Episode 210: Pulp Fiction – 90’s Style without Substance?
Pulp, erstens eine weiche, feuchte, formlose Masse aus Materie. Zweitens eine Zeitschrift oder ein Buch, das reißerische Themen enthält und typischerweise auf rauem, unbearbeitetem Papier gedruckt wird.
Das kleinkriminelle Paar Pumpkin und Honey Bunny sitzt im Diner beim Frühstück und denkt über das Ziel für den nächten Raubzug nach. Während des Gesprächs wird irgendwann klar: Warum eigentlich nicht dieser Laden? Die Auftragskiller Jules und Vincent sollen ihrem Boss Marcellus seinen von jungen Ganoven gestohlenen Koffer zurückholen. Und Vincent soll Marcellus’ Frau Mia zum Essen ausführen, während der aus der Stadt ist. Der Boxer Butch hat Marcellus übers Ohr gehauen und muss aus der Stadt fliehen. Dumm nur, dass seine goldene Uhr, ein von Generation zu Generation weitergereichtes Erbstück, immer noch zu Hause rumliegt.
Pulp Fiction aus dem Jahr 1994 erzählt Geschichten aus einem kalifornischen Gangstermilieu. Geschichten, die nichts mit der Realität am Hut haben, und durch und durch geprägt sind von der 60er und 70er Nischenkultur: Hard Boiled Thriller, Blaxploitation, Surf Rock, Torture Porn, Black Comedy bilden eine ganz eigene Mischung, die dafür sorgte, dass in der Zeit von Flanellhemden und Techno plötzlich schwarze Anzüge und John “Saturday Night Fever” Travolta wieder als cool galten und jeder 16jährige Junge ein Poster von der lasziv auf dem Bett rauchenden Uma Thurman im Zimmer hängen hatte… ja, auch yours truly. Ein Riesenhit, und stilprägend für das kommende Indie- und Mainstreamkino. Kanon geworden, ohne jeden Zweifel. Und jetzt, im Jahr 2024 ist das Ding 30 Jahre alt.
Also Johannes, was haben wir hier? Und wie hart gehen wir mit diesem gar nicht mehr so jungen Klassiker ins Gericht?
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 210: Pulp Fiction – 90’s Style without Substance? Publishing Date: 2025-01-08T08:08:22+01:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2025/01/08/episode-210-pulp-fiction-90s-style-without-substance/
Johannes Franke: Ich finde, dass dieser Film zeigt, was Tarantino eigentlich kann. Und das ist Szenen inszenieren, Beziehungen untereinander in einer Szene inszenieren, Spannung zu erzeugen damit. Und in den besseren Filmen, die er gemacht hat, hat er im Grunde den Film als eine große Szene begriffen. Herzlich Willkommen zum 5., 6., 12. Jahr Muss-Man-Sehen-Podcast, die zweite Episode in diesem Jahr. Der Muss-Man-Sehen-Podcast, kurz erklären, wir zerstören hier eure Hoffnungen und Wünsche, weil ich weiß nicht, ob ich euch den Allerwertesten küssen werde mit diesem Film.
Florian Bayer: Pulp Fiction aus dem Jahr 1994, auf jeden Fall ein Klassiker, ein gar nicht mehr so junger Klassiker. Also wir haben jetzt das 30. Jahr, ne? Aber ein Film, der Kanon geworden ist und... der in den 90ern eine Zeit lang das der Inbegriff von Coolness war. Ich steig einfach mal ein mit dem kleinen Text, den ich geschrieben habe. Wir reden heute über Pulp. Erstens, eine weiche, feuchte, formlose Masse aus Materie. Zweitens, eine Zeitschrift oder ein Buch, das reißerische Themen und Geschichten enthält und typischerweise auf Raum unbearbeitetem Papier gedruckt wird. Das kleinkriminelle Paar Pump. Capgin und Honey Bunny sitzt im Diner beim Frühstück und denkt über das Ziel für den nächsten Raubzug nach. Während des Gesprächs wird irgendwann klar, warum eigentlich nicht dieser Laden? Die Auftragskiller Jules und Vincent sollen ihrem Boss Marcellus seinen von jungen Ganoven gestohlenen Koffer zurückholen. Und Vincent soll Marcellus Frau Mia zum Essen ausführen, während er außerhalb der Stadt ist. Der Boxer Butch hat Marcellus übers Ohr gehauen und muss aus der Stadt fliehen. Dumm nur, dass seine goldene Uhr ein von Generation zu Generation weitergereichtes Erbstück immer noch zu Hause rumliegt. Pulp Fiction aus dem Jahr 1994 erzählt, wie der Titel schon sagt, Geschichten aus einem kalifornischen Gangstermilieu. Geschichten, die nichts mit der Realität am Hut haben und durch und durch geprägt sind von der 60er und 70er Nischenkultur. Hardboiled Thriller, Plexploitation, Surfrock, Torture Porn, Black Comedy bilden eine ganz eigene Mischung, die dafür sorgte, dass in der Zeit von Flanellhemden und Techno plötzlich schwarze Anzüge und John Saturday Night Fever Travolta wieder als cool galten. Und dass jeder 16-jährige Junge ein Poster von der lassiv auf dem Bett rauchenden Juma Furman im Zimmer hängen hatte. Ja, auch yours truly. Ein Riesenhit und stilprägend für das kommende Indie-und Mainstream-Kino. Canon geworden, ohne jeden Zweifel. Und jetzt, im Jahr 2024, ist das Ding tatsächlich 30 Jahre alt. Also Johannes, was haben wir hier? Und wie hart gehen wir mit diesem gar nicht mehr so jungen Klassiker ins Gericht?
Johannes Franke: Also wir müssen mit ihm auf jeden Fall so hart ins Gericht ziehen, wie er es verdient hat. Über alle Stränge müssen wir nicht sein. Tarantino hat danach auch noch ein paar andere Sachen gemacht, die ich tatsächlich besser finde als das Erstlings-, Zweitlingswerk. Aber das werden wir genauer auseinandernehmen.
Florian Bayer: Es ist total spannend, weil wir haben hier Tarantino in einer sehr spezifischen Phase seines Lebens. Und dazu gehört unter anderem auch sein Blick auf Welt, auf Kunst und auf Frauen. Ich habe so das Gefühl, und das ist mir jetzt nochmal viel krasser aufgefallen, wir haben bei Tarantino in seinen Filmen, in seinen ersten Filmen, so eine Genese von dem jungen Dude, der nur mit seinen Kumpels rumhängt und Videos guckt, hin zu jemandem, der entdeckt, oh, es gibt auch Frauen. Frauen sind auch Menschen. Und wir sind in diesem Film noch nicht so ganz angekommen.
Johannes Franke: Nein,
Florian Bayer: Um das einmal abzureißen, in Reservoir Dogs, seinem Erstlingswerk, spielt keine Frau mit. Das sind nur Typen und die Frauen kommen nur im Gespräch vor, wenn sie sich über Madonna unterhalten. Hier bei Fiction haben wir immerhin schon Frauen. Sie sind Tools, sie machen alles falsch, sie sind einfach laszive Bräute, aber sie sind da. Und dann haben wir diese Genese hin zu Jackie Brown, wo Tarantino plötzlich erzählt, wie eine Frau sich in einer Männerwelt behaupten muss. Und dann nochmal einen krasseren Sprung zu Kill Bill, wo plötzlich Frauen... eine Rolle spielen und stark sein können.
Johannes Franke: Ja, es ist auch die Genese. Ich glaube, an dieser Stelle sind wir an einer Stelle, wo er nicht unbedingt dazu kommt, dass er Frauen so feststellt, ach, die gibt's ja auch, sondern er stellt fest, oh, ich bin grad so ein bisschen in der Position, wo ich vielleicht anfangen könnte, Leute in meine Filme einzubauen, die ich geil finde. Und er fand einfach Uma Thurman geil. Ja.
Florian Bayer: Vor allem bestimmte Körperteile von Uma Thurman. Die Füße. Der ganze... Also es nimmt seinen Anfang bei irgendwelchen Erlebnissen in der Kindheit, aber in diesem Film nimmt der cineastische Fußfetisch von Tarantino seinen Anfang. Nicht nur in Shots, wo wir Füße sehen, sondern auch in Gesprächen über Fußmassagen, die komplett ikonisch geworden sind. Quentin Tarantino. Quentin Tarantino war ein... Einfacher Arbeiter in einer Videothek und das ist eigentlich totaler Quatsch, das ist einfach nur eine Legende.
Johannes Franke: Natürlich völliger Quatsch. Der Typ hat vorher ganz andere Sachen gemacht und die haben ihn in der Videothek genommen, weil er sich mit Filmen auskannte. Nicht die Videothek hat ihn zum Filmexperten gemacht, sondern andersrum.
Florian Bayer: Das Video Archives in Manhattan Beach war eine extrem renommierte Videothek. Das war nicht die Videothek um die Ecke in den 90ern, das war die Videothek, wo die coolen Dudes rumhangen. die sich wirklich mit Filmen auskannten und die lange Diskussionen geführt haben, auch so über, was für ein Film ich in Kanon wollen wir überhaupt haben. So zwischen Hochkultur und Nischenkultur. Und zwischen der Frage, was finden wir geil, das 70er-Midnight-Movie-Theater oder die großen Klassiker der französischen Nouvelle Vague. Und Tarantino war immer so ein bisschen dazwischen, hab ich das Gefühl, mit Tendenz eher zum Midnight-Theater.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Aber vielleicht auch... vor allem mit dem Zeug, was er als Kind geguckt hatte.
Johannes Franke: Ja, aber nur weil er war Kunst, konnte er auch voll was anfangen. Das merkt man auch.
Florian Bayer: In diesem Film merkt man es und wir werden darauf zu sprechen kommen, aber immer in so einem sehr spezifischen Rahmen.
Johannes Franke: Das stimmt vielleicht.
Florian Bayer: Tarantino war von all diesen Sachen, die die FilmwissenschaftlerInnen so gerne interpretieren und Tiefe rausziehen, Tarantino war immer vor allem stilistisch begeistert und stilistisch beeinflusst. Ja. Man hat so das Gefühl, es ist ging ihm als Filmkenner, als Filmkonnoisseur, ging es ihm gar nicht so darum zu verstehen, was wollen Filme uns erzählen, sondern vielmehr, was für Bilder wollen uns Filme zeigen und was sind geile Bilder, die mich irgendwie emotional bewegen oder die mich stilistisch bewegen.
Johannes Franke: Also nicht nur Bilder im klassischen Sinne, was der Kameramann zeigt, sondern schon auch so ein bisschen im übertragenen Bilde. Was kann ich für Bilder erzeugen im größeren Rahmen? Also nicht nur grafisch. Das geht aber eben nicht so weit, dass es hinüber blutet in das Inhaltliche. Das ist wirklich, was will ich sagen? Das ist in diesem Film noch nicht so. Es gibt später Filme von Tarantino, die haben viel mehr zu sagen und so. Aber dieser Film hat mich ein bisschen so zurückgelassen, dass ich dachte, und jetzt?
Florian Bayer: Dieser Film hat nichts zu sagen. Aber um das dazu zu sagen, ich mag diesen Film total. Aber dieser Film ist radikales Style-Over-Subs. In jeder... einzelnen Pore. Es gibt hier keinerlei inhaltliche Tiefe. Und das ist aber auch das Ziel des Films. Und das ist auch das, was der Film will.
Johannes Franke: Ist das so? Ich weiß nicht. Ich höre jetzt ganz, ganz viele Nerds, die sagen, nein, das stimmt überhaupt nicht. Und da will er das sagen. Und da sagt er das. Und da sind so alles Dialoge, die so Alltag sind. Aber da steckt ja so viel drin. Nein, da steckt...
Florian Bayer: Alltag, nichts Alltag. Das ist das, wo unser Quentin herkommt. Er ist benannt nach einer Westernfigur. Nach einer Westernfigur, die von Brad Reynolds gespielt wurde. Und ja, aber als Kind war er mit seinem Ziehvater im Kino unterwegs oder mit einem Laber von seiner Mutter. Und mit dem war er in Plexploitation-Filmen. Und er hat das Kino der 70er und 60er Jahre und der 50er Jahre, das ganze Trash-und Pipe-Kino hat er geguckt. Und er war ein Einzelkind und er hat viel vom Fernsehen rumgehangen. Und das sind schon die ganz großen Einflüsse von Tarantino. Tarantino hatte immer diesen Medienmix an Bord. Und dieser Medienmix, und das sehen wir auch in diesem Film, und ich finde es teilweise... ganz toll, was er damit macht, der war bunt. Der war richtig bunt und wild. Das war das 70er Jahre Black-Split-Hächen-Kino. Welches 14-jährige Kind hat damit Kontakt? Das waren Splatter-Filme, die man wirklich nur aus den untersten Ecken der Videotheken...
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Und das waren irgendwelche Martial-Arts-Filme, wahrscheinlich schlecht synchronisiert. Und der hat das einfach alles aufgesaugt als Kind und hat sich dadurch ein Wissen angeeignet und hat auch gesagt, okay, was auch immer ich mache, ich will irgendwie im Filmbusiness arbeiten. Und das war ja zuerst die Schauspielerei, die er machen wollte.
Johannes Franke: Ja, er meinte auch, das ist halt das Bild, was man als Kind und Jugendlicher hat. Ich will beim Film arbeiten, also ich will Schauspieler werden.
Florian Bayer: Natürlich, du musst Schauspieler sein.
Johannes Franke: Und ihm war nicht so bewusst, dass man auch einfach Regisseur werden kann, weil das einfach nicht so das große Ding war in dem Moment als junger Mensch. Die Schauspieler sind halt einfach als Job mehr sexy.
Florian Bayer: Und er hat dann... in dieser Videotheken, in der er gearbeitet hat, hat er eine ganz wichtige Person kennengelernt, nämlich Roger Avery, mit dem er zusammengearbeitet hat.
Johannes Franke: Dem er auch das geschrieben hat.
Florian Bayer: Ja, hat er? Also das ist tatsächlich eine spannende Frage, wie groß ist die Rolle von Roger Avery bei Pulp Fiction? Die hatten jahrelang Beef, weil er von Tarantino auf eine Co-Story Position verbannt wurde.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: Story by.
Johannes Franke: Story by und dann stehen die beiden da und aber ganz groß written and directed by Quentin Tarantino. Ist aber auch, muss man sagen, von der Produktionsfirma nach vorne geschoben worden. Ja, Merrimax hat das nach vorne geschoben und hat gesagt, wir wollen diesen Geniekult des Regisseurs, der single-handedly alles macht, nach vorne bringen.
Florian Bayer: Ein Auteur, der Reservoir Dogs mit ganz wenig Budget gemacht hat, jetzt kommt sein erster großer Film, macht euch auf einen wilden Rhythmus gefasst.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und Roger Avery ist dabei ein bisschen untergegangen. Es wird viel drüber diskutiert, wie viel sein Beitrag zu Pulp Fiction war.
Johannes Franke: Es gibt so zwei, drei Szenen, die einigermaßen eindeutig zuordnen sind, die eigentlich für andere Filme geschrieben wurden auch. Aber ich kann dir jetzt schon nicht mehr sagen, welche.
Florian Bayer: Es waren Sachen, die er für andere Filme geschrieben hat, die da reingelandet sind. Aber Tarantino hat da natürlich auch... drei, vier Mal nochmal drüber gearbeitet. Und der war wohl vor allem in den Niederlanden und das hat sich dann ja auch in die ersten Dialoge sehr eingefahren. Ich glaube, gerade in den Dialogen sehen wir letzten Endes vor allem Phil Tarantino. Vor allem, wenn man sich anguckt, was Roger Avery sonst gemacht hat.
Johannes Franke: Hast du was gesehen von ihm? Ja,
Florian Bayer: Killing Zoe. Der Film wurde nämlich damals vermarktet von dem Macher von Pulp Fiction. Deswegen musste man den sehen. Oh ne, ist nicht so gut. Der hat, dem fehlt vor allem komplett dieser postmoderne Humor, den Tarantino hat. Und das ist ein ganz wesentliches Merkmal von Tarantino und deswegen kann ich ihm viel Flachheit und Oberflächlichkeit verzeihen, die meiner Meinung nach in diesem Film komplett drin sind. Und wenn jetzt irgendwelche Filmkenner darüber jammern, ich, Tarantino, also Pulp Fiction ist kein besonders tiefer Film und Tarantino ist auch kein besonders tiefer Regisseur, aber das ist okay. Man kann auch einfach Mash-up, Eskapismus, Remixkunst machen Das ist total okay, das hat auch seine Berechtigung Ich find's auch total gut
Johannes Franke: Wenn wir den Film angucken, haben wir ganz ganz schnell das Gefühl, dass wenn wir irgendeine obskure Filmempfehlung haben wollen, müssen wir den Regisseur anrufen. Wir wissen sofort Bescheid Also es ist nicht so, dass er uns das die ganze Zeit sagt Aber wir haben dieses Gefühl zieht sich durch den ganzen Film durch. Aber wir können ihn nicht fragen, wenn's um irgendwelche... tiefsinnigen Geschichten geht. Das ist es nicht. Aber das muss es vielleicht auch nicht sein. Trotzdem muss ich schon sagen, dass es mich ein bisschen schal zurückgelassen hat. Vor allem, weil ich auch die älteren Filme von, also die älteren Sachen, die späteren Sachen meine ich natürlich, von Tarantino in besserer Erinnerung habe.
Florian Bayer: Ja, das krasse ist ja, also meiner Meinung nach ist das der quintessential Tarantino-Film. Das ist der Film und das bringt auch ein paar Nachteile mit sich, aber das ist der Film, Und ich kann total verstehen, dass der so legendär geworden ist. Das ist der Film, in dem Tarantino so bestimmte Merkmale seiner Art zu inszenieren, seiner Art zu erzählen, auf wirklich hohem Niveau umsetzt. Aber dadurch, dass er so quintessential ist, fehlt ihm noch komplett der Fokus. Tarantino sollte später deutlich fokussierter sein, was so Genre-Kino betrifft.
Johannes Franke: Absolut, genau.
Florian Bayer: Hier ist alles drin. Hier hast du Gangster-Filme, hier hast du Musical, hier hast du Torture-Porn, hier hast du Blaxploitation und typischen... Typischen
Johannes Franke: Film-North-Thriller. Was natürlich auch den Reiz ausmacht für diesen Film, für manche Leute, die dann sagen, ja und dann lande ich dort und dann lande ich dort und dann wird mir das um die Ohren gehauen und dann das noch. Das ist schon ein Abenteuer. Also du hast da schon dann einfach, du kriegst einiges für dein Geld.
Florian Bayer: Du kriegst alles für dein Geld. Alles, was es irgendwie so an Nischenkultur aus dem Kino oder Fernsehen der 70er und 80er gibt. Und später war Tarantino deutlich genrefokussierter. Also er hat... Er hat Genre-Filme gedreht. Wenn wir uns angucken, Kill Bill, da hat er einfach mal seinen Martial-Arts-Film gemacht.
Johannes Franke: Ja, Revenge-Dingens.
Florian Bayer: Und dann hat er einen Western gemacht. Und er hat einen Kill-Film gemacht. Das sind so ganz eindeutige Genre-Filme. Und das hat er eigentlich ziemlich konsequent durchgezogen. Und hier ist es nicht der Fall. Hier hat er halt, du kriegst diesen Film nicht gegriffen, du kriegst nicht gegriffen, in welche Genre-Schublade der jetzt packt, weil er einfach so ein Mash-up ist aus diesen Subkultur-Einflüssen. Das fand übrigens... auch die Ersten, die das verfilmen sollten, die das produzieren sollten, nämlich TriStar, die gesagt haben, das ist demented. Das kann man nicht machen. Das geht gar nicht.
Johannes Franke: Das ist auch ein hartes Urteil, muss ich mal sagen. Also natürlich, ja, ich verstehe voll, wo die herkommen. Ja, vielleicht hätte ich es auch nicht produziert, ehrlich gesagt, wenn ich das nur gelesen hätte.
Florian Bayer: Avery hat das später zusammengefasst, also wie er das wahrgenommen hat, was die zum Film gesagt haben. This is the worst thing ever written. It makes no sense. Someone's dead and then they are alive. It's too long, violent and unfilmable. Das hat mich immer, immer irritiert. Also wie gesagt, nochmal, ich mag den Film. Aber es hat mich immer irritiert, dass Leute sagen, die Struktur wäre so clever und so schwierig. Ich finde, die Struktur ist ziemlich simpel. Wir haben eigentlich sogar einen chronologisch erzählten Film bis auf einen Part, der an den Schluss gepackt wird, der zwischen... Intro und weiter Geschichte kommt. Ansonsten ist dieser Film ja ziemlich chronologisch und klar erzählt. Ich habe nicht das Gefühl, dass man sich in dem Film verlaufen könnte, wie in meiner, keine Ahnung, meinetwegen Memento oder...
Johannes Franke: Also es gibt schon zwei Mehrsprünge, aber nicht so richtig. Also ich muss sagen, aber das hat Quentin Teneritino selbst gesagt, wenn man nicht gerade bügelt, während man im Film... Kann man ihm leicht folgen.
Florian Bayer: Das ist kein Problem. Chris Nolan hat gesagt, ich hätte so einen Film wie Memento, hätte ich mich nicht getraut zu drehen, wenn Pulp Fiction nicht so erfolgreich gewesen wäre.
Johannes Franke: Ah,
Florian Bayer: okay. Denke ich, okay, es ist aber was anderes, wenn man sich anschaut, wie Chris Nolan seine Filme verfilmt, auch Oppenheimer, über den wir letztes Jahr geredet haben. Es ist eine ganz andere Art von narrativer Komplexität und von struktureller Komplexität.
Johannes Franke: Aber man muss sagen, Nolan schafft es auch, dich an die Hand zu nehmen und dich da dort ordentlich durchzuboxieren.
Florian Bayer: Aber bei Nolan kann man sich verlaufen. Bei Nolan kann man wirklich die Orientierung verlieren, wenn man nicht aufpasst. Ich habe das Gefühl, bei Pulp Fiction ist es deutlich schwieriger. Also da muss man schon ein bisschen unaufmerksam sein.
Johannes Franke: Das stimmt vielleicht, ja.
Florian Bayer: Ich meine, wir haben diese Honey Bunny Geschichte als Intro. Da geht ja noch nicht mal richtig der Film los und wissen, das ist einfach nur ein Intro.
Johannes Franke: Aber da ist schon der erste Sprung dann.
Florian Bayer: Genau, aber dann haben wir sehr chronologisch erzählt dieses Vincent und Schulz Ding. Wir haben diese eine Lücke in dem Vincent und Schulz Ding. Ja. Aber dann geht es chronologisch weiter mit Vincent, der Mia ausführt. Mit Butch, der seinen Boxkampf hat und flieht.
Johannes Franke: War das nicht vorher?
Florian Bayer: Nee, das ist danach. Ah, du hast nicht verlaufen. Du warst nicht aufmerksam. Nein, Butchs Flucht ist... weil er schießt Vincent. Dann kann er nicht mit mir ausgehen, wenn er erschossen ist.
Johannes Franke: Ich meine das andere vorher.
Florian Bayer: Achso, nee, und dann ganz am Schluss, nach Butchs Boxkampf und seiner Flucht, haben wir nochmal diese Vince und Jules Geschichte zwischen A und B quasi. Aber das ist jetzt, also ich finde, es ist überschaubar. Fand offensichtlich auch Harvey Weinstein von Miramax. Der hat das Ding nämlich in die Hand gekriegt und der hat gesagt, das ist doch dick wie ein Telefonbuch. Kann doch kein Mensch, was soll das? Und hat das auf dem Flug gelesen. Und fand's gut. Und er hat... total begeistert. Ja,
Johannes Franke: ja, ja, war total begeistert.
Florian Bayer: Bei der Landung hat er dann gesagt, so, wir müssen das, wir müssen das verfilmen. Und es war der erste große Film von Miramax. Die waren im Jahr davor von Disney, die waren in dem Jahr von Disney gekauft worden und es war ihr erstes großes Projekt und die haben dann 8,5 Millionen Dollar haben sie veranschlagt dafür und es war damit Tarantinos erster großer Big Budget Film quasi.
Johannes Franke: Ja, ich möchte mal kurz im Raum werfen, ob dieser Film so erfolgreich geworden wäre, wenn er Tarantino sich nicht als Marke begriffen hätte so stark, um dann auch in alle Talkshows hineinzugehen und überall zu erzählen, was für ein krasser Typ er ist. Und wenn er bei hauptsächlich Schwarzen in der Runde sitzt, anfängt seltsam zu reden. Und vielleicht rauszupacken. Und man denkt, uh, was passiert denn da?
Florian Bayer: Und das ist auch das, was dieser Film macht. Sein ganzes Wissen, er hat nicht gelebt. Sein ganzes Wissen besteht aus Screenwissen. Er glaubt zu wissen, wie die schwarzen Gangster reden.
Johannes Franke: Nein, nein, er hat zwischen den Leuten auch gelebt. Er hatte auch einen Haufen schwarze Freunde. Das stimmt schon.
Florian Bayer: Ja, aber das, wie er redet, wie er Menschen sieht, er betrachtet alles als Fiktion, als Film. Und das werden wir in diesem Film ganz viel sehen Es gibt keinen Bezug zur Realität Diese Art von Gangstern, die existieren nicht in der Wirklichkeit Nein,
Johannes Franke: nein,
Florian Bayer: nein Auch diese Art von Kleinkriminellen existieren nicht Man hat so das Gefühl, Tarantinos Kopf ist voll mit Fiktion Ich find's geil Ja,
Johannes Franke: ja, ja Aber wir müssen natürlich dann auch darüber reden Wie berufen er sich fühlt, diesen Slang zu benutzen Das N-Wort, ich weiß nicht wie oft das vorkommt Es kommt zu oft vor Und es... Und Fuck kommt natürlich auch irgendwie...
Florian Bayer: Fuck kommt 300 Mal vor Fuck sei verziehen.
Johannes Franke: Fuck ist vollkommen in Ordnung. Das ist kein Ding. Aber eine bestimmte Art von Slang aus einer Community zu benutzen, die nicht deine ist, und das dann auch noch weiße Leute sagen zu lassen in diesem Film und nicht nur...
Florian Bayer: Und es sich selbst in den Mund zu legen.
Johannes Franke: Dann auch noch selber, ja. Es war geschrieben, bevor er festgelegt hat, dass er die Rolle spielt. Aber trotzdem. Es ist einfach... Nein, das macht man nicht.
Florian Bayer: Also ich sehe den Film und... in den ersten Minuten schon und kann total wieder verstehen, wie der so zum Hit wäre.
Johannes Franke: Ja, total. Ich auch.
Florian Bayer: Du siehst diese Szene von, und die ist ja wirklich banal, Pumpkin und Honey Bunny. Und sie unterhalten sich. Und das ist ein dialoglastiger Film. Das ist total krass. Tarantinos Kunst besteht darin, Filme zu machen, die wirklich aus viel Dialog bestehen.
Johannes Franke: Und trotzdem Rock'n'Roll sind.
Florian Bayer: Und trotzdem Rock'n'Roll sind. Du bist da dran und du hörst diesen Dialog und du siehst die da sitzen und du denkst so, ja stimmt, das habe ich damals als stylisch, als cool, als elegant wahrgenommen. Und es gibt ein paar Szenen, wo man sich fragt, Das habe ich damals als stylisch cool und elegant wahrgenommen. Aber in der Szene erstmal, du bist drin.
Johannes Franke: Jeder hatte dieses fucking Poster, das hast du am Anfang gesagt. Ja,
Florian Bayer: hattest du es?
Johannes Franke: Ich hatte das nicht, weil ich tatsächlich auch beim ersten Gucken schon gedacht hatte, irgendwie stimmt das nicht. Aber vielleicht nicht unbedingt aus den Gründen, die ich heute habe. Also mit dem ganzen, mit dem Slang und so weiter, das ist, damals war das auch noch nicht Thema und so. Und ich habe das wahrscheinlich für viel cooler gehalten, als es sein sollte und so. Aber... Ich habe tatsächlich mit der Sprache und mit der Gewalt, die gar nicht so viel gezeigt wird, wie ich in Erinnerung habe, gar nicht so sehr. Aber irgendwie konnte ich damals schon nicht so das finden, was so viele gefunden haben. Obwohl ich auch ein Filmtyp war. Ich habe Filme geliebt. Aber ich weiß nicht, ob du all diese Referenzen, die er da drin hat, in dem Alter überhaupt noch gesehen hast.
Florian Bayer: Nein, natürlich nicht.
Johannes Franke: Natürlich nicht. Das heißt... Das heißt, alle, die darüber geredet haben in meinem Umfeld, die gesagt haben, ja, und dann zieht er diesen japanischen Film. Und ich denke, Alter, das hast du dir angelesen und nichts davon hat mit dir zu tun.
Florian Bayer: Aber genau das ist doch, das ist die Größe von Tarantino und das ist das Nirvana-Phänomen. Tarantino habe ich zu verdanken, dass ich auf unglaublich viele B-Movies aus den 60ern und 70ern gestoßen bin.
Johannes Franke: Ja, aber die Frage ist, wie redest du darüber? Redest du mit deinen Kumpels darüber, so als wenn... wenn dir das alles völlig klar wäre. Nein,
Florian Bayer: aber so haben wir auch nicht geredet. Wir haben das gesehen und haben dann gedacht, okay, wo kommt das her? Dann konntest du im Internet gucken, das war nämlich so ein neues Ding in den 90ern. Und dann hast du festgestellt, ah, das zitiert diesen Film, geil, den will ich gucken. Und das Nirvana-Phänomen, Kurt Cobain sitzt irgendwo in einem Interview und sagt, übrigens, ihr müsst euch unbedingt die Band Butthole Surfers anhören. Und du sitzt als Fan von Nirvana da und schreibst das auf und denkst, geil, ich hab von denen noch nie gehört, aber das muss ja interessant sein. Und deswegen finde ich diese Figuren, die Nischenkultur in den Mainstream bringen. Und so einer als Tarantino und so einer war Kurt Cobain auch. Das kann man gar nicht hoch genug honorieren. Weil es wirklich geil ist, dass sie dir helfen, an Ecken zu finden der Kultur, die du sonst nie entdeckt hättest.
Johannes Franke: Aber auf der anderen Seite sind halt die ganzen Leute, die dieser pretentious anfangen, Gespräche darüber zu führen. Ja, pretentious-Trends gibt es überall.
Florian Bayer: Das kannst du dem Film nicht vorwerfen, oder?
Johannes Franke: Das Problem ist aber, dass eben die Leute... die große Majority in dem Fall waren. Die, die diese Plakate zu Hause haben und dann pretentious über diesen Film gewünscht haben. Wirklich?
Florian Bayer: Ja,
Johannes Franke: also in meinem Umfeld zumindest.
Florian Bayer: Ich habe das Gefühl, die Leute, die diesen Film mochten, und das waren sehr viele, fanden das einfach cool und stylisch und keiner hat sich Gedanken darüber gemacht, dass hier irgendwo Godard zitiert wird. Das war den Leuten vollkommen Schnuppe. Die fanden den Film einfach stylisch. Und ich fand es tatsächlich, weil ich ein Filmfan war, fand es tatsächlich geil, die Frage, was für Filme werden hier zitiert. Aber nicht um pretentious, sondern um eine Liste zu haben, um eine Watchlist zu haben, sozusagen, den muss ich gucken.
Johannes Franke: Und auf der anderen Seite sind die Leute, die maskulinistisch daran gehen, die die ganze Zeit denken, oh ja, hier, Macho und Feuchte.
Florian Bayer: Absolut, ja, ja, Maskulinismus in Tarantino, darüber könntest du eine Doktorarbeit schreiben, ohne jeden Zweifel. Und Tarantino ist auch mit diesem Film schuld an einer ganzen Reihe von Epigonen, die seine Ironie nicht verstanden haben, weil Tarantino hat durchaus eine Ironie auch in diesem Maskulinismus und in diesem Machoismus. Teilweise vielleicht nicht mal bewusst.
Johannes Franke: Sehr versteckt, sehr sehr versteckt, aber manchmal, ne? Ja,
Florian Bayer: und auch unbewusst.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: vielleicht. Ich glaube. Ist einfach jemand, der alles ironisch liest und deswegen kommt das automatisch rein. Aber viele haben diese Ironie nicht gesehen und haben aus Tarantino nur diesen Machoismus und diesen coolen Machoismus rausgezogen und ganz schreckliche Filme produziert.
Johannes Franke: Ja, und diese Ästhetisierung von Kriminalität, also ich weiß nicht. Das waren alles Sachen, die früher für mich so ein Ding waren, wo ich gedacht habe, irgendwie weiß ich nicht. Vielleicht habe ich auch tatsächlich, muss ich vielleicht dazu sagen, vorher mit den Leuten darüber geredet. bevor ich den Film gesehen habe und dann den Film gesehen habe. Und mit diesen Augen den Film geguckt habe. Und jetzt beim Gucken ist mir natürlich aufgefallen, wie genial teilweise die Szenen inszeniert sind. Egal wie gut die in eine Geschichte zusammengeworfen sind und ob die Geschichte Sinn ergibt oder nicht, aber jede Szene einzeln für sich ist so gut inszeniert. Er schafft das wirklich, die Spannung die ganze Zeit hochzuhalten. Und eine der spannendsten Szenen überhaupt. Ist das mit der Nadel, mit John Travolta und ihr, mit Uma Thurman. Ja. Das ist so krass. Die Stakes sind so high.
Florian Bayer: Es ist auf jeden Fall dieser Stilismus, diese stilistische, diese Romantisierung von Kriminalität. Das muss man mögen. Ich stehe halt auch tatsächlich auf die 70er und 80er Jahre Filme. Wenn es so weit von der Realität weg ist, dass es dir nicht wehtut, dass hier Kriminelle irgendwie romantisiert werden, dann ist es total okay, weil es einfach Comic ist.
Johannes Franke: Ja. Daher kommt es ja auch so ein bisschen, wenn wir jetzt über Palp reden. Das ist ja auch Palp nach dem Ersten Weltkrieg groß geworden. worden, ganz groß geworden, vorher schon ein bisschen angefangen, ich weiß es nicht ganz genau. Auf jeden Fall so diese Anti-Helden, diese Hardball-Detectives und so weiter, die aber alle ihre Fehler haben und die saufen und die irgendwie dieses Noir-Teil dann losgetreten haben im Film.
Florian Bayer: Du brauchst keine sympathischen Figuren, um eine mitreißende Geschichte zu erzählen. Das war unter anderem der Ansatz von Pulp auch. Und dem kann ich was abgewinnen. Dieses Figuren, die sich nicht über ihre Emotionen, wir haben hier kaum Emotionen in diesem Film, aber Nicht über ihre Emotionen und nicht über ihre Ziele definieren, sondern einfach nur über ihren Stil. Und das war ja ein Stilmittel, was man nicht nur in der Nischenkultur, sondern auch in Good Old Hollywood gefunden hat. Es gibt sehr viele Figuren in klassischen Hollywoodfilmen. Und das sind auch deine Figuren, also die Musicals, die du teilweise guckst und die alten Hollywoodfilme, die Figuren. Alles, was Humphrey Bogart gespielt hat, definieren sich nicht über ihre Emotionen. Selbst in so einem Liebesfilm wie Casablanca definieren sich über ihren Stil.
Johannes Franke: Ja, okay, da gucken wir quasi nochmal.
Florian Bayer: Und das ist halt so eine sehr spezifische Art von Erzählen. Wenn man von einem Film emotional oder intellektuell bewegt werden will, dann ist das natürlich was, was an einem abprallt. Weil es ist weder das eine noch das andere und das ist schwierig.
Johannes Franke: Ja, gut, okay. Aber wir sind uns einig, es ist eher stilistisch als inhaltlich wertvoll.
Florian Bayer: Auf jeden Fall.
Johannes Franke: Und ich finde es tatsächlich sehr wertvoll stilistisch. Das möchte ich dem nicht absprechen.
Florian Bayer: Es ist halt dieses Smash-Up-Ding. Du hast zum einen diese Musik, die hauptsächlich aus Surfrock aus den 60ern und Funk aus den 70ern besteht. Die sich wie ein Teppich durch den ganzen Film legt. hervorragend ausgewählt ist.
Johannes Franke: Gerade der erste Song, du hast die beiden fangen, sie steht auf, keine bewegt sich, Motherfuckers, und diese Musik ist frame.
Florian Bayer: Und wir haben, als wir über Dornröschen geredet haben, nicht Dornröschen, Aschenputtel, haben wir drüber gesagt, wie kitschig Freeze Frames sind. Hier hast du ein Beispiel, wie ein Freeze Frame nicht kitschig ist, sondern einfach nur geil.
Johannes Franke: Badass, Motherfucker. Voll, absolut.
Florian Bayer: Und das hast du die ganze Zeit und du willst halt in so vielen Momenten schreien, this is badass. Und es sind Momente und es sind Figuren. Also wie schafft es Tarantino, Samuel Jackson in Unterhosen mit einem albernen Shirt rumlaufen zu lassen und er wirkt wie der coolste Bad Motherfucker überhaupt. Das musst du erstmal schaffen.
Johannes Franke: Das hast du halt aufgebaut den ganzen Film über. Wenn du von Anfang an damit reingekommen wärst, naja.
Florian Bayer: Es ist egal, doch es funktioniert trotzdem. Er hat die Figuren und das ist was, wo ich anfange zu stellen, vielleicht finde ich es heute nicht mehr so cool wie in den 90ern. Der Film ist sehr 90er. Ja,
Johannes Franke: sehr.
Florian Bayer: Also damals war das alles irgendwie cool, aber auch so ein... doofy wie John Travolta hier spielt. Dieser Vincent, der ist ja sowas von verpeilt und so.
Johannes Franke: So ein Depp, meine Güte.
Florian Bayer: Und dann hat er auch noch diese Frisur, die wirklich schrecklich ist, aber er war cool damals.
Johannes Franke: John Travolta hat sich diese Frisur selbst ausgesucht.
Florian Bayer: John Travolta war damals der Typ aus dem Guck mal wer da spricht Film. Das war nicht der coole Disco-Tänzer aus Saturday Night Fever, das kannte kein Mensch. Das war der, der in Guck mal wer da spricht mitgespielt hat. Drei Mal.
Johannes Franke: Oh, scheiße. Es gibt so viele Produzenten, die gesagt haben, um Gottes Willen, den werden wir auf gar keinen Fall in diesen Film lassen. Und der hat sich echt durchgesetzt.
Florian Bayer: Ich gucke es heute und denke, das fand ich cool. Aber ich kann immer noch verstehen, dass ich das damals cool fand. Ich habe den gesehen und der verhält sich total verpeilt. Ich meine, diese Szene, wenn er bei mir in der Wohnung ist und nach der Sprechanlage sucht, die ist mimetisch geworden. Die ist mir im Raum steht und... so hin und her schwankt, das ist toll. Er ist so ein Depp, aber er wirkt trotzdem cool. Und er kaut mit offenem Mund, wenn er seinen blöden Pancakes, nee, sein Ei isst.
Johannes Franke: Ja, ich hab ein Problem mit John Travolta so ein kleines bisschen in dem Film, weil ich wirklich überlege, ob er wirklich ein guter Schauspieler ist.
Florian Bayer: Ah, John Travolta ist kein guter Schauspieler.
Johannes Franke: Das ist halt das Ding und Ich habe den Gedanken zu oft während des Guckens. Das reißt mich jedes Mal so ein bisschen raus. Und ich jedes Mal denke, ist das jetzt wirklich gut? Oder ist das einfach nur...
Florian Bayer: Er ist kein guter Schauspieler, aber er war nie besser als in diesem Film. Es ist wirklich... Und es sollte ja eigentlich mit jemand anderem besetzt werden. Michael Madsen sollte das eigentlich spielen. Es ist wie ihm auf dem Leib geschrieben. Du siehst John Travolta und du denkst, es ist geil. Tarantino hat es geschafft, John Travolta wieder cool zu machen. Der durfte danach wieder coole Menschen spielen.
Johannes Franke: Ja, und vor allem Gangster. Ja,
Florian Bayer: und Gangster, genau. Und im Anzug. Und niemand hätte das vorher für möglich gehalten. Der war einfach quasi der Depp der Kinogeschichte. In den 70ern konntest du gut tanzen und jetzt darfst du ein Baby füttern. Aber es funktioniert. Und ich finde, das ist wirklich eine Kunst, was Tarantino hier macht, wie er es schafft, absolut banale Dinge cool wirken zu lassen. Und zwar durch den gesamten Film. Du siehst Dinge, die nicht cool sind. per Definition. Es ist nicht cool, wenn jemand sagt, oh, in Frankreich sagt man Le Big Mac. Das ist weder cool noch witzig. Das ist einfach nur, das ist ein Dead Choke.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Da legst du dir an den Kopf und sagst, oh, bitte, hör auf.
Johannes Franke: Das ist aber auch so eine seltsame Zeit. Ich weiß nicht, ob die Zeit so war oder ob das damals auch nicht mehr so war, dass man sich im Auto sagte, übrigens weißt du, wie man in Amsterdam das und das nennt. Und man denkt sich, hä, ja, also heute sowieso, ja, ich hab Internet. Und ich bin vielleicht auch mal in der Gegend rumgereist. Aber vielleicht ist es auch meine europäische Sicht, dass es damals irgendwie auch schon so seltsam ist, dass man da irgendwie, was ist das gespürt? Gespräch, was ist das?
Florian Bayer: Es ist komplett banal. Also das ist komplett trivial. Es hat keinen Sinn, es verfolgt auch kein Ziel. Sie reden halt über Burger in Holland und dann haben sie diese Fußmassagen-Geschichte, die wirklich, wie Mia es nachher schön ausdrückt, einfach nur Gangster-Gossip ist. Sie sind wie so Drahtstanten.
Johannes Franke: Ja, absolut.
Florian Bayer: Sie sind darüber austauschen, wie jemand gestorben ist.
Johannes Franke: Was ich geil dabei finde. Aber sie wirken cool dabei.
Florian Bayer: Das ist das Merkwürdige. Sie reden über diesen totalen Mist, aber sie wirken dabei irgendwie cool.
Johannes Franke: Du willst auch ein Moment, um in die Tür einzukommen, muss ich sagen. Im Auto finde ich es noch ein bisschen so, weiß ich nicht. Und dann aber, was ich sehr geil finde, ist, dass er tatsächlich das so inszeniert, dass die vor die Tür kommen, wo sie hinwollten. Und wir wissen ja nicht, warum sie dorthin wollen oder was auch immer. Und dann sind wir kurz bevor wir endlich wissen, wo die da hinwollten, was das alles soll. Und er sagt, wie spät ist es? Fünf vor. Ach komm, dann gehen wir nochmal rüber. Ja.
Florian Bayer: Lass uns doch mal ein bisschen weiterquatschen.
Johannes Franke: Fuck, Alter, kannst du mir mal sagen, worum es geht, bitte? Ich will nicht mehr warten, aber der Moment ist geil. Das ist großartig. Die gehen einfach nach hinten in den Background. Die schneiden nicht ran oder sowas, sondern es ist ein stehendes Bild. Die sind im Hintergrund da, unterhalten sich über Footmassages, wo ich Füße schon echt nicht mag. Nein, ich sag nicht, ich hab ein echtes Problem mit Füßen.
Florian Bayer: Das macht die geht. Das macht Tarantino für mich auch echt schwierig, weil ich weiß, dass er das immer in seinen Filmen hat. Oh Gott. Ich finde, also Fußmassagen sind nicht attraktiv, Füße sind nicht attraktiv.
Johannes Franke: Nein, nein. Insofern ist das Gespräch auch für mich völlig sinnlos, weil ich denke, das hat nichts Erotisches, Fußmassage ist null.
Florian Bayer: Ja. Aber Tarantino ist wirklich statisch unterwegs. Das hat er vom europäischen Kunstkino abgeschaut. Weil das waren diese 60er und 70er Jahre Trash-Filme. Die waren eher mit Wackelkamera und die waren so sehr rough von den Bildern. Und Tarantino mag seine langen, statischen Aufnahmen, wo eine Kamera steht und Raum.
Johannes Franke: Das war ein Europäer. Was man sich voll abgucken kann von ihm. Ich finde das super. Ich finde das sehr, sehr gut. Eine gute Entscheidung. Die wichtigste Regel beim Film, schneiden es, schneide nur, wenn es wirklich nötig ist.
Florian Bayer: Ja. Das Krasse ist, dass er es schafft, trotzdem dynamische Szenen zu inszenieren. Weil was dem Arthouse-Kino Made in Europe ja oft gerne vorgeworfen wird, dass es sehr träge ist. Durch diese statischen Aufnahmen. Vor allem den Franzosen wird das ja ganz gerne vorgeworfen. Tarantino schafft es, Bilder so dynamisch zu erzählen, dass er nicht viel schneiden muss. Dass er die Kamera auch stehen lassen kann. Dass er nicht viel mitgehen muss im Raum oder so. Sondern dass die Szenen trotzdem eine... Eine Dynamik haben. Ja, ja, ja,
Johannes Franke: voll.
Florian Bayer: Der Film ist zweieinhalb Stunden lang. Ich finde nicht, dass der Film sich wie zweieinhalb Stunden anfühlt. Gar nicht.
Johannes Franke: Sehr kurzweilig. Ja, ja, ja,
Florian Bayer: ja. Wir kommen zu einer von Milliarden berühmten Szenen, die ikonisch geworden sind. Man könnte alles, alles ist ikonisch geworden. Aber ich möchte doch einmal ganz kurz auf den, sie kommen in die Wohnung von diesen Typen, sehr jungen Typen, die Marcellus ausgeraubt haben und sie haben den Koffer. Und sie machen den Koffer auf und Vincent wird angeleuchtet. Das leuchtet den Koffer.
Johannes Franke: Möchtest du jetzt diese Frage stellen?
Florian Bayer: Nein. Okay. Es ist nämlich wirklich egal. Und ja, ich mag die Interpretation, dass die Seele von Marcellus Wallace drin ist. Ist mittlerweile so Kanon geworden, dass man fast sagen könnte, es ist das. Ich finde die Referenz wichtig. Witzig, ein Film, den ich gesehen habe, weil er mir durch diese Koffer-Szene empfohlen wurde, Kiss Me Deadly aus dem Jahr 1959, da gibt es den leuchtenden Koffer. Ein Hardboiled Detektiv-Thriller, wo der leuchtende Koffer aber das Potenzial hat, die Welt zu zerstören. Der wird geöffnet, strahlt unseren Bösewicht an. Und es gibt eine riesige Atombomben-Explosion. Wir wissen nicht, was da drin war, aber offensichtlich war es sowas wie das Armageddon. Die Szene ist echt schön dafür, für das, was Tarantino mit seinen Vorbildern macht. Er nimmt diese Koffer-Szene aus Kiss Me Deadly, wo die Koffer geöffnet wird und fast die ganze Welt zugrunde geht. Und er entschärft das Radikale, es ist nur noch ein Leuchten. Das reicht.
Johannes Franke: Es sollte nicht mal ein Leuchten sein am Anfang. Die haben irgendwann beschlossen, dass da noch eine Lampe rein muss, aber das war nicht gedacht.
Florian Bayer: Ich finde, es ist so symbolisch dafür, wie Tarantino mit seinen Vorbildern umgeht, weil das haben wir später auch in dieser Vergewaltigungsszene, zu der wir noch zu sprechen kommen, dass er diese Bilder nimmt, die in den Originalen ein extremes, emotionales oder symbolisches Gewicht haben und aus ihnen ein Stilmittel macht.
Johannes Franke: Es passt voll zu dem, was Tarantino selber gesagt hat über sich. War auch ein bisschen seltsam. Aber er hat sich mit Sergio Leone verglichen. Dass er mit dem Crime-Genre gemacht hat, was Sergio Leone mit dem Western gemacht hat. Nämlich den Spaghetti-Western draus gemacht. Und eine Überhöhung findet statt. Und eine Veränderung der Symbole innerhalb dessen. Und das finde ich interessant, dass er das auch so sieht. In diesem... In dieser Tradition von Sergio Leone.
Florian Bayer: Naja, ich meine, wenn man sich anschaut, was seine Rolle in der Filmgeschichte dann ja... Ja,
Johannes Franke: dann wurde. Aber er hat das gesagt direkt nachdem er Pulp Fiction gemacht hat.
Florian Bayer: Tarantino hat was sehr Selbstverliebtes, aber er hat halt auch irgendwie recht. Also wenn du fragst, wer waren die wichtigsten, die einflussreichsten Regisseure der 90er Jahre, dann wird Tarantino als erster genannt. Tarantino ist der einflussreichste Regisseur der 90er Jahre.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, ja.
Florian Bayer: Auch... Er macht dasselbe auch mit diesem Bibelzitat, der ist nämlich auch komplett entstellt. Das Bibelzitat ist anders und er hat es irgendwie so zusammengefropft, damit es wieder cool klingt. Und was auch Samuel L. Jackson, wie Samuel L. Jackson das ja auch bewertet. Er bewertet das nämlich so, wie Tarantino seine Filme bewertet, dass er sagt, naja, es war für mich einfach ein cooler Spruch, bevor ich jemanden abgeknallt habe. Ja. Keine Bedeutung, es hat keine Tiefe. Ja. Es ist einfach der coole Spruch, bevor ich jemanden töte.
Johannes Franke: Und das macht er erst am Ende des Films, uns das mitzuteilen. Ja. Das finde ich gut, weil ich die ganze Zeit eigentlich so ein bisschen... ein wandelndes Klischee vor mir habe, weil ich die ganze Zeit denke, ja, das ist wieder der Bösewicht, der so wahnsinnig religiös ist. Aber dann stellt sich raus, dass er eben eigentlich das nicht aus Religiosität macht. Und dass es einfach nur so ein cooler Spruch ist. Dass er dann doch wiederum religiös wird, ist eine andere Nummer.
Florian Bayer: Also komm, was ist in dem Koffer?
Johannes Franke: Was in dem Koffer ist? Eine Lampe.
Florian Bayer: Eine Lampe. Aber, und was für Batterien? Also ich meine, die halt echt, oder ist so ein Kühlschrank?
Johannes Franke: Ja, es ist ein Kühlschrank. Die geht halt an die Lampe, wenn der Koffer aufgemacht wird.
Florian Bayer: Es ist natürlich, es ist schön, dass wir hier einen MacGuffin haben, weil es auch so sehr traditionell eine Reminiscenz ans Kino ist. Ja. Und der uns nicht erklärt wird. Viele alte Filme haben die MacGuffins nämlich immer erklärt, dann doch am Schluss, auch wenn es total banal war, dass es einfach irgendwelche Papiere waren oder so.
Johannes Franke: Ist das nicht eigentlich die schönste Form von MacGuffin, dass man nicht weiß, was es ist?
Florian Bayer: Eigentlich schon. Aber, und das widerspricht ein bisschen dem Megafin, dass man so heiß drauf gemacht wird bis zum Ende. Also man kann ja alle denken über diesen Koffer und es gibt tausend Theorien im Internet, was es sein könnte, was leuchtet denn da.
Johannes Franke: Ich beim Gucken denke nicht so darüber nach. Ich verstehe doch sofort, was er damit meint. Ich verstehe doch sofort, dass es einfach nur etwas ist, wonach alle jagen. Und das war's. Ich bin da voll auf seiner Seite, zu sagen, ja, die Leute sollen sich ihre Gedanken machen, aber es muss einfach nicht sein, dass das jetzt, jetzt greift Plor nach dem Tee. Das erste Mal seit 210 Episoden.
Florian Bayer: Und ich kenne mir zuerst einen.
Johannes Franke: Meine Güte.
Florian Bayer: Weil ich nicht an deine Tasse ankomme.
Johannes Franke: Das gibt ja nicht. Hier, schenk mir einen, schenk mir einen. Also, MacGuffin, etwas, wonach man jagt, ohne das Wichtige ist, was es ist, damit einfach etwas da ist, wonach man jagen kann. Und das ist der Kommentar, den Quentin Tarantino mit dem Film auch macht. Er sagt, ich brauche das Ding und mir ist egal, was das ist. Und alle sagen immer, ja, nur Quentin Tarantino weiß, was im Koffer ist. Und ich sage, nicht einmal Quentin Tarantino weiß,
Florian Bayer: was im Koffer ist. Aber wir wollen es trotzdem wissen. Also ich habe, und natürlich, ich weiß, es ist ein Tool, also es ist vollkommen egal, was drin ist. Das ist das Ding. Ich will es nur nicht mal wissen, ich finde es einfach spaßig, darüber nachzudenken. Und ich finde die, ich mag die... Ich mag die total populäre Interpretation, dass Marcellus Wallace Seele ist, Seele ist.
Johannes Franke: Auch durch das Pflaster hin,
Florian Bayer: das einfach nur da hingekommen ist, weil Tarantino nicht die Schramme sehen wollte, die er am Kopf hatte.
Johannes Franke: Beziehungsweise ich habe gehört, dass dieses Pflaster da war, als er zum Drehtag gekommen ist und Tarantino dann gesagt hat, das ist geil, das behalten wir.
Florian Bayer: Ich habe gehört, okay, Tarantino ist genau die Legendenbildung um Tarantino.
Johannes Franke: Das ist ja wohl nicht.
Florian Bayer: Ich habe gehört, dass Tarantino gesagt hat, diese Schramme lenkt das Publikum. komplett ab. Alle werden sich fragen, was diese Schramme zu bedeuten hat. Da kleben wir mal ein Pflaster drauf.
Johannes Franke: Ich hab gehört, dass Quentin Tarantino die Welterschaft an sich reißen will.
Florian Bayer: Ich finde tatsächlich auch so eine biblische Interpretation ganz spannend, dass es sich um die Bundeslade handelt.
Johannes Franke: Ja, okay. Das würde vielleicht sogar vom Glühen her passen, wenn wir jetzt an Indiana Jones denken.
Florian Bayer: Genau. Und es gibt ja dann am Schluss die Szene, wo Marcellus den Koffer führt. Pumpkin öffnet und der fragt, ist es das, was ich denke? Das heißt, es muss irgendwas sein, was man sieht und als etwas interpretiert, was einem was bedeutet, weil er sagt, wunderschön.
Johannes Franke: Boah, es ist so egal, was...
Florian Bayer: Und die Geschichte endet ganz abrupt. Wir haben dieses geile Bibelzitat, wir haben das Schießen, das Feuern. Und jetzt plötzlich entscheidet der Film, ich gebe euch mal Zwischentitel, ich gebe euch mal eine Geschichte mit einem Titel, nämlich Vincent Vega und Marcellus Wallace Frau. Wir haben ohne zu wissen, also wir haben zum einen einen sehr langen Monolog von Marcellus gegenüber Butch, wo wir nur den Kopf sehen mit dem Pflaster und die ganze Zeit denken, da ist die Seele rausgenommen worden.
Johannes Franke: Das ist eine super Entscheidung, nur auf Bruce Willis zu gucken die ganze Zeit. Und Marcellus Wallace, der Schauspieler, ist toll und so. Klar, hätte man auch ihn zeigen können. Er hätte bestimmt eine tolle Performance hingelegt. Aber einfach nur auf Bruce Willis zu gehen, fand ich eine super Entscheidung.
Florian Bayer: Auch wieder hier ist eine sehr lange, sehr statische Szene. Es wird einfach nur monologisiert. Es wird nicht langweilig.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und obwohl es inhaltlich keine Tiefe hat, was er erzählt. Also wir merken, hier ist jemand, der jemand anderen überzeugen will, der einfach Bullshit redet, um noch ein bisschen Gelaber drumherum zu packen. Ja. Und dann kommen Vince und... und Schultz rein und wir wissen nicht, warum sie so aussehen, wie sie aussehen. Aber es wird nochmal draufgehauen. Der Barkeeper darf auch nochmal sagen, warum seht ihr so aus? Nur frag uns nicht.
Johannes Franke: Aber schön, also er wirft natürlich immer wieder Fragen auf, was so ein Film auch machen muss. Der Film muss dem Zuschauer immer wieder sagen, frag dich, wie konnte das passieren? Also der Momento-Effekt im Grunde.
Florian Bayer: Es ist so, vielleicht weil unsere Figuren wenig Motivation haben in diesem Film. Also zumindest die Figuren, denen wir gerade begegnen, die machen halt einfach so ihren Gangster-Alltagskram. Und dann gibt der Film uns ein bisschen die Motivation, was natürlich auch zu diesem Metafilmgehalt passt. Das, worüber wir uns nachdenken, ist, was der Film eigentlich will. Was man sich nie fragen sollte. Ich schimpfe mal mit dir, wenn du dich das fragst.
Johannes Franke: Und du fragst dich während du den Film guckst? Das ist ganz schlecht. Nein,
Florian Bayer: ich freue mich darüber, dass der Film die Zuschauer motivieren will, sich zu fragen, was er von ihnen will. Und dass das gerade seine Zielsetzung ist. Und dann haben wir die Geschichte von, also nach einem kurzen Heroin-Zwischenspiel, haben wir die Geschichte von Vince und Mia. Wir kommen wieder zu ganz vielen ikonischen Szenen. Aber... Eine möchte ich kurz hervorheben. Wenn Vince mit Mia Wallace zu dem Lokal fährt und sie sagt, don't be a... Und dann ein Rechteck.
Johannes Franke: Und dabei Square sagt, es ist kein
Florian Bayer: Rechteck. Sie hat's verbockt. Juma Furman hat's nicht geschafft, ein Square, ein Quadrat in die Luft zu malen. Und der in der Post hat gesagt, okay, wenn du ein Rechteck willst, mal ich dir ein Rechteck. Obwohl das, worauf... das Bezug nimmt, ist ein Klassiker. Das wird in so vielen Cartoons gemacht. Wahrscheinlich in den 50ern so zum ersten Mal aufgetaucht, bei den Looney Tunes und aber auch bei den Flintstones vorgekommen und bei diversen anderen Sachen. Don't be a square. Das ist ein Quadrat. Das ist ein Rechteck. Gleich lange Seiten.
Johannes Franke: Aber weißt du, das ist das, der Moment, wo mir klar wird, okay, dieser Film will vor allem zitieren. Das ist der offensichtlichste Moment in der ganzen Zeit.
Florian Bayer: Weil du die Cartoons kennst.
Johannes Franke: Weil ich die Klassiker... Naja, noch nicht einmal, weil ich die kenne, sondern weil es etwas vollkommen out of place ist. Ja, absolut. Es kommt dieses Comic Square da rein und ich denke mir, hä, was hat das damit zu tun? Und es kommt nie wieder.
Florian Bayer: Es bleibt das einzige so grafische Element, ne?
Johannes Franke: Es ist nie wieder irgendwas reingezeichnet oder sowas. Das heißt, es ist ein völlig losgelöstes Element, ein Stilelement, das nur ein Zitat sein soll. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich das gut finde.
Florian Bayer: Das ist... Ich glaube genau das ist, und das ist die Frage, die man sich dann letzten Endes stellen muss, das ist die Quintessenz dieses Films. Dieser Film ist 90er Jahre Mashup-Kultur und der Film ist aus dem Jahr 1994. Dieser Film ist auch der Beginn der Mashup-Kultur. Dieses Everything is a Remix in der Form, in dieser selbstironisch überhöhten Form, das startet mit Tarantino. Wir haben davor auch Filme, die gerne zitieren und so weiter, klar, aber in dieser Form, in dieser... Inhaltslosen Form in dieser rein ironischen Metaform ist wirklich Tarantino. Ein Pionier.
Johannes Franke: Und er sagt es ja noch nicht mal immer wieder. Das ist jetzt das offensichtlichste Beispiel, weil das so out of place ist, dass man drauf gestoßen wird mit der Nase. Aber die anderen Sachen sind halt Zitate, die man kann in Filmen tatsächlich auch gucken, ohne die Zitate zu erkennen. Insofern ist es nicht nur Mesh-Up und man sitzt dann verloren davor, wenn man die Zitate nicht versteht. Nein,
Florian Bayer: genau das ist die Stärke von Tarantino, dass er das Zeug zitiert, was kein Mensch kennt. Und man hat total viel Spaß damit. Und wenn man es aber kennenlernen möchte, dann ist es nicht so schwer, von dem Zitat darauf zu kommen, wo das herkommt.
Johannes Franke: Aber wenn wir gerade noch beim Zitat sind, wie viel ist Zitat und wie viel ist tatsächlich einfach geklaut und wir sagen, nee, da sind wir aber zu weit gegangen.
Florian Bayer: Tarantino hat zu sehr einen eigenen Stil. Wenn egal welchen 70er oder 60er Jahre Film du dir anschaust, den er zitiert, das ist komplett anders vom Stil.
Johannes Franke: Nur die Frage in den Raum gestellt, weil man natürlich in der Recherche, wenn man zu diesem Film und anderen Filmen von Tarantino recherchiert, immer wieder Leute sich beschweren, dass Tarantino eigentlich komplett nur klaut und zusammenwirft. Und da fragt man sich dann schon, wo ist denn die Grenze? Ich hab die jetzt auch nicht gesehen, aber vielleicht nur, weil ich die Originale nicht kenne und nicht sehe, wie doll es zitiert ist oder wie.
Florian Bayer: Was Tarantino macht, ist einfach viel gelackter und viel bunter und viel, es ist einfach zu sehr Tarantino. Also egal was, Kiss Me Deadly, da gibt es auch den Koffer mit dem Licht, das sieht komplett anders aus als bei Tarantino. Es ist wirklich das Motiv, das er sich nimmt. Aber da Tarantinos Filme so stilbewusst sind und der Stil so eine wesentliche Rolle spielt, auch bei späteren Filmen, ist dieses Zitat maximal Hommage. Und ich finde die Eigenleistung von Tarantino ist deutlich höher als bei Filmen, die gar nicht so ironisch zitieren, sondern einfach nur... Nur Tropes wiederholen, die es schon tausendmal gibt.
Johannes Franke: Aber es gibt Online-Gegenüberstellungen. Ja, ich weiß. Zwischen Filmen von Tarantino und teilweise die gleichen Kameraeinstellungen, genau die gleichen grafischen Elemente und Farben und so benutzen. Und dann sieht man schon in der Gegenübereinstellung schon sehr, sehr stark, was es ist.
Florian Bayer: Ja, aber wenn du es dann bewegt siehst und wenn du es im Kontext siehst, merkst du, dass es was anderes ist.
Johannes Franke: Also ja, ich bin tatsächlich auch nicht so sehr auf der Ecke, weil ich immer denke, ja, ich bin auch an der Everything is a Remix. Kultur aufgewachsen und ich verstehe das voll und ich finde es auch vollkommen in Ordnung. Kultur funktioniert nur darüber, über Anleihen und Weiterdenken und so. Und Tarantino wird auch geremixed.
Florian Bayer: Ja, ich finde Tarantino hat einfach zu sehr einen eigenen Stil. Und egal wie wild es ist, und das ist es in diesem Fall, und egal wie grotesk es teilweise ist, dass es so wenig zusammenpasst und so zusammengewürfelt wird, es ist rund, es hat seine eigene... Es hat seine eigene Schwere, es hat seinen eigenen Wert. Und es gibt Remix-Kultur, es gibt Remix-Werke, mit denen ich deutlich härter ins Gericht gehen würde. Ich würde hier sagen, Tarantino ist einfach zu eigen. Tarantino ist originell. Origineller als ein Superheldenfilm, der sich als komplett originell ansieht, aber halt die ganzen Tropes übernimmt. Tarantino ist origineller als Star Wars zum Beispiel auch. um mal einen ganz harten Vergleich zu bringen. Star Wars zitiert anders als Tarantino, aber Star Wars ist deutlich mehr zusammengewürfelt und deutlich weniger eigene, also der erste Teil wird anders mit den weiteren Teilen, deutlich weniger eigene Seele als das, was Tarantino macht. Okay. Like a wax museum with a pulse, sagt Vincent. Zu dem Diner, in das sie gehen.
Johannes Franke: Jack Rabbit Slims?
Florian Bayer: Genau. Und das trifft es auch auf den Film. zu. Also es ist so, es ist ein Wachsmuseum, aber es lebt. Es ist lebendig.
Johannes Franke: Was ich ein bisschen seltsam fand, ist, dass Vincent Vega heißt er, ne? Ja. Überall in diesem Teil, der sagen kann, wer was wie wo ist, das ist Marilyn Monroe und das ist die, das ist die andere und so. Vorher aber sagt zu seinem Partner, Alter, ich gucke keinen Fernseher, das interessiert mich alles nicht. Das stimmt. Und man sich fragt, Moment, woher hast du denn so eine popkulturelle Referenz? Woher hast du denn? Wenn sie das loslässt.
Florian Bayer: Dass ich tatsächlich in dieser Szene denke, ich sitze da mit Tränen in den Augen und denke an die guten alten Zeiten zurück, als ein Milchshake für 5 Dollar als teuer angesehen wurde.
Johannes Franke: Ja. Oh nein. Ja, ja, das ist halt, das ist Inflation. Ich muss sagen, dass diese Szene in diesem Diner das Beste ist, was John Travolta in diesem Film macht. Da finde ich ihn tatsächlich gut.
Florian Bayer: Dieses, wie er so verpeilt durchgeht und sich alles anguckt.
Johannes Franke: Nein, wie er auch da sitzt und mit ihr redet und so halb weggedriftet mit ihr da irgendwie versucht, irgendwas zu verhandeln. Aber nie an den Punkt, man sieht richtig, wie er die Hand ausstreckt nach etwas, was er nie erreichen wird. Dieser Kontakt zu ihr niemals wirklich. auf einer bestimmten Bewusstseinsebene niemals passieren wird, weil seine Drogen ihn einfach so sehr abhalten.
Florian Bayer: Ich finde diese Szene so schrecklich, weil ich John Travolta nicht beim Essen zugucken kann. Alter, wir lernen als Kinder, dass man mit geschlossenem Mund kaut. Du hast dir gerade eine Frau ausgeführt, die Frau deines Chefs.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Alter, bitte ein bisschen Anstand, komm schon.
Johannes Franke: Aber das ist auch Teil der Coolness. Wenn wir uns Samuel L. Jackson anschauen, wie er den Burger verdrückt, auch nicht besser.
Florian Bayer: Ja, ja, die haben genau. Aber Samuel L. Jackson finde ich nicht so unappetitlich, wenn er ist. Ich finde John Travolta... Ja,
Johannes Franke: das stimmt vielleicht.
Florian Bayer: Okay, aber du bist der Tanz. Du bist der, der Ahnung davon hat. Wir kommen zur ikonischsten Szene des gesamten Films.
Johannes Franke: Die haben niemals den Wettbewerb damit gewonnen. Kannst du voll vergessen.
Florian Bayer: Okay, wie findest du den Tanz von ihnen?
Johannes Franke: Ja, ich meine, es ist ein Twist und so. Es ist nett. Und Uma Thurman war total zittrig, weil sie nicht wusste, oh Gott, jetzt komme ich zu dem großen John Travolta. Der hat diese ganzen tollen... großen Tanzfilme gemacht und da gucke ich mir die Szene an und denke, du musst keine Angst haben. Da ist nichts Spektakuläres dabei.
Florian Bayer: Sie machen total goofy Sachen, ne? The Batman, The Swim, The Jerk, The Monkey. Und du denkst die ganze Zeit, okay, im Kindergarten lernt man so zu tanzen, oder? Also, warum haben wir uns das angeguckt und cool gefunden? Weil dieser Tanz ist ikonisch geworden, der Gilder ist total cool.
Johannes Franke: Aber ich finde es tatsächlich, also ich finde es total cool. Aber genau weil es eben nicht... dieses ausgeflippte Saturday Night Fever ist oder dieses ausgeflippte Grease. Sondern es ist das Sloweste und Chilligste, was du dir vorstellen kannst unter Tanz. Das kriegst du mit 90 hin. Da kannst du da sitzen und deine Arme ein bisschen bewegen, deine Beine so ein bisschen hin und her twisten. Das war's.
Florian Bayer: Sie haben wohl ziemlich viel improvisiert. Tarantino hat gesagt, naja John, du kannst das.
Johannes Franke: Aber wie können sie so hart improvisieren? Und dann trotzdem heißt es, dass es von 8 abgekupfert ist. Weil ich habe mir die Szene kurz angeschaut von 8 Sieht schon sehr ähnlich aus.
Florian Bayer: Findest du? Ich habe La Bound Apart auch immer so als Referenz gelesen. Und finde das von Jean-Luc Godard. So hat übrigens Tarantino auch seine Filmfirma dann später genannt, Band Apart. Wo die dann plötzlich anfangen zu tanzen und sich auch so ein bisschen rhythmisch bewegen. Ich finde, das sieht nicht so danach aus. Und ich finde auch die 8 ich weiß, welche Szene du meinst, ist auch so ein bisschen da drin. Ja. Aber... Also sie halten sich nicht die Nase zu und tauchen ins Wasser bei 8,5, oder?
Johannes Franke: Nee, das nicht mehr. Da ist die weitere Spinnung dann schon.
Florian Bayer: Aber vielleicht.
Johannes Franke: Sie ist vor allem deswegen cool, glaube ich, weil sie so laid back im Grunde ist. Obwohl es eine Tanzszene ist.
Florian Bayer: Es ist so goofy, so albern. Also ich meine, sie ziehen ihre Schuhe aus, sie tanzen mit Socken. Und dann versuchen sie aufeinander einzugehen und es klappt so halb. Also Jürgen Verstappen macht die... die ikonische Bewegung schlechthin da. Podcast ist kein visuelles Medium, aber stellt euch mal vor, wie ich jetzt meine Finger gespreizt vor meinem Auge bewege und Johannes darüber lacht.
Johannes Franke: Plor, jetzt wie du es vor mir machst, ich sage nur wieder, das geht nicht als Tanzen durch. Nicht nur, weil du es gemacht hast.
Florian Bayer: Und sie macht das dann ja nach, aber sie macht es so anders mit ihren Händen. ein bisschen.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Es ist irgendwie süß, wie sie so versuchen aufeinander einzugehen, miteinander zu spielen, aber wie es nicht so 100% funktioniert.
Johannes Franke: Aber ich hab das Gefühl, dass diese Szene tatsächlich dazu führt, dass sie danach diese Art von Umgang miteinander haben, den sie dann später haben. Also es ist eine Annäherung.
Florian Bayer: Auf jeden Fall.
Johannes Franke: Und das ist so ein, eigentlich ist es schon ganz geil. Vor allem, weil wir dann ja auch im Umschnitt sehen, wie sie mit dem Pokal nach Hause kommen.
Florian Bayer: Den sie geklaut haben.
Johannes Franke: Den sie definitiv geklaut haben.
Florian Bayer: Das war ihr großes Bonding in meiner Vorstellung.
Johannes Franke: Ja. Naja. Und dann auch ein bisschen das Ganze rechtfertigt, dass er dann im Bad sich versucht, darunter zu reden. Davon, von der Idee, mit ihr tatsächlich was anzufangen. Weil das offensichtlich in der Luft liegt.
Florian Bayer: Das liegt definitiv in der Luft. Also. Sie macht den Fix-Song schlechthin an. Man kann es nicht anders sagen. Der Song heißt Girl, You'll Be a Woman Soon. Von Archie Overkill. Sie macht dieses Ding an und es ist so ganz klar, sie hat gerade Sexmusik angemacht.
Johannes Franke: Ja, okay. Und sie tanzt sich da so rein. Sie gibt sich in die Energie rein. Das habe ich nämlich auch gedacht. Ich fand nämlich den Widerspruch zwischen seiner Szene und ihrer Szene im selben Haus gleichzeitig sehr, sehr süß. Weil er versucht, sich rauszutalken, sie versucht, sich reinzutanzen. Und es ist irgendwie... Sehr geil.
Florian Bayer: Kinder, man schnupft nicht das, was man in Jacken von fremden Menschen findet. Nein, bitte nicht.
Johannes Franke: Nicht einfach irgendwas in die Nase.
Florian Bayer: Es muss nicht immer Koks sein. Es kann auch was anderes sein.
Johannes Franke: Also wir sind mittendrin in dieser Coolness und dieser Coolness von Dingen, die ich eigentlich, wo ich nicht genau weiß, wie ich das einsortieren kann, weil das nicht cool ist. Aber natürlich weit genug von der Realität weg, dass man es wieder cool finden kann vielleicht oder so. Aber ich... Ich muss sagen, dass ich immer ein kleines Stückchen Distanz zu den ganzen Sachen habe. Ich lache darüber jetzt, ich finde das irgendwie cool, ich finde es gut inszeniert und so, aber... Immer mit dem kleinen Kaviat, dass es am Ende einen schalen Geschmack bei mir hinterlässt.
Florian Bayer: Aber was heißt Tanz emotional? Das Tanz, die habe ich auch. Der Film hat keine emotionale Nähe zu mir. Ja,
Johannes Franke: das sowieso. Nein, aber auch so eine, weil ich immer das Gefühl habe, dass mir verkauft wird, dass das richtig cool ist gerade. Und ich finde das eigentlich nicht cool. Das ist irgendwie, weiß ich nicht. Ja, du machst da vielleicht dann, wenn du eine Comic-Umgebung drumherum baust. Dann hast du genug Distanz, um das cool finden zu können, ohne dass es mit dir was zu tun hat. Dazu kenne ich einfach zu viele Leute, die wir am Anfang gesagt haben, die so maskulinistisch das Ganze dann in ihr Leben hineintragen und versuchen so cool zu sein wie die und damit richtig viel Scheiße bauen.
Florian Bayer: Es ist zu viel Fiktion. Ich sehe, was du meinst, aber ich kann im Film nicht vorwerfen, dass Menschen imitieren wollen. Ja, Tarantino wurde von Idioten imitiert. Alle wollten irgendwie diese Coolness von dem Film erreichen und das liegt halt auch, dass diese Szenen einfach so, wir haben jetzt schon über vier ikonische Szenen geredet und jedes Mal das Wort cool benutzt.
Johannes Franke: Ja, ja,
Florian Bayer: ja. Aber wenn ich den Film sehe und als Werk an und für sich bewerte, dann sehe ich einfach so eine ironische Distanz zu der eigenen Coolheit. Ja, weiß ich nicht. Und vor allem so eine Hyperfiktionalität. Nichts, was hier passiert, ist irgendwie auch nur ansatzweise gekoppelt an irgendwas, was irgendwie echt wäre. Sie malten Square, beziehungsweise Rectangle in die Luft.
Johannes Franke: Also vielleicht komme ich nochmal von der anderen Seite, weil bis jetzt klinge ich so wie so ein alter Dad, der nicht mehr damit klarkommt, dass Leute mal Fuck sagen. Das ist nicht das, was ich sagen will. Ich glaube, die andere Ebene, die da drin steckt, die ich schwierig finde, kommt hier in der Szene gar nicht zum Tragen. Eher bei den ganzen Slang-Gesprächen von den beiden, von schwarzer wie von weißer Seite, wo ich das schwierig finde. Aber... Ich spüre die ganze Zeit durch, dass der Nerd Tarantino, den ich als Nerd total sympathisch und lieb finde, verzweifelt versucht, cool zu sein und bei Frauen anzukommen oder sowas auf eine Art und Weise, die überhaupt nicht funktioniert. die diese Bro-Culture geprägt hat. Ich glaube,
Florian Bayer: er ist viel zu vernördet, um das zu wollen.
Johannes Franke: Weiß ich nicht genau, aber das spüre ich so durch. Ich merke das, während ich den Film gucke. Und ich denke, oh nein.
Florian Bayer: Also ich finde, wenn man sich Reservoir Dogs ansieht, denkt man, okay, das ist ein Film, der von einer Jungfrau gemacht ist. Wenn man sich Pipe Fiction ansieht...
Johannes Franke: Also meinst du, er hat inzwischen den beiden Filmen endlich mal Sex?
Florian Bayer: Wenn man sich Pipe Fiction ansieht, denkt man, okay, da ist ein Film von jemandem gemacht. der Sex hatte, aber irgendwie noch nicht so richtig den Zugang dazu gefunden hat. Und dann, wenn du Jackie Brown siehst, denkst du, ah, jetzt hast du vernünftig gefügelt. Glückwunsch, Quentin. Aber wir sind auf diesem Stand. Wir sind auf dem Film von... Aber warum reden wir plötzlich über Sex? Ich weiß es nicht, Flo.
Johannes Franke: Vor allem über Quentin Tarantino Sex. Warum?
Florian Bayer: Okay. Der Cockblocker schlechthin eine Überdosis, oder?
Johannes Franke: Ja, ja.
Florian Bayer: Darauf können wir uns einigen.
Johannes Franke: Darauf können wir uns einigen. Ich finde auch, dass die gut geschrieben ist, die Szene, und dass er gut da in diesen Rush hineingeht, in dieses Scheiße, wir müssen sie retten, und wir müssen zu diesem Dealer, der ist der Einzige, der weiß, wie es geht, und der dieses blöde schwarze Buch verlegt. Und dann geht's in diese krasse, dramatische Szene hinein. Das ist gut gemacht.
Florian Bayer: Lance, der von Eric Stoltz gespielt wird. Und wieder stelle ich mir die Frage, wie schafft es Tarantino, einen abgefuckten... Charaktendealer im roten Bademantel mit Müsli vor einen Fernseher zu setzen, wo Cartoons laufen und er sieht cool aus. Wie zur Hölle ist das möglich?
Johannes Franke: Das ist eine der realistischsten Figuren dieses Films.
Florian Bayer: Das stimmt allerdings. Prank Call, Prank Call. Ja, das ist so geil.
Johannes Franke: Und ich liebe, dass wir am Telefon dann feststellen, scheiße, die könnten dieses Ding abhören. Prank Caller, Prank Caller, ich habe nichts damit zu tun. Tschüss. Geil.
Florian Bayer: Vielleicht haben wir gar nicht, also wir reden so. Dieser Film ist auch an für sich lustig. Also der Film ist nicht nur so, dass man ihn in Ruhe nicht gucken kann, sondern er hat auch echt viel Humor und das ist sowas. Natürlich, natürlich. Auch seine Frau von Rosanna Arquette gespielt, Jodie, die mit dem ganzen Metall im Gesicht.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Und dann haben wir wirklich diese geile Szene, wo sie so sensationsgeil, wenn John Travolta dann Mia die Spritze in die Brust hauen muss. Und dann haben wir die Kameraeinstellung auf Jodie, die so richtig geil hauen muss, dass etwas Krasses passiert.
Johannes Franke: Oh, geil.
Florian Bayer: Ja, das ist toll. Ich meine, Mia stirbt fast, aber es ist einfach so eine absurde Szene. Und dann auch, wie sie hochschießt mit dieser Spritze in der Brust.
Johannes Franke: Oh, fuck, Alter. Es ist aber auch schwer zuzugucken. Und das Krasse ist, hier ist der Film wieder an der Stelle völlig entgegen meiner Erinnerung. Er zeigt die Action gar nicht wirklich. Man sieht nicht, wie die Nadel in die Brust geht. Und man sieht halt, wie sie dann da steckt und man fühlt damit. Und der ist dann so, oh Gott, oh Gott, aua, aua, aua. Aber natürlich ist die Tension, die sich bis dahin auf... ...gebaut hat, das Eigentliche. Und nicht das Zeigen dieser Verletzung, die dir passiert. Was übrigens durchaus ein Problem sein könnte, wenn man das so wirklich machen würde. Das Herz würdest du perforieren und das würde einfach nur verbluten und da hast du überhaupt nichts gekonnt.
Florian Bayer: Scheiße.
Johannes Franke: Also du müsstest irgendwo eine Vene finden, wo du was reinspritzt vielleicht. Oder eine Arterie, ich habe schon gar keine Ahnung mehr. Es muss zum Herzen hin, glaube ich.
Florian Bayer: Aber diese Adrenalinschutz, das ist schon ein Ding.
Johannes Franke: Der Adrenalinschutz, ja, aber nicht direkt ins Herz.
Florian Bayer: Nicht direkt ins Herz. Dome Ida.
Johannes Franke: Vor allem nicht mit dieser Nadel. Und die einfach perforiert und das war's.
Florian Bayer: Oh je. 60 Minuten sind jetzt vergangen und wir hatten noch keine wirklich brutale Szene. Also wir hatten Jules, der auf den einen Typen auf der Couch geschossen hat und dann angedeutet, wie sie den anderen erschießen. Aber das war...
Johannes Franke: Also... Ich meine, natürlich passiert das alles in deinem Kopf und du hast trotzdem die Erinnerung daran, dass es passiert ist. Und natürlich ist in deinem Kopf die Brutalität trotzdem da, weil sie die ganze Zeit so reden und weil die Schüsse fallen und du hörst es. Ja.
Florian Bayer: Tatsächlich finde ich diese Szene, die hat auch was Brutales und auch, wo ich dein unangenehmes Gefühl auch teilen kann, wenn Jules mit diesem Typen redet und ihn so extrem mit Angst arbeitet und ihn so anschreit. Und ihn so klein macht und wir wissen, dass er hat halt einfach gerade die Macht in der Hand, weil er die Waffe in der Hand hat. Und es wird Humor gezogen in diesem Moment aus dem Erniedrigen von jemandem. Das ist schon wirklich, also das habe ich jetzt auch gemerkt, das ist das, was ich in den 90ern irgendwie witzig fand. Aber es ist halt auch echt unangenehm, weil dieses Erniedrigen so als Witz gespielt wird.
Johannes Franke: Genau, also der Film hat nicht Kommentar darauf, sondern es ist einfach das, was benutzt wird als Coolness-Faktor. Und ich meine, du kannst Figuren erzählen, die das machen. Ja. Natürlich. Aber dann bist du eher bei Leon der Profi oder sowas.
Florian Bayer: Die krasse Szene, die mit Gewalt als humoristisches Stilmittel einsetzt, das haben wir dann in der nächsten Episode, nämlich The Gold Watch, wo der Boxer Butch, gespielt von Bruce Willis, übrigens noch jemand aus Guck mal, wer da spricht, im Original von Guck mal, wer da spricht, wird das Baby, das bei uns hierzulande Thomas Gottschalk ist, von Bruce Willis gesprochen, der von seinem Boxkampf flieht. den er gewonnen hat, den er nicht gewinnen sollte. Er hat ihn offensichtlich mit so viel Einsatz gewonnen, dass er seinen Gegner totgeschlagen hat.
Johannes Franke: Auch so ein Wahnsinnsding. Die sitzen in diesem Taxi, über Rail Projection müssen wir gleich auch noch reden, und er erfährt, dass er den zu Tode geschlagen hat. Wir wissen nicht so genau, ob er es vorher vielleicht doch schon wusste, aber seine Reaktion auf diese Info ist so underplayed, das tut fast mehr weh als alle Schüsse, die in dem Film fallen. Ich finde,
Florian Bayer: das ist ein extrem starker Moment. Ich finde, das ist einer der wenigen Momente, Charakter ein bisschen mehr Tiefe bekommt durch diese Nicht-Reaktion. Es gibt Millionen Arten, das zu inszenieren. Ich finde, das ist sehr gut getroffen. Und sagt sehr viel über ihn aus. Ja, gibt ihm eine Tiefe. Genau, weil es natürlich komplett gegen Heldenerzählungen geht.
Johannes Franke: Wederum den Fetisch von der Taxifahrerin. Ach Gott, das ist so ein Tarantino-Moment.
Florian Bayer: Es ist ein Zitat aus dem Film.
Johannes Franke: Echt,
Florian Bayer: wirklich? Ja, und zwar die Esmeralda... Es Marelda Villa Lorbos heißt sie. Tarantino hat 1991 einen Kurzfilm gesehen, der heißt Curdled, wo es um eine Frau geht, die besessen ist vom Tod und von Leichen und fand den total geil und hat deswegen zu der Schauspielerin Angela Jones, die das damals gespielt hat, gesagt, willst du nicht in meinem Film nochmal diese Rolle spielen? Und 1996 hat Tarantino dem Regisseur, der damals den Kurzfilm gedreht hat, finanziert, dass der einen Langfilm draus drehen konnte. Es gibt diesen Film, der heißt Curdled, wo diese Figur nochmal vorkommt. Hab ich auch gesehen, war auch einer von den Filmen, wo stand, von den Machern von Pulp Fiction. Damals gab es sehr viele Filme von den Machern von Pulp Fiction. Weil Tarantino halt ein bisschen Geld reingeholt hat. Deswegen war es von den Machern von Pulp Fiction. Die waren, war okay, aber jetzt auch nichts Besonderes. Aber genau, das ist eigentlich nichts anderes als eine Rolle aus einem anderen Film. Tarantino hat nichts damit zu tun, dass sie so ist, wie sie ist, sondern er hat einfach eine Figur aus einem anderen Film genommen und da eingebaut. Ja,
Johannes Franke: aber es ist trotzdem seine Entscheidung, diese Art von Figur in diese Szene zu machen. Die irgendwie sexually aroused davon ist, dass sie jemanden umgebracht hat.
Florian Bayer: Er will einfach nur einen coolen Dialog drücken. Ja, ja. Und jetzt kommen wir zur schlimmsten Frauenfigur, finde ich, Fabian. Die irgendwie nur so als die, die was Dummes gemacht hat und dumm redet, dargestellt wird. Also ich finde, ihre Szenen mit Butch sind die ganze Zeit awkward.
Johannes Franke: Ja, sind sie irgendwie, aber ich finde es trotzdem interessant. Ich finde es interessant, wie... Bruce Willis, ja immer wieder ein bisschen ausrastet ihr gegenüber und sich dann gleich wieder zurücknimmt. Das ist so. Und das ist so richtig, weil du begreifst, wie schlimm diese Figur ist durch diese Aktion. Wenn er nur durchziehen würde den Schlag quasi, dann wäre das fast weniger schlimm, als zu sehen, was für eine Dynamik sich damit entwickelt. Weil er immer wieder ausholt und sich dann immer wieder zurücknimmt und so und man einfach dadurch ahnt, wie schlimm dieser Typ eigentlich ist. Super krass. Und wie sie darauf reagiert natürlich.
Florian Bayer: Hey, unser Held. Er ist noch am ehesten der Held irgendwie in der Geschichte.
Johannes Franke: Oh Gott,
Florian Bayer: ja. Und es wird einfach eine toxische Beziehung gezeigt, die von Gewalttätigkeit geprägt ist, ohne dass sie komplett auserzählt wird. Und ich befürchte so ein bisschen, Tarantino hat diese Szene, das gibt ja diesen einen Schlag gegen die Wand quasi, eingebaut, weil er das irgendwie cool fand für die Figur, weil die Figur dadurch, glaube ich, für ihn cooler ist.
Johannes Franke: Ja, das ist halt das, was ich in dem Film dann durchgucken sehe, weißt du? Und ich dann denke, ja, Tarantino, irgendwie hast du die Faszination für die falschen Dinge. Finde ich nicht gut.
Florian Bayer: Aber der krasse Umgang mit Gewalt, mit physischer Gewalt haben wir dann ja, wenn Butch zurückfährt, um seine Uhr zu holen und dann über Marcellus stolpert und sie beide prügelnd in diesem Laden landen, der von einem Redneck, der hat nämlich die Südstaatenflagge da hängen geführt wird und filmt Zitat Deliverance. Und auch hier haben wir wieder in Deliverance, ist ein wirklich guter Film aus den 70ern, wo eine Vergewaltigung eines Mannes gezeigt wird. Und das war damals ein riesiger Skandal, weil das war echt, du zeigst keine Vergewaltigung von einem Mann. In Frauenvergewaltigung kannst du so viel zeigen, wie du willst im Horrorkino, aber Männer werden nicht vergewaltigt.
Johannes Franke: Okay, dann gut.
Florian Bayer: Ein unglaublich guter Survival-Thriller mit Bert Reynolds, wo ein paar Freunde aus der Stadt den Fluss runterfahren und dann von ein paar Hillbillys gegriffen werden und dann findet diese Vergewaltigung statt. Und die ist extrem düster, extrem belastend, extrem hart. Und Tarantino nimmt das und macht hiermit was anderes. Also ich weiß nicht, wie hast du die, vielleicht sagst du mal zuerst, wie du sie wahrgenommen hast.
Johannes Franke: Absolut verstörend. Also zum einen hol den Gimp raus und ich so, was?
Florian Bayer: Wusstest du, kanntest du das Wort?
Johannes Franke: Nein.
Florian Bayer: Guy in Mask permanently.
Johannes Franke: Okay, keine Ahnung. Ja, okay.
Florian Bayer: Der Gimp, genau.
Johannes Franke: Der Gimp, wo ich schon so, what? Wtf, welche Richtung nimmt das Ganze jetzt? Was ist, was, was? Ich habe mich natürlich auch nicht mehr an alles erinnert in diesem Film. Deswegen war ich auch bei manchen Sachen überraten wieder. Puh, was ist hier los? Und natürlich wird das dann sehr schnell sehr düster. Und du kriegst nicht so schnell mit, worauf es hinausläuft. Und eigentlich habe ich erst verstanden, was es dann wirklich sein soll, wenn ich wirklich sehe, dass der Typ, den er gerade vergewaltigt.
Florian Bayer: Ich fand das so bizarr, diese ganze Szenerie. Das hatte für mich überhaupt keine emotionale Schwere. Also es wird hier eine Vergewaltigung gezeigt, eine brutale Vergewaltigung mit Todesangst. Und es hat überhaupt keine emotionale Schwere, sondern es ist einfach nur groteske Nachahmung. Ja, also und das fand ich krass, weil das ist so, wo ich erstmal schlucken muss, wo ich denke, wow. Also erstmal, wow, Tarantino schafft das? Oh, gruselig, dass er das schafft. Dass es so eine Szene gibt, die mich emotional nicht tangiert. Und das ist nicht gut, das sollte nicht so sein.
Johannes Franke: Ja, gerade bei sowas sollte das nicht so sein. Tja, ich kann es dir gar nicht genau sagen. Ich habe eine emotionale Distanz dazu, das stimmt. Aber ob dir aus Selbstschutz passiert oder ob dir der Film das wirklich auch absichtlich so hin inszeniert, weiß ich nicht genau.
Florian Bayer: Es gibt dann ja auch dieses 1961er Stück von Robert, von The Rebels, Comanche. Und Robert Hafner, der das geschrieben hat, der hat sich furchtbar drüber aufgeregt, dass dieser Song benutzt wurde in dieser Szene. Das ist ja auch so ein Ab... So eine Abbeat-Nummer mit Trompeten und Freude und irgendwie so dieses Surfrockige. Und das, finde ich, sorgt halt auch dafür, dass es wirkt einfach nur bizarr überzeichnet. Also was es mir total schwierig macht, ich sehe diese Szene und merke, okay, ich empfinde nichts. Und dann ist die Szene vorbei und ich denke, oh, habe ich gerade wirklich eine Szene gesehen, wo ein Mensch vergewaltigt wird und habe nichts empfunden?
Johannes Franke: Ich finde, dass die Coolness... die der Film die ganze Zeit mit sich rumträgt, die natürlich da hineingetragen wird, weil Tarantino offensichtlich auch nicht davon loslassen kann in der Inszenierung. Irgendwie trägt das das damit rein. Die macht natürlich eine Distanz auf. Und die Coolness von diesem Typen, der dann nur dasteht und er fragt noch, bist du okay? Und er sagt, ich bin very far from okay. Er steht da trotzdem noch als Mann da, der irgendwie die Kontrolle hat und so. Der löst sich nicht auf in Tränen und liegt in der Ecke. sondern der steht dann trotzdem noch so da. Ich weiß nicht, wie realistisch oder nicht realistisch, darum geht es ja auch vielleicht.
Florian Bayer: Sie haben diese Szene halt auch als Hintergrund, wenn sie den klassischen, ich will jetzt eine Waffe-Gag benutzen. Stimmt. Da wird im Hintergrund jemand vergewaltigt. Wir haben unseren Fokus auf Bruce Willis, der sich überlegt, ob er die Kettensäge oder das Samurai-Schwert nehmen will.
Johannes Franke: Und ich frage mich, warum zur Hölle das Samurai-Schwert? Es geht nur um coolen. Ja, und nimm den Schuss. Ach, fuck, Alter. Ja, also ich weiß nicht. Ich habe darüber nicht nachgedacht. Ja,
Florian Bayer: siehste? Genau, aber sollte man über so eine Szene nicht nachdenken?
Johannes Franke: Das stimmt eigentlich, du hast vollkommen recht.
Florian Bayer: Dass du jetzt nicht einordnen kannst, wie du diese Szene emotional wahrgenommen hast. Ja, ja, ja. Dass da irgendwas falsch gelaufen ist bei dieser Szene.
Johannes Franke: Absolut, ja, ja. Krass, Alter. Naja. Ja. Muss ich mich erstmal schütteln und wieder raus aus der ganzen Sommer. Mein Gott. Was ist das für eine Musik?
Florian Bayer: Was war das? Wo sind wir? Ich glaube, wir wurden rausgerissen.
Johannes Franke: Aber wohin?
Florian Bayer: Oh mein Gott, Johannes.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Ich befürchte, wir befinden uns in einer Selbst...
Johannes Franke: Oh nein!
Florian Bayer: Shit! Ganz schnell, ganz schnell, damit wir zurück zum Gespräch können. Was müssen wir machen? Was müssen wir sagen?
Johannes Franke: Wir müssen den Leuten unbedingt sagen, dass sie uns abonnieren sollen, wo auch immer sie sind. Also auf Spotify oder Apple oder sowas.
Florian Bayer: Theme, whatever, was ihr auch nutzt.
Johannes Franke: Genau. Also abonnieren und anderen sagen, dass sie uns abonnieren sollen.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Wenn euch die Folge gefällt, gebt uns gerne Sterne, Herzchen, Daumen hoch, was auch immer euer Podcatcher anbietet.
Johannes Franke: Genau, und wenn sie euch nicht gefällt, dann schickt diese Episode weiter an eure Feinde oder eure Nachbarn oder so.
Florian Bayer: Und wenn ihr uns Feedback geben wollt, wir freuen uns total über jeden Kommentar an johannes.mussmannsehen.de oder florian.mussmannsehen.de.
Johannes Franke: Genau, schickt uns Filmvorschläge und so weiter. Boah, das soll schnell durchgekommen.
Florian Bayer: Ja, jetzt schnell raus,
Johannes Franke: schnell wieder zurück ins Gespräch.
Florian Bayer: Wir kommen zu unserer dritten Geschichte und machen wieder den Bogen zum Anfang. nämlich in The Bonnie Situation, wenn wir plötzlich wieder in das Apartment zurückspringen, wo Jules und Vincent sind und du wedelst mit dem Finger, weil du irgendwas machen willst.
Johannes Franke: Weil du nicht gesagt hast, dass die goldene Uhr im Arsch war.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Also, es gibt diese Szene und ich finde die so losgelöst von dem Rest, dass ich einen kleinen eigenen Kurzfilm vor mir habe, wo der Junge voller Unverständnis diesen Typen anschaut, der ihm irgendwas von seinem Vater mit irgendeiner Uhr... erzählt und ich an seiner Stelle diese Uhr auch nicht anfassen würde nach dieser Geschichte.
Florian Bayer: Lancet ist übrigens der Hersteller von dieser Uhr und diese Uhren gab es wirklich im Ersten Weltkrieg. Die wurden massenhaft produziert, vor allem mit diesen Auslassungen, dass man was dran machen kann, dass man sich besser behalten kann. Ist eine typische Soldatenuhr. Damals wurden die millionenfach an Soldaten gegeben. Weil das waren die richtigen Uhren, die du im Gefecht mithaben willst, weil die konntest du gut irgendwo festmachen. Nicht so wie klassische Taschenuhren, die du nur in der Tasche verschwinden lassen kannst.
Johannes Franke: Ich finde diesen Monolog jedenfalls rein technisch brillant gemacht, weil der Gag, egal wie gut ich den Gag finde, ist eine andere Geschichte. Aber der Gag kommt so spät im Monolog, dass ich die Spannung schon so stark da habe, dass ich nicht weiß, was willst du jetzt damit? Was will er jetzt damit? Und dann kommt diese Auflösung von diesem Gag und läuft noch eine ganze Weile weiter.
Florian Bayer: Das ist richtig lange. Die Geschichte, dass die Uhr im Arsch war, die wird sehr lange getragen.
Johannes Franke: Sehr lange noch weiter erzählt. Und irgendwie habe ich einen Aspekt davor.
Florian Bayer: Vor allem bei Christopher Walken, sie erzählt. Und Christopher Walken einfach eine geile Stimme hat. Vor allem, wenn es um so ein Thema geht.
Johannes Franke: Ja, ja. Und das so mit Straightface durchzuerzählen, fand ich tatsächlich gut. Aber ich finde den Gag halt leider nicht so richtig gut. Er ist so ein... Typischer unter der Gürtellinie-Gag. Absolut, ja. So für einen Zwölfjährigen, weißt du? Und ja, der Zwölfjährige in mir lacht, aber irgendwie finde ich vor allem die Physik oder die Technik dieses Gags geil, muss ich sagen. Ja,
Florian Bayer: auf jeden Fall. Vor allem dieses dann nochmal nachziehen. Genau. Ich habe jetzt erzählt, dass die Uhr im Arsch war. Genau. Okay, aber dazu gibt es eine ganze Geschichte.
Johannes Franke: Genau. Und das erzähle ich dir jetzt auch.
Florian Bayer: Und es spielt nicht nur einen Arsch eine Rolle.
Johannes Franke: Ja. Und offensichtlich muss einfach jeder, der diese Uhr besitzt, durch die Hölle gehen, um diese Uhr wieder zu kriegen. Ja,
Florian Bayer: das gehört einfach dazu. Aber Bruce Willis hat es dir nicht im Arsch.
Johannes Franke: Nein, aber er ist durch die Hölle gegangen.
Florian Bayer: Ja, definitiv. Es ist übrigens auch, wenn wir davon reden, dass Tarantino all over the place ist, was Genres betrifft, das ist eine Horror-Szene. Also diese Torture-Porn-Szene, die kannst du dir total gut im 70er Jahre Horrorfilm vorstellen, wo irgendwelche Rednecks Leute entführen, um irgendwas Schlimmes mit ihnen zu machen. Ich glaube,
Johannes Franke: das ist... Das ist eine Richtung dieser Exploitation-Filme, die er so gerne geguckt hat, die einfach an der Stelle nicht angebracht ist.
Florian Bayer: Es ist halt alles so drüber. Also inhaltlich kannst du da total viel einbauen in diesen Filmen. Und deswegen kann ich, es hat was beliebiges dadurch, aber dadurch sehe ich sehr viel in diesen Filmen gebaut. Und es ist ja aus diesen Versatzstücken entstanden. Und ich sehe da auch andere Episoden drin und du könntest ohne Probleme eine Szene aus From Last Till Dawn da reinpacken, die würde nicht wie ein Fremdkörper wirken. Du könntest im Prinzip aus jedem späteren Tarantino-Film eine Szene da reinpacken, die würde nicht wie ein Fremdkörper wirken.
Johannes Franke: Weiß ich nicht.
Florian Bayer: Ja, ich weiß, das war ein bisschen ein Bold Stat. Ich glaube, das ist totaler Quatsch, was ich gerade gesagt habe. Aber ich lasse es trotzdem mal so stehen, weil es einfach so schön kontrovers klingt.
Johannes Franke: Ich mache eine Single draus.
Florian Bayer: So, wir sind zurück bei Jules und Vincent, obwohl Vincent kurz davor umgebracht wurde von Butch.
Johannes Franke: Ja, und Sprung.
Florian Bayer: Ja, oh mein Gott, ich habe noch nie einen Zeitsprung in einem Film erlebt, ich komme überhaupt nicht klar. Er war doch tot und lebt jetzt.
Johannes Franke: Und das ist so genial und clever gemacht.
Florian Bayer: Ja, und wir haben diesen, wirklich auch eine unangenehme Gewaltszene, wenn sie dann im Auto sitzen, nachdem sie aufgeräumt haben und Vincent zufällig ihrem Lakaien in den Kopf schießt, einfach so, weil er sich zu ihm umdreht. und mit denen ich reden will.
Johannes Franke: Also Nummer 1. Filmemacherisch, stilistisch wiederum großartig.
Florian Bayer: Fantastisch, ich lache auch.
Johannes Franke: Fantastisch.
Florian Bayer: Ich hab Spaß.
Johannes Franke: Also diese Dämlichkeit, es ist halt sehr in Charakter. Dieser Typ ist sowieso die ganze Zeit schon sehr dämlich drauf. Vincent ist einfach der größte Depp der ganzen Welt.
Florian Bayer: Auf jeden Fall.
Johannes Franke: Dreht sich da um und widdelt mit der Waffe rum unabsichtlich. Ich finde es geschnitten sehr, sehr gut. Ich finde es vom Timing her, wie es gespielt ist, finde ich super.
Florian Bayer: Seine Reaktion, oh, ich habe ihm zufällig in den Kopf geschossen.
Johannes Franke: Ich habe Marvin in den Kopf geschossen. Also es ist großartig. Aber ich weiß nicht, was ich mit anfangen soll.
Florian Bayer: Also erst mal ist es ein Lachen, was einem voll im Halse stecken kann.
Johannes Franke: Ja, natürlich. Und dann hast du danach diese Diskussion darüber. Ob man jetzt schnell von der Straße muss? Natürlich muss man schnell von der Straße. Ja,
Florian Bayer: ich bin hier neben dem Auto.
Johannes Franke: Und angeblich hat die auch niemand gesehen mit diesen super roten Fenstern. Und dann gehen sie irgendwo hin und holen den Wolf. Und ich finde Harvey Kartell großartig. Toller Scharspieler.
Florian Bayer: Davor müssen wir noch einmal sagen, ja, Tarantino spielt nicht so doll und benutzt ziemlich gerne das N-Wort in dieser Szene als weißer Dude.
Johannes Franke: Ich finde es total bemerkenswert, wie man am Spiel von Tarantino sieht, dass er ein... richtig guter Regisseur ist, aber der schlechteste Schottfühler der Welt. Wie kann man beides gleichzeitig sehen? Das ist doch wirklich krass, weil die Spielentscheidungen, die er trifft, sind total gut. Wie er spielt, ist total schlecht.
Florian Bayer: Ja, ja, ja. Ich find's total krass. Ich finde tatsächlich, er spielt echt nicht doll, aber er passt da rein in dieses Szenario.
Johannes Franke: So weit würde ich nicht mal gehen.
Florian Bayer: Sorry. Nein.
Johannes Franke: Sorry, das Spiel macht das total kaputt. Die Szene funktioniert gar nicht mehr.
Florian Bayer: Ich finde es schrecklich, dass er die ganze Zeit das N-Wort benutzt.
Johannes Franke: Samuel L. Jackson steht vor dieser Lusche, die nicht spielen kann und muss sich dieses N-Wort die ganze Zeit anhören. Samuel L. Jackson, also die Figur von Samuel L. Jackson, hätte ihn 20 Mal erschossen auf Stuntepede in diesem Moment.
Florian Bayer: Nein. Natürlich. Nein, die Figur von Samuel L. Jackson hat... Macht gerade eine Wandlung durch. Und vor allem, er braucht ihn. Er braucht jetzt Hilfe, weil er weiß, wenn er ihn jetzt erschießt, dann ist die Kacke richtig am Dampfen.
Johannes Franke: Darüber, wie viel er ihn braucht, werden wir jetzt reden müssen. Weil The Wolf kommt und macht das, was jeder fucking Idiot sich ausdenken kann. Wir machen das Auto sauber.
Florian Bayer: Wir machen das Auto sauber, wir machen euch sauber. Nein, aber The Wolf hat die Kontakte zum Schrottplatz, wo niemand Fragen stellt.
Johannes Franke: Toll. Und dafür hat es ein Gespräch gegeben, du machst jetzt, was ich sage, weil ich bin der Profi hier. Nein, wir wissen genau, was gemacht werden muss. Hey,
Florian Bayer: das sind Dudes. Wenn du die in die Küche stellst mit ungeputztem Geschirr, die kommen nicht klar. Du kannst die, weißt du, was mache ich jetzt, wie funktioniert dieses Gerät?
Johannes Franke: Meine Schuhe sind auf, was mache ich denn jetzt?
Florian Bayer: Es sind einfach hilflose Menschen, das ist Haushaltsarbeit. Das muss jemand erledigen, der sich damit auskennt. Und das ist halt Harvey Keitel. Ja,
Johannes Franke: aber der sagt doch auch nur, ihr macht jetzt das Auto.
Florian Bayer: Natürlich, der ist der mit den Ansagen. Der ist zu cool, um seine Hände selbst so schmutzig zu machen. Aber es ist nicht geil, wenn sie da im Auto sitzen und er muss das Fenster putzen und der andere ja. Er muss das Gehirn aufsammeln,
Johannes Franke: der andere sprüht und putzt das Fenster schon lang. Wir tauschen jetzt. Ja. Also, natürlich... Finde ich, hat da Tarantino tatsächlich recht, dass er diese Sergiolinisierung dieses Genres vornimmt, indem er das Ganze in einen Humor packt, der vorher vielleicht in diesen harten Gangstern nicht vorhanden war, indem er einfach Alltag erzählt von Gangstern und die blödesten Unfälle und einfach Idioten. Und dann gibt es diese Gespräche, die einfach tatsächlich lustig sind und die Banalisierung der ganzen Geschichte.
Florian Bayer: Es ist einfach komplett grotesk überzeichnet und es ist witzig dadurch. Es ist aber, also ich meine, es ist ja nicht Gangsteralltag. In der Regel sitzen Gangster nicht in Autos und sammeln Gehirn auf, weil sie jemanden in den Kopf geschossen haben. Also ich,
Johannes Franke: Vincent offenbar öfter mal. Also ich kann es mir nicht anders vorstellen bei dem Typen.
Florian Bayer: Vincent würde auf der freien Wildbahn, auch im Berliner Kreuzberger Gangstermilieu, keine fünf Minuten überleben.
Johannes Franke: Nein.
Florian Bayer: Ja, und dann haben wir den Bogen Intro geschlagen. Und wir haben die einzige... meiner Meinung nach wirklich emotional funktionierende Szene. Wir kommen zurück zu Pumpkin und Honey Bunny und wir haben diesen Moment, wenn sie jetzt beschließen, das Diner zu überfallen und aha, es ist das Diner, in dem gerade Vincent und Jules sitzen, nachdem sie die Kacke losgeworden sind und dann haben wir diesen Moment, ja genau, wenn sie das Diner überfallen, die Gäste überfallen wollen und, wie heißt es, Tim Roth will den Koffer von Jules und es kommt zu einem typischen Mexican Standoff. Und es ist eine emotionale Szene, vor allem weil Amanda Plummer, finde ich, das echt gut spielt.
Johannes Franke: Ich wollte gleich von Anfang an, eigentlich als wir die Szene am Anfang hatten, auf Amanda Plummer eingehen, weil die gibt dem Film so viel Tiefe in dem Moment. Das finde ich bemerkenswert, weil sie da wirklich, sie trägt das Ding, obwohl die anderen ja eigentlich die Agierenden größtenteils dann sind. Natürlich trägt Samuel L. Jackson vor allem auch den Part, den er da hat, aber sie... Sie ist da wirklich so eine wahnsinnig wichtige Präsenz, die da zitternd steht und versucht das Ganze irgendwie unter Kontrolle zu halten und hat Angst einfach um ihren Kompagnon und so. Und auch ganz am Anfang, wie sie da in den Diner hinein schreit, wo man das ihr am Anfang nicht zutraut, weil sie mit ihm da so leise... Ja,
Florian Bayer: das ist geil, dieser Wechsel. Dann merkt man, sie ist ein eingespieltes Paar.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Das ist, so wie sie sich unterhalten und so wie sie zusammen überfallen, das ist ein Traumpaar. Ich mag sie, ich werde herrschkommen, allein weil sie so ein tolles Paar sind.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Und dann ist es auch so schön. wie sie sich Sorgen um ihn macht. Wir wissen genau, wenn dem jetzt was passiert, die nimmt den Laden auseinander. Ja,
Johannes Franke: absolut. Total.
Florian Bayer: Und es wird keiner überleben. Und das ist einfach schön, das ist Liebe. Das ist total großartig. Und ich mag diese Szene deswegen. Und ich finde, es ist ja total losgelöst, dieses klein kriminelles Pärchen. Ey, muss man das jetzt noch einbauen? Und ich sehe diesen Film und denke, ja, das muss man jetzt noch einbauen. Genau das will ich jetzt noch sehen. Und das ist auch wirklich ein schönes, rundes, emotionales Ende. Die beiden, die dann auch so zusammen aus dem Diner raustorkeln, nachdem sie es geschafft haben und sie sind enger zusammengewachsen.
Johannes Franke: Toll. Ja, total. Aber Samuel L. Jackson will ich natürlich nicht kleinreden. Der macht das an der Stelle wirklich gut. Das ist vielleicht auch die beste Szene, die er hat. Er macht das sehr, sehr, sehr, sehr, sehr gut. Diese Verhandlung und dieses ganz bestimmte und ich weiß ganz genau, was ich hier mache. Du bleibst bitte bei mir. Deine Waffe auf mich, damit dieses Dreieck bleibt, was hier dieses Ganze in Schach hält. Und ich rede euch jetzt langsam durch diese ganze Sache durch, damit wir alle möglichst unbeschadet rauskommen. Und keiner die falsche Bewegung macht, die dafür sorgt, dass wir alle in einem Blutbad enden. Es ist sehr gut gemacht.
Florian Bayer: Ein schönes, rundes Ende. Acht Millionen haben wir schon gesagt, hat der Film gekostet.
Johannes Franke: Ja, fünf Millionen davon für die Gagen. Also bleiben nur noch drei Millionen.
Florian Bayer: Und die Gagen waren zu wenig für die Gagen, weil Tervolta und Willis und etc. die haben. Deutlich unter ihren normalen Gagen gespielt.
Johannes Franke: Ich glaube, Bruce Willis hat im Film vorher 14 Millionen bekommen.
Florian Bayer: Einer von beiden, Bruce Willis oder Travolta, hat darüber gescherzt, dass es durch die Übernachtung im Hotel letzten Endes teurer war, dass sie drauf zahlen mussten. Der Film hat über 200 Millionen Dollar eingespielt.
Johannes Franke: Wahnsinn.
Florian Bayer: Riesenerfolg. Absolut dafür verantwortlich, dass das Indie-Kino plötzlich groß war. Dieser Film war für sechs Oscars nominiert. Das war... kein Oscar-Film. Nicht in den 90ern und ehrlich gesagt auch nicht heute. Das war kein Oscar-Film. Der war nominiert als bester Film, beste Regie, beste Nebendarstellerin, bester Nebendarsteller, bester Hauptdarsteller, bester Schnitt. Kein Oscar-Film. Er hat leider keinen Oscar. Doch, für das beste Original-Drehbuch hat er einen Oscar gewonnen. Unzählige Auszeichnungen und es war ein Hit beim Publikum und bei der Kritik, was selten vorkommt und was wirklich ungewöhnlich ist. Muss man ihm, glaube ich, wirklich hoch anrechnen. Für so einen Film, der so nichig ist. Es ist wirklich ein nichiges Thema. Du verfilmst quasi die Ideen von Palp-Novellen und packst die zusammen in so einen komischen Mix und drehst das Ganze chronologisch dann auch ein bisschen rum. Du hast ziemlich harte Gewalt drin, zumindest für das 90er-Jahre-Mainstream-Kino in dieser Vergewaltigungsszene. Und in der Szene, in der man drüber lachen darf, dass jemand in den Kopf geschossen wird. Das ist schon krass. Also der Film... Unabhängig davon, wie man qualitativ findet, die Legacy von diesem Film ist...
Johannes Franke: Ja, man kann es nicht unterschätzen. Es ist schon crazy, was der Film allein losgetreten hat an anderen Leuten, die so cool sein wollten wie Tarantino, wo es nur einen Bruchteil davon geschafft hat. Und irgendwie auch dieses Film-Nerdige nach vorne gekommen ist.
Florian Bayer: Ich habe noch zwei, drei Takes aufgeschrieben, die ich jetzt einfach mal noch so raushauen kann, weil ich nicht weiß, wo ich sie sonst hinpacken soll. Ich habe schon gesagt, dass der Film ein bisschen dated wirkt manchmal. Es ist 90er-Coolness, ne? Ja. Es ist nicht mehr die Coolness. Ich glaube, ein Generation X, was ist gerade dran? Nicht ein Millennial, das sind Generation Z. Oh Gott, das wird schwierig, das weiterzumachen. Dem kannst du die Coolness nicht mehr so verkaufen. Die gucken vielleicht drauf und sagen, ich habe aufgeschrieben. Jeder kennt das. Man guckt einen Film, man hat Spaß dran und so weiter. Und neben einem sitzt der Pro und guckt drauf und sagt, Mama Mia ist aber voll schwul. Oder? Kennt man. Meine Fresse ist Pulp Fiction cis male hetero. Ja. Oder?
Johannes Franke: Ja, volle Kanne. Und es ist schon was, wo ich so ein bisschen denke, ja, da überholt sich der Film halt. Ja,
Florian Bayer: absolut. Dieser Film ist sowas von hetero.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Er trinkt ein Bier zusammen mit seinen Kumpels und fährt dann mit dem Motorrad am Wochenende weg und sagt zu seiner Frau, Bitch, du hast mir nichts zu sagen.
Johannes Franke: Ja. Ja, das ist der Film, genau.
Florian Bayer: Es ist ein absoluter Style-over-Substance-Film.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Aber es funktioniert. Ich finde ihn cool. Ich habe Spaß. Ich habe zweieinhalb Stunden Spaß. Ich habe vielleicht ein bisschen schlechteres Gewissen, als ich in den 90ern hatte. Aber ich habe immer noch Spaß.
Johannes Franke: Ich finde, dass dieser Film zeigt, was Tarantino eigentlich kann. Und das ist Szenen inszenieren, Beziehungen untereinander in einer Szene inszenieren, Spannung zu erzeugen damit. Und in den besseren Filmen, die er gemacht hat, hat er im Grunde den Film als eine große Szene begriffen. Und die sind gut. Zum Beispiel der Western.
Florian Bayer: Ja, The Hateful Eight. Und das ist vielleicht auch gerade, weil es ein Kammerspiel ist. Vielleicht ist Kammerspiel das Medium für ihn. Ich würde nicht unbedingt so weit gehen. Ich glaube, ich finde Pied Fiction auch besser als Hateful Eight. Was? Ja, einfach.
Johannes Franke: What the fuck? Okay.
Florian Bayer: Ich finde, bei Hateful Eight geht vielleicht ein bisschen die Kurzweiligkeit verloren. ein bisschen zu viel, er will ein bisschen zu viel erzählen. Wenn ich meine Lieblingsfilme, also Tarantino Lieblingsfilme, ist schwierig. Ich glaube, Kill Bill ist bei mir sehr weit oben. Ich finde, bei Kill Bill hat er diese Mischung aus Comic, Cartoon, Exploitation extrem gut getroffen und er hat sogar eine Frau relativ viel machen lassen und viele Frauenfiguren reingepackt. Ich finde Pulp Fiction ganz großartig. Es ist halt Ist halt ein bisschen unfokussiert. Ich sehe durch und durch, warum der so einen Legenden-Status hat. Den hat er verdient. Das ist ein unglaublich wichtiger Film. Es ist so gut, dass es diesen Film gibt. Der hat so viel Gutes für das Kino getan. Er ist ein bisschen dated. Er ist einfach auch ein bisschen dated.
Johannes Franke: Ja, vielleicht ist es das.
Florian Bayer: Wir haben noch eine Top 3, die müssen wir jetzt noch irgendwie hier reinbasteln.
Johannes Franke: Sorry, noch kurz zurück. Ist diese Divine Intervention echt oder nicht echt?
Florian Bayer: Quatsch.
Johannes Franke: Woher kommen diese Löcher hin, wenn nicht von Divine Intervention? Das ist das, was der Film uns erzählt, oder?
Florian Bayer: Jules ist einfach nur drüber. Der ist einfach, der will was haben, woran er glauben kann. Ja,
Johannes Franke: vor allem will er was, was ihn rausholt aus der Scheiße. Ja,
Florian Bayer: das vielleicht auch. Und wir sehen ja offensichtlich, dass Jules intelligent und vernünftig ist. Und wenn ich einen Tag mit John Travolta zusammenarbeiten würde, würde ich auch was anderes machen wollen. Und wahrscheinlich ist es genau das. Ich meine, dieser Vincent John Travolta ist aus Amsterdam zurück. Und Salus hat zu Jules gesagt, hier ist dein neuer Partner. Ihr kennt euch ja, ihr habt euch vor ein paar Jahren mal gesehen, der war die ganze Zeit in Amsterdam, aber jetzt ist er wieder da. Ihr arbeitet ab sofort zusammen. Nach zwei Stunden Gesprächen über Burger und Fußmassagen denkt sich Jules, Alter, es geht nicht mehr. Ich muss mir irgendwas ausdenken.
Johannes Franke: Ja, also in meinem Kopf ist das wirklich das, was der Film erzählt mit der Divine Intervention.
Florian Bayer: Dass es eigentlich darum geht, dass Jules raus, oder meinst du, dass Gott wirklich eingreift?
Johannes Franke: Ja, weil sonst hat der Film gar nichts.
Florian Bayer: Ich will,
Johannes Franke: dass der Film irgendwas hat.
Florian Bayer: Dann nehme ich lieber die Seele von Marcellus Wallace im Koffer.
Johannes Franke: Ja, gut, okay. Das ist cooler. Okay, okay.
Florian Bayer: Und darum geht es immerhin. Hauptsache es gibt irgendwas. Das ist cool.
Johannes Franke: Okay, der Coolness-Faktor. Jetzt lass uns mal in die Top 3 gehen. Unsere Top 3.
Florian Bayer: Vollpassend. Style over Substance. Ja. Leg los.
Johannes Franke: Die Frage ist... Im negativen Sinne, also hau ich jetzt wirklich Holy Mountain rein?
Florian Bayer: Ich hab drei positive Beispiele. Ich bin nicht so negativ wie du.
Johannes Franke: Okay, dann nehm ich ein positives Beispiel.
Florian Bayer: Ja, bitte.
Johannes Franke: Auf Platz 3 hätt ich dann Moulin Rouge.
Florian Bayer: Oh ja, das ist viel Style und wenig Substance. Definitiv.
Johannes Franke: Fand ich super. Hab mich sehr gefreut, weil es ja auch ein Musical ist und ich mochte die Musiknummern und so weiter. Aber ja, Substance, mehr.
Florian Bayer: So, ihr ganzen Filmsnobs, das ist nämlich nichts anderes als Tarantino minus Gewalt, minus schwarzer Humor und ein bisschen mehr Zucker. Jeder verdammte Wes Anderson Film. Aber ich nehme The French Dispatch, weil der wirklich Spaß macht und weil der mir wirklich gut gefallen hat.
Johannes Franke: Ja, ich hatte überlegt, ob ich ihn nehme, aber dann hätte ich mir selbst ins Knie geschossen und ich dachte, du machst das sowieso. Ich habe auf Platz 2
Florian Bayer: 2046. Oh, das sagst du jetzt nur, weil ich... weil ich Wes Anderson genommen habe. Deswegen willst du meinen Wong Kawai kaputt machen.
Johannes Franke: Ja, ein bisschen muss ich dich ja auch sticheln.
Florian Bayer: Ja, es ist tatsächlich auch sehr viel Style, aber ich sehe da ein bisschen, ich sehe da deutlich mehr Substanz drin.
Johannes Franke: Es ist halt sehr noir-stylisch und so dieses, diese abgefuckter Typ und diese Frau in diesem Hotel und so. Es ist mehr Style, muss man wirklich sagen. Also es ist richtig viel Substanz. Hört euch die Folge an. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Film wirklich... gut fand. Ich glaube nicht. Ich glaube, ich hatte wirklich Schwierigkeiten.
Florian Bayer: Ja, ich kann mich erinnern an das Gespräch. Ich war sehr enttäuscht, weil es ist eigentlich für mich einer der schönsten Liebesfilme, die je gedreht wurden.
Johannes Franke: Und trotzdem kommt er in die positive Liste, weil ich ihn eben nicht wie The Holy Mountain oder The Fall oder so.
Florian Bayer: Echt? Ja, du bist in der Negativliste?
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Mann, ich rede nicht mehr mit dir.
Johannes Franke: In der Negativliste ist The Fall, Holy Mountain, Howzoo und Alter,
Florian Bayer: Howzoo?
Johannes Franke: The Shape of Water.
Florian Bayer: Also, passt auf. Es ist schwierig, einen Dialog-Podcast zu machen, wenn man mit dem Mit-Podcaster nicht redet, aber ich werde das jetzt einfach durchziehen für den Rest der Liste. Auf Platz 2 habe ich Drive von Nicholas Winding Refn aus dem Jahr 2011. Ein Action-Thriller mit ziemlich düsteren Gewaltszenen und viele sagen auch, dem wird auch sehr gerne zu den intellektuellen Actionfilmen der Zeit gezählt. Ich finde es vor allem ein extrem stilvoller Film, der so die 80er Jahre Ästhetik von damals, äh die 80er Jahre Ästhetik. die damals so zurückgekommen ist, so eine Revival hatte, aufzugreifen und daraus einen ziemlich coolen, stylischen Thriller zu machen. Wenig Substanz.
Johannes Franke: Ich hätte auf Platz 1 die perfekte Mischung. Blues Brothers.
Florian Bayer: Liebes Publikum, sagt Johannes, dass er damit richtig liegt.
Johannes Franke: Wir reden nicht mehr direkt miteinander. Jetzt muss das Publikum uns schon gegenseitig irgendwie erzählen. Okay, schreibt Flo eine Mail, dass er mich mal am Popo schmatzen kann.
Florian Bayer: Könnt ihr Johannes bitte sagen, dass er vor euch nicht so reden soll.
Johannes Franke: Könnt ihr Flo bitte sagen, dass wir jetzt endlich in den Film zurückgehen sollen.
Florian Bayer: Mein Platz 1.
Johannes Franke: Du kannst mich mal am Popo schmatzen, egal.
Florian Bayer: Mein Platz 1 wäre für dich. Mein Platz 1. Der Meister der Style over Substance, Steven Soderbergh mit Ocean's Eleven. Meine Güte sieht dieser Film gut aus. Meine Güte ist dieser Film cool. Meine Güte hat dieser Film eine nichtssagende Handlung. Großartiger Film aus dem Jahr 2001. Und zurück in den Film, dann rede ich auch wieder mit dir.
Johannes Franke: Das war unsere Top 3. Oh Gott sei Dank. Willkommen zurück im Film Pulp Fiction. Tja, was für ein Fazit haben wir für diesen Film übrig? Ich bin so torn, ich bin so hin und her, weil ich merke in jeder einzelnen Szene, wie wahnsinnig gut er das hinkriegt, diese Inszenierung zu machen. Aber auch eben einfach, wie wahnsinnig wenig er zu sagen hat. Es ist so traurig. Und es ist so, so, so. Meine Helden, meine... Künstler-Werdung als Kind haben mir gesagt, wenn du Kunst als Ausdrucksform benutzt, dann musst du aber auch was zu sagen haben.
Florian Bayer: Ich glaube, die haben nicht recht.
Johannes Franke: Das habe ich mir sehr zu Herzen genommen. Und ich gebe dir vollkommen recht, weil ich ganz viele Sachen nicht gemacht habe, wo ich welche hätte machen sollen. Einfach, weil ich das Gefühl hatte, ich habe nicht genug zu sagen.
Florian Bayer: Oh, das ist hart.
Johannes Franke: Und das ist hart. Und allein deswegen muss dieser Film existieren. Weil du musst auch feiern können. Die Sachen, die du geil findest, die du spannend findest. Und es ist halt ein eigenes Genre. Und da musst du halt als Zuschauer damit klarkommen, dass dir nicht viel über das Leben an Weisheiten beigebracht wird. Aber du hast halt Spaß mit den Visuals und mit der Coolness und so weiter. Aber für mich war es trotzdem so, dass ich am Ende da gesessen habe und mich gefragt habe, finde ich den Film tatsächlich gut? Ich weiß es nicht. Aber so ist das halt.
Florian Bayer: Meiner Meinung nach absolut zu Recht zum Klassiker geworden. Und das merkt man auch heute noch, wenn man ihn guckt. Er ist an gewissen Ecken dated. Also man merkt, der Zahn der Zeit hat ein bisschen an diesem Film genagt innerhalb von 30 Jahren. Gerade weil er auch so in seiner Zeit verortet war. Aber er ist ein cooler Film. Er ist immer noch ein total stilsicherer Film. Und wie du gesagt hast, man sieht, dass Tarantino Szenen inszenieren kann. Und dann scheißt man vielleicht auch einfach auf eine kohärente, stimmige Handlung und nimmt einfach die geilen Szenen. Und nicht ohne Grund ist mehr als die Hälfte des Films irgendwie... Meme geworden. Egal ob der Tanz von Travolta oder sein Umhergucken.
Johannes Franke: Was ist hier los? Wo ist diese Frau? Wo kommt die Stimme her?
Florian Bayer: Der Bibelspruch von Samuel L. Jackson.
Johannes Franke: Die Bananen in den Händen von den beiden. Moment, das sind Bananen.
Florian Bayer: Das wird jemand anderes. Stimmt. Und Banksy hat die Bananen reingepackt, weil er zuerst die Pistolen hatte und das wurde übermalt oder so. Oder weggemacht. Irgendwas gab's da. Ja, toller Filmklassiker und sollte man gesehen haben, allein schon aus kanonischen Gründen.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Allein aus kanonischen Gründen weiß ich nicht, ob man das so... Du bist so der Kanoniker von uns beiden. Was mir in diesem Podcast zugute kommt. Aber ich weiß nicht, ob ich das als Konzept gut finde. Aber ja, schaut es euch an. Habt Spaß damit. Und wenn euch irgendwas einfällt, was wir schon lange hätten gucken sollen, dann schreibt uns gerne. Ich glaube, den Hinweis habe ich trotzdem schon mal reingeschnitten. Aber ich bekräftige nochmal.
Florian Bayer: Auf jeden Fall florian.mussmannsehen.de oder johannes.mussmannsehen.de.
Johannes Franke: Das Jahr 2025 wartet auf großartige Filme.
Florian Bayer: Und wir basteln weiter an unserem ganz persönlichen Kanon. Letzte Woche haben wir Hamilton reingepackt. Ja! Jubelnd. In einer Folge, die fast drei Stunden ging.
Johannes Franke: Fuck, Alter. Wir haben so lange darüber geredet.
Florian Bayer: Wenn ihr wissen wollt, was Johannes unserem Kanon nächste Woche hinzufügt, bleibt noch mal kurz dran. Es wird auf jeden Fall ein Muss-man-sehen-Film. Zumindest. Meinung dieser beiden Podcasten danach. Und vielleicht ist es ja auch ein Muss-Man-Sehen-Film für euch. Sehr schön. Ansonsten danke fürs Zuhören.
Johannes Franke: Ja, danke für ein schönes 2024 auf ins 2025. Bis dann.
Florian Bayer: Ciao.
Johannes Franke: So, ich hab doch noch was für dich.
Florian Bayer: Ja, was hast du denn für mich? Ich bin gespannt.
Johannes Franke: Wir machen's kurz und schmerzlos. Wir gucken uns Harold und Maud an.
Florian Bayer: Oh, interessant.
Johannes Franke: Den kennst du auch?
Florian Bayer: Ja, den kenn ich. Das ist ein OG. Johannes bringt einen Film in die WG-Film. Den hast du damals angeschleppt und hast gesagt, den müssen wir gucken. Und wir haben den zusammen geguckt und ich glaube, wir haben ihn alle gemocht.
Johannes Franke: Es ist auch großartig und ich durfte ihn später noch im Theater spielen. Ich hab eine besondere Verbindung dazu und ich liebe diesen Film. Abgöttisch. Ob du diesen Film liebst, werden wir nächste Woche hören.
Florian Bayer: Und das heißt, du kannst aus erster Hand erzählen, wie es ist, sich in einen suizidalen Teenager reinzufühlen, um zu spielen. Ja,
Johannes Franke: es ist schon länger her.
Florian Bayer: Okay. Ja, interessant, super. Ja, ich sage ja, dass ich den gesehen habe. Ich freue mich drauf.
Johannes Franke: Also ihr da draußen, guckt euch Harold und Maud an mit der wundervollen Musik von Cat Stevens.
Florian Bayer: Möchtest du anstimmen?
Johannes Franke: If you wanna sing out, sing out. Okay, das machen wir nächste Woche. Bis dann. Ciao.
Florian Bayer: Tschüss.
