Episode 56: Warum läuft Herr R. Amok und der Neue Deutsche Film

Es ist mal wieder Zeit für ein wenig Filmgeschichte. Und zwar deutsche Filmgeschichte… Wenn man an die Höhepunkte dieser denkt, kommt einem natürlich als erstes die Stummfilmzeit in den Sinn: Die Weimarer Republik, die goldenen 20er Jahre, der Expressionismus, Metropolis, Nosferatu… und dann war lange Zeit nichts. Eine reichhaltige Filmwelt, zerstört vom nationalsozialistischen Wahn, eine propagandistische Filmwelt, im zweiten Weltkrieg in den Untergang geritten. Und danach Weltflucht, Eskapismus: Ein wenig Sissi, ein wenig Heimatfilm, ein paar Heinz Rühmann Komödien…

Es sollte einige Jahrzehnte dauern, bis es im deutschen Film wieder so etwas wie Aufbruchsstimmung herrschte. 1962 veröffentlichten 26 Filmemacher das Oberhausener Manifest und sorgten damit für die Geburt des Neuen Deutschen Films. Sein Ziel war es, unabhängig von der alten Filmwirtschaft und deren Interessenverbänden zu sein, er sollte Experimentierfeld werden und soziale und politische Konflikte realistisch darstellen.

Realismus ist auch eine der Triebfedern von Michael Fenglers Film “Warum läuft Herr R. Amok”, der mit seiner Veröffentlichung 1970 in eine Hochphase des Neuen Deutschen Films fällt. Erzählt wird aus dem Alltag von Herrn Raab, immer begleitet von der titelgebenden Frage, wie es denn zu seinem Amoklauf kommen konnte. Was wir sehen, sind Banalitäten, Alltägliches, Triviales, in dem sich peu à peu der Abgrund des kleinbürgerlichen Lebens offenbart. Und so haben wir es hier auch letzten Endes weniger mit einer Sozialstudie, als viel mehr mit einem Horrorfilm zu tun: Unterdrückte Wut, passive Aggressivität, verschleppte Angst und Verzweiflung. Warum läuft Herr R. Amok ist ein Zerrbild der bürgerlichen Hölle. Ein verbitterter, zynischer, fast schon bösartiger Film, der mit einem unglaublichen Gespür für Details den Wahnsinn und die Ausweglosigkeit des alltäglichen Lebens eines deutschen Spießbürgers aufdeckt.

Für mich auch heute noch, 50 Jahre nach seiner Entstehung, einer der besten deutschen Filme. Schwer zu ertragen, schmerzhaft, unfassbar unheimlich und brutal, ein Film voller Gewalt, obwohl der eigentliche Amoklauf gerade einmal ein paar Sekunden der Leinwandzeit einnimmt. Wie hast du das empfunden, Johannes? Und denkst du, mit Blick auf diesen Stellvertreter, dass der neue deutsche Film uns auch heute noch etwas geben kann?

Transkript

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00:00:09:15 – 00:00:12:21
Sprecher 1
Na gut. Warum läuft er denn Amok, der liebe Herr?
00:00:13:04 – 00:00:18:15
Sprecher 2
Ja, wenn ich das mal wüsste. Flor hat mir der Phoenix verraten. Das werden wir gleich sehen.
00:00:18:17 – 00:00:19:17
Sprecher 1
Werden wir gleich hören.
00:00:20:01 – 00:00:24:10
Sprecher 2
Herzlich willkommen, liebe Zuhörerinnen. Hier beim muss man sehen.
00:00:24:10 – 00:00:43:05
Sprecher 1
Podcast Neue Woche, neue Episode. Diese Woche hab ich Johannes eine Aufgabe gegeben, und zwar eine Mal wieder tief aus der Filmgeschichte, wozu Johannes letzte Woche schon zurecht gesagt hat Blog Wenn du was aus der Filmgeschichte nimmst, dann geht das meistens komplett schief. Aber ich dachte, den neuen deutschen Film, den kann ich Johannes nicht vorenthalten.
00:00:43:05 – 00:00:52:08
Sprecher 2
Ja, das stimmt. Also ich verstehe schon das Ansinnen, dass man alles, was es mal so gab, Filmgeschichte sich mal anzuschauen. Ich weiß nicht, ob ich.
00:00:52:08 – 00:00:54:15
Sprecher 3
Das gebraucht hätte, aber das werden wir gleich mal Sehr.
00:00:54:16 – 00:01:09:14
Sprecher 1
Wahrscheinlich hättest du einem anderen Film aus dem neuen deutschen Film mehr Freude gehabt. Zum Beispiel einem klassischen Fassbinder wie. Angst essen Seele auf? Oder. Und dann wird es schon eng. Wahrscheinlich hat es zu einem Werner Herzog Film einfach wegen der Bilder mehr Freude gehabt.
00:01:09:16 – 00:01:10:04
Sprecher 2
Ja.
00:01:10:18 – 00:01:27:18
Sprecher 1
Weil der einfach für den neuen deutschen Film sehr prächtig und sehr episch war. Aber ich habe mich sehr bewusst für einen sehr rohen, sehr rauen und meiner Meinung nach sehr eindrucksvollen Film aus dieser Epoche entschieden, und zwar eben Michael Spenglers. Warum läuft Herr er Amok aus dem Jahr 1970.
00:01:29:01 – 00:01:34:03
Sprecher 2
Dafür erst mal in den Film? Ein bisschen, worum es geht Und dann können wir ja genauer ins Thema reingehen.
00:01:34:03 – 00:01:35:04
Sprecher 1
Schauen wir mal, wo wir landen.
00:01:35:17 – 00:01:35:23
Sprecher 3
Ja.
00:01:36:24 – 00:02:14:07
Sprecher 1
Also Johannes, Ja, es ist mal wieder Zeit für ein wenig Filmgeschichte, und zwar deutsche Filmgeschichte. Wenn man an die Höhepunkte dieser denkt, kommt einem natürlich als erstes die Stummfilmzeit in den Sinn die Weimarer Republik, die Goldenen 20er Jahre, der Expressionismus, Metropolis, Nosferatu, Caligari. Und dann war lange Zeit nichts. Eine reichhaltige Filmwelt, zerstört vom nationalsozialistischen Wahn, eine propagandistische Filmwelt im Zweiten Weltkrieg in den Untergang geritten und danach Weltflucht, Eskapismus, ein wenig Sissi, ein wenig Heimatfilm, ein paar Lümmel von der ersten Bank, ein Paar Heinz Rühmann Komödien.
00:02:14:17 – 00:02:42:03
Sprecher 1
Es sollte einige Jahrzehnte dauern, bis es im deutschen Film wieder so etwas wie Aufbruchstimmung gab. 1962 veröffentlichten 26 Filmemacher das Oberhausener Manifest und sorgten damit für die Geburt des Neuen deutschen Films. Sein Ziel war es, unabhängig von der alten Filmwirtschaft und deren Interessenverbänden ein Experimentierfeld zu schaffen und soziale und politische Konflikte realistisch darzustellen. Realismus ist auch eine der Triebfedern von Michael Spenglers Film.
00:02:42:03 – 00:03:09:06
Sprecher 1
Warum läuft Herr Amok, der mit seiner Veröffentlichung 1970 in eine Hochphase des Neuen deutschen Films fällt? Erzählt wird aus dem Alltag von Herrn Rapp, immer begleitet von der titelgebenden Frage, wie es denn zu seinem Amoklauf kommen konnte. Was wir sehen, sind Banalitäten, Alltägliches, Triviales, in dem sich peu a peu der Abgrund des Kleinbürgerlichen Lebens offenbart. Und so haben wir es hier auch letzten Endes weniger mit einer Sozialstudie als vielmehr mit einem Horrorfilm zu tun.
00:03:11:16 – 00:03:38:16
Sprecher 1
Und unterdrückte Wut, passive Aggressivität, verschleppte Angst und Verzweiflung. Warum läuft Herr Amok? Ist ein Zerrbild der bürgerlichen Hölle, ein verbitterter, zynischer, fast schon bösartiger Film, der mit einem unglaublichen Gespür für Details den Wahnsinn und die Ausweglosigkeit des alltäglichen Lebens eines deutschen Spießbürger aufdeckt. Für mich auch heute noch, 50 Jahre nach seiner Entstehung einer der besten deutsche Filme. Schwer zu ertragen.
00:03:38:24 – 00:03:54:20
Sprecher 1
Schmerzhaft, unfassbar unheimlich und brutal. Ein Film voller Gewalt, obwohl der eigentliche Amoklauf gerade einmal ein paar Sekunden der Leinwand Zeit einnimmt. Wie hast du das empfunden, Johannes? Und denkst du mit Blick auf diesen Stellvertreter, dass der neue deutsche Film uns auch heute noch etwas geben kann?
00:03:56:07 – 00:04:00:24
Sprecher 2
Ich möchte unterstreichen, dass es ein Horrorfilm ist. Es war ein Horror für mich, den Film zu gucken.
00:04:01:09 – 00:04:01:19
Sprecher 3
Es war.
00:04:01:20 – 00:04:07:08
Sprecher 2
Wirklich. Ich habe irgendwann nur noch apathisch davor nichts mehr gemacht, außer.
00:04:08:15 – 00:04:08:17
Sprecher 3
Auch.
00:04:08:18 – 00:04:18:16
Sprecher 2
Aufgegeben aufzuschreiben. Ich wollte irgendwie mitschreiben. Ich habe ja immer so ein paar Notizen mit und habe irgendwann aufgehört. Ich habe einfach nur noch dagesessen und gesagt Wann bring mich um. Freitag vielleicht? Keine Ahnung. Mal gucken.
00:04:18:17 – 00:04:20:06
Sprecher 1
Worin bestand denn der Horror des Films?
00:04:20:09 – 00:04:44:12
Sprecher 2
Völlig gegeben geben wir dem Film, dass er tatsächlich den Horror dieses kleinbürgerlichen Lebens irgendwie besonders hart zeigt. So, das ist der eine Teil des Horrors. Der andere Teil des Horrors ist aber Kameraführung, Regie, Schauspieler, improvisierte Texte usw Schauspieler? Nicht ganz die.
00:04:44:12 – 00:04:45:09
Sprecher 1
Schauspieler.
00:04:45:15 – 00:04:46:23
Sprecher 2
Wie erklärt man es sich besser?
00:04:47:13 – 00:04:53:04
Sprecher 1
Also gerade die Schauspieler finde ich nicht so herausragend. Vor allem Kurt natürlich, der den Protagonisten spielt.
00:04:53:19 – 00:05:01:02
Sprecher 2
Bei dem bin mir nicht sicher. Manchmal frage ich mich ist der wirklich so? Was man sich ein gutes Zeichen für den Schauspieler ist? Eigentlich. Aber ich bin mir nicht sicher, wie der sonst so drauf ist.
00:05:01:02 – 00:05:05:17
Sprecher 1
Der heißt überhaupt nicht so okay. Kurt Raab war eigentlich ein ziemlich schillernde Figur des deutschen Films.
00:05:05:24 – 00:05:11:24
Sprecher 2
Okay, das weiß ich nicht. Ich kenne mich zu wenig mit dem deutschen Film aus. Aus irgendwelchen Gründen.
00:05:12:05 – 00:05:38:21
Sprecher 1
Der gehört zu den Prominenten, die man immer so ein bisschen hervorheben kann. Vielleicht neben dem Rio Reiser, die sehr früh sich zu ihrer Homosexualität bekannt haben und das auch sehr offen gelebt haben. Und er hat sehr bunt gedreht, natürlich viel mit Fassbinder. Also er kommt aus dieser, aus dieser Theaterszene, wo er mit Fassbinder viel zusammengearbeitet hat, und er hat dann unter anderem den Fritz Haarmann gespielt in Die Zärtlichkeit der Wölfe von von Uli Lohner.
00:05:39:12 – 00:05:44:18
Sprecher 1
Also dieser, dieser Totmacher, der später dann von Götz Georges gespielt wurde. Kurt, mach das besser als Götz Georges.
00:05:45:02 – 00:05:45:12
Sprecher 2
Okay.
00:05:45:14 – 00:06:12:04
Sprecher 1
Und er hat so eine sehr bunte Mischung gespielt aus diesen neuen deutschen Filmen, die sehr künstlerisch sind, aber auch so ein paar trashig irre Sachen. Und er ist ziemlich vielseitig. Und ich finde, auch wenn man ihn in diesem Film sieht, dann erkennt man diese viel, diese Vielseitigkeit nicht, weil er diese angespannte Verlorenheit und diese Liebe, diese Lethargie und dieses Phlegma, das seine Rolle hat, super gut umsetzt.
00:06:12:04 – 00:06:19:13
Sprecher 1
Also ich finde es wirklich krass und er macht so viel mit so kleinen Blicken und Gesten und mit diesem verlorenen Blick ganz oft.
00:06:19:13 – 00:06:39:14
Sprecher 2
Ja, ja, das macht er. Also ich möchte die Schauspieler vielleicht wieder aus der Liste so ein kleines bisschen rausnehmen, weil ich weiß, es ist auch gerade, was sie betrifft. Es gibt ein paar Figuren, die Schauspieler hätten besser sein können. Aber was sie betrifft, die Frau von Herrn Raab, die ist auch sehr gut, einfach als Schauspielerin. Die konnten sich wohl nicht so richtig leiden, die.
00:06:39:14 – 00:06:52:00
Sprecher 1
Konnten sich überhaupt nicht leiden. Lilith Ungerer Tatsächlich hat, hat Kurt Raff gesagt, irgendwann mal, ich konnte ihn nicht leiden. Und es war so schön, die wenigstens auf der Leinwand mal umbringen zu können. Das war übrigens, das ist, das ist.
00:06:52:24 – 00:06:53:05
Sprecher 3
Okay.
00:06:53:08 – 00:07:19:12
Sprecher 1
Wenn man sich Interviews von ihm ansieht. Es ist auch so ein bisschen so ein Fassbinder Typ, also er ist ähnlich wie Fassbinder, wenn man die sieht in Interviews, die sitzen da so ein bisschen schnoddrig mit ihrer Zigarette und man merkt, die haben eigentlich gar keinen Bock auf diesen ganzen Film. Wirtschaftsteil und deswegen lieben sie es auch mal zu provozieren und auch mal so ein paar krasse Sachen rauszuhauen und einfach mal den Interviewer anzumalen und sich über über blöde Fragen aufzuregen und Ähnliches.
00:07:20:06 – 00:07:47:02
Sprecher 2
Aber die Liste bleibt. Es ist bleibt. Die Kamera ist ganz furchtbar, die die Regie kann ich nicht nachvollziehen, was ich Ich verstehe, was er will, aber ich finde es ganz schrecklich. Ich habe irgendwann aufgeschrieben Es gibt keine einzige wirkliche Idee, außer der Grund Idee des Films, die Grundidee des Films. Du hast das ganze Ding einmal hingesetzt und dann musst du da eine halbe Stunde lang zuschauen, wie die Grundidee einmal durchexerziert wird, aber nicht.
00:07:47:10 – 00:07:53:18
Sprecher 2
Da gibt es in den einzelnen Szenen kaum Ideen, Es gibt im Schauspiel kaum Ideen, es ist Nähe, Nähe.
00:07:54:16 – 00:08:13:00
Sprecher 1
Und mal was Hartes zu dir zu sagen. Ich glaube, du hast ganz viele Ideen verpasst und auch ganz viele Details verpasst, wenn du das sagst. Weil natürlich hat der Film erst mal so dieses Grundkonzept. Er zeigt den Alltag und inszeniert auch tatsächlich wenig. Also es ist gab ein Skript, aber es gab vor allem so Szenarien, die die.
00:08:13:01 – 00:08:14:00
Sprecher 2
Improvisieren, den Text, die.
00:08:14:01 – 00:08:35:09
Sprecher 1
Er das Merkmal gelegt hat. Und er lässt die Leute viel anhand von diesen Szenarien improvisieren und er gibt ihnen Amazon. Also diese Szenarien geben Ihnen so ein paar Stichwörter mit, wie sich die Figuren fühlen, was, was ihre Figuren gerade antreibt, was was ihre Ideen sind. Und dann werden aber natürlich diese Motivation in diesem bürgerlichen Korsett eingezwängt. Und ich finde, er macht das.
00:08:35:10 – 00:08:57:20
Sprecher 1
Er macht es ganz oft sehr subtil, aber auf beeindruckende Weise, Was zum Beispiel die Kamera betrifft. Natürlich ist die Kamera oft so hilflos im Raum. Das ist ja nicht das, was sie stört, die improvisiert, die versucht, Situation einzufangen. Ich finde, es gibt unglaublich starke Momente. Zum Beispiel wenn andere Menschen sich unterhalten und die Kamera dann auf dem Gesicht von der Person verharrt, die nicht in dem Gespräch beteiligt ist.
00:08:58:07 – 00:09:12:05
Sprecher 1
Das ist zum einen, der immer mal wieder mit der Kamera eingefangen wird, während andere reden und über sich über irgendwas unterhalten. Und wir bleiben einfach mit der Kamera auf seinem leblosen Gesicht, das auch wirklich so eine Verzweiflung offenbart.
00:09:12:06 – 00:09:26:01
Sprecher 2
Bei Herrn Raab kann ich es auch verstehen, dass man das macht. Es wurde in vielen Szenen aber auch mit irgendwelchen nicht handelnden, nebensächlichen Figuren gemacht, weil der Kameramann vielleicht gehofft hat, dass jetzt diese Frau auch noch was sagen wird. Dass das nicht passiert ist.
00:09:26:03 – 00:09:44:02
Sprecher 1
Glaube ich nicht. Wenn er zum Beispiel wenn wenn. Wenn Herr Raab sich mit einem alten Schulfreund unterhält, dann bleibt der Kamera ganz lange bei. Lilith Ungerer Also bei der Frau haben die auch so diese Verlorenheit in ihrem Blick hat in diesem Moment. Und ich habe das Gefühl, das ist ganz oft Strategie von dem Film, dass er das versucht einzufangen, was daneben stattfindet.
00:09:44:02 – 00:10:04:23
Sprecher 1
Und zwar ist es, wenn alle, wenn alle irgendwie so eine Posse spielen, wenn alle irgendwie sich so in diesem bürgerlichen Rahmen bewegen und versuchen, ihre Rollen zu erfüllen, dann sind die spannenden Personen die, die in dem Moment nicht im Fokus sind und das macht der Film sehr ausgiebig, dass er die in den Fokus rückt, die sonst nicht im Fokus sind und die dadurch auf sehr kleine Weise entgleiten.
00:10:04:23 – 00:10:13:10
Sprecher 1
Wir haben, wir haben eigentlich, wir haben in diesen Momenten, in denen, in denen die Kamera auf etwas Nebensächliches ist, vor allem auf dem Gesicht haben wir Momente, wo diese bürgerliche Fassade bricht.
00:10:13:14 – 00:10:36:18
Sprecher 2
Ich habe das Ganze, das Gefühl, dass der Film mich nicht erreichen will, dass das der Film irgendwie edgy sein will und sagen will Ich mache, was anders, aber dann total an mir vorbeigeht. Eben auch durch solche Aktionen, weil, weil im Gesicht, da passiert nicht so viel, dass man also da passiert ein bisschen was. So, aber das hast du innerhalb von zwei Sekunden verstanden, was da passiert und dann bleibt das da aber noch drin und.
00:10:36:18 – 00:11:01:08
Sprecher 1
Dann musst du dich weiter damit beschäftigen, dann wirst du gezwungen, darauf zu verharren. Es gibt diese eine Szene, woher Raab mit seinem Sohn lesen übt und dann liest der Sohn das von von dem Adler mit schwingenden Schwingen. Er muss eine Aussprache üben, deswegen soll er das mehrmals wiederholen. Und dann liest er davon, dass der Adler in Gefangenschaft ist und eigentlich frei sein sollte, weil dann kann er frei fliegen.
00:11:01:08 – 00:11:32:23
Sprecher 1
Und so weiter. Und natürlich ist es eigentlich eine ziemlich plumpe Metapher auf dieses Leben von Herrn Er, der sich in dem Moment in dieser Metapher wiederfindet und die Kamera bleibt bei ihm drauf. Aber dadurch, dass sie dann wirklich lange auf ihm verharrt wird, wird diese diese eigentlich platte Metapher noch mal ein bisschen aufgerissen. Weil wir sehen Herrn Raab eben nicht nur als den, der denkt, Oh, ich müsste eigentlich frei sein, ich müsste eigentlich da raus sein, sondern gleichzeitig, dass diese Selbstwahrnehmung auch eigentlich ein Zerrbild von seiner eigentlichen Wahrnehmung ist.
00:11:32:23 – 00:11:42:09
Sprecher 1
Also wir bewegen uns in so einer Schleife dieser herab ist ja ein Spießbürger. Es ist jetzt nicht so, dass wir das Gefühl haben, natürlich läuft herab Amok, weil alle um ihn herum total ätzend sind.
00:11:42:09 – 00:11:44:00
Sprecher 2
Nein, er ist genauso ätzend.
00:11:45:03 – 00:12:12:12
Sprecher 1
Und er ist teilweise sogar noch krasser als seine Frau. Seine Frau ist ganz oft die, die eigentlich ausbrechen will und die das versucht, irgendwie verzweifelt. Also auch als eine Frau wird nicht als als Sympathieträger dargestellt dafür. Sie sind ihre Sehnsüchte einfach zu krass und auch sehr bürgerlich. Aber diese diese Selbstwahrnehmung wird dann noch mal karikiert dadurch, dass wir dazu gezwungen sind, weiter da drauf zu bleiben, dass das eben kein kein Ausweg davon kriegen, dass wir damit leiden müssen.
00:12:12:19 – 00:12:35:16
Sprecher 2
Ich hätte die gerne selber im Kopf. Es ist. Ich finde es. Es ist genau eine Idee, was er da macht und das reicht mir einfach nicht. Es reicht mir einfach nicht aus. Ich will inszenatorische Ideen haben, wo mir ein bisschen was erzählt wird, was darüber hinausgeht, dass ich über das ich vor einem Gemälde stehe und einfach gezwungen werde, da jetzt lange davor zu stehen, weil sonst was mit mir passiert.
00:12:35:16 – 00:12:45:13
Sprecher 2
Wenn ich den Pollock jetzt noch ins letzte Detail anschau. Aber es ist einfach nur Qual, das ist alles Qual auf Aber, aber wenn dieser Film.
00:12:45:13 – 00:12:46:14
Sprecher 1
Ist Qual natürlich.
00:12:46:14 – 00:12:47:02
Sprecher 2
Die einzige.
00:12:47:02 – 00:12:49:20
Sprecher 3
Idee des Films. Mich quälen, aber.
00:12:50:01 – 00:12:50:19
Sprecher 1
Aber in diesem.
00:12:50:19 – 00:12:51:05
Sprecher 3
Quälen.
00:12:51:11 – 00:13:13:20
Sprecher 1
Es ist total gut, dass der Film das schon erreicht hat. In diesem Quälen zeigt er wirklich interessante Blicke auf die Gesellschaft, auch vielschichtige Blicke auf die Gesellschaft. Kommen wir mal zu einer Szene, die ja, wie ich finde, wo diese Details sehr gut zu sehen sind. Und zwar sind Herr Raabs Eltern zu Besuch, seine Mutter und sein Vater, der offensichtlich eine Operation hinter sich hat und deswegen eine Augenoperation, deswegen eine Sonnenbrille tragen muss.
00:13:14:04 – 00:13:34:11
Sprecher 1
Und dann fangen die Mutter und die seine Ehefrau fangen an, sich zu unterhalten. Und dann erzählt die Mutter von der Oper, wo sie war, und die Frau fragt Ja, und wer hat das inszeniert und wie waren die Schauspieler? Und das ist irgendwie so ein kulturelles Gespräch zu führen. Und das einzige, was die Mutter interessant findet, das, was ihr gegeben ist, ist, was für ein Kleid sie getragen hat.
00:13:34:15 – 00:13:45:19
Sprecher 1
Und sie erzählt dann auch, wie schön Kleid war, was für einen Wein sie getrunken haben und es wird so deutlich Es gibt so einen bürgerlichen Zugang zu Kultur. Sie war im Hotel, wo der nur an Oberflächlichkeiten ist, auch jetzt.
00:13:45:21 – 00:13:53:01
Sprecher 2
Und das ist doch keine, keine, keine komplexe Idee. Das ist doch nur so! Na ja, die Frau, die da hingeht, hat eigentlich keine Ahnung von Kunst.
00:13:53:07 – 00:14:05:10
Sprecher 1
Das ist auch nicht plump. Es gibt diesen, es gibt diese, diesen bürgerlichen Trieb, so wir, wir, wir machen Kultur. Es ist uns, und zwar nicht nur, um uns selbst darzustellen, sondern das gehört einfach dazu. Ich Ich habe jetzt Kultur genossen und es war schön.
00:14:05:15 – 00:14:06:04
Sprecher 3
Dass wir so.
00:14:07:13 – 00:14:11:01
Sprecher 1
Und dann im Nachklang noch so, aber du solltest da nicht reingehen, Du bist doch noch so jung.
00:14:12:03 – 00:14:12:22
Sprecher 3
Du bist doch noch fröhlich.
00:14:12:22 – 00:14:39:21
Sprecher 1
Du musst doch nicht so was Schweres gucken. Während sie so ihren Apfelkuchen in sich reinstopfen. Es ist. Ich finde es. Das ist einer von den Momenten, wo der Film wirklich gehässig und wirklich bösartig wird, weil er einfach eben nicht nicht nur realistisch dieses Gespräch darstellt, sondern dann so diese diese Themen aufwirft, die eben im Bürgertum präsent sind und wo sich die Selbstwahrnehmung des Bürgertums und die Realität einfach so voneinander abheben, ohne dass es bemerkt wird.
00:14:39:24 – 00:14:40:07
Sprecher 2
Ja.
00:14:40:20 – 00:15:01:04
Sprecher 1
Und dann Natürlich passiert diese langsame Eskalation, wo man merkt, dass die Mutter immer mehr gegen die Ehefrau schießt. Zuerst in so kleinen Sachen und dann aber irgendwann beim Spaziergang, spätestens wo sie ihr sagt na ja, und du könntest ja arbeiten. Und dann sagt die Frau Aber mein Mann will nicht, dass ich arbeite. Natürlich auch so ein klassisches bürgerliches Bild.
00:15:02:03 – 00:15:09:20
Sprecher 1
Und sie sagt aber doch Du musst, muss doch, du, Du kannst dann zeigen Ja, hier ist der verdient uns. Es ist schon so eine genervt angespannte Spannung.
00:15:09:20 – 00:15:32:10
Sprecher 2
Na, das ist das Wesen, der so an dem bindet. Dann Das Wesentliche an dem Gespräch ist ja, dass die Frau sagt Nein, du musst zu Weihnachten einmal arbeiten, damit du deinem Mann was schenken kannst von deinem eigenen und den Engels. Genau das ist mir tatsächlich im Kopf geblieben, weil das ein Bogen ist, der besonders aufregt. Also den ich besonders, wo ich wirklich allen in die Fresse schlagen will, dass genau genau das tatsächlich ganz gut an der Stelle.
00:15:32:16 – 00:15:33:22
Sprecher 2
Aber es ist immer noch die gleiche Idee.
00:15:34:08 – 00:15:47:05
Sprecher 1
Aber es ist doch wir kriegen hier die Geschichte von der Frau erzählt, wie wir erfahren, auch immer wieder in so kleinen Andeutungen wie Wer ist diese Frau? Rap. Das kriegen wir auch mit, wenn die Mutter zum Beispiel gegen das schießt und sagt Na ja, du bist ja schon so ein verwöhntes Kind. Das habe ich von Anfang an gedacht.
00:15:47:05 – 00:16:07:20
Sprecher 1
Du kommst ja auch aus besserem Haus. Und hier hat offensichtlich eine großbürgerliche Herkunft. Sie kommt also es gibt offensichtlich irgendwie ein soziales Gefälle zwischen den beiden. Sie hat auch anscheinend irgendwie Geld mit reingebracht. Und es gibt auch immer mal wieder diese Situationen, wo sie davon erzählt, was sie sich gerne kaufen würde, was sie gerne hätte. Und dieser Konflikt wird da offenbart.
00:16:08:17 – 00:16:31:15
Sprecher 1
Und ich finde, der wird ganz toll. Werden die Themen aufgerissen Frauenrollen in den 70er Jahren über Frauen und Arbeit und zwar aus verschiedenen Ecken, weil offensichtlich ist ihre Ehe ja ganz klassisch traditionell heteronormativ. Der Mann arbeitet und es gab mit Sicherheit Gespräche darüber und will auf keinen Fall, dass seine Frau arbeitet. Ich wette mit dir, sie kriegt Taschengeld und hin und wieder kriegt sie ihn dazu, dass er was Schönes kauft.
00:16:31:15 – 00:16:50:15
Sprecher 1
Aber dazu muss sie ihn auch irgendwie überzeugen. Und dann ist diese Mutter, die auch aus dieser Bubble kommt, die aber dann trotzdem noch mal diese Forderung an die Frau stellt, um diese Bubble irgendwie auf eine ganz merkwürdige, schräge Art zu erweitern. Man merkt, sie macht ihr Vorwürfe, dass sie in diesem, in diesem bürgerlichen Korsett lebt und gleichzeitig ist sie die aber, die auch dieses bürgerliche Korsett aufrechterhält.
00:16:50:24 – 00:16:53:06
Sprecher 1
Unterdessen entsteht eine unglaubliche Spannung.
00:16:53:07 – 00:17:07:16
Sprecher 2
Was was, Was vielleicht der Grund ist, warum ich mit dem Film nicht so viel anfangen kann und warum ich dem Film fast ein bisschen böse bin. Der erzählt mir nichts Neues. Ich guck mir den Film an und denke die ganze Zeit Ja, gut, kenne ich, weiß ich.
00:17:07:22 – 00:17:08:06
Sprecher 1
Ja.
00:17:08:06 – 00:17:12:06
Sprecher 2
Es ist kein. Es gibt keine überraschenden Zusammenhänge, die hergestellt werden.
00:17:12:07 – 00:17:15:06
Sprecher 1
Aber du kennst das, weil es ist ja eigentlich nicht unsere Lebenswelt.
00:17:15:06 – 00:17:40:22
Sprecher 2
Nein, aber du kennst diesen Menschentyp, also dass es keinen es ist ja ein Trop geworden und das ist ja auch eine Sache, die wir kulturell mit uns mitschleppen, auch wenn sich die Zeiten geändert haben. Das ist einfach so, du kennst das und ich, und ich möchte, dass mir ein Film, wenn er so was erzählt, mir neue Ansätze bietet oder mir neue Zusammenhänge bringt oder zumindest irgendwie spannend inszeniert ist.
00:17:41:02 – 00:17:58:03
Sprecher 1
Krass, dass du das, dass du wieder das eine noch das andere gesehen hast, weil ich finde, er bringt diese Ansätze eben in Details. Was zum Beispiel, was Sehnsüchte betrifft. Er setzt sich ja ganz stark mit den Sehnsüchten dieser Menschen auseinander. Und zwar gibt es so einen ganz großen Sehnsuchtsort, über den mehrmals geredet wird. Und das ist die Zentrale.
00:17:58:23 – 00:18:19:19
Sprecher 1
Herr R will eigentlich überlegt hat eigentlich die Hoffnung, dass er befördert wird und vielleicht irgendwie zu einer besseren Stelle kommt. Er sitzt in diesem kleinen Büro, er ist technischer Zeichner und sie streikt also zusammen mit drei Kollegen und dem Chef. Und dann gibt es ja diese Momente, wo diese Monotonie der Arbeit gezeigt wird, wo die Kamera in dem Büro kreist und wir sehen sie da alle sitzen.
00:18:19:19 – 00:18:41:07
Sprecher 1
Und sie haben so ihre Zigaretten. An jeder rauchen die 70er Jahre oder Ende 60er Jahre, und sie machen diese Zeichen arbeiten, und die Kamera fliegt so durch den Raum. Und also es sind erst mal eine unglaubliche Monotonie aufgemacht, dann sitzt die, die eine Frau, die die Tippse ist, würde man damals, sagen wir, die Sekretärin, die die ganze Zeit Sachen tippt.
00:18:41:07 – 00:19:03:23
Sprecher 1
Und dann sitzen die Zeichner da vor ihren Bildern und machen anscheinend ziemlich triviale Arbeit, die aber unglaublich viel Konzentration erfordert. Und dann verharrt die immer mal wieder in den Gesichtern von den Leuten, während sie arbeiten. Und wir sehen diese angespannten, müden und gleichzeitig verlorenen Gesichter. Und dann haben wir als Kontrast dieses Pausen Gespräch, wo sie sagen, der eine ist auf der in der Zentrale gelandet und ist voll cool.
00:19:04:08 – 00:19:17:16
Sprecher 1
Aber das Geld ist wahrscheinlich nicht nicht so gut, nicht so viel besser. Und dann fragt er noch mal nach. Aber ich denke doch schon, dass das da besser bezahlt wird, weil er hat diese Träume, das ist halt so sein sein Sehnsuchtsort. Und ich finde, du hast das für ein Spannungsfeld aufgemacht.
00:19:17:16 – 00:19:31:11
Sprecher 2
Was für ein krasses Ding ist das denn? Sein dann Sehnsuchtsort ist. Die Reise ist noch mal Arbeit und genau an einem anderen Ort, der irgendwie ein bisschen was nicht Centrale klingt vielleicht ein bisschen besser, aber das ist doch kein Sehnsuchtsort. Was ist das?
00:19:31:17 – 00:19:37:24
Sprecher 1
Und Ihr Sehnsuchtsort ist die größere Wohnung, und sie wird jetzt befördert und dann komplett verlassen. Dann müssen wir umziehen, aber dann kriegen wir eine größere Wohnung.
00:19:38:09 – 00:19:38:14
Sprecher 3
Was?
00:19:38:23 – 00:19:41:06
Sprecher 1
Das? Das sind die Träume, die diese Menschen.
00:19:41:21 – 00:19:42:07
Sprecher 3
Gruselig.
00:19:43:24 – 00:19:53:10
Sprecher 1
Daneben erzählen, was sie erreichen wollen, was sie schaffen wollen. Ich finde dieses Spannungsfeld, was dadurch entsteht, weil man merkt, das sind halt doch fühlende Menschen.
00:19:53:12 – 00:19:53:18
Sprecher 2
Ja.
00:19:54:08 – 00:20:16:18
Sprecher 1
Und das sind natürlich irgendwie Menschen, die verloren sind. Und ich finde, man kann diesem Film auch zum Beispiel vorwerfen, dass er wirklich zynisch ist und wirklich herablassend gegenüber dem Bürgertum, dass er wirklich einen krass herablassenden Blick hat, eben auch in diesen Details, weil er zeigt ja nur Alltag. Es ist, wie gesagt, es passiert nichts. Wir haben der Film dauert nicht so lange, der 90 Minuten ungefähr und es passiert die ganze Zeit eigentlich nichts, sondern wir sehen einfach deren Alltag.
00:20:16:20 – 00:20:38:10
Sprecher 2
Ja, das ist eine Einkaufsliste, dass abgearbeitet wird. Hier eine Szene, da eine Szene und dort eine Szene und dann ist in den Sinn wird nicht geschnitten. Das ist alles immer hier der Kameramann, einmal komplett durch, durch die Szene und da hast du irgendwie maximal was ich nicht 31 Shots hat der Film anscheinend und die average Lauflänge von so einem Shot ist dann 168 Sekunden ohne Schnitt.
00:20:38:15 – 00:21:01:14
Sprecher 1
Ja, er zieht mich komplett rein. Es ist wie es ist. Wie so ein wirklich teuflischer, brutaler Sog. Du wirst da reingezogen und es ist die Hölle. Also wie gesagt, dieser Film löst in mir auch total krasse Beklemmung aus und ich fühle mich unwohl, während ich diesen Film schaue. Ja, auf eine Art und Weise, dass ich merke, dass das genau das Gefühl ist, was der Film evozieren will.
00:21:02:01 – 00:21:25:05
Sprecher 1
Und es funktioniert einfach. Er schafft es eben eben diese Hölle darzustellen und er ist komplett frei von Utopien. Der neue deutsche Film hat ganz oft auch Utopien mit an Bord und dieser Film ist so ein bisschen auch für mich fast schon so ein Gegenentwurf zu dem utopisch Romantischen, was eben Rainer Werner Fassbinder teilweise hatte. Was Alexander Kluge ganz stark hatte.
00:21:25:05 – 00:21:35:14
Sprecher 1
Was, was Werner Herzog auch ganz stark hatte, Wo auch Abgründe gezeigt wurden, wo auch realistisch dargestellt wurde, wo das aber immer kontrastiert wurde mit so einer fast schon romantischen Erlösung Fantasie.
00:21:36:03 – 00:21:39:04
Sprecher 2
Ja, das wäre vielleicht ganz gut gewesen, wenn der Film das hätte.
00:21:39:18 – 00:21:40:24
Sprecher 3
Ich ich.
00:21:41:05 – 00:21:53:20
Sprecher 2
Fehlt das. Mir fehlt irgendein Vorschlag, irgendeine Idee, wie es besser sein könnte. Irgendwann, irgendwann. Ein Zusammenhang, den ich vorher nicht kannte. Irgendwas. Ich will nicht die ganze Zeit einem Autounfall in Zeitlupe zuschauen.
00:21:54:16 – 00:22:19:01
Sprecher 1
Aber dann würde ihm die Wucht fehlen, die ich darin gesehen habe. Weil es gibt immer wieder. Es gibt immer wieder diese Ausbruchsversuche, die aber vor allem unfassbar unangenehm sind. Also es gibt ganz am Anfang ja diese Szene, als herab in den Plattenladen ist und dann einer eine Schallplatte für seine Frau kaufen will. Musik, die sie im Radio gehört haben irgendwann einen romantischen Schlager.
00:22:19:01 – 00:22:33:15
Sprecher 1
Und dann sind diese beiden Verkäuferinnen und die können, die können sich nicht zusammenreißen, die finden das super lustig. Ihr Auftritt und der Es ist so eine krasse Szene. Das ist ja so ein neues Jugendwort grins Aber das passt. Also nicht nur.
00:22:33:15 – 00:22:34:10
Sprecher 3
Ein bisschen.
00:22:34:15 – 00:22:39:05
Sprecher 1
Neu für den Duden und es nicht gut auf diese Szene. Das ist einfach krass unangenehm.
00:22:39:07 – 00:22:39:16
Sprecher 2
Ja.
00:22:39:24 – 00:22:58:06
Sprecher 1
Und ich finde diese Momente des Ausbruchsversuche, die sind so stark, weil sie auch diese Hilflosigkeit, diese Ohnmacht offenbaren. Noch schlimmer, wenn sie zusammensitzen beim bei der Betriebsfeier. Ja, und dann versucht Herr Rabe mit seinem Chef auf, äh, auf Brüderschaft zu trinken.
00:22:58:13 – 00:22:59:01
Sprecher 2
Und er.
00:22:59:01 – 00:23:09:11
Sprecher 1
Kämpft so, kämpft so um diese Anerkennung, weil das Sein sein großer Moment ist, in dem diese ganze Sehnsucht, die er hat nach einem besseren Leben. Nach. Nach mehr Geld, einfach.
00:23:09:21 – 00:23:09:24
Sprecher 2
Nach.
00:23:09:24 – 00:23:12:20
Sprecher 1
Einem besseren Job in sich zusammenstürzen. Und er kämpft.
00:23:12:20 – 00:23:16:22
Sprecher 3
So ist es. Es ist so schrecklich, ihn kämpfen zu sehen, scheitern zu sehen.
00:23:17:13 – 00:23:19:08
Sprecher 2
Es ist einfach schrecklich, genau.
00:23:19:11 – 00:23:42:12
Sprecher 1
Mit dieser unangenehmen Ansprache. Und dann sagt er, Er redet halt so halb betrunken. Ja, und wir sind ja so ein familiäres Büro und ich möchte noch mal die hervorheben und die Und währenddessen merkt man schon, dass die Frau des Chefs anfängt zu frösteln. Ja, und dann fängt der Chef irgendwann an, komplett die Konzentration zu verlieren und flüstert ihr was zu und redet mit ihr, während Herr Rabe immer noch diese Ansprache und dann ganz am Schluss sagt er Und jetzt?
00:23:42:12 – 00:23:51:24
Sprecher 1
Deswegen möchte ich mit Ihnen auch Brüderschaft trinken. Und das ist einfach so eine Eskalation der sozialen Normen. Und der Chef sagt dann Wir müssen jetzt gehen, wir müssen weg.
00:23:52:02 – 00:24:14:13
Sprecher 2
Das Problem ist Ich will nicht einen Film lang einer Figur dabei zuschauen, wie sie keine Ambitionen durchsetzt. Man spürt, dass da welche sind, aber er macht einfach nichts. Aber er versucht es. Aber er ist nicht. Er hat einfach zu wenig Power darin und hat zu wenig echten Antrieb, was zu ändern.
00:24:14:16 – 00:24:22:24
Sprecher 1
Aber seine Ambitionen sind ja auch so bizarr. Die ganzen, die ganzen Sehnsuchtsorte, die in diesem Film aufgeworfen wird, das ist ja keine, es ist ja, es ist ja nicht wirklich so, dass du dein Leben veränderst.
00:24:22:24 – 00:24:23:12
Sprecher 3
Nee, es.
00:24:23:12 – 00:24:26:01
Sprecher 1
Ist ja nicht so, dass das jetzt das Gefühl ist, dass er ausbricht.
00:24:26:05 – 00:24:29:07
Sprecher 2
Selbst wenn er nicht immer einen ordentlichen Sehnsuchtsort hat, sondern nur.
00:24:29:07 – 00:24:29:22
Sprecher 3
Scheiße.
00:24:31:04 – 00:24:52:15
Sprecher 1
Und das ist, das ist aber auch die Stärke dieses Films und, und und. Natürlich erzählt dieser Film auch von einem Menschen, der krass gefangen ist in dieser Rolle, aber in dieser Rolle, die er sich auch selbst auferlegt hat. Es gibt ja dieses Gespräch ganz am Anfang mit der Freundin von seiner Frau, eine alte Schulfreundin, die sie treffen, und dann fragt seine Frau sie Na ja, gestern noch mal zu so einem Klassentreffen.
00:24:52:15 – 00:25:18:03
Sprecher 1
Und sie meint Nee, das will ich nicht, das stinkt. Dann kommen die und zeigen die schönen Bilder aus ihrem Leben. Und sie ist offensichtlich. Sie lebt offensichtlich unkonventionell. Im Rahmen dieser 70er Jahre Vorstellung, weil sie Single ist und weil sie eine Frisur hat. Weil sie Power Locken hat. Und er fängt dann an zu reden und zu erzählen und sagt Na ja, ich finde ja ihre Frisur ganz schön, aber meine Frau könnte so, könnte so was nicht machen, weil wir haben ja auch Verpflichtungen.
00:25:18:03 – 00:25:38:04
Sprecher 1
Und vielleicht sind sie das spießig. Also ich weiß nicht, ob wir spießig sind, ich weiß das. Aber ich glaube auch nicht, dass wir. Pause. Ich weiß nicht, was das Gegenteil von spießig ist. Also, wir sind so komplett. Die, die auch die Begrifflichkeiten entfallen, weil er überhaupt nicht mehr seine Situation reflektieren kann, uns gleichzeitig versucht. Und dann entsteht diese unterschwellige Aggression.
00:25:38:20 – 00:26:01:12
Sprecher 1
Und dann redet er mit ihr und versucht noch mal irgendwie seinen Punkt klar zu machen, im ruhigen Ton, weil das Bürgerliche verlangt Ja, aber er ist so unterschwellig aggressiv dabei und das ist krass, weil er es gefangen hält, sich selbst gefangen und sie sind alle gefangen und halten sich selbst gefangen. Und es gibt irgendwie so eine Idee von besserem Leben, die aber halt auch nur dasselbe Leben ist mit ein bisschen mehr Geld und man muss eine Wohnung haben.
00:26:02:01 – 00:26:11:22
Sprecher 1
Ich finde, es hat so eine krasse Wucht. Es ist so, es ist total verzweifelt und verzweifelnd. Ja, aber das ist, das ist die Stärke dieses Films, dieses Gefühl, dieses unangenehme, diese Beklemmung.
00:26:12:07 – 00:26:41:15
Sprecher 2
Und ich habe einen Vergleich, der vielleicht meinen Punkt nicht gerade untermauert, sondern eher dann aber die Überlegung ist Es gibt ja solche Filme, die so sich ein Thema nehmen und das mit einer Ausdauer durchziehen, wie zum Beispiel Mad Men. Da geht es ja nicht um viel. Der kommt in diese Stadt vor, eine Anstellung hätte annehmen sollen, hat aber dann ist zu spät und die schmeißen ihn raus und er hat sein ganzes Geld dort in die Fahrkarte gesteckt, um dahin zu kommen und hat nichts mehr.
00:26:42:18 – 00:27:08:04
Sprecher 2
Er wird irgendwann mal angeschossen, läuft er in der Gegend rum, wird von irgendwelchen Leuten gejagt, die ihn umbringen sollen und es passiert nichts weiter, als dass er flüchtet. Ich finde den Film auch total genial. Die Frage ist, wo ist der Unterschied zwischen diesen beiden Filmen, die beide im Grunde ein Thema nehmen und es einmal durchziehen und eine Kraft entwickeln durch Durchhaltevermögen, durch draufhalten und lange zeigen?
00:27:08:10 – 00:27:17:05
Sprecher 2
Johnny Depp stirbt in Dead Man einfach den ganzen Film lang. Er stirbt einfach nur den ganzen Film lang, aber ich finde ihn genial. Woran liegt das?
00:27:17:16 – 00:27:26:11
Sprecher 1
Ich glaube, ein wesentlicher Unterschied ist, dass Dead Man eben doch auch audiovisueller Eskapismus ist, auch wenn es sich um einen Film handelt. Von Jim Jarmusch ist, na.
00:27:27:00 – 00:27:27:17
Sprecher 2
Ja, man.
00:27:28:20 – 00:27:45:18
Sprecher 1
Will der Film die ganze Zeit gleichzeitig auch verzaubern mit diesen schönen Bildern. Er trägt ja auch dieses Romantische mit sich. Ja, das ist das, was ich meinte, was im neuen deutschen Film, was wir oft finden. Es gibt dieses Romantische, mit dem die der Realismus kontrastiert wird. Und das ist so ein bisschen auch ich. Mag Dead Man und ich.
00:27:45:18 – 00:28:10:17
Sprecher 1
Mag auch zum Beispiel die Filme von Werner Herzog, aber das ist natürlich auch so ein bisschen am Sie wollen gefällig sein für das Publikum, und Sie machen es dem Publikum leichter. Die Stärke in diesem Film ist halt, dass er es dem Publikum nicht leicht machen will. Das ist ja quasi eine Herausforderung. Ich finde, das ist, wenn du Gemälde vergleichst, dann sagst du, du hast ein wunderschönes Landschafts Gemälde.
00:28:10:23 – 00:28:11:02
Sprecher 3
Ja.
00:28:11:13 – 00:28:35:16
Sprecher 1
In dem auch das vielleicht auch eine Monotonie hat oder eine Einsamkeit mit sich bringt. Zum Beispiel. Keine Ahnung. Nehmen wir William Turner zum Beispiel. Oder meinetwegen Caspar David Friedrich, die irgendwie düstere, traurige und melancholische Momente darstellen, die das aber mit einer gewissen visuellen Stärke machen, mit visuellen Reizen, der eine große Landschaft und dann hast du viel Schwarz drin, und du siehst, da ist jemand verloren, aber du berauscht sich trotzdem an der Schönheit dieses Bildes.
00:28:36:05 – 00:28:55:11
Sprecher 1
Und der Gegenentwurf vom von Realismus oder vom Naturalismus noch viel mehr ist natürlich Diesen Ausweg gebe ich dir nicht, sondern wenn. Wenn du dich damit auseinandersetzt, mit so einem Thema, dann musst du dich auch wirklich damit auseinandersetzen, dass es weh tut. Und dann sind wir keine Ahnung, dann sind wir bei bei moderner Kunst, dann sind wir zum Beispiel Expressionismus.
00:28:55:11 – 00:29:10:17
Sprecher 1
Wäre jetzt wahrscheinlich auch das falsche Bild, weil der Expressionismus auch sehr eskapistisch ist. Aber dann sind wir bei einer naturalistisch Darstellung von Leid und von Gewalt. Dann sind wir bei Momenten, wo du keine, wo du keine Flucht durch die Kunst mehr hast, sondern wirklich so was Nacktes dargestellt bekommst.
00:29:10:22 – 00:29:43:11
Sprecher 2
Ja, aber, aber ich. Ich glaube, das ist gemein zu sagen, dass das ein William Turner weniger weniger wehtun kann. Das stimmt nicht nur weil er visuell ansprechend ist, macht es das nicht weniger stark. Das stimmt nicht. Ganz im Gegenteil. Für mich, finde ich. Und das ist genau der Punkt, den ich am Anfang gemeint habe. Wenn die Kamera nicht stimmt, wenn das Schauspiel bedeutet, dass der Sinn improvisiert ist und dass du zwischendurch von einer Frau einen Kamera Blick hast, die guckt, ob die Szene jetzt weitergeht oder nicht, wer jetzt als nächstes spricht oder was.
00:29:43:18 – 00:30:05:13
Sprecher 2
Und wenn du irgendwelche Kameramänner hast, die schwimmen und nicht genau wissen, wo gucke ich denn jetzt hin, damit ich weiß, wo ich die Szene auffangen soll. Das spart mir mehr, als dass es mich reinholt. Ich will ja rein in die Geschichte. Ich will ja eingeladen werden, mich da rein zu begeben, um dann wirklich mitleiden zu können. So war ich nur noch apathisch und konnte nichts mehr damit anfangen.
00:30:05:17 – 00:30:17:09
Sprecher 2
Ich gab am Ende glaube ich, nicht das gehabt, was er gerne hätte. Ja, weil weil die Wirkung nicht ausreichend bei mir ankommen kann. Weil ich nicht eingeladen werde, den Film wirklich gucken zu wollen.
00:30:17:19 – 00:30:43:05
Sprecher 1
Ich glaube, du definierst spröde als fehlerhaft und das ist ein Fehler bei einem solchen Film. Natürlich schwimmt die Kamera, natürlich ist alles so ein bisschen oft auch verloren. Und ja, es ist spröde, gebe ich dir total recht. Aber dieses spröde, dreckige Roh, das ist ja auch nicht nicht nur Konzept und Prinzip, sondern das hat ja auch eine eigene ästhetische Stärke.
00:30:43:11 – 00:30:59:10
Sprecher 1
Das ist natürlich ist es was anderes als als glatt polierte Bilder, als monumental inszenierte Bilder. Aber Kunst kann auch mehr sein als epische Inszenierung. Und Kunst kann auch mehr sein als Ästhetizismus. Kunst, Kunst darf wirklich wehtun und darf hässlich und nackt sein.
00:30:59:10 – 00:31:11:16
Sprecher 2
Und tatsächlich darf Kunst das. Aber die Frage ist Schafft der Film das, was er will, nämlich mich reinzuholen und mir das zu erzählen, was er mir erzählen möchte? Wenn er es nicht schafft, hat das nicht geschafft. So einfach ist das.
00:31:11:19 – 00:31:13:04
Sprecher 1
Er hat ja zumindest Schmerzen bereitet.
00:31:13:15 – 00:31:31:19
Sprecher 2
Ja, aber das ist ja nicht bösen Gründen, die nicht nicht gänzlich mit dem zu tun haben, was der Film, also was der Filmemacher gerne wollte. Also ich glaube, dass Leute wie zum Beispiel Mayer, die wir mal hier hatten, ja, hört sich die Episode an, unglaublich gut ist. Mayer regt sich über Dinge.
00:31:31:19 – 00:31:32:22
Sprecher 3
Auf, über Lars.
00:31:32:22 – 00:31:42:06
Sprecher 1
Von Trier, der übrigens auch das auch macht, dass er Dunkles, Kaputtes darstellt, auch ganz viel realistisch darstellt, aber gleichzeitig trotzdem diesen diesen eskapistische Ansatz hat.
00:31:42:16 – 00:31:55:01
Sprecher 2
Mayer würde sich Herrn R nicht anschauen. Ja, ich finde aber, dass das Thema etwas ist, was Mayer sich anschauen sollte wie jeder andere Mensch auch. Aber sie würde es nicht tun. Hat der Film versagt?
00:31:55:11 – 00:31:57:18
Sprecher 3
Ich glaube ja.
00:31:58:05 – 00:32:21:00
Sprecher 1
Ich glaube, der Film gewinnt an der Stelle, an dem das, an dem ein bürgerliches Publikum diesen Film sieht, wenn man sich darüber aufregt, wie es dargestellt wird. Dieser Film ist eine Provokation, und dieser Film ist nicht eine Provokation. Der Film ist nicht eine Provokation für uns, für dich vielleicht, weil du sagst, die Kamera ist schlecht, das Schauspiel ist blöd, weil das improvisiert ist oder so, dann ist für dich eine Provokation aus ästhetischen Gründen.
00:32:21:07 – 00:32:28:00
Sprecher 1
Ja, ich glaube, der Film ist an dem Punkt erfolgreich, wo er eine Provokation für das Bürgertum ist. Aus inhaltlichen Gründen.
00:32:28:00 – 00:32:30:00
Sprecher 2
Ja. Aber sieht das Bürgertum den Film? Nein.
00:32:31:09 – 00:32:48:16
Sprecher 1
Gute Frage. Ich glaube schon. Ich kann mir schon vorstellen, dass einige Menschen diesen Film gesehen haben und sich darüber geärgert haben, dass auch Menschen, die den Film gesehen haben, gesagt haben Boah, das ist ja so herablassend, wie er uns darstellt oder wie er wieder eine gewisse Lebenswelt darstellt. Und ich glaube, das ist schon eine gewissen, einen gewissen Erfolg, das ist so ein Pieksen.
00:32:49:08 – 00:33:17:21
Sprecher 1
Und es ist ja auch, es ist ja auch wirklich ein subtiles Pieksen. Das passiert ja, wie gesagt, in diesem Film nicht viel. Es ist, es ist nicht so, dass wir erleben nur einen Ausbruch von der Gewalt. Und das ist eben in dieser letzten Szene. Und das Krasse ist, dass diese Gewalt aber auch vollkommen dem bürgerlichen Prinzipien gehorcht. Herr erst Amoklauf ist kein Ausbruch aus dem Korsett, sondern also es gibt diesen Moment, wo er das fast so feierlich macht, wenn er diesen Kerzen, die Kerzenhalter greift, dann die Kerze anzündet.
00:33:18:19 – 00:33:30:17
Sprecher 1
Aber er erschlägt impulsiv die Freundin seiner Frau, seine Frau und dann schließlich sein Kind. Wie ein wütender Mann wütender Spießbürger über sie schimpfen würde und ein Glas auf den Boden werfen würde, weil er sich über irgendwas aufregt.
00:33:30:24 – 00:33:32:09
Sprecher 2
Und dann nicht mal so viel.
00:33:32:12 – 00:33:44:19
Sprecher 1
Nicht mal so viel. Und dann? Dann ist ja auch dieses ganz krasse Ich finde, das ist das stärkste Bild an diesem Amoklauf, dass er dann in sein Zimmer geht. Und dann wirft er so wütend seine Hose und seine Jacke auf das Bett, so wie wenn er nach dem harten Arbeitsalltag nach Hause kommt.
00:33:44:19 – 00:33:45:12
Sprecher 3
Denke Oh.
00:33:45:13 – 00:33:46:15
Sprecher 2
Ätzend wäre er.
00:33:46:17 – 00:33:57:10
Sprecher 1
So, das ist das, was der Bürger an Amoklauf aufbringt. Es hat keiner, es hat keine befreiende Funktion, es hat keine rettende Funktion und das ist super stark.
00:33:57:14 – 00:34:11:17
Sprecher 2
Also das finde ich auch, wie die Sachen dann rausgeschmissen werden. Man sieht ja wirklich nur die Sachen. Ankommen sieht man sie nicht mehr, sondern man sieht nur durch die offene Tür, wie die Sachen geschmissen werden. Und das hat tatsächlich eine Stärke. Das ist auch eine Idee. Übrigens ja.
00:34:12:00 – 00:34:12:21
Sprecher 3
Noch eine.
00:34:12:21 – 00:34:28:06
Sprecher 1
Andere Idee. Noch eine Idee Rein zu werfen, die du bestimmt gesehen hast. Du bestimmt. Ja, sagt das doch so abgedroschen. Es gibt einen Moment, in dem wir Herrn glücklich sehen und das ist, wenn er voll und ganz in der Vergangenheit hängt, ein Schulfreund zu Besuch und ihr Gespräch dreht sich nur darum. Er ist übrigens in dem Moment am Reden.
00:34:28:19 – 00:34:43:23
Sprecher 1
Der ganze Film dreht es eigentlich darum, dass er gar nichts redet oder fast kaum redet. Und da redet er die ganze Zeit ununterbrochen und es sind nur Geschichten aus der Vergangenheit. Und sie singen dann auch noch dieses Lied. Übrigens auch wieder. Die Kamera ruht ganz lange auf seiner Frau, die daneben sitzt, auch so ein bisschen verloren und hilflos.
00:34:43:23 – 00:34:57:01
Sprecher 1
Vielleicht, weil sie damit konfrontiert wird, dass das gerade, dass er gerade im glücklichen Moment hat, der nichts mit ihrem Leben zu tun hat und dass er im Moment glücklich ist, weil er nichts mit ihrem Leben zu tun hat. Und das ist aber auch so ein merkwürdiger Ausdruck, weil es einfach nur einfach nur Nostalgie ist.
00:34:57:12 – 00:35:24:06
Sprecher 2
Aber ich finde, das ist tatsächlich einer der besseren Sinn, weil ich von dem, was bekomme. Ich kann ihm irgendwie in seinen Kopf gucken, ein bisschen und kann diese Verbindung, die er zu diesem anderen Typen hat, spüren. Da will ich dem Film irgendwie ein bisschen meine Zeit anvertrauen. Das wird im Rest des Films kaum, aber in dieser Stelle also auch nicht über die ganze Szene, aber zumindest zu großen Teilen fand ich das tatsächlich eine der besseren Szenen im Film.
00:35:24:14 – 00:35:51:19
Sprecher 1
Ich finde, wir lernen ganz viel über ihn kennen durch diese Reaktion. Shots. Der Film hat ja quasi dadurch, dass er eben auf dem ruhigen Gesicht verharrt, ganz oft quasi. Es ist einfach nur Reaktion. Und dann gibt es diese Momente der Silence, wenn von ihm was erwartet wird. Also zum Beispiel auch, wenn sie im Auto sitzen und die Frau redet und und und erzählt, dass sie genervt ist von irgendwas und dann das sie einen Autounfall hatte und er ist einfach nur ruhig da und dann fragt sie ihn irgendwann mal was im Büro und dann ist wirklich so ein Moment der Stille.
00:35:51:19 – 00:36:16:07
Sprecher 1
Dann sagt er einfach schlechte Stimmung gerade und es bleibt so vage. Und ich finde wir lernen da aber ganz viel über ihn, was er alles unterdrückt, was, was in ihm, was einfach in ihm vorgeht. Und zwar eben genau dadurch, dass er es nicht zeigt, dadurch, dass er einfach nur ruhig daneben sitzt, dass er Sachen anhört, dass er auch auf Anfragen nicht richtig eingehen kann, dass er nicht richtig reagieren kann.
00:36:16:16 – 00:36:37:02
Sprecher 1
Auch dieses Gespräch mit dem Chef, wenn der ihm ganz jovial erzählt, was er alles falsch gemacht hat und ihm dann zeigt na ja, so und hier und da haben Sie das nicht gedacht. Und er erklärt ihm noch mal seinen ganzen Beruf, was ihm voll merkwürdig ist. Der Chef erzählt ihm noch mal, und unser Beruf ist ja, wir sind ja technische Zeichner und sie haben da ein dreidimensionales Objekt und haben das versucht, in ein zweidimensionales Bild zu übersetzen.
00:36:37:02 – 00:36:40:18
Sprecher 1
Das funktioniert hier nicht. Machen Sie das alles noch mal neu?
00:36:40:18 – 00:37:19:08
Sprecher 2
Das ist, das ist sehr Emilia Fetting so Menschen, Ich. Ich finde, dass das gut ausgesucht ist. Als Szene, Aber der ganze Rest, was so mein Ding ist. Immer wenn du, wenn. Wenn man für Filme eine neue Idee unterbringen möchte, dann, dann sollte der Rest drumrum stimmen. Ich. Das ist immer mein Credo. Natürlich kann es sein, dass das irgendwie was nicht konservativ ist oder so, aber ich habe das Gefühl, wenn man, wenn man eine bestimmte Erzählweise machen möchte, wenn man sagen möchte okay, ich habe eine Home Videokamera zum Beispiel, dann muss aber die Beleuchtung stimmen, dann muss das Drehbuch stimmen.
00:37:19:08 – 00:37:36:02
Sprecher 2
Da müssen die Schauspieler stimmen. Wenn ich sage, ich will mit Amateuren, Schauspielern arbeiten, dann muss die Kamera stimmen, muss die Regie stimmen, muss das Licht stimmen usw. Ich kann immer nur eine Sache so ändern, dass ich eine neue Idee einbringen, wenn ich alles um schmeiße. Ist es unsauber, dass es mein zeigt auf.
00:37:36:02 – 00:37:36:15
Sprecher 1
Dieses ganze.
00:37:36:15 – 00:37:36:24
Sprecher 3
Leeren.
00:37:37:09 – 00:37:57:05
Sprecher 1
Ich glaube, Unsauberkeit ist manchmal muss kann kein Kriterium sein. Ein gutes Kriterium. Ich glaube, du kannst dich bewusst dazu entscheiden, Regeln zu missachten und damit und wenn es nur darum geht, die künstlerischen Anspruch zu provozieren. Aber darum geht es dem Film ja gar nicht. Das ist ja nicht der Film ist nicht so wie das, was in den Sechzigern und Siebzigern gemacht hat.
00:37:57:05 – 00:38:19:10
Sprecher 1
Andy hatte ja ständig diese Kampfansagen an das, was Kunst ist, indem er ja stundenlang jemand schlafend gedreht hat oder stundenlang. Dass das Empire State Building wie die Sonne aufgeht. Ich Ich finde, das ist wichtig. Das muss es auch geben. Daneben, dass du sagt, Du benutzt das Wort Stimmen. Ich finde, das ist schon so ein so ein normativer Begriff, dass es stimmen muss.
00:38:19:15 – 00:38:33:16
Sprecher 1
Es ist ja nicht so, dass das nicht stimmt, sondern es ist einfach ein anderer Ansatz. Und es ist natürlich auch irgendwie ein radikaler Ansatz. Aber wenn du radikal naturalistisch sein willst, dann machst du das so, dann ist das, dann ist es legitim, das so zu machen. Ja.
00:38:34:01 – 00:38:47:08
Sprecher 2
Ja, es ist halt bloß so, wie ich vorhin sagte, wenn man dann Leute erreichen will. Du weißt, wenn du, wenn du wirklich auf allen Ebenen radikal anders drehst, dass du einfach ganz viele Leute verlieren wirst, sofort als Zuschauer.
00:38:47:12 – 00:38:49:01
Sprecher 1
Kommen wir mal zum neuen deutschen Film.
00:38:49:07 – 00:38:55:20
Sprecher 2
Ja, hätte mal ein bisschen was über neuen deutschen Film, weil das scheint ja nun wirklich der radikalste zu sein. Wenn ich das richtig lese.
00:38:55:20 – 00:39:00:15
Sprecher 1
Nicht der Radikalste. Nein, nein. Also es ist das ist auch schwer zu fassen, was neuer deutscher Film ist.
00:39:00:16 – 00:39:00:23
Sprecher 2
Okay.
00:39:01:05 – 00:39:10:12
Sprecher 1
Es gibt Filme, die radikaler waren, aber auch in andere Richtungen radikaler waren. Das ist halt immer die Frage, wie man Radikalität definiert. Also machen wir kurz unser Film Geschichtsbuch auf.
00:39:10:12 – 00:39:14:12
Sprecher 2
Okay, das muss man sehen.
00:39:14:21 – 00:39:38:12
Sprecher 1
Lexikon Der neue deutsche Film ist, wie so viele Filme eigentlich vor allem auch Anfang der 60er Jahre von von Kritikern entstanden. Johan Mus hat zum Beispiel den Text geschrieben Der deutsche Film kann gar nicht besser sein, wo er extrem gelästert hat über das, was damals das Kino ausgemacht hat. Und das war halt in den Fünfzigern und frühen 60er Jahren in Deutschland.
00:39:38:22 – 00:40:03:15
Sprecher 1
Vor allem die Karl May Filme, die Heimatfilme, die Schlager Filme, die Edgar Wallace Filme, also das, was man was und was wir wahrscheinlich auch so als Mainstream Schund bezeichnen würden. Und es kam vor allem von den Filmkritikern, weil die natürlich einen Blick nach Frankreich hatten. Und da kommen wir zu einer Sparte, über die wir schon mal geredet haben, als wir über Godards Außer Atem geredet haben die Nouvelle Vague.
00:40:03:21 – 00:40:22:00
Sprecher 1
Die hatte ganz großen Einfluss auf den neuen deutschen Film. Ja, gut, und die Kritiker dachten Oh verdammt, wir stolpern hinterher. Guckt euch mal an, was dieser Truffaut macht, was dieser Godard macht. Das ist ja krass, dass das das ist so was brauchen wir in Deutschland auch. Und 62 Also wie gesagt, die Deutschen sind mal so ein bisschen gestolpert.
00:40:22:07 – 00:40:56:00
Sprecher 1
Kam dann dieses berühmte Oberhausener Manifest bei den acht westdeutschen Kurzfilmtage. Und zwar gab es eine Pressekonferenz mit dem Titel Papas Kino ist tot. Und da wurde eine Erklärung von 26 Filmemachern abgegeben, wo übrigens ganz viele Namen, die man später dem neuen deutschen Film zuordnet, noch gar nicht dabei waren. Und zwar ein ganz wichtiger Name, waren die wichtigsten Namen eigentlich bei diesen Oberhausener Manifest waren Peter Schamoni, Edgar Reitz und dann natürlich nicht zuletzt Alexander Kluge, der die Diskussion geleitet hat.
00:40:56:19 – 00:41:08:14
Sprecher 1
Und das war ein Kurzfilm. Also es gab keinen neuen deutschen Langfilm in dieser Zeit, sondern es gab, die haben angefangen, Kurzfilme zu machen und Fassbinder dann auch kurz darauf. Aber Anfang der 60er Jahre war der neue deutsche Film vor allem ein Kurzfilm Phänomen.
00:41:09:00 – 00:41:10:18
Sprecher 2
Vielleicht hätte es auch kurz bleiben sollen.
00:41:11:23 – 00:41:38:06
Sprecher 1
Nein, auf keinen Fall. Ich möchte mal kurz vorlesen, worum es da ging war tatsächlich war war dieses Oberhausener Manifest. Und das was, was, was die wollten, war gar nicht so eine krasse inhaltliche Forderung. Ich lese mal kurz vor Es kann kein langer Text Der Zusammenbruch des konventionellen deutschen Films Natürlich sind damit die Schlager und Kammerflimmern gemeint entzieht einer von uns abgelehnten Geisteshaltung endlich den wirtschaftlichen Boden.
00:41:39:05 – 00:42:02:02
Sprecher 1
Dadurch hat der neue Film die Chance, lebendig zu werden. Deutsche Kurzfilme von jungen Autoren, Regisseuren und Produzenten erhielten in den letzten Jahren eine große Zahl von Preisen auf internationalen Festivals. Es ist ganz wichtig, dass die die Kurzfilme aus Deutschland, die stark von der Nouvelle Vague beeinflusst waren, im Ausland teilweise erfolgreicher waren als im Inland und dass im Ausland schon geschrieben wurde Hier gibt es neuen deutschen Film mehr.
00:42:02:17 – 00:42:24:03
Sprecher 1
Während die Deutschen nach wie vor Karl May und Winnetou geguckt haben und fanden Anerkennung der internationalen Kritik. Diese Arbeiten und ihre Erfolge zeigen, dass die Zukunft des deutschen Films bei denen liegt, die bewiesen haben, dass sie eine neue Sprache des Films sprechen. Wie auch in anderen Ländern, so ist auch Deutschland. So ist auch in Deutschland der Kurzfilm Schule und Experimentierfeld des Spielfilms geworden.
00:42:24:10 – 00:42:49:13
Sprecher 1
Wir erklären unseren Anspruch, den neuen deutschen Film zu schaffen. Dieser neue Film braucht neue Freiheiten. Freiheit von den branchenüblichen Konventionen, Freiheit von der Beeinflussung durch kommerzielle Partner, Freiheit von der Bevormundung durch Interessensgruppen. Wir haben von der Produktion des Neuen Deutschen Films konkrete geistige, formale und wirtschaftliche Vorstellungen. Wir sind gemeinsam bereit, wirtschaftliche Risiken zu tragen. Der alte Film ist tot.
00:42:49:19 – 00:42:51:00
Sprecher 1
Wir glauben an den neuen.
00:42:51:16 – 00:42:52:03
Sprecher 3
Das war’s.
00:42:52:22 – 00:42:53:21
Sprecher 1
Nichts Inhaltliches.
00:42:53:21 – 00:42:54:23
Sprecher 2
Na ja, es.
00:42:54:23 – 00:43:15:02
Sprecher 1
Geht tatsächlich erst mal um dieses Gefühl. Wir brauchen einen neuen deutschen Film. Und ähnlich wie in der Nouvelle Vague war es auch so, dass es um eine ganz abstrakte Vorstellung davon ging, was Autorenkino ist. Es war eigentlich wie in der Nouvelle Vague, was so eine Forderung nach dem Autorenfilm, das heißt, die Leute, die die Filme machen, sollen die Hoheit darüber haben, wie es ästhetisch aussehen soll, wie es dramaturgisch aussehen soll.
00:43:15:18 – 00:43:39:12
Sprecher 1
Während diese alten deutschen Filme eben vor allem Studio produktionen waren, also tatsächlich gar nicht so viel anders wie in Frankreich, und die Filme, die dann entstanden sind, auch vor allem von Fassbinder zum Beispiel, waren auch sehr stark beeinflusst davon. Also wenn wir uns kurz zurückerinnern, die französischen Filme waren sehr stark beeinflusst vom Film Noir, das heißt, es gab viele Thriller, Krimihandlung und das war auch das was, was, was, was Fassbinder zum Beispiel gemacht hat.
00:43:39:12 – 00:44:16:05
Sprecher 1
Er hat sehr viele Filme gemacht, die irgendwie so gut hatten, die so am Film nur VIPs hatten. Aber dann hat sich langsam in der in der Folge Bewegung hat sich herauskristallisiert, also zu den Langfilm gab, dass der Realismus offensichtlich eine ganz wichtige Bedeutung dabei spielt. Und da spielt natürlich auch die aufkeimende Achtundsechziger Bewegung und die Einflüsse der Frankfurter Schule spielen dabei eine wesentliche Rolle, die gesagt haben Okay, Leute, der Zweite Weltkrieg ist jetzt 20 Jahre her, ja die ganze Zeit Weltflucht betrieben.
00:44:16:05 – 00:44:39:19
Sprecher 1
Ihr habt euch nicht mit der Vergangenheit auseinandergesetzt, ihr habt euch nicht mit gegenwärtigen politischen, sozialen Problemen auseinandergesetzt. Das muss jetzt aufhören. Wir müssen jetzt anfangen, Filme zu machen, die sich mit der Wirklichkeit auseinandersetzen. Und das ist der Moment, wo dieser Realismus mit ins Spiel kommt. Der dann bei Fassbinder in seinen Sozial, Studien und sozialen Dramen wie zum Beispiel Angst essen Seele auf.
00:44:40:11 – 00:45:03:08
Sprecher 1
Ganz stark war, den aber auch Regisseure wie Wim Wenders mit so einem sehr lakonischen Erzählen rübergebracht haben. Wim Wenders ist eigentlich der, der gehört mit zu den populärsten Regisseuren des Neuen deutschen Films. Einfach auch, weil er danach, als die Hochzeit zwischen den Siebzigern und 80er Jahren vorbei war, immer noch Sachen gemacht hat. Auch Volker Schlöndorff war auch so jemand, der sehr stark auf Realismus gesetzt hat.
00:45:03:21 – 00:45:27:21
Sprecher 1
Aber mit Realismus allein kriegt man den neuen deutschen Film nicht gefasst, Weil Alexander Kluge war ein experimenteller Regisseur. Er hat ja diese Collagen gemacht, wo verschiedene Geschichten durcheinander erzählt wurden, wo alles sehr surreal war. Werner Herzog hat eher so sehr monumentale Epen gemacht, wo er in Südamerika rumgefahren ist mit Klaus Kinski und Werner Herzog, was vor allem wegen Klaus Kinski, glaube ich, ja einer der berühmtesten Regisseure dann mit diesen zusammenarbeiten.
00:45:28:08 – 00:45:50:19
Sprecher 1
Und das war aber alles in den 70er und in den späten Siebzigern so, wir haben tatsächlich, 1970 hat das erst angefangen, dass es dann eben diesen, diesen Langfilm gab. Und was auch daran lag, dass in den Sechzigern sowohl Filmkritik als auch Filmstudios als auch bürgerliche Presse extrem ablehnend reagiert haben gegenüber diesen jungen Leuten, die gesagt haben, dass im deutschen Film alles falsch läuft, dass es einen neuen deutschen Film braucht.
00:45:51:00 – 00:45:54:08
Sprecher 1
Auch dieses Papas Kino ist tot. Das wurde einfach als Provokation aufgefasst.
00:45:54:10 – 00:45:54:22
Sprecher 2
Ja, na klar.
00:45:55:03 – 00:46:04:07
Sprecher 1
Da kommen diese, diese Rotznasen, und die erzählen uns jetzt, wie wir Filme machen sollen und erzählen uns, dass die Filme, die wir in den letzten Jahren gemacht haben, alle kacke sind. Das kann ja wohl nicht sein.
00:46:05:17 – 00:46:27:00
Sprecher 2
Also natürlich verstehe ich immer diese, die sind das Bedürfnis der Jugend zu sagen, wir machen was anders und ich bin automatisch immer auf der Seite derjenigen, die was verändern wollen, weil einfach das ist ein Underdog Ding, was wo man sagt, okay, man will auch Leute unterstützen darin neue Formen zu finden ist schon richtig und ist schon wichtig.
00:46:27:12 – 00:46:30:20
Sprecher 3
Aber es ist ist es nicht.
00:46:31:24 – 00:46:41:07
Sprecher 2
Das ist mir auch ein bisschen leid, weil ich weil ich natürlich wie gesagt gerne unterstützen möchte, dass jetzt irgendwie neue Formen gefunden werden. Aber die gefällt mir halt einfach überhaupt nicht.
00:46:41:17 – 00:47:02:19
Sprecher 1
Es ist tatsächlich auch spannend. Der neue deutsche Film wurde war dann auch so ein Phänomen. Also es war einfach ein Film, den Kritiker geguckt haben und der vom allgemeinen Publikum teilweise wahrgenommen wurde. Eben zum Beispiel Werner Herzog Filme. Aber eigentlich was war so ein klasse Phänomen, was wir ja oft haben bei diesen Film, Bewegung, dass es halt Filme von Intellektuellen sind für Intellektuelle und das Publikum so ein bisschen außen vor bleibt.
00:47:03:06 – 00:47:31:07
Sprecher 1
Was aber tatsächlich ein krasser Nachklang von dem neuen deutschen Film ist, dass eben diese fördern Statut entstanden sind. Also der Film Verlag der Autoren zum Beispiel, von dem der Regisseur von Herr Michael Engler, der war ganz wesentlich daran beteiligt und das war einfachen Filmverleih, der eben für diesen neuen deutschen Film da war und der ganz stark zusammengearbeitet hat, zum Beispiel auch mit Rudolf Augstein, der der damalige Spiegel Chefredakteur hat da ganz viel auch Geld reingesteckt.
00:47:31:07 – 00:47:31:14
Sprecher 3
Und.
00:47:31:24 – 00:47:37:17
Sprecher 1
Hat sich damit beschäftigt. Und dann gab’s noch diesen zweiten Filmverleih. Ich muss einmal kurz.
00:47:37:24 – 00:47:38:13
Sprecher 3
Gucken.
00:47:38:13 – 00:48:10:04
Sprecher 1
Wo ich den finde. Es gab, es gab diese eine Stiftung, die dann entstanden ist, und die hatten ganz großen Einfluss auf die Kinoproduktionen in Deutschland später. Und wenn man sich anschaut, was aus aus der Ecke von diesem neuen deutschen Film dann produziert wurde, das natürlich nach wie vor diese intellektuellen Filme, so was wie Deutschland im Herbst, das ja so diesem Mammutprojekt von 1970, wo ganz viele Regisseure auch aus der Ecke verschiedene Episoden gedreht haben zur RAF.
00:48:10:23 – 00:48:47:22
Sprecher 1
Aber daraus sind auch Filmförderung entstanden, die dann später, in den Achtzigern und in den Neunzigern ganz stark den deutschen Film beeinflusst haben und auch Mainstream Projekte gestemmt haben. Kuratorium junger Deutscher Film, so heißt es, wurde 1961 gegründet in Folge des Oberhausener Manifest. Und dieses Kuratorium finanziert bis heute Filme und so was wie zum Beispiel Filme von Tom Tykwer Oh, die wilden Hühner und das Leben, also auch Kinderfilme, die an ein größeres Publikum gerichtet sind, Filme von Detlev Buck, Doris Dörrie, Roland das sind alle Namen.
00:48:48:06 – 00:48:48:10
Sprecher 3
Und.
00:48:48:11 – 00:49:12:12
Sprecher 1
Namen, die an ihre Anfänge genommen haben in diesem Kuratoriums Rahmen, in diesem Förderungen Rahmen. Wir haben einfach Strukturen gebildet, mit denen sie unabhängige Filmemacherinnen fördern können und dass die ihre Filme machen können. Und daraus wiederum sind sehr viele Leute entstanden, die dann größere Projekte auch gestemmt haben. Also man kann über die künstlerische Bedeutung des Neuen deutschen Films streiten und auch sagen Na ja, es ist halt wie bei der Nouvelle Vague.
00:49:12:12 – 00:49:38:10
Sprecher 1
Es ist ein riesiges Feld, es gibt keine. Nicht so wie im italienischen Realismus ein gemeinsames Konzept, sondern alles fällt irgendwie drunter. Alle Jungen, die was Neues versuchen. Aber wirtschaftlich hatte der ganz erheblichen Einfluss auf die deutsche Filmgeschichte, und zwar sehr positiven Einfluss, weil eben der deutsche Film wieder angefangen hat zu leben, weil einfach wieder Filme gestemmt wurden, die ein bisschen sich was getraut haben, bisschen künstlerisch waren und gleichzeitig trotzdem ein größeres Publikum angesprochen haben.
00:49:38:17 – 00:49:40:02
Sprecher 1
Es darf man, glaube ich, nicht unterschätzen.
00:49:40:09 – 00:49:43:00
Sprecher 2
Ja, also Realismus.
00:49:45:00 – 00:49:45:03
Sprecher 3
Ist.
00:49:45:19 – 00:49:53:18
Sprecher 2
In. Ich komme mit Realismus besser klar als manch anderer, der nur Hollywood so rezipiert. Aber du bist.
00:49:53:18 – 00:49:54:15
Sprecher 1
Kein Realismus.
00:49:54:15 – 00:49:57:23
Sprecher 2
Freund, kein großer Paradiesvogel ist toll.
00:49:58:03 – 00:50:03:07
Sprecher 1
Ja, aber Fahrrad ist auch toll, weil er diese sentimentale, melancholische Momente.
00:50:03:07 – 00:50:08:00
Sprecher 2
Hatte und gut inszeniert war. Hust hust.
00:50:08:00 – 00:50:09:03
Sprecher 3
Es ist Du.
00:50:09:03 – 00:50:30:21
Sprecher 1
Hast diese Dichotomie von gut inszeniert und schlecht inszeniert. Aber Realismus ist natürlich auch so was Dreckiges. Zum Beispiel. Nehmen wir mal im klassischen Naturalismus. Einem Gerhart Hauptmann wird auch niemand vorwerfen. Doch haben Sie damals gesagt, dass er sprachlich nicht gut ist, weil er ist einfach sprachlich halt realistisch und dann reden die Leute halt im Dialekt und brechen die Sätze halb ab.
00:50:31:03 – 00:50:45:15
Sprecher 1
Das ist aber okay, weil das ist, das ist halt Naturalismus, da ist, das ist halt kein kein Versmaß a la Goethe, sondern das ist halt genau das ist du, das ist das wenn, wenn du die, wenn du. Wenn du ein Goethe hast, dann hast du ein Versmaß und sagst Das ist geil, und das ist schön, ästhetisch und heiß.
00:50:45:15 – 00:51:02:04
Sprecher 1
Und so ein Gerhart Hauptmann macht den Naturalismus, aber da muss es Versmaß stimmen, und wenn das Versmaß nicht stimmt, dann muss zumindest ein mythologischer Bezug da sein. Aber das muss es eben nicht, weil das eben Naturalismus ist, weil das eben eine andere Herangehensweise an die Kunst ist.
00:51:02:16 – 00:51:02:20
Sprecher 3
Ja.
00:51:03:09 – 00:51:32:16
Sprecher 2
Ja, dann ist das nicht wirklich was für mich. Ich ich möchte jedem seine Kunst lassen, ich möchte jedem die Möglichkeit geben oder lassen. Und das hängt ja auch überhaupt nicht von mir ab, egal was ich denke, Es macht ja sowieso jeder, was er will. Und ich finde es auch vollkommen in Ordnung und richtig und wichtig. Und es gab ja auch es gibt ja offensichtlich auch Publikum für so was, wie sich eben der sich hinstellt und sagt Ja, richtig gut und ganz toll und eindrucksvoll.
00:51:32:16 – 00:51:36:07
Sprecher 2
Und ich sitze da und denke nur deprimierend. Das war es alles.
00:51:36:18 – 00:51:45:24
Sprecher 1
Aber du bist ja auch tatsächlich damit auf Linie von Fassbinder, der immer noch, wenn der Film vermarktet wird, obendrauf steht. Ja, aber der war wohl nur so zwei Tage am Set.
00:51:46:01 – 00:51:46:13
Sprecher 2
Ja, er.
00:51:46:13 – 00:52:09:08
Sprecher 1
Hatte so eine Grundidee mit Michael Spengler zusammen und die kam halt auch aus der selben Ecke. Michael Spengler hat mit ihm zusammengearbeitet, hat bei ihm Kamera gemacht und dann war er aber eigentlich draußen an dem Projekt. Und dann hat Rainer Werner Fassbinder selbst auch sein Eigen, seinen ersten Langfilm gedreht. Das muss man auch dazu sagen. Damals, als der Film rauskam, war Rainer Werner Fassbinder noch kein Filmmacher, sondern dieses Theater und durch die Kurzfilme bekannt.
00:52:10:08 – 00:52:28:18
Sprecher 1
Und im selben Jahr hat er quasi im selben Ja wie Warum läuft Amok? Herausgekommen ist sein erster Langfilm Liebe kälter als der Tod rausgekommen. Und er hat sich dann zurückgezogen. Und er hat nachher richtig doll gelästert über den Film, weil dieses Improvisierte war überhaupt nicht seins, der war. Affektion ist Verstehen und aber auch nicht nur das Improvisierte, sondern auch das Inhaltliche.
00:52:28:18 – 00:52:50:17
Sprecher 1
Das fand er, als du deine Kritik eigentlich eins zu eins er hat gesagt, er findet das Ergebnis in ganz hohem Maße widerlich und eigentlich fast eklig, weil es halt wirklich nur das an den Menschen überträgt, was an ihnen eklig ist. Wenn du ein Thema hast, dass du zwei Leuten sagst also stell dir mal vor, ihr sitzt zusammen und isst Abendbrot und da sitzt euer Sohn und es muss jetzt irgendwas passieren, dass ihr euch über die Tischmanieren von dem Kind nicht einigen können und dass die Frau aber in dem Streit siegt.
00:52:51:07 – 00:52:57:07
Sprecher 1
Dann kommt das halt nur von den Leuten. Dann kommt von denen nur das was, was in ihnen sowieso selber drin ist, so dass das, was seine Mutter.
00:52:57:07 – 00:52:58:08
Sprecher 3
Ist, genau das.
00:52:58:08 – 00:53:35:18
Sprecher 1
Ist der Fall. Er fand das tatsächlich auch doof, weil es eigentlich seinem Gedanken widersprochen hat. Ich würde den Punkt machen. Dieser Film hat deutlich stärker den Gedanken des naturalistischen und realistischen und des sozial Kritischen verstanden als viele Filme von anderen neuen deutschen Film Regisseuren, weil er eben radikal das durchzieht, weil er eben diese Gesetze, diese Monotonie einfach mal stehen lässt, weil er eben dieses Abartige und dieses, dieses Exzessive, was da irgendwie drin schlummert, ja irgendwie wirklich gut einfängt in hässlichen, dreckigen, unangenehmen Bildern.
00:53:36:04 – 00:53:47:02
Sprecher 1
Und der Film tut mir total weh, wenn ich ihn sehe. Aber er macht, er nimmt, er nimmt mich wirklich mit. Es ist wirklich eine Wucht. Ich werde da reingezogen und es ist das. Ich finde es das super erfolgreich. Also zumindest was mich betrifft.
00:53:48:22 – 00:53:51:16
Sprecher 2
Warum läuft Herr R Amok?
00:53:52:00 – 00:53:53:09
Sprecher 1
Läuft er Amok?
00:53:54:01 – 00:54:11:04
Sprecher 2
Ja, das ist überhaupt die Frage. Und das ist eben für mich der Film auch wieder verarscht und wo ich denke, was soll das? Warum? Ich stelle mir die Frage am Anfang. Er zeigte mir dann nach Stunden diese schreckliche Welt und ich habe nach den ersten fünf Minuten verstanden, dass man aus dieser Welt raus will und dass man Amok laufen würde.
00:54:11:20 – 00:54:22:11
Sprecher 2
Aber dadurch, dass er ja nun selber eigentlich der Schlimmste der ganzen Mischpoke ist und selber so kleinbürgerlich und so, so kleinkariert ist, er macht alles nur schlimmer.
00:54:22:17 – 00:54:23:01
Sprecher 1
Ja.
00:54:23:10 – 00:54:26:18
Sprecher 2
Also warum läuft Amok? Ich verstehe es nicht.
00:54:28:07 – 00:55:04:02
Sprecher 1
Weil er einfach Er ist gefangen in dieser Welt und er hat die ganze Zeit diese unterdrückte Wut und die staut sich einfach auf. Und dann kommt es halt zu diesem wirklich krassen gewalttätigen Ausbruch. Also eigentlich läuft er im ganz klassischen psychologischen Sinne Amok, also das DSM vier mal kurz die Amok Definition von davor zu lesen, eine dissoziative Episode durch eine Periode des Grübelns charakterisiert, ist oft die ein Ausbruch gewalttätigen, aggressiven oder Menschen gefährdenden Verhaltens folgt, das sich auf Personen und Objekte richtet.
00:55:04:13 – 00:55:27:23
Sprecher 1
Das ist eins zu eins. Also wenn wir wenn wir das Ganze als als Psychogramm lesen, dann ist es perfekt. Genau das, was man unter Amoklauf erzählt. Im Gegensatz zu vielem, was wir heute an Geschichten sehen, die als Amoklauf gekennzeichnet werden, wie zum Beispiel das Columbine Massaker. Darüber kann man diskutieren, ob das ein Amoklauf ist im traditionellen Sinne, weil es diese Planungs Komponente gibt.
00:55:28:03 – 00:55:56:01
Sprecher 1
Ja, die gibt es bei ihm nicht. Das ist bei ihm wirklich dieses Grübeln, Grübeln, Krümmen. Wir sehen ihn 80 Minuten grübeln und dann eine Minute lang zuschlagen. Und dann bringt er sich selbst um. Und das, was und das ist eine sehr, sehr klassische psychologische Definition von Amoklauf. Und tatsächlich fast schon so ein prototypische Amoklauf. So ein Gedanke an eine Definition von Amoklauf, die in unserer Zeit so ein bisschen verloren gegangen ist, weil wir Amoklauf sehr stark verbinden mit diesen Schulmassaker.
00:55:56:04 – 00:55:56:21
Sprecher 2
Ja, das stimmt.
00:55:57:03 – 00:56:11:17
Sprecher 1
Wo aus irgendwelchen anderen Ansatz gibt es nicht diese kurzzeitige dissoziative Periode gibt, sondern wo Menschen sich irgendwie auch gefangen drangsaliert fühlen. Wie auch immer und dann einen großen Racheplan aushecken.
00:56:11:17 – 00:56:12:01
Sprecher 2
Mehr.
00:56:12:24 – 00:56:32:16
Sprecher 1
Also eigentlich ist das fast so ein Ding, wo man noch mal ein Lexikon aufmachen könnte. Was bedeutet Amok und Amoklauf? Wie definieren wir Amoklauf? Ist es? Ist es eben dieses kurze einmal kurz ausrasten? Hmm oder ist es ist es ist es ist dieses Planen? Ist das mittlerweile? Hat sich das verändert? Es gibt es einen modernen Amoklauf?
00:56:33:00 – 00:56:44:13
Sprecher 2
Ich glaube, wir sind linguistisch in der Vermischung der der also das verändert sich einfach. Ja, ich glaube nicht, dass wir Amoklauf noch strikt so definieren können, wie du es gerade gemacht hast.
00:56:44:18 – 00:57:03:00
Sprecher 1
Und das ist spannend. Warum ist das so? Warum? Warum sind das? Warum ist heute das Bild von Amokläufen? Warum sind so viele, Warum kommen immer die immer wieder diese geplanten Taten oder auch zum Beispiel das es ja auch so eine so eine enge Linie zwischen Terrorismus und Amoklauf. Warum? Das lässt sich aber teilweise auch nicht so ganz voneinander trennen.
00:57:03:00 – 00:57:22:18
Sprecher 1
Wenn das ein Massaker, ein Amoklauf ist, weil jemand irgendwie vielleicht sogar an einen Brief geschrieben hat, wo er gesagt hat, diese Welt ist total am Ende, ich will jetzt vernichten. Ja, ist dann so was wie dieser, dieser, dieser Fascho, der, der in in Skandinavien die die Schüler erschossen hat. Ist das auch ein Amoklauf oder ist das dann doch ein Terrorakt?
00:57:22:24 – 00:57:26:14
Sprecher 1
Was mit dem Anschlag vom Breitscheidplatz? Amoklauf, Terrorakt, irgendwas dazwischen?
00:57:26:19 – 00:57:33:17
Sprecher 2
Oh Gott, ich weiß gar nicht, ob ich das definieren will. Dazu müsste ich mich da so tief rein begeben, dass es Trauer.
00:57:34:00 – 00:57:48:03
Sprecher 1
Und gibt es so was wie Amokläufe bei dem gar nicht zwingend Menschen zu Schaden kommen müssen? Kann man den Amoklauf begriff vielleicht sogar noch weiter erweitern und sagen es gibt auch so was wie einen sozialen Amoklauf, in dem du einfach nur deinen sozialen Status komplett aufbringst.
00:57:48:10 – 00:57:50:11
Sprecher 2
Ja. Also ja, natürlich, klar.
00:57:50:22 – 00:57:55:05
Sprecher 1
Also irgendwie ganz allgemein Ausbruch aus X.
00:57:55:19 – 00:58:00:06
Sprecher 2
Ja, ja, ja. Vielleicht passt da ganz gut.
00:58:01:05 – 00:58:17:09
Sprecher 3
Was wir uns sagen. Top drei auch unsere Top drei Amoklauf. Ja.
00:58:17:20 – 00:58:30:13
Sprecher 2
Es ist das ein Thema für sich. Du hast das noch mal definiert. Du hast gesagt nicht nur Amoklauf, sondern man kann auch im weitesten Sinne das Ausbrechen oder das wie du es von mir.
00:58:30:14 – 00:58:47:06
Sprecher 1
Ich wollte ein bisschen größer machen, weil es natürlich spannend ist zu sehen, wo gibt es vielleicht Gemeinsamkeiten und Unterschiede, das Ausbrechen eines Individuums, weil sonst ist es eine Revolution oder ein Putsch oder so was. Das Ausbrechen eines Individuums aus irgendwie gesellschaftlichen Schranken, das kann negativ sein, indem einfach gemordet wird.
00:58:47:14 – 00:58:47:20
Sprecher 2
Ja.
00:58:48:02 – 00:59:10:14
Sprecher 1
Eine klassische Amoklauf Geschichten. Es kann aber vielleicht auch und ich hoffe von dir da was zu kriegen, weil du bist ja unser Romantiker und nicht unser Realist. Das kann auch vielleicht sein, dass ein neues Leben anzufangen, irgendwie wirklich die Welt zu ändern. Ich weiß es nicht genau. Ich. Tatsächlich sind die Beispiele, die ich jetzt letzten Endes zusammen habe, bis auf eine alle Menschen negative Beispiele.
00:59:11:18 – 00:59:14:02
Sprecher 2
Im Sinne von schlechter Film oder im Sinne von.
00:59:14:10 – 00:59:19:21
Sprecher 1
Nein, ein guter Film, guter Film. Aber niemand würde sagen Hey, was da diese Person da macht ist super eben.
00:59:20:02 – 00:59:20:10
Sprecher 2
Okay.
00:59:21:11 – 00:59:33:15
Sprecher 1
Und ich bin gespannt, ob du vielleicht was anderes hast, ob du ein Gegenentwurf hast als oller Romantiker und eskapistisch, wo er sagt Hey, ja, es geht um Amoklauf, aber die Kamera stimmt.
00:59:33:15 – 00:59:39:06
Sprecher 2
Bei den meisten Filmen, die ich gut finde, stimmt die Kamera. Das ist einfach so.
00:59:39:13 – 00:59:48:12
Sprecher 1
Das heißt, wenn die Kamera stimmt, dass es keine realistische Kamera, das ist das. Das ist das wichtige Merkmal, um um stimmige Kamera von der Kamera zu unterscheiden.
00:59:48:12 – 01:00:02:19
Sprecher 2
Was ist eine realistische Kamera? Kamera ist nicht realistisch per Definition. Du hast im Leben keine Kamera, die mitläuft, um dir dein Leben aufzunehmen und zu zeigen. Das heißt, es ist immer ein künstlerischer Akt, eine Kamera aufzuhalten.
01:00:02:19 – 01:00:06:01
Sprecher 1
Aber es ist realistischer, wenn es sich stärker menschlichen Blick orientiert.
01:00:06:09 – 01:00:17:16
Sprecher 2
Zum Beispiel weiß ich nicht genau, aber du hast immer, sobald so einen Bildausschnitt wählst, hast du eine Inszenierung und eine eine Auswahl.
01:00:17:18 – 01:00:18:24
Sprecher 1
Natürlich. Das heißt auf jeden Fall.
01:00:19:06 – 01:00:26:23
Sprecher 2
Selbst der dokumentarische Dokumentar Film kann keine Dokumentarfilm Funktion überhaupt eigentlich. Also es geht ohne Frage.
01:00:27:05 – 01:00:51:12
Sprecher 1
Realismus ist immer eine Simulation von Realität. Aber es gibt natürlich Simulationen, die näher an der Realität dran sind als und ich glaube, es gibt zwei Möglichkeiten, das zu schaffen. Zum einen entweder, indem der menschliche Blick imitiert wird. Das ist, glaube ich, das, was Warum läuft Herr Amok ziemlich gut? Schafft dieses so im Raum umher blickend oder indem die Kamera auf sich selbst referiert, wie das zum Beispiel die ganzen Mockumentary machen, wie Projekt Found Footage Filme.
01:00:51:17 – 01:01:04:13
Sprecher 1
Wir haben einfach ein Realismus, weil die Kamera selbst ein Teil des Geschehens ist. Aber kommen wir weg von der Kamera und kommen wir hin zu den Top drei. Amok Ausbruch What I Was hast du? Hast du andere Menschen?
01:01:05:16 – 01:01:25:11
Sprecher 2
Ich habe den. Ich habe andere Menschen und zwar Funny Games, was nicht wirklich ein Amoklauf ist, aber aber irgendwie mich da sehr dran erinnert an diese Dinge. Aber die beiden planen sehr und die beiden sind zu sehr so am weiß ich nicht es vielleicht sind aber.
01:01:25:11 – 01:01:28:11
Sprecher 1
Es laufen das Kunstwerk, weil sie sind ja die Künstler, die uns den Horrorfilm.
01:01:28:11 – 01:01:29:19
Sprecher 3
Machen.
01:01:30:02 – 01:01:41:04
Sprecher 2
Also ja, verstehe was du meinst, aber ich weiß noch nicht genau, aber ich fand diesen Film für die Liste durchaus erwähnenswert, weil er ja doch sehr gewalttätig dann.
01:01:41:20 – 01:01:44:10
Sprecher 1
Ich hatte eine nur über Menschen. Du willst Unterhaltung?
01:01:44:18 – 01:01:46:05
Sprecher 2
Offensichtlich Unterhaltung.
01:01:46:05 – 01:01:46:20
Sprecher 1
John Wick.
01:01:47:20 – 01:01:48:01
Sprecher 3
Okay.
01:01:48:09 – 01:01:52:00
Sprecher 1
Großen postmodernen Actionfilm, wo John Wick rumläuft und alle Leute niederschießen.
01:01:52:01 – 01:01:57:17
Sprecher 2
Ja, ich habe ihn nicht gesehen. Deswegen ist er nicht in meiner Liste gelandet. Aber ich habe Menschen nicht darauf gestoßen in meiner Recherche.
01:01:57:20 – 01:02:00:15
Sprecher 1
Weil sein Hund getötet wurde, räumt er auf. In der Unterwelt.
01:02:01:23 – 01:02:04:19
Sprecher 3
Okay, gut.
01:02:04:19 – 01:02:09:04
Sprecher 2
Ich hätte noch als Nein, keine Menschen mehr kommen.
01:02:09:15 – 01:02:13:24
Sprecher 1
So, ich hätte noch zwei autonome Menschen. Einmal fünf scary.
01:02:14:17 – 01:02:15:00
Sprecher 2
Okay.
01:02:15:06 – 01:02:40:02
Sprecher 1
Wo ein kinetischer Amoklauf, der tatsächlich auch ein sehr, sehr klassischer Amoklauf ist. Es wird die ganze Zeit unterdrückt und dann bricht die Wut aus ihr aus beim Abschlussball und sie lässt lässt ihre Schüler ihre Mitschüler von diversen Objekten töten. Und auch noch ein Film, der sich mit dem Amoklauf von unserer Zeit auseinandersetzt. We need to talk about Kevin aus dem Jahr 2011.
01:02:40:02 – 01:03:11:10
Sprecher 1
Wer einen Amoklauf eines Schülers zeigt, sich aber vor allem damit auseinandersetzt, wie seine Mutter darauf reagiert, gespielt von Tilda Swinton. Ganz großartig, wie sie danach angefeindet wird und wie sie Sachen wahrnimmt, die scheinbar auf diesen Amoklauf früher hindeuten und ihre Kinder zu zuhören. Und sie sagt schon Irgendwas stimmt mit dem Jungen nicht. Irgendwas stimmt da nicht. Und zwar schon sehr früh, Von jüngster Kindheit an ein sehr ergreifender Film über einen Mutter Sohn Konflikt.
01:03:11:16 – 01:03:13:09
Sprecher 2
Ja, auch okay.
01:03:13:09 – 01:03:17:22
Sprecher 1
Der vielleicht auch so ein bisschen eher die Frage stellt warum? Warum konnte es zu dem Amoklauf von Kevin kommen?
01:03:19:17 – 01:03:19:23
Sprecher 3
Ja.
01:03:20:17 – 01:03:23:19
Sprecher 2
Aber dann muss ich anfangen mit meiner Mutter, mit meiner dritten Platz.
01:03:23:21 – 01:03:24:14
Sprecher 3
Ja bitte.
01:03:26:05 – 01:03:30:12
Sprecher 2
Dann hätte ich als erstes auf Platz drei in Kill.
01:03:30:12 – 01:03:34:18
Sprecher 3
Bill und es.
01:03:34:18 – 01:03:45:18
Sprecher 2
Ist ja kaum noch nach deiner Definition ein Amoklauf. Aber ist es ein Rachefeldzug, der irgendwie mit einem Amoklauf durchaus Ähnlichkeiten hat?
01:03:45:21 – 01:03:47:01
Sprecher 3
Nicht du.
01:03:47:04 – 01:03:50:22
Sprecher 1
Immer mit einem Tarantino in jeder Top drei letztes.
01:03:50:22 – 01:03:53:04
Sprecher 2
Jahr? Inglourious Basterds wäre dann gleich noch mit dabei.
01:03:53:10 – 01:03:54:10
Sprecher 3
Ja, natürlich.
01:03:54:15 – 01:04:07:11
Sprecher 1
Inglourious Basterds ist tatsächlich, obwohl das auch so ein geplanter Amoklauf ist, aber noch mehr, weil, weil da, weil sie ja wirklich, also vor allem, wenn ich als Racheengel auf der Leinwand komme, dass hier noch der Racheengel, der ja in Loris Basterds, finde ich tatsächlich ziemlich passend.
01:04:07:17 – 01:04:08:14
Sprecher 2
Ja, eigentlich schon.
01:04:09:04 – 01:04:46:17
Sprecher 1
Am Main Platz drei wäre fast platt der erste Rambo Film, der im Gegensatz zu den den nachfolgenden Rambo Aktionärs wirklich ein spannender Film ist als ich mit einem einem Vietnam Veteranen auseinandersetzt, der in Vietnam Trauma hat und dreht interessiert wird dadurch, dass die Polizei ihn in Gewahrsam nimmt und ihn foltert. Seiner Meinung nach, als sie versuchen seine Fingerabdrücke zu nehmen und ihm seine Sachen wegzunehmen und dann flieht er in die Wälder von dieser Kleinstadt und der Polizist folgt ihm und er ist halt eine Killermaschine, weil er ist halt ausgebildet zum zum Töten und zum Überleben.
01:04:46:17 – 01:05:16:03
Sprecher 1
Und er kämpft dann in diesen Wäldern gegen die Polizisten. Oder es gibt einen relativ niedrigen Bodycount, es sterben kaum Leute und er hat auch kaum Schuld an diesem Morden. Aber er kämpft gegen die Leute, die ihn jagen in den Wäldern. Und es ist wenn man Rambo hört, denkt man natürlich an diese billigen Action Filme die B Movies. Aber der erste Rambo Film ist einfach mal ein Drama über einen über das große Vietnam Trauma und wirklich ein spannender und bewegender Film, der letzten Endes ein Kind im Körper einer Killermaschine zeigt.
01:05:16:11 – 01:05:22:14
Sprecher 2
Also mein mein Bild von Rambo war immer Trash, Trash, Trash, Trash und deswegen hab ich nie richtig geguckt.
01:05:22:14 – 01:05:26:22
Sprecher 1
Nicht der erste Film. Vielleicht solltest du den mal schauen. Vielleicht sollte ich dir den mal aufgeben, aber der ist auch realistisch.
01:05:27:08 – 01:05:27:18
Sprecher 3
Was?
01:05:28:04 – 01:05:28:17
Sprecher 1
Aber die Kamera.
01:05:30:07 – 01:05:33:12
Sprecher 3
Das hilft. Das ist.
01:05:34:14 – 01:05:38:22
Sprecher 2
Okay. Mein Platz zwei wäre in diesem Fall.
01:05:39:20 – 01:05:40:08
Sprecher 3
Wohl.
01:05:40:24 – 01:05:42:00
Sprecher 2
Clockwork Orange.
01:05:42:06 – 01:05:42:18
Sprecher 1
Oh ja.
01:05:43:17 – 01:05:45:02
Sprecher 2
Der da wirklich gut reinpasst.
01:05:45:15 – 01:05:53:07
Sprecher 1
Auf jeden Fall ganz spannend, weil da der Amoklauf am Anfang steht und die gesellschaftliche Läuterung am Ende. Also das, was zum Amoklauf führt.
01:05:53:12 – 01:05:54:07
Sprecher 2
Ja steht.
01:05:54:07 – 01:06:01:10
Sprecher 1
Kommt nach dem Amoklauf, nämlich dass er in dieses gesellschaftliche Korsett gezwungen wird und dann jegliche Gewalt unterdrücken muss.
01:06:01:11 – 01:06:04:11
Sprecher 2
Der Arsch ist ein bisschen ein bisschen anders rum.
01:06:04:20 – 01:06:07:17
Sprecher 1
Stanley Kubrick Großartig, aber wahnsinnig.
01:06:08:02 – 01:06:09:07
Sprecher 2
Schwer zu gucken, so.
01:06:09:13 – 01:06:09:20
Sprecher 1
Eine.
01:06:09:24 – 01:06:11:14
Sprecher 2
Riesen anstrengender Film auf.
01:06:11:14 – 01:06:16:04
Sprecher 1
Jeden Fall. Aber die Kamera stimmt und die Musik stimmt vor allem.
01:06:18:00 – 01:06:18:09
Sprecher 3
Ja.
01:06:18:19 – 01:06:21:20
Sprecher 2
Und die Schauspieler Stimmen auch. Und die des Drehbuchs. Und auch.
01:06:22:14 – 01:06:22:18
Sprecher 3
Der.
01:06:22:18 – 01:06:23:22
Sprecher 2
Regisseur stimmt vor allem.
01:06:23:22 – 01:06:30:24
Sprecher 1
Auch ein Jahr nach. Warum läuft Herr Amok entstanden? Er hat von dem geklaut.
01:06:30:24 – 01:06:32:04
Sprecher 2
So, dein Platz zwei.
01:06:32:04 – 01:06:56:01
Sprecher 1
Mein Platz zwei Fight Club aus dem Jahr 1999 von David Fincher, der einfach mal zeigt, wie Edward Norton für seinen quasi gesellschaftlichen Amoklauf ein Alter Ego erschafft, eben diesen Teil von Brad Pitt gespielt und dann aus einer anarchischen Bewegung heraus eine faschistische Untergrund Terrororganisation gründet, die am Schluss die ganze Stadt in die Luft sprengt.
01:06:57:16 – 01:07:04:03
Sprecher 2
Ja, was auch so ein was nicht sind Suicide Quest und so ein sehr total junges Ding ist total.
01:07:04:11 – 01:07:24:12
Sprecher 1
Aber der sich, wenn man ihn noch mal schaut, erstaunlich reflektiert mit diesem kleinen Jungs Ding auseinandersetzt und viele, viele, viele, viele Menschen in der Folge, die haben ja gesagt, ich will Teil sein, der ist so cool, der coole Anarcho. Wenn man ihn noch mal schaut, stellt man fest, dass der ganz schön viele subtile Kritik übt. Eben genau an diesem Männlichkeitsbild, das in dem Film so glorifiziert wird.
01:07:24:18 – 01:07:41:10
Sprecher 1
Natürlich mit dem Problem, dass er das gleichzeitig trotzdem glorifiziert und romantisiert. Ja, aber er reflektiert es auch kritisch. Und er zeigt letzten Endes, wie eben dieser diese Maskulinisten Aufbruchsstimmung zu Faschismus führt. Man kann ihn, man kann ihn so lesen und das macht ihn noch mal sehr, sehr spannend.
01:07:41:17 – 01:07:51:04
Sprecher 2
Ja, okay, da gut. Mein Platz eins Bowling for Columbine, was einfach ein großartiger Dokumentarfilm.
01:07:51:04 – 01:07:51:12
Sprecher 3
War.
01:07:52:00 – 01:07:55:24
Sprecher 2
Über eben Columbine. Über diese. Den Amoklauf.
01:07:56:01 – 01:07:57:18
Sprecher 1
Ja, Michael Moore.
01:07:57:18 – 01:08:01:18
Sprecher 2
Michael Moore und viele krasse Dokus gemacht hat. Ja.
01:08:02:16 – 01:08:10:05
Sprecher 1
Und das hat sicher nicht nur mit den Amokläufen Kids auseinander, sondern mit einer Amoklauf in amerikanischen Gesellschaft. Genau aus diesen Waffennarren besteht.
01:08:10:05 – 01:08:21:15
Sprecher 2
Was immer, immer für Michael Moore steht. Michael Moore übt immer Gesellschaftskritik an der amerikanischen amerikanischen Traum quasi. Also an dieser grundsätzlichen Idee, die einfach mein.
01:08:21:15 – 01:08:22:17
Sprecher 1
Land cool hands.
01:08:23:18 – 01:08:32:13
Sprecher 2
Auch als Trump groß wurde, hat er angefangen, sich damit auseinanderzusetzen und darüber zu berichten und haben krasse Dokumentarfilme gemacht. Hat Ja.
01:08:32:16 – 01:08:49:00
Sprecher 1
Zum Irakkrieg. In Folge von Filmen hat er auch einen ziemlich beeindruckenden gemacht. Ja, schon lange. Dabei hat auch er doch interessante Bücher geschrieben, also immer eine große Stimme. Dass das linken Amerika und linken amerikanischen Kinos.
01:08:50:01 – 01:08:55:24
Sprecher 2
Wobei er natürlich viel Kritik irgendwie eingesteckt hat für so starke inszenatorische.
01:08:55:24 – 01:08:56:09
Sprecher 1
Ganz.
01:08:56:12 – 01:09:01:09
Sprecher 2
Tendenzen in seinen Filmen, also für einen Dokumentarfilm, inszeniert er einfach.
01:09:01:09 – 01:09:20:01
Sprecher 1
Sehr. Er inszeniert sehr viel, seine Filme sind auch also Propaganda ist, glaube ich, der falsche Begriff, aber seine sind definitiv auch politische Pamphlete. Ja, weil er lässt keinen Zweifel daran, wo er steht und wo er hinwill. Und ja, er ist, er macht einfach Politik mit Kino. Ja, und das ist schon klar, das ist auch manipulativ, Das darf man nicht verschleiern.
01:09:21:15 – 01:09:23:00
Sprecher 2
Dann gehen wir raus aus unserem Job.
01:09:23:01 – 01:09:23:15
Sprecher 1
Nein.
01:09:23:16 – 01:09:24:18
Sprecher 2
Man hat dann eins.
01:09:24:18 – 01:09:26:23
Sprecher 3
Auf deine.
01:09:26:23 – 01:09:27:08
Sprecher 2
Nummer eins.
01:09:27:18 – 01:09:35:18
Sprecher 1
Network aus dem Jahre 1976. Ein Film, in dem ein Nachrichtensprecher während einer Nachrichtensendung Amok läuft.
01:09:35:18 – 01:09:35:22
Sprecher 3
Und.
01:09:35:22 – 01:09:54:16
Sprecher 1
Zwar auch im nur nur verbal Amok läuft und über alles lästert und über alles herzieht und sich furchtbar aufregt und und sein Arbeitgeber beleidigt und das Publikum beleidigt und die ganze Welt runter macht. Und dann finden die das alle geil und dann kriegt er seine eigene Sendung, wo er das jede Woche machen darf.
01:09:55:05 – 01:09:55:16
Sprecher 3
Okay.
01:09:56:12 – 01:10:05:13
Sprecher 1
Gruseliger Film. Sidney Lumet, New Hollywood. Oh, wir müssen mal New Hollywood besprechen. 1976 Toller Film.
01:10:05:13 – 01:10:12:03
Sprecher 2
Ach ja, jetzt zurück in unseren eigentlichen Film. Aber viel haben wir nicht mehr zu sagen.
01:10:12:08 – 01:10:13:23
Sprecher 1
Wir können eigentlich zum Fazit kommen.
01:10:14:19 – 01:10:17:00
Sprecher 2
So wie der Film nicht viel zu sagen hat, haben wir auch nicht mehr.
01:10:17:00 – 01:10:17:20
Sprecher 3
Viel zu tun.
01:10:18:21 – 01:10:23:11
Sprecher 2
Möchtest du noch mal für den Film in die Bresche springen und sagen Es ist großartig? Bevor ich.
01:10:23:15 – 01:10:27:08
Sprecher 1
Also ich denke, man muss auf Details achten, man muss ein Gespür haben für Details.
01:10:27:10 – 01:10:29:01
Sprecher 3
Ja, wissen wir, gerade das.
01:10:29:04 – 01:10:29:24
Sprecher 2
Gespür für Details.
01:10:30:01 – 01:10:35:19
Sprecher 1
Und man, man darf nicht von einem Film erwarten, dass er eine nette High Disney Inszenierung mit stimmiger Kamera hat.
01:10:36:03 – 01:10:41:12
Sprecher 2
Ich will damit sagen, dass ich nur Filme gut finde. Die eine Seite Disney Inszenierung.
01:10:41:13 – 01:10:51:00
Sprecher 1
Man muss dazu bereit sein, sich von provozieren zu lassen und sein eigenes Weltbild zu überdenken. Man sollte ein guter Mensch sein, dann kann man diesen Film genießen. Jetzt du, Johannes.
01:10:52:01 – 01:10:55:08
Sprecher 3
Von mir raus. Früher.
01:10:56:22 – 01:11:26:15
Sprecher 2
Nein, man muss, man muss, um diesen Film genießen zu können, in der Lage sein, über über solche hinwegzusehen. Die Kamera und dass kein Drehbuch da ist. Und so weiter. Man, man muss das schaffen. Und ich gebe zu, dass das vielleicht auch ein Problem von mir ist, dass ich vielleicht an Filmen einfach ich, ich will, ich will dieses bisschen Eskapismus, was auch in realistischen Filmen noch drin ist, das möchte ich wenigstens haben.
01:11:27:00 – 01:11:53:07
Sprecher 2
Also wenn ich mir anschaue, habe ich, habe ich Eskapismus in der in der Kameraführung und im Drehbuch und in den Dialogen. Und wenn ich, wenn ich mir, wenn ich mir den Herrn R anschaue, dann habe ich das alles nicht, denn dann habe ich wirklich so viele Stolpersteine, über die ich rüber stolpere, über die ich hinaus muss, um in den Film hineinzukommen, sodass ich das einfach nicht so richtig gut hinbekomme.
01:11:53:16 – 01:11:58:03
Sprecher 2
Das ist was Nicht wissen Problem. Das ist mein Problem. Oder der des Films.
01:11:59:03 – 01:12:20:13
Sprecher 1
Es liegt nicht an dir, es liegt an mir. Ich glaube, der Film will nicht genossen, Ich glaube, der Film will wehtun und er will auch mit Monotonie gefangen nehmen. Ja, ich sehe aber, was du meinst. Also, es geht ja nicht nur darum, dass du sagst, du willst einen Film, sondern du findest ja auch, dass der Film das bei dir nicht geschafft hat, weil er einfach durch bestimmte technische Idiosynkrasien, die er hat, es nicht geschafft hat, dich reinzuziehen.
01:12:20:18 – 01:12:40:17
Sprecher 1
Und dazu gehört zum Beispiel dieses improvisierte Spiel, dazu gehört diese, diese Kamera, die halt so im Raum rumfliegt, ohne große Schnitte und die vielleicht teilweise auch so ein bisschen willkürlich wirkt. Natürlich ist es total nachvollziehbar, wenn wenn ihr einen Film haben wollt, der einen sauberen Schnitt hat, der sehr, sehr gehobene Bildsprache hat, sinnvolle.
01:12:40:17 – 01:12:41:15
Sprecher 2
Dialoge der.
01:12:41:21 – 01:13:13:07
Sprecher 1
Dialoge, die klar gescriptet sind, auf ein Ziel hin laufen, dann ist der Film nicht das Richtige für euch. Ich Ich würde sagen, jeder, der bereit ist, sich auf. Oder der, der, der Interesse hat an einem Film, der sehr krass improvisiert und der sehr viele unangenehme Momente unangenehmer Stille und angenehmer Dialoge, unangenehmer. Wenn wir. Wenn jemand das interessant findet, sich davon provozieren zu lassen, dann kann diese Person, glaube ich sehr viel an ein sehr interessantes und spannendes, mitreißendes Filmerlebnis haben.
01:13:13:07 – 01:13:33:10
Sprecher 1
Ich find es, er ist wirklich ein starker Film und ein Film, der bei mir das erreicht. Aber ich kann natürlich total verstehen, dass bei dir nicht erreicht ist. Es ist auch einfach letzten Endes natürlich bla bla Geschmacksfrage, aber es halt einfach so, weil man muss diese Art von Realismus und diese Art von Monotonie und Schmerz abkönnen.
01:13:33:17 – 01:13:41:02
Sprecher 2
Das ist einer der Filme, wo es mich ganz besonders interessiert, was ihr da draußen denkt, weil ich mir so wenig.
01:13:41:02 – 01:13:45:18
Sprecher 3
Vorstellen, dass es irgendwelche Leute gibt, die diesen Film ernsthaft für länger als.
01:13:46:14 – 01:14:11:19
Sprecher 2
Zehn Minuten gucken und die nicht danach sagen Ich muss unbedingt ausmachen, wenn ihr gut findet oder schlecht findet und trotzdem komplett guckt. Schreibt uns gerne Feedback wie Ideen euren Tag auf den Film. Es interessiert sehr und wir interessieren uns auch immer wieder für Vorschläge, für Vorschläge. Wenn ihr irgendwas habt, was vielleicht in die Richtung geht oder was neuer deutscher Film betrifft und was irgendwie besser wäre.
01:14:11:19 – 01:14:17:10
Sprecher 1
Wenn ihr sagt Hey, das ist ein neuer deutscher Film, der viel mehr Johannes Geschmack treffen würde, wäre das, dann schickt uns das bitte?
01:14:17:13 – 01:14:25:22
Sprecher 2
Genau dann würde ich mir vielleicht mal was anschauen, was ein bisschen besser kommen würde konsumierbar ist. Aber danke, dass ihr mir diesen Film gezeigt hat.
01:14:25:23 – 01:14:34:11
Sprecher 1
Vielen Dank, dass du dich darauf eingelassen hast und dass du dich durch gequält hat. Und ich finde es schön, dass wir jetzt dieses Kapitel neuer deutscher Film nicht abgeschlossen haben, aber zumindest mal aufgemacht haben.
01:14:34:15 – 01:14:35:13
Sprecher 2
Und wenigstens mal aufgemacht.
01:14:35:14 – 01:14:43:21
Sprecher 1
Ich gebe dir bestimmt mal noch mal irgendwann dem nächsten Film deutschen Film aus den 70er und 80er, vielleicht auch einfach mit dem Ziel Ich versuche einen Film zu finden, der mehr deinen Geschmack trifft.
01:14:45:04 – 01:15:11:21
Sprecher 2
Ja, das wäre schön. Das wäre irgendwie irgendwie cool. Auch wenn ich dir dankbar bin, dass wir dieses Thema aufmachen, weil was wir eingangs gesagt haben, es ist spannend durch die ganzen Genres und Subgenres und Ideen und neuen Neuanfängen im Film mal um mal einen Überblick zu bekommen, was Film überhaupt konnte über die Geschichte und in welche Richtung Menschen gegangen sind, wenn sie vom Alten genug hatten und keine Lust mehr hatten.
01:15:11:21 – 01:15:14:12
Sprecher 1
Und vielleicht führst du mich nächste Woche ja auch noch mal in die Filmgeschichte.
01:15:14:21 – 01:15:15:15
Sprecher 3
Oh.
01:15:15:24 – 01:15:16:14
Sprecher 1
Wenn ihr wissen wollt.
01:15:16:14 – 01:15:17:01
Sprecher 3
Was nächste.
01:15:17:01 – 01:15:21:02
Sprecher 1
Woche kommt und ob Johannes jetzt ein Opfer, jetzt auf mich.
01:15:21:02 – 01:15:21:19
Sprecher 2
Jetzt Amoklauf.
01:15:22:00 – 01:15:22:02
Sprecher 3
Kommt.
01:15:23:10 – 01:15:30:09
Sprecher 1
Dann bleibt dran. Ansonsten euch eine schöne Woche. Vielen Dank, Johannes Ja, vielen Dank euch fürs Zuhören und wir gehören uns, hören uns.
01:15:30:10 – 01:15:34:22
Sprecher 3
Bis dann. Ciao. Ciao.
01:15:34:22 – 01:15:44:05
Sprecher 2
Du Ja, Florian.
01:15:44:13 – 01:15:51:08
Sprecher 1
Dann mich erst mal sammeln. Du hast so viel über einen meiner Lieblingsfilme aus Deutschland gelästert, dass das Das muss ich jetzt erst mal noch verarbeiten.
01:15:52:11 – 01:15:55:02
Sprecher 2
Habe ich dich zerstört? Bist du jetzt völlig fertig mit den Nerven?
01:15:55:05 – 01:16:00:21
Sprecher 1
Nein, es geht. Ich habe. Ich habe ja auch durchaus erwartet, dass der Film für dich schwierig wird, eben aus genannten Gründen.
01:16:00:21 – 01:16:05:16
Sprecher 2
Aber du hast mehr erwartet, dass ich ihn. Dass ich mehr verstehen würde, was der Film will.
01:16:05:16 – 01:16:18:15
Sprecher 1
Ja, ich. Ich glaube, ich. Ich. Ich habe erwartet hattest, dass du die. Dass so einige Details mehr mehr zu schätzen weiß, dass so einiges, wo du sagst, okay, das stimmt vieles nicht. Aber dieser Moment, dieser Moment war gut. Und dieser Moment war gut.
01:16:18:15 – 01:16:20:13
Sprecher 3
Sorry. Okay, aber.
01:16:20:22 – 01:16:22:23
Sprecher 1
Viel wichtiger die Frage Was hast du denn für mich nächste Woche?
01:16:23:05 – 01:16:44:18
Sprecher 2
Ich habe etwas, wo ich eigentlich davon ausgehe, dass du den auch mögen wirst, weil es auch irgendwie einfach zur Geschichte dazugehört und einfach einer der großen Filme der dreißiger, 20er, dreißiger Jahre ist. Und zwar wieder Charlie Chaplin, weil Charlie Chaplin einfach mein Lieblings Regisseur aus dieser Zeit ist.
01:16:44:18 – 01:16:49:06
Sprecher 1
Und erstaunlicherweise hatten wir bis jetzt erst einen Charlie Chaplin Film und das war ausgerechnet noch Monsieur.
01:16:49:10 – 01:16:51:08
Sprecher 2
Du? Ja, bist du, der.
01:16:51:08 – 01:16:52:09
Sprecher 1
Eigentlich prototypisch für.
01:16:52:09 – 01:17:02:08
Sprecher 2
Chaplin ist? Gar nicht. Er hat keinen Tramp drin. Und deswegen hab ich gedacht, diesmal würde ich dir gerne den Tramp geben, damit wir. Damit wir sehen, was Chaplin eigentlich in dem größten Teil seiner Arbeit gemacht hat.
01:17:02:08 – 01:17:06:16
Sprecher 1
Total spannend, weil ich da auch krass viele Lücken noch habe. Also ich habe The Kid gesehen und das.
01:17:07:00 – 01:17:07:18
Sprecher 2
Ja, das sind.
01:17:07:20 – 01:17:13:16
Sprecher 1
Kurzfilme und das war’s, glaube ich. Was natürlich noch den Diktator, aber sonst Und der Diktator ist schon keine Reaktion.
01:17:14:04 – 01:17:27:17
Sprecher 2
Genau, genau. Und The Tramp, Also er hat über 80 Filme gemacht, Chaplin 83 Filme, glaube ich. Und das sind die ganzen Kurzfilme und so, und eigentlich muss man, um den Tramp wirklich kennenzulernen, die ganzen Kurzfilme sehen. Ja.
01:17:28:09 – 01:17:29:22
Sprecher 1
Oh, gibt es mittlerweile viele Kurzfilme.
01:17:30:03 – 01:17:43:21
Sprecher 2
Ich gebe dir nicht die ganzen Kurzfilme auf, sondern ich gebe dir den Film auf, wo ich finde, dass der Tramp eigentlich am besten auf den Punkt gebracht ist. Und das ist City Lights aus dem Jahre 1931, glaube ich.
01:17:44:11 – 01:17:47:02
Sprecher 1
Okay, krass. Ja, den kenne ich einfach nicht.
01:17:47:02 – 01:17:49:14
Sprecher 2
Da war ich das noch gar nicht gesehen.
01:17:50:01 – 01:17:50:23
Sprecher 1
Nicht, dass ich wüsste.
01:17:50:24 – 01:17:53:24
Sprecher 2
Oh, wow. Nicht, dass da. Na ja.
01:17:53:24 – 01:18:07:23
Sprecher 1
Es ist ein Chaplin. Ist halt Tramp und Chaplin kennst du hier. Und man hat so viel gesehen. Immer mal wieder. So in kleinen Ausschnitten. Und so kann sein, dass ich was davon kenne. Kann ich verstehen. Aber erst mal langsam. Technisch glaube ich eher nicht.
01:18:08:16 – 01:18:26:16
Sprecher 2
Okay, ich bin gespannt. Ich bin gespannt, wie so ein Film ist, weil er dort so ein bisschen anfängt. Diese diese Nummernrevue, die in den Kurzfilmen irgendwie quasi es so ein bisschen aufzubrechen und anfängt, wirklich noch mehr zu inszenieren. Obwohl anfängt es kann ich gar nicht das Richtige, der hat das auch früher schon gemacht.
01:18:26:17 – 01:18:28:14
Sprecher 1
Okay, interessant. Ich bin. Ich bin sehr gespannt.
01:18:29:01 – 01:18:29:10
Sprecher 2
Schön.
01:18:29:13 – 01:18:31:07
Sprecher 1
Wir reisen zurück ins Jahr 1930.
01:18:32:02 – 01:18:33:12
Sprecher 3
Also man hört.
01:18:33:12 – 01:18:34:05
Sprecher 1
Nächste Woche ein.
01:18:34:09 – 01:18:35:05
Sprecher 3
Bisschen Schau.