Episode 233: Billy Elliot – Lasst den Jungen doch einfach tanzen!
Billy Elliot ist der Sohn einer Bergarbeiterfamilie. Der große Streik von 1984 stellt den Zusammenhalt und das Überleben der Familie hart auf die Probe. Die 50 pence für das wöchentliche Boxtraining des Elfjährigen leiern sie sich gerade so noch aus den Rippen. Billy allerdings ist nicht der geborene Boxer. Als er die Ballettgruppe nebenan sieht, wird er neugierig und lässt hinter dem Rücken seines Vaters das Boxtraining zugunsten der Tanzstunden fallen. 50 Pence well invested, wie man schnell bemerkt, aber als sein Vater und sein Bruder das mitbekommen, kommt schnell die Homophobie der Zeit hoch und ihm wird das Ballett-Tanzen verboten. Billy und seine Tanzlehrerin geben nicht auf und fördern sein Talent im Verborgenen.
Billys Kampf für seinen Traum findet vor dem Hintergrund der realen Streiks Mitte der 80er statt, die teilweise sehr brutal niedergeschlagen wurden. Keine rosige Zeit, die da gezeichnet wird. Umso intensiver fiebern wir mit Billy mit, weil uns klar wird, dass dieser Traum seine einzige Chance sein dürfte, aus der Zukunftslosigkeit herauszukommen und ein besseres, erfüllteres Leben zu führen.
Ein Film mit vielen Tränen provozierenden Szene, wie mir beim erneuten Schauen aufgefallen ist. Ich komm mit viel Pathos ganz gut klar, aber Plor, fühltest du dich streckenweise zu sehr emotional manipuliert?
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 233: Billy Elliot – Lasst den Jungen doch einfach tanzen! Publishing Date: 2025-06-18T08:14:17+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2025/06/18/episode-233-billy-elliot-lasst-den-jungen-doch-einfach-tanzen/
Florian Bayer: Leute, Wir unterbrechen ganz kurz für einen Aufruf.
Johannes Franke: Warum flüsterst du?
Florian Bayer: Ich weiß nicht, weil ich das Gefühl habe, dass wir hier was konspiratives machen. Also, Wir kriegen von euch ja ständig Filmvorschläge und über die freuen wir uns auch und die werden wir auch abarbeiten. Und da waren auch tatsächlich Weihnachtsfilmvorschläge dabei. Und für die sind wir sehr dankbar. Und zwar von Silke. Silke, Vielen Dank für deine Filmvorschläge. Die kommen dran, aber die passen natürlich perfekt in die Weihnachtszeit. Deswegen musst du dich noch ein bisschen gedulden.
Johannes Franke: Aber wir wollen jetzt in... Juli Damit anfangen, den Leuten zu sagen, dass Sie uns Weihnachtsfilm-Vorschläge schicken sollen?
Florian Bayer: Wir haben jetzt drei Jahre, vier Jahre in Folge unser Weihnachtsprogramm durchgezogen. Und langsam wird es so ein bisschen dünn. Wenn ihr noch Weihnachtsfilme habt, zu denen Ihr sagt, das sind, Muss-man-sehen-Filme und die haben wir noch nicht besprochen, dann schickt die uns bitte, dann haben wir nämlich was fürs nächste Weihnachtsfest, um das so richtig toll zu begehen.
Johannes Franke: Ich schneide das hier einfach mitten in die Episode rein, Deswegen sollten wir nicht zu lange reden, Plor.
Florian Bayer: Ja, lass Klingklöckchen Klingelingeling. Im Hintergrund laufen, okay?
Johannes Franke: Okay, Mach ich.
Florian Bayer: Ciao. Ciao.
Johannes Franke: So, Flo, Jetzt hab ich einfach so angemacht und du bist überrumpelt.
Florian Bayer: Vollkommen überrumpelt. Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Episode vom Muss-Man-Sehen-Podcast. Yay!
Johannes Franke: Der Podcast, wo wir uns gegenseitig Filme geben und sagen, du musst den Film gucken, egal, ob du willst oder nicht.
Florian Bayer: Und diese Woche war Johannes dran mit einem Filmvorschlag für mich und natürlich auch für euch. Und zwar handelt es sich dabei um...
Johannes Franke: Billy Elliot aus dem Jahre 2000. Punkt genau, 2000. Von Stephen Daldry. Geschrieben von Lee Hall. Aber darüber werden wir uns noch unterhalten müssen. Und auch die ganze Inspiration und so weiter. Wir machen eine ganz klassische Folge, wo wir einfach über diesen Film reden.
Florian Bayer: Ganz traditionell. Ein Film, den wir beide vorher schon kannten, um das noch dazu zu sagen.
Johannes Franke: Du kanntest, den auch schon?
Florian Bayer: Ich kannte den schon. Das soll dem Ganzen aber nicht im Weg stehen, weil es ist sehr lange her, dass ich den Film gesehen habe. Und es ist auch, glaube ich, Einer von den Filmen, die ich nur einmal gesehen habe. Vielleicht zweimal.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Du hast bestimmt, was kleines vorbereitet.
Johannes Franke: Leg doch einfach mal kurz. Ja, ja. Ich habe was Kleines vorbereitet. Einen kleinen Text, damit Ihr wisst. Wenn ihr den Film nicht gerade gestern gesehen habt, worum es geht. Billy Elliot ist der Sohn einer Bergarbeiterfamilie. Der große Streik von 1984 stellt den Zusammenhalt und das Überleben der Familie hart auf die Probe. Die 50. Pens für das wöchentliche Boxtraining des Elfjährigen leiern Sie sich gerade so noch aus den Rippen. Billy Allerdings ist nicht der geborene Boxer. Als er die Ballettgruppe nebenan sieht, wird er neugierig und lässt hinter dem Rücken seines Vaters das Boxtraining. Zugunsten der Tanzstunden fallen. Fifty pants well invested, wie man schnell merkt. Aber als sein Vater und sein Bruder das mitbekommen, kommt schnell die Homophobie der Zeit hoch. Und ihm wird das Balletttanzen verboten. Billy und seine Tanzlehrerin geben nicht auf und fördern sein Talent im Verborgenen. Billys Kampf für seinen Traum findet vor dem Hintergrund der realen Streiks Mitte der 80er statt. Die teilweise sehr brutal niedergeschlagen wurden. Keine rosige Zeit, die da gezeichnet wird. Umso intensiver fiebern wir mit Billy mit, weil uns klar wird, dass dieser Traum seine einzige Chance sein dürfte, aus der Zukunftslosigkeit herauszukommen und ein besseres, erfüllteres Leben zu führen. Und das mit Kunst. Also, Junge,
Florian Bayer: Mach was ordentliches. Mit Tanz auch noch.
Johannes Franke: Ein Film mit vielen tränenprovozierenden Szenen. Wie mir beim erneuten Gucken aufgefallen ist, Ich komme mit viel Pathos ganz gut klar, aber Plore, fühltest du dich streckenweise zu sehr emotional manipuliert?
Florian Bayer: Nee, was auch tatsächlich daran liegt, dass es kein Film ist, den ich jetzt so groß als Krass tränenrührend wahrgenommen habe. Was nicht gegen seine Qualität spricht, Aber es ist jetzt kein Film, der mich emotional extrem angegriffen hätte. Obwohl ganz viele Themen da sind, mit denen ich auch ganz stark connecte. Wo ich sage, das sind spannende Themen und das sind interessante Themen, und da finde ich mich auch wenig. nie,
Johannes Franke: nie,
Florian Bayer: nie, nie, nie, Nie irgendwie einen Kontakt zu Ballett oder zu Kohlarbeitern hatte. Was nicht stimmt, Mein Großvater war einer. Trotzdem gab es viel, wo ich das Gefühl hatte, ja, da erkenne ich mich wieder oder da sehe ich auch sehr universelle Themen. Und natürlich ist das auch emotional bewegend. Es ist halt ein Drama aus dem Jahr 2000. Und die sind damals oft Gefahr gelaufen, zu kitschig, zu süß zu werden, zu sentimental. Habe ich in dem Film überhaupt... Nicht gesehen. Vielleicht auch, weil du die ganze Zeit diesen Roughen Arbeiterkampf-Background hast. Und der auch irgendwie ganz gut mit der restlichen Geschichte zusammen funktioniert. Und dadurch wird das meiner Meinung nach verhindert, dass es zu sehr so Selbstfindungssentimentalität wird.
Johannes Franke: Das ist schön zu hören, weil ich hab das Problem ja sowieso tendenziell später, erst als du. Also, so hab ich zumindest das Gefühl, wenn wir unseren bisherigen Gesprächen folgen. Ich bin bei diesem Film, muss ich sagen, und deswegen kam ich drauf. Sowohl selber beim Erleben, beim... Gucken so, so, so oft den Tränen nah und so, so oft, wie selten sonst, Weil er einfach zu viele, also nicht zu viele, sondern sehr, Sehr viele Szenen hat, die so richtig reingehen, wo man so sagt, Oh nein, bitte, lass den Jungen, doch einfach machen, was er möchte. Und so Szenen, wo der Vater dann endlich um die Ecke kommt. Und sagt, ja, lass es uns machen und so. Und es sind, so Sachen, wo man echt in Tränen aufgelöst da sitzen kann. Dann habe ich in der Recherche noch nie so viele Podcasts gehört, wo die Leute während des Podcasts einfach heimloslos angefangen haben. Zu weinen. Weil das einfach so emotional ist. Und das dockt natürlich an Sachen an, die wir alle kennen. Dieses, Ich will etwas Bestimmtes unbedingt machen. Ich will eine Chance bekommen. Ich will aus einer Tradition ausbrechen, die nicht meine ist, gefühlt. Solche Sachen. Das sind so universelle Themen.
Florian Bayer: WAS mir... Bei mir vielleicht so ein bisschen auch das emotionale Andocken verhindert hat, ist, dass ich den von Anfang an, Auch weil er es natürlich anbietet, als sehr politischen Film gelesen habe.
Johannes Franke: Und ein Film,
Florian Bayer: der so ganz groß. Diese politische truhe aufmacht und der große politische Fragestellungen, auch gerade innerlinke politische Fragestellungen, ganz krass behandelt. Und das ist das, was mich am stärksten mit dem Film verbindet. Er hat es geschafft, als sehr traditionelles Anfanger Anfang 2000er-Drama mit Popcorn-Appeal sehr viel Politik reinzubringen, ohne dass es zu missionarisch werden würde oder zu sehr dozierend. Und das ist krass. Und dass er dann damit einen Erfolg hatte. Von 110 Millionen hat er am Box-Office gemacht.
Johannes Franke: Total krass. Und er hat wirklich nicht viel Geld gekostet. Ich glaube, drei Millionen.
Florian Bayer: Beim Budget genau fünf Millionen. Ungefähr ist das, das ich sehe, so roundabout. Und damit so einen Erfolg zu haben. Mit dem Thema, Ein kleiner Junge will Tänzer werden, Auf dem Hintergrund von den Acht 80ern, von den 80ern Gewerkschaftskämpfen in Großbritannien. Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, Aber ich hatte nicht viel Ahnung von den Miner Strike, damals.
Johannes Franke: Das Tolle ist, Dass der Film, also der Film, muss man sagen, geht nicht so wahnsinnig Tief ins Detail, Was jetzt, wer gegen wen und warum und was sind die großen Probleme? Und so. Aber man ist ja sofort auf der Seite der Streikenden. Also sowieso aus solidarischem, menschlichem Ding. Da weiß man noch nicht einmal, wofür die streiken. Und man sagt schon, yo, yo, you go, you go, mach, mach.
Florian Bayer: Ach, komm, Bei uns ist es ja vor allem auch, so diese Links-Bubble-Solidarität. Aufgenossen in den Kampf, Eat the Rich und So weiter.
Johannes Franke: Ja, absolut, absolut. Und dann beschäftigt man sich damit, und dann fängt es an, schwieriger zu werden. Lass uns mal darüber reden, was das überhaupt für eine Vorlage ist, weil unser... Autor Lee Hall kannte das Problem aus den 80ern. Also, es kommt aus seiner Erlebenswelt irgendwie. Und 84, 85. War dieses ein Jahr lang, also wirklich fast ein Jahr lang dauernde Streikgeschehen der Bergarbeiter, Das echt auch innerhalb dieser Gewerkschaft und der Streikenden echt ein Problem war, nicht leicht war. Und das kommt in dem Film natürlich massiv vor, indem sie Streikbrecher zeigen, Die sagen, Alter, Wir haben sowieso keine Chance. Und diesen anderen Typen zeigen, der sagt, das ist überhaupt nicht wirtschaftlich, was Ihr hier wollt. Also, es wird behandelt, aber eben nicht ins Detail.
Florian Bayer: Es war ein riesiges Thema, gerade das mit den Streikbrechern. Ich habe einen Podcast gehört von jemandem, Der ist in Großbritannien rumgefahren, 30 Jahre später und hat den Leuten geredet, wie sie damals die Pikes wahrgenommen haben, wie das für sie war und wie sie heute dazu stehen. Und so. Und da haben sich Feindschaften entwickelt, die bis zum heutigen Tag... halten.
Johannes Franke: Meine Güte.
Florian Bayer: Die Leute reden heute noch so und sagen Und der hat damals den Streik gebrochen. Oder der hat damals den Streik durchgezogen. Und die sind verfeindet, obwohl die so dicht zusammenleben. Das ist ja das Krasse und deswegen war es überhaupt möglich, Also zum einen diese Solidarität und zum anderen, dass das so omnipräsent war im Leben der Menschen, weil diese Bergarbeiter, diese Miners, die in den Kohlegruben gearbeitet haben, Die haben in Siedlungen zusammengelebt. Eng, dicht an dicht. Was wir hier sehen bei Billy Elliot, Das sind diese Häusersiedlungen, die, die einfach hatten. Das heißt, es war klar, das war ein Straßenzug und da haben nur Minenarbeiter gewohnt. Und das heißt, die waren eng zusammen. Und das hat natürlich zum einen zu dieser Solidarität geführt, dass es sehr leicht war, so ein Gruppenempfinden zu entwickeln. Und auch so eine Solidarität unter Proletariern, die man seit dem 19. Jahrhundert eigentlich nicht mehr, vermutet. Ich meine, wir sind hier im 20. Jahrhundert.
Johannes Franke: Hat auch, was damit zu tun, dass die Firmen, die sie angestellt haben, denen ja direkt die Häuser gebaut haben.
Florian Bayer: Genau, Die haben denen das gebaut und die haben dabei nicht mitbedacht, dass sie damit so etwas wie eine Gruppe erzeugen, die eng zusammenhält. Und bei den Arbeiterkämpfen, die davor waren in den 70ern, war das auch so. Da wurde deutlich enger zusammengehalten. In den 80ern hat sich so ein bisschen geändert, Was verschiedene Gründe hatte.
Johannes Franke: Wollen wir mal zurückgehen? Ein bisschen und rausfinden, warum überhaupt dieser Streik? Also, wir machen jetzt die große politische Runde, aber wir kommen zum Film zurück, versprochen. Aber ich finde es wahnsinnig spannend, Margaret Thatcher war zu der Zeit dran. Die war 1979 bis 1990. Die Eiserne Hand, die das alles in der Hand hatte und die politisch wirklich sehr neoliberal versucht hat, Ihre Sachen durchzudrücken.
Florian Bayer: Margaret Thatcher hat den Konservatismus... Ganz krass nochmal in diese wirtschaftsliberale Richtung gedrängt. Und Neoliberalismus, um das gleich zu sagen, ihr lieben Kampfbegriff benutzt, ist der falsche Begriff dafür. Weil der Neoliberalismus ist ja tendenziell eher so, oh Gott, jetzt hole ich sehr weit aus, was politische Philosophie betrifft, ist ja eher so ein Ordoliberalismus. Und das ist so zum Kampfbegriff geworden. Aber das, was fetcher gemacht hat, war nicht neoliberal, sondern das war ganz klassischer Liberalismus. Sprich, sie hat gesagt, die Wirtschaft regelt sich schon komplett selbst. Der Staat muss überhaupt... Nicht eingreifen. Wir brauchen keine große Wohlfahrt und so weiter. Die Leute sollen eher in die Arbeit gezwungen werden, Mehr oder weniger, weil sie sollen nicht zu sehr getätschelt werden. Und Margaret Thatcher hat eine klassische Steuerpolitik für die gemacht, die viel haben, in der Hoffnung natürlich, dass damit die Wirtschaft angekurbelt wird. Turns Out hat überhaupt nicht funktioniert. Eigentlich sollten wir daraus gelernt haben. Und trotzdem haben die konservativen bis rechten Parteien von heute größtenteils fast das genau. Gleiche Programm. Und ja, Die FDP zum Beispiel steht da schon fast am Rand, Weil sie das eher nicht so sehr hat wie andere liberale Parteien oder rechtsliberale Parteien in Europa. Und Margaret Thatcher hat das vor allem durchgesetzt, sowohl gegen die Konservativen als auch gegen die Liberalen, weil die Liberalen haben gesagt, die ist keine richtige Wirtschaftsliberale, Die hat sich überhaupt nicht damit vernünftig auseinandergesetzt. Und was die macht, ist doch konservative Politik, weil sie auch gleichzeitig diese ganzen christlichen Werte betont hat und den ganzen Quatsch. Und die Konservativen haben gesagt, Margaret Thatcher macht. Eigentlich eher so eine wirtschaftsliberale Politik. Das ist doch gar nicht unsere Haltung. Wir haben doch eher so einen christlichen Hintergrund, und wir wollen doch auch ein bisschen, Wir wollen doch auch soziale Politik machen.
Johannes Franke: Und das ist eine unheilige Kombi, muss man sagen. Das ist wirklich hart gewesen. Die hat tatsächlich den Begriff The Enemy Within geprägt für die streikenden Bergarbeiter. Wenn man sich schon innerhalb einer Gesellschaft wirklich mit Enemy within bezeichnet. Das sagt einiges aus. Das ist schon hart.
Florian Bayer: Ja, Vor allem hat sie die Polizeitrend zentralisiert und hat die Polizei draufhauen lassen.
Johannes Franke: Richtig hart.
Florian Bayer: Die Polizeigewalt gegen Protestanten hat in den 80ern einen neuen Höhepunkt erreicht. Wir haben in diesem Film auch ein paar Szenen davon, und das war so. Das waren Straßenschlachten. Da wurden Leute verprügelt, Da wurden Leute in Pest genommen, getötet, ewig lang in Gewahrsam gesteckt und vor allem die ganze Zeit zu feinden, erklärt.
Johannes Franke: Um nur eine Zahl zu nennen, Bei den Toten weiß ich es nicht ganz genau, Ich glaube, es waren nicht so wahnsinnig viele, aber jeder ist zu viel. Es gab 11.000 Verhaftungen in dieser Zeit, in diesem einen Jahr. 11.000 Menschen wurden verhaftet und vor allem wegen Störung der öffentlichen Ordnung, was man so macht, wenn man sagt, Ihr streikt, ihr demonstriert, Wir wollen euch loswerden. Und 8.000 davon wurden auch strafrechtlich tatsächlich verfolgt. Und weswegen jetzt? Und ob die mit Steine schmeißen und so sich das durchaus vielleicht verdient haben, weil sie Polizisten verletzt haben, ist nochmal eine andere Nummer. Aber die Dimension ist einfach sehbar. Ja. Ist schon krass.
Florian Bayer: Und dann haben wir die Minenarbeiter, die eine Sonderrolle einnehmen. Wir haben hier nämlich keinen Arbeitskampf in einem Unternehmen, sondern wir haben Arbeitskampf in staatlichen Institutionen. Die Kohle war unglaublich wichtig, auch noch zu diesem Zeitpunkt für die britische Wirtschaft. Die ganze britische Energie lief auf Kohle. Es hatte sich seit den 70ern so ein bisschen anders entwickelt und es kamen langsam. Atom und Öl dazu. Aber das war irgendwie auch noch, Wir reden hier von 10, 15 Prozent, die Atom- und Ölenergie gebracht haben. Und die britische Kohle war einfach das, was alles angetrieben hat in UK. Sowohl die Züge als auch die Fabriken, die Metallverarbeitung etc. Das war alles Kohle getrieben. Und die Minen sind in den 40ern verstaatlicht worden. Und die waren, so fanden. Subventioniertes Gewerbe. Dann irgendwann Mitte des 20. Jahrhunderts Wie überall auf der Welt. In England nicht ganz so krass wie in anderen Ländern. Also in Deutschland waren die Subventionen deutlich höher. Und dann gab es, wie wir schon gesagt haben, Diese Solidarität unter den Kumpeln, die eng zusammengehalten haben, die eng zusammengelebt haben. Und dann hieß es aber Anfang der 80er, Wir müssen streichen. Wir müssen minen wegstreichen, weil die einfach nicht mehr wirtschaftlich effizient sind. Und dann wurde quasi eine Liste gemacht. Von dem damaligen Energieminister, der gesagt hat, Nigel Lawson hieß er. Das können wir streichen, das können wir streichen, das können wir streichen, das können wir streichen. Endergebnis, 20.000 Menschen verlieren ihren Job.
Johannes Franke: Genau. In 20 Zechen. Also 20 Minen, was auch immer, zechen halt.
Florian Bayer: Und wohlgemerkt, Das waren Leute, wie die gelebt haben und wie die gearbeitet haben, Da gab es keine Alternative. Da gab es keine Perspektiven.
Johannes Franke: Das war für die gebaut. Die hatten ihren Lebensmittelpunkt dort in diesen Dörfern, die quasi nur für die Minenarbeiter waren. Das ist super krass. Also eine Ghettoisierung im Grunde irgendwie.
Florian Bayer: Und dann... Hat einen ganz wichtiger Name, Arthur Scarchel, Der war der Präsident der NUM, der National Union of Mine Workers. Der hat dann zum Streik aufgerufen. Es gibt diese Urban Legend, dass es schon Aufstände gab und er zum Polizisten gegangen ist. Und der Polizist hatte irgendwas durch ein Megafon geschrien, um die Leute zu beruhigen. Er hat gesagt, ey, GIB mir mal das Megafon, ich bring dich schon zur Ruhe. Der Polizist hat es ihm gegeben.
Johannes Franke: Nein, wie geil.
Florian Bayer: Und dann hat er natürlich das Ding... Genommen und angerufen. Und jetzt machen wir die alle fertig. Kämpft,
Johannes Franke: kämpft. Oh, schön.
Florian Bayer: Und genau, Es ging um Rationalisierung. Und Kohle ist so ein ganz spannendes Arbeiterthema, Weil natürlich ist Kohle Obsolet geworden und Kohle ist in unserer Zeit auch Obsolet geworden. Was wir damals hatten in den 80ern, Die ganzen linken Gruppen, Egal, ob Parteien oder NGOs, oder was auch immer, haben sich extrem mit den Minenarbeitern solidarisiert. Das Ganze hatte von Anfang an einen unglaublichen sozialistischen Hauch, trotzlistischen Hauch. Die ganzen linken Subgruppen waren dabei, bis zu dem Punkt, Was ich super spannend finde, dass sich auch linke Gruppen, die sich tendenziell eher mit Identitätspolitik beschäftigen, solidarisiert haben. Und es gab eine richtig krasse Solidarisierung von der Queerculture.
Johannes Franke: Lesbians and gays support the Minors, hieß das Ding. Und das war so geil, weil die sich wirklich hart dafür eingesetzt haben. Dass das eine Annäherung von zwei Gruppen gab, die sonst nicht viel miteinander zu tun hatten. Also, was auch Jahre später dann seine Wirkung gezeigt hat, Positive Natur.
Florian Bayer: Es funktioniert, Es gibt einen Film dazu, den ich leider nicht gesehen habe, Pride aus dem Jahr 2014.
Johannes Franke: Ja, habe ich auch nicht gesehen.
Florian Bayer: Und ich habe ihn mir jetzt quasi im Kopf notiert, ist jetzt auf meiner, unbedingt muss ich sehen. Liste. Vielleicht schmeiße ich dir, den auch irgendwann zu, wo es genau darum geht, dass die queere Subkultur, also schwule und Lesben vor allem, sich mit den Minenarbeitern solidarisieren. Und es ist ja auch ein... Thema in dem Film, Wie Arbeiterkampf, Klassische linke Arbeiterkampfpolitik mit Identitätspolitik zusammen funktionieren kann. Und wie da, Was für Wechselwirkungen da drin sind und auch was für Konflikte da drin sind.
Johannes Franke: Also, es gab, es stand im Raum, eben 20 Zechen zu schließen. Und dann hat man über Umwege. Davon gehört, dass in verschiedenen Papers auch stand, dass sie 70 zechen schließen wollten. Was sich später bewahrheitet, hat. Was sich später tatsächlich, also? Es war da nur ein Gerücht, aber dann hat sich herausgestellt, Ah ja, okay, das war tatsächlich der Plan. Und es ist hart, weil Margaret Thatcher eben wirklich die Polizei dazu ermächtigt hat und angewiesen hat, das wirklich hart zurückzuschlagen. Und das natürlich auch die Seiten. So weit verhärtet hat, dass es da keinen hin und wieder zurück gab. Also, es gab eigentlich keine Möglichkeiten. Und dann gab es irgendwelche Gerichte, die sich damit beschäftigt haben. Die dann gesagt haben, Der Streik ist illegal, Weil das nicht landesweit unter den Unions irgendwie beschlossen wurde, Sondern dass nur von dem einen per Mund, Oral Demand sozusagen, an die anderen weitergegeben wurde. Und deswegen durften sie eigentlich nicht streiken. Und das hat sich so wahnsinnig schlecht entwickelt, weil auch die Arbeiter so ausgehungert waren. Das war riesige Armut, unglaubliche Armut, die wir uns in dem Film nur so halb vorstellen können. Mit dem Klavier, das dann zerstangen wird, und so.
Florian Bayer: Es war vor allem dieser Winter. Es war einfach, also. Er wird auch im britischen Gedächtnis der Winter of Discontent genannt. Und es war ein saukalter Winter. Und es war ein Winter, in dem die Leute kein Geld hatten. Man muss sich das vorstellen, die haben gestreikt. Die haben nichts gekriegt. Da gab es keine Wohlfahrt. Die haben für ihre Kinder ein bisschen was gekriegt.
Johannes Franke: Es gab so ein Arbeitslosengeld, aber da wurde ein fiktiver Streikbetrag abgezogen.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Das heißt, Sie hatten wirklich, wirklich scheißen wenig Geld.
Florian Bayer: Und das war natürlich auch ein Grund mit, warum es dann so viele Streikbrecher gab. Die Leute haben gehungert, Die Leute haben irgendwie versucht, an Geld zu kommen. Und es war wohl, es war einfach wirklich krass. Und um das vorwegzunehmen, Es gibt kein Happy End von dieser Geschichte.
Johannes Franke: Also, das wird auch gut gegeneinander geschnitten. Hier im Film, finde ich. Aber das können wir dann noch besprechen. Die mussten irgendwann aufgeben. Die Streikenden mussten, Die Gewerkschaft hat aufgegeben, hat gesagt, okay, es geht nicht mehr. Wir verlieren die Leute. Und das hat weitreichende Folgen gehabt. Margaret Thatcher hat gewonnen, hat ihre Sachen durchgezogen und hat die Macht der Gewerkschaften massiv gebrochen. Das hat Jahre, Jahre, Jahre lange Auswirkungen gehabt. Auch tatsächlich, weil ja, das bedeutet, dass tatsächlich von 170 staatlichen Zechen, die es gab, 1994 nur noch 15 übrig waren. Von 170. 15 übrig. Das ist ein riesiger Haufen von Leuten. Die in die Massenarbeitslosigkeit gegangen sind, die tatsächlich auch langzeitarbeitslos geblieben sind. Also ein großer Teil davon hat einfach nie wieder Arbeit gefunden.
Florian Bayer: Ja, ES war... Es war ein riesiger Schlag gegen die Linke, Es war ein riesiger Schlag gegen die Gewerkschaften und es war ein riesiger Triumph. Dieses wirtschaftsliberalen Konservatismus, den Fetcher gepredigt hat, der dann ja auch Reagan übernommen hat. Auch mit ähnlichen Folgen von USA, Das, was damals in Großbritannien erprobt wurde, hat dann Reagan in den 80ern in den USA weitergeführt. Das hatte einen riesigen Einfluss auf die weltweite Politik letzten Endes.
Johannes Franke: Und das muss man sich mal vorstellen, die 80er, Ich meine, Wie lang ist das doch nicht so lang? her. Wenn man sich vorstellt, okay, In den 20ern haben sich irgendwelche faschistischen Gruppierungen gebildet und haben irgendwelchen Scheiß gemacht. Aber dass das in den 80ern so war, dass das überhaupt möglich war. In einer Demokratie in der Form, Das finde ich schon echt hart.
Florian Bayer: Es war ja auch tatsächlich, was wir grundsätzlich sehen bei diesem wirtschaftsliberalen Konservatismus, der immer auch so Richtung Rechtspopulismus tendiert. Bis hin zum Rechtsextremen in verschiedenen Abstufungen, um jetzt vielleicht Rechtsextreme zu nennen. Es gibt ganz viele Mechanismen dabei, zum einen, den Markt zu liberalisieren, während die Gesellschaft autoritär geführt wird. Und das ist diese wirklich hässliche Kombination. Autoritäre Sozialpolitik mit starker Wirtschaftspolitik, mit liberaler Wirtschaftspolitik. Weil einfach fragt... Jeden zweiten Soziologen. Natürlich führt Armut zu höherer Kriminalität. Wenn du höhere Kriminalität hast und nicht was machst für die Kriminalitätsprävention,
Johannes Franke: sondern um diese Armut WEITER zu...
Florian Bayer: Dann hast du volle Gefängnisse. Dann hast du das, was wir auch in den USA heute sehen, dass du einfach einen riesigen Apparat aufgebaut hast, der diese Armut verwaltet. Und die Leute, die sich nicht anders zu helfen wissen, oder die in die Kriminalität gezogen werden, oder die kriminelle Strukturen aufbauen, Parallelgesellschaften und so weiter. Die dann bestraft werden. Und dann hast du halt. Diese merkwürdige Mischung aus Armut und Autorität, die oben drüber ist, die Knallhart durchgreift.
Johannes Franke: Thatcher war auch ein bisschen pervers, was das Vorbereiten der ganzen Sache betrifft. Die hat ja schon angedeutet, vorher, bevor der Streik kam, Sie hat das irgendwie alles vorher geahnt, Weil Politik kündigt sich durchaus vorher an, so ein bisschen. Und dann hat sie gesagt, wir sollten einen Stockpile an Coal anlegen. Also, dass man wirklich große Lager füllt mit Kohle, die man anspart, Damit dann die Bevölkerung während des Streikes trotzdem irgendwie versorgt werden kann. Und sie hat ein ganzes Paper gehabt, wo wirklich ganz viele Anweisungen drin standen, Was muss passieren, wenn dieser Streik kommt. Und das ist schon ziemlich pervers gewesen. anscheinend, was da drin stand.
Florian Bayer: Margaret Thatcher war ein schlimmer Mensch.
Johannes Franke: Und das Krasse ist, Es gibt ja von diesem Film, und jetzt kommen wir langsam zum Film zurück, Eine Musical-Version. In dieser Musical-Version gibt es einen Song, in der sich Leute. Darauf freuen, dass sie mit jedem Jahr näher an den Tod von Margaret Thatcher kommen. Es ist geil. Ich finde es so krass. Und eines Jahres, Ich glaube, 2013, Ist Margaret Thatcher wirklich gestorben. An diesem Tag gab es eine Vorstellung dieses Musicals. Nicht spontan, sondern einfach regulär. Kam ein Mann auf die Bühne, hat gefragt, Leute, Die Frau ist gestorben. Wir haben diesen Song in diesem... Sollen wir den Song wirklich machen oder sollen wir die Alternative machen, die wir vorbereitet haben? Und dann hat er abstimmen lassen. Genau drei Leute haben dafür entschieden, dass sie den Song nicht hören wollen. Krass. Alle anderen wollten hören, wie sie feiern, dass Margaret Thatcher gestorben ist.
Florian Bayer: Ich überlege gerade, wie geschmacklos, das ist. Und es ist geschmacklos.
Johannes Franke: Natürlich, irgendwie schon. ABER ES ist... Es zeigt einfach, wie unbeliebt diese Frau war und was für eine schreckliche Frau sie gewesen sein muss.
Florian Bayer: Selton John ist für das Musical verantwortlich. Ja, die hat einen Film gesehen in Cannes und ist danach zu Stephen Daltrey und hat gesagt, ey, psst, Ich will das machen. Und 2005 hat das Ding dann in London Premiere gefeiert. Fünf Jahre nach dem Release des Films, also relativ schnell. Und du guckst den Film. Und natürlich bietet er sich an. Ein Musical zu werden. Und man könnte sogar ganz vorsichtig den Gedanken aufmachen, Ist es vielleicht sogar eine Art von Musical? Mit den ganzen Tanzeinlagen, mit den ganzen Tanz-Performance. Vielleicht weniger auf Gesang abgezielt, als mehr auf diese Tanz-Performance. Weil wir haben sehr viel.
Johannes Franke: Aber dafür gibt es ja das genre Tanzfilm.
Florian Bayer: Gib Mir mal einen Tanzfilm. Hast du mir jemals einen Tanzfilm gegeben?
Johannes Franke: Wir haben einen süßer Fratz besprochen.
Florian Bayer: Oh ja, funny Face. Ja, okay. Wir haben einen Tanzfilm besprochen. Danke.
Johannes Franke: Ja, ich glaube, wir haben auch mehr Tanzfilme besprochen. Muss ich immer durch die Liste gehen, aber egal. Aber dieser Film hat eine hochpolitische Komponente, und das Krasse ist, dass er es trotzdem schafft, diese ganz persönliche Komponente von Billy Elliot so emotional zu erzählen und diesen Hintergrund trotzdem stark zu lassen.
Florian Bayer: Ich glaube, Eine ganz große Stärke von dem Film ist, Und ich finde die Punkte, wo ich das nochmal deutlich machen kann, Aber ich glaube, du bist da gar nicht so weit weg von mir, ist, dass er... Dieses emotionale, persönliche Streben von Billy Elliot natürlich auch politisiert.
Johannes Franke: Natürlich, ja, Na klar. Also, der Vergleich drängt sich ja auf, also in jeder Form. Aber auch auf die andere Seite, Weil Billy Elliot durch den Streik des Vaters und der Familie und des ganzen Dorfes. Wie wichtig es ist, für die eigenen Ideale auch einzustehen und zu kämpfen.
Florian Bayer: Ja, absolut.
Johannes Franke: Und es gibt ihm auch die Kraft, überhaupt, das hier durchzuziehen, habe ich so das Gefühl.
Florian Bayer: Ja. Und dann haben wir diesen Billy in diesem sehr ruppigen Arbeitermilieu. Er boxt mit den Handschuhen seines Großvaters. Ganz wichtig. Und seinem Vater ist ja unglaublich wichtig, dass er Boxen lernt. Es gibt einfach, so dieses sehr konservative, diese sehr konservative Stoßrichtung. Der Gesellschaft, in der Billy aufwächst.
Johannes Franke: Ja. Und der Vater, Der Großvater war ja ein großer Boxer. Das wird auch nochmal groß gemacht. Ständig, betont. Der war toll, toll, toll. Und der Vater war ja auch, Der wäre ja auch, wenn er nicht im Mienenarbeitergeschäft so sehr eingespannt gewesen wäre, hätte weiter geboxt und wäre richtig groß geworden.
Florian Bayer: Und was macht Billy dann im Ring? Macht er den Chaplin?
Johannes Franke: Er macht ein bisschen den Charlie Chaplin, ja. Du spielst auf eine bestimmte Szene an. Ja,
Florian Bayer: wir haben über diesen einen Film geredet, wo Charlie Chaplin eine berühmte Boxszene hat. Ja. Es war Lichter der Großstadt.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, genau.
Florian Bayer: Um Geld zu kriegen, boxt er und macht halt so einen total albernen Tanz im Ring. Und Billy Elliot scheint das auch zu machen.
Johannes Franke: Irgendwie schon,
Florian Bayer: ja. Und es passt ja zu ihm. Also, wir sehen von Anfang an, dass er irgendwie so inspiriert ist von der klassischen Musik, von dem klassischen Tanz, dass er das Geil findet, dass er die Musik gerne hört, dass er sich die Filme gerne anschaut mit seiner Großmutter. Die hätte eine Ballerina werden können. Ja. Falls ihr es nicht mitgekriegt, habt beim Schauen des Films. Und dann macht er im Ring, zieht er wirklich so eine Alberne Show ab und kriegt... Einen Voll auf die Nase dabei.
Johannes Franke: Aber es ist auch schön, weil es dort klar ist, okay, Er ist choreografisch drauf. Wenn er im Ring steht und wenn er boxt, dann ist nicht das Wesentliche am Boxen, Dass man jemanden auf die Nase gibt, sondern dass man eine Choreografie hat, zusammen. Und das finde ich total schön.
Florian Bayer: Ja, es zeigt einfach, und das sehen wir ja im Alltag von ihm auch, Bei ihm ist alles Tanz und Bewegung. Und es ist schon die Eröffnungssequenz, wenn er dieses Frühstück für seine Großmutter vorbereitet und wie er sich durch die Wohnung bewegt. Zur Musik, zu T-Rex,
Johannes Franke: COSMIc Dancer Und wie er auf dem Bett rumhüpft, was ja wahnsinnig wichtig ist, weil es auch am Ende nochmal zitiert wird und so.
Florian Bayer: Wir spüren einfach, Alles für ihn ist eine Art tanzende Bewegung. Und deswegen meine ich auch Musical, weil wir ganz viele Momente haben, wo er seine Emotionen durch irgendeine Art von Tanz ausdrückt. Und das ist manchmal ruppig, das ist manchmal dreckig, Das ist auch wie sein Tanzstil natürlich auch, weil er ist einfach kein geschulter Tänzer. Aber es gibt es ganz oft, Wir haben Montagen, wo er das macht, Wir haben einzelne Szenen, wo er das macht, wo einfach sehr viel in diesem Bewegungsfluss ist.
Johannes Franke: Findest du nicht auch, dass Billy Elliot, also der Schauspieler, es wahnsinnig gut schafft, am Anfang so auszusehen, als hätte er überhaupt gar keine Ausbildung? Ja. Er sieht echt nicht so aus, als könnte er irgendwas.
Florian Bayer: Jamie Bell, Der verdammt gut Tanzen konnte.
Johannes Franke: Der das verdammt. Gut macht. Man sieht das ja auch am Ende des Films. Im Laufe des Films macht er Choreografien, wo ich denke, wow, okay. Ich war ja auch auf der Ballettschule. Und darüber können wir vielleicht auch reden. Ich hätte das vielleicht nicht so gut hingekriegt. Nun fragt man sich, was will der dann auf einer Ballettschule? Ich war auf der Artistenschule. Die Artistenschule war Teil der Ballettschule. Aber ich hatte auch Ballettunterricht. Und ich denke die ganze Zeit beim Gucken, wow. geil. Ich hätte so viel Spaß dran gehabt, aber ich glaube, ich hätte es kaum so gut hingekriegt, wie er.
Florian Bayer: Jamie Bell, Der mittlerweile, Der wirklich, also nicht? Ein großer Schauspieler ist, aber der ein Schauspieler ist, der immer mal wieder auftaucht, immer mal wieder sieht.
Johannes Franke: Der hat eine Karriere, ganz normal.
Florian Bayer: Der hat eine gute, Ordentliche Karriere. Auch mit Hollywood-Filmen. Der durfte auch King Kong spielen, der durfte Tim spielen in Tim und Struppi. Und durfte auch Superhelden spielen. Das, was man heutzutage von einem amerikanischen Schauspieler erwartet, der ein bisschen Erfolg hat. Der muss immer irgendwann in Superheldenfilmen auftauchen.
Johannes Franke: Aber er war doch Brito, oder? Also ICH meine...
Florian Bayer: Ja. Aber er hat, glaube ich, auch so ein bisschen den Sprung über den Teilstang gemacht, Weil wenn ich seine Filmografie anschaue, ist da doch sehr viel. American-Zeug dabei. Und ja, du hast, also, er macht das großartig. Man sieht, wenn man am Anfang seinen Körper sieht, merkt man ja auch, Also, man sieht ja einfach, wie drahtig er ist und wie Muskulös er ist.
Johannes Franke: Das kann er nicht verstecken. Die haben auch 2000 Jungs dafür gecastet, bis sie auf ihn gekommen sind. Der musste sieben Runden machen an Casting, bis er da irgendwie wirklich... Die Rolle hatte. Die haben sich viel Mühe gegeben, um den Richtigen dafür zu finden. Und wenn man so einen jungen Menschen castet, muss man auch echt schnell sein. dann, weil dann kommt langsam die Pubertät und so. Man kann dann nicht noch ein Jahr verzögern. Oder sowas. Du musst dann den Menschen gecastet haben und dann schnell anfangen zu drehen. Und das hat sich auch gemerkbar gemacht beim Dreh, weil. Er hat dann einen Stimmbruch gehabt und er musste ein paar Szenen, die er schon gedreht hatte, nachsynchronisieren, weil der Stimmbruch tatsächlich ankam. Und dann die Stimme einfach anders klang.
Florian Bayer: Im Gegensatz zu seinem Mitschauspieler, der seinen besten Freund spielt, der offensichtlich einfach gar keinen Stimmbruch hatte. Der war 17! Krass! Der, der den Michael spielt, war 17 Jahre alt, als er das gespielt hat.
Johannes Franke: Absoluter Wahnsinn, Wie geht das denn? Und der ist so toll, und der macht das auch so gut. Ich hab ihn echt lieb dafür.
Florian Bayer: Eine ganz wichtige Rolle in diesem Film, Eine ganz wichtige Figur.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Also mal unabhängig davon, dass er auf Billy steht. Warum stehen alle auf Billy? Alle wollen, was von Billy.
Johannes Franke: Ich bin auch, ich stehe auch auf Billy.
Florian Bayer: Alle stehen auf Billy.
Johannes Franke: Das ist toll.
Florian Bayer: Michael ist so wichtig, weil er der ist, der von Anfang an sagt, EY Alter, Du kannst nicht boxen, aber du kannst tanzen.
Johannes Franke: Ja, ja.
Florian Bayer: Und ich weiß, was du kannst und wer du bist. Und du bist nicht das, was dein Vater und dein Bruder aus dir machen wollen. Ja,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Du bist das andere, was ich in Dir sehe. Und ja, er hat einfach auch recht.
Johannes Franke: Natürlich. Ja, du brauchst, also? Ich glaube, Es ist auch eine der Themen des Films, Wie wichtig Mentorenschaft ist. Also nicht nur durch die Lehrerin, die eine ganz klare Mentorin ist, sondern eben auch durch Peers. Leute aus deiner Bubble, Die sagen, Ja los, mach, mach, Ich sehe das in dir, mach das. Ja, und zum Hintergrund noch zum Dreh, Peter Darling war der Choreograf und der hat drei Monate, jeden Tag acht Stunden mit ihm gearbeitet. Drei Monate, acht Stunden am Tag. Das zeigt, wie Krass das ist, was er da macht.
Florian Bayer: Und das ist ziemlich hart, weil sie haben schon sehr lange gecastet. Unfassbar Viele Jungs haben Sie sich angeschaut. Sie wollten halt natürlich jemanden haben, der zum einen spielen kann, Zum anderen irgendwie da reinpasst in dieses englische Arbeitermilieu. Das heißt, er braucht die richtige Stimme.
Johannes Franke: Er ist der Einzige, der aus der Gegend kommt.
Florian Bayer: Und zum dritten Halt jemanden, der Tanzen kann. Und Turns out ist es gar nicht so einfach, Jungs zu finden, Die Elf sind, die gut Schauspielern und gut tanzen können. Und zusätzlich noch diesen kritischen Arbeiterakzent drauf haben.
Johannes Franke: Und ich liebe diesen Akzent, ne? Es ist ja toll. Man hört sich das wahnsinnig gerne an.
Florian Bayer: Und man versteht teilweise kein Wort.
Johannes Franke: Nein, ich hab Untertitel angemacht.
Florian Bayer: Ja, natürlich, ich auch. Und ich hab trotzdem nachschlagen müssen. Diese ganzen, vor allem diese ganzen Slurs.
Johannes Franke: Ach, so, ja, Scrap und so. Ja,
Florian Bayer: Noppet, Scrap, Poof, offensichtlich der Slur für Schwule.
Johannes Franke: Fanny?
Florian Bayer: Do you want, I Can Show You my, Me Fanny.
Johannes Franke: Me Fanny.
Florian Bayer: Debbie! Also, wenn ich in jemanden verliebt, bin in diesem Film, dann ist es Debbie.
Johannes Franke: Debbie ist großartig.
Florian Bayer: Diese schräge, skurrile Tochter von der Tanzlehrerin von Billy, die wie alle anderen auch auf Billy Total abfährt.
Johannes Franke: Natürlich.
Florian Bayer: Und die damit nicht in den Berg hält.
Johannes Franke: Überhaupt nicht.
Florian Bayer: Die sich die ganze Zeit an ihn ranschmeißt, aber sowas von.
Johannes Franke: Und es gibt diese wunderschöne Szene. Also nicht nur dieses. I Can Show You Me fanny. Und wie sagt der?
Florian Bayer: Nein, nein, danke. Ist schon okay. Ich glaube, ist alles in Ordnung. Muss ich nicht.
Johannes Franke: I'm good. Wie Sie die Kissenschlacht machen und sie dann aufeinander landen. Und sie so ganz zärtlich einfach nur in seinem Gesicht rumstreicht. Es ist so schön.
Florian Bayer: Und es ist auch eine Szene, in der man sieht, dass das ja offensichtlich die Zuneigung auf Gegenseitigkeiten gut. Und Billy offensichtlich, Kein Wunder, irgendwie bei dem Ganzen, was um ihn herum passiert, Probleme hat, seine Gefühle zu äußern und zu zeigen. Und so weiter. Ja, es ist so eine süße Szene. Das ist vor allem so schön, weil sie ist zum einen, Sie ist wirklich schräg. Sie ist die, die ihn zum Tanzen bringt. Sie ist die Erste, die sagt, ey, willst du nicht mitmachen? Ja, ja. Komm mal her.
Johannes Franke: Und die auch im Auto sitzt. Und sagt, aber You're shite at boxing.
Florian Bayer: Ja. Und sie sagt Ja auch irgendwann Mal zu ihm, du findest uns ziemlich doof, oder? Und Billy sagt so, ich weiß nicht so genau. Die ihn einfach unglaublich interessant findet.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Aber Billy ist halt jemand, an den schwer ranzukommen ist, weil er unfassbar viel emotionalen Ballast mit sich rumträgt.
Johannes Franke: Er kann ja auch darauf nicht eingehen. Oder sowas groß. Aber man sieht es so. Man hat so einen Glimps, in welche Richtung es gehen könnte, Wenn Billy nicht nach London gehen würde.
Florian Bayer: Ja, ja. Ja, es ist halt einfach schade. Aber ich meine, er hat seine Mutter verloren.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Nicht, als er ganz jung war. Also, er kann sich noch gut an sie erinnern. Es ist noch gar nicht so lange her, dass er sie verloren hat.
Johannes Franke: Ja, er hat den Brief auswendig gelernt, den sie hinterlassen hat, den er erst öffnen sollte, wenn er 18 ist. Aber natürlich hat er ihn schon geöffnet.
Florian Bayer: Das, was jeder elfjährige Junge machen würde. Dann hat er ein sehr schwieriges Verhältnis zu seinem Vater und zu seinem Bruder. Zum einen, weil die komplett mit ihrem Zeug beschäftigt sind. Bruder Voll drin im Arbeiterkampf. Sein Vater drin, aber irgendwie auch vor allem, weil er drin ist, halt.
Johannes Franke: Er ist schon auch stark im Arbeiterkampf, weil es ihm ja auch wichtig zu sein scheint. Sonst würde er nicht so sehr mit sich kämpfen, das zu machen und zusammenbrechen. Sonst würde es ihm nicht so schwer fallen, glaube ich. Ich glaube, es ist ihm schon wichtig, der Streik. Aber er ist auch gefangen in der Trauer um die Mutter. Ja,
Florian Bayer: absolut, total.
Johannes Franke: Merkt Man total. Und er hat auch kein Ventil gelernt, Wie das eben oft so auch mit Männern in den 80ern ist, Gefühle zu zeigen. Dann bricht es halt zu Weihnachten, irgendwann raus. Und dann sitzt er da und heult hemmungslos. Und keiner weiß, was zu tun ist.
Florian Bayer: Umso stärker sind die Momente, wo er seine Gefühle zeigt. Weihnachten und dann vor allem die Schlussszene. Und ich habe vorhin gesagt, ich heule bei dem Film nicht und muss ich auch nicht, Aber der Schluss hat mich fast. Wenn er im Theater sitzt und so komplett überwältigt, ist von diesem Stück, das er spielt. Ein Mensch, der überhaupt keinen Bezug hat, zur klassischen Kultur, Geschweige denn zu Ballett oder Schwanensee, sieht diese postmoderne Interpretation vom Schwanensee, wo die Schwäne von Männern gespielt werden. Und sitzt da mit Tränen in den Augen. Es ist schon sehr bewegend. Was toll ist in dieser Beziehung von dieser Familie, Es gibt halt ganz oft diese Momente, wo man merkt, dass sie dann doch letzten Endes einfach zusammenhalten.
Johannes Franke: Ja, total. Ich weiß nicht, du hast doch auch einen Bruder, und du hast ja auch eine Schwester. Man geht sich auf den Sack und man schreit sich an. Und wenn es darum geht, wirklich was zu bewegen, dann hält man schon zusammen.
Florian Bayer: Das Leben ist meistens nicht so melodramatisch wie so ein Film. Zumindest bei uns nicht. Bei uns gab es nicht diese krassen Momente, die dieser Film dann an Bord hat. Das ist einer der Szenen, die mir bei mir hängen. Geblieben ist, obwohl ich den Film nur einmal gesehen habe. Wenn der Vater für Billy den Streik bricht und dann im Bus sitzt. Mhm. Und sich total unwohl fühlt, sich schämt, Ganz viele Gefühle in sich hat. Und dann sein Sohn, der ihn sieht und der an die Scheiben klopft, weil sie die Streikbrecher aufmischen, die Scavs. Und dann... Und dann dieser Zusammenbruch und dieser Moment zwischen ihm und seinem Sohn. Ja. Es ist schon auch ein sehr emotional, gewaltiger Moment.
Johannes Franke: Weil er einfach feststellt, auch in dem Moment, dass das Billys einzige Chance ist, da rauszukommen. Und offensichtlich ist der Streik ja nun ein Streik, der versucht, das kommende Ende zu verhindern. Und ihm wird einfach klar, das Ende wird sich nicht verhindern lassen. Und die Geschichte gibt ihm ja recht. Also, wie wir vorhin besprochen haben, 170 Zechen, da sind 15 übrig geblieben. Die sind alle geschlossen worden. Wahrscheinlich hat er auch danach total gestruggelt, hat mit Arbeitslosigkeit zu kämpfen gehabt. Und war offensichtlich auch nie in London mehr. Also nur dieses eine Mal und dann jetzt wieder. Und war total überfordert von der großen Stadt.
Florian Bayer: Ich glaube, es ist noch mehr als dieses Ahnen, dass dieser Arbeiterkampf verloren ist oder zu Ende gehen wird. Ich glaube, es ist auch dieses, und das meinte ich mit diesem, dass der Film halt auch zeigt, was für Konflikte entstehen zwischen dieser linken Identitätspolitik und der klassischen Linken Arbeiterkampf-Kollektivpolitik. Dass er das nämlich aufgibt. Er gibt diesen Arbeiterkampf auf für Billy. Er sagt in dem Moment, ey, das ist die einzige Möglichkeit für uns, ihm die Chance zu geben, das zu werden, was er werden will. Und er gibt diese Solidarität auf. Und das hat natürlich was total Verzweifeltes. Ja, voll. Um seinem Sohn zu ermöglichen, sich selbst zu finden und sich selbst zu verwirklichen. In etwas, was er total kacke, findet, wo er überhaupt keinen Bezug dazu hat. Und zum einen ist das total bewegend, was für ein krasses Opfer, der bringt in diesem Moment. Zum anderen zeigt es natürlich auch wirklich diese Schwierigkeiten auf, Diese Ambivalenz, dieses ambivalente Verhältnis von traditioneller linker Politik mit linker Identitätspolitik. Und das ist ja ein Konflikt, den wir heute noch viel deutlicher spüren, den wir bis heute mittragen. Und der auch jetzt im 21. Jahrhundert so richtig aufgebrochen ist und zum Beispiel zu sowas geführt hat, wie der Spaltung der Linkspartei und der Gründung des Bündnisses Sarah Wagenknecht und auch den Konflikte, die innerhalb der Linkspartei stattfinden, dass sie einfach sagen, okay, diese Identitätspolitik, Menschen, die Tanzen wollen, Menschen, die in Schwulenbars gehen, Menschen, die auf CSDS gehen und so weiter, Das hat nichts, mit dem klassischen Arbeiterkampf zu tun und bei dieser ganzen Mh. Politik, die er macht für diese Minderheiten, vergesst ihr eigentlich den Kern der linken Politik. Und das war es halt, vor allem, den Armen zu helfen. Und es ist überhaupt nicht meine Position. Und ich finde, Der Film zeigt auch, Warum sich das auch gegenseitig bedingt und warum das wichtig ist. Aber es ist irgendwie so ein Konflikt, der da ist und der immer im linken Milieu schwelt. seit, keine Ahnung, offensichtlich seit 40 Jahren.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, mindestens. Das mit Sarah Wagenknecht ist ein guter Punkt, wenn man das Mal genau durchdenkt, Aber ich befürchte, dafür haben wir nicht die Zeit.
Florian Bayer: Nee, ich glaube, wir müssen das auch gar nicht groß ausrollen. Ich finde es spannend, dass der Film, das überhaupt andeutet. Auch durch die Homosexualität von Michael wird das auch angedeutet, wie es in diesem Milieu diese Konflikte gibt. Und wir haben diese Konflikte in der Linken. Und es gibt in der Linke auch eine sehr starke, konservative Haltung. Es gibt einen linken Konservatismus oder einen konservativen Linksaktivismus. Und beides hat die Familie von Billy in sich.
Johannes Franke: Ja, das stimmt.
Florian Bayer: Es gibt aber auch diese Möglichkeit, diese... Gegensätze zu überwinden. Und dieser Moment, wenn sie dann am Schluss im Theater sind, Dann ist wieder Michael da mit seinem Freund und sagt so, ey, ich bin's, Michael, wie geht's dir? Und so halb perplex, halb überwältigt, aber nicht feindselig, sagt Toni, guck mal, Papa, Es ist Michael. Wahnsinn.
Johannes Franke: Ich find's total schön. Es ist wirklich ein ganz, Ganz tolles Ende, finde ich. Was mich auch jedes Mal kriegt, natürlich.
Florian Bayer: Und Michael hat ja relativ wenig. Leinwandzeit. Ich find, es ist No. Unglaublich wichtige Figur.
Johannes Franke: Total, absolut.
Florian Bayer: Und auch, weil es vielleicht auch, Weil es zeigt, wie Billy in seiner Andersartigkeit mehr Toleranz aufbringt für die Andersartigkeit von anderen. Ja,
Johannes Franke: absolut, natürlich. Also das Verhältnis, was die miteinander haben und das Geständnis von Michael, Dass da so mehr oder weniger zufällig, naja, oder er stellt es her, passiert. Und seine Reaktion, Billys Reaktion, ist die beste, wie man sich wünschen kann. So dieses Miteinander rum Albern und foppen, aber absolute Akzeptanz.
Florian Bayer: Ja, das ist total krass. Und es gibt ja diese zwei großen Momente. Zum einen, wo Billy bei ihm nach Hause kommt und er dann die Kleidung seiner Schwester anzieht. Und sagt, ich zieh mich hier um. Billy Schon voll irritiert ist. Ja, genau. Und dann natürlich diesen zweiten großen Moment, wo Michael ihm quasi nicht Nonverbal seine Liebe gesteht und ihm einen Kuss gibt. Und Billy echt einfach cool reagiert und sagt, ey, tut mir leid, Ich tanze gerne, aber ich bin nicht schwul. Und dann ist Michael so wirklich verschüchtert und sagt so, ey, bitte, verrat es keinem. Und Billy ist aber gleich so, ey, komm, lass uns whatever machen.
Johannes Franke: Genau, genau.
Florian Bayer: Dann tanzen sie ja sogar noch zusammen. Dann zieht er ihm das Tütü an, das, Was Michael die ganze Zeit will. Michael ist kein Tänzer, aber Michael findet das geil, das Tütü zu tragen. Ja, genau. Und Billy ermöglicht ihm das. Und das ist so ein sehr schöner Friendship-Bonding-Moment.
Johannes Franke: Oh, mein Gott, Flo, Was ist das für eine Musik?
Florian Bayer: Was war das? Wo sind wir?
Johannes Franke: OH, MEIN Gott, Ich glaube... Oh nein, wir sind in einer Self-Promo.
Florian Bayer: Nein, shit. Ganz schnell, damit wir zurückfinden.
Johannes Franke: Ihr da draußen, Es gibt wahnsinnig viele Wege, wie ihr uns unterstützen, könnt. Und wir brauchen Unterstützung,
Florian Bayer: glaubt ihr. Ja. Wenn ihr uns ein bisschen Trinkgeld dalassen wollt, macht das doch bitte über Buymeacoffee.COM Slash muss man sehen. Den Link findet ihr auch in der Episodenbeschreibung.
Johannes Franke: Könnt Ihr uns gerne ein paar Euro geben. Gerne auch gleich monatlich einstellen, nicht wahr? Denn Kosten haben wir genug.
Florian Bayer: Wenn Ihr uns mit Geld zwingen, wollt, einen bestimmten Film zu besprechen... Ist das eure Chance? Das könnt ihr nämlich über dieses Formular. Auch machen.
Johannes Franke: Oder Ihr schickt uns einfach so einen Filmvorschlag, ohne Geld. Und Feedback gerne an Johannes.at, Mussmanssehen.de und Florian.At mussmanssehen.de.
Florian Bayer: Außerdem freuen wir uns natürlich über jedes Abonnement, Egal ob bei Spotify, Apple Podcast, Deezer, Amazon Music, whatever.
Johannes Franke: Was uns total helfen würde, ist, wenn Ihr uns so fünf Sterne oder herzchen oder sonst irgendwas, Was auch immer euer Podcatcher anbietet, Gebt und am besten auch noch gleich eine Review dazu schreiben.
Florian Bayer: Ah, super, fehlt noch irgendwas?
Johannes Franke: Ne, Ich glaube, wir haben alles, wa?
Florian Bayer: Okay, dann ganz schnell zurück in die Episode. Yes.
Johannes Franke: Wenn wir die ganze Zeit ignorieren, ist die Lehrerin. Gespielt von Julie Walters.
Florian Bayer: Gespielt von Miss Weasley.
Johannes Franke: Ja, von Miss Weasley.
Florian Bayer: Molly Weasley.
Johannes Franke: Und die macht das toll, oder?
Florian Bayer: Sandra Wilkinson, Ganz toll. Sandra Wilkinson ist der Name der Rolle. Julie Walters, genau. Ja. Ganz fantastisch.
Johannes Franke: Richtig, richtig toll.
Florian Bayer: Die überhaupt keine Ahnung von Ballett hatte. Genau,
Johannes Franke: Die hatte keinen Bezug zu Ballett. Und die hat sich erinnert gefühlt an Fantasia. Kennst du? Diese Nilpferde, die da tanzen. Und den Vergleich hat sie gebracht. So fühlte sie sich wohl bei diesen Szenen, wo sie tanzen musste.
Florian Bayer: Aber sie tanzt ja die meiste Zeit nicht. Sie macht das, was Ballettlehrerinnen machen müssen, meiner Meinung nach. Darum stehen und dir sagen, dass dein Kreuz noch mehr gebogen werden muss. Und du dein bein noch zehnmal um deinen Kopf wickeln, musst. Alter, Ballett ist ein grausamer Sport. Warum romantisieren wir das, dass jemand Balletttänzer werden will? Ballett sollte verboten werden.
Johannes Franke: Das kommt drauf an.
Florian Bayer: Das ist einfach nur Folter.
Johannes Franke: Ich habe Ballett gestanzt und ich habe es geliebt. Es hat wehgetan und es war Scheiße zeitweise, Aber ich hatte eine tolle Lehrerin, die mich ganz liebevoll angeschrien hat.
Florian Bayer: Ja, aber genau das ist das, was ich mit Ballett verbinde. Und dann, bis die Zehen blutig sind und Dinge machen, die für den Körper weder gesund, noch gut. Und das mit den kleinsten Kindern. Und dann wird das aber so romantisiert, dass ganz viele, vor allem fünfjährige Mädchen, sagen, ich will Balletttänzerin werden. Und und du denkst nur, nein, willst du nicht.
Johannes Franke: Nee, du willst diese Schmerzen nicht haben. Vielleicht, wenn man ein bisschen zurückgeht in so Filme von 1920, Vielleicht ein bisschen früher, wo Balletttänzer zu sehen sind, Balletttänzerinnen. Da sieht man, dass die Technik noch nicht so weit war. Und da sieht man aber auch, dass das nicht ganz so schmerzhaft ist wie heute. Und das ist interessant. Wo haben wir uns lang manövriert? Wohin sind wir gegangen? Wir haben uns immer weiter gepeitscht und weiter gepeitscht. Und das ist wie bei jedem Extremsport. Du versuchst immer noch, was draufzulegen. Und das ist halt endlich eigentlich. Der Körper kann das nicht bis ins endliche treiben.
Florian Bayer: Ich glaube, das ist ganz wichtig zu betonen, was du gerade gesagt hast mit dem Extremsport. Und das, um mein Urteil gerade zu entschärfen, Wir finden das in so ziemlich jedem Sport wieder, wenn es in den professionellen Bereich geht, ist es Fucking ungesund. Wenn du ein professioneller Footballspieler bist, machst du nichts Gutes für deinen Körper. Wenn du ein professioneller Tennisspieler bist, machst du nichts Gutes für deinen Körper. Wenn du ein professioneller Boxer bist, machst du nichts Gutes für deinen Körper. Die Schwimmer sind, glaube ich, Fein raus. Aber ansonsten ist es wirklich, also das ist halt einfach Profisport, ist halt, vor allem Qual, und du machst deinen Körper kaputt. Und deswegen sind die wirklichen Spitzensportler, die das so Krass professionell gemacht haben, Alle mit 40, Frührentner.
Johannes Franke: Ja, also, es ist bei Ballett auch so. Du musst dir bei Zeiten so mit Mitte 30 überlegen, ob du dann vielleicht einfach Choreograf oder Choreografin wirst, statt, die ganze Zeit, das selber noch zu machen. Also natürlich, Viele Tanzen auch noch lang und so, aber eben in der Intensität und so. Ich habe eine gute Freundin, Mit der war ich auf der Ballettschule und die war wirklich auf dem Ballettteil. Und ich war auf der Artistenschule. Und sie ist in die Schweiz gezogen und so, und ich habe immer noch Kontakt mit ihr. Und sie tanzt auch immer noch, sie choreografiert, aber auch und so, und das ist einfach wahnsinnig. krass, aber du weißt auch nicht, was du anderes machen sollst. Du hast das dein Leben lang gemacht, was sollst du anderes machen? Außer dich? Dann weiter im Training fit zu halten, irgendwie und das weiter zu machen. Und du liebst es ja auch. Aber der Körper sagt natürlich irgendwann, Jetzt geht es aber auch nicht mehr.
Florian Bayer: Ballett ist wirklich schön. Also, wenn du siehst, was Körper machen können, zu, was Körper in der Lage sind. Vor allem, wenn ich das so als der Körper, der ich bin, sage. Das ist schon beeindruckend. Ich finde es ein bisschen schade, dass wir bei Billy Elliot sehr wenig das Ergebnis sehen. Ich glaube, ich würde Billy gerne... Wer auch mal den Erwachsenen Billy, dann nachher spielt, Gerne einmal sehen, wie er den Schwan richtig tanzt. Hätte ich schön gefunden. Aber Billy Elliot, klar, Das Balletding ist das Wichtige, das Wesentliche. Aber Gott sei dank, wird ja gezeigt, dass der Tanz für ihn weitreichender ist. Er liebt es zu tanzen. EGAL OB Ballett, Egal Ob Rock'n'Roll, egal ob Sonst irgendwas. Er hat keine Ahnung davon, aber er hat so eine Natürlichkeit drin. Und kaufen wir der Sandra Wilkinson das ab, dass Sie ihn zweimal in Ihren Stunden sieht? Und sagt, ey, du hast so viel Talent, dass ich dich in der Schule anmelden will? Ist das ein bisschen Too much? Ist das ein bisschen unglaubwürdig?
Johannes Franke: Es ist ja nicht ganz so. Das, was sie sieht, ist, Da ist ein Junge. Ich hab nur Mädchen. Und der will tatsächlich irgendwie was und so vom Typ her, Man sieht das ja vom Typ her. Und das, was Sie auch sagte, was die Schule machen würde. Die Schule bringt dir den Scheiß bei. Was die Schule sehen muss, ist Deine Leidenschaft, Deine Art, dich zu bewegen. Talent sieht man nicht darin, ob du das alles schon kannst. Talent sieht Man woanders. Und überhaupt, was ist Talent? Und so weiter? Das ist eine völlig andere Frage. Aber so dieses Gefühl von, okay, der passt hier gut rein. Und der würde das auch durchziehen. Und der will das auch. Und der verbindet damit ein Gefühl, dass es ihm genug Leidenschaft gibt, auch durch die tiefen Punkte durchzukommen. Das ist es im Grunde.
Florian Bayer: Weil es geht tatsächlich extrem schnell. Er ist einmal bei ihrer... Bei ihrer Stunde so halb dabei. Und dann sagt sie am Schluss, du schuldest mir 50 Pens. Ja,
Johannes Franke: das finde ich super. Tolle Szene.
Florian Bayer: Und dann ist er noch einmal, zweimal dabei. Und dann sagt sie schon, ich glaube, ich denke darüber nach, Dich an dieser Schule anzumelden, die ja ziemlich renommiert, ist, was schon ziemlich krass ist.
Johannes Franke: Ja. Übrigens, möchtest du Tee? Ja,
Florian Bayer: sehr gerne.
Johannes Franke: Ich habe noch überhaupt gar keinen Tee getrunken. Schrecklich. Wollen wir von der Lehrerin dann weitergehen in die Geschichte? Oder haben wir noch irgendwelche Figuren, die wir noch nicht genau behandelt haben? Tony. Tony.
Florian Bayer: Unser Arbeiterkämpfer, der nachts mit dem Hammer losziehen will und vom Vater gestoppt wird. Der am Ehesten für die wirklich radikale Seite des Arbeiterkampfs steht.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: ja. Und der ein teils angespanntes Verhältnis. Zu seinem Bruder hat, wahrscheinlich auch, weil er ihn einfach größtenteils überhaupt nicht versteht.
Johannes Franke: Ja, aber das ist auch ein Geschwisterding, oder? Ich meine, er hat eine ganz andere Phase und in dem Alter hat man auch so eine egoistische Phase, in der es wirklich um das geht, wofür man kämpft. Und dann hat das da keinen Raum. Das finde ich auch okay, und das finde ich auch total gut dargestellt, muss ich sagen. Und auch dann am Ende, wenn er ihn verabschiedet im Bus, Das ist ja total süß. Man sieht das ja dann, Man sieht das ja immer ein kleines bisschen aufblitzen, was für eine Beziehung, die miteinander haben.
Florian Bayer: Aber das ist der einzige wirkliche Moment, wo wir irgendwie mal ein bisschen die Gefühlswelt von ihm jenseits von. Ich will reiche Menschen anzünden, sehen. Na, Toni ist vor allem wütend. Ja, natürlich. Während Billys Vater irgendwie ständig schwankt zwischen Lethargie, Angespanntheit, Wut und Verzweiflung, ist Toni eigentlich jemand, der die ganze Zeit diese... Arbeiterkampfwut in sich trägt. Und Toni ist der, der Leute dumm anmacht, Weil sie Streikbrecher sind und der auch bereit wäre, sich dafür zu prügeln. Und Toni ist der, der sich mit zehn Polizisten prügelt und dann von den Polizisten wegrennen muss, weil sie alle auf ihn abgesehen haben.
Johannes Franke: Was eine schöne Szene ist, weil er durch jedes Haus durchrennt. Ja,
Florian Bayer: was nochmal geil zeigt, wie diese Struktur ist. Ganz banal diese Baustruktur von diesen Siedlungen.
Johannes Franke: Und die Struktur der Gesellschaft. Er kommt ja durch alle, die kennen ihn alle, Der kommt durch jedes Haus durch, grüßt schön. Und dann sagen, ja, hier, geh, mal da lang. Das ist total super.
Florian Bayer: Ja, Toni, auf jeden Fall ein Charakter, der vielleicht ein bisschen wenig gezeigt wird, Aber der vor allem für diese wütende Seite des Arbeiterkampfes steht. Und dann ist mir jetzt wieder aufgefallen, Der Film ist kurzweilig.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, total.
Florian Bayer: Der geht so schnell vorbei. Ja,
Johannes Franke: der ist auch einfach sehr dicht, erzählt.
Florian Bayer: Weil wir auch die ganze Zeit, weil ganz viel wird. Parallel erzählt. Und zwar Im wahrsten Sinne des Wortes haben wir diese Montagen, Arbeiterkampf, Tanz. Wird es zu viel ab einem gewissen Punkt?
Johannes Franke: Nein. Ich finde es super. Ich finde, es fängt super an. Mit so kleinen Sachen wie, dass Billy mit der Tochter von der Lehrerin, Ich habe ihren Namen jetzt schon wieder vergessen, vorbei, da langläuft und sie hat den Stock in der Hand und ratscht an der Wand entlang. Und dann plötzlich ist da keine Wand. mehr, sondern die Wand von Polizisten mit ihren Schilden da. Und sie verzieht keine Mine und geht da einfach weiter und macht dabei klong, klong, klong, klong, Klong. Mit den Dingern entlang. Und dann kommt wieder die nächste Wand, und dann geht es weiter. Ich finde das so geil, so ein tolles Bild.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: So ein Kommentar, auch auf diese Alltäglichkeit, die das inzwischen hat. Ja. Wahnsinn.
Florian Bayer: Was wirklich schön ist in diesem Kontrast, das finde ich, Das sind die stärksten Momente, wo das montiert wird, wenn wir sehen... Das ist die Perspektive von Billy und alles ist irgendwie für ihn. Tanz. Also wenn wir zum Beispiel haben, seine Tanzmontage, wenn er trainiert zusammen mit Sentra. Und wir hören We love to Boogie und wir sehen, wie er tanzt. Und parallel sehen wir, wie sein Vater sich die Zähne putzt und seine Morgenroutine durchzieht. Noch krasser, wenn Sie den Schwansee hören und Sie sind auf dieser Fähre. Und dann haben wir den Kran, der sich so ein bisschen bewegt. Die Brücke, die sich so ein bisschen bewegt. Das Schiff, das sich so ein bisschen bewegt. Und du bist in diesem Moment, In diesem... Krass, Alles ist Tanz. Und das ist... Billys Wahrnehmung.
Johannes Franke: Choreografie.
Florian Bayer: Irgendwie eine Choreografie von Menschen, von Dingen. Und vielleicht macht das ein, zwei Mal dann zu viel, weil der Film erzählt uns das sehr ausgiebig. Dann zu London. Calling,
Johannes Franke: zu
Florian Bayer: Torn called Malice. Es wird immer, alles wird mit Tanz unterlegt.
Johannes Franke: Ich bin mit jeder Szene damit einverstanden. Wirklich. Und auch in der Summe. Ich find's großartig. Am besten find ich tatsächlich die Szene, wo er so überfordert, ist von der Familie, die auf ihn einredet. Und er dann sich die Ohren zuhält und der Schnitt in seine Innenwelt quasi, wie er gegen diese Wand tanzt und läuft. Und dann in diesem Klo, in diesem Engen da tanzt. Und es ist so eine geile, Choreografie und so eine gute Energie. Ich liebe diese Szene sehr.
Florian Bayer: Das ist der Jam, und ich finde es großartig, dass der Film nicht nur auf die klassische Ballettmusik setzt, wo es um Ballett Tanz geht, sondern ganz viel diesen Rock. Und in dem Fall auch diesen Punk, der 70er und 80er Jahre mit drin hat. Und es passt natürlich auch so gut. Diese Zerrissenheit und diese innere Wut und wie er die rauslässt und wirklich gegen Mauern tritt. Und ähnliches, Das ist schon ziemlich stark.
Johannes Franke: Das ist die Energie. Und er, muss ich sagen, tanzt ein bisschen zu viel in Steppstritten. Er kann Stepptanz. Und ich sehe ihn niemals üben. Ich sehe nur, dass er es macht. Und er macht es verdammt gut dafür, dass er nie übt.
Florian Bayer: It's a fucking musical. Er tanzt. Es gibt diese Tänze, die aus der Story so ein bisschen rausgerissen sind. Ich hasse, was so reales haben. Sein Rumtanzen, Tänzeln. Beim Boxen, finde ich auch. DAS ist... Würde er das wirklich machen? Das ist irgendwie so dazwischen. Das könnte auch einfach seine innere Wahrnehmung sein.
Johannes Franke: Total, ja.
Florian Bayer: Eine Choreografie drückt jetzt aus, wie er sich fühlt.
Johannes Franke: Es ist einfach seine Welt, ja, genau.
Florian Bayer: Und das passiert halt auch, wenn er über die Straßen tanzt. So zwischen Rennen und zwischen Tanzen.
Johannes Franke: Ja, ja, total. Ah, es ist total schön. Die 80er waren ja auch, Wir waren jetzt vorhin bei Homophobie und so weiter. Das habe ich gar nicht richtig untergebracht, aber ich hatte so das Gefühl, dass nicht nur Homophobie der Erwachsenen, die da sagen, um Gottes Willen, Du kannst ja kein Tüti anziehen und dann irgendwie in der Gegend rum, das ist viel zu weibisch und überhaupt. Es ist ja auch die Aids-Krise. Ja. Und dann hört man überall das Aids, Aids, AIDS und Tod hier, Tod Da und Krankheit und Verderben. Und dann hört man das immer im Zusammenhang mit Homosexualität. Ja. Und dann siehst du das und denkst dir, Ich will meinen Sohn beschützen, ich will nicht, dass der Schwul ist.
Florian Bayer: Ja. Es ist krass, dass der Vater es nicht thematisieren kann.
Johannes Franke: Er kriegt das nicht hin.
Florian Bayer: Billy fragt, Ja, was meinst du denn? SAG's doch mal. Und der Vater sagt Die ganze Zeit, du weißt genau, was ich meine. Aber er schafft es nicht, es auszusprechen, dass er schwul sein könnte. Und dann muss Billy sagen, Ey, Papa, Nur weil ich tanze, heißt das noch lange nicht, dass ich schwul bin.
Johannes Franke: Es ist super krass, eine sehr, sehr gut geschriebene Szene, finde ich.
Florian Bayer: Ja, weil es einfach diese Anspannung in sich trägt. Und das ist natürlich so ein generelles Thema. einfach, dass der Film groß aufmacht, ist dieses Toleranz gegenüber allem, was halt irgendwie außerhalb des Rahmens stattfindet. Und der Rahmen in so einer Mining-Siedlung ist nun mal sehr eng. Und da fällt sowas wie die Homosexualität von Michael auf, genauso wie das Tanzen-Wollen von Billy. Oder einfach das so ein bisschen Skurril-Sein von Debbie. Das fällt direkt auf. Und du gehst so schnell irgendwie als verrückt. Und was wirklich? Eine Stärke von dem Film ist, dass er es schafft, zu zeigen, wie diese Vorurteile Hm. Wie diese Spießigkeit dieser Konservatismus auch überwunden werden können. Weil das passiert so nach und nach.
Johannes Franke: Es geht ja, also jetzt. Der Konservatismus der Minenarbeiter kommt ja vor allem, glaube ich, aus einem Angstmoment, den Job zu verlieren und dem Angstmoment etwas zu verraten, wofür Sie jahrelang gekämpft haben. Also, es ist auch eine Frage der Identitätspolitik.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Angst spielt bei der Entstehung von Hass eine ganz große Rolle.
Johannes Franke: Und das finde ich toll, dass diese Identitätsfindung oder Wahrung eben auch bei Billy dann die Rolle spielt. Und auch bedeutet, dass dann das ganze Dorf es schafft, sich hinter ihn zu stellen und zu sagen, wir sammeln Geld, dass du nach London kannst.
Florian Bayer: Ist das nicht geil?
Johannes Franke: Es ist so geil.
Florian Bayer: Dass diese Solidarität weitergeht als die Arbeitersolidarität.
Johannes Franke: Vor allem, weil das damit zu tun hat, dass man eben weiß, es geht hier um Identität. Es geht um Identitätsfindung, und wir haben eine bestimmte Identität, die versuchen wir zu verteidigen. Und wir wollen, dass du es besser hast, dass du eine hast, mit der du glücklich sein kannst.
Florian Bayer: George, Sein Boxtrainer.
Johannes Franke: Es ist so toll.
Florian Bayer: Den ganzen Tag zur Sau gemacht. Ja. Der bringt Geld.
Johannes Franke: Ja. Es ist so schön.
Florian Bayer: Der Vater verkauft den Schmuck der Mutter.
Johannes Franke: Ja. Es sind so Momente, wo man auch wieder da sitzt und den Tränen nahe ist, weil man so gerührt ist von der Solidarität dieses Dorfes, dieser Leute.
Florian Bayer: Ja. Und ganz wichtig auch, dass der Film erzählt, dass ein Leute, Die haben diesen Konservatismus drin, Die haben diese Angst drin. Und wie gut, die sich daraus entwickelt. Das sind aber gute Menschen, Die haben Ihr Herz am rechten Eck, die wollen füreinander da sein. Wenn es hart auf hart kommt, stehen Sie auch füreinander ein.
Johannes Franke: Mir fällt nochmal auf, Wir haben es vorhin auch bei dem Boxen nicht so richtig. Dieses Boxen ist ja auch eine Frage, dessen, dass man, Es geht. Nicht nur darum, dass man eine Tradition im Boxen hat oder dass es besonders männlich ist, sondern es geht auch darum, Und das ist ja heute auch so, wenn man zu Kampfsport geht. Oder sowas, dass man energielos wird. Dass man eine Unzufriedenheit irgendwo reinstecken kann, ohne kriminell zu werden. Und dass es ein bisschen traurig ist, dass eine Gesellschaft entstanden, ist, die eine Tradition daraus gemacht hat, Frust Woanders reinstecken zu müssen, als dorthin, wo Sie eigentlich nämlich hingehört. In den Frust gegen Sachen, die nicht funktionieren, vom Staat oder sowas. Vielleicht ist das auch zu übertrieben. Jetzt überlegt, Aber ich habe den Eindruck, dass das etwas ist, dass es ein Mechanismus ist. Der versucht, etwas aufzufangen, was vielleicht woanders aufgefangen werden sollte. Aber sie versuchen, der Jugend gleich ein Mittel zu geben, in die Hand zu geben. Du wirst in deinem Leben sehr frustriert sein, hier hast du ein Mittel dagegen. Weißt du?
Florian Bayer: Naja, Wir sehen ja, was draus wird, wenn man den Frust woanders rauslässt. Weil Toni wird von der Polizei übel zusammengebrüht. Der hätte auch sterben können, dabei.
Johannes Franke: Das stimmt, ja.
Florian Bayer: Wir sehen sehr viel Blut in dieser Szene. Und es spricht ja nichts dagegen, Energien, Die Man hat, Negative Energien, Positive Energien rauszulassen.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, klar.
Florian Bayer: Und Billys Tanzen ist ja auch so eine Art Kompensation. Also Wir sehen, wenn wir was lernen in diesem Film, dass Tanzen dabei genauso gut funktioniert, wie Boxen, um Wut rauszulassen und loszuwerden.
Johannes Franke: Ich liebe diese einen Momente, wo Fred Astaire dazwischen geschnitten wird. Weil das wirklich so einen Hoffnungsmoment macht. So einen schönen, ah, das ist es, das ist es, wo es hingeht. Und dann auch Fred Astaire als Stepptänzer eben. Und Billy macht eben sehr viele Steppschritte. Wie realistisch hast du diesen Bewerbungsprozess empfunden?
Florian Bayer: Ich habe keine Ahnung. Ich habe so einen Bewerbungsprozess noch nie gemacht. Aber ich gehe davon aus, also, ich finde es nicht unwahrscheinlich, dass es erstmal so eine Pflichtsache gibt, dass Sie sagen, okay, mach jetzt hier mal diese Schritte, diese Schritte, diese Schritte. Und dann so eine Kür, wo Sie sagen, ey, du hast was vorbereitet, Tanz mal, was du vorbereitet hast.
Johannes Franke: Ja, absolut.
Florian Bayer: Und dass Sie ihn fragen, was macht Tanzen mit dir, finde ich auch total nachvollziehbar. Das ist natürlich hier sehr emotional. reingeschnitten, Dass die Lehrerin ganz am Schluss noch draufkommt, Ah, Moment, Eine Frage Hätte ich noch, ganz wichtig, Sag, mal. Wahrscheinlich würde das eher während des Prozents kommen. Und ich gehe davon aus, dass in der britischen Gesellschaft der 80er Jahre nach dem Zwischenfall in der Umkleide, Dass er nicht genommen werden würde. Ja,
Johannes Franke: denke ich auch. Also das ist tatsächlich etwas, wo ich denke, das funktioniert nicht so gut.
Florian Bayer: Er schlägt einen anderen Jungen, der ihn tatsächlich eigentlich aufmuntern will. Ja. Was aber auch damit zusammenhängt, dass er am Anfang in diese Umkleide kommt. Und feststellt, dass er überhaupt keinen Bezug zu den anderen Jungs hat, Die erzählen, dass Sie zum fünften, sechsten Mal da sind. Und wenn sie nicht genommen werden, dann geht es halt wieder nach Hause, aufs Schloss und auf die andere Privatschule, auf der Sie sind. Und er ist da wirklich der krasse Außenseiter, was hart ist. Er kommt aus einem Milieu, in dem er der Außenseiter war. Jetzt kommt er in ein Milieu, wo er denken könnte, dass er nicht mehr der Außenseiter ist. Da ist er es auch. Und das ist auch vielleicht für eine Perspektive als Junge, mit proletarischem Hintergrund und so einen Laufbahn einschlagen. Du wirst immer der Außenseiter sein, du wirst es immer hart haben, und du wirst immer ganz. Viele haben, die auf dich herabblicken und sagen, Du gehörst nicht zu uns. Der Stallgeruch ist einfach zu stark.
Johannes Franke: Und da hat mich der Film auch ganz stark. Ich bin ja nur auf der Artistenschule gewesen, auch und die Artistenschule hatte auch wahnsinnig, wahnsinnig viele Bewerber. Für mich war das ein absoluter Glücksfall, dass ich das geschafft habe. Ich habe genau das durchgemacht, was er gemacht hat. Ich bin da Hingefahren aus Leipzig nach Berlin, Das ist nochmal eine andere Nummer als aus Durham nach London. Ich war, wie alt war ich? Nee, ich war später. Ich war schon neunte, Zehnte Klasse. Wie alt ist man da? 16. Ich glaube, ich war schon 16, weil ich eine Übersprungen habe. Nee, nicht übersprungen, eine nochmal gemacht habe.
Florian Bayer: Das Gegenteil davon.
Johannes Franke: Übersprungen. Sagen wir Übersprungen.
Florian Bayer: Ich war so gut, dass ich eine Klasse zurück übersprungen habe. Okay, du warst 15,
Johannes Franke: 16. Genau, mit 16, glaube ich, habe ich dort angefangen. Und von der Schule aus... Haben wir dann auch diesen Film gesehen.
Florian Bayer: Von der Artistenschule aus?
Johannes Franke: Von der Ballettschule aus. Die Schule, Die Artistenschule ist angegliedert worden nach der Wende an die Ballettschule, um finanziell zu sparen, um das irgendwie zusammenzukriegen. Und ich hatte damals bei der Prüfung genau das. Die haben gesagt, mach mal einen Liegestütz, Häng dich mal hier an dieses Trapez ran und zieh dich hoch. Mach mal das, mach mal das. Ich war super schlecht in dem, was sie mir gesagt haben, was ich machen sollte. Und ich habe gedacht, um Gottes Willen, ich kriege das auf gar keinen Fall. Und dann habe ich, haben Sie gesagt, und jetzt mach mal, was du vorbereitet, hast. Und ich habe natürlich was vorbereitet, wie man das so nennt. Und ich habe schon wahnsinnig viel jongliert vorher. Nun gilt man als Jongleur nicht unbedingt als Artist.
Florian Bayer: Die Welt braucht keine Jongleure.
Johannes Franke: Genau das. Das heißt, ich hatte auch den Außenseiter-Status. Aber das Krasse war, Ich glaube, mich zu erinnern, dass der Chef der Artistenschule nach der Aufnahmeprüfung direkt mit uns im Hof stand und gesagt hat. Du,
Florian Bayer: du,
Johannes Franke: du, du, IHR bleibt, Die anderen können gehen. Und dann wusste ich schon, dass ich dabei bin. Krass. Also Ich habe den Brief so In der Form, glaube ich, nicht bekommen. Ich erinnere mich an andere Briefe, aber ich glaube, die Bestätigung hatte ich schon damals.
Florian Bayer: Wow, okay.
Johannes Franke: Und das war wirklich, Das war ein krasser Aufnahmemoment, weil ich auch mitbekommen habe, Weil. Die haben auch über 2000 Bewerbungen gehabt. Ja,
Florian Bayer: wie bist du denn da dran gekommen? Also hat sich bei dir die Idee entwickelt, ich will auf eine Artistenschule gehen?
Johannes Franke: Naja, Also, es gab ja nur den Moment, den wir jetzt gerade festgestellt haben, dass ich eine Klasse nicht so gut war und deswegen nicht. Also sagen wir so, Meine Lehrerin ist damals zu mir gekommen und hat gesagt, du Schule ist irgendwie nichts für dich, Vielleicht musst du dir ein anderes Konzept überlegen. Das war lustig. Und dann habe ich mit meinen Eltern darüber geredet, und die haben sich dann natürlich auch Gedanken gemacht. Und in meiner Welt als junger Mensch... Habe ich natürlich nicht gesehen, was alle anderen drumherum rotiert sind und gesagt haben, wir müssen was machen. Hier, Ich recherchiere jetzt diese Schule in Berlin. Ich hatte mehr das Gefühl, ja, dann gehe ich doch auf diese Schule da in Berlin. Und alle anderen haben wahrscheinlich die ganze Arbeit drumherum gemacht. Ich weiß es nicht mehr ganz genau.
Florian Bayer: Aber ich meine, es war ja schon so eine Entscheidung. Du wusstest, ja, das ist eine Artistenschule und ich muss mich darauf vorbereiten. Ich habe da eine Prüfung und so und auch Nervosität.
Johannes Franke: Aber es war auch die Flucht aus dem Schulsystem. Das mir wirklich nicht zugesagt. Ich hätte große Probleme in der Schule, muss man sagen. Nicht einfach nur wegen der Noten, sondern einfach auch das System an sich. Ich habe so viele Sachen gemacht, in meiner Freizeit. Theater spielen, Jongli. gezaubert, Ich habe wahnsinnig viele Hobbys gehabt und ich habe immer gedacht, ich mache doch schon so viel, Warum soll ich denn jetzt noch für die Schule? Was machen? Mein Leben ist doch voll, Was soll denn das? Was erwartet Ihr von mir? Und dann Schule auch noch als System, das sehr hierarchisch aufgeteilt ist, Das war für mich völlig absurd. Ich habe es nicht gerafft, was das soll.
Florian Bayer: Warst du damals gut im Sport? Wahrscheinlich, ne?
Johannes Franke: Gar nicht so sehr. Gar nicht so sehr. Ich war so im Mittelfeld.
Florian Bayer: Weil die Mannschaftssportarten und Ballsportarten das Problem waren?
Johannes Franke: Nee, auch tatsächlich so klassische Sachen, die mich vom Artisten-Dasein hätten abhalten können. potenziell. Ich war nicht unbedingt derjenige, der jetzt mit Bodentouren so viel anfangen konnte. Ach, echt? Es hat sich erst dann entwickelt, nachdem ich auf die Artistenschule gekommen bin.
Florian Bayer: Krass, okay.
Johannes Franke: Ich war halt im Jonglieren. Ich habe ja halt feinmotorisch und so doch recht viel gemacht. Deswegen auch das Zaubern und das Jonglieren.
Florian Bayer: Und hast du mit Bällen Jongliert bei der Aufnahmeprüfung?
Johannes Franke: Genau. Genau. Und ich konnte schon fünf Bälle jonglieren. Ich glaube, das war das, was sie auch überzeugt hat, dass ich schon recht weit war. Ja. Naja, Billy war vor allem hier sehr überzeugend, weil er viel Energie hatte, glaube ich. Ja,
Florian Bayer: und weil das, was er sagt zum Tanzen, was es mit ihm macht, wirklich toll ist. Und auch, wie es so nach und nach rauskommt. Man merkt, dass er sich nicht zurechtgelegt hat. Sondern seine erste Antwort ist, keine Ahnung. Und dann fängt er an, uns zu erzählen. Und irgendwie kommt dann diese Elektrizitätsmetapher rein. Ja. Und die ist natürlich geil. Und die ist natürlich auch überzeugend. Wenn mir jemand das sagt, dann sag ich auch, Ja klar, hier, bitte.
Johannes Franke: Ja, absolut. Und das hab ich tatsächlich auch in der damaligen Zeit sehr stark präsent gehabt. Das hat mich sehr abgeholt, als ich damals den Film gesehen hab. Weil dieses Thema, Warum mach ich das überhaupt? Was hab ich davon? Warum quäl ich mich die ganze Zeit hier damit? Das ist ein großes Thema gewesen und deswegen hat das sehr viel Resonanz bei uns gehabt.
Florian Bayer: Ja. Der Film hat ja jetzt zwei Enden im Prinzip. Er hat zum einen das Happy End für Billy. Spätestens im Epilog, wenn er in den Schwanensee tanzen darf, als Schwan, als Hauptrolle. Aber der Film hat natürlich auch dieses wirklich tragische Ende. Der Arbeiterkampf ist vorbei. Der Arbeiterkampf ist verloren. Und dann haben wir dieses, nachdem die rührselige Verabschiedung von Billy war, wo er sich noch mal von Sandra verabschiedet, wo Toni noch mal sagt, I miss you. Haben wir diese letzte Szene, wo die Arbeiter nach dem Streik wieder runterfahren? Und sie stehen da wie in einem Fucking Gefängnis. Die Gitter vom Fahrstuhl, der sie runter in die Mine führt, schließen.
Johannes Franke: Und sie haben keine Masken auf oder sowas?
Florian Bayer: Ja, Über die Zustände der Arbeiter und über die Arbeitssicherheit. Also das ist nochmal ein ganz eigenes Thema. Aber es ist vor allem, Ich fand dieses Bild, so Krass. deprimierend, weil sie wirklich da stehen wie Gefangene. Und jetzt schließen sich die Gitter, und wir wissen, das ist jetzt noch eine Zeit lang. Eure Lebensrealität, die euch nicht irgendwie reich machen wird oder so. Und danach seid ihr arbeitslos. Und es gibt überhaupt keine Perspektive. Es ist das oder es ist das. Auf der Straße sitzen. Reicht der Epilog, um dieses wirklich Deprimierende in diesem Moment rauszunehmen, wegzudenken?
Johannes Franke: Nein, das reicht nicht aus. Aber wir werden wenigstens abgelenkt. Wir haben ja Billy vor uns und sagen, okay, der wurde wirklich was. Und der hat wirklich auch ein tolles Engagement. Vor allem, wenn man sich anguckt, was sie da übertreiben. Mit Billy, in so und so vielen Minuten ist dann aufgeregt. Hier und so und da. Und er ist ja wie ein Boxer im Grunde. Er hat ja tatsächlich dann dieses Handtuch um und macht, so seine Gymnastik, um sich aufzuwärmen. Und so weiter. Wie ein Boxer. Ich finde es total geil, dass Sie ihn da so ein bisschen wie den Boxer inszenieren.
Florian Bayer: Wikipedia hat mir verraten, dass Matthew Bourne offensichtlich irgendwann in den 80ern eine Version des Schwanensees gemacht hat, die ganz wichtig war für die Entwicklung des postmodernen Balletts, weil er die Schwäne... Mit Männern besetzt hat.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Und dass offensichtlich das, was wir hier von Billy sehen, dass das genau dieses Ding ist, dass hier. Billy spielt nicht den Prinzen, Billy spielt den Schwan.
Johannes Franke: Und das ist natürlich nicht wie im Original, aber es ist eine ganz tolle Interpretation, die wir nicht sehen. Er blendet ja ab dann an der Stelle. Aber ich will es unbedingt sehen, muss ich sagen. Nach dem Film denke ich mir, Mann, Mann, warum, warum? Ich will unbedingt sehen, wie das aussieht, wie Cool, das ist.
Florian Bayer: Ich habe gerade 80er gesagt, 95, 90er war das, dass Matthew Bourne den Schwanensee umgesetzt hat.
Johannes Franke: Ich habe auch aus Podcasts von Leuten gehört, die das gesehen haben und die es ganz großartig fanden und die gesagt haben, es ist fast besser als das Original.
Florian Bayer: Ja, es gibt ja keinen Original-Schwanensee. Ich meine, Es gibt nur Vorarlberg, Tchaikovsky und...
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Aber das, was gemeinhin gemacht wurde.
Florian Bayer: Aber Schwanensee ist eine Geschichte, die grundsätzlich schon so mit der Queer-Culture angedockt... Hat schon immer, weil es auch diese Themen hat, so Identität und Erfüllung. Und dann natürlich noch diese Melodramatik, die ganz gut passt, zu teilen der Queerculture.
Johannes Franke: Und kein Happy End.
Florian Bayer: Und kein Happy End. Aber Ballett darf auch kein Happy End haben. Wie war das bei diesem klassischen Bugs? Bunny Cartoon, Wo er sagt, was habt ihr erwartet, das ist eine Oper, Es gibt kein Happy End, nachdem er von Emma erschossen wurde.
Johannes Franke: Ach schön.
Florian Bayer: Was war das noch? Das war eine Wagner-Opa, glaube ich. Bugs Bunny und Elmer Fudd spielen eine Wagner-Opa und das typische Bugs. Bunny ärgert ihn die ganze Zeit. Man wartet eigentlich schon auf diesen Höhepunkt, wo dann am Schluss Bugs Bunny ihn immer wieder ärgert. Aber in diesem Fall wird er erschossen. Und dann hat Elmer Fudd den Toten Bugs Bunny über der Schulter. Und dann guckt Bugs Bunny aber noch einmal zum Publikum und sagt, Ey Leute, was habt Ihr erwartet? Das ist eine Oper. Die muss Scheiße ausgehen.
Johannes Franke: Schön. Ich habe dieses Ballettding leider ein kleines bisschen zu oft, kommentiert, als ich es geguckt habe. Mit meiner Freundin. Wir haben da gesessen und ich habe immer mal wieder gesagt, Ellenbogen, Ellenbogen hoch, Ellenbogen. Nein, auswärts, auswärts, schön auswärts.
Florian Bayer: Schrecklich.
Johannes Franke: Weil ich das Halt so eingeimpft bekommen habe. Über Jahre auf der Ballettschule. Und ich dann alles gesehen habe und gedacht habe, nein, so, nein, so. Und ich kenne dieses Scheißgefühl, wenn die Lehrerin da sagt, hold, hold. Und das tut so weh. Und ich weiß genau, wie sich das anfühlt. So zurückteleportiert, Das ist krass.
Florian Bayer: Wollen wir einmal festhalten, bevor wir in unsere Top 3 gehen. Zum einen, dass dieser Film drei Oscar-Nominierungen hatte, nichts gewonnen, hat.
Johannes Franke: Beste
Florian Bayer: Regie, Beste Nebenrolle für Julie Walters und Bestes Original-Drehbuch für Lee Hall und beste Regie für Stephen Soltry. Sie haben verloren gegen Stephen Soderbergh, der für Traffic den Oscar gekriegt hat, gegen Cameron Crowe, der für Almost Famous den Drehbuch-Oscar gekriegt hat und gegen Masiya Gahan. Die in Pollock gespielt hat. Wollen wir auch noch, bevor wir uns in die Top 3 fliehen, festhalten, Dass Stephen Daltrey, der Regisseur mit The Hours und der Vorleser zwei sehr spannende Filme gemacht hat. In den 2000ern, Die auch sehr identitätspolitische Themen haben. Zum einen Virginia Wolfs Geschichte, zum anderen diese Liebesgeschichte nach dem Nationalsozialismus. Und dass der Kameramann Brian Trufano ganz tolle Sachen gedreht hat mit Trainspotting und Lebe lieber Ungewöhnlich. Und dass Lee Hall vor allem eine wichtige Drehbuch- Credit noch hat. Für Cats aus dem Jahr 2019. Fuck.
Johannes Franke: Oh, das tut mir leid. Warum habe ich das nicht? Wir haben die noch furchtbar auseinandergenommen.
Florian Bayer: Cats haben wir ziemlich hart. Und ich glaube, wir haben sogar noch versucht, wir wollten nicht zu unoriginell sein.
Johannes Franke: Ja, ja.
Florian Bayer: Ich meine, als wir über Cats gesprochen haben, war es quasi ein Hobbysport unter kulturschaffenden, Kulturrezipienten, über Cats so richtig herzuziehen. Und wir haben drauf geguckt und haben gesagt, so schlimm kann es doch nicht sein.
Johannes Franke: Und es war so schlimm.
Florian Bayer: Wir kamen raus und es war...
Johannes Franke: Wir konnten es nicht besser reden, als es war.
Florian Bayer: Und ich dachte nur so, Lee,
Johannes Franke: why?
Florian Bayer: Wie kann sowas passieren, nachdem man dieses Drehbuch geschrieben hat, dieses Drehbuch zu schreiben? Top 3. Jingle.
Johannes Franke: Unsere Top 3. Top 3. Wir haben eine Top 3 mit dem Titel... Mann, Lass, doch das Kind machen, was es möchte.
Florian Bayer: Ja, wunderbar.
Johannes Franke: Ich habe ein bisschen Schwierigkeiten gehabt, sogar. Weiß gar nicht, warum.
Florian Bayer: Das war dein Vorschlag.
Johannes Franke: Es ging dann darum, dass man ja nicht nur einfach Kinder in Hauptrollen haben will, und dann irgendwas machen, sondern die irgendwie was wollen und andere hindern Sie daran. Oder es ist schwierig und es ist problematisch. Oder was auch immer.
Florian Bayer: Selbstfindung. Selbstfindung von Kindern.
Johannes Franke: Ja, selbstfindung, vielleicht. Solche Sachen. Du musst anfangen.
Florian Bayer: Mein Platz 3 von JODIE Foster, IHR Regie-Debüt, Das Wunderkind Tate aus dem Jahr 1991. Ganz großartiges Drama mit sehr vielen Klischees über Hochbegabung. Im Mittelpunkt steht ein hochbegabtes Kind, das zwischen der Mutter, gespielt von Jodie Foster selbst, und einer Psychologin, gespielt von Diane Wiest, hin und her gerissen ist. Die zerren, so beide, an dem Kind, und das Kind versucht irgendwie dabei, sich selbst zu finden. Zum einen, mit seiner Hochbegabung umzugehen, Zum anderen aber auch, den Kontakt zur Mutter nicht zu verlieren, weil die ein unfassbar enges Verhältnis haben. Wirklich toller Film. Ist ein bisschen in Vergessenheit geraten. Wurde auch damals von der Kritik gar nicht so sehr gelobt. Aber ich finde, Jodie Foster ist halt so eine Geile. Regisseurin. Mhm. Das ist wirklich ein guter Film und vielleicht ein Film, der sich lohnt, mal wiederentdeckt zu werden.
Johannes Franke: Ich habe auf Platz 3, weil wir das, Wir haben mich schon ein paar Mal genannt, in so Listen, und ich kann ihn nicht weglassen. Es funktioniert einfach nicht. Little Miss Sunshine. Sie ist so, Sie will dieses, diese, Diese Beauty-Patchen machen. Und sie hat gar keine Ahnung, was das eigentlich bedeutet. Die wollen Sie alle unterstützen und sagen, ja, komm, lass doch das Kind doch einfach machen, was es möchte.
Florian Bayer: Das Geile ist, Dieser Film zeigt einfach mal eine komplett supportive Familie. Ja,
Johannes Franke: es ist großartig. Und die Familie ist sonst sehr chaotisch und sehr seltsam, Aber sie ist voll supportive und es ist super.
Florian Bayer: Und sie trainiert mit ihrem Opa, der stirbt irgendwann. Und am Schluss tanzt sie das, was ihr OPa ihr gezeigt hat. Und es ist einfach mal ein Lapdance.
Johannes Franke: Es ist wirklich hart. Und es ist sehr schön zu sehen, Wie den Snops im Publikum Die Kinnleide runterfällt.
Florian Bayer: Und dann tanzt die ganze Familie auch noch mit. Noch einmal haben wir diesen Zusammenhaltsmoment. Toller Film.
Johannes Franke: Ganz toller Film.
Florian Bayer: Total schön. Mein Platz 2. Sazido Le Metro von Louis Mal aus dem Jahr 1960. Lass das Kind doch einfach durch Paris Rennen und für Chaos sorgen.
Johannes Franke: Es ist ein toller Film. Ich habe ihn nicht in die Liste gepackt, weil...
Florian Bayer: Weil?
Johannes Franke: Wo sind die Widerstände? Das geht einfach drauf los.
Florian Bayer: Sie wird von Polizisten gejagt. Sie muss sich gegen einen Pederasten verteidigen. Sie hat die ganze Zeit Erwachsene, gegen die sie kämpfen muss. Was für ein toller, iras, Surrealer Slapstick-Film. Nouvelle Vague Einmal im Hochgeschwindigkeitsrausch Wild durch Paris. Toll.
Johannes Franke: Wenn ihr Nouvelle Vague nicht mögt, dieser Film ist großartig. Den könnt Ihr gucken. Alle anderen, Ich verstehe euch. Ich verstehe, was für Probleme ihr mit Nouvelle Vague habt. Aber der ist großartig. Auf Platz 2 habe ich noch Time Bandits. Ja. Weil die Familie, also, es wird am Anfang echt hart gezeigt, wie die Familie sich gar nicht für ihn interessiert. Und das alles irgendwie mit dieser Plastik auf diesen Sofas und so. Und es ist wirklich, und man denkt sich die ganze Zeit, ja, steht dem Jungen wenigstens nicht im Weg.
Florian Bayer: Ja. Und er ist so fantasievoll. Und sie interessieren sich den Scheiß dafür.
Johannes Franke: Es ist wirklich hart zu sehen. Und dann hat man natürlich Spaß mit ihm, wie er da in der Gegend rumfährt und mit den Time Bandits da irgendwelchen Quatsch macht. Aber auch die Time Bandits, Da weiß man nicht so richtig, ob die da so richtige Umfeld für ihn sind. Aber toller Film. Wir haben auch darüber geredet.
Florian Bayer: Harry Gilliam, der versucht, einen Kinderfilm zu machen und damit grandios, scheitert, aber ein Meisterwerk erschafft.
Johannes Franke: Absolut.
Florian Bayer: Mein Platz 1, Mein Lieblingsfilm, Ich habe ihn schon oft genannt, Magnolia aus dem Jahr 1999. Ja. Ein Junge, der hochbegabt ist und der von seinem Vater mehr oder weniger gezwungen wird. Er wird gezwungen. In einer Quizshow für hochbegabte Kinder aufzutreten.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und der Vater will sein... Das Talent seines Sohnes einfach ausnutzen, um damit Geld zu verdienen. Und er geht so richtig hässlich mit seinem Sohn. Und sein Sohn will vor allem geliebt werden. Und man denkt die ganze Zeit während des Films, gib ihm das doch, lass ihn doch, Er sucht sich doch, Er will nur ein bisschen Nähe, ein bisschen menschliche Wärme.
Johannes Franke: Eben noch ein, Zwei honorable Menschen, bevor ich Platz 1 sage. Und zwar Mary Poppins als honorable Menschen, Die kommt, um den Kindern irgendwie die Möglichkeit zu geben, auch ihre Fantasie zu bedienen.
Florian Bayer: Flößt sie ihn nicht, Opiate ein?
Johannes Franke: Ja, lass Sie doch machen.
Florian Bayer: Mary Poppins ist ein Verdammt strenges Kindermädchen.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Das haben wir damals festgestellt. Klar, sie kann auch ein bisschen zaubern, aber vor allem ist sie einmal so komplett. Autoritäre Erziehung. Schwarze Pädagogik.
Johannes Franke: Aber immerhin kann sie mit in der Gegend rumfliegen und in Comics reinspringen.
Florian Bayer: Das stimmt. Aber trotzdem, Die Route liegt bereit.
Johannes Franke: Deswegen ist es auch nicht richtig in die Liste gekommen. Und ansonsten noch Clip der toten Dichter. Wo es vor allem um den Typen geht, der dieses Theaterkarriere machen will und der sich dann am Ende umbringt, weil sein Vater das nicht gut hält.
Florian Bayer: Ja, nicht mehr ganz Kind, wahrscheinlich deswegen nicht drin. Genau.
Johannes Franke: Ansonsten am Platz 1 hätte ich jetzt einfach mal. Ronja Räubertochter.
Florian Bayer: Ja! Yes!
Johannes Franke: Großartig,
Florian Bayer: ja!
Johannes Franke: Und ich denke, ja, Leute, das ist es doch. Lasst doch das Kind sein, ihre Sachen machen und die beiden sollen doch ihr Zeug durchziehen. Ohne... Ohne, dass die Eltern sagen, du darfst da nicht rüberspringen.
Florian Bayer: Eine der besten Kindergeschichten aller Zeiten. Das Buch ist fantastisch. Eines meiner absoluten Lieblingsbücher.
Johannes Franke: Eine tolle Verfilmung, auch.
Florian Bayer: Habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich auch nicht. Ich habe den Film als Kind geliebt. Und ich weiß nicht, wie gut der gealtert ist. Weil ich meine, Das ist ein Anziger. So mit Budget und so.
Johannes Franke: Jetzt müssen wir den Mal gucken.
Florian Bayer: Hat auch eine ganz tolle Anime-Serie gekriegt. Irgendwann in den 2000ern. Die wirklich gut ist. Die habe ich mit meinem Sohn zusammen geguckt. Ja, sch... Erstaunlich gut war.
Johannes Franke: Schön. Ja, das wäre schon unsere Liste gewesen. Dann gehen wir zurück in unseren Film. Billy Elliot. Ja,
Florian Bayer: cool.
Johannes Franke: Das war unsere Top 3.
Florian Bayer: Ich glaube, Johannes muss noch einmal kurz durch seine Aufzeichnung scrollen, Aber wenn ich was vergessen habe, sagt er, verzweifelt, das wollte ich noch sagen. Aber wenn wir damit durch sind, dann können wir unser Fazit ziehen.
Johannes Franke: Wir können unser Fazit ziehen.
Florian Bayer: Ich bin schon durch. Fantastisch.
Johannes Franke: Ja, Flo, erzähl mal, bevor ich mich am Ende nochmal, bevor ich alles nochmal loobhudele.
Florian Bayer: Ein sehr schöner Film. Ein sehr schöner Film, Vor allem auch wegen seiner politischen Komponente und dieses Austarieren, Dieses Balancieren zwischen diesem identitätspolitischen und dem traditionell linken Arbeiterkampfthema gelingt dem Film wirklich gut, ohne dass er das zu sehr romantisiert. Und vor allem behält er sich seiner Ambivalenz da drin und auch seiner... Seine Vielschichtigkeit. Und das macht den Film so stark. Wäre es nur die Geschichte von einem Jungen, Der Tanzen will, der im konservativen Milieu lebt, wäre es ein bisschen wenig. Wäre es nur die Geschichte von Arbeiterkämpfern? Im großen Miner-Strike, wäre es auch ein bisschen wenig.
Johannes Franke: Naja, dann wäre es vielleicht Pride.
Florian Bayer: Ne, da gibt es ja auch die queeren, die dann reinkommen. So ist das wirklich sehr gelungen. Ein sehr schöner Film und ein sehr kurzweiliger Film. Und ich bin froh, dass ich ihn wieder sehen konnte.
Johannes Franke: Ich liebe es, wie kämpferisch dieser Film ist. Ja. Das ist so einer der großen Punkte, warum ich auch voller Energie aus diesem Film rausgehe. Natürlich aufgelöst in Tränen, weil der Vater und so. Aber so viel Kampfgeist da drin steckt, auf allen Ebenen. Für die eigene Existenz, für die eigene Identität, über die Findung der eigenen Identität und Wünsche und Träume. Und sowas braucht es einfach wahnsinnig viel und mit einer tollen Kraft gemacht. Ich finde es super. Cool. Schön. Dann vielen Dank euch, da draußen, dass ihr dabei wart, wieder.
Florian Bayer: Ja, vielen Dank. Wir freuen uns immer, wenn Ihr zuhört.
Johannes Franke: Ja. Du da, Thomas, auf dem Sofa. Thomas wird schon dabei sein.
Florian Bayer: Ihr seid einfach großartig. Vielen Dank, dass ihr Woche für Woche dabei seid. Wenn Ihr Wissen wollt, was es nächste Woche gibt, was Ihr auch für nächste Woche schauen solltet, bleibt noch kurz dran. Ich werde nämlich Johannes einen Vorschlag unterbreiten.
Johannes Franke: Bin ich schon mal gespannt.
Florian Bayer: Nicht einen Vorschlag. Ich werde ihn dazu zwingen, einen Film zu schauen. Und euch damit auch. Ansonsten euch vielen Dank fürs Zuhören. Und wir sehen uns.
Johannes Franke: Wir hören uns. Sei nett zu mir, Plor. Ich bin gespannt, was du mir gibst. Ciao. So, Plor, Ich habe dir den besten Film gegeben, den wir hätten gucken können, jetzt in diesem Moment. Und ich bitte von dir deine Version des besten Films, den wir gucken in dem Moment.
Florian Bayer: Nouvelle Vague.
Johannes Franke: Nein, wir haben doch gerade darüber geredet, das kann doch nicht sein.
Florian Bayer: Wir hatten den Rebellen der Nouvelle Vague, Wir hatten den Hedonisten der Nouvelle Vague, den Rebellen mit Godard und den Hedonisten mit May. Und ich würde dir gerne noch den Romantiker zuschmeißen.
Johannes Franke: Den Romantiker?
Florian Bayer: François Truffaut, einer der ganz wichtigen. Er hat das initiale Manifest für die Nouvelle Vague geschrieben. Und er hat viele tolle Filme gemacht und es ist gar nicht so einfach, was zu finden, weil er hat wirklich fantastische Filme gemacht. Ich glaube, ich nehme den großen Klassiker, vielleicht ist es mein Lieblingsfilm von ihm, Jules und Jim aus dem Jahre 1962. Ein Film über die Unmöglichkeit oder Möglichkeit, einer Liebe zu dritt. Ein Film über eine Freundschaft und ein Film über eine Liebe und irgendwas dazwischen.
Johannes Franke: Kannst du ihn nochmal ein kleines bisschen, nur für mich, damit ich ein bisschen vorbereitet bin? Sorry, ich hab echt Angst, wenn du mir sowas gibst.
Florian Bayer: Es ist kein Surrealer. Film.
Johannes Franke: Wenn du zwischen Außer Atem und Sazé Donzella Metro einsortieren würdest, Oder ist der noch schlimmer als außer Atem? Ist er da drüben?
Florian Bayer: Außer Atem schlimm?
Johannes Franke: Ich fand den furchtbar. Hörst Du Dir unsere Episode an?
Florian Bayer: Ja, hör du Dir nochmal unsere Episode an. Ich würde behaupten, ES ist... Vielleicht das, was von der französischen Nouvelle Vague am nächsten am amerikanischen Liebesfilm ist, Aber das trifft es auch nicht wirklich. Er hat ganz viele Mechanismen in der Nouvelle Vague an Bord, Also gerade, was so Erzählhaltung betrifft und was Tempo betrifft.
Johannes Franke: Und das ist hin und her gespringen.
Florian Bayer: Ja,
Johannes Franke: definitiv. Okay, na gut.
Florian Bayer: Aber er erzählt eine wirklich spannende Geschichte, und er erreicht dabei, meiner Meinung nach, Eine psychologische, Tiefe, die die meisten Filme aus der Zeit und darüber hinaus vermissen lassen.
Johannes Franke: Okay, Große Worte, große Worte.
Florian Bayer: Sehr große Worte. Wenn ihr Wissen wollt, wie Johannes den Film findet, schaltet nächste Woche ein. Schaut euch den Film vorher auch nochmal an, dann könnt ihr mitdenken, während wir drüber reden. Bis dahin.
Johannes Franke: Bis dahin. Ciao. Hast Du den Film gesagt? Titel nochmal?
Florian Bayer: Jules und Jim. Jules aus Jül. Jules. Jules und Jim aus dem Jahr 1962.
Johannes Franke: Okay, gut, danke. Bis dann. Ciao.