Episode 201: Good Will Hunting
Der 20jährige Will ist ein typisches South Boston Raubein. Wenn er nicht gerade in einem seiner Gelegenheitsjobs Uniflure schrubbt oder auf dem Bau arbeitet, zieht er mit seinen Kumpels Chuckie, Billie und Morgan um die Häuser, betrinkt sich, liefert sich Schlägereien und klaut auch einmal ein Auto. Aber Will hat mehr drauf, als man meinen könnte. Er ist extrem intelligent, brillant geradezu. Mit einem anscheinend eidetischen Gedächtnis ausgezeichnet, weiß er alles über amerikanische Geschichte, Physik und Biochemie, und löst hochkomplexe mathematische Gleichungen wie andere Leute Kreuzworträtsel.
So wird der Harvard Mathematikprofessor Gerald auf Will aufmerksam. Ihm gelingt es Will vor einer Gefängnisstrafe wegen Angriffs auf einen Polizisten zu bewahren, aber nur unter der Bedingung. Will soll ihm regelmäßig bei der Beackerung mathematischer Fragestellung assistieren und… sich einer Therapie unterziehen. Die meisten Therapeuten sind jedoch der Intelligenz und Schlagfertigkeit Wills nicht gewachsen. In seiner Verzweiflung wendet sich Jerry an seinen alten Collegefreund Sean, der nach dem Tod seiner Frau als Psychologieprofessor an einem einfachen Community College arbeitet. Sean ist auch brillant und wie Will ein Southie, und es gelingt ihm tatsächlich an den Jungen, der sich im Kampf gegen den Rest der Welt sieht, herazukommen, so dass der sich zum ersten Mal mit seiner schwierigen Vergangenheit, seinem Potential und seinen Zukunftswünschen auseinandersetzt.
Good Will Hunting ist als gemeinsames Drehbuch von Matt Damon und Ben Affleck entstanden, auch irgendwie als Versuch, ihr Schauspieltalent zu präsentieren und sich so in Hollywood einen Namen zu machen. Über 25 Jahre, mehrere Oscarnominierungen und Liaisons mit Jennifer Lopez später ist die Frage, ob das geklappt hat, natürlich albern. Daher was anderes… Johannes… Do you like apples?
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 201: Good Will Hunting Publishing Date: 2024-11-06T06:17:42+01:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2024/11/06/episode-201-good-will-hunting/
Johannes Franke: Die haben ja auch gar nicht gewusst, wer die Hauptrolle spielen soll. Die haben ja das geschrieben und dann haben sie sich gegenseitig immer, jetzt spielst du mal die Hauptrolle und jetzt spielst du mal die Hauptrolle. Und ich bin schon froh, dass es so rausgegangen ist.
Florian Bayer: Stell dir mal dieses weirde Alternativuniversum vor, in dem Ben Affleck Will spielt.
Johannes Franke: Nein, Wir haben wieder einmal den Muss-Man-Sehen-Podcast hier zu Gast in meiner Küche und mit Muss-Man-Sehen-Podcast meine ich Plor. Hallo Plor, herzlich willkommen.
Florian Bayer: Ich versuche das Intro zu retten jetzt.
Johannes Franke: Nein, das musst du retten.
Florian Bayer: Herzlich willkommen, liebes Publikum, zu einer neuen Folge von Muss-Man-Sehen-Podcast Episode 201. Krass,
Johannes Franke: wir kommen in einer neuen Ära des Muss-Man-Sehen-Podcasts, wo wir natürlich damit anfangen, dass wir jemandem aus dem Publikum einmal die Stage geben.
Florian Bayer: Auf jeden Fall, das muss einfach sein. Und wir haben eine ganze Liste an Publikumswünschen. Und wir hatten schon mal einen Wunsch von Alexander beackert, der sich gleich mehrere Filme gewünscht hat, über Spotify, über die Kommentarfunktion da.
Johannes Franke: Und während wir das sagen, ärgern sich alle anderen und sagen, mein Film ist noch nicht reingekommen. Ja, das hat ein bisschen dramaturgische Gründe.
Florian Bayer: Auf jeden Fall haben wir beschlossen, heute über Good Will Hunting zu reden, den Alexander vorgeschlagen hat. Wir haben... so ein bisschen off-record spekuliert, wie alt wohl Alexander ist. Und mein Tipp ist, Alexander ist ungefähr so Mitte 30, würde ich sagen. Weil er hat sich gewünscht, Sneakers, die Lautlosen, den wir vor einigen Folgen schon besprochen haben.
Johannes Franke: Vor einigen, sehr, sehr, sehr her.
Florian Bayer: Ist schon einige Zeit her, genau. Und Good Will Hunting und Stay, und das fällt alles so in dieses End-90er-Schema. Sneakers ein bisschen älter. Aber ich glaube, wenn man die drei Filme vorschlägt, dann ist man irgendwie noch nicht zwingend über 40. Aber man ist definitiv über 30.
Johannes Franke: Ja, oder... Oder man ist zwölf und denkt sich, das mag mein Papa alles oder so.
Florian Bayer: Dieser Mensch wurde in den 90ern sozialisiert. Davon gehe ich fest aus und das wurden wir ja auch. Das heißt, die Filme, die er uns vorgeschlagen hat, die kennen wir auch. Kanntest du Good Will Hunting? Good Will Hunting,
Johannes Franke: ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn komplett mal gesehen habe, muss ich sagen. So ein paar Ausschnitte kannte ich, aber vielleicht auch nur, weil... das überall zitiert wird. Also, how do you like them apples? Das haben wir sogar in diesem Podcast schon gehabt.
Florian Bayer: Ja, genau. Good Will Hunting aus dem Jahr 1997. Eigentlich schon so ein kleiner moderner Klassiker. Und schauen wir doch einfach mal, worum es geht. Der 20-jährige Will ist ein typisches South-Boston-Rauwein. Wenn er nicht gerade in einem seiner Gelegenheitsjobs Uni-Flure schrubbt oder auf dem Bau arbeitet, zieht er mit seinen Kumpels Chucky, Billy und Morgan um die Häuser, betrinkt sich, liefert sich Schlägereien und klaut auch einmal ein Auto. Aber Will hat mehr drauf, als man meinen könnte. Er ist extrem intelligent, brillant geradezu, mit einem anscheinend eidetischen Gedächtnis ausgestattet, weiß ja alles über amerikanische Geschichte, Physik und Biochemie und löst hochkomplexe mathematische Gleichungen wie andere Leute Kreuzworträtsel. So wird dann auch der Harvard-Mathematik-Professor Gérald Clambeau auf Will aufmerksam. Ihm gelingt es, Will vor einer Gefängnisstrafe wegen Angriffs auf einen Polizisten zu bewahren. Aber nur unter einer Bedingung. Will soll ihm regelmäßig bei der Beackerung mathematischer Fragestellungen assistieren und sich einer Therapie unterziehen. Die meisten Therapeuten sind jedoch der Intelligenz und Schlagfertigkeit Wills nicht gewachsen. In seiner Verzweiflung wendet sich Jerry an seinen alten College-Freund Jean, der nach dem Tod seiner Frau als Psychologie-Professor an einem einfachen Community-College arbeitet. Jean ist auch brillant und wie Will ein Southsea. Und es gelingt ihm tatsächlich, an den Jungen, der sich im Kampf gegen den Rest der Welt sieht, heranzukommen. Und zwar so weit, dass dieser sich zum ersten Mal seiner schwierigen Vergangenheit, seinem Potenzial und mit seinen Zukunftswünschen auseinandersetzt. Good Will Hunting ist als gemeinsames Drehbuch von Matt Damon und Ben Affleck entstanden. Auch irgendwie als Versuch, ihr Schauspieltalent zu präsentieren und sich so in Hollywood einen Namen zu machen. Über 25 Jahre, mehrere Oscar-Nominierungen und Liaisons mit Jennifer Lopez später, ist die Frage, ob das geklappt hat, natürlich albern. Daher was anderes. Johannes.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Do you like apples?
Johannes Franke: How do you like them apples? Ja, you mag Äpfel.
Florian Bayer: Wollen wir gleich damit mal einsteigen mit diesem berühmten Zitat, das natürlich nicht in diesem Film entstanden ist, sondern alt ist. Ur, ur, ur, uralt. Und zwar älter als Chinatown, was auch vorkommt. Der Film Chinatown, wo Jack Nicholson das Ganze wohl raushaut. Kann mich nicht dran erinnern.
Johannes Franke: Ich auch nicht immer.
Florian Bayer: Aber auch älter als der Erste Weltkrieg. Wo es oft verortet wird. Viele spekulieren, dass das Wort im Ersten Weltkrieg entstanden ist und Apple so ein Symbol ist für Granaten.
Johannes Franke: Ja, okay.
Florian Bayer: Es gibt aber offensichtlich Aufzeichnungen, die noch weiter zurückgehen von genau diesem Spruch. Und zwar bis ins 19. Jahrhundert hinein. Man findet Publikationen aus dem Jahr 1883, wo dieser Spruch vorkommt. Und zwar ein bisschen anders, aber ähnlich. How Stamped for Apples. Mhm. Aber dieses Apples, dieses Taunting mit dem Begriff Apples, geht sehr weit zurück und I don't get it.
Johannes Franke: Warum Apples? Wahrscheinlich als Replik einfach. Zu sagen, wie gefällt dir das hier? Aber warum Apples? Nimm das oder so.
Florian Bayer: Warum nicht Möhrchen? Oder Chubby Jungs?
Johannes Franke: Es hätten vielleicht auch Möhrchen werden können, wenn jemand sich dafür entschieden hätte.
Florian Bayer: Und ist es nicht witzig, dass so ein South... Boston-Plägertyp sowas benutzt, um einen Harvard-Studenten, einen Harvard-Snopf, auf den wir nachher noch zu sprechen kommen, einmal in die Pfanne zu hauen und es funktioniert offensichtlich. Natürlich. Und alle feiern und alle haben ihren Spaß.
Johannes Franke: Naja, aber dieser Spruch scheint ja sowieso schon im kulturellen Gedächtnis stark angekommen zu sein, wenn der schon in Chinatown und dann vielleicht auch im Ersten Weltkrieg und so weiter. Also es scheint ja eine Geschichte zu sein. die nicht irgendwo abreißt, wie so manche Sprichworte einfach in Vergessenheit geraten, sondern das scheint ja sie durchgehalten zu haben.
Florian Bayer: Und doch kennen ihn die meisten Millennials, die wir auch sind, vor allem aus diesem Film. Ja. Der hat ihn populär gemacht, erneut, wahrscheinlich nachdem er im Ersten Weltkrieg ständig benutzt wurde und von allen gesagt wurde. Und populär gemacht haben ihn Matt Damon und Ben Affleck.
Johannes Franke: Ich bin so beeindruckt von den beiden. Ich hasse die beiden für einen Moment lang, weil ich denke, was? Ihr habt das in Harvard einfach an irgendeiner Drehbuchklasse geschrieben. Aber das stimmt ja nicht ganz. Es ist ja nicht ganz so übrig geblieben in dem Film, was sie geschrieben haben.
Florian Bayer: Nicht viel davon.
Johannes Franke: Es gibt diese eine Begegnung zwischen dem Therapeuten und ihm, die ziemlich, wo ziemlich viel tatsächlich existiert noch aus der ersten Fassung. Aber sonst ist ja viel, viel rumgeschrieben und geändert worden.
Florian Bayer: Es war ursprünglich als Thriller geplant. Ihr erster Entwurf war, naja, es ging tatsächlich, dass das... Storygerüst war schon da. Also wir haben hier diesen Will, der extrem intelligent ist und deswegen werden natürlich die National Security Agencies, FBI, CIA, NSA, bla bla bla, werden auf ihn aufmerksam und es gibt einen wilden Thriller-Plot mit ihm irgendwas, Spionage, Zeug und so weiter. Und das passt auch irgendwie zu den beiden Dudes, dass die erstmal sowas schreiben. Und dann muss halt ein Rob Reiner vorbeikommen und sagen, ey Leute, da steckt so ein tolles Drama drin, macht es mal bitte ein bisschen anders.
Johannes Franke: Aber wenn er es wenigstens behalten hätte, das Projekt. Frau Freiner hat ja irgendwie, also zumindest Castle, wie heißen die? Castle Rock. Castle Rock. Die haben ja dann die ganzen Rewrites, die sie machen sollten, die beiden, gar nicht richtig gelesen.
Florian Bayer: Ja?
Johannes Franke: Die haben ja dann irgendwie irgendwann auf Durchzug geschaltet, haben gesagt, nee, nee, macht mal nochmal ein Rewrite und schreibt mal noch was anders und schreibt mal noch was anders. Und dann haben die, um die zu testen, eine Oral Sex Scene mit, also einfach so ein Blowjob mit reingeschrieben.
Florian Bayer: Total absurd. Und die haben, also... Also Ben Affleck, als sie das Skript verkauft haben, waren sie schon so ein bisschen im Filmbusiness unterwegs, aber halt vor allem so kleine Rollen, Statistenrollen und so weiter. Irgendwie so auf dem Sprung, aber man merkte, da kommt mehr. Und Castle Rock hat das Ding für mehr als eine halbe Million Dollar gekauft. 675.000 Dollar haben sie aufgegeben. Und das ist ordentlich für so zwei Nachwuchs, die quasi erst das Skript schreiben. Und offensichtlich ist dann auch wirklich viel passiert bei Castle Rock. Und es gab mal so die Gerüchte, dass William Goldman, Herr der Fliegen und... The Princess Pride William Goldman, also ein wirklich toller Autor, dass er das Ding komplett geschrieben hätte oder zumindest ein krasser Skript-Doktor gewesen wäre. Er hat das immer verneint.
Johannes Franke: Er hat gesagt, er hat einmal den Auftrag bekommen, da mal durchzugucken und hat im Grunde genau den gleichen Rat gegeben, wie Rob Reiner auch gegeben hat, nämlich mach den ganzen Spionage-Quatsch weg.
Florian Bayer: Was für ein guter Tipp. Und deswegen war es auch irgendwie gut, dass das Ding bei Castle Rock lag. Bei all dem Ärger, den... Affleck und Dem mit ihnen hatten. Das war dann wirklich das Problem. Sie haben das Ding geschrieben. Die haben das geschrieben, weil sie glänzen wollten. Und das merkt man in dem Film auch. Die haben die Rollen so geschrieben, dass sie ihr Schauspieltalent zeigen können. Und dann haben aber Leute drauf geguckt, die richtig führen sollten, haben gesagt, ey, die zwei, ne, die sind's nicht. Die können wir da nicht reinpacken. Wen haben wir denn? Wer ist ein hoffnungsvoller Nachwuchsdarsteller? Wen könnten wir denn da eher reinpacken? Aber nicht die beiden. Und das war wirklich ein großes Problem. Und das war dann wohl auch das, was zu dem Clash mit Castle Rock geführt hat und dann zu diesem Ultimatum, wo Castle Rock gesagt hat, okay Leute, ihr habt jetzt eine Möglichkeit. Entweder ihr findet in 30 Tagen irgendjemanden, der das Ding uns wieder abkauft, damit wir fein raus sind und nicht da Geld verloren haben. Oder wir drehen das Ding, aber dann seid ihr raus.
Johannes Franke: Ja und sie haben es tatsächlich irgendwie geschafft. Die haben ja auch weiter Schauspieljobs gehabt und so. Und dadurch haben die auch wiederum... andere Leute kennengelernt, die irgendwie mit großen Produktionsfirmen zu tun haben. Kevin.
Florian Bayer: Kevin Smith. Vielleicht kennt man heutzutage Kevin Smith eher als jemand, der auf Ex, ehemals Twitter oder in Podcasts so seine Meinung zu aktuellen politischen Geschehen und zur Filmwelt raushaut. Was für ein toller Typ. Was für ein toller Regisseur. Und der war damals, der war einfach der heiße Scheiß in der Indie-Szene. Der war der coole Regisseur, der sowas gedreht hat wie Chasing Amy mit Ben Affleck. Der sowas gedreht hat wie Clerks. ganz großer Indie-Komödie-Hit aus der damaligen Zeit. Und die kannten den dadurch halt, weil man sich... Durch Chasing Amy im Grunde. Genau, durch Chasing Amy und weil man sich halt auch irgendwie in dieser Indie-Szene kennt, mag und zusammenhält. Kevin Smith war damals einer, der mit wenig Mitteln sehr viel rausgeholt hat, aber halt so schon eher so in dieser Nische gearbeitet hat. Der war kein großer Hollywood-Richester, das war einer, der ein paar Hunderttausend Dollar für einen Film ausgegeben hat, aber damit was Geiles gemacht hat. Und der hat das gelesen und hat gesagt, Alter, ist das gut. Und dann ist er zu. Ist der Weinstein gegangen?
Johannes Franke: Ja, oh nein.
Florian Bayer: Er ist zu Harvey Weinstein gegangen. Und wir haben so, es gibt so viele, das ist schrecklich, so viele tolle Filme, die in den 90ern und auch 2000ern entstanden sind. Irgendeine Geschichte, wo Harvey Weinstein das Ding in die Hand gekriegt hat und gesagt hat, geiler Film. Und das war auch hier der Fall. Harvey Weinstein bei Miramax. Kevin Smith sagt, ey, kannst du mal drauf gucken, du schuldest mir doch noch was. Harvey Weinstein liest das und sagt, Alter, ist das geil.
Johannes Franke: Aber es gibt auch in jeder dieser Geschichten einen Teil, in dem Weinstein sagt. Die kannst du nicht reinnehmen, die kannst du nicht besetzen, die ist nicht geil genug.
Florian Bayer: Ja, oder indem er sagt, die hatte ich schon auf der Couch, die wollte nicht. In diesem Podcast meckern wir immer über Harvey Weinstein. Die kommen zurecht.
Johannes Franke: Ja, ja.
Florian Bayer: Drecksau, Arschloch, Wichser. Weiter geht's.
Johannes Franke: Auch abgehakt, das ist wichtig. Wir müssen einen großen Haken machen können.
Florian Bayer: Myra Max hat das Ding dann gekauft und haben gesagt, wir produzieren das jetzt. Und Matt, Ben, ihr seid natürlich für die damit an Bord. Lasst uns mal gucken, wer das Ding drehen könnte. Habt ihr eine Idee? Wir hätten vielleicht mehr Gipsen.
Johannes Franke: Der hat gerade Braveheart gemacht. Das war das große Ding.
Florian Bayer: Und Mel Gibson mochte das Ding. Mel Gibson fand das Drehbuch geil. Das war vor seiner Zeit als kompletter durchgedrehter Antisemit. Der hat das gelesen, hat gesagt, das ist geil, das würde ich gerne drehen. Aber ich habe hier noch diverse andere Projekte. Und dann haben Matt und Ben gesagt, ey Mel, können wir die 20-Jährigen spielen jetzt? Aber auch nicht mehr so lange.
Johannes Franke: Ein bisschen hin hier.
Florian Bayer: Und dann hat Mel gesagt, okay, passt auf Leute, es... kann ich total gut verstehen. Ich melde mich in einem Tag und dann sag ich euch, ob was Sache ist und dann war er raus. Aber er war offensichtlich, er war wirklich supportive, hat ihn unterstützt, hat ihm Tipps gegeben und so weiter. Michael Mann war konzidert. Warum diese Action-Regisseure? Sie haben den ganzen Thriller-Part rausgenommen und dann haben sie Mel Gibson und Michael Mann, die ja jetzt eher die Thriller-und Action-Filme da sind.
Johannes Franke: Michael Mann war ja auch der Meinung, dass das nicht klappt. Nee, wer hat ja gesagt, die beiden Jungs, die können wir nicht gebrauchen. Der hat sogar Screen-Tests mit denen gemacht, um ihnen zu beweisen, dass sie nicht brauchbar sind.
Florian Bayer: Total krass, ne? Er hat gesagt, ey, Matt Damon in der Hauptrolle, das funktioniert nicht. Und dann haben Affleck und Damon gesagt, na komm, dann lass uns mal auf dir vorspielen. Und dann haben die ihm vorgespielt und dann hat er gesagt, seht ihr? Hab ich doch gesagt.
Johannes Franke: Ist das gemein. Also ich meine, ich verstehe, dass jeder als Regisseur so seine eigene Vision hat und so ein eigenes Gefühl dafür und so. Aber das ist ein bisschen fies.
Florian Bayer: Dann haben sie ihren guten Kumpel Kevin gefragt. Und Kevin hat gesagt, sucht euch vielleicht einen, der besser ist als ich.
Johannes Franke: Ja, ich weiß gar nicht, wie sie auf Gus Van Sant gekommen sind dann. Wie war das denn eigentlich? Der hat doch auch eigentlich Filme gemacht, die so Indie-mäßig waren. Das muss ja irgendwie in dieser Bubble gewesen sein.
Florian Bayer: Gus Van Sant war damals auch voll in dieser Indie-Bubble. Und der ist es noch lang geblieben. Der hat ja auch mit Casey Affleck später noch mal gedreht. Unter anderem mit dem jüngeren Bruder von Ben Affleck, der in diesem Film auch eine Rolle spielt. Können wir nochmal sagen? Arschloch, Wichser, Drecksau. Aber ich weiß nicht genau, wie eindeutig es bei Casey Affleck ist. Bei dem gab es ja in den letzten Jahren auch so einige Geschichten, was Sexual Abuse Behaviour betrifft am Set. Die dann außerhalb des Gerichts geregelt wurden. Und wir haben drüber geredet. Es ging nämlich um die Dreharbeiten zu I'm Still Here. Nee, I'm Still Here, oder? Der hieß I'm Still Here, der Film. Achso,
Johannes Franke: der riesige Prank.
Florian Bayer: Genau, der riesige Prank von Joaquin Phoenix, der sagt, ich bin kein Schauspieler mehr, sondern ein Hip-Hop-Star und der seinen coolen Kumpel Casey Affleck dabei hat und es wurde so eine Mockumentary darüber gedreht, wie er versucht als Hip-Hop-Star anzukommen und während dieser Dreharbeiten gab es von zwei beteiligten Frauen schwere Vorwürfe gegen Casey Affleck, was übergriffliches Verhalten betrifft.
Johannes Franke: Weiß ich gar nicht mehr, meine Güte,
Florian Bayer: oh Gott. Unter anderem von der Produzentin. Oh. Genau, aber auch alles, das ist so ein, dieser, dieser, man sagt immer, das Hollywood so ein... Inzesthaufen ist. Aber dieser Indie-Bereich ist halt auch so ein Inzesthaufen. Gus Van Sant war da jemand, der einiges gedreht hat an Filmen. Und Gus Van Sant sollte später noch als Regisseur sehr große und sehr bekannte Sachen machen. Damals war er vor allem bekannt für Truckstuck. Cowboys, den ich leider nicht gesehen habe, und My Own Private Idaho. Und seine Folgenprojekte waren unter anderem das Psycho-Remake, das famous ist dafür, dass es furchtbar schlecht sein soll. Ist aber einfach nur eine 1 zu 1 Kopie vom Original mit so einer merkwürdigen Abänderung.
Johannes Franke: Sollen wir mal auf diese ganze schwere Kiste Tee trinken? Ja, bitte. Ich gieß dir mal ein bisschen was ein.
Florian Bayer: Danke, Johannes. Und Gus Van Sant ist vor allem später bekannt geworden mit seinem Film Elephant, der so der erste Film war, der sich sehr ernsthaft mit den... Highschool-Massaker Anfang der 2000er und Ende der 90er auseinandergesetzt hat. Und dann unter anderem hat er auch Last Days gedreht, den Film, der die letzten Tage von einer fiktionalisierten Version von Kurt Cobain beobachtet. Und Gus Vincent war dann später sehr bekannt dafür, sehr ruhig und sehr langsam zu erzählen. Das hat er sowohl in Elephant gemacht und noch krasser in dem Film Gary, in dem auch Matt Damon und Casey Affleck mitspielen, wo zwei Leute durch die Wüste gehen und es passiert nichts. heiraten jetzt. Und zwar haben sie das, was man macht, wenn man heiratet. Sie haben ein gemeinsames Konto angelegt und haben angefangen, Geld zu sammeln für Projekte, weil sie wollten zum Film und sie wollten was zusammen machen. Und das Ding war einfach, pass auf, wenn wir irgendwas spielen, wie gesagt, sie waren da schon in der US-Filmwirtschaft unterwegs. Wenn wir irgendwas spielen, wir nehmen einfach einen Teil von dem, was wir verdienen und werfen das da dagegen. Und dann haben wir irgendwann genug Geld, um vielleicht unseren eigenen Film zu produzieren oder um sowas zu machen, mit einem Drehbuch ein bisschen dran zu arbeiten, weiter voranzukommen und so weiter. Total geil, ne?
Johannes Franke: Warum habe ich das nicht gemacht? Ja,
Florian Bayer: warum haben wir das nicht gemacht? Wir haben voll versagt. Oh Flo. Jetzt sieh uns an.
Johannes Franke: Wir haben einen Podcast.
Florian Bayer: Wir haben einen Podcast, der kostet nicht so viel, dafür muss man kein gemeinsames Kontor haben. Und dann ging das Ding in die Produktion und dann haben sie das in Boston gedreht.
Johannes Franke: Ja, ist schon geil. Also das ist schon so ein krasser Traum zu sagen, okay, ich bin hier auf Harvard und ich habe hier meinen Drehbuchkurs und dann schreibe ich da irgendwas. Und eigentlich sollte das ja viel kürzer sein. Es ging ja nicht darum, ein Komplex zu machen. komplettes, riesiges Drehbuch zu schreiben. Sondern die Aufgabe war, schreibt irgendwie so ein Einakter. Und was machen die? Die machen ein riesiges Ding draus. Man sieht die Ambitionen einfach dahinter.
Florian Bayer: Was total spannend ist, also es war ja tatsächlich mit dem, der Ben Affleck dazugezogen hat und gesagt hat, ich mach das hier für Harvard. Und es gibt, was das Image der beiden betrifft, gibt es wirklich so ein Staple, der sich durchgezogen hat, das mit dem als der Kopf gesehen wird. Dass Matt Damon als der kluge Kreative gesehen wird und Affleck eher so der, der da mitläuft. Und ich glaube ganz groß ist dieser Film daran schuld.
Johannes Franke: Naja, die Figuren sind so.
Florian Bayer: Weil die Figuren so sind. Und was natürlich immer man sagt, man lacht immer über Leute, die sagen, die können Filme und Realität nicht auseinanderhalten. Ich finde das ist so mein erster Take auf den Film. Wenn man diesen Film sieht, geht es einem teilweise auch so, weil die Chemie zwischen Matt Damon und Ben Affleck passt halt einfach. Die sagt einfach, das sind zwei Menschen, die sich seit ihrer Kindheit kennen. Die spielen diese beiden Menschen in diesem Film, sind diese beiden Menschen im richtigen Leben. Wie sie miteinander interagieren. Man sieht diesem Paar total ihre Freundschaft auch im realen Leben an. Und deswegen kauft man ihnen diese Freundschaft und die Dynamik in dieser Freundschaft auch in jeder verdammten Szene ab.
Johannes Franke: Deswegen ist auch Casey Affleck eine gute Entscheidung gewesen. Was wir auch immer von Casey Affleck halten mögen, aber er funktioniert in diesem Film in dieser Gang einfach wunderbar.
Florian Bayer: Ganz toll, diese Gang ist großartig, diese vier Typen. Und das wäre schon mein zweiter Take. Das zieht sich über den gesamten Film und zwar nicht nur über das Paar Damon und Affleck, sondern die Chemie zwischen den Figuren in diesem Film ist unglaublich. Also es hat mit Sicherheit geholfen, dass das Mini-Driver damals mit Damon auch gedatet hat, als sie den Film gedatet haben. Es gab da noch eine ziemlich awkward Geschichte, dass sie sich nach... der Trennung auf dem runden Teppich nochmal begegnet sind. Minnie Trevor und Matt Damon, die Chemie auch krass. Aber auch in den kleineren Rollen, auch die Chemie zwischen Sean und Sherry. Die Chemie zwischen Tom und Sean, also bis in die kleinsten Nebenrollen. Ich finde, das Gefühl hatte ich jetzt nochmal beim, ich hab den Film schon ein paar Mal geguckt, dass es vor allem die Chemie zwischen den Figuren ist, die unglaublich stark ist in diesem Film.
Johannes Franke: Ja, auf jeden Fall. Es ist auch einer der Verkaufsgründe überhaupt für den Film. Die Schauspieler, die es schaffen, Rollen zu entwickeln, die sich seit Jahrzehnten kennen. Ja, Tom und Jerry. Ich finde diese Namen super, Tom und Jerry.
Florian Bayer: Aber sie heißen John. Achso, Tom und Jerry, ah, natürlich sein Assistent.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Oh Mann, darüber habe ich gar nicht nachgedacht, aber total. Und dieser Tom wird ja gespielt von John Maiten, der tatsächlich Mathematiker war und der Operator war am Set. Und er spielt so eine ganz kleine Rolle. Ich finde ihn so super süß. So toll,
Johannes Franke: und der Tom tut mir die ganze Zeit leid. Ja, genau. Der ist so leid die ganze Zeit.
Florian Bayer: Tom, der Jerry offensichtlich verehrt. Und der weiß, dass er niemals so brillant sein wird wie sein großer Mentor. Aber der halt so einen scheiß Assistentenjob dann an der Uni hat und das mitmacht, weil er irgendwie im Licht von Jerry steht, dem großen Fields Medal Halter. Und es gibt so ein paar Szenen, wo wir Tom einfach glänzend sehen. Also zum einen natürlich die Eifersucht auch wohl. Aber dann vor allem auch tatsächlich, er ist jemand, Der sich über die Menschen Gedanken macht und der den Menschen auch wirklich helfen will. Tom ist ein Guter.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Wir haben diese eine Szene, wo er den einen Professor beruhigt, der richtig sauer ist, als Will seinen Rätsel löst. Und dann sagt, naja, pass auf, manche Leute haben halt Glück. Du bist wirklich brillant, Tom. Der hat jetzt einfach Glück.
Johannes Franke: Und er versucht ihn nochmal aufzubauen. Das ist so süß. Auch aus der Haltung heraus, dass er selbst eigentlich jemanden gebräuchte, der ihn dann aufbaut in solchen Situationen.
Florian Bayer: Und dann noch krasser finde ich diese eine Interaktion zwischen Tom und Will, wo Tom mit Will redet. und versucht ihm klarzumachen, Jerry hängt wirklich an dir und das ist was Besonderes und so und kostet das aus und mach was damit. Und wo man das Gefühl hat, er will Jerry helfen, er will Willens Wissen reden. Und das ist ein ganz ruhiger Moment. So eine kleine Rolle,
Johannes Franke: aber so stark. Ich finde, der holt echt viel raus aus dieser Rolle. Obwohl er nicht so großes dramatisches Spiel hat oder sowas. Aber alleine wie er da sitzt und im Hintergrund passieren die Dinge, die er gerne gehabt hätte. Weißt du, das ist schon, das reicht aus.
Florian Bayer: Ja, auf jeden Fall.
Johannes Franke: Dein Blick ist toll.
Florian Bayer: Und dann haben wir ja gerade, früh im Film haben wir oft so diese Gegensätze. Also bevor die Welten miteinander kollidieren, haben wir wirklich ständig diese Schnitte zwischen der Welt von Will, der halt mit Chucky, Billy und Morgan unterwegs ist und irgendwelche Scheiße anstellt. Und dann immer wieder sehr hart geschnitten zu der Welt von Jared Lambeau. Ich kann den Namen nicht aussprechen. Ist er Jerry? Ist er Jared Lambeau? Ist er... Das ist ja Professor Lambeau. Von Stellan Skarsgård gespielt. Ja, ganz toll.
Johannes Franke: Hervorragend.
Florian Bayer: Was für ein toller, snobbistischer Mathe-Professor. So exakt. Stereotyper.
Johannes Franke: Absolut. Aber es ist so toll. Ich finde überhaupt das ganze Cast, da sind so viele Leute dabei, die mega berühmt geworden sind. Die teilweise vorher schon mega berühmt waren, wie Robin Williams. Ich weiß nicht, wie krass Stellan Skarsgård schon dran war.
Florian Bayer: Er war damals noch eher so in Skandinavien unterwegs. Ja,
Johannes Franke: aber die sind ja... Alle explodiert im Ende. Und das ist schon crazy.
Florian Bayer: Total. Und er spielt diesen Professor, diesen fast noppen Professor, mit so einer tollen Mischung aus Eleganz und dann dieses Schmierige, was er auch immer mal wieder drin hat.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Also, wir haben mehrere Szenen, wo er sich an jüngere Studentinnen oder jüngere Frauen ranmacht.
Johannes Franke: Was übrigens die Idee von Stellan Skarsgård war. Was nicht richtig im Skript stand, sondern er hat gedacht, wenn ich schon so ein schleimiges Arschloch bin, so unterschwellig, dann will ich auch unterschwellig die ganze Zeit irgendwelche Frauen anmachen und so richtig draufhauen auf diese schmierige Type.
Florian Bayer: Aber er ist halt auch nicht nur dieses schleimige Arschloch.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Wir haben einige Sympathiemomente mit ihm. Wir haben auch Momente, in denen wir ihn besser verstehen, auch gerade so in der Beziehung zu Sean. Und gerade weil Sean die Figur ist, die Person ist, die aus ihm das herauskitzelt, was über dieses über dieses Arrogante hinausgeht. Sean kennt seine Schwächen. schafft es ihn auch aus seiner Reserve zu locken, weil Jerry hat es geschafft, sich hinter sehr viel Schein zu verstecken und diese Rolle zu erfüllen, diese Rolle zu spielen des hoch angesehenen Professors, der einfach unglaublich viel Status hat in Harvard und grundsätzlich in dieser akademischen Welt.
Johannes Franke: Ja. Nur um das ganz kurz nochmal zu klären, wer den Film nicht so präsent hat. Sean ist gespielt von Robin Williams, das ist der andere Professor, den wiederum Stellan Skarsgård, Lambeau, ran holt, damit... Match. Damit Will jemanden hat, der ihn therapiert.
Florian Bayer: Und ja, diese Momente, bis das alles kollidiert, ich finde es wirklich toll inszeniert, wie wir diese verschiedenen Welten haben. Und dann gibt es ja irgendwann einfach diesen Moment, wo das Ganze zusammenkommt. Wenn Lambeau zum ersten Mal mit Will redet und ihn dann zuerst zur Mathe kriegt und dann zu seinen Therapeuten mitschleppt.
Johannes Franke: Diese Therapeuten, die er da verschleißt. Das ist aber auch echt comichaft übertrieben gemacht, oder?
Florian Bayer: Es ist vieles an diesem Film comichaft übertrieben gemacht. Auch die Intelligenz von Will.
Johannes Franke: Da müssen wir gleich noch drüber reden.
Florian Bayer: Der ist ein Pant im Raum, natürlich.
Johannes Franke: Da kommen wir noch dazu.
Florian Bayer: Aber ja, der erste Therapeut, Henry, gespielt von George Plimpton. Ein großer Journalist, der auch immer mal wieder in Filmen aufgetreten ist. Und George Plimpton spielt diesen Henry. So toll. Das ist so schön. Ich weiß, es ist komplett drüber. Natürlich. Wir haben hier keine realistischen Therapiesitzungen. Wir haben keine einzige realistische Therapiesitzung. Aber es ist egal. Diese Art, wie dieser Henry Will befragt. Und wir kriegen immer mal wieder so Glimpses von Wills Intelligenz. Und er sieht eine Person an. Und das ist ja sein krasser Geist. Und sieht die Schwäche von dem. Und jeder von uns ist überzeugt, Henry ist schwul. Henry ist in the closet. Und Henry ist noch nicht rausgekommen. Und Henry kommt damit überhaupt. nicht klar, dass Will das innerhalb von Minuten aufdeckt und sagt, hast du ein Problem damit, dass du schwul bist?
Johannes Franke: Vielleicht müssen wir rüber zu wechseln, zur Intelligenz von Will. Weil das ist schon hart, wie viel sie ihm andichten. An verschiedenen Genie-artigen Momenten in verschiedensten Bereichen, wo man denkt, nee, also so allumfassendes Generalgenie wie Leonardo da Vinci, dass es zu einer Zeit war, wo man noch Generalgenie sein konnte, weil noch nicht so viel Wissen da war und garantiert auch nicht so sozial intelligent war, wie jetzt. Also ich weiß nicht, wie sozial intelligent Will tatsächlich sein soll. Aber er versteht ja diese Typen sofort. Ja,
Florian Bayer: Will ist sozial extrem intelligent, aber Will hat natürlich auch psychopathische Züge in dieser sozialen Intelligenz.
Johannes Franke: Und das ist so ein Mischmasch, wo ich nicht genau weiß, ob das als, also irgendwie funktioniert ineinander. gesteckt. Wenn man schon annimmt, dass er auf so vielen Bereichen nie sein kann.
Florian Bayer: Seine Intelligenz wird natürlich so komplett superheldenhaft überzeichnet. Ja,
Johannes Franke: total.
Florian Bayer: Also offensichtlich hat er ein eidetisches Gedächtnis, weil er zitiert Buchseiten. Also das ist so ganz klarer Hinweis. Es gibt ja dieses eine Duell, da kam man nachher noch zu sprechen, wo er aus dem Stehgreif sagen kann, auf welcher Seite dieses Zitat steht. Das heißt, er weiß, er hat einfach ein fotografisches Gedächtnis. Das bringt ihm natürlich viel, wenn er über irgendwelche Bücher referiert oder über irgendwas referiert. Aber dann hat er eben nicht nur das, sondern er hat auch eine krasse Intelligenz, wenn es darum geht, Rätsel zu lösen. Und die Mathematik besteht aus Rätseln.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Aus Beweisen, das beweisen meistens Rätsel. Die wollten ja zuerst Physik nehmen und dann hat ein Physikprofessor gesagt, der sie beraten hat, ey Leute, in der Physik gibt es eigentlich nicht so diese Einzelkämpfer, das passt nicht so wirklich. Macht mal lieber Mathe, da gibt es das. Dass ein Einzelner dieses Jahrhunderträtsel löst und dann eine Million kassiert.
Johannes Franke: Ja. Physik ist eher so ein Gruppenproblem.
Florian Bayer: Und dann geben sie ihm halt diese Intelligenz, die dazu führt, dass er ein mathematisches Rätsel was gestellt wurde. Eigentlich mit dem Gedanken, dass es innerhalb von einem halben Jahr, innerhalb von einem Semester von einem Harvard-Studenten gelöst wird. Und auch mit dem Gedanken, das haben bis jetzt kaum welche geschafft. Das löst er innerhalb eines Tages. Was ist das eigentlich? Liebe Mathematiker. Papier. Man kann Papier benutzen. Man muss nicht auf Spiegel schreiben. Warum macht ihr das immer?
Johannes Franke: Der ist arm, der hat nix.
Florian Bayer: Aber er ist ja nicht der Einzige. Da, Dings, wie heißt der? Russell Crowe. Ja, ja. Beautiful Mind. Liebe Mathematiker, warum schreibt ihr immer auf Glas? Es sieht toll aus, ich weiß, aber...
Johannes Franke: Naja.
Florian Bayer: Eine Overshoulder auf dem Papier, auf das was geschrieben wird, ist auch schön.
Johannes Franke: Also wenn ich... irgendwann mal das Bedürfnis habe, ein mathematisches Problem zu lösen, suche ich mir auf jeden Fall einen Spiegel oder eine Scheibe, worauf ich schreiben kann. Sonst, glaube ich, kann ich die Energie nicht anzapfen, um wirklich dieses Problem lösen zu können.
Florian Bayer: Ein Spiegel ist aber purer Narzissmus. Du guckst dich die ganze Zeit beim Denken an. Oh Mann, sehe ich intelligent aus. Ich habe diese hochgezogene Augenbraue. Ja, ich grüble gerade. Mann, ich bin der klügste Mensch überhaupt. Und auch Glasschreiben ist vielleicht eher so die Art, irgendwann komme ich hier raus aus dieser Kammer. Wenn ich nur lange genug da ist, die... Da ist die Welt, da ist das Außen.
Johannes Franke: Ja, das passt ja jetzt aber auch dann wieder zum Film. Das ist doch einfach nur eine Metapher.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Für Will,
Johannes Franke: der raus will, raus aus diesem Leben.
Florian Bayer: Er löst zwei mathematische Rätsel und ich will gar nicht erst versuchen, so zu tun, als ob ich verstehen würde. Hast du dich informiert? Ich weiß nämlich, dass sehr viel darüber debattiert wird. Ich will gar nicht versuchen, so zu machen, als ob ich das verstanden hätte.
Johannes Franke: Das habe ich alles nicht gemacht und ich habe... beim zweiten Rätsel schon gedacht, er malt jetzt Bäume hin und die finden das toll. Was ist denn los?
Florian Bayer: Ein Freund von mir ist Mathematiker und der hat mit mir mal über irgend so ein mathematisches Problem geredet und da hat er auch sowas gemalt. Deswegen kann ich das Ding so ein bisschen zuorten, was da gemacht wird wieder. Und ich benutze jetzt keine Fachbegriffe, aber wieder Gruppen zugeordnet werden und Verbindungen und so weiter. Es ist tatsächlich legit. Es ist nicht einfach nur, dass sie sich Quatsch ausgedacht haben und lassen den Quatsch nicht bezeichnen.
Johannes Franke: Ich habe ja jemanden, der auch wirklich als Berater da war und gesagt hat, das ergibt Sinn und das ergibt keinen Sinn.
Florian Bayer: Das sind wirklich mathe-mathe-Rätsel. Ich glaube, sie sind nicht so kompliziert, wie Jerry sie macht, also wie er davon erzählt. Und ich habe auch 20 Minuten auf YouTube geguckt, wo jemand sagt, wir müssen über die Mathe in Good Will Hunting reden. Ich habe alles vergessen. Ich bin kein Will. Ich weiß es nicht mehr genau.
Johannes Franke: Aber die Grundaussage war, dass es alles irgendwie zu leicht ist, oder was?
Florian Bayer: Ja, es ging glaube ich vor allem darum, dass diese mathematischen Rätsel nicht diese Komplexität haben, wie der Film vorgaukelt. Und es war auch, glaube ich, ein, zwei Sachen, die nicht so 100% Sinn machen, die offensichtlich eher so aus ästhetischen Gründen gewählt wurden. Aber ihr findet auf YouTube, ich hau es euch nochmal in die Shownotes, ihr findet ein Video, wo sich ein Mathematiker sehr dezidiert auseinandersetzt mit diesen Rätseln, die da gestellt werden. Will löst sie im Handumdrehen. Will löst auch die Hausaufgaben von Skyler später, die Biokrimi-Hausaufgaben, die offensichtlich saukompliziert sind. Ja. Und er braucht auch nur ein paar Minuten im Café dafür.
Johannes Franke: Und das heißt, er muss aber zu dem eidätischen Gedächtnis, dass er sich das angucken kann und merkt, auch Verständnis haben. Er muss es halt auch genial verbinden können, was er da an gescannten Dokumenten im Kopf hat.
Florian Bayer: Und es ist eben halt nicht nur dieses Mathematische, wo er brillant drin ist, sondern er kann zwar die Bücher auswendig, aber er hat auch eine Meinung dazu und er hat auch eine intelligente Haltung dazu. Er redet mit Sean bei der ersten Therapiesitzung über die Bücher und zitiert und sagt, das Geschichtsbuch ist geil und den Autor muss man eigentlich lesen und weiß genau, was da drin steht. Also er hat sich diese Bücher nicht nur gemerkt, sondern er kann auch selbst denken. Das, was er seinem Kontrahenten in dieser Harvard Bar vorwirft, dass der nicht selbst denkt, dass er einfach nur Bücher zitiert. Will kann das. Obwohl er die ganzen Bücher auswendig kann, muss er nicht zitieren, sondern er kann auch wirklich selbst seine Schlüsse daraus ziehen. Also dieses... Und sozialwissenschaftliche Intelligenz ist auch da. Und dann kommt natürlich noch zusätzlich diese psychologische Intelligenz und diese Menschenkenntnis. Er sieht jemanden und er kennt sehr schnell dessen Stärken und dessen Schwächen und nutzt dieses Wissen leider nicht, um cool zu sein, sondern er nutzt dieses Wissen, um die Leute zu bekämpfen.
Johannes Franke: Zumindest Leute, die ihm sein Leben irgendwie streitig machen. Die sagen, du musst dich verändern.
Florian Bayer: Die ihn herausfordern, genau. Aber hat er schon so diese Attitüde, ich gegen die Welt? Ja. Aber ich bin stärker als die Welt. Und er hat ja auch in 99% der Fälle hat er ja auch einfach recht. Er ist allen überlegen in diesem Film. Ja. Er ist auch schon überlegen. Ja,
Johannes Franke: mein Problem mit dem Film ist so ein kleines bisschen, dass das alles in den ersten 5 Minuten passiert und ich so überrumpelt werde von diesem mathematischen Rätsel und noch nicht mal verstanden habe, dass er da in der Schule überhaupt arbeitet. Ah. Also ja, natürlich merkt man das dann, aber es ist so holterdiepolter, er stolpert über seine eigenen Schritte, dieser Film. Ja. um schnell reinzukommen. Und ich fand's ein bisschen zu dolle. Er hat sich zu wenig Zeit gelassen am Anfang, finde ich. Ja,
Florian Bayer: vielleicht. Er hat schon ein krasses Tempo, auch gerade, weil er sehr viele Personen hat, die er vorstellen will. Er will zeigen, wie Will arbeitet. Er will zeigen, wie das Verhältnis von Will zu Chuck ist.
Johannes Franke: Und wie er Leute vermöbelt.
Florian Bayer: Er will zeigen, wie er Leute vermöbelt. Was für eine schräge Szene, dieses Film.
Johannes Franke: Eine schräge Zeitlupe.
Florian Bayer: Ja, und dann der Sound ist auch so total verzerrt irgendwann. Also es fängt ja an mit so einem ganz netten... wirklich netten Song. Und dann wird es aber immer verzerrter und immer abstruser. Dann haben wir diese verzerrten Gesichter, wie sie zuschlagen.
Johannes Franke: Also ich weiß, was Gaspar Santa damit will, ne? Aber ich fand's, muss ich sagen, inszenatorisch, er hat nicht das richtige Timing dafür gefunden, um mich da reinzuziehen in diese Zeitlupe.
Florian Bayer: Es wirkt so ein bisschen verstörend, irritierend, auch nicht zum Ton des Films passend. Einfach mal so. Die wirken wie Karikaturen, wenn sie sich prügeln. Wenn wir Casey Affleck in dieser Aufnahme haben, wie er zuschlägt, dann sehen wir, wie er so den Mund aufreißt, ganz merkwürdig. Wobei ich finde, die Szene endet halt wieder krass. Ich finde es saustark, wenn sie dann am Schluss wieder ins normale Tempo gehen, raus aus dieser spaßigen, schrägen Schlägerei. Und plötzlich sehen wir die Realität, nämlich dass Will jemanden auf dem Boden liegen hat und einen Schlag nach dem anderen abgibt. Was wirklich krass ist, wo wir sehen, wie viel Wut dieser junge Mann in sich trägt. Das fand ich schon ziemlich stark, diesen Schluss.
Johannes Franke: Ich finde sowieso, dass der Film es sehr gut schafft, die ganze Zeit die innere Spannung und Wut von Will zu erzählen und immer wieder in Situationen irgendwie so ein bisschen unterzubringen und so ein kleines bisschen, ja nicht nur anzuteasern, oft ja dann auch wirklich auszuspielen, aber er trägt das als Schauspieler auch sehr gut mit sich rum.
Florian Bayer: Ja, es gibt immer so Momente, wo man denkt, oh jetzt könnte er gleich explodieren. Jetzt wurde ein Wort gesagt, was ihn irgendwie triggert und jetzt könnte er ausrasten und wir haben dann ja auch... Eine krasse Ausrassszene, relativ spät im Film.
Johannes Franke: Mit seiner Freundin? Ja. Deren Name übrigens von seiner wirklichen Freundin damals. Skylar. Skylar, seine Freundin, Matt Damons Freundin hieß damals Skylar.
Florian Bayer: Also als er das Drehbuch geschrieben hat. Das heißt, als sie den Film gedreht haben, war dieses Skylar nicht mehr da.
Johannes Franke: Nein.
Florian Bayer: Ja, gespielt von Minnie Driver, die das ganz toll macht.
Johannes Franke: Ja, die ist großartig.
Florian Bayer: Die ist fantastisch und vor allem gute Entscheidung, dass sie bei ihrem Englisch geblieben ist. Sie hat... sie hatte am Anfang wohl versucht, einen amerikanischen Action zu machen und wollte das nicht englisch drehen und dann hat sie sich aber dafür entschieden, nee, ich stehe da voll drauf, ich spiele eine Britin.
Johannes Franke: Geil.
Florian Bayer: Und das wurde dann auch so mit reingenommen, dass sie Britin ist und das Geile ist, das Geile halt, so wie Will, beides hat sie. Also sie kommt aus der anderen Welt als Will, aber sie hat wie er sowohl diese akademische Intelligenz, als auch diese Street-Smartness. Und das macht halt dieses Match auch so gut zwischen den beiden.
Johannes Franke: Kommen wir von einer perfekten Figur im Genie-Bereich zu einer anderen perfekten Figur. Ich finde, dass diese Freundin zu supportive ist. Da stimmt ja alles. Die kann ja sogar Blowjob-Gags mit den Freunden machen. Wo man denkt, ja, okay, Manic Pixie Dreamgirl so ein bisschen, weiß ich nicht genau. Ich weiß nicht, ob das nicht, das geht ein bisschen vielleicht an der eigentlichen Definition vorbei, aber sie ist einfach ein bisschen sehr perfekt, finde ich.
Florian Bayer: Ja. Aber ich finde, sie funktioniert als Figur. Ja, dieser Film würde den Bechtel-Test nicht bestehen. Das ist ein Dude-Film. Aber ich finde, ihre Figur hat genug Stärke und genug eigenen Willen. Aber wenn ich jetzt drüber nachdenke, ich sehe total, was du meinst. Weil sie ist in dem Film, ihre Rolle ist in dem Film komplett auf Will zentriert. Immer wenn wir sie sehen, ist sie mit Will zusammen. Und ihre Bedürfnisse sind auch ganz klar die Bedürfnisse Richtung Will. Sie will mit ihm weitergehen, sie will eine ernstere Beziehung, sie will, dass er mit ihr mitkommt und so weiter. Und es gibt zwar so diese ein, zwei Momente, wo sie ihn stellt, wenn zum Beispiel, wenn es um dieses Geld geht, was sie geerbt hat, wo er immer mal wieder drauf zu sprechen kommt. Sie rastet dann ja auch einmal aus und sagt, Will, ich wollte dieses Geld nicht erben. Ich würde mir wünschen, mein Vater würde noch leben. Ich würde jeden Cent davon hergeben dafür, für nur einen Tag oder zwei Tage noch mit ihm. Also da kriegen wir schon ein bisschen mit, dass das Meer hinter ihr steckt. Aber ich würde dir zustimmen, sie ist halt sehr auf diese Rolle als Beziehungsfigur zu Will. definiert.
Johannes Franke: Vor allem, weil sie am Anfang so wundervolle Dialogzeilen bekommt, wenn sie angerufen wird von ihm aus dem Knast heraus, was ich schon sehr geil finde, weil er die Audacity hat zu sagen, ich bin zwar im Knast, aber mein erster Anruf, den ich habe, den ich eigentlich für einen Anwalt ausgeben sollte, ist zu dieser Frau und ich verabrede mich aus dem Knast heraus mit dieser Frau. Sehr geil. Und sie sagt halt, Hm, dieser gutaussehende Typ, den du da gerade beschrieben hast, keine Ahnung, ich weiß nicht, wen du meinst.
Florian Bayer: Sie ist halt auch clever, sie ist schlagfertig.
Johannes Franke: Ja, und das gibt ihr eigentlich eine Autonimität, die sie später nicht einlöst. Ja. Und das finde ich schade.
Florian Bayer: Das stimmt. Sie ist ja auch die, die den ersten Schritt macht. Also Will hätte sie ja offensichtlich nicht angesprochen, wenn sie nicht mit ihrer Nummer zu ihm gekommen wäre. Wir müssen zu dieser Bar-Szene springen.
Johannes Franke: Okay, okay, okay.
Florian Bayer: Einer der genialsten Schlagabtauschmomente in der Filmgeschichte, wenn Will sich mit Clark diesem Bolten-Verschnitt streitet. Dem fast nopten Akademiker, der es nicht aushält, dass so Typen wie Chuck in die Bar kommen und seine, die ihm zustehen, seine Harvard Kommilitoninnen anmachen. Und der dann wirklich denkt, dass er Chuck dumm anmachen kann und bloßstellen kann, indem er ihn ausfragt.
Johannes Franke: Und dass er sie auch rettet damit. Genau. Er ist so der Typ, der dann sagt, ich muss diese Frau retten, die kann sich nicht selbst verteidigen. Also wirklich auf ganzer Linie ein Arschloch.
Florian Bayer: Total. Und zumal Chucky ja wirklich super süß sie anflirtet. Also ich finde, wie Chucky sie anflirtet, die beiden, das ist holprig, das ist tollpatschig.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Und es sieht auch nicht aus, als ob es von Erfolg gekrönt wäre, aber es ist in keinem Moment unangenehm oder so. Und sie finden es ja auch offensichtlich witzig.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und dann kommt genau dieser Clark und dann wie Will ihn stellt. Mhm. Und... Dieser Schlagabtausch zwischen ihm und Will und Will, der dann halt irgendwann anfängt, ihn bloßzustellen und zu zeigen, ey, du zitierst hier gerade einfach nur Bücher, die du auswendig gelernt hast. Du denkst nicht für dich selbst. Es ist ein toller Dialog. Ich liebe ihn.
Johannes Franke: Ja, ja. Ich werde jetzt den Rest des Podcastes, unsere nächsten 200 Episoden, werde ich darüber nachdenken. Weil im Grunde, ich sammle auch ganz viele Informationen aus allen möglichen Quellen zusammen und zitiere sie hier.
Florian Bayer: Machen wir auch.
Johannes Franke: Machen wir auch. Und ich bin froh, wenn wir mal aus den Sachen, die wir hier geholt haben, das sind die besseren Episoden, die wir machen, dass wir dann neue Sachen entstehen lassen. Aber im schlechtesten Fall sagen wir einfach nur ja und da hat die das erzählt und die hat das erzählt. Das geht nicht darüber hinaus. Und das ist so ein bisschen so, ups, ertappt.
Florian Bayer: Bei Good Will Hunting ist es schwierig, weil Good Will Hunting ist ein Film, über den sehr viel geredet wurde, über den sehr viel geschrieben wurde. Und ja, also ein Film, über den ich auch schon viel geredet habe. Ich glaube, diese Szene, die habe ich schon sehr oft zitiert, weil ich die einfach sau witzig finde und auch cool finde. Total. Es ist einfach ein toller Moment. Und es zeigt halt auch ganz gut, wie Will funktioniert. Das Will... Naja. Das Will... dieser Harvard-Welt locker bestehen kann. Ja. Und so wie er auf der Straße locker besteht. Das ist auch dieser Superhelden-Status von Will. Ist ja nicht nur, dass er diese Akademik-Intelligenz hat, sondern dass er auch...
Johannes Franke: Street-smart.
Florian Bayer: Warum heißt es im Deutschen Bauernschleuer? Gibt es ein besseres Wort im Deutschen? Nee, oder? Nee,
Johannes Franke: ich glaube nicht.
Florian Bayer: Will ist offensichtlich ein harter Typ und auf der Straße kommt er klar und er hat seine Gang und er hat kein Problem damit, sich zu schlagen und Scheiße zu bauen.
Johannes Franke: Und das Tolle an ihm ist, und das ist ja dieses viel zu Perfekte, dass er eben auch seine... seine sanfte Seite hat und seine nachdenkliche. Und man hat immer das Gefühl, dass doch ein bisschen verletzlich ist er immer irgendwie.
Florian Bayer: Ja, aber er hat auch wirklich Scheiße erlebt.
Johannes Franke: Ja, na ja, klar. Aber, also ich meine, es begründet sich. Aber es addet so ab zu einer Figur, die völlig unmöglich ist, weißt du?
Florian Bayer: Absolut. Will ist eine komplett überzeichnete Figur. Will ist keine realistische Figur. Und es ist natürlich auch so eine Konstante in Hollywood, dass sie es nicht schaffen, realistisch Genies zu schreiben. Dazu werden wir später nochmal kommen, unsere Top-Liste machen. Es fällt offensichtlich FilmmacherInnen unfassbar schwer, überaus intelligente Menschen zu schreiben. Was aber wahrscheinlich auch einfach daran liegt, dass wenn du brillante Menschen, sehr intelligente Menschen so schreibst, wie sie wirklich sind, dann ist es relativ öde und trocken. Dann hast du halt keinen...
Johannes Franke: Darüber reden wir in der Top 3.
Florian Bayer: Und dann hast du keinen Will, sondern hast halt einfach deinen typischen Mathematik-Professor oder Geschichtsprofessor, bei dem du irgendwelche Vorlesungen hast. Genau, merken für die Top 3 später.
Johannes Franke: Oh mein Gott, was ist das für eine Musik?
Florian Bayer: Was war das? Wo sind wir? Ich glaube, wir wurden rausgerissen.
Johannes Franke: Aber wohin?
Florian Bayer: Oh mein Gott, Johannes. Ja? Ich befürchte, wir befinden uns in einer Self...
Johannes Franke: Oh nein!
Florian Bayer: Shit! Ganz schnell, ganz schnell, damit wir zurück zum Gespräch können. Was müssen wir machen? Was müssen wir sagen?
Johannes Franke: Wir müssen den Leuten unbedingt sagen, dass sie uns abonnieren sollen, wo auch immer sie sind. Also auf Spotify oder Apple oder sowas.
Florian Bayer: Theme, whatever, was ihr auch nutzt.
Johannes Franke: abonnieren und anderen sagen, dass sie uns abonnieren.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Wenn euch die Folge gefällt, gebt uns gerne Sterne, Herzchen, Daumen hoch, was auch immer euer Podcatcher anbietet.
Johannes Franke: Genau, und wenn sie euch nicht gefällt, dann schickt diese Episode weiter an eure Feinde oder eure Nachbarn oder so.
Florian Bayer: Und wenn ihr uns Feedback geben wollt, wir freuen uns total über jeden Kommentar an johannes.mussmannsehen.de oder florian.mussmannsehen.de Genau,
Johannes Franke: schickt uns Filmvorschläge und so weiter. Boah, das soll schnell durchkommen.
Florian Bayer: Ja, jetzt schnell raus, schnell wieder zurück ins Gespräch.
Johannes Franke: Wenn wir jetzt bei diesen ganzen Schauspielern sind, bei Will haben wir es jetzt irgendwie so, hast du noch was zu Will zu sagen? Skylar haben wir auch irgendwie abgearbeitet, denn Stellan Skarsgård haben wir auch schon so ein bisschen gehabt und den müssen wir jetzt so ein bisschen zu Robin Williams rüber gehen, oder?
Florian Bayer: In dem Film, den Matt und Ben für sich geschrieben haben, um zu glänzen als Schauspieler, die Rolle, die dann mit dem Oscar prämiert wurde. Matt Damon hat zumindest eine Nominierung gekriegt als bester Hauptdarsteller, aber bester Nebendarsteller Robin Williams, zu Recht.
Johannes Franke: Absolut zu Recht. Dass er nicht jeden Preis dieser Welt gewonnen hat, mit jeder Rolle, die er gespielt hat. Also wirklich, diese Rolle ist natürlich so ein krasses Highlight, aber der ist ja durchweg immer sehr gut gewesen.
Florian Bayer: Ich würde mal vorsichtig sagen, besser war Robin Williams nie als in diesem Film.
Johannes Franke: Das kann echt sein.
Florian Bayer: Es ist deutlich besser als seine Performance in Club der Toten Dichter, die extrem stark ist. Die extrem stark ist. Die auch diese Mischung hat aus Comedy und Drama. Besser als seine Rolle in Good Morning Vietnam, die das auch hat, die Mischung aus Drama und Comedy. Er schafft es, was ich toll finde an dieser Rolle, er schafft es, dieser Robin Williams zu sein, den wir kennen. Der laut ist, der witzig ist, er viel improvisiert. Das ist eine Szene, wo er von seiner Frau erzählt, die gefurzt hat im Schlaf, alles komplett improvisiert.
Johannes Franke: Es muss so krass sein, diesen Typen direkt vor sich sitzen zu haben und er macht nur für dich sein Soloprogramm, weißt du?
Florian Bayer: Das vergisst man ja gerne, dass Robin Williams, bevor er zum Film kam, ein riesiger Comedian war.
Johannes Franke: Ein unglaublicher Comedian.
Florian Bayer: Ein fantastischer Stand-Up-Comedian.
Johannes Franke: Dass der nach jeder Show, die er gemacht hat, nicht einen Herzinfarkt bekommen hat, ist ein absolutes Wunder. Der hat so viel Energie gehabt und hat so viel krasses Zeug auf der Bühne gemacht. Total heftig, ja. Das kann man alles auf YouTube sehen. Guckt es euch an.
Florian Bayer: Und hier spielt er eine ganz ruhige Rolle, ne? Einen sehr in sich gekehrten Menschen, der aber vor allem eine unfassbare Altersweisheit mit sich bringt. Noch gar nicht so alt ist, aber diese Weisheit mit sich trägt. Und deswegen auch wahrscheinlich so ein gutes Gegengewicht zu Willis. Also natürlich zum einen auch, weil er... weil er auch so intelligent ist wie Will, weil er auch dieses Tweet-Smartness mitbringt, weil er offensichtlich, wie wir später erfahren, in seiner Kindheit auch ziemlich viel Scheiße erlebt hat.
Johannes Franke: Und aus der gleichen Gegend kommt, Southie.
Florian Bayer: Aber dann ist er anders als Will. Er hat nicht dieses Herausfordernde, sondern auch im Tragischen so ein bisschen dieses Abgeschlossene. Was dann ja auch von Will wiederum herausgefordert wird, dass er mit seinem Leben abgeschlossen hat. Er hat jetzt alles gesehen. Er war verheiratet, er hat seine Frau verloren, er war im Vietnamkrieg, er hat seine Arbeit gemacht und er hat jetzt dieses ruhige Leben gefunden und kann dir ganz viel über das Leben erzählen. Das glaubt man ihm sofort, wenn man ihn sieht.
Johannes Franke: Total. Dass diese beiden Jungs mit Anfang 20 diese Figur geschrieben haben, ich kann es immer noch nicht glauben. Das ist krass,
Florian Bayer: ne? Ja.
Johannes Franke: Das ist wirklich seltsam. Wie glaubwürdig er diese beiden Drehbuchautoren Matt Damon und...
Florian Bayer: Ben Affleck.
Johannes Franke: Matt Damon. Ich will das rausschneiden, Florian. Du musst auf uns lachen, damit ich schneiden kann. Ben Affleck und Matt Damon. Scheiße, jetzt kann ich es nicht mehr.
Florian Bayer: Das ist zu gut.
Johannes Franke: Wie die beiden es schaffen, in beiden Enden dieser Geschichte wirklich glaubwürdige Charaktere zu schreiben. Weil sie schreiben von dem, was sie wissen. Das ist das Erste, was dir gesagt bekommt, wenn du schreibst. Schreib über das, was du kennst, was du erlebt hast oder wo du dich wirklich auskennst. Und die erkennen sich halt in diesem Harvard Anfang 20, Mitte 20, Ende 20 Typen und Frauen aus. Aber sie schreiben ganz genauso glaubhaft diese Figur von Robin Williams, was ich total herzerwärmend krass finde.
Florian Bayer: Ja, absolut. Und die Figur von Robin Williams ist natürlich so toll, weil er genau wie Will Sachen versteckt. Weil er genau wie Will Sachen abwehrt und nicht thematisiert.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Was dann jetzt natürlich auch ein Zweikampf werden könnte zwischen diesen beiden Figuren und das liegt ja auch immer so in der Luft wegen Bulls Verhalten. Total. Wird dann aber zu einer krassen Kooperation, wo sie sich beide immer so ein bisschen pushen, immer so ein bisschen herausfordern und beide Erwachsener werden.
Johannes Franke: Also die Figur von Robin Williams ist natürlich dafür da, dass er das auch anstößt, dass er aus diesem Kampf, der das werden könnte, einen miteinander macht, indem er eben nicht nur angreift. Was er auch tut.
Florian Bayer: Ja, was er total tut.
Johannes Franke: Massiv, wo ich dann zwischendurch denke, oh, da ist jemand nicht über das 16. Lebensjahr hinausgekommen.
Florian Bayer: Ist das Teil einer Therapiesitzung, dass du deinen Patienten am Hals packst und gegen die Wand schleuderst?
Johannes Franke: Aber natürlich. Ich weiß nicht, hast du jemals Therapie gehabt? Nee. Ich habe Therapie gehabt. Natürlich habe ich in jeder Sitzung einmal...
Florian Bayer: Mindestens einmal.
Johannes Franke: Mindestens einmal wurde ich gewürgt.
Florian Bayer: Sehr schön. Wie nennt man das? So eine Verhaltenstherapie. Da macht man doch auch sowas mit diesem Klopfen und so. Das ist quasi die radikale Variante davon. Schlagt den Patienten gegen die Wand, das wird ihm gut tun. Aber das macht er ja tatsächlich nicht. Er macht das nicht gezielt, sondern er rastet in dem Moment wirklich aus.
Johannes Franke: Ja. Ansonsten müssen wir vielleicht auch ein bisschen darüber reden, wie realistisch diese Sitzungen sind. Es hat realistische Züge teilweise, aber natürlich insgesamt. filmisch einfach überzogen, sodass man irgendwie was erzählen kann.
Florian Bayer: Es gibt ja dieses Grundproblem, Therapie funktioniert nur, wenn du mitmachst. Therapie setzt voraus, dass der Therapierte mit dem Therapeuten kooperiert. Das heißt, diese ganzen anderen Therapiesitzungen, die davor schieflaufen, das ist ja schon komplett unrealistisch, weil eigentlich müsste Jared... Will, einfach eine Pistole auf die Brust setzen. Pass auf, du machst jetzt diese scheiß Therapie. Was du gerade gemacht hast, war nicht die scheiß Therapie machen, sondern jemanden bloßstellen. Entweder du machst jetzt die Therapie oder du wanderst in den Knast. Das ist der Deal. Therapie machen heißt halt nicht nur da hinsetzen und jemanden beleidigen und sich über jemanden lustig machen, sondern du musst es mitmachen. Das ist ja schon so der erste Punkt, dass das eigentlich jeder Beteiligte sehen müsste und sagen müsste, das ist keine Therapie, was hier stattfindet.
Johannes Franke: Ja, klar. Auch überhaupt, dass die Therapeuten, die es nicht werden, so viel reden. Und so viel Überlegungen anstellen und sagen, das, das, das und da drin rumstochern oder dort rumstochern. Je nachdem, welche Therapieform du hast, natürlich ist es auch unterschiedlich, aber was ich jetzt aus meiner kenne, aus der tiefen psychologisch fundierten, man sitzt eigentlich entweder schweigend da, wie das dann tatsächlich bei einem längeren Zeitraum mit Robin Williams ist tatsächlich. Also Sean sitzt ja tatsächlich da und sagt, ich... Ich fange jetzt nicht als erstes an zu reden, sondern ich warte einfach, bis der da anfängt.
Florian Bayer: Hast du auch mal 60 Minuten durchgehalten?
Johannes Franke: Ich habe nicht 60 Minuten durchgehalten, aber es ist tatsächlich so, es geht darum, dass der zu Therapierende selbst Anstöße gibt. Und selbst ins Rollen kommt und selbst Dinge entdeckt und Sachen sagt. Und dann nicht irgendjemand auf dem Sofa gegenüber sitzt und sagt, folgendes ist also jetzt mit dir. Das ist völliger Quatsch. Und das sehen wir ganz, ganz oft in Filmen, dass Therapeuten dann das psychologische Erklären alles. Ich bin aus meiner Therapie nach zwei oder drei Jahren rausgegangen und mir wurde immer noch nicht gesagt, was ich denn eigentlich habe. Das stimmt nicht ganz, aber man sitzt dann immer noch da und denkt sich, was ist denn jetzt deine Erklärung für die ganze Geschichte? Man weiß es einfach nicht. Der Therapeut darf das einfach auch nicht.
Florian Bayer: Ja, der Therapeut sollte auch, glaube ich, nicht so viel von seinem persönlichen Leben und seinen persönlichen Schicksalen erzählen. Und da sogar noch Mitleid erzeugen. Das scheint mir auch ziemlich unprofessionell zu sein vom Verhalten her.
Johannes Franke: Wie bescheuert unprofessionell ist es, dass Stellan Skarsgård, jetzt die Namen fallen mir immer nicht ein, Lambeau,
Florian Bayer: Lambeau, der heißt, wie er aussieht und wie er sich verhält,
Johannes Franke: dass der in den ersten Versuchen einer Sitzung im fucking Raum sitzt.
Florian Bayer: Niemals, oder? Wie krass ist das denn? Kein Therapeut würde das mitmachen. Überhaupt nicht.
Johannes Franke: nicht. Aber das zeigt ein bisschen, dass die Figur sehr kontrollsüchtig ist.
Florian Bayer: Ja, voll.
Johannes Franke: Und dass der im Grunde nicht darauf verzichten kann, zu sagen, ich weiß ganz genau, welche Situation wie passiert und welchen Fortschritt mein Versuchsobjekt hat.
Florian Bayer: Er ist bei einer fucking Hypnose dabei. Das ist echt der letzte Ort, wo er dabei sein sollte.
Johannes Franke: Mann, Mann, Mann. Ja,
Florian Bayer: aber den Unrealismus bei Sean kann ich so ein bisschen verzeihen, weil... Klar ist, dass er sich so öffnet, worauf der Film hinaus will. Er muss sich verletzlich machen vor Will, um überhaupt an ihn ranzukommen. Er muss sagen, okay, ich mach mich jetzt hier einmal nackt. Jetzt weißt du, wie es bei mir aussieht. Und das zieht sich ja durch die ganze Therapie durch, dass immer wieder persönliche Fragen auch an ihn gestellt werden. Und er hat die auch krass offen beantwortet. Wir haben ja mehrere Sitzungen, wo er schwangs aus seinem Leben erzählt, die sehr lange gehen, über wie seine Frau war, wie er seine Frau kennengelernt hat. warum er nicht wieder heiraten will und so weiter. Es passt halt insofern, dass es auch so ist, dass er Will zeigt, dass es auch komplett anders geht, dass man sich krass öffnen kann und dass man dadurch nicht schwächer wird. Er verliert dadurch, das ist das Besondere, er verliert dadurch nicht an Stärke, er verliert die Stärke in dem Moment, in dem er sich krass gegen Will verteidigt in der ersten Sitzung. Da ist er schwach, weil Will ihn einfach fertig macht und zwar deutlich mehr als die anderen. Aber dann gewinnt er die Stärke wieder, als er Will sagt, okay, pass auf, ich bin da ausgerastet und es hat mich total fertig gemacht. Und das gebe ich auch offen zu. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen wegen deinem Scheiß, den du gemacht hast. Du hast mich richtig verletzt. Aber ich erzähle dir jetzt mal, warum das so war. Das, finde ich, macht eine spannende Dynamik zwischen den beiden und scheiß drauf. Das ist nicht realistisch. Das würde ein Therapeut nicht machen. Wahrscheinlich, sobald der Patient, der zu therapieren, sagt man Patienten in der Therapie?
Johannes Franke: Kann sein, ja, ja. Wir sagen jetzt einfach Patienten.
Florian Bayer: Sobald der persönlich wird, sagst du, okay, stopp, hier ist eine Grenze. Die überschreiten wir nicht. Und im schlimmsten Fall muss ich die Sitzung abbrechen.
Johannes Franke: Wobei das auch hier dann ein bisschen anders dehnbar ausliegt, soweit ich das mitbekommen habe. Es gibt Therapeuten, also auch meiner war jetzt nicht ganz strikt. Ich habe nie nichts von ihm erfahren, sondern durchaus immer mal hier und da kleine Brocken. Für die ich auch dankbar war, muss ich sagen. Was auch geholfen hat, mich zu öffnen. Okay.
Florian Bayer: Okay, dann ist es vielleicht ein bisschen übertrieben, wie er es macht, aber es ist offensichtlich auch ein probates Mittel und es funktioniert auch und es ist auch glaubwürdig, dass es funktioniert. Ja,
Johannes Franke: absolut, genau.
Florian Bayer: Wie er Will gewinnt, ist nachvollziehbar und glaubwürdig, weil er ihm immer wieder die Stirn bietet und sagt, ich bin ähnlich wie du und gleichzeitig aber auch zeigt, ich bin schwach und ich bin verletzlich und lass uns drüber reden. Ja.
Johannes Franke: Nun muss ich dazu sagen, dass ich vielleicht nicht unbedingt so schwieriger Patient war wie Will.
Florian Bayer: Niemand ist so schwierig wie Will.
Johannes Franke: Also insofern weiß ich nicht, wie ein Therapeut darauf reagieren würde tatsächlich, auf das, was da passiert. Ich kann mir vorstellen, dass die meisten sagen würden, nö, mach ich nicht. Du musst erstmal Eigenleistung bringen, bevor ich als Therapeut dann sage, okay, wir machen das.
Florian Bayer: Wir machen uns ja total lustig über Henry und diesen, ich weiß nicht mehr, wie er heißt, der ihn hypnotisiert. Aber die haben ja vollkommen recht, dass sie den Scheiß nicht mitmachen wollen. Natürlich, ja. Und der arme Henry, ich meine, klar, okay, er hat sich echt ungeschickt angestellt beim Versuch, an Will ranzukommen, aber trotzdem, der arme Kerl. Das muss einfach nicht sein. Das ist einfach nicht cool, wenn so mit dir umgegangen wird. Und natürlich ist das auch eine scheiß Situation, wenn er offensichtlich schwul ist und ungeoutet. Aber er hat recht, das selbst zu machen. Natürlich. Er hat recht, das selbst zu entscheiden. Und er muss sich das nicht von einem 20-Jährigen Schläger damit ärgern lassen.
Johannes Franke: Ich bin mir nicht ganz sicher, wie witzig der Film das finden will. Ich finde es tatsächlich nicht witzig an der Stelle. Aber das macht den Film nicht schwächer. Ich weiß aber nicht, inwiefern das damals vielleicht etwas war, was als Witz gedacht ist.
Florian Bayer: Ich find's witzig. Ich find's witzig, weil dieser Henry versucht's auf eine sehr, sehr platte Art und Weise. Und auch so eine kindliche. Also er redet mit Will wie mit einem 15-Jährigen.
Johannes Franke: Ja, das stimmt, ja.
Florian Bayer: Und dann gibt's schon so diesen Ha-Gadja-Moment. Dass er sich von Will um den Finger wickeln lässt. Und dann Will einmal zuschlägt. Und dieser Wechsel von dem, Will erzählt irgendwas von der Disco und von Tanzen. Und er macht noch so mit. Boom, boom, boom. Und dann dieser raffe Wechsel zu, wie ist es eigentlich, ich weiß gar nicht mehr, wie er es sagt, wenn man schwul ist und das nicht zugibt oder so. Ich glaube, das war witzig gemeint und ich finde es auch heute noch witzig. Ich habe auch nicht so ein schlechtes Gefühl dabei, es witzig zu finden, weil es ist ja keine homophobe Szene. Ja,
Johannes Franke: weiß nicht, also macht sich auch ein bisschen über potenziellen sexuellen Missbrauch lustig. Stimmt. Weil in der Disco-Szene das so beschrieben wird, dass da jemand an ihm rumfummelt. Und ich weiß nicht, also finde ich ein bisschen
Florian Bayer: Ja, ja.
Johannes Franke: Bisschen grenzwertig finde ich es schon. Ja, ja,
Florian Bayer: es ist grenzwertig, fand ich trotzdem.
Johannes Franke: Aber es ist nur grenzwertig, wenn der Film das als haha lustig guck mal verkauft. Und so sehr, finde ich, macht das auch nicht.
Florian Bayer: Ich finde, es ist kein Gag auf Kosten von Schwulen, habe ich das Gefühl, sondern eher so ein Gag auf Kosten von einer sehr spezifischen, sehr spitz gewählten Type von
Johannes Franke: Therapeut. Ja, ja.
Florian Bayer: Der ja auch irgendwie halt so inszeniert wird, dass man denkt, naja, irgendwie hat er es auch verdient. Ja.
Johannes Franke: Wollen wir einmal zu der krassesten Szene überhaupt springen von Robin Williams? Also die fand ich wirklich total, da kam ich richtig gar nicht mehr richtig klar dann irgendwie. Ich musste den restlichen Film über, der dann weiter lief, erstmal wieder mich wieder hochholen. Ich hab da auch kurz Pause gemacht, weil ich auf Toilette musste, aber ich hab diese Pause tatsächlich gebraucht dann irgendwie nach diesem Baseball-Game, das er beschreibt, weil die das so dramaturgisch gut gelöst haben, dass er... dass er das erzählt und sagt, ja, und da war dieses Baseball-Game, unterinnerst du dich? Und Matt Damon sagt, ja, ja, du warst da, wie krass ist das denn? Du hattest Tickets, wie crazy. Und dann spielen die diese Szene nach, die so in die Geschichte von Baseball eingegangen ist.
Florian Bayer: Spiel 6 aus der World Series von 1975. Und wenn es etwas gibt, was ich weniger verstehe als die komplexe Mathematik, die Will mit Lambeau macht, dann ist es die Notation von Baseball. Ich habe mir das angeguckt. Ich habe mir einmal was drüber durchgelesen. Ich verstehe es nicht. Ich verstehe nicht, wie Baseball funktioniert. Und ich weiß, man schlägt einen Ball und wenn man einen Home Run schlägt, dann dürfen alle rennen und so weiter. Das gibt viele Punkte. Aber ich gucke mir dieses Punkteboard an und verstehe, ich sehe nicht mal, wer gewonnen hat darauf. Aber offensichtlich hat Boston dieses Spiel gewonnen. Und zwar dank Carlton Fisk. Und in Erinnerung an dieses Spiel... wurde der Schlag, irgendwas wurde Fisk-Poll genannt. Ich verstehe Baseball nicht, wirklich nicht. Tut mir leid. Erzähl weiter. Diese Szene und nach dieser Szene, ja.
Johannes Franke: Ja, weil sie das so reenacten und wir sind voll drin und wir denken die ganze Zeit, dass Robin Williams etwas erzählt, woran er sich erinnert, weil er dabei war und dann ist die Pointe der ganzen Geschichte, aber ich habe es nicht gesehen, ich war nicht dabei, weil ich mit meiner zukünftigen Ehefrau ein Date hatte und ich habe diese Tickets einfach an jemanden anders weitergegeben, habe sie über den Tisch geschoben und gesagt, du tut mir leid, ich muss mit meiner zukünftigen Ehefrau irgendwo unterwegs sein.
Florian Bayer: Und Willis stinkt sauer. Ja, wie kannst du dieses Spiel auslassen?
Johannes Franke: Und das krasse ist, dass diese Szene nicht nur auf Comedy und nicht nur auf Action und obwohl sie das alles hat, aus ist, sondern ich heule wie ein Schoßhund. Also es ist unglaublich. Was Robin Williams aus dieser Szene rausholt, an der Emotionalität mit seiner Frau und er erzählt das ja alles nur, um zu klären, ich bereue nichts von all dem. Auch wenn ich jetzt hier alleine da sitze und meine Frau gestorben ist und ganz viel passiert ist, ich bin froh um alles, was passiert ist. Ich will das alles nicht missen.
Florian Bayer: Und dann muss trotzdem noch dieses Schlussaugenzwinkern sein, aber das Spiel wäre trotzdem geil gewesen. Ja genau. Ich hatte ja keine Ahnung, dass dieser Home Run geschlagen wird. Was ich tatsächlich wirklich schön finde an dieser Szene, vor allem auch, was ihr folgt. Nämlich, wir haben danach diesen intimsten Moment zwischen Skylar und Will, wenn sie zusammen im Bett liegen. Und Skylar mit dieser Kugel, mit dieser Hellsehkugel, fragt, ob sie es schafft, NBA-Spielerin zu werden. Und die Szene, die fällt so ein bisschen raus aus dem ganzen Film, weil das eine unglaublich intime Szene ist, die sehr nah an den Körper ist.
Johannes Franke: Sehr, sehr nah, ja, ja.
Florian Bayer: Wir haben davor, also es ist toll inszeniert, das ist krass. Gastvon Sand hat den Film wirklich wunderschön inszeniert und um den Kameramann einmal zu nennen, Jean-Yves Escoffier, Franzose, hat ganz tolle Bilder da gemacht. Aber das Bildkonzept hat manchmal auch diesen nahen, aber nie wirklich so durchgezogen. Und hier sind wir die ganze Zeit wirklich mit ihnen unter der Decke. Und es ist natürlich total schön, nachdem Robin Williams diese Geschichte erzählt hat und das, that's love, also wirklich, dass du ein Gefühl dafür hast, was er meint mit Liebe, und Dann merkst du, okay, Will findet das gerade auch. Zum ersten Mal in Sein See.
Johannes Franke: Ja, ganz genau.
Florian Bayer: Und dann hast du diese Nähe und diese süße Intimität, diese kleinen Geschichten, diese kleinen Witze und so dieses zusammen im Bett liegen und dann ein bisschen Quatsch machen und ganz nah sein. Und das ist so halb romantisch, das ist halb sexuell und es ist halb einfach nur Quatsch und Spaß. Ich finde, das ist einfach toll inszeniert, diese Aufeinanderfolge von den beiden Momenten.
Johannes Franke: Ja, fantastisch,
Florian Bayer: ja. Und wir haben ja so eine intime Szene. Dann später nochmal. Die sich aber ganz anders auflösen. Diese Szene löst sich auf mit, okay, wir treffen jetzt meine Freunde, nachdem er die ganze Zeit versucht hat, sie aus diesem Leben rauszuhalten. Und dann haben wir danach nochmal so eine intime Wettszene, wo sie ihn darum bittet, mit nach Kalifornien zu kommen. Und wo sie sagt, ey, ich will den nächsten Schritt machen, ich will eine ernste Beziehung. Und das ist ja die Szene, die dann komplett umschlägt und wo wir sehen, zu wie viel Bösartigkeit und zu wie viel Aggression Bull in der Lage ist. Und ja, es ist... Ja, es ist einfach eine brutale Szene, weil er einfach abusive ist Skyler gegenüber.
Johannes Franke: Ja, das ist so Red Flag, wo man denkt, oh, da haut jemand gerade in die Wand hinein und hat es gerade so geschafft, sich abzuhalten, davon nicht sie zu vermöbeln. Wo man dann denkt, vielleicht bist du better off ohne ihn.
Florian Bayer: Ja, das denke ich nämlich in der Szene auch. Und ich glaube, das ist was, was sich verändert hat in den letzten 25 Jahren. Heute würde man einen Protagonisten, der ganz eindeutig Sympathieträger sein muss, sein soll. Würde man nicht mehr so inszenieren. Diese Szene, diese typische häusliche Gewaltszene, die haben wir im Kino der Vergangenheit sehr oft. Ja. Und zwar genau diese Art von häuslicher Gewalt, dass ein Mann mit einer Frau streitet und dann irgendwas kaputt schlägt und diesen Gewaltausbruch. Und dass wir trotzdem weiter dafür routen, dass sie zusammenkommen.
Johannes Franke: Weil er einfach Stärke beweist in dem Moment vielleicht. Nee,
Florian Bayer: nicht mal. Es ist ja schon schwächer. Also es wird auch meistens so inszeniert, dass es nicht richtig ist.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Aber es wird nicht in dieser Tragweite inszeniert, die es hat. Was wir heute eher sehen, dass wir sehen, das ist häusliche Gewalt. Das ist nicht nur ein Schritt entfernt von Gewalt gegenüber der Frau, sondern es ist schon Gewalt. Und das hat sich, glaube ich, geändert. Und das ist auch gut so, weil wir haben danach natürlich die Szene, wo sie ihm dann nochmal anruft und sagt, ich liebe dich und so weiter. Und ich denke, ich habe die ganze Zeit Magenschmerzen in diesem Moment, weil ich denke, ey krass, er war gerade total übergriffig. Er war gerade aggressiv, er war gerade brutal. Und ich bin froh, dass das Filme heutzutage nicht mehr so machen, dass diese Gewalt so... trivial dargestellt wird, weil das viele Frauen erlebt haben und das eben eigentlich nicht verbunden ist mit diesem Happy End Gefühl oder mit diesem Gefühl, ich liebe dich trotzdem und du hast es verdient und so weiter, sondern weil das verbunden ist mit Angst, weil das verbunden ist mit tatsächlichen Erfahrungen von auch körperlicher Gewalt direkt gegen dich und so weiter. Also das ist die Szene, die mir bei mir am krassesten hängen geblieben ist, als das würden Filme heute nicht mehr so machen. Gut so.
Johannes Franke: Auf dem anderen Seite des Spektrums finde ich die Dateszenen, die erste von den beiden, ganz großartig.
Florian Bayer: Das ist so schön. Diese romantischen Szenen zwischen ihnen sind immer toll, vor allem weil sie diese Alltäglichkeit haben.
Johannes Franke: Total. Und sie nehmen das von Frühstück bei Tiffany's. Da gehen sie ja auch in einen Laden rein und probieren Sachen aus. Stimmt.
Florian Bayer: Stimmt.
Johannes Franke: Und hier machen die das auch in diesem Dollar Shop.
Florian Bayer: Sie machen es so viel besser als die bei Frühstück bei Tiffany. Wo sie irgendwie da reingehen, kurz die Masken anprobieren und wieder rauswandern. Das war so total schnell.
Johannes Franke: Aber ich fand es auch bei Frühstück bei Tiffany total schön. Aber hier ist es natürlich noch ein bisschen mehr ausgekostet und auch mehr da reingegangen in das Thema. Und ich finde es total schön und total liebevoll. viel besser, als wenn er sich irgendeinen großen Schuschu für ein Date ausgedacht hätte.
Florian Bayer: Auf jeden Fall.
Johannes Franke: Einfach da reingegangen, haben irgendwelchen Scheiß ausprobiert und sind wieder raus.
Florian Bayer: Liebes Publikum, wenn ihr bei Minute 42 und 35 Sekunden kurz auf Pause drückt und ganz genau hinschaut, dann seht ihr, wie der Zaubertrick von Will funktioniert. Oh nein! Er wirft die K... Darf ich das... Achtung, Spoiler!
Johannes Franke: Das darfst du nicht sagen! Du darfst doch diesen Zaubertrick nicht verraten.
Florian Bayer: Er wirft die Karamell-Bobox hinter sich und macht dann so, dass er die Hand freihandelt. Das ist toll. Die Hand ist einfach schneller als die Augen. Ich liebe alles an dieser Idee. Ja, finde ich so schön. Auch wenn sie, wenn er sagt, soll ich dir was zeigen? Zaubertrick, dann dreht sie sich rum und hat diese Rudolf-Nase.
Johannes Franke: Ich finde überhaupt, dass die Schauspielerin... auch so viel Mut zur Hässlichkeit hat teilweise. Ich finde es super, super schön.
Florian Bayer: Give me a kiss.
Johannes Franke: Und es ist natürlich ekelhaft, wie die sich mit Burger im Mund küssen.
Florian Bayer: Das finde ich ganz schrecklich. Da sitze ich echt so, also egal wie toll diese Frau ist, die neben mir sitzt. Ich würde sagen, ey, bitte lass mich aufessen. Und ganz ehrlich, wir haben gerade Burger gegessen. Ich glaube, ich würde mir auch einmal gerne kurz den Mund ausspülen. Das finde ich echt, das ist wirklich widerlich. Darauf habe ich überhaupt nicht klar. Also nicht nur, dass sie sich küssen, Gott sei Dank haben sie den Mund zu. Ich frag mich auch, wie diese Gurke durchkommt. Aber dann auch noch, dass sie sagt, jetzt hab ich ein Stück von der Gurke. Das ist so eklig.
Johannes Franke: Sie sagt es auch noch. Und dann geht man aus dieser Szene raus und denkt sich, was passiert denn noch alles?
Florian Bayer: Aber die Dynamik, das ist das, was ich meinte mit Chemina, die Dynamik ist so geil, wenn sie auch dann sagt, ja, ich weiß doch, du hast ein Good-Night-Kiss gehofft. Und er so, ich hab auf ein Good-Night-Late gehofft. Das ist einfach ein... Geile Dynamik. Offensichtlich können Matt Damon und Ben Affleck Dialoge schreiben.
Johannes Franke: Offensichtlich sehr gut, ja. Und so believable, weißt du, so einfach alltägliche Sachen. Finde ich total schön.
Florian Bayer: Selbst diese Sachen, also Tarantino schreibt ja auch so Dialoge, in denen viele Geschichten erzählt werden. Und bei Tarantino hat das immer so ein bisschen was Künstliches. Wenn plötzlich ausgeholt wird über die Geschichte, warum Burger in, warum der Quanta Pounder in Europa der Hamburger Royal heißt und so weiter. Das wirkt dann unnatürlich. Aber hier haben wir zum Beispiel diese Geschichte, die Chuck erzählt von seinem besoffenen Onkel. Die wirkt natürlich. Ich finde das total glaubwürdig. Das ist eine typische Bargeschichte. Und keiner glaubt, dass Chuck das wirklich erlebt hat.
Johannes Franke: Natürlich nicht.
Florian Bayer: Aber es funktioniert einfach, wie er es erzählt. Einfach, weil es in einer natürlichen Dynamik inszeniert ist. Auch mit diesen Unterbrechungen von Casey Affleck, der einem manchmal in dem Film tierisch auf den Sack geht.
Johannes Franke: Aber wirklich, oh Mann.
Florian Bayer: Morgen, ich benutze... ich benutze einen Baseballhandschuh zum Masturbieren. Aber dadurch wirkt das Ganze so einfach echt und du hast nicht das Gefühl, dass hier jemand eine lustige Geschichte versucht hat, in den Dialog reinzuflanschen, um die noch mitzubringen, sondern es ist einfach, ja, so ist es, so kann man sich Gespräche in der Bar vorstellen.
Johannes Franke: Ja, ja, total. Das ist kurz bevor sie ihren... schmutzigen Witz erzählt, oder? Ja,
Florian Bayer: genau.
Johannes Franke: Und das Ding ist, ich habe ihn leider nicht verstanden. Ich habe die Pointe nicht verstanden, weil sie so voller Mund und dann habe ich nochmal zurückgemacht und habe die Untertitel angemacht, um den Gag zu verstehen.
Florian Bayer: Sie ist so britisch in dem Moment. Das ist die Hardcore-Prieten in diesem Kontext Dirty Jokes erzählen.
Johannes Franke: Aber das ist der Moment, wo ich wirklich denke, sie ist zu perfekt.
Florian Bayer: Ja, sie kommt damit, ja. Ja, ja, auf jeden Fall. Und sie... Sie ist zu sehr auch so, also es gibt ja auch nicht wirklich einen Hinweis, warum sie damit so klarkommt, warum sie halt auch einfach in dieser Kneipe mit den Dudes sitzt. Es ist überraschend eigentlich für ihren Charakter, weil man weiß, wer sie ist, wo sie herkommt, wie sie in Harvard gelandet ist und so weiter. Passt es nicht unbedingt, weil sie hat nichts von dem erlebt, was die erlebt haben.
Johannes Franke: Es ist nur dafür da, zu zeigen, dass sie für ihn perfekt ist einfach. Und dass sie mit seiner Street-Smartness klarkommt oder dass das alles match made in heaven ist. Oder eben auf dem Papier.
Florian Bayer: Und auch da wieder, wie Szenen gespiegelt werden, dann haben wir die Barszene von Sean und Jerry. Und auch Jerry in dieser Bostoner Bar, das ist jetzt mittags, das heißt, das ist eher so Kaffee-Atmosphäre und sie essen Sandwiches und trinken Bier, beziehungsweise Jerry trinkt, glaube ich, kein Bier. Ich glaube, wir müssen kurz über Sean und Sherry reden, über deren Verhältnis.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Die haben auch eine Freundschaft. Eine Freundschaft, die lange geruht hat, offensichtlich.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Aber es ist irgendwie auch ein Verständnis füreinander da. Und auch ein freundschaftliches, ich finde da ist teilweise ein freundschaftliches Verständnis, was wir auch bei Chuck und Will wiederfinden. Und bei Chuck und Will später überraschend, weil Chuck ist letzten Endes der, der Will schubst. Und Chuck macht das auf seine Art und kriegt damit Will. Ja.
Johannes Franke: Die Parallele ist nicht wegzudiskutieren, die funktioniert schon, die Parallele ist da und das ist interessant.
Florian Bayer: Ich finde tatsächlich, Jerry wird immer in den Momenten mit Sean sympathisch. Jerry hat so viele unsympathische Momente, als dieser schmierige Professor, aber wenn er mit Sean diskutiert und sich bei Sean entschuldigt, dass er nicht bei der Beerdigung war.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Und wenn Jerry zu ihm sagt, du arganter Arsch, du verstehst überhaupt nicht, worum es mir eigentlich geht und so weiter, dann wird Sean sympathisch, weil er halt auch darauf reagiert und weil er dann... Weil er dann nicht mehr dieser versnobbte, überlegene Professor ist, sondern auch einfach ein Typ, der mit seinem Freund wieder klarkommen will.
Johannes Franke: Ich glaube, das hat ganz viel damit zu tun, dass er von Anfang an, das sagt er ja irgendwann zwischendurch auch, ein Gefühl der Unterlegenheit hatte. Schauen gegenüber.
Florian Bayer: Jerry,
Johannes Franke: ja. Jerry war immer so, du bist der Schlauere von uns beiden und warum machst du jetzt nicht das draus, was ich draus gemacht habe. Und ich verstehe den Gedanken, aber ich weiß total, wovon Robin Williams, also Sean, redet, wenn es darum geht zu sagen, Alter, ich mache meine eigenen Sachen und nicht jeder hat das gleiche Gefühl dafür, was Erfolg bedeutet wie du.
Florian Bayer: Ja. Ich kriege Jerry teilweise da nicht gegriffen. Ich glaube, ich kriege ihn in den Gesprächen mit Sean besser gut gegriffen, weil ich da verstehe, was in seinem Kopf so vor sich geht. Ich glaube, also ich kaufe Jerry ganz oft ab. Dass ihm wirklich die Wissenschaft am Herzen liegt. Ja, total. Dass er Will sieht und wirklich denkt, das ist ein Mensch, der der Mathematik unfassbar viel schenken kann. Die mathematische Welt braucht den. Ja,
Johannes Franke: aber er ist halt ein Kontrollfreak.
Florian Bayer: Ja, und das kommt aber nie so raus, wenn er mit Will zusammenarbeitet, weil da wirkt er halt oft so wie dieser arrogante, überlegene Typ. Aber im Gespräch mit... mit Sean kommt es raus, wenn sie sich diese Geschichten von den Mathematikern an den Kopf werfen. Er sagt, Albert Einstein, guck mal, Albert Einstein. Das war ein ganz einfacher Angestellter und der hat ganz tolle Sachen gemacht, weil er sich dahinter geklemmt hat.
Johannes Franke: Und das Beispiel, mit dem er dann antwortet, Sean, das stand nicht im Drehbuch.
Florian Bayer: Ja, der Unabomber.
Johannes Franke: Das haben die tatsächlich dann schnell noch jemanden losgeschickt, um Recherche zu machen. Ben Affleck.
Florian Bayer: Ben Affleck musste losziehen, um Sachen zu finden.
Johannes Franke: Das ist super süß, weil Robin Williams und Stellan Skarsgård an der Stelle ja sowieso Schauspielerpaar sind, die sich alles mögliche nur an Bällen zuwerfen auf eine Art und Weise, die die beiden, also Matt Damon und Affleck, ja nur bewundert haben. Und dann saßen die beim ersten Drehtag ja auch da und die haben ein Trennen in den Augen gehabt, als die beiden angefangen haben, miteinander zu spielen. Weil das ist der große Wunsch gewesen. Das war der große Traum, die beiden krassen Schauspieler miteinander agieren zu sehen. Und dann kommen dann eben solche Sachen daraus, dass die sich halt dann kurz vorher den Text an den Kopf knallen und feststellen, lass uns mal was anders machen. und dann muss einer los und Sachen recherchieren.
Florian Bayer: Ja, das ist schon geil. Sie haben ja diese zwei großen Momente zwischen ihnen. Einmal diese Bar-Szene und dann diese Szene, wenn sie sich zum ersten Mal so richtig streiten und es die ganze Zeit um Wills Zukunft geht.
Johannes Franke: Und Will dann reinkommt.
Florian Bayer: Genau, und Will kommt rein und dann sagt Sean zu ihm nochmal, naja, das geht schon weiter zurück, es hat nichts mehr mit dir zu tun.
Johannes Franke: Daddy und Daddy haben sich zwar jetzt gestritten, aber wir haben dich trotzdem noch lieb. So ein bisschen ist das doch so.
Florian Bayer: Auf jeden Fall.
Johannes Franke: Beide Väter, die dann irgendwie dastehen und sagen, hey. Nein, nein, nein, du kannst wieder ins Bett,
Florian Bayer: jetzt ist es nicht um dich. Ja, wirklich, aber es ist so krass und die haben, ich kann es nur nochmal sagen, auch so eine Chemie zusammen, so eine krasse Dynamik zusammen. Und das sind diese Momente, die Cherry sympathisch machen. Ein anderer Moment, der Cherry sympathisch macht, ist, wenn er von Will komplett gedemütigt wird, wenn Will dieses Papier verbrennt vor seinen Augen und er sich draufstürzt und wirklich erbärmlich das Ding ausmacht, weil er diese Formeln retten will, die Will aufgeschrieben hat.
Johannes Franke: Will sollte eigentlich nur das Papier zerknüllen. Dann haben sie am Set gesagt, wir brennen es.
Florian Bayer: Gott sei Dank, das war eine gute Entscheidung.
Johannes Franke: Sehr, sehr gute Entscheidung. Jetzt machst du die Stakes nochmal richtig hart hoch.
Florian Bayer: Und Jerry tut mir in dem Moment so leid, weil man merkt, dass er auch, er sagt dann ja auch irgendwie sowas, ich wünschte, ich hätte dich nie getroffen oder so. Weil er ist wirklich, er hängt an dieser Mathematik. Diese Formeln bedeuten ihm alles. Das ist ein anderes Show, dass er mit dem Schal, den er so elegant umschlägt, dass er da irgendwelche Studentinnen anmacht. Das ist alles Show. Das ist das, was ihm am Herzen liegt. Und das ist ihm wirklich wichtig. Und dann stürzt er sich da drauf, als müsste er ein Kind davor retten, zu ertrinken. Ich finde es wirklich krass.
Johannes Franke: Und es ist sehr stark und es ist wahnsinnig wichtig auch für ihn, für die Figur, damit wir ihn verstehen und damit wir eben verstehen, dass es nicht nur um das Flirten mit Studentinnen geht. Das ist halt auch echt eine extrem wichtige Szene dadurch.
Florian Bayer: Er hat ja diese Fields Medal. die bis jetzt 64 mal verliehen wurde an sich, verschiedene Mathematiker, wirklich, Eigentlich nicht oft, also es ist eigentlich so ein bisschen unrealistisch, dass ein Preisträger dieser sehr angesehenen Medaille, die wirklich das Mathematik-Äquivalent zum Nobelpreis ist, dass der halt dann trotzdem nur diese einfachen Vorlesungen hält und einen ziemlich normalen Job an der Uni macht. Das ist eigentlich, eigentlich müsste er die ganze Zeit das machen, was wir in ein paar Szenen sehen, dass er mit anderen Kollegen diskutiert und wirklich komplexen mathematischen Shit versucht auszurechnen und zu lösen. Ich mag Jerry, ich finde ihn wirklich... Wenn ich das Ganze nehme, das Arrogante, das Schnöselige, Versnobte und dieses Herablassende gegen Machon, was teilweise echt schwer zu ertragen ist. Dieses Kontrollfreaky-Gewill gegenüber und so weiter. Ich mag ihn trotzdem. Ich finde, das ist eine sympathische Figur.
Johannes Franke: Ja, aber auch durch seine Gänze. Also man braucht ein bisschen. Man braucht hier diese eine bösartige Szene, aber eben dann auch die Szene, wo er versucht, das Papier zu retten. Also der Film macht einen sehr guten Job darin, die Figur nach und nach dreidimensional werden zu lassen, auf eine Art und Weise. Wo man einfach sagen kann, okay, ich verstehe diesen Menschen einfach gut. Und dadurch die Sympathie einfach auch hochkommt.
Florian Bayer: Vielleicht ist es auch gerade dadurch, dass er kleiner wird, weil er konfrontiert ist mit Menschen, die mehr drauf haben als er. Also sowohl schauen, als auch willsen, die ihm überlegen und er weiß das.
Johannes Franke: Ja, genau. Und das ist das Krasse. Ich glaube, das ist auch einer der wichtigen Punkte für die Sympathie, dass er das auch sagt. Und dass er sagt, ja, ich weiß das. Du hast viel mehr drauf als ich. Und also zu schauen und aber auch... Will gegenüber irgendwann so verzweifelt ist und sagt, ich wünschte, ich hätte dich nie kennengelernt, weil ich dann nicht damit leben müsste, dass ich weiß, dass es Leute wie dich gibt. Und dann könnte ich auch wieder schlafen.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Das ist ja auch wirklich ein krasser Satz, muss man sagen. Also einfach gutes Writing an der Stelle.
Florian Bayer: Total. Und ich möchte, wenn wir gerade schon bei so tollen Dialogen sind, zu meinem Lieblingsdialog in Fimcom. Und zu dem, ich hab's schon ein bisschen angeteasert vorhin, zu dem glänzendsten Moment unserer Nebenfigur Chuck. Chuck, der mit Will redet und sagt, wenn du in 20 Jahren noch hier bist, dann bringe ich dich um. Und dann ausholt und sagt, pass auf, jeden Morgen fahre ich zu dir nach Hause, um dich abzuholen. Und es gibt immer diese 10 Sekunden, wenn ich zur Tür gehe. Und das ist der beste Teil meines Tages, wenn ich nämlich darauf hoffe, dass du irgendwann weg bist, dass du nicht mehr da bist.
Johannes Franke: Dass du mehr aus deinem Leben gemacht hast.
Florian Bayer: Dass du mehr draus gemacht hast. Und dann auch Will, der ja zu ihm sagt, was, jetzt fängst du auch noch so an, dass ich es mir selbst schulde und so weiter. Und Chuck sagt, nee, Alter. Du schuldest es mir verdammt nochmal. Jeder, jeder hier und ich auch würde alles dafür geben, was du haben, was du hast. Das ist natürlich klar. Also das ist wieder so, Matt Damon und Ben Affleck schreiben sich Dialoge, um Oscar-reif zu spielen. Und es wird ja viel drüber geredet, wie gut ist Ben Affleck? Können wir gleich in den Raum stellen. Ist Ben Affleck ein guter Schauspieler?
Johannes Franke: Ich weiß nicht.
Florian Bayer: Vorweggenommen, in dieser Szene ist er fantastisch.
Johannes Franke: Ja, das stimmt schon.
Florian Bayer: Ja, Ben Affleck, ist Ben Affleck ein guter Schauspieler?
Johannes Franke: Ich weiß nicht genau.
Florian Bayer: Ich auch nicht. Ben Affleck, gucken wir mal, was Ben Affleck gespielt hat und man findet nicht viel Gutes.
Johannes Franke: Oh nein.
Florian Bayer: Also wirklich, Ben Affleck hat einen guten Film mitgespielt, aber Ben Affleck hat auch einen guten Film nie so wirklich. Schauen wir mal. Armageddon. Guck mal, der war ja witzig, aber der war ja nicht gut. Pearl Harbor.
Johannes Franke: Oh, das weiß ich gar nicht.
Florian Bayer: Oh nein, nicht gut, gar nicht gut, gar nicht gut. Daredevil. Oh. Da.
Johannes Franke: Ja, wichtig ist, dass er in diesem Film es einigermaßen hingekriegt hat. Und ich sage auch einigermaßen, weil ich finde, dass er durchaus ein paar Szenen hat, wo man denkt, ja, nein.
Florian Bayer: An was denkst du zum Beispiel?
Johannes Franke: Die haben ja auch gar nicht gewusst, wer die Hauptrolle spielen soll. Die haben ja das geschrieben und dann haben sie sich gegenseitig immer, jetzt spielst du mal die Hauptrolle und jetzt spielst du mal die Hauptrolle. Und ich bin schon froh, dass es so groß geworden ist.
Florian Bayer: Stell dir mal dieses weirde Alternativuniversum vor, in dem Ben Affleck... Will spielt.
Johannes Franke: Nein. Oh,
Florian Bayer: ist das schrecklich.
Johannes Franke: Ja, furchtbar. Es tut mir echt leid, aber ich halte nicht viel von Ben Afflecks Künsten als Schauspieler. Vielleicht ist er ein toller Mensch und so und vielleicht hat er tolle Ideen, aber spielen, ich weiß nicht.
Florian Bayer: In dem Film ist er gut, weil er nicht viel spielen muss. Ich glaube, weil er sehr natürlich rüberkommt. Ich halte Ben Affleck auch nicht für einen guten Schauspieler. Und ich scrolle gerade wieder über seine Filmliste und ich finde keinen einzigen einzigen Film, in dem er irgendwie herausgeragt hätte oder in dem er irgendwas gemacht hätte, wo ich gesagt hätte, oh ja, wow. Und ich stelle auch fest, ich habe ihn schon in vielen Filmen gesehen. Er ist halt eine Hollywood-Größe.
Johannes Franke: Tja.
Florian Bayer: Er war als Teil eines Gossip-Paares ganz gut. Mit J-Lo.
Johannes Franke: Ja, oh Gott. Ja, das kann auch eine Karriere sein.
Florian Bayer: Tut mir leid, Ben. Ich finde, in dieser Szene spielt er fantastisch. Diese Szene ist richtig schön und das ist die Szene, die mich zu Tränen rührt.
Johannes Franke: Die funktioniert auch super.
Florian Bayer: Auch dann noch in Kombination mit der Szene am Schluss, wenn er rüber geht und klopft und Will ist wirklich nicht da. Und dann sehen wir diese Mischung aus Emotionen, diese Traurigkeit, weil sein bester Freund nicht da ist und sein bester Freund wirklich weg ist. Aber auch diese Freude für seinen besten Freund, der es geschafft hat, den Arsch hochzukriegen. Total. Und das sind Momente, wo Ben Affleck mich zu Tränen rührt. Er schafft es tatsächlich.
Johannes Franke: Das stimmt. Ja, das Ende ist super. Man fragt sich zwar, was für ein Arschloch sagt einfach nichts und haut ab. Also,
Florian Bayer: was soll das? Es muss zu Sven sein.
Johannes Franke: Das muss der, aber klar.
Florian Bayer: Aber Will kommt ja auch zurück.
Johannes Franke: Und Matt Damon hat auch tatsächlich an dem Tag gesagt, ich bleibe vom Set fern. Obwohl er an jedem Tag da war, egal ob vor der Kamera war oder nicht, weil es war halt sein Film. Und dann hat er gesagt, die musst du jetzt schön allein machen, die Szene.
Florian Bayer: Ja, ich finde es... Gut, ich habe auch dieses Gefühl, also ich sehe sehr viel Optimismus in diesem Film. In dem Film sieht man sicher auch sehr viel Optimismus. Will kommt auch mal wieder zurück und geht mit seinen Kumpels wieder einen Drink. Ja,
Johannes Franke: natürlich. Er ist ja jetzt nicht, also nur weil er jetzt weg von der Straße ist, ist er jetzt nicht weg von der Straße.
Florian Bayer: Und doch ist halt auch so diese Träne, weil Chuck tut einem leid. Chuck ist ja auch nicht dumm. Chuck hat halt vor allem dieses Treat-Smartness. Aber Chuck ist jemand, wo man denkt, ach, der könnte eigentlich auch ein bisschen mehr aus seinem Leben machen. Der hat halt auch den falschen Umgang, die falschen Sachen erlebt. Ja,
Johannes Franke: was ich noch total süß finde, ist, wie sie das Auto schenken. Das ist das schlechteste Auto, was du dir vorstellen kannst. Aber es ist so eine tolle Szene.
Florian Bayer: Wenn sie die Motorhaube aufmachen und du siehst das komplett vergabelt, das sieht nicht aus, als ob es noch fahren würde. Und dann der eine Kumpel, der kaum zu Wort kommt, Billy, Cole Hauser. Ja. der dann sagt, das ist ein gutes Auto. Und da drauf zeigt, du denkst nur, ist das ein Motor oder ist das einfach nur noch Rost?
Johannes Franke: Ich muss dazu sagen, ich habe keine Ahnung von Autos. Ich weiß nicht, auch wenn ich mir da reingucke, es sieht vergammelt aus, aber wer weiß, was das bedeutet.
Florian Bayer: Ja, es gibt sowieso, es gibt mehrere Momente zwischen diesen Kumpels, die total sweet sind, einfach wie sie sich miteinander verhalten. Natürlich gibt es auch dieses Picking und es ist teilweise, also morgen kriegst du es teilweise schon ganz schön übel ab. Ich bin so gerade so, also manchmal kriegst du morgen morgen echt ein bisschen zu viel auf dem Deckel. Das scheint so der Punching Bag zu sein in dieser Clique.
Johannes Franke: Und der hat ja auch nicht viel zu sagen.
Florian Bayer: Was ich aber zum Beispiel, also eine meiner Lieblingsszenen unter den Kumpels ist, wenn sie in dieser Harvard Bar waren und dann nach Hause fahren. Und wir haben diese Auto-Szene, wo sie da alle sitzen und so müde sind und wir sehen irgendwie, und jetzt geht's zurück in den Alltag. Sie waren in dieser Harvard Bar, sie konnten sich mit den Studenten prügeln, sie konnten Spaß haben. In der großen, weiten Welt. Aber jetzt geht es zurück nach South Boston. Und wir sehen ja sogar durch die Scheiben, wie alles so ein bisschen industrieller wird, ein bisschen abgefrüchteter aussieht. Und dazu dann der Song von Elliot Smith. Und es ist so eine voll melancholische Atmosphäre. Und naja, die Party ist jetzt aus und jetzt geht es wieder zurück.
Johannes Franke: Schöner Film. Es ist einfach sehr gut gemacht. Überhaupt, der Film scheint so ein bisschen eine Liebeserklärung an Boston zu sein. Ja. So vom Gefühl her einfach. Wie die mit den Sets umgehen und wie sie darüber reden und so.
Florian Bayer: Matt Damon und Ben Affleck kamen aus Cambridge, Massachusetts, nicht die Universität Cambridge, was so ein Ableger von Boston ist. Also es ist tatsächlich auch ihre Area. Sie kannten sich da tatsächlich so ein bisschen aus und kennen die Atmosphäre. Ich kenne nur die Klischees. Ich war noch nie in Boston. Aber diese Klischees sind natürlich schön. Diese irischen Einflüsse, auf die man immer mal wieder angespielt wird und diese ruppige Straßenkultur.
Johannes Franke: Ja genau.
Florian Bayer: Und so. Das ist nett und das trifft der Film echt gut.
Johannes Franke: Ja, wo wir gerade beim Ende waren. Robin Williams darf ja auch nochmal rauskommen und den Zettel aus dem Briefkasten fischen. Und dann improvisiert er nochmal. Der hat diesen einen Satz, den er dann auch hat. Nämlich, der sagt ja an dieser Stelle, Mistkerl, der hat meine Leinen gestohlen. Mein Spruch geklaut. Was ich einen super Satz finde für dich. Robin Williams hat 20.000 Versionen davon. improvisiert. War nie zufrieden. Oh krass. Immer wieder gesagt, nein, komm, wir machen noch einen. Und da haben sich auch 500 Leute angesammelt, die alle geguckt haben, weil Robin Williams ja berühmt war zu dem Zeitpunkt.
Florian Bayer: Oh ja, wenn Robin Williams aus dem Haus rauskommt mit dem Briefkasten, dann guckst du zu.
Johannes Franke: Und dann hat er einfach das so lange ausgedrackt und immer wieder und immer wieder und immer wieder. Und das war noch nicht immer die letzte. Das war nicht die, wo er gesagt hat, okay, jetzt bin ich zufrieden. Ach krass. Sondern die war irgendwo zwischendurch, ist die mal passiert und er so, nee, nee, nee, ich krieg noch was anderes hin. Und dann irgendwann haben sie halt Schnitt festgelegt, okay, wir nehmen halt den. Und das ist großartig.
Florian Bayer: Das ist toll. Es gibt ja, die haben wir noch gar nicht genannt. Der Schluss hat so viele emotionale, starke Momente. Ja. Aber dieses Robin Williams, der zu Will sagt, it's not your fault. Und immer wieder dieses, immer wieder, immer wieder, bis Will zusammenbricht.
Johannes Franke: Eine der Sachen, die überhaupt nichts mit Therapie zu tun haben. Also wie so eine Therapie funktioniert. Aber der Satz an sich ist therapeutisch wahnsinnig wichtig. Den musst du irgendwann, wenn du sowas erlebt hast, musst du den irgendwann mal sagen können. Und der wird dich so von den Socken hauen. Also jetzt musst du aus eigener Erfahrung einfach sprechen. Das ist der wichtigste Satz, glaube ich, in so einer Therapie. Und es ist toll, dass sie ihn so einbauen. Und dass ihr auch... langsam seine Mauern verliert dadurch, dass er einfach immer wieder passiert. Und der Satz ja jedes Mal eine andere Qualität hat. Und jedes Mal was anderes bedeutet irgendwie. Und seine Antwort jedes Mal was anderes. Und es ist wirklich eine unglaublich starke Szene, in der ich auch aufgelöst bin in Tränen am Ende.
Florian Bayer: Vielleicht die Szene, wo Matt Damon am krassesten glänzt. Ja. Als Schauspieler. Dieser Zusammenbruch, der ist einfach total glaubwürdig. Auch dieser Wechsel von wegignorieren zu dagegen wehren, hin zu okay und jetzt. Ja, kann ich nicht mehr.
Johannes Franke: Es ist nicht... Deine Schuld. Unglaublich wichtiger Satz.
Florian Bayer: Toller Moment. Ui,
Johannes Franke: jetzt bin ich gleich nochmal in den Film hineingezogen.
Florian Bayer: Wollen wir mal rüberspringen von diesem Film zu drei anderen Filmen, beziehungsweise sechs anderen Filmen?
Johannes Franke: Ich möchte einmal noch eine Anekdote einfügen. Sorry, bevor wir das machen. Es gab 1939 tatsächlich eine Situation, auf die sich der Film quasi mehr oder weniger bezieht.
Florian Bayer: Ja?
Johannes Franke: Es gibt einen Professor, beziehungsweise einen damals... jungen Typen, der noch nicht Professor war, Danzig heißt der Typ, mit Anfang 20 an der Uni, kommt ein bisschen zu spät in die Vorlesung. Der Professor hat schon an die Tafel das Rätsel aufgeschrieben, das in diesem Film hier auch, also nicht genau das gleiche Rätsel, aber so konzeptmäßig. Als Beispiel für ein Rätsel, das einfach noch nicht so einfach lösbar ist. Und der kommt rein zu spät, weiß nicht, was es mit dem Ding auf sich hat und denkt, das ist die Hausaufgabe. Und löst es. Und löst es. Kommt wieder nach ein paar Wochen oder sowas und sagt, ja irgendwie, weiß nicht, kam mir ein bisschen schwerer vor als sonst, aber hier bitte.
Florian Bayer: Und der Professor?
Johannes Franke: Der Professor völlig, was zur Hölle?
Florian Bayer: Fantastisch.
Johannes Franke: Super krass.
Florian Bayer: Ah, schön.
Johannes Franke: Also ich weiß nicht ganz genau, ob diese Probleme wirklich noch nicht gelöst waren oder ob die einfach nur wahnsinnig schwierig waren, aber etwas in diese Richtung. Okay, cool. Total krass und das ist tatsächlich als... Urban Legend quasi, aber tatsächlich mit wahrem Ursprung irgendwie in der Gegend rumgewabert und das haben die halt auch genommen, um das loszutreten. Good Will Hunting ist einfach ein Stückchen der Sohn von dieser Geschichte.
Florian Bayer: Ein Stück Mathematikgeschichte. Cool.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: Jingle.
Johannes Franke: Unsere Top 3. Top 3, wir haben eine Top 3 und zwar Genies. in Filmen, hast du dir gewusst? Ja. Ich fand es gar nicht so leicht, weil das eben schwierig ist.
Florian Bayer: Gute Filme zu finden ist schwierig.
Johannes Franke: Das meine ich.
Florian Bayer: Es ist total schwer, gute Filme mit Chines zu finden und das Problem ist, dass Filme halt, wenn sie richtige Chines schreiben wollen, dann übertreiben sie es. Einfach aus dem Grund, dass wenn man ein normales Chini zeigt, einfach jemand, der sehr intelligent ist, dann ist es wahrscheinlich deutlich tröger als das, was wir im Kino zu sehen bekommen. Intelligente Menschen sind, natürlich sind intelligente Menschen spannend, alle Menschen sind spannend, aber intelligente Menschen sind nicht so in dieser spektakulären Variante spannend, sondern es ist interessant mit ihnen zu reden und so weiter, aber es haut dich nicht so von den Socken wie diese Genies, die wir, zum Beispiel Will.
Johannes Franke: Andere Filme versuchen dann irgendwie in die Psychologie reinzugehen, Beautiful Mind zum Beispiel eben. das darüber zu lösen. Diese spektakuläre Geschichte dann eben nicht nur über Formeln auf dem Glas, sondern irgendwie auch über die Psychologie und was er da hat. Aber ich weiß auch nicht, wie gut der Film war, muss ich sagen.
Florian Bayer: Der übertreibt halt in einer anderen Kategorie, nämlich wenn es um die Darstellung von Schizophrenie geht. Er versucht irgendwie Schizophrenie, er macht zu viel Kunst aus Schizophrenie,
Johannes Franke: glaube ich. Ich weiß es nicht ganz genau, das ist zu lange her, dass ich den gesehen habe. Und auf dem anderen Spektrum sehe ich dann wiederum Rain Man, was auch schwierig ist.
Florian Bayer: Rain Man ist ein guter Film, den würde ich gerne mal wieder rewatchen irgendwann.
Johannes Franke: Ja, weil ich nicht genau weiß, wie gut ist er denn heute noch.
Florian Bayer: Aber die Art, wie der Autismus darstellt und Inselbegabung und Intelligenz ist, glaube ich, komplett daneben.
Johannes Franke: Ich weiß es nicht ganz genau. Es ist zu lange her, dass ich ihn gesehen habe, aber er hat viel Shit abbekommen in der Zeit seitdem. Also in den letzten Jahren, seit man sich darüber unterhält, mal wieder ein bisschen.
Florian Bayer: Ich glaube auch zu Recht. Ich glaube, die Darstellung von Autismus ist komplett klischeehaft überholt.
Johannes Franke: Vor allem, weil der Film so ein bisschen suggeriert, dass jeder so ein Rainman ist, jeder Autist. Und das mit Autismus, das ist ja so eine sehr spezielle, eigene Sparte von Autismus.
Florian Bayer: Rede mit irgendwem auf dem Speck, und er wird die Augen rollen über diesen Film. Und ich kann mir vorstellen, Millionen von Menschen sind genervt von diesem Film, wenn sie sagen... Übrigens, ich habe Autismus. Ah, zähl mal die Streichhölzer. Ja, genau.
Johannes Franke: Fuck you.
Florian Bayer: Okay, wenn du auf dem Spektrum bist, antwortest du wahrscheinlich nicht so emotional, fuck you. Aber ihr wisst, woraus ich meine. Platz 3.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Ich habe dann einfach gesagt, scheiß drauf, ich gehe einfach weg von diesen intelligenten Kindern und nehme einfach Amadeus. Ja,
Johannes Franke: ich habe auch Amadeus auf Platz 3.
Florian Bayer: Perfekt. Wie krass. Das musikalische Genie. Ein Film, der komplett unrealistisch ist, der überhaupt nichts mit der historischen Figur Amadeus zu tun hat. Ganz toller Film.
Johannes Franke: Ganz, ganz, ganz toller Film, ja. Aber wie viel der mit der historischen Figur Amadeus Mozart zu tun hat, wüsste ich schon gerne. Vielleicht sollten wir den besprechen und uns da mal in dieses Rabbit Hole begeben.
Florian Bayer: Können wir gerne mal machen. Von Milo Forman aus dem Jahr 1984. Also ich habe ihn gespeichert unter tolle Fantasy-Geschichte, aber nein.
Johannes Franke: Ja. Vor allem das mit Salieri, der Arme.
Florian Bayer: Das ist so ungerecht, weil Salieri war wirklich ein guter Musiker. Salieri und Amadeus haben sich verstanden. Die waren jetzt nicht die besten Kumpels, aber die hatten ein kollegiales Verhältnis zueinander. Und niemand hat Mozart vergiftet und Mozart war auch nicht komplett so Punk, wie er in dem Film dargestellt wird. Aber es ist trotzdem von vorne bis hinten geil. Ja,
Johannes Franke: ja, genau. Okay, Platz zwei mach ich dann mal. Vielleicht hast du auch, nee, hast du wahrscheinlich nicht. Ich hab The Social Network auf Platz zwei. Oh,
Florian Bayer: Marc.
Johannes Franke: Ich... kann dir nicht mehr genau sagen, wie gut tatsächlich dieser Film ist, aber mich hat er damals durchaus abgeholt, weil es halt auch zu einer Zeit rauskam, wo Facebook das große, krasse neue Ding war und alle gesagt haben, oh mein Gott. Und ich den Film angeschaut habe und gedacht habe, die zeigen ein bisschen arg viel, dass das auch ein Arschloch war. Was ist denn da los? Hollywood? Was ist denn mit euch? Ist euch die Feder ausgerutscht? Und vielleicht habe ich das auch ein bisschen übertrieben im Kopf und er ist gar nicht so sehr als Arschloch dargestellt.
Florian Bayer: Doch, er ist ziemlich als Arschloch dargestellt. Ich glaube, er ist auch ein bisschen ungerecht als Arschloch dargestellt. Ich glaube, Mark Zuckerberg ist nicht so ein Arsch, wie er in dem Film rüberkommt.
Johannes Franke: Vielleicht ist er das damals gewesen und hat sich auch ein bisschen verändert. Weil ich meine, es geht um seine jungen Jahre und dann ist jeder ein Arschloch. Sorry, aber mit 17 ist jeder ein Arschloch.
Florian Bayer: Ja, wahrscheinlich schon. Das Problem ist, wir haben einfach... Mark Zuckerberg hat sich damals so toll geeignet als dieser Tech-Guru und Genie und gleichzeitig aber auch Bösewicht. Und seit es Elon Musk gibt, ist diese Rolle vergeben wieder, neu vergeben. Also Mark Zuckerberg hat da keine Chance mehr dagegen.
Johannes Franke: Das stimmt allerdings, ja. Vielleicht hat sich auch nur die Skala verändert, Plor. Vielleicht ist Mark Zuckerberg, hat sich nichts verändert. Und wir haben alles nur gesellschaftliche...
Florian Bayer: Ein bisschen verschoben. Oh Gott, wie schrecklich. Elon Musk ist unsere neue Kategorie. Oh Gott, ist das hart. Mein Platz 2 ist Hidden Figures aus dem Jahr 2016. Relativ junger Film, der die Mathematikerin zeigt, die an NASA Raumflugprogramm mitgearbeitet haben für die Apollo 11 Mission und die da ganz Großartiges geleistet haben, die aber aus zwei Gründen lange Zeit aus den Geschichtsbildbüchern getilgt wurden. erstens, sie waren Frauen, zweitens, sie waren schwarz. Ja. Und dieser Film gibt ihnen Gerechtigkeit zurück und zeigt, was sie gemacht haben. Das ist ein ganz toller Film. Kein großer, aufregender, spektakulärer Film, sondern einfach ein leises Drama mit komödiantischen Elementen, nie zu melodramatisch. Ja. Sehr unterhaltsam, wirklich gut.
Johannes Franke: Schön. Ich habe, weil ich nicht drum rum kam, ich habe eine kleine Sherlock Holmes Obsession. Als Kind entwickelt und sie hat mich nie wieder losgelassen. Ich habe die ganzen Geschichten gelesen und so, aber eben als Kind und Jugendlicher. Und jetzt lange nicht mehr, aber ich finde die Verfilmungen immer interessant, wenn sie rauskommen. Und ich mochte tatsächlich die Serie Sherlock, die das Ganze ein bisschen ins Moderne geholt hat. Ich mochte sie total.
Florian Bayer: Benedict, ne? Benedict Cumberbatch.
Johannes Franke: Ja, ja. Ich finde es großartig. Ich finde diese Figur an sich total großartig. Und ich habe neulich ganz... kurzen kleinen Ausschnitt mit einem Interview mit Arthur Conan Doyle, wo er tatsächlich vor der Kamera gesessen hat und erzählt hat, wie er auf diese Idee gekommen ist. Er hat jemanden tatsächlich in seinem Umfeld gehabt. Der war, glaube ich, Arzt und der ist reingekommen und hat den Patienten nicht reden lassen. Der hat gesagt, ich gucke dich jetzt eine Weile an und dann sage ich dir, was mit dir ist. Und er hat erstaunlich oft richtig gelegen, wo dieser Typ herkommt, welche Sprache er spricht, was sein Hintergrund ist und so weiter. Alles nur, weil er reingekommen ist und gesagt hat, Halt's Maul, ich guck dich jetzt eine Weile an.
Florian Bayer: Das klingt aber auch so ein bisschen esoterisch.
Johannes Franke: Ja, ein bisschen schon. Aber man muss dazu sagen, Arthur Conan Doyle war auch ein kleines bisschen esoterisch drauf. Hat man damals noch nicht so genannt, aber das ist so ein bisschen der... Kleine seltsame Hinkefuß von Arthur Conan Doyle.
Florian Bayer: Ich bin echt kein Sherlock Holmes Fan. Tut mir leid.
Johannes Franke: Tja, du weißt halt nicht, was gut ist. Tja,
Florian Bayer: das ist doch daran. Auf meinem Platz 1 auch eine unrealistische Genie-Nahstellung, aber ein Film, den ich echt mochte. Ich weiß nicht, ob es ihr Regie-Debüt ist. Auf jeden Fall ein früher Film von Jodie Foster, die Regie führt und auch die Hauptrolle spielt. Und sie spielt die Mutter eines hochbegabten Zehnjährigen. Ja. Und der ist natürlich... total drüber inszeniert auch. Die Art der Hochbegabung ist total krass. Der kann innerhalb von Sekunden sechsstellige Zahlen miteinander multiplizieren und sowas. Aber er zeigt sehr schön diesen inneren Konflikt, die der Kleine hat, der eigentlich ein ganz normales Leben haben will. Aber dann dazu gezwungen ist, quasi das Beste aus seinen Fähigkeiten zu machen. Und deswegen an der Uni ist. Und dann auch eine Zeit lang nicht bei seiner Mutter leben kann. Dann kommt es noch zum Konflikt zwischen den beiden Frauen. Also seine Dozentin, bei der er dann eine Zeit lang lebt. Und die Mutter, die haben einen Konflikt am Laufen. Ein ganz toller Film. Jetzt muss ich doch mal kurz gucken, ob es ihr... Ja, es ist der erste Film. bei dem Jodie Foster Regie geführt hat. Ah,
Johannes Franke: okay. Ich dachte immer, es wäre Nell gewesen, aber...
Florian Bayer: Ah, interessant.
Johannes Franke: Ist Nell oder ist Nell gar nicht von ihr?
Florian Bayer: Nell hat sie überhaupt Regie geführt? Ich glaube, sie hat da gar nicht Regie geführt.
Johannes Franke: Ah, okay. Dann habe ich das durcheinander gemacht.
Florian Bayer: Moment, ich gucke mal kurz. Ja, genau. Nell hat sie nicht Regie geführt. Das war ihr erster Film. Und man sieht da schon, was sie drauf hat.
Johannes Franke: Ja, richtig was drauf. Jodie Foster ist einer der großen Helden aus dieser Bubble. Also, wirklich toll.
Florian Bayer: Und Jodie Foster, genau, das macht es halt noch spannender. Jodie Foster ist ja selbst auch hochbegabt. Ja. Und immer mal wieder Thema bei ihr und so in Interviews, dass sie, keine Ahnung, was für ein IQ. Sie hat ja einen extrem hohen IQ. Und genau, deswegen ist es umso spannender, einen Film aus der Sicht eines Hochbegabten gedreht von einer Hochbegabten zu sehen. Ja. Interessanter Film, würde ich gerne mal wieder schauen. Der ist bestimmt auch teilweise schlecht gealtert, hat sehr viele Klischees mit an Bord, aber. Ja.
Johannes Franke: Okay. Das war unsere Top 3.
Florian Bayer: Ja. Das war unsere
Johannes Franke: Top 3. Dann gehen wir doch mal zurück in den anderen Hochbegabten. Der völlig absurd hochbegabt.
Florian Bayer: Unser Superheld Will. Ich glaube, wir können schon mal so langsam sagen, was halten wir denn insgesamt von dieser Geschichte und von dieser Figur und von diesem Film?
Johannes Franke: Ich finde wahnsinnig wichtig, was für Themen der anspricht. Und es geht am Ende bei den Themen gar nicht nur darum, ob jemand hochbegabt ist oder nicht. Es geht ja darum, in sein Potenzial reinzuwachsen. Und dazu musst du ja nicht hochbegabt sein, um Potenzial zu haben, in das du dann noch nicht reingewachsen bist. Und auch Angst davor zu haben. da rein zu gewachsen und Angst vor Veränderung zu haben und dann auch noch Trauma von früher und so weiter. Der vereint natürlich eine ganze Menge, was vielleicht sehr unwahrscheinlich ist, in einer Figur zu vereinen, aber das sind alles wichtige und legit Themen. Und deswegen finde ich den Film auf vielen Ebenen einfach wahnsinnig gut. Und nicht immer realistisch und so. Und vielleicht ist auch ganz, ganz, ganz viel auf Robin Williams Schultern. Vielleicht ist das Drehbuch gar nicht so gut, wie er das dann am Ende macht, weil er einfach so gut ist und das mit so viel Tiefe spielt. Aber es lohnt sich ja schon allein gegen Robin Williams. Und Matt Damon macht das total gut und das Drehbuch ist insgesamt total gut gebaut, von der Struktur her total gut. Und findet auch für jede Szene, die er zeigen muss, die richtigen Worte, finde ich. Also er schafft das schon wirklich. sehr gut, auch wenn es sehr Hollywood-mäßig teilweise ist.
Florian Bayer: Um die zwei Gedanken aufzugreifen. Ich finde es toll, dass der Film dieses Potenzial verwirklichen nicht so zeigt, dass du, wenn du hyperintelligent bist, zum großen Mathematiker werden musst. Weil das, was er am Schluss macht und was sein Happy End ist, ist ja, dass er Skyler hinterherfällt. Dass er sich annimmt. Ich finde es total schön, auch das, was Robin Williams sagt, was ja unglaublich wichtig ist, worüber wir noch gar nicht so viel geredet haben, dass es ihm gar nicht darum geht, dass Will jetzt irgendwie als Mathematiker glänzen muss oder den Job annehmen muss, sondern dass er einfach bereit sein muss. Sich zu öffnen und zu sehen, dass in der Welt mehr da draußen ist, als das, was er gerade macht. Und ja, auch sich zu trauen, sich zu öffnen und sich zu trauen, auch auf andere einzulassen.
Johannes Franke: Ich finde auch wichtig, dass dieser Film ist in dieser Szene, in dem sie darüber reden, nicht dazu vorzurückscheut zu sagen, was ist so schlimm daran, einfach ein Bauarbeiter zu sein und deinen Job gut zu machen. Also es ist ja nicht weniger honorable,
Florian Bayer: wie der Film wirkt.
Johannes Franke: Und natürlich findet der Film eine Diskussionsgrundlage darin zu sagen. Das ist nicht weniger honorable, aber es ist nicht das, worüber wir hier reden. Es geht eben eher um dein Potenzial, vor dem du Angst hast. Und wenn du dann keine Angst vor deinem Potenzial hast und siehst, okay, ich bin Bauarbeiter, dann kannst du gerne Bauarbeiter werden. Das ist vollkommen in Ordnung.
Florian Bayer: Ja, das macht ja wirklich gut, dass er diese Perspektive so einnimmt, dass es nicht einfach zu so einer Gewinnergeschichte wird und so und macht das Beste aus dir, was du kannst, wenn du... Wenn du diese, weil das würden Filme auch machen. Und das ist vielleicht das, was ihn auch ein bisschen unterscheidet von Hollywood, weil Hollywood würde das eher so erzählen. Da ist das Happy End, dass er diesen tollen Job hat oder so. Und da zum Vorstellungsgespräch geht, whatever. Und der zweite Punkt, den du gesagt hast, ah genau, ich würde dem stark widersprechen, dass Robin Williams den Film allein trägt.
Johannes Franke: Nein, der trägt den natürlich nicht allein.
Florian Bayer: Und ich glaube, ganz wichtig ist, neben der tollen Inszenierung, die Chemie zwischen den Figuren. Wie Matt Damon und... Ben Affleck miteinander interagieren, aber auch wie Stellan Skarsgård und Robin Williams miteinander agieren und Minnie Driver und Matt Damon und Minnie Driver und Ben Affleck und selbst John Maiten, Tom in dieser kleinen Rolle, es funktioniert einfach wunderbar zwischen den Figuren. Dadurch wird der Film unglaublich lebendig, hat sehr viele strahlende Charaktere, auf die man sich gerne einlässt und an denen man interessiert ist. Ich würde auch sagen, ganz fantastischer Film, wirklich starker Film. Für mich ein absolut, muss man sehen, Kandidat einer der besten amerikanischen Firmen der 90er Jahre auf jeden Fall auch, ja.
Johannes Franke: Schön. Freut mich voll. Ich finde es total spannend, dass der Film mich überzeugt, obwohl er so viele seltsame Sachen mit dem Genie-Sticken macht.
Florian Bayer: Er macht einiges falsch.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Und trotzdem gewinnt er mich immer wieder, weil er auch einfach insgesamt in den kleinen Momenten, ich glaube, das hatte auch Roger Ebert, glaube ich, gesagt. Er hat ihm gar nicht so eine hohe Wertung gegeben, aber es ging dann eben darum, dass die ganzen kleinen Momente in dem Film zusammenkommen und das Ganze ganz gut hören. Und ich glaube, das ist tatsächlich die Stärke des Films auch. Die ganzen kleinen Momente, die ganzen kleinen Themen, die er aufgreift und die ganzen kleinen Sachen, die sich zu einem Gesamtbild entwickeln, das einfach insgesamt großartig ist.
Florian Bayer: Nur weil wir die ganze Zeit noch nicht drüber geredet haben, hört euch Elliot Smith an. Elliot Smith ist ein ganz toller Liedermacher. Okay. Und ich bin jetzt gar nicht der größte Fan von ihm. Der hat, glaube ich, zwei Milliarden Alben veröffentlicht ungefähr. Was? Nein, Elliot Smith hat einige richtig, richtig gute Alben gemacht. Ich könnte sie nicht aufzählen. Aber jedes Mal, wenn ich ihn höre, denke ich, ach schön. Und er ist ja sehr präsent in diesem Film mit seinen Songs.
Johannes Franke: Das stimmt.
Florian Bayer: Und passt sehr gut zur Atmosphäre. Hört euch mal Elliot Smith an. Mir wollte ich eigentlich gar nicht sagen. Okay.
Johannes Franke: Und wenn ihr hören wollt, was wir nächste Woche besprechen, dann bleibt noch kurz dran. Wir spielen nochmal unseren schönen Jingle ein.
Florian Bayer: Nächste Woche ist Johannes dran mit dem Vorschlag von dich. für mich und Elliot Smith hat gar nicht so viele Alben aufgenommen, stelle ich gerade fest. Sind gerade mal so 10. Hör auf mit Elliot Smith. Es geht um den nächsten Film. Bleibt dran, hört, was Johannes mir gibt. Bis dahin euch vielen Dank für's Zuhören. Danke, Johannes, dir. Danke, Alexander, für den Filmvorschlag.
Johannes Franke: Nehmt euch ein Beispiel und schickt uns Vorschläge und schickt uns auch gerne Feedback und schickt uns, wo wir alles falsch gelegen haben. Hauptsache irgendwie Feedback, es interessiert uns sehr. Okay, das war das. Dann bis nächste Woche.
Florian Bayer: Ciao.
Johannes Franke: Ciao. So, wir haben etwas für dich, Plora. Wie ich gesagt hatte, in der 201, in der wir jetzt waren, haben wir einen Zuschauer mit reingeholt. Und jetzt möchte ich gerne das, was ich auch sonst gerne in den nächsten 200 Episoden viel machen möchte, in der Filmgeschichte rumkramen und in meinem Lieblingsgenre der 20er Jahre Filme, die so ein bisschen screwballig sind, vielleicht nicht unbedingt die krasseste Screwball-Komödie, aber zumindest etwas, was voll in meiner Lane ist. Es geht um Theater und es geht um Filme und es geht um älter werden als Schauspielerin. All About Eve. Kennst du den Film?
Florian Bayer: Ich habe nie davon gehört.
Johannes Franke: Was? Moment, Moment, Moment. Du hast alles mögliche kanonisch gesehen, aber du hast All About Eve nicht gesehen?
Florian Bayer: Nein, keine Ahnung.
Johannes Franke: Du weißt also nichts über Eve?
Florian Bayer: Nein, aber ich werde offensichtlich All About Eve erfahren.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Ich bin sehr gespannt.
Johannes Franke: Ja, All About Eve aus dem Jahre 1950 von Joseph L. Mankiewicz, was dir was sagen könnte?
Florian Bayer: Den hatten wir. Der hat Cleopatra verbrochen.
Johannes Franke: Der hat Cleopatra verbrochen.
Florian Bayer: Oh shit. Oh nein.
Johannes Franke: Der wurde nicht umsonst bei Cleopatra gefragt, ob er das machen will, weil er wirklich gute Sachen gemacht hat.
Florian Bayer: Du meinst 15 Jahre vorher, war das was? Cleopatra war Anfang 60er, ne? 61, glaube ich. Okay, 10 Jahre vorher konnte er noch richtig führen. Ja, genau. Okay, ich bin gespannt.
Johannes Franke: Vor allem hat er auch geschrieben. Oh. Ja, ja, okay. Also, All About Eve. Großartiger Film. Schaut ihn euch an und kommt dann nächste Woche wieder, wenn wir darüber reden. Cool.
Florian Bayer: Bis dann, ciao.