeblich das Auto gewesen war, weil irgendwie eine Vollbremsung war oder so. Und alle haben gesagt, nee, nee, die haben sich gestritten. Und die Richard Burton war gewalttätig.
Johannes Franke: Liz Taylor auch.
Florian Bayer: Liz Taylor war auch gewalttätig.
Johannes Franke: Also die beiden reden sehr offen, also erstaunlich offen darüber, wie sehr sie es geliebt und gehasst haben, sich zu streiten. Sie haben wirklich... Interviews, wo du denkst, wow, die sind genau das Couple, was wir besprochen haben in dem anderen Film, Wer hat Angst vor Virginia Woolf? Wie man sich einfach mit so einer Inbrunst in einen Streit hinein gibt, weil man sich intellektuell gegenseitig versucht zu übertrumpfen und herauszufordern. Und das hat echt Dinge angenommen, also Formen angenommen, die a, gewalttätig geworden sind, seelische wie auch körperliche Gewalt, die aber auch dazu geführt haben, dass dieser... dreht zum Beispiel auch immer wieder unterbrochen wurde. Mal ist Liz Taylor zum Set gekommen und Burton überhaupt nicht, weil die sich vorher gestritten haben. Oder eben Burton und Liz Taylor dann nicht. Die Berichte von Mitschauspielern sagen eindeutig, du kamst ans Set und wusstest nicht, wird heute gedreht oder nicht, weil die sich gestritten haben oder weil sie sich gerade mögen.
Florian Bayer: Ja, auch die Frage, wie sind die gerade drauf? Weil Richard Burton hat gesoffen, wenn er scheiße drauf war. Elisabeth Taylor hat teilweise Mav genommen.
Johannes Franke: Die sich auch gegenseitig hochgeschaukelt haben. Also das war schon so ein verbindendes Element zwischen den beiden. Das sagen die eindeutig in Interviews auch.
Florian Bayer: Wahrscheinlich die berühmteste toxische Beziehung des 20. Jahrhunderts. Und ja, es gibt viele Geschichten von Streitereien im Hotel. Auch von Außenstehenden, die gesagt haben, ich bin da reingeplatzt. Und dann war da richtig die Kacke am Dampf. Und ich wusste überhaupt nicht, wie ich damit umgehen soll, weil die sich angeschrien haben, weil irgendwas zu Bruch gegangen ist. Weil irgendjemand irgendwas rumgeworfen hat.
Johannes Franke: Die haben in Hotels, als Paar in Hotels gegangen sind, haben die die Zimmer, benachbarten Zimmer, oben, unten, links, rechts, mitbelegt. Damit die Leute nicht mitbekommen, wie sie sich streiten. Die haben richtig Geld dafür ausgegeben. Nur aus diesem Grund. Ja,
Florian Bayer: das Geld hatten sie. Ja.
Johannes Franke: Das Ganze ging 13 Jahre lang on und off bei den beiden.
Florian Bayer: Zweimal haben sie geheiratet. Bei der ersten Hochzeit hat Stella gesagt, ich bin so glücklich, diese Ehe wird ewig halten. Ja,
Johannes Franke: ja. Und dann wurde es halt immer schwieriger und Alkohol hat bei Richard Burton so hart reingehauen, dass er wirklich auch immer wieder gesundheitlich so nah am Tod war. Und es hat ihn ja am Ende auch umgebracht.
Florian Bayer: Ja, Richard Burton hat nicht lange gelebt, im Gegensatz zu Liz Taylor, die vor ein paar Jahren erst gestorben ist.
Johannes Franke: Ja, irgendwann 2011 oder sowas, ich weiß es nicht ganz genau. Aber es war Klatschpresse, wie jetzt Brangelina oder sowas heutzutage.
Florian Bayer: Ja, noch schlimmer wahrscheinlich. So wie bei den Königshäusern auch berichtet wird. Also es war richtig krass. Es war ein großes Ereignis. Und es war wahrscheinlich so der erste Fall von so einem Gossip-Paar, der so richtig schön ausgeschlachtet wird, wo alle eine Meinung dazu haben. Wo alle gerne schnell dabei sind, Liz Taylor zu verteufeln, weil die die Ehe kaputt gemacht hat von dem armen Richard Burton und der süßen Debbie Reynolds, die doch so toll zusammen sind. Nicht Debbie Reynolds, Entschuldigung, Sybil. Davor hat sie die Ehe von Debbie Reynolds kaputt gemacht. Jetzt hat sie die Ehe von Sybil kaputt gemacht. Ja.
Johannes Franke: Eine... Etwas lustiger, aber auch harte Geschichte. Beide, Liz Taylor ein bisschen mehr als er, waren daran gewöhnt, aus ihrer Karriere heraus, dass Leute immer wieder, vor allem Regisseure, gekommen sind ans Set und ihr Geschenke mitgebracht haben. Weil es irgendwie gehörte das dazu, sie war die große Diva und sie war ja Kinderstar und dann ist sie am Set groß geworden. Sie hat sich auch hart freikaufen müssen von der Produktionsfirma und sie hatte ganz schön zu tun, nicht wie Judy Garland zu enden. Judy Garland wurde ja teilweise echt unter Drogen gesetzt und ausgenutzt. bis ins Ende. Also die Geschichte mit Judy Garland ist wirklich hart. Wir haben darüber geredet ein bisschen bei Wizard of Oz. Hört sich die Episode an, auch sehr interessant.
Florian Bayer: Hollywood ist ein düsterer Platz manchmal.
Johannes Franke: Und wegen dieser Geschichte mit Judy Garland, die man dann kannte, hat Liz Taylor darauf geachtet, dass sie nicht so endet. Und dass Hollywood nicht das gleiche mit ihr macht. Aber sie hatte ganz schön zu kämpfen mit den Bossen. Und sie hat sich daraus befreit irgendwie. Und sie wurde aber immer, dadurch, dass sie die große Diva war und bei MGM groß geworden ist, hat man ihr immer wieder Geschenke gemacht, gerade Regisseure. Und er kannte das auch irgendwie, dass das irgendwie so gang und gäbe war. Und dann gab es immer wieder Situationen, in denen Leute einfach nur, es gab einen Historiker, der hatte gerade ganz tolle alte Bücher gekauft und hatte sich mit denen unterhalten und hat denen einfach nur zeigen wollen, guck mal, ich habe diese alten tollen Bücher und hat ihnen die vorgestellt. Und sie so... Oh, wie schön, vielen Dank. Und hat es als Geschenk angenommen. Obwohl das nicht als Geschenk gedacht war. Und es gibt mehrere Beispiele in diese Richtung. Wo man echt denkt, oh, in was für einer Welt lebt ihr, dass ihr das einfach so annehmt und mit einer Selbstverständlichkeit sagt, jo, schönen Dank, ich geh dann mal.
Florian Bayer: Oh Mann.
Johannes Franke: Das ist schon krass.
Florian Bayer: Und du weißt genau, sie hat das irgendwo zu Hause abgelegt und nicht mehr angeguckt.
Johannes Franke: So eine schöne alte Kamera war das auch. Solche Sachen. Wo man denkt, oh fuck. Und die Leute können ja auch schwer dann in dem Moment bei der großen Liz Taylor sagen, ne ne, sie lässt sie schön hier. Das fällt einem dann schwer.
Florian Bayer: Ja. Ich muss sagen, ich hab jetzt so ein bisschen, also ich hab mich nicht zu viel mit dem Glatschpressezeug beschäftigt. Ich hab ein bisschen was gehört von Liz Taylor. Mein Respekt vor Liz Taylor ist gewachsen.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: auf jeden Fall. Auch wenn ich sie, also auch wenn ich höre gerade, sie hat echt viel Kacke ab. abgekriegt dafür, dass sie wurde halt verteufelt. Es gab immer dieses Slut-Shaming, obwohl ganz klar es eben nicht Liz Taylor war, sondern eher Richard Burton, der sich wie eine Schlampe verhalten hat. Und Elizabeth Taylor war eine Diva. Aber Elizabeth Taylor muss im Gegensatz zu zum Beispiel Rex Harrison nett zu den Statisten gewesen sein. Die war nicht...
Johannes Franke: Die war total lieb.
Florian Bayer: Die hat sich mit den Leuten unterhalten. Im Gegensatz dazu hat Rex Harrison... einen von den Statisten fast grün und blau geschlagen, weil der auf seinen Mantel getreten ist in irgendeiner Szene. Oh Gott,
Johannes Franke: Alter.
Florian Bayer: Und Rex Harrison war, was haben sie, es gab einen nicht sehr wohlmeinenden Spitznamen für ihn am Set, weil er sich einfach wie das letzte Arschloch verhalten hat.
Johannes Franke: Ja. Wenn es jetzt um Burton geht zum Beispiel, da gibt es eine Geschichte, die ich sehr symptomatisch finde. Für das, was du sagst, dass er doch eher derjenige ist. Die waren, es gab eine Oscar-Verleihung. Da waren die beiden nominiert. Und Burton sagt dann, du, ich hab geträumt, dass du mit dem Flugzeug abstürzt. Wir gehen da lieber nicht hin zu der Verleihung. Weil er schon geahnt hat, dass er nicht bekommt. Sie hat ihn bekommen. Aber sie war nicht da. Weil sie auch das Trauma hatte mit diesem Flugzeugabsturz mit dem Ex-Mann, hat sie sich da reinreden lassen und ist nicht hingegangen. Und ich... bin mir sehr sicher, dass man das ganz genau wusste und genau das Richtige gewählt hat, um zu sagen, lass uns da nicht hinfahren.
Florian Bayer: Es gibt halt auch sehr viele Geschichten von Richard Burton, der einfach ein Arschloch ist und der betrunken ist und der, also Richard Burton hatte wirklich große Alkoholprobleme. Der Mann hat hätte eigentlich ganz dringend behandelt werden müssen. Der hat eine schwere Suchterkrankung. Das ist auch nicht mehr dieses witzige Eier-Hollywood von damals. Das ist ein Sündenfuhl. Die haben alle am Set gesoffen. Nein, Richard Burton war ein harter Alkoholiker, den der Alkoholismus langsam getötet hat. Aber trotzdem hat sich das natürlich dann, und das hat sich natürlich ausgewirkt auf sein Verhalten seinen Mitmenschen gegenüber. Und die, die es besonders abgekriegt hat, war dann die Liebe seines Lebens. Die Frau, mit der er dann am meisten Zeit verbracht hat. Weil die haben ja auch weiterhin zusammen Filme gedreht, zusammen Projekte gemacht und so weiter. Und die hat dann halt wirklich sehr viel Scheiße abgekriegt. Und ich glaube auch Burton... Burton war glaube ich nie so 100% glücklich mit dieser Trennung von seiner Frau davor. Und Burton hatte vielleicht auch das Gefühl, nicht dass er diese Beziehung mit Taylor nicht wollte, er war ja offensichtlich auch verliebt in sie. Zum Höhepunkt war das eine heiße Liebe, die beide füreinander empfunden haben. Wie sie sie ausgelebt haben ist total katastrophal, aber sie haben sich geliebt, das glaube ich total. Aber ich glaube das hat mitgespielt, dass er auch Elizabeth Taylor dafür verantwortlich gemacht hat, dass sie sein vermeintlich zuvor geordnetes Leben durcheinander gebracht hat mit dieser Beziehung.
Johannes Franke: Auf jeden Fall ein sehr berüchtigtes Paar mit wirklich sehr, sehr schwierigen, seltsamen Geschichten. Und was die miteinander gemacht haben, wie die sich maltretiert haben gegenseitig und wie sie dann sich getrennt haben, also die Scheidung, und dann doch wieder zusammengekommen sind. Und Liz Taylor hat gesagt, wenn er nicht gestorben wäre, hätten sie auch ein drittes Mal geheiratet.
Florian Bayer: Ja, das ist krass, ne?
Johannes Franke: Die sind einfach für ihr Leben zusammengeschweißt gewesen. Ja. Ich weiß nicht, wer da wem Stockholm-Syndrom angeteilt hat lassen, aber es ist wirklich, die waren einfach zusammengeschweißt. Das war nicht mehr zu trennen, glaube ich.
Florian Bayer: Und die waren ja auch als Team tatsächlich ziemlich gut, weil, um jetzt wieder zurückzuspringen zu dem Filmset, als Wenger gefeuert werden sollte, waren Liz Taylor und Richard Burton gemeinsam die, die wirklich gesagt haben, das geht so nicht. Ja,
Johannes Franke: auf keinen Fall.
Florian Bayer: Wir hören auf, ihr müsst den wieder anstellen. Weil Ranger wurde irgendwann verantwortlich gemacht für dieses Desaster.
Johannes Franke: Weil,
Florian Bayer: wie gesagt, sie müssten einen Schuldigen finden, sie konnten nicht vom Jäger den Regisseur austauschen. Und dann kamen diese großen Verantwortlichen von Fox und haben einmal gesagt, Ranger, also einem Liebhaber deiner Freundin in den Bauch schießen, vollkommen okay, aber nicht so viel Geld vom Studio ins Fenster rauswerfen, du bist weg vom Fenster. Und dann haben Liz Taylor und Richard Burton gesagt, nein!
Johannes Franke: Welcome to the rescue! Wir erpressen euch jetzt!
Florian Bayer: Und haben es geschafft, weil natürlich ohne die beiden wäre es nicht weitergegangen. Genau. Haben es geschafft, dass Ranger Produzent geblieben ist. Ja. Allerdings hat Skuras ziemlich erwischt, ne? Der hat dann irgendwann gesagt, ich hör auf.
Johannes Franke: Weiß gar nicht genau. Der hat,
Florian Bayer: der Chef von Fox hat...
Johannes Franke: Ach ja, stimmt.
Florian Bayer: Scrooge hat irgendwann gesagt, 1962.
Johannes Franke: Ja. Okay,
Florian Bayer: liebe Shareholder, ich weiß. Ich habe euch die ganze Zeit erzählt, dass alles ganz gut läuft. Läuft vielleicht doch nicht so gut. Ich glaube, ich...
Johannes Franke: Ich mache mich da aus dem Staub.
Florian Bayer: Ja. Und ist dann raus. Aber es wurde weitergedreht. Es wurde tapfer weitergedreht. Skandale, Kosten, alles ist explodiert. Ja. Und Mankiewicz hat gesagt, nein, wir drehen diese zwei Filme. Und Scrooge hat gesagt, ja, wir drehen diesen einen Film.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: genau. Und dann haben sie gesagt, cut und fertig. Das war der letzte Take. Wir haben es geschafft. Auf in die Post-Production. Was soll schief gehen?
Johannes Franke: Ja, aber Menkewitz war ja auch dann weg vom Fenster. Die haben Menkewitz nochmal gefeuert.
Florian Bayer: Ah ja, genau. Aber das ist später, das ist während der Post.
Johannes Franke: Ja, ja, genau.
Florian Bayer: Wie viele Filme hatten sie?
Johannes Franke: Ich weiß es nicht.
Florian Bayer: 120 Meilen.
Johannes Franke: 120 Meilen?
Florian Bayer: 630.000 Fuß.
Johannes Franke: Ach du Scheiße.
Florian Bayer: Und Menkewitz saß da mit seiner Cutterin Dorothy Spencer. Ja, exakt. okay, lass uns mal so einen ersten grobschnitt, der fünf Stunden und 20 Minuten gedauert hat. Und er hat es auch mit einem ganz klaren Plan gemacht. Er wollte die von Fox davon überzeugen, dass die daraus zwei Filme machen.
Johannes Franke: Natürlich, ja, klar. Es wäre auch, ich glaube, ich hätte es gerne gesehen. Ich hätte wirklich gerne seinen Cut gesehen. Weil Liz Taylor hat sich den fertigen Film angeguckt und hat sich erst mal übergeben. Die war wirklich fertig mit den Nerven, weil sie gesagt hat, ihr habt die ganze Seele des ganzen Dings rausgeschnitten. Jede Motivation der Figuren wurde weggecuttet. Und ihr war wirklich schlecht danach. Und ich verstehe es total. Aber vor allem auch aus der Perspektive des Schauspielers oder der Schauspielerin. Weil du natürlich wahnsinnig viel Herzblut da reingegeben hast. Und dann schneiden die all den Kram weg, der dir wichtig war.
Florian Bayer: Total krass. Wir wissen es nicht so genau, was da jetzt, wie es aussah. Aber Liz Taylor war total schockiert und hat gesagt, das ist nicht der Film, den wir gedreht haben. Und Daryl Sennick war der, der... vor allem verantwortlich dafür war, das war eigentlich ein Produzent, der für Vox gearbeitet hat, aber der ist dann irgendwie so reingekommen und das ist auch der, der dann so ein bisschen den Mankiewicz verdrängen sollte. Der hat sich diesen ersten Cut von 5 Stunden angeguckt und hat gesagt, ja, das ist ganz okay, aber lass uns mal hier noch was machen und hier noch was machen und hier noch was machen und hier noch was machen. Und hat gesagt, na, ich kümmere mich da jetzt mal drum. Dann meinte Mankiewicz, Komm, du kannst doch ehrlich zu mir sein. Was ist los? Offensichtlich schneidet gerade jemand anderes meinen Film, nämlich du. Und dann hat er gesagt, du hast... all unser Leben zerstört. Dieser Film ist das Schlimmste, was Fox jemals passiert ist. Du hast die Kosten komplett in die Höhe getrieben. Und außerdem hast du Markus Antonius kastriert. Das war nämlich sein Hauptkritikpunkt, dass Markus Antonius zu schwach ist im Verhältnis zu Cleopatra.
Johannes Franke: Da könnte ich vielleicht an zustimmen. Das können wir später besprechen, wenn wir über den Film noch reden. Leute,
Florian Bayer: wir werden auch noch über den Film reden. Und dann hat er gesagt, so, hier hast du deine neun Seiten. Es hat einen... Kurz darauf vor die Presse getreten, hat gesagt, wir danken Joseph Mankiewicz für seine tolle Arbeit an diesem Film und dafür, dass er zwei Jahre seines Lebens und 35 Millionen unseres Studios verbraten hat, um den ersten Schnitt dieses Filmes zu machen. Er hat sich eine Pause verdient.
Johannes Franke: Oh, The Shade.
Florian Bayer: Und ja, damit war Mankiewicz so ein bisschen raus. Und Liz Taylor und Richard Burton wieder als Team haben gesagt, Ihr Wichser.
Johannes Franke: Ja, aber das Interessante ist ja, er hat ja dann versucht, einen Schnitt zu machen. Und dann hat er sich gefragt, wo ist denn das Skript, nachdem ich das jetzt schneiden könnte? Wo ist denn das Skript? Wo ist denn das? Oh, es gibt kein Skript wie jetzt. Es gibt kein Skript. Ihr habt das, während ihr das gedreht habt, einfach euch ausgedacht. Was ist los? Ich weiß nicht, was ich aneinander schneiden soll. Und dann mussten sie Mankiewicz wieder zurückholen. Weil sie einfach nicht wussten, wie das geht. Sie wussten nicht, wie sie den Film zusammenschneiden sollen, weil einfach kein ordentliches Schnittdrehbuch zur Verfügung stand. Tja, und dann war er wieder zurück. Aber er hat sich natürlich dann auch runterhandeln lassen in den ganzen Sachen und dann haben wir den 4-Stunden-Cut, den wir jetzt vor uns sehen.
Florian Bayer: Es gab dann auch irgendwie, es gab einen Kinoschnitt, der noch ein bisschen kürzer war.
Johannes Franke: Ja, es gab so viele Varianten.
Florian Bayer: Es gab so viele verschiedene Schnitte.
Johannes Franke: Die Sache ist die, die haben so viel geschnitten, dass der Film keinen Sinn mehr ergeben hat. Das heißt, sie haben dann 49... Seitendrehbuch neu geschrieben,
Florian Bayer: um neu zu schneiden.
Johannes Franke: Um die Szenen zusammenschneiden zu können. Und die haben sie dann nochmal gedreht.
Florian Bayer: Dann kam der Film raus und er war, surprise, surprise, kein Desaster. Er war ein Erfolg. Er war der erfolgreichste Film im Jahr 1963. Er wurde für neun Oscars nominiert. Und es hat nicht gereicht.
Johannes Franke: Es hat nicht gereicht, nein. Sie haben einfach das Geld, sie haben so viel, sie haben ein Also 44 Millionen am Ende haben sie ausgegeben. Wir haben es schon gesagt, es hängt noch eine Null ran, dann habt ihr das für den heutigen Wert.
Florian Bayer: Die Dimension, um das kurz zu sagen, der teuerste Film aller Zeiten ist wohl möglich. Wir gehen davon aus, Star Wars, Force Awakens aus dem Jahr 2015, der 533 Millionen gekostet hat. Danach kommt Cleopatra. Ja. Die Avengers-Filme waren sauteuer, riesige Materialschlachten.
Johannes Franke: Aber immer noch günstiger als dieser Film. Ja. Absoluter Wahnsinn.
Florian Bayer: Und es hat nicht gereicht, der Film war erfolgreich.
Johannes Franke: Ja, aber wie will man denn das Geld wieder reinholen? Natürlich geht das nicht. Und dann kriegt natürlich Liz Taylor auch noch mal ihre 10%. Und zwar bevor der Break-Even ist. Sie hat ausgehandelt, dass man nicht erst wartet, bis das Geld wieder drin ist, was sie ausgegeben haben, sondern von allem, was da wieder reinkommt, sind 10% ihrs. Und das ist natürlich die Hölle. Also für so ein Studio, die haben irgendwann, 73 glaube ich, haben sie die Bücher geschlossen. Aber nicht, weil sie das Geld so komfortabel drin hatten oder sowas, sondern weil sie Angst hatten, wenn sie weiterhin die Bücher offen lassen und noch irgendwelche Leute kommen und sagen, hier, ich krieg da noch 10%, ich krieg da noch ein paar Prozent und ich krieg da noch was davon. Also sie haben das Geld irgendwann wieder drin gehabt. Es gab ein Break-Even, aber eben erst Jahrzehnte später.
Florian Bayer: Der Film hat schwarze Zahlen geschrieben und es war wirklich ein erfolgreicher Film, aber er hat extrem viel lange gebraucht, um schwarze Zahlen zu schreiben. Einfach weil davor die roten Zahlen so überdimensional waren. Und er hat... Und das Studio hat gestruggelt und hat weiter gestruggelt. Sie hatten gehofft, dass Cleopatra ihre Probleme löst. Wir reden hier von einem Film, der als Plan eines 2-Millionen-Dollar-Projektes 64 Drehtage angefangen hat und am Schluss 44 Millionen. Und keine Ahnung wie viele...
Johannes Franke: Zweieinhalb Jahre.
Florian Bayer: Zweieinhalb Jahre, danke.
Johannes Franke: Es ist absoluter Wahnsinn. Ich weiß gar nicht, wie man das durchhält, zweieinhalb Jahre an so einem Film zu sitzen. Naja, keiner von denen hat wirklich die komplette Zeit durchgehalten. Die sind ja alle irgendwann ausgetauscht worden.
Florian Bayer: Liz Hinder war von Anfang an dabei.
Johannes Franke: Nö, die hat ja auch einen ersten Wohl, doch, das stimmt, bei den Dreharbeiten dann. Genau,
Florian Bayer: bei den allerersten Dingern war sie nicht da.
Johannes Franke: Ja, aber es gab ja auch die Vorproduktionsphase mit dem Drehbuch und was man dann macht und so weiter. Es ist schon echt, der Film hat... Einen langen, langen Weg hinter sich und viele, viele, viele Probleme.
Florian Bayer: Machen wir das jetzt so, wie wir das auch...
Johannes Franke: Anderthalb Stunden haben wir jetzt. Und jetzt müssen wir anfangen, über den Film zu reden. Ja,
Florian Bayer: das heißt, wir müssen jetzt die Mankiewicz-Frage stellen. Machen wir eine Episode daraus, dann kommt jetzt eine Intermission und ihr seht einen Vorhang. Seht ihr nicht, weil wir im Podcast sind und hört Musik gedudelt. Oder wir müssen euch auf nächste Woche vertrösten und sagen, ja, wir reden auch über den Film. Und auch über die Geschichte.
Johannes Franke: Werfen wir jetzt einen Würfel? Nein,
Florian Bayer: ich weiß nicht. Ich glaube, Johannes hat mich überzeugt. Ich war auf jeden Fall eher Skurras und habe gesagt, wir wollen eine Episode machen. Johannes war manchwitzig und hat gesagt, nein, dieses Meisterwerk muss in zwei Episoden sein. Ich bin gerade auf seiner Seite. Einmal tief durchatmen. Wenn ihr mehr wissen wollt zu den Dreharbeiten, es gibt Bilder dazu und es gibt O-Töne dazu. Auf YouTube findet ihr eine zweistündige Dokumentation über die Entstehung von Cleopatra mit Zeitzeugen, Interviews, tollen Kommentaren und auch Bildern. Und auch unter anderem Bildern von den Screenings, von den Tests, von dem Studiomaterial. Und es ist tatsächlich sehenswert. Es ist super spannend, die Geschichte, wie so ein krasses Desaster von Dreharbeiten, wie sowas sein kann, wie sowas passieren kann. Ja,
Johannes Franke: es ist wirklich krass. Es gibt auch ganz viele tolle Podcasts dazu. Es gibt aber auch viele tolle Podcasts zu Richard Burton und Liz Taylor, die möchte ich euch auch gerne ans Herz legen. Ich habe jetzt nicht aufgeschrieben, welche genau, weil ich habe querbeet gehört, aber es gab echt ein paar ganz tolle amerikanische oder englische Podcasts, die das genauer auseinandergenommen haben und die auch versucht haben, nicht zu sehr auf dieser Yellow Press Schiene zu laufen, sondern so ein bisschen zu gucken, was steckt denn wirklich dahinter und was steckt da drin? Das ist wirklich sau interessant.
Florian Bayer: Was ich euch auf jeden Fall empfehlen kann, es gibt diesen What Went Wrong Podcast.
Johannes Franke: Stimmt, den habe ich auch gehört.
Florian Bayer: Der setzt sich sehr spannend mit der Produktion-Geschichte auseinander. Und ich fand den When Elizabeth Teller met Richard Burton von Significant Lovers, den fand ich ganz gut. Das würde ich euch ans Herz legen. Genau, die beiden kann ich empfehlen. Und wir gucken, vielleicht packen wir euch einfach noch ein paar Sachen in die Shownotes, dann könnt ihr einmal draufklicken und habt ihr ein paar spannende Episoden, die uns auch geholfen haben bei der Recherche dazu.
Johannes Franke: Ja, das muss man so ein bisschen dazu sagen. Wir haben das große Glück, dass wir... riesiges Archiv an anderen Rechercheergebnissen von anderen Leuten vor uns haben, weil das ist so ein riesiges Thema, das hätten wir alleine nicht geschafft.
Florian Bayer: Das ist der Wahnsinn. Aber es war total geil, in dieses Rabbit Hole reinzuklettern. Ja. Ich hab jetzt mal unabhängig davon, weil ich von dem Film halte, das werdet ihr nächste Woche erfahren, hab ich angefangen, mich mit der Produktion zu beschäftigen und es ist immer mehr geworden und ich konnte auch dann irgendwann nicht mehr aufhören, weil es so geil war. Weil dann kam immer nochmal eine neue Katastrophe dazu. Und dann... Auch beim Recherchieren, auch beim dritten oder vierten Text, den man gelesen hat, hat man nochmal Neues erfahren. Achso, da gab es auch noch Probleme mit den Elefanten.
Johannes Franke: Also das sind die Katzen. Ja,
Florian Bayer: die Katzen. Es ist immer nochmal was dazu gekommen und es ist einfach irre. Es ist einfach verrückt. Also zum einen, wie verrückt die Leute damals waren.
Johannes Franke: Ja, jeder hat sich was abgeschöpft. Jeder hat irgendwie, ein Statist warst du und hast irgendwas mitgenommen, weißt du. Jeder hat gedacht, okay, es ist Geld da, ich nehme einfach.
Florian Bayer: Aber auch verrückt, wie sowas so eskalieren kann. Ja. Der Plan war simpel. Es war ein ganz klar gefasster Plan. Zwei
Johannes Franke: Millionen. Ein ganz kleines Ding. Es sollte ein ganz kleines Ding auf dem Backlot von Fox werden. Und dann das. Absolute Wahnsinn.
Florian Bayer: Wenn ihr wissen wollt, was rausgekommen ist dabei, schreibt nächste Woche ein.
Johannes Franke: Ob sich die 44 Millionen gelohnt haben, erfahrt ihr nächste Woche im Muss-man-sehen-Podcast. Macht euch noch eine schöne Woche und bleibt... gespannt und recherchiert nicht schon vorher, schaut euch aber den Film an.
Florian Bayer: Guckt euch auf jeden Fall den Film an. Gut,
Johannes Franke: bis dahin.
Florian Bayer: Bis dahin, ciao.
Johannes Franke: Ciao.
Florian Bayer: Ich würde gerne eine Zigarettenpause machen. Das war ein toller Start, oder?
Johannes Franke: Ja.
