Episode 219: Akira – Auf der Suche nach dem Sinn in der Anime-Postapokalypse
Japan, 2019: Nach einer verheerenden Explosion wurde Neo Tokio auf den Trümmern der zerstörten Hauptstadt wieder aufgebaut. Die Stadt ist ständig am Rand des Kollaps: Auf den Straßen tummeln sich Verbrecher, Rebellen und Terroristen, während in den Etagen der Macht korrupte Politiker und Militaristen um die Kontrolle über den neuen Staat ringen.
In dieser postapokalyptischen Welt sind die beiden Teenager Kaneda und Tetsuo als Bōsōzoku, als Mitglieder einer halbstarken Motorradgang unterwegs. Nach einem Straßenkampf gegen eine verfeindete Bande stößt Tetsuo in den Ruinen des alten Tokio mit einem altaussehenden Kind (oder kindlich aussehenden Greisen) mit übernatürlichen Fähigkeiten zusammen, das auf der Flucht vor dem Militär ist. Beide werden von der Ordnungsmacht aufgegriffen und Tetsuo wird in ein Krankenhaus gebracht, in dem sich noch mehr dieser Wesen befinden. Die Forscher dort stellen fest, das in dem Jungen die gleichen Kräfte schlummern wie bei ihren anderen Schützlingen. Diese Kräfte müssen jedoch in Schach gehalten werden, denn vor 30 Jahren sorgte der stärkste von ihnen – Akira – für die gigantische Explosion, die für die Zerstörung Tokios verantwortlich war. Und Tetsuo scheint genau diese Stärke auch zu besitzen.
Akira aus dem Jahr 1988 gilt für viele als Godfather der Anime für ein älteres Publikum: Eine wilde Mischung aus Action, Science Fiction und Body Horror, gespickt mit kritischen Anspielungen auf die japanische Geschichte, Gesellschaft und Kultur: Wir erleben die Mutation eines einfachen Jugendlichen zu einem gottgleichen Wesen, wir erleben den Kampf der Rebellen gegen den übermächtigen Staat, wir erleben eine Gesellschaft am und im Abgrund, und wir erleben wie der Mensch sowohl im transzendentalen als auch technischen Sinne über sich hinauswächst und dabei Universen vernichtet und Universen erschafft… ähmm, Johannes, was erleben wir hier?
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 219: Akira – Auf der Suche nach dem Sinn in der Anime-Postapokalypse Publishing Date: 2025-03-12T09:27:54+01:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2025/03/12/episode-219-akira-auf-der-suche-nach-dem-sinn-in-der-anime-postapokalypse/
Johannes Franke: Nachdem ich den Film gesehen habe, habe ich mir die Beschreibung durchgelesen und habe gedacht, Ah, darum geht's. Haneda!
Florian Bayer: Du willst das wirklich als Einstieg nehmen? Warum denn nicht? Herzlich willkommen, liebes Publikum, zu einer neuen Episode von Muss-Man-Sehen-Podcast, in dem wir unser Bestes geben, japanische Begriffe nicht zu butchern und es trotzdem tun.
Johannes Franke: Es tut uns mal wieder, wir haben es ja immer mal wieder, dass wir ausländische Filme haben und... Englisch ist halt okay, aber wenn es dann in Richtung Osten geht, sind wir oft aufgeschmissen.
Florian Bayer: Ich glaube, ich habe es jetzt rausgefunden, nachdem ich nochmal Akira gehört hatte und nochmal dieses auditive Erlebnis hatte, Japanisch. Ich glaube, es ist ganz einfach. Wenn du japanische Wörter aussprechen willst, du schaust dir einfach an, wie im deutschsprachigen oder meinetwegen auch im angelsächsischen Raum Wörter betont werden. Und machst es genau anders.
Johannes Franke: Komplett anders.
Florian Bayer: Das ist der große Trick dabei. Das heißt, du betonst immer die Silbe, die du nie im Leben betonen würdest, wenn du Deutsch oder Englisch redest.
Johannes Franke: Also in diesem Fall Akira.
Florian Bayer: Akira. Das R ist ganz wichtig. Es gibt ja diese schrecklich rassistischen Klischees, dass Japaner kein R aussprechen können. Die Wahrheit ist aber, dass wir das japanische R nicht aussprechen können.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Und deswegen darauf nicht klarkommen, wie sie das aussprechen. Aber das klang gerade total schön, was du gemacht hast. Ich bin beeindruckt.
Johannes Franke: Okay, kommt auf meine CV als Schauspieler drauf.
Florian Bayer: Akira, aus dem Jahre 1988, den ich Johannes vorgeschlagen habe. Denn wir wechseln uns wöchentlich ab mit Filmvorschlägen und frei nach dem Motto, den musst du jetzt sehen, zwingen wir dem anderen Filme auf. Johannes hatte keine Wahl diese Woche, nächste Woche werde ich wieder keine Wahl haben. Und es ist immer ganz spannend, wo das dann hinläuft, weil wir haben unterschiedlichen Filmgeschmack.
Johannes Franke: Oh ja, oh ja.
Florian Bayer: Und Anime, was wir heute besprechen, gehört... Nicht zu deinen Filmpreferenzen und auch gar nicht zu den Filmen, mit denen du viel Kontakt hattest, ne?
Johannes Franke: Nicht so richtig. Ich bin nicht derjenige in der Schule gewesen, der dann so abgefahren ist auf diese ganzen Sachen. Weil in den 80ern, um es mal so zu sagen, 80ern, 90ern, auch aus dieser Zeit, wo Akira herkommt, ist das, das ist ja ein Riesenhype gewesen. Ja. Und diese Mila Superstar und so Geschichten aus der Zeit. Ja,
Florian Bayer: absolut.
Johannes Franke: Also habe ich natürlich auch geguckt dann, aber nur um dazu zu gehören. Und um das Mädchen zu beeindrucken, was ich toll fand.
Florian Bayer: Das geht mit deiner Mädchengeschichte. Du hast Mila Superstar-Gitmer bei einem Mädchen zugefallen.
Johannes Franke: Ja, ich wollte dann Volleyball spielen. Aber eben nur mit ihr, deswegen, darum ging es ja. Ach,
Florian Bayer: wie krass.
Johannes Franke: Und dann haben andere angefangen mit mir Volleyball spielen zu wollen und ich habe gesagt, nein, ich habe gar kein Interesse. Ach,
Florian Bayer: wie schön. Und Akiya ist mitverantwortlich für diesen großen Anime-Hype. unter anderem eigentlich so ein bisschen auch so der Gottvater der Anime-Filme, die auch im Westen rezipiert wurden. Wahrscheinlich der erste, der wirklich so wahrgenommen wurde und so ein West-Publikum erreicht hat.
Johannes Franke: Total krass. Auch als Gottvater von Ghost in the Shell und so, die ganzen Sachen, die da nachgekommen sind. Also es hat viel losgetreten. Nicht nur in Europa, auch ein bisschen in Japan. Also in Japan war es halt einfach... mal das riesigste, krasseste Projekt überhaupt mit einem Budget, das noch nie da gewesen ist für diese Form von Unterhaltung. Zehn Millionen.
Florian Bayer: Das ist krass.
Johannes Franke: Zehn Millionen umgerechnet Dollar, was echt krass ist.
Florian Bayer: Ja, in Yen ist es, 700 Millionen Yen waren es, nee mehr sogar wahrscheinlich. Also 700 Millionen Yen waren veranschlagt, es hat dann irgendwann die Milliarden Yen Grenze gesprengt. Ein riesiges Ding, aber auch ein riesiger Erfolg. Und der... wie gesagt dazu geführt hat, dass im Westen, vor allem in Amerika, aber dann auch später in Deutschland, Anime als Kunstform rezipieren wurden.
Johannes Franke: Und The Hell ist es, eine Kunstform. Meine Güte, wir werden uns über viel Kunstform unterhalten müssen in dieser Episode. Es kann sein, dass wir echt Themen links und rechts liegen lassen müssen, weil es so viel zu sagen gibt im Kosmos der Entstehungsgeschichte dieses Films und dem, was es losgetreten hat und wo es herkommt und so weiter. Aber vielleicht kannst du mal kurz zusammenfassen, worum es überhaupt im Film geht, für alle, die den Film nicht gesehen haben. Ach übrigens, wenn ihr den Film nicht gesehen habt, was macht ihr hier?
Florian Bayer: Schaut euch den Film vorher an, wir spoilern nämlich gleich die Hölle aus diesem Werk.
Johannes Franke: Absolut. Also erzähl uns mal, worum es geht, Flo.
Florian Bayer: Es geht um Japan und zwar Japan im Jahr 2019. Nach einer verheerenden Explosion wurde Neo-Tokyo auf den Trümmern der zerstörten Hauptstadt wieder aufgebaut. Die Stadt ist ständig am Rand des Kollaps. Auf den Straßen tummeln sich Verbrecher, Rebellen und Terroristen, während in den Etagen der Macht korrupte Politiker und Militaristen um die Kontrolle über den neuen Staat ringen. In dieser postapokalyptischen Welt sind die beiden Teenager Kaneda und Tetsuo als Boso Tsuku, als Mitglieder einer halbstarken Motorradgang unterwegs. Nach einem Straßenkampf gegen eine verfeindete Bande stößt Tetsuo in den Ruinen des alten Tokio mit einem altaussehenden Kind oder kindlich aussehenden Kreisen. mit übernatürlichen Fähigkeiten zusammen. Dieses Kind ist auf der Flucht vor dem Militär. Beide werden von der Ordnungsmacht aufgegriffen und Tetsuo wird in ein Krankenhaus gebracht, in dem sich noch mehr dieser Wesen befinden. Die Forscher dort stellen fest, dass in dem Jungen dieselben Kräfte schlummern wie bei ihren anderen Schützlingen. Diese Kräfte müssen jedoch in Schach gehalten werden, denn vor 30 Jahren sorgte der stärkste von ihnen, Akira, für die gigantische Explosion, die für die Zerstörung Tokios verantwortlich war. Tetsuo scheint genau diese Stärke auch zu besitzen. Akira aus dem Jahr 1988 gilt für viele als Godfather der Anime für ein älteres Publikum. Eine wilde Mischung aus Action, Science Fiction und Body Horror, gespickt mit kritischen Anspielungen auf die japanische Geschichte, Gesellschaft und Kultur. Wir erleben die Mutation eines einfachen Jugendlichen zu einem gottgleichen Wesen. Wir erleben den Kampf der Rebellen gegen den übermächtigen Staat. Wir erleben eine Gesellschaft am und im Abgrund. Und wir erleben, wie der Mensch sowohl im transzendentalen als auch technischen Sinne über sich hinauswächst und dabei Universen vernichtet und Universen erschafft. Johannes, was erleben wir hier?
Johannes Franke: Was? Was ist das für eine gemeine Frage? Ich sollte jetzt erklären, was hier passiert? Der Film hat mir nicht mal erzählt, was er da macht.
Florian Bayer: Deswegen gebe ich dir doch diese Filme. Ich gebe dir diese Filme, damit du mir erklären kannst, was ich da gerade gesehen habe.
Johannes Franke: Du hast gesehen, wie jemand ganz viel Farbe genommen hat und das in eine halbwegs erkennbare Form gebracht hat, aber... auch nur halbwegs erkennbar, weil ich bin völlig lost, wenn ich mir diese Farbkleckse anschaue, die mal ein Motorrad sind und mal eine Explosion und mal Figuren, die etwas sagen, was mir aber nichts sagt. Und ich dann wahnsinnig lange brauche, um rauszufinden, worum geht's eigentlich? Und ich hab vielleicht so 20% des Films verstanden und in einen Kontext gebracht.
Florian Bayer: Es ist krass, weil eigentlich, wenn man sich die Geschichte so durch den Kopf gehen lässt, lässt Es ist ja alles sehr straightforward. Wir haben den Tetsuo, der mutiert, der zu einem gottgleichen Wesen wird, der damit zur Betrogen wird, der nach Akira sucht. Wobei wir sehr lange nicht wissen, was dieser Akira oder dieses Akira ist, weil es wird sowohl konkret über ihn diskutiert, als auch in sehr abstraktem Sinne. Weil es gibt dann immer diese Fetzen von wegen, ja das schlummert in allen von uns, das ist eine größere Macht. Und er findet es und er wird dann tatsächlich zu einem Übermenschen werden. Und am Schluss steht die große Explosion. Aber das Ding ist, also das ist das, was man sich so hinlegen kann, aber es passiert drumherum und daneben passiert so unfassbar viel.
Johannes Franke: Ich habe, nachdem ich den Film gesehen habe, nachdem ich den Film gesehen habe, habe ich mir die Beschreibung durchgelesen und habe gedacht, ah, darum geht es. Also es ist nicht so, dass ich diese Plotpoints tatsächlich komplett verpasse, die da aufgelistet sind. Das Problem ist bloß, ich werde so oft abgelenkt von anderen Sachen, dass ich nicht mehr weiß, wo ist jetzt eigentlich der Hauptstrang? Was ist denn jetzt eigentlich? Auf wen muss ich mich konzentrieren? Ist das prüfungsrelevant?
Florian Bayer: Es passiert, genau, das ist ein ganz großes Ding an diesem Film, dass so viele Sachen an der Peripherie passieren. Personen, die wir wirklich nur so kurz hingehaucht kriegen. Und dann machen diese Personen plötzlich unfassbar bedeutende Dinge. Also zum Beispiel diese Rebellengruppe. Da haben wir diesen Chef und der einmal vorkommt in einer Szene. Und dann am Schluss gibt es aber diesen ganz relevanten Plotpoint, wo der Chef offensichtlich einen Verrat begangen hat.
Johannes Franke: Und ich frage mich, wer ist das? Wurde mir schon mal vorgestellt, dass ich den am Anfang mal gesehen habe. Habe ich völlig vergessen bis dahin. Ich weiß es einfach nicht mehr.
Florian Bayer: Der spielt ja auch keine große Rolle da drin.
Johannes Franke: Aber da müssen wir auf den Ursprung der ganzen Sache mal gehen. Ja,
Florian Bayer: auf den Manga.
Johannes Franke: Auf die sechs dicken Bände, 2000 Seiten und ein bisschen mehr, in sechs verschiedenen Bänden, die Geschichte erzählen. die du versuchst in zwei Stunden Film reinzupressen. Es funktioniert natürlich nicht. Und das Krasse ist, es waren ja noch nicht mal diese sechs Bände fertig, als das Ding entstanden ist, als der Film entstanden ist, sondern der Regisseur, der auch der Autor der Mangas ist,
Florian Bayer: Katsuhiro Otomo,
Johannes Franke: der hat zwischendurch das Angebot bekommen, als seine Mangas noch gar nicht fertig waren und hat gesagt, ja gut, dann mache ich jetzt eine Version davon und danach schreibe ich halt weiter. So ein bisschen dieses Walking Dead oder dieses ... Game of Thrones Ding, ne?
Florian Bayer: 1982 hat er mit diesem Manga begonnen. Und 1990 hat er das Ding abgeschlossen. 1988 ist dieser Film entstanden. Ich glaube, ich brauche nicht zu fragen, aber trotzdem, du hast den Manga nicht gelesen.
Johannes Franke: Nein, ich habe ihn nicht gelesen. Hast du ihn gelesen?
Florian Bayer: Ich habe ihn nicht ganz gelesen. Ich habe zu Hause die Hälfte.
Johannes Franke: Und jetzt extra dafür besorgt? Nein,
Florian Bayer: nein, ich hab den Film gesehen, bevor ich den Manga kannte. Weil der Film war einfach so ein Ding, womit man konfrontiert wurde, wenn man sich mit Mangas und mit Animes beschäftigt hat. Ich hab mir den Manga deutlich später gekauft, weil ich Interesse dran hatte, weil der Film neben Ghost in the Shell einfach so mein liebster Manga-Wirt-Film ist. Also es gibt noch andere Anime, die ich mag, aber zum Beispiel die Studio Ghibli-Dinger, die stehen ja so ein bisschen am Rande, weil die nicht auf Mangas basieren. Und... Genau, ich habe große Teile des Mangas gelesen, nicht alles. Und es hilft ein bisschen.
Johannes Franke: Was heißt das denn?
Florian Bayer: Der Manga ist natürlich deutlich komplexer und deutlich länger.
Johannes Franke: Aber auch deutlich mehr abnehmen, dass der noch komplexer ist als der Film. Der Film ist so komplex, der versucht alles mit einzubringen. Ich habe immer wieder gelesen, dass eine Figur, die einen Satz in diesem Film hat. dass die eine Hauptfigur in den Mangas ist. Also nicht nur eine Figur aus dem Film, sondern jede Figur, die auch nur einen Satz hat, hat eigentlich eine riesige Rolle im Manga.
Florian Bayer: Sie haben sehr viel, was im Manga deutlich elaborierter ist, was mehr erzählt wird, haben sie sehr an den Rand gedrückt. Und das ist natürlich auch so die Entscheidung. Und das ist halt so, wenn du einen 2-Stunden-Film machst, aus so einem riesigen Werk, dann ... steht die Frage im Raum, entweder du machst eine riesige Serie draus, das ist nicht die Option, die du Ende der 80er hattest, oder du sagst, okay, ich versuche zu schauen, wo ich den Fokus setze. Und das macht der Film meiner Meinung nach auch. Der Film setzt einen ganz eindeutigen Fokus auf die Beziehung zwischen Tetsuo und Kaneda. Das ist das,
Johannes Franke: was hauptsächlich stattgefunden hat.
Florian Bayer: Du hast den Satz angefangen mit,
Johannes Franke: der Film setzt einen eindeutigen Fokus.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Der Satz funktioniert so nicht mit diesem Film.
Florian Bayer: Rein quantitativ ist dieser Tetsuo Kaneda Strang, beziehungsweise deren Verhältnis zueinander, ist das, was den Film einfach zieht und was den Film prägt. Und für mich auch ein ganz wesentliches Element der Geschichte des Films. Ja. Aber es ist natürlich anders als im Manga, wo diese... Diese Erzählung von Staat und Gesellschaft, von Rebellentum und staatlicher Obrigkeit, wie die aufeinander kläschen, wie die sich behaken, wie da verschiedene Interessen wirken, das wird hier alles so sehr am Rande erzählt. Und zwar meiner Meinung nach in Stücken, die es spannend genug machen für mich, dass ich sage, okay, ich finde es faszinierend, aber halt auch zum gewissen Punkt, wo man nicht genau versteht, was will Person. x, was will Person y und was machen diese Menschen hier überhaupt und wie sind die überhaupt in dieser Geschichte drin?
Johannes Franke: Ich bin die ersten 20 Minuten völlig lost. Du hast diese Jagd mit den Motorrädern, du hast irgendwie einen Haufen Figuren, die auftreten, du weißt nicht, wer ist relevant, wer nicht. Am Ende stellst du fest, jeder war irgendwie relevant und nicht relevant. Es ist irgendwie echt seltsam. Und du kämpfst dich echt lange durch, um rauszufinden, wann Wo hältst du dich als Zuschauer fest? Und das erklärte Ziel des Regisseurs war ja auch zu sagen, wir machen einen Film, wo jeder seinen eigenen Fokus legen kann und sagen kann, ich sehe in diesem Film einfach einen Spionagefilm oder ich sehe in diesem Film Motorradgangs, die herausfinden, dass sie magische Fähigkeiten von einem Artefakt bekommen. Weißt du, also es gibt unterschiedliche Sichten auf diesen Film und das ist ja erklärtermaßen so. Das Problem bedeutet halt dann, dass dieser Film einem das nicht erzählt. Sondern man muss sehr aktiv dann schauen, was ziehe ich denn da jetzt aus.
Florian Bayer: Es werden Dinge nicht erklärt. Das ist aber im Manga teilweise auch so. Es werden Dinge, wo du denkst, oh, das ist aber storyrelevant. Ich will verstehen, was da passiert ist. Die werden mehr oder weniger ignoriert. Oder wenn sie ein bisschen erzählt werden, dann meistens mit auf so einer sehr abstrakten Ebene. Dass du nicht 100% weißt, wie kriegst du das jetzt gegriffen. Der Comic. Nimmt sich auch extrem viel Zeit, wie der Film für diese Motorradgang-Geschichten. Der Comic hat einfach auch mal so eine 30-seitige Action-Szene, wo sie durch die Straßen Tokios jagen und wo dann neben die die Rebellen rumlaufen. Aber das ist gar nicht so unähnlich wie in dem Film. Wenn du jetzt diesen großen Block erste 20 Minuten nimmst, ist es einfach Hyper-Action, Hyper-Adrenalin. Ja, krass. Und du hast einfach diese krasse Mischung aus zum einen diese Biker-Gang, die ihre Art von Rebellentum pflegt, das so sehr unpolitisch ist. Und dann dazwischen wirklich nur so als Einsprengsel reingeworfen, da hast du die echte Opposition, da hast du die, die irgendwie Ideale haben. Nämlich diese Widerstandstruppe um Kay.
Johannes Franke: Obwohl ich nicht rausfinde, dass die Ideale haben. Die sind auch Leute, die... irgendwelchen Scheiß machen, wo ich sage, dir soll ich irgendwie vertrauen, dass du mich durch die Geschichte leitest?
Florian Bayer: Nee. Die Ideale sind auch, das ist auch sehr verquer, es sind Leute, wo du das Gefühl hast, die haben Ideale, entpuppen sich als Leute, die null Ideale haben, die verpuppt sind und dann gleichzeitig Personen, die absolut zum Bösewicht taugen, wie zum Beispiel unser Körnel, der eigentlich so der typische Vertreter ist. bösen Militärs und der ja auch Dinge tut, die dann ganz klar in die Richtung gehen. Er macht einen fucking Militärputsch, bei dem er die Leute abballert. Aber auch er hat ein Ziel und er hat auch eine Logik dahinter. Wenn er sagt, scheiße, wir müssen jetzt was dagegen tun und sitzt dann in diesem Raum mit den ganzen Politikern, die diskutieren und er sagt, Leute, haben wir es nicht mitgekriegt? Wir haben hier ein Wesen, ein Menschen, der Fähigkeiten hat, die alles zerstören können. Unsere Stadt ist so kurz davor, eine zweite Apokalypse zu erleben. Macht verdammt nochmal was, dann ist es total schlüssig. Total.
Johannes Franke: Dieser Film ist wahnsinnig ambivalent dadurch. Also jede Figur hat auf den ersten Blick sehr düstere Seiten. Also ich finde, dass der Film sehr viel Wert darauf legt, die Figuren als düster am Anfang darzustellen, um dann die Lichtseiten vielleicht auch noch zu zeigen. Bei mancher Figur mehr oder weniger. Aber ich sehe kaum Figuren, die ich kennenlerne über ihre Lichtseiten. Nein.
Florian Bayer: Auch gerade unser Protagonist, Kaneda.
Johannes Franke: Ist das unser Protagonist?
Florian Bayer: Am ehesten?
Johannes Franke: Ich weiß nicht.
Florian Bayer: Naja, auf jeden Fall kann dies. Einer der Protagonisten. Kommt ja so am Anfang rüber, als das könnte irgendwie der Held sein. Das könnte der sein, der kämpft und der wächst an seinen Herausforderungen usw. Und wir erfahren halt im Film peu a peu, was für ein Arsch er teilweise ist. Vor allem eben gegenüber Tetsuo. Der sich die ganze Zeit... Als der Mindere fühlt und der auch wegen Kaneda ein extremes Problem mit seinem Selbstbewusstsein hat und was mit dafür verantwortlich ist, dass er überhaupt so austickt und dass er diese Kräfte, die er neu entwickelt, zu solchen düsteren Dingen nutzt, wie er sie nutzt.
Johannes Franke: Um mal den Bogen noch zu schlagen, was ich ganz interessant finde, du weißt ja am Anfang einfach nicht, woran du dich festhalten sollst, weil einfach so viel passiert und du weißt nicht, was ist relevant und was nicht. Und hier die Jagd und hier die seltsamen Staatsleute und hier das Militär und du fragst dich, okay, was soll das alles und wohin führt das? Die tolle Seite davon, die Flipside, ist, dass du wahnsinnig viel Worldbuilding hast. Du hast das Gefühl, dass jede, jede fucking Figur einen Background hat. Jeder hat etwas, was er will, auch wenn er dir nicht sagt, was er will, aber du weißt, irgendwas will der. Und du hast keine einfach nur Pappaufsteller, sondern... alles ist dreidimensional ausgearbeitet. Du hast das Gefühl, selbst der Nachbar, der kurz aus dem Fenster guckt, hat eine Backstory, die jeden Moment diesen Film übernehmen könnte. Das ist wirklich krass. Aber du hast auch dann das Gefühl, dass du jederzeit was verpassen kannst. Wenn du nicht hinguckst, bist du sofort raus, hast du das Gefühl.
Florian Bayer: Es ist auf jeden Fall von Anfang an so eine Form von Überforderung. Die, glaube ich, auch intendiert ist, weil die Welt, die hier gezeichnet wird, dieses Neo-Tokyo, ist auch ein Ort der Überforderung. Wir haben hier ganz viele ... Menschen, die in irgendwie so einer Art Schmelztiegel zusammenleben, die komplett unterschiedliche Interessen haben und auch komplett unterschiedliche Wahrnehmungen von dem, was passiert ist. Wir erfahren ja so am Rande, offensichtlich gibt es diese Kultanhänger von Akira. Also die Menschen wissen irgendwie, dass dieses Wesen Akira verantwortlich war für die Explosion, für die Apokalypse. Und die Menschen hoffen auf seine Wiederkehr, wie so eine Art... Neon-Jesus oder was auch immer, der irgendwann zurückkommen soll, dann sehen wir diese Menschen, die da auf der Straße herum waren, einfach nur mit ihren Schildern und sagen, Akiva, komm zurück, rette uns. Ich finde, es ist überhaupt nicht klar, wie viel es der Staat geschafft hat, vor den Menschen zu verheimlichen, was passiert. Und wie viel offensichtlich ist. Weil diese Rebellengruppe weiß ja von diesen Kindern, von diesen Wesen und versucht sie auch zu retten und wir haben, offensichtlich ist es auch einem Problem, Rebellen gelungen, ganz am Anfang dieses eine Wesen zu retten, nämlich Takashi, Nummer 26. Übrigens, wir könnten ganz viele Minuten damit füllen, zu sagen, wie viel dieser Film auch Stranger Things inspiriert hat.
Johannes Franke: Also eine ganze Podcast-Folge, um irgendwelche Parallelen aufzuzeigen zu Matrix, zu Stranger Things, zu anderen.
Florian Bayer: Und gleichzeitig befinden sich diese Kinder ja offensichtlich nicht in so einem streng geheimen, absolut abgesicherten Ort, sondern die haben eine gewisse Freiheit. Wir erfahren auch von den anderen Kindern, also zumindest von Masaru, der dann helfen soll, Takashi zurückzuholen, dass die Kinder auch teilweise glauben, sie sind an dem richtigen Ort da, wo sie sind. Sie gehören dahin und die Welt ist zu gefährlich für sie da draußen und sie müssen ihre Mächte unter Kontrolle halten. Wir erfahren überhaupt nicht, wo diese Kräfte herkommen und wir erfahren nicht, warum Tetsuo auch diese Kräfte hat. Hat er die, weil er mit Takashi zusammengestoßen ist? Hat er die schon immer? Werden die gepusht dadurch, dass er untersucht wird von den Forschern dort? Ich glaube,
Johannes Franke: es hat vor allem was mit dieser Explosion am Anfang zu tun. Ja. Wobei ich irgendwo in der Recherche gelesen habe, dass die gar nicht wirklich passiert sein soll, dass es nur eine Simulation war. Ich verstehe es nicht genau.
Florian Bayer: Du meinst diese apokalyptische Explosion im Jahr 1988?
Johannes Franke: Genau. Für mich war das eine Anspielung an die Atombombe, die gefallen ist und dass man das einmal als Initialzündung nimmt, um... Dass die Stadt sich neu aufbauen muss und dass wir diese postapokalyptische Stadt haben können. Und das vielleicht durch Strahlung und so weiter eben dieses Ding da, diese Fähigkeiten losgetreten hat.
Florian Bayer: Aber was der Plot uns ja so ein bisschen erzählt ist, dass diese 88er-Explosion, dass das Akira war.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Dass er das ist, also dass es diese Kräfte schon vorher gab. Ich finde es sehr merkwürdig, weil wir haben ja diese übernatürlich begabten Wesen. Und das sind anscheinend Menschen. einem Körper sind, der, eine Mischung ist aus kindlich und Kreis. Ja. Und die scheinen schon sehr lange auch in dieser Einrichtung zu sein. Also zumindest, sie kannten Akira.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Wir sehen auch später Rückblick, wenn sie alle in diesem komischen Limbo sind, sehen wir Rückblicke von ihnen, wie sie mit Akira zusammen lernen.
Johannes Franke: Wo bei mir Stranger Things total dingelt die ganze Zeit. Natürlich, absolut.
Florian Bayer: Und die werden... Deren Kräfte werden da untersucht, deren Kräfte sollen auch genutzt werden. Der Colonel will irgendwie diese Kräfte dieser Wesen nutzen, um eine bessere Welt zu machen, was auch immer. Oder um Macht zu haben, wir wissen es nicht genau, wird nicht erklärt. Und jetzt kommt plötzlich Tetsuo, der ja nicht diese physiognomischen Eigenschaften hat wie diese Wesen. Aber der offensichtlich die Stärke in sich trägt, die über die Stärke dieser Wesen hinausgeht. Er ist der stärkste von allen. Wir wissen nicht warum. Zum einen, warum das plötzlich so ausbricht und vor allem, warum es jetzt erst entdeckt wird. Es wird uns einfach nicht erzählt.
Johannes Franke: Nee, also zum einen ist es nicht nötig und zum anderen glaube ich, dass bestimmte Grundlagen für einen Film einfach gesetzt werden können, ohne dass man anfangen muss, das alles zu erklären. Weil ich glaube, dann fängst du an, dich auch zu verstricken in Dinge, wo Leute anfangen... das ist aber nicht logisch oder wie funktioniert dann die Welt, wenn das und das passiert und so. Und dann fängst du an, dich in Rechtfertigung zu verstricken, es funktioniert nicht. Ich finde, dass so ein magisches Moment immer etwas ist, was man einfach setzen kann.
Florian Bayer: Ja, ich glaube, man kann es auf einer parabolischen Ebene sehr gut interpretieren. Man findet das sehr schnell rein, weil wir haben ja in dieser Motorradgang haben wir ja so diese typische Gruppendynamik. Wir haben unseren Alpha oder wie auch immer wir nennen wollen. Kaneda ist der Anführer. Der ist der Einzige, der sein Motorrad fahren kann, das er geklaut hat. Und wir haben Tetsuo, der zum einen zwar sein bester Freund ist, zum anderen aber ganz klar einen Rang unter ihm steht und das auch ständig abkriegt und zu hören kriegt. Auch wenn Kaneda ihn liebt und auch wenn Tetsuo Kaneda liebt, gibt es da diese Spannung zwischen den beiden. Ich weiß nicht,
Johannes Franke: wie viel Spannung du wirklich beim ersten Mal gucken, kannst du dich erinnern beim ersten Mal gucken, wie viel davon mitbekommen hast? Weil ich muss sagen, ich krieg... irgendwann am Ende das auch erzählt von den Leuten, weil die sich ständig darüber unterhalten, dass der Zubau immer Nummer 2 war und so. Aber ich hab's nicht richtig in Action gesehen. Obwohl diese Szenen da sind. Aber ich glaube, ich bin zu abgelenkt von den anderen Sachen.
Florian Bayer: Als ich diesen Film zum ersten Mal gesehen habe, war ich wahrscheinlich so, keine Ahnung, 20? Irgendwas um den Dreh. Und da hab ich vor allem, da hab ich deutlich mehr dieses, das Ganze als als ... riesigen Rausch wahrgenommen.
Johannes Franke: Viel Action,
Florian Bayer: viel Science Fiction. Wir haben ein riesiges Feuerwerk an Farben, was du gesagt hast. Ich glaube, gar nicht so unendlich, wie du gerade den Film wahrgenommen hast. Und dann dazwischen halt irgendwie, okay, es geht hier um jemanden, der sich immer untergebuttert gefühlt hat. Der sich immer ausgegrenzt gefühlt hat und der jetzt eine Stärke gewinnt. Aber nicht so konkret. Das ist, glaube ich, mit der Zeit gekommen. Das ist auch, glaube ich, mit dem Manga dann auch mit... gekommen. Deswegen kann ich diesen Film nicht mehr komplett unkompliziert besprechen, ohne dieses Meer von Manga zu haben. Ja, und ich finde halt, diese Ebene ist ganz spannend, weil wir lernen da irgendwie in dieser Erzählebene, was Kaneda auch für eine Schuld daran trägt, der seinen Freund immer irgendwie unterdrückt hat, auch dessen Potenzial unterdrückt hat. Und wir sehen halt diesen krass zwiegespaltenen Tetsuo-Charakter, der Kräfte hat, die ihn begeistern.
Johannes Franke: Ja, ja, vor allem, weil er die Kräfte vorher so rein sozial auch nicht hatte. Ihm hat halt keiner zugehört und er hatte irgendwie immer so dieses Gefühl von, ja, ob ich jetzt da bin oder nicht, auch egal. Natürlich freut man sich über Kräfte und dann ist das auch ein Social Commentary darauf.
Florian Bayer: Und ihn aber gleichzeitig auch überfordern. Also es gibt so ein paar krasse Szenen, in denen wir erleben, wie er mit seinen Kräften überhaupt nicht klarkommt, wie er Menschen tötet, ohne es zu wollen. Und am krassesten finde ich die Szene, wie er mit seiner Freundin Kaori.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, du hast es ausgesprochen, sagen wir so.
Florian Bayer: Ich hab's versucht. Wie sie zu ihm gelangt, dann ganz am Schluss, wenn er mutiert und zu diesem Leicht-Elektro-Klops wird und dann ist sie in ihm drin.
Johannes Franke: Ja, und geht in ihm auf, oder?
Florian Bayer: Er zerdrückt sie und er sagt, er ruft so, Kaneda, ich spüre, wie sie leidet, ich kann's nicht aufhalten, es passiert einfach und dann zerdrückt er sie und tötet sie. Und... diese Ambivalenz von seinem Charakter, diese Kräfte neu entdecken, Kräfte nutzen, ich werde zu was Größerem und gleichzeitig diese Hilflosigkeit, diese Kräfte sind zu viel für mich und ich will, ich zerstöre gerade Welten, ohne es zu wollen. Finde ich super spannend und finde ich auch total faszinierend auf dieser abstrakteren Ebene.
Johannes Franke: Ja, total. Möchtest du Tee, Plor?
Florian Bayer: Oh ja, sehr gerne, bitte.
Johannes Franke: Ich habe die ganze Zeit Tee stehen und Schiele rüber.
Florian Bayer: Ich bin noch nicht dazwischen gekommen. Ja,
Johannes Franke: stimmt. Und jetzt musst du ... ich lass dich jetzt allein, du musst jetzt einfach ein Thema finden, wie es weitergeht.
Florian Bayer: Und das ist natürlich dieses Adoleszenz- und Jugendliche-Thema. Das ist das, was wir bei Stranger Things auch finden. Das ist das, was wir auch teilweise bei Matrix finden. Menschen, die sich bewusst werden, was sie können und sich irgendwie weiterentwickeln. Und das ist beängstigend. Und das kann eine positive Note haben, aber auch eine negative. Und das ist natürlich das, was Stranger Things sehr stark an Akira angelehnt macht, dass es halt diese Ambivalenz hat. Dass der Schritt vom Übermenschen zum Monster ... und ganz kleiner ist. Und dass diese Linie auch des Öfteren übertreten werden kann.
Johannes Franke: Hast du dich ein bisschen damit beschäftigt, in welcher Zeit das entstanden ist und in welcher Zeit sich der Regisseur so ein bisschen bedient? Ich fand es ganz interessant, was für Hintergrundinformationen über Japan es zurzeit gibt.
Florian Bayer: Also zum einen Japan und natürlich zum anderen auch westliche Kultur, weil Otomo gehört auch zu den Mangaka, die sehr von der westlichen Kultur inspiriert sind.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Blade Runner als Inspiration zum Beispiel.
Florian Bayer: Zum Beispiel Cyberpunk ganz allgemein. Total, ja, ja. Alles, was irgendwie so in dieser Cyberpunk-Welt stattfindet. Wir haben über Ghost in the Shell geredet, da haben wir auch schon festgestellt. Ich war großer Cyberpunk-Fan in den 80ern. Und dann ist so ein Film, der dieses Thema hat, Mensch und Technik und Überwindung der Natur, ist natürlich super spannend. Tomo hat sich immer dagegen gewehrt, dass er den Atombombenabwurf in Hiroshima und Nagasaki als Vorbild dafür genommen hat, für diese Geschichte.
Johannes Franke: Aber ich glaube, das kann man gar nicht... ausschließen. Also ich meine, er hat es nicht als aktives Vorbild genommen, aber das ist kulturell so verankert und du kommst da aus diesem Vergleich nicht raus.
Florian Bayer: Nee, absolut. Das Spannende ist, dass er natürlich nicht zu denen gehört, die das direkt erlebt haben. Aber er bezieht sich auf Geschichten und auf Kulturen, die das erlebt haben, die diese Kriegserfahrung und diese Traumaerfahrung hatten. Nach dem Krieg gab es diese japanischen Motorradgangs. Diese Busotsoku. Das war ... eine der ersten großen kulturellen Erscheinungen in Japan, die zum einen extrem subversiv war und zum anderen sehr stark geprägt von der westlichen Kultur, nämlich von den amerikanischen Halbstarken. Das waren die Bikergangs, die an ihren Motorrädern rumgeschraubt haben, die über die Straßen gebrettert sind, die sich geprügelt haben. Das waren die Easy Rider in Japan.
Johannes Franke: Man muss dazu sagen, nach dem Krieg gab es ja durchaus ein, naja. einen stärkeren Kontakt zu Amerika. Also es gab so Hilfen mit Essen und mit Zeug, das nach Japan gebracht wurde und so. Und der Kontakt zu Amerika war viel größer als vorher. Das heißt, auch der kulturelle Einfluss war viel größer. Und da kommt auch so ein Generationenkonflikt rein, den es vorher einfach nie gab in der Form. Plötzlich haben die auf eine Art und Weise gesprochen, die jungen Leute. Das ist einfach dieser Sprung, den gab es vorher so in der Form nicht. Japan ist eine wahnsinnig weiche und höfliche und sehr zurückhaltende Sprache und du musst irgendwie 20.000 Umschreibungen finden, damit du etwas deutlich sagst irgendwann mal, während die Amis dafür zwei Worte brauchen und sagen, so ist es. Und wenn man sich Hemingway anschaut, wie der redet, wie der gesprochen hat und geschrieben hat, weißt du, dann liest man das in Japan und fängt an, die Sprache einfach zu verändern.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Und was auch interessant ist, was ich nie auf dem Schirm hatte, ist diese Food-Aid-Sachen. Also Amerikaner, die nach Japan Essen gebracht haben, das war einfach anderes Essen. Das war viel proteinreicher und die neue Generation war viel größer als die Generation davor. Das heißt, die haben nicht nur anders gesprochen, sondern die waren auch noch größer und sahen noch viel beängstigender aus. aus als Jugendliche eh so schon.
Florian Bayer: Jugendliche sind immer beängstigt. Ich hasse es, wenn 16-Jährige vor mir stehen, die einen halben Kopf größer sind als ich.
Johannes Franke: Und das ist so krass, dann wurde das in den Medien damals tatsächlich auch sehr stark so wie eine eigene neue Spezies dargestellt. Und das ist total spannend. Und das dann im Hinblick auf den Film, also was tatsächlich nach dem Krieg war und dem, was er jetzt quasi in diesem Film verarbeitet. Das sind spannende, total interessante Parallele.
Florian Bayer: Was auch noch spannend daran ist, also zum einen dieser westliche Einfluss, der sprachliche Einfluss, der kulturelle Einfluss, Rock'n'Roll. Das war die eine Seite, dass es zum ersten Mal so eine subversive Kultur gab. Die japanische Gesellschaft ist sehr stolz darauf, sehr regelkonform zu sein und sehr in geordneten Bahnen. Das heißt, so eine subversive Jugendkultur ist in Japan auch mal was ganz anderes als in Amerika. Zum Zweiten aber auch, dass das natürlich auch was war, was Japan sich selbst gezüchtet hatte. Diese... Buzo Soku, als die in den 50ern aufgekommen sind, das war ein Kriegsheimkehrer. Das war ein Kamikaze-Flieger.
Johannes Franke: Ach du Scheiße.
Florian Bayer: Und das macht deutlich, was die gemacht haben und was die angetrieben hat. Die kamen aus einem Szenario, in dem sie gelernt hatten, du brauchst keine Rücksicht auf dein Leben und auf deinen Körper zu nehmen. Du kämpfst und du riskierst alles, um den Feind zu zerstören. Und genau ... das haben die in die Zivilgesellschaft übernommen. Dieses rücksichtslose Fahren, dieses sich auf der Straße prügeln, dieses ständig am Rande des Todes sein, wenn du mit dem Motorrad ein Motorrad von deinem Gegner rammst. Das kam auch aus diesem Kamikaze-Erlebnis heraus. Die hatten einfach ein komplett anderes Verhältnis zum eigenen Leben und zum Thema Risiko als die Generation davor.
Johannes Franke: Super krass, meine Güte. Okay, also das heißt, wir haben einen großen Einfluss aus dieser Zeit für diesen Film. Also auch der Regisseur ist ja in den 50ern groß geworden und hat dann eben das mit eingearbeitet. Ich weiß auch nicht, ob der das dann irgendwie mit als Einfluss angeben würde, aber es ist einfach diese Zeit und ich glaube, dass es kulturell einfach nicht wegzudiskutieren ist.
Florian Bayer: Und was dann auch in dieser Zeit entstanden ist, dann kommen wir nämlich zu diesem Atombomb-Ding und es passt total gut, dass das Atombomb-Ding Ich habe nichts mit der Atombombe erzählen wollen, weil die Japaner waren immer extrem, naja, parabolisch unterwegs, wenn sie die Atombombe verarbeitet haben. Was gerade in dieser Zeit kurz nach dem Krieg daran lag, dass sie nicht über die Atombombe reden durften. Es gab Gesetze, dass das nicht thematisiert wird. Das war ungefähr das, was China mit dem Platz des himmlischen Friedens macht. Und dann ist in dieser Zeit sowas entstanden, wie wir verarbeiten das, dieses Trauma, was wir alle erlebt haben, aber halt anders. Gut zu leid, es juttert.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Das prominenteste Beispiel, wie verarbeitet man so ein apokalyptisches Erlebnis, wenn man nicht das Erlebnis konkret nennen darf. Man erfindet irgendeinen Platzhalter dafür. Und dann war das große Monster, das alles zerstört. Und ich glaube, das ist so Tomo sogar, dass er sagt, ich will nichts mehr von der Atombombe erzählen. Aber das ist was, was sich dann von den 50ern an durch die japanische Kulturgeschichte gezogen hat. Diese Erzählung von Ereignissen, die apokalyptisch sind. Und die... irgendeinen übernatürlichen, monströsen Ursprung haben. Das finden wir bei Godzilla genauso wie in Akira oder auch zum Beispiel in anderen Werken, die sich irgendwie mit Weltuntergang beschäftigen. Naruto, ein Manga, der viel später kommen sollte, Anfang der 2000er. Einer der populärsten Manga in Japan beschäftigt sich auch mit so einem Untergang. Da wird er durch eine Art fuchsähnliches Wesen ausgelöst. Und diese immer wieder kehrende Erzählung von der Apokalypse. die auf unterschiedlichste Art und Weise stattfindet, hat sich so ein bisschen von dieser Traumaverarbeitung des Atombombenabwurfs losgelöst. Weil die Leute, die heute diese Geschichten erzählen, die haben das natürlich nicht mehr live erlebt. Die kennen das nur noch aus Geschichte. Aber dieses kulturelle Meme ist so stark, dass es sich bis zum heutigen Tag durchzieht. Wenn man sich japanische Horrorfilme anguckt, japanische Fantasyfilme, man findet dieses Thema ganz oft.
Johannes Franke: Krass. Ja, vielleicht auch genau, weil man eben so ein bisschen unterdrückt war in der Verarbeitung, in der Trauerphase. Wenn man es nicht benennen darf, wie willst du es verarbeiten? Ja. Und dann zieht sich das ewig und es gibt halt auch wirklich so ein kollektives Traumading, was einfach schwer zu verarbeiten ist.
Florian Bayer: Ja, auf jeden Fall. Und das Krasse ist ja auch diese Angst vor der Wiederkehr der Zerstörung. Das ist ja das, was in Akira passiert. Ja,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Die Explosion von 1988 und jetzt... haben wir die Geschichte 30 Jahre später und das Ganze wiederholt sich und offensichtlich diese Vorstellung, dass man in einer Kultur lebt, die ständig zerstört und wieder aufbaut, passt natürlich auch vielleicht ein bisschen zu dieser Art, wie Japan vor allem in den städtischen Zentren funktioniert, weil Japan ist ja auch eine sehr schnelle Gesellschaft, die sich sehr viel wandelt und es wird sehr viel gebaut, es gibt technische Innovationen. Also da ist Japan ja auch ganz anders als zum Beispiel Deutschland, das sich so sehr an das Alte klammert, an die Tradition klammert und lieber eine Kirche wieder neu aufbaut, als irgendwas anderes damit zu machen.
Johannes Franke: Wobei sich an Kultur klammern, kriegt Japan ja auch sehr gut hin. Also an Tradition.
Florian Bayer: Auf jeden Fall.
Johannes Franke: Aber interessant, auf der anderen Seite des Spektrums, was die Atombomben-Sache noch ein bisschen unterstützt, ist diese Angst vor Technik, die man nicht mehr beherrschen kann. die in diesem Film ja sehr, sehr stark und sehr präsent ist, die für mich auch total auf die Atombombe hindeutet. Ich habe etwas geschaffen und wir können es nicht mehr rückgängig machen und wir sind davon abhängig, dass jeder Einzelne auf dieser Welt keine Scheiße damit baut. Und das funktioniert natürlich nicht. Wenn du so ein riesiges Ding hast, irgendjemand drückt mal irre auf den Knopf, wie es passiert ist. Und ich glaube, dass diese Angst eben... so stark da drin ist und auch in diesem Film so stark drin ist wegen der Atombombe. Und ich frage mich, was das uns vielleicht für heute trotzdem noch sagt, wenn wir jetzt vielleicht auf KI gucken und so.
Florian Bayer: Auf jeden Fall.
Johannes Franke: Ich meine, wir sind in der gleichen Lage gerade sehr akut, dass wir etwas bauen, an etwas basteln, was potenziell, wenn man es nicht richtig macht, ein Problem sein könnte.
Florian Bayer: Das Krasse ist ja das Cyberpunk-Genre. hat genau diese Entwicklung auch schon antizipiert. Also diese Cyberpunk-Welten sind auch voll von Geschichten von künstlichen Intelligenzen, die sich selbstständig machen. Und es ist nicht Cyberpunk, aber Terminator ist natürlich das große Beispiel. Ja, gut. In den 80ern in der Zeit auch. Oder noch deutlich früher.
Johannes Franke: Das stimmt, in den 80ern gab es diese Angst doch prominenter. Es gab so diese Science-Fiction-Filme, die eben genau das, diese ... Eine ausrastende KI, die irgendwie dann anfängt, oder Roboter, die anfangen ein Bewusstsein zu entwickeln und sagen, die Menschheit stört eigentlich nur.
Florian Bayer: Ja, und das wird in Arcadia ja auch so ein bisschen schwammig gehalten. Also wir wissen, wir stehen ständig so am Rand von wie viel davon ist Esoterik, was er kann und was die machen und wie viel davon ist Wissenschaft. Und teilweise wird drüber geredet, als ob es wirklich um irgendwas Transzendentales geht, um so eine göttliche Existenzform. Und der Schluss bietet das dann ja auch sehr an. Dann geht es so sehr ins Übernatürliche. Und gleichzeitig sehen wir aber Wissenschaftler, die versuchen das zu untersuchen. Wir haben diesen einen Dr. Onichi, auch so eine Person, die nur kurz am Rande vorkommt, um dann irgendwann zu sterben, der die ganze Zeit dieses Pattern von Tetsuo untersucht. Und dann hat er diese Konzertsucht.
Johannes Franke: Das ist übrigens mit CGI entstanden.
Florian Bayer: Total krass. Wir müssen auch über die Bildfragen reden. der vor dieser Konsole sitzt und dann diese Ausschläge sieht und diese Kurve sieht und sagt, Mann, sowas habe ich noch nie gesehen. Also so einen sehr krassen wissenschaftlichen Zugang. Und die Metamorphose, die Tetsuo durchmacht, ist ja nicht nur eine eigene körperliche Metamorphose, sondern sie wird dann auch später zu einer Metamorphose mit Technik. Also wenn er sich diesen Arm selbst erschafft, dann wächst sein Körper.
Johannes Franke: Das fand ich total spannend. Das hat mich während des Films total beschäftigt. Weil du auf der einen Seite eben diesen Wissenschaftler hast, der auf sehr wissenschaftliche Art und Weise auf die Sache schaut und etwas auch analytisches hat und auf der anderen Seite diese religiöse Komponente, die da irgendwie mit durchkommt. Und du kannst dich als Zuschauer auch dafür entscheiden, die religiöse Komponente einfach weg zu ignorieren. Ja. Aber die Kultur... Also japanische, aber ich glaube, wir hätten es auch nicht groß anders gemacht, weil wir einfach auch noch in diesem religiösen als Menschheit stark festhängen und das immer so ein bisschen mitschwingen lassen müssen, habe ich so das Gefühl. Dass das dieses Transzendentale, dass irgendwo, wir steigen auf in eine andere Bewusstseinsform oder was. Aber ich fand es total interessant, weil das eine Diskrepanz aufmacht, weil das ein Widerspruch ist in dem, den der immer wieder anspielt. Ich finde es total spannend.
Florian Bayer: Ja, es ist auch was, was ich grundsätzlich cool finde, wenn es im Science-Fiction-Genre passiert, wenn mit diesen Widersprüchen gearbeitet wird. Wenn der technische Fortschritt so eine übernatürliche Komponente bekommt oder wenn gleichzeitig übernatürliche Komponenten nochmal mit technischem Fortschritt erklärbar werden oder wissenschaftlich greifbar werden. Und es dann immer diese... diese Punkte gibt, wo du sagst, okay, und an dieser Stelle kommst du nicht weiter. An dieser Stelle kannst du nur noch sagen, ich sehe hier irgendwie ein merkwürdiges Muster. Aber ich kann dir nicht sagen, was das bedeutet. Ich kann nicht sagen, ob ich gerade Gott sehe oder ob die Maschine einfach nur verrückt spielt.
Johannes Franke: Ja, genau. Ich glaube, das ist, was mir aufgeschrieben habe. Worum geht's in dem Film? Geht es um diese krasse Suche nach dem Superhuman, dem Übernatürlichen? Oder geht es eigentlich um Gott? Geht es darum, Antworten zu finden? Also Wissenschaft an sich ist ja eigentlich ganz gut darin, zumindest Thesen, wenn auch nicht Antworten zu finden, ist aber eigentlich völlig losgelöst vom Mythos Gott, den wir aber immer noch irgendwie suchen darin. Also eigentlich ein Mindfuck insgesamt.
Florian Bayer: Und da findet dann ja in diesem Film irgendwie auch so eine Annäherung statt, wo gesagt wird, okay, wir haben jetzt 2000 Jahre lang nach Gott gesucht, vielleicht finden wir ihn jetzt auf eine andere Art und Weise. Nämlich indem wir feststellen, wenn... Dieser Sprung von Mensch zu Gott ist vielleicht auch nur ein technischer Sprung. Vielleicht sind wir da relativ nah dran.
Johannes Franke: Also jetzt auch gerade mit den Entwicklungen, die wir gerade machen und der Forschung und so weiter. Es gibt jetzt immer wieder Artikel, die ich online finde, über irgendwelche Wissenschaftler, die irgendwelchen krassen Kram entdeckt haben und mit Licht viel mehr anfangen jetzt rumzuexperimentieren, in welchen Formen das mit Quantencomputern und so weiter funktioniert. Und immer wieder die Überschrift siehst. Leben Quantencomputer in mehreren Dimensionen? Aber dieses Thema ist einfach so omnipräsent. Ich finde es wahnsinnig spannend, diese Zeit, in der wir gerade leben.
Florian Bayer: Es reizt ja auch total dazu, religiöse Erklärungen zu finden. Also es ist ja auch spannend, weil das ist Quantenphysik, Quantencomputer, KI und so weiter. Das sind Themen, die der Durchschnittsmensch, aka wir,
Johannes Franke: wir beide,
Florian Bayer: nur... zum gewissen Teil durchdringen kann. Einfach weil ein gewisses physikalisches Wissen fehlt, weil ein gewisses technisches Wissen fehlt und so weiter. Und dann ist es so naheliegend, sich auf die Narrationen zu berufen, die man halt kennt. Und das sind klassische Mythen und Legenden. Weil du kannst, ich kann dir nicht erklären, wie ein Mikrochip funktioniert, aber ich kann dir was von Thor und Odin erzählen. Und wenn ich das dann irgendwie metaphorisch da reinbauen kann, dann nehme ich das halt als Bild, weil ich das halbwegs verstehe.
Johannes Franke: Aber das ist schön. Und deswegen gibt es auch inzwischen ... Hoch angesehene Leute, die sagen, okay, KI hat inzwischen schon längst ein Bewusstsein entwickelt, wir müssen uns darüber Gedanken machen und so. Wo ich, also ich bin technisch da auf der Seite, dass ich sage, ja komm, halt mal ein Ball flach, Bewusstsein und so ist vielleicht nochmal eine andere Nummer. Aber es gibt Leute inzwischen, die das in den Ring werfen und wir müssen uns darüber Gedanken machen.
Florian Bayer: Und Akira hat ja diese surrealen Szenen, die das dann auch total anbieten. die die Handlung aufbrechen, indem wirklich merkwürdige Dinge passieren. Es wird zwar, generell kann man es einfach damit erklären, dass Tetsuo kurz davor ist, durchzudrehen. Beziehungsweise, dass es halt diese telepathischen und telekinetischen Fähigkeiten gibt, der Wesen, mit dem er Kontakt hat. Aber die Szenen, in denen das dann gezeigt wird, sind ja wirklich so krasse, visionäre Geschehene. Also zum einen das Ding, wo er im Krankenhaus liegt. Dann plötzlich der Teddybär zum Leben erweckt. Dann so einem riesigen Fleicht. Teddybär wird, der aus verschiedenen Sachen zusammengesetzt ist.
Johannes Franke: Das ist so Horror. Body-Horror auch. Ja, voll. Wirklich ein seltsamer Film. Zwischendurch habe ich gedacht, okay, welches Genre nimmt jetzt dieser Film? Vor allem auch, weil er auch, muss man dazu sagen, sehr gewaltvoll ist. Absolut. Man sieht viel Blut. Man ist wirklich teilweise nicht mehr in einem Actionfilm, sondern in einem Horrorfilm. Und das ist schon krass.
Florian Bayer: Das ist ein krass brutaler Film, der auch wirklich bewusst sehr harte Szenen drin hat. Also wir haben einige Gewaltszenen, die auch so ... Fast schon wie Karikaturen werden hier. Wenn Leuten das Gesicht weggeschossen wird und das Blut dann spritzt, die Haut wegfetzt.
Johannes Franke: Dass so ein Armbab gerissen wird.
Florian Bayer: Ja, und dann aber gleichzeitig sind diese zehn... Es ist keine realistische Darstellung von Gewalt, es ist eine drastische Darstellung von Gewalt, aber es reicht,
Johannes Franke: um mich richtig hart zu treffen, trotzdem. Also realistisch oder nicht, ich denke nicht, oder arme Mann, ich ruf mal an, ob die Produktionsfirma vielleicht genug Krankengeld gibt. Also natürlich völliger Quatsch. Aber... Aber trotzdem betrifft es mich irgendwie.
Florian Bayer: Ja, natürlich, auf jeden Fall. Es ist halt wirklich hart. Du siehst, es passiert sehr viel mit dem menschlichen Körper. Es gibt auch so sehr viel diese Momente, wo du denkst, krass, die killen sich gerade gegenseitig auf der Straße. Wenn sie so diesen ersten Kampf gegen die Gang haben und wie wir schon gesagt haben, so komplett rücksichtslos sind auf ihr eigenes Leben und das Leben der anderen. Und dann nachher erfahren wir, okay, da ist Blut gespritzt und so weiter, aber offensichtlich ist keiner gestorben. Wenn sie im Polizeirevier sind, wird kurz gesagt, naja, und ihr habt... Die sind alle im Krankenhaus gelandet. Und du sagst, what the fuck? Ihr habt euch gerade gegenseitig abgeschlachtet.
Johannes Franke: Aber sagen die nicht auch, dass sie die Clowns umgebracht haben teilweise?
Florian Bayer: Ich glaube, sie sagen nur. Ich glaube, der Polizist sagt, die sind alle im Krankenhaus gelandet.
Johannes Franke: Vielleicht erzählen die sich das untereinander und die Polizei hat aber, naja. Vielleicht ist es so eine Angebersache.
Florian Bayer: Und dann haben wir aber diese Darstellung, also zum Beispiel das Blut ist extrem hell in diesem Film. Ich finde das Blut, wenn das Blut spritzt, das wirkt nicht realistisch, sondern das wirkt... fast schon comic-haft.
Johannes Franke: Es ist ein Comic.
Florian Bayer: Es ist ein Comic, aber es ist von der Ästhetik für Mangas, vor allem aus der damaligen Zeit, ein sehr ungewöhnlicher Comic.
Johannes Franke: Das muss man sagen,
Florian Bayer: ja. Otomo hat sowohl in der Vorlage als auch in dem Film, der sich visuell sehr stark in die Vorlage hält, abgesehen davon, dass er in Farbe ist, hat bewusst auf diese typischen Bodyfeatures aus Mangas, die man damals aus Mangas in Anime kannte und bis heute kennt, verzichtet. Nämlich die großen Augen, das niedliche Aussehen und hat stattdessen einen Zeichenstil gewählt. der mehr an westlicher Zeichentrickkunst orientiert ist.
Johannes Franke: Das stimmt, ja. Und auch viel realistischer. Also die Figuren sind, ich muss mal kurz ausholen. Wenn du einen Comic hast und den guckst als Normalsterblicher, der nicht jeden Tag Comic guckt, dann brauchst du Defining Features für Figuren. Damit du weißt, ah, das ist dieser Typ und oh, der andere, der sieht zwar so ähnlich aus, aber der hat grüne Haare. Also ist das der andere. Ja. Und weil... Comic-Hersteller das Wissen und auch Anime-Hersteller das Wissen haben in solchen Filmen oft die Figuren sehr starke Defining Features. Der eine hat grüne Haare, der andere hat einen besonders interessanten Mantel, der nächste hat einen Stock und humpelt. Und wenn du das Cast dann zusammennimmst, dann hast du plötzlich eine Zirkustruppe. Weil jeder irgendwas braucht, woran man ihn erkennt. Denkst dir, ja, okay. Aber man ignoriert es dann weg, weil man dann wenigstens weiß, wer wer ist. Und dieser Film macht das nicht so stark. Bedeutet aber, dass ich durchaus mal den einen mit dem anderen hier wechsle. Das ist halt so ein bisschen schwierig.
Florian Bayer: Was auf jeden Fall passieren kann. Genau, es sind halt junge Menschen, also Jugendliche, alle mit kurzen schwarzen Haaren. Selbst Kai, die einzige Protagonistin, hat schwarze kurze Haare. Toll.
Johannes Franke: Und... Also es hat einen Realismus, aber hilft mir nicht beim Gucken.
Florian Bayer: Es hat einen Realismus und vor allem auch so eine Roughness. Also ich finde, die Figuren wirken so sehr rough. Also es gibt ja so ein paar überzeichnete Szenen zum Beispiel, wenn sie in der Schule sind und dann von diesem Direktor verprügelt werden. Das ist dann schon so sehr comichaft, albern. Aber ansonsten wirkt es oft dreckig und roh. Und es hängt auch tatsächlich mit dem Stil zusammen, der hier benutzt wurde. Um nochmal einen Namen zu sagen, den ich falsch aussprechen werde. Maki Kofutaki war... Der Hauptanimator des Films. Und der hat sich für einen Stil entschieden, der ungewöhnlich ist für Anime aus der damaligen Zeit. Damals wurde bei Zeichentrickfilmen, um Geld zu sparen, wurde viel recycelt. Es wurden Folien genommen. Und dann hattest du fünf, sechs Folien. Und da hast du die Animationen draufgelegt. Du hattest immer dieselben Hintergründe einfach.
Johannes Franke: Also die haben gerade in Serien natürlich Stock-Footage gesammelt. Also wenn jemand mal einen Hintergrund gemalt hat. Dann wurde der nicht weggeworfen danach, sondern der wurde aufgehoben, damit man ihn wiederverwenden kann. Und gerade bei Serien macht das total Sinn. Und wenn du jetzt zum Beispiel, nur als Beispiel,
Florian Bayer: Scooby-Doo.
Johannes Franke: Die laufen, die laufen viel in der Gegend rum. Und zwar laufen die immer gleich.
Florian Bayer: Die laufen immer am gleichen vorbei. Es gibt diese tolle Szene aus den Simpsons, wo sie im Zeichentrickstudio sind und sich darüber unterhalten, wie Zeichentrickfilme hergestellt werden. Und sie gehen währenddessen durch den Gang. Dann fragen Bart und Lisa, sind es glaube ich, fragen den Chef des Studios. Und wie macht ihr, ist es nicht sau teuer? Und er meinte, nein, nein, um Geld zu sparen, nehmen wir immer dieselben Hintergründe. Und die fragen, wie, wie, merkt das nicht jemand? Und er sagt, nein, nein, das merkt niemand. Und währenddessen laufen sie dreimal an der gleichen Putzfrau vorbei.
Johannes Franke: Sehr gut. Ja, also Stock-Footage. Und ich muss noch einen Schritt zurück machen. 12 Frames per Second ist so relativer Standard. für Animationsfilme. Du hast eigentlich, wenn du einen Film drehst, richtig physisch, hast du 24 oder 25 Frames per Second. Das ist so Standard.
Florian Bayer: Sei denn du bist der Hobbit.
Johannes Franke: Und siehst aus wie eine Telenovela. Und mit 25 Frames per Second hat dein Auge so das Gefühl von absoluter flüssiger Bewegung, obwohl es nur Einzelbilder sind. Und bei einer Animation kommst du gut durch mit 12 Bildern in der Sekunde. Damals wollten die noch mehr Geld sparen und Und haben dann angefangen, nicht nur on twos, wie man sagt, auf jeder zweiten, sondern auf jeder dritten zu animieren. Das heißt, nochmal halbiert. Jedes achte Bild oder so. Acht Bilder die Sekunde oder sowas. Also es wird immer weniger. Und es gibt einen richtigen Namen dafür, den ich gerade nicht parat habe. Aber es gibt Limited Animation heißt das. Das heißt, du hast eine Limited Animation für so Serien. Und das gab es dann damals seit 10, 15 Jahren. dass immer mehr gespart wurde, auf Stock-Footage gegriffen wurde, wie du gesagt hast, und eben auf On-Threes animiert. Du hast sehr wenige Bilder dann. Und die ganzen Künstler waren total ausgehungert in der Zeit, weil die so limitiert waren.
Florian Bayer: Oh man, das ist echt traurig.
Johannes Franke: Und dann kommt so ein Film daher.
Florian Bayer: 160.000 Bilder. Wow, geil. 2.212 Shots. Und die haben wirklich 327 verschiedene Farben. Auch ein Rekord.
Johannes Franke: Was auch krass ist. Die haben 50 Farbschattierungen überhaupt erst erfunden, in Anführungsstrichen. Natürlich, die Farben gibt es schon. Also guckt sich in der Welt um, es gibt diese Farben. Aber in Animationsfilmen in der Form war damals nicht üblich, diese Farbwählwahl zu machen. Und sie haben 50 weitere Farben extra dafür entworfen, damit sie so ein krass detailliertes Bild hinkriegen.
Florian Bayer: Dann haben sie tausend verschiedene Häuser. Und Gebäude und Konstruktionen für die Stadt gezeichnet und die teilweise in Folien übereinander gelegt. Sie haben es geschafft, wirklich einzigartige Hintergründe zu machen. Sie haben es geschafft, dass du nicht dieses Wiederholungs- und Erbüdungsgefühl hast, sondern dass du immer wieder neue Bilder siehst und immer wieder neue Eindrücke hast.
Johannes Franke: Die haben teilweise die Leute, die im Hintergrund waren, wo vielleicht aber auch irgendwas davor war, wie ein Auto oder sowas, da geht ja ein bisschen hinter dem Auto lang, die haben die Leute komplett... einen Walking Cycle animieren lassen. Also was du nicht siehst, weil das Auto davor ist. Haben die trotzdem animiert, wie der Fuß, der rechte Fuß nach vorne, dann läuft er ein Stückchen, du musst einen Walking Cycle machen, wie das geht, von Fuß nach vorne, nächster Fuß und so weiter. Den hätte man sich sparen können, man sieht den nicht. Aber sie wollten es so realistisch haben, dass sie ihn trotzdem animiert haben, damit die da wirklich realistisch in der Gegend rumlaufen. Es ist der Hammer. Warum hatten die so viel Geld, wollen wir uns fragen. Weißt du darüber was? Ich habe ein bisschen was recherchiert.
Florian Bayer: Es gab ein eigenes, also am Schluss gab es ein eigenes Finanzier dafür, dass Akida, wie hießen sie, es wurde tatsächlich nach Akida benannt und sie haben Geld von verschiedenen Stellen eingesammelt. Aber erzähl mal, was du hast.
Johannes Franke: Ich musste sagen, dass die...
Florian Bayer: Akida-Komitee, so hieß es.
Johannes Franke: Ja, genau. Man muss dazu sagen, dass die Zeit damals wirtschaftlich wahnsinnig gut aussah. Die hatten ein richtiges Hoch. Also es gab... Viele, viele Leute, die in viele, viele Sachen investieren konnten. Wirtschaftswunder in Deutschland quasi. Bloß eben auf Japan und wahrscheinlich um einiges noch erfolgreicher. Also die haben wirklich ein riesiges Wachstum gehabt in der Zeit. Und der Regisseur war mit diesem Comic sowieso wahnsinnig bekannt. Und als die bekannt gegeben haben, dass sie das machen wollen, haben wahnsinnig viele Investoren gesagt, ja hier, nimm mein Geld und renn, nimm, nimm.
Florian Bayer: Richtig großen... Bandai war mit drin, Toho war mit drin, das OG Godzilla-Studio, die diese ganzen japanischen Monsterfilme gemacht haben und daneben noch eine ganze Menge
Johannes Franke: TV-Gesellschaften, Filmproduzenten,
Florian Bayer: große Studios, die haben alle da Geld reingeworfen und haben dann dieses Akira-Komitee gegründet, was quasi so eine Produktionsgesellschaft war, wo die wahrscheinlich alle am runden Tisch zusammensaßen und jeder hat mit seinem Geld gewedelt.
Johannes Franke: Gewedelt mit dem Geld und die Firma, die das dann ausführen sollte, die hat auf Die hat niemanden abgelehnt. Die haben gedacht, ja komm, dann gib her damit. Das Problem, was dann entsteht ist, du hast dann irgendwann so ein hohes Budget, dass du eigentlich genau weißt, das wird nie wieder eingespielt. Wenn du zu viele Investoren hast und die alle bedient werden wollen, dann sind am Ende alle unglücklich, weil du kannst 10 Millionen nicht einfach so nur in Japan wieder einspielen. Die waren voll darauf angewiesen, dass es im Rest der Welt nochmal richtig, richtig gut Kasse gibt, weil sonst das wieder einzuspielen ist völlig unmöglich.
Florian Bayer: Ja, und es hat geklappt.
Johannes Franke: Aber sie haben es geschafft. Jaja, Spoiler, sie haben es geschafft. Aber das ist ein Risiko gewesen.
Florian Bayer: Wow. Aber jetzt haben wir so viel über die Technik und das Geld gesagt. Sagen wir mal was zum visuellen Erlebnis. Ah, das ist toll. Man sieht es.
Johannes Franke: Jaja.
Florian Bayer: Die Bilder von Neo-Tokyo, die wir hier sehen. Es sind unglaublich schöne Stadtlandschaften. Große Bilder, die voll sind. Du hast so viele verschiedene Reize fürs Auge. Du weißt gar nicht, wo du genau... verweilen sollst. Ja,
Johannes Franke: du bist halt auch überfordert, muss man sagen, aktuell. Also soweit, dass man vielleicht zwischendurch abschalten will, weil man eine Pause brauchte.
Florian Bayer: Das Bild ist bunt überladen. Du hast diese technischen Interruptionen. Wir haben schon gesagt, es wurde so ein bisschen mit CGI auch gearbeitet an bestimmten Stellen. Und du hast so ein sehr, sehr lebendiges und so eine sehr lebendige und volle Mischung aus dem traditionellen Manga- Anime-Stil. aus dem westlichen Stil, wo sie sich auch stark bedient haben. Ja, und Aus wirklich neuer, hochmoderner Computertechnik, die damals nicht viel zum Einsatz kam.
Johannes Franke: Ja, ja, ganz neu. Wenn wir daran denken, was Terminator versucht hat mit diesem Liquid Silver. Das ist so early CGI und die haben halt, wann war das?
Florian Bayer: Drei Jahre später.
Johannes Franke: Drei Jahre später, genau. Aber die haben halt dieses, was der Wissenschaftler da anschaut, dieses seltsame Teil zum Beispiel, das ist CGI, also Computer Generated Content.
Florian Bayer: Ja. Als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe, war ich total in die Ästhetik verliebt. Und ich bin es immer noch. Es sind einfach unglaublich krasse Bilder. Es sind lebendige Bilder. Es sind wilde Bilder, die auch was sehr Eklektisches haben. Du hast teilweise diesen Cartoon-Look. Du hast teilweise dieses Übertriebene. Du hast teilweise dieses sehr Realistische, sehr Raffe. Du hast auch sehr viele abstrakte Bilder, wo du gar nicht genau weißt, was passiert, weil einfach nur alles leuchtet, blitzt und dazwischen so ein bisschen Farben explodieren. Also es ist schon eine sehr attraktive Mischung.
Johannes Franke: Also ich muss sagen, dieser Light Trail, der hinter den Autos immer und hinter den Motorrädern, von den Lichtern, dieser Light Trail, der ist richtig gut. Der hat mir auch sehr, sehr gefallen. Soweit, dass ich darüber zu viel nachgedacht habe und kurz aus dem Film raus war. Also es war schon wirklich, also es ist animationstechnisch wirklich absolutes Highlight. muss man sagen.
Florian Bayer: Was ich sehr geil fand, war halt auch immer so ein bisschen diese Reminiscenz an den amerikanischen Superhelden Comic. Es gibt den Moment, wo Tetsuo sich einfach mal ein Cape schnappt und dann mit Cape durch die Stadt springt und dann haben wir den direkten Link zum Superman Mythos.
Johannes Franke: Total, ja, ja. Das ist toll, ja.
Florian Bayer: Und dann dazwischen natürlich der Horror. Also die drastischen Bilder. Gewalt haben wir schon gesagt, aber dann gibt es auch wirklich diese Border... Body Horror 10, wenn wir krasse Mutationen erleben. Insbesondere am Schluss fändest du die Kontrolle über seinen Körper verliert und einfach zu diesem Fleisch wulst wird.
Johannes Franke: Und auch lange gehalten, muss man sagen. Ich denke dann schon dreimal, jetzt reicht es aber langsam. Ich weiß, was gemeint ist.
Florian Bayer: Das sind sehr viele Organe. Soll das ein Gehirn sein? Was drückt denn da von der Seite noch ins Schild?
Johannes Franke: Also es ist echt nicht schön, vor allem weil ja auch diese beiden Figuren da in ihm verschwinden mehr oder weniger. Die eine wird wirklich zerstört und der andere kommt da gerade so wieder raus, glaube ich. Kaneda und
Florian Bayer: Kay überleben. Erstrechenderweise, wir haben eine krasse Apokalypse.
Johannes Franke: Die haben auch einen wirklich hohen Bodycount, ich habe den gar nicht mehr recherchiert. Aber wirklich, es sterben viele Leute.
Florian Bayer: Wir haben sehr viele Menschen in diesem Film, auch so. Teilweise beiläufig. Wir haben diesen Moment, wenn Tetsuo aus dem Krankenhaus flieht zum zweiten Mal und sich ihm dann Wachleute in den Weg stellen. Und dann wird einfach mal die Hälfte von diesen Menschen weggesprengt im wahrsten Sinne des Wortes. Körper werden zerfetzt.
Johannes Franke: Was noch zur Animation gehört, ist, dass sie als einer der Ersten angefangen haben, ihre Dialog-Tracks vorher aufzunehmen. Also es gab es auch schon vorher, es haben auch schon andere gemacht. Bei dem ist es besonders wichtig, weil die Schauspieler einmal ins Studio geholt haben und mit Animatics, also mit Vorversionen von den Animationen, also sie haben es nicht komplett vor dem Prozess der Animation gemacht, sondern mittendrin, aber in einer Form, dass sie dann in der Lage waren, auf diesen Audio-Track die Lippenbewegungen zu animieren. Und nicht erst im Nachhinein dann zu gucken, was passt denn da ungefähr rein in den Moment. Und dann haben die nicht nur drei Mundformen wie andere. billigere Produktionen, sondern dann haben sie es wirklich auf die Silben drauf animiert und das ist schon wirklich sehr gut gemacht.
Florian Bayer: Und um dann nochmal den Film OV-Snob raushängen zu lassen, kauft euch den Film im Original an. Ja,
Johannes Franke: es ist wirklich toll.
Florian Bayer: Es gibt eine deutsche Synchronisation, es gibt eine englische Synchronisation und das nicht nur deswegen, sondern auch, weil es vom Gefühl her ist, die englische...
Johannes Franke: Ja, aber welche hast du gesehen, ist die Frage. Es gab ja zwei Versionen. Zum Jubiläum haben sie nochmal neue gemacht und so.
Florian Bayer: Ich kann's dir nicht sagen.
Johannes Franke: Ich hab's original gesehen und hab dann aber in die englische ab und zu mal reingehört und fand die tatsächlich ganz gut, muss ich sagen.
Florian Bayer: Ich finde die englische klingt halt so ein bisschen mehr nach englisch-rotziger, während die ja so mehr nach Rock'n'Roll. Während das japanische Original ein bisschen mehr Pathos mit drin hat?
Johannes Franke: Es könnte sein, dass das in die Phase fällt, wo Amerika gedacht hat, okay, wir müssen jetzt richtig auf die Kacke hauen, damit wir ein PG-Rating bekommen. Dass die Jugendlichen gerade so animiert zu sagen, das muss edgy sein, da darf ich gerade so eigentlich nicht rein. Es gibt tatsächlich amerikanische Übersetzungen von japanischen Filmen, die mit vielen Flüchen und so weiter durchsetzt sind. die eigentlich im Original nicht vorkommen. Und das nur, um eben ein Rating zu bekommen, das mehr Verkäufe generiert. Uh. Ja, ja. Aber
Florian Bayer: Aquila ist ja eigentlich ein Film, also ich weiß nicht, also PG ist das noch PG-13 wahrscheinlich?
Johannes Franke: Ich weiß es nicht.
Florian Bayer: Das ist definitiv ein bisschen zu viel Gewalt.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Auch Sex. sexuelle Gewalt, also darauf sind wir noch gar nicht zum sprechen. Wir haben diese eine Szene in der Kaori, die die Freundin von Tetsuo von einer verfeindeten Gang ziemlich krass angegangen wird.
Johannes Franke: Das passiert aber auch so ein bisschen nebenher, wo ich auch so ein bisschen verstört war davon, dass das gar nicht so so behandelt wird groß, sondern das passiert halt einfach.
Florian Bayer: Es ist halt eine gewalttätige Welt, in der sie leben. Das wird uns ja eigentlich mit jeder Sekunde erzählt, dass das eine unfassbar gewalttätige Welt ist und dass sie ständig kurz vorm Kollaps ist. Und dann dieser Militärputsch passiert ja auch so nebenbei. Und der Colonel übernimmt einfach mal das Ruder, lässt seine Gegenspieler umbringen und sagt so, und jetzt haben wir eine Militärdiktatur.
Johannes Franke: Und los geht's. Ja, also der Film erzählt viel nebenher und auch Sachen, die wesentlich sein könnten, Und das Ding ist halt, ich muss mich, wie wir am Anfang gesagt haben, sehr aktiv dafür entscheiden, welche Geschichte ich denn sehen will. Was nehme ich wichtig und was lasse ich lieber so durch den Filter fallen.
Florian Bayer: Welche Geschichte war es denn, wo du gesagt hast, ja, da kann ich mich festhalten?
Johannes Franke: Nein, ich konnte mich nicht festhalten.
Florian Bayer: Du konntest es nicht festhalten?
Johannes Franke: Nein, und das ist das Problem. Ich kann begeistert über die Visuals reden, aber ich kann leider nicht richtig begeistert über die Geschichte reden, weil ich einfach den, ich habe es irgendwo verpasst. an den richtigen roten Faden mich anzuhängen. Ja. Ich habe es nicht geschafft. Und es war echt ein bisschen problematisch und schwierig für mich dadurch. Ich habe die ganze Zeit gedacht, irgendwas Großes passiert da gerade. Aber ich kann dir nicht sagen, was tut es.
Florian Bayer: Und niemand kann genau sagen, was. Ja,
Johannes Franke: ja.
Florian Bayer: Niemand hat so wirklich einen Durchblick, was da passiert.
Johannes Franke: Es war schwierig für mich, muss ich wirklich sagen. Ja,
Florian Bayer: glaube ich dir, total.
Johannes Franke: Ich glaube, es ist ein Film, den ich gerne nochmal gucken würde, weil er mich genug interessiert. Aber ich muss echt sagen, ihr da draußen, wenn ihr den... gerade das erste Mal gesehen habt und verzweifelt nach Antworten sucht und deswegen hier eingeschaltet habt. I feel you. Ich habe auch verzweifelt nach Antworten gesucht und ich glaube, die Antworten liegen, glaube ich, in zweiten und dritten und vierten Gucken, weil man dann viel mehr erkennen kann und viel mehr links und rechts liegen lassen kann, was man schon verstanden hat und dann in die Sachen reingeht, die einfach reichhaltig da sind.
Florian Bayer: Vielleicht war das mein viertes oder fünftes Gucken. Deswegen mal einfach so als Anleitung. Wo ich mich diesmal drauf gestürzt habe, waren tatsächlich diese, das was diese Kinder, diese Kreise machen. Das waren die Traumvisionen von
Johannes Franke: Tetsuo. Ja, okay.
Florian Bayer: Und dann irgendwie versuchen zu greifen, was die eigentlich wollen. Weil wir sehen so viele Menschen, die darüber reden, was sie wollen. Und diese Wesen, diese übernatürlichen Wesen wirken die ganze Zeit... Durch und durch fremdbestimmt. Die werden gerettet und diese ganz am Anfang, Takashi rennt dann ja mit diesem anderen Typen rum, aber man weiß selbst nicht, was Takashi überhaupt will und lässt sich dann ja auch relativ einfach wieder festnehmen. Was wollen die eigentlich? Und da habe ich bei denen sehr viel mitnehmen können, was einfach deren Motivation betrifft und was deren Art zu leben betrifft.
Johannes Franke: Aber klär mich auf.
Florian Bayer: Ich kann dich nicht 100% aufklären. Es sind so Eindrücke. Wir haben hier offensichtlich Menschen, die sehr lange gefangen gehalten wurden.
Johannes Franke: Und zwar im Kinderstadium auch.
Florian Bayer: Die sich mit ihrer Gefangenschaft arrangiert haben.
Johannes Franke: Seit 88. Die müssen jetzt in ihren 30ern sein. Ja.
Florian Bayer: Die aber irgendwie eine Hoffnung haben auf eine bessere Welt oder auf eine bessere Form von Existenz. Und das ist die Hoffnung, die am Schluss eingelöst wird. Nämlich bei all dem Grauen und all dem physischen Horror, der passiert. Und all dem Schmodder. Am Schluss haben wir diesen Moment, wo sie sagen, und wir gehen jetzt da rein. Wenn Herr Zu komplett mutiert ist und alles ist am... Alles ist verdorben, alles ist am Sterben, alles ist zunichte. Und sie gehen dann da rein und wir haben diesen Moment, wo sich eine neue Existenzebene öffnet. Und das ist ja auch der Moment, wo dann dieser technische Aspekt komplett zur Seite gedrängt wird. Und wir haben so ein transzendentales Erlebnis von Tetsuo, den Kindern und von Kaneda, der da auch mit drin gelandet ist. Und dann haben wir diese Bilder, diese Eindrücke aus dem Leben von Kaneda und von Tetsuo, was ist da passiert. Und der Moment, an dem... an dem Kaneda wahrscheinlich auch wächst, weil er erlebt, was Tetsuo erlebt hat, wie Tetsuo als Außenseiter sich wahrgenommen hat und auch wie er Kaneda wahrgenommen hat. Und es hat fast sowas hoffnungsvolles. Es ist so 2001 Odyssee im Weltraum, um noch so eine Referenz reinzuwerfen. Wenn du so weit ins All fliegst, dass du eine neue Bewusstseinsebene erreichst. Das passiert in dem Moment. Und dann haben wir wirklich so eine Art Armageddon, aber vor allem auch so einen biblischen Ursprung. Es entsteht irgendwie eine neue Welt. Wir haben auch irgendwie eine Art von Genesis in dieser Zerstörung. Ja,
Johannes Franke: weil auch er ja dann diesen ganz simplen, aber sehr gottgleichen Satz I am dazu sagen darf. Und das so mit einer sehr guten Intonation, sodass man das Gefühl hat, okay, ich bin das Licht. Mit diesem Habitus sagt er das.
Florian Bayer: Und das ist diese Stärke, die sie die ganze Zeit hatten, die eine riesige Bedrohung ist für diese Welt. Aber die gleichzeitig halt auch diese Versprechen für eine andere Welt hat. Und die Kinder, beziehungsweise diese Wesen sagen am Schluss ganz viel, die Menschen verstehen das noch nicht, aber sie werden es irgendwann verstehen. Und irgendwann wird da was Tolles damit möglich sein. Und bis dahin verabschieden wir uns jetzt von hier. Weil sie wissen natürlich auch, dass sie eine Bedrohung sind. Sie wissen auch, dass sie nicht nach draußen wollen, dass sie nur an diesem einen Ort sicher sind. Sie können kein Blut sehen. Warum können die kein Blut sehen? Es gibt diesen einen Moment, wo man feststellt, okay, Blut ist ganz schrecklich für sie. Und ich glaube, es ist einfach dann wirklich diese Verheißung. Du hast jetzt diese Kräfte entdeckt und die einzige Art, damit umzugehen, ist, dich von dieser Welt zu lösen. Und was dann danach passiert, ob ein neues Universum erschaffen wird. ob du da irgendwie eine Art Nirvana eingehst oder so, das bleibt offen. Aber das ist die Verheißung eigentlich, dieses Loslösen von der körperlichen Existenz.
Johannes Franke: Hat Her das übernommen? Ist das von dort?
Florian Bayer: Ich weiß nicht, ob Spike Jonze, als er Her gemacht hat, daran gedacht hat, aber es ist genau dasselbe Motiv.
Johannes Franke: Es ist im Grunde das, genau, dieses Motiv. Aber die Kinderkreise da, die machen das nicht ohne Diskussion. Es ist nicht sofort klar, okay, wir gehen da jetzt rein und das ist unser... geiles Nirvana, auf das wir lange gewartet haben, sondern die diskutieren und sagen, naja, wir können denen jetzt auch nicht mehr helfen, lass uns hierbleiben. Und sie sagt aber, naja, aber wenn wir jetzt alle zusammen da reingehen, dann haben wir vielleicht eine Chance, das zu gestalten und ordentlich zu machen. Also es ist schon eine Diskussionsgrundlage da. Es ist sozusagen nicht die Vorhersehung, die erfüllt wird.
Florian Bayer: Das Krasse ist, dass wir diese drei Wesen haben, mit diesen übernatürlichen Fähigkeiten und Der Film schafft es tatsächlich, diesen dreien sehr unterschiedliche Charaktere zu geben. Ja,
Johannes Franke: tatsächlich.
Florian Bayer: Wir haben, kurz, ich habe die Namen extra aufgeschrieben, weil ich die Figuren wirklich spannend fand. Und die Figuren kommen relativ wenig im Film. Ja, ja,
Johannes Franke: ja.
Florian Bayer: Wir haben Kyoko, das ist die junge Frau, äh, die alte Frau.
Johannes Franke: Die junge, alte.
Florian Bayer: Das ist anscheinend die, die am stärksten ist, was so Mind Control betrifft.
Johannes Franke: Und Premonition. Ja. Also sie hat Vorhersehen.
Florian Bayer: Ja, ganz krass, genau. Dann haben wir Takashi, das ist der, der am Anfang flieht. Das scheint irgendwie so der Unbedarfteste von ihm zu sein, weil er weiß irgendwie nicht genau, wo er hin will. Er weiß nicht, ob er fliehen will, aber er flieht halt mit diesen Menschen und er weiß dann nicht, ob er wegrennen soll, wenn das Militär kommt. Und dann haben wir Masaru, der offensichtlich sehr für das Militär arbeitet, weil er ist der, der aktiv dem Colonel hilft, Takashi zurückzuholen.
Johannes Franke: Ich musste an Donald Trump denken am Anfang.
Florian Bayer: Das sieht echt so ein bisschen danach aus, ne? Auf jeden Fall. Dieses alte Riesenbaby. Ich habe keine kleinen Hände.
Johannes Franke: Geil.
Florian Bayer: Ich weiß nicht, Karin und ich haben uns irgendwie über irgendwas unterhalten und Politik und so weiter. Und dabei haben wir darüber erzählt, nochmal über Trumps, über das Handding mit Trump. Und Bela hat das mitgekriegt und hat dann angefangen zu recherchieren, wie groß die Hände von Donald Trump sind.
Johannes Franke: Nein, wie geil.
Florian Bayer: Und er hat sich da voll reingesetzt. Und wir saßen beide so ein bisschen irritiert davor und schließlich meinte irgendjemand, naja, wenigstens beschäftigt er sich mal mit Politik.
Johannes Franke: Ich glaube nicht, dass er sich mit Politik beschäftigt hat. Aber geil.
Florian Bayer: Sehr schön. Ich glaube, er hat nicht die Info gefunden, dass es eigentlich um den Penis geht.
Johannes Franke: Schade. Ach man.
Florian Bayer: Ja, auf jeden Fall, diese drei Wesen fand ich super spannend jetzt bei dem Rewatch. Und falls ihr den Film nochmal schaut und nach was sucht, worauf ihr mal euren Fokus setzen wollt, vielleicht darauf. Weil das was ist, was bei dieser ganzen Geschichte um Tetsuo und Kaneda und deren Beziehung und um diese ganzen Rebellen und so weiter ein bisschen untergeht. Wie? Diese drei Wesen, die letzten Endes das Universum retten und gleichzeitig zerstören oder wie auch immer. Was sind das für Menschen?
Johannes Franke: Was mich interessieren würde eigentlich, und ich weiß nicht, ob das im Film überhaupt genug behandelt wird, aber was mich interessiert ist, diese verschiedenen Kräfte, die an dieser Stadt zerren. Ja. Die Rebellen und die staatlichen Kräfte und das Militär und eben die Kindkreise da. Jeder hat ja anscheinend... eine andere Motivation und will einen anderen Outcome. Und das würde mich doch mal interessieren, wo denn wer hinzerrt und welche Positionen dahinter stecken. Aber das behandelt der Film nicht so richtig.
Florian Bayer: Nee, ist so krass schwer, weil die auch in sich so zerrissen sind. Wir haben zum Beispiel Kay, wir haben noch gar nicht viel über Kay geredet.
Johannes Franke: Ja, weil sie auch nicht genug vorkommt.
Florian Bayer: Sie ist halt ein wichtiges Mitglied von dieser Rebellengruppe und sie scheint so die einzige zu sein, die einfach aus humanistischen Gründen handelt. Sie will die Kinder retten, aber wir erfahren... nicht genau warum, aber mir scheint es so, als ob ihr das wirklich wichtig ist, einfach das Leben dieser Menschen zu retten. Sie sind einfach als Menschen, die gerettet werden müssen. Dann haben wir Ryu, der so eine Art Anführer der Gruppe ist, zumindest wenn es um die militärischen Aktionen geht, der einfach nur Befehlen folgt. I don't know.
Johannes Franke: Keine Ahnung.
Florian Bayer: Und dann haben wir den eigentlichen Anführer, der dann später mit Ryu zusammen clashed. Den Herzinfarkt hat, während er mit dem Geld flieht.
Johannes Franke: Stimmt. Der hat ja auch, wo man denkt, Moment mal, der ist schon mal vorgekommen, oder? Ich weiß es nicht mehr.
Florian Bayer: Das ist der, der sagt, wir haben irgendwann diese Szene, wo er mit Rio durch die Stadt geht und sagt, okay, die Welt ändert sich irgendwie, es kommt was Neues und guck dir doch mal an, wie die Menschen drauf sind. Die Menschen wollen irgendwie was anderes. Und dann sehen wir auch diese... Diese Kult-Follower, die sich nach dem neuen Akira sehnen und die ganze Zeit sagen, er soll endlich zurückkommen. Aber es bleibt halt genauso vage. Wir wissen, die kämpfen offensichtlich gegen den Staat, aber anscheinend sind sie nicht weniger korrupt als der Staat. Weil am Schluss haben wir halt doch jemanden, der seinen wichtigsten Verbünden erschossen hat und mit einem Geldkoffer wegrennt.
Johannes Franke: Ja, also das Bild, was der Film von den einzelnen Gruppen zeichnet, inklusive unseren Hauptcharakteren wie Kaneda und... Akira und so, die sind alle, die haben alle so massive, düstere Seiten, die nach vorne gezerrt werden. Das ist kein hoffnungsvoller Film oder Plur, weil wir haben ja immer diese Hoffnungsfrage irgendwie so ein bisschen. Ist das Ende hoffnungsvoll oder was ist das?
Florian Bayer: Na, am Ende gibt es diese transzendentale Hoffnung.
Johannes Franke: Für die vielleicht?
Florian Bayer: Nee, nicht nur für die.
Johannes Franke: Ach, für die Menschheit? Ich weiß nicht.
Florian Bayer: Meiner Meinung nach gibt es diese Hoffnung, die Menschheit wird es irgendwann verstehen. Der technische Fortschritt ist zu schnell für den gesellschaftlichen Fortschritt. Und das hat ein riesiges Betrugungs- und Zerstörungspotenzial, um den Bogen wieder zur Atombombe zu schlagen. Aber die Menschheit ist in der Lage, irgendwann das zu nutzen, das Potenzial, zu gutem.
Johannes Franke: Ja, die Frage ist halt, ob wir uns in den Kreisen, die wir uns bewegen, zwei Schritte zurück einen vor, ob wir uns da nicht irgendwann mal bei zwei Schritten zurück selbst uns ausschießen und dann eben den Schritt nach vorne nicht mehr machen können, weil es einfach nicht mehr geht, weil wir nicht mehr existieren.
Florian Bayer: Zwei Schritte vor, einer zurück. Vielleicht. Aber es ist halt einfach, das ist ein Problem und wir kommen gleich zu unserer Top-3-Liste. Das ist ein Problem, dass die Menschheit seit Beginn der Moderne mit sich rumträgt, dass der technische Fortschritt schneller ist als der soziale Fortschritt und wahrscheinlich auch schneller als der Vernunftsfortschritt. Und dass wir damit irgendwie umgehen müssen. Ich sehe aber auch, dass die Vernunft, auch wenn sie nicht ... wenn sie den technischen Fortschritt nicht einholt, zumindest so weit Schritt hält, dass ich fest daran glaube, dass wir uns nicht vernichten werden.
Johannes Franke: Du bist so ein Optimist. Ja,
Florian Bayer: bin ich. Ich bin hoffnungsloser Kulturoptimist. Und das ist in diesen Zeiten alles andere als leicht.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Aber ich sehe es, ich sehe wirklich, dass es besser wird. Und auch wenn wir über krasser Rückschritt reden, wenn wir sagen, oh Gott, und da gibt es plötzlich diese konservativen Kräfte, die wiederkommen. Und der Faschismus kommt zurück und ähnliches. Sehe ich trotzdem im Gesamtbild, dass es besser geworden ist. Und wir können total viel drüber reden, dass zum Beispiel, dass es Backlashs gibt und dass jetzt zum Beispiel LGBTQ-Rechte wieder eingeschränkt werden, dass einzelne Staaten sagen und jetzt sagen wir wieder, es gibt nur zwei Geschlechter und so weiter. Aber das ändert nichts daran, dass wir deutlich weiter sind, als wir in den 80ern waren und in den 90ern. Und ich glaube nach wie vor, das was hier der Konservatismus und der Faschismus tun, sind Rückzugsgefechte. Und die sind manchmal ein bisschen stärker zu sehen, aber letzten Endes sind es Rückzugsgefechte. Progressive gewinnt. Allein dadurch, dass eine CDU oder Friedrich Merz niemals in Frage stellen würde, dass gleichgeschlechtliche Hochzeiten okay sind. Das würde nicht mehr passieren. Das ist für mich das Zeichen. Oder auch, dass unter Merkel abgestimmt wurde und viele in der CDU gesagt haben, nee, natürlich dürfen Schwule und Lesben auch heiraten. Das ist ein krasser Fortschritt. Überleg mal, wie die das weiter ist, als die SPD in den 70ern war. Ja,
Johannes Franke: Ich versuche gerade einen Star Wars Vergleich zu finden mit den Sith. Aber egal.
Florian Bayer: Ich bin kein Fan von der Merz-CDU, um das dazu zu sagen. Ja, genau.
Johannes Franke: Deswegen suche ich nach diesem Vergleich.
Florian Bayer: Aber es gibt, man muss es noch nicht mal mit Links-Rechts-Schema ausdrücken, aber es gibt eine Bewegung zum Progressiven in der Gesellschaft. Und wie wir heute über bestimmte Begrifflichkeiten reden, das hat sich auch geändert, dass wir das N-Wort nicht mehr sagen. Das ist was anderes als in den 90ern. Ja, es wird besser. Inklusive der Rücktritte und Backslashs.
Johannes Franke: Das versuchst du mir seit 200 Episoden zu erzählen. Ich muss nur an Angst, Essen, Seele aufdenken, wo wir auch sehr viel darüber geredet haben. Und Angst, Essen, Seele auf hat eben meiner Meinung nach eher meine Position, nämlich dieses, es kommt immer wieder und wir müssen immer wieder daran arbeiten. Und wir können uns nicht darauf ausruhen, dass wir irgendwann mal sagen, okay, we beat racism oder sowas.
Florian Bayer: Und doch ist unsere Gesellschaft... Weniger rassistisch, als sie es vor 30 Jahren waren.
Johannes Franke: Ja, hoffen wir, dass wir nicht in die 70er zurück oder noch früher zurück... Wir schaffen das! Schakka! Alles wird gut!
Florian Bayer: Schlingel!
Johannes Franke: Unsere Top 3. Wir haben eine Top 3.
Florian Bayer: Mit dem Thema... Jetzt muss ich es vorlesen.
Johannes Franke: Jetzt musst du es vorlesen. Du hast mir eine komplett irritierende Nachricht geschickt, wo ich dachte, was soll ich denn damit anfangen?
Florian Bayer: Top 3. Ich muss den richtigen Pathos finden, um das vorzulesen. Ist nicht die Größe dieser Tat zu groß für uns? Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen? Johannes antwortet, wait, what? Gefolgt von zwei lachenden Smileys. Warum zwei?
Johannes Franke: Zwei lachende Smileys. Das eine für wait und das andere für what?
Florian Bayer: Macht absolut Sinn. Was ich zitiert habe, Johannes hat es natürlich gleich erkannt, der tolle Mensch von Friedrich Nietzsche, der umherzieht und sagt, dass Gott tot ist. Und das ist einer der missverstandenen Textausschnitte der Moderne überhaupt. Gott ist tot, wir haben ihn getötet, wir müssen zu Göttern werden. Friedrich Nietzsche diagnostiziert, was in der sozialen und wissenschaftlichen Moderne passiert. Perfekt. Und ich bin gar nicht der größte Nietzsche-Fan. Ich bin kein Fan von Nietzsches Postulaten, aber Nietzsches Beobachtungen, wie die Moderne funktionieren. Die haben es voll getroffen. Und auch seine Theorie vom Übermenschen, die natürlich auch diesen Film total streift, hat das getroffen, dass wir spätestens seit frühem 20. Jahrhundert, wahrscheinlich seit Mitte des 19. Jahrhunderts, feststellen, dass wir uns technisch und wissenschaftlich so schnell bewegen, dass die alten Götter obsolet werden und dass an dieser Stelle aber irgendwas Neues treten muss. Und dann können wir noch so viele Superman- und Spider-Man-Comics machen. irgendwann reicht das auch nicht mehr. Und dann ist halt die Frage, werden wir jetzt zu Göttern? Und im 20. Jahrhundert haben mehrere Menschen sich entschieden, ja, wir werden jetzt zu Göttern. Und haben dadurch dann Atombomben gezündet oder Atomkraftwerke gebaut oder auch eine KI erfunden. Auch das irgendwie. Oder Schafe geklont. Es gibt sehr viele Beispiele von Menschen, die zu Göttern geworden sind. Und wie Mensch zu Gott wird, das kann man auf verschiedenste Art und Weise interpretieren. Ich bin sehr gespannt darauf, wie du das in deiner Liste gemacht hast.
Johannes Franke: Ich habe überlegt, ob ich deine Vorlesung, die ich schon geahnt habe, so richtig kolportiere mit irgendwelchem Scheiß, den ich einwerfe. Aber ich habe dann dummerweise nicht genug idiotische Filme gefunden, die das Ganze in eine völlig andere Richtung drücken.
Florian Bayer: Ich habe das jetzt vor allem so akademisch gemacht, weil meine Filme sind überhaupt nicht akademisch. Ich habe drei Filme, die überhaupt nicht in die Philosophie-Vorlesung gehören, sondern eher ins Wohnzimmer. Couch, Popcorn, großartig. Menschen, Übermenschen, Menschen, die zu Göttern werden. Ich hoffe, du hast es auch so interpretiert. Wenn nicht, bin ich trotzdem gespannt, worauf was du hast.
Johannes Franke: Ja, ich habe es ähnlich interpretiert. Ich habe auf Platz 3 Stalker. Ja,
Florian Bayer: perfekt, genauso.
Johannes Franke: Diese Suche nach diesem mystischen Ort, an dem man zum Übermenschen werden kann, quasi. Also es geht da um drei Männer, die sich irgendwo in eine Region begeben, die total abgesperrt ist, weil da irgendwie alles vergiftet sein soll und da wächst nichts mehr ordentlich und so. Also... Und das ist ein wahnsinnig langsamer Film mit wahnsinnig vielen Einstellungen und Sachen, die passieren, wo man sich denkt, okay und jetzt?
Florian Bayer: Ich liebe diesen Film. Wir haben über diesen Film auch gesprochen. André Tarkowski, einer der großen Regisseure des 20. Jahrhunderts. Ja. Johannes hat das Akademische. Ich bin so froh, dass du der Klugscheißer bist in dieser Liste, weil von mir kommt nichts, was auch nur annähernd in diesen cineastischen Graden spielt.
Johannes Franke: Warte auf Platz 1 bei mir. Was ist der Klick? Commentar von mir.
Florian Bayer: Oh yeah. Gleich geht's weiter mit Platz 1 von Johannes. Nach dieser Unterbrechung. Im Musterhaus Küchenfachgeschäft. Wir bauen Küchenmuster gültig ein. Mein Platz 3. Lucy von Luc Besson aus dem Jahr 2014. Okay. Eine junge Frau, gespielt von Scarlett Johansson. Soll benutzt werden, um Drogen nach Amerika zu schmuggeln. Und bekommt... dafür in Taiwan so einen Beutel mit irgendeiner komischen, aufputschenden Droge in den ich glaube irgendwie in den Körper implantiert. Okay. Unfreiwillig. Und dieses Beutel schon platzt dann auf und sie kriegt eine Überdosis von dieser Droge mit dem Ergebnis, dass, Achtung, der ist komplett wissenschaftlicher Bullshit, dass sie jetzt plötzlich mehr als 10% ihres Gehirns nutzen kann. Ihr kennt alle diese typischen der Mensch nutzt nur 10% seiner Na Quatsch, der Mensch benutzt seinen Hirn komplett. Auf jeden Fall kann sie plötzlich mehr und damit wird sie tatsächlich gottgleich. Sie kann Dinge vorhersehen, sie hat telepathische Kräfte, sie hat telekinetische Kräfte. Sie lernt auf einem Flugzeugflug nach Amerika dann einmal über das Internet das komplette Wissen der Menschheit auswendig. Keine Ahnung, wie schnell, was für einen Arbeitsspeicher der Rechner hat, den sie dazu benutzt. Das ist so funktionierend vielleicht. Ein hyperintelligenter Verstand, aber ein Computer ist da nicht schnell genug. Egal, auf jeden Fall umkämpft natürlich gegen die Gangster, die hinter ihr her sind. Großartiger, absolut trashiger Film, wunderbare Science-Fiction-Unterhaltung, die sehr schön diesen Wunsch danach, einen gottgleichen Status zu erreichen, bedient.
Johannes Franke: Das ist so ein Film, da geht man rein, weil die Synopsis so klingt. Man kann in einem Satz dich wahnsinnig neugierig auf den Film machen. Und ich glaube, das ist der Grund, warum es so viel im Kino gelaufen ist. Aber ist der so gut? Nein,
Florian Bayer: der ist nicht. Der macht unglaublich viel Spaß. Der Film ist kompletter Quatsch, das ist kompletter Bullshit. Aber es macht wirklich Spaß, diesen Film zu gucken. Ich habe mich die gesamte Laufzeit voll amüsiert.
Johannes Franke: Okay, ja gut, dann muss ich den vielleicht doch mal gucken. Auf meinem Platz 2 ist Metropolis. Ja. Also wie sie die Maschine als großen Entscheider und Oppressor für die... Also es gibt einfach eine große Kluft zwischen Arm und Reich. Und Maria, die aus der ärmeren Schicht kommt, wird dann zu dieser künstlichen Intelligenz, die alles entscheidet für diese
Florian Bayer: Stadt. Du bist so ein cineastischer Snob. Jetzt so Stalker und Metropolis.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Mein Platz 2 ist ein Found-Footage-Superhelden-Film aus dem Jahr 2012, Chronic. Ganz großartig. Drei Teenager finden einen abgestürzten Meteoriten und daraufhin entwickeln sie telekinetische Fähigkeiten, die immer stärker und stärker werden. Und Found Footage tatsächlich sie dokumentieren das mit der Kamera, wie sie lernen und wie sie besser werden, wie sie anfangen zu fliegen dann irgendwann, um Dinge zu verformen und so. Und einer von denen dreht irgendwann halt durch und wird zum typischen Villain und sein bester Freund versucht ihn dann aufzuhalten. Ein wirklich guter? Found-Footage-Science-Fiction-Film. Superheldenfilm, der einfach gute Mischung findet aus Action und auch wieder diese Adoleszenz-Szenen. Was machst du, wenn du plötzlich zu viel Macht hast? Und vor allem, wenn du dein Leben lang Außenseiter warst und jetzt plötzlich das Potenzial hast, kein Außenseiter mehr zu sein. Wirklich ein guter Film.
Johannes Franke: Okay. Ich hab auf Platz 1, Drumroll, Wizard of Oz.
Florian Bayer: Hä? Wer? Was?
Johannes Franke: Na, Oz. Der Typ, der an den Rädchen dreht und...
Florian Bayer: Ja, okay, ja.
Johannes Franke: Der muss für die Bewohner dort der große gottgleiche Typ sein.
Florian Bayer: Und doch ist er nur ein kleiner Mann,
Johannes Franke: der an den Rädchen dreht. Genau, genau. Ja. Ich finde es total schön. Und auch dieses Hoffnungsmoment, was er damit schafft. Also er muss den Leuten Hoffnung geben einfach, um gegen die Hexen zu kämpfen und so. Dieses Hoffnungsmoment eines Göttlichen, der dir an der Seite steht. Sehr schön. Und dir hilft. Ich fand es total schön.
Florian Bayer: Ich habe noch eine schöne düstere Kehrseite dazu. Mein Platz 1 ist nämlich ein Horrorfilm. Und zwar auch, wir sind auch wieder voll im Trash-Bereich. John Carpenter, die Mächte des Wahnsinns aus dem Jahr 1994. Wo ein großer Horrorautor so realistisch schreibt, dass die Dinge, die er schreibt, irgendwann Realität werden. Und er erschafft quasi in seinen Geschichten eine zweite, eine Hyperrealität, die sich über die Realität stülpt. Und unser Protagonist, ein Detektiv, der eigentlich nur diesen Autoren finden will, wird voll reingezogen in diese Welt, in der der Horror plötzlich real ist und, naja, die Geschichte die Realität so weit übernimmt, dass du nicht mehr sagen kannst, was Realität und was Fiktion ist, weil beides wie so ein Möbiusband ineinander verwoben ist.
Johannes Franke: Ich finde, wenn du Filme beschreibst, klingt das immer total großartig. Und dann ist das der letzte Scheiß.
Florian Bayer: Großartiger Film, ich glaube, den gebe ich dir auch irgendwann mal. Vielleicht ist das der Film für... Das ist der nächste Horrorfilm, den ich dir gebe vielleicht.
Johannes Franke: Gott, nein.
Florian Bayer: Der macht wirklich auch Spaß, hat seine trashige Note, hat aber auch wirklich so einen großartigen, selbstreferentiellen Spielraum. Und ist nicht nur ein trashiger Horrorfilm, sondern auch ein toller Metafilm. Okay. Aber vor allem großer Spaß mit vielen aufplatzenden Gedärmen und Kinderzombies und so weiter.
Johannes Franke: Oh Mann. Ich habe eine andere Mönchengeliebe, die ich loswerden will. Birdman. Oh ja. Birdman ist so krass, weil dieser Typ... Der hat am Theater irgendwie Proben für ein Theaterstück und das hat dann auch Premiere und so. Es ist alles in einem großen, langen One-Shot angeblich. Natürlich nicht, weil du einen Haufen Schnitte hast, die dann versteckt werden irgendwie. Aber es fühlt sich an wie ein Film. Du läufst da live mit, wie das passiert. Und dieser Typ war mal großer, anerkannter Schauspieler mit einem tollen, mit Birdman sein großes... Sein großer Film, der ihn bekannt gemacht hat, wo er so eine Superheldenfigur ist und irgendwie kommt er davon nicht mehr los und da verschmilzt so seine Psyche mit diesem Erfolg von diesem Birdman und seinem Versuch als Schauspieler in diesem Theaterstück ordentlich abzuliefern und ich finde man kommt da super rein in die Psyche von einem Schauspieler, der so dieses, dieses Gottgleich, dieses ich will alles. durch dringen und machen und meine Macht irgendwie.
Florian Bayer: Er hat dann ja auch irgendwann diese Fantasie, wo er durch die Stadt und alles kontrolliert und wirklich für diesen Birdman wird.
Johannes Franke: Genau. Es ist großartig. Es ist auch sehr komplex, was die Psyche von diesem Typen betrifft. Ich fand es total spannend. Wir haben auch darüber geredet.
Florian Bayer: Haben wir auch gesprochen. Einer von unseren frühen Filmen.
Johannes Franke: Ja, ich glaube, da sind wir noch nicht so extrem tief reingegangen, wie wir jetzt in die Filme reingehen.
Florian Bayer: Und damit zurück zu dem Film, in den wir tief reingegangen sind.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Bevor wir zum Urteil kommen, noch ein kleiner Funfact. Satoshi Kon. den wir im Dezember besprochen haben. Ja. In einer unserer Weihnachtsepisoden. Ah, Godfather.
Johannes Franke: Tokyo Godfathers?
Florian Bayer: Genau, Tokyo Godfathers. Ja. Der war in diesem Film beteiligt. Als Assistent. Uh.
Johannes Franke: Cool. Ja, dann hat er vom Richtigen gelernt. Ja. Schön. Haben wir noch irgendwie große Themen, die wir aufmachen wollen, bevor wir das Buch schließen?
Florian Bayer: Ich glaube, wir können das Buch gleich schließen. Also wir können noch einmal... schließenderweise erwähnen, aber ich glaube, das muss nicht erwähnt werden, das weiß sowieso jeder, dass dieser Film ein Riesenerfolg war und mit dafür verantwortlich, dass Manga und Anime im Westen ganz neu wahrgenommen wurden, mit dafür verantwortlich, dass es wirklich wieder so Anfang der 90er so ein Anime-Grace gab, ohne den wahrscheinlich auch komplett andere Geschichten nicht den Erfolg gehabt hätten, aber niemand hätte sich getraut, sowas wie Pokémon so im Westen zu vermarkten, wenn die Menschen nicht durch sowas wie Akira ... ein Gefühl von, wir wollen japanische Kultur gehabt hätten.
Johannes Franke: Ja, es gibt wahnsinnig viel zu wissen. Wir haben jetzt so 10%, 20% davon angerissen. Es geht viel über den Regisseur, was der später noch gemacht hat und wie der Erfolg ihn da irgendwie, er hat ja da nie wieder anknüpfen können an diesen riesigen Erfolg. Aber das ist alles für eine andere Episode. Vielleicht haben wir noch mal eine Chance, auf diesen Regisseur zurückzukommen. Ich weiß nicht, in einer anderen Form. Ich glaube... Also ich bin tot gequatscht.
Florian Bayer: Dann gib noch ganz schnell dein Urteil und dann lass uns an den Feierabend verschwinden.
Johannes Franke: Das Urteil. Ich hab nichts verstanden. Ich hab diesen Film angeschaut und hab zwischendurch gedacht, gib mir irgendwas, woran ich mich festhalten kann. Ist es okay, dass du ganz viel machst und so? Und ich find das Worldbuilding grad total geil. Ich will aber auch wissen, was der Typ da im Hintergrund... eigentlich zu sagen hat. Und man hat einfach, man ist so überfordert und ich krieg nicht beim ersten gucken mit, was das alles soll. Aber ich hab ein Spektakel vor mir, was ich natürlich irgendwie gerne gucke, aber ich bin so weit zwischendurch überfordert, dass ich glaube ich Pausen hätte brauchen können. Also ich hätte Pausen gebraucht, ich hab sie mir nicht genommen. Ich hätt's vielleicht machen sollen.
Florian Bayer: Ein gottverdammtes Meisterwerk. Ein Film, den man auch mehrmals gucken kann. Ich hab das Gefühl, ich hab Und das liegt auch daran, was Johannes gerade gesagt hat, bei jedem neuen Schauen neue Facetten entdeckt. Gibt auch dem Manga eine Chance. Es ist natürlich ein Konsens-Anime. Also wenn man gefragt wird, welche Anime sollte man unbedingt gesehen haben, dann wird wahrscheinlich der genannt, Ghost in the Shell und irgendein Studio Ghibli-Film. Aber zu Recht, meiner Meinung nach vollkommen zu Recht. Ein großartiger Film, absolute Überforderung, absoluter Rausch. Und man versteht auch, wenn man Glück hat, 20 Prozent, wenn man sehr viel Glück hat, vielleicht 50 Prozent. Aber ich finde, man kann sich auch einfach mitreißen lassen von dieser Achterbahnfahrt. Danke, dass du das getan hast, Johannes, dass du dich hast mitreißen lassen.
Johannes Franke: Danke, dass du mir den Film gegeben hast.
Florian Bayer: Wenn ihr wissen wollt, was Johannes mir nächste Woche gibt.
Johannes Franke: Ja, dann bin ich wieder dran. So, endlich.
Florian Bayer: Dann bleibt noch kurz dran, das erfahren wir nämlich nach dem Jinglen. Ansonsten euch vielen Dank fürs Zuhören, vielen Dank für die Treue. Das gilt allen treuen Fans, egal ob ihr treue Fans seid oder... zum ersten Mal hört. Vielen Dank, dass ihr dabei seid, weil ihr seid für uns die Motivation, das zu machen.
Johannes Franke: Ja, es ist auch in letzter Zeit nochmal richtig gewachsen bei uns. Wir gucken ja immer mal wieder auf die Zahlen und, also, naja, streckenweise aktualisiere ich jeden Tag zweimal die Zahlen. Weil es einfach so geil ist. Ich finde es großartig, dass es immer wieder neue Leute gibt, die dazukommen. Auf YouTube wächst es immer weiter und ansonsten bei den ganz normalen Podcatchern auch. Ich finde es toll.
Florian Bayer: dass ihr zuhört. Ihr seid toll. Wir lieben euch.
Johannes Franke: Vor allem, weil ihr uns immer wieder Filmempfehlungen gebt. Lasst nicht los. Gebt uns immer mehr. Filme, die wir nie gucken würden. Wenn ihr uns zuhört, vielleicht kriegt ihr ein Gefühl dafür, was für Filme wir normalerweise gucken. Gebt uns völlig andere Sachen. Es ist lustig.
Florian Bayer: Ich glaube, die abwegigsten Filmvorschläge, die wir bis jetzt hatten, nur um das nochmal in den Raum zu werfen, waren, wir hatten ganz am Anfang so ein Spaghetti-Western. Ja, stimmt. mit Dakyus Saka. Genau, Dakyus Saka. Dann wurde uns dieses Teenager-Drama in meinem Himmel oder so vorgeschlagen.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Wir hatten auch mal, das zählt nicht so 100%, weil es ein Gast war, aber wir haben auch schon einmal einen Bollywood-Film verhandelt.
Johannes Franke: Oh ja, das war großartig mit Maya, das war super.
Florian Bayer: Und das ist das Zeug, was wir nicht kennen. Genau. Danach suchen wir auch. Wir wollen auch tatsächlich, dass unser Horizont erweitert wird.
Johannes Franke: Ja, vielleicht nicht unbedingt mit leg dich nicht mit Zohan an, was wir auch hatten.
Florian Bayer: Oh ja, das war super. Also gebt uns ruhig, habt keine Angst davor, uns Sachen zu geben, wo ihr denkt, oh mein Gott, das kann den beiden nicht gefallen.
Johannes Franke: Ja, wir nehmen es dann halt auseinander. Ja, okay. Genug, Sermon, ihr seid großartig und wir werden euch noch die nächsten 30 Jahre erhalten bleiben.
Florian Bayer: Bis dahin, ciao.
Johannes Franke: Bis dann. So, Plor. Ja, was gibt es? Ich bin wieder dran. Und du musst leiden. Nein, du musst nicht leiden. Natürlich nicht. Ich gebe dir etwas, was mir als Kind schon anempfohlen wurde. Okay. Und vielleicht nicht unbedingt der typischste Film für ein Kind. Und zwar ein... Vierstündiges oder sowas.
Florian Bayer: Oh, okay.
Johannes Franke: Ich weiß nicht genau, wie lang. Es ist auf jeden Fall ein langer, langer, langer, der hat richtig eine Pause zwischendurch, weil er weiß, dass er den Leuten nicht alles auf einmal zumuten kann, Film über Molière. Uh. Kennst du Molière?
Florian Bayer: Den Autoren meinst du?
Johannes Franke: Ja, genau. Den französischen Autoren, der zur Zeit mit Shakespeare ungefähr gelebt hat.
Florian Bayer: Ja, so halb. Ich meine, ich hab, ich. Ich bin im Saarland groß geworden. Das heißt, ich wurde mit Französisch unterricht gequält. Dann kommt man an Molière nicht vorbei irgendwann. Aber ich bin jetzt auch nicht so der größte Molière-Fan. Und ich könnte auch nichts aus seinem Leben erzählen. Ja,
Johannes Franke: aber guck dir den Film an. Ich bin sehr gespannt. Ich weiß es nämlich nicht mehr. Das von Ariane Muschkin, das habe ich jetzt einfach nur recherchiert. Ich habe es nicht aus dem Kopf, sondern ich habe ihn als Kind gesehen und war total begeistert von dieser Wandertruppe. Okay,
Florian Bayer: das heißt...
Johannes Franke: Das sind Schauspieler, die durchs Land wandern. und da aufbauen und dort aufbauen und Leute unterhalten. Nur,
Florian Bayer: dass wir uns richtig verstehen, du gibst mir ein vierstündiges Biopic über einen französischen Autoren, der irgendwann zu Zeiten Shakespeare gelebt hat.
Johannes Franke: Genau. Und ich gebe ihn nicht nur dir, sondern ich gebe ihn auch den Leuten da draußen. Ihr müsst unbedingt diesen Film gucken. Es ist grandios.
Florian Bayer: Okay, ich habe was gut bei dir.
Johannes Franke: Was?
Florian Bayer: Nein, nein, alles gut, alles gut.
Johannes Franke: Nachdem du mir das siebte Siegel gegeben hast, habe ich 20. Du hast gerade mal einen Punkt von mindestens 50 oder 60.
Florian Bayer: Schauen wir uns 4 Stunden Moliere an. Was soll schon schief gehen? Genau,
Johannes Franke: sehr schön. Also ihr da draußen, schaut euch Moliere an. Aus dem Jahre 1978 von der Regie von Ariane Muschkin. Nicht den aus dem Jahre 2017 oder sowas. Da gibt es nämlich noch andere Versionen davon. Den, den ich meine, der ist 260 Minuten lang. Viel Spaß damit.
Florian Bayer: Bis dahin. Bis dann. Ciao.