Episode 123: The Painted Bird (2019) – Wie viel Grausamkeit verträgt ein Film?
Wir sprechen über Václav Marhouls radikale Tragödie „The Painted Bird“ aus dem Jahr 2019. Auf dem kontroversen Roman von Jerzy Kosiński basierend erzählt er die Geschichte eines kleinen Jungen, der in den 1940ern durch das vom zweiten Weltkrieg verheerte Osteuropa irrt.
Um die Diskussion ein wenig vorwegzunehmen: Selten waren wir bei unserem Podcast so sehr unterschiedlicher Meinung. Während Plor in dem Film ein radikales Meisterwerk sieht, dass sowohl realistisch als auch parabolisch menschliche Abgründe darstellt, sieht Johannes darin einen übertriebenen Torture Porn, dessen pessimistisches Menschenbild ihn unzumutbar macht. So oder so, es handelt sich um einen speziellen, einen krassen Film, der Sehgewohnheiten herausfordert und dem Publikum einiges abverlangt.
Passend dazu listen wir in unseren Top 3 Filme auf, die uns gequält und zermartert haben, im guten wie im schlechten Sinne.
Transkript
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: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 123: The Painted Bird (2019) – Wie viel Grausamkeit verträgt ein Film? Publishing Date: 2023-05-10T08:24:38+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2023/05/10/episode-123-the-painted-bird-2019-wie-viel-grausamkeit-vertraegt-ein-film/ Ja, aber Osteuropa der 40er-Jahre hatte auch glückliche Menschen. Also, was ist denn das für ein Bild? Hatte es. Was ist denn das für ein Bild von der Menschheit? Plur, wollen wir es wagen? Geht es los? Wir wagen es. Herzlich willkommen, liebe ZuhörerInnen, zu einer neuen Episode vom Muss-Man-Sehen-Podcast, wo wir uns gegenseitig Filme zuwerfen und sagen, den musst du sehen, den habe ich gesehen oder auch mal, den musst du, glaube ich, sehen, weil ich den auch sehen muss und weil ich den schon lange auf meinem, ich muss den unbedingt sehen, Stab liegen habe. Seit 2019 hat ihr da wahrscheinlich rumgelungen, kann das sein? Ne, seit 2021, ne, nicht mal so lange, die Pluray von Bildstörungen, denen wir es zu verdanken haben, dass diesen Film überhaupt im deutschsprachigen Raum gibt, zu kaufen gibt und sogar einen Kinorelease hatte, die wurde, glaube ich, 2021, wenn nicht sogar 2022 veröffentlicht. Ich habe die relativ kurz nach der Veröffentlichung gekauft. Bildstörungen gehören zu den wenigen Newslettern, die ich wirklich gerne kriege, wo ich mich immer über neue Mails freue, weil Bildstörungen für die Leute, die es nicht wissen, ist ein Filmlabel und die haben sich auf das spezialisiert, was man wahrscheinlich am ehesten als extreme Filme bezeichnen würde, also experimentelle Filme, amogadistische Filme, auch mal so ein bisschen trashige Filme, auf jeden Fall Filme, die irgendwie so neben der Spur laufen, der Name ist ja schon ziemlich bezeichnend und die schaffen es tatsächlich sehr spezielle Filme aus dem Ausland irgendwie auf den deutschen Markt zu bringen, die sonst hier gar nicht rezipiert werden würden und ich freue mich über deren Newsletter und in deren Newsletter war dann drin, hey, wir haben hier diesen Film von Vaclav Mahul, The Painted Bird, eine elegische, düstere Odyssee, keine Ahnung, so in diese Richtung und ich dachte, oh ja, das klingt wirklich interessant, hab mir was ein bisschen drüber durchgelesen, dann gedacht, den Film muss ich unbedingt gucken und hab dann wahrscheinlich vor einem Jahr ungefähr die Blu-ray bestellt. Du hast mir vor allem begeistert den Trailer gezeigt, der dich so ein bisschen an Tarkowski erinnerte anscheinend. Ja, ich hab ja so ein Faible für so langsame Erzählungen, für gewaltige Bildsprache im sogenannten Independent-Kino, also wenn ein Film nicht mit viel Budget gemacht wurde und nicht diese Hollywood-mächtige Bilder-Klischees hat, aber trotzdem eine eigene mächtige, kunstvolle Bildsprache hat und genau der Trailer vermittelt das, glaube ich, schon so, dass der Film das hat. Das ist ja auch ein Cinemascope-Film, also wir haben sehr viel Rahmen oben und unten, ein sehr breites Bild in schwarz-weiß und es gibt sehr viele Landschaftsaufnahmen, düstere Bilder, allegorische Bilder, das ist einfach Zeug, auf das ich stehe und ich wusste aber tatsächlich auch nicht so genau, worauf ich mich einlasse, als ich den Film dann geguckt habe und als ich ihn dir vorgeschlagen habe. Also nur zur Erklärung, warum wir diese Episode ein bisschen mit einem Seufzen eröffnen. Ich glaube, wenn ihr den Film gerade gesehen habt und danach das Bedürfnis habt, euch einen Podcast dazu anzuhören, um zu schauen, was andere dazu sagen oder denken oder fühlen, dann geht man nicht mit dem großen Party-Ereignis rein, sondern man ist eher, naja, wir schauen mal, ob wir uns da langsam annähern können, was da passiert. Ich hab Johannes nochmal, nachdem ich den Film dann gesehen habe, nochmal geschrieben, Johannes, nur zur Vorwarnung, das sind teilweise echt krasse Zähnen drin und so mit dem Wissen, ich sag dir das, ich geb dir das jetzt einfach einmal mit und ich hab totales Verständnis dafür, wenn du den Film nicht gucken willst, weil so viel kann ich schon vorwegnehmen, mich hat der Film erschlagen, also mich hat der echt mitgenommen und mich hat der auch ziemlich lange beschäftigt. Dann lass uns doch mal nach und nach rausfinden, warum der Film erschlägt, warum der Film vielleicht auch länger Spuren hinterlässt und ob der Film gut ist oder nicht gut ist, ob er in die Liste gehört, muss man sehen oder nicht. Worum geht es denn eigentlich? Also The Painted Bird ist aus dem Jahr 2019 und basiert eigentlich auf einer Vorlage von einem Roman aus den 60ern. Jerzy Kozinski hat 1965 einen vermeintlichen Autobiografischen Roman geschrieben und zwar über seine Kindheit im Polen während des Zweiten Weltkriegs und das Buch hat schon ziemlich schnell nach der Veröffentlichung für ganz schön viel Wirbel gesorgt, weil ihm vorgeworfen wurde, er würde Geschehnisse extrem ausschlachten mit seinen brutalen Schilderungen, er würde so eine Art Torture Porn machen, auch wenn das Wort Torture Porn damals noch nicht benutzt wurde für solche Schilderungen von Gewalt, die sehr explizit sind, wurde vorgeworfen, er wäre feindlich gegenüber der polnischen Bevölkerung, weil es geht sehr viel um die polnische Landbevölkerung in dem Roman, wie die sich verhält und die kommt dabei nicht besonders gut weg, kleiner Spoiler und dann kam aber der Hauptvorwurf, dass nach und nach rauskam, dass das Ding eigentlich Fiktion ist und dass er relativ sicher auf dem Land war in Polen, wo er war während des Zweiten Weltkriegs und er musste dann selbst auch irgendwann eingestehen, ja, es ist eine Autofiktion, so hat er es dann genannt. Ich habe Ideen und aber auch Sachen, die wirklich passiert sind, die ich von anderen gehört habe, habe ich verwoben zu einem Roman, aber es ist nicht so wirklich eine Autobiografie und dadurch ist der Roman selbst irgendwie so ein bisschen auch in die Geschichte eingegangen als einer der großen literarischen Schwindel der modernen Literatur. Seit 91 hat Koschinski Selbstmord begangen. Ich glaube, er hat sich tatsächlich nie so ganz erholt von diesen Diskussionen um den Roman, wobei das ein bisschen zu viel psychologisiert wäre. Das ist in Erinnerung geblieben von ihm und von seinem Werk und wenn man heute was über ihn liest, kommt das immer mit der Fußnote, naja, der hat diesen Roman geschrieben, der Roman war sehr kontrovers, wurde kontrovers rezipiert und hat sich als Schwindel entpuppt, obwohl der Autor das als Autobiografie verkauft hat. Wie gesagt, es geht um eine Kindheit in Osteuropa. Das ist schon mal eine große Änderung vom Film, der Václav Mahul heißt, der Regisseur, der den Stoff vor über zehn Jahren für sich entdeckt hat und der dann sehr begeistert von dem Buch versucht hat, die Verfilmungsrechte zu sichern, offensichtlich selbst auf so eine kleine Odyssee gegangen ist, um die irgendwie zu kriegen und hat es dann geschafft und hat dann eben diesen Film umgesetzt und hat von Anfang an gesagt, es ist keine eins zu eins Adaption des Romans. Ich versuche irgendwie auch ein bisschen was anderes zu erzählen. Es soll auch kein historischer Film über den Zweiten Weltkrieg sein, sondern ich will irgendwie was anderes erzählen. Und er hat dann diesen drei stündigen Film gedreht, der drei Stunden lang behandelt, wie ein Junge, unser Junge, ein ganz langen namenloser Protagonist. Am Ende des Films kriegt er einen Namen, durch ein nicht näher spezifiziertes Osteuropaland, Hinterland in der Zeit des Zweiten Weltkriegs irrt. Und zwar geht es damit los, dass er sein das Heim verliert, er ist ein Kind von Juden, wie wir später erfahren. Und die Eltern haben ihn auf dem Land untergebracht, weil sie Angst hatten, dass er in die Hände von den Nazis gerät. Und das Heim verliert er aber, weil seine Pflegemutter da stirbt. Und dann zieht er eben los auf diese Odyssee und kommt dann von Bezugsperson zu Bezugsperson. Der Film ist auch sehr episodisch unterteilt in die einzelnen Bezugspersonen, die er trifft. Jeder einzelne Episode hat als Titel einfach nur den Namen dieser Bezugsperson. Er trifft auch verschiedene Menschen, die ihn aufnehmen, die sich um ihn kümmern, die aber vor allem böse sind und ihn ausnutzen. Und um das noch mal stark zu machen, der Film ist, ich glaube, unabhängig davon, ob man ihn gut findet oder schlecht, ist der Film extrem harter Tobak, weil man weiß einfach in 95 Prozent der Fälle hinter den Menschen, auf die er trifft, steckt nichts Gutes. Und wir kriegen einmal in fast drei Stunden alles präsentiert, was es an menschlichen Abgründen so zu sehen gibt. Wir erleben sexuelle Gewalt, wir erleben extreme Brutalität, wir erleben Mord noch und nöcher jegliche erdenkliche Form von Vergewaltigung. Und es ist eine einzige Tortor, die dieser Junge durch lebt, während er dann selbst auch nach und nach abstumpft und irgendwann anfängt, das auch einfach als Realität zu akzeptieren und mitzuleben und einfach versucht, darin irgendwie zu überleben. Johannes, mich hat der Film echt mitgenommen. Ich weiß nicht, wie es dir geht. Sag mal was dazu. Ich habe dich jetzt einfach mal reden lassen, damit wir einmal einen Überblick haben darüber, was passiert. Der Überblick ist auch eigentlich relativ klar, weil der verliert halt sein Zuhause und dann kommen halt die ganzen schlimmen Situationen, in die er gerät. Der Krieg findet statt am Rande. Was muss man dazu sagen? Die Frage schwebt im Raum, ob es ein Kriegsfilm ist, beziehungsweise ein Kriegsfilm, aber das werden wir auch noch beantworten. Mich hat der Film, um die Frage zu beantworten, sehr, sehr mitgenommen und beschäftigt. Aber er hat mich auch sehr, sehr wütend gemacht. Auf den Film. Auf den Film und auf den Autoren und auf den Filmemacher und auf alle, die irgendwie gedacht haben, das wird was. Und jetzt wird es wahnsinnig schwierig, das aus einer Krimi zu sagen, warum das ist, warum ich wütend geworden bin. Versuchen wir es mal mit dem Offensichtlichen. Was man den Film natürlich vorwerfen kann, ist, dass er eine Art von Torture-Porn ist, weil wir erleben sehr viel Gewalt und es wird sehr viel, sehr viel Gewalt erzählt und zwar wirklich brutale Gewalt, ja, wie gesagt, auch sexuelle Gewalt und auch sowas wie Folter und wirklich einfach menschliche Abscheulichkeiten. Ich würde gerne, um den Bogen besser zu spannen, tatsächlich mit dem Positiven anfangen und dann ins Negative reinrutschen. Also ich glaube sonst, dass ich abrutsche in etwas, wo ich nicht mehr rauskomme. Also lieber erst mal das Positive. Was ich sehr gut finde und sehr spannend finde, ist die Sprache, die er benutzt. Es gibt kein Polnisch, es gibt kein Tschechisch, sondern es gibt eine interslavische Sprache, die einfach wie so ein Esperanto funktioniert. Mahula das selbst als Esperanto bezeichnet. Er versucht, einen Esperanto aus verschiedenen slawischen Sprachen und Dialekten zu formen. Ja, was ich sehr, sehr gut finde, allein aus der Warte heraus zu sagen, es soll keine Nation, dass sich damit identifizieren und sich angesprochen fühlen. Nicht ganz im Gegensatz zum Buch, wo Polen sich eindeutig angesprochen fühlen sollte offenbar, weil das auch einfach eindeutig dort spielt und die Polen alle furchtbar schlecht dabei wegkommen. Und der Regisseur hat gesagt, nein, es geht darum nicht, es geht nicht darum, das festzumachen an der Nation. Und die zweite Entscheidung, den Krieg, weiß nicht, wie viel im Buch der Krieg vorkommt, aber hier auch den Krieg gar nicht zum zentralen Element zu machen, sondern nur zum Hintergrund sozusagen. Das Hintergrundrauschen ist der Krieg, was aber auch ein großes Problem mit sich bringt, weil das bedeutet, dass die Botschaft des Films keine Ausflucht in Kriegsausnahmesituationen zulässt. Nein, wenn der Krieg, je weniger der Krieg gezeigt wird, umso mehr hat man das Gefühl, der Film hat ein universell pessimistisches Menschenbild. Ganz genau das. Also, universell pessimistisches Weltbild ist fast ein bisschen zu zahm gesagt. Also, er ist so kulturpessimistisch, so extrem in seiner Aussage, dass der Mensch einfach nicht in der Lage ist, Empathie zu entwickeln und nicht in der Lage ist, einem Kind Unschuld zuzugestehen, worauf wir uns alle eigentlich universell geeinigt haben in dieser Gesellschaft. Das wird alles über Bord geworfen. Und das ist, glaube ich, einer der Gründe, warum ich diesem Film irgendwann nicht mehr folgen will. Warum mich das dann nur noch foltert, aber nicht mehr betrifft. Ja. Die Frage ist ja, wie zeigt er seine Sachen? Und da gibt es offensichtlich auch einen großen Unterschied zur Vorlage, die ich nicht gelesen habe. Ich habe so ein paar Ausflüchte angeguckt. Ja, ja, genau. Offensichtlich ist die Vorlage sehr explizit, wenn es darum geht, Gewaltanwendungen zu schildern. Ja. Und der Film arbeitet im Gegensatz dazu auch sehr viel mit Auslassungen. Also es gibt Szenen, die wirklich drastisch sind, in denen wir auch ziemlich drastisch Gewalt sehen. Es gibt aber auch sehr viel, was außerhalb der Kamera stattfindet, was teilweise wir sehen, dass der Junge wahrnimmt. Ja. Aber wir selbst nehmen es nicht wahr. Oder es ist sogar so extrem, dass der Junge es selbst auch nicht wahrnimmt und dass es fast so ein Hintergrundgeräusch ist. Also gerade die krassen Dinge, die passieren, zum Beispiel die sexuelle Gewalt, die der Junge irgendwann erfährt, wird eher so als Nachklang gezeigt. Ich fand die Szene ziemlich krass, wo dann er kommt irgendwann bei einem Pederasten unter. Und dann haben wir diese Szene, wo der Pederast die Tür öffnet und steht da nackt. Und wir sehen im Hintergrund den Jungen auf dem Bett liegen und weinen, so in der Unschärfe. Das ist was, was im Roman offensichtlich deutlich drastischer geschildert wurde oder ganz krass der Angriff der Kosaken. Es gibt diese eine Szene, wo Kosaken in ein Dorf einfallen und plündern und mohren und vergewaltigen und Menschen anzünden und Häuser anzünden. Und das sehen wir auch sehr viel so geschehen einfach, aber halt auch ganz viel im Hintergrund. Ich glaube, dass das ist ein ganz wichtiges Moment dafür auch, um für mich zumindest so eine potenzielle Wut auf den Film, dass er das ausschlachten könnte, abzudämpfen, weil der Film mit diesen Auslassungen und mit diesen mit diesen weißen Flecken im visuellen ja eigentlich eigentlich die ganze Zeit dem entgeht irgendwie sensationalistisch zu sein und da großen Spektakel daraus zu machen aus der Gewalt und aus dem Schrecken. Ich glaube, wir haben zwei unterschiedliche Filme gesehen. Also im Sinne von in der Wahrnehmung, nicht in dem, was er tut, er lässt viel aus. Das ist richtig. Aber ich empfinde das ganz im Gegenteil als ein großes Problem, weil und ich verstehe, dass man das versucht, dadurch irgendwie abzudämpfen und zu sagen, OK, ich zeige hier nicht alles und so. Aber er macht das an der falschen Stelle und damit kommen wir schon zum großen, großen, großen Problem des Films. Er wird zum Setzkasten der Grausamkeiten. Ja, man hat im Grunde nur noch eine Vitrine, in der die ganzen Ausstellungsstücke stehen und man kriegt keine Hintergrund, kein Hintergrund mehr. Man hat im Grunde nur noch die Abläufe. Da steht das Teil, da steht das Teil, da steht das Teil und und es sieht sich von außen jetzt beim Setzkasten eigentlich schön, aber es ist halt grausam. Man schaut auf die Oberfläche, kann sich was denken, aber aber nichts davon wird wirklich tiefgehend untersucht, sodass ich am Höhepunkt meiner Wut auf den Film bin, wenn diese Szene mit den Pederasten kommt, weil der Junge sowieso schon nicht viel reagieren kann. Er kriegt nicht viel Emotionen. Das ist auch in Ordnung. Aber dann die Szene einer Vergewaltigung so zu zeigen, dass die Tür aufgeht, er zieht sich die Hose hoch, hinten weint das Kind und die Tür geht wieder zu und das war's oder die nächste Szene geht los. Das reduziert das für mich auf so ein unerträgliches Maß an Oberfläche, dass ich dem Film das nicht verzeihen kann. Das funktioniert überhaupt nicht für mich. Ich finde es ganz, ganz gruselig, weil das bedeutet, dass nichts von dem in der Realität ankommen kann, was passiert, sondern es alles nur Oberflächen. Und dass nichts von dem, was der Film zeigt, hat verdient, dass man es nur oberflächlich zeigt. Ich sehe in dem, ich verstehe, was du kritisierst. Ich sehe darin eher eine Radikalität der Bildsprache, die meiner Meinung nach ziemlich stark ist. Und zwar, um das näher auszuführen, ich sehe da einen sehr subjektiven Blick und in diesem subjektiven Blick liegt auch das Abstumpfen. Ich habe noch mal so drüber nachgedacht, was ist eigentlich die krasseste Szene, was ist die schlimmste Szene, die wir sehen, wenn wir als Junge das Geschehen betrachten, weil der Film ist ja die meiste Zeit über in dieser sehr subjektiven Perspektive von dem Jungen mit einigen, von einigen Ausnahmen abgesehen, die ich auch ganz spannend finde. Möchtest du Tee? Ja, sehr gerne. Ein bisschen Friedenspfeifen-Tee. Und die radikalste Szene, die Szene, die am grausamsten wahrgenommen wird in dieser subjektiven Perspektive, ist ganz am Anfang, wenn die anderen Jungs, ohne dass wir wissen, warum, diesen, was ist es, ein Wiesel oder ein Frettchen, ja, dieses Tier verbrennen. Und der Junge wollte das eigentlich beschützen. Das ist ja das, womit wir einsteigen. Der Junge rennt weg vor den anderen Kindern. Sie greifen ihn an und verbrennen das Tier. Das ist die grausamste Szene, weil alles, was danach stattfindet, sehen wir durch die Perspektive des Jungen. Und das ist irgendwann von einer unfassbar schmerzhaften Nüchternheit geprägt, weil dieser Junge sich komplett an das Geschehen gewöhnt hat und dieses Geschehen auch einfach akzeptiert. Und Mahul selbst hat dazu gesagt, er will nicht, dass wir diese Figuren mögen, die er zeigt oder dass wir deren Schicksal beweihen, sondern wichtig ist, dass wir sehen und dass wir bezeugen. Und das passiert in dieser radikalen subjektiven Perspektive. Ja, natürlich wirkt das irgendwie oberflächlich. Das wirkt aber auch oberflächlich, weil wenn du persönlich vor allem als Kind ganz viel mit Gewalt konfrontiert bist, noch und nöcher, dann wirst du irgendwann abgestumpft. Das ist das, was mit Kindersoldaten passiert. Das ist das, was mit Kindern passiert, die auf der Flucht sind, die Krieg und Leid erleben. Und ja, wir müssen diesem Blick auch beiwohnen. Ich finde, das ist absolut stark in seiner Radikalität. Aber hast du eine Entwicklung gesehen? Von dem Jungen? Der Junge? Ich habe keine Entwicklung gesehen. Er hat von Anfang an diesen hinnehmenden Blick. Nein, es ändert sich überhaupt nicht. Auf jeden Fall. Also ganz am Anfang, wenn er flieht und wenn er von den Kindern flieht. Ja, OK, das sind die ersten fünf Sekunden. Ja, und dann die, wenn er feststellt, dass diese Frau tot ist, die sich um ihn gekümmert hat und wenn er dann erschrickt, dann geht er rückwärts raus aus dem Haus und zündet aus Versehen das Haus an. Ja, er erschrickt total bestäubert zurück. Ja, cool, OK. Hilflosigkeit. Aber erschrecken ist keine Emotion. Nein, aber es ist eine verständliche Reaktion in dem Moment. Ja, aber es ist keine Emotion. OK. Dann ist es keine Emotion, aber dann sehen wir ihn doch vor diesem brennenden Haus stehen und es ist doch dieser Moment von absoluter Verlorenheit. Das interpretierst du rein. Es wird nichts, es wird nichts gezeigt in seinem Gesicht, das irgendeine Entwicklung zeigt. Wenn er in dem Dorf ist, die nächste Szene und sie ihn alle angreifen und er einfach nur schreit, ich will nach Hause, ich will nach Hause. Das ist doch diese absolute Sehnsucht nach irgendeiner Art von Schutz, die da noch in ihm drin steckt. Wirklich dieses und das lernen wir ja nach und nach, dass er immer mehr vergisst, was überhaupt sein Zuhause ist und das Zuhause irgendwann nur noch so eine fixe Idee ist, die irgendwo in seinem Kopf existiert, ohne dass er eine Erinnerung daran hat. Aber da ist es noch da. Da hat er doch absolut diese Sehnsucht, dass er da raus will, dass er irgendwie, dass er was anderes finden will. Also so spätestens, wenn er von den Raben angegriffen wird in diesem Schwitzkasten. Also keine Reaktion mehr. Abgestumpft und es bleibt den Rest des Films über so. Wenn wir von einem dreistündigen Film reden, funktioniert es leider nicht, die ersten fünf Minuten anzuführen als Entwicklungs... Nein, ich sehe da auch noch viel mehr Abstumpfung. Auch tatsächlich eine Entwicklung, nicht nur eine Abstumpfung, sondern auch eine Entwicklung zum Gewalttäter. Das ist was anderes. Da stimme ich dazu. Und das ist ja auch eine Entwicklung, die da stattfindet. Und wir haben zum Beispiel, wenn er bei dem Müller ist, was auch eine ziemlich drastische und ziemlich laute Szene ist, die fast übrigens die einzige Szene, in der ich auch so ein bisschen ein Problem habe, weil ich das Gefühl habe, dass sie fast unfreiwillig komisch wird, als wenn Udo Kier als der gewalttätige Müller seinem Hilfsarbeiter, der offensichtlich mit seiner Frau flirte, zumindest sieht er das so, mit einem Löffel, die Augen rausreißt und ihn dann vorwirft. Dadurch, dass diese Szene so bizarr übersteigert ist. Und gleichzeitig haben wir den Jungen, der sich dann versteckt, haben wir eine komplett andere Wahrnehmung auf das, was geschieht als später, nach später hinaus. Zum Beispiel, wenn der Junge bei dem Soldaten dann ist, mit dem Soldaten unterwegs ist und einfach nur zuguckt bzw. hilft, dabei hilft, Leute zu töten. Oder als der Junge zu dem fast toten Kind geht, nur um ihnen die Schuhe zu kaufen. Also ich sehe da sehr wohl eine Abstumpfung und auch eine Entwicklung in eine andere Richtung, dass sich irgendwie das Böse in dem Kind offenbart. Die Unschuld wird geraubt. Und dann haben wir einen, dann haben wir ein sukzessives Abstumpfen im Erleben. Ich sehe tatsächlich bei dem Kind nicht die Unschuld am Anfang. Die hätte ich gerne mehr gesehen, weil dann hätte ich die Entwicklung abkaufen können. Aber er fängt gleich, er geht ja gleich mit der ersten Gewalttat rein. Ja. Und ich hätte viel, viel mehr gerne gesehen. Das ist ein ganz normaler Junge, der hat ganz normale Probleme. Man hätte zum Beispiel das, was der Film die ganze Zeit will, nämlich möglichst wenig Dialoge und einfach nur die Bilder wirken lassen und so. Man hätte das auch in einer Entwicklung packen können. Ein Film ist ein Gesamtding. Du kannst du kannst viel, viel, viel unterstützen auf vielen Ebenen. Und ich glaube, das ist nur auf die Entwicklung, seine Abstumpfung abzuwälzen. Das muss dann viel Heavy Lifting machen. Und du hättest es vielleicht darüber machen können, dass am Anfang viel mehr Dialog stattfindet und das immer mehr verstumpt. Das hätte ein Symbol sein können, dass das mich in den Film hineinträgt. Auf vielen Ebenen, mit der Kamera, mit verschiedenen Mitteln kann man so eine Entwicklung noch unterstützen. Und ich will ja am Anfang mit dem Kind erst mal ich will ja erst mal sehen, wie er eigentlich lebt. Was ist das für ein Kind? In welcher Situation lebt das Kind? Ohne dass ich gleich die erste Gewalttat, die mich sofort abschreckt und sagt, OK, gut, das ist jetzt der Film. Der will mir also einen Haufen Gewalt zeigen. Und ich stumpfe nach den ersten zwei, drei Dingern auch selber schon ab, bin aber leider nun in der Lage, dass ich hypersensitiv bin und schaffe es sozusagen nicht, rechtzeitig die Mauern hochzuziehen, sodass ich völlig fertig nach dem Film bin, gerädert bin. Aber die ganze Zeit denke, das alles nicht, das stimmt alles nicht. Ich glaube, was du erwartest, ist so ein bisschen eine Herangehensweise, die... Also wenn ich es hart sagen wollte, würde ich sagen, so ein bisschen das Wohlfühlkino, was man viele aus Amerika kennt, dass wir bieten dir eine Identifikation. Wir führen dich hier rein. Wir geben dir so ein kleines Tutorial für die Charaktere, die jetzt agieren werden. Tutorial ist ein gutes Stichwort. Ich habe ja mit moderner Kunst auch so meine Probleme, weil ich glaube, dass moderne Kunst oft vergisst, ein kleines Tutorial mitzugeben, wie man sie lesen soll. Was heißt vergisst? Also viele machen das bewusst, aber es gibt auch ganz viele Künstler, die einfach pretentious in der Gegend rumkunsteln und einfach nicht wissen, ob sie jetzt ein Tutorial mitgeben oder nicht. Aber ich mag das. Ich mag kleine Tutorials. Das müssen keine intellektualisierten Tutorials sein, wo jemand da steht und sagt, so und folgendermaßen ist es so passiert. Du hattest eher ein emotionales Tutorial, habe ich das Gefühl. Oder du willst so ein bisschen an die Hand genommen werden und dass deine Emotionen darauf vorbereitet werden, was als nächstes geschieht. Das ist genau das, ja. Ja, ich glaube, das verstehe ich. Also das ist natürlich auch immer so ein bisschen eine Erwartungshaltung, mit welcher Erwartungshaltung geht man an einen Film und was will man? Ich finde es stark, wenn ein Film dich reinzieht und wenn ein Film dich eiskalt erwischt. Wenn ein Film auch, wenn ein Film, ich finde, es ist fast so eine Art von Respekt, von dem Kunstwerk, dem Rezipienten gegenüber, wenn es sagt, okay, ich habe hier einen Fahrplan und der wird jetzt vielleicht nicht so sein wie das, was man aus einer klassischen Dreieckstruktur kennt, sondern ich ziehe diesen Fahrplan durch und du kommst entweder mit oder du kommst unter die Räder. Das ist natürlich ein krasser Kunstansatz und man kann durchaus auch einwenden, dass das auch ein egomanischer Kunstansatz sein kann und sehr viele Ego-Manen fallen damit auch auf die Schnauze. Ich habe nicht das Gefühl, dass dieser Film zu den Ego-Manen gehört, die dabei auf die Schnauze fallen, sondern dem gelingt es wirklich, mich in diesen Momenten mit reinzuziehen. Also ich würde, ich würde sagen, dass man das vieler Kunst durchaus zugestehen kann, dass man sagen kann, okay, dann gib halt kein Tutorial mit, dann verlierst du ein paar Leute links und rechts auch in Ordnung. Passt schon. Bei dem Film wird das Ganze schwieriger, weil du hast einen Haufen Minderheiten, die du gleichzeitig mitbeleidigst und einen Haufen Schicksale, die du gleichzeitig mit Füßen trittst. Zum Beispiel Menschen, die als Kind Missbrauch erlebt haben und ich spreche da aus Erfahrung und das ist das Problem. Das glaube ich auch sofort. Das ist sowieso grundsätzlich ein Problem mit Kunst, die provokant ist, mit Kunst, die Gewalt abbildet oder Kunst, die sexuellen Missbrauch verarbeitet oder Gewalterfahrung. Du bewegst dich immer auf diesem, auf diesem schmalen Pfad, dass du als unangenehm wahrgenommen wirst von Leuten, die das tatsächlich erlebt haben oder dass du auch, dass Leute das Gefühl haben, dass ihre Erfahrung damit irgendwie so ausgeschlachtet wird. Das, was man im klassischen Explo-Technikino vorwirft, dass es Vergewaltigung zum Beispiel als Unterhaltung benutzt. Ich kann es nicht sagen, weil ich diese Erfahrung nicht gemacht habe, deswegen kann ich nicht als jemand sprechen, der damit konfrontiert ist. Ich glaube, das ist ein Film, der auf jeden Fall eine Triggerwarnung verdient hat. Wenn man sexuelle Gewalt erlebt hat oder als Kind auch Missbrauch oder auch Verwahrlosung erlebt hat, dann sollte man sich sehr genau überlegen, ob man diesen Film gucken will, weil ich kann mir vorstellen, dass es viele Momente gibt, die Menschen triggern können, die irgendwie Erfahrungen in der Richtung gemacht haben. Ich habe ihn nie als Explo-Technikino wahrgenommen und das kann ich wie gesagt, ich kann es nur als jemand sagen, der nicht betroffen ist. Ich hatte nie das Gefühl, dass der Film solche schrecklichen Geschehnisse auch schlachtet. Unter anderem eben durch diese Perspektive und unter anderem durch dieses Auslassen. Aber ich kann nicht für Menschen reden, die diese Erfahrung gemacht haben. Also das ist einfach ein Punkt, wo ich dann abbrechen muss und sagen muss, ne, stopp, da kann ich nicht weiterreden, da kann ich den Film nicht verteidigen, weil ich kann den Film nicht vor jemandem verteidigen, der diese Erfahrung gemacht hat. Das funktioniert einfach nicht, weil ich die nicht habe. Wir können auch versuchen, diesen Punkt ein bisschen zur Seite zu nehmen, weil das ja tatsächlich eine sehr spezielle Sicht auf den Film dann ist. Also ich habe dann natürlich einen ganz anderen Ansatz dann beim Gucken. Ich glaube dennoch, dass die Masse dieses Setzkastens, nenne ich ihn mal wieder, einfach dazu führt, dass jedes Mal, wenn etwas Neues passiert, es beliebiger und fast unfreiwillig komischer wird. Weil du natürlich jedes Mal, wenn der Junge zum nächsten flüchtet, denkst, ok, was passiert jetzt? Was haben wir denn noch nicht auf der Checkliste? Irgendwie muss ja jetzt noch Sex oder Missbrauch kommen. Jetzt muss noch irgendjemand Narben auf dem Rücken haben. Jetzt muss noch, weißt du, es muss immer weitergehen. Was willst du denn jetzt noch? Denkst du irgendwann, ja, jetzt hat er aber alles. Und dann denkst du das nächste Mal, ah ja, stimmt, das hätte ich jetzt noch nicht, das habe ich übersehen. Das stimmt, das ist auch noch, das kann man eben auch noch antun. Und so filmemacherisch, wenn man jetzt einen Film versucht dramaturgisch aufzubauen, versucht man natürlich zu schauen, dass man die Hauptfigur immer mehr in Bedrängnis bringt und was ist das Schlimmste, was ihm passieren könnte. Aber so ernsthaft das durchzuziehen, einfach nur auf dem Level der Grausamkeiten macht alles, was danach kommt, nach dem dritten Mal kommt, beliebig. Gab es den Moment, wo du ihn unfreiwillig komisch fandst? Ja, natürlich, ganz viel. Also Udo Kier zum Beispiel. Ja, der ist ja relativ früh. Udo Kier ist ja tatsächlich die das stimmt, ja, ja, ja. Zweite Episode, also nachdem der Junge bei der Heilerin war, ist er bei diesem Müller, die fand ich auch, ich glaube, es liegt auch ein bisschen an Udo Kier, weil Udo Kier kann ich anders als unfreiwillig komisch. So mit so diesem dämonischen Blick, den er dann immer drauf hat. Und krass, dieser Mensch sieht seit 30 Jahren gleich aus. Der ist irgendwie ganz abrupt 70 geworden und seitdem ist er aber auch 70. Frag mich nicht, wie alt Udo Kier ist. Oh Mann. Gab es noch andere Szenen? Es gab auch noch andere Szenen. Ich kann es dir gar nicht so genau sagen. Was haben wir denn eigentlich? Ich müsste mal da hinscrollen bei mir. Was haben wir denn hier? Vielleicht gehen wir mal kurz durch den Film durch. Das erste ist Marta. Dieser Heilerin? Nee, Marta ist die Baubers Frau, bei der er ist, genau. Genau. Die ihm sagt, dass er selbst schuld ist, dass das Tier getötet wurde. Meine Güte. Was ist das? Und du hast auch wirklich das Kind hat keinen Moment der Unschuld. Es gibt einfach keinen Moment der Unschuld, weil du anfängst mit dem ersten Gewaltakt und da keinen Kontrast aufzumachen, sondern immer nur auf dem... Das ist glaube ich das Problem. Der Film macht keine Kontraste auf. Du bist immer nur auf der schwarzen Seite. Du brauchst aber Kontraste. Du brauchst wenigstens einmal einen glücklichen Moment zwischendurch oder so. Irgendwas, wo du sagst, okay, jetzt könnte er links abbiegen. Schade, er schafft es nicht. Aber es gibt doch Kontraste. Also es gibt natürlich nicht Momente des reinen Glücks, aber wir haben gerade auch in diesen Naturzzenen, wenn der Junge unterwegs ist. Ich weiß gar nicht, ob man es unbedingt Unschuld nennen muss. Der Film ist ja auch offensichtlich sehr darum bemüht, in seiner Allegorie, die er aufmacht, so ein bisschen dieses... dieses naive Mysterium der kindlichen Unschuld auch so ein bisschen zu dekonstruieren, einfach weil das Kind wird ja selbst zum Täter und andere Kinder werden auch zum Täter. Wir erleben sehr viel dann schließlich, wie durch das Geschehen das Kind selbst böse wird und auch böse Dinge tut. Und ja, wir sehen nicht komplettes Glück, aber wir sehen immer wieder Momente der Ruhe und fast schon der Geborgenheit. Ich finde, die stärksten geborgene Momente gibt es dann eben, wenn er irgendwie in der Natur unterwegs ist und wenn wir einfach diese Naturaufnahmen haben von fast schon mystisch überhöhten Wäldern. Auch so ein bisschen so ein märchenhaftes Ambiente, was da mitspringt. Ich sehe da sehr viel den Blick unseres Protagonisten und in diesem Blick sehr viel auch diese kindliche Unschuld, die die Welt auch eigentlich immer so ein bisschen als ein Märchen wahrnehmen will. Aber die Welt sagt dann halt ne Junge, das Märchen ist vorbei. Ja, also natürlich haben die Bilder oft was was düster märchenhaft ist. Das ist schon richtig. Und das ist vielleicht tatsächlich die Perspektive des Kindes, was ich ganz gut finde als Entscheidung, als Überlegung. Das Problem ist nur, wir sind ja nun als Erwachsene vor dem Bildschirm. Wir sortieren alles ein, was wir sehen. Das heißt, es gibt da keinen. Also selbst wenn für ihn die Wälder da irgendwie vielleicht noch die Geborgenheit geben, wissen wir, zwei Nächte in der Natur ohne Hilfe hält er nicht aus. Also es gibt nichts ohne negativen Rattenschwanz. Ja, das stimmt. Und das ist halt einfach so draining. Ja, das ist das. Es ist kein leichter Film. Ich glaube, über den Punkt sind wir entweckt, dass es, dass der Film harter Tobak ist. Da sind wir von Anfang an, wenn das Wiese verbrannt wird. Das ist klar. Und es ist auch wirklich auf dieser Farm, selbst selbst auf dieser glücklichen Farm in Anführungspflicht. Das ist nicht glücklich. Natürlich nicht. Auch das ist nicht glücklich. Also er hat nichts. Also er muss die Hundschlachtung mitmachen und alles. Aber du erlebst ja auch ein Kind, dem seine Heimat schon entrissen wurde, das von seinen Eltern abgegeben wurde und das gar nicht so genau weiß, warum und gar nicht so genau versteht, warum. Es ist ja auch er ist sieben, acht Jahre alt, würde ich mal behaupten, das Kind. Mir blutet das Herz, wenn ich das sehe, was vielleicht auch mit dem Grund ist, dass ich mich in den Film so reinziehen lasse. Ich habe ein Kind in dem Alter. Der hat ja schon der hat ja schon so krass so eine krasse Verlorenheit erlebt. Wir wir starten ja in dieser Verlorenheit. Das ist ja das, was du auch kritisierst. Du hättest du gerne gesehen, wie er mit seiner Familie zusammen ist. Gehütetes Leben im im Ghetto, bevor das evakuiert wird. Das kann es ja eigentlich auch nicht sein. Das willst du ja nicht noch an diesen Film ranpatten. Das macht dem Film, finde ich, die Stärke auch irgendwie kaputt. Du startest in diesem in diesem unheilvollen, mysteriösen Ich weiß nicht, ich wurde meiner Heimat entrissen. Ich will eigentlich nach Hause, aber ich weiß nicht genau, wo ich hin muss. Na ja, ich stapfe los. Ich versuche, irgendwas zu finden. Das hat ja diese Stärke. Es gibt es gibt eben keine Anker und das Kind hat halt auch keine Anker mehr. Das trägt ja dazu bei, dass wir in diese Erfahrung reinkommen. Aber muss das so sein? Muss ein Kind, das solche Sachen später erlebt, vorher schon keinen Anker haben? Ist das so ein so ein Muss für eine Erzählung in der Richtung? Nee, es ist kein Muss für eine Erzählung. Aber ich würde behaupten, in diesem Fall macht es die Erzählung deutlich stärker, weil es eben nicht diesen weil es eben nicht diesen Wohlfühlmoment gibt und nicht dieses, das, was uns, was uns jeder Hollywood-Horror-Film der 70er-Jahre präsentiert. Wir nehmen eine Mittelstandfamilie. Die sind alle glücklich. Die sind zufrieden. Und dann fahren sie in die Einöde und dann werden sie von Zombies gefressen. Und dann kriegen wir halt 20 Minuten diese Mittelstandfamilie gezeigt, damit wir mitfühlen können mit denen. Ich finde das auch ehrlich gesagt ein bisschen lame. Das ist so so einfach. Wir schaffen Identifikationen, indem wir die Normalität zeigen. Aber ja, wir sind halt auch im Osteuropa der 40er Jahre. Ja, aber Osteuropa der 40er Jahre hatte auch glückliche Menschen. Also was sind das für ein Bild? Was ist ein Bild von der Menschheit? Dann lass das Osteuropa der 40er Jahre weg. Wir sind wir sind sowieso schon in einer Ausnahmesituation. Und ich muss da nicht noch sehen, dass der Junge irgendwann mal ein normales Leben hatte. Es ist halt auch ein siebenjähriges Kind. Ich will da reingezogen werden. Ich will nicht an die Hand genommen werden. Ich will geschubst werden. Zumindest in diesem Fall. In diesem Fall werde ich sehr gerne geschubst. Ja. OK, dann dann dann kann man vielleicht das so machen, dass man das Kind von Anfang an ohne Anker zeigt. Aber dann gibt ihm doch wenigstens unterwegs immer mal wieder so eine Möglichkeit, irgendwo die Chance auf dem Anker zu haben, dass so ein paar wie gesagt in egal welcher Zeit, ob das damals ist oder heute scheint ja universell sein zu wollen. Es gibt auch sehr, sehr viele, sehr, sehr glückliche Menschen. Und es gab sie auch zu Kriegszeiten und es gab sie auch in Osteuropa in den 40ern. Es gibt sie auch heute und morgen. Es gibt auch nicht nur Arschlöcher, die ein Kind aufnehmen. Es gibt auch Leute, die tatsächlich was Gutes wollen. Und dieses Bild macht mich so fertig, dass der Film da anempfiehlt und zeigt und sagt Ja, es gibt halt einfach wir als Menschheit sind einfach verloren. Wir haben keine Empathie und wir haben keine Chance, Kindern ihre Unschuld zu lassen. Wir müssen, müssen aus allem unseren Vorteil ziehen und exploiten. Und in diesem Fall das Kind. Das ist ein Weltbild, das ich einfach nicht, das mich so fertig macht über drei Stunden. Ich habe das Gefühl die ganze Zeit, dass ich einen Filmemacher dabei zu sehe, wie er verzweifelt, versucht, den Kurzfilm, mit dem er mal einen Preis auf einem Festival gewonnen hat, der irgendwie zehn Minuten lang war, wo alle am Ende aufgestanden sind und applaudiert haben, weil er die ach so tragische Welt gezeigt hat, jetzt in drei Stunden zu zeigen. Aber der Film zeigt Sachen, die auf der Welt passieren. Wie viele Kriege und wie viele Konfliktsituationen haben wir aktuell in der Welt? Aber welche? Es wird vergewaltigt. Es wird gemordet. Kinder kommen unter die Räder. Kinder müssen Soldaten sein. Kinder verhungern. Das sind Sachen, die passieren. Es ist nicht so, dass dieser Film hier irgendwie überzeichnet, sondern genau das sind Sachen, die passieren. Aber nicht umsonst haben die Leute, die das Buch das erste Mal gelesen haben, gesagt, vielleicht überlege ich noch mal und denke noch mal dreimal darüber nach, ob das wirklich eine authentische Biografie sein kann in der Masse, in der Zusammenstellung. Aber der Film ist anders als das Buch. Der Film behauptet, zu keinem Zeitpunkt autobiografisch zu sein. Der Film verkauft sich auch nicht als autobiografisch. Aber wenn du sagst, es gibt es alles und das stimmt ja, es gibt es alles, dann implizierst du, dass es das alles auch in dieser Masse und in dieser Reihenfolge, also nicht in der Reihenfolge, die ist ersetzbar. Aber dass es Kinder gibt, die so einen weiten Weg machen und so vielen Leuten begegnen und dass es dann einfach oft genug so ist, dass es Leute, kein einziger Mensch dabei ist, der irgendwie was Gutes will. Film ist kondensierte Wirklichkeit und das ist ein Kondensat des Schreckens, der passiert. Und das ist auch ein Kondensat. Aber dann soll er auf ein Kurzfilmfestival gehen und das zehn Minuten lang zeigen. Ja, aber dann hat es nicht diese Intensität. Vielleicht ist ja das Gute daran. Die Wut, die du hast, die kanalisiert sich natürlich wundervoll gegen den Film, weil es viel leichter ist, auf den Film wütend zu sein als darauf wütend zu sein, dass diese Dinge wirklich passieren. Ich bin total wütend darauf, dass diese Dinge wirklich passieren. Aber ich bin auch wütend auf den Film. Das heißt nicht, nein. Wir wollten Schritt für Schritt vorgehen. Lassen wir gehen wir einmal kurz, weil wir sind jetzt schon wieder ins Allgemeine gerutscht. Wir haben Olga, die Heilerin. Was macht die eigentlich da mit ihm? Warum gräbt die ihn ein? Ich habe eigentlich gedacht, sie kriegt jetzt irgendwie so ein Spa. Und dann kommen die Krähen und ich denke, ah ja, die kommt gleich und sagt, oh sorry, ich habe vergessen, dass das da vielleicht mit den Krähen passieren könnte. Aber nein, sie kommt ja nicht. Also es ist eine bizarre Szene, oder? Sie hat ihn einfach dem Tode überlassen. Ja, aber auf so eine bizarre Art und Weise. Also es gehört zu den Momenten und das haben wir später nicht mehr. Ich finde, später gibt es dann eher so einen realistischeren Ton für das brutale Geschehen, was wir erleben. Wir haben Olga und den Müller, die ich fast so zusammennehmen würde, die noch so eine märschenhafte Grausamkeit mit sich tragen. Wir haben ja auch in diesen Momenten so am stärksten den Mystizismus der Dorfbewohner, der Landbevölkerung, die halt irgendwie so Angst haben, dass der Junge ein Dämon sein könnte. Und sie sagen, er hat die Augen eines schwarzen Dämons. Sie fragen sich, ob er ein Vampir ist, bis die Olga ihn dann kauft. Und dann auch diese Szene mit dem Müller, die hat ja auch so was Surreales mit dem Augen ausreißen und so. Ja, ja, total. Da ist die Gewalt irgendwie noch so fantastisch überhöht. Und was sie macht, wirkt fast wie so ein Ritual mit ihm. Ja, voll, ne? Ich muss an den Vogel denken, aber das haben wir später. Lass uns erst mal dahin kommen. Ja, da kommen wir gleich hin. Das ist ja die zentrale Parabel des Films, die dann kommt. Weil das ist da, darin kulminiert das für mich dieses märchenhafte. Und da kommt das tatsächlich zu einem Moment, den ich ganz gut finde im Film, weil er tatsächlich eine gute Metapher findet. Ja, bei Leck, dem Vogelzüchter. Leck und Ludmilla werden sie genannt. Ludmilla ist die Geliebte des Vogelzüchters. Und der Vogelzüchter, also weil du gesagt hast, es sind keine wohlwollenden Menschen da, der ist ja durchaus irgendwie auf seine merkwürdige Art wohlwollend dem Jungen gegenüber. Der war schon abgefuckt. Na gut. Ja, willst du die Vogelparabel kurz erzählen? Na ja, also was ich ganz gut finde, ist, weil der Film heißt ja Painted Bird. Man fragt sich natürlich, ja Painted Bird, okay. Und spätestens dann stellt man so sich die Frage, ja, okay, gut. Klare Parabel. Der Junge soll der angemalte Vogel sein. Und dafür, dass es so eine Parabel ist, die nur einmal gezeigt wird, tatsächlich einmal ausgespielt wird, finde ich die sehr gut, weil er nimmt sich einen Vogel, er hat irgendwie viel mit Vögeln zu tun, er verkauft die und reißt damit rum oder was, malt den Vogel einmal die Flügel an, lässt ihn los und der Vogel versucht zurück zu seiner Hood zu kommen, zu seiner Peer Group. Und die akzeptieren den aber nicht mehr, weil er jetzt irgendwie, naja, Painted ist und attackieren ihn und dann fällt er halt runter und ist tot. Und das ist natürlich eine gute Allergorie für das, was der Film zeigt. Wir haben ein Kind, das irgendwie Painted ist, irgendwie markiert ist von dem, was ihm passiert ist. Und keiner will ihn so richtig aufnehmen und keiner will so richtig mit ihm zu tun haben, weil wir einfach alle, sagt der Film irgendwie, alle fremdenfeindlich sind. Ja, ja. Und das ist die nächste. Ja, genau. Der nächste Punkt des Films, der mir einfach alles. Moment, lasst uns bei den 10 bleiben. Sag's ruhig, sag's ruhig noch. Nein, also ich meine, wenn der Film mir auch noch um die Ohren haut, dass wir alle fremdenfeindlich sind und keinen Ausweg lässt, dann soll mich das auch nicht glücklicher machen. Ja, also das Bild ist ja, ist schon relativ, eigentlich ein relativ simples Bild mit diesem malten Vogel. Ich wüsste auch gar nicht, was ich jetzt noch groß dazu sagen sollte, was du nicht schon gesagt hast. Wir haben einfach einen gezeichnet, in dem der Weg in die Gesellschaft nicht gelingt. Ich finde in dieser Szene ganz spannend, mit welchem, mit welcher verspielten sadistischen Fröhlichkeit leckt diesen Vogel rausläßt, der ihn angemalt hat und sich drüber beömmelt, dass der Vogel gerade von seinen Artgenossen totgehackt wird. Der Junge betrachtet das interessiert bis neugierig, würde ich sagen. Ich mache das nochmal stark, weil du ja sagst, es gibt keine Entwicklung bei dem Jungen, aber ich finde schon, er verhält sich in dieser Szene auch anders, wie er beobachtet Dinge später anders, als er die da beobachtet. Also ich meine, er beobachtet die Dinge natürlich je nachdem, was passiert. Natürlich hat er eine Reaktion auf Dinge. Na auch nicht so abgestumpft, würde ich sagen. Er hat nicht so eine abgestumpfte Reaktion, sondern es ist noch so neugierig in ihm. Er reagiert auch auf den Tod von Leck. Also Leck erhängt sich, nachdem seine Frau misshandelt, seine Beliebte misshandelt wurde. Da versucht er Leck dann noch zu retten, indem er ihn hochhebt und die Kraft reicht aber nicht. Das ist das erste Mal, da ich dran geschrieben habe, Unmachtserfahrung fett gedruckt, weil das war nicht, was mich in dem Film sehr mitgenommen hat, dass wir ständig diese Unmachtserfahrung haben, diese Schwäche, diese Unmöglichkeit, irgendwie auf das Geschehen einzuwirken, weil es fast so einen Fatalismus gibt. Der Tod ist da, du kannst ihm nicht entkommen, du kannst nichts machen, vor allem du nicht, weil du ein kleines Kind bist und hilflos. Aber es ist ja nicht die erste Unmachtserfahrung, da haben wir ja den ganzen Film über, das fängt mit dem Frettchen an, geht mit dem Huhn weiter und mit dem Tod der Frau und dem verbrennenden Haus. Also alles Situationen, in denen du als Kind nicht viel machen kannst. Ja. Oh mein Gott, was ist das für eine Musik? Was war das? Wo sind wir? Ich glaube, wir wurden rausgerissen. Aber wo hin? Oh mein Gott, Johannes, ich befürchte, wir befinden uns in einer Self-Promo. Oh nein! Shit! Ganz schnell, ganz schnell, damit wir zurück zum Besprech können. Was müssen wir machen? Was müssen wir sagen? Wir müssen den Leuten unbedingt sagen, dass sie uns abonnieren sollen, wo auch immer sie sind, also auf Spotify oder ITU oder so was. Beam, whatever, was ihr auch benutzt. Also abonnieren und anderen sagen, dass sie uns abonnieren sollen. Auf jeden Fall. Wenn euch die Folge gefällt, gebt uns gerne Sterne, Herzchen, Daumen hoch, was auch immer euer Podcatcher anbietet. Genau. Und wenn sie euch nicht gefällt, dann schickt diese Episode weiter an eure Feinde oder eure Nachbarn oder so. Und wenn ihr uns Feedback geben wollt, wir freuen uns total über jeden Kommentar an johannes-et-muss-man-sehen.de oder florian-et-muss-man-sehen.de. Genau. Schickt uns Filmvorschläge und so weiter. Boah, das... Oh, wir sind schnell durchgekommen. Ja, jetzt schnell raus, schnell wieder zurück ins Gespräch. Hey, Hans. Von Stellan Skarsgård gespielt. Vielleicht noch mal kurz als Erwähnung, dass in diesem Film doch einige prominente Schauspieler... Ja. ...doch einige prominente Schauspieler dabei sind. Ähm... Der übrigens... Die deutschen Soldaten. Der übrigens, Stellan Skarsgård, mitbekommen hat, dass das Projekt ein echt großes Problem mit der Finanzierung hat. Und dann gesagt hat, gib mir 100 Dollar. Er hat das ganze Ding für 100 Dollar gemacht. Krass. Ist ja auch eine kurze Szene. 100 Dollar ist es nicht wert. Also, das ist schon krass. Ja, total cool. Stellan Skarsgård spielt einen deutschen Soldaten, der, ähm... Der, ähm... Ist ja eigentlich gerade da, das lahme Pferd. Da versucht der Junge zu helfen. Du sagst, der Junge ist am Anfang abgestummt, aber da ist so viel Entwicklung drin. Da kümmert er sich noch um das Pferd. Und dann... Und dann, einige Zeit später, klaut er einem sterbenden Jungen die Schuhe. Das ist ein Unterschied. Das ist eine Entwicklung. Alles, was du anbringst, sind grafische Dinge. Also... Der Film ist ein visuelles Medium, verdammt noch mal. Ja, ja, ja, ja. Ist schon richtig. Dinge, die er tut. In seinem Gesicht sehe ich nichts. Ne? Das ist das Ding. Ich als Empath möchte gerne durch eine gezeigte Emotion in einen Menschen hinein. Ich will nicht grafisch oberflächlich gezeigt bekommen, was passiert. Sondern ich will einen emotionalen Zugang. Ich weiß. Das findest du in dem Film nicht, so wie du es suchst. Ja. Das findest du da nicht. Ja, das stimmt nicht. Ich nehm dir zu, das findest du da nicht so. Das, was du suchst, findest du in dem Film nicht. Ja. Und ich finde natürlich, dass grafische Darstellung eine total gute Sache ist. Also sowas, so Aktionen, die passieren, ohne dass man jetzt immer in die Emotionen reingeht. Aber einen Film nur darauf abzustellen macht bei mir halt nicht Klick. Verstehe. Naja. Ich find Céline Skarsgård total gut. Er macht das sehr gut und er hat eine schöne Szene, wo das Kind dann erschießen soll und dann und du die ganze Zeit mit dem Kopf nickt und sagst hier rüber, da, da, hau ab, hau ab. Ich schieß derweil in die Luft. Ja. Und das Kind nimmt das nur zögernd an, weil er gar nicht glauben kann, dass das jetzt wirklich, dass er davonkommt. Und dann denkst du dann kurz, das fand ich ganz spannend gemacht und ich glaub, das war eine Szene, die die Mahoul reingemacht hat danach, um das von der Vorlage abzuheben, weil du hast kurz einen Moment, wo du denkst so, really? Das ist der Moment, wo jetzt zeigt ihr Menschlichkeit bei einem Nazi-Soldaten. Das ist der Moment, das ist der erste, das ist der erste, der wirklich so krasse Menschlichkeit zeigt. Und das wird dann aber sehr radikal gebrochen, wenn wir nämlich in einer Szene kurz darauf den Deportationszug sehen, aus dem Menschen wahrscheinlich Juden springen, um zu fliehen. Weil der Zug wahrscheinlich auf der Fahrt so in einem Konzentrationslager ist. Und dann werden die aus diesem Zug heraus von der SS erschossen. Und das ist echt eine krasse Szene. Das stimmt, da komm ich auch total rein. Also das muss ich sagen, an der Stelle komm ich voll wieder in den Film rein. Auch die reale Perspektive, ne? Das ist eine der wenigen Szenen, wo wir nicht dieses Bild des Judens sehen. Das kann sein, dass es auch ein bisschen hilft. Da kann ich mir auch alles denken dazu. Da kann ich auch in die Emotionen reingehen, ohne dass die Figuren mir das zu sehr spiegeln müssen emotional. Irgendwie ist die Situation gut aufgebaut. Wie die da rausrennen, wie die da eintreten, die in die Wand eintreten, um da raus springen zu können. Und ich denke die ganze Zeit, oh ja, ist ja gut, macht das, macht das. Diese Machtungslosigkeit, wenn sie nach und nach erschossen werden, ne? Ja. Und dann haben wir diese Frau mit dem Baby. Das ist ja eigentlich die Szene, wo wir so mit am krassesten Sadismus erleben, wenn diese Frauen mit dem Baby jagen, mit ihr spielen, um sie dann beide zu erschießen. Natürlich denke ich auch ganz oft, wenn das Kind dann wieder in der Gegend rumläuft und dem Jungen die Schuhe klaut, denke ich die ganze Zeit, ja gut, was bleibt dem Anderes übrig? Das ist ja auch wirklich passiert zu dem Krieg. Das ist, die Leute wurden erschossen. Und danach sind die Plünderer gekommen. Ja, ja, voll. Danach kamen die Landbevölkerung und die haben gesehen, oh, da gibt es Schuhe zu holen. Und die hatten ja nichts. Ja, natürlich kann man in dem Moment keinen Vorwurf machen. Nein, überhaupt nicht. Aber das ist einfach der Kampf ums Überleben. Voll klar. Das ist halt nur so krass, weil wir davor 20, 30 Minuten davor diese Szene mit dem Pferd hatten, wo er wirklich darum bemüht war, das Pferd zu retten. Und hier sieht er den Jungen, der nur noch so ein bisschen kriecht. Und er klaut ihm halt die Schuhe und lässt ihn neunerliegen zum Sterben. Was soll er machen? Was soll er machen? Natürlich. Aber es ist ein starkes Bild. Ja, ja, ja, ja, voll. Es zeigt auch, was mit dem Jungen passiert ist in dieser Zeit. Ja. Dann haben wir die zentrale Episode des Films der Priester und Gaborz. Das war der Moment, wo meine Freundin dann gesagt hat, ich kann den Film nicht mehr gucken. Der Priester ist auch garantiert ganz schlimm und gegangen ist. Ja, ja. Ich hab ihr dann danach gesagt, es war gut, dass du gegangen bist. Ich verstehe es voll. Ich wäre auch gerne gegangen. Harvey Keitel als Priester und auch als jemand, der es eigentlich gut meint erst mal. Das stimmt. Also gar nicht der Priester, bei dem man denkt, ja, jetzt kommt er in die pädophile Geschichte mit dem Priester. Aber nein, der Pädophile ist der andere. Ja. Der Priester gibt den Jungen bei diesem Päderasten, bei diesem Gaborz ab, der von Julian, von Julian Sands gespielt wird. Und, ja. Wobei wir noch vorher die Szene mit dem Nazi haben, dem er dann, der, der, den einen Typen erschießen lässt, der, der ihn erst mal beschimpft. Ja. I feel you, klar. Ich hätte auch, ich weiß ja, ich werde sterben. Also beschimpfe ich den Typen mal noch. Während unser Kind sich ihm an die Stiefel wirft und die Stiefel putzt. Ja. Auch voll nachvollziehbar. Natürlich, ich will leben. Also mache ich das im Buch anscheinend. Wird das sehr mit Bewunderung für diesen Nazi erzählt. Im Buch gibt es das wohl ganz viel, dass der Junge die Nazis als Befreier und Erlöser wahrnimmt. Mit einem Grund, warum das Buch so kontrovers rezipiert wurde, weil die Perspektive des Jungen auf die Nazis ist, das sind irgendwie zivilisierten, kultivierten. Und ich bin lieber bei den Nazis als bei diesen Dorfbewohnern, die so rückständig sind und so. Aber glaube ich, ich habe das Buch nicht gelesen, deswegen kann ich nicht genau sagen, wie viel da dran ist. Ich finde, der Film macht das nicht so. Und der Film macht das irgendwie anders, ne? Jaja, der Film schafft es, dass alle gleich scheiße sind. Also insofern... Aber ja, es ist einfach eine Szene, wo man das Gefühl hat, jetzt wird der pure Überlebensinstinkt des Jungs aktiviert. Absolut. Und er schmeißt sich dann an die Schuhe. Ja, ja. Es hilft ja auch. Und dann, ja, kommt es. Es ist wirklich, es ist so hart. Diese Geschichte mit dem Gaborge. Du fandest die Bilder, du hast gesagt, du findest es problematisch, wie es gezeigt ist. Total. Absolut. Weil du keinen Background hast, weil du keinen kriegst. Das Kind hat so viel gelitten. Und jetzt in der Situation, jede andere Situation ist genauso grausam gewesen wahrscheinlich. Aber in der Situation einfach die Tür aufgehen zu lassen, der zieht sich noch die Hose hoch, was so das billigste Bild ist, was man sich vorstellen kann für so was. Und dann in The Distance, hinten liegt das Kind und das erste Mal in diesem Film weint das Kind tatsächlich. Aber ohne dass ich einen Bezug zu dem habe, was da passiert ist. Also ich kann keinen emotionalen Zusammenhang herstellen zwischen dem, was offensichtlich passiert ist und dem, was ich gerade sehe, nämlich dass das Kind im Hintergrund weint, ohne dass ich wirklich bei ihm bin. Ich bin ja bei dem Pederasten. Ja. Das heißt, ich habe da so eine ganz ungute Perspektivverschiebung auf den Täter und das Opfer, dass ich nicht wirklich emotional, wo ich nicht andocken kann, weil es da sehr grafisch einfach nur weint. Und ich kann da nicht andocken. Und es gibt auch keine genauere Untersuchung der Situation und seiner emotionalen, seines emotionalen Zustandes und seiner Reaktion auf so etwas. Das zieht sich natürlich den ganzen Film durch. Also insofern bleibt er einfach auf seinem Zug, in den er einmal eingestiegen ist. Aber gerade bei der Situation hat es mich halt besonders geärgert und mich besonders getroffen, dass das so so schlimm oberflächlich gezeigt wird, einfach weil ich es selber erlebt habe. Und deswegen, dass es mich besonders trifft, hätte es jemanden anders, der andere Sachen aus dem Film erlebt hat, vielleicht in anderen Situationen so getroffen. Aber es fand ich ganz schrecklich, ganz, ganz furchtbare, schlechte Darstellung. Wie hast du den Mord an Gaborz danach wahrgenommen? War es dir dann sowieso auch egal, weil du sowieso schon so distanziert warst von dem Geschehen, dass das auch, also für mich war es ein Moment, wo ich dachte, ja. Natürlich. Weil es der erste Moment ist, der Selbstermächtigung des Jungen. Ja, ja, voll. Auch sehr clever. Der hatte ich da schon noch getroffen. Also es ist ja auch total, also ich hatte tatsächlich auch den Moment, wo ich total froh bin, dass dieser Gaborz so einen grausamen Tod hat. Und zwar fällt er in einen alten Schutzbunker, wo die Leiter weg ist und wo ganz viele Ratten unten sind. Und wir sehen nichts davon. Aber wir können davon ausgehen, dass er von diesen Ratten zerfressen wird. Er fällt eher als Ratte zu den anderen Ratten. Er fällt genau. Und es ist so ein sehr befriedigender, kathartischer Moment. Ja, ja, voll. Wo du denkst, oh krass, wie gut uns in diesem Moment die Gewalt tut, die passiert. Das stimmt. Weil wir hier auch zum ersten Mal eine Aktion von dem Jungen haben. Und das ist etwas, dem wir dann in der Folge jetzt begegnen werden, dass der Junge in jeder einzelnen Episode so zum Handlungsträger wird. Aber seine Handlungen eigentlich immer gewalttätige Handlungen sind. Ja. Insofern ist die Entwicklung natürlich zu einem... Da hat er dich emotional, doch zumindest das hat dich emotional wieder gekriegt. Ja, ja, das stimmt. Ja, ja, absolut. Natürlich, du hast einen Haufen Background im Hintergrund. Du bist ja kulturell auch irgendwo aufgewachsen und hast eine Erfahrung, die dich dann da reinbringt, dass du dann sagst, ja, okay, egal ob ich jetzt andocken konnte an das, was vorher passiert, ich weiß, wie der Typ ist. Und dass es sehr kathartisch ist, diesem Typen einmal das Genick zu brechen. Ja. Labina ist unsere nächste Episode. Da geht es eigentlich mit dem sexuellen Missbrauch auch schon gleich weiter. Ja. Bei dieser Frau. Die ist... Wir sind fast wieder in so einem bizarren, surrealen Raum in dem Moment in ihrer Episode. Sie kommt da her wie so ein Sukubus, wie so ein weiblicher Dämon, der nur von Sexualtrieb getrieben ist. Sie lebt bei ihrem Vater. Sie hat Sex mit ihrem Vater, als der Junge im Vordergrund schläft, ne? Absolut. Und dann stirbt der Vater. Und dann hat sie Sex mit... Also sie hat nicht Sex mit ihm, sie missbraucht den Jungen. Auf jede erdenkliche Weise. Ja. Und dann... Wie cool ist das, das zu drehen mit einem neunjährigen Kind? Da hat tatsächlich Manuel gesagt, dass er die 10... Also, ja, das Fußkissen ist... Mhm. Da dachte ich auch so, ooooh, schwierig. Manuel selbst hat gesagt, er hat sehr genau drauf geachtet, dass so Szenen von Missbrauch nicht mit dem Jungen gedreht werden. Okay, sehr gut. Und sie hatten wohl auch einen Psychologen am Set, die mit dem geredet haben. Der Junge selbst war... Unser junger Schauspieler selbst hat überhaupt keine Dreherfahrung. Den hat er offensichtlich irgendwie so in Tschechien auf der Straße, mehr oder weniger, entdeckt. Und hat ihn tatsächlich von einem Psychologen durchchecken lassen, ob er das emotional mitmachen könnte, ob das wirklich funktionieren würde. Und der hat irgendwie den psychologischen Test, den er dann machen sollte, irgendwie bestanden. Und dann ging das. Ja, er hat noch nie vor der Kamera gestanden. Und es war auch so ein bisschen für... Manuel hat selbst gesagt, es war für ihn so ein bisschen mit einer Unsicherheit verbunden. Aber der Junge muss wohl sehr extrovertiert gewesen sein und so sehr begeistert und Verlust gezeigt haben. Und das hat Manuel wohl eine gewisse Sicherheit gegeben, dass er dann gesagt hat, okay, das schaffen wir. Aber ja, es war auf jeden Fall ein Risiko. Und sie haben sehr viel mit ihm gearbeitet. Sowohl mit einem Psychologen als auch mit einer Schauspielerin, die ihn betreut hat und ihm Tipps gegeben hat und ihm geholfen hat. Ja, die Szene ist echt krass. Also es gibt ja diese richtige Vergewaltigungsszene, wo sie auf ihm sitzt, wo klar ist, da ist der Schauspieler nicht vor Ort. Sondern da sehen wir einfach nur die perspektive, die Kamera von unten auf sie drauf. Unangenehme Szene. Aber ich fand tatsächlich die Szene mit dem Fußkissen noch unangenehmer, weil ich weiß nicht... Ich hatte das Gefühl, es war so sehr gut gezeigt, wie so sexueller Missbrauch sich so langsam anschleicht. Keine Ahnung. Ja, natürlich auch kondensiert, muss man sagen, ist natürlich auch als Film. Aber das ist okay. Ich war an der Stelle halt schon sehr abgestumpft, muss man sagen. Du hast das ja auch schon zwei Stunden ertragen, was da passiert ist. Also ich meine, ich habe mich natürlich trotzdem mich weiter runtergezogen und weiter in die Hölle gebracht. Aber ich habe dann einfach gedacht, ja gut, okay, dann passiert das jetzt halt auch noch. Also es ist schlimm und das ist vielleicht auch gar nicht so schlecht inszeniert, obwohl es schon sehr... Ja, wie du sagst, das ist so eine riesige Halluzination quasi. So ein Höllentrip, irgendwie so ein LSD-Druck. Auch, dass sie dann diese Ziege drin haben. Also sie hat dann auch... Also sie hat nicht Sex mit der Ziege, aber sie simuliert so Sex an der Ziege, um ihn zu provozieren, woraufhin er wiederum total wütend reagiert und die Ziege so aufhängt, wie er davor von seinem Vergewaltiger aufgehängt wurde, von diesen Stöcken, und ihr dann auch ins Fenster werft. Das Höllliche, finde ich, trifft es ganz gut. Das hat irgendwie so was Dämonisches, diese ganze Szene, weil sie auch so unwirklich wirkt. Und dann wird aber auch gezeigt, wie er verführt ist von ihr, also was auch so total unangenehm ist. Dann gibt es ja diese Szene, wie sie auf der Wiese liegen so nebeneinander, wo wir fast so eine romantische Perspektive haben. Und irgendwie gezeigt wird, wie sie mit ihrem Missbrauch ihn einfach komplett hörig gemacht hat, dass er dann auch eifersüchtig auf diese Ziege reagiert. Das ist super unangenehm, eine ganz, ganz, ganz merkwürdige Szene. Ich sehe gerade in meinen Notizen, dass ich an der Stelle geschrieben habe, irgendwann bin ich innerlich tot und starre nur noch auf einen Punkt. Das trifft es voll, weil ich irgendwann in dieser Situation bin ich einfach echt so weit, dass ich so fertig bin mit den Nerven, dass einfach nichts mehr wirklich in irgendeinem Detail oder in irgendeiner Form dezidiert behandelt werden kann von meinem Hirn, sondern einfach nur noch okay, okay, gut, jetzt auch das noch. Es ist halt wirklich die Folter, die ja quasi den Film über erleidet. Erleide ich als Zuschauer, einfach weil es so viel ist. Und natürlich will der Film das auch. Ja, okay, hast du geschafft. Herzlichen Glückwunsch. Aber irgendwie. Nachdem der Junge von Labina geflohen ist, trifft er, landet er bei den Soldaten von der Roten Armee. Die da gesellig zwischen hängenden Leuten rumstehen. Aber wir sehen tatsächlich, es ist wieder so ein kathartischer Moment. Wir sehen ja diese Kosaken, die mit den Nazis ganz viel zusammengearbeitet haben, die dieses Dorf überfallen, wo wir einmal so sehr kondensiert diesen wirklich diesen Alptraum Krieg haben. Das ist so eine der wenigen Kriegsszenen, aber das ist auch eine zivile Kriegsszene, weil wir sehen Soldaten, die gegen Zivilisten kämpfen und Zivilisten ermorden und Zivilisten vergewaltigen. Dann haben wir aber die Rote Armee, die quasi, die das Dorf rettet, mehr oder weniger, indem sie die Kosaken erschießt. Also eigentlich haben wir da nur noch Chaos. Wir haben Leute schießen aufeinander, du weißt auch gar nicht mehr genau, wo du bist. Aber wir sehen irgendwie, das Dorf wurde überfallen. Die Zivilisten wurden vergewaltigt und gequält und gefoltert. Und dann kommt die Rote Armee und kämpft gegen die Angreifer. Und es ist einfach nur kurzzeitig komplettes Chaos. Und dann landet er bei diesen Soldaten, bei dem Mitkar, und wird tatsächlich von der Roten Armee aufgenommen und darf mit dem Scharfschützen unterwegs sein. Dorf, oh, wie schön. Es ist der Moment, wo er wirklich zum ersten Mal so was in der Vaterfigur findet, auf die er sich verlassen kann. Ja, ja, das stimmt. Es ist total traurig und total düster. Weil er steht dann mit dem Mitkar zusammen vor einem Bauernhof und hilft ihm, einen Mann und sein Kind zu erschießen. Und dieser Mitkar, der auch sehr gerne Max zitiert, und Stalin, sagt ihm dann noch mal so, ja, so ist es halt, Auge um Auge. So wird das gemacht. Aber er fühlt sich wohl in diesem Moment. Ja, ja. Es ist total düster, aber irgendwie ist es auch so, naja, ich finde, es zeigt ganz gut, wo der Junge halt irgendwie gelandet ist durch das, was er erlebt hat. Ich finde es ziemlich stark, dass das die ersten behüteten Szenen sind, wenn er mit einem Scharfschützen unterwegs ist, mit einem Killer. Was ist daran stark? Möchtest du mir das genauer sagen? Naja, was Leid aus und Verlorenheit aus einem Menschen machen können, diese Entwurzelung. Das macht das nicht aus dem Kind. Das Kind hat auch überhaupt keine andere Chance, als dort zu sein. Das macht im Grunde, egal, was aus ihm wird oder was emotional für eine Entwicklung stattfindet und so weiter, auf der rein technischen Ebene wird das Kind von einem zum nächsten gereicht. Ja. Es hat ein paar eigene Aktionen, aber eigentlich hat das Kind immer nur das getan, was dafür sorgt, dass es weiterleben kann. Ich finde, das war es. Ich finde es wirklich spannend, dass du diese Charakterentwicklung nicht siehst, die ich sehe. Das ist eine Interpretationsfrage auch. Natürlich ist es eine Interpretationsfrage, wir reden über einen Film. Ja, natürlich, aber der Film bietet gar nicht so viel an. Doch, genau das. Der Film bietet sehr viel an, finde ich. Wir sind es doch gerade durchgegangen. Wir haben irgendwie der Jo zum ersten Mal gewalttätig wurde, zum ersten Mal. Seine erste Gewalttat ist gegen diesen Pederasten und die ist irgendwie in einer viel impulsiveren Art, als die Gewalttat gegen die Ziege dann, die fast so was Rituelles hat. Und dann als dritte ist die mechanische Gewalttat als Scherge eines Killers. Dann haben wir die Entwicklung von, wie er sich um das lahme Pferd kümmert, um darauf den sterbenden Jungen zu ignorieren, um seine Schuhe klauen zu können. Das sind doch Entwicklungen. Ja, ja, ja. Ich will bloß darauf hinaus, dass er dann bei Mitka ist. Dass das keine Entwicklung heraus aus, dass das macht Krieg aus einem oder das macht die Situation aus diesem Kind, dass er jetzt bei Mitka ist. Bei Mitka ist er vor allem, weil Mitka ihn nicht sofort erschießt, sondern weil Mitka sich um ihn kümmert. Das hat nichts damit zu tun, dass das Kind irgendwie eine bestimmte Empfehlung durchgemacht hat, sondern er ist halt einfach jetzt da, weil sein Leben ihn dort hingespült hat. Das ist nicht das Entscheidende, was ich meinte, als ich gesagt habe, was der Krieg aus ihm macht. Was der Krieg aus ihm macht, ist, dass er sich wohlfühlt in dem Moment, wo er auf der Täterseite stehen kann und wo er unterstützen kann beim Morden, ohne selbst in Gefahr zu kommen. Ja, okay, das stimmt wohl. Ja, das stimmt wohl. Und ja, die Entwicklung ist da, aber vor allem eben auf der grafischen oder der Handlungsebene. Ich kann es nicht emotional mitspülen, aber das hat mich schon... Ja, aber ein Film ist ein visuelles Media. Ja, ja, aber das ist nur, nur darum... Ein Kofferzähler, der uns das sagt. Und an diesem Abend... Nein, nein, nein. Er muss es emotional mir zugänglich machen, indem er es spielt. Aber natürlich verstehe ich auch die Entscheidung zu sagen, ich will, dass das Kind keine Reaktion mehr im Gesicht groß hat, weil er das alles durch hinnimmt. Verstehe ich auch total. Aber dann funktioniert das Konzept halt als Erzählung irgendwie nicht so richtig so, dass ich damit mitkomme. Bewertest das Schauspiel des achtjährigen Hauptdarstellers sehr negativ, habe ich das Gefühl. Also... Nein, nein, nein, nein, nein. Er hat schon das... Also nicht das... Nein, nein, es geht um die Inszenierung. Ich glaube, dass das Kind sehr viel mehr spielen könnte, als ich hier sehe. Und er macht das auch gut, was er machen soll. Ich kritisiere eher das, was der Regisseur ihm gibt, was er machen soll. Aber das heißt, du fändest es stärker, wenn er mehr Emotionen zeigen würde, wenn er mehr weinen würde, mehr schreien würde, mehr... Wenn er am Anfang, wenn ich am Anfang stärker in seinen Kopf reingucken könnte, um rauszufinden, wer ist dieses Kind, wie ist dieses Kind drauf. Was ist bei diesem Kind an sich los, um dann den Kontrast zu haben zur Abstumpfung, die passiert. Also was ich immer wieder sage, Film ist nur Kontraste zeigen. Auf jeder Ebene. Kamera sind Kontraste zwischen Licht und Schatten. Erzählung ist immer Kontrast zwischen Situation A und Situation B. Beziehungen zeigen ist immer Kontrast zwischen Person A und Person B. Kontraste. Und wenn dieser Film in dieser Figur keinen Kontrast zeigt, dann habe ich keine Entwicklung und keinen Grund zu sagen, guck, was aus ihm geworden ist. Weil ich weiß ja nicht, was vorher war. Diesen Kontrast siehst du nicht, tatsächlich, okay. Ich sehe einen Kontrast, den du nicht siehst. Ich sehe seine Reaktion auf den Tod des Wiesels. Ich sehe seine Reaktion auf den Tod der Bauersfrau. Ich sehe Reaktionen, die kontrastiert sind durch die Reaktionen später. Schon bei dem Tod der Bauersfrau sehe ich nicht mehr viel Reaktion von dem Kind. Wenn er vor der Dorfgemeinschaft steht und schreit, ich will nach Hause. Ja, das stimmt. Aber es ist mir nicht genug. Ist dir nicht genug. Und natürlich bin ich auch einfach abgestumpft als Zuschauer von den ganzen Gewalttaten, die passieren. Sodass ich auch selber schon nicht mehr in der Lage bin, das alles ordentlich aufzunehmen. Ja. Also, ja. Wir kommen zur letzten Episode. Nachdem er beim Mitgar war, ist klar, er kann da nicht die ganze Zeit bleiben bei der Roten Armee und sie bringen ihn dann in ein Kinderheim, wo noch ganz viele andere Kinder sind. Und er beobachtet diese traumatisierten Kinder, die sich dann selbst auch noch mal Gewalt antun gegenseitig. Ja. Und ich finde, es gibt diese... Also, in dieser Szene noch mal ganz kurz, wie gesagt, in den letzten Episoden ist immer eine Gewalttatist jung und hier ist es ein ganz klarer Mord gegen einen antisemitischen Händler. Es gibt diese eine krasse Szene in dieser Episode, wie diese Bullis da, diese Heimbullis da stehen und ihn dann sehen. Und sie stehen da so, als würden sie den Gang abdecken und er schaut sie einfach nur an. Dann machen sie Platz und lassen ihn vorbei. Und es wird nicht näher erzählt. Film ist ein visuelles Medium. Möchte ich noch mal stark machen. Ich finde es eine großartige, starke Szene. Ja, die finde ich auch stark tatsächlich. Also auch so unheimlich, weil er... Er hat eine Präsenz gewonnen. Genau, Präsenz. Irgendwie eine Art von kranken Respekt vor ihm, weil er durch die Hölle gegangen ist und selbst die Hölle in seinem Blick hat. Das ist das Abgrundbild von Nietzsche. Du blickst lange genug in deinen Abgrund, dann blickt der Abgrund in dich. Ja, ja, das stimmt auch. Da der Film ein visuelles Medium ist, schafft er es, mit nur Bildern zu zeigen, was da passiert. Das kann ich auch wahrnehmen und finde es auch vollkommen in Ordnung. Also das finde ich wirklich eine gute Szene. Und ich finde auch tatsächlich die Ermordung dieses antisemitischen Händlers sehr gut erzählt. Und da kommt auch der Bogen rum, den der Film ja die ganze Zeit laut deiner Beschreibung besonders hat und laut meiner Beschreibung nur sehr wenig hat. Aber da ist der Bogen mal da. Den finde ich natürlich auch sehr gut. Und dann haben wir diese Szene, den Abschluss, der mir als Vater wirklich das Herz bricht, wenn tatsächlich sein Vater dann zurückkommt. Oh Gott, oh Gott, oh Gott. Und irgendwie so liebevoll, ratlos und versucht sich irgendwie bei dem Jungen zu entschuldigen, dass sie ihn aufs Land gelassen haben, irgendwie an ihn ranzukommen und fragt ihn dann so, weißt du wenigstens noch, wie du heißt? Und der Junge ist einfach nur komplett stoisch und guckt einfach nur so zwischen Wut und Stoizismus, jetzt nichts. Und dann fahren sie nach Hause und der Junge schläft, der Vater schläft im Bus und dann sehen wir, dass er die KZ-Nummer auf dem Arm hat. Der Junge sieht das und beobachtet das kurz und dann schreibt er seinen Namen auf die Scheibe des Busses. Und dieser Film steckt doch voller Hoffnung. Na ja, am Ende natürlich die Chance wenigstens, dass wir das Gefühl haben, okay, er öffnet sich auf die ein oder andere Art und Weise, wie viel das passieren kann und wie viel Arbeit da drinsteckt, ihn wieder irgendwie irgendwo hinzubekommen, wo es gesund ist, wahrscheinlich wird das nie wieder... Also nachdem, was er erlebt hat, wird er nie wieder gesund durchs Leben laufen können, also psychisch gesund. Also vielleicht noch mal kurz meinen emotionalen Werdegang bei diesem Film zu rekapitulieren. Mich hat das die ganze Zeit belastet, was da passiert ist. Ich war die ganze Zeit belastet. Es gab eigentlich diese Uduk-Hier-Szene, es ist Gott sei Dank so früh, dass ich die dann schalten konnte, die fand ich tatsächlich eher albern und so bizarr. Und ansonsten war ich die ganze Zeit belastet und aufgerieben. Und dann diese letzte Szene, wenn der Vater kommt und irgendwie versucht, wieder an das Kind ranzukommen, die hat mich innerlich zerrissen. Die hat mich fertig gemacht. Dann war ich echt durch mit der Welt. Und dann saß ich da und hatte auch Tränen in den Augen und war auch wirklich so, shit, es zerreißt mich. Und das war in dieser Dichte davor und in dieser Zerrissenheit in diesen letzten Minuten, das war einfach stark. Das hat mich einfach komplett mitgenommen. Der Film hat mich einfach umgehauen emotional. Jenseits jeglicher Interpretation, was heißt dieses Bild, was heißt diese Allegorie, das universell böse verhandelt und so weiter, hat mich der Film emotional einfach extrem bewegt. Ja, ich finde auch, dass die Vaterszene tatsächlich am Ende einen sehr guten inszenatorischen Kniff macht und das auch wirklich sehr gut erzählt. Und die Schauspieler sind sehr gut. Und der Stoizismus des Jungen ist hier wirklich auf einem sehr, sehr guten Höhepunkt, der den Kontrast aufmacht, den ich die ganze Zeit will. Ich geb dir Kontraste. Der Film kriegt voller Kontraste. Oh Gott. Also wir haben hier so eindeutig ganz viel inspiriert vom traditionellen Naturalismus. Diese Bilder, die einfach nur sehr banal, fast schon dokumentarisch Gewalt und schmerzvolles Erleben zeigen. Und das haben wir kontrastiert durch diesen teilweise mystizistischen, fast schon märchenhaften Blick. Nein, Moment, stopp. Stimmt alles nicht. Also die Kamera ist die ganze Zeit sehr artificiell. Nein. Es gibt keine dokumentarische Wackelkamera oder so was? Nein, dokumentarisch heißt nicht Wackelkamera. Dokumentarisch heißt nüchtern was zeigen. Das ist die Inszenierung. Das ist nicht das, was die Kamera macht. Das macht auch die Kamera. Ich sehe einen Haufen, und dafür bin ich sehr dankbar, einen Haufen sehr gut gestellte Bilder, die sehr künstlerisch sind. Für mich wirkt da kaum was Dokumentarisches durch. Das, was dokumentarisch ist, ist die Inszenierung der Personen, die handeln Personen vor der Kamera. Die Bilder sind sehr gut komponiert und gemacht. Dazu kommt der schwarz-weiß-Look, der auch wiederum eine artificielle, künstlerische Ebene hinzufügt. D.h. alles an der Kamera schreit, ich bin Kunst. Im positiven Sinne. Aber da kannst du keinen Kontrast zu mystizistischen aufmachen. Das bedient die Kamera volle Kanne. Du siehst keine realistischen Kamerabilder? Nein. Wir haben auf jeden Fall diese artificiellen Bilder, die auch mit Vordergrund, Hintergrund arbeiten, die eine allegorische Note haben. Aber wir haben auch oft diese ruhig gehaltenen Bilder, wo Dinge geschehen und diese Dinge von der Kamera, vom Bild, von der Bildinszenierung nicht kommentiert werden, sondern einfach gezeigt werden. Wo du so einen rauen Dokumentarchen, weil es keinen direkten Fokus gibt. Weil du einfach ein großes Bild hast und es passieren Dinge. Würdest du das nicht als dokumentarische Kamera bezeichnen? Was würdest du als dokumentarische Kamera bezeichnen, wenn es wackelt? Das kann es doch nicht sein. Aber es ist ein guter Indikator. Aber das stimmt, nicht jede dokumentarische Kamera muss eine Wackelkamera sein, obwohl das der To-go-Ansatz ist meistens. Aber eine dokumentarische Kamera überlegt nicht vorher, das ist die Definition von dokumentarischem, dass es zwei Minuten passieren. Und alle Bilder, die länger gehalten werden, und die Personen gehen nicht aus dem Bild aus Versehen. Oder wenn du das Gefühl hast, okay, jemand hat hier vorne einen Punkt gehabt, damit er genau jetzt in eine Nahe hineintritt, die wunderschön aussieht. Und dann eine halbe Minute später, weil das Bild sehr lange gehalten ist, zurück in den Raum geht, wo die zwei Katzen genau an der richtigen Stelle sitzen. Definitiv, auf jeden Fall. Was ist z.B. mit der Szene, wenn Ludmilla von den Dorffrauen vergewaltigt wird mit der Flasche? Chaos, heftig, nah. Das ist eine ganz normale POV, also ein Point of View von ihr, die gerade vergewaltigt wird. Nee, es ist ja nicht nur ihre POV, es wird ja auch von hinten gezeigt. Und Frauen stolpern durchs Bild, stürzen übereinander und Chaos. Das stimmt. Das ist ein klassischer Moment sein. Das würde ich dir geben, wenn ich mich so richtig erinnere. Das stimmt. Aber die POV von ihr, die auch relativ wackelig ist, das ist einfach eine klassische POV, wie man sie immer macht. Definitiv, ein POV ist nicht dokumentarisch. Wenn die Korsaken in das Dorf einfallen, zu künstlerisch, zu sehr mit Fokus auf spezifische Momente. Ja, das ist ganz genau inszeniert und gestellt. Ich finde, das sind Momente, wo viele Dinge geschehen und wo man das Gefühl hat, dass auch was aus dem Bild raus passiert, was nicht ganz direkt eingefangen wurde. Ich finde, ich sehe da eine dokumentarische Note auch im Bild. Aber auch drüber hinaus einen naturalistischen Grundton, weil Sachen teilweise sehr rau und dreckig gezeigt werden. Ja, das ist was anderes. Rau und dreckig gezeigt ist wie die Katzen, die Augäpfel noch anknabbern. Das ist ein wunderschönes Bild. Das würde ich nicht beim naturalistischen, zaren, fantastischen einordnen oder mystizistischen. Du hast diesen permanenten Kampf in diesem Film zwischen dem realistisch Erzählten, weil es sind einfach Dinge, die wirklich geschehen und zwischen dem parabolisch Überhöhten, das was du auch artificiell nennen würdest. Gibt es ein Konzept dahinter? Weil das habe ich nicht richtig erkannt. Weil ich gedacht habe, das ist realistischer und das ist parabolisch. Und wann macht er das? Der Film macht einen unglaublich guten Job darin, dieses universell Böse zu erzählen, auf einer parabolischen Ebene. Gleichzeitig nimmt er uns die Möglichkeit, uns auf diesen akademischen Elfenbeinturm zu fliehen. Normalerweise würde man sagen, wenn du eine Parabel erzählst, sitzen da die gescheiten Rezipienten und können darüber diskutieren. Wie zeigte dieses Bild, wie analysiere ich diesen angemalten Vogel? Dem Film gelingt es, uns damit zu konfrontieren, dass wir das nicht können. Wir sehen den Vogel sterben, wir sehen die Menschen leiden, wir sehen Blut, Mord, Vergewaltigung, Verwesung. Und wir können uns nicht die ganze Zeit auf diesen Versuch der Interpretation fliehen, weil wir einfach zu sehr reingezogen werden. Dem Film gelingt es, beides zu sein, sowohl parabolisch als auch extrem wahr und recht stark, das hat man selten. Gibt es ein Konzept dahinter, wann was passiert? Ja, es gibt eine höhere Ebene, es gibt etwas, was du darin sehen kannst, was das über den Menschen aussagt. Aber du musst es trotzdem erleben, weil es passiert trotzdem. Unabhängig von deiner Interpretation, sterben trotzdem die Menschen, das hilft dir nichts. Ich hatte nicht den Eindruck, dass ich als Zuschauer mich irgendwo festhalten kann und sagen kann, das verstehe ich jetzt, das wird jetzt deswegen so gezeigt. Sondern es war für mich so beliebig, welches Mittel gewählt wird. Ich hatte das Gefühl, die Mittel waren fast immer beide so spürbar. Ich habe nicht das Gefühl, Parabel wechselt ab mit realistischer Schilderung. Sondern das ist beides irgendwie so präsent. Der Film erzählt eine höhere Wahrheit. Er will eine höhere Wahrheit erzählen. Er will versuchen, ein Bild zu entwerfen, eine Parabel, eine Allegorie, wie funktioniert der Mensch, zu was ist der Mensch in der Lage. Aber er zeigt auch wirklich, wozu der Mensch in der Lage ist. Und er zeigt es so, dass wir es nicht nur auf eine intellektuelle Ebene reflektieren, sondern auch auf einer emotionalen Ebene. Zumindest ich auf einer emotionalen Ebene. Im ganz banalen Sinne, dass wir einfach so sehr gemahtert werden von diesem Film, dass wir uns dem nicht entziehen können. Ja, das stimmt allerdings. Ich kann mich dem Film nicht entziehen. Ich könnte natürlich sagen, ich mache ihn jetzt aus, aber der Film lässt einen ja nicht los. Er gibt einem ja keinen Ausflucht. Bis zum Schluss nicht. Auch nach dem Film nicht mehr, weil man dann fix und fertig ist und erst mal 3 Wochen braucht im Retreat, um sich wieder zu sortieren. Ich kann ja mal kurz von Mahul, nicht das ganze Statement, aber so abschnittweise ein paar Sachen aus dem Statement, die er geschrieben hat. Übrigens eine sehr schöne Blu-ray-DVD von Bildstörungen. Da gibt es ein richtiges Booklet dabei. Da gibt es Texte vom Regisseur, Interview mit dem Regisseur und verschiedene Bilder aus dem Film und von den Dreharbeiten. Bildstörungen, DVDs und Blu-rays sind immer wert gekauft zu werden. Auf jeden Fall ist in diesem Booklet ein Statement des Regisseurs. Ich lese mal ein paar Ausschnitte vor. Bei der Verfilmung dieses Roman-Klassikers war es mein Ziel, eine Reihe von Taplos zu entwickeln, die die Menschen auf die Reise ins Herz der schwarzen Menschenseele schicken. Beabsichtigt war eine Art stufenweises Abtragen von Schichten, sodass sich am Ende dem Zuschauer der innerste Kern unserer Hauptfigur offenbart, die eine hart erkämpfte Wahrheit entdeckt hat. Poesie bildet die Seele von The Painted Bird. Es sind Sachen, die ich nicht unbedingt zustimme. Sie findet sich im balladenhaften Geist der Geschichte ihrer stillen Dringlichkeit und die Stimme unserer Hauptfigur. Dem Jungen, dessen Wesen wunderschön ist, trotz des Schreckens um ihn herum. Ich habe versucht, jedem Pathos eisern auszuweichen und abgedroschene Klischees und plakatives Melodrama zu vermeiden. Ebenso wie Musik, die versucht, künstliche Gefühle zu erwecken. Totale Stille kann genauso eindringlich und emotional sogar aufgeladener sein als jede Musik. Wir treten den Film auf 35 mm in schwarz-weiß von 1 zu 2,35 in Cinemascope. Cinemascope ist ein äußerst gefühlsgeladenes Format. Kein anderes Format kann mit einer solchen Genauigkeit und Kraft sowohl die Schönheit als auch die Grausamkeit einfangen, die sich auf der Leinwand entfalten. Da würde ich ihm zustimmen. Das Tempo des Films orientiert sich am Fließen eines Flusses. Unvorhersehbar und kontinuierlich, Rhythmus und Geschwindigkeit verändern. Man kann sich auf der Leinwand mitzufiebern. Die Momente große emotionale Anspannung, wie deren Auflösung selbst zu durchleben. Mit dem Fluss finde ich auch ein super Bild dafür. Und es passt auch zu dem Film. Ich glaube, man kann sehr wohl, und da bin ich voll bei dir, man kann sehr wohl die Frage stellen, will man sowas sehen? Ja. Ich glaube, da ist jeder in einer anderen Lebenssituation. Es gibt bestimmte Situationen in meinem Leben, wo ich das mal mehr hätte sehen wollen und mal weniger hätte sehen wollen. Auch Situationen, in denen ich das mehr ertragen kann und in Situationen, wo man es nicht so ertragen kann. Insofern gibt es da keine universelle Antwort. Das muss jeder für sich entscheiden. Und das muss auch jeder Regisseur für sich entscheiden, ob er sowas zeigen will oder nicht. Und das ist auch vollkommen in Ordnung, sich zu sagen, ich will es jetzt so zeigen. Ich glaube, wenn es um Krieg geht, sollten wir als Gesellschaft uns das leisten, sowas zu zeigen. Durchaus. Ich glaube bloß, dass sein Job ein kleines bisschen neben der Spur gelaufen ist. Weil ich glaube, die Aufgabe des Kriegsfilms oder des Films, der vor dem Hintergrund von Krieg Grausamkeiten zeigt, sollte dem Zuschauer mehr Möglichkeiten bieten, anzudocken und auf ein Maß des Erträglichen zu kommen, des Unerträglichen Erträglichen. Also, dass man das noch schafft, dass man nicht so weit abstumpft und so weit zumacht, dass man am Ende sagt, der Film war wertlos. Weil ich konnte gar nicht mitgehen. Ich will also auf ein Maß von Schindlers Liste. Aber Schindlers Liste ist natürlich sehr viel Hollywood, sehr viel Pathos und sehr viel Emotionalisierung. Das kritisiert teilweise gerade von Nachfahren von Holocaust-Überlebenden. Aber um mal ein anderes Ding in den Raum zu werfen, ich will irgendwo dazwischen landen können. Zwischen Spielberg und Mahul. Eine Sache muss ich noch vorlesen, was er zum Thema Kind gesagt hat. Da sind wir uns ein bisschen in die Haare gekommen. Das Verhalten des Kindes und seiner Leben reflektieren. Die Erwachsenen haben ihre Vergangenheit, derer sie sich bewusst sind und können sich gleichzeitig eine Zukunft vorstellen. Bei einem Kind ist das aber nicht so. Ihre Vergangenheit ist ein extrem seichtes Gewässer, in dem man nicht schwimmen kann. Ein Kind kann im Grunde nur wenige Tage vorausdenken. Was in einem Monat passiert, ist unwissbar. Mehrere klinische Psychologen sind zu dem Schluss gekommen, dass die Kinder akzeptieren als Erwachsene. Sie nehmen es, wie es kommt. Natürlich ist das die Eigenschaft, die Kindern hilft zu überleben, indem sie glauben lässt, dass die schrecklichen Dinge um sie herum normal sind. Etwas in der Art passiert unserer Hauptfigur, dem Jungen, der von derselben Widerstandsfähigkeit bzw. Belastbarkeit vermutlich mit bleibenden Schäden gerettet wird, die ihn das Grauen hat ertragen lassen. Und es ist immer noch dasselbe, heute überall auf der Welt, wo immer militärische Konflikte herrschen. Jaja, er hat absolut recht. Um ein seltsames Beispiel zu nennen, als ich als Zauberer gearbeitet habe, habe ich mich immer geweigert, für Kinder zu zaubern. Weil das das scheiß-fucking-schwerste ist überhaupt. Kinder gucken sich einen Zaubertrick an und denken, das ist nicht so. Also ist das anscheinend auch möglich. Was ist jetzt so beeindruckend? Ja, das ist total krass. Und dann gibt es immer die Gefahr, dass die Kinder dann verdorben sind, weil sie Zauber im Fernsehen sehen. Und dann ist so ein einfacher Trick per Hand, das ist gar nicht mehr so beeindruckend. Überhaupt nicht. Was interessiert mich das jetzt? Deswegen habe ich ihn für Kinder gezaubert, weil die mich immer angeschaut haben und gesagt haben, und jetzt? Und jetzt auf der grausamen Seite, dieses Kind hat natürlich überhaupt die Chance zu überleben. Genau deswegen, was er sagt. Weil er einfach das einsortiert und sagt, so ist also die Welt und ich muss mich entsprechend verhalten. Er wächst noch viel mehr mit Vergangenheit und weiß, was geht und was nicht geht. Und wie kann ich mit Dingen umgehen oder nicht umgehen? Und dann eben daran scheitert. Wollen wir zu unserer Top 3 springen? Ja, auf zu unserer Top 3. Was haben wir denn als Top 3? Filme, die dich zermatert haben. Filme, die dich fertig gemacht haben. Filme, nach denen du dachtest, das will ich nicht mehr sehen. Das war hart. Ich habe jetzt die ganzen bösartigen Plätze rausgelassen. Ich habe jetzt nicht Jedarowsky mit reingenommen. Nein, es sollte auch wirklich... Pass auf, im positiven Sinne. Ja, im positiven Sinne. Okay, ich hätte auf Platz 3 Pan's Labyrinth. Der der bessere Kriegsproblematisch-Kind-Film ist als dieser hier. Der der bessere Kriegsproblematisch-Kind-Film ist als dieser hier. Der der der bessere Kriegsproblematisch-Kind-Film ist als dieser hier. Ein ganz anderer Film. Ich haue ihn euch einfach an. Ein Kind, das durch traumatische Situationen geht und das mit Fantasie irgendwie löst oder auch nicht löst. Es ist ein Film, wo man auch die ganze Zeit sagt, ach du scheiße Ufa. Und die ganze Zeit so einen emotionalen Rucksack mit sich rumträgt und denkt, fuck, man ist froh, wenn der Film vorbei ist. Aber er ist wirklich sehr gut auch. Auf jeden Fall absolut sehenswerter Film von Guillermo del Toro. Mein Platz 3 The Road aus dem Jahr 2009 von John Hillcoat. Mein Platz 3 The Road aus dem Jahr 2009 von John Hillcoat. Ein Vater und sein Sohn ziehen durch eine postapokalyptische Welt und versuchen irgendwie zu überleben. Und es ist alles so trostlos und düster. Und sie sind einfach nur unterwegs. Immer wieder auf der Suche nach der nettesten Nahrung. Wir erfahren auch nicht so genau, was passiert ist. Aber die Wälder stürzen zusammen. Es gibt kaum noch Leben. Und die paar Menschen, die sich herumtreiben, sind alle gefährlich. Kannibalen und wer weiß was für gefährliche Leute. Das ist eine sehr gute Frage von dir. Darüber muss ich länger nachdenken. Also auch solche Filme, wo man denkt, gibt es irgendwo einen Punkt, wo ich andocken kann, wo ich sagen kann, da will ich vielleicht hin. Weil ich glaube, dass für Filme Hoffnung ein wahnsinnig wichtiger Faktor ist. Weil du willst ja irgendwo hin. Du willst ja als Zuschauer, dass irgendwas gut wird. Und du kannst es nur wollen, wenn es Hoffnung gibt. Ich weiß nicht, ob mir das ein bisschen zu eingeengt ist. Ein eingeengter Blick auf Storytelling ist. Es gibt einfach auch andere Arten, Dinge zu erzählen. Es muss nicht Hoffnung sein. Ich meine, die ganze Genre der griechischen Tragödie von Sophocles über Shakespeare bis zu Goethe basiert auf dem Prinzip, es geht alles kacke aus. Es gibt keine Hoffnung. Nein, das stimmt nicht. Nur weil sie Hoffnung haben. Wenn sie keine Hoffnung hätten, würden sie nicht mehr handeln. Dann würden sie sich hinsetzen und sagen, alles scheißegal. Ja, aber sie sterben alle. Seht euch an, was passiert ist. Hoffnung ist nicht daran gekoppelt, was am Ende tatsächlich passiert. Hoffnung ist ein losglöselöstes Ding, was die Aussicht auf ein positives Ende mit sich trägt. Aber nicht unbedingt bedeutet, dass es am Ende gut ausgehen muss. Wenn du so einen Begriff von Hoffnung hast, dann steckt in dem Film auch einiges an Hoffnung. In diesem jetzt hier? Ja, durchaus. Das ist schon richtig, das stimmt. Aber naja, das hilft mir leider nicht, weil er einfach zu grausam ist. Weil er von einer Grausamkeit in die nächste kommt. Dein Platz 2. Mein Platz 2 ist Liebe von Hanneke. Das ist ein großartiger Film. Fantastischer Film. Aber du gehst auch wirklich raus und denkst dir, ich brauche erst mal 2 Wochen Urlaub. Hanneke ist ein richtiges Film, der sehr hoffnungslose, sehr nihilistische Filme inszenieren kann, die trotzdem stark sind. Wenn mich jemand fragen würde, kannst du mir sagen, kann ein Film überhaupt funktionieren, weil das ist, genau, Funny Games hat noch weniger Hoffnung als Liebe. Liebe hat Hoffnung. Liebe hat ein warmes Zentrum. Es geht ja um die Liebe von ihm zu ihr, obwohl sie da hinsicht. Der Film hat auch seine romantische Schönheit. Na total, volle Kanne. Während Funny Games wollte ich auch auf die Liste setzen, weil man dann zu sehr diese Abarbeitung einer Formel sieht. Funny Games ist ein gutes Beispiel für einen Film, der es einem erlaubt, auf die Metaebene zu fliegen. Funny Games kann dich emotional kalt lassen. Du kannst dich wunderbar dahinter fliehen und sagen, das ist eine interessante Reflexion. Wie wir als Publikum auf Horrorfilme reagieren. Dann bist du komplett raus und es ist dir egal, aber das musst du erst schaffen. Du musst aktiv dafür sorgen, dass du den Schritt zurück machst. Sonst packt er dich wirklich. Ich kenne auch viele, die sagen, dass Funny Games ein schwer zu ertragener Film ist. Aber du hast diese Metaebene, an die du immer wieder rangehen kannst und sagen kannst, kurze Pause, ich gehe mal kurz in die Metaebene und dann steige ich wieder in den Film ein. Ich glaube in Deutschland auch über Bildstörungen veröffentlicht. 3 Stunden, Russland, Alexei Germann erzählt, jetzt nenne ich wieder die Prämisse, ich muss dir den Film mal vor den Latz knallen. Ich erzähle die Prämisse und dann sagt jeder wieder, das klingt nach einem coolen Science-Fiction-Film. Die Menschen kolonialisieren das Weltall und entdecken einen Planeten, wo Menschen leben, die allerdings noch im Mittelalter sind. So ein Raumschiff um diesen Planeten kreist, werden 2-3 Forscher runtergeschickt und sollen nicht in das Geschehen eingreifen, sondern einfach beobachten, um Erkenntnisse über die Zivilisation, die sie gefunden haben, zu ziehen. Klingt nach einer Super-ABC-Sitcom. Ich hätte jetzt gesagt, klingt nach einer Star-Trek-Episode. Ja, auch das. Aber es könnte auch eine Super-Sitcom werden. Was ist das für eine Fish-out-of-water-Kom-Video? So ein bisschen Rowan Atkinson aus den 70ern, der coole Rowan Atkinson, der Blackadder Rowan Atkinson. Oh ja, stimmt. Es gibt eine Verfilmung aus den 80ern, die einfach so ein Science-Fiction-Film ist, wie man das erwartet. Und es gibt diese Verfilmung aus dem Jahr 2013, die einfach nur 180 Minuten Dreck und Schmutz und Tod und Leid ist. Es gibt so viele Grinsen dabei. Und dieser Film, du würdest diesen Film so hassen. Irgendwann gebe ich ihn dir mal, aber noch nicht. Ich habe den Film gesehen und dachte danach auch so, du hast halt einfach 3 Stunden Schmutz und keine Hoffnung und nichts. Einfach nur Menschen, die im Schmutz dahinvegetieren und sterben und nackte Ärsche und Dreck. Mein Platz 2. Nein, den habe ich ja erst vor kurzem gegeben. War der so hart? Du warst auch echt fertig. Ich habe mich auch mehrmals dafür entschuldigt, dass ich ihn dir gegeben habe. Aber ich bin dir im Nachhinein dankbar dafür, weil ich ihn wirklich sehr gut fand. Er war halt bloß nicht im richtigen Zeitpunkt. Ich hatte eigentlich gesagt, wir wollen Girls Night Filme. Das ist so ein Film, der eine Protagonistin hat und den Bestelltest besteht. Toll, aber das macht sie noch nicht zu einem Girls Night Film. Girls Night Filme sind positiv und machen ein gutes Gefühl. Liebes Publikum, wenn ihr eine Episode haben wollt, wo wir seelang darüber diskutieren, was bei einer Girls Night geguckt werden soll, dann hört euch auf jeden Fall unsere Episode zu Ginger und Rosa an. Sally Potter, ne? Mein Platz 1. Pia Paolo Pasolini, Die 120 Tage von Sodom. Die ihr bitte nicht guckt. Ich habe ihn auch nicht gesehen. Jede Beschreibung von Plor sagt, guckt diesen Film nicht. Ja, die Geschichte von Marquis de Sade, Der 120 Tage von Sodom, der den jungen Menschen verpalustieren, erzählt vor dem Hintergrund des Faschismus in Italien. Einfach nur ein abgefuckter, brutaler, unangenehmer Film, nachdem man echt fertig ist. Er ist nicht im geringsten unterhaltsam. Er hat auch keine Hoffnung. Es ist abscheulich, misanthropisch, zynisch. Ich weiß nicht mal, ob ich den Film als gut bezeichnen würde. Ich glaube, man gehört zum Filmkanon. Es ist interessant zu sehen, wie in den 70ern kontroverse Filme gedreht wurden. Dieser Twist, dieses hedonistische und sadistische mit dem Faschismus zu spiegeln, ist interessant. Aber der Film ist vor allem 2 Stunden lang sadismus pur. Toll. Gehen wir zurück zu unserem total unsadistischen Film. Das war... ...unserer... ...Top 3. Ich weiß nicht, warum ich den Film selbst nicht... Der Film hat mich total mitgenommen. Findest du, dass es ein guter Film ist? Es ist ein fantastischer Film. Wenn ich das Filmjahr 2019 überblicke, würde ich sagen, er gehört für mich mindestens nicht. Weil er dich hinter den Ohren gepackt hat. Und nicht wieder losgelassen hat. Weil er mich emotional und intellektuell berührt hat. Okay. Mein Fazit, ich möchte jemanden zitieren. Ich hasse, hasse, hasse diesen Film. Roger Ebert, glaube ich, war das. Ja, es war Roger Ebert zu... ...North. Ich verabscheuere diesen Film wegen seiner Oberfläche. Die er benutzt, um Dinge zu erzählen, die viel mehr Beachtung brauchen. Jedes einzelne Ding, was diesem Kind passiert, braucht wesentlich mehr Beachtung. Und dann macht meinetwegen ein 6-stündiges Epos draus. 1900 oder so was. Hat keine 6 Stunden gedauert, oder? Das war so ein Film. Aber dann macht das, gerne. Aber dann gib jedem Ereignis genug Gravitas, genug eigene Aufarbeitung, damit das nicht so trivialisiert wird. Ja, das ist meins. Ich finde nichts trivial an dem Film. Er schafft es wirklich, das Böse zu zeigen. Das Böse zu zeigen. Das Böse zu zeigen. Er schafft es wirklich, das Böse zu zeigen. Das Böse spürbar zu machen. Und gleichzeitig das Böse zu reflektieren. Ich verachte auch das Weltbild. Das Weltbild, was mir hier gezeigt wird, ich finde es so schlimm. Ich will nicht mal daran denken, dass irgendjemand ernsthaft so auf die Welt guckt. Das geht einfach nicht. Du unterstellst der Menschheit keinerlei Empathie. Manchmal ist die Welt so. Was in diesem Film passiert, sind Dinge, die passieren. Menschen tun menschenschlimme Dinge an. Natürlich ist es hart, damit konfrontiert zu werden. Ich möchte auch nicht mit einem Weltbild rumlaufen. Ich möchte nicht permanent mit einem Weltbild rumlaufen, dass dieser Film mir anbietet. Aber ich finde es gut, dass ich mit diesem Weltbild konfrontiert werde. Ich finde es gut, dass man auch damit konfrontiert, was auf der Welt geschieht. Wir leben in so einer leichten Blase. Dann gibt man immer noch eine Prise Hoffnung rein. Das stimmt ja gar nicht. Ich brauche das nicht noch mal zu hören. Ich weiß aus Dokumentarfilmen, die tatsächlich passiert sind, Sachen, die gut aufbereitet sind, dass es solche schlechten Menschen gibt. Das weiß ich. Ich brauche nicht eine Abfolge von 10 Leuten, die in allen Varianten zeigen, wie schlecht Menschen sein können. Das brauche ich nicht. Das ist nicht nötig, weil ich das weiß. Wenn ich immer mal einen Grund auf schlechte, böse Figur in einem Film habe, finde ich das gut als Kontrast. Aber ich will keinen Film sehen, der mir das in 20 Varianten um die Ohren haut. Das brauche ich nicht. Das Unter-die-Haut-gehende ist für mich, dass die Perspektive, mit der gearbeitet wird, als einer sehr radikalen subjektiven Wahrnehmung gezeigt wird. Dass das in teilweise sehr nüchternen Realismus gezeigt wird und teilweise im allegorischen. Dass das zusammenspielt. Dass es mehr ist als nur eine Darstellung und mehr als nur eine Dokumentation. Sondern dass es auch ein Raum eröffnet, darüber nachzudenken. Ich glaube, das ist das, was Kunst auch als Aufgabe haben kann. Wirklich weh zu tun, wirklich ans Eingemachte zu gehen. Und dabei irgendwie den Horizont zu erweitern. Denk an Pablo Pigasso's Gernika. So was. Ich hätte gerne noch einen kleinen Ausflug ins Buch. Wir haben das Buch nicht gelesen, aber was halten wir von dem Ansatz des Autoren zu sagen, ich beöffentliche ein Buch und sage es in Autobiografie, um dann nach und nach sagen zu müssen, ich habe da ein paar Sachen gehört und dann zusammengeschrieben. Das ist total daneben. Es ist einfach Betrug. Und es geht auch in die Richtung von Exploitation. Genau, und ich finde, dass der Film sich da anschmiegt. Ich finde, dass der Film nicht den Autor rehabilitiert, aber den Roman rehabilitiert, indem er diese Diskussion, die in dem Roman drin ist, über Fiktion und über Lug und Trug und Realität, indem er die, ich sage so ein akademisches Wort, aber er transcendiert die irgendwie. Er erhöht die auf eine höhere Ebene, indem er das mit reinbringt, indem er das Realistische vermehrt. Deswegen ist es eine Verfilmung, ich habe das Buch nicht gelesen, aber ich kann mir vorstellen, allein vom Ansatz ist die Verfilmung schon stärker als das Buch auf einem höheren Level. Wahrscheinlich muss ich das Buch gar nicht lesen, ich will das Buch auch gar nicht lesen, ich will nicht einen erschwindelten Roman über Kräuel, die jemand angeblich erlebt hat, aus dem Zweiten Weltkrieg lesen. Macht das eben nicht, der Film schwindelt nicht. Na gut. Okay, let's agree to disagree on this one. Ich glaube, das ist eine der Filme gewesen, die wir je besprochen haben, bei denen wir am weitesten auseinander liegen. Sowohl vom Gesamturteil, als auch was die Schritte dahin betreffen. Total krass. Und dafür bin ich dankbar, Plor. Ich finde es sehr schön. Es geht auch nichts über einen herzhaften Streit. Das hat was Kathartisches, weil dieser Film so viel Spannung in mir aufgebaut hat, dass ich das jetzt endlich mal loswerben konnte. Ich bin froh, dass ich endlich über diesen Film reden konnte. Er bewegt mich immer noch. Mit jeder Warnung, die ich davor schicke, ich hatte sehr viel Ballast auf mir, nachdem ich den Film geguckt habe. Ich bin froh, mit jemandem zu reden, der den Film auch gesehen hat. Ich würde sagen, es wären auch niemanden, den du überzeugen könntest, diesen Film zu gucken nach diesem Podcast. Das lassen wir das Publikum entscheiden. Schreibt uns, wenn ihr wegen dieses Podcasts diesen Film geguckt habt. Zirp, zirp, keine E-Mail. Warum nur? Wenn ihr wissen wollt, womit sich Johannes nächste Woche revanchiert bei mir, Wir hören uns. Gerade bei dieser Episode. Danke, Plor, dass du mit dem Film gegeben hast. Danke, dass du mit mir drüber gesprochen hast. Bis nächste Woche. Ciao. Ciao. So. Ich brauche eine Pause, Plor. Ich brauche einfach die nächste Woche, was einfach nur schön ist. Ich glaube, das ist, naja, nicht nur schön. Also ich werde keine wunderbaren Jahre oder sowas mit dir gucken. Nichts gegen wunderbare Jahre. Überhaupt nicht. Aber es ist einfach viel gut. What would you do? Also, ich möchte gerne etwas, was mir einfach wieder Kraft und Mut und Energie gibt, einfach zu createn und zu machen. Das ist eine tolle Frage, die ich mir jedes Mal stelle. Wenn wir irgendwas singen, um den Podcast einzuleiten. What would you do when I sang out of tune? So geht das Lied doch. Stimmt. Oh mein Gott. Okay. Ich möchte einfach etwas, wo mein Herz ein bisschen dranhängt, was ich irgendwie cool finde, was ich irgendwie geil finde und was ich lange nicht gesehen habe. Also gebe ich dir Exit Through the Gift Shop. Ein Film, den du schon gesehen hast. Den haben wir zusammen geguckt. Wirklich? Ich weiß es nicht ganz sicher. Nee. Ich habe den auf jeden Fall nicht allein geguckt, sondern mit einem Kumpel. Es kann auch sein, dass jemand anderes war. Es kann auch sein, dass wir den zusammen gesehen haben. Meine Güte, ist das lange her. Scheiße. Doch, den haben wir zusammen geguckt. Das kann echt sein. Ja, aber geil. Ich freue mich drauf. Aber seitdem hast du den auch nicht gesehen? Doch, bestimmt. Bitte lüg einfach. Nein, ich habe ihn noch nicht gesehen. Ich habe auch überhaupt keine Erinnerungen mehr dran. Ich glaube, es geht um so einen Künstler. Wie heißt der nochmal? Banksy? Nie gehört. Wir sehen uns nächste Woche. Bitte schaut den Film. Macht eure Hausaufgaben. Und du auch, Plo. Bis nächste Woche.
