Episode 56: Warum läuft Herr R. Amok und der Neue Deutsche Film
Es ist mal wieder Zeit für ein wenig Filmgeschichte. Und zwar deutsche Filmgeschichte… Wenn man an die Höhepunkte dieser denkt, kommt einem natürlich als erstes die Stummfilmzeit in den Sinn: Die Weimarer Republik, die goldenen 20er Jahre, der Expressionismus, Metropolis, Nosferatu… und dann war lange Zeit nichts. Eine reichhaltige Filmwelt, zerstört vom nationalsozialistischen Wahn, eine propagandistische Filmwelt, im zweiten Weltkrieg in den Untergang geritten. Und danach Weltflucht, Eskapismus: Ein wenig Sissi, ein wenig Heimatfilm, ein paar Heinz Rühmann Komödien…
Es sollte einige Jahrzehnte dauern, bis es im deutschen Film wieder so etwas wie Aufbruchsstimmung herrschte. 1962 veröffentlichten 26 Filmemacher das Oberhausener Manifest und sorgten damit für die Geburt des Neuen Deutschen Films. Sein Ziel war es, unabhängig von der alten Filmwirtschaft und deren Interessenverbänden zu sein, er sollte Experimentierfeld werden und soziale und politische Konflikte realistisch darstellen.
Realismus ist auch eine der Triebfedern von Michael Fenglers Film “Warum läuft Herr R. Amok”, der mit seiner Veröffentlichung 1970 in eine Hochphase des Neuen Deutschen Films fällt. Erzählt wird aus dem Alltag von Herrn Raab, immer begleitet von der titelgebenden Frage, wie es denn zu seinem Amoklauf kommen konnte. Was wir sehen, sind Banalitäten, Alltägliches, Triviales, in dem sich peu à peu der Abgrund des kleinbürgerlichen Lebens offenbart. Und so haben wir es hier auch letzten Endes weniger mit einer Sozialstudie, als viel mehr mit einem Horrorfilm zu tun: Unterdrückte Wut, passive Aggressivität, verschleppte Angst und Verzweiflung. Warum läuft Herr R. Amok ist ein Zerrbild der bürgerlichen Hölle. Ein verbitterter, zynischer, fast schon bösartiger Film, der mit einem unglaublichen Gespür für Details den Wahnsinn und die Ausweglosigkeit des alltäglichen Lebens eines deutschen Spießbürgers aufdeckt.
Für mich auch heute noch, 50 Jahre nach seiner Entstehung, einer der besten deutschen Filme. Schwer zu ertragen, schmerzhaft, unfassbar unheimlich und brutal, ein Film voller Gewalt, obwohl der eigentliche Amoklauf gerade einmal ein paar Sekunden der Leinwandzeit einnimmt. Wie hast du das empfunden, Johannes? Und denkst du, mit Blick auf diesen Stellvertreter, dass der neue deutsche Film uns auch heute noch etwas geben kann?
Transkript
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: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 56: Warum läuft Herr R. Amok und der Neue Deutsche Film Publishing Date: 2022-01-26T15:07:49+01:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2022/01/26/episode-56-warum-laeuft-herr-r-amok-und-der-neue-deutsche-film/ Na gut, warum läuft er denn, Amok, der liebe Herr R.? Ja, wenn ich das mal wüsste, Flor, hat mir der Film das verraten, das werden wir gleich sehen. Werden wir gleich hören. Herzlich willkommen, liebe Zuhörerinnen, hier beim muss man sehen Podcast. Neue Woche, neue Episode, diese Woche habe ich Johannes eine Aufgabe gegeben, und zwar eine mal wieder tief aus der Filmgeschichte, wozu Johannes letzte Woche schon zurecht gesagt hat, oh nee, Flor, wenn du was aus der Filmgeschichte nimmst, dann geht das meistens komplett schief. Aber ich dachte, den neuen deutschen Film, den kann ich Johannes nicht vorenthalten. Ja, das stimmt, also ich verstehe schon das Ansinnen, dass man alles, was es mal so gab, filmgeschichtlich, mal anzuschauen. Ich weiß nicht, ob ich das hier gebraucht hätte, aber das werden wir gleich mal sehen. Wahrscheinlich hättest du an einem anderen Film aus dem neuen deutschen Film mehr Freude gehabt, zum Beispiel an einem klassischen Fassbinder, wie Angst, Essen, Seele auf, oder, dann wird es schon eng. Wahrscheinlich hättest du an einem Werner Herzog Film einfach wegen der Bilder mehr Freude gehabt. Ja. Weil der einfach für den neuen deutschen Film sehr prächtig und sehr episch war, aber ich habe mich sehr bewusst für einen sehr rohen, sehr rauen und meiner Meinung nach sehr eindrucksvollen Film aus dieser Epoche entschieden, und zwar eben Michael Fenglers Warum läuft Herr Amok aus dem Jahr 1970? Führ erstmal in den Film ein, erzähl uns mal ein bisschen, worum es geht und dann können wir ja genauer ins Thema reingehen. Schauen wir mal, wo wir landen. Also, Johannes, es ist mal wieder Zeit für ein wenig Filmgeschichte, und zwar deutsche Filmgeschichte. Wenn man an die Höhepunkte dieser denkt, kommt einem natürlich als erstes die Stummfilmzeit in den Sinn. Die Weimarer Republik, die goldenen zwanziger Jahre, der Expressionismus, Metropolis, Nosferatu, Caligari und dann war lange Zeit nichts. Eine reichhaltige Filmwelt, zerstört vom nationalsozialistischen Wahn, eine propagandistische Filmwelt im zweiten Weltkrieg in den Untergang geritten und danach Weltflucht, Eskapismus, ein wenig Sissy, ein wenig Heimatfilm, ein paar Lümmel von der ersten Bank, ein paar Heinz-Rühmann-Komödien. Es sollte einige Jahrzehnte dauern, bis es im deutschen Film wieder so etwas wie Aufbruchstimmung gab. 1962 veröffentlichten 26 Filmmacher das Oberhausener Manifest und sorgten damit für die Geburt des neuen deutschen Films. Sein Ziel war es, unabhängig von der alten Filmwirtschaft und deren Interessensverbänden, ein Experimentierfeld zu schaffen und soziale und politische Konflikte realistisch darzustellen. Realismus ist auch eine der Triebfedern von Michael Fenglers Film Warum läuft Herr Amok, der mit seiner Veröffentlichung 1970 in eine Hochphase des neuen deutschen Films fällt. Erzählt wird aus dem Alltag von Herrn Raab, immer begleitet von der titelgebenden Frage, wie es denn zu seinem Amoklauf kommen konnte. Was wir sehen sind Banalitäten, alltägliches, triviales, in dem sich peu a peu der Abgrund des kleinbürgerlichen Lebens offenbart. Und so haben wir es hier auch letzten Endes weniger mit einer Sozialstudie, als vielmehr mit einem Horrorfilm zu tun. Unterdrückte Wut, passive Aggressivität, verschleppte Angst und Verzweiflung, warum läuft Herr Amok ist ein Zerpel der bürgerlichen Hölle, ein verbitterter, zynischer, fast schon bösartiger Film, der mit einem unglaublichen Gespür für Details den Wahnsinn und die Ausweglosigkeit des alltäglichen Lebens eines deutschen Spießbürgers aufdeckt, für mich auch heute noch, 50 Jahre nach seiner Entstehung einer der besten deutsche Filme. Schwer zu ertragen, schmerzhaft, unfassbar unheimlich und brutal, ein Film voller Gewalt, obwohl der eigentliche Amoklauf gerade einmal ein paar Sekunden der Leinwandzeit einnimmt. Wie hast du das empfunden, Johannes? Und denkst du mit Blick auf diesen Stellvertreter, dass der neue deutsche Film uns auch heute noch etwas geben kann? Ich möchte unterstreichen, dass es ein Horrorfilm ist. Es war ein Horrorfilm, um mich den Film zu gucken. Es war wirklich, ich habe irgendwann nur noch apathisch davor gesessen und nichts mehr gemacht, außer, ich habe auch aufgegeben aufzuschreiben. Ich wollte irgendwie mitschreiben, ich schreibe ja immer so ein bisschen ein paar Notizen mit und dann habe ich irgendwann aufgehört. Ich habe einfach nur noch da gesessen und gedacht, wann bringe ich mich um? Freitag vielleicht? Keine Ahnung, mal gucken. Worin bestand denn der Horror des Films für dich? Gegeben wir dem Film, dass er tatsächlich den Horror dieses kleinbürgerlichen Lebens irgendwie besonders hart zeigt. So, das ist der eine Teil des Horrors. Der andere Teil des Horrors ist aber Kameraführung, Regie, Schauspieler, improvisierte Texte und so weiter. Schauspieler nicht ganz so gut. Die Schauspieler? Wirklich? Ja, die Schauspieler waren natürlich besser als... Wow. Also gerade die Schauspielleistung finde ich nicht so herausragend, vor allem Kurt Raab natürlich, der den Protagonisten spielt. Bei dem bin ich mir nicht sicher, manchmal frage ich mich, ist der wirklich so? Was natürlich ein gutes Zeichen für ein Schauspieler ist eigentlich, aber ich bin mir nicht sicher, wie der sonst so drauf ist. Der ist überhaupt nicht so. Okay. Kurt Raab war eigentlich eine ziemlich schillernde Figur des deutschen Films. Ja, okay. Das weiß ich nicht. Ich kenne mich zu wenig mit dem deutschen Film aus, aus irgendwelchen physischen, bösen Gründen. Der gehört zu den Prominenten, die man immer so ein bisschen hervorheben kann, vielleicht neben Rio Reisern, die sehr früh sich zu ihrer Homosexualität bekannt haben und das auch sehr offen gelebt haben und er hat sehr bunt gedreht, natürlich viel mit Fassbinder. Also er kommt auch aus dieser Antitheater Szene, wo er mit Fassbinder viel zusammen gearbeitet hat und er hat dann unter anderem den Fritz Hamann gespielt in Die Zärtlichkeit der Wölfe von Uli Lomme, also dieser Todmacher, der später dann von Götz Gyorge gespielt wurde. Kurt Raab macht das besser als Götz Gyorge und er hat so eine sehr bunte Mischung gespielt aus diesen neuen deutschen Filmen, die sehr künstlerisch sind, aber auch so ein paar trashigere Sachen und der ist ziemlich vielseitig und ich finde auch, wenn man ihn in diesem Film sieht, dann erkennt man diese Vielseitigkeit nicht, weil er diese angespannte Verlorenheit und diese Liturgie und dieses Fleck mal, das seine Rolle hat, super gut umsetzt. Also ich finde es wirklich krass und er macht so viel mit so kleinen Blicken und Gesten und mit diesem verlorenen Blick ganz oft. Ja, das macht er, also ich möchte die Schauspieler vielleicht wieder aus der Liste so ein kleines bisschen rausnehmen, weil ich weiß, es ist auch gerade was sie betrifft, es gibt ein paar Figuren, wo die Schauspieler hätten besser sein können, aber was sie betrifft, die Frau von Herrn Raab, die ist auch sehr gut, einfach als Schauspielerin, die konnten sich wohl nicht so richtig leiden? Die konnten sich überhaupt nicht leiden. Lilith Ungara, tatsächlich hat Kurt Raab gesagt irgendwann mal, ich konnte die nicht leiden und es war so schön, die wenigstens auf der Leinwand mal umbringen zu können. Das war übrigens Kurt Raab, das ist Kurt Raab. Wenn man sich Interviews von ihm ansieht, er ist auch so ein bisschen so ein Fassbinder-Typ, er ist ähnlich wie Fassbinder, wenn man die sieht in Interviews, die sitzen da so ein bisschen schnottrig mit ihrer Zigarette und man merkt, die haben eigentlich gar keinen Bock auf diesen ganzen Filmwirtschaftsteil und deswegen lieben sie es auch mal zu provozieren und auch mal so ein paar krasse Sachen rauszuhauen und einfach mal den Interviewenden anzumaulen und sich über blöde Fragen aufzuregen und Ähnliches. Aber die Liste bleibt? Die Liste bleibt. Die Kamera ist ganz furchtbar, die Regie kann ihn nicht nachvollziehen, ich verstehe, was er will, aber ich finde es ganz schrecklich. Ich habe irgendwann aufgeschrieben, es gibt keine einzige wirkliche Idee außer der Grundidee des Films. Die Grundidee des Films, dann hast du das ganze Ding einmal hingesetzt und dann musst du da eineinhalb Stunden lang zuschauen, wie die Grundidee einmal durchextraziert wird, aber nicht, da gibt es in den einzelnen Szenen kaum Ideen, es gibt im Schauspiel kaum Ideen, das ist, nee, nee, nee. Um mal was Hartes zu dir zu sagen, ich glaube du hast ganz viele Ideen verpasst und auch ganz viele Details verpasst, wenn du das so sagst, weil natürlich hat der Film erst mal so dieses Grundkonzept, er zeigt den Alltag und er inszeniert auch tatsächlich wenig, also es gab ein Skript, aber es gab vor allem so Szenarien, die, die improvisieren den Text und das merkt man und er lässt die Leute viel anhand von diesen Szenarien improvisieren und er gibt ihnen aber so, also diese Szenarien geben ihnen so ein paar Stichwörter mit, wie sich ihre Figuren fühlen, was ihre Figuren gerade antreibt, was ihre Ideen sind und dann werden aber natürlich diese Motivation in diesem bürgerlichen Korsett eingezwängt und ich finde er macht das ganz oft sehr subtil, aber auf wirklich beeindruckende Weise, was zum Beispiel die Kamera betrifft, natürlich ist die Kamera oft so hilflos im Raum, dass sie improvisiert mit, die versucht Situationen einzufangen, ich finde es gibt unglaublich starke Momente zum Beispiel, wenn andere Menschen sich unterhalten und die Kamera dann auf dem Gesicht von der Person verharrt, die nicht in dem Gespräch beteiligt ist, das ist zum einen Herr Raab, der immer mal wieder mit der Kamera eingefangen wird, während andere reden und sich über irgendwas unterhalten und wir bleiben einfach mit der Kamera auf seinem leblosen Gesicht, dass auch wirklich so eine Verzweiflung offenbart. Bei Herrn Raab kann ich es auch verstehen, dass man das macht, es wurde in vielen Szenen aber auch mit irgendwelchen nicht handelnden lebensichtlichen Figuren gemacht, weil der Kameramann vielleicht gehofft hat, dass jetzt diese Frau auch noch was sagen wird, was nicht passiert ist. Das glaube ich nicht, wenn Herr Raab sich mit einem alten Schulfreund unterhält, dann bleibt die Kamera ganz lange bei Lilith Ungerer, also bei der Frau Raab, die auch diese Verlorenheit in ihrem Blick hat in diesem Moment und ich habe es gefühlt, dass es ganz oft Strategie von dem Film, dass er das versucht einzufangen, was daneben stattfindet und zwar ist es, wenn alle irgendwie so eine Posse spielen, wenn alle irgendwie sich so in diesem bürgerlichen Rahmen bewegen und versuchen ihre Rollen zu erfüllen, dann sind die spannenden Personen die, die in dem Moment nicht im Fokus sind und das macht der Film sehr ausgiebig, dass er die in den Fokus rückt, die sonst nicht im Fokus sind und die dadurch auf sehr kleine Weise entkleiden. Wir haben eigentlich, wir haben in diesen Momenten, in denen die Kamera auf etwas nebensächlichem ist, vor allem auf dem Gesicht, haben wir Momente, wo diese bürgerliche Fassade bricht. Ich habe das ganze das Gefühl, dass der Film mich nicht erreichen will, dass der Film irgendwie edgy sein will und sagen will, ich mache was anders, aber dann total an mir vorbeigeht, eben auch durch solche Aktionen, weil im Gesicht, da passiert nicht so viel, dass man nun, also da passiert ein bisschen was, aber das hast du innerhalb von ersten zwei Sekunden verstanden, was da passiert und dann bleibt das da aber noch drei Minuten. Und dann musst du dich weiter damit beschäftigen, dann wirst du gezwungen darauf zu verharren. Es gibt diese eine Szene, wo Herr Raab mit seinem Sohn lesen übt und dann liest der Sohn das von dem Adler mit dem schönen Schwing, schön schwingt. Er muss seine Aussprache üben, deswegen soll er das mehrmals wiederholen und dann liest er halt davon, dass der Adler in Gefangenschaft ist und eigentlich frei sein sollte, weil dann kann er frei fliegen und so weiter. Und natürlich ist es eigentlich eine ziemlich blumpe Metapher auf dieses Leben von Herrn Raab, der sich in dem Moment in dieser Metapher wiederfindet und die Kamera bleibt bei ihm drauf, aber dadurch, dass sie dann wirklich lange auf ihm verharrt, wird diese eigentliche Platte mit Hafer noch mal ein bisschen aufgerissen, weil wir sehen Herrn Raab eben nicht nur als den, der denkt, ich müsste eigentlich frei sein, ich müsste eigentlich da raus sein, sondern gleichzeitig, dass diese Selbstwahrnehmung auch eigentlich ein Zerrbild von seiner eigentlichen Wahrnehmung ist. Also wir bewegen uns in so einer Schleife, dieser Herr Raab ist ja ein Spießbürger. Es ist jetzt nicht so, dass wir das Gefühl haben, natürlich läuft Herr Raab amok, weil alle um ihn herum total ätzend sind und er ist teilweise sogar noch krasser als seine Frau. Seine Frau ist ganz oft die, die eigentlich ausbrechen will und die das versucht irgendwie verzweifelt, also auch wenn als eine Frau wird nicht als Sympathieträger dargestellt, dafür sind ihre Sehnsüchte einfach zu krass und auch sehr bürgerlich, aber diese Selbstwahrnehmung wird dann noch mal karikiert dadurch, dass wir dazu gezwungen sind, weiter da drauf zu bleiben, dass wir eben keinen Ausweg davon kriegen, dass wir da mitleiden müssen. Ich schüttel die ganze Zeit über meinen Kopf. Ich finde es ist genau eine Idee, was er da macht und das reicht mir einfach nicht. Es reicht mir einfach nicht aus. Ich will inszenatorische Ideen haben, wo mir ein bisschen was erzählt wird, was darüber hinausgeht, dass ich vor einem Gemälde stehe und einfach gezwungen werde, da jetzt lange davor zu stehen, weil sonst was mit mir passiert, wenn ich den Pollock jetzt noch ins letzte Detail anschaue. Aber es ist einfach nur Qual, das ist alles. Qual, auf jeden Fall. Dieser Film ist Qual, natürlich. Aber das ist die einzige Idee des Films, er will nicht quälen. Aber in diesem Quellen, es ist total gut, dass der Film das schon erreicht hat, in diesem Quellen zeigt er wirklich interessante Blicke auf die Gesellschaft und auch vielschichtige Blicke auf die Gesellschaft. Kommen wir mal zu einer Szene, wo ich finde, wo diese Details sehr gut zu sehen sind. Und zwar sind Herr Raabs Eltern zu Besuch. Seine Mutter und sein Vater, der offensichtlich gerade eine Operation hinter sich hat und deswegen eine Augenoperation und deswegen eine Sonnenbrille tragen muss. Und dann fangen die Mutter und seine Ehefrau fangen an sich zu unterhalten. Und dann erzählt die Mutter von der Opa, wo sie war. Und die Frau fragt, wer hat das inszeniert und wie waren die Schauspieler und versucht irgendwie so ein kulturelles Gespräch zu führen. Das Einzige, was die Mutter interessant findet, was ihr gegeben ist, ist, was für ein Kleid sie getragen hat. Und sie erzählt dann auch, wie schön dieses Kleid war, was für ein Wein sie getrunken haben. Und es wird so deutlich, es gibt so einen bürgerlichen Zugang zu Kultur. Sie war in Motello, der nur an Oberflächlichkeiten orientiert ist. Das ist doch keine komplexe Idee. Das ist doch nur so, naja, die Frau, die da hingeht, hat eigentlich keine Ahnung von Kunst. Das ist doch nicht plump. Es gibt diesen bürgerlichen Triebchen. Wir machen Kultur. Und zwar nicht nur, um uns selbst darzustellen, sondern das gehört einfach dazu. Ich habe jetzt Kultur genossen und es war schön. Das war so schön, du hättest es sehen sollen. Und dann im Nachklang noch so, aber du solltest da nicht reingehen. Du bist doch noch so jung. Du bist auch noch fröhlich. Du musst doch nicht so was schweres gucken, während sie so ihren Apfelkuchen in sich reinstopft. Ich finde, das ist einer von den Momenten, wo der Film wirklich gehässig und wirklich bösartig wird, weil er einfach eben nicht nur realistisch dieses Gespräch darstellt, sondern dann so diese Themen aufwirft, die eben im Bürgertum präsent sind und wo sich die Selbstwahrnehmung des Bürgertums und die Realität einfach so voneinander abheben, ohne dass bemerkt wird. Und dann natürlich passiert diese langsame Eskalation, wo man merkt, dass die Mutter immer mehr gegen die Ehefrau schießt. Zuerst in so kleinen Sachen und dann aber irgendwann beim Spaziergang spätestens, wo sie ihr sagt, na ja, und du könntest hier arbeiten und dann sagt die Frau, aber mein Mann will nicht, dass ich arbeite. Natürlich auch so ein klassisches bürgerliches Bild und sie sagt, aber doch, du musst es doch. Du kannst dann zeigen, hier ist dir das verdient und es ist schon so eine genervt angespannte Spannung, der so verschwindet dann. Das Wesentliche an dem Gespräch ist ja, dass die Frau sagt, nein, du musst zu Weihnachten einmal arbeiten, damit du deinem Mann was schenken kannst von deinem eigenen verdientem Geld. Genau. Das ist mir tatsächlich im Kopf geblieben, weil das ein Bogen ist, der besonders aufregt, also den ich besonders, wo ich wirklich allen in die Fresse schlagen will. Das ist tatsächlich ganz gut an der Stelle, aber es ist immer noch die gleiche Idee. Aber wir kriegen hier die Geschichte von der Frau erzählt. Wir erfahren auch immer so wieder in so kleinen Andeutungen, wie wer ist diese Frau Rab. Das kriegen wir auch mit, wenn die Mutter zum Beispiel gegen sich schießt und sagt, na ja, du bist ja schon so ein verwöhntes Kind. Das habe ich von Anfang an gedacht, du kommst ja auch aus besserem Haus und so. Die hat offensichtlich eine großbürgerliche Herkunft. Es gibt offensichtlich irgendwie ein soziales Gefälle zwischen den beiden. Sie hat auch anscheinend irgendwie Geld mit reingebracht und es gibt auch immer mal wieder diese Situation, wo sie davon erzählt, was sie sich gerne kaufen würde, was sie gerne hätte. Und dieser Konflikt wird da offenbart und ich finde, der wird ganz toll, werden die Themen aufgerissen, Frauenrollen in den 70er Jahren, Frauen und Arbeit und zwar aus verschiedenen Ecken, weil offensichtlich ist ihre Ehe ja ganz klassisch, traditionell heteronormativ. Der Mann arbeitet und es gab mit Sicherheit Gespräche darüber und will auf keinen Fall, dass seine Frau arbeitet. Ich wette mit ihr, sie kriegt Taschengeld. Und hin und wieder kriegt sie ihn dazu, dass ihr was Schönes kauft, aber dazu muss sie ihn auch irgendwie überzeugen. Und dann ist diese Mutter, die auch aus dieser Bubble kommt, die aber dann trotzdem noch mal diese Forderungen an die Frau stellt, um diese Bubble irgendwie auf eine ganz merkwürdige, schräge Art zu erweitern. Man merkt, sie macht ihr Vorwürfe, dass sie in diesem bürgerlichen Korsett lebt und gleichzeitig ist sie die, aber die auch dieses bürgerliche Korsett aufrecht erhält. Ich finde, da entsteht eine unglaubliche Spannung. Weißt du, was vielleicht der Grund ist, warum ich mit dem Film nicht so viel anfangen kann und warum ich dem Film fast ein bisschen böse bin? Der erzählt mir nichts Neues. Ich gucke mir den Film an und denke die ganze Zeit, ja gut, kenn ich, weiß ich. Ja. Es gibt keine überraschenden Zusammenhänge, die hergestellt werden. Du kennst das, weil es ist ja eigentlich nicht unsere Lebenswelt. Nein, aber du kennst diesen Menschentyp. Ja. Also das ist kein, es ist ja ein Trope geworden und das ist ja auch eine Sache, die wir kulturell mit uns mitschleppen, auch wenn sich die Zeiten geändert haben. Ja. Das ist einfach so. Du kennst das. Und ich möchte, dass mir ein Film, wenn er sowas erzählt, mir neue Ansätze bietet oder mir neue Zusammenhänge bringt oder zumindest irgendwie spannend inszeniert ist. Krass, dass du das, dass du weder das eine noch das andere gesehen hast, weil ich finde, er bringt diese Ansätze eben in den Details, was zum Beispiel, also was Sehnsüchte betrifft. Er setzt sich ja ganz stark mit den Sehnsüchten dieser Menschen auseinander. Ja. Und zwar gibt es so einen ganz großen Sehnsuchtsort, über den mehrmals geredet wird und das ist die Zentrale. Er will eigentlich, überlegt, hat eigentlich die Hoffnung, dass er befördert wird und vielleicht irgendwie zu einer besseren Stelle kommt. Er sitzt in diesem kleinen Büro, er ist technischer Zeichner. Und sie sitzen damit, er sitzt zusammen mit drei Kollegen und dem Chef. Und dann gibt es ja diese Momente, wo diese Monotonie der Arbeit gezeigt wird, wo die Kamera in dem Büro kreist und wir sehen sie da alle sitzen und sie haben so ihre Zigaretten an. Jeder raucht. Das sind die 70er Jahre oder Ende 60er Jahre. Und sie machen diese Zeichenarbeiten und die Kamera fliegt so durch den Raum. Also es wird erstmal eine unglaubliche Monotonie aufgemacht. Dann sitzt halt die eine Frau, die die Tippse ist, würde man damals sagen. Die Sekretärin, die die ganze Zeit Sachen abtippt und dann sitzen die Zeichner da vor ihren Bildern und machen anscheinend ziemlich triviale Arbeit, die aber unglaublich viel Konzentration erfordert. Und dann verharrt die immer mal wieder in den Gesichtern von den Leuten, während sie arbeiten. Und wir sehen diese angespannten, mühnen und gleichzeitig verlorenen Gesichter. Und dann haben wir als Kontrast dieses Pausengespräch, wo sie sagen, der eine ist in der Zentrale gelandet und das ist voll cool, aber das Geld ist wahrscheinlich nicht so gut, nicht so viel besser. Und dann fragt der Herr noch mal nach, ich denke doch schon, dass das da besser bezahlt wird, weil er hat diese Träume. Das ist halt so sein Sehnsuchtsort. Und ich finde krass, was für ein Spannungsfeld da aufgemacht wird. Was für ein krasses Ding ist das denn? Dein Sehnsuchtsort ist nochmal Arbeit und in einem anderen Ort, der irgendwie ein bisschen Zentrale klingt vielleicht ein bisschen besser, aber das ist doch kein Sehnsuchtsort. Was ist das? Und ihr Sehnsuchtsort ist die größere Wohnung. Er wird jetzt befördert und er kommt vielleicht wollen lassen, dann müssen wir umziehen, aber dann kriegen wir eine größere Wohnung. Das sind die Träume, die diese Menschen daneben erzählen, was sie erreichen wollen, was sie schaffen wollen. Ich finde dieses Spannungsfeld, was dadurch entsteht, weil man merkt, das sind halt doch fühlende Menschen und das sind natürlich irgendwie Menschen, die verloren sind. Und ich finde, man kann diesem Film auch zum Beispiel vorwerfen, dass er wirklich zynisch ist und wirklich herablassend gegenüber dem Bürgertum, dass er wirklich einen krass herablassenden Blick hat, eben auch in diesen Details, weil er zeigt ja nur Alltag. Wie gesagt, es passiert nichts. Der Film dauert nicht so lange, der dauert 90 Minuten ungefähr und es passiert die ganze Zeit eigentlich nichts, sondern wir sehen einfach deren Alltag. Das ist eine Einkaufsliste, das abgearbeitet wird. Hier eine Szene, da eine Szene und dort eine Szene und dann in den Szenen wird nicht geschnitten. Das ist alles immer, da geht der Kameramann einmal komplett durch durch die Szene und dann hast du irgendwie maximal, weiß ich nicht, 31 Shorts hat der Film anscheinend und die Länge von so einem Shot ist dann 168 Sekunden ohne Schnitt. Er zieht mich komplett rein. Es ist wie so ein wirklich täuflicher, brutaler Sog. Du wirst da reingezogen und es ist die Hölle. Also wie gesagt, dieser Film löst in mir auch eine total krasse Beklemmung aus und ich fühle mich unwohl, während ich diesen Film schaue. Aber auf eine Art und Weise, dass ich merke, dass das genau das Gefühl ist, was der Film evozieren will und das funktioniert einfach. Er schafft es eben, eben diese Hölle darzustellen und er ist komplett frei von Utopien. Der Neue Deutsche Film hatte ganz oft auch Utopien mit an Bord und dieser Film ist so ein bisschen auch für mich fast so ein Gegenentwurf zu dem utopisch-romantischen, was eben Rainer Werner Fassbinder teilweise hatte, was Alexander Kluge ganz stark hatte, was Werner Herzog auch ganz stark hatte, wo auch Abgründe gezeigt wurden, wo auch realistisch dargestellt wurde, wo das aber immer kontrastiert wurde mit so einer fast schon romantischen Erlösungsfantasie. Ja, das wäre vielleicht ganz gut gewesen, wenn der Film das hätte. Mir fehlt das, mir fehlt irgendein Vorschlag, irgendeine Idee, wie es besser sein könnte, irgendeinen Zusammenhang, den ich vorher nicht kannte, irgendwas. Ich will nicht die ganze Zeit in einem Autounfall eine Zeitlupe dazuschauen. Aber dann würde ihm diese Wucht fehlen, die ich darin gesehen habe, weil es gibt immer wieder diese Ausbruchsversuche, die aber vor allem unfassbar unangenehm sind. Also es gibt ganz am Anfang ja diese Szene, als Herr Raab in dem Plattenladen ist und dann eine Schallplatte für seine Frau kaufen will, Musik, die sie im Radio gehört haben, irgendeinen romantischen Schlager und dann sind diese beiden Verkäuferinnen und die können sich nicht zusammenreißen, die finden das super lustig, wie er auftritt und das ist so eine krasse Cringe-Szene. Das ist ja so ein neues Jugendwort, Cringe, aber es passt so mal nicht neu. Neu für den Duden. Und es passt so gut auf diese Szene, es ist einfach krass unangenehm. Und ich finde diese Momente des Ausbruchsversuchs, die sind so stark, weil sie auch diese Hilflosigkeit, diese Ohnmacht offenbaren, noch schlimmer, wenn sie zusammensitzen bei der Betriebsfeier und dann versucht Herr Raab mit seinem Chef auf Brüderschaft zu trinken und er kämpft so. Er kämpft so um diese Anerkennung, weil das sein großer Moment ist, in dem diese ganze Sehnsucht, die er hat nach einem besseren Leben, nach mehr Geld einfach, nach einem besseren Job in sich zusammenstürzt und er kämpft so. Es ist so schrecklich, ihn kämpfen zu sehen und scheitern zu sehen. Es ist einfach schrecklich, genau. Mit dieser unangenehmen Ansprache und dann sagt er, er redet halt so halb betrunken, wir sind ja ein familiäres Büro und ich möchte nochmal die hervorheben und währenddessen merkt man schon, dass die Frau des Chefs anfängt zu frösteln und dann fängt der Chef irgendwann an, komplett die Konzentration zu verlieren und flüstert ihr was zu und redet mit ihr, während Herr Raab immer noch diese Ansprache hält und dann ganz am Schluss sagt er, und jetzt deswegen möchte ich mit ihnen auf Brüderschaft trinken und es ist einfach so eine Eskalation der sozialen Normen und der Chef sagt dann, wir müssen jetzt gehen, wir müssen weg. Das Problem ist, ich will nicht einen Film lang einer Figur dabei zuschauen, wie sie keine Ambitionen durchsetzt. Man spürt, dass da welche sind, aber er macht einfach nichts. Aber er versucht es, aber er ist nicht, er hat einfach zu wenig Power darin und hat zu wenig echten Antrieb, was zu ändern. Aber seine Ambitionen sind ja auch so bizarr. Die ganzen Sehnsuchtsorte, die in diesem Film aufgeworfen wird, es ist ja nicht wirklich so, dass du dein Leben veränderst, es ist ja nicht so, dass du das Gefühl hast, dass er ausbricht. Das ist ja noch schlimmer, wenn du nicht mal einen ordentlichen Sehnsuchtsort hast, sondern nur Scheiße. Das ist aber auch diese Stärke dieses Films und natürlich erzählt dieser Film auch von einem Menschen, der krass gefangen ist in dieser Rolle, aber in dieser Rolle, die er sich auch selbst aufgelegt hat. Es gibt ja dieses Gespräch ganz am Anfang mit der Freundin von seiner Frau, eine alte Schulfreundin, die sie treffen und dann fragt seine Frau sie, naja gehst du noch mal zu so einem Klassen treffen und sie meint, nee das will ich nicht, das stinkt. Dann kommen die und zeigen die schönen Bilder aus ihrem Leben und sie lebt offensichtlich unkonventionell im Rahmen dieser 70er-Jahre Vorstellung, weil sie Single ist und weil sie eine Frisur hat, weil sie Powerlocken hat und er fängt dann an zu reden und zu erzählen und sagt, naja ich finde ja ihre Frisur ganz schön, aber meine Frau könnte so was nicht machen, weil wir haben ja auch Verpflichtungen und vielleicht finden sie das spießig. Also ich weiß nicht, ob wir spießig sind, ich weiß jetzt aber ich glaube auch nicht, dass wir Pause, ich weiß nicht, was das Gegenteil von spießig ist. Also eben sind so komplett die Begrifflichkeiten entfallen, weil er überhaupt nicht mehr seine Situation reflektieren kann und gleichzeitig versucht und dann entsteht diese unterschwellige Aggression und dann redet er mit ihr und versucht nochmal irgendwie seinen Punkt klar zu machen im ruhigen Ton, weil das das Bürgerliche verlangt, aber er ist so unterschwellig aggressiv dabei und das ist krass, weil er ist gefangen, er hält sich selbst gefangen und sie sind alle gefangen und halten sich selbst gefangen und es gibt irgendwie so eine Idee von besserem Leben, die aber halt auch nur dasselbe Leben ist mit ein bisschen mehr Geld und einer größeren Wohnung. Ich fände das hat so eine krasse Wucht, es ist total verzweifelt und verzweifelnd, aber das ist die Stärke dieses Films, dieses Gefühl dieses unangenehme, diese Beklemmung. Okay, ich habe mal einen Vergleich, der vielleicht meinen Punkt nicht gerade untermauert, sondern eher deinen, aber die Überlegung ist, es gibt ja solche Filme, die so sich ein Thema nehmen und das mit einer Ausdauer durchziehen, wie zum Beispiel Dead Man. Da geht es ja nicht um viel. Der kommt in diese Stadt, wo er eine Anstellung hätte annehmen sollen hat, aber dann ist zu spät und die schmeißen ihn raus und er hat sein ganzes Geld dort in die Fahrkarte gesteckt und da hinzukommen und hat nichts mehr. Er wird irgendwann mal angeschossen, läuft da in der Gegend rum, wird von irgendwelchen Leuten gejagt, die ihn umbringen sollen und es passiert nichts weiter als dass er flüchtet. Ich finde den Film auch total genial. Die Frage ist, wo ist der Unterschied zwischen diesen beiden Filmen, die beide im Grunde ein Thema nehmen und das einmal durchziehen und eine Kraft entwickeln durch Durchhaltevermögen, durch draufhalten und lange zeigen. Johnny Depp stirbt in Dead Man einfach den ganzen Film lang. Er stirbt einfach nur den ganzen Film lang, aber ich finde ihn genial. Woran liegt das? Ich glaube ein wesentlicher Unterschied ist, dass Dead Man eben doch auch audiovisueller Eskapismus ist. Ja, auch wenn es sich um Indie-Filme handelt von Jim Jarmusch, der will der Film die ganze Zeit gleichzeitig auch verzaubern mit diesen schönen Bildern. Er trägt ja auch dieses Romantische mit sich. Das ist das, was ich meinte, was im neuen deutschen Film, was wir oft finden, es gibt dieses Romantische, mit dem der Realismus kontrastiert wird und das ist so ein bisschen auch, ich mag Dead Man und ich mag auch zum Beispiel die Filme von Werner Herzog, aber das ist natürlich auch so ein bisschen, sie wollen gefällig sein für das Publikum und sie machen es dem Publikum leichter. Die Stärke in diesem Film ist halt, dass er es dem Publikum nicht leicht machen will. Das ist ja quasi eine Herausforderung. Ich finde, das ist, wenn du Gemälde vergleichst, dann sagst du, du hast ein wunderschönes Landschafts-Gemälde, in dem auch das vielleicht auch eine Monotonie hat oder eine Einsamkeit mit sich bringt, zum Beispiel, keine Ahnung, nehmen wir William Turner zum Beispiel oder meinetwegen Caspar David Friedrich, die irgendwie düstere, traurige, melancholische Momente darstellen, die das aber mit einer gewissen visuellen Stärke machen, mit visuellen Reizen. Da hast du halt eine große Landschaft und dann hast du viel Schwarz drin und du siehst, da ist jemand verloren, aber du brauchst dich trotzdem an der Schönheit dieses Bildes und der Gegenentwurf vom Realismus oder vom Naturalismus noch viel mehr ist natürlich, diesen Ausweg gebe ich dir nicht, sondern wenn du dich damit auseinandersetzt mit so einem Thema, dann musst du dich auch wirklich damit auseinandersetzen, dass es weh tut und dann sind wir, keine Ahnung, dann sind wir bei moderner Kunst, dann sind wir zum Beispiel, Expressionismus wäre jetzt wahrscheinlich auch das falsche Bild, weil der Expressionismus auch sehr eskapistisch war, aber dann sind wir bei einer naturalistischen Darstellung von Leid und von Gewalt, dann sind wir bei Momenten, wo du keine Flucht durch die Kunst mehr hast, sondern wirklich sowas Nacktes dargestellt bekommst. Ja, aber ich glaube, das ist gemein zu sagen, dass ein William Turner weniger weh tun kann. Das stimmt nicht. Nur weil er visuell ansprechend ist, macht das das nicht weniger stark. Das stimmt nicht. Ganz im Gegenteil für mich, finde ich. Und das ist genau der Punkt, den ich am Anfang gemeint habe. Wenn die Kamera nicht stimmt, wenn das Schauspiel bedeutet, dass du Szenen improvisierst und dass du zwischendurch von einer Frau einen Kamerablick hast, die guckt, ob die Szene jetzt weitergeht oder nicht, wer jetzt als nächstes spricht oder was und wenn du irgendwelche Kameramänner hast, die schwimmen und nicht genau wissen, wo gucke ich denn jetzt hin, damit ich weiß, wo ich die Szene auffangen soll, das sperrt mir mehr, als dass es mich rein holt. Ich will ja rein in die Geschichte. Ich will ja eingeladen werden, mich da rein zu begeben, um dann wirklich mitleiden zu können. So war ich nur noch apathisch und konnte nichts mehr damit anfangen. Ich habe am Ende, glaube ich, nicht das gehabt, was der gerne hätte, weil die Wirkung nicht ausreichend bei mir ankommen kann, weil ich nicht eingeladen werde, den Film wirklich gucken zu wollen. Ich glaube, du definierst gerade Spröde als fehlerhaft und das ist ein Fehler bei einem solchen Film. Natürlich schwimmt die Kamera, natürlich ist alles so ein bisschen oft auch verloren und ja, es ist Spröde, gebe ich dir total recht, aber dieses spröde, dreckige Roh, das ist ja auch nicht nur Konzept und Prinzip, sondern das hat ja auch eine eigene ästhetische Stärke. Natürlich ist es was anderes als glattpolierte Bilder, als monumentale inszenierte Bilder, aber Kunst kann auch mehr sein als epische Inszenierung, Kunst kann auch mehr sein als Ästhetizismus. Kunst darf wirklich wehtun und darf hässlich und nackt sein und dreckig. Natürlich darf Kunst das, aber die Frage ist halt, schafft der Film das, was er will, nämlich mich reinzuholen und mir das zu erzählen, was er mir erzählen möchte. Wenn er es nicht schafft, hat das nicht geschafft, so einfach ist das. Er hat dir zumindest Schmerzen bereitet. Ja, aber aus ganz bösen Gründen, die nicht gänzlich mit dem zu tun haben, was der Filmemacher gerne wollte. Also ich glaube, dass Leute wie z.B. Maja, die wir mal hier hatten, hört euch die Episode an, ist groß göttlich, ist unglaublich gut. Maja regt sich über Dinge auf. Über Lars von Trier, der übrigens das auch macht, dass er dunkles, kaputtes darstellt, auch ganz viel realistisch darstellt, aber gleichzeitig trotzdem diesen eskapistischen Ansatz hat. Maja würde sich Herrn R. nicht anschauen. Ja. Ich finde aber, dass das Thema etwas ist, was Maja sich anschauen sollte, wie jeder andere Mensch auch, aber sie würde es nicht tun. Hat der Film versagt? Ich glaube ja. Ich glaube, der Film gewinnt an der Stelle, an dem ein bürgerliches Publikum diesen Film sieht und sich darüber aufregt, wie es dargestellt wird. Dieser Film ist eine Provokation. Das ist okay. Und dieser Film ist nicht eine Provokation für uns, für dich vielleicht, weil du sagst, die Kamera ist schlecht, das Schauspiel ist blöd, weil das improvisiert ist oder so. Dann ist für dich eine Provokation aus ästhetischen Gründen. Ich glaube, der Film ist an dem Punkt erfolgreich, wo er eine Provokation für das Bürgertum ist, aus inhaltlichen Gründen. Ja, aber sieht das Bürgertum den Film? Nein. Gute Frage. Ich glaube schon. Ich kann mir schon vorstellen, dass einige Menschen diesen Film gesehen haben, sich darüber geärgert haben, dass auch Menschen, die den Film gesehen haben, gesagt haben, boah, das ist ja so herablassend, wie der uns darstellt oder wie er wieder eine gewisse Lebenswelt darstellt. Und ich glaube, das ist schon ein gewisser Erfolg. Das ist so ein Pieksen. Und es ist ja auch wirklich ein subtiles Pieksen. Es passiert ja, wie gesagt, in diesem Film nicht viel. Es ist nicht so, dass wir erleben nur einen Ausbruch von der Gewalt. Und das ist eben dieser letzten Szene. Und das Krasse ist, dass diese Gewalt aber auch vollkommen den bürgerlichen Prinzipien gehorcht. Herr Erzarmoklauf ist kein Ausbruch aus dem Korsett, sondern es gibt diesen Moment, wo er das fast so feierlich macht, wenn er den Kerzenhalter greift und dann die Kerze anzündet. Aber er erschlägt impulsiv die Freundin seiner Frau, seine Frau und dann schließt sich sein Kind wie ein wütender Mann, ein wütender Spießbürger über sich schimpfen würde und ein Glas auf den Boden werfen würde, weil er sich über irgendwas aufregt. Und dann nicht mal so viel. Und dann ist ja auch dieses ganz krasse, ich finde, das ist das stärkste Bild an diesem Amoklauf, dass er dann in sein Zimmer geht und dann wirft er so wütend seine Hose und seine Jacke auf das Bett, so wie wenn er nach einem harten Arbeitsalltag nach Hause kommt, denkt so, ätzend. Das ist das, was der Bürger an Amoklauf aufbringt. Es hat gar keine befreiende Funktion. Es hat keine rettende Funktion. Und das ist super stark. Also das finde ich auch, wie die Sachen dann rausgeschmissen werden. Man sieht ja wirklich nur die Sachen ankommen. Man sieht ihn nicht mehr, sondern man sieht nur durch die offene Tür, wie die Sachen geschmissen werden. Und das hat tatsächlich eine Stärke. Das ist auch eine Idee übrigens. Ja, eine andere Idee, noch eine Idee reinzuwerfen, die du bestimmt gesehen hast, wo du bestimmt wieder sagst, das ist doch so abgetroschen. Es gibt einen Moment, in dem wir Herrn R. glücklich sehen und das ist, wenn er voll und ganz in der Vergangenheit hängt. Er hat einen Schulfreund zu Besuch und ihr Gespräch dreht sich nur darum, er ist übrigens in dem Moment am Reden. Der ganze Film dreht sich eigentlich darum, dass er gar nichts redet oder fast kaum redet. Und da redet er die ganze Zeit ununterbrochen und es sind nur Geschichten aus der Vergangenheit und sie singen dann auch noch dieses Lied. Übrigens auch wieder, die Kamera ruht ganz lange auf seiner Frau, die daneben sitzt, auch so ein bisschen verloren und hilflos vielleicht, weil sie damit konfrontiert wird, dass er gerade einen glücklichen Moment hat, der nichts mit ihrem Leben zu tun hat und dass der Moment glücklich ist, weil er nichts mit ihrem Leben zu tun hat. Und das ist aber auch so ein merkwürdiger Ausbruch, weil es einfach nur Nostalgie ist. Aber ich finde das fast tatsächlich einer der besseren Szenen, weil ich von ihm was bekomme. Ich kann ihm irgendwie in seinen Kopf gucken ein bisschen und kann diese Verbindung, die er zu diesem anderen Typen hat, spüren. Da will ich dem Film irgendwie ein bisschen meine Zeit anvertrauen. Das will im Rest des Films kaum. Aber in dieser Stelle, also auch nicht über die ganze Szene, aber zumindest zu großen Teilen fand ich das tatsächlich einer der besseren Szenen im Film. Ich finde, wir lernen ganz viele über ihn kennen durch diese Reaction-Shots. Der Film hat ja quasi dadurch, dass er eben auf dem ruhigen Gesicht verharrt. Ganz oft ist es einfach nur Reaktion. Und dann gibt es diese Momente der Awkward Silence, wenn von ihm was erwartet wird. Also zum Beispiel auch wenn sie im Auto sitzen und die Frau redet und erzählt, dass sie genervt ist von irgendwas und dass sie einen Autounfall hatte. Und er sitzt einfach nur ruhig da und dann fragt sie ihn irgendwann mal, was ist im Büro? Und dann ist wirklich so ein Moment der still und dann sagt er einfach, schlechte Stimmung gerade und es bleibt so vage. Und ich finde, wir lernen da aber ganz viel über ihn, was er alles unterdrückt, was einfach in ihm vorgeht. Und zwar eben genau dadurch, dass er es nicht zeigt. Dadurch, dass er einfach nur ruhig daneben sitzt, dass er sich Sachen anhört, dass er auf Fragen nicht richtig eingehen kann, dass er nicht richtig reagieren kann. Auch dieses Gespräch mit dem Chef, wenn der ihm ganz trivial erzählt, was er alles falsch gemacht hat und ihm dann zeigt, naja und so und hier und da haben sie das nicht gedacht und er erklärt ihm nochmal seinen ganzen Beruf, was voll merkwürdig ist. Dieser Chef erzählt ihm nochmal, unser Beruf ist ja, wir sind ja technische Zeichner und sie haben da ein dreidimensionales Objekt und haben das versucht, in ein zweidimensionales Bild zu übersetzen, das funktioniert hier nicht, machen sie das alles nochmal neu. Das ist sehr humiliating für diesen Menschen. Ich finde, dass das gut ausgesucht ist als Szene, aber halt der ganze Rest. Weißt du, mein Ding ist immer, wenn du, wenn man für Filme eine neue Idee unterbringen möchte, dann sollte der Rest drum herum stimmen. Das ist immer mein Credo. Natürlich kann es sein, dass das irgendwie, weiß nicht, konservativ ist oder so, aber ich habe das Gefühl, wenn man eine bestimmte Erzählweise machen möchte, wenn man sagen möchte, okay, ich habe eine Home-Video-Kamera zum Beispiel, dann muss aber die Beleuchtung stimmen, dann muss das Drehbuch stimmen, dann müssen die Schauspieler stimmen. Wenn ich sage, ich will mit Amateur- Schauspielern arbeiten, dann muss die Kamera stimmen, muss die Regie stimmen, muss das Licht stimmen und so weiter. Ich kann immer nur eine Sache so ändern, dass ich eine neue Idee einbringe. Wenn ich alles umschmeiße, ist es unschaubar. Das ist mein Take auf diese ganzen Sachen. Ich glaube, unschaubar ist manchmal, kann ein Kriterium sein, ein gutes Kriterium. Ich glaube, du kannst dich bewusster zu entscheidenden Regeln, zu missachten und damit, und wenn es nur darum geht, die künstlerischen Anspruch zu produzieren, aber darum geht es dem Film ja gar nicht. Der Film ist ja nicht, der Film ist nicht so wie das, was Andy Warhol in den 60ern, 70ern gemacht hat. Andy Warhol hatte ja ständig diese Kampfansagen an das, was Kunst ist, indem er stundenlang jemand schlafend gedreht hat oder stundenlang das Empire State Building, wie die Sonne aufgeht. Ich finde, das ist wichtig, das muss es auch geben daneben. Du benutzt das Wort stimmen. Ich finde, das ist schon so ein normativer Begriff, dass es stimmen muss. Es ist ja nicht so, dass es nicht stimmt, sondern es ist einfach ein anderer Ansatz und es ist natürlich auch irgendwie ein radikaler Ansatz, aber wenn du radikal-naturalistisch sein willst, dann machst du das so. Dann ist das absolut legitim, das so zu machen. Ja, es ist halt bloß so, wie ich vorhin sagte, wenn man dann Leute erreichen will. Du weißt, wenn du wirklich auf allen Ebenen radikal anders drehst, dass du einfach ganz viele Leute verlieren wirst, als Zuschauer. Kommen wir mal zum neuen deutschen Film. Erzähl mir mal ein bisschen was über den neuen deutschen Film, weil das scheint ja nun wirklich der radikalste zu sein, wenn ich das richtig verstehe. Nee, es ist nicht der radikalste. Also es ist auch schwer zu fassen, was neuer deutscher Film ist. Es gibt Filme, die radikaler waren, aber auch in andere Richtungen radikaler waren. Das ist halt immer die Frage, wie man Radikalität definiert. Also machen wir kurz unser Filmgeschichtsbuch auf. Das muss man sehen, Lexikon. Der neue deutsche Film ist wie so viele Filmbewegungen eigentlich vor allem auch Anfang der 60er Jahre von Kritikern entstanden. Joe Hembus hat zum Beispiel den Text geschrieben, der deutsche Film kann gar nicht besser sein, wo er extrem gelästert hat über das, was damals das Kino ausgemacht hat. Und das waren halt in den 50ern und frühen 60er Jahren in Deutschland vor allem die Karl-Mai-Filme, die Heimatfilme, die Schlagerfilme, die Edgar-Wolles-Filme. Also das, was wir wahrscheinlich auch so als Mainstream-Schund bezeichnen würden. Und es kam vor allem von den Filmkritikern, weil die natürlich einen Blick nach Frankreich hatten. Und da kommen wir zu einer Sparte, über die wir schon mal geredet haben, als wir über Godard aus Atem geredet haben, die Nouvelle Vague. Die hatte ganz großen Einfluss auf den neuen deutschen Film. Und die Kritiker dachten, oh verdammt, wir stolpern hinterher. Guckt euch mal an, was dieser Truffaut macht, was dieser Godard macht. Das ist ja krass. Sowas brauchen wir in Deutschland auch. Und 1962, also wie gesagt, die Deutschen sind immer so ein bisschen hergestolpert, kam dann dieses berühmte Oberhausenermannifest bei den achten westdeutschen Kurzfilmtagen. Und zwar gab es eine Pressekonferenz mit dem Titel Papas Kino ist tot. Und da wurde eine Erklärung von 26 Filmmachern abgegeben, wo übrigens ganz viele Namen, die man später dem neuen deutschen Film zuordnen, noch gar nicht dabei waren. Und zwar ein ganz wichtiger Name waren, die wichtigsten Namen eigentlich bei diesen Oberhausenermannifest waren Peter Schamoni, Edgar Reitz und dann natürlich nicht zuletzt Alexander Kluge, der die Diskussion geleitet hat. Und es waren Kurzfilme. Also es gab keinen neuen deutschen Langfilm in dieser Zeit, sondern es gab, die haben angefangen Kurzfilme zu machen und fast bin dann auch kurz darauf. Aber Anfang der 60er Jahre war der neue deutsche Film vor allem ein Kurzfilmphänomen. Vielleicht hätte es auch kurz bleiben sollen. Nein, auf keinen Fall. Ich möchte mal kurz vorlesen, worum es da ging, weil tatsächlich war dieses Oberhausenermannifest und das, was die wollten, war gar nicht so eine krasse inhaltliche Forderung. Ich lese mal kurz vor. Es ist kein langer Text. Der Zusammenbruch des konventionellen deutschen Films, natürlich sind damit diese Schlager und KMA-Filme gemeint, entzieht einer von uns abgelehnten Geisteshaltung endlich den wirtschaftlichen Boden. Dadurch hat der neue Film die Chance lebendig zu werden. Deutsche Kurzfilme von jungen Autoren, Regisseuren und Produzenten erhielten in den letzten Jahren eine große Zahl von Preisen auf internationalen Festivals. Das ist ganz wichtig, dass die Kurzfilme aus Deutschland, die stark von der Nouvelle Vague beeinflusst waren, im Ausland teilweise erfolgreicher waren als im Inland und dass im Ausland schon geschrieben wurde, hier gibt es einen neuen deutschen Film, während die Deutschen halt nach wie vor Karl May und Winnetou geguckt haben, und fanden Anerkennung der internationalen Kritik. Diese Arbeiten und ihre Erfolge zeigen, dass die Zukunft des deutschen Films bei denen liegt, die bewiesen haben, dass sie eine neue Sprache des Films sprechen. Wie auch in anderen Ländern, so ist auch Deutschland, so ist auch in Deutschland der Kurzfilm Schule und Experiment hier fällt des Spielfilms geworden. Wir erklären unseren Anspruch, den neuen deutschen Film zu schaffen. Dieser neue Film braucht neue Freiheiten. Freiheit von den Branchen üblichen Konventionen, Freiheit von der Beeinflussung durch kommerzielle Partner, Freiheit von der Bevormundung durch Interessensgruppen. Wir haben von der Produktion des neuen deutschen Films konkrete, geistige, formale und wirtschaftliche Vorstellungen. Wir sind gemeinsam bereit wirtschaftliche Risiken zu tragen. Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen. Das war's. Okay, nichts Inhaltliches, ne? Ja, ja. Es geht tatsächlich erstmal um dieses Gefühl, wir brauchen einen neuen deutschen Film. Und ähnlich wie in der Nouvelle Vague war es auch so, dass es um eine ganz abstrakte Vorstellung davon ging, was Autorenkino ist. Es war eigentlich wie in der Nouvelle Vague, was so eine Forderung nach dem Autorenfilm. Das heißt, die Leute, die die Filme machen sollen, die Hoheit darüber haben, wie es ästhetisch aussehen soll, wie es dramaturgisch aussehen soll, während diese alten deutschen Filme eben vor allem Studioproduktionen waren. Also tatsächlich gar nicht so viel anders wie in Frankreich. Und die Filme, die dann entstanden sind, auch vor allem von Fassbinder zum Beispiel, waren auch sehr stark beeinflusst davon. Also wenn wir uns kurz zurück erinnern, die französischen Filme waren sehr stark beeinflusst vom Filmnor. Das heißt, es gab viele Thriller, Krimi-Handlungen. Und das war auch das, was Fassbinder zum Beispiel gemacht hat. Der hat sehr viele Filme gemacht, die irgendwie so Gouda-Vibes hatten, die so Filmnor-Vibes hatten. Aber dann hat sich langsam in der Folgebewegung, hat sich herauskristallisiert, als es zu den langen Filmen gab, dass der Realismus offensichtlich eine ganz wichtige Bedeutung dabei spielt. Und da spielt natürlich auch die aufkeimende 68er-Bewegung und die Einflüsse der Frankfurter Schule spielen dabei eine wesentliche Rolle, die gesagt haben, okay, Leute, der Zweite Weltkrieg ist jetzt 20 Jahre her. Ihr habt die ganze Zeit Weltflucht betrieben. Ihr habt euch nicht mit der Vergangenheit auseinandergesetzt. Ihr habt euch nicht mit gegenwärtigen politischen und sozialen Problemen auseinandergesetzt. Das muss jetzt aufhören. Wir müssen jetzt anfangen, Filme zu machen, die sich mit der Wirklichkeit auseinandersetzen. Okay. Und das ist der Moment, wo dieser Realismus mit ins Spiel kommt, der dann bei Fassbinder in seinen Sozialstudien und sozialen Dramen wie zum Beispiel Angst essen Seele auf ganz stark war, den aber auch Regisseure wie Wim Wenders mit so einem sehr lakonischen Erzählen rübergebracht haben. Wim Wenders ist zum Beispiel eigentlich der, der gehört mit zu den populärsten Regisseuren des neuen deutschen Films einfach auch, weil er danach, als die Hochzeit so zwischen den 70ern und 80er Jahren vorbei war, immer noch Sachen gemacht hat. Auch Volker Schlöndorff war auch so jemand, der sehr stark auf Realismus gesetzt hat. Aber mit Realismus allein kriegt man den neuen deutschen Film nicht gefasst. Weil Alexander Kluge war ein experimenteller Regisseur. Der hat ja diese Collagen gemacht, wo verschiedene Geschichten durcheinander erzählt wurden, wo alles sehr surreal war. Teilweise Werner Herzog hat eher so sehr monumentale Eben gemacht, wo er in Südamerika herumgefahren ist mit Klaus Kinski. Werner Herzog ist vor allem wegen Klaus Kinski, glaube ich, einer der berühmtesten Regisseure in diesen Zusammenarbeiten. Und das war aber alles in den 70ern, in den späten 70ern. Wir haben tatsächlich 1970 hat das erst angefangen, dass es dann eben diesen Langfilm gab. Und was auch daran lag, dass in den 60ern sowohl Filmkritik, als auch Filmstudios, als auch bürgerliche Presse extrem ablehnend reagiert haben gegenüber diesen jungen Leuten, die gesagt haben, dass im neuen deutschen Film alles falsch läuft und dass es einen neuen deutschen Film braucht. Auch dieses Papas Kino ist tot. Das wurde einfach als Provokation aufgefasst. Da hieß da kommen diese Rotznasen und die erzählen uns jetzt, wie wir Filme machen sollen. Und die erzählen uns, dass die Filme, die wir in den letzten Jahren gemacht haben, alle kacke sind. Das kann ja wohl nicht sein. Also natürlich verstehe ich immer dieses Bedürfnis der Jugend zu sagen, wir machen was anders. Und ich bin automatisch immer auf der Seite derjenigen, die was verändern wollen. Weil einfach so das ist ein Underdog Ding, wo man sagt, okay man will auch Leute unterstützen darin neue Formen zu finden. Ist schon richtig und ist schon wichtig. Aber in diesem Film, ich weiß nicht, ich kriege es nicht hin. Es tut mir auch ein bisschen leid, weil ich natürlich wie gesagt gerne unterstützen möchte, dass irgendwie neue Formen gefunden werden. Aber die gefällt mir halt einfach überhaupt nicht. Es ist tatsächlich auch spannend. Der neue deutsche Film wurde, war dann auch so ein Feuilletonphänomen. Also es war einfach ein Film, den Kritiker geguckt haben und der vom allgemeinen Publikum teilweise wahrgenommen wurde. Eben zum Beispiel Werner Herzog Filme. Aber eigentlich war es so ein klassisches Feuilletonphänomen. Und was wir ja oft haben bei diesen Filmbewegungen, dass es halt Filme von Intellektuellen sind für Intellektuellen und das Publikum so ein bisschen außen vor bleibt. Was aber tatsächlich ein krasser Nachklang von dem neuen deutschen Film ist, dass eben diese Förderinstitute entstanden sind. Also der Filmverlag der Autoren zum Beispiel, von dem der Regisseur von Herr R. Michael Fengler, der war ganz wesentlich daran beteiligt. Und das war einfach ein Filmverleih, der eben für diesen neuen deutschen Film da war und der ganz stark zusammengearbeitet hat. Zum Beispiel auch mit Rudolf Augstein, der damalige Spiegel-Chefredakteur, hat da ganz viel auch Geld reingesteckt und hat sich damit beschäftigt. Und dann gab es noch diesen zweiten Filmverleih. Ich muss einmal kurz gucken, wo ich den finde. Es gab diese eine Stiftung, die dann entstanden ist und die hatten ganz großen Einfluss auf die Kinoproduktion in Deutschland später. Und wenn man sich anschaut, was aus der Ecke von diesem neuen deutschen Film dann produziert wurde, das waren natürlich nach wie vor diese intellektuellen Filme, sowas wie Deutschland im Herbst, was ja so dieses Mammutprojekt war, 1978, wo ganz viele Regisseure aus der Ecke verschiedene Episoden gedreht haben zur RF. Aber daraus sind auch Filmförderungen entstanden, die dann später in den 80ern und in den 90ern ganz stark den deutschen Film beeinflusst haben und auch Mainstream-Projekte gestemmt haben. Kuratorium junger deutscher Film, so heißt es, wurde 1965 gegründet im Folge des Oberhausener Manifests. Und dieses Kuratorium finanziert bis heute Filme und sowas wie zum Beispiel Filme von Tom Tückwer, Die wilden Hühner und das Leben, also auch Kinderfilme, die an ein größeres Publikum gerichtet sind. Filme von Detlef Buck, Doris Dörri, Roland Emmerich. Das sind alle Namen, die an ihre Anfänge genommen haben in diesem Kuratoriumsrahmen, in diesem Förderungsrahmen. Die haben einfach Strukturen gebildet, mit denen sie unabhängige FilmemacherInnen fördern können, dass die ihre Filme machen können. Und daraus wiederum sind sehr viele Leute entstanden, die dann größere Projekte auch gestemmt haben. Man kann über die künstlerische Bedeutung des neuen deutschen Films streiten und auch sagen, naja, es ist halt wie bei der Nouvelle Vague, es ist so ein riesiges Feld. Es gibt keinem, nicht so wie im italienischen Nährrealismus, ein gemeinsames Konzept, sondern alles fällt irgendwie drunter. Alle Jungen, die was Neues versuchen. Aber wirtschaftlich hatte der ganz erheblichen Einfluss auf die deutsche Filmgeschichte und zwar sehr positiven Einfluss, weil eben der deutsche Film wieder angefangen hat zu leben, weil einfach wieder Filme gestemmt wurden, die ein bisschen sich was getraut haben, ein bisschen künstlerisch waren und gleichzeitig trotzdem ein größeres Publikum angesprochen haben. Das darf man, glaube ich, nicht unterschätzen. Ja. Also Realismus, ich komme mit Realismus besser klar als manch anderer, der nur Hollywood so rezipiert. Du bist kein Realismus-Freund. Kein großer. Aber Fahrraddiebe fand ich toll. Ja, aber Fahrraddiebe fandst du auch toll, weil er diese sentimentale, melancholische Momente hatte. Und gut inszeniert war. Hust, hust. Du machst diese Dichotomie auch von gut inszeniert und schlecht inszeniert, aber Realismus ist natürlich auch so was dreckiges. Zum Beispiel nehmen wir mal den klassischen Naturalismus. Einem Gerhard Hauptmann wird auch niemand vorwerfen, doch haben sie damals, dass er sprachlich nicht gut ist, weil er ist einfach sprachlich halt realistisch und dann reden die Leute halt im Dialekt und brechen die Sätze halb ab. Das ist aber okay, weil das ist halt Naturalismus. Das ist halt kein Versmaß à la Goethe, sondern das ist halt, genau, das ist es. Wenn du eine Goethe hast, dann hast du ein Versmaß und sagst, das ist geil und das ist schöne Ästhetik. Und hey, so ein Gerhard Hauptmann macht Naturalismus, aber dann muss das Versmaß stimmen. Und wenn das Versmaß nicht stimmt, dann muss zumindest ein mythologischer Bezug da sein zu einer Goethe. Aber das muss es eben nicht, weil das eben Naturalismus ist, weil das eben eine andere Herangehensweise an die Kunst ist. Ja, ja, dann ist das nicht wirklich was für mich. Ich möchte jedem seine Kunst lassen. Ich möchte jedem die Möglichkeit geben oder lassen. Und das hängt ja überhaupt nicht von mir ab. Also egal, was ich denke, es macht ja sowieso jeder, was er will. Und ich finde es auch vollkommen in Ordnung und richtig und wichtig. Und es gibt ja offensichtlich auch Publikum für sowas wie dich eben, der sich dann nach hinten stellt und sagt, oh yeah, richtig gut und ganz toll und eindrucksvoll. Und ich sitze da und denke, nur deprimierend, das war es alles. Aber du bist ja auch tatsächlich damit auf Linie von Fassbinder, der immer noch, wenn der Film vermarktet wird, obendrauf steht, aber der war wohl nur so zwei Tage am Set. Der hatte so eine Grundidee mit Michael Fengler zusammen und die kamen halt auch aus der selben Elke. Michael Fengler hat mit ihm zusammengearbeitet, hat bei ihm Kamera gemacht. Und dann war er aber eigentlich draußen an dem Projekt und dann hat Rainer Werner Fassbinder selbst auch seinen ersten Langfilm gedreht. Das muss man auch dazu sagen, damals, als der Film rauskam, war Rainer Werner Fassbinder noch kein Langfilmmacher, sondern vor allem durch dieses Anti-Theater und durch die Kurzfilme bekannt. Und im selben Jahr hat er quasi sein, im selben Jahr, wie Warum Läuft Herr Amok rausgekommen ist, ist sein erster Langfilm Liebeskälter ist der Tod rausgekommen. Und da hat sich dann zurückgezogen und der hat nachher richtig doll gelästert über den Film, weil dieses Improvisierte war überhaupt nicht seins. Der war ein Perfektionist. Verstehe. Und aber auch nicht nur das Improvisierte, sondern auch das Inhaltliche. Das fand er halt, also deine Kritik eigentlich eins zu eins. Er hat gesagt, er findet das Ergebnis in ganz hohem Maße widerlich und eigentlich fast eklig, weil es halt wirklich nur das an den Menschen überträgt, was an ihnen eklig ist. Wenn du ein Thema hast, dass du zwei Leuten sagst, also stell dir mal vor, ihr sitzt zusammen und es Abendbrot und da sitzt euer Sohn und es muss jetzt irgendwas passieren, dass ihr euch über die Tischmanierung von dem Kind nicht einigen könnt und dass die Frau aber in dem Streit zieht, dann kommt es halt nur von den Leuten, dann kommt von denen nur das, was was in ihnen sowieso selber drin ist. So, das war sein Urteil. Er fand das tatsächlich auch doof, weil es eigentlich seinem Gedanken widersprochen hat. Ich würde den Punkt machen. Dieser Film hat deutlich stärker den Gedanken des naturalistischen und realistischen und des sozialkritischen verstanden als viele Filme von anderen neuen deutschen Filmregisseuren, weil er eben radikal das durchzieht, weil er eben diese diese Monotonie einfach mal stehen lässt, weil er eben dieses abartige und dieses dieses exzessive, was da irgendwie drin schlummert, irgendwie wirklich gut einfängt in hässlichen, dreckigen, unangenehmen Bildern und der Film tut mir total weh, wenn ich ihn sehe, aber er nimmt mich wirklich mit, das ist wirklich eine Wucht, ich werde da reingezogen und es ist das, ich finde, er ist super erfolgreich, also zumindest, was mich betrifft. Plor, warum läuft Herr R. Amok? Läuft Herr R. Amok? Ja, das ist überhaupt die Frage und das ist eben, wo mich der Film auch wieder verarscht und wo ich denke, was soll das, warum? Er stellt mir die Frage am Anfang, dann zeigt er mir anderthalb Stunden diese schreckliche Welt und ich habe nach den ersten fünf Minuten verstanden, dass man aus dieser Welt raus will und dass man Amok laufen würde, aber dadurch, dass er ja nun selber eigentlich der schlimmste der ganzen Mischpucke ist und selber so kleinbürgerlich und so kleinkariert ist, also er macht alles nur schlimmer. Ja, also warum läuft Herr Amok? Ich verstehe es nicht. Weil er einfach, er ist gefangen in dieser Welt und er hat die ganze Zeit diese unterdrückte Wut und die staut sich einfach auf und dann kommt es halt zu diesem wirklich krassen gewalttätigen Ausbruch. Also eigentlich läuft er im ganz klassischen psychologischen Sinne Amok, also das DSM 4, um mal kurz die Amok-Definition von da vorzulesen, eine dissoziative Episode, die durch eine Periode des Krübelns charakterisiert ist, auf die ein Ausbruch gewalttätigen, aggressiven oder menschengefährdenden Verhaltens folgt, das sich auf Personen und Objekte richtet. Das ist eins zu eins. Also wenn wir das Ganze als Psychogramm lesen, dann ist es perfekt genau das, was man unter Amoklauf erzählt, im Gegensatz zu vielen, was wir heute an Geschichten sehen, die als Amoklauf gekennzeichnet werden, wie zum Beispiel das Columbine Massaker. Darüber kann man diskutieren, ob das ein Amoklauf ist im traditionellen Sinne, weil es diese Planungskomponente gibt. Die gibt es bei ihm nicht. Es ist bei ihm wirklich dieses Krübeln, Krübeln, Krübeln. Wir sehen ihn 80 Minuten krübeln und dann eine Minute lang zuschlagen und dann bringt er sich selbst um und das war's. Und das ist eine sehr klassische psychologische Definition von Amoklauf und tatsächlich fast schon so ein prototypischer Amoklauf und so ein Gedanke, eine Definition von Amoklauf, die in unserer Zeit so ein bisschen verloren gegangen ist, weil wir Amoklauf sehr stark verbinden mit diesen Schulmassakern, wo es irgendwie so einen anderen Ansatz gibt, wo es nicht diese kurzzeitige dissoziative Periode gibt, sondern wo Menschen sich irgendwie auch gefangen, transliert fühlen, wie auch immer, und dann einen großen Racheplan aushecken. Also eigentlich ist das fast so ein Ding, wo man noch mal ein Lexikon aufmachen könnte, was bedeutet Amok. Wie definieren wir Amoklauf? Ist es eben dieses kurze, einmal kurz ausrasten oder ist es dieses Plan? Ist das mittlerweile, hat sich das verändert? Gibt es eine postmodernen Amoklaufs? Ich glaube, wir sind linguistisch in der Vermischung der, also das verändert sich einfach. Ich glaube nicht, dass wir Amoklauf noch strikt so definieren können, wie du es gerade gemacht hast. Das ist spannend. Warum ist das so? Warum ist heute das Bild von Amokläufen? Warum kommen immer wieder diese geplanten Taten oder auch zum Beispiel, das ist ja auch so eine enge Linie zwischen Terrorismus und Amoklauf. Das lässt sich ja teilweise auch nicht so ganz voneinander trennen, wenn das Columbine Massaker ein Amoklauf ist, weil jemand vielleicht sogar einen Brief geschrieben hat, wo er gesagt hat, diese Welt ist total am Ende, ich will die jetzt vernichten. Ist dann sowas wie dieser Fascho, der in Skandinavien die Schüler erschossen hat, ist das auch ein Amoklauf oder ist das dann doch ein Terrorakt? Was ist mit dem Anschlag vom Breitscheidplatz? Amoklauf, Terrorakt, irgendwas dazwischen? Oh Gott, weiß gar nicht, ob ich das definieren will. Dazu müsste ich mich da so weit tief reinbegeben, das ist, oah, aua. Und gibt es sowas wie Amokläufe, bei denen gar nicht zwingend Menschen zu Schaden kommen müssen? Kann man den Amoklaufbegriff vielleicht sogar noch weiter erweitern und sagen, es gibt auch sowas wie einen sozialen Amoklauf, in dem du einfach nur deinen sozialen Status komplett aufbrichst? Ja, natürlich, klar. Also irgendwie einfach ganz allgemein Ausbruch aus X. Ja, ja. Vielleicht passt da ganz gut das, was wir uns an Top 3 überlegt haben, Ploar. Schwinge. Unsere Top 3. Amoklauf. Ja. Ist das ein Thema für sich? Du hast es nochmal definiert. Du hast gesagt, nicht nur Amoklauf, sondern man kann auch im weitesten Sinne das Ausbrechen oder das, wie hattest du das formuliert? Ich wollte es ein bisschen größer machen, weil es natürlich spannend ist zu sehen, wo gibt es vielleicht Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Das Ausbrechen eigentlich eines Individuums, weil sonst ist es eine Revolution oder ein Putsch oder sowas, das Ausbrechen eines Individuums aus irgendwie gesellschaftlichen Schranken, das kann negativ sein, in dem einfach gemordet wird. Klassischer Amoklauf-Geschichten. Es kann aber vielleicht auch, und ich hoffe von dir da was zu kriegen, weil du bist ja unser Romantiker und nicht unser Realist, dass es kann auch vielleicht sein, dass ein neues Leben anzufangen, irgendwie wirklich die Welt zu ändern. Ich weiß es nicht genau. Also tatsächlich sind die Beispiele, die ich jetzt letzten Endes zusammen habe, bis auf eine honorable mention, negative Beispiele. Im Sinne von schlechter Film oder im Sinne von? Nein, nein, guter Film. Aber niemand würde sagen, was diese Person da macht, ist super. Okay, ja. Und ich bin gespannt, ob du vielleicht was anderes hast, ob du einen Gegenentwurf hast als oller Romantiker und Eskapist, wo er sagt, ja es geht um Amoklauf, aber die Kamera stimmt. Bei den meisten Filmen, die ich gut finde, stimmt die Kamera. Das ist einfach so. Das heißt, wenn die Kamera stimmt, ist es keine realistische Kamera. Das ist das wichtige Merkmal, um stimmige Kamera von unstimmiger Kamera zu unterscheiden. Was ist eine realistische Kamera? Kamera ist nicht realistisch per Definition. Du hast im Leben keine Kamera, die mitläuft, um dir dein Leben aufzunehmen und zu zeigen. Das heißt, es ist immer ein künstlerischer Akt, eine Kamera aufzuhalten. Aber es ist realistischer, wenn es sich stärker menschlichen Blick orientiert, zum Beispiel. Weiß ich nicht genau, ja. Aber sobald du einen Bildausschnitt wählst, hast du eine Inszenierung und eine Auswahl. Natürlich. Das heißt, selbst der dokumentarischste Dokumentarfilm kann keine Dokumentarfilmfunktion überhaupt eigentlich. Also es geht nicht. Ohne Frage. Realismus ist immer eine Simulation von Realität. Aber es gibt natürlich Simulationen, die näher an der Realität dran sind. Ich glaube, es gibt zwei Möglichkeiten, das zu schaffen. Zum einen, entweder eben, indem der menschliche Blick imitiert wird. Das ist, glaube ich, das, warum läuft Herr Amok ziemlich gut schafft, dieses so im Raum umherblicken. Oder indem die Kamera auf sich selbst referiert, wie das zum Beispiel die ganzen Mockumentaries machen, wie Blavage Project, Found-Footage-Filme, haben einfach einen Realismus, weil die Kamera selbst ein Teil des Geschehens ist. Aber kommen wir weg von der Kamera und kommen wir hin zu den Top 3 Amok-Ausbruch-Whatever-Filmen. Hast du Honorable Mentions? Ich habe Honorable Mentions und zwar Funny Games, was nicht wirklich ein Amoklauf ist, aber irgendwie mich da sehr dran erinnert. Aber die beiden planen zu sehr und die beiden sind zu sehr, so am, weiß ich nicht. Das ist vielleicht ein amoklaufendes Kunstwerk, weil sie sind ja die Künstler, die uns den Horrorfilm machen. Ja, verstehe, was du meinst, aber ich weiß noch nicht genau. Aber eben, ich fand diesen Film für die Liste durchaus erwähnenswert, weil er ja doch sehr gewalttätig ist. Ich hatte eine Honorable Mention, du willst Unterhaltung offensichtlich. Ich will Unterhaltung. John Wick. Den großen postmodernen Action-Film, wo John Wick rumläuft und alle Leute nieder schließt. Ja, ich habe ihn nicht gesehen, deswegen ist er nicht in meiner Liste gelandet, aber ich bin ständig darauf gestoßen in meiner Recherche. Weil sein Hund getötet wurde, räumt er auf in der Unterwelt. Okay, gut. Ich hätte noch als, ne, keine Honorable Mention mehr, komm. Ich hätte noch zwei Honorable Mentions. Ja, los. Einmal fünftens, Carrie, wo ein telekinetischer Amoklauf, der tatsächlich auch ein sehr klassischer Amoklauf ist. Sie wird die ganze Zeit unterdrückt und dann bricht die gut aus ihr aus beim Abschlussball und sie lässt ihre Mitschüler von diversen Objekten töten. Und auch noch ein Film, der sich mit dem Amoklaufbild eher von unserer Zeit auseinandersetzt. We Need to Talk About Kevin aus dem Jahr 2011, der einen Amoklauf eines Schülers zeigt, sich aber vor allem damit auseinandersetzt, wie seine Mutter darauf reagiert, gespielt von Tilters Hunden, ganz großartig, wie sie danach angefeindet wird und wie sie Sachen wahrnimmt, die scheinbar auf diesen Amoklauf früher hindeuten und ihr will keiner zuhören und sie sagt schon, ey, irgendwas stimmt mit dem Jungen nicht, irgendwas stimmt da nicht. Und zwar von sehr früh, von jüngster Kindheit an. Ein sehr ergreifender Film über einen Mutters-Sohn-Konflikt, der vielleicht auch so ein bisschen eher die Frage stellt, warum konnte es zu dem Amoklauf von Kevin kommen. Dann muss ich anfangen mit meiner dritten Platze. Dann hätte ich als erstes auf Platz drei Kill Bill. Es ist ja kaum noch nach deiner Definition ein Amoklauf, aber es ist ein Rachefeldzug, der irgendwie mit einem Amoklauf durchaus Ähnlichkeiten hat. Du immer mit einem Tarantino. Ein Tarantino muss in jeder Top-3-Liste stehen. In Glorious Busters wäre dann gleich noch mit dabei. Ja, natürlich. In Glorious Busters ist es tatsächlich noch, obwohl das auch so ein geplanter Amoklauf ist, aber noch mehr, weil sie ja wirklich, also vor allem diese Kino-Szene, wenn sie als Rache Engel auf der Leinwand kommt. In Glorious Busters finde ich tatsächlich ziemlich passend. Eigentlich schon, ja. Mein Platz drei wäre First Blood, der erste Rambo-Film, der im Gegensatz zu den nachfolgenden Rambo-Actioneers wirklich ein spannender Film ist, der sich mit einem Vietnam-Veteran auseinandersetzt, der einen Vietnam-Trauma hat und Retraum interessiert wird, dadurch, dass die Polizei ihn in Gewahrsam nimmt und ihn foltert seiner Meinung nach, als sie versuchen seine Fingerabdrücke zu nehmen und ihm seine Sachen wegzunehmen und dann flieht er in die Wälder von dieser Kleinstadt und der Polizist folgt ihm und er ist halt eine Killermaschine, weil er ist halt ausgebildet zum Töten und zum Überleben und er kämpft dann in diesen Wäldern gegen die Polizisten. Es gibt einen relativ niedrigen Bodycount, es sterben kaum Leute und er hat auch kaum Schuld an diesen Morden, aber er kämpft halt gegen die Leute, die ihn jagen in den Wäldern und es ist, wenn man Rambo hört, denkt man natürlich an diese billigen Action-Filme, die B-Movies, aber der erste Rambo-Film ist einfach mal ein Drama über das große Vietnam-Trauma, wirklich ein spannender und bewegender Film, der letzten Endes ein Kind im Körper einer Killermaschine zeigt. Also mein Bild von Rambo war immer Trash, Trash, Trash, Trash, Trash und deswegen habe ich es nie richtig geguckt. Nicht der erste Film, vielleicht solltest du den mal schauen, vielleicht sollte ich dir den mal aufgeben, aber der ist auch halb-realistisch. Was? Aber die Kamera stimmt. Das hilft, das hilft. Okay, mein Platz zwei wäre in diesem Fall Clockwork Orange. Oh ja. Der da wirklich gut reinpasst, finde ich. Auf jeden Fall ganz spannend, weil da der Amoklauf am Anfang steht und die gesellschaftliche Läuterung am Ende, also das, was zum Amoklauf führt, kommt nach dem Amoklauf, nämlich dass er in dieses gesellschaftliche Korsett gezwungen wird und dann jegliche Gewalt unterdrücken muss. Ach schön. Er ist ein bisschen andersherum erzählt. Stanley Kubrick, großartig. Aber natürlich schwer zu gucken so, wirklich ein anstrengender Film. Auf jeden Fall, aber die Kamera stimmt und die Musik stimmt vor allem. Ja und die Schauspieler stimmen auch und das Drehbuch stimmt auch und der Regisseur stimmt vor allem auch. Ein Jahr nach, warum läuft Herr Amok entstanden? Er hat bestimmt von ihm geklaut. So, dein Platz zwei. Mein Platz zwei, Fight Club aus dem Jahr 1999 von David Fincher, der einfach mal zeigt, wie Edward Norton für seinen quasi gesellschaftlichen Amoklauf ein Alter Ego erschafft, eben diesen Tyler Durden von Brad Pitt gespielt und dann aus einer anarchischen Bewegung raus eine faschistische Untergrund-Terror-Organisation gründet, die am Schluss die ganze Stadt in die Luft sprengt. Ja, was auch so ein Sausagefest und so ein sehr kleine Jungs-Ding ist. Total, aber der sich, wenn man ihn nochmal schaut, erstaunlich reflektiert mit diesem kleinen Jungs-Dings auseinandersetzt und viele, viele, viele, viele Menschen in der Folge dieses Films haben gesagt, ich will Tyler Durden sein, der ist so cool, der coole Anatole. Wenn man ihn nochmal schaut, stellt man fest, dass der ganz schön viele subtile Kritik übt, eben genau an diesem Männlichkeitsbild, das in dem Film so glorifiziert wird. Natürlich mit dem Problem, dass er das gleichzeitig trotzdem glorifiziert und romantisiert, aber er reflektiert es auch kritisch und er zeigt letzten Endes, wie eben diese maskulinistische Aufbruchsstimmung zu Faschismus führt. Man kann ihn so lesen und das macht ihn nochmal sehr, sehr spannend. Mein Platz 1, Bowling for Columbine, was einfach ein großartiger Dokumentarfilm war über Columbine, diesen Amoklauf. Michael Moore. Michael Moore, der viele krasse Dokus gemacht hat. Und spannend, er setzt sich ja nicht nur mit den amoklaufenden Kids auseinander, sondern mit einer amoklaufenden amerikanischen Gesellschaft, die aus diesen Waffennachen besteht. Was immer für Michael Moore steht. Michael Moore übt immer Gesellschaftskritik am amerikanischen Traum quasi, also an dieser grundsätzlichen Idee. Auch als Trump groß wurde, hat er angefangen, sich damit auseinanderzusetzen und darüber zu berichten. Er hat krasse Dokumentarfilme gemacht. Auch zum Irakkrieg im Folge von 9-11 hat er auch einen ziemlich beeindruckenden Film gemacht. Schon lange dabei. Er hat auch interessante Bücher geschrieben, also eine große Stimme des linken amerikanischen Kinos. Wobei er natürlich viel Kritik irgendwie eingesteckt hat für so starke inszenatorische Tendenzen in seinen Filmen. Also für einen Dokumentarfilm inszeniert er einfach sehr viel. Er inszeniert sehr viel. Propaganda ist glaube ich der falsche Begriff, aber seine Filme sind definitiv auch politische Pamphlete, weil er lässt keinen Zweifel dran, wo er steht und wo er hin will. Er macht einfach Politik mit Kino und das ist schon klar. Das ist auch manipulativ, das darf man nicht verschleiern. Dann gehen wir raus aus unserer Top 3. Deine Nummer 1, Plor. Network aus dem Jahr 1976. Ein Film, in dem ein Nachrichtensprecher während einer Nachrichtensendung amok läuft und zwar auch nur verbal amok läuft und über alles lästert und über alles herzieht und sich furchtbar aufregt und seinen Arbeitgeber beleidigt und das Publikum beleidigt und die ganze Welt drunter macht. Und dann finden die das alle geil und dann kriegt er seine eigene Sendung, wo er das jede Woche machen darf. Okay, großartiger Film. Sidney Lumet, New Hollywood, oh wir müssen mal New Hollywood besprechen. 1976, toller Film. Wow. Okay, jetzt zurück in unseren eigentlichen Film, aber viel haben wir nicht mehr zu sagen. Ne, wir können eigentlich zum Fazit kommen. So wie der Film nicht viel zu sagen hat, haben wir auch nicht mehr viel zu sagen. Möchtest du nochmal für den Film in die Bresche springen und sagen, es ist großartig, bevor ich... Also ich denke, man muss auf Details achten. Man muss ein Gespür haben für Details. Willst du mir gerade absprechen, dass ihr ein Gespür für Details habt? Und man darf nicht von einem Film erwarten, dass er eine nette High-Ti-Ti-Disney-Inszenierung mit stimmiger Kamera hat. Ich will zusammen sagen, dass ich nur Filme gut finde, die eine High-Ti-Ti-Disney-Inszenierung haben. Man muss dazu bereit sein, sich von Filmen provozieren zu lassen und sein eigenes Weltbild zu überdenken. Man sollte ein guter Mensch sein. Dann kann man diesen Film genießen. Und jetzt du, Johannes. Wir gehen gleich raus und es prügeln. Nein, man muss, um diesen Film genießen zu können, in der Lage sein, über solche Sachen hinwegzusehen, wie Kamera und das kein Drehbuch da ist und so weiter. Man muss das schaffen. Und ich gebe zu, dass das vielleicht auch ein Problem von mir ist, dass ich vielleicht an Filmen einfach... Ich will dieses bisschen Eskapismus, was auch in realistischen Filmen noch drin ist, das möchte ich wenigstens haben. Also wenn ich mir Dead Man anschaue, habe ich Eskapismus in der Kameraführung und im Drehbuch und in den Dialogen. Und wenn ich mir den Herrn R. anschaue, dann habe ich das alles nicht. Dann habe ich wirklich so viele Stolpersteine, über die ich rüber stolper, über die ich hinaus muss, um in den Film hineinzukommen, sodass ich das einfach nicht so richtig gut hinbekomme. Das ist... Ich weiß nicht, welches Problem das ist, ob das mein Problem ist oder des Films. Das liegt nicht an dir, das liegt an mir. Ich glaube, der Film will nicht genossen werden. Ich glaube, der Film will wehtun und der will auch mit monotonem Gefangenehmen. Ja. Ich sehe aber, was du meinst. Also es geht ja nicht nur darum, dass du sagst, du willst einen anderen Film, sondern du findest ja auch, dass der Film das bei dir nicht geschafft hat, weil er einfach durch bestimmte technische Idiosynkratien, die er hat, es nicht geschafft hat, dich reinzuziehen. Und dazu gehört zum Beispiel dieses improvisierte Spiel, dazu gehört diese Kamera, die halt so im Raum rumfliegt, ohne große Schnitte und die vielleicht teilweise auch so ein bisschen willkürlich wirkt. Natürlich ist es total nachvollziehbar. Also wenn ihr einen Film haben wollt, der einen sauberen Schnitt hat, der sehr, sehr gehobene Bildsprache hat, sinnvolle Dialoge, der Dialoge hat, die klar gescriptet sind, auf ein Ziel hinlaufen, dann ist der Film nicht das Richtige für euch. Ich würde sagen, jeder, der bereit ist, sich auf oder der Interesse hat an einem Film, der sehr krass improvisiert und der sehr viele unangenehme Momente, unangenehmer Stille, unangenehme Dialoge, unangenehmer Ziellosigkeit. Wenn jemand das interessant findet, sich davon provozieren zu lassen, dann kann diese Person, glaube ich, ein sehr interessantes und spannendes und mitreißendes Filmerlebnis haben. Ich finde, er ist wirklich ein starker Film und ein Film, der bei mir das erreicht, aber ich kann natürlich total verstehen, dass er das bei dir nicht erreicht. Also es ist auch einfach letzten Endes natürlich, bla, bla, bla, Geschmacksfrage, aber ist halt einfach so. Man muss diese Art von Realismus und diese Art von Monotonie und Schmerz abkönnen. Das ist einer der Filme, wo es mich ganz besonders interessiert, was ihr da draußen denkt, weil ich mir so wenig vorstellen kann, dass es irgendwelche Leute gibt, die diesen Film ernsthaft für länger als zehn Minuten gucken und nicht danach sagen, ich muss unbedingt ausmachen. Wenn ihr den gut findet oder wie ihr ihn schlecht findet und trotzdem komplett guckt, schreibt uns gerne Feedback, Ideen, euren Take auf den Film, es interessiert uns sehr und wir interessieren uns auch immer wieder für Vorschläge, Filmvorschläge, wenn ihr irgendwas habt, was vielleicht in die Richtung geht oder was Neue Deutscher Film betrifft und was besser wäre. Wenn ihr sagt, hey, das ist Neue Deutscher Film, der viel mehr Johannes Geschmack treffen würde, dann schickt uns das bitte. Genau, dann würde ich mir vielleicht mal was anschauen, was ein bisschen besser kommen würde konsumieren war. Aber danke, Flor, dass du mir diesen Film gezeigt hast. Vielen Dank, dass du dich drauf eingelassen hast und dass du dich durchgequält hast und ich finde es schön, dass wir jetzt dieses Kapitel Neuer Deutscher Film nicht abgeschlossen haben, aber zumindest mal aufgemacht haben. Ja, wenigstens mal aufgemacht. Ich gebe dir bestimmt mal noch mal irgendwann demnächst einen Film, deutschen Filme aus den 70ern, 80ern, vielleicht auch einfach mit dem Ziel, ich versuche einen Film zu finden, der mehr deinen Geschmack trifft. Ja, das wäre schön, das wäre irgendwie irgendwie cool. Auch wenn ich sehr dankbar bin, dass wir dieses Thema aufmachen, weil natürlich, was wir eingangs gesagt haben, es ist spannend durch die ganzen Genres und Subgenres und Ideen und Neuanfängen im Film mal reinzuschauen, um mal einen Überblick zu bekommen, was Film überhaupt konnte über die Geschichte und in welche Richtung Menschen gegangen sind, wenn sie vom Alten genug hatten und keine Lust mehr hatten. Und vielleicht entführst du mich nächste Woche auch noch mal in die Filmgeschichte. Wenn ihr wissen wollt, was nächste Woche kommt und ob Johannes jetzt, ob ich jetzt Amok laufe mit Ideen, dann bleibt dran. Ansonsten euch eine schöne Woche, vielen Dank Johannes, vielen Dank euch fürs Zuhören und wir hören uns. Wir hören uns. Bis dann, ciao. Ja, Plor. Ich lasse mich erstmal sammeln. Du hast so viel über einen meiner Lieblingsfilme aus Deutschland gelästert, das muss ich jetzt erstmal noch verarbeiten. Habe ich dich zerstört? Bist du jetzt völlig fertig mit den Nerven? Nee, es geht. Ich habe ja auch durchaus erwartet, dass der Film für dich schwierig wird, eben aus genannten Gründen. Aber du hast mehr erwartet, dass ich mehr verstehen würde, was der Film will? Ja, ich glaube, ich habe erwartet tatsächlich, dass du einige Details mehr zu schätzen weißt, dass so einige Sachen, wo du dann sagst, okay, da stimmt vieles nicht, aber dieser Moment war gut, dieser Moment war gut und dieser Moment war gut. Nee, sorry. Okay, aber viel wichtiger die Frage, was hast du denn für mich nächste Woche? Ich habe etwas, wo ich eigentlich davon ausgehe, dass du den auch mögen wirst, weil es auch irgendwie einfach zur Geschichte dazu gehört und einfach einer der großen Filme der 30er, 20er, 30er Jahre ist und zwar wieder Charlie Chaplin, weil Charlie Chaplin einfach mein Lieblingsregisseur aus dieser Zeit ist. Erstaunlicherweise hat mir bis jetzt erst ein Charlie Chaplin Film und das war ausgerechnet noch Monsieur Verdu, der nicht prototypisch für Chaplin ist. Gar nicht, der hat keinen Trump drin und deswegen habe ich gedacht, diesmal würde ich dir gerne einen Trump geben, damit wir sehen, was Chaplin eigentlich in dem größten Teil seiner Arbeit gemacht hat. Total spannend, weil ich da auch krass viele Lücken noch habe. Also ich habe The Kid gesehen und das und dann Kurzfilme und das war es glaube ich, natürlich noch den Diktator, aber sonst und der Diktator ist schon keine richtige Trump-Geschichte mehr. Genau, genau und der Trump, er hat über 80 Filme gemacht, Chaplin, 83 Filme glaube ich und das sind natürlich die ganzen Kurzfilme und so und eigentlich muss man, um den Trump wirklich kennenzulernen, die ganzen Kurzfilme sehen. Ja, gib sie mir ganz viele Kurzfilme auf. Ich gebe dir nicht die ganzen Kurzfilme auf, sondern ich gebe dir den Film auf, wo ich finde, dass der Trump eigentlich am besten auf den Punkt gebracht ist und das ist City Lights aus dem Jahre 1931 glaube ich. Okay krass, ja den kenne ich einfach nicht, der gehört zu meinen Lücken. War ich, den hast du noch gar nicht gesehen? Nicht, dass ich wüsste. Wow, nicht, dass du wüsstest. Okay, naja es ist halt, Chaplin ist halt Trump und Chaplin, man kennt so viel, man hat so viel gesehen, immer mal wieder so in kleinen Ausschnitten und so. Kann sein, dass ich was davon kenne, kann sein, dass ich den, aber erstmal langfilmtechnisch glaube ich eher nicht. Okay, ich bin gespannt, ich bin gespannt, wie du ihn findest, weil er dort so ein bisschen anfängt diese Nummern-Revue, die in den alten Kurzfilmen irgendwie quasi ist, so ein bisschen aufzubrechen und anfängt wirklich noch mehr zu inszenieren, obwohl anfängt ist es gar nicht, gar nicht das Richtige, der hätte es auch früher schon gemacht. Okay interessant, ich bin, ich bin sehr gespannt. Schön, okay. Wir reisen zurück ins Jahr 1931, toll. Wuhu, cool. Na dann, hört nächste Woche rein. Bis dann. Ciao.
