Episode 55: Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)
Riggan Thomsons Ruhm verschwindet langsam in der Versenkung. Immer wieder macht er sich Vorwürfe, seine große Erfolgsrolle des Birdman abgegeben zu haben. Beziehungsweise eigentlich beschwert sich Birdman, der Riggan immer wieder in Visionen erscheint. Meist nur als Stimme, aber einmal auch in full flesh und in full costume mit riesigen Schwingen.
Riggan Thomson will etwas von Bedeutung schaffen: Eine Theateradaption einer Kurzgeschichte am Broadway. Er gibt alles was er emotional und finanziell zu bieten hat in dieses Projekt.
Birdman aus dem Jahr 2014 besteht aus einem einzigen zweistündigen Shot (zumindest will er so wirken), ein Film über Theater und Filmbusiness, über Fanservice versus Kunst, ein Film über Ambitionen und ein Film übers Scheitern.
Apropos Scheitern… Plor, Alejandro Iñárritu wirkt mit dem Projekt schon ein wenig größenwahnsinnig. Scheitert er? Oder hält er alles in der Waage, ohne dass der Film kippt?
Transkript
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: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 55: Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) Publishing Date: 2022-01-20T13:52:32+01:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2022/01/20/episode-55-birdman-oder-die-unverhoffte-macht-der-ahnungslosigkeit/ Ja, jetzt ist das Jahr schon fortgeschritten. Wir sind schon fast im neuen Jahr angekommen, Flora. Wir sind schon weit im neuen Jahr angekommen. Haben wir Ende Januar? Ich habe keine Ahnung, Flora. Wo sind wir? Wo stehen wir? Wenn man zu viele Folgen produziert, wir sind zu viel vorproduziert, dann weiß man nicht mehr, wo man ist in der Zeit. Full Disclosure, wir sind gerade Mitte Dezember und wissen aber nicht ganz genau, aber du musstest das errechnen können, Flora. Du weißt das doch immer im Kopf. Also ihr Lieben, die das jetzt hört, ihr dürftet euch irgendwo wirklich in der End-Januar-Zeit befinden. Ich glaube so am 20., 21., 22., irgendwie um den Dreh rum. Wenn Flora nicht recht hat, dürft ihr uns böse Mails schreiben. Was uns übrigens dazu bringt, dass ihr uns überhaupt generell Mails schreiben könnt, das haben wir jetzt ein paar Mal nicht gesagt, aber ihr dürft uns gerne schreiben, wenn ihr einen Film sehen wollt von uns, also nicht sehen, sondern hören wollt, wie wir den Film fanden, wenn wir uns was angucken sollen. Ihr dürft euch uns damit ärgern, das hat schon mal jemand gemacht. Ihr dürft uns damit gerne auch Fanservice betreiben und sagen, okay, du musst diesen 50er Jahre Tanzfilm sehen. Das Johannes schon die ganze Zeit immer macht. Nein, was er eigentlich viel zu selten macht. Ja stimmt, das könnte ich wieder öfter machen. Oder ihr schreibt uns einfach nur Kritik oder auch Lobeshymnen. Ihr könnt auch so was schreiben wie, eure Episoden haben gar kein richtiges Intro, wo Hallo gesagt wird und wo gesagt wird, worum es überhaupt geht und was ihr überhaupt macht. Und dann sagen wir, ach ja, stimmt. Dann schieben wir jetzt einfach ein richtiges Intro hinter das falsche Intro und sagen, herzlich willkommen bei Muss man sehen Podcast, wo wir über Filme reden. Ja und dem anderen versuchen, den Horizont zu erweitern, weil dein Horizont, sind wir ehrlich, Flor, dein Horizont ist sehr, also das ist nicht sehr weit. Da muss einiges nachgeliefert werden. Da muss viel erweitert werden und Gott sei Dank, Gott sei Dank wird er diese Woche wieder erweitert, weil diese Woche war Johannes dran mit einem Filmvorschlag und er hat das gemacht, was man machen muss, um meinen Horizont zu erweitern, nämlich einen Film vorzuschlagen, den ich schon gesehen habe. Manor. Ja, dann werden wir heute uns um Birdman kümmern. Ich habe ihn natürlich vorgeschlagen, weil ich ihn besonders toll finde und ich einfach hoffe, Flor, dass du den auch so toll findest oder wenn du ihn nicht so toll findest, dass ich ihn dir gegenüber jetzt noch so weit verteidigen kann, dass ich deinen Horizont doch noch erweitere, Fragezeichen. Birdman aus dem Jahr 2014 von, du musst den Namen des Regisseurs aussprechen, wird in den Film vorgeschlagen. Ach du Scheiße, Alejandro Anyaritu. Das war ziemlich gut, würde ich behaupten. Danke. Okay, dann würde ich einmal in den Film einführen und dann können wir ja loslegen. Birdman. Riggintompsons Ruhm verschwindet langsam in der Versenkung. Immer wieder macht er sich Vorwürfe, seiner große Erfolgsrolle des Birdman abgegeben zu haben bzw. eigentlich beschwert sich Birdman, der Riggintompsons immer wieder in Visionen erscheint, meist nur als Stimme, aber einmal auch in Full-Flesh, in Full-Costume mit riesigen Schwingen. Riggintompson will etwas von Bedeutung schaffen. Eine Theater-Adaption, eine Kurzgeschichte am Broadway ergibt alles, was er emotional und finanziell zu bieten hat in dieses Projekt. Ein Film in einem einzigen zweistündigen Shot, zumindest will er so wirken, übers Theater- und Filmbusiness, über Fanservice versus Kunst, über Ambitionen und übers Scheitern. Apropos Scheitern. Plor. Alejandro Iñárritu wirkt mit dem Projekt doch ein wenig größenwahnsinnig. Scheitert er oder hält er alles in der Waage, ohne dass der Film kippt? Wie er will nur so wirken, als ob es ein One-Shot wäre. Das war gar kein One-Shot. Was erzählst du mir da? Ich müsste leider deine Illusion nehmen. Ich dachte, die hätten die ganze Zeit einen Kameramann an irgendwelchen Seilen und würden den durch den Raum schicken. Es tut mir leid, Plor. Es sind doch einige Shots, die aneinander gestitched wurden von irgendwelchen VFX-Leuten. Ja, das macht mich jetzt doch etwas traurig. Sollen wir mal kurze Pause machen, damit du das bedauern kannst? Nee, lass mich was zu Iñárritu und seinen Ambitionen sagen. Oh, jetzt bin ich gespannt. Als großer Iñárritu-Fan, der seiner anderen Filme auch sehr mag, ich finde es ist tatsächlich, also in einigen Dingen ist er, ist es ein größenwahnsinniger Film, keine Frage. Aber ich finde, Iñárritu ist sonst bei seinen früheren Filmen mit weniger Budget deutlich größenwahnsinniger gewesen und vor allem hat er sich eigentlich immer unfassbar ernst genommen. Also Iñárritu war für mich immer ein Regisseur, so sehe ich ihn, der so dramatisch erzählen wollte, wie es nur irgendwie geht. Er hat ja diese großen Episodenfilme gemacht. Und ich finde, Birdman ist für seine Verhältnisse nicht ein leichter Film, aber doch so ein beschwingter Film und so ein Film, der Gott sei Dank sich nicht so ernst nimmt, sondern die ganze Zeit so sarkastisch sich selbst gegenüber ist, teilweise glaube ich auch unfreiwillig, weil der Film hat so eine ganz merkwürdige Metakomponente, weil er macht sich permanent darüber lustig, dass dieser Hollywood-Typ große Kunst machen will und der Film ist aber auch irgendwie so der Hollywood-Typ der große Kunst machen will. Wir bewegen uns hier irgendwie in so einer merkwürdigen Spirale, wo der Film sich über sich selbst lustig macht. Ich glaube, nachher, wenn wir zur Entstehung kommen, da gibt es noch so ein, zwei Anekdoten, wo das dann auch wirklich so voll reinhaut, wie sich der Film über sich selbst lustig macht und wie sich die Leute in dem Film über sich selbst lustig machen, ohne es zu bemerken. Ich mag den Film. Ich finde, es ist wirklich ein wirklich witziger Film, ein wirklich unterhaltsamer Film, der eben dank diesem Fake-One-Shot eine unfassbar atemberaubende Dynamik hat, die man nicht erwarten würde vor einem Film, der eigentlich ein Kammerspiel ist, das größtenteils im Theater stattfindet. Das finde ich nämlich auch beeindruckend, dass er es schafft durch diesen One-Shot, durch dieses einfach durchschweben durch alles, hast du das Gefühl, dass du ganz unmittelbar dran bist am Leben, wie auch der Regisseur, das ja irgendwann sagte, Leben funktioniert nicht mit Schnitten. Du erlebst ja dein Leben nicht in Schnitten, sondern du erlebst dein Leben einfach einmal durchschwebend durch alles, durch die Szenerien durch. Und dann kommt da halt mal was um die Ecke und dann ist es wieder weg und die Kamera läuft weiter zum nächsten und so. Und das finde ich passt volle Kanne da rein. Was natürlich total geil ist, wie er mit seiner Filmzeit spielt, in diesem One-Shot-Ding, weil es gibt ja echte One-Shot-Filme und es gibt Fake-One-Shot-Filme, aber was sie alle machen, ist eigentlich, sie spielen in einem Zeitraum, der ganz klar definiert ist, so wirklich ganz klassisch aristotische Dramatik, Einheit des der Zeit und das macht dieser Film natürlich nicht, weil er es nicht machen muss und weil er auch gar nicht vorgeben will, in One-Shot zu sein. Und deswegen will er das schon. Also es ist klar, jeder, der den Film sieht, weiß, dass das unmöglich sein kann. Ja genau. Und das geile ist, wie er halt dann wirklich in seiner Zeit springt, wie wir eine einfache Kamerafahrt haben oder tatsächlich einfach einer Person folgen und das vergehen sieben Stunden. Und wir gehen aus der Garderobe raus mit dieser Person, gehen Richtung Bühne und dann irgendwann merken wir, plötzlich findet dieser zeitliche Twist statt und jetzt ist Abend und jetzt ist die Vorpremiere und das ist ganz toll gemacht, wie diese Zeit komprimiert wird dadurch, dass halt alles, der Film spielt im Zeitraum von fünf Tagen ungefähr. Er hat jetzt drei Vorpremieren und einen Premierenabend und dann noch mal, naja, der Tag danach oder zwei Tage oder drei Tage später. Und die Proben davor noch mal, genau, ist noch so ein Probentag davor, aber ist glaube ich sogar am Vorpremierenabend oder kurz vor dem ersten Vorpremierenabend. Genau, einen Tag davor. Das ist total cool, wie er diese Zeit so zusammenpresst und dadurch eben wirklich dieses Achterband-Feeling hat. Du bewegst dich durch diese stressige Phase, die letzten Momente der Produktion, bevor es auf die Bühne geht und alle sind angespannt bzw. gehen auf ihre Art damit um, dann passieren noch diverse Unglücke und dann haben wir diesen egozentrischen Regisseur, der komplett am Durchdrehen ist und es ist einfach großartig, wie das alles eben mit dieser Geschwindigkeit erzählt wird. Dadurch ist es auch, obwohl der Film natürlich so was Artifizielles und auch ein bisschen Prätenziöses hat, wird er nicht langweilig. Er hat einfach dieses krasse, irre Tempo und es passiert ständig was. Und das gibt mir überhaupt gar keine Zeit, darüber nachzudenken, wie prätenziös der eigentlich ist. Und das denke ich erst im Nachhinein bzw. am Anfang mal ganz kurz, wenn diese Schrift da eingeblendet wird, was da auf dem Grab von den Autoren steht, was ich ja erst später rausfinde irgendwann, wenn ich recherchiere, dass das ja eine Inschrift aus einem Grab ist von dem Autoren, den er da adaptiert auf der Bühne, da denke ich dann schon okay, das ist jetzt hier das Schlagzeug und das ist hin und her geworfene Buchstaben, die dann irgendwann was ergeben, was ich lesen kann, das ist prätenziös. Aber sobald ich ins Geschehen hineingeworfen werde, da habe ich gar keine Zeit mehr darüber nachzudenken, dann bin ich einfach von einem ins nächste und das und das und das und das und dann kommt die Tochter und faltet ihren Vater zusammen und dann sitzen die auf dem Dach und knutschen und dann kommt dieses Hurricane an Schauspieler, der Method in der Gegend rumschweißt, das ist unglaublich. Das ist schon krass. Das Geile ist ja auch, also der Film macht sich selbst natürlich auch leicht, indem er sich einfach die ganze Zeit über das Prätensöse lustig macht. Der Film zeigt hier eine Theaterwelt voller Egomanen, die total aufgedunsen sind und glauben, ganz große Kunst zu machen und die großen Künstler zu sein und die permanent vom Film selbst zurechtgewiesen werden, einfach indem er zeigt, was für absurden Trash die da eigentlich produzieren. Also bis zum Schluss fragt man sich, steckt da irgendwie ein intellektueller tiefer Kern in diesem Theaterstück oder ist es einfach nur künstlich richtiges Gewichse? Es ist einfach nur Gewichse. Es ist einfach nur Gewichse. Und die Momente, die schiefgehen, sind tatsächlich, die beleben das Stück. Auch wie gesagt, wir erleben drei Vorpremieren, die alle auf ihre eigene Art schiefgehen und jedes Schiefgehen in sich ist tausendmal mehr Kunst als das, was Regan eigentlich geplant hat, weil das Stück, was er machen will, handelt halt irgendwie von Liebe und Verlust und Betrug und so und dann ganz klassisch, er klopft an die Tür, sieht seine Frau mit dem Lava im Bett und er schießt sich und das ist halt so, ja okay, ja das ist billiges Broadway, das Intelligenz sein will und dann geht was schief. Dann hat Mike halt einen riesen Ständer, wenn er aus dem Bett aufsteht und das Publikum lacht und denkt, ja das ist gut. Oder Regan wird ausgesperrt, muss nackt über die Straße laufen, kommt von hinten ins Theater und ruft klopf, klopf, klopf und läuft in Unterhose zur Bühne und hat nur seine Finger als Pistole und du denkst, ja genau, das ist große Kunst, das ist besser, das ist besser als das, was du intendiert hattest. Während die Szenen, die er geplant hat mit diesem schönen Setting und in der Küche sitzen sie dann und kannst du mir sagen, was Liebe ist? Was weiß ich, was Liebe ist? Du denkst nur, okay, das ist totaler Scheißdreck, wer will das sehen? Vor allem weil dieser Titel dieses Stücks auch so geil ist. What do we talk about when we talk about love? Es ist so, was? Ja okay. Und dieser Film hat ja auch wirklich Spaß daran, Regan denkt, er wäre selbst, aber eigentlich ist der Film der Spaß daran hat, seine Leute zu quälen. Also ich glaube, Regan denkt drüber nach, ob er es war, ganz am Anfang ist diese Leseprobe und dann hat Regan Angst, dass er mit seinen telekinetischen Fähigkeiten, die er sich einbildet oder nicht einbildet, dass er den Leuchter auf diesen schrecklich schlechten Schauspieler fallen lassen können, was ja eigentlich die Handlung so in Gang setzt, dass seine Erstbesetzung von einer Hauptrolle komplett schlecht ist. Er kann einfach nicht spielen. Und dann wird er vom Leuchter getroffen. Das macht der Film, ich glaube, das macht der Film. Der Film sagt, du kriegst jetzt einen Kronleuchter auf den Kopf. Das ist der Scheinwerfer. Der Film erzählt uns eigentlich aber, dass Birdman das macht. Ja, ja. Weil nämlich die Reaktion von unserem Schauspieler, von Michael Keaton, die ist nicht, oh mein Gott, was passiert hier, sondern er steht direkt auf und sagt, so wir brauchen einen neuen. Das ist so wie, als wenn er gesagt hätte, okay, jetzt komm, Scheinwerfer, fall auf diesen Typen runter. Die kann ich mir ertragen. Ich brauche was anderes. Ich glaube, kurz um meine Theorie darauf zu stülpen, Birdman ist dieser Film. Und Birdman sagt die ganze Zeit, Leute, ihr wollt ja eigentlich was anderes sehen. Und das wird natürlich am stärksten in dieser absurden Szene, wenn dann die Welt explodiert und dieser Riesenkranich, dieser Metallkranich anfängt gegen irgendeinen Drachen zu kämpfen oder so einen Kometen fliegen vom Himmel. Und Birdman guckt direkt in die Kamera und redet zu uns und sagt, ja, das ist doch das, was ihr sehen wollt. Unterhaltung und Action und so weiter. Ich glaube, Birdman repräsentiert eigentlich diesen Film, der gegen die Kunst kämpft und das ist so erfrischend. Weil die Filmwelt ist voll von Filmen, die sagen, das Filmgeschäft ist ätzend, wir wollen Kunst machen und es geht nicht, weil das Filmgeschäft so ätzend ist. Wenn du Filme über das Filmgeschäft siehst, dann ist es immer dasselbe, es wird über das Filmgeschäft hergezogen. Und dieser Film sagt, dieser Kunstbetrieb ist so ätzend und ich will eigentlich diesen Actionfilm. Und mit dieser Unterhaltung geht der Film an sein eigenes Thema ran und er sabotiert sein Thema. Er sagt, ich will nicht diese schwere Kost. Wer interessiert sich für so einen Typ in der Midlife-Crisis, der irgendwann mal einen Superhelden gespielt hat und jetzt Theater-Regisseur ist, das ist mir scheiß egal. Ich will die Welt brennen sehen. Aber er macht beides. Er sagt auch, dass diese ganze Action-Scheiße, aber auch nicht, das ist auch nicht die Lösung. Also Birdman an sich trägt das vor sich her, dass er sagt, komm lass uns Geld machen, lass uns einfach die Unterhaltung machen, die der Zuschauer will. Aber dadurch eröffnet er eine neue Ebene und sagt, der Zuschauer will sowieso nur Action und den ganzen Scheiß. Was wiederum eine Kritik ist natürlich. Aber dann frage ich mich am Ende natürlich, was nimmt der Film denn ernst? Was sind wir überhaupt ernst? Wenig, wenig. Ganz wenig. Ich glaube der Film sagt, die Action-Scheiße ist die Lösung. Aber die Action-Scheiße ist natürlich auch, findet natürlich in seinem Rahmen statt. Also ganz viel was passiert. Es gibt ganz viele Action-Scheiß-Momente, die nicht so offensichtlich dieses Transformer-Ding sind, aber eben zum Beispiel, wenn Mike komplett ausrastet, weil Regan den Gin, den er getrunken hat, bei der einen Vorpremiere mit Wasser ausgetauscht hat. Das ist so ein Action-Scheiß-Moment eigentlich. Wir werden rausgerissen aus diesem existenzialistischen Gedankenspiel über einen armen alten weißen Mann, der am Ende seines Lebens steht und kriegen plötzlich einfach mal Spektakel präsentiert. Und der Film hat immer mal wieder dieses Spektakel, wo er uns komplett rausreißt aus seiner vermeintlich philosophischen Handlung. Und das finde ich großartig, weil der Film halt irgendwie so einen ernsten Untergrund hat, den er aber die ganze Zeit sabotiert und die ganze Zeit sagt, eigentlich will ich Spaß haben, eigentlich will ich Spaß machen. Ich glaube, so wie wir es bis jetzt rangegangen sind, ist der Film ziemlich chaotisch im Kopf des Zuhörers. Vielleicht sollten wir ein kleines bisschen sortieren, worum es geht und was passiert. Wir müssen jetzt nicht den Film so in der Handlung durchgehen, aber dass wir wenigstens so ein bisschen einen roten Faden haben. Es geht um Regan. Ja, Regan wird am Anfang in seiner Garderobe gezeigt, wie er vor sich her schwebt. Er scheint irgendwelche telekinetischen Fähigkeiten zu haben. Natürlich alles nur in seiner Vorstellung, wenn wir das so wahrnehmen wollen. Wir können allerdings auch eine andere Deutungsebene aufmachen und sagen, er kann das wirklich. Also was das Ende ein kleines bisschen unterstützen könnte. Erzähl mir mal, was der Film dabei zeigt. Der Film zeigt im Grunde die letzten Tage vor der Premiere eines Theaterstücks. Der Typ, der das macht, war vorher sehr berühmt als Birdman. Das ist Michael Keaton und es ist vielleicht auch ein Kommentar darauf, dass er als Batman früher berühmt war und er geht auch so ein bisschen in die gleichen Zeiträume, in der das alles veröffentlicht wurde. 1992 hat er den letzten Batman-Film gespielt und Michael Keaton hat den letzten Batman gemacht in der Zeit. Also es ist so ein bisschen ein Kommentar auf wirkliche Ereignisse und der Typ, den wir da sehen, der kommt nicht damit klar, dass er nicht mehr angesagt ist, dass er keine Bedeutung mehr in der Gesellschaft hat und deswegen will er jetzt Kunst machen. Große Kunst in New York am Theater. Am Broadway. Was wohl offensichtlich so das Schwerste überhaupt ist, weil du mit Lauter, zum einen mit ganz vielen Egomanen konfrontiert bist, auf die wird er auch treffen im Laufe des Films, aber auch die Kritik komplett gegen dich hast, die hier wirklich wunderbar parodiert wird. Aber er versucht es. Er versucht es. Und er hat ein Theaterstück, das er von einem seiner liebsten Autoren, von Raymond Carver, das will er umsetzen auf der Bühne und kurz vor der Vorpremiere wird einer seiner Schauspieler, eben dieser Schauspieler, der wirklich schlecht ist, Ralf, wird von einem Scheinwerfer getroffen und ist ausgenockt und deswegen muss sich Regan einen Ersatzschauspieler überlegen und Leslie, eine Darstellerin des Stückes, schlägt ihm dann Mike vor. Ein Schauspieler, der den Ruf hat, ziemlich kompliziert zu sein, aber auch ein ganz fantastischer Schauspieler. Und offensichtlich hatte sie mal was mit ihm. Sie hatte offensichtlich was mit ihm, genau. Er ist anscheinend so ein Bühnenurgestein und ein Method-Ekte, der schon sehr viel gespielt hat in New York, der genau weiß, wie das alles läuft und der kommt dann rein und der hat seine eigene Vorstellung von diesem Theaterstück, wie das ablaufen könnte. Und es ist sofort so großartig, weil er sofort reinkommt und so alles umschmeißt und sagt, nee, wir müssen das so machen, wir müssen das so machen. Ich weiß ja alles, ich kenne ja alles, wie der aus meiner Westentasche ist. Den Text kenne ich sowieso schon auswendig seit Jahren. Das Fantastische ist ja wirklich, dieser Mike war als Parodie auf Edward Nortons Ruf geschrieben. Und dann kam Edward Nortons ans Set und hat irgendwie das Skript gelesen und hat dann angefangen, mit Narito zu diskutieren und gesagt, ey, lass uns dann so machen, lass uns vielleicht so machen. Und dann meinte Narito ganz trocken, weißt du, dass du gerade genau dasselbe machst wie deine Rolle? Und diese Rolle ist so bizarr überzeichnet und so unsympathisch darin, dass das wahrscheinlich Nortons ziemlich in die Schranken gewiesen hat, dass er dachte, oh fuck, nee, okay, alles gut. Mach mal, mach mal. Ja, und dann gibt es halt die verschiedenen Previews, ein Abend, zweiter Abend, dritter Abend, an dem das Publikum einmal drauf gucken kann in dem Probenprozess, die letzten Proben, bevor der Opening Night ist, die erste mal wirklich stattfindende Premiere. Und dann läuft diese ganze Theaterentourage, läuft dann da halt rum, also zum einen die Schauspieler und dann Riggins Tochter, die er angestellt hat, die offensichtlich eine Reha hinter sich hat, Drogenprobleme. Und dann Laura, seine derzeitige Freundin, die auch eine Rolle in dem Stück hat, also er macht das, was wohl viele Filmemacher, Regisseure, Theater, was auch immer machen, sie besetzen halt alles mit Menschen aus ihrem Leben. Und Laura ist seine aktuelle Freundin und ist von ihm schwanger. Und seine Exfrau läuft auch da noch rum, auch wenn sie jetzt nichts mit dem Stück zu tun hat, aber sie ist auch ständig unterwegs, also die Mutter von Sam. Und es ist so eine ganze Entourage an schrägen Theaterfiguren, Theaterleuten, sein bester Freund, Produzent, Anwalt, Mädchen für alles, Jake, der immer wieder mal da ist, um ihm einen Tipp zu geben, meistens zu sagen, du kannst das so nicht machen, bitte mach es anders. Der auch wundervoll gespielt wird von Galifianakis, wie heißt er mit Vornamen, hab ich vergessen. Ja, Zack. Zack Galifianakis, der ist ein wundervoller Schauspieler. Ja, und der immer so diese Verzweiflung rüberbringt, dass er irgendwie versuchen muss, seinen Freund irgendwie in den Schranken zu weisen, weil der natürlich Sachen vor hat, die das Budget komplett sprengen, unter anderem diesen Mike zu besetzen. Ja, irgendwie ist er am Anfang so begeistert von Mike, weil der irgendwie auch wirklich sofort reingeht und sofort was kann und sofort auch was versteht davon. Also er ist ja wirklich gut. Mike ist ein guter Schauspieler. Genau, aber natürlich dann nach den ersten Fuck-Ups sofort sagt, schmeißt den Typen raus, das geht nicht, das ist furchtbar. Natürlich geht es nicht mehr, man kann es nicht mehr rausschmeißen, es sind die ersten Previews gelaufen, jetzt geht es nicht nochmal. Mike ruiniert jede einzelne Preview, zumindest die ersten beiden. In der ersten sprengt er komplett das Stück, in dem er ausrastet, weil er trinkt wirklich Gin, sie haben diese Szene, wo sie saufen und er trinkt wirklich Gin und dann tauscht Rigen das aus mit Wasser und dann rastet Mike auf der Bühne aus und sagt, hast du das ausgetauscht mit Wasser, was ist das für eine Scheiße, das ist doch alles fake, dieses ganze Stück ist fake, diese Kulissen sind fake. Er nimmt die Kulissen auseinander, das Publikum lacht herzlich und dann zieht er ein Chicken, ein Hühnchen aus dem Küchenset ab und sagt, das ist das einzige echte, dieses Hühnchen ist das einzige echte und es ist einfach gelaufen. Die erste Vorpremiere ist ein komplettes Desaster. Es ist unglaublich und es ist so eine schöne Parodie auf dieses Method-Ding, was er da durchzieht, dieses alles muss möglichst echt sein. Er gibt auch ihm seine Waffe, Bühnenwaffe, die er da hat, gibt er in die Hand und sagt, ich kann dieses blöde rote Filzding da am Anfang sehen, ich sehe, dass das keine echte Waffe ist, ich bin für mich überhaupt nicht bedroht von dir, wenn du das Ding... und ich denke, die ganze Zeit, Alter, versuch mal mit Schauspiel. Du musst nicht alles, alles muss echt sein, damit du das spielen kannst, du musst dir das halt ein bisschen vorstellen vielleicht. Noch schräger wird sein Method-Acting dann bei der zweiten Vorpremiere, wo er im Bett feststellt, er hat offensichtlich Erektionsprobleme in seiner Beziehung mit Leslie, was auch immer das für eine On-Off-Beziehung ist, und kriegt dann aber eine Erektion, als sie zusammen im Bett liegen für die letzte Szene. Ja und dann will er sie vor den Leuten tatsächlich einfach vergewaltigen. Ja, also es ist ein Vergewaltigungsversuch. Jemand unter der Decke und sagt, lass uns jetzt Sex haben und sie sagt, nein, jetzt kommt gleich Riggen raus und seinen Einsatz und er sagt, ach komm, ich bin ganz scharf, lass uns das machen und dann kommt halt Riggen in die Zähne rein, indem er in die Tür klopft und sie müssen aus dem Bett rausspringen und dann hat er halt diese riesen Ständer. Er ist nur in Unterhose gekleidet und man sieht halt diese Mordserektion und das Publikum ist begeistert und macht sich kaputt darüber. Und das krasse ist, der hat die dann sehr unrealistisch sehr lange durch die ganze Szene durch. Also entweder da drückt man mal ein Auge zu und sagt, okay, das haben die jetzt einfach da drin gelassen, das Ding, was sie denen als Ständer hingetan haben oder sie wollen tatsächlich erzählen, dass er von der ganzen Szene erregt ist. Also von dieser ganzen Geschichte durch die ganze Szene durch und dieser Ständer nicht weggeht. Normalerweise würde der, also ganz ehrlich, das geht nicht. Und das ist schon krass, das erzählt einiges über diese Figur und diese Figur sagt ja auch irgendwann, im Gespräch mit der Tochter von unserer Hauptfigur, erzählt er irgendwann, ich fühle mich in meinem eigentlichen Leben, wenn ich nicht auf der Bühne bin, ich fühle gar nicht wirklich was, ich kann gar nicht richtig leben, ich weiß gar nicht, wo ich bin, wer ich bin und was das soll. Und sobald ich auf der Bühne bin, wenn ich im Spiel bin, da kann ich dann plötzlich mit Leuten interagieren, kann ich Connection aufbauen, kann ich irgendwie wirklich wer sein und eine Emotion fühlen. Und ganz ehrlich, das ist von ganz vielen Schauspielern nicht weit weg. Puh, das ist ziemlich hart. Ja, das ist halt. Und das ist ziemlich kaputt auch. Das ist wahrscheinlich nicht die Art, wie man an seinen Job herangehen sollte, egal ob man Schauspieler ist oder Feuerwehrmann oder Kanalreiniger, Pflegekraft, was auch immer man sollte. Das ist glaube ich keine gesunde Art mit seinem Beruf umzugehen. Es gibt ganz viele kaputte Schauspieler da draußen, die wirklich, die einfach merken, okay hier kann ich wer sein, hier kann ich was sein, hier kann ich etwas fühlen, was ich sonst nicht fühle. Und dann gibt es so eine Art Sucht, die sich entwickelt nach extremen Gefühlen, die du auf der Bühne haben kannst. Und das ist schon ein bisschen crazy. Auf jeden Fall. Und dieser Mike strapaziert es dann ja auch so aus, dass es nicht nur das ist, was er auf der Bühne macht, was Regan total nervt, sondern zum einen fängt er was mit Regans Tochter an und zum zweiten gibt es dann diesen merkwürdigen Moment, wo er in der Zeitung ein Interview gibt und Regan hat ihm vorher gesagt, dass Raymond Carver, der Autor des Stückes, der Grund dafür ist, warum er Schauspieler geworden ist und exakt diese Worte wiederholt dann Mike, der sich vorher drüber lustig gemacht hat für die Zeitung. Da gibt es diesen tollen Ausraster von Regan, der dann Mike eine gefakte Geschichte erzählt von seinem Alkoholikervater. Und ganz tolle Szene, wo übrigens müssen wir auch nochmal betonen, dass unser guter alter Michael Keaton das unfassbar gut spielt. Das macht er wirklich sehr gut. Er erzählt dann Mike, du machst da Witze drüber. Ich hatte wirklich einen Alkoholikervater und er hat mich missbraucht und er hatte dann den Gürtel und hat gesagt, soll ich dich mit dem Gürtel schlagen oder soll ich ihn ausziehen, um dich zu vergewaltigen? Und ich hatte eine Tochter und bricht den Tränen aus und Mike ist zum ersten Mal tatsächlich berührt und nicht auf sich fixiert, sondern sagt, oh shit, das tut mir echt leid. Und dann geht er aus dieser Situation raus und sagt, siehste, ich kann das auch. Und sagt ihm, das ist alles fake war, was er gerade gemacht hat. Und es ist so eine großartige Szene. Und überhaupt, ich finde auch gleich am Anfang, wenn die da die ersten Proben haben und wenn dann Edmund Norton das erste Mal kommt und die da diese Proben haben und das verhandeln, was sie da auf der Bühne machen wollen und wie sie es machen wollen, egal wie gut oder schlecht das Stück ist, ich finde diesen Probenprozess, den ich da fühlen kann, finde ich schon echt gut. Den finde ich echt geil. Ich finde es großartig, weil du auch dieses Theaterfeeling irgendwie drin hast. Egal wie gut am Ende das Stück wirklich ist, aber du hast ein Gefühl dafür, was Schauspieler mit Text verhandeln wollen oder können oder was sie da reingeben oder wie viel Energie und wie viel Lebensherzblut da drin steckt. Es gibt ja auch mehrere Momente, wo sie darüber diskutieren, wie sie es reden könnten, ob sie ein bisschen stärker machen, ein bisschen weniger. Es gibt diesen tollen Moment, wo Mike mit Regan redet und das wird dann auch total ins Absurde und ins Lächerliche gezogen, wo er eben sagt, du musst das stärker machen, du hast mir dreimal dieselbe Information gegeben mit den drei Sätzen. Gib mir nur einen Satz, aber gib mir dafür die Emotionen mit, die ich brauche. Und er provoziert ihn dann so lange, bis er das raushaut und man merkt tatsächlich wie auch so, naja, es ist schon so ein Stück, so ein Blick auf Textarbeit. So sollte es natürlich nicht passieren in diesem toxischen Rahmen, aber trotzdem wie sich Text im Schauspiel entwickelt und verändert. Ja und dass man wirklich was will, dass man als Schauspieler, wie da eben Edward Norton in diesem Fall, diese Method, ich finde ihn in Tode ganz furchtbar, aber das, was drin steckt, an Not etwas zu erzählen und etwas zu durchdringen, emotional und intellektuell, finde ich wirklich gut dargestellt. Und das macht mir wahnsinnig viel Spaß, dem zuzuschauen, auch wenn es eine Parodie ist. Ja, ich fand es vor allem, ich sehe vor allem das Bizarre und Witzige da drin, weil ich finde, natürlich gibt es dieses Theaterfeeling, der Film spielt die ganze Zeit auch in diesen Theaterkorridoren, wir haben endlose Szenen, wo irgendjemand von seiner Garderobe zur Bühne läuft oder wo jemand in seiner Garderobe ist und die Tür zuschlägt, dann wird die Garderobentür von jemand anderem aufgemacht und dann folgt die Kamera ihm. Übrigens auch tatsächlich, es ist ein One-Shot-Film, der Ina Rito typisch sehr episodisch erzählt ist, wir sind bei einem Charakter und dann fängt die Kamera einem anderen Charakter ein und folgt ihm dann, so als ob sie sehen würde, ah ja, da passiert vielleicht jetzt gleich was Aufregendes und geht dann auch wirklich immer mal wieder zu anderen Figuren und erzählt Nebengeschichten, die meistens bizarre sind, bei denen man auch meistens gar nicht so genau weiß, ob die zu irgendwas führen sollen. Bestes Beispiel zum Beispiel, wenn Leslie und Laura in der Kabine in ihrer Garderobe plötzlich anfangen zu knutschen. Ja, was ich aber ein bisschen seltsam fand, also es passt nicht wirklich zu den Figuren in dem Moment, weil Regan, also der Hintergrund ist, Regan kommt in die Garderobe und Leslie ist total fertig, weil sie von Mike genervt ist, weil eben davor diese Szene war, wo er sie versucht hat zu vergewaltigen und dann sagt Regan eigentlich was total Nettes zu ihr und sagt, sie ist eine tolle Schauspielerin und du bist eine tolle Schauspielerin und es ist mir ganz wichtig, dass du dabei bist, er sagt einfach was Nettes zu ihr und geht dann raus und dann ist Laura total berührt davon und sagt, sowas Nettes hat er noch nie zu mir gesagt und dann küssen sie sich und zwar nicht nur sie küssen sich nicht, einfach sie knutschen richtig, was dann eben unterbrochen wird, dadurch, dass Mike reinkommt und mit dem Föhn beworfen wird. Das ist das Tempo dieses Films. Wir haben diese Vergewaltigungsszene, wir haben die Frau, die in die Garderobe läuft und sauer ist, wir haben sie, wie sie mit der anderen Frau knutscht, wir haben Mike, der reinkommt und den Föhn abkriegt und wir haben dann Mike, wie er weiter rennt zu Regans Garderobe und sich über die Waffe aufregt, es kommt so Schlag auf Schlag und die Kamera rast von einer Figur zu anderen. Das Tempo ist irre von diesem Film. Und man kann man zwischendurch ein bisschen ausatmen, wenn sie dann rausgehen zum Beispiel und in diese Bar hineingehen, da sieht man so ein bisschen die Straßenzene von New York, was auch beeindruckend ist, weil du ja dann das Gefühl eines One-Shots hast und dann hast du das Gefühl, dass du da irgendwie, da muss ja alles stimmen, du musst ja über einen langen Zeitraum irgendwie sechs, sieben Minuten Szenen, die da aneinander gestitcht werden, das muss alles stimmen. Und dann gehen die da raus und dann in die Bar rein. Sie haben ja wirklich lange Passagen auch gedreht. Jaja, genau. Es ist ein defekter One-Shot-Film, aber es sind trotzdem extrem lange Shots, die zusammengepackt wurden. Ja, das muss als Schauspieler auch wahnsinnig aufregend gewesen sein. Also es gibt so ein paar Interviews, die ich gelesen habe von Leuten, die da irgendwie jetzt nicht die ganze Zeit vor der Kamera waren, sondern wo so eine Szene, die kommen dann, jeder ist auf seinem Anfangspunkt und dann hörst du, wenn du mitten in der Szene irgendwo dran bist, hörst du, wie außen die ganze Szene läuft, siehst die Kamera da irgendwie im Gang entlang laufen, bist aber noch nicht dran, bist aber so alert, wie beim Theater eben das auch so ist, weil du das irgendwie, du musst die ganze Zeit abwarten, bis du dran bist, was bei Drehs ja eigentlich nie wieder der Fall ist, weil du hast ja immer so kleine Schnipsel von einer Minute oder so was, die du drehst und in diesem Fall siehst du, das ganze Team, die ganze Szene spielen und dann kommen die zu dir, du musst im richtigen Moment reingehen und dann entfernen die sich wieder und der ganze Lärm verschwindet im Hintergrund und es ist so ein krasses Gefühl, glaube ich, was du sonst nie wieder beim Drehen hast. Es muss wohl wirklich schwer gewesen sein, weil halt die Schauspieler mussten teilweise bis zu 15 Seiten von ihrem Dialog drauf haben und dann wirklich genau zum richtigen Zeitpunkt treffen, sie mussten an den richtigen Stellen stehen, weil der natürlich auch extrem, auch ähnlich wie beim Theater seine Person platziert und es gibt dann ja auch Geschichten von Szenen, wo zum Beispiel Emma Stone, die die Tochter Sam spielt, eine Szene versaut hat, weil sie, da wurde dann zehn Minuten gespielt und dann ist Emma Stone 20 Sekunden zu früh um eine Ecke gegangen. Das ist so unglaublich. Die Szene muss neu gemacht werden. So ein kleines bisschen das Timing versaut und alles muss neu gemacht werden, das ist schon echt krass und sie haben tatsächlich so ein Büchlein geführt, wer hat wie viel Szenen versaut, das ist ein ganz kleines bisschen gemein ist, aber Emma Stone war wohl ganz vorne dabei. Sie haben einige Sachen haben sie auch drin gelassen, manchmal haben sie es geschafft drüber zu spielen. Ja, Galifianakis, ah, Galifianakis, vorhin habe ich es gut geschafft. Ja, Zack hat es auf jeden Fall irgendwie ganz gut hingekriegt, dann da drüber zu gehen, obwohl er auch so ein paar Sätze versaut hat, aber das dann entsprechend zu verkaufen, dass es dann genommen werden konnte trotzdem. Was ja auch so ein Theater Ding ist, wenn du im Theater spielst und dann verbockst du irgendwas, kannst du nicht sagen, wir drehen das nochmal neu, sondern mussten halt irgendwie versuchen mit dem Flow zu gehen und irgendwie weiter zu spielen und weiter zu akkern. Tatsächlich wäre es cool gewesen, wenn sie das noch ein bisschen mehr gemacht hätten, weil du hast schon so das Gefühl von sehr viel Perfektionismus bei der Umsetzung. Du merkst, es ging wirklich darum, Leute richtig zu platzieren, richtig um die Ecke zu kommen, im richtigen Moment den Dialog anzusetzen. Vielleicht hätte der Film sich so ein bisschen mehr Schlutrigkeit erlauben können, um ein bisschen mehr noch dieses Theater-Feeling mit dem drüberspielen zu erzeugen. Okay, verstehe, was du meinst. Aber es funktioniert natürlich so. Also der Perfektionismus ist natürlich auch cool, weil dadurch einfach die Bewegung in so einem Fluss ist. Also der Film stolpert nicht, der Film bewegt sich die ganze Zeit und sehr organisch. Und es ist beeindruckend, weil sie haben tatsächlich in diesem Theater gedreht, großenteils. Ich hätte gedacht, die haben das alles nachgebaut, weil du musst ja ganz genau, du musst ja genug Platz für die Kamera haben, für die Crew, du musst es irgendwie schaffen, dass die da alle durch können. Da reicht es, wenn eine Stufe nur zu kurz ist und der Kameramann stolpert. Weißt du, das ist halt, du musst halt alles, jede Zentimeter in diesem Set musst du auswendig können und genau wissen, wo kann ich langlaufen und wo nicht. Und die Sets sehen aber nicht danach aus. Da sind so enge Korridore, die sind auch teilweise vollgestellt mit Theater-Requisiten, mit Kostümzeug und so. Also du hast so dieses Gefühl von einem lebendigen Ort. Da wird gerade geprobt, da wird gerade aufgeführt, dass Menschen in Räumen unterwegs, die belebt sind. Das sind keine verlassenen Korridoren, sondern Theater-Action. Überall ist Bewegung, überall passiert irgendwas. Das ist wirklich, wirklich toll und dann mussten die halt wirklich ganz am Anfang schon, als sie das Drehbuch geschrieben haben, du kannst ja normalerweise, wenn du ein Drehbuch schreibst, sagen, okay, die Szene, die nehme ich mal mit rein, ihr dreht die mal und wenn ihr sie am Ende nicht braucht, dann schneidet ihr sie raus. Das geht in dem Fall ja nicht. Du musst ja alles genau so drehen, wie es am Ende wirklich ist. Du kannst nichts rausschneiden. Wenn du keinen Schnitt hast, kannst du nichts rausschneiden. Du kannst ja keine zehnminütige Szene einfach wegnehmen, die eigentlich, das geht nicht. Also kannst du auch keine kleinen Änderungen vornehmen. Das heißt, als Drehbuchautor musst du ganz hundertprozentig sicher sein, dass jeder Satz stimmt, dass alles ganz genau so sein wird, wie es dann ist. Und dann nimmst du das Drehbuch und gehst an so ein erstmal vorläufiges Set und spielst das einmal durch und gehst mit der Kamera wirklich überall durch, ohne die Schauspieler umzugucken, ob das überhaupt geht, dynamisch, ob du das alles erzählen kannst. Wie kommst du von einem Shot in den nächsten? Das ist alles unglaubliche Planung. Ein Film, der tatsächlich ganz Hollywood-untypisch im Planungsprozess, in der Vorbereitung deutlich mehr Zeit gefressen hat als in der Post-Production, die relativ schnell ging, weil alles so perfekt da lag und die einzelnen Sequenzen einfach nur noch aneinander geklatscht werden mussten. Ja, beziehungsweise geklatscht ist ein bisschen gemeingesagt, weil die mussten schon einiges machen, VFX war schon schicke Übergänger. Also sie haben vier Monate dann doch dran gesessen, das zu machen, aber es ist halt relativ überschaubar, wenn ich mir andere Filme anschaue, die so VFX-lastig sind, die brauchen ein halbes Jahr, dreiviertel Jahr bis ganzes Jahr, um so was irgendwie hinzukriegen. Aber bei dem Film war es einigermaßen überschaubar mit vier Monaten. Springen wir nochmal ganz kurz zurück in die Handlung. Wir waren irgendwo in der Handlung drin, als die letzte Vorpremiere so schief geht, dass Riggen ausgesperrt wird. Er sperrt sich selbst, er raucht noch eine vor seinem großen Auftritt im Bademantel und dann steht er draußen, um eine zu rauchen, dann fällt die Tür zu und sein Bademantel hängt in der Tür fest und er kommt aus der Situation nur raus, indem er seinen Bademantel auszieht und in Unterhose bekleidet, über dem Times Square läuft und von Leuten belagert, die sagen, ey, du bist doch Birdman, weil so kennen sie ihn natürlich. Kann ich ein Foto von dir machen? Handys werden gezückt, Videos werden von ihm gemacht. Er erreicht auch großen Twitter-Fame dadurch und dann kommt er halt so nackt in dieses Ding rein, ruft Klopf Klopf Klopf und spielt seine Szene irgendwie, um sich so ein Rest Würde zu bewahren. Und es ist so toll, ich hätte ihn fassen, ich glaube, ich als Regisseur, ich bin ja nicht so ein großer Fan von unvorbereiteter Nacktheit, aber ich hätte ihn fast nackt rausgesetzt. Ja, hätte man durchaus machen können. Der hat diese Unterhose noch an, die ist auch peinlich genug, aber eigentlich wäre Nacktfig noch geiler gewesen. Wirklich, da muss er über den Times Square, um das Theater drum rum und vorne wieder reinzukommen und wird er halt gefilmt überall und kriegt dann so 50.000 Views in der ersten Stunde. Es ist schon krass. Und dann gibt es diese Szene, diese Nachbesprechung mit Mike, die hat er mehrmals und zweimal eben in dieser Bar, die du schon erwähnt hast, da gibt es diese Kritikerin, die offensichtlich eine Hassliebe zu Mike hat, wahrscheinlich eher mehr Hass, also sie bewundert ihn als Schauspieler, aber sie hasst ihn als Menschen und er hasst sie einfach, weil er jeden hasst. Und sie will das Stück kaputt schreiben, sie ist einfach, sie findet das Stück scheiße, sie hat es nicht gesehen, sie war bei keiner Vorpremiere, sie sagt auch ganz offen, sie wird zu keiner Vorpremiere gehen, sie wird sich das Stück nicht ansehen, aber sie wird es in Grund und Boden schreiben. Und er fragt dann so, ich habe ihm noch nichts angetan, ich will nur das Stück spielen und sie sagt doch, du hast, you took up space in a theater which otherwise might have been used on something worthwhile. Sie will vor allem ihn an Karren pissen, weil er eigentlich vom Film kommt und natürlich keine Kunst. Das ist sowieso das große Thema, er ist so der Hollywood-Typ, der jetzt versucht Kunst zu machen, der hat überhaupt nichts verloren in dieser Theaterwelt. Das ist so ein bisschen Protektionismus der Broadway-Szene, was ich mir vorstellen kann, was nicht weit hergeholt ist. Kann ich mir auch vorstellen, also das ist mit Sicherheit auch überzeichnend, aber sie guckt sich da gar nicht an, aber zumindest um mit diesem Plan ins Theater zu gehen und zu sagen, das kann nichts Gutes sein und quasi schon den Verriss im Kopf zu haben. Das wird man da bestimmt finden. Vor allem auch dieser Protektionismus zu sagen, wir machen Kunst und ihr macht Kommerz. Genau, ihr habt in unserer Welt nichts verloren. Dann betrinkt er sich ordentlich und es gibt diesen merkwürdigen Dialog, diesen merkwürdigen Moment, wo er an dem Typen vorbeigeht, der den Shakespeare-Monolog fragt. Oh ja, der Shakespeare-Monolog, ich habe ihn komplett hier. Ich werde jetzt nicht rezentieren. Im ursprünglichen Skript diskutiert er mit der Kritikerin über Shakespeare. Ich hatte das ursprüngliche Skript einmal da liegen und sie reden dann über Shakespeare und sie redet dann über diesen Monolog und sagt zu ihm so ein ganz wichtiger Satz, you're not an actor, you're a celebrity. Das ist der Satz, der im Originalfilm dann auch noch mal drin ist, dass ihnen sagt, du bist einfach ein Star, du bist kein richtiger Schauspieler und den Monolog haben sie dann nach draußen gepackt zu diesem Typen, der dann auch noch mal fragt, habe ich es richtig gemacht. Warst vielleicht ein bisschen over the top. Und dann wird er auf jeden Fall mit einem Kater wach und dann kommt diese sehr krasse Birdman-Szene, eigentlich die einzige wirklich krasse Birdman-Szene. Wo auch dieser Typ hinter ihm herrennt in diesem Full-Costume, wo ein riesigen Schwingen, die er dann auspackt und in dem Air fliegt und ihm Sachen ins Ohr flüstert. Und dann sehen wir die Kometen, die zur Erde fallen und Hubschrauber aufsteigen. Wir sehen diesen metallenen Vogel und Birdman schaut uns an in die Kamera und sagt da, das ist doch das, was ihr wollt. Action. Und dann fliegt er in der Gegend rum. Er schwebt hoch und er fliegt und dann steht er irgendwann auf dem Dach und dann ist dieses Ding, wo er sagt noch so Music, weil er will sich in den Tod stürzen. Wird aber ganz barsch unterbrochen von jemanden, der hinter ihm steht und sagt so. Ist das ein Filmdreh oder ist das echt? Und er so, es ist ein Film. Und sie so, der Film ist voller Scheiße. Und dann fliegt er weiter. Er fliegt über die Straße und kommt im Theater an. Wo dann der Taxifahrer hinterher rennt und sagt, ey, bezahl mich Gefährlichs. Wo wir einmal zurück auf den Boden der Realität gehoben werden mit diesem Taxifahrer, wo wir wissen, ah, okay, er ist gar nicht geschwommen, er war geflogen, er war einfach, er war wahrscheinlich einfach verkatert und hat sich den Taxi genommen und ist durch die Straßen gefahren. Und dann kommt es eben zur Premiere, von der wir nichts sehen. Von der wir nicht viel sehen. Man sehen dann nur noch, wie er dann tatsächlich eine eichte Waffe nimmt für seine Schlussszene und dann schießt und dann denken wir, er hat sich irgendwie wirklich erschossen auf der Bühne. Und es war vielleicht auch die Absicht, weiß ich nicht genau. Ich denke, es war die Absicht. Interessant übrigens, davor sehen wir ganz kurz die Theaterpause vom Gebäude und die Zuschauer sind durchaus angetan. Ja, genau. Es ist doch so ein überraschender Moment, dass sich dann Leute draußen unterhalten und sagen, das war besser, als ich gedacht hätte. Hätte ich nicht erwartet. Und dann sehen wir aber auch die Kritikerin übrigens im Publikum, die als Einzige nicht aufsteht und applaudiert, dann sitzt fassungslos da, steht dann auf und rennt raus. Das ist der Moment, wo für mich feststeht, okay, dieser Typ, Michael Keaton, also die Rolle, hat es geschafft, die Kritikerin zu schlagen in ihrem Game. Weil wenn sie jetzt über dieses Stück, über diesen Abend einen Verriss schreiben würde, wo der Typ sich gerade umgebracht hat oder versucht hat, sich umzubringen, dann wäre ihre Karriere ziemlich im Arsch. Was kannst du nicht machen? Du kannst nicht so einen Verriss über einen Abend schreiben, wo sowas Krasses passiert. Also hat er sie quasi gezwungen, was Gutes zu schreiben. Du meinst, sein Selbstmord oder sein Selbstmordversuch, dazu kommen wir gleich, ist sein eigentlicher Sieg über die Kritik. Darum geht es. Das will uns der Film sagen. Das will uns der Film sagen. Will uns der Film was sagen, Flo? Kann uns ein Film was sagen wollen? Er sagt auf jeden Fall kurz danach, jetzt werde ich Hollywood, jetzt kriegt ihr Schnitte. Ihr habt euch beschwert, dass ihr keine Schnitte habt und dann feuert er einfach mal schnell innerhalb von 30 Sekunden alle Schnitte ab, die er hat. Dann sehen wir diese Kapelle auf der Bühne und diese Stadt und die Meteoriten, die drauf landen und wir haben Schnitt, Schnitt, Schnitt, Schnitt, Schnitt, Schnitt, Schnitt und dann sind wir im Krankenhaus am nächsten Tag. Im Krankenhaus, ja, er hat sich nur die Nase weggeschossen. Es gibt einen wirklich schönen Moment dann zwischen ihm und Sam, wo sie irgendwie wirklich drückt. Sie kuscheln miteinander. Dann hat er so seinen Moment mit seiner Tochter doch noch mal. Das ist schon schön und dann geht sie um eine Vase zu holen und er steht auf, guckt sich sein zerschossenes Gesicht an, seine Nase, die irgendwie wie so hergestellt, sie haben sie wieder hergestellt, aber naja, sieht so richtig gut, sieht dann nicht aus. Er sieht aus wie Burtman, finde ich. Er hat die Burtman-Nase auf einmal. Und dann geht er zum Fenster, macht das Fenster auf und wir sehen nicht, ob er jetzt rausspringt oder nicht, aber sie kommt wieder. Was wollen wir mit diesem Ende anfangen? Sie kommt rein, geht ans Fenster, erwartet, dass er unten liegt und guckt dann hoch und lächelt. Was wollen wir mit diesem Ende anfangen? Lame. Klassisch lame, ambivalentes Ende und wir müssen uns unsere eigenen Gedanken machen. Ich finde das immer so ein bisschen schwach. Der Film bietet eigentlich natürlich mit ihrem Blick nach oben an, dass er tatsächlich geflogen ist, weil sie guckt nach unten. Er ist aus dem Fenster gesprungen, sie guckt nach unten, Angst erfüllt. Moment, ich kann aus dem Treibbuch vorlesen. Ich lese mal kurz vor, wenn wir wissen wollen, wann es uns der Film sagen will, schauen wir doch mal, was der Treibbuch uns sagt. She spots the opened window and registers the sound from outside. Tentatively she walks toward the window. She gets there. Du kannst gerne lesen, wenn du was gegen meinen englischen Akzent hast. Also sie geht zum offenen Fenster und hört die Geräusche von draußen und sie geht langsam zum Fenster und kommt da an, nimmt all ihren Mut zusammen und schaut nach unten. Nichts. Slowly confused, she tilts her head up and looks up into the sky. A smile filled with pride beginnt to wash over her face. Filled with pride, okay. Also offensichtlich bietet uns sowohl das Treibbuch als auch der Film an, weil diese Szene wird genauso umgesetzt. Es ist nicht zu viel gesagt, jetzt einfach, es ist die Szene im Film. Genauso inszenieren sie es und genauso spielt es Emma Stone. Bietet uns natürlich an, sie schaut nach oben und ihr Vater hat es geschafft. Er ist geflogen. Es war alles gar keine Vision. Ist das wirklich das, was uns der Film sagen will? Oder ist es offen für Interpretation? Sagen wir, dass der Film uns wirklich erklären möchte, dass die Welt magisch ist, die er uns erzählt? Ja. Das möchtest du gerne? Ja. Und zwar erzählt uns der Film, dass diese Welt magisch ist, weil der Film natürlich sich selbst zu diesem Film macht. Nochmal darauf zurück zu kommen. Wir haben in diesem Film Birdman als quasi alter Ego von dem Film selbst. Birdman will das, was die Zuschauer wollen. Birdman will Fantasie. Birdman will Magie. Birdman will Action. Und Birdman gibt uns das auch, Gott sei Dank, am Schluss. Da sind wir mal ehrlich. Ein Film, der sich mit einem Künstler beschäftigt, der irgendwie so in seinen 50ern ist, der frustriert ist vom Leben, der trotzdem versucht, Kunst zu machen und sich am Ende erschießt, ist so das lahmste, clichéhafteste, prätentiöseste Bullshit-Zeug, was man sich vorstellen kann. Niemand will so einen Film sehen. Birdman weiß das. Birdman gibt uns einen besseren Film. All hail to Birdman. Aber du weißt schon, dass es eine Alternative gab am Anfang, die der Film eigentlich enden sollte. Die Alternative ist? Sie wollten eigentlich Johnny Depp, wie er da steht und Captain Jack Sparrow spricht zu ihm, um einen Loop herzustellen, um zu sagen, jeder Künstler, der in so einer großen Rolle ist, hat das. Okay, ich verstehe. Das wäre blöd gewesen. Das hat sich in Jaratu auch gedacht. Ja. Der hat dann gesagt, nee, lassen wir doch. Also ich mag das Endeweils. Ich finde es zu viel Emotionales hinterhergeschoben, weil der Film einfach die ganze Zeit so irre ist und so bizarr und so witzig. Und ich finde, dem Film steht Tragik nicht so gut. Ich finde es total cool, dass sie diesen Moment haben, dass er sich erschießen wollte und dann hat er sich einfach nur die Nase weggeballert. Find ich superwitzig. Das passt zu dem Ton des Films. Und damit hätte es eigentlich auch enden können. Es hätte damit enden können, dass er dann diese Kritik sieht, weil die Kritikerin hat dann ja tatsächlich was geschrieben und der Untertitel des Films, die Unexpected Virtue of Ignorance, das ist der Titel ihrer Kritik, was total schön ist. Damit hätte der Film stehen bleiben können. Ich finde, der Film sollte nicht bei seinem Selbstmord stehen bleiben. Ich finde es tatsächlich, das wird dem Film nicht gerecht, weil der Film eben so bizarr, over the top und lustig ist, dass er so diese Emotionalisierung und dieses Gleiten in das Depressive, dass er das eigentlich nicht verdient hat. Und deswegen fliegt er. Burtman ist daran schuld. Burtman hat es gut gemacht. Was würdest du denn sagen? Ich konnte mich nicht entscheiden, ob das jetzt ein fantastischer Film ist oder ob es einfach nur ein allegorischer Film ist. Also Inirator hat selbst gesagt, es gibt so viele Interpretationen, wie es Sitze im Theater gibt. Natürlich. Man könnte das Ganze zurückführen auf die Beziehung Tochter-Vater. Man könnte sagen, er versucht die ganze Zeit, es ist ja ein Film über Liebe auch, finde ich. Der verzweifelte Versuch, sich Liebe zu erzwingen von den Menschen da draußen. Aber auch von seiner Tochter und auch von seiner, es gibt ja auch Beziehungsgespräche mit seiner Ex-Frau und so weiter. Er versucht die ganze Zeit irgendwie Liebe zu erzwingen durch irgendwelche Situationen, die er herstellt und irgendwelche und Macht, die er spielen lässt. Und er versucht auch die Liebe seiner Tochter irgendwie hinzukriegen und am Ende kriegt er sie und deswegen kann er dann fliegen. Es gibt ja diesen einen schönen Satz, den Sylvia zu ihm sagt. Sie sagt zu ihm in der Garderobe irgendwann, you confuse love with admiration. Er will geliebt werden, aber eigentlich will er bewundert werden und er kriegt das nicht so ganz auf die Reihe. Und er hat furchtbare Angst vor Demütigung. Der ganze Film spielt damit, dass er Angst vor dieser Demütigung hat und dass er es unglaublich demütigend findet, dass zum Beispiel sein Hauptdarsteller oder ein wichtigster Nebendarsteller eine Erektion auf der Bühne hat, damit es das ganze Stück zerstört. Und er versucht die ganze Zeit bewundert zu werden. Er will natürlich auch irgendwie von seiner Tochter bewundert werden. Es gibt ja auch diesen wirklich, wirklich, wirklich harten Moment, wo sie da sitzt und kifft und er schimpft dann mit ihr und sie macht ihn dann komplett runter. Aber so richtig, so richtig krass hart. Und sie sagt ihn letzten Endes mit der Konklusion, dass er ein Stück bedeutungslos ist und dass er auch bedeutungslos ist und dass er damit klarkommen soll. Und dann gibt es diesen Moment, wo sie merkt, dass sie gerade wirklich was in ihm kaputt gemacht hat und so kurz fragt Dad. Und dann geht sie aber. Und auf diese Szene folgt wieder so eine Telekinese-Szene. Also diese Momente seiner Telekinese kommen immer in den Momenten, wo er auch irgendwie Demütigung erlebt hat. Und natürlich ist es die ganze Zeit in dem Film über, sehen wir diese fantastischen Elemente als seine Hirngespinste. Das erzählt uns der Film eigentlich immer. Teilweise einfach dadurch, dass nur er es ist, der das macht. Also er ist immer allein, wenn er es macht. Es sieht kein anderer. Aber dann eben auch zum Beispiel durch die Szenen, wenn diese Batman-Action-Szene kommen, dann einfach vorbei ist und alles ist ganz normal. Also wir wissen in ganz vielen Momenten, ja, das ist einfach sein Hirngespinste. Ich finde den Gedanken reizvoll, dass der Film sich natürlich auch so ein bisschen selbst kommentiert und sein Hirngespinste dann am Schluss quasi die Handlung übernimmt. Dass dieses Hirngespinste in die Realität des Films einbricht. Ich finde das vor allem deswegen so reizvoll, weil der Film die ganze Zeit mit sich und seinen Themen spielt. Weil er eben Michael Keaton als Hauptdarsteller hat, der als Protagonist einen Superhelden gespielt hat und jetzt vermeintlich keine Bedeutung mehr hat. Das ist einfach Michael Keaton gespiegelt, der Batman gespielt hat. Michael Keaton hat gesagt, das war eine der schwierigsten Rollen, die er gespielt hat und sie war ganz weit weg von ihm, wie er in der Realität ist. Er macht sich, er besetzt Edward Norton in einer Rolle von einem Method-Actor, der als kompliziert, aber als bloßartiger Darsteller gilt. Der Film ist voll mit Leuten, die irgendwas mit Superhelden-Filmen zu tun haben. Um das einmal kurz reinzuwerfen, was wir hier drin haben. Wir haben hier Edward Norton, der Bruce Banner im Hulk gespielt hat, 2008. Wir haben Michael Keaton, der Batman, Batmans Rückkehr und später auch Bösewicht in Spider-Man Homecoming gespielt hat. Wir haben Emma Stone, die in Spider-Man 2012 die Gwen Stacy gespielt hat und in Spider-Man 2 nochmal dieselbe Rolle. Und wir haben Naomi Watts, die auch in Tank Girl schreckliche Comicverfilmung von 1995, die am Jet Girl gespielt hat. Also der Film hat die ganze Darsteller-Lige aus Leuten, die irgendwie mehr können, aber mal Superhelden gespielt haben. Weil Naomi Watts ist natürlich nicht durch diese Rolle definiert. Naomi Watts ist eine fantastische Schauspielerin. Und genauso Emma Stone. Niemand denkt, wenn er an Emma Stone denkt, das ist doch die Gwen Stacy. Und noch krasser bei Edward Norton, wo niemand denkt, ja stimmt, der Hulk-Darsteller, nein. Edward Norton hat zehn andere Sachen, wo jeder sagt, ja der Oscar-Darsteller. Aber der Film packt halt diese Superhelden-Leuten rein. Und deswegen kommentiert der Film sich permanent selbst. Und ich finde den Gedanken reizvoll, dass er am Schluss dieses Superhelden-Ding gewinnt über das prätentiös künstlerische. Ja. Ich wünsche es zumindest diesem Film, dass er diese Haltung zu sich selbst hat. Ja, also garantiert. Weil anders kannst du so einen Film auch nicht machen. Ich glaube, das funktioniert nicht. Wenn du nicht diese Haltung hast als Filmemacher, dann kriegst du so einen Film nicht zustande. Der kann nicht so gut werden, wenn das nicht so. Und das ist so krass, wenn man sich anschaut, was Inarritu halt sonst gemacht hat. Der hatte ja diese Trilogie, diese Episodenfilme, Amores Perros, 21 Gramm und Babel, die wirklich einfach mal schweres, hartes Drama sind. Episodisch erzählt und die ganze Zeit das Leben erzählen wollen. Und wirklich das Leben mit tiefem Ernst erzählen wollen. Und wenig Platz lassen für Humor. Und nach Burtman hat er mit DiCaprio, der Revenant gemacht. Wir brauchten Inarritu, damit Leonardo DiCaprio endlich in Oscar gewinnt. Der Running Gag der Filmgeschichte, Leonardo DiCaprio, der immer ausgeht bei der Oscar-Fallung, hat endlich einen gekriegt. Und das war ja auch so ein Film, der sich unfassbar ernst nimmt. Der hat keinen Pixelhumor in sich. Und deswegen finde ich es so geil, dass er dazwischen einfach mal diesen Burtman hat, der auf alles scheißt und sich über sich selbst lustig macht. Ich glaube, der musste einfach alles mal rauslassen, was er hier angestaut hat und dann konnte er wieder von vorne anfangen. Es ist so ein bisschen der Joker unter den Filmen. Ja, auf jeden Fall. Er will die Welt brennen sehen. Ach, das ist schön. Es freut mich sehr, dass du diesen Film auch so siehst, weil ich glaube, dass nicht jeder diesen Film so sieht, sondern dass die ernsten Teile des Films für manche doch auch überwiegen, weil du hier durchaus ernste Themen drin hast. Es gibt Leute, die sich sehr gerne auf die Kritik am Kritiker aufhängen. Und natürlich spricht er interessante Themen an. Aber eben dieses Klischee eines Kritikers, der nur Kritiker geworden ist, weil er kein Künstler geworden ist, das finde ich ein bisschen zu kurz, als dass man sich als Zuschauer darauf stürzen könnte und sagen könnte, ja genau. Weißt du, aber es gibt viele Leute, die das machen, diese Verkürzung in diesem Film vornehmen und sagen, darum geht es dem Film. Aber das stimmt eigentlich gar nicht. Diese letzte Ebene übersehen, die dieser Film hat. Ja, man kann die Kritiker, die keine Kunst können, deswegen Kritiker geworden sind, man kann da noch mal eine Ebene draufstülpen, noch mal ein Layer draufpacken und sagen, ein Filmemacher, der keine guten Filme macht und deswegen ständig von der Kritik verrissen wird, macht Filme, in denen er sich über Kritiker lustig macht, die seine Filme verreißen, weil er keine Filme machen kann, die einfach gute Filme sind. Und schon hat sich die Kritik wieder vollkommen daran gerecht, und die Künstler haben nämlich keine Chance gegen die Kritik. Die Kritik gewinnt immer, um das mal festzuhalten hier. Ich weiß schon, warum ich kein Kritiker geworden bin. Oh, ich bin Kritiker geworden. Verdammt, wir reden seit 55 Episoden. Verdammt, reden wir über Filme als Kritiker. Worin hast du mich hier reingezogen, Plor? Aua. Nein, ich bin Künstler. Kunst. Das ist das Tolle, dass dieser Film die ganze Zeit dieses, meine Kunst, vor sich her trägt. Es ist schon auch ein ernstes Thema, was trotzdem irgendwie zum Nachdenken bringt. Natürlich hast du diese ganze ironische Überhöhung da drin, aber die Not unseres Hauptdarstellers ist natürlich trotzdem da. Also wie schafft man es, Kunst zu schaffen, ohne vor die Hunde zu gehen und alles reinzubringen, und diese Not, dieses armen Würstchen, Aufmerksamkeit und Anerkennung zu brauchen, was ja vielen Künstlern irgendwie inne ist, vor allem eben darstellenden Künstlern und Regisseuren auch ganz oft. Das ist halt, es ist ein ernstes Thema. Ich glaube, das ist so ein bisschen die Bitterkeit in seiner Figur, dass er die Kunst vor allem deswegen aber auch machen will, um eben anerkannt zu werden. Dass es ihm gar nicht so sehr darum geht, hier einen großen Inhalt zu machen, sondern dass er letzten Endes vor allem ganz krass angetrieben ist, von diesem Wunsch anerkannt zu sein. Und natürlich steht dahinter eine Lebensgeschichte, die das irgendwie forciert, weil er mal diese erfolgreichen Hollywood-Filme gemacht hat, aber irgendwie fehlt ihm diese Anerkennung, dass er auch Kunst machen kann. Es ist so ein gegenseitiges Wechselspiel, dass er irgendwie nach dieser Anerkennung sucht und er glaubt in der Kunst, diese Anerkennung zu finden. Und gleichzeitig will er aber auch, dass seine Kunst ernst genommen wird, weil er hat mit Sicherheit auch künstlerische Gedanken dahinter. Aber er verrennt sich dann auch so komplett in diesem Anerkennungsgedanken, in dieser Hoffnung, irgendwie vom Publikum bejubelt zu werden. Standing Ovations und Martin Scorsese im Publikum, das ist das, was er sich wünscht. Geil, man. Das ist wirklich krass. Das ist ein krasses Bild. Und der krasse Kommentar des Films, einfach zu sagen, du kannst Film nicht machen, wenn dein oberstes Ziel Anerkennung ist. Es funktioniert einfach nicht. Kunst funktioniert so nicht. Ja, deswegen scheitert er ja auch. Also der Film erzählt ja einfach, wie dieses Stück scheitert. Ja. Und das, was eigentlich alles um dieses Stück herum rettet, was es zu Kunst macht, ist ironischerweise eben dieser Birdman. Ja, genau. Das ist auch das, was den Film rettet. Wenn wir uns ganz kurz mal vorstellen, dieser Film würde ohne den Birdman stattfinden. Ja, das funktioniert gar nicht. Das wäre ein Drama von einem oder meinetwegen auch sogar eine Tragikomödie von einem gescheiterten Regisseur, der da scheitert, der wäre verloren. Dieser Birdman ist total notwendig für den Film und das ist eben der Comic. Das, was von den ganzen Kritikern nicht anerkannt wird, was Trash ist aus Hollywood, das ist das, was den Film rettet. Ist das hart. Aber ich finde auch Birdman auf der anderen Seite natürlich als Allegorie für den inneren Zensor, den die meisten Schauspieler und die meisten Künstler allgemein haben, so dieser Typ, der ständig in deinem Kopf ist und sagt, du bist nicht gut genug, das kriegst du nicht hin. Wie willst du Leute begeistern mit so einem Scheiß? Du hast keine einzige gute Idee gehabt. Was soll das? Lass es. Weißt du, das kommt einem fies bekannt vor. Ja, es ist tatsächlich, Birdman ist so merkwürdig, weil es ist natürlich, es hat dieses allegorische Moment von der Depression, aber gleichzeitig ist er auch dieser Ausweg aus der Depression, weil er ist nicht der, der da stehen bleibt und sagt, du bist nichts wert, sondern er sagt, du bist nichts wert, aber wenn du mit mir zusammen arbeitest, dann sind wir wieder zusammen was wert. Also da ist es irgendwie der Moment, wo diese Depressionsallegorie stoppt, weil das macht eine Depression leider nicht, dass sie dir sagt, und hier ist der Ausweg, Party. Leider nicht, nein. Wollen wir uns rüberhangeln zur Top 3 Liste? Ja, bitte, chicken. Unsere Top 3. Und zwar wir haben eine Top 3, Plor, Gimmickfilme. Filme, die ein Gimmick haben, irgendwas besonderes, wo man sagt, da gibt es ein Konzept im Film, das uns den Film verkaufen soll. Gimmickfilme ist ja eigentlich eine total herablassende Bezeichnung. Ja. Und es gibt und ganz oft auch zurecht, weil es viele Filme, die sich zu sehr auf ihr Gimmick verlassen. Das stimmt, aber da wir ja gute Filme wollen. Wir wollen gute Filme. Das suchen wir natürlich nach Gimmicks, die im positiven Sinne den Film beeinflusst haben. Genau. Also es gibt bestimmt eine Reihe von Filmen, die einfach sich darauf verlassen, dass sie dieses eine besondere Merkmal der Inszenierung oder der Erzählung oder der Ästhetik haben. Und wenn man dahinter guckt, blickt, stellt man fest, oh, da ist aber nicht viel mehr dahinter. Ja. Und wir suchen jetzt nach Gimmickfilmen, die trotz oder also in meinem Fall meistens auch wegen ihres Gimmicks wirklich einfach gute Filme geworden sind. Es gibt ein ganz tolles Beispiel von Gimmicksachen, die in der Geschichte des Films gemacht wurden. Es gibt einen Film, ein Horrorfilm oder weiß nicht, ob das damals schon als Horror durchging, wo sie den Geist des Films, so ein Hund oder so was, in rot eingefärbt haben und den Rest des Films in blau, glaube ich. Der Zuschauer sollte entscheiden vorher, ob er an Geister glaubt oder nicht und haben sie eine farbige Brille aufgesetzt. Dann haben sie den Geist gesehen oder nicht gesehen. Was für ein geiles Gimmick für ein Film. Total schön, ja. Das ist total toll. Von diesen Filmen gibt es tatsächlich ganz viel. Ich glaube, die haben wir beide nicht so auf unserer Liste, weil das auch so Dinge sind aus ihrer Zeit. Es gibt auch diesen Film aus dem Jahr 1958, Macaba, der dem Publikum eine Lebensversicherung ausgestellt hat über 1000 Dollar. Was? Wenn sie aus Angst sterben. Was zur Hölle? Das war ja auch so die Zeit, so die 50er Horrorfilme, die auch gerne damit geworben haben, dass Menschen aus dem Publikum rennen und total Angst haben. Alfred Hitchcock hat bei Psycho eine No Late Admissions Policy als Gimmick dran gepackt. Du darfst in den Film nicht reingehen, nicht zu spät reingehen, wenn er schon läuft, weil sonst verpasst du wichtige Momente. Ja, aber das ist ja auch mein Ego gewesen. Ja, auf jeden Fall. Solche Gimmicks, die einfach eher so Marketing Zeug sind, fallen, glaube ich, eher so in die Rolle in den Bereich Kontext. Und dann gibt es natürlich noch so Gimmicks wie Smell-O-Wishen, wo Geruchsfilme haben. Aha, Gott. Ja. Und natürlich ist 3D auch ein großes Gimmick in der Filmgeschichte, in allen möglichen Facetten. Solche Sachen habe ich tatsächlich gar nicht drin. Also diese technischen Gimmicks, die nur für Gimmickfilme, die nur im Theater, im Kino, in einem bestimmten Setup als Gimmickfilm durchgehen. Auch zum Beispiel mit diesen 4D-Filmen, wo dann das Theater wackelt und wo die Stühle wackeln. Sowas habe ich alles nicht drin. Sondern Gimmicks, die tatsächlich in den Film eingeschrieben sind, ins Skript. Ich bin sehr gespannt. Mach mal schnell. Hast du noch andere Menschen? Ich habe versucht tatsächlich so ein bisschen Variation zu finden, was sowohl Stil- als auch narrative Gimmicks und so weiter betrifft. Eine honorable Menschen ist, das erste Mal, dass dieses Gimmick funktioniert hat für mich. Ja. Und nicht das erste Mal, dass es passiert ist. Searching, ein koreanischer Film, der relativ jung ist, aus dem Jahr 2018, wo ein Mann seine vermisste Tochter sucht. Und das Besondere ist, dass dieser Film nur auf dem, auf einem Computerbildschirm stattfindet. Also auf dem Desktop. Und die Geschichte wird erzählt, dadurch, dass Facebook, Instagram und Twitter aufgemacht werden, dass er quasi recherchiert im Verlauf seiner Tochter, was passiert ist, wo sie sein könnte. Dass er Videochats macht mit ihren Freundinnen und dann irgendwann auch mit einer Polizistin, die ihm versucht zu helfen und dabei irgendwie versucht, dem Ganzen auf die Spur zu kommen. Und der Film findet konsequent auf diesem Computerbildschirm statt. 102 Minuten. Wow. Und es funktioniert. Geil. Es ist nicht der erste Film, der das macht. Es haben andere Filme vorher schon gemacht und sie sind jedes Mal gescheitert. Es gibt eine Modern Family Episode, die auch auf diesem Konzept basiert sind, aber nur 20 Minuten. Da funktioniert es auch. Aber so andere Filme wie Unknown User, glaube ich, oder so, so ein amerikanischer Horrorfilm, da funktioniert es nicht. Hier klappt es. Toller Film. Cool. Das wäre eine honorable Menschen. Willst du auch einen reinwerfen oder soll ich einfach meinten durchgehen? Ich mache wieder am Schluss irgendwie noch vielleicht einen, wenn du noch übrig bleibst. Als honorable Menschen zwei One Shots. Ein Fake, ein Echt. 1917. Ja. Von... Ist auch nicht so alt. Nee, der ist nicht so alt. Von 2019. Das heißt, ein bisschen nach Batman. Von Sam Mendes, dem Regisseur von American Beauty. Ein Film aus dem ersten Weltkrieg, der erzählt, wie zwei Soldaten hinter feindliche Linien laufen. Fake One Shot. Großartiger Fake One Shot. Sehr gut gemacht. Ein bisschen mehr. Nicht so übertrieben wie Batman, sondern er versucht ein bisschen mehr zu verschleiern, dass er mit Schnitten arbeitet. Aber es ist klar, wenn man es sieht, dass es nicht sein kann. Und funktioniert sehr gut. Und natürlich als real One Shot den Film, den alle nennen. Der wirklich ein guter Film ist weit über sein Gimmick hinaus. Victoria. Wo der, glaube ich, dreimal gedreht wurde. Und beim dritten Mal hat es dann geklappt. Aus dem Jahr 2015. Deutscher Film. Großartiger Film. Ja. Von Sebastian Schipper. Eine Nacht in Berlin. Also, beziehungsweise zwei Stunden in Berlin, die in einer Nacht spielen, bis zum Morgen krauen. Ende der Nacht, bis morgen krauen. Und die Partyleben einfangen, Berliner Straßen einfangen und am Schluss sogar eine Scylla-Handlung aufbaut und das alles wirklich gut gemacht in einem einzigen Shot. Ja. Hab ich noch nicht gesehen. Ich hab irgendwie, weiß ich nicht, war dann zu sehr gedrängelt. Man hat mich zu sehr gedrängelt, diesen Film zu sehen und dann hab ich ihn nicht geguckt. Ja, der wurde viel gedrängelt. Aber bei dem Film ist es auch tatsächlich wert. Soll ich meinen drei hinterher schieben? Ich würde mal schnell noch Rope einmal an Cocktail für eine Leiche. Natürlich. Der muss natürlich einmal erwähnt werden. Der hat es nicht in meine Liste geschafft. Aber es ist halt Hitchcock, der sich 1948 schon gedacht hat, wir machen ja jetzt mal einen One-Shot draus. Und natürlich war es ihm nicht möglich, einen One-Shot zu machen, weil die Rollen, die Filmrollen einfach nicht lang genug waren, um diesen Film abzudecken. Das heißt, er musste, er hätte es wahrscheinlich geschafft, wenn die Technik soweit gewesen wäre, er hätte das gemacht, weil er wirklich nur in diesem Apartment ist. Aber dadurch, dass er die Filmrollen, die gingen irgendwann zu Ende, das heißt, er ist dann auf ein Möbelstück gegangen, hat dort über das Möbelstück einen Schnitt gelegt und dann ist er dann weitergegangen in der Szene. Man sieht dann schon sehr deutlich, wo er den Schnitt gesetzt hat. Aber ich finde, er verschleiert es trotzdem ganz gut. Wenn man als unbedarfter Zuschauer rangeht, dann ist das erstmal okay, dass die Kamera mal so gegen den Mantel schwenkt und kurz nur schwarz zu sehen ist. Das ist in Ordnung. Toll und es ist natürlich, also es ist auch ein Kammerspiel, deswegen funktioniert das auch sehr gut. Ja, schon gut, auf jeden Fall. Auch heute noch sehenswert, nicht nur wegen dem Gimmick. Also ich würde sagen, sogar Rope ist so ein Film, der das Gimmick nicht zwingend gebraucht hätte, weil er auch einfach von der Handlung spannend und unterhaltsam genug ist. Obwohl, ich finde, dass er nicht der beste Hitchcock ist. Nein, es ist halt auch eine Frage, was man an Hitchcock mag. Also wenn man den etwas humoristischen, augenzwinkerten Hitchcock mag, dann würde ich sagen, spielt der Film schon oben mit. So gut, wie das Fenster zum Hof ist. Nein, das Fenster zum Hof ist ganz grandios, das ist eine der besten überhaupt. Das ist wahrscheinlich mit der beste augenzwinkerten Hitchcock, wobei ich Familiengrab, einer seiner letzten Filme, auch sehr viel abgewinnen kann. Okay. Der kam aber der Kritik glaube ich nicht mehr so gut an, wie das Fenster zum Hof. Okay, alles mal angucken, weil das habe ich nämlich nicht gesehen. Familiengrab weiß ich nicht. Egal, dann machen wir Platz 3. Mein Platz 3 ist ein Teil zwischen zwei Filmen, die nach demselben Prinzip funktionieren und zwar von hinten nach vorne erzählt. Der eine ein bisschen... Verstehe. Ein bisschen konsequenter, ein bisschen radikaler, der andere ein bisschen weniger. Der, den die meisten wahrscheinlich kennen werden, ist Memento, der wirklich eine spannende Erzähltechnik hat, weil er nicht nur von hinten nach vorne erzählt, sondern gleichzeitig in schwarz-weiß-Sequenzen das, was der Handlung vorangestellt ist, von vorne nach hinten erzählt. Das sind dann so ganz kurze Ausschnitte, nur die immer mal wieder zwischen den einzelnen Szenen kommen. Aber ansonsten sehen wir eine 3-minütige Szene oder 5-minütige Szene und dann sehen wir die Szene, die da vorgespielt hat. Thema des Films ist ein Mann, der sein Kurzzeitgedächtnis verloren hat, unter Kurzzeitgedächtnisverlust leidet und in einer Szene sagt, ich weiß zwar was ungefähr, was ich als nächstes tun werde, aber ich weiß nicht, was ich vor fünf Minuten getan habe. Und das setzt der Film damit um. Also ein Gimmick, das wirklich komplett von der Handlung getragen wird und die Handlung stützt. Und es funktioniert hervorragend. Das ist am Anfang, wenn man ihn sieht, ein bisschen verwirrend, aber sobald man drin ist, ist es wirklich spannend und er gräbt sich von hinten nach vorne und offenbart dann eben so einen klassischen Mystery-Thriller-Plot Who done it? Und man fragt sich die ganze Zeit, wer liegt ihnen da gerade rein? Und die Auflösung, ohne sie zu spoilern, ist großartig. Super Plot-Twist am Ende, der gleichzeitig den Anfang des Films markiert. Ganz toll gemacht. Und ein Teil zusammen mit Irreversible von Gaspar Noé. Den hatten wir auch schon mal als Regisseur mit Climax. Den nicht so richtig gut fand. Irreversible ist ein sehr harter Film, wahrscheinlich der am schwersten verdauliche Film von Gaspar Noé und der erzählt die Geschichte von einer Frau, die vergewaltigt wurde und ihrem Freund, der zusammen mit einem Kumpel auf Rachefeldzug ist und beginnt eben auch am Ende der Handlung. Und die Handlung selbst, es ist kein Mystery-Thriller, sondern es ist eigentlich ein Drama, eine Tragödie. Das heißt, es gibt keinen großen Plot-Twist in diesem Erzählen von hinten nach vorne. Aber es sind auch diese 10-Minuten-Sequenzen und dann kommen die Szene davor und es tut so weh, weil es erzählt rückwärts, es erzählt von dem nach der Tragödie zum harmonischen Anfang zurück. Am Schluss des Films hast du diese unbeschwerten Bilder von ihnen, wie sie als Paar zusammen sind und du weißt genau, was schreckliches passieren wird. Es ist dadurch ein sehr schmerzhafter Film, ein sehr brutaler Film und ein Film, der wirklich ordentlich sich in die Magengrube einkräbt und wehtut. Gutes Gimmick in dem Fall, finde ich super. Okay, vielleicht traue ich mich irgendwann mal diesen Film zu gucken. Mal schauen. Mein Platz 3, The Wizard of Oz. Das Gimmick nutzen wir jetzt alle, aber damals war es ein Gimmick. Das Gimmick war Farbfilm. Das erste Mal Technikolor. Cool. Und auf eine ganz tolle Art und Weise umgesetzt und wirklich so eingesetzt, dass Farbe irgendwie wirklich eine Rolle gespielt hat. Toll. Das ist natürlich total spannend, dass Gimmick-Filme in manchen Fällen tatsächlich zum Standard werden können. Wie beim Jazzsinger der Ton war. Aber den habe ich nicht gesehen, deswegen kann er nicht in die Liste. Ich bin nicht Jazzsinger-Hörer, denke ich an Black-Facing. Ja, schreckliche Black-Facing-Szene. Ja und wie sie es dann ja auch versucht haben mit den 3D-Filmen, also Hollywood hätte es nur zu gerne gesehen, dass das 3D-Film vom Gimmick zum Standard wird und ich bin so froh, dass ich es nicht geschafft habe. Also ich meine, natürlich gibt es immer mal wieder einen 3D-Film und den gab es auch in den 20ern schon, 3D-Filme mit diesen Farbdingern. Mit diesen rot-grünen Brillen. Genau, rot-grünen Brillen. Gab es auch damals schon pornografische Inhalte für in 3D. Natürlich. Aber ich habe mich jetzt für eben den Wizard of Oz entschieden, weil er wirklich so ein toller Film geworden ist. Und es ist auch schön, weil dieses Gimmick so eingesetzt ist, dass wir die Szenen in Kansas haben, die schwarz-weiß sind. Genau. Und dann gibt es diesen Wechsel und der ist wirklich, also man kann sich auch vorstellen, dass der damals richtig beeindruckend war, aber er ist auch heute noch beeindruckend, wenn dann plötzlich alles farbig wird und wir in dieser fantastischen Ostwelt sind, die einfach ganz anders aussieht als Kansas, wie es Dorothy sagt. Ich glaube, wir sind nicht mehr in Kansas. Ja. Ja, hast du die Farben gesehen? Kansas ist schwarz-weiß, hier nicht. Ja, und es gibt wirklich so einen schönen, ja, dieses Dull, schwarz-weiß, nichts irgendwie aufregend. Das alles ist irgendwie grau in grau zu der Fantasiewelt von Oz. Das ist wirklich schön. Ja. Das ist guter Einsatz von einem Gimmick. Ja, auf jeden Fall. Cool, gefällt mir. Dein Platz 2. Mein Platz 2, ich bin immer noch in Deutschland. Es gibt viele Zeitschleife-Filme, der, der es meiner Meinung nach am besten als Gimmick umgesetzt hat und wirklich ernst genommen hat, hat inklusive Butterfly-Effekt, ist Lola Rent von Tom Tückwer aus dem Jahr 1998. Ja, stimmt. Es geht darum, dass Lola von ihrem Freund Manni angerufen wird, der Scheiße gebaut hat und ganz dringend ganz viel Geld braucht, sonst kriegt er wirklich Ärger und er weiß nur einen Ausweg. Er könnte ja den Supermarkt überfallen, an dem er steht, das ist Berlin, Ende 90er Jahre. Und sie sagt dann ne, mach das nicht, bleib da, ich komme, ich finde eine Lösung und rennt los. Und im Folgenden sehen wir dreimal ihren, ihr Rennen durch Berlin und zwar einfach, weil es zweimal schief geht, weil sie es nicht schafft, die Situation zu lösen und dann sagt sie jetzt noch mal auf Anfang, dann rennt sie noch mal los und sie begegnet immer wieder während ihres Laufs Menschen und wir sehen dann in Polaroid-Schnapschüssen das Leben dieser Menschen nach dieser Begegnung, wie es weitergeht und minimale Veränderungen, dass sie jemanden ein bisschen weniger anrempelt oder ein bisschen mehr anrempelt oder was anderes zu ihm sagt, sorgt dafür, dass sich das Leben dieser Menschen radikal ändert, dass sie in einer Handlung Lotto-Gewinner sind und in der nächsten komplett am Arsch und obdachlos. Und das inszeniert der Film ganz toll, auch mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit, das die ganze Zeit unterlegt mit einem Techno-Score und das ist wirklich toll gemacht, diese Zeitschleife erzählt, ohne dass groß was Magisches drumherum gebaut wird, sondern sie ist einfach da, sie ist wirklich auch ein Märchen und er schafft es einfach diesen Moment des Zufalls perfekt einzufangen. Was macht der Zufall mit unserem Leben? Ja, ist schön, wirklich ein toller Film, auch ewig herrlich den gesehen habe, ich muss ihn vielleicht auch noch mal gucken, es gibt so viele Filme, die man sehen muss. Mein Platz 2 wäre dann jetzt Who Framed Roger Rabbit. Oh ja, ist auch nie wieder so gut gemacht worden, würde ich behaupten. Es ist total krass. Es ist unglaublich, ich habe neulich wieder auf Facebook, spürte mir das irgendwie, das sind die Timeline, so eine Aufnahme wie, ist das Danny DeVito? Nee, Bob Hoskins. Achso, genau, der andere nette, dicke Kleine. Der andere nette, dicke Kleine auch, der in der Gegend rumläuft und im Bluescreen da in der Gegend rumläuft und nichts hat, womit er spielen kann und dann fangen die an irgendwelche Stäbe irgendwo hinzuhalten, hier ist dann jetzt der eine Hase, da ist die andere Animation und so und dann macht er da ein Haufen Zeug mit. Wir sind im Jahr 1988 und so überzeugendes Zusammenspiel von Trick-Film und Realfilm. Es ist unglaublich, total krass, wirklich toll, also Trick-Film und Realfilm gemischt, wenn man sowas sehen möchte, dann kommt man in diesem Film nicht vorbei. Ja, definitiv. Dein Platz 1? Mein Platz 1 hatten wir letzte Woche. Boyhood. Ja. Es ist ein Film, der über zwölf Jahre die Geschichte eines Jungen erzählt, der langsam zum Mann heranreift. Es fängt an mit einem siebenjährigen Jungen und endet mit einem 21-jährigen Jungen. Ich glaube, er ist älter als es anfängt. Ja, ich glaube, es geht von neun bis 21, aber auf jeden Fall zwölf Jahre und das Gimmick ist, dass es tatsächlich mit dem einen Darsteller gedreht wurde. Jedes Jahr ist Richard Linklade, hat zu ihm gefahren und hat mit ihm ein paar Szenen gedreht und er erzählt dann einfach einen Film über einen Zeitraum von zwölf Jahre. Das definitive Gimmick für einen Coming-of-Age-Film und es funktioniert total gut, es ist bewegend und es ist eben auch mehr als nur ein Gimmick, weil es gibt immer wieder diese Momente, wo man spürt, ach krass, ja, da kommen wir her und so ist er jetzt und es ist komprimierte Zeit und sehr bewegend und wir haben letzte Woche in aller Ausführlichkeit diesen Film gelobt. Johannes war auch ziemlich angetan davon. Also wenn ihr etwas mehr zu dem Film hören wollt über seine Entstehung und über seine Art Geschichte zu erzählen, dann hört rein. Ansonsten schaut euch den Film an, ganz großartig. Boyhood von Richard Linklade. Von sechs bis 18 Jahre alt ist der Junge. Sechs bis 18? Ja. Mein Platz eins wäre auch Boyhood gewesen, aber ich hab zwischendurch sowieso geschwankt und war nicht ganz sicher und ich hatte zwischendurch auch noch die Überlegung, ob ich The Artist rein nehme. Oh ja, auch ein schöner Gimmick. Auch ein toller Gimmick-Film, der wirklich Stummfilm und Schwarz-Weiß-Film noch mal im Jahr 2011 oder sowas, wann das war, das muss man sich erstmal trauen. Auch ein Film über den wir in einer anderen Episode sehr lange reden, also könnt ihr auch reinhören. Und deswegen habe ich ihn nicht genommen und habe Trommelwirbel La Jetée. Oh ja, natürlich. Ein Kurzfilm von Chris Marker, der aus den 50ern? 60ern glaube ich. 60er, 61, 62, irgendwie sowas, hat Chris Marker einfach Fotos genommen und die zu einer Geschichte, also er hat natürlich dafür gedreht, aber eben nicht gedreht, sondern fotografiert. Er hat einfach Fotos, stillstehende Bilder mit einer kleinen Ausnahme, wo wirklich mal eine Bewegung passiert, zu einer Geschichte und das ist die Vorlage für Twelve Monkeys gewesen, aber der Kurzfilm ist wirklich der absolute Hammer. Wahnsinn, 1962, 26 Minuten und genau du hast gesagt, es gibt diese eine animierte Szene und sie ergreift mich jedes Mal, weil es ist nur eine ganz kurze Sequenz, sie kommt genau am richtigen Moment und sie hat dadurch, dass sie der einzige Moment ist, der bewegt ist, hat sie so eine krasse Stärke und ein poetischer Science-Fiction-Film mit Romantik-Elementen. Ja, tolle Wahl, fantastische, an den habe ich gar nicht gedacht bei der Liste, aber natürlich, ganz tolles Gimmick, dass man eigentlich, eigentlich würde man es gerne öfter sehen in der Filmgeschichte, viele trauen sich wahrscheinlich nicht, weil es ist halt schon krass, sich drüber nachzudenken, okay, einen Film mit Fotos zu erzählen, aber bei Lascheté gibt es trotzdem eine Dynamik und das ist das Besondere auch an diesem Film, dass man nicht das Gefühl hat, man guckt nach dir schon zu, sondern man spürt eine filmische Dynamik daran. Und wir dürfen natürlich jetzt nicht unterschlagen, dass wir, dass wir mal einen Film gemacht haben in dem Stil. Wir haben auch einen Fotofilm gemacht vor sehr langer Zeit, vor über zehn Jahren. Und der gut ankam, der 2011 haben wir den glaube ich fertig gestellt und also jetzt schon echt zehn Jahre her, aber ich bin immer noch begeistert, dass wir das gemacht haben und dass er so gut funktioniert auch. Also wenn ihr euch davon überzeugen wollt, guckt euch den gerne an ewederfilm.de. Ihr findet ihn auf YouTube, auf Vimeo, auf die CTP TV, also es gibt verschiedene Orte, wo man sich diesen Film anschauen kann. Und ja, ich bin auch sehr stolz drauf, ich bin nicht so viel selbstlob, aber es war auch eine tolle Produktion, wir hatten glaube ich beide sehr viel Spaß bei der Produktion dieses Films und wir waren dann auch sehr glücklich über das Endprodukt. Der ist auch auf ein paar Festivals gelaufen und das war wirklich cool. Ja, schön. Okay, gute alte Zeiten. Das wäre dann mein Platz eins gewesen. Dann sind wir schon durch. Ja, sind wir. Dann gehen wir doch mal zurück zum Film. Ja. Das war unsere Top 3. Was wir noch nicht besprochen haben, ist die Musik. Ist es Musik? Weil also die Academy war ja der Meinung, das ist keine Musik, ne? Solche Arschlöcher. Oder? Es ist unglaublich, was für Arschlöcher sind das? Sag uns ganz kurz, was da passiert ist, weil es ist wirklich unglaublich. Ich glaub's einfach nicht. Es ist unglaublich. Da reichst du einen Film ein in verschiedenen Kategorien und dann sagt die Musikabteilung von den Academys, ihr habt ja nur ein Schlagzeug. Der Anteil an klassischer Musik ist so hoch, dass er den Anteil an eigener, selbstgeschriebener Musik so in den Schatten stellt, dass das nicht geht. Und das stimmt natürlich überhaupt nicht. Es ist einfach nur ein Schlagzeug, aber das dominiert den Film musikalisch. Es ist so saugut. Antonio Sanchez heißt der mexikanische Chess-Schlagzeuger, der für den Soundtrack verantwortlich ist. Das ist so geil on point. Ich liebe es. Diese Trumps, die dann dazwischen kommen. Und ja, es ist minimalistisch, aber es passt so perfekt. Ja. Und es passt auch zu dieser Dynamik und zu diesem Rhythmus des Films. Und dann sagen die Arschlöcher von der Academy, das ist doch keine Musik. Was soll das? Also ich hab natürlich schöne Worte dafür gefunden, aber total dämlich. Es ist unglaublich. Also die möchten eigentlich links und rechts einmal... Er hat den Crammy gekriegt dafür. Immerhin. Aber es ist so schade, weil es ist wirklich minimalistischer Jazz-Trumps. Es sind Trumps, aber es ist halt Jazz. Und man merkt diesen Rhythmus und dieses Lebendige und das Track. Das gibt dem Film nochmal eine wirklich starke Dynamik und Tiefe. Ja, eine ganz neue Dimension, die da noch mit reinkommt, wo einfach jeder Filmemacher natürlich weiß, dass Musik in einem Film eine ganz eigene Dynamik und einen ganz eigenen roten Faden gibt und einen Film zusammenhalten kann, der anderenfalls auseinanderfallen würde. Und in dem Fall einfach so eine starke Dimension mit reinbringt. Ja. Hat sich echt gelohnt. Und den Soundtrack kann man auch kaufen, wie jedes andere Soundtrack auch. Haben die das natürlich rausgebracht. Und zu Recht. Ja, auf jeden Fall. Man kann den auch so hören. Es ist super Musik. Es ist tatsächlich nervierend. Ja, klar. Es ist keine relaxende Fahrstuhlmusik. Es ist kein entspannender Jazz, sondern es ist wirklich aufregend, peitschend. Ja. Und das treibt den Film die ganze Zeit in der Gegend rum, wo er sowieso schon mit der Kamera und so alles durchgeht. Der kriegt dadurch eine ganz, ganz tolle Dynamik. Ist super. Ganz großartig. So, das wollte ich nochmal sagen. Musik. Scheiß Academy. So. Hast du ein Fazit, was du noch raushauen willst? Ich glaube, ich habe schon alles gesagt, was mir wichtig war. Also um es nochmal zu betonen, ich liebe diesen Film vor allem als bitterböse Satire, die sich selbst nicht ernst nimmt und die eben diese krasse Metaebene hat, in der das Chaos und auch das Antikünstlerische am Schluss die Oberhand gewinnt. Und das schätze ich sehr an dem Film, dass er, das ist das, wie ich den Film lesen will. Weil er macht sich so viel über das Künstlerische lustig, dass ich sage, ja, am Schluss gewinnt auch das Antikünstlerische. Und am Schluss geht es auch vor allem um Spaß. Und dieser Birdman ist so ein kleiner Troll, der ein bisschen in der Kunst von Ina Rito rumwühlt und wirklich einen großartigen Film erzeugt, der einfach Spaß macht. Schön. Sehr schön. Ja, ich finde vor allem die Kraft, die da auch noch mit drin steckt, die in jedem Schauspieler steckt, der da zukommt. Edward Norton, der es schafft, darüber hinwegzusehen, dass er gerade sich selbst verarscht, dass alle Schauspieler irgendwie so viel Kraft da rein geben und so viel Lust am Spiel und an dieser Ironie und der Überhöhung der ganzen Geschichte. Finde ich ganz toll. Und ich liebe diese Theateratmosphäre, die entsteht, die natürlich eigentlich eher abschreckend ist, weil du einen Haufen Ego-Mannen hast. Aber irgendwie ist es auch cool. Und ich mag, dass er sich nicht nur eindimensional mit den Dingen beschäftigt, sondern dadurch, dass er so ein Troll ist, einfach so viele Layer drüberlegt und jeden Layer, den er drüberlegt, nochmal einreißt und was Neues draus macht und nochmal einreißt und was Neues draus macht. Ich finde es toll. Ganz toll. Ich kann mir vorstellen, dass viele den Film anstrengend und prätentiös finden. Ja, natürlich. Absolut. Aber genau das, was ich meine, mit den verschiedenen Layern, die machen das Ganze wirklich möglich. Sonst könntest du die ganze Zeit darüber schimpfen, wie prätentiös das Ganze ist. Aber das wird dem Film nicht gerecht. Nein, nein. Schön. Ach, wie schön. Vielen Dank, Plor, dass du diesen Film geschaut hast. Vielen Dank, dass du ihn mir nochmal aufgegeben hast, weil, wie gesagt, es ist schon lange her, dass ich ihn gesehen habe. Ich habe ihn nur einmal gesehen. Ich bin froh, dass ich ihn ein zweites Mal gesehen habe und nochmal sehr viel mitnehmen konnte daraus. Sehr gut. Und vielen Dank euch da draußen, dass ihr zugehört habt und dass ihr jede Episode bis jetzt gehört habt, nicht wahr? Auf jeden Fall. Und auch jede weitere folgende Episode hören werdet. Ja, wenn nicht habt ihr 2022 was vor. Es gibt noch 11 Monate, genug Zeit, alle unsere Episoden nachzuhören. Wenn ihr eine Episode am Tag hört, schafft ihr es aufzuschließen, sodass ihr dann wieder jede Woche mit den neuesten Episoden... Das stimmt. Und die Anfangsepisoden sind ja auch schlanke vier Stunden lang. Das kann man schaffen. In der Uhrzeit dieses Podcasts haben wir pro Episode zwei Filme besprochen und haben dann irgendwann festgestellt, das ist Wahnsinn, das schaffen wir nicht. Aber wir machen noch gar nicht so lange nur einen Film pro Folge, muss man sagen, im Vergleich zu dem, wie oft wir schon zwei Filme pro Folge gemacht haben. Ja, aber ich glaube, es ist gar nicht mehr so lange, bis wir mehr Folgen mit einem Film haben, als mit zwei Filmen. Bin mir nicht so sicher. Okay. Müssen wir mal nachschauen. Schauen wir mal nach. Auf jeden Fall müssen wir uns filmtechnisch, wenn wir schon zwei Filme pro Folge gemacht haben, dann müssen wir uns doch noch ein bisschen ins Zeug legen, bevor wir das überholt haben. Okay. Also dann euch eine schöne Woche. Wir hören uns wie immer nächste Woche Mittwoch wieder. Ja, genau. Oder Donnerstag oder Freitag, je nachdem, wenn ihr einen Kontrecher anlebt. Genau. Und bleibt gesund. Bis zum nächsten Mal. Bis dann, ciao. Ciao. Ja, Plor, dann rück mal rüber, was ist zu sehen fürs nächste Mal? Ich will wieder ein bisschen mehr in die Filmgeschichte. Wir hatten jetzt so viele wirklich aktuelle Filme, dass ich mal wieder unseren filmgeschichtlichen Abriss, den wir irgendwie mal gestartet haben durcheinander, den will ich wieder aufgreifen. Und deswegen würde ich dir gerne, ich würde dir einfach gerne die nächste Filmbewegung zuschmeißen. Also wir hatten den italienischen Neorealismus, wir hatten die Nouvelle Vague, wir hatten den deutschen Expressionismus. Plor, immer wenn du anfängst mit Stilrichtungen um dich zu schmeißen, dann sind es meistens richtig schreckliche Filme. Nein, was? Du hattest Freude an Godard's Außeratem, oder? Also da musst du noch mal in die Episode reinhören. Also ich hatte viel zu sagen. Und als Fahrraddiebe warst du emotional bewegt? Fahrraddiebe war gut, tatsächlich. Okay, Aufbruchsstimmung, europäisches Kino, Filmgeschichte. Immer wenn Europäer aufbrechen im Film, dann fangen die an irgendwelche Scheiße zu machen, Plor. Also, erzähl. Und zwar passt es ganz gut tatsächlich zur Nouvelle Vague. Es gab nämlich so ein deutsches Pendant zur Nouvelle Vague und das war der neue deutsche Film. Anfang der 60er Jahre als Kurzfilmbewegung gestartet und hat dann Ende der 60er Jahre seine Kinofilme gekriegt und hat eine ganze Reihe von großen Regisseuren produziert, also Alexander Kluge, Werner Herzog, Rainer Werner Fassbinder, Volker Schlöndorff, die haben alle ihre Anfänge beim neuen deutschen Film gehabt. Okay, okay. Und ich würde einen von den vielleicht etwas unbekannteren neuen deutschen Filmen nehmen, weil es eigentlich der Film ist, der mich aus dieser Ecke mit am meisten beeindruckt hat. Ist er zu Recht unbekannter oder? Nee, das wird sich zeigen. Ich finde es ist ein sehr starker Film, weil er bestimmte Momente der Bewegung aufgreift und nochmal extrem führt. Und zwar von Michael Fengler, Warum läuft Herr Amok? Nicht von Rainer Werner Fassbinder auch, wenn er immer in den Credits genannt wird. Ja, okay. Aber trotz seinem, obwohl er eher so fast so ein Nebenprodukt der Bewegung ist, für mich einer der Filme, der etwas eben wirklich gut, was die damals wollten, sehr gut auf den Punkt bringt. Okay, ich bin sehr gespannt, was sie damals wollten. Ich hoffe, sie wollten Entertainment. Auch, aber Entertainment kann man ja auf sehr viele unterschiedliche Arten interpretieren und manche finden sowas wie Birdman zum Beispiel überhaupt nicht unterhaltsam, weil das einfach nur Hirnwichse ist für sie. Und andere haben Spaß damit. Und das betrifft sehr viele Filme und ich glaube, ich bin sehr gespannt, was du davon hältst. Also Entertainment wirst du wahrscheinlich nicht viel rausziehen, aber vielleicht was anderes. Und darüber werden wir dann nächste Woche reden. Na, ich bin mal gespannt. Okay, dann schaue ich mir das mal an und wir sehen, hören uns nächste Woche wieder. Bis dann. Bis dann. Ciao.
