Episode 186: Barbenheimer II – Barbie
Stereotypical Barbie, gespielt von Margot Robbie, lebt mit ihren Freundinnen in Barbieland, einem wunderschönen Plastikort, fernab jeglicher weltlicher Probleme. Zusammen mit den anderen Barbies geniesst sie dort ein sorgenfreies Leben. Und dann gibt es natürlich noch die diversen Kens, allen voran Beach Ken, gespielt von Ryan Gosling, die in diesem Matriarchat vor allem dafür verantwortlich sind, gut auszusehen und Barbie zur Seite zu stehen.
Aber etwas ist komisch in letzter Zeit: Barbies Milch wird sauer, ihr Toast ist verbrannt, sie ist geplagt von Gedanken über den Tod, und am schlimmsten, ihre Füße neigen sich zum Boden. Ganz klar, daran muss ihre Besitzerin in der realen Welt schuld sein. Und so macht sie sich mit dem ungebetenen Fahrgast Ken zusammen auf den Weg in die echte Welt, naja fast, es geht nach Kalifornien, um ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen. Dort wird sie allerdings nicht nur von den oberen Chefs ihres Herstellers Martell gejagt, Ken lernt auch so etwas wie das Patriarchat kennen und bringt dessen Ideen erfolgreich nach Barbieland: Und plötzlich muss sie gleich mehrere Krisen bewältigen: Ihre eigenen Selbstzweifel überwinden, Barbieland aus der Hand des Masochismus befreien und den Konflikt mit ihrer Besitzerin klären.
Barbie aus dem Jahr 2023, Marketingvehikel für Martels berühmte, viel kritisierte Puppe, ein Musical mit bemüht feministischem Subtext, ausgerechnet von einer der besten Indie-Regisseurinnen Amerikas, und dann doch auch noch eine Verbeugung vor dem Spielzeug, das viele Kinder, vor allem Mädchen, glücklich gemacht hat. Eine merkwürdige Mischung… aber bleiben wir kurz bei dem letzten Punkt stehen: Der Nostalgie, dem Spielzeug und einer gar nicht so unwichtigen Frage: Johannes hast du in deiner Kindheit mit Barbie gespielt, hattest du Kontakt zu der Puppe, und wie viel Nostalgie verbindest du mit ihr?
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 186: Barbenheimer II – Barbie Publishing Date: 2024-07-24T08:44:00+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2024/07/24/episode-186-barbenheimer-ii-barbie/
Florian Bayer: Endlich gibt's mal einen Film für die weiblichen Nerds, der auch sagt, ey Leute, ihr müsst euch nicht dafür schämen, dass ihr nostalgische Nerds für Barbie seid. Ihr müsst euch nicht für eure Barbie-Sammlung schämen. Ihr müsst euch nicht dafür schämen, dass ihr wisst, wer Ellen und Ken und Skipper und wer die schwangere Barbie ist. Das ist geil. Das ist Nostalgie, genauso wie Masters of the Universe und Teenage Mutant Ninja Turtle.
Johannes Franke: Bobby Girl in the Bobby World. Life in Plastic.
Florian Bayer: It's fantastic.
Johannes Franke: Jetzt hast du den Text vorbereitet oder was?
Florian Bayer: Hey, Bobby. Deine Antwort ist, hey, Ken. Ken? You want to go for a ride? Sure, Ken. Sure, Ken. Jump in. Und los geht's.
Johannes Franke: Oh, I'm a Bobby Girl in the Bobby World. Du musst sie.
Florian Bayer: Du bist Bobby. Ach so. It's fantastic. You can brush my hair.
Johannes Franke: Und damit keine weiteren Zuschauer wegfallen. Kommt mal,
Florian Bayer: Barbie, let's go party. Herzlich willkommen zu unserer zweiten Barbenheimer Episode. Und wie ihr an unserer Stimmung im Intro wahrscheinlich jetzt schon gemerkt habt, wird es ein bisschen weniger schwermütig als beim Gespräch über die Atombombe.
Johannes Franke: Party, party, party. Also bei der Atombombe meine ich.
Florian Bayer: Aber ich glaube... Genauso wie wir uns über die Dialektik und Ambivalenz der Atombombe unterhalten haben, müssen wir auch über die Dialektik und Ambivalenz von Barbie reden. Also von Barbie, nicht nur von Barbie dem Film, sondern vor allem auch von Barbie ganz allgemein. Denn ich habe mich sehr intensiv mit Barbie auseinandergesetzt, wie ich mich noch nie zuvor mit Barbie auseinandergesetzt habe. Gut,
Johannes Franke: das betrifft fast alle Themen,
Florian Bayer: die wir im Podcast haben. Auf eine erstaunliche und echt spannende Geschichte gestoßen, die wirklich toll und erzählenswert ist.
Johannes Franke: Ja, erzählen wir auch von Lilly.
Florian Bayer: Auf der Bild. Natürlich. Ohne Lilly gäbe es keine Barbie und ohne Barbie gäbe es kein Masters of the Universe. Wir verdanken Barbie und wir verdanken Lilly quasi alles, was es an modernen Actionfiguren gibt.
Johannes Franke: Hold on for the ride, schnallt euch an. Aber erst mal wird uns Plore erzählen, was wir für einen Film behandeln und worum es geht.
Florian Bayer: Wir reden natürlich über Barbie aus dem Jahr 2023 beziehungsweise über die Stereotypical Barbie. Ja, so wird sie wirklich genannt. Gespielt von Margot Robbie. Die lebt mit ihren Freundinnen in Barbie Land, einem wunderschönen Plastikort, fernab jeglicher weltlicher Probleme. Zusammen mit den anderen Barbies genießt sie dort ein sorgenfreies Leben. Und dann gibt es natürlich noch die diversen Cans. Allen voran Beach Can, ja, so wird er wirklich genannt, gespielt von Ryan Gosling. Die Cans, die in diesem Matriarchat vor allem dafür verantwortlich sind, gut auszusehen und Barbie zur Seite zu stehen. Aber etwas ist komisch in letzter Zeit. Barbies Milch wird sauer. Ihr Toast ist verbrannt, sie ist geplagt von Gedanken über den Tod und am schlimmsten, ihre Füße neigen sich zum Boden. Plattfüße. Ganz klar, daran muss ihre Besitzerin in der realen Welt schuld sein. Und so macht sie sich mit dem ungebetenen Fahrgast Ken zusammen auf den Weg in die echte Welt. Naja, fast. Es geht nach Kalifornien. Dort versucht sie ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen. Sie wird allerdings dabei nicht nur von den oberen Chefs ihres Herstellers Mattel gejagt, kennenlernt auch so etwas wie das Patriarchat kennen und bringt dessen Ideen erfolgreich nach Barbie Land. Und plötzlich muss Barbie gleich mehrere Krisen bewältigen. Ihre eigenen Selbstzweifel überwinden, Barbie Land aus der Hand des Machoismus befreien und den Konflikt mit ihrer Besitzerin klären. Barbie aus dem Jahr 2023. Marketingvehikel für Mattels berühmte, viel kritisierte Puppe. Ein Musical mit bemüht feministischem Subtext, ausgerechnet von einer der besten Indie-Regisseurinnen und Autorinnen Amerikas und dann auch noch eine Verbeugung vor dem Spielzeug, das viele Kinder, vor allem Mädchen, glücklich gemacht hat. Eine merkwürdige Mischung. Aber bleiben wir kurz bei dem letzten Punkt stehen. Der Nostalgie, dem Spielzeug. Und einer gar nicht so unwichtigen Frage dabei. Johannes, hast du in deiner Kindheit mit Barbie gespielt? Hattest du Kontakt zu der Puppe? Und wie viel Nostalgie verbindest du mit ihr?
Johannes Franke: Wir sind nicht per Du. Sagen wir so, ich habe mit Puppen gespielt, aber ich habe mit diesem anderen Puppen, die vorher eben so wahnsinnig viel verbreitet waren, nämlich Babypuppen gespielt. Und ich mochte Puppen total als Kind, aber mit Barbie, ich glaube, mit Barbie konnte einfach meine Familie nichts anfangen und deswegen ich halt auch nicht. Und dann hat sich das so ergeben, dass ich zwar Puppen mochte, aber Barbie nur so aus der Ferne zu gewunken habe. Du hattest ja,
Florian Bayer: wie ich, auch eine Schwester, die hat dann offensichtlich auch nicht mit Barbie gespielt.
Johannes Franke: Ich glaube nicht.
Florian Bayer: Und ich wette, bei dir war es ähnlich wie bei vielen Kindern der 80er, zu denen ich auch gehöre, auch so ein bisschen ein idealistisches Ding aus dem Elternhaus nach dem Motto, eine Puppe, die dieses Frauenbild vergrabert, kommt uns nicht ins Haus.
Johannes Franke: Ich glaube ja.
Florian Bayer: Ich habe auch eine jüngere Schwester und die hatte ein, zwei Barbie-Puppen. Also die war auch nie eine Barbie-Spielerin, aber die hatte Barbie-Puppen. Das heißt, ich habe auch mit Barbie-Puppen gespielt und wenn ich mich richtig erinnere, hatten wir auch irgendeins von diesen Gadgets. Ich glaube, es war ein Campingwagen, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Aber bei uns war das Spielen halt so zwei Jungs, ein Mädchen. Und das Mädchen war jetzt auch nicht unbedingt prototypisch, was Mädchenspielzeug betrifft. Dadurch war das immer sehr chaotisch und bei uns war das so ein wildes Smash-Up. Die Barbie-Puppen zusammen mit den He-Man-Figuren. Ich war definitiv ein He-Man-Guy. Also wenn ich auf ein Spielzeug zeigen müsste, Plastik, mit dem ich gerne gespielt habe als Kind, dann definitiv He-Man und Masters of the Universe. Auch von Mattel. Und dann hat Skeletor mit Barbie getanzt, während He-Man den Campingwagen versucht hat anzuschieben. Und alle sind mit einem super Ding, wo noch Teenage Mutant, Ninja Turtles und drei Kuscheltiere dabei waren, durchs Weltall geflogen. So ungefähr waren unsere Barbie-Spiele.
Johannes Franke: Ich stelle mir vor, ihr habt nur Weird Barbies gehabt.
Florian Bayer: Die sahen tatsächlich... Also... Ja, also wie wir mit ihnen gespielt haben, war weird, aber keine von diesen Barbies ist zu einer weird Barbie geworden. Es gab keine, ich kann mich nicht, zumindest nicht daran erinnern, dass ihr mal die Haare abgeschnitten worden wären oder sie Farbe ins Gesicht gekriegt hat. Ich glaube, die blieb relativ, relativ normal.
Johannes Franke: In meiner Erinnerung habe ich nur weird Spielzeug gehabt. alles, alles, was ich hatte, habe ich auseinander genommen und irgendwie zerschnitten und geguckt, wie es funktioniert oder ob man es wieder zusammensetzen kann. Ups, nein, kann man nicht.
Florian Bayer: Oh mein Gott, wie der Bösewicht aus Toy Story. Oh, das ist ja ganz schrecklich. Aber ja, das haben wir auch gemacht. Also wir haben unsere Kuscheltiere und unsere Actionfiguren mussten schon ganz schön leiden. Die Barbies von meiner Schwester, war das vielleicht noch dazu gesagt, die haben nicht meine Eltern für uns gekauft. Ich glaube, meine Eltern waren auch eher so tendenziell, nee, Barbie ist echt kein Spielzeug, das man haben muss. Sondern die hat sie gekriegt von unseren älteren Cousinen. Und die kamen aus eher traditionellen Familienhäusern. Und die hatten dann halt einfach, keine Ahnung, die waren gut fünf bis zehn Jahre älter als wir, wenn nicht sogar mehr. Das heißt, die haben uns dann irgendwann, als sie volljährig waren, gab es einfach mal so einen Sack mit Barbie-Puppen. Und da waren die drin. Und es war auch nicht sonderlich viel. Und Barbie hatte auch, glaube ich, für uns alle nie so eine Relevanz. Ist auch ganz spannend, um das noch dazu zu sagen. Jetzt bin ich selbst Vater. Ich habe das Gefühl, Barbie isn't a thing anymore. Zumindest bis zur Veröffentlichung des Films. Weil mein Sohn kannte Barbie überhaupt. nicht. Und mein Sohn hat auch Freundinnen. Also natürlich gibt's, es ist immer noch so, wir leben in einer Welt, in der es prototypisches Jungs und prototypisches Menschenspielzeug gibt. Mein Sohn hat eine Puppe. Mit der spielt er nicht. Doch, er hat sie irgendwann, das ist eine Weird-Puppe geworden. Ich kann das gar nicht erzählen. Die hat das Gesicht irgendwann mit Kunstblut angemalt und ist dann zur Horror-Puppe geworden. Und die liegt jetzt in seinem Zimmer und manchmal gehe ich dran vorbei und sehe sie und mache so... Er hat es wirklich geschafft, diese Puppe zu schminken, wie eine Puppe in einem Horrorfilm aussieht. Geil. Und er hat auch immer dann gesagt, das ist die Horrorpuppe. Ich will mit dir spielen. Ja, egal. Aber mein Sohn hatte auch Freundinnen und es ist vielleicht auch so ein Bubble-Ding. Wir sind natürlich auch so in dieser linksbürgerlichen Karlshorst-Bubble. Ja. Die haben auch nicht mit Barbies gespielt. Barbie hat in deren Welt irgendwie keine Rolle gespielt. Ja. Und ich kann mir vorstellen, also Barbie verkauft es ja nach wie vor und der Film... hat ja auch die Verkaufszahlen nochmal angetrieben. Ja,
Johannes Franke: massiv.
Florian Bayer: Das heißt, Barbie scheint noch irgendwo irgendwie eine Sache zu sein. In meiner Welt spielt es keine große Rolle, hat es auch nie gespielt.
Johannes Franke: Nee, in meiner Welt eben auch nicht. Aber wenn man so ein bisschen anfängt, darüber zu recherchieren und zu gucken, was dahinter steckt und was da drin steckt, dann ist das ein riesiges Phänomen.
Florian Bayer: Total. Und auch ein super spannendes Phänomen. Das ist eines der erfolgreichsten Spielzeuge in der Geschichte des Spielzeugs. Es ist das Spielzeug, das Mattel, einen der größten Spielzeughersteller aller Zeiten, groß gemacht hat. Und wie schon gesagt, es gibt eine wirklich spannende Geschichte dahinter. Und ich glaube, du kannst jetzt so einen History-Jingle spielen. Wir reisen jetzt nämlich zurück in die Vergangenheit.
Johannes Franke: Hört zu und spitzt die Ohren, dieweil wir Kunde aus altehrwürdigen Geschichtsbüchern verkünden. Genau, wir gehen zurück in die Vergangenheit, aber keine Sorge, wir werden auch noch über den Film reden, aber es ist hier besonders spannend, die Geschichte sich nochmal anzuschauen, wo kommt das Ding eigentlich her.
Florian Bayer: Und wir reisen zurück ins Jahr 1945, in dem der Zweite Weltkrieg endet und das Ehepaar Ruth und Elliot Handler zusammen mit ihrem Freund Harold Madsen ein kleines Spielzeugunternehmen gründen. Wirklich klein, am Anfang. Die haben sich auch nicht nur auf Spielzeug spezialisiert, sondern sie haben auch so ein bisschen so Kleinkram gemacht für die Leute, die so ein bisschen Kitsch mögen. Also sowas wie kleine Puppenmöbel und so ein bisschen Schmuck. Und haben aber auch gesehen, dass der Spielzeugmarkt auf jeden Fall irgendwie Chancen bietet.
Johannes Franke: Ja. Und
Florian Bayer: Elliot Händler war immer so ein bisschen eigentlich der Erfinder dahinter, während Ruth Händler die war, die die Geschäfte in der Hand hatte. Mhm. Und... Die waren auch Spielwarenmessen unterwegs, die haben gebaut. Und es war nicht viel, was sie gemacht haben. Sie hatten nicht so richtig großen Erfolg. Sie haben irgendwelche Instrumente versucht, an die Leute zu bringen und so weiter. Der große Gigant damals war Hasbro. Und das war aber eine Spielzeugwelt, die komplett anders ist, als die, die wir heute kennen. Es gab keine Actionfiguren. Es gab keine Puppen, abgesehen von diesen typischen Babypuppen, mit denen kleine Mädchen Mütter spielen. Die erfolgreichste Figur war von Hasbro. Und das war Mr. Potato Head. der in den 90ern nochmal einen Revival erleben sollte durch einen Toy-Story-Film. Das war die Spielzeugfigur schlechthin in der damaligen Zeit. Mr. Potato Head. Das war Hasbro. Das war der große Konkurrent, mit dem sie nicht mithalten konnten. Was sich allerdings ändern sollte, als dann nämlich Ruth Handler Anfang der 50er Jahre unterwegs war in Europa und dort stieß sie auf eine Puppe in der Schweiz in einem Schaufenster. Eine Puppe von... der sie tatsächlich auch schon vorher so ein bisschen fantasiert hatte. Eine Puppe, die nicht aussah wie ein Baby, sondern wie eine Frau.
Johannes Franke: Warum hat sie so fantasiert? Weil sie ihre Kinder gesehen hat, wie die spielen. Und die haben mit so Papierpuppen gespielt. Und die haben den Papierpuppen, die nicht eindeutig einfach eine Babypuppe waren, haben die Rollen zugeordnet. Und das waren meistens erwachsene Rollen. Und sie war ganz erstaunt. Wieso spielen die nicht diese Babypuppen? Was ist das? Und hat sie gedacht, ja, das ist eigentlich eine Marktlücke. da erwachsen aussehende Puppen zu haben.
Florian Bayer: Und man muss dazu sagen, tatsächlich Ruth Handler war auch tatsächlich, also wir werden noch sehr viel dazu kommen, auch wie feministisch Barbie ist, aber Ruth Handler, selbst wenn sie keine ideologische Feministin war, sie war eine Powerfrau.
Johannes Franke: Das auf jeden Fall und sie wusste Geschäfte zu machen, denn diese Puppe ist ja sehr, sehr ähnlich dessen, was wir später als Barbie-Puppe... 1959 dann zu sehen bekommen.
Florian Bayer: Es gibt eine lange Geschichte von Mattel-Cloud-Spielzeug-Ideen von anderen Herstellern. Ja, genau. Und damit fängt diese Geschichte an. Das Geile ist ja jetzt diese Puppe. Johannes, was war diese Puppe?
Johannes Franke: Diese Puppe war eigentlich ein Comic-Strip. Also sie ist modelliert nach einem Comic-Strip über Charakter Lilly. Und zwar in der Bild.
Florian Bayer: Bild Lilly. Das absolute Gegenteil vom Feminismus. Bild Lilly, die sehr jung aussieht, sehr attraktiv.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und mit so einem Lächeln sagt, ich schnapp. Hab mir jeden Millionär, den ich haben kann. Und sah wirklich, es gibt Comics davon, dass die Bild wollte einen Comic haben, mit dem sie auf ihrer Seite, wo noch Platz ist, ein bisschen unterhalten kann. Was jede Zeitung macht. Die einen haben Garfield, die anderen haben die Peanuts. Die Bild wollte Lilly. Und es gab auch Entwürfe von einer Lilly, die eher so wirklich klein und nett war und ein züchtiges Mädel. Und die Bild hat festgestellt, nein, unsere Leser wollen Gewalt und Titten.
Johannes Franke: Das haben die schon damals gemacht.
Florian Bayer: Ja, das wussten sie. Um den Namen zumindest einmal zu benennen, es ist Reinhard Eutjen, war für Lilly verantwortlich. Und der hat die für die Bild entworfen. Es gab diesen Comic. Und seit der ersten Ausgabe der Bild drin, also am Anfang war es, wie gesagt, noch so ein süßes Kind. Und dann haben sie aber gesagt, nein, diese Lilly braucht einen Schmollmund. Die braucht Titten. Ja, es ist die Bild, sie braucht Titten.
Johannes Franke: Und sie muss so verschämt zur Seite gucken. Das ist wichtig.
Florian Bayer: Ganz wichtig.
Johannes Franke: Oh mein... Das ist echt, das ist ja bei der Barbie gelandet, diese verschämte Blickseite und erst spät geändert worden.
Florian Bayer: Der erste große Comic von Lilly war, Lilly sitzt bei einer Wahrsagerin und fragt, können Sie mir nicht Namen und Adresse dieses reichen und gut aussehenden Mannes sagen?
Johannes Franke: Von Johannes Franke, ja?
Florian Bayer: Und damit ist sehr viel, eigentlich alles über den Charakter von Lilly gesagt.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Ja, genau. Und Roofhandler sieht diese Puppe, kennt natürlich überhaupt nicht die Vorgeschichte von Lilly, sagt aber geil. Das ist genau das, was ich vorgestellt habe. Nimmt diese Puppe mit in die Staaten, geht damit zu Mattel und sagt, Leute. Das machen wir jetzt. Und es beginnt eine Geschichte von sehr vielen Menschen, die sagen, nee, das kannst du nicht machen. Mädchen wollen Mama spielen.
Johannes Franke: Genau, dafür sind die Mädchen ja auch geboren. Die müssen ja auch Mama werden irgendwann, also müssen sie das schon üben. So, ich finde, den Schritt von Babypuppe zu erwachsener Puppe, finde ich, hat schon einen feministischen Touch. Absolut. Das finde ich ganz toll. Leider geht er halt dann immer mal wieder in die falsche Richtung.
Florian Bayer: Aber Barbie war tatsächlich von Anfang an als eine Frau gedacht, die Berufe macht. Super geil. Und wir reden hier nicht von den 80ern, 90ern, wir reden hier von den späten 50ern, wo das entworfen wird und von den 60ern, wo das verfeinert wird, dass Barbie einfach mal... Eine Frau ist, die ein Leben hat, die kriegt eine ganze Biografie, die kriegt einen Job und die kriegt mehrere Jobs und sie darf sich so wie Benjamin Blümchen in den verschiedensten Bereichen austoben. Barbie kann Ärztin sein, Barbie kann Pilotin sein, Barbie kannst du das sein. Barbie kann sehr viel machen, Barbie kann eigentlich alles machen, wie das, was wir uns allen Mädchen wünschen, dass sie es verstehen. Liebe Mädchen, wenn ihr Frauen seid, könnt ihr alles das machen, was ihr machen wollt.
Johannes Franke: Wobei die erste Puppe 1959, genau gesagt am 9. März... eine blonde Variante und eine brünette Variante gab. Also die Diversität in Anführungsstrichen haben sie versucht. Zumindest in dem Rahmen der 50er. Die blonde hat sich anscheinend öfter verkauft. Jedenfalls haben sie im ersten Jahr 350.000 Stück verkauft. Und das war mehr, als sie eigentlich produzieren konnten.
Florian Bayer: Und das war total krass, weil das Ding war teuer. Das war zum ersten Mal, dass so eine gelenkige Spielfigur entwickelt wurde. Wie gesagt, das ist die... Die Vorlage für viele Actionfiguren, mit denen wir alle gespielt haben, zu den großen ersten Actionfiguren kommen wir gleich noch kurz. Und die war eigentlich, die war vom Preis her und davon, wie sie inszeniert war, tendenziell eher ein Erwachsenenspielzeug. Also zumindest war das das, was die Prognosen auch gesagt haben. Das Ding wird eher von Erwachsenen gekauft. Sie war halt tatsächlich, das war ein wichtiges Verkaufsargument, sie war züchtig angezogen, sie war edel, elegant angezogen, sie ist shoppen gegangen. So die Sachen, wo man sagen kann, okay, sie hat Brüste, also sie hat nicht richtig Brüste. Es gab auch durchaus diese Momente, wo Verkäufer gesagt haben... ich muss da jetzt einmal hingucken, ich will wissen, was dahinter ist, ich kann das Ding nicht kaufen, wenn da Brustwarzen oder ein Schlammbereich zu sehen ist.
Johannes Franke: Es gab große Beschwerden, allein wegen der Brust.
Florian Bayer: Genau.
Johannes Franke: Es ist schon crazy gewesen, die Zeit war wild, also Brüste zu zeigen, Frauen haben Brüste.
Florian Bayer: Aber alle waren damit beruhigt, dass der Genitalbereich tatsächlich den Venus-Hügel angedeutet, zumindest mit einer ganz leichten... Aber keine richtige Wölbung, sondern eher so eine Beugung. Aber Brüste waren ganz klar da, aber keine Brustwarzen. Das heißt, sie war einfach asexuell produziert. Genau, sie hat sich mordsmäßig verkauft. Und Mattel ist einfach dadurch zu einem der größten Spielzeughersteller Amerikas geworden. Was heißt einer der größten Spielzeughersteller der Welt. Barbie war im Alleingang dafür verantwortlich, dass Mattel plötzlich auf Augenhöhe öfter sogar drüber war. Zusammen mit Hasbro, die so die große Nummer zwei waren.
Johannes Franke: Jetzt kommen zwei Länder ins Spiel, die wichtig sind. Das eine ist Deutschland, als diejenigen, die eigentlich mit der Bild diese Lilly erfunden haben, die dann 1961 gesagt haben, also das war Louis Marx and Company, die haben dann Mattel verklagt, weil die eigentlich die Lizenz für Lilly hatten und dann gesagt haben, was macht ihr da, was soll das denn? Das ist ja unseres. Und dann, naja, haben die sich halt außergerichtlich noch geeinigt. und haben 21.600 Dollar bekommen.
Florian Bayer: Ja, war offensichtlich in zwei Jahren gingen die Prozesse hin und her. Und Mattel wollte das natürlich klären, weil die wollten ihre Puppe weltweit vertreiben. Das heißt auch in Deutschland. Deutschland war einfach ein großer Markt, Wirtschaftswundermarkt. Und zur selben Zeit ging es aber auch weiter mit der ganzen Gruppe, nämlich 1961 haben wir Ken. Und wenn man Geschichten glaubt, war die Vorstellung der Kenschen Prototypen. Es wurden drei Versionen hingelegt. Einer, der komplett aussah wie Barbie im Schambereich.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Einer. Mit einer Wölbung, was es später geworden ist, und einer mit einem Penis. Und dann haben die die in die Chefetage gebracht. Und dann haben Ruth Händler, Elliot Händler und die anderen kreativ Verantwortlichen drauf geguckt. Und haben erst mal gesagt, ne, zu dem mit Penis. Der wurde gleich zur Seite geschoben. Es gab zumindest einen Prototypen. Und dann haben sie aber auch auf den geguckt, der so wie Barbie aus seinem Schambereich. Und haben gesagt, ne, das funktioniert nicht. Die Mädels wissen, dass da was falsch ist, wenn da keine Wölbung ist. Und so haben sie sich dann darauf geeinigt, den mit der Wölbung zu nehmen, haben aber gleichzeitig gesagt, okay, das machen wir aber nur, wenn eine Badehose fest verklebt ist. Das war der Plan. Der kriegt eine Badehose und die ist fest verklebt, die kann nicht ausgezogen werden, damit keines von den Menschen, das damit spielt, auf die Idee kommt, reinzugucken.
Johannes Franke: Natürlich kommen die da alle auf die Idee, da reinzugucken.
Florian Bayer: Die haben die Dinger, die wollten die richtig festkleben, sodass man die nicht öffnen kann, es sei denn, man zerreißt sie. Die haben die Dinger in Japan produzieren lassen. Mattel war der erste Spielverkehrsteller, der groß in Japan produziert hat. Willst du gleich was dazu sagen?
Johannes Franke: Es gibt nicht viel zu sagen, außer, dass ich das Gefühl habe, dass Japan das Billiglohnland von Amerika war und dass sie das alles hergestellt haben. Und... Da die Nachfrage so hoch war und es eigentlich nicht möglich war, das zu produzieren, haben die Japaner alte Puppen von ihnen recycelt. Ja, für Mattel. Also ich finde es ein bisschen weird.
Florian Bayer: Ziemlich schräg, wenn du dir vorstellst, dass du hier so einen Frankenstein-Ungetüm hast, aus verschiedenen Plastik zusammengeschmolzen. Die Japaner wussten auch übrigens nicht, wie man diese Unterhose festkleben soll, weil es einfach vom Design her, es war einfach nicht möglich. Dann haben wir gesagt, scheiß drauf, wir machen das nicht. Wir werden mit der Produktion nicht fertig, wenn wir jetzt anfangen müssen, hier per Hand Sachen festzukleben. Und so wurde Ken verschifft mit der Badehose, aber die Badehose war nicht festgeklebt. Und so kam es zu dem Ken, den wir heute kennen, der eben diese Wölbung hat. Und diese Wölbung kann man auch sehen. Jeder darf Ken einmal in die Hose gucken und feststellen, ja, das ist kein Penis, aber es ist ein bisschen mehr als eine Vulva. Okay. Genau, Ken ist ziemlich spannend. Ken ist nämlich auch verantwortlich für die erste große Actionfigur, die dann der Konkurrent Hasbro später... in den 70ern entwickeln sollte, nämlich G.I. Joe.
Johannes Franke: G.I. Joe?
Florian Bayer: G.I. Joe war die erste richtige Actionfigur. Und um zu präsentieren, wie G.I. Joe aussehen soll, haben die Verantwortlichen bei Hasbro einfach einen Canon-Soldatenkostüm gesteckt und ihm zwei Waffen in die Hand gegeben.
Johannes Franke: Ist das geil.
Florian Bayer: Das war nicht unüblich, ne? Bei der Produktion von Spielzeug für Prototypen wurde oft darauf zurückgegriffen, das Spielzeug, was da ist. zu nehmen und irgendwie zu verändern, um zu sagen, so stelle ich mir das vor. Zum Beispiel gab es Anfang der 2000er so eine Spielzeugreihe, Manga-orientiert, Bratz hießen die, glaube ich. Das waren so die großmäuligen Girls, so die Girlie-Zeit. Und die sind nicht wie Barbie. Die haben große Köpfe, die haben kleine Körper, sehen so ein bisschen nach Manga aus und sind cool und hip. Und deren Prototypen wurden auch so gebaut, dass einfach Barbie-Köpfe verlebt wurden mit kleinen Kindern von Barbie-Körpern und wild angezogen. Ja, und... Und dann Barbie. Barbie war nicht aufzuhalten. Barbie hat einen großen Siegeszug angetreten in den 60ern zusammen mit Ken. Sie waren übrigens, Barbie ist nach der Tochter benannt von Ruth und Ken nach dem Sohn. Das ist ein Fake, weil die werden, Barbara und Ken. Kenneth. Kenneth.
Johannes Franke: Kenneth Sean.
Florian Bayer: Die werden als Paar inszeniert, aber immer so halb so versteckt. Wie viel Paar ist in Barbie und Ken?
Johannes Franke: Da gibt es auch eine Entwicklung.
Florian Bayer: Es gibt eine Entwicklung. Es gibt eine Trennung auch irgendwann. Eine freundschaftliche Trennung. Und das ist auch die Zeit, in der dann... andere Puppen auf den Markt kommen, die man, man hat glaube ich mehr Spaß mit Barbie, mit dem Film, wenn man diese Figuren kennt. Ja. Beispiel Ellen, wird 1964 released, als Freund von Ken. Skipper, als kleine Schwester von Barbie, 1964, sie wollten sie nicht zur Tochter machen, weil sie meinten, ich weiß nicht, wollen wir Barbie wirklich zur Mutter machen? Aber es gab ja auch eine schwangere Barbie, die dann später entwickelt wurde.
Johannes Franke: Ja, Mensch.
Florian Bayer: Und wir haben dann einfach eine Zeit in den 60ern und 70ern, in der Barbie sich verändert. Zum Beispiel 1967 gab es ein neues Gesicht. Hm.
Johannes Franke: Und 1971, als die Augen endlich nach vorne gerufen haben.
Florian Bayer: Endlich die Augen nach vorne. 1968, noch davor, gab es die erste nicht-schwarze Barbie, aber zumindest eine schwarze Puppe im Barbie-Universum.
Johannes Franke: Ja, das Ding ist, da ist nur die Hautfarbe dunkel geworden. Ristig. Und ansonsten sieht die immer noch so verdächtig weiß aus wie vorher. Also ich meine, so von den Zügen und so.
Florian Bayer: Die haben eine Blackface-Puppe gemacht. Ja,
Johannes Franke: eigentlich.
Florian Bayer: Man kann es nicht anders sagen. Genau, und dann seit 1971 darf Barbie endlich vernünftig nach vorne gucken. Und 1977 Superstar Barbie war wohl so die erste, die das ist, was wir mit Barbie verbinden. Wir Millennials beziehungsweise Generation X. Die hat nämlich dann wirklich bis Ende der 80er Jahre gehalten. Die hatte einen sehr prototypischen Kopf mit breit lächelndem Mund. Und das war auch der Moment, wo sie gesagt haben, jetzt ist Barbie blond. 1980 Black Barbie, aber immer noch Blackface Barbie. Und 1996 haben sie dann gesagt, okay, vielleicht machen wir doch mal den Mond zu.
Johannes Franke: Ja, es gibt wahnsinnig viele verschiedene Varianten von Barbie. Und heute, ich weiß nicht, ob du schon bei heute bist oder ob du noch verschiedene Varianten davon haben willst.
Florian Bayer: Naja, was passiert ist dann, ist auf dem Weg nach heute. Sie haben versucht, auf die Kritik einzugehen, weil vor allem mit dem Second-Way-Feminism ist eine ganz spezifische Kritik an Barbie aufgekommen, die wir auf jeden Fall noch mehr aufgreifen müssen. Barbie vermittelt ein Scheißkörperideal an junge Menschen.
Johannes Franke: Ja. Ja, es wurde ja ausgerechnet, dass Barbie im Realen nicht stehen könnte und dass sie einfach gnadenlos sterben würde innerhalb von kürzester Zeit. Die Hüfte ist viel zu schmal, um das irgendwie zu supporten und die Knöchel auch und das funktioniert alles nicht so.
Florian Bayer: Kein gesunder Körperbau und Mattel hat versucht darauf einzugehen. Sie haben es versucht und sie haben festgestellt, wir haben keinen Erfolg. Dann mit 2003 haben sie versucht. Zumindest ein bisschen mit breiteren Hüften.
Johannes Franke: Das war 1997, haben sie das schon mal versucht.
Florian Bayer: Ja, genau 1997 und 2003. Und sie sind gescheitert. Die hat sich einfach nicht verkauft. Und natürlich war das auch ein selbstgelegtes Ei, ein selbstgemachtes Problem. Barbie hat definiert, wie erwachsene Puppen aussehen in den 50er Jahren. Und die haben die amerikanische und internationale Spielzeugkultur und auch die Vorstellung von Körperidealen entscheidend mitgeprägt. Vor allem eben leider für Mädchen.
Johannes Franke: Es ist... 2016 haben sie es in verschiedene Sachen eingeteilt. In tall, petite und curvy. Und die Kinder, die gefragt wurden, haben die einigermaßen realistische Variante von Barbie als fett bezeichnet. Das sagt alles darüber, was für ein Bild die über Jahre aufgebaut haben.
Florian Bayer: Die waren wirklich erfolgreich damit. Natürlich ist es klar, in den 50ern hat sich das entwickelt, dann gab es so eine Tradition. Ich habe das Gefühl, wenn man auf die Geschichte von Barbie guckt, Sie haben versucht, diese Kritik anzunehmen. Sie haben versucht, mit dieser Kritik umzugehen. Und sie haben es teilweise auch geschafft. Sie haben zu mehr und mehr Diversität reingebracht, zum Beispiel den japanischen Ken. 2017 gab es eine Barbie mit T-Shirt. Es gab eine Barbie mit Love Wins Shirt. 2018, glaube ich, zur irgendeiner Olympiade, die einfach mal LGBTQ-Themen aufgreift und sagt, ey, du darfst auch lesbisch sein und du darfst auch trans sein. Sie waren...
Johannes Franke: Es gab eine Trans-Puppe auch.
Florian Bayer: Es gab sogar eine Trans-Barbie. Sie waren wirklich bemüht, vor allem dann auch so in den 90ern und im neuen Jahrtausend, diese Kritik aufzunehmen und mit dieser Kritik umzugehen und Barbie diverser zu machen. Ruth Handler war damals schon lange nicht dabei, denn Ruth Handler hatte eine, sagen wir es mal so, Ruth Handler war nicht nur bekannt dafür, dass sie Barbie entwickelt hat, sondern sie war auch sehr kreativ in der Buchführung von Mattel.
Johannes Franke: Ja, sagen wir so. Es wird ja im Film auch schön angedeutet. Ich finde es ganz toll, dass sie es nicht ignorieren, sondern dass sie einfach sagen, Ja, das war bevor ich verurteilt wurde.
Florian Bayer: Sie hat 40 Jahre auf Bewährung gekriegt.
Johannes Franke: Krass.
Florian Bayer: Das ist total heftig. Die Amerikaner verstehen echt keinen Spaß, wenn es darum geht, dass Aktionäre in das Licht geführt werden. Was sie gemacht haben, sie haben auf ganz billige Weise die Bücher frisiert. Einfach weil sie Verluste gemacht haben in dem Jahr, um die Aktionäre nicht zu verunsichern, haben sie Vorbestellungen vom darauffolgenden Jahr einfach mit in die aktuellen Bücher reingenommen. Es war nicht eine Insolvenzverschleppung. Mattel war nie am... die Gefahr gelaufen ist, insolvent zu werden, aber sie haben einfach Ergebnisse präsentiert, die nicht so gestimmt haben.
Johannes Franke: Ruth war super, wie sie sich versucht hat zu verteidigen. Ich weiß den Wortlaut nicht, aber es kommt, wenn man es am Ende zusammenfasst mit den Worten, ach, ich bin doch nur eine Frau, ich habe keine Ahnung, wie man das zusammenrechnet, dann würde man dem ungefähr nahe kommen. Weil sie hat wirklich gesagt, ja, ich war so überfordert mit den ganzen Business-Sachen und so, da habe ich vielleicht hier und da mal was durcheinander gebracht. Sie hat voll die Frauenkarte gezogen, der 50er.
Florian Bayer: Es war ein richtig, richtig harter Schlag für sie. Weil es war nämlich der Punkt, wo sie auch dann die Macht komplett verloren hat. Sie hat da sehr lange noch drum gekämpft. Sie hat auch lange nicht akzeptiert, das einzusehen. Sie wurde dann ersetzt durch Afa Aspia, der das auch genutzt hat, um sie loszuwerden.
Johannes Franke: Oh, okay. Das hab ich nicht... Keine Ahnung.
Florian Bayer: Der quasi ihr Ersatz war. Und sie hat das erstmal nicht akzeptiert und ist dann immer noch ins Büro gegangen. Aber sie war natürlich... verbrannt. Also sie, keiner, bei Mattel hat sich getraut, mit ihr zu reden, weil die alle wussten, der neue CEO, der guckt da drauf und wenn wir mit der reden. Und dann ist sie da wirklich noch lange ins Büro gegangen und erst diese Verurteilung hat dann dazu geführt, dass sie sich nach und nach zurückgezogen hat. Und der zweite Grund war auch, sie hat in dieser Zeit Brustkrebs gekriegt, was eine ziemlich tragische Geschichte ist. Und sie hat sich dann auseinandergesetzt, also sie hatte auch eine Brustamputation und Sie hat sich dann auseinandergesetzt, was gibt es da auf dem Prothesenmarkt. Wir sind hier in den 70ern, in den frühen 70ern, das heißt es gab nicht viel. Und sie hat dann nochmal ein Unternehmen gegründet, das hochwertigere Brustprothesen hergestellt hat für Frauen, die Brustkrebs hatten. Geil. Also auch auf dem Gebiet hat sie einiges gemacht und obwohl sie Brustkrebs hatte, hatte sie noch sehr lange gelebt. Sie ist erst 2002 gestorben, 85 Jahre alt ist sie geworden. Oh,
Johannes Franke: krass. Und die ganze Zeit im Gefängnis oder was? 40 Jahre? Nein, nein,
Florian Bayer: auf Bewährung.
Johannes Franke: Auf Bewährung.
Florian Bayer: Sie durften sich einfach nichts mehr zu Schulden kommen lassen und sie musste sich extrem zurückhalten. Und sie hat wahrscheinlich bei allen Geschäften in Zukunft zweimal hingeguckt. Weil sie hat das Faustdick hinter den Ohren. Sie hat die Geschäfte von Mattel geleitet. Das Krasse ist ja eigentlich, weil Elliot der, der als kreativer Kopf galt. Aber sie war die, die die Erfindung reingebracht hat, die Mattel zu dem großen Unternehmen gemacht hat, dass es war. Und gleichzeitig galt sie als die Geschäftsfrau und sie war die, Bücher so gefälscht hat, Mattel richtig Ärger gekriegt hat. Es ist eine Frau, vor der man sich nur verbeugen kann, finde ich.
Johannes Franke: Man will eigentlich sagen, you go girl, obwohl man die ganze Zeit denkt, ja, Scheuerhinterziehung ist vielleicht auch nicht das geilste der Welt. Aber naja.
Florian Bayer: Sie hat sich so lange in einer von Männern dominierten Business Welt behauptet. Die großen Spielzeughersteller hatten damals und bis ins 21. Jahrhundert hinein alle Männer an der Spitze und sie war so die einzige Frau an der Spitze, aber sie war Gott. bei Mattel. Ihr Wort war Gesetz. Was sie gesagt hat, wurde umgesetzt und es wurde nichts veröffentlicht, ohne dass sie nochmal drauf geguckt hat. Und sie hat Mattel zu dem erfolgreichen Unternehmen gemacht, dass es dann auch später sein sollte.
Johannes Franke: Es ist jetzt ein Mixed Bag. Du hast so eine Puppe vor dir, wo du sagst, visuell ist das ganz schön schwer zu ertragen, über die Jahrzehnte den Kindern das zu erzählen, dass sie so auszusehen haben. Natürlich sagt die Puppe das nicht, aber sie sieht halt so aus. Also ist sie Vorbild und dann will man so aussehen. Und auf der anderen Seite kann die Puppe aber sein, was sie will. Also sie ist wirklich Pilot und Präsidentin und alles das. Und das ist halt die große Haben-Seite, die ich wirklich toll finde, die ich wichtig finde.
Florian Bayer: Ich habe einen ganz tollen Punkt gelesen, was die Kritik an Barbie betrifft. Die kommt ja wirklich aus diesem Second-Way-Feminism und Barbie hat so eine kleine Redemption-Arc beim Third-Way-Feminism. erlebt, nämlich dass gesagt wurde, ey, Frauen dürfen sich auch schminken, Frauen dürfen auch sexy aussehen, wenn sie das wollen und sind trotzdem gute Feministin. Und dann war das Hauptargument an dieser Kritik, Barbie kriegt so viel Shit ab, die eine männliche Actionfigur für seinen Körper oder für das, was er macht, niemals abkriegen würde. Und es ist so ein bisschen eine Spiegelung von der realen Welt. Und das wird ja auch in dem Film aufgegriffen, dass Frauen Werden von allen gehasst, sogar von Frauen. Und Frauen müssen so viel sein, damit sie akzeptiert werden, nicht nur von Männern, sondern auch von anderen Frauen, von Feministinnen und Feministinnen. Und das spiegelt sich so schön, dass Barbie so viel Shit abkriegt für das, für was sie steht. Und das liegt halt auch daran, dass sie eine Frau ist, dass sie eine weibliche Figur ist.
Johannes Franke: Ja, aber ich glaube... Es wäre trotzdem schöner gewesen, wenn man einen realistischen Körperbau von Anfang an gehabt hätte, oder?
Florian Bayer: Absolut, und das könntest du zu jeder männlichen Actionfigur auch sagen.
Johannes Franke: Das würde ich auch gerne. Also, aber du hast recht, man sollte das irgendwie einkalkulieren.
Florian Bayer: Ich glaube, wir sind auf einer Wendlänge. Natürlich ist dieses Körperbild extrem problematisch und wachsig. Und wir wissen, wie bis in unsere Zeit junge Mädchen, vor allem wenn sie dann in die Pubertät kommen, mit ihrem Körper hadern.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und es ist einfach mal sowas wie... Bulimie und Magersucht sind riesige Probleme, vor allem bei Mädchen.
Johannes Franke: Es gab das ja auch genau untersucht. Also es ist ja nicht so, dass man sich das einfach vorstellen kann und sagen kann, ja, ach, ich denke mir jetzt, das Mädchen hat da Schwierigkeiten, wenn es über zehn Jahre mit so einer anorektischen Figur spielt. Sondern es ist ja wirklich untersucht. Es gibt mit Kontrollgruppen Kinder, die eine Puppe mit realistischeren Maßen bekommen und Kinder, die Barbies bekommen und so. Und Dann wird das Selbstbewusstsein und das Körpergefühl von den Kindern irgendwie untersucht. Und es gibt da wirklich schlimme Ergebnisse. Ja,
Florian Bayer: es ist eindeutig. Wie wir spielen, was wir sehen, das prägt einfach unser Selbstbild. Und Barbie prägt dann natürlich dein Selbstbild negativ. Weil niemand kann diese Figur kriegen, ohne zu verdecken. Oder zumindest in der Mitte durchzuknicken. Und wenn dann Mädchen versuchen, diese Figur zu kriegen, weil sie einfach das als Schönheitsideal gezeigt bekommen haben, es ist richtig übel.
Johannes Franke: Also man kann natürlich, du hast vollkommen recht, diese ganzen Actionfiguren mit reinnehmen und das tut auch dieser Film. Das finde ich nämlich interessant, aber dazu kommen wir gleich noch, dass dieser Film sehr viel mehr mitnimmt als nur die Frauenperspektive und das finde ich ganz toll. Sind wir bei der Geschichte der Barbie einigermaßen am Ende und wollen wir weitergehen oder wie ist das?
Florian Bayer: Ja, wir können ja noch einmal sagen, als letzten historischen Abriss, ich möchte nur erwähnen, dass das nicht der einzige Barbie-Film ist, den es gibt. Es gibt 137 Barbie- Nein, das hab ich mir gerade ausgedacht. Es gibt sehr viele Barbie-Filme. Seit den frühen 2000ern. Nämlich der große Pixar Dreamworks-Hein hat dazu geführt, dass Mattel gesagt hat, oh, wir können Barbie noch mal groß machen, indem wir-Hey, Toy Story hat funktioniert. Wir können Barbie noch mal groß machen, indem wir sie einfach in Filme reinpacken und dann haben die am Fließband Märchen und Fantasy-Filme, ihre eigenen Disney-Filme produziert, mit Barbie im Nussknacker, mit Barbie als Rapunz im Schwanensee natürlich im Schwanensee und in verschiedenen anderen Prinzessinnenrollen und es gibt mehrere computeranimierte Filme. Ich bin ehrlich, ich habe zur Vorbereitung keinen von diesen geguckt.
Johannes Franke: Hattest du keine Lust oder hast du keine Zeit gehabt?
Florian Bayer: Weder das eine noch das andere. Aber es gibt sie, nur zur Ergänzung. Aber das ist natürlich was anderes, was wir hier sehen und Johannes, wir waren beide gehypt. Ich erinnere mich, als diese im ersten Trailer rauskam, wir waren voll gehypt.
Johannes Franke: Also dieser 2001-Parodie-Trailer da, der war der Hammer. Du denkst dir, what the fuck, was macht Greta Gerwig da?
Florian Bayer: Und dann liest du Greta Gerwig und ich liebe Greta Gerwig und ich liebe sie schon lange, zusammen mit Norr Baumbach, ein großartiges Duo, auch allein großartig. Und es war so, okay, Greta Gerwig macht Barbie, das wird nicht das, was man erwartet, das wird geil, die kann das. Und warum macht Mattel das? Warum bringt Mattel jemanden wie Greta Gerwig? Nicht nur, weil sie... ordentlich Feuer hat, weil sie auf die Fresse hauen kann, sondern auch, weil sie eigentlich eine kleine Indie-Regisseurin ist. Sie ist ja nicht für große Blockbuster bekannt.
Johannes Franke: Ich sage dir ganz genau, warum. Alle anderen vorher sind gescheitert. 2009 haben sie angefangen, dieses Live-Action. Nein, sagen wir es andersrum. 1980 gab es die ersten Überlegungen für eine Live-Action-Sache. 2009 wurde das Ganze konkreter, aber es gab immer wieder, ich weiß nicht, wie detailliert du den Abriss machen möchtest.
Florian Bayer: Oh Gott, es gab unfassbar viel Rechte hin und her. Sie wollten mit Universal arbeiten 2009, dann hatten sie Sony Picture 2014, mit denen hatten sie sogar einen Deal, der ist aber abgelaufen, weil das Projekt einfach nicht verwirklicht werden konnte, woraufhin sie zu Warner Bros. gewechselt sind und das war der Moment, wo Margot Robbie reingekommen ist. Ja,
Johannes Franke: beziehungsweise sie haben ja eigentlich ihre Rechte wiederbekommen.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Die Verfilmungsrechte an sich waren wieder bei ihnen und deswegen konnten sie damit auch machen,
Florian Bayer: was sie wollten. Genau. Und so Warner Brothers.
Johannes Franke: Und die anderen vorher, das waren halt Verfilmungsrechte, die, die irgendwo irgendwelche Entscheidungen von irgendwelchen Produktionsfirmen gefällt wurden und die haben alle immer wieder Leute, gute Leute. Amy Schumer. Die ist gut. Die wurde beauftragt, ein Ding zu machen und die haben ja alle, ich wette mit dir, auf schlimmste Mansplaining-Art erzählt, dass das nicht geht, was sie da will. Und natürlich kommt das dann irgendwann nicht zustande, weil alle immer wieder sagen, nee, also ich will aber das so haben und ich will aber das so haben, statt irgendwie mal zu sagen, okay, wir vertrauen dir, wir geben dir was in die Hand und du kannst machen, was du willst. Und natürlich verlieren die dann einen Haufen Geld, weil sie es nicht gibt. gebacken kriegen, innerhalb der Zeit, wo sie die Lizenz haben, einen Film zu machen. Es muss so bitter gewesen sein, als sie diese Lizenzen wieder verloren haben.
Florian Bayer: Und dann haben wir Margot Robbie, die auch Greta Gerwig reinbringt. Die sagt, Greta Gerwig ist eine geile Autorin. Ja. Und ganz ehrlich, wer würde das nicht sagen? Also Greta Gerwig ist einfach, die hat's einfach drauf. Leute, guckt euch Filme von Greta Gerwig an. Es ist wirklich, die hat in den letzten Jahren, die hat einfach, wenn die was macht, ist es geil. Little Women, Lady Bird. Frances Ha ist eine der schönsten Indie-Komödien. der Amerikas der letzten 20 Jahre. Ganz tolle Filme. Und dann kommt sie ins Boot und sie hat dann angefangen mit Noah Baumbach das Skript zu schreiben und sie haben freie Hand gekriegt. Sie haben tatsächlich, sie haben volle kreative Kontrolle ausgerechnet den beiden gegeben. Und also Kudos vor Mattel. Und auch ganz oft bei diesem Film, und ja, wir können Mattel alle scheiße finden, Multimillionenkonzern und so weiter, sie sind Wichser. Aber Kudos, dass sie sich das trauen und sagen, Kreta, Noah, zaubert uns was.
Johannes Franke: Es ist... Also ich glaube, es liegt wirklich ganz stark daran, dass sie gesehen haben, dass davor zehn Jahre lang alles den Bach runtergegangen ist an ihnen. Weil sie gesehen haben, okay, wenn da so viele Leute sich immer wieder einmischen und sagen, nee, das geht so nicht, dann wird das einfach nichts. Also müssen wir einmal Vertrauen bringen. Und Margot Robbie, das muss man dazu sagen, die ist ja nicht nur als Schauspielerin da drin, sie ist ja nicht nur Barbie, sondern sie war eigentlich ursprünglich Produzentin. Man hat ihr das in die Hand gegeben, hat gesagt, produziere das. Spiel das, sondern produziere das. Und dann irgendwann, nachdem sie viel überlegt hatten, wer es spielen könnte, haben sie gesagt, na gut, dann macht Margot Robbie das halt selber. Aber die hat halt auch, wie du sagst, Greta Gerwig reingeholt. Und ich glaube, man muss gerade, wenn man Greta Gerwig reinholt, ihr das als Lockmittel versprechen. Ja, weil Greta Gerwig...
Florian Bayer: Die macht das nicht, wenn sie das nicht machen darf,
Johannes Franke: was sie machen will. Die hat keine Lust, die hat so viel Erfolg mit ihrem Indie-Scheiß. Warum soll die in Hollywood Großblockbuster machen, wenn die nicht freie Kontrolle hat?
Florian Bayer: Ja. Und Elon Kreutz, der damals Mattel-CEO, glaube ich immer noch, natürlich immer noch, das ist nicht so lange her, der hat gesagt, ich vertraue ihr. Die darf das machen, was sie machen will. Und sie hat ganz offen gesagt, I'm doing the thing and subverting the thing. Das ist mein Ding. Ich finde irgendwie, ich darf diesen Barbie-Film nicht machen, indem ich einfach draufkacke. Aber ich muss einfach die Kritik mit reinbringen. Und ich weiß nicht, wie du es siehst, was man dem Film jederzeit vorwerfen kann dadurch ist, dass er sich so... bisschen die ganze Zeit selbst immunisiert gegen Kritik von außen, weil er das alles mit reinwirft.
Johannes Franke: Natürlich, aber das muss er ja auch. Also ich hätte es nicht anders gemacht. Warum sollst du dich dann angreifbar machen, wenn du sowieso, du hast ja selber so, Greta Gerwig war ja selbst der Meinung, dass das alles ein bisschen schwierig ist, gesellschaftlich so eine super dünne Puppe als Vorbild zu haben.
Florian Bayer: Ich glaube mittlerweile selbst die Leute bei Mattel sehen das als dramatisch an. Deswegen kämpft Mattel da ja auch dagegen und natürlich sind das auch... Business-Entscheidungen. Und Gott sei Dank leben wir in einer Zeit, in der das auch zu Business-Entscheidungen gehört, dass man woke ist. Das ist ja eigentlich ganz geil, selbst wenn es Business-Entscheidungen sind. Und ja, und Krita Görwig hat dann daraus was gemacht, was irgendwie... Johannes, bring mal einen Take.
Johannes Franke: Was? Einfach aus der Kalten? Ich glaube, dieser Film ist nicht für Frauen.
Florian Bayer: Oh, interessant. Das ist ein guter Take.
Johannes Franke: Dieser Film ist für Männer. Nicht als Lehrstück, was gemein wäre, sondern ich glaube, das ist der erste Film, auf den wir feministischen Männer uns endlich mal freuen konnten, weil sie unsere Perspektive mit einbeziehen. Ob wir uns als Alan sehen oder ob wir merken, okay, wir haben immer noch unsere Kennmomente. Scheiße, vielleicht gucken wir uns das Ganze mal an. Ich find's wahnsinnig geil, weil ich als Mann diesen Film wahnsinnig gut finden kann.
Florian Bayer: Ich würd mal... kurz eine Gegenposition reinwerfen. Dieser Film ist für Frauen. Dieser Film ist das erste Mal, wir haben seit 20 Jahren, haben wir dieses Männerkriegen ihre ganzen nostalgischen Nerdfantasien bedient. Wir haben diverse Superheldenfilme, wir haben Herr der Ringe und so weiter, diese ganzen männlichen Tropes, das wird alles voll bedient. Und Stranger Things und so auch, die D&D und so weiter, diese ganzen Männersachen. Und endlich gibt es mal einen Film für die weiblichen Nerds, der auch sagt, ey Leute, Ihr müsst euch nicht dafür schämen, dass ihr nostalgische Nerds für Barbie seid. Ihr müsst euch nicht für eure Barbie-Sammlung schämen. Ihr müsst euch nicht dafür schämen, dass ihr wisst, wer Ellen und Ken und Skipper und wer die schwangere Barbie ist. Das ist geil. Das ist Nostalgie, genauso wie Masters of the Universe und Teenage Mutant Ninja Turtles. Ja, ja. Und das, finde ich, ist so ein erster ganz großer Verdienst von dem Film. Ganz unabhängig vom Subtext. Nerd-Nostalgie für Frauen. Oder ganz allgemein für die, die mit Barbie gespielt haben. Nicht für die, die Krieg gespielt haben, sondern die... Barbie gespielt haben.
Johannes Franke: Die mit Barbie gespielt haben.
Florian Bayer: Für das weiblich gelesene Spielzeug. Und du kannst mir nicht... Barbie ist ein weibliches Spielzeug, wenn wir weiblich natürlich verstehen als das, was der Begriff alles mit umfasst.
Johannes Franke: Ich glaube, wir machen hier zwei Positionen auf, um irgendwie zu streiten, aber es stimmt ja gar nicht. Es ist ja ein Film für Männer und ein Film für Frauen. Also ich meine, es ist ja kein... Aber mein großer Take ist halt, dass ich glaube, dass viele Männer da draußen, die da Kritik üben, nicht so richtig den richtigen Angle gefunden haben, um das Ding zu sehen. Ja,
Florian Bayer: ganz kurz für das tolle allgemeine Statement, das du gerade gemacht hast, um das zu ergänzen. Dieser Film ist weiblich und männlich und schwul und hetero und lesbisch und alles. Ich gehe total mit. Ich finde diesen Angle auf den Geschlechterkampf, den dieser Film hat, super spannend, weil er ganz viel, also weil er greift Sachen auf. Also natürlich greift er das klassische Frauen-Thema, klassische Frauen-Feminismus-Themen auf, wie behaupten sich Frauen in einer patriarchalischen Welt, wie behaupten sich Frauen gegenüber dem, was sie erfüllen müssen, eine Anforderung und so weiter. Und gleichzeitig nimmt er aber auch andere Themen, die es aus diesem feministischen Kosmos gibt und macht einen... Gender Switch, nämlich in der Barbie-Welt, in der wir am Anfang sind, da haben wir nämlich das Matriarchat und die Männer sind die, die gut aussehen müssen und die nur da sind, um die Frauen zu befriedigen. Auf eine sehr spezifische Art und Weise, weil es geht nicht um Sex, es ist eine sexlose Welt. Und da gibt es eben noch diesen Gender Switch und ja, natürlich, es werden Männerfiguren gezeigt, die das ertragen müssen, was Frauen in unserer Welt ertragen müssen und in der Geschichte ganz oft ertragen mussten. Und diese Doppelbödigkeit. Es ist einfach großartig.
Johannes Franke: Ich glaube, mit Doppelbödigkeit bist du ein bisschen untertrieben. Dadurch, dass der ganze Film natürlich sich immer wieder umdreht um 180 Grad, weil wir ja die Welten wechseln, Babyland, reale Welt und so, haben wir mehr als zwei Böden drin. Du hast da wesentlich mehr Böden drin. Ich finde es deswegen aber, ich muss das kurz noch verteidigen, warum ich glaube, es ist ein Männerfilm. Ken ist unsere Identifikationsfigur, wenn du als Mann drin sitzt. In einer bestimmten Art. Nicht?
Florian Bayer: Komplett.
Johannes Franke: Weil wer...
Florian Bayer: Willst du I'm just Ken singen jetzt?
Johannes Franke: I'm just Ken. Okay. Kurzer Ausbruch. Ich liebe Ken, aber ich liebe Ken vor allem, weil ich es liebe, ihn zu hassen an vielen Stellen. Es ist so toll, weil Brian Gosling ihn so wahnsinnig gut spielt. Aber ich meine auf eine bestimmte Art und Weise relatable. Ich kann mich voll mit ihm identifizieren, weil ich war auch schon einmal in einer Situation, wo ich mich als drittes Rad am Wagen gefühlt habe. Ich war schon mal in der Situation, wo ich mehr Aufmerksamkeit wollte, als ich hatte. Ich habe mich auch schon mal viel zu schnell auf meine Privilegien gestürzt, um mir mein Leben vermeintlich leichter zu machen. Ich habe auch schon mal gedacht, dass ich nicht Kennaff bin. Ich habe auch schon mal gewollt, dass ich Barbie genauso viel bedeute, wie sie mir.
Florian Bayer: Oh, ist das süß. Ich weiß total, was du meinst. Das Fiese ist ja, diese Darstellung von Ken tritt... uns alle in den Magen, weil sie diesen Machoismus, dieses Patriarchalische auch ganz oft so darstellt, also was dann später kommt, eben wirklich als diese Männerfantasien, die auch wir haben, die Millennials haben. Das wird halt nicht gezeigt, dass Ken als Macho die Frau am Herd haben will. Das ist er auch. Aber er ist halt auch der, der den Machoismus sich dadurch äußert, dass er es total geil findet, hinter der Frau zu stehen und zu erklären, wie Photoshop geht. Wir erkennen uns darin wieder. Es tut weh, aber wir erkennen uns darin wieder. Ken findet es geil, am Strand zu sitzen mit seiner Gitarre und ganz gefühlvolle Lieder zu singen, während sie ihm einfach nur zuhört. Das sind Dinge, in denen wir uns wiedererkennen. Weil das ist dieser Machoismus, den wir mitgetragen haben. Und es ist ein Machtmoment, damit müssen wir uns auseinandersetzen, dass wir es geil finden, einer Frau zu erklären, wie sie irgendein Computerprogramm bedient. Ja,
Johannes Franke: und wollen uns einfach wichtig fühlen. Wir wollen ja, dass wir eine Expertise haben, die andere... aufsaugen und sagen, oh wie toll, schön, erklär's mir, zeig mir, wie der Snyder Cut da von diesem Film, ich weiß nicht.
Florian Bayer: Und dann dieser Moment, wo sie Ken nachher verarschen, also wo sie versuchen, die Kens abzulenken, weil sie sagen, die Kens müssen über irgendwas reden und dann setzt sie sich zu ihm auf die Couch und sagt, ich hab den Paten noch nie gesehen oder was. Und das ist das, was wir hier machen. Natürlich. Sie will von ihm, kannst du mir einen Muss-man-sehen-Podcast vorlesen? Ja, natürlich mach ich dir einen Muss-man-sehen-Podcast. Du bist es doch, Baby, ich erklär dir die Filmgeschichte. Es ist so fies und so hart, dass wir uns da wiederfinden müssen, in dieser Form von Machoismus.
Johannes Franke: Und ich liebe es, mich ertappt zu fühlen durch diesen Film, weil der ist so hilarious. Es ist ja nicht so, dass die Speerspitze wahnsinnig tief ins Herz geht, sondern es ist halt einfach so ein bisschen rumgepokt und ganz liebevoll mit diesen Kennmomenten rumgespielt. Und es ist nicht so, dass ich mich... dass ich mich gecancelt fühle dadurch. Nein. Sondern dass ich das Gefühl habe, okay, ja, okay, ich erkenne mich wieder, ich erkenne Plore wieder, ich kenne die anderen Leute wieder. Und es ist wirklich hilarious.
Florian Bayer: Dieser Film macht es uns halt leicht, genau deswegen, weil er so sau witzig ist. Ja. Ich habe jetzt nochmal, also beim Gucken, ich musste wirklich wieder, obwohl ich die ganzen Jags schon kannte, an so vielen Stellen so wirklich herzhaft lachen. Absolut. Weil es passieren ständig extrem witzige Sachen. Dieser Sarkasmus der Erzählerin.
Johannes Franke: Absolut,
Florian Bayer: Helen Mirren macht das All problems of feminism and equal rights have been solved
Johannes Franke: Und sie macht das so mit so einer Begeisterung Und man hört aber trotzdem schon in ihrer Stimme Dass das natürlich nicht stimmt
Florian Bayer: Dann diese Wie Barbies innere Konflikte gezeigt werden Einfach wir haben diesen riesigen Tanz und ja es ist eine Mimetisch gewordene Szene und dann sagt sie You guys ever think about dying Und alles stoppt Und es ist so toll Es ist so On Point.
Johannes Franke: Ja, wirklich. Es ist On Point inszeniert und On Point gespielt. Die Schauspielleistung ist der Hammer. Mein Gott, was ist das für eine Musik?
Florian Bayer: Was war das? Wo sind wir? Ich glaube, wir wurden rausgerissen.
Johannes Franke: Aber wohin?
Florian Bayer: Oh mein Gott, Johannes.
Johannes Franke: Ja?
Florian Bayer: Ich befürchte, wir befinden uns in einer Self-Promo.
Johannes Franke: Oh nein!
Florian Bayer: Shit! Ganz schnell, ganz schnell, damit wir zurück zum Gespräch können. Was müssen wir machen? Was müssen wir sagen?
Johannes Franke: Wir müssen den Leuten unbedingt sagen, dass sie uns abonnieren sollen, wo auch immer sie sind. Also auf Spotify oder Apple oder sowas.
Florian Bayer: Team whatever, was ihr auch nutzt.
Johannes Franke: Also abonnieren und anderen sagen, dass sie uns abonnieren sollen.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Wenn euch die Folge gefällt... Gebt uns gerne Sterne, Herzchen, Daumen hoch, was auch immer euer Podcatcher anbietet.
Johannes Franke: Genau, und wenn sie euch nicht gefällt, dann schickt diese Episode weiter an eure Feinde oder eure Nachbarn oder so.
Florian Bayer: Und wenn ihr uns Feedback geben wollt, wir freuen uns total über jeden Kommentar an johannes.mussmannsehen.de oder florian.mussmannsehen.de.
Johannes Franke: Genau, schickt uns Filmvorschläge und so weiter. Boah, das soll schnell durchkommen.
Florian Bayer: Ja, jetzt schnell raus,
Johannes Franke: schnell wieder zurück ins Gespräch.
Florian Bayer: Ja, und du hast vorhin schon gesagt, Ken... Das ist ja auch so ein bisschen was, was so ein bisschen böse ist, weil natürlich stiehlt Ryan Gosling ein bisschen die Show als Ken. Es ist so ein bisschen dieses Mad Max, Furiosa Ding, dass wir Mad Max gucken, obwohl wir wollen Mad Max sehen, aber dann stellen wir fest, Furiosa ist die geilere Protagonistin und auch hier ist wieder so, dass, ja, Margot Robbie ist toller als Barbie, aber dieser Ken ist natürlich der Show-Stiler, ne?
Johannes Franke: Wenn du einen Film hast, in dem du einen Sidekick hast, dann brauchst du trotzdem eine straighte Figur, die durch den... durch den Film durchgeht. Ohne Barbie würde Ken diesen Film nicht durchstehen. Es funktioniert nicht, weil du dann nichts mehr, du bist dann lose von einer Situation in die nächste geraten. Also brauchst du jemanden, der straight einmal die Geschichte durchläuft und der Protagonist ist einfach. Und nur deswegen kann Ken auch so viele lustige und absurde Situationen erleben, weil sie die Plattform dafür liefert. Und ich glaube nicht, dass er... die bessere Leistung liefert als sie. Nein,
Florian Bayer: die bessere Leistung seiner Figur ist halt einfach dankbarer, weil sie so ein bisschen mehr in diesem Over-the-Top-Szenario... Das ist es halt. Wir haben ja ein totales Over-the-Top-Szenario. Es passieren so viele absurde Sachen die ganze Zeit. Und wenn die CEOs drüber reden, über Babyland reden, und dann fragt irgendjemand, what is Babyland? Ist es Imagination? Und sie nur, yes!
Johannes Franke: It's a town in Sweden.
Florian Bayer: Und es ist die ganze Zeit... Diese absoluten over-the-top-Dialoge und diese over-the-top-Sachen, die passieren. Und wenn sie in der realen Welt landen, könnte es auf zwei Sachen erzählen. Man könnte sagen, wir entwerfen hier einmal den Kontrast zu diesem Plastik-Barbie-Land oder wir packen sie nach Kalifornien und entwerfen eine radikale Karikatur der echten Welt, in der Bauarbeiter noch so richtig traditionelles Catcalling machen.
Johannes Franke: Das ist aber der Moment, wo ich dann denke, der Film ist ein bisschen 2014. Weißt du, dass man so diese... Catcalling-Sachen und so weiter. Wir haben uns doch ein kleines bisschen entwickelt. Nicht, dass das Bedürfnis nicht mehr da wäre. Es gibt, glaube ich, genauso viele Männer wie vorher, die das gerne machen würden, aber ich glaube, es gibt inzwischen so viel Awareness, dass die Leute das nicht mehr so viel machen, weil sie sich nicht mehr trauen oder weil einfach vielleicht doch ein Umdenken stattgefunden hat.
Florian Bayer: Vielleicht auch da ist wieder so was, womit der Film so spielt, weil Ken kommt rein, stellt fest, oh, Patriarch, geil, diese Männer, die sich die Hand geben und so. Und dann sagt er, okay, das mache ich jetzt auch. ins Krankenhaus und sagt, er will Arzt sein und wird natürlich erstmal von einer Ärztin zurechtgewiesen. Also diese Vorstellung Patriarchat, dieses versteckte Patriarchat, sie sagen ja auch die ganze Zeit, wir haben das Patriarchat immer noch, aber für Versteckten ist es gerade besser. Niemand redet mehr so drüber.
Johannes Franke: Das ist so ein zentraler, wichtiger Satz. Ich finde diesen Satz so wahnsinnig cool. Der geht aber so ein bisschen drüber weg, der Film. Der macht das Ganze an ganz, ganz vielen Stellen. Zentrale Momente, zentrale Sätze. die einfach gebracht werden und dann geht der Film einfach weiter. Und ich finde es so toll, weil er sagt, also Ken sagt ja, also ich finde, ihr macht Patriarchat nicht besonders gut, wenn ihr das hier nicht alles unter Kontrolle habt. Und er so, naja, wir machen das schon noch sehr gut, aber wir verstecken es jetzt besser.
Florian Bayer: Sogar dieser erste Moment, wenn Ken von einer Frau gefragt wird, wie spät es ist und er sagt, you respect me?
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Total perplex.
Johannes Franke: Und er hat dann zwei, drei Uhren am Handgelenk später in Babylon. Ich finde es so toll, wenn er das berichtet, ganz stolz. Und ich wurde nach der Uhrzeit gefragt und dann macht er seinen großen Move mit dem Arm und drei Armbänder oder sowas dran. Es ist so toll.
Florian Bayer: Aber es ist halt das Geile, wir erzählen einmal, wie Babylon als Matriarchat funktioniert, als diese Plastikmatriarchat. Wir erzählen einmal, wie in der wahren Welt das Patriarchat sich irgendwie gehalten hat. Und gleichzeitig so ein bisschen aufgelöst wurde. Und dann erzählen wir, was passiert, wenn jemand diese Idee des Patriarchats in diese Plastikwelt reinbringt und einmal sagt, wir machen jetzt Pferde und Autos.
Johannes Franke: Pferde, es ist so geil. Das Ding ist, Ken darf ja eigentlich nur Beach.
Florian Bayer: Ja, Ken kann nur Beach.
Johannes Franke: Und Beach als Verb anzuwenden, finde ich schon mal sehr schön. Ja,
Florian Bayer: total.
Johannes Franke: Und es heißt nicht Beaching oder sowas, sondern einfach nur Beach. Und er darf ja nicht mal eigentlich, Pferd ist ja gar nicht seine Spezialität. Ja,
Florian Bayer: er ist Beach-Kent.
Johannes Franke: Aber er... Und anscheinend sehnt er sich nach etwas anderem, als nur Beach zu machen. Ja,
Florian Bayer: er hat seinen eigenen Identitätskonflikt.
Johannes Franke: Ich glaube, das ist so ein bisschen das, was da mitschwingt. Weil alle Figuren in dieser Welt haben ja eine vordefinierte Funktion. Pilotin Barbie ist Pilotin. Die hat sich das nicht ausgesucht.
Florian Bayer: Nein,
Johannes Franke: nein. Das hat sich jemand anderes ausgesucht für die. Und irgendwie haben alle Figuren da drin so eine Ticking-Time-Bomb, was Identitätskrise betrifft. Ja. Und jetzt hat Candy halt... Und ich kann mir vorstellen, nach dem Film haben alle anderen Figuren auch irgendwie eine. Ja,
Florian Bayer: hoffentlich. Ja, hoffentlich. Darauf läuft es ja auch hinaus, dass sie halt nicht wieder zurück können in ihre Plastikwelt, wo jeder seine definierte Rolle hat, sondern dass sie irgendwie auch versuchen, über sich hinaus zu wachsen und selbst versuchen zu finden, was sie sind. Ken ist ja eigentlich wirklich dieses klassische Sexismus-Motiv umgedreht. Ken lebt nur für Barbie, fühlt sich nur gut, wenn Barbie ihn sieht. Er ist quasi die Barbie. Er soll gut aussehen für seine Besitzerin. Und dann stürzt er in diese Identitätskrise, weil er jetzt einfach, weil er feststellt, sie ist jetzt weg. Und dieses Pärchen-Ding, wir waren nie ein Paar, das funktioniert so nicht. Und dann diese Frage, was bin ich dann eigentlich, hat ja so ein ganz krasses Freiheitsmoment. Jetzt kannst du dich selbst definieren. Jetzt kannst du dich selbst neu erfinden und finden.
Johannes Franke: Ich finde übrigens, dass dieses Umdrehen der Verhältnisse ist ja ein relativ einfaches Mittel. Das benutzen viele Filme und viele Autoren in ihren Büchern, um etwas zu illustrieren. Und da dachte ich schon, ja, okay, aber es braucht mehr. Und dann beim Gucken merke ich, nee, eigentlich kann ich mir das zwar vorstellen in meinem Kopf und ich kann mir die Frage auch immer mal wieder stellen oder in einer Diskussion in einem Abend, in einem besoffenen Abend mit ganz vielen Leuten bei einer Party zu sagen, ja, wie wäre es denn andersrum. Aber wenn das ein Film so genau seziert umdreht. und uns genügend Situationen zeigt, in denen das so ist, da kommst du viel mehr ins Grübeln und drüber nachdenken, als man das eigentlich in seinem Leben als normaler männlicher Feminist eigentlich schon macht. Und das ist bemerkenswert, was es macht mit einem, dass man das so ausführlich und ausdauernd vorgelebt bekommt, wie das ist. Andersrum.
Florian Bayer: Ja, kleine kurze, muss man lesen, Empfehlung, die Töchter Egalias von, kurz gucken, Gerd. Gerd Brandenberg, toller Roman aus den 70ern, glaube ich. Feministischer Roman, wo es darum geht, dass eine Welt gezeigt wird, in der die Geschlechterverhältnisse umgekehrt sind. Die Männer müssen PHs tragen, Penishalter. Und die Frauen haben die Berufung, die Männer sitzen zu Hause und kochen und backen. Und ein Junge versucht sich daraus zu befreien. Ist vielleicht ein bisschen veraltet, ist halt 50 Jahre alt. Gott, die 70er sind 50 Jahre her. Aber ist auf jeden Fall immer noch lesenswert und ich stimme dir vollkommen zu. Also man dadurch... Es ist so ein einfaches Stilmittel, aber es ist auch ein sehr effektives Stilmittel. Und es funktioniert auch sehr gut in diesem Film. Weil ja, ich glaube, ich sehe, was du meinst, wenn du sagst, ich identifiziere mich mit Ken. Ich glaube, ich bin eher der Ellen-Typ, aber egal. Ja, ich glaube,
Johannes Franke: ich bin auch mehr der Ellen-Typ. Aber ich finde, an Ken kann man so viel sehen von dem, womit man aufgewachsen ist und was man internalisiert hat.
Florian Bayer: Absolut. Und es ist ja auch wirklich bitter für Ken, wenn er Barbie sagt, kann ich heute bei dir übernachten? Und dann sagt sie und... Wofür? Wofür? Und dann weiß er es nicht so genau. Und dann sagt sie, tut mir leid, heute ist Girls Night. Ja, das tut weh. Das ist hart, so zurückgewiesen zu werden. Und Ken trägt am Anfang immer so eine stille Traurigkeit mit sich. Auch wenn er mit den anderen Kens um Barbie buhlt. Es ist, Ken hat eine tiefe Traurigkeit, die in dem Film eher humoristisch aufgelöst wird.
Johannes Franke: Aber sie ist zu spüren. Ryan Gosling spielt das total, total gut auch.
Florian Bayer: Aber natürlich ist für das Emotionale... Es ist dann halt wahrscheinlich doch eher Barbie und Barbies Traurigkeit oder Barbie Verlorenheit. Weil sie kriegt ja so die großen emotionalen Momente.
Johannes Franke: Ja, aber er macht die große Entwicklung durch, die riesige große Entwicklung über den Film. Sie macht auch Entwicklung durch, so ist es nicht, sonst wäre es ziemlich platt. Aber naja, vor allem ist sie natürlich am Ende die Entwicklung in Richtung Menschlichkeit und Menschwerdung. Das ist natürlich auch... ein großer Identifikationsfaktor, aber das passiert eher gegen Ende des Films und am Anfang hast du eher diese Kennengeschichte davor. Naja,
Florian Bayer: ich finde, es gibt so diese Momente in der realen Welt, wo sie konfrontiert wird mit dem, was Leben bedeutet und es ist so toll, wenn sie dann Menschen sieht, die wild diskutieren, dass sie sieht, Menschen können anders miteinander reden, als ich das kenne. Ja. Und dann ist ja natürlich diese Szene, wo sie auf der Bank sitzt und dann sieht sie diese alte Dame da sitzen und sie hat Tränen im Auge und sie sagt... boah, sie sind wunderschön.
Johannes Franke: Und die beste Antwort der Welt, ich weiß.
Florian Bayer: Ja, und ich habe einfach ein Soft-Support für solche Momente. Ich sitze da und habe eine Gänsehaut, weil es einfach so schön ist.
Johannes Franke: Absolut. Vor allem wollten sie diese Situation eigentlich rausschneiden. Der Film ist ja recht lang dann doch. Ja. Und es gab im Cutting Room wirklich die Diskussion, na ja, komm, das fügt der Geschichte nichts hinzu. Wenn du es weglässt, passiert nichts anderes als vorher. Und sie hat wirklich, also... Greta Gerwig hat dafür gekämpft und gesagt, nein, wenn diese Szene nicht mehr ist, weiß ich gar nicht mehr, worum der Film eigentlich sich dreht. Weil da steckt alles drin in der Szene. Und ich finde es auch so, so toll. Du wirst kurz rausgerissen, nicht aus dem Film, aber aus der ganzen Situation so. Du kriegst einen singulären Moment, wo sie einfach nur da sitzt und dann eine alte Person neben sich sitzen sieht, was in Barbie-Welt, also es kommt nicht vor. Aber es ist das erste Mal. dass sie eine alte Person sieht und dann die Schönheit darin sieht, in dieser Person. Und es ist so großartig und ich glaube, das ist auch der Moment, der dazu führt, dass sie am Ende Mensch werden will.
Florian Bayer: Weil es einfach schön ist, nicht in dieser Plastikstagnation zu sein, sondern das zu haben, was Menschen haben, mit allem, was dazugehört, mit dieser Verzweiflung, mit der Traurigkeit.
Johannes Franke: Und dass die Schönheit genau dadurch auch kommt, durch die Erfahrung, durch die Jahre, durch die Veränderung. Durch die Veränderung, die sich immer wieder ergibt. Das sagt ja America Forever später dann in ihrer Rolle. Wie heißt sie, Sascha?
Florian Bayer: Sascha, wir müssen unbedingt über Sascha reden.
Johannes Franke: Ja, unbedingt, unbedingt. Aber sie sagt das ja auch später. Leben ist Veränderung. Ja. Das ist so. Und du kannst nicht die ganze Zeit, also als Mensch bist du verloren, wenn du daran festhältst.
Florian Bayer: Ja, Sascha. Sie findet Sascha, sie findet ihre vermeintliche Besitzerin, stellt heraus, dass die Tochter ihre Besitzerin ist. Aber sie sagt, hey, hallo und sie erwartet eigentlich, dass Sascha total dankbar ist. Und Sascha ist 13, 14, typischer zynischer Teenager. Und Sascha macht dann Barbie erstmal fertig.
Johannes Franke: Diese Rede sagt die Mutter übrigens, was ich jetzt meinte mit der Veränderung. Da habe ich den falschen Namen genommen. Wie heißt die Mutter?
Florian Bayer: Gloria.
Johannes Franke: Gloria, okay.
Florian Bayer: Und dann trifft sie auf Sascha, Glorias Tochter. Und... Sascha macht sie erstmal fertig und es ist hart. Also,
Johannes Franke: Falsches zu sagen ist schon echt viel.
Florian Bayer: Barbie tut mir auch echt leid in diesem Moment, aber Sascha drückt das aus, was viele Mädchen, viele Frauen so ein bisschen durchschaut haben, wie diese Plastikwelt funktioniert, denken. Und sie hat halt einfach mal einen Punkt. Egal, auch wenn sie Barbie damit wirklich fertig macht.
Johannes Franke: Ja. Aber ist Faschist das richtige Wort?
Florian Bayer: Ich weiß es nicht. Faschist ist in dem Fall ein Platzhalter. Sie hat mit ihrem Rant recht. Dass Barbie verantwortlich ist für ein Frauenbild, das scheiße ist.
Johannes Franke: Aber ich frage mich, was das Wort Faschist da soll. Ich will das durchaus auf die Goldwaage ein kleines bisschen legen. Jetzt mal absichtlich. Weil ja durchaus auch Greta Gerwig dieses Drehbuch geschrieben hat und sich über jeden Satz Gedanken gemacht hat. Wenn man ein Drehbuch schreibt, dann schreibt man das nicht einfach so hin und sagt, ich gucke mal nicht nochmal drüber, sondern man überlegt wirklich, ob jedes Wort das richtige ist. Und sie hat die Situation verteidigt Mattel gegenüber. Mattel hat gefragt, muss ich wirklich Faschist sagen? Und sie hat gesagt, mach dir keine Sorgen, wie das rübergebracht wird, ist anders, als du es jetzt im Drehbuch liest. Das sind einfach zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Und ich weiß immer noch nicht, ob das mit dem, wie sie es rüberbringt, jetzt... viel besser ist, als das, was ich gelesen hätte im Drehbuch. Das ist schon doll. Und ich überlege, ob das was mit Cancel Culture zu tun haben soll oder mit, ich weiß es nicht genau, weil das ist eine Übertreibung, die sehr pauschalierend ist.
Florian Bayer: Ich glaube, ich glaube, du überinterpretierst das. Ich weiß es nicht. You've been making women feel bad about themselves since you were invented. You represent everything wrong with our culture. Sexualized Capitalism. Unrealistic Physical Ideals.
Johannes Franke: So weit gehe ich mit.
Florian Bayer: Look at yourself. Okay, ich bin aktuell stereotypische Barbie, sagt sie dann. You set the feminist movement back 50 years. You destroy girls in a sense of worth and you are killing the planet with your glorification of rampant consumerism. Darauf sind wir noch gar nicht eingegangen. Das ist natürlich der Konsumismus von Barbie total krass.
Johannes Franke: Ja, das stimmt.
Florian Bayer: I am powerful and until you showed up here and declared yourself Barbie, I hadn't thought about you in years. You're fascist. Ich glaube, das ist einfach nochmal hinterhergerotzt. Wichtig ist, der rennt davor und dieses Faschist ist einfach nochmal hinterhergerotzt, um irgendein hartes Wort zu finden. Ja,
Johannes Franke: okay.
Florian Bayer: Und ich finde auch, dass Faschist ist gar nicht das Wesentliche, sondern es ist tatsächlich, sie bringt die richtigen Punkte in diesem Rant. Sie kritisiert das Körperbild von Barbie, sie kritisiert den Konsumerismus und sie kritisiert halt das auch vorhandene antifeministische Moment von Barbie, das immer mitschwingt. Und das in Form von Sascha legt uns der Film das einmal so direkt vor die Füße. Ja. Das finde ich, also ich finde das Faschist total eigentlich gar nicht so wichtig dabei. Vielleicht hat sie das Faschist eingebaut, damit sie nur über dieses Wort reden und über das andere so drüber hinwegkriegen. Wir sind so, was, was, was? Oh mein Gott, Faschist, darüber müssen wir nochmal reden.
Johannes Franke: Okay. Ja, weiß nicht, ja. Kleines bisschen bin ich drüber gestolpert. Auch später, es gibt einen Moment, wo sie sagt, there is this nutcase. Und dann korrigiert sie sich und sagt, I mean, reality challenged. Oder sowas.
Florian Bayer: Auch Sascha?
Johannes Franke: Auch Sascha.
Florian Bayer: Naja, Sascha ist halt auch ein Teenager, ne? Ja. Sascha... Sascha denkt auch gar nicht so viel darüber nach, weil das wird ja, die Einstellung, die Sascha zu Barbie hat, wird dann ja herausgefordert, weil wir haben mit Gloria, mit ihrer Mutter, haben wir einen großen Barbie-Fan, die arbeitet sogar bei Mattel, die hat ganz viele Barbies und die gerade so ein bisschen distanziert ist von ihrer Tochter und die in eine Midlife-Crisis geraten ist und deswegen angefangen hat, das ist der Grund für diesen ganzen Schlamasse. Gloria, die Mutter von Sascha, hat die alten Barbie-Puppen gefunden, hat angefangen damit zu spielen und hat dann sowas gemacht wie Self-Depressed Barbie. Oh, wie geil ist diese Werbung. Wie in der Mitte gezeigt wird.
Johannes Franke: Es ist so großartig. Die ganze Zeit nur auf Instagram ist. Ich finde es ganz, ganz toll. Und ich frage mich, warum es keine Depressed Barbie danach gab, nach dem Film. Ich meine, das ist doch ein No-Brainer. Du musst doch diese Puppe rausbringen als Mattel.
Florian Bayer: Ich glaube, das ist Geschmacklos tatsächlich. Ich weiß nicht, ob du das...
Johannes Franke: Ich weiß nicht, aber...
Florian Bayer: Ich glaube, das ist...
Johannes Franke: Ich weiß es nicht genau.
Florian Bayer: Es ist ein toller Gag, aber du kannst es nicht bringen. Du kannst keine Puppe rausbringen, deren Trademark ist, dass sie eine chronische Krankheit hat.
Johannes Franke: Weiß ich nicht. Also in meiner Phase, wo ich wirklich sehr stark an Depressionen gehangen habe, ich weiß nicht, vielleicht hätte ich mir die wirklich holen wollen.
Florian Bayer: Vielleicht, aber...
Johannes Franke: Aber ich weiß, ich weiß,
Florian Bayer: ein bisschen geschmacklos ist es schon. Es ist ein bisschen geschmacklos.
Johannes Franke: Na gut. Aber diese Situation, worauf wir hinaus wollen, das... Barbie feststellt, dass es nicht die Tochter ist, sondern die Mutter. Ich sitze da und bin nah am Wasser gebaut und fast am Heulen, weil ich denke, oh mein Gott, es geht gar nicht um die Tochter. Oh, die arme Mutter, oh mein Gott. Und man hat wieder eine Identifikationsfigur endlich, die nicht 19 ist, sondern die einfach mal in der Mitte ihres Lebens, mit Mitte, Ende 30, so was, eine weibliche Identifikationsfigur ist, was wir so, so lange im Kino nicht hatten.
Florian Bayer: Und dann ist es wirklich das, was ich ganz am Anfang meinte, das ist der Moment, wo dieses Nostalgie-Ding reinkippt, weil die Identifikationsfigur ist, eine, die Nostalgie für Barbie hat und die mit Barbie spielt und die an Barbie Gedanken verschwendet und gleichzeitig auch eine, die einfach lange genug gelebt hat und zu wissen, wie es in der Welt für Frauen aussieht, was für Erwartungen an Frauen gestellt werden und was sie als Frau alles leisten muss. Und dieser... Es wird ja ein zweiter großer Konflikt reingebracht mit diesem Tochter-Mutter-Konflikt. Den tragen wir jetzt den Rest des Films mit uns mit. Ich finde das eine tolle Entscheidung, diesen realen Weltkonflikt da mit reinzubringen und den dann einfach auch bis nach Barbie Land zu tragen und diesen Konflikt und den inneren Konflikt, den Barbie hat, zu vermengen, um die ganze Zeit die Frage zu stellen, was wird von Frauen erwartet? Was müssen Frauen machen? Was bedeutet es, ich zu sein?
Johannes Franke: Es ist natürlich auch, muss man sagen, vom Marketing her ein... unglaublich genialer Schachzug, der vielleicht auch nur eine Nebenwirkung ist, aber sich als unglaublich genial herausstellt, weil wenn du als Mattel, als Barbie nicht mehr wahnsinnig in bist, dann schaffst du das eventuell nicht über die Kinder wieder ins Gespräch zu kommen, sondern du schaffst es eventuell über die Eltern, um deren Nostalgie zu melken, damit ihren Kindern wieder Barbies kaufen.
Florian Bayer: Absolut. Dieser Film ist ab 6, aber das ist kein Kinderfilm. Überhaupt. Das ist ein Film für unser Alter, tendenziell eher für Frauen in unserem Alter oder für Menschen, die halt mit Barbie gespielt haben. Und die dann sagen, oh ja, krass, ja, ich erinnere mich, oh ja, okay, ich brauche eine Barbie.
Johannes Franke: Und diese Frage haben sich so wahnsinnig viele Leute im Internet gestellt. Ich habe nämlich so viel recherchiert wie sonst kaum für einen Film und mir Meinungen angehört von sowohl rechts als auch links. Ich habe mir einfach alles mal angehört, um herauszufinden, was da los ist. Die wenigsten haben verstanden, warum dieser Film nicht für Kinder ist. Die haben sich dann beschwert und gesagt, der Film ist nicht für Kinder, was soll das? Und ich so, natürlich nicht, weil die Zielgruppe gerade eher die Mitte-30-Jährigen sind, die eben ihren Kindern diese Puppen kaufen sollen.
Florian Bayer: Stranger Things ist auch nicht für Kinder.
Johannes Franke: Genau das ist es, ja.
Florian Bayer: Ich war ja mit meinem Sohn im Kino. Achso. Ich war mit meinem Sohn im Kino und mein Sohn fand den Film richtig geil. Ja? Wir haben uns den Film danach auf Blu-ray gekauft und er hat ihn mehrmals auch ohne mich noch geguckt. Geil!
Johannes Franke: Oh, ich freue mich.
Florian Bayer: Und mein Sohn fand ihn voll witzig.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und der stand vor allem auf die Musical-Einlagen.
Johannes Franke: Ja, ich auch. Ich muss sagen, ich finde die großartig.
Florian Bayer: Und ich glaube, er hat sehr viel mitgenommen, auch was diesen feministischen Subtext oder Text betrifft. Ja. Und was Frauenrollen, Frauenbilder betrifft. Ey, wir hatten gestern, haben wir über irgendwas geredet am Estich und dann kam das genau zur Sprache. Ah, okay. Also es ist ein bisschen blöd, weil ich meine, Kinder sind voll beeinflusst davon, was Erwachsene machen. Ja, ja. Meine Freundin und ich, also seine Mutter, haben uns unterhalten. über Rollenbilder und über weibliche Rollenbilder und haben dann sehr übereinstimmend darüber geredet, dass Feministinnen auch sich schminken können und auch große Brüste haben können, auch Ausschnitt haben können. Das ist ein scheiß Beispiel, weil er sitzt dann natürlich nebendran und wirft dann noch einen Punkt ein, der aber nur das bestätigt, was wir sagen. Vielleicht ist es kein gutes Beispiel.
Johannes Franke: Ja, jetzt bin ich gespannt.
Florian Bayer: Er hat dann auch einfach gesagt, ja, ist doch okay, soll doch jeder anziehen, was er will und so. Ich glaube, es war gut, dass er den Film gesehen hat. obwohl ganz viele Gags an ihm vorbeigegangen sind. Ja,
Johannes Franke: glaube ich. Ja,
Florian Bayer: mein lieber siebenjähriger Sohn, lass uns noch mal drüber reden, was eine Periode ist. Und ungefähr danach. Papa, was ist ein Gynäkologe?
Johannes Franke: Willst du noch einen Tee?
Florian Bayer: Ja, bitte. Vielen Dank. Was tatsächlich war... Oh Gott, jetzt plaudere ich aus dem Nähkästchen über meinen Sohn. Er freut sich übrigens total, dass ich hier im Podcast so viel über ihn rede. Er meinte so, boah, ich bin berühmt. Das heißt, meine Namen hören ganz viele Leute.
Johannes Franke: Gott, wie süß.
Florian Bayer: Die Freundin von meinem älteren Bruder ist Gynäkologin. Und wir waren an Weihnachten. Ich weiß nicht mehr genau. Wir waren auf jeden Fall bei meinen Eltern. Die waren auch da. Und Bela sitzt dann irgendwann auf der Couch und liest eine Zeitschrift, die da rumgelegen hat. Und sagt irgendwann, was ist das denn? Turns out, es war eine Fachzeitschrift von der Freundin von meinem Bruder. in der sehr viele Wulven zu sehen waren. Sehr gut. Viele medizinische Schaubilder von Wulven. Und er hatte ein sehr großes Foto geöffnet, wo er, glaube ich, zum ersten Mal in... Es sieht ja ein bisschen aus, wie er eine exotische Frucht geblickt hat.
Johannes Franke: Ah ja, okay.
Florian Bayer: Genau, also deswegen ist da sowieso alle Zopfen und Mais verloren. Aber was ich sagen wollte, mein Sohn fand den Film geil. Ich glaube, er hat sehr viel mitgenommen. Aber natürlich auch wegen der Musical-Einlagen, wegen des Set-Designs, wegen diesem Plastik und diesem bunten. Und so, das schreit natürlich auch, das spricht auch Kinder an.
Johannes Franke: Wollen wir darüber reden? was sie da gemacht haben. Set-Design.
Florian Bayer: Wir müssen die Namen nennen. Wir können nicht über Set-Design reden, ohne die Namen zu nennen, weil die haben unfassbar gute Arbeit gemacht, die beiden. Und zwar Sarah Greenwood und Katie Spencer waren Set-Designer und Dekorateure. Alter.
Johannes Franke: Man kann sich nur verbeugen vor denen, oder?
Florian Bayer: Es ist unfassbar.
Johannes Franke: Sie haben dafür gesorgt, dass es eine Weile Shortage an Pink gab. Dieser bestimmten Farbe Pink. Ja. Es war auch ein bisschen, hat es mit Covid zu tun gehabt, dass die Produktionsstätten noch nicht wieder auf 100% waren und so weiter. Aber sie haben so viel von dieser Farbe gebraucht, dass es zwischendurch echt schwierig war, an diese Farbe zu kommen.
Florian Bayer: Sie haben es so perfekt geschafft, diese Plastik-Spielwelt-Barbies in Kulissen zu gießen, die genau diesen Plastik-Look und Feel haben. Bis ins kleinste Detail, bis zu den Milchpackungen Barbie in der Hand hat. Und sie haben, das ist natürlich auch Peter Gerwigs zu verdanken, sie haben es geschafft, dieses... Leben in einer Plastikwelt perfekt umzusetzen, indem sie einfach, indem halt alles ganz viel gespielt ist, ganz viel Pantomime und so weiter. Und gleichzeitig ist es eine lebendige Welt.
Johannes Franke: Absolut. Auch wenn ich das Wasser nicht sehe, das viel zu kalt für Barbie ist. In dem Moment. Es ist so toll. Was mich sehr fasziniert, ist, dass Greta Gerwig, die ist ja nun wirklich ein Filmnerd, wenn man das so sieht. Man merkt dem Film volle Kanne an, dass sie der typische Filmnerd ist, der jeden fucking Film gesehen hat. Und bestimmt auch immer wieder nicht aufhört zu reden über bestimmte Dinge, wie wir das auch manchmal machen. Wo wir dann sagen, habe ich schon genug über den Directors Cut von Sex Nala geredet? Ich wette mit dir, dass sie das auch hat, weil man sieht einfach, wie krass drin sie ist.
Florian Bayer: Absolut.
Johannes Franke: Und dann hat sie für diese Welt gesagt, wir müssen alles praktisch herstellen. Wir können keinen digitalen Himmel einfügen oder sowas. Wir müssen das Ding... bauen, malen, wie in den 50ern, 40er, 50er, 60ern, das im Hintergrund alles gemalt war, wenn man im Studio gedreht hat und allein durch die Beleuchtung wir einen Sonnenuntergang oder eine Morgenstimmung oder mittags herstellen können und was die da gebaut und gemalt und ausprobiert haben, wie lang die allein an dem Blau für den Himmel gesessen haben, um das hinzukriegen, dass man das mit den verschiedenen Beleuchtungseffekten einigermaßen cool hinkriegt. Und sie hat sich wirklich orientiert an den 50er, 60ern. Und ich finde es großartig. Es sieht so gut aus. Es sieht vor allem so gut aus, weil es eben haptisch da ist. Obwohl es was Künstliches ist, ist es plötzlich realistisch. Es ist haptisch da. Und das ist genau die richtige Welt für die Barbie-Welt. Wenn du eine Barbie bekommen hast mit diesem blöden Haus und diesem Van und diesem ganzen Zeug. Das ist alles haptisch da. Es ist zwar künstlich, aber du kannst es anfassen. siehst diesen Film und denkst dir, du kannst alles anfassen.
Florian Bayer: Und diese liebevollen Details, das ist wie Puppenhäuser, dass die Häuser einfach mal offen sind hinten raus. Ja. Dass du reingucken kannst, dass der Krankenwagen, in dem kenngelegt wird, nachdem er einen Surfunfall hatte, viel zu klein ist. Ja, genau. Das ist aber aufklappbar.
Johannes Franke: Die Figuren sind alle 33% größer, als sie sein müssten. Ja. Es gibt eine genaue Formel dafür.
Florian Bayer: Und es ist einfach geil, weil genauso hat sich dieses Barbie-Spielzeug angefühlt, was ich übrigens bei Barbie irgendwie total nervig finde, dass Barbie, die Figuren sind zu groß für die Sex.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und das haben sie hier aber auch drin. Ihr Haus ist extrem winzig, aber so ist ein Barbie-Traumhaus. Das ist ein total geiles Traumhaus, aber es ist viel zu klein.
Johannes Franke: Und es hat keine Treppen.
Florian Bayer: Ja, aber das muss ja auch nicht. Irgendjemand hebt sie nach unten auf die Straße. Genau. Und es ist toll. Es fühlt sich einfach so lebendig an und macht natürlich enorm viel vom Charme dieses Films aus, einfach, dass sie sich in diesen tollen Kulissen bewegen.
Johannes Franke: Ja. Ja, es ist großartig. Auch dieser Übergang von der Barbie-Welt in die reale Welt. Wie sie da auch, das ist auch alles gebaut. Es ist nichts digital, es ist alles gebaut. Das ist super toll.
Florian Bayer: Ja, dann zu diesem bunten kommt halt, dass sie natürlich, und das ist ein Ding, diese Barbie-Welt. Bei allem, was Krita Gerwig macht, wie sie auf Mattel draufhaut, ist natürlich Mattel extrem glücklich mit dem, was hier präsentiert wird als Barbie-Welt. Weil es ist eine Barbie-Welt, in der wirklich diese Diversität der Laien total gehuldigt wird. Wir haben eine Trans-Barbie da, wir haben mehrere schwarze Barbies da, wir haben Barbie als Präsidentin, Barbie als Pilotin und so weiter. Es huldigt in dem Moment wirklich diesem Spielzeug. Du guckst auf diese Welt und sagst, ey. Was soll an diesem Spielzeug, das in dieser Welt stattfindet, schlimm sein? Ja. Weil guck mal, wie divers das ist und guck mal, wie toll das ist. Und Margot Robbie ist ja gar nicht so dünn.
Johannes Franke: Es ist ja auch positive reinforcement, ne? Du sagst ja auch als Filmemacher, Mattel, guckt euch das an. Das ist die richtige Richtung. Macht mal weiter in die Richtung.
Florian Bayer: Das habt ihr richtig gemacht, ja. Das ist auf jeden Fall der positive Twist, den man da reinbringen kann, dass man sagt, es ist vielleicht gar nicht so schlimm, dass es natürlich ein Marketing-Vehikel ist in dem Moment für Mattel, dass Eltern drauf gucken, die groß geworden sind mit dem Gedanken, Barbie ist scheiße, mein Kind soll nicht mit sowas spielen und drauf gucken und sagen, Moment, Barbie vermittelt genau die richtigen Werte, mein Kind soll damit spielen. Du kriegst jetzt eine Barbie zu Weihnachten, eine Präsidenten-Barbie, damit du auch weißt, was du später werden musst.
Johannes Franke: Ja, also ich finde, was die Berufe und so weiter betrifft. Haben sie ja auch von Anfang an alles richtig gemacht. Ja,
Florian Bayer: haben sie. Barbie hat sowieso von Anfang an vieles richtig gemacht und ich wusste das nicht. Für mich war Barbie auch durch meine Erziehung total abgespeichert, als Barbie ist Sexismus pur und Barbie ist ein nettes, hübsches Püppchen. Und so dieser Background, dass Barbie eigentlich entworfen wurde für das genaue Gegenteil. Dass Barbie entworfen wurde für die Repräsentation von Frauen in verschiedensten Berufen und so weiter.
Johannes Franke: Ist ja auch an mir vorbeigegangen.
Florian Bayer: Ist komplett an mir vorbeigegangen, ja.
Johannes Franke: Ich finde einen Satz noch ein bisschen schwierig. Sie sind ja dann mit diesen ganzen Barbies, die hypnotisiert wurden vom Patriarchat. Die wollen sie ja alle befreien und so.
Florian Bayer: Reprogramming.
Johannes Franke: Dann wacht die eine auf, guckt sich an und sagt, I wouldn't wear this dress. Und dann sagt sie, natürlich nicht, weil du eine Physikerin bist. Und dann denke ich, Moment, als Physikerin darfst du kein solches Dress tragen? Moment. Irgendwas stimmt da nicht.
Florian Bayer: Ja, wir haben einen Pick im Punkt gefunden.
Johannes Franke: Aber das musste ich kurz loswerden. Da saß ich da und dachte, hä, was?
Florian Bayer: Ja. Auf jeden Fall. Ich bin, glaube ich, einfach deiner Meinung. Ich bin in dem Moment einfach so weggeflecht von diesen Reden, die sie dann halten, um die Barbies zu reprogrammieren. Wenn nämlich Gloria so großartig sagt, it's literally impossible to be a woman. Und du kannst, du bist als Frau, kannst du es einfach nicht schaffen. Du musst besonders sein und du musst gleichzeitig alltäglich sein. Du musst natürlich sein und gleichzeitig toll aussehen. Du musst dich um die Kinder kümmern, aber du sollst auch Erfolg im Beruf haben. Diese ganze Last. einmal so rauswirft in wirklich großartigen Reden.
Johannes Franke: Ich muss einmal sagen, dass ich solche fast schon educational Reden immer ein kleines bisschen schwierig eigentlich finde in Filmen, weil du eigentlich das Ganze zeigen willst durch Aktion. Show, don't tell. Dass du nicht einfach Leute darüber reden lässt, was passiert ist, sondern dass man sieht, was passiert. Das ist Film, das ist das Medium Film. Aber in diesem Falle finde ich es total angemessen und richtig. Und das hat mich so ein bisschen auf den falschen Fuß erwischt, weil ich dachte, eigentlich habe ich noch ein Prinzip. Ich habe doch ein Konzept. Ich weiß doch, wie Filmmachen funktioniert. Hör mal, du kannst es doch nicht einfach machen. Du kannst dir nicht einfach so eine Rede da hinstellen und mich auch noch begeistern damit.
Florian Bayer: Das ist halt einfach performative Rede in diesem Moment. Das ist Teil der Handlung. Und es ist halt auch einfach toll montiert. Und ich habe tatsächlich, und das ist krass, ich habe bei dem Film eigentlich nie das Gefühl, dass er preachy ist, obwohl er total preachy ist.
Johannes Franke: Ja, er ist total preachy.
Florian Bayer: Aber ich habe nie das Gefühl dabei, weil er einfach... Weil er nicht mich adressiert, sondern weil er Situationen im Film adressiert. Und zwar so, dass es auch nicht so wirkt. Wenn Charlie Chaplin auf die Bühne kommt und mit der Welt redet, als Diktator, dann ist klar, er adressiert uns als Zuschauer. Das ist jetzt ein sehr krasses Beispiel. Und das ist ganz oft auch so ein bisschen subtiler, aber dass wir uns ganz eindeutig adressiert fühlen, dass wir wissen, nein, diese Person redet jetzt nicht im Film, sondern sie redet mit uns. Aber hier ist es so gar nicht in der Handlung drin, als wesentlicher Teil der Handlung, dass ich mich nie... Ich hab einfach keinen Zeigefinger gesehen in dem Film Weiß ich nicht ganz genau,
Johannes Franke: ob das wirklich so in der Handlung, also natürlich macht es Sinn, dass sie diese Rede hält aber sie kommt schon so als bisschen preachy Rede daher, für mich schon so ein bisschen aber es stört mich nicht, es stört mich überhaupt nicht in dem Moment, weil ich diese Kartasis darin sehe, weil das eigentlich es sagt halt sonst kaum jemand Man hat das mal irgendwie in Gesprächen auf Partys mit Freundinnen oder sowas, die einem erzählen, was das Problem ist oder wo man vielleicht ein Arschloch vor sich hat und versucht dem dann zu erzählen, was das Problem ist oder sowas. Aber dass es jemand im filmischen Kontext einmal so auf dem... Tischhaut mit so einer Wucht, das passiert halt sonst nie und deswegen hast du so einen kathartischen Moment und denkst, yeah, yo, go, go, endlich sagt's mal jemand.
Florian Bayer: Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass das Ganze so eingerahmt ist durch diese großen, bunten, wilden Momente, weil wir haben ja kurz danach, wenn sie... Es geschafft haben, alle Barbies wieder auf ihre Seite zu ziehen und in dieser Montage erlebt haben, wie die Cans ausgenutzt wurden in ihrem Mansplaining und so weiter. Dann haben wir ja die große Musical-Nummer des Films, man kann es nicht anders sagen. I'm just Can.
Johannes Franke: I'm just Can. Und ich liebe es.
Florian Bayer: Ist das die beste Musical-Szene der letzten 20, 30, 40, 50, meinetwegen 60 Jahre? Danke, ja. Es ist so ein großer Moment. Wenn sie am Strand kämpfen, wenn wir diesen absurden Plastikkrieg haben, wenn das dann switcht zu diesem Boygroup-Ding und es ist unbeherrschend.
Johannes Franke: Das Ding war nicht im Drehbuch.
Florian Bayer: Es ist, ja.
Johannes Franke: Sie haben, der Typ, der das geschrieben hat, hat das als Scherz geschrieben und hat das einfach hingeschickt und gesagt, guck mal, hihihi, hihihi. Und dann hat Ryan Gosling gesagt, Alter, ich mach nicht mit, wenn das nicht drin ist. Das muss da rein, wir müssen das da mit reinnehmen. Und dann haben die das ins Drehbuch mehr reingearbeitet und haben dann auch so ein paar Sachen dafür geändert, damit er diesen Song bringen kann. Und das ist so großartig. Das Spiel von Ryan Gosling ist sehr großartig. Die Choreografien sind großartig. Diese Anspielungen an die 50er-Jahre-Filme sind großartig. Ich sehe hier volle Kanne Singing in the Rain, Gene Kelly, als er im letzten Teil, der überhaupt nichts mit dem Film zu tun hat, plötzlich anfängt, auf der Soundstage zu tanzen und zu singen. Und es ist so, so toll gemacht. Ich liebe diese Szene und ich könnte sie mir jeden Tag anschauen.
Florian Bayer: Es ist unglaublich gut. Auch diese ganzen Nebendarsteller kennen. Also wir haben ja Stimulio als Rival kennen, der so die wichtigste Rolle neben unserem Beach-Ken hat. Und wie die beiden sich behaken. Es ist einfach so perfekt gemacht. Es ist wirklich, du siehst diese Szene und du bist einfach blown away. Und es betrifft viele von diesen bunten Musical-Szenen. ja nicht ein richtiges Musical. Es wird ja jetzt nicht so viel von unseren Protagonisten gesungen. Aber es gibt sehr viele Montagen mit Musik, die so diese Musical-Vibes versprühen. Also wenn sie zum Beispiel in die reale Welt fahren und wieder zurück, dann haben wir ja dieses montagenhafte Wenn Barbie vor der Mattel-Chef-Etage flieht, wenn wir dann den Lauf durch das Büro haben. Oh, das ist großartig.
Johannes Franke: Ihr habt, habt ihr sicherlich gesehen, weil ihr habt ja unsere Folge darüber gehört. Playtime von Jacques Tati. Und der hat ja in... dieser einen Szene, wo die Büros gezeigt werden, genau diese Büros und ich liebe Greta Gerwig dafür, dass sie das zitiert, auf diese hilarious Art und Weise und die Verfolgungsfakt ist völlig, also unmöglich kann die so stattfinden. Die ist absolut gaga und ich find's so toll und dann rüber zum Geist von Ruth Handler, ich find den Übergang großartig.
Florian Bayer: Ja, sie haben Ruth Pendler reingebracht. Was für eine schöne Idee, den Geist von Ruth Pendler einmal nach Mattel in die Chefetage zu setzen, mit dem Augenzwinkern, aber auch mit sehr viel, sehr viel Emotionen, die einmal so als weiser, als weiser Geist Barbie den richtigen Weg weist.
Johannes Franke: Ja, und es ist natürlich auch sehr passend, nachdem du vorhin darüber geredet hast, wie sie nach und nach unwichtiger wurde in der Chefetage, weil sie ja, ne, sie wurde da wegen dieser, wegen Steuerhinterziehung und so weiter verurteilt und dann. hat sie an Bedeutung verloren einfach in der Firma, nach und nach. Und dass man sich dann vorstellen kann, dass sie zwar jeden Tag ins Büro gekommen ist, aber immer weniger Bedeutung hatte, ist dieses Gefühl von, okay, der Geist des Hauses ist noch da. Der hat irgendwo ein Büro, aber eigentlich interessiert sich keiner mehr dafür. Und dann ist es so passend, dass sie da ihre eigene kleine Küche irgendwo in diesem Gebäude hat. Und als Geist da noch rumsitzt.
Florian Bayer: Es ist genau zur Mitte des Films. Das Treffen von Barbie auf ihre Schöpferin ist Halbzeit. Und ja, es ist einfach, es ist ein schöner Moment, es ist eine schöne Verbeugung, sie machen es auch mit Augenzwinkern. Gehört zu den vielen Momenten, wo ich sage, wow, dass Mattel das durchgewinken hat. Wir haben ganz am Schluss die Szene, wo Präsidenten Barbie, glaube ich, die Treppe runterkommt und sagt, jetzt ist Schluss, Motherfucker. Und wir haben das Mattel-Logo als Fieb haben über ihrem Mund, wenn sie Motherfucker sagt. Also wirklich. Und dann die ganze Mattel-Chef-Etage, wenn sie auch sagen, das Phallic-Building, als Mattel-Chef. Und dann zu fragen, okay, hier sind offensichtlich nur Männer. Und Barbie stellt fest, wo ist die Frau, die ihr das Sagen hat? Dann stellen wir fest, es sind wirklich nur Männer. Mattel hat auch das durchgewunken.
Johannes Franke: Ja, obwohl das Gebäude von Mattel, das richtige Gebäude von Mattel, ist kein Phallic-Gebäude. Es ist ziemlich eckig groß, aber es ist nicht phallisch.
Florian Bayer: Ja, und dann, dass der Mattel-CEO, der offensichtlich auch... irgendwie eine Repräsentation vom jetzigen CEO ist, jetzt muss ich einmal noch mal kurz gucken, der tatsächlich immer noch in Crisis, tut mir leid, ich weiß nicht, wie er ausgesprochen wird. Ja,
Johannes Franke: aber Will Ferrell spielt das großartig.
Florian Bayer: Ja, allein wir, also ich mag Will Ferrell. Er gehört zu diesen albernen amerikanischen Comedianschauspielern, die ich mag.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Wenn er am Schluss sagt, ach, ich würde eigentlich gerne mal durchgekitzelt. Aus dem Nichts heraus. Also, ich sag's mal so, Mattel hat wirklich verdammt viel Eier bewiesen in diesem Moment und in diesen vielen Momenten. wo sie echt auf die Fresse kriegen.
Johannes Franke: Aber sie sind nicht in letzter Instanz die Bösen.
Florian Bayer: Nein.
Johannes Franke: Weil Will Ferrell sagt, als Ken die Welt übergenommen hat, wird er ja angerufen, wir verkaufen jetzt wie blöde dieses Mojo-Dojo-Haus, Casa-Haus. Und er sagt, nein, um Gottes Willen, das geht nicht. Und ich denke, wieso? Aber das ist doch der Kapitalist des Films. Warum will der das nicht? Und er sagt, nein, nein, wir sind dafür da, dass Frauen, kleine Mädchen ihre Träume haben dürfen. Ja. Ja, okay, kann man machen. Dann macht man eben nicht diesen Überbösewicht von Kapitalisten. Aber es liegt vielleicht auch ein bisschen daran, dass Mattel jetzt nicht unbedingt der Überbösewicht sein wollte. Weiß ich nicht genau. Ja,
Florian Bayer: das Schlimme ist, ich kaufe es ihnen ab. Ich bin ja manchmal ein bisschen naiv. Ich glaube, es gibt keine bösen Menschen. Und wenn es böse Menschen gibt, dann, also es gibt böse Menschen, die nicht wissen, die glauben trotzdem, die guten Menschen zu sein. Ich kaufe Mattel ab. dass es nicht nur um Geld geht bei sowas, sondern dass sie sich wirklich drum bemühen, ihr Spielzeug besser zu machen, weil sie daran glauben. Ich glaube auch, dass Amazon zum Beispiel diese Guideline, über die wir irgendwann mal geredet haben, nicht nur macht, weil sie sagen, oh, dann verdienen wir mehr Geld, weil, wo verdient man mehr Geld, sondern dass sie wirklich davon überzeugt sind, die Welt wird ein besserer Ort. Weil ganz banal, auch Kapitalisten haben ein Herz. Kapitalisten haben ideale Jenseits von Geld.
Johannes Franke: Wir können es ja vereinfachen. Kapitalismus ist ein System. In diesem System sind immer noch Menschen. Natürlich kann das System Menschen irgendwie korrumpieren und kann Menschen Dinge machen lassen, die irgendwie in der Endkonsequenz irgendwie scheiße sind, aber es sind immer noch Menschen und Menschen haben Bedürfnisse und Menschen wollen wertvoller Teil der Gesellschaft sein. Ob sie es hier und da schaffen oder nicht, ist eine andere Frage, aber ich glaube, du hast da recht, dass... Gerade bei Mattel, weil wir ja gesehen haben, dass über die Geschichte, jedes Mal wenn Kritik kam, haben sie reagiert. Oder sie haben versucht, dem Feminismus hinterher zu hecheln. Sie haben es wirklich versucht.
Florian Bayer: Sie haben sich wirklich bemüht.
Johannes Franke: Und das ist nicht unbedingt zu einer Zeit gewesen. Also in den 50ern und 70ern und dann in den 90ern nochmal, haben sie diese Veränderungen nicht gemacht, weil sie unbedingt mussten. Weil ich glaube, damals hätte man noch den Stinkefinger zeigen können, ohne groß zu verlieren. Ich glaube, das wäre möglich gewesen zu überleben. ohne dass man dem Ganzen hinterher geht.
Florian Bayer: Das Ding ist ja tatsächlich, Mattel hat früher angefangen. Mattel hat angefangen, die Barbie-Line divers zu machen, bevor dieses Diversity-Ding so ein großes Thema war. Und ich glaube, da muss man sie nicht nur in Schutz nehmen, sondern auch tatsächlich so ein bisschen dafür loben.
Johannes Franke: Vielleicht, ja.
Florian Bayer: Und sie haben natürlich daneben gegriffen in dieser Zeit. Sie haben halt auch, wie gesagt, sie haben dann Barbies, die ein bisschen normaleres Gewicht hatten. Selbst das waren dünne Barbies. Haben sie wieder weggenommen. Sie haben den Versuch, Schwarze zu repräsentieren, vielleicht auch nicht 100% getroffen. zumindest sie haben sich bemüht und weil ich glaube, dass da auch viele nicht nur Roofhändler, sondern auch Nachroofhändler, Leute am Drücker waren, die gesagt haben, naja, wir haben hier auch irgendwie eine gewisse Verantwortung und wir wollen dir gerecht werden.
Johannes Franke: Ja, klar. Kleine Anekdote. Greta Gerwig und Margot Robbie sind mit ihrem Skript zu Mattel gegangen, haben sie auf den Tisch geknallt und haben gesagt, so, das machen wir jetzt. Ich glaube, wir machen eine Billion Dollar. Als Scherz. Und dann lachen alle und klopfen sich auf die Schulter und jetzt... So ein paar Monate später hast du einen riesigen... Wie viel haben die verdient?
Florian Bayer: Es war der große Sommerhit. Der hat Oppenheimer an den Kinokassen beerdigt. Barbie hat mit ihren Stöckelschuhen Oppenheimer in den Arsch gedreht und hat gesagt, eine Atombombe davor habe ich keine Angst. Von Babenheimer hat nicht Barbie profitiert, sondern Oppenheimer.
Johannes Franke: Wahnsinn. Es ist unglaublich. Ich habe die Zahl leider immer noch nicht gefunden. Doch 1,446 Milliarden haben sie gemacht damit. Und die Rede war, nur um das zu klären, nicht von eine Billion Dollar, sondern Billion Dollar, was wiederum die Milliarden sind. Also es ist mehr geworden, als sie im Scherz gesagt haben, dass sie verdienen würden.
Florian Bayer: Das ist total krass. Was für ein riesiger Erfolg und ja, ganz ehrlich, auch was für ein verdienter Erfolg. Also ich meine, das ist jetzt nicht überraschend nach dem Gespräch, was wir gerade hatten. Ja. Mich hat der Film umgehauen. Ich war richtig begeistert von dem Film. Ich hatte so viel Spaß im Kino, wie schon lange nicht mehr. und danach Zuhause auch nochmal und jetzt beim, den Film habe ich jetzt mittlerweile bestimmt schon viermal gesehen, wenn nicht sogar öfter, auch nochmal. Und zwar halt auch kein Spaß mit schlechtem Gewissen, sondern auch Spaß mit hier ist ein Film, der die richtige Botschaft hat, hier ist ein Film, der fantastisch inszeniert ist, wo sich wirklich alle Beteiligten extrem Mühe gegeben haben und ein Film, der Freude macht und auch ein Film, Der die Welt ein Stück besser macht, weil wie Greta Gerwig gesagt hat, das war als humanistischer Film geplant und das ist dann auch irgendwie geworden, obwohl es um ein Spielzeug geht.
Johannes Franke: Ja, krass.
Florian Bayer: Spielzeug.
Johannes Franke: Unsere Top 3. Eine Top 3 Toy Stories?
Florian Bayer: Toy Stories!
Johannes Franke: Also, ich hab den Film Toy Story jetzt einmal ausgelassen, weil es mir zu obvious ist.
Florian Bayer: Den sollten wir zumindest als honorable Menschen einmal in den Raum werfen. Es ist early Pixar, aber wirklich early. Also wenn man sich heute den ersten Toy Story anschaut, stellt man fest, wow, krass. Das haben wir in den 90ern abgefeiert als CGI und gesagt, man, besser geht's nicht. Es ist schon ein bisschen, also gerade beim ersten Toy Story merkt man schon, dass das so ein bisschen... outdated ist.
Johannes Franke: Ja, ich habe aber nicht mehr im Kopf, wie der eigentlich war und ich glaube, der ist ziemlich gut als Film.
Florian Bayer: Die Toy Stories sind alle drei ziemlich gute Filme. Ja? Ja, auf jeden Fall. Also ich habe die auch nicht in meiner Liste, aber um für die mal eine Lanze zu brechen, das sind wirklich starke Animationsfilme, die auch tendenziell besser werden. Also der erste ist wahrscheinlich sogar der schwächste.
Johannes Franke: Ah, okay.
Florian Bayer: Und die schaffen es ganz gut, auch so erwachsenere Themen später aufzugreifen. Der erste hat halt einfach dieses, hat da einfach von diesem Novum gelebt. Hey, guckt mal, Computeranimation kann mittlerweile das da.
Johannes Franke: Okay. Ich habe ein bisschen freier gestaltet, weil ich habe die ganzen Lego-Movies und so nicht gesehen. Und ich habe auch nicht so viele Filme gefunden, die ich gesehen habe und die ich gut fand. Das sind ja zwei wichtige Kriterien für diese Liste, die mit Spielzeugen irgendwie umgehen, die eine größere Rolle spielen, als nur einfach ein Spielzeug in der Szene zu sein. Das ist selten, dass ich sowas gut umgesetzt finde.
Florian Bayer: Stimmt.
Johannes Franke: Ich habe deswegen ein bisschen gecheatet und ich muss als erstes, ne? Ja. Ich hab auf Platz 3 Jumanji.
Florian Bayer: Passt. Auf jeden Fall.
Johannes Franke: Es ist halt ein Videospiel. Ja. Aber es ist großartig.
Florian Bayer: Du redest von dem neuen Jumanji oder von dem alten Jumanji? Von dem alten. Ach,
Johannes Franke: das ist ja gar kein Videospiel.
Florian Bayer: Das ist ein Brettspiel.
Johannes Franke: Ah, stimmt. Das war ein Brettspiel. Geil. Ich hab alles richtig gemacht.
Florian Bayer: Robin Williams. Ja, toll.
Johannes Franke: Es ist großartig. Ich find's wirklich, wirklich toll. Die Idee allein find ich toll.
Florian Bayer: Absolut. Aber weil wir gerade Pixar erwähnt haben, auch da guckt man auf die CGI und denkt so, so ein wirklich früher Vorreiter von CGI. Ja. Und macht Macht auch einiges, was heute etwas merkwürdig aussieht.
Johannes Franke: Aber die neueren sind auch gut.
Florian Bayer: Die neueren sind gut. Überraschend gut.
Johannes Franke: Überraschend gut, ja.
Florian Bayer: Und ich bin überrascht, dass du die auch gesehen hast. Ich habe ihn wirklich nur durch Zufall gesehen. Ich habe gesehen, ah, okay, da macht The Rock mit Wrestler. Ja, genau. Aber muss ich nicht unbedingt sehen. Und dann habe ich ihn irgendwo, weil nichts Besseres lief oder so geguckt. Echt?
Johannes Franke: Ich habe ihn sehr deliberate gesehen. Ich habe wirklich mich hingesetzt und habe gesagt, oh, den muss ich unbedingt gucken. Und habe ihn mir angeschaut. Geil,
Florian Bayer: interessant. Guter Film. Besser als man denkt, wenn man so den Titel hört und das Plakat sieht.
Johannes Franke: Nur um das kurz zu erklären. Jumanji ist dieses Brettspiel, wie du gerade festgestellt hast. Nicht das Videospiel, was ich im Kopf hatte vom zweiten Teil. Aber sobald man das spielt, sobald man anfängt damit, wird man da reingezogen in dieses Spiel. Und dann sind wir plötzlich in dieser Welt dieses Spiels. Und du bist eine Spielfigur, die einen eigenen Körper bekommen hat. Also selbst wenn du als Kind da rangehst, bist du dann plötzlich ein erwachsener Mann oder eine erwachsene Frau. Gender-Switch inklusive. Ja, genau. Und dann musst du da Abenteuer erleben und da irgendwie wieder rauskommen aus diesem Spiel, wo man nicht ganz sicher ist, ob das Spiel dich umbringen will. Und das Ganze doch ein bisschen mehr hostile und mehr problematisch ist, als jetzt nur Fun, Fun, Fun. Und ja, darin bewegt sich dieser Film.
Florian Bayer: Toller Abenteuer-Fantasy-Film.
Johannes Franke: Ja, total großartig.
Florian Bayer: Mein Platz 3 ist aus den 80ern, 1985 von Roland Emmerich's Joey. Eine ganz merkwürdige Mischung aus Fantasy, Grusel und Mystery-Film. den ich auch nur noch so vage in Erinnerung habe, wo ein neunjähriges Kind mit einem Spielzeugtelefon mit seinem toten Vater telefoniert.
Johannes Franke: Oh, was?
Florian Bayer: Und das ist ein bisschen eine ganz abstruse Mischung aus E.T. mit Kruse-Elementen. Vielleicht muss ich den mal wieder gucken. Ich hab den nicht mehr so ganz in Erinnerung.
Johannes Franke: Ging ein bisschen, äh, na ja, gut, okay. Ich hab auf Platz zwei auch ein bisschen gecheatet jetzt. Time Bandits, weil dieses ganze Zimmer von dem Jungen. Es ist voll von Spielzeug und von Büchern und von Zeug, was in diesem Film dann vorkommt.
Florian Bayer: Was zum Leben erweckt quasi.
Johannes Franke: Was quasi zum Leben erweckt wird, wenn wir davon ausgehen, dass es die Fantasie des Jungen ist, die in dem Film überhaupt visualisiert wird. Time Bandits handelt nämlich von diesem Jungen, der in diesem Zimmer lebt, das ich gerade beschrieben habe, der eines Nachts von kleinenwüchsigen Banditen heimgesucht wird. Der dann irgendwie mit denen auf eine Reise geht, auf eine fantastische Reise. Seine Eltern sind furchtbar schrecklich und man ahnt so ein bisschen, dass er auch in die Fantasiewelt sich reinstürzt, um aus diesem schrecklichen Zuhause flüchten zu können. Und am Ende explodieren die Eltern auch noch. Also es ist ein sehr fantastischer Film.
Florian Bayer: Und er hat diesen napoleonischen Spielzeuge, deswegen reist er in Napoleons Zeit als dritter Spielzeuge und landet im Mittelalter und so weiter. Also wir sehen, dass quasi der Film, was im Film passiert wird, schon so ein bisschen dadurch antizipiert, dass wir sein Kinderzimmer sehen mit den ganzen Spielsachen. Nehme ich, ist nicht so doll gecheatet. Okay, gut. Ist in Ordnung, lassen wir durchgehen. Mein Platz 2, ein ganz schöner Film aus dem Jahr 1995, der Indianer im Küchenschrank, Indian in the Cupboard. Ein kleiner Junge hat eine Indianer-Plastikfigur und die wird zum Leben erweckt. Und dann später auch noch ein Cowboy und der Indianer und der Cowboy bekämpfen sich dann auch. Ganz toller, ganz liebenswerter Film aus Kinderperspektive, mit Kinderwünschen und Kinderträumen und hat das richtige Maß an Humor, Abenteuer und... Auch ein bisschen Drama.
Johannes Franke: Auch ein bisschen, oh. Mein Platz 1. ist Mr. Magoriums Spielzeugladen. Ich glaube, dass er im Deutschen so heißt. Mit Dustin Hoffman und Natalie Portman. Und Mr. Magorium will seinen Spielzeugladen weitergeben an die nächste Generation, weil er sehr alt geworden ist und er wird dann irgendwann sich in Luft auflösen, sagt er. Der Spielzeugladen ist sehr magisch. Also die ganzen Spielzeuge bewegen sich von alleine, haben ein eigenes Leben und können in der Gegend rumfliegen und fahren und so weiter. Und jedes Mal, wenn das ein bisschen weiter fortschreitet, dass Mr. Magorium sagt, ich muss es jetzt weitergeben, ich muss es abgeben an jemand anders, nämlich an Natalie Portman, die sich auch erst weigert, werden die Spielzeuge immer trauriger. Oh. Und verlieren mehr und mehr Magie. Oh. Und der wird immer grauer erladen. Oh Gott. Und das ist so traurig.
Florian Bayer: Oh nein.
Johannes Franke: Und dann muss Natalie Portman halt irgendwie die Kraft in sich finden, in diesen... Spielzeugladen mit Leben zu füllen und auch die Magie aufrecht zu erhalten und so weiter.
Florian Bayer: Das klingt schön.
Johannes Franke: Ein total süßer Film. Ich hab ihn sehr gemocht. Ich hab ihn, glaube ich, zweimal gesehen. Das letzte Mal ist schon auch wieder sechs Jahre oder so was her.
Florian Bayer: Cool. Interessant. Mein Platz 1 ist der Lego Movie, der gar nicht so unendlich wie Barbie, aber mit deutlich klarerem Zielpublikum Kinder die Marke abfeiert, aber auch ein bisschen kritisch durchleuchtet. Weil es wird so ein bisschen die große Frage aufgestellt, Bauen wir nach Modell und nach Anleitung oder bauen wir kreativ? Wollen wir sammeln und wollen wir für die Ewigkeit erhalten? Oder wollen wir eine freie Welt, in der ganz verrückte Sachen passieren und Dinosaurier gegen Cowboys kämpfen und so weiter? Und Will Ferrell spielt mit. Will Ferrell spielt auch den Bösewicht so ein bisschen.
Johannes Franke: Beziehungsweise voicet ihn, oder?
Florian Bayer: Er spielt auch mit, man sieht ihn auch später.
Johannes Franke: Man sieht ihn?
Florian Bayer: Ich würde den Film auch, glaube ich, gerne irgendwann mal geben, weil es ist wirklich für mich so ein Beispiel. Er macht diese Auseinandersetzung mit... Mit dem Spielzeug macht er nicht ganz so elaboriert wie Barbie und nicht ganz so mit so vielen Augenzwinkern und so viel Meta, aber es gibt die Meta-Ebene. Ja. Und es ist wirklich ein guter Kinderfilm mit interessantem Subtext.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: So,
Johannes Franke: dann lass uns doch zurückgehen in unseren Film.
Florian Bayer: Ja. Das war unsere
Johannes Franke: Top 3. Ich glaube, ich muss mit einer Anekdote zurückgehen in den Film.
Florian Bayer: Oh, eine Anekdote, ja, bitte.
Johannes Franke: Das ist toll. Die müssen ja alle sehr fit sein. Also gerade bei Ryan Gosling sieht man es natürlich in den Bauchmuskeln. Und die haben da irgendwie echt viel auch Bonding gemacht. Die Männer sind gemeinsam alle ins gleiche Fitnessstudio gegangen und so. Und dann Greta Gerwig hat das alles so ein bisschen organisiert, dass die sich auch in den Rollen auch privat zusammenfinden und dass es irgendwie Bonding-Momente gibt. Und dann haben sie am Set irgendwann einen Planking- Wettbewerb veranstaltet. Ihr wisst hoffentlich, was Planking ist. Man geht auf die Oberarme und hinten auf die Zehen und muss das halten, wie so ein Brett. Muss einfach halten und die Bauchmuskeln werden arg beansprucht. Und wenn man richtig gut ist, dann schafft man eine Minute.
Florian Bayer: Wenn man es erklärt, klingt es gar nicht so anstrengend. Aber wenn man einmal in dieser Position war, weiß man, was für eine Belastung das ist für den ganzen Körper. Mein Mann,
Johannes Franke: mein Mann. Und ich bin echt froh, wenn ich eine Minute schaffe. Ich bin furchtbar. Und Dann haben die diesen Wettbewerb gemacht und man denkt sich, ja gut, Ryan Gosling sieht schon so aus. Der wird das rocken, das Ding. Und er hat es auch gerockt, aber er hat eine Minute früher aufgeben müssen, eine ganze Minute früher aufgeben müssen als Margot Robbie.
Florian Bayer: Girl Power!
Johannes Franke: Es ist der Hammer, wie hat die über drei Minuten ausgehalten?
Florian Bayer: Wie krass ist das denn? Voll krass, Wahnsinn.
Johannes Franke: Wahnsinn, wirklich eine Minute länger als alle anderen ist schon wirklich hart.
Florian Bayer: Ja, vor allem als Ryan Gosling. der ja eigentlich nur aus Bauchmuskeln besteht. Ja,
Johannes Franke: total krass. Aber der hat bestimmt auch so hintrainiert, dass man das nicht auf Kraft trainiert, sondern auf Aussehen trainiert. Und das ist normalerweise wirklich eine andere Nummer. Aber geile Anekdote.
Florian Bayer: Absolut. Haben wir ein Fazit zu diesem Film?
Johannes Franke: Haben wir ein Fazit zu diesem Film? Was lernen wir aus diesem Film, Florian? Was will uns der Film, also nicht, nein, nein, nein, falsche Frage. Aber was lernen wir, wenn wir davor sitzen?
Florian Bayer: Feminismus ist Party und ist Spaß. Und Vogue sein ist Party und ist Spaß. Und queer sein ist Party und ist Spaß. Und einfach, du kannst sehr bewusst für Ungerechtigkeiten durchs Leben gehen und trotzdem verdammt viel Spaß haben. Und das ist eine ganz, ganz, ganz wichtige Botschaft.
Johannes Franke: Ich finde, die wichtigste Botschaft ist eigentlich das, was am Ende die große Rolle spielt. You are enough. Das sind wir. Wir müssen uns anstrengen. Wir müssen uns schon entwickeln. Aber wir sind so, wie wir sind, okay. Leute, wir müssen unseren Selbstwert nicht an unserer Partnerin festmachen oder unserer Wunschpartnerin, wie bei Ken. Wir müssen unseren Selbstwert nicht an irgendwelchen Berufen festmachen oder an dem, was du vielleicht gedacht hast, dass du Feminismus gelöst hast. Das ist nicht deine Identität. Die kannst du und darfst du in dir finden. Das ist nicht dein Beruf. Und das finde ich großartig.
Florian Bayer: Und es ist toll, ein Mensch zu sein. Und es ist mit allem, was dazu gehört. Und dann damit vielleicht sogar auch Einfach in einem Film, der natürlich das Thema Frau sein behandelt, eine viel universellere Botschaft, nämlich eine ganz allgemein humanistische Botschaft.
Johannes Franke: Deswegen sage ich, das ist nicht nur der Satz, das ist ein Film für Frauen und für Männer, auch für Männer, sondern es ist auch, nicht auch, es ist ein Film für Männer. Und daneben der Satz, es ist ein Film für Frauen. Es ist einfach auf gleichem Level. Wir können alle was davon mitnehmen. Und ich finde, dass das in... keinem Film bisher so in der Form gemacht wurde.
Florian Bayer: Mattel, wir verzeihen euch deswegen sogar, dass ihr Sugar Daddy Ken und Grow Up Skipper auf den Markt gebracht habt. Haben sie wirklich...
Johannes Franke: Sugar Daddy Ken.
Florian Bayer: Why would they do that? War die Reaktion von Sascha. Und sie hat so recht. Sie haben wirklich... Sie haben einen Skipper gemacht mit vergrößerten Brüsten.
Johannes Franke: Ja, die man größer machen konnte, ne? Wenn man da drauf...
Florian Bayer: Und einen Sugar Daddy Ken. Wir wollen nicht weiter drüber reden. Peter Gerwig ist toll. Mattel. Er hat... alles richtig gemacht dabei, auch monetär gesehen, sie haben auch wirtschaftlich vollkommen richtig gehandelt, ein Riesending und vielleicht um noch so eine Sache zu sagen, es gibt so eine ganz kleine Trage darunter, dass dann ein halbes Jahr später ein Film rauskam, über den wir auch sehr viel geredet haben, nämlich Poor Things, wo dann sehr viel das Thema Feminismus und so auch in diesem Film nochmal diskutiert wurde und Und Barbie dabei, glaube ich, also zumindest wenn es um den phötonistischen Diskurs ging, so ein bisschen als der minderwertigere Film rausgekommen ist, da wurde gesagt, dieser Film macht das mit mehr Wucht, mit mehr Dreck, mit mehr Bösartigkeit. Und Barbie ist dann doch im Vergleich dazu das harmlosere Werk und auch ein bisschen mehr Plastik. Ist so eine kleine phötonistische Tragik, aber ich glaube, der kann es ganz gut wegstecken, weil er Milliarden verdient hat.
Johannes Franke: Ja, aber ich glaube, dass er durchaus dann auch bei den Oscars und so leider verdrängt wurde.
Florian Bayer: Von? Nullen.
Johannes Franke: Von Nullen aber auch, dann ja.
Florian Bayer: Und was für ein Track, weil ich sag's gerne nochmal, ich hab's letzte Woche schon gesagt, Barbie wischt mit Oppenheimer den Boden auf.
Johannes Franke: Ja, also ich würde die gerne aufeinander trennen, die Filme.
Florian Bayer: Barbie wischt mit Oppenheimer den Boden auf.
Johannes Franke: Es ist der bessere Film, okay. Danke,
Florian Bayer: danke, danke. Und wohlgemerkt, Oppenheimer war ein guter Film.
Johannes Franke: Oppenheimer war ein ganzioser Film, richtig, richtig guter Film. Aber ich habe das Gefühl, es geht um was, was Relevanz betrifft. Dieser Film ist wahnsinnig relevant und aktuell.
Florian Bayer: Und was Fun betrifft.
Johannes Franke: Und was Fun betrifft, das stimmt absolut. Du hast natürlich recht, das ist ein riesiger Partyfilm. Und ich wollte mir diesen blöden Pulli holen. Ich muss ihn mir noch holen, wo einem kein Naft draufsteht. Ich werde Mattel irgendwie Geld in den Rachen werfen, nur um diesen Pulli zu haben. Meine Güte. Okay, Mattel, ihr habt gewonnen.
Florian Bayer: Johannes, danke, dass du diesen Film mit mir geschaut hast.
Johannes Franke: Danke, Flo, dass du ihn geguckt hast. Oh Gott, danke, dass du ihn vorgeschlagen hast, dass wir Babenheimer geschafft haben.
Florian Bayer: Ja, Babenheimer. Wollen wir noch was sagen dazu? Oder sagen wir einfach diesen ganzen mimetischen Kack? Der ist sowieso ein Jahr alt, redet kein Mensch mehr drüber. Schieben wir einfach zur Seite.
Johannes Franke: Die Memes waren großartig.
Florian Bayer: Die Memes waren wirklich geil.
Johannes Franke: Es war eine tolle Zeit.
Florian Bayer: Und Fun Fact? Nicht Fun Fact, Fun Story. Ich hab, als ich das... Thumbnail für diese Episode entworfen habe, wollte ich ein bisschen Hilfe von JetGPT. Und Opnei hat zu mir gesagt, ich mach dir kein Bild mit Oppenheimer, der eine Barbie-Puppe in der Hand hält, während im Hintergrund eine Atomexplosion ist, weil das ist ein sensibles Thema und das könnte als unsensibel erachtet werden. Und deswegen kriegt ihr einfach nur ein Barbie-Bild.
Johannes Franke: Ich verstehe Open Air an der Stelle so ein bisschen.
Florian Bayer: Ja, das ist krass. Die haben da sehr, sehr harte Sicherheits, sehr, sehr harte Filter drin im Moment noch. Ja. Aber genau, Badenheimer war echt lustig. Die Memes waren... Ja. Und beide Filme haben davon profitiert. Ja. Und ich glaube, alle mochten dieses Narrativ, dass das Kino zurück ist so für zumindest einen Sommer lang.
Johannes Franke: Genau. Das war schön. Es passiert ja auch selten genug, dass so zwei große Filme als Double Feature quasi gehandelt werden. Und das ist eine Zeit, die eigentlich längst vorbei ist. Und dass das jetzt nochmal passiert ist, ist schon schön.
Florian Bayer: Was so ein bisschen doof ist, dass sich dann ganz viele drauf gestürzt haben, versucht haben auch so ein Meme zu generieren und das dann Saw und Paw Patrol zeitgleich veröffentlicht wurden. Oder eben Slogan Saw Patrol. Es war einfach zu plump und das kann man nicht wiederholen. Liebe Industrie, liebe Vermarkter, ihr könnt sowas nicht künstlich erzeugen. Sowas muss von unten kommen.
Johannes Franke: Und es kam in dem Fall von unten. Auch wenn sie sich dann draufgestürzt haben. Volle Kanne.
Florian Bayer: Das waren ja zwei konkurrierende Firmen. Und die fanden das auch gar nicht lustig. Also eine fand das gar nicht lustig, dass die Veröffentlichungstermine so zusammenlagen.
Johannes Franke: Nolan fand es nicht lustig.
Florian Bayer: Und noch schlimmer, Nolan war ja vorher bei denen. Nolan war vorher bei Warner Bros. Und hat dann ja zum ersten Mal gewechselt für Oppenheimer. Und dann bringt... Warner Bros. Merkwürdiges Konkurrenzprodukt. Barbie im selben Zeitraum raus. Oppenheimer war auch tatsächlich zuerst da. Wir haben irgendwann mal drüber geredet, wie sexistisch Nolan ist, weil er immer, wenn coole Frauenfilme da sind, seine Filme platziert, um die wegzuhaben. Diesmal war es umgekehrt. Warner Bros. hat Barbie platziert und hat Oppenheimer damit weggespült. Um es nochmal zu sagen, Barbie wicht mit Oppenheimer den Boden auf.
Johannes Franke: Und als Abschluss Für diesen Film ein Zitat aus dem Film. Wenn Barbie, irgendeiner dieser Barbies einen Preis bekommt, sagt man ihr, you earned that. Und sie sagt, thank you, I know. Super.
Florian Bayer: Schöner Abschlusswort. Danke, Johannes. Danke euch fürs Zuhören. Wir hören uns nächste Woche mit. Wartet, bleibt dran. Nach dem Jingle erfahren wir von Johannes, was er mir nächste Woche aufgibt.
Johannes Franke: Bis dann. Ciao.
Florian Bayer: Jetzt habe ich gesagt, wenn ihr wissen wollt, was Johannes mir vorschlägt, bleibt dran. Jetzt schlägt mir Johannes gar nichts vor, sondern...
Johannes Franke: Tja, es gibt einen Zuschauerwunsch. Es gibt viele Zuschauerwünsche auf unserer Liste. ZuschauerInnen, ZuhörerInnen. Oh mein Gott, warum sage ich ZuschauerInnen?
Florian Bayer: Wir leben in einer so komplizierten Welt. Moni hat sich von uns das Leben der anderen gewünscht auf Spotify. Ja.
Johannes Franke: Ihr könnt auf Spotify super gerne kommentieren und Wünsche hinterlassen. Wir können leider nur nicht antworten, weil Spotify das nicht erlaubt. Aber wir freuen uns. Wir freuen uns über Vorschläge wie diesen jetzt. Das Leben der Anderen aus dem Jahr 2006 von Florian Henkel von Donnersmark.
Florian Bayer: Was für ein Name. Großer Film. Wir haben es gerade nochmal kurz nachgeschlagen. Er hat damals den Oscar gewonnen als bester fremdsprachiger Film. Wir haben den beiden schon gesehen. Ja,
Johannes Franke: aber es ist lange her.
Florian Bayer: Es ist sehr lange her und ich bin sehr gespannt, wie der gealtert ist. Ja,
Johannes Franke: also... Ich meine, es ist ein Film über die DDR. Ich weiß nicht, wie viele altern kann in der Form.
Florian Bayer: Naja.
Johannes Franke: Ich weiß nicht genau.
Florian Bayer: Blick auf Geschichte verändert sich auch. Ich bin sehr gespannt.
Johannes Franke: Ja, ich auch. Zumal ich in der DDR groß geworden bin und du nicht.
Florian Bayer: Ich bin besser, Wessi. Und den werde ich voll rausziehen nächste Woche. Danke für den Vorschlag, Moni. Wir freuen uns. Und wenn ihr... mit uns diese Reise in die DDR antreten wollt, schaut euch den Film vorher an. Das lohnt sich immer, weil wir werden wie immer wie Blöd spoilern und dann hören wir uns nächste Woche.
Johannes Franke: Bis dahin. Ciao.