Episode 224: Henry Sugar and more – Wes Anderson verfilmt Roald Dahl für Netflix
Mir war nur zu bewusst gewesen, welches Risiko ich einging, als ich Plor, meinem Naseweisen Kompagnon, einen weiteren Wes Anderson Film gab. Nicht nur einen, sondern gleich vier. Sorgenvoll setzte ich mich an meinen Schreibtisch und tippte meine einleitenden Worte. Diese sollen im folgenden vollständig wiedergegeben werden:
“Wes Anderson war seit seiner Kindheit großer Fan von Roald Dahls Geschichten und hat mit Fantastic Mr. Fox schon einmal eines seiner Werke verfilmt. 2022 drehte er für Netflix eine Reihe von vier Kurzfilmen, die aus verschiedenen Anthologien Roald Dahls entnommen sind. Aber er wollte er die Textvorlage so unberührt wie möglich lassen und ließ die Schauspieler konsequenterweise sowohl Dialoge, als auch Beschreibungen mitsprechen.” Ich schwitzte stark und meine Finger wurden klamm, wusste ich doch nicht, wie Plor auf meinen waghalsigen Filmvorschlag reagieren würde.
“Die erste Geschichte und damit die Namensgebende, handelt von Henry Sugar”, tippte ich “der in einem Arztbericht von einem Inder liest, der mittels Yogi-Kräften zu sehen vermochte, ohne die Augen zu nutzen. Eine durch jahrelanges hartes Training erworbene Fähigkeit, die Henry Sugar überzeugte, in kürzester Zeit steinreich werden zu können. Drei Jahre und drei Monate meditiert er und bringt seine Konzentration auf nur einen Punkt. Und tatsächlich. Er errät zuverlässig den Wert einer zufälligen Spielkarte in unter fünf Sekunden. Ein phänomenales Ergebnis. Als er seine ersten Gewinne im Casino einstreicht, passiert etwas Ungeheuerliches: Henry Sugar hat kein Interesse mehr am enormen Reichtum. Er beschließt den Rest seines Lebens damit zuzubringen Waisen- und Krankenhäuser zu bauen. Bis er schließlich im Alter von 63 Jahren an einer Lungenembolie…
Ich spitzte meinen Bleistift der zum Schreiben zu stumpf geworden war. Dann tippe ich weiter:
“…an einer Lungenembolie stirbt, die er natürlich hat kommen sehen, da er durch seinen Körper hindurch sehen konnte, wie sich das Blutgerinnsel gen Herzen vorarbeitet. Er starb glücklich und zufrieden.”
Ich sank zufrieden in meinen Stuhl und beschloss, die anderen drei Geschichten erst zusammenzufassen, sobald das Gespräch darauf kommen würde. Diese eine war vorerst genug.
Als ich einige Zeit später von meiner Tastatur aufschaute saß da Plor und schaute mich erwartungsvoll an. “Nun Plor?”, fragte ich, sichtlich nervös “Konntest du etwas neues in diesen Filmen entdecken, oder war es wieder nur ‘same old Wes Anderson’?”
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 224: Henry Sugar and more – Wes Anderson verfilmt Roald Dahl für Netflix Publishing Date: 2025-04-16T08:47:11+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2025/04/16/episode-224-henry-sugar-and-more-wes-anderson-verfilmt-roald-dahl-fuer-netflix/
Florian Bayer: Etwas, was keine Relevanz hat für das Geschehen. Das stimmt nicht. Das ist etwas, was keine Relevanz hat für die Hand. Nein, nein. Lass mich meinen Rant ausführen, dann können wir gleich drüber reden. Sondern es ist einfach nur eingebaut, weil er dachte, oh, das ist aber eine schöne Sache, Das muss erzählt werden. Völliger Quatsch.
Johannes Franke: Du hast es nicht verstanden, Flo.
Florian Bayer: Oh.
Johannes Franke: Also folgendes. Flo, welches... Was für ein Bild hast du im Kopf, um in Trance zu gelangen und den höchsten Punkt der Transzendentalen Fähigkeiten zu erreichen?
Florian Bayer: Wie jeder gelangweilte, urbane, mittelalte Mann mit zu viel Geld. Ja? Mein eigenes.
Johannes Franke: Du hast also nicht, deinen Bruder lieber als dich.
Florian Bayer: Mein Bruder ist ja nicht verstorben, als ich zwölf Jahre alt war.
Johannes Franke: HERZLICH WILLKOMMEN ZUM Muss-O-Man-Sehen-Podcast, wo wir uns gegenseitig Filme aufgeben und sagen, du musst dir das angucken, egal, ob du willst oder nicht. Und Floor wollte nicht.
Florian Bayer: Ja, ich wollte nicht, weil Johannes mir schon wieder Wes Anderson vorgesetzt hat. Hallo und herzlich willkommen, Liebes Publikum. Wir müssen da gemeinsam durch. Wobei ich sicher bin, dass ganz viele von euch jetzt sagen, ah, Wes Anderson.
Johannes Franke: Ach, kommt auf meine Seite, der Macht dich liebe, Wes Anderson.
Florian Bayer: Ein Regisseur, mit dem ich so meine Probleme habe und Johannes lässt nichts... Unversucht mir, ihn schmackhaft zu machen. Und obwohl ich schon seit Jahren sage, ist doch eigentlich immer dasselbe. Und wir werden heute herausfinden, wie ich auf das reagiere, was Johannes mir vorgeschlagen hat, nämlich sein aktuellstes Werk.
Johannes Franke: The Wonderful Story of Henry Sugar and Three More. Auf Netflix erschienen.
Florian Bayer: Wir reden heute nicht über einen langen Film, sondern über eine Kollektion von vier Kurzfilmen. Ein 39-Minüter und drei 17-Minüter Roundabout. Und ich finde es ganz spannend, weil wir werden auf jeden Fall auch reden können. Über Filmdistribution, über die Rolle von Netflix, Wie sich die Rolle von Netflix verändert hat. In den letzten Jahren. Oder besser gesagt, im letzten Jahrzehnt und wie man in der heutigen Streaming-Landschaft... Noch bestehen kann oder es versuchen kann, noch zu bestehen.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Aber keine Sorge, Wir werden auch über Wes Anderson reden.
Johannes Franke: Und vielleicht ein bisschen über Roald Dahl.
Florian Bayer: Und auch über Roald Dahl und über seine politischen Ansichten. Das habe ich letzte Woche schon gesagt. Oh, Johannes, super, Lass uns über den Antisemitismus von Roald Dahl reden. Das wird ein großes Vergnügen.
Johannes Franke: Scheiße. Ich möchte einmal wenigstens kurz einführen in das, was wir jetzt machen werden. Falls ihr den Film nicht gesehen, habt, beziehungsweise die Filme und lauscht. Kurz meine Einleitung und dann geht's weiter. Mir war nur zu bewusst gewesen, welches Risiko ich einging, als ich Plore, meinem Naseweisen Kompagnon, Einen weiteren Wes Anderson Film gab. Nicht nur einen, sondern gleich vier. Sorgenvoll setzte ich mich an meinen Schreibtisch und tippte die einleitenden Worte. Diese sollten im Folgenden vollständig wiedergegeben werden. Wes Anderson war seit seiner Kindheit großer Fan von Roald Dahls Geschichten und hat mit Fantastic Mr. Fox schon einmal eines seiner Werke verfilmt. 2022 drehte er für Netflix eine Reihe von vier Kurzfilmen, die aus verschiedenen Anthologien Roald Dahls entnommen sind. Daher wollte er die Textvorlage so unberührt wie möglich lassen und ließ die Schauspieler konsequenterweise Dialoge als auch Beschreibungen mitsprechen. Ich schwitzte stark und meine Finger wurden klamm, wusste ich doch nicht, Wie Plur auf meinen Wackerlsen Filmvorschlag reagieren würde. Die erste Geschichte und damit die Namensgebende, handelt von Henry Sugar, tippte ich. Der in einem Arztbericht über einen inder liest, der mittels Yogi-Kräften zu sehen, vermochte, Ohne die Augen zu benutzen. Eine durch jahrelanges, hartes Training erworbene Fähigkeit, Die Henry Sugar überzeugte, in kürzester Zeit steinreich werden zu können. Drei Jahre und drei Monate meditiert er und bringt seine Konzentration auf nur einen Punkt. Und tatsächlich, Er errät zuverlässig den Wert einer zufälligen Spielkarte in unter fünf Sekunden. Ein phänomenales Ergebnis. Als er seine ersten Gewinne im Casino einstreicht, passiert etwas Ungeheuerliches. Henry Sugar hat kein Interesse mehr am enormen Reichtum. Er beschließt, den Rest seines Lebens damit zuzubringen, Waisen und Krankenhäuser zu bauen. Bis er schließlich, im Alter von 63 Jahren, einer Lungenembolie... Ich spitze den Bleistift, der zum Schreiben zu stumpf geworden war. Dann tippte ich weiter. An einer Lungenembolie stirbt, die er natürlich hat. Kommen sehen, da er durch seinen Körper hindurchsehen konnte, Wie sich das Blutgerinnsel gen Herzen vorarbeitet. Er starb glücklich und zufrieden. Ich sank zurück in den Stuhl und beschloss, die anderen drei Geschichten erst zusammenzufassen, sobald das Gespräch darauf kam. Diese eine war vorerst genug. Als ich einige Zeit später von meiner Tastatur aufschaute, saß da Plor und schaute mich erwartungsvoll an. Nun, Plor, fragte ich, sichtlich nervös. Konntest du etwas Neues in den Filmen entdecken oder war es wieder nur Same? Old Wes Anderson?
Florian Bayer: Ich weiß nicht genau, was ich dazu sagen soll,
Johannes Franke: sagte er.
Florian Bayer: Okay, wir können das leider nicht durchziehen. Wunderschöner Einführungstext.
Johannes Franke: Danke,
Florian Bayer: danke. Der perfekt zusammenpasst, was das Problem mit Wes Anderson ist. Jeder kann ihn kopieren, egal ob auf TikTok oder YouTube oder Instagram.
Johannes Franke: Oh, das ist gemein. Okay, darüber müssen wir reden.
Florian Bayer: Darüber werden wir auf jeden Fall auch reden müssen. Aber wir können ja erstmal einsteigen. mit, Ich sehe, was du nicht siehst. Und die Frage war, ob ich was Neues gesehen habe. Ja. Ja.
Johannes Franke: Yes!
Florian Bayer: Yes! Wie es bei Wes Anderson immer so ein bisschen der Fall ist.
Johannes Franke: Was heißt denn immer? Also entweder, was Neues oder etwas immer?
Florian Bayer: Wes Anderson ist ein ästhetisch sehr begabter Regisseur. Wes Anderson schafft es, immer, neue Ideen in seinen Filmen einzuflechten, die auch ein bisschen über das hinausgehen, was er davor gemacht hat. Aber Wes Andersons Stil erkennt man trotzdem immer wieder. Und auch wenn er hier vielleicht in einigen Punkten eine sehr große Änderung macht, zum Beispiel Was Dynamik betrifft, erkennt man trotzdem... Durch und durch, dass das ein Wes Anderson Film ist. Was auch damit zusammenhängt, dass die Art der Erzählung von Roald Dahl Wes Anderson Serien in die Hände spielt.
Johannes Franke: Total, ist unglaublich. Oder eigentlich andersrum, nicht wahr? Also Roald Dahl war ja durchaus ein bisschen früher als Wes Anderson. Roald Dahl ist in den 90ern gestorben, beziehungsweise genau 1990 und 1913, glaube ich, geboren.
Florian Bayer: Hat viel erlebt.
Johannes Franke: Hat viel erlebt und hat einen sehr speziellen Stil in der Schreibweise. Und wenn ich mir Wes Anderson Filme anschaue und wenn ich mir dann durchlese, was... Was, so Roald Dahl geschrieben hat, Dann geht das Sowas von problemlos übereinander. Ich finde das phänomenal. Absolut.
Florian Bayer: Es gibt gerade in diesem ersten Film, In dem Henry Sugar, gibt es eine Szene, die ich finde. Unfassbar bezeichnend ist.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Sowohl für Roald Dahl, als auch für Wes Anderson. Ja. Und es ist tatsächlich eins zu eins aus dem Skript übernommen, aus dem Originaltext übernommen, wie fast alles in diesen Kurzfilmen. Wes Anderson hält sich fast schon sklavisch an das, was er von Roald Dahl vorgelegt gekriegt hat. Es gibt diese eine Szene und die hat was sehr manieristisches und die passt hervorragend zusammen, was ich an Wes Anderson problematisch finde. Und ich glaube, das finde ich auch an Roald Dahl problematisch, weil es ist nämlich auch im Originaltext. Und als ich es gesehen habe, dachte ich, oh, das ist, so Wes Anderson. Und dann habe ich festgestellt, ah, okay, Aber es ist auch, so Roald Dahl, weil es ist, von Roald Dahl. Krass. Und zwar diese Szene. Nach zwei Drittel des Films, wenn Henry Sugar das erste Mal im Casino gespielt hat und dann rausgeht. Und dann gibt es diese Unterbrechung. Und dann sagt unser Erzähler Ralph Fiennes nochmal, Ja, wenn das jetzt eine Geschichte wäre, dann würde er erst vor seinen Spiegel treten und er würde sehen, Wie dieses Blutgerinnsel langsam zum Herzen geht. Er erschrickt und er sieht seinen Tod kommen. Und das wäre ein gutes Ende für die Geschichte, Aber es ist real, deswegen passiert das alles nicht. Aber davor wird eine Minute reserviert, um das zu zeigen.
Johannes Franke: Es ist großartig.
Florian Bayer: Wes Anderson? Liebt es deutlich mehr zu erzählen, als dass er es liebt, das Erzählen, in den Dienst der Geschichte zu stellen.
Johannes Franke: Nein.
Florian Bayer: Dieser ganze Block ist vollkommen überflüssig. Der ist wahnsinnig wichtig. Es ist etwas, was nicht passiert. Es ist etwas, was keine Relevanz hat für das Geschehen. Das stimmt nicht. Es ist etwas, was keine Relevanz hat für die Hand. Nein. Lass mich meinen Rant ausführen, dann können wir gleich drüber reden. Sondern es ist einfach nur eingebaut, weil er dachte, oh, das ist aber eine schöne Sache, Das muss erzählt werden. verdammt, Ich kann das nicht erzählen, weil die Geschichte will ich ja anders enden lassen. Ich habe das Ende der Geschichte schon. Ich weiß, dass er alt wird und dass er plötzlich zum Philanthropen wird. Wie baue ich die ein? Ach, wisst Ihr was? Ich mache einfach so, dass ich sage, und ich habe übrigens noch dieses andere, Das muss ich einfach erzählen, weil es zu schön ist.
Johannes Franke: Völliger Quatsch. Keine Tiefen. Du hast es nicht verstanden, Flo. Also folgendes. Zum einen... Hast du denn Geschichte tatsächlich gelesen? Du hast sie auch nochmal gelesen, ja?
Florian Bayer: Ich hab drüber gelesen.
Johannes Franke: Ich hab drüber gelesen.
Florian Bayer: Ich hab sie, ich hab sehr quer gelesen.
Johannes Franke: Du hast da gelesen und hast nur drüber gelesen. Meine Güte.
Florian Bayer: Oh, wir können auch, wir können auch, Wir können auch über Roald Dahl reden.
Johannes Franke: Jedes Wort verschlingen. Also folgendes. Ich glaube, dass das dramaturgisch an der Stelle wahnsinnig cool ist, weil du das Ganze ein bisschen verzögerst.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Was passiert dann? Du willst jetzt als Zuschauer oder Leser wissen, was macht er denn jetzt damit? Ja,
Florian Bayer: ja, auf jeden Fall weiter. Das finde ich total gut.
Johannes Franke: Also, ich finde es total gut. Und er berettet das Ende vor. Er muss ihm am Ende nicht erklären, was dann tatsächlich passiert, nämlich genau das, was er erklärt, was in dem Moment nicht passiert, Nämlich, dass er daran stirbt, und dann muss er nicht am Ende nochmal so ein Appendix ranhängen, Was erklärt, was mit diesem Blutgerinnsel passiert, das dann kommt und ihn im Alter von 63 Jahren hinrafft. Das ist super vorbereitet und du kannst dich sofort erinnern und sagen, Ah, ok, so funktioniert das also, das Ende.
Florian Bayer: Es hat nur eine ästhetisch-funktionelle Relevanz. Du sagst selbst, es verzögert in diesem Moment.
Johannes Franke: Und schon ist es also eine dramaturgische Relevanz.
Florian Bayer: Ja, okay, meinetwegen. Es hat eine erzählerisch-dramaturgisch-ästhetische Relevanz. Es bringt keine Tiefe in die Geschichte, und es gibt der Geschichte kein Mehr, sondern es ist. was, Was viel aus einer zweiten Geschichte ist. Was einfach zu schön ist, um es wegzulassen. Und deswegen wird es halt auch noch, erzählt.
Johannes Franke: Nein, nein, nein, nein, nein. Das ist es nicht. Es ist nicht zu schön, um es wegzulassen, weil es am Ende tatsächlich passiert. Das Ende ist ja genau das,
Florian Bayer: was er da erzählt. Ja, aber die Stärke am Ende ist ja, dass es diese Unaufgeregtheit hat, dass es einfach so nebenbei erzählt, wird.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Dass es nicht dieses Drama ist. Aber er wollte diesen Dramatenmoment drin haben.
Johannes Franke: Und deswegen musst du es ja vorher haben. Deswegen musst du ja, damit das Ende eben nicht so aufgeregt ist, was ich großartig finde, was ich ganz toll finde. Aber du müsstest es aufgeregt machen, wenn du Ihnen erst in dem Moment den Zuschauer das vermittelst, Was da passiert mit dem Blutgerinnsel.
Florian Bayer: Das würde ich sehr in Frage stellen.
Johannes Franke: Nein, nein, nein.
Florian Bayer: Also, ich habe das Gefühl, Anderson liebt seine pittoresken Erzählungen und liebt es immer wieder, Und das hat Roald Dahl auch, und liebt es immer wieder, kleine Sachen einzuflechten, die einfach so schön sind, so putzig, sind, die so gut da reinpassen, weil das so nett sind. Und das ist halt... Glaube ich, das, was mein Hauptproblem mit Wes Anderson ist, Es ist einfach alles, es ist schön, es ist nett, es ist putzig, Es ist interessant, auch, wie er erzählt und auch hier. Und es sind ganz viele tolle Sachen dabei, wo man einfach mit der Zunge schnalzt, Was so Ideen betrifft. Aber es hat keine Tiefe.
Johannes Franke: Okay, in den 200. Noch was Episoden, die wir jetzt über Filme reden, haben wir immer mal wieder Filme gehabt, wo du gesagt hast, der Film muss nicht das und das. Er muss nicht dramaturgisch... Er muss keine Heldenreise durchmachen, der Typ. Ach, nein. Überhaupt nicht. Also, Filme können zum Beispiel auch einfach nur gut aussehen. Auch dieser Satz kam über deine Lippen. Auf jeden Fall.
Florian Bayer: Definitiv.
Johannes Franke: Was darf Wes Anderson nicht? Warum dürfen das andere?
Florian Bayer: Langweilen. Und ich weiß, das ist ein sehr hartes Urteil. Ich bin bei Wes Anderson sehr schnell gelangweilt. Und das ist, glaube ich, weil ich diese Art der manieristischen Erzählweise von ihm schon zu oft gesehen habe. Und natürlich kommt er mit neuen Ideen. Und Wes Anderson ist ja kein schlechter Regisseur. Ich würde niemals behaupten, dass Wes Anderson ein schlechter Regisseur ist.
Johannes Franke: Okay, danke.
Florian Bayer: Und ich finde auch, Henry Sugar ist ein schöner Film. Das ist ein netter Film.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Ich sehe einfach, ich sehe das mehr nicht. Es ist so, also, für mich kommt das Halt alles dann doch sehr belanglos. rüber. Und es gibt...
Johannes Franke: Findest du, dass Roald Dahl auch keine Tiefe hat, dann?
Florian Bayer: Nee, Roald Dahl, Es kommt drauf an, bei den Geschichten, Also, es ist vielleicht auch ein Mediums-Ding. Und das ist das, was diesen Filmen jetzt auch in allen Vieren so ein bisschen in die Hände spielt, Dass die Kurzgeschichte als Medium, genauso wie der Kurzfilm als Medium, sich mehr erlauben darf als Langfilme. Also hätte Wes Anderson aus Henry Sugar einen Langfilm gemacht, was mit Sicherheit möglich gewesen wäre mit den Mitwirkungen von Wes Anderson, Dann hätte ich diesen... Deutlich schlechter gefunden, weil es dann einfach noch so aufgebläht gewesen wäre. Und dadurch dürfen die auch ein bisschen mehr. Und die dürfen auch ein bisschen mehr aus meiner Perspektive verspielt sein und sich weniger um Tiefe und um Besonderheiten scheren. Ich finde, Roald Dahl ist halt ein Kinderbuchautor. Und auch in diesen Geschichten, die ja dezidiert für ein erwachsenes Publikum, sind, wo das immer so hervorgehoben wird.
Johannes Franke: Bei Henry Sugar weiß ich es gar nicht so genau. Ich glaube, Henry Sugar ist sehr für Kinder noch angelehnt. Auch wenn es vielleicht in die Richtung ein bisschen ausbricht, nach oben hin. Aber mehr als die anderen drei, glaube ich.
Florian Bayer: Vielleicht. Es kommt auf jeden Fall. Auch dieses kinderbuchartige Schreiben kommt auch durch. Total,
Johannes Franke: finde ich auch, ja.
Florian Bayer: Und ich habe nicht so viel von Roald Dahl gelesen. Ich habe von Roald Dahl Hexen Hexen gelesen, The Witches.
Johannes Franke: Ah, okay.
Florian Bayer: WAS ich... Wirklich ein schönes Buch, finde, was halt? Auch dieses hat, sich selbst beim Erzählen zu lesen oder zu hören. Und dann gibt es diese Passagen, die sehr lange sind, wo er erzählt, wie der Zaubertrank gebraut werden muss, wo du denkst, okay, Da sind 40 Seiten, die komplett überflüssig sind, Aber er macht es einfach schön.
Johannes Franke: Wenn er es schön macht, warum nicht?
Florian Bayer: Warum nicht? Das ist vielleicht meine Haltung zu Wes Anderson. Warum nicht? Tut mir leid, es wird, glaube ich, nicht besser und ich finde tatsächlich, Henry Sugar ist Henry Sugar ist ein guter Film. Ich hatte mit Henry Sugar mehr Spaß als mit manch anderem aus dieser Anthologie. Aber Henry Sugar ist auch nicht mein Lieblingsfilm aus der Anthologie. Zu beidem werden wir später kommen. Ich bin sehr gespannt,
Johannes Franke: ja.
Florian Bayer: Was ich schlechter fand als Henry Sugar und was ich besser fand als Henry Sugar, Henry Sugar wäre, wenn ich die einordnen müsste. Auf so einer Tier-Rank-List, wäre Henry Sugar auf Platz zwei.
Johannes Franke: Ja, okay, ja.
Florian Bayer: Vielleicht reden wir einfach mal darüber, was er wirklich gut macht. Und das ist halt viel stilistisch. Ich finde diese Idee aus einer Geschichte. Die eine Kurzgeschichte ist, die erzählt wird, radikal so umzusetzen, dass die als erzählte Geschichte rüberkommt. Das heißt, was du auch gerade gemacht hast, alle, die beteiligt sind, reden im Staccato und erzählen quasi, was sie tun. Es wird ganz viel nicht gezeigt, sondern einfach nur, erzählt. Es wird ganz viel angedeutet. Irgendwie so als Mischung aus Theaterbühne und Diorama und Bilderbuch. Finde ich ganz großartig. Ich finde diese Idee total süß und schön. Und auch so... So ganz Banale Sachen wie in dieser Shukka-Geschichte zum Beispiel, wenn dieser Imdat kam, erzählt, wie er zu dem Guru kommt. Und dann sagt, und der Guru war wütend, als er mich gesehen hat. Und dann nahm er einen Stein und hat ihn geworfen. Und wir sehen diesen Guru da sitzen. Und er hebt einfach nur den Stein einmal kurz an und lässt wieder ab. Finde ich ganz großartig, dieses Erzählen und Weglassen von dem, Was tatsächlich passiert.
Johannes Franke: Ja, ja. Und vor allem, weil er dann ja auch, er guckt ja kurz in die Kamera. Die beiden stehen da, wie eben für ein Diorama, stehen, die da oder wie für ein Foto. Gucken in die Kamera, also Der Yogi guckt in die Kamera, hat einen Stein gehoben, der andere steht da, zeigt noch die Wunde, weil er sagt, hier als Beweis, ich habe diese Wunde noch, zeigt die, guckt auch hoch. Und dann können wir einmal ein Foto davon machen, und dann geht es weiter. Ich finde es ganz toll und das gibt es ganz, ganz oft in diesem Film.
Florian Bayer: Und was natürlich ganz großartig dabei ist, Ist die Setarbeit. Also, Lois Anderson wird ja oft vorgeworfen, dass er zu statisch ist. Dass er diese... Diese wunderschönen Bilder hat, meistens quadratisch und alles perfekt aufs Zentrum ausgerichtet. Das, was so gerne kopiert, wird, wo gesagt wird, das ist der Wes Anderson Stil, Den kann ich imitieren. Und er ist in diesem Film offensichtlich damit umgegangen, indem er gesagt hat, okay, dann mache ich jetzt mal alles dynamisch. Und diese Idee, dass wir die ganze Zeit wände haben, die weggezogen werden, Hintergrundwände zu offenbaren, Das ist vor allem in dieser Geschichte, dass dann neue Sets aufgemacht werden, in denen einfach Sachen... Zur Seite gezogen werden, finde ich ganz großartig. Das ist total schön.
Johannes Franke: Schön. Oh, das freut mich, weil das ist auch eine der großen Verkaufsargumente für mich. Und wenn wir zu The Ratcatcher, dann irgendwann kommen, müssen wir da auch nochmal drüber reden, über dieses Theatermoment. Ja. Was ich ganz, ganz toll finde und eine der großen Verkaufsargumente für alle diese vier Filme. Aber lass uns über die Theatermomente später nochmal reden, weil bei The Ratcatcher wird es für mich nochmal deutlicher und nochmal interessanter. Hier diese Sets. Ist ja wirklich auch eine technische Frage. Das hat sich über die Jahre bei Wes Anderson natürlich auch entwickelt. Er hat ja schon früher so sehr offensichtliche Szenenwechsel gemacht. Durch die Ein oder andere Methode, in dem jemand was reingereicht hat, in dem jemand ein Setpiece weggenommen hat. Und hier hat man so ein bisschen das Gefühl, Und ich glaube, es war so, Ich habe leider keinen Behind des Szenes nochmal geguckt, weil ich mit anderen Sachen beschäftigt, war. Beim Recherchieren. Aber man hat das Gefühl, er guckt, drückt nur noch auf den KNOpf und... Kran A. kommt nach Position B, setzt das runter, Die anderen beiden werden von einer Automatik weggezogen, weil das so Akkurat und genau auf dem Punkt ist. Und das dann gegenzusetzen mit Bühnenarbeitern, die dann reinkommen und noch ein Mustache austauschen oder irgendwas reinlegen und wieder rausnehmen, die man ja auch wegguckt, wie auf einer richtigen Bühne. Was ich ganz großartig finde.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Vor allem dieses Brechen der vierten... Auf der dritten Wand in den verschiedensten Formen. Natürlich haben wir die Erzähler, die direkt in die Kamera gucken und sagen, liebes Publikum, Ich erzähle Euch jetzt das. Und zwar nicht nur Roald Dahl, der am Anfang am Schreibtisch sitzt, sondern auch die ganzen Akteure innerhalb des Geschehens. Aber, dass er noch weiter geht, dass wir sehen, das sind Sets, die aufgebaut sind. Und dann kommt noch mal jemand, der einen Protagonisten schminkt. Der guckt noch mal, ob alles richtig sitzt. Ob alles funktioniert. Wir haben Bühnenarbeiter, die Zeug wegräumen, Die Zeug sauber machen.
Johannes Franke: Und Ben Kingsley, der da steht und nochmal seine Rede unterbricht und nochmal so leise, fragt, Moustache?
Florian Bayer: Das ist total cool. Und ich hab, das ist auch was, was ich am postmodernen Theater total mag, wenn die Bühnentechnik präsent ist, sichtbar ist. Also, was Sie auf der Volksbühne teilweise ganz krass gemacht haben, So Unter Kassdorff war das das Ding, dass Sie einfach gesagt haben, okay, wir haben diese geile, bewegliche Bühne. Wir versuchen jetzt aber nicht damit mehr Emotion zu machen, sondern Wir zeigen die Mechanik dahinter, und wir zeigen, wie Dinge bewegt werden, weggenommen werden und so. Da habe ich absolut einen Softspot für. Total geil. Und dann mag ich es, wenn jemand direkt mit mir redet. Ich mag es, wenn die Kamera geräusche, macht, wenn Sie sich bewegt. Ich weiß gar nicht, ob es in dem Film ist, in The Swan. Nachher ist es. Und das ist natürlich was, was wir bei alle vier Filme haben. Es ist wahrscheinlich bei Henry Sugar am stärksten, weil es am stärksten die ganze Zeit diese dieses Theaterfeeling hat.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Auch so diese Szenen, wo man merkt, dass Sachen nicht gezeigt werden, Weil wir haben jetzt nur diesen einen Schauspieler. Also zum Beispiel, wenn unser Henry Sugar auf dem Balkon steht und das Geld runter, Wir hören nur unten die Geräusche. Und das ist genauso, wie es jemand auf der Bühne umsetzen würde, wenn er einen Schauspieler hat. Er wirft das Geld runter, Wir hören Geräusche, Er ruft zu den Leuten und total geil.
Johannes Franke: Ja, großartig. Es wird vor allem auch durch diese Meta-Ebene dann Klar, weil. Wir sehen ja wirklich einen Film vor uns und der ist ja auch als Film gemacht. Ich glaube, wenn er genau in dieser Inszenierungsform auf der Bühne passieren würde, würde wieder was völlig anderes passieren. Also, es ist schon eine Frage der Darreichungsform des Films. Aber eben, diese Anleihen zu nehmen und zu sagen, nein, Wir müssen nicht auf klassische Weise die Immersion schaffen, sondern wir können das auch mit Theatermitteln oder Seemingly Theatermitteln.
Florian Bayer: Und die Kombination ist natürlich auch klasse. Natürlich ist Theater mit drin, aber wir haben hier wirklich auch Erzählfluss. Dann auch Erzählfluss mit sehr vielen Metaebenen. Wir haben Roald Dahl, der über Henry Sugar erzählt, der dieses Buch findet von Cici Cattaci.
Johannes Franke: Wo dann wiederum die Geschichte, von dem inder erzählt wird.
Florian Bayer: Und dann geht es nochmal einmal die ganzen Wege zurück, bis wir wieder bei Henry Sugar sind, der dann sagt, okay, und jetzt setze ich das, was ich hier gehört habe. In dieser Geschichte von der Geschichte, versuche ich jetzt umzusetzen. Und dann dazwischen auch nochmal Roald Dahl, Der sagt, Und dann ist das und das passiert, und dann ist das, und das passiert.
Johannes Franke: Ich finde diese Ebenen in diesem ersten Film wirklich grandios.
Florian Bayer: Der Film lebt von seinen Erzähleben, von seinen Metaebenen, Von seinem Spiel, mit diesen Ebenen und auch von seinem Spiel mit den Sets, die von Ebene zu Ebene wechseln.
Johannes Franke: Und diesem Kasten, auf dem der Yogi sitzt und schwebt.
Florian Bayer: Total schön.
Johannes Franke: Und der wirklich einfach nur aufsteht, Das Ding umdreht. Gut, das ist jetzt also Unsere Schwebeposition, setzt sich da hin. Der Jogi schwebt. Und es ist auch grandios schön gemacht. Also die haben das Set einfach ganz toll umgesetzt.
Florian Bayer: Wes Anderson hat einfach auch einen Blick für schöne Bilder. Und gerade so diese Kartragen, Der Film ist 4 zu 3. Gerade so diese Kartragen, wo wir eine Sache sehr im Zentrum haben, sei es jetzt die Eingangstür. Zu Roald Dahls Haus, sei es Chetachi, der im Publikum vom Zirkus sitzt oder... Oder Imdad Khan, der da steht und von seinem Leben erzählt, im Hintergrund dieser Zugpferde. Das sind diese typischen Wes Anderson Bilder. Bam, Hier ist dein Zentrum, hier hast du eine Person, Drumherum ist alles schön staffiert, dann hast du noch eine sehr hübsche Tapete in diesem indischen Stil. Das passt.
Johannes Franke: Ja, total. Nur mal den Namen mal zu nennen, Adam Stockhausen. Ganz toller Typ, der das wirklich großartig gemacht hat mit den Sets. Man muss aber auch dazu sagen, und ich habe noch mal. Interviews gehört mit dem Kameramann und noch der Frau, die die Kostüme gemacht hat. Auch ganz toll gemacht hat. Wes Anderson hat für alles eine ganz genaue Vorstellung. Der weiß einfach, was er will. Und die Leute machen das auch großartig. Es sind wirklich tolle Kostüme und Set-Designer, aber Wes Anderson würde sich das trotzdem nicht aus der Hand nehmen, selbst wenn die eine eigene Idee hätten. Der sagt einfach ganz genau, Was er will und wo er es haben will und wann er es haben will. Und was das Ding können muss, was er da hat.
Florian Bayer: Nein, da ist Wes Anderson tatsächlich durch und durch Auteur. Abhängig natürlich von Menschen, die seine ästhetischen Visionen umsetzen können. Von einer guten Kamera, von gutem Set-Design, von gutem Kostüm-Design. Aber er hat die Bilder im Kopf. Und er sagt, das ist das Bild, das ich mir vorstelle.
Johannes Franke: Er sagt das nicht nur, er animiert das sogar. Er hat Animatics. Das macht man normalerweise für so Trickfilme, damit man schon mal so ein bisschen sieht, in welche Richtung das geht und wie das abläuft, der Film, dass man so wie eine Art... Vorversionen einer Animation hat. Und die macht Wes Anderson einfach und sagt Denen dann genau wir was, Wo haben will, indem er Ihnen auch die Animatics mitzeigt. Finde ich grandios. Also nicht nur einfach ein Storyboard, was die anderen Filmemacher machen. Nein, nein, das muss ordentlich.
Florian Bayer: Reden wir über die Geschichte.
Johannes Franke: Reden wir gerne über die Geschichte, ja. Henry Sugar. Für mich ein kleines bisschen eine andere Variante von der Weihnachtsgeschichte. Und interessanterweise für mich auch die weitergehende Variante. Weil, Überleg, mal, Das Ende von der Weihnachtsgeschichte, da ist der Typ, der sagt, hu, Ich bin jetzt gut, weil ich nicht sterben will, ich gebe jetzt einfach leuten Geld. Ich schmeiß, denen Geld in die Fresse. Weil das ist das, was er denkt, was er machen muss. Und das haben wir hier bei ihm auch. Aber dann lässt er einen Polizisten auftreten, der sagt, Alter, Es reicht nicht, wenn du den Leuten einfach Geld in die Fresse haust. Das funktioniert nicht. Mach was ordentliches. Und das finde ich schön. Ja. Das sind gute Gedanken.
Florian Bayer: Aber ist das nicht alles unglaublich? brav? Also wie die ganze Kindergeschichte.
Johannes Franke: Total brav.
Florian Bayer: Wie die ganze Kindergeschichte. Es ist eine Kindergeschichte. Es ist eine Kindergeschichte, die sich so ein bisschen als Erwachsenengeschichte tarnt.
Johannes Franke: Ja, weiß ich auch nicht. Nicht mal die Tarnung sehe ich. Ich sehe es als Kindergeschichte, und ich sehe mich sogar als Kind, wie ich das liebe. Ich habe das nicht gelesen als Kind. Ich habe keine Ahnung. Aber ich sehe mein inneres Kind und ich liebe jede kleine... Wendungen in diesem Film.
Florian Bayer: Wirklich, du hast nicht Wendungen in diesem Film?
Johannes Franke: Naja, Wendungen, nein, nein, nein. Weiß ich nicht. Wendungen, naja, Wendungen. In diesem Film ist wenigstens die Wendung, dass er das Geld dann nicht mehr haben will. Wobei wir das natürlich vorhersehen können.
Florian Bayer: Ich finde es in der Geschichte vor allem, weil sie halt auch sowas hat, Sie könnte auch von einem Kind ausgedacht sein, ne? Weil sie ist so sehr straightforward. Und dass Henry Sugar dann gut wird, dass er beschließt, jetzt wirklich sein Leben in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Auch schon davor, wie das er... Einfach wie alles passiert. Natürlich kommt er auf die Idee, damit Geld zu verdienen. Ja,
Johannes Franke: klar.
Florian Bayer: Es ist so eine sehr einfache, Sehr naive Kapitalismuskritik dahinter. Ja,
Johannes Franke: und ich finde aber nicht, dass es durch seine Einfachheit nicht. Auch an tiefer gehenden Botschaften fehlt, dadurch. Es ist es nicht.
Florian Bayer: Sei gut zu deinen Mitmenschen. Es ist eine sehr einfache Botschaft. Ich will die Botschaft ja gar nicht in Abrede stellen, weil Don't Be an Asshole ist eine Super Botschaft. Ja, total. Die sollte viel öfter verbreitet werden. Ja,
Johannes Franke: und Und Fragen Wirfen sich ja trotzdem auf. Was ich überlege, ist, OB in Dahls WELT. Das bedeutet, dass die logische Konsequenz aus dem falschen Motiv, aber dem richtigen Tun, also jetzt nehmen wir, Er will das lernen, weil er Geld verdienen will. Und dann begibt er sich in Meditation. Meditation wird allgemein wahrgenommen als etwas Gutes, als etwas selbstreflektives, als etwas, was dich erdet und was dich an die richtigen Dinge wieder zurückführt. Im Leben.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: So generelles Bild davon. Er tut also das Richtige, in Anführungsstrichen, mit dem falschen Motiv. Bedeutet das in Dahls Welt, Und wir wissen, dass es nicht so ist, ich gucke in deine Richtung, Elon Musk, dass man, wenn man das Richtige tut, aus dem falschen Motiv heraus, Das Motiv sich automatisch ändern muss?
Florian Bayer: Das ist eine klassische ethische Frage. Ich bin, was das betrifft, glaube ich, sehr nah am Utilitarismus, dass ich behaupte, würde, du beurteilst Handlungen, Also lassen wir mal das Meditieren weg. Meditieren ist ja keine moralische Handlung, weil meditieren eine selbstbezogene Handlung ist. Aber das, was er später macht. Oder was daraus erwächst, nämlich, dass er die Gabe hat und dass er sie nutzen kann, um dann Menschen zu helfen. Und ich würde einfach sagen, du beurteilst, ob eine Handlung richtig ist, Und ich benutze bewusst das Wort richtig und nicht. böse, beurteilst Du danach, Wie Ihre Auswirkungen sind. Und wenn du dann so ein ganz grundsätzliches, ethisches Fundament hast, dass das Beste, Was man tun kann, im Leben, ist, Leid zu verhindern, beziehungsweise Leid zu mindern. Dass das alles, was irgendwie in diese Richtung geht, moralisch richtiges Handeln ist, Dann ist das, was er tut, Richtiges Handeln. Und es ist gut, dass das alles so passiert ist, Wie es passiert, ist. Und es sagt nichts über den Charakter von Henry Suga am Anfang aus, sondern es sagt Was aus über das, was... Über die Konsequenzen, die sein gesamtes Handeln über sein Leben hinweg haben. Und dann wäre das dieses typische, naja, Fast schon existenzialistische Thema, dass du das Buch erst beurteilen kannst, wenn es fertig geschrieben ist. Sprich, du kannst am Schluss auf Henry Jogas Leben draufgucken und sagen, wow, ja, das war ein gutes Leben.
Johannes Franke: Ja, aber was mich interessiert, ist vor allem aber auch, Ob das unter Umständen einfach eine, wenn du wenigstens das moralische Fundament hast, was ich jetzt, um mal bei Elon Musk zu bleiben, manchen Menschen vielleicht absprechen würde oder eben Angst habe, dass es nicht da ist. Das heißt, wenn wir das da haben, das Fundament, aber es nicht beackert wird und dann etwas kommt, was das moralisch richtige. Dann triggert, dass das ein Automatismus ist, Dass das bedeutet, wenn du dich drei Jahre und drei Monate hinsetzt und meditierst und darauf konzentrierst, Dass das dann kommen musste, oder ist das eine Ausnahme?
Florian Bayer: Nee, das lässt der Film ja auch offen. Also, es wird kurz angedeutet, Es liegt vielleicht daran, dass er dadurch... Mehr zu sich selbst gefunden hat, durch das Meditieren. Aber warum er sich letzten Endes entscheidet, zu sagen, ich will mein Geld raushauen, Ich will Menschen glücklich damit machen, Das bleibt im Wagen. Und ich glaube, das ist auch ganz gut, dass das im Wagen bleibt. Wir lernen Henry Schucker als so selbstbezogen Menschen, ich bin diesen Twist, dass er das Foto von sich selbst nimmt, finde ich ganz toll.
Johannes Franke: Das ist ganz großartig, ich finde es so toll.
Florian Bayer: Und es ist auch, aber auch sowas, also? Der Film hat keine Wendung, es ist nichts, was mich überrascht hat. Es war so klar, als wir gesehen haben, dass Imdad Khan das Foto von seinem verstorbenen Bruder genommen hat. Wartet mal noch fünf Minuten, dann werden wir sehen, wie Henry Sugar das Bild von sich selbst nimmt.
Johannes Franke: Es ist so toll, aber es ist wirklich so toll, erzählt.
Florian Bayer: Also, wir lernen ihn als komplett selbstsüchtigen Menschen kennen. Und Roald Dahl sagt Ja auch am Anfang, Er ist ein Mensch, der nichts beiträgt zum Werden der Welt, zur Verbesserung der Welt. Der lebt einfach nur. Er ist einfach nur da. Und warum dann plötzlich dieser Sinneswandel stattfindet, dass er nicht mehr so ich-bezogen ist. Natürlich ist es das nächstliegende, dass es an seiner Meditation liegt.
Johannes Franke: Ja. Aber ich glaube eben, dass es nicht offen gelassen wird. Ich glaube es nicht, weil das A. eine Kindergeschichte ist. Und Kindergeschichten sind für mich als Kind. Und auch als Erwachsener immer noch fast immer so zu lesen, dass ich eine Generalisierung vornehme. Das ist ein Beispiel für etwas, Das ist ein moralischer Vorgang, Das ist ein Vorgang, der mir beispielhaft zeigen soll, wie es entweder in der Welt sein sollte oder wie es eben ist. Und er untermauert das, indem er den inder genau die gleiche Sachen machen lässt. Der inder kommt nämlich auch zu dem Yogi, von dem er das lernt und wird erstmal zusammengeschissen, dass er das nicht machen soll, weil es ist nicht für die Öffentlichkeit. Und der Inder macht es auch aus Selbstmotiven, aus Motiven, Geld zu verdienen. Er geht damit auf Tour.
Florian Bayer: Ja, er verdient damit Geld.
Johannes Franke: Und er verdient damit Geld. Und das hätte dem Yogi überhaupt nicht gefallen, von dem er es gelernt hat.
Florian Bayer: Und er macht unglaublich viele Menschen glücklich, damit. Wenn wir ein moralisches Urteil über Imdad Khan fällen müssen, fällt das meiner Meinung nach nicht schlecht aus. Das ist kein schlechter Mensch. Die Art, wie er mit seinen Mitmenschen umgeht und wie er das einsetzt, zur Unterhaltung, Er macht das besser als der Yogi, der nur in seinem Dschungel sitzt und nichts tut.
Johannes Franke: Ja, aber, um aus dem Buch zu zitieren, der Inder sagt, der das gelernt hat, no, I'm actually not religious, and because of that, I am what you would call a bit of a cheat. I want to acquire yoga powers purely for selfish reasons. I wanted to use these powers to get fame and fortune. Das sagt er in der Geschichte. Und ich finde, das spricht Bände. Weil beide Figuren auf beiden Enden der Geschichte, Henry Sugar und der Inder, aus. Erstmals Selfish Reasons Dieses Ding machen. Und dann mit der Zeit das Beste Damit machen, was sie machen könnten.
Florian Bayer: Aber offensichtlich gibt es ja einen Unterschied in ihrem... In ihrer Genese, weil Imdad Khan bleibt ja, Also auch, wenn er vieles Gutes damit macht. Und ich sage nochmal, Ich würde das vor allem nach dem Ergebnis beurteilen, bleibt ja. Auf diesem Standpunkt stehen. Er will berühmt sein, er will unterhalten, Er nutzt das für die Kunst, Er benutzt das als Schummler, während... Er nutzt das als Schummler,
Johannes Franke: NAJA aber... Er hätte viele Möglichkeiten, das als Schummler zu benutzen, die er es nicht tut.
Florian Bayer: Na, um andere Leute auszunutzen oder so. Okay, lassen wir das mal weg. Aber er sagt nicht, Ich setze das jetzt ein, um Waisenhäuser zu bauen und armen Kindern in Not zu helfen.
Johannes Franke: Naja, Aber er hat auch nicht gelernt, hinter Karten zu gucken, sondern er hat gelernt, wie man einen Faden in einen Nadel übertut, was ich ganz furchtbar großartig finde.
Florian Bayer: Das ist wirklich das Schlechteste,
Johannes Franke: was man damit machen kann.
Florian Bayer: Aber er hat ja dasselbe gelernt, er könnte es ja genauso einsetzen. Er kann ja auch sehen, ohne seine Augen zu benutzen. Er könnte genau Dasselbe machen wie Henry Sugar. Er könnte genauso auch in ein Casino gehen und Karten zu gucken.
Johannes Franke: KÖNNTE er, ja.
Florian Bayer: Und er hat sich für was entschieden, was offensichtlich more Selfish ist, als das, Was Henry Sugar macht?
Johannes Franke: Vielleicht, ja. Das heißt, das
Florian Bayer: Meditieren führt nicht zu einem Sinneswandel?
Johannes Franke: Nein, das heißt das nicht. Er hat viele Leute glücklich gemacht, das hast du selber gesagt.
Florian Bayer: Ja, aber nicht in der Intention. Er wollte nicht viele Menschen glücklich machen. Das Ergebnis ist vielleicht super, was rausgekommen ist, aber seine moralische Seine moralische Beschaffenheit hat sich nicht geändert. Er hat gesagt, ich will das machen, um berühmt zu werden und um Magier zu werden und um Coole Tricks zu machen. Und das macht er für den Rest seines Lebens, bis er dann stirbt.
Johannes Franke: Ah ja, ich würde ihn nicht so negativ sehen.
Florian Bayer: Nee, ich will ihn ja nicht negativ sehen. Ich sag ja, es ist ganz toll, was er gemacht hat. Aber das würde zumindest ein Fragezeichen an die Aussage stellen, Das passiert wegen der Meditation. Ich weiß auch nicht, ob die Geschichte erzählen will, meditiert mehr, Dann werdet ihr zu besseren Menschen.
Johannes Franke: Nein, also so konkret dann auch nicht, aber es ist so dieses, Ich weiß nicht, also. Ich habe mir die Frage gestellt halt, Ob das automatisch einen Sinneswandel herstellt.
Florian Bayer: Es ist ja, und das ist ja auch so voll. Das Roald Dahl Ding, Es ist ein sehr westlicher Blick auf die östliche Welt. Roald Dahl, Der als als Pilot, als Soldat zuerst in Afrika war und dann in Indien und irgendwie umhergereist ist, Ganz viele Länder kennengelernt hat, hat in allen seinen Geschichten immer diesen westlichen Blick behalten, was nicht verwunderlich ist. Er ist in einer kolonialistischen Welt groß geworden, in der wir uns mutmaßlich immer noch befinden. Und das heißt, Die Art, wie er auf Phänomene blickt, die zum Buddhismus oder Hinduismus oder welcher östlichen Religion auch immer gehören, ist der Blick eines Westlers. Der aus einer Wohlstandsposition heraus sagt, oh, das ist cool, Das will ich jetzt in meinen Kuddelmuddel aus verschiedenen exotischen Inspirationen mit einfließen lassen.
Johannes Franke: Ja, darf man auf gar keinen Fall vergessen. Das ist auf jeden Fall ein guter Punkt und wichtig. Und auch wichtig für das, was wir vielleicht später über Roald da nochmal besprechen.
Florian Bayer: Und das atmet ja diese Geschichte komplett. Diese Geschichte ist eigentlich die Geschichte von einem westlichen Menschen, der sich das aus der östlichen Religion greift, spannend und exotisch findet und damit Geld verdienen will. Und ich rede nicht von Henry Sugar, sondern von Roald Dahl, der das aus der östlichen Religion nimmt, um die Geschichte zu erzählen.
Johannes Franke: Natürlich. Ach Gott, ja, aber über Roald Dahl Lasst uns nachher noch reden. Wir kommen erstmal durch die Geschichte.
Florian Bayer: Das wird ein großartiges Vergnügen. Aber nochmal, um das zusammenzufassen. Ein schöner Film. Er hat diesen einen ganz merkwürdigen Cope-Out in der Mitte, wo ich sage, also, wenn es um den Tod von Henry Sugar geht, wo ich sage, das ist einfach nur gemacht, weil weil Wes Anderson und Roald Dahl erzählen, So viel Spaß macht. Aber ansonsten eine ästhetisch wundervolle Geschichte.
Johannes Franke: Schön.
Florian Bayer: Dramaturgisch, super strukturiert, aber halt sehr flach.
Johannes Franke: Oh Mann. Ist die Moral, dass du dann keinen Spaß mehr hast, wenn du weißt, wie das Glücksspiel ausgeht? Hatten wir das nicht in irgendeiner Episode? Schon mal?
Florian Bayer: Ja, ist halt die Frage, warum du Glücksspiel machst. Ob du Glücksspiel machst für den Kick oder ob du Glücksspiel spielst, um Geld zu verdienen. Und das muss jeder für sich selbst beantworten. Ich glaube, Glücksspiele... Zu spielen für den Kick ist keine gute Idee. Ich sage das als jemand, der, Wenn ich Tendenzen zu einer Sucht, hätte, dann wahrscheinlich am Ehesten zur Spielsucht.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Und deswegen glaube ich, dass das keine gute Idee ist. Und ich glaube, mir würde es nicht so gehen. Ich würde das Geld nehmen und wäre sehr glücklich. damit. Vor allem, weil ich kein schlechtes Gewissen dabei hätte, ein Casino auszunehmen.
Johannes Franke: Ja, aber das hat ja Henry Sugar nur auch nicht. Ganz im Gegenteil, Im Buch wird es ja auch nochmal ausführlicher gemacht. Und ich finde, also, ich kann es nur jedem ans Herz legen, die auch tatsächlich zu lesen. Weil, also gerade die Geschichte, Und ich habe auch The Swan und The Ratcatcher nochmal gelesen. Ich finde, der schreibt das wirklich sehr, sehr gut. Also, er hat eine ganz bestimmte Art und Weise zu schreiben, die ist nicht sehr emotional, die ist sehr so. Wes Anderson-like. Der hat immer eine gewisse Distanz zu den Sachen, hat aber dadurch eben auch die Chance, Sachen anders zu erzählen, was ich wirklich nett finde.
Florian Bayer: Es hat Wes Anderson ja eins zu eins in den Filmen übernommen. Also nicht nur die Haltung, die Erzählhaltung, sondern auch wirklich diese ganzen Sätze und dadurch, Dass die ganze Zeit im Stakkato erzählt wird, ist da auch Verflucht. Viel Text drin.
Johannes Franke: Ja, ich habe versucht, rauszufinden, Wie lange die Textbücher waren. Ja. Weil eigentlich sagt man ja eine Minute pro Seite. Aber ich glaube, hier haben wir höchstens eine halbe Minute pro Seite, weil er wirklich so im Stakkato, so schnell alles rauspfeffert. Das ist nochmal schlimmer bei The Swan. Ja. Da finde ich es wirklich. krass. Da kann man kaum mal weggucken oder mal kurz aufs Handy schauen, oder was auch immer. So hast du sofort den Anschluss verloren.
Florian Bayer: Dann spitz mal deine Feder und erzähl uns, was in The Swan passiert.
Johannes Franke: Ich habe das nicht mehr aufgeschrieben. alles. Weil ich überhaupt, ich war so fertig vor Spannung, Was machen wir eigentlich und was wirst du? Dazu? sagen? Ich kann es jetzt kurz aus dem Kopf mal zusammenfassen und ergänzt Einfach The Swan. THE Swan, Gott, devastating. Es geht um einen Jungen, der von zwei älteren Jungen, 16-Jährigen, Wenn ich ins Buch schaue, gefasst, gequält wird. Der wird einmal auf die Schienen gekettet, wo dann der Zug drüber fährt. Die erschießen einen Schwan und nehmen seine Flügel ab und bauen sie dem Jungen an. Und dann soll der noch auf den Baum klettern und dann da runterspringen und fliegen wie der schöne Schwan. Und das endet damit, dass der Junge dann bei seiner Mama im Garten landet. Und bei Wes Anderson bin ich mir nicht sicher, Ob geklärt wird, ob der Junge stirbt oder nicht. In der Geschichte selbst stirbt er nicht. Auf jeden Fall nicht, weil er noch sagt, Mama, meine Beine tun weh.
Florian Bayer: Er stirbt definitiv nicht, weil unser erwachsener Erzähler, Robert French, spielt den, sagt, das war ich.
Johannes Franke: Kann der auch aus dem Jenseits erzählt haben.
Florian Bayer: Das erzählt er nicht aus dem Jenseits. Er stirbt nicht, der Junge. Es ist die Geschichte einer 17-minütigen Tortur. Und wir sehen die Bullys überhaupt nicht, sondern wir sehen nur unseren Erzähler, Robert French, und sein alter Ego, sein kindliches Alter Ego, Peter Watson, Also so ein 13-Jähriger ungefähr. Und die... Sie gehen quasi durch dieses Kornfeld zu diesen Schienen. Und er erzählt, was passiert, ist. Und währenddessen wird auch ähnlich wie bei Henry Sugar mit so einfachen Mitteln gezeigt, wie seine Hände verbunden werden, wie er hingelegt wird und ähnliches.
Johannes Franke: Und die Fesseln sind zum Beispiel einfach nur so ein Seil mit zwei Magneten an den Enden zum Zusammenmachen. Wie man das auf der Bühne auch machen würde, Damit man schnell wieder aus den Fesseln rauskommt. Dieses Kornfeld ist unterbrochen von... Unsichtbaren Türen, die, Wenn man Sie aufmacht, sieht man, okay, Das ist eine Attrappe. Und da kann man dann als Bühnenmensch einmal durchgehen und auf die Bühne treten und wieder abtreten. Ästhetisch ist mir so einer abgegangen, das kannst du nicht, glauben. Ich find's so großartig.
Florian Bayer: Und es ist tatsächlich anders als die Ästhetik in Henry Sugar. Es ist nicht diese Theaterästhetik, sondern ich hatte so ein bisschen dieses Gefühl von einer Führung. Egal, ob es durch ein Museum ist oder durch irgendeinen historischen Ort. Und das fand ich auch sehr passend zur Geschichte, um das vielleicht vorweg zu schicken. The Swan ist meiner Meinung nach der Beste von den vier Filmen. Okay. Mit Abstand. Ja,
Johannes Franke: okay.
Florian Bayer: Und diese, Und das liegt daran, dass es vor allem, dass es im Gegensatz zu allen anderen emotionalen Gehalt gibt. Und es ist so ein bisschen eine Führung. Und deswegen glaube ich auch, Also ganz sicher überlebt das. Und wir haben hier den Erwachsenen vor uns, der dieses gespielt. Diese Geschichte erzählt und die so ein bisschen eine Art Traumabewältigung ist, Ein Gang durch dieses Trauma und der uns durch sein Leben führt, als wäre das so ein historischer Ort, den er auch so ein bisschen aufarbeiten muss. Und das gibt dem Halt vor allem emotional, deutlich mehr Tiefe als die anderen Filme, weil hier bin ich dran, hier bin ich voll dran an dem Erzähler und kann das absolut mitfühlen, was er dadurch lebt und was er durchlebt, hat.
Johannes Franke: Um das vielleicht mal zu sagen und dir damit ein kleines bisschen eine Vorlage zu liefern. Es ist wahrscheinlich der emotionalste Film, den Wes Anderson jemals gemacht hat. Ja,
Florian Bayer: vielleicht. Lass mich überlegen. Kann ich mir vorstellen. Ich müsste noch einmal durchgehen, was Wes Anderson gemacht hat. Wes Anderson ist keiner, der emotionale Filme erzählt, weil Wes Anderson sehr viel mit... Prototypischen Menschen oder Stereotypen könnte man auch sagen, arbeitet. Sehr viele, die Menschen, die er in seinen Filmen einbaut, Eher so wie Figuren platziert in seinen Werken und in diesen absurden Situationen, in die er sie wirft. Und hier sind wir halt emotional. Ganz dicht bei dem, der jetzt ein Stück Kindheitstrauma, wirklich im wahrsten Sinne des Wortes, also? Er läuft mehrmals Gefahr, sein Leben zu verlieren, in dieser Geschichte aufarbeitet.
Johannes Franke: Und ich glaube, es liegt daran, dass es Dahl ist. Also, dass es da ein Originaltext ist. Ich habe es auch nochmal gelesen. Ja. Und beim Lesen, dadurch, dass du nicht die Vorgabe von Wes Anderson direkt vor der Nase hast, du bist so fertig mit den Nerven. Ja. Der macht das so gut. Der beschreibt das so unemotional als Erzähler, aber trotzdem in der Art und Weise und in dem, Was passiert, trifft dich das so hart. Erzählt ein bisschen mehr von der Geschichte der Jungs. Der erzählt nämlich am Anfang, dass Ernie zum 16. Geburtstag Eine Waffe geschenkt bekommt von seinen Eltern. Und der Vater sagt gleich, Ja, komm, dann gehst Du hier jagen, was auch immer. Aber sei vorsichtig, sagt auch noch die Mutter. Zeig den Leuten, wenn du durch die Stadt gehst, die Waffe nicht, die ist nicht zugelassen. What the fuck, Was für eine Familie ist das? Und gibt wirklich gleich ein Bild, was für Menschen das sind und was für eine Familie? Das ist. Und sagt explizit auch, dass... Er in Gewalt aufgewachsen ist und Gewalt weitergibt.
Florian Bayer: Ja, und das haben wir dann ja auch in dieser Geschichte wirklich zu 100 Prozent, dass diese Gewalt weitergegeben wird. Und ich finde diese Kombination, so krass, des wirklich brutalen Geschehens, dass Sie ihn an die Schienen fesseln, Alter. Wahnsinn. Oder dass Sie diesen Schwanern umbringen und seine Flügel abreißen und sie im jungen ankleben, weil sie genau wissen, dass er das so schrecklich findet. Und dieser, Es ist nicht ein lakonischer Ton, sondern auch wieder, Es ist so ein Erzählton, das muss raus. Und und der Erzähler wirkt eigentlich nie emotional, sondern er wirkt fast wie jemand, der so einen Bericht abgibt. Der sagt, ich lege das jetzt hier auf den Tisch, und das ist passiert. Und es wirkt ja fast wie ein Geständnis, wenn er sagt, und dieser Junge, das bin ich übrigens, sagt er, nachdem er drei Minuten erzählt, hat, was da gerade passiert, Und nachdem wir zum ersten Mal mitkriegen, dass okay, Der Junge wird jetzt gequält von den beiden Älteren, sagt er, dieser Junge war übrigens ich, und dann erzählt er einfach weiter.
Johannes Franke: Und das ist eine Freiheit, die sich Wenders über das Änderste, nimmt, Denn in der Geschichte ist es nicht so.
Florian Bayer: In der Geschichte ist es nicht so. Ah, interessant. Roald Dahl erzählt die Geschichte einfach. Und es ist gut, dass er das macht, weil Es hat eine viel persönlichere Note. Total. Und es ist gut, dass Roald Dahl als Erzähler in dieser Geschichte fast gar nicht vorkommt. Es gibt einen kurzen Moment vorm Ende, wo Roald Dahl sagt, Und manche Leute würden aufgeben. In dieser Situation, Peter war niemand, der in dieser Situation aufgegeben hat. Und das war es, Sonst haben wir Roald Dahl überhaupt nicht präsent. Nein, wir haben diesen Peter präsent, der das erzählt, der als Erwachsener sagt, okay, Und ich mache das jetzt nochmal durch. Und ich erzähle das jetzt nochmal und so unaufgeregt wie möglich, Aber was hier passiert, ist wirklich krass. Und das glaube ich ihm auch, obwohl er es so und gerade, weil er es so in diesem Berichtsstil erzählt.
Johannes Franke: Aber ich glaube, es ist auch wichtig, dass er zwischendurch die Sachen, die die beiden Jungs sagen, zwischendurch durchaus mit einem spöttischen Unterton versieht. Also da in der Zitatform, wenn er die Jungs zitiert, hat er durchaus eine Haltung. Ja. Und nicht nur dieses Erzählen, sondern auch ein Abscheu. Gegenüber diesen Jungs. Ja,
Florian Bayer: absolut. Es ist ja auch das Opfer, das Distanz zu den Tätern aufbaut und auch durch die Erzählung auch verstärkt aufbauen kann. Ich finde halt das Setup auch so gut, weil es so eine Art Verarbeitung von was erlebtem ist. Und wir können uns vorstellen, wie dieser Erzähler einfach sagt, das ist die Art, wie ich das jetzt verarbeite. Also plötzlich macht auch diese distanzierte Erzählweise von Wes E. Das Total Sinn. Absolut. Weil wir sehen, das ist die einzige Möglichkeit, uns das zu erzählen. Weil wenn du jetzt wirklich zeigst, was da passiert, Es ist einfach nur grausam. Und das Einzige, was wir blutig sehen, Ist diese eine blutige Nase, die geschminkt ist. Und das war es schon. Aber wenn du sehen, würdest, wie die auf den Einprügeln. Und wie Zermata, der nachher aussieht und die Tränen in den Augen hat. Und so, das wäre kaum zu ertragen. Und so ist es schon schwer zu ertragen.
Johannes Franke: Genau, so ist es schon schwer zu ertragen. Aber auch, weil... Diese literarische Vorlage, so beibehalten, ist. Weil der Erzähler, das so auf diese Art und Weise, dieses Literarische erzählen, weiter vorantreibt. Wenn er in einem Verhörraum wäre und das erzählen würde, auch als Erzähler. Und dann irgendwie so in die Gefühle gehen würde, Das würde so nicht funktionieren. Ich finde, Wes Anderson hat da kommt alles zusammen, was irgendwie zusammengehört, um die Geschichte so zu erzählen. Ich finde es wirklich toll. Aber eben auch wirklich devastating. Du bist am Ende fertig mit den Nerven. Absolut.
Florian Bayer: Ja, und auch gerade dadurch, dass du hast halt diesen 13-Jährigen die ganze Zeit mitlaufen.
Johannes Franke: Ja, 14. 14? In der Geschichte ist er 14.
Florian Bayer: Ah, im Film, sagt er, glaube ich 13. Ah, okay. Interessant. Ich glaube, Er sagt 14 irgendwann zwischendurch. Und auch mit diesem absolut stoischen, ruhigen Gesichtsausdruck macht er alles mit. Und mal ist er dann auch Täter, mal ist er das Opfer. Also, es wechselt auch so sehr. Die meiste Zeit über ist unser Erzähler das Opfer. Also, er ist der, der auf die Schienen gelegt wird.
Johannes Franke: Er ist der,
Florian Bayer: der... Er ist aber nicht der, der gefesselt wird. Er wird auf die Schienen gelegt, während das Kind gefesselt wird. Und das ist ein ganz spannender Wechsel, dass mal das Kind das ist, das dem Erzähler, was antut, Aber dem Kind selbst wird fast gar nichts angetan. Aber wir haben trotzdem diesen Blick von ihm und es ist einfach Empathie, die entsteht. Ja, total. Und das ist, was, was Wes Anderson halt oft vermissen lässt. Ich habe selten bis nie Empathie mit Wes Andersons Figuren, einfach, weil er diese künstliche Distanz hat. Und weil er auch diesen... Diesen besonderen Stil hat, wo man das Gefühl hat, Die Figuren werden dem Stil geopfert, Genau, wie die Geschichte dem Stil geopfert wird.
Johannes Franke: In der Geschichte selbst, in der niedergeschriebenen Geschichte ist natürlich viel mehr. Also es gibt mehr Erzählungen, drumherum. Und was passiert hier, Was passiert dort, Was sind die Gedanken des Kindes? Und so. Und dieses Stoische, was das Kind im Film hat, erklärt sich auch ein kleines bisschen über die Erzählung. In der Erzählung versucht der Junge so stoisch wie möglich zu sagen, okay, Ich gebe Ihnen keine Angriffsfläche, ich gehe da einfach durch. Es wird auch gesagt im Film, aber in der Geschichte ist das deutlicher, dass er wirklich sagt. Ich habe ihnen nichts zu entgegenzusetzen. Ich möchte Ihnen so wenig wie möglich Anlass geben. Und deswegen diese stoische Haltung auch da drin ist. Aber er hat ja oft genug Momente, wo er das nicht durchziehen kann. Wo er einfach sagt, nicht den Schwan, um Gottes Willen, was machst du da? Vor allem nicht den Schwan, der noch auf seinem Nest sitzt. Und so, solche Sachen.
Florian Bayer: Die Momente, wo er mit Wut reagiert, sind umso stärker, dadurch, dass er die ganze Zeit so Sturch, ist. Es gibt diese zwei Wutmomente. Zum einen, wenn Sie den Schwan erschießen. Also davor und danach. Eigentlich sind die direkt aufeinander folgenden. Er ist verzweifelt, wenn er sagt, dass sie nicht den Schwan erschießen sollen. Und er ist richtig wütend, wenn Sie den Schwan erschossen haben. Was dann ja? Auch dazu führt, dass die Tortur dann nochmal ein Stück weiter geht. Dass sie dann ihm jetzt die Flügel anbinden und ihn auf den Baum zwingen.
Johannes Franke: Was halten wir denn von dem Ende? Er geht ja dann ins fantastische hinüber. Der Baum ist hoch genug, dass er sterben müsste, wenn er runterfällt. Und es gibt ja diesen Moment, der auch so beschrieben ist, wie so ein heiliges Licht, was kommt. Er spricht vom Licht aus dem Himmel und ihm wird klar, er wird gewinnen. Was für mich ein bisschen andeutet, was dann später nicht eingelöst wird, nämlich, dass es jetzt irgendwie so in Richtung Nahtoderfahrung geht. Oder Todeserfahrung, je nachdem.
Florian Bayer: Ich glaube, es ist ein sehr universelles Gewinnen, was in dem Moment angesprochen wird. Es geht um das Gewinnen im Leben. Und das sagt er auch rückblickend als Erzähler. Ich glaube, es ist einfach jemand, der sagt, okay, dadurch, dass ich das erzähle, zeige ich auch irgendwie, Ich habe meinen Shit sortiert, gekriegt und das habe ich überstanden. Es ist vor allem die Art der Erinnerung. Also, es ist eine sehr subjektive Geschichte, natürlich eine sehr subjektive Geschichte. Und er beschreibt einfach, wie er sich erinnert. Und das, ich glaube, es ist einfach dieses Gefühl der Hilflosigkeit auf dem Baum. Vielleicht war der Baum nicht so hoch.
Johannes Franke: Vielleicht.
Florian Bayer: Vielleicht, wie auch immer, ist er einfach gestürzt und hatte Glück. Es ist glücklich aufgekommen. Und ich glaube, das ist es vor allem. Es ist die Art, wie er das nochmal durchlebt, die vielleicht auch teilweise im Kontrast steht, wie es wirklich passiert ist.
Johannes Franke: Naja, Er unterfüttert das Ganze mit Berichten aus der Zeitung. Es wurde später berichtet, dass Person A einen Schwan hat Wunderschön fliegen, gehen. Über den, ne? Also solche Sachen. Es gibt drei Personen, glaube ich, die zitiert werden. Ja.
Florian Bayer: Es ist ja inspiriert von einem Zeitungsbericht. Also zumindest, wenn wir dem Film glauben, mit seinem Zwischentitel, der uns immer sagt, wo die Geschichte herkommt. Inspiriert von einem Zeitungsartikel, der auf einem tatsächlichen Geschehen basiert. Und Roald Dahl hat das in seinem Ideenbuch einbehalten. Und 1976 hat er die Geschichte daraus gemacht.
Johannes Franke: Lange, lange später also.
Florian Bayer: Ja. Ich glaube, das ist das, was ihn inspiriert hat. Also diese Erzählung, dass da offensichtlich jemand mit Schwanenflügeln, warum auch immer, gefallen ist, Gesprungen ist. Und die Geschichte, die er daraus gemacht hat, ist natürlich die Geschichte einfach von einem Kind, Das sagt, Ich werde gewinnen auf einer sehr allgemeinen Ebene. Ich werde gewinnen, indem ich zum einen das hier überlebe. Und zum anderen, weil ich genau weiß, dass mein Leben in 20 Jahren, Wenn das hier überstanden, ist, Deutlich besser aussieht als das Leben von diesen Bullys, die wahrscheinlich mit Alkoholabhängigkeit und Gewalt groß... Werden und die, keine Ahnung, die vielleicht zu verbrechern werden, die im Gefängnis landen, die arbeitslos sind, was auch immer. Mein Leben wird besser sein. Und das ist dieses Gewinn.
Johannes Franke: Diese Weitsicht hätte ich mal haben sollen. Als 14-Jähriger.
Florian Bayer: Es ist ja nicht die Weitsicht des 14-Jährigen, Es ist vor allem die Weitsicht des Erwachsenen.
Johannes Franke: Der das dann projiziert, sozusagen.
Florian Bayer: Genau. Ich glaube nicht, dass der Junge, das in dem Moment denkt. Der Junge ist, glaube ich, einfach nur Starr vor Angst und will einfach nur überleben. Und das wird ja auch, erzählt. Das finde ich ziemlich stark, dass einfach diese diese Ohnmacht erzählt wird und dieses, nee, Er kann sich jetzt nicht viel wehren, nee, Er hat keine Chance gegen die zwei, die drei Jahre älter sind als er. Er hat da keine Chance. Und der versucht sich irgendwie rauszureden, Aber auch das wird nicht wirklich funktionieren, Weil die Worte dann halt doch nicht so weit helfen. Gegen die Gewalt. Ich frage mich, ob man sowas überlegt, ob das realistisch ist mit dem Zug. Ist das möglich? Kannst du dich so auf Schienen legen, dass ein Zug über dich fahren kann und du überlebst das?
Johannes Franke: Naja, Zwischenschienen halt.
Florian Bayer: Genau, ich meine, so, wie Sie ihn hinlegen. Sie legen ihn zwischen die Gleise und dann fährt der Zug über ihn. Und er sagt, er zieht noch die Nase. ein, dreht den Kopf, so. Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist.
Johannes Franke: Es ist eine Frage des Clearance, wie man das so nennt, zwischen Schiene und Zug. Was da drin ist, Wie hoch die Räder selbst den Zug heben und wie viel... Dann unten unter dem Zug. Drunter Platz ist. Und ich glaube schon, dass das geht, ja.
Florian Bayer: Okay.
Johannes Franke: Aber das ist auch nur meine Fantasie, wenn ich mir so Züge anschaue. Du musst dir Züge anschauen, Florian.
Florian Bayer: Züge sind so langweilig.
Johannes Franke: Aber dieser Junge hat ja anscheinend nicht nur Vögel beobachtet, sondern auch Züge, Weil in der Geschichte wird. Auch erzählt, dass er sein Wissen über diese Züge. Genau daher hat, dass er auch stundenlang mit dem Fernglas gesessen hat. Mein Gott, was ist das für eine Musik?
Florian Bayer: Was war das? Wo sind wir? Ich glaube, wir wurden rausgerissen.
Johannes Franke: Aber wohin?
Florian Bayer: Oh Mein Gott, Johannes. Ich befürchte, wir befinden uns in einer Selbstprobung.
Johannes Franke: Oh nein!
Florian Bayer: Shit! Ganz schnell, ganz schnell, damit wir zurück zum Besprech können. Was müssen wir machen? Was müssen wir sagen?
Johannes Franke: Wir müssen den Leuten unbedingt sagen, dass sie uns abonnieren sollen, wo auch immer sie sind. Also auf Spotify oder Apple oder sowas.
Florian Bayer: Äh... Beam, whatever, Was Ihr anbenutzt.
Johannes Franke: Also Abonnieren und anderen sagen, dass Sie uns abonnieren wollen.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Wenn euch die Folge gefällt, gebt uns gerne Sterne, Herzchen, Daumen hoch, Was auch immer euer Podcatcher anbietet.
Johannes Franke: Genau, Und wenn sie euch nicht gefällt, dann schickt diese Episode weiter an. Eure Feinde oder eure Nachbarn oder so.
Florian Bayer: Und wenn Ihr uns Feedback geben, wollt, Wir freuen uns total. Über jeden Kommentar an JOHANnes.MUSSMANNSEHEN.DE oder florian.mussmannsehen.de.
Johannes Franke: Genau. Schickt uns Filmvorschläge und so weiter. Boah, Das soll schnell durchkommen.
Florian Bayer: Ja, jetzt schnell raus,
Johannes Franke: schnell wieder zurück ins Gespräch.
Florian Bayer: Kommen wir zur Geschichte Nummer drei.
Johannes Franke: Welche ist es denn?
Florian Bayer: The Ratcatcher.
Johannes Franke: Ah, okay. Die Reihenfolge. Hast du die Anthologie zusammengesehen?
Florian Bayer: Ich habe die zusammengesehen.
Johannes Franke: Als zusammengeschnittenes Werk.
Florian Bayer: Genau. Mit dem übrigens wirklich gut gewählten, gut passenden deutschen Titel. Ich sehe, was, was du nicht siehst. Komplett weg vom Englischen. Aber dieses, zum einen, weil es die ganze Zeit um Dinge darum geht, dass die Figuren in den Filmen Dinge sehen, die andere nicht sehen.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und egal, ob Sie jetzt einen Weitblick haben oder tatsächlich... Im wahrsten Sinne des Wortes durch Karten gucken können. Aber zum anderen auch natürlich, weil die Filme, Und das haben wir jetzt beim Redcatcher ganz viel, dieses Theatermoment nehmen. Oder dieses Impro-Moment auch, dass Dinge gezeigt werden. Und jemand sagt, ich habe jetzt eine Ratte in meiner Hand, aber wir sehen, da ist nichts in der Hand. Und das ist eine Schatulle, aber da ist keine Schatulle. Und deswegen finde ich das sehr passend. Hast du dazu auch nichts geschrieben?
Johannes Franke: Ich habe auch dazu nichts geschrieben, Floor. Soll ich kurz? Mach mal, Floor.
Florian Bayer: The Redcatcher erzählt Die Geschichte von einem Redcatcher, DER mehr... Mehr Ratman als Ratcatcher ist, So wird er auch genannt von unserem Erzähler. Und dieser Ratcatcher kommt in einen kleinen Ort, zu einem kleinen Laden. Die haben Probleme mit Ratten.
Johannes Franke: Der ganze Ort.
Florian Bayer: Der ganze Ort hat Probleme mit Ratten. Und es wird ziemlich klar, dieser Ratcatcher ist sehr exzentrisch. Der sagt nämlich, wenn du eine Ratte erlegen willst, musst du dich wie eine Ratte fühlen, Du musst wie eine Ratte denken. Und er scheint wirklich auch alles über Ratten zu wissen. Er hat auch immer ein paar Ratten, irgendwo in seinen Taschen stecken. Und seine Idee ist, Wir kriegen die Ratten, indem wir sie erstmal ordentlich füttern. Wir legen ihnen überall Essen aus. Ratten sind nämlich sehr intelligent. Das ist ein langer Job, Wir brauchen einen langen Atem. Und dann Irgendwann legen wir Giftköder aus, die genau Dasselbe sind wie das Essen, was wir Ihnen vorher gegeben haben. Und das funktioniert aber anscheinend nicht. Weil wenn er dann wiederkommt, stellen Sie fest, dass das Essen, was Sie ausgelegt haben, gegessen wurden. Die Giftköder aber nicht angefasst wurden. Was den Ratcatcher sehr verärgert, weil er ist ja wirklich jemand, Der Ahnung von Ratten hat. Ralph Hines sieht auch wirklich aus wie eine Ratte in diesem Film, inklusive der Rattenzähne und dem Rattengesicht.
Johannes Franke: Es ist so toll gemacht, oder? Die Maske und sein Gang. Und wie er das spielt, Es ist schon beeindruckend.
Florian Bayer: Es wird so ein bisschen angeteasert, dass die Ratten sich eventuell auf einen Menschen gestürzt haben, der nicht mehr auf den Ratten ist.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Auf jeden Fall wahrscheinlich aus Redemption-Gründen. Einfach, um zu zeigen, dass er wirklich Ahnung von Ratten hat, Will der Ratcatcher dann die... Führt der Ratcatcher für die beiden, die ihn angeheuert haben, Zwei Vorführungen auf. Zum einen zeigt er, wie er eine Ratte mit einem Frettchen tötet und zwar in seinem Hemd. Er steckt sich die Ratte und das Frettchen ins Hemd und lässt das Frettchen die Ratte jagen und töten. Und zum zweiten, dann aber viel krasser, Er sagt, er schafft es, eine Ratte zu töten, ohne seine Hände zu benutzen, ohne seine Beine zu benutzen, ohne alles zu benutzen. Und dann haben wir so einen wirklichen Showdown zwischen Ratcatcher und Ratte, wo er das demonstrieren will. Wir haben eine kleine Stop-Motion-Szene, so typische. Anderson, Die Ratte, bewegt sich in Stop-Motion. Sie starren sich gegenseitig an und er beißt dann der Ratte den Kopf ab. Ende.
Johannes Franke: Genau. Mit dem schönen Satz, Er stellte fest, dass er seine Zuhörer verloren hat. Also zog er wieder ab.
Florian Bayer: Er versucht Halt alles, um zu zeigen, dass er der absolut überlegene Ratcatcher ist. Wirft dann auch noch eine Geschichte ein von Schokolade, die aus Rattenblut gemacht ist und dass jeder mal Rattenblut gekostet hat. Und dass es ja eigentlich ganz lecker ist.
Johannes Franke: Wie findest du diese Geschichte? Du scheinst nicht ganz so begeistert zu sein?
Florian Bayer: Das war der Moment, wo Wes Anderson mich verloren hat. Wirklich? Ja, Wes Anderson verliert mich meistens nach einer Dreiviertelstunde. Oh, scheiße! Aber ich glaube, er hat mich nicht, weil davor war das One und die war wirklich gut, Er hat mich, glaube ich auch nicht nur verloren, weil dann die Zeit fortgeschritten war und der typische Wes Anderson Moment gekommen war, sondern einfach, weil ich das einfach ziemlich lame, fand. Die Geschichte hat mir nichts gegeben.
Johannes Franke: Ich muss auch sagen, dass die Geschichte als Geschichte, also als Roald Dahl-Geschichte eigentlich am Lamesten ist. Ich habe auch die Geschichte beim Lesen danach bei Roald Dahl nicht als was Besonderes empfunden. Tatsächlich, fand ich nicht interessant. Was mich hier interessiert, sind die Schauspieler, ist das Set, ist, diese Art und Weise mit Ratte zu spielen, die nicht da ist, mit der Dose zu spielen, die nicht da ist. Ich saß mit offenem Mund da und dachte, wow, What the fuck, Wie geil ist das denn? Ich sehe alles und es ist nix da. Es ist Pures Theater. Er mutet uns, das zu, ohne mit der Wimper zu zucken, ohne irgendwas erklären zu wollen, ohne irgendwie Ausflüchte zu nehmen, Weil er sich selbst nicht traut, sondern wes. Anderson zieht das 100% einfach durch.
Florian Bayer: Ich fand das sehr putzige Stilmittel, mit der Ratte, die nicht zu sehen ist, mit dem Fretschen, das nicht zu sehen ist. Ja, das war aber auch tatsächlich das Einzige, also, es tut mir wirklich leid.
Johannes Franke: Und die Stop-Motion-Ratte. Die ist großartig. Oh,
Florian Bayer: ich habe schon so viel Stop-Motion von Wes Anderson gesehen. Was heißt, wie viel?
Johannes Franke: Es gibt von ihm The Fantastic Mr. Fox. Genau. Isle of Dogs Hast du nicht gesehen.
Florian Bayer: Nee, Aber in anderen Filmen hat er doch auch immer mal wieder. Stop-Motion.
Johannes Franke: Nein, nein, nein.
Florian Bayer: Und wir hatten in The Swan hatten wir einen Stop-Motion-Moment, wenn der Junge auf den Baum geht.
Johannes Franke: Ja, komm, ein ganz kurzer Moment.
Florian Bayer: Ja, genau, WES Anderson, Stop-Motion. Nee, ich fand es tatsächlich, Ich fand auch die Stop-Motion JETZT nicht... Besonders aufregend. Oder
Johannes Franke: ich fand ihn so schön, Den Moment, wo die Ratte anfängt, sich zu bewegen.
Florian Bayer: Ich fand, es war wirklich einfach nur ein langweiliger Kurzfilm mit einer Nullhandlung, zwei, drei netten ästhetischen Ideen, aber ansonsten viel zu viel. Wes Anderson. Viel zu viel diese Wes Anderson Kartragen. Wir sind übrigens wieder 4 zu 3. In This One, hat er die Aspect Ratio aufgezogen. Das ist aber 16 zu 9. Und es passiert einfach nichts, was mich irgendwie catcht. Und ich sitze am Ende da und denke so, what? Weil die Geschichte auch so komplett ins Leere läuft. Ja, der Stare-Down zwischen Ralph Hines als Ratcatcher und Rupert Friend, der wieder dabei ist. Wo quasi Rupert Friend die Rolle der Ratte übernehmen muss. Das war ganz cool ästhetisch. Ja, aber das reicht mir dann einfach nicht. Ja,
Johannes Franke: also, ich verstehe, wenn man dann sagt, okay, hier inhaltlich ist nicht viel zu haben. Mich interessiert es nicht, und wenn ich jetzt visuell nicht besonders gecatcht bin, weil es mich nicht interessiert, weil das nicht mein Ding ist. Dann verstehe ich das auch, aber von dir habe ich mehr erwartet. Weil visuell ist das so geil und die Theaterideen da drin sind, so geil. Ich war wirklich absolut hingerissen.
Florian Bayer: Naja, Visuell ist es halt Wes Anderson Herbst. Es ist alles gedämmt.
Johannes Franke: Ich bin mal ein Puppe schmatzen.
Florian Bayer: Wir haben sehr viele Bilder, wo Menschen hingesetzt werden und sehr statisch gucken.
Johannes Franke: Dann ist es das Schauspiel von Ralph Fiennes und den anderen beiden. Ja,
Florian Bayer: Ralph Fiennes spielt halt eine Ratte. Ich habe darauf gewartet, so irgendwie ein Wehrwolf-Ratte. Ein Twist wäre ganz nett gewesen. Aber es ist deutlich weniger dynamisch als Swan und Henry Sugar. Und um da nochmal drauf zurückzukommen, Henry, Sugar und Swan sind beide deutlich dynamischer als das, was man sonst von Wes Anderson kennt. Einfach bei dem einen, weil sich das Bühnenbild die ganze Zeit bewegt, bei dem anderen, weil wir uns die ganze Zeit durch die Bühne bewegen, inklusive Wackeliger Kameradrucker manchmal. Wes Anderson traut sich manchmal ein bisschen mit der Kamera zu wackeln und denkt so, wow, Also nicht Wes Anderson selbst, sondern den Kameramann, den er diesmal an Bord hat, und zwar Robert Joman und Roman Coppola war es bei The Swan. Die trauen sich auch, mal ein bisschen zu wackeln. Das ist was, Was bei Wes Anderson unerhört, ist eigentlich. Aber dazu, dass die Geschichte halt echt durchschnittlich ist, fällt er auch noch in sein typisches Wes Anderson Scheme zurück in The Red Catcher. Und zeigt uns einfach nur Fassaden und alles so ein bisschen flach. Sowohl vom Bild als auch vom Inhalt. Es ist flach, es ist diese Wes Anderson Flachheit. Sowohl von den Bildern, Wir stellen einen Mensch vor, eine Wand, die spannend aussieht, als auch von der Geschichte.
Johannes Franke: Es gibt wenigstens eine Gasse nach hinten. Genau,
Florian Bayer: das ist die Tiefe in diesem Film. Die Tiefe in diesem Film ist die Fucking Gasse.
Johannes Franke: Gibt es eine Moral von dem Ding? eigentlich?
Florian Bayer: Nein. Sag mir eine. Nee,
Johannes Franke: irgendwie weiß ich auch nichts.
Florian Bayer: Haben wir was gelernt? Nein. Ich werde diesen Film vergessen haben. Und wenn du mich in drei Jahren nach Wes Anderson fragst und diesen Film erwähnst, sage ich, ah, War das das, wo Sie in Indien mit dem Zug zu dem Hotel kam? Und dann der Ratte den Kopf abbeißen. Der wird einfließen in diesen Wes Anderson Cosmos von Irgendwas findet irgendwo statt. Es ist mir mit French Dispatch schon passiert.
Johannes Franke: Nein.
Florian Bayer: ICH KÖNNTE dir... Ich könnte dir von French Dispatch, könnte ich dir nicht mehr, Ich finde, ich habe ein gutes Filmgedächtnis.
Johannes Franke: Ja, das hast du tatsächlich, ja.
Florian Bayer: Ich könnte dir von French Dispatch nicht mehr sagen, was wesentliche Handlungspunkte waren, obwohl wir im Podcast drüber geredet haben. Sprich, Ich habe ihn nicht nur geguckt, sondern mich intensiv damit auseinandergesetzt. Es verschwindet alles. Und ich könnte dir, Du könntest mir von einer Szene erzählen und ich könnte dir nicht sagen, ob sie in French Dispatch oder im Grand Budapest Zug stattgefunden hat.
Johannes Franke: Fährt und federt ihn! Vorsicht, Die Mistkabeln. Oh Leute, bitte, schreibt böse Briefe an Plur. Helft mir. Ja, gut, also nein, Du hast natürlich recht, dass das hier inhaltlich jetzt nicht der Höhepunkt dieser Anthologie ist. Du hast vollkommen recht. Aber der Rest ist großartig. Und ich möchte 20 solcher Filme sehen von ihm, wo er dieses Theaterding weiterführt.
Florian Bayer: Das Theaterding ist wirklich nett. Das ist eine Coole Ästhetik. Und wenn er damit eine Geschichte erzählen würde, Die Gehalt hätte, könnte das was werden.
Johannes Franke: Hast du gerade gesagt, Wes Anderson, das könnte was werden, Bleib dran.
Florian Bayer: Nochmal, Ich hasse Wes Anderson ja nicht. Wes Anderson hat tolle Ideen, Wes Anderson ist ein großartiger, Wes Anderson kann erzählen. Wes Anderson ist ein super Erzähler, Wes Anderson ist ein großartiger, setgestalter und Weltengestalter. Es ist halt so, es fehlt halt so ein bisschen die, Es fehlt halt einfach ein bisschen was. So wenig Fett dran, so wenig Speck, so wenig Fleisch. Keine Ahnung.
Johannes Franke: Gehen wir zur nächsten.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Poison.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Ist da mehr Speck dran? Shit, bin ich auch nicht. Das ist nämlich für mich der Schwächste, wo ich denke, ja, okay, Netter Twist, Dass am Ende diese Schlange nicht existiert. Also es geht darum, Kurz zusammenfassen. Jemand liegt in einem Bett, traut sich nicht zu atmen. Es kommt jemand anders rein, sagt, was ist los? Er sagt. Ich habe eine tödliche Schlange, die unter meiner Bettdecke wartet, um mich zu beißen. Beziehungsweise Sie schläft noch, Aber wenn ich mich bewege, wacht sie auf und beißt mich. Und dann geht erstmal so, Alarmglocken, um Gottes Willen, bewegt dich nicht, Atme nicht, mach gar nichts. Ich rufe den Arzt an, Der Arzt kommt, macht sein Ding, schlägt sich die Nacht, um die Ohren, um ihm zu helfen. Am Ende gibt es keine Schlange. Der Typ, der aufspringt und sagt, er hätte da die Schlange gehabt, beschimpft den Arzt, Wüst und rassistisch, glaube ich. Und der Arzt zieht ab und sagt, ich möchte nichts mehr mit euch zu tun haben. Oder sowas. Und das war's.
Florian Bayer: Viel mehr passiert auch nicht. Diesmal zieht er die Leinwand richtig auf. Wir sind im Cinema Scope.
Johannes Franke: Stimmt, ja.
Florian Bayer: Wir können auch kurz, also ich meine, die Ideen, Es sind so ein paar wirklich nette Ideen drin. Es gibt diesen einen Moment. Unser Erzähler ist Timber Woods. Der wird gespielt von DEV Patel, der auch davor. Also, um das vielleicht nochmal allgemein zu sagen. Ich finde die Idee wunderbar, dieses Schauspielensemble in allen Filmen zu verwursten. Also wir haben Ralph Fiennes, DER EBEN nicht... Nur Roald Dahl spielt, sondern auch den Ratcatcher und den wütenden Polizisten in Henry Sugar.
Johannes Franke: Und einen Casino-Menschen. Ganz toll.
Florian Bayer: Ja, auf jeden Fall. Wir haben Benedict Cumberbatch, der Henry Sugar selbst spielt und der auch hier quasi der Protagonist ist, nämlich die Person, die im Bett liegt und Angst vor der Schlange hat.
Johannes Franke: Ja, wahrscheinlich eher die zweite Figur, weil Dev Patel ist eigentlich die wichtige.
Florian Bayer: Dev Patel ist unser Erzähler hier und er spielt in Henry Sugar den Arzt. Der die interessante Geschichte hört und aufschreibt, die dann später Henry Sugar liest.
Johannes Franke: In Redcatcher, Richard Iody.
Florian Bayer: Richard Iody in Redcatcher. Ah, genau, Die Erzähler wechseln auch immer. Das ist auch ganz interessant. Wir haben tatsächlich vier Erzähler. Wobei In Henry Sugar haben wir selbst vier Erzähler. Deswegen fällt der ein bisschen raus. Aber wir haben Redcatcher, einen anderen Erzähler als in The Swan und einen anderen Erzähler nochmal in Poison. Und genau, hier ist es DeV Patel. Der Ja, der macht es gut. Ich mag Dev Patel, der ist einfach cool.
Johannes Franke: Ja, der ist einfach gut, natürlich.
Florian Bayer: Und dann gibt es zum Beispiel so einen schönen Moment, wenn die Kamera über ihre Köpfe geht. Und er nach oben guckt. Also Sie gehen durch dieses Haus, durch dieses kleine Kolonialherrenhaus, oder was auch immer das sein soll. Und dann ist die Kamera über ihnen, Sie gehen in den nächsten Raum, bleiben Kurz stehen. Er guckt nach oben und erzählt dem Publikum, wie es jetzt weitergehen wird und was passiert. Und dann haben wir noch Ben Kingsley, ganz wichtig, der hier den Arzt spielt. DER den... In Henry Sugar Den Mann spielt,
Johannes Franke: der sehen kann.
Florian Bayer: Genau, in den zwei Geschichten. Ben Kingsley kommt nicht in The Ratcatcher und auch nicht In This One For...
Johannes Franke: Und ich finde auch, das ist wieder ein Theater-Moment. Weil Theater, Du hast ein limitiertes Ensemble von fünf oder acht Leuten. Und die sollen dann zwölf oder fünfzehn Figuren spielen. Das ist halt so. Und das ist auch sehr, Sehr gut gelöst, finde ich, in den Filmen.
Florian Bayer: Und es ist gut, weil es vor allem wirklich gute Schauspieler sind. Ja, natürlich. Außer ausnahmslos. Und das macht natürlich sehr viel aus.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und wenn du da die falschen Leute hättest, wäre es sehr schnell dinner. Theater, Weil das unfassbar nerven kann, wenn du die gleichen Personen immer siehst. Hier sind es einfach durch die Bank. Gute Schauspieler, die es einfach drauf haben, in ihre Rollen zu schlüpfen.
Johannes Franke: Und tolle Maske und so.
Florian Bayer: Tolle Maske. Und obwohl ihre Rolle vor allem darin besteht, staccatoartig zu sagen, was passiert, und wenig Emotionen zu zeigen, trotzdem... Andere sind in jeder einzelnen Rolle. Und das macht... Das Gesamtkonzept mit diesem Ensemble sehr stark. Aber ja, Poison ist einfach eine Nichtsgeschichte am Schluss. Und genau dasselbe wie bei The Ratcatcher. Du wirst mir in drei Jahren erzählen, Und dann kannst du dich noch an. Die Szene aus dem Wes Anderson Film erinnern, Wo jemand denkt, dass eine Schlange in seinem Bett liegt. Und ich werde sagen, ist das im Zug, in Indien oder im Hotel in Frankreich? Und ich weiß nicht mal, ob das Hotel in Frankreich steht.
Johannes Franke: Keine Ahnung. Grauen Budapest Hotel. Budapest wahrscheinlich.
Florian Bayer: Und das ist ein Wes Anderson Problem. Es gibt eine Vergesslichkeit, die seinen Film in den Mund... Das teilt Wes Anderson mit seinem größten Feind. Dem Marvel Cinematic Universe. Oh, Gott! Weil das ist genauso.
Johannes Franke: Größte Beleidigung, die Du Wes Anderson entgegenwerfen kannst.
Florian Bayer: Wenn du mich fragst, wer ist der Bösewicht in Iron? Man 2, kann ich nur mit den Schultern zucken, weil das alles austauschbar ist.
Johannes Franke: Aber hast du Iron man 2 überhaupt gesehen? Hab ich.
Florian Bayer: Oh. Ich hab nicht wenige Wes Anderson Filme gesehen, Ich hab nicht wenige Marvel Filme gesehen. Und ich glaube, sie teilen das. Und das sage ich mit so Hochgenuss natürlich, weil die Leute sagen, die Leute, die Wes Anderson lieben, Natürlich sagen, das ist der Gegenentwurf zum Hollywood.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Vor allem zu dieser Marvel-Eindimensionalität und Einfalt. Aber sie teilen dasselbe Problem. Die Filme werden austauschbar, weil sie sich zu sehr ähneln. Und das ist traurig, weil beide, sowohl Marvel als auch Wes Anderson, anders angefangen haben. Wes Anderson kommt ja aus einer Ecke, wo er... Wes Anderson war ja ein origineller Regisseur. Der hat ja wirklich fantastische Filme gemacht. Und Wes Anderson ist irgendwann in den 2000ern so ein bisschen zu einer Gruppe gekommen. Kopie von sich selbst geworden. Und in seinen schlimmsten Momenten ist es halt so wie in Poison.
Johannes Franke: Ja, aber deswegen habe ich ja auch das gewählt, weil hier der Theatermoment viel stärker und bis zu einem, Also nicht in Poison, sondern in den anderen. Auf eine Art und Weise perfektioniert ist, die es einfach vorher in den Wes Anderson filmen so nicht gab.
Florian Bayer: Und ich finde auch, es ist, was Ideen betrifft, nee, French Dispatch war auch voller Cooler Ideen. Nicht Ikea. Auch wenn es gerade so, was passiert, so ein bisschen hinwegfadet. Ich weiß noch, dass ich French Dispatch geguckt habe und wieder gedacht habe, oh, das ist eine Coole Idee, Das ist eine tolle Spielerei und super, wie er das hier gemacht hat. Und so weiter. Denke ich hier auch. Ich finde es hier tatsächlich cool, weil er diese Dynamik drin hat, die man sonst nicht so bei ihm sieht. Und ich finde, es ist einfach grundsätzlich einfach cool, was er hier macht. Wie er die vierte Wand bricht, wie er sets inszeniert, wie er die Kamera bewegt, wie er Dinge andeutet. In Preußen ist davon halt auch am wenigsten zu sehen, weil es wirklich reduziert ist. Auf einen Mann, der im Bett liegt und kaum reden darf. Da kann er nicht so viel rumspielen und dadurch wird er vielleicht auch zum Schwächsten von den Vieren.
Johannes Franke: Was ich allerdings schätzen kann, ist das zu probieren, damit irgendwie was zu machen und aus den Geschichten, auch wenn sie kurz sind. Und ich bin ein bisschen sauer auf dich, dass du die Filme zusammen geguckt hast. Die waren als getrennte Filme angekündigt und du hast sie nacheinander geguckt. Und der eine Film hat dafür gesorgt, dass Du in dem anderen Film dann... Zu genug von Wes Anderson. Ästhetik hattest, was nicht die Art und Weise ist, wie du es gucken solltest.
Florian Bayer: Aber du sagst doch selbst, es ist der schwächste Film. Also hätte der irgendwas gewonnen?
Johannes Franke: Nein, Aber wenn du den Frisch geguckt hättest, hättest du dich nicht schon so genervt.
Florian Bayer: Das heißt, ich hätte einen Tag Pause machen sollen.
Johannes Franke: Du hättest zwischen jedem Film genug Pause machen müssen, weil es sind vier getrennte Filme und die musst du getrennt. gucken.
Florian Bayer: Netflix hat sie als einen... Ja,
Johannes Franke: Idioten. Idioten.
Florian Bayer: Ich finde es tatsächlich okay, und ich finde sogar, Das Ding gewinnt dadurch. Ein bisschen, weil es eine gute Rahmung hat.
Johannes Franke: Ich habe sie getrennt geguckt, als sie rausgekommen sind. Und zwar hat Netflix sie auch so rausgebracht. Sie hat am Anfang Henry Sugar rausgebracht, einen Tag später den nächsten. Also Dienstag angefangen, Freitag aufgehört. Ein Film am Tag. Toll.
Florian Bayer: Was ist aus dem guten alten Binge-Watching geworden? Das war das Alleinstellungsmerkmal von Netflix, womit Netflix sich in den 2010ern von HBO unterschieden hat. Die haben gesagt, nee, WIR MACHEN nicht... Gideon. Jede Woche eine neue Episode. Und ihr müsst warten. Wir bringen jetzt House of Cards, die gesamte Staffel raus. Bam, hier habt Ihr es. Und die Leute haben ihn aus der Hand gefressen. Es hat funktioniert.
Johannes Franke: Total. Aber bei Wes Anderson ist es doch viel schöner, eine ganze, Wes Anderson Woche zu haben.
Florian Bayer: Das könntest du zu jeder Serie auch sagen. Es ist doch viel cooler, bei House of Cards warten zu müssen, gespannt zu sein, Wie es weitergeht. Was haben diese Kurzfilme auf Netflix verloren?
Johannes Franke: Ich habe keine Ahnung. Das hat, was damit zu tun, vor allem, dass Netflix diese Rechte an Roald Dahl gekauft hat. 2011, glaube ich, oder? Nee, 2021. 2021. 2021 und dann angefangen hat, eben das zu verteilen. Also, sie haben das gesamte Werk, glaube ich, von Roald Dahl.
Florian Bayer: Sie haben die Roald Dahl Story Company für 686 Millionen Dollar gekauft. Das heißt, die haben jetzt einfach Roald Dahl in der Hand.
Johannes Franke: Genau. Und die können jetzt alles machen, was sie wollen, damit.
Florian Bayer: Und ich bin auch sehr gespannt, was sie damit machen. Jetzt kommen wir so ein bisschen zu Netflix. Netflix ist total faszinierend. Wir sind Millennials, wir haben das live miterlebt als Erwachsene bereits, Wie Netflix groß geworden ist. Wie dann die ersten, die wir kannten, Netflix benutzt haben. Ich habe tatsächlich bei dir zum ersten Mal auf Netflix drauf geschaut. Du warst wirklich Early Adopter,
Johannes Franke: ich erinnere mich.
Florian Bayer: Und ich habe dann gesagt, ist das nicht nervig? Und ist das Angebot nicht so ziemlich dünn? Und dann hast du gemeint, nee, guck mal, ist eigentlich ganz geil. Und hier sind so ein paar überraschende Sachen dabei. Ich bin bei Netflix eingestiegen, als Sie House of Cuts gemacht haben. Das war so das große Ding. Also, das war auch ein großer Coup von ihnen. Ja,
Johannes Franke: und es war ein Einstiegspunkt für viele, viele, viele Tausende, Millionen, keine Ahnung, Menschen.
Florian Bayer: Unfassbar viele. Und Netflix war ja wirklich der heißste Scheiß in den 2010ern. Alle wollten wie Netflix sein, weil Netflix es verstanden hat. Also Netflix hat halt zwei Sachen richtig gemacht. Die haben zum einen das Konzept von HBO übernommen, dass sie... Leuten Serien in die Hand geben, Vor allem Serien waren es damals, und sagen, Ihr habt volle künstlerische Freiheit, ihr dürft damit machen, was Ihr wollt. David Fincher, Du willst eine Serie produzieren? Hier, bitte, Wir mischen uns nicht ein, Mach, was Geiles, bring uns ein paar Emmys, Wir sind glücklich.
Johannes Franke: Das war tatsächlich das Verkaufsargument, was unter Künstlern das große Ding war. Auf der einen Seite die Consumer, Das ist eine Nummer, Das ist die wirtschaftliche Frage. Und so, wer kauft das Ganze und wann hat Netflix das Geld dafür wirklich einfach... Geld hinzuwerfen und zu sagen, mach mal. Die Künstler, die Regisseure und so weiter, Die waren so beseelt und glücklich und alle wollten irgendwie mit Netflix zusammenarbeiten, weil sie gesagt haben, die rufen einfach mal einmal an in der Woche und fragen, läuft's gut? Und man sagt, ja, läuft gut. Und dann legen die wieder auf. Und das war's. Mehr machen die nicht. Und das war toll.
Florian Bayer: Das war wirklich so eine Goldrush-Stimmung. Also davor, So. In den 90ern, war es HBO, die sich plötzlich getraut haben, So was wie Sopranos zu machen. Und wenn man ehrlich ist, haben die das ja auch eigentlich, Die haben das eingeführt mit so Serien wie Sopranos. Und was waren die großen drei? Sopranos, Sex and the City und Six Feet Under?
Johannes Franke: Ich keine Ahnung.
Florian Bayer: Und dann später halt so was wie Game of Thrones und so. Und dann haben das alle versucht, zu kopieren. Netflix hatte halt zusätzlich noch diesen Vorteil, dass sie nicht nur die verstanden haben, was... Künstlerisch funktioniert, Sondern, dass sie halt auch den Distributionsweg der Zukunft verstanden haben und gesagt haben, Wir machen jetzt keine DVDS mehr und verschicken die, sondern wir machen jetzt alles online. gucken. Aber es hat sich auch irgendwie wieder ein bisschen geändert.
Johannes Franke: Ja, das ist auch tatsächlich, um den Bogen zu spannen, Die künstlerische Freiheit ist ein kleines bisschen zurückgegangen. Man hat nicht mehr nur Berichte davon, dass das alles super easy ist und man einfach das Geld in die Hand gedrückt bekommt und mach halt. Sondern da sind die Telefonate durchaus ein bisschen ernsthafter geworden.
Florian Bayer: Und woran liegt es? Liegt es am Konkurrenzdruck? Weil ich meine, Mittlerweile haben wir vier, in Deutschland haben wir drei, Vier Streaming-Services, die um die Gunst des Publikums kämpfen.
Johannes Franke: Ich glaube, es ist nicht nur die Konkurrenz, sondern die Art und Weise zu gucken. Hat sich doch auch wieder geändert. Ja,
Florian Bayer: Binge-Watching ist so ein bisschen vorbei, oder? Ja,
Johannes Franke: ich glaube auch. Es ist einfach, ja, Konkurrenz wird auch ein Thema sein, auf jeden Fall. Und dann kriegt man Panik. Und dann denkt man, wir müssen in unserem Konzept was ändern, damit wir wieder Nummer eins sind, was völlig unnötig sein könnte. Aber ich glaube einfach, die Art und Weise, Online-Filme zu gucken, ist anders, weil es einfach nur noch heißt, ja, wir gucken halt Online-Filme. Wer guckt noch lineares? Fernsehen? Das war ja damals noch total drin. Das war ja die Norm, damals. Jetzt, wo es nicht mehr die Norm ist, hat sich das ganze Eigendynamisch verändert.
Florian Bayer: Und Netflix ist ja schuld daran. Netflix hat ja diese Veränderungen geführt. Also, ich habe das Gefühl, also Als Consumer spreche ich jetzt mal, Die Qualität ist tatsächlich schlechter geworden, Beziehungsweise die Quantität ist größer geworden, aber darin vor allem mehr, so auch die Misses. Als Netflix diese Boomphase hatte mit House of Cards, mit Orange is The New Black. Und mit, sagen wir mal, der ersten Staffel von Stranger Things, wobei es da schon aufgehört hat, da war es so, dass eine große Netflix-Serie rauskam, die das kam. Zwei, dreimal im Jahr vor. Und dann war das auch mit entsprechender Ankündigung, Dann war das wirklich, Worum auch ein Hype entstanden ist. Und dann hast du dich mit Freunden getroffen und hast gefragt, hast du die Serie schon gesehen? Das war das, über das alle geredet haben. So wie in den 80ern über Wetten, dass geredet wurde am Montag.
Johannes Franke: Aber was ich auch gut fand, war, die Entwicklung dann weiter, dass Netflix gesagt hat, wir können jetzt, dadurch, dass wir eine riesige, potenzielle Zuschauerschaft haben, wieder in Nischen denken. Ja. Wir machen eine Serie. Nicht unbedingt für alle, damit, die dann wiederum untergeht, weil sie, wenn sie für alle ist, eigentlich für niemanden ist, weil sie nichts, sagt. Sondern wir nehmen uns eine Nische, die finden wir geil. Und wenn wir dann aus der Nische herauskommen, Weil es noch andere Leute findet, die das Geil finden, umso besser. Aber wir können uns leisten, für eine Nische zu produzieren, weil die groß genug ist, Weil unsere Gesamtzuschauerschaft durch das Internet sehr groß ist. Das fand ich auch als Künstler total geil, weil ich gedacht habe, okay, ja, dann wirf da mal Geld rein. Und Netflix hat sich zunehmend gedacht, okay, Wir werfen aber nur Geld für zwei Staffeln rein oder nur eine Staffel. Und wechseln dann sofort wieder in die nächste Nische und machen einfach Masse. Und ich glaube, die Masse hat das Problem verhoffen.
Florian Bayer: Das Spannende ist ja tatsächlich, dass das eigentlich, und das ist schon besser, als es früher war, Netflix und HBO, die in den 2000ern mit großen Serien groß geworden sind, Was die Künstler vor allem da hingezogen hat, war, dass sie gesagt haben, wir machen keine Piloten mehr. In den 90ern wurden bei Serien ganz oft Piloten gedreht. Dann hast du eine Folge gedreht, hast eine Staffel fertig geschrieben. Dann haben Sie gesagt, nach einem Piloten, nee, sorry, Publikumsreaktion war scheiße. Das bleibt bei dieser einen Folge. David Lynch hat das mitgekriegt, unter anderem. Deswegen wurde mal Hallentraff zu einem Film. Das sollte eigentlich eine Serie werden. Und es waren ganz viele, so Serien, wo die Künstler mit großen Erwartungen rangegangen sind, Dann enttäuscht wurden. Und Netflix und HBO haben gesagt, nee, nee. Leute, wenn Ihr für uns eine Serie schreibt, Ihr dürft eine ganze Staffel schreiben. Und dann drehen wir diese Staffel auch. Und wenn es dann scheiße, wird, okay, dann ist nach der Staffel Schluss. Aber immerhin habt ihr einmal Folgen machen können.
Johannes Franke: Aber es sind nur noch zehn Folgen. Also früher waren ja Staffeln von so Serien immer so. 20 Folgen oder 24.
Florian Bayer: Ja, das stimmt. Aber auch öfter mal so. 20, 25 Minuten. Wobei das auch nicht stimmt. Auch die großen, auch lost hatte, glaube ich, so 20 Folgen Staffeln. Och, Das war ermüdend. Das war natürlich auch vor dem Binge-Watching. Das war auch die Zeiten der... Man nicht eine Staffel rausgehauen hat, sondern eine Folge pro Woche. Und man musste wirklich warten. Sowas wie das Ding, Das erinnert mich an diese klorreiche Ära, auch so ein bisschen, weil ich glaube so, ja, man kann drüber streiten, Wie sehr Kurzfilme Ein Publikum ziehen. Und ich glaube nicht, dass mit diesen Kurzfilmen ein großes Publikum gewonnen wird für Netflix. Emmys können mit Sowas gewonnen werden.
Johannes Franke: Und ein Oscar kann dafür gewonnen werden.
Florian Bayer: Dazu kommen wir gleich. Aber schön ist, dass Sie sowas machen, dass Sie sagen, okay, wir öffnen unser Portal. Es gibt noch mehr als Filme und Serien. Und man ist so ein bisschen in diesem Streaming-Trott gefangen und denkt dann, Es gibt nur Filme und Serien oder im besten Fall nur noch Serien. Und dass so viel mehr möglich ist, innerhalb des Mediums und auf diesen Distributionswegen. Shows, Die ganzen Streaming-Services haben plötzlich Shows entdeckt. Ich bin überhaupt kein großer Fan von Unterhaltungs-Shows. Aber trotzdem finde ich es gut, dass dieser Trott aufgebrochen wird. Amazon und Netflix plötzlich Shows produzieren. Dokumentarfilme.
Johannes Franke: Und Trash-TV.
Florian Bayer: Trash-TV. Was ist jetzt? The Beast Games ist auf Amazon Prime gelaufen. YouTube-Formate. Das ist eigentlich ein YouTube-Format Und Amazon hat dann Geld in die Hand genommen. Und gesagt, du machst uns das jetzt als große Amazon-Show. Ist grandios gescheitert und alle machen sich drüber lustig, wie es gescheitert ist, aber immerhin. Sie versuchen es und das ist richtig gut. Und dann auch so was wie Dokumentation, Dokumentarfilme, Reportagen und Kurzfilme. Und das finde Ich cool. Es geht so ein bisschen dadurch inhaltlich zurück zum klassischen Fernsehen, weil das war ja so diese Bonbon-Tüte, bei der du gesagt hast, Klassisches Fernsehen kann alles sein, Aber es macht die Streaming-Landschaft bunter. Und das finde ich schön. Also, ich will mehr davon sehen. Egal wie hart ich jetzt mit diesen vier Filmen ins Gericht gehe. Ja, gebt mir mehr Kurzfilme und hyped Ihr auch. Gebt mir Kurzfilme von großen RegisseurInnen. Ja,
Johannes Franke: ja, total. Ich frage mich sowieso, weil die meisten Regisseure haben mit Kurzfilmen angefangen, seien wir ehrlich. Die meisten sind strugglend mit Mitte 20, haben kein Geld für einen langen Film, also machen Sie einen Kurzfilm. Und es gibt einen riesigen Markt an Festivals, der um Kurzfilme drumherum sich dreht. Und da passiert das Ganze ganz am Anfang.
Florian Bayer: Was für ein bizarrer Markt. Also Johannes und ich waren ja auch so ein bisschen in diesem Zirkus drin, weil wir haben, also Johannes, deutlich mehr als ich, Aber wir haben auch ein bisschen Kurzfilme gemacht. Ja, ja. Und sind auch auf Festivals gelaufen. und... Ich habe bis heute diesen Markt nicht verstanden und ich finde ihn total merkwürdig. Eigentlich ist es so, du nimmst dir eine Agentur und du beschmeißt die mit Geld, Damit die Dich auf Kurzfilmfestivals irgendwo auf Hawaii unterbringen.
Johannes Franke: Was ich an Geld da reingeworfen habe, Ich erzähle es hier nicht jetzt.
Florian Bayer: Nee, ich finde, es hat auch, was Dreckiges. Natürlich. Weil du läufst dann auch, die machen dann halt auch, so Prinzip Gießkanne. Die haben dann ihre Filme. Und die Schmeißen, die auf jedes kleine Festival, das Halt irgendwie diese Filme nimmt, von unabhängigen
Johannes Franke: Regisseuren. Aber das Dreckigere finde ich eigentlich, dass Regisseure jahrelang von einem Festivaljahr zum nächsten sich hangeln, nur, indem sie recherchieren, Was sind das für Themen und wie müssen die Filme aussehen? Nächstes Jahr, damit Sie in den Festivals eine Chance haben. Weil man ja tendenzen und Trends und so durchaus wahrnehmen kann.
Florian Bayer: Und plötzlich ist diese vermeintliche Indie-Branche genau so wie die große Big-Blockbuster-Branche. Genau derselbe Shit.
Johannes Franke: Also nicht komplett, ne? Also ist der Anteil sehr viel größer.
Florian Bayer: Es gibt einen großen,
Johannes Franke: großen Anteil von Künstlern, die wirklich was wollen. Aber es gibt halt wirklich auch Leute, die das zum Konzept machen, DA wirklich... Ich will nicht darüber reden.
Florian Bayer: Kunstgewerbe.
Johannes Franke: Ich find's noch schmutziger als alles andere.
Florian Bayer: Und Kulturindustrie. Es ist ja nicht nur ein Filmding. Ich hab ja auch ein bisschen in die Literaturlandschaft reingesprungen. Und was das betrifft, ist genau dasselbe. Die Wettbewerbslandschaft für Literaten ist genauso verdorben wie die Wettbewerbslandschaft für Kurzfilmer. Ja, okay. Ja, reden wir über Roald Dahl und seinen Antisemitismus.
Johannes Franke: Oh nein!
Florian Bayer: Um dieses nette Gespräch abzuschließen. Johannes wird mir nie wieder im Leben einen Wes Anderson Film geben.
Johannes Franke: Also Roald Dahl ist wirklich ein hinterletztes Arschloch gewesen, Was solche Sachen betrifft. Der hat wirklich, Wie kriegen wir das hin? Wie kriegen wir das hin, Werk und Autor zu trennen?
Florian Bayer: Ich krieg das gut hin.
Johannes Franke: Aber wie?
Florian Bayer: Du beurteilst das Werk. Es ist halt kein Problem, Roald Dahl Gebe ich kein Geld mehr. Roald Dahl ist tot und seine Familie hat sich sogar viel zu spät entschuldigt für seine antisemitischen Ausfälle. Das ist okay, ne? Und ich... Ich kann The Wonderful Story of Henry Sugar genießen, ohne Gedanken an Roald Dahls pamphlete gegen Israel, Seine sehr schrägen Verschwörungstheorien, was jüdische Weltverschwörungen betrifft und ähnliches genießen, einfach, weil das nicht vorkommt. Wenn das vom Künstler im Werk sich dann widerspiegelt, ist es nochmal was anderes.
Johannes Franke: Aber das ist halt die Frage, ne? Ob man dann diese Geschichte liest und die ganze Zeit grübelt. Ist da irgendeine Zweideutigkeit, die antisemitisch gelesen werden könnte? Ist der Red Catcher ein antisemitisches Werk?
Florian Bayer: Könnte kurz drüber nachdenken. Wobei, ja, klar, Diese Ratten- und Judenmetapher ist natürlich naheliegend. Man kann sich darüber dann nochmal Gedanken machen. Ich habe es jetzt nicht gesehen und man muss dann auch warten, überzuinterpretieren.
Johannes Franke: Aber man kann es rein interpretieren, Weil der Roald Dahl bietet es wahnsinnig gut. an. Und das tut mir schon weh. Und dann,
Florian Bayer: There is a trait in the Jewish character that does provoke animosity.
Johannes Franke: Alter, das ist ja noch nicht das schlimmste Zitat.
Florian Bayer: Nein, nein, nein. Ganz am Schluss sind wir dabei, dass er sagt, oh, und Hitler hat das schon aus einem gewissen Grund gemacht, ne? Fucking Holocaust-Rechtfertigung, alter!
Johannes Franke: Moment, Moment,
Florian Bayer: Moment.
Johannes Franke: Also Er hat gesagt, Hitler war ein Idiot.
Florian Bayer: Ja, aber?
Johannes Franke: Aber. Es war ihm wichtig, zu sagen, Hitler war ein Idiot, aber, Und damit wissen wir alle, wo es hinläuft, Dieses aber ist ja sehr mimetisch geworden. für, nein, ich bin kein Antisemit, aber. Ja,
Florian Bayer: Roald Dahl hat gesagt, ich bin ein Antisemit.
Johannes Franke: Das ist das Krass.
Florian Bayer: Das ist das Krass, wo er sagt, ja, ich wurde zum Antisemiten. Ja,
Johannes Franke: krass.
Florian Bayer: Und dieses wurde, Was dann nochmal dieses Krasse sagt, ja, ja, Ich wurde zum Antisemiten, weil die Juden uns alles in die Schuhe schieben. Ja,
Johannes Franke: also, er hat es wirklich, also er hat wirklich... Backups gegeben, hat wirklich nochmal gesagt, sie haben ihm die Chance gegeben, ne? Sie haben ihn gefragt.
Florian Bayer: Mehrmals.
Johannes Franke: Wie ist denn das jetzt, lieber Herr Dahl? Wie meinen Sie das denn? Und er so, ja, antisemitisch, also, es ist ja wirklich, also die Juden. Alter, alter,
Florian Bayer: alter, alter. Und selbst die krassen Antisemiten geben nicht zu, dass sie Antisemiten sind. Nein, nein, Ich bin Antizionist. Nein, nein, Ich bin nur gegen Israel.
Johannes Franke: Das hat er zwischendurch auch gesagt.
Florian Bayer: Aber dass er sogar sagt, ja, ja, ich bin übrigens Antisemit. Hier nochmal.
Johannes Franke: Also, es ist wirklich hart, und da fragt man sich natürlich, was steckt in seinen Werken an antisemitischen Gedankengut? Und es gibt einen Verlag, der seine Sachen verlegt, der sich wirklich hingesetzt hat und gesagt hat, okay, Wir müssen jetzt ein paar Leute beauftragen, die sich das Mal durchlesen und mal schauen, Welche Stellen sind das potenziell, die irgendwie verletzend sein könnten, entweder antisemitisch oder rassistisch und so weiter.
Florian Bayer: Das kommt ja noch dazu und ich glaube, das ist... Bei Roald Dahl, Wenn man in seinen Werken guckt, findet man viel mehr diesen kolonialen Rassismus Total. Ja,
Johannes Franke: total.
Florian Bayer: Also Willy Wonka zum Beispiel wurde sehr viel gelesen. Die Oompa Loompas, alle Klischees, die man irgendwie findet über Menschen aus fremden Ländern, die für uns arbeiten.
Johannes Franke: Ja, und Hexen, Hexen könnte auch eigentlich insgesamt so gelesen werden. Hexen,
Florian Bayer: Hexen ist eine jüdische Weltverschwörung.
Johannes Franke: Genau. Also, insofern, ja. Aber es geht ja auch nicht nur um grobe Zusammenhänge, die man als Kind vielleicht dann auch überhaupt nicht versteht, weil man diesen Background nicht hat. Hexen, Hexen, Wenn ich... Wenn ich das nicht wüsste, dass Roald Dahl so ein Antisemit war, dann würde ich das nicht reinlesen. Aber es gibt trotzdem viele kleine Formulierungsstellen, wo man sagt, oh, das will man vielleicht Kindern nicht unbedingt geben. Und da gibt es halt einen Verlag, der gesagt hat, Wir beauftragen die Leute jetzt, Die markern uns die Stellen an und machen uns Vorschläge, wie es anders sein könnte. Zensur? Und dann gibt es...
Florian Bayer: Nehmen uns wieder unsere Bücher weg. Wie kann das sein? Die Grünen sind schuld. Danke, Habeck.
Johannes Franke: Aber... Ich finde, die Diskussion sollten wir trotzdem interessiert führen.
Florian Bayer: Auf jeden Fall, klar.
Johannes Franke: Also, wir müssen ja trotzdem darüber nachdenken, Inwiefern wollen wir ein Werk eines schon verstorbenen Autoren, Das ist ganz wichtig, ändern und in welchem Zusammenhängen ändern wir das. Und ich finde, im Zusammenhang Kinder sollten wir uns auf jeden Fall darum Gedanken machen.
Florian Bayer: Ganz wichtiger Punkt, Wir ändern das Werk nicht. Das Werk bleibt ja trotzdem erhalten. Jeder wird wissen, es wird das Original weiterhin geben. Ich glaube, das haben ganz viele in dieser Zensurdebatte nicht verstanden, Wenn gesagt wird, warum wird uns das N-Wort weggenommen bei Pippi Langstrumpf. Die haben nicht verstanden, dass das Originalwerk ja trotzdem noch verfügbar ist.
Johannes Franke: Ja, und dass auch die Konnotation, mit der das gelesen wird, Das N-Wort, von ihr als Autorin eigentlich gar nicht so gemeint war. Also die Konnotation gab es damals in der Form für sie nicht beim Schreiben. Warum soll man das nicht einsortieren? Für die Kinder?
Florian Bayer: Für mich ist der entscheidendste Punkt, dass ein Originalwerk, was anderes ist als ein Werk, das leicht verändert wurde. Und dadurch, dass es das veränderte Werk gibt, Wird das Originalwerk nicht weggenommen. Es wird einfach, es wird so getan, als würde dann, als würde niemand mehr, als würde das aus den Geschichtsbüchern gestrichen werden? Und niemand wüsste mehr, dass das N-Wort davor kam. Aber das passiert ja nicht, Dafür gibt es ja kritische Gesamtausgaben. Ja,
Johannes Franke: natürlich.
Florian Bayer: Und das wurde, Das wird schon seit Jahrhunderten gemacht, liest den Urfaust und den Faust und guckt, Welche Adaptionen es von Faust gibt. Ja. Guckt euch an, was mit Nietzsche gemacht, wurde. Da gibt es auch eine ganze Editionsgeschichte. Und es gibt einfach Fokusverlegungen bei Veröffentlichungen, und es gibt einfach Dinge, die passieren. Wörter werden angepasst, Wörter werden modernisiert. Übersetzungen sind auch nochmal ein ganz eigenes Thema. Wenn du ein Werk veränderst, nimmst du das Originalwerk nicht weg, sondern bereicherst die Welt um ein wie auch immer verändertes Werk. Und wenn das dann zum Beispiel ein Pippi Langstrumpf, ist, das um zwei rassistische Worte gereinigt wurde, Ey! Ist doch super, wenn Du unbedingt das N-Wort lesen willst, wenn es dich total glücklich macht, das zu lesen In einem Buch, dann kannst du dir immer noch das Originalwerk nehmen. Das verschwindet nicht, das ist nicht ausgelöscht.
Johannes Franke: Vor allem hat einfach jeder die Chance, als Eltern zum Beispiel, sich zu überlegen, welche Variante kaufe ich denn jetzt? Ich bin ja nicht gezwungen, diese Variante oder diese Variante zu kaufen, sondern ich denke mir, ah, vielleicht will ich meinem Kind nicht das N-Wort antun, Also kaufe ich diese Version davon. Ist doch gut, dass es sie gibt, dass man die Wahl hat.
Florian Bayer: Genau. Und deswegen, Ich finde diese Zensurdebatten total albern, deswegen auch.
Johannes Franke: Aber ich finde, dass wir sie halten sollten. Nein,
Florian Bayer: wir sollten auf jeden Fall darüber reden, WIE wir, klar, natürlich, was machen wir mit Werken, adaptieren wir, wie übersetzen wir, aber das tun wir ja auch.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Und die Literaturwissenschaft und die Kulturwissenschaft führt diese Debatte schon viel länger, als es euch dumme Weißbrote da draußen gibt, die damit nicht klarkommen.
Johannes Franke: Ja. Aber schön, dass wir darüber geredet haben.
Florian Bayer: Ja, also fassen wir zusammen, Was haben wir gelernt? Roald Dahl ist ein Antisemit und hat seinen Antisemitismus in mindestens eine Geschichte hier verbaut. Er ist ein Kolonialherr, der seine kolonialistischen Ansichten in eine zweite Geschichte verbaut hat. Netflix hat deutlich an Qualität eingebüßt und Künstlerinnen fühlen sich bei Netflix auch nicht mehr so wohl. Habe ich irgendwas vergessen, Johannes?
Johannes Franke: Du hast vergessen, dass du bald Mitte 40 bist. Und sprichst wie ein 60-Jähriger, der die Welt nicht mehr versteht.
Florian Bayer: Aber wes Anderson ist doch dieser Typ. Wes Anderson ist... Boomer-Unterhaltung.
Johannes Franke: Was? AcH Mann,
Florian Bayer: Holger. Wes Anderson macht seit Ende der 90er Filme. Das ist nicht der junge, aufstrebende Regisseur, den ich hier nicht akzeptieren kann. Ich will doch nur, dass du irgendwann aufgibst.
Johannes Franke: Du willst, dass ich aufgebe, dass ich wes Anderson nicht mehr gucke?
Florian Bayer: Nein, du sollst Wes Anderson gucken und glücklich damit werden. Aber du brauchst keinen Wes Anderson mehr in diesen Podcast zu werfen.
Johannes Franke: Dann darfst du keinen Horrorfilm mehr reinwerfen.
Florian Bayer: Oh nein, okay.
Johannes Franke: Das ist Zensur, ist das, Flor? Das ist Zensur.
Florian Bayer: Nein, wir kommen gleich zum Fazit. Wir müssen vorher noch unsere Top 3 reinwerfen, oder?
Johannes Franke: Das sowieso, ja, ja. Kommen wir zur Top 3. Unsere Top 3. Ja, meine Top 3 mit dem Titel
Florian Bayer: Hell, Don't show.
Johannes Franke: Ja, weil. Normalerweise heißt es Ja, please show me something und nicht einfach nur erzähl mir, was. Dafür sind wir Filme, damit wir was sehen und nicht nur was hören. Aber ich finde, das macht er hier großartig. Ich will mir das anhören. Ich will mir gerne, das als illustriertes Hörbuch anhören. Es ist toll gemacht.
Florian Bayer: Es zeigt mal wieder, wie Cool Regelbrüche sein können, wenn man die Regeln verstanden hat.
Johannes Franke: Genau. Genau. Und jetzt gibt es natürlich mehrere Filme, die sehr viel erzählen und weniger zeigen. Allerdings auch viele Filme, die das schlecht machen. Und deswegen habe ich auch gar keine gute Top 3 zusammengezählt. Oh, no! Weil ich gar nicht so viel habe, wo ich denke, okay, Da wird mir was mehr erzählt als gezeigt und ich finde es geil.
Florian Bayer: Ja, es ist tatsächlich schwierig. Es ist wirklich, es ist Filmlehrbuch, ne? Ja. Du bist in einer Vorlesung, und der Dozent oder die Dozentin steht da und sagt, show, Don't tell. Und was haben wir für Beispiele, wo das nicht funktioniert? Und dann werden Beispiele genommen. Und du sagst, okay, ja, Der Off-Erzähler nervt einfach. Der muss nicht sehen.
Johannes Franke: Genau. Aber wie gesagt, was anders ist, guckt sich das an, kennt die Regel und sagt sich, nee, auf eine bestimmte Art und Weise, wenn ich das jetzt richtig mache, weil ich noch alle anderen Regeln anschaue und weiß, wie man ordentlich erzählt, dann kann das auch so funktionieren. Dann kannst du auch viel über einfach erzählen.
Florian Bayer: Das mag ich auch an Wes Anderson. Wes Anderson bricht Regeln, Wes Anderson Kann es, Wes Anderson bricht Regeln Und genau das, was er in, Oh, jetzt habe ich doch noch eine Szene in Erinnerung aus The French Dispatch, wo sie diesen Künstler beurteilen, Der so abstrakte Gemälde malt, Dann sagen sie, und wir haben ihm einmal vorgegeben, einen Vogel zu malen. Und er hat ihn perfekt gemalt. Sehen Sie, wie ein Foto. Das zeigt, dass er ein wirklich guter Künstler ist. Er könnte so malen, er könnte so realistisch malen, aber er entscheidet sich dagegen für diese abstrakten Werke. natürlich, ja, also, das ist auch, wes. Anderson bricht ganz oft mit Regeln der Erzählkinos. Und wenn es sowas ist wie Bruch der vierten Wand,
Johannes Franke: zum Beispiel, ja,
Florian Bayer: Und es macht seine Filme natürlich stärker. Also, er kann es einfach. Er ist einfach ein guter Filmemacher. Und diese Regelbrüche, Das ist da reingeschrieben und das ist toll.
Johannes Franke: Dann gucken wir nochmal, was du gefunden hast und was ich gefunden habe. In der Filmgeschichte, Wo Leute mehr übers erzählen als übers Zeigen, was Sie erreichen.
Florian Bayer: Ich glaube, ich habe drei gute Beispiel. Mein Platz 3 wäre, Wir haben auch im Podcast drüber geredet, du hattest ihn vorgeschlagen, Letztes Jahr in Marienbad aus dem Jahr 1961. Kamerafahrten durch Hotelgänge und ein Mann und eine Frau unterhalten sich, was letztes Jahr in Marienbad passiert ist. Und wir sehen eigentlich nichts, was geschieht, Sondern wir sehen die Kamera fast wie so ein sakrales Moment durch dieses Hotelfahren. Manchmal blicken wir auf Menschen, manchmal sehen wir kleine Situationen, Aber vor allem lebt der Film davon, dass der Mann und die Frau sich unterhalten und durch. Sich unterschiedliche Geschichten erzählen, Was denn nun letztes Jahr in Marienbad passiert ist. Teilweise sehr drastisch, teilweise sehr langweilig. Teilweise überhaupt nicht zu verstehen, aber wirklich sehr interessant. Ja,
Johannes Franke: ein toller Film. Also nicht leicht zu gucken, muss man sagen. Aber eine absolute Sehempfehlung, um so ein bisschen ein Gefühl dafür zu bekommen, Was Film noch alles kann und in welche Richtung das gehen kann. Ah,
Florian Bayer: Der Surrealismus aus dem Frankreich der 60er Jahre. Also, das muss man auch wollen.
Johannes Franke: Ja, das stimmt. Ich habe auf Platz 3 Hamilton. Ja, gut. Hamilton, der vor allem über ein Musical, also sing Don't Show, einfach wahnsinnig viel Info in kürzester Zeit. Also dieses Musical hätte wahrscheinlich noch mal dreimal so lang sein können, wenn er nicht in diesen Rap-Staccato. Was auch hier passiert, aber nicht als Rap, sondern aber auch, so Staccato-artig. Einfach so Informationen rein Cramped und das kannst du gar nicht alles zeigen.
Florian Bayer: Das ist gut. Poetry Slam hatten wir noch gar nicht gesagt, aber da ist natürlich auch, was hier passiert.
Johannes Franke: Total, ja. Absolut.
Florian Bayer: Washington, 7, T8, T8. Immer, wenn ich an Hamilton denke, habe ich so diesen Chor im Ohr, Der sagt, wo wir uns gerade befinden.
Johannes Franke: How did it bastard? Ja, ja, ja. Ach, wie schön. Hamilton haben wir besprochen, Ihr müsst euch die Episode anhören.
Florian Bayer: War wirklich schön. Also Johannes, Doch Johannes schafft es öfter, mich für ein Musical zu begeistern. Für Hamilton hat er mich wirklich begeistern können. Also vor allem, was die Songs und die Sets betrifft. Und vor allem, was die Songs betrifft und die Art, wie erzählt, wird.
Johannes Franke: Du warst nicht ganz zufrieden mit der historischen Akkuratesse.
Florian Bayer: Ja, und ich habe so ein bisschen bekrittelt, dass es sehr romantisiert, wie der, das Dadurch, Dass das so als multikulturellen Setting erzählt, wird, Dass diese Revolution ähnlich romantisiert wird, wie es auch von der konservativen Seite geschieht.
Johannes Franke: Aber wir haben viel darüber geredet, dass das auch sein können muss. Ja, ja. Dass man auch eben diese Mittel wählen dürfen, sollte, Auch wenn die von rechts viel benutzt werden.
Florian Bayer: Ja, ich war auch ein bisschen salty, weil das war nicht lange, nachdem Trump die Wahl gewonnen hatte. Ja,
Johannes Franke: das stimmt. Ja, Hamilton. Es geht um Hamilton. Alexander Hamilton, Der Mitgründungsväter war der amerikanischen. Also... Die Gründungsgeschichte von Amerika wird ja da auch wahnsinnig... ausgeschlachtet. Und Alexander Hamilton war immer so ein bisschen im Upside. Und jetzt hat Miranda ihn hochgeholt und hat ihm ein ganzes Musical gewidmet, weil er ihn so geil findet. Naja, ja. Aber sehr, sehr gut. Also wirklich ganz, ganz toll, weil es ein ganz trockenes Thema war, aber sehr, sehr gut aufbereitet.
Florian Bayer: Und alle haben es geliebt.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: alle haben es geliebt. Seine Easyguide in den USA. Und dann haben sie es wirklich gut für die Bühne verfilmt, von der Bühne verfilmt. Kann man sich auch anschauen. Also, es ist nicht einfach nur Kamera auf Bühne gehalten, sondern es ist wirklich auch als Film sehenswert. Mein Platz 2 Ja. Reservoir Dogs aus dem Jahr 1992 hat eine Szene. Und zwar trent Tarantinos Debüt. Es geht um einen Undercover-Cop, der sich in einer Gangsterbande einschleust. Einen Juwelier, Juwelinladen ausrauben will. Und um sich einzuschleusen und nicht aufzufallen, braucht er eine Geschichte. Also Sein Mentor sagt ihm, Jeder Gangster hat eine Coole Gangster-Geschichte. Ja. Er trainiert dann diese Geschichte ein, die er ihnen erzählt. Und zwar eine ganz banale Geschichte, wie er am Flughafen ist mit Drogen, die er schmuggelt. Und dann in den Klo geht, weil er noch schnell aufs Klo muss. Und dann stehen da vier Bullen und ein Hund. Und der Hund bellt ihn die ganze Zeit an. Und er muss halt cool bleiben. Das ist die Geschichte, die er erzählt. Und wir sehen dann, wie er diese Geschichte sich eintrainiert. Wie er wirklich mit sich selbst redet, um die zu üben. Und dann kriegen wir auch den Moment, wie er die in der Kneipe erzählt. Und wir sehen auch, wie er in diese Geschichte eintaucht. Und in dieser Geschichte weiter die Geschichte, erzählt. WEIL das... Ziemlich cool gemacht. Es ist eine kurze Szene, aber sehr elegant. Von Quentin Tarantino mit Meta-Ebenen gespielt.
Johannes Franke: Ich erinnere mich gar nicht, muss ich sagen, aber vielleicht müssen wir den mal irgendwann gucken. Ja,
Florian Bayer: den würde ich auch gerne mal gucken, aber wir haben ja Anfang des Jahres über Pulp Fiction geredet. Waren beide so, oh, das ist viel Style over Substance. Wie bei Wes Anderson, um das hinzuzufügen.
Johannes Franke: Aber nichtsdestotrotz, Quentin Tarantino ist ein Meister. In diesem Erzählen, diese Art und Weise zu erzählen. Es ist ja auch okay. Und das ist eine gute, Parallele, Das stimmt. Damals hast du ja gesagt, und das müsstest du jetzt Wes Anderson auch gönnen, dass Style Over Substance durchaus eine Option ist.
Florian Bayer: Ich Gönne Wes Anderson, jeden Erfolg, den er hat.
Johannes Franke: Okay, gut. Weil du so kritisch kommst die ganze Zeit.
Florian Bayer: Dein Platz zwei.
Johannes Franke: Mein Platz zwei. Mein Platz zwei ist The Breakfast Club. Wo sie konsequenterweise einfach nur in diesem einen Raum bleiben. Stimmt. Und mit den Schülern zusammen einfach diese Situation erzählen. Die sind alle zum Nachsitzen da.
Florian Bayer: Und jeder erzählt aus seinem Leben und wir sehen nichts aus ihrem Leben.
Johannes Franke: Und wir sehen sie halt nicht, sondern es ist einfach nur die Erzählen und die Kombinationen zwischen den Figuren, wie sie aufeinander reagieren und was für eine Geschichte, die vielleicht miteinander haben und so. Das wird einfach, ja, das wird nicht über irgendwie Show, sondern eher über Tell, erzählt.
Florian Bayer: Ist doch ein super Beispiel. Ich dachte, von dir kämen jetzt so negative Sachen, wo du sagst, Da hätten sie aber mehr zeigen können.
Johannes Franke: Aber es hat lange gedauert, diesen Film zu finden. Immer im Kopf.
Florian Bayer: Mein Platz 1. Ja. Jeder Alexander Kluge Film ever. Ja,
Johannes Franke: stimmt.
Florian Bayer: Disclaimer, In meinem Date-Shop arbeite ich relativ viel mit Inhalten von Alexander Kluge und teilweise auch mit Alexander Kluge zusammen. Er hat ganz großartige Filme gemacht, seit den 60er Jahren. Und um vielleicht zwei Beispiele zu nennen, Irgendwann. Anfang der 2000er hat er das Kapital von Karl Marx verfilmt. Idee von Eisenstein, Das war dann auch so ein Acht-Stunden-Klopper. Oh, Gott! Und Alexander Kluge verfilmt seine Filme Immer so als Collagen, wo Menschen miteinander reden, Menschen lesen im wahrsten Sinne des Wortes Texte vor, Dann wird kurz Helge Schneider gezeigt, wie er Karl Marx spielt, Dann wird ein Lied gesungen und dann sind wieder Menschen da, und dann haben wir eine Szene, wo Alexander Kluge einfach nur da sitzt und aus dem Buch das Kapital vorliest. Oder aus den Notizen von Eisenstein. Ganz großartig. Genau, um das eine zu nennen, Die Nachrichten aus der ideologischen Antike, So heißt nämlich diese. Karl-Marx-Verfilmung. Und um das Zweite zu nennen, das ist auch sehr spannend, ein sehr junger Film von ihm, nämlich Orfea aus dem Jahre 2020. Der ist vor allem deswegen spannend, weil er macht sein typisches Alexander-Kluge-Ding, Das heißt, er dreht vor allem in seinem Studio in München. Und er hat Lilith Stangenberg mit an Bord, Eine große Theaterschauspielerin, die dann aber vor allem halt auch da sitzt und Zeug erzählt und liest, Also wirklich dieses Telldown-Show. Aber er arbeitet zusammen mit dem Regisseur Carvin, so einem südamerikanischen Regisseur. Der Szenen in seiner Heimat dreht und diesen Show Don't Tell. Da wird gar nichts, erzählt, Da werden einfach nur Straßenimpressionen gezeigt. Und Ophäa und der Mann, den sie retten will, durchstolpern, wie es dann in die Unterwelt geht. Und diese Kombination von diesem radikalen Show Don't Tell und diesem radikalen Tell Don't Show ist total faszinierend. ALEXANDER Kluge, Unglaublich anstrengender Regisseur. natürlich, also, es ist wirklich intellektuelles... Deutsches Kino in Reinform. Und ich will dir irgendwann mal einen Film von ihm geben und ich weiß nicht, welchen. Weil es sind wirklich schwierige Filme, weil das alle, weil das immer diese collagenartigen Filme sind. Viel Erzähler, viel Erzählhaltung, wenig Bilder. Es ist, genau, Es ist wirklich schwieriges Kino, aber es ist total wert, entdeckt zu werden. Einer der großen des neuen deutschen Films.
Johannes Franke: Es gibt doch die Webseite dazu, oder? Wo man die Filme alle gucken kann, oder?
Florian Bayer: Ja, nee, Also Die Filme sind... Nicht veröffentlicht. Also es gibt, Die Kluges Filmgesellschaft hat die Rechte dran. Wir archivieren gerade die Filme, aber es gibt und es gäbe auch die Distributionsrechte, Aber da gibt es dann noch Überlegungen, wie das Ganze veröffentlicht werden soll. Die neueren Filme hat er teilweise dann mit einem anderen Distributor gemacht. Da haben wir nicht direkt die Rechte dran. Genau mit Rapid Eye Movies hat er einiges gedreht, Die neueren Filme. Und es ist eine sehr wilde Mischung und es finden gerade sehr, Sehr ausführliche Archivierungsarbeiten von Kluges Werk statt, Aber Der Mann hat halt. Seit den frühen 60ern hat er halt unzählige Bücher geschrieben, Filme gedreht, Fernsehen gemacht und das ist ein riesiger Klotz an Zeug. Ja, wir wühlen uns teilweise auch ein bisschen durch, aber wir wühlen uns vor allem durch das filmische Werk.
Johannes Franke: Okay, spannend. Nicht zu verwechseln, übrigens mit Orphea in Love, Was ein anderer Film ist.
Florian Bayer: Genau, den haben wir besprochen und der war auch unglaublich schön.
Johannes Franke: Unglaublich schön, aber hat hier mit diesem Thema nicht viel zu tun. Der zeigt tatsächlich viel, ohne jetzt geschwätzig zu sein. Auf meinem Platz 1 ist 12 Angry Men. Oh,
Florian Bayer: ja.
Johannes Franke: Wo Sie auch darauf verzichten, aus dem Raum rauszugehen. Es gibt diese Jury von 12 Leuten, Die sollen bestimmen, Ob der Junge, der angeklagt ist, verurteilt werden soll oder nicht. Und es wird auch viel diskutiert. Und auch viele Optionen rauszugehen, gibt es. Also Du hättest die Möglichkeit, wie andere Kriminalfilme vielleicht, in das Geschehen reinzugehen, Was Sie beschreiben, dieses Verbrechen. Dann ist er zum Flur gerannt, aber er ist zu langsam. Wie hätte er es schaffen sollen, in so und so viel schritten oder in einer Minute zur Tür zu kommen? Hätte man alles zeigen können, Aber die Jury unterhält sich nur darüber. Und stellt das ein Klein bisschen nach, aber gar nicht, so krass. Und deswegen finde ich auch das eine gute Entscheidung, mehr Tell als Show zu betreiben. Weil es geht ja um dieses Gespräch, was die miteinander haben. Das schwierige Gespräch von zwölf Geschworenen, über ein Leben zu entscheiden. Ja,
Florian Bayer: cool. Ja, auf jeden Fall. Es ist super spannend. Einfach nur ein Talkmovie. Es wird die ganze Zeit nur geredet. Und es bleibt die ganze Zeit in diesem Raum. Ein Kammerspiel. Im wahrsten Sinne des Wortes, großartiger Film. Und damit zurück?
Johannes Franke: Damit gehen wir zurück zu unserem Film Henry Sugar und Three More. Das war unsere Top 3. Und ich möchte mit einem kleinen Zitat wieder zurück in den Film hineingehen. Aus dem Buch, was nicht in den Film gekommen ist. Nachdem Henry Sugar zu seinem ersten Casino-Abend kommt. Companions, as members of the same group and class as himself. Tonight, they seemed vulgar. Could it be, he wondered, that the yoga powers he had acquired over the last three years had altered him just a little bit? Finde ich total süß.
Florian Bayer: Und damit ist die Frage ja beantwortet. Offensichtlich wird er zum Philanthropen aus eigennützigen Gründen. Er will nämlich nicht, dass er auch so aussieht.
Johannes Franke: Aber ich finde es total süß, weil im Film... Ist es ein kleines, bisschen offener. Im Film wird nur einmal gesagt, Und irgendwie hatte er das Geld in der Hand und dachte, meh. Und das war's. Und hier haben wir schon, Er kommt da rein in dieses Casino, nach dreieinhalb Jahren Abstinenz, und merkt, Irgendwie ist es komisch hier. Und vielleicht braucht man das einfach ab und zu. Man muss aus seiner Blase mal eine Weile raus und sich mit anderen Dingen beschäftigen. Und dann kommt man wieder und stellt fest, ups, was ist denn das hier?
Florian Bayer: Das ist meine Welt.
Johannes Franke: Ja. Ja, finde ich total schön. Also, es lohnt sich Roald Dahl zu lesen, Auch wenn er ein antisemitisches Arschloch war. Kunst und Künstler trennen. Mir fällt es immer noch schwer. Für mich ist es schwerer als für dich, vielleicht. Und vielleicht noch eine Sache. Sie haben natürlich auf 16mm gedreht, richtig Film in die Hand genommen und richtig auf Film gedreht, was ich natürlich als Connoisseur total großartig finde. Es ist sehr toll. Es sieht sehr toll aus.
Florian Bayer: Und es fühlt sich auch nicht nur wegen der Kamera analog an, sondern auch wegen der Art, Wie sie die Tricks machen mit dem Bild und so. Das fühlt sich alles sehr analog an. Auch wenn er CGI nachgeholfen hat, fühlt es sich trotzdem an wie mechanische Kunst.
Johannes Franke: Ich glaube, er hat nicht CGI nachgeholfen. groß. Ich glaube, was wir sehen, besteht ja berühmtermaßen darauf, dass alles praktisch am Set in Kamera gemacht wird. Also, er hat ja auch auf Studiobühnen gedreht, Es gibt ja nichts draußen oder sowas.
Florian Bayer: Aber es gibt schon so ein paar unmögliche Shots, die kannst du mir nicht erklären. Mit Mechaniken. Ja, so Drehortwechsel, müssen wir uns nochmal anschauen, vielleicht.
Johannes Franke: Ja, also, er kann schon, Er hat die Sets so gebaut, dass er von einem Raum in den nächsten Schwenken kann. Mit so einer kleinen Trennsache zwischen. Das geht schon. Naja, Und er hat Originalgegenstände aus dem Roald Dahl Museum gekriegt, die er da ins Set reingetan hat. Und ganz wunderschöne kleine Anekdote von Ralph Fiennes, der in die Rolle von Roald Dahl reingegangen ist, am Set gesessen hat, bevor es hieß und Action und dann irgendwas vor sich hin gebrabbelt hat. Und Wes Anderson stand da und dachte, was macht er da eigentlich? Was erzählt er Dir die ganze Zeit, kurz bevor es losgeht? Und als er da hin hat, hat ihn gefragt und hat ein bisschen angehört, was er da sagt. Und er meinte, er hätte sich vorher Aufnahmen von Roald Dahl angehört. Roald Dahl hat... Seine Sachen auch selber eingelesen, teilweise.
Florian Bayer: Oh ja, Roald hat viel, viel, viel ein- und vorgelesen.
Johannes Franke: Und es gibt auch so ein paar andere Sachen von ihm, so ein bisschen Gebrabbel, Was Ralph Fiennes genommen hat für sich, für sich als Vorbereitung, um in die Rolle reinzukommen. So, jetzt nimmst du hier noch den Bleistift, den Spitzton und machst hier mit dem Radiergummi, Der ist sehr, sehr gut. Und so hat sich so reingebrabbelt in die Rolle. Und dann hat Wes Anderson gesagt, Komm, das nehmen wir einfach auf.
Florian Bayer: Roll it.
Johannes Franke: Und so ist tatsächlich entstanden, wie am Anfang. Er seine vorbereitenden Sachen macht. Und das ist grandios, gut. Ich finde es ganz, ganz toll. Ja,
Florian Bayer: es ist total süß. Es ist auch ein schönes Reinkommen in den Film, gerade weil der Film so viel seinen Werkzeugkasten uns offenbart. Es ist schön, dass er damit startet. Dass wir einfach wirklich dieses gebrabbel haben. Ich bereite alles vor, ich muss das noch machen. Und jetzt geht's los. Und dann Staccato. Und ab sofort wird nur noch erzählt, erzählt, erzählt,
Johannes Franke: erzählt. Ein kleines bisschen wie Ariane Muschkin, das bei Molière gemacht hat. Also nicht nur in dem Film, sondern selber auch bei ihrer ganzen Theaterschaffensphase. Dass sie Schauspieler, die auf der Theaterbühne sein werden, So transparent positioniert hat, dass die Zuschauer, die in die Theatervorstellung gekommen sind, Kurz bevor es losging, sehen konnten, Wie die Schauspieler sich vorbereiten, wie sie in die Rolle reinkommen. Und sowas in der Richtung ist das hier auch ganz grandios, finde ich super schön.
Florian Bayer: Und es ist eine andere Art von Immersion. Es ist nicht eine Immersion in die Handlung, das, was der klassische Film will, die schreit ziehen, sondern es ist eine Immersion, in was passiert,
Johannes Franke: in das Erzählen selbst. Ja, in das erzählen selbst, ja.
Florian Bayer: Ja, Johannes, Wie du... Bist der Wes Anderson Liebhaber und der Wes Anderson Kenner von uns beiden. Du hast deutlich mehr von Wes Anderson gesehen als ich. Wie ordnest du diesen Film oder diese vier Filme ein in seinem Gesamtwerk?
Johannes Franke: Ich glaube, es ist die logische Fortsetzung von dem, was ihn interessiert, wenn man bei French Dispatch und bei Asteroid City so ein bisschen schon die Anleihen sieht. Er hat ja bei Asteroid City das schon gemacht. Hast du nicht gesehen, ne? Hab ich nicht gesehen. Da ist die ganze Geschichte nochmal übergeordnet durch eine Theatervorstellung, die die Geschichte erzählt. Aber ja. Ich will nicht spoilern, zu sehr, Aber da ist der Theateransatz schon stark da. Und hier ist es so eine Fortsetzung dessen. Und gleichzeitig mit der Fortsetzung seines Interesses am Theater sehe ich eine Rückbesinnung auf. Georges Méliès, der auch ganz stark in 1902 mit Reise zum Mond Theater genommen hat, auf die Bühne gestellt und die Kamera aufgestellt hat und das mit Set Pieces abgefilmt hat. Ja, und ich finde diesen Bogen... Darf man auch nicht unterschätzen, Den Wes Anderson hier als Liebhaber, Auch Filmliebhaber und Erzählengeschichtenliebhaber schlägt. Nicht nur zu Roald Dahl als Autoren, literarischen Autoren, sondern auch zu der Erzählweise von Georges Milliers als Filmliebhaber. einfach.
Florian Bayer: Ja, ich finde, es funktioniert die erste Hälfte richtig gut. Also auch, wenn Henry Sugar ein bisschen flach ist. Von der Erzählung, finde ich Die Ästhetik zieht mich einfach rein, funktioniert, Macht echt Spaß. Dann gewinnt ist natürlich vor allem dadurch, dass The Swan einfach eine verdammt gute Geschichte hat. Leider fallen für mich sowohl The Ratcatcher als auch Poison sehr, sehr flach aus. Ja, das stimmt. Es ist einfach so ein Wes Anderson Ding. Es ist so ein Hit or Miss. Und es ist bei Wes Anderson meistens beides in seinen Werken drin. Und auch hier wieder. Es gibt Sachen, die mich wirklich begeistern, die wirklich viel Spaß machen, die Toll sind und es gibt Sachen, die mich nerven. Wo ich so seine Manierismen erkenne und sage, das habe ich schon so oft von ihm gesehen. Oder im schlimmsten Fall mich langweilen. Aber ich sehe das. Ich verstehe, warum man das Geil findet. Ich kann total gut verstehen, was einen Anwes Anderson begeistern kann. Und es gibt auch Sachen, die mich anwes. Anderson begeistern. Es reicht nicht, um ihn für mich in diesen Kultstatus zu heben, in dem er unter anderem bei dir ist.
Johannes Franke: Aber was mich ein bisschen irritiert oder ein bisschen fuchst, ist, dass du das sagst, dass du sagst, es gibt immer Sachen, die dich begeistern und toll sind für dich, Aber dann von dem, was dich nervt, zu sehr abhalten lässt. Und Sachen, wie Asteroid City eben nicht siehst, die dir wahnsinnig viel geben könnten, sag ich dir.
Florian Bayer: Glaube ich auch, und du wirst ihn mir bestimmt in einem halben Jahr geben. Und dann werde ich ihn sehen, und da werde ich mich auch freuen, dass ich ihn gesehen habe und ein halbes Jahr später wieder vergessen habe. Das ist absolut, das ist nicht mal ein schlechtes Urteil. French Dispatch war ein guter Film, An dem hatte ich auch Freude. Ich bin sehr wohlwollend mit dem ins Gericht gegangen. Und es gibt Filme von Wes Anderson, die ich langweiliger fand. Und trotzdem ist es so bei ihm, Auch die Sachen, die mir Spaß machen von ihm, bleiben nicht lange haften. Und das ist auch so ein persönliches Ding, was ich mit Anderson habe. Vielleicht geht es anderen anders. Aber Wes Anderson hat dann doch zu oft die ähnliche Verspieltheit in seinen Filmen. Und dann ist halt alles irgendwie in diesem Wes-Anderson-Kosmos. UND es... Es geht verloren irgendwann. Und bei anderen Regisseurinnen bleibt einfach alles länger an mir haften. Und ich kann dir auch ganz viele Beispiele von Filmen nennen, wo es ähnlich ist wie bei Wes Anderson. Es ist halt schade, dass es bei Wes Anderson ist, weil ich sehe, dass er wirklich, dass er ein Regisseur ist, der wirklich was Besonderes erschaffen will.
Johannes Franke: Ja. Ach, du bist Teflon beschichtet. Für dir rutscht Wes Anderson einfach zu sehr ab.
Florian Bayer: Johannes, Trotzdem vielen Dank, dass du mir das gegeben hast. Und ich fand es toll, dass du mal das... Dass wir über Kurzfilme gesprochen haben. War das die erste Kurzfilmsammlung, über die wir geredet haben?
Johannes Franke: Nein, wir haben über die frühen Filme 1902 bis 1989 bis 1915 oder Sowas gesprochen.
Florian Bayer: Die zählen nicht.
Johannes Franke: Das sind auch Kurzfilme.
Florian Bayer: Ja, das waren Kurzfilme. Dafür waren die ja relativ lange. Ich fand es toll, mal über Kurzfilme gesprochen zu haben. Und auch das Gesamtkonzept von dem hat mir auch gefallen. Also deswegen war es schön, das zu sehen. War auf jeden Fall, ich bin dir dankbar, dass Du mir das gegeben hast.
Johannes Franke: Das immerhin, das freut mich.
Florian Bayer: Bei aller Koketterie, dass ich mich drüber ärgere, oh nee, jetzt will er mir schon wieder Wes Anderson schmackhaft machen. Ja, danke. Hätte ich nicht geguckt, habe ich geguckt, dank dir. Ich bereue es nicht, Das waren keine Verschenkten, anderthalb Stunden.
Johannes Franke: Okay, du sagst es ein bisschen zu aggressiv, aber ja, danke, danke. Okay, aber ich freue mich, dass ich wenigstens so 40% so die Durchdruckung gedrungen bin. Und ich bin gespannt, was du mir dann nächste Woche gibst, wo ich mich dann so zu 40% drauf einlassen werde.
Florian Bayer: Du bist immer, Nach Wes Anderson Episoden bist du immer besonders Salty und besonders kritisch mit dem Zeug, was ich dir gebe.
Johannes Franke: Ich bin gespannt, was du es? versuchst.
Florian Bayer: Ich gebe dir nächste Woche einfach Asteroid City.
Johannes Franke: Scheiße. Oh, Gott, ich weiß gar nicht,
Florian Bayer: was ich machen soll. Nein, nein, Der nächste Wes Anderson Film kommt von Johannes. Und er wird ihn mir geben und ich werde kritisch damit umgehen. Was ich auch in der nächsten Woche sehe, erfahrt ihr noch nicht jetzt, sondern Ihr müsst, Entschuldigung, Ihr müsst durch unsere Verabschiedung und durch den Jingle, Dann erfahrt ihr es. Aber in der Verabschiedung kann ich sagen, für uns. Beide sagen, wir sind unglaublich dankbar, dass ihr alle da seid, dass Ihr uns hört, dass Ihr Spaß mit jeder neuen Folge habt, dass Ihr uns Feedback gebt, dass Ihr uns Filmvorschläge macht.
Johannes Franke: Genau, also, wir freuen uns wirklich über jede Mail. Wir bekommen immer mal wieder welche, und es ist wirklich toll. Das hilft so ein bisschen, die Motivation hochzuheben, obwohl die Motivation natürlich aus den Filmen vor allem kommt. Und wir das ja... Nicht nur für euch, sondern auch für uns angefangen haben. Aber es ist einfach schön zu sehen, dass es auch jemand anderes interessiert, als er außer uns. Ja,
Florian Bayer: ist total geil. Ihr seid großartig. Vielen Dank, dass Ihr hört, egal, ob ihr uns zum ersten Mal hört oder seid Folge 1. Ja. Genau. Und mit diesen Worten... Okay, bleibt dran,
Johannes Franke: hört euch den Dingle nochmal an und nächste Woche, was es dann gibt, hören wir gleich. Bis dann. Ciao. Ciao.
Florian Bayer: Drück Rekord, Damit wir Transparenz haben. Du hast gesagt, wir hatten so viele No Names in der Liste.
Johannes Franke: Was? Ja! Du kannst mich doch jetzt nicht einfach aufs Tablett stellen und sagen, ja.
Florian Bayer: Wir können doch nochmal neu ansteigen. Johannes, Ich finde, wir haben viel zu viele No Names in unserer Liste.
Johannes Franke: Hast du ja einen Popo-Schmatz. Ich schneid das jetzt nicht mehr.
Florian Bayer: Okay, komm. Wir müssen wieder einen Disney-Film machen.
Johannes Franke: Was? Du hast mir gerade gesagt, das ist der schlimmsten, Chaotischste The Kids oder was das ist. Ich hab keine Ahnung.
Florian Bayer: Der kommt noch irgendwann. Wir überspringen einfach Kurz das Dark Age des Disney-Films. Da hab ich auch schon einen Film, den ich dir geben will. Aber letztes Jahr, um diese Zeit, hab ich dir Fantasia gegeben und gesagt, wir wollen irgendwie, Ich find's cool, wenn wir, genauso wie wir es mit Hitchcock machen, immer mal wieder was einwerfen, so aus der Schaffensphase. Will ich auch immer mal wieder, was von der Disney-Schaffensphase einwerfen. Und ich will, in die glorreiche Zeit gehen, in der die meisten, Ich glaube viele Leute, die unseren Podcast hören, weil Wir haben ein relativ altes Publikum, im Sinne von Wir sind alt. Wir haben relativ viele 40-jährige HörerInnen.
Johannes Franke: Ja, die jetzt empört aufrufen, was, alt? Was soll das denn heißen?
Florian Bayer: Die genau mit dieser großen Welle von Disney groß geworden sind, nämlich The Big Five, Die Renaissance des Disney-Films, Aladdin, Ariel, Shino und das Biest. Aber ich möchte meinen Liebsten aus der Reihe nehmen, nämlich The Lion King.
Johannes Franke: Du willst mit mir König der Löwen gucken?
Florian Bayer: Ich will mit Dir König der Löwen gucken.
Johannes Franke: Ich krieg gleich Tränen in den Augen.
Florian Bayer: Vollkommen zu Recht. Oh mein Gott. Und Versuch's Mal zu schaffen, vielleicht, also? Ich hab halt einen Vorteil, weil ich einen Sohn habe.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: König der Löwen ist natürlich viel, ne? Also König der Löwen gibt's den großen Film, und über den will ich auch reden. Ja, ja. Aber es gibt zwei. Direct-to-DVD-Fortsetzungen. Oh Gott,
Johannes Franke: Oh Gott. Und die soll ich auch gucken? Nee, nee, Alpha-Filmung gucken?
Florian Bayer: Musst du nicht gucken. Musst du? glaube ich alles nicht gucken, Aber wir werden auch darüber reden. Es gibt nämlich, also. Wir werden über den richtigen Klassiker. Lion King reden, den Film mit Elton John und Hakuna Matata. Aber vielleicht werden wir auch eine kleine Abbiegung machen. RICHTUNG Live-Action-Remake, das Ja KEIN Live-Action-Remake ist in dem Fall, sondern einfach computeranimiert. Und vielleicht auch, den habe ich noch nicht gesehen, den Mufasa-Film Kurz anteasern.
Johannes Franke: Boah, joi,
Florian Bayer: joi. König der Löwen bestimmt mittlerweile aus fünf Filmen. Oder so. Aber wir wollen über The Lion King reden. Okay. Über den Original Lion King.
Johannes Franke: Der Original, okay.
Florian Bayer: The Sparkle of Life. Ich bin so gespannt. Kannst schon überlegen, was du auf Ukulele stündelst, Aber es ist wahrscheinlich. Hakuna Matata.
Johannes Franke: Wahrscheinlich. Einer der besten Songs in der ganzen Filmbeschichte.
Florian Bayer: Leute, guckt euch nochmal Lion King an, frischt Eure Kindheitserinnerungen auf. Ich hoffe, es ist genauso schön, wie es damals war. Ja. Ich gehe davon aus, dass es so schön ist, wie es damals war. Ja,
Johannes Franke: wir werden zwei... Zwei Siebenjährige am Mikro sein. Ja. Oh, schön.
Florian Bayer: Du warst nicht sieben, als Lion King rauskam.
Johannes Franke: Keine Ahnung. Ich weiß nicht. Wann ist er rausgekommen?
Florian Bayer: Ich weiß es nicht genau. 91? 92?
Johannes Franke: Dann war ich 8, 9.
Florian Bayer: Lion King. 1994! Wow! Ich war zwölf. Du warst auch zwölf, als dieser Film rauskam.
Johannes Franke: Also zu alt für den Film.
Florian Bayer: Zu alt für den Film. Warum habe ich so schöne Erinnerungen an diesen Film? Das werden wir herausfinden.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: bis nächste Woche.
Johannes Franke: Bis nächste Woche. Tschüss.