Episode 193: Cleopatra (1963) – Teil 2: Und wie sehenswert ist eigentlich der Film?
Endlich ein Episches Historisches Drama, aus der Mitte des Jahrhunderts, Plor. Wie lange haben wir um dieses Genre drumherum manövriert? drei- bis vierstündige große Epen mit großen Kulissen und historischem Unterbau. Männer, als sie noch echte Männer waren, Männer in Rüstung und Rage. Ach ja, und Frauen stehen auch daneben.
Aber Moment, haben wir uns nicht Kleopatra ausgesucht? Stimmt. Die Geschichte zweier Männer, die von einer Frau ruiniert werden. Ja, das klingt nach den 60ern. Wir dürfen vier Stunden dabei zu sehen, wie erst Cäsar und nach seinem Tod Markus Antonius mit Kleopatra anbandeln und ihr verfallen, ihre Frauen betrügen, politisch riskante Manöver fahren, um bei Kleopatra sein zu können, um dann schließlich ihr Leben zu lassen.
Aber weil es die berühmteste Liebesgeschichte der Geschichte ist, ist Kleopatra natürlich nicht nur die giftige Verführerin, sondern auch zutiefst der Liebe verfallen. Ob die Darstellung von Kleopatra, Cäsar und Markus Antonius historisch einigermaßen glaubhaft ist, oder doch zu sehr durch die Brille der 60er guckt, werden wir jetzt ausführlich besprechen müssen.
Plor, du hast Cleopatra nie gesehen, und soweit ich mich erinnere auch sonst nicht viele der großen alten Epen dieser Zeit. Ich kenne dich eigentlich als Completionist, warum bist du denn bisher an diesen Filmen abgeprallt?
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 193: Cleopatra (1963) – Teil 2: Und wie sehenswert ist eigentlich der Film? Publishing Date: 2024-09-11T08:21:39+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2024/09/11/episode-193-cleopatra-1963-teil-2-und-wie-sehenswert-ist-eigentlich-der-film/
Florian Bayer: Also ich habe nach den ersten fünf Minuten das Bedürfnis aufzustehen und zu sagen, danke, das reicht.
Johannes Franke: Wir befinden uns durchaus auf zwei verschiedenen Seiten der ganzen Geschichte. Du hast gesagt, du willst nach einer Minute ausmachen. Ich wollte selbst nach vier Stunden nicht ausmachen. Willkommen hier zurück zu einem zweiten Teil. Das haben wir noch nie gemacht, Floor. Wir haben einen Film in zwei Episoden geteilt. Ja,
Florian Bayer: und falls ihr die erste Episode, die ihr von letzter Woche nicht gehört habt, holt es nach. Da geht es nur, in Anführungszeichen nur, um die Dreharbeiten zu diesem Film und um den Zustand, in dem sich Hollywood damals befunden hatte. Wir reden über Cleopatra. Und es gab eine Menge zu erzählen, sowohl zu dem Zustand des damaligen Hollywoods, als auch zu dem mehr als komplizierten Dreh, der diesen Film zum einen der teuersten Filme aller Zeiten gemacht hat.
Johannes Franke: Und ein bisschen Gossip über Liz Taylor und Richard Burton.
Florian Bayer: Aber heute wollen wir das alles zur Seite kehren und uns wirklich in die Handlung selbst reinstürzen, in diesen Film und auch einfach im Hinblick auf die Frage, hat es sich denn gelohnt? Dieses Mammutwerk, das so viel Geld verschlissen hat, das am Schluss...
Johannes Franke: Über 44 Millionen Dollar.
Florian Bayer: Über 400 Millionen Dollar inflationsbereinigt. In der Preiskategorie von Filmen wie Avengers und so. Zu einer Zeit, als sie eigentlich günstige Filme drehen wollten, weil das Studio Fox, das das gedreht hat, nah am Bankrott war.
Johannes Franke: Wenn ihr hören wollt, wie das Studio von einem Plan von 2 Millionen Filmen auf 44 Millionen gekommen ist, dann hört euch letzte Episode an.
Florian Bayer: Und es geht um ein... krasses Monumentalwerk. Wir haben vier Stunden Film vor uns, das eine Menge Ballast mit sich trägt. Und wir machen noch ein First. Und zwar schneiden wir jetzt an dieser Stelle einfach mal kurz rein, was Johannes letzte Woche zur Handlung zu sagen hatte. Und damit ihr noch einmal die Zusammenfassung der Handlung hört. Und danach stürzen wir uns rein.
Johannes Franke: Endlich ein episches, historisches Drama. Aus der Mitte des Jahrhunderts. Wie lange haben wir um dieses Genre herum manövriert, Plor? Es ist ja wirklich lang. Drei bis vier stündige große Epen mit großen Kulissen und historischem Unterbau. Männer, als sie noch echte Männer waren. Männer in Rüstung und in Rage. Ah ja, und Frauen stehen auch daneben. Aber Moment, haben wir uns nicht Cleopatra ausgesucht? Stimmt. Die Geschichte zweier Männer, die von einer Frau ruiniert werden. Schön. Ja, das klingt nach den 60ern. Wir dürfen vier Stunden dabei sein, wie erst Cäsar und nach seinem Tod dann Markus Antonius mit Kleopatra anbandelt und wie beide ihr verfallen. Und dann ihre Frauen betrügen, politisch riskante Manöver fahren, um bei Kleopatra sein zu können und dann natürlich ihr Leben lassen. Aber weil es die berühmteste Liebesgeschichte der Weltgeschichte ist, ist Kleopatra natürlich nicht nur die giftige Verführerin, sondern auch selbst zutiefst, also einigermaßen glaubhaft in Liebe verfallen. Ob die Darstellung von Kleopatra, Cäsar und Markus Antonius historisch glaubhaft ist oder doch zu sehr durch die Brille der 60er guckt, werden wir jetzt ausführlich besprechen müssen. So und darum geht es jetzt also im Film, die Geschichte von Kleopatra. Und den beiden Männern, die sie also angeblich ruiniert hat, sagt dieser Film. Plor, sagt der Film das tatsächlich?
Florian Bayer: Ja, der Film sagt das. Und der Film... stürzt sich tatsächlich auf die Quellen, die wir halt, wir haben leider nicht sehr viele Quellen, wenn es um Kleopatra geht, und auf die bzw. deren Verarbeitung in diversen historischen Werken Anfang des 20. Jahrhunderts stürzt sich dieser Film. Und das sind Leute, die Kleopatra nicht im besten Licht dargestellt haben, weil sie überhaupt keine großen Kleopatra-Fans waren. Nämlich die Römer. Und zwar ganz konkret die Römer, die lange nach Kleopatra gelebt haben. Also unsere Hauptquelle ist Plutarch. Und Plutarch hat... 100 Jahre nach Kleopatra über Kleopatra geschrieben. Stellt euch vor, es gäbe keine schriftlichen Aufzeichnungen zu Bismarck und zu Wilhelm. Jetzt würde irgendjemand kommen und sagen, der Cousin meines Neffen, meines Onkels, meines Uropas, der war Koch bei Wilhelm und der hat mitgehört, wie er und Bismarck miteinander geschnackelt haben.
Johannes Franke: Haben zumindest meine Vorfahren mal erzählt. Von Generation zu Generation.
Florian Bayer: Das ist das, was wir als historische Quellen haben. Plutarch zum einen und zum anderen Zizero, der allerdings Cleopatra nur in Rom erlebt hat, da war sie auch nur zwei Jahre.
Johannes Franke: Immerhin war er aber zur gleichen Zeit da.
Florian Bayer: Er war zur gleichen Zeit da und hat einfach nur gesagt, diese Schlampe.
Johannes Franke: Ja, natürlich. und es gibt natürlich auch kleinere Aufzeichnungen aus Ägypten selbst aus der Zeit, aber die sind sehr begrenzt, muss man sagen. Da lässt sich nicht alles das rauslesen, was uns ja interessiert in diesem Film, weil die eine ganz andere Perspektive darauf haben.
Florian Bayer: Das heißt, immer wenn wir uns jetzt die Frage stellen, was es war, an dem, was in dem Film gezeigt wird, müssen wir ganz oft antworten mit, wir wissen es nicht. Wir wissen nicht, was passiert ist, aber wir gehen davon aus, dass hier sehr viel ausgeschmückt ist.
Johannes Franke: Wobei die großen Sachen ja existieren. Es gab diese Schlachten, es gab diese Treffen. Cleopatra hat da zwei Jahre gewohnt tatsächlich. Das sind Sachen, die irgendwie verbirgt, verbrieft, was auch immer sind.
Florian Bayer: Genau. Was wir nicht wissen, wo wir ganz oft ein Fragezeichen hinmachen müssen, ist, wie war das persönliche Verhältnis von Cleopatra zu Cäsar? Wie viele Emotionen waren in der Beziehung zu Marcus Antonius dabei? Wie hat Cleopatra sich da verhalten? Wie hat sie sich da verhalten? Immer mitdenken, das ist sehr stark gefärbt. Aber den Film zugutehalten muss man. Er orientiert sich sehr stark an diesen historischen Färbungen. Das heißt, wenn wir sagen, Plutarch lügt nicht, dann lügt der Film auch nicht, weil der Film sehr an das zählt, was Plutarch zu erzählen hatte.
Johannes Franke: Aber du willst es dem Film jetzt zugutehalten. Ich würde sagen, er fällt einfach massiv auf Plutarch rein.
Florian Bayer: Wahrscheinlich, ja.
Johannes Franke: Also das finde ich wirklich ein Problem an dem Film. Ich finde, man liest so sehr raus, was sich damals die Römer, die mochten wirklich Kleopatra nicht. Und das werden wir im Laufe dieses Gesprächs immer wieder merken. Was für ein großes, großes Problem die Römer mit Kleopatra hatten. Was ja alles überhaupt erst in den Ruin getrieben hat, weil Markus Antonius am Ende ja stirbt, weil Octavianus damals so eine riesige Kampagne gegen ihn führen konnte, weil er mit Kleopatra zu tun hatte. Und die Römer gesagt haben, Kleopatra ist nicht unsere Kultur, warum macht Markus Antonius jetzt so einen Scheiß? Die ist doch die Schlange, die ihn verführt hat. Und das ist eine Färbung, die... Das hilft uns nicht, um rauszufinden, wer Cleopatra war. Überhaupt nicht.
Florian Bayer: Ein grundsätzliches Problem, was dieser Film hat, wenn es darum geht, herauszufinden, wer Cleopatra war, wir sehen dafür Cleopatra in diesem Film sehr wenig.
Johannes Franke: Der Film müsste ja gar nicht Cleopatra heißen.
Florian Bayer: Ich war wirklich schockiert, weil ich dachte, okay, ja, ja, großes Monumentalfilm und so weiter. Aber der Film heißt Cleopatra. Ich erwarte, dass der Film eine Protagonistin hat, die Cleopatra ist. Und nicht einen Protagonisten Julius Cäsar und einen Protagonisten Markus Antonius. Ich habe so oft geschrieben, ja. Aber wo ist die Frauenperspektive? Und man muss es nicht mal auf so eine Gender-Debatte machen. Wo ist die Kleopatra-Perspektive? Der Film heißt Kleopatra. Ich will nicht zwei olle Dudes sehen, die über Kleopatra reden. Ich will wissen, was Kleopatra denkt.
Johannes Franke: Es sollten zwei Filme werden. Das haben wir das letzte Mal diskutiert. Es sollten zwei Filme werden. Und da ist auch viel rausgecuttet worden. Und da ist vielleicht auch die ein oder andere Motivation rausgecuttet worden.
Florian Bayer: Das glaube ich nicht.
Johannes Franke: Das hat aber Liz Taylor gesagt.
Florian Bayer: Ja, aber alles, wo ich das Gefühl habe, wo sie Kleopatra ein bisschen mehr Raum geben, Jetzt ganz, ganz, ganz schrecklicher Soap-Kitsch. Und zwar vor allem in der zweiten Hälfte, wenn es um Markus Antonius geht und ihre Beziehung und ihre Liebe zu Markus Antonius. Diese Monologe, die es da teilweise gibt, die haben keine, ich wiederhole, keine psychologische Tiefe.
Johannes Franke: Aber in keiner Figur, ne? In Cleopatra sowieso nicht, aber in den anderen Figuren auch nicht.
Florian Bayer: Auch überhaupt gar nicht. Mit gutem Willen findet man Figuren, die ein bisschen nuancierter sind. Aber in der Regel werden die Figuren sehr klar gesetzt. Und ich glaube, teilweise sind sie so gesetzt, wie es gar nicht intendiert war. Ich glaube nicht, dass Markus Antonius so eine Heulsuse sein sollte. Ich glaube nicht, dass das so geplant war.
Johannes Franke: Das glaube ich schon ein bisschen, weil der auch historisch überliefert wird als Heulsuse teilweise.
Florian Bayer: Ja. Ich habe das Gefühl,
Johannes Franke: also ich finde es nicht gut, dass sie das Gefühl hat, weil ich nämlich überhaupt gar kein Gefühl dafür bekomme, wer jetzt Markus Antonius, warum der überhaupt an irgendeiner Spitze irgendeines Staates war. Aber das ist ein anderes Thema, darüber reden wir sowieso.
Florian Bayer: Wir sind noch nicht bei Markus Antonius, wir sind ganz am Anfang, wir sind bei Späser.
Johannes Franke: Wir können ja so langsam durch den Film durchgehen, weil ich nämlich das Bedürfnis habe, alle paar Minuten aufzustehen und zu sagen, aber das stimmt doch nicht.
Florian Bayer: Also ich habe nach den ersten fünf Minuten das Bedürfnis aufzustehen und zu sagen, danke, das reicht. Die ersten fünf Minuten sind Overtüre und Vorspann.
Johannes Franke: Die Musik ist gut.
Florian Bayer: Und du weißt, dass vier Stunden Film vor dir... Die Musik ist fantastisch. Die Musik ist toll. Du hast das Gefühl, jetzt sind fünf Stunden Film vor mir. Und dann hast du diesen Overtüre und Vorspann und denkst so, okay, die ersten fünf Minuten hab ich geschafft. Und dann haben wir einen Aufwärtszähler und du denkst schon, muss nicht unbedingt sein. Und dann geht's eigentlich erst mal. Weil wir haben Cäsar, der reinkommt. Und Rex Harrison macht seinen Job ganz gut als Cäsar.
Johannes Franke: Okay. Die ersten Probleme tauchen auf. Mit Rex Harrison tauchen die Probleme auf. Aber ich möchte ganz kurz sagen, wir befinden uns durchaus auf zwei verschiedenen Seiten der ganzen Geschichte. Du hast gesagt, du willst nach einer Minute ausmachen. Ich wollte es selbst nach vier Stunden nicht ausmachen. Ich habe es mir gerne angeschaut. Und ich habe mir die Kostüme wahnsinnig gerne angeschaut. Ich habe mir die Kulissen wahnsinnig gerne angeschaut, auch wenn sie ausgeleuchtet waren, wie bei einer Tenor-Novella. Ich war in jeder Minute... Gut unterhalten. Gut unterhalten weiß ich nicht genau. Aber so unterhalten, dass ich weiter gucken wollte. Und ich, vielleicht ist es ein Guilty Pleasure, das weiß ich nicht ganz genau. Aber es ist etwas, wo ich gedacht habe, nee, aber es ist interessant und es ist durchaus, den Schauspielern will ich so ein bisschen folgen oder, ah, da gibt es auch Probleme. Scheiße. Aber nein, nein, nein. Ich halte vier Stunden durch, ohne aufs Handy zu gucken. Tatsächlich.
Florian Bayer: Also ich bin ganz oft gestresst und will, dass es aufhört. Wirklich oft. Und zwar selbst in D-Szenen, die ein bisschen Unterhaltungswert haben, weil alles in die Länge gezogen wird. Und du hast bei allem das Gefühl, das ist so aufgebläht. Weil wenn du die Geschichte runterkürzt, sind es letzten Endes sehr, sehr, sehr simple Kabale und Liebe, die hier inszeniert werden.
Johannes Franke: Ja, eigentlich ist es eine Rom-Com.
Florian Bayer: Du findest aber offensichtlich Rex Harrison als Cäsar schon scheiße.
Johannes Franke: Ja, leider. Okay, also das Problem ist, ich habe vorher angefangen zu recherchieren, wer ist Cleopatra, wer ist Cäsar, wer ist MacArthur Antonius und was haben die gemacht und was ist deren Ding? Und ich finde kaum etwas in diesem Film tatsächlich wieder, obwohl der Film sich wirklich orientiert an Plutarch, du hast es schon gesagt, und an ganzen Berichten. Irgendwie erkennt man auch, dass sie sich daran orientieren, aber ich kann diese Figuren... Die ich mir vorstelle unter Cäsar, unter Marcus Antonius, unter Octavianus vor allem auch, obwohl er ein guter Schauspieler ist, und unter Cleopatra, ich kann diese Figuren nicht wiedererkennen.
Florian Bayer: Ich finde Cäsar klasse, aber vor allem, weil ich den Cäsar meiner Kindheit wiedererkennen kann. Cäsar ist in diesem Film ein ganz toller, charmanter, väterlicher Brite. Ganz großartig.
Johannes Franke: Was hat der da zu suchen in dem Film? Was soll dieser Brite da?
Florian Bayer: Das ist der Cäsar aus Asterix und Obelix.
Johannes Franke: Nein, nein, nein.
Florian Bayer: Findest du nicht? Nein. Ich dachte die ganze Zeit, das ist der Cäsar aus den Filmen. Okay,
Johannes Franke: aus dem Film, gerne.
Florian Bayer: Und ich finde ihn charmant und sehr britisch. Und ich finde, Cäsar sollte auch britisch sein. Also Cäsar sollte britisch sein. Markus Antonius sollte nicht Waliser sein oder Cowboy. Dazu kommen wir später nochmal. Aber ich finde, Cäsar sollte Brite sein.
Johannes Franke: Nein.
Florian Bayer: Und ich finde es auch, ich finde diesen charmanten Briten, der Cäsar nun mal war, den spielt Rex Harrison. so wie ich mir das vorstelle. Das ist total okay. Damit kann ich leben.
Johannes Franke: Ich finde, dass Rex Harrison eine solche Schnarchnase teilweise spielt, die ich überhaupt nicht abnehme, dass er auch nur irgendein Reich erobert. Kannst du dir vorstellen, wie er am Schlachtfeld steht und sagt, ich erzähl euch jetzt mal ein bisschen was und wenn ich dann genug erzählt habe, dann ergebt ihr euch von alleine, weil ihr es nicht mehr ertragt.
Florian Bayer: Also wenn ich meinen Quellen... Glaube, die ich gelesen habe, war Cäsar auch zumindest, also Cäsar war ein Charmeur und Cäsar war ein Verführer.
Johannes Franke: Das auf jeden Fall, das sehe ich nicht.
Florian Bayer: Aber im Vergleich zu Markus Antonius war Cäsar schon ein bisschen eine Schnarschnase. Er hatte seinen eigenen Charme, aber er galt nicht als dieser coole Pro, der sie alle rumkriegt mit seiner Mannesstärke. Er war eher so ein Akademiker.
Johannes Franke: Absolut. Cäsar war Akademiker durch und durch und Markus Antonius war eher der Hau-drauf-Typ, der einfach Oh, Muskeln, ja. Toll. Okay. Und das kann ich auch gerne nehmen in einem Film. Aber ich will trotzdem sehen, warum Cäsar überhaupt irgendeine Schlacht gewonnen hat. Weil er eine gewisse Härte hatte, weil er durchaus im richtigen Moment die brutalsten Entscheidungen treffen konnte. Und das tut er in diesem Film kaum. Er hat einmal eine schlaue Entscheidung getroffen für irgendeine Schlacht, damit wir sehen, dass er schlaue Entscheidungen treffen kann. Aber das hat null Impact auf die Geschichte.
Florian Bayer: Nee, aber in der Geschichte geht es dann halt doch auch zu sehr vielleicht um die Romanze zwischen ihm und Cleopatra. Ja, aber... Also um das nochmal zu sagen, ich sehe hier kein akkurates historisches Porträt von Cäsar. Überhaupt nicht. Aber ich finde, ich nehme diesen Cäsar so, wie ich ihn kriege. Wir haben keine historisch akkuraten Persönlichkeiten.
Johannes Franke: Aber ich will den Cäsar sehen, der auf den Tisch haut und rumbrüllt und mit seiner Hakenkasse sagt, Alter, du machst das jetzt.
Florian Bayer: Verstehe, ich sehe, was du willst. Ja, okay. Weil wir haben ja keine akkuraten historischen Persönlichkeiten. Das heißt, was wir sehen, sind irgendwie so Abziehbilder, die irgendwie aus dem amerikanischen oder britischen Kino kommen. Ja. Wie man sich das irgendwie vorstellt. Cäsar ist Brite, weil Shakespeare am besten über Cäsar geschrieben hat. Deswegen ist Cäsar Brite. Da haben wir es.
Johannes Franke: Verstehe ich.
Florian Bayer: Und da nehme ich den Briten Cäsar. Also nehme ich zum Beispiel eher als die amerikanische Filmdiebe Cleopatra.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Wo du das Gefühl hast, ja schön, Schauspielerin, willkommen.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und um da vielleicht gleich reinzugehen, auch so mit den Kostümen und so. Was wir hier sehen, wie die Römer angezogen sind, wie Cäsar angezogen ist. Wie sie sich bewegen. Ja. Wie sie sich unterhalten. Es ist so offensichtlich britisch-amerikanisch. Wir haben hier die angelsächsische Version der Antike. Die benutzen Slangs und Arten zu reden, die einfach zu modern ist. Und ich nehme es bei Cäsar einfach, weil ich es witzig finde. Ich gucke die ersten Minuten und denke, es ist totaler Bullshit. Aber ich finde Cäsar trotzdem irgendwie witzig. Und es ist halt auch, weil ich was habe zum Festhalten, weil es kommt nicht mehr viel in diesem Film, an dem ich mich festhalten kann. Aber dieser Cäsar ist wirklich okay.
Johannes Franke: Aber der Cäsar... Die andere Seite von ihm, er muss ja charmant sein, weil er ein großer Schürzenjäger war, aber ausgerechnet das zeigen sie doch wieder nicht. Ich würde auch ihm, so charmant er ist, auch nichts Sexuelles andichten. Die beiden haben ja null, also sie haben so eine väterliche Beziehung, aber die haben null sexuelle Sache und ich denke die ganze Zeit, Cäsar, du warst doch, du warst jeder Frau. Die Leute haben gesagt, wenn Cäsar ins Dorf gekommen ist, irgendwo durchgeritten ist, sperrt eure Frauen weg.
Florian Bayer: Und eure Männer.
Johannes Franke: Und eure Männer, ja, stimmt. Sperrt alle weg, die ins Beuteschema passen. Der Notgeile kommt wieder. Das war die Wortwahl. Der Notgeile kommt wieder, weißt du? Und warum sehe ich das im Film nicht? Nicht ein einziges Mal.
Florian Bayer: Weil wir das Jahr 1963 haben. Wir befinden uns gerade noch so im Haste Code Hollywood.
Johannes Franke: Aber das ist mir... Nein, nein, nein, nein. Das haben sie ja bei... Mit Marcos Antonius haben sie mehr Sexualität reingebracht.
Florian Bayer: Naja, ich weiß ja nicht.
Johannes Franke: Ich habe eine Vorstellung.
Florian Bayer: Was ich an dem Cäsar mag, ist seine Ironie. Er hat so etwas Ironisches mit allem, was er sagt.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, ja. Aber das Problem ist, die Ironie könnte aber auch treffen. Das tut sie aber nicht. Sie ist nicht scharf. Sie ist nicht scharfzüngig.
Florian Bayer: Nein, nein, nein.
Johannes Franke: Das könnte aber Cäsar durchaus sein mal. Nehmen wir die erste Szene, wo Cleopatra auftaucht. Ja. Sie wird mit dem Teppich ausgerollt.
Florian Bayer: Natürlich wird sie mit dem Teppich ausgerollt.
Johannes Franke: Meine Vorstellung von der Szene ist, selbst wenn Cäsar das schon geahnt hat, das tut er ja im Film, ist in Ordnung. Zum einen möchte ich nicht die Entzauberung von Cleopatra, bevor ich sie verzaubert gesehen habe. Ich will nicht, dass sie so ungelenk aus dem Teppich gerollt wird und dann erstmal auf dem Bauch liegt, um sich dann irgendwie ungelenk umzudrehen. Also sie hat überhaupt keinen Zauber, wenn sie da rauskommt. Egal, ob er auf mich wirkt, aber der Zauber muss doch wenigstens auf ihn wirken. Und er muss doch als Schürzenjäger sagen, oh, jetzt wird's interessant. Brauch ich dich nicht und ach, die Karten, ja, ist ja in Ordnung, was soll's. Er demonstriert
Florian Bayer: Desinteresse. Ironische Weltmännlichkeit.
Johannes Franke: Ja, aber, Alter.
Florian Bayer: Das Ding ist, ich seh diese Kleopatra und ich bin noch die ganze Zeit, ich häng noch die ganze Zeit am Ptolemäus, ne?
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Kurz zum historischen Hintergrund, Kleopatra ist im Drohnenstreit, das war sie tatsächlich, historisch verbürgt, mit ihrem Bruder Ptolemäus. Und ich frage mich die ganze Zeit, ist der schwul, als schwul kodiert? Ist das das Ding, weil das sehen wir bei Octavian nachher auch nochmal, dass die Bösewichte sowas haben, was wir als Klischee weibig bezeichnen würde. Und da hänge ich die ganze Zeit dran. Ich sehe diese ersten Szenen und denke, oh Hollywood, du ziehst wieder das Ding durch.
Johannes Franke: Aber es ist nicht nur Hollywood, alles was so Könige und so waren, Römer waren sehr allergisch dagegen, gegen solche Herrschaft. Deswegen waren sie ja auch eine Republik quasi. Also sie haben einen Senat gehabt. Sie wollten keine Könige. Deswegen war ja auch Caesar irgendwann weg vom Fenster, weil sie darauf allergisch reagiert haben, dass er sich zum Kaiser quasi machen wollte.
Florian Bayer: Aber es geht nicht darum, dass er König ist, sondern einfach wie er sich verhält und er verhält sich so, wie sich ein Bösewicht verhält.
Johannes Franke: Ich will darauf was hinaus. Könige wurden von den Römern als Feminin. Die Römer haben das gehabt, dieses Bild. Und das reproduziert dieser Film.
Florian Bayer: Oh, ich weiß nicht. Damit rechtfertigst du Hollywood-Tropes und Klischees.
Johannes Franke: Ich weiß nicht, ob ich das richtig finde. Aber es ist etwas in line mit der Geschichte.
Florian Bayer: Aber Hollywood hat das halt auch die ganze Zeit gemacht. Diese Bösewichte.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, es ist furchtbar.
Florian Bayer: Die als weibisch dargestellt werden. Oder eben als irgendwie zumindest so krypto-schwul. Oder wie auch immer man das nennen will. Die Römer haben ja, also Cäsar hat auch nicht mit Männern gepimpert. Ja,
Johannes Franke: ja, ja.
Florian Bayer: Okay, das hat dazugehört. Das war irgendwie so ein Teil davon. Und... Das Problem ist, dass dieser Ptolemaeus, den haben wir dann halt geschminkt. Und so die ganze Zeit mit diesem, naja, diese ganzen Klischees, die da drauf kommen. Und das, finde ich, findet man auch nachher bei Octavian wieder.
Johannes Franke: Ja, das stimmt.
Florian Bayer: Naja, die ist so ein feminines Verhalten.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und genau, da hänge ich noch voll dran.
Johannes Franke: Das ist tatsächlich auch problematischer. Ptolemae war auf jeden Fall geschminkt. Das müssen wir der Geschichte geben, ne?
Florian Bayer: Nein. Doch, natürlich. Oh, nein. Also, nicht so, wie er in dem Film geschminkt ist.
Johannes Franke: Die haben sich mit so Ruß und so weiter ein paar... mit Ölen und so weiter haben die sich was unter die Augen geschmiert, um Insekten fernzuhalten.
Florian Bayer: Ja, aber was dieser Film macht und was in der historischen Darstellung auch oft falsch gemacht wird, Ptolemäus und Kleopatra werden als stolze Ägypter nach dem klassischen Ägypten-Klischee präsentiert.
Johannes Franke: Ja, es waren ja keine Ägypter. Das waren Griechen. Das waren ja Griechen.
Florian Bayer: Das waren die Enkel von Alexander. Die wollten natürlich die Mode Alexanders voranbringen. Also Kleopatra hätte gesagt, zu dem wie sie angezogen ist in diesem Film, aber Oh mein Gott, das Outfit ist so 2000 vor Christus. Sie hätten nicht 2000 vor Christus gesagt, weil sie nicht weiß, dass Christus geboren wird. Aber das, wie sie gezeigt werden, das war eine Dynastie, die 2000 Jahre alt war. Als die Pyramiden gebaut wurden, haben noch Mammuts gelebt. Und Kleopatra ist näher an unserer Zeit als am Bau der Pyramiden.
Johannes Franke: Dass du das rausholen würdest, war ja klar. Natürlich. Das ist der große Funfact, wo alle immer sagen, what?
Florian Bayer: Ich finde es total krass, das muss man sich vorstellen. Also Ägypten war ein... ewig altes Reich. Die Pyramiden, die damals in Ägypten standen, hatten Graffitis. Und zwar nicht die alten Graffitis, sondern die hatten wirklich, Leute haben da Farbe dran geschmiert, wie es halt heute bei historischen Bauwerken bei uns auch teilweise zu sehen ist.
Johannes Franke: Die waren damals schon richtig hart, alte historische Bauwerke. Die Ptolemäer haben 300 Jahre Geschichte hinter sich, als Kleopatra an die Welt kommt. 300 Jahre gab es die Ptolemäer, die aus Griechenland gekommen sind, um das Ding zu besetzen und als Scheinägypter quasi dort zu regieren.
Florian Bayer: Für sie waren die Pyramiden das, was für uns das Kolosseum ist. Stimmt. Und das stimmt nicht. Das Kolosseum ist für uns, es ist näher an uns. Für sie waren die Pyramiden das, was für uns der Koloss von Rhodos ist. Die sieben Weltwunder. sind diese Zeitabstände, in denen wir denken. Es war nicht diese ägyptische Welt, wie man sie sich vorstellt, zu ihrer Zeit, Glanzzeit, als die Pyramiden gebaut wurden. Es war eine ägyptische Welt zu einer Glanzzeit, aber es war eben eine kolonialisierte, alexandrinische,
Johannes Franke: griechische Welt. Genau. Deswegen heißt ja diese Hauptstadt auch Alexandria.
Florian Bayer: Genau. Und dafür war es aber auch wirklich eine unglaublich fortschrittliche Kultur. Ja. Und das muss man dem Set-Design in dem Fall geben. Das wurde in dem Film, auch wenn wir relativ wenig Aufnahmen von Ägypten, Außenaufnahmen von Ägypten sehen, Ja. wurde das doch in einigen Bildern ganz gut getroffen. Also es gibt diese Bauwerke, die zumindest zeigen, dass die reich waren, dass das eine große Kultur war.
Johannes Franke: Die haben ja auch diese berühmte Bibliothek von Alexanderberg.
Florian Bayer: Die die Idioten angezündet haben.
Johannes Franke: Was auch eine griechische Sache ist. Dieses Wissen sammeln und das Weltwissen in einer Bibliothek haben zu wollen, das kam aus einer griechischen Tradition einfach.
Florian Bayer: Die hatten wohl ziemlich krasse Technik und krasses Wissen. Man kann es teilweise nicht mehr nachbauen. Aber es... gab wohl automatische Türen? Frag mich nicht, wie sie funktioniert haben, aber es gab Türen, die sich automatisch geöffnet haben und mit sehr komplizierten Mechanismen, dass vieles verloren gegangen ist, die müssen wir da machen. Das haben wir sowieso genau Aufzeichnungen von, also wenn es darum geht, Kleopatra-Aufzeichnungen aus Rom zu finden, ist schon schwierig, aber Kleopatra-Aufzeichnungen aus Ägypten, aus ihrer Heimat zu finden, ist noch schwerer. Die waren wohl ziemlich fortschrittlich, was so Technik betrifft, Mathematik betrifft. Da werde ich auch später nochmal zurückkommen. Die Römer waren Dorftrampel im Vergleich zu den Ägyptern.
Johannes Franke: Und dieses Land war auch einfach wahnsinnig reich, muss man sagen. Ägypten war damals quasi die Kornkammer von Rom. Also die haben ganz viel Weizen und so weiter von Ägypten bekommen. Also die waren auch sehr abhängig davon. Und das ist so ein bisschen, ich finde, dass dieser Film an einer Stelle einsetzt, wo ich ein bisschen verloren bin, weil ich nicht weiß, wie ist die Beziehung zwischen Ägypten und Rom? Wer ist wessen Herr? oder nicht Herr? Und warum zur Hölle kann Cäsar entscheiden, welcher von den beiden Geschwistern jetzt Herrscher von Ägypten wird? Und der Hintergrund ist klar, aber der Film erzählt mir den nicht so richtig. Habe ich so das Gefühl. Ich weiß nicht, ob ich irgendwas verpasst habe.
Florian Bayer: Ich finde es auch tatsächlich ein bisschen schwach. Ja, wir haben keine Aufzeichnung von ihrer Kindheit und Jugend. Aber der Film dichtet so viel dazu. Wenn der Film sich Kleopatra nennt. Das Leben von Kleopatra fängt nicht an, wenn sie Cäsar mit dem Teppich ausgerollt nimmt. Das ist... Das ist ein Grundproblem des Films und das ist ein Symptom davon, dass sie Cleopatra da einführen. Wir haben schon einiges. Wir haben schon 10 Minuten, 20 Minuten Cäsar hinter uns, wenn Cleopatra eingeführt wird. Ihr Leben beginnt, wenn sie Cäsar kennenlernt und ihr Leben endet, wenn Markus Antonius stirbt. Das ist hart für einen Film, der sich Cleopatra nennt und der uns diese Frau näher bringen will, weil das tut er einfach nicht.
Johannes Franke: Ich sehe, wir sind da ziemlich auf einer Schiene. Obwohl ich... den Film gerne geschaut habe. Ich habe den ganzen Schauwert, diese ganzen Kostüme und so. Ich habe es schon mal gesagt. Ich habe es geliebt, den Film einfach visuell zuzuschauen und auch immer mal wieder so in der Geschichte selbst. Aber ich habe mich einfach wirklich in fast jeder Szene aufgeregt darüber, dass die Figuren einfach schlecht gezeichnet sind.
Florian Bayer: Kann nicht aufhören, die Schauwerte auf so einer Meta-Ebene zu sehen. Ich finde das beeindruckend. Das sind beeindruckende Hollywood-Kulissen. Da komme ich nicht dran vorbei, einfach weil ich weiß, dass die historischen Orte anders aussahen. Und das heißt, dieses Beeindrucken ist immer so. Ich bin beeindruckt, es ist Hollywood. Und es fehlt diese historische Pumpe, es fehlt diese Gravitas. Keine Ahnung, es ist auf jeden Fall zu viel. Ich gucke, oh ja, tolles Set, tolles Studio, aber ich kann diesen Sprung nicht machen.
Johannes Franke: Ich möchte einmal was klarstellen. Wir haben das Leben der anderen besprochen vorhin. Und da haben wir darüber geredet, dass er unter Umständen aus dem... Verhörmethoden der Stasi aus den 60ern mit denen der aus den 80ern vermischt und dass man historisch nicht allzu akkurat teilweise ist, weil Sachen vermischt werden. Und wir haben es entschuldigt, weil wir gesagt haben, der Film ist etwas, der will eine andere Allegorie erzählen als jetzt die historische Akkuratesse. Es ist kein Dokumentarfilm, sondern es ist ein Spielfilm. Das hier ist auch ein Spielfilm und kein Dokumentarfilm. Das Problem dabei ist, warum mich das aufregt, dass das nicht so ist, wie ich das... gerne gehabt hätte, ist, dass der Film sich nicht entscheidet, klare richtige Entscheidungen zu treffen, die Geschichte von Kleopatra wirklich zu erzählen. Selbst wenn sie nicht stimmt, will ich eine klare, nachvollziehbare Geschichte von Kleopatra sehen. Wenn der Film schon Kleopatra heißt. Oder ich will halt einen Film, der heißt Cäsar. Aber selbst wenn der Film Cäsar geheißen hätte, hätte ich gedacht, was ist denn das für ein Cäsar? Oder wenn er Marcos Antonius geheißen hätte, dann hätte ich auch gedacht, was ist denn das für ein Marcos Antonius? Das ist das Problem.
Florian Bayer: Ich glaube, ich könnte, also das fehlende historische, also gerade auch bei den Sets, könnte ich auch verzeihen, wenn es halt nicht diese, wenn es nicht diese Tropes wären, die man halt sehr oft schon gesehen hat in Hollywood. Ich habe einige, ich habe nicht viele Monumentalfilme gesehen, mache eher einen Bogen um sie, was aber unter anderem auch daran liegt, dass die Ästhetik immer die gleiche ist.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: diese Hollywood-Sandalenfilme, größeren Budget, das sehen die Interieurs und auch die Außenaufnahmen, die sehen alle zugleich aus. Das ist so. Es ist so eine spezifische Ästhetik, an der ich mich irgendwann satt gesehen habe, weil diese Filme halt auch alle 10 Stunden gehen. Naja, Cleopatra und Caesar, sie necken sich ein bisschen und sie flirten ein bisschen und dann gibt es diesen typischen Hollywood-Machoismus mit dem aufgezwungenen Kuss.
Johannes Franke: Und sie genießt das so absurd hart schlimm. Willst du mir sagen, dass ich nur das zu machen habe, was du willst und soll ich dich dann küssen, wenn du willst, dass ich dich küsse und so? Und sie... Sie hat die absurdeste Regieanweisung dafür bekommen, die ich einfach fast nicht ertragen kann in der Situation.
Florian Bayer: Küss den
Johannes Franke: 52-Jährigen. Also es ist eine andere Zeit. Vielleicht ist es eine Zeit, mein Bild davon ist, dass du als Kleopatra, die ja sieben Sprachen gesprochen hat, unter anderem als allererste in ihrer Reihe die Sprache ihres Volkes. Das ist ein Hard Fact, den du als Film nicht einfach wegignorieren kannst. Das ist so wahnsinnig wichtig. Das sagt was über ihre Intelligenz aus. Das sagt etwas über ihr Bedürfnis als Herrscherin aus. Und das sind zwei Fakten, die in dem Film völlig untergehen. Und weswegen auch die Beziehung zu Cäsar völlig an dem vorbeigeht, was ich gerne gesehen hätte. Nämlich, dass sie genau weiß, was will ich von Cäsar für mein Volk? Und wie muss ich mit diesem Typen umgehen? Und das wird mir alles nicht gezeigt. Sondern es wird mir die Idee... submissive Frau gezeigt. Und nicht die Herrscherin.
Florian Bayer: Es gibt in dem Film genau zwei Szenen, die kommen deutlich später und das ist auch meiner Meinung nach zu spät, wo diese Stärke mal durchblitzt. Dass sie diese Stärke hat. Aber ich stimme dir komplett zu. Es wird dieses typische Hollywood-Frauen-Klischee gezeigt. Es wird überhaupt nicht darauf eingegangen, was für eine starke Persönlichkeit Cleopatra war. Und das ist ja auch das, was die historischen Quellen hier geben. Dass Cleopatra Das ist das, worauf Plutarch sehr viel Wert legt, dass Cleopatra wahrscheinlich nicht so hübsch war, wie ihr viele Dichter angedichtet haben. Aber dass ihre Schönheit halt darin lag, dass sie unglaublich überzeugend sein konnte, dass sie unglaublich charmant sein konnte. Das, was sie hier versuchen, Cäsar zu geben, was sie meiner Meinung nach auch ganz gut bei Cäsar treffen, deiner Meinung nach überhaupt nicht. Aber das hätte Cleopatra verdient gehabt. Sie ist halt nicht für die... Sie wird hier halt als... Elizabeth Taylor ist eine unglaublich schöne Frau. Sie wird halt als unglaublich schöne Frau gezeigt. Aber es wird ihr dieser Charme und vor allem diese... Dieser Charisma, das ist das, was fehlt. Charisma einer starken Persönlichkeit, die extrem klug ist, die klare Ziele hat, die auch nüchtern ist bei diesen Szenen. Wir wissen ja nicht so viel darüber, aber wovon wir ausgehen können ist, dass diese Beziehung zu Cäsar, genau wie die Beziehung zu Markus Antonius, deutlich nüchterner war, weil es einfach der richtige Schritt war für eine Herrscherin, um ihre Herrschaft zu sichern.
Johannes Franke: Und zwar für beide.
Florian Bayer: Für beide, genau. Das war Politik.
Johannes Franke: Und deswegen finde ich, dass mit Cäsar... Doppelt problematisch, weil eigentlich in meiner Vorstellung müssen die sich treffen, einmal vielleicht ein bisschen aneinander reiben, aber dann feststellen, okay, wir reden jetzt einfach mal offen miteinander, wir brauchen einander wegen das, das, das und das. Cäsar hatte Bürgerkrieg in seinem Land, sie hatte Bürgerkrieg in ihrem Land, vor allem hatte sie Probleme mit ihrem Bruder. Er konnte ihr helfen, auf den Thron zu kommen. Das ist im Film auch, wird angesprochen, weil sie immer wieder sagt, du musst mich jetzt einsetzen als Herrscherin. Aber es wird nicht auf Augenhöhe verhandelt. Und ich glaube, das ist das, was eigentlich passiert ist. Ja, das denke ich. Dass Cäsar hingekommen ist und gesagt hat, okay, du bist meine bessere Wahl, weil, egoistische eigene Motive. Sie sagt, du bist meine Wahl, weil, Bürgerkrieg. Und die dann vielleicht noch voreinander sitzen und sagen, und vielleicht sind wir auch ein bisschen horny. Das finde ich vollkommen in Ordnung. Weißt du, dann sagt man, okay, wir haben hier zwei Ebenen, eine sexuelle Ebene und eine politische Ebene. Aber die politische Ebene vollkommen rauszulassen und die sexuelle Ebene auf eine romantische Ebene zu ziehen, die nur Melodramen ist, finde ich total zum Kotzen.
Florian Bayer: Ich finde es hier noch nicht so schlimm wie bei Markus Antonius später.
Johannes Franke: Ja, das stimmt.
Florian Bayer: Weil es nicht so viel Melodramen ist, sondern mehr so ein bisschen kitschiges Geflirte und ein bisschen Gefoppe.
Johannes Franke: Ja, und dieses väterliche...
Florian Bayer: Es ist Rom-Com, es ist Friends.
Johannes Franke: Ja, ja. Oh Gott, oh Gott. Ja.
Florian Bayer: Ja, genau. Ich kann nur dem zustimmen, was du gesagt hast, was total schrecklich ist. Und ich will auch nachher duschen. Aber ja, es wird einfach so reduziert auf dieses, wir foppen uns, wir necken uns, wir landen zusammen im Bett. Ptolemäus wird abgesägt und es ist halt einfach eine nette, süße, romantische Beziehung, wo ein Kind rausspringt. Es ist einfach nicht nur komplett vorbei an der Realität, es macht Cleopatra auch unglaublich schwach. Und dadurch, dass Cäsar halt nicht in dem gleichen Maße schwach gemacht wird, weil er sie verführt und so weiter, haben wir einfach schon diesen ganz merkwürdigen Punkt der Geschichte, dass hier eine Herrscherin reduziert wird auf, Ja, ein Schauobjekt. Und das ist krass für einen Film, der sagt, ich stelle diese Herrscherin in den Mittelpunkt.
Johannes Franke: Nochmal gesagt, ich konnte diesen Film vier Stunden lang gucken, ohne abschalten zu wollen. Ich habe mich viel aufgeregt innerlich, aber ich habe auch ganz oft gesagt, wow, sieht das geil aus. Oder auch interessant erzählt oder weiter erzählt oder sowas. Auch wenn Szenen teilweise plötzlich aufhören und man sich denkt, hä, hä, hä, wo sind wir jetzt? Was soll das jetzt? Warum habt ihr jetzt da was rausgekattet und wir müssen nicht weiter?
Florian Bayer: Wir wissen aus der Geschichte, dass Cleopatra sich hat in den Palast schmuckeln lassen, dass sie mit Caesar zusammengekommen ist, dass sie sich ausgetauscht haben, dass Cleopatra, als Caesar dann abgehauen ist, schwanger war. Er war nicht da, im Gegensatz zum Film war er nicht da, als sie das Kind gekriegt hat. Und dass sie geheiratet haben, dass das Kind Cäsarion hieß und dass man davon ausgehen kann, dass der Sohn von Caesar war. Das heißt, es gab diese Kronfesten, das hast du ja vorhin schon gesagt, die sind da und sind im Film auch verankert.
Johannes Franke: Wir wissen, dass sie ihren Bruder hat umbringen lassen. Ja. Wir wissen, dass sie ihren zweiten Bruder hat umbringen lassen.
Florian Bayer: Nee, nur den einen hat sie geheiratet, oder?
Johannes Franke: Die sind beide geheiratet.
Florian Bayer: Beide sogar. Der Film macht einen großen, großen Drogen voller Scham um diese ganze Inzest-Geschichten. Und jetzt reden wir von hartem Inzest. Nicht dieses Hollywood-Inzest, was ich letzte Woche erwähnt habe, sondern hartes Inzest. Ich heirate meinen Bruder und kriege ein Kind von ihm.
Johannes Franke: Ja, das war Ptolemäische Tradition. Die 300 Jahre, die wir vorhin erwähnt haben, die die Ptolemäer in Ägypten regiert haben, die waren nur... in der Familie. Bruder, Schwester, Heirat, Kind kriegen, das kommt auf den Thron und heiratet wieder Geschwister.
Florian Bayer: Und alle haben sich untereinander, wenn sie nicht Sex untereinander hatten, haben sie sich gezankt. Das war grundsätzlich ein Problem und das ist immer ein Problem in diesen Monarchien, die Erbfolge. Wenn du zwei Geschwister hast, die beide Anspruch auf den Thron erheben. Deswegen wissen wir auch genau, es gab tatsächlich diesen Bürgerkrieg und Kleopatra war in der Wüste. Sie sah bestimmt nicht so grazil aus, als sie aus dem Teppich gerollt ist. Weil sie war in der Wüste und hat wenig Leute und hat sich irgendwie den Palast schmuggeln lassen. Wir haben zwei Szenen, die nicht so wirklich verbirgt sind. Zum einen, Markus Antonius redet mit Kalpurnia, mit der Frau von Cäsar. Dieser erste Schnitt nach Ägypten, wo wir zum ersten Mal Markus Antonius sehen. Es gibt keine richtigen Quellen dazu, dass Markus Antonius so ein guter Buddy von Cäsar war. Das wird für mehrmals stark gemacht, dass Markus Antonius so ein Berater und Freund ist.
Johannes Franke: Ich war richtig irritiert, dass es auftauchte, weil ich vorher ja angefangen hatte zu recherchieren. Und so ein bisschen schon im Kopf hatte, was passiert, in welcher Reihenfolge und so. Und ich dann so, hä, was macht denn Marcos Antonis da?
Florian Bayer: Ich glaube, sie wollten ihn einfach am Anfang schon für die zweite Hälfte so ein bisschen sympathisch machen.
Johannes Franke: Ich glaube, damit komme ich auch klar. Ich war so ein bisschen so irritiert, aber ich glaube, dramaturgisch kann ich dem nachgehen und sagen, ja, okay, ist in Ordnung, ihr wollt ihn einführen, damit wir später mit ihm mitgehen wollen auch.
Florian Bayer: Und dann haben wir als zweite Szene, was wir mehrmals sehen werden, diese typische... römische Senatsszene mit den ganzen Intriganten, die wild durcheinander reden. Wir sehen zum ersten Mal Brutus, als der hin und hergerissen ist zwischen seiner Loyalität zu seinem Vater. Und gleichzeitig lässt er sich halt überzeugen von den Intriganten im Senat, allen voran Cicero, die sagen da guck, siehst du, was hier passiert?
Johannes Franke: Was ich mich gefragt habe in dieser Szene, die wir dann irgendwann haben, wo sie dastehen vor dem Forum und sich unterhalten und sie viel Druck ausüben auf Brutus und sagen, Du musst dabei sein, du musst uns helfen. A, fehlt mir die Motivation, warum muss er jetzt dabei sein?
Florian Bayer: Weil Shakespeare das geschrieben hat.
Johannes Franke: Toll. Aber weißt du, das ist so, hä, wozu brauchen die den denn? Und warum setzen die den jetzt unter Druck? Also, es ist verbirgt, dass Brutus dabei war. Der hat auch anscheinend irgendwie den letzten Stich noch gesetzt. 21 oder 23 Stiche waren es anscheinend, dass Caesar gestorben ist. Und Brutus war dabei. Aber, dass der so... unter Druck gesetzt wird und sagt, nein, aber ich kann auch nicht und dann irgendwie doch dabei ist und es wird im Film überhaupt nicht erzählt, warum er dann jetzt dabei ist. Alles ist weg an Motivation.
Florian Bayer: Es zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Film, dass alles melodramatisiert wird, was geschieht. Die nüchterne Politik, die vielleicht auch ein bisschen mit Intrigen spielt. Wir haben hier übrigens mehrmals zumindest was so diese Intrigendialoge betrifft, fast so was wie eine Blaupause zu Game of Thrones. Nicht dieser Film allein, sondern grundsätzlich das Monumentalkino Hollywoods, das ein bisschen Talklastiger ist dieser Film, ist unglaublich talklastig. Sehr viele Dialoge. Man merkt, dass Mankiewicz auch vom Theater kam. Diese Gesprächslastigkeit, wo es darum geht, dass Intrigen gesponnen werden, das findet man alles auch in Game of Thrones-Feedback. Und zwar nicht wegen diesem einen Film, sondern weil das im Monumentalfilm in Hollywood sehr oft der Fall war. Wenn es um politische Intrigen ging, gab es eine sehr bestimmte Art zu reden und miteinander Ränke zu schmieden. Und die hat sich bis in unsere heutige Zeit gehalten. Und Game of Thrones hat sich da sehr bedient. Ich habe ein paar Mal so gedacht, wie gerade Cleopatra. und Cäsar sich unterhalten. Du hast Game of Thrones nicht geguckt, ne?
Johannes Franke: Nicht so richtig,
Florian Bayer: nein. Zu Prinzessin, zu Pippin.
Johannes Franke: Ich hab ein bisschen was davon, also ich hab eigentlich drei, vier Staffeln davon gesehen. Ach so, genau. Aber vieles davon nur so nebenbei. Und ich hab's einfach nicht, ich war nicht davon gefangen.
Florian Bayer: Naja, auf jeden Fall, genau. Es gibt einfach diese Momente, die auch so ein bisschen viel am Platz wirken. Also dieses Markus-Antonius-Ding und auch dieses Brutus-Ding, das brauchen wir nicht. Ich glaub, da soll einfach so ein bisschen Setup gemacht werden. In diesen Brutus-Cäsar-Senat-Szenen geht,
Johannes Franke: geht,
Florian Bayer: geht. Mankey wird es, glaube ich, auch ganz viel auf Cäsar, also auf Shakespeare.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, es ist fast ein Shakespeare-Reingewoben. Ein Teilweise übernommen.
Florian Bayer: So reingewoben und dann haben wir halt einfach diese wichtigen Spots, was auch ein bisschen fehl am Platz wirkt, ein Film, der Glitchpad reißt. Mann! Okay, Entschuldigung. Und dann haben wir das große Thema, dass Cäsar, wenn er zu seinem Kind steht, ist das ein Problem? Also sein Berater Rufius, der irgendwie öfter noch eine Rolle spielen wird, sagt...
Johannes Franke: Das darfst du nicht.
Florian Bayer: Nee. bloß nicht anerkennen. Und Cäsar sieht das Kind und schreit, mein Sohn. Was komplett weg ist von der historischen Realität. Was aber tatsächlich so eine Szene ist, wo ich denke, ja, es ist okay. Es ist tatsächlich das erste Mal, dass das Drama für mich funktioniert.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Also, aber im historischen Kontext ist es so, dass Cäsar das nie tatsächlich anerkannt hat, oder? Das Kind, wenn ich mich richtig erinnere jetzt.
Florian Bayer: Er war einfach nicht da. Er war einfach nicht da.
Johannes Franke: Aber es wurde ja auch in Rom getuschelt und so weiter. Es gab ja durchaus dann, naja, die ganzen Schriftsteller, Cicero allen voran, die haben ja durchaus auch sich das Maul zerrissen. Ja. Und ich glaube, er hat es tatsächlich nicht offiziell gemacht. Aber er hat sie dann in die Stadt geholt. Ja. Sie hat zwei Jahre lang bei ihm in der Stadtvilla gewohnt. Also Cleopatra.
Florian Bayer: Ja. Jeder wusste, dass er sein Sohn ist. Er selbst hat es, glaube ich, ich weiß nicht, ob er es zugegeben hat, aber es war einfach klar, es war die Grundangst, die sich die ganze Zeit durchgezogen hat, dass hier ein Ägypter potenziell Erbfolger von Cäsar ist plötzlich.
Johannes Franke: Ja, genau. Und es ist eine schlaue Entscheidung von Cleopatra, ne? Also was heißt Entscheidung? Also sie hat das herbeigeführt, ne? Sie hat darum, also historisch ist man auch am Überlegen, ob tatsächlich das der Sohn von Cäsar ist. Caesar ist. Und wenn das nicht ist, dann macht es noch so umso stärker, dass sie das so eingefädelt hat, damit es einen gemeinsamen Thronfolger gibt.
Florian Bayer: Ich habe irgendwas gelesen, der versucht das historisch zu rekonstruieren, dann, ah, wenn es Caesar so ist, dann kam er aber relativ früh zur Welt. War, glaube ich, so das Ergebnis? Und, ah, wäre das möglich gewesen, hätte er überleben können, dass das dann auch überlegt wurde, dass es tatsächlich also Caesar und Kleopatra hatten wenig Zeit, dieses Kind zu zeugen. Und es gibt ein sehr enges Zeitfenster, deswegen kann man bei seiner Geburt sagen, ah ja okay, das ist wirklich knapp und er ist wahrscheinlich ein bisschen zu früh gekommen, deswegen könnte es auch von jemand anderem sein. Ja,
Johannes Franke: okay.
Florian Bayer: Genau, aber der ist ja das, was das so ein bisschen ins Rollen bringt. Und dann haben wir den, genau, Cäsar geht zuerst nach Rom, Cleopatra bleibt mit ihrem Sohn noch ein bisschen da, aber dann haben wir die,
Johannes Franke: die,
Florian Bayer: die Szene des Films. Wir haben schon drüber geredet in der letzten Folge, was alles schief gegangen ist beim Dreh der Szene. Cleopatra zieht in Rom ein. Und alle sagen, das ist die Szene, allein für die Szene lohnt es sich. Triumphale Einzug in Rom, tolle Schauwerte. Und ich schnarche.
Johannes Franke: Nein, ach Floor, ich bin enttäuscht.
Florian Bayer: Also ich schnarche, ich bin zwischenzeitlich ein bisschen empört, weil ich hasse Exotismus. Das geht gar nicht. Dann gucke ich nochmal kurz in mein historisches Buch und stelle fest, das ist komplett unrealistisch. Ihre Truppen bewaffnet, ah ok. Rom hat nicht so ausgesehen.
Johannes Franke: Ja, ja.
Florian Bayer: Und dann gucke ich wieder hin und denke, oh, immer noch nicht vorbei. Was soll das?
Johannes Franke: Es ist wirklich eine sehr, sehr lange Szene. Aber ich tatsächlich, ich komme damit super klar. Ich gucke mir das sehr, sehr gerne an. Und ich freue mich darüber auch. Und ich freue mich auch,
Florian Bayer: die Afrikaner, was auch immer, die da nochmal rumtanzen.
Johannes Franke: Ich weiß nicht, wie historisch sinnvoll oder nicht sinnvoll das ist in dem Moment. Aber die Inszenierung an sich hält mich total dran.
Florian Bayer: Das zwinkern?
Johannes Franke: von 200.000 Kilometer Entfernung zugezwinkert gefühlten.
Florian Bayer: Das Zwinkern ist das Geilste. Sie zwinkert. Sie zwinkert ihm zu, wie halt eine Amerikanerin im 20. Jahrhundert einen Typ zuzwinkert. Die wussten damals wahrscheinlich nicht mal, dass dieses Zwinkern, dass es diese Geste überhaupt gibt.
Johannes Franke: Ich bin voll dabei. Ich bin voll dabei und ich mag's. Ich find's super. Es ist halt der Zirkus in der Stadt. Das ist doch in Ordnung, lass sie doch inszenieren und tanzen und so. Das Interessante ist ja, was wiederum bedeutet, dass die schon wussten, was für eine Frau Cleopatra war. Die hat nämlich gewusst, sich zu inszenieren. Die ist ja tatsächlich damals mit großem Pomp in Rom eingefallen.
Florian Bayer: Aber nicht so eingefallen. Naja,
Johannes Franke: aber sie hat sich nicht versteckt, sondern ganz im Gegenteil, sie ist ganz groß als ägyptische Königin. da einmarschiert und gesagt, ich bin jetzt übrigens da. Und jeder hat es gewusst. Und das war ein Riesenspektakel.
Florian Bayer: Aber nicht so, dass sie ihre Soldaten dabei hatte, weil das hätte Rom nicht akzeptiert, dass die Soldaten so bewaffnet, wie die waren, in dieser Formation in die Stadt einfallen. Ja,
Johannes Franke: aber es bedeutet, dass sie wussten, dass Kleopatra in der Lage war, sich selbst wahnsinnig gut zu inszenieren. Kleopatra hat auch wirklich wahnsinnig viel Make-up getragen. Die haben Kristalle. klein pulverisiert, damit sie schimmernde Augen, Lidschatten haben kann. Sie haben sich dieses Rußpulver unter die Augen geschmiert. Eigentlich ging Insekten, hatte aber den schönen Nebeneffekt, dass die Augen so schön betont wurden. Also das Make-up ist nicht ganz abwegig.
Florian Bayer: Aber sie hätte keine Burlesque-Tänzerin aus den goldenen Zwanzigern dabei gehabt, oder?
Johannes Franke: Ich glaube wahrscheinlich nicht. Keine Ahnung. Das kann ich dir nicht sagen. Und ich glaube,
Florian Bayer: sie hätte auch nicht diese Rauchbomben dabei gehabt. Und ich glaube, sie hätte auch nicht dieses amerikanische Make-up gehabt. Dieses amerikanische Abendkleid, ich weiß ja auch nicht. Sie hätte sich nicht so ägyptisch angezogen und ich glaube auch nicht, dass sie auf der Sphinx geritten wäre. Elefanten halte ich für relativ unwahrscheinlich, weil die hatten echt einen harten Weg von Ägypten nach Rom. Das ist ganz, von Alexandria nach Rom zu kommen, das ist nicht so einfach. Ja,
Johannes Franke: ja, das stimmt. Eine Elefanten auf dem Schiff mit zu, ich weiß nicht.
Florian Bayer: Und sie wäre nicht im Cocktailkleid gekommen.
Johannes Franke: Vielleicht gab es damals dann noch so einen Elefantenverleih in Rom, den sie schnell angerufen haben.
Florian Bayer: Aber okay, geschenkt. Keine historische Akkorde... Ich versuche gerade irgendein Wortwitz mit Uber zu machen.
Johannes Franke: Elefantuber.
Florian Bayer: Ubercrow. Keine Ahnung. Es funktioniert einfach nicht, weil... Und ich weiß, du sagst die Schauwerte, aber ich finde die Szene flach.
Johannes Franke: Ja, was willst du da erwarten an Tiefe in einer Parade? Nein, nein, nein.
Florian Bayer: Bildlich flach.
Johannes Franke: Bildlich flach?
Florian Bayer: Bildlich flach. Bildlich flach? Ja, ich finde, wir haben diese eine klare Flucht Richtung von dem... riesigen Bogen. Und dann vielleicht ein paar Schnitte in die Totale, wo wir die Leute sehen, die jubeln. Und dann passiert aber nichts. Dann kommen uns halt einfach Leute entgegengelaufen die ganze Zeit. Ja,
Johannes Franke: das ist die Zirkusshow. Das ist die Varieté-Show, die da herabgezogen wird.
Florian Bayer: Nee, tut mir leid.
Johannes Franke: Sag nicht, die Schatten stimmen nicht. Dann bringt sich dieser Typ um.
Florian Bayer: Nee, dafür hab ich sie ja sechs Monate später gedreht, Gott sei Dank. Aber sie taucht halt auch in einem Rom auf, das nicht das Rom ist, wie es damals aussah. Rom war ein Moloch. Rom war... dreckig, Rom war stinkend, Rom hatte riesige Mietshäuser, wo die Leute auf engstem Raum gewohnt haben. Rom sah nicht so aus wie in Amerika, Rom aussieht aber auch nochmal geschenkt, ist egal, scheiß drauf.
Johannes Franke: Ja, aber ich meine, der Empfang ist ja unter Umständen dann doch durchaus auf einem Platz gewesen, wo nicht ein Haufen Mietshäuser gestanden haben.
Florian Bayer: Wahrscheinlich, ja. Es gefällt mir einfach nicht, es sieht nicht gut aus, die Szene ist viel zu lang und sie ist langweilig. Wer soll das denn durchstehen?
Johannes Franke: Diese Frau ist also jetzt in Rom, Cäsars Frau, Ist auch nicht unbedingt amused, aber dieser Film übertreibt maßlos in der Darstellung der Eifersucht der Frauen unter sich.
Florian Bayer: Toll, total.
Johannes Franke: Es ist unglaublich. Wir wissen ganz genau, dass Hochzeiten damals eine rein politische Sache waren in diesem Segment. Ich meine nicht die stinknormale Hochzeit, sondern wenn du Herrscher bist, dann gibt es Hochzeiten, um bestimmte Sachen zu sichern. Um bestimmte... Zusammenschlüsse zu sichern, Allianzen zu sichern. Und wenn du dann als Kleopatra völlig ausrastest, weil Markus Antonius Octavianer geheiratet hat und du denkst, aber hallo, du bist auch verheiratet mit deinem Bruder. Was ist da los?
Florian Bayer: Wir haben ja was so sehr vielsagendes, auch wieder dieses amerikanische Ding. Wir haben diesen Schnitt auf die Frauen der Senatoren. die da sitzen, wenn Cleopatra einzieht. Und dann haben wir diese typischen amerikanischen Brokkoli-Frisuren. Dann haben da einfach diese amerikanischen Hausfrauen sitzen, die auch alle eher so in ihren 40ern sind. Sehr bewusst gewählt, um den Kontrast herzustellen zwischen der 20-jährigen, wunderschönen Cleopatra und diesen vergifteten Hausfrauen. Oh,
Johannes Franke: das ist so hart. Was ist das für eine...
Florian Bayer: Das ist das Frauenbild, was dieser Film die ganze Zeit hat. Das ist das Gesellschaftsbild, das dieser Film hat. Das ist halt nicht das Gesellschaftsbild des antiken Roms. Überhaupt nicht. Das ist das Gesellschaftsbild des Amerikas der 50er Jahre. Ja. Da haben wir die amerikanischen Hausfrauen sitzen, die ihrem Mann ihr TV-Menü machen. Das gab es damals, glaube ich, schon.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Wie ist das TV? Es gab doch diese TV-Menüs, die dann einfach in die Mikrowelle geschoben wurden.
Johannes Franke: Oh, okay.
Florian Bayer: TV-Land. Keine Ahnung, ich weiß nicht mehr, wie es hieß. Und die sitzen da und sind so, oh nein, was hat diese 20-jährige Schlampe hier zu suchen? Ja. Und genau, das ist Amerika. Willkommen in den 50er Jahren Amerikas.
Johannes Franke: Was man aber sagen muss, ist... Dass Rom damals tatsächlich einen Ethos hatte, die waren nicht diejenigen, also zumindest zu der Zeit, als das gerade war, haben die nach Ägypten geguckt und haben gesagt, das sind ja alles, die tanzen und feiern den ganzen Tag, das geht doch moralisch völlig verwerflich. Also allein aus diesem kulturellen Unterschied hatte Kleopatra eigentlich schon keinen guten Stand bei den Römern.
Florian Bayer: Es gibt ja dieses Klischee von Rom als Sündenfuhl. Das ist nicht diese Zeit. Rom war zu dieser Zeit sehr puritanisch. Zitzero war das mit dem Nicht-Tanzen. Zitzero hat gesagt, man tanzt nicht, weil er dabei lächerlich aussieht. Oder wenn man tanzt, wirkt er verrückt oder so.
Johannes Franke: Ich weiß es nicht mehr genau. Aber irgendwas in der Richtung. Und die Zeit war einfach sehr stock im Arsch. Ja,
Florian Bayer: definitiv.
Johannes Franke: Und auch sehr auf diese Würde, auf diese männliche Würde des Feldherrn. Und das fehlt mir auch so ein kleines bisschen. Aber das ist nicht wesentlich für den Film. Aber hätte man erzählen können.
Florian Bayer: Und dann habe ich das Gefühl, dann ist Kleopatra jetzt einmarschiert in Rom und dann haben wir bis zum Mord am Cäsar haben wir irgendwie so 20 Minuten Füllmaterial.
Johannes Franke: Und dann dieses Orakel. Ja,
Florian Bayer: das Orakel, das ist tatsächlich die Szene, wo ich geschrieben habe, das ist okay. Das war ganz gut.
Johannes Franke: Erlebt sie die Ermordung von Cäsar auf RTL 2 als Orakel? Naja,
Florian Bayer: das ist zum ersten Mal, wo der Film ein bisschen was Interessantes macht, was Spannendes macht. Der Film hat so viel Geld und der Film findet keine spannende Bildsprache. Da passiert wenigstens mal was anderes.
Johannes Franke: Das stimmt, ja, es passiert was anderes.
Florian Bayer: Und dann freue ich mich einfach, dass ein bisschen Abwechslung da reingebracht wird, dass es nicht mehr so flach aussieht auf Bildebene. Und davor, ich muss alles vergessen, wir haben 20 Minuten, Cleopatra ist in Rom und Markus Antonius und Kalpurnia und Markus Antonius und Cleopatra und so. Es ist einfach nur Filmmaterial. Es ist die Episode vorm Staffelende. Die Episode vorm Staffelende, wo alle genervt sind und sagen, oh Leute, ihr braucht nochmal 30 Minuten. Und dann denke ich, okay, und jetzt wenigstens dieser Mord an Cäsar, das ist ganz geil. Es gibt ja auch tatsächlich die Gerüchte, dass Kalpurnia diesen Albtraum hatte.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, ja. Dass sie ihn auch gewarnt hat und gesagt hat, geh nicht zur Arbeit. Genau.
Florian Bayer: Und der Seher, der gesagt hat, hüte dich vor den Iden des März. Und Cäsar hat ihm gesagt, hier sind jetzt die Iden, was ist denn los? Und er so, naja,
Johannes Franke: die Iden sind noch nicht vorbei. Die Iden des März sind übrigens die Mitte des Monats. März.
Florian Bayer: Ach, das ist so Gymnasiastenbildung.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und dann auch dieses Kleopatra, hat die ihre Seher und diese Isoterik. Vielleicht auch, weil es da einfach komplett unrealistisch wird. Finde ich das ganz geil.
Johannes Franke: Ja, vielleicht. Es gab ja auch die Warnung. Er hat sogar noch einen Zettel zugesteckt bekommen. Auf dem stand, Achtung, Achtung,
Florian Bayer: Messer.
Johannes Franke: Drehen Sie sich jetzt bitte um. Aber er hat es halt nicht richtig gelesen. Sondern er hat gesagt, das mache ich später. Aber viele Historiker sind sich einig, dass dieser Typ, selbst wenn er den Zettel gelesen hätte, nichts anderes gemacht hätte. Cäsar wäre trotzdem hingegangen und hätte es genauso gemacht.
Florian Bayer: Er hatte ja auch schon ein bisschen Leben hinter sich. Das war ja okay.
Johannes Franke: Und er wollte auch einen Punkt machen. Das war ihm, glaube ich, wichtig. Was mir dann wiederum ein Problem macht in der Szene, wo er vorher, kurz vorher im Senat sitzt und sagt, Leute, ich möchte, dass ihr mich jetzt zum Diktator auf Lebenszeit erhebt. Er sagt das irgendwie anders. Die Formulierung ist auch eine andere. Zum Herrscher Roms oder sowas sagt er. Ich weiß es nicht ganz genau. Aber ich sehe überhaupt gar keinen Cäsar in der Szene.
Florian Bayer: Kein Charisma?
Johannes Franke: Naja, Charisma schon. Aber das ist die Situation, die ich vorhin meinte, dass er auf den Tisch hauen müsste und sagen müsste, Leute, ohne mich läuft hier überhaupt nichts. ihr macht das jetzt. Aber was macht er? Er hat eine total verwirrte Szene. Er guckt sich diese Statue an und sagt, warum haben Statuen immer tote Augen? Und man denkt sich, was hat das mit irgendwas zu tun? Was soll das? Du musst hier den Leuten einmal richtig gut verklickern, warum du jetzt Diktator sein sollst und du machst einen auf väterliche Liebe. Was ist das denn?
Florian Bayer: Cäsar haut nicht auf den Tisch.
Johannes Franke: Nein, aber Cäsar muss doch wenigstens ein bisschen überzeugend sein, dass sie ihn zum... zum Kaiser machen sollen. Naja,
Florian Bayer: Cäsar hat seinen merkwürdig akademischen Onkel-Charme. Ich weiß es nicht.
Johannes Franke: Das funktioniert nicht. Mit so einem Onkel-Charme kriegst du doch keinen Senat dazu, dich zum Cäsar, zum Kaiser zu machen. Was soll das?
Florian Bayer: Ich fand das wirklich okay. Wie gesagt, das ist nicht Cäsar, wie er damals war. Das ist auch nicht Cäsar, wie er ein guter Herrscher wäre. Aber es ist ein sehr, sehr, sehr angenehmer Brite. Womit wir zur zweiten großen Menschenfigur kommen, die ja immer mehr jetzt so in den...
Johannes Franke: Markus Antonius?...Film reinkommt.
Florian Bayer: Genau, Markus Antonius, der mit Cleopatra redet, der auch Cleopatra dann nochmal kurz sieht, bevor sie abhaut. Und dann haben wir... Dann haben wir halt Richard Burton vor uns. Ich meine, man sieht Richard Burton den Alkoholismus ganz doll an. Ich sehe den und habe... Ich finde,
Johannes Franke: es passt zur Rolle.
Florian Bayer: Vielleicht. Ich finde, er wirkt so... Das Problem ist, Markus Antonius... Es gibt einige Beschreibungen von Markus Antonius, wie er war. Markus Antonius war groß, muskulös. Ich will echt kein Bodyshaming machen. Aber es ist so auffällig, wie... Ja. Also es gibt eine ziemliche Divergenz zwischen dem, wie Markus Antonius beschrieben wird und wie Richard Burton ist. Das wäre kein Problem. Aber man hat das Gefühl, Richard Burton will das trotzdem sein. Richard Burton will der Cowboy sein.
Johannes Franke: Weißt du, die Kostümbildner haben versucht, darum rumzuarbeiten. Die Kostümbildner wurden damals sehr gelobt dafür, dass sie es geschafft haben, mit Rüstung und so weiter, das so aussehen zu lassen, als hätte er mehr drauf, als er hatte. Und es ist so traurig, dass du jetzt sagst, du siehst das nicht. Du siehst nicht diesen muskulösen. Und ich weiß nicht, ich habe da nicht drauf geachtet groß, weil ich das sowieso für eine herrliche Figur gehalten habe. Und ich hätte gerne gesehen, wie er wenigstens einmal der große Feldherr ist. Weil ich nicht ein einziges Mal sehe, warum dieser Typ in der Macht ist.
Florian Bayer: Ich habe bei diesem Antonius ein ganz komisches Gefühl. Ich weiß, Richard Burton ist Valise. Aber ist das nicht die amerikanischste historische Figur, die du je gesehen hast? Er versucht so, ich finde, er macht so einen auf Cowboy. Auch die Art, wie er redet, die Art, wie er sich bewegt.
Johannes Franke: Es funktioniert nicht,
Florian Bayer: weil er zu schwach ist. Es funktioniert nicht, weil er irgendwann auch zu lamoyant und zu jämmerlich ist. Ich glaube, er will der Cowboy sein. Er will der Cowboy aus dem Film 12 Uhr mittags sein, der die ganze Welt gegen sich hat und dann versucht, die Welt zu besiegen, indem er mit dieser Frau zusammenkommt. Und es funktioniert einfach nicht. Aber er will es sein und es nervt so. Diese Figur ist so... Also ich sehe die ganze Zeit einen Kontrast zwischen dem, was die Figur sein will und was die Figur ist. Und das haut so doll rein. Sie hätten sich auf einen schwachen Antonius festlegen können. Das wäre spannend gewesen. Ja,
Johannes Franke: ja, aber das haben sie nicht gemacht. Das, was ich vorhin gesagt habe, sie entscheiden sich nicht richtig. Sie sagen nicht, okay, ich mache einen schwachen Antonius oder ich mache einen, der ihr völlig verfällt. Also tut er ja am Ende irgendwie. Aber irgendwie funktioniert die Figurenkonstellation mit ihr dann auch nicht, weil sie nicht stark genug ist. Und das irritiert mich dann den restlichen Film über, weil da zwei schwache Figuren miteinander ringen. Und ich denke, ja, der Schiedsrichter gewinnt.
Florian Bayer: Definitiv. Auf jeden Fall. Wir haben ja eine lange Intermission erst mal vor diesem zweiten Teil. Ich glaube, jetzt ist die Trennung zwischen der Romanze mit Cäsar, jetzt kommt die Romanze mit Markus Antonius. Und dann wird auch erst mal sehr viel Off-Text gesagt. So, hier, die Mörder von Cäsar und das wird der Dänisch-Bürgerkrieg, bla bla bla bla bla. Antonius und Octavian besiegen sie. Yay!
Johannes Franke: Mein Gott, was ist das für eine Musik?
Florian Bayer: Was war das? Wo sind wir? Ich glaube, wir wurden rausgerissen.
Johannes Franke: Aber wohin?
Florian Bayer: Oh mein Gott, Johannes. Ja? Ich befürchte, wir befinden uns in einer Selbstprobe.
Johannes Franke: Oh nein! Shit!
Florian Bayer: Ganz schnell, ganz schnell, damit wir zurück zum Gespräch können. Was müssen wir machen? Was müssen wir sagen?
Johannes Franke: Wir müssen den Leuten unbedingt sagen, dass sie uns abonnieren sollen, wo auch immer sie sind. Also auf Spotify oder Apple oder sowas.
Florian Bayer: Beam, whatever, was ihr anbenutzt.
Johannes Franke: Also abonnieren und anderen sagen, dass sie uns abonnieren sollen.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Wenn euch die Folge gefällt, gebt uns gerne Sterne, Herzchen, Daumen hoch, was auch immer euer Podcatcher anbietet.
Johannes Franke: Genau, und wenn sie euch nicht gefällt, dann schickt diese Episode weiter an eure Feinde oder eure Nachbarn oder so.
Florian Bayer: Und wenn ihr uns Feedback geben wollt, wir freuen uns total über jeden Kommentar an johannes.mussmannsehen.de oder florian.mussmannsehen.de.
Johannes Franke: Genau. Schickt uns Filmvorschläge und so weiter. Boah,
Florian Bayer: das soll schnell durchkommen. Ja, jetzt schnell raus,
Johannes Franke: schnell wieder zurück ins Gespräch.
Florian Bayer: Und wir starten mit einer Badezene im Prinzip von Cleopatra. Und jedes Mal, wenn ich Liz Taylor in dieser Badewanne sehe, denke ich, oh, so will ich auch baden. Aber ich muss jedes Mal zweimal hingucken, weil ich das Gefühl habe, sie hat ganz viele Quietsche-Äntchen um sich rum.
Johannes Franke: Ich liebe diese Szene. Ich mag das sehr.
Florian Bayer: Sie hat so eine riesige Badewanne, aber es wirkt wie so ein kleines Kindersbad. So mit Schiffchen und dann schielen wir ein bisschen.
Johannes Franke: Und es ist nicht ganz weit weg hergeholt. Ich weiß nicht ganz genau von Cleopatra, aber ich weiß das in der Zeit. das doch durchaus gerne gemacht wurde.
Florian Bayer: Ich bade auch gerne mit Quietsche-Entchen. Ja, super.
Johannes Franke: Siehst du? Und wenn man den Platz hat, wie sie da hat, da kann man eine ganze Flotte unterbringen. Das ist doch großartig.
Florian Bayer: Ich hätte gerne dann so ein Schnorchel und würde die ganze Zeit Klubberblasen machen und die Schiffe von unten angreifen.
Johannes Franke: Ich bin das Mondschnorchel.
Florian Bayer: Oh Gott,
Johannes Franke: wir werden wieder sieben.
Florian Bayer: Ja, schön. Also es ist auf jeden Fall sehr niedlich, aber es wirkt so ein bisschen wie aus der Zeit gefallen. Auch wenn du mir jetzt was anderes erzählst.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und dann haben wir ja diesen Kindergartenstreit, ob jetzt Markus Antonius bei Cleopatra vorstellig wird oder sie bei ihm. Und dieser Kindergartenstreit zieht sich auch ziemlich lang am Anfang.
Johannes Franke: Ja, es gab ihn. Also es ist tatsächlich so, dass Cleopatra gesagt hat, wenn er was will, dann soll er gefälligst herkommen zu mir. Und er brauchte sie tatsächlich. Er brauchte Geld, um Truppen zu bezahlen und um seine Sachen durchziehen zu können. Die haben ja, nachdem Cäsar gestorben ist... Das Triumph verrat, die drei Leute, Lepidus und Marcus Antonius und Octavian, haben sich das aufgeteilt. Und Marcus Antonius war halt der Typ, der mit Ägypten dann beauftragt wurde. Und die haben das zu dritt aufgeteilt, irgendwie versucht jeder macht seinen Teil. Und da waren natürlich hoch verstritten und es war alles scheiße und so. Und deswegen haben sie sich auch gegenseitig dann die Köpfe eingeschlagen. Lepidus war ziemlich schnell weg vom Fenster und dann hat Octavian sich noch um Marcus Antonius gekümmert. Um dann eben einfach Alleinherrscher sein zu können. Und hat sich dann umbenannt in, wie hieß er dann? Den Namen schon wieder vergessen. Aber er hat ja den Namen von Caesar quasi angenommen.
Florian Bayer: Ich wollte sagen, dass ich jetzt Spaß habe ein bisschen.
Johannes Franke: Du hast jetzt Spaß?
Florian Bayer: Ja, weil es jetzt unfreiwillig komisch wird. Wenn Leopatra mit ihrem Schiff einfährt und wenn sie dann diese exzessive Party haben und dann diese Männer am Schiff entlang schwimmen und ich denke, was ist denn hier los? Und sie sagt, das Schiff ist Ägypten. Also wie so ein Kleinkind so, ich hab gewonnen. und dann liegt sie nachher im Bett und es sieht aus wie ein Puff und davor ist noch dieses Sauf-und-Exzess-Party. Es ist so drüber. Und das ist das, was die zweite Hälfte dieses Films kennzeichnet und ich glaube, tendenziell, wegen unfreiwilliger Komik, könnte mir die zweite Hälfte des Films mehr Spaß machen als die erste, aber ich bin zu erschöpft. Und ich weiß, dass alle sagen, die erste Hälfte des Films ist besser und die zweite Hälfte ist viel zu übertrieben. Aber diese Melodramatik und diese das, was jetzt alles so übertrieben wird, das macht teilweise Spaß. Das ist witzig, aber das gucke ich halt auch dann ironisch. Das gucke ich nicht ernst.
Johannes Franke: Ja, das ist ja auch okay. Also ich komme damit klar, das auch ironisch zu gucken. Also ich glaube, ich habe auch eine ganze Menge davon ironisch geguckt, weil ich so oft Markus Antonius ausrasten sehe. Jetzt gerade in dieser Szene, wie er total eifersüchtig auf Cäsar, der ja längst weg vom Fenster ist und sie trägt halt noch diese Kette da mit den ganzen Gesichtern von ihm drauf, von Cäsar drauf. Aber seine Eifersucht ist einfach so übertrieben groß.
Florian Bayer: Auch immer so grundlos, ne? Ja. Cleopatra sagt zu ihm, du musst dir nochmal Gedanken machen über die Truppen, ob du die vielleicht dahin schicken solltest. Und dann Antonius'Reaktion ist, ja, ich weiß, ich bin nicht wie der große Cäsar. Ah, ist das so schrecklich? Oh, ich möchte sterben. Ah, und Cäsar und diese Fußstapfen. Und ich hoffe es einfach nicht. Und hör nicht auf damit. Und du denkst wirklich jedes Mal so, Alter, komm, bitte klar.
Johannes Franke: Es ist ja tatsächlich so, dass... dass Cäsar damals am Grab von Alexander, oder wie heißt der? Alexander der Große. Alexander der Große war und dort auch bitterlich geweint hat und so. Und gesagt hat, mit so einem großen Vorbild komme ich nicht klar. Es ist wahnsinnig schwer. Und das sagt Cäsar, weißt du? Der große Cäsar. Und in diesem Fall ist es halt auch so, und ich verstehe das, dass Markus Antonius sagt, wie soll ich mit diesen großen Fuß... Stoffen klarkommen, in die ich irgendwie reingehen soll. Aber dann beziehen die das auf dieses Melodramen der Romantik, was überhaupt nichts dazu suchen hat. Das hat was mit Macht und mit Feldherrschaft zu tun und so. Das hat nichts mit dieser Liebesgeschichte zu tun. Das entwertet das alles.
Florian Bayer: Es wird halt auch sehr repetitiv, weil sie es mehrmals machen und weil es keine psychologische Tiefe hat. Es ist halt nicht mehr außer, dass er rumjammert. Es ist diese Lachianz, aber es fehlt einfach so eine Tiefe. Und wieder, wir sind wieder komplett bei dem Typen. Wir sind wieder komplett bei der Gefühlswelt Cleopatra hat keine Gefühle, Cleopatra hat keinen Verstand Cleopatra ist einfach nur da, um zuzuhören Wie Markus Antonius die ganze Zeit rumjammert Cleopatra sagt manchmal, jetzt musst du aber die Welt erobern Jetzt erobern wir zusammen die Welt Aber wir haben einfach überhaupt keine Tiefe Überhaupt keinen Blick auf das, was sie hat Der Film heißt Cleopatra, der Film heißt nicht Caesar und Markus Antonius Und der Film heißt auch nicht Lady Macbeth Ja
Johannes Franke: Also sie wird ja wirklich so inszeniert als Lady Macbeth, die Männer dazu treibt, irgendwelchen Scheiß zu machen. Sie sagt dann, du musst aber die Weltherrschaft, das sagt sie ja auch, Cäsar, du musst aber das große Reich von Alexander wieder hochziehen und du musst da anknüpfen und den Plan weiterverfolgen, den Alexander hatte. Und das sagt ja auch Cäsar von sich aus. Warum muss sie denn da die Kriegstreiberin werden? Das ist doch völliger Quatsch.
Florian Bayer: Ich verstehe es vor allem nicht, weil sie wollen sie ja nicht als Antagonistin zeigen. Sie sollen ja nicht unsympathisch sein, aber sie nehmen genau... Dieses Narrativ aus den antiken Quellen, das sie eben als Antagonistin zeichnet. Und sie machen das ja im Film sogar, der Off-Erzähler macht es dann irgendwann, wenn er sagt, und dann sollte entschieden werden, ob das Abendland orientalisch wird oder abendländisch. Ob die guten zivilisierten Römer, die absolute Barbaren waren im Vergleich zu den Ägyptern, oder die unzivilisierten, da Afrika egal, sie sind dunkel, siegen werden. Ist auch so, oder nicht? Warum kommt das überhaupt? Was hat das mit all... was hat das mit irgendwas zu tun? Das ist nicht die Moral, die der Film die ganze Zeit hatte und plötzlich erzählt uns der Erzähler, und jetzt entscheidet sich's. Schwarz oder Weiß? Ja, Race War!
Johannes Franke: Auch hier haben wir ja eigentlich wieder das, was Cleopatra bei Caesar gesucht hat, nämlich einen starken Verbündeten. Im Sinne ihres Volkes. Und auch hier verpasst der Film wieder die Chance, sie als gute Herrscherin darzustellen. Oder zumindest als starke Herrscherin darzustellen. Es ist wieder nur Liebesschnulze. Total. Und das ist halt irgendwie scheiße, weil ich eigentlich denke, ich will sehen, wie sie sich den Arsch aufreißt für die Herrschaft oder für das Volk. Meinetwegen ist sie auch keine gute Herrscherin fürs Volk, sondern sie ist einfach, dann ist sie halt machtgeil, was soll's, aber nichts davon ist sie. Sie ist einfach nur Stichwortgeberin für dieses Melodramen.
Florian Bayer: Und wie kann diese Jammerei sie anmachen? Das ist es ja. M. Sanzonius sitzt da, heult und jammert rum.
Johannes Franke: Seltsam.
Florian Bayer: Und sie sagt, oh ja, das ist sexy. Komm, lass uns Sex haben. Hä?
Johannes Franke: Und selbst wenn sie sagt, das ist ein Jammerlappen, aber dann will ich es sehen. Dann will ich sagen, okay, ich will sehen, wie sie da sitzt und denkt, ich muss irgendwas Gutes an dem finden, damit wir eine Allianz eingehen können, die unsere Machtverhältnisse sichert.
Florian Bayer: Absolut. Und dann haben wir schon mehr Tiefe drin, als dieser ganze Film in vier Stunden hat. Dieser eine Satz reicht und der Film hat mehr Tiefe.
Johannes Franke: Ja. Ach, krass, Mann. Aber was ich geil finde ist, es gibt diese Anekdote, dass Kleopatra auf diesem Schiff, wo wir jetzt gerade sind, wo sie das große Bankett gibt, damit Markus Antonius auf ihr Land Ägypten auf das Schiff kommt, das da in Griechenland ist, da treffen sie sich, dass sie da ihn beeindrucken wollte, indem sie massiv viel Geld ausgibt. Ja. Ägypten ist reich sowieso, aber sie demonstriert das. Es ist so viel Essen da, wie keiner essen kann. Es ist von allem zu viel und sie löst eine... Perle, die eine halbe Million Euro umgerechnet wert ist, in einem Getränk auf, dass es irgendwie schafft, das aufzulösen, was auch schon seltsam ist, dass das geht, und trinkt das Ding.
Florian Bayer: Das kann nicht gesund sein.
Johannes Franke: Ich hab's auch gelesen,
Florian Bayer: es kann nicht gesund sein.
Johannes Franke: Aber das ist schon hart. Aber das hat sie versucht. Also sie hat sozusagen ihm wirklich demonstriert, guck mal, das sind wir. Damit lässt du dich ein. Und das ist unsere Macht, die wir haben, die wir dir bieten können.
Florian Bayer: Das muss wohl auch wirklich sehr exzessiv gewesen sein. Die Zeit, die sie auf diesem Schiff verbracht haben. Also um nochmal kurz diesen Schlenker zur tatsächlichen Geschichte zu machen. Markus Antonius, es gab dieses Triumvirat. Markus Antonius war da in Griechenland. Er ist auf Kleopatra gestoßen. Sie waren drei Tage auf dem Schiff. Oh, übrigens ganz vergessen. Kleopatra war schwanger, als sie aus Rom abgehauen ist, nachdem Cäsar umgebracht war. Wir wissen aber nicht, was mit dem Kind passiert ist. Jetzt wird sie bald wieder schwanger werden. Und wir können davon ausgehen, dass die Zwillinge, die sie kriegt, und das Kind, das danach kommt, dass alle drei von Markus Antonius sind. Auf jeden Fall haben sie tatsächlich Tage auf diesem Schiff verbracht und es gibt einiges an Berichten, wie es da aussah und es war wohl, vor allem für die steifen Römer, wie wir schon festgestellt haben, Stock im Arsch, war das extrem dekadent, extrem exzessiv und es war ein riesiger Puff.
Johannes Franke: Markus Antonius war 42 an der Stelle, der hat viel gesehen auf der Welt, aber das hat ihn umgehauen. Ich glaube, da war wir wirklich wahnsinnig. Und eben auch verführt von diesem Reichtum und von dieser, wir machen einfach, was wir wollen. Wir haben jetzt drei Tage Spaß. Und die durften drei Tage lang alles mitnehmen, was auf diesem Schiff mitnehmbar war.
Florian Bayer: Und sie haben sich bedient.
Johannes Franke: Und sie haben sich massiv bedient.
Florian Bayer: Es gibt, um auch zumindest eine Gegenstimme einzubringen, den Historiker Appian, der gesagt hat, ja, das hat Cleopatra so gemacht, wie Plutarch das schreibt. Es gab diese Exzesse, aber Antonius war ganz brav. Der hat sich da hingesetzt, der hat gegessen, der hat mit ihr über Politik geredet und hat aber ansonsten versucht herauszufinden, wie er mit der Situation umgeht, um noch einmal die Gegenstimme einzuwerfen. Und in diesem Narrativ ist eben Antonius erstmal nicht der komplett verführt, der diesen ganzen Sinnesreizen und Cleopatra am Schluss verfällt, sondern der Staatsmann, der das gezeigt kriegt, der da ist, weil es seine Aufgabe ist als Staatsmann, der sich aber nicht davon verführen lässt.
Johannes Franke: Was ein kleines bisschen dagegen sprechen würde, ist, dass er Anhänger des Bacchus war. Also man hatte ja als Römer mehrere Untergötter oder sowas, denen man verfolgen konnte, wo man sagen konnte, das ist meiner, dem fühle ich mich am nächsten. Und er hat sich wahnsinnig viel gerne in Partysituationen als Bacchus verkleidet, hat wirklich mit Make-up und Kostümen und allem möglichen drumherum, hat er sich als Bacchus da die Kante gegeben. Er war schon einer, der auch wirklich zu feiern wusste.
Florian Bayer: Wie gesagt. Das ist voll schwer bei diesen Es ist wahnsinnig schwer. Wir haben einfach keine Zeitzeugen. Wir haben die Leute, die 100 Jahre später und so war es übrigens. Naja, auf jeden Fall. Markus Antonius verfällt Cleopatra. Also Markus Antonius hatte tatsächlich eine Affäre mit Cleopatra. Hier verfällt er ihr. Und es gibt dieses Abwechseln zwischen Rumjammern, dass er nicht Cäsar sein kann und Sex. Und dann gibt es aber diesen harten Cut zu Octavian, der damit natürlich nicht einverstanden ist. Und was halten wir denn von Octavian, der von Roddy McDowall gespielt wird?
Johannes Franke: Ich finde ihn immer interessant als Schauspieler einfach, aber ich komme nicht mit der Darstellung klar, weil ich keinen Anfang habe von ihm und kein Ende. Ich kriege ihn nicht gefasst, weil ich nicht weiß, aus welcher Perspektive kommt er denn? Weil er ändert seine Perspektive innerhalb des Films und ich würde mit der Änderung klarkommen, wenn ich den Ursprung kennen würde, aber den haben sie anscheinend rausgeschnitten oder gar nicht erst gedreht. Es gibt für mich kein anfängliches... Keine Einführung der Figur, die mir sagt, wer er ist. Er ist plötzlich irgendwie in dieser Gruppe von Männern dabei. Und dann wird er immer größer. Aber ich habe kein Gefühl für ihn. Und deswegen verstehe ich nicht, warum er viel, viel rumliegt in diesem Film.
Florian Bayer: Ja, tut er.
Johannes Franke: Und ich weiß nicht, was ist das? Hat der historische Kopfschmerzen gehabt? Oder war er depressiv?
Florian Bayer: Meine Erklärung dafür wäre, dass Octavian als der typische, wieselige, feminine... Bösewicht dargestellt wird, ähnlich wie Ptolemaeus am Anfang. Okay. Und das ist ein Bösewicht, der eher versucht, sich mit Worten irgendwo rauszuwinden. Und der wenig handelt. Das heißt, er hängt rum, er ist dekadent. Er ist einfach der Gegenentwurf zum Cowboy Richard Burton, zum Cowboy Markus Antonius, der Sachen in die Hand nimmt. Er hat halt auch sehr, sehr feine Gesichtszüge. Die Art, wie er redet, ist dieses entweder so einschmeichelnd, oder Oder halt dieses harte Hintermrücken über jemanden herziehen.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Und ich finde, Roddy McDowall ist ein toller Schauspieler. Ich finde, der macht es auch gut, aber er spielt halt total dieses Trope.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und dieses Trope, tut mir leid, dass das wieder in diese politische Richtung gehen muss, aber dieses Trope hat natürlich auch eine homophobe Komponente. Ja. Und auch eine sexistische Komponente, weil es ist so, er verhält sich nicht, wie man sich vorstellt, wie sich ein Mann verhalten sollte.
Johannes Franke: Und das eben als Antagonist, ne?
Florian Bayer: Und das als Antagonist, natürlich als Antagonist.
Johannes Franke: Darum geht's ja.
Florian Bayer: Und dieses Liegen passt halt auch irgendwie dazu. Er ist der Untätige. Er ist der Untätige, bis er seine Chance gesehen, gekommen sieht. Und dann fällt er dir eiskalt mit dem Messer in den Rücken.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und dazwischen ist er sehr schmierig, sehr arrogant, sehr selbstgefällig und so weiter. Er hat halt alles diese ganzen femininen Eigenschaften oder homosexuellen Eigenschaften von Männern.
Johannes Franke: Was der historische Octavian gemacht hat, ist tatsächlich eine Art Schmutzkampagne gegen Markus Antonius zu fahren. Ja. Der hat gesehen, okay, der hängt die ganze Zeit in Ägypten da rum. Und lässt sich nicht blicken. Der wollte doch eigentlich da und dort noch irgendwelche Einsätze machen. Und er wollte doch irgendwie Gespräche führen und Kriege führen und so weiter. Aber der hängt da halt rum bei ihr. Und kommt ab und zu mal. Und dann hat er sich eigentlich auch noch mit meiner Schwester verheiratet. Und hängt trotzdem bei dieser Frau in Ägypten rum.
Florian Bayer: Das ist übrigens der schönste große Dramen-Moment im Film. Ich hab dran geschrieben, Gott ist das albern. Aber wenigstens haben wir mal Cleopatras Perspektive. Wenn sie nämlich erfährt, dass Antonius mit Octavia verheiratet wurde und dann da steht und sagt und schreit, Antonius! Und die Kleider zersticht. Also, ganz großes Drama, oder? Ganz großes Drama.
Johannes Franke: Das Problem ist, dass ich hier gerne gesehen hätte, weil, was ich vorhin gesagt habe, alles, was an der Hochzeit passiert, ist politisch. Sie weiß das ganz genau. Sie hat doch auch eine politische Hochzeit. Ja. Zwei politische Hochzeiten an der Stelle.
Florian Bayer: Die werden nicht thematisiert, weil es mit, naja. Ja,
Johannes Franke: Geschwister und so. Aber sie weiß ganz genau, warum die Hochzeit ist. Und dann ist das Ganze, dann kann sie gerne ausrasten. Finde ich total richtig. Aber dann bitte ich aus politischen Motiven. Weil sie sieht, scheiße, ich habe es nicht geschafft, mich genug da reinzudrängeln, dass ich da an dieser Machtposition bin. Nein, der hat sich jetzt noch mehr in Rom eingewurzelt, statt sich bei mir einzuwurzeln, damit wir zusammen die Herrschaft haben. Und natürlich ist das ein Moment, wo man ausrasten kann und sagen kann, scheiße, ich habe mich so bemüht und ich habe so viel spielen lassen, ich habe so viel eingesetzt, aber es klappt nicht. Aber dann aus so seltsamen, niederen Motiven heraus.
Florian Bayer: Die eifersüchtige Frau. Die verzweifelte, eifersüchtige Frau. Sie liebt ihn doch. Er sollte sie lieben. Anton! Und das Geile ist, wir sind ja in diesem ganzen Kosmos, in dem wir uns gerade bewegen, da kommt noch diese amerikanische Abendessenszene. Antonius sitzt mit seiner neuen Frau Octavia da beim Abendessen und es ist so ein awkward Moment. Und es ist so amerikanisch. Es ist nichts, was im alten Rom so stattgefunden hätte. Ja, überhaupt nicht. Und sie fragt ihn noch, hat dir denn mein Essen geschmeckt? Waren die Pommes gut für dich? Möchtest du noch ein bisschen Fernsehen? Soll ich dir denn ein paar Toffeln holen? Wo sind wir?
Johannes Franke: Scheiße.
Florian Bayer: Ich find's toll, ne? Also ich hab hier sehr viele, in meinen Notizen mach ich manchmal lachende Smileys, um mich an die lustigen Szenen zu erinnern. Die hab ich am Anfang nicht. In der ersten Stunde langweile ich mich auf...
Johannes Franke: Okay, okay....hobendem Niveau.
Florian Bayer: Nee, nicht gehobenem Niveau. Egal. Doch,
Johannes Franke: doch, hochgehobenes Niveau. Das nehme ich jetzt so.
Florian Bayer: In der zweiten Hälfte lache ich sehr viel. Und das sind diese lustigen Szenen, die kommen, wo ich sage, ja, die zweite Hälfte ist einfach unterhaltsamer. Wir haben dieses große Melodramen. Cleopatra, die schreit Antonius. Wir haben diese tolle exzessive Bordellszene auf dem Schiff. Wir haben Kalpurnia, äh, nicht Kalpurnia, die andere gehörnte Frau, Octavia beim Abendessen mit ihrem Mann. Lauter große Momente. Gute Nacht, mein Gemahl.
Johannes Franke: Ach man, ich find's historisch gesehen, ich find's fies, den Figuren gegenüber das so zu drehen, so rumzudrehen und den Figuren damit so die Tiefe zu nehmen, die sie eigentlich haben könnten. So, historisch gesehen ist es so, dass er tatsächlich verheiratet wurde mit Octaviana und sie war auch sehr intelligent und sie haben das eigentlich gut gemacht. Das war der Versuch der Versöhnung zwischen Octavian. und Markus Antonius, damit die sich zusammenraufen und das irgendwie hinkriegen, das römische Reich da zu halten. Aber Markus Antonius hat halt nicht clever gemacht. Auch der historische einfach nicht. Der ist dann wirklich einfach immer wieder nach Ägypten zurück und hat dort fast nur noch Zeit verbracht. Und hat tatsächlich gesagt, ich will in Ägypten begraben werden, wenn ich dann tot bin. Und das ist einfach kein guter
Florian Bayer: Schachzug. Überhaupt nicht.
Johannes Franke: Und ich glaube auch, dass Kleopatra in dem Moment ein kleines bisschen kurzsichtig war. Weil sie das ja auch ein bisschen unterstützt hat und gedacht hat, okay, wenn ich ihn gewinne, dann gewinne ich Rom. Aber sie hat nicht genug mit Octavian gerechnet. Das ist dann halt so. Pech gehabt.
Florian Bayer: In dem Film wiederum wird es reduziert auf einen Kampf von zwei ineinander Verliebten, die mit ihrer Eifersucht irgendwie klarkommen müssen. Und dann haben wir so tolle Dialoge, wie Antonius sagt, ich habe nur einen Herrn, die Liebe zu dir. Der Eierarme, Verführte. Ich finde die Szene, in der sie ihn... so vorführt, da wird sie endlich mal als starke Herrscherin gezeigt. Aber es hat natürlich die ganze Zeit diesen Hintergrund, oh nein, das ist die eifersüchtige Frau,
Johannes Franke: die rumzickt. Das ist der Konnotation, die da drin steckt und das finde ich halt auch irgendwie so und das,
Florian Bayer: genau, das macht so ein bisschen naja, es ist einfach, es könnte ein starker Moment einer starken Herrscherin sein, aber du denkst die ganze Zeit, ah, jetzt zeigen sie, wie sie rumzickt und er ist so halt ich, ich liebe dich über alles und bin dir total verfallen und wir fragen uns, warum... Übrigens, ich finde, Elizabeth Taylor und Richard Burton haben in dem Film nicht so viel Chemie zusammen.
Johannes Franke: Seltsam, oder? Die beiden sind doch so das große Paar in der Geschichte der Schauspielerpaare. Und dann siehst du den Film und denkst dir, ja, weiß ich jetzt nicht, ob die zusammenpassen.
Florian Bayer: Also wenn ich den Film sehen würde und nicht die Geschichte drumherum kenne, ich würde niemals darauf kommen, dass die während dieser Dreharbeiten eine Affäre angefangen haben.
Johannes Franke: Seltsam. Ich habe wirklich mehr erwartet, aber vielleicht ist es auch, weil man so viel erwartet, weil man die Geschichte kennt und sich denkt, ja jetzt sehe ich aber im Film möglichst auch live, wie sie sich die Zunge in den Hals stecken.
Florian Bayer: Ja genau, das erwarte ich, aber die, ja bei der Kussszene.
Johannes Franke: Wir bleiben in den 60ern, wir sind immer noch in den
Florian Bayer: 60ern. Bei ihren Kussszenen denke ich halt manchmal, ja ich warte eigentlich drauf, ich gucke immer drauf, wie ich zähle mal die Sekunden und denke. Wann wurde wohl Schnitt gerufen? Wie lange geht der Kuss weiter? Weil sie blenden tatsächlich auffällig oft ihre Kuss-Szenen aus.
Johannes Franke: Stimmt, ja.
Florian Bayer: Aber ansonsten, wenn sie zusammen sind, da ist nicht viel Chemie. Das ist kein heißes Liebespaar.
Johannes Franke: Ich glaube, es liegt vor allem an Burton, muss ich sagen. Wegen seiner Alkoholsucht, die wirklich da einfach reinhaut.
Florian Bayer: Burton muss wohl teilweise Probleme gehabt haben beim Dreh, weil seine Hände so krass gezittert haben, dass er ein Schwert nicht halten konnte.
Johannes Franke: Und auch, dass er seinen Text nicht richtig konnte und solche Sachen. Aber geschenkt. Jetzt ist es 32 vor Christus und er scheidet sich von Octaviana. Ist das im Film vorgekommen überhaupt? Ich glaube, ich habe es verpasst. Die Scheidung?
Florian Bayer: Nee, es wird einfach, es wird sehr schnell geschwenkt dann zu diesem Kriegsmoment, dass Octavian, die Leute, also.
Johannes Franke: Weil da passiert ja noch einiges davor eigentlich. Der scheidet sich und Rom ist noch amused, weil diese Scheidung ist wirklich der letzte Sargnagel, hat man so das Gefühl. Ja. Ne, also jetzt wird, jetzt ist wirklich so, okay, die Frau am Nil, die, die. Die Kortisane vom Nil, wie sie sie genannt haben, hat ihn jetzt völlig unter Kontrolle. Und das ist ein Kriegsgrund für Octavianus.
Florian Bayer: Ja, es gibt diesen, im Film ist ja sehr stark, also gibt es diese zwei Momente. Zum einen, dass Cäsar sagt, Roms Größe liegt in dem, was es gibt. Das ist die eine Provokation, wo Octavian zum ersten Mal sagt, okay, das heißt, es wird bald Krieg geben, ganz klar. Und Cleopatra sagt auch, ja, es wird bald Krieg geben. Und dann diesen letzten Willen von Antonius, dass er in Ägypten begraben werden will. Ja. Den liest Octavian im Film vor dem Senat vor und dann gibt es diese Kriegsrufe.
Johannes Franke: Und diesen Wehr, den er da auf diesen Typen wirft. Oh,
Florian Bayer: das ist so Game of Thrones. Dieses, wir töten den Berater. Nein, das hat er nicht getan.
Johannes Franke: Das hat er nicht getan. Nein, für den Herr Quatsch.
Florian Bayer: Ah, aua.
Johannes Franke: Aber gut, dann treffen sie sich in Griechenland und machen da ihre Schlacht.
Florian Bayer: Und Antonius wird jetzt vollends zu Richard Burton. Er wird nämlich irgendwie gespielt als so... Also Burton spielt Antonius plötzlich auch als so besoffener Starkopf. der nach und nach seine Leute feuert. Das ist so geil. Und du bist gefeuert. Und du bist auch gefeuert. Bring mir einen Esel. Ich brauche einen neuen Berater. Das ist total verrückt.
Johannes Franke: Warum machst du den Krieg auf Wasser? Du hast viel mehr Erfahrung auf dem Land. Weil ich das so entschieden habe. Raus hier. Das sind so auch Szenen, wo ich denke, okay, das ist ein bisschen unfreiwillig komisch. Aber es ist unterhaltsam.
Florian Bayer: Es ist voll witzig, auf jeden Fall. Und dann finde ich auch, dann haben wir Cleopatra, die Seeschlacht. Wir sehen zuerst mal nicht die Seeschlacht, sondern wir sehen Cleopatra, wie sie auf diesem Brett die Schiffe hin und her schiebt. Und ich denke so, das ist der Moment, wo sie gesagt haben, jetzt geben wir keinen Cent mehr für den Film aus. Und ich erwarte, sie zeigen nachher noch die Schiffe. Aber ich erwarte jetzt, dass die ganze Schlacht auf diesem Brett gezeigt wird. Und das ist ja so sau witzig. Es wirkt wirklich so. Und dann begann die große Seeschlacht. Und dann sind wir Cleopatra vor diesem Spielbrett mit den Plastikschiffen, äh, mit den Holzschiffen. Und dann bewegt sich dieses Schiff da lang und dieses Schiff da. Und ich denke, jetzt habt ihr kein Geld mehr. Oder jetzt wollt ihr kein Geld mehr. Aber in dem Moment,
Johannes Franke: wo sie die Schiffe in Brand setzen, sind die kleinen Spielzeugschiffe in Brand setzen. Und ich denke, okay, ihr wolltet keine echten Schiffe in Brand setzen, weil ihr kein Geld mehr hattet. Aber es ist leider wahr. Sie hatten einfach kein Geld mehr für die große Schlacht.
Florian Bayer: Man sieht es auch. Sie schneiden dann auf die Schlacht, aber man sieht so an der Art, wie es geschnitten ist. Ihr habt hier drei Schiffe in eine Badewanne geschnitten und habt irgendjemanden nochmal schnell draufhalten lassen und versucht geschickt zu schneiden und es fällt voll auf.
Johannes Franke: Aber ich finde es ehrlich gesagt nicht schlimm. Ich komme damit trotzdem klar. Ich finde die Schlacht vollkommen in Ordnung. Es ist halt nicht die epischste Schlacht der Welt. Was soll's? Und weißt du, was ich interessant finde, gerade an der Stelle, dass diese Plumpheit, die dadurch entsteht. Eine Realität reinbringt, die Filme heute nicht mehr haben.
Florian Bayer: Vielleicht, aber er führt weiter aus.
Johannes Franke: Es gibt nicht mehr viel auszuführen. Ich gucke mir das an und denke mir, ich kann alles, was ich sehe, kann ich anfassen. Krieg hat eine Trivialität, die wir sonst nie sehen. Bei Black Panther oder so, Black Panther war ein toller Film, aber diese ganzen Marvel-Kampf-Szenen sind das Unrealistischste, was du an Kampf sehen kannst. Und dieses plumpe, einfach nur übereinander herfallen und völlig ungelenk von einer Ecke in die nächste rollen und der eine schubst ihn da zufälligerweise noch rüber und vielleicht trifft er ihn mit dem Schwert, vielleicht auch nicht. Das ist sehr realistisch und das schätze ich sehr an dem Film. Egal wie absichtlich oder unabsichtlich das ist, wie viel Geld sie noch gehabt hätten und dann vielleicht was anderes gemacht hätten. Aber das ist wirklich gut an dem Film, weil die Trivialität von Krieg sehr gut dargestellt wird an der Stelle.
Florian Bayer: Ja, Schlachten sind nie so opulent. in der Realität, wie sie im Film wirken. Ja. Und Krieg ist meistens schwerfällig. Also vor allem der Nahkampf, der klassische Nahkampf, wie wir ihn aus dem Mittelalter oder der Antike kämpfen, kennen es sehr schwerfällig, sehr langsam und sehr zäh.
Johannes Franke: Insofern mag ich das tatsächlich. Ich mag tatsächlich sowieso das Haptische an dem Film, weil ich es auch noch alles da habe. Was wir später bei Gladiator oder was auch immer dann noch in den 2000ern gedreht wurde, das haben wir dann nicht mehr so. Ich mag das Gefühl, alles anfassen zu können.
Florian Bayer: Das Problem ist auch da wieder, dafür ist mir das Bild zu flach. Es ist wirklich das Bild. Ich sehe, dass diese Gegenstände platziert im Raum. Aber ich kriege den Raum nicht zu fassen, weil das Bild so langweilig ist.
Johannes Franke: Ich habe nochmal durchgeskippt, weil ich genau das gleiche Bild hatte wie du. Dieses Telenovela-artige ausgeleuchtete, das ist alles ein bisschen zu hell und das ist alles ein bisschen sehr kulissenhaft. Das hat, ich glaube, nur mit der Beleuchtung zu tun. Es gibt nämlich Szenen, wo sie es schaffen, wo es ein bisschen besser ist, wo der Hintergrund... Sie haben ja auch viel gemacht mit, da hinten ist das blaue Mondlicht und vorne ist das Kunstlicht und so. Man macht ja sowas mit Farbkontrasten, um Tiefe zu erzeugen. Das machen sie alles. Das Problem ist bloß, dass alles so gleichmäßig ausgeleuchtet ist von den Helligkeitswerten her, dass du die Tiefe wieder verlierst, die du eigentlich mit dem Farbkontrast herstellst. Und es hat wahrscheinlich was damit zu tun, dass in der Größe das damals nicht möglich war. Aber es gibt auch andere Filme, die das besser machen.
Florian Bayer: Es gibt Gegenbeispiele. Ben Hur hat es besser gemacht. Also ich kann mich nicht mehr so, ich bin auch kein großer Fan von Ben Hur, aber das Bild von Ben Hur war besser als das Bild von diesem Film. Das hat mehr überzeugt, das war greifbarer, da war auch ein bisschen mehr Schmutz dabei, da war ein bisschen mehr Raum dabei, da waren Dinge, die sich bewegt haben. Genau, Kulissen, es sind auch ganz viel Kulissen, du siehst diese Räume, aber nichts in diesen Räumen hat eine Bedeutung, weil sie sich nur drum herum bewegen. Das ist vielleicht ein Punkt, ja. Basen sollen umgeworfen werden und Figuren sollen angefasst werden, die bewegen sich ja wie vor einer Leinwand, wo diese Sachen staffiert sind.
Johannes Franke: Okay, ich verstehe total, was du meinst jetzt, wo du sagst, sie interagieren ja gar nicht mit der Kulisse. Es gibt Gibt nicht eine Funktion von der Tür, die da noch aufgemalt ist oder eine Funktion von irgendwelchen... Aber ich weiß nicht, ob das nicht auch einigermaßen akkurat ist, weil du hast so ein riesiges Palast. Was hat er denn wirklich eine Funktion für Kleopatra?
Florian Bayer: Ich will auch gar nicht als radikaler Formfolgt-Funktion-Verfechter rüberkommen, aber zumindest ein bisschen den Raum lebendiger werden lassen.
Johannes Franke: Ja, ich verstehe, was du meinst.
Florian Bayer: Es könnte genauso gut alles festgenagelt und festgeklebt sein, weil einfach kein Lieben drin steckt.
Johannes Franke: Ja, okay. Aber wie gesagt... Ich habe den Film gerne angeschaut. Obwohl ich das Gefühl hatte, dass er eine Telenovela ist, hatte ich trotzdem Spaß daran, das zu sehen. Und kann den Kulissenbauern echt viel Kudos geben, dass sie sogar einer so ausgeleuchteten Sache Kulisse gegeben hat, den ich abgenommen habe, dass das jetzt riesiger Goldvorhang ist oder dass das ein riesiger Goldbeschlag ist im Hintergrund. Das kriegt der hin. Ich glaube dem das Gold oder das schwere Material.
Florian Bayer: Die Kulissen sind toll. Die Kulissen sind toll, das Problem ist halt, das Bild bringt diese Stärke nicht rüber.
Johannes Franke: Ja. Okay, wir haben eine letzte Schlacht von Markus Antonius, der tatsächlich, ich glaube, gesehen hat, dass er keine Chance hat.
Florian Bayer: Ja. Und der dann wieder diesen Western-Cowboy-Heldenmut zeigt, wo er gegen sie alleine reitet.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Das ist okay.
Johannes Franke: Der historische Markus Antonius wusste, dadurch, dass er so viel dort Zeit verbracht hat, wie die Winde stehen. Der wusste genau, dass wenn er auf dem... auf dem Seeweg das Ganze erledigt, dass er eine Chance zur Flucht hat. Ich glaube, der wollte nicht gewinnen. Also er wusste, dass er nicht gewinnen kann, hat aber den Krieg trotzdem quasi durchgezogen und hat dann gesagt, okay, ich weiß genau, um diese Zeit sind die Winde so, dass sich eine Lücke auftut zwischen den feindlichen Schiffen, weil der Wind da einfach lang war. Und kann dann da durch. Ich weiß nicht, was der große Plan dahinter war, wo er hinflüchten will oder so. Ich glaube, sie wollte noch nach Indien flüchten. Ich weiß aber nicht, ob er da irgendwie mit wollte. Auf jeden Fall war das die Möglichkeit, da durchzukommen, dieser Belagerung zu entkommen. Weil ich glaube auch, dass er auf dem Land, wo er ja eigentlich Erfahrung hatte, auch ahnte, dass er keine Chance hat.
Florian Bayer: Ja, vielleicht.
Johannes Franke: Aber das wird alles im Film nicht entkommen.
Florian Bayer: Nee, stattdessen wird das große Drama erzählt, dass Cleopatra denkt, er wäre tot und das Verhalten abhaut. Und er denkt, Cleopatra würde abhauen, weil sie ihn nicht mehr mag. Und dann haben wir dieses komplette Abdriften ins Melodramen. Und Akronius rumläuft, ich bin tot. Und Kleopatra sagt, zeig mir nicht die kalte Schulter. Und Akronius sagt, alle haben mich verlassen und verraten. Und dann verlassen ihn auch alle und verraten ihn. Und dann gibt es noch Ohrfeigen, stimmt. Mein Leben ist so schrecklich. Und dann gibt es eine Ohrfeige von Cleopatra. Und noch eine. Und er weicht aus und er schlägt zurück und sagt nochmal. Oh, und Cäsar.
Johannes Franke: Warum haben wir keinen Film-Podcast, Floor? Also keinen visuellen. Du siehst so großartig aus gerade, wie du das reenactest. Stellt euch das bitte vor. Wie Floor sich richtig in Schale wirft für diese Szene.
Florian Bayer: Also wir haben dann einfach nach der Schlacht ganz viel Selbstmitleid von Markus am Tuch. Ja,
Johannes Franke: ja, ja.
Florian Bayer: Und dann am Schluss, wie ich schon gesagt habe, dieser letzte... letzte Western-Heldenmut, wenn er sterben will einfach, nachdem ihn alle verraten haben und auch sein geliebter Berater Rufius, der irgendwie keine Rolle mehr gespielt hat bis dahin.
Johannes Franke: Der sagt, was ich eine ganz seltsame Szene finde, wenn ihm Apollodorus dann später sagt, was ja der Berater von Cleopatra ist, dass sie tot ist und dann stürzt er sich ins Schwert, was ja tatsächlich, es ist überliefert, dass er sich ins Schwert gestürzt hat.
Florian Bayer: Warum bringt man sich so?
Johannes Franke: Keine Tradition, keine Ahnung. Das ist das Dümmste.
Florian Bayer: was ich mir vorstellen kann an Selbstmord.
Johannes Franke: Er kriegt nicht mal das hin, sich selbst umzubringen. Er liegt dann wirklich blutend und erbärmlich da. Und das ist auch wirklich verbrieft, dass er tatsächlich es nicht geschafft hat, sich selbst umzubringen. Und was ich aber so seltsam an der Szene finde, ist, dass Apollodorus Apollodorus das so sagt und wirklich zwei Sekunden später sagt, nein übrigens, ich hab dich angelogen. Das ist seltsam. Das ist... Also wenn du eine Intrige hast, dann hat eine Intrige, aber nicht, hä? Dann lass doch jemanden anders sagen, nein, nein, sie lebt doch noch. Aber so ist doch wirklich seltsam.
Florian Bayer: Totaler Quatsch. Dieser ganze Apollodorus ist in Kleopatra verliebt und eifersüchtig Plot ist total unterentwickelt. Aber er ist da, er soll da sein. Und er hat ein schlechtes Gewissen und sagt dann, oh, übrigens, ich hab dich angelogen, sie lebt und wartet in der Gruft auf dich. Und damit ist dann aber auch Markus Antonius offensichtlich okay und sagt, okay, dann... Dann schlepp mich bitte mal zu ihr. Hier kannst du mich, das wäre voll. Das ist absurd.
Johannes Franke: Also historisch wissen wir es leider nicht ganz genau, ob sie vielleicht diejenige war, die das Gerücht in die Welt gesetzt hat, damit er sich umbringt. Es ist auch nicht sicher, warum sie überhaupt abgehauen ist bei dem Schiff, bei der Schlacht. Weil historisch ist nur, dass er sieht, wie ihr Schiff abhaut. Ob sie jetzt gedacht hat, dass er tot ist oder... Also das dichtet der Film dazu. Wir wissen nicht, warum sie abgehauen ist. Meine Ahnung ist ja, sie weiß, dass der Krieg verloren ist und haut einfach ab und sagt, ich mach mich schon mal auf den Weg nach Indien.
Florian Bayer: Die Schlacht ist verloren. Sie muss zurück. Sie muss ihre Truppen sammeln. Sie muss sich um sich kümmern.
Johannes Franke: Sie muss sich um sich kümmern, was ich vollkommen in Ordnung finde. Absolut,
Florian Bayer: natürlich. Das ist Krieg. Also das ist total ätzend, aber es ist Krieg. Und dass sie sich dann umbringt, ist wahrscheinlich... Nicht, weil sie denkt, oh nein, mein geliebter Markus Antonius trotzt, sondern weil sie denkt, ich will nicht in Rom vorgeführt werden.
Johannes Franke: Ja, das deutet der Film aber auch an. Es wird zwar so ein bisschen Romeo und Julia mäßig, aber es ist nicht so, dass sie komplett darauf verzichten zu erwähnen, dass sie mit nach Rom muss und dann wahrscheinlich genau die gleiche Prozession erleben muss, wie sie wahrscheinlich erlebt hat mit ihrer Schwester. Weil ihre Schwester, die im Film gar nicht erwähnt wird, nämlich... Tatsächlich damals, als sie gegen ihren Bruder sich durchgesetzt hat und eben Königin wurde, hat ihre Schwester sich auf die Seite des Bruders geschlagen und wurde aber gefangen genommen und wurde dann in Rom von Cäsar einmal mit Schande, Schande durch die Stadt gejagt. Was sie damals gemacht haben mit ihren Leuten. Also Cäsar ist irgendwo eingefallen, hat die Leute besiegt und hat dann die ehemaligen Herrscher des Gebietes. nach Rom gebracht und hat gesagt, übrigens, das sind die Idioten, die ich besiegt habe.
Florian Bayer: Es wird erstaunlich wenig in diesem Film thematisiert, wie grausam die sich teilweise gegenüber ihren unterlegenen Verhalten haben.
Johannes Franke: Furchtbar.
Florian Bayer: Also es war einfach, es wird sehr viel Gewalt und Unterdrückung und Herablassung und Demütigung, das wird alles ausgespart. Ja. Hätte nochmal ein spannendes Licht drauf geworfen, aber ich glaube, da geht der Film auch. Auch aus ganz banalen Gründen um diese komplizierten Themen herum. Genauso wie ihr den Inzest ausspart. Oder auch die Fehlgeburt, dass Cleopatra Fehlgeburt wahrscheinlich hatte. Und überhaupt die Zwillinge,
Johannes Franke: der Film hat...
Florian Bayer: Die Zwillinge existieren nicht. Es gibt gar keine Kinder von Marcos Antonius. Cäsarion, bei Cäsarion bleibt sie stehen.
Johannes Franke: Sie hat sich jedenfalls in diesem Mausoleum dann ja zurückgezogen. In dieses Mausoleum wird dann auch Marcos Antonius blutend und dem Tode nahe gebracht, damit sie dann wirksam, publikumswirksam in ihren Armen sterben kann. Und sie nochmal betrauern kann. Es kann auch sein, dass es so passiert ist. Überhaupt einmal kurz bevor das Ende jetzt da ist, glaubst du, dass das trotz allem Politischen, was wir jetzt eigentlich vermissen, trotzdem eine Liebesgeschichte zwischen den beiden war? Oder sprichst du das dem Ganzen komplett ab?
Florian Bayer: Du meinst jetzt historisch?
Johannes Franke: Historisch.
Florian Bayer: Ich weiß nicht, schwer zu sagen. Ich glaube, die Liebesvorstellung, die wir heute haben, prägt durch romantische Literatur und Filme der letzten 300 Jahre eine komplett andere Vorstellung von Liebe als die Römer hatten. Wir können uns da gar nicht, das ist ein komplett anderer Kulturkreis, wir können uns da gar nicht mehr reindenken. Genauso, wenn wir daran denken, was Liebe im Mittelalter bedeutet hat oder selbst was Liebe im 19. Jahrhundert bedeutet hat, es ist komplett anders. Wir sind total verdorben. Wir haben eine ganz andere Vorstellung davon, was Liebe ist, als die hatten. Deswegen ist es so schwer zu beurteilen. Weil unsere Liebe ist einfach kulturell geprägt, was wir unter Liebe verstehen. Das funktioniert heute komplett anders als vor 100 Jahren und erst recht als vor 2000 Jahren.
Johannes Franke: Aber ist Liebe nicht irgendwie doch ein universelles Gefühl?
Florian Bayer: Nicht in der Art, wie wir sie ausleben und wie wir sie empfinden. Krass. Und ich glaube, wenn man versucht zu erklären, wenn man fragt, ob Cleopatra Markus Antonius geliebt hat, dann projiziert man heutige Vorstellungen von Liebe auf die, wie sie damals gelebt haben. Ich glaube, das funktioniert so nicht. Und ja, natürlich, Liebe hat auch eine universelle Komponente. Aber ich glaube, Liebe besitzt mehr kulturelle... Mehr kulturelles Moment, als man zugeben wollen würde. Und das ist ein Teil davon, dass wir Liebe so empfinden. Weil das macht ja dieses romantische Bild von der Liebe auf den ersten Blick. Herzrasen und Schmetterlinge im Bauch macht das ja alles kaputt, wenn du sagst, naja, das liegt daran, dass du zu viel McRoy angeguckt hast. Aber zu teilen trifft das zu.
Johannes Franke: Okay, aber damit muss man sich erstmal klarkommen mit der Idee davon, dass Liebe... Ich mein... Klar, wenn Liebe politisch auch immer irgendwie ist oder wenn man sich, sagen wir so, Cäsar und Cleopatra hatten ja sicherlich eine andere Beziehung zueinander als Markus Antonius und Cleopatra. Weil Cäsar eindeutig noch viel älter und väterlicher war als Markus Antonius. Cleopatra war 39, als sie gestorben ist. Markus Antonius war, weiß ich gar nicht genau. Ja,
Florian Bayer: glaube ich ein bisschen älter als sie.
Johannes Franke: Sie war älter als sie, aber vielleicht... Zehn Jahre?
Florian Bayer: Es war auf jeden Fall nicht dieser Cäsar-Kleopatra-Abstand.
Johannes Franke: Genau. Das heißt, die hatten auch eine andere auf Augenhöhe so vom Alter her und von der, womit sie sich vielleicht gerade auseinandersetzen innerhalb ihres Lebens oder sowas. Und ich kann mir vorstellen, dass die durchaus etwas hatten, was dem nahe kommt, was wir vielleicht als innige Beziehung empfinden würden.
Florian Bayer: Ich bin sehr skeptisch gegenüber allem, was von den Zeitzeugen, beziehungsweise Nicht-Zeitzeugen, vor allem Plutarch, aufgeschrieben ist.
Johannes Franke: Ja, das ist einfach die falsche Perspektive. Das sind halt die Römer, die gesagt haben, das ist die Kortisane vom Nil, die wollen wir nicht.
Florian Bayer: Es ist extrem weit weg und ich glaube, ich könnte mir bestimmt nochmal ein anderes Urteil bilden, wenn ich mich nochmal ein bisschen tiefer reinlesen würde. Vielleicht aber auch nicht. Ich wäre halt vorsichtig damit, kulturelle und soziale Normen aus unserer Zeit auf die damalige Zeit zu projizieren und das macht ja für mich ja ganz viel. Und das machen Hollywood eben immer.
Johannes Franke: Ja, spannend. Okay, wir haben jetzt aber das Ende. Die beiden sitzen da im Mausoleum, Cleopatra, die Historische, hat sich dahin zurückgezogen mit all ihren Reichtümern, die sie hat. Das hat sie gut vorbereitet. Sie hat das Ding schon sowieso, die Mausoleen hat sie gebaut, bevor sie überhaupt ahnte, dass da irgendwas passiert. Aber die Mausoleen kamen eben einfach im richtigen Moment dann zum Tragen. Sie hat ihre Sachen da komplett reingebracht, damit Octavian wirklich zu ihr kommen muss, damit er seine Kriegsbeute bekommt. Das heißt, er muss sich mit ihr auseinandersetzen, wenn er das daran will. Dann kommt halt Markus Antonius, der Verblutende, noch dazwischen, dann stirbt er halt, okay. Und sie, was hat sie wirklich gemacht, historisch? Es gibt zwei Varianten, die erzählt werden. Ob eine davon stimmt, wissen wir sowieso gar nicht, aber die beiden Varianten sind entweder, sie hat sich tatsächlich richtig in Schale geschmissen und hat ein drittes Mal versucht, einen römischen Feldherrn zu überzeugen und zu sagen, guck mal, wir können doch gemeinsam und... Macht und überhaupt die Allianz ist wichtig und so weiter. Und ist halt gescheitert, weil Octavian einfach zu tief drin steckte in, du hast gerade alles zerstört, was ich eigentlich mit Markus Antonius aufbauen wollte an Rom. Oder die andere Variante, die erzählt wird, ist, dass sie sich die schlimmsten Lumpen überhaupt angezogen hat und wirklich auf Knie vor ihnen bettelnd da gesessen hat, gesagt, bitte wenigstens meine Kinder. Den einen hat Akhtar Veyran tatsächlich adoptiert. Also es gab, oder beide, ich weiß nicht, die Zwillinge, ich bin mir nicht ganz sicher, aber er hat irgendwelche Nachkommen adoptiert, die dann später umgekommen sind. keine Nachkommen geben sollte. Aber naja. Aber sie hat versucht zu verhandeln. Sie hat versucht, irgendwas zu retten. Um auch dem Königreich in Ägypten irgendwie wieder was zu hinterlassen. Aber er hat sich halt nicht erweichen lassen.
Florian Bayer: Ich glaube, Octavian war an der Stelle durch mit den Ägyptern. Das war einfach zu viel Stress.
Johannes Franke: Ja, verstehe ich.
Florian Bayer: Und genau tatsächlich kann ich viel schimpfen über den römischen Kolonialismus. Es gibt einen Punkt, also das Triumvirat ist ja angetreten, wir machen keinen Krieg mehr. Das war ja auch das Versprechen von Octavian. Um mal ganz kurz die Seite von Octavian einzunehmen. Es wird keinen Bürgerkrieg mehr geben. Ey Leute, ihr habt gerade 30 Jahre Bürgerkrieg erlebt, damit ist jetzt Schluss, wir machen jetzt hier Frieden. Und dann kommt Markus Antonius und sagt, und übrigens, ich schnackle jetzt mit den Ägyptern, was quasi so der Garant für Bürgerkrieg ist. Ich kann verstehen, dass Octavian auf den Scheiß keinen Bock mehr hat. Der sagt, wir haben jetzt echt genug Kriege erlebt. Es wird mal Zeit, dass es mal wieder so eine Friedensepoche gibt. Und dann lässt er sich halt auf keine Geschäfte mehr ein diesbezüglich. Das ist vorbei jetzt. Wir verhandeln nicht mehr so mit Ägypten, wie wir es die letzten 30 Jahre gemacht haben.
Johannes Franke: Und dann gibt sie ihm, ja, ich komme mit zu dir nach Rom. Natürlich lügt sie ihn da völlig kalt an. Ich glaube auch, dass es tatsächlich die historische Sache ist, weil sie muss ja auch irgendwie sich Zeit gewinnen und was machen und überlegen, wie sie es macht. Und sie kann nicht wie geplant nach Indien abhauen. Also nimmt sie sich anscheinend, was im Film natürlich auch nicht gezeigt wird, einen Diener nach dem anderen vor und probiert Gift an ihm aus. Weil sie muss ja irgendwie zu diesem Gift kommen.
Florian Bayer: Nett, diese Herrscherin.
Johannes Franke: Weil die Schlangen, die es da gibt, die reichen für diese Legende, die sie da etablieren, die reichen da nicht aus. Die haben nicht genug Gift, um sie umzubringen.
Florian Bayer: Zwei Gründe für die Schlange. Erstens, das Bild ist einfach zu verführerisch, eine Schlange auf eine Frau zu legen. Eine Frau tötet sich mit der Schlange. Zweitens, ganz banaler Grund, die sind gekommen, haben sie tot gesehen, haben gedacht, oh, das könnte eine Schlange gewesen sein. Und haben noch nach... irgendjemandem gesucht, nach einem Arzt gesucht, der das Gift aussaugen kann, weil sie einfach dachten, wenn es eine Schlange war, dann kriegen wir sie so wieder zurück. Und große Panik und dadurch hat sich das festgesetzt, dass es eine Schlange war. Aber es ist Quatsch.
Johannes Franke: Also es wird nicht so gewesen sein. Was gut sein kann, ist, dass sie eben genug Gift zusammengesammelt hat und vorher eben ausgetestet hat, was mache ich, was wirklich sicher ist. Und wenn du damals Diener von Cleopatra warst, da gehört das zur Jobbeschreibung dazu, dass du für sie stirbst. Ja. Deswegen sind auch die beiden Dienerinnen, die im Film mit ihr gestorben sind, sehr akkurat. Ja,
Florian Bayer: nur dass die Dienerinnen wahrscheinlich nicht so gut mit der Herrscherin befreundet waren wie in dem Film.
Johannes Franke: Ja, das stimmt vielleicht.
Florian Bayer: Es gibt ja auch das Gerücht, dass Tavian sie vergiftet hat. Dass ihr Selbstmord eine Legende ist.
Johannes Franke: Ja, das kann sehr gut sein, weil er fürchten musste, dass dann Bürgerkrieg aus Ägypten kommt. Und dass er sich damit nicht rumschlagen wollte und deswegen ihr noch diese Legende mitgegeben hat. damit die Leute erstmal zufrieden damit sind. Weil Schlange in Ägypten ja auch eine ganz besondere eigene Bedeutung hat und die Verbindung zu Gott herstellt. Und dass sie dann sozusagen von Gott legitimiert wird durch diesen Biss von der Schlange.
Florian Bayer: Die hatten ja auch wirklich Probleme danach. Also Octavian wollte zum einen, der wollte diesen Frieden haben und der wollte diesen klaren Sieg haben. Ganz Ägypten war voll mit irgendwelchen ikonischen Darstellungen von Leopatra, die ja die Göttin war.
Johannes Franke: Wie?
Florian Bayer: Das war alles voll. Und es war so klar, wenn ich keinen riesigen Aufstand haben will, kann ich davon nichts abreißen lassen. Das heißt, das wird nicht erzählt im Film. Das wäre jetzt auch zu viel. Der Film müsste ja noch neben Cäsar und Antonius noch Octavian heißen. Aber dieser Balanceakt finde ich super spannend. Wie gehen wir jetzt mit dem Erbe damit um? Diese gefeierte Herrscherin, die sich umgebracht hat, die überall zu sehen ist. Und ich will zeigen, dass ich sie besiegt habe, dass jetzt neue Zeiten sind. Und gleichzeitig will ich aber die Eroberten nicht... nicht unterdrücken und nicht einen Bürgerkrieg riskieren.
Johannes Franke: Ja, weil das ist ja das, was er aus Rom kannte und nicht wollte, den Bürgerkrieg. Ja, ich glaube, in Rom konnte man da schon ein bisschen freizügiger mit umgehen und sagen, ja, ja, ich habe sie, er wollte sie ja auch mit vorführen. Aber eben in Ägypten selbst, das ist heikel,
Florian Bayer: sehr heikel. Ja,
Johannes Franke: total. Aber Ägypten wurde römische Provinz.
Florian Bayer: Und das war auch eigentlich so ein bisschen, also wir stehen jetzt wirklich auch an der Ende dieses ägyptischen Reiches.
Johannes Franke: Sie ist die letzte Pharaonin.
Florian Bayer: Dessen Geschichte schwer zu schreiben ist, weil das ist natürlich ein komplett anderes ägyptisches Reich als zur Hochzeit der Pyramiden, des Pyramidenbaus. Aber total spannend, wir stehen hier am Ende eines Weltreiches und wir stehen um die Jahrhundertwende. Jesus kommt, keine Sorge, Jesus kommt. Das ist auch die Botschaft von jedem Hollywood-Monumentalfilm. In Ben Hur am Schluss auch, ne? Echt, ja? In Ben Hur. Ich weiß nicht mehr, wie sie ihn reinbringen. Jesus. Jesus kommt am Schluss von Ben-Hur vor. Total out of context plötzlich ist da Jesus.
Johannes Franke: Was hast du jetzt mit hier? Jesus habe ich nicht gesehen. Nee,
Florian Bayer: nee, aber wir sind kurz vor Christus.
Johannes Franke: Ja, okay, wir sind kurz vor Christus, ja. 30 vor Christus oder sowas.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Krass. Ja, also was am Ende passiert ist, wissen wir einfach nicht. Der Film hat seine eigene Version, was auch vollkommen legitim und in Ordnung ist.
Florian Bayer: Und der Film hat eine Version, wo ich sage, oh, ich hätte zu viel aussparen können. Ich muss nicht nochmal Octavian, der mit Cleopatra redet und nochmal verhandelt und sich nochmal was versichern lässt. Ja,
Johannes Franke: weiß ich nicht.
Florian Bayer: Wir haben so viel Antonius und so viel Cäsar in dem Film, dass der Film mit Antonius Tod leider vorbei ist, weil Cleopatra einfach nicht interessant genug gezeichnet wurde.
Johannes Franke: Das ist das Problem.
Florian Bayer: Ihr Tod müsste angeschlossen werden an den von Antonius, um diesen melodramatischen Kernmoment zu packen und festzuhalten. Stattdessen wird dann halt noch so gelabert. Sie labert noch mit Octavian, sie labert mit ihren Beraterinnen.
Johannes Franke: Es hat aber auch noch monatelang gedauert. Es ist ja tatsächlich so, Gugliel.
Florian Bayer: Es zielt sich so, wann bringt sich Markus Antonius um? Viel zu früh. Oh, ist das schrecklich.
Johannes Franke: Naja, was soll's. Man hätte es dramaturgisch verkürzen können. Wenn Cleopatra aber eine starke Herrscherin gewesen wäre in diesem Film, dann hätte ich auch dieses Gespräch mit Octavian nicht missen wollen. Nee, auf keinen Fall. Weil eigentlich ist das eine wichtige und gute Sache.
Florian Bayer: Absolut. und der Film hätte komplett anders sein müssen, um das irgendwie dringend da reinzubauen. Ja,
Johannes Franke: ja, ja. Uff. Uff. Ganz schön was hinter uns, Plot.
Florian Bayer: Ich bin voll erschöpft.
Johannes Franke: Wir sind bei einer Stunde und einer Dreiviertelstunde noch.
Florian Bayer: Wir sind länger geworden als die Produktion.
Johannes Franke: Wir sind die länger geworden als unser erster Teil, wo wir über die Produktion geredet haben.
Florian Bayer: Ich dachte, weil das Reden über die Produktion fand ich deutlich unterhaltsamer als das Reden über diesen Film. Genau wie ich die Produktionsgeschichte von diesem Film deutlich besser finde als den Film selbst.
Johannes Franke: Oh, traurig. Es ist halt wirklich so, dass der Film so viele Probleme hat mit den Figuren, wie sie gezeichnet werden, wie sie erzählt werden, aus welcher Perspektive. Man liest so sehr die 60er daraus und die Probleme der 60er daraus im Frauenbild und im Männerbild und überhaupt im Blick auf die Geschichte.
Florian Bayer: Warum heißt dieses Teil Cleopatra, wenn nur die Männerperspektive gezeigt wird?
Johannes Franke: Also es ist viel problematisch daran. Ich... finde diesen Film trotzdem sehenswert. Aus mehreren Perspektiven. Das eine hat was damit zu tun, dass es einfach ein episches Monumentalwerk ist, wie es danach nie wieder gedreht wurde. In der Form.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Und das zu sehen, ist einfach ein Schauwert für sich.
Florian Bayer: Und zu sehen, warum nie wieder so was gedreht wurde auch.
Johannes Franke: Ja, genau. Es ist schon toll und schon beeindruckend, dass die Leute einfach mit einer Renitenz... diesen Film durchgezogen haben, obwohl alles dagegen gesprochen hat. Außer, dass sich manche Leute einfach die Taschen voll gemacht haben damit und das durchgezogen haben deswegen. Es ist einfach interessant zu sehen, wie das Hollywood-Studio-System einmal den Bach runter geht mit diesem Film. Ich find's toll. Ich find ihn auch tatsächlich, muss ich nochmal bekräftigen, vier Stunden lang unterhaltsam. Ich möchte ihn vier Stunden lang sehen. Es ist vollkommen in Ordnung. Ich finde halt die Figuren scheiße gezeichnet.
Florian Bayer: Für mich war es einfach zu viel. Also zu viel Kitsch, zu viel Melodram, zu viel Pomp, aber vor allem auch zu viel Langeweile. Zu viele Szenen, die sich endlos langziehen und dann sich selbst ergötzen. In doppelter Geschwindigkeit, in der gekürzten Kinofassung, wenn man masochistisch veranlagt ist, kann man diesen Film gucken. Und das war unser Urteil. Wir sind heute ein bisschen durcheinander, weil wir so erschöpft sind. Aber wir müssen noch einen Top 3 hinterher schieben.
Johannes Franke: Machen wir das noch? Ja. Okay. unsere Top
Florian Bayer: 3. Wir können es ja kurz machen. Top 3 von Johannes Vorschlag war, Star-Power-Filme habe ich aufgeschrieben, aber die eigentliche Aufgabe war, Filme, die nur wegen der Stars so erfolgreich waren.
Johannes Franke: Genau, Filme, bei denen wir den Verdacht haben, dass sie nur wegen ihrer Star-Power so erfolgreich waren.
Florian Bayer: Ganz kurz, zwei Dishonorable Mentions. Sieben Zwerge, Männer allein im Wald und das perfekte Geheimnis. Zwei deutsche Filme. Einmal die Komplettzusammenfassung der... deutschen Comedy-Szene Ende der 90er Jahre angeführt von Otto Walkes. Katastrophale. Katastrophaler Film. Ich hab nicht geguckt. Ich hab zehn geguckt. Und es ist so unwitzig. Diesen Film könnte ich nicht ganz gucken. Das perfekte Geheimnis ist ein relativ junger Film. Deutsches Remake von einem französischen Film, wo sie die Handys tauschen. Es sind alle dabei. Die jetzt so, also da, wie heißt der? Ich kenne die Namen nicht, aber alle deutschen Schauspieler sind dabei.
Johannes Franke: Ilyas Mbarek. Genau,
Florian Bayer: und Jessica Schwarz. Ah,
Johannes Franke: okay.
Florian Bayer: Alle deutschen Schauspieler. Und es sind gute deutsche Schauspieler, und man fragt sich, warum seid ihr dabei. Genau, ich glaube, der hat vor allem deswegen Erfolg gehabt. Das waren meine honorable mentions aus Deutschland. Mein Platz 3 ist die Expendables. Einmal alle Actionstars der 80er-Jahre. Bruce Willis, Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, die sich treffen auf ein letztes großes Actionspektakel. Furchtbar langweiliger, durchschnittlicher Actionfilm. Hm.
Johannes Franke: Ja. Da möchte ich gleich alle Marvel-Filme reinhauen. Aber ich muss sagen, es gibt wirklich hohe Spitzen. Es gibt gute Marvel-Filme. Also Filme, die ich tatsächlich gerne geschaut habe. Aber nach dem zweiten, dritten, der Fortsetzung, der Fortsetzung, der Fortsetzung, ist es nur die Star-Power, die die Filme wirklich... Wirklich? Naja, die Stars, die sie sich selbst hochgezogen haben. Ah,
Florian Bayer: okay, ja, ja, natürlich, das macht Sinn, klar. Du kannst, wenn du, du hattest deinen, du hast deinen Captain America definiert, der ist mittlerweile ein Star. Weil ich hatte so das Gefühl, Marvel hatte eigentlich... Als sie angefangen haben, dieses Universum aufzubauen, haben sie eher unüblich wenig Star-Power besetzt. Also abgesehen vielleicht von Iron Man, der von Robert Downey Jr.
Johannes Franke: wurde. Aber der war ja auch quasi auf dem absteigenden Ast. Der war schon auf der Haltestelle. Ja, vielleicht. Aber sie ziehen sich ihre Leute hoch, haben eine riesige Star-Power und dann machen sie mit der Star-Power eben einfach nur noch mittelmäßige Filme und die Filme sind trotzdem erfolgreich, weil sie sich das einfach hochgezogen haben.
Florian Bayer: Macht Sinn. Total. Mein Platz 2. Every fucking Tom Hanks Movie in the 90s.
Johannes Franke: Ich hab auch einen Tom Hanks.
Florian Bayer: Also alle... Da Vinci Code.
Johannes Franke: Was hast du? Der Da Vinci Code. Oh,
Florian Bayer: Da Vinci Code. Ich hätte jetzt Forrest Gump, Apollo 13, Soldat James Ryan und nicht nur wegen Tom Hanks, sondern auch danach haben sie auch noch andere Stars in seine Filme gesetzt. Aber diese Filme, die sind egal wie gut man sie findet, aber ein Film über den Apollo-Mondflug und ein Film über einen etwas tummten Amerikaner, der unerhofft zu Erfolg kommt und einen Kriegsfilm über einen Soldaten, der einen Soldaten retten soll. Das sind alles keine besonders Kassenschlager-Geschichten. Die haben sich einfach wegen Tom Hanks verkauft.
Johannes Franke: Also wie gut oder schlecht die Filme sind, ist eine ganz andere Sache. Aber wenn vor allem die Starpower dafür sorgt, dass solche Filme in, naja, großen Erfolg werden oder überhaupt erst in die Lage geraten gesehen zu werden. Ich hätte noch, den Da Vinci Code habe ich auf Platz 2 gehabt. Der Hobbit würde ich gerne noch mit rein. Die Star-Power liegt gar nicht so sehr in den Schauspielern, sondern in dem Regisseur, der vorher Herr der Ringe gemacht hat und alle sind abgegangen. Und dann macht er noch den Hobbit hinten und verhunzt ihn so dermaßen.
Florian Bayer: Wir haben ein Kinderbuch von 20 Seiten, machen wir einen 10-stündigen Film daraus, was soll schief gehen?
Johannes Franke: Was zur Hölle ist da los? Ich war so enttäuscht, das war so übel. Aber die Star-Power hat dafür gesorgt, dass genug Leute reingegangen sind, um das Ganze zu holen.
Florian Bayer: Ich bin Gott sei Dank kein großer Tolkien-Fan und auch kein Fan von der Hobbit-Geschichte. Deswegen hat mich das... hat mich das nicht so sonderlich tangiert, dass der Film in die Hose gegangen ist.
Johannes Franke: Für mich schon sehr. Platz 1.
Florian Bayer: Kein Mensch auf dieser Welt hat sich noch für Piratenfilme interessiert, bis zu dem totalen Tag, als Johnny Depp sagte, okay, schlüpfen wir ins Piratenkostüm. Mantel und Degen.
Johannes Franke: Ich muss aber sagen, den ersten fand ich tatsächlich noch gut. Den ersten fand ich gut, die anderen habe ich tatsächlich auch noch so angefangen zu gucken und dachte schon, ja, ja, es macht Spaß, ihm zuzuschauen. Abenteuerfilm, vielleicht nicht so wahnsinnig viel inhaltlich, jetzt nicht so geil, aber der Verdacht erhärtete sich einfach, dass der Film eigentlich nur erfolgreich ist, weil Johnny Depp das so nach vorne trägt und so viele Leute anzieht.
Florian Bayer: Ich bin überhaupt kein Flug der Karibik Fan, ich mochte auch den ersten Teil schon. Ich finde, man merkt zu sehr, dass es, ich glaube, ich habe es ein paar Mal schon gesagt, man merkt zu sehr, dass die Vorlage kein Buch war und kein Drama, sondern eine Geisterbahn. Ja, ja, ja. An wie durch eine Geisterbahn zu laufen und das ist halt.
Johannes Franke: Aber ich weiß nicht, ob das ein Problem ist. Ich finde das für einen Abenteuerfilm nicht schlecht als Konzept.
Florian Bayer: Ich weiß nicht. Geisterbahner haben zum einen sehr dünne Storys. Ich war noch nie in einer Geisterbahn, wo ich dachte, oh, aber das Skript hat mir echt gefallen.
Johannes Franke: Ich war in einer, wo ich das gedacht habe. Oh, richtig? Disneyland Paris.
Florian Bayer: Oh, geil.
Johannes Franke: Wie man mit Looping und allem, wo ich wirklich Angst vor hatte, dass ich das nicht hinkriege, wo man aber diesen Looping im Dunkeln ohne Referenzsystem visuell...
Florian Bayer: Geil.
Johannes Franke: Als Starfighter andere Schiffe abgeschossen hat. Geil. Wo ich gedacht habe, sie verzichten vollkommen auf das, was dieses Looping-Ding sein könnte im Sinne von, ich sehe wie alle in Loopings und alles ist angstvoll und ich kann den Boden unter meinen Füßen sehen und alles ist irgendwie das. Sondern sie haben wirklich eine Geschichte dafür gefunden, ohne dass es große Skript, es gibt keinen Dialog oder sonst irgendwas. Obwohl, doch, es gibt eine Aufstimme. Aber dieses Looping-Ding in etwas zu verpacken, wo ich gedacht habe, oh ja, treffe ich den jetzt oder treffe ich den nicht? Das fand ich schon geil. Da hab ich gedacht, da hat Disney sich mehr gegönnt, als sie hätten müssen.
Florian Bayer: Ah ja, okay, interessant, cool.
Johannes Franke: Egal, kein krasses Skript, aber es war so, dass ich dachte, es ist mehr, als sie müssten. Ich hätte noch als letztes The Greatest Showman, der 435 Millionen gemacht hat.
Florian Bayer: Alter. Ich hab den nicht gesehen. Was ist das mit?
Johannes Franke: Das ist mit Hugh Jackman, der irgendwie einen großen, großen Showman aus Zirkuszeiten, die so ein bisschen angelehnt an so 20er, 30er oder sowas. Ich weiß es nicht mehr ganz genau, aber ich fand ihn mega schlecht, muss ich sagen. Es gab so viele Leute, die so wahnsinnig begeistert von den Nummern waren und die Intro musikalische, es ist ein Musical. Und ich weiß nicht, es hat mich überhaupt nicht erreicht. Und er ist halt einfach mit Starpower da reingegangen. Durch Wolverine. Und hat ganz viele Leute gezogen. Und ich habe den Verdacht, dass es vor allem alle Leute waren, die dann sabbernd da gesessen haben, weil es einfach Wolverine ist.
Florian Bayer: Ja, dabei ist Hugh Jackman, also er ist gut aussehender. Er ist ein guter Schauspieler,
Johannes Franke: ist ein sehr sympathischer Schauspieler, finde ich. Und er kann einiges verkaufen. Aber dieser Film, das hat er nicht retten können.
Florian Bayer: Ich sehe den Sexappeal an ihm nicht. Also offensichtlich finden ihn ja viele sexy, aber ich sehe ihn irgendwie nicht.
Johannes Franke: Vielleicht in der Rolle. Kannst du dir mal ein Plakat anschauen? Ich glaube,
Florian Bayer: ich habe auch ein Plakat davon gesehen.
Johannes Franke: Egal, wir wollten es kurz halten. Vielen Dank für diese Top 3.
Florian Bayer: Vielen Dank für diese Folge. Also vielen Dank, dass du mir Cleopatra vor den Latz geknallt hast. Ich muss irgendwas... Oh Gott.
Johannes Franke: Du musst keine Entsprechung finden. Keine vier Stunden irgendwas. Wir können gerne wieder zu den anderthalb Stunden oder vielleicht sogar kürzeren Filmen über klassische Spielfilmlänge.
Florian Bayer: Bitte klassische Spielfilmlänge. Ich bin ja dran. Ich kann alles gut machen. Glaubt mir, Leute, bleibt dran. Dann erfahrt ihr, was es nächste Woche gibt. Glaubt mir, alles wird gut. Ansonsten euch vielen Dank fürs Zuhören. Vielen Dank, dass ihr euch mit uns durch diesen absurden Entstehungsprozessen, diesen absurden Film gequält habt.
Johannes Franke: Wenn ihr nur diese Episode gehört habt, hört euch wirklich noch die Episode vorher an, wo wir über den Entstehungsprozess dieses Films sprechen werden. den wir jetzt auseinandergenommen haben, sprechen. Dieser Einstellungsprozess ist wirklich der absolute Wahnsinn. Und es macht so einen Spaß, sich die ganzen Katastrophen anzuhören. Es ist wirklich toll.
Florian Bayer: Ansonsten, wir hören uns nächste Woche mit meinem Film, den ihr nach dem Jingle zu hören kriegt.
Johannes Franke: Sehr schön.
Florian Bayer: Bis dahin. Ciao.
Johannes Franke: Ciao. Was hast du denn für ein Film?
Florian Bayer: Lass uns was leichteres nehmen.
Johannes Franke: Ja, bitte.
Florian Bayer: Lass uns auch nochmal ein bisschen weiter Richtung unsere Zeit gehen. Zumindest ein kleines Stückchen.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Es ist so lange her, dass ich den gesehen habe. Ich habe den in guter Erinnerung, aber ich glaube auch einfach nur, weil ich als Kind Sonnenbrillen cool fand und Anzüge.
Johannes Franke: Sonnenbrille... Ich ahns! Blues Brothers! Geil!
Florian Bayer: Ich freu mich sehr drauf, ich hab voll Bock, den mal wieder zu sehen und ich glaub, das ist auch einfach mal... Lass einfach mal Party machen.
Johannes Franke: Geil! Okay, Blues Brothers wird gut. Okay, sehr schön. Dann schaut euch nochmal Blues Brothers an und wir hören uns nächste Woche wieder. Bis dahin. Ciao!
