Episode 170: Time Bandits – Oder, wie sich Terry Gilliam einen Kinderfilm vorstellt.
Es geht doch nichts über eine zünftige Zeitreise… erst recht wenn diese von Monty Python Genius Terry Gilliam als munterer Familienfilm inszeniert wird. Ob es sich bei dem 1981er Fantasystreifen tatsächlich um seinen besten Film handelt, gilt es herauszufinden. Auch, was es mit dem bizarren, düsteren Ende auf sich hat, warum der Teufel auf Videorekorder und Digitaluhren steht, wie Agamemnon so ein entspannter Dude sein kann, wie der Alltag eines menschenfressenden Ogers aussieht und welche Probleme Michael Palin vom Mittelalter bis zum Untergang der Titanic mit sich rumträgt.
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 170: Time Bandits – Oder, wie sich Terry Gilliam einen Kinderfilm vorstellt. Publishing Date: 2024-04-03T12:02:00+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2024/04/03/episode-170-time-bandits-oder-wie-sich-terry-gilliam-einen-kinderfilm-vorstellt/
Johannes Franke: The world will be different because I have understanding. Und Robert sagt dann, understanding of what, Master? Und seine Antwort, digital watches. And soon I shall have understanding of videocassette recorders and counteregons.
Florian Bayer: Es ist so schön, mit dir wieder hier zu sein, in dieser gemütlichen Küche.
Johannes Franke: Ja, es ist schön, dass du wieder da bist, Flor.
Florian Bayer: Und das mit dem persönlichen Problem?
Johannes Franke: Das ist jetzt gerade ganz gut.
Florian Bayer: Und du musst das nicht mehr tragen?
Johannes Franke: Ich muss dieses Ding nicht mehr tragen, nein. Gott sei Dank.
Florian Bayer: Du brauchst auch keine Frucht?
Johannes Franke: Nein, nein, lass uns darüber nicht mehr reden. Erst wenn wir überfallen werden, dann wird es langsam wieder kommen.
Florian Bayer: Herzlich willkommen zu einer neuen Episode vom Muss-Man-Sehen-Podcast,
Johannes Franke: wo wir uns gegenseitig Filme vorschlagen, wobei das Wort vorschlagen, ein Euphemismus ist für du musst den gucken. Und diese Woche hat mir Plor gesagt, guck Time Bandits.
Florian Bayer: Den du schon kanntest.
Johannes Franke: Den ich tatsächlich schon kannte, natürlich.
Florian Bayer: Und also zumindest so viel schon mal gespoilert, wir lieben beide Terry Gilliam. Johannes hat mir schon mal Brazil aufgegeben.
Johannes Franke: Und The Man Who Killed Don Quixote.
Florian Bayer: Den hab ich dir aufgegeben.
Johannes Franke: Den hast du zerrissen.
Florian Bayer: Ja, den hab ich dir aufgegeben, weil du gemeint hast, den musst du mir aufgeben, weil du musst den jetzt gucken, weil ich den geguckt habe und ich würde gerne wissen, wie er ist. Es war eine sehr merkwürdige Folge. Ja. Ich war mit The Man Who Killed Don Quixote nicht so wirklich glücklich, aber ich liebe Terry Gilliam. Ich liebe auch seine späteren Filme, seine jüngsten Filme und ich bin großer Terry Gilliam Fan. Und ich habe gestern sehr großspurig gesagt, äh gestern, letzte Woche sehr großspurig gesagt, Time Bennets, meiner Meinung nach der beste Film von Terry Gilliam. Mhm. Woraufhin Johannes mit einer hochgezogenen Augenbraue gesagt hat, naja, da gibt es ja noch Brazil. Und um dagegen zu bestehen, das wollen wir ja mal schauen.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Und ich bin sehr gespannt, wo wir heute rauskommen. Das ist auf jeden Fall ein Film, der mich lange Zeit begleitet hat, den ich kenne, seitdem ich wahrscheinlich so sechs, sieben Jahre alt bin. Ja. Ich habe den als junges Kind gesehen. Und war total fasziniert davon. Verstört. Irritiert. Ich hatte viele Fragen. Ich habe sehr viel nicht verstanden, aber selbst das, was ich verstanden habe, hat vor allem Fragen aufgeworfen. Aber ich war vor allem auch begeistert. Ich fand diese ganze Idee, dieses ganze Szenario, dieses Setup, durch die Zeiten und auch durch die fantastischen Welten zu reisen, das hat mich voll gekriegt damals.
Johannes Franke: Ich finde, dieser Film fällt wieder unter die Kategorie von Filmen, wo man sagt, wow, das kann Film, zumindest wenn man es als Kind sieht. Dann später stellt man fest, okay, es gibt so Konzepte für Filme und so, aber es wird nicht so oft benutzt. Und dann ist man nun in einem Film gelandet, der ja auch teilweise für Kinder ist. Und ich glaube, die meisten unserer Generation oder die meisten ZuhörerInnen werden ihn als Kind gesehen haben.
Florian Bayer: Glaube ich auch. Also es ist gerade so, Leute, die so in den 80ern, in den frühen 80ern für mich sozialisiert wurden oder auch in den 90ern, werden da eventuell mal drüber gestolpert sein. Weil es wurde... wirklich als Kinderfilm oder als Familienfilm promotet. Es war ja auch tatsächlich die Familienfilmalternative, nachdem Terry Gilliam Probleme hatte, Brasil irgendjemanden für Brasil zu gewinnen, hat er gesagt, okay, dann mach ich halt einen Film für die ganze Familie. Und wurde so verkauft. Es ist aber auch ein Film, wo man sich, wenn man ihn gesehen hat, fragt, wie sehr ist das denn Kinderfilm? Und will man das einem Kind zeigen? Ich war tatsächlich etwas irritiert, als ich drauf geguckt habe und festgestellt habe, dass der Film einen FSK ab 6 gekriegt hat. Oh. Anfang der 80er von der deutschen FSK. Wohlgemerkt die deutsche FSK, die Kevin Allain zu Hause ab 12 freigibt. Oh,
Johannes Franke: stimmt.
Florian Bayer: In den 90ern. Und die in den 2000ern Harry Potter ab Teil 3, glaube ich, ab 12 freigibt.
Johannes Franke: Ja, finde ich aber auch richtig bei Harry Potter, muss ich sagen.
Florian Bayer: Ich weiß nicht.
Johannes Franke: Die letzten beiden Teile zumindest sind schon wirklich sehr...
Florian Bayer: Aber das mit der FSK ist ja auch so, also da kann man glaube ich viel drüber debattieren. Die FSK ab 12 heißt ja auch tatsächlich, du darfst als Sechsjähriger in den Film reingehen, wenn du Begleitung hast. So wurde irgendwann mal angepasst, um diesem PG-13, wie es in Amerika ist, so ein bisschen näher zu kommen, was ja auch total Sinn macht, weil gerade in dem Alter zwischen 6 und 12 ist die Spanne so groß, was man ertragen kann, was man verstehen kann, was einen fertig macht und da tickt ja auch jedes Kind so ein bisschen anders.
Johannes Franke: Und weißt du, hier gibt es ja nur... Gewalt, kein Sex, also insofern.
Florian Bayer: Naja, also es gibt so einige sexuelle Anspielungen, zumindest habe ich sie so gelesen.
Johannes Franke: Aber da kann man als Kind getrost überhören.
Florian Bayer: Genau, ich habe damals als Kind davon auch nicht viel mitgekriegt. Aber er hat teilweise noch diesen Peifengeist. Obwohl es der erste Film ist, den Terry Gilliam, der zweite Film, den Terry Gilliam gemacht hat.
Johannes Franke: Nach Chappawocky.
Florian Bayer: Nach Chappawocky. So ein bisschen dem Python-Band entschlüpft. Und so ganz konnte er es aber nicht loslassen. Deswegen hat er es zusammen mit seinem Python-Kollegen Michael Palin geschrieben. Und sie haben zusätzlich noch John Cleese mit... ins Boot genommen.
Johannes Franke: Ja, beziehungsweise er hat sich selbst reingenommen. Muss man irgendwie sagen. Eigentlich Michael Palin wollte den Robin Hood Charakter ja selber spielen. Und dann hat aber John Cleese gesagt, nee, den möchte ich spielen. Und dann musste er ihn abgeben.
Florian Bayer: Gott sei Dank, weil John Cleese macht was Tolles. Dazu kommen wir aber später. Und in einem Interview hat, relativ vor kurzer Zeit, hat Michael Palin nochmal so rückblickend auf den Film gesagt, dass es ihnen wichtig war, dass das Ganze nicht so als Monty Python Film wahrgenommen wird. Weil bei Jabba Wookie war es wohl so, der wurde sehr krass als Monty Python Film promotet. Und der wurde sehr stark als Monty Python Film wahrgenommen. Und sowohl er als auch Terry Gilliam wollten das eigentlich nicht mehr. Ja,
Johannes Franke: auch zu Recht, weil Jabba Wookie war ja kein Monty Python Film. Und das hat ihm geschadet. In der Rezeption, alle haben erwartet, das ist ein Monty-Python-Film und es war eigentlich nicht wirklich einer. Und das hat viele Probleme aufgeworfen und deswegen wollten die hier besonders auf Nummer sicher gehen und sagen, nein, nein, das ist kein Monty-Python-Film. Was ich aber, muss ich sagen, dem will ich ein kleines bisschen widersprechen, streckenweise. Also es wird schon oft so ein Monty-Python-Film, gerade wenn John Cleese mit reinkommt.
Florian Bayer: Es gibt so einige Segmente und vor allem das mittelalterliche Segment ist sehr stark Python-esk vom Humor und auch so von den... Von der Sozialsatire, die man als Kind natürlich auch nicht versteht, die da mit rein spielt. Voll. Aber auch andere Momente. Es gibt einfach so diese bizarren Dinger, die auch so ein bisschen irgendwie so wie reingepfropft wirken. Unter anderem eben auch den Auftritt von Michael Palin, der dann ja zusammen mit der... großartigen
Johannes Franke: Shelley Duvall dieses Paar Vincent and Pansy Spiel das ist großartig die auch tatsächlich last minute so dringelandet sind und die einfach voll Monty Python Humor sind das ist so toll wollen wir einmal den großen Bogen über die Geschichte spannen damit alle die den Film jetzt gerade nicht ganz präsent haben den vielleicht als letztes in der Kindheit gesehen haben und sich überlegen ihn nochmal zu gucken guckt ihn auf jeden Fall nochmal aber hört euch gerne Filmplor nochmal an worum es geht
Florian Bayer: Kevin ist ein vernachlässigtes Kind und das vor allem darunter leitet, dass seine Eltern nichts anderes machen, als blöde Gameshows und Werbung für Kühlschränke zu gucken.
Johannes Franke: Und ich gieß dir mal Tee ein.
Florian Bayer: Kevin macht das, was jedes vernachlässigte Kind in den 80ern gemacht hat, das von blöden Erwachsenen umgeben war. Er flüchtet sich in eine Welt der Fantasie. Er liest unglaublich gerne historische Bücher. Er hat sein ganzes Zimmer vollgestellt mit Ritterspielfiguren, mit Büchern mit fantastischen Geschichten aus verschiedenen Zeiten. Und eines Nachts, als Kevin mal wieder in seinem Bett liegt und so vor sich hin träumt, bricht die Wand ein und eine Reihe von Banditen tritt in sein Zimmer.
Johannes Franke: Es ist ja der Schrank.
Florian Bayer: Es ist der Schrank.
Johannes Franke: Es ist ja wichtig.
Florian Bayer: Die Wand hinter dem Schrank. Der Schrank steht an einer Wand, es gibt ein Loch in der Wand, da kommen die Banditen rausgestolpert. Und die sind auf der Flucht vor niemand geringerem als Gott. Sie haben nämlich Gott eine Karte geklaut, in der alle Fehler des Universums verzeichnet sind. Und zwar sind die Fehler des Universums, die sie eigentlich reparieren sollen, Löcher im Zeitraum Kontinuum, die dazu führen... dass es da einfach Wege gibt, von einer Zeit oder von einer Dimension in eine andere zu gelangen. Und die haben irgendwann beschlossen, ey, wir sollen das ganze Zeug reparieren, aber wir werden nicht genug geachtet von unserem Auftraggeber. Also warum machen wir es nicht einfach so, dass wir diese Löcher nutzen, um stinking rich zu werden?
Johannes Franke: Stinking rich.
Florian Bayer: Und das haben sie gemacht und deswegen sind sie mit dieser Karte unterwegs, wo die Löcher verzeichnet sind. Gott will die Karte zurückhaben. Sie fliehen durch die Zeiten und wollen Zeug stehlen. Und Kevin wird quasi überrannt und... sieht Gott hinter ihnen und kann auch nichts viel anderes machen, als mit ihnen mitzufliehen und wird so Teil dieser illustren Gruppe. Und sie reisen dann durch die verschiedenen Zeiten. Zuerst landen sie bei Napoleon. den sie auch wirklich derbe ausrauben. Danach geht's zu Robin Hood, der sie dann derbe ausraubt, um die Armen zu bestücken, weil die Armen, die haben das ja auch verdient. Sie sind so süß.
Johannes Franke: Jolly good.
Florian Bayer: Und danach werden sie kurzzeitig getrennt und Kevin landet in der Antike, wo er auf Agamemnon trifft. Und Agamemnon wird für kurze Zeit zumindest sowas wie ein Ersatzvater für ihn. Bis ihn die Time Bandits dann wieder rausreißen, was er ihnen auch nicht so ganz verzeihen kann. Sie landen auf der Titanic. mit der sie untergehen und schließlich im Land der Legenden. Und was sie nicht ahnen ist, dass sie die ganze Zeit vom Teufel oder vom Bösen beobachtet werden, der nämlich auch die Karte natürlich haben will, weil wenn er die Karte hat, dann kann er endlich das mächtigste Wesen im Universum sein. Und er will die ganze Schöpfung komplett neu gestalten mit Lasern und Robotern und Computern und Hightech und allem was dazu gehört. Und deswegen braucht er die Karte und er lockt die Time Bandits dann in diesem Reich der Legenden. in eine Falle und kommt tatsächlich an die Karte und unsere Banditen müssen zusammen mit Kevin irgendwie einen Weg finden, diese Karte zurückzukriegen.
Johannes Franke: Ja, und wie es ausgeht, liebe Leute, ja, wir sind voller Spoiler natürlich.
Florian Bayer: Spoilerwarnung.
Johannes Franke: Ey, pst!
Florian Bayer: Du!
Johannes Franke: Ja, du! Der nun folgende Programmteil enthält sensible Informationen über den Handlungsverlauf. Natürlich schaffen sie es und am Ende explodieren noch Kevins Eltern.
Florian Bayer: Ja, ein Ende, das mich wirklich total verstört hat als Kind. Und ich bin total gespannt, wenn wir danach darüber reden, ob du damit vielleicht so ein kleines Kindheitstrauma von mir helfen kannst, das aufzuarbeiten und vielleicht sogar zu lösen.
Johannes Franke: Oh, jetzt bin ich gespannt.
Florian Bayer: am Ende als Kind überhaupt nicht klargekommen.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Das schwingt bis in die Rezeption heute mit.
Johannes Franke: Das werden wir hinten anstellen, um so Clickbait-mäßig zu sagen, bleibt dran, denn am Ende werden wir Folgendes aufklären.
Florian Bayer: Wir müssen ja einmal kurz sagen, das klingt jetzt also erstmal total nach einem fantastischen, wilden Film. Mhm. Und... Aber wie gesagt, wir haben hier Terry Gilman, der frühen 80er Jahre von uns, der nicht viel Budget hatte. Der hat es aber geschafft, für diesen Film James Bond zu kriegen. Der hat es geschafft, für diesen Film zwei Star-Darsteller aus Star Wars zu kriegen. Der hat es geschafft, für diesen Film Darsteller aus Flash Gordon zu kriegen, aus Labyrinth, aus Willy Wonka and the Chocolate Factory.
Johannes Franke: Nein, er hat nicht David Bowie bekommen und er hat nicht Mark Hamill bekommen.
Florian Bayer: Und dann noch die berühmte... Soap-Darstellerin Catherine Hellman. Oh ja. Die gerade vom Set von Shining, wo sie von Stanley Krupik hundertmal angeschrien wurde, hergestolpert ist. Der hat das richtig fett besetzt, das Ding.
Johannes Franke: Es ist wirklich krass, ja.
Florian Bayer: Und als Sahnehäubchen obendrauf gibt es am Schluss Musik von George Harrison, der das Ganze auch finanziert hat.
Johannes Franke: Der eigentlich gerne die ganzen Songs für den ganzen Film machen wollte, aber... Naja, ich weiß nicht, wie diplomatisch Terry Gilliam ist, nämlich gar nicht, glaube ich. Der sagte, nee, das kriegst du nicht hin, das ist nicht dein Metier, du schaffst niemals das, was ich brauche. Naja, und dann durfte er gerade so noch den Song für den Abspann machen. Und ich weiß nicht, ob du dir den Songtext vom Abspannlied mal angeschaut hast.
Florian Bayer: Nein, hab ich tatsächlich nicht. Worum geht's denn?
Johannes Franke: Es ist ein Diss gegen Terry Gilliam. Du bist zu hochnäsig, komm mal runter von deinem hohen Ross und sowas. Großartig. Solche Sachen.
Florian Bayer: Perfekt passen.
Johannes Franke: Ich hab's nicht präsent hier, aber guckt euch das mal genauer an in den Text rein. Das ist wirklich so eine persönliche Vendetta nochmal.
Florian Bayer: Aber so eine Beatles-Pop-Melodie hätte ich auch. tatsächlich nicht in diesen Film gepasst. Dieser Film ist ein Film, der einen epischen Score braucht.
Johannes Franke: Ein George Harrison hätte auch andere Sachen gemacht. Ich glaube, George Harrison, der hat ja keine Popsachen. Seine Soloalben sind nicht nur voll... Pop, sondern auch so experimenteller Scheiß.
Florian Bayer: Ich bin echt kein George Harrison-Experte. Der ist für mich so der dritte Beatle. Also er ist bisher als Ringo-Star. Oh Mann! Er spielt für mich als Ringo-Star. Aber ich konnte auch tatsächlich den Beatles-Solo-Sachen nie viel abgewinnen. Sprich, ich konnte John Lennon und Paul McCartneys Solo-Zeug nie viel abgewinnen. Ja,
Johannes Franke: George Harrison, hör dir die Sache an.
Florian Bayer: Dann haben sie mich halt verloren. Wenn ich Two Out of Four langweilig finde, Solo, dann gucke ich mir nicht die zwei anderen an, die sowieso immer nur die zweite Reihe waren. Oh!
Johannes Franke: Ich werde dir deinen Muss-man-hören-Podcast abknöpfen. Das gibt's ja wohl nicht. Wenn du sowas sagst, dann darfst du niemals wieder über Musik reden.
Florian Bayer: Du sagst, man muss George Harrison hören? Ja. Dann werde ich mir als Hausaufgabe für nächste Woche ein bisschen George Harrison anhören. Dann können wir kurz über George Harrison reden zum Einstieg.
Johannes Franke: Der hat tolle Sachen gemacht. Da ist auch Schrott dabei, aber er hat tolle Sachen gemacht.
Florian Bayer: Das ganze Ding war ja Teil, als etwas, was Gilliam selbst als Trilogie bezeichnet hat, nämlich Trilogy of Imagination.
Johannes Franke: Was ein bisschen, also ein kleines bisschen lazy ist. Er hat das im Nachhinein... Nein, hat das zusammengefasst.
Florian Bayer: Und es war Brazil 1985 und Münchhausen 1988, hat er in diese Reihe gepackt. Und der Film steht für mich auch so ein bisschen für so einen Übergang von Gilliams, ich mach noch sehr Pythoneske Sachen zu, ich mach jetzt wirklich mein eigenes Ding. Nämlich in Brazil haben wir praktisch Monty Python gar nicht mehr vor uns. Obwohl er auch da Python-Darsteller mit an Bord hat.
Johannes Franke: Michael Palin ist dabei.
Florian Bayer: Michael Palin ist dabei.
Johannes Franke: Ja, stimmt.
Florian Bayer: Aber, und John Cleese hat auch eine kleine Rolle. Oh,
Johannes Franke: das weiß ich gar nicht mehr. Den haben wir, wir haben doch Brazil besprochen.
Florian Bayer: Wir haben Brazil besprochen. Ist John Cleese nicht dieser verrückte Hausmeister, der die Sachen repariert, obwohl er nicht soll? Oder ist das jemand anderes?
Johannes Franke: Das ist, glaube ich, jemand anderes. Oh,
Florian Bayer: jetzt muss ich kurz nachschauen.
Johannes Franke: Nee, das ist jemand anderes.
Florian Bayer: Dann schauen wir uns einmal kurz an, ob in Brazil nur mal, also Michael Palin spielt auf jeden Fall mit. Ja. Aber Brazil hat nichts Pythoneskes mehr. Ah, es ist Robert De Niro. Ja. Stimmt. Und dieser Film hat auch schon weniger Python-Elemente als Chappawookie.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und ich finde, er hat sehr viele Parallelen zu Brazil tatsächlich. Also es wirkt an ganz vielen Stellen so, als wäre Brazil so ein bisschen die, sagen wir mal, die erwachsene Variante davon.
Johannes Franke: Also zum einen möchte ich dir auf jeden Fall recht geben, was die Props und die Ausstattung betrifft. Weil das, was er so in diesem Schloss da am Ende zum Beispiel macht und so, das ist so größenwahnsinnig, aber das sieht... volle Kanne, genauso aus Production-Value-technisch wie bei Brazil. Also ich hab das Gefühl, genau im gleichen Universum zu sein.
Florian Bayer: Ich finde, es ist auch so das allgemeine Thema, was irgendwie so drüber ist und das ist dieses Flucht durch die Fantasie. Du kannst dich in der Imagination retten, aber dann am Schluss mit diesem richtig fiesen Schlag in die Magengrube, aber es ist trotzdem alles Kacke. Bei Brazil, Achtung, noch mehr Spoiler zu Filmen, die wir heute gar nicht besprechen. Bei Brazil ist es ja am Ende so, dass der in... diesem Traum ist, wo er gerettet wird und Freiheit kommt und alles ist schön. Und dann sehen wir ihn am Schluss aber in diesem katatonischen Zustand in dem Verhörzimmer liegen. Und wir wissen, es ist total abgefuckt. Und hier ist es ja auch so ein bisschen so, okay, es war alles ein Traum und alles ist gut. Und dann explodieren die Eltern. Und das Schlussbild ist, wie das Kind vor den Asche-Überresten seiner Eltern steht.
Johannes Franke: Florian, wir werden das lösen. Ich werde dich davon überzeugen, dass es ein Happy End ist.
Florian Bayer: Oh geil. Wow, dann hätten wir wirklich so ein First, oder? Normalerweise versuche ich nicht immer zu überzeugen bei meinen depressiven Traum, dass es eigentlich alles gut ist und dass es optimistisch ist. Oh, ich freue mich da so drauf, danke. Aber am Anfang ist ja noch alles eigentlich tatsächlich wirklich klassisch Fantasy?
Johannes Franke: Ja, sehr. Also Pen-and-Paper-Rollenspiel fast. Total. ...ansagen.
Florian Bayer: Du hast schon die Sets angesprochen, auch die Kostüme, wie die Time Bandits selbst angezogen sind. Großartig.
Johannes Franke: Der eine hat einen Nudelsieb auf dem Kopf. Ich find's großartig, was die alles für einzelne Gadgets bekommen. Das Ding ist, ich muss sagen, dass ich die Figuren... schlecht auseinanderhalten kann als Charaktere. Irgendwie funktionieren sie vor allem als Gruppe und dann ist der Anführer, Rappenport, wie heißt der Schauspieler?
Florian Bayer: Randall.
Johannes Franke: Ach, ja, die Figur heißt Randall.
Florian Bayer: David Rappenport.
Johannes Franke: David Rappenport, genau. Nee,
Florian Bayer: Rapperport.
Johannes Franke: Rapperport. Der sich übrigens selbst das Leben genommen hat, irgendwann mit 38, was nicht so, also was schon echt traurig ist. Und der dann seinen Agent hat. völlig ratlos davor gestanden. Der wusste überhaupt nicht, warum er sich umgebracht hat. Andere sagen, ja, Depressionen wegen Karriere und viele haben es dann irgendwie noch auf seine Größe gemünzt und so. War jetzt kleinwüchsig und ich weiß nicht, was da... Also vielen Menschen mit Depressionen merkt man es nicht an, weil sie es sehr gut verstecken. Das ist ein bisschen das Problem. Und dann gibt es unterschiedliche Interviews, wo er in dem einen Interview sagt, ja, alles ist schick und ich bin total glücklich mit dem, weil ich machen kann, was ich will. Ich habe gar nicht so viele Einschränkungen in meinem Leben bekommen, nur weil ich kleinwüchsig bin, weil ich einfach machen konnte, was ich wollte. Und im anderen Interview hat er wieder gesagt, ja, irgendwie alles scheiße, ich werde reduziert auf meine Körpergröße und ich weiß nicht, was damit anfangen soll.
Florian Bayer: Um das vielleicht mal reinzuwerfen für alle, die den Film nicht gesehen haben. Time Bandits werden alle von Kleinwüchsigen gespielt. David Rappaport selbst hatte, bei dem ist es auch tatsächlich, Moment, ich muss gucken.
Johannes Franke: Er hatte eine spezielle Gendefekt oder Krankheit, was war das?
Florian Bayer: Ja, und es heißt das Achondroplasie.
Johannes Franke: Also relativ viele Menschen, die kleinwüchsig sind, haben genau das, weil das eben... einen Kleinwuchs verursacht, aber es ist nicht die einzige Ursache für Kleinwuchs. Es gibt da auch noch verschiedene andere.
Florian Bayer: Und genau, die anderen Darsteller sind dann tatsächlich auch, es gab einfach, wie das halt so ist, Hollywood braucht kleine Leute für bestimmte Rollen und vor allem in den 70ern auch, um Zwerge zu besetzen zum Beispiel und das Kleinwüchsige auch sehr hervorzustellen. Es gab vor kurzem, hat sich Peter Dinklage... Der Darsteller von Game of Thrones, der den Tyrion Lannister spielt in Game of Thrones, sehr breit dazu geäußert, wie das ist in Hollywood, wie das ist mit Kleinwüchsigen, wie die eingesetzt werden und wie er hofft, dass es sich entwickelt und wie er das Gefühl hat, dass es sich schon entwickelt in eine bessere Richtung. Nämlich, dass eben auch einfach Kleinwüchsige einfach für Rollen besetzt werden, ohne dass das eine große Rolle spielt, dass sie Kleinwüchsige sind. Und Peter Dinklage ist jetzt natürlich, einfach weil er ein wirklich berühmter Schauspieler ist und hoch angesehen ist, für ihn ist das natürlich total leicht. Und er hat auch diese Rolle. wollen gekriegt.
Johannes Franke: Ja, aber das ist ja nicht allgemein so.
Florian Bayer: Genau, aber es ist halt so ein spezieller Fall. Und in diesem Film sind sie natürlich auch so ein bisschen für diesen Show-Effekt reingebucht. Michael Palin hat in diesem Interview, das ich vorhin kurz erwähnt habe, auch spricht er konsequent von Dwarfs, was jetzt nicht so geil ist.
Johannes Franke: Ich weiß nicht, wie das im Englischen ist, weil es wird ja auch von Dwarfism gesprochen und so. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie im Englischen gerade der Konsens ist, weil sowas ändert sich auch mit der Zeit. Bei uns ist es halt jetzt Kleinwuchs. Ich weiß nicht genau, ob sich das auch irgendwie ändert oder ob ich da auch nicht auf dem neuesten Stand bin. Gehörlose zum Beispiel jetzt auch mehr sagen, ich will nicht mehr gehörlos genannt werden, sondern taub, weil sich das zu sehr auf den vermeintlichen Fehler bezieht. Gehörlos und naja, weiß ich nicht, ob Kleinwuchs sich dann auch nochmal in was anderes ändert. Es ist im Wandel.
Florian Bayer: Es ist auf jeden Fall im Wandel und es ist was, wo man auf jeden Fall auch immer sensibel sein sollte und zuhören sollte vor allem. Von den Leuten, die betroffen sind, denen zuhören, was sie wollen, was sie sich wünschen, wie über sie gesprochen wird, wie mit ihnen gesprochen wird.
Johannes Franke: Umso wichtiger sind dann Leute wie Peter Dinklage, die tatsächlich eine Stimme bekommen und einmal groß sind und die dann halt... Als berühmte Leute auch sagen können, guckt mal, so läuft es gerade und so könnte es vielleicht laufen.
Florian Bayer: Gilliam selbst hat ja gesagt, er hatte so ein bisschen Angst, dass ein Kind, dass er nicht genau weiß, wie ein Kind so in einer Gruppe von Erwachsenen klarkommt. Und okay, lasst uns einfach diese Time Bandits mit Leuten besetzen, die ungefähr so groß sind wie das Kind. Und dann ist es, wie gesagt, jetzt um noch dazu nochmal zurückzukommen, die Filmfabrik hat dann einfach so ihr Repertoire an kleinen Menschen, die eingesetzt werden. Und dementsprechend... sind es viele Leute, die man aus anderen Filmen kennt. Also wir haben R2-D2 dabei, wir haben Kenny Barker, der auch wirklich viel gespielt hat, der auch in Flash Gordon mitgespielt hat, in Labyrinth. Wir haben jemanden, der in Ewok gespielt hat, Mike Edmonds, der auch in Flash Gordon dabei war und dann später noch in Who Framed Roger Rabbit. Es sind einfach die Leute, wenn du einen Film aus den 80ern guckst, wo irgendwie eine... kleine Figur, eine kleinwüchsige Figur oder auch ein Zwerg dargestellt werden soll, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass du immer auf die gleichen Darsteller triffst.
Johannes Franke: Ja, genau. Es ist tatsächlich interessant, ich hab dann in die Vita reingeschaut von den kleinwüchsigen Schauspielern und hab mal durchgeschaut. Und das Krasse ist, ich als Wald-und Wiesenschauspieler in Deutschland, der nicht besonders bekannt ist, ich habe mehr Projekte gemacht als die.
Florian Bayer: Ja, ist total traurig, ne?
Johannes Franke: Ich fand es total traurig, weil das einem sofort nochmal vor Augen führt, wie krass wenig Rollen für Menschen mit Behinderungen da sind.
Florian Bayer: Du wirst halt so wirklich genau darauf gekastet. Wir wollen einen Kleinen haben. Er darf nicht größer sein als 1,20 Meter.
Johannes Franke: Statt zu sagen, ich will einen Anwalt haben.
Florian Bayer: Genau. Also das Filmbusiness hat natürlich einfach auch, das Filmbusiness guckt natürlich auch auf Oberflächlichkeiten.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Viel zu viel auf jeden Fall auch. Es ist so eine Mischung aus, es ist ein bisschen bedingt dadurch, was du erzählen willst, dass du auch bestimmte Gesichter erzählen willst, bestimmte Körper erzählen willst. Und gleichzeitig wird es aber halt auch übertrieben. Und wenn dann gesagt wird, ich will für meine Prinzessin aber eine blonde, weiße Frau haben, Dann solltest du halt drüber Gedanken machen, ob das gerade... Ist es jetzt das wirklich? Ja. Was für Klischees hast du da im Kopf? Warum willst du das genau so besetzen?
Johannes Franke: Und du bewegst dich ja auch in dem kulturellen Kontext. Also klar kannst du immer wieder das Argument nach vorne bringen zu sagen, ja, aber ich will mich ja nicht begrenzen lassen davon, dass jetzt irgendwie Diversität nach vorne gebracht wird. Weil wenn ich nun mal eine blonde, weiße Frau brauche, dann will ich die auch brauchen dürfen und so. Aber ja, aber in welchem kulturellen Kontext bewegst du dich denn?
Florian Bayer: Woran denkst du gerade?
Johannes Franke: Ja, wenn du... ...dann die ganze Zeit nur weiße blonde Frauen vor dir hast. Was bedienst du da?
Florian Bayer: Du darfst noch ein Stück arischer sein. Ja,
Johannes Franke: genau. Es ist so... Nee. Ja, also insofern... Aber ich muss doch trotzdem sagen, dass ich Terry Gilliams Gedanken grundsätzlich nachvollziehen kann. Zu sagen, wir machen eine homogene Gruppe draus, damit... Also jetzt rein grafisch quasi, ne? Ja. Zu sagen, wir haben... Alle sind auf Augenhöhe rein physisch. Und das ist natürlich... irgendwie viel einfacher, das Kind damit einzubauen und zu sagen, okay, das Kind gehört jetzt einfach zu dieser Gruppe dazu. Also ich kann seinen Gedanken nachvollziehen und ich finde auch tatsächlich, dass die Gruppe super gecastet ist.
Florian Bayer: Fantastisch. Also ich finde, du hast gesagt, dir fällt es schwer, sie auseinanderzuhalten, was natürlich daran liegt, dass die auch alle so ein bisschen so krasse Stereotypen verkörpern.
Johannes Franke: Ja, natürlich.
Florian Bayer: Aber es ist halt auch eine Sechsergruppe. Wenn du eine Gruppe von sechs Dieben hast, dann hast du nicht viel Zeit, nicht viel Raum, um jedem eine richtige Persönlichkeit zu geben. Und ich finde... Randall, der Anführer, der kriegt ja relativ viel Text und relativ viel Persönlichkeit.
Johannes Franke: Und spielt das auch sehr gut, muss ich sagen.
Florian Bayer: David Rappaport spielt das wirklich stark und überzeugend. Auch so dieses Arrogante, auch immer dieser Kampf darum, der Alphawolf bleiben zu dürfen. Also er ist ständig gefährdet, diese Rolle zu verlieren und er muss ständig sich behaupten.
Johannes Franke: Vor allem, weil sie sich darauf verständigt haben, es gibt keinen Anführer.
Florian Bayer: Genau.
Johannes Franke: Und also machst du jetzt, was ich dir sage.
Florian Bayer: Aber die anderen sind halt schon so, da haben wir den alten Cleveren, da haben wir den Gefräßigen mit... Vollbart, der die ganze Zeit am Fressen ist. Und so sind halt schon so, es sind nicht Comic Reliefs, aber es sind halt so sehr, sehr schablonenhafte Figuren, die einfach von einer Charaktereigenschaft leben und dann meistens wirklich nichts viel machen, außer durch den Film zu stolpern und diese eine Charaktereigenschaft manchmal raus... plumpsen zu lassen.
Johannes Franke: Ist es großer Zufall, dass das sechs Leute sind und die Pythons damals auch sechs Leute waren und das irgendwie vielleicht auch zusammenpassen könnte?
Florian Bayer: Ist es nicht. Tatsächlich sind sie an den Pythons orientiert. Ich kriege es aber nicht mehr ganz zusammen, wer ist zusammen. Aber er schießt auch ganz schön ordentlich gegen die Gruppe. Weil also damals war es ja schon so, die Pythons waren ja in den späten 70ern, als sie ihre großen Filme gedreht haben, gab es da ja schon so eine gewisse Dysfunktionalität Vor allem Graham Chapman war ja mit seinen Drogenproblemen und seinem exzentrischen Verhalten so ein Problem für die Gruppe. Und er hat den dann auch offensichtlich da so ein bisschen verewigt in dem Film. Und auch dieses Kompetenzgerangel zwischen ihm und mit wem hat er vor allem das Kompetenzgerangel? Es gab einen, ich krieg die Pythons auch übrigens nicht zusammen.
Johannes Franke: Du kriegst die Pythons nicht zusammen.
Florian Bayer: Ich krieg die Namen zusammen, aber ich weiß nicht mehr, wer welche Rolle in er hat oder welchen Ruf hat innerhalb der Gruppe. Ja,
Johannes Franke: das weiß ich auch nicht so genau.
Florian Bayer: Nee. Naja, auf jeden Fall hat er sie in diesem Film auch nochmal so ein Stück verewigt. Und natürlich ist es auch so ein... Bisschen Schneewittchen.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Schneewittchen und die sieben Zwerge.
Johannes Franke: Es gibt ja einen siebten auf der Seite der Bösen.
Florian Bayer: Genau.
Johannes Franke: Der scheint ja irgendwann übergelaufen zu sein. Aber das wird alles nicht genau erzählt.
Florian Bayer: Lost in Script oder so. Also offensichtlich gab es da Ideen und die wurden dann nicht zu Ende gedacht. Und irgendwie ist er noch mit drin. Und auf ihn wird referiert. Und es wird auch mal gesagt, dass er tot ist.
Johannes Franke: Ja, für sie halt. Weil der scheint ja irgendwann mal übergelaufen zu sein zum Bösen. Aber er ist auf jeden Fall zu sehen im Bild.
Florian Bayer: Genau, er ist im Bild zu sehen. Aber es ist nicht so ganz klar, was für eine Rolle er hat. Und er ist halt auch nichts, außer dass er cool ist. kurz da ist und dass er erwähnt wird.
Johannes Franke: Wenn ihr das sehen wollt, also wenn ihr es übersehen habt wie ich und es erst in der Recherche herausgefunden habt, dann schaut euch einfach nochmal die Szenen an, wo der Böse vor seinem großen Kessel steht und da das Wasser ist und die da zusammen in einer Gruppe über diesem Kessel... gebeugt stehen und gucken, was da in der Gruppe passiert, die sie beobachten.
Florian Bayer: Aber wir haben jetzt auf jeden Fall unsere Sechsergruppe und sie fliehen zusammen mit Kevin und sie stolpern erstmal in die Zeit Napoleons.
Johannes Franke: Ja, da bin ich das erste Mal so ein kleines bisschen, wo ich denke, ah, das ist schon sehr, sehr stark draufgesetzt auf dieses eine Meme, das Napoleon sich zu klein fand. Was ja natürlich gar nicht so in der Form stimmt, weil der Durchschnitt, also er war 5'6 und nicht 5'1, wie er im Film genannt wird. Ich kann es dir in Zentimetern gerade nicht sagen, weil in der Recherche war es nicht die Symmetrik. Und das war... average oder ein bisschen above average gezeigt damals.
Florian Bayer: Die britische Propaganda hat ganz viel gemacht. Ich glaube, ja. Die Körpergröße von Napoleon wurde herangezogen, um ihn als so einen Tyrannen darzustellen, der kompensieren will, dass er zu klein ist. Sie setzen sich auf jeden Fall sehr drauf bei Napoleon, aber ich finde das drumherum... Was da sonst passiert? Es ist unglaublich. Wohlgemerkt, wir haben hier einen 5-Millionen-Dollar-Film vor uns. Ja, ja,
Johannes Franke: ja.
Florian Bayer: Und dann landen sie in dieser Zeit und fahren mit dem Schiff nach Castiglione ein. Und in dieses Kriegsszenario. Und es brennt und Bomben, nicht Bomben, aber Schüsse fallen. Und Soldaten stürzen ins Wasser. Und es ist unfassbar gut beleuchtet.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Es ist wirklich gut gemacht.
Florian Bayer: Dann haben wir dieses wirklich fantastische Szenario und wenn ich das jetzt heute sehe, weiß ich auch wieder, was mich als Film gekriegt hat, als Kind gekriegt hat. Einfach, dass da so viel ist, dass da so viel passiert. Du bist einfach total überwältigt von den Bildern, weil Terry Gilliam wirklich ein Händchen dafür hat, das hat er bei Jabba Wookie auch schon gemacht und bei Brazil und bei seinen anderen Filmen, ein Bild voll zu packen. Und ganz wie so ein Wimmelbild, noch da eine Anspielung hin, noch da was hin. Und es ist bunt und es ist laut und es ist wild und es ist geil.
Johannes Franke: Und weißt du, da kommt meine erste große Kritik rein. Nein! Und vielleicht auch gar nicht so viele andere Kritiken. Das ist die einzige große. die mich zwischendurch ein bisschen hat verlieren lassen. Es ist so viel, dass ich zwischendurch das Gefühl habe, oh, ist ganz schön viel Chaos jetzt. Ja,
Florian Bayer: ist nicht geil.
Johannes Franke: Ich komme nicht mehr so richtig mit und ich bin ein bisschen überfordert. Ich muss gerade mal, vielleicht muss ich mal Pause machen oder sowas. Oder weiß ich nicht genau. Es war ein bisschen schwierig. Und dann habe ich ihn, ich habe ihn vor ein paar Tagen gesehen und dann habe ich ihn, bevor wir uns jetzt zusammengesetzt haben, direkt kurz davor nochmal geschaut. Und ich habe viel mehr entspannt gucken können, weil ich einfach schon wusste, was kommt. kommt und mich auch viel mehr einlassen konnte und viel mehr so Dialoge genießen und so. Es ging viel besser. Und ich hatte ihn ja schon mal gesehen, als Kind aber. Deswegen ist es schon lange her.
Florian Bayer: Es ist überwältigend. Es ist einfach viel. Es ist bunt und es ist auch, also. Im Gegensatz zu späteren Filmen von Gilliam, wobei er immer so ein bisschen den Hang zum Episodischen hatte, wird dieser Film halt nicht durch so eine große Story getragen, sondern durch diese einzelnen Episoden, in denen sie landen, durch diese einzelnen Zeiten. Und da ist halt einfach so das Konzept Fantasie ist Trumpf und je mehr umso besser.
Johannes Franke: Wir haben so ein bisschen das Jahr der Episodenfilme, kann das sein? Hier von Jim Jarmusch haben wir diesen,
Florian Bayer: was stimmt?
Johannes Franke: Und Fantasia war ja auch so ein bisschen episodenhaft. Werner ist episodenhaft. Eine Goethe.
Florian Bayer: Und dann haben wir Ian Holm als Napoleon.
Johannes Franke: Der ihn ja dreimal gespielt hat. Also vielleicht sogar öfter und ich weiß es nicht genau, aber er hat ja vorher schon und danach wieder Napoleon gespielt.
Florian Bayer: Er durfte öfter Napoleon spielen. Heutzutage kennt man ihn vor allem aus Herr der Ringe als Bilbo.
Johannes Franke: Ja, er war ein toller Bilbo, muss ich sagen.
Florian Bayer: Er ist echt ein super Darsteller. Ich liebe diesen Napoleon, ich weiß, er ist total klischeehaft gezeichnet, er ist betrunken, er hat überhaupt kein Interesse an dem Krieg, den er gerade führt, sondern er will einfach nur lustige kleine Menschen sehen, die aufeinander draufhauen. Aber diese Art, wie er dann redet, wenn er da sitzt, betrunken und anfängt aufzuzählen, welche Körpergröße die einzelnen großen Härte...
Johannes Franke: One foot smaller than me. Nee, nicht foot oder inch oder sowas, aber er war kleiner als ich und er hat ein riesen Reich gehabt. Was er da aufzählt, ist unglaublich.
Florian Bayer: Und dann haben wir ja davor schon so dieses geile... Dieses Straßentheater, das für ihn aufgeführt wird, wo der Handpuppenspieler stirbt, weil er erschossen wird und dann will Napoleon was anderes sehen. Und dann hat der Theatervorführer nur diese großen Menschen. Das ist so kramm.
Johannes Franke: Die sind alle so absurd groß gemacht. Auf schnellsten Teil, weil sie extra groß sind. Übrigens haben die anderen Schauspieler auf Kisten gestanden, damit sie größer sind als ihr in Home.
Florian Bayer: Natürlich. Also ich... Ich weiß noch, also wenn ich das heute sehe, dann kann ich mich immer noch daran erinnern, wie ich als Kind davon einfach total reingezogen war. Einfach weil es halt so bunt war, weil dieses Theater so bunt ist, weil diese Stadt so wild ist und so laut. Weil einfach, wie du sagst, es ist total überfordernd. Das passiert total viel. Aber es hat einfach Spaß gemacht und es war einfach fantastisch. Und so, oh geil, ich will auch reisen.
Johannes Franke: Das ist einer der großen Highlights auf jeden Fall. Me and My Shadow von den sechs Reisenden performt. Es ist un... Unglaublich. Es ist so schlecht, aber so gut. Es ist wirklich toll. Ich finde, die haben das sehr gut hingekriegt.
Florian Bayer: Und dann zu der Frage, die ich davor eigentlich schon stellen wollte, als wir über die kleinen Mixing-Darsteller geredet haben. Wie viel nutzt der Film das aus für Slapstick und für Gags auf Kosten der Körpergröße? Weil er macht es ja. Also in dieser Szene macht er es ja auch so ein bisschen. Da ist Slapstick. Und wie viel macht er das? Und ist es zu viel? Ist es gerade noch so richtig?
Johannes Franke: Das ist mir gar nicht so aufgefallen, ehrlich gesagt. Muss ich überlegen. Wenn es mir zu sehr aufgefallen wäre, dass zu deren Kosten viel Slapstick betrieben wird, dann hätte ich das jetzt präsenter.
Florian Bayer: Ja, weil ich habe mir während des Films immer mal wieder Gedanken drüber gemacht.
Johannes Franke: Ja, okay.
Florian Bayer: Aber gar nicht so konkret wegen dem, was der Film macht, sondern vielmehr, weil es halt einfach, du hast die Sex einfach. Und die stolpern halt übereinander, diese Time Bandits. sind tollpatschig, die sind nicht die großen Banditen, die sie gerne wären, sondern sie sind ungeschickt, sie sind tollpatschig.
Johannes Franke: Das ist eine wuselige Gruppe.
Florian Bayer: Sie sind auch ein bisschen dumm teilweise, weil sie sind naiv und stolpern so durch dieses Abenteuer und natürlich gibt es da viel Slapsticker, gibt es halt auch viele Leute, die übereinander stolpern, die aufeinander draufhauen und so weiter und dann denkst du immer, ja, es ist natürlich auch das, was du bei diesen Shows hattest, die auf Kosten von Kleinwüchsigen gemacht wurden, weil das halt nochmal lustiger ist, wenn so kleine Leute aufeinander draufhauen.
Johannes Franke: Okay. Nicht,
Florian Bayer: dass ich eine Antwort gefunden habe. Ja.
Johannes Franke: Ich meine, das Potenzial ist da, das stimmt. Auf jeden Fall. Ich habe es in dem Film nicht so sehr gesehen. Aber die Gefahr ist natürlich groß. Vor allem mit der Geschichte, die man so, wo wir herkommen von den ganzen Varieté-Shows und so von früher. Das sind ja Sachen...
Florian Bayer: Aber nochmal, That Begins Sad. Dieser Auftritt auf der Bühne.
Johannes Franke: Ja. Fantastisch. Der ist fantastisch.
Florian Bayer: So witzig. Und wirklich gut gemacht. Und cool. Und... Es ist dann auch so schön, wie dieses Chaos ist, der Vorhang fällt zu und man hört, wie sie sich noch hinter der Bühne prügeln.
Johannes Franke: Und Napoleon kommt und sagt,
Florian Bayer: er ist begeistert.
Johannes Franke: Junge, solange du mit dieser Truppe unterwegs bist, wird es dir gut gehen.
Florian Bayer: Während der Vorführer im Hintergrund sich erengt.
Johannes Franke: Ja, das ist super. Also ich meine, natürlich, es ist ein Ex-Python. Natürlich kriegt er das hin. Er kriegt Slapstick hin, er kriegt diese Napoleon-Verarsche hin. Er kriegt das gut hin, das ist super. Und dann kommt auch noch sein gutes Sinn für filmisches Erzählen hinzu. Insofern passt das schon. Ich fand es ein kleines bisschen zu viel auf dieses Größending gesetzt bei Napoleon.
Florian Bayer: War es vielleicht auch ein bisschen. Aber es war okay, weil es ist einfach schön, wie sie ihn ausrauben. Wie dann die Soldaten, da stehen die in ihren rosa langen Unterhosen. Warum passen eigentlich die Uniformen der Soldaten? Warum hassen die Uniformen von diesen großen Menschen den Time Bandits plötzlich?
Johannes Franke: Das haben wir auf der Titanic später auch nochmal. Es ist sehr weird und seltsam.
Florian Bayer: Aber wir haben keine Zeit zu verlieren, weil sie stolpern dann mit den Schätzen, die sie geraubt haben, raus und landen im Mittelalter. Und wir kommen zur wichtigsten Frage dieses Films. Ich hoffe, die kannst du mir beantworten. Du musst mir nachher auch noch mit meinem Trauma helfen. Aber jetzt musst du mir erst diese Frage beantworten. Ja. Was ist das Personal Problem von Vincent?
Johannes Franke: Er kann, also er hat Potenzprobleme. Potenzprobleme.
Florian Bayer: Habe ich jetzt auch so gesehen, aber... Was hat das mit Früchten zu tun? Also er steht da, sie sind am Baum gefestet und er sagt, oh nein, es kommt schon wieder, ah, ich brauche eine Frucht.
Johannes Franke: Ich glaube, das ist ein Kommentar darauf, dass man alles mögliche, für alles mögliche irgendeine Nahrungsergänzung findet. Das musst du nehmen, wenn du das hast. Da musst du mehr Vitamin C zu dir nehmen. Da musst du das... Irgendein Quacksalber hat ihm gesagt, er soll... Weiß ich nicht, eine Orange dran rumreiben?
Florian Bayer: Weiß ich nicht. Aber warum merkt er, dass er dieses Problem hat, wenn er am Baum gefesselt ist? Weil er sagt ja, oh nein, da ist es wieder, das Problem. Ja,
Johannes Franke: stressbedingt, ne?
Florian Bayer: Aber er versucht ja jetzt keine Erektion zu kriegen, während er am Baum gefesselt ist und stellt fest, dass er keine Erektion mehr kriegen kann. Ja.
Johannes Franke: Ich glaube, wir haben hier einfach nur einen Gag vor uns. Ja, der keine logische Konsequenz haben soll.
Florian Bayer: Aber dieser Gag fasziniert mich, weil ich glaube, die naheliegende Antwort, die wir in unserem versauten Oberstübchen zurecht reiben, ist vielleicht nicht die richtige.
Johannes Franke: Hast du eine andere Theorie?
Florian Bayer: Nein, deswegen frage ich ja dich.
Johannes Franke: Ach man, schade.
Florian Bayer: Also wenn es Potenzprobleme sind, das was er tragen muss, ist dann wahrscheinlich irgendwie so ein Gürtel mit Prostatamassage-Funktion oder so in der Richtung. Oder mit so Ringen.
Johannes Franke: Also ein Cockring halt.
Florian Bayer: Ein Cockring. Aber was ist das mit den Früchten? Und warum merkt er es, wenn er am Baum steht? Aber es geht ja, also ich meine, Pansy fragt ja danach. Also sie ist ja die, die eigentlich nach seinem Geschlecht giert.
Johannes Franke: Es scheint ihr ja wichtig zu sein.
Florian Bayer: Ich weiß es nicht.
Johannes Franke: Also wenn wir jetzt gerade an dieser Szene sind, muss ich sagen, dass ich es liebe, dass die beiden wieder auftauchen auf der Titanic. Und dass das so ein... Eigentlich müssten die noch ein drittes Mal auftauchen.
Florian Bayer: Die müssten noch mal auftauchen. Das ist wirklich... Das halte ich Gilliam wirklich vor. Dadurch, dass sie nur zweimal auftauchen, wirkt es wie so eine letzte Sekunde und so rein und irgendwie passt es nicht. Aber wenn sie ein drittes oder vielleicht sogar ein viertes Mal auftauchen, dann ist es ein guter Running Gag.
Johannes Franke: Es ist ja so, dass Michael Palin das geschrieben hat, größtenteils. und mit Gilliam zusammen, aber ich glaube, Michael Palin hat sehr, sehr viel davon beigesteuert. Und der wurde mal gefragt, warum gibt es denn da keine dritte Szene? Weil wir sind nicht die Einzigen, denen das auffällt, dass das irgendwie seltsam ist. Und er meinte, sorry, es ist zu lange her, ich weiß es nicht mehr. Aber wenn ich mir das so angucke, retrospektiv. Muss ich irgendwann mal eine dritte geschrieben haben, aber wir haben sie aus irgendwelchen Gründen nicht reingenommen.
Florian Bayer: Ja, es gab ja so ein paar Sachen, die rausgefallen sind, unter anderem aus Budgetgründen. In dem Interview, was ich von ihm gehört habe das letzte Mal, da hat der Terry Gilliam die Schuld gegeben, also an der ganzen Szene, da hat er gesagt, und Terry Gilliam hat das reingeschrieben, ich habe keine Ahnung, was er sich dabei gedacht hat und ich habe es bis heute nicht verstanden, warum er die Figuren reingeschrieben hat. Ich fand die total toll, ich fand es großartig, mit Shelley Duvall zusammenzuarbeiten.
Johannes Franke: Die ist auch großartig.
Florian Bayer: Und mit ihr zu drehen, aber ich habe keine Ahnung, was... ...Terry dabei gedacht hat.
Johannes Franke: Es ist sofort Monty Python. Sobald der auftaucht, sobald Michael Palin da auftaucht in dieser Szene, ist es Monty Python. Aber es ist tatsächlich ein Teil, den ich liebe. Ich mag das sehr. Ich mag auch den Gedanken zu sagen... Diese Figuren tauchen in der Geschichte immer wieder auf.
Florian Bayer: Absolut.
Johannes Franke: Es sind verschiedene Reinkarnationen einer und derselben Figur. Die Menschheit ändert sich nicht.
Florian Bayer: Ich glaube übrigens, diese Warte, die er auf seiner Nase hat in der Titanic-Episode, die hat irgendwas mit dem Problem von seinem Vorfahren zu tun. Also da gibt es, glaube ich, einen Zusammenhang. Ohne dass ich jetzt mehr wissen würde.
Johannes Franke: Ja, den du jetzt vielleicht reinbaust, der eigentlich nicht da ist. Aber der Film lädt dazu ein.
Florian Bayer: Auf jeden Fall, ja, sie landen nicht nur im Mittelalter jetzt, sie landen in einem Monty Python-Film. Weil das ist nämlich auch die Szene, in der wir... John Cleese als Robin Hood haben?
Johannes Franke: Total.
Florian Bayer: Angelehnt an?
Johannes Franke: Ach ja.
Florian Bayer: Duke of Kent.
Johannes Franke: Duke of Kent.
Florian Bayer: Prinz Philip.
Johannes Franke: Der hat offensichtlich... Bei irgendwelchen Spielen beim Football ist er immer gekommen und hat dann Hände geschüttelt und haben sie gut gemacht, das haben sie ganz toll gemacht. Und dann die Reihe runter und da gibt es Filmaufnahmen, habe ich mir angeschaut, wie der da die Reihe runter, jedem die Hand geschüttelt und sagt, oh ja, ja, ja, sehr gut gemacht, das habt ihr toll gemacht. Und im Drehbuch steht original, play it in the style of the Duke of Kent. Und es ist so geil.
Florian Bayer: Und niemand als der junge John Cleese kann das einfach perfekt. umsetzen. Er macht das so toll. Dieses gefakte Lachen. Diese Jovialität.
Johannes Franke: Ja, es ist so toll. Aber du bist in einem Monty-Python-Sketch.
Florian Bayer: Du bist voll in einem Monty-Python-Sketch. Auch dieses ganze Setup, dass Robin Hood so jemand ist, der überhaupt keine Selbstreflexion, überhaupt keine Selbstwahrnehmung hat. Überhaupt nicht mitkriegt, was da läuft. Auch überhaupt nicht versteht, was da vor sich geht. Und dann diese Leute, die mit ihm zusammenarbeiten, die dann die Armen auch immer prügeln, wenn sie was gekriegt haben. Und wie über die Armen geredet wird, das ist einfach Monty Python. Das ist komplett diese ganze Mittelalter-Szene. Und es ist ja auch, der Monty Python and Holly Crail ist ja jetzt noch nicht so lange her. Also Brian war dazwischen, aber es ist eigentlich auch vom ganzen Gefühl her, es ist wieder dieses Mittelalter-Ding, dieses dreckige. heruntergekommener, abgeranzter Mittelalter, in dem nur Idioten rumlaufen.
Johannes Franke: Aber ich muss sagen, es ist nicht der beste Monty Python Sketch.
Florian Bayer: Nein, überhaupt nicht.
Johannes Franke: Es ist halt einer, aber es ist gar nicht unbedingt der beste. Die Idee ist super, aber ich finde auch, dass die Dialoge nicht ganz on point sind und das ist nicht ganz das, was Monty Python mal konnte. Leider stimmt es nicht ganz.
Florian Bayer: Es ist, aber das ist es halt. Es ist auch kein Monty Python Sketch. Dafür ist es dann halt doch ein Stück zu wenig absurd und hat irgendwie noch diese Verbindung zur Store. Sorry. Und dass dieser Robin Hood so angezogen ist wie ein Robin Hood an Fasching. Ja,
Johannes Franke: ja, ja.
Florian Bayer: Dass der auch komplett anders aussieht als die Leute um ihn herum. Die sind alle so dreckig und realistisch angezogen. Und er hat dann dieses giftgrüne Kostüm an.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Mit diesem überspitzen Hut, das einfach wirklich aussieht wie aus der Faschingshandlung.
Johannes Franke: Da müssen wir einmal ansprechen, warum ich glaube, dass das für den Film vollkommen in Ordnung ist, dass es auch so historisch inakkurat ist, teilweise. Dass man so denkt, naja, das ist so nicht und das ist so nicht. Der Napoleon stimmt nicht ganz, der Robin Hood stimmt nicht und so weiter. Das ist ja alles die Vorstellung des Kindes. Das ist ja alles Geschichtsunterricht, wie ein Kind das wahrnimmt.
Florian Bayer: Is it? Is it. Und is it? Es ist nur seine Imagination.
Johannes Franke: Das müssen wir natürlich am Ende dann klären. Aber für mich funktioniert sozusagen dieser ganze Film auch da, dass alles, was wir sehen, ist sehr westlich geprägte Geschichte. Sie fahren nicht ein einziges Mal nach Asien oder sonst was.
Florian Bayer: Nein, nein, es ist absolut, es ist so ganz krass, dieser europäische Bildungskanon. Und wir reisen zurück in diesem europäischen Bildungskanon. Wir reisen von dem Napoleonischen Kriegen zu quasi der Beginn der Moderne, der Neue Zeit. übers Mittelalter bis in die Antike, wo alles angefangen hat. Wo die großen Helden große Schlachten schlagen.
Johannes Franke: Und ich kann mir das voll vorstellen, weil du ja auch die ganzen Spielfiguren in dem Zimmer von Kevin hast. Und alles ist irgendwie so vorbereitet. So viele Bilder an der Wand, die alle schon vorwarnen hier, das ist Napoleon, das sind die Ritter und so. Und er spricht ja auch, also Kevin spricht ja mit seinen Eltern vorher darüber. Und... Das legt natürlich nahe, dass es alles aus seinem Kopf kommt und in seiner Imagination passiert.
Florian Bayer: Ja, absolut. Es fühlt sich von Anfang an so an.
Johannes Franke: Und deswegen kann ich auch voll nachvollziehen, dass man Robin Hood, um den Bogen zu schlagen, dieses... Faschingskostüm anzieht, weil das ist seine Vorstellung davon, wie Robin Hood ausgesehen hat. Das ist so, es ist halt.
Florian Bayer: Aber die Zeiten, in denen sie dann landen, also die Dinge, die sie erleben, sind ja nicht so, wie er sie sich vorgestellt hat. Es ist zum einen diese Fantasie, aber die wird dann ja ganz krass unterkramen. Robin Hood ist ein Idiot. Ein selbstgefälliger Idiot, der von nichts eine Ahnung hat. Und Napoleon ist nicht der tapfere Kämpfer und Herrscher. sondern Napoleon ist halt auch ein Idiot, der nichts anderes machen will, als trinken und Theater gucken.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und dann wird aber dieses Freudenfest unterbrochen, weil wir zum ersten Mal unseren Gegenspieler erleben.
Johannes Franke: Zum ersten Mal?
Florian Bayer: Zum ersten Mal. Ach, der Bösewicht. Unser Bösewicht. Nicht Gott.
Johannes Franke: Gott ist ja eine Weile, eine ganze Weile der Gegenspieler. Ja. Das Gesicht, das auftaucht und sie verfolgt. Was übrigens ein ganz tolles Bild ist.
Florian Bayer: Ja, auch mit dieser großen, trönenden Stimme.
Johannes Franke: Man muss schon sagen, dass das für Kinder echt verstörend sein kann. Das ist schon viel für ein Kind, fand ich.
Florian Bayer: Ich fand das okay damals als Kind. Also was mich verstört hat, waren nachher vor allem die Henchmen des Teufels. Also diese Monster, diese Übergroßen, die diese komischen Geräusche machen.
Johannes Franke: Sehr gut gemacht, ne?
Florian Bayer: Die sind fantastisch. Ja. Und dann vor allem tatsächlich in der Agamemnon-Episode gibt es so einige zwei Sachen, die mich dabei voll verstört haben. Okay,
Johannes Franke: da kommen wir gleich noch zu. Ja,
Florian Bayer: aber genau, wir erleben jetzt zum ersten Mal Evil, Devil, nenn ihn wie du ihn nennen willst. Es ist der Teufel. Der mit seinen wirklich witzigen, witzigen Gefährten.
Johannes Franke: Henschelmann war das richtige Wort.
Florian Bayer: Henschelmann war das richtige Wort. Auch weil Benson und, warte, wie heißt der andere? Benson und Robert? Robert und Benson? Auf jeden Fall der eine, der so der komplette Speichellecker ist. Das ist der Teufel. Was wir hier sehen ist, der Teufel, der führt ein Unternehmen. Der hat so seinen Berater, der viel mehr Ahnung von Technik hat als er selbst. Und der muss ihm die ganze Zeit Technik erklären. Sag mir was zu Computern. Wie funktionieren Laser? Ich möchte es wissen. Und dann hat er diesen einen Speichellecker untertan, der die ganze Zeit so devote as fuck, also wirklich krasser geht es einfach nicht, seine Füße küsst.
Johannes Franke: Es gibt so diese... Tolle Szene, wo er das einmal einführt, wo wir das erste Mal davon hören, dass er irgendwas mit Technik zu tun hat. Weil ich find's so großartig, weil du erst dieses Mystische aufbaust. Die Szene ist ja so aufgebaut, dass er zwar viele Trottel um sich drumrum hat und so weiter und er selbst auch vielleicht nicht unbedingt der Schlauste ist, aber es ist noch sehr mystisch. Und dann sagt er irgendwann When I have the map, I'll be free and the world will be different because I have Und Robert sagt dann, understanding of what, Master? Und seine Antwort ist, digital watches. And soon I shall have understanding of videocassette recorders and car telephones. And when I have understanding of them, I shall have understanding of computers. And when I have understanding of computers, I shall be the supreme being. Es ist so großartig.
Florian Bayer: Das Tolle ist ja der Darsteller David Warner. Der hat... Der war damals noch kein großer Filmdarsteller. Der hatte schon was getreten in den 60ern, 70ern. Der war jetzt aber nicht so überbekannt. Am Theater hat er aber ganz viel Shakespeare gespielt. Und er spielt diese total alberne Rolle mit diesem Shakespeareischen Pathos und Ernst.
Johannes Franke: Es ist toll, oder?
Florian Bayer: Es ist großartig. Ich liebe diesen Teufel.
Johannes Franke: Jonathan Pryce sollte den eigentlich spielen.
Florian Bayer: Ja, Jonathan Pryce hat so viele Leute gekriegt. Aber Jonathan Pryce hat Terry Gimler nicht kriegen können.
Johannes Franke: Das Problem ist, Jonathan Pryce hatte Geldmangel. Und das Projekt, was ihm angeboten wurde von anderer Seite, hat ihm doppelt so viel Geld gebracht. Und dann hat er gesagt, es tut mir leid, ich muss da leider drehen, weil ich brauche das Geld. Und Terry Gilliam hat ihm es sein Leben lang vorgehalten. Als er Brasil dann mit ihm gedreht hat, das nächste Projekt war dann mit Jonathan Pryce, hat er jedes Mal... Wenn Jonathan Pryce irgendwas machen sollte, wo er irgendwo elendlich lang hängen sollte oder irgendwelche schwierigen Sachen, hat er immer gesagt, so und das ist jetzt die Strafe dafür, dass du Nein gesagt hast.
Florian Bayer: Jonathan Pryce wäre auch ein... guter Teufel gewesen.
Johannes Franke: Ich glaube, das wäre auch geil geworden.
Florian Bayer: Von der ganzen Optik, aber David Warner spielt das auch hervorragend.
Johannes Franke: Hervorragend, ja.
Florian Bayer: Und dann haben wir das, wo sie getrennt werden, wo Kevin bei Agamemnon landet. Und wo, du hast schon ein paar Mal gesagt, es muss nicht so alles akkurat sein, aber als Freund von Mythen und Legenden denke ich mir ja auch so, okay. Ich weiß, dass Agamemnon nicht so ein cooler Dude war. Der war ein ziemliches Arschloch. Agamemnon war ein Mörder und Vergewaltiger und Sklavenhalter.
Johannes Franke: Wurde zu Recht von seiner Frau umgebracht.
Florian Bayer: Genau. Das war nicht ein netter Papa. Aber natürlich ist es total toll, dass James Bond hier mitspielt. Aber es ist auch wirklich schön, dass es diesen Subplot dann gibt, in dem wir irgendwie so ein bisschen mehr von... Kevin kennenlernen und erfahren, was Kevin, wonach Kevin sich eigentlich sehnt.
Johannes Franke: Nach einer Vaterfigur.
Florian Bayer: Nach einer Vaterfigur und vor allem danach, von Erwachsenen ernst genommen zu werden und von Erwachsenen überhaupt auch beachtet zu werden. Also es ist ja wirklich hart, wie seine Eltern ihn derbe ignorieren.
Johannes Franke: Das Tolle ist, dass wir über diesen Teil der Geschichte mehr über die Eltern erfahren, als in der Zeit, wo sie da sind. durch ihre Abwesenheit und darüber, wie der Junge sich eben nach einer Vaterfigur oder eben nach einer Familie sehnt. Die Familie hat er eigentlich auch mit der Truppe so ein bisschen vielleicht, aber die Vaterfigur ist halt eigentlich das Wesentliche und Wichtige. Und dass er da so drauf abfährt und da sofort drauf springt auf diese Opportunity, die sie ihm bietet. sagt halt viel über seine Beziehung zu seinem richtigen Vater.
Florian Bayer: Das ist voll traurig. Total. Ich habe das damals als Kind nicht so wahrgenommen. Ich habe ja schon gesagt, ich fand das mit dem Agamemnon teilweise verstörend, weil wenn sie in diese Stadt einfahren, da ist da so eine alte, zahnlose Frau, die lacht. Das hat mich damals als Kind total verstört. Dieser Minotaurus, Agamemnon hat nicht gegen den Minotaurus gekämpft, das war Theseus. War es Theseus? War es Perseus? Scheiße, jetzt werde ich es selbst nicht mehr glauben. Egal, auf jeden Fall.
Johannes Franke: Das war Perseus, oder?
Florian Bayer: Einer von beiden, einer von den Helden. Auf jeden Fall nicht Herakles. Ich fand das mit dem Minotaurus auch irgendwie verstörend, also wie ihm dann der Kopf abgehackt wird. Und deswegen habe ich das gar nicht so wahrgenommen. Und als ich das jetzt gesehen habe, dachte ich nochmal, oh, das ist eigentlich so ein total süßer. und gleichzeitig trauriger Blick in das Innenleben eines Kindes, das genau weiß, was es erwartet von Erwachsenen. Und es ist nicht viel, was es erwartet. Dieser Agamemnon wird ja jetzt nicht als der Übervater präsentiert. Klar, er ist ein antiker Held. Aber das spielt keine Rolle. Er ist einfach jemand, der ein bisschen zuhört, ein bisschen Interesse hat. Und das würde Kevin schon reichen. Und das kriegt er ja nicht zu Hause. Wir sehen ja, was er zu Hause kriegt, nämlich gar nichts.
Johannes Franke: Die sitzen auf ihren plastikbezogenen Sofas. Das ist wirklich hart, oder? Ja, das ist wirklich... so Comic überzeichnet.
Florian Bayer: Das ist diese Gesellschaftskritik, die Gilliam in Brazil auch schon ganz stark drin hat und Konsumkritik vor allem auch.
Johannes Franke: Ja, absolut. Ja, total krass. Hast du das gesehen übrigens? Es gibt dann später bei dem Bösen im Kassel auch so Plastiküberzüge auf irgendwelchen Tischen oder so.
Florian Bayer: Das ist so geil. Tut nicht dran gehen, Entzüge! Ja, auf jeden Fall ist es dadurch einfach, also es ist tatsächlich mal, es ist auch so ein Verschnaufen, nachdem jetzt wirklich so ein wilder Ritt war. Wenn er bei Agamemnon ist, kommt er ja auch so eine Zeit lang so ein bisschen zur Ruhe. Er hat ja wirklich dieses... dieses süße Gespräch mit ihm, dann wird dieser Trick gezeigt, dieser Zaubertrick.
Johannes Franke: Das war übrigens Sean Connerys Idee, das tatsächlich zu machen. So dieses Zaubertrick zeigen und dieses Zusammenbonden darüber. Überhaupt hatte Sean Connery total viele gute Ideen. Er hat auch die Idee reingeworfen, später als Fireman wieder aufzutauchen. Das war nicht original im Skript drin.
Florian Bayer: Das ist total süß, dass er das so mitgemacht hat, dass er so reingegangen hat. Er hat ja nichts gekriegt dafür.
Johannes Franke: Er hat 250.000 Dollar dafür bekommen. Aber das ist ein... Ein Bruchteil dessen, was er normalerweise bekommen hätte.
Florian Bayer: Also wir haben den Sean Connery, der frühen 80er vor uns, das war damals schon ein totaler Held des britischen Kinos. Sein James-Bond-Zeug ist zehn Jahre her. Seinen letzten Bond-Film hat er Anfang der 70er gedreht. Und dazwischen hat er noch ganz viel anderes gedreht, also sowas wie Mortem-Orient-Expressen, keine Ahnung was. Also Sean Connery war damals schon ein großer Star. Und es gibt ja diese Beschreibung im Drehbuch. die als Gag eingebaut wurde, wie er sich offenbart, also wenn Agamemnon zum ersten Mal den Helm abzieht, wie moving his helmet reveals himself to be none other than Sean Connery. Actor of equal but cheaper stature.
Johannes Franke: Im Sinne von, ja, wir hätten gern John Connery, aber wir nehmen halt auch jemanden, den wir uns leisten können. So geil. Und das hat John Connery gelesen. Genau diese Beschreibung hat er gelesen und gesagt, ach komm, ich mach das.
Florian Bayer: Dennis O'Brien, um den Namen noch einmal zu sagen, Dennis O'Brien war ein Monty Python Freund und Monty Python Produzent. Der hat John Connery an Land gezogen und der war auch der, der zusammen mit George Harrison die Filmgesellschaft Handmade Films gegründet hat. die das Leben des Brian produziert hat und dann jetzt auch diesen Film. Und ich glaube, Dennis und Brian haben die Pythons gerade so in den 70ern sehr viel zu verdanken, wenn es darum geht, irgendwie Budget und die richtigen Leute ranzuziehen. Der hat ein Händchen dafür. Der hat es geschafft, für so ein Projekt Shelley Duvall und Sean Connery zu gewinnen. Ja. Das musst du auch mal hinkriegen.
Johannes Franke: Ja, unglaublich, ne? Und Shelley Duvall, muss ich sagen... Nochmal, auch wenn wir schon längst woanders sind, ich finde sie großartig. Ich finde sie wirklich ganz toll. Sie macht das richtig, richtig gut.
Florian Bayer: Ich glaube, für sie war das auch ein bisschen Urlaub. Sie kam von dem Shining-Set und da hatte sie auch einiges zu verarbeiten. Aber Shelly, du warst damals auch schon eine große Darstellerin, unter anderem Annie Hall und Popeye.
Johannes Franke: Stimmt, ja. Ganz tolle Sachen. Ich habe eine Idee davon, wie dieser Film vielleicht gemeint sein könnte. Was Sean Connery betrifft. Es gibt ja diese Time Portals überall. Ja. Und dass Sean Connery als Fireman wieder auftaucht.
Florian Bayer: Voll verstörend.
Johannes Franke: Ist ja auch wirklich ein bisschen seltsam. Ja. Was ist, wenn die Figur aus der Antike... ein Time-Portal gefunden hat, da reingegangen ist... Um Kevin wieder zu suchen.
Florian Bayer: Oh, du bist schon beim Happy End. Du bist schon dabei, mir das Ende gut zu reden. Lass uns darauf wieder zurückkommen. Aber ich behalte den Gedanken im Kopf. Wir sehen nicht, was danach passiert, wenn Kevin von den Time Bandits dann wieder zurückgeholt wird. Aber wir können uns vorstellen, dass Agamemnon ihn vermissen wird. Weil Agamemnon hat ihn als seinen Thronfolger und als seinen Sohn akzeptiert. Er ist adoptiert worden quasi in einer sehr bizarren Entführungszeremonie.
Johannes Franke: Ja, wirklich. Wo ich frage, was ist daran nötig gewesen? Nichts.
Florian Bayer: Das Dritte, was mich total verstört hat an dieser antiken Episode. als Kind, wenn plötzlich diese Goldmasken über ihm auftauchen und ihn in den Sack stecken und denkst, what? Hilfe! Und genau, die Time Bandits klauen sich Kevin zurück und holen dabei auch noch ordentlich Gold von Agamemnon mit. Kevin ist zum ersten Mal so richtig pisst auf die Truppe und vor allem auf Randall.
Johannes Franke: Ich muss sagen, dass diese Robbery wirklich toll ist auch.
Florian Bayer: Ja!
Johannes Franke: Die kommen dahin und machen große Show und jetzt werden wir hier ganz toll was verschwinden lassen. Der erste Zaubertrick, den, ich weiß nicht mehr genau, ist Kenny Barker gewesen. Kenny Baker heißt er eigentlich. Baker, ja. Baker, Entschuldigung. Nee, es war, glaube ich, ein anderer. Mit diesem Ring, mit diesem Goldring, den er da verschwinden lässt. Und es sieht so billig aus. Und John Connery sitzt da einfach nur und hat einfach nur den Spaß seines Lebens. Und grinst über beide Ohren und freut sich und versucht, das Kind irgendwie in Schach zu halten. Und sagt, mach dir nichts draus, es ist alles in Ordnung. Die können ja nicht einfach weg. Alles gut, mach mal. Wir machen das jetzt einfach und wir haben Spaß. Und dann sind die aber weg. Es ist wirklich toll, wie die das machen und diese Show, wie die da aufziehen. Ich find's wirklich schön.
Florian Bayer: Der Film hat einfach diese Showmomente. Das haben wir ja auch schon bei der Performance bei Robin Hood, bei Napoleon. Wo wir einfach Theater sehen und einfach mal so zwei Minuten eine geile Vorführung haben dürfen. Und dann haben wir ein relativ kurzes Zwischenspiel auf der Titanic. Wo wir nochmal auf das berühmte Paar Pansy und Vincent stoßen.
Johannes Franke: Und es ist wieder ein Antrag. Er will ja auch schon im Sherwood Forest einen Antrag machen. Und hier auf der Titanic sitzt sie da und sagt, du, wenn dir das mit meiner Nase nichts ausmacht, darf ich dich dann fragen, dass und sie ist voll dafür. Sie ahnt schon, was kommt. Sie freut sich drauf. Ganz toll. Und das Gesicht, was sie macht, ist großartig.
Florian Bayer: Niemand kann so geil mit den Augen, mit geschlossenen Augen plinzeln wie Shelley Duvall. Wie macht sie das? Wie geht das? Ich will das auch können.
Johannes Franke: Vielleicht brauchen wir mal eine Masterclass von ihr. Und dann, kurz bevor er sagen kann, willst du mich heiraten, fallen die wieder genauso auf die gleiche Art und Weise in die Szene rein.
Florian Bayer: Und sind das Nachkommen von Pansy und Vincent aus dem Mittelalter? Um die Frage nochmal aufzuwerfen. Und wenn ja, ist das so eine Inzestgeschichte?
Johannes Franke: Dass die dann geheiratet haben und dann tatsächlich Kinder bekommen haben, die genauso aussehen? Ja, weiß ich nicht ganz genau.
Florian Bayer: Ist das seine Nase? Ist die Nase deswegen so aus?
Johannes Franke: Ja. Sie setzt ja auch an zu sagen, I have an enormous und dann wissen wir nicht, was genau es ist.
Florian Bayer: Ist es vielleicht so, dass das hier erzählt wird, eine Inzestgeschichte über die Generation? Weil sie sind ja auch so diese degenerierten Adeligen, das ist ja auch dieses Thema, was mitschwingt. Natürlich fahren die dann auch auf der Titanic, weil die haben halt den Reichtum von 500 Jahren Familiengeschichte mit an Bord.
Johannes Franke: Ja, also ich glaube, Terry Gilliam geht hier viel... die Lust durch einfach irgendwelche Sachen reinzuwerfen. Ich glaube nicht, dass er sich gedacht hat, okay, das ist jetzt die Erklärung für das und das. Ich will einfach bloß, dass die wieder auftauchen und dass das irgendwie geil ist, dass die durch die Geschichte immer wieder kommen. Was ist das?
Florian Bayer: Aber warum nur zweimal?
Johannes Franke: Aber nur zweimal, ja, ist wirklich schade.
Florian Bayer: Und es ist nicht geil, wie die Titanic dann untergeht. Also ich meine, wir haben nicht viel, aber wie sie das Set kippen und so. Ja, es ist einfach gut.
Johannes Franke: Man braucht auch nicht viel, das ist das Tolle. Du weißt ja genau, was passieren wird. Du kannst dich darauf verlassen, dass der Zuschauer ahnt, was kommt. Und da brauchst du nur zwei Bilder, um das zu erzählen.
Florian Bayer: Und wenn du dir überlegst, dass James Cameron quasi die Titanic nachgebaut hat im Studio und auf so ein Gerüst gestellt hat, um das mechanisch bewegen zu können, wäre vielleicht gar nicht notwendig gewesen.
Johannes Franke: Nein, nein.
Florian Bayer: Pack Leonardo DiCaprio und Kate Winslet dahin und du hast quasi Titanic aus den 90ern.
Johannes Franke: Also die haben das gut gemacht. Ja. Es ist auch wieder seltsam, dass die so zu ihren Anzügen passen. Die haben ja plötzlich so sehr feine Anzüge an, die genau auf sie maßgeschneidert sind, was so überhaupt gar keinen Sinn ergibt.
Florian Bayer: Sie landen aus dem Himmel auf diesem Schiff in ihren Liebesklamotten. Und da kommt niemand von der Crew und sagt, nehmt diese Leute fest, die stehen nicht auf der Passagierliste.
Johannes Franke: Ja, die haben viel Geld dabei. Ja,
Florian Bayer: aber trotzdem.
Johannes Franke: Ja, ach, Geld macht alles möglich.
Florian Bayer: Ja, okay, vielleicht.
Johannes Franke: Hier, Dingens, Gilliam hat ja versucht, denen zu erzählen... Ach, ihr könnt da in die Gruppe reinfallen, das ist kein Problem. Weil die im Sherwood Forest, wie die da in die Kutsche reinfallen, war auch schon so ein Ding, wo sie gesagt haben, wie fallen wir da einfach so rein. Und dann hat Derek Gilliam das selber vormachen wollen. Und er hat gesagt, kein Problem, ihr trefft da niemanden, ihr fallt einfach nur da dazwischen halt. Und deshalb hat er es gemacht. Und Shelley Duvall hat bis heute ein chronisches Nackenproblem, weil er auf ihr gelangt hat. Es ist so hart. Terry Gilliam, meine Güte.
Florian Bayer: Das ist so eine typische Terry-Gilliam-Geschichte.
Johannes Franke: Wirklich, oh Gott.
Florian Bayer: Der Mann geht über Leichen bei seinen Produktionen.
Johannes Franke: Oh mein Gott, was ist das für eine Musik?
Florian Bayer: Was war das? Wo sind wir? Ich glaub wir wurden rausgerissen.
Johannes Franke: Aber wohin?
Florian Bayer: Oh mein Gott, Johannes.
Johannes Franke: Ja?
Florian Bayer: Ich befürchte wir befinden uns in einer Self-Promo.
Johannes Franke: Oh nein! Shit!
Florian Bayer: Ganz schnell, ganz schnell, damit wir zurück zum Besprech können. Was müssen wir machen? Was müssen wir sagen?
Johannes Franke: Wir müssen den Leuten unbedingt sagen, dass sie uns abonnieren sollen, wo auch immer sie sind. Also auf Spotify oder Apple oder sowas.
Florian Bayer: Beam, whatever, was ihr auch benutzt.
Johannes Franke: Also abonnieren und anderen sagen, dass sie uns abonnieren sollen. Auf jeden Fall.
Florian Bayer: Wenn euch die Folge gefällt, gebt uns gerne Sterne her. Ein bisschen Daumen hoch, was auch immer euer Podcatcher anbietet.
Johannes Franke: Genau, und wenn sie euch nicht gefällt, dann schickt diese Episode weiter an eure Feinde oder eure Nachbarn oder sowas.
Florian Bayer: Und wenn ihr uns Feedback geben wollt, wir freuen uns total über jeden Kommentar an johannes.mussmannsehen.de oder florian.mussmannsehen.de.
Johannes Franke: Genau, schickt uns Filmvorschläge und so weiter. Boah, das... Oh, wir sind schnell durchgekommen.
Florian Bayer: Ja, jetzt schnell raus,
Johannes Franke: schnell wieder zurück ins Gespräch.
Florian Bayer: Nach diesem Titanic-Interludium kommt dann das, was ich als Kind immer am geilsten fand. Natürlich die Welt der Legenden.
Johannes Franke: Ja, die Welt der Legenden. Da verlieren wir dann natürlich dieses Konzept von ich gehe in der Geschichte zurück. Sondern ich bin plötzlich in einer anderen Welt. Ja. In einer Fantasiewelt. Die natürlich zu diesem Fantasieding-Konstrukt.
Florian Bayer: Das ist total das, was Kinder machen. Ja,
Johannes Franke: voll.
Florian Bayer: Es sind bei Kindern immer nur zwei Schritte von Napoleon über geile Ritter, oh und jetzt kommt noch ein Drache da rein. Also wenn mein Kind sich beschäftigt mit Geschichte, und das macht er auch so ein bisschen, dann erlebe ich das ständig, dass dann so der Übergang zum Fantastischen kommt. Und er weiß das natürlich auch, wo das Fantastische anfängt, aber er findet es halt einfach zu geil, das Fantastische noch mit reinzubringen.
Johannes Franke: Natürlich.
Florian Bayer: Und dann laufen halt da plötzlich Orks rum bei Napoleon.
Johannes Franke: Natürlich, kann ich total gut verstehen. Ich finde übrigens die Schauspielerin, die da von dem einen Org, oder was ist ein Org? Ein Ogre. Die Frau spielt, die sollte ja eigentlich in Full-Kostüm sein und auch wie ein Ogre aussehen. Aber sie fanden es dann doch lustiger, wenn es einfach eine ganz normale Frau ist.
Florian Bayer: Catherine Hammond, die Kinder der 80er und 90er wahrscheinlich vor allem kennen aus. Wer ist hier der Boss als Großmutter?
Johannes Franke: Ah, ja und sie spielt ja bei Brazil dann auch später.
Florian Bayer: Ja, sie hat einiges gespielt, genau bei Brazil. Und ähm... In den 70ern hat sie Soap gespielt, was offensichtlich eine riesige amerikanische, britische Comedy-Serie ist, die ich überhaupt nicht kenne. Das habe ich einfach nicht geguckt, aber in Amerika war das wohl ein riesiges Ding und dadurch war sie auch so ein Star. Also es ist durchaus respektabel, dass Terry Gilliam oder Dennis O'Brien sie an Bord gezogen hat. Und der, unser Mr. Ogre, der hat ja überhaupt einen Namen.
Johannes Franke: Ja, ja, der hat einen Namen. Sie sagt den Namen irgendwann. Fuck, jetzt hab ich ihn nicht präsent. Ich weiß es nicht.
Florian Bayer: Er wird gespielt von Peter Warren.
Johannes Franke: Aber er hat einen sehr normalen Namen, was ich sehr lustig fand. Sehr, sehr normalen, typischen Namen.
Florian Bayer: Ja, der auf jeden Fall auch schon länger im britischen Kino unterwegs ist, als er diesen Film dreht, der unter anderem auch mit Hitchcock gedreht hat.
Johannes Franke: Es sind diese beiden Figuren. Ein fantastisches Stand-In für die Ehe, die die Eltern führen? Kevins Eltern?
Florian Bayer: Uh, hab ich nicht drüber nachgedacht. Kann man auf jeden Fall so lesen.
Johannes Franke: Ich weiß nicht genau, ob die nicht vielleicht zu liebevoll miteinander sind.
Florian Bayer: Sie sind zu liebevoll miteinander und sie sind auch zu fröhlich und zu optimistisch. Nee, wahrscheinlich eher nicht.
Johannes Franke: Aber es muss ja Kevin, wenn wir davon ausgehen sollten, dass es Kevins Geschichte ist, die er sich im Kopf ausdenkt, dann... kommt das ja irgendwo her. Ja. Und dann ist es vielleicht auch seine Vorstellung davon, wie sowas besser gehen könnte.
Florian Bayer: Auch möglich. Also bei den ganzen Geschichten, die wir sehen, durch die er durchreist, merken wir ja, dass es, also er verarbeitet nichts aus der Realität. Wenn wir davon ausgehen, das findet alles in seinem Geist statt, verarbeitet er nichts aus der Realität, sondern verarbeitet eigentlich nur seine Sehnsüchte und seine Träume. Also seine Eltern finden ganz am Schluss einen Platz, wenn es zur Hölle geht. Aber davor, und selbst da sind es nicht seine Eltern, sondern es ist einfach ein... Trick des Teufels, der die Eltern reinbringt. Und deswegen würde ich sagen, das kann man einfach ganz banal erklären, dass es irgendwelche Uga-Hor-Geschichten hier gelesen hat von Menschenfressern und von Hexen. Und dann macht er daraus aber auch wieder so Naja, so was Süßes, Naives, ne? Ja,
Johannes Franke: total.
Florian Bayer: Dieser Oga mit dem Rückenschmerz, der so richtig böse wirken will, aber es nicht so ganz hinkriegt. Es ist einfach toll, wie er dasteht und seine Roar-Geräusche macht, um ihn Angst zu machen. Ja,
Johannes Franke: es ist schön, weil sie vorher, bevor die reisende Truppe da ankommt, zeigen sie so einen Alltag. So wie er mit seinem Körper so hadert und so. Und sie erklären quasi... seinen Job. Ja. Seinen Job als Oga, so bedrohlich zu sein und so und nehmen das so richtig wie so ein gelerntes Handwerk. Quasi. Ja, du musst jetzt das machen und das und wenn du körperlich nicht mehr in der Lage bist, dann musst du halt brüllen, wie du das früher immer gemacht hast. Das ist irgendwie, es ist sehr süß, weil dir das die Angst als Kind natürlich sofort nimmt, weil du, weil du... einen Schritt zurück machst und darauf schaust. Ganz anders, als wenn dir jemand erzählen würde, wie du malen sollst. Ja, dann machst du hier einen Strich und da einen Strich.
Florian Bayer: Total, auch wie sie das Essen vorbereitet. Ich meine, sie ist ja auch irgendwie so eine Hexe, die Menschen vielleicht fressen will. Aber sie machen das alles so casual. Sie haben so Spaß dran und es ist halt normal einfach. Es ist genau Alltag, wie du sagst. Und wir müssen das noch machen, das noch machen. Und das Erschrecken gehört halt genauso dazu, wie das Essen salzen. Du musst halt ordentlich erschrecken, damit es lecker schmeckt.
Johannes Franke: Und es ist süß, wie sie den Typen aussieht. tricksen. Einmal stretchen, damit seine Rückenschmerzen weggehen, aber dann werfen sie ihn halt overboard.
Florian Bayer: Aber sie helfen ihm tatsächlich.
Johannes Franke: Ja, er freut sich. Er freut sich glücklich. Das ist so schön.
Florian Bayer: Und dann passiert das, was ich immer am geilsten fand im Film. Ein unglaublich gutes Bild. Also, keine Ahnung. Das ist für mich so, wenn jemand sagen würde, zeig mal drauf mit dem Finger auf was, warum Terry Gilliam, so ein begnadeter Richseur ist oder so ein begnadeter Geschichtenerzähler, würde ich sagen, weil er halt so Ideen hat, wie dann dieses Boot auf dem Kopf des Riesen. Einfach als Bild. Stell das da hin und sag, jemand, der so Ideen hat, einfach so als fantastische, die ja gar keine große Geschichte um sich trägt, sondern einfach nur als fantastische Episode, die bestimmten einen davor und danach hat, dass man sich dann überlegen kann, das ist unglaublich. Also diese... dieser Ideenreichtum, der da drin steckt. Da muss man halt auch einfach einmal drauf kommen, dass man aus dem Setup das macht und dann hat man den Riesen mit dem Boot auf dem Kopf und es sieht einfach geil aus.
Johannes Franke: Weißt du, was ich glaube, was Terry Gilliam sehr stark von den anderen unterscheidet, von anderen Filmemachern unterscheidet, das ist eine Herkunft aus der Animation dieser absurden Monty-Python-Sachen. Zwischen den ganzen, ich weiß nicht, ob ihr diese ganze Serie gesehen habt, Monty Pythons Flying Circus, da sind ganz viele absurde Animationen drin. Und da passieren ganz viele blöde Sachen. Also absurde Sachen, die man als Filmemacher sagen würde, das lasse ich gleich in der Schublade, weil das können wir nicht umsetzen. Und Terry Gilliam sagt halt einfach, mir doch wurscht, ich mach das einfach. Und hat davon wahrscheinlich einfach eine Comic-Version im Kopf und überlegt dann, okay, wir müssen das irgendwie umsetzen. Also kriegen wir das irgendwie hin. Und sie haben dann so einen Wrestler gecastet, der das tatsächlich... gespielt hat und die sich dann in einer sehr low-angle Sache als sehr groß dargestellt haben.
Florian Bayer: Und dann haben wir diese Modellschiffe auf dem Kopf und wirklich gut geschnitten zwischen ihnen, wie sie in dem Schiff sind. Ich finde die Idee halt auch einfach geil. Okay, jetzt haben wir den Menschenfressenden Oga ins Wasser geworfen, machen wir noch ein paar Snacks. Pass auf, das Schiff sitzt einfach auf dem Kopf eines Riesen, der kommt jetzt aus dem Wasser raus und sie müssen da irgendwie runterkommen. Geil, gekauft!
Johannes Franke: Aber es ist ein bisschen eine Und-Dann-Geschichte eines Kindes.
Florian Bayer: Auf jeden Fall, es ist voll eine Und-Dann-Geschichte. Es hat nichts mit nichts zu tun, aber es ist einfach nur fantastisch. Ich nehme diese Und-Danns, nehme ich voll gerne, wenn es solche Und-Danns sind.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, ja. Und vor allem ist es ja auch nicht, bestimmt ist es nicht den ganzen Film, sondern es ist so Episoden, so kleine Episoden, die dann noch passieren. Und da passiert noch das und noch das und noch das.
Florian Bayer: Und dann laufen sie durch die Wüste und laufen gegen diese Scheibe, weil mehr war nicht mehr drin.
Johannes Franke: Ich finde es hervorragend. Ich find's toll. Du hast aus nichts sofort was gemacht. Es ist so toll. Die stehen davor und es geht nicht weiter. Eine Scheibe davor. Und selbst Kevin, selbst das Kind, über das wir noch gar nicht gesprochen haben. Ich find, das macht es sehr gut. Willst du widersprechen? Ja.
Florian Bayer: Ich bin sehr nachsichtig damit. Ja? Weil es war einfach eine andere Zeit. Das Problem, was Filme aus den 70ern, 80ern und auch 90ern haben, die Kinder besetzt haben, ist, dass sie konfrontiert sind mit dem, was Kinder heute leisten im Film und Fernsehen. Wenn ich irgendwie drauf zeigen müsste, was hat sich im Schauspiel in den letzten 20, 30 Jahren so krass getan, wo du sagen würdest, wow, das ist viel anders als damals, viel besser als früher, würde ich sagen, das ist vor allem, wie Kinder vor der Kamera agieren. Also wenn du dir heute anschaust, Filme oder Serien mit Kindern, mit wirklich jungen Darstellern. und Darstellerin, dann leisten die einfach viel mehr. Also ich liebe die Goonies. Aber vergleich mal die Performance von den Kids bei den Goonies mit der Performance von den Kids bei Stranger Things. Oder auch, ich liebe E.T. Vergleich mal die Performance von den Kids bei E.T. Das ist alles gut, das sind tolle Filme und so und die machen auch ihren Job, aber es sind Welten dazwischen.
Johannes Franke: Woran liegt das?
Florian Bayer: Das weiß ich nicht. Keine Ahnung, ich dachte, du bist der Schauspielexperte von uns. Ja, ja. Vielleicht weil heute einfach... weil da ein bisschen mehr drauf geachtet wird und nicht mehr so lazy gecastet wird?
Johannes Franke: Ich glaube, dass sie schon auch... Dieses Kind ist ja zu diesem Film gekommen, weil es einfach den Bruder begleitet hat zum Casting. Ja. Und dann selber gedacht hat, naja, ich bin zu groß für mein Alter und das funktioniert eigentlich nicht und ich pass da nicht rein und so. Und dann haben sie gesagt, ja, komm du auch mal, dann machen wir... Und dann hat er die Rolle bekommen, statt seines Bruders. Ich weiß nicht, was das für die... beziehungsweise dieser beiden Menschen gemacht hat.
Florian Bayer: Das sind so Geschichten, haben wir echt schon oft in unserem Podcast gehabt. Irgendjemand begleitet irgendjemand anderen zum Casting und kriegt dann dessen Rolle.
Johannes Franke: Naja, und ich kann mir vorstellen, dass man den Kindern heute mehr zutraut.
Florian Bayer: Vielleicht.
Johannes Franke: Und dass die Arbeitsbedingungen regulierter sind und man deswegen auch klarer sagt, das sind die Vorbereitungen und das sind die Dreharbeiten.
Florian Bayer: Vielleicht auch, ja. Aber du hast auch den Eindruck, oder?
Johannes Franke: Ich verstehe, was du meinst, ja. Ich bin nicht drauf gekommen so richtig, aber ich verstehe, was du meinst.
Florian Bayer: Und nochmal, also der Darsteller von Kevin. Craig Warnock, der nicht viel danach gespielt hat. Der hat zwei, drei Filme noch gemacht und dann irgendwie eine Band gegründet.
Johannes Franke: Der ist vor allem Musiker geworden, soweit ich das mitbekomme.
Florian Bayer: Auf jeden Fall, das ist total okay, was der macht. Das ist das, was man Anfang der 80er Jahre von Kinderdarstellern kennt. Vielleicht auch ein bisschen mehr, aber es ist halt einfach krass, wenn ich mir Filme von heute angucke, auch so fantastische Filme. Und wahrscheinlich ist es sogar, du musst gar nicht so weit zurückgehen, um den Vergleich zu machen. Wenn du dir zum Beispiel überlegst, wie die Performance in Harry Potter ist.
Johannes Franke: Stimmt, ja.
Florian Bayer: Ist jetzt auch nicht so. Also es hat sich vielleicht erst in den letzten 10, 15 Jahren richtig viel getan. Keine Ahnung, aber ich finde es ist sehr auffällig. Und immer wenn ich Filme aus den 90ern und 80ern sehe mit Kindern, fällt es mir auf, dass sich die Performance von Kinderdarstellern extrem verbessert hat in den letzten 20 Jahren. Vielleicht auch erst in den letzten 10 Jahren.
Johannes Franke: Vielleicht ist es auch ein bisschen der Coaching-Wahn, der sich in den letzten Jahren entwickelt hat, vielleicht auch Jahrzehnten entwickelt hat, in der wirklich jeder Schauspieler einen eigenen Coach in Amerika hat und sagt, ja, das muss ich erstmal mit meinem Coach durchgehen und der erzählt mir erstmal, wie das alles funktioniert und so. Das klingt ein bisschen gemein jetzt, aber jeder soll einen Coach haben dürfen. Aber dass sozusagen das dazu geführt hat, dass auch... Kindercoaches überhaupt erst als Beruf etabliert werden. Und auch, dass Regularien am Set, Kinder dürfen nicht länger als fünf Stunden am Tag drehen oder wenn sie jünger sind, noch weniger und so. Und dass dann die Betreuung da sein muss und dass Leute dann gesagt haben, okay, wir müssen jetzt vielleicht einen Coach, einen Kindercoach haben, der sich damit auskennt, wie Kinder dann am Set funktionieren. Weil viele Regisseure das nicht hinkriegen richtig. Weil Regisseure jetzt nicht unbedingt... die pädagogisch wertvollsten Menschen sind, dass es dafür Posten braucht. Und vielleicht hat sich das damit entwickelt dann auch.
Florian Bayer: Keine Ahnung, ich finde es auf jeden Fall sehr auffällig. Also ich finde, es ist eine tolle Entwicklung. Es gibt mittlerweile so gute Filme und Serien, die von Kindern getragen werden, die richtig krasse Darstellleistungen bringen. Und das ist total toll. nicht nur große Charakter-Dramen, sowas wie System-Sprenger, sondern auch im fantastischen Kino, im Genre-Kino ganz einfach. Es ist einfach nochmal ein Unterschied. Und das merke ich halt immer. Und das merke ich auch bei diesem Film. Aber es ist total okay. Okay. Und dann haben wir die Festung der Finsternis.
Johannes Franke: Ich finde den Übergang eben einfach toll. Ja,
Florian Bayer: geil.
Johannes Franke: Die sind ärgerlich aufeinander, er wirft den Schädel. Die sind übrigens ärgerlich aufeinander tatsächlich auch im richtigen Leben, weil unser Hauptdarsteller, der Chef in Anführungsstrichen der Truppe, David Rappaport, war ziemlich... Wie soll man sagen? Also die war es vielleicht zu viel gesagt, aber er hat sich nicht so richtig mit den anderen auseinandergesetzt. Er hat sich gesagt, nein, ich bin hier der große Schauspieler, ich bin nicht wie die anderen. Es hat auch viel mit dem Kleinwuchs zu tun gehabt, weil er gesagt hat, ich werde als Schauspieler engagiert und nicht als Kleinwüchsiger. Und offenbar hat er so ein bisschen mitgedacht, dass die anderen aber als kleinwüchsige Darsteller eingekauft wurden. Also so ein bisschen ein arroganter Typ. Und naja. Das gab dann halt Ärger in der Gruppe. Ja. Und dann sieht man diesen Ärger tatsächlich auf der Leinwand, hat Terry Gillian zumindest gesagt.
Florian Bayer: Das Krasse ist ja, dass er tatsächlich eher zu denen gehört, die nicht so viel vorzuweisen haben in ihrer filmischen Vitalität. Er hat unglaublich viel im Theater gespielt, war viel auf der Bühne, aber der hat nicht bei Star Wars mitgespielt.
Johannes Franke: Aber man muss dazu sagen, wenn du auf der Bühne stehst... Dann hast du auch eine leichte Bühnenarroganz.
Florian Bayer: Ja, wahrscheinlich.
Johannes Franke: Weil das ja der richtige Schauspieler ist, der auf der Bühne steht und Shakespeare spielt oder sowas. Und das hat er tatsächlich viel gemacht, muss man dazu sagen. Er hat auch Shakespeare und so weiter gespielt. Tolle Sachen. Und vielleicht kommt das auch ein bisschen daher.
Florian Bayer: Ja,
Johannes Franke: gut möglich. Man muss dazu sagen, dass die Filme, in denen die anderen waren, doch heavily on costume.
Florian Bayer: Ja, total.
Johannes Franke: Die Ewoks, da kennst du die und Uwe Umpalumpas und Art of Ditto und so weiter, die siehst du ja nicht wirklich.
Florian Bayer: Ich fand das damals als Kind total faszinierend und auch heute noch. Das Ende der Welt, ne? Und dann ist da einfach nur noch eine Glaswand und du siehst einfach nur alles in die Unendlichkeit gehen, aber du weißt, du kommst an dieser Stelle nicht weiter. Das fand ich so geil. Du hast so einen Klimms von Unendlichkeit. Aber es geht einfach nicht weiter.
Johannes Franke: Ja, verstehe.
Florian Bayer: Die Barriere in einem Videospiel, jeder, der Videospiele spielt, die angeblich eine Open World haben, kennt das Problem, dass du irgendwann an den Moment stößt, wo die Immersion komplett kaputt gemacht wird, weil die Welt tatsächlich endet. Und das Spiel sagt, du hast jetzt eine virtuelle Wand vor dir und kannst hier nicht weitergehen. Und das Geile ist, dass sie es dann halt zertrümmern und dass der Weg durch diese Zertrümmerung direkt in die Hölle führt.
Johannes Franke: Ja, es ist ein tolles, großes Bild, was er da aufmacht. Wenn er in die Totale geht und da sieht man, und... die zertrümmelte Scheibe und dann dahinter das Schloss. Es ist Hammer.
Florian Bayer: Und dann dieses krasse Horrorgebäude, das wirklich wirkt wie aus einem absurden Horrorfilm. Also ich habe ja schon Titanic erwähnt. Es hat so Herr der Ringe, diese Herr der Ringe Moria-Vibes. Ja, stimmt.
Johannes Franke: Doch Moria, oder?
Florian Bayer: Doch Moria auch, ja. Aber ich wollte eigentlich was anderes sagen. Der dunkle Turm, also auf jeden Fall. Es ist auf jeden Fall ein wirklich unheimliches Höllenschloss und dann auch mit diesem Labyrinth davor. Das ist ein geiles Set und das ist wie aus einem Horrorfilm. Und jedes Mal, wenn ich das sehe, ist es Anfang der 80er und es ist mit niedrigem Budget und so. Und man sieht natürlich hier und da, wo getrickst wurde.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Aber die Imagination, die da drin steckt.
Johannes Franke: Ja. Und ich find's toll, dass das Kind jetzt diese blöde Spielshow einbaut. Ja. Es ist so großartig.
Florian Bayer: Wir haben uns noch nicht drauf geeinigt, dass das in Kevins Kopf stattfindet.
Johannes Franke: Okay. Okay, okay, okay. Auf jeden Fall kommt diese Spielshow jetzt zum Tragen, was ich großartig finde. Die ganz am Anfang des Films im Fernsehen läuft und man sich da schon denkt, was für ein absurder Titel. Geld oder dein Leben.
Florian Bayer: Und dann dieser alte Typ, der da an dem Rad hält.
Johannes Franke: Und wie der dann in Custards runtergelassen wird. Und dann irgendwie so mit seinem gebrochenen Bein. Keine Ahnung, warum der ein gebrochenes Bein hat. Aber es ist wirklich toll. Und dann dieser Typ, der Schauspieler, den ich so großartig finde. Was hat der alles gespielt? Der hat ja auch bei Harry Potter mitgespielt und so.
Florian Bayer: Den Showmaster.
Johannes Franke: Der hat ein unglaublich gutes Grinsen drauf. Also dieses irre Grinsen. Es ist so gut. Und dann ist das Kind das Einzige, der Einzige, der rausfindet, dass das eine Falle ist.
Florian Bayer: Ja, und er warnt sie auch und er schreit ihnen nach. Und sie, wieder dieses Thema, was sich ja so ein bisschen durch den Film zieht, Erwachsene hören nicht auf Kevin. Ja,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Das ist wirklich hart. Also Agamemnon hört ja auch nicht auf ihn, wenn er sagt, ne, Vorsicht, die wollen dich bestehlen. Erwachsene hören nicht auf Kevin. Das passiert die ganze Zeit und sie rennen dahin und natürlich, jetzt hat der Teufel die Karte.
Johannes Franke: Also, es ist aber auch so ein Theme, das sich durch... Kinderfilme allgemein. Ja,
Florian Bayer: absolut.
Johannes Franke: Kinder haben Recht, Kinder wissen, was zu tun ist und Erwachsene ignorieren sie.
Florian Bayer: Und es ist ein tolles Strobe, ein tolles Klischee aus dem Kinderkino und ich mag das. Intelligente Kinder, die mit dummen Erwachsenen konfrontiert sind, weil es hat was, was auch im Alltag sehr oft vorkommt. Und dumme Erwachsenen, die nicht hören wollen, weil sie wissen es ja besser, weil sie Erwachsene sind. Genau. So in jedem Fantasy-Streifen mit Kindern. Und dann haben wir ja auch den Auftritt von diesen Monstern. Zum ersten Mal. Kurz, nachher kommen die noch ein bisschen öfter vor.
Johannes Franke: Diese schwarzen...
Florian Bayer: Diese riesigen schwarzen Gestalten, diese Masken, die diese ekelhaften Geräusche machen. Also diese ganze Palastzene finde ich fantastisch, auch wenn sie dann in diesen Käfigen hängen. Es ist düster.
Johannes Franke: Ich finde die Käfige großartig. Es ist wirklich toll, wie sie da hängen im Nichts. und dann sich irgendwas überlegen müssen und dann ausgerechnet den Faden durchschneiden müssen, der sie die ganze Zeit hält. Es ist eine tolle Idee.
Florian Bayer: Ja, und das ist wirklich krass. Also es sind auch wieder so fantastische Bilderwelten von Terry Gilliam. Mit wenig, ne? Also Käfige, die im Schwarzen hängen. Und dann schwingen sie sich rüber und das Seil ist kurz vorm Reißen, weil alles abgeschnitten ist.
Johannes Franke: Genau den gleichen Käfig haben sie wieder für Brasil verwendet. Ah,
Florian Bayer: nice.
Johannes Franke: Ja, also es ist wirklich... bildgewaltig und auch diese Dramatik, die da drin steht, ist wirklich wirklich gut gemacht.
Florian Bayer: Und das zieht sich für mich auch so durch das ganze letzte Drittel des Films. Ich habe das als Kind so gefeiert, wenn die Time Bandits dann in die verschiedenen Zeiten reisen, um Unterstützung zu holen. Und dann kommen plötzlich aus allen Ecken und Enden der Welt, kommen die Leute, die helfen gegen den Teufel zu kämpfen. Und es ist dieses geile Empowerment-Moment. Wir Menschen lassen uns vom Bösen nicht fertig machen. Dann kommen die Cowboys und die antiken Bogenschützen und die Ritter und alle sind bereit gegen den fucking Teufel zu kämpfen.
Johannes Franke: Und ich frage mich, wie sind die da jetzt hingekommen? Umso einfach so. Also ich meine, der erste Weg, der uns erzählt wird. ist über ein Labyrinth von Zeug und irgendwelche Bösewichte, die sie aufhalten wollen. Und plötzlich ist es total einfach? Ich weiß nicht.
Florian Bayer: Es ergibt keinen Sinn. Auch wie schaffen sie es, diese Leute zu überzeugen, mit ihnen mitzukommen?
Johannes Franke: Du kannst ganz viel entschuldigen damit, wenn du sagst, okay, es ist nur der Kopf des Kindes.
Florian Bayer: Es ist so lame, das zu sagen.
Johannes Franke: Ja, genau. Aber das ist halt das. Da kann man sich viel rausreden. Aber ja, das ist mir aufgefallen. Ich dachte, naja, um das schnell erzählen zu können, geht man da vielleicht den kurzen Weg.
Florian Bayer: Total. Es ist sehr viel Suspension of Disbelief, was man dann irgendwie mitmachen muss. Auch, dass der fiese Teufel eigentlich nichts anderes macht, als Leute in Tiere zu verwandeln, dann ganz lange. Okay, also spätestens wenn er dann gegen die Menschen kämpft, dann wird es halt auch nochmal voll dark, wenn er anfängt, Giftgasattacken auf die Ritter zu machen. Du hast so dieses... Die mittelalterlichen Ritter werden plötzlich mit dem ersten Weltkriegswaffen konfrontiert.
Johannes Franke: Ja, ja,
Florian Bayer: das ist schon ziemlich dark.
Johannes Franke: Er wird ja jetzt einfach einmal mit allen konfrontiert, ne? Statt dass alle gleichzeitig angreifen, wie das eben so ist, ne? Der Bösewicht muss einmal in der Mitte stehen und dann kommt die Gruppe und versucht's, dann kommt die andere Gruppe und versucht's und dann wird jeder nach und nach lahmgelegt.
Florian Bayer: Und in dem Moment, in dem man denkt, jetzt ist alles verloren, weil der Teufel alles im Griff hat, versteinert er und explodiert und der Retter kommt. Es ist Gott!
Johannes Franke: Yeah! Gott kommt! Und ist so ein Headmaster von so einer Schule.
Florian Bayer: Gott ist ein britischer Spießer.
Johannes Franke: Ja, es ist großartig. Ich find's ganz toll. Ich hab immer, wenn ich irgendwo Gott einbauen will in meiner Fantasie, in irgendwelchen Geschichten, die ich mir überlege und dann wieder verwerfe für irgendwelche Drehbücher. In meinem Kopf ist es immer bürokratischer Blödsinn. Ja, und das offensichtlich hat Terry Gilliam genau das gleiche im Kopf. Ein Typ im Anzug, der das Ganze bisschen bürokratisch handhabt und dann gefragt wird von Kevin, ja, aber warum mussten die sterben? Und er sagt, ja, irgendwas mit freiem Willen. Also super Stelle, großartig.
Florian Bayer: Ralph Richardson spielt das, der war auch Oscar nominiert, also nicht für diesen Film, sondern davor und hatte einen Legendenstatus als Schauspieler und Ja, die Figur ist einfach großartig. Genau, es ist dieser britische Spießer, der Sachen aufräumt, der auch irgendwie ein bisschen schusselig wirkt. Und gleichzeitig zumindest versucht immer so zu wirken, als hätte er alles unter Kontrolle. Und der sich aber auch nicht viel drum kümmert, was da überhaupt passiert ist, sondern der einfach erstmal wieder Ordnung haben will.
Johannes Franke: Ja, der auch sagt, wie er ist tot. Das ist keine Ausrede, hier nicht zu helfen.
Florian Bayer: Das ist ganz toll. Aber auch wieder so, auch Gott ist ein Erwachsener, der nicht auf Kevin hört.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: der dann auch nochmal seinen Namen aufschreibt fürs Klassenbuch.
Johannes Franke: Und dann sagt, du musst jetzt hierbleiben und gegen das Böse kämpfen. Das ist jetzt dein Job. Bleib du hier in der realen Welt, beziehungsweise nicht in dieser realen Welt, aber in deiner, und mach deinen Job.
Florian Bayer: Und dann haben wir diese Transition. Die Time Bandits haben was Böses vergessen. Ein Stück schwarze Kohle, Rauchschwaden. Und wir haben erstmal diesen Eindruck, okay, das, was uns der Film erzählt hat, logisch, es ist alles nur ein Traum. Rauchschwaden, die Feuerwehr kommt, holt Kevin raus. Und wir haben das. verstörendste Ende eines Kinderfilms ever, ever, ever.
Johannes Franke: Also, Kevin ist offensichtlich aufgewacht, weil ein Toaster gebrannt hat und das ganze Haus niederbrennt. Und die Eltern sind schon draußen und haben irgendwie gedacht, hm, haben wir was vergessen? Nee, wir hatten doch kein Kind, oder? Und das liegt da halt im Bett und wird dann gerettet von einem Fireman. Und die Eltern stehen draußen und streiten sich, ob sie jetzt noch reingehen, um den Toaster zu retten. Es ist wirklich toll. Ich finde das Gespräch ganz toll. Absolut.
Florian Bayer: Das ist das, worum ihre Welt kreist, worum ihre Gedanken kreisen.
Johannes Franke: Genau. Und sie sich auch schon vorher am Anfang des Films darüber unterhalten haben, ob die Küche jetzt ausreichend modern ist oder nicht.
Florian Bayer: Das Wichtigste überhaupt.
Johannes Franke: Und ich finde, das spiegelt ganz, ganz toll, was in dem Film die Bande haben will. Die wollen ja das The most fabulous thing. Und das ist für die Eltern offensichtlich in dem Moment die Küche. Kevin übernimmt das, wenn wir das so sagen wollen, in das Ding.
Florian Bayer: Aber die Time Bandits sind anders als seine Eltern, weil seine Eltern haben komplett aufgegeben, was alles betrifft. Und die Time Bandits haben wirklich noch Spaß bei ihren Abenteuern und reisen rum und sind rebellig und so. Und seine Eltern sind ja wirklich einfach nur noch, der Sinn des Lebens ist es, meine Küche zu vergrößern.
Johannes Franke: Aber was ist, das finde ich interessant daran, was ist the most fabulous thing? in dem Moment. Weil es wird nicht gesagt, es wird nicht gezeigt. Es wird nur vom Bösen, wird es einmal in den Kopf gepflanzt von diesem einen Banditen. Und dann sagt er, ja, wir müssen da hin, wir müssen das machen. Und alle anderen sagen, ja, the most fabulous thing. Natürlich, lass uns da hingehen und das holen. Aber was ist das?
Florian Bayer: Das ist ein Platzhalter. Das ist das, was sich jeder darunter vorstellt. Und das ist so quasi der letzte Level. Dann haben sie es durchgespielt.
Johannes Franke: Und ich glaube, genau das ist das, was bei Kevin passiert, weil dass das ist, was er von den Eltern hört. Dieses Materialistische. Ich muss das nächste most fabulous thing haben.
Florian Bayer: Ja, aber. Er wacht auf. Er kommt zurück. Er hat die Fotos von den Time Bandits in der Tasche. Seine Eltern explodieren vor seinen Augen. Weil sie das schwarze Ding anfassen, die Kohle. Und zwar wirklich so nochmal ein letztes Mal. Mom, Dad, nicht! It's evil! Fasst es nicht an. Fasst es nicht an. Sie gucken ihn an, hören das. Sie hören es und fassen beide wie automatisiert da dran. Also so.
Johannes Franke: Und explodieren.
Florian Bayer: Der Feuerwehrwagen fährt vor. Sean Connery steht da drauf. Zwinkert Kevin nochmal fröhlich zu. Hat niemand mitgekriegt, dass die Eltern explodiert sind? Der Feuerwehrwagen fährt weg. Kevin sagt Mom, Dad geht dahin und wir sehen die zwei Ascherhäufchen, die seine Eltern waren. Und dann wird das alles zugeklappt. Hat der eine tiefe psychische Störung in deinem Gedanken? Also wenn das alles in seinem Kopf stattfindet, dann hat er offensichtlich ja Tagträume und Halluzinationen, die extrem behandelbar gehören.
Johannes Franke: Also es ist folgendes, Terry Gilliam bietet in diesem Film einfach alles an. Ich glaube... Jetzt um mal das zu interpretieren, was Terry Gilliam da wollte. Ich glaube, Terry Gilliam hat sich einen großen Spaß gemacht und hat gesagt, ich biete euch einfach alles an und ihr müsst euch aussuchen, was ihr wollt.
Florian Bayer: Was wollt ihr?
Johannes Franke: Genau. Und dann suche ich mir jetzt aus, was ich will und du suchst dir aus, was du willst. Und ich will, dass es tatsächlich im Kopf von ihm passiert und dass das, was die Explosion der beiden Elternteile ist, dass wir das nicht zu ernst nehmen sollen als Plotpoint. sondern dass das ein Statement von Kevin quasi ist, der die beiden explodieren lässt, weil sie wieder nicht auf ihn gehört haben und sagt, I'm on my own. Mein Leben als Kind ist an dieser Stelle vorbei. Jetzt kommt meine Jugend und die muss ohne Eltern stattfinden. ich muss alleine in die Welt hinaus.
Florian Bayer: Das ist gut. Das nehme ich. Ja? Ja, das nehme ich. Yes! Das ist wirklich gut. Geil!
Johannes Franke: Schön, es freut mich.
Florian Bayer: Ich wollte noch irgendwas Intelligenzes dazu sagen, aber ich glaube, das will ich jetzt gar nicht mehr. Nein, das ist super. Das ist eine klasse Interpretation davon. Ja. Das ist dieser Moment, ja. Und nicht mal, dass er sie töten will, sondern er versteht einfach, sie sind einfach gestorben, weil sie spielen einfach keine Rolle mehr in seinem Leben.
Johannes Franke: Sie sind nicht für ihn da. Also was soll's. Ja. Ich gehe da alleine raus.
Florian Bayer: sinnbildlich ein letztes Mal, wo sie nicht auf ihn gehört haben. So, okay. Jetzt hab ich's kapiert, es war's. Und dann ist das vielleicht sogar tatsächlich ein bisschen optimistisch. Auch vielleicht so dieser Gedanke, dann such ich mir halt auch andere. Das ist dieser Sean Connery nochmal. James Bond. Ja, das find ich geil. Das nehm ich. Ich glaub, es ist weg. Das Trauma ist weg. Dieses Ende hat mich echt verstört als Kind. Ich bin darauf überhaupt nicht klar gekommen.
Johannes Franke: Ich verstehe es total. Ich weiß auch total, was du meinst. Das Interessante ist, die haben ja sehr darüber gestritten, dieses Ende. Die waren ja nicht einig. Also Terry Gilliam wollte das unbedingt. Andere Leute haben gesagt, das kannst du nicht machen. Auf gar keinen Fall. Dann haben die ein Testscreening gemacht und haben Kinder gefragt. Und das erste Kind, was sie gefragt haben... hat gleich als erstes auf die Frage, was fandst du besonders toll an dem Film, gesagt, dass die Eltern am Ende explodieren.
Florian Bayer: Das hätte mein Kind sein können.
Johannes Franke: Ist das geil. Und dann haben sie halt gesagt, ja, dann lassen wir das Ende halt so, wie es ist.
Florian Bayer: Großartig. Und sie hatten recht. Also ich meine, das Ding war ein riesiger Erfolg. Ja,
Johannes Franke: total unerwartet. 5 Millionen gekostet. Und dann haben sie, wie viel haben sie bekommen?
Florian Bayer: 42 Millionen. Und das Ding war ein Amerikanerfolg. Das ist das Krasseste. Die Pythons, die eigentlich überhaupt nie so wirklich einen Hut nach Amerika gesetzt haben, haben mit einem wirklich britischen Film, das ist ein sehr britischer Film, also vom Humor, vom Set, also auch darüber, wo sie reden. Sie reisen halt eher in das, was die Briten als Geschichte ansehen, nicht was die Amerikaner als Geschichte ansehen. haben die in Amerika Erfolg und haben wirklich plötzlich, ist Terry Gilliam im amerikanischen Kino angekommen und alle sagen, geil, von dem wollen wir mehr sehen.
Johannes Franke: Aber Terry Gilliam ist ja selbst Ami gewesen. Er war der einzige Ami in der Gruppe von Monty Python. Und ich kann mir vorstellen, dass er dafür ein Gefühl hat, wie muss ich in diesem Film Sachen einbauen, dass die Amis damit auch was anfangen können.
Florian Bayer: Ja, wahrscheinlich.
Johannes Franke: Ich kann einen Finger nicht rauflegen und sagen, das ist es, aber ich glaube so. Grundsätzlich hat er durchaus einen amerikanischen Ansatz.
Florian Bayer: Aber der filmt sich so britisch an.
Johannes Franke: Ja, das stimmt schon.
Florian Bayer: Aber ja, vielleicht ist es das Fantastische. Vielleicht war es die richtige Zeit auch für so Kinder-Fantastereien. Ich meine, wir sind in der Zeit nach Star Wars. Irgendwie so in der Zeit um E.T. rum. Vielleicht war das die richtige Zeit für sowas. Und da konnte auch mal so ein bisschen bunter und fantastischer gesponnen werden. Aber auf jeden Fall ein riesiger Hit. Und dann durfte er ja auch Brazil drehen.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: er hat es wirklich geschafft.
Johannes Franke: Großartig. Und um auf die Frage zurückzukommen, die du am Anfang aufgeworfen hast, dein Trauma haben wir jetzt gelöst. Ist das der bessere Film als Brazil oder andere von Terry Gilliam?
Florian Bayer: Er wird immer einen Platz in meinem Herzen haben als der beste Terry Gilliam Film. Aber natürlich ist Brazil handwerklich und narrativ der stärkere Film. Aber dann würde ich tatsächlich sagen, ist es auch schon ein solider Platz zwei. Terry Gilliam hat noch viele fantastische Filme danach gedreht. Ja. Wenn ich das Nostalgische mit reinrechne und wie ich ihn als Kind wahrgenommen habe, dann würde ich sagen, ja, es ist der Film, der mich am meisten bewegt hat von Terry Gilliam.
Johannes Franke: Okay. Ich würde sagen, Terry Gilliam hat einen Platz 1 und das ist Brazil, finde ich, tatsächlich. Und viele Platz 2s. Vielleicht, ja. Weil 12 Monkeys kannst du nicht auf Platz 3 packen. Das geht eigentlich nicht.
Florian Bayer: Doch, ich würde sagen, also... Ja, 12 Monkeys ist schon ein Meisterwerk. Also aber das mit Platz 1 stimmt auf jeden Fall. Brazil ist einfach ein so gewaltiger Film. Terry Gilliam ist größenwahnsinnig. Und das tut seinen Filmen so gut, weil jeder von seinen Filmen versucht alles zu erzählen. Und das krasse ist, dass es ihm mehrmals in seiner Kunst Vita gelungen ist, alles zu erzählen. Das ist ihm bei Brazil gelungen, das ist ihm meiner Meinung nach auch bei Time Bandits gelungen. Das ist ihm bei 12 Monkeys gelungen. bei Fisher King zum Beispiel auch ein toller Film, der vielleicht manchmal so ein bisschen vergessen wird, wenn man auf die Terry Gilliam-Filme achtet.
Johannes Franke: Habe ich nicht mehr so genau präsent. Habe ich es ein einziges Mal gesehen und das ist schon lange her. Hat mich nicht so abgeholt, dass ich das wirklich im Kopf behalten habe.
Florian Bayer: Ich habe ja schon öfter gesagt, dass ich auch einfach ein Herz habe für Größenwahn und das hat Terry Gilliam einfach drauf.
Johannes Franke: Ja, das stimmt. Wir haben eine Top 3. Wollen wir da einfach mal rüber robben?
Florian Bayer: Ja, lass uns rüber robben.
Johannes Franke: Unsere Top 3. Warum sag ich eigentlich immer rüber robben? Als ob das so wahnsinnig schwierig wäre. So auf allen Füßen. Schützenkram. Top 3.
Florian Bayer: Top 3 Geschichtsunterricht hab ich dir aufgegeben.
Johannes Franke: Ja. Es ist ja so, dass dieser Film Geschichtsunterricht sehr... Literally nimmt. Weil wenn wir wirklich in der Fantasie des Jungen sind, dann ist das sein Geschichtsunterricht, den er sich überlegt. Aber das ist so oft gar nicht der Fall in solchen Filmen. Und deswegen habe ich gar nicht so richtig guten Geschichtsunterricht in der Form, sondern dass ein Film vielleicht als Geschichtsunterricht oder als Material für Geschichtsunterricht dienen könnte.
Florian Bayer: Ich habe mich auch schwer getan damit. Ich weiß auch gar nicht mehr, warum ich dir die Liste aufgegeben habe. Ich hatte kurz überlegt, ob ich dir gebe, Gott ist ein englischer Spießer. Oh. Aber dann dachte ich, das ist vielleicht doch ein bisschen zu schwierig. Weil ich würde sagen, Gott kann, also wenn ich an die nächste große Gott-Darstellung denke, würde ich sagen, Gott ist eine kanadische Rocksängerin.
Johannes Franke: Was? Was war das?
Florian Bayer: Dogma. Da spielt Alanis Morissette Gott.
Johannes Franke: Ach, geil.
Florian Bayer: Naja, auf jeden Fall, ich bin nicht so 100% glücklich mit meiner Liste, aber leg du einfach mal los.
Johannes Franke: Ich habe auf Platz 3 tatsächlich Geschichtsunterricht Indiana Jones. Einfach, weil der dann am ehesten da so reinpasst. Und ich mag Indiana Jones tatsächlich. Wir haben sehr, sehr ausführlich über Indiana Jones geredet.
Florian Bayer: Wir haben über alle Indiana Jones Filme geredet.
Johannes Franke: Alle Filme auseinandergenommen und fanden den letzten, der jetzt rausgekommen ist. überraschenderweise an manchen Stellen besser als viele, viele andere, die sich sehr über Sachen aufgeregt haben.
Florian Bayer: Ich fand ihn okay, aber ich hab sehr damit gehadert, ob ich ihn auf den letzten oder vorletzten Platz packe.
Johannes Franke: Aber du hattest nicht so das große Problem mit der Zeitreise wie andere.
Florian Bayer: Nein, das war schon süß. Ich glaub, ganz viele hatten ein Problem damit, dass es eine starke Frau gibt und Indiana Jones einfach mal ein Opa ist. Das erstere fand ich nicht schlimm. Wir nehmen diese Folge, Spoiler, am Weltfrauentag auf. Ich stimmt ja. Transparenz-Tweet. Wir nehmen diese Folge am Weltfrauentag auf. Das hat mich nicht gestört, aber dass das sich so ein bisschen nach Geriatrie angefühlt hat, wie an Harrison Ford durch den Film stolper.
Johannes Franke: Ich fand's großartig. Hört euch einfach mal die Folge an. Wir reden da sehr ausführlich drüber und streiten einiges.
Florian Bayer: Oh ja, wir streiten viel. Wir streiten sowieso viel über Indiana Jones, weil wir doch unterschiedliche Bestenlisten haben. Ja,
Johannes Franke: das stimmt. Hast du einen Platz 3, den du mir erzählen möchtest?
Florian Bayer: Ich hab einen Platz 3 und zwar... Das Duel von Ridley Scott aus dem Jahr 2021. Einfach, weil es ein Geschichtsfilm ist, der sich mit mittelalterlicher Geschichte auseinandersetzt, beziehungsweise eher so spätmittelalterlicher Geschichte. Ja. Mit Kämpfen um Ehre und Gerechtigkeit und bla bla bla und stellt das als das da, was es wirklich war. Halt irgendwie viel zu alte, viel zu dicke, viel zu heruntergewirtschaftete Männer, die gar nicht mehr kämpfen können, weil sie seit Jahrzehnten nicht mehr im Krieg sind. Okay. Die halt irgendwelche persönlichen Anomalizitäten... austragen mit dem Schwert. Und dazwischen sitzt eine Frau, die sagt, es geht eigentlich um mich und um meine Ehre. Und jetzt habe ich hier diese zwei alten Säcke, die gegeneinander kämpfen. Ganz großartig mit Matt Damon, Adam Driver und Jodie Comer. Die das wirklich gut spielen. Ein toller Film, der mittelalter, sehr realistisch darstellt. Deswegen Geschichtsunterricht, weil es ist ein unverfälschter, unromantisierter Blick aufs Mittelalter.
Johannes Franke: Auf meinem Platz 2 ist eine Serie. Mal wieder, seit langer Zeit habe ich auf Serien verzichtet in unseren Top 3 Listen, aber The Crown gehört für mich dazu, auch wenn The Crown nicht unbedingt immer besonders akkurat ist und von der englischen Königsfamilie auch keine Kommentare dazu verlautet, also zu hören sind, weil die anscheinend nicht so ganz zufrieden sind mit ihrer Darstellung. Aber ich fand es... so größenwahnsinnig, diese Serie zu machen und wirklich das komplette Leben von der Queen einmal, von der Krönung bis zum Ende jetzt ja auch. Sie haben ja angefangen, bevor die Queen gestorben ist, aber als sie dann gestorben ist, haben sie sich überlegt, machen wir weiter, wie machen wir es und so weiter. Und ich bin da auch noch nicht, ich habe nicht weitergeschaut bis jetzt, aber mal gucken. Aber das, was ich gesehen habe, fand ich großartig. Und es gibt ein Gefühl dafür, auch wenn nicht alles akkurat ist, aber es gibt ein Gefühl für diese Zeit. Cool. Es ist wirklich toll.
Florian Bayer: Und wirklich so 20. Jahrhundert, einmal komplett.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: cool.
Johannes Franke: Okay, dann Platz 2.
Florian Bayer: Mein Platz 2, dann ist es doch ein Kriegsfilm geworden. Die Brücke aus dem Jahr 1959 von Bernhard Wicke. Weil er nicht nur, weil er die Endzeit des Zweiten Weltkrieges sehr gut einfängt, sondern auch, weil er davor in so wenigen pointierten Szenen ganz gut einfängt, wie die Gesellschaft in den 40ern. funktioniert hatten, vor allem wie die Jugend funktioniert hat und wie die Jugend indoktriniert war und dadurch ein sehr starken ein sehr starkes pointiertes Bild vom Nationalsozialismus liefert.
Johannes Franke: Auf Platz 1 habe ich Oppenheimer.
Florian Bayer: den ich noch nicht gesehen habe.
Johannes Franke: Oh, du hast ihn noch nicht gesehen?
Florian Bayer: Ich habe ihn zu Hause liegen.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Ich muss einfach die Zeit finden dafür und es sind drei Stunden.
Johannes Franke: Du brauchst eine große Leinwand dafür.
Florian Bayer: Du meinst, ich soll ihn mal zu dir mitbringen?
Johannes Franke: Vielleicht müssen wir den zusammen gucken.
Florian Bayer: Hast du einen Blu-ray-Player?
Johannes Franke: Ich glaube ja, den hattest du mir geschenkt.
Florian Bayer: Ich hab dir mal einen Blu-Ray-Player geschenkt. Dann könnte ich Oppenheimer mitbringen, dann müssen wir ihn zusammen auf der großen Leinwand gucken. Dann müssen wir danach drüber reden.
Johannes Franke: Genau, dann machen wir das doch so.
Florian Bayer: Dann müssen wir aber unser Babenheimer-Ding draus machen.
Johannes Franke: Oh nein! Ich hab den Barbie-Film ja auch gesehen. Wir hatten ja schon darüber gejoked, dass wir einen Babenheimer machen müssen.
Florian Bayer: Ein Jahr danach.
Johannes Franke: Aber es ist, die beiden Filme sind, die verlieren durch die Besprechung des jeweils anderen Filmen gleichzeitig. Oh,
Florian Bayer: das könnte gut sein,
Johannes Franke: ja. Da werden wir beiden Filmen nicht gerecht, wenn wir das machen. Okay. Ich würde sagen, wir gucken uns Oppenheimer mal zusammen an. Ich finde, der hat einen ganz, ganz interessanten und hätte ich fast Nolan nicht zugetraut, Ansatz, das zu erzählen. Ist nicht weltbewegend anders, aber ist schon wirklich gut. Wirklich ein guter Film. Und natürlich Geschichtsunterricht irgendwie über Oppenheimer.
Florian Bayer: Mein Platz 1 aus dem Jahr 2016. Hidden Figures. Unbekannte Heldin. Auch der... Die Geschichte der amerikanischen Raumfahrt erzählt, aber aus der Perspektive von den Frauen, die immer so zur Seite gekehrt wurden, nämlich die, die wirklich komplexen mathematischen Berechnungen gemacht haben für die NASA, um die Leute dann auf den Mond zu schicken. Großartiger Film, ist doch nicht so alt, absolut sehenswert.
Johannes Franke: Ein ganz blöder Gag im Kopf, den ich nicht richtig formulieren kann, weil du gesagt hast, dass die im Hintergrund die Berechnungen machen, um die Leute auf den Mond zu schießen. Egal. Ihr wisst, was ich meine.
Florian Bayer: Danke.
Johannes Franke: Das war Unsere Top 3. Okay, wir sind wieder draußen.
Florian Bayer: Wir sind wieder draußen. Danke, Johannes. Du hast mich wirklich von meinem Trauma befreit. Ich kann jetzt ganz anders nochmal auf diesen Film gucken.
Johannes Franke: Das ist schön, das freut mich.
Florian Bayer: Das hat sich gelohnt, dir diesen Film zu geben. Ich wusste das. Wenn mich einer retten kann, dann bist du es.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, ja. Das Bild habe ich auch gerne von mir, auch wenn es nicht stimmt. Okay. Haben wir noch große, wichtige Themen, die wir ansprechen wollen, bevor wir unser... unser Fazit loswerden. Das Urteil.
Florian Bayer: Ich glaube, wir können diese Filmbesprechung mit einer sehr optimistischen, mit einer sehr positiven Note abschließen. Trauma überwunden.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Positives, interessantes Ende gefunden.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und wir sind alle glücklich drüber, dass Terry Gilliam mit diesem Film so Erfolg hatte, weil das hat es ermöglicht, dass er... mehr Budget gekriegt hat für seine wirklich schrägen Ideen, die er dann in den 80ern umsetzen konnte, bis er in den 90ern angefangen hat, Geld im wahrsten Sinne des Wortes zu verbrennen und mal eine Zeit lang auf einer Blacklist stand für alle Produzenten.
Johannes Franke: Ja, aber ich kann's auch verstehen ein bisschen, dass er an Geld verbrannt hat quasi. Ja. Wirklich hart. Ich finde, dass dieser Film schöne Ansätze hat, was so schöne Anspielungen hat auf andere Filme. Wizard of Oz Der Wizard of Oz Moment am Ende, wenn der Fireman nochmal kommt und man fast schon sagen will, ja, jetzt komm, komm, sag den Satz, you were there and you were there and you were there. Aber das ist natürlich nicht passiert. Aber so dieses Gefühl von, okay, er wacht aus seinem Traum auf wie Dorothy und die ganze Zeit. Finde ich sehr, sehr süß. Also alles in allem für mich. Ein toller Abenteuerfilm, aber er hat mich halt hier und da ein bisschen überfordert. Zumindest beim ersten, in Anführungsstrichen, gucken jetzt wieder. Und als ich dann jetzt nochmal geguckt habe, kurz bevor du gekommen bist, bin ich besser durchgekommen. Einfach weil ich schon wusste, was mich erwartet. Aber beim ersten Ride ist es schon wirklich so, puh. Man muss da erstmal durchkommen, man muss da mitkommen und dann vielleicht ab und zu mal die Untertitel anstellen, muss man auch sagen. Manchmal habe ich es nicht ganz gut verstanden, hat vielleicht was damit zu tun, dass die Tontechnik damals noch nicht ganz so gut war wie heute. Beziehungsweise heute haben sie andere Probleme, da mischen sie das auch so seltsam, dass wir vom Fernseher zumindest in Stereo. dann wirklich die Musik manchmal lauter ist.
Florian Bayer: Du hast doch gerade Oppenheimer so gelobt. Chris Nolan ist echt schuldig. Der hat die Tendenz für so schlecht, also ich weiß, was er damit machen will, aber er hat die Tendenz, das so nervig zu mischen mit Musik und Dialog. Bei zentralen Dialogen. Vordergrund. Und du denkst nur, ich will hören, was die Leute sagen. Bitte, fahr es runter ans Zimmer.
Johannes Franke: Ja, es ist halt 5.1. Du hast im Kino andere Möglichkeiten. Und dann hörst du den Dialog. durchaus noch durch dieses durch, aber im Fernseher in Stereo eben nicht. Das geht so weit, dass die Fernseherhersteller so richtig eine Option auf dem Fernseher eingestellt haben, verbesserter Dialogverständlichkeit, wo sie irgendwie versuchen mit KI jetzt auch heute noch anfangen irgendwie die Dialoge nach vorne zu holen.
Florian Bayer: Das kann man mal klicken. Das ist ja eigentlich, wenn man Fernseher neu kauft. Was ihr hoffentlich nicht zu oft macht.
Johannes Franke: Ja, bitte nicht.
Florian Bayer: Dann sollte man einmal ins Menü gehen und so ein paar Sachen einstellen. Also vor allem dieses, wie heißt es noch? das Ausstellen, dass sie die Zwischenbilder berechnen. Oh Gott, ja. Dass sie alles auf 60 Frames hochfinden und alles aussieht wie Soap Opera, ohne Rücksicht auf Verluste. Das muss man ausstellen. Dann kann man ja vielleicht auch einmal schnell einstellen, dass der Sound ein bisschen besser gemischt ist.
Johannes Franke: Wobei das dann auch wieder gemein ist gegenüber den Leuten, die es eigentlich richtig machen und wo dann der Sound wieder nicht richtig stimmt. Also ich glaube, ganz viele Sound-Engineers würden uns jetzt verprügeln.
Florian Bayer: Wahrscheinlich, ja.
Johannes Franke: Das würde ich empfehlen.
Florian Bayer: Time Bandits ist ein Meisterwerk meiner Meinung nach und gehört für mich in eine Reihe von Filmen. von denen es leider viel zu wenige gibt, die an Kinder gerichtet sind, Kinder als Protagonisten haben und Kinder ernst nehmen. Kinder werden vom Kino nicht ernst genommen. Und das ist wahrscheinlich wirklich eine Handvoll. Wo die wilden Kerle wohnen, Time Bandits, The Fall vielleicht noch. Und dann wird es schon dünn. Und das kann ich im Film immer sehr hoch anrechnen, wenn er an Kinder gerichtet ist. Aber nicht an Kinder gerichtet, so wie es sich irgendein Pädagoge in seinem Hinterzimmer überlegt hat. Sondern wirklich für Kinder und wirklich verstanden hat, was Kinder bewegt und das ernst nimmt. Und das ist ganz toll. Und davon sollte es viel mehr geben. Davon gibt es viel zu wenig.
Johannes Franke: Schön. Das war ein Plädoyer für, würdig für ein Ende einer Episode des Muss-mein-sehen-Podcasts.
Florian Bayer: Wenn ihr wissen wollt, was Johannes mir nächste Woche aufgibt, für nächste Woche und für euch auch, weil wie immer gilt, schaut euch den Film an, bevor ihr unsere Episode hört, dann bleibt noch kurz dran. Ansonsten, danke Johannes, du hast mich gerettet. Danke euch fürs Zuhören.
Johannes Franke: Danke dir, Flo, dass du mir diesen Film gegeben hast. Das ist wirklich ein Fest gewesen, den wieder zu sehen und wir hören uns nächste Woche wieder. Bis dahin. Ciao. Ciao.
Florian Bayer: Hilf mir auf die Sprünge, wir haben über zwei Billy Wilder Filme bis jetzt geredet.
Johannes Franke: Das Apartment haben wir, glaube ich, besprochen.
Florian Bayer: Und Manche mögen's heiß.
Johannes Franke: Manche mögen's heiß, genau, stimmt. Ja, und jetzt kommt noch dazu Witness for the Prosecution. Oh,
Florian Bayer: cool. Marlene Dietrich.
Johannes Franke: Marlene Dietrich, Zeugin der Anklage. Sehr geil. Ja, alter Schwarz-Weiß-Film, ein bisschen Comedy, ein bisschen Noir, ein bisschen Crime. Ja. Oder Feelcrime.
Florian Bayer: Ich habe ihn in guter Erinnerung. Ich freue mich auf jeden Fall drauf.
Johannes Franke: Das Krasse ist, ich habe ihn ja gerade das erste Mal gesehen. Ich erkannte ihn noch gar nicht. Oh, wow. Das heißt, vor ein paar Wochen habe ich das erste Mal mit meiner Freundin geguckt und habe gedacht, warum zur Hölle habe ich den vorher nicht gesehen?
Florian Bayer: Manchmal hast du echt so ein paar Filme, also die habe ich ja auch, wo ich denke, warum? Wie kommt es, dass du dir dein Leben, das ja jetzt doch schon ein paar Jahre alt ist, noch nicht gesehen hast?
Johannes Franke: Naja, so 20 Jahre, 30 Jahre höchstens.
Florian Bayer: Wir sprechen also nächste Woche über Zeugen der Anklage und über Billy Wilder und über Marlene Dietrich und so weiter. Ich freue mich drauf. Schön, ciao.
Johannes Franke: Ciao.
