Episode 124: Exit Through the Gift Shop – Banksy Prank als Dokumentarfilm
Wir sprechen über die „Prankumentary“ und den ultimativen Street-Art-Film „Exit Through the Gift Shop“ von Banksy aus dem Jahr 2010. Der Legende nach eigentlich als Dokumentation des Exzentrikers Thierry Guetta geplant, kapert Banksy den Film, der eigentlich von ihm handeln sollte, und macht ihn zu einem bizarren Meta-Film über die Urban Art Szene, die Kulturindustrie und das Wechselspiel von Kunstproduktion und -Rezeption.
Auch wenn wir, was die Qualität des Films betrifft, der gleichen Meinung sind, so gibt es doch einiges zu diskutieren. Wie gut ist die Kunst des eigentlichen Protagonisten dieses Films, Thierry Guetta? Wer verarscht hier wen, und inwiefern wird der Urban Art Kulturbetrieb gefeiert oder veralbert?
Passend zum Thema des vermeintlichen Dokumentarfilms hauen wir bei unseren Top 3 Listen ausnahmsweise mal keine Filme raus, sondern diskutieren über unsere Geheimtipps der besten Künstler*Innen jüngster Zeit.
Transkript
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: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 124: Exit Through the Gift Shop – Banksy Prank als Dokumentarfilm Publishing Date: 2023-05-17T13:19:19+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2023/05/17/episode-124-exit-through-the-gift-shop-banksy-prank-als-dokumentarfilm/ Ich glaube, du gehst ein bisschen dem Film auf den Leim. Ich glaube, du gehst der Narration des Films auf den Leim. Das ist philisch, Plor. Das ist jetzt sehr philisch von dir. Nein, ich glaube, du fällst da rein. Natürlich inszeniert der Film das so, dass du genau darauf sollst, dir gestoßen werden. Lass dich nicht von dem Film verarschen. Nein, nein, nein, nein, nein, nein. Pass auf. Egal, ob du fertig bist, Plor, oder nicht, ich starte jetzt einfach. Plor, herzlich willkommen hier in meiner Küche. Herzlich willkommen, Johannes. Herzlich willkommen, liebes Publikum, zu einer neuen Episode vom Muss-Man-Sehen-Podcast. Wo wir uns gegenseitig Filme anempfehlen und sagen, du guckst jetzt diesen Film, egal ob du willst oder nicht, und danach reden wir darüber. Genau, und diese Woche hat Johannes einen Film vorgeschlagen. Und zwar Exit Through the Gift Shop. Ich hoffe, ihr da draußen habt den Film auch gesehen, weil sonst ergibt vieles von dem, was wir sagen können. Ach, Quatsch, ich glaube, das ist ein Film, bei dem man auch ganz gut reden kann, wenn man ihn nicht gesehen hat. Das stimmt vielleicht. Vor allem, wenn einem Street Art und Banksy was sagen, wobei, wenn man mit beidem irgendwie Kontakt hat oder beidem wohlwollend gegenüber steht, ist die Wahrscheinlichkeit auch relativ hoch, dass man diesen Film gesehen hat, der so ein bisschen, würde ich fast sagen, der ultimative Street Art Film ist, oder? Der ultimative Street Art Film, das stimmt, das trifft ziemlich gut. Und was ich beeindruckend finde, ist, dass die Academy diesen Film als besten Dokumentarfilm nominiert hat, zumindest. Er hat ihn nicht bekommen, aber er wurde nominiert. Was so ein bisschen crazy ist, finde ich, weil das ja doch ein sehr starker Untergrundfilm ist. Und ich weiß nicht, wie du ihn warm genommen hast. Naja, bei Banksy ist natürlich so ein bisschen das Ding, Banksy ist die Mainstream-Variante des Untergrunds. Ja, gut. Also, wenn du bei, wie heißt es, Familien-Duell bist und sagst, nennen sie, wir haben 100 Leute gefragt, nennen sie einen Street Artist. Beep, Banksy. Yeah, top Antwort. Also, Banksy gehört einfach zu den Ikonen des Street Arts. Und wenn es seit 2018, seit dieser Aktion mit dem Mädchen mit dem Ballon, das zerstrennert wurde bei der Auktion, kennt auch die Bildzeitungsleserin Banksy. Und neben Basquiat dürfte er wahrscheinlich, und vielleicht Keith Haring, dürfte er wahrscheinlich so der bekannteste Urban Artist überhaupt sein. Wobei Keith Haring nur wirklich einen riesigen großen Fußabdruck hinterlassen hat. Ja, ich glaube, das Besondere ist, dass Banksy viel mehr als Street Artist wahrgenommen wird. Keith Haring ist halt der, den man sich zu Hause aufhängt. Ich glaube, viele haben Keith Haring zu Hause hängen, ohne den als Street Artist wahrzunehmen, einfach weil der... Aber das ist auch länger her. Ich glaube, der hat einfach mehr Zeit, in das kulturelle Gedächtnis als Künstler aufgenommen zu werden. Und das passiert ja jetzt mit Banksy auch schon seit ein paar Jahren. Der ist ja inzwischen einfach nur als Künstler bekannt und nicht nur als Street Artist, der nervt, weil er einen Haufen Wände beschmiert. Ja, auf jeden Fall. Und zumal wir auch das Phänomen haben, dass Banksy von der Straße in den Galerien gelandet ist. Wie allerdings auch viele Street Artists in den 90ern und 2000ern. Banksy hat halt noch mal so eine Sonderstellung, weil bei ihm immer auch so Performance eine ganz große Rolle spielt. Und weil er wirklich so was wie ein Promi ist, ohne dass man sein Gesicht hält. Das ist vielleicht auch der Trick an der ganzen Geschichte. Man weiß einfach nicht, wer es ist. Es gibt Spekulationen, aber ich würde gerne das komplett rauslassen. Wir werden nicht über Banksy reden. Ich würde überhaupt nicht darüber reden, wer Banksy, wie die Identität von Banksy ist. Weil deine Mutter ist Banksy. Ich will das nicht entmystifizieren. Ich respektiere volle Kanne, dass er sagt, okay, ich habe ein schwarzes Gesicht. Keiner soll wissen, wer es ist. Das würde sonst meine Kunst verwässern. Und natürlich den Mythos ein bisschen entschärfen. Wir müssen auf jeden Fall darüber reden, inwieweit sich das Anonymhalten bei Banksy auch Show ist. Ja. Tatsächlich ist diese Anonymität bei Street Art durchaus eine gewisse Rolle. Wir haben das in diesem Film ganz deutlich. Sehen wir das dadurch, dass sehr viele Protagonisten verpixelt sind, weil sie nicht gesehen werden wollen. Banksy ist vielleicht noch mal eine Ausnahme, weil bei ihm dieses Anonymisieren zur Mystifizierung dient. Der lebt ganz gut davon, dass man spekuliert, wer er ist. Darüber können wir auch noch mal reden. Warum reden wir eigentlich über Banksy? Es geht doch eigentlich um Thierry Guetta. Der laut Banksy auch die viel interessantere Persönlichkeit ist. Und was ich ganz toll finde, ganz am Anfang tritt einfach mal Banksy auf und sagt, ja eigentlich soll es ein Film über mich werden, aber jetzt geht es doch irgendwie um Thierry, der ist irgendwie die interessantere Persönlichkeit. Was ich irgendwie lässig finde als Einstieg für einen Film. Und dann geht es halt dem ganzen Film tatsächlich eigentlich um Thierry. Ich spreche jetzt einfach mal amerikanisch aus Thierry, weil die ganzen Leute dort können keinen französischen Thierry. Thierry ist die ganze Zeit unterwegs und versucht an diese Street-Art-Szene anzudocken, weil er einfach fasziniert davon ist. Und es gibt ein bisschen Background von ihm und so. Man sieht einfach die ganze Zeit seinen Struggle da irgendwie reinzukommen und hat irgendwie seine Filmkamera die ganze Zeit dabei. Wir finden auch ein bisschen psychologisch quasi raus, warum er die ganze Zeit mit seiner Videokamera unterwegs ist. Und über diese Videokamera tauchen wir halt einfach in die Szene ein. Was ich total schön finde. Und es geht auch gar nicht die ganze Zeit am Anfang um Banksy, sondern wir sehen die ganzen anderen Street-Artists, wie die ihre Sachen machen, wie Space Invader, der der Cousin anscheinend ist von Thierry, wie das alles irgendwie passiert und sie sehen ganz viele Einsätze. Und dann entwickelt sich das und dann will er natürlich irgendwie doch auch Banksy vor die Kamera bekommen. Es gibt ja so eine gewisse Eskalation. Wir sehen Thierry wie er. Am Anfang wird Thierry wirklich lange vorgestellt. Es wird sehr viel thematisiert, dass er mit dieser Kamera halt unterwegs ist und dass er einfach alles filmt. Und wir sehen auch sehr schnell, dieser Mensch hat eine Obsession was Filmen betrifft. Der muss nämlich wirklich alles filmen. Und es gibt unzählige Aufnahmen aus seiner Familie, aus seinem Alltag. Wir sehen eine Kamerafahrt durch den Supermarkt. So total wie za. Einfach am Einkaufswagen. Er hat halt gefilmt. Er hat halt die Kamera ständig dabei. Man könnte sich gut vorstellen, eine alternative Realität in der sein Cousins Skater ist. Und dann passiert das Ganze mit Tony Hawk. Absolut, ganz genau das. Aber wirklich, man hat so das Gefühl, dass der sich einfach da so reinwirft. Es hat ein bisschen autistische Züge. Aber ich glaube, das würde dem nicht gerecht werden. Ne, ich glaube Autismus wäre die falsche Diagnose. Das ist sehr falsch, ja. Er ist exzentrig. Er hat irgendwie auch für sich eine Begründung dafür, dass er das so macht, wie er es macht. Und wir sind noch nicht an dem Punkt, wo wir darüber reden, wie viel ist echt an Terry. Lass uns das am Ende erst anschneiden. Aber ihr da draußen, es gibt noch mal eine zweite Ebene, in die man reingehen könnte, in der alles noch mal ein Prank wird. Aber das gucken wir uns später an. Auf jeden Fall ist Terry sehr begeistert dabei, alles Mögliche zu filmen. Und dann stolpert er halt, zu Anfang der 2000er, und was auch wirklich eine spannende Zeit ist für Street Art, weil das auch die Zeit ist, in der Banksy groß wird. Also erst mal im Underground, aber er kriegt dann ja auch seine erste Ausstellung war, 2002 in LA, ne? Also zumindest seine erste große Verkaufsausstellung, dass er auch ein bisschen Ketter rauszieht. Und so in den frühen 2000ern ist Banksy immer mal wieder aufgefallen durch Aktionen. Zum Beispiel durch diese Spoof-Banknoten, die er gedruckt hat, mit Lady Diana statt der Königin drauf. Was man auch sehr eindrucksvoll im Film sieht, wo er dann einmal feststellt, ja wir haben ja da irgendwie dann doch Fälschungen betrieben, was sehr schnell im Gefängnis landen könnte. Und Terry hinter der Kamera, der sich das Ganze anguckt, versteht den Gag nicht, ne? Hast du das gefunden? Ja, was sehr süßes. Das ist wirklich eine sehr süße Szene. Ich finde auch Terry an ganz vielen Stellen, sehr süß. Terry ist ein total sympathischer Mensch. Eine der sweetesten Momente, finde ich, ist, wie er bei Disneyland an der Kasse steht und fragt, wird Mickey Mouse auch da sein? Bei Disneyland. Und Terry ist irgendwie so ein Typ Mensch. Man kennt diese Menschen. Ich glaube, jeder hat in seinem Freundes- oder im älteren Bekanntenkreis irgendwie so einen Menschen. Er ist so ein sehr spezieller Typ. Er hat so eine unglaublich herzlich naive Art. Er geht auf alle Leute zu, schüttelt ihnen die Hände, redet mit ihnen. Das sehen wir am Anfang auch sehr eindrucksvoll, dass das auch nervig sein kann für viele. Wenn er nämlich mit seiner Kamera irgendwann auf Promi geht und dann Shaquille und Neil und vor allem Oasis. Er filmt Oasis und die sind so genervt von ihm. Das ist super geil. Ich finde die ganzen Promi-Zusammenstellungen da am Anfang großartig, ganz toll. Er meint nichts davon bösen. Er ist einfach ein gutherziger, offener Typ, der Spaß daran hat, neue Leute kennenzulernen und der sich gerne inspirieren lässt. Das ist auch ganz wesentlich. Er ist jemand, der sich immer wieder inspirieren lässt von anderen Menschen und versucht, das so zu adaptieren. Er ist einfach begeisterungsfähig. Begeisterungsfähig, genau. Es sind wirklich sympathische Eigenschaften. Das kann man dann auch ein bisschen nervig finden und ein bisschen schräg. Wenn man mit diesem Typen sehr lange unterwegs ist, findet man ihn wahrscheinlich auch anstrengend ab einem gewissen Punkt. Aber so ist es natürlich erst mal voll sympathisch, weil es einfach ein offener, netter Mensch ist. Ich würde sagen, was der Film auch explizit erwähnt, ist, dass Terry einfach ein Door-Opener ist. Dadurch, dass er überall mit allen reden kann und sich überall einbringt, hat er Kontakte überall hin und kennt all die guten Plätze, wo man alles Mögliche machen kann. Gerade für Street-Artists ist das Gold wert. Das ist ja auch so ein bisschen seine Art, wie er es dann schafft, von den Street-Artists irgendwie akzeptiert zu werden. Weil er hat eine Kamera dabei, das heißt, er ist eigentlich ein Gift. Sowohl, dass er die Sachen veröffentlichen könnte und die Gesichter von ihm zeigt, aber auch ganz banal, wenn er auf der Straße steht und filmt, wie jemand was macht, wie man ein Kunstwerk auf der Straße macht, das illegal ist, dann könnte die Polizei ihn sehen. Und es gibt auch diese eine Szene, wo er mit Chepard Ferry unterwegs ist und der zu ihm sagt, du musst dich woanders hinstellen, alle sehen dich, alle sehen, dass hier gerade was gemacht wird, lass das. Es gibt wirklich sehr viele lustige Szenen, wo man so seine Unbedarfteiltheit so ein bisschen sieht, aber es auch irgendwie süß ist und so. Die etwas dunklere Seite der ganzen Geschichte von Terry sehen wir ja dann wirklich erst sehr viel später. Was ich spannend finde an der Doku, schon im ersten Teil, ist, dass Banksy es irgendwie schafft, eine Dokumentation über Terry zu machen und durch diese Dokumentation eine Dokumentation über Banksy zu machen. Ja, auf jeden Fall. Eigentlich sagt der Film als erstes, Banksy tritt dann auf und sagt, das ist eine Dokumentation über Terry und diese Dokumentation, die dann gezeigt wird, ist dann aber trotzdem wieder über eine Schleife eine Dokumentation über Banksy. Der Film sagt ja ganz am Anfang erstmal, ich bin eine Liebeserklärung an die Street Art, weil der fängt ja an mit diesen Bildern von den Street Artists und dann läuft Tonight The Streets Are Ours und wir haben diese harmonische, romantische Musik und wir sehen einfach zusammengeschnitten Schief von Terry wahrscheinlich, Bilder von Street Artists, wie sie irgendwelche Sachen anmalen, wie sie irgendwelche Sachen aufkleben, wie sie von der Polizei wegrennen oder verhaftet werden. Ich finde, das fängt an wie wunderbare Jahre. Ja, es ist voll romantisch, du guckst das und willst direkt Mitglied dieser Welt sein. Du willst Teil dieser Welt sein. Ich finde es großartig. Das ist so eine romantisierte Sache, wo ich denke, Banksy als Street Artist ist eine Sache, und auch noch es schafft, so dramaturgisch ein gutes Gespür dafür zu haben, so einen Film zu bauen. Das fand ich den ganzen Film über sehr beeindruckend. Nicht nur in der Eingangssequenz, wo er wirklich ein Händchen für die Bilder und die Emotionalität hat. Das Krasse ist ja im Laufe des Films, wenn so ein Meta-Ebene mehr und mehr reinkommt, wie dieser Film entstanden ist, sagt Banksy, na ja, und ich habe überhaupt keine Ahnung, wie man einen Film macht, aber ich habe es trotzdem versucht, weil Terry hat es ja auch versucht. Ich finde, es ist ein beachtlicher Moment, wenn man die 70 Minuten davor gesehen hat, da denkt man, ey, du hast echt filmmacherisches Talent dafür, dass du keine Ahnung hast, davon, wie man Filme macht. Absolut. Das ist unglaublich. Also ich finde, dass der Film dramaturgisch wirklich sehr, sehr gut alles einzeln setzt und einem sehr, sehr gut erzählt, wie eins zum anderen gekommen ist. Und man Terry verstehen lernt und die Welt drumrum verstehen lernt, dass man Shepherd Ferry versteht, warum er mit ihm unterwegs ist, dass man Banksy dann versteht, warum er mit ihm unterwegs ist und man wirklich volle Kanne reingezogen wird in eine Welt und wie du sagst, man will irgendwie teil dessen sein. Das Krasse ist ja, dass der Film gerade in seinen Anfangsaufnahmen extrem abhängig ist von den Terry Aufnahmen. Das wird nachher ein bisschen aufgebrochen, spätestens dann, wenn die Banksy-Ausstellung ist und dann sehen wir halt auch tatsächlich Footage von irgendwelchen richtigen Kamerateams und bei den Interviews, die dazwischen geschnitten werden, sehen wir das halt auch. Aber der Film ist zum großen Teil angewiesen auf die Bilder von Terry. Die sind nicht sonderlich gut, ne? Die sind von jemandem von einem passionierten Hobbyfilmer, der einfach alles filmen will, der sich aber keinerlei Gedanken macht um Bläuchtung, um Perspektive und so weiter. Es gibt passionierte Hobbyfilmer, die besseres Material machen als Terry. Er ist wirklich kein guter Kameramann. Das Besondere ist ja, er hat einfach so viel, dass man immer was findet, was ganz okay funktioniert. Aber es ist schon krass, der Film ist auf dessen Bilder angewiesen und er erzählt seine Lebensgeschichte, seinen Werdegang und wie er in diese Street-Art-Szene reingerutscht ist, nur anhand von seinen Bildern und eben von dieser Offerzähler-Stimme von Rice Evans, ich hoffe, ich habe ihn richtig ausgesprochen, der ewig ver Schauspieler. Außer der Offerzähler-Stimme haben wir nichts, woran wir uns festhalten können, sondern wir sind auf die Bilder von ihm angewiesen, die halt verwackelt sind. Und dann ist es aber wirklich gut geschnitten und gut mit Musik unterlegt, dass man nie das Gefühl hat, oh, ich kriege Kopf schon Herz und ich will nicht mehr. Ja, voll. Also es gibt ja viele Filme, wo du viel mehr Toleranz für Wackelkameras hast und so, wo ich dann schon sage, um Gottes Willen, kannst du nicht einmal ruhig dastehen und einfach geradeaus filmen? Willst du Tee plogen? Ich möchte Tee sehr gerne. Du sahst so verzweifelt aus. Ich habe mich ganz verzweifelt Richtung Teekanne gestrickt, während Johannes erzählt hat. Zucker kannst du dir selber nehmen? Das kriege ich. Vielen Dank. Ja, also wo war ich, oh Gott, wo war ich hingeblieben? Wackelkamera, du hast es gemacht. Und dadurch, dass es einfach so ein, es ist natürlich ein Dokumentarfilm, in einem Dokumentarfilm nimmt man auch sofort eher ab, dass eine Wackelkamera okay ist, aber auch da irgendwie schafft es Terry, Bilder zu erzeugen, die sehr immersiv sind, aus irgendeinem komischen Grund. Der Schnitt macht sehr viel Schnitt und Musik sind wirklich gut eingesetzt. Die Aufzählerstimme ist auch sehr schön ironisch streckenweise, dass man wirklich geil auf so eine gemeinsame Ebene kommt. Der ist so konspirativ quasi, dass er es schafft, den Zuschauer sofort auf seine Seite zu holen und das Ganze mit einem Vergnügen, einer Ironie und einem, aber auch die Harmlosigkeit von Terry irgendwie mitzunehmen, dass man das Gefühl hat, wir sind alle irgendwie auf einem Disney Ride, auf einem Harmlosen. Die Ironie selbst wird ja am Anfang schon klar gemacht. Nach diesem romantischen Intro startet der Film ja mit der Meter Szene und Banksy erzählt uns erstmal, warum dieser Film überhaupt existiert. Also wir wissen von Anfang an, wissen wir, dass wir in so einer, auf jeden Fall mindestens auf einer Meter Ebene sind, wenn nicht auf der dritten oder vierten, wenn Banksy halt sagt, okay, der Typ wollte einen Film über mich machen. Wie ist der Film entstanden? Lass mich mal überlegen. Ah ja, der Typ wollte einen Film über mich machen und ich hab festgestellt, der ist viel interessanter als ich. Also haben wir den Film irgendwie gemacht und wir sind schon voll drin und wissen voll, okay, alles, was hier gerade passiert, passiert mit einem decken Augenzwingkern. Ja, volle Kanne. Und natürlich muss man sagen, es ist auch wahnsinnig interessant. Wirklich, also nicht nur einfach erzählerisch, man hat Spaß mit den Leuten, sondern ich finde es wahnsinnig interessant zu sehen, wie die Leute nachts auf Arbeit sind, quasi und da auf Dächer rumkraxeln und Terry da einfach furchtlos alles mitmacht und mitfilmt und sogar nur noch zwei Dächer weiter hochsteigt, um eine gute Perspektive auf den Street Artist zu haben, wie er gerade seine Kunst an die Wand bringt. Es ist wirklich interessant und beeindruckend. Terry sagt ja irgendwann so, ja, und ich bin mitgegangen, weil das irgendwie riskant und gefährlich war und das fand ich geil. Man muss eine Affinität zum Risiko haben, um als Nicht-Street Artist bei den Street Artist mitzugehen und spannend ist dann halt auch, wie er mehr und mehr zum Verbündeten wird. Am Anfang filmt er nur und irgendwann zeigt er ihm die Orte, dann hilft er ihm mit dem Aufstellen der Leiter, dann, wie gesagt, klettert er noch hoch und was er natürlich macht, was damals noch gar nicht so gefragt war, er dokumentiert und das ist bei Street Art so wichtig, dieses Dokumentieren. Ich finde es auch ein tollen Insight, weil darüber habe ich auch nie nachgedacht. Natürlich ist Street Art etwas, was sehr, naja, deine Zeit ist abgelaufen, fünf Minuten, nachdem du es aufgestellt hast. Also natürlich brauchst du irgendwie eine Möglichkeit etwas zu konservieren, damit deine Kunst irgendeine Form von Konservierung hat. Brauchst du jemanden, der das aufnimmt. Und da war Terry natürlich der richtige Führer und das erzählt der Film natürlich auch sehr gut. Und gibt einem noch einen Grund mehr, warum Banksy gesagt hat, ja, gut, komm, machen wir zusammen. Und das kombiniert natürlich in dieser Disneyland-Szene, die ich so großartig finde. Disneyland ist natürlich so ein Ding, wo Terry dann endgültig Banksy's Vertrauen gewinnt, weil er nicht nur ihm hilft, diese aberwitzige Performance-Aktion zu machen, wo er diesen Guantanamo-Häftling, wie gesagt, wir sind in den frühen 2000ern. Guantanamo Bay ist ein großes Thema und er platziert diesen Häftling in Disneyland und Banksy kommt davon, aber Terry wird festgenommen und Disney versteht keinen Spaß, wenn es um so was geht. Aber darf ich mal kurz eine Zwischenfrage stellen, welche Handhabe hat Disneyland, jemanden vier Stunden lang festzuhalten, weil er mit einer Videokamera daneben stand, als dieses Ding da hingetan wurde. Haben die eine eigene Polizei? Die haben keine Handhabe. Das ist Entführung. Also pass auf, es gibt für so was ja Gesetze und du darfst einen Verbrecher bei der wenn du einen Verbrechen beobachtest, darfst du einen Verbrecher festhalten. Ich glaube, das gilt sowohl in Deutschland als auch in den USA. Du darfst den Verbrecher festhalten. Also Civil Arrest quasi. Genau, bis die Autorität, bis die Behörden, bis die Cops kommen, um ihn dann tatsächlich zu verhören oder festzunehmen oder was auch immer. Das darfst du als Bürger. Aber was ist das Verbrechen? Was ist das Verbrechen? Das ist eine gute Frage. Naja, ich meine, man kann da vieles finden. Vandalismus. Da ist nichts vandaliert. Also Vandalismus ist dazu musst du etwas nachhaltig zerstört haben. Ja, ich glaube, ich kann mir vorstellen, ich kenne mich nicht genug aus in Jura, aber ich könnte mir vorstellen, dass Vandalismus auch gilt, wenn du selbst auch nur temporär und selbst wenn es reversibel ist, irgendwas was ausgestellt wird von jemandem verunstaltest, sodass es quasi anders aussieht. Ich kann mir vorstellen, dass das als Vandalismus durchgehen könnte. Ah, a big stretch. Naja, wenn du überlegst, pass auf, wenn jemand ein Plakat aufhängt mit einem Politiker und du hängst daneben ein Plakat, auf dem steht, ne, das ist nicht gut, weil dann ist Beleidigung. Ja, das ist was anderes. Okay, wenn Disney ein Plakat aufhängt von Mickey Mouse und du klebst darauf einen Sticker, der sich einfach lösen lässt, in dem Mickey Mouse eine Pistole in der Hand hält. Ja. Was ist das? Naja, es macht auf jeden Fall irgendwas mit dem Symbol und es macht die Werbung kaputt. Also ich kann mir schon vorstellen, dass man da irgendein Gesetz drum herum, man kann da irgendein Gesetz aus dem Hut zaubern, das sagt, das darfst du nicht, oder? Weiß ich nicht, kann ich mir nicht vorstellen, ehrlich gesagt. Also na gut, in Amerika kann ich mir viel vorstellen, aber eigentlich... Was immer gut ist, ist Störung der öffentlichen Ordnung. Das ist so wie wenn jemand seine Hose runterzieht in der Öffentlichkeit. Ja, okay, aber kannst du dafür jemanden vier Stunden lang festhalten? Natürlich nicht. Natürlich nicht. Wir hatten auch keine Handhabe, der hätte wahrscheinlich gehen können oder hätte sagen können, ne, ich will jetzt die Polizei. Aber der wollte natürlich nicht die Polizei. Und deswegen hat er das drei Stunden über sich ergehen lassen. Oder vier Stunden. Aber es ist krass, er hat also nichts verraten. Er war wirklich vier Stunden lang, und ich kann mir vorstellen, dass so vier Security-Leute aus dem Disneyland mit denen nicht zu spaßen ist. Dass die wirklich sehr hart an einem dran hängen, wenn man das... Wenn die wollen, dann kriegen die dich. Und ich glaube, die sind auch echt ganz gut da drin zu drohen Ja. Pass auf, du bezahlst für den Rest deines Lebens, für die Scheiße. Wenn du uns jetzt nicht sagst, wer der Typ war, der das gemacht hat, dann wirst du es gewesen sein. Und du wirst dafür bezahlen. Und das wird teuer. Und ich glaube, ich hätte nicht das Nervenkostüm dafür. Und Terry hatte es, entscheidend. Und das ist schon krass. Ich glaube, und da zeigt sich auch nochmal so eine Eigenschaft von Terry. Es scheint mir ein unfassbar loyaler Mensch zu sein. Einfach wirklich jemand, auf dem man sich verlassen kann. Ich glaube, das hat Banksy wahrgenommen. Und Banksy hat es offensichtlich auch schon vorher wahrgenommen. Weil es wird auch in dem Film thematisiert. Wenn gefragt wird, Banksy und Kameras. No way. Der wollte nie Kameras dabei haben. Und dann kommt plötzlich dieser Terry. Und der darf dabei sein. Und alle in Banksy's Atelier sagen, hä, was hat denn dieser Typ? Der darf jetzt filmen? Weißt du, du hast CNN und NBC und BBC hast alle abgelehnt. Und jetzt darf dieser Typ hier rumlaufen mit seiner Kamera und alles filmen? Ich finde es auch krass. Also ich käme ja auch verarscht vor. Ich finde die Geschichte, dass er da schon irgendwie das Gefühl hatte, das ist jemand, auf dem man sich verlassen kann. Der ist loyal. Der hält sein Wort. Und das ist okay. Und der macht okay. Und Disneyland war dann natürlich die absolute Bewährungsprobe. Er war drei Stunden festgenommen. Er hat keine Namen genannt. Er hat nichts verraten. Und er wurde freigelassen. Und alles war gut. Und Banksy konnte sein Ding durchziehen. Banksy ist dabei ja auch on a ride gegangen. Sitzt da irgendwo It's just my word after all. Das ist auch wirklich schön erzählt, wie Terry dann erzählt. Und dann bin ich halt so gegangen. Und dann habe ich gemerkt, dass Schritte hinter mir sind. Und dann waren da noch mehr Schritte und ich bin schneller gegangen. Und man muss dazu sagen, dass Terry auch in der Lage ist, eine Story gut zu erzählen. Auf jeden Fall. Ich fand das in Interview, was er da... Ich meine natürlich macht der Schnitt nochmal viel aus. Und so bügelt viele Probleme. Und man hat das Gefühl, das ist alles im Fluss. Aber Terry schafft es tatsächlich sowas wirklich interessant zu erzählen im Interview. Super. Find ich ganz toll. Und dann ist ja diese große Banksy-Ausstellung auch. Wo er auch rumläuft. Die ganze Zeit in der Kamera. Er ist jetzt einfach Teil vom Banksy-Team. Also er hat es geschafft. Was ich ganz toll finde, ist der Moment, wo sie haben ja diese Telefonzelle einmal auf die Seite gelegt und umgebaut. Und dann diese kleine Schnipsel von der Frau, die da lang läuft. Und sagen soll, wie sie es findet. Was da passiert. Das ist so geil. Sie sagt einfach nur Someone is annoyed with BT Telephones. Das ist echt süß. Das ist so süß. Bei all dieser Loyalität und diesem Sympathischen von Terry. Seine Familie tut mir schon ganz schön leid. Jetzt kommen wir in die Dark Side. Wollen wir da wirklich hin, Plor? Wollen wir jetzt schon in die Dark Side von Terry gehen? Naja, ich meine es ist... Der Abschluss ist relativ tief. Was da schon immer offensichtlicher wird, ist, dass er wirklich wenig zu Hause ist. Und seine Familie hat offensichtlich auch nicht viel Geld. Ich meine, er hat ja auch... Naja, er gehört nicht zu den Besserverdienenden. Doch. Jetzt wird es spannend. Ich habe über Terry recherchiert. Beziehungsweise die LA Times hat über Terry recherchiert. Und das hängt ein bisschen zusammen mit dem Themenfeld, was wir auch noch machen müssen, ob das Ganze ein ganz großer Prank ist. Aber das versuche ich mal auszusparen noch. Ja. Sag mal, wie hat Terry... Terry ist nicht arm. Terry hat angefangen, als er nach Amerika, nach LA gekommen ist, als eine Art Security, so ein Typ, der geguckt hat, ob irgendwelche Laden die bei irgendwelchen Scheiß mitgehen lassen wollen. Und zwar in einem Laden für Second Hand Clothing. Dann ist er immer viel früher als er müsste gekommen und viel später gegangen als er müsste. Also ein Arbeitstier. Wurde relativ schnell für seine Verhältnisse zum Manager befördert dieses Ladens. Und hat dann als Manager irgendwann dem Chef den Laden abgekauft. Und war dann plötzlich Besitzer eines Second Hand Ladens. Die American Dream. Ja. Und hat dann das immer weiter hoch geschaukelt und hat sehr viele alte Klamotten für wirklich, wirklich wenig Geld aus Europa eingekauft. Hat das neu verpackt und hat es geschafft, die richtigen Sachen rauszusammeln, die dann als Designer-Klamotten zu verkaufen. Also er meint wirklich, für 2 Dollar gekauft, für 200 verkauft. Krass. Das ist sein Konzept gewesen. Ja. Rip-off von Hipsan. Muss man mal sagen. Darf man machen. Wenn du 200 Dollar bezahlst für Second Hand-Klamotten, die für 2 Euro aus Europa gekauft wurden, dann hast du es nicht besser verdient. Er hat es sogar geschafft, bestimmte Klamotten aus Europa zu nehmen und als Template an Ralph Lauren und so zu verkaufen. Dass die Templates für ihre neuen Kreationen haben. Wow. Also ist wirklich krass. Der konnte Leute beschwatzen. Okay. Ja, das passt auch zu ihm irgendwie. Ja. Und dann hat er irgendwann angefangen, aus alten Jeans-Hosen, die schon nicht mehr zu verkaufen waren, alte neue Jeans-Jacken zu nähen. Mit einem Kumpel zusammen. Dann haben die da aus irgendwelchen alten Looney Tunes Dingern die ausgeschnitten und draufgenäht und als Designer- Dingzeug verkauft. Warner Brothers allerdings hatte denen ja keine Lizenz gegeben. Aber Warner Brothers war so beeindruckt davon, dass sie die Leute eingestellt haben. Die haben eingestellt, dass sie Looney Tunes-Klamotten designen. Ja. Merchandise. Und irgendwann haben sie auch eine Lizenz dafür bekommen und waren dann diejenigen, die lizenziert Klamotten verkaufen konnten in diesem Bereich. Und der hat sehr viel Geld damit verdient. Da haben wir unsere zweite Realität, in der sein Cousin Skateboarder war. Offensichtlich ist er einfach jemand, der für alles zu begeistern ist. Komplett ungefiltert. Und da hat er sich halt fürs Schneidern für Klamotten begeistert, weil er da einfach durch Zufall gearbeitet hat als Security-Mann. Und stell dir vor, es wäre eine Fleischerei gewesen. Dann hättet ihr irgendwelche neue Wurst. Ja, ganz genau. Und das ist total geil. Und Ende der 90er hatte halt keine Lust mehr drauf gehabt auf Klamotten. Hat wirklich gesagt, keine Lust mehr hab ich fallen lassen. Ich hatte ja mein Geld. Krass, ja. Okay, das macht Sinn. Deswegen konnte er auch die ganze Zeit mit seiner Kamera losziehen, ohne sich Gedanken machen zu müssen. Den ganzen Film über habe ich gefragt, was zur Hölle, wie kann der das? Woher kommt das Geld dafür her? Ich dachte, seine Familie lebt am Existenzminimum, während er unterwegs ist und einfach seiner Passion nachgeht. Ich hab auch echt so Mitleid mit dieser Frau, mit den Kindern gehabt. Die sah auch immer gestresst aus, ne? Hab ich aber auch immer noch. Ja, die sieht auch echt oft gestresst und genervt aus, ne? Und dass sie immer noch mit ihm zusammen ist, ist der Hammer. Ich wüsste, um Gottes Willen, wie krass. Aber das Geld schien sozusagen nicht das große Problem zu sein. Sie haben streckenweise vielleicht ein bisschen weniger gehabt, aber nicht so, dass sie wirklich am Existenzminimum treten werden. Weil das Haus, in dem sie leben, sieht jetzt auch nicht sonderlich luxuriös aus, ne? Also, was wir sehen aus seinem Haus, aus seinem Alltag. Das sieht schon alles eher so nach unterer Mittelschicht aus in Amerika. Ja, das stimmt. Es kann auch sein, dass er einfach einfach einer war, der gut haushalten konnte und deswegen mit dem Geld auch einigermaßen rumgekommen ist. Ja, aber er reißt dann ja auch total viel. Das bezahlt ihm ja auch keiner. Und irgendwie muss das ja klappen. Mir tut es nicht nur wegen dem Finanziellen um die Familie leid, sondern auch weil, ich meine, die Kinder sagen halt ständig Tschüss, Papa, wir sehen dich in einem Monat wieder, weil du jetzt in Frankreich bist. Das ist voll traurig. Also, ich fände es traurig. Ich meine, jeder soll sich sein Leben so gestalten, wie er will, aber es ist voll traurig, wenn du Kinder hast und dann bist du erstmal auf Achse und mit deinen Künstlerfreunden unterwegs und deine Kinder sehen dich überhaupt nicht. Ja, ich fände es mal interessant, irgendwann, weiß ich nicht, wie lange das noch dauert, bis die Kinder soweit sind, dass sie wirklich reflektiert mit Mitte 30 sagen können, wie war meine Kindheit mit diesem Menschen? Ja. Das finde ich sehr interessant. Einfach so psychologisch auch. Ich will mir keine Urteil erlauben. Nein, nein. Tatsächlich mein Gedanke während des Films war halt auch Schade und die armen Familien, die armen Kinder. Ja. Aber ich, ja, es ist immer schwer von außen sowas zu betrachten und auch nicht in Gehässigkeit abrutschen. Jedenfalls hat er die Zeit sich genommen und hat das Geld da reingesteckt, auch diese Videokamera immer wieder zu füttern. Ohne sich das Material jeweils anzuschauen und das irgendwo in irgendwelche Kisten verschwunden ist. Man sieht auch einmal eine Einstellung davon, wie er durch diese Kisten durchgeht. Das ist der Hammer. Absoluter Wahnsinn. Und diese ganzen Kassetten, wie man sie kennt, aus den klassischen Homevideo-Apparaten. Was ist das Super 8? Ist das Super 8 oder, ne, was kam danach? Ne, ne, das sind Mini VS. Mini DV Super 8 wahrscheinlich. Ja, genau. Ja, das ist Ende der 90er. Super 8 ist damit nicht mehr. Ich hatte solche Kassetten auch. Ich hab auch noch auf solche Kassetten gedreht. Genau. Und das ist der Moment, also wenn er durch diese Kisten geht, das ist nämlich der Moment, wo Banksy zu ihm gesagt hat, so, wie sieht es denn jetzt eigentlich aus mit deiner Doku? Weil er wurde irgendwann gefragt, was machst du da eigentlich? Und für wer drehst du? Und dann hat er halt gesagt, naja, für eine Doku. Ich will eine Doku über Streetart machen und die Geschichte hat er allen erzählt. Und dann hat Banksy gesagt, so, jetzt wird's eigentlich mal Zeit, dass du deine Doku schneidest. Und dann hat er gesagt, okay, dann guck ich mal. Und dann hat er diese Kassetten vor sich und fängt an zu schneiden. Und wir haben tatsächlich, ich hab hier so einen echten Softspot für Vintage Computer-Software und so. Und dann sehen wir halt ganz kurz so ein bisschen, wie er mit Final Cut ist, glaube ich. Und die ein paar Sachen so Ordner zusammenstellt und die Filme da rein zieht. Und man merkt schon dabei, er ist überfordert, ne? Also er nennt die Ordner dann halt so irgendwie, wie er es sich vermeintlich merken kann und fängt an, Filmschnipsel zu ordnen und den Herd zu ziehen. Er erzählt, er greift links in ne Box, zieht was raus, haut das rein und zieht dann, geht dann mit der Hand rechts in die Box rein, nimmt irgendwo blind was raus, haut das rein und so entsteht der Film. Ohne, dass er wirklich durch das Material durchgucken würde und sagen würde, oh, das könnte gut passen, das könnte gut passen. Aber ich finde dafür sieht das, was dann zu sehen ist, ganz interessant aus. Live Remote Control. Für zwei Minuten wäre das interessant, das Material. Die, meiner Meinung nach, lustigste Szene des gesamten Films. Wie in dieses Live Remote Control gezeigt wird und dann Banksy. Die Pause könnte länger sein dazwischen. Aber dieses M, einfach nur dieses M, ist die lustigste Szene des Films. Absolut. Ich lag so flach. Und es ist so großartig. Und ich möchte einmal zitieren, was er sagt an der Stelle. Weil er ist wirklich auf dem Punkt und da zeigt sich auch Banksy's Haltung zu allem. Aber da können wir später noch drauf eingehen. Ich finde Banksy's Haltung zu allem sehr, sehr interessant. Da müssen wir uns noch sehr genau unterhalten darüber. Er sagt Und das ist so on point gesagt. Man kommt da gar nicht drüber weg, weil er so gutes Timing beweist. Und weil es im Schnitt so gut funktioniert. Und das ist wirklich die lustigste Szene überhaupt. Meine Theorie ist ja dieses Live Remote Control, was wir sehen, ist ein Witz. Also zumindest das, was Sie uns da präsentieren. Weil du sagst richtig, es ist eigentlich dafür zu gut zusammengeschnitten. Es hat auch dieser Titel, der da drauf geballert wird. Und dann haben wir so Szenen, die ja auch offensichtlich irgendwie Stockmaterial von anderen Sachen zeigen. Zum Beispiel gibt es dieses Bild von Andrew the Giant, was gezeigt wird, der ja als Vorlage für dieses Obey für diese Obey Stempel ist von Shepard Ferry. Ich weiß nicht, ob Sie da was zusammengeschnitten haben für den Film jetzt, um zu sagen ja, das ist ungefähr das, was Terry gemacht hat. Und damit haben wir es nochmal so ein bisschen komprimierter. Diesen Warnwitz von Terry's Inszenierung. Es gibt zwei Sachen, die dagegen sprechen. Das eine ist, Terry hat Geld bekommen als Lizenzierung für sein Material. Und ich glaube, dass das durchaus authentisch ist. Es gibt einen zweiten Punkt, der dagegen spricht. Es gab nämlich einen Filmemacher, einen Schweizer Filmemacher, der in diesem Film nicht auftaucht, mit dem Terry zusammengearbeitet hat daran. Terry sagt übrigens zu, zu dem was, und Banksy hat es sich angeguckt und gesagt, es ist gut. Also, es ist gut. Man hört so durch, dass Banksy eigentlich gesagt hat, man hört aber auch durch, dass Terry doch ein bisschen reflektierter ist, als man vielleicht so getraut hätte. Er hat das verstanden. Natürlich. Voller Kanne. Es gibt ja wirklich diese sich selbst überschätzenden, egomanischen Künstler, die keine Fähigkeiten, kein Talent haben. Und die dann auch komplett ausblenden können, wenn sie kritisiert werden und sagen, hey, eigentlich hat er mich gelobt. Und Terry hört man an, dass er genug Reflexionen hat, um zu verstehen, dass das, was er da gemacht hat, nicht das war, was Banksy sich vorgestellt hat. Ich finde auch, dass das die ganze Geschichte, dass Terry das überhaupt alles mitmacht, dass diese Dokumentation überhaupt existiert, zeigt eine Form von Reflexion von Terry und auch die Art und Weise, wie er erzählt, die essentiell dafür ist, dass dieser Film überhaupt so existieren kann. Na, weil es dadurch kein Witz auf seine Kosten ist. Ja, genau. Also, auch wenn der Film sich öfter mal lustig macht über Terry, hat man nie das Gefühl, dass er, dass sein Ziel ist, Terry zu veralbern. Überhaupt nicht. Was ich sehr, sehr spannend finde und was dann uns zur Haltung von Banksy führt. Ich finde Banksys Haltung total großartig und unterstützt voll mein Bild, das ich durch die Kunst von Banksy habe. Weiß nicht, wie es dir damit geht. Was für ein Bild von Banksy du hast durch die Kunst. Man hat ja ein bestimmtes Bild vor Augen. Was für ein Typ ist das? Und dieser Film unterstützt es an manchen Stellen nicht so, weil ich finde, dass er sehr, sehr breitbeinig da sitzt und sehr prollig fast schon Haltung annimmt. Aber alles, was er sagt, verrät eine intellektuelle Tiefe, die auch für seine Kunst wahnsinnig wichtig ist. Und eine Form von Reflektion, auch seiner eigenen Situation und der Rolle von Terry in seinem Leben, die nicht davon geprägt ist, dass er sagt, ich wurde von Terry verarscht, sondern er hat irgendwie es geschafft, bestimmte Dinge durchzuziehen. Und dann ist das Endresultat vielleicht nicht ganz das, was ich wollte. Aber Terry schafft das irgendwie. Also er hat eine Form von Respekt für Terry. Ich glaube, was ich damit total schneide, was Banksy komplett entgegenkommt, Banksy hat immer so eine gewisse Doppelbödigkeit. Banksy sagt, Banksy kommt eigentlich aus einem komplett nicht-kommerziellen, sogar antikommerziellen Kunstmilieu. Street Artists wollen nicht in die Galerien, und wenn dann durch so eine Performancekunst, wo sie sich reinschleichen und ihre Sachen aufhängen, Street Artists wollen ihre Kunst nicht verkaufen, Street Artists wollen einfach ein Stück Bild im öffentlichen Raum hinterlassen. Und Banksy hat dieses Ideal ganz lange vertreten, vertritt das sogar bis heute, aber er bricht das natürlich komplett. Zum einen bricht er es, indem er es ironisiert, wenn er Witze damit macht, wie zum Beispiel das Gemälde, das sich selbst zerschreddert. Das ist natürlich ein direkter Kommentar darauf. Aber er bricht das auch ganz konkret, indem er kommerziell ist. Banksy macht Ausstellungen, Banksy macht Ausstellungen, bei denen er Eintritt verlangt. Banksy verkauft seine Kunstwerke. Banksy macht eine Menge Geld mit seiner Kunst. Und Banksy hat aus seiner Kunst auch so eine Art Branding gemacht. Und das ist nicht nur Banksy, das ist Shepard Ferry. Es ist cool, dass der der zweite große prominente Street Artist ist, der damit und der ist ja genauso. Der macht das ja auch krass. Das sind beides Typen, die es geschafft haben, Street Art zu kommerzialisieren und gleichzeitig nach wie vor gegen die Kommerzialisierung von Street Art zu reden und das Ganze nochmal zu nehmen und im ironischen Kontext nochmal rumzudrehen. Und dadurch ist bei Banksy halt immer alles Ironie und immer alles mit doppeltem Boden. Und es ist total schwer, sowohl bei seiner Kunst als auch bei seinen Statements zu sehen, wo Ernst ist und wo Ironie ist. Und das ist halt auch in der Auseinandersetzung mit Terry die ganze Zeit da. Du hast das Gefühl, Banksy bewundert ihn. Banksy ist auch abgeschreckt von ihm. Banksy macht sich über ihn lustig. Und es ist halt alles, es sind diese Widersprüche, sind die ganze Zeit da. Und das passt natürlich total zu Banksy, weil es einfach ein Künstler der Widersprüche ist. Banksy ist totaler Mainstream und totaler Mainstream Feind. Und es geht irgendwie zusammen und Banksy ist kompletter Kapitalismus-Kritiker und Kunstbetrieb-Kritiker und gleichzeitig ist er kompletter Kommerzialist und Kapitalist, was seine Kunst betrifft. Diese Widersprüche sind einfach da bei ihm und die wird da nicht los und deswegen arbeitet er da mit, indem er mit Ironie damit spielt. Ja und indem er offen bleibt. Er bleibt ja viel, also seine Kommentare sind sehr geprägt davon, dass er den Leuten ihren Raum lässt und sagt, ok, du machst das so, ich mach das anders oder jeder soll seinen Weg finden, sein Ding machen, habe ich so das Gefühl, das liegt da irgendwie drunter. Vor allem was Terry betrifft. Obwohl er von ihm genervt das am Ende und das er wohl das Scheiße finde. Bei Shepard Ferry habe ich das Gefühl, dass er noch größere Schwierigkeiten damit hat, was Terry da gemacht hat. Shepard Ferry ist definitiv eher der Literist von den beiden. Absolut. Der findet das richtig zum Kotzen, was Terry da macht. Ja. Und Banksy sagt, es gibt ja dieses eine Zitat im Film, irgendwann sagt er, dass er irgendwann, dass er eine Zeit lang dachte, jeder könnte Kunst machen und dann I don't do that anymore. I used to encourage everyone I knew to make art. I don't do that so much anymore. Also es ist natürlich ein höchst ironischer Kommentar, weil er, er encouraged Daniel Guetta. Also, die Story des Films ist, er braucht Zeit, um den Film zu schneiden. Und deswegen sagt er zu Guetta, hey, geh nochmal zurück nach LA, mach doch selbst eine Ausstellung, mach doch selbst Kunst, damit er in Ruhe den Film schneiden kann, ohne dass Guetta auf ihm über die Schulter guckt und da drinnen hängt und nervt. Und Guetta fühlt sich dazu berufen, Kunst zu machen. Er hat einen Auftrag von Banksy höchstpersönlich gekriegt. Er geht nach LA und er fängt dann halt an, seine Ausstellung zu planen. Life is Beautiful. Und dann haben wir diese Interviewfetzen von Shepard Ferry, der die ganze Zeit sich fragt, was passiert da. Und dann haben wir auch Bilder von der Ausstellungsplanung, dann haben wir ganz viele Leute, die sagen, um Gottes Willen, ich will das machen und so. Ja, echt Mitarbeiter, so genervte Mitarbeiter. Weil Terry wirklich, wirklich, er hat nie sowas gemacht, er hat keine Ahnung, wie sowas getimet werden muss, wie die Logistik der ganzen Sachen aussieht. Er ist einfach völlig überfordert mit all dem. Ja. Und ich kann es so verstehen, dass man dann da steht und denkt, ja, aber dann fang doch erstmal klein an, miete dir irgendwie zwei kleine Räume und hängen da zwei, drei Sachen hin. Aber nein, der hat ein altes TV-Studio gemietet, riesiges Teil, und hängt da Hunderte von, von, von Dinger rein, die ja gar nicht von ihm sind. Sein Ziel war es, eine Ausstellung zu machen, die mindestens so groß ist wie die von Banksy in L.A. Das hat er auf jeden Fall geschafft. Banksy hatte immerhin einen bunten Elefanten, also muss er einen riesigen Roboter da hinstellen, der aus Fernsehern besteht. Aber, aber, der Film macht sich über das Ergebnis die ganze Zeit lustig, ne? Oder der Film sagt so, findet es witzig, dass dann die Hipster kommen und sagen, oh, das ist große Kunst und das ist cool. Und, ähm, ich würde einen Punkt machen, der Film hat in dem Punkt sein Ziel selbst nicht verstanden, weil das, was Terry macht, unterscheidet sich nicht sonderlich von dem, was Banksy macht. Das ist jetzt eine große Frage. Das ist für mich ein großer Punkt, über den wir unbedingt reden müssen. Wie unterscheidet sich die Kunst von Terry, von der von Banksy, von, von Shepard Ferry oder von Andy Warhol und so weiter? Das ist eine Frage von Andy Warhol und Banksy in keinem Punkt. Bei Kunst ist alles Geschmacksfrage. Ja. Und dann kann man nochmal über Methodik diskutieren und da macht, da macht er dann als Mr. Brainwash, wie er sich dann nennt. Alles das, was die auch machen. Er macht Kunst nicht selbst, sondern hat ein Team, das für ihn arbeitet. Das hat auch Warhol gemacht. Auch Andy Warhol hat seine Factory. Und auch Banksy hat sein Banksy Team, die Kunst machen. Auch Banksy macht Trucke von Sachen und verkauft dann Kunst, die nicht unikat ist, wo es von 50 Kopien gibt. Einmal in Rosa, einmal in Gelb. Das machen die auch alles. Meine These ist, Terry Greta's Kunst ist genau die Kunst, die man erwartet, die in so einem Kontext entsteht. Und es ist nicht schlechter als die Kunst von Banksy. Und der Film, der Film muss sich darüber lustig machen. Der Film muss das die ganze Zeit ironisieren und die generven Mitarbeiter zeigen und nochmal die Hipster zeigen und sagen ja, guck mal, die finden das ist eine Revolution und so weiter, die Idioten. Weil das ist die einzige Möglichkeit, wie er der Wahrheit entgehen kann, dass hier genau dasselbe passiert, wie das bei Banksy passiert. Ich glaube, dass du auf einer anderen Ebene bist als Banksy an der Stelle, wo er sich darüber lustig macht. Bei dir geht es jetzt gerade vor allem darum, dass Terry alles kommerzialisiert. Er schafft irgendwelche Kunstwerke und das ist schon ein Stretch. Das sind Kunstwerke. Ja gut, okay. Hängt dir irgendwo hin, darüber reden wir noch. Hängt dir irgendwo hin und verkauft sie. Das macht Banksy auch. Worum es Banksy geht, ist die Ebene des Prozesses, des Schaffens der Kunst in the first place. Es geht ihm darum, dass andere, und das sagt er ja explizit, andere, jahrelang nach ihrem Stil suchen, nach ihren Möglichkeiten, sich auszudrücken, nach Inhalten, nach der Botschaft, die sie vermitteln wollen und Terry hat all das einfach übersprungen. Ja, natürlich ist es ein Kondensat, von dem was da passiert, aber letzten Endes hat er es gemacht halt nur in sehr kurzer Zeit. Er hat sich inspirieren lassen von anderen Künstlern, machen andere auch, macht Banksy auch. Banksy ist so krass von der Pop Art von einem Andy Warhol inspiriert, so stark von der Street Art eines Keith Haring. Das ist auch so. Künstler werden inspiriert. Und ja, ich weiß, es ist eine harte Wahrheit, das zu sagen, aber die Kunst von Terry Guetta ist so viel wert wie die Kunst von Banksy. Nicht auf dem Papier, aber das ist, weil der Kunstbetrieb ein Snob ist. Also, auf eine bestimmte Art und Weise gebe ich dir vollkommen recht. Deswegen habe ich es ja auch aufgeschrieben, weil ich gedacht habe, wir müssen unbedingt darüber reden, ob das jetzt wirklich schlechter ist. Natürlich kommen wir dann zu der Geschmacksfrage, aber, ey, Banksy als kitsch zu bezeichnen, ist nicht sonderlich schwierig. Ich finde Banksy toll, ich liebe Banksy Kunstwerke, aber ich kann jeden verstehen, der sagt, Banksy ist voll kitschig. Es gibt so viel, was man an Banksy oder wenn jemand sagt, Banksy ist oberflächlich in seiner Gesellschaftskritik. Banksy macht sehr plumpen Symbolismus. Es ist nicht schwierig, Kunstwerke von Banksy zu sehen und zu sagen, das ist eigentlich blieger Schrott, der Kunst sein will und der einfach Glück hatte, dass er gehyped wurde. Das kann, das ist, kann man nachvollziehbar argumentieren, dass man das Kacke findet. Dafür ist mir zu viel, dafür sind mir dann doch ein bisschen zu viele Ebenen drin, in dem, was Banksy macht. Also das ist nicht in jedem Kunstwerk, ne? Manche sind recht, recht eindimensional, aber es gibt dann doch zu viele mehrdimensionale Werke dazwischen. Und ich finde, im Gegensatz zu Terry, dem, was ich von Terry gesehen habe, ist, steckt bei Terry das bisschen Gedanken, den wir auf jeden Fall bei Banksy sehen. Egal, ob man sagt, dass es auf der Oberfläche bleibt oder nicht, aber er hat zumindest einen Eingangsgedanken, den er vielleicht nicht mit vielen Layern versehen hat. Aber den sehe ich bei Terry nicht. Ich sehe bei Terry nur rein grafisch die Lust am Mashup. Aber ich sehe nicht die Botschaft. Wie ist die Botschaft? Die Botschaft ist, ich bin Mr. Brainwashed, wir sind alle brainwashed. Die Gesellschaft ist durch... Was ist das für eine... Natürlich, das ist vollkommen plump. Aber das ist das, was er sagt. Aber das ist nicht mal das, was in den Kunstwerken steckt. Das stimmt ja gar nicht. Es gibt diesen Fernsehroboter, dem gebe ich das. Das finde ich tatsächlich das Beste von der ganzen Klaus-Studie, muss ich sagen. Und das ist plump. Das ist total plump. Aber es gibt so viele Mashups zwischen Leonard Nimoy und Marilyn Monroe und Anleihen von, oder Ripoffs von Andy Warhol, die für mich überhaupt nichts mit Brainwashed zu tun haben, was er mir auch nicht verargumentiert. Weil er wird ja gefragt. Es ist ja nicht so, dass ich vielleicht davor stehe und das nicht selbst sehe, aber dann der Künstler kommt und sagt, das ist mein Gedankengang und ich dann verstehe. Er wird ja gefragt und er gibt mir keinen Gedankengang. Okay, aber das hast du auch bei tausenden abstrakten Künstlern und Pop-Artists, dass sie sagen, dass sie gefragt werden, was bedeutet ihre Kunst? Entweder sagen sie, ich antworte nicht. Das kann ich auch. Und den heißen Prei gibt es ja auch oft genug, um sich zu verwirren. Aber das ist bei Terry nicht. Terry versucht ja ernsthaft, was zu finden. Er versucht ja ernsthaft, dir zu verkaufen, was das ist. Aber es ist nur Scheiße, was dabei rauskommt. Wenn ich andere Künstler über ihre Kunstwerke höre, dann höre ich ganz oft genau dasselbe Kauderwelsch und genau denselben Müll. Ich glaube, du gehst ein bisschen dem Film auf den Leim. Ich glaube, du gehst der Narration sehr empfindlich, Flor. Das ist jetzt sehr empfindlich von dir. Ich glaube, du fällst da rein. Natürlich inszeniert der Film das so, dass du genau darauf sollst, dir gestoßen werden. Lass dich nicht von dem Film verarschen. Nein, nein, nein, nein, nein. Pass auf. Man guckt sich diese Marilyn Monroe Mash-ups an. Das kann man doch wunderbar als Kommentar zur Pop-Art, zur Pop-Kultur und zur Vermischung von Kunst und Kultur und E- und U-Kunst im 21. Jahrhundert lesen. Also, weißt du, das ist inhaltlich mit Sicherheit nicht flacher als das Ballonmädchen von Banksy. Was ist das Ballonmädchen von Banksy? Bei den Ballonmädchen von Banksy bin ich ein bisschen überfragt. Was ist der... Ich finde die Mehrdimensionalität bei Banksy zum Beispiel in dem Bild, was auch relativ platt einfach gemacht ist, auf dem Grenzstreifen, wo diese Mauer ist, diese Mauer, Gasastreffen glaube ich das, ne? Und dann der Ausblick ins Paradies und die Kinder davor, die da spielen oder was das ist, ist an sich, hat keine 20.000 Layer, aber es ist thought provoking. Es ist ein Layer. Aber es ist genauso wie nicht thought provoking, wie jemand, der sagt, make love, not war. Mehr ist das auch nicht. Und zum Beispiel... Okay, okay. Du gibst ihnen statt Pistolen Bananen in die Hand. Sag mir die tiefere gesellschaftspolitische Ebene, die Banksy damit entwirft. Die Tiefe ist als das, was Mr. Brainwash mit seinen Melonmonobildern macht. Okay, ich ziehe das zurück. Also sowieso die mit den Layern und so. Aber es stimmt, es ist nicht thought provoking, sondern es bringt Emotionen hoch. Ja, natürlich. Ich mag das Bild ja auch total. Und bei Terry hat nichts davon Emotionen geweckt. Du bist aber rein subjektiv, ne? Da bin ich dann an der Stelle wie bei meinen anderen ganzen Filmkritiken, wo du immer sagst, aber das ist ja nicht die einzige Ebene. Film ist ein visuelles Medium. Schon richtig. Aber ich will ja emotional gepackt werden. Und das schafft Banksy und das schafft Terry nicht. Ich glaube, das liegt am Kontext. Ich glaube, du könntest, wenn du das umdrehen würdest, und Banksy's Bilder würden in diesem Film als das ironisch lustige gezeigt werden. Und Mr. Brainwash wäre der, der vorher diese Kunst gemacht würdest du das genauso sehen. Was findest du an Banksy gut? Du hast gesagt, du findest Banksy gut. Ich find Banksy gut. Ich find Banksy spielt sehr gekonnt mit dem Medium, in dem er einfach ironisiert wie Kunst kommerziell kitschig und gleichzeitig doch immer ein bisschen tiefergehend ist. Das gelingt ihm äußerst gut und er hat damit einfach so ein paar wirklich krass ikonische Bilder gemacht, die vor allem die richtige Mischung mitbringen aus Naivität und absurden Humor und Gesellschaftskritik. Das sind meine Lieblingsbilder von ihm. Und nebenbei finde ich es halt auch toll, wie er manchmal rumspielt. Aber ich finde, Banksy ist oft einfach nur Eskapist und ich hab nichts gegen Eskapismus. Aber Banksy ist oft jemand, bei dem Kunst vor allem einen Selbstzweck dient. Okay. Und und Terry, jetzt der Gegensatz? Terry spielt auch ganz toll damit. Terry macht genau das. Terry macht das, was Banksy macht auch. Terry hat eine komplette Ironisierung von dem Kunstgedanken. Sowohl war es was was Einzigartigkeit von Kunstwerken betrifft, was den Popcharakter von Kunstwerken betrifft, was das Spiel betrifft von Kunst mit Albanheiten. Und das ist, finde ich, eine der großen Errungenschaften, der Post-Postmoderne, meinetwegen, oder wie auch immer, wie die Zeit, die künstlerische Periode heißt, in der wir uns gerade befinden, dass sie dieses Spiel erlaubt und das Kunst auch wieder verspielt und wieder albern sein darf. Nachdem wir die ganze Zeit diese Bedeutungsschwangere Schwanger, Schwangerheit? Das Bedeutungsschwangere der Moderne mit uns mitgetragen haben. Und jedes Kunstwerk war aufgeladen und konnte interpretiert werden, musste was bedeuten. Und so finde ich es schön, wieder so ein bisschen zurückzufinden zum Art-Deko. Zum Ästhetizismus. Zu einer Kunst, die auch ein bisschen um sich selbst kreisen kann. Und dabei aber nicht mal so sich akademisch reflektiert, sondern auch einfach Kunst aus Kunst entstehen lässt und dabei Spaß macht, um es ganz banal zu sein. Banksy macht Spaß. Kunst darf wieder Spaß machen. Und Mr. Brainwash macht auch verdammt viel Spaß. Okay. Also. Ich habe ja diese Fragen nicht umsonst aufgeschrieben. Noch viel mehr Fragen, die ich dir auch alle vorlesen werde. Weil genau das passiert ist, was du die ganze Zeit hier versuchst, da aus mir rauszuholen noch, dass ich gedacht habe, Scheiße, was ist denn mein Bild von Kunst? Muss der Künstler jahrelang gelitten haben, damit das Werk, das am Ende rauskommt, gut ist? Ist das das, was wir als Gesellschaft denken, was Künstler ist oder was Kunst ist? Oder muss jemand jahrelang geschuftet haben dafür? Muss er selbst Hand angelegt haben oder darf er auch andere Leute beauftragt haben? Ist es dann weniger Kunst oder mehr Kunst? Wie viel Handwerk gehört also da rein? Darf er für eine Ausstellung, seine erste Ausstellung, innerhalb von wenigen Wochen Hunderte von Werken erschaffen und kann dann jedes einzelne Werk tatsächlich Kunst sein? Das sind so Sachen, wo ich denke, das macht bei mir einen Knoten im Kopf, weil ich von einem ganz anderen Kunstverständnis oder einem ganz anderen Entstehungsverständnis für Kunst aufgewachsen bin. Aber natürlich, man ja Kunst keinen Entstehungsprozess aufstülpen darf. Oder sagen darf, so darf Kunst nur entstehen. Sehr völliger Quatsch. Zumal, wenn du dann kommst dir wechseln die Verlegenheit, wenn du den Kontext nicht weißt, dann hast du zwei Kunstwerke und guckst die an. Du hast zwei Bilder. Guckst die beiden an und dann wirst du gefragt, welches gefällt dir besser? Und du sagst, das rechte. Das hat das tolle, großartige Farben, die Symbolik und so weiter. Und dann sagt jemand, das ist von meinem 3-jährigen Kind. Hat es in einer Minute gemalt. Und links das, dass du total Scheiße fandst, ist 100 Jahre alt und hat vor kurzem 10 Millionen bei einer Versteigerung geendet. Ein sehr realistisches Szenario muss man sagen. Absolut. Und dann änderst du dann deinen Urteil? Weil es ist doch trotzdem immer noch dasselbe Bild. Und damit musst du leben. Und das ist das Wesentliche, dass die Kunstbewertung in der Rezeption einsetzt. Und die ist natürlich subjektiv. Man kann versuchen, man kann objektifizieren, warum man etwas schön findet. Oder warum man etwas bedeutend findet, warum man etwas großartig findet. Aber letzten Endes geschieht das in der Rezeption. Und dabei spielt es keine Rolle, ob ein Werk in einer Minute entstanden ist oder in 10 Jahren. Das ist natürlich hart für die Schaffenden. Weil natürlich will die Person, die 10 Jahre an ihrem Werk getüftelt hat, besser dastehen als der, der mal so ein paar Kleckser aufs Papier gebracht hat. Aber hier ist das der Blick des Rezipienten unbestechlich. Es sei denn, er wird manipuliert. Und das wird ja in der Kunstrezeption permanent durch die Reise auf dem Markt, durch das Föhton, durch das Reden über Kunst. Und das ist ja auch okay. Der Kontext gehört ja auch irgendwie mit dazu zur Kunstrezeption. Und der Kontext verändert die Kunstrezeption. Das ist so, wie wenn man Wein aus einem Glas trinkt, das aus einer Flasche eingeschränkt wurde, schmeckt besser, als wenn aus einem Tetrapak eingeschränkt wurde, selbst wenn es der gleiche Wein ist. Das heißt, es spielt irgendwie eine Rolle der Kontext. Aber wie arbiträr das ist, wird halt klar, wenn du den Kontext entfernst. Und dann findest du halt das Bild von deiner Dreijährige nicht desto schöner, als das Kunstwerk, das 10 Jahre Entstehung braucht. Und hart für die Kunstschaffenden natürlich. Aber das ist die Realität von Kunstwahrnehmung. Das ist die Realität von subjektiver Wahrnehmung. Und deswegen darf ich Terry verachten. Du verachtest ihn, das ist aber hart. Nein, tue ich nicht. Aber natürlich darfst du ihn verachten. Aber ich dürfte ihn sozusagen verachten, weil ich einen Kontext habe, der mir sagt, das geht nicht. Ja. Und aus dem Kontext kommst du auch nicht raus. Das ist natürlich das Problem bei Kunstrezeption. Du, Kunst wirklich unbedarft anzugucken, gelingt nur selten. Gelingt fast nie. Dann müsstest du schon irgendwie, vielleicht man müsste mal so was machen, so eine Webseite, die einem random Bilder zuwirft und dann darf man die bewerten, ohne irgendwas dazu zu wissen. Aber ansonsten hast du ja, sobald ein Bild in der Galerie hängt, hast du ja schon krassen Kontext. Und wenn ein Bild im Wohnzimmer deines Erzfeines hängt, dem du nachsagst, dass er keinen Geschmack hat, dann hat es natürlich auch, dann kann das noch so cool sein, das Bild. Du verachtest es erstmal. Der Kontext ist sehr stark, aber ja, und der Kontext kann einen auch manipulieren. Und ich glaube, der Film ist natürlich enorm viel Kontext. Auch wie der Film Street Art bewertet und auch wie der Film seine Street Artists bewertet. Der Shepherd Fairy wird ja so ein bisschen hochgehalten als der Original Gangster, Street Artist, der das total kacke findet mit der Kommerzialisierung. Gerade der wird ganz stark kritisiert in der Street Art Szene, wegen einiger Sachen, die er gemacht hat. Sein berühmtest war ja nach dem Film das Obama-Wild. Das ist ja so sein großes Kunstwerk. Und der hat rechtliche Streitigkeiten, weil er dieses Enter the Giant-Bild genommen hat. Und dann hat er aber gleichzeitig hat er auch angefangen, Leute zu verklagen, die angeblich Copyright Infringement gemacht haben. Und der ist hochumstritten in der Szene. Und viele sehen ihm das, was er wiederum in Terry sieht. Ja, ja. Was ich spannend finde, ist, dass Banksy in seiner Ironisierung mit allem und mit seiner relativem Lässigkeit mit den Dingen umgeht, tatsächlich in der Lage ist, zwar zu sagen, er findet das nicht gut, dass Terry diese Abkürzung genommen hat. Aber man spürt die ganze Zeit durch, dass er einen gewissen Respekt dafür hat, dass das passiert. Und dass er ihn dafür feiert, dass er den Hipster in L.A. dann noch eine Million aus den Taschen gezogen hat. Also ich finde die Haltung lässig, weißt du? Ganz ehrlich, mich würde es nicht überraschen, wenn in zehn Jahren, oder meinetwegen auch jetzt irgendwann mal rauskommt, dass einige der Kunstwerke, die bei der Terry-Ausstellung waren, von Banksy stammen, dass er ihm die geschickt hat und gesagt hat, mach die auch noch mit rein. Und dann ist nämlich der Joke on Us. Die Hipster, die das Bild gekauft haben, über die wir uns lustig gemacht haben, haben plötzlich ein Kunstwerk in der Hand, das zehn Millionen Dollar wert ist. Das kann ich mir total gut vorstellen. Ich bin sogar ziemlich davon überzeugt, dass einige von den Ausstellungsstücken von Banksy kommen. Der Diskurs ist ja so weit, dass man noch einen Schritt weitergeht und überlegt, ob das ganze Ding von Banksy ist. Das ist Bullshit, das glaube ich nicht. Ich glaube auch Terry Guetta existiert. Du hast ja schon zitiert, es gibt die Recherchen. Genau. Und es gibt einiges, was darauf hinweist, dass vieles, was er erzählt hat, so stimmt. Und die Bilder geben das ja auch irgendwie her. So was fakes du nicht einfach so. Also diese Home-Videos mit seiner Lebensgeschichte drin quasi. Es gibt allerdings einen Punkt im Film, an dem es tatsächlich abbiegen könnte, in so eine Prankumentary, wie das LA Times einmal genannt hat. Ja, zwar die Vorgeschichte von Terry stimmt, aber man sich vorstellen kann, dass Banksy irgendwann zu Terry gesagt hat, komm lass uns mal Folgendes machen. Ich mach dir einen Haufen Kunstwerke und wir ziehen das so auf, wie es im Film dann zu sehen ist, dass wir dich innerhalb von Sekunden hochziehen, innerhalb kürzester Zeit. Die Leute kaufen einen Haufen Zeug und dann bringen wir diesen Film raus und zeigen ihnen, dass sie eigentlich keine Ahnung von Kunst haben und dass das alles nur eine Frage des Marktes ist. Aber es ist ja tatsächlich, war das ja eigentlich nicht das Ergebnis, weil Terry hat ja danach noch einiges an Kunst gemacht. Der hat ja auch Man kann natürlich die Kunst der Stunde genutzt haben und gesagt haben, okay, dann ziehe ich das jetzt weiter durch, weil es bringt ja Geld rein. Er hat auch sogar für Madonna zum Beispiel Plattenkarten gemacht. Und wie gesagt, ich finde seine Kunst ist auch zu gut dafür. Der Witz funktioniert nicht, weil seine Kunst eigentlich zu gut ist. Und ich glaube auch nicht, ich weiß nicht, ob der Film unbedingt diesen Witz machen wollte. Ob das unbedingt das ist, was da letzten Endes drin liegt, weil seine Kunst ist eigentlich zu gut dafür. Also ich glaube es auch nicht. Also überhaupt nicht. Ich finde bloß spannend, dass diese Idee rumgeistert und dass man damit spielt und überlegt, ob das wirklich ein großer, ein großes Gedankenmonster von Banksy ist. Na, Banksy hat ja selbst zu dem Film gesagt, auf die Frage, was es bedeutet, dann so maybe it means art is a bit of a joke. Weil du übernacht denkst, dass er den Witz über Kunst gemacht hat und es wird dann ja ganz viel drüber reflektiert. Wer ist jetzt eigentlich der Verarschte? Und dann sagt irgendjemand auch, ich weiß gar nicht, ob es da überhaupt ein Witz gibt. Vielleicht ist da gar kein Witz. I don't know if there is a joke. Und Banksy's Kommentar, dass vielleicht Kunst an und für sich ein bisschen ein Witz ist, auch was, ja, vor allem der Kunstbetrieb. Genau. Das ist ja naheliegend darüber auch, das ein bisschen mitzukommentieren und gerade Banksy, der seit ein paar Jahren da halt drin ist und feststellt, dass absurd ist, wie da Preise entstehen und wie bei Auktionen Preise entstehen und wie die Galerien die Preise machen und wie man das befeuern kann. Da ein bisschen mitzuspielen und ein bisschen auch Spaß dran zu haben, finde ich naheliegend und es gelingt ihm dann ja auch. Wenn alles stimmt, was du sagst, bzw. wenn Terry's Kunst einfach Rotz ist, dann stimmt alles, was gesagt wird über den Kunstbetrieb, weil dann wird für Rotz einfach Geld bezahlt und ich glaube, dass es gehypt genug ist. Das ist eine Frage der und jetzt Achtung unser Lieblingswort, Ambiguitätstoleranz. Ja, wahrscheinlich. Ich glaube, es ist gleichzeitig, also für mich gleichzeitig Rotz und aber auch Kunst, für die bezahlt wird und die aber auch einfach im Auge des Betrachters liegt. Wenn jemand dahin geht und es wirklich gut findet und es kauft, vollkommen okay, vollkommen in Ordnung und der Kunstbetrieb ist trotzdem gleichzeitig da und ruft idiotische Preise für idiotisches Zeug auf. Ja, was halten wir denn davon vom Kunstbetrieb? Ich meine, Künstler müssen leben. Künstlerinnen und Künstler müssen für ihre Arbeit Geld verdienen. Und deswegen finde ich Banksy vollkommen in Ordnung mit seiner Art und Weise, damit Geld zu verdienen. Künstler müssen nicht darben dafür, dass sie Kunst betreiben. Ja, das ist albern. Das ist das Klischee vom armen Künstler. Da sollten wir ganz drüber hinweg sein. Genau. Und deswegen finde ich auch, dass es vollkommen in Ordnung ist, wenn er mit seinen Sachen, die er gemacht hat, mit denen bekannt geworden ist, auch Ausstellungen veranstaltet und einen Eintritt nimmt. Warum nicht? Vollkommen okay. Solange er selbst das vollkommen wurscht. Wenn er irgendwann anführen würde, auf der Straße Kunst zu machen, dann ist er halt kein Street Artist mehr, sondern anderer Artist. Und dann ist die Frage, ist es eine Art von Heuchelei, wenn er gleichzeitig die ganze Zeit sich über den Betrieb lustig macht? Jeder darf sich über alles lustig machen. Nicht ob er es darf, sondern ist es Heuchelei. Nee, überhaupt nicht. Weil er nutzt nur die Mechanismen, die schon da sind. Und wenn er sich gleichzeitig noch darüber lustig machen kann und es trotzdem weitergeht für ihn, dann Glückwunsch. Also es ist ja nicht so, dass er derjenige ist, der dafür sorgt, dass der Kunstbetrieb überhaupt existiert. Wenn er ihn erst institutionalisieren würde, um sich dann darüber lustig zu machen, dann wäre es Heuchelei. Ja, es gibt halt diesen Moment, wenn jemand die ganze Zeit darüber schreibt, wie ätzend Ratgeberliteratur ist und das dann als Ratgeberliteratur herausbringt, dann gibt es halt diesen Moment, wo man sich einmal fragen muss, echt? Und so ein bisschen macht Banksy das ja auch. Seine Kunst erlebt auch davon, dass er sich über den Kunstbetrieb lustig macht. Und gleichzeitig lebt er sehr gut von diesem Kunstbetrieb und auch an diesen absurden Preisen. Und sowas wie zum Beispiel dieses Ballonmädchen, das hat ja allein durch diese Schredderaktion, hat das Kunstwerk ja im Preis sich verfünffacht. Es wurde geschätzt, 50% des Wertes sind nochmal draufgekommen. Genau. Und dann ist natürlich dieses Narrativ und hiermit wollte ich zeigen, wie albern das ist, weil ich mach's kaputt und dann hast du für was ausgegeben, was nur Müll ist. Weißt du, das zieht dann auch nicht mehr. Ist das Kunstwerk jetzt kaputt dadurch, dass es an Wert gewonnen hat? Aber das Problem ist, du kommst da aus der Nummer nicht raus. Natürlich kommst du da nicht raus. Scheiß Banksy! Also er kann machen, was er will im Grunde. Es funktioniert nicht. Er kann den Kommentar machen, aber ihm muss auch klar sein, dass das keine wirkliche kritische Relevanz mehr hat, weil es einfach sich selbst an der Zurung führt. Na, das Kunstwerk ist dadurch auch zu kitsch geworden, finde ich, dadurch, dass der Galeriebetreiber da gesagt hat wir wurden wohl alle gebanksyt. Das finde ich ist der Moment, wo dieses Werk, das Ballonmädchen, das geschreddert wurde, zu kitsch wird. Durch den Kontext übrigens. Ja, ja, genau. Es ist wie wenn Jugendwörter in eine mit Mitte 30-Jährige benutzen und du dann denkst als Jugendliche, gut, dieses Wort ist tot, das benutze ich nicht mehr. Also, ich glaube Banksy kann da, hat da nur einen relativ geringen Spielraum und für diesen Spielraum, den er noch hat, verhält er sich ziemlich geil damit, finde ich. Na, er spielt auf jeden Fall damit und das ist wichtig. Also, genau. Ich gebe dir vollkommen recht, es ist so ein bisschen ausweglos für ihn, er macht das Beste draus und das ist natürlich auch das, was dazu geführt hat, dass er so populär wurde, dass er halt irgendwie ein echt gutes Gespür dafür hat, was coole, witzige Aktionen sind, die trotzdem auch so ein bisschen provozieren und auch ein bisschen zum Nachdenken über den Kunstbetrieb bringen und über den Sinn von Kunst im Allgemeinen und so weiter. Er hat schon geile Sachen gemacht, ne? Also, und dann, ja, kann man ihm natürlich nicht böse sein deswegen, weil er hat wirklich mit diesem Spiel witzige Sachen gemacht, die sind dann manchmal vielleicht ein bisschen oberflächlich, aber es ist halt tolle Kunst trotzdem. Würdest du dir den Terry in die Wohnung hängen? Also einen Mr. Brainwash. Ja, ich habe mir überlegen, bestimmt. Es gibt bestimmt einen Mr. Brainwash, den ich, ich google einmal kurz Mr. Brainwash und gucke mal nochmal so drüber. Also, es ist jetzt nichts, wo ich so, was ich so total absolut geil finde, aber doch, ich mag Street Art und ich mag es auch irgendwie, Street Art in der Wohnung hängen zu haben. Ich kann mir auch ein Mängchen in der Wohnung hängen. Hast du? Ach, das Mädchen hast du da mit den Ballons, oder? Nee, ich habe so eine Collage. Ich glaube, man könnte das als Kitsch bezeichnen. Und ich habe auch tatsächlich noch so ein Bild von einer südamerikanischen Street Artist, die so ein Mädchen zeigt, das Farbe an der Wand mit einem Eimer. Ja, ich glaube, ich würde mir ein Mr. Brainwash in die Wohnung hängen. Ich weiß nur nicht, was genau. Ich finde diese tatsächlich, diese Melon Mono Mash-ups, die ich so verteidigt habe, gefallen mir am wenigsten. Die sind sehr zentral in seinem Werk. Ja, genau. Aber ich würde was von ihm finden, was mir gefällt. Also, daran zweifle ich nicht. Ich fand auch so bei der Ausstellung, als so man mal so drüber gegangen, das waren so echt so ein paar Sachen, wo ich dachte, ja, das ist gut, das gefällt mir. Das ist Street Art, die in eine Galerie gewandert ist. Ja. Aber ist er Street Art? Das weiß ich auch nicht so genau einzuschätzen. Also, wie er es gemacht hat, so wie er es aufgezogen hat, es ist ja nicht auf der Straße passiert. Er hat ja auch im öffentlichen Raum seinen Life is Beautiful und seinen Mr. Brainwash-Dinger verteilt. Ja, das stimmt, aber fällt ja dann mehr unter Werbung. Ja, die Arbeitsweise ist halt auch sehr ähnlich, dass er diese Werkstatt hat, wo er die Schablonen herstellt und dass er so so eine spezifische Art von Vervielfältigung das ist vielleicht Urban Art, keine Ahnung. Ja. Das ist eigentlich nur ein anderes Wort für Street Art. Ich glaube schon, dass es so zumindest diesen Street Art Gedanken irgendwie in sich trägt und allein schon wegen seiner Referenzen. Es sieht halt auch alles aus wie Banksy, was er macht. Na, ich finde, nee, naja. Ich finde Banksy's Stil hebt sich schon sehr ab davon und ist auch, ja, ich finde Banksy tatsächlich einfach viel, viel besser als Terry, aber das ist vielleicht wirklich eine persönliche Sache. Oh mein Gott, was ist das für eine Musik? Was war das? Wo sind wir? Ich glaube, wir wurden rausgerissen. Aber wohin? Oh mein Gott, Johannes, ich befürchte, wir befinden uns in einer Self-Promo. Oh nein! Shit! Ganz schnell, ganz schnell, damit wir zurück zum Besprech können. Was müssen wir machen? Was müssen wir sagen? Wir müssen den Leuten unbedingt sagen, dass sie uns abonnieren sollen, wo auch immer sie sind, also auf Spotify oder iTunes, Beam, whatever, was sie auch benutzt. Also abonnieren und anderen sagen, dass sie uns abonnieren sollen. Auf jeden Fall. Wenn euch die Folge gefällt, gebt uns gerne Sterne, Herzchen, Daumen hoch, was auch immer euer Podcatcher anbietet. Genau, und wenn sie euch nicht gefällt, dann schickt diese Episode weiter an eure Feinde oder eure Nachbarn oder so. Und wenn ihr uns Feedback geben wollt, wir freuen uns total über jeden Kommentar an johannes-et-muss-man-sehen.de oder florian-et-muss-man-sehen.de. Genau, schickt uns Filmvorschläge und so weiter. Boah, das, oh, wir sind schnell durchgekommen. Ja, jetzt schnell raus hier, wieder zurück ins Gespräch. Ich würde gerne noch kurz auflösen, was diesen Gedanken betrifft, ob das von Banksy ein elaborate Joke ist. Es gibt nämlich diesen Joachim Levy, diesen Swiss Filmmaker, mit dem Terry an seiner Version dieses Films geschnitten hat, bevor er dann Banksy übernommen hat. Der hat nämlich gedroht, Banksy zu verklagen und seine Identität preiszugeben. Wenn er nicht Geld dafür bekommt, dass er eigentlich Contributor ist für diesen Film. Weil er ja damit gearbeitet hat mit Terry an der ganzen Geschichte. Und der wurde auch interviewt und der meinte, was ihr im Film seht, ist mostly correct. Und dem würde ich einfach mal Glauben schenken. Genau, wenn der Feind das schon sagt. Das wäre die Gelegenheit gewesen, ihm eins auszuwischen. Und Terry und Banksy, also zumindest Terry sagt das, sind weiterhin Freunde. Ja. Und Terry fühlt sich nicht jetzt irgendwie schlecht dargestellt oder sowas, sondern sagt, so ist halt passiert. Ist schon okay. Und hat keinen Grudge jetzt Banksy gegenüber oder so. Und er creditet Banksy dafür, dass er ihm geholfen hat von seiner Obsession mit der Kamera ein bisschen. Dafür hat er eine neue Obsession entdeckt. Okay, wollen wir mal in unsere Topliste springen, wo wir gerade so anschließend an das große Kunstthema in das andere große Kunstthema. Erstmal Jingle. Unsere Top 3. Ich habe eine Top 3 bildende Künstler der letzten 70 Jahre. Um mal so ein bisschen aus unserer typischen Top 3 des Filmischen herauszukommen, weil ich dachte, mich interessiert einfach sehr, was du so für Künstler spannend findest, die so diese, diese gleiche Schiene wie Banksy quasi bedienen in den letzten 70 Jahren ist ja sehr viel modernes, was ich eher so schwierig finde. Was ist denn gutes so in der Welt? Ich habe überhaupt keinen Street Artist dabei. Also ich habe keinen Street Artist bei den Honorable Mansion. Und du bringst mich damit tatsächlich auch so ein bisschen in Verlegenheit, weil bildende Kunst gar nicht so mein Steckenpferd ist. Also ich kann sagen, was ich gut finde und was ich schön finde oder interessant finde. Aber ich bin nicht so auf dem Laufenden, was bildende Kunst betrifft. Also ich kenne Namen, die ich cool finde. Das Spannende ist, ich habe mir dieses Ei auch selbst gelegt. Nicht nur dir, weil ich dann festgestellt habe, ach du Scheiße, wen finde ich denn so geil in den letzten 70 Jahren an bildenden Künstlern. Und so bildende Kunst gehört ja nicht nur Ölgemälde oder Zeichnungen, sondern irgendwie einfach auch Performance Art würde auch dazu gehören. Würdest du Performance Art zu den Bildenden? Ok, interessant. Installation, Architektur, Design vielleicht. Und du wolltest Geheimtipps, ne? Ich habe aber die Geheimtipps in Anführungsstrichen gesetzt. Ok, ich habe tatsächlich dann nochmal geguckt, was es gibt an weil ich habe tatsächlich meine langweiligen Antworten, deswegen Geheimtipp funktioniert in dem Fall dann nicht. Meine langweilige Antwort wäre Gerhard Richter finde ich tatsächlich total großartig. Habe ich jetzt nicht in der Liste, weil ich weil das nicht Geheimtipp ist. Darfst du gerne mit reinnehmen Gerhard Richter? Nein, ich bin jetzt ganz glücklich mit meiner Geheimtippsrichtung. Also ich habe Schwierigkeiten gehabt tatsächlich, weil ich gemerkt habe, ne, die sind alle schon viel länger tot, die ich weiß. Und ich mit moderner Kunst, das es ja nun ist, mit Keith Haring kann ich auch nicht so wahnsinnig viel anfangen. Oh, ne, Keith Haring ist kitschig. Keith Haring mag ich überhaupt nicht. Weißt du, das sind so die der ist noch einigermaßen gefällig, wo man sagt, ok, das kann man irgendwie wahrnehmen nach dann habe ich nach Comic-Leuten gesucht, Krump oder sowas. Den ich auch nicht da bin ich kein großer Fan von. Weißt du, das finde ich nicht so richtig geil, aber interessant irgendwie. Ja. Ja. Aber das hat es dann auch nicht in der Liste geschafft und dann wurde es immer enger. Ja, ne, die würde ich auch Comic fände ich, das ist irgendwie noch mal was anderes. Ich habe tatsächlich, ich habe Bildende Künste sehr wörtlich genommen und beschränkt auf Gemälde, Installation. Und ich habe auch tatsächlich, ich habe einen Maler dabei und zwei Installationskünstlerinnen. Ah, ja, ja, ok. Bzw. eher Plastik, Skulptur, also Installation wäre schon fast zu viel gesagt. Dann ahne ich, wer damit dabei ist. Jetzt bin ich mal gespannt. Ne, ich glaube, also ich glaube nicht, dass du, ich habe nämlich wirklich nach Geheimtipps geguckt. Ich habe geschaut, was mich so in den letzten 10 Jahren an Kunst begeistert hat. Ok. Und was ich irgendwie mal notiert habe und so ah cool und so. Und das sind tatsächlich glaube ich eher wirklich unbekannte Sachen. Mein Platz 3, den einfach zum Eskapismus, mir wirklich am Herzen den aufzunehmen, ist John Bramlett, ein texanischer Maler. Ok, ich google gleich live mit John Bramlett. Ein texanischer Maler, der vor 7 Jahren, vor 10 Jahren, vor 15 Jahren erblindet ist. Ah, ja. Und der dann irgendwann aus seiner Depression rauszukommen, die er anschließend hatte, angefangen hat wieder zu malen. Und jetzt ganz spannende Bilder malt, die ziemliche Farbe-Explosionen sind. Und er hat so eine sehr spezifische Art in seiner, in seinem Atelier zu arbeiten. Er hat Preischrift an den Farben, aber er sagt, er kann auch an den Texturen der Farben teilweise erkennen, was es ist. Ok. Und er malt sehr bunte und unglaublich ausdrucksstarke Bilder, die einfach schön sind. Also es gibt keinen großen politischen Background. Es gibt keine große Message dahinter, sondern es sind wirklich einfach nur wunderschöne Bilder, die einfach unglaubliches tolles Spiel mit Farben und Formen haben. Ich guck grad die Bilder durch. Nicht mal not my cup of tea, aber den meisten zumindest. Aber es gibt ein paar interessante Sachen. Natürlich ist der Kontext, dass er nun erblindet ist, spielt eine große Rolle. Ich find's sie auch außerhalb des Kontextes cool. Ich mag diese Farbe-Explosionen. Ich find die haben, teilweise haben die Bilder also nicht alle. Es gibt auch Bilder von ihm, die ich nicht so stark finde, aber einige von seinen Bildern haben echt eine unglaubliche Kraft. Mein Platz 3. Mein Platz 3 wäre Bernhard Heysig. Bernhard Heysig. Und man kann nicht unbedingt sagen, dass es ein geheim, geheim Tipp ist. Ich habe auch einen Kontext mit ihm beziehungsweise mein Vater hat einen Kontext mit ihm. Das ist nämlich der Professor meines Vaters gewesen. Großer Künstler der DDR. Und ich finde seine Gemälde, ich weiß nicht ob jemand noch Lucian Lucian Lucian Freud kennt, ein englischer Künstler, der auch so ein bisschen in die Richtung geht, die ich noch interessant finde. Und daran reiht sich dann natürlich auch mein Vater, der auf eine bestimmte Art und Weise malt. Wenn es jemanden interessiert, petafranke.de gibt's ein paar Gemälde zu sehen. Ich finde diese Art und Weise sehr interessant. Ein sehr grober Umgang teilweise mit dem Farbauftrag und sehr ausdrucksstark in der Art und Weise. Wie nennt man das? Ist das Postimpressionismus? Es ist die Leipziger Schule. Also es heißt tatsächlich Leipziger Schule. Aber in größeren Rahmen kann ich nicht genau sagen, wie man das nennt. Auf jeden Fall Bernhard Heysig in den Kriegsszenen, weil er traumatisiert und so weiter, auch gemalt und so. Und Freud, finde ich, hat sehr, sehr interessante Portraits einfach gemalt. Das war ein ganz toller Porträtmaler. Sehr, sehr spannend. Aber als Geheimtipp, das zu verkaufen, ist ein bisschen vermessen. Ja, okay. Tipp natürlich irgendwie. Ich kenne den Namen nicht, aber ich bin auch, wie gesagt, bildende Künstler. Mein Platz zwei. Patricia Pichini Pichini Also Ruhstabieren Patrizia mit C P-I C-C-I-N-I-N-I Macht Skulpturen die auf den ersten Blick sehr grotesk und sehr hässlich wirken. Lebensrecht, aber deformierte Körper. Aber die auf den zweiten Blick eine unglaubliche Fragilität und Schönheit offenbaren, die gerade hinter dieser Hässlichkeit verborgen liegt. Ich habe sie zum ersten Mal in einer Berliner Ausstellung vor. Das waren über zehn Jahre vor 15 Jahren fast gesehen. Such mal nach The Comforter. Also C-O-M-F-O-R-T-E-R. Und das, finde ich, trifft es ganz gut. Man sieht die Bilder und denkt so, hässlich. Und dann stellt man fest, dass die alle so eine unglaubliche Schönheit und auch so eine Zärtlichkeit besitzen. In diesem Formen. Und ich finde sie setzt sich mit ihren Skulpturen dadurch sehr interessant mit dem menschlichen Körper auseinander und mit dem, was wir unter schön und was, was wir hässlich finden. Ich finde, dass alle diese Sachen, die ich jetzt bei Google einfach finde, alle sehr liebevoll sind. Und das finde ich sehr spannend. Obwohl die eben sehr hässlich sind, aber sehr liebevoll. Und das finde ich cool. Okay. Okay, also ihr habt das Buchstabiert bekommen. Gibt keine Ausrede. Googeln und gucken. Spannend. Ich hätte auf Platz 2 Hockney. Es ist auch wieder kein Geheimtipp. David? Ja, David Hockney. Kennt man. Kennt man einfach. Ich finde aber gar nicht die Gemälde, die sehr bekannt sind von ihm, das beste an ihm. Ich finde die manchmal sehr, sehr, sehr, sehr naiv gemalt. Und da bin ich gar nicht so der große Fan von. Aber er hat Polaroid-Kollagen gemacht. Das heißt, er hat von einer Szenerie, die als ein Foto auch funktionieren würde, mit der Polaroid-Kamera Detailshots gemacht und die Polaroids dann nebeneinander gelegt zu dem Bild, was man auch einfach mit einer Kamera hätte von weiter entfernt machen können. Und es gibt eine ganz, ganz interessante Kollage und spannende Spannungsfelder zwischen den einzelnen Nahaufnahmen, die zusammen das große Bild ergeben. Hockney Polaroid-Kollage. Ah, ja, ja, habe ich aber auch schon gesehen. Ja. Cool. Ja, ich bin tatsächlich, ich bin kein David-Hockney-Experte. Hockney ist mir immer ein bisschen zu seicht. Ja, ja, ich verstehe, was du meinst. Vor allem eben auch in den Gemälden finde ich. Ja, was soll man damit anfangen? Was steckt da jetzt tiefer drin? Wenn man sich Bilder von ihm anschaut, das ist so ein Knuddeliger. Weißt du, das ist einer, der tut einem auch nichts. Und so sind die Bilder auch so ein bisschen. Genau, sie tun einem nichts. Ja. Aber ich finde die Polaroids sind wirklich sehr, sehr spannend, grafisch sehr, sehr spannend. Ja, die sehen, die ich meine auch schon mal so was gesehen zu haben, die sind auf jeden Fall cool. Mein Platz eins ist Valerie Hegardi. Valerie, also Valerie. Ja. Und dann H-E-G-A-R-T-Y. H-E-G-A-R-T-Y. Auch eine Skulpturistin oder Installationskünstlerin, die sehr spannende Sachen macht mit Bildern, die sich auflösen, wo die Kunst aus dem Bilderrahmen raussprengt. Ah, ja, ja, ich sehe schon. Aber auch mit Räumen, die deformiert sind. Also es gibt zum einen diese, diese, ich sehe gerade, das ist das erste, was man sieht, wenn man sie googelt, wenn du ein bisschen weiter runter scrollst, findest du auch so ein paar von ihren Rauminstallationen, die auf jeden Fall auf jeden Fall mit Tanz arbeiten und zwar zum einen als destruktive Kraft. Es werden wirklich Sachen deformiert und von Pilzen überfallen und zerrissen und zerschossen. Aber gleichzeitig auch als kreative Kraft, weil aus diesem, aus dieser Sprengung der Rahmen entsteht dann quasi nochmal neue Kunst und es entstehen Kunstwerke, die sich befreit haben aus ihrem vorherigen Gefängnis. Ja, sehr spannend. Mir fällt auf, du bist ja wesentlich bessere Feminist als ich. Weil ich hab wirklich nur meiner drin leider. Ist mir auch aufgefallen, während ich die Liste gemacht habe. Und ich hab mir keine Gedanken drüber gemacht, tatsächlich. Ja. Ja. Spannend, ne? Ach man. Aber es ist vielleicht auch, ich hab natürlich auch Jüngere jetzt, ne? Die sind alle so eher so in den 80ern, 90ern haben die, glaub ich, angefangen. Ja. Ist natürlich ein Ding, dass das dann leichter ist, was zu finden. Ja, ich würd dann vielleicht einfach auf meinen Platz eins, um das ein bisschen nach vorne zu treiben, nicht Gregory Crewson setzen, sondern Vivian Mayer. Mhm. Ähm, Vivian Mayer war eine, die gar nicht, gar nicht nach vorne gegangen ist mit ihrer Fotografie, der hat fotografiert und hat das alles dann weggesperrt. Ähm, dass sie überhaupt als Künstlerin aufgefallen ist, liegt daran, dass jemand bei einer Auktion eine alte Kiste, äh, ersteigert hat, in der ganz viele, ähm, Filmrollen drin waren. Ja. Und dann hat jemand die entwickelt und festgestellt, oh, das sind gute Fotos. Und dann ist sie sozusagen eigentlich erst posthum wirklich interessant geworden als Künstlerin für die Öffentlichkeit. Ja. Und sie hat so tolle Straßenfotografien, äh, die einfach wirklich ein Auge beweisen für Situationen und ein Zeitzeugnis sind und eine Haltung irgendwie zeigen des Fotografen, der Fotografin, ähm, ich find's total großartig, spannend. Ja, cool. Im größten Teils muss man sagen, die schwarz-weiß Fotos, weniger die Farbfotos, obwohl auch die Farbfotos ihren eigenen Reiz haben, aber in der Masse, würde ich sagen, sind die schwarz-weiß Fotos die besseren. Ja, cool. Mit Farbe muss man auch umgehen können, wenn man die ganze Zeit sonst schwarz-weiß fotografiert, muss man wissen, wie man, wie man das übersetzt in Farbe. Ja. Total gut. Also Vivian Mayer, absoluter Empfehlung. Vivian mit A. Mhm. Mayer mit I. Hab ich, scroller gerade durch die Fotos. Ja. Ähm, wir schreiben euch die Namen auch nochmal in die Comments, äh, in die Show Notes. Allerdings, ich muss dazu sagen, ich bin kein großer Kunstexperten, ich bin nicht auf dem Laufenden, was bildende Kunst betrifft und meine, meine Empfehlungen sind einfach nur das, was mir gefallen hat, über das ich in den letzten 10 Jahren, 20 Jahren gestolpert bin, wo ich mir eine Notiz gemacht habe und gesagt habe, das ist cool. Mhm. Ähm, ja. Geil. Es war, es ist ganz gut, dass ich mal sehr viel, so, Kultur geplockt habe und dann hab ich die ganzen Sachen weggeschrieben und die hab ich alle noch, das heißt, das war jetzt auch so, oh, welche gab's dann, dann einmal so durchscrollen. Mhm. Ja. Ich würde sonst noch einmal ins Feld führen, äh, Yoyi Kusama, äh, wo ich nicht in die Ausstellung gekommen bin, was mich geärgert hat, ähm, die, äh, ich glaube, schon 93 ist, ähm, und eigentlich jetzt erst hier groß rezipiert wird, wenn ich das sage. Wenn ich das richtig verstehe. Ah krass. Die hatte irgendwie einen großen, ähm. So viel mit Mustern und Strukturen und so, ne? Ja, genau. Ist die gerade in Berlin zu sehen? Die war vor einer Weile in Berlin zu sehen, das ist jetzt wieder weg. Ja. Aber ich lese gerade, dass sie das auch, auch 1965 schon mal hier auf jeden Fall eins war, die haben das irgendwie rekonstruiert. Ja, also es gibt, äh, viele gute Künstlerinnen da draußen, die man entdecken kann. Wir haben uns hier auf den Filmbereich konzentriert, aber ich dachte, vielleicht ist es ganz gut mal rauszugehen und den Blick zu öffnen in eine andere Richtung. Bildende Kunst, und ich hab auch ganz lange hart überlegt, ob ich jetzt noch Kameramänner mit rein nehme, weil Film ja irgendwie. Oder Kamerafrauen. Entschuldigung, Kamerapersonen reinzunehmen, ähm, weil das natürlich auch irgendwie Bildende Kunst ist. Ja. Ne? Ja, auf jeden Fall. Ich, hochstilisierte Filme, die man als Anderson sehe, denke ich natürlich, ja, okay, klar. Aber ich glaube, dann wird es schwierig, ich glaube, irgendwie müssen wir in diesen Kategorien einen Cut machen, sonst findest du für alles, sonst wäre der Begriff leer, wenn du jetzt Filme auch noch mit rein packst, dann musst du Theaterstücke auch mit rein packen. Weißt du? Und dann wird der Begriff irgendwann leer. Ich glaube, das ist schon ganz gut, wenn wir sagen, okay, Bildende Kunst ist Fotografie und Skulptur und Malerei. Alles, was irgendwie formt, was totes Objekt formt. Aber sobald du was Lebendes drin hast, bist du bei Performance und dazu gehört dann sowas wie Performance Kunst, aber auch Theater und Film. Performance Kunst gehört eindeutig zur Bildenden Kunst. Aber warum? Warum gehört Performance Kunst zur Bildenden Kunst? Gute Frage. Das habe ich so gelernt. Ich würde sagen, Bildende Kunst muss am toten Objekt sein. Echt? Also ich glaube, dass der Grenze zum Theaterstück natürlich ist, dass das Theaterstück ein Zusammenspiel von sehr vielen einzelnen Departements ist. Wie auch Film. Also du hast einen Autor, du hast Schauspieler, du hast eine Regie, du hast Licht. Das heißt, so ein Film wie Andy Warhol's Empire State Building ist eher Bildende Kunst, weil das ja wirklich nur die Kamera auf was gehalten ist. Da würde ich auch mitgehen. Ich glaube, man könnte vielleicht sogar sagen, es gibt Filme, die ich als Bildende Kunst bezeichnen würde. Filme sind ja auch oft Teile von Ausstellungen und so. Aber nichts von dem, was wir hier im Podcast besprechen, fällt in diese Ecke. Nee, vielleicht noch Blue Movie, aber auch nicht wirklich. Nee, auch nicht. Das ist dann eher Performance Kunst. Auf Leinwand festgehalten, auf Film festgehaltene Performance Kunst. Dann wäre es wieder Bildende Kunst. Zurück! Das war unsere Top 3. Zurück zum Film. Noch nie hat der Tschingel das war unsere Liste mit seiner Unsicherheit so gut gepasst, wie jetzt gerade. Ok. Schön. Plor, haben wir noch irgendwas zu sagen zu Banksy's exit through the gift shop? Das Urteil. Ein ganz toller Film. Wunderbarer Kommentar auf Street Art und auf den Kunstbetrieb. Und halt auch einfach ein wunderbar ironisches Spiel mit der Frage, was ist Kunst, was ist der Künstler? Mehr Ebenen hatte Banksy nie. Ja, würde ich mitgehen. Wahrscheinlich, dass das, nee eigentlich nicht. Weil es ist tatsächlich, es steht schon so in der Tradition von anderen Banksy Kunstwerken. Das macht das, was andere Banksy Kunstwerke auch machen. Aber es ist schon so, dass er durch die Länge und durch die Intensität der Auseinandersetzung mit dem Thema einfach aus der Natur heraus mehr layer haben muss. Ich fände es tatsächlich spannend, wenn aus dem Material von Terry noch, ich weiß ja nicht, wie viel es hier gibt, aber nochmal so ein Street Art Film, der nicht nur Banksy im Mittelpunkt hat, wäre vielleicht auch ganz interessant. Nochmal der mehr die Kunst an für sich zum Thema hat. Ich weiß nicht, ob das trägt für anderthalb Stunden, weil das, der erste Hälfte des Films, ist ein Film über Street Art. Ja, du hast recht, wahrscheinlich trägt es nicht. Wahrscheinlich haben sie genau das auch festgestellt. Vielleicht hat Banksy sogar vorgehabt und gesagt, ich mache den Film mit dem Inhalt, den Terry vorhatte. Das heißt vor allem Street Art Film. Und dann hat er festgestellt, nee, das geht einfach nicht. Selbst wenn ich andere Musik drauf lege. Genau. Okay, schön. Plor, vielen Dank, dass du den Film geguckt hast. Vielen Dank, dass du ihn vorgeschlagen hast. Es war wirklich eine Freude, den wiederzusehen. Schön, freut mich. Ich hoffe, dass ihr wieder eingeschaltet habt. Nächste Woche gibt es wieder einen Film von Plor. Und was für ein Film das ist, das wird er uns gleich verraten nach diesem Jingle. Bis dahin, ciao. Ciao. Was möchtest du mir geben, Plor? Wir haben gerade so ein bisschen drüber geredet und ich bin unsicher, was du nur eigentlich willst. Ich habe das Gefühl, ich will dich nicht so sehr quälen. Weil dein Painted Bird echt hart war. Und du bist mir, glaube ich, auch ganz dankbar, wenn ich dich nicht so quäle. Aber ich habe das Gefühl, ich will trotzdem nochmal in die Vergangenheit springen. Und es ist Nouvelle Vague. Aber es ist Nouvelle Vague, die unterhaltsam ist. Und es ist auch ein bisschen ein schräger Film. Und der Film hat auch seine surrealen Momente. Aber Charlie Chaplin hat diesen Film sehr gemocht. Falls dir das irgendwie gut tut. Dann natürlich. Schon verkauft. Einfach im deutschen, bzw. dans le métro, im französischen Original von Louis Malle. Und er ist, ich glaube, er ist so ein bisschen geistiger Urvater von die fabelhafte Welt der Amelie. In seiner Art, wie er kitschig, naives, romantisches und komisches und auch leicht surreal, fantastisch angehauchtes zusammenmixst. Und es geht um ein kleines Mädchen, das einen Tag in Paris verbringt. Wie süß. Es hat auch tatsächlich ein bisschen schwarzen Humor. Aber ich sehe gerade, es hat FSK-Sex gekriegt. Interessanterweise. Aber es ist ein sehr unterhaltsamer, etwas schräger Film. Na gut. Dann gucken wir alle Sazi aus dem Jahre... 1960. Nouvelle Vague, Louis Malle. Einer meiner Lieblings-Regisseure aus der Nouvelle Vague-Zeit. Der auch sehr merkwürdige Filme gemacht hat. Auch nicht so coole Filme. Ja. Viel Spaß beim Gucken. Ich hoffe, du versprichst nicht zu viel, dass das ein bisschen leichter ist. Ja, ich denke schon. Ich hab's schon ein paar Mal erlebt, dass du gesagt hast, ja, wird schon, wird schon. Und dann war's doch eher so ein bisschen so... Also insofern, ich bin gespannt. Ihr dürft auch gespannt sein. Und wir hören uns nächste Woche. Bis dahin, ciao. Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017