Episode 228: Wim Wenders‘ Perfect Days – Poesie des Alltags
Hirayami ist so etwas wie ein analoges Fossil in einer digitalisierten Welt. Jeden Morgen noch vor Sonnenaufgang fährt er mit seinem Bully los, um die schicken öffentlichen Klos des Tokio Toilet Projects zu reinigen. Er hört klassische Rock & Roll Musik auf seinem Kassettenplayer, knipst Fotos von Bäumen mit einer einfachen Analogkamera und liest Patricia Highsmith und Aya Kōda. Er ist bei seiner Arbeit pflichtbewusst, meistens schweigsam und verkehrt immer in den gleichen Restaurants und Bars. Aufgebrochen wird sein routinierter Alltag von verschiedenen Begegnungen:
Da ist zum Beispiel die Hostesse Aya, die Hirayamis lauten Kollegen Takashi datet und bei einer Fahrt mit seinem Bully in die Musik von Patti Smith verliebt. Da ist ein anonymer Toilettenbenutzer, mit dem Hirayami Fern-Tic-Tac-Toe spielt. Da ist der Obdachlose, der gerne Bäume in Park umarmt. Da ist die Bar-Besitzerin, die auf wundervolle Weise “The House of the Rising Sun” in einer japanischen Variante singt. Und da ist Niko, Hirayamis junge – lange nicht gesehene – Nichte, die plötzlich unerwartet vor seiner Tür steht.
Hirayamis Alltag ist einfach, ohne große Dramen, ohne große Abwechslung. Und doch erlebt er in den Wochen, von denen Wim Wenders’ Film aus dem Jahr 2023 erzählt, die titelgebenden Perfect Days. Johannes, als ausgesprochener Fan von Heldengeschichten, Konflikten und Charakterentwicklungen… war dir das zu wenig?
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 228: Wim Wenders‘ Perfect Days – Poesie des Alltags Publishing Date: 2025-05-14T08:10:16+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2025/05/14/episode-228-wim-wenders-perfect-days-poesie-des-alltags/
Johannes Franke: Wenn das Wusste von den Toiletten nichts.
Florian Bayer: Nein,
Johannes Franke: natürlich nicht. Er hat irgendwann einfach einen Brief aus Tokio bekommen. Kannst Du dich bitte um unsere Toiletten kümmern? Die besten Ideen kommen mir aufs Klo. Wie ist das bei dir, Soploa? Sorry.
Florian Bayer: Was für ein Einstieg. Warum?
Johannes Franke: Ich wollte Melli ärgern.
Florian Bayer: Melli hat uns nicht nur geschrieben mit einem Filmwunsch, den wir heute erfüllen werden, Sondern sie hat uns auch eine Sprachnachricht geschickt.
Johannes Franke: Und damit ihr alle schön neidisch gemacht werdet, erst mal Kurz erklärt, was wir hier überhaupt tun. Wir sind Plur und Johannes, und wir unterhalten uns jede Woche über einen anderen Film. Und normalerweise geben wir uns gegenseitig Hausaufgaben auf.
Florian Bayer: Rein nach dem Motto, Den Film musst du unbedingt sehen.
Johannes Franke: Genau. Und diesmal und auch ein paar Mal schon bisher, Weil wir ja euch immer anhalten, uns Filmempfehlungen zu geben, hat uns jemand anders, einen Film zugeworfen. Und zwar Melli aus
Florian Bayer: München. Eine OG-Stammzuschauerin. Ja. Zuhörerin, die seit wirklich frühen Tagen dabei ist.
Johannes Franke: Eigentlich seit Episode 1. Ja. Es ist großartig. Melli, Schöne Grüße. Ja,
Florian Bayer: liebe Grüße Melli.
Johannes Franke: Vielen Dank für diesen wundervollen Wunsch, den du uns entgegengeworfen hast. Und du hast uns nicht nur einen Wunsch entgegengeworfen, sondern du hast uns auch eine Sprachnachricht geschickt, Weil ich gesagt habe, schick uns eine Sprachnachricht. Warum du uns diesen Film empfiehlst? Und das hören wir uns jetzt einmal gemeinsam an, würde ich sagen.
Melli: Einen wunderschönen, guten Morgen und einen schönen Sonntag wünsche ich dir, lieber Johannes. Und dasselbe wünsche ich natürlich auch Flo. Ich komme fast täglich an einem ganz kleinen Kino vorbei. Das ist so ein kleines, privates. Ich kann nicht sagen, aus welchem Jahr das stammt, aber ES gibt... Zwei kleine einzelne Kinos sehen. Ich glaube, Mehr als 50 Personen passen in den großen Raum nicht rein. Es sieht auch noch aus wie original. Alles ist holzvertefelt. Die Sitze sind aus Samt. Ich liebe den Saal einfach richtig, richtig gern. Da komme ich immer daran vorbei. Und dann gucke ich immer, was die so für Filme haben. Und bei dem Filmplakat bin ich irgendwie aufmerksam geworden. Das hat mich irgendwie interessiert. Dann habe ich das durchgelesen und fand das irgendwie spannend. Habe ich überlegt, wer könnte die richtige Person dafür sein? Habe meine Liebe Freundin Rosina dann gefragt, ob Sie mich nicht begleiten möchte. Die kennst du ja auch. Und dann sind wir da dahin. Und dann war das einfach eines der tollsten Erlebnisse überhaupt, weil der Film einfach so wundervoll war. Und da kommen wir gleich zum nächsten Mal rum. Ist ja für mich so toll. Ich kann gar nicht sagen, was das alles war, aber diese Kombinationen. Es war so ruhig und so slow. Und ich mag es so. Das Gegenteil von dem Film wäre Moulin Rouge, so laut und so bunt und so unfassbar. Viele Schnitte und viel geredet und viel gesungen. Der ist einfach so langsam und so ruhig, und du kannst den Film riechen, Die Gegenstände und den Raum, in dem er sich bewegt. Und ich liebe einfach alles daran. Das hat mich so runtergebracht und hat mich so in dieses Gefühl reinversetzt. Ich fand das einfach ganz fantastisch. Hat er uns so nachträglich beeinflusst. Wir sind danach noch in eine whiskybar gegangen, haben bestimmt drei Stunden nur über den Film noch geredet, Welche Szenen wir toll fanden, welche Szenen wir gut inszeniert, fanden. Und auch hat mich der Film bis heute eigentlich immer wieder gedanklich begleitet. Die nächsten Tage sehr intensiv, dass ich mir den immer wieder ins Gedächtnis gerufen habe, um dieses tolle Gefühl und diese tollen Bilder zu haben, in meinem Gefühl. Und auch... Beeinflusst hat im Sinne von, dass ich mehr Bücher lese, dass ich mich mehr darauf fokussiere, Was im Leben brauche ich wirklich und was ist alles, Davon kann ich eigentlich weglassen. Und was ich auch so toll fand an dem Film, dass der Film viel erzählt, ohne es so direkt zu erzählen. Und man sich viel darüber gedanken macht, Warum hat er sich wohl dafür entschieden? Und so weiter. Also das fand ich einfach ganz, ganz, ganz, ganz toll. Und was ich super interessant fand, da kämen wir zur Frage Nummer drei. Warum sollt Ihr darüber reden oder was ich mir wünschen würde? Ja, einfach das, wie ihr das Gefühl hattet, ob Ihr da auch dieses tolle Gefühl von hattet, Ob euch das auch so begleitet hat und beziehungsweise, ob ihr auch euch darüber Gedanken gemacht habt, was man im Leben irgendwie an der Selbstständigkeit wirklich braucht, was euch wirklich ausmacht und glücklich macht. Das hat es irgendwie gehabt. Er hat es auf dieses Wesentliche reduziert. Musik hören, Bücher lesen, in den Park, gehen. Das fand ich irgendwie ganz toll. Da könnte man gerne drüber reden. Was ich toll fände, oder worauf ihr noch eingehen könntet, Ich fand es interessant für mich, Am Ende des Filmes habe ich geweint. Aber nicht, weil es irgendwie super, lustig oder super schön oder super traurig war oder so. Aber irgendwie, das hat mich so emotional. So ergriffen, dieses Ende, dass ich da echt richtig geweint habe. Ich weiß, ich kann es gar nicht richtig in Worte fassen. Es wäre interessant, zu wissen, ob es euch auch so ging. Es sind jetzt leider ein bisschen mehr als vier Minuten gewesen, Aber ich habe mich versucht, es sogar kurz zu halten. Und ich freue mich sehr, wenn die Folge rauskommt. Und nochmal vielen, vielen, vielen Dank für Euren Tollen Podcast. Ich höre ihn einfach. super, super gern. Also danke nochmal dafür und Bitte macht weiter.
Florian Bayer: Vielen Dank, Melli.
Johannes Franke: Vielen Dank, auch viel schön. Ein bisschen Bauchgepinsel. Aber vor allem auch viel Interessantes über den Film. Natürlich Gedanken, die ich sofort wiedererkenne. Du auch, oder? Ja. Also auch die Reduzierung, Was braucht es in meinem Leben, Was Sie sagt. Darüber denkt man echt viel im Film nach.
Florian Bayer: Ja, der ganze Film ist natürlich auch ein Feiern der einfachen Dinge, der schlichten Dinge. Und vor allem des Leisen Glücks, des Bescheidenen und des zurückgezogenen Glücks, das dafür dann aber umso gewaltiger sein kann.
Johannes Franke: Ja, also vielleicht? Und wir werden vielleicht auch darüber reden müssen, In welchem sozialen Umfeld er eingebettet ist und so und was das für Implikationen haben könnte, die der Film vielleicht auch ignoriert. Aber insgesamt eine einzige Meditation habe ich das Gefühl.
Florian Bayer: Perfect Days von Wim Wenders aus dem Jahr 2023. Und darum geht es. Hiranyama ist so etwas wie ein analoges Fossil in einer digitalisierten Welt. Jeden Morgen noch vor Sonnenaufgang, fährt er mit seinem Bulli los, um die schicken öffentlichen Klos des Tokyo Toilet Projects zu reinigen. Er hört klassischen Rock'n'Roll auf seinem Kassettenplayer, knipst Fotos von Bäumen mit einer einfachen Analogkamera und Liest. Patricia Highsmith und Aya Koda. Er ist bei seiner Arbeit pflichtbewusst. Meistens schweigsam und verkehrt immer in den gleichen Restaurants und Bars. Aufgebrochen wird sein routinierter Alltag von verschiedenen Begegnungen. Da ist zum Beispiel die Hostess Aya, die Hirayamis, lauten Kollegen. Takashi Datet und bei einer Fahrt mit seinem Bulli in die Musik von Patti Smith verliebt. Da ist ein anonymer Toilettenbenutzer, mit dem Hirayami. Fern-Tic-Tac-Toe spielt. Da ist der Obdachlose, der gerne Bäume im Park umarmt. Da ist die Barbesitzerin, Die auf wundervolle Weise The House of the Rising Sun in einer japanischen Variante singt. Und da ist Nico, Hirayamis junge, lange nicht gesehene Nichte, die plötzlich unerwartet. Vor seiner Tür steht. Hirayamis Alltag ist einfach, ohne große Dramen, ohne große Abwechslung. Und doch erlebt er in den Wochen, von denen Wim Wenders Film aus dem Jahr 2023 erzählt, Die titelgebenden Perfect Days. Johannes, als ausgesprochener Fan von Heldengeschichten. Konflikt.
Johannes Franke: Charakten. Ach, du kannst mir ein Puppen machen.
Florian Bayer: Und Charakterentwicklungen. War Dir das zu wenig?
Johannes Franke: Du bist gemein.
Florian Bayer: Aber legen wir es doch mal auf den Tisch. Ich höre von dir sehr oft gepredigt, wie wichtig es ist, dass es in einem Film Konflikte gibt, dass es Entwicklungen gibt, dass es Drama gibt. Und dieser Film hat nichts davon.
Johannes Franke: Es ist ja auch gar nicht so, dass ich das unbedingt überall brauche. Und dass ich das so oft in unseren Gesprächen unterbringe, wie du das immer glauben machen möchtest. Du versuchst ja bloß uns als Schwarz und weiß, als Yin und Yang dieser Filmgesellschaft irgendwie zu machen. So wichtig. Aber das stimmt ja nicht. Ich finde, dass dieser Film vollkommen ohne Heldenreise auskommt, und das ist auch gut, so.
Florian Bayer: Was für ein schöner, kleiner Film. Was für ein Filmjuwel. Und ich habe es letzte Woche schon mal kurz gesagt, Oh spannend, Wim Wenders, Ich bin nicht der größte Wim Wenders Fan.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Wim Wenders ist mir oft zu trocken, manchmal auch tatsächlich zu tröge. Gerade so seine früheren Filme.
Johannes Franke: Ja, okay. Aber dann hast du aufgehört und hast keine mehr gesehen von ihm. Nee,
Florian Bayer: das stimmt nicht. Ich habe tatsächlich auch, ich habe den Film, den er vor diesem hier gemacht hat, habe ich auch gesehen und fand den auch so, so lala. Ich glaube, ich habe hier meinen Lieblings. Wim Wenders Film gefunden.
Johannes Franke: Oh, schön. Ja, vielleicht wirklich. Ich müsste nochmal Himmel über Berlin gucken, Aber der hier ist wirklich, wirklich toll.
Florian Bayer: Und es ist wirklich ein Film, in dem wenig passiert. Es gibt immer wieder diese Momente, wo man das Gefühl hat, ja, jetzt könnte Drama passieren, Jetzt könnte es melodramatisch werden, Jetzt könnte es sentimental werden. Und der Film schafft es zum einen durch eine sehr authentische Alltäglichkeit. Und zum anderen auch einfach durch ein Bewusstsein für das Schlichte, da dann immer drum herum zu fahren. Das Drama bricht nie aus und das Drama... Baut sich noch nicht mal groß auf, sondern es sind Dinge, Es sind Geschehnisse, die das Potenzial haben, die dann einfach geschehen. Und dann wächst. Also gerade so dieses Zentrale, dass Nico, die Nichte von, Oh Gott, Ich sage den Namen die ganze Zeit falsch, Hirayama, Ich versuche es, ich gebe mir wirklich Mühe, dass die auftaucht, Das hat so viel Potenzial. Ja, ganz viel aufzuwühlen und so weiter. Und dann bleibt es aber bei dieser ganz einfachen, schlichten Begegnung. Und wir erfahren ein bisschen, was über ihn und haben so einen vorsichtigen Blick in seine Vergangenheit. Aber eigentlich ist es auch egal, weil das, was zählt, ist, Und das wird in dem schönsten Zitat des Films gesagt, Now is now and next time is next time.
Johannes Franke: Ja, Total gut, oder? Also gerade auch diese Stelle. Und sie da auch ganz unaufgeregt, das nochmal für sich wiederholt. Und sagt, ja, okay, dann... Nehme ich das jetzt so an. Die singen das ja auch da so fast schon mit dem Rad davon radelnd in den Sonnenuntergang quasi.
Florian Bayer: Als gemeinsames Erlebnis.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Was ich wirklich spannend finde, weil das ist sowas, Was nicht nur Hollywood, sondern auch Arthouse grundsätzlich drauf hat, bei Filmen, Routine zu erzählen und Routine extrem negativ zu bewerten. Das heißt, du hast die klassische Geschichte, dass ein routinierter Alltag erzählt wird. Und dieser routinierter Alltag ist furchtbar. deprimierend. Diese Redundanz, dass immer wieder das Gleiche passiert. Und dann gibt es wie auch immer entweder eine Tragödie oder eine Komödie, die das aufbricht. Und alle sitzen da und denken, Gott sei. Dank, wurde der Protagonist aus diesem Alltag rausgeholt.
Johannes Franke: Ich glaube, dass wir hier in dem großen Konflikt zwischen Ambitionen und Glücklichsein in Routinen sind, weil ich glaube, dass der westliche Kinogänger immer Geschichten bekommt. Von Leuten, Die Ambitionen nach, was höherem und nach mehr haben. Während das hier, Und da würde ich auch sagen, das wird Ambitionen zu weniger, passt nicht. Also Ambitionen, Du kannst keine Ambitionen für weniger haben, sondern es ist einfach...
Florian Bayer: Paradoxon.
Johannes Franke: Ja, würde ich jetzt mal in den Raum werfen. Diese Reduktion und dieses Zufriedensein, Das ist auch in einem amerikanischen Film fast schon undenkbar. Also natürlich nicht gänzlich undenkbar. Und natürlich gibt es auch Leute, die sich darauf stürzen und das gerne sehen. Aber dass dieser Film aus dem japanischen Raum kommt, ist nun nicht verwunderlich. Und dass es ausgerechnet Wim Wenders ist, der den macht.
Florian Bayer: Wir haben hier keinen japanischen Regisseur von uns, sondern sowas wie den Klobetrotter des neuen deutschen Films. Wir sind wieder beim neuen deutschen Film, ist das nicht fantastisch?
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Einer derer, die eher so aus der zweiten Garde kommen.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: So mit Herzog und Fassbinder, als das Ganze schon etwas größer war. Und aber auch einer von den wenigen. Wahrscheinlich sogar der Einzige neben Herzog, die zum einen auch international wirklich groß wurden, also in ihrer Nische jeweils, weil ich meine, Es ist immer noch ein gewisses Arthouse-Kino. Und zum Zweiten, die bis zum heutigen Tag Filme drehen. Das gibt es halt auch relativ selten beim neuen deutschen Film.
Johannes Franke: Das stimmt. Und er macht das großartig. Also, ich habe tatsächlich eben auch von Wim Wenders jetzt nicht mehr so wahnsinnig viel gesehen. Da hast du mehr gesehen. Du kannst es besser beurteilen als ich. Aber das ist jetzt wirklich... ICH bin... Wahnsinnig beeindruckend, tief beeindruckend. Und er macht einiges richtig, weil er sich wirklich auch nochmal einen Autor gesucht hat, der aus der Gegend kommt, mit ihm zusammen, das geschrieben hat und die sich wirklich jeden Tag zusammengesetzt haben und darüber geredet haben, Wie die Figur sich entwickelt und in welche Richtung es geht und was das alles bedeutet. Und was Sie an Philosophie da drin haben. Und so.
Florian Bayer: Takuma Takasaki war der, der sich mit an Bord geholt hat, als er die Entscheidung getroffen hat, dass das ganze Ding ein Feature-Film werden soll, Weil eigentlich war es als was anderes geplant.
Johannes Franke: Okay, wir spulen mal kurz zurück an die Anfänge dieses Films, die noch gar nicht dieser Film hätten werden, sollen. Es geht ja vor allem erstmal um das Tokyo Toilet Project. Und das war ja eigentlich nur für die Olympischen Spiele gedacht, die 2020 eigentlich stattfinden sollten in Tokio, Was dann so nicht geklappt hat. Ja,
Florian Bayer: hallo Covid.
Johannes Franke: Hallo Covid. Und dann haben sie das um ein Jahr verschoben. Und selbst... Und dann wurde das Ganze Ja quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit gemacht, sodass wir eigentlich keinen einzigen Besucher aus der Welt auf diesen Toiletten hatten. Sodass kein Mensch aus dem Ausland zumindest je davon gehört, hätte, dass diese tollen Toiletten existieren.
Florian Bayer: 17 Stück sind es insgesamt von 16 großen ArchitektInnen, Deren Namen ich komplett überhaupt nicht kenne, weil ich die Architektur gar nicht auskenne.
Johannes Franke: Aber kurz die Zahlen mal. Es sind 16 Architekten, aber 17 Toiletten. Wie schlimm ist es für die 15 anderen gewesen, dass einer zweimal durfte? Und zwar sind das ja, glaube ich, Die Toiletten, die diese Glasfront haben, die dann so undurchsichtig werden, wenn man die Tür zuschließt.
Florian Bayer: Die, Wim Wenders, sei Dank, dann jetzt doch von einer Ausländerin besucht wurden. Wir haben nämlich sehr prominent platziert, eine offensichtlich Amerikanerin, die da einmal reingeht. Und unseren Protagonisten Hiramaya, fragt. Kannst Du mir sagen, wie das Ding funktioniert? Und er zeigt es ihr dann stumm, wie vieles, was er stumm macht. Und dann freut sie sich über diese Toiletten und gickelt.
Johannes Franke: Und quiekt da richtig auf der Toilette. Das ist so süß.
Florian Bayer: Und es sind wirklich Geile, Toiletten.
Johannes Franke: Ja, Wahnsinn. Die haben richtig B.d. mit allem Möglichen, mit Wasser von unten. Und das ist ja sowieso in Japan oder im asiatischen Raum weiter verbreitet als bei uns, dass man so Wasser von unten in den... Hintern Gespült bekommt, Woran ich mich nie gewöhnen könnte.
Florian Bayer: Großer Fan von japanischen Toiletten. Ich habe so das Gefühl, also, tatsächlich bin ich niemand, Der japanische Toiletten benutzt, sondern eher von außen bestaunt. Ich habe das Gefühl, wir sind die absolut zurückgebliebenen. Barbaren, die PIA nehmen, halten, reißen, reinwerfen, Während die ganz elegant das haben, was jeder haben sollte.
Johannes Franke: Ich habe es mal ausprobiert, Ich fand den Wasserdruck zu gering, aber darüber möchte ich jetzt nicht genauer reden.
Florian Bayer: Ja. Lassen wir die Fäkal-Diskussion weg. Kommen wir zu diesen einzelnen Strukturen. Hast du eins, was Dir am besten gefällt von diesen Toiletten?
Johannes Franke: Nein, aber es gibt tatsächlich tolle Ansätze. Ich finde in jedem irgendwie was sehr, sehr Spannendes. Vielleicht kann ich sagen, dass mir ein, zwei am wenigsten gefallen, die so ein bisschen nach Kiosk aussehen. Ja. Da bin ich nicht ganz so ein großer Fan von. Aber ich finde auch, alles, was mit diesen Bäumen zu tun hat. Und alles, was irgendwie, Da gibt es dieses eine Weiße. Ganz, ganz weiße Teil, Das so geschwungene Formen hat. Wo ich aber davor stehe und denke, scheiße, wenn das jemand in Berlin versuchen würde. Es wäre sowas von beschmiert. Du hättest keine Chance und auch keine Möglichkeit, das Ding wirklich weiß zu halten. Selbst wenn jeden Tag jemand kommen, würde. Keine Chance.
Florian Bayer: Ich mochte tatsächlich dieses Labyrinthische. Auch wenn ich das Gefühl habe, wenn ich ganz dringend aufs Klo muss, würde ich mich da echt unwohl fühlen. Diesen riesigen Stein, wenn die Eben hochgehen. Ich fand tatsächlich auch das mit diesen Türen, die sich automatisch abziehen. Abdunkeln fand ich total clever.
Johannes Franke: Total großartig, ja, ja, ja. Aber du traust dich, wenn du es nicht weißt, dann traust du dich da nicht drauf, weil du denkst, ja, dann kann mir doch jeder zusehen.
Florian Bayer: Und das Hölzerne mochte ich auch sehr. Dieses Natürliche, dass sie es wirklich geschafft haben, so eine Baumhausatmosphäre zu schaffen.
Johannes Franke: Total.
Florian Bayer: Für so einen trivialen, für so einen banalen Raum wie eine Toilette.
Johannes Franke: Und was ich total schön daran finde, es ist ja tatsächlich nicht nur einfach für die Olympischen Spiele, und wir wollen hier aushängeschild sein. Sondern es ist ja im Nachgang, selbst, wenn es zu den Olympischen Spielen benutzt worden wäre, Ein Ort der Öffentlichkeit, dem so viel Liebe beigemessen wurde, wie ich das sonst kaum kenne. Wir haben das hier, vielleicht in Europa, mit Bibliotheken und so. Wo ich auch immer wieder staune, Wie viel Energie und Geld da reinfließen kann, wie toll, das ist. Und wie schön ich das finde, dass es diese Orte gibt. Aber, dass es bei Toiletten so sein kann, Ich finde das großartig.
Florian Bayer: Finde ich auch.
Johannes Franke: Dass auch jeder davon was hat. Also, es geht nicht um einen Raum für Reiche, sondern es geht um einen Raum, wo jeder sein kann und jeder seine Notruft nachgehen darf.
Florian Bayer: Ich bin ein riesiger Fan von öffentlichem Raum. Und wir in Berlin sind ja jetzt auch im Verhältnis. Zum Rest Deutschlands. Relativ gesegnet mit viel öffentlichem Raum, also viele Parkanlagen, viele Konstruktionen, viele Spielplätze, etc. Könnte es meiner Meinung nach viel mehr geben. Ich finde es einfach, ich finde es total schön den Gedanken, dass du rausgehst und dass du das Gefühl hast, du bist an einem öffentlichen Ort, der für Menschen gemacht ist. Ja,
Johannes Franke: genau. So,
Florian Bayer: um das Mal dagegen zu werfen, so das radikale Gegenbeispiel, sind ja diese amerikanischen Städte, die nur aus Straßen bestehen, wo kein Mensch sich zu Fuß bewegt, einfach, weil man sich nicht zu Fuß bewegen kann. Und wo alles, was es sonst gibt, Halt, ein Mall oder Tankstelle ist.
Johannes Franke: Und diese Trennung auch zwischen Wohngebiet und Mallgebiet, wo einkaufen irgendwo da drüben. Und dann diese krassen Straßen, wo nur ein Haus nach dem anderen ist. Und kein Fußweg und nichts, das ist wirklich seltsam.
Florian Bayer: Und es ist wirklich schön, wenn es einfach Orte gibt, wo Menschen zusammenkommen können, wo sowas wie Öffentlichkeit stattfindet. Ob es ein Park ist, ob es ein Spielplatz ist oder... Eine Sportanlage.
Johannes Franke: Ja, ja, genau.
Florian Bayer: Und dann ist es natürlich auch schön, wenn es dazu diese Räume gibt, die mal einfach notwendig sind. Weil wir sind Menschen. Jeder muss mal kacken. Jeder muss mal pissen.
Johannes Franke: Das hast du aber schön gesagt. Und dass sie dann eben auch als Kunstprojekt durchgehen, finde ich eben einfach toll. Ja. Dass man da ein bisschen mehr was reinlegt.
Florian Bayer: Und dann ist es natürlich auch, Also wir sehen dann Hirayama, der seiner Arbeit nachgeht und der das wirklich sehr pflichtbewusst macht. Und wir merken, es ist nicht nur einfach ein Pflichtbegriff. Bewusstsein, Weil es sein Job ist, Sondern es ist auch wirklich, Er bringt diesen Räumen einen unglaublichen Respekt entgegen und auch den Menschen, die diese Räume benutzen. Dieses jedes Mal Bescheiden zur Seite gehen, auch so den Blick nach unten warten, bis die Menschen fertig sind, die ihre Notdurft verrichten.
Johannes Franke: Und es ist nicht nur der Schauspieler, der das da rein interpretiert, Sondern der hat sich halt mit den Leuten wirklich auseinandergesetzt, die das tatsächlich sauber machen. Der hat sich mit denen getroffen, hat zwei Tage lang, mit denen die Toiletten sauber gemacht, hat das gelernt und hat auch genau solche Verhaltensregeln, wie wir im Film sehen, einfach gelernt, von denen.
Florian Bayer: Koichi Yakusho. Offensichtlich der beste Schauspieler. Japans. Zumindest, wenn man diversen Blogs, diversen Podcasts und diversen Filmseiten glaubt, der mir bisher noch nie aufgefallen ist. Ich habe Filme gesehen, in denen er mitspielt. Aber jetzt auch nicht übermäßig viele, Aber ich habe ihn schon ein paar Mal gesehen und es war kein Name, den ich auf dem Schirm hatte. Und Oh boy, jetzt habe ich ihn auf dem Schirm.
Johannes Franke: Wollen wir über diesen Typen mal reden? Also als Figur und als Schauspieler? Ja. Es ist ja nicht klar, warum er so lebt, wie er lebt.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Der Film gibt einem immer mal wieder Hinweise, und Wim Wenders hat erzählt, dass er tatsächlich was geschrieben hat. dafür, was für ein Background? Diese Figur hat, ohne dass er das im Film unbedingt zeigen möchte. Nur als Hintergrund für den Schauspieler, Damit, der auch ein bisschen Was hat, Womit er seine Szenen füttern kann und sein Spiel füttern kann, Was total wichtig ist für jeden Schauspieler, dass man einen Background hat und eine Backstory. Wie finden wir die Entscheidung zu sagen, oder wie findest du die Entscheidung zu sagen, ich zeige das alles nicht, sondern ich schreibe das Halt auf einen Zettel, Lass den Schauspieler das lesen, Der wirft den Zettel wieder weg. Und niemand wird jemals rausfinden, was das für ein Typ ist.
Florian Bayer: Finde ich ganz wichtig, gerade in so einem Film, weil es diesen kleinen Momenten nochmal so eine reichhaltige Fülle gibt. Weil natürlich interessiert man sich irgendwann dafür. Man will wissen, wie ist dieser Mensch so geworden, wie er ist, Wie war er vielleicht vorher. Und dann greift man sich natürlich alles, was man kriegt, und es fängt einfach ein Kopfkino an. Das ist so banal, aber es ist einfach so. Also Du siehst so Dinge wie, dass er sich, Nachdem eine unangenehme Begegnung war, Dass er ganz schnell in diesen Laden geht und sich... Bier kauft und du denkst, okay, Das sieht so danach aus, als hätte der früher ein Alkoholproblem gehabt. Das wird überhaupt nicht thematisiert. Er kauft sich ein Bier und Zigaretten, und offensichtlich war er irgendwann mal Trinker und Kettenraucher. Und ist das schon sehr lange nicht mehr, weil wir sehen, wie er darauf reagiert, dass er damit nicht klarkommt. Und es gibt mehrere solcher Momente, wo wirklich nur uns so Andeutungen hingeschmissen werden. Und wir greifen danach und wir suchen danach, und dann machen wir uns auch Gedanken darüber. Und Kudos für den Film, dass er das wirklich so durchzieht, Weil. Das ermöglicht es, dem Publikum halt auch wirklich tiefer reinzugehen und mehr zu wollen und sich voll auf diesen Charakter einzulassen.
Johannes Franke: Und aber auch zu sehen, was man darin sehen möchte, so ein bisschen. Also das macht der Film ja auch bis zum Ende. Und über die Schlussszene müssen wir ja auch ausführlich reden. Das ist ja auch das... Und das bestätigt einfach dieses Gefühl, was ich hatte, dass er die ganze Zeit so viel Raum für Interpretation, So viel Raum für die eigenen Wünsche und Ideen und Gedanken. Dem Zuschauer gibt, was ich wirklich kaum sonst wo sehe in anderen Filmen.
Florian Bayer: Das Ding ist, als ich danach gelesen habe, was Wim Wenders sagt, nämlich, dass dieser Mann offensichtlich früher viel Geld hatte, Ein Treffsmann war er und mit diesem Leben komplett abgeschlossen hat, finde ich absolut plausibel. Das waren die Gedanken, die du auch irgendwann während des Films hattest. Eine entscheidende Szene für mich. Wo nachdem seine Nichte zu Besuch war, die von ihrer Mutter abgeholt wird. Und die Mutter sieht, wo er wohnt und ist erstmal so, oh, da wohnst du jetzt, okay. Und ist nicht abwertend gemeint, Aber oh, das überrascht mich. Und dann fragt sie So halb verschämt, stimmt es wirklich, dass du Toiletten putzt? Und seine Reaktion ist so großartig, weil es ist nicht stolz. Es ist, was viele Filme machen würden an dieser Stelle, wirklich so mit Stolz, dass es nichts schlechtes ist. Es ist gut, dass es... Das ist eine wichtige Arbeit und so weiter. Nein, es ist nicht Stolz, sondern es ist Zufriedenheit. Dieses Lächeln, also der hat ja die ganze Zeit dieses sanftmütige Lächeln, die einfach nur zeigt, ja, ich mach das, ich bin so glücklich, dass ich das mache. Es ist genau das, was ich machen will, ohne dass er das sagen muss.
Johannes Franke: Und es ist genau das, was die Schwester braucht, um dann sagen zu können, offensichtlich in ihrem Kopf abläuft, gut, es ist nicht meine Welt, ich hau dann mal wieder ab, aber ich lass dich hier und versuche nicht, dich zu überzeugen, mitzukommen. Das ist ein wesentlicher Punkt. Und ich war so froh, dass dieser Film diese Route nicht gegangen ist, weil das hätte sein können. Ja,
Florian Bayer: auf jeden Fall.
Johannes Franke: Andere Filmemacher hätten gesagt, okay, und dann kommt die und holt den da raus.
Florian Bayer: Sie durften, Das ist auch ganz wichtig, dass sie Hirayama nichts zum Kämpfen gegeben haben. Das ist kein Kämpfer. Das ist ein bescheidener Mensch und ein sanftmütiger Mensch. Und es ist ein Mensch, der nicht spricht. Also, um das Mal zu sagen, Unseren Protagonisten hören wir in diesem Film. Ein paar Sätze sagen. Es gibt diese einzelnen Szenen, wo du denkst, wow, er kann reden. Und er redet tatsächlich ein bisschen mehr.
Johannes Franke: Und er kann tatsächlich gut reden. Ja,
Florian Bayer: wir kriegen so nach und nach auch mit, dass er offensichtlich sehr gebildet ist. Er liest ja auch höhere Literatur. Aber ansonsten haben wir diesen Menschen stumm. Er kommuniziert ganz viel auf Stumme Weise mit anderen Menschen. Und es dauert ewig, bis er mal überhaupt ein Wort sagt. Und stattdessen haben wir ihn ganz viel mit uns kommunizieren über diese Geräusche, die er macht. Zum Beispiel dieses, wenn er aufsteht, wenn er runter geht, wenn er raus geht, kurz, bevor er sich seinen Kaffee am Automaten holt, was er jeden Tag macht. Dieses tiefe, zufriedene Einatmen. Oh, Mann, ist das jedes Mal geil.
Johannes Franke: Es ist jedes Mal geil, oder?
Florian Bayer: Es ist total krass.
Johannes Franke: Du siehst ja die Routine immer wieder. Das ist ja nicht so, dass der Film dir das einmal kurz zeigt. Und das war's dann. Und du musst dann abstrahieren. Der Film nimmt sich sehr viel Zeit dafür, die Routinen zu zeigen. Absolut.
Florian Bayer: Ich hab's notiert, weil mich interessiert hat. Wie der Zeitraum ist, in dem der Film stattfindet. Und es gibt immer so Momente, wo man denkt, okay, jetzt wird was überstrungen. Ah, jetzt ist Wochenende. Gefühlt sind es zwei Wochen ungefähr.
Johannes Franke: Okay, ja.
Florian Bayer: Also wir haben auf jeden Fall, warte, lass mich mal kurz gucken, eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, Neun Traumsequenzen, Die ja immer so ein bisschen den nächsten Tag einleiten und dann ein bisschen weniger, aber auch mehr als sieben, zehn, in denen diese Routine, gezeigt wird. Das heißt, das Aufstehen, sich um die Pflanzen kümmern, sich anziehen, Schlüssel, Geldbeutel, Alles, was er braucht, runtergehen, Kaffee holen, Tief einatmen, wunderbar. In seinen Bulli steigen, losfahren. Davon haben wir relativ viele, ne?
Johannes Franke: Ja, ja, ja, Total viele. Es ist fast schon so, dass ich ein bisschen irritiert war, als er seine Perspektive mal geändert hat. Er hat dann angefangen, von innen zu zeigen, wie er raus zum Automaten geht und zum Bulli. Und ich war fast ein bisschen erschüttert. Nein, das ist meine Routine. Ich will ihn genau so sehen, wie ich ihn immer gezeigt habe.
Florian Bayer: Mach mir nicht die Routine kaputt. Und es sind so kleine Dinge in dieser Routine, wo ich sage, ja, genau, das sind die Perfect Days. Das sind diese Glücksmomente. Dieses Kaffee aufzippen jeden Morgen. Diese Dose Kaffee aus dem Automaten. Tief einatmen, hab ich schon gesagt. Dann die Musik.
Johannes Franke: Die Musik ist wahnsinnig wichtig für ihn. Also laut Wim Wenders, das bisschen, was er rausgegeben hat als Background-Story, Nachdem sich dieser ehemalige Geschäftsmann in einer Krise wiedergefunden hat, hat. er sich zurückbesonnen auf seine Jugend und was er denn als junger Mensch mochte. Und das war eben die Musik in den 70ern. Und dann hat er einfach dieses Kassettenabspielgerät wieder rausgeholt und die Kassetten wieder rausgeholt. Die er aber anscheinend zwischendurch einfach ad Acta gelegt hat. Und dann ist es nicht verwunderlich, dass seine Wohnung vor allem eben aus Kassetten besteht und so ein bisschen aus Büchern. Aber bei den Büchern finde ich toll, da geht es nicht. darum, dass er sich einen Stapel Bücher holt.
Florian Bayer: Nein,
Johannes Franke: er geht. In den Laden holt sich genau ein Buch. Dieses eine Buch liest er dann, stellt es bei sich zu Hause rein und geht wieder los und holt das nächste Buch. Liest das dann. Ich finde das großartig.
Florian Bayer: Radikaler Minimalismus. Also, er lebt ja auch wirklich ganz schlicht. Er hat diese ganz kleine Wohnung und dann unten dieses Bad und er hat nichts. Er besitzt praktisch gar keine großen Güter. Und dann hat er aber das, was ihm wirklich wichtig ist. Total meine Musik übrigens. 70er Jahre.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: Eddie Smith und Velvet Under. Ground.
Johannes Franke: Großartig, ja.
Florian Bayer: Und so dieser klassische Indie-Rock. Und dann dazwischen noch eine Entdeckung, die ich nicht kannte, diese Japanerin, die habe ich jetzt noch mal gehört. Auf dem Weg hierher, habe ich die noch mal gehört. Total spannend. Und zwar, lass mich kurz gucken. Ja. Aoi Sakana heißt das Lied und die Sängerin heißt Sashiko Kanenobu. Entschuldigung, Liebes Japan. So japanischer Pop-Schlager. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall wunderschön. Und tolle Musikauswahl, Dieser sanfte, auch sanftmütige Rock'n'Roll. Das ist Rock'n'Roll, und das ist halt auch das, was so über diesem Film schwebt. Es ist Rock'n'Roll, aber es ist total sanftmütig, es ist nicht kämpferisch, Es ist nicht aufrührerisch, sondern es hat einfach, Es trägt in sich eine Zufriedenheit mit sich selbst und mit der Welt.
Johannes Franke: Ich fand's schön, dass er, Was ist der letzte Song, Patti Smith oder wer war das?
Florian Bayer: House of the Rising Sun?
Johannes Franke: Nee, DER letzte, Allerletzte Song.
Florian Bayer: Feeling Good,
Johannes Franke: Lina Simone. Er hatte den Text von diesem Lied auf dem Drehbuch, dem gedruckten, vorne drauf. Einfach, um einen Eindruck zu geben, In welche Richtung geht dieses Buch, Welche Stimmung will ich vermitteln? Und so weiter. Das macht er wohl häufiger. Und das machen auch andere Filmemacher viel. So vorne ein Zitat oder irgendein kleines Ding, um so ein bisschen einzustimmen. Und es war gar nicht geplant als Lied fürs Ende. Und dann hat er es aber übernommen. Und das finde ich sehr schön, weil er offensichtlich Sehr stark an der Musik hing und auch die Geschichte sehr stark an der Musik hing und der Typ sehr stark an der Musik hing. Also das spielt einfach eine sehr, sehr große Rolle, Diese Musikauswahl.
Florian Bayer: Ja, wir haben ja so ein Paar tatsächlich für die Handlung ganz entscheidende Stücke. Zum Beispiel Redondo Beach von Patti Smith, das die Freundin von Hirayamas Kollegen Total mag. Übrigens Hirayamas Kollege, Takashi. Absolut nerviger Typ. Zehn von zehn.
Johannes Franke: Ja, absolut. Ich weiß gar nicht, ich hab zwischendurch gedacht, ist das der Schauspieler oder ist das die Figur? Ich bin mir gerade nicht sicher. Das tut mir ein bisschen Leid um den Schauspieler, aber irgendwie, ich weiß nicht. Zu viel, zu viel.
Florian Bayer: Schrecklich, schrecklich, schrecklich. So ein Quatschkopf. Aber natürlich ist es logisch, dass sie eben so einen Quatschkopf an die Seite stellen, wenn er nicht redet.
Johannes Franke: Man braucht ja Kontrast. Die Musik, um das noch abzuschließen mit der Musik, Ich glaube, die Musik haben Sie vor allem deswegen auch so wichtig in Forderung gestellt, weil er nicht redet. Die Musik muss im Grunde für ihn reden. Er kann ja nicht sagen, übrigens, heute geht es mir so und so. Ist sowieso filmemacherischer Blödsinn. Aber selbst, wenn er mehr reden würde, wäre es dann anders. Und so, weil er nicht so viel redet, Muss die Musik so ein bisschen das transportieren, was er sonst vielleicht vermitteln würde.
Florian Bayer: Und in dieser Begegnung mit Aya ist dann Musik ja auch tatsächlich ein Kommunikationsmittel. Ja. Weil es findet tatsächlich so eine ganz unschuldige Anwendung zwischen ihnen statt. Sie hört dieses Lied, sie ist davon total beeindruckt, Sie will es unbedingt hören, Sie glaubt die Kassette. Und dann kommt sie wieder und gibt es ihm wieder. Und sagt, sie möchte es nochmal hören und hört das Lied und bricht dann in Tränen aus. Da ist so viel drin, wo man so leicht in Sentimentalität abrutschen könnte. Und dem Film gelingt es, dass es nicht passiert.
Johannes Franke: Es ist so einfach, so simpel gemacht, weißt du? Da ist nicht so viel Zauber reingelegt. Es gibt andere Regisseure, die dann, um so Sentimentalitäten zu erreichen. Wahnsinnig viel Zauber aufwachen. Und er macht das so bodenständig. So einfach, so simpel. Ich finde es ganz toll.
Florian Bayer: Man braucht keinen magischen Realismus,
Johannes Franke: um Magie zu machen.
Florian Bayer: Weil dieser Film hat ganz viel Magie. Dera-Chan, der nur einmal vorkommt oder zweimal vorkommt, der Takashi Die Ohren streichelt, der so von den Ohren von Takashi begeistert ist. Und dann haben wir diesen Moment, wo er eben die Ohren streichelt und ein bisschen Quatsch miteinander machen. Und 15 Minuten später im Film, sitzt Hirayama im Restaurant und streichelt sich selbst dann vor und lächelt.
Johannes Franke: Das ist eine tolle Szene. Und es ist so klein. Es ist nur eine ganz kleine Geste. Und wenn man blinzelt, verpasst man sie. Aber sie ist so toll.
Florian Bayer: Und er hat ja ganz oft diese Momente, wo er das aufgreift, Auch das Glück von anderen Menschen. Und sich über dieses Glück freut. Also, wenn er, er sitzt in dieser... In diesem öffentlichen Baderaum, im Pool. Und dann sind die zwei Alten, die sich lautgackernd unterhalten. Und er grinst einfach.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Es ist so ein bisschen, Vielleicht machen wir da einen kleinen Detour in diese Richtung. Weil der Film auch so viel mit dem japanischen Dienen, Mit dieser Philosophie, eher dem anderen Menschen oder der Menschheit an sich oder der Gemeinschaft an sich zu dienen. Ja. Und das Glück darin zu suchen. Und ich finde, nach diesem Film, also, ich hatte zumindest ein viel besseres Verständnis dafür, was das meint. Weil ich bin in der Kultur groß geworden. Ich weiß es nicht genau, Was für Implikationen da drin stecken und was für ein Philosophie da drin steckt und so weiter. Und was da so wirklich, das in der Tiefe zu verstehen. Ich glaube, das fällt uns als Westler durchaus schwer. Und ich habe das Gefühl, nach diesem Film viel mehr zu verstehen, was das Glück darin sein kann. Der Gesellschaft zu dienen, nicht einzelnen Personen, Despoten zu dienen. Das ist eine völlig andere Konnotation, eine völlig andere Nummer. Aber der Gemeinschaft und für die Gemeinschaft, Dinge zu machen und hineinzugeben, um auch was rauszubekommen. Auf eine bestimmte Art und Weise.
Florian Bayer: Das Spannende ist ja, dass es auch kontrastiert wird mit diesem Klischee, was da natürlich irgendwie mitschwingt, dass es so was devotes hat, so submissive. Ja,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Dass man sich selbst klein macht und dass man ja für sich selbst einstehen soll und auch laut sein soll, Wenn was Ungerechtes passiert und so weiter. Hat ja auch alles seinen Platz. Das Tolle ist, wie würdevoll, das in diesem Film stattfindet.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Weil der Hirayama ist wirklich ein selbstloser Mensch. Und er hilft ganz vielen anderen Leuten, Er gibt seinem Kollegen Geld, Er lässt sich beklauen und sagt dazu nichts Großes. Er ist ganz sanftmütig, ganz ruhig, und er hat aber eine unfassbare Würde da drin. MAN hat... Hat nie das Gefühl, dass dieser Mensch schwach ist.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Oder dass dieser Mensch hilflos ist. Ganz im Gegenteil. Es gibt diese Momente, Zum Beispiel die Begegnung mit seiner Schwester, wo er auch nicht kämpfen muss, sondern wo er einfach zeigen kann, ja, das ist die Art, wie ich mir das Leben vorstelle. Das ist die Art, wie ich mein Leben jetzt führe. Und das macht mich unfassbar glücklich.
Johannes Franke: Ich glaube, das liegt vor allem daran, also, dass wir da keine Schwäche drin sehen, liegt vor allem daran, dass alles, was er tut, Offenbar Resultat eines eigenen Willens ist, einer eigenen Entscheidung. Während viele schwache Charaktere, die mit sich sachen machen lassen und vielleicht kleiner, werden, dadurch, Die haben diese Entscheidung nicht getroffen, das zu machen. Wenn er die Situation sieht mit der Kassette oder was auch immer, dass er sich beklauen lässt. Oder das mit dem Geld und so. Es sind ja Entscheidungen, die er trifft. Er sagt dann, okay, das ist jetzt etwas, Ich sage einmal Yes and zum Leben. So dieses, okay, es kommt was. Und ich bin mal durchlässig, genug, dass ich es einfach zulasse und sage, okay, Ich treffe jetzt die Entscheidung, diesen Weg mitzugehen, um mal zu gucken, Was passiert. Finde ich ganz toll.
Florian Bayer: Das ist ein ganz wesentlicher Punkt, Dass jede Handlung, die Hirayama macht, ist eine durch und durch bewusste Handlung. Auch jede Handlung, egal, auch wenn es so klein ist wie ein Kreuz beim Tic-Tac-Toe setzen. Übrigens, Wenn Du EINEN Tic-Tac-Toe-Zettel Siehst und dein anonymer Mitspieler hat etwas in die Mitte platziert, dann weißt du, Dieses Spiel wird unentschieden ausgehen. Dann streichst du es einmal durch und sagst, lass uns Schach spielen, lass uns ein intelligentes Spiel, spielen. Dieses einfach nur dieses Kreuz setzen, das Papier wieder zusammenfalten und wieder in diese Lücke schieben, damit es sein Mitspieler findet Beim nächsten Mal. Da ist so viel bewusstes Handeln drin. Als ob jede kleinste Geste einen Wert hat. Und auch wichtig ist, dass sie mit dieser Präzision ausgeführt wird. Und dadurch gewinnen die Handlungen auch halt immer so eine Schönheit. Dieser Film hat so ganz viele Handlungen, die einfach schön sind. Das ist krass. Eine öffentliche Badeanstalt, wo er da sitzt und sich einseift. Und es sieht wirklich ungemütlich aus,
Johannes Franke: würde ich so sagen.
Florian Bayer: Es hat eine Schönheit. Und ich meine, er macht Klos sauber. Und er schrubbt durch die Kloschüssel und nimmt dann nochmal einen Spiegel, um zu gucken, ob alles sauber ist. Es hat eine Schönheit.
Johannes Franke: Absolut. Und das ist natürlich auch im Kontrast zu diesem Typen, mit dem man das zusammen machen muss.
Florian Bayer: Der überhaupt Lampe ist.
Johannes Franke: Der das überhaupt... Nicht zu würdigen, weiß, was er da tut. Verstehe ich auch. Also nicht jeder, denkt sich, das ist jetzt meine Aufgabe im Leben, das möchte ich jetzt. Aber ich glaube auch, dass, wenn man sich für einen Job entscheidet, oder wenn man einen Job bekommt. Und keine andere Wahl hat, diesen Job zu machen, Es ist irgendwie immer die schlauere Wahl, sich wenigstens ein Mindestmaß an Dedication anzugewöhnen, dafür. Damit man nicht allein durch den Fakt schon frustriert ist, dass man diesen Job macht, sondern dass man im Job etwas findet, was einem hilft, auch diesen Job mit Zufriedenheit ausführen zu können.
Florian Bayer: Es gibt Handlungen einfach so eine Gravitas, gar nicht mal im pathetischen Sinne, sondern einfach so im... Also ich finde, man merkt das auch. Wenn Du anfängst, Handlungen bewusst zu machen und dir sehr viel Zeit dafür zu nehmen, darüber nachzudenken, während du sie machst, obwohl es Routinehandlungen sind, dann macht das, was emotional mit dir. Die Handlung fühlt sich, egal, wie klein sie ist, fühlt sich ein bisschen sinnvoller und sinnhafter an.
Johannes Franke: Ja, absolut. Ja, ich glaube, das ist auch der größte Teil, den man von diesem Film dann lernen kann, Auch wenn es sich nicht wie lernen anfühlt. Oder man fängt an, darüber nachzudenken, wie mache ich das in meinem Leben? Was passiert mit meinem Leben? Wo habe ich diese Momente? Und hatte ich die früher vielleicht mehr? Muss ich vielleicht was anders machen? Muss ich die Hälfte meines Hausstandes verkaufen? Oder so. Dann fängt man an, so einen Kranken zu entwickeln. Ich weiß nicht, wie das bei dir war.
Florian Bayer: Ja, absolut. Also gerade auch, so diese Sachen. Was ich total faszinierend finde, er hat ja wirklich diesen Alltag, diese absoluten Routinen. Und dadurch sind diese kleinen Dinge, die das aufbrechen, sind so Glücksmomente. Und du hast das Gefühl, wir haben heute kurz drüber geredet, dass so, naja, Manchmal gehen Tage so rum und man weiß gar nicht mehr, was man gestern gemacht hat oder vorgestern. Was so routiniert, ist. Dieser Mensch vergisst nichts. Ich glaube, dieser Mensch kann, Wenn du den Menschen fragst, was ist gestern passiert, kann der dir genau die drei Ereignisse sagen, die irgendwie schön waren und die besonders waren. Nee,
Johannes Franke: bin ich mir nicht so sicher. Ich glaube ganz im Gegenteil. Weil er sagt, jetzt ist jetzt. Und später ist später, bedeutet aber auch, Früher ist früher.
Florian Bayer: Früher ist früher, ja. Aber sie sind immer wieder da, ne? Also zum Beispiel, dass er sich selbst am Ohr spielt. Dass er im Auto sitzt und lächelt und lacht. Und wir reden gleich noch mehr über das Ende, Ich will nicht zu viel vom Ende jetzt schon vorwegnehmen. Dass er einfach diese Emotionen hat, zu Dingen, die Geschehen sind. Und ich glaube, das ist auch sowas mit dem bewussten Alltags... Es geht gar nicht darum, dass er eine Nostalgie gegenüber diesen Sachen empfindet, Sondern es ist einfach ein bewusstes Alltagswahrnehmen. Und der Alltag bekommt dadurch eine besondere Bedeutung. Und kleine Dinge bekommen eine besondere Bedeutung. Und ja, natürlich wünscht man sich das auch. Und natürlich denke ich dann, Oh krass, ich konsumiere viel zu viel. Ich habe viel zu viel Kram, ich habe viel zu viel Zeugs. Ich habe viel zu oft dieses... Gefühl, Leerlauf bekämpfen zu müssen mit Konsum oder Input, Egal, ob es musikalischer Input ist, gut, Den hat er auch, oder Informeller Input. Und er hat da was, was auch so einen Sehnsuchtsort eröffnet. Wenn du siehst, wie einfach glücklich er ist, dann ist das sowas, wo du schon denkst, ja, Eigentlich wäre das ganz schön, wenn mein Alltag auch mal so wäre.
Johannes Franke: Ja, aber ich glaube, das ist natürlich eines der Mittel, die man wählen kann, um seinen Alltag so zu strukturieren oder es einfacher zu machen, dass der Alltag dich nicht die ganze Zeit irgendwie ablenkt. Wenn du nicht die PlayStation neben dir liegen hast, dann benutzt du Sie auch nicht. Aber das Wesentliche daran ist ja, Und jetzt zitiere ich einen Begriff, den ich nicht aussprechen kann, Mushin, Das ist eine japanische Philosophie, die insbesondere in Kampfkünsten wichtig ist. Man hat mit der Zen-Lehre zu tun. Mushin bedeutet Ohne Geist oder ohne bewussten Gedanken. Und das ist ja das, was... Damit erreicht werden soll, dass du durch den Tag gehen kannst, So durchlässig, dass du nicht alles die ganze Zeit bewertest und einsortierst in Möglichkeiten, Potenziale. Und in was habe ich damit eine Vergangenheit, und was kann ich für eine Zukunft damit. Sondern im Moment zu sein, ohne die ganze Zeit bewusste Gedanken mit sich herum zu tragen, die alle möglichen Dinge betreffen, denen man begegnet. Und das kann man auch, obwohl man viel Stuff hat. Es ist bloß halt verführerischer. Aber man kann, und das habe ich bei mir ab und zu mal bemerkt, in letzter Zeit weniger, aha, schade, schade. Aber wenn man bestimmte Dinge, so nimmt, wie sie kommen, ohne sie zu bewerten, dann geht man durch einen Tag durch und Du hast plötzlich... Einen Druck weniger, der sonst so unbemerkt. Die ganze Zeit auf Dir lastet, ohne dass du das mitbekommst. Indem, dass dieser Druck da ist, bekommst du erst mit, wenn er weg ist. Ich finde es Total krass.
Florian Bayer: Es gibt auf jeden Fall diese Ausatmen-Momente und das ist so, Da fühle ich ihn voll. Ich habe auch meine Routinen. Ich habe auch einen, ich würde sagen, ich habe jetzt kein radikal, durchroutiniertes Leben, wie er es hat, Aber wie jeder Mensch, der einem einen Job nachgeht, der angestellt ist, der keine Ahnung Dinge hat, die seinen Alltag strukturieren, Habe ich gewisse Routinen. Und dazu gehört zum Beispiel, dass ich morgens, wenn ich meinen ersten Kaffee getrunken habe, dass ich zu uns runter. In den Garten gehe. Also Wir wohnen im Hochparterre und durch den Keller kommt man bei uns in den Garten. Und ich bin Raucher. Und eine will mir die erste Zigarette zünden. Aber ich komme halt auch raus, und dieses Durchatmen mache ich auch. Und auch dieses Rausgucken und wir haben einen... Wirklich schönen Baum im Garten, der immer eine ziemlich große Krone hat, die vor allem im Frühling und im Sommer dann auch wirklich viele Blätter trägt.
Johannes Franke: Und dann Komorebi betreibt.
Florian Bayer: Genau, da gucke ich auch hin. Komorebi, ne? Jim Wenders hat gesagt, dass er diesen Begriff sehr mag. Das ist das Sonnenlicht, das durch die Blätter der Bäume fällt. Es ist ein japanisches Wort, wie so viele, für die es keine deutsche Übersetzung gibt.
Johannes Franke: Und das Wichtige daran ist aber, Die Vergänglichkeit dieses Moments, Das ist die Konnotation, die da mitschwingt. Mit diesem Wort, was ich total schön finde. Dass man sagt, okay, man hat einen Baum, Das Licht kommt genau in diesen Moment, und dieser Moment ist flüchtig durch die Baumkrone, so, Dass er neben dir oder an einer Wand oder sonst irgendwo dieses Lichtspiel macht. Und du guckst kurz weg, und dann ist es schon wieder vergangen.
Florian Bayer: Und das ist so ein Moment, wo ich ihn auch irgendwie nachvollziehen kann. Das habe ich auch jeden Morgen. Es fühlt sich auch jeden Morgen gleich an. Einmal ist es wirklich angenehm, weil es sich anfühlt, vor allem jetzt im Frühling und Sommer, wo es auch früher hell ist, weil im Winter ist es dunkel, wenn ich dann draußen stehe, wo es sich wirklich anfühlt, wie so ein Begrüßen des Tages. Deswegen dieses Total gut fühlen, dieses, wenn er rauskommt und einfach einmal tief durchatmet. Das ist ein tolles Gefühl.
Johannes Franke: Jetzt muss ich raucher werden.
Florian Bayer: Man kann auch rausgehen, ohne zu rauchen.
Johannes Franke: Nein, das glaube ich nicht. Das geht nicht. Das kriege ich in meinem Leben nicht unter.
Florian Bayer: Du hast gesagt, der Augenblick. Er macht Fotos, ne? Er macht Fotos von diesem Augenblick. Er fotografiert ständig die Bäume und zwar hat er wirklich keine Spiegelreflex. Er hat eine Analogkamera, aber nicht mal einen Spiegelreflex oder so, sondern einen Knipser.
Johannes Franke: Einen Knipser. Und er guckt nicht mal durch den Sucher, sondern er macht das so freihändig. Ja. Was ich auch total süß, finde.
Florian Bayer: Und er macht ja auch offensichtlich viele Fotos, die überhaupt nichts werden.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Er hat wirklich klassische Filmrollen, und er hat noch einen Laden, wo er die hinbringt. Ich weiß gar nicht, bei uns. Die Drogeriemärkte machen das wahrscheinlich noch. Ich glaube auch,
Johannes Franke: ja.
Florian Bayer: Lange her, da ich das letzte Mal eine Filmrolle irgendwo abgegeben habe und entwickelt habe. Und lässt sie sich dann entwickeln. Und guckt die sich an. Und er hat Bücher, er hat Fotos gesammelt. Und zwar Dutzende an Fotos, die er macht. Und er sortiert dann immer so ein bisschen aus.
Johannes Franke: Aber das ist schön. Diese Szene ist schön, weil er sitzt da, und er zerreißt mehr Fotos, als er weglegt tatsächlich in seine Aufbewahrungsbox. Also da durchzugehen, das ist auch etwas, Ich glaube, das ist etwas... Wo jeder mal drüber nachgedacht hat, weil er in seinem Handy so viele Fotos hat. Du trugst keins davon aus, du guckst Sie nicht ein zweites Mal an. Das ist so das, wo alle mindestens einmal im Leben drüber nachdenken und denken, ach, du Scheiße, Warum mache ich den ganzen Traum? Und dann im Kontrast dazu jemanden zu sehen, der seine Fotos entwickelt, hat, einmal in der Woche anschaut und entscheidet, Das zerreiße ich, werde ich weg, und das hebe ich auf. Das so bewusst zu machen, toll.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Aber das kriege ich auch nicht in meinem, das schaffe ich nicht. Nein.
Florian Bayer: Ich habe einen Flickr-Account für 20 Euro, weil ich nicht genug Platz auf meinem Handy habe. Echt? Und ich habe, weil es zu viele Fotos sind, habe ich nach Quartalen sortiert. Also, es gibt quasi ein Fotoalbum Sommer 2024 mit 500 Bildern oder so.
Johannes Franke: Ja, und das 500 ist ja wenig.
Florian Bayer: Für jede Jahreszeit. Ja, aber ich bin nicht so ein Fotograf wie du, sondern es sind Familien, Alltagsfotos und so.
Johannes Franke: Ja, okay. Ja,
Florian Bayer: ich glaube, ich könnte nicht zurück. Ich kann nicht zurück zu diesem naiven Zustand, wo ich frage, Spotify, Wo ist der Laden?
Johannes Franke: Ja, genau. Nein, also? Ich glaube aber, dass du dann dich ein bisschen unterschätzt. Ich glaube, das kann jeder. Die Frage ist, ob es jeder will. Ja. Aber es geht. Und ich glaube auch... Die Frage steckt ja dahinter, was will ich vom Leben und was will ich mit dem Leben und was sind meine Ambitionen? Und da kommen wir wieder in diesen Gegensatz zwischen Ambitionen und dem Zustand, in dem man einfach glücklich ist.
Florian Bayer: Er ist da angekommen, ne? Ja. Es gibt keinerlei Grund, irgendwas an dem zu ändern,
Johannes Franke: wie er lebt.
Florian Bayer: Und er versucht es auch gar nicht. Er hat ja immer wieder diese Träume, ne? Die sind ja auch so analog. Er hat diese Fototräume, die wie so Schwarz-Weiß-Fotos sind und so ein bisschen flimmern. Ja. Und es sind immer die Geschehnissen des Tages drin?
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und auch so verwaschen, verschwommen.
Johannes Franke: Ja, und es ist sehr interessant, weil die sehr, sehr tagesaktuell sind. Ich fand es so süß, wie dieses XXO plötzlich Auftritt in seinem Traum. Was wirklich so naive Tagesverarbeitung ist. Ja, total. Und es ist gar nicht so viel. Und dann kommt immer mal so ein düsterer Unterton. Und wir fragen uns, okay, kommt da noch was? Kommt da noch mehr hoch oder so? Und dann kommt die Szene mit der... Schwester, die dann sagt, ja, Vater ist anders, als er früher war. Er kann gar nicht mehr so viel und so. Vielleicht wird es mal wieder Zeit, dass du kommst und so. Aber es ist, Die Räume haben für mich auch dieses Naive und dieses, Die tragen das mit, dass man da nicht einen Riesenballast bearbeiten muss.
Florian Bayer: Nein, er erinnert sich einfach daran, wie er die Hand von dem Kind gehalten hat, das in der Toilette verirrt hat und das zu seiner Mutter gebracht hat. Eine Begegnung, die keinerlei Rolle mehr spielt im Rest des Films. Und das ist sehr am Anfang. Man sieht das und denkt so, oh, da wird irgendeine Geschichte gleich, erzählt. Das Kind kommt nochmal vor und so weiter. Nein, nein, Die Geschichte ist damit abgeschlossen. Jetzt ist jetzt. Und genauso wie das Gesicht von Aya, wenn sie das Lied hört, das hat er in seinem Traum. DAS Tic-Tac-Toe-Spielen, Das sind wirklich die ganz einfachen Sachen. Das, was an dem Tag passiert ist, wird so ein bisschen reingeflattert. In schwarz-weiß und weich gezeichnet.
Johannes Franke: Total schön. Hat übrigens seine Frau mit ihm zusammen gemacht. Donata, Die ist auch Fotografin und hat mit ihm zusammen diese Traumsequenzen erstellt.
Florian Bayer: Die sind schön, weil sie auch so kurz sind, sehr inhaltsfrei und auch routiniert, genauso wie sein Alltag komplett routiniert. Also, du siehst seinen Tag, und du kannst dir schon ungefähr vorstellen, was jetzt im Traum für ein Bild wird. Ist es zu soft, ist es zu seicht, was wir hier letzten Endes erzählt, bekommen?
Johannes Franke: Wenn das sagt, dass er durchaus zugibt, dass er eine Idealisierung dieser Welt vornimmt, dieser Person vornimmt und so. Und dass das etwas ist, was er nur hoffen kann, dass irgendwo auf der Welt ein Mensch existiert, der das so machen kann. Aber natürlich ist das alles am Ende, wenn man es durchrechnet, einigermaßen naiv und schwer durchziehbar. Spätestens, wenn er in Rente geht, braucht er genug Rentenpunkte, um genug Geld zu bekommen. Und ich weiß nicht, ob er das mit dem Job hinkriegt. Also, das Geld ist jetzt schon knapp und die Rente macht es nur knapper.
Florian Bayer: Ja, er muss ja eine Kassette verkaufen, um tanken zu können. Ja. Das ist echt hart.
Johannes Franke: Insofern, ja, So ein Wunschformat. Dass man irgendwie gerne vor sich her trägt als, ja, ich möchte, als hehres Ziel, Aber es ist in unserer Gesellschaft realistischer Maßen nicht so machbar.
Florian Bayer: Ich glaube, es spielt tatsächlich keine Rolle. Ja, weil dieser Film einfach, natürlich, Dieser Film schert sich nicht um die sozialen Strukturen in Japan. Dieser Film schert sich nicht um Geldsorgen, Dieser Film schert sich nicht um Rente. Und wenn dieser Film Sowas wie Arbeitsbelastung thematisiert, dann wird es halt auch innerhalb von einem Tag Weggewicht. Auch ganz toll, dass es ihn unglaublich glücklich macht, dass er eine neue Kollegin hat. Einfach, dass er weniger Arbeit hat. Er freut sich einfach darüber. Er hat einmal Dampf abgelassen bei der Zentrale. Einer der wenigen Momente, wo man sieht, dass er wütend ist. Und das ist dann toll. Das ist das Glück des Tages, dass da eine neue Kollegin ist und er weniger arbeiten muss. Das ist alles egal. ES ist einfach... Ich finde auch... Natürlich ist er idealisiert, aber es bleibt halt auch die ganze Zeit auf diesem Status. Ich will nicht erzählen, was ist, sondern ich will ein Gefühl vermitteln, Passt. Sein kann. Und es gibt so viele Momente in diesem Film, wo du sagst, ja, das kann sein. Dieses Glück ist möglich. Und natürlich reden wir wie immer aus einer sehr privilegierten, Man sagt jemandem, der in Bitterer Armut lebt, der in Krieg lebt, in Verfolgung lebt, whatever, dass Glück so einfach möglich ist.
Johannes Franke: Das funktioniert ja nicht. Und deswegen ist es ja auch, Es bleibt ja ein Märchen. Ich habe sofort an Amelie gedacht.
Florian Bayer: Aber für ein Märchen ist es dann wiederum zu bodenständig. Also, ich finde, wir haben ja schon ausgeschlossenes... Also, es ist ja kein magischer Realismus, der hier erzählt wird, sondern ES ist... Es ist dann doch zu erden und die Sachen, die geschehen, sind zu normal und zu trivial.
Johannes Franke: Ja, aber...
Florian Bayer: Sowas wie bei Amelie passiert da nicht, dass da jemand ist, der dieses Fotoalbum hat mit den Fotos von... Nein, nein, nein. Das wäre viel zu abgehoben.
Johannes Franke: Ja, das ist schon richtig, aber das ist nicht das Einzige, was Amelie ausmacht. Also, es ist schon Amelie für Leute, Die gedämpfte Farben mögen. Also nein,
Florian Bayer: ich finde den Amelie-Vergleich absolut unpassend, weil Amelie ist durch und durch Märchen und hat... Immer wieder diese großen Besonderheiten und diese großen Geschichten.
Johannes Franke: Aber da geht es auch,
Florian Bayer: egal, mit wem sie interagiert ist, Es sind immer große Geschichten dahinter.
Johannes Franke: Aber da geht es auch um die kleinen Dinge des Lebens. Ja. Und dass die wichtig sind und dass man darauf achten soll und sich glücklich machen kann. damit.
Florian Bayer: Aber es ist viel mehr Fantasy, viel mehr Märchen. Ja. Das hier ist einfach, das hier ist Alltag. Weil jeder kennt solche Begegnungen. Das, Was hier passiert, das ist alles, Es ist unaufgeregt, genug, um Alltag zu sein. Keine Ahnung, dass es halt einfach Teil des Lebens ist, dass du im Restaurant sitzt und es lustig findest, wie sich Leute am Nebentisch unterhalten.
Johannes Franke: Ja, ja, natürlich.
Florian Bayer: Dass du irgendjemanden kennenlernst über einen Freund oder über einen Kollegen und die Person interessant findest. Oder dich mit der Person Kurz unterhältst. Ja. Oder einfach nur an die Person denkst, weil du sie spannend findest. Das sind Dinge, die passieren und das würde Amelie nicht machen. Amelie würde daraus irgendeine größere Geschichte machen von einem Gartenzwerg, der um die Welt reist.
Johannes Franke: Aber er hat schon seine comic-haften Überhöhungen, dass er so wenig redet. Also wirklich auch in Situationen, wo man eigentlich reden sollte. Also, wo man auch als sozial kompetenter Mensch sagen würde, okay, folgendes, Du gehst da rein, schließt ab, Du wirst sehen, es funktioniert. Stattdessen geht er rein und macht das Vor und kommt wieder raus. Oder auch, wie er im Auto hinten sitzt und die sich da in der Gegend rumfahren, die anderen beiden.
Florian Bayer: Schräger Typ, Neun von zehn.
Johannes Franke: Neun von zehn, genau. Und das sind schon so... Elemente, die von der Wirklichkeit ein bisschen abschweifen. Im Drehbuch selbst war gar nicht vorgesehen oder aufgeschrieben, dass der irgendeine Form von Emotionen überhaupt hat. Das war gar nicht angelegt. Wim Wenders hat es dann in den Dreharbeiten hinzugefügt und hat ihm gesagt, okay, wenn du raustrittst, lächle einmal und begrüße den Tag quasi so auf diese Art und Weise. Das stand nicht im Drehbuch. Und der Schauspieler hat auch am Anfang gedacht, dass er den ganzen Film über keine Emotionen zeigen wird. Und dann kamen so Emotionen dazu, hier und da und dort. Aber natürlich genau gesetzt, damit jede Emotion auch eine Bedeutung im Film hat und auch klar erkennbar ist. Und deswegen finde ich auch diesen Moment, den du vorhin gesagt. hast, wo er den Chef anruft und sagt, Alter, Ich mache das jetzt einen Tag, aber mehr kann ich nicht. Ich will nicht. Das bringt mir alles durcheinander. Und dass er da so wütend ist, finde ich auch total richtig und wichtig für die Figur. Und ich glaube, wenn es wie ein Drehbuch gewesen wäre, dass er kaum Emotionen zeigt, das hätte viel verloren, dann doch.
Florian Bayer: Sehr viel. Ich würde ja mal die vorsichtige These in den Raum werfen, dass Hirayama gar nicht so wenig redet, wie wir in dem Film sehen, sondern dass... Der Film, ihn sehr bewusst beim Schweigen, zeigt. Es gibt nämlich immer wieder diese Momente der sozialen Interaktion, wo du das Gefühl hast, davor oder danach könnte was gesagt worden sein. Und der Film zeigt es uns nicht. Und ich glaube, Ein Grund dafür ist, dass es ganz wichtig ist, dass wir die Welt durch seine Augen sehen. Das heißt, dass er immer vor allem auch der Beobachtende ist. Der Film ist ja aus einer sehr radikalen, subjektiven Perspektive geschrieben. Wir sehen die Welt die ganze Zeit durch seine Augen und durch seine Wahrnehmung. Es gibt nicht viel Raum für irgendwas anderes als seine Wahrnehmung. Und dann ist dieses, dass er aus Beobachten und emotional reagieren, dass er auf diesem Level bleibt, macht es stärker. Also je mehr er reden würde, Umso mehr würde das verloren gehen. Ja,
Johannes Franke: das stimmt schon. Oh, mein Gott, was ist das für eine Musik?
Florian Bayer: Was war das? Wo sind wir? Ich glaube, wir wurden rausgerissen.
Johannes Franke: Aber wohin?
Florian Bayer: Oh Mein Gott, Johannes.
Johannes Franke: Ja?
Florian Bayer: Ich befürchte, wir befinden uns in einer Self-Promo.
Johannes Franke: Oh nein!
Florian Bayer: Shit! Ganz schnell, ganz schnell, damit wir zurück zum Besprech können. Was müssen wir machen? Was müssen wir sagen?
Johannes Franke: Wir müssen den Leuten unbedingt sagen, dass sie uns abonnieren sollen, wo auch immer sie sind, also auf Spotify oder Apple oder sowas.
Florian Bayer: Beam, whatever, Was Ihr auch nutzt.
Johannes Franke: Also Abonnieren und anderen sagen, dass Sie uns abonnieren sollen.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Wenn euch die Folge gefällt, gebt uns gerne Sterne, Herzchen, Daumen hoch, Was auch immer euer Podcatcher anbietet.
Johannes Franke: Genau, Und wenn sie euch nicht gefällt, dann schickt diese Episode weiter an. Eure Feinde oder eure Nachbarn.
Florian Bayer: Und wenn Ihr uns Feedback geben, wollt, Wir freuen uns total. Über jeden Kommentar an JOHANnes.MUSSMANNSEHEN.DE oder florian.mussmannsehen.de.
Johannes Franke: Genau, schickt uns Filmvorschläge und so weiter. Boah, Das soll schnell durchkommen.
Florian Bayer: Ja, jetzt schnell raus,
Johannes Franke: schnell wieder zurück ins Gespräch. Wir haben uns vorhin so ein bisschen wieder rausgewunden, weil wir so viel in die Geschichte reingehen wollten. Über die Entstehung der ganzen Sache. Wir haben ja gesagt, dass es in Tokio diese Toiletten gab. Und dass es eigentlich vor allem darum ging, diese Toiletten berühmter zu machen. Aber das hat nicht Wim Wenders sich gedacht. Wim Wenders wusste von den Toiletten nichts.
Florian Bayer: Nein,
Johannes Franke: natürlich nicht. Er hat irgendwann einfach einen Brief aus Tokio bekommen. Kannst Du dich bitte um unsere Toiletten kümmern?
Florian Bayer: Mach Sie berühmt. Mach auch Sie in Stars. Danke.
Johannes Franke: Und er hat das wirklich auf der ersten Seite, die er bekommen hat, Von dem Brief, hat er vor allem die Toiletten gelesen und hat gesagt, nein, Ich mache kein Projekt mit Toiletten, Was soll das denn? Und dann, als er eben das genauer vorgestellt bekommen hat, hier, Das sind die Toiletten, So sehen die Aus und deswegen sehen die, was Besonderes und so. Und dann ging es ja auch gar nicht darum, dass er einen Spielfilm machen sollte, Sondern es ging um ein paar Kurzfilme, die irgendwie so für die öffentliche Wahrnehmung gedacht waren. War gar nicht so sehr. Wim Wenders als... Spielfilmregisseur, Sondern einfach, wenn das als Hybrid zwischen Dokumentarfilm und Werbefilm Ja,
Florian Bayer: was er ja auch kann.
Johannes Franke: Was er ja kann. Also Dokumentarfilm, Das ist ja eines seiner großen Felder. Das hat er ja sehr gerne und sehr viel gemacht. Ja. Naja, Und dann haben Sie ihm halt irgendwie gesagt, das haben wir vor. Und er hat dann zu Zeiten nach Corona festgestellt, Seine Welt in Berlin. Und so gefällt ihm gerade gar nicht, weil die Leute immer rücksichtsloser geworden sind. Also zumindest seiner Wahrnehmung nach.
Florian Bayer: Ich würde gerade sagen, das ist auch ein bisschen Old Man Yelling at Things.
Johannes Franke: Ja, Und er die Parks angeschaut hat und gedacht hat, Ach, Gott, hier liegt alles rum.
Florian Bayer: Auch das ist Old Man Yelling at Things.
Johannes Franke: Genau. Und dann kommt er aber nach Japan und sieht, dass es da anders ist. Und dann denkt er sich, ja, Good Old Tokyo, Ich war hier schon mal vor ein paar Jahren, Ich glaube, in den 80ern hat er da auch einen Film gedreht. Und fand das wieder ganz toll und hat dann eben gesagt, naja, ich glaube, Es gibt hier mehr zu erzählen, als nur die Toiletten sind schön. Und dann hat er sich eben das ausgedacht.
Florian Bayer: Es ist ganz spannend, Wim Wenders ist jemand, der gerne in anderen Kulturen dreht. Wim Wenders ist eigentlich nach Amerika, weil er Amerika verstehen wollte. Die Filme, die Wim Wenders in Amerika angefangen hat, zu drehen. In seiner großen Amerika-Phase so in den 80ern und dann auch in den 90ern, waren Filme, die sich um Amerika gedreht haben. Und genauso hat er einen Film gemacht, der sich um Kuba gedreht hat, als er den Wiener Wister Social Club gedreht hat. Und bei Wim Wenders hat man immer das Gefühl, Dass wenn er sich andere Länder anschaut, dass er sie verstehen will. Und jetzt könnte man natürlich sagen, Oh, Gott, da kommt der Blick des Exotisten. Wim Wender Kaufe ich es ab. Wim Wender Will das wirklich verstehen. Und gerade, wenn ich diesen Film sehe, Wim Wenders nimmt es sehr ernst. Und wenn das will, verstehen, Was ihn begeistert an der japanischen Kultur. Und dass das dann trotzdem ein Blick von außerhalb ist. Und auch dazu gehört zum Beispiel auch diese Idealisierung.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Das ist dann auch ein bisschen geschenkt, weil, wie du gesagt, hast, er hilft uns auch, ein bisschen mehr zu verstehen, Was an dieser demütigen Haltung, an dieser Betonung des Schlichten und so weiter, was daran aufregend ist. Und wir wissen einfach, dass es auch ein anderes Japan gibt. Gibt es auch andere Seiten von Japan. Ja,
Johannes Franke: natürlich. Und ich glaube aber auch, dass es einfach ganz unabhängig von Wim Wenders es immer viel verschiedene Perspektiven geben. sollte, also geben können, sollte. Die Perspektive von außen, die auf eine Kultur schaut und die Perspektive von innen. Du darfst bloß halt nicht den Fehler machen, das singulär zu betrachten. Das funktioniert dann halt auch nicht. Und Wim Wenders hat es gut gemacht. Er hat sich den Drehbuchautoren dazu geholt. Aus Japan, der wirklich auch mit Expertise reingekommen ist. Der auch viel, mit dem er sich einfach so viel unterhalten hat, darüber. Und mit dem zusammen geschrieben hat. Ja,
Florian Bayer: vor allem hat er eine Klischees benutzt.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Also, es gibt diese Momente, wo du sagst, ah, jetzt ist es so kurz vorm Klischee. Wenn er diesen Baum ausgräbt und der Mönch ihm dann zunickt und sagt, ja, den darfst du nehmen. Dann ist es vielleicht knapp davor, aber es ist genug, nicht rauer Alltag, aber genug Alltag, der einfach trivial ist, Als dass es zu exotistisch werden könnte.
Johannes Franke: Hm, ja.
Florian Bayer: Franz Lustig, Kamera.
Johannes Franke: Ja, Kameramann.
Florian Bayer: 4. Zu 3.
Johannes Franke: Gute Entscheidung. Darf ich dir kurz aus technischer Sicht sagen, warum das eine gute Entscheidung ist? Ja, gerne. Du darfst aus philosophischer Sicht sagen, warum es eine gute Entscheidung ist. Aus technischer Sicht, Du willst bei seinem Zuhause und bei den Toiletten gleichzeitig Boden und Decke sehen können.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Wenn du ein Breitbild hast, dann ist das nicht mehr drin. Ja. Dann sieht man das nicht mehr. Also brauchst du, gerade bei seinem Zuhause natürlich, weil... Weil man sehen will, in was für einem kleinen Space. Er wohnt.
Florian Bayer: Aber er hat auch sehr tief hängende Decken. Zu Hause würde mit 16 zu 9 vielleicht auch funktionieren.
Johannes Franke: Nein, ich glaube nicht. Nein, nein, nein. Und ich will nicht schwenken müssen. Ich will nicht von ihm runterschwenken müssen, wie er sich hinlegt, sondern ich will einer Totalen sehen können, wie er steht, sich hinlegt und da seinen Frieden hat. Und bei den Toiletten muss man natürlich sehen können, weil er da sauber macht. Und ich will ja trotzdem den Space haben. Und ich will es ja trotzdem sehen können. ordentlich.
Florian Bayer: Die philosophische Antwort ist ganz banal, näher. Der Film hat Nähe, und der Film ist immer nah an seinem Protagonisten dran. Und auch nah an den Figuren, die er beobachtet und dadurch, dass du ein 4 zu 3 Format hast, das so ein bisschen mehr Richtung quadratisch gehst, Verengst Du einfach den Raum und dadurch bist Du näher am Protagonisten. Und wenn er dann zum Beispiel in diesem Bahnhof Ungetüm, sitzt, in seinem Restaurant, Das in einem riesigen, vollen Bahnhof ist, Dann findet die Kamera den Raum, wo er für sich ist, Sein Glas Wasser hat mit Eiswürfeln und das trinkt. Und du denkst nur, ich will auch so ein Glas mit Eiswürfeln trinken.
Johannes Franke: Und sobald du Western-Perspektiven hättest, Western, ist nur genau das Gegenteil, so ein richtig breites Bild, damit du die schöne, große Landschaft im Hintergrund hast. Und wenn du die jetzt hättest,
Florian Bayer: Hannah wichen 43 zu 5.
Johannes Franke: Genau. Die hättest, dann würdest du den kompletten Bahnhof, alle möglichen Menschen, Alles würde auf ihn reinprasseln und man hätte das Gefühl, Der Mann ist nie alleine. Ja.
Florian Bayer: Der Mann ist ja auch der Mann ist alleine, wenn er in seiner Wohnung alleine ist. Ja. Aber er ist sonst, dafür, dass es so ein einsamer Wolf ist, ist er erstaunlich viel in Gesellschaft und vor allem ständig in Gesellschaft von Menschen, die ihn kennen und schätzen.
Johannes Franke: Ja. Und schätzen. Und gut ausgesuchte Gesellschaft, habe ich das Gefühl. Weil er natürlich auch immer wieder an den gleichen Orten ist, muss man sagen. Man weiß, die kennen ihn so gut und schätzen ihn so gut, weil er eben ein sehr guter Kunde auch ist. Und da ist die ganze Zeit. Und dann vielleicht mal ein Schwätzchen hält. Oder sowas, was du vorhin gesagt, hast, dass man weniger die schwätzigen Momente zeigt, Aber die vielleicht doch eher existieren, als man glaubt.
Florian Bayer: Es gibt diesen Moment, wo er ein bisschen mehr redet. Und das ist, wenn er zum ersten Mal in dieser Bar ist. Dann ja, auch im letzten Drittel nochmal eine Rolle, spielt, wo er offensichtlich die Besitzerin sehr gut kennt. Und irgendjemand beschwert sich im Hintergrund, dass er wie so ein Vorzugsgast behandelt wird, weil er besonders große Portionen kriegt. Und plötzlich sagt er mehr als nur ein paar einzelne Worte. Das ist nach ein bisschen mehr als einer Stunde Film. Wir haben mehr als die Hälfte. Und er unterhält sich plötzlich mit dir, und er ist in dieser wirklich wunderschönen familiären Bar. Sayuri Ichikawa. Entschuldigung, Japan.
Johannes Franke: Spielt die Babysachserin.
Florian Bayer: Die Sängerin. Und die singt dann auch House of the Rising Sun in dieser japanischen Variante.
Johannes Franke: Eine sehr berühmte Sängerin. Eine richtig berühmte Sängerin.
Florian Bayer: Von der ich vorher noch nie gehört, habe.
Johannes Franke: Natürlich nicht. Der Obdachlose ist übrigens ein sehr berühmter Tänzer. Oh,
Florian Bayer: den ich auch vorher noch nie gehört, habe.
Johannes Franke: Also, es gibt sehr viele berühmte Leute in diesem Film, die einfach mal so auftauchen.
Florian Bayer: Und dann sitzt er in dieser Bar und es ist sehr familiär. Und ich habe das Gefühl, Er schäkert, mit denen. Er redet auch ein bisschen mehr, mit denen. Im Film sagt er nur zwei, drei Sätze, Aber so viel hat er die ganze Zeit vorher nicht gesagt.
Johannes Franke: Das stimmt, ja.
Florian Bayer: Er sagt in zwei Minuten mehr als in 60 Minuten davor. Und das fühlt sich sehr familiär an. Und genau, wie du sagst, ja, Es sind ausgewählte Räume. Er mag die Menschen, die da verkehren. Er kennt die Menschen, die da verkehren. Selbst wenn er die beiden Alten in diesem Bar hat, mit denen er ja kein Wort wechselt. Aber er kennt die offensichtlich. Er lächelt und freut sich. Und dann im Restaurant in diesem Imbiss. So was ganz Einfaches, dass dieser Typ, der ihn bedient, immer sagt, ja, und hier jetzt für deine harte Arbeit, hier ist dein Trinken, hier ist dein Essen. Das ist einfach nice.
Johannes Franke: Sehr, sehr süß. Und Nico, die dann kommt, was ich eine total gute Erfindung finde und ich gar nicht so schnell verstehe, wer das eigentlich ist. Er guckt sie an und erkennt sie so sehr, sehr zögerlich. Und ich denke, Moment. Hat er sein Kind nicht? Er kennt sein eigenes Kind nicht. Was ist hier los? Bis ich verstehe, dass das ja gar nicht sein Kind ist oder welche Beziehungen, die miteinander stehen. Und so. Plötzlich ergibt alles Sinn, Aber es ist schon echt lange, weil der Film nicht sehr geschwätzig ist und nicht, erklärt.
Florian Bayer: Sie nennt ihn Onkel.
Johannes Franke: Ja, sie nennt ihn Onkel.
Florian Bayer: Und es gibt, Ich habe noch nie einen so guten, schreckhaften Weg. Den Moment von einer Kamera erlebt. In dem Moment, wenn sie zieht sich um und sieht das Shirt aus. Und er geht dann natürlich schnell raus. Wow, Mann, Die Kamera fängt genau dieses erschreckende Oh, ich darf das nicht sehen, ich muss da weg. Saugut einer.
Johannes Franke: Man sieht auch so ganz kurz im Moment zu viel. Ja, genau. Ganz kurz im Moment. Nein,
Florian Bayer: nein. Wir sehen gar nicht seine Reaktion, sondern wir sehen wirklich die Reaktion von der Kamera. Oh, weg. Schnell weg. Ja, genau, das ist so ein Moment, wo man denkt, Jetzt könnte ganz viel Drama draus werden, Aber es wird nicht viel Drama. draus. Sie ist mit ihm zusammen unterwegs, Sie hat offensichtlich Stress mit ihrer Mutter.
Johannes Franke: Und er nimmt das wieder an. Es kommt, wie ein Wind, geweht, Er nimmt den Wind auf und wehrt sich nicht dagegen, sondern sagt, okay, gut, das ist jetzt das, was wir jetzt machen. Und wir gucken mal, was wir draus machen und wir gucken mal, wo es hingeht. Und er will da rausschleichen und sie sagt noch, du kannst mich nicht zurücklassen, wer weiß, was ich mache. Er weiß, was ich hier anstelle. Und er so, okay, da kommst Du halt mit. Und man denkt sich auch die ganze Zeit, fängt sie jetzt an, Judgmental zu werden. Dann guckt sie auf ihn herab, Sie hat so ein bisschen, sie kriegt diese Szenen, wo Sie es entscheidet.
Florian Bayer: Sie ist einfach ein Scheiß. Teenager. Teenager sind Ärsche.
Johannes Franke: Ja, aber sie entscheidet sich dann ja auch um. Sie sagt dann nicht, okay, ich suhl mich da jetzt in dieser herabschauenden Haltung. Sondern sie fängt an, sich damit zu arrangieren und das auch zu fragen und zu schauen, wie lebt er damit? Und ist er glücklich damit, und was macht er damit?
Florian Bayer: Sie ist verantwortlich für den Vertical Shot in diesem Film. Die filmt ihn nämlich beim Kloputzen.
Johannes Franke: Wo ich plötzlich wirklich gedacht habe, What the fuck, Jetzt kommt ein Vertical. Oh mein Gott, Hilfe.
Florian Bayer: Wir sind plötzlich im 21. Jahrhundert gelandet. Was ist passiert?
Johannes Franke: Dolly Zoom.
Florian Bayer: Und dann hat sie, was total süß ist, Sie hat auch eine Kamera. Sie hat auch so einen Knipser und sie macht auch so Fotos. Und er kann sich nicht mehr richtig erinnern, dass er ihr das geschenkt hat.
Johannes Franke: Das ist eine schöne Verbindung. Und er macht das tollste Foto von ihr, was man sich vorstellen kann. Eins, das überhaupt nichts kann, aber es alles bedeutet, Die ganze Welt. Wie Sie einfach unscharf vor diesem Baum steht und einfach dieses Foto gemacht hat. Also, ich bin Fotograf, Ich lege auch viele Sachen wert, Aber in diesem Moment ist jegliche Form von Qualitätskontrolle, die ich im Kopf habe, über den Jordan. Es ist so unwichtig. Es ist einfach ein tolles Foto.
Florian Bayer: Und dann auch Diese Geschichte geht schnell vorbei. Ihre Mutter kommt, holt Sie ab. Wir erfahren diese Momente, Diese kleinen Einsprängsel, dass er offensichtlich ein früheres Leben hatte. Und das ist ein sehr reiches Leben, weil seine Schwester kommt mit einem Chauffeur angefahren. Und dann auch der erste starke, emotionale Moment, wo sie sich umarmen, wo er dann auch wirklich weint. Also, wir haben zum ersten Mal auch wirklich tiefere Emotionen von ihm. auch, Traurigkeit.
Johannes Franke: Ja, ja.
Florian Bayer: Und gar nicht so viel später kommt dann der zweite große Moment. Mit diesen tieferen, düstereren Emotionen auch. Nämlich die Geschichte von der Barbesitzerin, die sich mit ihrem Ex-Mann trifft. Und er beobachtet das und wollte das offensichtlich gar nicht beobachten. Auf jeden Fall ist er total aufgewühlt, Deswegen kauft sich dann die Zigaretten und das Bier. Ja. Und dann kommt dieser Ex-Mann zu ihm dazu. Und es findet ein Gespräch zwischen ihnen statt. Und ein Anwandeln mit Schattenspielen.
Johannes Franke: Was ich so großartig? finde. Das ist so eine tolle Szene.
Florian Bayer: Und da ist er richtig, extrovertiert. Er anfängt, über Schatten zu reden und lasst Uns schauen, ob der Schatten Dunkler ist. Wenn wir sie zusammenlegen. Und er ist plötzlich, er kommt voll aus sich raus.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Das ist auch so dieses, Ich lasse mich darauf ein und ich gucke mal, wie ich diesem Menschen helfen kann. Wie ich da was hochholen, kann. Was macht das auch mit mir? Also so durchlässig zu sein, dass es nicht nur mit ihm zu tun hat, sondern auch mit sich selber. Also auch sich selbst zu offenbaren in dem Moment, für einen Moment. Finde ich total toll.
Florian Bayer: Und dann spielen sie Schatten.
Johannes Franke: Und wie ist dann die Antwort, Plora? Werden Schatten dunkler, wenn man Sie übereinander legt? Der Film hat eine Antwort In dem Moment, aber stimmt das?
Florian Bayer: Die klare Antwort ist, Schatten werden nicht dunkler. Ein Schatten ist ein Schatten. Ein Schatten ist Abwesenheit von Licht. Aber wenn du eine Lichtquelle komplett blockierst, dann ist das Licht nicht mehr da. Ja,
Johannes Franke: aber DAS ist... Wenn du von Schatten redest, Auch wenn es nicht komplett dunkel ist.
Florian Bayer: Wenn du mehrere Lichtquellen hast und dann verschiebst, Aber grundsätzlich ist ja ein Schatten. ERST mal... Ein Schatten ist ja kein Ding. Ein Schatten ist ja einfach das Fehlen von Licht.
Johannes Franke: Du hast genau den richtigen Punkt reingeworfen. Wenn du zwei verschiedene Lichtquellen hast, dann kannst du Schatten übereinanderlegen.
Florian Bayer: Genau. Da sprach der Fotograf und Filmer. Aber ein Schatten ist nichts. Ein Schatten ist wie wenn du sagst Trockenheit.
Johannes Franke: Das habe ich nicht als Fotograf gesagt.
Florian Bayer: Das ist die Abwesenheit von Wachsam.
Johannes Franke: Eine hochphilosophische Angelegenheit.
Florian Bayer: Ich finde es viel schöner, dass Sie den Schattenfang spielen.
Johannes Franke: Ja, es ist total toll.
Florian Bayer: Anstatt dieses Bullshit-Physik-Gespräch zu machen, wo jeder Wissenschaftler drauf guckt, nein, ich habe die Lösung.
Johannes Franke: Aber es ist süß, dass sie es probieren.
Florian Bayer: Das ist so süß. Naja, auf jeden Fall, Man sollte sich auch seine Neugier bewahren. Um Dinge herauszufinden. Genau, wie man herausfinden sollte, OB MAN EIN Tic-Tac-Toe-Spiel zu einem befriedigenden Abschluss bringen kann, Auch wenn das mittlere Feld ausgeführt wurde. Was für ein Dummes Spiel. GANZ ehrlich, Tic-Tac-Toe ist ein Dummes Spiel.
Johannes Franke: Nein, das doch. Ich spiele das immer morgens unter der Dusche, gegen mich selbst. Wer gewinnt? Ich verliere immer.
Florian Bayer: Probierst du verschiedene Szenarien aus?
Johannes Franke: Nee, ich glaube, das ist bei mir wirklich so ein morgendliches, Ich bin so noch nicht da, noch nicht in dieser Welt. So, dass ich einfach geistesabwesend bin. Also vielleicht spiele ich es auch nicht jeden Tag, manchmal male ich auch irgendwas anderes. Aber ich nutze immer diese beschlagene Wand vor mir.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Für irgendwelche Spieler.
Florian Bayer: Das habe ich leider nicht. Das fehlt mir echt. Oh, in unserer alten Wohnung hatten wir das. Da hatten wir eine Dusche mit so einer Glaswand, wo man das machen konnte. Und das, was meine Duschwand... Bei der neuen Dusche ist zu milchig. Da geht nix. Da kann man gar nix machen. Das ist echt deprimierend. Ich sollte mal einen Spiegel in die Dusche hängen.
Johannes Franke: SpIeGEL in die Dusche? Das würde ich aber nicht wollen. Einen Spiegel in der Dusche. Dann muss ich ja jeden Tag sehen, dass ich älter geworden bin. Naja. Jedenfalls bin ich morgens, glaube ich, am nächsten Zustand, am Beneidenswerten Zustand Dieses Menschen dran, als ich im Rest meines Tages bin.
Florian Bayer: Ich glaube, so. Ein Film wie dieser kann einem helfen, mal im Alltag wieder öfter zu diesem Zustand zu kommen. Das glaube ich. Ich bin total dankbar, weil ich habe das ganz viel gesehen.
Johannes Franke: Total.
Florian Bayer: Und hatte danach so ein bisschen dieses schwebende Hochgefühl, auch von, ja, ich will Sachen bewusster machen. Ich will Sachen ein bisschen bewusster wahrnehmen, ein bisschen bewusster genießen. Egal, wie klein sie sind, egal, wie klein sie einem vorkommen. Und dann gibt es ja diesen Moment der Überwältigung? Ja. Und auch nicht von einer Emotion, sondern von verschiedensten Emotionen?
Johannes Franke: Das finde ich so stark an der Szene. Damit habe ich nicht mehr gerechnet.
Florian Bayer: Der Kameramann, also Das war eine ganz kleine Kuh, Die saß mitten im Auto. Und der Kameramann hat offensichtlich Tränen in die Augen gekriegt, Als er...
Johannes Franke: Klären wir kurz, worum es geht. Es geht um die letzte Szene.
Florian Bayer: Hirayama sitzt im Auto, nachdem dieser Abend war, wo er das Schattenfangen gemacht hat. Ja. Macht wie immer eine Kassette rein, das ist sein Alltag einfach. Und hört Feeling good. Von Nina Simon. Und wir haben eine richtig, richtig lange Szene, wo die Kamera auf ihm ist, Während der Auto fährt. Das ist unsere Schlussszene. Und er guckt zuerst so, wie er die ganze Zeit geguckt hat. Und dann durchlaufen Emotionen in sein Gesicht. Und zwar verschiedene. Er ist fröhlich, er ist traurig, er ist amüsiert, er ist überwältigt. Und diese Emotionen gehen so nach und nach durch sein Gesicht. Spielen miteinander, fangen sich auf, verlieren sich, Es kommen neue Emotionen dazu, Es werden Emotionen wieder hervorgekramt. Und der Kameramann saß damals hinten im Auto. Und der hatte die ganze Zeit Angst, dass er aus dem Frame rausfällt, weil er weinen musste. Er hat das Gesicht gesehen und Mellis Frage Müssen wir jetzt beantworten. Melli hat gesagt, ja, Ich hatte Tränen in den Augen.
Johannes Franke: Hattest du?
Florian Bayer: Ich hatte Tränen in den Augen. Es war so eine schöne Szene. Ich saß da, ich war total gerührt, Total geflasht.
Johannes Franke: Ja, es ist eine tolle Szene. Es ist eine großartige Szene, weil du auch nicht erwartest, dass er es schafft. Und Wim Wenders war auch Total baff. Wim Wenders hat mit ihm das irgendwie besprochen, so kurz vorher. Ja, du hörst dieses Ding, machst die Kassette rein, Dann hörst du dieses Lied und reflektierst so ein bisschen darüber, ob das eine gute Entscheidung war, was er getroffen hat. Auch wenn wir die Entscheidung nicht wirklich sehen im Film. Aber es ist ja eine Entscheidung gewesen für dieses Leben und ob das gut war. Was nicht und dass er am Ende damit zufrieden rausgeht. Und dieses Spiel, durch das er da durchgeht, Dieses wahnsinnig Durchlässige, wo ich keinen Schauspieler mehr vor mir habe, sondern einfach nur einen Menschen, der lebt und der alles auf einmal durchlebt und der so viele Emotionen auf einmal hat. Und das könnte so leicht in eine Klaunerie, in Varieté abdriften. Hier eine Emotion nach der anderen. Aber das ist es nicht. Er macht das einfach so, so gut. Beziehungsweise machen ist ja das falsche Wort. Er lässt das einfach so gut zu, Diese Emotionen. Und das ist so toll. Natürlich habe ich Tränen in den Augen gehabt.
Florian Bayer: Und auch da fühle ich ihn wieder, weil ich kenne das auch. Und ich glaube, Das kennt auch jeder, dass man manchmal auch einfach, wenn man so mit sich selbst beschäftigt ist. Oder Musik, gerade wenn man Musik hört oder so und wirklich das... Zu Gedanken an Sachen, die passiert, sind in den letzten Tagen oder letzten Wochen, einen einfach überwältigen. Und dann merkt man plötzlich, oh, mein Gesicht reagiert gerade. Ich gehe das gerade durch und Gott sei dank bin ich gerade für mich alleine.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Gott sei dank, beobachtet das niemand, weil das sehr schräg aussehen würde. Aber ich merke, wie diese Emotionen, Auch diese verschiedenen Emotionen durchgehen. Und diese Zerrissenheit, diese verschiedensten Emotionen, die einfach da sind, auch im Alltag, Auch im Alltäglichen, Die hat er echt... Unglaublich gut eingefangen, um den Namen dann nochmal zu sagen. Koshi Yakusho, Also, vielleicht ist er wirklich der beste japanische Darsteller, der es gerade gibt.
Johannes Franke: Kann absolut sein.
Florian Bayer: Das ist unglaublich, wie er mitreißt in diesem Moment.
Johannes Franke: Und das Tolle ist, bei diesen Emotionen, Es geht ja noch nicht mal, dass man offensichtlich sieht, okay, Er weint gleichzeitig und lacht gleichzeitig, also ist er traurig und glücklich, gleichzeitig, Sondern manchmal weint man ja, weil man glücklich ist und man lacht, wenn man traurig ist. Das heißt, es gibt auch da gar keine Zusortierung oder sowas. Sondern du hast nur einfach einen Eindruck von Emotionen, die nur verlieren können, wenn man versucht, Sie in Foto zu machen.
Florian Bayer: Und es ist auch so ein Puzzle, dass man natürlich zusammenlegen könnte. Also, da ist wahrscheinlich alles drin, was wir im Film gesehen haben. Jede kleine Begegnung, jede größere Begegnung. Gedanken an Nico, Gedanken an diese Barbesitzerin, an ihren Ex-Mann, Der Krebs hat und so weiter. Aber es ist vollkommen egal. Es ist kein Rätsel, das man lösen muss. Ja, genau. Das sind die Gefühle, die jetzt stattfinden. Und das sind die Gefühle, die einfach kommen, weil solche Dinge geschehen.
Johannes Franke: Ja, und da ist dieses Lied. Und dieses Lied ist für Wim Wenders einfach so symbolhaft gewesen. Für das ganze Leben, was er da zeigen möchte von dieser Figur. Zumindest in diesem Stadium, dem, Was wir sehen im Film.
Florian Bayer: You know how I feel. It's a New day, it's a new dawn, it's a new life. Und auch da, genau, diese Schlichtheit. Diese einfachen Dinge, die passieren und das passiert. Und ich fühle und das passiert und ich fühle, und ich fühle mich einfach gut, weil ich fühle.
Johannes Franke: Und auch so dieses Aufarbeiten von Dingen, das man im Film über nicht sieht. Es ist nicht so, dass wir die ganze Geschichte, die ihm angedichtet wurde, von den beiden, Dass man da große Verarbeitungsmuster sieht. Oder sowas. Und man fragt sich dann immer, wie leben Menschen, die Ihre Vergangenheit komplett einmal angenommen haben und damit keine großen Probleme mehr haben? Und einfach nur sind. Wie verarbeiten die dann solche Dinge, die passieren? Und hier siehst du es. Dann bricht das einmal so aus und man hat ganz viele Emotionen auf einmal. Und es resultiert in einem glücklichen Moment, weil man dann einfach sieht, okay, es ist alles so, wie es ist, ist richtig. Ich habe das Richtige gemacht, habe mich in die richtige Situation manövriert. So kann es weitergehen. Und ich komme mit den Dingen klar. Meine Schwester triggert bei mir nicht den Zusammenbruch. Auch wenn ich einmal weinen muss, weil Emotionen total wichtig sind und auch weinen. Total wichtig ist. Aber es triggert nicht den Zusammenbruch, weil ich meine Vergangenheit nicht verarbeitet habe.
Florian Bayer: Sondern weil es einfach Emotionen sind, die ich mit mir rumtrage und die ich manchmal rauslasse.
Johannes Franke: Und die einfach da sind. Ich finde es umso beeindruckender, je mehr wir darüber reden. Es ist so krass. Es ist ein guter Film. Melli, Vielen Dank. Ach, Die Dreharbeiten waren auch so, ne? Die haben irgendwann gedacht, Sie machen nur noch einen Dokumentarfilm. Ja. Also, wenn es schon um Durchlässigkeit geht und um einfach nur sein. Die waren beim Dreharbeiten einfach nur, ne? Es war gar nicht mehr so sehr nur der Drehplan. Und wir müssen das jetzt machen und wir probieren das so lange, bis es sitzt und dann drehen wir es. Nach den ersten paar Tagen hat Wim Wenders gesagt, können wir das mit den Proben einfach lassen? Wir drehen einfach gleich.
Florian Bayer: Es war auch eine relativ kurze Drehzeit.
Johannes Franke: 17 Tage. Ja, 17 Drehtage.
Florian Bayer: Relativ wenig für einen Film von dem Kaliber. Es ist ja grösser.
Johannes Franke: Ja, ja. Vor allem aber eben machbar, weil sie sehr dokumentarisch unterwegs waren. Es gab diesen Kameramann und einen Tonmann und Wim Wenders und den Schauspieler. Und das war es meistens.
Florian Bayer: Wim Wenders hat gemeint, Franz Lustig ist sowas wie ein wandelndes Stativ. Ja, ja. Und sich nicht kann er die Kamera... Absolut stabil halten, egal, wo sie sind. Auch wenn sie im Regenfahrrad fahren.
Johannes Franke: Es ist der Hammer, weil er sie wirklich nur Handkamera hatte. Die haben wirklich keinen Stativ gehabt, Keine großen Gimbals oder sonst irgendwas. Und das siehst du dem Film nicht an. Du denkst die ganze Zeit, okay, hier ist das Stativ. Und du denkst die ganze Zeit, Ah ja, okay, Hier eine kleine Kamerafahrt, Da werden Sie wohl was aufgebaut haben. mal. Und der hat nichts aufgebaut, es ist nur er und die Kamera. Absoluter Wahnsinn. Ja. Total krass.
Florian Bayer: Und Sie haben wirklich tolle Bilder, Schöne Orte gefunden. Auch so diese... Alltäglichen Orte. Die Klos bieten sich natürlich an, weil es sind die alltäglichen Orte, die Durchdesignt sind. Aber dann auch sowas wie eine Bar, wie ein Restaurant, wie ein Bad. Die Wohnungen von ihm sind alltägliche Orte, die sie aber in ihrer Schönheit glänzen lassen.
Johannes Franke: Ja. Und dann im Grunde nur die Perspektive finden müssen, gerade im Bad oder im Zuhause. Die haben ja eine Perspektive oder zwei oder maximal drei Zuhause. Und dann lass ihn ja einfach machen. Also, dass Sie auch wirklich sagen, wir verzichten auf Proben, sondern wir besprechen mal kurz vorher, vielleicht. Was wir ungefähr haben wollen, aber dann leb Halt einfach. Du hast die Figur, du hast deine Rolle voll drin, weißt genau, was du machen musst oder was dein Gefühl dazu ist, Mach halt. Großartig.
Florian Bayer: Und wie er das macht. Wahnsinn.
Johannes Franke: Absoluter Wahnsinn. Großer Schauspieler.
Florian Bayer: Wollen wir zu unserer Top 3 springen?
Johannes Franke: Oh, springen wir zu unserer Top 3? Ja, gerne. Unsere, ähm, Top 3.
Florian Bayer: Unsere Liste ist heute, ähm, TOP 3... Bücher-Szenen.
Johannes Franke: Was uns auch Melli anempfohlen hat, Vielen Dank Melli für diesen Hinweis, Bücher-Szenen hatten wir tatsächlich noch nicht.
Florian Bayer: Hatten wir noch nicht, und es ist, wir Manchmal haben wir echt Struggle, ein gutes Thema zu finden, weil wir schon so viele Themen durchgekaut haben.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Ich hatte tatsächlich ein bisschen Struggle, Filme zu finden. Weil merkwürdig ist, Weil ich dachte eigentlich Das Thema ist so, sollte mir eigentlich auf der Hand liegen, ich bin nicht 100% glücklich mit meiner Liste.
Johannes Franke: Wirklich? Es gibt so viele Szenen mit Büchern.
Florian Bayer: Aber gute Zähne mit... Büchern, WO DU sagst, wow, Da Ist besonders... Ich bin sehr gespannt auf deine Liste. Also ich hoffe, du hast ein bisschen kreativer und etwas freudefindiger als ich.
Johannes Franke: Jetzt habe ich Angst. Du wirst mich zerfleischen, weil ich mir nicht genug Mühe gegeben habe.
Florian Bayer: Mein Platz 3. Und dann fängt schon die Unkreativität an, Die unendliche Geschichte.
Johannes Franke: Das ist doch keine Unkreativität,
Florian Bayer: Ich habe das auch. Die eine einzige Lebensszene ist.
Johannes Franke: Großartiger Platz. Sehr gut gemacht, Vielen Dank.
Florian Bayer: Das Ding ist ja, ICH finde... Ich liebe das Buch. Eine ähnliche Geschichte ist eines meiner liebsten Bücher überhaupt. Und Michael Ende war nicht glücklich mit der Verfilmung. Und wenn ich die Verfilmung sehe, dann weiß ich auch warum, weil sie ist nicht besonders gut. Aber die Szenen, in denen Bastian auf dem Beicher liegt und dieses Buch liest und dabei ein Brötchen isst und dann sich eine Kerze anzündet, Die Decke über dem Kopf hat, Angst hat. Tolle Lesenszenen. Ganz,
Johannes Franke: ganz wunderschön. Die besten Szenen des Films. Absolut. Warum ist das jetzt langweilig, Plor? Das ist gut, eigentlich.
Florian Bayer: Das ist so ein Ali.
Johannes Franke: Ganz toller Platz.
Florian Bayer: Ich meine, das ist der Metafilm, der sich ums lesen dreht. Ja,
Johannes Franke: natürlich. Aber dafür haben alle eingeschaltet, Plor.
Florian Bayer: Okay. Was ist denn dein Platz zwei oder drei oder was auch immer?
Johannes Franke: Ich nehme jetzt einfach die unendliche Geschichte raus und zeige dir da mit dem Mittelfinger und sage, Natürlich gibt es noch viel mehrere Möglichkeiten.
Florian Bayer: Ja, danke.
Johannes Franke: Und zwar hätte ich dann auf Platz drei die Braut des Prinzen. Brautprinzessin, Die Verfilmung, Wobei natürlich auch hier wieder das Original, das Geschriebene viel besser ist als die Verfilmung. Aber auch die Verfilmung macht ein paar schöne, Süße Sachen, muss man schon sagen. Und da geht es vor allem darum, dass der Junge, der Krank ist, vorgelesen bekommt von seinem Vater. Von seinem Opa. Der nicht der geborene Vorleser ist. Der aber sich viel Mühe gibt. Und der auch, wie das Kind später erst herausfinden sollte, Ganz viele Sachen auslässt, die eigentlich in diesem Buch drinstehen, um das für das Kind digestible, verträglich zu machen.
Florian Bayer: Das haben Sie größtenteils weggelassen im Film, oder?
Johannes Franke: Ja, ja.
Florian Bayer: Aber der Film ist trotzdem, Der hat auf jeden Fall seine schönen Momente. Und der hat Andrew The Giant, den großen Wrestler. Stimmt,
Johannes Franke: ja. Das ist aber schon toll. Es gibt tolle Schauspieler, auch, die das Toll machen.
Florian Bayer: Den müssen wir mal besprechen.
Johannes Franke: Vielleicht machen wir das mal. Es ist halt wirklich nicht der beste Film, aber es ist einer der besten Bücher. Ja,
Florian Bayer: und ich habe so das Gefühl, Es ist kein Film, der in Deutschland groß rezipiert wird, sondern es ist so ein amerikanisches Phänomen. Und da gilt er als echter Fantasy-Klassiker.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Ja, lass uns den Mal besprechen.
Johannes Franke: Okay, das machen wir mal. Die Braut des Prinzen im Deutschen.
Florian Bayer: Princess Bride. Ja. Mein Platz zwei, Before Sunrise. Da sitzen Sie nämlich ganz am Anfang im Zug, bevor Sie dann einfach diesen Tag in... Ja, Statt verbringen sitzen Sie im Zug und beide lesen, und dann kommen Sie über die Bücher zum Gespräch. Vor allem auch schön, weil in Before Sunset, In der Fortsetzung, wird diese Romanze wieder aufgegriffen und da treffen sie sich in einem Buchladen wieder.
Johannes Franke: Ach, schön. Ja, SIEHST du, Was ist... Keine langweilige... Also, ich weiß gar nicht, was du hast. Ich hätte dann auch einen Buchladen. Komm, Ich mache auch einen Buchladen. Ja. Und zwar... Ein süßer Fratz. Funny Face. Wir haben das besprochen. Ja,
Florian Bayer: du hast den deutschen Titel genannt. Warum haben Sie das ein süßer Fratz genannt? Ja, wir haben den Film besprochen, in aller Ausführlichkeit. Ein Johannes-Klassiker, ne?
Johannes Franke: Und zwar einer unserer ersten Filme, die wir besprochen haben. Es ist lange, Lange her, als wir den besprochen haben. Ja,
Florian Bayer: als wir noch Doppelfolgen gemacht haben. Ja,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Der alte Zeit.
Johannes Franke: Ganz toller Film von 1957. Erschreckt nicht wegen der Zahl. Es ist ein ganz, ganz, Ganz toller Film mit Audrey Hepburn und... Und er war nicht zufrieden damit. Er hat selber gesagt, vielleicht ist das keine gute Idee, dann gut, ich mach's. Und sie arbeitet am Anfang in einem Buchladen. Und dann kommen die da eingeritten als Modezeitschrift und wollen da einfach Fotos machen. Und es ist so eine herrlich unrealistische Szene, Weil die einfach so da einreiten, einfach so ihre Fotos machen und sie von der Arbeit abhalten. Und sie dann irgendwie die Romanz zu erzählen zwischen dem Typen, der da einreitet, um die Fotos zu machen. Und ihr. Super unrealistischer Film. Ich finde es total sweet und ich liebe diesen Film. Hört euch gerne auch die Episode dazu an und guckt euch den Film an, wenn Ihr einen alten, schönen, alten. Audrey Hepburn-Film Gucken wollt.
Florian Bayer: Mein Platz 1 ist Magnolia. Und zwar ein hochintelligenter, Junge, der in so einer komischen Show mitspielt und überhaupt nicht glücklich ist. Und vor allem nicht glücklich ist, wie er von seinem Vater behandelt wird, versucht irgendwann, im Laufe des Films etwas über Intelligenz zu lesen und über Wunderkinder und so. Und dann haben wir diese Szenen, wie er da ganz alleine sitzt, in diesem Lesesaal. Und ein Buch vor sich hat. Und wir sehen so Ausschnitte von dem, was er liest. Und es ist einfach sehr schön umgesetzt, Diese kindliche Neugierde und dieses in Büchern Dinge entdecken, die man zum ersten Mal liest, DIE einen... Die Augen öffnen. Und dann regnet es Frösche. Toller Film. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Haben wir auch in der Frühzeit dieses Podcast besprochen.
Johannes Franke: In dieser Liste sind nur Filme, die wir schon besprochen haben. Und ich setze noch einen drauf. Platz 1 Bei mir, Sherlock Junior. 1924. Ganz, ganz alter Film von Buster Keaton. Großartiger Film. Buster Keaton ist der absolute Hammer. Hört Euch die Episode dazu an. Ich bin nur am schwelgen. Und da geht es um Buster Keaton, der, naja, Der ist ein Filmvorführer, und er will mehr oder weniger einen Fall lösen, weil er selber bezichtigt wird, was geklaut zu haben. Ich bin mir gar nicht mehr ganz so sicher. Was war denn das eigentlich? Ja,
Florian Bayer: er wird bezichtigt, was geklaut zu haben, weil sein Widersacher was geklaut hat.
Johannes Franke: Genau, sein Widersacher, der die Frau will, die er eigentlich, die Frau seiner Träume. Und er liest an dieser einen Szene, obwohl er arbeiten müsste, dieses eine Buch. Auf dem steht einfach nur, How to be a detective. Und die Szene ist sehr kurz. Aber ich muss diesen Film einbringen, weil ich immer, immer wieder genau an diese Szene denken muss. Ich habe sogar ein Bild davon in meinem Schlafzimmer hängen. Wie der da in dieses Buch guckt, auf dem steht How to be a Detective. Und eine Lupe in der Hand hat noch dazu. Und so einen Blöden angeklebten Schnurrbart. Und ich liebe es einfach. Ich liebe alles daran. Und er liest immer wieder in diesem Buch, wie er das machen muss. Und dann... Nimmt er auch Ratschläge vom Film an, den er eigentlich gerade als Filmvorführer vorführt, für eine Crowd? Und nimmt von diesen Meta-Ebenen Empfehlungen an, wie er sich in seinem Leben verhalten soll.
Florian Bayer: Um ein perfekter Sherlock Holmes zu sein.
Johannes Franke: Toller Film,
Florian Bayer: Wirklich ein sehr schöner Film. Muss ich auch als Nicht-Slapstick-Fan anerkennen, dass das wirklich einer der großen, großen, Filme dieser Zeit ist.
Johannes Franke: Du hattest irgendwann gesagt, dass er vielleicht The Kid für Dich abgelöst hat als Nummer 1.
Florian Bayer: Es könnte sein, dass ich ich hab. Ich hab The Kid schon lange nicht mehr gesehen. Und ich glaub, the Kid ist für mich immer so. Der perfekte Slapstick-Film, der eben diese Träne mit drin hat.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Die ganz wichtig ist für mich.
Johannes Franke: Die werden wir uns sicherlich mal anschauen, also diese Träne. Hoffentlich doch.
Florian Bayer: Okay. Okay, cool. Danke.
Johannes Franke: Danke für diese Top 3. Dann gehen wir zurück in unseren Film, der DA wäre... Perfect Days. DAS war... Unsere Top 3. ICH hab... Eine riesige Liste hier an Sachen, die wir besprechen könnten, Aber das muss ja auch nicht alles sein. Ihr müsst ja auch noch ein bisschen, was für Eure weitere Recherche haben. Wir können euch ja nicht alles erzählen, das geht ja nicht.
Florian Bayer: Vor allem lasst uns den Film nicht totreden. Das ist ein Film, der auch einfach so für sich steht.
Johannes Franke: Ja, das ist das beste Argument.
Florian Bayer: Er hat erstaunlich viele japanische Preise gewonnen, ne? Also nicht erstaunlich viele, Er hat viele japanische Preise gewonnen und im europäischen Raum war nur nominiert. Bei den Cannes, also mit Wenders, Aber dafür hat also für die Palme. Aber Koji Yakusho wurde in Cannes als bester Darsteller ausgezeichnet. Und Wim Wenders hat diesen Trostpreis gekriegt.
Johannes Franke: Diesen Trostpreis. Aber er wurde doch auch ins Rennen geschickt als japanischer Film. Also Er als deutscher Regisseur hat einen japanischen Film gemacht und wurde dann als japanischer Film ins Rennen geschickt. Für den Oscar, glaube ich?
Florian Bayer: Genau.
Johannes Franke: Genau. Bester Internationaler Film. Nominiert. Oscars. 2024. Das musst du auch immer schaffen, als deutscher Regisseur in Japan.
Florian Bayer: Nur Wim Wenders.
Johannes Franke: Krass, Mann. Aber toll. Also, er ist wirklich sehr gut angekommen, der Film. Er kriegt echt viel Lob ab. Zurecht.
Florian Bayer: Er hat verloren gegen Sound of Interest. Und das gefällt mir gut. Ich verstehe Sound of Interest, da wirklich einen verdammt guten Erfolg.
Johannes Franke: Ja, vielleicht müssen wir auch den Mal besprechen. Aber ich traue mich die ganze Zeit nicht, den Film zu gucken. Weil ich habe ihn in dem Fall noch nicht gesehen. Du traust dich nicht, den Film reinzugeben, dann musst du ihn ja nochmal sehen. Ja.
Florian Bayer: Aber er hätte ihn verdient gehabt. Also ich finde, es ist, also um das vielleicht auch noch, also Perfect Days, Es wäre, doch, Er kann dem Son of Interest nicht nur bestehen, Er hätte ihn auch gewinnen können. Er hätte es verdient gehabt. Und das nochmal zu sagen, Vielen Dank, Melli,
Johannes Franke: vielen, vielen,
Florian Bayer: vielen Dank.
Johannes Franke: Toller Film. Ganz viel,
Florian Bayer: toller Empfehlung. Nicht nur, weil es ein wirklich guter Film war, sondern weil es ein Film war, der mich wirklich glücklich gemacht hat. Der Film hat meine Stimmung, also ich bin noch drin. Also mindestens sieben Tage lang gehoben, Mal sehen, wie lange das noch anhält. Hat mich selig gemacht, hat mich so ein bisschen schweben lassen. Und ein Film, der wirklich auch da ist, um Menschen glücklich zu machen.
Johannes Franke: Wir haben über Komerebi geredet. Melli hatte darum gebeten, dass wir das einmal aufnehmen. Ja, muss auch aufgenommen werden. Darüber haben wir geredet, okay. Wir haben darüber geredet, ob wir am Ende geweint haben. Das haben wir auch. Ich gehe gerade immer die Liste durch, was Melli so wollte von uns. Und wir haben über unsere Einstellung zum Minimalismus geredet. Ja. Okay, dann haben wir doch eigentlich alles.
Florian Bayer: Glaube ich auch. Wir können doch mal ein Fazit ziehen.
Johannes Franke: Wir ziehen doch mal ein Fazit.
Florian Bayer: Fantastischer Film. Ja, Ich glaube, Also Er ist... Das ist doof, weil ich kein großer Wim Wenders-Fan bin. Deswegen ist es so doof zu sagen. Ja, ist wahrscheinlich, mein Lieblings-Wim-Wenders-Film. Ich glaube, es ist einer der besten Filme aus dem Jahr 2023. Ich möchte mir das ja nochmal angucken. Aber wenn ich mir so anschaue, es war das Oppenheimer und Barbie-Jahr, um das noch dazu zu werfen. Und Puffings.
Johannes Franke: Besser als Barbie? Es ist furchtbar. Filme kann man nicht gegeneinander ausspielen. Das funktioniert nicht, weil dieser Film ist völlig anders als Barbie.
Florian Bayer: Er ist auf jeden Fall in der... Mindestens Top 10, eher in der Top 5 2023. Ein wirklich schöner Film und krass, dass der so an mir vorbeigegangen ist. Bis jetzt, Weil hätte ich das gewusst, hätte ich den schon früher geguckt. Dann wäre ich vielleicht schon ein bisschen früher ein glücklicher Mensch gewesen. Tja,
Johannes Franke: Bloor, alles zu seiner Zeit. Now is now. Next time is next time. In diesem Sinne, Next Time gibt's was anderes.
Florian Bayer: Ja, ich bin sehr gespannt. Von dir gibt's nächste Woche, was, ne?
Johannes Franke: Jawoll. Und was es gibt, das hört Ihr nach unserem Jingle, den wir euch nochmal wieder einspielen. spielen, damit ihr dann auch ja nicht vergesst, wie ich schön schräg auf der Ukulele, den
Florian Bayer: Universal Song, den wir wirklich seit der ersten Episode mit uns mittragen. Und ich glaube, wir werden das auch nicht ändern. Das ist eine Routine, die wir beibehalten müssen, vorerst.
Johannes Franke: Okay, ich wollte eigentlich mal vorschlagen, den Sirkut, nein, Wir werden den auch gerne beibehalten.
Florian Bayer: ANSONSTEN euch... Vielen Dank fürs Zuhören, da draußen. Wenn Ihr wollt, dass wir einen Film von Euch besprechen, schickt uns die Filme zu. Wir haben auch eine Liste. Wir versuchen, das alles ein bisschen einzuordnen, dass unsere Filme auch nicht untergehen. Wir haben irgendwie so eine To-Do-Liste, die wir nach und nach abarbeiten müssen. Wenn ihr Glück habt, könnt ihr da auch ganz vorne landen. Das ist quasi, wie wenn man sich in Berlin für eine Kita bewirbt. Wenn man Glück hat, wird man einfach vorgezogen.
Johannes Franke: Deswegen Michael-Bulli-Herbig-Filme, die wir machen sollen, sind schon die ganze Zeit leider ein bisschen sehr weit. Unten in der Liste.
Florian Bayer: Also schickt uns gerne wie Melli Vorschläge. Wir freuen uns über jeden Film, der uns empfohlen wird. Ansonsten hört uns einfach. Dass ihr da seid, ist eigentlich schon schön genug. Das freut uns.
Johannes Franke: Wir freuen uns immer, wenn wir die Statistiken, nicht, dass ihr nur eine Statistik wärt, Aber unsere Statistiken freuen uns jedes Mal.
Florian Bayer: Wenn Ihr Wissen wollt, was nächste Woche drankommt, bleibt noch kurz dran. Bis dahin.
Johannes Franke: Ciao. Schöne Woche. Bis dann. Ciao. So, wir haben dann noch was, Plur. Ja,
Florian Bayer: was haben wir denn?
Johannes Franke: Wir gucken uns nächste Woche das Piano an. Aus dem Jahr 1993. Ein historischer Romantikfilm, sagt Wikipedia.
Florian Bayer: Ich habe ihn vor allem als Drama in Erinnerung. Jane Campion, über die wir, glaube ich, auch schon mal gesprochen haben.
Johannes Franke: Haben wir das?
Florian Bayer: Haben wir schon mal einen Film von Jane Campion gemacht? Nein. Aber die sind tolle Regisseuren. Wir haben noch keinen Film von ihr gemacht.
Johannes Franke: Verdammt. Die ist aus Neuseeland. Wir haben doch keine neuseeländischen Filme gemacht. Bis jetzt.
Florian Bayer: Das ist unser erster neuseeländischer Film. Yes, Ein weiteres Land, das wir auf dem Klobus abhaken können. Gott sei Dank.
Johannes Franke: Ich glaube, das haben wir noch nicht mal angelegt, als Möglichkeit auszuwählen. Auf unserer Website kann man auswählen, welche Filme, woher. Und Neuseeland haben wir noch nicht mit drin.
Florian Bayer: Wir reisen nächste Woche nach Neuseeland. Das heißt, wir veröffentlichen nachts um drei.
Johannes Franke: Oh Gott, Oh Gott. Ja, also. Wir gucken uns das Piano an, weinen richtig hart, wahrscheinlich, oder? Also nach meiner Erinnerung. Und ja, gucken uns an, wie jemandem die Finger abgehackt werden.
Florian Bayer: Ja. Keine Spoiler!
Johannes Franke: Ups, ups! Sorry.
Florian Bayer: Bis nächste Woche.
Johannes Franke: Bis nächste Woche. Ciao.
