Episode 221: Donnie Darko – It’s a very, very mad world…
Im Mittelpunkt von Donnie Darko steht der titelgebende Teenager, der in einem typischen US-Vorort im Jahr 1988 aufwächst. Wegen seiner psychischen Labilität befindet er sich schon länger in psychologischer Behandlung, der Verdacht einer Schizophrenie steht im Raum. Eines Nachts wird Donnie von Frank heimgesucht, einem unheimlichen menschengroßen Hasen, der ihm das Ende der Welt in 28 Tagen vorhersagt. Frank lockt Donnie aus dem Haus und bewahrt ihn so davor, von einer Flugzeugturbine getroffen zu werden, die just in dieser Nacht in Donnies Zimmer einschlägt.
Die Visionen von Donnie werden in den folgenden Tagen immer beängstigender und mysteriöser. Zusätzlich macht ihm das Leben im spießigen amerikanischen Vorort zu schaffen. Durch seinen Nonkonformismus gerät er nicht nur mit seinen Lehrern aneinander sondern auch mit dem lokalen Selbsthilfeguru Jim Cunningham. Als Donnie Darko vom Zeitreisebuch der Eremitin Grandma Death erfährt, scheinen die mysteriösen Geschehnisse plötzlich Sinn zu ergeben. Und das Ende der Welt rückt näher…
Donnie Darko aus dem Jahr 2001, ein Hybrid aus Mystery, Science Fiction, Coming of Age Drama und Vorort-Satire, ein Mund zu Mund Propaganda DVD-Klassiker, der sich im Laufe der 2000er Jahre zu einem echten Kultfilm unter jungen Leuten entwickeln sollte. Und auch ein bisschen so was wie ein One Hit Wonder von einem Regisseur, der danach nicht mehr viel Großes veröffentlichen sollte.
Johannes, lass uns über Filme, die genau zur richtigen Zeit das richtige Zielpublikum treffen, reden. Über Versionen von Filmen, bei denen erbittert darüber gestritten wird, welche die beste ist. Über One Hit Wonder und vielleicht auch ein bisschen über Filmrezeption ganz allgemein. Und dafür meine Frage an dich: Wie hast du den Film damals als junger Mann in den frühen 2000ern wahrgenommen, und wie als midlife crisis geplagter 40jähriger heute?
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 221: Donnie Darko – It’s a very, very mad world… Publishing Date: 2025-03-26T06:59:51+01:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2025/03/26/episode-221-donnie-darko-its-a-very-very-mad-world/
Florian Bayer: Paralleluniversum, du sagst es, es entsteht, weil Donnie Darko rausgeht. Aber er wird doch nur von Frank rausgelockt. Er steht doch nur auf, weil er diese Stimme von Frank hört, der sagt, wake up Donnie. Und dann geht er raus. Also ohne Frank würde dieses Paralleluniversum gar nicht entstehen, wenn wir davon ausgehen, dass das das Einzige ist, was Paralleluniversum entstehen lässt.
Johannes Franke: When routine bites heart and ambitions are low And resentment rides high, but emotions won't grow Love, love will tear us apart again. Love, love will tear us apart again.
Florian Bayer: Johannes, danke, dass du uns in die richtige 80er-Jahre-Stimmung gebracht hast. Denn heute reden wir über einen OG 80er-Retro-Film, würde ich behaupten.
Johannes Franke: OG im Sinne von?
Florian Bayer: Original Gangster.
Johannes Franke: Original Gangster-Film?
Florian Bayer: Bevor dieser... 80s Hype, die irgendwann in den 2010ern eingesetzt hat, so richtig in Fahrt gekommen ist, lange davor. Also eigentlich ein Film, der 10, 15 Jahre zu früh war. Wäre er ein bisschen später gewesen, hätte er voll in dem Trendfahrwasser von Stranger Things, Driver oder, keine Ahnung, Neon Demon oder so mitschwimmen können mit viel 80s Ästhetik, 80er-Referenzen. viel Nostalgie und so weiter.
Johannes Franke: Deswegen war die Musik ja für diesen Film so wahnsinnig leicht zu lizenzieren und gar nicht so teuer, wie man so denken würde.
Florian Bayer: Oh, wir müssen auf jeden Fall ganz viel über die lizenzierte Musik reden, wie auch ganz viel anderes, was sich verändert hat in der Veröffentlichung dieses Films. Wir reden heute über Donnie Darko aus dem Jahr 2001. Ja,
Johannes Franke: bist du bereit, dieses Wurmholz zu schließen?
Florian Bayer: Ich versuche es. Also mal schauen, ob wir das hinkriegen. Was denkst du?
Johannes Franke: Mal gucken, haben wir ein Metallgegenständ dabei? Da muss irgendwas aus dem Himmel fallen, damit das klappt.
Florian Bayer: Gleich vorweg, Leute, wenn ihr den Film noch nicht gesehen habt, raus. Wir werden diesen Film tot spoilern, genau wie Richard Kelly ihn tot gespoilert hat.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und das heißt, wenn ihr den Film noch nicht gesehen habt, wenn ihr ihn noch sehen wollt, unbefleckt, dann macht jetzt aus, guckt ihn euch an. Ja. Ansonsten würde ich einfach mal kurz sagen, worum es geht.
Johannes Franke: Ja, genau. Fass nochmal zusammen für die Leute, die so ein bisschen, ja, schon eine Weile den Film nicht gesehen haben und nicht mehr wissen, worum es geht.
Florian Bayer: Also im Mittelpunkt des Films steht der titelgebende Teenager... Donnie Darko, der in einem typischen US-Vorort im Jahr 1988 aufwächst. Wegen seiner psychischen Labilität befindet er sich schon länger in psychologischer Behandlung, der Verdacht einer Schizophrenie steht im Raum. Eines Nachts wird Donnie von Frank heimgesucht, einem unheimlichen menschengroßen Hasen, der ihm das Ende der Welt in 28 Tagen vorhersagt. Frank lockt Donnie aus dem Haus und bewahrt ihn so davor, von einer Flugzeugturbine getroffen zu werden, die just in dieser Nacht in Donnies Zimmer einschlägt. Die Visionen von Donnie werden in den folgenden Tagen immer beängstigender und mysteriöser. Zusätzlich macht ihm das Leben im spießigen amerikanischen Vorort der 80er Jahre zu schaffen. Durch seinen Non-Konformismus gerät er nicht nur mit seinen Lehrern aneinander, sondern auch mit dem lokalen Selbsthilfeguru Jim Cunningham. Als Donnie Darko vom Zeitreisebuch der Eremitin Grandmother erfährt, scheint dies alles plötzlich Sinn zu ergeben. Und das Ende der Welt rückt näher. Donnie Darko aus dem Jahr 2001. Ein Hybrid aus Mystery, Science-Fiction, Coming-of-Age-Drama und Vorortsatire. Ein Mund-zu-Mund-Propaganda-DVD-Klassiker, der sich im Laufe der 2000er Jahre zu einem echten Kultfilm unter jungen Leuten entwickeln sollte. Und auch ein bisschen so etwas wie ein One-Hit-Wonder von einem Regisseur, der danach nicht mehr viel Großes veröffentlichen sollte. Johannes, lass uns über Filme reden, die genau zur richtigen Zeit das richtige Zielpublikum treffen. Über verschiedene Versionen von Filmen. bei denen dann erbitter darüber gestritten wird, welche die beste ist, über One-Hit-Wonder und vielleicht sogar ein bisschen über Filmrezeptionen ganz allgemein. Ui,
Johannes Franke: okay, du hast den ganz großen Film.
Florian Bayer: Ja, das betrifft nämlich auch tatsächlich meine Einstiegsfrage für dich.
Johannes Franke: Ja, okay.
Florian Bayer: Um den Ball zu dir zu spielen. Wie hast du den Film damals als junger Mann in den frühen 2000ern wahrgenommen? Und wie nimmst du ihn jetzt wahr als Midlife-Crisis geplagter 40-Jähriger?
Johannes Franke: Du solltest nicht von dir auf andere schließen. Meine Lippe im Midlife-Crisis ist schon zum zweiten Mal vorbei.
Florian Bayer: Das Leben ist eigentlich eine Aneinanderreihung vom Midlife-Crisis.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Als ich 25 war, dachte ich, ah, okay, das fühlt sich komisch an. Was ist das? Und jetzt weiß ich, das war eine Midlife-Crisis.
Johannes Franke: Also, es ist schwer zu sagen, weil ich nicht so viel Erinnerung daran habe. Ich muss sagen, ich habe ihn... Ich bin mir sicher, mit dir in der WG gesehen damals. Ich bin mir sicher, dass du ihn uns aufgegeben hast. Und ich weiß nicht mehr genau, wie viel ich dir den Kopf abgerissen habe. Er verschwimmt ein bisschen mit den anderen Filmen, die du uns gegeben hast. Sowas wie Mulholland Drive und so. Und das sind alles so Filme, die ich immer dir zuordne, die so ein bisschen einen kleinen oder einen sehr großen Mindfuck-Moment haben. Und du dann denkst, hä, was hab ich denn da jetzt eigentlich gesehen? Kannst du mir mal erklären? Aber dieser Film jetzt beim zweiten Mal schauen, macht das gar nichts. So sehr, wie ich das in Erinnerung hatte. Nee,
Florian Bayer: ich wollte auch gerade sagen, also was so Surrealismus betrifft, und da bedient er sich ja, also er ist auf jeden Fall mit dem Genre des Surrealismus verwandt, gehörte er zu den anschmiegsamen Filmen und das ist vielleicht auch was, was er mit David Lynch, der mit Sicherheit in vielen Punkten Vorbild war, auch gemein hat, nämlich, dass er Tropes aus dem Genre des Surrealismus und auch des Experimentalfilms nimmt, die aber zu Pop macht. Total. Es ist ein Popcornfilm, es ist ein Film, den man den viele junge Leute damals geguckt haben. Und es ist vielleicht auch so ein bisschen so ein, nicht ein Thinking-Man-Action-Film, aber so ein Thinking-Man-Science-Fiction-Fantasy-Genre-Film, den man sich anschaut und dann denkt, wow, ich bin klug.
Johannes Franke: Ja, genau. Das ist der Film. Und als Zuschauer kann man sich klug fühlen danach. Und das ist schön. Ich glaube, das hilft auch ganz vielen 18-Jährigen wie mir eben damals oder Anfang 20-Jährigen oder so. Aber auch heute noch so ein kleines bisschen, dass man denkt, ja, also... Ich kann vielleicht nicht mit den ganz großen Surrealisten was anfangen, aber ich kann zumindest das Gefühl erahnen, was da drin steckt. Und es ist halt ein Einsteigerfilm, was das betrifft.
Florian Bayer: Und es ist ein Film, also deswegen habe ich auch diese Frage gestellt mit dem 40-Jährigen, abgesehen davon, dass ich dich ein bisschen bashen wollte wegen der Midlife-Crisis. Es ist ein Film für eine sehr spitze Zielgruppe. Es ist ein Film, der damals ein sehr junges Publikum angesprochen hat und dessen Kultfilmstatus ja auch irgendwie daraus entstanden ist, dass damals so 20-Jährige, die halt... die sich den Film in der Videothek ausgeliehen haben, gesagt haben, Alter, den musst du sehen.
Johannes Franke: Ja, deswegen passt er auch in unsere Liste.
Florian Bayer: Auf jeden Fall.
Johannes Franke: Das ist so ein Muss-man-sehen-Film. Vor allem dieses Zeitalter der DVDs und das Vorangegangen der VHS-Kassetten, die man, ich glaube, der Film hätte nicht überlebt, wenn es die nicht gegeben hätte.
Florian Bayer: Nee, auf keinen Fall. Das wäre ein totaler Flop am Kino gewesen. Er hätte einfach diesen zweiten Verwertungsweg nicht erlebt. Und das Internet spielt auch eine Rolle dabei. Das war einer der ersten Filme neben Plavich Project, die das Netz... quasi als Metatext ganz krass genutzt haben. Es gab dann so eine Webseite, wo verschiedene Texte waren und Bilder und Richard Kelly sich einmal so richtig ausgetobt hat.
Johannes Franke: Das hast du vor allem jetzt am Anfang einmal gesagt, dass er der absolute Spoiler-Idiot eigentlich war, muss ich sagen. Wenn ich mir den so anhöre in Interviews, er ist an sich ein netter Mensch und so, sympathisch, aber ich hab das Gefühl, Dass er mindestens zehn Schritte zu weit gegangen ist im Ausschlachten der Geschichte später in der Rezeption. Allen möglichen Leuten zu erzählen, was er sich dabei gedacht hat und was das alles soll und so. Und man denkt sich, nee, mach doch lieber wie David Lynch einen auf das Baby. Das ist kurz nach der Geburt zu uns gekommen und wir haben es einfach verwendet im Film. Irgendwelchen Quatsch zu erzählen, damit die Leute einfach weiter ihren Hype machen können. Weil wenn du den Hype versuchst zu füttern, indem du... Antworten gibst, dann hast du keinen Hype mehr. Nee,
Florian Bayer: dann ist der Film irgendwann zu Ende erklärt. Ja. Und ich glaube, das ist auch ein Problem, was Richard Kelly grundsätzlich mit sich rumträgt, was mit ein Grund dafür ist, dass er nach Donnie Darko keinen Erfolg mehr haben sollte, dass er überambitioniert ist. Ja. Ganz krass. Und so das beste Beispiel dafür ist Southland Tales, der quasi so der Nachfolger zu Donnie Darko war. Der kam 2006 raus und ich als jemand, der damals Donnie Darko total geil fand, dachte, muss ich unbedingt sehen. Und ein total irrer Film, in dem halt auch so verschiedene Genres zusammenfließen und wo zusätzlich irgendwie noch ein Comic veröffentlicht werden sollte oder so, der das Filmuniversum erweitert. Und ein Film, der so ein riesiges Universum entwirft, in dem alles passiert und alles gleichzeitig. Und du sitzt dann vor diesem Film und denkst, verdammt, der Film ist schlecht. Oh shit, der Film ist richtig schlecht. Und mit jeder Minute, die du weiterguckst, denkst du, wow, ist dieser Film schlecht.
Johannes Franke: Oh nein.
Florian Bayer: Und vielleicht was ähnliches zu The Light. Bei mir eine ähnliche Rezeptionserfahrung wie mit... M. Night Shyamalan.
Johannes Franke: Ja, okay. Der mit Sixth Sense war der ganz groß.
Florian Bayer: Einmal voll getroffen hat. Danach haben, also tatsächlich gibt es einige Filme danach von ihm, die ich noch mag, aber viele KritikerInnen haben ja danach vor seinen Filmen gesessen und gesagt, ui. Und jetzt müssen wir uns Sixth Sense nochmal angucken. War das vielleicht doch ein schlechter Film?
Johannes Franke: Vielleicht müssen wir uns das auch nochmal angucken, Floor, hier im Podcast. Ja,
Florian Bayer: definitiv. M. Night müssen wir irgendwann mal sehen. Vielleicht sogar einen gefeiertsten Film und dann noch einen seiner gehassten Filme.
Johannes Franke: Oh ja, lass uns das machen. Ich habe nämlich bis jetzt immer darauf bestanden, M. Night Shyamalan sehr stark zu verteidigen und zu sagen, nein, der hat Spaß und der macht richtig tolle Ideen. Der trifft nicht immer ins Schwarze, aber eigentlich ist es geil, was er macht.
Florian Bayer: Ich glaube, bei Richard Kelly spielt eine ganz große Rolle, warum dieser Film zum Hit wurde. Zum einen haben wir ja schon gesagt, dass er zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Aber auch, weil er unfassbares Glück hatte. Und ich glaube, wir müssen wirklich drüber reden, wie Menschen, die sich in Filmprozesse ein... mischen, die Kunst beeinflussen, auch Sachen zum Guten drehen können. Und ich glaube, es waren ganz viele Leute, die zur richtigen Zeit daran gesagt haben, ich lenke das noch ein bisschen in die Richtung, bis dann dieser Film rauskommen konnte, der zumindest, so viel sei schon gesagt, ich finde, der besteht. Der besteht auch heute noch. Der kann dem Wandel der Zeit standhalten, auch wenn er ein bisschen gealtert ist.
Johannes Franke: Kann ich auch nur unterstreichen, hast du den Directors Cut noch gesehen?
Florian Bayer: Partiell.
Johannes Franke: Partiell.
Florian Bayer: Ich habe ihn angefangen und dann habe ich parallel ein bisschen was dazu gelesen und dann hatte ich sehr schnell das Gefühl, oh ich habe keinen Bock und dann war ich sehr skipfreudig und habe mir vor allem nochmal angeschaut, was ja der große Debattenpunkt ist, einmal angeschaut, was diese Buchzeilen sind, die dazwischen eingeblendet werden, das sind diese Zwischensequenzen. die gar nicht so viel quantitativ ausmachen vom Director's Cut, aber dafür qualitativ ganz viel ausmachen, in die eine oder andere Richtung, je nachdem, wie man dazu steht, wie man einen Film schauen will. Und dann habe ich mir noch sämtliche herausgeschnittene Szenen angeguckt.
Johannes Franke: Die wiederum quantitativ mehr ausmachen, aber qualitativ tatsächlich gar nicht so viel hinzufügen finden.
Florian Bayer: Absolut, da bin ich ganz bei dir. Und hatte dann das Gefühl, okay, ich habe so ein bisschen gespielt für den Director's Cut und ich habe so das Gefühl... Das Pacing, was das alles, was da passiert mit dem Pacing macht, ist nochmal was anderes. Dazu kann ich nicht so viel sagen. Aber ich glaube, ich kann zumindest so einen Standpunkt einnehmen, was Notwendigkeit und fehlende Notwendigkeit von Szenen betrifft, die hier gemacht wurden. Das dazu gesagt, über den Directors Cut wird gestritten. Es gibt Menschen, die sagen, das ist die definitive Version. Das ist das Ding, was du gucken musst, sonst hast du den Film nicht gesehen. Und es gibt Leute, die sagen, das ist ein schlechter Film. Ich mag den Original, ich mag den Fiat-Release und der Directors Cut ist ein richtig schlechter Film.
Johannes Franke: Das Schöne ist, wir sitzen hier zusammen, ich habe den Directors Cut gesehen und zwar nur den und nicht nochmal den anderen und du hast vor allem den anderen gesehen.
Florian Bayer: Genau, ich würde sogar so weit gehen, da überlasse ich komplett dir das Feld, was das betrifft. Ich kann zumindest meine Haltung sagen zu dem Over-Explain, was meiner Meinung nach passiert im Directors Cut und damit habe ich es schon gesagt.
Johannes Franke: Natürlich. Wollen wir das Thema damit abhacken oder wie ist das?
Florian Bayer: Aber was Pacing betrifft und so, kannst du mit Sicherheit nochmal sagen, wie du das wahrgenommen hast, wie für dich der Film vom Pacing war. Weil den theatrical release, ich finde der Film hat ein gutes Pacing. Der funktioniert, der hat ein gutes Tempo und der schafft es auch sehr gut, diese Mischung aus, was eine Herausforderung ist, diese Mischung der Genres. Dieses vom Satirischen hin zum Mysteriösen, vom Horror hin zu Science Fiction, hin zu Comedy. Hin zu emotionalem Drama. Dieses Pacing gelingt dem Film meiner Meinung nach ziemlich gut.
Johannes Franke: Ich kann leider keine Extreme aufmachen. Ich kann leider nicht sagen, nee, es ist scheiße, weil es überhaupt nicht funktioniert. Und ich kann auch nicht sagen, ja, es ist viel besser als. Sondern es gibt viele kleine Entscheidungen, die der Regisseur getroffen hat für den Director's Cut. Die einen sind gut und die anderen nicht. Weißt du, so ja, an der Stelle kann man schon das noch einbauen. Die Psychologin ist vielleicht dann zu viel, dass sie nochmal sagt, das sind Placebos. Und so auf der einen Stelle gibt es das und auf der anderen Seite gibt es das. Und was die Einblendung aus den Büchern betrifft, muss ich sagen, ich war viel zu faul, das zu lesen. Ich habe einfach das überhaupt nicht. Ich habe es so ignoriert.
Florian Bayer: Aber das hast du den Film ja nicht verstanden. Das ist doch das Entscheidende. Das erklärt dir, dass es die Anleitung dafür, wie dieser Film gedacht ist.
Johannes Franke: Und ich habe die ganze Zeit gedacht, das interessiert mich überhaupt nicht. Ich will überhaupt nicht wissen, was der Film eigentlich bedeutet. Obwohl ich dann natürlich am Ende da sitze und mich frage, was bedeutet der Film? Aber ich habe es während des Guckens alles ignoriert.
Florian Bayer: Das heißt, du hast es sabotiert eigentlich. Ich habe den Directors Cut geguckt, den Richard Fennig veröffentlicht. Habe mehrere Jahre nach der Kinoverse geguckt.
Johannes Franke: 2006 hat er ihn, glaube ich, veröffentlicht.
Florian Bayer: Um zu sagen, nein, das ist das, was ich mir vorgestellt habe. Und die ganzen Ärscher haben sich da eingemischt und mir das kaputt gemacht.
Johannes Franke: Genau, und dann habe ich als Zuschauer auch nochmal den Produzenten gespielt und habe gesagt, nee, interessiert mich nicht.
Florian Bayer: Wir können ja mal kurz drauf gucken, welche Leute meiner Meinung nach den Film... positiv gewendet haben. Ich glaube tatsächlich, neben Richard Kelly werde ich jetzt glaube ich ganz viele Namen nennen, die meiner Meinung nach dazu beigetragen haben, dass es ein guter Film ist und wenn die nicht da gewesen wäre, wäre es wahrscheinlich kein guter Film geworden. Als erstes der Produzent Sean McKittrick, dem Richard Kelly das Drehbuch gezeigt hat und der gesagt hat, lass uns da nochmal drüber arbeiten. Das ist total geil. Ich habe sowas noch nie gesehen. Das ist wirklich eine tolle Story, aber wir müssen da nochmal drüber arbeiten. Das muss irgendwie, wenn wir das pitchen wollen, dann können wir, so können wir das auf keinen Fall pitchen.
Johannes Franke: Ich gieße dir mal ein bisschen Tee ein, Flo.
Florian Bayer: Die zweite wichtige Person und ganz entscheidend Drew Barrymore und zusammen mit Nancy Chewonen, die gemeinsam Flower Films hatten und die gesagt haben, die das Drehbuch gelesen haben, die gesagt haben, okay, das ist ziemlich geil, wir geben da noch mal Budget dazu. Weil davor war es so, dass es so einen Deal gab mit Pandora Cinema, die gesagt haben, okay, ihr kriegt so zweieinhalb Millionen. Was relativ. Also der Film war grundsätzlich, hatte nicht viel Budget. Aber das war schon arg wenig und das wurde durch. True Berrymore praktisch. verdoppelt gesagt hat und dann spiele ich auch mit. Ganz wesentlich, weil eine gute Schauspielerin an Bord zu haben, ist wichtig. Gute Schauspieler sind wichtig für sowas, gerade so ein Indie-Projekt. Und die hat natürlich auch dazu geführt, dass noch andere gute Schauspieler dazugekommen sind. Genau.
Johannes Franke: Es gab ja wirklich so wenig Interesse, weil auch kein Star mit dabei war. Und das ist so ein bisschen das, woran auch heute die Filmlandschaft ein bisschen krankt, streckenweise, weil Filme vor allem finanziert werden, weil Stars dabei sind. Und dieser Film hat eben auch, weil am Anfang jemand zugesagt hatte, ich such die ganze Zeit nach dem Namen, während ich rede, aber ich finde ihn nicht.
Florian Bayer: Jason Schwartzman?
Johannes Franke: Schwartzman, genau. Jason Schwartzman hat gesagt, ich will Donnie spielen. Und der war halt so ein Name, wo man sagt, ah, okay, wenn der dabei ist, dann wird das vielleicht auch was und dann können wir Geld reingeben. Und dann ist er aber wieder abgesprungen. Hat aber schon dazu geführt, dass wenigstens das Interesse da war. Ja.
Florian Bayer: Und... Genau, dadurch ist dann Flower Films von Drew Barrymore mit reingekommen. Und wer dann ziemlich bald gecastet wurde für die Rolle des Donnys, und das war einfach nur Glück, weil der war damals noch kein Star, sollte aber ein großer Star werden, der war einfach damals schon ein guter Schauspieler. Ja. Jack Gyllenhaal, der dann gesagt hat, dann kann ich meine Schwester auch gleich mit ins Boot holen. Maggie Gyllenhaal. Ich habe zum ersten Mal verstanden, dass die Geschwister sind. Das sind beides großartige Schauspieler.
Johannes Franke: Nicht drüber nachgedacht,
Florian Bayer: ne? Nee, nicht drüber nachgedacht, aber der Name Gyllenhaal, der übrigens ganz anders ausgesprochen wird in Realität. Alle sagen Gyllenhaal, aber die Vokale werden wohl so betont, dass Jake selbst in Talkshows sagt, wir bleiben bei dieser Aussprache. Gyllenhaal ist total okay, versucht es lieber gar nicht erst.
Johannes Franke: Ich möchte aber jetzt wissen, wie es ausgesprochen wird.
Florian Bayer: Gyllenhaal. Man muss irgendwas komisches machen mit seinen Stimmorganen. Auf jeden Fall hat der seine Schwester mit reingewohnt, Maggie Chilnhall, die auch eine großartige Schauspielerin ist. Ja,
Johannes Franke: toll.
Florian Bayer: Und du hast plötzlich zwei wirklich gute Charakterdarsteller am Anfang ihrer Karriere.
Johannes Franke: Und die Geschwister, die sie da spielen, die verkaufen sie schon in der Dinner-Szene ganz am Anfang so großartig. Ist wirklich fantastisch. Diese Dinner-Szene verkauft mir das Interesse an dem Film am Anfang. Ist wirklich toll gemacht. Ja. Ganz, ganz schön.
Florian Bayer: Ganz wichtig, es gibt so einige kleine Szenen in dem Film, die gerade so, was die Dynamik von Donnie Darko mit seinen Mitmenschen betrifft, die den Film extrem aufwerten. Weil die Gefahr bei so einem Film ist ja immer, dass man diesen altklugen Teenager hat, diesen Kliniker, der alles weiß, der total cool ist und der diese Ich-gegen-die-Welt-Haltung hat. Vielleicht noch einen Verbündeten hat oder eine Verbündete und aber ansonsten gegen die ganze Spießigkeit und Ignoranz und Heuchelei seiner Mitmenschen ankämpfen muss. Der Film hat diese... Er hat diese Antagonisten, aber er schafft es dadurch, dass er so kleine Szenen hat, wo man merkt, dass viele Personen in seinem Umfeld, auch Erwachsene, keine Antagonisten sind, schafft er das einfach ein bisschen tiefgründiger zu machen. Zum Beispiel seine Eltern. Es gibt zwei, drei kleine Szenen zwischen Donnie und seinen Eltern und wir stellen fest, das sind unglaublich liebevolle Menschen, die geben sich wirklich Mühe. Es gibt diese zwei großartigen Szenen. Einmal, wenn sie in der Schule sind und Donnie mit der Lehrerin aneinander geraten ist und die dann sagt, er hat gesagt, ich soll das in meinen... Anus einführen. Und der Vater bricht so lachend aus. Und giggelt noch, wenn sie das Direktorenbüro verlassen. Ganz toll.
Johannes Franke: Sehr,
Florian Bayer: sehr schön. Und dann die, meiner Meinung nach, emotional bewegendste Szene des Films, wenn Donnie auf dem Bett sitzt und seine Mutter fragt, wie ist es denn so ein Wacko als Sohn zu haben? Und sie guckt ihn wirklich liebevoll an und sagt, just wonderful. Das ist so eine schöne Szene. Ja,
Johannes Franke: das ist wirklich, das ist ein Moment, wo man kurz mal schnieft. Und sich sagt, ja, tolle Familie. Es ist nicht die Falle einer dysfunktionalen Familie, wie andere Filme vielleicht gemacht haben.
Florian Bayer: Ja, vor allem, dass die Eltern auch gezeigt werden in ihrer Spießigkeit. Also gerade der Vater ist halt Republikaner. Es gibt ein paar politische Diskussionen am Tisch mit dem Professor von Donnie. Und wir sehen, es ist ein Konservativer. Ich meine, es ist ein amerikanischer Vorurteil Ende der 80er. Aber er ist trotzdem ein netter Mensch. Ja,
Johannes Franke: total. Sie reden ja auch am Anfang darüber und er zeichnet ja auch eine Zukunft, wie er sich die vorstellt, wenn der Falsche gewinnt. Weil sie ja am Anfang sagt, ich werde für den Stimmen, für Dirk Dukakis oder wie er heißt. Ja. Und dann ist er erstmal so entsetzt und sie sagt das natürlich, weil er entsetzt sein soll. Ja. So ein typisches Teenager, ja, ja, ich mach euch jetzt hier mal die Hölle heiß und sag euch, dass ich alles anders machen werde als ihr.
Florian Bayer: Aber um nochmal bei den Personen zu bleiben, die den Film aufgewertet haben. Ja. Dann kommen wir nämlich weiter, also... Patrick Swayze war plötzlich auch noch dabei. Ja. Da haben wir die plötzlich so 80er Jahre Street Credibility.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Den großen Dirty Dancing Star haben, der hier wirklich toll spielt.
Johannes Franke: Super, ganz toll.
Florian Bayer: Der Bo Patrick Swayze, der immer der Schönling war, Sexiest Man Alive, zwei Millionen Mal. Der komplett gegen den Strich eine wirklich abscheuliche Figur spielt. Das ist toll.
Johannes Franke: Er macht das auch wirklich gut. Man liebt es, ihn zu hassen. Ja,
Florian Bayer: absolut. Auch eine alte Person, die dazu gekommen ist, Steven Poster, der Kameramann.
Johannes Franke: Ah ja, stimmt.
Florian Bayer: Der 1944 geboren ist, der damals... wirklich ein alter Typ war, der schon einiges gesehen hat. Der hat gar nicht so große Hollywood-Filme gedreht, sondern auch ganz viel B-Movies und so. Aber der wohl offensichtlich sehr viel mit Richard Kelly geredet hat. geredet hat, auf Augenhöhe, aber gleichzeitig ihn beeinflusst hat und gesagt hat, okay, ich sehe deine Vision, aber wir müssen gucken, dass wir das technisch irgendwie hinkriegen. Wir haben hier ein Budget von 4,5 Millionen Dollar. Wir können jetzt nicht total crazy Sachen machen, sondern wir müssen irgendwie schauen, wie wir das technisch verwirklichen können.
Johannes Franke: Das Schöne ist, ein bisschen was darüber habe ich auch gehört, wie er eben auch darüber redet, über die Zeit und die Zusammenarbeit eben mit dem Regisseur, der damals 24, 25 war, weißt du? Das ist so ein wirklich ... Wer gibt jemandem 4,2 Millionen in die Hand, der noch nie und der auch noch in dem Alter ist, der keine Ahnung von nichts hat und der Kameramann wirklich gesagt hat, nee, ich gehe jetzt komplett auf Augenhöhe mit ihm, rede mit ihm über die Sachen, ohne ihm zu sagen, das geht nicht, das geht nicht, das geht nicht, sondern ich gebe ihm alle Möglichkeiten und ich sage ihm, wie es ist und hoffe dann einfach, dass er auf die richtige Schlussfolgerung kommt.
Florian Bayer: So einen Vater wünscht sich doch jeder.
Johannes Franke: Ja, wirklich, das ist so richtig so ein väterliches... Ding gewesen. Ich ziehe echt meinen Hut vor denen, dass sie das mit der Zusammenarbeit so gut hinbekommen haben.
Florian Bayer: Und was vor allem auch gut war, dass das so geklappt hat, Steven Poe, da war einfach ein bunter Hund in Hollywood. Der hat alles mögliche gedreht, sprich der kannte Leute, der hatte Kontakte und der hat es geschafft, dass sie einfach an das Equipment kamen, was sie brauchten, um diese Bilder zu machen, die sie dann haben. Ich bin eine ganz große Rolle dabei, dass dieser Film so gut funktioniert. Die Bilder machen einfach unglaublich viel für die Atmosphäre und für die Emotionen.
Johannes Franke: Er hat auch, um ein kleines bisschen technisch mal zu werden, er hat der Produktion verkaufen wollen, dass sie mit anamorphic lenses drehen. Und dann entstehen wunderschöne Hintergründe in der Unschärfe, die einfach toll sind. Heute wird wahnsinnig viel und gerne mit anamorphic lenses gedreht, weil es auch billiger geworden ist. Aber das Problem an den Linsen ist, dass sie wenig Licht reinlassen. Also sie haben eine schlechtere Lichtausbeute. Und die Produktionsfirma hat gesagt, wir haben nicht genug Geld, um das alles da hinzubringen. bauen das ganze Licht, was ihr da braucht und so. Und dann hat er gesagt, naja, und er hat später zugegeben, dass er das in dem Moment erfunden hat alles, sich aus dem Arsch gezogen hat, einfach gesagt, ja, aber wenn wir das benutzen, dann haben wir ein Breitbild und wir können dann darauf verzichten, in dem Haus, wo es relativ eng ist, die Decke zu zeigen und dann bauen wir einfach alles Licht in die Decke hinein und dann können wir das alles noch viel günstiger machen, als ihr eigentlich geplant habt. Nur weil wir die eigentlich teurere Variante mit Animal Frequences nehmen. Und hat sich da was zusammengestammelt. Und die Leute haben ihm vertraut, weil er einfach so viel Erfahrung hatte. Und dann hat er später gesagt, ich hatte gar keine Ahnung, was ich davon sage. Weil das alles nichts mit dem zu tun hatte, was ich ursprünglich mal gemacht habe. Vor allem auch mit dem Kodak-Film, den sie dann benutzt haben. Mit einer ISO von 800. Der wurde nie wieder, und auch hier zum ersten Mal, für einen kompletten Film benutzt. Weil der eigentlich nicht dafür geeignet ist. Aber es hat... ein sehr empfindlicher Film gewesen, der das Ganze überhaupt möglich gemacht hat. Und ich muss sagen, wenn ich mir den Film anschaue, das ist absoluter Peak Film. Also nicht digital. Kurz vor digital. Danach kamen ja langsam die Digitalkameras auf und hier haben wir das letzte Aufbäumen und auch die beste Variante von Film, real, physischem Film, den man sich vorstellen kann. Ich finde, der Film sieht fantastisch aus.
Florian Bayer: Und das ... Genau, das hätte ja auch gepasst in die Vision von Richard Kelly und auch in die Zeit, dass er gesagt hätte, lass uns digital drehen. Wir sind in der Zeit, in der angefangen wurde, digital zu drehen und natürlich ist es günstiger, hat einen komplett anderen Look und gerade so der frühe Digitalfilm sieht teilweise wirklich hässlich aus.
Johannes Franke: Ja, furchtbar.
Florian Bayer: Also es gibt einige Beispiele für die digital gedrehte Filme aus der damaligen Zeit, wo man sich fragt, uff, war das nötig? Also auch im Mainstream-Kino. Michael Mann zum Beispiel war so einer der Pioniere, der hat seine Actionfilme digital gedreht. Und du guckst dir die Action-Szenen an, die sehen einfach wie Crap aus. Das ist ja Shit. Das kannst du dir nicht antun. Du denkst, das hat keine Dynamik.
Johannes Franke: Irgendjemand muss damit anfangen. Klar, dann sieht man sich als Pionier und dann hat man eben auch ein bisschen ins Klo gegriffen mal zwischendurch. Was soll's.
Florian Bayer: Und noch um noch einen, nicht einen Namen, sondern eine Entität zu nennen, die dafür verantwortlich ist, dass der Film so wurde, wie er ist und Gott sei Dank. Das Schicksal? Naja, die amerikanische Musikindustrie.
Johannes Franke: Achso.
Florian Bayer: Es gab nämlich Musik-Licensing-Probleme. Und die ursprüngliche Vision von Richard Kelly war unter anderem Never Tears Apart von In Excess. Ja. Und für den Anfang zu nehmen. und für den Schluss von U2 MLK. Das war eher aus der Richtung Mainstream-Rock. Und weil sie dafür die Lizenzen nicht gekriegt haben, mussten sie eher auf den Indie-Kram zurückgreifen. Und dadurch ist es dann sowas geworden wie Echo and the Bunnyman und dieses Gary Jules Cover, wo du denkst, Gott sei Dank.
Johannes Franke: Ja, total. Es ist großartig. Ich finde die Musik in diesem Film wirklich wundervoll. Love Will Tear Us Apart ist einer meiner absoluten Lieblingssongs, muss ich sagen. Gerade aus dem Genre. Und Mad World. Ist dann durch die Decke gegangen danach auch nochmal. Total krass. Der Musiker, der das machen sollte, der war eigentlich Gitarrist und dem haben sie gesagt, sorry, keinerlei Gitarren bitte. Und ich so, Moment, ich bin Gitarrist, was? Dafür bin ich doch da, für die Gitarre. Und dann hat er gesagt, na gut, ich such mir das Piano aus und dann hat er sich rangesetzt. Er hatte keine Erfahrung mit dem Piano groß, aber hat irgendwie wirklich gute Sachen gemacht. Und hat dann... gemerkt mit der Zeit, dass er beim Piano immer wieder auf die Melodie von Mad World gekommen ist. Aus irgendwelchen für ihn unerfindlichen Gründen. Und dann hat er gesagt, Leute, ich nehme euch mal kurz was rough auf, schick euch das. Können wir das bitte lizenzieren, dieses Lied und einfach ein Cover davon machen? Und dann hat er das rausgeschickt, es klang schon geil. Die Produzenten haben gesagt, ja, mach mal. Und dann hat er seinen besten Freund reingeholt am nächsten Tag, der das dann gesungen hat. Und das ist so eine geile Version. Es ist unglaublich.
Florian Bayer: Original ist hier vor... Tears for Fears aus dem Jahr 1982 und das waren dann Michael Andrews und Gary Jules, die diese Cover-Version gemacht haben. Und ein Song, wo die Cover-Version wahrscheinlich mittlerweile berühmter ist, ist das Original.
Johannes Franke: Aber es gibt auch 20.000 Cover-Versionen.
Florian Bayer: Es gibt sehr viele davon. Ist es vielleicht die berühmteste Version? Wenn ich an den Song denke, höre ich ihn in meinem Kopf immer in dieser Version.
Johannes Franke: Definitiv.
Florian Bayer: Und es hängt natürlich auch damit zusammen, dass dieses Ende, wo der Song dann gespielt wird, ein wirklich schönes Ende ist, wo es auch so ein... sehr starken emotionalen Bogen gibt. Und das ist vielleicht was, was Richard Kelly dann auch seinen Genre-Kameraden wie David Lynch voraus hat, dass er es schafft, emotional zu greifen. Also David Lynch macht großartige Filme, richtig spannende Filme, aber er ist niemand, der dich emotional gegriffen kriegt.
Johannes Franke: Er löst das einfach sehr gut auf hier, muss man schon sagen. Ist das in den anderen Filmen auch so? Du hast ja was gesehen von ihm noch. Ja, nee. Ist das emotional halbwegs?
Florian Bayer: Er versucht es aber. Richard Kelly, also was ich noch von ihm gesehen habe, neben Southland Tales, der wirklich ein komischer Film ist. Also auch in seiner Langweiligkeit.
Johannes Franke: Oh nein.
Florian Bayer: The Box ist ein sehr durchschnittlicher Mystery-Film, der auch wie der Donnie Darko Directors Cut dazu neigt. zu Overexplain. Der nimmt sich nämlich ein sehr klassisches Meme eigentlich, eine sehr spannende Geschichte. Eine Kurzgeschichte und zwar das, ganz kurz zum Reißen, ist nämlich eine wirklich coole Geschichte. Ein mysteriöser Fremder kommt zu einer Familie und sagt, ich hab hier eine Box und wenn ihr diese Box öffnet, ihr habt jetzt drei Tage Zeit, euch zu entscheiden, dann nehme ich sie wieder mit. Aber wenn ihr die Box öffnet, werden zwei Dinge passieren. Zum einen werdet ihr eine Million Dollar kriegen oder wie auch immer, ihr werdet reich sein. Und zum zweiten wird irgendwo auf der Welt irgendein Mensch sterben. Und dann ist die Geschichte, dreht sich halt um diese Zwickmühle, in der sich die Protagonisten befindet. Und die Kurzgeschichte wird so aufgelöst, dass sie dann die Box öffnen, dass sie reich werden und dass er die Box wieder mitnimmt. Und dann fragen sie ihn, was machst du jetzt? Und er sagt, naja, ich bring die jetzt zu jemand anderem und macht euch mal keine Gedanken. Ihr seid ja auch nur irgendein Mensch oder so irgendwie. Also, dass so ein bisschen angedeutet wird, dass sie das nächste Opfer sein könnten. Großartige Kurzgeschichte. Und der Film macht daraus aber einen... Großes Spukspektakel mit außerirdischen und psychologischen Experimenten und so weiter. Und es ist sehr viel Bullshit dabei und irgendwann sitzt du da und denkst so, was habt ihr dieser Geschichte an?
Johannes Franke: Oh nein. Was ist das gemein?
Florian Bayer: Ja und ich glaube Richard Kelly wurde hier ganz oft in Zaum gehalten von diesen Leuten unter anderem.
Johannes Franke: Ja okay. Und wenigstens im Schnitt, die haben ja komplett seinen Schnitt, den er als erstes abgeliefert hat. Also da haben sie wirklich davor gesessen und haben gesagt, Leute. Holt uns einen anderen Cutter ran, der muss nochmal komplett neu überholt werden.
Florian Bayer: Richard Kellys Freund, Sam Bauer, hat das Ding geschnitten und Richard Kelly wollte, dass er das schneidet. Er hat es ihm versprochen. Er hat gesagt, wenn ich einen Film mache, dann darfst du den schneiden. Und dann war das wohl ein richtiger Kampf von ihm und McKittrick bei Pandora zu sagen, der muss den Film schneiden. Das geht nicht anders. Ich habe hier ein Versprechen gegeben. Mein Leben ist zu Ende, wenn wir das nicht machen. Dann schneidet er diesen Film und dann gibt es eine typische Premiere beim Festival. Sundance war es. 2001 und es gibt Applaus. Aber es gibt halt Applaus dazu und die Leute sitzen aber auch da und denken, oh, der war eine halbe Stunde zu lang.
Johannes Franke: Shit. Aber ist das der gewesen, der Schnitt? Haben sie nicht vorher schon geschnitten? Ich weiß es gar nicht. In der Recherche habe ich das jetzt nicht genau auseinanderklamisert.
Florian Bayer: Bei Sundance wurde noch die Originalversion, nicht der Directors Cut, es gibt mehrere Versionen von diesem Film. Wurde der Originalcut gezeigt von Sam Bauer. Und der war 30 Minuten länger. Ich weiß nicht genau, was da mit drin ist. Ich weiß nicht, ob es den überhaupt noch irgendwo gibt. Aber vor der Premiere haben sie dann gesagt, vor allem auch die, die sich eingemischt haben dann noch, nämlich New Market Firms, Christopher Nolan. Riz Kelly hat gesagt, Christopher Nolan ist mitverantwortlich, dass dieser Film überhaupt, überhaupt drehbar ist. Die waren ganz junge, ganz junge Produktionsfirma, die haben erst angefangen quasi und hatten aber Memento unter anderem gemacht. Und die haben dann gesagt, nee, mach mal, mach mal da ein bisschen weg. 30 Minuten, komm an. kürzen. Ich glaube auch gut so.
Johannes Franke: Ja, wahrscheinlich. Wobei ich sagen muss, dass der Directors Cut, wo er dann versucht hat, so ein bisschen was wieder herzustellen aus dem, was ihm eigentlich wichtig war. Ich finde ihn gar nicht so schlecht. Ich finde ihn schon gut. Außer, dass ich auf diese blöden Einblendungen mit dem Text überhaupt nicht geachtet habe und mir das egal war, was in diesem Buch steht.
Florian Bayer: Es ist total schwierig, worüber wir reden. Weil wenn wir über den Directors Cut reden, reden wir natürlich über eine sehr steile Interpretation der Geschehnisse. Der mysteriösen. Geschehnisse und die auch nicht viel Interpretationsspielraum offen lässt.
Johannes Franke: Am Ende nicht mehr, nee.
Florian Bayer: Diese Seiten aus dem fiktiven Buch von Roberta Sparrow, dann wird dir haargenau erklärt, welche Rolle was hier passiert, dass nämlich dieses Paralleluniversum entsteht, welche Rolle Donnie darin spielt, der ist nämlich der Märtyrer und Retter, der dazu führt, dass sich die Tangente schließt.
Johannes Franke: Lassen Sie mal die Geschichte ein bisschen durchgehen und wir können gleich am Anfang einmal klären, was denn die Version unseres Regisseurs ist, die ihm scheinbar sehr, sehr wichtig ist. Und dann können wir uns nochmal überlegen, ob wir vielleicht was anderes sehen. Also wichtig ist, glaube ich, das, was du aufmachst, dass es ein Hauptuniversum gibt, das existiert schön vor sich hin. Und dann plötzlich, in dem Moment, wo Donnie am Anfang des Films entscheidet, nicht im Bett zu liegen, sondern schlafwandelnd rauszugehen, ein Paralleluniversum entsteht, das... in der Lage ist, das Hauptuniversum zu zerstören.
Florian Bayer: Das Paralleluniversum ist extrem instabil. Das ist das, was Frank ihm sagt. In 28 Tagen geht die Welt unter. Das Paralleluniversum wird in sich zusammenstürzen. Das steht außer Frage. Und dabei wird es aber das Hauptuniversum mit verschlingen, weil es ein schwarzes Loch oder ein Wurmloch oder was auch immer bildet. Sprich, es kann das gesamte Dasein auslöschen. Ja. Es gibt nur eine Möglichkeit, das aufzuhalten, nämlich der Aus der Welt, der Donnie Darko ist. The Living Receiver.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Der muss... den Weg gehen, um dieses Paralleluniversum zu schließen und wieder den normalen Zustand herzustellen.
Johannes Franke: Genau, indem er eben nicht wie jetzt im Paralleluniversum aufsteht und rausgeht aus dem Dingen, wo dann später dieses Jet Engine reinfliegt, sondern eben liegen bleibt und sich opfert. Also einfach stirbt.
Florian Bayer: Wir sind schon ein bisschen in der Interpretation, weil dazu habe ich gleich Fragen, die nämlich meiner Meinung nach nicht 100% sind. Okay. Aber bleiben wir mal kurz dabei, weil genau, das ist ja der Hauptunterschied zwischen dem Paralleluniversum und dem Hauptuniversum. Donnie überlebt oder Donnie stirbt. Na auf jeden Fall gibt's dann, achso und wenn ihr den filmlichen Directors Cut gesehen habt, dann habt ihr das alles nicht im Film gesehen, weil ihr diese Seiten von Roberta Sparrow nicht gelesen habt. Was ist neben dem Living Receiver, der Donnie Darko ist noch? Ah, der hat noch super Kräfte übrigens. Was für eine bescheuerte Idee. Der kriegt mega Kräfte und kann Feuer, Wasser kontrollieren, hat telekinetische Fähigkeiten.
Johannes Franke: Es wird aber nicht massiv ausgeschlachtet.
Florian Bayer: Es wird nicht massiv ausgeschlachtet. Auf jeden Fall ist das ein Teil von diesem Auserwählten. Und zusätzlich gibt es noch manipulierte Menschen, die ihn dazu bringen sollen, den Weg zu gehen, der ihn zur Schließung des Universums führt. Und diese manipulierten Menschen kommen in der Handlung vor. Das ist unter anderem seine Lehrerin, die ihm den Hinweis gibt, dass er da mal zur Kellertür gucken soll, um nachher in Roberta Sparrows Haus zu kommen. Oder eben auch der Physiklehrer, der ihm dieses Buch über Zeitreisen gibt, damit er sich damit beschäftigt und so weiter. Und die sollen ihn auf den Weg bringen. Und Donnie Darko wird auf diesen Weg gebracht, um dann schließlich am Ende, wenn sich herausstellt, wie das mit den Visionen zusammenhängt, unter anderem Frank zum Beispiel, der Hase, ist eigentlich nur ein verkleideter Jugendlicher, den Donnie Darko in diesem Paralleluniversum erschießen wird. Und der wie in der Zeit zurückgereist als Toter da auftaucht. Na, auf jeden Fall wird es einfach den Moment geben, wo er versteht, was los ist, wo er den Untergang der Welt beobachtet. Den Absturz des Flugzeugs in diesem Paralleluniversum, dessen Turbine, wie heißt die Turbine nochmal? Das ist der Gegenstand, das Artefakt. Das Artefakt,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Durch den Zeitstrahl im eigentlichen Universum landet und dann versteht er, was los ist und kann im eigentlichen Universum sagen, so, ich bleib jetzt hier liegen, ich lache noch ein bisschen.
Johannes Franke: Ich lache noch ein bisschen, ja.
Florian Bayer: Ich werde jetzt sterben und dann wird sich das Paralleluniversum schließen und...
Johannes Franke: Meine Freundin wird leben.
Florian Bayer: Meine Freundin wird leben und meine Mutter.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Aber die Tochter stirbt im Hauptuniversum, oder? Seine Schwester, seine kleine Schwester.
Johannes Franke: Ist das so? Achso, die kleine Schwester. Achso,
Florian Bayer: das Flugzeug stürzt nicht zwingend ab. Das Flugzeug stürzt nur im Paralleluniversum ab. Weil sonst hätte man sagen können, die Mutter ist nicht im Flugzeug, aber die kleine Schwester mit Kitty zusammen, weil die ja zu diesem komischen Talentwettbewerb geflogen sind.
Johannes Franke: Nein, nein, nein. Das wird schön gerettet alles.
Florian Bayer: Das Paralleluniversum, du sagst es, es entsteht, weil Donnie Darko rausgeht. Aber er wird doch nur von Frank rausgelockt. Er steht doch nur auf, weil er diese Stimme von Frank hört, der sagt, wake up. Donny. Und dann geht er raus. Also ohne Frank würde dieses Paralleluniversum gar nicht entstehen, wenn wir davon ausgehen, dass das das einzige ist, was Paralleluniversum entstehen lässt, nämlich sein Rausgehen.
Johannes Franke: Deswegen würde ich auch ungerne diese Variante der Interpretation, die der Regisseur selber anbietet, wahrnehmen.
Florian Bayer: Was heißt die anbietet? Er schlägt sie uns in die Fresse. Ja,
Johannes Franke: ganz ehrlich. Also ich meine, ja klar, es ist schön und es ist spannend, aber wenn uns das der Regisseur nicht so vor den Latz knallen würde. dann würde ich es viel lieber annehmen. Aber so denke ich mir, nee, ich habe meine eigene Version. Weil an sich ist natürlich die Geschichte interessant und spannend und ich stehe voll auf Zeitreisen und ich stehe voll auf diese Paralleluniversengeschichte und so. Aber irgendwie verliert sie an Atmosphäre, wenn die so propagiert wird groß.
Florian Bayer: Ich gucke ein bisschen ängstlich. Ist deine eigene Version, das findet alles nur in Donnies Kopf statt?
Johannes Franke: Es gibt unterschiedliche Sachen, die ich im Kopf habe, die Möglichkeiten wären, die ich alle irgendwie so gleichwertig spannend finde.
Florian Bayer: Ich finde nämlich noch schlimmer als dieses Overexplained von Richard Kelly ist der Gedanke, ja, was wir hier haben, ist einfach nur ein Teenager, der Außenseiter ist und der hier eine große Vision erlebt. Ja. Das finde ich ganz schrecklich. Das will ich nicht.
Johannes Franke: Ich habe eine kleine Vision eines Teenagers.
Florian Bayer: Es war nur ein Traum.
Johannes Franke: Was ist das? Mein Ding ist... Auf der einen Seite sagt man, okay, das ist alles eine Vision, dann am Ende stirbt er. In dem Moment, also mein erster Gedanke war, so sagen wir es so rum, mein erster Gedanke war, dass in der Sekunde, in der du stirbst, läuft dein ganzes Leben vor dir ab und so weiter. In diesem Fall nicht das, sondern seine Vision dessen, was er gerne noch erleben würde. So, Gedanken durchgespielt und dann gedacht, ja, ist okay, kann man machen. Aber was ist, wenn es andersrum ist, wenn genau in dem Moment, wo der Appendix kommt, das ist dann alles in seinem Kopf. Die letzten zwei Minuten sind an seinem Kopf, weil er sich denkt, nee, ich bin ein rebellischer Teenager, ich denke mir jetzt aus, was wäre, wenn ich denn sterben würde. Weil jeder Jugendliche mal gedacht hat, die werden sich alle wundern, wenn ich sterbe und die werden mich alle vermissen. So, ohne mich könnt ihr auch nicht. So, das ist seine Vision. Okay,
Florian Bayer: ja, auf jeden Fall viel besser. Tausendmal besser. Ich mag diese grundsätzliche Interpretation, das war alles nur ein Traum. Mag ich. überhaupt nicht.
Johannes Franke: In einem Film ist das die beste Version.
Florian Bayer: Es ist immer die schlimmste Version, weil das ist so der faulste Ausweg. Du kannst immer sagen, du kannst alles damit erklären, dass es ein Traum war. Und was hier aber auch ganz konkret dagegen spricht, ist natürlich, dass wir Dinge sehen, die, dass Dinge geschehen, auch nach Donnys Tod, die zeigen, dass das, was er erlebt hat, irgendwie mit der Realität verknüpft ist. Nämlich, dass Frank dieses Hasenkostüm bastelt. Und das sind Dinge, die geschehen als Donnie stirbt, das kann Donnie nicht wissen. Und wir sehen, dass Jim Cunningham offensichtlich mit was zu kämpfen hat und wir wissen aus dem Paralleluniversum, dass er pädophil ist und dass er offensichtlich auch Päderast ist und dass er mindestens konsumiert, wenn ich noch schlafen mag. Und genau, wir sehen diese einzelnen Personen, das heißt, es findet irgendwie was aus diesem Paralleluniversum, hat auch einen Bezug zum tatsächlichen Universum und das ist ein Geschehen, was Donnie nicht wissen kann. Also muss es irgendwie mehr sein als nur seine Vision. Und wie gesagt, abgesehen davon wäre es auch einfach lame. Es ist natürlich reizvoll, dieser Gedanke, dass wir hier einen Teenager haben, der mit seinem Tod flirtet, mit seinem Ende, mit seinem Selbstmord. Weil ja auch diese Verknüpfung, die finde ich ganz spannend, diese Verknüpfung von universeller Apokalypse und persönlicher Apokalypse, die ist ständig greifbar. Das Universum geht unter, weil du untergehst. Und das passt natürlich auch voll zu dieser Haltung von einem Teenager, der sich absolut als Zentrum des Universums... Und erst recht zu so einem Teenager wie Donnie Darko. Und jeder von uns als Teenager hat da auch so seine Seiten davon. Voll. Der glaubt, er weiß alles besser als die Erwachsenen und keiner hat einen Durchblick. Und er weiß, wie das Sexualverhalten von Smurfs funktioniert.
Johannes Franke: Ja, und auch so dieses... erkennen, wie scheiße die Welt eigentlich ist. Dieser große, große Weltschmerz, der entsteht, weil du plötzlich so Zusammenhänge siehst, die du vorher wegignoriert hast und dann feststellst, wie beschissen eigentlich alles ist. Und natürlich, ich finde, das ist eigentlich die viel interessantere Geschichte an der Sache. Also mich interessiert ja fast dann gar nicht mehr so sehr, was jetzt wie zusammenhängt und stimmt das jetzt mit der Jet Engine oder nicht, sondern ... Am Ende finde ich, die Qualität des Films liegt eigentlich eher darin, diese Teenager-World aufzubauen. Das ist ja viel spannender. Und die Figuren sind ein bisschen zweidimensional und so. Und man hat so das Gefühl, das ist alles sehr so. Obwohl er dagegen kämpft und sagt, nein, man kann nicht alles in Fear und Love einteilen, macht der Film doch viele Rechte. Ja, auf jeden Fall.
Florian Bayer: Für mich war das immer ein Teil von dem Satirischen. Das habe ich tatsächlich diesmal gar nicht mehr so krass wahrgenommen. Ich fand, als ich den Film das erste Mal gesehen habe, dachte ich, wow. Als Satire finde ich den Film ganz großartig. So als Satire auf das spießige Amerika der 80er Jahre. Und das ist ja immer noch da. Also wir haben diese wirklich überzeichnenden Figuren. Wir haben einen Jim Cunningham, diesen krassen Selbsthilfe-Guru, der wirklich einfach nur ein Heuchler ist. Und das ist natürlich großartig, wenn Donnie Darko ihn stellt bei dieser Veranstaltung. you're a fucking Antichrist. Und dann haben wir sowas wie Kitty, seine Lehrerin, die mit diesem God is awesome oder Jesus is awesome Shirt rumläuft irgendwann.
Johannes Franke: Oh Gott. Die auch ihn noch verteidigt, wirklich. Die kommt da an die Tür danach, nachdem das rausgekommen ist und sagt, das ist eine persönliche Vengeance gegen ihn, gegen einen unschuldigen Mann, der gar nichts dafür oder irgendwas kann.
Florian Bayer: Und es ist so nah an der Realität. Also um kurz eine Anekdote zu erzählen. Ein Priester Der war immer bei unseren Familienfesten. Und der hat offensichtlich, ich weiß nicht, ob vergewaltigt oder missbraucht, auf jeden Fall hat er eine junge Frau oder ein junges Mädchen, das irgendwie bei ihm gearbeitet hat. Und das kam vor ein paar Jahren raus. Mittlerweile ist es wahrscheinlich schon so zehn Jahre her, um den Dreh. Und als ich wieder in meiner Heimat war und dann habe ich mit Verwandten von mir drüber geredet und die hatten so ganz klar die Haltung, ach, ob das so alles stimmt, wissen wir nicht so genau. Und man weiß ja nicht. Und vielleicht wird da auch was übertrieben und so weiter. Und es war genau... diese Haltung, wo ich dachte, ey Leute, es liegt da. Offensichtlich, es gibt eine Anklage. Es ist wirklich, und die Kirche hat ihn direkt abgezogen, er darf nicht mehr arbeiten und so weiter und die haben trotzdem noch gesagt, naja, mal schauen. Krass. Also das glaube ich entspricht voll der Realitäten, dass gerade diese Personen, die aus diesem moralisch überlegenen Milieu, aus diesem konservativ moralisch überlegenen Milieu kommen, dass die, die es sind dann, die also, wenn ihre Bubble gefährdet wird, sagen, nein, nein, das ist alles Lüge,
Johannes Franke: alles Verwirrung.
Florian Bayer: Und dann ist es abgehandelt. Egal wie krass die Beweise sind.
Johannes Franke: Ja, man versucht so sein eigenes, sein Universum zu schützen, ne?
Florian Bayer: Absolut. Und ich finde aber ganz unabhängig davon, dass es wäre gar nicht nötig gewesen, Jim Cunningham zum Pädophilen zu machen und zum Päderasten, weil der ist ja auch so als Figur schon so unangenehm.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, total. Dieser Selbsthilfe-Guru,
Florian Bayer: der eigentlich ja so säkulare Botschaften hat, also er selbst argumentiert nie mit Gott oder mit Jesus, aber er wirklich so was Sektenhaftes hat, so diese religiöse Wahlen und alle folgen ihm. Und dann auch diese absolut simplen, zweidimensionalen, wirklich im wahrsten Sinne des Wortes zweidimensionalen Lebens.
Johannes Franke: Ja, das ist halt das Bedürfnis der Menschen, alles leicht erklärbar zu machen und ein klares Raster zu haben, in dem man was einsortieren kann. Und ich finde, dass Cunningham und Kitty kaum auseinanderzuhalten sind. Die sind so eine Einheit in diesem Film. Sie als diejenige, die so dieses Cult-Following betreibt und er als Guru vorne dran, das ist so eine ganz klare Einheit und ich finde es so spannend und wirklich tatsächlich, vielleicht auch ein bisschen in der Zeit verhaftet, aber allgemein sehr, sehr gut. dargelegt, diese Art und Weise mit dem Leben und mit den Komplexitäten des Lebens umzugehen, indem man da irgendwie versucht, was drüber zu stülpen, das man leicht einsortieren kann.
Florian Bayer: Und egal wie vieles Karikatur ist, du merkst immer, es hat den richtigen Bezug. Es ist nicht nur die Wahrnehmung des arroganten Teenagers, dass um ihn herum alle spinnen, sondern die Erwachsenen sind ganz oft verlogen, die Erwachsenen verhalten sich ganz oft dumm, die Erwachsenen argumentieren mit ihrer Weisheit und ... Aber wissen auch nicht mehr.
Johannes Franke: Genau, das ist das Ding.
Florian Bayer: Und ich finde zum Beispiel, so eine Stärke vom Film ist halt auch, dass er am Schluss Cunningham zeigt, wie er verzweifelt ist. Weil ich glaube, das ist was, also zumindest in der Partie echt so, nicht nur, dass das so ein Schuss aus der Parallelwelt ist, die ihm Angst macht, sondern dass Cunningham einfach auch unfassbar viel Angst mit sich rumträgt. Also das, was er predigt und sagt, wir überwinden die Angst. Er ist die ganze Zeit zerrissen. Er hat diese riesige Kinder-Pornosammlung. Er versteckt sich vor der Welt. Er versteckt... diesen Aspekt seiner Persönlichkeit vor der Welt natürlich.
Johannes Franke: Ja, klar.
Florian Bayer: Und er ist, was das betrifft, ein ganz schrecklicher Mensch und er muss aber die ganze Zeit mit dieser Zerrissenheit kämpfen, dass das, was er predigt, wo er wahrscheinlich auch an ganz viele Sachen glaubt, die er sagt, dass das in kompletten Widerspruch zu seinem Leben steht.
Johannes Franke: Ja, das ist ja oft so, dass Menschen, die so ganz krasse Sachen predigen und so ganz hart daran festhalten, dass man versucht, sich selbst zu therapieren damit und versucht, sich selbst irgendwie in Richtung zu katapultieren, weil man weiß... Dass das, wo man ist, wo man eigentlich steht im Leben, das genügt nicht den eigenen Ansprüchen eigentlich. Und dann versucht man so ganz besonders hart dagegen zu gehen. Das ist bei ihr aber auch zu sehen, wo sie dieses Buch versucht zu verbannen. Sie hat das Buch nicht ein einziges Mal gelesen. Ich weiß gar nicht, was drinsteht. Das wird sofort klar, weißt du. Sie weiß nicht mal, wer diese Figuren sind und schiebt sie auf Bonanza. Dieses eine Ding, das ist so seltsam. Und es ist aber so klar, dass sie einfach... nur aus Angst eben auch selber, das versucht einfach alles wegzuschieben, was irgendwie gefährlich werden könnte.
Florian Bayer: Und es macht auch so diesen immer wiederkehrenden Diskurs auf. So in den 80ern, Anfang der 80er war es dieses Satanic Panic. Die Metalmusik, die unsere Kinder zu Satanisten machten. In den 90ern waren es dann die Killerspiele. Das ist die Zeit, aus der Donnie Darko kam. 2001, das war so Peak-Killerspiel- Diskussion. Wir hatten irgendwie, Columbine war Ende der 90er. Ja,
Johannes Franke: ja, das war gerade.
Florian Bayer: Und das war eine Diskussion, die immer wieder aufkam, dass die Medien uns die Kinder ... wegnehmen und kaputt machen. Und heute ist es TikTok. Heute ist TikTok das Böse. Und dann ist es Scram Queen. Also es ist ein britischer Autor, ein hoch angesehener britischer Autor und es ist eine Kurzgeschichte von ihm. Aber es gibt ja auch die Gegenentwürfe. Es gibt die erwachsenen Leute. Und gar nicht so wenige, die Vorbilder sind. Wir haben schon gesagt, dass seine Eltern total cool sind in ganz vielen Aspekten.
Johannes Franke: Ja, ja, genau.
Florian Bayer: Und dann haben wir natürlich die beiden Lehrer, nämlich einmal Karen Pomeroy, die von Drew Barrymore gespielt wird und Dr. Kenneth Monitoff, der von Emergency Room Arts gespielt wird. Daher kann ich stehen.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Und die ja so offen sind für die Sorgen der Schüler und die versuchen den Schülern tatsächlich was mitzugeben für ihre Zukunft und für ihr Leben. Und es ist dann ja auch kein Zufall, dass die Kurzgeschichte, die angeblich für die Zerstörung verantwortlich ist, die Kitty so ankreidet, dass das eine Kurzgeschichte ist, die eben Karen Pomeroy mit ihnen gemacht hat. Also die Lehrerin, der es wirklich wichtig ist, dass die Kinder und Jugendlichen sich mit Themen beschäftigen, auch mit tabuisierten Themen. Und sie hat das mit ihnen erarbeitet und das ist ja auch eine wirklich spannende Geschichte und eine Geschichte, die es wert ist gelesen zu werden, gerade von Teenagern.
Johannes Franke: Und sie fragt dann auch gleich Donnie, was er denn darin sieht und so. Weil auch jemand anderes in der Klasse wohl keine Ahnung hatte und die Geschichte nicht gelesen hat.
Florian Bayer: Sie ist ziemlich hart zu den Schülern, die keine Ahnung haben.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Sie macht die ganz schön runter.
Johannes Franke: So ein bisschen edgy, sie soll ein bisschen edgy sein. Ja. Und er sagt als Zitat, They just wanna see what happens when they tear the world apart. Ja. They wanna change things. Dass er das sieht und auf den Punkt bringt. Weil er halt auch derjenige ist, der nach vorne preschen will und das alles ändern will. Und dann eben auch dieses Zitat, they wanna see what happens when they tear the world apart. Also der Film schafft es da immer überall noch so kleine Metaphern rumliegen zu lassen für den ganzen Film.
Florian Bayer: Und auch wieder dieses Thema, du bist eigentlich die Welt und du kannst die Welt zerreißen und du bist übermächtig. Das ist ja auch diese, es gibt ja auch diesen Wunsch von Teenagern da stärker zu sein als sie sind. Ja, und... Natürlich ist Donnie da auch so ein bisschen eine Projektionsfigur für Teenager, weil kein Teenager ist so schlagfertig.
Johannes Franke: Man muss es echt sagen, es gibt eine ganze Reihe von Filmen und dieser Film macht das leider auch. Dass die Teenager schreiben, aber eigentlich so schreiben, als Erwachsener einfach. Du bist ein erwachsener Autor und du schreibst Kindern oder Jugendlichen so Sätze, die sie nie sagen würden. Zeug, was sie nicht im Kopf haben können, weil die Erfahrung noch nicht da ist. Und auch weil diese Reflexionsebene noch nicht so existiert in der Form. Also das sind sehr unmögliche Jugendliche oft.
Florian Bayer: Ja, ich finde... Also der Film macht es definitiv auch. Es gibt Filme, in denen es deutlich schlimmer ist, weil Donnie wird auch ganz oft in seiner Verletzlichkeit und in seiner Ratlosigkeit gezeigt. Selbst in dieser Konfrontation mit Cunningham, wo Cunningham zu ihm sagt, naja, ich glaube, du bist ängstlich und ich glaube, du weißt nicht, wo du stehst und so weiter, fällt ihm auch nichts anderes ein, was natürlich in dem Moment genau trifft, zu sagen, ja, ich bin ängstlich und ja, ich bin wütend und ja, ich weiß nicht, wo ich hin will. Aber sie sind der Antichrist, das ist jetzt nicht graffiniert.
Johannes Franke: Nein, aber die Jugendlichen würden das gar nicht zugeben.
Florian Bayer: Das stimmt.
Johannes Franke: Also wer jetzt so wie Jugendliche würde sagen, ja, ich bin ängstlich.
Florian Bayer: Das stimmt. Aber auch zum Beispiel bei der Therapeutin. Also Donnie wird nicht als der gezeigt, der die Therapie auseinandernimmt, sondern der seine Schwäche in dieser Therapie auch zeigt und der auch tatsächlich ehrlich ist. Wir erfahren ja auch zum Beispiel, das passt nicht zu dem Teenager-Rolemodel, aber zur Teenager-Realität, dass Donnie die ganze Zeit ans Ficken denkt.
Johannes Franke: Natürlich, finde ich super. Ganz toller Satz bei dieser Therapie. Und auch dieses, sie muss ihn schnell da rausholen, damit er nicht seinen Dödel rausholt. Oh mein Gott.
Florian Bayer: Also da finde ich, treffen sie auch schon ganz gut dieses, er ist nicht nur der altkluge Zyniker, sondern er ist auch manchmal einfach der hilflose Junge, der nicht weiß, wie er mit dem Mädchen reden soll.
Johannes Franke: Ja, ja.
Florian Bayer: Und trotzdem ist sie meine Pixie Dream Girl.
Johannes Franke: Ja, leider. Ja, das ist schon, darum geht es halt, dass er sie... Die große Motivation, warum er am Ende stirbt, für ihn ist ja das, was macht, dass sie weiterleben kann.
Florian Bayer: Dass Cretchen gerettet wird. Cretchen, die in die Klasse kommt und der gesagt wird, von der edgy Lehrerin setze ich neben den Jungen, den du am süßesten findest.
Johannes Franke: Welche Lehrerin würde sowas machen? Nein, um Gottes Willen. Also allein das würde schon gerechtfertigen, dass sie gefeuert wird. Es geht ja gar nicht.
Florian Bayer: Und zu Recht. Das macht es als Lehrerin.
Johannes Franke: Das geht nicht.
Florian Bayer: Und die dann auch, Gretchen, die auch dafür verantwortlich ist, dass Seth Rogen, unser guter, großer Comedy-Star, seine ersten Worte in einem Film, sagen wir, Achtung,
Johannes Franke: jetzt kommt Seth Rogen,
Florian Bayer: der große, wirklich witzige Typ, den wir alle mögen, der nette,
Johannes Franke: nette,
Florian Bayer: fantastisch, I like your boobs.
Johannes Franke: Schön. Ja, ja, das sind doch erste Worte, die man sagen möchte als Meister.
Florian Bayer: Das wird ja ewig an sich kleben haben. Was war das Erste, was dein erster Satz in deinem ersten Film war? I like your boobs. Das Schlimme ist, es passt sogar irgendwie zu Zapfrog.
Johannes Franke: Bisschen, ja.
Florian Bayer: Also er hätte dabei noch einen Joint rauchen müssen, aber dann wäre deine Karriere in einem Nutshell gewesen.
Johannes Franke: Mein Gott, was ist das für eine Musik?
Florian Bayer: Was war das? Wo sind wir? Ich glaube, wir wurden rausgerissen.
Johannes Franke: Aber wohin?
Florian Bayer: Oh mein Gott, Johannes.
Johannes Franke: Ja?
Florian Bayer: Ich befürchte, wir befinden uns in einer Self-
Johannes Franke: Oh nein! Shit!
Florian Bayer: Ganz schnell, ganz schnell, damit wir zurück zum Gespräch können. Was müssen wir machen? Was müssen wir sagen?
Johannes Franke: Wir müssen den Leuten unbedingt sagen, dass sie uns abonnieren sollen, wo auch immer sie sind. Also auf Spotify oder Apple oder sowas.
Florian Bayer: Beam, whatever, was ihr auch nutzt.
Johannes Franke: Also abonnieren und anderen sagen, dass sie uns abonnieren sollen.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Wenn euch die Folge gefällt, gebt uns gerne Sterne, Herzchen, Daumen hoch, was auch immer euer Podcatcher anbietet.
Johannes Franke: Genau, und wenn sie euch nicht gefällt, dann schickt diese Episode weiter an eure Feinde oder eure Nachbarn oder sowas.
Florian Bayer: Und wenn ihr uns Feedback geben wollt, wir freuen uns total über jeden Kommentar an johannes.mussmannsehen.de oder florian.mussmannsehen.de.
Johannes Franke: Genau, schickt uns Filmvorschläge und so weiter. Boah, das soll schnell durchkommen. Ja,
Florian Bayer: jetzt schnell raus,
Johannes Franke: schnell wieder zurück ins Gespräch. Die sind aber auch, muss man sagen, vielleicht ein bisschen over the top rassistisch da. Also wir sollen die ja nicht mögen und so, die Mitschüler teilweise. Und was die da sagen, ist halt wirklich so das Schlimmste vom Schlimmsten.
Florian Bayer: Donnies Freunde auch. Es ist ein amerikanischer Fort, das heißt, es ist alles sehr weiß. Aber es gibt diese eine Asiatin, die asiatische Wurzeln hat. Donnies Freunde schreien ihr dann auch mal an den Kopf, geht zurück nach China.
Johannes Franke: Ja, und es ist natürlich dafür da, dass er dann den Gegenentwurf sein kann, dass er mit ihr besser umgehen kann und wir sehen, dass er besser mit ihr umgeht. Das braucht ja den Kontrast, aber ich finde es ein bisschen platt, muss ich sagen.
Florian Bayer: Ja, ist es. Es ist halt auch, Rassismus wird nicht wirklich thematisiert in dem Film.
Johannes Franke: Nein.
Florian Bayer: Es ist halt, wir haben halt diese eine Außenseiterin, natürlich muss erzählt werden, dass sie noch in ihn verliebt ist. Ja. Aber ich finde, sie kriegt eine wirklich schöne Tanzszene. Die ist toll. Wo sie wirklich eine geile Performance hinlegt. Und das ist natürlich klasse gemacht, dass sie diese wirklich künstlerisch ambitionierte Szene hat. Diesen Moment auf der Bühne, wo sie wirklich glänzt und wir sehen, was sie alles kann. Und danach kommen diese blöden Sparkle-Motion-Tussis mit ihrem Duran Duran Song.
Johannes Franke: Geil. Oh man. Und der Blick ins Publikum bei ihr, also wie sie ihre Sache macht, ist halt so Augenrollen und leicht vor sich hinkichern. Und dann der Blick auf die Lehrerin, die es cool findet. Ja.
Florian Bayer: Natürlich, Karen wieder. Genau. Die coole Lehrerin, die edgy Lehrerin, die erkennt, was für Potenzial in ihren SchülerInnen plummert.
Johannes Franke: Ja. Und ich finde, dass die Schauspielerin das sehr süß macht. Die ist wirklich gut.
Florian Bayer: Chirita Shen heißt die Rolle. Ich finde, das ist eine spannende Figur. Sie kommt relativ wenig vor. Sie wird vor allem halt so als diese Außenseiterfigur gezeigt. Aber es gibt diese zwei, drei Momente, wo man sieht, dass sie sich wehren kann. Genau. Indem sie einfach nur Shut Up schreit, aber das macht sie mehrmals ordentlich. Ja. Und es gibt diesen wirklich strange Moment zwischen ihr und Donnie, wo Donnie sie sieht und auch zugeht und sagt, irgendwie in Zukunft wird alles besser für dich sein.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: genau. Und sie kann auch nur Shut Up schreien und wegrennen und dann findet Donnie halt dieses Buch, wo er sieht, dass sie in ihn verliebt ist.
Johannes Franke: Sie versucht halt auch irgendwie... Möglichst nicht groß aufzufallen. Das ist so ein bisschen ihr Ding. Und sie sieht sich auch irgendwie als Außenseiter, will aber als solche nicht erkannt werden. Während die Taktik von Donnie ja eine andere ist. Donnie ist Außenseiter und will das auch betonen und will auch erkannt werden als solche und macht auf Konfrontation.
Florian Bayer: Das hat Donnie auch sehr viel Teenager-Munsch-Projektion. Er ist der coole Außenseiter.
Johannes Franke: Er hat auch Freunde.
Florian Bayer: Hat auch keine Angst vor den Bullys. Also er hat mehrmals so Konfrontationskurse mit den Bullys und ist da komplett angstbefreit. Auch wenn ihm wirklich physisch gedroht wird, inklusive Messer, das ihm an den Hals gehalten wird, mehrmals. Und das ist natürlich auch so ein bisschen Projektionfläche. So wären wir gerne als Teenager. Wir wären gerne der coole, edgy Außenseiter. Aber wir werden nicht gerne der, der Angst hat und sich in die Ecke verkriecht, während der gemobbt wird, sondern wir wollen halt, unser Außenseiterstatus muss schon eine gewisse Höhe und eine gewisse Gravitas haben. Ja,
Johannes Franke: ja, genau. Wie bei Heathers übrigens, den ich auch ganz großartig finde. Der da aber auch nochmal eine Runde dreht, die man am Anfang nicht erwartet. Ja, Heathers könnten wir vielleicht auch irgendwann mal sprechen. Oh,
Florian Bayer: Heathers ist ein Film, der bestimmt nicht gut gealtert ist, nach den ganzen Highschool-Morden und so.
Johannes Franke: Oh Gott, oh Gott, ja.
Florian Bayer: Heathers ist nämlich ein Film, der Ende der 80er oder Anfang der 90er genau das erzählt, wie Amoklauf. abläuft an der Schule. Als Komödie.
Johannes Franke: Als Komödie, ja. Aber ich fand ihn großartig damals.
Florian Bayer: Ich fand ihn auch witzig. Aber ich kann mir vorstellen, dass es ein Film ist, der nicht so gut gealtert ist. Okay, also wir haben diesen riesigen Block Coming-of-Age-Drama.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Und ich habe so das Gefühl, wir sind da auch schon so auf einer Wellenlänge, dass das gut funktioniert.
Johannes Franke: Das funktioniert gut und es funktioniert für mich fast interessanter und besser als dieser ganze Zeitreise-Kram.
Florian Bayer: Würde ich auch sagen. Es ist, der Film hat seine Stärken vor allem in den emotionalen Momenten. Und da gibt es nicht wenige. Da gibt es dieses Gespräch von Donnie mit seiner Mutter. Da gibt es diese kleinen Momente mit seiner Schwester, die auch ganz süß sind. Wenn wir sehen, na klar, die zoffen sich, das sind halt Geschwister. Aber gleichzeitig haben sie auch eine tiefe Liebe füreinander. Gibt es auch eine ganz schöne Szene, die dem Fairtrickle-Release zum Opfer gefallen ist im Directors Cut, wo sie ihn ein bisschen aufzieht mit seiner Beziehung zu Gretchen und so ein bisschen ausfragt. Wir merken, dass da schon so ein... Zusammenhalt auch zwischen ihnen ist.
Johannes Franke: Und in der Therapie-Session kommt es auch so ein bisschen raus, finde ich. Also da ist auch so ein bisschen Emotionales mit drin, wo man auch andocken kann bei ihm. Allerdings muss ich sagen, dass ich die Therapeutin so furchtbar schrecklich finde.
Florian Bayer: Die Therapeutin ist halt wie so viele Filmtherapeutinnen über...
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: realistisch?
Johannes Franke: Nee, es funktioniert nicht.
Florian Bayer: Und diese ganze Hypnose-Therapie, die sie da macht, das ist ja auch einfach so. Es ist so sehr viel Bullshit dabei. Na,
Johannes Franke: weiß ich nicht genau. Also Hypnotherapie ist schon, also man wird schon in so ein State of Mind gebracht. So genau weiß ich es auch nicht.
Florian Bayer: Und es ist natürlich auch, also was merkwürdig ist, es gibt einfach den Moment, wo ihre Diagnose klar sein muss und wo ihre Diagnose auch klar ist, wo sie zu seinen Eltern sagt, naja, er hat halt Halluzination. Das ist eine Schizophrenie, ganz weit deutlich, das ist eine Psychose. Und die Art, damit umzugehen, ist aber dann auch merkwürdig, weil es sollte eigentlich viel mehr Alarmismus dabei geben, ne?
Johannes Franke: Ja, ja, ja, genau.
Florian Bayer: Wenn wir davon ausgehen, und davon muss jede Person ausgehen, die irgendwie mit ihm interagiert, dass das, was er erzählt, dass er das erlebt, dass er das Gefühl hat, das zu erleben und dass das natürlich nicht wirklich stattfindet, dann sind das krasse Halluzinationen. Weil wenn du... Derart Figuren siehst, das ist einfach nochmal eine neue Form von Schizophrenie. So viele Abstufungen, großes Spektrum. Und wenn du aber so eindeutige visuelle Halluzinationen hast und auditive Halluzinationen, dann muss da dringend was dagegen gemacht werden. Und dann solltest du keine Placebos kriegen.
Johannes Franke: Das finde ich das Merkwürdigste, muss ich sagen. Das ist vielleicht auch etwas, was in dem Directors Cut ein bisschen daneben gegangen ist. Weil das finde ich... Ergibt auch überhaupt keinen Sinn im Zusammenhang, da jetzt einfach zu sagen, du kriegst Placebos und damit irgendwie beweisen zu wollen, dass er eigentlich nicht wirklich krank ist, sondern einfach da wirklich was sieht, was existiert. Nein, finde ich nicht. Nein, nein, nein.
Florian Bayer: Zumal Placebos so nicht benutzt werden. Es gibt einfach keine Placebotherapie. Das wird einethisch angesehen. Placebos werden benutzt in der Forschung, um Medikamente zu testen, aber Placebos werden nicht im Alltag eingesetzt.
Johannes Franke: Ja, für Kontrollgruppen ist das.
Florian Bayer: Genau. Du musst keine Angst haben, dass du zum Psychiater gehst und der sagt, nimm diese Tablette und sie hilft dir und das ist ein Placebo, ein hypochratischer Eid und so weiter. Das darf man gar nicht machen.
Johannes Franke: Also auch überhaupt um das Psychologische mal ein kleines bisschen wenigstens abzuhandeln, können wir jetzt erschöpfend bestimmt nicht machen, aber das Interessante ist, dass sich viele Leute, die in diesem Spektrum der psychischen Krankheiten sich bewegen, sich da irgendwie auch sehen. Also tatsächlich das Gucken und Sagen, ja so. Vom Gefühl her, was ich dann Gefühl von dem Film bekomme, kann ich mich wiedererkennen. Aber andererseits, wie es dann dargestellt ist tatsächlich, macht es nicht unbedingt die besten Sachen damit. Weil man als Menschen, die das nicht kennen und die nicht wissen, wie sowas abläuft und wie so eine Krankheit eigentlich gelagert ist, die sind danach nicht schlauer, sondern eher dümmer, was das betrifft.
Florian Bayer: Man merkt, dass Richard Kelly sich viel mit Schizophrenie auseinandergesetzt hat in der Recherche zu dem Film.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Weil er hat so einzelne Punkte, die er sehr gut trifft. So dieses, also zum Beispiel auch, dazu gehört ja auch dieses sich im Mittelpunkt fühlen. Und dieses Gefühl haben, dass man von allen Seiten gelenkt wird. Und dieses Aufladen mit Sinn, dass irgendwas passiert und man lädt es mit mehr Sinn auf, als es eigentlich hat. Weil ein Schizophrener würde hören, wie seine Lehrerin sagt, Zellerdorf ist ein schönes Wort. Und würde denken, oh mein Gott, das ist ein Hinweis und ich muss jetzt diese Kellertür finden. Also das trifft es total gut. Oder auch dieses, dass die Welt untergeht, dieser Gedanke, dass was Schreckliches bevorsteht, was Schreckliches passieren wird. Und auch wenn wir in dieses ganz krasse Spektrum gehen, auch diese Halluzinationen, dass Stimmen gehört werden und dass man Stimmen nachgeht, dass man das Gefühl hat, dass das ganz viel determiniert ist, wie man sich bewegt und so.
Johannes Franke: Und wenn es so ganz, ganz konkrete Halluzinationen sind, wie so ein Hase, dann bist du wirklich in einem wirklich krassen Spektrum. Und da kommen wir zu dem Bogen zurück, wo du gesagt hast, dass die Psychologin... Mit weitaus zu wenig Alarm zu den Eltern kommt und sagt, naja, der hat halt Schizophrenie, vielleicht, da machen wir ein bisschen was, mal gucken, mal gucken, wie sich's entwickelt. Wir beobachten das mal. Oh Gott.
Florian Bayer: Und auch, nachdem er ihr gesagt hat, also dass es sich mit einem Anruf gut sein lässt, nachdem er ihr gesagt hat, dass er die Schule, oder was sagt er, dass er das Haus von Cunningham angezündet hat und dass Frank jemanden töten wird, dass Menschen sterben werden.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Danach ruft sie einmal an und sagt, ey, wir müssen echt ganz dringend reden, liebe Eltern. Ihr seid nicht da, okay, dann, naja, wir müssen reden. Tschüss, schönes Wochenende. What?
Johannes Franke: Um Gottes Willen. Nee, das funktioniert so nicht. Also das ist halt wirklich so ein bisschen ein Problem, finde ich, des Films. Aber ansonsten, wenn man da drüber wegkommt und wenn man auch nicht Naja, wenn man nicht zu der Gruppe gehört, die es betrifft, dann kann man das gut wegignorieren, das Problem.
Florian Bayer: Ich finde tatsächlich, also was ich problematisch, noch problematischer fand, war dann, wie sie mit Kreatchen umgehen. Wie sie die Figur der Kreatchen schreiben.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Dass sie zum einen, so am Anfang, als dieses Manic Pixie Dream Girl reinkommt, dass sie dann ein bisschen Hintergrundgeschichte kriegt. Aber dass die Hintergrundgeschichte vor allem dazu benutzt wird, dass sie sagt, ich habe Angst um meine Mutter und Angst vor meinem Vater. Genau. Lass uns Sex haben.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, ja.
Florian Bayer: Dass sie wirklich... diese Klischee-Christe greifen und sagen, die Frau, die gerade, die wirklich ängstlich ist und hilflos und natürlich ist das Erste, was sie macht, Sex zu haben mit ihr.
Johannes Franke: Ja, das funktioniert gar nicht. Also auch, wie es hergestellt wird, die Szene, wie sie inszeniert ist, dass er sie dann küsst in dem Moment, wo es eigentlich gerade überhaupt nicht angebracht ist, finde ich wirklich seltsam. Vor allem, weil es ja nicht hinterfragt wird, sondern weil es als, ja, so passiert das halt.
Florian Bayer: Und man muss nicht mal einen großen moralischen Punkt ansetzen, sondern es ist auch einfach so ein faules Storytelling.
Johannes Franke: Ja, ja, genau.
Florian Bayer: Okay, also wir haben über den Science-Fiction-Aspekt geredet, in dem wir einfach versucht haben, auseinanderzunehmen, was da passiert. Ja. Wir haben über den Coming-of-Age-Aspekt geredet. Ich würde ganz kurz gerne noch zum Satirischen kommen. Ich finde, es gibt nämlich so ein paar Momente, wo dieses... Dieses Leben im Vorort, dieses spießige Leben, wirklich schön getroffen wird. Also ganz großartig diese Eröffnungssequenze in der Schule. Wenn die Kamera durch die Schule fährt und wir sehen einmal diesen Mikrokosmos Schule und vor allem zum einen diesen Mikrokosmos Teenager, die komplett entkoppelt sind von dem Mikrokosmos Lehrer. Es gibt überhaupt keine Andockungspunkte, außer misstrauische Blicke. Ganz großartig.
Johannes Franke: Dazu möchte ich ganz kurz was erzählen. Nun war der Regisseur sehr jung. 25 Jahre alt. Diese Szene kam am zweiten Drehtag. Ja, viel Glück. Genau. Und die haben da richtig wunderbar was aufgebaut mit der Kamera und so weiter. Und alle haben sich gefragt, ja, also kriegt der das hin? Mit 25, was weiß der schon? Und so. Und dann haben die das gedreht. Und die haben echt einen halben Tag oder dreiviertel Tag nur für diese Szene. Und es hat lange gedauert und sie haben viel Zeit dafür verballert und die hatten nicht wahnsinnig viel Zeit für die Dreharbeiten. 28 Tage der Legende nach, naja, ein Monat ungefähr Dreharbeiten. Und dann hat er seinem Cutter, hat ihm das geschicktes Material und hat gesagt, bitte, so schnell wie möglich leg die Musik drüber und schneide das irgendwie, dass wir den anderen zeigen können, dass das geil aussieht und dass das gut ist. Und es ist aber auch aufgegangen. Er hat es tatsächlich bekommen, am nächsten Tag am Set gezeigt. Leute haben es sich angeschaut und man merkte wirklich, wie ein Stein nach dem anderen vom Herzen fiel. Und alle gedacht haben, okay, wir machen hier was, es ist in Ordnung, das wird gut, das sieht gut aus. Und das hat eine emotionale Tiefe, die wir jetzt beim Drehen vielleicht nicht gemerkt haben, aber die im Schnitt dann funktioniert. Machen wir mal weiter so. Aber es war ein guter Move von ihm.
Florian Bayer: Absolut. Was für eine geile Szene. Es ist wirklich eine Schlüsselszene einfach, weil sie sehr gut das... umfasst. Und wir haben diesen Moment auch ganz am Anfang, wenn Donny in den Vorort fährt und wir haben so diese Vorort-Idylle, die auch immer so ein bisschen gesteigert wird bis zu dem Punkt, wo du denkst, oh, jetzt ist er voll drüber. Dann hast du noch das kleine Mädchen, das auf dem Trampolin springt und den Vater, der mit seinem Laub bläser. Irgendwann in 100 Jahren werden Menschen auf unsere Zeit gucken und sagen, ihr habt was gemacht? Ihr habt riesige Maschinen benutzt, um Laub von A nach B zu blasen? Mit einem Motor? Also nochmal, ihr habt Benzin verbrannt, um Laub zu bewegen und ein Besen hätte es nicht getan?
Johannes Franke: Es ist so dämlich, ich finde diese Dinger sowieso, naja egal, absolut.
Florian Bayer: Genau, aber auf jeden Fall, es gibt dieses Vorurteile, was auch kitschig gezeigt wird.
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Aber ich finde das wirklich lustig.
Johannes Franke: Ja, ja, als Satire, absolut, funktioniert das.
Florian Bayer: Und das haben wir ja auch mit Jim Cunningham, dieses Jim Cunningham Video. Wenn er da rumläuft und sagt,
Johannes Franke: Angst,
Florian Bayer: Liebe. Und dann der Junge, der sagt, die Mutter mit ihrem Jungen, die sagt, bis vor ein paar Jahren dachte ich noch, es wäre normal mit zehn Bettnässer zu sein. Dieser Junge sitzt daneben und stirbt innerlich. Wenn du jetzt pausierst, kannst du den Moment treffen, an dem er denkt, mein Leben ist vorbei.
Johannes Franke: Oh, der arme Junge.
Florian Bayer: Als ich ihn vor 20 Jahren gesehen habe, habe ich das satirisch irgendwie größer wahrgenommen. Gerade nicht so. Nicht übermäßig viele satirische Momente, aber die, die er hat, die treffen meiner Meinung nach echt gut.
Johannes Franke: Jaja, das tun sie auf jeden Fall. Aber tatsächlich habe ich da nicht viel aufgeschrieben zu, weil eben dieser Teil gar nicht so groß ist. Also dieser satirische Teil, der ist halt da, der ist inhärent schon allein der Geschichte wegen, weil er eben dagegen rebelliert und wir natürlich auch mitbekommen sollen, warum er rebelliert und dass er Recht hat mit seiner Rebellion und das schaffst du am besten über so eine... satire. Sie hätte auch beißender sein können.
Florian Bayer: Ich kann mir vorstellen, dass da einiges von dem Satirischen von Sean McKittrick reingekommen ist. Der Produzent war der, der mitgeschrieben hat am Drehbuch auch. Lass uns das mal vernünftig runterkürzen. Der hat später ganz viele von diesen Horrorfilmen gemacht, die so diese satirischen Anleihen haben. Und das Zeug hat er produziert. Und vielleicht hat er damals schon so ein Fable dafür gezeigt. Pride and Prejudice and Zombies. ist auch von ihm. So diese Mischung aus Horror-Mystery und satirischen Anklängen und das finde ich auch in diesem Film wieder. Wie gesagt, das ist noch nicht so krass da, aber ich kann mir vorstellen, dass durch ihn da einiges mehr reingekommen ist und das aus dem aus dem Nostalgischen, was auch da ist, dann noch ein bisschen mehr Satirisches wurde.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Weil Nostalgie haben wir halt auch ganz viel, ne?
Johannes Franke: Ja, total.
Florian Bayer: Wir sehen, dass Richard Kelly E.T. Fan war. Er lässt nämlich am Schluss die Kinder nochmal mit die Jugendlichen mit Fahrrädern da hinfahren durch die Nacht.
Johannes Franke: Es ist total süß. Er hat das 80er-Ding wirklich hart verteidigen müssen. Die Produzenten haben ja an allen Stellen, guckt man dann ja, wo man noch was wegstreichen kann. Es gab auch noch Figuren, die sie weggestrichen haben, die schon besetzt waren, wo die Schauspieler dann mit langen Gesichtern am Telefon saßen und rausgefunden haben, dass die weggestrichen wurden. Oh nein. Und man guckt dann halt, wie kann man das noch vereinfachen und möglichst weniger Geld ausgeben müssen. Und die 80er waren in Gefahr. Der hat wirklich gesagt, warum machst du den nicht heute? Warum soll der nicht heute sein? Und dann hat Kelly gesagt, aber dann muss der wie so ein Incel am Computer sitzen die ganze Zeit. Das will ich nicht.
Florian Bayer: Das Geile ist ja, wenn du heute oder vor fünf Jahren diesen Film gedreht hättest und hättest ihn heute angesetzt, hätten alle gesagt, warum machst du das nicht in den 80ern?
Johannes Franke: Stimmt, genau. Ja, also ich finde die Entscheidung schon sehr gut und es macht auch eine tolle Atmosphäre mit der Musik und mit allem auf. Das ist schon toll.
Florian Bayer: Und es war wirklich in der Zeit, in der die 80er noch nicht so im Trend waren, wie sie heute sind. Genau. Wenn du heute einen Science-Fiction-Fantasy-Mystery-Film drehst, vielleicht mittlerweile nicht mehr, vielleicht hat sich das wieder ein bisschen gelegt. Aber so vor ein paar Jahren noch. Weil irgendwie klar, ja, die 80er liegen total nah. Und es gab viele Filme, die in diesem Setting gespielt haben und sich verbeugt haben vor E.T. und Indiana Jones und den Goonies usw. Und Donnie Darko hat das einfach mal 15 Jahre früher gemacht.
Johannes Franke: Du hast noch nicht ein einziges Mal Watership Down mit reingebracht. Und das liegt vielleicht daran, dass du die Theatrical-Version gesehen hast. Ich weiß,
Florian Bayer: ich hab die Szene im Directors Cut gesehen. Also sag bitte was dazu. Aber es kommt nicht in der Theatrical-Version vor.
Johannes Franke: Aber auch nicht mündlich? Oder wie ist das? Weil ... Watership Down ist ja tatsächlich eine der naheliegendsten Versionen, weil Watership Down, ich weiß nicht, ob ihr das kennt, aber es geht um einen Hasen, der ein bisschen in die Zukunft gucken kann und die werden vertrieben aus ihrer Heimat. Und wenn der so aufs Feld guckt, ist das ganze Feld voller Blut plötzlich und so. Das ist eigentlich... Ein Animationsfilm und man denkt immer, das ist ein Kinderfilm. Und dann machst du den an und dann nach fünf Minuten sagst du, Kinder, geht mal raus.
Florian Bayer: Weil es wirklich ein brutaler,
Johannes Franke: düsterer Film ist, um Gottes Willen.
Florian Bayer: Ein Hasengenozid und dann irgendwann kommt auch noch so ein Hitlerhard. Ja, ja,
Johannes Franke: genau. Also es ist schon ein hartes Ding. Von Douglas Adams? Nein, keine Ahnung. Nein, nein. Wer heißt er?
Florian Bayer: Richard Adams.
Johannes Franke: Mhm. Von Richard Adams. Und das ist so wirklich ein hartes Ding. Aber diese Hase ist halt naheliegend. Weil du hast einen Film über so Zukunfts- und Vergangenheitsgeschwurbel und dann ist Watership Down natürlich irgendwie klar. Liegt auf der Hand. Und auch...
Florian Bayer: Auch, dass er wie eine Hase die ganze Zeit rammeln will?
Johannes Franke: Okay. Ja, jedenfalls... Wird das im Film zitiert? Und wir sehen auch ein paar Ausschnitte daraus.
Florian Bayer: Es ist bei im theatrical release komplett der Schere zum Opfer gefallen. Watership Down kommt, soweit ich mich erinnere, in dem Film überhaupt nicht vor.
Johannes Franke: Okay. Und auch der Film, den sie im Kino sehen, da war ja auch gar nicht so richtig klar, was das sein könnte und dürfte.
Florian Bayer: Und dann haben sie Evil Dead genommen.
Johannes Franke: Ja, Evil Dead genommen.
Florian Bayer: Ich habe Johannes als einen der sehr frühen, muss man sehen, Filme, habe ich Johannes den zweiten Teil gegeben, Evil Dead 2, weil ich gehofft habe, dass... Ein bisschen mehr Slapstick ihm das nahe bringt, dass er mit der Gewalt und mit dem Splatter umgehen kann. Nein,
Johannes Franke: gar nicht.
Florian Bayer: Hat nicht funktioniert.
Johannes Franke: Hat gar nicht funktioniert.
Florian Bayer: Sie gucken Evil Dead im Kino und Gretchen schläft während dieses Films die ganze Zeit durch.
Johannes Franke: Völliger Quatsch. Aber das ist vielleicht, weil sie einfach so ein Supporting-Ding ist. Wie heißen die? Es gab so ein System dafür. Das eine sind die Manipulated Living und die anderen sind die Supportive irgendwas.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Jedenfalls die genau das Richtige machen, damit er dann sein Zeug machen kann. Also sie schläft ein, damit er dann losgehen kann, um das Haus anzuzünden. Ja,
Florian Bayer: was haben wir noch? Wir haben einige Referenzen. Wir haben Watership Down, wir haben den Evil Dead, den Sie im Kino gucken.
Johannes Franke: Den Sie übrigens kostenlos bekommen haben.
Florian Bayer: Den Sie kostenlos bekommen haben.
Johannes Franke: Ja, also es war ja sowieso finanziell schwierig, einen Film zu lizenzieren. Und der Typ hat gesagt, ja, das ist ein guter... Guter Film, da gebe ich euch einfach jetzt die Möglichkeiten, das zu machen.
Florian Bayer: Ganz spannend, auch naheliegend, Last Temptation of Christ hat es nicht auf die Leinwand geschafft, aber zumindest den Titel sieht man vom Kino. Und Last Temptation of Christ ist ein Film, der auch in so einem Tangentenuniversum spielt. Der ist aus dem, auch Anfang der 80er, ne? Und es war ein großer Skandalfilm und zwar erzählt er die Geschichte von Jesus bis zur Kreuzigung. Und erzählt dann aber, wie Jesus am Kreuz quasi so eine Vision hat, wie er nicht... der Märtyrer ist, sondern ein normales Leben führt, mit Maria Magdalena verheiratet, von Martin Scorsese. War ein riesiger Skandal damals. Die Kirchenleute sind auf die Barrikade gegangen. Das ist Plasphemie, das könnt ihr nicht machen. Ihr könnt nicht Jesus als normalen Menschen darstellen. Dabei ist der Film sehr, sehr christlich, also sehr positiv gegenüber dem christlichen Glauben, weil er erzählt die Geschichte dann so, dass das eben Last Temptation, die letzte Verführung von Jesus ist. Und er am Schluss am Kreuz sich entscheidet, nein, ich bin nicht dieser normale Mensch, der dieses normale Leben führt, sondern ich bin der Märtyrer und er stirbt am Kreuz und es ist vollbracht. Das ist total albern. Die Kirche hätte sagen sollen, wow, krass, da wurde was total Spannendes mit unserem Glauben erzählt und das können wir so nehmen. Aber nein, Martin Scorsese hatte damals viel Gegenwind und das ist natürlich auch die Geschichte. Du entscheidest dich dazu, Märtyrer zu werden und nimmst das an.
Johannes Franke: Nur ohne Jet Engine. Ja,
Florian Bayer: die damals noch nicht. Genau, dann haben wir die IT-Verbeugung mit diesen Fahrrädern, mit denen sie fahren. The Destructors haben wir schon genannt. Und ich gucke gerade noch kurz, es gibt halt viele Referenzen ans 80er Kino grundsätzlich. Und dann haben wir dieses fiktive Buch der Zeitreisen, Philosophie of Time Travel, das neben Stephen Hawking, die kurze Geschichte der Zeit, das große Physikbuch ist, mit dem sich Donnie Darko dann irgendwann beschäftigt.
Johannes Franke: Erinnerst du dich daran, wie du den Film wahrgenommen hast, beim ersten Mal, wie auch diese alte Frau und so, weil das ist ja schon so, dass man anfängt während des Guckens zusammen zu puzzeln. was wie wo zusammenhängt und wer und wen. Was hat diese Frau da zu suchen und so. Und sie guckt immer wieder in ihrem Briefkasten und man versteht schon irgendwie relativ schnell, dass sie auf den Brief wartet, den dann Donnie irgendwann hängen muss.
Florian Bayer: Ja, weiß ich nicht. Nicht unbedingt.
Johannes Franke: Nee? Nee. Er ist ja so deutlich mit ihr dann irgendwie so in Kontakt und man denkt sich, ja gut, okay, aber dann muss auch was zwischen denen passieren. Und ich war fast ein bisschen enttäuscht, weil das nur dieser Brief war und nicht noch mehr. Und sie nicht irgendwie... Zum Beispiel seine Jugendliebe, die hier, wie heißt sie? Gretchen. Gretchen, die alte Version von ihr ist oder sowas. Dann hätte man da nochmal irgendeinen Spin haben können. Aber das habe ich erwartet, weißt du?
Florian Bayer: Ich weiß noch, dass ich dieses, als ich den Film, ich habe den natürlich nicht in dieser Detailtreue interpretiert, wie Richard Kelly es da einem hinlegt. Das kann man einfach nicht wissen.
Johannes Franke: Nein, das geht nicht.
Florian Bayer: Aber so dieses Grundgerüst, diesen Grundgedank von Kelly habe ich damals schon auch gezipiert. Das heißt, ich habe diese Robert. Sparrow, diesen Roberta Sparrow Subplot als relativ wichtig wahrgenommen und auch dieses Philosophieren über Zeitreisen, weil das darf man nicht vergessen, wenn man sagt, dass der Directors Cut over explained, dass dieses Philosophieren über Zeitreisen und Paralleluniversen, über Determinismus und so weiter, dass das auch ohne diese Textstellen vorkommt, weil Donnie Darko jedem, dem er begegnet, von diesem scheiß Buch erzählt und er redet mit seinen Eltern drüber, mit seinen Freunden, mit Gretchen, mit seinem Lehrer, also ... Richard Kelly hat irgendwann mal gesagt, so und als ich den dann fertig hatte, den Fairtrade-Cut, mehr hätte ich nicht machen können. Das war alles erklärt. Und so fühlt es sich auch an. Also obwohl so ein bisschen Mysteriöses bleibt, was dann im Directors Cut komplett erschlagen wird, hat man das Gefühl, man hat verstanden, worum es geht. Also man weiß ungefähr, was hier passiert, dass es hier eine Paralleldimension gibt, das irgendwie in die Vergangenheit gereist wird, ohne zu wissen, was dabei eine wesentliche Rolle spielt. Ich fand schon, dass das auch im Original-Cut präsent ist und deswegen, das ist für mich so ein Hauptargument für den Original-Cut, dass es diese Erklärung vom Directors-Cut auch einfach nicht braucht.
Johannes Franke: Aber ich muss sagen, ich hab den ja gesehen, auch wenn es das sicherlich nicht gebraucht hätte, fand ich den Film nicht schlechter deswegen. Ich fand ihn tatsächlich immer noch sehr gut. Ich hab mich immer noch sehr gefreut über den Film. Also natürlich hab ich dann andere Blickweisen darauf mit Anfang 40 als jetzt mit Anfang 20, aber... Aber trotzdem, ich habe mich immer noch sehr gefreut über den Film.
Florian Bayer: Ich fand tatsächlich, also was ich vom Direktorskat gesehen habe, ich fand diese Szenen mit den Augen und dann einmal Matrix draufgeklatscht, das fand ich echt scheiße. Also richtig schlecht. Was war das? Nein, sie haben die, es gibt diese Momente, wo... Ach so,
Johannes Franke: dieses... Ah, ja,
Florian Bayer: ja, ja. Diese Kamerafahrt extrem auf sein Auge. Ja. Und dann aber auch dieser Technik-Bullshit.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Dass wir so sein Gesicht haben oder so und dann haben wir so Code, der abläuft.
Johannes Franke: Ja, wo man sich fragt, wo soll das sein und warum.
Florian Bayer: Und dann auch, wenn die Zeit zurückläuft, ganz am Schluss, wieder zum Anfang des Films, zurückspult, dann auch viel mit so Texteinblendungen und so, wo du das Gefühl hast, Alter, du musst nicht hier versuchen, Web 1.0 zu simulieren. Das muss echt nicht sein.
Johannes Franke: Oder ist das der Blackbox-Ticker von einem Flugzeug? Also es gibt ja so Aufzeichnungen. Ja, ja, ich weiß.
Florian Bayer: Keine Ahnung. Es ist auf jeden Fall, ich finde, es war so technischer Bullshit. Das hat mich richtig gestört, was er da macht. Das macht auch die Ästhetik von dem Film kaputt.
Johannes Franke: Aber ich glaube, deswegen habe ich auch die Texteinblendungen ignoriert, weil ich gedacht habe, ja, es scheint keine Rolle zu spielen. Weil die kommen ja eher als jetzt die Bucheinblendungen, weil die Bucheinblendungen kommen ja erst, glaube ich, wenn man das erste Mal von dem Buch hört. Das ist auch total krass. Ich weiß es nicht. Ja, ja,
Florian Bayer: doch, doch. Das habe ich auch gesehen. So weiter habe ich geguckt. Diese Bucheinblendung kommt zum allerersten Mal, wenn der Lehrer ihm das Buch gibt und er es liest. Okay.
Johannes Franke: Und da sind vorher schon diese Einblendungen dazwischen und man denkt sich, ja, es spielt keine Rolle für den Film, also brauche ich mir keine Mühe zu geben.
Florian Bayer: Das ist halt so komisch, es ist einfach nochmal so, als ob da jemand nochmal versucht hat, ein bisschen Glitzer draufzuhauen, aber einfach nur heiß draufgeklein. Nein, wirklich, das hat mich auch wirklich gestört.
Johannes Franke: Aber mich stört nicht.
Florian Bayer: So mit Hemdscham,
Johannes Franke: ich komme damit klar, ist doch wurscht. Ist doch trotzdem das, was ich draus mache und nicht, was der Rest der Dritte jetzt irgendwie.
Florian Bayer: Aber das Wesentliche... Das Wesentliche an dem Film ist einfach das Emotionale. Und dadurch, dass du die Zeitreise bis zum Ende erklärst und daraus so ein Gewurschtel machst mit verschiedenen Rollen, die verschiedene Figuren einnehmen, was in sich selbst nicht mal 100% logisch ist, weil wie gesagt, wie ist das Paralleluniversum entstanden und Donnie Darko geht zu Frank und ist damit verantwortlich für das Paralleluniversum und so weiter. Damit machst du das wirklich so ein bisschen kaputt, weil du dann... plötzlich auf dieses Technische abfährst. Während das Spannende ist halt das Emotionale.
Johannes Franke: Was ich noch interessant fand, beim Gucken habe ich ja nicht alles sofort entschlüsselt und so. Vieles kommt in der Recherche dann so, ah, okay, das sind ja Details und so. Und man hat so ein grundsätzliches Gefühl dafür, was gemeint ist, aber es ist ja nicht alles klar. Bei mir im Kopf war sofort dieser Loop da. Den habe ich in der Recherche dann auch immer mal rausgefunden, dass Leute da auch auf die Idee gekommen sind, dass das als Loop immer wieder abläuft. Und den Gedanken hatte ich eben auch am Anfang. Also nicht am Anfang, sondern am Ende des Films. Dass ich dachte, in dem Moment, wo er wieder an der Stelle in seinem Bett ist und eben nicht aufsteht, dachte ich, oh, oh, das ist also ein Loop. Der wiederholt sich immer wieder, bis das Richtige passiert. Und den Gedanken fand ich noch spannend. Dass auch der Hase vielleicht dann nicht derjenige ist, der das initial lostritt, sondern der beim zweiten, dritten Loop erst dazukommt. um das Ganze in die richtigen Bahnen zu lenken. Also wäre jetzt so eine Ausflucht. Das wäre jetzt eine Möglichkeit, das zu erklären. Aber ich finde es nicht ganz unspannend.
Florian Bayer: Was ich noch ganz interessant finde, was so ein bisschen noch mal... das Kriterium draufpacken kann, ist der Start des Films. Und zwar, dass wir am Anfang Donnie Darko da sitzen sehen, wo er auch ganz am Ende sitzt, bevor er wieder in seinem Zimmer wach wird. Donnie Darko wird an der Landstraße wach und fährt dann nach Hause. Und eigentlich wäre es ja total naheliegend, dass Frank ihn dann, wenn er ihn von der Flugzeugturbine weglockt, zu dieser Landstraße bringt, wo das Geschehen startet. Aber es gibt dieses Kurze davor, bevor dieses Paralleluniversum entsteht. Und dass wir das nochmal sehen? und dass Donnie genau an diesem Ort ist und am Schluss auch wieder an diesem Ort ist.
Johannes Franke: Könnte eine lupe Sache sein auch.
Florian Bayer: Öffnet vielleicht auch die Möglichkeit zu sagen, okay und vielleicht findet das auch ein bisschen früher statt. Vielleicht findet früher schon irgendwie so eine Verzerrung von Raum und Zeit wie auch immer statt. Und vielleicht müssen wir das gar nicht so auf diesen einen Punkt setzen und vielleicht müssen wir uns gar nicht so an diesen Mist mit Flugzeugturbine als Artefakt und so klammern. Weil ich finde dann, es wird halt einfach flacher dadurch. Es wird einfach schwächer. Und ich bin dankbar für Interpretationen, die sich so ein bisschen von dem lösen, was sich Richard Kelly gedacht hat, weil es wird auch so ein bisschen Zeitreise-Kitsch dadurch. Ja,
Johannes Franke: das stimmt.
Florian Bayer: Und das tut dem Film nicht gut.
Johannes Franke: Ja, es ist vielleicht tatsächlich auch etwas, wo ich beim Gucken gemerkt habe, ja, so hätte ich es auch gemacht, aber ich glaube, ich hätte es halt auch nicht gut gemacht.
Florian Bayer: Es ist aber auch echt schwer, sowas zu erzählen, ohne zu viel zu verraten und ohne zu wenig zu verraten. Und ich glaube, wenn du irgendwann als Künstler in diesem... in diesem Gedanken drinsteckst und es nicht mehr natürlich ist, weil du denkst die ganze Zeit drüber nach, was will ich verraten, was will ich nicht verraten? Dann wird es, glaube ich, mit jedem bisschen rumdoktern, egal in welche Richtung, schlimmer.
Johannes Franke: Das Dumme ist ja, du hast einen Film schon veröffentlicht und der hat ja jetzt dann durchaus Erfolg gehabt. Du hast am Anfang, Kinoverlauf ist nicht so gut gewesen, aber die DVDs sind durchgestartet. Das heißt, du weißt, der Film, der von den Produzenten geschnitten wurde, funktioniert so. Die Leute mögen das. Und die Leute spekulieren und da sind auch tolle Leute dabei, die tolle Sachen spekuliert haben. Dann aber zu sagen, jetzt will ich aber das nochmal klären auch, verstehe ich nicht, muss ich sagen. Also nochmal, ich finde den Directors Cut gut, aber warum musste er sein? Warum hat er das gebraucht?
Florian Bayer: Ich glaube, das war einfach künstlerisches Ego dann auch. Ich hatte eine andere Vision als ich. Und es ist okay. Also, good for him. Dass er seine Vision nochmal umsetzen konnte und sagen konnte, damals war ich in niemand. Und ich hatte diese große Möglichkeit, diesen Film zu machen. Das hieß aber auch, dass ganz viele Leute dran rumdoktern. Und jetzt mache ich aber das, was ich ursprünglich im Sinn hatte.
Johannes Franke: Der wollte ja noch so, der hat sich ja ganz viel an Nolan dann auch geklammert. Und sagt immer wieder, er hätte gerne am Ende noch gehabt, wie das Flugzeug auseinanderbricht. Und hat explizit Nolan als Referenz genannt, dass Nolan das jetzt alles machen darf, weil er der große, berühmte Regisseur ist. Und er durfte halt damals nicht, weil er der kleine unbekannte 25-jährige Idiot war. Und das knabbert anscheinend immer noch an ihm, wenn ich mir die Interviews anhöre.
Florian Bayer: Kevin Smith, der große Indie-Regisseur, hat Richard Kelly auch mit Christopher Nolan verglichen und hat gesagt, er ist eigentlich genauso kreativ wie Nolan. Aber irgendwie hat es Nolan geschafft, in diesem Warner-Bros-System zu landen, wo er die ganze Zeit Geld zugeschmissen kriegt und wirklich seine großen Konzepte umsetzen kann. Ja, während... Aaron Richard Kelly, der das eigentlich genauso sein könnte, halt irgendwie diesen einen Schritt nicht geschafft hat. Warum auch immer.
Johannes Franke: Aber es gibt auch einen kleinen Unterschied, muss man sagen. Entweder kann Nolan besser auf andere Leute hören, wie auch als halt Kelly in diesem Film auf andere Leute hören musste. Und sobald er nicht mehr musste, sind die Filme schlechter geworden.
Florian Bayer: Ich glaube, Christopher Nolan, und das sieht man schon an seinen ersten Filmen, ist einfach der bessere Regisseur.
Johannes Franke: Ja, dann ist das halt so. Ja.
Florian Bayer: Ich glaube, und das ist es vielleicht auch. Ich glaube, Richard Kelly... Er hatte in diesem Film ganz viel Glück und hat in diesem Film auch ganz viel richtig gemacht. Aber wenn ich mir so sein Gesamtwerk anschaue, ich glaube, Richard Kelly ist kein guter Regisseur. Und dann ist das halt so dieser eine, jetzt hat es einmal geklappt. Das war dieses eine, dieser eine richtige Film zur richtigen Zeit und jetzt und nie wieder. Und jetzt müssen wir zu unserer Top 3.
Johannes Franke: Okay, dann gehen wir mal zu unserer Top 3. Unsere... Wir haben eine Top 3 mit dem Titel
Florian Bayer: One Hit Wonder. Ich liebe One Hit Wonder. Ich finde die Beschäftigung damit total toll. Okay. Und ich finde es einfach schon schön, dass es dieses Phänomen gibt. Aber natürlich vor allem im musikalischen Bereich. One Hit Wonder ist was, was man mit Musik verbindet. Es gibt diesen Todd in the Shadows heißt der YouTuber, der Musik macht, Musiktheorie macht und über Musik redet, über Popsongs. Und der hat eine Reihe, die heißt One Hit Wonderland. Da traut er sich ein One-Hit-Wonder an und redet dann drüber, und zwar was sie vor dem großen Hit gemacht haben, wie es zu dem Hit überhaupt kommen konnte, was danach passiert ist und ob es gerecht ist, dass sie ein One-Hit-Wonder sind. Und im Zuge dessen redet er unter anderem über Scatman Sean. Oh,
Johannes Franke: dip-dap-daddle-dap.
Florian Bayer: Der ein riesiger, ein richtig großer, anerkannter Jazz-Pianist war, bevor er diesen einen Techno-Hit hatte. Er redet über Chumbawamba, I got knocked down, but I got up again. Er redet über, wie heißen sie, Dexys Midnight Runners?
Johannes Franke: Keine Ahnung.
Florian Bayer: Tu-ra-lu-ra, tu-ra-lu-ra-le. Egal. Okay. Es ist großartig. Also YouTube-Empfehlung, guckt euch Todd in the Shadows One Hit Wonderland an. Okay. Also ganz, ganz großartige Musik und es ist total interessant zu erfahren, was haben die eigentlich sonst noch gemacht, die ich nur wegen diesem einen Song kenne.
Johannes Franke: Und entsprechend lässt sich aber auch bei Filmemachern einsortieren, dass Filmemacher ja nicht unbedingt... One-Hit-Wonder sind, weil sie schlechte Filme danach gemacht haben, sondern die sind halt weniger erfolgreich gewesen. Richtig. Oder eben du hast doch nur schlechte Filme gemacht danach. Oder, also wie Richard vielleicht jetzt, oder du hast gar keine Filme danach gemacht. Gibt's auch. Es gibt Leute, die haben nur einen einzigen Film gemacht. Ja.
Florian Bayer: Und das ist total spannend und interessant, auch weil immer so ein bisschen der Gedanke mitspringt. Haben wir da nicht einen großen Künstler verloren? Ja. Hättet ihr im richtigen Kontext von den richtigen Leuten so ein bisschen gepampert, nicht doch noch zehn Meisterwerke machen können und wäre jetzt ein zweiter Christopher Nolan oder ein zweiter Jean-Luc Godard oder wie auch immer. Na gut, ich habe eine honorable mention, eine Platz vier, die ich mit Fragezeichen aufgeschrieben habe.
Johannes Franke: Okay, ich habe auch eine honorable mention. Mach mal deine.
Florian Bayer: George Lucas, Fragezeichen.
Johannes Franke: Ja, das kann sein, absolut. Star Wars gemacht und danach nie wieder irgendwie wirklich was.
Florian Bayer: Und jeder würde jetzt zuerst mal im Pürt sagen, was, George Lucas, Indiana Jones, Star Wars, 1000 Millionen Star Wars Teile, alles mögliche. Nein, George Lucas hat als Produzent unfassbar viel gemacht. Ja,
Johannes Franke: absolut.
Florian Bayer: Aber nach Star Wars hat er einfach keine Rechnung mehr geführt. Sein nächster Film nach Star Wars war Star Wars Episode I. Und der war kacke. Und sein letzter Film war dann Star Wars Episode III.
Johannes Franke: Ja, kurze Filmografie als Regisseur, muss man sagen. Stimmt, auf den bin ich nicht gekommen, aber ja, geil. Ich habe auch eine andere Mention und zwar Donald Kaufmann.
Florian Bayer: Moment, der war nur Drehbuchautor. Aber trotzdem nice. Danke,
Johannes Franke: danke, der Applaus ist gerechtfertigt.
Florian Bayer: Hört euch unsere Adaptation-Folge an, dann versteht ihr.
Johannes Franke: Wollen wir das wirklich in den Raum stehen lassen und nicht erklären? Okay, gut.
Florian Bayer: Dein Platz 3.
Johannes Franke: Mein Platz 3 ist Johnny Got Your Goddess Gun. Oh,
Florian Bayer: danke.
Johannes Franke: den ich wahnsinnig schwierig und problematisch, also schwer zu gucken fand. Aber es ist auch sein einziger Film gewesen. Und er war, ich weiß nicht, wie viel Hit der wirklich war. Aber er hat bis heute durchgehalten, der Film. Und der wird immer noch rezipiert und der wird immer noch besprochen. Und er ist einfach in seiner Zeit irgendwie so ein Monolith. Wir haben auch lange mit ihm darüber gesprochen. Wir haben mit ihm, natürlich. Wir haben nicht mit Dalton Trumbo über Johnny Gottes Gun gesprochen, aber wir haben über den Film gesprochen. Der Typ hat sonst ganz viel geschrieben. Ja. Sehr erfolgreich geschrieben. Aber auch verbotenerweise geschrieben, weil er blacklisted war und dann einfach nur unter Pseudonym schreiben musste. Und dann später wieder rausgekramt wurde und dann durfte er nochmal offiziell schreiben.
Florian Bayer: Ein Leben wurde verfilmt. Er ging vor ein paar Jahren mit Heisenberg. Ja. Brian Cranston.
Johannes Franke: Mit Bryan Cranston. Okay, cool. Ja, also dort ein scheinbar ganz spannender Figur, ganz spannender Mensch. Aber er hat eben diesen einen Film auch Regie geführt und danach nie wieder.
Florian Bayer: Mein Platz 3.
Johannes Franke: Achso, wollen wir sagen, worum es geht?
Florian Bayer: Achso,
Johannes Franke: Johnny Gottes Gun. Ja, bitte. Der Typ, um den es geht, liegt die ganze Zeit ohne Bewegungsmöglichkeiten nach dem Krieg im Krankenhaus. Oder während des Krieges, aber er ist eben verwundet und kann nicht mehr weiter. Und so verwundet, ist er. Dass er sich nicht mehr mitteilen kann, dass er nicht wirklich was sehen kann. Er kann noch hören, aber er kann keinerlei Botschaft nach außen bringen.
Florian Bayer: Keine Arme mehr, keine Beine mehr und keine Möglichkeit mit der Umwelt zu interagieren, bis er herausfindet, dass er Morse-Code senden kann mit seinem Kopf.
Johannes Franke: Und den ignorieren sie dann auch noch. Ja. Also es ist wirklich ein düsterer Film. Sehr, sehr schwierig. Und man muss wirklich in der richtigen Verfassung sein, um den Film gucken zu können. Aber sehr sehenswert, wenn man mal in der Lage ist.
Florian Bayer: Mein Platz 3. M. Night Shyamalan. Ich habe ihn schon genannt. Und es gibt Filme von ihm, die ich mag, die danach kamen. Aber alle, die auf sein filmisches Werk schauen, sagen, okay, ja, wir haben das Sixth Sense als wirklich großes Meisterwerk. Als Kultfilm. Und danach sehr wechselhaft, oft mit Tendenz nach unten. Und er hat sich dann in den letzten Jahren wieder so ein bisschen gefangen, aber selbst das war, also qualitativ hat er nie wieder anknöpfen können an Sixth Sense. Und ich glaube, es ist ein bisschen vermessen bei ihm von One Hit Wonder zu reden, weil er wirklich ein omnipräsenter Regisseur ist in den letzten 25 Jahren. Aber halt meist Lachnummer Hollywoods.
Johannes Franke: Das ist ein bisschen traurig. Wir müssen M. Night Shyamalan ranholen. Wir müssen unbedingt über seine Filme reden. Also nicht nur The Sixth Sense, sondern vielleicht dann wirklich, wie du gesagt hast, auch einen auf der anderen Seite des Spektrums. Ja. Ich hab auf Platz 2 Tommy Wiseau. Ja, The Room. Also One Hit Wonder sagt ja nicht, ob es auch ein guter Film ist. Aber er hatte diesen einen Hit. Yay,
Florian Bayer: The Room. Wer es nicht kennt, einer der schlechtesten Filme aller Zeiten. Ja. Und zwar... staatlich offiziell geprüft, einer der schlechtesten Filme aller Zeiten. Ein riesiger Kultfilm und die Veranstaltungen, wo er im Kino läuft, müssen so sein wie Rocky Horror Picture Show mit Reis, das gestreut wird und Zeugs.
Johannes Franke: Und Leute, die mit Lions mitreden und Dinge werfen und Zeug. Mit Disaster Artist wurde das Leben von Tommy Wiseau einmal verfilmt. Habe ich noch nicht gesehen, aber vielleicht müssen wir das mal.
Florian Bayer: Ich gebe dir den irgendwann mal. Ich habe auf meiner Liste gerade stehen, ich will dir irgendwann mal ein Double Feature geben, dass wir The Room gucken und danach ... Disaster Artist.
Johannes Franke: Okay, ja cool.
Florian Bayer: Mein Platz 2, ein persönliches One-Hit-Wonder, weil der hat einiges gedreht, aber nicht viel. Aber ich glaube, das, was ich als Wonder bezeichne, war jetzt auch kein sonderlich erfolgreicher Film. Ha-Sem-Sing, The Fall, auch nicht so geil. Fandst du auch bei den Kritikern damals nicht so gut an, kam 2006, der für mich einer der besten Fantasy-Filme der 2000er Jahre ist.
Johannes Franke: Ja, du hast mir gegeben und ich bin auch auf ihn gestoßen in der Recherche noch mal dazu und ich habe ihn nicht in die Liste packen können, weil ich den Film einfach zu schlecht fand. Es tut mir wahnsinnig leid und ich habe dich wahnsinnig enttäuscht. Ja,
Florian Bayer: es ist so ein schönes Märchen und es ist so eine schöne Auseinandersetzung mit Erzählhaltung, weil es geht um einen depressiven, alkoholabhängigen Stuntman, der im Krankenhaus ist und vielleicht nie wieder arbeiten kann und dann einem fünfjährigen Mädchen diese Geschichte, diese fantastische Geschichte erzählt. Und die wird aber wegen seiner Depression immer düsterer und das kleine Mädchen kämpft aber dagegen an und mischt sich in die Geschichte ein und versucht... positive Aspekte rauszuholen. Ganz toller Erzählfilm, Märchenfilm.
Johannes Franke: Klingt auf dem Papier total gut, aber Johannes Fantasie.
Florian Bayer: Fantastische Bilder, fantastische Geschichte. Einer der besten Fantasyfilme der 2000er. Aber man kann es offensichtlich auch anders sehen. Ist auch bei der Kritik nicht so gut weggekommen, glaube ich, damals.
Johannes Franke: Ich habe noch ein bisschen auf dem Platz 1, ein bisschen hin und her war ich zwischen District 9 von Neil Blomkamp, wo ich nicht weiß, was der überhaupt danach richtig gemacht hat. Das ist nicht viel gewesen und auch nichts, was irgendwie an die Oberfläche gespielt wurde. Aber District 9 fand ich echt nicht schlecht, muss ich sagen. Vor allem dafür, dass es eigentlich nicht mein Genre ist, was gut war. Aber ich habe dann doch umgeschwenkt auf Eternal Sunshine of a Spotless Mind. Michael Gondry hat danach schon noch ein paar Sachen gemacht, aber nichts, wo ich sagen würde, okay, ja, richtig groß und richtig geil. Kennst du was davon?
Florian Bayer: Ich hätte jetzt gedacht, aber das war er gar nicht. Nee, das waren... Das verbinde ich auch immer damit, aber das ist ja gar nicht... Wie heißt der Film, wo der Typ plötzlich diese Off-Erzählerin hört, die sein Leben schreibt?
Johannes Franke: Achso, Stranger Than Fiction.
Florian Bayer: Stranger Than Fiction, das war nicht Michael...
Johannes Franke: Michael Gondry?
Florian Bayer: Das war ja offensichtlich nicht, sondern Mark Forster. Keine Ahnung, warum ich denke, dass das Michael... Ja, nee, ich guck gerade, ich hab gerade parallel die Liste mal geöffnet, Michael Gondry hat einfach nach Eternal Sunshine of the Spotless Mind nichts Großes mehr gemacht. Krass, ja.
Johannes Franke: Ja, also und dafür ist der Film wahnsinnig gut. Er hat so viel Musik gemacht.
Florian Bayer: Michael Gondry kam aus diesem Musikvideo-Bereich. Richtig, genau. Er hat tausend Musikvideos gemacht und dann diesen einen Film und dann irgendwie...
Johannes Franke: Ja, wenn man sich die IMDb-Seite von ihm anschaut, da stehen wahnsinnig viele Bands mit irgendwelchen Sachen drin. Also er ist auch wirklich, damit hat er auch irgendwo seinen Durchbruch gehabt. Ich glaube mit einem Video von Björk. Ja, er hat... kam er irgendwie von einer Band zur nächsten und hat einen Haufen Musikvideos gemacht.
Florian Bayer: In Zeiten, in denen auch richtig geile Musikvideos getreten wurden.
Johannes Franke: Ja, die Zeiten sind vorbei. Seit MTV nicht mehr und Viva und so. Und diese ganzen, das ist einfach, das gab so einen ganz speziellen Zeitpunkt. So zehn Jahre oder sowas, wo das wirklich groß war.
Florian Bayer: Ja. Mein Platz 1, Ruperto Benigni, der mit Das Leben ist schön einen wirklich ergreifenden Film gemacht hat über den Holocaust aus der Sicht eines Kindes und des Vaters, der versucht dem Kind zu verkaufen, dass sie nicht gerade von Nazis gefangen gehalten und wahrscheinlich vernichtet werden. Und er hat es danach einfach nicht mehr geschafft, noch irgendwas Cooles zu machen und teilweise hat er auch Filme gemacht, die wirklich sehr schräg schlecht waren. Und ich habe nur so Ausschnitte von, er hat sowas gemacht wie ein Pinocchio, eine Pinocchio-Verfilmung, wo er Pinocchio spielt, als er wachsender war. Und ja, es bleibt dieser eine Film, der allgemein als Meisterwerk anerkannt ist. Es bleibt diese Szene vom Oscar, wie er fröhlich wie ein Kleid nach vorne stürmt, um diese Trophäe anzunehmen. Und es bleibt aber auch so ein bisschen diese Ratlosigkeit vielleicht auch der Außenstehenden. die mit dem italienischen Humor nicht klarkommen. Weil in Italien ist Roberto Bernini schon noch eine Größe irgendwie.
Johannes Franke: Ja, ja. Also als Schauspieler sowieso, das ist noch mal eine andere Nummer. Aber wenn wir ihn jetzt als Regisseur nehmen ...
Florian Bayer: Und er macht gar nicht so viel Regie. Aber er hat zum Beispiel Pinocchio. Und Pinocchio, weiß ich noch, das war damals so der zweite große Film nach Das Leben ist schön. Und alle haben drauf gewartet, weil er halt nicht viel Regie macht.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und dann haben die Leute drauf geguckt und gesagt, oh. Und ich kann mich noch erinnern, dass ich von diesem Film richtig krasse Verrisse gelesen habe. Echt? So nach dem Motto, ich wäre jetzt lieber bei einer Wurzelbehandlung als in diesem Film gewesen. Wow,
Johannes Franke: okay. Krass. Na gut. Seine letzte Komödie, die er gemacht hat, 2005, ist eine romantische Komödie, die während des Irakkriegs spielt.
Florian Bayer: Ach, er hat zweimal Pinocchio gemacht. Nee, 2002 war diese Pinocchio-Verfilmung, die so schlecht ankam. Und jetzt 2019? Ah, da spielt er den Geppetto. Okay.
Johannes Franke: Ja, genau. Und das ist die Regie von Matteo Garone von 2019.
Florian Bayer: Und dann Tiger in the Snow hast du gerade genannt, oder?
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Ja, 2005, ja. Genau, was ich von ihm gesehen hatte, wir haben auch kurz über ihn geredet, als wir Night on Earth gemacht haben.
Johannes Franke: Ah, ja, ja, ja.
Florian Bayer: Da hat er auch nur mitgespielt und da habe ich glaube ich auch schon anklingen lassen, da ich mich ziemlich nervig fühle.
Johannes Franke: Ja, da warst du nicht so überzeugt. Ich fand es wirklich toll. Also...
Florian Bayer: Wie gelabert. Oh, wie anstrengend.
Johannes Franke: Aber das lohnt sich fast daran, nochmal reinzuhören. Also hört euch gerne die Episode an zu Night on Earth. Es geht um Benini nur eben in dieser einen Episode, weil das ja ein Episodenfilm ist. Aber da sind wir wirklich sehr unterschiedlich auf einmal.
Florian Bayer: Diese Labertasche, Wahnsinn.
Johannes Franke: Ach ja. Okay, dann lass uns doch mal wieder zurück in unseren Film springen.
Florian Bayer: Zurück zu unserem Film.
Johannes Franke: Donnie Darko.
Florian Bayer: Das war unsere
Johannes Franke: Top 3.
Florian Bayer: Und ich glaube, wir kommen auch zu einem Fazit, ne?
Johannes Franke: Kommen wir schon zu einem Fazit? Ja, ich würde sagen, wir kommen zu einem Fazit. Es gibt nicht mehr viel zu sagen. Ich habe noch seitenweise Zeug aufgeschrieben, aber es sind alles so Trivia-Sachen, die könnt ihr auch bei IMDb nachlesen. Ich finde den Film nach wie vor gut.
Florian Bayer: Das ist erstmal ein voll gutes Fazit für diesen Film. Ja,
Johannes Franke: ich finde ihn wirklich immer noch gut und ich habe mich sehr gefreut, den Film zu sehen. Man sitzt schon danach so da und versucht sich zu erinnern, wie das damals war, als man ihn gesehen hat und wie die Zeit war, als dieser Film überhaupt auch entstanden ist. Der Film fühlt sich tatsächlich, obwohl er in den 80ern spielt, sehr nach 2000er an, muss man sagen. Und ich erinnere mich gerne an die Zeit und deswegen ist vielleicht auch der Film immer noch sehr positiv bei mir.
Florian Bayer: Geil, Nostalgie. verbunden mit einem Film, der nostalgisch, selbst nostalgisch ist.
Johannes Franke: Ja, stimmt. Ja, ja, irgendwie so. Also ich mag ihn noch.
Florian Bayer: Ja. Ein Film, der erstaunlich, immer noch erstaunlich gut emotional andockt bei mir. Ja. Obwohl er so eine spitz Zielgruppe hat und auch so spitz in seiner Zeit sitzt. Ich finde, dieses Mystery-Science-Fiction-Zeug ist, je mehr man damit sich beschäftigt, umso größer ist der Bullshit-Alarm- Faktor. Und man denkt, ach, was für ein Quatsch.
Johannes Franke: Ja, aber das Schöne ist, wenn man den Director's Cut nicht sieht, sondern den anderen, er wird ja nicht zu konkret.
Florian Bayer: Ja, aber auch...
Johannes Franke: Sobald Filme konkret werden, werden sie bullshittig. Aber, also zumindest wenn sie solche Sachen behandeln. Deswegen ist es ja gut, wenn man sich ein bisschen zurückhält und einfach sagt, ja, und das funktioniert irgendwie, aber ich sag dir nicht wie, damit wir kein Bullshit-Territorium haben.
Florian Bayer: Ich finde auch der theatrical Cut hat noch diese Gefahr. Und auch der theatrical Cut neigt zur... Übererklärung. Also es ist nicht so schlimm wie im Directors Cut, aber es ist immer noch ein bisschen zu viel. Ja. Und das entzaubert ihn so ein bisschen und ich würde sogar behaupten, ein Film, mit dem man sich vielleicht nicht so viel beschäftigen darf. Weil er hat emotional funktioniert. Ja. Sowohl was den Humor betrifft, als auch das tragische Moment. Ja. Und immer wenn es dann so in diese Science-Fiction-Richtung ging, hat das Potenzial zu nerven. Der Horror-Aspekt hat auch funktioniert. Wir haben noch gar nicht so über den Gruselaspekt geredet, aber es gibt ja wirklich so ein paar Grusel-Aspekte.
Johannes Franke: Ja, natürlich, klar. Aber der funktioniert auch total gut.
Florian Bayer: Und das funktioniert alles, ich finde, wenn es so, wenn der Film sich zu sehr in seine eigene Science verliebt, dann wird er schwierig und dann nervt er auch ein bisschen.
Johannes Franke: Ja, okay.
Florian Bayer: Also der Film nervt mich teilweise so, wie Donnie seine Mitmenschen nervt mit Philosophy of Time Travel. So. Aber es ist ein guter Film. Es ist auch ein sehenswerter Film und es ist ein bisschen schade, dass das so ein vergessener Klassiker ist. Kann man auf jeden Fall gucken. Sollte man gucken. Ist ein sollte man schauen Film.
Johannes Franke: Sollte man schon. Nein, muss man. Der kommt auf unsere Liste, alles gut. Muss man sehen, alles in Ordnung.
Florian Bayer: Wenn ihr wissen wollt, was Johannes, wozu Johannes Zu mir sagt nächste Woche, den musst du sehen.
Johannes Franke: Dann bleibt noch dran, hört euch den Jingle nochmal an. Oder was auch immer ich jetzt vielleicht nochmal wiederholt singe.
Florian Bayer: MadWorld natürlich.
Johannes Franke: Was? Oh nein.
Florian Bayer: Euch da draußen, vielen Dank fürs Zuhören. Vielen Dank für die Treue, wenn ihr treue Zuhörer seid. Vielen Dank fürs mal reinhören, wenn ihr zum ersten Mal da seid.
Johannes Franke: Kommt gerne wieder und gebt uns gerne Vorschläge. Schickt uns welche an florian.at, muss man sehen, oder... an johannes.mussmannsehen.de
Florian Bayer: Johannes, danke für diese Episode.
Johannes Franke: Ja, vielen Dank dir. Es war schön. Danke, dass du mir den gegeben hast, den Film. Und dann hören wir uns jetzt an, was ich dir gebe. Bis dann. Ciao.
Florian Bayer: Wir müssen jetzt einfach das Gespräch, das wir gerade auf dem Balkon hatten, nochmal nachstellen. Du hast nämlich gesagt, was hast du für mich nächste Woche?
Johannes Franke: Ich habe für dich nächste Woche Cabaret.
Florian Bayer: Und ich habe gesagt, ist das nicht schon wieder so ein Anfang 2005? Ach nee, der ist jünger, oder? Und dann hast du mich total irritiert angeguckt und hast gemeint?
Johannes Franke: Der ist von 1972 mit Liza Minnelli.
Florian Bayer: Okay, und dann habe ich gesagt, Moment, aber gab es davor nicht ein Remake? Und dann meintest du?
Johannes Franke: Irgendwas anderes war das. Das war doch mit, Moment, und dann habe ich nach einem Namen gesucht, der mir nicht eingefallen ist. Und dann habe ich gedacht... Das stirbt jetzt weg, die Diskussion, ohne dass du merkst, dass mir was nicht eingefallen ist.
Florian Bayer: Genau, und ich habe die ganze Zeit Richard Gere im Kopf. Und jetzt gucke ich mir mal Richard Gere's Chicago 2002.
Johannes Franke: Oh mein Gott.
Florian Bayer: Ja, es klingt genauso. Und ich habe keine Ahnung. Ich habe weder das eine noch das andere gesehen. Und ich freue mich aber immer, wenn ich von dir ein Musical kriege, weil es klingt voll nach Musical. Ja,
Johannes Franke: natürlich. Cabaret ist ein ganz, aber ganz, ganz tolles Musical. Das ist doch dieses mit Welcome. Komm, Pierre Venu, willkommen.
Florian Bayer: Stellt euch auf eine musikalische Folge ein. Ich habe keine Ahnung. Ich bin komplett raus und ich freue mich immer total, wenn ich von dir sowas kriege. Und endlich mal wieder so ein großes Hollywood-Musical. Zumindest stelle ich mir das gerade so vor. Aber mal schauen. Ja,
Johannes Franke: ich bin gespannt, wie du das findest. Also ich bin auch ein bisschen schockiert, dass du ihn noch nicht gesehen hast.
Florian Bayer: Ja, zu Recht wahrscheinlich. Es klingt wie eine Filmlücke.
Johannes Franke: Okay. Gut, vielleicht stellst du auch fest, dass du ihn irgendwann mal gesehen hast, während du guckst.
Florian Bayer: Jetzt müssen wir noch das Gespräch nachstellen, das wir hatten, bevor du Rekord gedrückt hast. Nämlich, du hast gesagt, ich hab da noch, du hast gesagt.
Johannes Franke: Was hab ich gesagt?
Florian Bayer: Och, ist dein Gedächtnis so schlecht?
Johannes Franke: Nein, ich weiß nicht mehr, was ich gesagt hab.
Florian Bayer: Du hast gesagt, ich muss noch diesen einen Funfact reinbringen.
Johannes Franke: Achso, diesen einen, achso.
Florian Bayer: Cellador.
Johannes Franke: Leute, es gibt dieses tolle Zitat Cellador in diesem Film, den wir gerade besprochen haben. Cellador. Aber man fragt sich, wer zur Hölle denkt denn, dass Selador das schönste Wort in der englischen Sprache ist? Und ich sag euch, wer es war. J.R.R. Tolkien hat es gesagt. Das ist cool.
Florian Bayer: Das ist dieser Wieder-was-gelernt-Effekt, den wir eigentlich jede Episode haben sollten. Ich wusste es nicht.
Johannes Franke: Aber es gibt halt auch Worte in seinen Werken, die so ein bisschen so klingen. Er hat Namen. Eriador und Celeborn. Klingt ein bisschen wie Selador. Und wenn man... Cellador nur oft genug gesagt und es seine Bedeutung verliert, klingt das wirklich gut. Das ist wirklich Cellador. Cellador.
Florian Bayer: Viel besser als die deutsche Übersetzung. Cellateur.
Johannes Franke: Cellateur. Ja, sehr gut. Okay, und mit diesem Wort, mit diesem Cellador, lassen wir euch jetzt in die Welt hinaus. Bis nächste Woche.
Florian Bayer: Bis nächste Woche. Schaut euch Cabaret an.
Johannes Franke: Cabaret ist ein großartiger Film und wer was anderes sagt, wird rausgeschmissen. Also viel Spaß beim Gucken und beim Einschalten das nächste Mal. Bis dahin. Ciao.
