Episode 222: Cabaret – Der Hedonismus und die Nazis
Willkommen, bienvenue, welcome. Lassen Sie sich entführen in eine heile Welt ohne Sorgen und Nöte! Vergessen Sie das, was draußen passiert! Folgen Sie lieber unserer wunderbaren Sally Bowles dabei, wie sie versucht, ihr Leben, zwischen Liebe, Bühne und Daddy-Issues auf die Reihe zu bekommen. Ignorieren Sie, wie Sally, den aufkommenden Faschismus und schauen sie weg, wenn Menschen auf offener Straße brutal ermordet werden. Folgen Sie uns in das dekadente Vergnügen der Dreiecksbeziehung zwischen Sally, Maximilian, einem deutschen Baron und Brian dem britischen Englischlehrer, der, wie wir, der Faszination des verruchten Berlins der ausgehenden 20er Jahre nicht widerstehen kann. Und natürlich nicht zu vergessen: Amüsieren Sie sich über die wunderbaren Couplets und Choreografien auf der Bühne mit einem Creepy MC, der besser irre starren und grinsen kann als Jack Nicholson in the Shining.
Noch nicht überzeugt? Dann hören Sie nicht auf mich, sondern auf die Stimmen aus dem Publikum. Plor, du hast die Show gerade erst gesehen, was hat dich denn besonders überzeugt?
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 222: Cabaret – Der Hedonismus und die Nazis Publishing Date: 2025-04-02T07:57:57+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2025/04/02/episode-222-cabaret-der-hedonismus-und-die-nazis/
Florian Bayer: Aber ich finde, die Songs sind nicht das, was den Film ausmacht. Ich bin total verliebt in die, die die offensichtlich vor sie auch gepitcht hat. Einfach die Musiknummern kurz anzuspielen und dann zu was anderem überzugehen.
Johannes Franke: Nee, gar nicht. Oh, ist das gemein. Ich glaube, das ist das Schlimmste, was du in diesem Podcast hier gespuckt. hast. Willkommen, bienvenue, welcome, Lassen Sie sich entführen in eine heile Welt. Ohne Sorgen und Nöte vergessen Sie, was draußen passiert. Folgen Sie lieber unserer wunderbaren Sally Bowles, wie Sie versucht, Ihr Leben zwischen Liebe, Bühne und Daddy-Issues auf die Reihe zu bekommen. Ignorieren Sie, wie Sally, den aufkommenden Faschismus und schauen Sie weg, wenn Menschen auf offener Straße brutal ermordet werden. Folgen Sie uns in das Dekadente? Vergnügen der Dreiecksbeziehung zwischen Sally, Maximilian, einem deutschen Baron, und Brian, dem britischen Englischlehrer, der, Wie wir, der Faszination des verruchten Berlins der ausgehenden Zwanziger nicht widerstehen kann. Und natürlich, nicht zu vergessen, Amüsieren Sie sich über die wunderbaren Couplets und Choreografien auf der Bühne mit einem Creepy. MC, der besser irre, starren und grinsen kann. Als Jack Nicholson in The Shining. Noch nicht, überzeugt? Dann hören Sie nicht auf mich, sondern auf die Stimmen aus dem Publikum. Plor, Du hast die Show gerade erst gesehen. Was hat dich denn besonders überzeugt?
Florian Bayer: Ich bin so fucking, deprimiert.
Johannes Franke: Danke. Oh, ist das hart. Der Film ist hart, oder?
Florian Bayer: Du wolltest mir ein Musical geben.
Johannes Franke: Es ist rein technisch... Nein, eigentlich ist es noch nicht mal...
Florian Bayer: Du hast mir kein Musical gegeben.
Johannes Franke: Ja, wir müssen darüber reden, ob das ein Musical ist.
Florian Bayer: Du hast mir einen Film gegeben, DER in... Dieser Zeit jetzt mich, Kulturoptimisten, der sagen, Keine Sorge, es wird alles gut, Auch das geht vorbei, Auch das geht vorbei, komplett runtergezogen hat.
Johannes Franke: Komplett, oder? Mich hat es auch so komplett runtergezogen und ich muss das gleich am Anfang, ich bin froh, dass du das sagst, Ich habe ihn zusammen mit meiner Freundin geschaut und es hat wahnsinnig lange gedauert, bis sie mich beruhigt hat. Ich war so fertig mit den Nerven, weil der Film einen am Ende so allein lässt. Mit allem. Und so ein wahnsinniges Echo an BILD und an Ton dir präsentiert, dass du einfach lange brauchst, um da wieder aufzutauchen aus diesem Tief.
Florian Bayer: Ich würde sogar so weit gehen, Der Film lässt dich von Anfang an allein. Der Film macht alles, um zu zeigen, dass Du allein bist und dass du von ihm keine Rettung zu erwarten, hast. Und auch von seinen Protagonisten. Insbesondere von seinen Protagonisten, denen nicht viel Wahl bleibt, außer entweder, sich zu arrangieren. was... Offensichtlich fast alle machen oder zu fliehen. Wir reden heute über Cabaret aus dem Jahr 1972 von Bob
Johannes Franke: Fosse. Wusstest du,
Florian Bayer: als Du mir den Film vorgeschlagen hast, hattest du das noch so in Erinnerung, dass der Film so ist?
Johannes Franke: Nicht so dolle.
Florian Bayer: Ich habe nämlich was anderes erwartet, weil ich habe die Eckdaten von dir gekriegt.
Johannes Franke: Musical,
Florian Bayer: Liza Minnelli. Okay, 1972 ist nach Good Old Hollywood, Aber wir wissen die... Die Amerikaner haben es auch in den 70ern, als New Hollywood da war und als Filme Rougher wurden, haben, die es immer noch geschafft, so eskapistische Filme zu machen. Das Studiosystem hat sich da sehr dagegen gewehrt, gegen diesen neuen Stil aus New Hollywood, Der sehr düster war, der sehr Karg war, der sehr still war.
Johannes Franke: Aber der Trend war da, also? Es war sozusagen schon im Rahmen der Möglichkeiten.
Florian Bayer: Definitiv. Und wahrscheinlich hätten beim Jahr die ersten Alarmglocken läuten müssen. Ich habe nicht das erwartet, was Du mir... Also, ich habe das einfach nicht erwartet, als du mir gesagt hast, okay, wir... Kabarett. Der Titel klingt nicht danach. Die Besetzung klingt nicht danach. Die Tatsache, dass es sich um die Verfilmung von einem Broadway-Musical handelt, klingt nicht danach. Und das hat mich komplett runtergezogen und mir ging es wahrscheinlich ähnlich wie dir. Es hat mir einfach komplett den Boden unter den Füßen gezogen. Und was natürlich auch Krass ist, wenn wir das heutzutage schauen. Und es ist ein Film, der vielleicht, den man in unserer Zeit wahrscheinlich mit einer Warnung versehen sollte. Bevor ihr den anguckt, Es tut nicht gut, es tut im Magen weh. Egal, ob man nach Amerika guckt oder nach Deutschland. Egal, ob man die Wahlergebnisse hier oder jenseits des Atlantiks sich anschaut oder grundsätzlich den Rechtsruck, den wir erleben. Und wenn man dann anfängt, diesen Film als Sinnbild zu sehen, was passieren kann? Und dann genau diese Stimmen. Auch im Film hat, auch eben von einer progressiven Bohem-Gesellschaft. Ja, DIE sagen, ja, kriegen wir alles eingefangen. Ja, ist nicht so schlimm.
Johannes Franke: Die kümmern sich um die Kommunisten und dann fangen wir sie wieder ein.
Florian Bayer: Und dann zu erleben, wie diese Gesellschaft auch in der letzten Einstellung, Achtung, Wir spoilern hier ganz viel, Komplett korrumpiert wird, Das hat wehgetan.
Johannes Franke: Und das hat eine Diskussion bei mir ausgelöst. Mit meiner Freundin, weil sie gerade da war, die Arme. Die Diskussion werde ich mit dir jetzt führen müssen. Ja, müssen wir. Wo wir hinsteuern und wann was gesagt werden muss und was gemacht werden muss. Aber vielleicht, ich weiß nicht, Wollen wir erstmal so ein bisschen in die Geschichte reingehen, um dann in dieses ganze... Ja. Was will der Film uns nahelegen? Möglichst oder auch nicht? Du sagst ja immer, Der Film will selbst nichts, weil er keine eigene Entität ist. Aber vielleicht, was der Filmemacher damit wollte, Weil das ist durchaus ein anderer Schritt, als das Musical auf der Bühne gegangen ist. Ein bisschen und näher am Original dran. anscheinend.
Florian Bayer: Also, um das gleich vorweg zu schicken, Wir haben hier ja einen der seltenen Fälle von, Wir haben die Adaption, eine Adaption. Eine Adaption. Das Ganze basiert ganz ursprünglich auf echten Erlebnissen von einem Autor, Nämlich Christopher Isherwood, der wie sein Protagonist Brian Roberts in Berlin gelebt hat, Ein Engländer, der in Berlin gelebt hat, in den frühen 30er Jahren und der dann, als die Nazis die Macht ergriffen haben, Zusammen mit seinem Partner raus ist und der auch wie sein Protagonist offen mit seiner Homosexualität umgegangen ist. Der eben sich als Sprachlehrer durchgeschlagen hat und gleichzeitig, so diesen Kontakt hatte. Zur Bohemengesellschaft, zum Dekadenten Berlin, Zum letzten Glanz der goldenen 20er Jahre, die so nie existiert, haben. Und selbst, wenn sie so existiert, hätten, spätestens Anfang der 30er nach unten gegangen sind.
Johannes Franke: Er hatte auch eine Mitbewohnerin, Jean Ross hieß die Dame, Die hat sich diesen Film auch angeschaut und hat gesagt, nee, so sah es nicht aus.
Florian Bayer: Christopher Echerwood hat auch gesagt, nee, so war es nicht.
Johannes Franke: Aber vielleicht ist das auch nicht wichtig, wie es tatsächlich historisch Akkurat abzubilden, ist, Sondern es geht ja auch in diesem Film eher um die Allegorie der Entstehung, des Faschismus und des Wegguckens. Und des sich nicht drum kümmerns, sondern eben, den Vulkan noch zu betanzen, solange er noch da ist.
Florian Bayer: Wir versuchen gleich zu den Strängen zu kommen. Ja,
Johannes Franke: ja, genau.
Florian Bayer: Gehen wir erstmal von der Vorlage weiter zur ersten Adaption. Das waren nämlich die Bücher von Christopher Isherwood. Selbst. Und zwar hat der 1937 bereits die Novelle Sally Bowles geschrieben. Die ist dann aufgegangen in seinen großen Berlin-Memoiren, Die hießen Goodbye to Berlin. Die irgendwie so eine Mischung waren aus Fiktion und Autobiografie.
Johannes Franke: Das kam 1939 raus, das Ding. Also in der Zeit bewegen wir uns in der Veröffentlichung.
Florian Bayer: Und das Ding wurde dann 1951 als Theaterstück fürs Broadway umgesetzt. Von John van Trutten.
Johannes Franke: Das Ganze hieß I am a Camera. Ich weiß nicht genau, wie es zu diesem Titel gekommen ist. Der kommt mir ein bisschen, weiß nicht.
Florian Bayer: Im Buch kommt das Ganze am Anfang vor offensichtlich. I am a camera with its shutter open. Quite passive recording, Not thinking.
Johannes Franke: Oh, auch gut. Bestreifung.
Florian Bayer: Und dieses Bühnenstück wiederum wurde dann 1966 von Joe Masteroff und Fred Epp und John Kender. Als Musical umgesetzt, Cabaret 1966.
Johannes Franke: Die waren auch schon erfolgreich, die waren sehr erfolgreich. Also, die haben zwar am Anfang gezittert, weil sie nicht genau wussten, wie die Leute reagieren, werden. Aber das Ding ist wirklich dann durch die Decke gegangen. Mit der Zeit.
Florian Bayer: Und es wurden wohl im Laufe. Dieses Adaptionsverfahrens sind sehr viele Änderungen passiert, mit denen Christopher Echavod überhaupt nicht glücklich war. Unter anderem wurde der Protagonist, der auf ihm basiert ist, einfach mal Hetero gemacht. So volle Kanne. Nein,
Johannes Franke: wir machen jetzt einfach mal pink. Wir müssen halt irgendwie das Feigenblatt davor werfen. Ich weiß nicht. Es ist ein bisschen Gemein, und dieser Film hier geht so den Zwischenweg, ich weiß nicht genau, Manche Leute bezeichnen es als sogar noch offener und mutiger, als die Homosexualität, nämlich eine Bisexualität zu zeigen, die noch schwerer einzusortieren, ist, wo man noch mehr Transferleistung als Zuschauer leisten muss. ... Um damit klar zu kommen.
Florian Bayer: Ja, ich würde ja behaupten, Es ist auch ein bisschen Strategie, um der Beziehung zwischen Sally und Brian eine gewisse Schwere zu geben, Weil offensichtlich funktioniert es dann halt doch ganz klassisch, filmtechnisch nicht, ohne dass wir hier einen Protagonisten und eine Protagonistin haben, die irgendwie miteinander anbandeln. Aber genau, auch da zur Wertung, vielleicht später.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, okay.
Florian Bayer: Und dieses Musical, Christopher Echawood war nicht sehr glücklich, mit dem Musical, war sehr glücklich. dazu. Das hat auch einen anderen Fokus gelegt, als der Film jetzt offensichtlich gab. Es gibt noch eine Geschichte um die Hausbesitzerin, um die Hausherrin?
Johannes Franke: Ja, irgendwie vermieterin halt.
Florian Bayer: Um die Vermieterin. Und die hat auch eine Beziehung, Das ist auch so eine Liebesgeschichte, die auch unter diesen angespannten Verhältnissen erzählt, wird. Und dieser Fokus hat sich dann beim Film wiederum von Bob Fosse verschoben. Hin zu der Geschichte von Sally Bowles und Brian. Vor allem im Zentrum steht.
Johannes Franke: Ja, also, um das nochmal zu klären, die ist im Musical nicht so groß, Die Geschichte um Sally Bowles. Also, die ist schon so eine zentrale Figur, aber nicht diejenige, die fast 100% Screentime hat. So, das ist durchaus ein Unterschied.
Florian Bayer: Und es war tatsächlich so, Hugh Wheeler, Der verantwortlich war, unter anderem für das Drehbuch und zwar...
Johannes Franke: Naja. Also, der wurde dazu geholt, ne? Genau. War ja eigentlich gar nicht geplant. Und dann haben sie ihn auch nicht als Writer eingestellt, weil er auch keine Credits bekommt. So richtig. Ja. Sondern eher als Consultant.
Florian Bayer: Als Consultant. Jay Presson Allen war eigentlich der Autor des Drehbuchs. Und dann wusste allerdings Fosse, dass ich ja wohl zu unglücklich gewesen war mit dem Musical und hat deswegen gedacht, okay, Wir lassen uns das nochmal ein bisschen umschreiben. Und hat dafür dann Hugh Wheeler angeheuert. Und der hat nochmal... Nochmal genau drauf geguckt, Wie war eigentlich die Originalgeschichte? Was ist im Musical anders gelaufen und wie können wir wieder einen Fokus auf das schieben, Was eigentlich da sein sollte, was eigentlich im Fokus stehen sollte? Und dadurch hat sich die Erzählung sehr verschoben. Auf diesen Kit Kat Club und Sally Bowles und ihre Beziehung zu Brian. Und irgendwie ist dann dabei auch Sally Bowles tendenziell eher zur Protagonistin geworden. Also, Sie ist eher im Zentrum des Films als als Prine.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, total. Nur, um das zu korrigieren, Jay Presson ist eine Frau gewesen. Die hat wahnsinnig viel geschrieben und war einfach eine amerikanische Drehbuchautorin. Die ist 2006 erst gestorben. 1922 geboren. Ja, wow. Und sie wurde beauftragt und sie hat sich sehr stark an den Berlin Stories, an der Bühnenversion orientiert, Aber Sie hat viele Sachen auch rausgenommen, die zu düster gewesen wären, für sie zu düster gewesen wären. Und dann hat aber eben Bob Fosse gesagt, nämlich interessiert, aber das Düstere. Ich will das Düstere drin haben. Und musste halt dann ein paar Schleifen neu drehen und auch eben mit Wheeler zusammen. Das ganze neu.
Florian Bayer: Willkommen, Welcome to the 70s.
Johannes Franke: Ja, ich finde es eine super Entscheidung. Das ist wahnsinnig wichtig für diesen Film, dass der die düsteren Seiten so betont und klärt.
Florian Bayer: Und er macht es auf wirklich spannende Weise.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Auch auf eine Weise, wie Ich sie... Wie man Sie so wenig sieht im Kino. Egal ob im amerikanischen Kino oder im europäischen Kino. Indem er nämlich das Düstere sehr stark mit reinnimmt, aber immer an der Peripherie abbildet. Es gibt nur ganz wenige Momente, wo das wirklich Düstere, der Aufstieg der Nazis und so dieses Vorhersehen des Schreckens des Faschismus. Es gibt ganz wenige Szenen, wo das so direkt präsent ist. Und es passiert ganz oft nebenbei. Und wir als aufgeklärtes Publikum, sehen das natürlich deutlich stärker als, Keine Ahnung, vielleicht die Zeitgenossen von damals. Wobei der Film wurde ja auch schon so rezipiert. Aber es sind Dinge, die man auch übersehen kann. Man kann diesen Film auch tatsächlich sehen und dann vor allem seinen Fokus legen auf die Geschichte. Und dass dann da am Straßenrand eine Leiche liegt. Oder dass da gerade der Kit-Kat-Club-Besitzer verprügelt wird. Von Nazis, während drin Schubladler getanzt wird. Kann man nicht wegignorieren, aber zumindest eben auch an die Peripherie drängen der Wahrnehmung.
Johannes Franke: Man kann es anders einsortieren, wenn man möchte, Weil der Film einfach nicht zu sehr on the Nose ist. Mit dem Thema, mit der Inszenierung. Es ist ambivalent, auch viel inszeniert und gar nicht so sehr draufgehauen. Draufgehauen, haha, Nazis.
Florian Bayer: Was auf jeden Fall so ein Hinweis darauf ist, Dass der Film es ernst, meint damit, dass ihm das wichtig ist, dass er, genau wie er endet, auch startet mit Stille. Ja, es ist ein Musical.
Johannes Franke: Ich habe davor gesessen und habe gedacht, Moment, Ton, Meine Boxen sehen nicht richtig an, Was ist los, was ist los? Und es hat wirklich erst mal einen Moment gekostet.
Florian Bayer: Und es ist ein wirklich düsterer, Ruhiger Start, bis wir die erste Nummer haben. Und da haben wir auch einen ganz wesentlichen Unterschied zum traditionellen Filmmusical. Keine einzige dieser Nummern. Ist so in die Handlung reingewoben, dass sie die Handlung aufreißt. Dass plötzlich alle Anfangen zu singen auf der Straße, die sich vorher ganz normal bewegt haben. Sondern alle Musical-Nummern mit einer Ausnahme sind Stücke, die im Kabarett stattfinden, die auf der Bühne stattfinden.
Johannes Franke: Dann sind wir jetzt beim Thema, ob es ein Musical ist oder nicht.
Florian Bayer: Offensichtlich.
Johannes Franke: Ist es ein Musical? Okay, Flor, Was spricht dafür und was spricht dagegen? Also, ich würde sagen, es ist dagegen.
Florian Bayer: Ich finde ein ganz wesentliches Merkmal für ein Musical ist, das Stücke. Die Handlung voranbringen und, Und das ist natürlich so ein Spektrum, aber auf einem gewissen Niveau, kommentieren.
Johannes Franke: Ja, dieser Film, also als Gegenargument, kommentiert die Handlung zumindest und erklärt Gefühlslagen.
Florian Bayer: Aber so minimalistisch wie ein Indie-Pop-Song in einer 2000er-Dragikomödie, den das Gefühl des Protagonisten kommentiert. Wenn wir in einem Film wie Garden State Coldplay hören, dann ist Garden State noch lange kein Musical. Und... Und das ist sogar noch mehr als das, was hier in diesem Film ist.
Johannes Franke: Nein, das ist nicht, nein, mehr nicht.
Florian Bayer: Und der Film, Ich glaube, und das ist natürlich, wie ich den Film wahrgenommen habe, Dass das wesentliche eben dieses Tanzen am Rand des Vulkans ist. Ja. Dass die Nazis jetzt kommen und dann wird alles Kacke.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Das wird kaum in der Musik thematisiert. Was die Musik thematisiert, eher die Gefühlswelten von Sally Bowles.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Es gibt dieses eine Lied.
Johannes Franke: Dieses Affenlied.
Florian Bayer: Dieses Affenlied, das finde ich übrigens sehr schwierig. Darüber müssen wir reden Ja, aber auch das ist ja, das ist halt. Eine Burlesque-Nummer mit Witz und mit Kostümen. Und so, die nicht diese Krabbitas da reinbringt, die ich dann erwarten würde. Und die einzige Ausnahme ist halt der Nazi-Song über den wir auch reden müssen. Definitiv die schlimmste Szene des gesamten Films, wenn nicht sogar die schlimmste Szene des 1970er-Jahre-Kinos generell
Johannes Franke: Und vielleicht auch die am besten inszenierte Szene.
Florian Bayer: Ansonsten sind es halt tatsächlich einfach. Diese Burlesque-Nummern, wo wir ein bisschen was über Sally lernen, aber eigentlich nicht. Wir bräuchten diese Nummer nicht, um zu verstehen, Wie Sally funktioniert. Und wenn Sally den Barou und sieht, und dann wird Money Money auf der Bühne gesungen, dann denke ich, nee, es ist nicht notwendig. Ich muss dieses Money-Lied nicht hören. Ich sehe es in ihrem Blick. Liza Minelli macht das hier gut genug, dass ich sie abkaufe. Ja,
Johannes Franke: natürlich. Aber der Song ist großartig. Du musst diesen Song da drin haben. Nein, also. Ich finde, dass mein Herr und Cabaret, die beiden großen Songs, durchaus wahnsinnig. Wichtig sind für die Figur Sally Bowles. Ich erfahre über den Song auf einer anderen Ebene etwas über sie. Aber da können wir drüber reden, wenn wir zu den Songs kommen.
Florian Bayer: Kommen wir mal zum Eröffnungsstück. Versuchen wir mal, was wir am Musical haben. Wir haben dieses Willkommen im Cabaret. Und es gibt diese Momente, wo offensichtlich darauf hingewiesen wird, dass draußen die Welt untergeht und ihr könnt hier drin feiern und den Weltuntergang Kurz vergessen. Von einem Master of Ceremony gesungen, Der aussieht wie Mephisto. Bin ich komplett von selbst drauf gekommen.
Johannes Franke: Egal, wir haben vorher drüber geredet. Und ich wollte jetzt erstaunt tun und sagen, wie jetzt. Mephisto.
Florian Bayer: Jetzt ist es komplett verboten. Aber das ist das Einzige. Ansonsten ist es halt schon ein klassischer... Cabaret-Song, oder?
Johannes Franke: Es ist, Moment, lass mich den Text Kurz durchgehen. Ja, er führt erstmal ein. Ich finde, dass dieser vorne vorangestellte Welcome, Bienvenue, Dass der auch den Rahmen natürlich etabliert, der am Ende geschlossen wird, der ja wahnsinnig wichtig ist, um den Film zu... So dieses, na, habt Ihr all eure Sorgen vergessen? Kommt am Ende. Und du denkst dir, ja, Arschloch, danke, Ich hab nichts vergessen, da draußen. Es ist noch schlimmer geworden. Also, es ist natürlich wichtig für den Rahmen.
Florian Bayer: Aber das ist eine Zeile, von der du gerade redest in diesem Lied. Und ansonsten werden uns ja nicht Personen präsentiert, die wichtig sind für die Filmart, sondern es wird ein Kabarett eingeführt.
Johannes Franke: Aber das ist ja typisch für Musical. Du hast eine Zeile, die du in 20.000 Varianten durchgehst. Das ist ein Musical-Song. Das ist die Definition von Musical-Song.
Florian Bayer: Aber die 20.000 Varianten sind, dass er uns jede einzelne Person auf der Bühne vorstellt, von der keiner eine Relevanz hat für den Film, einfach, weil er das Kabarett-Programm einleitet. Und das ist halt auch entscheidend für das Musical. Es hat nicht diese für das Filmpublikum, sondern das ist ein Song für die Welt. innerhalb, für diese fiktionale Welt, in der wir uns bewegen. Dafür ist der Song. Für die Menschen, die im Kabarett sitzen und jetzt gucken. Die Bühne gucken wollen, Nicht für uns.
Johannes Franke: Nein, also, das ist auf der Oberfläche, so, Aber ich glaube schon, dass da mehr drin ist. Bei dem Song vielleicht jetzt nicht unbedingt so wahnsinnig viel mehr, aber ein bisschen. Also, wie gesagt, zum Ende hin, soll es natürlich den Bogen machen. Und natürlich auch die Stimmung überhaupt erstmal aufbauen. Weil es geht, ja darum zu sagen, okay, Wir sind jetzt hier alle auf dem Vulkan und da draußen die Welt, die müssen wir vergessen. Also, es ist nicht nur so, Ihr könnt hier die Welt vergessen, sondern es ist dringend notwendig, dass wir die Welt da draußen vergessen.
Florian Bayer: Ja. Für mich reicht es nicht, um zu sagen, das macht den Film zum Musical oder das macht diesen Song zu einem zentralen Song. Wir können gerne über die Qualität dieses Songs reden, das ist ein toller Song.
Johannes Franke: Danke, immerhin.
Florian Bayer: Es ist gar nicht unbedingt meine Art von Musik. Ja, Es IST einfach... Ich stehe einfach nicht so auf diese Burleske. Berlin-Musik 20er, 30er Jahre. Es ist einfach nicht mein Ding, Aber es ist ein guter Song, und es passt auch irgendwie an der Stelle. Aber wie gesagt, es ist um... Und um diesen Song als wesentlichen Musical-Song für die Handlung des Films und für die Atmosphäre des Films zu bezeichnen, fehlt mir dann doch. Zum einen die Konnektivität zum Geschehen an für sich und zum zweiten die Konnektivität zu mir selbst als Publikum.
Johannes Franke: Naja, naja, naja. Es ist ja auch so, dass der Song Dich als Publikum etabliert. Das ist ja auch wichtig für den Film, dass du mit den Leuten im Publikum in diesem Kabarett sitzt. Und mit auch derjenige bist, der den Rest der Welt vergessen soll und will oder nicht. Oder ignoriert, was draußen passiert. Was du natürlich im Laufe des Films dann nicht mehr kannst.
Florian Bayer: Aber so fühle ich mich nicht in diesem Film. Und so fühle ich mich nie in diesem Film. Und das macht der Film auch nicht. Er zieht mich nicht rein, sodass ich Publikum im Kabarett bin. Vergleichen wir doch mal ein Musical, was zumindest vom Ansatz her ähnlich ernst sein will und komplett scheitert. La La Land aus dem Jahr 2008.
Johannes Franke: Das Spiel weiter.
Florian Bayer: Die Eröffnungsszene von La la Land. Ja. Guck Dir die Eröffnungsszene von La la Land an und halte das neben die Eröffnungsszene hier. Den Song auf der Straße, wo alle aus ihren Autos aussteigen und rumtanzen. Und da wird uns erzählt, wie Hollywood ist, Wie die Träume von den einzelnen Darstellerinnen sind, nach Jobs suchen und so weiter. Und es wird eine riesige Welt aufgemacht für uns. Hier wird eine Welt aufgemacht für die 30, 50, 100 Leute, die im KitKat-Club sitzen. Ah.
Johannes Franke: Nee, nee, nee. Let's agree to disagree. Ich finde, da ist mehr da. Und wir sind immer noch nur beim Thema, ob das jetzt ein Musical ist oder nicht. Deswegen streite ich ja überhaupt. Okay, aber der Typ ist ja auch der Hammer, oder? Also einfach mal kurz, um über Joel Grey zu reden, der das wahnsinnig gut macht. Und der auch tatsächlich auf der Bühne, als das noch ein Musical auf der Bühne war, diesen Typen gespielt hat und einfach wahnsinnig. Viel Probenzeit für den Film hatte quasi. Ja. Einfach das mit einer unglaublichen Selbstverständlichkeit über die Jahre, die er sich erarbeitet hat, die er das macht, da so über die Bühne zieht und so richtig tief, reingeht. Er hat jeden Satz genau überlegt. Er weiß genau, was er da tut, und das merkt man.
Florian Bayer: Und um nochmal diesen Mephisto-Vergleich aufzumachen, Wir haben das jetzt so weggelacht, Aber er ist von der ganzen Person ja auch wirklich so ein Gustav Gründgens. Es ist jemand, der sein Programm durchzieht, vollkommen unabhängig von dem, was da draußen passiert, dem auch dieser Eskapismus ganz wichtig ist. Und der damit natürlich immer Gefahr läuft, zum Kollaborateur zu werden. Und spätestens in der letzten Szene sehen wir ja auch, ey, ist es geworden?
Johannes Franke: Ja, also, ich habe immer das Gefühl, den Vergleich von Loki zu haben. Ja. So einer, der einfach, dem es egal ist, Ob die Welt brennt oder nicht. Hauptsache, er hat seine ironische Distanz. Und er lebt in einer anderen Welt, sodass er die Macht und sein Selbstbewusstsein immer behalten kann. Das alles betrifft ihn nicht wirklich, sondern er kann immer von der Distanz aus sagen, guck, mal, was für einen Scheiß ihr alle macht.
Florian Bayer: Genau. Und das ist die Gefahr des Eskapismus, Weil wenn alle sagen, guck, mal, Ich habe hier absolut die ironische Distanz, und damit bin ich euch allen überlegen, dann kann man sich gerne so weiterfühlen, Aber wenn dann vor deinen Augen jemand mit einem Kopfschuss hingerichtet wird, Dann verliert das so ein bisschen sein moralisches Recht.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, absolut. Ja, ich finde die Figur großartig an der Stelle.
Florian Bayer: Eine total spannende und interessante Figur, auch weil wir relativ wenig über sie erfahren. Diese Figur bleibt die ganze Zeit, so eine Schablone von einem Host in einem Burlesque-Theater.
Johannes Franke: Es gibt ihn ja nicht privat oder so. Nein, wir sehen ihn nur auf der Bühne oder mal kurz hinter der Bühne, wo er aber auch diese Figur nicht ablegt.
Florian Bayer: Genau, das ist nämlich das Spannende. Es gibt diese 1, 2 Szenen, wo wir ihn neben der Bühne sehen. Und er hat genau dieselbe dekadente Haltung wie auf der Bühne.
Johannes Franke: Das ist auch spannend. Also, das ist auch eine wesentliche Entscheidung, zu sagen, wir haben da keine Privatfigur. Es gibt einfach diese Private. nicht, sondern es ist einfach der griechische Chor, der zwischendurch immer nochmal seinen Kommentar gibt.
Florian Bayer: Aber der griechische Chor, der nicht, warnt.
Johannes Franke: Ja, richtig, genau.
Florian Bayer: Auch das wiederum, dass ja, auch wenn Musical, wenn wir es noch weiter fassen, sagen, traditionelles Musiktheater, Der griechische Chor warnt. Der ist auch als Gegengewicht zur irren Handlung zu sehen. Diese Person ist voll drin in der irren Handlung.
Johannes Franke: Ja, absolut.
Florian Bayer: Und dann lernen wir Unsere Protagonisten kennen, also Protagonistenpaar Nummer 1, Und zwar Sally Bowles und Brian Robber 2. Brian will sich anmieten, will sich ein Zimmer Mieten in dem Haus, in dem auch Sally lebt, Die Tänzerin ist in dem Club.
Johannes Franke: Ja, wo Sie sich dann kennenlernen und sie ihn dann einfach reinzieht, mit ihrer Art. Und er einfach nur noch fasziniert, dasteht und ein bisschen überfahren ist und gar nicht so richtig weiß. Und dann einfach so, ja, gut, okay, dann mache ich das jetzt hier, dann lebe ich jetzt hier.
Florian Bayer: Es ist ganz witzig, weil wenn wir Brian kennenlernen, sehen wir so diese Option, dass er als der Naivling gezeigt wird. Der jetzt in diese wilde, Dekadente Welt reinkommt, in die er eigentlich nicht reingehört. Und so Fish out of Water, der jetzt irgendwie damit klarkommen muss. Und dass er uns auch so einen Andockungspunkt gibt. Weil es ist halt auch für uns erstmal eine fremde Welt, die da gezeigt wird.
Johannes Franke: Macht er auch am Anfang. Es ist auch tatsächlich für uns ein Andockungspunkt.
Florian Bayer: Ist es. Und es wird sehr schnell aber abgelegt. Also, wir erfahren sehr schnell, dass es dieser Brian Faustik hinter den Ohren hat. Und dass der sich in dieser dekadenten Welt wunderbar bewegen kann. Einfach, weil er halt auch ein Lebemann ist, der auch auf der Suche nach Genuss ist, nach Lust ist.
Johannes Franke: Aber insofern hat er auch was mit uns gemeinsam in dem Moment. Also, ich will in dieser Zeit Spaß haben.
Florian Bayer: Ja, in dieser Zeit kann man keinen Spaß haben.
Johannes Franke: Ja, naja.
Florian Bayer: Spätestens seit diesem Film nicht mehr.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Du, und ich weiß, du gehst sehr gerne auf 20er Party. Ja, ja. Du wirst nie wieder. Nie wieder auf eine 20er Jahre Party gehen können, so, wie du vorher drauf gegangen bist, oder?
Johannes Franke: Ja, naja, ich meine, Ich habe den Film ja vorher schon mal gesehen und ich habe es danach doch geschafft. Man muss halt, naja, Man muss eine artifizielle Version dieser 20er Jahre für sich etablieren, die man dann nutzt, um einen Eskapismus für sich zu haben, der hoffentlich nicht der Gleiche, ist wie damals.
Florian Bayer: Und das macht dieser Film ja auch partiell. Was ihm ganz stark vorgeworfen wurde, dass er halt diese Armut, die es damals gab, überhaupt nicht trifft.
Johannes Franke: Das stimmt.
Florian Bayer: Und wenn man sich so Zeitzeugenberichten durchliest, aus dieser Zeit, Ende der 20er, Anfang der 30er, Die Wirtschaft war mehrmals zusammengebrochen. Und da standen überall, gerade auch am Abend, die Leuten rum. Die haben die Leute, die aus den Bars gekommen sind, abgefangen und haben da gestanden und gebettelt, dass sie ein bisschen was zu essen für ihre Kinder kriegen. Und Armut war auch gerade in diesen Bohem-Kreisen ein echt großes Ding.
Johannes Franke: Ja, ja, total.
Florian Bayer: Wenn wir uns angucken, wie Sally und Brian leben, fragen wir uns auch, woher kommt das? Wie können die derart Dekadent und reich leben? Und gleichzeitig sagen, dass sie furchtbar arm sind und deswegen mit einem reichen Baron anwandeln müssen, um irgendwie an Geld zu kommen? Das passt hinten und vorne nicht. Und es ist natürlich auch anachronistisch. Es ist auch eine schön gefärbte Darstellung dieses Berlins, der damaligen Zeit.
Johannes Franke: Und ich glaube, man kann es durchaus so ein bisschen retten, indem man einsortiert, wo die herkommen. Das sind nicht die Ur-Berliner, deutsche, Arme Leute, die da leben müssen. Die haben sich das ausgesucht. Sowohl Sally als auch Brian haben sich das ausgesucht. Die kommen dahin, um diesen Spaß zu haben. Und die haben beide wahrscheinlich durchaus einen Background, der ihnen das irgendwie ermöglicht. Auch wenn der Vater von Sally nicht wirklich für sie da ist, hat er vielleicht immer mal Geld für sie. Oder Sie hat dieses... Diese Sicherheit, die Sie vielleicht nicht anerkennt, weil sie ganz andere Probleme hat und sie blind macht. dafür, dass vielleicht andere auf der Straße schlimmer dran sind, finanziell als sie. Und bei ihm vielleicht genauso. Sie wollen dieses Lebensgefühl.
Florian Bayer: Es ist übrigens voll spannend. Wir haben hier zwei Schauspieler aus dem englischsprachigen Raum. Was der Film unglaublich gut schafft, worin fast alle amerikanischen und britischen Filme versagen, ist Berlin. So darzustellen, dass Deutsch gesprochen wird. Es ist so ein banales Ding. Aber wenn ein englischer oder amerikanischer Film in Berlin spielt, dann werden zwei Worte Deutsch gesagt, damit wir das Setting etabliert haben. Und danach wird konsequent Englisch geredet. Und jeder kann Englisch. Und jeder kann perfektes Englisch. Und jetzt, wenn genau das zweite Paar, das auch im Mittelpunkt des Films steht, einmal reinzubringen, wenn jetzt Fritz kommt. Der Englisch lernt bei Brian. Fritz Wendel, der dann später auch mit dieser Natalia Landauer anwendet. Da haben wir so eine zweite Liebesgeschichte, die parallel läuft. Das sind Deutsche. Und zwar sind das deutsche Schauspieler. Genau.
Johannes Franke: Sehr gut. Toll. Die machen das gut und die sprechen halt authentisches Deutsch endlich, wie das sonst nicht gemacht wird.
Florian Bayer: It's Fritz Wepper. Fritz Wendel, Der deutsche Schüler von Brian, wird von Fritz Wepper gespielt, den ihr alle kennt als Harry. Hol schon mal den Wagen. Unser Harry von Derrick.
Johannes Franke: Er macht das sehr, sehr gut.
Florian Bayer: Und er redet Deutsch. Und sie sind auch auf den Straßen unterwegs und reden Deutsch. Und es gibt immer wieder diese Situation, wo dann auch ins Englische gewechselt wird. Aber es wird uns klar gemacht, warum Sie Englisch reden. Es gibt eine Erklärung dafür, Warum auch die deutschen Englisch reden, mit denen Sie Englisch reden. Und dadurch gewinnt der Film eine unglaubliche Authentizität, die man im Kino wirklich selten erlebt. Sprachigen Kino.
Johannes Franke: Absolut, ja. Und es ist,
Florian Bayer: klar, es ist eine Herausforderung, weil du willst, dein Publikum ja auch nicht abschrecken. Und wenn du zu viele Deutschfetzen reinbaust, dann wird es auch irgendwann irritierend. Für den englischen Zuschauer, der die englischsprachigen Zuschauer, der die ganze Zeit denkt, oh, das würde ich aber jetzt aber gerne wissen. Was reden die jetzt?
Johannes Franke: Vor allem 1972, Wo die Leute nicht daran gewohnt waren, Einen Haufen beuntertitelte Fremdprodukte aus China oder Japan zu sehen. Ja. Das ist ja in Amerika inzwischen auch nochmal anders.
Florian Bayer: Aber der Film wurde auch nicht untertitelt. Ich habe eine Version gesehen, in der keine Untertitel zu sehen sind. Da denke ich davon aus, dass sie nicht per Default gedacht sind.
Johannes Franke: Nee, denke ich auch nicht. Aber man ist sozusagen damals auch noch nicht gewohnt gewesen, Andere sprachen einfach zu akzeptieren in Filmen. Und insofern ist dem Film das hoch anzurechnen.
Florian Bayer: Und ich frage mich gerade auch so ein bisschen, wie es für einen englischsprachigen Zuschauer ist. Wir haben natürlich jetzt voll den Vorteil, wenn wir den gucken, dass wir alles verstehen, was da gesprochen wird. Aber vielleicht ist es für einen englischsprachigen Zuschauer auch nochmal... Nochmal eine Ecke anstrengender. Vielleicht sogar auch so ein bisschen diese Verlorenheit zu fühlen, die am Ehesten dann Ja, Sally fühlt, weil Brian kann ja ganz gut Deutsch.
Johannes Franke: Jaja, Der kriegt das gut hin.
Florian Bayer: Diese Verlorenheit zu fühlen, wenn dann halt so Sprachfetzen kommen und du nicht genau weißt, wurde da gerade irgendwas gesagt, was scheiße, ist, was nicht auf mich bezieht.
Johannes Franke: Wir lernen das Leben der beiden kennen. Wollen wir, Die beiden Figuren haben wir ja schon drin, die jetzt Englisch lernen von den beiden, von Brian. Es gibt diese wunderbare erste Szene, wo Sally sich so richtig, richtig absichtlich daneben benimmt, um mal richtig auf den Putz zu hauen, weil sie ist gerade danach so. Bumsen, genau.
Florian Bayer: Das deutsche Wort, das Sie kann.
Johannes Franke: Sie sucht nach dem Wort. Ich finde es super. Und sie sucht natürlich nicht nach dem Wort. Sie weiß ganz genau, worum es geht. Sie weiß ganz genau, welches Wort Sie sucht. Aber Sie macht da so ein Trara und so ein Thema draus. Es ist so toll.
Florian Bayer: Und das ist ein ganz wesentlicher Charakterpunkt von Sally, dass sie gerne provoziert und gerne nach vorne bricht. So erfährt sie dann ja auch, dass Brian Schwul ist, weil sie macht sich an ihn ran. Und dann fragt sie Halt einfach, sag, mal,
Johannes Franke: bist du schwul?
Florian Bayer: Also Sie fragt Ein bisschen anders. Sie fragt, ob er überhaupt mit Frauen schläft.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Und dann ist er erstmal noch so, naja, Sowas, fragt man doch eigentlich nicht. Und er sagt, okay, naja, gut, Ich hab dreimal mit Frauen geschlafen, Das war eine Katastrophe.
Johannes Franke: Ja. Und damit ist für uns erstmal klar, dass er aber schwul ist und nicht bi. Ja. Und das macht uns später im Film vielleicht, ich weiß nicht, wie du es gesehen hast, Kurz ein bisschen Probleme, weil wir dann denken, dass Sie so nach dem Motto lebt, ach, du hast nur noch nicht die Richtige getroffen.
Florian Bayer: Ja, tut sie vielleicht auch ein bisschen. Und es wird aber, Ich finde, es wird gut genug abgefedert, auch gerade durch... Durch die spätere Entwicklung dann ihrer Beziehung zueinander. Aber genau, Wir erfahren einmal durch ihr Vorgebreche, dass er schwul ist. Und wir lernen dann parallel diesen Charmeur Fritz kennen, der sich an Natalia ranmachen will, weil sie Geld hat. Er erfährt, sie hat Geld und er sagt, oh, das ist mein Ding.
Johannes Franke: Und dann verliebt er sich dummerweise wirklich in sie. Och nein.
Florian Bayer: Und es macht ihn so fertig.
Johannes Franke: Ja, es ist süß.
Florian Bayer: Es gibt ein paar wirklich schöne Gespräche zwischen Brian und Fritz, wo Fritz so... Richtig Krass, lamentiert und sagt, Alter, ich wollte nur Geld haben. Was hat diese Frau mit mir gemacht?
Johannes Franke: Scheiße. Und jetzt ist auch noch Jüdin, und ich bin eigentlich auch Jude, Aber ich habe am Anfang gesagt, als ich hergekommen, bin, dass ich nicht Jude bin, um irgendwie geschützt zu sein. Und dann will er das aufgeben dafür. Und das ist wirklich eine krasse Nebenstory, die auch gar nicht so hart ausgespielt wird, die aber so viele Implikationen hat.
Florian Bayer: Ich finde die Kontrastierung von der Beziehung von den beiden, von Fritz und Natalia, zu der Beziehung von Sally und Brian spannend. Und ich glaube, das macht auch Sinn, das dafür reinzubauen. Weil mit Sally und Brian haben wir zwei Personen, die unfassbar ich-bezogen sind. Das ist noch nicht mal gewertet. Also, das sind Menschen mit Ihren Vor- und Nachteilen, wie jeder andere Mensch, auch. Aber wir haben zwei Personen, die unglaublich ich-bezogen sind. Und dann haben wir mit Fritz und Natalia zwei Personen, wo die eine sogar sehr ich-bezogen wirkt am Anfang. Und auch Natalia, so mit ihrer kalten, ablehnenden Art. Dann stellen wir fest, das sind Menschen, die sich komplett um andere sorgen, die ihr eigenes Glück aufgeben oder bereit wären, ihr eigenes Glück aufzugeben, um andere Menschen zu schützen. Natalia sagt, Ich kann Fritz, das geht nicht, ich bin Jüdin,
Johannes Franke: du siehst doch,
Florian Bayer: was für eine Zeit, das ist. Und dieser Kontrast, Der ist natürlich sehr spannend, weil wir einmal die Beziehung der Egomannen haben und einmal die Beziehung der
Johannes Franke: Altruisten. Ja, und dann haben wir auch diese Hochzeit, diese jüdische Hochzeit dann in diesem Film mittendrin. Und das ist so ein krasses Bild, weil du ja auch vorher schon genug Nazis mitbekommen hast. Und auch genug diese Atmosphäre. Und du weißt, was das bedeutet. Das haben die Leute auch oft genug gesagt jetzt, dass das echt ein Problem ist. Und dann machen die diese jüdische Hochzeit. Und es passiert ja noch nicht mal in der Szene, selbst der Hochzeit irgendwas Schlimmes. Aber die ist so hart anzugucken, weil du alles mitdenkst, was da passiert. Was die keine gute Zeit haben, werden danach.
Florian Bayer: Ja, du weißt, wenn ein Tier getötet wird, dann Shit Hit the fan.
Johannes Franke: Ja, absolut. Diese Hundeszene war echt der Hammer.
Florian Bayer: Sie töten Nataljas Hund. Und diese Bedrohung durch die Nazis irgendwie über die... Immer präsent, irgendwie halt auch ein bisschen am Rand, So wie diese Liebesgeschichte einfach auch die zweite Liebesgeschichte ist, die erzählt wird. Aber wir spüren, da ist eine Angst da. Da ist eine Bedrohungslage da. Und dann gibt es einfach den Moment, wo Sie ihren Hund killen. Und du denkst so, scheiße.
Johannes Franke: Also jetzt, spätestens jetzt rennen. Das will man ja sowieso. In solchen Filmen ja sowieso, aber in dem Halt auch, den Leuten die ganze Zeit zurufen. Nee, nicht da. Macht nicht, geht nicht ins Kabarett oder sonst, sondern rennt einfach erst mal. Es gibt auch in England tolle Etablissements, wo man Spaß haben kann.
Florian Bayer: Ich habe so ein bisschen Rot markiert. Ich schreibe immer so grundsätzlich die Struktur von einem Film auf und habe dann rot markiert, Was für Dinge dazwischen gestehen. Weil wir haben jetzt diese Erzählung. Also einmal die Beziehung von Sally und Brian, und einmal die Beziehung von Natalia und Fritz. Und dann gibt es dazwischen zum einen die Songs aus dem Cabaret und zum zweiten immer wieder diese Einschübe. Manchmal sehr stark, sehr truff, Wie zum Beispiel diese, wenn der Manager vom Club verprügelt, wird, weil er einen SS-Mann rausgeworfen hat.
Johannes Franke: Der am Anfang der einzige Nazi in der ganzen Geschichte ist. Der ist da irgendwo in seinem Club, rennt da rum und versucht, Spenden einzusammeln und wird dann rausgeworfen.
Florian Bayer: Die einzige Uniform, die wir sehen.
Johannes Franke: Die einzige Uniform am Anfang, die wir sehen. Und dann so ganz sukzessive, Ganz langsam kommen da immer mehr rein.
Florian Bayer: Und dann haben wir ganz merkwürdige Momente und da bin ich wieder bei diesem Sprachding. Wir haben dazwischen immer mal wieder so deutsche Radiosachen, Wo erzählt, wird. Und dann gab es hier eine Prügelei und dann haben Nazis jemanden totgeschlagen, Dann wurden Nazis verhaftet. Das ist alles auf Deutsch. Das sind Sachen, die am englischen Publikum vorbeigehen. Total,
Johannes Franke: ja, ja. Aber es sind alles Sachen, die nicht einfach nur reingeworfen wurden, die keinen Sinn ergeben, sondern die wirklich auch zur Atmosphäre und zum Zeitgeschehen beitragen, dass Du verstehst, was da passiert.
Florian Bayer: Und dann haben wir... Es sind wirklich nicht so viele Szenen, aber sie hauen jedes Mal rein. Und dann haben wir einfach mal, wie sie an diesem Nazimord vorbeifahren. Oh Gott, ja. Sally und Brian lernen, also Sally lernt einen Baron kennen. Ja. Maximilian von Heu, ne?
Johannes Franke: Hast du gleich gedacht, dass der Nazi ist? Weil ich hab nämlich gleich gedacht, aha, okay, jetzt kommt da der Nazi rein. Und dann müssen wir irgendwie auf dieser Messes schneide. balancieren.
Florian Bayer: Ich dachte, es ist ein Betrüger, weil er einen Betrüger-Schnurrbart hat. Stimmt. Kein Mensch, kein ehrlicher Mensch hat einen solchen Schnurrbart.
Johannes Franke: Jetzt guckst du mich komisch an.
Florian Bayer: Stimmt. Ich hab auch so einen. Gerade hast du ihn nicht. Er ist ja schon ein bisschen mehr Haar, als du gerade hast. Und vor allem ist er blond. Dieser Schnurrbart wirkt nicht echt. Er wirkt eigentlich, als ob er sich einen Schnurrbart angeklebt hätte, um wie ein Baron zu erscheinen. Ich dachte tatsächlich, es ist ein unehrlicher Mensch. Ich dachte nicht, es ist ein Nazi. Ich bin sehr froh, wie Sie diese Menage A Trois zwischen den Dreien inszeniert haben. Zwei Mal. Gut den Ton getroffen.
Johannes Franke: Super gut.
Florian Bayer: Auf jeden Fall, Sie lernen diesen Maximilian von Heune kennen, und er lädt sie und Brian, ein, zu seinem Wochenendhaus zu kommen. Und dann fahren Sie hin zu diesem Wochenendhaus und dann kommen Sie an diesem Nazimord vorbei. Und es ist auch so, Sie gucken aus dem Autofenster.
Johannes Franke: Und sie reagieren gar nicht, so schockiert, wie man denken würde. Das ist so seltsam. Es ist so ein bisschen Sensation im Blick.
Florian Bayer: Aber nicht viel.
Johannes Franke: Aber auch nicht so wahnsinnig viel. Aber ein bisschen. Man muss es schon sagen. Bei ihr vielleicht mehr als bei, Ich weiß es nicht.
Florian Bayer: So ein bisschen Gewöhnung habe ich auch das Gefühl. Und das bietet sich dann ja auch in dem Kommentar von Maximilian wieder. Der sagt, naja, das geht vorbei. Macht euch mal keine Gedanken. Die kämpfen jetzt gegen die Kommunisten und dann sind sie wieder weg. Und die kriegen wir eingefangen. Möchtest du Tee, Johannes?
Johannes Franke: Oh, es gibt Tee. Oh, Plor hat Tee gemacht. Ich vergesse immer wieder, Plor, den Tee anzubieten. Bis er dann so lange drauf starrt. Gib mir mal deine Tasse.
Florian Bayer: Haha, danke.
Johannes Franke: Erzähl mal weiter von Maximilian.
Florian Bayer: Ich finde Maximilian von heute eine interessante Figur, weil wenn er reinkommt, denken wir zuerst mal, okay, Irgendwas ist da Shady an dieser Person. Weil er von der Art, wie er auftritt, wie er inszeniert ist. Und dann zusätzlich noch durch die Tatsache, dass er so ein Sehnsuchtsmoment ist für Sally, Da kann doch irgendwas nicht mit rechten Dingen zugehen. Das ist einfach der Gedanke, der mitschwingt.
Johannes Franke: Ja, ja, total.
Florian Bayer: Und dann haben wir aber ein Festung, Und das passt natürlich auch total gut. Zu einer Schloss-Kripps-Holm-Geschichte. Auch wieder dieser Dekadente Tanz auf dem Vulkan. Und sie fahren zusammen ins Wochenendhaus. Und kudos, Der Film schafft es einfach mal, Ihre Menage A Trois zu erzählen.
Johannes Franke: Total cool.
Florian Bayer: Also, wir haben hier keine offensichtliche Sexszene, aber es ist ganz klar, die Vögeln miteinander jetzt. Und zwar offensichtlich. So anständig sind sie noch, dass sie nicht zu dritt zusammen vögeln.
Johannes Franke: Was heißt denn anständig? Ich war enttäuscht.
Florian Bayer: Ich glaube, das müssen Sie auch machen für das Drama, damit das Drama zwischen Sally und Brian nachher funktioniert. Ich habe übrigens mit ihm geschlafen. Na und, ich auch. Ich bin dir so was von verraut.
Johannes Franke: Es ist eine Geile Szene.
Florian Bayer: Absolut.
Johannes Franke: It's true, it's true, Maximilian. I do, i do too. Und eigentlich sollte es heißen, Fuck Maximilian. Ja. Das mussten sie leider ändern. Ah,
Florian Bayer: Quatsch. Sie darf Bumsen sagen, aber Sie machen das Fuck raus?
Johannes Franke: Ja, leider.
Florian Bayer: Ach, diese Schweine. Nein. Was wirklich gut gemacht ist, Diese Szene hat Romantik und Erotik drin. Wir haben sie betritt, tanzend und so eine Menage A Trois zu erzählen, ist schwierig. Vor allem, wenn es eine sexuelle Anziehung zwischen allen Dreien gibt. Weil Brian, vielleicht ganz kurz erwähnt, dass Brian und Sally davor auch einmal miteinander Sex hatten.
Johannes Franke: Ja, genau. Also, das ist zwischen den beiden eigentlich eine etablierte Beziehung. Wir sind nicht ganz sicher, inwiefern Sie jetzt... Exklusiv ist oder nicht?
Florian Bayer: Definitiv nicht exklusiv.
Johannes Franke: Also man kann es schon so oder so lesen, weil. Es gibt zwischendurch eine Szene, wo sie im Club irgendwo bei so einem Typen in der Ecke sitzt. Und dann kommt Brian rein, sieht sie, und dann sieht sie ihn und besorgt diesem Typen, bei dem sie gerade gesessen hat, Eine andere, die sich dann zu ihm setzt. Könnte bedeuten, dass sie sich da rauszieht. Aus diesem wilden Leben so ein bisschen, diesem sexuellen. Aber es wird nicht deutlich gesagt und auch nicht deutlich gezeigt. Das ist bloß dieser kleine Hinweis, den man so oder so deuten kann.
Florian Bayer: Nein, ich finde, dass sie, also spätestens dann, wenn der Punkt ist, wenn Sie sagt, dass Sie mit Maximilian geschlafen hat, das überrascht niemanden.
Johannes Franke: Ja, ja, genau.
Florian Bayer: Und Brian überrascht das auch nicht. Sie überrascht es, dass Brian mit ihr... Hat Sie das nicht gemerkt?
Johannes Franke: Ich bin auch so gemerkt,
Florian Bayer: wie es zwischen den beiden geknistert hat.
Johannes Franke: Es ging ihr zu sehr um sich selbst.
Florian Bayer: Ja, genau. Genau, Ich bezogene Protagonisten. Übrigens, Da passt dieser Maximilian von Heune auch ganz gut dazu. Der ist nämlich auch komplett. Ich bezogen. Total, ja. Also eigentlich haben die 30 gefunden und die könnten total glücklich miteinander werden. Ja, ja. Und einfach weiter Ihr Ding machen. Ohne Rücksicht auf einander und ohne Rücksicht auf Verluste.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Genau, es gibt diese Ménage à trois. Aber wir haben davor diesen Nazimord. Und dann haben wir halt wirklich... Und das ist halt auch. Schloss... Also im Roman Schloss Gripsheim findet es ja nicht statt. Aber jeder weiß, Kucholsky hat das geschrieben, als alles gebrannt hat. Und dann hat Tucholsky diesen total eskapistischen Roman geschrieben, wo er einfach mal Sex mit zwei Frauen hat und auch so ein bisschen seine Fantasien auslebt.
Johannes Franke: Two ladies.
Florian Bayer: Aber genau, das ist genau dasselbe Thema. Wir haben hier die radikale Weltflucht durch radikalen Hedonismus.
Johannes Franke: Und ich glaube, das ist auch tatsächlich das, was der Film braucht. Dieses ganz deutliche, große... Das sind ja 80% des Films. Nur 20% sind diese Morde und Nazis. Wenn überhaupt. Genau, 10%. Vielleicht werden es 20% durch diesen Jungen, der da singt. So gefühlt. Der übernimmt den Film für eine kurze Zeit richtig hart. Aber da kommen wir gleich noch zu. Aber der Film muss uns, glaube ich, nicht nur im Kabarett, sondern eben auch in dem Leben mit Maximilian. Und so weiter Diese hedonistische Seite so groß machen, damit diese 10% Nazi so wahnsinnig reinhauen können.
Florian Bayer: Ich finde, was der Film halt macht, DURCH diese... 10% Nazi-Dinger, Die immer dazwischen sind. Er macht einem, das so richtig madig. Der Hedonismus.
Johannes Franke: Der könnte so schön sein. Ja,
Florian Bayer: das könnte die progressive Welt sein, die nicht nur der Hafen ist für die Leute, die vor den Nazis auf der Flucht sind, sondern der auch die Alternative ist, der diese Alternative zeigt, diese Vision. Hier sehen wir das bessere Berlin.
Johannes Franke: Und das ist toll, weil nämlich tatsächlich in den Zwanzigern weltweit Leute nach Berlin gekommen sind, die irgendwie queer waren, weil das der sichere Hafen war. Das war tatsächlich eine sehr, sehr weltoffene Angelegenheit, zu sagen, macht doch jeder, was er will. Und wir haben hier Clubs für alles Mögliche und wir können das. Es geht. Und dann eben diese Gegenbewegung. Und du weißt dann, ja, jeder, der aus der Welt da hingekommen ist, Entweder ist er schnell genug geflüchtet oder hat ein Problem.
Florian Bayer: Ja, und die krasse Aussage ist halt. auch, macht euch keine Illusionen, Dieser Hedonismus, dieses progressive Leben, das wird euch nicht retten. Wollen wir was sagen zu dem Song?
Johannes Franke: Der Nazi.
Florian Bayer: Tomorrow belongs to me.
Johannes Franke: Der Song wurde... Kritisiert, Hart kritisiert, weil man dachte, das wäre tatsächlich ein NS-Song.
Florian Bayer: Ja, das ist kompletter Bullshit.
Johannes Franke: Völliger Bullshit, Den haben Sie extra dafür geschrieben. Und der Vorwurf war, dass sie sich sozusagen einer NS-Programmaganda bedienen und damit dem zu viel Vorschub geben. Und so weiter. Aber nein, die haben wenigstens zwei Sekunden länger drüber nachgedacht und tatsächlich einfach einen Song dafür geschrieben. Und der ist sehr gut geschrieben, finde ich. Er klingt wahnsinnig gut dafür und er hat den richtigen Text dafür.
Florian Bayer: Brian und Maximilian kommen aus diesem Wochenende, aus diesem Dreierwochenende. Und Sally liegt im Auto und schläft. Und sie setzen sich in den Biergarten. Und dann haben wir diesen jungen, blonden, Hübschen Mann, der mit aufsteht und mit einer glockenhellen Stimme singt. Und während er diese wunderschönen Töne singt, geht die Kamera so langsam runter. Und dann sehen wir, dass er in einer J-Uniform trägt. Und dann stehen nach und nach Menschen auf, abgesehen vielleicht von diesem einen alten Mann, der Sitzen bleibt und seine Hände mehr und mehr im Kopf... Seinen Kopf mehr und mehr in den Händen versinken lässt. Und die Leute stehen auf und singen mit, erst idealistisch, inprünstig, zunehmend aggressiver werdend.
Johannes Franke: Ich finde, dass sich das mit dem Jungen schon zeigt, weil sie ihm viele Nahaufnahmen geben. Am Anfang ist man wirklich so, ach, ist ja nett, okay. Jetzt kommt hier, Versuchen Sie irgendwie so ein bisschen Bayern zu evozieren und so ein bisschen so ein, ach, wie schön, hier noch so ein Jodel, Jodel, Jodel, Irgendwas oder so. Naive Amis, das ist ja nett. Und dann... Wird das aber so zu einer Entwicklung, die als Metapher stehen könnte, für das, wie die Nazis hochgekommen sind. Einer kommt mit einer Idee, mit so einem Song, mit so einem erstmal schönen Glockenhell und Wunderschön und naiv. Und wir haben hier eine tolle Idee. Und dann ist der Schwenk noch nicht mal zu der Armbinde mit dem Hakenkreuz das Ding, Sondern wir sehen schon im Gesicht, wie es langsam aggressiver wird. Und die Leute dann nach und nach aufstehen. Und nicht mehr inbrünstig wie so einen schönen Heimatsong, wie ich mir das noch vorstellen kann. In Bayern, Dass man da irgendwie das wandern, ist, Das Müllerslust singt, sondern mit so einem Hass, der darunter liegt. Absoluter Wahnsinn. Und die haben das so gut inszeniert, dieses langsame Umswitchen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man das inszeniert, wie man das schafft, dass das so graduell und langsam passiert und am Ende... Voller Horror vor diesem Film sitzt und denkst, um Gottes Willen.
Florian Bayer: Der Text ist ja auch so unschuldig. Am Anfang. Es klingt ja wirklich einfach nur von der Schönheit der Welt. Dann wird klar, es klingt von der Schönheit von Deutschland. Und dann geht es über in dieses, okay, und jetzt stehen wir zusammen. Und jetzt Vaterland, Vaterland, Show Us the sign. Und dann ist der Moment einfach, wenn dann dieses Tomorrow Belongs to me. Immer wiederholt wird. Es zieht einen durch den ganzen Magen. Es ist so eine schreckliche Szene. Weil dieses, genau, diese Blindheit, weil es so unschuldig naiv wirkt. Ja. Das wird einfach voll getroffen.
Johannes Franke: Ja, vor allem, weil man auch so mitgezogen wird. Man ahnt das nicht in der Szene. Man denkt wirklich am Anfang noch, Ja cool, netter, Wie heißen die Leipziger Chorknaben da.
Florian Bayer: Und dann der Hass, der in den Menschen zutage tritt. Du guckst in die Gesichter von den Menschen. Kinder, Erwachsene, Alte Menschen, die DA stehen. Und ihre Gesichter sind hasserzerrt. Und du weißt, Jeder Einzelne von diesen würde in diesem Moment, wenn er einen Juden sehen würde, den Eiskalt umbringen. Ja.
Johannes Franke: Ah. Also diese Szene allein ist wirklich, Da hat der Film Jeden Oscar verdient. Er hat ja acht Oscars bekommen. Ja. Acht Oscars. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Florian Bayer: Der Film mit den meisten Oscar-Auszeichnungen, ohne den für den besten Film gekriegt zu haben.
Johannes Franke: Ja, was ja, traditionell eigentlich, so ist. Du kriegst, wenn du beste Regie bekommst, kriegst Du den besten Film. Und so und das, Aber
Florian Bayer: er hat gegen den Paten verloren.
Johannes Franke: Genau. Und gegen den Paten an anderen Stellen zu gewinnen, ist schon krass. auch, muss man sagen. Ja,
Florian Bayer: BESTE Hauptdarstellerin, BESTER Nebendarsteller, Beste Regie, Beste Kamera, Bester Schnitt, Bestes Szenenbild. Diese Szene ist Unfassbar. Diese Szene ist einfach, und ich will nicht mal sagen, diese Szene ist genial oder so, weil diese Szene einfach zu sehr weh tut. Es ist eine unfassbar in Mark und Bein gehende Szene. Und dann, Wir werden gleich wahrscheinlich das noch mehr machen, Wir kommen nicht drum herum. Sorry, Leute, Wenn Ihr einen apolitischen Podcast wollt, dann müsst ihr, glaube ich doch woanders hören. Wenn wir uns anschauen, wie es heute aussieht. Und wie die Leute sich heute von genau denselben Bauanfängern wie damals verführen lassen. Und wie der Hass dabei auch zutage tritt. In den Menschen.
Johannes Franke: Sind wir jetzt an der Stelle, wo wir darüber reden? viel? Ich weiß nicht. Also wir haben jetzt nichts verabredet oder sowas, aber ich habe das Gefühl, Das ist ein Thema, was den ganzen Film betrifft und wo wir im Grunde im ganzen Film...
Florian Bayer: Es ist das Thema. .UNPräsent. ist. Und wir gucken diesen Film durch die Brille unserer Zeit. Wir haben das Jahr 2025. Vor ein paar Monaten, Zwei Monate glaube ich, wenn jetzt das ausgestrahlt wird, Hat die AfD bei einer Bundestagswahl über 20 Prozent der Stimmen gekriegt.
Johannes Franke: Über 20 Prozent? Nochmal in Zahlen, 20 Prozent, Das ist für mich völlig unbegreiflich. Vor allem, weil das ja auch nur der Durchschnitt ist und wenn man sich verschiedene Regionen anschaut, in denen über 50 Prozent die AfD gewählt haben oder noch mehr.
Florian Bayer: Im Osten, und tut mir leid, es ist einfach so, Im Osten sieht es gerade richtig dark aus. Ja. Und wir reden hier von der AfD, wir reden hier nicht von einer, Ich bin kein großer CDU-Fan, wir reden hier nicht von einer... Konservativen Partei. Und ich glaube, in der deutschen Landschaft gibt es absolut meinetwegen. Einen Platz für eine konservative Partei, auch rechts von der CDU. Das ist die CSU schon, das kann man machen. Vielleicht ist sogar die März-CDU diese Partei, Wobei offensichtlich sieht es ja gerade aus, als ob er recht stabil wäre. Egal, ich will gar nicht über die CDU reden. Es ist total okay, ich bin kein CDU-Fan, Es darf eine konservative Partei wie die CDU gehen. Wir reden hier von einer Partei, Die Leute hat wie Björn Hecke. Wir reden von einer Partei, Die übelste Antisemiten in den eigenen Reihen hatte. Die wirklich richtig traditionelle Neonazis in ihren Parteien hatte. Ja,
Johannes Franke: und die auch Parolen, die ganze Zeit weiterhin nach draußen bringt, die einfach nicht gehen, wo du wirklich eine ganz, ganz klare und unverblümte Verbindung zu den Idealen von damals, von den Nazis hast.
Florian Bayer: Sowohl in der Agitation als auch in den politischen Ideen teilweise nicht zu unterscheiden von den Nationalsozialisten. Wir reden hier von einer harten, rechtsradikalen Partei, und ich will nichts hören von wegen Rechtspopulisten-Bullshit und so weiter, die sind rechtsradikal. Und deswegen, was denkt ihr? denn, warum die NPD so wenig Stimmen hat? Weil die alle die AfD wählen. Warum wählen die alle die AfD? Weil sie sehen, dass man es darüber wieder schaffen kann. Und das ist der bürgerliche Weg, den die Nationalsozialisten damals auch gemacht haben und mit dem sie auch erfolgreich waren. Und die Konservativen haben gedacht, naja, wir kriegen die schon in den Griff. Und Gott sei Dank ist die CDU noch stabil, gerade. Aber wer weiß, wie es in vier Jahren ist. Wer weiß, wie es in acht Jahren ist.
Johannes Franke: Und ich habe mich jetzt damit ein bisschen mehr beschäftigt, wieder, was damals eben der Konsens war. Und dann wird der Angst und Bang, weil der Konsens war, der Gleiche wie heute. Die Leute sagen, naja, lass Sie mal, machen. So weit würden sie nicht kommen. Die kommen ja nicht in Regierungsentscheidungen. Oder was auch immer. Und dann, Selbst, wenn sie es dann sind, Nächster Schritt, So schlimm werden Sie dann auch keine Politik machen. Die sagen, die brüllen jetzt erstmal und dann ist gut. Wann ist der Moment? An dem wir Kollektiv sagen müssen, das ist der Moment damals gewesen, wo man hätte sagen müssen, jetzt reicht es, Wir müssen uns stärker gegen wehren. Und wann ist der heute? Ja,
Florian Bayer: das ist eine gute Frage. Und um das vielleicht auch noch zu sagen, und dann nochmal den Blick über den Atlantik. Wir sehen ja, wie es passiert, gerade hinter dem Ozean. Donald Trump reist gerade mit dem Arsch Jahrzehnte aufgebaute International Beziehungen von USA mit anderen westlichen Ländern ein. Und präsentiert sich gleichzeitig als großer Führer. Wenn du dir anschaust, wie Donald Trump vor dem amerikanischen Parlament auftritt, Dann ist es nicht viel anders als das, was Goebbels im Reichstag gemacht hat. Und fängt an, Gesetze zu machen, die die Rechte von Minderheiten radikal untergraben. Die die Rechte von Frauen radikal untergraben. Die so viel, was wir aufgebaut haben in den letzten 10, 20, 30 Jahren an Gleichberechtigung komplett einreißen.
Johannes Franke: Ja, und der vor allem auch die Leute einsetzt entsprechend. Also an den Entscheiderpositionen, Die Richterpositionen, Alles WaS irgendwie... Umsetzen soll, was er entscheiden will. Selbst wenn das jetzt von dem einen Gericht noch als nicht verfassungskonform eingesortiert wird. Das nächste Mal wird es dann als Verfassungskonform einsortiert, Weil er den richtigen Menschen da einsetzt.
Florian Bayer: Und dann schauen wir uns an, wie es in anderen europäischen Ländern aussieht. Und da sieht es ja auch teilweise übel aus. Wenn du nach Frankreich guckst, wenn du nach Österreich guckst, wo wir gerade so ganz knapp um eine Regierung mit der FPÖ vorbei, an einer Regierung mit der FDP vorbei... Geschrammt sind, aber wirklich knapp.
Johannes Franke: Ja, um Österreich mache ich mir ganz große Sorgen.
Florian Bayer: Das brennt gerade überall. Und es ist irgendwann der Punkt auch, wo man sagen muss, man muss irgendwas tun. Man darf das nicht unterschätzen. Das ist eine Gefahr. Das ist eine Gefahr für unsere freiheitliche Grundordnung. Das ist eine Gefahr für unser Bild von Menschenrechten, für unser Verhältnis zu Minderheiten, für das, wofür wir eigentlich sein sollten als moralisch integere Menschen, dass wir keine Minderheiten unterdrücken, dass wir keine Minderheiten ausgrenzen, dass wir Menschen in Not helfen. Das kommt ja auch noch dazu. Also die ausländerfeindliche Politik, die zum einen aus dem Thema Migration ein Riesenthema macht, was es nicht sein müsste und zum anderen offensichtlich Erfolg damit hat, Wenn sie sagt, ja, Dann erschießen wir Sie halt an der Grenze und lassen wir Sie im Mittelmeer ertrinken. Die uns das als Normalität verkaufen will, Dass Menschen sterben und wir das zulassen.
Johannes Franke: Ja, auch einfach unsere europäische... Verteidigung, also unser, Wie heißt das Ding, die da im Mittelmeer ihre Arbeit machen und die Leute einfach wieder ins Meer schubsen? Frontex? Frontex, Ja, Frontex, glaube, ich war das, genau. Tut mir leid, ich habe nicht recherchiert, aber die haben ja auch damals diese Retter wie Carola, Wie hieß sie denn eigentlich, die mit dem Schiff rum... Rakete. Genau, Rakete, die mit dem Schiff die Leute versucht hat, zu retten. Und dann haben Sie ihr Verboten, mit diesem Schiff da rauszufahren. Was ist das für eine Scheiß? Politik, Was soll das?
Florian Bayer: Und das Krasse ist halt, dass es wirklich ein Populismus ist, der auf die niedrigsten Instinkte der Menschen abzielt und diesen nicht nur abgreift, sondern halt. Auch wächst. Man merkt ja, dass der Ton rauer geworden ist. Man merkt, dass es einfach nicht nur im Diskurs, sondern auch im Alltag, dass es düsterer geworden ist. Dass Menschen so leicht bereit sind, ihre Menschlichkeit aufzugeben. Und noch schlimmer.
Johannes Franke: Ich finde, dass der Film das sehr, sehr gut zeigt. Dieses inaktive... Nicht nur von Sally, aber auch wenn es, sie ist. Jetzt einfach Stand-in für diese inaktive Haltung der ganzen Sache gegenüber. So dieses Nach und nach akzeptieren, dieses an diesem Mord vorbeifahren, Ohne noch schockiert zu sein oder ohne was dagegen machen zu wollen. Dieses Maximilian, der sagt, ja, Die kümmern sich jetzt um die Kommunisten und dann kriegen wir sie wieder in den Griff. Das macht der Film sehr, sehr gut, Auch diese Frage aufzuwerfen. Ja. Wann müssen wir denn was sagen? Und wie lange köchelt das Wasser vor sich hin? Und wir sind der Frosch, der es nicht merkt? Ja.
Florian Bayer: Der Film zeigt halt wirklich auch sehr gut, wie leicht das Wegschauen ist. Und gerade auch von Kreisen, die sich selbst als progressiv sehen.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und da gelingt es dem Film sehr gut, diese, in Brian am ehesten Diese Ohnmacht verkörpert. Und dann aber in Sally Maximilian Halt auch diese Ignoranz. Und Brian ist ja der, der sich auflehnt gegen die Ja,
Johannes Franke: ja, der macht das einmal.
Florian Bayer: Es gibt diesen einen Moment, wo er wegen was anderem sauer ist, weil er sich mit Sally gestritten hat, wo er aber wirklich einfach mal die Nazis angreift. Und du denkst so, yeah, du weißt genau, es geht nicht gut aus.
Johannes Franke: Natürlich nicht, ja. Und sie sagt, du hast dich anscheinend mit der ganzen Truppe angelegt. Und ja, so zwei, Zwei Leute waren es.
Florian Bayer: Und dann haben wir ja auch diese Szene, das fand ich, Das ist übrigens auch eine Szene, die unglaublich weh tut in diesem Film, wenn wir diesen unschuldigen Autoren haben, der am Anfang kurz einmal präsentiert wurde, dieser Herr Ludwig, der Autor, der auch in diesem Haus lebt und über den man nichts böses denkt, der einfach wie so der nette Onkel wirkt, der Halt auch da wohnt.
Johannes Franke: Diese Gesprächsrunde?
Florian Bayer: Genau, Und dann haben wir den, dann sehen wir den später wieder. Und er hat voll dieses gesamte Weltbild der NSDAP einmal gefressen und spuckt es wieder raus. Und wir haben eine wirklich hässliche Szene. Wo er dann mit diesen rechten Verschwörungstheorien loslegt.
Johannes Franke: Aber es ist krass, dass der Film, das aber auch nicht so häufig macht. Es gibt eine Szene, wo Brian sich prügelt und dann die andere Szene, wo er da zu Hause, bei denen ist und dann einmal gegenredet.
Florian Bayer: Genau. Und Brian ist da der, der am Ehesten das politische Bewusstsein hat. Brian ist ja auch der, der zu Maximilian sagt, nachdem sie den Nazisong gehört haben. Und glauben Sie immer noch, dass wir die im Griff haben? Glauben Sie immer noch, dass wir das hinkriegen?
Johannes Franke: Ja. Und das ist ja der Beschlussmoment, Wahrscheinlich habe ich so ein Gefühl, dass Maximilian sagt, ich gehe mal auf meine Residenz in Afrika und bleib da schön.
Florian Bayer: Und hier habt Ihr euer Geld, Ihr Nutten.
Johannes Franke: Ja genau, so richtig hart. Und sie nicht etwa mitnimmt oder sowas, sondern hier hast du noch ein bisschen Geld, ich bin dann mal weg.
Florian Bayer: Krass. Aber Brian ist der, der dagegen kämpft. Also, der ist zumindest mit seinen wenigen Mitteln zweimal versucht.
Johannes Franke: Ja, aber nur zweimal. Also, er ist nicht als Held inszeniert oder sonst irgendwie was, sondern er gibt zweimal Widerworte und so. Und das ist das, was man als Mensch ertragen kann. Und viel mehr kannst du von ihm eigentlich nicht erwarten. Du bist kein Held im Alltag. Wer ist das? Wer kann das auch sein? Wer kann das auch leisten?
Florian Bayer: Nee, das Gefühl, mit dem ich mich gut identifizieren kann. Ist der alte Mann in diesem Biergarten, wenn Sie das Lied singen und der einfach nur verzweifelt. Es ist total traurig, aber es ist genau dieses Ohnmachtsgefühl, habe ich halt auch teilweise.
Johannes Franke: Ja, ja, total. Und er weiß ja auch nicht mehr, was er machen soll. Er ist derjenige, der wahrscheinlich durch viel Scheiße in seinem Leben gegangen ist. Er ist der Älteste offenbar da in der Truppe und auf ihn hört auch keiner mehr. anscheinend. Also, es wird nicht viel, erzählt. Er hat ja nur diesen einen Blick. Und auch er kann nur einmal das Gesicht in den Händen vergraben, Aber man hat das Gefühl... Seine ganze Tragik mit der Situation irgendwie mitzuerleben. Mein Gott, was ist das für eine Musik?
Florian Bayer: Was war das? Wo sind wir? Ich glaube, wir wurden rausgerissen.
Johannes Franke: Aber wohin?
Florian Bayer: Oh Mein Gott, Johannes.
Johannes Franke: Ja?
Florian Bayer: Ich befürchte, wir befinden uns in einer Self-Promo.
Johannes Franke: Oh nein! Shit!
Florian Bayer: Ganz schnell, ganz schnell, damit wir zurück zum Besprech können. Was müssen wir machen? Was müssen wir sagen?
Johannes Franke: Wir müssen den Leuten unbedingt sagen, dass sie uns abonnieren sollen, wo auch immer sie sind. Also auf Spotify oder Apple oder sowas.
Florian Bayer: Äh... Beam, whatever, Was Ihr auch nutzt.
Johannes Franke: Also Abonnieren und anderen sagen, dass Sie uns abonnieren wollen.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Wenn euch die Folge gefällt, gebt uns gerne Sterne, Herzchen, Daumen hoch, Was auch immer euer Podcatcher anbietet.
Johannes Franke: Genau, Und wenn sie euch nicht gefällt, dann schickt diese Episode weiter an. Eure Feinde oder eure Nachbarn oder so.
Florian Bayer: Und wenn Ihr uns Feedback geben, wollt, Wir freuen uns total. Über jeden Kommentar an JOHANnes.MUSSMANNSEHEN.DE oder florian.mussmannsehen.de.
Johannes Franke: Genau. Schickt uns Filmvorschläge und so weiter. Boah, Das soll schnell durchkommen.
Florian Bayer: Ja, jetzt schnell raus,
Johannes Franke: schnell wieder zurück ins Gespräch.
Florian Bayer: Wenn es richtig hässlich wird. politisch, haben wir natürlich auch diesen Dreh von der davor eigentlich ganz romantischen Geschichte von Brian und Sally, nämlich, dass Sally schwanger ist. Dann haben wir nochmal diesen Subplot, der aufgemacht wird, dass Sally schwanger ist und nicht genau weiß, ob sie das Baby will.
Johannes Franke: Ja, sie quatscht sich da so ein bisschen rein, dass Sie es dann doch will. Aber wir wissen ja, sie geht dann ganz alleine, versetzt den Mantel, den sie bekommen hat, für viel Geld und steckt das Geld in eine Abtreibung. Weil sie entscheidet, dass das nicht... Dass das nicht in ihr Leben passt.
Florian Bayer: Es ist ganz merkwürdig. Ist Ihre Entscheidung, das, was für Sie pro Baby spricht, ist, dass das Baby sie lieben müsste.
Johannes Franke: Ja, das ist krass.
Florian Bayer: Das ist richtig hart.
Johannes Franke: Und das ist auch, Da macht der Film viel Ambivalenz. auf, habe ich das Gefühl, weil sie nicht moralisch, Sie wird nicht bewertet dafür, dass sie abtreibt. Es gibt keine moralische Bewertung davon. Ja,
Florian Bayer: das finde ich stark, mutig. Anfang 70er.
Johannes Franke: Anfang der 70er.
Florian Bayer: Die Abtreibung ist einfach ein Teil der Geschichte. Und Ryan, der davon danach erfährt, der zuerst empört ist,
Johannes Franke: arrangiert sich damit. Genau. Ganz großartig gemacht. Aber dieser Prozess, ihr Gedankenprozess, Den kann man ja als Zuschauer durchaus ein bisschen anschauen und bewerten. Nämlich zum Beispiel, dass sie am Anfang denkt, ich nehme das Baby, weil ich endlich einen Menschen haben werde, der mich lieben, muss. Das Baby kann gar nicht anders als mich lieben, weil es will ja überleben. Und das ist vielleicht auch ein Thought-Prozess, mit dem sie nicht alleine ist. Es gibt ja durchaus Menschen, die Kinder bekommen, weil sie jemanden brauchen, der sie liebt. Oh Gott,
Florian Bayer: das ist so düster.
Johannes Franke: Das ist ein düsteres Thema.
Florian Bayer: Und das ist halt vor allem so tragisch, weil wir erfahren Ja, kurz, was für eine Beziehung sie zu ihrem Vater hat.
Johannes Franke: Nämlich keiner wirklich.
Florian Bayer: Genau, und ihr Vater versetzt sie, und das macht sie komplett fertig. Also offensichtlich sehnt sie sich ja unfassbar nach dieser Liebe.
Johannes Franke: Harte Daddy-Issues, ja.
Florian Bayer: Ja, niChT NUR Daddy-Ichos, Ich glaube auch so ganz allgemein, sie will einfach geliebt werden. Auch dieses Ding, wenn Sie mit Brian zum ersten Mal anbändelt, wenn Sie zum ersten Mal Sex haben, haben wir ja diesen Song, Maybe This Time I'll be Lucky. Ah,
Johannes Franke: der ist auch, so krass. Sie macht das so gut. Sie hat so viel Verzweiflung in der Stimme. Und dieser Song ist nicht nur in diesem Moment, Maybe This Time, sondern ich habe das Gefühl, dass dieser Song immer wieder kommt in ihrem Leben. Ja. Das ist nicht das erste Mal, dass sie den Quasi singt. Und nicht das letzte Mal. Das ist ein Vicious Cycle bei ihr.
Florian Bayer: Sally will auch Schauspielerin werden, weil sie geliebt werden will. Sie thematisiert das ja sogar, dass sie sagt, Das ist so eine total irre Fantasie, und ich will unbedingt Schauspielerin werden und groß werden. Und so weiter. Eigentlich sagt sie Die ganze Zeit, ich will geliebt werden. Und wenn Sie zu Brian sagt, ey, warum vögelst du nicht mit mir am Anfang? Bist du vielleicht schwul? Dann sagt sie auch, also entweder Ich scheitere schon wieder, Liebe zu kriegen. Oder wenigstens ist Schwul so eine Möglichkeit, dass es nicht ganz so schlimm ist.
Johannes Franke: Dass es nicht an mir liegt, wie immer. Also, Sie hat da wirklich große, große Probleme. Ich sehe ein bisschen eine Parallele zu. Audrey Hepburn, Frühstück bei Tiffany's. Von der Figur her so ein kleines bisschen Ähnlichkeiten zu Holly Golightly.
Florian Bayer: Ja, ich finde, sie ist eigentlich eine sympathischere Figur, weil sie nicht so opportunistisch ist.
Johannes Franke: Finde ich auch, muss ich auch sagen. Ich finde, das ist ein bisschen, weil ich Sally tatsächlich von Anfang bis Ende, Und ich kann es nicht auseinanderhalten, Ob es Liza Minnelli ist oder ob die Figur tatsächlich so ist. Aber ich wünsche ihr nur das Beste von der ganzen Welt. Ich will sie die ganze Zeit umarmen und lieb haben.
Florian Bayer: Naja, Man wünscht sich halt, dass sie irgendwie die Möglichkeit findet, zu begreifen, dass es Wege gibt, geliebt zu werden und dass sie auch geliebt wird.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Die Beziehung zu Brian ist ja eine unfassbar enge Beziehung. Das ist ihr bester Freund. Ja. Und dass sie nicht erkennt, wie viel Liebe da drin steckt. Und sich nachher irgendwie eine andere Form von Liebe sehen. Das ist halt so tragisch, dass sie die Liebe eigentlich nicht sieht, wo sie da sein könnte.
Johannes Franke: Naja, Das ist auch so ein Automatismus geworden. Bei ihr wahrscheinlich. Ich fange das eine an, muss aber schon das nächste Eisen ins Feuer legen, weil ich weiß, das eine wird sowieso demnächst abspringen. Insofern ist der Song einfach sehr, sehr tragisch. Maybe this time. Und sie singt das wahnsinnig gut, finde ich einfach. Wir haben nicht genug über Liza Minnelli geredet, aber das können wir auch noch machen.
Florian Bayer: Ja, ich habe ein bisschen zu Liza Minnelli gehört, Podcast. Ich habe übrigens in dieser Woche, in der ich mich auf diesen Film vorbereitet habe, Und dann doch ein bisschen, was zu Liza Minnelli gehört habe, Ich habe noch nie so viele schwule Podcasts gehört wie dieser Woche.
Johannes Franke: Ja, sie ist so ein Gay Alcon geworden. Das ist ja unglaublich.
Florian Bayer: Woher kommt das? Also diese grundsätzliche Begeisterung der queeren Szene für Diven? Das kennt man ja auch, das ist ja nicht nur Liza Minnelli, aber insbesondere für Liza Minnelli.
Johannes Franke: Es hat viel mit dieser Rolle zu tun, also sehr, sehr viel. Nun war sie dann auch danach Ally, und sie hat auch einen schwulen Mann geheiratet, der ihr nicht gesagt hat, dass er schwul, ist.
Florian Bayer: Jeder wusste es, außer ich, Ihr Kommentar dazu.
Johannes Franke: Genau. Fuck, Alter. Und das ist dann, also. Sie hat vier Ehen gehabt, die waren alle tragisch, das war nicht gut. Und nach der Dritten hat sie schon gesagt, nie wieder. Und dann hat der Väter wieder gefragt und sie hat gedacht, nein, nein, auf gar keinen Fall. Und was hat Sie gesagt? Ja, es ist schwierig gewesen. Aber Liza Minnelli, zuzuschauen in Interviews, macht so wahnsinnig viel Spaß. Ich liebe diese Frau, so. Das kannst du dir nicht vorstellen.
Florian Bayer: Sie ist schon sehr charismatisch.
Johannes Franke: Ja, und sie ist so ehrlich. Man hat das Gefühl, dass Sie die ehrlichste Person der ganzen Welt ist, weil es direkt aus dem Herzen kommt, was Sie sagt.
Florian Bayer: Fun Fact, Ich wusste nicht, dass Sie die Tochter... Tochter von Judy Garland ist. Von Wizard of Oz Judy Garland.
Johannes Franke: Judy Garland ist ja mit 46. gestorben. Das heißt, Judy Garland hat gar nicht mitbekommen, Was Liza Minnelli geschafft hat. Die ist gestorben, bevor ihr erster Film rauskam.
Florian Bayer: Und Liza Minnelli hat vorgesprochen oder vorgesungen für die Rolle der Sally Bowles am Broadway. Die hat sie wohl nicht genommen, weil sie nicht erfahren. Genug war.
Johannes Franke: Ja, genau. Und dann hat sie das aber als Herausforderung genommen. Sie hat diese Lieder auch in ihr Repertoire aufgenommen, weil sie auch viel gesungen hat. Auf der Bühne. Und dann gab es im Zuge der Cast-Suche Für diesen Film hat sie mitbekommen, dass Leute zu einer Vorstellung von ihr gekommen sind. Und dann hat sie spontan die letzte Nummer geändert. Und dann hat sie gesagt, jetzt spiele ich, Jetzt singe ich Cabaret, damit Sie sehen, dass ich das kann. Und dass sie mich nehmen müssen. Und das hat geklappt.
Florian Bayer: Ja,
Johannes Franke: cool.
Florian Bayer: Aber dann die Drogen und so. Liza Minnelli hatte eine ziemlich wilde, 70er und ziemlich harte 70er mit Drogen, Alkohol und auch Entzugsversuchen. Rückfällen.
Johannes Franke: Und wieder Rückfällen. Also wirklich Ihr Leben? Lang immer wieder Rückfälle. Also auch die vierte Ehe war. Er hat sich von ihr getrennt mit den Worten, dass Liza Minnelli ihn verprügelt hat. Die ganze Zeit. Und sie hat ihm vorgeworfen, dass er ihr Geld die ganze Zeit klaut. Also, es ist kein, es muss nicht schön gewesen sein. Und sie hatte da auch Rückfälle mit dem Alkohol. Und ich glaube, dass es auch größtenteils daran liegt. Das ist, das ist nicht schön. Aber dann habe ich sie nochmal jetzt bei den Oscars, Sie hat vor zwei Jahren nochmal die Oscars dann preisübergeben, saß im Rollstuhl, hatte auch schon so ein bisschen, war auch nicht mehr ganz so geistig da, dass sie wirklich alles mitbekommen hätte. Was muss ich jetzt machen? Ach, hier, ich halte mal das und jetzt muss ich was sagen, okay. Aber sie hat immer noch dieses wahnsinnig ansteckende, Ehrliche Lachen mit über 80. Ja. Und ich bin so mit dem Herzen so bei ihr. Es ist unglaublich. Guckt euch das an.
Florian Bayer: Guckt euch Liza Minnelli in der Muppet Show an.
Johannes Franke: Ja, auch gut, auch gut, auch gut.
Florian Bayer: Ich bin ja überhaupt nicht so ein Fan von diesen Diven. Und auch dieser ganze Gossip,
Johannes Franke: der Drumherum stattfindet.
Florian Bayer: Deswegen habe ich da auch so einen kleinen Bogen drum gemacht. Jetzt in der Recherche und habe mich gar nicht so viel mit Liza Minnelli auseinandergesetzt. Aber Liza Minnelli in der Muppet Show ist absolut sehenswert.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Aber da gibt es ganz viele. Muppet Show, Da könnte ich dir alles. Also Vincent Price bei der Muppet Show. Absoluter Hammer.
Florian Bayer: Alle waren in der Muppet Show. Kermit war in der Muppet Show. Kermit, der Frosch. Der war in der Muppet Show.
Johannes Franke: Wahnsinn. Okay, also. Wollen wir zu dem Song. Everybody loves a winner, so nobody loves me. Lady peaceful, Lady happy, That's what I long to be. Und man weiß ja, I'm not lady peaceful und Not lady happy. Und sie sieht das bei anderen und das will sie unbedingt sein, Aber das wird nichts.
Florian Bayer: Und auch hier nochmal, Es ist ein guter Song, aber um nochmal den Bogen zum Anfang zu schlagen.
Johannes Franke: Musical oder nicht.
Florian Bayer: Der Song ist nicht notwendig. Es funktioniert auch ohne diesen Song. Ihre Einsamkeit, Ihre Hoffnung, Liebe zu kriegen, funktioniert auch ohne diesen Song.
Johannes Franke: Bob Fosse hatte in der ersten Version des Schnitts eigentlich vor, die Songs gar nicht auszuspielen. Ja. Er wollte die nur andeuten.
Florian Bayer: Hätte ich großartig gefunden.
Johannes Franke: Mir hätte das alles gefehlt. Ich liebe diese Songs. Ich finde die so wahnsinnig wichtig, um das aufzubauen, um diesen Eskapismus aufzubauen. Und diese wahnsinnig... Schwarzhumorige Distanz, Die dieser MC herstellt. Ich finde es wahnsinnig krass und für mein erleben dieses Films wahnsinnig wichtig.
Florian Bayer: Okay, dann reden wir jetzt über. If you could see Her. Okay. Ist dieser Song notwendig?
Johannes Franke: Also, er hat mich wahnsinnig verstört zurückgelassen und mich darauf vorbereitet, dass er so ein Ende bringen könnte, der Film. Ich weiß nicht ganz genau, wie ich den einsortiere. Muss ich sagen. Der ist einfach zu Krass und zu... Ich weiß nicht, wie viele Böden dieser Kommentar am Ende hat. Wo der Typ steht.
Florian Bayer: Ich glaube, man will diesem Ding Böden geben, die nicht da sind.
Johannes Franke: Weiß ich nicht genau. Nein, das möchte ich nicht. Ich möchte ihm nicht einen Boden zu viel wegnehmen. Sonst kann ich den Film nicht mehr mögen.
Florian Bayer: Ich glaube, und das habe ich so oft schon gesagt, Man kann sehr wohl kritisch gegenüber Aspekten von Werken sein und sie trotzdem mögen. Ja, ja. Also. She wouldn't look Jewish at all. If you could see her through my eyes. Und die Pointe des Songs ist, She wouldn't look jewish at all.
Johannes Franke: Also, du musst einen Schritt zurückkehren für die Leute, die den Film nicht gerade gestern gesehen haben. Er steht auf der Bühne mit einem... Gorilla. Mit einem Gorilla. Also einfach ein Mensch im Kostüm, aber Super Kostüm übrigens, sehr, sehr gutes Kostüm. Viel zu gut für diese Bühne, Deswegen ist mir das aufgefallen, weil ich gedacht habe... Hä? Wo haben die das Budget dafür her? Also dieser Laden zumindest, in der Wirklichkeit des Films.
Florian Bayer: Ich finde übrigens, ganz Kurz eingeworfen, sorry. Ich finde, sie haben es eigentlich relativ gut getroffen, dass dieser Laden so ein bisschen schäbig ist. Liza Minnelli sieht so gut aus und ist so gut angezogen. Aber ansonsten haben wir jetzt sehr viele Menschen in zu großen, zu kleinen Kostümen und ein bisschen schäbig und so ein bisschen träglich und so ein bisschen abgetragen. Super getroffen, weiter mit dem Gorilla, bitte.
Johannes Franke: Und die Leute haben ein kleines bisschen zu viel Talent, muss man sagen. Weil die wirklich wahnsinnig gute Shows liefern.
Florian Bayer: Broadway-Leute, ne?
Johannes Franke: Ja. Jedenfalls. Dieser Gorilla wird genommen als, Schau mal hier, Ich habe mich verliebt und ich weiß, es sieht ungewöhnlich aus und ich weiß, es ist nicht das, was ihr erwarten würdet. Und viele sagen, das ist doch abartig, das geht doch nicht. Aber if you could see her through my eyes, Dann würdet ihr ganz anders darüber denken. Und als letzte Zeile eben, If you could see her through my eyes, she wouldn't look Jewish at all. Was so in die Magengrube geht beim Gucken. So Krass und ich kann es gar nicht so schnell einsortieren, wie der Film dann weitergeht.
Florian Bayer: Es ist das, was wir davor hatten, schon, wie wir den MC wahrnehmen. Nämlich, dass er allem ironisch distanziert, gegenübersteht. Natürlich ist es ein ironisch distanzierter Song.
Johannes Franke: Er ist der Joker.
Florian Bayer: Und es ist ein Song, der das Herz am rechten Fleck haben will. Natürlich geht es darum, dass man jeden lieben soll und nicht vorurteilsbehaftet sein soll. Man kann sich auch in der Jüdin verlieben. Aber es ist halt ein Song, der das Richtige will. Aber in der Ausführung scheitert. Weil es nicht über diese Ebene hinwegkommt, Dass das Klischee reproduziert wird. Das Klischee in dem Fall, Wir sehen Ihnen an, wie Sie aussehen, Wir wissen, dass Sie komisch sind, wir wissen, dass Sie anders sind. Ja,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Wenn du ein Klischee reproduzierst und ganz am Ende mit einem Satz ironisch sprichst, dann reicht es nicht.
Johannes Franke: Da kommst du an genau den Punkt, an den ich dann am Ende auch gelangt bin, nämlich dieses, Er macht ja einen Witz draus. Es ist ja, die Leute lachen ja. Und es ist eine bestimmte Pointe. Und innerhalb dieses Kosmos, dieses Kabarett, Also nicht wir als Zuschauer des Films, sondern die Leute im Kabarett lachen über eine bewusst gesetzte Pointe. Bedeutet aber trotzdem noch, dass ich als Zuschauer vor dem Fernseher eine andere Distanz dazu habe. Und eine andere neue Runde drehe in der Betrachtung. Ja,
Florian Bayer: weil es kein Musical ist.
Johannes Franke: Fuck, Floor! Hinterrücks ermordet, Das gibt's ja wohl nicht. Scheiße! Okay, Punkt für dich, aber mal gucken, wo ich noch aufhole.
Florian Bayer: Ja, mach weiter.
Johannes Franke: Und natürlich drehe ich diese Runde als Zuschauer, und mich trifft es in der Magengrube, Aber ich glaube... Ich glaube fest daran, dass dadurch, dass der Film in seinem Kontext und seiner Art und Weise der Inszenierung und in dem, Was er sonst so sagt, doch durchaus diese Nummer, dass die gut ist. Doch, ich glaube schon.
Florian Bayer: Schreckliches Stück. Einfach weglassen. Einfach weglassen.
Johannes Franke: Es ist halt sehr hart. Und es ist halt so wahnsinnig. Nein,
Florian Bayer: es ist nicht hart.
Johannes Franke: Es ist halt ein Tritt in die Eier. Das ist halt so. Brauchst Du den Tritt in die Eier, kannst du doch auch haben mal in so einem Film.
Florian Bayer: Es ist, wie gesagt, es ist meiner Meinung nach eine Reproduktion von Klischee. Die versucht es aufzulösen, dadurch mit ironischer Brechung und der es allerdings nicht gelingt. Und dadurch bleibt es letzten Endes eine Reproduktion.
Johannes Franke: Da bleibst du in dem Kosmos des Kabarett.
Florian Bayer: Das ist genauso wie wenn, warte mal.
Johannes Franke: Er macht ja einen Witz draus, er will ja einen Witz Draus machen. Also ist es innerhalb dieses Kosmos des Kabarett, Aber wenn ich den Schritt zurück mache, als Zuschauer des Films, ist das eine andere Nummer.
Florian Bayer: Genau, aber dann beurteilst du das Stück Ja trotzdem. Ich beurteile das Stück ja als das, was es ist. Das Stück ist da und ich finde das Stück schlecht. Und das Stück... Und ich sehe aber nicht, dass der Film versucht, mir zu erzählen, dass das Stück schlecht ist.
Johannes Franke: Nicht? Das siehst du nicht?
Florian Bayer: Nein, der Film erzählt mir, dass für den Film ist der Song Ein guter Gag.
Johannes Franke: Nein, der ist kein guter Gag.
Florian Bayer: Du meinst, Vom Film gibt es wirklich noch so eine Gruppe von Fans? Ja,
Johannes Franke: total. Das liegt ja im ganzen Kosmos dieses Cabaret, dieses MC. Der MC ist ja der Joker. Also, der ist ja nicht für die Leute im Cabaret der Joker, Sondern der ist für den Schritt zurück, als Zuschauer des Films als Joker einzusortieren. Ich sehe,
Florian Bayer: was du sehen willst. Aber ich sehe es nicht.
Johannes Franke: Du siehst es nicht?
Florian Bayer: Nein, und ich sehe, was Du sehen willst, um diese Szene zu retten. Aber die Szene ist nicht zu retten.
Johannes Franke: Nein, ich will nicht die Szene retten. Das hängt ja mit dem ganzen anderen Rest zusammen, den der MC da macht. Wie der MC zwischendurch einfach mal reingeschnitten wird in eine Szene, wo man es überhaupt nicht erwartet. Und er einfach nur noch mal böse grinst.
Florian Bayer: Es gibt so ein paar wirklich weirde, Surreale Szenen in diesem Film. Unter anderem, wenn Sally über ihre Schwangerschaft nachdenkt. Also, sie sitzt im Park mit Brian und dann hat sie so Vorstellungen von sich, vom Kabarett. Dann sieht sie ein Kind und den Ball. Also ich meine, es wird jetzt nicht direkt so. 70s Surrealer Horror, Aber es ist kurz davor. Es gibt diese wirklich verstörenden Momente. Und wir haben so zwei, drei so fast so Visionen, die sehr hart geschnitten sind. Und genau dann ist dieser MC immer ganz gut als Mephisto auch wieder dabei, irgendwie sowas Teufliches. Sie hat ja auch diese Vorstellung, Dass dieses Bild dann von ihm,
Johannes Franke: wie er sich hinten an sie ran, drückt und an die Brüste greift.
Florian Bayer: Es ist wirklich weird und verstörend.
Johannes Franke: Und genau das ist doch der Schritt zurück. Als Zuschauer des Films und nicht im Kabarett. Weil im Kabarett ist ja einfach nur der MC. Aber mit dieser weiteren Schleife, die du drehst als Zuschauer und diese Figur anders einsortierst, Nämlich als dieses Teuflische, der auch einen Kommentar auf die Welt hat, und zwar keinen besonders positiven.
Florian Bayer: Müsste ich noch mal drüber nachdenken. Ich glaube, es ändert nichts daran, dass ich den Song Kacke finde und die ganze Performance Kacke, finde. Aber ich sehe, was du meinst. Und das Schlimme ist ja, es spielt mir ja tatsächlich voll in die Hände, weil ich sage ja, Diese Distanz von dem Film ist unter anderem das, was ihn unterscheidet von Musicals, Wo die Nummern immer irgendwie Richtung Publikum sind und uns mit reinziehen sollen. Deswegen macht es schon Sinn, das so zu lesen, dass hier auch eine Distanz da ist in diesem Stück. Maybe, just maybe.
Johannes Franke: Ich hoffe, ihr draußen versteht überhaupt, wovon ich hier schlamme, weil es ja durchaus eine sehr metaphysische Sache ist. Und ich nicht genau weiß, wie ich es beschreiben soll. Aber vielleicht kommen wir dem auch noch mal ein bisschen näher im Laufe des weiteren Gesprächs.
Florian Bayer: Ja, und dann, Es gibt ja diesen einen Song, der ganz eindeutig dann diese Distanz drin hat. Und das ist der Schlusssong, ne? Oh Gott,
Johannes Franke: ja.
Florian Bayer: Und wir haben zum einen diese, Sally Bowles hat noch mal einen Auftritt. Ja. What Good is Sitting alone in Your room? Come to the cabaret, Time for Holiday. Und so weiter.
Johannes Franke: Und willst du da einfach drüber weggehen?
Florian Bayer: Nein, nein, nein. Und dann die... Inklusive der Geschichte von der gestorbenen Freundin. Willst Du, was zur glücklichen Leiche sagen?
Johannes Franke: I used to have this girlfriend known as Elsie, with whom I shared a solid room in Chelsea. She wasn't what you'd call a blushing flower. As a matter of fact, she rented by the hour. The day she died, the neighbors came to snick her. Well, that is what comes from too much. Pills and liquor. Also keine gnädige Nachbarschaft. Und she was the happiest corpse I'd ever seen. Und dann später im Song, sagt sie, ja, und auch das ist mein Schicksal. Ich nehme das jetzt einfach mal an und ich werde niemals aus dieser Welt rauskommen. Ich bin dafür gemacht, dass ich hier den Spaß meines Lebens habe. Und dann sterbe wie ein Hund auf der Straße. Mit zu viel Alkohol im Blut und zu viel Drogen. Doch,
Florian Bayer: ich finde die ganze Tragik, die eigentliche Tragik, und das finde ich tatsächlich sehr stark, findet danach statt. Wir haben diesen Song, wir haben Sie in ihrer kompletten Einsamkeit, aber dann haben wir wieder den MC. We have no trouble here. Everything is beautiful. Even the orchestra is beautiful. Und das, was wir am Anfang sehen, wirklich genau dasselbe. Und alles wird aber so ein bisschen Verzerrter und so ein bisschen düsterer.
Johannes Franke: Und der Ton wird so hallig und so ganz merkwürdig.
Florian Bayer: Und dann plötzlich Stille. Wir hören gar nichts mehr. Und dann haben wir dieses Spotlight von der Bühne, das sich bewegt. Und dann sehen wir in diesen Täflungen, in diesen Spiegelungen vom Publikum. Und es ist voll mit Nazis. Trommelwirbel. Ende.
Johannes Franke: Und zwar ein Ende in absoluter Stille. Nur mit den Namen, Wer was gespielt hat und so. Credits halt. Und du hast dieses, du wirst dieses letzte Bild nicht los. Es verfolgt dich in deine Albträume. Ja. Es ist wirklich hart.
Florian Bayer: Und es ist echt. Es ist genau das, was passiert. Ja,
Johannes Franke: absolut.
Florian Bayer: Berlin ist auch Berlin. Also Deutschland, ganz Deutschland sowieso, aber auch Berlin. Diese progressive Hochburg wurde verschlungen von der nationalsozialistischen Kultur. Und die nationalsozialistische Kultur hat sich… Überall reingepflanzt.
Johannes Franke: Möchtest du wirklich Kultur dazu sagen? Ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt stimmt.
Florian Bayer: Antikultur,
Johannes Franke: Unkultur,
Florian Bayer: Wie auch immer man es nennen will.
Johannes Franke: Und der Song von Sally, das finde ich wahnsinnig wichtig in dem Moment, ist dieses Ergeben in ein Schicksal, das sie nicht haben müsste. So dieses Schicksalsergebene, So ist das jetzt. Das ist jetzt mein Leben. Ich habe keine Hoffnung für mehr. Ich sehe da nicht mehr. Und wenn sie... Es passt ja auch in das rein, was du gesagt hattest, dass sie eigentlich nur geliebt werden will. Und wenn wir das jetzt kurz einmal auf heute übertragen und auf das, was, Jetzt müssen wir wieder in den Osten gucken, tut mir leid, Ganz viel Liebe für euch, Ich bin aus Sachsen und bitte, Bitte haltet Stand der ganzen Sache. Aber dieses Gefühl, von abgehängt zu sein, ich nehme das jetzt das Wort abgehängt, weil das so viel benutzt wird in dem Zusammenhang, Das hat Sally auch. Dieses Gefühl nicht genug abbekommen. Vom Kuchen. Ich muss mir das nehmen, was ich irgendwie kriegen kann. Ich hole mir den Spaß, aber ich weiß, was die Konsequenz daraus ist. Mein Untergang. Und das Gefühl haben wir heute.
Florian Bayer: Nicht nur mein persönlicher Untergang, sondern auch der gesellschaftliche Untergang generell. Total.
Johannes Franke: Und das ist das, was mir so wahnsinnig weh tut in dem Moment und was mich so schockiert. Und was mir sagt, dass wir, wenn wir Pech haben, nicht so weit weg sind davon.
Florian Bayer: Naja, Vor allem, weil es ja auch wirklich auch dieser Egoismus ist, der eine Rolle spielt. Also ganz viel, Wir reden so viel auch über die Menschen, die sich abgehängt fühlen. Aber die AfD wird ja auch ganz viel gewählt von Menschen, die einfach egoistisch sind. Die ein Schäffchen im Trockenen haben. Die AfD wird ja auch vom Bürger gewählt, der sein Häuschen hat und der sein Haus hat. Und ich glaube, dieser Egoismus steckt ja in allen von uns so ein bisschen. Jeder Mensch will für sich das Beste in seinem Leben. Ja,
Johannes Franke: und jeder will vorsorgen und keine Angst haben müssen, dass er im Alter irgendwo...
Florian Bayer: Auf der Straße leben. Und dieser Egoismus entsteht ja auch aus einem Gefühl, zu wenig zu kriegen. Ja. Dass man nicht das kriegt, was einem zusteht.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und manchmal gerechtfertigt, manchmal nicht gerechtfertigt, oft auch einfach, weil einfach, vielleicht manchmal, weil einfach der fehlt, der Dich in den Arm nimmt und sagt, alles wird gut. Und hey, guck, mal, Es ist gar nicht so schlecht.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Vielleicht auch manchmal, weil einfach der fehlt, der sagt, Jetzt reiß dich mal zusammen, guck, mal, was du hast.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und guck mal, was andere haben, beziehungsweise nicht haben. Weil das ist nämlich auch so was. Wenn du über Armut im Osten redest und Menschen, die sich abgehängt fühlen, Natürlich sind das Leute, denen man dann auch sagen muss, ja, wir müssen mal was gucken, wir müssen, was dagegen tun. Aber es sind auch Leute, denen man einmal in den Arsch treten muss und sagen muss, Leute, guckt euch mal an, wie Armut aussieht in den Ländern, aus denen ihr keine Flüchtlinge akzeptieren. wollt. Guckt euch mal an, was Ihr habt. Ja, Ihr Seid arm, aber Ihr habt ein Auskommen. Ihr lebt in einem Sozialstaat, ihr könnt ins Krankenhaus, gehen, ihr habt eine Wohnung und es ist was anderes.
Johannes Franke: Ja, natürlich im Vergleich zu anderen Gegenden dieser Welt, die es wirklich das Beschissenste losgezogen haben.
Florian Bayer: Und das ist bei Sally ja auch so ein bisschen, so. Es ist ja auch bei Sally ganz viel Lameuianz dabei.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Das, was wir am Anfang gesagt haben, wo ich der Meinung bin. Oder glaube, dass die beiden aus einer Position heraus da reingehen, die so ein kleines bisschen, also viel privilegierter ist, als Sie sich bewusst machen. Die sind nicht die Armen, die anstehen müssen abends und irgendwie Leute anbetteln. Da sind sie nicht. Aber ich will das auf gar keinen Fall kleiner reden, als es ist, dieses Gefühl, von nicht genug Aufmerksamkeit und Liebe abzubekommen. Vom Staat, der sich um alle kümmern sollte. Und dann häuft sich das auf. Und dann sind da vielleicht auch ein Haufen Leute, die draufspringen, weil Ihnen von Verführern gesagt wird, Du bekommst nicht genug ab, obwohl Sie vielleicht durchaus gut... Gut dastehen oder besser dastehen, als Sie denken im Vergleich. Aber die Ursachen liegen trotzdem auch dort.
Florian Bayer: Das wirklich tragische ist ja, dass die AfD als letztes Politik für diese Menschen machen würde.
Johannes Franke: Das ist das Schlimmste an der Gescheiße, ja. Wenn man was gegen das tun will, was da das Problem ist, gegen die Armut und gegen das nicht genug abbekommen, Dann muss man die Linke wählen, Weil die will es den Leuten wegnehmen, die das viele haben. Und die Grünen. Ja, vielleicht auch die, naja, aber ich meine jetzt, wenn man schon in extremen Seiten sucht.
Florian Bayer: Dann musst du die MLPD wählen. MLPD, ne? Ja, Marxistische Ländliche Partei Deutschlands.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Oder die Pogo-Partei.
Florian Bayer: Aber das Ding ist halt wirklich, die eigentlich, also ja, Menschen fühlen sich abgehängt. Menschen wählen extrem. Menschen verstehen nicht, dass die AfD keine Politik für die einfachen Menschen auf der Straße macht, weil die AfD Politik für Reiche macht. Alles geschenkt. Ja. Trotzdem haben gerade irgendwie Menschen, die die AfD wählen, Komplett alle Sympathien bei mir verspielt. Wir sehen jeden Tag, wie die AfD redet, wie die AfD agitiert, was die AfD machen will. Politik, die nach oben buckelt und nach unten tritt. Und wenn du die wählst, dann wählst du die im Wissen darüber, wie Sie ist. Davor kann man nicht die Augen verschließen. Und deswegen fällt es mir schwer, da noch zu sagen, ja und okay, Ich verstehe irgendwie, dass du Sorgen hast und dass du dich abgehängt fühlst, weil es ist scheißegal, Wie deine Sorgen sind. Das wählst du nicht.
Johannes Franke: Ja, natürlich, klar, das wählt man nicht, aber... Aber man erreicht auch das Gegenteil nicht, indem man, also man erreicht die Leute nicht, indem man ihnen sagt, dass sie scheiße, bauen, sondern indem man Ihnen Sie einfach mit Liebe überhäuft.
Florian Bayer: Aber auch das hat ja nicht funktioniert.
Johannes Franke: Nein, aber, ja, weiß ich nicht. Wir haben gerade von Axel Ranisch Ophelienlauf besprochen, also letztes Jahr irgendwann. Großartiger Film, guckt euch ihn an. Und der hat gleich, nachdem Merz gewählt wurde. Brief veröffentlicht, Nur so eine Seite, in dem er sagt, egal, was wir von der ganzen Sache halten, von dir halten, Von den Ergebnissen halten, das erste, was wir Ihnen sagen möchten, Herr Merz, Haben Sie ein bisschen Liebe für die Menschen im Osten übrig. Und hat das ganz liebevoll umschrieben, die Situation, was man, was nötig wäre. Und er hat das alles weggelassen. Mit diesem die wählen alle AfD, weil sie sich abgehängt fühlen und so weiter. Sondern einfach das alles nur auf ein bisschen Liebe runtergebrochen. Und es war ein ganz grandioser, Schöner Brief. Ich habe es sehr geliebt.
Florian Bayer: Aber an Merz gerichtet?
Johannes Franke: An Merz direkt gerichtet.
Florian Bayer: Merz ist ja jemand, mit dem man reden kann.
Johannes Franke: Ist er das? Ich weiß es nicht. Es ist so schwierig. Er hat so schlimme Sachen gesagt, in letzter Zeit.
Florian Bayer: Merz. Also Merz macht ja jetzt offensichtlich die Politik, die Rot-Grün vorher machen wollte und die durch Gelb und durch die CDU blockiert wurde. Und ich glaube auch sowohl die SPD als auch die Grünen sind zu vernünftig, um zu sagen, Wichser, lass, das machen wir nicht mit. Du willst jetzt quasi Lorbeeren Einheimsen für eine Politik, die du die ganze Zeit bekämpft. hast.
Johannes Franke: Genau. Immer die schönen Grünen als der größte Feind.
Florian Bayer: Ich glaube, die machen das einfach mit. Und dann wird Merz auch irgendwie als der Held dastehen, der jetzt dieses Milliardenpaket geschnürt hat. Und Deutschland rettet. Aber ich finde, März ist in den entscheidenden Punkten, Ich bin echt kein März-Fan, Aber März ist in den entscheidenden Punkten dann doch stabil. Ich glaube, März würde nicht mit der AfD koalieren. Ich glaube, März würde den Teufel tun und nochmal versuchen, so Mehrheiten mit der AfD zu gewinnen. Und vor allem glaube ich, dass März in den wichtigen Fragen, nämlich Europa und sogar Umwelt, Aber klammern wir das Mal aus, Europa und Internationale Sicherheit und internationale Beziehungen. Ziemlich stabil ist und nicht anfangen wird, Putin, die Füße zu küssen oder zu sagen, wir wollen raus aus dem Euro-Raum.
Johannes Franke: Nee, das auch nicht.
Florian Bayer: Und das rechne ich ihm hoch an. Das ist vielleicht nicht viel, aber es ist zumindest ein bisschen was.
Johannes Franke: The bar is quite low, oder? Ja,
Florian Bayer: definitiv.
Johannes Franke: Naja.
Florian Bayer: Ich bin echt kein Merz-Fan und ich trauere auch so ein bisschen der Merkel-CDU hinterher. Ich war auch kein Merkel-CDU-Wähler, das ist halt mies. Ich kann nicht sagen, ihr solltet wieder mehr wie Merkel-CDU sein, weil meine Stimme kriegen Sie so oder so nicht. Deswegen kann ich verstehen, dass sie sagen, dann holen wir uns lieber so einen wie den Merz. Aber ich glaube, bei all dem Scheiß, den er redet, Und er ist halt auch ein Agitator und ist auch ein Populist. Und so weiter, und bei all dem Mist, den er verzapft, hat, Zumindest wenn es um die Tagespolitik geht, ist er einigermaßen stabil. Und Migrationspolitik verbocken tatsächlich gerade alle. Die Linke ist die einzige, die es gerade auf die Reihe kriegt, Was Migrationspolitik ist. Aber ja, das ist halt einfach so, weil das so ein Thema ist, mit dem man offensichtlich Emotionen catchen kann und den simplen Egoismus anspricht. Und Menschen können einfach nicht mit Zahlen umgehen und denken, Oh, mein Gott, 30.000 Flüchtlinge, Wir werden überrannt. Ja, wenn man keine Prozentrechnung kann. Ja,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Keine Ahnung, Da fällt mir halt das so ein.
Johannes Franke: Das ist halt der Trick, Du musst halt Leute, wenn du Leute schockieren willst, dann... Da handelst du mit absoluten Zahlen. Und wenn du leuten sagen willst, ja, alles nicht so schlimm, dann machst du halt Prozente.
Florian Bayer: Denkst du, Liza Minnelli, als Sie diese Rolle wollte, hat erwartet, Dass der Film so ist oder hat Sie erwartet, dass der Film eher wie das Musical ist?
Johannes Franke: Wenn ich mir die Interpretation von Ihr anschaue, Und Sie hat ja vieles davon mitgebracht. Und nicht nur der Regie überlassen, Dann hat sie schon erwartet, dass der Film eher das wird. Beziehungsweise am Set waren sie alle nicht so sicher. Sie haben alle nicht so ganz gewusst, worauf Sie sich einlassen. Und Liza Menninger hat auch später erzählt, dass sie tatsächlich alle am Set so einen Unsicherheitsfaktor hatten. Und dann für die Premiere des Films ein Nervenbündel waren, weil keiner wusste, was wird das jetzt? Wie reagieren die Leute darauf? Bob Fosse, Über den haben wir noch gar nicht geredet, Der Choreograf und Regisseur des Films. War ein wahnsinnig bekannter und begnadeter Choreograf, hat aber gerade vorher einen Film total in den Sand gesetzt. Beziehungsweise, Er hat, glaube ich nicht den Film ins Ganze gesetzt, sondern er hat einfach einen Film gemacht, den die Leute nicht gemocht haben. Ja, die Choreografien in dem Film sind, also, den er vorher gemacht hat, der gefloppt ist, Die sind so einflussreich gewesen für spätere Sachen von anderen Musical-Leuten und von Tanzchoreografen. Und so weiter. Also, der Film kann nicht so schlecht sein, Aber er war halt ein Flop. Und deswegen war er gerade auch jemand, den man nicht beauftragen wollte mit sowas. Und dann haben sie ihn doch beauftragt, weil er einfach wahnsinnig hart geworben hat, dafür. Er hat das mitbekommen, dass Sie das machen wollen. Und die wollen eigentlich Gene Kelly dafür haben. Und sie wollen eigentlich Billy Wilder dafür haben. Haben Sie nicht bekommen. Und dann hat er sich wirklich, er hat richtig gebettelt. Bitte Gib mir, ich muss das machen. Und dann haben andere Leute gesagt, ja, er ist einfach als Choreograf so gut. Und das ist absolut richtig, dass man das machen muss. Und wenn ich mir Money, Money, MONEY anschaue, Wahnsinnschoreografie. Es ist nicht der Balletttänzer, sondern es sind einfach die geilen kleinen Ideen. Und das war Bob Fosse, muss man dazu sagen. Er war nicht der allerbeste, Eleganteste Tänzer. Seine Physiognomie brachte das schon gar nicht so richtig her. Also zumindest jetzt auf riesigem, hohem Niveau. Und deswegen hat er sich auch so auf diese... Leicht komödiantische Art und Weise zu Tanzen spezialisiert. Und das kommt dem Film Total zugute. Ich liebe es. Also, wenn du ein Tanzfan bist, was du nicht so richtig bist, aber ich, Dann ist das hier auch wirklich ein absolutes Highlight. Bob Fosse ist der Wahnsinn, absolute Legende. Wirklich krass, krass,
Florian Bayer: krass gut. Er wollte ja wirklich auch einen Film machen, der wieder näher am Original ist und der gleichzeitig trotzdem diese Musical-Ideen hat. Und Ischerwood war auch nicht so glücklich mit dem, Was da passiert, ist, ne?
Johannes Franke: Nee. Also Ischerwood, der Autor der ursprünglichen Geschichten, ne?
Florian Bayer: Ja. Der war, also, ich glaube, Er hat über den Film nicht ganz so Krass hergezogen wie über das Musical. Das Musical hat er teilweise ziemlich runter gemacht. Aber auch hier war es am Schluss, dass er drauf geguckt hat und gesagt hat, nee. Nee.
Johannes Franke: Ja, der war einfach mit nichts zufrieden, was daraus geworden ist.
Florian Bayer: Vielleicht. Es ist halt auch schwierig. Ich meine, es ist halt auch so ein Stück. Autobiografie.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Und je nachdem, wie dann der Fokus verschoben wird. Und hier war der Fokus dann ja offensichtlich sehr stark, zum einen auf die Geschichte von Sally. Oder vor allem auch auf die Gefühlswelt von Sally. Und zum anderen auf das Nazi-Ding. Aber wie wir schon gesagt haben, Quantitativ ist das Nazi-Ding nicht groß. Und trotzdem, wenn man jetzt schaut, wie Leute heutzutage auf den Film reagieren, Alle reagieren darauf am stärksten.
Johannes Franke: Ja, natürlich.
Florian Bayer: Das ist das, was einfach hängen bleibt. Und wir reden hier von vielleicht 10 Minuten von einem 2-Stunden-Film. Lass es 15 Minuten sein. Das sind die 15 Minuten, die zählen und das sind die 15 Minuten, die einem wirklich Bauchschmerzen machen. Und mir ging es ähnlich wie dir. Ich habe den Film gesehen und ich saß am Schluss wirklich geplättet, da. Ich war echt fertig mit den Nerven.
Johannes Franke: Hast du ihn allein geguckt?
Florian Bayer: Ja. Ich hab ihn allein geguckt, das war ein großer Fehler.
Johannes Franke: Du hattest niemanden, der dich aufgefangen hätte. Nein,
Florian Bayer: nein. Ich wurde nicht getröstet.
Johannes Franke: Ach Gott. Shit. Hättest du Mal angerufen, Flo. Ja,
Florian Bayer: hätte ich machen sollen. Ich hab dich Verflucht in dem Moment, weil ich dachte, hey, von Johannes wieder ein klassisches Musical. Mit viel Spaß und viel Eskapismus und Willkommen, Willkommen im Kabarett. Ja, war nicht so geil.
Johannes Franke: Ach Gott. Die haben übrigens drei tolle Szenenbildner aus Deutschland auch engagiert. Die haben das ja auch in Westdeutschland gedreht. Teilweise in München im Studio Bavaria Studios.
Florian Bayer: Und sie hatten einige deutsche Schauspieler dabei. Fritz Weber haben wir schon gefragt.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Maximilian von Heune wurde gespielt von Helmut Krim, der vor allem im Theater unterwegs war. Und dann haben wir unter anderem noch Elisabeth Neumann, die die Fräulein Schneider spielt. Und Ralf Wolter, der den Herrn Ludwig spielt. Und dann noch ganz viele andere. Also, wir haben einige berühmte deutsche Namen dazwischen, und das macht viel von der Authentizität aus. Ja, ja.
Johannes Franke: Im Publikum sitzen ja auch ein Haufen. Statisten aus Deutschland.
Florian Bayer: Auch wenn Sie es bei den Kostümen und bei den Sets nicht so 100% treffen. Willst du nicht? Nee, ich finde jetzt nicht, dass es so... Aber es gibt wenige, die das treffen. Ich finde, es ist kein absolut glaubwürdiges Straßenbild von Berlin in der späten Weimarer Republik. Okay. Das Entscheidende ist halt, dass es sich sehr deutsch anfühlt.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Dass es sich anfühlt, als wären sie in Deutschland unterwegs. Ja. Und das macht unglaublich viel aus.
Johannes Franke: Wenn wir jetzt auch noch bei dem Look sind. Ich finde es toll, dass sie nicht auf dieses Queetsch-Bunte aus Singing in The Rain. Und so weiter gegangen sind, Sondern, dass es wirklich sehr viele erdige Farben sind. Das ganze Film ist total geerdet.
Florian Bayer: Und auch ein bisschen dreckig, ne?
Johannes Franke: Und sehr dreckig. Das finde ich... Bei dem, überhaupt in den Etablissements selbst, haben wir vorhin schon gesagt, Die Schauspielerinnen haben krasses, Schlechtes Make-up teilweise. Das blättert da teilweise schon ab und die Klamotten sind zu klein oder zu groß, teilweise und so. Es passt super. Ja, also sehr gut gemacht.
Florian Bayer: Es trifft auf jeden Fall sehr gut. Dieses auch so ein bisschen romantisierte und auch so ein bisschen mythische Bild vom Berlin der 20er Jahre, dass. Wir haben eben, dass alles ein bisschen Dekadent ist, Alles ein bisschen dreckig ist, ein bisschen verruchter. Ein bisschen amoralischer als weiter.
Johannes Franke: Und beim Dreh hat auch die Maskenbildnerin versucht, immer den Schweiß wegzuwischen. Und dann hat Bob Fosse gesagt, nein, der bleibt. Der Schweiß bleibt. Das gehört dazu. Das glaube ich nicht. Sehr, sehr gut. Und dann gibt es diese, am Anfang, das haben wir gar nicht gesagt, diese Tollen Otto-Dix-Bilder, Die sind dazwischen. Die haben ja wirklich diese Person da so drapiert, wie dieses. Krasse Bild. Einfach diese krassen Bilder aus der Zeit so einmal aufgegriffen und nachgebaut. Superschön.
Florian Bayer: Diese expressionistischen Vibes, die haben Sie immer mal wieder drin. Das ist wahrscheinlich auch das, was es am ehesten trifft, wenn wir uns diese bizarren Szenen angucken, diese Visionen, die Sie manchmal hat. Wo auch Bilder wirklich so Gefühle vermitteln und weniger konkret sind, mehr abstrakt. Das sind so diese expressionistischen Vibes, die immer so mitfließen. Und der Expressionismus. Hatte ja einfach auch eine große Auswirkung auf die Mentalität der Zeit, so diese Großstadtwahrnehmung und diese Wahrnehmung von sehr vielen, was auf einmal auf einen einstürzt.
Johannes Franke: Ja, voll. Sally Bowles kann im Original nicht gut singen. Warum kann Liza Minnelli so gut singen? Ist das ein Problem? Es wird schon klar, dass diese Figur eine tragische Figur ist, weil sie eben nicht erfolgreich ist. Im Kabarett.
Florian Bayer: Und tatsächlich ist sie eigentlich zu gut. Sie ist die ganze Zeit, auch ihre Bühnenpräsenz, Ihr Make-up, Ihr Kostüm, Es ist alles so ein bisschen drüber und ein bisschen zu gut. Für das, wo Sie sich bewegt. Ja, Punkt. Das ist so.
Johannes Franke: Dadurch wird das Ende nämlich auch gar nicht, also das Ende ist wahnsinnig. devastating, Aber es könnte noch schlimmer sein, wenn wir die ganze Zeit das Gefühl haben, Dass sie selbst in diesem Etablissement irgendwann rausgeworfen werden wird, weil sie nicht gut genug ist.
Florian Bayer: Nee, sie ist eigentlich zu gut, und Sie ist auch, Sie hat das Potenzial für so eine Erfolgsgeschichte, dass sie es dann halt doch irgendwie schafft. Das macht der Film natürlich nicht. Und jetzt ist es so müßig zu fragen, ob ihre Figur besser funktionieren würde, wenn sie weniger gut wäre.
Johannes Franke: Also es gibt Bühnenversionen, die nach dem Film entstanden sind. Wenn man sich auf YouTube ein bisschen durchklickt, findet man so kleine Aufnahmen von anderen Leuten, die das gespielt haben, von anderen Schauspielerinnen, die auch diese Gesangsnummern ganz anders machen. Die überhaupt nicht darauf achten, dass das gut klingt, obwohl es auch gute Sängerinnen sind, sondern teilweise richtig durchdrehen auf der Bühne. Und das richtig Rausbrüllen am Ende, dieses Kabarett, wo sie von der Elsie reden. Und sie dann sagt, nein, ich werde hier, Ich werde so sterben und das ist alles so. Und dann Dieses Life is a Cabaret richtig als Fanatisch, also richtig fanatisch. Quasi dann rausbrüllen.
Florian Bayer: Ich glaube, da muss man auch aufpassen, dass es nicht zu flach wird,
Johannes Franke: wenn man so ein paar Zeiten reinbringt. Und es gibt Leute, die sich über diesen Film beschweren. deswegen. Und ich denke immer wieder, nee, ich glaube, Liza Minnelli macht das sehr gut, weil sie genau diese, auf dem Essers Schneide, es ist nicht, wie du sagst, es könnte platt werden, dadurch, wenn man das zu fanatisch macht. Und hier, Sie versucht es, immer noch abzudecken und das Bild des fröhlichen Mädchens zu haben. Und dann nicht zu viel psychische Krankheit in den Hintergrund lauern zu lassen.
Florian Bayer: Ich glaube, Sie könnte Ihre Sally Bowles mit einem... Ein bisschen mehr Dilettantismus ausstatten. Ja. Und es ist unglaublich schwer für jemanden, der gut ist, zu spielen, was schlecht ist. Es ist, glaube ich, ich weiß es nicht, ich kann nicht gut singen, deswegen kann ich es nicht sagen, aber ich glaube, es ist unglaublich schwer, schlecht zu singen, wenn du gut singen kannst. Ja. Und es ist wahrscheinlich auch unglaublich schwer, eine etwas wackelige Bühnenpräsenz zu spielen, wenn Du so eine Präsenz hast. Ja,
Johannes Franke: ja, genau, genau.
Florian Bayer: Aber ich denke schon grundsätzlich, dass es der Rolle nicht geschadet hätte, wenn Sie Nicht, wenn Sie mehr Verzweiflung und mehr Drama reinlegt, sondern wenn Sie einfach ein bisschen schwächer ist. Weil wir sehen Sally auf der Bühne, und es ist eigentlich nicht die Sally, die keinen Erfolg hat. Und es ist nicht die Sally, die niemals ihren Traum verwirklichen wird. Dafür ist sie zu gut.
Johannes Franke: Dafür ist sie zu gut, ja. Aber das bringt den Film nicht zu. Fall. Nein. Aber nur als Gedankenexperiment, Was wäre, wenn...
Florian Bayer: Wenn ich Wünsche richten dürfte. An diesen Film, hätte ich gesagt, ich hätte mir ein bisschen mehr Leinwandzeit von Brian gewünscht. Ein bisschen mehr Blick für Bryons Gefühlswelt.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Bryan ist sehr der Supporting Act hier.
Johannes Franke: Ja, und sie wollten auch irgendwie diesen Situationen einfach haben, dass sie dann irgendwann sagen kann, ja, Screw Maximilian, Ich auch. Und dass das quasi eine Überraschung fürs Publikum ist oder so ein großer Revelation-Moment, dann kann man da nicht drauf hinarbeiten. Dann kann man ihm aber auch nicht genug Screentime geben, um eine Entwicklung zu machen als Figur. Und dann ist es halt schwierig. Und naja. Auch das... Bringt den Film nicht zur Fall, Aber es ist vielleicht eine Option gewesen, die man hätte noch mit reinbringen können.
Florian Bayer: Heißt der Berliner Kitkat Club so wegen diesem Film?
Johannes Franke: Gute Frage. Ich weiß es nicht. Keine Ahnung.
Florian Bayer: Warst du schon mal im Berliner Kitkat Club?
Johannes Franke: Ich war nicht zu den Zeiten da, in denen es der Kitkat Club ist, sondern in den Räumlichkeiten findet ja auch, was anderes statt.
Florian Bayer: Was ist da noch?
Johannes Franke: Einfach normale Disco. Okay.
Florian Bayer: Ich dachte, das wäre. Festetablissement und Party wären fest miteinander verbunden. Das heißt, du warst nicht auf einer Kingparty oder so?
Johannes Franke: Genau. Sondern auf einer ganz normalen, wo sie dann mal auch ordentlich durchgewischt haben. vorher. Oft man zumindest. Ich finde, es sollte auf Bühnen viel öfter Schlammcatchen geben. Schlammcatchen.
Florian Bayer: Die Szene, Die hat mich aber auch kalt erwischt. Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich wusste nicht, dass es in den frühen 70ern schon so eine ausgeprägte Schlammcatch-Ästhetik war. Ich verortete das immer so in die 80er und 90er als so Trash. Peak war.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Aber das ist einfach mal ein Legit. Schlammcatchen. Ich war zufrieden. Also so als Schlammwrestling-Konnoisseur kann ich sagen, das war gut. Für diese Zeit war das schon, Da waren einige sehr spannende Griffe dabei.
Johannes Franke: Ich hab nicht einen einzigen gesehen. Man sieht ja eigentlich nur ihn, oder? Also den MC. Gut, dann lass uns doch mal langsam Rüber zu unserer Top 3.
Florian Bayer: Gott sei Dank.
Johannes Franke: Unsere Top 3.
Florian Bayer: Top 3 und ganz unschuldig. Gott sei Dank. Du wolltest von mir gute Musical-Nummern haben.
Johannes Franke: Einfach nur Musik-Nummern.
Florian Bayer: Musik-Nummern.
Johannes Franke: Musical-Nummern müssen es nicht sein.
Florian Bayer: Das ist ja auch kein Musical, über das wir heute reden.
Johannes Franke: Ja, es ist ja auch kein Musical. Und dann jetzt habe ich es auch selber gesagt.
Florian Bayer: Ich habe auch zwei Filme, die kein Musical sind. Aber ein Musical musste ich reinbringen. Du wolltest eine Top 5, weil du gesagt, hast, es ist so viel.
Johannes Franke: Richtig, Wir machen eine Top 5, weil es einfach gibt. So viele Sachen, die ich liebe, die ich großartig finde. Und ich muss auch bei einer Top 5 schon viel zu viele Sachen wegschmeißen, die ich eigentlich gerne drin hätte.
Florian Bayer: Das ist das Fatale an diesen Top-Listen. Da muss gekürzt werden, radikal. Kill Your Darlings. Mein Platz 5. Komplett ohne Ironie. Let It Go.
Johannes Franke: Okay, ja,
Florian Bayer: klar. Was für ein fantastischer Song. Frozen, oder? Ja, Frozen. DER wunderbar... Die Gefühlswelt von Elsa und dieses erste Mal sich befreien, darstellt und der einfach einen schlechten Ruf hat, weil er totgenudelt wurde. Und alle Menschen, die Kinder haben, die irgendwann mal fünf Waren oder vier, Hassen diesen Song, weil sie ihn zu oft gehört haben. Ändert aber nichts daran, dass es ein fantastischer Song ist, der super in dem Film platziert ist und der einfach großartig funktioniert.
Johannes Franke: Okay. Hast du honorable Mentions? Die können wir am Ende vielleicht noch machen.
Florian Bayer: Können wir am Ende noch machen.
Johannes Franke: Ich habe auf Platz 5 suddenly Seymour Standing Beside me. Es gibt von, Es gibt den Little Shop of Horrors.
Florian Bayer: Ah, ja, okay. Das hat gerade gerädert in mir. Mach weiter.
Johannes Franke: Das war sehr süß, Dein Blick. Was meint der? Was tut er da? Jetzt singt er auch noch. Little Shop of Horrors, Ein ganz, ganz großartiges Musical. Ganz toll. Mit einer pflanze, fleischgelassenen Pflanze. Ich habe ihren Namen gerade vergessen.
Florian Bayer: Den solltest du mir mal geben.
Johannes Franke: Den muss ich dir auf jeden Fall geben. Der macht was.
Florian Bayer: Da geht am Schluss die Welt unter, Aber wir sind alle glücklich. Rick Moranis, ne? Ja,
Johannes Franke: genau, genau. Großartig. Okay, ja, suddenly Seymour, ganz toller Song.
Florian Bayer: Platz vier bei mir. It's just a jump to the left.
Johannes Franke: Das ist auf Platz vier?
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: So weit hinten?
Florian Bayer: Es gibt halt gute, du sagst selbst, es gibt gute Nummer. Denn time Warp. Und ich habe tatsächlich überlegt, es hätte auch der Transvestite-Song sein können. Ja. Aber doch. Auch TimeWarp ist einfach ein Klassiker, ist einfach ein großartiges Stück. Rocky Horror Picture Show Haben wir besprochen.
Johannes Franke: Auf Platz 4 habe ich Hamilton. Nicht das Stück, das kleine Stück, sondern das ganz große Stück. Der ganze Hamilton ist ja der Film.
Florian Bayer: Okay, wir haben ein Zwei-Stunden-Stück.
Johannes Franke: Wir haben ein Zwei-Stunden-Stück. Es gibt ja keine Stelle, wo Sie einfach nur... Sondern das ist ja ein ganz großes... Musikstück.
Florian Bayer: I'm not throwing away my shot. Großartig. Wir haben Anfang des Jahres drüber geredet. Eine total interessante Diskussion. Da sind wir auch sehr politisch geworden.
Johannes Franke: Sehr politisch geworden und auch sehr interessant, weil du andere Sichten auf die ganze Sache hattest. Und auf Hamilton und auch nicht so ganz zufrieden warst damit, dass sie Hamilton sehr heroisiert haben. Ich kann vielleicht auch einen Song dabei. raussingeln. I'm not throwing away. My shot ist natürlich großartig, aber ich muss you'll be back nehmen.
Florian Bayer: Den hast du auch wunderschön auf Ukulele gespielt für unsere Episode.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Hört Sie euch an. Schaut euch das Musical auch an. Gibt's auf Disney+.
Johannes Franke: Es ist großartig.
Florian Bayer: Mein Platz 3 und der wichtigste Ratschlag an alle SchauspielerInnen, AutorInnen, Regisseurinnen und so weiter, du wirst mir zustimmen, Bringen Sie zum Lachen. Ich hoffe, ich nehme damit nichts weg.
Johannes Franke: Mein Platz 3.
Florian Bayer: Ja. Schön, da sagt man was dazu. Ja.
Johannes Franke: Singing in the Rain.
Florian Bayer: Donald O'Connor. Wie geil ist das denn,
Johannes Franke: Floor? Ich liebe dich. Oh,
Florian Bayer: wie schön. Ja, sag, was dazu, nicht nur Klitschen.
Johannes Franke: Also, singing in the Rain. Großartiger Film über die Zeit des Übergangs, vom Stummfilm zur Tonfilmzeit. Und wie Schauspieler und Produktionsstudio strugglen damit und Schwierigkeiten haben. Und wie Schauspieler es nicht so richtig schaffen, in den Tonfilm hinüberzuwechseln. Mit Gene Kelly in der Hauptrolle und mit Debbie Reynolds, die ganz, ganz großartig ist. Und eben mit Donald O'Connor, der diesen Song performt. Make Him Laugh, Das ist eine, das ist halt. Der Comic relief der ganzen Geschichte. Und dann hat er einfach auch einen Comic Relief Song, in dem er einfach sagt, ja, du musst ja halt zum Lachen bringen. Das ist wichtig. Wir sind da gerade in einer Krise in dem Film und wissen nicht, was sie machen sollen. Mit ihrem neuen Film. Und der ist irgendwie ein Flop, wenn sie ihn nicht ändern. Und zwar zu einem Musical. Und er sagt dann, ach, bringen Sie ihn zum Lachen und alles wird gut.
Florian Bayer: Und es ist ein Song, der nicht nur wundervoll gesungen ist, sondern auch eine großartige Tanzperformance mit teilweise irren Bewegungen. Und du denkst so, was tut der Mensch seinem Körper an, wenn er Wände hochläuft? Und wie schafft er es, sich so auf den Boden zu drehen?
Johannes Franke: Ja, ja, ja, großartig.
Florian Bayer: Tausende, Anatomen und Physiker haben sich diese Szene angeschaut, wie er sich auf den Boden treten, dabei die Beine bewegten und gesagt hat, Nee, das geht nicht. Das ist nicht möglich. In unserer Welt, In unserer physikalischen Welt ist diese Bewegung nicht möglich. So auf dem Boden zu liegen und sich zu drehen und gleichzeitig, so die Beine, zu bewegen.
Johannes Franke: Gott sei dank, ist es ein Film. Da geht das. Und ich würde vielleicht einfach auf Platz 3 stattdessen Moses Supposes aus dem gleichen Film nehmen. Ah,
Florian Bayer: ja, ja, ja. Die Sprachübungen sind das, oder?
Johannes Franke: Die Sprachübungen, genau. Also, sie wollen ja für den Tonfilm trainieren, damit Sie endlich auch einen erfolgreichen Tonfilm machen als Produktionsstudio. Und die Schauspieler müssen dann halt Unterricht nehmen. Und dann gibt es eben einen Typen, der anhand von Zungenbrechern. beibringt, Wie das geht. Und dann gibt es einen Zungenbrecher, Der heißt Moses, Supposes, Histoses, Roses und so weiter und so fort. Und dann machen die da einen Song draus und verarschen den Lehrer. Und es ist ganz großartig. Vor allem aber nicht nur, weil der Song gut ist, sondern weil die Tanznummer dazu wahnsinnig gut ist.
Florian Bayer: Richtig krass. Ich bin durch mit den Musicals jetzt. Bei mir kommen zwei Filme, die keine Musicals sind. Auf Platz zwei in Dreams von Roy Orbison, Lip Sync von Dean Stockwell in dem Film Blue Velvet von David Lynch. Wir haben vorhin über den David Lynch Film gesprochen. In Blue Velvet, Blue Velvet ist so sein erster großer Erfolg, wo er als eigenständiger Regisseur wahrgenommen wurde. Und zählt die Geschichte von einem Psychopathen, der ein Kind entführt hat, um eine Frau, sich gefügig zu machen. Und ein junger Mann, der da irgendwie reingerät. Und dann fährt der Psychopath, gespielt von Dennis Hopper, mit diesem jungen Mann, der da reingeraten, ist, zu so einer Art Drogendealer. Schrägstrich zuhält er und sagt zu ihm, du musst für mich jetzt Candy Collard clown machen.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Und dann macht der Musik und legt Roy Orbison auf und singt in eine Lampe rein zu diesem Song. Okay. Und es ist total verstörend. Das ist David Lynch. Tolle Szene.
Johannes Franke: Ja. Was sonst finde ich verstörend. Platz 2 habe ich hakuna Matata.
Florian Bayer: Ich hatte auch überlegt.
Johannes Franke: Ja. Es ist so toll. Der beste Song, den man als Kind sich wünschen kann für diesen Film. Vergiss alle anderen Songs aus diesem Film, die auch alle großartig sind, aber hakuna Matata, Man singt den selbst als Erwachsenen immer wieder.
Florian Bayer: Und jetzt Stell dir vor, wie Timon und Pumba, hakuna Matata singen. Und während sie singen, gehen Sie an Nazis vorbei, die gerade eben verprügeln auf der Straße.
Johannes Franke: Und nicht alles kaputt. Oh nein. Das kenn ich jetzt noch nicht mehr. Das ist die Philosophie. Oh Gott. Okay.
Florian Bayer: Mein Platz 1. Wise up von Amy Mann in dem Film Magnolia. It's not gonna stop. Und alle singen das. Im Zentrum des Films Eine ewig lange Szene, wo der gesamte Song gespielt wird. Und die Kamera fährt so an allen Protagonisten von diesem riesigen Ensemble-Drama vorbei. Und sie singen das alle. Krass. So Kurz an.
Johannes Franke: Ich erinnere mich gar nicht so richtig.
Florian Bayer: Es ist eine fantastische Szene und es ist eine Gänsehautszene. Und sie ist auch ein bisschen cheesy, Weil große Emotionen dann in diesem Moment sind. Total schön.
Johannes Franke: Wir haben auch diesen Film besprochen, ABER ganz, ganz, ganz am Anfang unserer Filmpodcast-Karriere. Ja. Das ist lange her. Ja, ein oder zwei Filme davon sollten wir vielleicht nochmal als Rewatch machen. Glaube ich auch. Das Gefühl, dass wir damals noch nicht so tief in der Materie drin waren. Okay, ich hab auf Platz 1, trommelwirbel Sweet transvestite Ah,
Florian Bayer: ja, I'm just a sweet transvestite. Das ist ein geiler Song und eigentlich gehören auch der TimeWarp und dieser Song zusammen ein bisschen direkt nacheinander. Und das ist der Moment, wo du merkst, Oh wow, krass, du bist total gehypt. Das ist einfach das Aufregendste,
Johannes Franke: was du je in deinem Leben gesehen hast. Vielleicht das beste Musical der Welt, jemals der ganzen Filmgeschichte, war es wirklich großartig. Und wir nehmen dieses Musical hier, was wir gerade besprechen, Cabaret, natürlich raus, weil es ja kein Musical ist. Scheiße, Jetzt habe ich es auch gesagt.
Florian Bayer: Und damit zurück zum Fazit. Zurück zum Film und zum Fazit.
Johannes Franke: Das war unsere Top 3. Und zum Fazit. Zum Fazit? Wir müssen schon so weit. Ich habe noch drei Seiten mit irgendwie vollgeschriebenem Text, was ich noch alles sagen will. Nee. Aber wir haben nicht... Was ist deine? Lieblingsmusiknummer? Was hältst du überhaupt von den Musiknummern? Du hast gesagt, man kann sie rausnehmen. Aber jetzt losgelöst vom Film. Wie findest du die Musiknummern? Okay.
Florian Bayer: Okay? Ja.
Johannes Franke: Wie jetzt okay?
Florian Bayer: Ich finde, es ist tatsächlich nicht so, It's not my cup of tea. Krass. Ich finde einige Nummern eher total wirklich rausnehmbar, zum Beispiel Money.
Johannes Franke: Der ist so großartig.
Florian Bayer: Ich finde den großen Liza Minnellis Song, you Have To Understand Who I Am, Mein Herr, der ist stark. Aber ich finde, die Songs sind nicht das, was den Film ausmacht. Und ich finde die Idee gerade, ich bin total verliebt in die Idee, die du gerade gepitcht hast, die offensichtlich fossi auch gepitcht hat, Einfach, die Musiknummern kurz anzuspielen und dann zu was anderem überzugehen. Nee,
Johannes Franke: gar nicht. Oh, ist das gemein. Ich glaube, das ist das Schlimmste, was du in diesem Podcast hier gesagt. hast. Oh, puh. Uiuiui. Jetzt muss ich kurz von mich erholen. Was hältst Du von... Two Ladies.
Florian Bayer: Ist okay. Aber auch hier muss mir nicht erzählt werden, dass jetzt gerade drei Leute miteinander Sex haben. Was ist das?
Johannes Franke: Ja, das ist so. Das ist natürlich ein Lückenfüller.
Florian Bayer: Das Geile ist ja, um damit mein Fazit vorwegzunehmen, das ist tatsächlich so, Reverse-Kritik von Hamilton. Bei Hamilton habe ich gesagt, das war unfassbar gut, musikalisch.
Johannes Franke: Ja, okay.
Florian Bayer: Das war stark. Das war richtig gut. Aber inhaltlich, Ich habe da so ein paar Anmerkungen. Und jetzt, hier würde ich sagen, inhaltlich unglaublich stark. Ja. Die Art, wie er diesen subtilen Aufstieg des Nationalsozialismus und der Ignoranz Drumherum erzählt. Wirklich ein Film, der nahe geht, der mich nicht nur emotional packt, sondern auch intellektuell.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Aber musikalisch, so.
Johannes Franke: Das traurig gerade. Ist das dein Fazit jetzt?
Florian Bayer: Das klingt so niederschmetternd, Das Fazit. Dieser Film hat mich wirklich bewegt. Dieser Film hat mich wirklich hart getroffen. Dieser Film hat wirklich wehgetan. Und ich finde... Das ist total wichtig, dass Filme einen bewegen. Und das hat er definitiv geschafft. Ich müsste tatsächlich jetzt doch einige Episoden zurückgehen, um zu gucken, welcher Film mich emotional so bewegt hat wie dieser, den wir als Letztes besprochen haben. Und dann würde ich wahrscheinlich irgendwo im letzten Jahr landen. Und sagen, ja, Da ist noch ein Film, der mich auch so emotional bewegt. Er hat mich richtig stark emotional bewegt. Und wenn das ein Film kann, dann ist das für mich ein Grund genug, um zu sagen, ja, den sollte man auf jeden Fall sehen. Also, das war, Er hat einen großen Impact hinterlassen. Und es hängt natürlich auch mit dem Kontext zusammen, in dem ich diesen Film gesehen habe. Und wir haben jetzt ganz lange drüber geredet, über die Zeiten, in denen wir sind. Das spielt auch eine Rolle, aber genau deswegen ist dieser Film auch wichtig. Weil ich glaube, das sollten noch mehr Menschen sehen.
Johannes Franke: Ja, ja, deswegen. Es ist so, dass dieser Film mit seinen 10% Nazis natürlich ein riesiges Loch in einem klaffend aufmacht. Und so ein bisschen überschattet, dass der Film sonst zwischendurch wahnsinnig viel Spaß macht. Es ist ja doch tatsächlich, wenn man zwischendurch vergisst, dass da gerade nebenan Leute ermordet werden, hat man Spaß. Aber der Spaß bleibt einem Halt im Halse stecken, sobald man wieder sieht, dass da ja die ganze Zeit diese Leiche liegt. Und es tut echt weh. Und ich habe den Spaß vor allem eben in den Nummern. Und du hast den Spaß intrinsisch nicht, weil du einfach darauf nicht stehst. Ich bin da halt total drin und ich bin in Awe. Also wirklich in absoluter Begeisterung. Und Staune über Bob Fosseys Können, Was Choreografie und Inszenierung der Kabarettnummern betrifft. Und das bist halt du nicht. Aber das macht es für mich umso härter, dann in die Nazi-Geschichte wieder reinzugehen. Und das so hart gegeneinander geschnitten zu haben. Diesen MC, der da manisch grinst. Und dann haben wir die Nazis dagegen geschnitten. Es ist inszenatorisch ein absolutes Meisterwerk. Ich glaube, dass dieser Film für mich gerade auf die... Top 5 meiner Filme. Ui, krass. Also, ich habe mir den angeschaut und war so fertig, dass ich gedacht habe, ich muss jedem wieder diesen Film zeigen. Und jedem, der es nicht wissen will, sagen, guck Dir diesen Film an. Egal, ob du willst oder nicht. Es ist wahnsinnig wichtig. Dieser Film ist wahnsinnig wichtig. Gerade für heute ist er wahnsinnig wichtig. Es war ja damals auch schon, aber gerade heute müssen wir auch immer nach Amerika gucken. Wir haben das alles durchgekaut. Guckt Euch diesen Film an. Es ist wahnsinnig gut.
Florian Bayer: Kann ich auch nicht mehr dazu sagen. Danke, dass du mir gegeben hast. Ich werde diesen Film, dieses Filmerlebnis noch eine ganze Zeit lang mit mir rumtragen.
Johannes Franke: Ja, ich auch. Schreibt uns irgendwie, gebt uns vielleicht Feedback, auch, wie euch dieser Film, Ob er euch getroffen hat, so wie uns oder ob ihr da was anderes drin seht. Man liest immer mal wieder, dass Leute das so als sehr lustigen Film sehen, was ich nicht so richtig nachvollziehen kann. Auch wenn ich zwischendurch Spaß habe, wie schon gesagt. ABER Aber... Viele Reden über den Song Cabaret, zum Beispiel eben als den Partysong. Und man denkt dann sich, ja, aber es tut schon ganz schön weh.
Florian Bayer: Ignoriert kurz, dass die Welt untergeht.
Johannes Franke: Ja, also, es ist, ja. Danke dir. Danke dir.
Florian Bayer: Danke,
Johannes Franke: dass ich dich gesehen habe. Ja,
Florian Bayer: voll. Das war auf jeden Fall, ja, es war ein Erlebnis. Das war heute eher so eine Therapierunde, auch ein bisschen.
Johannes Franke: Habe ich auch das Gefühl. Mal gucken.
Florian Bayer: Wenn Ihr Wissen wollt, was wir nächste Woche machen, Und ich glaube, ich gebe Johannes für nächste Woche keinen Therapiefilm auf, bleibt noch kurz dran. Ansonsten euch vielen Dank fürs Zuhören. Egal, ob ihr zum ersten Mal hört oder schon seit 200 Episoden. Ich wünsche euch, dass ihr euer bestes Leben lebt. Und dass ihr vielleicht auch von diesem Film und vielleicht auch von diesem Gespräch ein bisschen was mitnehmt.
Johannes Franke: Ja, tanzt auf dem Vulkan, aber ignoriert es eben nicht, was da draußen passiert. Vielleicht ist es das.
Florian Bayer: Vielleicht ist es das, ja.
Johannes Franke: Okay, danke. und... Wir sehen uns oder hören uns nächste Woche wieder. Bis dahin. Das hat mich echt angestrengt, Das Gespräch. Ja,
Florian Bayer: war voll.
Johannes Franke: Ich hoffe,
Florian Bayer: du hast die Stille noch ein bisschen gelassen.
Johannes Franke: Ja, die Hälfte wird abgeschaltet haben.
Florian Bayer: Es war tatsächlich so, Wir machen immer zwei Aufnahmen. Jetzt setzen wir gerade wieder an für die Ankündigung für nächste Woche. Aber Johannes hat gerade Stopp gedrückt, nachdem das Gespräch der Episode vorbei war. Und wir haben uns einfach nur angeschwiegen. Und es waren bestimmt so. 5, 3, 5 Sekunden. Es hat sich lange angefühlt. Es war auf jeden Fall aber auch so ein... Genau, so ein Uffschweigen. Und dann meinte ich auch, Johannes, mach stille hintendran. Wenn du das Ding schneidest, lass die Stille. Weil ich glaube, die braucht man auch nach dem Film. Und die Stille macht man das ja auch echt gut.
Johannes Franke: Ja, ja.
Florian Bayer: Ich halte es kurz. Ich gebe dir nächste Woche einen Film und ich bin sauer auf dich, dass du ihn mir nicht gegeben hast, weil ich habe ihn noch nicht gesehen, Jetzt Stand, wo ich ihn dir gebe. Was? Aber es ist ein Johannes-Film.
Johannes Franke: Woher willst du das denn wissen, wenn du den Film nicht gesehen hast?
Florian Bayer: Ich habe von diesem Film gehört, dass dieser Film existiert, und ich dachte, wow, Das klingt total interessant und originell. Und dann habe ich ganz kurz reingeguckt und dachte, okay, Das sieht aus, als ob es ein Johannes-Film sein könnte. Und es sieht aus wie was, was wirklich originell ist. Okay. EIN Indie-Darling, Indie-Comedy-Darling, Hundreds of Beavers.
Johannes Franke: Der ist aktuell?
Florian Bayer: Der ist ganz aktuell.
Johannes Franke: Der ist neu?
Florian Bayer: Der läuft jetzt im Kino.
Johannes Franke: Du gibst mir was Neues?
Florian Bayer: Ich geb dir, was Neues und ich geb. Dir was, was irgendwie. Slapstick-Stummfilm-Whatever ist.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Also offensichtlich so ein mit geringem Budget inszenierter Film, der sich von der Ästhetik zum einen orientiert. An traditionellen Stummfilmen und zum anderen an Looney, Tunes oder wie auch immer, an Cartoons, aber Realfilmen. Okay. Und keine Ahnung, Ich bin sehr gespannt drauf. Ich habe ihn nicht gesehen, aber ich will ihn sehen, weil es wirklich originell aussieht.
Johannes Franke: Ich habe ihn halt auch noch nicht gesehen, deswegen konnte ich ihn dir auch noch nicht empfehlen. Ich habe keine Ahnung. Ja,
Florian Bayer: dann lass uns doch mal zusammen, gucken.
Johannes Franke: Ich bin gespannt. Okay, Hundreds of Beavers. Ja, ich habe die Vorschau im Kino gesehen und war auch so ein bisschen so, hm, was könnte das sein? Na gut, bis dann. Bis dahin, ciao. Ciao.