Episode 98: Ginger & Rosa …und die Frage ob so ein Film etwas bei einer Girl’s Night zu suchen hat
London 1962, die Welt befindet sich am Rande eines atomaren Schlagabtauschs zwischen Ost und West und das geht auch an Großbritannien nicht spurlos vorbei. Die beiden 16jährigen Mädchen Ginger und Rosa sind praktisch seit ihrer Geburt miteinander befreundet und versuchen in dem soziopolitischen Chaos der Zeit irgendwie zurecht zu finden. Während Rosa dies tut, indem sie sich entweder purem Hedonismus oder ihrem tiefen christlichen Glauben hingibt, schreibt die sensible Ginger Gedichte und fühlt sich zum politischen Aktivismus hingezogen.
Die Freundschaft der beiden wird auf die Probe gestellt, als Rosa eine Affäre mit Gingers unkonventionell lebenden Vater beginnt. Ginger fühlt sich hin- und hergerissen zwischen der Angst vor einem nuklearen Holocaust und den emotionalen Herausforderungen des fragilen sozialen Gefüges, in dem sie sich bewegt.
Sally Potters “Ginger & Rosa” aus dem Jahr 2012 ist ein einfacher Film, ein kleiner Film, der dennoch die ganze Wucht der damaligen Zeit in sich trägt: Ambivalente Charaktere, komplexe Konflikte und ein berührendes Mäandern zwischen intimem Coming of Age und universellem Blick auf den politischen Aktivismus der Jugend. Vor allem getragen von seinen faszinierenden Protagonistinnen und dem hervorragenden Spiel ihrer Schauspielerinnen.
Johannes, passt das zu einer Girls Night? Oder ist das zu wenig Party, zu wenig Lebensfreude und zu viel emotionaler Ballast?
Transkript
Um den Zugang für Menschen mit Behinderungen zu erleichtern und um eine Volltextsuche nach Themen zu ermöglichen, haben wir beschlossen unsere Gespräche auch als Transkription zur Verfügung zu stellen.
Allerdings muss man dazu sagen, dass die heutigen Techniken automatisiert Transkriptionen herzustellen, doch immer wieder an ihre Grenzen stoßen und streckenweise unlesbare Texte hervorbringen. Eine händische Korrektur der Texte, ist ein Aufwand, der die Möglichkeiten dieses Podcasts bei weitem übersteigt. Trotz dieser Nachteile, überwiegen für uns die Vorteile einer (wenn auch fehlerhaften) Verschriftlichung.

Sie können das Transkript aktivieren und mitlesen, indem sie oben im Player auf dieses Symbol klicken.
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 98: Ginger & Rosa …und die Frage ob so ein Film etwas bei einer Girl’s Night zu suchen hat Publishing Date: 2022-11-17T09:28:29+01:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2022/11/17/episode-98-ginger-rosa-und-die-frage-ob-so-ein-film-etwas-bei-einer-girls-night-zu-suchen-hat/ Oh, girls just wanna have fun. Oh, girls just wanna have fun. Oh, they just wanna ... They just wanna ... They just wanna ... wanna have fun, fun, fun, fun, fun, fun, fun. Danke, Johannes! Danke, er hat es für mich gespielt. Er hat es sich noch reingeprügelt. Mit dieser tollen neuen Ukulele wirst du was dazu sagen. Wir haben seit einer Woche, zwei Wochen da stehen. Ich daunen mal drüber, aber wir haben sie im Podcast noch nicht thematisiert. Ich hab ja öfter Ukulelen gespielt. Aber das, was ich hier habe, ist eine klassische Cigabox, wie man das so sagt. Und Cigabox ist manchmal ein bisschen verschmät von Musik, von echten Musikern, weil die Form der Cigabox jetzt nicht unbedingt dazu einlädt, die besten Gitarren oder die besten Ukulelen zu bauen, weil das ist halt im eckigen Format, wie so eine Cigabox eben ist. Da kann man nicht unbedingt der besten Schallraum herstellen. Habe ich so den Eindruck. Aber vielleicht irr ich mich auch, weil ich kein Musiker bin. Ich sag dir was dazu. Hat sich die Soundqualität von den Songs, die er jetzt neu eingespielt hat, mit dieser Ukulele verschlechtert im Vergleich zu unserem klassischen Intro, schreibt uns. Florianetmusmannsehn.de oder Johannes Etmusmannsehn.de. Ich mag diese Ukulele sehr und die ist auch recht voluminös vom Ton her, finde ich, besser als meine alte Ukulele. Aber meine alte war jetzt auch nicht so wahnsinnig teuer, muss man sagen. Vielleicht könnten da andere teurere Instrumente noch mehr besseren Sound rausholen. Aber ich finde die sehr schön und ich finde, sie klingt auch sehr gut. Auf jeden Fall. Und ich deh total drauf, wenn wir unsere Episoden mit neuen Wiedern starten. Wir haben ja dieses Universal-Intro, an dem sich vor allem Stammgäste verabredet haben. Deshalb finde ich es immer ganz erfrischend, auch mal so ein neues Intro zu haben. Wir sind immer noch in der Girls' Night. Girls' Night! Woohoo! Wir haben letzte Woche über Pitch Perfect gesprochen, den perfekten Girls' Night Film wahrscheinlich. Ja, und ich hoffe, du schämst dich ein bisschen. Zu wenig Girls' Night für dich, was dir gegeben haben. Ich möchte dich zurück ans Reisbrech schicken. Das geht so nicht. Moment, Moment. Nein, nein, nein, nein. Du hast keine Chance. Es ist einfach wirklich überhaupt gar kein Girls' Night Film. Ein Girls' Night Film ist Folgendes. Der ist positiv, der hat viel gut Momente. Du sitzt dann vielleicht mal fünf Minuten da und heulst und schniefst und hast noch irgendwie so eine Box mit Taschentüchern, die du alle machst. Aber am Ende geht alles gut aus. Die beiden kriegen sich oder sonst irgendwie was. Und es muss irgendwie so insgesamt Action und Spaß machen. Und dann gibst du mir so was, Plur. Also, pass auf, ich bin noch mal in die Analyse reingegangen, was Girls' Night Filme überhaupt sind. Und ein Begriff, der ganz oft genannt wird dabei ist, Achtung, den sind nämlich bei dem Grundkonzept Girls' Night, das sehr sexistisch ist grundsätzlich. Ja, es ist. Es gibt den Begriff des Chickflicks. Wenn du Girls' Night eingibst, Filme für die Girls' Night, dann kommst du sehr schnell auf den Begriff Chickflick. Wir haben extra nicht Chickflick gesagt. Aber das ist der Rahmen, den du mir hier gegeben hast. Ich hab dir den Rahmen Girls' Night gegeben. Und es ist tatsächlich schwer zu definieren, was man auf jeden Fall in den Definitionen findest, ist, dass es halt wirklich erst mal so einfach grundsätzlich das hier um Filme handelt, die sich an ein weibliches Publikum richten. Und dann wird manchmal noch so ein bisschen mehr reingegangen, dass es mehr Dialoge gibt als Special-Effekte, dass es mehr um Beziehungen geht, um Zwischenmenschliches. Und dass eben die Protagonistinnen weiblich sind. Das heißt, dass der Blick von ... dezidiert, von Frauen genommen wird. Vielleicht ist auch so was wie ... Wenn man sagt, das sind klassische Girls' Night-Filme, so was wie E-Mail für dich oder Harry und Sally. Ja. Sind vielleicht auch ein bisschen Beleidigungen von Frauen, die halt nur so komplett eskapismus der meistens dann doch noch krass die männliche Perspektive dominant hat. Ja, das ist der Problem. Und ich glaub, da kann man auch mal so einen Kontrapunkt setzen und sagen, ja, aber dann kannst du vielleicht Empowerment-Filme mit reinnehmen von Aussicht von Frauen, die erzählt, die trotzdem Action und Spaß haben. Aber was hast du? Du hast ja hier keinen Action und keinen Spaß. Also wirklich, du hast keinen Action, du hast keinen Spaß. Aber Action gehört nicht zu Checkflicks dazu. Naja, aber zumindest mal so ein bisschen, was schneller erzählt ist. Oder mal so ein paar ... Ein bisschen Aufregung hast, wo du mal sagst, ja, okay, hier und da, und dort, und kriegt er sie, kriegt er sie nicht. Es muss ja nicht mal unbedingt ein romantisches Ding sein, es kann auch irgendwas anderes sein. Aber es muss irgendwas sein, gib mir was mit Sandra Bullock, die wieder ... Und kriegt er sie oder kriegt er sie nicht? Das sind die Filme, die, obwohl sie als Checkflicks gelten, durch die Bechdel-Tests durchfallen. Das ist natürlich bekloppt, das ist richtig. Deswegen haben wir ja Pitch Perfect gehabt. Ja. Der war wirklich ein richtiger, ordentlicher ... Ja, Checkflick im positiven Sinne. Wo aber auch das Wesentliche wiederum war, dass es uns ganz wichtig sein soll, dass die Beziehung zwischen der Protagonistin und der Love-Interestin ... Das ist so schlecht und so hinten runter erzählt. Es interessiert keinen in der Mitte mehr. Es ist so egal, ob die sich kriegen oder nicht. Das hast du selber festgestellt. Ich hab Johannes, weil er Dirty Dancing nicht wollte, der wahrscheinlich genauso ein komplett klassischer Klischee Checkflick ist, hab ich ihm Ginger and Rosa vorgeworfen von einer Regisseurin ... Ja, sehr gut. ... mit Protagonistinnen. Sehr gut. Es gibt sehr vielen Zähnen und Themen, die locker durch den Bestelltest kommen. Ja? Take that. Aber das ist ja nicht das, was so ein Nights in Girls' Night-Film ausmacht. Meine gute Bluhr. Was du dir nicht in deinem Girls' Night-Film vorstellst. Als Experte, der schon bei sehr vielen Girls' Nights dabei war. Du bist doof. Okay, Ginger and Rosa. Wir springen einfach ein. Ich hab auch einen Text dazu geschrieben. Vielleicht schaffen wir es ja trotzdem, um in der Girls' Night-Qualitäten dieses Films zu finden oder eben die Qualitäten, die neben der Girls' Night liegen. Also, an alle Zuhörerinnen, wenn ihr diese Episode hört und diesen Film kennt oder aufgrund der Episode einmal guckt, bitte schreibt uns. Bitte schreibt uns. Plur, du hast Unrecht. Es ist totale Scheiße. Das ist kein Flick für einen Girls' Night-Abend. Egal, ob die Qualität des Films sonst ausreicht oder nicht. Also, schnell dir vor, du hast dich gerade getrennt. Und dann sagen deine Freundinnen zu dir, komm, wir setzen uns zusammen hin und gucken, was uns ablenkt. Aber das ist ja schon ein sehr spezifisches Girls' Night-Synan. Ja, das stimmt. Hey, wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Lass uns mal einen wirklich guten Film gucken, der für Frauen gemacht ist und in dem nicht die ganze Zeit der männliche Blick im Mittelpunkt steht, der eben nicht ein männliches Zielpublikum hat, sondern der gemacht ist, um uns zu interessieren, um uns zu drarge Charaktere zu geben. Und los geht's. London 1962. Die Welt befindet sich am Rande eines atomaren Schlagabtaus, Tausch zwischen Ost und West. Und das geht auch an Großbritannien nicht spurlos vorbei. Die beiden 16-jährigen Mädchen Ginger und Rosa sind praktisch seit ihrer Geburt miteinander befreundet und versuchen, in dem sociopolitischen Chaos der Zeit irgendwie zu Recht zu kommen. Während Rosa dies tut, indem sie sich entweder purem Hedonismus in ihrem tiefen christlichen Glauben hingebt, schreibt die sensible Ginger Gedichte und fühlt sich zum politischen Aktivismus hingezogen. Die Freundschaft der beiden wird auf die Probe gestellt, als Rosa eine Affäre mit Gingers unkonventionell lebendem Vater beginnt. Ginger fühlt sich hin und her gerissen zwischen der Angst vor einem nuklearen Holocaust und den emotionalen Herausforderungen des vergilen sozialen Gefüges, in dem sie sich bewegt. Sally Potters Ginger und Rosa aus dem Jahr 2012 ist ein einfacher Film. Ein kleiner Film, der dennoch die ganze Wucht in der damaligen Zeit in sich trägt. Ambivalente Charaktere, komplexe Konflikte und ein berührendes Mehr anderen zwischen Intime Coming of Age und universellem Blick auf den politischen Aktivismus der Jugend. Vor allem getragen von seinen faszinierenden Protagonistinnen und dem hervorragenden Spiel ihrer Schauspielerin. Jetzt habe ich den Satz noch drin in meinem Text und ich möchte ihn dir nicht vorenthalten. Johannes, passt das zu einer Girls' Night? Oder ist das zu wenig Party, zu wenig Lebensfreude und zu viel emotionaler Verlast? Bitte schön, sag's noch einmal. Es ist zu viel emotionaler Verlast. Ich will Party an einem Girls' Night haben. Ich will gerne mit allen meinen Freundinnen zusammensitzen und spart haben. Und nicht deprimiert am Ende schniefend da sitzen und uns gegenseitig von der Schlechtigkeit dieser Welt erzählen. Ich denke mir hervor, wie ich zu einem Männerfilmabend eingeladen werde und mich total drüber freue, wenn ihr ein Film kommt, in dem ein bisschen mehr Dialog ist und in dem bisschen mehr Substanz ist und nicht so ein dumfer Actionfilm. So stehe ich mir das vor. Aber das Problem ist, dumfer Actionfilme gibt es seit den 40ern nicht ganz. Aber weißt du, dumfer Filme für Männer gibt es wie Sand am Meer. Dumfe Filme für Frauen gibt es auch wie Sand am Meer. Gerade Filme mit so sexistischen Themen. Doch die gibt es auch schon ewig. Chick-Flicks gibt es auch seit den 40ern und 50ern. Und dann wird halt gesagt, liebe Frauen, guckt euch diesen Film an, wo ihr lernt, dass die Vervollkommnung eures Leben ist, wenn ihr den Mann eurer Träume findet. Deswegen hatte ich ja Pitch Perfect. Aber auch da! Auch da lebt dieses Stereotyp fort. Na ja, aber nicht so vordergründig. Es ist so ein bisschen weggespielt und irgendwie hat man das Gefühl, dass der Autor dachte, das muss man auch noch unterbringen, weil das immer alle unterbringen. Aber das wurde so weggespielt, dass es egal wurde. Für Johannes ist Ginger and Rosa für die Girls' Night durchgefallen. Wie fandest du denn den Film, unabhängig davon? Ich hatte Schwierigkeiten, darüber hinwegzukommen. Ich habe mich hingesetzt und habe mich richtig gefreut. Weißt du, ich saß da mit Eis und hab Taschentücher bereitgelegt für die vomantischen Szenen. Hey, Taschentücher sind gut für diesen Film. Aber ich dachte, es ist irgendwie ... so ein bisschen Romcom oder vielleicht irgendwas, wo man so ein bisschen Revenge-Empowerment, irgendwas. Aber da ist ja ... da ist ja nur deprimierend. Findest du das? Ich finde nicht. Ich fand ihn so unendlich traurig am Ende, dass ich ... Das ist so ein Klischee von älter werdenden Männern, die dann sagen, ich kann den Krimi nicht gucken, ich kann dann nicht mehr schlafen. Ich konnte nicht schlafen. Wow. Ich war so, ich dachte die ganze Zeit, was hat mich an dem Film so aufgewühlt, dass ich nicht richtig, dass ich einfach nicht davon loskomme. Der Film hat mich echt, echt, echt lange beschäftigt. Okay, das ist jetzt erst mal ein krasses Statement. Klingt für mich erst mal wie ein Qualitätsmerkmal von dem Film. Ja, natürlich. Es ist auch ein Qualitätsmerkmal. Es ist bloß, dass ich ... dass ich andere Erwartungen hatte, als ich den Filmabend begann. Du hast offensichtlich auch ... Was ich auch ... Ich war aufhinde, den Optimismus, der in dem Film auch drinsteckt, der dann sehr wenig wahrgenommen oder gar nicht wahrgenommen. Weil ich finde, der Film trägt sehr viel Optimismus auch in sich. Das musst du mir genauer erklären. Darüber müssen wir wahrscheinlich reden. Kommen wir erst mal zum grundsätzlichen Regie und Drehbuch Sally Potter. Wir haben über Sally Potter schon mal geredet in diesem Podcast. Man kann es nicht anders sagen. Sally Potter ist einfach eine großartige Regisseurin, die nicht einen Film nach dem anderen gedreht hat, sondern irgendwie immer mal Jahre dazwischen hat und sich anscheinend Zeit nimmt, sich auszudenken, was sie nun als Nächstes machen will. Und Orlando fand ich so großartig. Wir haben darüber geredet. Hört euch die Episode an. Es ist einfach ein ganz, ganz, ganz toller Film. Sehr, sehr gut inszeniert. Und das feindet sich natürlich auch in diesem Film wieder. So viel Sensibilität in der Inszenierung und in der Auswahl der Bilder, mit der Zusammenarbeit mit dem Kamerateam. Es ist wirklich toll. Was an Sally Potter spannend ist, sie tendenziell eher aus dem Experimentellen kommt. Dass sie sehr viele, sehr experimentelle und sehr verkopfte Filme gemacht hat. Ich finde, Ginger und Rosa sticht so ein bisschen raus aus ihrem Övre, weil er eben ... weil er nicht so verkopft ist. Weil er sich mehr wirklich auf das Emotionale stürzt. Sally Potter ist eigentlich eine Experimentalfilmerin. Und Orlando ist als ihr erfolgreichster langen Film immer noch ein sehr gutes Beispiel dafür. Weil das ja eine Verfilmung von der Virginia-Wolf-Geschichte ist. Und weil es eben surreale Momente hat. Und weil es durch die Zeiten geht. Und es werden Geschlechter gewechselt. Und Identitäten getauscht. Und sehr verträumt und sehr verspielt. Und Ginger und Rosa ist schon anders. Weil es wirklich sehr ehrenn ist. Ich finde, das merkt man auch schon in den Bildern, die alle so diese sehr herraubenden Töne dominieren. Es gibt dieser Kameraum gleich, den nächsten Personen, die daran beteiligt war, hinter der Kamera zu den Robbie Ryan, der unter einem anderen By-Marriage-Story-Kamera gemacht hat, der eine sehr nahe Handkamera hat. Es wird sehr viel aus der Hand gedreht. Und der Film ist immer sehr nah an seinen Protagonistinnen. Wir haben sehr viele Zähnen, wo wir das Gesicht von Ginger wirklich in einer krassen Nahaufnahme haben. Sally Potter hat gemeint zu dem Film, dass sie einen einfachen Film machen wollte. Ohne Komplexität und nicht so verkopft, wie sie sonst herangeht. Und dass ihr diese Handkamera von Robbie Ryan total zugesagt hat, dass die genau das getroffen hat, was sie schaffen wollte, so eine romantische Atmosphäre, die so ein bisschen verträumt ist, ein bisschen nostalgisch, aber eben trotzdem nah an den Personen und sehr intim. Ja, absolut. Er trifft es total, volle Kanne. Und es ist kein verwackelter Film, Magno Mistake. Es ist nicht so, dass man im Kino sitzt und denkt, oh, mir wird gleich schlecht, weil die Verfolgungsjagd so verwackelt ist. Das ist nicht die Art von verwackelter Kamera, sondern es ist einfach wirklich eine Kamera, die atmet mit dem Schauspieler mit, der vor der Kamera steht. Und das finde ich ganz toll, sehr gut gemacht. Und vielleicht noch, um eine Person hinter der Kamera zu nennen, ich kann sich kaum erwarten, zu den Personen vor der Kamera zu kommen. Der Schild ist von Anders Reffen, der Vater von Nicholas Winding. Den kennt man vielleicht, das ist ein Experimental-Film-Regisseur, der immer mal wieder in den letzten Jahrzehnten für Aufsehen gesorgt hat, mit sehr speziellen Filmen. Anders Reffen hat sehr viel mit Lars von Trigem gearbeitet. Er hat Antikrist und Melancholia und so geschnitten. Ah, okay. Ja, ich meine, der Schnitt ist ein einfacher Schnitt, aber ein sehr gezieler Richter und sehr treffender Schnitt. Und ich halte es nicht aus, ich muss zu den Personen vor der Kamera kommen. Ja, so sagt schon. Elefening. Es ist vielleicht die beste Schauspielerin unserer Zeit, um mal ganz High Stakes zu sein. Ja, künftig. Ich find sie, also in diesem Film besonders, aber es gibt so viele Filme mit ihr, die ich gesehen habe in den letzten Jahren. Und sie ist immer krass und immer groß. Sie hat vor allem, hab ich das Gefühl, über die Jahre, sie hat ja sehr früh angefangen, es geschafft, so richtig reinzuwachsen. Und in jedem Alter genau das immer perfekt zu bedienen, was gerade wichtig war für das Alter, für das, was sie gespielt hat. Sie hat eine unglaubliche Naivität noch drin, aber das irgendwie schon so reflektiert, dass man das Gefühl hat, dass genau der Punkt abgepasst, der Übergang zwischen Kindheit und Erwachsensein irgendwie bedeutet. Und da hat sie genau den Sweetspot gefunden. Und das finde ich so krass für eine in dem Moment, bei den Dreharbeiten, 13, 14-Jährige, die eine 17-Jährige spielt. Man hat das ja ganz oft in den Filmen, auch in dem letzten Woche besprochenen Film, dass du Leute, die zehn Jahre älter sind, als die jugendlichen Protagonisten, die sie spielen. Und hier hat Sally Potter eine 13-, 14-Jährige für eine 16-, 17-Jährige Rolle besetzt. Das ist unglaublich. Und sie spielt das und steht das volle Kanne. Was ich sagte, dieser Übergang von kindlicher Naivität und kindlicher Sicht auf die Welt und dieser Reflexion, die trotzdem stattfindet und die schon auf einem Level stattfindet, die man oft dem gar nicht zutrauen will oder gar nicht wahrhaben will, dass da schon irgendwie was passiert. Dass irgendwie, na ja, eine Persönlichkeitsbildung einfach stattfindet. Und sie spielt das so wahnsinnig gut. Und ich kann mir gar nicht vorstellen, das zu spielen, ohne ein wahnsinniges Maß an Selbstreflexion zu haben. Ihre Schwester ist eigentlich die Bekannterin von beiden Dakota Fanning. Ihre ältere Schwester. Und Elf Fanning ist mir das erste Mal aufgefallen in Super 8. Es war so ein Spielberg-Film, der nicht von Spielberg war, sondern von J.J. Abrams, das mich richtig erinnert. Aber so eine Mischung aus IT, unheimliche Begegnung der dritten Art und Alien. Und wo Jugendkinder, Jugendliche, über ein Weltraum-Monster stolpern. Und da in dem Film dachte ich, wow, die ist eigentlich viel zu gut für diesen Film, weil sie halt in ihren emotionalen Momenten so krass gespielt hat. Ja. Ja, also, seitdem hab ich sie in vielen Filmen gesehen. Und ich finde, sie trifft es immer. Und sie ist mittlerweile eine junge Erwachsener. Und hat dann auch so was wie Neon Diemen gespielt, z.B. von Nicholas Winning-Raffin. Ich kann es erwähnt haben, dessen Vater diesen Film geschnitten hat. Wo sie dann auch noch mal erwachsener Rollen spielt. Und die auch unglaublich gefüllt hat. 2017 hat sie Mary Shelley gespielt. Ja. Aber auch so was wie Maleficient, wo sie die Prinzessin spielt mit 16. Und sie ist nicht nur wegen ihres Alters, sondern auch darüber hinaus. Sie ist einfach eine unglaublich starke Schauspielerin. Und in diesem Film gibt es einfach so ein paar Zähnen, wo sie so krass ihre Emotionen rauslässt. Es ist unglaublich, weil sie auch keine Barrieren mehr hat. Also, man hat ja oft das Problem. Und vielleicht hat sie dieses Problem auch irgendwann gehabt. Aber in dem Moment spürt man gar nichts davon, dass man im Übergang von Kinderschauspielern, wo man sich gar keine Gedanken um irgendetwas macht, sondern einfach ist, da ist. Und auch ist noch gar nicht so richtig, man sagen kann, dass Kinder spielen, sondern dass Kinder eigentlich nur in ihrem eigentlichen Sinne spielen. Nicht Schauspiel, sondern einfach ein Spiel haben für sich. Das, was man eigentlich als Schauspiel für Erwachsene bezeichnet, da muss man sich lange ran arbeiten als Schauspieler. Wenn man, wenn man ein Kind zum Erwachsenen alter, man hat so Barrieren, man hat irgendwie so Bescham. Und man, plötzlich, wenn man so ein guter Kinderdarsteller war, kann man nicht mehr spielen. Weil man plötzlich keine Ahnung mehr hat, was sind das für Emotionen? Darf ich dazustehen? Kann ich dazustehen? Ich muss ja awkward komische Sachen machen vor der Kamera, was alles nicht meint. Plötzlich muss man das Spielen neu lernen. Und diese Barriere spüre ich bei ihr so null. Sie lässt einfach raus. Sie ist so durchlässig, wie man sagt als Schauspieler. Dass man komplett durch sie durchgucken kann. Und alles sieht, das ist so selten. In dem Alter ist das so selten. Und das muss man sich so hart erarbeiten eigentlich. Es gibt ja diese krasse Szene, die am Schluss des Films, wo sie mit ihrem Verhalten konfrontiert wird. Und dann irgendwie, und die Bella, so eine ältere Frau, die auch Akkivistin ist und so was wie eine Freundin, Mentorin von ihr geworden ist, auch wenn wir die relativ wenig sehen, sticht immer so ein bisschen nach, damit sie endlich sagt, dann gibt's einfach diesen Moment, wo sie wissen wollen, was los ist. Wir wissen, Ginger trägt das mit sich rum, dass ihr Vater eine Affäre mit ihrer besten Freundin hat. Dann bricht sie so einen Trennen aus dem Versuch, das zu sagen. Und dann heult sie, dass die Wahrheit so raus. Und das ist so eine krasse Gänsehaut-Szene. Absolut, ja. Weil sie diese Verzweiflung und dieses Nichtreden können. Dieses Überwältigzeichen von den Gefühlen. Und ich glaub, jeder kennt, dass es das mal gab, dass man irgendwas gesagt hat, dass man so verletzt war und so fertig, dass man die Wörter einfach nicht rausgekriegt hat, weil man zu sehr mit Weinen beschäftigt war oder mit Schreien. Und da spielt sie so krass in diesem Moment. Dann ist die Kamera wirklich dicht an ihr dran. Und wir haben sie, wie sie nach Luft schnappt, wie sie heult, wie sie versucht, die Wörter rauszuwerfen. Und dann kommen sie so nach und nach raus. Das ist wirklich ein krasser Moment. So ein totaler Gänsehaut-Moment, der wirklich Schmerz auslöst. Ich glaub, das war bestimmt auch einer der Momente, der dich mitgenommen hat. Absolut, natürlich. Sie spielt das wahnsinnig gut. Und sie triggert dabei auch in jedem, der zuschaut, der auch irgendwann mal in seinem Leben solche Situationen hatte. Du bist unweigerlich bei ihr. Du hast einfach keine Chance als ... Du kannst nicht da sitzen und nicht berührt sein. Es geht einfach nicht. Sie ergreift dich so mit so einer Wucht. Und es ist so krass, weil du nicht ... Weil die Situation auch so krass ist mit diesem Typen, auf dem man so schnell so wütend wird. Den ganzen Film über teesert er ja schon an. Und man denkt ganz oft schon, passiert da nicht irgendwie was. Da ist der Typ nicht irgendwie seltsam und hat ja nicht irgendwie komische Blicke. Der Film erzählt ja so wahnsinnig viel über Blicken, ohne dass irgendwas gesagt wird. Und er wird so oft so komisch angeteasert, dass man den Finger oft nur so ganz wage reinlegen kann. Und dann irgendwann ist die Wunde so groß, dass man feststellt, fuck, jetzt passiert es tatsächlich. Und man ahnt es schon, und man ist so wütend auf diesen Typen. Es gibt vorher schon immer so ein bisschen diese subtile Momente, wo man merkt, wie toxisch das ist, wie er mit seiner Frau umgeht. Ja, er gefällt sich ja so in dieser Rolle des liberalen Dandys, der einfach anders und unkonventionell leben will. Und dann gibt es einfach die Situation, wo Ned für ihn Essen kocht und dann da sitzt und gar nichts dazu sagt. Und sie so, ich hab gerade was gekocht, kannst du nicht wenigstens mal Danke sagen oder so? Und er dann so, ah, ich mag dieses Konzept nicht. Und was ist das, warum versuchst du die Hausfrau zu spielen? Und er macht sie einfach mal so krass mit Worten fertig. Und zwar auf eine Art, dass er anfängt, das moralisch zu unterlegen, irgendwie seine Arschlochhaftigkeit, mit einer Moral, die da nichts zu suchen hat, die völlig daneben ist eigentlich. Aber sie erzählt es natürlich so wahnsinnig gut. Also, Sally Potter hat dann so einen guten Ton gefunden und genau den richtigen Ansatz gefunden, um zu zeigen, wie man sich hinter so was verstecken kann, in so einer Hinter-Einer-Rebellion verstecken kann. Das ist so krass, das hab ich noch nie gesehen im Film. Es gibt ja diese eine Figur, die leider ein bisschen zu wenig Leinwandzeit hat, von der ich gerne mehr gesehen hätte, dass sie ganz hervorragend gespielt wird von Ned Banning. Ja, Ned Banning ist großartig, einfach eine tolle Schauspielerin. Und die ist gut darin, auch so den Finger auf die Wunde zu legen. Die ist eine unglaublich gute Beobachterin. Sie wird eingeführt als politischer Aktivistin. Und man denkt vielleicht am Anfang schon so, ob das der richtige Umgang für Ginger ist, die sowieso schon die ganze Zeit so Angst hat und nach vorne strebt. Aber die entpuppt sich dann als wirklich gute Beobachterin, auch was das persönliche Emotionale ist. Und wenn man von Ginger versucht, sich dann irgendwie rauszureden und zu sagen, hey, ich glaube nicht an die klassischen Konzepte von Beziehungen. Und dann sagt sie so, hey, how convenient. Ich hab den Dialog hier, ich find den so gut geschrieben und so hard on point. Also, zum einen sagt er, autonomous thought, personal truth, freedom of action, das sind Sachen, die mir wichtig waren. Und bezieht das aber auf eine fucking Beziehung mit einer 17-Jährigen. Und ... Okay, das ist wahrscheinlich der Punkt, der mir einfach den Film nicht so wahnsinnig hat reinhauen lassen und mich so wahnsinnig lange beschäftigt hat. Weil der Typ so gut geschrieben und so fucking scheiße ist. Wir müssen über Gaslighting reden. Ja, auf jeden Fall. Ganz viel. Das ist von Anfang an das, wie in der Beziehung von ihm und Net, wie er mit seinen Fehlern umgeht. Und zwar, willst du den Begriff definieren? Machen wir gerne einen Lexikon dafür auf? Einmal für Gaslighting, wer es noch nicht verstanden hat in unserer heutigen Zeit, was Gaslighting ist. Ja, ein wirklich spannender Begriff. Also, Lexikon, bitte öffnen. Das muss man sehen, Lexikon. Gaslighting, quasi Gasbeleuchtung, ja? Um es einfach mal zu übersetzen. Und zwar geht es um eine spezifische Art wie vor allem in Beziehung. Also, es muss noch nicht mal eine romantische Beziehung sein. Es können auch Freundschaften sein, Kommunikation betrieben wird. Und zwar Kommunikation, die eine Form von psychischer Gewalt ist. Und zwar nichts anderes. Es gibt es auch im Berufsleben. Es gibt es in jeder Form, wenn zwei Menschen in Interaktion miteinander sind. In politischen Diskussionen auch ganz viel. Und zwar geht es um einen bestimmten spezifischen Kommunikationsstil. Ich finde es wirklich schwer zu definieren. Und weil es ist auch so ein Begriff, der schwer zu packen ist. Es geht auf jeden Fall um Manipulation. Und die Manipulation, die vor allem darauf abzieht, die Personen das gegenüber irgendwie zu verunsichern, dass die das in Frage stellt, was sie als richtig betrachtet und wie sie sich verhält. Und zwar kann das mit ganz kleinen Stichen stattfinden, dass das Opfer immer wieder das Gefühl hat, ich mach das falsch, ich bin der, der alles falsch macht, ich bin der, der daneben liegt. Und in diesem Film, Roland, der Vater von Chincha, benutzt sehr oft diese Strategien sowohl im Dialog mit seiner Frau, als auch im Dialog mit seiner Tochter, als auch im Dialog mit anderen Leuten. Weil es ist ein sehr intelligenter Mann. Ich glaub, für Gaslighting muss man Intelligenz sein, weil es auch so was Strategisches hat. Es gibt Leute, denen das so anerzogen wird. Ich glaube, dass Donald Trump ein ganz guter Guestleiter ist, obwohl er ziemlich doof ist. Ja, glaubst du, er ist ein guter Guestleiter? Naja, also vielleicht jetzt nicht unbedingt in Beziehung mit schlaueren Menschen, aber es gibt, ich mein, die Beziehung, die ja ... na ja, das kann ich nicht sagen. Ich hab Donald Trump privat nicht erlebt, aber ich kann mir vorstellen, dass Donald Trump das sehr viel macht. Ja, ich ... Ich find, also zum Gaslighting gehört für mich immer so, dass das so hinterrücksmanipulativ sein. Also, ich find, Donald Trump ist, um wirklich so ein Gaslighting-Täter zu sein, zumindest im öffentlichen Diskurs, ist der zu poiltern und zu gerade raus und so mit ... Also, nicht, nicht, um Donald Trump zu verteidigen, aber der schimpft ja und redet laut über seine Opfer. Ja. Ich glaub, beim Gaslighting findet das eher so ein bisschen Subtil statt. So dass die Täter und TäterInnen beim Gaslighting sagen, ich bin doch der, der rational redet, denk doch noch mal nach. Du bist hier emotional aufgewühlt, du bist überhaupt nicht mehr rational, du kannst überhaupt nicht verstehen, worum es geht, weil du viel zu sehr dich in deine Emotionen stürzt. Mhm. Und das dann so als Vorwand nutzen, um eben so sehr Subtil ihre Botschaften zu bringen, bis das Opfer halt wirklich davon überzeugt ist, dass der Täter oder die Täterin recht hat. Und das ist eben auch ganz oft verknüpft mit Missbrauchsgeschichten. Ja, genau. Mit sowohl physischer Gewalt als auch sexueller Gewalt, psychischer Gewalt, dass die Täter rechtfertigungen finden. Ja. Also, ganz klassischer Fall wäre bei sexueller Gewalt, dass Täter oft ihren Opfern suggerieren, dass sie das selber herbeigeführt haben. Ja, genau. Was der Täter da tut. Also, du hast ja das gewollt so, du hast dich jetzt, sonst hättest du dich nicht so angezogen, sonst hättest du so was, dich nicht so verhalten. Und im Grunde auf eine perfide Art und Weise, die Schuld rüber zu spielen auf den anderen, auf das Opfer. Ja. Das ist für mich der klassische Fall von Gaslighting. Ich glaube, was wichtig ist, noch zu betonen, bei dem Begriff Gaslighting kann sowohl sehr bewusst manipulativ stattfinden. Also, es gibt Täter, die sich sehr bewusst sind, wie sie das machen. Sie wirklich einsetzen als Strategie, um eben sexuellen Missbrauch begehen zu können, um sexuellen Missbrauch vor dem Opfer rechtfertigen zu können und um das Opfer daran zu hindern, dem sexuellen Missbrauch zu erzählen. Gaslighting kann aber auch etwas sein, was unbewusst stattfindet. Oft auch bei ... Das ist ein großes Spektrum, aber nanzigistischen Persönlichkeitsstörungen, dass die Täter selbst nicht bewusst sind, wie weit sie Gaslighting betreiben, wie weit sie hier gerade manipulieren und Menschen verletzen. Ja. Und es ist, man muss auch dazu sagen, gesellschaftlich irgendwie auch anerzogen, streckenweise. Es gibt ganz viele so Manager-Positionen und so, die sich gegenseitig erzählen, also dem Nachwuchsland erzählen, wie sie mit ihren Leuten umgehen müssen. Und da ist Gaslighting einfach ein großer strategischer Punkt gewesen. Das haben wir uns gegenseitig anerzogen, das so zu machen, so Kommunikationsform. Dominiere den Narrativ, dann vergiss du schon das, was du willst. Solche Sachen, genau, ja. Und ich wollte das noch mal betonen, auch mit dem Unabsichtlichen, weil ich glaub, das ist so ein bisschen das, worin sich auch dieser Rolland, dieses Figur bewegt, die wird ja nicht als das reine Böse gezeichnet. Also es gibt dann natürlich klar, unsere Sympathien sind bei Ginger, weil das die Person ist, bei der wir am nächsten sind. Aber Sally Potter macht es sich nicht so leicht, sie versucht, diesen Rolland zu verstehen. Und sie versucht, diesem Rolland irgendwie einen Charakter zu geben, der eine gewisse Ambivalenz in sich trägt. Darum geht es ja natürlich. Also ich meine, das ist ja der wichtige Punkt des ganzen Films, im Grunde, dass wir eine Ambivalenz drin haben. Dass unsere, wie sagst du es schön, eine Ambiguitätstoleranz hart geprüft wird. Weil wir natürlich beides in einer Person haben. Der ist zum einen, der Rebell, der natürlich nur das Gute will und irgendwie sich verweigert, Krieg gegenüber und so weiter, was ja eine ehrenhafte Sache ist, und sich dann darin aber versteckt. Ja. Und dann musst du irgendwie aushalten können, dass der gleichzeitig ein paar gute Sachen gemacht hat, aber eben auch einfach ein echtes Arsch ist. Ja, es gibt halt immer wieder diese Momente, wo dieser Konflikt zwischen Ned und Roland ausgespült wird. Oder nach zum Beispiel Ned, die offensichtlich viel aufgegeben hat für die Familie. Also ein klassisches Motiv und gerade in der Zeit viel anzutreffen, dass Frauen ihre Ambitionen aufgeben, wenn eine Familie gegründet wird. Und wo Ned, dass irgendwie auch sowas will wie eine Normalität, sie sagt einmal zu Roland, kannst du nicht einfach normal sein? Und dann fragt er noch mal, ja, welche Normalitäten? Das ist auch so ein Moment, wo unsere Sympathien bei ihm sein können. Weil wir sehen, dass er tatsächlich dieses bürgerliche Leben nicht will. Und dass die Ned sich offensichtlich danach sehen, das ist ja auch so einer der wesentlichen Konfliktpunkte zwischen Ginger und Ned. Dass Ginger ganz am Anfang relativ spät nach Hause kommt und dann fragt Ned, wo bist du gewesen, was hast du gemacht? Und sie sagt so, ich war nur unterwegs. Und dann sagt Ned so, Roland, sag du doch auch mal was. Roland sagt so, naja, du bist schon ein bisschen spät geworden, die Mainz-Bett. Und dann auch wieder unsere Sympathien schon auch bei ihm sind. Weil er offensichtlich vermeintlich mehr Verständnis hat für den Wunsch seiner Tochter zu leben und sich auszuprobieren. Ja. Was aber dann sich umkehrt irgendwann, weil es irgendwann dieses Gespräch gibt zwischen Vater und Tochter. Und dieses Gespräch am Tisch irgendwie. Und er versucht, ihr immer wieder und noch mal und noch mal auf verschiedene Art und Weisen dieses Rebellending zu einzuimpfen. Ja. Es geht so weit über das normale Vorleben von Hintergrund. Das ist der Frage von Dingen hinaus. Ja. Er versucht, sie wirklich zu indoctrinieren. Er hat halt auch diesen krassen Hochschullehrer komplex. Ja. Er muss immer dotzieren. Und er ist immer dabei, die Welt zu erklären. Eigentlich ist er ja ein alterweißer Mann. Ja. Jedes alten weißen Mann ist eben seiner jungen Tochter, die Welt erklärt und der genau weiß, wie es abgeht. Und sie versteht es einfach noch nicht. Auf wirklich dieser unangenehmen Moment, wo sie dann erlebt, dass dazu zu sagen, erlebt die Beziehung mit Rosa offen. Es gibt dann diesen wirklich hässlichen Moment, wo Rosa und Ginger gekocht haben. Und dann ist noch ein Freund von ihm da. Und dann fängt er an mit Rosa zu tanzen und Ginger sitzt da und ihr läuft dann irgendwann eine Träne runter. Und weil sie damit überhaupt nicht klarkommt, was da passiert. Und die das einfach so offen machen. Und dann setzt er sich zu und sagt so, oh, Rosa. So nach dem Motto, kleine, du kommst nicht klar emotional. Also, so nach dem Motto, jetzt stell dich mal nicht so an. Und ach, jetzt bist du schon wieder so bewegt davon. Es passiert doch gerade gar nix. Kurz nachdem er ihre beste Freundin mit ihr getanzt hat, ihre 17-jährige. Ich könnte ihn so in die Fresse schlagen, die ganze Zeit. Es ist unglaublich. Wir bleiben mal ganz kurz noch bei der Beziehung von Roland und Ginger. Ich will aber gleich noch zu anderen Themen kommen. Ja, also, nachdem sie das gesagt hat, versucht net sich umzubringen. Diese Tabletten. Und dann sitzen Ginger und Roland sitzen zusammen im Krankenhaus und warten irgendwie auf die Nachricht. Und Ginger schreibt dann eben dieses Gedicht an Rosa, wo sie sich darüber Gedanken macht, ob sie ihr vergeben kann. Und dann haben wir Roland so im Hintergrund, der irgendwann sagt, dass es ihm leid tut. Und ist es ernst? Also, ganz kurz, wie bewertest du seine Entschuldigung? Das kann in dem Moment durchaus ernst sein. Das ist ja auch das Perfide bei vielen solcher Menschen, dass die das in dem Moment, wo sie sich entschuldigen, wirklich ernst meinen, das Problem ist bloß, dass es ihnen nicht hilft. Die werden genauso weitermachen. Das ist ein Lebenskonzept, das sich nicht einfach so mit einer Entschuldigung und einer kurzen Einsicht ändern lässt. Das ist etwas, was ... da hast du eine kurze Einsicht. Das nächste Mal, wenn du an der Situation bist, merkst du's entweder nicht mal, dass du da wieder an der gleichen Situation bist, oder du bist einfach nicht stark genug, das zu ändern. Ich traue ihm null, dass er da irgendwas ändert. Ich kann mich überhaupt nicht vorstellen. Weil er auch, ich glaube, nicht reflektiert genug oder nicht gewillt ist, das tatsächlich zu tun. Sonst hätte er nämlich viel mehr Konflikt mit sich selbst rumtragen müssen den Film über. Er sagt einmal zu ihr, I'm not father material. Wenn sie sich überlegt, zu ihm zu ziehen, nachdem sie sich mit ihrer Mutter gestritten hat. Und er ... Sie weiß schon von der Beziehung von ihm und Rosa. Dann redet er relativ lang mit ihr und sagt, ich bin eigentlich kein guter Vater und ich weiß, ich bin nicht Vatermaterial. Und wo man zumindest das Gefühl hat, es gibt diese wachen Momente bei ihm, wo er merkt, dass er total ein Mist baut. Das Problem ist, dass er sein Verhalten daran nicht anpasst. Ich muss das irgendwie anders machen. Ich glaube auch nicht, dass er das so bewertet, dass er total ein Mist baut. Ich glaube nur, dass er weiß, okay, das ist kein Vaterumgang, den ich pflege. Das irgendwie fühle ich mich nicht wohl in der Rolle und nicht richtig in der Rolle. Und das muss ich einmal sagen, das ist eine selbstgerechte Sache. Wahrscheinlich schon. Er akzeptiert ja auch nicht ihre Jugendlichkeit. Er sagt dir die ganze Zeit, ich nehme sie als Erwachsene wahr. Und dabei untergräbt er komplett, wie sie sich fühlt. Sie muss sich in diesem Moment nicht erwachsen. Sie fühlt sich verletzt, sie fühlt sich hilflos. Sie braucht Hilfe und Unterstützung. Und dann zu sagen, du bist ein selbstständiger erwachsener Mensch, ist einfach mal ein Arschloch-Move. Was für ein schöner Girls' Night-Film. Ah! Es lohnt. Es geht ja nicht nur um den Konflikt von Ginger mit ihrem Vater. Wir haben ja die ganze Zeit diesen doppelten Boden, diese Angst von Ginger. Also zum einen, dass sie wirklich fertig ist darüber, dass ... ... nukleärer Katastrophe. Genau. Die Angst vor der nukleären Katastrophe. Und die Angst, dass sie irgendwie nicht klar kommt, mit dieser Art, wie Rowling sich zu Rosa verhält. Und ich bin sehr glücklich darüber, dass der Film nicht versucht, auch wenn man ein bisschen gefallert, dass er das tut, einfach ihre Angst, ihre politische Angst, damit zu erklären, dass das nichts anderes ist als ein Spiegelbild ihrer emotionalen persönlichen Angst. Sondern er nimmt diese politische Haltung von ihr schon ernst. Ja. Und der Sally Potter hat auch gesagt, I wanted to make a film about who we are in the world, and also about how the world is in us. Und diese Doppelbildigkeit spät die ganze Zeit mit. Und ich finde das sehr stark, wie er, na ja, eben diesen politischen Aktivismus von Ginger zeigt, als was, was total gerechtfertigt ist. Und trotzdem immer wieder zu diesen Spiegelungen zurückkommt, ihrer Angst eben davor, dass ihre Welt explodiert. Und die Angst davor, dass die Welt außen rum explodiert. Und beides ist sehr real und beides ist sehr nachvollziehbar, weil wir befinden uns im Jahr 1962. Und das ist wirklich ... Die Welt schrammt irgendwie so am Atomkrieg vorbei, und es könnte auch anders ausgehen. Und dann haben wir ja sehr viel ... Sie hat ja sehr viel mit politischen Aktivisten zu tun, ihre beiden Paten sind ja auch politisch aktiv. Ich so super finde, so tolle Rollen. Ich spiel die Liebe, diese beiden Marks, heißen Mark, ne? Genau, beidem. Und sind gespielt von dir, auch ganz toll spielen. Ja, das sind super, ganz toll. Timothy Spall und Oliver Platt ... kennt man beide aus vielen Filmen. Das ist so ein bisschen viel gesagt. Das sind so die ewigen Nebenrollen. Der eine ist bei Harry Potter, der die Ratte. Ja. Und der andere ist bei Benni und June. Da kenne ich ihn ja auch aus einer schönen Nebenrolle, die ich sehr mag. Also, es ist eine unendlich lange Liste. Ich hab ihn vor allem in den 90ern sehr oft wahrgenommen, wo er immer irgendwelche Nebenrollen gespielt hat, egal ob Benni und June oder Jury oder Dr. Doolittle. Kommt einfach überall vor. Und die beiden spielen ganz toll diese Paten, die sich wirklich um Ginger Gedanken machen und auch für sie da sind. Und sie auch bestärken in ihrem politischen Idealen. Absolut. Überhin kommt sie dann auch in Kontakt mit Bella, von anderen Benni gespielt. Und dann gibt's einfach diese großen, starken Momente, wo sie gar nicht viel macht, wo sie bei diesen Rallys ist, wo sie bei den Demonstrationen mitläuft und bei den Versammlungen ist. Ja, und auch mal verhaftet wird und nicht so zimperlich mit ihr umgegangen wird. Ja, das ist krass. Aber das war auch die Zeit damals. Das ist auch teilweise die Zeit noch heute. Was ich tatsächlich stark machen will, obwohl er die 60er darstellt, was universelles hat, es geht natürlich um die Angst der Jugend vor dem, was die Erwachsenen verbrocken. Und dann sind wir ja voll in unserer Zeit. Wir sind voll. Es sind sowas von in unserer Zeit. Ich finde, der Film hat ... Der atmet nicht unbedingt die 60er für mich. Also, der tut er natürlich. Er spielt in den 60er und er bildet die ganz gut ab, soweit ich das beurteilen kann. Er könnte, so wie er gedreht ist, ganz genauso heute spielen. Also, es gibt keine großen Notwendigkeiten, das in den 60ern zu sehen und zu sagen, na ja, das war damals so. Sondern du hast alles, was da passiert, könnte genauso heute passieren. Und es ist mit Fridays for Future genau das gleiche Problem. Die haben alle genau die gleichen Ängste. Ich versteh das total. Natürlich hab ich die auch in anderer Form, weil ich mit fast 40 ... Mit den Ängsten anders umgehe, vielleicht. Aber es ist halt ... Ja, wir gehen vor die Hunde, wenn wir uns nicht kümmern. Und es sind Ängste, die man ernst nehmen muss. Und vor allem auch ... Aktivismus, der daraus entwächst, den man auch ernst nehmen muss. Und vor allem auch Respekt haben muss. Dass die Kinder und Jugendlichen aufstehen und sagen, hey, wir müssen was ändern, sonst sieht's richtig kacke aus. Und ja, wir haben Angst. Und vielleicht sind wir ein bisschen empfänglicher für Angst, um die Hormone zu rückspielen. Aber die Angst ist trotzdem real und die Bedrohung ist real. Ja, absolut. Ich finde, der Film kehrt das wirklich schön hervor, dass er eben zeigt, wie wichtig der Aktivismus und die Auseinandersetzung ist. Und dass er gleichzeitig zeigt im Leben von Jugendlichen und Kindern. So viel vor sich. Vielleicht gibt es Punkte, an denen wir ansetzen können. Wenn wir Eltern sind, können wir ihn nicht das Leben zur Hölle machen, indem wir hässlich zu unseren Partnern sind oder so. Und als Gesellschaft können wir versuchen, auf sie zu hören und die Welt nicht vor die Hunde fahren zu lassen. Das ist unsere Aufgabe als Erwachsener, diese Ängste in beiden Richtungen ernst zu nehmen. Sowohl die persönlichen Emotionalen als auch die Politischen. Und uns dachen auch zu orientieren. Weil wenn sie erwachsen sind ... Ich meine, wir sind irgendwann tot. Aber die haben da noch ein paar Jahre vor sich. Und die müssen mit der Welt klarkommen, die wir ihnen hinterlassen haben. Gut, das ist jetzt ... We could all die tomorrow. Ja, das ist das große Thema unserer Zeit sowieso. We could all die tomorrow. Und wir wollen irgendwie nicht die Welt verhunzen, für die, die danach noch was damit anfangen müssen. Aber gut, da können wir natürlich eine riesige politische Debatte. Da können wir einmal Luisa Neubauer einladen und uns hier fünf Stunden lang über die Scheiße auslassen, die gerade passiert. Gut, was macht der Film sonst? Ich finde, dass der Film so wenig erzählt und trotzdem so viel antiesert, dass er viele Sachen auch übersehbar macht. Also, wenn man auch nur einmal swingert, kann man einen Schnitt auf einen Blick verpassen, der eigentlich gerade die ganze Szene erzählt. Ja. Es ist schon wirklich krass. Es ist so viel nur mit Blicken und mit Kameraeinstellungen. Erzählt, dass man wirklich sehr aufmerksam gucken muss. Und viel über Gefühle, und so, die du einfach verpasst, wenn du das Ganze als Audiobook einfach rausbringen würdest. So was, das geht halt einfach überhaupt nicht. Ja, auf jeden Fall. Die Kamera ist halt genau immer sehr nah an den Gesichtern. Wir haben noch oft so in der Unschärfte noch mal Bewegungen und Plicke, auch wertende Plicke, auch nachdenkliche Plicke. Diese ganze Beziehung zwischen Ginger und Rosa, die ja den Titel gibt und über die wir noch gar nicht geredet haben, wird sehr viel in Plicken erzählt und sehr wenig in Dialogen. Die beiden unterhalten sich relativ wenig miteinander. Aber die beiden haben immer irgendeine Art von Connection. Es gibt ja ganz am Anfang diese Szene, wo sie beide Jungs küssen. Und dann Rosa ein bisschen tiefer geht, was weitergeht. Während Ginger so ein bisschen unsicher ist. Und dann immer so den Blick zu ihr hat. Ist eine sehr starke Szene, um zu zeigen, wie unterschiedlich die beiden ticken. Übrigens, Alphanings erster Kuss vor der Kamera. Oh Mann, das ist immer irgendwie komisch und orkwotend. Aber ich finde, das ist natürlich sehr gut erzählt so. Das sind so gute Montagen quasi von Freundschaft, Ausleben von Freundschaft, Spaß haben. Kamera ganz oft, ganz nah dran. Und einfach nur an glücklichen Blicken, zwei ja Freundinnen, die zusammen einfach Spaß haben. Zwei Freundinnen, die gerade mal in den Auto gesprungen sind und da doch mal Angst haben, weil irgendwie die Jungs, die das Auto fahren, ein bisschen irre sind. Ja. Und irre fahren. Das ist eine krasse Szene, die sehr lange ist und ohne Dialog auskommt, wo sie ins Auto einsteigen. Dann steigen sie irgendwann aus, dann rennen sie zum Wasser, rennen am Meer rum und haben Spaß. Es gibt keine Musik dahinter, sondern sie sind einfach nur ... Haben sie nicht ein bisschen Jazz-Score darunter? Sie haben ... im Auto läuft ja die Musik. Das kann sein, ich weiß es nicht. Sie haben immer mal wieder ein bisschen Jazz-Score, aber es gibt sehr viele Szenen, die auch wirklich so ruhig sind und auch wirklich Banalitäten zeigen, Trivialitäten. Also gerade die Freundschaftsszenen zwischen ihnen sind auch einfach, sie sind zusammen unterwegs, sie halten Händchen, sie springen am Wasser rum, sie sitzen da und rauchen zusammen eine Zigarette und einer muss husten, so ganzen triviale Sachen. Sie lassen Jeans eingehen, in denen sie debattern. Ganz tolle erzählte Freundschaft natürlich. Und auch von Anfang von Geburt im Grunde an und dann irgendwie jugend und so. Ähm ... was ich, wo ich die Schwierigkeiten habe, ist, dass er dann doch anfängt, ein, zwei Klischees aufzumachen, wie zum Beispiel die Schwangerschaft. Ja. Dann ist die auch noch schwanger. Und dann versucht auch noch, die Mutter sich umzubringen. Ich find, dass der Film das gar nicht braucht. Ich hab da ein Stückchen zu weit. Dann verliert er mich ein bisschen und ich bin ein bisschen genervt davon. Weil ich denke, der ist so tiefgehend oder hat so viele ... nimmt sich so viel Zeit, die Themen zu beackern, die er hat, dass er für Klischees einfach keinen Platz hat. Das macht das nur schwächern. Glaubst du, dass sie wirklich schwanger ist? Ich glaub, für mich blieb das sehr offen. Ja, das stimmt schon. Es gibt ja diesen Konflikt zwischen Ginger und Rosa, wo Ginger zu ihr sagt, na ja, wenn irgendwie ... du teilen lassen, wenn du älter wärst, genauso wie ihr meine Mutter hat, und dann sagt Rosa, nein, unsere Liebe ist ewig, und jetzt kriegen wir auch noch ein Kind. Für mich bleibt es offen, ob sie tatsächlich schwanger ist. Ja, das ... ja. Chance ist A, würde ich sagen, eher nicht. Aber mit dem Selbstmord von der Mutter stimme ich dir zu. Er packt dann noch mal so eine ganze Schippe, Tragödie mit drauf. Ja, das ist schon krass. Im Finale. Ich find's jedenfalls zu viel. Ich glaube, dass der Film so wichtige und schwere Themen hat, also so viel Gewicht, dass man das nicht noch mit Klischees belasten darf. Ja. Das ist einfach, das find ich zu viel. Aber was ich wiederum besser erzählt finde, ist, wie sich Rosa in den Vater verliebt. Ja. Also, wir sehen wir zu schubert, weint und solche Sachen. Das sind alles so Sachen, die dazu führen, dass wir das Gefühl haben, dass das eine geschundene Seele ist. Ja, Künstler. Man kann es sehr ins Lächerliche ziehen, aber die Tochter hat natürlich ein Gefühl dazu. Und dann kommen natürlich diese ganzen Sätze, wo man sie packen will und sagen will, nein, du ist nicht. Wo er sagt, he's wounded, I think I can help him. Das tut dir richtig weh als Zuschauer. Ja. Und ich versteh's, aber ich kenne diese Sätze. Ja. Und die sind nicht nur pure Klischees, sondern es ist halt eine Gefühlswelt, die da erwacht, die auf so eine simpel Art und Weise irgendwie ... ja, sich einer Person nähern will und irgendwie helfen will und da sein will. Und das ist auch das toxische dieser Beziehung aus dieser Zeit. Wir haben sehr viel über Ginger geredet. Rosa ist natürlich auch eine super spannende Figur. Ja, ja, genau. Wir verstehen sehr viel von ihrem Verhalten. Sie sucht irgendwie die Lebensfreude, wo Ginger eher das Politische sucht. Und gleichzeitig hat sie ja immer diesen religiösen Haken. Das ist ziemlich krass, weil das sich fast zu widersprechend scheint, dass sie ihre Reaktion darauf ist, die Welt könnte untergehen, wir müssen beten, wir müssen in die Kirche gehen. Und sie nimmt das hier wirklich auch ernst. Und wir haben das Gefühl, auch Rosa ist halt eine ... einfach ein unsicheres, jugendliches Mädchen. Ja, ja. Und damit auch ein sehr leichtes Opfer für Roland. Weil sie sich sehr schnell davon begeistern lässt, sie ist ohne Vater groß geworden, sie sieht ihm wahrscheinlich so eine Mischung aus Vaterfiguren, potenziell im Liebhaber schon sehr früh. Und fühlt sich sehr schnell zu dem hingezogen, wie er sich gibt und wie er sich auch selbst sieht. Ja, und der Wege ist sich auch inszeniert. Am schlimmsten wird es ja, wenn er das wirklich ausspricht und als Entschuldigung nimmt für das, was er tut, dass er sagt, ich bin immer der Rebel gewesen. Ja, und das ist total wichtig für die Gesellschaft und so. Und ich hab der Gesellschaft damit gedient. Und sich als Helden wirklich inszeniert. So, als sensiblen Helden. Ja, ja. Was mich so ankotzt, weil du damit so eine wichtige ... ähm, so einen wichtigen Männertypen kaputt machst. Also so ein ... sensibler Männer sind wichtig für diese Welt. Und wenn du dann das benutzt, um Scheiße zu bauen, ja. Ja. Wahrscheinlich noch so ein Grund, warum ich mit dem Film so krass, emotional, warum mit der mich so fertig gemacht hat. Weil es eben auch so dieser Gegensatz auch ist zwischen der Art, wie er sich inszeniert und wie er sich auch selbst sieht und dem, was er letzten Endes verkörpert. Weil er hat natürlich ganz viele von diesen patriarchreichen Sachen in sich drin, die er vermeintlich kritisiert. Er ist eben nicht einfach der Rebel, sondern er hat ... Er trägt die ganz klassischen, toxischen Männigkeitsmerkmale mit sich. Absolut. Jetzt reden wir schon wieder über diesen Typen. Ja. Um vielleicht noch mal zu was Positiven zu kommen. Ja. Wir lernen Rosa auch kennen, wie sie sich in den Verliebt. Wir verstehen das auch irgendwie, warum sie sich dazu hingezogen fühlt. Ja. Und diese Bande zwischen Ginger und Rosa, die geht nie ganz kaputt. Das gibt ... Und das sehe ich halt in dieser End-Einstellung auch, wo Ginger dann das Gedicht an ihre beste Freundin schreibt. Und wo sie noch mal sehr drüber nachdenkt, dass sie sie liebt und dass sie unterschiedlich sind. Und dann sagt sie ja, but we are different, you dream of everlasting love. Not me, because what really matters is to live. And if we do, there will be nothing to forgive. Also in der Frage, ob sie ihr vergeben kann, sagt sie schon, hey, wenn das weitergeht, das Leben, es gibt eigentlich nichts zu vergeben. Weil das Leben irgendwie da ist und unsere Freundschaft stark genug ist. Dann schließt sie mit dem Satz, but I'll forgive you anyway. Was einfach noch mal betont, wie stark ihre Freundschaft ist. Und das glauben wir ihr auch, weil das einfach in diesen Momenten, die wir von ihnen zusammen gesehen haben, so trivial die Teilweise waren, weil das total rübergekommen ist, dass die beiden eng zusammenhängen. Und dass die beiden wirklich ein ganz besonderes Band verbindet. Und wollen wir damit vielleicht rüber schwenken zu unserer Top-3? Oh ja, unsere Top-3-Female-Friendships sag ich jetzt mal so. Freundschaft zwischen Mädchen, Frauen. Ich hab extra Mädchen-Slech-Frauen, weil beides spannend ist. Absolut. Und ich hab's geschafft, beides zu finden. Ja, hab ich, Gott sei Dank. Okay. Na, ich bin mal gespannt. Haben wir uns ein Jingle schon gespricht, noch nicht los? Jingle! Unsere Top-3. Ja, Freundschaften zwischen Mädchen und Frauen, es gibt so viel. Und wieder einmal, wie auch schon letzte Woche, bei dem Thema weibliche Nerds, ist es ein Thema, was tendenziell eher besser geworden ist. Wir haben oft, also ich hab oft das Gefühl in unseren Listen, decken wir so sehr große Zeitspannen ab. Wir haben das aus den 50ern, aus den 70ern, aus den 90ern, weil jede Epoche großartige Filme hervorgebracht hat. Aber gerade wenn es um feministische Themen geht, wenn es um Thema Frauen geht, muss man überhaupt zwei Frauen die miteinander reden, ohne dass es über Männer geht. Da muss man sagen, dass Kino unserer Zeit ist da deutlich stärker aufgestellt als das Kino vor 20, 30, 40, 50 Jahren. Ja, definitiv. Und deswegen sind auch die Sachen, die ich drin habe, wieder tendenziell eher aktuell. Hast du honorable Mansions? Ich hab viele honorable Mansions, aber wir fangen vielleicht einfach mal mit der Top-3 an und arbeiten uns dann vor. Wir gucken mal, ich hab wieder, wieder, wieder, wieder, wir kennen das schon von mir, die Platzierung noch nicht festgelegt, weil ich einfach denke, Scheiße, was nehm ich jetzt, wie, wo? Ja, dann fangen wir an mit der 3. Du musst dich festlegen. Ich würde anfangen mit ... mit dem Gilmour Girls. Ah, toll, ja, auf jeden Fall. Warum nicht? Gehört auch so ein bisschen zu Girls Night, oder? Auf jeden Fall. Gilmour Girls ist Girls Night-Programm. Da sind wir uns einig. Ja, absolut. Und ich hab die Dialoge, die schnellen Dialoge, natürlich, man ist erst mal überfordert und denkt sich mal, was ist das hier gerade für eine Art und Weise, Serie zu drehen und zu erzählen und zu machen? Ich komm nicht mit. Aber ich mochte das Semper irgendwann sehr. Und auch den Humor, der da drin steckt und so. Und ich hab das ziemlich viel geguckt. Ich hab das komplett geguckt. Ich mochte das tatsächlich sehr gerne. Und es steckt voller toller Freundschaften. Man kann sich gar keine rauspicken, weil die Freundschaft zwischen Lorelei und Suki, die zusammen im Hotel arbeiten, ist super. Also, ich würde am besten natürlich die Mutter-Tochter-Beziehung rauspicken, weil das ist das grundlegende Serie. Und ich find diese Freundschaft so wahnsinnig großartig erzählt. Auf jeden Fall. Weil es eben auch immer an diesen Konfliktlinien läuft, Mutter-Tochter, beste Freundin. Manchmal übernimmt die Tochter die Mutterrolle, wenn die Mutter mal wieder irgendwie aus dem Rahmen läuft. Ja. Ja. Aber auch andere Freundschaften in der Serie, wie im Rory mit Lain, ihrer besten Freundin. Ja. Und dann später Rory mit Paris, die so eine sehr merkwürdige Beziehung Also, es ist eine Serie mit sehr vielen tollen Frauenrollen und sehr vielen tollen Beziehungen zwischen diesen Frauenrollen. Schön. Hattest du den auch irgendwie in deiner Liste? Nee, hab ich nicht. Weil du jetzt so wahnsinnig gut vorbereitet warst, was die Rollennamen und so betrifft. Ich hab die Serie mehr als einmal geguckt. Ich liebe diese Serie wirklich. Die gehört zu den großen Serien der 2000er-Jahre, bevor dann die richtig großen Serien angefangen haben. So ein letztes Stück episodisch erzählte Serie, bevor Serien versucht haben, Kino zu imitieren. Ja, okay. Mein Platz drei ist ein zufälliger, zufälliger älterer Film, der zufällig reingerutscht ist. Mhm. Wie gesagt, auch auf frühere Filmliche Epochen haben manchmal doch getroffen. Und zwar relativ unbekannt now and then aus dem Jahr 1995, der so ein bisschen das weibliche Gegenstück zu dem Film Stand bei mir ist. Auch hier geht es um eine Klicke von Kindern, die kurz vor der Jugend stehen, die extrem gut befreundet sind. Und auch hier geht es darum, wie sie mit dem Alltag fertig werden und wie ihre Freundschaft auf die Probe gestellt wird. Ja. Und gleichzeitig stärker wird. Unter anderem mit Christina Ricci, mit Tora Birch. Oh. Die ganz jung, die damals noch wirklich diese Kinderrollen spielen. Und Christina Ricci war ja eine großartige Schauspielerin, ist immer noch eine großartige Schauspielerin. Ja, absolut. Ganz toller liebenswerter Film, dem es auch gelingt, die Freundschaft der Kinder zu erzählen, parallel zu der Freundschaft der Erwachsenen, die sich dann irgendwann wieder treffen und versuchen, Geschichten ihrer Kindheit wieder aufleben zu lassen. Ein kleiner Film, ein Film, der ein bisschen untergegangen ist. Aber absolut sehenswert. Okay. Mein Platz zwei. Ich leg jetzt einfach mal fest. Bapenböben. Ähm ... Ja, Pitch Perfect hatten wir jetzt gerade erst. Aber der ist einfach listenwürdig. Aber ich nehm ihn mal trotzdem in die Honorable Mansions rein. Und packet stattdessen Buffy mit rein. Buffy schon wieder Buffy. Ja. Hatten wir denn nicht letzte Woche zumindest auch erwähnt? Ich glaube ja. Willow hatten wir erwähnt. Ja. Bei Buffy. Als weiblichen Nerd. Stimmt. Aber Buffy, also, es sind tolle Freundschaften unter Frauen dabei. Ich bin ja bei Buffy komplett raus. Ich kenne nicht viel außer ein, zwei Episoden. Steht die Freundschaft zum Mittelpunkt? Ich dachte immer, es geht darum, Vampire zu köpfen. Ja, natürlich. Geister zu lieben. Geht es darum, und es geht um so viel mehr. Aber eben auch schöne Freundschaften dabei. Nicht nur um Liebe zwischen heteronormativen Leuten. Sondern eben auch um einfach Freundschaften und füreinander da sein und so. Okay, cool. Mein Platz zwei. Ganz frisch, ganz jung, 2019. Wir haben auch darüber gesprochen im Podcast Haslas. Ah, stimmt. Konstantz Wu und Jennifer Lopez, die als Tripperin zusammenarbeiten und dann irgendwie so ein Schim zusammenmachen, wo sie Leute ausnehmen. Ja. Und neben diesem Verbrechen, die sie machen, wird aber eben auch eine ganz tolle Frauenfreundschaft erzählt. Auch sehr ambivalent. Ja, ja, ja. Die auch durch Höhlen und Tiefen geht und trotzdem sehr stark und sehr beständig ist. Nicht nur zwischen unseren beiden Protagonistinnen, sondern auch in dieser gesamten Gruppe, wo sehr unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen. Und die sich alle zusammenraffen. Und natürlich geht es so ein bisschen auch darum, sich an der Männerwelt zu rächen. Und vor allem an den spezifischen Typmann. Ja, darüber geredet übrigens lange. Wenn ihr euch die Episode anhören wollt. Es geht auch darum, Freude zu haben und das Leben zu genießen und das Beste aus den Umständen zu machen. Das gelingt den Darstellerinnen ganz toll umzusetzen. Es gibt sehr viel Chemie vor allem zwischen Konstantz Wu und Jennifer Lopez, zwischen denen ja doch ein großer Altersunterschied ist. Das stimmt. Toller Film. Mein Platz eins ist eine Serie. Dairy Girls, die ich immer wieder erwähne in diesem Podcast. Ja, einfach großartig ist. Ich weiß nicht, ob du sie gesehen hast, nur inzwischen. Immer noch nicht. Plur. Es gibt so viele Sachen, die ich dir immer wieder anempfehle. Ich weiß, ich weiß. Hast du die Get Back Doku inzwischen geguckt? Nein. Das ist noch nicht lange genug her. Selbst wenn ich mich doch bemüht hätte, hätte ich das niemals in der Zeit schaffen können. Okay. Also, Dairy Girls, ganz, ganz großartige Comedy-Serie auf Netflix. Das ist der Konflikt Nordirland, England. Und vor diesem Hintergrund wird einfach auf dem Mädchen-Internat. Oder es ist eine Mädchenschule, oder weiß ich nicht. Auf jeden Fall in Dairy, glaube ich, heißt die Stadt einfach. Und deswegen Dairy Girls. Und die Freundschaft ist einfach von den Mädchen, ist einfach van-wundervoll erzählt. Und nicht nur Comedy, sondern auch einfach, wie sie es für eine gute Comedy-Serie gehört. Und auch emotional ergreifend zwischendurch. Und einfach wahnsinnig lustig auch. Cool. Ja. Ich habe auch eine Serie auf Platz eins. Offensichtlich sind es vor allem Serien vielleicht auch einfach, weil die mehr Möglichkeit haben, so freundschaftliche Bande länger auszubreiten. Und es ist genug Zeit, einfach schöne Momente darzustellen. Und in meiner Serie ist es auch so, dass es gar nicht so einfach ist, sich was rauszupicken, weil es so viele tolle Frauenfreundschaften gibt, die aus dem Jahr 2013 sieben Staffeln mittlerweile zu Ende erzählt. Ah, okay, haben Sie es geschafft. Vor ein paar Jahren zu Ende gegangen und hat es auch geschafft, die Qualität fast über die gesamte Laufzeit zu halten. Gefängnis, Tragikomödie in einem Frauengefängnis. Und es werden so viele tolle Freundschaften erzählt. Also zum Beispiel, um eine hervorzuheben, das ist die Freundschaft zwischen Tasty und Possee. Tasty ist auch in die Possee verliebt. Aber trotzdem, obwohl die Liebe nicht gegenseitig ist, schaffen sie es trotzdem, eine Freundschaft daraus entstehen zu lassen, die auch sehr lange hält. Natürlich auch die Freundschaft zwischen unserer Protagonistin Piper und ihrer Ex Alex, die dann auch später wieder zur Romance wird. Aber auch ganz lange auf so einem freundschaftlichen Leveltolle erzählt wird. Ja, ich meine, es ist ein sozialer Mikrocosmos. Das heißt, es leben sehr viele Frauen auf engstem Raum zusammen. Es entstehen ganz viele Freundschaften. Und die Serie hat das Herz einfach am rechten Fleck. Sobald sie irgendeine emotionale Beziehung zwischen Frauen erzählt, macht sie das sehr vieles, sehr richtig. Großartige Serie, tolle verschiedenste Arten von Freundschaften, die ihr erzählt werden. Geil. Ja, ich hab Orange to the New Black immer ... Ich hab versucht, erst ein paar Folgen. Und dann hab ich irgendwann gedacht, irgendwie ist es nix für mich, aber ich kann nicht sagen, warum. Ich weiß es nicht. Ich würde gerne als honorable Menschen noch Famer und Luise in den Raum schmeißen. Weil das der Klassiker ist auch ein Film, der in den 90ern schon sehr viel richtig gemacht hat. Ein Musterbeispiel des feministischen Films wird er genannt. Einfach die Freundschaft zwischen Famer und Luise, die auf der Flucht vor der Polizei sind und zusammenhalten. Buxmart hab ich letzte Woche erwähnt. Ja, ja, ja. Das Film mit weiblichen Nerds, der auch eine ganz tolle Freundschaft erzählt. Tolle Beispiele in den letzten Jahren Filme über Freundschaft zwischen Frauen. Und um vielleicht noch so ein etwas weniger bekannten Film zu nennen, Blue My Mind, ein höchsterreichischer Film oder ein deutscher Film. Moment, jetzt muss ich kurz gucken. Deutsch sprach ich das auf jeden Fall. Schweiz, ein Schweizer Film, Mischung aus Coming of Age and Horror. Wo sich eine jugendliche Pöhe-Apöhe in eine Nächste verwandelt. Oh. Das wird geraumt von einer Freundschaft zwischen der Protagonistin und einem anderen Mädchen. Das scheint nicht zu ihr zu passen, aber es wird trotzdem eine sehr enge Freundschaft erzählt. Sehr interessanter Film aus dem Jahr 2018. Und um noch einen älteren Film zu nennen, den wahrscheinlich auch die meisten kennen werden. Zumindest vom Namen Grüne Tomaten, der die Freundschaft von zwei Frauen erzählt, die in den Südstaaten leben. Und hier vielleicht auch ganz spannend, dass ältere Frauenfiguren eine Freundschaft miteinander führen. Ja. Schön. Ach, wieder eine tolle Liste, ich muss wieder Filme gucken. Okay. Und ich muss offensichtlich mal Serie gucken. Aber ich hab mir die Dairy Girls jetzt gemerkt. Jetzt endlich? Ich mach meine Hausaufgaben. Ich bin gespannt. Ich versuch's, zumindest. Das war ... ... unsere Top 3. Zurück zu Ginger & Rosa. Du hast gesagt, du bist vor allem deprimiert zurückgeblieben. Ja. Ich hab's ja schon gerade so ein bisschen angeteasert mit diesem Gedicht, dass auch wenn wirklich traurige Dinge passieren, sehen wir, dass die Angst von Ginger vor allem daher kommt, dass sie das Leben liebt, sie sagt ganz oft, dass sie leben will und dass sie das Leben wirklich wichtig ist. Ja. Und dass sie eigentlich leben will. Und es bleibt eben am Schluss der Gedanken, das schafft sie auch irgendwie. Und die Freundschaft mit Rosa, die schafft das auch irgendwie. Und das ist so ein Stück Hoffnung, dass ich da irgendwie sehe. Ja, aber es ist nicht genug, um mich daran festzuhalten. Also, ich versteh schon, klar, das ist so das ... Maximal mal ein Happy End, was man denen geben kann. Und es ist auch sweet und nett, dass sie das im Ende noch irgendwie sagt, dass sie ihr sowieso verzeihen wird. Hätte vielleicht sogar nicht ... Hätte man nur, na ja gut, vielleicht hätte man, muss man's schon sagen, es ist nicht erspielt worden, dass das auf jeden Fall der Fall ist. Vielleicht hätte sich stärker gefunden, wenn es nicht hätte aussprechen müssen. Wenn sie wirklich das so sich erspielt hätte, dass man als Zuschauer weiß, ja, das wird schon ... Die Freundschaft wird das überleben. Aber das ist jetzt nit picking, das ist ... Ja. Aber ich bin zu deprimiert. Ich bin wirklich zu deprimiert aus der ganzen Sache rausgegangen. Ich war wirklich, wirklich hart getroffen. Ich hab lange, lange gedacht. Und auch lange versucht, rauszufinden, was mich überhaupt so fertig macht an dem Film. Und ich bin, glaub ich, auch immer noch nicht fertig mit Nachdenken. Ich bin echt leid, weil ... Ich find's gut natürlich, weil ich sage, gutes Kino muss einen emotional herausfordern. Oder ein guter Film ist gut, wenn er dich emotional herausfordert. Es ist krass, dass dieses Negative bei dir hängen geblieben ist. Ich hab für mich vor allem mitgenommen, es passiert viel Schlimmes in der Welt, aber die Welt ist es wert, dass man darum kämpft. Und gerade als Teenager, wo man mit so vielem konfrontiert ist, was man nicht versteht oder was einen fertig macht, dann trotzdem den Kopf gerade zu halten, nach vorne zu schauen. Das ist trotzdem möglich. Und die Dinge, an denen man sich festhalten kann. Weißt du, was das Problem ist, warum es besonders trifft? Es ist nichts Außergewöhnliches passiert. Ja. Es ist nichts passiert, wo man sagt, oh, wow, okay, da ist jetzt aber mal ein riesiger Unfall passiert. Das ist sehr deprimierend, und es tut mir leid, dass ausgerechnet das jetzt dieser Frau passieren muss oder sowas. Nee, das sind Sachen, die immer, immer, immer wieder im Kleinen passieren. Die bis heute ein Problem sind, die bis heute so viele psychische Herausforderungen darstellen für junge Menschen, die dann jahrelang bis zum Lebensende teilweise daran zu knabbern haben, solche Dinge zu erleben. Und ich kann mir auch vorstellen, dass Rosa genau das gleiche, und das finde ich ein bisschen traurig, dass sie so ein bisschen fallen gelassen wird am Ende, und sie bekommt diese Geschichte nicht ausreichend noch mit erzählt. Die wird auch daran zu knabbern haben, so ewig und so lange. Und es wird so wahnsinnig schwierig sein, zu verstehen, was da passiert ist, und dass sie nicht diejenige ist, die Schuld ist. Weil das sagt sie. Sie gibt sich die Schuld und sagt, tut mir leid, dass ich gemacht habe, und das ist eigentlich seine Schuld. Und das muss miterzählt werden. Aber der Filme, die klare Botschaft. Wenn der Vater sich entschuldigt, und Ginger dreht sich einfach weg, um das Gedicht für Rosa fertigzuschreiben? Absolut, du hast recht. Natürlich, das tut er. Aber man verliert Rosa so ein bisschen. Ihre Tragik steckt ja auch ganz tief drin, und nicht nur in Ginger. Das stimmt. Ginger steht einfach dann auch im Mittelpunkt. Der emotionale Anker dieses Films ist Ginger, und wir kriegen sehr viel Empathie für sie. Und die anderen Figuren können dabei vielleicht so ein bisschen unhauchen. Gerade bei Rosa ist es natürlich auch schade, weil sie die titelgebende Figur ist die Zweiter. Ja, der Film hätte auch nur Ginger heißen können. Habe ich das Gefühl, weil Rosa wirklich viel hinten runterfällt. Das ist ein bisschen traurig. Aber ihre Freundschaft ist so stark. Und gerade diesen ersten 20, 30 Minuten, die uns darauf vorbereiten, was dann später kommt, wo wir einfach nur erleben, wie sie unbeschwert zwischen Kindheit und Jugend, auch zu diesen noch nicht genau wissen, wo spielen wir, wo machen wir Jugendliche Sachen? Ja, genau. Weil es wechselt quasi zwischen dem Fangenspielen und dem Rauchen und mit Jungs rumknutschen. Und was ja auch eine total schöne Phase ist. Und das wird ja auch am Anfang gezeigt. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, die ist irgendwie aufregend, wenn man so dazwischen ist, in beiden Welten so ein bisschen steht. Und dann passieren mal Dinge, die sich plötzlich sehr erwachsen fühlen lassen. Und dann passieren Dinge, die sich sehr klein fühlen, wie sie so ein Kind fühlen lassen. Und diese Spannung ist so stark in den ersten 20, 30 Minuten, dass ich eben doch am Schluss rausgehe mit dem Gedanken, ja, die Jugend ist ein Arsch, aber das Leben ist trotzdem schön. Na ja, du hast halt nostalgische Gefühle, ne? Nostalgie ist immer so zwischen ... Zwischen, also wie Melancholie, so zwischen ... Zwischen schöner Erinnerung und trauriger Erinnerung. Und das ist so ein Mix. Sally Potter hat den Film ihrer Mutter gewidmet. Ja. Und das hat sich an 2010 gestorben. Und auch das macht bei mir so eine Welt auf von ... Oh, oh Gott, was hat die arme Mutter erlebt? Mhm. Ich weiß nicht, was die ... Also, sicherlich solche Sachen wie einfach Figuren aus der Zeit, zu Hausfrau verdammt und nicht ... nicht ... Die Welt stand einem nicht offen, sondern wurde klein gehalten oder so. Solche Sachen kann ich mir gut vorstellen. Das ist ja das Thema, das Films auch eine Streckenweise. Ja. Sally Potter hat selbst gesagt, dass sie in einem Linken-Milieu groß geworden ist während der Kuba-Krise. Sie war damals ein bisschen jünger als Ginger an Rosa. Sie war eher so 12, 13. Mhm. Aber sie hat gemeint, sonst hätte sie keine Ähnlichkeiten zum Ginger-Charakter. Mhm. Also ... Voll mir sie wünschen. Ja, ja. Na ja, gut. Okay. Also, für mich kein Girls-Night-Film, sagen wir so. Ich würde gerne diese Challenge weiter tragen, Plor. Nicht unbedingt bis zum nächsten Mal. Du musst nicht nächstes Mal noch mal versuchen, das irgendwie hinzukriegen. Aber ich bitte dich irgendwann mal, in den nächsten Episoden es zu schaffen, mir einen Wirklichen. Viel gut, viel gut ... Girls-Night-Film zu geben. Na, dann schmeiß ich doch mal Dirty Dancing vor die Füße. Nein! Es gibt noch mehr als nur Dirty Dancing als viel gut. Also viel gut, Movie in Girls-Night-Thematik. Es gibt noch mehr. Ja, ich finde eben diese Nora Ephron-Filme ... finde ich auch alle ganz schrecklich. Pride and Prejudice, was ist damit? Ja, könnte ich mir vorstellen. Ähm ... Ich finde vielleicht auch ein Film mit weiblichen Themen, weiblicher Perspektive, der ... ... der mehr viel gut ist, aber trotzdem nicht ganz so oberflächlich wie ... Ja, das wäre natürlich gut. Ich will nicht so was wie Pretty Woman nehmen, der auch auf allen Girls-Night-Filmen steht. Das sind typische Männerfilme ... Ja. ... mit klarem Auftrag und klarem Ziel. Und ... Ja. Ja, ich weiß nicht, ich überlege noch mal. Aber tatsächlich ... ... liebe Zuhörerinnen, bei uns stehen Jubiläumsfolgen an. Oh mein Gott, hier stimmt. Episode 99, eine Hausaufgabe von Johannes für mich. Und die Woche darauf, Episode 100, eine Aufgabe von mir an Johannes. Und ich hab auch schon so eine Ahnung, was ich für die Hundertste machen will. Auch wenn Johannes noch mal gesagt hat, ich könnte es ja auch so ein Geburtstagsfilm sein. Ja, weiß ich nicht, gibt's typische Geburtstagsfilme? Kein typischen Geburtstagsfilm. Es gibt bestimmt so alberne Komödien, die irgendwie so ein Geburtstag an dem alles schiefläuft bei den Chris-Woods oder so irgendwas in der Richtung. Aber du kannst ja auch mal überlegen. Wenn du so schnappst, zahl 1 vor 100, es klingt auch voll nach Jubiläum. Und 100 natürlich erst recht. D.h., wir machen jetzt zwei aufeinanderfolgende Episodes. Jubiläums-Episoden. Um das Girls' Night noch mal zurückzuwärschen, du hast mir die Aufgabe Girls' Night gegeben. Die Aufgabe für die nächsten Episoden ist, was zu finden, was diesem großen Anlass. Hundert Jahre muss man sehen, Podcast gerecht wird. Hundert Jahre gibt's uns. Wenn ihr wissen wollt, was Johannes dafür auswählt, dann bleibt kurz dran. Bis dahin, vielen Dank fürs Zuhören. Vielen Dank, dass du diesen Film mir gezeigt hast. Danke, dass du ihn so offen darüber geredet hast, auch wie du dich dabei gefühlt hast. Ganz toll. Bis nächste Woche. Bleibt gesund und wir hören uns dann wieder. Bis dann, ciao. Ich hab ein Girls' Night-Film. Anmachen, noch mal, anmachen, noch mal, anmachen. Ihr habt jetzt ein Störgeräusch. Ich hab ein Girls' Night-Film. Aber nicht für die Hundertste Episode. Das ist, wie wir Spiceworld gucken. Das ist das für die Hundertste Episode. Dieser Film ist besser als sein Ruf. Dieser Film gehört für mich zu den Filmen. Der wird regelmäßig aufgezählt bei den schlechtesten Filmen der 90er-Jahre. Ich freu mich immer, wenn ich mal ein Film finde. Man findet einen Film, den alle mögen und man selbst hasst ihn. Dann fühlt man sich so als richtig toller Kritiker. Weil man erkannt hat, was schlecht ist, was andere gut finden. Ich find's viel cooler, was andere gut geschwächtet. Was ich gut finde. Und Spiceworld gehört dazu. Wir rufen das der perfekte Chick-Flick. Aber nicht nächste Woche, sondern irgendwann demnächst. Okay, gut, sehr schön. Bis nächste Woche, ciao. Wie angekündigt haben wir vor uns zwei Jubiläums-Episoden? Die 99 und die 100. Johannes, was hast du für mich für die 99? Jetzt haben wir schon wieder die Situation, dass wir beide schon zwei Episoden im Voraus wissen, was wir machen werden. Das ist so ungewohnt, hör mal. Passt schon, ich hab sogar noch drei für dich. Oh. Die kann ich auch gleich schon mal ankündigen. Also, ich hätte erst mal einen Film für dich. Pro. Welchen Film hast du für mich? Ich hätte für dich meinen absoluten Lieblingsfilm. Das ist fast ein bisschen zu groß gegriffen, weil es einfach so viele Filme gibt, die ich gut finde. Aber das ist so ein Staple-Film für mich. Ein Johannes-Film, ganz typischer Johannes-Film, für die 99. Episode Singing in the Rain. Worüber ich mich sehr freue. Ich warte seit Anfang dieses Podcasts auf, dass du endlich diesen Film mir als Hausaufgabe aufgibst. Nicht zuletzt auch, weil ich diesen Film zum ersten Mal mit dir gesehen habe. Ah, wirklich? Ja, also ich kannte den so ein bisschen. Ich hab da auch Zähnen gesehen. Und ich glaub, ich hab den auch so im Hintergrund, als Kind einfach, weil Erwachsenen geguckt haben, so mitgeguckt haben. Aber richtig bewusst geguckt von Anfang bis Ende, inklusive Gespräche, dann hab ich ihn zum ersten Mal mit dir. Weil du den zeigen wolltest bei so einem typischen WG-Filmabend. Aha, also mit Maya und Co. Ich glaube ja, ich weiß nicht mehr genau, wie die Zusammensetzung war, aber du hast den Film angeschleppt. Schön. Ich kann mich auch erinnern, dass du dabei mehr uns angeguckt hast, als den Film, weil du Reaktionen wolltest, was ich total toll finde, was ich ja auch gerne mache, wenn ich Leute in Filmen zeige. Und deswegen, ich freue mich total drüber. Naja, ich mein, das ist jetzt ein bisschen gespoilert, aber ich finde den Film natürlich auch großartig und gehört, was Musicals betrifft für mich, so ganz klar, so ganz hoheren Garde. Sehr schön. Möchtest du schon spoilern, was du mir geben willst? Ich spoilere auch, weil, ja, wenn wir schon wieder ein Paket schnüren, dann können wir auch gleich bei der Filme nennen. Ich dachte, für eine Episode, für ein Hundert, passt natürlich so ein Lieblingsfilm. Aber dann dachte ich vielleicht, eigentlich hab ich dir schon mein Lieblingsfilm gezeigt, das war Magnolia, das war der erste Film, die wir zusammengeschaut haben. Und stattdessen wollte ich einfach mal so ein dann, den Lieblingsfilm des Fuitons, der Kritik und von allen, die sich mit Filmen beschäftigen. Okay. Jahrzehntelang auf allen Top-Listen immer ganz oben, regelmäßig als bester Film, das ist aller Zeiten genannt, Citizen Kane. Die mir ja, glaube ich, auch ein bisschen kritischer beleuchten können, dann nochmal ein Film, der ja quasi so ein bisschen überkompensiert, so als Ausgerechtigkeitsempfinden dann irgendwann von der Kritik sehr viel gelobt wurde. Und ja, auch wirklich ein guter Film ist meiner Meinung nach und auch ein Massie einfach wegen seiner Filmestorchenbedeutung. Ja. Aber bestimmt können wir noch mal drüber reden. Ich glaube, ich hab schon mal im Podcast den Citizen Kane-Effekt genannt, dass es so ein Film gibt, wo man sagt, oh ja, ich sehe, warum der so einflussreich war und warum der so gut und wichtig war. Aber er ist halt auch, man sieht ihm auch sein Alter an. Und ich glaube, Citizen Kane ist so ein Muster, beispielsweise in solchen Filmen, großer Klassiker. Man sieht sehr viel große Kunst dahinter. Aber es gibt auch so dieses Gefühl, na ja, die Zeiten haben sich weiter bewegt. Also ein Film, der vielleicht schlecht gealtert ist. Nicht schlecht gealtert ist. Zu viel gesagt, aber ein Film, der gealtert ist. Was auch kein Wunder ist bei einem Film, der fast 100 Jahre alt ist. Okay. Ich bin gespannt. Und meine Top 3, um das gleich zu sagen, die kann ich reinwerfen. Ich habe es jetzt ganz schnell noch aufgeschrieben, wir schicken uns die immer per WhatsApp. Konsensfilme. Ich hätte gerne Top 3 der Filme, bei denen man das Gefühl hat, die gefallen wirklich allen. Das ist ja nicht so ein Film. Aber ich glaube, es ist als Liste super spannend zu sagen, welche drei Filme. Und es müsste gar nicht ein Lieblingsfilm von dir sein. Sondern die so umfassend unterhaltsam sind, dass irgendwie jeder was für sich mitnehmen kann. Und es ist wirklich schwer, sich jemanden zu finden, der sagt, oh nee, der Film ist aber doof. Dann habe ich auch eine Top 3 für dich. Der nichts mit dem Film Singing in the Rain zu tun hat. Sondern einfach Filme, die wir nicht gesehen haben, wo wir aber vom Titel her sagen, den muss ich mir unbedingt mal anbauen. Oh ja, das finde ich gut. Wenn man einfach so im Diabilisten durchgeht und plötzlich kommt einem der Film unter ihre langen Beine und die Atombombe. Und man denkt sich, was ist das für ein Film? Okay, also gar nicht wegen seiner filmestorischen Bedeutung, sondern wegen seines Titels. Ja, ja, genau. Ich habe einfach so ein Pile of Shame von Filmen, die ich noch nicht gesehen habe. Nein, das ist was anderes. Aber das ist noch spannender. Filme, die einfach einen Titel haben, der sagt, du musst diesen Film sehen. Man hat es einfach noch nicht geschafft. Und daran anschließend, wenn das Filme sind, die wir beide noch nicht gesehen haben, dann muss ich jeder aus diesen beiden Listen einen Film rauspicken und die machen wir dann vielleicht die Woche drauf. Die übernächste Woche. In meinem Kopf sind das alles trashige Filme, weil die so absurde Titel haben. Ja, wahrscheinlich. Ja, könnte sein. Ich bin gespannt. Okay, schön. Ja, gut. Ich freue mich auf die nächsten beiden Episoden. Wir brauchen Konfetti, wir brauchen Tröten, wir müssen feiern. Wir müssen feiern. Wir sollten auf jeden Fall keinen Tee trinken, sondern Champagner oder wenigstens Sekt. Okay, ich werde die guten Gläser ausholen müssen. Sehr schön. Also, die nächsten beiden Wochen wird bei Muss man sehen Podcast gefeiert. Wir haben Jubiläum, wir haben es tatsächlich geschafft, fucking 100 Episoden zu produzieren. 100 Episoden? Ich habe nicht gewagt, an die 100 Episode zu denken. Krass, ne? Ja, wir machen das jetzt seit zwei Jahren fast. Wahnsinn. Okay. Plötzlich ist alles so schnell gegangen. Wie man so sagt. Die werden so schnell erwachsen. Okay. Gut, dann freue ich mich auf unsere Jubiläen. Und wir sehen uns nächste Woche wieder. Und hören uns, liebe Zuhörer und Hörerinnen. Und bleibt gesund. Ciao.
