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Kategorie: deutsches Kino

Episode 236: Der Blaue Engel – Marlene Dietrich und Professor Unrat

Der Gymnasialprofessor Immanuel Rath hat hohe moralische Ansprüche an seine Schüler. Und als diese anzügliche Bilder einer Varieté-Dame austauschen, macht Rath sich auf, das Etablissement zu shamen und aufzufordern die Jungen nicht weiter zu korrumpieren. Apropos, korrumpieren: Professor Rath lässt sich sehr leicht vom verführerischen Nachtleben korrumpieren und wirft schnell sein eigenes respektables Leben über Bord, als er sich in eben diese Tänzerin und Sängerin Lola Lola verliebt.

Sie lässt sich drauf ein, sie heiraten, Immanuel Rath verliert seinen Job, verarmt und wird zum Clown der umherreisenden Truppe. Seine Frau lebt ihr Leben weiter, er scheitert daran. Als sie wieder in seiner Heimat auftreten und er als Clown auf der Bühne vor seinen ehemaligen Schülern und Kollegen gedehmütigt wird, schleppt er sich mit letzter Kraft in seine ehemalige Schule und stirbt dramatisch am altehrwürdigen Pult, von dem aus er dereinst seine Moralpredigten hielt.

Eine Literaturverfilmung die durchaus einige Änderungen durchgemacht hat, bevor sie in dieser Form auf die Leinwand kam. Plor. Hast du das Buch gelesen? Und bist du einverstanden mit dem, was der Film draus macht?

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Episode 232: Loriots Pappa Ante Portas – Krawehl, Krawehl!

Heinrich Lohse, 59 Jahre alt, glücklich verheiratet “HAHA”, ein Sohn – er ist 16, er sitzt und spricht – wird von seinem Arbeitgeber der “Deutschen Röhren AG” in den wohlverdienten Ruhestand geschickt. Die nun zur Verfügung stehende Zeit will der ehemalige Einkaufsleiter nutzen, um den Haushalt zu organisieren, sehr zum Leidwesen seiner Frau Renate. Kein Wunder, ist Heinrich Lohse doch außerhalb seines komfortablen Bürosessels kaum überlebensfähig: Egal ob der Einkauf von 150 Gläsern Senf, der Besuch einer Dichterlesung – Krawehl Krawehl – oder die Umwandlung des Hauses in ein Filmstudio… alles in seiner Verantwortung wird zur kleinen oder großen Katastrophe. Und dann steht auch noch der Geburtstag der Schwiegermutter und die Konfrontation mit der Vorzeigeehe seiner Schwägerin an…

Loriot, Vicco von Bülow, Bewunderer, Persiflierer und Zerstörer des deutschen Bildungsbürgertums. Cartoonzeichner, Humorist, TV-Ikone, Opernregisseur und Autor von zwei Kinofilmen, die angesichts seines gewaltigen Oeuvres manchmal fast vergessen werden. Zu Unrecht, gehört doch gerade der zweite der beiden – Pappa ante Portas aus dem Jahr 1991 – mit zum besten, was es in der deutschen Komödienlandschaft zu finden gibt. Und im Gegensatz zu den filmischen Werken eines Otto oder Bullys meiner Meinung nach deutlich besser gealtert. Wie siehst du das, Johannes?

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Episode 214: Angst essen Seele auf – Rainer Werner Fassbinder und der Neue Deutsche Film

Weil es draußen so stark regnet, und weil sie die arabische Musik spannend findet, geht die Witwe Emmi spontan in eine Kneipe, in der vor allem Gastarbeiter ihren Feierabend verbringen. Dort trifft sie auf den Marokkaner Ali. Die beiden tanzen, unterhalten sich, und nachdem Ali sie nach Hause gebracht hat, verbringen sie die Nacht miteinander.
Eher durch einen Zufall als durch lange Überlegung beschließen sie kurz darauf zu heiraten. Aber wir befinden uns im Deutschland der 70er Jahre und so schlägt dem frischvermählten Paar überall Misstrauen, Missgunst und blanker Hass entgegen: Emmis Kolleginnen, ihre Nachbarn und sogar ihre eigene Kinder können es nicht akzeptieren, dass Emmi mit so einem zusammen ist. Und so müssen sich die beiden in einer feindseligen Gesellschaft behaupten, ohne dass die Angst ihre Seele aufisst.

Angst essen Seele auf, 1974, ein Film aus Rainer Werner Fassbinders mittlerer Schaffensphase, als er bereits als wichtiger Vertreter des Neuen Deutschen Films etabliert war. Und vielleicht auch sein bis dahin gefälligster Film. Es sind die typischen Fassbinder-Trademarks vorhanden: Die Statik, die Distanz, die artifizielle Kälte… und doch gibt es mehr. Angst essen Seele auf ist ein politischer Film und ein Liebsfilm, ein Film der versucht in seiner wütenden Gesellschaftskritik auch so etwas wie menschliche Wärme und gar Nähe zu finden. Gelingt ihm das?

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Episode 206: Drei Haselnüsse für Aschenbrödel – Märchenhafte Weihnachtsstimmung aus der DDR und Tschechien

Wenn schon Weihnachten sein muss, dann doch wenigstens mit “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel”. Ich hab nicht den Eindruck, dass der Film groß erklärt werden muss. Er läuft dieses Jahr mindestens 26 mal im deutschen Fernsehen, zu allen Tages- und Nachtzeiten. Aber weil es die Tradition so will, bitte schön. Worum geht es? 

Aschenbrödel lebt mit ihrer bösen Stiefmutter und ihren bösen Stiefschwestern auf dem Gutshof ihres verstorbenen Vaters. Da sie comicly schlecht behandelt wird, hat das Schicksal Mitleid mit ihr und schickt ihr 3 magische Haselnüsse, die zur rechten Zeit die passenden Kleider ausspucken. So kann sie als Jäger verkleidet Eindruck beim Prinzen schinden, zum König auf den Ball gehen, um mit dem Prinzen zu tanzen und vom spontan unsterblich verliebten Prinzen anhand ihres Schuhs identifiziert werden, eine Methode, die noch heute als kriminologisch sehr zuverlässig gilt. Anschließend darf sie im passenden Hochzeitskleid aus der Haselnuss den Prinzen heiraten. Oder zumindest mit ihm in den Horizont reiten.

Ein klassisches Weihnachtsmärchen, ohne Weihnachtsbezug. Plor. Kannst du etwas mit solchen klassischen Märchenverfilmungen anfangen, oder bist du doch lieber bei modernen Märchen wie E. T. und Konsorten?

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Episode 187: Das Leben der Anderen – zwischen Oscar-Nominierung und Vorabendprogramm

Ost-Berlin 1984. Der idealistische und gründlich arbeitende Stasi-Hauptmann Wiesler – Alias HGW XX/7 – wird damit beauftragt, den bisher unauffälligen Autoren Georg Dreyman zu beschatten. Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, dass die Beschattung vor allem dazu dienen soll, Dreymann aus dem Weg zu räumen, damit der skrupellose Minister Bruno Hempf, dessen Lebensgefährtin, die Schauspielerin Christa-Maria Sieland, für sich allein haben kann.

Durch den Selbstmord eines Künstlerkollegen beginnt Dreymann dann tatsächlich die Methoden der DDR in Zweifel zu ziehen. Und Wiesler belauscht ihn dabei: Er hört, wie der Dissident die Veröffentlichung eines DDR-kritischen Artikels plant, wie er sich mit anderen Aufrührern trifft… und wie er Die Sonate des guten Menschen spielt. Er lauscht, er ist bewegt… und es geschieht etwas unerhörtes. Wiesler begehrt auf, indem er den Überwachten deckt. Zuerst nur durch das Fälschen von Beobachtungsprotokollen, später schließlich gar durch aktives Eingreifen zu dessen Schutz. Und das alles in einem System, dass solche Abweichungen nicht duldet.

17 Jahre nach dem Fall der Mauer – im Jahre 2006 – veröffentlichte Florian Henckel von Donnersmarck seinen Debütfilm “Das Leben der Anderen”. International gefeiert und mit einem Oscar prämiert. 17 Jahre nach seiner Veröffentlichung reden wir nun über diesen bereits zum Klassiker gewordenen deutschen Film. Johannes, im Gegensatz zu mir und Donnersmarck bist du ja tatsächlich in der DDR groß geworden. Wie sehr hast du in diesem Film eine Widerspiegelung der damaligen Lebensrealität gesehen?

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Episode 167: Mermaids Don’t Cry – Magischer Realismus aus Österreich

Johannes hat auf den Hofer Filmtagen eine kleine Independentfilm-Perle gefunden und will sie unbedingt mit Plor und dem Publikum teilen: Mermaids don’t cry, der Debütfilm von Franziska Pflaum aus dem Jahr 2022.

Wir reden über das österreichische Kino, über die fantastische Hauptdarstellerin Stefanie Reinsperger über Feel Good Movies, soziale Konflikte und die richtige Mischung aus Alltag, Magie und Bizarrerie.  

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Episode 165: Werner Beinhart! – Hau wech, die Scheiße!

Wir gehen nicht schick in die Restaurants und knabbern vornehm an Hummerschwanz… Nein, wir reden über den 90er Jahre Klassiker Werner Beinhart!, eine Umsetzung der Comics von Rötger „Brösel“ Feldmann, produziert von Bernd Eichinger.

Dabei versuchen wir, so weit es geht, eine Zitatenschlacht zu vermeiden (was uns nicht gelingt) und versuchen stattdessen zu ergründen, was in diesem Film steckt, den man je nach Laune als Zeichentrickklassiker oder bescheuerten Blödelfilm lesen kann. Wir trinken dabei natürlich Bölkstoff und hauen auch den ein oder anderen Chopperspruch raus. Und am Ende sind wir uns – wie so oft – einig darin, uneinig zu sein.

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Episode 156: Die Feuerzangenbowle …Und einen guten Rutsch ins neue Jahr

Für den weihnachtlichen Kater, vielleicht auch für das Vorglühen zu Silvester hat Johannes diese Woche „Die Feuerzangenbowle“ von Helmut Weiss mit Heinz Rühmann aus dem Jahr 1944 mitgebracht. Wie schlägt sich der Film im Vergleich zur Vorlage von Heinrich Spoerl? Wie schlägt sich die Endzeit des Nationalsozialismus in dieser locker leichten und nostalgischen Komödie wider? Und funktioniert dieser Klassiker auch heute noch zu Weihnachten oder Silvester?

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Episode 146: Victoria – One Shot Gimmick oder zurecht junger deutscher Kultfilm?

In dieser Episode reden wir über einen der jüngsten deutschen Kultfilme, Victoria aus dem Jahr 2015, dessen 140 Minuten in einem einzigen Take, ohne Schnitte, gedreht wurden. Handelt es sich dadurch bei Sebastian Schippers Werk um einen reinen Gimmick-Film oder hat er mehr zu bieten als seinen beeindruckenden Entstehungsprozess? Dem gehen wir auf den Grund, während wir über Berliner Nächte, Improvisationskunst, glaubhafte Charaktere und Coolness im deutschen Film plaudern.

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Episode 138: M – Eine Stadt sucht einen Mörder und Fritz Lang sucht den Tonfilm

Wir haben endlich mal wieder Besuch. Aus Zürich ist uns Weinkenner und Filmliebhaber Christian zugeschaltet, der mit seinem eigenen Podcast 101 Jahre des Filmes durch die komplette Filmgeschichte wandert. Uns hat er den Fritz Lang Klassiker „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ aus dem Jahr 1931 mitgebracht. 

Gemeinsam sprechen wir über Fritz Langs Wechsel vom Stumm- zum Tonfilm, über die Darstellung von Stadt und Milieu in diesem dokumentarischen Film und über die Verschränkungen von Thriller und Drama, Realismus und Fiktion, Expressivität und Sachlichkeit.

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