Episode 146: Victoria – One Shot Gimmick oder zurecht junger deutscher Kultfilm?
In dieser Episode reden wir über einen der jüngsten deutschen Kultfilme, Victoria aus dem Jahr 2015, dessen 140 Minuten in einem einzigen Take, ohne Schnitte, gedreht wurden. Handelt es sich dadurch bei Sebastian Schippers Werk um einen reinen Gimmick-Film oder hat er mehr zu bieten als seinen beeindruckenden Entstehungsprozess? Dem gehen wir auf den Grund, während wir über Berliner Nächte, Improvisationskunst, glaubhafte Charaktere und Coolness im deutschen Film plaudern.
Transkript
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: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 146: Victoria – One Shot Gimmick oder zurecht junger deutscher Kultfilm? Publishing Date: 2023-10-18T15:28:23+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2023/10/18/episode-146-victoria-one-shot-gimmick-oder-zurecht-junger-deutscher-kultfilm/
Johannes Franke: Das ist so ein ganz spannender Prozess. Ich stell mir das so geil vor, weil du wie so ein Maler vor einer Leinwand stehst und da noch ein Strich und da noch ein Strich und dann am Ende feststellst, da fehlt noch ein Blau genau an der Stelle.
Florian Bayer: Das war voll Bob Ross an dem Moment.
Johannes Franke: Herzlich willkommen ihr da draußen und du hier, Plor, zu einer neuen Ausgabe des Muss-Man-Sehen-Podcasts.
Florian Bayer: Auch ein herzliches Willkommen von mir. Hallo Johannes, schön dich wiederzusehen in deiner Küche.
Johannes Franke: Immer noch die gleiche Küche, sowas.
Florian Bayer: Immer noch die gleiche Küche und immer noch die gleiche Teekanne?
Johannes Franke: Du schielst schon die ganze Zeit auf den Tee. Ja, okay, du kriegst Tee, wenn du möchtest.
Florian Bayer: Ich hab so einen trockenen Mund.
Johannes Franke: Danke, Johannes.
Florian Bayer: Ja, hallo und herzlich willkommen. Wir reden heute über Viktoria aus dem Jahr 2015, den ich Johannes vorgeschlagen habe, den Johannes auch davor noch nicht gesehen hatte, wenn ich mich richtig erinnere.
Johannes Franke: Richtig, ich habe diesen Film noch nie gesehen und es gibt auch eine Geschichte dazu, aber erst muss ich dir den Tee zu Ende eingießen. Danke dir.
Florian Bayer: Gott sei Dank.
Johannes Franke: Es gibt eine Geschichte dazu, und zwar ... Keinen Zucker? Oh Gott, ja, okay, Plo. Es gibt auch Zucker. So. Wir sind ein bisschen das alte Ehepaar geworden, das wir letzte Woche besprochen haben. Ich mach das schon, Plo. Kein Problem. Kannst du bitte die Tasse auf den Coaster stellen? So, wie viele Löffel hättest du denn gerne? Zehn?
Florian Bayer: Danke schön.
Johannes Franke: Okay. Soll ich dir einen Löffel geben, damit du umrühren kannst? Oder geht das so? Der Zucker muss immer unten liegen, ne, bei dir? Ja, perfekt. Okay.
Florian Bayer: Früher war's süßer.
Johannes Franke: Früher war mehr Lametta. Okay, gut. Also, es gibt eine Geschichte zu diesem Film, wie ich ihn erlebt habe. Beziehungsweise nicht erlebt habe, weil ich mir hab reinreden lassen. Als dieser Film rauskam, war ich grad bei Dreharbeiten. Mit einem Regisseur, dessen Namen ich jetzt nicht nennen werde, der damals sagte, ach, nee, kannst du skippen, der Film, das lohnt sich nicht. Ein einziges Gimmick, das haben auch viele andere Leute vorher schon gemacht, die ruhen sich da jetzt drauf aus, das lohnt sich nicht. Guck lieber was anderes. Und dann hab ich gedacht, okay, dann guck ich halt lieber was anderes. Was soll's? Es gibt so viele Filme, die man sehen muss. und hab ihn seitdem nicht gesehen und als Gimmickfilm abgespeichert. Wie hast du diesen Film wahrgenommen?
Florian Bayer: Man kann ja über diesen Film nicht reden, ohne über sein großes Gimmick zu reden. Was allein schon Schuld der Produktion und auch der ganzen Beteiligten des Films ist, weil das einfach immer Thema war und weil das auch benutzt wurde, um diesen Film zu promoten. Also, hauen wir das einmal erst mal raus. Ja, das ist ein One-Take-Film. Sebastian Schipper hat 140 Minuten mit nur einer Kamera. Und zwar geführt von Sturla Brandt-Krölden, einem norwegischen Kameramann. Diesen Film gedreht, es gibt drei Versionen. Die dritte hat dann endlich geklappt. Es gab das Failover, eine geschnittene Version zu veröffentlichen, wenn die dritte Version auch nicht funktioniert, weil das Geld wurde dann knapp. Das war wirklich der letzte Versuch, zumindest für das die Legende so. Insofern, ja, natürlich habe ich diesen Film, als ich ihn geguckt habe, habe ich ihn geguckt wegen des Skimmicks. Der Film hat mich wegen seines Skimmicks neugierig gemacht. Also dieses Gimmick. Ich hab viel mehr aus diesem Film gewonnen. Aber natürlich spielt das Gimmick dabei auch eine Rolle. Ich glaube, es gibt sehr viele Filme, die so was machen, irgendwie so eine Besonderheit haben, bei denen man das Gefühl hat, es trägt ästhetisch zum Filmgenuss bei.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Aber es gibt dem Film inhaltlich nicht mehr. In dem Fall würd ich sagen, das ist ein bisschen anders. nicht nur, um den Film zu promoten und nicht nur, um ihn als technisches Meisterstück zu sehen, sondern auch, um ihn inhaltlich gewinnen zu lassen. Aber keine Ahnung, wie siehst du das denn?
Johannes Franke: Das Schöne ist, dass der Regisseur sehr redselig war danach und sehr viel darüber geredet hat, wie dieser Film entstanden ist und warum der Film entstanden ist und was seine ersten Gedanken waren dazu und auch den Prozess beschrieben hat. Und er hat selbst gesagt, dass die geschnittene Version, durchauch hatten, um zu schauen, wie würde das funktionieren, katastrophal war, grausam, nicht anzugucken. Gleich verbrennen und wegsperren.
Florian Bayer: Und das war ja Plan B, ne? Er wusste, das Ding wird veröffentlicht, wenn es nicht klappt.
Johannes Franke: Genau. Entsprechend hoch war der Druck, dass der dritte Take wirklich klappen muss. Und das gibt einen kleinen Hinweis darauf, dass dieser One-Take essentiell für den Film ist. Dass sozusagen durch die geschnittene Variante die ganze Essenz des Films, der Charme des Films und die Intensität des Films verloren geht.
Florian Bayer: Sebastian Schipper hat ja auch gesagt im anderen Gespräch, dass er hätte den Film auf jeden Fall veröffentlicht geschnitten. Mhm. War ich ihm dankbar dafür, dass er das so gesagt hat. Ich glaube ... Nehmen wir mal diesen Take, den wir jetzt haben. Würde man das mit Schnitten machen? Ich glaube, es würde trotzdem funktionieren. Ich glaube, das würde ohne Gimmick klappen. wie die Variante aussieht, die sie da vorgetreten haben. Ich kann mir vorstellen, dass die Mist ist. Aber das, was ich hier an Bildern sehe, teilweise ist es so rasant inszeniert, dass es sich anfühlt wie ein Schnitt. Also, es fühlt sich nicht so sehr wie One-Take an wie zum Beispiel Cocktail für eine Leiche von Hitchcock.
Johannes Franke: Das ist auch ein gemeines Beispiel.
Florian Bayer: Der dann noch nicht mal ein echter One-Take ist. Ich glaube, das würde auch mit Schnitten funktionieren. Weil es gibt einfach diese Nähe, die natürlich dem One-Take geschuldet ist, den Schauspielenden hinterherlaufen muss. Aber diese Nähe würde auch mit Schnitten bestehen bleiben. Und wenn jetzt zum Beispiel aus dem Nachtclub ein Schnitt weg wäre, ich glaube, es würde dem Film nicht schaden. Insofern, ja, das Gimmick ist natürlich wichtig für die Intensität des Films, aber eher in der Entstehung und weniger in der Veröffentlichung.
Johannes Franke: Da bin ich anderer Meinung, aber ich würde dem Film nicht anlasten, dass das Gimmick dafür verantwortlich ist, dass der Film überhaupt erst funktioniert oder überhaupt erst zu einem Film wird. Das würde nämlich bedeuten, dass die Story und das Schauspiel und alle anderen Gewerke, die daran beteiligt sind, nur Müll gemacht haben und dass das Gimmick das alles tragen muss. Das stimmt ja nicht. Aber ich glaube, dass dieser One-Take doch ganz, ganz stark... uns reinzieht als Zuschauer. Ja. Und durch diese Sogwirkung, die der Film entfaltet, durch diesen One-Take, kommen wir in viele Situationen rein, die wir vielleicht in einer geschnittenen Version dem Film nicht abnehmen würden.
Florian Bayer: Ja, also, ich glaub, Authentizität ist ganz wichtig. Auch weil man merkt, dass in diesem ... Es ist dieses Bühnending, ne? Die Schauspieler und Schauspielerinnen merken, machen auch Fehler, verhaspeln sich und müssen das dann irgendwie ausgleichen. Das ist ja das, was viele sagen, die Theater sehr schätzen, was Theater so lebendig macht. Kein Abend ist wie der andere. Es können Fehler passieren. Dann ist es die Aufgabe der Leute, die auf der Bühne stehen, damit umzugehen. Wir haben diese Momente auch in diesem Film, wo es natürlich auch sehr gut zu den Rollen passt, dass sie ein bisschen schnoddrig sind und ein bisschen daneben. Aber es gibt Momente, wo Frederic Lau sich verhaspelt, aber das halt in seiner Rolle macht.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und das macht es auch noch mal ein Stück lebendiger.
Johannes Franke: Wobei ich behaupten möchte, dass du nicht auseinanderhalten kannst zuverlässig, was tatsächlich ein Fehler ist und was wirklich wichtig für die Figur ist.
Florian Bayer: Was ist ein Fehler von Sonne und was ist ein Fehler von Frederic? Und das fließt ineinander über. Zwölf Seiten!
Johannes Franke: Okay, Elephant in the Room, wir haben zwölf Seiten Drehbuch, mehr nicht. Es gibt einfach keine ordentlichen Dialoge, die aufgeschrieben wurden. Es gab Dialogfetzen darin, aber vor allem, um zu illustrieren, dass das Englisch, was die sprechen, doch recht, naja, schlecht ist, wie das einfach so ein paar Straßenjungs in Berlin 2015 einfach drauf haben.
Florian Bayer: Ja, aber wenn ich mich so zurück erinnere, wenn ich als 20-Jähriger irgendwie auf irgendwelchen Studentenpartys mal getrunken habe, dann klang mein Englisch genau so.
Johannes Franke: Ganz genau so, ganz ganz genau so, meins auch. Absolut und ich find's so geil, dass sie das wirklich so gut repliziert haben. Frederik kann tatsächlich ein bisschen im Besseres. Englisch. Als das, was er da im Film sagt. Und ich finde, dass er das, ohne draufzudrücken, einfach runterbricht auf das, was es einfach ist, wenn man in seiner Lage ist.
Florian Bayer: Treat English. Ja, aber um ganz kurz zum Drehbuch zurückzugehen. Wunderschönes Gespräch. Sebastian Schipper und Laia Costa sitzt daneben. Sebastian Schipper sagt, und dann hab ich festgestellt, die haben das teilweise nicht gelesen. Und Laia Costa daneben, unsere Hauptdarstellerin, ich hab's nicht gelesen.
Johannes Franke: Die hat das Ding, es gab ja eine deutsche Version davon. Zwölf Seiten deutsche Beschreibung für Produzenten, für Präsentationen hier und da. Und auch, um sich selbst klar zu werden, was man da macht. Diese zwölf Seiten wurden in drei Seiten englische Übersetzung gequetscht für Laia Costa. Ja. Und auch die hat sie nicht richtig gelesen. Das heißt, dass auch tatsächlich viele Sachen am Drehort selbst bei den Proben erst klar wurden. Und natürlich, was noch dazukommt, durch Improvisationen und Annäherungen an die Figuren der Schauspieler usw., auch in der Geschichte sich vieles verändert hat.
Florian Bayer: Hat sich vieles verändert, der Banküberfall, der Grund für den Banküberfall, der war offensichtlich im Original gar nicht angelegt, sondern hat sich später bei den Dreharbeiten entwickelt.
Johannes Franke: Bzw. in der Probenphase, in der sie noch nicht gedreht haben. Sie haben ja heiße Proben gemacht, d.h. sie haben tatsächlich Kamera immer mitlaufen lassen, wenn sie wirklich geprobt haben. Allerdings gab es vorher noch eine zweiwöchige Phase, wo sie nur geredet haben, wo sie einfach zusammengesessen haben und geredet haben, was sind das für Figuren, was wollen die vom Leben, wo kommen die her, wo wollen die hin und was soll das alles. Und irgendwann hat Freddy, wie sie ihn alle nennen, Frederic Klau, er ist auch ein Freddy, hat angerufen und hat gesagt, Leute... So wie es jetzt ist, ich würde niemals eine Bank überfallen und ich kann mir grad nicht vorstellen, wie aus dem, was wir bis jetzt haben, ich die Entscheidung treffen würde als Sonne, wirklich diese Bank zu überfallen. Wir müssen darüber noch mal reden. Dann haben die sich ins Auto gesetzt, haben die Leute zusammengerufen, das ist wohl öfter vorgekommen, dass die einfach nur die Leute zusammengerufen haben, ganz spontan, und gesagt haben, wir fahren jetzt zu Freddy rüber und setzen uns noch mal hin und reden und reden. Dann sind die Sachen nach und nach entstanden darüber, über Motivationen der Figuren redet und überlegt, was würden die machen und was würden sie nicht machen. Und noch nicht mal die Dialoge festzulegen. Sondern nur zu sagen, was passiert ohne Menschen, die wir hier sehen.
Florian Bayer: Was sind das für Drogen? Natürlich, ich mein, hey, sie hatten nur drei Drehtage. Und im Idealfall hätten sie sich wahrscheinlich nur einen Drehtag gewünscht. Und klar, dann gibt's halt einfach, das kann man dann kompensieren, indem man sagt, okay, wir haben nicht so viele Drehtage, dann lasst uns mal eine ausgedehnte Probenzeit machen und um die Charaktere zu verstehen und um alles zu arrangieren. Auf YouTube findet man eine verwackelte Handy-Kameraaufnahme von irgendeinem Anwohner vom Dach, der eine dieser Proben offensichtlich filmt.
Johannes Franke: Oh!
Florian Bayer: Es ist definitiv nicht unser Final Cut. Und ich glaube, es ist auch keiner von den früheren Takes. Ja. Weil es ist Boxer, also beziehungsweise Franz Drogowski, der den Boxer spielt, hat da noch Haare. Und es ist am helllichsten Tag, wenn ich das richtig sehe. Und zwar die Szene, wenn sie vor der Polizei wegrennen und sich die Schießerei mit der Polizei in diesem Innenhof liefern. Müsst ihr mal gucken auf YouTube, wenn ihr Viktoria Dreharbeiten oder so eingibt, dann findet ihr so ein verwackeltes Handyvideo von einem der Anwohner, der offensichtlich gesagt hat, oh geil, ich halt mal die Kamera drauf. Ist ganz spannend, weil man sieht auch in diesem Ein-Minüter, Zwei-Minüter ganz gut, was der Kameramann machen musste da, hinterher krabbelt, hinterher rennt, hinterher springt. Wahnsinn. Es verdeutlicht noch mal ganz gut, wie sehr die Vorbereitung eine Rolle gespielt hat, wie wichtig die war.
Johannes Franke: Es ist ja tatsächlich nicht so, wie man sich das dann vielleicht vorstellt, wenn man nie mit Dreharbeiten zu tun hat oder so was, und dann hört, die improvisieren den Film, dass man sich einfach trifft und sagt, okay, wir gehen jetzt von der Szene zu der Szene und improvisiert mal und macht mal irgendwie Dialoge und irgendwas wird sich schon ergeben. Sondern es ist so wahnsinnig viel Vorbereitung und so viel Überlegung für Motivation. Warum macht wer was? Und wie kommen wir zu diesem Banküberfall? Wie vorhin schon gesagt, dass man wirklich darüber redet, was ist die Motivation? Warum sollte ich das überhaupt tun? Und Lücken zu füllen, die in einem zwölfseitigen Drehbuch einfach da sein müssen, weil es sind nur zwölf Seiten.
Florian Bayer: Ja, das ist kein Drehbuch.
Johannes Franke: Das ist eine Skizze. Und natürlich haben die auch in der Vorbereitung, während sie diese zwölf Seiten geschrieben haben, schon wahnsinnig viel Recherche gehabt. Sie haben sich Leute rangeholt und nicht ... Sie haben nicht erzählt, wie sie es geschafft haben. Das sollte wohl ein Geheimnis bleiben, weil es gefährlich sein könnte, das zu erzählen. Sie haben Bankräuber gefunden, die ihnen erzählt haben, wie der Banküberfall aussehen würde. Die Probeszene unten in diesem Parkhaus, die ist heavily influenced von Bankräubern, die erzählt haben, wie das funktioniert. Und der eine Typ fragt ja, wer macht die Ansagen bei euch? Und das ist eine ganz, ganz klare Regel bei solchen Banküberfällen. Wer macht die Ansagen? Es muss ganz klar sein, dass auch jeder in dieser Bank versteht, was gewünscht ist und damit das möglichst in einer kurzen Zeit passieren kann. Und ganz viele solche Sachen, ganz viele Kleinigkeiten auch, die dann wiederum nicht dazu geführt haben, dass man Text festgelegt hat. Weil das die Authentizität wieder eingebüßt hätte, aber festgelegt hat, welche Informationen vermittelt werden müssen.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Und es ist trotzdem also alles minützös geplant und genau abgeklopft auf Plausibilität und so weiter.
Florian Bayer: Es ist ähnlich wie beim Freejazz. Menschen, die sich nicht gut mit Jazz auskennen oder mit Freejazz, ich bin jetzt auch kein Experte auf dem Gebiet, Denken auf Tree-Jazz würde bedeuten, einfach nur Chaos, jeder spielt, was er will, es ist komplett durcheinander. Aber das stimmt ja gar nicht, es gibt ja Arrangement drumherum, es gibt auch Absprachen unter den Musikern und es gibt natürlich diese freien Improvisationen dazwischen. Aber das Grundgerüst muss trotzdem ein sehr stabiles musikalisches Grundgerüst sein und nicht einfach jeder macht, was er will und Schlagzeug und Sax-Kling machen komplett auseinander, sondern es muss ja auch immer wieder zusammenfließen und es muss ja einfach diese Harmonie im Chaos geben.
Johannes Franke: Ich find's total geil, dass du das gerade sagst, weil ich als allererstes hier in meinen Notizen stehen habe, es ist a lot like Jazz. Dieser Film ist Jazz.
Florian Bayer: Ja?
Johannes Franke: Und ich find's total geil.
Florian Bayer: Vielleicht ist der Film auch ein bisschen Techno?
Johannes Franke: Nein, ja, weil das dieses Milieu ist, aber nein, er ist einfach Jazz. Der Film ist volle Kanne Jazz und ich glaube, das ist auch einer der Gründe, warum ich den Film mag. Weil ich sonst mit improvisierten Sachen so meine Schwierigkeiten habe.
Florian Bayer: Hatten wir auch schon ein paar mal zum Thema, wir haben vor einigen Episoden über die ImproTV-Sendung von Anke Engelke und Olli Dietrich gesprochen.
Johannes Franke: Blind Date hieß das Ding.
Florian Bayer: Blind Date, genau, und da haben wir uns einige Episoden angeschaut und da sind wir beide eigentlich ziemlich einstimmig zu dem Ergebnis gekommen, dass wir keine großen Impro-Fans sind, dass wir Impro-Theater, ich glaube, ich noch ein bisschen extremer als du, aber dass wir beide nicht so große Impro-Theater-Fans sind und dass schon einiges dazu gehört, um Improvisation gelingen zu lassen. Ich glaube, ich tue mich mit Improtheater auch oft schwer, weil es auf den Gag abzielt. Das tut dieser Film halt überhaupt nicht.
Johannes Franke: Das ist das tolle daran, weil alle Leute ihre Figuren total ernst nehmen und es geht nicht darum, irgendwelche Effekte zu erhaschen. Und dann, das führt ein bisschen zu dem, worüber ich wahnsinnig viel gerne reden möchte, nämlich diese Vorbereitung und die Überlegungen, die die beiden angestellt haben, äh die drei angestellt haben. Wir haben hier drei Drehbuchautoren in Anführungsstrichen, die nur mit Story gecredited sind, nicht mit Screenplay, Weil sie einfach nicht die Dialoge geschrieben haben, sondern nur diese zwölf Seiten. Und zwar Sebastian Schipper, der Regisseur, dann Eike Frederik Schulz und Olivia Nergard-Home. Olivia ist eigentlich Editorin, die hätte den Film schneiden sollen, wenn es denn dazu gekommen wäre. Die hat aber während der Dreharbeiten ganz, ganz viel immer wieder sich die Dailies angeschaut. Und was habt ihr in den Proben gemacht, weil die ja alle mitgedreht wurden. Ich hab immer wieder gesagt, ich versteh diese Figur noch nicht, ich weiß noch nicht, was das soll und warum und wie und wo. Und hat ganz viel Arbeit mit reingesteckt, diese Story noch mal rund zu machen, während der Dreharbeiten klarer zu machen. Und dann gab es in dieser Phase vorher schon so ein Proben-Skript. Das hatte mit der Handlung dieses Films nichts zu tun. Aber sie haben sich gedacht, wir müssen es einmal probieren, ob das geht. Wir nehmen uns ein paar Schauspieler, gehen los, haben drei Seiten Skript, kein zwölf Seiten Skript und drehen einfach irgendwas und gucken, ob das funktioniert. Der erste Versuch ist dermaßen in die Hose gegangen, dass sie gedacht haben, wir geben auf, es geht nicht. Dann haben wir aber festgestellt, wir haben jetzt so viel Arbeit reingestellt, wir können nicht einfach aufgeben jetzt, das funktioniert nicht. Wir haben so viele Gedanken da reingesteckt. Wir müssen einen zweiten Versuch starten. geguckt, was hat nicht funktioniert und warum hat das nicht funktioniert. Und er meinte, also Sebastian Schipper meinte, beziehungsweise Eike Frederik Schulz in einem Interview meinte auch, dass die zu viel versucht haben reinzubringen. Wenn du so einen improvisierten Film machst, dann haben die sich irgendwo eine Location genommen, haben die versucht, viel zu viel in so was reinzupacken, viel zu viel zu erzählen und haben so viel Angst vor ruhigen Momenten gehabt, weil es improvisiert ist und du denkst, ich muss die Leute ja beschäftigen, ich muss ja irgendwas passieren lassen.
Florian Bayer: Gerade mit so kurzer Zeit, wenn du nur so zehn Minuten hast, dann denkst du natürlich, okay, jetzt muss aber auch Action sein. Ich hab nicht viel Zeit, meine Charakter auszuerzählen. Die anderen wollen auch mal.
Johannes Franke: Ich weiß nicht, wie's dir geht, aber in einem fertigen Film sind's halt auch die ruhigen Momente, die wahnsinnig viel Kraft entwickeln. Ja, total.
Florian Bayer: Ich würde ja sogar behaupten, dass die Momente, die Story transportieren, nicht immer, aber öfter mal auch zu den schwächeren Momenten des Films gehören. wo man das Gefühl hat, dass alle sich frei bewegen in diesem Groove, in diesem Jazz-Groove, dass die eigentlich am stärksten sind. Wo man das Gefühl hat, niemand hat das Gefühl, oh shit, jetzt müssen wir aber da hinkommen irgendwie, oder oh shit, jetzt muss ich aber noch was droppen von meinem Hintergrund, damit die Leute nachher wissen, was für mich wichtig ist. Und die Emotionen entstehen eigentlich eher so in diesem freien Zusammenspiel. Einfach, wenn sie auf der Straße sind und auf dem Fahrrad sitzen und zusammen lachen und so. Und es gibt ja auch diese paar Momente, wo der Dialog dann ... komplett überstrahlt wird von der Musik, wo einfach mal Musik läuft. Wo man merkt, das funktioniert jetzt auch extrem gut, ohne überhaupt was zu hören, ohne überhaupt was zu verstehen.
Johannes Franke: Und genau diese Momente der Ruhe und so haben sie sich dann in einem zweiten Versuch, zweiten Versuchsdreh mit tatsächlich dann auch den Schauspielern, die es dann geworden sind, haben sie es noch mal gemacht. Sie haben sich ein Hotelzimmer genommen und haben dort dann wiederum auch eine ganz andere Story als hier, einen Versuchsdreh gemacht. Und der hat funktioniert. Und der hat vor allem deswegen funktioniert, weil sie im ersten Versuch festgestellt haben, okay, das geht nicht, das können wir nicht machen, wir müssen uns mehr Zeit leisten, wir dürfen nicht zu verkrampft rangehen, wir müssen nicht versuchen zu performen und so weiter. All diese Sachen. Und der hat sehr gut funktioniert offenbar. Und dann war Laia noch nicht dabei, also unsere Viktoria. Die Jungs waren dabei und dann haben sie sich auf die Suche gemacht und total begeistert von ihm im Casting.
Florian Bayer: Laia Costa, die davor nicht viel gemacht hat, eine spanische Schauspielerin.
Johannes Franke: Aber die hat auch Fernsehen gemacht.
Florian Bayer: Genau, die vor allem viel TV gedreht hat. Eine von 2011 bis 2012, Bandolera, eine relativ große TV-Serie, offensichtlich mit zwölf Folgen.
Johannes Franke: Mhm.
Florian Bayer: Und dann verschiedene Kurzfilme und noch The Red Band Society. Und den einzigen größeren Kinofilm, den sie auch auf ihrer Vita vor Victoria hat, war ... Tenko Ganasteti von Fernando Gonzales Molina und sie waren begeistert von ihr und wie kann man nicht von ihr begeistert sein?
Johannes Franke: Sie ist großartig oder? Das ist eine ganz, ganz, ganz tolle Schauspielerin.
Florian Bayer: Fantastisch.
Johannes Franke: Sie hat so viel, so viel Charme und sie zieht so den, den, die Sympathien an sich. Es ist unglaublich. Du willst, dass sie, dass sie alles durch... durchsteht.
Florian Bayer: Und sie schafft es, eine Figur mit einer ungeheuerlichen Ambivalenz zu spielen, die sich so nach und nach in dem Film offenbart. Weil das Grundgerüst des Skripts, was man so vor sich hat, könnte ja sehr leicht dieses Klischee bringen. Naives Mädchen vom Land wird verführt von bösen Jungs aus der Stadt und gerät so irgendwie in die Scheiße. Aber der Charakter, der Viktoria, wie er letzten Endes im Film vorkommt, arbeitet da so dagegen. Und sie kriegt so viele Facetten bis Bis zu dem Punkt, wo sie die Kontrolle übernimmt und sagt, wir machen das jetzt so. Und in dieser einen Szene Sonne ohrfeigt und sagt, beruhig dich, wir müssen das jetzt lösen, das Problem. Dass es nie zu so einer naiven Klischee-Rolle wird, sondern immer genug Facetten besitzt.
Johannes Franke: Auch eine der wichtigsten Entscheidungen, glaube ich, für diesen Film. Auch, das ist evident, auf dem Dach. Die Dachszene ist tatsächlich erst sehr, sehr spät, sogar nach dem ersten vollständigen Take erst dazugekommen. Da mussten die noch irgendwie eine weitere Location hinzubuchen.
Florian Bayer: Das ist diese Szene! Dass diese so wundervolle und so wichtige Szene erst dann dazugekommen ist.
Johannes Franke: Ja, ich mein, wenn man so einmal komplett durch ist und das einmal komplett gespielt hat und dann sich das anschaut und denkt, scheiße, da fehlt noch was, das ist so ein ganz spannender Prozess. Ich stell mir das so geil vor, weil du wie so ein Maler vor einer Leinwand stehst und da noch ein Strich und da noch ein Strich und dann am Ende feststellst, Genau an der Stelle.
Florian Bayer: Das war voll Bob Ross. Hier noch ein paar schöne Berge. Ganz vorsichtig, wir tupfeln ein bisschen. Und dann macht der so mit so einem Pinsel so zwei, drei ...
Johannes Franke: Little happy trees.
Florian Bayer: Das sieht bei ihm immer aus wie Bäume, bei mir sieht's immer aus wie Flecken.
Johannes Franke: Schön. Gott. Ja, das ist der Unterschied zwischen Bob Ross und Pollock. Bei dir.
Florian Bayer: Bei Pollock sollen's Flecken sein. Bei mir sollen's auch Flecken sein.
Johannes Franke: Ja. Ja, aber so stelle ich mir das vor. Und so ein ganz inniger, kreativer Prozess, den man sonst beim Filmemachen so gar nicht hat. Ich finde es ganz toll. Ich könnte ihm die ganze Zeit dabei zuhören, darüber zu reden, weil das so eine schöne Momentaufnahme ist, eines kreativen Prozesses. Ja. Und um den Gedanken noch zu Ende zu bringen mit Laia, also mit der Figur Viktoria, dass die auf dem Dach diejenige ist, die sich an die Kante war.
Florian Bayer: Sie ist die crazy Person in diesem Fall.
Johannes Franke: Genau, die auch dann da drüber steigt. Ja. Und mir wirklich schlecht wird in dem Moment als Zuschauer.
Florian Bayer: Vor allem, ich weiß es nicht, hatten Sie das Sicherheitsvorkehr? Ja, da war ein Balkon dahinter.
Johannes Franke: Wenn Sie gefallen wären, wären Sie auf dem Balkon gefallen. Man hätte sich schon auch wehtun können, ich weiß nicht, ob sie noch was hingelegt haben.
Florian Bayer: Ich kann es nachvollziehen, wenn er sagt, hör auf, dreht euch runter.
Johannes Franke: Und sie waren diejenigen, die eigentlich im Knast waren. Wir hatten Berliner Jungs. Aber sie ist dann diejenige, die immer wieder im Film so kleine Momente hat, wie das auf dem Dach oder andere Sachen, wo man merkt, okay, die sucht den Thrill auch ein bisschen. Ja, total.
Florian Bayer: Auf jeden Fall.
Johannes Franke: Und das ist es so ein bisschen, was mir Viktoria dann auch erklärt und mir dann auch sagt, warum die den ganzen Scheiß überhaupt mitmacht. Das ist nämlich ein großer Kritikpunkt. Viele Leute, die das nicht verstehen, warum die überhaupt den ganzen Scheiß mitmachen.
Florian Bayer: Und ich finde es so gut und so wichtig, auch dass sie es mit Initiative macht. Dass es nie den Moment gibt, wo man das Gefühl hat, sie ist gezwungen. Die Jungs würden sie gehen lassen, wenn sie sagen würde... Die Jungs hätten sie auch am Anfang nicht mitgenommen, wenn sie gesagt hätte, ich mach's nicht. Es hätte kein Problem gegeben, denen sie sich gegenseitig angesteckt hat.
Johannes Franke: Sie haben auch so große Probleme, sie zu fragen, ob sie diesen Wagen fährt. Ich find die Szene so, so geil, weil sie immer wieder ... Nein, wir machen das nicht. Wir ziehen uns wieder zurück und lassen die mal in Ruhe. Und dann erst wirklich, wenn's gar nicht anders geht, fragen sie sie. Und das auch mit Bauchschmerzen.
Florian Bayer: Vier Vorbereitungen, um dann schließlich drei Drehtage zu haben. Version eins.
Johannes Franke: Moment, Moment.
Florian Bayer: Du willst die zehn Drehtage?
Johannes Franke: Zehn Drehtage. Zehn Drehtage zurück. Sie haben den Film in zehn Teile geteilt, um dann diese zehn Teile jeweils an einem Tag zu proben. Ist einmal durchgedreht, also gehen wir zurück und machen es noch mal. Und sie haben jedes Mal die Kamera mitlaufen lassen, um dann aus diesen Sachen den fertigen Film noch schneiden zu können, falls es mit dem One-Take nicht funktioniert.
Florian Bayer: Wer ist schuld, die Geldgeber? Sebastian Schipper hätte überhaupt kein Geld gekriegt, wenn er nicht gesagt hätte, Leute, ich hab hier ein Failover. Wenn gar nichts geht, wir kriegen eine geschnittene Variante hin, wenn die One-Takes nicht funktionieren.
Johannes Franke: 300 Euro ist nicht viel. Geld. Es ist unglaublich wenig. Unglaublich wenig Geld, um so was hinzukriegen.
Florian Bayer: Für einen Film, der über zwei Stunden geht.
Johannes Franke: Und sie mussten die ganzen Locations, alle zehn Drehtage und drei Komplettdrehtage, die ganze Zeit offenhalten. Die konnten ja nicht an dem One-Take-Tag dem Club sagen, hier, wir brauchen dich am Anfang, fünf Minuten, dann kannst du zumachen. Die wollten ja wiederkommen. Das musste alles da bleiben und auf Halde bleiben. Und auch das Café, das musste die ganzen Tage für die Dreharbeiten da sein. Das ist teuer. Ja.
Florian Bayer: Genau. Dann haben sie in zehn Drehtagen erst mal diesen Roughcut gemacht, den Sebastian Schipper als richtig schlecht bewertet hat. Man kann es nicht anders sagen. Er war verzweifelt, er hat das gesehen und gesagt, okay, shit. Die One-Takes müssen funktionieren. Dann haben sie dreimal diesen One-Take gemacht. Der erste, da war Sebastian Schipper offensichtlich unzufrieden, die Leute zu verkrampft waren und sich zu sehr an das Erarbeitete gehalten haben, zu wenig improvisiert haben. Es hatte kein Leben. Es war irgendwie, es war nicht, es war, es hatte einfach, es hat so ein bisschen das Gefühl und die Energie gefehlt.
Johannes Franke: Ja, die Ansage für den zweiten aufgrund der Erfahrung vom ersten war, macht nicht ein Best-of-Rehearsal. Nimmt nicht einfach das, was schon funktioniert hat.
Florian Bayer: Woraufhin die beim zweiten Take alle am Rad gedreht haben.
Johannes Franke: Ja, und alle Regeln über Bord geworfen haben.
Florian Bayer: Naja, Costa sagt, das war ihre liebste Version.
Johannes Franke: Ja, und sie weiß bis heute nicht, warum die nicht genommen wurde, weil sie auch nicht die gesehen hat und einfach nur aus einem inneren Gefühl als Schauspieler, und ich kenne das so gut, gesagt hat, das hat sich so gut angefühlt, warum haben wir das nicht genommen? Und ich das oft genug erlebt habe, dass ich am Set war und gesagt habe, das fühlte sich sehr gut an. Und der Regisseur dann gesagt hat... Lass uns mal lieber noch einen machen. Und ich nach dem Take dann vielleicht gesagt habe, es fühlte sich überhaupt nicht gut an, können wir noch einen machen? Und der Regisseur sagte, nein, das war perfekt, genau richtig. Und seitdem das immer wieder passiert, denke ich, ich kann auf meine inneren Gefühle als Schauspieler überhaupt nicht hören.
Florian Bayer: Und Schipper hat das auch offensichtlich anders gesehen als Kosta, der war nämlich ziemlich fertig mit den Nerven, als er den zweiten Take gesehen hat. Und auch ziemlich angespannt, Und dann wohl auch ziemlich wütend. Und hat das auch den Leuten gesagt, mit denen er gearbeitet hat. Leute, so geht's nicht. Er hat auf den Tisch gehauen.
Johannes Franke: Ja, er hat richtig auf den Tisch gehauen. Und ich will nicht in der Haut der Schauspieler gesteckt haben. Überhaupt nicht. Und man muss dazu sagen ... Und ich weiß nicht, wie gut das ist, dass er das im Nachhinein immer alles erzählt hat. Aber er hat nur die Jungs zur Seite genommen. Laia hat davon überhaupt nichts mitbekommen. Und der hat auch immer wieder in Interviews erzählt, nein, Laia war bei jedem Take super. Die war großartig, es hat immer funktioniert, war alles perfekt.
Florian Bayer: Ich glaub's ihm sofort.
Johannes Franke: Ich auch. Aber die Jungs müssen so freigedreht haben beim zweiten Take. Das ist auseinandergeflogen, das Ding.
Florian Bayer: Man kann sich das auch so gut vorstellen. Ich glaube, im dritten, zu dem wir gleich kommen, sind auch noch genug von diesem Freitränen, von diesem Go-crazy und jetzt noch mal ein bisschen wilder und jetzt noch mal ein bisschen mehr Action. die offensichtlich auch was in den Schauspielern ausgelöst hat. Ja. Schipper hat gesagt, er glaubt, dass da so eine Wut oder Aggression mit reingegangen ist in den letzten Dreh, die wichtig war, die gefehlt hat. Dann haben wir Take Nummer drei, der gedreht wurde am 27. April 2014, zwischen vier Uhr, 30 und sieben Uhr in Berlin-Kreuzberg und Berlin-Mitte.
Johannes Franke: Ja. Das muss wohl der perfekte Take gewesen sein.
Florian Bayer: Also, worum geht es in diesem perfekten Take?
Johannes Franke: Wir haben Minute 30 oder was auch immer bei unserem Podcast und wir haben noch nicht erzählt, worum es geht.
Florian Bayer: Viktoria ist eine Spanierin, die seit einiger Zeit in Berlin lebt und offensichtlich Probleme hat, Anschluss zu finden beziehungsweise noch keinen gefunden hat. Sie tanzt allein in einem Club, versucht, mit dem Barmann zu reden, nicht mal zu flirten, und wird da ziemlich abgewatscht. Beim Verlassen des Clubs trifft sie dann auf eine Gruppe von Ur-Berlinern, von Berliner Kleinkriminellen, die wir sehr schnell erfahren, und zwar Sonne, gespielt von Frederik Lau, Boxer, gespielt von Franz Rogowski, Plenker, gespielt von Burat Jiget gespielt von Maximilian Mauf. Und sie beschließt, mit denen zusammen loszuziehen. Die wollen ihr das echte Berlin zeigen. Sie ziehen um die Häuser und machen das, was man nachts, wenn man aus dem Club kommt, in Berlin macht. Sie gehen in Späti, klauen da Bier. Sie gehen in irgendein Haus, wo sie wissen, wie man aufs Dach kommt, und setzen sich da aufs Dach und feiern zusammen. Es beginnt schon so eine kleine romantische Anwandlung zwischen Sonne und Viktoria. Und schließlich sagt sie, ich muss arbeiten in ein paar Stunden, dass ich nachher aufschließen muss und schlafe dann noch zwei Stunden. Und Sonne begleitet sie dann halt noch, sie ist in einem Café. Und dann kippt allerdings die Stimmung, wenn Boxer noch wieder zurückkommt mit einem Auto. Und es wird klar, in dem Moment weiß Viktoria noch nicht so genau, was los ist, aber die wollen irgendwo hinfahren. Und eigentlich sollte Fuß fahren, weil er ein ziemlich guter Fahrer ist. Als Kind hat er ein Auto geklaut. Auf jeden Fall sollte er eigentlich Fuß fahren, Der sollte eigentlich Fuß fahren, aber der ist so besoffen und fertig, dass er nicht mehr fahren kann. Victoria weiß nicht genau, was los ist, aber sagt, Leute, ich helfe euch, ich fahre euch jetzt dahin. Allerdings führt diese Fahrt in eine Tiefgarage, wo ein Haufen Großgangster warten, die kleinen Teamleute, die wir haben, die offensichtlich den Boxer noch was schuldet. Er soll für sie deswegen eine Bank ausrauben. Und zwar schuldet er ihnen was, weil der Obermacker von diesen Gangstern ihm im Knast Schutz geboten hat. Und deswegen sollen sie jetzt für ihn eine Bank ausrauben und Viktoria wird dann eigentlich ziemlich freiwillig, wie wir festgestellt haben, zur Fahrerin, zur Fluchtwagenfahrerin. Sie fährt die Jungs zur Bank, die rauben die Bank aus. Es geht erstaunlicherweise gut. Wir sehen nichts von dem Bankraub, sondern nur Victoria, wie sie im Auto wartet. Dann ziehen sie los, um zu feiern. Und aus der sich anbandenden Romanze zwischen Sonne und Victoria wird eine richtige Romanze. Allerdings stellen sie dann fest, dass die Polizei das Gebiet abgeriegelt hat und nach ihnen sucht. Und befinden sich plötzlich auf der Flucht vor der Polizei.
Johannes Franke: Es sterben Menschen.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Und Victoria ist am Ende allein.
Florian Bayer: Victoria ist am Ende allein, dass Sonne als Letzter gestorben ist von den Berliner Kleinkriminellen.
Johannes Franke: Da verlassen wir sie und den Film und wissen natürlich nicht, wie's jetzt mit Viktoria weitergeht. Aber es wird angedeutet, dass sie da rauskommt.
Florian Bayer: Ja, in den kalten Berliner Morgen. Wir haben schon gesagt, dass wir Elijah Costa so toll finden. Ich muss es auch noch mal sagen, ich bin ja schon so ein kleiner Frederic-Lau-Fanboy. Wirklich, ja?
Johannes Franke: Ich mag den total.
Florian Bayer: Ich seh den echt immer gerne. Und ich weiß, er ist so ein bisschen ... festgefahren auf die Rolle des Typen, den er da auch spielt.
Johannes Franke: Ja, ja.
Florian Bayer: So der Berliner Kleingangster. Aber er kann auch so viel mehr. Ich hab ihn vor Kurzem gesehen in Das kalte Herz. Das ist, glaub ich, nach diesem Film entstanden.
Johannes Franke: Genau, das hat er direkt danach gedreht.
Florian Bayer: Märchenverfilmung. Spielt er auch ganz großartig. Toller deutscher Märchenfilm, kann ich nur empfehlen. Schön. Ich find, Frederic Lau hat halt einfach ... Man hat manchmal das Gefühl, er spielt sich auch selbst.
Johannes Franke: Jetzt sehr schnell, aber ja.
Florian Bayer: Aber er hat auch so eine coole Berliner Art und als dieser Berliner Kleinkrimineller, als dieser Sonne, er ist einfach geil. Ich finde ihn wirklich cool.
Johannes Franke: Ja, er ist sehr charmant und man weiß sofort, warum diese Energie entsteht zwischen Leia und Frederik.
Florian Bayer: Und Leute, die im Berliner Nachtleben unterwegs waren, also ich war jetzt nicht der große Clubgänger oder so, aber ich war halt auch... Irgendwie als Student abends und nachts in Berlin unterwegs und man kennt das, man trifft Leute auf der Straße und man findet sich irgendwie sympathisch und es kann sowas passieren, ne? Also ich find's auch glaubwürdig, auch dass sie mit ihnen mitfeiert, dass sie mitgeht.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Es ist, es fühlt sich nie, es fühlt, also ich hatte nie den Moment, wo ich denke, hä, warum macht sie das jetzt, warum geht sie mit diesen Gangstern mit, die offensichtlich so gefährlich sind, sondern es ist einfach natürlich, wie sich das entwickelt.
Johannes Franke: Die Maxime, die Drehbuchautoren immer, also die Storyautoren immer rausgeben, ist, dass jeder Einzelne von der Gruppe nicht besonders vertrauenswürdig ist, aber als Gruppe sind sie unwiderstehlich. Ja, und das, finde ich, kommt volle Kanne rüber in diesen Filmen.
Florian Bayer: Ja, total.
Johannes Franke: Weil diese Interaktionen und dieses Spaß haben und dieses Lachen und der eine macht nur seine Breakdance-Moves. Es ist super. Es ist eine tolle Gruppe.
Florian Bayer: Es sind auch wirklich gute Schauspieler. Franz Rogowski, Rogenboxer, auch ganz toll.
Johannes Franke: So gut.
Florian Bayer: Wahrscheinlich die beste männliche Schauspielleistung in dem Film, wenn man's runterbricht. Dieser Gebrochene, der so eine schwere Last mitschleppt.
Johannes Franke: Ja, das kann sein. Weißt du, was das Schöne ist, was ich ganz toll finde und warum du vielleicht recht hast, dass er die beste männliche Schauspielleistung ist? Im Storybuch von den zwölf Seiten war er eigentlich derjenige, der so die Ansagen macht in der Gruppe, der so das Alpha-Männchen ist, der auch im Knast war, ne? Und so groß. Und jetzt im Film ist er die schwächste Figur. Ja, total. Und eine tragische Figur dadurch. Und das ist alles dem Schauspieler zuzurechnen. Weil der es geschafft hat, der Figur mehr Tiefe und damit mehr Schwäche und damit mehr Tragik zu geben.
Florian Bayer: Ich find's unglaublich stark, was er sagt zu dem, was er getan hat. Wenn wir langsam erfahren, warum er im Gefängnis war. Aber noch stärker, was er nicht sagt. Wie er mit Viktoria redet, es kommt halt raus, er war im Knast, wenn sie auf dem Balkon sitzen, und sie fragt ihn, was war los. Da bindet er sich so und sagt, ich hab jemanden zusammengeschlagen. Und bricht dann aber auch so ganz schnell ab und sagt, ich bin kein schlechter Mensch. Bitte glaub nicht, dass ich ein schlechter Mensch bin. Und dieses Weglassen von Informationen, auch dieses ... Zum einen, weil wir dadurch so einen sehr großen Gedankenspielraum haben, was ist mit dieser Person, und einfach über ihn nachdenken können. Aber zum anderen auch, weil es zeigt, wie sehr er leidet darunter, was passiert ist, und wie er versucht, und irgendwie was aus seinem Leben zu machen und einfach dieses Kreuz zu tragen hat, gibt der Figur eine unglaubliche Tiefe, weil er so sensibel wirkt auch in dem Moment.
Johannes Franke: Ja, absolut.
Florian Bayer: Wie so ein verletztes Reh. Du sagst, er ist der Schwächste der Gruppe. Ja, er wirkt ganz wie so ein Reh, obwohl er ja eigentlich der Starke ist. Er ist der tapfe Berliner Junge, ne?
Johannes Franke: Genau, und er schafft es, diese Ambivalenz, dieses nach draußen hin zu versuchen, stark zu wirken, aber eigentlich so dieses Verletzliche, Schwache in sich zu tragen. Wir hätten dann noch Fuß von Max mal aufgespielt, der leider ein kleines bisschen zurückfällt in der in der in der in der Scream-Time sagen wir mal so, der an sich ein guter Schauspieler ist, ich bin mir nicht ganz sicher, manchmal in manchen Rollen, wo ich ihn sehe, denke ich mir, ja knapp daneben, aber in dem Film funktioniert er sehr sehr gut, aber er hat relativ wenig Scream-Time und wenig Aufmerksamkeit.
Florian Bayer: Er spielt halt vor allem den Betrunkenen, ne?
Johannes Franke: Ja, das ist ein bisschen das Ding.
Florian Bayer: Es ist ja auch seine Aufgabe, irgendwie so zu spülen, dass seine Betrunkenheit so eskaliert, dass er unfähig sein wird, den Wagen zu fahren. Dementsprechend ist er die ganze Zeit eher so am Wanken und etwas kaputt gucken. Ich mag Max ... Mauf ... Also ... Ich bin ja mit deutschen Schauspielern ... Ich guck ja so wenig deutsche Serien, deswegen kenn ich die alle nicht so richtig. Maximilian Mauf kenn ich vor allem aus Stromberg, wo er eine ganz kleine Rolle nur hatte. In einer Staffel für ein paar Folgen. Also keine große Rolle. Aber daher kenne ich sein Gesicht und er hat halt auch so ein Gesicht, das sich sehr stark einprägt, weil er so sehr auffällige Physikonomie hat. Und ich find, der passt einfach zu diesem Fuß. Der halt offensichtlich der Nerd der Gruppe ist, aber doch genug Street-Credibility hat, dass er einen fucking Fluchtwagen fahren darf. Man kauft es ihm ab, das reicht für diese Figur.
Johannes Franke: Ich find die Story wirklich sehr, sehr süß, wie er den Wagen mit elf geklaut hat und damit los ... Also, den Lkw. Er hat einen Lkw geklaut und damit losgefahren ist und dann irgendwie aufgegriffen wurde.
Florian Bayer: Und dann haben wir noch Blinker, der, ich finde, noch fast mehr zurückfällt als Fuß. der so ein bisschen der Charmeur der Gruppe ist am ehesten. Der aber nicht viel mehr macht, außer ständig zu zeigen, dass sie leise sein sollen, indem er sich den Finger vor den Mund hält. Und immer mal wieder versucht, Victoria anzuflirten, aber auch eher so halbherzig.
Johannes Franke: Stimmt. Na ja, aber ich glaube, dass die beiden ja vor allem in den Gruppensachen dazu beitragen, dass die Gruppe funktioniert. Und das ist, glaub ich, der große Credit, den man den beiden geben kann. Dass die einfach in diesem Durcheinander, wer bleibt zurück, wer geht Bier klauen und wer zeigt noch mal seine Moves. Diese Gruppenszenen am Anfang leben einfach auch davon, dass die beiden sehr gut mit dabei sind.
Florian Bayer: Und es ist ein so lebendiges Durcheinander, ne? Ja. Wenn sie auf der Straße unterwegs sind, sind sie plötzlich nur noch zu zweit und zu dritt. Da hinten ist der eine und der macht grade irgendwas noch. Der haut gegen den Wagen, damit die Alarmanlage losgeht. Es ist einfach so ein Gruppen-auf-der-Straße-Chaos.
Johannes Franke: Ja, und die spielen alle immer mit und weiter. sehen sind in der Kamera oder nicht. Vor allem, weil die ja auch nicht wissen, ob die Kamera nicht jederzeit umschwenkt und auf sie geht. Über die Kamera reden wir später noch.
Florian Bayer: Ja, müssen wir. Und dann haben wir wirklich diesen Abend, der, obwohl er so chaotisch ist, obwohl er so auch energiegeladen ist und voller Bewegung ist, halt auch sehr viel diese romantischen Momente hat. Diese wirklich schönen, fast schon wehmütigen Momente, wenn einfach dann diese Klaviermusik zu hören ist und wir sehen, wie sie hochgehen auf den Balkon und im Fahrstuhl sind.
Johannes Franke: Also ich bin sehr, sehr froh gewesen um diesen ersten Einsatz von Musik, weil ich am Anfang, muss ich sagen, ich hab so nach fünf Minuten das Gefühl gehabt, okay, jetzt wann hört der Trailer auf, wann fängt der Film an?
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: So, das Gefühl schlich sich dann so langsam raus, aber eben erst dadurch, dass auch... Die erste Musikszene kam, das war wie so eine Montage, ohne eine Montage zu haben.
Florian Bayer: Das ist doch krass. Ich hab ganz oft das Gefühl, ich spüre Schnitte in diesem Film.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Aber gar nicht so negativ. Also man soll ja den Schnitt nicht sehen, der Schnitt muss unsichtbar sein. Hier sind keine Schnitte und sie sind sichtbar. Ganz schrecklich. Nein, ich spüre aber so eine filmische Dynamik, die ist, wie wenn ein Schnitt wäre.
Johannes Franke: Genau. Und die Musikszene, es gab irgendjemanden, der im Internet geschrieben hat, dass er das Gefühl hatte, da haben die halt in dem Moment schlechte Sachen improvisiert. Also mussten sie Musik drüberlegen, wo ich denke, boah, das ist keine Ahnung von nix.
Florian Bayer: Und es könnte sogar sein, dass sie sich in dem Moment entschieden haben dafür.
Johannes Franke: Ja, aber es ist timingmäßig genau an der richtigen Stelle.
Florian Bayer: Auf jeden Fall.
Johannes Franke: Und es ist so wichtig an der Stelle und es ist der dritte Take. Natürlich ist das nicht die Stelle, wo die irgendwie dann irgendwelchen Blödsinn erzählt haben. Nein, der Weg dahin ist wichtig und richtig genau für diesen Einsatz von Musik und der Einsatz von diesem Gefühl von Montage zum nächsten Gespräch.
Florian Bayer: Es ist genau der richtige Moment, um den Film dann doch wieder filmig zu machen. Dass wir nicht das Gefühl haben, dass wir nur diesem Berliner Nachtleben-Chaos beiwohnen, sondern dass wir in eine Geschichte auch reingezogen werden und in Emotionen reingezogen werden. Und es ist ja auch sehr klar gesetzt vor diesen zwei großen emotionalen Momenten, vor den ersten zwei großen emotionalen Momenten, Es war Viktoria, die auf dem Dach herumbalanciert und die Jungs haben Angst davor und dann Boxer, der aus seiner Vergangenheit erzählt und mit seiner Knastgeschichte um die Ecke kommt.
Johannes Franke: Überhaupt, diese ganzen Exposition-Sachen, die überhaupt nicht als Exposition-Dialoge rüberkommen. Das ist beeindruckend, oder? Also ich verstehe jede Figur, aber wie ich da reinkomme, manche Filme versuchen dann irgendwie Dialoge herzustellen, um zu sagen, ja, ich war dann da und ich war dann da. Ach du, mein Schwager, um deine Verhältnisse herzustellen und so was. So ganz hölzern. Und hier ist es so nebenbei und ich weiß so ... Natürlich nicht sofort immer alles über alle Figuren, aber es darf wachsen, es darf sich entwickeln. Das ist total gut.
Florian Bayer: Es ist gut, dass der Film keine Angst ... Nicht der Film, sondern die Beteiligten keine Angst haben vor trivialem Zeug, dass die ganze Zeit dazwischenrum geschrien wird. Die pöbeln sich die ganze Zeit an, wir hören so viel alter und dicker. und irgendwelches Zeug, was einfach... halt so runtergerotzt ist, was keinen Inhalt hat.
Johannes Franke: Welcher Drehbuchautor würde in ein Skript den Satz reinschreiben, wir sind aufm Zebrastreifen und es kann nichts passieren? Was?
Florian Bayer: Hey!
Johannes Franke: Was für ein geiler Satz!
Florian Bayer: Ja, absolute Tiefe. Johannes, analysier diesen Satz bitte für uns.
Johannes Franke: Ha ha ha! Ich liebe diesen Satz, weil der so ausm Herzen kommt in dem Moment. Und ich kann mir vorstellen, dass der Schauspieler den ausgesprochen hat und danach gesagt hat, was hab ich da gerade gesagt? Aber der ist so gut.
Florian Bayer: Ich find's tatsächlich unglaublich mutig von dem Film, dass er sich traut, wenn er schon, sind wir schon wieder bei der Technik, aber wenn's so ein One-Take-Film ist, dass er sowas einbaut wie diesen Konflikt, den sie kurz auf der Straße haben, wo so viel schiefgehen kann, ne?
Johannes Franke: Bei dem Konflikt auf der Straße? Welcher Konflikt?
Florian Bayer: Sie haben die Typen, die pöbeln sich irgendwann mit diesen Typen an, Kurt.
Johannes Franke: Ach so, ja.
Florian Bayer: Und es ist so eine Szene, wo so viel schiefgehen kann. Stimmt. Wo ich denke, ihr seid jetzt 15 Minuten im Film drin. Das ist so ein Knackpunkt, wo man denken könnte, jetzt könnte was passieren, wo man sagt, okay, wir fangen wieder von vorne an. Dass sie sich trauen, so eine Szene einzubauen.
Johannes Franke: Das stimmt. Aber das sind ganz viele solche Szenen. Ja, auf jeden Fall. Also Leia hat sich verfahren, vom Weg von einem Set zum anderen, sitzen sie im Auto und sie muss fahren und dann nimmt sie den falschen Weg und alle so, ne ne, hier links, hier links oder rechts, keine Ahnung und hinten im Kofferraum sitzt der Regisseur und schreit wild, total verzweifelt, nein, nein, falsch, na da lang und das haben sie irgendwie geschafft rauszuschneiden.
Florian Bayer: Hatten sie irgendwie Kopfhörer oder sowas, wo sie, das weiß ich nicht genau, Gehirnweisungen gekriegt haben?
Johannes Franke: Ne, ne, ne, sie haben keine Kopfhörer gehabt, die Schauspieler meinst du?
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Ne, ne. Keine In-Ears oder sonst irgendwas, sondern der Regisseur hat tatsächlich immer wieder, und es ist relativ viel passiert, gesagt, los zur nächsten Szene, ihr müsst wrap-up und ihr müsst vom Dach wieder rund und solche Sachen. Reingerufen tatsächlich und das haben sie geschafft im Audio Nachbearbeitung dann alles rauszukacken.
Florian Bayer: Es gibt wohl ganz am Anfang diese Szene, ich wollte da noch mal drauf gucken, wo Sebastian Schipper über die Straße geht und sich noch mal Kaugummis aus seinem Auto holt. Naja, sieht ihn offensichtlich und registriert ihn auch und es gibt diesen eindeutigen Blick.
Johannes Franke: Mhm. Aber es ist sehr süß, weil, also ich mein, es erklärt uns als Zuschauer natürlich nicht, dass das der Regisseur ist und dass der jetzt irgendwie, dass alles in Ordnung.
Florian Bayer: Aber, ah genau, ich hab ihn ja jetzt zum dritten Mal gesehen. Ich hab beim, dieses Mal, obwohl ich weiß, was alles passiert, ich hatte richtig Ängste ständig bei diesen Autoszenen, wenn sie ja in Autos ein- und aussteigen, weil ich den Kameramann gesehen habe.
Johannes Franke: Ja, ja. Wie dieser Kameramann.
Florian Bayer: Und was für eine scheiß Verantwortung. Du hast diese Kamera geschultert, und dann musst du aus dem Auto aussteigen, und das so, dass das vernünftig aussieht, und du darfst nichts gegen Blech stoßen, du darfst die Kamera nicht fallen lassen. Und es gibt viele von diesen Szenen, es gibt so viele Momente, wo du als Kameramann denkst, nicht stolpern, du musst diese fucking Leiter hoch.
Johannes Franke: Die fucking Leiter, das war so krass. Und ich hab gedacht, die machen irgendwann mal eine Übergabe zu einem anderen Typen. Nein, es war dieser eine Kameramann. Unglaublich. Das muss man sagen. Sie haben an verschiedenen Locations, ich glaub, drei Stück hatten sie, Leute, die den Ton genommen haben. Teilweise eben, also zum großen Teil anscheinend, mit einfach geangelt tatsächlich. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass sie überall auch Ton versteckt haben.
Florian Bayer: Ja, wahrscheinlich. Sie haben mit einer Canon C300 gedreht, die jetzt auch keine Handykamera ist. Also, die ist nicht so eine Riesenkamera, aber die ist ...
Johannes Franke: Ja, es ist schon, wenn man jetzt so zwei oder drei moderne, moderne, digitale Fotokameras zusammen denken würde, dann wird das ungefähr den C300 ergeben.
Florian Bayer: Ich find wirklich grade so diese Autozähnen. Und teilweise, wie er es schafft, aus dem Auto auszusteigen, ohne dass man das Gefühl hat, da steckt jemand mit einer Kamera aus, sondern die Kamera folgt den Leuten, das ist unglaublich.
Johannes Franke: Ich hab total Angst gehabt, als die da aus dem Taxi ausgestiegen sind und die Straße runtergelaufen sind und den Kameramann im Taxi haben sitzen lassen. Und ich gedacht hab, wie kommt der da jetzt raus? einfach ganz mühelos da am Taxi vorbei und ich dachte, wann ist der ausgestiegen?
Florian Bayer: Ja, genau.
Johannes Franke: Der ist einfach nur, plötzlich ist der Rahmen im Bild und er schwenkt drüber und ich denke, hä, der ist doch gerade noch im Taxi drin gewesen.
Florian Bayer: Ja, es ist wirklich, wow.
Johannes Franke: Unglaublich. Wirklich krass.
Florian Bayer: Und ich kann es nochmal sagen, guckt euch diese Szene auf YouTube an, wo man sieht, wie der Kameramann den Schauspielern hinterherläuft.
Johannes Franke: Das habe ich nicht gesehen, ich kenne das nicht, ich muss das unbedingt angucken. Krass, man. Ja, also wirklich, man guckt den Film und hat den Kameramann als Hauptfigur des Films mit im Kopf irgendwie.
Florian Bayer: Nur wenn man so technisch denkt wie wir.
Johannes Franke: Ja, das vielleicht schon. Ich weiß nicht, wenn ihr nicht so viel damit zu tun habt, aber diesen Film gesehen habt, mich würde wahnsinnig interessieren, schreibt uns, wie ihr diesen Film wahrgenommen habt im Sinne von dieser technischen Seite. ob ihr überhaupt gemerkt habt, dass es keinen Schnitt gibt. Weil es kann ja auch sein, dass man damit überhaupt nichts zu tun hat und dann denkt, ja, ist halt ein Film. Was interessiert mich, ob da ein Schnitt drin ist oder nicht und das ihr gar nicht bemerkt habt. Oder ob das irgendwas macht mit euch oder ob ihr das eher störend fandet. Also ich gehe da immer mit einem technischen Blick dran und mir fehlt das halt leider. Ja. Dieser frische Blick.
Florian Bayer: Ich glaube, es ist schwer, den Film zu sehen, ohne zu wissen, dass es ein One-Take ist. Das ist einfach so präsent gewesen bei der Promotion des Films.
Johannes Franke: Das stimmt, das stimmt. Und dann, was die technische Seite betrifft, würde ich gerne noch das Colorgrading anbringen. Ich hab nichts darüber gefunden, aber wenn du von einer Location in die andere gehst und dann immer wieder Lichtwechsel hast, immer wieder andere Qualitäten von Licht, weil du unter Umständen auf der Straße nur nicht jede Lampe austauschen kannst und auf dein Licht einschwören kannst, dann musst du irgendwie es schaffen, ohne Schnitte verschiedene Szenen unterschiedlich zu graden. Also Farben zu korrigieren, dass es gut aussieht. Und da einen Übergang zu finden, der ohne sichtbare Veränderungen von stattet, geht. Das stelle ich mir sehr seltsam vor. Ich habe nichts darüber gefunden. Vielleicht ist es gar nicht so schwierig gewesen. Vielleicht hat der Kameramann etwas geschaffen in seinen Einstellungen in der Kamera, das das nicht so nötig gemacht hat. Auch überhaupt, dass diese ganzen Lichtveränderungen von helleren Szenen auf dunklere Szenen und wieder zurück... Ich hab ein Interview gesehen mit Laia und mit den anderen, mit dem Regisseur Schipper und noch Frederic Lau. Der hat es versucht, eine Stunde 15 dieses Interview ohne Schnitt durchlaufen zu lassen. Hat einfach gesagt, wir gehen mal dem Konzept nach. Und es ist eine Katastrophe! Es sieht schrecklich aus.
Florian Bayer: Und es ist statisch, oder? Beim Interview hast du nicht viel Ortwechsel.
Johannes Franke: Nein, die sind rumgelaufen. Die sind sozusagen die Wege nachgelaufen, die im Film gegangen sind. Ich finde die Idee total geil, aber der Kameramann hat sehr gestruggelt. Der hatte auch eine Kamera, wo er alle zwölf Minuten auf Stopp und wieder Rekord drücken musste, weil das ein Fotoapparat war, der nicht länger als das kann. Trotzdem haben sie es gemacht. Er hat einfach immer wirklich nur drauf gedrückt und schnell wieder drauf gedrückt. Und haben dann kleine Einblendungen drunter gelegt. Aber im Grunde war's ein One-Take ohne große Schnitte oder so was. Und das heißt, die sind auch von dunkleren Szenen in hellere Szenen gekommen. Und das sah so scheiße aus. Ja. Weil die helleren Szenen natürlich alles sofort ausgeblurrt haben. Also, du hast ... Alles ist ausgebrannt.
Florian Bayer: Und dann hast du so Auto-Weißabgleich und Auto-ISO, und dann merkst du, wie sich alles zurechtzieht. Und du siehst langsam ...
Johannes Franke: Sieht einfach so amateurisch aus. der sozusagen ausgleichen soll, dass es zu hell ist. Also wird eine Sonnenbrille davor gesetzt, damit es wieder dunkler ist. Und es sieht so unbeholfen crappy aus. Und im Film hat der Kameramann alles dafür getan, dass man nicht ein einziges Mal sieht, dass man sich an neue Umgebungen anpassen muss. Nicht ein einziges Mal. Und es ist so gut. Und wie gesagt, das Colorgrading. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie es gemacht haben. Es ist krass. Technischer Teil einmal abgeschlossen.
Florian Bayer: Kommen wir zurück zur Geschichte, zum zweiten großen emotionalen Moment, und zwar im Café. Wenn sie sich eigentlich verabschieden wollen, aber es gibt dann diesen Moment, wo Victoria Sonder was auf dem Klavier vorspielt, nachdem er ein bisschen albern angegeben hat. Und wir stellen fest, dass sie unglaublich gut Klavier spielen kann.
Johannes Franke: Oh mein fucking Gott.
Florian Bayer: Und erfahren etwas aus ihrer Hintergrundgeschichte. Ist es da zu viel? Ist es da zu viel Exposition?
Johannes Franke: Überhaupt nicht.
Florian Bayer: Erfahren wir zu viel über sie?
Johannes Franke: Nein, nein, nein. Sie macht das sehr gut. Sie spielt das so gut. Da auf dem Papier kann es sein, dass es zu viel Exposition ist, aber sie spielt das einfach so gut, dass das alles vollkommen legit ist.
Florian Bayer: Wie sie mit den Tränen kämpft, ne?
Johannes Franke: Wirklich krass.
Florian Bayer: Das ist wirklich beeindruckend. Sie spielt das Klavier nicht selbst.
Johannes Franke: Sie spielt das zwar, aber wenn man das Original hören würde, das würde nicht gut klingen. Sie haben ihr das beigebracht, das Klavierstück. Das ist ein Mephisto-Waltz. Also, das ist schon ein krasses Stück. Man hört das auch, dass es ein sehr krasses Stück ist. Und ich liebe es, also es klingt wirklich richtig toll. Ich glaube, es war einer der Mitautoren, der ihr das beigebracht hat, das zu spielen. Und sie hat das natürlich nicht perfekt gespielt, aber man sieht es vielleicht auch, wenn man genau hinschaut. Ich habe nicht genau hingeschaut und war wahnsinnig beeindruckt und habe gedacht, wow, sie hat eine gefunden, die richtig gut spielen kann. Und sie konnte es eigentlich nicht. Und dann haben sie ihr auch diese Backstory gegeben, die für mich die große Motivation dafür ist, dass sie überhaupt das tut, was sie tut. Weil sie erzählt, dass sie als Kind und Jugendliche im Grunde auch immer nur auf dem Konservatorium getan hat, was von ihr verlangt wurde und das war richtig hartes Training. Ohne Ausrutscher in irgendeine Richtung im Sinne von ich genieße mal mein Leben. Ich genieße mein Leben als Kind, ab ne Kindheit oder genieße mein Leben als Jugendliche, indem ich mal frei dreh oder sowas. Nichts, Null. Und dann vom Konservatorium abgelehnt zu werden, zu sagen, du wirst es nie schaffen, du bist nicht gut genug. Natürlich drehst du dann erst mal frei und sagst, ich muss hier raus, ich gehe nach Berlin und dann nutze ich die erste beste Gelegenheit, um Spaß zu haben. Und das hat sie genutzt.
Florian Bayer: Was ich auch ganz wichtig finde, was sie zum Thema Freundschaft sagt dort, dass man seine Freunde vernichten will, dass sie die Feinde und Konkurrenten sind. Ja. Und das ist halt so ein krasser Gegenentwurf zu dem, was wir hier über Freundschaft lernen. Die Jungs, die die ganze Zeit echt ruppig miteinander umgehen, die sich gegenseitig anpöbeln, du weißt genau, die würden füreinander durchs Feuer gehen. Und das ist ganz cool, dass das in diesem Moment halt auch aufgemacht wird, wie sie von diesem elitären, musikelitären Kreis erzählt, wo man Freunde hat, aber eigentlich ist klar, man ist Konkurrenz, man kann keine wirklichen Freundschaften aufbauen. Und dann als Gegenentwurf hier diese Jungs von der Straße, die es wirklich schwer haben. Und wo du weißt, sie gehen wirklich füreinander durchs Feuer, weil sie machen diesen Banküberfall für Boxer. Genau, das fand ich auch wichtig. Und erklärt auch, warum sie so begeistert von ihnen ist. Also, warum sie sie so cool findet. Einfach, weil sie eine andere Art des Umgangs miteinander da sieht, den sie sich wahrscheinlich auch wünscht. Mehr Nähe und eine andere Form von Nähe.
Johannes Franke: Findest du es denn zu sehr, Exposition?
Florian Bayer: Ich find im Text ein bisschen zu viel. Ich glaub, sie hätten auf ein oder zwei Sätze verzichten können. Er hätte da auch ein bisschen weniger sagen können. Also ich fand das von Boxer vorher ein bisschen stärker. Aber natürlich ist es von ihr saugut gespielt. Und das macht auch, vieles wird da bin ich ganz bei dir, dass sie einfach sich so dann die Tränen verkneift. Und dass sie...
Johannes Franke: Ja, die kommen ja auch irgendwann.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Ah, Mann. Das ist wirklich, da fühle ich voll mit ihr mit. Und was ich so geil finde, ist auch der Moment, wo sie anfängt zu spielen. Also er etabliert die Szene ja so, dass sie einfach Spaß mit diesem Klavier haben und sagen, Wir sind voll die Profis und ich kann da, ich spiel dir mal was vor und dann spielt er voll das crappy ein paar Noten und das ist gut. Und da ist ja dieses Flirten viel wichtiger, zwischen den beiden dieses Flirten. Und umso krasser macht's dann Rums, und sie spielt dieses riesige, krasse Stück. Und du bist sofort von Wolke 9 auf einem krassen Niveau von Kunst, Klavierspielkunst.
Florian Bayer: Und so sehr es auch Klischee ist, ich mag einfach auch, dass sie dann den Reactionshot von Sonne drin haben, wie er guckt und wie er wirklich ... Und er sagt danach, das war das Schönste, was ich je gehört habe oder so.
Johannes Franke: Er ist total erschlagen.
Florian Bayer: Und Frederic Lau spielt das halt auch echt saugut, diesen Blick. Wie er wirklich so ganz ernst wird auf einmal. Und das macht natürlich die Musik noch mal ein Stück stärker, dass wir ihn sehen, wie er darauf reagiert. Und das ist so ein filmisches Klischee, das so zu machen. Aber es funktioniert echt gut in dieser Szene. Auch wie die Stimmung dann einfach kippt, also wirklich ins Melancholische.
Johannes Franke: Krass, ne? Ja.
Florian Bayer: Aber dann kommen wir eigentlich zu meiner Meinung nach, der schwächsten Szene des Films.
Johannes Franke: Oh! Nämlich die Tiefgaragen-Szene. dass es die Überlegung gab, wir zeigen den Banküberfall selbst nicht. Also lass uns das doch vorher einmal zeigen, damit wir ein Gefühl dafür bekommen, was da passieren soll. Und ich finde interessant, was der Typ sagt, der versucht, sie darauf einzuschwören und ihnen innerhalb von fünf Minuten zu erklären, was sie machen müssen, damit der Banküberfall funktioniert. Das finde ich relativ stark tatsächlich, weil das so Anweisungen sind, die dem Ganzen eine Ernsthaftigkeit geben. Und uns auch in die Situation hineinbringt und uns die Angst macht vor der Situation, die wir brauchen für diese Figuren. Aber vielleicht hast du recht, dass es insgesamt dann doch die schwächste Szene ist.
Florian Bayer: Es war wirklich der einzige Moment, aber dafür dann unangenehm, der mich so ein bisschen an deutsche Krimikultur und deutsche Krimi-Klischees erinnert hat. Auch André Henneke, der einfach ein bisschen zu drüber ist als Gangsterboss.
Johannes Franke: Ja, vielleicht.
Florian Bayer: Also zu sehr Klischee und dann dieses ... Und er spielt halt wirklich den Bösewicht, der dann auch noch die Frau greift und sagt, ja, dann behalten wir die Bitch halt hier. Ich fand, das war so ... Diese ganze Szene wollte cool sein, wollte irgendwie auch so ein bisschen ... Also wollte die Coolness haben, die davor einfach entstanden ist. Und auch so ein bisschen mit Schielen nach Amerika, aber hat sich dadurch sehr deutsch angefühlt. Es fühlt sich nichts Deutscher an als deutscher Krimi, der versucht, Tarantino zu sein.
Johannes Franke: Ja, ja, genau.
Florian Bayer: Das ist so deutsch. Und alle versuchen das. Der Tatort hat schon versucht, tausend Krimi-Komödien da draußen aus Deutschland, die Tarantino sein wollen. Und das fühlt sich immer unangenehm an. Ich weiß nicht, wie man's hätte besser lösen können. Ich find's gut, dass sie eine Motivation kriegen.
Johannes Franke: Und dass sie auch lange widerstehen.
Florian Bayer: Ich finde auch dieses Training ganz gut, wo gezeigt wird, sie sind halt Kleinkriminelle. Sie trauen sich, so was zu machen, aber sie sind keine Profis darin. Sie können mit Waffen umgehen, aber sie sind nicht sehr geübt darin. Das hat ihren Charakter auch ein bisschen Tiefe gegeben. Ich fand einfach dieses Setup, dieser Obergangster, der mit seinen Henchmen da steht, das fand ich ein bisschen trüber. Und in dieser Tiefgarage dann auch noch, echt in der Tiefgarage. Und er hat das schicke Auto, sie haben das geklaute Auto, und zwar vielleicht ein bisschen viel.
Johannes Franke: Der Moment, wie sie dann draußen sitzt im Auto und wir nicht mit reingehen in die Bank und sehen, wie der Überfall passiert ist. Das ist eine sehr gute Entscheidung.
Florian Bayer: Sehr stark, absolut. Ganz toll, dass sie den Banküberfall nicht zeigen. Dass sie da die ganze Zeit bei ihr sind.
Johannes Franke: Die Entscheidung haben sie auch sehr früh gefällt. Man muss sagen, dass die Entstehungsgeschichte des Films ja auch über diesen Banküberfall überhaupt erst losgetreten wurde. Schipper hat sich wirklich irgendwann gedacht, wir müssen mal einen Banküberfall zeigen, der größte Banküberfall aller Zeiten ist, wo man nicht irgendwie die krassesten Vorbereitungen sieht oder sonst irgendwas, sondern ein durchschnittlicher Banküberfall, der trotzdem noch sehr aufregend ist, weil es ein Banküberfall ist.
Florian Bayer: Ja, es geht ja auch um gar nicht so viel Geld, also 50.000, sind's, von R10.000 haben wir.
Johannes Franke: Und das ist halt, was ist das für eine Summe? Wieso sollte man für so eine Summe so viel Scheiße machen, ne?
Florian Bayer: Es gibt auch Banküberfälle, das ist kein großes Ding mehr, ne?
Johannes Franke: Nee, weil einfach nicht genug Geld da ist.
Florian Bayer: Es ist nicht genug Geld da und es lohnt sich einfach nicht. Im Jahr 2022, 42, in Deutschland.
Johannes Franke: Ja, verzweifelte arme Würstchen wahrscheinlich, die das gemacht haben.
Florian Bayer: Ja, wahrscheinlich, genau. Ich weiß gar nicht, wie's ist. Ich find den Banküberfall, so wie er inszeniert ist, glaubwürdig. Ich find's glaubwürdig, dass sie davonkommen, die Polizei ist nicht so schnell vor Ort. So wie die das machen und wie sie da reingehen Und genauso würde das wahrscheinlich ablaufen. Und ohne Schuss. Und sie ... Ja, also, ich find das authentisch. Ich hatte nicht das Gefühl, das ist unglaubwürdig, dass sie das schaffen und dass sie da rauskommen.
Johannes Franke: Nee, absolut. Was ich total krass fand, war die Situation, dass das Auto nicht mehr anspringt. Und hab gedacht, okay, wie lösen sie das jetzt? Und ich find, sie lösen's dann halt mit einfach einer RR, der das Auto geklaut hat, kriegt es halt wieder hin und lässt es wieder anspringen. Naja gut, okay, straight forward, was hätte man auch sonst machen sollen, aber dass die Situation entsteht und ich dann irgendwie wirklich hart mit ihr mitfieber, dieses Auto wieder anspringen zu lassen, ist schon krass.
Florian Bayer: Ja, ja auf jeden Fall.
Johannes Franke: Die Sache ist die, die fahren dann los und die fahren nicht lang. Und stellen das Auto dann wieder ab und gehen auf diese Party. Was ich vielleicht noch abkaufen kann, weil sie unter Drogeneinfluss sind und erst mal hyped sind und erst mal so eine krasse Sache verarbeiten müssen. Oder eine krasse Sache mit einem, was macht natürlich, was Irrationales.
Florian Bayer: Herzschlag, Adrenalin.
Johannes Franke: Absolut. Aber dass sie wirklich nur so ein paar Minuten mit dem Auto fahren und denken, ja, jetzt sind wir so weit, jetzt können wir wieder aussteigen. Das ist ein bisschen dämlich.
Florian Bayer: Das glaub ich dem Film nicht.
Johannes Franke: Ja, natürlich.
Florian Bayer: So viel können wir nicht absperren.
Johannes Franke: Ja, vor allem auch die Zeit. Du willst ja in dem Auto jetzt nicht drei Stunden verbringen. Sondern du willst in dem Auto irgendwie erzählen, okay, wir fahren weg, aber wir wollen ja auch mit der Story wieder weiterkommen.
Florian Bayer: Ich habe zu wenig Ahnung von Banküberfällen. Ich sollte das mal öfter machen.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Dann wüsste ich, da könnte ich mehr dazu sagen.
Johannes Franke: Kannst ja berichten. Mach mal. Bis nächste Woche hast du eine Hausaufgabe.
Florian Bayer: Ich hatte das Gefühl, es ging weniger darum, so weit wie möglich vom Tatort wegzukommen und mehr darum...
Johannes Franke: Sollte es aber möglichst, oder?
Florian Bayer: Nee, das Auto irgendwo sicher abzustellen, weil wenn es was gibt, was gesehen wird, sie hat Masken an und Klamotten, okay, sie hat Klamotten, aber das Auto ist natürlich das, was wahrscheinlich irgendwie jemand durch ein Fenster oder so gesehen hat, das willst du loswerden und ich glaub, je länger du mit dem Auto, das gesucht wird, auf der Straße bist, umso erst die Wahrscheinlichkeit, dass du gefasst wirst, das hab ich so Klischeebilder im Kopf von Hubschraubern, die über Autos schreiben auf der amerikanischen Autobahn, ich bin nicht mehr in Deutschland offensichtlich, aber naja, es gibt ja viele Streifen. Polizisten und das stimmt. Ich glaube, je länger du mit dem Auto unterwegs bist, umso wahrscheinlicher ist, dass du gefasst wirst oder dass du plötzlich eine Streife hinter dir hast.
Johannes Franke: Das ist richtig, aber ich glaube, wenn du nur zwei Minuten mit dem Auto fährst.
Florian Bayer: Dann kommt es nicht weit, vor allem wenn du drei Mal um die Kurve fährst. Ist ja genau.
Johannes Franke: Wenn du umdrehst. Also das war nicht, das, nee, also das ist ein bisschen, aber ansonsten, ich verstehe tatsächlich, ist auch ein großer Kritikpunkt im Internet, Leute sagen, warum sollten die dann zur Party gehen? Ich finde es vollkommen nachvollziehbar.
Florian Bayer: Absolut, auf jeden Fall. Ich find's großartig, weil gezeigt wird, wie dieses Adrenalin sich auflöst. Diese ganze Zeit dieses wirklich schönen Flirten von Sonne und Viktoria kommt ... Sie knutschen endlich miteinander. Davor war's schon immer, wo man gemerkt hat, das sind so Momente, wo sie gleich ... Man denkt so, ja, genau, das ist echt gut, glaubwürdig. Dann gehen sie voll ab, lecken sich rum. Ja, genau, das ist so voll glaubwürdig. Genau so läuft das. Du bist erst gehemmt, dann gehst du voll ab. Das ist einfach cool.
Johannes Franke: Die haben einen großen Einfluss einfach, die haben ja vorher richtig, boah, fuck.
Florian Bayer: Die haben noch gar nicht so viel zu diesem Club-Szenen gesagt, die haben das echt gut gemacht mit diesem Club, ein Club ist ja voll chaotisch und du am Anfang hast ja das Gefühl, oh Gott, hoffentlich kriege ich keinen epileptischen Anfall, wenn du die ganze Zeit die Lichtblitze hast.
Johannes Franke: Kurze Epilepsie-Warnung, wenn ihr den Film seht, die ersten zwei Minuten vielleicht skippen oder so. Die sind echt hart.
Florian Bayer: Ja. Und dann dieses Feiern im Club, was ja auch unübersichtlich ist, wo auch die meisten Statisten rumhängen und irgendwie so ... Das haben sie wirklich ganz gut gelöst. Wir sind auch immer so ein bisschen verloren.
Johannes Franke: Bei den Dreharbeiten sind drei betrunkene britische Touristen vorbeigekommen und wollten Bier trinken. Man muss dazu sagen, das ist kein echter Club gewesen. Sie haben den da hingebaut.
Florian Bayer: Aber offensichtlich sehr authentisch in diesem Moment.
Johannes Franke: Und beim Film denkt man sich die ganze Zeit, was ist, wenn einer der Schauspieler auf Toilette muss? Turns out, sie musste wirklich auf Toilette. Oh. Im Club ist sie auf Toilette gegangen, während des Films.
Florian Bayer: Ja, geil.
Johannes Franke: Wir haben's nicht gesehen, sie ist einfach abgehauen. Die haben weiter gefilmt mit diesen anderen Typen. Dann ist sie kurz auf Toilette, die auch keine echte Toilette ist. Au. Hat dort einfach mal schnell sich geleert und ist wieder zum Dreh zurück. Wow.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Das ist Einsatz, Wille. Krass. Ja. Ja, ich finde tatsächlich die Club-Szene auch sehr gut gemacht. Absolut glaubwürdig und sehr gut. Auch der Einstieg in den Film, dass Sonne da steht und kein Geld hat, aber unbedingt rein will und dann fragt, und, ist es ein guter Club? Lohnt sich's? Lohnt sich's? Und sie dann irgendwie nochmal auf Toilette geht und dann erst das sich annähert alles.
Florian Bayer: Und dann haben wir aber, ja, sie fliegen aus dem Club raus.
Johannes Franke: Ja, natürlich, wenn man sich so wundert.
Florian Bayer: Wegen Viktoria, weil die sich am meisten da näher fühlen.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Ja, auch echt dann nochmal so mummert, so vor den Türstehern wegzurennen quasi.
Johannes Franke: Und sich da irgendwo hinsetzt und rein, irgendwo anders hin versteckt. Das ist echt super süß. Also man hat echt Spaß mit denen, muss man dazu sagen. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie gut ich das finde, dass man mit Kleinkriminellen so viel Spaß hat, aber… Aber die sollen ja auch sympathisch sein, ne? Natürlich.
Florian Bayer: Also, hey, es sind Berliner Jungs.
Johannes Franke: Ja. Es ist… Also tatsächlich Leute, denen ich, wenn ich real mit ihnen zu tun hätte, sofort abhauen würde. Also es ist wirklich nicht meine Welt und jeder Betrunkene, dem er entgegenkommt in Berlin, ist jedem auszuweichen, aber... Wenn ich mir das so aus der Entfernung anschaue, denke ich die ganze Zeit, you go, girl, you go ... Also, auch die anderen Jungs, you go, girl, mach einfach, hab Spaß. Es ist schön. Solange ihr niemandem wehtut, und da wird's dann eben schwierig.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Die Eskalationsstufe ist halt das Problem. Ja.
Florian Bayer: Ich hab grad überlegt, natürlich gibt's auch so ... Ich find, der Film schafft es ganz gut, was zu erzählen, was halt auch in Berlin passieren kann, jenseits von Standesdünke. Ich hatte wirklich, also nicht viele, wo ich, nicht mit Kleinkriminellen, aber eher mit so dem einfachen Mann von der Straße getrunken habe. Ja, ja, ja. Das geht, das funktioniert auch. Ich find, der Film hat auch einfach einen guten Job da zu zeigen, dass es einfach Menschen sind, die halt mehr sind als nur das Prollige, was man als Erstes von ihnen wahrnimmt, wenn sie einem auf der Straße entgegenkommen und gegen Laternen treten oder Autos. Ja, aber dann eskaliert's halt jetzt, weil sie fliegen raus aus dem Club und die Polizei wartet draußen. Sie müssen wegrennen und sie sind noch bewaffnet und sie machen, ich verstehe nicht, warum sie schießen, weil es wirklich dumm ist.
Johannes Franke: Es ist unglaublich dumm, da bin ich nicht überzeugt von. Überhaupt in der Sequenz kommen mir ein paar Sachen, von denen ich nicht überzeugt bin, leider. Ja. Zum Beispiel, dass die sich dann da in dieser Wohnung von dem einen Typen, den sie im Treppenhaus begegnen, verschanzen und das Baby entführen. Was ich noch gut finde ist, dass Frederic Lau dann dieses Baby sieht und sagt, fucking was lässt du mich in eine Wohnung, wo ein Baby ist? Fucking scheiße. Und dann auch Angst vor dem hat, was sie selber tun werden. Und sie dann aber auf die Idee kommt, dieses Baby zu benutzen, um da rauszukommen.
Florian Bayer: Und es ist halt wirklich die beste Möglichkeit rauszukommen.
Johannes Franke: Ja, aber ich weiß nicht, wer hat... die vorausschauende Sicht auf die Dinge in so einer Situation, um rauszufinden, welchen Weg man dann nimmt. Mit so einem Baby, das kommt mir zu sehr Hollywood-Wendung vor. Für diesen Film.
Florian Bayer: Ja, versteh ich. Ich weiß, was du meinst.
Johannes Franke: Das kann ich mir nicht vorstellen, dass sie das in dem Moment versteht und denkt, okay, um hier rauszukommen, müssen wir uns andere Klamotten anziehen und sein Baby vor den Bauch schnallen.
Florian Bayer: Ich mag die Szene, weil sie mit zu den Szenen gehört, die ihren Charakter, die starke Seite oder die harte und auch erbarmungslose Seite ihres Charakters zeigen. Auch dass sie halt die ist, die in dem Moment weiß, okay, wir machen das so jetzt. Und dazu gehört, dass wir ein Baby entführen.
Johannes Franke: Ja, und er ist nur hilflos und sagt, halt die Schnauze und hält ihnen die Waffe an die Schläfe, was überhaupt nix bringt. Und sie bringt das Ganze natürlich voran in konstruktiven Kanal.
Florian Bayer: Und sie bringt dann ihn ja auch zur Ruhe. Jetzt komm mal klar, wir müssen das jetzt lösen, das Problem. Deswegen, find ich, hat die Szene ihren tieferen Sinn, der irgendwie gut ist. Aber ja, natürlich ist es so ein bisschen konstruiert. Es ist halt ... Ich find, es ist chaotisch genug, dass es nicht in diese deutschen Krimi-Klischees läuft wie die Szenen davor. Dafür bin ich dankbar. Weil ich find, diese Garagen-Szene davor ist halt so Klischee, weil die so sehr arrangiert ist. Allein wenn die Gangster so stehen und auf sie warten. Hier ist dasselbe Chaos wie vorher. dass sie dann durchkommen damit, dass sie wirklich die Polizisten sie durchlassen ohne, dass sie da nicht abgefangen werden, ohne wirklich eine Personenbeschreibung zu haben.
Johannes Franke: Ja, und Personalien aufzunehmen.
Florian Bayer: Und Personalien aufzunehmen, genau, dass sie einfach durchgewunken werden, das ist alles nicht so glaubwürdig. Aber wahrscheinlich ist davor auch schon nicht so glaubwürdig, dass sie... dass sie überhaupt schießenderweise in das Haus reinkommen. Die Polizei ist, glaub ich, gut genug, um sie in dem Moment zu stoppen, bevor sie in dem Haus landen.
Johannes Franke: Ja, oder die Polizei würde nicht in der Form sich den Schusswechsel hingeben. Ich glaube nicht, dass das passt.
Florian Bayer: Nee, genau, das ist so Krimi-Klischee, ne? Rennen und schießen gleichzeitig.
Johannes Franke: Ja, solche Sachen. Na ja.
Florian Bayer: Wir kommen zum größten Klischee des gesamten Films. Nachdem sie ins Hotel gefahren sind mit dem Taxi, man macht den Fernseher an und live im TV Genau das, was gerade zu sehen sein muss.
Johannes Franke: Es ist blöde. Es ist so blöde. Das ist das Einzige, was nicht in live passiert. Das ist das, was sie vorproduziert haben. Und das ist so ... Nee! Warum? Wozu auch?
Florian Bayer: Welcher Fernsehsender zeigt das? Welcher Fernsehsender zeigt das? Ich bitte dich! Wir können ja nix anderes mehr im Fernsehen gucken.
Johannes Franke: Willkommen bei N24.
Florian Bayer: Nicht mal die wirklich effektheichrigsten, dummen Nachrichtensender zeigen das.
Johannes Franke: Also insofern, das sind so Sachen, wo man sagt, ja, da hat jemand versucht, das so sehr auf Hollywood zu münzen und so. Vor allem, weil es nichts beiträgt in dem Moment, aber das Ende ist an sich natürlich trotzdem sehr glaubwürdig, auch dass er die ganze Zeit versucht, das irgendwie zu verstecken und ihr irgendwie voranzuhelfen, weil er eigentlich weiß, wahrscheinlich, okay, mit mir, wird's nichts mehr.
Florian Bayer: Ich hab das Gefühl, als ich den das erste Mal gesehen habe, dachte ich, sie wär verletzt. Wir sehen ja, dass da offensichtlich noch eine Verletzung da ist. Ich hatte das Gefühl, sie ist irgendwo verletzt. Ich hab nicht mitgekriegt, dass er so doll angeschossen ist, wie wir später sehen, wenn er im Hotelzimmer liegt. Auch hier wieder eine schöne Szene, wo wir nicht genau wissen, was passiert, wenn sie zu ihm sagt, ich besorg ein Zimmer für uns. Wir sind bei ihm und sie kommt mit den Schlüsseln wieder. richtig hart erwischt hat und gerade am Verbluten ist.
Johannes Franke: Was allerdings wiederum so ein bisschen so ... Ah, wenn er wirklich am Verbluten ist, wenn es ihn so hart erwischt hätte, dann wär da mehr ... Hätten wir früher schon mehr Blut gesehen. Ja. Ja. Aber was soll's, es ist okay, macht mir den Film nicht kaputt. Er liegt dann da im Hotelzimmer und verblutet halt einfach. Und ich finde es vollkommen richtig für ihn in dem Moment, weil er einfach, glaube ich, schon drei Szenen vorher festgestellt hat, Ich komm da nicht lebend raus. Das war's. Und ich versuch, ihr jetzt noch rauszuhelfen.
Florian Bayer: Ja, das ist natürlich auch wieder so was, wo man denken würde, das ist eigentlich ein Klischee-Moment aus jedem Krimi. Nimm das Geld, mach dir ein glückliches Leben, lass mich zurück. Er schafft es in der Inszenierung, im Spiel von Laia mit Frederic, schafft er es, diese Klischees so zu erzählen, dass sie genug Authentizität haben, dass er damit durchkommt. Und das find ich wirklich erstaunlich, wenn man das Skript ... Es gibt ja kein Skript. des Films liest, könnte man auch einen deutschen Klischee-Krimi sehen.
Johannes Franke: Ja, das stimmt.
Florian Bayer: Eine Frau ist nachts im Club unterwegs, trifft Jungsbande, wird in einen Banküberfall mitgezogen, sie fliehen vor der Polizei. Das ist eigentlich so voll der deutsche Krimi. Und er schafft es aber mit diesen, durch diese Authentizitäten, damit kommen wir wieder zurück zur Technik und zu dem One-Shot, er schafft es. Er schafft es, so reinzuziehen und so authentisch zu wirken.
Johannes Franke: Mhm.
Florian Bayer: Dass die Parkliches, die da sind, ignoriert werden können. Ja. Und dass der Rest halt einfach dich wirklich mit reinreißt. Du bist einfach dabei in dieser Nacht.
Johannes Franke: Haben wir's grade geschafft, eine Stunde lang alle fünf Minuten das Wort Authentizität fehlerfrei zu sprechen, und jetzt hab ich's nicht mehr geschafft?
Florian Bayer: Ja, haben wir, und du hast es jetzt versaut. Jetzt müssen wir noch mal von vorne anfangen. Du hast gesagt, der Kameramann ist der weitere Darsteller. Ich hab ganz oft das Gefühl, wir sind der Kameramann. Wir hetzen den Leuten hinterher und wollen Schritt halten mit ihnen.
Johannes Franke: Ich bin voll in der Gang drin. Ich bin als Zuschauer Mitglied der Gang. Es ist unglaublich, total krass. Ich hab nicht damit gerechnet. Und ich glaube, das ist einer der Gründe, warum der One-Take so wichtig ist in diesem Fall. Weil wir wirklich dadurch da reingezogen werden als Mitglied der Sache.
Florian Bayer: POV, wir stolpern mit ihnen mit. Wir stoppern auch manchmal hinterher und versuchen, einen Schritt zu halten.
Johannes Franke: Ja, ja, voll.
Florian Bayer: Aber genau dieses Gefühl ist ja auch da, du bist die ganze Zeit angetrieben, weil du willst wissen, worüber sie reden, was da passiert, was er macht. Du willst wissen, was passiert.
Johannes Franke: Okay, also wir sind ein bisschen blown away von vielen krassen Dingen, also wie Kamera und auch inszenatorisch. Wollen wir, bevor wir uns noch mal das Ganze abrunden und ein Fazit geben, in unsere Top 3 hinüberrutschen. Ja, okay. Wir brauchen eine kleine Ruhepause auch. Schnitt. Okay, unser erster Schnitt in dieser Folge. Ja. Wie ist das, der erste Schnitt? Ich weiß nicht. Habt ihr einen gehört? Ich nicht. Wollen wir in unsere Top 3 gehen? Unsere Top Drei heißt in diesem Fall ... Was? Und das alles in einer Nacht?
Florian Bayer: Ja, so ungefähr. Ha ha ha. Mir ist nix eingefallen, tut mir leid. Johannes, leg los.
Johannes Franke: Ja, ich hab Schwierigkeiten gehabt mit der Top Drei. Weil es gibt immer mal so ein paar Filme, die das machen. Aber das sind solche Sachen wie Hangover. Hangover zwei.
Florian Bayer: Ey, Dude, where is my car?
Johannes Franke: Hangover drei. Das sind alles Filme, mit denen ich nix anfangen kann. Das sind so Dude-Filme tatsächlich ganz viel. Oder eben die weiblichen Versionen, die ja auch gedreht wurden, die sicherlich genauso ihre Berechtigung haben, aber die auch immer noch nichts für mich sind. Insofern ... Aber ich hätte vielleicht einen Film auf Platz drei, den wir schon besprochen haben, und zwar A Christmas Carol, die Muppet-Version.
Florian Bayer: Ah, nice, ja, sehr cool. Hab ich noch gar nicht dran gedacht. Aber natürlich, A Christmas Carol ist eine Nacht.
Johannes Franke: Eine Nacht, in der Scrooge immer wieder Geisterbesuch bekommt, die ihm erzählen, warum Christmas vielleicht gar nicht so verachtenswert ist.
Florian Bayer: Ja, toll, und einmal durch die Zeit reist. Wir erleben eine Nacht in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Das ist Night of the Living Dead. Der Zombiefilmklassiker von George A. Romero aus dem Jahre 1968. Der erste richtige, moderne Zombiefilm. Der halt auch nur in einer Nacht spielt. Und sich auch so anfühlt und dann am Morgen endet. Super inszeniert, Klassiker. Immer noch einer der faszinierendsten Zombiefilme, gerade wegen diesem beklemmenden Setup von ... Wir haben nur ein paar Stunden und einen Ort.
Johannes Franke: Ich möchte eine Vorhersage machen. Wir haben den gleichen Platz eins. Oh, verdammt. Schade. Okay.
Florian Bayer: Aber ich glaube, unser gemeinsamer Platz 1 ist mein Platz 2. Deswegen würde ich den vorziehen.
Johannes Franke: Mein Platz 2 ist, obwohl es lange her ist, dass ich ihn gesehen habe, und ich es gar nicht mehr so genau weiß, Night on Earth.
Florian Bayer: Dann haben wir einen gemeinsamen Platz 2. Das ist nämlich auch mein Platz 2. Schön. Ja, sehr schön. Jim Jarmusch.
Johannes Franke: Jim Jarmusch, ja. 1991. Also, in einem Taxi ...
Florian Bayer: In mehreren Taxis.
Johannes Franke: Mehreren Taxis, mehrere Geschichten erzählt.
Florian Bayer: Von der ganzen Welt tatsächlich. Aus L.A., New York, Paris, Rom. Mit ganz vielen tollen Darstellerinnen, wie zum Beispiel Winona Ryder, Armin Müller-Stahl, Rosi Perez, Roberto Benigni und so weiter. Toller Film. Ja, mein Platz zwei auch.
Johannes Franke: Ja, sehr schön. Ja, cool. Dann meine Vorhersage hat beinahe zu gut funktioniert.
Florian Bayer: Dann kannst du mit deinem Platz eins kommen.
Johannes Franke: Wenn wir in den Platz eins kommen, vielleicht irre ich mich, aber ist Magnolia nicht auch eine Nacht?
Florian Bayer: Uh! Ja, der fängt ja eher so mittags an.
Johannes Franke: Ja, okay. Was soll's? Egal. Die, die, die, das war schwer genug.
Florian Bayer: Aber trotzdem, ja, okay. Oh, dann nehm ich den auch auf meinen Platz eins. Und jetzt ist mir mein Platz eins schon fast peinlich. Willst du noch kurz was zu Magnolia sagen? Das ist auf jeden Fall auch so ein Film, dass ich wie Echtzeit anfange.
Johannes Franke: Ja, ich möchte ganz dringend sagen, es regnen Frösche.
Florian Bayer: Ouch! Mein Platz eins ist ein ... Ich glaub, man könnte ihn leicht als Trash-Up tun, aber ein wirklich düster apokalyptischer Film über eine Jugendgang, die Warriors. Eine Jugendgang, die nachts unterwegs ist und gejagt wird von allen möglichen anderen Gangs und sich irgendwie durchschlägt. Und ja, es ist ein ziemlich düsterer, knallharter, end70er-Actionfilm.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Der irgendwie so eine apokalyptische Quintessenz hat, die ihn über das Alberne hinaushebt. Und er hat viele B-Movie-Momente, aber trotzdem, er hat auch so eine gewisse Stärke.
Johannes Franke: Okay, klingt nach einem Film, der mir sehr egal sein könnte.
Florian Bayer: Du würdest ihn hassen.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Du würdest ihn so sehr hassen, dass ich nicht mehr weiß, ob ich ihn dir irgendwann mal geben werde.
Johannes Franke: Ohohohoho, okay. Na gut, das ist der Podcast, in dem Plor mich quält.
Florian Bayer: Kommen wir zu unserem Fazit.
Johannes Franke: Oh, ja, zurück aus unserer Top 3 hinaus.
Florian Bayer: Diesmal habe ich dich nicht gequält.
Johannes Franke: Nein, diesmal hast du mich nicht gequält, ich find's tatsächlich einen überraschend guten Film, weil auch die Voraussetzungen für mich so unmöglich klangen. Das eine ist halt dieses One-Take-Ding, wo ich denke, na ist das vielleicht nur als Gimmick gemeint, was überhaupt nicht der Fall ist in dem Fall. Oder diese improvisierten Sachen, wo ich denke, ah, das ist das Beste, was du machen konntest für diesen One-Take. Vor allem kannst du dir vorstellen, dass für einen One-Take die Schauspieler den Text lernen und dann irgendwie für zweieinhalb Stunden den Text im Kopf haben und nix verdaddeln dürfen?
Florian Bayer: Mhm.
Johannes Franke: Natürlich brauchst du improvisierte Texte, damit das geht.
Florian Bayer: BühnenschauspielerInnen machen das auch sehr viel auf einen längeren Zeitraum.
Johannes Franke: Ist schon richtig.
Florian Bayer: Und das sind Shakespeare-Texte, nicht deutsche Krimitexte.
Johannes Franke: Ja, ja, ich weiß. Aber hab ich auch selber gemacht alles richtig. für so einen Film, für diesen Film, die beste Entscheidung.
Florian Bayer: Wahnsinn, ja. Ja. Ja, ich glaub, es ist einer der besten deutschen Filme der 2010er-Jahre. Mhm. Steht für mich so ein bisschen so eine Reihe von Filmen, die zeigen grade, die Deutschen können doch was.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Genrefilme und interessante Filme. Wurde ja leider nicht als bester fremdsprachiger Film für den Oscar zugelassen.
Johannes Franke: Was für ein Arschloch-Move!
Florian Bayer: Zu viel Englisch!
Johannes Franke: Alter, ihr könnt mich mal am Popo schmatzen. Es gibt's ja wohl nicht, nur weil die Englisch sprechen müssen, weil der Film das halt will, die Voraussetzungen das braucht, sagen die bescheuerten Oscars, dass es kein fremdsprachiger Film ist. Alter, du kannst mir am Popo schmatzen.
Florian Bayer: Wir haben vorhin noch mal kurz drüber geredet, um das auch noch mal reinzuwerfen. Wir waren uns selbst nicht mehr ganz sicher. Ich hab gemeint, ich würd gern die zweite Version sehen, wo sie alle durchdrehen. Ja, stimmt, das würd ich auch gerne sehen. Du meintest, sie sind wahrscheinlich vernichtet? Ich hab noch mal geguckt, auch nicht bei der DVD als Bonusmaterial oder so. Es gibt einen Weltartikel, wo ein Weltredakteur, Hans-Georg Rodeck...
Johannes Franke: Ja? Ähm...
Florian Bayer: Die gesehen hat. Was? Oder zumindest ausschnittweise gesehen hat, zusammen mit Sebastian Schipper, der hat ihm das wohl gezeigt. Dieser Weltautor kann offensichtlich verstehen, warum die beiden Versionen nicht genommen wurden. Aber es klingt eher danach, als ob er nur Ausschnitte gesehen hätte. Deswegen empfehle ich, ein Axel-Springer-Medium zu lesen. Und zwar diesen Artikel in der Welt, der heißt die geheimen Versionen des Kultfilms Victoria. Weil es ein ganz interessanter Text ist, von eins und zwei gucken.
Johannes Franke: Krass.
Florian Bayer: Ich würde sie wirklich gerne sehen. Ich würde mich freuen, wenn unser Herr Schipper die irgendwann veröffentlichen würde und sagen würde, okay, kommt, Leute, das ist Kulturgut. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er es komplett vernichtet. Einfach auch, weil es so ein Teil des Entstehungsprozesses ist, der ganz spannend ist, wie deine ersten Formen des Drehbuchs. Aber ich würde wirklich gerne die zweite Version sehen, wo sie offensichtlich am Rad gedreht haben.
Johannes Franke: Ja, ich auch natürlich, klar, man ist neugierig. das Licht der Welt erblicken, weil das ist auch so eine Sache von, nein, der Film ist heilig, das ist das Ding, das hat geklappt, wir sind alle heilfroh, dass es geklappt hat. Ich möchte nicht, dass dieser Scheiß, der da vorpassiert ist, den vielleicht nicht alle als Scheiß betrachten, und dann wird darüber geredet, warum es diese Version und nicht diese Version geworden ist, und dann muss ich mich rechtfertigen, und dann muss das ganze Ding einmal hochgekocht werden. Will ich nicht. Verstehe ich total, wenn er das sagt. Ich weiß nicht, ob er das sagt, aber ich kann's verstehen, wenn er's tut.
Florian Bayer: Mal schauen, was die Zukunft bringt.
Johannes Franke: Plor, ich danke dir für diesen Film.
Florian Bayer: Danke, dass du ihn geguckt hast. Es freut mich, dass er dir gefallen hat. Wir machen ja immer Witze drüber, dass ich dich quäle, aber ich freu mich, wenn dich ein Film begeistert.
Johannes Franke: Ja, ich suche jetzt einen Film, der dich nicht begeistert, um dich zu quälen. Mal gucken. Mal schauen. Ich weiß grad nicht genau, was ich als Nächstes mache.
Florian Bayer: Wenn ihr wissen wollt, was Johannes mir nächste Woche aufgibt, Im Outro werden wir da kurz drüber sprechen, dann kriegt ihr auch eure Hausaufgabe, weil wir... Wir reden so über den Film, das kriegt ihr bestimmt mit, dass wir davon ausgehen, dass ihr den Film auch geguckt habt. Wir sind so ein kleiner Literaturkreis, beziehungsweise Filmkreis, aber in dem nur zwei Leute quatschen dürfen. Alle anderen müssen die Schnauze halten.
Johannes Franke: Insofern, wenn ihr wollt, schreibt uns einfach. Aber das wisst ihr alles.
Florian Bayer: Danke, Johannes.
Johannes Franke: Danke, Flora. Ich freu mich auf nächstes Mal. Bis zum nächsten Mal. Dann bleibt gesund.
Florian Bayer: Bis nächste Woche.
Johannes Franke: Ciao. So, wir müssen dir noch Hausaufgaben geben, Ploy.
Florian Bayer: Ja, bitte, ich bin gespannt.
Johannes Franke: Ich hätte gerne von dir Charles Chaplin. Und ich sage Charles Chaplin, weil es eines seiner späteren Werke ist und nicht dieser Charlie Chaplin, wie wir ihn aus den Stummfilmen kennen. Und zwar hätte ich gerne A King in New York von 1957.
Florian Bayer: Ein Film, von dem ich grade zum ersten Mal höre. Interessant.
Johannes Franke: Annausche! Ja, es kann sein, dass sehr, sehr, sehr viele genau das gleiche Problem haben wie du, die uns zuhören.
Florian Bayer: Okay, das heißt, wir sehen keine Melone und keinen Schnauzer?
Johannes Franke: Wir sehen Hüte. Aber nicht die klassischen ... der Trump ... Hüte. Okay, krass.
Florian Bayer: Interessant.
Johannes Franke: Wir sehen vor allem auch seine Kinder, die mitgespielt haben.
Florian Bayer: Oh.
Johannes Franke: Und vor allem vor allem Michael Chaplin, der eine sehr große und sehr gute Rolle spielt. Also, jetzt in meiner Erinnerung.
Florian Bayer: Aber Charles in der Hauptrolle?
Johannes Franke: Ähm, ja.
Florian Bayer: Und, oh, das ist krass. Wir hatten über Monsieur Verdoux geredet ganz am Anfang dieses Podcasts, eine der ersten Episoden. Und das war 1947, sehe ich gerade bei Wikipedia. Das heißt, der ist noch mal zehn Jahre später. Und ich dachte schon, das wär eigentlich so das Spätwerk. Und danach kam nichts mehr.
Johannes Franke: Es kam auch nicht mehr viel. Dieser Film ist auch der letzte Film, in dem er noch eine Hauptrolle übernommen hat. Danach hat er noch was inszeniert, das ich noch nicht gesehen habe, seltsamerweise. Wo er ja nur so einen Caretaker spielt, der mit einem Besen in der Gegend rumläuft. Aber eigentlich Marlon Brando, glaub ich, inszeniert.
Florian Bayer: Wikipedia verrät mir grade, dass das die Gräfin von Hongkong ist aus dem Jahr 1967, noch mal zehn Jahre später. in der Hauptrolle und Charles Chaplin als Regisseur und Drehbuchautor.
Johannes Franke: Genau. Und danach hat er zehn Jahre lang noch einfach ein Leben geführt und ist dann gestorben. 77 ist er ja gestorben. Das heißt, er hat nicht bis zum allerletzten Moment noch inszeniert.
Florian Bayer: Oh, der ist alt geworden.
Johannes Franke: Ja, ein glückliches Leben in der Schweiz geführt noch am Ende.
Florian Bayer: Cool.
Johannes Franke: Ja, total schön. Und ich freu mich darauf, den wiederzusehen und irgendwann Accounters of Hongkong noch mit dir zu sehen.
Florian Bayer: Oh ja, ich freu mich immer. Also ich find's schön, dass du mir mal wieder einen Chaplin-Film gibst. Wir haben bis jetzt, ähm... Monsieur Viadou gesehen als Erstes, dann sind wir weit zurückgesprungen und haben Lichter der Großstadt, glaub ich, war's.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Den hatten wir geguckt.
Johannes Franke: Auch ein ganz toller Film, aber ein Klassiker von ihm, wo er noch den Tramp spielt.
Florian Bayer: Das ist auf jeden Fall eine gute Gelegenheit, noch mal über den späten Charles Chaplin zu reden, von dem ich relativ wenig weiß, nur dass er Ärger mit der USA hatte.
Johannes Franke: Ja, ja, und dann in der Schweiz bleiben musste, um ... Naja, ja, er war Kommunist angeblich. Und das ist das dunkle Kapitel.
Florian Bayer: Das war das damals nicht.
Johannes Franke: Ja, genau, das dunkle Kapitel dieser McCarthy-Ära.
Florian Bayer: Oh, cool. Ich freu mich sehr drauf.
Johannes Franke: Ja, ich mich auch. Auch auf diese McCarthy-Ära geht dieser Film ein im Subtext. Ich bin sehr gespannt, wie du ihn findest. Und ihr da draußen guckt euch den Film an.
Florian Bayer: Und nächste Woche reden wir darüber. Bis dann.
