Episode 196: Skinamarink – Der unheimlichste Horrorfilm der letzten Jahre?
Es ist Nacht in einem typischen amerikanischen Mittelschichtshaus im Jahr 1995. “Are you hiding” ertönt eine Kinderstimme durch die Dunkelheit. Sturzgeräusche. Dann die Stimme eines Mannes am Telefon. Irgendjemand – vermutlich ein Kind – ist die Treppen hinuntergestürzt. Ließ sich aber problemlos behandeln, erfahren wir durch die Stimme des Mannes am Telefon. Stille Dunkelheit….
Die vielleicht sechsjährige Kayleigh und ihr jüngerer Bruder Kevin wurden anscheinend allein gelassen. Zumindest sind ihre Eltern nicht zu Hause. Sie machen es sich unten gemütlich, schauen Cartoons. Spielen Lego. Aber irgendetwas stimmt nicht mit ihrem zu Hause: Türen und Fenster lösen sich auf, Spielzeug hängt plötzlich an der Wand oder an der Decke. Und dann ist da noch diese Stimme, die sie durch die Dunkelheit ruft.
Skinamarink war ein kleiner Überraschungshit im Jahr 2023. Mit gerade Mal 15.000 Dollar Budget hat er die Aufmerksamkeit zahlloser Influencer auf sich gezogen und wird seitdem als einer der unheimlichsten Filme unserer Zeit gehandelt. Ein irrer Horror-Hype, allerdings nicht ohne Widerspruch.
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 196: Skinamarink – Der unheimlichste Horrorfilm der letzten Jahre? Publishing Date: 2024-10-02T08:18:33+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2024/10/02/episode-196-skinamarink-der-unheimlichste-horrorfilm-der-letzten-jahre/
Florian Bayer: Also habe ich ihr den Mund weggenommen. Kevin, komm hoch. Das ist doch einer Stimme, der man vertraut. Herzlich willkommen, Johannes. Zu unserer zweiten Halloween-Episode. Herzlich willkommen, liebes Publikum.
Johannes Franke: Darauf besteht das so analog mit deinem Rechner zu machen.
Florian Bayer: Ich bin oldschool. Aber schön, nachdem Johannes mir letzte Woche einen Horrorfilm gegeben hat, weil ich mir das... explizit gewünscht habe.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Bin ich diese Woche dran und kann Johannes ein Horrorfilm geben.
Johannes Franke: Es ist so, ich weiß nicht, warum ich mich darauf eingelassen habe. Da gibst du mir immer mehr Gründe, warum ich diesen Podcast mit dir nicht machen sollte.
Florian Bayer: Das Schlimme ist ja, ich hab dir sowieso in der Geschichte dieses Podcast von ein paar Mal Horrorfilme vorgeworfen. Also eigentlich sollte ich mich gar nicht so freuen. Ich freu mich tatsächlich auch viel mehr über die Filme, die von dir kommen, weil mich voll... interessiert, was du als guten Horror betrachtest und auch warum du das als guten Horror betrachtest. Was für dich wichtig ist bei gutem Horror? Weil für mich ist bei gutem Horror tatsächlich Angst wichtig. Ich will geängstigt werden. Und ich habe diesen Film ausgesucht, den wir diese Woche besprechen. Der ganz frisch ist. Weil er mir so Angst gemacht hat, wie schon lange kein Film mehr vorher. Und ich verstehe total, das ist ein Film, der das Publikum gespalten hat. Und die einen sagen, wir haben uns tierisch erschrocken und tierisch Angst gehabt. Und die anderen sagen, wir haben uns tierisch gelangweilt. Und ich bin total gespannt drauf, wo Johannes da drin steht.
Johannes Franke: Ich dachte, deine Definition von Horrorfilm ist nicht Angst, sondern möglichst lange gehaltene Bilder, in denen nichts passiert. Das war meine Definition nach diesem Film.
Florian Bayer: Wir kommen darauf zu sprechen. Skin in my Rink, der große Horrorhype dieses Jahres. Und letzten Jahres, die Geschichte drumherum, wie dieser Horrorhype entstand, das ist auch total spannend, auch über den Macher. Und wir werden heute ganz viel über Horrorhypes sprechen. Wir werden über Low-Budget-Horror sprechen, über YouTube, über Analog-Horror.
Johannes Franke: Du weißt schon, dass ich nicht viel dazu beizutragen habe. Ich freue mich so drauf. Ich kann recherchieren und so und ich kann dann plötzlich sagen, ja übrigens die ganzen creepypastas da draußen und so. Aber ich habe heute das erste Mal davon gehört, was creepypastas sind, weißt du. Es ist völliger Quatsch mit mir, darüber reden zu wollen, aber Plor, du kannst das alles füllen, was ich an Lücken hinterlasse.
Florian Bayer: Und ich freue mich auf deine Lücken, aber vor allem freue ich mich auf das, was sich vielleicht doch füllen lässt. Aber wir sehen, wo wir landen. Ich werde einfach mal kurz den Film vorstellen. Viele werden davon noch nicht gehört haben. Er war ein riesiger Hit, aber halt ein riesiger Hit in der Nische. Worum geht's? Es ist Nacht in einem typischen amerikanischen Mittelschichthaus im Jahr 1995. Are you hiding? Ertönt eine Kinderstimme durch die Dunkelheit. Sturzgeräusche. Dann die Stimme eines Mannes am Telefon. Irgendjemand, vermutlich ein Kind, ist die Treppen hinuntergestürzt, ließ sich aber problemlos behandeln. Erfahren wir zumindest durch die Stimme des Mannes am Telefon. Stille. Dunkelheit. Irgendeine Kameraperspektive, die man nicht so genau zuordnen kann. Steht die auf dem Kopf? Die vielleicht sechsjährige Kaylee und der jüngere Bruder Kevin, die wir... nicht zu sehen kriegen, wurden anscheinend alleine gelassen. Zumindest ihren Gesprächen nach zu urteilen, dass irgendwie durch die Dunkelheit zu hören ist. Ihre Eltern sind auf jeden Fall nicht im Haus. Und so machen sie es sich anscheinend unten gemütlich. Also zumindest sehen wir den Fernseher und wir sehen, wie sie Cartoons schauen. Sie spielen Lego. Zumindest sehen wir, wie sie Legosteine rumwerfen. Aber irgendetwas scheint nicht zu stimmen in ihrem Haus. Türen und Fenster lösen sich auf. Spielzeug hängt plötzlich an der Wand oder an der Decke. Und dann ist dann auch diese Stimme, die sie durch die Dunkelheit ruft. Oder das, was wir irgendwie verschwommen durch das kriselige Bild erkennen können. Johannes. Seh unter dem Bett nach.
Johannes Franke: Ich will nicht,
Florian Bayer: ich will nicht. Okay, anders. Ich weiß tatsächlich nicht, was ich dazu fragen soll. Was hat dir als Kind eigentlich besonders Angst gemacht? Und kennst du das Gefühl, nachts Angst zu haben im eigenen Haus, das eigentlich vertraut sein sollte?
Johannes Franke: Es ist ja durchaus ein Unterschied. von amerikanischer Vorstadt mit eigenem großen Haus und dem, was ich in meiner Kindheit verbracht habe, in einem Mietswohnung, die halt, naja, bei weitem nicht so groß, so gruselig, so geräuschintensiv, aber gleichzeitig arm ist wie ein Mietshaus. In einem Mietshaus ist immer was los. Zumindest in Mietshäusern, wo man... So Familie hat, die auch nachts viel Lärm machen, sagen wir so. Wenn man nicht viel Geld hat, vielleicht in einer Gegend wohnt, wo nicht die gut situierte, weißt du.
Florian Bayer: Auch tatsächlich so Schrei und Streitgeräusche und dann hört ihr, wie die Polizei kommt. Bis dahin?
Johannes Franke: So ganz so schlimm nicht. Ich denke jetzt gerade an eine ganz besondere Situation. Und ich werde nicht sagen, wo ich da war und bei wem ich da zu Besuch war. Aber Familie und wir, also ich als Kind liege in einem Gästebett. Und natürlich ist genau das meine Erinnerung, was wahrscheinlich die meisten haben. Irgendein Mantel über irgendeinem Bügel auf irgendeinem, wie heißen die Dinger, so einem Ständer, wo man Jacken ranhängt. Und es ist dunkel und man interpretiert alles mögliche da rein. Steht da jetzt jemand, steht da keiner? Ich weiß nicht mehr ganz genau. Ich habe nicht genau hingeguckt, als das Licht noch an war, was da ist. Jetzt liege ich aber hier und traue mich auch nicht aufzustehen, um irgendwie zu gucken, was da ist. Also das ist eine sehr lebendige Erinnerung von mir. Also ich kenne sowas natürlich, wie wahrscheinlich jeder, der uns zuhört.
Florian Bayer: Wann war der Moment bei diesem Film, und das war bei mir so, keine Ahnung, ich weiß nicht mehr genau, wann es war, wo du begriffen hast, ah, diese Perspektive und diese Art der Bildsprache, die wird jetzt durchgezogen. Also es gibt am Anfang bestimmt den Moment, wo man entweder erhofft oder erwartet, dass das sich ändert. Wo man auch denkt, das ist ein Spiel am Anfang mit der Kamera. Und irgendwann gibt es ja diesen Moment, wo es klick macht und du stellst fest, ah, dieses... Bild und das ist wirklich das wesentliche Merkmal dieses Films, dass es so ein kriseliges Bild ist und du siehst keine Protagonisten, wenn dann höchstens so angeschnitten die Beine oder so. Und du siehst immer nur irgendwie Räume verzerrt. Wann war bei dir der Moment, wo du festgestellt hast, oh, okay, damit bin ich jetzt die nächsten 100 Minuten beschäftigt?
Johannes Franke: Naja, die nächsten 100 Minuten habe ich dann schon nicht mehr gedacht, weil es waren ja schon 100 Minuten vergangen.
Florian Bayer: Du hast bis zum Ende drauf gewartet,
Johannes Franke: dass was anderes kommt? Nein, vielleicht nicht bis zum Ende, nein. Ich glaube... Ungefähr der Moment, vielleicht ein bisschen später, als ich das erste Mal gedacht habe, jetzt verliert die Spannung so ein bisschen bei mir, das war nach einer halben Stunde.
Florian Bayer: Oh, okay, dann hast du zum einen sehr lange durchgehalten, bis du das Gefühl hattest, jetzt hört die Spannung auf und zum anderen, tatsächlich hast du noch lange drauf gewartet, dass der Film zu einer konventionellen Bildsprache findet.
Johannes Franke: Naja, was heißt zu einer konventionellen Bildsprache? Also mir war klar, das ist das Gegrissel und diese High-ISO-Graininess, dass die tatsächlich einfach durchziehen wird sich. Das ist vielleicht nach fünf Minuten klar oder so. Aber dass es nicht irgendwie dann doch zu den Jumpscares kommen könnte oder sowas. Es gibt vielleicht... gefühlte Jumpscares in diesem Ding von Geräuschart, aber nicht, dass du unters Bett schaust und dann tatsächlich da irgendwie was hervorspringt oder sowas. Solches Jumpscares gibt's nicht. Und darauf hab ich noch extrem lange gewartet, muss ich sagen.
Florian Bayer: Aber es gibt ja diese Jumpscare-Momente und es gibt ja sogar diese Fake-Jumpscares, also das Eingroßen. Und es gibt diese Angstmomente, diese Schreckmomente, die erzeugt werden durch laute Geräusche, die plötzlich reinkommen. Aber tatsächlich... Und das vielleicht als Warnung für alle, die jetzt zuhören und den Film noch nicht gesehen haben, dass es sehr spärlich eingesetzt. Und der Film spielt sehr damit, dass er diese Situation, diese Anspannung zieht, ohne eine Katharsis zu geben. Wir sehen wirklich Raum, wir sehen leere Räume, wir sehen Blicke ins Treppenhaus, Treppen hoch, die sehr lange gehalten werden und dunkel und wie Johannes schon sagt, mit einer extrem hochgezogenen ISO.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und es... ist einfach, das ist die Bildsprache dieses Films. Wir sehen nicht die Protagonisten, wir sehen manchmal aus den Augen der Protagonisten, aber auch nicht konsequent durchgezogen. Wir sehen manchmal eine Perspektive, die überhaupt keinen Sinn ergibt. Wir sehen manchmal wirklich Bilder, wo wir nicht genau verstehen, was da zu sehen ist. Hast du das manchmal gesagt? Wo wir versuchen, das irgendwie einzuordnen, was da ist. Bei mir hat das voll eingefangen. Mir hat dieser Film richtig Angst gemacht. Und zwar so Angst, dass ich danach, ich bin Raucher, ich glaube, das habe ich schon ein, zwei Mal gesagt. Ich bin nicht stolz drauf. Als ich dann runtergegangen bin, also ich wohne mit einem Kind zusammen, deshalb rauche ich nicht in der Wohnung. Und ich gehe mal runter in den Garten, um zu rauchen. Dass ich wirklich mich richtig unwohl gefühlt habe. Und dass ich wirklich so diese Beklemmung hatte.
Johannes Franke: Und das finde ich toll.
Florian Bayer: Das rechne ich dem Film unglaublich hoch an. Ich bin ziemlich abgehärtet, was Horrorfilme betrifft. Ich gucke Horrorfilme gerne, weil sie mir Angst machen. Ich will Angst haben. Das ist für mich ein Qualitätsmerkmal. Und das passiert viel zu selten, weil die meisten Horrorfilme halt scheitern, weil sie halt mit billigen, plumpen Tricks und so das versuchen. Der Film macht es anders. Und das kann man als prätentiöse Scheiße sehen. Man kann sagen, das ist total intellektuell verquast und so weiter, experimentell. Das ist kein Horrorfilm. Aber es hat genau das erzeugt bei mir, was ein Horrorfilm erzeugen soll. Nämlich dieses unfassbare Angstgefühl, das nicht aufhört. Diese Beklemmung, es zieht sich. Und ich bin 100 Minuten an den Bildschirm gefesselt, Nägel kauend und habe wirklich Angst.
Johannes Franke: Ich muss sagen, dass mich der Film tatsächlich nicht so viel erwischt hat wie dich. Es tut mir auch leid.
Florian Bayer: Nein,
Johannes Franke: muss es nicht. Also nicht dir gegenüber, weil du hast mir so viel Scheiße gegeben, mir ist es inzwischen wurscht. Aber ich sehe, was der Film könnte und was der Film leider bei mir nicht schafft. Und das ist sehr interessant, weil der Film eine total gute Idee hat und auch eine Perspektive nach vorne rückt, die es im Film sonst nicht gibt. Also nicht nur die Erzählweise ist selten und die Art und Weise, die Bilder auszuhalten und so viel Bildrauschen und so viel Flackern und so viel wirklich, was man normalerweise als schlechte Homevideo-Qualität, sogar für Homevideo schlechte Qualität sehen würde, durchzuziehen und das gut zu machen im Gegensatz zu gewissen anderen Filmen von... Wie hieß das in Land Empire?
Florian Bayer: David Lynch war ja der digitale Typ.
Johannes Franke: Aber der ist auch digital gedreht.
Florian Bayer: Ja, aber das sieht nicht digital aus.
Johannes Franke: Das stimmt.
Florian Bayer: Wir werden auf jeden Fall noch zu dem Begriff Analoghorror zu sprechen kommen. Die Art, wie sie diese Ästhetik der 90er Homevideos simulieren. Und ich hatte in den 90ern so einen kleinen Camcorder mit Kassett und habe Sachen gedreht. Und wenn ich mir die später angeguckt habe. dachte ich immer, oh, das sieht irgendwie alles gruselig aus. Vor allem, weil die Lichtverhältnisse halt katastrophal sind. Weil du brauchst eigentlich, du musst mit zehn Bauleuchtern überall draufknallen, um da überhaupt einigermaßen ein Bild rauszukriegen. Ansonsten sieht Home Video immer zu dunkel aus, man erkennt nichts. Und es hat schon was Gruseliges auch. Ich finde, diese Simulation gelingt ihm ausgetragen.
Johannes Franke: Natürlich, klar. Ich finde es tatsächlich, ich musste nämlich an Inland Empire denken. Und ich habe noch mal... mich noch mehr geärgert über Inland Empire. Weil hier ist ein Film, der schafft das, dir trotz oder mit diesem Mittel etwas zu verkaufen. Es ist nicht so, dass ich da voll reingegangen bin und dass ich total Angst hatte oder so, aber ich konnte die ganze Zeit wertschätzen, was dieser Regisseur da macht.
Florian Bayer: Ja, Kyle Edward Ball, also unser Regisseur, der aus YouTube kommt. Er gehört zu den Filmmachern, die durch YouTube... nicht populär wurden. Sein Kanal hat 50.000 Abonnenten und 59 Videos. Und die Aufrufe pro Video sind doch wirklich eher durchwachsen. Ja,
Johannes Franke: und auch durch diesen Film erst hochgeschossen. Das war ja viel weniger als jetzt.
Florian Bayer: Der Trailer zu diesem Film hat 100.000 Aufrufe. Stand jetzt, September 2024. Sein Kurzfilm Hack, der auch so ein bisschen die Vorlage war für diesen Film. Hast du ihn geguckt? Ja,
Johannes Franke: na klar.
Florian Bayer: Hat mehr, hat 500.000. Das ist sein größtes Ding. Kyle Edward Ball hat auf Reddit den Leuten geschrieben, sagt mir eure Albträume und ich mache ein Video draus und hat dann aus den Albtraumbeschreibungen der Leute, die ihm geschrieben haben, kurze Videos gemacht, so fünf Minuten Snippet, wo er irgendwie versucht, Angst, Albtraumhaftes umzusetzen und alles in diesem Analog-Horror-Kosmos.
Johannes Franke: Ich finde diese Idee und diesen Ansatz, das über YouTube und mit der Community zu machen, total geil und total gut. Und das ist so eine Filmschule, die man sich selbst baut. Gebt mir Aufgaben, ich mach das und ich scheitere gnadenlos oder ich hab auch mal einen Erfolg. Hack ist irgendwie geil geworden und das davor vielleicht nicht so oder da war mal wieder eins dazwischen, was vielleicht nicht so durch die Decke gegangen ist, was aber ihm ganz viele tolle Ideen gebracht hat. Also ich finde diesen Ansatz einfach zu sagen, ich mach einfach, es ist wirklich dieses ur-Filmemacherische Konzept zu sagen, ich hab das Bedürfnis. Ich will Filme machen und ich will Inspiration von allen Seiten einsammeln. Und das zum Beispiel eben von der Community. Ich möchte dir gerne Tee anbieten. Oh ja, bitte. Die ganze Zeit schon. Wir reden schon so lange. Oh ja, kein Tee.
Florian Bayer: Tee ist super.
Johannes Franke: Sehr schön, gib mir mal.
Florian Bayer: Dann nehme ich sehr gerne.
Johannes Franke: So, und jetzt darfst du deinen Take daran legen.
Florian Bayer: Genau, also vor allem auch, er findet seine eigene Bildsprache darin. Und ja, er bewegt sich in diesem Creepypasta-Kosmos, auf den wir zu reden kommen, bewegt sich in diesem Analog-Horror-Kosmos und trotzdem macht er eine sehr spezifische Variante. Ich werde einen Film erwähnen nachher nochmal, den er meiner Meinung nach auch eine große Inspirationsquelle ist, ohne dass er das jemals gesagt hat, aber der zumindest in demselben Kosmos stattfindet. Nämlich, es ist kein Found-Footage-Film, den wir hier vor uns haben, weder Skinner-Marink, noch Heck, sein Vorläufer, der 30-minütige, sind Found-Footage-Filme, sondern, und ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster und erfinde ein neues Genre, sind Found-Filme. Und zwar Found-Filme im Sinne von The Ring. Nicht The Ring selbst, sondern der Film in The Ring. Du findest einen Film. Du schiebst den im besten Fall in den VHS-Rekorder, weil da gehört der irgendwie rein. Du hast das Gefühl, du hast was gefunden, was nicht von einem Menschen gedreht wurde, sondern was von irgendeiner dämonischen Entität ist. Und nachdem du diesen Film geguckt hast, bist du verflucht. Weil dieser Film hat diese Home-Video-Ästhetik, aber es gibt keinen Menschen, der das dreht, der irgendwie Sinn macht, dass du sagst, du hast hier einen Found-Footage-Film und da läuft jemand den Kindern hinterher.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Sondern es ist irgendwas anderes und wir sehen durch die Augen dieses Dämonen. Ach,
Johannes Franke: scheiße. Jetzt hast du mein ganzes... Oh nein,
Florian Bayer: tut mir leid.
Johannes Franke: Nein, also... Nein, nein, gut, gut.
Florian Bayer: Keine Interpretation.
Johannes Franke: Nein, keine Interpretation, sondern ich habe die ganze Zeit gedacht, oh, da ist eine scheiße Inkonsistenz mit seinen Kameraperspektiven. Manchmal ist es Pio wie Kind, manchmal ist es irgendwie, du denkst dir, wo kann denn diese Kamera jetzt sein und wer führt die Kamera und irgendwie funktioniert das nicht, weil er sich nicht festlegt. Aber wenn du Dämon sagst, der Dämon hat den Film gedreht quasi, finde ich es eigentlich ganz geil.
Florian Bayer: Und, und... Und das war ja in den 90ern, war das wirklich ein Horrortrope, dass Sachen gefunden und geguckt werden. Der Ring hat das vor allem versucht, der japanische Horrorfilm. Ein Film, du guckst diesen Film und dann kriegst du einen Anruf, du hast nur noch sieben Tage zu leben oder so. Und es gibt mehrere Filme, die damit spielen, dass es diese merkwürdigen Filmfunde gibt. Niemand weiß, wer das gedreht hat, aber wir wissen, es ist irgendwas Übernatürliches. Und ich finde, dieser Film fühlt sich genauso an. Und um den Film zu zitieren, der ähnlich ist, das ist Begotten aus dem Jahr 1990. Das ist so ein Stummfilm. der noch weiter zurückgeht, der versucht die Ästhetik von Anfang der Filmgeschichte zu simulieren und dabei ziemlich viel Grausamkeit zeigt und ziemlich surreale Dinge. Und vielleicht auch noch ein paar andere Sachen aus den 80ern, aber es gibt nur ganz wenige von diesen Found-Filmen, wo du das Gefühl hast, es gibt niemanden, der diese Kamera geführt hat. Es ist kein Film, den wir sehen, nicht im traditionellen Sinne. Also muss die Kamera von irgendeiner übernatürlichen Entität geführt worden sein. Und oh shit, wir haben hier was vor uns, was... gefährlich ist, was böse ist. Das Werk selbst hat irgendwas Böses an sich.
Johannes Franke: Wenn wir jetzt schon angefangen haben, über die Kameraperspektive und Kameraführung und so zu reden, über Kamera können wir noch weiterreden, aber nur kurz den Ausflug in Richtung Film, weil du gerade gesagt hast, das ist kein klassischer Film. Und ich so das Gefühl habe, das ist so einer, der sich so ein bisschen rauswindet und mir die Chance nimmt... ihn als Film zu kritisieren im Sinne von schlechte Kameraführung, schlechte Perspektiven, was soll überhaupt dieses Schnittkonzept und überhaupt sowieso, weil er sich eher anfühlt wie so ein Event. Du findest solche Filme in Ausstellungsräumen. Ausstellungsräume von irgendwelchen Künstlern, Eventkünstlern oder irgendwelchen modernen Künstlern, die Sachen auf Fernsehern durchlaufen lassen, die dann sehr grisselig und sehr... sehr anders sind und nicht als klassischer Film daherkommen. Und dieser Film hat nun einen Kinorelease bekommen und ist nun mal eben einfach kanonisiert als Film quasi. Aber ich habe das Gefühl, ich darf nicht über ihn so reden, wie ich über La La Land reden würde. Das geht einfach nicht.
Florian Bayer: Meiner Meinung nach darfst du das, weil er macht dann doch mehr Film.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Also er ist experimentell, definitiv. Aber für mich hat er, er hat eine Handlung, er hat Subtext und er funktioniert vor allem, entlöst aus diesem Kunstkontext. Diese Filme, die du beschreibst, die funktionieren meistens ja in diesem Galerie-Kontext, dass sie im Hintergrund laufen und dass sie ein Teil von einer Ausstellung sind, die aus vielen Einzelteilen besteht, dass sie einfach anders rezipiert werden. Allein dadurch, dass sie im Museum laufen, werden sie anders rezipiert. Und dieser Film funktioniert für mich als 70-Minuten-Film, wo ich eine Handlung habe. die sich nach und nach so offenbart, der einen Subtext hat und der vor allem eben das macht, um das nochmal stark zu machen, was ich von einem Horrorfilm erwarte, nämlich Angst.
Johannes Franke: Ja, ich finde aber, dass dieser Film viel mehr mit einem Museumsstück gemeinsam hat als mit einem Film, weil er in seiner Gänze, in seinem Werk an sich mehr ein Gefühl für etwas vermittelt als die Geschichte. Ich glaube, das Gefühl dafür ist wichtiger als die Geschichte. Und das tut ein Werk im Museum für mich meistens auch. Ja,
Florian Bayer: aber das tun Filme auch manchmal.
Johannes Franke: Ja, aber, ja, weiß ich nicht,
Florian Bayer: ja. Ich sehe total deinen Punkt und das stimmt absolut, dass die, es gibt ja zahllose Interpretationen, da draußen was da erzählt wird, was für einen familiären Drama wir hier herbeiwohnen. Aber viel wichtiger ist diese, da eine klare, logische Geschichte zu kriegen. Kyle Edward Ball hat übrigens gesagt, er hat sich alles ausgedacht, er hat eine Erklärung im Kopf. Was für ein sympathischer junger Typ.
Johannes Franke: Ja, der ist total süß, total in sich gekehrt und sitzt da so, ach ja, ich hab da irgendwie was gemacht und ach, gefällt's euch? Und er so, krass, ich bin total überrascht, was soll das?
Florian Bayer: So ein langhaariger Metal-Dude, der so ein bisschen Highschool-Außenseiter ist. Ja,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Voll nett und schüchtern,
Johannes Franke: genau. Und ein bisschen zu viel gekifft.
Florian Bayer: Und ein bisschen zu viel gekifft, auf jeden Fall. Er hat das Ding übrigens in seinem... Kinderhaus aufgenommen und seine Mutter hat ihn kräftig unterstützt.
Johannes Franke: Und fand den Film gut.
Florian Bayer: Und fand den Film gut, also offensichtlich hat er die Mami-Issues, die in diesem Film eine Rolle spielen. By the way, das ist der zweite Film in dieser Horrorreihe, in der Mami-Issues eine Rolle spielen. Ich hoffe, der Film, den du mir nächste Woche gibst, hat keine Mami-Issues an Bord.
Johannes Franke: Ja, nein. Nein, wirklich mal.
Florian Bayer: Ja, das sagt vielleicht mehr über uns aus, als über die Filme, die wir besprechen. Ja genau, seine Mutter hat ihn unterstützt und fand das geil und hat unter anderem dieses gruselige Telefon, dieses Kindertelefon, das eine Rolle spielt später, für ihn herausgekramt. Er meinte, er wusste gar nicht mehr so genau, dass er damit überhaupt gespielt hat, aber er fand es total geil und hat es dann auch eingesetzt in dem Film.
Johannes Franke: Das ganze Spielzeug, was er da rausgekramt hat, das war ja sein Spielzeug aus seiner Kindheit. Der ganze Film ist so wahnsinnig. persönlich geworden, allein dadurch, dass er zu Hause gedreht hat, in seinem alten und da irgendwie seine alten Spielzeuge und dann hatte er auch noch eine Schwester, die genau, wo das genau passen würde, mit den beiden Geschwistern, die da sind.
Florian Bayer: Und er ist kein Kind von 1995, der Film spielt ja 1995, er ist kein 1995er Kind, wie einige Klugscheißer auf Reddit festgestellt haben, wie ich einmal die Legos fotografiert habe und gesagt habe, diese Lego-Modelle haben nichts im Jahr 1995 zu tun.
Johannes Franke: Den Trenner da, den gab es in der Farbe gar nicht.
Florian Bayer: So, what? Leute, was stimmt nicht mit euch? Naja, auf jeden Fall genau. Ich finde, das ist erstmal eine Erfolgsgeschichte, dass so ein junger Typ, der wirklich aus dem Nichts kommt, der dieses eine YouTube-Ding macht, dass der für 15.000 Dollar,
Johannes Franke: kanadische Dollar,
Florian Bayer: diesen Film dreht, crowdgefounded und dann 2,1 Millionen am Boxoffice macht.
Johannes Franke: 2,1 Millionen, wie krass ist das denn? Ich meine, das landet nicht alles bei ihm, leider. Er ist jetzt nicht, hat jetzt keine 2,1 Millionen auf dem Konto. Das ist alles gefiltert nochmal durch irgendwelche Distributor und so weiter. Aber meine Güte, was für ein geiler Erfolg für so ein kleines Indie-Scheißding. Super, super geil.
Florian Bayer: Und das ist ein Internet-Hype. Also das ist ein Internet-Phänomen. Genauso wie er ein Internet-Content-Creator war, war das Phänomen, dass dieser Film auf dem Filmfest lief, auf dem Fantasia-Filmfest. Wie das üblich ist bei den Filmfestivals mittlerweile. Da werden... Presskits für die Presse rausgeschickt, wo die Leute den Film kriegen zum Gucken und mittlerweile passiert das natürlich alles digital. Das heißt, du kriegst einen Link und kannst dir den Film dann runterladen oder im Player Online angucken und das Ding wurde geleakt.
Johannes Franke: Jemand hat es runtergeladen und Internet hochgeladen. Mehrmals.
Florian Bayer: Und dann erstmal doofe Geschichte, vor allem für so einen jungen Filmmacher, der zum ersten Mal die Chance hat, mit seinem Film wirklich Geld zu verdienen. Dann haben das Leute geguckt und vor allem auf TikTok ganz viele Reaction-Videos und Leute, die angsterfüllten die Kamera geguckt haben und gesagt haben, Ich habe gerade den schrecklichsten Film aller Zeiten gesehen.
Johannes Franke: Das ist natürlich die beste Werbung, die du haben kannst. Aber er war nicht unbedingt glücklich damit. Also er hat sich damit, okay, hat sich damit einigermaßen angefreundet, aber er meinte, nee, eigentlich ist es nicht geil als Filmemacher. dass das sowas passiert.
Florian Bayer: Ja, ich habe die Pluray gekauft, einfach nur damit, dass etwas passiert in seiner Richtung. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn zum ersten Mal auch illegal online geguckt habe.
Johannes Franke: Aha, okay.
Florian Bayer: Und ich habe die Pluray noch nicht mal ausgepackt, aber ich dachte einfach, das sind gut investierte 15 Euro für einen jungen Filmmacher, von dem hoffentlich noch mehr kommt in Zukunft.
Johannes Franke: Es ist noch nichts zu finden, oder? Nichts Neues. Weil der Film ist ja 2023, glaube ich, rausgekommen. Anfang 2023. Und er hat in Interviews gesagt, er hat irgendwie Gespräche mit anderen Leuten. Das war auch irgendwann, ich glaube Februar 23. Und es ist noch nichts von ihm Neues zu finden.
Florian Bayer: Nee, sein Kanal ist auch ziemlich verwaist.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und ich bin gespannt, aber ich kann mir gut vorstellen, der muss damit erstmal klarkommen, was da passiert ist. Der ist ja wirklich jung,
Johannes Franke: ne? Ja. Der ist richtig jung.
Florian Bayer: Der ist so nach 2000 geboren. Und der muss damit erstmal klarkommen, was das gerade für ein krasser Erfolg ist, weil das ja auch wirklich unerwartet kam. Um ganz kurz noch zu dem Hintergrund einzugehen, weil das ist nämlich auch, das letzte ist nämlich auch ein Internetphänomen, wo der Film überhaupt herkommt, was das Genre dieses Films ist. Und es ist, was ganz oft zitiert wird und was ich gar nicht so 100% unterstreichen würde, das Analog-Horror-Ding. Ja. Analog-Horror ist entstanden aus ganz vielen verschiedenen Dingen, aber der Begriff Analog-Horror ist ein sehr junges Phänomen und bezeichnet YouTube-Kanäle vor allem, die aus dieser Creepypasta-Ecke kommen und die irgendwie sowas machen wie… Orson Welles. Orson Welles im Jahre 1938 gemacht hat mit Krieg der Welten, nämlich Videos rausbringen und veröffentlichen die Aussehen, als ob sie von TV-Anstalten wären oder so, aus der guten alten analogen Zeit. Und die dann irgendwie so Fernsehen der 90er oder 2000er simulieren und dabei meistens Science-Fiction oder Horror erzählen. So die bekannteste davon sind wahrscheinlich die Chris Traub. mit Local 58, der wohl der erste ist, der das Wort analog Horror verwendet hat in einem Trailer, um für seine Sachen zu werben. Dann der Mandela-Katalog aus dem Jahr 2021, wo wir sind bei einem wirklich jungen Phänomen. Und wir können auch gleich nochmal kurz zurückspringen, wo das herkommt. Aber letzten Endes geht es darum, sowas zu machen, was man eigentlich als Unfiction bezeichnet. Man macht was Fiktionales, was aber aussieht, als ob es nicht funktional wäre und benutzt dann so unter anderem Found-Footage-Ästhetik. aber auch zum Beispiel sehr bewusst so digitale Bearbeitung, dadurch, dass man lässt das Ding... schlechter aussehen als mit heutigen kameras möglich ist man macht man man baut bewusst bildfehler ein störgeräusch rauschen und zwar und das ist auch wohl ganz wichtig für den analog horror ist der im gegensatz zu seinen vorläufern nicht mit diesen technischen geräten gedreht ist sondern mit den modernen sachen die wir haben und dann versucht das zu simulieren warum ich das die frage mal so im raum steht warum warum hat man das sehr universelles warum Oh, dazu können wir in die Filmgeschichte springen. Also ich meine,
Johannes Franke: ich habe natürlich auch meine Antwort parat, aber ich bin sehr gespannt, was wir dazu denken, weil das ist natürlich ein ganz eigenes, völlig nischiges, spannendes Phänomen. Ja,
Florian Bayer: dieses Spiel mit falscher Realität ist halt erstmal super spannend. Wir haben über Hexen gesprochen, über diesen Film, der so Dokumentationen mit Spielfilmszenen mischt und so als erste Mockumentary bezeichnet wird.
Johannes Franke: Eine unserer ersten Episoden, die wirklich wahnsinnig spannend ist. Ihr müsst unbedingt Hexer angucken.
Florian Bayer: Ganz toller Film. Findet man auch online. Wie auch die ganzen Analog-Horrorsachen. Also wenn man anfängt da reinzukriegen, riechen das wirklich ein Rabbit Hole. Und dann gibt es diese Filme ja schon seit den 60ern. Diese Mondo-Filme zum Beispiel. Faces of Death ist, glaube ich, mit der berühmteste. Das ist ein Film, der sagt, ich verkaufe mich als Lehrfilm, wo ein Wissenschaftler sagt, und jetzt sprechen wir über Tod. Und ich zeige euch, wie Tod aussieht. Und dann zeigt der Film, in dem gezeigt wird, wie Menschen sterben, zum Beispiel auf dem elektrischen Stuhl oder wie jemand vom Dach stürzt und Körper platzen auf. Es ist aus dem Jahr 1978, es ist einer der frühen Splatterfilme und Goff. Und es hat so diese Snuff-Film-Ästhetik. Es ist fast nichts echt da drin. Und die Faszination, die von diesem Film ausging, von der ich auch nie so richtig angesteckt war, war aber immer. dass man gedacht hat, dass es alles echt ist, was da gezeigt wird. Dass es eine echte Gewalt zeigt, eine echte Brutalität zeigt. Und auf dieser Meta-Ebene des Spiels wird das spannend. Dieses Found Footage, dieses ich hab hier was gefunden und wenn das echt ist, oh shit, dann haben wir wirklich ein Problem. Und dann haben wir natürlich, das ist so ein Ding, das zieht sich dann seit den 60ern bis heute. Wir haben sowas wie Faces of Death, wir haben die Mondo-Filme, wir haben die Guinea-Pic-Reihe aus den 80ern. wo Charlie Sheen berühmtermaßen dachte, es wäre tatsächlich ein Snuff-Film und das FBI eingeschaltet hat, bis zu dem Punkt, wo sich dann die Filmmacher gemeldet haben und gesagt haben, hier ist unsere Schauspielerin, sie lebt noch, sie wurde nicht verletzt. In der Guinea-Pic-Reihe gibt es übrigens auch ein, zwei Filme, die so in dieses Found-Film reinfallen. Du siehst irgendwas, was nicht von einem Menschen gedreht wurde, sondern von einer überirdischen, bösen Entität. Und dann haben wir natürlich, daraus entwachsen wiederum ist dann dieses Found-Footage-Ding, was ja so in den Ende der 90er richtig groß war. Dann... Blavage Project.
Johannes Franke: Ja, ja, genau.
Florian Bayer: Der so ein bisschen die Geburtsstunde des Found-Footage-Horror war. Und ich bin kein großer Fan von Found-Footage-Horror. Ich finde, Blavage Project ist ein wirklich guter Film.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Der zweite Teil ist einer der unterschätztesten Horrorfilme. Der ist nämlich nicht mehr Found-Footage, aber schafft es ganz gut, mit dem Thema zu spielen. Der wird allgemein total gebasht, dass er so schlecht wäre.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Aber so Filme wie diese Paranormal Activity-Reihe, wo es mittlerweile 215 Filme gibt oder so.
Johannes Franke: Ich spiele.
Florian Bayer: Mag ich alle nicht sonderlich. Die finde ich auch nicht sonderlich gruselig. Weil, und das ist halt leider oft so, dass die Schauspieler schlecht zu schlecht sind.
Johannes Franke: Aber das ist so Indie-Film. Weißt du, du hast kein Geld. Natürlich, wen kannst du dir leisten?
Florian Bayer: Aber Paranormal Activities hat da, glaube ich, schon ein bisschen mehr Geld dahinter. Oder zumindest, die hätten es sich leisten können. Bei Blair Witch funktioniert es. Ich finde, Blair Witch Project ist ein wirklich guter Film. Der es auch geschafft hat, mir Angst zu machen. Das ist das Problem beim Found Footage, klafft es meistens nicht, mir Angst zu machen, weil ich zu sehr das Technische dahinter sehe.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Es gibt ein paar lobenswerte Beispiele, aber nicht so wirklich viele. Also genau, das ist die eine Stütze von Analog-Horror. Dieses ganze Ding, dieses Spiel mit Realität und Fiktion auf so einer Meta-Ebene. Und wir machen uns unsere eigene Fiktion oder unsere eigene Realität. Und dann dazu kommt halt, dass es dann trotzdem, aber auch immer noch diese Meta-Ebene gibt. Nämlich, du hast das Gefühl, die Leute, die das machen, schreien dir zu oder flüstern dir zu. Ich will dir Angst machen. Das ist fast so ein Spiel zwischen ihnen und Puppen. Publikum. Und das ist auch wieder beeinflusst von so ganz vielen Sachen, die immer so ein bisschen so an der Realität vorbeigetwitcht sind. Krieg der Welten ist das berühmte Beispiel, wo ganz viel damit Werbung gemacht wurde, dass die Leute am Radio alle Angst hatten und gedacht haben, da kommen wirklich Aliens, was total übertrieben ist.
Johannes Franke: Völliger Quatsch, ja.
Florian Bayer: Aber dann auch zum Beispiel sowas, ganz berühmt, in Amerika zumindest, das Max Headroom Signal Hijacking 1987. Max Headroom war so eine berühmte digitale Figur im amerikanischen Fernsehen. Und in 1987 hat irgendjemand Eine Hackertruppe, was auch immer damals die Hacker gemacht haben, haben gepappt, in einen Sender von Chicagoer TV-Station einzudringen. Also digital, digital, die sind nicht da eingebrochen. Sie haben es geschafft, das Programm zu übernehmen. Sie haben Piraten-Powerplay gemacht. Sie haben ihr eigenes Video gezeigt und das war dann so ein Typ mit einer... Max Hedrew-Maske irgendwie wirres Zeug gesagt hat und es ist einfach nur schräg und gruselig und das lief halt ein paar Sekunden im Fernsehen, bevor die vom Sender gemerkt haben, oh shit, da läuft was schief und das dann irgendwie umgestellt haben. Total spannende Geschichte, total weirde Videos und auch da hast du das Gefühl, da hat jemand sehr bewusst dem Publikum Angst machen wollen und mit dem Publikum gespielt und auch gleichzeitig mit der Angst des Publikums gekämpft und dann sind wir, was das betrifft, so dieses dieses dieses Wie viel haltet ihr aus? Wie können wir euch Angst machen? Wollt ihr euch auf die Herausforderung einlassen? Das ist dieses ganze Creepypasta-Ding. Das, was Internet-Horror ist.
Johannes Franke: Aber kurz mal ein Take auf dieses ins Fernsehen hinein hacken. Mein erster Impuls ist natürlich, hey geil, da schafft es jemand in so etablierte Systeme sich reinzudrängeln, so Indie-Leute. Aber dann... Verlassen wir den Bereich des Horrorfilms und die eigentliche Vereinbarung zwischen Horrorfilmmacher und Horrorfilmzuschauer ist ja, du als Zuschauer begibst dich freiwillig in eine Situation, in der ich dann versuche, dir Angst zu machen. Ja. Und wenn du das über Kanäle laufen lässt, wo Leute zufälligerweise und auch was anderes erwartend reinschalten, dann verlierst du diese Vereinbarung. Absolut. Und das ist nicht geil.
Florian Bayer: Ja, das stimmt. Das ist dann auch eine ganz große moralische Frage und das ist ja dann auch ganz stark in diese Internetkultur übergeschwappt, wie es moralisch richtig ist, Menschen Angst zu machen. Und es gibt ja diese Dinger, diese Kettenbriefe, die sich Jugendliche schicken, wo dann drinsteht, du musst diese E-Mail an zehn Leute weiterleiten, sonst wirst du in zwei Tagen sterben. Und dann haben Kinder und Jugendliche wirklich Angst. Meine Mutter hat in einer Schule gearbeitet als Sozialarbeiterin. Und die hatte Kids, die zu ihr gekommen sind, gesagt haben, wir haben tierisch Angst, weil wir diese Mails gekriegt haben. Und was machen wir denn jetzt? Und da gibt es sehr viele Beispiele, auch dieses Whale Game, was irgendwann mal so hochgeschwappt ist, wo gesagt wurde, da werden Leute in den Selbstmord getrieben und so. Also das Internet hat ja immer so diese Troll-Funktionen, die über das Teilen des Never Gonna Give You Up Videos hinausgehen, die wirklich brutal sind, die kein Spaß mehr sind. ich gebe dir absolut recht, natürlich, sobald du sowas machst, greifst du in die Realität ein und bist übergriffig mit deinem Horror. Du bist der verrückte Typ, der auf der Straße an Leuten vorbeigeht und Buh sagt. Und das ist nicht cool, das stimmt.
Johannes Franke: Wo waren wir thematisch? Creepypasta. Nein, lass mich kurz noch dazu hinzufügen, dass ich glaube, dass zu Analog, wie heißt das, Analog Horror, dass dazu im Grunde auch eine Nostalgie gehört.
Florian Bayer: Definitiv.
Johannes Franke: Die ganz, ganz wichtig ist. Also es ist nicht nur dieses Spiel mit der Realität, sondern eben auch, und das ist der analoge Teil auch so ein bisschen daran, dass man da sitzt und sich, was dieser Film ganz viel macht, erinnern möchte an eben in diesem Fall gruselige Sachen. Ja. Und an seine Kindheit. Und ich weiß nicht, ob dieses Analog-Horror in 50 Jahren noch funktioniert, weil dann die Leute, die damit nostalgische Gefühle verbinden. nicht mehr existieren.
Florian Bayer: In 50 Jahren gibt es Digital-Horror.
Johannes Franke: Ja, ja, irgendwie so. So 2D-Horror. Keine Ahnung.
Florian Bayer: Es wird die Ästhetik des Internets der 2000er simuliert. Oh mein Gott. Diese Facebook-Seite. Was ist das für ein wirkliches Webdesign?
Johannes Franke: Wer ist Tom?
Florian Bayer: Tom ist echt creepy,
Johannes Franke: oder? Ja, wirklich. Wie er in die Kamera guckt. Ja.
Florian Bayer: Tom hat mir immer Angst gemacht. Ich wollte auch nie sein Freund sein. Und da war es immer wieder plötzlich. Du hast die Freundschaft gekündigt und zwei Wochen später ich bin zurück.
Johannes Franke: Ihr seid jetzt Freunde.
Florian Bayer: Wir sind voll die Boomer. Liebe Generation C, ihr müsst einmal bei Wikipedia nachgucken, wer Tom ist.
Johannes Franke: Oh man. Okay, kleiner Ausflug, Memory Lane. Aber ich glaube, das ist es. Dass man als Filmemacher, nun hat dieser Filmemacher gar nicht so viel in der Analogwelt mitbekommen.
Florian Bayer: Überhaupt nicht.
Johannes Franke: Eigentlich überhaupt nicht, aber es ist, ja ich weiß nicht, es ist ja nicht so weit hinterher. Er hat ja 1995 gewählt und 1995 jetzt auch nicht, das war fünf Jahre bevor er geboren wurde oder sowas, keine Ahnung. Ich weiß gar nicht genau wie alt er ist.
Florian Bayer: Nicht wie alt er ist, aber der wird nicht älter als 25 sein, oder? Wenn du so Bilder von ihm siehst.
Johannes Franke: Ja, vom Gefühl her nicht.
Florian Bayer: Er ist halt wirklich ein Internet-Kid. Er könnte noch nicht ganz unser Sohn sein, aber unser kleiner Neffe. Genau, Kibipasta ist auch ein Ding, was von diesen Internet-Kids entstanden ist und war in der Zeit der Foren und der Blogs und so weiter. Und es ging eigentlich erstmal um gruselige Geschichten, die erzählt wurden. Es war tatsächlich Text.
Johannes Franke: Um mal kurz Wikipedia zu spielen. Es gibt eine Wortherkunft davon. Also nicht nur Creepypasta, es hat nichts mit Pasta zu tun, nichts mit Nudeln, was ich immer dachte. Es kommt von Copypasta, was heißt Copy and Paste, also kopieren und weiterschicken. Also im Grunde, wir schicken einen Text durchs Internet, durch kopieren und einfügen. Es wird verbreitet im Grunde, das ist der Gedanke dahinter. Und Creepypasta ist dann halt, naja, wir verbreiten halt gruselige Geschichten. Also es ist ein absolutes Internetphänomen.
Florian Bayer: Das Besondere daran ist halt auch, dass es so mit Realität und Fiktion spielt und dass quasi eigene urbane Legenden geschaffen werden, immer in der Hoffnung, Leute zu finden, die das Ding dann auch glauben und die das dann gruselig finden. Das Berühmteste dürfte mit Sicherheit der Slenderman sein, der ein riesiger Erfolg wurde, der daraus entstanden ist und der mittlerweile mehrere Computerspiele gekriegt hat und einen, wie ich gehört habe, ziemlich mittelmäßigen Film und den man jetzt einfach kennt als Geschichte. Und in dieser Creepypasta-Welt sind halt auch diese analogen Horrordinger entstanden. Und bei YouTube kannst du so... Kannst du analog Horror eingeben, da findest du halt 200 davon. Da musst du selbst finden, was du qualitativ gut findest. Und irgendwann bist du auch ziemlich ermüdet, wenn du das Ganze gesehen hast.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Viel davon gesehen hast. Es gibt viel Schrott da draußen. Es gibt einiges, was gut funktioniert.
Johannes Franke: Aber es ist eine geile Fan-Culture. Insolut. Das ist halt krass.
Florian Bayer: Es ist halt, wie du schon gesagt hast, dieses Do-it-yourself-Ding. Ja. Und es ist toll, dass Leute sich da ausprobieren. Und offensichtlich können es auch die ersten Schritte ins Filmbusiness sein. Ich kann mir total gut vorstellen, von Kyle demnächst auch mal... Film zu sehen, der traditionellere Horrortropes bedient. Oder der vielleicht das Analog-Horror-Ding nochmal nimmt und nochmal ein bisschen mehr dem Publikum entgegenkommt. Ein bisschen weniger spröde und experimentell ist.
Johannes Franke: Ich bin gespannt, was er macht. Ich glaube, es ist ja nicht zu erwarten, dass er den Polarexpress neu verfilmt.
Florian Bayer: Unwahrscheinlich.
Johannes Franke: Und wenn er es versucht, ich weiß nicht, wie erfolgreich das ist. Er hat ja so sein Experimentierfeld und so wie wir es gemerkt haben, wie es entstanden ist, ist es ja auch so, dass er tatsächlich einfach durch viel rumprobieren und viel Lernen, durch rumexperimentieren, da hingekommen ist. Und das sieht man auch an dem Kurzfilm, über den wir auch nachher noch reden müssen auf jeden Fall. Aber erstmal über den Langfilm.
Florian Bayer: Lass uns erstmal über den Langfilm reden. Die Story habe ich ja schon kurz zusammengefasst. Für mich klang es gerade so, als ob es für dich Momente gab, wo du Angst hattest.
Johannes Franke: Es gab Momente, wo ich nicht unters Bett gucken wollte. Ja. Es gab auch Momente, die sehr gut eingesetzt sind mit so... dem Gesicht, was ganz am Ende ist, dem Knacken im Schrank, wo wir nicht wissen, ob das ein Schrank ist oder nicht, das ist halt einfach dunkel. Aber es gibt so Sachen, so Momente in diesem Film, die sehr effektiv sind. Und die sind, ahne ich, genau deswegen effektiv, weil drumrum sonst nicht viel passiert. Und weil du die ganze Zeit darauf wartest, dass was kommt und die ganze Zeit...
Florian Bayer: Du hoffst, dass was kommt?
Johannes Franke: Ja, du hoffst ein bisschen, dass was kommt und... Das Problem ist, dass der Film nicht jeden abholen kann, weil nicht jeder die gleiche Art von Geduld und Timing hat. Jeder hat an einem anderen Moment das Gefühl, okay, jetzt habe ich zu lange gewartet, ich gebe auf. Und es gibt für jeden garantiert in diesem Film mindestens einen Moment, wo man denkt, bin ich noch voll Angst oder schon gelangweilt?
Florian Bayer: Den gab es für mich überhaupt nicht. Und offensichtlich gibt es auch andere Menschen, denen das so geht. I totally get it. Wenn dir das Ding keine Angst macht. Dann langweilt es dich. Aber für mich war diese...
Johannes Franke: Das ist nicht die logische Konsequenz. Nur weil es dich nicht verängstigt, heißt das nicht, dass du gelangweilt bist.
Florian Bayer: Für mich war es immer so, wenn es diese wirklich spärlich gesetzten Chumpscares gab, habe ich mich sehr erlöst gefühlt. Also ich hatte auch Schiss in diesem Moment, aber ich habe mich erlöst gefühlt, weil davor war es so, dass ich... Ja, ich habe gehofft, dass was passiert, aber nicht, weil ich es öde fand oder weil es mich genervt hat, sondern weil ich erlöst werden wollte von dieser krassen Anspannung. die da drin ist. Und die ist von Anfang an irgendwie da. Du hast in jedem Dialog, die ja wirklich auch recht wenig sind, es wirkt alles so verkrampft und so awkward, allein wenn die Stimme des Mannes am Telefon ist und du weißt nicht, mit wem er redet und er sagt, okay, er ist gefallen, aber es geht ihm gut und er hat keine, er muss nicht genäht werden und es klingt alles so angespannt. Du hast schon das Gefühl, das ist alles dysfunktional. Du hast hier eine dysfunktionale Familie vor dir, ohne zu wissen, warum.
Johannes Franke: Es ist einfach wie geredet wird.
Florian Bayer: Und dann die ganze Zeit diese Anspannung durch Andeutung. Wenn das eine Kind sagt, ich möchte nicht über Mom reden.
Johannes Franke: Und du denkst nur so, warum wohl?
Florian Bayer: Und du sagst die ganze Zeit, bitte schrei mich an, ich will irgendeine Erlösung haben, ich muss davon gerettet werden. Und dann guckt das Kind unters Bett und du denkst nur so, bitte, bitte ein Monster, es muss irgendwas rauskommen, was Greifbares, was mich erlöst, damit ich weiß, wovor ich Angst habe. Und dann hast du nur Dunkelheit und es passiert nichts. Und? Es macht mich richtig fertig. Ich sitze da, ich kann es nur nochmal wiederholen, ich sitze da 100 Minuten und habe zahllose Momente, in denen ich richtig krass Angst habe. Ich habe ganz oft aufgeschrieben in meinen Notizen, shit, was eine krasse Szene. Shit, oh, das ist schrecklich. Oh Gott, das soll aufhören. Oh bitte.
Johannes Franke: Ja, ich beneide dich ein bisschen um diese Experience, weil ich hatte sie nicht so in der Form. Die ganze Zeit sitze ich vor dem Film und denke, ja, ja, geil, interessant, interessant, aber ich intellektualisiere das zu sehr, weil er mich so vom Gefühl her nicht greift, dass mein Kopf zu sehr einsetzen muss, um die Lücken zu füllen. Der Film überhaupt, der Film, finde ich, erwartet sehr viel von dir als Zuschauer. Nicht nur Sitzfleisch, weil du vielleicht davon nicht so angetan bist wie du jetzt oder so. sondern auch, du musst viel in diese Dunkelheit reininterpretieren. Du musst in der Geschichte viel reininterpretieren. Du musst wahnsinnig viele Lücken füllen, die dieser Film lässt. Und wenn du es nicht tust, wenn du dich weigerst als Zuschauer, dann bist du halt raus aus dem Film.
Florian Bayer: Dann bist du verloren. Auf jeden Fall. Ganz klar. Und es ist teilweise auch nicht so einfach, die Lücken zu füllen und deswegen findet man ja auch so viele Interpretationen und Leute tauschen sich drüber aus und zeigen sich Bilder und sagen, ist da eine Gestalt zu sehen?
Johannes Franke: Also, was für ein Kompliment für den Film. Aber... Aber ich denke die ganze Zeit, mir ist es so, ich will nicht wissen, was dahinter steckt, weil ich finde das Gefühl, was der Film vermittelt, viel wichtiger als die Geschichte.
Florian Bayer: Ja. Lass uns versuchen, trotzdem reinzukommen. Ja,
Johannes Franke: ich will nicht. Oh mein Gott, was ist das für eine Musik?
Florian Bayer: Was war das? Wo sind wir? Ich glaube, wir wurden rausgerissen.
Johannes Franke: Aber wohin?
Florian Bayer: Oh mein Gott, Johannes.
Johannes Franke: Ja?
Florian Bayer: Ich befürchte, wir befinden uns in einer Self-Oh no, shit. Ganz schnell, ganz schnell, damit wir zurück zum Gespräch können. Was müssen wir machen? Was müssen wir sagen?
Johannes Franke: Wir müssen den Leuten unbedingt sagen, dass sie uns abonnieren sollen, wo auch immer sie sind, also auf Spotify oder Apple oder sowas,
Florian Bayer: Beam, whatever, was ihr auch nutzt.
Johannes Franke: Also abonnieren und anderen sagen, dass sie uns abonnieren sollen.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Wenn euch die Folge gefällt, gebt uns gerne Sterne, Herzchen, Daumen hoch, was auch immer euer Podcatcher anbietet.
Johannes Franke: Genau, und wenn sie euch nicht gefällt, dann schickt diese Episode weiter an eure Feinde oder eure Nachbarn oder sowas.
Florian Bayer: Und wenn ihr uns Feedback geben wollt, wir freuen uns total über jeden Kommentar an johannes.mussmannsehen.de oder florian.mussmannsehen.de.
Johannes Franke: Genau, schickt uns Filmvorschläge und so weiter. Boah,
Florian Bayer: das soll schnell durchkommen. Ja, jetzt schnell raus,
Johannes Franke: schnell wieder zurück ins Gespräch.
Florian Bayer: Lass uns versuchen herauszufinden, was da passiert ist. Und das ist natürlich auch was, was ein Gefühl ist. Erstmal so diese Grundhaltung. Du bist allein im Haus oder du hast das Gefühl, deine Eltern sind nicht da. Du bewegst dich allein im Haus und ich habe das auch als Kind erlebt. Also auch so Albträume, dass ich dann plötzlich auch nicht mehr reden kann oder so. Und irgendwas ist komisch. Der Ort, wo du dich eigentlich sicher fühlen solltest, der Ort, wo du geschützt sein solltest, irgendwas stimmt nicht.
Johannes Franke: Und ihr da draußen geht mal einmal in eure Erinnerung zurück, in euren Palast an. Erinnerungen und sucht einen Moment auch aus eurer Kindheit, wo ihr aufgewacht seid nachts, vielleicht in die Küche gegangen seid, Licht war aus und das erste Mal festgestellt habt, ich habe hier happy memories, aber nichts davon ist in diesem Raum übrig geblieben. Es ist so dunkel und so anders, dass ich nicht weiß, was dieser Raum eigentlich bedeutet für mich. Das ist wie wenn man auf dem Nachhauseweg ist und sonst auf diesem Weg nur tagsüber gelaufen ist und jetzt nachts. Ja. Und man weiß gar nicht mehr, ist das jetzt eigentlich der richtige Weg? Es sieht alles ganz anders aus.
Florian Bayer: Und das ist so ein Grundmotiv in dem Film, was teilweise sehr elegant umgesetzt wird. Zum Beispiel, wenn einfach die Kamera so ein bisschen geschifftet ist. Teilweise ein bisschen tollpatschig umgesetzt ist. Vor allem, wenn Sachen sich in Luft auflösen. Das ist so, ist vielleicht nicht der beste Special-Effekt. Vor allem, weil es so, also ich finde, das hätte er nicht zeigen müssen. Er hätte einfach die leere Wand zeigen können und sagen, und einfach dieses, where did it go? Wir sehen mehrmals, wie die Kinder durchs Haus gehen, Sachen verschwinden, vor allem Türen und Fenster verschwinden. Und dann... Die albernste Szene des Films ist die Klugschüssel, die verschwindet. Und die Kinder fragen dann immer, where did it go? Ich finde, das hätte man nicht zeigen müssen. Er macht diesen typischen Transfer, den man schon seit 150 Jahren Filmgeschichte kann. Nämlich einfach die Kamera bleibt und es ist einmal umgeschnitten zu dem, ob das Objekt ist verschwunden.
Johannes Franke: Ich habe die Fenster nicht mehr als Fenster erkannt. Ja, ich auch nicht. Es war plötzlich einfach weg und ich dachte mir, ja und jetzt? Und dann kommt auch dieser Star Trek Sound. Ja.
Florian Bayer: Dieses Bzzz.
Johannes Franke: Und du denkst dir, was ist das denn jetzt? Das ist ein bisschen unfreiwillig komisch. Aber vielleicht im Zusammenhang mit Kindern gucken Fernsehen, vielleicht haben sie die Reruns von Star Trek gesehen und haben das irgendwie eingebaut.
Florian Bayer: Es passiert Gott sei Dank relativ früh, weil es reißt mich tatsächlich so ein bisschen raus. Ja. Aber danach kommt das alberne ja nicht mehr. Oder zumindest für mich das unfreiwillig komische. Deswegen ist es okay. Es ist okay. Ich komme drüber hinweg. Das ist irgendwie so nach 15 Minuten. Und dann denke ich jetzt... Dann haben wir ganz oft diese Momente, wo das alles wirkt so ein bisschen verstörend, alles wirkt irgendwie falsch. Und dann ist ja dieser komische Moment, die Kinder, die Eltern sind offensichtlich nicht da. Aber dann gibt es diesen Moment, dass die Kinder die Eltern trotzdem hören. Und sie scheinen vor allem nicht zu wissen, wo ihr Vater ist. Es gibt diesen einen Moment, wo der kleine Kevin, der offensichtlich der junge Bruder ist, Kaylee fragt, wo Dad ist und dann sagt er, vielleicht ist er mit Mom verschwunden. Also Mutter ist offensichtlich schon länger weg und dann sagt, Kaylee als Antwort, ich möchte nicht über Mutter reden. Und dann haben wir aber diese Stimme, die offensichtlich einmal den Vater simuliert und zu Kaylee sagt, geh nach oben, komm nach oben. Und dann haben wir auch Kaylees Perspektiv, wie sie die Treppen hoch geht. Oder das ist Handlung, der man folgen kann, was da gerade passiert. Ich versuche gerade so das umfassen, was man versteht. Sachen verschwinden und das ist diese Stimme. Sie wollen nicht über ihre Mutter reden und es scheint der Vater zu sein, der sagt, komm nach oben. Sie geht nämlich nach oben und fragt dann auch Dad. Und er sagt, look under the bed. Und ich sterbe.
Johannes Franke: Also das ist wirklich eine sehr effiziente Szene, muss ich sagen.
Florian Bayer: I can't see anything. Sie kommt hoch und dann sitzt da die Mutter mit dem Rücken, genau wie der Vater, der irgendwie nur zu hören war. Der war da auch irgendwo anscheinend zu sehen. Den sehe ich zum Beispiel gar nicht, ich höre den Vater nur.
Johannes Franke: Achso, du hast ihn nicht gesehen. Ich habe wenigstens die Hand da auf dem Bett gesehen.
Florian Bayer: Und dann sagt die Mutter den typischen Scheidungssatz. We love you and Kevin very, very much. Und irgendwie, das ist natürlich so ein erster Hint, okay, wir haben hier wahrscheinlich Kinder verarbeiten, die Trennung ihrer Eltern. Möglich, als Option.
Johannes Franke: Wollen wir jetzt schon interpretieren? Lass uns mal durch den Film ein bisschen noch. Es ist ja nicht viel zu besprechen, also insofern können wir auch durch den Film tun.
Florian Bayer: Und dann sagt sie... Kaylee, I need you to close your eyes.
Johannes Franke: Please.
Florian Bayer: Ein sehr hinterhergezogenes Please. Kaylee macht die Augen zu und sie ist weg. Und dann hört sie, it's someone here. Von ihrer Mutter. Und dann haben wir, nicht ihrer Mutter, diese dämonische Stimme, irgendeine Stimme sagt, it's someone here. Und dann hören wir nur noch, Kaylee, go back downstairs. Okay. Und was wir hören, ist meiner Meinung nach in dem Schrank ein brechendes Genick und Leidensgeräusch von jemandem, der leidet.
Johannes Franke: Das Kind ist leid. kann durchaus absolut sein. Wir wissen es aber nicht. Das ist schon Interpretation.
Florian Bayer: Und dann haben wir diesen Jumpscare. Es gibt irgendwie so ein Tut-Geräusch und ich springe auf.
Johannes Franke: Echt? Ach, naja.
Florian Bayer: Ich bin total fertig. Und dann will Kaylee offensichtlich unten die Couch vor die Tür schieben, um die Tür zu schützen. Weil sie sagt zu Kevin, als sie runterkommt, der fragt, wo warst du? Hilf mir mal mit der Couch. Und wir sehen irgendwie die Legosteine und Schatten und... Kevin fragt, was oben passiert ist und Kaylee antwortet nicht und das liegt vom Fernsehen. Wir sehen übrigens im Fernsehen die ganze Zeit diese Cartoons, die sehr, sehr alt sind, einfach weil sie kein Copyright,
Johannes Franke: Public Domain. Und der Film macht den seltsamen Move gleich am Anfang in der ersten Tafel mit Schrift. Klar zu machen, übrigens, wir hatten kein Geld. Ja. Also haben wir Public-Domain-Zeugs. Das hätte auch in den Abspann packen können. Warum da vorne hinschreiben? Das ist übrigens alles Public-Domain hier. Seltsam.
Florian Bayer: Und genau, der Fernseher läuft die ganze Zeit. Und das ist auch tatsächlich die einzige Musik, die wir hören. Die Musik aus diesen Cartoons. Ja.
Johannes Franke: Und die ich sehr effektiv finde übrigens. Also sehr, sehr gut gemacht. Und das finde ich okay.
Florian Bayer: Und die auch immer so ein bisschen Halt geben. Am Fernseher fühlt man sich am Anfang noch sicher, ne? Wenn sie am Fernseher sitzen und so eine starke Lichtquelle haben. hat man so das Gefühl, okay, da sind sie noch so einigermaßen in Sicherheit. Übrigens, in diesem Film, also wenn ihr nicht gut damit klarkommt, dass Kinder zu Schaden kommen oder Kinder in Gefahr sind, dann ist dieser Film auch nicht unbedingt das Richtige.
Johannes Franke: Ihr habt keine Fantasie, weil zu sehen gibt es es nicht.
Florian Bayer: Aber auch wenn es sehr abstrakt ist, finde ich so, dass die Kinder in extremer Gefahr sind, ist schon ziemlich klar. Okay, dass die Kinder bedroht sind. Dann haben wir, meiner Meinung nach, es passiert dann halt wirklich relativ wenig. Wir haben aber meiner Meinung nach irgendwie so einen Wechsel zu Kevin.
Johannes Franke: Und Kelly ist irgendwie weg. Aus irgendwelchen komischen Gründen. Das wird ja nicht erklärt, warum.
Florian Bayer: Und er ruft sie. Und dann werden die Legos weggenommen von whoever.
Johannes Franke: Vielleicht Kevin.
Florian Bayer: Vielleicht Kevin. Und dann sind die Lego-Dinger aber an der Wand. Und das war nicht Kevin. Und dann haben wir dieses dämonische Geräusch. Dieses Geräusch. Und dann hören wir... Kaylee rufen. Kevin!
Johannes Franke: Du hast so ein bisschen den Pfad verlassen von den Sachen, wo du gesagt hast, okay, das sind doch Sachen, auf die wir uns einigen können. Das ist doch wirklich etwas, was passiert, oder? Und jetzt so langsam bist du von der Autobahn runtergefahren.
Florian Bayer: Ah, verdammt,
Johannes Franke: ich soll draufbleiben.
Florian Bayer: Nein, nein, nicht neben Strafen.
Johannes Franke: Wo man nicht genau weiß, was da eigentlich passiert, aber die eigene Interpretation oder die eigene... Es vermischt sich auch mit dem, was ich so gelesen habe, weil die Zusammenfassung auf Wikipedia... Hat viel mehr Handlung, als ich gesehen habe.
Florian Bayer: Aber wir haben das doch, oder? Kaylee ruft Kevin.
Johannes Franke: Kaylee ruft Kevin. Das kann sein. Ich weiß es nicht mehr.
Florian Bayer: Kevin. Doch, sie ruft. Und Kevin ruft Hallo und fällt offensichtlich um. Wenn wir davon ausgehen, dass das Kevins Perspektive ist, fallen wir mit ihm um.
Johannes Franke: Und war das vor der Barbie oder nach der Barbie an der Decke?
Florian Bayer: Die Barbie ist hier früher. Die Barbie habe ich ganz vergessen. Stimmt. Kevin will aufs Klo gehen und Kaylee wartet auf ihn. Das erfahren wir tatsächlich. Sie sind... Er muss oben aufs Klo gehen, weil unten die Toilette fehlt, weil die plötzlich verschwunden ist.
Johannes Franke: Mit einem Star Trek Sound.
Florian Bayer: Kaylee wartet auf ihn und die Barbie hängt an der Decke. Wir wissen nicht warum, aber sie erschrickt dann. Und offensichtlich war es Kevin, der sie von hinten erschrocken hat. Weil er gesagt hat, er konnte nicht, weil er zu viel Angst hatte. Und dann fällt die Barbie von der Decke runter. Nee, genau, das war vorher. Kevin sucht Kaylee und geht durch die Dunkelheit. Und... Kayleigh ruft meiner Meinung nach. Help me, I'm scared, I feel strange. Und Kevin geht und wir haben ganz lange Dunkelheit. Und dann haben wir diesen Schockmoment, wo wir Kayleighs Gesicht sehen. Das einzige Mal, dass wir ihr Gesicht sehen und ihr Mund ist zu.
Johannes Franke: Und ihre Augen sind auch weg.
Florian Bayer: Und zwar nicht geschlossen, sondern weg. I have no mouth and want to scream. Und ich erschrecke. Ich stehe wieder da auf der Couch. Übrigens, ich habe diesen Film... nicht am Fernseher geguckt. Ich habe diesen Film unter Kopfhörern auf dem Laptop geguckt.
Johannes Franke: Mit Kopfhörern? Ist das hart.
Florian Bayer: Und ich hätte dir das noch mitgeben sollen als Anleitung. Ich glaube, das ist die beste Art, diesen Film zu gucken. Alleine, Kopfhörer, kleiner Bildschirm.
Johannes Franke: Das habe ich auch gedacht. Kleiner Bildschirm wäre gut gewesen. Ich habe die große Leinwand gehabt, habe dann gedacht, ah,
Florian Bayer: nee,
Johannes Franke: klein ist gut.
Florian Bayer: Und dann... Okay, ich versuch, also in dieser Filmbeschreibung fehlt jetzt ganz viel Stille, Dunkelheit. Pio, wie, irgendjemand bewegt sich irgendwo hin.
Johannes Franke: Das ist es halt so ein bisschen. Und wenn da so viel Void dazwischen ist, vergesse ich auch so ein bisschen, was da eigentlich passiert ist. Oder ob irgendwas passiert ist. Nach 20 Minuten nur starre Korridore runter oder in die Decke, Ecke oder in einfach die Dunkelheit oder so. Seid ich. Es ist meinetwegen gruselig, für mich nur so halb, aber manchmal vergesse ich einfach, ob Kevin jetzt mal unterwegs war zwischendurch oder nicht oder ob Kylie noch da ist oder wie die überhaupt hießen. Weiß ich ja auch schon nicht mehr. Ich weiß noch gerade so, dass es eine kleine dämonische Stimme zwischendurch gab, die tatsächlich okay gut gemacht ist.
Florian Bayer: Ich finde das tatsächlich am wenigsten gruselig, weil das so konkret, so greifbar monströs ist. Ich finde es viel gruseliger, wenn die Mutter auf dem Bett sitzt mit dem Rücken und sagt, wir lieben euch sehr, sehr. Auf jeden Fall, ich bin schon bei 60 Minuten, nämlich dann sagt die Stimme zu Kevin, ziemlich offensichtlich, es ist weder die Stimme seines Vaters, noch die von Kaylee, noch die von der Mutter, es ist irgendeine andere Stimme. I want to play. Und dann kommt dieses wirklich Verstörende, dass die Stimme zu Kevin sagt, put the knife in your eye. Und dann hören wir Kevin schreien und heulen und sehen Blut an der Wand. Ja. Und ich sterbe. Es ist wirklich krass. Und es ist nicht, weil ich selbst ein Kind habe. Sondern es ist, weil ich mich an Ängste als Kind erinnere. Und bei uns, als ich ein Kind war, gab es diese Urban Legend. Ich weiß nicht, ob das auch deine Kindheit war. Bei uns gab es die Urban Legend. Es gibt diese Leute, die dich anrufen und dir sagen, probier doch mal aus den Föhn. Ich bin von der Feuerwehr, wir machen einen Test. Setz dich in die Badewanne, lass Wasser ein und lass den Föhn da rein, wenn er eingesteckt ist. Und es gibt Leute, die anrufen und sagen, greif doch mal in den Toaster, wenn er angeschaltet ist und solche Sachen. Also uns wurde ganz viel Angst gemacht. vor diesen angeblichen Anrufen von Menschen, die Kinder quälen wollen, in denen sie dazu kriegen, Dinge zu tun, die sie nicht tun wollen. Uns wurde als Kinder so viel Angst gemacht.
Johannes Franke: Krass. Das hatte ich nicht als Kind, muss ich sagen.
Florian Bayer: Und ich komme aus dieser Rede nicht mit fremden 90er-Zeiten, die richtig krass ist. Und diese Wagen, die vor der Schule vorfahren und dich entführen. Und es gibt so die Phänomene, natürlich. Aber ich habe das Gefühl, es war ein ganz großes... ganz großes Coping-Werkzeug von der Gesellschaft, um Themen wie sexuellen Missbrauch oder Missbrauch im Allgemeinen zu internalisieren. Wenn es nämlich der fremde Buhmann von der Straße ist, dann ist es halt nicht der Onkel und dann ist es nicht der Vater. Und das war in den 90ern, war das ganz krass, diese Angst, diese Angstgeschichten, Vorsicht, alle Fremden sind gefährlich und wollen dir was Böses. Das hat, glaube ich, sehr unsere Generation geprägt, diese Angst. Und ich hoffe, dass ich das bei meinem Kind nicht so mache. Aber deswegen... Also vielleicht connecte ich deswegen damit mit dieser Szene. Ich sehe das und fühle mich an Ängste erinnert, die mir in der Kindheit von Erwachsenen gesetzt wurden, die es gut mit mir meinen.
Johannes Franke: Ja, okay.
Florian Bayer: Und spüre, dass da irgendwie sowas hängt, was reaktiviert wird.
Johannes Franke: Ja, ich weiß nicht. Vielleicht war ich als Kind zu unbedarft oder zu naiv und habe mich mit der Angst nicht zu sehr... Ich hatte immer mal wieder, wie gesagt, ganz am Anfang habe ich die kleine Geschichte erzählt, was ich so hatte. Aber... zu sehr war es bei mir dann doch nicht. Da kann ich eine kleine andere Geschichte erzählen. Wir waren auf Ferienlage und dann erzählt man sich als Jungs zusammen in einem Schlafzimmer, wo so sechs Leute, so sechs Kinder schlafen, erzählt man sich irgendwelche Geschichten und plötzlich scheißen sich alle in die Hosen und keiner will mehr rausgehen auf Toilette, obwohl er unbedingt muss. Ich musste auf Toilette. Und ich bin aufgestanden und bin auf Toilette gegangen. Bin dann wiedergekommen und alle haben mich angestarrt und gesagt, wie jetzt? Du bist auf... Oh Gott, hat dich keiner gefressen? Und ich so, was ist jetzt los? Natürlich warf ich auf Toilette.
Florian Bayer: Deswegen bist du kein Horrorfilmfan, weil dir sowas einfach nicht anschlägt.
Johannes Franke: Ja, irgendwie nicht genug zumindest. Also es gab Szenen in diesem Film, die ich irgendwie, oh, schwierig und ich will nicht unter das Bett gucken und so. Aber das sind vielleicht auch Sachen, die nicht mit meiner Kindheit andocken, sondern die ein bisschen erlernt sind. durch andere kulturelle Phänomene. Also ich habe das nicht so sehr gehabt, so doll.
Florian Bayer: Okay, interessant.
Johannes Franke: Vielleicht habe ich auch genug andere Scheiße erlebt, die gesagt hat, ja, dieses Dunkel kann mir nicht mehr wirklich Angst machen.
Florian Bayer: Vielleicht, ja.
Johannes Franke: Also das ist auch nochmal so ein Ding. Ich habe überlegt,
Florian Bayer: ob es auch so ein Ost-West-Ding ist.
Johannes Franke: Das ist es garantiert auch. Also wir haben, ich weiß nicht, Ich glaube, in der Ostkultur war der Nachbar wesentlich wichtiger als Freund und als Helfer, als gefährlicher Typ, der dich entführen könnte.
Florian Bayer: Das westliche Bürgertum in der Vorstadt, der ich groß geworden bin, hat sehr seine Ängste gepflegt. Hört euch den Song Familie Gold von Reinhard Grebe an, dann wisst ihr,
Johannes Franke: wie ich groß geworden bin. Ja, ja, genau.
Florian Bayer: Das war unsere Vorstadt und da waren die Bürgerlichen sehr... Sehr gut dabei, viele, viele, viele Ängste irgendwie weiter zu verbreiten und vor allem Ängste ihren Kindern einzupflanzen, erschreckenderweise.
Johannes Franke: Ja, und auch dadurch, dass sie eben vieles weggedrückt haben und externalisiert haben, wie du gesagt hast, dass man da, ja.
Florian Bayer: Kevin hat offensichtlich Aua im Auge.
Johannes Franke: Ja, Kevin hat ein Stechen im Auge.
Florian Bayer: Und ruft den Notruf an.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und er telefoniert mit dem Notruf.
Johannes Franke: Wobei er das schon ein paar Mal versucht hat. Plötzlich erinnert er sich wieder.
Florian Bayer: Davor war das Telefon aber auch tot, glaube ich, oder? Hast du noch nicht so Geräusche gehört, dass das Telefon tot war?
Johannes Franke: Oh, das kann sein. Das weiß ich nicht genau. Aber plötzlich funktioniert es.
Florian Bayer: Das ist ein ästhetisches Motiv. Ich weiß, wir haben am Anfang über die Ästhetik geredet, aber das muss ich jetzt nochmal einwerfen. Was ganz krasses in diesem Film, das haben wir unter anderem hier. Der Film ist komplett inkonsistent damit, wann geredet wird, wann Untertitel sind, wann geredet wird und Untertitel sind, oder nur das eine. Und das haben wir... Ständig. Hier haben wir zum Beispiel die Stimme des Kindes hören. Sie. Und haben aber vom Telefon, also von der anderen Leitung, vom Notruf nur die Untertitel. Ich finde, es ist so ein einfaches Stilmittel, was total verstörend ist für mich. Es wirkt alles so verstörend reinpassen.
Johannes Franke: Darf ich dir sagen, dass es das beste Stilmittel ist, was ich je in einem Horrorfilm gesehen habe? Wow,
Florian Bayer: okay, große Worte.
Johannes Franke: Ich fand es wirklich toll. Ich fand, dass man die... Stimmen irgendwann einfach auch gar nicht mehr gehört hat. Also es war ja am Anfang so ein Mombeln und man dachte dann, ah ja, da kommt ein Untertitel, damit man versteht, was gesagt wird. Wenn ich mir Mühe gebe, könnte ich es sogar verstehen. Und dann irgendwann sind die so leise und so weg, dass man sie gar nicht mehr hört und dass man nur noch die Untertitel hat. Und die Stimmung des Films hat das volle Kanne getragen, dass ich nur noch die Untertitel hatte und dass die Untertitel das gruseligste waren, die streckenweise überhaupt passiert sind. Und es war wirklich toll. Ganz, ganz tolles Mittel. Sehr schön.
Florian Bayer: Das freut mich. Die Untertitel sind halt auch sehr konkret. Wir haben hier wirklich, wir haben einen sehr konkreten Anruf von einem Kind, Telefonaten von einem Kind mit dem Notruf. Das wirkt einfach total, das ist genau das, wie der Notruf redet. Die am anderen Ende der Leitung sagt dann, bitte bleibt am Telefon.
Johannes Franke: Er wagt unterwegs.
Florian Bayer: Genau. Und dann werden natürlich Fragen gestellt. Und dann, warum flüsterst du? Und dann hören wir Kevin, wie er sagt, I'm downstairs, but the door is gone. Und worauf der Notruf natürlich überhaupt nicht klarkommt, weil die Türen sind weg. Was für eine schreckliche Vorstellung. Du bist gefangen in diesem Haus. Die Türen sind weg. Du kommst nicht raus.
Johannes Franke: Ja, das Problem ist, dass er mir vorher gezeigt hat, wie die Türen verschwinden auf billigste und schlimmste Art und Weise. Das ist irgendwie nicht mehr so gruselig.
Florian Bayer: Aber das habe ich vergessen in dem Moment. In dem Moment dieses Gefühl in dem Horrorhaus zu sein und nicht rauszukommen. Was für ein fucking Albtraum.
Johannes Franke: Ja, theoretisch schon. Also das zeigt er mir zu viel, wie die Türen verschwinden. Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, er zeigt mir nicht zu wenig, aber ich habe zwischendurch gedacht, in den ersten halben Stunden oder sowas, ist die Hauptfigur des Films vielleicht das Haus. Weil ich nur Haus sehe und maximal Füße oder Beine von zwei Kindern, mit denen ich mich nicht identifizieren kann, weil ich kein Gesicht sehe und weil ich von den beiden auch nicht genug Schatten oder... Und da kommt es zu dem zweiten Film, zu dem Kurzfilm, den er vorher gemacht hat. Der macht nämlich einiges richtig, was ich im Hauptfilm gerne gesehen hätte und andere Sachen wiederum falsch, die der Hauptfilm richtig macht. Ich hätte gerne eine Mischung gehabt, aber da können wir dann dazu kommen, wenn wir den Kurzfilm noch besprechen.
Florian Bayer: Ich wusste, dass du den Kurzfilm mehr magst. Ich kann dir auch sagen, warum. Ich glaube nicht,
Johannes Franke: dass ich ihn mehr mag. Das stimmt nicht. Aber ich finde, dass er ein paar Sachen richtiger macht. Willst du zum Kurzfilm?
Florian Bayer: Nee, nee, nee, das wäre komisch eingepflegt. Wir bleiben beim Hauptfilm. Aber der Kurzfilm ist ein Drama und der Film ist ein Horrorfilm. Deswegen magst du, du magst das Drama lieber als den Horrorfilm.
Johannes Franke: Ja, theoretisch ja, aber ich finde den Hauptfilm dann doch ein bisschen besser. Oh,
Florian Bayer: das sagst du nur, damit ich nicht recht habe. Ich wette mit dir, wenn ich jetzt in deine Aufzeichnung gucke, steht da, der Kurzfilm ist tausendmal besser als der Hauptfilm. Ich wette es. Okay, okay, okay.
Johannes Franke: Ich gucke, gucke, gucke und ich habe nichts gelöscht. Nein. Also wirklich, ich finde den Hauptfilm, den Langfilm tatsächlich besser, aber der Kurzfilm macht tolle Sachen. Das werden wir aber alles gleich besprechen.
Florian Bayer: Wir erinnern uns ja auch schon fast dem Ende. Genau, Kevin telefoniert mit dem Notruf und plötzlich, wir wissen nicht, was passiert. Das Telefon fällt runter.
Johannes Franke: Und ist plötzlich dieses Spielzeugtelefon oder wie war das?
Florian Bayer: Ich weiß nicht, ob wir nur darauf, auf jeden Fall hören wir ein dämonisches Lachen. Es ist dunkel, Taschenlampenlicht und Kevin fragt, wen auch immer, how did you do that? und die Stimme antwortet mit I can do anything. Und er erzählt ihm dann, dass Kaylee nicht das getan hat, was sie tun sollte. Sie sagte, sie würde, sie will Mom und Dad sehen. Also habe ich ihr den Mund weggenommen. Aaron, komm hoch. Das ist doch eine Stimme, der man vertraut.
Johannes Franke: Natürlich.
Florian Bayer: Und das ist wieder so ein Moment, wo ich devastated bin. Ich finde es so krass. Sie wollte nur zu ihren Eltern. Das war zu viel und das war nicht das, was sie tun sollte. Da kommen wir gleich zu meiner Interpretation, zu einer möglichen Interpretation. Ich weiß, du brauchst auch keine zu bringen. Ich finde es total cool, dass du sagst, dass es das Gefühl viel wichtiger ist und dass du willst es gar nicht interpretieren.
Johannes Franke: Ich will gar nicht wissen, dass der Regisseur der Dämon ist.
Florian Bayer: Um Gottes Willen.
Johannes Franke: Der sagt, ich kann alles tun, was ich will, weil Regisseure können einfach mal alles tun.
Florian Bayer: Keine Meta-Interaktion. Wir kommen gleich dazu. Kevin geht nach oben und Kevin hat Angst. Kevin hat richtig Angst. Wir hören öfter mal die Kinder, wie sie so ängstlich atmen und schneller atmen. Vor allem Kevin mehrmals. Und jetzt wissen wir, Kevin ist, ich meine, der hat sich auch in den Augen verletzt. Der sieht wahrscheinlich nicht mehr richtig und er geht nach oben. Und die dämonische Stimme ist komplett unverständlich. Und Kevin scheint an der Decke zu sein, zumindest wenn wir noch seine POV sind.
Johannes Franke: Ja, zumindest wenn wir in seiner POV sind. Wie ich von Anfang an gesagt habe, ist dieser Film sehr chaotisch, was seine Kameraperspektiven betrifft. Wessen Perspektive sehen wir hier? Mal sind es wirklich die Kinder, weil wir mit dem Kind mit der Taschenlampe in der Gegend rumlaufen. Mal ist es aus dem Dunkel gefilmt, wo man denkt, aha, ich bin also das Monster. Du kommst nicht auf den grünen Zweig, leider.
Florian Bayer: Ich fühle gerade Kevins Perspektive, weil wir davor hatten ganz eindeutig seine Perspektive, wie er die Taschenlampe anmacht und ängstlich die Treppe hochgeht. Und dann sehen wir, Licht geht an. Wir sehen einen Kassettenplayer und diesen Lego-Haufen an der Decke und so ein schiefes Haus im Hintergrund. Und dann steht da 572 Tage. 572 Days. Und der Kassettenplayer löst sich auf. Die Cartoons laufen los. Jetzt zitiere ich nur noch meine Aufzeichnung. Endloser Gang? Fragezeichen. Immer weiter von den Legos entfernt. Licht aus. Dämonische Stimme. Unverständlich. Schritte. In Klammern 90. Weil wir jetzt bei 90 Minuten sind. POV. Wir sind an der Decke vom Wohnzimmer. Licht aus. TV. Rauschen. Tür. Dunkelheit. Puppenhaus. Musik. Stille. Dunkelheit. Taschenlampe an. Taschenlampe aus. Taschenlampe an. Taschenlampe aus. Schwarzer Gang. Aus, an, aus, an, aus, an. Augen in der Dunkelheit. Das ist scheißgruselig. Das ist das Telefon. Das ist gar nicht so gruselig. Ich finde tatsächlich, das ist auch so ein bisschen so ein Horrorfilm-Drop, was sich überholt hat. Kinderspielzeug niedlich, aber gruselig, wenn es dunkel ist. Wir haben dieses Kinderspiel und dann haben wir wieder das dämonische Flüstern und dann kommt das eigentlich Gruselige. Nämlich dann sehen wir diese Schwarz-Weiß-Fotos mit mit deformierten Gesichtern oder Gesichtern, die sich aufgelöst haben. Ist nicht so genau zu erkennen, aber es ist total schrecklich. Das ist dann wieder der Moment, wo ich wirklich traurig werde. Und dann hören wir das Kind heulen, wahrscheinlich Kevin. Und wir hören den Schrei und Blut spritzt an die Wand. Und dann haben wir diese Loop. Wir haben diese Loop, die wir davor auch schon im Fernsehen hatten. Wo immer wieder die eine Szene, wo der lustige Hase sich vor dem lustigen Hund versteckt, wiederholt wird. Und jetzt haben wir diese Loop. Wie immer wieder geschrien wird und Blut an die Wand gespritzt wird. Und am Ende dieser Loop steht einfach nur die Frage, Mami und Black. Und dann? Ich sag einfach mal, was ich sehe, was wir sehen. Oder du stimmst mir? Das sind Sachen, die wir sehen, wirklich. Jetzt bin ich voll auf dem Highway. Keine Seitenstraße. Taschenlampe auf TV. Kevin fragt, Kaylee, can we watch something happy? Black. Ein schwarzer Raum? Mit einer Tür und wir bewegen uns darauf zu. Und dann ein Gesicht in der Dunkelheit. Und eine Stimme, wahrscheinlich von dem Dämonen, die sagt, go to sleep. Und wahrscheinlich der Kevin, der fragt, what's your name? Und dann nochmal, what's your name? Aber irgendwie verzerrter. Und black. Und the end.
Johannes Franke: Ich habe an der Stelle aufgeschrieben, um mal meine Aufzeichnung zu zitieren. Kevin weiß mit vier nicht, wo die Lichtschalter sind. Aber Taschenlampe benutzen kann er.
Florian Bayer: Ich dachte, die Lichtschalter wären teilweise auch weg.
Johannes Franke: Ich weiß es nicht, wird mir nicht erzählt. Keine Ahnung. Nee,
Florian Bayer: aber, ja, keine Ahnung. Aber die Taschenlampe kannst du mit vier benutzen.
Johannes Franke: Ja, aber Lichtschalter doch auch.
Florian Bayer: Den Lichtschalter kannst du schon mit drei benutzen oder mit zwei. Leider auch schon mit eins.
Johannes Franke: Aber mit eins kommst du noch nicht dran. Ja, wenn du dich streikst. Mit vier kannst du dir wenigstens einen Stuhl ranziehen und draufklettern. Ja, also, und ich hab mir aufgeschrieben, ich hoffe, sie haben auf einer Alexa Amira gedreht. Was so eine Kamera ist, die... knapp 50.000 Euro kostet und richtig, richtig gute Bilder macht.
Florian Bayer: Es gibt doch Informationen, worauf sie es gedreht haben.
Johannes Franke: Ja, natürlich. Auf einer Sony FX9 oder sowas. Ich habe den nicht aufgezeigt.
Florian Bayer: Auf irgendeiner modernen Kamera.
Johannes Franke: Auf irgendeiner modernen Kamera und haben dann die ISO aber so hochgecrankt, dass das Bild an sich auch schon nicht ganz pleasant war. Aber die modernen Kameras, die haben schon einiges drauf. Und das heißt, selbst wenn du nur einen Fernseher hast, der die Lichtquelle ist, Sehen die Bilder wesentlich besser aus, als das, was hier zu sehen ist.
Florian Bayer: Jedes iPhone kriegt bessere Bilder hin. Ja,
Johannes Franke: und ich finde es wahnsinnig wichtig, dass es eine gute Kamera war. Weil wenn sie wirklich mit dem Camcorder gedreht hätten, hätten sie die Flexibilität in der Post nicht gehabt, das Richtige an der richtigen Stelle einzusetzen. Und hier haben sie es tatsächlich. Man sieht auch durch diesen ganzen Grissel durch, dass es eine gute Kamera war, weil... An der richtigen Stelle der richtige Kontrast an hell und dunkel da ist. Der ist genau gewählt und das ist gut gemacht.
Florian Bayer: Deine Interpretation. Du hast schon angesetzt und gesagt, der Damon ist der Regisseur.
Johannes Franke: Es gibt wahnsinnig viele Interpretationen da draußen. Meine eigene Interpretation habe ich noch gar nicht rausgeholt. Das, was hier an Interpretationen im Internet zu finden ist, ist mannigfaltig. Es gibt wahnsinnig viele Sachen. Die eine ist eben, dass der Regisseur der Dämon ist, der sagt, ich habe alle Macht der Welt, ich kann mit dir machen, was ich will. Du bist jetzt halt auch darauf angewiesen, dass ich dich nicht sofort umbringe. Andere Interpretation ist, dass Kevin am Anfang gestolpert ist und im Koma liegt und das Ganze darauf hinausläuft, dass er halt am Ende stirbt und deswegen die Stimme sagt, go to sleep.
Florian Bayer: Populärste Interpretation, dass das Ganze im Kopf von Kevin stattfindet und... Und dass dieses Auflösen von Sachen im Haus einfach dieses Auflösen der Erinnerung ist, während du im Koma bist. Und diese 572 Tage einfach bedeuten,
Johannes Franke: solange er im
Florian Bayer: Koma verbracht hat. Tatsächlich meiner Meinung nach eine absolut plausible Interpretation, aber auch ein bisschen öde.
Johannes Franke: Ja, also ich meine, natürlich ist sie dramatisch irgendwie sinnvoll und so. Und wenn man das so lesen möchte, hat man halt einen anderen Film und kann den auch so sehen. Und der Film wird nicht wertloser dadurch, finde ich. Wenn man den Film mit... dieser Interpretation im Kopf ein zweites Mal schaut, kann man den Film sozusagen neu entdecken. Ich habe am Ende des Films aufgeschrieben, ein wahnsinnig unrewatchable Film, weil ich ja schon weiß, dass keine Jumpscares kommen und dass in den Dunkelheiten eigentlich nicht wirklich was zu sehen ist. Auch wenn der Regisseur standhaft behauptet, dass er irgendwo mal eine Figur versteckt hat, die da steht und uns nicht sagt, in welcher Einstellung. Aber naja, also ich weiß schon, was mich nicht erwartet. Und deswegen habe ich... nicht das Bedürfnis, nochmal zu gucken. Aber ich kann mir vorstellen, wenn man eine dieser Interpretationen sehr genau und diffizil im Kopf hat, kann man den Film doch nochmal gucken.
Florian Bayer: Ich hab ihn ja ein zweites Mal geguckt jetzt. Und er hat wieder reingehauen. Er hat mir wieder Angst gemacht. Das war sehr krass. Das schaffen Filme wirklich eigentlich so gut wie nie, dass der Rewatch auch nochmal Angst macht. Und ich hab sogar beim Rewatch mehr Notizen gemacht und mehr pausiert und so alles, was man halt macht, wenn man so sehr genau aufschreiben will und irgendwie einen Faden versuchen will zu finden. Ja. Ich fand, der war rewatchable, aber das hängt auch einfach damit zusammen, dass ich es beim ersten Mal schon unglaublich genossen habe, diesen Film zu sehen. Meine Interpretation wäre, also das, was man im Internet ganz viel liest, da gehe ich auf jeden Fall mit, hier wird irgendwas erzählt von einem Familientrauma. Offensichtlich, also möglich, dass es eine Scheidung gab. Zumindest so wie der Vater am Anfang telefoniert, klingt es sehr, als ob er mit einer Frau telefonieren würde, von der er geschieden ist.
Johannes Franke: Mein allererster Gedanke während dieses Telefonates tatsächlich, er klingt total so, als ob er seine Ex-Frau beruhigt. Ja, ich habe Kinder nicht umgebracht, während sie bei mir waren. Alles in Ordnung.
Florian Bayer: Und durch diesen wirklich klischeehaften Satz, wir lieben dich und deinen Bruder sehr, das ist einfach der Satz, mit dem du ansetzt. Denn du sagst, wenn du ansetzen willst, und übrigens, wir trennen uns. Also das, das, das Scheidung. eine Rolle spielt, finde ich total plausibel. Ich kann mir auch vorstellen, dass der Selbstmord der Mutter eine Rolle spielt. Ich finde, wenn sie sagt, schließt die Augen und dann hören, ich finde, es klingt wie jemand, der sich erhängt. Wenn wir diese Schmerzensschreie aus dem Schrank haben und dieses Knackgeräusch, das könnte das Strangulieren sein oder so, dass die Mutter sich umgebracht hat. Aber ziemlich sicher, so wie die Kinder über ihre Mutter reden, was selten vorkommt, ist irgendwas komisch mit der Mutter gewesen. Irgendwas, worauf sie nicht klarkommen. Ich finde, dass, genau, ich werfe jetzt auch nur so Ideen rein, das ist auch, ja, was man viel so in Interpretationen hört. Ich finde, dieses ganze, die ganze Art, wie der Dämon mit ihnen redet, mit Kevin vor allem nachher, wenn er sagt, go to sleep und so, es ist ein bisschen wie bei einer Hypnose. Geht es vielleicht auch um eine Art Traumaverarbeitung, dass wir hier, dass das hier so eine Traumatherapie beiwohnen irgendwie und dass diese Loop zum Beispiel, die im Fernsehen gezeigt wird, genauso wie die Loop. die dann bei diesem Mord gezeigt wird, dieses Geschehen immer mal wieder vergegenwärtigen, um sich klarzumachen, wie schrecklich das ist, was da passiert. Weil es geht in dem Film ja auch ganz viel um Verdrängung. Also die Kinder versuchen dem Schrecken irgendwie aus dem Weg zu gehen und schaffen es nicht. Sie machen es sich vom Fernsehen gemütlich und gucken ohne Ende diese Cartoons und schlafen vorm laufenden Fernseher, um irgendwas zu haben, was sie so ein bisschen beruhigt. Und dann jetzt noch mal wild weiterinterpretiert, geht es vielleicht um irgendeine Art von... neue Familie, irgendeine Art von Pflegefamilie. Die Kinder sind bei einer Pflegefamilie, weil die Eltern, weil die Mutter sich umgebracht hat, weil die Eltern sich davor getrennt haben. Und diese Pflegefamilie ist nicht gut zu ihnen. Dass Kaylee ihre Eltern will und die Stimme sagt, deswegen habe ich ihr den Mund genommen und habe ihr die Augen genommen. Also quasi, dass sie, und das ist dann halt ja auch so, dieses Sicherheit verlieren. Plötzlich in dieser ungewohnten Umgebung und man hat noch sich, aber ansonsten ist alles irgendwie anders und dann vielleicht sogar eben Missbrauch. Es wird ja auch immer wieder gesagt, dass irgendeine Art von Missbrauch wahrscheinlich im Raum steht oder öfter mal angedeutet wird.
Johannes Franke: Das ist für mich das größte zweite Ding, dass einfach abusive Familie eine Rolle spielt, weil dieses Augen-und Mundverschwinden ist ein sehr typisches Bild für ich möchte etwas sagen, aber ich kann nicht, weil es zu hart und zu krass ist. Und Weil Kinder auch glauben, dass ihnen nicht geglaubt wird und so.
Florian Bayer: Ja. Ich glaube, ich bin ganz bei dir, dass dieser Film auf einer Gefühlsebene funktioniert. Und ich glaube, dass man so Ideen eher so reinwerfen kann, aber dass es gar nicht darum geht, so die kohärente Interpretation zu finden, sondern eher zu sagen, ah, okay, das sind klare Missbrauchsmotive, das sind Scheidungsmotive. Es geht irgendwie sehr allgemein gefasst um den Verlust von Sicherheit und Halt in einem jungen Alter. Mit 5, 6 Jahren, mit 4, 5, 6 Jahren, dieses Gefühl, der Boden wird ja unter den... Füßen weggezogen. Das, wo du dich sicher und aufgehoben hattest, existiert nicht mehr. Du verlierst irgendwie eine Art von Urvertrauen. Die Welt steht auf dem Kopf. Ganz banal bildlich gesprochen.
Johannes Franke: Aber muss es etwas Traumatisches, Katastrophales sein oder kann es eine ganz normale Entwicklung sein, die jedes Kind durchmacht? Jedes Kind kommt an den Punkt, wo sie feststellen, oh, Mama und Papa haben nicht immer Recht oder die wissen nicht immer die Lösung für jede Situation.
Florian Bayer: Ich finde, dafür ist das zu schrecklich, was in diesem Film passiert.
Johannes Franke: Ja, vielleicht.
Florian Bayer: Ja, natürlich. Es gibt ganz oft Verlust von Sicherheit, der irgendwie gut ist. Also auch irgendwie so eine Weiterentwicklung und auch so ein Gewinn von Selbstbewusstsein. Aber was hier passiert ist, ist nicht gut. Das ist wirklich. Wenn ich jetzt schon wieder darüber nachdenke, ich finde es wirklich schrecklich. Zwei Herzen in meiner Brust da auch an der Stelle. Einmal, wie ich mich selbst an meine Kindheit zurückerinnere, aber dann auch, wie ich aus der Perspektive von jemandem rede, der gerade sich selbst um ein Kind kümmert. furchtbar Angst davor hat, oder nicht Angst davor hat, aber dem das Herz zerbricht, wenn das Kind mal negative Erfahrungen macht oder so. Es gibt ganz viele negative Erfahrungen, die zum Leben dazugehören. Aber wo ich denke, es gibt so eine gewisse Schwelle an Erfahrungen, die sollte kein Kind tun. Und ich habe das Gefühl, die Kinder in diesem Film machen irgendeine Erfahrung, was auch immer da in dem Film abstrahiert wird, die kein Kind dieser Welt machen sollte.
Johannes Franke: Könnte man auch Teile des Films als comforting wahrnehmen? Jetzt mal aus der anderen Perspektive betrachtet. Wenn du nicht unbedingt diese Horrorstimme hast, was du ja über Teile des Films nicht hast. Wenn du nicht unbedingt die Situation hast, dass Mama dir mit dem Rücken zugewandt sitzt und mit einer furchtbaren Stimme sagt, wir lieben dich. Wenn du das rausnehmen würdest und ganz weite Teile, die wirklich aneinander hängen, als Teil nimmst und sagst, okay, das ist Nacht. Ich habe vielleicht nicht unbedingt die größte Angst vor Dunkelheit. Ich könnte das als Comforting wahrnehmen. Uff. Nicht? Ich hatte einen Gedanken zwischendurch. Ich saß zwischendurch da und dachte mir, es ist schön still und friedlich.
Florian Bayer: Ich finde alles schrecklich, was da... Also ich meine, es ist süß, wenn sie sagen, wenn sie sich gute Nacht wünschen und dann sagen love you, love you too. Das ist irgendwie süß am Anfang, wenn sie vor dem Fernseher einschlafen. Okay,
Johannes Franke: das weiß ich nicht mehr.
Florian Bayer: Ansonsten fühle ich mich da die ganze Zeit unwohl. Aber wirklich auch so dieses, also weil alles, was sie machen, was ihnen irgendwie so ein bisschen Normalität geben soll, wirkt so hart wie Verdrängung und so hart wie irgendwie... den letzten Schutzraum suchen. Und dann sehen wir ja, selbst der Fernseher ist das Einzige, was Sicherheit bietet. Endet dann auch in dieser Schleife und ist genauso Teil dieses dämonischen Schauspiels wie alles andere. Ich fühle mich durch die Bank unwohl in diesem Film. Na gut. Heck. 2020.
Johannes Franke: Endlich zu einem Kurzfilm. 2020. Was sagst du denn? Sag du erstmal, was fällst du von dem Kurzfilm?
Florian Bayer: Ich fand ihn definitiv nicht so gut wie Skinner in the Ring. Ich fand es total interessant, weil ich hab's schon gesagt, er war mehr Drama, mehr Tragödie und auch gefühlt konkreter.
Johannes Franke: Sehr viel konkreter.
Florian Bayer: Wir haben auch tatsächlich auch bis runter zur Bildsprache, wir haben hier fast nur POV, ganz eindeutig von dem Kind und wir haben offensichtlich ein ähnliches Thema, aber viel konkreter, nämlich im Sinne von Mutter, Kind und die Mutter ist fertig mit der Welt und ist nicht in der Lage, sich um das Kind zu kümmern. Das Kind muss irgendwie alleine klarkommen. Und ja, natürlich, wir haben hier auch so abstrakte Momente. Wir haben diese Sleeps, die sich die ganze Zeit immer wieder kommen und ganz viele Schlafmomente, was aber auch am Anfang zumindest noch konkret realistisch ist. Ein Kind Weiß nicht, was es tun soll, ein kleines Kind. Legt sich hin und schläft fünf Minuten. Wird wach, also wie eine Katze eigentlich. Läuft rum und schläft dann wieder. Und wir haben ganz viele diese Momente, wo ganz klar ist, was ein verwahrlostes Kind, das nicht vernünftig beachtet wird, von seinen Eltern tut. Nämlich zum Beispiel den Teppich anmalen und sagen, ich habe den Teppich angemalt. Ich hasse dich. Um einfach nur eine Reaktion zu kriegen.
Johannes Franke: Genau, ja.
Florian Bayer: I'm sorry, I got,
Johannes Franke: oh Gott.
Florian Bayer: Es ist halt vielmehr eine Tragödie. Es ist kein Horrorfilm. Es gibt... auch einen Horrormoment, aber es gibt eigentlich nur einen richtigen Horrormoment und sonst finde ich es halt vor allem traurig. Ich gucke die, also er ist super. Großartiger Job. Ich bin jetzt ein absoluter Kyle-Edward-Ball-Fan und kann es nicht erwarten sein, den nächsten Film zu sehen. Ich bin die ganze Zeit traurig. Ich bin mit den Nerven fertig, einfach weil ich das so traurig finde und mir das Kind so leid tut.
Johannes Franke: Ja, total. Ich finde es so viel konkreter als den anderen Filmen. Ich finde es so spannend, wie man mit... Grunde dem gleichen Konzept, aber dann doch eben völlig anderem Konzept daherkommen kann. Wie so eine kleine Varianz plötzlich einen Film ganz anders erzählt. Und obwohl du diese grisseligen Bilder hast und im Grunde nur POVs und so. Aber es ist so viel konkreter. Und ich glaube, die Sachen, die mir im Langfilm fehlen, sind hier massiv viel drin. Ich habe aufgeschrieben, ich hätte gerne das Kind gesehen. Wie in einem Kurzfilm sehe ich das Kind tatsächlich ab und zu so vom Gefühl her. Du hast viel mehr das Gefühl, im Kind zu stecken. Du hast viel mehr das Gefühl, du siehst einen Schatten von dem Kind oder du hast das Lied, was es singt. Und dieses konkrete, ich male jetzt übrigens den Teppich an. Da bin ich so viel näher am Kind dran, wie ich das gerne gehabt hätte im langen Film. Ich hätte viel mehr mir gewünscht, dass ich wenigstens am Anfang oder sowas. mehr Schatten vom Kind sehe oder mehr was Konkretes, woran ich mich festhalten kann, das ist jetzt das Kind. Weil ich habe nicht umsonst aufgeschrieben, ich denke, das Haus ist die Hauptfigur, aber es ist nicht die Hauptfigur. Nein. Überhaupt nicht. Aber ich denke die ganze Zeit durch die Kameraperspektiven, dass das Haus irgendeine Rolle spielt und das ist eine total falsche Richtung, in die mich das am Anfang lenkt. Und ich möchte emotional einmal andocken können an dem Kind und das kann ich in einem langen Film nicht gut genug. Und deswegen... bin ich auch eben tatsächlich irgendwann draußen. Und irgendwann denke ich mir, bin ich jetzt, habe ich noch Angst oder bin ich schon gelangweilt? Und das wäre nicht passiert, wenn ich einen Punkt gehabt hätte, an dem ich mich hätte festhalten können. Und zwar dem Kind. Oder beiden. Oder was auch immer.
Florian Bayer: Ich überlege gerade, wo ich emotional andocke. Wann der Moment ist. Und ich glaube, der ist schon sehr früh im Film. Und dann lässt es auch nicht mehr los. Und das ist, glaube ich, einfach diesen Flur zu sehen. Ich bin hausgroß geworden und eher ein bürgerliches Haus, nicht so ein amerikanisches Haus wie da, wo so ganz klar die Schlafzimmer oben sind und ein Wohnzimmer. Aber ich kenne dieses Gefühl von Gängen, die zu Treppen führen, wo es dann runtergeht zu weiteren Räumen. So ganz abstrakt gesagt. Und diese Gänge haben was Gruseliges. Also zumindest Gänge in diesen bürgerlichen Häusern haben was Gruseliges, weil sie so was Beengtes haben. Das ist nicht mehr die Bauweise von heute. Wenn du heute ein modernes... ein Familienhaus gehst, sieht das anders aus. Aber das war damals so. Viel Gang. Häuser hatten Gänge. Häuser waren nicht offen. Häuser hatten nicht überall Fenster, dass überall Sonnenlicht reingeht. Wenn da Türen zu waren, dann war es stockduster. Gänge sind gruselig. Und in diesem Moment docke ich an und zwar mit meiner Erinnerung. Und das ist das, was Analog Horror im besten Fall kann. Diese Nostalgie, aber Nostalgie halt im Gruselsinne, Anti-Nostalgie. Irgendwie dieses Gefühl, shit, ich erinnere mich, wie ich mich als Kind gefühlt habe. wovor ich Angst hatte, was das war. Und das ist dann ganz viel in diesem Film so Aha-Momente. Und vielleicht ist das auch eine große Schwäche des Films, dass dieser Andockungsmoment muss stattfinden, wenn da Sachen erzählt werden, die als Kind nicht Angst gemacht haben. Und ich finde, er macht das halt sehr universell. Er hat so ein sehr allgemeines Angstgefühl. Aber wenn du da nichts wiederfindest, dann fällt es halt schwer anzudocken, weil natürlich emotional dockst du nicht so wirklich an die Hauptfiguren an, weil du siehst sie nicht und du weißt auch nicht so 100 Prozent, wie sie sich fühlen.
Johannes Franke: Und ich hatte diese Angstmomente als Kind, aber vielleicht nicht intensiv genug oder ich weiß es nicht genau, aber eben mal eben nicht so, dass ich jetzt beim Anblick dieses dunklen Korridors so sehr zurückversetzt werde, dass ich wirklich Angst habe während des Films. Ich bin besorgt während des Films vielleicht einen großen Teil, aber ich habe nicht das, was ich bei einem... einen guten Horrorfilm habe. Aber es ist als Kunstinstallation für mich total erfolgreich.
Florian Bayer: Wir haben die gespaltenen Reaktionen. Wenn man sich durchliest und umhört, merkt man, es ist ein Film, der sehr unterschiedlich wahrgenommen wurde. Man kann für beide Seiten einen Punkt machen. Horror ist halt auch was Subjektives, was die Angst macht. Es ist halt wirklich schwer. Und wenn... Der Film zielt halt sehr auf dieses Angstgefühl. Und wenn das nicht einsetzt, dann ist es halt auch sehr viel Nichts. Sehr viel Leere. Ich konnte die sehr gut, sehr genießen, weil das die ganze Zeit funktioniert hat. Ich kann irgendwie nachvollziehen, wenn Leute sagen, es funktioniert einfach nicht. Und es ist langweilig oder es ist einfach zu viel Kunst oder es ist einfach zu wenig Emotion dabei. Ich finde es nachvollziehbar. Es ist ein Experimentalfilm. Er ist auf der einen Seite ein Experimentalfilmer, auf der anderen Seite ist er halt wirklich auch einfach ein sauer effektiver Horrorfilm. Ich hab den, ich hab den, das ist das krasse, ich hab den, natürlich gab's den Moment, wo ich dachte, ah, oh krass, du machst das jetzt mit dieser Perspektive die ganze Zeit, okay. Aber das war auch sehr schnell wieder weg und dann hab ich ihn tatsächlich nur als Horrorfilm rezipiert. Und als richtig guten Horrorfilm, der Filme wie Saw, Hostel oder Annabelle oder The Nun sowas von in die Tasche steckt.
Johannes Franke: Ja. Ja gut, es gibt halt auch Filme tatsächlich, und da gehört dieser Film vielleicht einfach dazu, die eine sehr spezifische Ausgangslage haben und die halt durch diese sehr spezifische Ausgangslage nur bestimmten Leuten zugänglich ist. Und dann, wenn er dann einmal den Schlüssel im Schloss hat und der Schlüssel passt, dann bist du halt auch volle Kanne drin.
Florian Bayer: Ah, da ist vielleicht noch dazu gesagt, ich bin überhaupt kein Creepypasta-Guy, ich kenn mich damit eigentlich auch nicht wirklich aus.
Johannes Franke: Ja, ich halt auch nicht.
Florian Bayer: Und ich bin diesem Film so dankbar. Dankbar, weil ich bin jetzt so ein bisschen in das Rapid-Horror-Korror auf YouTube reingekommen. Ich finde aber ganz viel doof dabei tatsächlich. Ich mag das, was Kyle Edward Ball hier macht, weil er halt nicht versucht, Found-Footage zu sein. Ja, ja, ja, genau. Ich kenne mich diesem Film so hoch an, dass es dieses Bigotten-Ding ist. Ich würde sagen, so Bigotten ist so ein einzigartiger Film. Ich habe nie wieder was gesehen wie diesen bis jetzt. Okay. Das ist wirklich, das sollte ein eigenes Genre sein. Und ich nenne es Found-Film. Ja, vielleicht schaffe ich es ja, das als Kritiker durchzusetzen, dass das alles jetzt Found-Filme nennen. Ich will mehr davon sehen. Wenn du am Ende denkst, oh shit, das war nicht gut, dass ich das gesehen habe, irgendwas Schlimmes ist passiert und irgendwas Schlimmes wird passieren, dann war er erfolgreich und ich will mehr davon sehen. Und diese kleinen, diese 5-Minuten-Vignetten zu Albträumen von Ball auf YouTube, das sind auch so geile Found-Filme. Und Heck ist auch so ein geiler Found-Film. Und ihr könnt genau, guckt euch Heck an, guckt euch ein paar von seinen 5-Minuten-Vignetten an. wenn ihr Skin in my Ring noch nicht gesehen habt. Ich finde Skin in my Ring ist die Krönung davon. Es ist so ein bisschen wie, als ob alles darauf hinaus arbeitet. Und mit dem Werk hat er das gekrönt. Und guckt mal, ob das bei euch was auslöst. Ob da Sachen dabei sind, die euch irgendwie Angst machen. Und wenn ja, dann bestätigt Chance, dass Skin in my Ring bei euch auch klickt. Und ich glaube, wenn er klickt, wenn er einem Angst macht, dann klickt er so richtig. Und dann ist man auch wirklich gefesselt.
Johannes Franke: Jetzt habe ich das Bedürfnis natürlich, einen Spoof davon zu machen. und einen Film zu machen über einen Dämon, der versucht, einen Film zu machen, der dann als Found-Film...
Florian Bayer: Oh mein Gott, das ist kompliziert. Geile Idee. Du musstest rausschneiden, das glaubt uns die.
Johannes Franke: Genau dieses Haus, in dem gerade Skin and Meringue passiert, bloß die andere Perspektive halt. Auf den Dämon, der die ganze Zeit versucht, mit irgendwelchen Kameras irgendwas herzustellen, aber total auf die Fresse...
Florian Bayer: Die ganze Zeit am Strom rumspielen muss, damit das Licht im richtigen Moment aussieht. How did you do that? I can do anything! Moment, Moment, Moment! Jetzt, jetzt so! Ja, ich kann alles, hua!
Johannes Franke: Unsere Top 3!
Florian Bayer: Children in Danger.
Johannes Franke: Children in Danger. Wir haben eine Top 3 und wie wir gerade am Jingle gehört haben, haben wir keine Überleitung gefunden. Ich hab den Jingle einfach reingehauen.
Florian Bayer: Wie konntest du nur? Kinder in Gefahr, schreckliches Thema.
Johannes Franke: Ja, es gibt ein paar gute Filme, es gibt viele im Horrorgenre natürlich, nur da bin ich kein großer Horrorfan und deswegen hab ich natürlich in diesem Genre nicht so viel gefunden. Was hast du denn so?
Florian Bayer: Einen Horrorfilm dabei in meiner Top 3. Ich habe einen Horror, Honorable Mention, und das ist Walking Dead, die Serie. Und zwar, die schafft es nicht in die Liste, weil Walking Dead macht so viel falsch an so vielen Stellen, aber Walking Dead ist echt konsequent darin, Kinder umzubringen. Und für eine der Serien, die meine Zeit lang die erfolgreichste Serie im amerikanischen Fernsehen war, ist sie echt gnadenlos. Da werden Kinder hingerichtet, da werden Kinder aufgegessen, da werden Kinder zu Zombies gemacht und vegetieren als Zombies ewig da rum. Die Serie ist wirklich brutal und das respektiere ich. Also da habe ich, das ist so, es gibt ja diese klassischen Hollywood-Drops, man geht nicht an Kinder und Hunde ran. Und ich finde es toll, wenn sich mal eine Serie oder ein Film traut und sagt, let's go.
Johannes Franke: Oh Gott.
Florian Bayer: Aber du musst glaube ich anfangen mit deinem Platz 3.
Johannes Franke: Ach fuck, ja. Mein Platz 3. Ich will eine Honorable Mention auch reinwerfen und zwar The Shining, die ich eigentlich immer in eine Liste packe, wenn es passt. Aber... Ich kann das nicht jedes Mal machen. Nein. Deswegen lasse ich das jetzt. Weil es der einzige Horrorfilm ist, den ich tatsächlich gut finde. Naja, nicht der einzige. Aber dadurch, dass ich nicht großer Fan bin, bin ich sehr stolz darauf, dass es in meinen Lieblingsfilmen wenigstens einen Horrorfilm gibt. Ich hätte auf Platz 3 M. Eine Stadt sucht einen Mörder. Uff.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Ist hart. Hart. Und es sind eine ganze Menge Kinder in Gefahr. Ja.
Florian Bayer: Haben wir besprochen. Klasse Film.
Johannes Franke: Ja. Wir haben ihn mit Gast besprochen. Ja. Eine ganz tolle Episode geworden. Ja,
Florian Bayer: die hat echt Spaß gemacht. Wir haben sehr lange drüber geredet, wie Fritz Lang den Tonfilm für sich entdeckt. Oder zumindest auf der Suche nach dem Tonfilm ist.
Johannes Franke: Ja. Ja,
Florian Bayer: cool.
Johannes Franke: Willst du, wollen wir kurz sagen, worum es geht? Ein Mörder geht um, also ein Kindermörder geht um und man weiß nicht genau, wer es war, aber es ist halt großes Thema, weil natürlich alle Eltern ihre Kinder versuchen zu beschützen und Angst um sie haben und die große Angst führt halt dazu da, dass sogar die Unterwelt etwas noch unterwältigeres... findet.
Florian Bayer: Den kannst du nicht mehr retten.
Johannes Franke: Verdammt. Aber sie versuchen, diesen Mörder zu finden und sie schaffen es und es geht auch um Selbstjustiz und darum, was macht man mit einem pädophilen Menschen, der auch am Ende beteuert, dass er nichts dafür kann.
Florian Bayer: Ja, es gibt mehrere Szenen in diesem Film, wo wir sehen, wie Kinder da einfach rumhüpfen und dann nähert sich dieser Schatten von hinten. Dieser Killer. Ja, es ist ein wirklich spannender und harter Film. Aber der auch interessante. Interessante Fragen aufwirft gerade so diese Selbstjustiz und sehr weit für seine Zeit.
Johannes Franke: Ja, ja, für seine Zeit vor allem, weil er ja auch wirklich sehr, sehr, sehr alt ist. Aus den 20er, 30ern?
Florian Bayer: Ich müsste jetzt auch überlegen, aber es war ja ein Tonfilm, das heißt er ist 1931.
Johannes Franke: 1931, ja.
Florian Bayer: Mein Platz 3, Tideland von Terry Gilliam, einer der weniger bekannten Terry Gilliam Filme aus dem Jahr 2005, wo ein kleines Mädchen zusammen mit seinem drogensüchtigen Vater aufs Land zieht, nachdem die Mutter gestorben ist durch eine Überdosis. Und der Vater vegetiert nur vor sich hin, das Kind ist komplett auf sich alleine gestellt und lebt dann in diesen schrecklichen Verhältnissen, versucht irgendwie klar zu kommen. Und es ist aber wirklich ein schöner Film, weil das wird vor allem so erzählt, dass das Kind es schafft mit seiner Fantasie ganz viel davon wegzustoßen und trotzdem irgendwie sowas wie einen Weg ins Leben zu finden. Auch wenn das sehr kitschig klingt. Jetzt toller Film, einer der Terry Gilliam Filme, die... Die weniger bekannt sind, aber meiner Meinung nach einer der besten Terry Gilliam Filme.
Johannes Franke: Auf Platz 2 bei mir 101 Dalmatiner. Es sind Hundewelpen, die in Gefahr sind.
Florian Bayer: Oh mein Gott,
Johannes Franke: ja.
Florian Bayer: Diese Cruella.
Johannes Franke: Cruella der Wildfrau. Müssen wir diesen Film zusammenfassen? Ich weiß nicht. Es gibt eine böse Frau, die will aus Hundewelpen ihren Pelz machen.
Florian Bayer: Das ist jetzt aber auch ein bisschen gecheatet, ne? Ich meine, es ist noch schlimmer. Du bringst Kinder und Hunde in Gefahr. Das ist hart.
Johannes Franke: Ja, aber passt voll reinkommen.
Florian Bayer: Absolut, auf jeden Fall. Mein Platz 2. Aus dem Jahr 2016. The Girl with All the Gifts. Ein Film über Kinder, die ein Zombie-Virus in sich tragen und in einer Art Gefängnis gehalten werden in einer postapokalyptischen Welt. um untersucht zu werden, um herauszufinden, was diese Zombie-Krankheit auslöst. Die Kinder leben eigentlich relativ normal, nur manchmal haben sie dann plötzlich diesen Hipper, wo sie halt dieses Blut wollen, zu Bestien werden. Und erzählt aus der Perspektive von einem Menschen, das da gefangen gehalten wird und die schaffen es dann auszubrechen und sind in dieser postapokalyptischen Welt unterwegs. Und ein wirklich gelungener, düsterer Horrorfilm mit tragischer Komponente. 2016 sehenswert. Hm.
Johannes Franke: Ich hätte auf Platz 1 Lemony Snicket, a series of unfortunate events.
Florian Bayer: Ich hab's ein bisschen damit gerechnet, dass das von dir kommt.
Johannes Franke: Bei mir ist das so eine Mischung aus dem Film mit Jim Carrey, der Serie mit, ihr habt den Namen gerade, verdammt, ich bin nicht da, aus How I Met Your Mother, der Typ. Ja. Und dem eigentlichen ursprünglichen Buch, der Buchserie, um genau zu sein, es ist a series of unfortunate events. Und ich finde das so super, so süß geschrieben und auch teilweise sehr gut umgesetzt in den Filmen oder in der Serie, dass ich dir gar nicht sagen kann, wie gut die Verfilmungen tatsächlich sind. Ich habe sie sehr gemocht, aber jetzt aus filmemacherischer Sicht und als Kritiker würde ich vielleicht dann doch ein paar Punkte finden, bin ich mir nicht ganz sicher, weil es ist schon ein bisschen länger her, dass ich es gesehen habe. Aber ich habe es sehr, sehr gemocht. Es geht um zwei Kinder, deren... Drei Kinder, deren Eltern bei einem Brand... umkommen und das jüngste Kind muss noch auf dem Arm getragen werden, beißt sich aber überall durch, um das mal anzuziesern, was es tut. Und die beiden älteren Kinder sind fast gleich alt. Das eine ist vielleicht ein Jahr jünger oder so.
Florian Bayer: Ist sie nicht die Älteste sogar?
Johannes Franke: Sie ist die Älteste. So 14,
Florian Bayer: 13, 14, so irgendwas um den Dreh nach.
Johannes Franke: Irgendwie ist es in der Richtung. Und die... kommen nach und nach zu Pflegefamilien. Die Eltern sind gestorben, also müssen sie irgendwie anderswo anders hin. Und es ist ein bisschen in einer surrealen Welt, weil diese Art und Weise, die Kinder immer weiterzugeben an die nächsten Verwandten, die sie dann irgendwie aufnehmen sollen. Und es gibt einen Count Olaf, der versucht, an das Vermögen der Kinder zu kommen und ihnen einfach nachstellt und sie dann auch zwischendurch adoptiert. die eine heiraten will, damit dann das Vermögen kommt. Es sind absurde Sachen teilweise. Aber es ist halt auch ein Kinderbuch und es ist sehr, sehr, sehr süß und sehr, sehr gut geschrieben.
Florian Bayer: Ich wollte dich jetzt eigentlich fragen, was ist besser? Der 2004er-Film mit Jim Carrey oder die Serie mit Neil Patrick Harris?
Johannes Franke: Neil Patrick Harris, meine Güte. Okay, danke für den Namen.
Florian Bayer: Ich habe den Film gesehen, also schon sehr lange her. Ja. Ich habe das Buch nicht gelesen. Ich habe den Film gesehen und fand ihn so... okay, aber sehr offen und so, ah ja, okay, da hättet ihr aber noch eine Fortsetzung drehen müssen oder wolltet ihr eine Fortsetzung drehen und habt es nicht auf die Reige gelegt?
Johannes Franke: Ja, ja, ja, es ist halt eine Series, ne?
Florian Bayer: Und ich hab die Serie angefangen und sie hat mich so sehr an den Film erinnert, bis zu dem Punkt, wo ich gedacht hab, Moment, ist das jetzt wirklich Neil Patrick Harris oder ist es nicht doch Jim Carrey? Dass ich keine Lust hatte weiterzugucken, weil ich dachte, okay, das kenn ich schon.
Johannes Franke: Ja, ja, sie haben es sehr stark versucht. Ich finde, dass sie sich trotzdem nach und nach verabschieden vom Film. Da hast du vielleicht nicht weit genug geguckt oder du... Warst nicht offen genug beim Gucken? Und nähern sich dem Buch tatsächlich mehr an. Aber das vor allem wegen des Charakters der Serie. Und durch diese Buchserie, nach der dritten oder vierten Episode, ist das Konzept ja auch klar. Die kommen halt an einen neuen Ort, sind dort dann wieder in Gefahr durch Count Olaf. Und er versucht durch immer wieder neue Verkleidungen da irgendwie reinzukommen. Und das entwickelt mit der Zeit, bis... Eine Repetition, die Kraft entwickelt aus irgendwelchen komischen Gründen.
Florian Bayer: Es ist wirklich episodisch. Es ist immer das selbe. Sie landen bei einem neuen, netten Verwandten, der aber ziemlich dumm und naiv ist. Und dann kommt der Count Olaf und verkleidet und will sie umbringen. Und alle sagen, na? Und die Kinder sagen, ah, da, Hilfe, er ist wieder da. Und alle Erwachsenen sagen, ja, ja. Und dann stirbt irgendwann Jill, wer auch immer sie gerade pflegt.
Johannes Franke: Genau. Und dann kommen sie zur nächsten Familie. Und ich finde, die Serie, wenn man erstmal reingekommen ist, ist sie tatsächlich ganz gut.
Florian Bayer: Okay. Ja. Lemony Snicket ist das mit am Anfang, wo er sagt, es geht aber nicht um dieses süße Häschen oder so.
Johannes Franke: Genau. Das fängt an mit, das süße Häschen lebte einmal in diesem verwutschenen Wald. Und wenn ihr das junge Häschen sehen wollt, dann geht bitte in Kino 2. Da läuft bestimmt was Wundervolles und Optimistisches. Hier jedoch erwartet euch nichts als dreadful. traurige Geschichten. Also finde ich es total süß. Diese Gothic-Atmosphäre, die der Erzähler verbreitet.
Florian Bayer: Ja, auf jeden Fall. Die Ästhetik ist auch total schön. Vielleicht sollte ich dem nochmal eine Chance geben.
Johannes Franke: Ja, vielleicht. Vielleicht geben wir hier im Podcast dem Ganzen nochmal eine Chance. Ja,
Florian Bayer: aber die Serie wäre zu viel, oder? Da müssten wir den Jim Carrey-Film von...
Johannes Franke: Vielleicht müsste ich dir einfach alles aufgeben.
Florian Bayer: Dann wäre das der dritte oder vierte Jim Carrey-Film, den du mir gegeben hast.
Johannes Franke: Ach du Scheiße. Mist, okay.
Florian Bayer: Du wirst ein heimlicher Jim Carrey-Fan, oder? Herzlich willkommen zum Muss-man-sehen-Jim-Carrey-Podcast. Heute reden wir über Ace Ventura 2. Warum ist das dein Lieblingsfilm mit Tieren? Mein Platz 1.
Johannes Franke: Dein Platz 1. The Road.
Florian Bayer: Eine Verfilmung von einem, jetzt sage ich den Autorennamen garantiert wieder falsch, von einem Buch von Cormac McCarthy. War gar nicht so schwer. Aus dem Jahr 2009, wo ein Vater mit seinem Sohn durch eine postapokalyptische Welt zieht. Sie sind zu zweit unterwegs. Ich glaube, ich habe den auch schon ein paar Mal in Toplisten genannt. Und sie haben Angst vor allen anderen Menschen, die da draußen sind, weil da draußen sind nicht nur Räuber, Diebe und Mörder, sondern auch Kannibalen,
Johannes Franke: die sich
Florian Bayer: Menschenzoos halten, wo sie Menschen gefangen halten, um ihnen nach und nach die Körperteile abzuschneiden. Und der Vater bringt seinem Kind dann immer bei, wie es sich erschießen muss, wenn so ein Kannibal es erwischt hat. Es ist einer der deprimierendsten Filme, die es da draußen gibt. Und es... die ganze Zeit ein Vater versucht, irgendwie mit seinem Sohn durchzukommen. Du fragst dich die ganze Zeit, wofür lebt der eigentlich noch? Weil sie wirklich nur unterwegs sind, die ganze Zeit am Hungern sind, die ganze Zeit auf der Flucht sind. Alles stürzt zusammen. Die Welt ist total im Arsch. Aber trotzdem hält der Vater irgendwie an dem Kind fest und versucht mit ihm irgendwo hinzukommen. An eine Küste, wo vielleicht eine Zukunft ist. Und das ist, den muss ich dir mal geben. Nicht jetzt, sogar einen Horrormonat. Aber den gebe ich dir auf jeden Fall. War ein fantastischer Film. 2009, The Road.
Johannes Franke: Na gut. Danke für diese schöne Top 3.
Florian Bayer: Ja, danke für deine schöne Top 3.
Johannes Franke: Dann gehen wir doch wieder zurück in den Film und fragen uns... Das war unsere Top 3. Und fragen uns, warum schaffen es ausgerechnet die Horrorfilmleute und Fans... da draußen immer wieder das Horrorgenre neu zu erfinden, während ich es nie sehe, dass jemand mal die romantische Komödie neu erfindet.
Florian Bayer: Ha, vielleicht tust du aber auch der romantischen Komödie Unrecht damit.
Johannes Franke: Weiß ich nicht, aber ich meine, im großen Budgetteilen sieht man das. Aber gibt es so Indie-Filme, die komplett neue romantische Komödienkonzepte fahren? Horrorfilme schaffen es ständig. Das sind so die Desperate Fans, habe ich so das Gefühl.
Florian Bayer: Vielleicht. Wir leben in einer wirklich wilden Zeit gerade, was Horrorfilme betrifft. Wir haben so diese eine, diese Mainstream-Ecke, die sich gerade komplett verrennt. Wir kommen aus einer großartigen Horrorfilmzeit, aus einer total spannenden Horrorfilmzeit, aber gerade ist so die Mainstream-Ecke voll in diesem Gruselding mit den Nonnen und mit den Annabelle-Puppen und den Boys und wie Conjuring. Davon gibt es so viele mittlerweile und die funktionieren alle nach dem selben Schema und so voll auf Jumpscares. Das ist die eine Ecke. Aber dann haben wir eine ganz tolle Zeit für Horrorfilme, weil es dieses ganze Elevated Horror Ding gibt oder Post Horror Ding mit so großartigen Märkten wie Hereditary. Wir haben ja auch schon über ein, zwei daraus geschaut. Dann die ganzen Horrorsatiren von No, von dem Regisseur, wie heißt der?
Johannes Franke: Scream und so?
Florian Bayer: Nee, Ass.
Johannes Franke: Achso, von Jordan Peele.
Florian Bayer: Von Jordan Peele, diese ganzen tollen Horrorsatiren. Und dann haben wir sowas wie The Witch, über den haben wir ja gesprochen. Und dann... Leuchtturm von Eggers. Wir haben tolle, wilde Horrorfilmzeit. Horror ist halt auch ein Genre, das sich immer wieder neu erfinden muss, weil es eben diese, und das gibt's immer, diese Redundanz im Mainstream gibt und die Fans so ankotzt. Das war auch in den 80ern so mit dem Slasher. Als dann der siebte Friday the 13th getreten wurde und veröffentlicht wurde, haben die Fans halt irgendwann gesagt, oh nee, wir haben keinen Bock mehr da drauf. Und aus so einem Gefühl entstehen dann nochmal neue Impulse.
Johannes Franke: Ist das deswegen bei romantischen Komödien nicht so, weil die Fanbase von romantischen Komödien nicht besonders, weiß ich nicht, experimentierfreudig oder nicht so schnell genervt davon ist, dass alles so quietschbunt oder was weiß ich, keine Ahnung, ist. Ich weiß nicht. Oder hast du das Gefühl, dass die romantische Komödie sich seit den 90ern 50 Mal wieder neu erfunden hat?
Florian Bayer: Ja, ich glaube, du tust der romantischen Komödie unrecht.
Johannes Franke: Echt, ja?
Florian Bayer: Ich glaube und ich bin zu wenig Fan von Rom-Comps, um das jetzt festzumachen. Ich könnte dir eine Horrorfilmgeschichte runterbeten, so ad hoc, aber mit Rom-Com würde ich das nicht hinkriegen. Aber zum Beispiel sowas wie 500 Days of Summer. Keine Ahnung. Okay, ist aber auch schon ein bisschen länger her.
Johannes Franke: Ich bin auch nicht der große romantische Komödien-Fan, sonst wäre es jetzt irgendwie einfacher.
Florian Bayer: Garden State, diese Zeit Anfang der 2000er, als diese Indie-Romantischen Komödien rauskamen, die das Manic Pixie Dream Girls noch mit reingebracht haben, aber die zumindest so dieses... Doch, ich glaube, da ist mehr passiert. Also ich finde, von Pretty Woman zu, was ist eine aktuelle romantische Komödie? Zu Yesterday, da hat sich was getan.
Johannes Franke: Yesterday ist keine aktuelle romantische Komödie. Wann war das, 2016? Keine Ahnung.
Florian Bayer: Ja, kann sein. Naja, aktuell genug. Okay, pass auf, ich versuche für nächste Woche für dich ein, zwei romantische Komödien zu finden, die originell sind. Das klingt wie eine gute Herausforderung.
Johannes Franke: I hold you accountable. Okay. Ja, hast du irgendein Fazit, was du ziehen möchtest, was den Film betrifft? Das Urteil.
Florian Bayer: Das Urteil ist so gut. Ich fand den richtig gruselig. Und ja, nochmal, entweder dieser Film klickt oder er klickt nicht, glaube ich wirklich. Ich glaube, das ist auch nicht so ein Film, wo man sagt, ich hasse es ja, wenn Leute sagen, oh, dieser Film, entweder man liebt ihn oder man hasst ihn. Weil nein, man kann ihn auch durchschnittlich finden. Und auch diesen Film kann man durchschnittlich finden. Ich glaube aber... Es ist die Frage, ob dieser Film einem Angst machen kann. Und wenn er es schafft, einem Angst zu machen, stehen einem wirklich ungute 100 Minuten bevor, die man nicht verpassen sollte. Für mich einer der gruseligsten Filme der letzten Jahre. Es ist lange her, dass ich so Angst nicht nur während eines Films hatte, sondern auch danach. Und ich liebe ihn dafür.
Johannes Franke: Ich finde, man kann diesen Film auch gucken, ohne Angst zu haben. Und das finde ich schön, dass das geht. Weil Horrorfilme ja eigentlich erklärtermaßen scheitern, wenn sie keine Angst verbreiten. Aber das tut dieser Film trotzdem nicht. Er scheitert nicht. Nur weil er bei mir nicht genug Angst hervorruft wie bei dir. Ich finde, dass dieser Film total seine Atmosphäre entfaltet und mich natürlich an das erinnert, woran er dich auch erinnert, an deine Kindheit, an Momente, die irgendwie gruselig und schwierig waren oder so. Aber sie haben auch... Und das ist seltsam und vorhin habe ich das ein bisschen versucht anzuteasern, was kleines bisschen comforting. Weil ich irgendwie das kenne, auch vor dem Fernseher alleine zu Hause zu sitzen. Alles andere ist düster, aber der Fernseher läuft und es funktioniert für mich. Und ich finde es interessant, einfach nur das Gefühl von damals nochmal zu kriegen. Auch wenn das Haus viel zu sehr nach amerikanischer Vorstadt für mich aussieht. Dieses Erleben hatte ich nicht. Ich bin deutsche Plattenbausiedlung oder was auch immer. Also das stimmt nicht. Plattenbausiedlung, das war eher ein Besuchen von anderen Leuten. Wir hatten einen schönen Altbau. Aber so dieses Gefühl von Vorstadt hatte ich nicht. Deswegen macht der Film vielleicht auch da eine kleine Distanz für mich auf. Aber das ist ihm nicht anzulasten oder sowas. Ich finde das Gefühl großartig, was der Film aufmacht. Das ist für mich gar kein richtiger Horrorfilm. in den restlichen Momenten, außer eben diese Stimme, die es natürlich gibt und dieses ganze Mama sagt gruselige Sachen und so und dieses Knacken, was da im Dunkeln passiert. Aber der Rest ist nur Atmosphäre und ich finde es irgendwie cool. Aber man muss sich darauf anlassen können. Man muss wirklich aktiv Zuschauer sein.
Florian Bayer: Was für versöhnliche Worte. Auch wenn ich dich für verrückt halte, dass du sagst, dass der Film irgendwas komfortig hat. Nein, wirklich nicht. Aber okay, es ist interessant, dass du das so wahrnimmst. Und vielleicht bist du einfach für das Horror-Genre komplett verloren. Ich werde nochmal versuchen, also nächste Woche ist Johannes dran. Johannes muss mir nämlich auch noch einen Horror-Film geben, aber wir haben das schon so ein bisschen ausgemauschelt, dass da noch zwei Filme von mir kommen. Um hier ein bisschen zu spoilern. Weil ich habe zu Johannes gesagt, oh nee. du hast angefangen mit den Horrorfilmen und ich habe eigentlich noch zwei. Ich habe den perfekten Plan. Und dann war Johannes, nee, nee, wir müssen uns an die Regeln halten. Und war da wirklich knallhart. Aber offensichtlich ist er doch nicht so ein harter Hund. Und dafür kriegt er von mir... Also nächste Woche gibt es einen Horrorfilm von Johannes. Ich bin sehr gespannt. Und dann gibt es noch zwei Horrorfilme von mir und dann feiern wir Jubiläum.
Johannes Franke: Och du Scheiße, ja stimmt. 200. Episode. Scheiße. Hättest du gedacht, dass wir... Also wir haben mit Corona angefangen mit dem Scheiß. Also es ist eine... eine Schnapsidee aus Corona-Langeweile gewesen.
Florian Bayer: Als wir angefangen haben, hast du noch in einer alten Wohnung gewohnt.
Johannes Franke: Stimmt. Meine Güte. Okay, aber diese ganze Nostalgie hebt uns auf. Für die 200. Episode. Freut ich schon mal drauf. Wir werden irgendwelche Bestenlisten machen oder sonst irgendwas.
Florian Bayer: Wir hauen uns einfach nur Bestenlisten um die Ohren und feiern sonst ein bisschen mit euch. Das heißt, es wird eine Folge für alle StammzuhörerInnen.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Wer zum ersten Mal einschaltet, sollte nicht in diese Episode schalten.
Johannes Franke: Obwohl, doch, natürlich macht das und lasst euch um die Ohren hauen, was ich für eine Scheiße von Flo aufbekommen habe in diesen 200 Episoden. Ja, also an euch in die Zukunft, wenn die 200 schon draußen ist, gerne rüber wechseln.
Florian Bayer: Ja, hört euch unserer, wir reden auch einfach nur über Filme ein. Aber das dürfen wir nicht jetzt sagen, weil die Leute, die diese Episode gehört haben, wissen, dass wir nur über Filme reden und das ist viel zu viel Meta. Leute, danke fürs Zuhören.
Johannes Franke: Es war wunderschön.
Florian Bayer: Bleibt uns gewogen. Ja, bleibt noch bis nach dem Jingle, dann erfahrt ihr nämlich, was Johannes mir nächste Woche aufgibt.
Johannes Franke: Gerne. Okay, na dann, schöne Woche, bis dahin.
Florian Bayer: Tschüss. Ciao.
Johannes Franke: Keiner ist wirklich in Angst verfallen wegen deines Lachen.
Florian Bayer: Ich weiß. Bitte, lass mich meine Horrorträume aufstehen.
Johannes Franke: So geht das, Blond.
Florian Bayer: Was hast du für mich nächste Woche?
Johannes Franke: Also, ich habe für dich The Others. Es geht nichts über einen Gruselfilm im Horrorgenre.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Du hattest ja irgendwann mal so versöhnlich gesagt, dass Gruselfilm durchaus in den Horrorfilm hineingehört.
Florian Bayer: Ja, auf jeden Fall.
Johannes Franke: Ich danke dir dafür.
Florian Bayer: Und es ist Haunted House. Also Haunted House ist klassisch, ne?
Johannes Franke: Ja, das stimmt. Ja. Und ich fand den... Total großartig und ich hatte ihn vor 20 Jahren mal gesehen und völlig vergessen, was der Plot der ganzen Geschichte ist. Und dann habe ich ihn vor einer Weile noch mal gesehen und habe gedacht, wow, mind blown.
Florian Bayer: Du wusstest den Twist nicht mehr?
Johannes Franke: Ich habe den Twist vergessen. Oh,
Florian Bayer: das ist auch schön.
Johannes Franke: Es war großartig.
Florian Bayer: Das wäre toll, wenn mir das auch bei so einem Film passieren würde.
Johannes Franke: Ja, natürlich.
Florian Bayer: Am liebsten bei Memento und bei The Sixth Sense. Das wäre so schön. Da würde ich am liebsten mein Gehirn löschen und sie einfach nochmal neu gucken, ohne irgendein Wissen drüber.
Johannes Franke: Großartig. Das heißt, ihr müsst diesen Film gucken, damit ihr nächste Woche Spaß habt. Wenn ihr ihn nicht geguckt habt und trotzdem nächste Woche reinhört, dann habt ihr einen Spoiler, der euch ein Leben lang verfolgt wird.
Florian Bayer: Ja, das ist ein Film, den man definitiv nicht gespoilert haben will. Den willst du gucken, ohne zu wissen, wohin die Geschichte läuft. Also du kannst das Grundsetup wissen, aber ansonsten, es geht um Geisterhaus. So viel sei gesagt. Und das ist wirklich ein toller Film mit Nicole Kidman. Genau. Ja, und ich freue mich drauf, mit dir drüber zu reden. Ja, ich mich auch.
Johannes Franke: Cool. Sehr schön. Okay, gut, dann viel Spaß. Bis nächste Woche. Bis dann. Bleibt gesund. Ciao.
Florian Bayer: Ist egal.
Johannes Franke: Diese Musik.
