Episode 31: Sunset Boulevard, Außer Atem

In dieser Woche haben wir uns zwei echte Klassiker der Filmgeschichte ausgesucht. Sowohl Billy Wilders Sunset Boulevard (1950) als auch Jean-Luc Godards Außer Atem (1960) tauchen regelmäßig in „Filme, die man unbedingt gesehen haben muss“-Listen auf. Und in der Tat handelt es sich auch darüber hinaus um Geschwister im Geiste: Beide Filme sind tief im klassischen amerikanischen Film Noir verwurzelt, beide Filme benutzen als Tableau eine Thrillerhandlung um diese dann – in dem einen Fall inhaltlich, in dem anderen ästhetisch – zu dekonstruieren, und beide Filme schätzen ihr Medium, schrecken aber auch nicht davor zurück, mit diesem hart ins Gericht zu gehen.

In den zugehörigen Toplisten werfen wir einen Blick auf die besten Filme über Schauspieler*Innen und schauen uns die coolsten Typen der Filmgeschichte an.

Sunset Boulevard [Billy Wilder]

(USA 1950)

Here we go, another Classic: Sunset Boulevard war DIE Straße in Hollywood in der die ersten Stars der Filmgeschichte ihre Villen bauten und in der zu Zeiten Billy Wilders noch immer die alten Stummfilmstars ein zurückgezogenes Leben lebten. Und Billy Wilder dachte sich: Was ist aus diesen ehemaligen Publikumsmagneten geworden? Und die Idee zum gleichnamigen Film war geboren.

Eine längst vergessene Diva einer längst vergangenen Ära wohnt in ihrer baufälligen Villa und träumt von ihrer Rückkehr ins Showbiz. Sie bekommt offenbar immer noch hunderte von Fan-Briefen, sie glaubt ihren alten Produzenten noch auf ihrer Seite; und sie hat ein Drehbuch geschrieben, das ihr helfen soll, wieder nach oben zu kommen. Zum Glück kommt ein Schriftsteller daher, mit Verbindungen nach Hollywood und mit Erfahrung als Skriptdoktor, der nun das Drehbuch auf Vordermann bringen soll, damit es die erhoffte Wirkung in den Studios hat. Mit Geld und emotionaler Erpressung bindet sie den Schriftsteller an sich, der es sehr schwer hat, da wieder raus zu kommen.

Klingt alles gar nicht so komödiantisch wie man bei einem Billy Wilder Film denken möge, oder? Was ist der Film? Ein Drama? Komödie? Krimi? Satire? Melodram? Film noir? Abrechnung mit Hollywood? Liebeserklärung an Hollywood? An die alten Filme? Was würdest du sagen, Plor?

Außer Atem [Jean-Luc Godard]

(Frankreich 1960)

Eine gewisse Tendenz im französischen Film war es, die der Filmkritiker Francois Truffaut in seinem gleichnamigen Essay 1954 scharf kritisierte: Es ging um die Monotonie des französischen Kinos, die fehlende Individualität, die Angst vor dem Experiment. Truffaut wünschte sich eine neue Art von Kino und leitete damit die Nouvelle Vague und den französischen Autorenfilm ein. Es sollte sechs Jahre dauern, bis dieser sich explosionsartig im europäischen Kino durchsetzte. Neben Truffauts Sie küssten und sie schlugen ihn zählt die Gangsterballade Außer Atem von seinem Wegbegleiter Jean Luc Godard zu den großen Klassikern des Auteur und Nouvelle Vague Films.

Außer Atem aus dem Jahr 1960 besitzt alle Ingredienzen eines jungen, wilden Debütfilms. Im Mittelpunkt steht die Beziehung zwischen dem sich auf der Flucht befindenden Mörder Michel und der amerikanischen Studentin und Journalistin Patricia. Sowohl deren Affäre als auch die restliche Geschichte des Films ist trivial, könnte ebenso dem amerikanischen Film Noir und B-Movie Pulp entsprungen sein. Zum Ereignis wird À bout de souffle durch seine Sprache: Ein hektischer, enervierender Trip durch das Paris der 50er Jahre, zwischen schäbigen Hotels, chaotischen Straßen und zwielichtigen Hinterzimmern. Immer gehetzt, immer am Abgrund balancierend, garniert mit einem großartigen Jazz-Score, berühmt gewordenen Jump Cuts und Asynchronitäten, und dank seiner ebenso lässigen wie wilden Art auch heute noch eine verflucht coole Mischung aus Pulp und Nihilismus, philosophischem Liebesdrama und schmutzigem Ganovenstreich.

Transkript

Um den Zugang für Menschen mit Behinderungen zu erleichtern und um eine Volltextsuche nach Themen zu ermöglichen, haben wir beschlossen unsere Gespräche auch als Transkription zur Verfügung zu stellen.

Allerdings muss man dazu sagen, dass die heutigen Techniken automatisiert Transkriptionen herzustellen, doch immer wieder an ihre Grenzen stoßen und streckenweise unlesbare Texte hervorbringen. Eine händische Korrektur der Texte, ist ein Aufwand, der die Möglichkeiten dieses Podcasts bei weitem übersteigt. Trotz dieser Nachteile, überwiegen für uns die Vorteile einer (wenn auch fehlerhaften) Verschriftlichung.

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