Episode 229: Das Piano – Romantik im Kolonialismus… und im Kino der 90er Jahre
Ada verstummte im Alter von 6 Jahren und niemand weiß warum. Nicht mal sie selbst. Stattdessen adoptiert sie ein Piano, das ihr ein Ventil gibt ihre Stimmungen auszudrücken. Aber es geht nicht um die 6 jährige Ada, sondern um die erwachsene nach Neuseeland verkaufte Schottin Ada, deren neuer und ihr völlig fremder Ehemann das Piano am Strand stehen lässt, statt es durch den Neuseeländischen Dschungel in ihr abgeschiedenes zu Hause bringen zu lassen.
Als ein Nachbar, George, auch ein Siedler aus dem Westen, sieht, wie sehr Ada am Piano hängt und welche Leidenschaft sie damit verbindet, tauscht er das Piano gegen einen Teil seines Landes ein und zwingt Ada sich das Piano zurück zu erobern, Taste für Taste, Besuch für Besuch.
Sie soll nur Klavier spielen. Und naja, George machen lassen, was er will. Und was will George? Natürlich Ada. Und Sex und Leidenschaft und ihre Liebe und all das bekommt er am Ende. Was am Anfang Vergewaltigung ist, wird gegenseitige Liebe und Ada verlässt ihren gewalttätigen, Finger verstümmelnden Ehemann um mit George von Neuseeland zu verschwinden.
Eine Meditation über die Stimme der Frau um 1800 irgendwas und das männliche Kolonialisierungsgehabe der Zeit. Intensiv und zeitweise verstörend. Vielleicht sogar fragwürdig in seiner Moral und auch der Darstellung der Maori? Was meinst du Plor?
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: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 229: Das Piano – Romantik im Kolonialismus… und im Kino der 90er Jahre Publishing Date: 2025-05-21T08:08:45+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2025/05/21/episode-229-das-piano-romantik-im-kolonialismus-und-im-kino-der-90er-jahre/
Florian Bayer: Also kulturelle Aneignungen interessiert den Film nicht und schlimmer noch, Er will uns erzählen, dass George der bessere Mensch ist, weil er besser mit den wilden,
Johannes Franke: mit den Edlen Wilden klarkommt. Herzlich willkommen, Ihr da draußen und du hier drinnen, Plor, in meiner Küche.
Florian Bayer: Herzlich willkommen, Liebes Publikum, zu einer neuen Episode vom Muss-man-sehen-Podcast. Hallo, Johannes.
Johannes Franke: Hallo, Plor. Kein Fancy Einstieg, keine tollen Worte, keine krassen Zitate. Ganz klassisch.
Florian Bayer: Einfach straightforward. Und ganz klassisch können wir auch nochmal erzählen, was wir hier machen. Ja. Wir reden über Filme und zwar schmeißen wir uns gegenseitig Filme zu. Jede Woche ein neuer Film von dem jeweils anderen.
Johannes Franke: Ich hoffe, du hast meinen Film aufgefangen und nicht fallen gelassen und bist draufgetreten.
Florian Bayer: Ich habe ihn aufgefangen und geschaut. Johannes war diese Woche dran und hat mir das Piano vorgeschlagen. Und wie immer gilt, wir werden die Hölle aus dem Film Raus spoilern. Das heißt, wenn ihr den Film noch nicht gesehen habt, könnt ihr natürlich gerne zuhören. Wir können es euch nicht verbieten. Das ist ein freies Land.
Johannes Franke: Aber jetzt die amerikanische Flagge bitte.
Florian Bayer: Wir empfehlen euch, guckt euch den Film vorher an. Dann macht es, glaube ich, mehr Spaß, uns zuzuhören. Absolut. So, den einen oder anderen Gedanken nochmal mitzukriegen. Am Ende der Folge erfahrt ihr, welcher Film nächste Woche drankommt, den ich dann Johannes vorschlagen werde. Und dann habt ihr eine ganze Woche Zeit, den Film zu schauen, bevor Ihr uns anhört.
Johannes Franke: Und das ist The Circle of Life.
Florian Bayer: Über den wir vor ein paar Wochen gesprochen haben.
Johannes Franke: Ja, haben wir auch gerade erst gehabt. Okay.
Florian Bayer: Das Piano hast du vorgeschlagen.
Johannes Franke: Ja, wir reden heute über das Piano von Jane Campion aus dem Jahr 1993. Historisches Ding. Ich glaube, ich würde einfach mal kurz zusammenfassen, was wir da vor uns haben als Film. Denn ihr da draußen werdet den Film zwar gesehen haben, aber vielleicht nicht gerade gestern. Also erinnere ich euch nochmal, worum es denn ging. ADA verstummte im Alter von sechs Jahren. Und niemand weiß warum. Nicht mal sie selbst. Stattdessen adoptiert sie ein Piano. Dass ihr ein Ventil gibt, ihre Stimmungen auszudrücken. Aber es geht nicht um die sechsjährige Ada, sondern um die erwachsene, Nach Neuseeland verkaufte Schottin Ada, deren Neuer und ihr völlig fremder Ehemann das Piano am Strand stehen lässt, statt, es durch den neuseeländischen Dschungel in ihr abgeschiedenes Zuhause bringen zu lassen. Als ein Nachbar, George, Auch ein Siedler aus dem Westen, sieht, Wie sehr Ada am Piano hängt und welche Leidenschaft sie damit verbindet, tauschte das Piano gegen einen Teil seines Landes ein und zwingt Ada, sich das Piano zurückzuerobern. Taste für Taste, Besuch für Besuch. Sie soll nur Klavier spielen und, naja, George machen lassen, was er so will. Und was will George? Natürlich Ada. Und Sex und Leidenschaft, und ihre Liebe. Und all das bekommt er tatsächlich auch am Ende. Was am Anfang Vergewaltigung ist, wird plötzlich gegenseitige Liebe wirken. kurz. Und ADA verlässt ihren gewalttätigen, fingerverstümmelnden Ehemann, um mit George aus Neuseeland zu verschwinden. Eine Meditation über die Stimme der Frau um 1800 irgendwas und das männliche Kolonialisierungsgehabe der Zeit. Intensiv und zeitweise verstörend, vielleicht sogar fragwürdig in seiner Moral und auch der Darstellung der Maori. Was meinst du, Plor? Ja.
Florian Bayer: Und ja.
Johannes Franke: Ja, und ja, und ja.
Florian Bayer: Jaja, auf jeden Fall. Ich habe tatsächlich, nachdem ich den Film geguckt habe, Ich hatte ihn nicht mehr so in Erinnerung, vor allem nicht mehr, so Rapey rapey.
Johannes Franke: Ja, so Rapey rape.
Florian Bayer: Hatte ich einen Artikel gelesen, warum? Dieser Film Outdated ist und musste bei sehr viel, was ich über diesen Film dann gelesen habe, den Text doch zustimmend nicken. Ja, ne? Von Laura Evans ist ein Text auf CBR, die... Sich damit auseinandersetzt, warum der Film eigentlich gar nicht so sehr ein Sittengemälde des 19. Jahrhunderts ist, Sondern vor allem ein Sittengemälde der 90er Jahre. Und was in den 90er Jahren als Romantik gesehen wurde. Wir haben schon öfter Filme, die sexuelle Gewalt thematisieren. Ich weiß, du tust dich damit grundsätzlich schwerer als ich.
Johannes Franke: Immer, immer.
Florian Bayer: Wir diskutieren auch oft drüber, ob das angemessen ist, inwiefern das romantisiert wird. Ja. WIR hatten... Anfang dieses Jahres haben wir über The Wild Boys geredet, einen französischen Arthouse-Film aus den 2000ern. Und da hatten wir halt. Auch die Frage, was ist Romantisierung von sexueller Gewalt? Sieh an, wo hört Sie auf? Und ich würde halt so diese Art, wie sie in dem Film dargestellt ist, also in The Wild Boys, Jederzeit verteidigen gegen die Art, wie Hollywood mit sexueller Gewalt umgeht. Bei Wild Boys hatten wir so dieses ästhetische Romantisieren, dieses sexuelle Gewalt in sehr bunten Bildern darstellen. Und fast schon Surreal traumhaft. Was ich tatsächlich viel schlimmer finde, ist das, was Hollywood macht. Und das ist die Romantisierung der sexuellen Gewalt, die zu Liebe und Hingebung führt. Das ganz klassische, nein, nein, nein, ja, ja, ja. Und die 90er waren dann nicht so schlimm wie die 80er, die 70er, die 60er oder 50er. Sie hatten das noch, dass Hollywood uns einrichtet, wenn eine Frau Nein, sagt, meint sie. Ja. Und dieser Film macht das auch.
Johannes Franke: Ja, und das von einer Frau. Und es enttäuscht mich massiv. Wirklich hart. Wir können ja so ein bisschen durch die Geschichte mal so durchgehen, was es gibt und was uns auf der Haben-Seite und was uns auf der Verlust-Seite begegnet. Und vielleicht gleicht sich das hier und da ein bisschen aus, Aber das ist so zentrales, großes, problematisches Thema, glaube ich. Was uns die ganze Zeit begegnen wird.
Florian Bayer: Und ich glaube, das ist auch was, Worüber wir dann im weiteren Gespräch noch reden müssen, weil das ist halt auch was, was ich immer sage, Man kann die problematischen Aspekte von einem Kunstwerk, egal ob Film, Buch oder sonst was sehen, Und trotzdem anerkennen, dass der Film seine Grundseiten hat. Ja, total. Und auch gut ist. Ich glaube, das kann man auch bei diesem Film. Und die Frage, ob er Outdated ist, würde ich sagen Definitiv ja. Ob er ein Sinnbild Hollywoodesca-Rape-Culture ist, würde ich auch sagen ja. Und trotzdem hat dieser Film starke Momente, und dieser Film hat auch trotzdem feministische Momente.
Johannes Franke: Ja, ja, und dafür ist er auch gemacht, teilweise. Was heißt teilweise? Ich habe das Gefühl sowieso den Film über, wenn ich ihn gucke. Und auch, wenn ich darüber recherchiere und mir Interviews durchlese mit der Regisseurin, dass das durchaus als feministischer Akt gedacht ist. Ja. Und ich sehe das auch darin, und ich sehe auch viele Punkte darin, die das unterstützen, sollen. Es ist halt ganz klassisch. Outdated zu dem, was wir heute mit Feminismus verbinden und was wir wollen, was Feminismus kann und was nicht.
Florian Bayer: Und es ist auch nicht nur Outdated aus einer feministischen Perspektive, sondern ich finde auch, Es ist ein Kind seiner Zeit, was so den traditionellen Oscar-Bate betrifft. Es gab so eine Rezeptur, die sehr lange, viel zu lange für die Academy Awards gesponnen war. Und der viele Filme gefolgt sind. Du nimmst ein historisches Szenario, du hast darin ein menschliches Drama, das so ein bisschen Verseller ist, so ein bisschen mehr über den Menschen im Allgemeinen, erzählt.
Johannes Franke: Ja, da erzählt es eine Behinderung.
Florian Bayer: Eine Behinderung, ganz richtig.
Johannes Franke: Also auch, wenn es eine selbstgewählte Verstummung ist, Mit sechs Jahren, ist es eine Form von, weiß ich nicht, Es ist sowieso ein schwieriges Thema, Was nennt man Behinderung und was nicht, und welche Gruppe würde das für sich in Anspruch nehmen und welche nicht. Aber... Es ist etwas, Eine geistige Besonderheit dieser Figur, die dazu führt, dass sie das tatsächlich durchzieht, was man vielleicht als etwas bezeichnen würde, Was Heute, vielleicht... Das ist ein bisschen wie der Autist von...
Florian Bayer: Rain Man?
Johannes Franke: Genau, rain Man.
Florian Bayer: Rain Man wurde tatsächlich damals auch schon hart kritisiert für die Erstellung von Autismus.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und rain. Man ist verantwortlich für so viele Klischee-Burchstellungen, die so viele Menschen heutzutage über das Spektrum haben. Das ist ziemlich hart. Jane Campion, die ja eher eine Arthouse-Regisseurin war und ganz am Anfang stand in ihrer Karriere damals.
Johannes Franke: Bevor wir über Jane Campion reden, möchtest du Tee, Plor? Ja, bitte. Lass uns zum gemütlichen Teil des Abends übergehen. Jetzt schon.
Florian Bayer: Ich habe von Jane Campion wenig gesehen. Ich habe aber vor Kurzem der relativ junge Film, Ihr letzter Film, THE POWER of... The Dog gesehen. Ich weiß nicht, hast du den geguckt?
Johannes Franke: Nee.
Florian Bayer: Das ist ein wirklich starker Film, der dürfte für dich interessant sein, weil in diesem Film Benedict Cumberbatch, dein Lieblingsbrite.
Johannes Franke: Was mein Lieblingsbrite?
Florian Bayer: Dein Lieblingsbrite der letzten Jahre.
Johannes Franke: Da gibt es schon noch andere.
Florian Bayer: Komplett gegen seine übliche Rollenauswahl gecastet ist. Er spielt nämlich einen richtig harten, Krassen Cowboy.
Johannes Franke: What?
Florian Bayer: Der Grumpy ist, Der Düster ist, der so leicht mysteriös ist und der vor allem Fucking amerikanisch ist. Okay. Und dieser Film erzählt dann aber eine Geschichte, die diese Cowboy-Klischees nimmt und daraus, was komplett anderes macht. Nämlich ein romantisches Drama, in dem Homosexualität Eine ganz große Rolle spielt, auch verdeckte Homosexualität. Und in der diese Raubeine, die da die ganze Zeit unterwegs sind, in diesem Western-Szenario so peu à peu ihre... Sensible seite offenbar. Insofern ist dann auch dieses gegen den Strich gecastet, löst sich so ein bisschen auf, Weil Benedict Cumberbatch dann doch auch wieder so mehr so den sensiblen Typen spielen darf, aber halt sehr verdeckt unter dieser rauen Fassade. Toller Film. Fand ich wirklich gut. Ein richtig guter Film aus dem Jahr 2021. Aber genau, das ist noch bis lange hin, wenn wir jetzt wieder hier sind, Anfang der 90er, Da hat Jane Campion Filme gedreht, die ich nicht gesehen habe, muss ich zu meiner Stelle verstehen. Aber das Piano war ja quasi dann ihr Durchbruch, und danach hat sie noch ein paar andere Großtrahmen gemacht.
Johannes Franke: Die war ja auch für Preise nominiert. Man muss schon sagen, dass das eine Regisseurin ist, die einiges beigetragen hat. Zum Filmgeschehen über lange Zeit.
Florian Bayer: Ja, Vor allem auch zur Wahrnehmung von Regisseurinnen. Ganz generell, die bei den Oscars, wie man weiß, immer noch ganz unterrepräsentiert sind. Und sie hat gar nicht so viele Filme gedreht. Aber was so ein bisschen eine Konstante in der Zeit ist, dass sie immer mit Jen Chapman zusammengearbeitet hat, die glaube ich bei der Entstehung dieses Films. Auch eine ganz wesentliche Rolle spielt. Ja. Eine Produzentin, die vorher beim Fernsehen gearbeitet hat, bei ABC und die dann... Die dann von Jane Campion einfach total begeistert war. Und von deren Drehbüchern und die dann angefangen hat, mit ihr zusammenzuarbeiten und ihre Filme zu produzieren. Und die, glaube ich, auch eine wesentliche Rolle. Dabei spielt, dass diese Storys, die Jane Campion entwirft, die ja tendenziell eher so. In die Arthouse-Richtung gehen, dass die auch größer werden. Im Sinne von mehr Richtung Mainstream gehen. Und das ist ja, also, wenn wir was bei das Piano sehen, ist es so. Diese Vermählung von Arthouse und Mainstream-Drama.
Johannes Franke: Ja, das stimmt. Wir haben einen Haufen Janes in dieser ganzen Sache. Die Produzentin, Die Regisseurin, die Autorin des Buches The Story of New Zealand River, JAne Mander. Die wird so ein bisschen zitiert als große Ähnlichkeiten in der Story oder in dem Verlauf des Ganzen. Ja, auch eine Jane. Ich habe allerdings the story of the New Zealand River nicht gelesen. Ich habe keine Ahnung. Ich kann es dir nicht sagen.
Florian Bayer: Habe ich auch nicht. Was ich aber gelesen habe und was ich... Mehrmals schon erzählt habe, weil mein Sohn, das liebt, wenn ich ihm das erzähle, Die Blaubart-Geschichte.
Johannes Franke: Ach ja,
Florian Bayer: die Blaubart. Eines der Lieblingsmärchen von meinem neunjährigen Sohn neben dem kalten Herz. Okay. Steht wirklich auf die düsteren, mysteriösen Stoffe.
Johannes Franke: Natürlich.
Florian Bayer: Und näher werden die Krimschen-Märchen oder die Märchen im Allgemeinen nicht an Horror kommen. Als dieser Blaubart-Geschichte, die hier einmal direkt zitiert wird, in dem ein Theaterstück von ihr gemacht wird, Die aber auch immer so ein bisschen unterschwellig auf dieser Interpretation. Auf dieser zweiten Ebene mit erzählt wird, Nämlich junge Frau wird mehr oder weniger gegen ihren Willen. Bei Blaubert wird es ein bisschen anders, erzählt, Es ist halt auch 19. Jahrhundert oder 18. Jahrhundert, die gegen ihren Willen verheiratet wird. Und deren Mann ihr ein Rätsel ist und die versucht, gegen den Mann zu agieren und dafür fürchterlich bestraft wird, indem sie fast gekömpft wird und überall Blut vergisst. Da werden wir auf jeden Fall auch noch genauer drauf eingehen.
Johannes Franke: Aber im Grundsatz ja eine relativ moderne Idee einer Geschichte. Also, wie man das dann ausgestaltet, ist eine andere Frage. Wer gewinnt? Wer verliert? Was willst du erzählen? Ist es am Ende eine der widerspenstigen Zähmungen? Was ich auch in diesem Film sehe, so ein bisschen, dieses Shakespeare-Ding. Was ich auch schwierig und schwer zu sehen, finde, was allerdings nicht, bedeutet, dass der Film darunter leidet. Also nicht Unterm Thema, muss ich sagen. Also, das Thema ist ja interessant. Ja,
Florian Bayer: das Spannende ist ja, Es gibt immer so eine Perspektivenentscheidungen. Gerade wenn wir uns das feministische Kino anschauen, Die Rollen der Frauen genauer analysiert in diesen Zeiten, lange vor dem Feminismus, Dann ist natürlich so die einfachste Entscheidung, dass man sagt, okay, Wir nehmen jetzt konsequent die Perspektive der Frau und dadurch haben wir diesen männlichen Blick, der im Kino oft präsent ist, einfach, weil viele Männer Filme schreiben, haben wir dadurch ausgespart und dadurch haben wir eine neue Perspektive. Das macht dieser Film nicht. Er startet zwar mit der Perspektive von Ada, er springt dann im Verlauf, aber Munter zwischen den einzelnen Perspektiven. Wir haben aus der Sicht von ADA, erzählt. Wir haben aus Sicht von Flora, erzählt. Aber auch aus der Sicht von George und von Alstair, erzählt. Also, wir haben quasi alle Figuren, die sich in diesem Kosmos bewegen. Und was ganz interessant ist, Der Film nimmt trotzdem nie so eine Auktoriale Überperspektive ein. Der Film sieht nie mehr als seinen einzelnen Protagonisten.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: okay. Sondern er ist... Wenn er bei ihnen ist, ist er bei ihnen und es wird sehr viel ausgespart. Und so bleibt sehr viel im Nebulösen, was Handlungsmotivation von anderen Charakteren betrifft. Wir wissen, obwohl wir am Anfang und am Ende ein Voice-Over haben. Von Ada, wissen wir nicht. 100 Prozent, was in Ihr vorgeht, in ganz vielen Momenten. Und obwohl wir Momente haben, wo wir sehr genau hören und sehen, was George will, haben wir trotzdem Momente, wo uns nicht ganz klar ist, Wie dieser Mensch tickt. Und das betrifft auch Flora, und das betrifft auch Alistair. Und das gibt in dem Fall dem Film aber auch eine gewisse Tief- und eine gewisse Spannung. Vor allem, was die Beziehung von Flora und ADA betrifft, finde ich.
Johannes Franke: Es wird total spannend. Also die Kind-Beziehung. Vielleicht müssen wir die Figuren einmal durchgehen, statt, direkt uns an der Geschichte lang zu hangeln. Weil die Figuren und die Beziehungen der Figuren natürlich das Wesentliche, auch ein bisschen dieses Films sind. Wollen wir mit Ada gleich anfangen?
Florian Bayer: Natürlich, auf jeden Fall. ADA ist Dreh- und Angelpunkt der Handlung.
Johannes Franke: Ich finde wahnsinnig spannend, wie sie eingeführt wird. Du hast diesen großen Strand, diese mächtigen Wellen im Hintergrund. Und die versuchen, da irgendwie die Sachen ranzukriegen. Und sie versucht, ihr Piano zu beschützen und irgendwie zu sichern. Hauptsache, das kommt da an. Alles andere, Mir egal. Hauptsache, das Piano kommt an. Und ich finde es wahnsinnig gut und wichtig, das so einzuführen, dass wir gleich an ihrer Leidenschaft hängen. Deswegen hängen wir nämlich auch gleich an der Figur dran. Denn die Figur ist sonst nicht immer liebenswert.
Florian Bayer: Nee, definitiv. Wir haben die Figur ja, also die Figur, erklärt sich selbst am Anfang. Mit dieser Stimme. Zu der sie gleich sagt, das ist nicht meine Stimme, sondern das ist die Stimme meines Geistes. Und diese Stimme, die auch nicht erwachsen, klingt, wie eine Frau, sondern Du hast wirklich kurz das Gefühl, redet da ein sechsjähriges Kind? Ja. Und es passt total dazu, dass sie sagt, naja, ich hab, seit ich sechs Jahre bin nicht mehr geredet. Und dann erzählt sie tatsächlich Sehr nüchtern, was passiert. Nämlich, dass sie verheiratet wurde gegen ihren Willen. Ja. Dass sie mit ihrer Tochter, Wir erfahren übrigens im gesamten Film nicht, woher ihre Tochter kommt und was da vorher war. Dass Sie mit ihrer Tochter dahin geht und dass der... Dass ihr neuer Mann sagt, dass das sie nicht stört, dass sie stumm ist. Und dann sagt sie Das Wesentliche, nämlich Ich stelle mir mich selbst eigentlich gar nicht. Stumm vor, wegen meinem Piano. Und das werde ich auf meiner Reise auch vermissen. Und wo wir dann eigentlich schon eingeführt werden? mit, okay, das Piano ist das Absolut Zentrale in ihrem Leben.
Johannes Franke: Ja, total. Ja,
Florian Bayer: Ada ist nicht immer sympathisch.
Johannes Franke: Nein, Ada ist nicht immer sympathisch. Und das hat nichts mit ihrem... Mit ihrer Stummheit zu tun. Es ist nicht so, dass sie, weil sie stumm ist, In Situationen gerät, die sie nicht meistern könnte. Oder sowas und dadurch unsympathisch wird oder so. Das überhaupt nicht. Aber ich weiß nicht, ich finde es gerade schwer zu fassen, warum sie unsympathisch ist, teilweise.
Florian Bayer: Es gibt Halt so einzelne Momente. Zum Beispiel ist sie krass versnobbt. Sie findet George am Anfang einfach nur ätzend, weil er nicht lesen kann. Er ist für sie ein Wilder. Er ist ein Papa. Sie sagt das so ziemlich klar. Mit diesem Typen will ich kein Piano beibringen, der kann nicht mal lesen. Was soll denn das?
Johannes Franke: Stimmt.
Florian Bayer: Und dann auch die Art, wie sie mit ihrer Tochter umgeht. Ja,
Johannes Franke: sie ist irgendwie eine seltsame Mutter, muss man sagen. Weil sie sie vor allem eben benutzt. Zur Kommunikation. Absolut,
Florian Bayer: ja. Ihre Tochter. Und das sehen wir zum einen daran, dass ihre Tochter sehr selbstständig ist. Das ist nämlich ihr zweites Kommunikationsinstrument, Ihre Tochter. Und sie scheint auch ihrer Tochter, Also Es gibt Momente, wo wir, Es gibt zärtliche Momente zwischen den beiden, auch sehr schöne Momente zwischen den beiden. Aber wir haben auch oft das Gefühl, Dass das sehr funktional ist und sie Ihre Tochter so beiseite, stiebt, weil Sie Ihren Shit machen will.
Johannes Franke: Ja, ja, genau. Ja, weil Sie ihren Shit machen will, das ist es ein bisschen. Das merkt man dann in den Filmen über immer wieder, dass sie da nicht drauf eingeht und dass sie da keine Rücksicht nimmt. Oder sowas. Was braucht meine Tochter gerade, Sondern tatsächlich sehr, sehr stark auf den eigenen Willen. Ich finde, dass man, nur, weil man Eltern ist, nicht sich selbst verlieren sollte. Das ist es überhaupt nicht. Darum geht es nicht. Aber, dass man eine Symbiose, irgendwie eine symbiotische Beziehung eigentlich hat und rausfinden muss, wo ist denn der Middle Ground? Wo schaffen wir es, beide, das Richtige davon zu haben, was wir brauchen? Das geht ja durchaus meistens.
Florian Bayer: Vor allem, dass man halt auch einfach Rücksicht nimmt. Auch ganz generell, dass man auf andere Menschen Rücksicht nimmt. Ada ist auf eine ganz merkwürdige Weise. ich-zentriert. Und zwar nicht mal so sehr, dass sie bringt... Sie bringt der gesamten Umwelt eine krasse Kälte entgegen. Und sie bringt sich selbst aber auch diese Kälte entgegen. Das ist die Art, wie sie umgeht, mit ihren eigenen Bedürfnissen, mit ihren eigenen Wünschen. Das wirkt teilweise fast, also auf jeden Fall, irgendwie auch depressiv.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Aber vor allem auch so gleichgültig dem eigenen Sein gegenüber.
Johannes Franke: Ich glaube, das lässt sich ja wunderbar erklären. Also, es ist ja tatsächlich die Situation. Wenn man verkauft, wird vom eigenen Vater aus Schottland, einfach so, nach Neuseeland verkauft, mit Tochter, mit Sack und Pack. Und sie ist vielleicht auch nicht ganz ohne Grund, verstummt. Also, ich stelle mir vor, dass Sie mit sechs Jahren etwas sehr schlimmes erlebt haben muss, um diese Entscheidung zu treffen.
Florian Bayer: Ja, bestimmt.
Johannes Franke: Also irgendein traumatisches Erlebnis, Das dazu führt, dass man diesen Teil abspaltet und sagt, ich entziehe mich dieser Kommunikationsform. Ja. Vielleicht hat es mit dem Vater zu tun. Er scheint sowieso kein guter Mensch zu sein, wenn er seine Tochter verkauft.
Florian Bayer: Er ist halt ein Mann aus dem 19. Jahrhundert. Also, es ist jetzt nicht so, dass... Das total unüblich war. Es ist halt, Alles bewegt sich schon in diesem gesellschaftlichen Rahmen.
Johannes Franke: Man kann trotzdem ein guter Mensch sein, auch im 19. Jahrhundert. Ja, natürlich. Es gab gute Menschen. Für mich verdichtet sich das Ganze in ihrer Art und Weise, mit Berührung umzugehen. Am Anfang. Und ich glaube, es ist einfach wirklich eine sexuelle Sache. Sie ist mit Sex in meiner Welt sexuell missbraucht worden von ihrem Vater.
Florian Bayer: Ja, ist auf jeden Fall total denkbar. Und diese Kälte, die sie mit sich rumträgt, ist natürlich auch ein Schutzschild. Genau. Und auch ein körperliches Schutzschild. Sie hat. Und das spielt Holly Hunter großartig.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Sie schafft es, so einen Distanzraum, um sich herum zu schaffen, dass Menschen sich ihr nicht nähern. Und sie schafft das ziemlich konsequent. Wir könnten uns vorstellen, Alistair, Da wird immer nachher zu sprechen kommen, ist ja auch von Anfang an eine Geschichte davon. Wir können uns vorstellen, Bei einem anderen Menschen würde er mehr Anstalten machen, Nähe zu suchen.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Aber hier spürt er diese Distanz und kommt dann nicht drüber hinweg, obwohl er eigentlich auch so ein Typ ist, auf so einer Distanz sonst... scheiße.
Johannes Franke: Was ich wahnsinnig spannend finde, weil es gibt diese eine Stelle, wo er sie vergewaltigen will. Sie öffnet die Augen, guckt ihn nur an, das reicht schon und er ist sofort so. wow, okay, hält sofort inne. Ich kann mir vorstellen, dass man, wenn man in so einem Prozess ist, als Mensch in einer Vergewaltigung. Und dann so In so einem Tunnel ist, dass man da nicht so einfach aufgehalten werden kann. Also rein psychologisch. Du bist da so drin und du hast das Ziel. Und eine Vergewaltigung wird ja, glaube ich, nur möglich, indem man Scheuklappen aufsetzt. Und nur dieses eine Ziel sieht. Und wenn du davon aufgehalten, wirst, dass einfach nur Augen aufgehen und dich angucken, dann muss da schon einiges drinstecken bei ihr.
Florian Bayer: Also, es ist natürlich auch ein sehr einfaches, dramaturgisches Mittel. Natürlich. Aber ja, auf jeden Fall, Sie hat... Und das ist das, was vielleicht so ein feministisches Moment auch in diesem Film ist. Sie hat diese Stärke, Diese distanzierte, kühle Stärke, mit der sie einiges durchkriegt, Was Frauen in dieser Zeit normalerweise nicht durchgekriegt haben.
Johannes Franke: Ja, auch weil sie nicht redet, hat man es schwer, mit ihr das abzuhandeln. Sie entzieht sich so gut der ganzen Sache, dass man auch den Aufwand jetzt rauszufinden, wie man mit ihr das verhandelt, den nicht mehr bemerkt. Betreiben kann, weil man erstmal rausfinden muss, Welche Werkzeuge nutze ich denn, um mit Ihr das hinzukriegen.
Florian Bayer: Film macht, nimmt sich sehr viel Zeit mit Menschen, die sich damit beschäftigen, ob Sie dumm ist, ob sie irgendeine geistige Behinderung hat, was Krass ist, Sie kommen so wenig mit Ihrem Mutismus klar, dass sie in diese Richtung gehen, obwohl man ihr ja anmerkt, dass sie sehr intelligent ist und dass sie sehr gebildet ist. Dazu gehört dann auch jetzt Nobismus. Und dass sie sehr viel versteht, Was außen... Um sie herum passiert. Mehr als die meisten anderen Menschen in diesem Film.
Johannes Franke: Aber das Interessante sind vor allem die Leute, die am wenigsten mit ihr zu tun haben.
Florian Bayer: Es hat kaum jemand mit ihr zu tun. Also der Einzige, der mit ihr zu tun hat, ist Flora.
Johannes Franke: Und George am Ende mit der Zeit.
Florian Bayer: Kommen wir dazu. Wie viel George mit ihr zu tun hat und wie viel George versteht, wie sie ist.
Johannes Franke: Ja, das ist eine andere Nummer. Also rein physisch sind die öfter in einem Raum, als sie mit ihrem Ehemann.
Florian Bayer: Ja, das stimmt. Das hat aber nicht viel zu sagen in dem Fall. Und die Art, wie sie sexuell markieren, ist auch. Bleibt distanziert. Selbst der Koitus ist sehr distanziert.
Johannes Franke: Reden wir dann darüber, wenn es darum geht.
Florian Bayer: Bleiben wir bei der zweiten großen Frauenfigur, Flora. Anna Paquin. Alter. Ja,
Johannes Franke: Alter. Alter. Wie krass. Die hat ja zu Recht diesen Oscar gewonnen. Scheiße, ja. Wahnsinn. Sie war,
Florian Bayer: als der Film rauskam, als der Film gedreht wurde, war sie zehn. Elf war sie, als er rauskam.
Johannes Franke: Ach so, okay, ja.
Florian Bayer: Sie ist 1982 so alt wie ich. Sie ist in meinem Jahr geboren. Jetzt muss ich es genau wissen. Moment, Anna Paquin ist geboren am... Oh, sie ist zwei Wochen jünger als ich.
Johannes Franke: Du darfst auf Sie herabschauen. Zwei Wochen.
Florian Bayer: Mann, Ist Sie gut in diesem Film.
Johannes Franke: Sie ist wahnsinnig gut in diesem Film. Es ist unglaublich. Und wir haben ja oft über so Kinderdarsteller gesprochen und dass die früher vielleicht nicht so gut waren wie heute, weil... Warum auch immer, Es gibt ja verschiedene Ansätze. Wir haben darüber geredet, dass von Kindern heute auch mehr erwartet wird und dass es auch mehr Mittel gibt. Für Kinder, um an diese Momente zu kommen, um überhaupt diese Leistung leisten zu können. Aber ich weiß nicht, was die Regisseurin mit ihr gemacht hat, Aber Es hat 100% geholfen. Sie trifft das so gut, auf mehreren Ebenen, auf so psychologischen Ebenen, die das Kind wahrscheinlich nicht durchdacht hat, die wirklich beeindruckend sind.
Florian Bayer: Meiner Meinung nach der wahrscheinlich ambivalenteste Charakter in diesem ganzen Film.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Weil sie hat alles drin. Sie hat wirklich dieses Aufbegehren gegen das Patriarchat, Dieses absolute Radikale verbrüdern mit ihrer Mutter und auch diesen Kampf und diesen selbstbewussten Kampf gegen das, Was da um Sie herum passiert. Und gleichzeitig gibt es dann aber auch diese Momente, wo sie diese patriarchalische und puritanische Ethik vollkommen absorbiert hat, Bis zu dem Moment, wo Sie Ihre Mutter verflucht und zur Hölle schickt. Und den Alistair Papa nennt, sehr konsequent. Und trotzdem wirkt es nie, Es wirkt immer konsistent. Du hast nie das Gefühl, dass das keinen Sinn ergibt, wie sich dieses Kind verhält. Auch wenn es sich sehr wild und all over the Place verhält.
Johannes Franke: Es ist halt ein Kind. Wir verzeihen dem Kind sehr viele verschiedene Richtungen auf einmal. Also Kind ist sowieso Embodiment von Unentschlossenheit. Von in und Her geworfen sein, von außen und von innen, von sich selbst. Also das funktioniert sowieso, So funktionieren Kinder sowieso. Aber ich glaube, das Interessante daran ist, dass es auch verschiedene Ebenen gibt. Das eine ist die Ebene, Die Mutter ist die Einzige, die sie hat. Also ist die Verbrüderung da, muss Sie da sein oder Verschwesterung oder sowas. Auf der anderen Seite der kommende Switch einer Jugendlichen, einer beginnenden Jugendlichen, die dann sagt, ja, jetzt, aber ich brauche auch mehr als das. Ich kann ja nicht nur mein ganzes Leben lang nur auf meine Mutter angewiesen sein. Kleine Rebellionsmomente und das Kind, das eine Vaterfigur braucht. Das verzweifelt nach einer... Männlichen Vaterfigur im Leben sucht auch. Ja. Also nicht aktiv. Ja. Aber psychologisch glaube ich, ist das tatsächlich etwas, was einfach jedes Kind irgendwie dann sucht.
Florian Bayer: Ja. Dafür, dass sie sagt, ich werde ihn nicht Papa nennen. Ja,
Johannes Franke: ja, genau.
Florian Bayer: Sagt sie sehr schnell zu Alistair Papa. Genau. Und vor allem ist sie dann ja auch eine Zeit lang wirklich voll auf Alistairs Seite. Und zwar haben wir mehrere Verratsmomente, wo sie aktiv zu Alistair geht und sagt, übrigens, Ada.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Die Macht was, was sie nicht soll, das weiß ich genau. Und ich glaube, ich muss es dir jetzt sagen.
Johannes Franke: Aber es ist direkte Reaktion darauf, dass die Mutter sie allein lässt. Ja. Also die Mutter schickt sie ja raus und sagt, ich habe jetzt meine Zeit, das ist jetzt alles meins, das gehört mir. Und du guck, wie du zurechtkommst. Und natürlich sagt man dann ja, Arschlecken.
Florian Bayer: Auf jeden Fall ist ein ganz wesentlicher Teil, dass. Sie hat eine extreme Eifersucht gegen jede Person, die ihrer Mutter zu nahe kommen könnte. Dieses am Anfang, Dieses. I want to be in the photograph. Sie will auf dem Foto mit drauf. Das ist ihr wirklich wichtig. Sie ist richtig, pisst, dass die jetzt da sind und dass da plötzlich ein neuer Mensch im Leben ihrer Mutter ist. Und diese Zweierbeziehung, die sie sehr schätzt, kaputt macht. Und es gibt ja Momente, Es gibt diese Momente der Zärtlichkeit zwischen den beiden. Zum Beispiel, wenn ada Ihr diese Gute-Nacht-Geschichte erzählt.
Johannes Franke: ES IST so...
Florian Bayer: Total schön, wenn wir diese sehr warm inszenierte Szene, die auch sind, Sehr hell in Farben, Das ist so das einzige Mal, dass das Bild sehr warm ist, sehen, wie sie auf dem Bett sitzt, bei ihrer Tochter und dann mit großen Gesten. Diese Geschichte erzählt Und sie sind sich wirklich nah und zärtlich. Auch einer der wenigen Momente, wo wir Ada aus sich rauskommen sehen, Wo Ada einer Person näher kommt und eine Person zu sich hinein lässt.
Johannes Franke: Was fast ein bisschen Out of Place ist, weil du plötzlich in diese Situation gerätst und eine Seite von Ihr siehst, die du halt einfach vorher nicht gesehen hast und deswegen Ähm... Fragst du dich, wo kommt das denn jetzt plötzlich her? So ein kleines bisschen unvorbereitet.
Florian Bayer: Ja, das stimmt auf jeden Fall. Aber es ist ein schöner Moment. Das ist auch ein schöner Moment. Und das ist natürlich, was sehr viel diese Beziehung zwischen Ada und Flora betrifft. Wenn Sie zum ersten Mal sich von George an den Strand führen lässt und ein Klavier spielt am Strand. Ja, ja. Und dann Flora, die tanzt und sagt, Guck, mal, Mama, guck, Ist das nicht schön und so weiter. Und wir haben hier eine sehr einseitige Mutter-Tochter-Beziehung, weil Flora ist total in diesem Moment drin und das ist total das schöne Bonding zwischen ihr und Ada. Aber Ada ist nur bei ihrem Klavier.
Johannes Franke: Ist nur bei Ihrem Klavier, total. Jetzt wird es interessant, weil wir, wenn wir jetzt rüber gehen, zu George, Aber vielleicht gehen wir noch nicht zu. George, weil das ist der große Knackpunkt. Gehen wir erstmal zum Ehemann rüber. Zu Alistair. Zu Alistair, genau.
Florian Bayer: Eine sehr schwache Figur.
Johannes Franke: Super schwache, Figur. So schwach, dass ich... Ich finde zwar gut, dass sie schwach ist für den Film, Aber so schwach, dass ich so wenig von ihr greifen kann, dass ich ein paar Szenen mehr gebraucht hätte, mit ihm.
Florian Bayer: Ich finde die Schwäche wirklich gut und wirklich viel.
Johannes Franke: Total, ja, ja.
Florian Bayer: Weil es wäre ein leichtes, einen tyrannischen, starken, jederzeit gewalttätigen Ehemann zu erzählen. Und stattdessen, dieses Bild zu haben von einem absolut unsicheren Typen, der sich in dieser Welt, in der er da lebt, in diesem Neuseeland, überhaupt nicht zurechtfindet.
Johannes Franke: Gar nicht. Sein Haus ist umgeben von verbrannten Bäumen. Ich finde es Total krass. Es ist ein total krasses Bild. Ein ganz gutes Bild für das, was er erzählt.
Florian Bayer: Und die Maori machen sich die ganze Zeit über ihn. Lust. Die ganze Zeit das Gefühl, Er ist komplett draußen. Und er lässt es auch mit sich machen. Er lässt sich auch ausnehmen und so weiter. Die haben gesehen, wir haben hier einen schwachen Menschen, der ist Out of place. Den können wir auch ausnehmen, wenn wir wollen.
Johannes Franke: Während er versucht, sie auszunehmen. Irgendwelche Knöpfe fürs Land oder sowas.
Florian Bayer: Aber er ist offensichtlich auch kein guter Händler.
Johannes Franke: Nein, nein, nein.
Florian Bayer: Seine Art zu verhandeln und seine Art Geschäfte zu schließen, Offensichtlich funktioniert das alles nicht so.
Johannes Franke: Aber es ist total spannend, weil er all das mitbringt, Was ein sonst in anderen Filmen als starker Verhandlungspartner, Kolonialherr dargestellt wird. All diese Traits versucht er mitzubringen. Er hat das gelernt. Er hat indoktriniert gelernt. Dass die ja sowieso nichts mit dem Land anfangen, was wollen die denn damit machen, die kultivieren das ja auch gar nicht, also soll es doch mir gehören und so. Diese ganze Scheiße gibt er von sich, aber ohne die Stärke, die sonst andere Filme mit den Figuren geben. Und deswegen finde ich es ziemlich genial, muss ich sagen.
Florian Bayer: Du hast eigentlich immer so das Gefühl, wenn er den Kolonialherren raushängen lässt, wenn er verhandelt oder so, oder wenn er stark gegenüber leuten. auftritt. Dass er ein Schauspiel durchführt. Dass er was macht, was nicht zu seinem Charakter passt, sondern dass er irgendwie eine Rolle spielt. Bis zu dem Punkt, wo er dann nachher, wenn er von der Affäre erfahren hat, George. Das Gewehr entgegenhält. Selbst da hast du das Gefühl, das ist nicht seine Art, Das ist nicht sein Stil. Und er kann das eigentlich nicht, und er wirkt wie ein Schauspieler. Jemand, der versucht, da, was zu spülen, was er eigentlich nicht ist.
Johannes Franke: Ja, der überlegt, okay, Was steht jetzt im Lehrbuch, Was jetzt passieren muss.
Florian Bayer: Genau.
Johannes Franke: Und das versucht er durchzuziehen.
Florian Bayer: Und stattdessen haben wir dann in diesen Momenten, wo wir verstehen, wie er funktioniert, Haben wir immer diese Momente der Unsicherheit. Wenn er ganz am Anfang, Er wird uns präsentiert als jemand, der sich das Foto anschaut von seiner zukünftigen Frau. Und dann sich anschaut und dann vorsichtig im Dschungel. Mit dem Kamm seiner Haare zurechtkämmt. Da steckt so viel Unsicherheit, so viel Angst, nicht zu passen, der Frau nicht gerecht zu werden.
Johannes Franke: Aber auch Reflexion auf sich selbst. Also, er guckt sich das sich selbst im Bild der Frau an. Das ist schon so dieses symbolische, ja, eigentlich geht es mir trotzdem vor allem um mich. Und dieses patriarchale, Es muss alles auf mich zurückfallen und reflektieren. Und ich muss irgendwie dastehen. Auf eine bestimmte Art. Genau.
Florian Bayer: Selbst wenn es am Anfang diese dominanten Momente gibt, nämlich zum Beispiel, wenn er sagt, das Klavier kommt nicht mit, man bleibt am Strand, stehen. Selbst da wirkt er verhandelt. Und selbst da wirkt er so, als ob man ihn rumkriegen könnte. Ja, genau. Noch ein bisschen zureden. Und dann nimmt er das Klavier mit. Sam Neill, den ich nie als so großen Schauspieler wahrgenommen habe, der einfach irgendwie da ist, in den Filmen, in denen er mitspielt.
Johannes Franke: DAS IST ein... Gemeines Urteil, der irgendwie da ist in seinen Filmen, wo er mitspielt.
Florian Bayer: Aber der hier wirklich gut spielt.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, er macht das sehr gut.
Florian Bayer: Der diese Rolle wirklich gut getroffen hat. Naja, Ich finde Sam Neill, also Jurassic Park, Sam Neill ist der, der Dinosaurieracke untersucht. Und Sam Neill ist der, der in die Mächte des Wahnsinns von Zombies gejagt wird. Und in Event Horizon von der Hölle verschluckt wird. Ich will sagen, das ist ein Schauspieler, der in großen Szenarien stattfindet, wo sein Schauspiel nicht so eine große Rolle spielt.
Johannes Franke: spielt.
Florian Bayer: Weil die Figuren, die er spielt, schon so Abziehbilder von Figuren aus Genre-Kinos sind. Und das ist hier anders. Und hier ist er wirklich als Charakterdarsteller überzeugend. Es ist so, die ganze Zeit über denkt man, Wie viel Sympathie bringt man ihm entgegen. Nichts,
Johannes Franke: gar nichts. Entschuldigung.
Florian Bayer: Wirklich,
Johannes Franke: gar nichts. Fast gar nichts.
Florian Bayer: Aber wenn er zum Beispiel am Anfang in ihr Zimmer kommt, so nach einigen Tagen. Und ganz vorsichtig fragt, kann ich dir einen Gute-Nacht-Kuss geben? Und dann komplett ignoriert wird. Dann nennen wir es nicht Sympathie, aber zumindest Empathie.
Johannes Franke: Das ist was anderes. Das ist was völlig anderes.
Florian Bayer: Ja, okay. Wie viel Empathie bringen wir ihm mit? Dann tut er mir auch irgendwie leid in seiner Schwäche und in seiner Schüchternheit und in seiner Art irgendwie. Er versucht ja wirklich anzudocken. Ja,
Johannes Franke: ja, ja.
Florian Bayer: Er gibt sich wirklich mühe und er macht es auch nicht nur auf diese macho-patriarchalische Art, sondern er will wirklich irgendwie eine Nähe herstellen zu ihr.
Johannes Franke: Ja, aber er kriegt ja... Nichts davon hin, weil er die Werkzeuge nicht hat. Und das ist halt das Ding. Natürlich habe ich wahnsinnig viel Empathie für diese Figur. Eben, weil er es nicht hinkriegt. Und weil ich denke, ja, lass doch den ganzen Scheiß einfach. Versuch doch einfach, mal du selbst zu sein und einfach menschlich zu sein. Und dann begegnet ihr euch irgendwie auf einer menschlichen Ebene. Und dann wird sich rausstellen, was soll. Aber schon der Anfang ist ja falsch, eine Frau zu kaufen. Also, was soll das denn? Wirklich, was ist das?
Florian Bayer: Das ist eine einzige Möglichkeit, eine Frau zu kriegen. Ich meine, Er lebt hier in Neuseeland, im Dschungel. Was soll er machen?
Johannes Franke: Ja, natürlich, was soll er machen? Aber sei halt menschlich. Sei halt ein Mensch und guck, dass man sich irgendwie begegnet. Dass man guckt, passt, das, passt das nicht? Und wenn es nicht passt, ja, mei. Geh halt mit dem Typen, DER das... Piano haben will.
Florian Bayer: Ich bewerte das moralisch gar nicht so schlimm, weil es auch einfach irgendwie 19. Jahrhundert ist. Natürlich ist es nicht cool, Natürlich ist es patriarchalische Gesellschaft und so weiter, Aber ich finde, das ist eher so ein strukturelles Problem, weniger, wo ich bei ihm die individuelle Schuld suchen würde. An dieser Art, wie er in dieser Gesellschaft funktioniert, Die Halt So funktioniert.
Johannes Franke: Aber man muss schon sagen, dass er ja natürlich nur zur Hälfte Individuum ist. Und zur anderen Hälfte das Patriarchat darstellt. Aus der Zeit und die Kolonialherren Art der Zeit und so.
Florian Bayer: Aber er ist ja nicht so, ne? Er ist nicht das Bild, das wir von diesen Kolonialherren haben und er ist auch nicht das Bild, Was diese Kolonialherren von sich selbst haben.
Johannes Franke: Aber er ist ja auch nicht selbst, sich selbst. Er ist irgendwie ein Morphwesen aus der Zeit. Und deswegen, glaube ich, mache ich im Kopf auch eben eher die Überhöhung und nicht die Personalisierung. Ich denke nicht so viel über diese Figur nach, sondern mehr über die grundsätzliche Haltung, die dahinter steckt. Die ihn so hat, werden lassen.
Florian Bayer: Ich finde es halt unglaublich spannend, Wie viele typische männliche Trademarks, Alpha-Menschen, Hier weggelassen werden. Das ist ungewöhnlich, wenn Du so eine Figur darstellst. Wenn du einen Herren darstellst, der sich eine Frau gekauft hat, die unterdrückt, der rassistisch über Mao redet und so weiter. Dann ist es ungewöhnlich, dass du gleichzeitig so viele Features hast, die eher als feminin wahrgenommen werden könnten.
Johannes Franke: Genau. Und deswegen finde ich es halt auch wirklich eine sehr, sehr gute Figur, also als Erzählung und als Erfindung von Jane Campion. Also das, da reinzubauen und nicht so einen typischen Kolonialherrn, der stark und durchsetzungskräftig ist, zu haben.
Florian Bayer: Und umso härter kommt es dann halt, wenn wir seine Ausreste haben, nämlich drei große haben. Also einen am Anfang relativ klein, wenn Sie sagt, dieses The Piano is mine, Diesen Zettel, wo Sie wirklich drauf insistiert und er dann einmal auf den Tisch schlägt. Mit dieser typischen Proto-Gewalt und sagen, ey, Hier bringt jeder Opfer, und das ist das Opfer, das du bringst.
Johannes Franke: Und man sagt,
Florian Bayer: okay, Und wo ist dein Opfer? Ja, genau. Ist das Opfer gerade mit uns im Raum? Ja. Sorry.
Johannes Franke: Okay,
Florian Bayer: dann gibt's diesen zweiten Ausraster, eine Fucking Vergewaltigung. Ja,
Johannes Franke: furchtbar. Furchtbare Szene, aber gut gemacht.
Florian Bayer: Nee, es ist eine starke Szene und es ist natürlich eine dramaturgische Entscheidung, die man sehen kann, dass sie ihn einfach nur angucken muss und er dann von ihr lässt, Aber es gibt diesen Moment noch. Stärke. Total.
Johannes Franke: Und ich finde es auch ganz gut, muss ich sagen. Also, ich habe da gar keine großen Probleme mit.
Florian Bayer: Und es passt auch zu ihm, dass er dann von ihr ablässt. Ich glaube, das ist nicht abwegig, sondern er ist einfach in diesem Moment, Er ist vielleicht auch über sich selbst erschrocken, weil er würde sich selbst nie als so animalisch wahrnehmen. Und er ist es auch eigentlich nicht. Und dieser Vergewaltigungsversuch ist ja auch tatsächlich, Offensichtlich hat er eher Probleme mit seiner eigenen Sexualität. Ja,
Johannes Franke: total.
Florian Bayer: Wir haben ja diese Momente, wo...
Johannes Franke: Maruri sagen das auch, ne?
Florian Bayer: Dass er nicht wirklich kann. Und das, also... Dass er erektionsprobleme hat, ist, glaube ich, ziemlich naheliegend. Und wir haben ja auch diese Momente, wo ada dann, sehr merkwürdig, müssen wir, glaube ich,
Johannes Franke: nochmal überreden,
Florian Bayer: Sie nachts anfängt, so mit ihm näher zu kommen. Und eigentlich versucht, ihn zu verführen und dann so sein Nachthemd runterzieht und so weiter, und er sich eher dagegen wehrt, wo wir das Gefühl haben, Er hat offensichtlich auch, was auch immer, Er hat irgendwelche Probleme mit seiner eigenen Sexualität. Genau.
Johannes Franke: Er will sie anfassen, aber angefasst werden, funktioniert für ihn nicht so in der Form.
Florian Bayer: Aber er kann sie auch nicht so richtig anfassen. Das wirkt alles so unbeholfen, das wirkt alles so unsicher und das wirkt auch, Es wirkt eher so, gerade bei der Vergewaltigung, als würde er das machen, wo er das Gefühl hat, das wird von mir erwartet. Ja, genau. Meine Frau hat mein Gesellig-Mann betrogen, ich will nicht der gehörante Ehemann sein, ich zeig dir jetzt mal, wo der Hammer ist. Und dann fängt er damit an und kann das eigentlich gar nicht.
Johannes Franke: Nee, nee, nee, Es ist nicht seins.
Florian Bayer: Ja, das ist halt auch, Er ist da so eine sehr merkwürdige Figur, die diese Momente drin hat. Von patriarchalischer Erziehung, von Patriarchalischer Konditionierung. Und er merkt in so vielen Momenten, dass er die nicht erfüllen kann. Er versucht, das zu kompensieren, indem er dann mal auf den Tisch schaut. Oder das ist die dritte große Ausraster-Szene, in der er seiner Frau den Finger abhaut mit einer Axt. Und auch so. Ja, was ist das? Das ist ein Schauspiel, ne? Das ist der Moment, wo sie Blaubart nachspielen. einmal. Weil Blaubart auch seine Frauen geköpft hat. Er schlägt nur einen Finger ab, beziehungsweise. I clipped your wing, that's all.
Johannes Franke: That's all, Oh meine Güte. Übrigens eine sehr, sehr starke Szene, wenn wir über Anna Paquin reden. Ja, also, wir sind bei der Fingerszene. Komm, Lass uns den einfach gleich Kurz besprechen. Großartig. Eben auf allen Ebenen, ne? Weil, was wir gerade gesagt haben, dieser Typ, das durchzieht, weil er SICH .unmächtig. fühlt, weil er nicht weiß, wie er... Was steht jetzt im Lehrbuch? Was muss ich jetzt machen? Ich muss jetzt gewalttätig sein? Ich muss ihr irgendwie zeigen, wo der Hammer hängt und wer das sagen, hat? Und Sie Ihre Stimme durch das Piano auch noch wegnehmen? Das ist die eine krasse Figur, die ihren Höhepunkt findet. Dann natürlich sie, die durch ihr Kind gezerrt wird und da völlig verzweifelt ist, die es wahnsinnig gut spielt. Und das Kind, Die Verlängerung... Der Mutter ist in der Übersetzung, aber auch ein eigenes Gefühl. Natürlich hat, aber in dem Moment so 50-50 erwachsen und Kind ist. Die Übersetzung von ADA ist und ihr eigenes Entsetzen. Ich finde, sie spielt das wahnsinnig gut. Es ist unglaublich. Ich weiß gar nicht, wie viele Layer da drin stecken. Ja,
Florian Bayer: vor allem auch das Kind, das verarbeiten muss, Dass es verantwortlich ist für das, was da gerade passiert. Weil davor haben wir sie nämlich, die sehr aktiv zu ihm geht und zeigt, guck, mal, Das ist der Brief, den den ADA an George schreiben wollte, die das auslöst. Und dann, das hat schon fast, was Psychopathisches, ne? Es ist sehr kontrolliert, was er da macht. Er zerrt Sie raus. Es ist kein gewaltsamer Ausbruch. Er verprügelt sie nicht einfach aus Wut und Verzweiflung, sondern er zerrt sie da raus. Er legt sie auf den Block. Er legt gezielt ihre Hand ran und haut ihr einen Finger.
Johannes Franke: Ja, ja, genau.
Florian Bayer: Es ist eine sehr geplante Handlung. Und auch da wieder, Er will irgendwie seine Rolle erfüllen. Er muss ihr jetzt die Flügel stutzen. Und er macht das sehr gezielt und entgegen dem, wie es wirken, soll, auch sehr kalkblütig. Es ist kein emotionaler Ausraster, sondern es ist eine sehr gezielte Handlung.
Johannes Franke: Aber es würde nicht reichen, ihn zum Psychopathen zu machen, oder? Sondern es ist einfach der Versuch, etwas zu erfüllen.
Florian Bayer: Ja, genau. Aber es ist halt diese Grausamkeit, Es deckt so eine krasse Grausamkeit da drin, weil er will diesem Klischee gerecht werden, diesem Bild von einem Herrn, das er hat. Und dazu gehört Gewalt gegenüber der Frau.
Johannes Franke: Ja, Naja und natürlich auch pure Angst, die er hat. Angst, seinen Status zu verlieren und das, was er da sich aufbaut, irgendwo unterzugehen.
Florian Bayer: Es ist halt so ein bisschen die Frage, ich weiß gar nicht, wie Statusgetrieben. Er ist. So die Art, wie er interagiert mit anderen Menschen. Also zum einen ist er befreundet mit George, der ja eigentlich schon eher sowas wie ein gesellschaftlicher Außen... Seite ist, bei den Weißen. Und dann vor allem interagiert er ja unglaublich viel mit seinen beiden Angestellten, die er auch wirklich ganz aktiv um Rat, fragt. Und zu denen er Krass offen ist. Denen sagt er so, naja, okay, Im Bett war noch nicht sonderlich viel los. Könnt Ihr mir vielleicht ein paar Tipps? geben? Sagt mal, was haltet Ihr denn davon, dass Sie den Tisch angekratzt und dann Piano draus gemacht hat? Das ist doch merkwürdig, oder? Also, da ist er ja sehr offen zu denen und zeigt, so seine Unsicherheit. Vielleicht ist er gar nicht so statusgetrieben.
Johannes Franke: Ich glaube, dass er das intrinsisch nicht ist, Aber das ist ja gesellschaftlich vorgegeben. Status bedeutet dein Überleben in dem Fall. Also in dieser Gesellschaft auch einfach. Und ich glaube, das ist es halt. Am Ende geht es ja darum, dass man überlebt. Dass man die Sachen, die man hat, seine Privilegien, sein Essen, sein Land, All das verteidigt. Und all das. Nicht verliert. Und das ist so stark an Status gebunden in diesem Falle. Vor allem, weil er auch als Eroberer da ist.
Florian Bayer: Haben wir hier einen Blaubart vor uns? Ist das unser Blaubart?
Johannes Franke: Dafür kenne ich Blaubart nicht gut.
Florian Bayer: Hast du nie gelesen oder nie gehört?
Johannes Franke: Ich habe mich nicht mit beschäftigt, viel.
Florian Bayer: Also, es ist tatsächlich eine ganz einfache Geschichte. Und ich bin auch irgendwie irritiert, dass mein Sohn gerade die so geil findet. Wahrscheinlich vor allem wegen der abgetrennten Köpfe. Ursprünglich ein französisches Märchen und zwar aus... Dem Jahre 1697 von Charles Perrault. Wurde aber unter anderem auch von den Krims, zumindest in der ersten Auflage von ihren Hausmärchen. 1812, niedergeschrieben. Und ist dafür, dass es als Märchen verkauft wird, also, es hat so ein paar Märchen-Elemente, ist es aber doch vor allem eigentlich zu gruselig und zu sehr Horrorgeschichte. Und die Geschichte so In aller Kürze ist, Es sind da ein paar Töchter von einem reichen Vater. Und natürlich bewerben sich Edelmänner um sie. Und dieser Eine Edelmann ist dieser Blaubart. Über den es sehr viel Gerüchte gibt, weil. Er war anscheinend schon mehrmals verheiratet, Man weiß nicht, wie oft. Und er lebt ganz allein in diesem Schloss, Er ist irgendwie unheimlich und vor allem hat er diesen Blauen Bart, den alle irgendwie komisch finden. Und auch die eine Tochter, um die es in der Geschichte dann geht, sagt, nee, den will ich auf keinen Fall heiraten, der hat einen blauen Bart, der ist total komisch. Und er wirbt aber um sie, der lädt sie dann in sein Schloss ein. Und da gibt es ganz viele tolle Sachen. Dann sagt sie irgendwann, ach, so schlimm ist der Bart doch gar nicht, der blaue. Ich komm, komm, auf, geht's und heiratet ihn. Unter anderem auch, weil er halt wirklich viel Geld hat und weil er die ganze Zeit unterwegs ist. Der ist nie zu Hause.
Johannes Franke: Ach so,
Florian Bayer: natürlich. Und der sagt dir dann gleich am Anfang, so, ey, Baby, Ich bin auf Geschäftsreise, und das Schloss ist deins. Hier hast du einen Schlüssel, damit kannst du jede Tür öffnen. Ah. Die eine Tür im Keller. Natürlich. Die machst du nicht auf. Natürlich. Und dann reist der Halt los. Und sie vergnügt sich im Schloss und macht die verschiedenen Türen auf. Dann gibt es auch so tolle Räume. Große Sachen zu erleben und sie lädt ihre Freundin ein, große Party, alles geil. Aber natürlich juckt es sie so ein bisschen, sie ist neugierig, wie die Frauen halt so sind. Natürlich. Sie will diese eine Tür aufmachen. Und dann geht sie runter in den Keller. Und dann schließt sie diese eine Tür auf. Und da sind in einem Raum, in einem Kellerraum die Köpfe der Ex-Frauen von Blaubart an der Wand. Und sie erschrickt total, lässt den Schlüssel fallen, Der Raum ist natürlich voll mit Blut, weil da die abgeackten Köpfe sind und der Schlüssel fällt ins Blut rein. Und es hebt ihn ganz... Verzweifelt auf. Also, ihr merkt schon, Hier ist so ganz viel für Psychoanalyse, kann damit ganz viel machen. Mit Blut und Schlüssel und Neugierde. Auf jeden Fall hebt sie den Schlüssel auf, wo Blut dran ist und versucht, das Blut abzuwaschen. Aber es geht nicht. Sie schafft es einfach nicht, dieses Blut abzuwaschen. Und dann kommt Blaubart nach Hause und Blaubart fragt Na, war's gut, Baby? Und sie sagt Ja. Und dann sagt er, und hast du dich auch an meinen Wunsch gehalten? Und Sie so, ja, ja, ja, hab ich. Und dann guckt er auf den Schlüssel und sagt Nein, hast du nicht. Du wirst sterben. Und schnappt sich seine Axt. Weil sie das nächste Opfer sein soll. Und da gibt es verschiedene Varianten. Und in einer ruft sie ihre Schwester zur Hilfe, in der anderen besiegt sie ihn. Aber es ist eine Geschichte, die ein Happy End hat, nämlich, dass sie den Blaubart kleinkriegt. Und dann gibt es verschiedene Deutungen der Geschichte, wie man es mag. Man kann das als sehr patriarchalische Geschichte lesen, Nämlich, dass die Gefahr daraus kommt, Dass die Frau sich zum einen dem Mann widersetzt und zum anderen viel zu neugierig ist, dass das Blut... Ein Symbol von Entjungferung zum Beispiel ist, vorehelicher Sex oder außerehelicher Sex. Und so weiter, das vor dem allen gewarnt wird. Man kann aber auch die feministische Perspektive einnehmen, dass hier zwei Frauen, Vor allem, wenn Sie ihre Schwester zu Hilfe ruft, sich gegen das Patriarchat wehren und letzten Endes gewinnen. Ja, und natürlich, also mit der Axt ist natürlich dieses Blaubart-Motiv. Ja,
Johannes Franke: ja, ja,
Florian Bayer: total. Und auch dieser Ehemann, der sonst nicht so wirklich präsent ist, ist auch das Blaubart-Motiv. Er ist nicht so wirklich da, er heiratet sie, und und dann ist er irgendwie, Er reißt ja einmal wirklich ab und ist eine Zeit lang weg.
Johannes Franke: Gibt es eine Motivation beim Blaubart in der ursprünglichen Fassung, Warum er so viele Frauen heiratet?
Florian Bayer: Es wird nicht erzählt und es wird sehr darüber spekuliert. Die Frage ist, warum hat er seine erste Frau geköpft?
Johannes Franke: Ja, ja,
Florian Bayer: genau. Dass er die anderen alle köpfen, musste, weil die die Köpfe entdeckt haben. Ja, ja, ja. Er gibt total Sinn, aber es gab ja einen Patient Zero. Es gab diese eine Frau, die er aus einem anderen Grund geköpft haben muss. Es sei denn, Er wollte diesen Keller von Anfang an schützen. Es gab diesen einen Raum, wo er gesagt hat, da guckt. Guckt niemand rein. Und das ist so ein bisschen so das Unterbewusstsein des Mannes. Es gibt diese Sachen, die er verborgen hält, und das soll keine Frau sehen. Und dann hat die erste Frau reingeguckt. Und das unterbewusste ist natürlich das Animalische, das Bösartige, das Düstere. Und dann ist sie als Erstes diesem Mann zum Opfer gefallen.
Johannes Franke: Ja, also Frau Bleib am Herd.
Florian Bayer: Frau Bleib am Herd, Sonst wirst du wirklich Probleme haben.
Johannes Franke: Versuch nicht, den Mann zu ergründen, sondern bleib schön auf der Oberfläche.
Florian Bayer: Oder aber guckt mal, Liebe Frauen, guckt wie Grausam. Die Männer sind. Die stellen euch auf die Proben mit, die wollen euch nicht zu Sicht an sich ranlassen. Und das sind alles, Die Männer sind alles Tiere, Monster. Und guckt bloß nicht zu genau. Auf den Mann, Sonst werdet ihr eine böse Überraschung erleben. Dieser blaue Bart, also bärte generell, Sind ja ein Männlichkeitssymbol. Und dass der Bart Blau ist, ist so ein bisschen Hinweis darauf, dass wir hier auch einen Mann vor uns haben, der eine gestörte Männlichkeit hat und eine gestörte Sexualität hat, was so? Die Schlussfolgerung ist.
Johannes Franke: Ja, während aber unsere Figur hier immer fein rasiert, ist.
Florian Bayer: Ja, das stimmt. Darauf legt ja auch sehr viel Wert.
Johannes Franke: Ja, ja. Ja, ja. Kultiviert, kultiviert. Kultiviert.
Florian Bayer: Er kommt auch nicht sonderlich, kultiviert rüber. Auch nicht sonderlich gebildet, ne? Wir haben keinen Moment, wo wir irgendwie erfahren, dass ihn irgendwas interessieren könnte.
Johannes Franke: Es ist auch so ein bisschen slackerartig, kommt darüber. Weil nicht so richtig, so ein echtes Ziel hat er nicht. Außer eben das Land, da irgendwie abzukaufen. Das ist so eine Aufgabe.
Florian Bayer: Spoiled Rich Kid.
Johannes Franke: Ja, so ein bisschen.
Florian Bayer: Warum ist er nach Neuseeland? Weil dazu muss man sich ja auch entscheiden, ne?
Johannes Franke: Ja, wahrscheinlich, also. Er wird wahrscheinlich vom Beruf Sohn gewesen sein. Und dann hat ihn sein Vater irgendwie, der vielleicht eben dadurch reich geworden ist, durch so konjunkturalistische Sachen, hat er gesagt, naja, Einer von uns muss jetzt dort aufräumen.
Florian Bayer: Und er weiß nicht mehr, wie er da wegkommt. Seit 20 Jahren, ohne Frau. Er ist ja auch schon älter. Es wird nicht, erzählt, ob er vorher verheiratet war oder so.
Johannes Franke: Nee.
Florian Bayer: Bleibt alles so ein bisschen nebulös. Man würde ja eigentlich davon ausgehen, Ein Mann, Der 40 ist im 19. Jahrhundert.
Johannes Franke: Er müsste schon verheiratet gewesen sein.
Florian Bayer: Müsste eigentlich verheiratet gewesen sein. Wenn er nicht verheiratet ist, dann fangen die Menschen an, Fragen zu stellen.
Johannes Franke: Vielleicht war es deswegen dorthin. Er hatte gehofft, dass die Maui keine Fragen stellen.
Florian Bayer: Das ist eine interessante Frage. Ist eine Homosexualität in ihm angedeutet? Weil könnte man durchaus so lesen.
Johannes Franke: Könnte man so lesen, das stimmt, ja.
Florian Bayer: Und gerade dieses Nicht-sexuell-Willens-Sein der Frau gegenüber oder Sexualität, Sex mit der Frau nur als das zu behandeln, Was die Gesellschaft von einem erwartet, Das deutet ja auch so ein bisschen darauf hin, dass er eigentlich, also, es muss ja keine erektile Dysfunktion sein. Erektile? Erektile,
Johannes Franke: ja, Eine Erektile Dysfunktion. Schlapptrance?
Florian Bayer: Entschuldigung. Es kann ja auch einfach sein, dass er sich nicht sexuell angezogen hat. Für Frauen.
Johannes Franke: Ja, absolut. Und dann ist das natürlich irgendwie so mit der Erwartung der Gesellschaft. Und so weiter irgendwie so ein traumatisches Ding geworden. Oder so.
Florian Bayer: Wäre ganz spannend, weil in Power of the Dog wird ja auch, erzählt, Jane Campion, Auch so eine ähnliche Geschichte von einem Mann, der versucht, diesen Klischees zu entsprechen. Und unter der Oberfläche schafft er es nicht. Also in dem Fall im Cowboy-Szenario. Aber auch so jemand, der diese ganzen Männlichkeitsbilder aufgesogen hat und diese Männlichkeitsbilder ja fast schon überkompensiert, kompensiert, um damit zu verdecken, dass er halt eigentlich... Charaktereigenschaften hat, die denen überhaupt nicht entsprechen und ganz konkret auch homosexuell ist.
Johannes Franke: Oh, spannend. Dann muss ich den Film auf jeden Fall mal gucken. Oh, mein Gott, Plur, Was ist das für eine Musik?
Florian Bayer: Was war das? Wo sind wir?
Johannes Franke: OH, MEIN Gott, Ich glaube... Oh nein, wir sind in einer Self-Promo.
Florian Bayer: Nein, shit. Ganz schnell, damit wir zurückfinden.
Johannes Franke: Ihr da draußen, Es gibt wahnsinnig viele Wege, wie ihr uns unterstützen, könnt. Und wir brauchen Unterstützung, glaubt uns.
Florian Bayer: Ja. Wenn Ihr uns ein bisschen Trinkgeld dalassen wollt, macht das doch bitte über BuymeaCoffee.COM Slash muss man sehen... Den Link findet ihr auch in der Episodenbeschreibung.
Johannes Franke: Dann könnt ihr uns gerne ein paar Euro, geben, gerne auch gleich monatlich einstellen, nicht wahr? Denn Kosten haben wir genug.
Florian Bayer: Wenn ihr uns mit Geld zwingen, wollt, einen bestimmten Film zu besprechen, ist das eure Chance. Das könnt ihr nämlich über dieses Formular. Auch machen.
Johannes Franke: Oder Ihr schickt uns einfach so einen Filmvorschlag, ohne Geld. Und Feedback gerne an Johannes.at muss man sehen.de und florian.at muss man sehen.de.
Florian Bayer: Außerdem freuen wir uns natürlich über jedes Abonnement, Egal ob bei Spotify, Apple Podcast, Deezer, Amazon Music, whatever.
Johannes Franke: Was uns total helfen würde, ist, wenn Ihr uns so fünf Sterne oder herzchen oder sonst was auch immer euer Podcatcher anbietet, Gebt und am besten auch noch gleich eine Review dazu schreiben. Ah,
Florian Bayer: super. Fehlt noch irgendwas?
Johannes Franke: Nee, ich glaube, wir haben alles, wa?
Florian Bayer: Okay, dann ganz schnell zurück in die Episode. Yes.
Johannes Franke: Naja, Lass uns mal rübergehen zu unserem Nachbarn. Zu George. George. Der irgendwie og kulturelle Aneignung.
Florian Bayer: Ähm,
Johannes Franke: was ist da los?
Florian Bayer: Fürchte ein bisschen. Also kulturelle Aneignungen interessiert den Film nicht. Und schlimmer noch, Er will uns erzählen, dass George der bessere Mensch ist, weil er besser mit den wilden,
Johannes Franke: mit den Edlen Wilden klarkommt.
Florian Bayer: Und dann haben wir auch so eine Vermengung von, Der Film thematisiert natürlich auch diesen kolonialen Rassismus.
Johannes Franke: Ja, ja, total.
Florian Bayer: Aber der Film hat auch voll die Stereotype an Bord. So drin,
Johannes Franke: oh. Am Schlimmsten fand ich tatsächlich einfach die Szene mit Blaubart.
Florian Bayer: Die Theater-Szene.
Johannes Franke: Die Theater-Szene. Kommen wir zum schlimmen Elefanten im Raum. Wo wir alle davor sitzen und denken, What the fuck? Kurz, Situationsbeschreibung. Die Kolonialherren Da haben irgendeine Art von Vorführung. Wir sehen ganz wenig von den anderen, von den anderen westlichen Einwanderern, die dort ihre...
Florian Bayer: Wir sehen, dass es sehr viele gibt, offensichtlich, wenn alle da versammelt sind.
Johannes Franke: Die sind da versammelt, aus der Gegend zusammengekommen, um da diese Theatervorführung zu machen. Mit den Kindern und dann irgendwie so ein Schattenspiel entsteht.
Florian Bayer: Eine wirklich gute Inszenierung von Blauwart. Sie haben sich wirklich Mühe gegeben. Sie haben diese Leinwand, wo die Frauen ihre Köpfe durchstecken. Und auch mit Blut, sodass man die abgetrennten Köpfe an der Wand sieht. Sie haben vorher geübt, wie Sie es machen, dass es aussieht, als würde die Axt den Finger abhauen.
Johannes Franke: Also, es ist echt elaboriert, muss man sagen. Und die Maori sitzen in der Vorstellung tatsächlich auch mit drin und werden dann, so erzählt, dass die glauben, dass das, was da auf der Bühne passiert, gerade mit dem Schattenspiel, echt ist. Und man fragt sich... Alter, Was ist denn das für ein Menschenbild? Der hat überhaupt nichts mit Kultur zu tun oder nicht, welche Kultur, auch immer du groß geworden bist. Jedes Kind, das noch nichts von der Kultur mitbekommen hat, weiß instinktiv, wenn es in der Theatervorstellung sitzt, dass es eine Theatervorstellung ist. Warum will man das Maori nicht zugestehen? Was ist da los? Was ist das für ein Scheiß? Menschenbild?
Florian Bayer: Vor allem, weil die Maori vorher auch gezeigt werden, Wie sie auch sehr viele Sachen von den Kolonialherren schon übernommen haben. Die Tragen Kleidung.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Die offensichtlich aus England importiert wurde. Oder aus Schottland und Reden, mit denen. Und teilweise können Sie zumindest so fetzenenglich und so. Aber die Maori dienen hier als Bild des Wilden und vor allem des Edlen Wilden. Also, es gibt natürlich eine Sympathisierung des Films mit den Maori, aber es ist ganzer Exotismus.
Johannes Franke: Total. Also in anderen Szenen ist es nicht ganz so schlimm. Ein bisschen auch hier und da. Wo man denkt, ja, äh,
Florian Bayer: äh. Wenn Sie so halbnackt naturverbunden rumtanzen. Und wir haben diese Momente, wo sie alle glücklich sind, und Sie haben die Natur aufgesogen. und,
Johannes Franke: äh. Nein, Aber das Schlimmste ist wirklich diese Theatervorstellung, wo man wirklich merkt, okay, also, das ist das Kind dieses Geistes, also das Geisteskind. Wie nennt man das? Keine Ahnung. Du weißt schon, daher kommt's. Das soll's also sein. Das sind die Maori für euch, lieber Film. Fuck, scheiße. Das tut mir leid.
Florian Bayer: Und es bleibt auch auf dieser Stufe, ne? Dieser Film hat Er hat keinerlei Interesse daran, irgendwie tiefer einzusteigen. In das Verhältnis der Maori zu den Kolonialherren. Aus der Perspektive der Maori. Er hat keinerlei Interesse daran zu gucken, wie kommen die damit überhaupt? klar, wie leben die da gerade. Es ist null da, Die Maori bleiben zum einen, die Diener und zum zweiten die Statisten.
Johannes Franke: Wobei der Film nicht sagen will, dass das Geil ist, was da passiert. Also, es ist nicht so, dass der Film sagt, ja, Kolonial... Kolonialisierung, Super Ding, macht weiter so oder sowas. Also Die Absicht dahinter von Jane Campion ist sicherlich gut gewesen. Aber die Darstellung von Alice, nein, nein, nein, tu es nicht. Warum?
Florian Bayer: Vor allem, weil sie halt auch so als Stichwortgeber dienen. Sie sind da, damit wir sehen, dass George anders ist als Alistair.
Johannes Franke: Weil George sich für die Leidenschaft der Frau interessiert. Und für das, was sie zu sagen hat. Über das Piano.
Florian Bayer: Genau, Und weil er sich tätowiert hat mit diesem, weil er mit dem Einklang lebt, weil er die Natur verstanden hat, weil er irgendwie ein anderer Mensch ist. Er lebt auch im Gegensatz zu den Kolonialherren, die wirklich. Das war total krass, als ich das gesehen habe, jetzt nochmal, da gab es dann, Gibt es dann diese Bilder kurz, bevor Sie das Foto machen, wo Sie mit den Bediensteten redet und so weiter Und du denkst hä, ist sie wieder zurück in Schottland? Weil Alistair hat sich wirklich so ein richtig klassisches Haus eingerichtet, das einfach aussieht, Als wären Sie in England während George Tschüss. So lebt, wie man es eigentlich erwarten würde. In dieser Wildnis, eine relativ einfache Hütte ohne großen Sprimborium.
Johannes Franke: Jetzt hast du zweimal George gesagt. Welcher wohnt, wo? Alistair hat sich als Mithaus eingerichtet.
Florian Bayer: Und George nicht. Und George interessiert sich für die Leidenschaft der Frauen, für das Pian. Er ist ein künstlerisch interessierter Mensch. Er lässt das Piano sogar stimmen. Flora ist ganz außer sich. Das Piano ist gestimmt, Mama! Dieser Typ ist toll, dieser Typ will Kunst!
Johannes Franke: Nein, er will ficken.
Florian Bayer: Das will er. Und es ist... Mir kann der Film noch so viel Romantik um die Ohren hauen. Der will sie flachlegen. Er will dann hier rumfummeln, während sie am Piano spielen.
Johannes Franke: Es ist so krass, wenn man denkt, naja, also, was willst du jetzt? erzählen? Willst du jetzt? erzählen, dass er irgendwie interessiert? Dann macht das nicht. Oder willst du? erzählen, dass er einfach nur flachlegen will, dann straight forward, erzähl es halt. Ja. Aber was ist das denn? Und dann lässt du ihn sagen, ich kann mit eurer Schrift da nichts anfangen, ich kann nicht lesen. Und man versucht damit, so ein bisschen diesen Spin zu machen. Er kann die moderne Schrift nicht lesen, aber er kann sie lesen. Er kann sie verstehen. Völliger Quatsch.
Florian Bayer: Bullshit!
Johannes Franke: Richtig schlimmer Bullshit.
Florian Bayer: Das Wichtigste von George sehen wir relativ früh, nämlich seinen Pimmel. Der, den voll in die Kamera hält. Übrigens, Nichts gegen Javi Cartel und auch nichts gegen seinen Penis. Javi Cartel ist ein fantastischer Spieler. Fantastischer Spieler. EIN OG, New Hollywood Darsteller. Ja, ja, ja. Ganz, ganz viele große Rollen. Javi Cartel. Also immer, Eigentlich ist jeder Film mit ihm sehenswert. Ja. Und auch hier spielt er wirklich gut. Er will sie flachlegen. Ja. Er will sie ficken. Ja. Und das Ganze... Primborium um das Piano, Dass es so romantisch für ihn ist, wenn sie Piano spielt, wenn er dann an ihr rumfummeln kann. Das ist alles Quatsch.
Johannes Franke: Ja, ich meine, Vielleicht hat er noch einen Fetisch. Und es ist vielleicht, Ich kann ihm ja auch abnehmen, dass er die Musik total toll findet. Und die Kombination gibt es ja durchaus, wenn man sowas, Es gibt ja auch das Phänomen, dass, wenn man große Kunst anschaut und man ein Faible dafür hat, dass es Leute gibt, die dann in eine Art Ekstase hinübergehen.
Florian Bayer: Du bist das, der vor Kurzem wegen Masturbation aus dem Museum rausgeschmissen wurde. Ich habe den Artikel in der Zeitung gelesen.
Johannes Franke: Aber ich habe nicht mein Gesicht fotografiert.
Florian Bayer: Aber ich habe die Beschreibung gelesen. Und dachte so, Moment.
Johannes Franke: Deswegen hast du die Aufzeichnung abgesagt. Der Mutter Dieser ist großartig. Okay, nein.
Florian Bayer: Versuchen wir das Mal ohne Polemik, George. Aber es ist echt schwierig, ne? Es ist echt schwer. Es ist so rapey.
Johannes Franke: Ja, also, vielleicht ist es auch das, was einen einfach so sehr gegen ihn aufbringt, weil er eben so Rapey ist und man dann überhaupt nichts mehr glaubt an Edelmut oder sonst irgendwas. Weil man die ganze Zeit denkt, Alter, Entweder du guckst, dass es ein ordentliches Zusammentreffen gibt und Ihr euch ordentlich aneinander annähert, nutzt dieses Scheiß Klavier nicht aus, um an sie ranzukommen, sondern führ sie aus Oder was auch immer. Redet über Musik oder sowas, auch wenn Sie nicht antwortet in der Form. Aber es gibt ja durchaus Kommunikationsmöglichkeiten. Was soll das?
Florian Bayer: Nee. Es wirkt dann so, als ob ich wirklich gar kein Interesse an diesem Klavier hätte.
Johannes Franke: Das ist ja das Blöde. Und das ist das Traurige an der Inszenierung, Weil eigentlich die Inszenierung das ja hergibt. Und auch dieses Setup, das hergibt. Sie stellt die Situation her, dass er das Klavier kauft, damit sie immer wieder kommt. Aber was dann an Szenen kommt, ist halt nichts mehr. Mit dem Klöffchen, hat nichts mehr damit zu tun. Und das ist halt das Traurige. Warum lässt man dann plötzlich die Leidenschaft komplett dem Bach runtergehen?
Florian Bayer: Naja, Es ist vor allem auch, Also am Anfang wird es ja auch so inszeniert, dass es, also seine Leidenschaft für sie wird. Zu sehr romantisiert. Aber am Anfang ist sie, Sie widersetzt sich dem ja auch und sie verhandelt dann ja auch. Sie verhandelt ja auch ziemlich kalt und dann diskutieren Sie darüber und sie sagt, okay. Also, wir haben hier eine Prostitutionsszene, und sie macht Prostitutionsszene, Er spielt seine Macht aus und so weiter, aber sie verhandelt. Sie sagt nur die schwarzen Tasten, und sie macht auch teilweise die Ansagen, Wie viele Tasten jetzt für diese Handlung genommen werden.
Johannes Franke: Und ich muss sagen, dass die Szenen, wie sie das verhandelt, für mich noch mehr unterstreicht, dass sie das nicht zum ersten Mal macht.
Florian Bayer: Oh, ja.
Johannes Franke: Dass ich echt das Gefühl habe, oh, DIE ist... Dummerweise schon Profi in sowas, Die weiß schon, was, wie sie es machen muss, damit sie möglichst wenig machen muss.
Florian Bayer: Ja, das könnte durchaus sein.
Johannes Franke: Und das unterstreicht nochmal eben, Warum Sie schweigt? Die ganze Zeit, warum Sie so auf Berührung reagiert, wie Sie drauf ist, mit welcher kälte Sie durchs Leben läuft und so weiter. Das ist einfach echt hart. Und umso schlimmer ist es halt dann, wenn sie darauf eingeht und dann am Ende sagt, ja, ich liebe dich. Wirklich. Boah, Hilfe!
Florian Bayer: Es gibt diesen einen starken Moment von ihr in dieser ganzen Rape-Geschichte, wo, wenn er unter ihrem Rock ist und anfängt, sich immer weiter nach oben zu tasten, und sie plötzlich anfängt, was anderes zu spielen. Sie spielt diese sehr getragene Melodie, diese romantische Melodie, Und es wird ihr offensichtlich zu viel, Und da gibt's diesen starken Moment, wo sie zeigt, dass es zu viel ist, indem sie komplett anfängt, was anderes zu spielen.
Johannes Franke: Was Sie sehr gut macht. Toll inszeniert auch.
Florian Bayer: Toll inszeniert, auf jeden Fall. Aber ja, wie du sagst, Es entwickelt sich halt alles in diese eine Richtung. Wir haben die Rapey-Szenen und die auch immer weitergehen. Sie soll sich zuerst halbnackt machen, Dann soll sie sich nackt mit ihm aufs Bett legen und so weiter. Und dazwischen immer wieder diese Verhandlungen. Und das nimmt einen großen Teil dieses Films ein. Und dann gibt es so viele Möglichkeiten, in welche Richtung dieser Film gehen könnte. Und der Film entscheidet sich dazu, Dass, wenn sie schließlich das Klavier komplett zurückgekriegt hat, und wenn Sie auch mit seinem, wenn Sie sein Herz gebrochen hat, weil sie während dieser Theatervorführung mit ihrem Mann Hand gehalten hat, demonstrativ. Nach diesem ganzen Zeug geht sie nochmal zu ihm. Und offensichtlich war dieses ganze Vergewaltigungsding sehr erfolgreich dabei, in ihn verliebt zu machen.
Johannes Franke: Es ist der Moment, wo ich dem Film nicht mehr vertraue, wo ich den Film auch nicht mehr gucken will, wo ich nicht mehr wissen will, was hast du denn zu sagen über solche Sachen, Weil das, was du jetzt gerade zu sagen hast, will ich nicht sehen.
Florian Bayer: Ja. Und es ist halt wirklich das typische Hollywood-Motiv. Es ist Baby,
Johannes Franke: It's cold outside.
Florian Bayer: Ich bedränge dich so lange, bis du ja sagst. Und es ist natürlich nochmal eins drüber, Die 50er, 60er, 70er Jahren waren meistens dann nicht. Diese Krassen Rapists, Aber es ist von der Intention dasselbe. Vielleicht ist es sogar ehrlicher als diese Filme, weil es ehrlicher zeigt, was hier stattfindet, wenn dieses Bedrängen gemacht wird, bis die Frau irgendwann nachgibt.
Johannes Franke: Ja. Über Baby, It's Cold Outside müssen wir mal ein anderes Mal reden, weil das nochmal eine andere Komponente hat. auch. Und die Filme, damals das Ganze noch ein bisschen mehr versteckt haben, in So Playfulness. Was dieser Film eben nicht macht, das stimmt, da hast du recht, Der ist noch ein bisschen direkter und klarer, damit. Aber ich verstehe dann Jane Campion nicht, weil warum, dann bereitet sie ja den Twist auch nicht vor. Nee. Sondern sie sagt Ganz knallhart, nein, die will das nicht. Und die sagt auch, dass sie das nicht will, Mehr oder weniger. Und plötzlich will sie es doch. Und ich verstehe es nicht, wo es herkommt und was das soll und was mir das sagen soll. Ist das dieser furchtbare Hollywood-Botschaft oder was will der Film dann später? Und dann kommen wir auf Ende hinaus. Und das ist interessant. Und da würde ich gerne einmal drüber reden, Ob das Ende in einer anderen Form vielleicht den Film wieder umgedreht, hätte.
Florian Bayer: Ja, wir haben hier eine 19... Also, was Sie will, ist, Sie erzählt eine traditionelle Liebesgeschichte 19. Jahrhundert. In diesem Background, wie wir Sie in den 80ern und auch vor allem in den 90ern wirklich oft haben. Und das ist auch diese Oscar-Formel. Letzten Endes ist Romantik sehr wesentlich da, und wir haben diese patriarchalischen Strukturen, Wir schauen die ja auch durchaus kritisch. Und wir wollen auch irgendwie erzählen, dass eine Frau sich selbstbewusst wird und sich gegen den Gesellschaftlichen Konventionsweg entscheidet. Nämlich nicht bei ihrem Mann zu bleiben, sondern sich auf die Affäre einzulassen und sich auf die Romantik einzulassen. Das Problem dabei ist aber halt, dass das Ganze, was dahin führt, Vergewaltigung ist und sexueller Machtmissbrauch. Und da kommt der Film nicht drum herum. Das ist einfach so. Das ist einfach das, was in der Mitte stattfindet. Und es gibt sehr viele Möglichkeiten, entweder die Romantik so zu erzählen, dass sie nicht daraus erwächst. Oder zu erzählen, dass daraus keine Romantik erwächst.
Johannes Franke: Ganz genau.
Florian Bayer: Aber als Publikum im 21. Jahrhundert ist diese Kombi schwierig.
Johannes Franke: Schwierig. Okay, was passiert, wenn der Film... Damit endet, dass Ada tatsächlich ertrinkt.
Florian Bayer: Furchtbar lame. Überhaupt bin ich kein Fan davon, weil das ist richtig schlimm. Weil das ist die ganz, ganz, ganz schlimme Opfergeschichte. Und das ist so plump.
Johannes Franke: Würde aber das da zum Beispiel in einer anderen Art der Interpretation, die Möglichkeit geben. Damit wird der Film nicht besser. Aber dieses Ganze hier, dieses Ich erzähle tatsächlich eine Romanze, könnte damit entschärft werden. Weil das bedeutet Dass sie unter Umständen, also gesetzt den Fall, Wir haben keinen Epilog mehr, in dem sie überlebt hat und sagt, ja, Dann bin ich mit George da in den Westen gezogen und wir hatten ein tolles Leben und ich habe Sprechen gelernt. Herzlichen Glückwunsch. Sondern damit endet, dass sie tatsächlich ertrinkt, weil sie selbst gewählt. Den Fuß in die Schlinge setzt, Das Piano wird ins Meer geworfen, Sie wird hinterhergezogen und ertrinkt wirklich im Meer. Könnte die Interpretation aufmachen, dass alles das, was Sie George gegenüber macht, Nur ein Ticket raus ist.
Florian Bayer: Ein Ticket in den Tod? Ja. Jane Campion wollte es ja so enden lassen.
Johannes Franke: Sie hat revealed,
Florian Bayer: dass das eigentlich genau ihre Absicht war und dass sie sich auch im Nachhinein so ein bisschen ärgert, dass Sie das so gemacht hat.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Das ist vielleicht dann auch der Einfluss von Jane Chapman.
Johannes Franke: Vielleicht von Jane Chapman, genau. Ich hatte irgendwo gelesen, dass es mit Testvorführungen zu tun hatte, aber das stimmt nicht. Ich habe extra nochmal komplett Recherche angeworfen, um zu gucken, OB das... An Testvorführungen hingen, aber es stimmt nicht. Es gab diese Testvorführungen.
Florian Bayer: Ich finde Hollywood, und ich glaube, es ist nicht das mutigere Ende. Ich finde, Hollywood hätte diesen Film auch so enden lassen können. Es würde nicht wehtun, es würde ihm nicht die Oscar-Möglichkeiten berauben. Und es ist so ein schönes, tragisches, romantisch-tragisches Ende, wo der Weg raus der Selbstmord ist. Und ich finde es fast, ich finde es klischeehafter als das, was im Film passiert. Ich bin auch kein riesiger Fan von diesem Ende im Film. Ja. Aber ich glaube nicht, dass dieses Original-Ende, Ich habe gerade ganz ein Füßchen mit den Fingern gemacht, dass das das bessere Ende ist. Ich glaube, es ist sogar in bestimmten Punkten. Das schwächere Ende, weil diese Tragik, die suizidale Tragik als Ausweg auch so ein Klischee ist.
Johannes Franke: Ja, natürlich ist es das, bleibt es das, aber für mich emotional, doch stärker, muss ich sagen. Es macht das Ganze nicht zu einem richtig, richtig, richtig krassen. Meisterwerk, Aber es würde wenigstens... Die Möglichkeit eröffnen, dass sie jetzt nicht die große romantischen Gefühle für George entwickelt hat.
Florian Bayer: Das macht überhaupt keinen Sinn, dass sie diese romantischen Gefühle für George entwickelt. Warum nicht? Weil er sie so toll angefasst hat, während sie das nicht wollte?
Johannes Franke: Genau, ja, eben nicht. Und deswegen, Aber der Film erzählt das ja. Und ich denke mir, was, was, was, warum?
Florian Bayer: Es gibt auch wirklich keinen Moment, Wo erzählt wird, dass George irgendwas tut, in seinem Verhalten, außer er zu sein. Was Sie dazu bringt, dass Sie ihn irgendwie attraktiv oder liebenswert finden könnte.
Johannes Franke: Grundsätzliche Interpretation ist ja, dass er derjenige ist, der sich für ihre Leidenschaft interessiert.
Florian Bayer: Ja, aber er interessiert sich nicht für ihre Leidenschaft. Das wird auch nicht, erzählt. Er lässt das Piano von jemand anderem stimmen. Und er selbst, er hat doch gar kein Interesse an dem Piano. Er nimmt nicht einmal Pianostunden.
Johannes Franke: Er hat das Interesse an dir.
Florian Bayer: Eine Pianostunde.
Johannes Franke: Ja, genau. Gib ihm wenigstens sowas. Oder, ja.
Florian Bayer: Ja, ich finde es zu flach, wenn Sie am Schluss stirbt. Ich bin auch nicht glücklich mit dem Ende des Films. Man hat so das Gefühl, Der Film wirkt jetzt so, als ob sie gesagt hätte, oh, Das sind zwei schöne Enden, das Selbstmordende und das Nach-England-Fliehende. Da habe ich einfach beide. Vor allem dann noch im Off-Text am Schluss, dass sie sagt, ah, und dann stelle ich mir vor, wie ich am Boden des Meeres bin. Das ist fast so ein, fast so ein, ein, ein, Fick dich, liebes Studio. Ihr wolltet, dass ich das andere Ende nehme, aber jetzt sage ich nochmal. Und dann darf die Frau nochmal sagen, das ist, wie ich mir das Ende vorstelle. Und das ist das viel bessere Ende. Das ist mein Ende. Und so soll es sein. Ich habe das Gefühl, sie hat einfach beide Enden genommen. Am Schluss, weil sie beide Enden gut fand. Und ich finde beide Enden nicht sonderlich gut.
Johannes Franke: Was ist denn das Ende, was man sich vorstellen kann?
Florian Bayer: Ich weiß nicht, ich will nicht Filme reparieren. Das Ende, Da müsste die Geschichte einfach von Anfang an ein bisschen anders, erzählt sein. Aber natürlich wäre es spannender, wenn es... Wenn es irgendwie mehr einen Moment von Empowerment gibt. Aber das könnte auch schnell flach werden. Ich weiß es nicht. Ich finde auch, das Ende ist nicht sonderlich gut. Und es gibt Momente auf dem Weg dorthin, die nicht gut sind. Wir sind jetzt aber so, okay, Wir waren bei den Personen, waren wir nicht so kritisch gegenüber dem Film. Aber vor allem bei der Beziehung zwischen George und Ada, das ist irgendwie verkackt,
Johannes Franke: ne? Ja, das ist irgendwie verkackt. Die Darstellung der Maury ist verkackt. Das sind die großen beiden Kritikpunkte, die ich an dem Film habe. Ansonsten muss ich nämlich sagen, Schauspieler hervorragend. Absolut.
Florian Bayer: Bis nach unten. Ganz viele. Auch die Dienstmädchen, die ja so kleine Rollen haben. Die eine, die offensichtlich in George verliebt, ist, die dann anfängt, zu weinen, wenn es heißt, dass er losgeht. Und die andere sagt zu ihr so, Schluss, Schluss, Schluss.
Johannes Franke: Schluss.
Florian Bayer: Und ich kann meinen Blick nicht von ihrer Wartze oder von ihrer Mutter mal abwenden. Das ist wirklich sehr... Die Stehdominanten, die im Gesicht hängen. Die sind toll gespielt, auch. Sind kleine Statisten, Nebenrollen, super gespielt.
Johannes Franke: Absolut, ja.
Florian Bayer: Die Bilder, Kamera Stuart Treiber, Den hab ich jetzt garantiert. Falsch ausgesprochen, der auch mit Jane Campion viel zusammengearbeitet hat und ansonsten tatsächlich nicht so krasse Sachen gemacht hat, sondern romantische Komödien wie Bridget Jones und die Braut, die sich nicht traut. Macht ja eine wirklich gute Kamera.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Also, das sind auch Sachen, die auf der Haben-Seite sind. Gerade der Einstieg, muss ich sagen, am Meer, Dieses Strandbild ist der absolute Hammer. Ich würde mir jederzeit jeden Frame an die Wand hängen wollen. Total gut. Die Gewalt dieser Wellen, weißt du, das interessiert mich total. Ich finde es total wahnsinnig spannend. Und wie Sie da ja im Grunde einen Tag wartet, bis sie abgeholt wird. Vom verspäteten Ehemann, Was schon einiges sagt, muss man mal sagen.
Florian Bayer: Naja, Ich glaube nicht, dass man gut... Zeit. Nein,
Johannes Franke: Aber dann soll er wenigstens zwei Wochen zu früh da sein.
Florian Bayer: Fair enough.
Johannes Franke: Jedenfalls wartet sie da einen Tag, und das Bild ist einfach großartig.
Florian Bayer: Wie sieht er einfach aus. Diese Enge und auch diese Wärme. Ich find's cool, Diese Mischung aus diesen weiten, verlorenen Bildern, Zum Beispiel am Strand, Auch ganz einsam mit dem Klavier und diesen sehr engen, kammerspielartigen Bildern, Egal, ob das bei Alistair oder bei George zu Hause ist. Wenn man so ein Gefühl dieses Gefühl des Eingesperrtseins hat. Das ist eine schöne Mischung. Dann auch diese Mischung aus dem exotischen, fremdartigen Dschungel. Diese wirklich feinzielige Welt, die man nicht so 100% versteht. Und dann dem ganz klassischen, viktorianischen, englischen Stil. Das ist schon ziemlich gut gemacht.
Johannes Franke: Das ist wirklich eine gute, also rein grafisch, einfach auch eine tolle, tolle Sache.
Florian Bayer: Kostüme und Ausstattung genauso. Super,
Johannes Franke: super, super gemacht. Total, ja, ja, absolut.
Florian Bayer: Und das Wort.
Johannes Franke: Black Drop ist mir das erste Mal untergekommen bei der Recherche. Black Drop? Black Drop. Die Maori haben, also einer der Typen, die da mitgespielt haben, hat gesagt, er hat das total genossen, Diese Dreharbeiten. Aber er hat in jeder Sekunde festgestellt, dass sie im Grunde nur ein Black Drop, also ein Backdrop, schwarzer, Indigener Schleuder sind.
Florian Bayer: Ja, Und er hat so vollkommen recht.
Johannes Franke: Ich finde, Black Drop ist so ein guter Begriff für das, was hier passiert.
Florian Bayer: Ja, es ist so traurig, dass es diesen Begriff geben muss.
Johannes Franke: Eine Güte. Das war jetzt total out of Context hier, weil wir gerade woanders waren, Aber in meinen Recherchen ist es gerade hier so aufgeploppt. Und ich dachte, ich muss es mal einbringen.
Florian Bayer: Ja, nee, genau das ist, Sie haben tatsächlich, Sie haben diese exotistischen Einsprängsel.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Und man hat das Gefühl, Es gibt immer Möglichkeiten, wo Perspektive der Maori mehr gezeigt werden könnte, Weil die Maori haben Szenen. Es gibt Szenen, wo sie mit Alistair verhandeln, Es gibt Szenen, wo Sie mit George Familiär zusammen sind. Aber sie werden grundsätzlich dargestellt aus der Perspektive von einem der beiden weißen Protagonisten. Und es ist schade, weil zumindest, Es wird ja auch einiges in ihrer Muttersprache geredet, was wir nicht verstehen. Was einfach nicht übersetzt wird, wo wir das Gefühl haben, ah. Die haben eine Haltung dazu. Ja, genau. Dinge, die geschehen und gibt uns doch ein bisschen mehr davon. Ja,
Johannes Franke: warum nicht?
Florian Bayer: Und gibt ihnen damit auch ein bisschen mehr Raum.
Johannes Franke: Wenn der Film sowieso wechselt zwischen den Perspektiven, warum nicht mal die Perspektive der Maori einfach?
Florian Bayer: Genau. Und es muss ja nicht komplett umgeschrieben werden, Aber es ist so ein bisschen eine verpasste Chance, gerade, weil sie Momente haben, wo man denkt, oh, Jetzt könnten Sie präsenter sein.
Johannes Franke: Ist das in den 90ern etwas, wo wir einfach sagen, okay, Jane Campion würde den Film heute anders machen?
Florian Bayer: Und Jane Campion würde den Film mit Sicherheit heute anders machen.
Johannes Franke: Und also bedeutet sozusagen, Wir müssen so ein kleines bisschen das abziehen. 90er Jahre,
Florian Bayer: Das ist die Zeit,
Johannes Franke: So ist das dargestellt.
Florian Bayer: Es ist die Zeit. Ich müsste jetzt auch lange suchen, um ein passendes Gegenbeispiel zu haben. Was das nächste betrifft, da bist du eigentlich unser Experte. Wie findest du denn die Gebärdensprache, die Sie benutzt?
Johannes Franke: Auch interessant. Die Gebärdensprache haben sie ja zusammengesetzt aus mehreren Gebärdensprachen. Also britische Gebärdensprache habe ich ganz viel gesehen. tatsächlich. Ich kann ein bisschen deutsche Gebärdensprache, Deswegen sagst du jetzt, dass ich so ein bisschen der Experte bin.
Florian Bayer: Johannes macht relativ viel in der Gebärdenkultur, und zwar nicht selbst gebärdend,
Johannes Franke: sondern als Kameramann einfach und Filmemacher. Also, ich habe sehr häufig Menschen vor der Kamera, Die Gebärdensprache sprechen. Und... Es reicht bei mir, sozusagen gerade, so, um Kommunikation aufrecht zu erhalten. Über Kameraeinstellungen hier. Und wie ging es dir heute? Achso, ja, okay. Kannst du das Kurz buchstabieren? Okay, jetzt habe ich es verstanden. So ein bisschen in diese Richtung. Und britische Gebärdensprache ist relativ schnell zu erkennen, weil sie viel an den Fingern ausmachen. Der zweite Finger, der vierte Finger, zurück zum Ersten und so weiter, bedeutet relativ viel in diese Richtung. Ich glaube, Amerikanische ist mit ein bisschen dabei. Ich weiß es nicht genau. Es sind mehrere Gebärdensprachen zusammengemischt. Und dann haben sie noch eigene Gebärden erfunden. Ja. Was auch, was sehr authentisch macht das Ganze. Weil Hausgebärden, beziehungsweise eigene Gebärden einer Familie, sehr, das alles immer bestimmen. Eine Familie hat quasi ihre eigene Gebärdensprache, oft. Zudem, was es so an Gebärdensprache National gibt. Also ES gibt... Jetzt in Deutschland Deutsche Gebärdensprache, Dann kommst du aber immer wieder regionale Unterschiede, Dialekte und dann in den Familien selbst, wo Gebärden einfach erfunden werden. Für bestimmte Sachen, die immer wieder auftauchen. Und so ist das bei den beiden Halt auch.
Florian Bayer: Es macht ja auch Sinn, wir haben hier eine Frau im 19. Jahrhundert, die jetzt nicht auf eine Gebärdensprachschule ist, die gezwungen war, quasi ihre eigene Art der Kommunikation zu finden.
Johannes Franke: Vor allem, weil Gebärdensprache ja auch damals überhaupt nicht als Sprache anerkannt war. Das ist ja erst 2001 passiert, dass da wirklich, ja total klar, dass Gebärdensprache als Sprache anerkannt wird. Und dass man sagt, okay, das ist eine vollwertige Kommunikationsform. Und damals war das einfach noch viel vereinzelter, dass jeder seine eigenen Sachen zusammengeklöppelt hat. Und hauptsache, die Kommunikation funktioniert irgendwie. Und insofern ist die Gebärdensprache für mich aus dem Background. anzuschauen, sehr authentisch für die Zeit.
Florian Bayer: Darlene Whitman ist die Frau, die dafür verantwortlich ist. Die hat zusammen mit Holly Hunter trainiert und Darlene Whitman selbst ist eine Gebärdensprachlehrerin für amerikanische Gebärdensprache. Und die hat sich offensichtlich mit Holly Hunter wochenlang zusammen. Und sie haben wirklich versucht, diese Sprache zu entwickeln, die irgendwie passt. Und Darlene Whitman selbst sagt, es war total spannend, es war total cool, wirklich eine eigene Sprache zu entwickeln und zu schauen, was irgendwie funktioniert. Und es ist ziemlich traurig, dass die Sprache nie wieder benutzt werden wird.
Johannes Franke: Ja, ja,
Florian Bayer: ja.
Johannes Franke: Und sie hat sie ja dann Anna Paquin beigebracht, sozusagen. Ja. Wobei beigebracht natürlich auch ein sehr großer Begriff ist. Für die Dreharbeiten, entsprechend das, was man so braucht und vielleicht noch ein bisschen was mehr. Aber... Aber es ist schon toll. Es ist auch ein sehr, Ich stelle mir vor, für Schauspieler, die miteinander Mutter-Tochter-Beziehungen spielen sollen, Ein Bonding-Moment. Ja. So eine eigene Sprache zusammen zu haben, muss toll sein. Ja. Einfach auch für Schauspieler unter sich.
Florian Bayer: Ja, absolut.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und das ist auch, also bei den Golden Globes, glaube ich, Bei einem Award hat Holly Hunter nochmal extra Darlene Whitman gedankt.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und es macht... Auch so wenig Szenen, das sind, in denen wir wirklich sie zusammen mit Flora gebärden sehen. Diese Momente, wo Ada mit Flora zusammen gebärdet, haben eine eigene Stärke. Eine besondere Stärke haben die, wo sie wirklich zu zweit sind. Und man merkt, dass sie größer kommunizieren und sich mehr unterhalten und auch offensichtlich anscheinend intimer unterhalten. Wir wissen teilweise nicht, was sie reden. Aber es sind auch besondere Momente, wenn Flora für Ada übersetzt, zum Beispiel, wenn Sie zu diesem Typen, der Sie an den Strand gebracht hat, sagt, wir gehen nicht mehr in dein stinkendes Paz. Oder wenn Sie sagt, das Piano muss mitkommen und dann auch wirklich drauf insistiert, und dann haben wir immer diese Momente, wo sie, wo es einfach diese Kommunikation gibt und wo Sie diese Brücke ist. Und es sind einfach starke Momente, die auch nicht nur den Charakter von ADA eine Stärke geben, sondern auch dem Charakter von Flora, die die einzige, die ihre Sprache verstehen kann.
Johannes Franke: Es gibt ein Novelization der ganzen Sachen, ne? Also, es wurde ein Buch dann geschrieben, naja, also als Buchform einfach. Und da wird natürlich. Mehrere Infos werden dazu gepackt. Ich glaube, am Ende der Novelization lebt sie zusammen mit ihrer erwachsenen Tochter und den Kindern dieser Tochter. Okay. Ob der Typ dann noch da ist, weiß ich nicht genau. Und es scheint so, dass die Beziehung, die beiden einfach so eng bleibt, dass sie zusammen wohnen, bleiben. Obwohl es auch in der Zeit war das ja auch üblich, dass man generationenübergreifend zusammengeblieben ist.
Florian Bayer: Ist auch total denkbar, Auch wenn es eine schwierige Beziehung ist und teilweise eng. Und man hat teilweise das Gefühl, dass ADAS Beziehung zum Piano enger ist als zu Flora. Es ist trotzdem intensive Beziehung, weil sie auch beide aufeinander angewiesen sind. Flora natürlich ein bisschen unfreiwilliger als Ada. ABER ja, das... Die Beziehung der beiden ist ein Herzstück im Film, aber ein ambivalentes Herzstück. Weil es ist halt auch vieles in dieser Beziehung, was mindestens ein bisschen toxisch wirkt.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, total. Aber auch einfach aus der Sache heraus. Also nicht nur, weil die Mutter einfach auch tatsächlich sehr schwer teilweise damit umgeht. Und was wir ja schon gesagt haben, auf eine Weirde Art und Weise Ichbezogen agiert. Aber natürlich bringt diese Situation und dieses Aufeinander angewiesen. sein, hat das einen gewissen toxischen Unterton, den du nicht los wirst. Das ist halt einfach so. Das bringt die Situation mit.
Florian Bayer: Oscar für Holly Hunter. Oscar für Anna Paquin. Holly Hunter?
Johannes Franke: Holly Hunter hat da gewonnen? Nee, Anna Paquin hat gewonnen. Holly Hunter auch?
Florian Bayer: Holly Hunter, Anna Paquin und das beste Drehbuch für Jane Campion. Der Film war insgesamt nominiert für acht Oscars, zwei, vier, sechs, acht. Unter anderem auch die klassischen Kategorien. Bester Film, Bester Director, Beste Kamera, Bestes Kostümdesign, Best Film Editing. Moment, Jetzt muss ich einmal kurz gucken. Wenn wir schon dabei sind, dann wollen wir auch einmal kurz gucken, gegen wen er verloren hat. Er musste sich Schindlers Liste geschlagen, gegen ihn geben in den großen Kategorien. Also, Schindlers Liste hat damals Bester film gewonnen, Beste Regie.
Johannes Franke: Ich dachte, Holly Hunter wäre in diesem Jahr noch für was anderes nominiert gewesen.
Florian Bayer: Holly Hunter war für diesen Film nominiert. Und genau, Aber sowohl Anna Paquin als auch Holly Hunter haben den Oscar absolut verdient. Ich glaube, wenn ich mir anschaue, Die Liste der Filme in diesem Jahr, Ich würde wahrscheinlich Schindlers Liste auch den Vorzug geben.
Johannes Franke: Weiß ich gar nicht genau.
Florian Bayer: Schindlers Liste Auch ein Film, der bestimmt. Für eine spannende Diskussion sorgt, weil es natürlich auch so eine Art ist, wie Hollywood-Drama Einen sehr schweren Stoff nimmt. Und also wirklich, Ich meine, ey, Ein Hollywood-Drama über die Shoah, Das ist so krass. Ich finde, Der Film hat in den letzten 10, 20 Jahren oft Shit abgekriegt, so von wegen, Guck, mal, wie Hollywood So ein sentimentales Drama aus Sowas Tragisch macht. Ich finde schon, Steven Spielberg hat das damals wirklich gut gemacht und es ist ein überraschend sensibles... Shit! Okay. Da müssen wir demnächst was machen.
Johannes Franke: Gehörte mit Filmen, wo man sagt, ja, ja, ja. Und dann immer schön, lächelt und nickt und sagt, Klar habe ich den gesehen, ja, ja, ja, ja.
Florian Bayer: Oh, da bin ich wirklich gespannt auf deine Meinung dazu. Weil man sieht den heute natürlich mit anderen Augen als damals. Mich hat er sehr beeindruckt. Und ich finde, er ist auch besser als sein Ruf, weil er in den letzten Jahren, Er wurde oft dafür kritisiert, auch damals schon, dass er halt das einfach so zu sentimental und aus so einer Geschichte wie der Shore kann man nicht so einen sentimentalen Hollywood-Streifen machen. Und Kritik, wo auch was dran ist, Aber ich will gar nicht zu viel sagen. Lass uns den irgendwann mal demnächst machen. Ja,
Johannes Franke: gerne. Sehr, sehr gerne.
Florian Bayer: Genau, aber Anna Paquin, Es gibt diese wirklich schöne Szene, wo sie sich über den Award freut und komplett sprachlos ist. Und es ist geil.
Johannes Franke: Die wollte ich noch mal gucken. Ich hab sie nicht gesehen. Ich weiß es leider gar nicht. Ich...
Florian Bayer: Ich glaube, haben wir es hier? Kann man das laut machen? Achtung! Es ist ein so schöner Moment, weil es ein Oscar-Moment ist, der absolut echt ist. Und davon gibt es gar nicht so viele. Dass jemand wirklich sprachlos ist. Und wirklich sich einfach nur darüber freut, dass er diesen Award gewinnt. Anna Paquin, die danach noch ein, zwei gute Sachen gespielt hat.
Johannes Franke: Die ja auch sehr, Sehr gut im Geschäft ist, oder? Ja,
Florian Bayer: die gut im Geschäft ist, aber die für mich nicht mehr mit so krassen, coolen Charakterrollen. Aufgefallen ist. Sie hat mit Amy und die Wildgäns einer der schönsten Kinderfilme der 90er-Jahre gedreht. Wirklich ein toller Film. Und dann hat sie aber zum Beispiel diese Serie True Blood gemacht, DIE Wo ich Sie nicht sonderlich gut finde. Die Serie auch nicht sonderlich gut, weil das ist so eine Vampirgeschichte. Das ist so ein bisschen Twilight in Sexy und Badass und erwachsen. Was eigentlich ganz cool klingt. Ich fand die sehr trashig.
Johannes Franke: Okay. Naja, Anna Paquin hat übrigens tatsächlich auch den Film nicht wirklich gucken können als Kind. Also, du hast da einen Film gedreht, hast einen Oscar dafür bekommen und dann darfst du den Film nicht gucken.
Florian Bayer: Weil sie zu jung war?
Johannes Franke: Sie war zu jung und hat sie in irgendwann 2011 gesehen.
Florian Bayer: Ich bin so sad. Dabei ist er ab 12, Also, ich weiß nicht, Ich finde ein 10-Jähriger, die in so einem Film mitspielt, sollte den Film auch gucken dürfen.
Johannes Franke: Jedenfalls hätte sie 2011 irgendwann gesagt, ich habe ihn gerade vor Kurzem erst gesehen. Krass. Super krass. Ja, aber Sie ist auch die zweitjüngste Gewinnerin des Oscars, ne?
Florian Bayer: Genau, was war davor? Jetzt kriege ich es nicht mehr ganz.
Johannes Franke: Totem O'Neill, Glaube ich. Ja,
Florian Bayer: Totem O'Neill, stimmt. Und ansonsten hat der Film auch ordentlich Preise abgeräumt. Er hat bei einem Budget von 7 Millionen US-Dollar, was ein relativ niedriges Budget ist.
Johannes Franke: Ja, muss man sagen. 100.
Florian Bayer: 40 Millionen Dollar Boxoffice gemacht.
Johannes Franke: Ja, sehr erfolgreich.
Florian Bayer: Einer der Filme, auf die sich zumindest im Jahr 1993, 1994 anscheinend alle einigen konnten, Sowohl die Kritik als auch das Publikum. Und es war einfach diese Vermählung von Arthouse-Drama und Mainstream und Hollywood und mit den richtigen sentimentalen Noten. Und das ist unglaublich gut angekommen.
Johannes Franke: Was auch wieder zeigt, dass das Thema, was wir jetzt damit haben, die ganzen Probleme, die wir damit haben, Wirklich etwas sind, die über die Zeit dazugekommen sind. Weil wir ein anderes Verständnis für Dinge haben, als es damals existierte.
Florian Bayer: Wir sind das Problem. Nicht das 20. Jahrhundert. Wir sind das Problem. Nicht der Kolonialismus. Wir.
Johannes Franke: Nein.
Florian Bayer: Unsere Wahrnehmung. Wir können einfach nicht akzeptieren, dass unsere Vorfahren, das viel lockerer gesehen haben.
Johannes Franke: Genau. Liebe ist kompliziert. Was soll's. Vergewaltigung, darauf folgt halt Liebe. Das ist so. Das ist so was.
Florian Bayer: Wenn uns Hollywood etwas beigebracht hat, dann was. Nein. Ja bedeutet. Genau. Und zwar nicht bedeuten kann, sondern nein, bedeutet ja. Auf jeden Fall. Nein, nie im Leben heißt das ja, auf jeden Fall. Ende des Witzes Hast du mich.
Johannes Franke: Du kümmerst dich einfach nur drum. Du musst es einfach nur hart genug wollen, dann mache ich das auch.
Florian Bayer: Und dann am Ende werden alle glücklich. Und damit geht es zu unserer Top 3.
Johannes Franke: Unsere Top 3. Unsere Top 3. Ich habe als Top 3 verkackte Enden, weil mich das Ende so genervt hat. Das Piano endet ganz furchtbar für mich. Ich hätte das mit dem Tod im Wasser total nehmen können, egal wie klischeebehaftet. Das ist, Es hätte einiges besser gemacht als das Ende. jetzt, muss ich so sagen. Und ich habe Schwierigkeiten gehabt, die richtigen Filme dafür zu finden, WEIL MAN muss... Alle Filme im Kopf durchgehen, die man je gesehen hat und dann genau überlegen, wie ist denn jetzt eigentlich dieser Film? Nochmal geendet? Ist das so gut gewesen oder nicht? Es war sehr anstrengend.
Florian Bayer: Ich fand es auch schwierig. Mir fehlt ein anderes Beispiel noch. Ich hatte das Gefühl, Es gibt so drei Arten, wie man ein Ende richtig doll verkacken kann. Nämlich erstens, indem man es viel zu lange in die Länge zieht. Zweitens, indem man es viel zu früh abbricht. Und dazu habe ich dann auch tatsächlich nichts gefunden. Und drittens... Indem man totalen Bullshit erzählt. Und sich alle fragen, hä? Woher kommen jetzt die Eltern? Genau. Und für das und das Erste habe ich was. Ich habe leider nichts mehr gefunden. Aber ich weiß genau, In meiner langen Kinogeschichte habe ich Filme gesehen, wo ich gedacht habe, ey, nee, Der Film hätte noch 20 Minuten länger dauern müssen. Und es ist viel seltener, als das Ding, oh, hättet ihr nicht eine Stunde früher Schluss machen können? Ja,
Johannes Franke: stimmt.
Florian Bayer: Aber es gibt es auch. Meine Honorable Mention, weil das nicht der Film verkackt, sondern schon die Autorin. Harry Potter und der Feuerkelch. Ist nur eine honorable mention, weil Es ist ein Film, wo das Reveal des Bösewichts kompletter Quatsch ist. Und einen der coolsten Charaktere, die in diesem Film rumlaufen, komplett kaputt macht. J.K. Rowling, Was hast du Dir dabei gedacht? Diese ganze Transphobie und das ganze. Kann ich dir alles verzeihen, aber was hast du... Was hast du Dir beim Ende von Harry Potter und der Feuerkelch gedacht? Wirklich. Es ist einfach nur, es ist Bad Storytelling. Richtig schlecht. Du hast einen Charakter, Der Total Cool ist, in seiner ruppigen, komischen Art. Und am Schluss sagst du, das war alles Fake. Dumm. Dumm, dumm, dumm.
Johannes Franke: Okay, okay. Was ist dein Platz 3?
Florian Bayer: Mein Platz 3 ist Matrix Reloaded. Weil der zweite Teil von Matrix, Der finde ich, besser ist als der erste Teil. Der richtig, nämlich eine gute Mischung, findet aus dummen philosophischen Gequatsche und Action. Während der erste Teil So ist, Erste Hälfte Dummes Philosophisches Gequatsche, Zweite Hälfte Action.
Johannes Franke: Ja, das ist doch super. Du kannst doch nach der ersten Hälfte super rausgehen, wenn du keine Lust auf das Action-Zeug hast. Ich will aber die Action.
Florian Bayer: Die Action ist das Gute an dem Film. Die Säule-Philosophie ist nicht das Gute. Und der zweite Film ist Philosophie-Action, Philosophie-Action, Philosophie-Action. Und dann Am Schluss sitzt du da und denkst, hä? Dann gibt's nämlich diese Szene, wo Neo zu diesem Produzenten kommt. Ja. Der das alles lenkt und der diese Fernseher hat. Und der ihm dann sagt, so, und jetzt erzähl ich dir die Wahrheit. Und dann ticht er ihm eine Geschichte auf. Über die Matrix und über die Rolle von Neo in ihr. Und über die Ewige Wiederkehr und Wiedergeburten. Und das ist Quatsch. Es macht überhaupt keinen Sinn. Und vielleicht bin ich zu blöd dafür. Es ist wirklich, du sitzt da und denkst, hä? Was? Hä?
Johannes Franke: Irgendwann gucken wir Matrix zusammen.
Florian Bayer: Ja, und zwar alle.
Johannes Franke: Und zwar alle.
Florian Bayer: Den Vierten hab ich jetzt auch irgendwann schon mal gesehen. Echt, ja?
Johannes Franke: Okay. Ich glaub, den hab ich nicht gesehen. Ach man,
Florian Bayer: ja auf jeden Fall so ein Quatsch und so ein Bullshit. Und ja,
Johannes Franke: Aus irgendwelchen Gründen will ich den Wachowski-Geschwistern alles gönnen, was Sie an Filmen machen. Ich finde die so toll.
Florian Bayer: Der Größenmann von ihnen ist großartig. Ja wirklich. Und jeder Film von ihnen ist sowas von Fucking überambitioniert. Ja, ja, ja. Und du denkst nur, EY Leute, könnt ihr nicht einen Gang zurückschalten? Aber es ist auch irgendwie sympathisch. Ja,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Man braucht solchen Menschen.
Johannes Franke: Absolut. Ich habe auf meinem Platz 3, und da wirst du mir vielleicht widersprechen, Das ist nämlich noch eine andere Kategorie.
Florian Bayer: Auf deinem Platz 3? Ja,
Johannes Franke: auf meinem letzten Platz, Titanic.
Florian Bayer: Oh, no! Why?
Johannes Franke: Weil der Film, wenn Sie auf dieser Tür ist und er da dran hängt und natürlich genug Platz hätte, was soll das? Der macht die ganze Zeit das Problem auf, dass du darüber nur nachdenkst. Die Szene kann genau so passieren, aber gib Ihr eine kleinere Tür.
Florian Bayer: Weißt Du was ganz simples? Es ist nicht so schwer,
Johannes Franke: das zu korrigieren. Ja genau, es ist nicht so schwer. Mach's einfach so, dass es wirklich... Aber so denke ich die ganze Zeit darüber nach. Ich kann das Ende nicht genießen. Was will ich mit diesem Ende anfangen, wenn ich die ganze Zeit darüber nach... Dann geh ja, Kletter halt hoch!
Florian Bayer: Ich hab ehrlich gesagt, als ich den Film gesehen habe, nicht darüber nachgedacht. Ich hab erst drüber nachgedacht, nachdem Comedians drüber gesprochen haben.
Johannes Franke: Aber es ist doch total... Das ganze Bild schreit die ganze Zeit danach, weil die doch genau so da sitzen. Das ganze Bild sagt die ganze Zeit, Ja, Mann, mach ein kleines bisschen Mühe, Gib dir ein bisschen Mühe. Nein, so fäng.
Florian Bayer: Verleger,
Johannes Franke: Quatsch. Jedenfalls ist das die vierte Kategorie, Wie ein Ende verkarkt werden.
Florian Bayer: Durch ein kleines Detail, den Zuschauer zu viel nachdenken lassen. Ja, finde ich super. Blödes Beispiel, aber gute Kategorie. Mein Platz zwei. AI Artificial Intelligence. Steven Spielberg!
Johannes Franke: Ich hab den nicht gesehen.
Florian Bayer: Eddie Kubrick kommt endlich zu Potte. Der große Film. Und man denkt immer, dieses sentimentale Ende, was sich ewig in die Länge zieht. Wer Spielberg schuld ist, ist es offensichtlich gar nicht. Kubrick hatte daran genauso Schuld, auch wenn Kubrick nicht mehr als Verantwortung gezogen werden kann, Weil er damals unter der Erde lag, als das Ding rauskam. Was für ein schrecklich langes Ende. Und es hört einfach nicht auf. Und du denkst wirklich, oh, Bitte, nein! Jetzt aber, Und es gibt drei, vier Momente, also das, worüber sich Leute bei Herr der Ringe lustig machen, dass sie einfach nicht zu Potte kommen. Und dann ist noch ein Ende dran, und noch eins und noch eins. Hier ist es viel schlimmer. Hier ist es wirklich katastrophal. Und am Schluss sagt er, und dann wartete er bis in alle Ewigkeit. Und dann war die Ewigkeit vorbei, und es passierte das. Und so sitzt er und sagt,
Johannes Franke: wie kann eine Ewigkeit vorbei sein?
Florian Bayer: Ich muss seit zwei Stunden aufs Klo. Seit zwei Stunden Ende. Dieser Film ist eigentlich 20 Minuten Handlung und 100 Minuten Ende. Schrecklich.
Johannes Franke: Ja, dann gehe ich doch gleich mit meinem Platz 2 in die gleiche Kerbe. Herr der Ringe. Kann der Bitte einfach aufhören, der Film? Warum muss er denn noch das und noch das? Und dann verabschiedet er sich noch. Und dann macht er noch das. Alter, komm. Meinetwegen stirb einfach oder sowas.
Florian Bayer: Habt Ihr da verheiratet? Wen interessiert das?
Johannes Franke: Was soll's?
Florian Bayer: Dieser Film sollte eigentlich enden, wenn sie am Schicksalsberg sind und die Vögel aus der Ferne kommen.
Johannes Franke: Genau, Die Vögel kommen aus der Ferne. Und wir denken alle, Ja, gut, ihr hättet auch schon früher kommen können, Was soll's, Ihr Seid eigene Lebewesen, Ihr dürft selbst entscheiden, wann Ihr als Deus Ex Machina kommt. Und dann ist eigentlich alles gelaufen, was willst Du mit dem ganzen Epilog? Scheiße, Alter.
Florian Bayer: Aber die Szene, wo alle vor den Hobbits knien, ist nochmal ziemlich geil. Ja,
Johannes Franke: das stimmt schon, das stimmt schon. Ja, aber es ist ja nicht nur Peter Jacksons Schuld. Obwohl viel Schuld ist. Aber Tolkien hat von vorne bis hinten, Der hätte wahrscheinlich noch drei weitere Teile nur über das Ende schreiben können.
Florian Bayer: Tolkien ist ja noch schlimmer. Da geht es doch um das Auenland. Da geht es um Sauron. Ja,
Johannes Franke: ja, ja. Jetzt ist es vorbei.
Florian Bayer: Die Welt gerettet. Ihr könnt jetzt nicht noch mal einen Bösewicht hinstellen, gegen den man kämpfen muss.
Johannes Franke: Ja. Was ist dann auf deinem Platz
Florian Bayer: 1? Mein Platz 1, Das ist auch noch eine Kategorie. Ein Film, der Wunderbar als... Film funktioniert mit sehr vielen wissenschaftlichen Details, also Science Fiction. Und dann am Schluss, sagt, okay, und jetzt werde ich esoterik. Interstellar von Christopher Nolan. Ein Film, der wirklich gut ist und der wirklich geil, auch geil, so die Thematik. Mit Relativität greift und sagt, okay, Und so funktioniert das. Und so kann man in den Weltraum fliegen. Und du denkst, wow, diese Liebe zum technischen Detail. Da hat er ganz lange mit Wissenschaftlern geredet.
Johannes Franke: Das ist Nolan, Nolan, mag das ja auch. Und das ist ja auch toll, das macht ja seine Filme aus. Und natürlich hast du recht.
Florian Bayer: Und dann Am Schluss hat er zu viel mit buddhistischen Menschen geredet. Weil dann ist er In diesem Wurmloch und Liebe, ist die Antwort. Und alles findet zum Herzen seiner Tochter. Und du denkst so, Nein, Mann,
Johannes Franke: was wüsste ich nicht. Wobei ich, also, es ist ja nicht die Esoterik, die am Ende das zerstört, obwohl er das Mittel der Esoterik benutzt. Es ist ja der Versuch, emotional zu erzählen. Am Ende.
Florian Bayer: Das kann Nolan nicht gut.
Johannes Franke: Und das, genau, wollte ich gerade sagen, das ist halt das, was Nolan nicht so sehr drauf hat. Er schafft es, wenn es implizit passiert, wenn Emotionalität implizit irgendwo mitschwingt, aber nicht, wenn er es auf die Nuss inszenieren will.
Florian Bayer: Es ist schade, weil ich fand Interstellar wirklich einen guten Film. Klar, das ist alles ein bisschen viel. Und dieser bombastische Hans-Zimmer-Score.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Und es dröhnt wirklich komplett einmal durch alles.
Johannes Franke: Das ist ja seine Erfindung quasi. Ja.
Florian Bayer: Es ist schon, es ist geil, es nimmt mich mit, aber... Das Ende war mir echt zu sentimental und vor allem auch zu esoterisch kitschig. Zu viel Quantenphysik findet im Herzen statt. Die Arme Quantenphysik, Die muss viel tee halten. Was ist da Platz 1?
Johannes Franke: Ich habe deine Kategorie, die du nicht füllen konntest.
Florian Bayer: Oh,
Johannes Franke: ja. Viel zu früh aufgehört. Ich habe auf Platz 1 den Film, der das Beste und das verkackteste Ende gleichzeitig hat. Der große Diktator von Charlie Chaplin.
Florian Bayer: Why? Das musst du mir erklären.
Johannes Franke: Das beste Ende, weil er die Rede am Ende hält.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Als Charlie Chaplin, Nicht als Figur, Nicht als der Tramp, der da die ganze Zeit den Film bestritten hat. Nein, nein. Er tritt aus der Figur heraus und erzählt dem Publikum. Was Menschlichkeit bedeutet und dass wir alle uns mehr um Menschlichkeit kümmern und es miteinander kümmern sollten. Und nicht den Hass nach vorne treiben. Die beste Rede, die du je hören, wirst. Aber ich war völlig irritiert, weil die Geschichte nicht weiterging. Die Geschichte geht ja nicht weiter. Die gehen ja aus diesem Konzentrationslager, dieser soften Variante des Konzentrationslagers, Weil Chaplin nicht wusste damals, was da eigentlich los ist. Der hat selber gesagt, wenn er gewusst hätte, was da los ist, hätte diese Szene niemals geschrieben. Die kommen da raus, verkleiden sich als Soldaten, weil Chaplin auch dem Diktator ebenso ähnlich sieht. Und dann müssen die da raus. Aber der Film endet mittendrin, mitten in ihrer Flucht. Wir wissen nicht, ob die da rauskommen oder nicht oder was. Wie kann er seine Rede beenden? Kommt er da vielleicht doch noch nach der Rede? raus? Wer überlebt das überhaupt? Und was passiert mit den Leuten?
Florian Bayer: Endet die Rede nicht? Auch damit, dass er dann zu seiner Freundin sagt, nochmal so,
Johannes Franke: verzage nicht, es wird gut. Aber das ist ja auch aus der Figur rausgetreten, und alle sind aus ihren Figuren rausgetreten. Es ist alles nur noch Kommentar auf die Welt. Und die Geschichte endet irgendwo im Nichts. Und ich frage mich, ja, aber was ist denn jetzt? Schaffen, die das oder nicht?
Florian Bayer: Okay, verstehe. Ja, den müssen wir auch irgendwann nochmal besprechen.
Johannes Franke: Auf jeden Fall.
Florian Bayer: Und The Kid? auch, fände ich beide ganz cool. Die musst du mir irgendwann geben. Ich gebe dir auch mal eine Schindlersliste. Ja, spannend. Cool, dass du einen gefunden hast mit diesem verkürzten Ende. Genau sowas habe ich irgendwie auch gesucht. Ich glaube, bei der große Diktator hatte ich das Gefühl nicht.
Johannes Franke: Aber das werden wir dann nochmal besprechen müssen, wenn wir den dann besprechen. Ansonsten hört bei unseren Kollegen vom Filmclub-Podcast vorbei, Die haben den neulich besprochen, Der große Diktator. Ja,
Florian Bayer: die haben noch das Piano besprochen. Wir sind sogar zu hören, wenn Sie das Piano besprechen. Und zwar mit unserem Halbwissen, das wir noch haben. An den Filmen. Wir sagen Glaube ich da nichts zum Thema, Oh, Gott, der war aber ganz schön. rapey.
Johannes Franke: Ja, genau, leider.
Florian Bayer: Wir freuen uns über die schönen Bilder.
Johannes Franke: Verdammt.
Florian Bayer: Ich hatte das wirklich nicht mehr so. In Erinnerung.
Johannes Franke: Nee, ich auch nicht. Gut, dass wir ihn besprochen haben. Ja, Schöne Grüße an euch an den Filmclub-Podcast. Geht da mal vorbei. Ansonsten, Wir gehen wieder zurück in unseren Film. Ja.
Florian Bayer: Das war unsere
Johannes Franke: Top
Florian Bayer: 3. Und zu einem Fazit. Ja. Das wird spannend, glaube ich. Weil wir haben sehr viel über die Liebesgeschichte hergezogen.
Johannes Franke: Ja, ja,
Florian Bayer: ja. Und die Frage ist ja immer so ein bisschen, Ist es ein Muss-man-sehen-Film?
Johannes Franke: Nee. Leider nicht. Ich glaube, es ist kein Muss-man-sehen-Film. Aber ich glaube, dass der Film wahnsinnig wichtige, intensive Themen hat, wenn man diese Liebesgeschichte zur Seite kehrt und sich einfach dieses Piano als Symbol für die Stimme der Frau. Und wie viel Stimme hatte Sie in dieser Zeit und wie viel Kolonialismus betreiben? Patriarchale Gesellschaften mit den Frauen, nicht nur mit anderen Ländern, sondern mit ihren Frauen. Und wie kommt man damit klar oder eben nicht klar. Insofern finde ich den Film... Nur auf das betrachtet durchaus stark und interessant. Aber der Rest reißt halt, das mit dem Arsch wieder ein. Ich glaube,
Florian Bayer: es ist letzten Endes. Ein sehenswerter Film. Zum einen, weil er wirklich stark ist von seiner Melodramatik und von seinen Bildern. Und zum zweiten, weil seine Charaktere vielschichtig genug sind, um diese Liebesgeschichte, die wirklich das schwächste. Im Film ist, so weit in den Hintergrund zu drängen, dass es genug gibt, wo ich sage, ja, ich will auch, also ich find's, ich will, dass Leute das sehen. Also Ich finde diese Mutter-Tochter-Beziehung in ihrer Vielschichtigkeit spannend genug. Ich finde auch diese Beziehung zu Alice in ihrer Vielschichtigkeit genug. Die zentrale Liebesgeschichte ist verkackt. Aber es passiert genug drumherum, dass ich sage, ja. Und ja, Es gibt sehr viele problematische Elemente in diesem Film, Was Darstellung von Beziehungen, von sexueller Gewalt und von den Maori betrifft. Aber ich glaube, man kann das sehen. Und man kann das auch kritisch sehen und kritisch hinterfragen. Und trotzdem diesen Film genießen. Ich finde, es ist ein sehenswerter Film. Er ist vielleicht kein Glanzlicht der 90er Jahre. Er wirft vielleicht auch kein gutes Licht auf die 90er Jahre,
Johannes Franke: Wie sehr viele Filme aus dieser Epoche. Wenn man ihn nur im Rahmen der 90er Jahre sieht, ist es schon ein sehr, Sehr guter Film. Aber eben schlecht gealtert.
Florian Bayer: Schlecht gealtert, definitiv.
Johannes Franke: Naja, gut.
Florian Bayer: Trotzdem danke, dass du ihn mir gegeben hast. Ja,
Johannes Franke: es ist ja auch so eine Never Meet Your Heroes. Jetzt haben wir es mal gemacht. Jetzt haben wir uns das nochmal angeschaut, was wir damals toll fanden und haben festgestellt. Okay,
Florian Bayer: interessant. Schwierig. So war das also.
Johannes Franke: Ja, insofern, Man muss ja auch immer mal aufräumen in seinem heroischen Gedächtnis für Zeit.
Florian Bayer: Absolut,
Johannes Franke: absolut.
Florian Bayer: Wenn Ihr Wissen wollt, womit wir nächste Woche in unserem Kanon aufräumen und wen wir vom Thron stoßen, dann bleibt noch kurz dran. Ansonsten euch vielen Dank fürs Zuhören, wie immer. Ja,
Johannes Franke: es war sehr schön. Schreibt uns gerne weiterhin Filmvorschläge oder so oder Feedback, oder was auch immer. Gerne 5-Sterne-Reviews. Das ist etwas, wenn wir nicht mindestens in der Woche ein oder zwei neue 5-Sterne-Reviews haben, Dann ist unser Leben nichts mehr wert.
Florian Bayer: Ja, genau. Abonniert uns, Gebt uns sterne und ansonsten hört uns einfach. Vielen Dank fürs Hören.
Johannes Franke: Vielen Dank fürs dabei sein.
Florian Bayer: Lasst euch nichts von Johannes einreden. Wir hören uns nächste Woche. Bis dann.
Johannes Franke: Bis dahin. Ciao. Flor, Du hast was für mich. Ja,
Florian Bayer: ich hab was für dich. Wir müssen mehr Kunst werden. Wir waren jetzt zu viel Mainstream. Was, Kunst? Ja, wir müssen viel mehr Kunst werden. Das hier, Diese Arthouse-Mainstream-Kombi, schmeißt das Popcorn weg. Nimm einen Stein in die Hand, mit dem du nach der Leinwand werfen, kannst. Wir schauen originales, surrealistisches Kino aus den 30er Jahren.
Johannes Franke: Okay. Ich habe schon damit gerechnet, dass du mir Andy Warhol gibst, wie er drei Stunden lang auf das Empire State Building guckt.
Florian Bayer: Wir hatten doch schon Andy Warhol, wie er zwei Stunden seine Freunde beim Vögeln filmt.
Johannes Franke: Wenn sie mal gevögelt hätten!
Florian Bayer: Haben sie! Sie haben doch über Vietnam geredet, aber sie haben auch gefickt. Und zwar in wirklich, echt, Blue Movie. Schaut ihn euch an. Johannes würde sagen, schaut ihn euch nicht an. Nein! Aber jetzt bin ich dran. Surrealismus ist im Jahr 1930. Und ich missbrauche diesen Podcast Mal wieder, um Lücken IN meinem... Filmkanon zu stopfen, Deswegen weiß ich nicht, wie das sein wird, was ich dir gebe. Aber alle sagen, man muss Cocteau sehen. Man muss Sean Cocteau sehen, wenn man sich mit surrealen Filmen beschäftigt.
Johannes Franke: Cocteau, war der nicht eigentlich Schriftsteller?
Florian Bayer: Der war alles.
Johannes Franke: Der war alles?
Florian Bayer: Universalkünstler. Aha. TYPISCHER surrealer, Expressionistischer Universalkünstler Anfang des 20. Jahrhunderts. Wow. Ende der 20er Jahre hat er angefangen, Filme zu drehen. Ja. Und ich will dir auch einen von seinen ganz frühen Filmen geben, nämlich Blut eines Dichters aus dem Jahr 1930. Aha. Geht keine Stunde. Wow. Relativ kurzer Film. Und zwar wirklich aus der Zeit, als die surrealen Kurzfilme angefangen haben. Angers and Alou, der Große Dalí-Film, war, glaube ich ein Jahr früher, oder? Ja,
Johannes Franke: der auch eine ekelhafte Szene hat mit dem Auge.
Florian Bayer: Ich habe ihn nicht gesehen. Ich bin voll gespannt und voll neugierig. Und ich will mal ein bisschen Cocteau gucken. Und wenn er mir gefällt, schaffe ich es vielleicht auch noch, Off-House zu gucken. Das ist offensichtlich auch einer, den man unbedingt sehen muss. Okay. Aber es reicht vielleicht mal für den Einstieg. Und wir reden, Wir hatten schon zweimal Surrealismus. Wir haben über... Den 70er Jahre Surrealismus geredet, mit von dem du sehr angetan, warst. Nein.
Johannes Franke: Furchtbar, furchtbar.
Florian Bayer: Wir haben über den Nouvelle Vague Surrealismus geredet. Mit letztes Jahr im Marienbad.
Johannes Franke: Ja. Und außer Atem haben wir besprochen.
Florian Bayer: Ja, WOBEI Außer Atem, ja, Surrealismus.
Johannes Franke: Nein, das ist kein Surrealismus.
Florian Bayer: Aber letztes Jahr im Marienbad ist schon so sehr traditionell. Das stimmt. Und dann hatten wir natürlich den postmodernen Surrealismus mit David Lynch. Und jetzt wirklich OG, das frühe, Das klassische Surrealismus in seiner Reinform, so, wie er sein sollte. Ich hab keine Ahnung, was auf uns zukommt. Okay. Schaut ihn euch auch an, schaut ihn dir an. Den Titel nochmal,
Johannes Franke: sag den Titel nochmal.
Florian Bayer: Blut eines Dichters von Jean Cocteau aus dem Jahr 1930.
Johannes Franke: Viel Spaß damit. Oder was auch immer.
Florian Bayer: Ja, ich glaube, in dem Fall ist es ein, was auch immer. Ich bin sehr gespannt.
Johannes Franke: Und wir hören uns nächste Woche wieder. Bis dahin. Ciao.
