Episode 52: 2046
2046 ist das letzte Jahr von Hongkongs Sonderstatus als autonome Sonderverwaltungszone innerhalb der Volksrepublik China. 2046 ist die Nummer des Hotelzimmers, neben dem der Schriftsteller Chow Mo-Wan im Hong Kong des Jahres 1968 sein Quartier bezieht. Er mag die Zahl, nicht zuletzt auch, weil das Hotelzimmer, in dem er viele Jahre zuvor eine Affäre hatte, die gleiche Nummer besaß. 2046 ist der Titel des von Chow geplanten Romans. Es geht weniger um das Jahr 2046 als vielmehr um einen abstrakten zukünftigen Ort, 2046, ein Ort der Sehnsucht, durchzogen von einem komplexen Schienennetz, ein Ort, der sich – so sagt man – nie verändert. Menschen pendeln in endlos lange fahrenden Zügen dort hin… oder von dort weg, und einer der Passagiere verliebt sich in eine Androidin, die seine Liebe jedoch nicht erwidern kann.
2046 aus dem Jahr 2004 ist der achte Spielfilm von Wong Kar Wai, einem der wichtigsten Regisseure Hongkongs. Er erzählt von Chows Leben im Hotelzimmer 2047 und vor allem von den Frauen, denen er im Nebenzimmer 2046 begegnet. Da ist die Tänzerin Lulu, der er einst in Singapur begegnete und die sich nicht mehr an ihn erinnern kann. Da ist Jing-Wen, die Tochter des Hotelbesitzers, die in einen Japaner verliebt ist, der von ihrem Vater nicht akzeptiert wird. Da ist die Prostituierte Bai Ling, die sich schließlich auf eine leidenschaftliche Affäre mit Chow einlässt. Dazwischen gibt es Erinnerungen an verflossene Lieben und Affären, Träume und Hoffnungen… und eine scheinbar stillstehende Zeit, zumindest zeitweise.
Der ultimative Liebesfilm, so wurde 2046 im deutschen Verleih genannt. Ein größenwahnsinniges Statement, aber durchaus ein passendes. In 2046 geht es um die Liebe als Sehnsuchtsort, als abstrakten Raum, als Gesuchtes und Nicht Gefundenes. Als Versprechen, dass es bei dem nächsten Mal vielleicht doch endlich klappen wird. Als Hoffnung und Enttäuschung. Das alles in elegischen Cinemascope-Bildern, die sich in ihrer beiläufigen Poesie immer wieder einer konkreten Erzählung entziehen. Und dann auch noch mit der kulturellen Barriere, die ein Film aus Hong Kong für uns als westliches Publikum praktisch zwangsläufig mitbringt.
Puh… trotzdem sehenswert? Johannes?
Transkript
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: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 52: 2046 Publishing Date: 2021-12-29T10:12:44+01:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2021/12/29/episode-52-2046/ Musik Rise and shine! Welcome, everyone! Leuchtendes Schweigen! Ach! So hat es sich gerade angefühlt, als wir Johannes seine Notizen sortiert hast und mich teilweise dazwischen verzweifelt angeschaut hat. Ich habe ihm diese Woche aber auch wieder ein Procken aufgegeben, glaube ich. Aber wütlich! Zuerst! Wie war dein Weihnachten für dich? Fantastisch! Alles, was dazugehört! So ein schönes Weihnachten! Geschenke! Freude, Freude, Freude! Ich hoffe, ihr habt Weihnachten gut überstanden. Hast du Weihnachten gut überstanden, Johannes? Es war wundervoll! Was hast du geschenkt bekommen, Thor? Viele tolle Sachen! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll! Man musste dazu sagen, dass wir das Anfang Dezember aufnehmen. Du machst die ganze Illusion kaputt! Jetzt kommen die Leute aus der fröhlichen Weihnachtsstimmung und werden von uns in die Anfang Dezember-Depression zurückgeworfen. Nein, wir haben natürlich ein wundervolles Weihnachten gehabt. Es gab keinen Lockdown. Karl Lauterbach hat seinen Job so gut gemacht, dass inzwischen alles wieder ganz normal ist und der Virus vor Schreck einfach abgehauen ist oder so. Wir können uns aufs neue Jahr freuen. Johannes hat es ja auch nur erzählt, dass wir das Anfang Dezember aufnehmen, um zu verschleiern, dass wir das eigentlich Anfang Februar aufnehmen. Also wir befinden uns schon im Jahr 2022, wenn wir das aufnehmen. So, andere Podcasts machen so, dass sie voraufnehmen. Wir nehmen die Sachen danach auf und senden sie dann vorher. Wir brauchen ja auch ein besonderes Konzept, weil ja alle anderen machen das so. Also müssen wir es anders machen. Und so ein bisschen chronologische Unordnung ist manchmal auch gar nicht so verkehrt. Damit kann man viel erreichen. Wie auch unser Regisseur Wong Kar Wai, den wir heute besprechen werden, weiß. Deswegen werde ich es folgendermaßen machen, um euch gänzlich zu verwirren, werde ich wie Wong Kar Wai, wir werden die Episode so aufnehmen chronologisch und dann werde ich sie auseinandernehmen und dann ein Stück von hinten nach vorne schneiden und dann vielleicht aus der Mitte irgendwas nach hinten bringen und so. Und dann werdet ihr vielleicht einfach rausfinden müssen, was damit gemeint ist und was der Regisseur sich dabei gedacht hat. Wenn ihr wissen wollt, was nächste Woche kommt, bleibt dran. Ich freue mich sehr, Johannes. Es war mir wie immer eine Freude. Ciao. Tschüss. Also. Wie willst du das jetzt auflösen? Dein Platz zwei ist. Das war aber jetzt wirklich eine schöne Liste, muss ich sagen. Johannes. Braucht die Welt wirklich einen weiteren Podcast? Nein, aber ich. Falls ihr euch jetzt verwirrt, das ist nichts geschnitten. Das machen wir gerade alles live. Wir kommen zu unserem Film. Wir reden heute über einen Regisseur des Hongkonger Films, über Wong Kar Wai und zwar über seinen Film 2046, einen seiner etwas schwereren Filme. Dazu muss ich sagen, ich habe letztes Mal, als wir überlegt haben, was für einen Film heute drankommt, habe ich gemeint, ach, ich könnte ihr ja eigentlich Wong Kar Wai geben. Und dann habe ich so geguckt und habe gesagt, ja, vielleicht Junking Express, den mag ich wirklich sehr. Aber Freunde Angels ist auch toll. Die sind so beide ein bisschen lustig, ein bisschen tragisch, Episodenfilme. Und dann hat Johannes auf den Film gezeigt, der am meisten nach Science Fiction aussah, denke ich. Und hat gesagt, den hier, den hier, den hier, den hier. Und das ist einer seiner jüngeren Filme, nämlich 2046. Und dann meinte ich, okay. Ich hatte halt damals das Plakat gesehen und dachte, es sieht sehr gut aus. Ich habe irgendwie Lust. Ich weiß sogar noch, wo ich lang gelaufen bin und welche Gedanken ich dabei hatte um diesen Film, weil ich den Film gucken wollte. Weil ich dachte, der sieht irgendwie interessant aus. Hätte ich mal nicht gedacht. Ach, du nimmst es schon vorweg. Das ist so traurig. Ich habe noch nicht mal meine Einleitung gebracht. 2046. Ich gebe dir jetzt eine Einleitung, Chlor. 2046 ist die Zahl der Momente, wo Wong Kar Wai den Film umgestellt hat. 2046 ist vor allem auch das letzte Jahr von Hongkong Sonderstatus als autonome Sonderverwaltungszone innerhalb der Volksrepublik China. Alles intellektualisiert. Und 2046, um das noch dazu zu sagen, ist die Nummer des Hotelszimmers, neben dem der Schriftsteller Chow Mo Wan im Hongkong des Jahres 1968 sein Quartier bezieht. Er mag die Zahl, nicht zuletzt auch, weil das Hotelzimmer, in dem er viele Jahre zuvor eine Affäre hatte, die gleiche Nummer besaß. 2046 ist auch der Titel des von Chow geplanten Romans. Es geht weniger um das Jahr 2046 als vielmehr um einen abstrakten, zukünftigen Ort 2046. Ein Ort der Sehnsucht, durchzogen von einem komplexen Schienennetz. Ein Ort, der sich, so sagt man, nie verändert. Menschen pendeln in endlos langen fahrenden Zügen dorthin oder von dort weg. Und einer der Passagiere verliebt sich in eine Androidin, die seine Liebe jedoch nicht erwidern kann. Okay, 2046 ist vor allem aus dem Jahr 2004 und der achte Spielfilm von Wong Kar Wai, einen der wichtigsten Regisseure Hongkongs. Dieser Film erzählt von Chows Leben im Hotelzimmer 2047 und vor allem von den Frauen, denen er im Nebenzimmer 2046 begegnet. Da ist die Tänzerin Lulu, der einst in Singapur begegnete und die sich nicht mehr an ihn erinnern kann. Da ist Ying Wen, die Tochter des Hotelbesitzers, die in einen Japaner verliebt ist, der von ihrem Vater nicht akzeptiert wird. Da ist die prostituierte Bai Ling, die sich schließlich auf eine leidenschaftliche Affäre mit Chow einlässt. Dazwischen gibt es Erinnerungen an verflossene Lieben und Affären, Träume und Hoffnungen und eine scheinbar stillstehende Zeit. Zumindest zeitweise. Der ultimative Liebesfilm. So wurde 2046 im deutschen Verleih genannt. Ein größenwahnsinniges Statement, aber durchaus ein passendes. In 2046 geht es um die Liebe als Sehnsuchtsort, als abstrakten Raum, als gesuchtes und nicht gefundenes, als Versprechen, dass es bei dem nächsten Mal vielleicht doch endlich klappen wird. Als Hoffnung und Enttäuschung, dass alles in elegischen CinemaScope-Bildern, die sich in ihrer beiläufigen Poesie immer wieder einer konkreten Erzählung entziehen. Und dann auch noch mit der kulturellen Barriere, die ein Film aus Hongkong für uns als westliches Publikum praktisch zwangsläufig mitbringt. Trotzdem sehenswert, Johannes. 2046 ist nämlich auch die Zahl, wie oft man den Film geguckt haben muss, um zu verstehen, was er einem sagen möchte. Und die Anzahl der Frauen, die dieser Typ hatte, in denen es geht. Und die Anzahl der Male, die man sich fragt, hä? Warum will ein Film, will einem nichts sagen? Ein Film ist doch kein denkendes Lebewesen, das einen klaren Zug hat und ein klares Ziel. Ein Film ist erstmal ein Film, der irgendetwas aufmacht. Doch, ich glaube schon, dass ein Film das ist, wenn man der Theorie folgt, dass jedes Mal ein Teil der Seele des Regisseurs in den Filmen übergeht. Aber tatsächlich steckt in diesem Film sehr viel Seele von Wong Kar Wai. Ja. Und das ist zu merken. Ich nehme deinem Kommentar schon raus, du warst nicht so begeistert von dem Film wie ich. Nein, ich bin auf Kar Wai gebürstet. Du bist auf Kar Wai gebürstet, okay. Verstehe. Was ich auch total nachvollziehen kann. Natürlich, also um das gleich vorweg zu sagen, wir haben hier einen Hongkonger Film. Und wir haben hier einen speziellen Regisseur eines speziellen Kinos aus Fernost. Das heißt, es folgt natürlich eigenen Gesetzen, einer eigenen Ästhetik, einer eigenen Art zu erzählen. Und um das vielleicht noch dazu zu sagen, tatsächlich gehört 2046 zwar zu den schwereren Filmen, emotional schwereren Filmen von Wong Kar Wai, aber dann doch zu denen, die sortierter sind, die weniger Sprünge haben zwischen den Handlungen, die weniger die Handlungen durcheinander werfen. Also Wong Kar Wai erzählt gerne nicht pusselartig, weil er seine Filme eher weniger als Rätsel aufbaut, aber er erzählt gerne so ein bisschen mosaikhaft, weil er will am Schluss so ein Bild haben und er bringt den Zuschauer dazu, immer andere Stellen von dem Bild zu fokussieren. Und das macht er manchmal krasser, indem er mehr durch die Zeiten springt und mehr durch die Handlungsebenen springt, wie zum Beispiel in seinen Episoden-Filmen. In 2046 geht er von ein, zwei Ausnahmen abgesehen doch relativ chronologisch vor. Also ich finde zumindest, wenn man so die Grundhandlung sich betrachtet, die auch zusammengehalten wird durch den Off-Erzähler, kann man der Geschichte folgen. Oder haben sich da schon die Probleme ergeben? Also man kann es nach, weiß ich nicht, einer halben Stunde oder so was, kommt das so zum ersten Mal, dass man aneinanderhängende Erzählstränge hat, wo man sagt, okay, jetzt folge ich mal etwas wirklich länger. Das stimmt. Ja, du hast da einen großen Blog, wo du dann verstehst, aha, es geht jetzt um diesen Typen, der in diesem Hotelzimmer ist. Und in dem Hotelzimmer nebenan sind bestimmte Dinge, die er aufnimmt, mit denen er zu tun hat. Frauen, Sex, so Position, solche Dinge. Aber es dauert erst mal einen Moment. Auf jeden Fall. Man braucht ein bisschen, um da so ranzukommen. Und es gibt bestimmt Leute, die das schon aufgegeben haben. Möglich. So. Aber das Interessante ist, dass du zwar auf der erzählerischen Ebene plötzlich einen klaren Handlungsort hast, wo mal Leben reinkommt, wo du mal weißt, okay, da kann ich mich jetzt fern festhalten, aber dann fängt er an, auf den anderen Ebenen irgendwie rumzuschwimmen. Und man irgendwie alle anderen Fäden, an denen man sich vorher vielleicht festhalten konnte, fangen an zu schwimmen. Also es ist schon kein leicht zu genießender Film. Definitiv nicht. Das ist auch, weil er eben dieses Abstrakte mitbringt, weil er diesen großen Rahm drum herum, ist ja diese fiktionale Handlung, also diese Geschichte, die Chao schreibt, dieses 2046. Und darauf wird immer mal wieder referiert. Und das wird am Anfang so aufgemacht, als ob das der Raum wäre, in dem der Film stattfindet. Tatsächlich nehmen die Bilder aus der Zukunft einen sehr kleinen Teil des Films ein. Und dann sind die Bilder aus der Zukunft natürlich auch noch parabolische Auseinandersetzungen von Chao mit seiner Realität, wo er eigentlich über jemand anderen schreibt, aber dann irgendwann feststellt, dass er über sich schreibt. Und die Figur, über die er schreibt, die eigentlich jemand anderes ist, die er aber eigentlich ist, wird dann auch noch von einem anderen Darsteller gespielt. Das ist nämlich dieser Japaner. Chao selbst ist kein Japaner. Dieser Japaner, der in dem Zug eben nach 2046 ist oder von 2046, das verschwimmt dann auch so ein bisschen. Das weiß man nicht so genau. Er ist eigentlich in diesem Zug unterwegs. Und es ist nie so ganz klar, was dieses 2046 sein soll. Es wird irgendwann mal beiläufig gesagt, naja 2046. Im Jahr 2046 ist die ganze Welt von diesen Schienen durchzogen. Aber eigentlich geht es gar nicht um das Jahr 2046. Es geht nämlich um diesen Ort 2046, diese Stadt. Und die ist komplett abstrakt. Also was wir darüber wissen ist, sie verändert sich nie. Menschen wollen dorthin gelangen, aber es ist noch nie jemand zurückgekommen, der dorthin gelangt ist. Und es bleibt komplett dieser abstrakte Raum. Also hast du versucht, da eine Deutung zu finden? Hast du dir irgendwie eine Interpretation zurechtgelegt oder hast du einfach gesagt, okay, ich scheitere daran und es interessiert mich gar nicht? Na mein Gefühl war am Anfang eigentlich, dass er mir erzählen will, dass der Zug eigentlich, also der Weg ist das Ziel, also der Zug ist eigentlich 2046. Ja. Also dass du ja ewig in diesem Zug sitzt, um da hinzukommen. Und auf dem Weg dahin passiert eigentlich alles das, was du glaubst, was erst dort passieren soll. Ja. Du löst dich im Grunde auf in Erinnerung. Ja. Also 2046 ist der Ort, wo dann Erinnerung ewig ist und irgendwie alles. Und ich finde das Konzept an sich, das Gefühl, das ich am Ende bekomme, wenn ich ein bisschen mich dann mit dem Film beschäftige, dass Wonkawai eigentlich das als Definition von Zukunft angibt. Nämlich, dass Zukunft definiert wird als Ort, wo die Gegenwart Erinnerung ist. Wow. Das ist gut. Also ja. So. Und das finde ich spannend. Das finde ich einen schönen Gedanken. Das finde ich einen spannenden Gedanken. Es ist natürlich dieser Zug, es ist auch so eine Verlorenheit. Offensichtlich in dem Film geht es sehr viel darum, loszulassen bzw. zu vergessen, wen man verloren hat, was man verloren hat. Das ist ja auch das, was unser Protagonist mit sich rumträgt. Schau, der schon ziemlich klar der Protagonist ist des Films. Er hatte eine große Liebe und die hat er verloren. Und er versucht irgendwie zu vergessen, versucht irgendwie eine neue Zukunft anzufangen. Ja. Und es geht auch darum, was Neues zu suchen, was Neues zu finden. Das ist eben auch in diesem, in dieser Fahrt nach 2046 symbolisiert, dass du halt immer, du bist irgendwie auf der Suche nach Liebe. Liebe ist schon so das große, umfassende Thema. Es geht darum, ich möchte das vergessen, was ich an Liebe verloren habe. Ich möchte was Neues an Liebe finden. Und ich bewege mich in irgendeinem merkwürdigen Zwischenraum. Und das ist es natürlich, dieses Zugfahren, du fährst und du kommst nicht an, du findest nicht diese Erfüllung, diesen Ort, in dem die Zeit still steht. Das ist natürlich auch, wenn man es runterbrechen will auf ein einfaches Bild, ist es vielleicht auch einfach eine glückliche Beziehung. Du willst den Ort, in dem die Zeit still steht, in dem du nicht mehr nach neuer Romantik strebst, sondern in dem du dein Glück gefunden hast und sagst, so jetzt bin ich hier irgendwie settled, jetzt bin ich glücklich und jetzt bin ich da angekommen. Womit er natürlich eine Utopie aufmacht, die unter Umständen, also für den Pessimisten ist das eine nicht enden wollende Aufgabe. Und er ist der Pessimisten im Film. Die Suche nach der Liebe ist in diesem Film eine nicht enden wollende Aufgabe. Und es gibt immer Sachen, an denen man sich festhalten kann. Auch immer dieses Gefühl, habe ich jetzt meinen Seelenpartner gefunden. Aber dann geht irgendwas schief oder die Liebe wird nicht erwidert oder es verliert sich auch einfach in dem Nebel der Leben heißt. Das passiert ja auch ganz oft, dass die Beziehung, es hört halt einfach auf, es zerfliest. Und ich glaube, jeder Mensch, der irgendwie ein bisschen länger gelebt hat, kann das auch nachvollziehen, dass es natürlich so vielleicht auch bestimmte Episoden im Leben gibt, in denen man das Gefühl hat, dass Liebe so funktioniert. Aber es gibt es halt einfach so dieses und es geht gar nicht so um Serienmonogamie oder sowas. Das ist ja auch nicht das, was der Film aufmacht. Er geht ja nicht von einer Beziehung zur nächsten, sondern auch wirklich einfach dieses Frauenfinden, Frauen verlieren. Eine Frau anhimmeln, eine andere Frau anhimmeln, in einer Frau was sehen, was man in einer anderen Frau hatte, obwohl es gar nicht das ist. Und ich finde, er ist da schon thematisch sehr vielfältig, weil er eben diese verschiedenen Figuren hat und weil er unseren Protagonisten und auch uns durch diese verschiedenen Beziehungsgeflechte, die sehr unterschiedlich sind, stolpern lässt und auch immer so ein bisschen verloren sein lässt. Damit kommen wir zu dem großen Problem, wirklich den allergrößten Problem, was diesen ganzen Film überspannt für mich, ist, dass es ein einziges, allein das wir jetzt als zwei weiße Männer darüber reden, es ist ein Sausagefest. Die Frauen, es gibt natürlich einen Haufen Frauen, klar, aber eigentlich ist dieser ganze Film über, er ist der Bogard der Geschichte und er geht nicht gut mit seinen Frauen um und sagt Sachen, wo man sich denkt, Alter, ich hoffe, du kriegst niemals irgendwie nochmal jemanden dazu, dir auch nur zu vertrauen. Man will nicht, dass er irgendwas schafft und das finde ich an dem Film wirklich schwierig, weil mir das den ganzen Film über immer wieder mich in Situationen bringt, wo ich sage, jetzt reicht es mir aber langsam, ich will nicht, ich unterstütze dich in gar nichts mehr, ich mache gleich einen Film aus, du Depp, du. Dass er so ein Chauvinist ist, dass er wirklich eine unangenehme Art hat, mit Frauen umzugehen. Ja, das geht nicht, also das macht halt den Film und ich will eigentlich auch keinen Film mehr sehen heutzutage, der so, also gut, der Film ist von 2005 oder sowas, 2004, ist vielleicht ein bisschen her, aber trotzdem irgendwie habe ich das Gefühl, die Zeiten sind vorbei, wo wir uns solche Filme angucken, die nicht genug kommentieren, ich meine, der spielt in den 60ern. Okay, das ist damals anders gewesen, da ist man so umgegangen miteinander, aber du musstest als Filmemacher heutzutage musst du das kommentieren und kannst es nicht einfach hinstellen und sagen, das ist übrigens die alte schöne Welt, in der das so ist, in der Männer mit ihren Frauen so umgegangen sind. So, Punkt, nee, das geht nicht mehr. Ich finde tatsächlich, der Film kommentiert das. Na, ganz wenig. Ich will ganz kurz auf die Vorgeschichte eingehen, weil, also wir haben definitiv, was definitiv stimmt, wir haben die Perspektive von unseren Protagonisten, das heißt, wir haben eine männliche Perspektive auf die Liebe und wir haben eine heteronormative Perspektive auf die Liebe. Ja. Auch wenn sie jetzt nicht eben dieses klassische heteronormative Beziehungsmodell die ganze Zeit lebt, aber es ist trotzdem, es ist eine klar heterosexuelle Perspektive. Spannend ist, wo der Film herkommt. Es gab, vor 2046 gab es In the Mood for Love, das war auch ein Liebesfilm von Monk Hawaii mit demselben Protagonisten und Monk Hawaii hat selbst gesagt zu dem Film, er ist keine Fortsetzung von diesem Film, sondern er ist ein Echo, was ich eine schöne Umschreibung finde, weil tatsächlich In the Mood for Love anders ist. Aber er erzählt auch von diesem Chao. Wenn man den gesehen hat, ist es total merkwürdig, was für einen Charakter wir hier als Chao präsentiert bekommen, weil er wirklich sehr anders ist als den, den wir in In the Mood for Love kennengelernt haben, um da kurz die Handlung runterzubrechen. Es geht darum, dass dieser Chao lebt zusammen mit seiner Frau in Hongkong und sie kriegen Nachbarn. Er und die Nachbarin stellen fest, dass ihre Partner miteinander eine Affäre haben. Also Chaos Frau hat mit dem Mann von seiner Nachbarin, die Suli Chen heißt, eine Affäre miteinander. Und dann kommen sie sich darüber auch ein bisschen näher. Aber das Problem ist, dass diese Suli Chen die ganze Zeit hofft, dass ihr Mann zurückkommt. Und der Chao ist ein bisschen verloren und er mietet sich dann ein Hotelzimmer, nämlich 2046, um mit ihr eine Affäre haben zu können. Und es ist nie so ganz klar, ob das jetzt einfach nur eine Rache an ihren Partnern ist, dass sie sich quasi aufeinander einlassen, weil die sich aufeinander eingelassen haben. Oder ob sie wirklich zwei Verlorene sind, die irgendwie nach Liebe und Halt suchen und es kommt nicht zu dieser Affäre. Und deren Beziehung ist die ganze Zeit von so einer krassen Zurückhaltung geprägt. Also es ist so null sexualisiert. Es gibt zwar diese Romantik und es gibt diese leichte Körperlichkeit, die wird aber nie ausdefiniert. Und es ist ein Film, der die ganze Zeit von so einer krassen Zurückhaltung lebt. Und dieser Chao in dem Film ist halt auch ein total zurückhaltender Mensch. Und zu Beginn von 2046 erzählt er dann, er war irgendwie unterwegs in Singapur und er kommt zurück nach Hongkong. Und er will offensichtlich diese Beziehung vergessen, die da nicht funktioniert hat, eben mit dieser Su. Und es werden tatsächlich auch Bilder von In The Mood for Love am Anfang gezeigt. Und dann steigt er ein, ich bin jetzt hier gelandet und ich nehme mir dieses Hotelzimmer, weil mich das an diese verflossene Liebe erinnert. Und dann sagt der Offerzähler ja ziemlich offensiv auch, ich wurde zum Frauenhelden. Und dann sehen wir plötzlich einen ganz anderen Menschen. Also es ist ganz spannend, weil am Anfang haben wir noch so dieses Echo, wo wir herkommen, wo dieser Chao ein ganz anderer Typ ist. Und ich habe das deswegen auch ganz viel so gedeutet, dass diese Art, wie er im Hongkonger Nachtleben unterwegs ist, dass das so eine Verarbeitung ist von der misslungenen Beziehung, von dem nicht gekriegten Glück. Und dass er so einen radikalen Gegenweg einschlägt und sich dann erstmal versucht zu greifen, was er sich greifen kann. Und das ist ja diese große und das ist das Thema von dieser großen Beziehung, die im Zentrum des Films steht, die auch die längste Beziehung ist, die er hat. Und das ist halt mit dieser Prostituierten, mit dieser Beiling, zu der er dann ins Zimmer geht. Und ich finde, ihre Beziehung ist von gegenseitiger Respektlosigkeit geprägt, stärker von seiner Seite definitiv. Also das ist auch ganz, wo dieses sexistische Motiv am krassesten rauskommt, weil er sie einfach teilweise wie ein Produkt behandelt, das er konsumiert. Aber es gibt auch die Momente, wo sie ihn so behandelt. Und es gibt die Momente, wo er rasend eifersüchtig ist auf sie und es gibt die Momente, wo sie rasend eifersüchtig ist auf ihn. Also es gibt schon dieses Gegenspiel und sie ist eine starke Gegnerin. Aber sie ist es nur am Anfang, findest du? Ja, also vielleicht gibt es ein, zwei Momente später. Aber gerade am Anfang ist sie natürlich diejenige, die sich wehrt. Aber das ist ein klassisches Motiv. Das ist ein Motiv für Männer, die Frauen als Beute sehen. Die Beute muss sich am Anfang wehren. Die muss am Anfang sagen, nee, habe ich keine Lust drauf, will ich nicht. Dann will man sie erobern, dann muss man sie brechen und dann ist sie da. Und dann ist sie aber nicht mehr interessant und dann muss man sie hinten runterfallen lassen. Aber sie lässt sich doch nicht von ihm brechen. Also beziehungsweise sie brechen sich gegenseitig. Sie ist ihm irgendwann so erlegen, das sind ganz klare Situationen, wo sie wirklich verzweifelt irgendwie sich ihm noch entgegenwirft. Und er sagt, nee, jetzt nicht mehr. Das finde ich ganz schrecklich. Er versucht das ein bisschen zu verschleiern durch dieses ganze Geschwurbel in der Machart des Films. Aber es ist ein eindeutiges Motiv, was ich einfach nicht mehr sehen will. Ich glaube, ich verstehe total, was du meinst. Ich finde tatsächlich, also ihre Affäre, es ist ja weniger so, dass sie sich so krass gegen ihn wehrt. Sondern ihre Affäre ist ja sehr schnell in diesem leidenschaftlichen Modus, der dann auch in so einer Montage gezeigt wird, wo sie ständig einfach zusammen ins Bett fallen. Übrigens auch tatsächlich, um das noch dazu zu sagen, Wong Kar Wai war noch nie so sexuell in seinen Filmen. Das ist total krass. Also seine Romanzen, die er in seinen Filmen immer hat, Liebe spielt bei ihm immer eine große Rolle, sind meistens eher unschuldig und eher von Zurückhaltung und so einer unschuldigen, fast schon platonischen Art geprägt. Und wir haben hier im Mittelteil dann diese Montage von ihrer Affäre, wo wir sie einfach ständig zusammen übereinander herfallen sehen und in das Hotelzimmer fallen sehen. Und ich fand schon, dass das auch oft ein Kampf auf Augenhöhe ist, dass es nicht darum geht, dass er sie rumkriegen will und sie dann irgendwann bricht und irgendwann sein ist und irgendwann komplett ihm verfallen ist, sondern dass es ein ständiger Kampf drum herum ist. Ich gebe dir auf jeden Fall recht, dass es dieses sexistische Motiv gibt und dass es grundsätzlich dieses Motiv gibt, dass Frauen irgendwie als Beute betrachtet werden in seiner Rolle. Aber ich finde, durch ihre Art wird es auch wieder aufgebrochen, weil sie ihn eben auch als Beute betrachtet. Ja, naja, ja, aber sie ist eindeutig, sie zieht immer den Kürzeren, sie ist eindeutig schwächer. Aber es gibt auch diese Momente, wo er sie fragt, hast du jetzt einen Kunden schon wieder? Und sie sagt so, ja, wo sie das auch hat und er fragt dann auch, so willst du mich bestrafen oder sowas? Ja, und sie sagt eindeutig, ich will gucken, ob dich das wirklich nichts ausmacht. Und das ist, ja, weiß ich nicht, das ist so ein kindisches Ding, was irgendwie nicht gut ist. Das ist nicht stark, das ist keine starke Aktion von einer Frau. Also ich gehe mit, dass das auf jeden Fall, was da gezeigt wird, ist irgendwie eine Art von toxischer Beziehung. Weil sie auch überhaupt nicht, weil sie sich nie klar darüber werden, ob das wie viel Romantik da jetzt drin ist und wie viel Körperlichkeit da drin ist. Was aber auch glaube ich daran liegt, dass es bei beiden wechselt, dass sie beide sich selbst nicht darüber klar sind, wie viel Körperlichkeit und wie viel Romantik sie da gerade reinbringen. Und es gibt wirklich diesen unangenehmen Moment, wo er einfach mal so der Jäger ist und die Frau rumkriegen will. Aber ich finde, sie hält schon dagegen und in ihrem Dagegenhalten wird das eben auch kommentiert sein Verhalten. Nun ist die Frage, was will uns der Film dann erzählen, respektive der Regisseur? Ich finde es super, dass du anfängst zu stocken, wenn du den Satz sagst, was will uns der Film sagen. Damit habe ich dich schon ein kleines Stück gebrochen. Und was uns der Regisseur sagen will, interessiert mich noch weniger. Also mich interessiert schon sehr, was der Regisseur uns sagen will, weil das einen großen Teil der Qualität des Films ausmacht. Ob der Film gut ist oder nicht, hängt ganz stark davon ab, was am Ende an Botschaft drin steht. Was der Film sagt. Bitte nicht, was der Regisseur sagt. Der Regisseur kann was ganz anderes sagen als der Film. Der Regisseur kann was ganz anderes sagen wollen, als der Film nachher sagt. Ja, aber dann hat er den Film schlecht gemacht, wenn er nicht das sagt, was er sagen wollte. Aber wenn der Film uns was sagt, was uns überzeugt, und das nicht die Intention des Regisseurs ist, ist der Film super. Der Film kann doch nichts für seinen Regisseur. Das stimmt. Oh Gott, jetzt ist der Film eigenständig. Ich glaube schon, ich glaube schon, dass ich ein Kunstwerk von seinem Schöpfer lösen kann. Und ich glaube, das sollte auch unser Umgang mit Kunstwerken sein. Meinetwegen können wir uns über die Intention des Schöpfers unterhalten, aber letzten Endes wollen wir doch wissen, was ist das Kunstwerk, was sagt uns das Kunstwerk. Und das ist jetzt auch ein großer Appell an die Möglichkeit der Überinterpretation, der Uminterpretation. Das kann man machen. Man kann sich ein Kunstwerk, das vor 200 Jahren gemacht wurde, schnappen und sagen, okay, dann hat sich eben Goethe das und das dabei gedacht, das ist mir vollkommen egal. Pass auf, ich sehe jetzt diesen Film als eine Erzählung von dem und dem und dem und dem und dann einfach ein neues Kunstwerk damit quasi finden. Okay, Sampling. Also gedanntliches Sampling. Im Prinzip ja. Und das ist auch das, was die postmoderne Literaturen und Filmkritik ganz viel macht, was die feministische Postliteratur und Filmkritik auch ganz viel macht. Einfach dieses, wir nehmen uns aus dem Kunstwerk jetzt auch neue Gedanken heraus, die damals überhaupt nicht intendiert waren, weil das Kunstwerk hat eine gewisse Autonomie, sobald es in die Wildnis entlassen wurde. Okay, das ist ein... Flieg, Vögelchen, flieg. Ist in Ordnung, aber Wonkawai, ich meine, das sind nicht mal 20 Jahre her. Ja. Also... Das gilt Abschöpfung. Das ist gemein. Das ist total gemein. Der arme Regisseur. Das ist total gemein, aber damit musst du leben. Wenn du ein Kunstwerk schaffst und dieses Kunstwerk rezipiert wird, dann musst du dir klar darüber sein, dass der Rezipient, die Rezipientin was ganz anderes in dem Kunstwerk sieht, als du gesehen hast. Ja, du hast vollkommen recht. Ja, ich trage dir das Kunstwerk, umso krasser ist das natürlich. Trotzdem will ich über exist noch lebende, besonders Regisseure nachdenken. Auf jeden Fall. Was deren Intention ist, egal ob sie es geschafft haben, das zu transportieren oder nicht. Ja. Natürlich sind es dann zwei Felder, da hast du recht. Dann müsste man überlegen, was will der Film oder was kann der Film uns sagen und was will der Regisseur uns sagen. Das Problem ist, dass unser Hauptdarsteller am Ende eine zweite Chance hat, diese Frau zu bekommen und sie wieder wegschickt und sie damit als nicht besonders wichtig für sein Fortkommen und für das erachtet, was in seinem Leben eine Rolle spielt. Da frage ich mich zum einen, warum erzählt er uns das überhaupt, wenn das nicht die wichtigste Episode seines Lebens ist, wenn diese Frau eigentlich gar nicht so wichtig ist. Was soll das, was erzählt er uns da, warum erzählt er uns das? Und zum anderen, was für ein Bild macht mir das auf, was er tatsächlich von der Frau hatte? Ich glaube, die Affäre, die er mit dieser Beiling hat, und ich kann mir gut vorstellen, dass das auch die Intention von Wong Kar Wai ist, ist vor allem, dass diese ganze Art der Affäre, auch mit ihrer Schmutzigkeit, auch mit ihrer herablassenden Art, dass die eigentlichen Ausdruck von seiner inherenten Traurigkeit ist, weil er eben diese Sehnsucht hat nach einer Liebe, die er nicht findet und dass das so eine Art Stück Kompensation ist. Aber letzten Endes vor allem ein Ausdruck auch von seiner Traurigkeit, weil unser Protagonist ist ein unglaublich trauriger Mensch und auch in den Momenten, in denen er nicht traurig ist, auch in den Momenten, in denen er das Nachtleben genießt, trägt er immer so eine krasse Traurigkeit mit sich. Und ich glaube, darum geht es. Und darum geht es auch bei den anderen Frauen, die in dem Film vorkommen, dass er letzten Endes eigentlich versucht, irgendwas zu finden, was er nicht wirklich finden kann. Und ich glaube, er macht darin auch eine Entwicklung durch, eben vor allem in dieser Beziehung, die ja keine richtige Beziehung ist, mit der Ying Wen, die ja dann ja auch als Roboter, als Anthroiden in diesen Zug reinschreibt, die Tochter von dem Hotelbesitzer, die mit einem Japaner zusammen ist, der nicht akzeptiert wird. Und sie kommen irgendwann zusammen und mit ihr hat er ja eher eine platonische Beziehung, eine Freundschaft und er schreibt ja für sie. Wir haben schon auch Sex. Man sieht es nicht wirklich, es wird nicht so ausgeschlachtet. Er glaubt, in ihr eine Seelenverwandte gefunden zu haben. Er schreibt diese Geschichte eigentlich für sie und ihren Freund und er will ja auch, dass sie ihren Freund anruft. Er hilft ihr auch, mit ihrem Freund zu kommunizieren und stellt dann fest, dass er sich reinschreibt, dass er sich als diesen Japaner schreibt. Und das ist so ein krasser Moment der Ernüchterung, wo er dann ja auch sagt, er schreibt die Geschichte von dem, der sich in die Anthroiden verliebt und sie kann die Liebe nicht zurückgeben. Und er krübelt, woran das liegt und dann stellt er fest, das liegt einfach daran, dass sie jemand anderen liebt. Die ist keine gefühlslose Anthroiden, sondern die liebt einfach jemand anderen. Und er lässt den Gedanken an sie dann ja auch los. Also ich finde, das ist so ein Moment des Wachstums. Er versucht diese Traurigkeit irgendwie zu füllen. Er hat diese schreckliche Affäre mit der Beiling und dann hat er diese spannende, auch überhaupt nicht toxische Beziehung zu dieser Ying Wen. Und er stellt fest, das funktioniert aber nicht, weil sie einfach diesen anderen liebt. Und dann nicht einfach er lässt sie ziehen, sondern er ist einfach auch gereift und stellt das fest und akzeptiert das dann auch. Das stimmt. Das ist auch tatsächlich einer der Momente im Film, wo er sich fängt, also wo der Film sich fängt, wo ich das Gefühl habe, okay, das ist etwas, was ich mir tatsächlich angucken will, wo ich auch ein Gefühl dazu habe, weil das nicht auf Sex abgestellt ist, weil er nicht schlimm mit ihr umgeht, weil die irgendwie, obwohl sie am Ende ist, ist sie auch nur seine Sekretärin, habe ich das Gefühl. Es gibt das, was gezeigt wird, ist, dass sie aufschreibt, was er sagt. Finde ich wiederum scheiße. Eine schlechte Entscheidung. Wirklich? Das hast du ausgelie- Ich finde, sie schreiben zusammen. Ja, das sagt er, aber was gezeigt wird, ist, er sagt etwas, was sie aufschreibt. Ja. Es gibt da zwei Ebenen und in mir ist dann eine Verwirrung, weil er das eigentlich sagt. Er sagt eigentlich, sie schreiben zusammen und sie hat irgendwie ganz tolle Ideen, aber was er zeigt, ist das andere. Das ist sowieso, also das ist auch tatsächlich ein Moment, wo das so sehr ineinanderfließt, weil dann haben wir auch diesen großen 2046-Blog, das ist in der Mitte. Und dann ist diese Affäre zu Ende und dann kommt diese Geschichte mit Ying Wen und wo er schreibt und wo er irgendwie versucht, ihr eine Geschichte zu schreiben. Er schreibt diese 2046er-Geschichten, was dann später zum 2047-Roman wird und dann, während sie, und er findet es total schön, er fühlt sich wirklich wohl. Ich glaube, die haben eine platonische Beziehung. Ich glaube, da gibt es nichts Sexuelles zwischen denen. Ich glaube, es wird schon irgendwann gesagt, dass sie was haben, aber es ist nicht wichtig für den Film. Insofern kann man es wohl als platonische Beziehung begreifen. Und dann redet er natürlich darüber, was er schreibt und dann haben wir diesen 2046-Blog, wo der Japaner, den er eigentlich als ihren Freund geschrieben hat, aber eigentlich schreibt er über sich. Und dann ist es eine andere Figur, die in diesem Zug ist und das sind diese Androiden, die irgendwie als Zugbegleiterin da sind, um dir zu helfen. Und das sind natürlich die Frauen. Alle Frauen in diesem Film sind dann die Androiden in diesem Zug. Es ist auch ein bisschen frustrierend. Das ist definitiv dieses heteronormative Moment und definitiv dieser männliche Blick. Wir haben hier einen radikal männlichen Blick auf die Liebe. Ich kann es nur nochmal wiederholen. Ich bin ganz bei dir, auf jeden Fall. Und dann haben wir diesen Moment, wo er sich halt in diese Androiden verliebt, die einfach stumpf bleibt und die nichts erwidert. Und er fragt sich halt, was ist mit ihr los? Warum funktioniert das nicht? Dann gibt es in der ersten Mal noch so eine Fake-Erklärung, dass sie dadurch, dass sie so lange gereist ist, also so eine Fatigue, nennt er es, einsetzt, also so eine Erschöpfung. Und dass sie deswegen irgendwie Stunden braucht, um eine Emotion dann auch zu zeigen, die sich entwickelt und die dann irgendwann am nächsten Tag rauskommt. Sie kann plötzlich am nächsten Tag über irgendwas lachen, was davor erzählt wurde. Aber es ist auch dieses Motiv, diese Fatigue, die tragen ja alle Figuren mit sich. Die ist ja permanent in dieser Geschichte vorhanden, dass irgendwie alle so ein Gefühl von unterwegs sein und gleichzeitig stillstehen haben. So dieses Verloren in diesem stillstehenden, sich bewegenden Raum. Ich finde, das ist ein ganz merkwürdiges Gefühl, was damit transportiert wird. Aber ich finde es ein starkes Gefühl. Das ist im Grunde das, was er mit 2046 beschreibt. Also der ganze Film ist im Grunde 2046, weil du im Grunde die ganze Zeit in Erinnerung verhaftet bist, also selbst zur Erinnerung wirst mit jedem Moment, den du lebst und irgendwie feststeckst irgendwo. Und das in einer Melancholie, die man nur hat, wenn man an bestimmte Sachen sich erinnert, die irgendwie gleichzeitig Trauer und Glück evozieren. Ich finde es tatsächlich ein starkes Gefühl, was da ausgelöst wird. Also das, was bei mir total klickt. Und ich habe jetzt, als ich ihn jetzt noch mal gesehen habe, hatte ich auch gedacht, oh ja, das ist ein krass heteronormativer Blick. Das ist ein krass man gaze, der aufgemacht wird und so weiter. Aber dieses Gefühl, was der Film vermittelt, das kriegt mich trotzdem, weil ich es einfach, ich finde es einfach stark. Ich finde sowohl in der Erzählhaltung als auch in den Bildern wird das sehr stark rübergebracht. Das fängt mich einfach ein, das kriegt mich einfach gefangen. Und das liegt natürlich auch an den Bildern. Also vielleicht kannst du auch noch mal was zu den Bildern sagen. Das müssen wir auf jeden Fall. Ich habe auch gerade darüber nachgedacht. Er hat natürlich eine sehr spezielle Bildsprache. Irgendwie hat er es geschafft, jedes Bild sehr, sehr genau und sehr reich auszustatten. Die Beleuchtung ist eine sehr genaue und er hat wirklich sehr viel mit sehr stimmungsvollem Licht, wie es in den Raum tritt, wie es sich im Raum verteilt, wie er Bilder aufbaut. Ich habe das Gefühl, es gibt diesen Spruch, Vordergrund macht Bild gesund. Es gibt viel Vordergrund. Es gibt wahnsinnig viel Vordergrund, der dann irgendwie so Hälfte von Gesichtern verbirgt oder irgendwie andere Sachen sich davor stellt. Was aber ein sehr schönes Bild macht. Also wirklich, wenn jemand als Kameramann neu in etwas hineingeht, guckt euch ruhig diesen Film an und nehmt es als Vorbild, weil ich mag die Art und Weise, wie er scheinbar unwichtige Dinge im Vordergrund einfach sehr weit ins Bild hin, also fast zwei Drittel manchmal des Bildes nimmt irgendein unscharfes Ding im Vordergrund ein, was dann vielleicht später noch wichtig wird. Also filmerzählerisch wäre es natürlich sinnvoll, wenn das, was da zu sehen ist im Vordergrund, was wir jetzt nicht definieren können, im Umschnitt irgendeinen Sinn ergibt oder sowas. Macht das nicht immer, ist aber auch nicht so wahnsinnig wichtig. Hier findet sich ein schönes Bild. Und natürlich, was ich ganz seltsam fand am Anfang, diese Zeitlupen, die keine Zeitlupen waren. Also sie haben das nicht als Zeitlupe gedreht, sondern im Nachhinein verlangsamt. Und dadurch, dass das so stark verlangsamt wurde, sie haben ja trotzdem nur 24 oder 25 Bilder in der Sekunde zur Verfügung, wird es so ein stockendes Ding. Und dieses stockende Ding hat mich am Anfang genervt, weil ich gedacht habe, ja, hätten sie es nicht in Zeitlupe drehen können, wenn sie eine Zeitlupe haben wollen, machen sie doch, sollen sie eine Zeitlupe drehen. Ich weiß nicht, ob das von Anfang an der Plan war oder ob sie im Nachhinein im Schnitt gemerkt haben, ach nee, eigentlich wäre es viel geiler, wenn hier eine Zeitlupe wäre, oh guck mal, das sieht so ein bisschen künstlerisch aus, sieht nach Kunst aus, komm lass uns das so machen. Weiß ich nicht genau, ich traue ihm beides zu. Ich weiß auch nicht, ob eine Zeitlupe, wenn man sie als Zeitlupe gedreht hätte, den gleichen Effekt gehabt hätte, wie das, was jetzt passiert ist. Jetzt hat es einen sehr künstlerischen Effekt. Ja, trägt der ganze Film mit sich rum, so einen künstlerischen Schleier. Also ich habe mir als Stichwörter aufgeschrieben, poetisch, elegisch, irgendwie so ein bisschen, also er zelebriert die Bilder so sehr, hat auch Cinemascope drin die ganze Zeit. Ja, das ist ja auch irgendwie, hat er vorher nicht so gemacht. Genau, hat er vorher nicht gemacht und es sind so sehr, es sind auch sehr ruhige Bilder, aber es ist jetzt nicht so, dass er krass im totalen verharrt, sondern es sind eigentlich, wie du schon sagst, es sind eigentlich Narren, die aufeinander folgen, aber die Bilder werden dafür, dass es Narren sind, relativ lange gehalten auch und erzählen auch mehr Raum, weil sich die Kamera auch langsam bewegt in diesen Narren und man ein bisschen mehr noch einfängt, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Ich glaube, bei diesem Film spielt es auch ganz krass eine Rolle, in welcher Qualität man ihn sieht. Ich habe ihn leider nur auf DVD. Ich hätte ihn so gerne auf Blu-ray. Das Problem ist, ich hätte auch gerne die anderen Filme von Wong Kar Wai auf Blu-ray. Das Problem ist, es gibt von Wong Kar Wai tatsächlich ein Set mit allen seinen Filmen von Kriterion, die ja immer die guten Box-Sets machen. Das Problem ist, das kostet 250 Euro. What the fuck? Genau. Und das ist USA. Und das heißt, ich kann es gar nicht bei mir zu Hause spielen. Es gibt den Film in unterschiedlichen Qualitäten. Ich habe den damals im Kino gesehen und ich weiß, es war einfach noch mal ein krasseres Erlebnis als auf DVD. Vor allem, wenn du DVD guckst auf dem modernen HD-Fernseher, verliert es einfach. Und ich glaube, wenn man den sieht in HD oder noch besser in 4K, vernünftig re-digitalisiert, nicht einfach nur DVD kopiert und Kriterion macht das vernünftig, dann ist es wahrscheinlich von den Bildern noch mal ein anderes Erlebnis und noch mal stärker und fängt das noch mal besser ein. Aber 250 Euro für eine Blu-ray-Box ist so teuer. Ja. Und kann man das abspielen? Die ganzen Geräte, die wir hier haben, sind nicht darauf ausgelegt. Aber kannst du das irgendwo in einen Computer einfach reinstecken und kannst sie trotzdem lesen? Man kann bestimmt irgendwas machen. Aber den Computer nicht. Du brauchst einen Blu-ray-Player, der für die Region ist. Ich glaube, es gibt einen UK-Box-Set, aber ich glaube, ich befürchte, das ist noch teurer. Ach du Scheiße. Oh fuck. Das ist wirklich so eine Schmerzgrenze. Das sind auch schon einige Filme von ihm drin. Ich weiß nicht, ob ich so viel Geld dafür ausgebe. Ah fuck. Aber es ist halt so immer das Gefühl, es lohnt sich, weil die Bilder wirklich stark sind. Der Film lebt natürlich auch ganz viel von seinen Bildern. Also ich sehe die Probleme in der Handlung gerade in der Perspektive. Die Bilder machen total viel weg für mich, weil die Bilder einfach dieses Gefühl der Sehnsucht und dieses Gefühl der Melancholie und dieses Gefühl des Verlorenseins in einer statischen Bewegung. Das ist auch so schwer, das zu beschreiben, weil das alles so abstrakt ist. Weil die das wirklich gut einfangen, eben auch zum Beispiel durch diese etwas hakeligen Zeitlupen. Durch diese, teilweise wirken die Bilder auch so ein bisschen verzerrt. Es gibt so ein paar Momente, wo du das Gefühl hast, da wurde ein 16 zu 9 Bild so anamorphisch ein bisschen gepresst. Das kann ich mir nicht vorstellen. Der hat ja wirklich mit anamorphischen Linsen gedreht. Ja, ich weiß nicht. Es gibt auf jeden Fall so einen Effekt. Du guckst mich gerade so an, als dir das nicht aufgefallen wäre. Ich finde, es gibt teilweise so einen Verzerrungseffekt. Ich weiß nicht, mit welchen Linsen er das gedreht hat, aber es gibt so manche Bilder, die irgendwie gezerrt wirken. In die Länge oder? Nee, das weiß ich jetzt nicht ganz genau. Ich hatte auch ein, zwei Stellen, wo die Verzerrung drin war, aber dann auf eine andere Art und Weise, wo das mehr offensichtlicher Effekt für den Moment war und nicht so verzerrt in die Länge. Nee, das nicht. Und auf jeden Fall also in diesen 2046er Bildern, die letzten Endes vielleicht so 20 Minuten von dem Film ausmachen, kommt die Ästhetik natürlich am stärksten zur Geltung, weil da auch sehr krasse Farben sind, weil er dieses Neonlicht hat und weil wir diese Züge haben und diese Bilder der Verlorenheit in den Zügen, das fand ich schon beeindruckend. Tatsächlich, man sieht diesen Block und man denkt sich, ach, eigentlich wäre es spannend, davon mehr zu sehen. Eigentlich wäre es interessant, das Ganze noch mal eine Stunde daraus zu machen. Was wäre, wenn wir jetzt wirklich in dieser 2046er-Handlung verloren gehen würden? Das hat er sich auch gedacht. Der Science-Fiction-Teil war mal 50 Prozent des ganzen Dinges. Das haben sie aber wegkürzen müssen, weil es sich zu teuer geworden wäre. Und wir sind im Jahr 2004 und er hat das ja schon vier Jahre vorher angefangen oder fünf? Ja, in The Mood for Love hat er eigentlich schon Gedanken davon im Kopf. Also er hat das offensichtlich auch, es gibt auch diesen anderen Film, den ich noch nicht gesehen habe von ihm, Days of Being White, wo diese Lulu, diese erste Frau, der er in 2046 begegnet, die dann von ihrem Freund erschlagen wird, wo die eine Rolle spielt. Und er hat das offensichtlich sich irgendwie so als Kosmos gedacht, was ganz spannend ist, weil, wie gesagt, In The Mood for Love ist schon ein anderer Film. Obwohl es der selbe Protagonist ist, ist es eine andere Figur und es ist auch eine andere Erzählhaltung. Und ich finde dieses Bild, dass es ein Echo ist, finde ich so schön, weil es ist tatsächlich, man muss die Filme nicht gesehen haben, um diesen Film sehen zu können. Also wenn man Verständnisprobleme hat, ist das total nachvollziehbar, weil der Film eben abstrakt erzählt und konfus erzählt. Aber es liegt nicht daran, dass man die vorangegangenen Filme nicht gesehen hat. Die sind nicht wichtig dafür. Es wird genug auf die referiert, dass man als Fan sagen kann, ach schön, die, die kommen wieder vor. Okay, interessant. Und dann ist man aber doch in diesem Film eben drin und der Film ist einfach anders. Was ich ganz spannend finde, ist, dass der Film zur Cannepremiere drei Stunden bevor er hätte gescreened werden sollen, erst am Flughafen war und sie das irgendwie ändern mussten. Ja, großes Drama. Oh mein Gott. Und dann haben sie da eine Version gehabt, wo die Special Effects eben eher rudimentär drin waren. Also das war gar nicht die finale Fassung dann tatsächlich. Ja. Und das ist schon... Das ist schon hart. Und er wurde trotzdem total gefeiert. Ja, total krass, man. Aber Cannes mag auch solche Filme. Ich finde, der hat Cannes schon so draufgelatscht. Also es ist überhaupt kein Wunder, dass der in Cannes Standing Ovations kriegt, weil das ist einfach so in dieser poetischen Art, die man auch als forciert empfinden kann. Natürlich kann man sagen, das ist auch ein bisschen Kunstgewichser, was da passiert. Es ist irgendwie klar, dass er da ankommt. Und wie gesagt, mich kriegt er auch auf einer emotionalen Ebene damit. Also es ist nicht nur so, dass ich denke, ach, schöne Bilder, interessant, etwas kryptisch, mosaikhafter Handlungs, sondern ich merke wirklich, der Film löst in mir ein Gefühl aus und das funktioniert. Also auf dieser effektiven Ebene ist der Film für mich auch sehr erfolgreich und sehr effizient. Was ich interessant finde, ist noch, dass die Figuren, was wir natürlich als Deutsche überhaupt nicht beurteilen können, jeweils ihre eigene Sprache sprechen. Ja. Ich sehe natürlich nur die Untertitel, die sind alle auf Englisch, aber im Grunde müssten sie dann auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Polnisch sein oder so. Genau. Also wir befinden uns im riesigen Staatsgebiet China und dann in diesem kleinen südöstlichen Teil Hongkong, der ja nicht wirklich zu China gehört und darauf referiert der Film ja auch direkt. Es ist 2046, ist ja auch ein besonderes Jahr für Hongkong. Lass uns das mal ausdiskutieren, also beziehungsweise erzähl mir mal so ein bisschen, was du hast dich ja ein bisschen informiert. Ja, machen wir kurz unser Lexikon auf. Oh yeah. Also, der Film referiert auf das Jahr 2046 mit seinem Titel und ist das letzte Jahr, in dem Hongkong seinen Sonderstatus hat. Dieser Sonderstatus ist orientiert an dem Konzept Ein Land Zwei Systeme, der Hongkong von der Volksrepublik China im Grunde versprochen wurde in einer Art Verfassungsprinzip. Und zwar wurde das von Deng Xiaoping, dem Führer der Volksrepublik China von damals formuliert in den frühen 80er Jahren und das besagte, also eigentlich war seine Idee, es soll nur ein China geben. Das betrifft eben nicht nur Hongkong, sondern auch zum Beispiel Taiwan. China hat eine gewisse expansorische Zielsetzung und die wollen eigentlich alles in einem Land haben. Aber, das war Teil dieses Prinzipes, diese autonomen Regionen, die irgendwie so einen Sonderstatus haben, weil sie ein bisschen länger zu Großbritannien gehört haben, dürfen ihr eigenes System behalten. Und das gilt unter anderem für Hongkong, das eben ein kapitalistisches und demokratisches System hat. Während dem Rest von China halt eben dieser Sozialismus, der irgendwie sich als Volksrepublik bezeichnet und irgendwie auch demokratische Elemente beinhaltet herrscht. Und das merkt man auch. Also es gibt krasse kulturelle Gegensätze zwischen Hongkong und China. Hongkong ist einfach mal sehr westlich orientiert und sehr an kapitalistischen Prinzipien angelegt und an sehr demokratische Prinzipien angelegt. Das hat auch immer für Konfliktpotenzial gesorgt zwischen China und Hongkong. Im Jahr 1997 wurde die Kolonie Hongkong, die vorher britisch war, an China zurückgegeben und in diesem Ein-Land-Zwei-Systeme-Prinzip wurde dann festgehalten, ihr kommt zurück zu uns, aber ihr dürft euren Kapitalismus und eure Demokratie behalten für 50 Jahre. Und wenn du von 1997 hochrechnest, dann ist 2047 das Sticher, in dem dieser Sonderstatus aufhört. Viele Expertinnen sagen, der Sonderstatus hat eigentlich schon aufgehört. Und das ist vor allem das, was wir in den letzten Jahren erlebt haben, wo es ja diese Unruhen gab in China. Und vor allem verursacht durch das Sicherheitsgesetz von 2020, wo einfach die kommunistische Partei von China noch mal festgelegt hat, wir dürfen hier eingreifen, wir dürfen hier eingreifen und diese Rechte als Sonderregion hat Hongkong eigentlich dadurch schon verloren. Und die kämpfen noch dagegen, die Hongkonger. Und es gibt ja diese politischen Proteste dagegen und es gibt auch offensichtlich eine starke, junge, revolutionäre Gruppierung, mehrere Gruppierungen, die dagegen aufbegehren und sie haben aber keinen Erfolg damit und der Westen hält sich halt ziemlich raus. Es gab dann ja auch dieses Skandale, dass dann wirklich politische Aktivisten aus Hongkong verschwunden sind einfach. Ach du Scheiße. Jahre später wieder in China irgendwo im Gefängnis aufgetaucht sind, weil da darf man sich nicht täuschen lassen. China ist halt echt ein krasser Staat und China geht echt krass gegen politische Dissidenten vor. Und da ist nicht so, dass du verhaftet wirst und dann kannst du deinen Anwalt anrufen, dann wirst du verhaftet und keiner weiß, wo du bist. Deine Familie weiß nicht, wo du bist, deine Anwälte wissen nicht, wo du bist. Und dann kannst du irgendwo in China in irgendeinem Gefängnis sitzen und bist einfach verschwunden von der Außenwelt. Und das ist halt krass einfach. Also das hat eine krasse Bedeutung für die Hongkonger Bevölkerung, weil es geht halt irgendwie um ihre Freiheit. Und dieses Jahr 2047 ist halt so ein bisschen auch so ein Damoklesschwert, was über Hongkong schwebt, was jetzt schon so ein bisschen gefallen ist. Also jetzt im Jahr 2021 gucken wir einmal drauf und sagen, okay, also viele ist davon jetzt auch nicht mehr übrig. Aber sie klammern sich so an die letzten Reste von klassischem demokratischen Rechtssystem, das sie haben und wollen das eigentlich erhalten. Aber sie werden das wahrscheinlich verlieren. Schon nach der Hälfte der Zeit. Ja toll. Und es wird dann halt, wenn wir das Jahr 2047 haben, kannst du fest davon ausgehen, wenn es nach der chinesischen Führung geht, wird Hongkong einfach ein Teil von China sein. Und es wird auch wirklich nochmal spannend, was im Rahmen dieser 20 Jahre, die das ja jetzt noch sind, wo das eigentlich jetzt schon fast komplett vollzogen ist, was da noch passieren wird. Also wie werden die Hongkonger sich dagegen wehren? Wie wird der Westen darauf reagieren? Das finde ich besonders spannend. Was für eine Richtung schlägt der Westen da ein? Weil China ist einfach ein unfassbar mächtiger Staat mittlerweile. China hat eine unglaublich krasse wirtschaftliche Macht. Und China ist auch ein spannender Staat und auch ein spannendes Gesellschaftssystem, weil China tatsächlich Imperialismus betreibt. Aber auf komplett andere Weise, als wir es von westlichen Staaten kennen. Und ich bin kein Experte, was chinesische Außenpolitik oder Innenpolitik betrifft. Aber China hat offensichtlich eher so einen kulturellen Imperialismusgedanken. Das heißt, sie halten ihre Art zu leben für die Beste und wollen die exportieren, was man meinen könnte, was sehr nah an dem Amerikanischen ist. Bei den Amerikanischen ist es halt tatsächlich auch sehr stark dieses politische, also die Demokratie. Und China ist, glaube ich, eher so, dass sie sehr auf ihre Kultur stolz sind. Und zu dieser Kultur gehört eben weniger zwingend das politische System als vielmehr so eine grundsätzliche Haltung, was das Verhältnis Individuum zu Gesellschaft, zu Staat betrifft. Und da ist China halt einfach, da gibt es halt viel stärker diesen Kollektivgedanken zum Beispiel. Interessant dabei, China will tatsächlich, will eigentlich, will anderen Ländern zeigen, dass es überlegen ist. Deswegen erleben wir jetzt zum Beispiel, dass so in den Westen immer mal wieder große chinesische Produktionen rüber schwatten. Zum Beispiel auf Netflix lief ja diese fliegende Erde, wo die Erde so ein großer Science-Fiction-Film, der Blockbuster von China, ein sauteurer Film. China versucht westliches Blockbuster-Kino bzw. chinesisches Blockbuster-Kino zu machen. Aber nach einigen westlichen Gedanken, um quasi zu zeigen, hey, wir können das auch. Wir brauchen nicht Hollywood, wir können Hollywood. Dann guckt man sich es an, stellt fest, nee, könnt ihr nicht. Ihr habt das Geld. Aber es ist einfach, und entsprechend funktioniert es auch nicht so bei uns. Also guckt ihn ja mal an. Ich schaue mir mal an, ja. Guckt ihn euch an. Es ist ganz interessant, wie China versucht Blockbuster-Kino zu machen, mit dem Gedanken auch zu zeigen, wir haben auch eine starke Kultur. Und in China weiß ja halt auch jeder, wie es in Hollywood aussieht und dass es tolle Hollywood-Filme gibt und so weiter. Und das ist halt so das Gegengewicht dazu. Mit dem Gedanken natürlich, wenn wir noch 50 solcher Blockbuster hinkriegen, die dann in den USA genauso viel geguckt werden, dann hat Hollywood gegen uns verloren. Das ist der chinesische Imperialismus-Gedanke. Aber dann guckst du die Filme und stellst halt fest, dass sie es nicht so schaffen, dass sie das so einfach machen könnten. Das ist ein total spannendes Thema. Und chinesische Politik, Innenpolitik, Außenpolitik. China als Machtfaktor, sowohl wirtschaftlich als auch politisch super spannend. Ich weiß viel zu wenig drüber. Macht euch laut darüber. Es gibt bei Krautreporter gibt es einen tollen Text, mehrere tolle Texte zur chinesischen Politik und zum chinesischen Imperialismus-Gedanken. Das ist auf jeden Fall spannend. Und ich frage mich gerade, ob der Film dann eigentlich nur bei uns nicht so ankommt, weil wir einfach kulturell anders ticken. Und die versuchen sich anzuschmiegen kulturell, damit wir verstehen, wovon die reden. Aber das natürlich nicht geht, weil welcher chinesischer Filmemacher hat wirklich so den Zugang zur westlichen Hollywood. Aber das ist ganz wichtig. Das ist kein chinesischer Film. Das ist ein Hongkonger Film. Ach so. Er hat natürlich den Hongkonger Background. Das finde ich sieht man auch an seiner Haltung. Also man unterscheidet sich von chinesischen Filmen. Wenn du chinesische Filme guckst, chinesische Blockbuster, ich habe nicht viele gesehen, aber die, die ich gesehen habe, auch die besseren, du siehst einfach diese kulturelle Haltung dahinter. Ja, genau. Zum Beispiel, dass das Individuum eine ganz andere Rolle einnimmt als in unseren Filmen. Bei uns, also wenn wir zum Beispiel das Blockbuster-Kino angucken aus Amerika, die Helden, die die Welt retten, sind Individuen, die durch ihre kämpferische Tätigkeit Übermenschliches schaffen. In den chinesischen Blockbustern sind die Helden die, die sich dem Kollektiv unterordnen. Ein ganz krasses Beispiel ist dieser Hero zum Beispiel. Das ist so ein Wusha-Film, so ein chinesischer Historien-Kampffilm. Und da geht es einfach darum, da wird einfach eine krasse Ideologie vermittelt. Und du siehst das und denkst erstmal, wow, das ist ganz schön kollektivistisch, was ihr da sagt. Da wird einfach gesagt, opfere dich für die bessere Sache. Und dieser Film über die fliegende Erde, der funktioniert auch nach diesen Prinzipien. Da wird auch so gedacht, es ist nicht der individuelle Held, der gewinnt, sondern es ist der, der sich komplett dem Gemeinschaftssinn unterordnet. Und versuchen wir jetzt mal wertneutral zu sagen, ohne das Wort Kollektiv. Und es ist ja durchaus was, worüber man debattieren kann, auch jetzt in Zeiten von Corona. Wenn wir zum Beispiel sagen, wir wollen eine Impfpflicht. Wenn wir sagen, wir finden, dass wir uns impfen lassen sollten, um die Alten und Kranken zu schützen, hat das natürlich diesen Gemeinschaftssinn. Ja, und die Impfpflicht, eine gesetzliche Impfpflicht, würde dieses kollektivistische nach vorne drücken? Auf jeden Fall. Die Frage ist, ab wann wird es problematisch? Genau. Und das betrifft ja auch andere Sachen. Also alles Wirtschaftspolitische, was in die planwirtschaftliche Richtung geht. Eigentlich ganz traditionelle linke Ideen haben natürlich auch diesen kollektivistischen Gedanken. Das muss man dazu sagen, dass China ist kein Muster sozialistisches System. China ist irgendwie so ein staatskapitalistisches System. Also wo mittlerweile Planwirtschaft auch ganz viel durch klassisches Unternehmertum ergänzt wird. Plus natürlich auch mit dieser ganz krassen Arbeitsmoral, die den Wachstum im Blick hat. Und die Arbeitszeiten in China sind ja absurd. Also wie die Leute in China arbeiten müssen, ist einfach nicht vergleichbar mit dem, was wir hier haben. Also wir haben eine 40-Stunden-Woche, die echt schon, finde ich, hart ist. Das ist ein Luxus im Vergleich zu dem, was in China teilweise an Arbeitspensum aufgebracht werden muss. Es lässt sich an der chinesischen Geschichte sehr klar definieren, an welchem Punkt die gesagt haben, okay, wir machen unseren Staat jetzt auf für den Kapitalismus des Restes der Welt. Und das ist der Beginn der Aufstrebung des chinesischen Marktes, des chinesischen Staates, was ja im Grunde eins ist, der zu der Weltmacht geführt hat, die China jetzt ist. Wo wir einfach irgendwie quasi noch immer in Zeitlupe versuchen dazwischen zu springen. Aber es natürlich nicht schaffen rechtzeitig. Und es ist wirklich spannend, weil ich kann auch verstehen, dass es als Bedrohung wahrgenommen wird. Weil wenn ich mir anschaue, was es eben für Haltungen gibt zur Arbeitsmoral, zum Beispiel in China, finde ich das wirklich krass bedrohlich. Also ich möchte nicht so leben. Um Gottes Willen, nein. Aber das ist ein spannendes Thema für eine ganze Folge, sich damit auseinanderzusetzen, was gesellschaftsphilosophisch, wo man da landen möchte und wo nicht. Die Frage individuelle Freiheit versus gesellschaftliche Verantwortung ist keine Frage, die man einfach so ein paar Sätzen abwischen kann. Aber sehr spannend, aber sehr spannend. Gut, wie sind wir jetzt dahin gekommen? Wir waren bei unserem Lexikon, das wir jetzt zumachen können. Ah, genau. Das war, das muss man sehen, Lexikon. So, wieder weggepackt, ab in den Bücherschrank damit und wieder zurück zum Film. Ja, um nochmal kurz zu diesem sexistischen Moment zurückzukommen. Weil, was natürlich ganz stark in diesem Film verankert ist, ist, dass Frauen Projektionsflächen von ihm sind. Am krassesten wird das dadurch deutlich, dass es diese zwei Lieben gibt, denen er hinterherhängt, die beide den gleichen Namen haben. Es gibt diese Suli Chen, das wir dann eben ganz am Schluss angedeutet. Und zwar Suli Chen ist die aus In the Mood for Love, in die er verliebt war. Diese Frau, deren Mann mit seiner Frau eine Affäre hatte. Und er erinnert sich aber eigentlich nur an sie, weil er zusätzlich in Singapur einer anderen Suli Chen begegnet ist, die eben den gleichen Namen hat. Und das ist offensichtlich auch eine Figur aus einem anderen Film von Wong Kar Wai. Ich glaube, sie ist aus dem Days of Being Wild. Aber da will ich jetzt nichts Falsches sagen. Und die war eine Spielerin im Spielcasino. Und die hat ihm geholfen, nachdem er sein ganzes Geld verloren hat, das zurückzugewinnen, hat gesagt, ich spiele um dir dein Geld zurückzuholen. Aber dann musst du mir versprechen, dass du dann aufhörst mit dem Spielen. Und in diesen beiden Figuren zeigt sich natürlich schon so ein bisschen, wie hier Frauen verstanden werden. Die Frauen sind eben die ganze Zeit Ziel männlicher Sehnsucht und des männlichen Blickes und der männlichen Projektion. Und die Frauen dienen als Projektionsfläche. Natürlich verlieren sie dadurch komplett ihre Individualität und ihren Charakter, weil sie halt letzten Endes nur wahrgenommen werden durch die Augen des Mannes. Und das ist auf jeden Fall ein total problematisches Frauenbild, was damit schwingt. Also ich finde nicht, dass man das auf Toten Teufel, dass man unbedingt das vermeiden muss, diesen männlichen Blick zu erzählen, weil das ist eine realistische Problematik, gerade in den 60ern. Natürlich muss die erzählt werden, aber du kannst es nicht mehr so monokulturell erzählen. Da brauchst du eine ordentliche Diversität in den Themen. Und irgendwie einen Kontrastpunkt, der fehlt so ein bisschen da. Es gibt halt diesen einen Moment, den finde ich wirklich stark, dass diese Ying Wen, dass er versteht, dass sie eine andere Sehnsucht hat, dass sie auch liebt, aber halt nicht ihn, sondern eben diesen Japaner, und dass er sie dadurch loslässt. Und dass er ihr sogar hilft, dass er dieses Buch schreibt, dass er sich mit dem Japaner nochmal identifiziert, eben auch als Sehnsucht könnte ich doch er sein, aber dass er sie letzten Endes ziehen lässt. Und es gibt dann ja auch tatsächlich für sie gibt es das Happy End. Sie heiratet in Japan, und er begegnet noch einmal diesem Hotelier und redet mit dem, und er sagt dann, naja, sie heiratet, und ich habe mich jetzt entschlossen, da auch hinzufahren. Und sie hat auch übrigens den Roman von ihr gelesen, die ist 2047. Hat ihr gut gefallen, aber das Ende war viel zu traurig. Weiß ich auch, ist ein schöner Moment. Und wie er dann da sitzt und versucht, das noch zu ändern, aber irgendwie echt so 10 Stunden, 100 Stunden, er hängt einfach fest und kriegt es nicht hin. Das ist dann ja auch diese letzte Begegnung bei Ling, die er dann auch irgendwie loslässt, wo er sagt, er lässt sie einfach, er lässt sie einfach gehen. Er interessiert sich einfach nicht mehr für sie. Aber er küsst sie doch noch so komisch. Ja, und sie bittet ihn ja sogar zu bleiben, und er haut einfach ab. Und dann sagt er so, eigentlich so en passant, es war unsere letzte Begegnung, und dann sieht man ihn nochmal allein im Auto sitzen. Man hat so ein bisschen das Gefühl, dass auch erzählt wird, dass es einfach ein Mensch ist, der die Einsamkeit für sich gewählt hat, weil er das, was er sucht, nicht finden kann. Also es ist kein optimistisches Ende. Überhaupt nicht. Er ist weiter irgendwie verloren in dieser Zwischenwelt, in diesem Fahnen. Und dadurch, finde ich, wird eben dieses Frauenbild auch nochmal ein bisschen aufgebrochen, weil letzten Endes ist ja er der Verlorene. Also er ist der Einsame und der Traurige, und das, was er da gemacht hat, das hat alles zu nichts geführt. Aber das kannst du dir jetzt auch zurechtbiegen. Vielleicht will er auch einfach nur erzählen, dass er einfach immer Pech gehabt hat im Leben. Ich weiß es nicht. Er kommentiert es ja nicht ausreichend, dass wir uns das irgendwie ordentlich... Nee, nee, der Film kommentiert nicht so viel. Nein, nee, deswegen. Und irgendwie verstehe ich am Ende immer noch nicht, und ich hätte es gerne verstanden, warum er diese eine Frau, mit der er diese toxische Beziehung hatte, warum das so wichtig war, das zu erzählen, und warum das so einen großen, gigantischen Teil des Films ausgemacht hat, und warum er dann nicht wenigstens kurz erzählt, warum er sie halt gehen lassen müssen, ausgerechnet. Warum er nicht die zweite Chance, die sie ihm auch noch gegeben hat, dann gegriffen hat und gesagt hat, okay, mit dir mache ich das jetzt. Ich glaube, sie ist halt so ein bisschen Spiegelung seiner Einsamkeit und seiner Traurigkeit. Bäh. Und dabei auch so ein bisschen... Er betäubt seine Traurigkeit auch in dieser Affäre. Ich finde das Bild ganz schön, dass er auch aufgemacht wird, dass es auch aus einem Mutverlauf ist. Das Zitat, dass die Menschen früher, wenn sie ein Geheimnis hatten, dass sie einen Berg hochgeklettert sind, zu einem Baum gegangen sind und da dieses Geheimnis rein geflüstert haben und es dann verschlossen haben. Mit Matsch. Mit Matsch, damit niemand das Geheimnis erfährt. Das ist ein schönes Bild. Und das ist halt auch einfach diese schweigende Einsamkeit. Natürlich ist das auch so ein überholtes Bild, was männlicher Umgang mit Emotionen betrifft. Letzten Endes geht es, glaube ich, darum, dass wir vor diesem ganzen Geschehen diese eine Liebesgeschichte haben, diese eine Frau, die er wirklich geliebt hat. Und die hat er verloren. Und das ist die Geschichte, die in einem Mutverlauf erzählt wird. Aber die muss man gar nicht kennen. Man muss eigentlich nur wissen, er hatte das Gefühl, er hat die Liebe gefunden, er hat sie verloren und er sucht weiter. Und er sucht und er betäubt sich und er findet nicht. Und er glaubt, eine Seelenverwandte gefunden zu haben, aber sie erwidert nicht seine Gefühle und er sucht weiter und er findet nicht und er betäubt sich und er verhält sich scheiße. Aber letzten Endes ist er irgendwie verloren in dieser Bewegung, in dieser statischen Bewegung. Auch wenn er nicht das so genau sagt, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass er uns eine blöde Romantisierung aufmacht, die einfach aus den 50er, 60er Jahren halt auch ist. So dieses Bogart, dieser einsame Reiter in den Sonnenuntergang, der einfach am Ende immer wieder einsam bleibt und der allein mit allem klarkommt und seine Gefühle nicht nach außen bringt. Was irgendwie wohl mal ein gutes Bild eines Manns gewesen sein muss. Was ich völlig absurd finde. Aber wird es so krass romantisiert? Ich finde, am Ende bei diesen einsamen Reitern war es ja immer auch so ein bisschen so eine Schönheit, die da mitgeschwungen hat, so ein Ideal. Und das ist da nicht vorhanden, weil es ist einfach nur Verlorenheit. Das ist nicht so toll. Er zitiert das nicht so sehr. Aber irgendwie komme ich nicht um rum, weil die Bilder auch so sind und das alles so verschwurbelt erzählt ist, dass er auch romantisch verklärt in seinem Selbstmitleid hängt. So ein bisschen, ja. Das würde ich dir geben. Es gibt eine gewisse romantische Verklärung, die bezieht sich aber vor allem auf diese Traurigkeit. Also der Film ist einfach, letzten Endes ist das alles nur traurig. Es gibt da wenig Hoffnung, wenig Freude. Am Schluss dominiert die Traurigkeit, was ich durchaus spannend finde in einem Liebesfilm. Weil Liebesfilme ja oft darauf zielen, dass man eben seinen Partner filmt. Mit Happy End und allem drum und dran. Und wenn es nur ein trauriges Happy End ist, dass man zumindest sagen kann, das war der Partner und ich habe ihn verloren. Aber trotzdem gibt es dieses Glück, dass ich weiß, es gab den richtigen. Wenn auch nur für einen kurzen Moment. Aber selbst das gibt uns dieser Film ja nicht. Ich habe eine ganz spontane Idee. Wir sollten vielleicht eine Top 3 dazu machen. Eine Top 3 Liebesfilme, egal ob Happy End oder nicht. Perfekt. Unsere Top 3. Als ob wir es verabredet hätten. Als ob wir es verabredet hätten. Ja, liebe Leute, wir haben eine Top 3. Und ich habe Johannes geschrieben, ich will Liebesfilme und ich will keine Romcoms. Weil ich genau wusste, wenn ich das nicht dazu schreibe, dann klatscht mir alles voll mit netten, lustigen, singenden Leuten, die sich am Schluss lieb haben. Und dazwischen ganz viel lachen dürfen. Ich will keinen lachen, ich will melodramatisches Zeug. Ich will Schmerz, ich will Leid, ich will Tränen. Liebe soll wehtun. So, gib mir schmerzhafte Liebe. Also ich habe zumindest die Komödien weggelassen. Aber dass es nun Tragödien sein müssen, hast du nicht gesagt. Ach komm, aber wenn es keine Komödie ist, was soll es denn sonst sein? Oh, ich bin gespannt, was du für mich hast. Hast du drei, hast du vier, hast du fünf? Ich habe acht. Moment, eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht. Okay. Sollen wir eine Top 8 machen? Also die letzten Plätze sind bei mir nicht sortiert. Ja, bei mir auch nicht. Bei mir ist gar nichts sortiert bis jetzt. Okay, dann mache ich mir dran. Ja, los, Platz 8. Platz 8 wäre Fabelheft der Welt der Amélie. Ah. Wäre eine, eine, eine, hast du das in deiner Liste ganz oben? Nein, habe ich nicht, das ist viel zu lustig. Ja, deswegen ist es ja eigentlich nicht in der Liste gelandet. Genau so etwas wollte ich nicht haben. Deswegen wäre es die Honorable Mansion geworden. Viel zu viel Humor, viel zu viel Freude und Märchen und so. So etwas will ich nicht. Mann. Deswegen ist es ja nicht in der Liste. Entschuldigung. Ich glaube, Johannes musste gerade gegensteuern, als ich dieses Mann rausgebrüllt habe. Das Mikro ist kaputt. Meine Nummer 8 ist Amé und Jaguar. Okay. Aber warum wäre der nicht in der Liste gelandet? Der ist ja in der Liste gelandet. Nein, weil wir jetzt nicht Top 8 draus machen. Ja, nee, der ist einfach, also ich liebe ihn. Es gibt so viele. Okay, es gibt einfach zu viele. Es ist ein toller Liebesfilm über eine Beziehung von einer, von der Frau eines Soldaten mit einer Jüdin während der Zeit des Nationalsozialismus, die wirklich gut erzählt ist. Ein wirklich guter deutscher Film aus den 90ern. Okay. Noch eine lustige Sache. Ja, weil wir jetzt eine Top 8 draus machen, ich hätte sonst Honorable Mansion gehabt. Honorable Mansion wäre bei mir jetzt noch gewesen 10 Things I Hate About You. Nein, was? Weil du weißt, ja, weil... Alter. Ich komm damit nicht klar, wenn so was nicht lustig ist. Mann, Johannes. Du könntest dir wenigstens Mühe geben. Kommt noch, kommt uns noch. Platz 7, kein Humor. Angst essen Seele auf von Fassbinder. Ganz großartig. Eine Seniorin verliebt sich in einen Gastarbeiter. Und Deutschland der 70er Jahre und die Beziehung einer alten Frau zu einem Schwarzen wird nicht gerne gesehen. Sie haben mit sehr viel gesellschaftlichem Widerstand zu kämpfen, aber sie halten zusammen und es ist wirklich ergreifend und wirklich ein toller Liebesfilm. Toll. Okay, was wäre jetzt noch nicht in meiner Liste gelandet? Die sagen wir... Ihr sagt nicht Grease. Sonst erwürge ich dich. Oh mein Gott. Nein, ich hätte jetzt noch zu bieten... Jetzt wird es ernsthafter. A Star is Born. Der Neue. Lady Gaga, ja, ja, genau. Lady Gaga und Cooper, oder wie heißt Brandon Cooper? Nee, wie heißt er? Ich weiß es nicht. Ich hab ihn nicht gesehen. Aber sehr schöner Liebesfilm. Es gibt es auch in verschiedenen Varianten, Verfilmungen früher und heute. Und ich finde ihn mit Lady Gaga tatsächlich sehr gut. Den lass ich durchgehen. Ich kann die sechs nicht nennen, sonst nehm ich die einen aus deiner Top 3 weg. Deswegen mach ich mit der fünf weiter. Portrait einer jungen Frau in Flammen. Ein sehr junger Film. Aus dem Jahr 2019. Die Liebesgeschichte einer... Eine Künstlerin soll sie zeichnen. Und soll ein Portrait von ihr entstehen. Und sie soll heiraten. Und sie ist da in Frankreich, in der Britannia, am Meer. Und alle Künstler haben bis jetzt aufgegeben, weil sie hat sich einfach nicht vernünftig zeichnen lassen. Und dann kommt diese Künstlerin da hin. Und sie verlieben sich ineinander. Und haben ein paar wunderschöne Tage dort. Und es ist ein toller poetischer Film, der sehr von seinen Bildern lebt. Und eine schöne Liebesgeschichte erzählt. Okay. Cool. Da fällt mir ein... Auch ein Krannfilm. Henry und June. Kennst du den? Über Henry Miller und Anais Nin? Ja. Auch ein liebes Film. Erotik sogar. Der ist auch nicht schlecht. 1990. Verklärt, aber ganz cool. Mit Tarantino-liebligen... Wie heißt die? Uma Thurman. Der ist nicht in meiner Liste gelandet. Warum? Okay, der nächste. Mein nächster wäre... Jetzt werfe ich den aus der Dings raus. Aus der Top 3. Das kommt jetzt einfach dahin. Die ganze Before Trilogy. Ja, okay. Das ist keine... Aber es ist weder Komödie noch Tragödie. Das stimmt. Das ist okay. Leute, die durch Städte laufen und sich einfach nur unterhalten. Zwei Menschen unterhalten sich, verlieben sich. Das war's. Und es gibt drei Teile davon. Im ersten Teil haben sie nur eine kurze Affäre. Im zweiten Teil kommen sie zusammen. Und im dritten Teil sind sie verheiratet mit Julie Delpy und Ethan Hawke. Und von Richard Linklater, der ein Händchen für solche Filme hat. Ein Talk-Movie. Ja. Ich bin jetzt schon bei 4, weil ich die 6 übersprungen habe. Auf der 4 steht dann The Mood for Love. Den muss ich einfach nochmal reinbringen, weil es wirklich... Also 2046 ist mein... Den mag ich lieber von Wonkawai. Aber In the Mood for Love ist auch ein wunderschöner Liebesfilm, der ganz zurückhaltend ist. Ganz zärtlich, poetisch und tragisch. Und vor allem von dieser Zurückhaltung lebt. Da musst du jetzt 5 und 4 nennen, damit wir zur Top 3 können. Eternal Sunshine of the Spotless Mind. Das war meine 6, die ich dir nicht wegnehmen wollte. Die habe ich nicht in die Top 3 rein jetzt. Aber der ist wirklich wundervoll. Ja, wundervoll und sehr traurig. Kannst du kurz was dazu sagen? Ja, es geht darum, dass Jim Carrey als... nicht als Nobody, als 0815 Typ erfährt, dass seine Ex-Freundin Kate Winslet die Erinnerungen an ihn hat löschen lassen von einer Agentur, die für so was spezialisiert ist, um schlechte Erinnerungen an vergangene Beziehungen zu löschen. Und dann entschließt er sich das auch zu machen. Und der ganze Film spielt aber eigentlich nur in Jim Carrey's Kopf während dieses Löschvorgangs, wo er plötzlich feststellt, oh, ich will sie ja gar nicht vergessen. Und dann versucht die Erinnerung an sie zu retten. Das heißt, er flieht mit ihrer Erinnerung an sie, flieht er durch seinen Verstand und versucht diesen Löscharbeiten zu entgehen. Ein großartiger Mix aus Drama, Liebesfilm und Fantasy. Unglaublich. Also ich wüsste gar nicht, wie ich das schreiben soll. Also das hat ja Dingens geschrieben hier. Kaufmann. Und der hat ja sowieso so einen seltsamen Kopf für solche Sachen. Aber ich wüsste gar nicht, wie ich da rangehen sollte. So ein Thema. Wie findet man Bilder dafür, dass ein Löschvorgang im Kopf stattfindet, dem man versucht zu entfliehen? Und er schafft es auf so grandiose Weise. Es ist unglaublich. Wirklich toller Film. Michel Gondry war übrigens der Regisseur und er heißt auf Deutsch Vergiss mein nicht. Auch ein guter Titel. Durchaus getroffen. Aber der Originaltitel ist einfach zu gut. Das heißt, ich muss jetzt noch enden. Bist du dann schon bei der 3? Dann bist du glaube ich bei der 3, oder? Ja, dann wäre ich schon bei der 3. Sehr gut. Dann sind wir genau richtig. Da kann ich mich nicht entscheiden. Die sind alle eigentlich relativ nah aneinander. Ich würde jetzt einfach mal als 3 her nehmen. Toll. Der Typ in sein Betriebssystem verliebt. Einfach wie Windows. So in der Zukunft. Das wird auch gar nicht so richtig definiert, wie weit in der Zukunft das spielt. Das Betriebssystem ist einfach eine KI, die einfach sich mit Menschen unterhalten kann, als wenn du mit einer Person dich unterhältst. Und er verliebt sich in diese Stimme und in das, was da von der KI kommt. Und die KI verliebt sich in ihn. Und dann sind sie ein Paar. Und es ist ein wunderschöner Liebesfilm. Das ist wirklich toll. Ja, das ist super. Und er ist auch wirklich, er hat auch so diese Melancholidia, die er die ganze Zeit mit sich trägt. Und er erzählt aber wirklich eine schöne Liebesgeschichte. Und es ist so toll, dass es so irgendwann so eine Zeitlang gar keine große Rolle spielt, dass sie eine KI ist. Und sie haben einfach eine Beziehung. Super. Ganz tolle Sexszene. Oh, eine großartige Sexszene. Mein Platz 3. Heaven von Tom Tückwer aus dem Jahr 2002. Einer der weniger bekannten Filme von Tom Tückwer. Ich bin gerade unsicher, ob ich ihn gesehen habe. Mit Cate Blanchett und Giovanni Ribisi. Ribisi, so wird er ausgesprochen. Cate Blanchett spielt eine Lehrerin, die verzweifelt darüber, dass die Drogendealer in ihrer Nachbarschaft ihre Schüler quasi total fertig machen, Drogendeal und richtig halt krass organisiertes Verbrechen betreiben, plant den Chef von dem Ding umzubringen und legt eine Bombe. Allerdings kommt es dann zur Tragödie. Und zwar explodiert die Bombe im falschen Moment und es werden vier unschuldige Menschen getötet. Und sie wird verhaftet. Und ein Polizist, eben von Giovanni Ribisi gespielt, verliebt sich in sie, ein junger Polizist, und hilft ihr dann zu entkommen. Und sie fliehen einfach in die Einsamkeit, in die Einöde irgendwo in der Natur und sind dann da zusammen. Und es ist so eine Liebesgeschichte, die sich zwischen ihnen beiden entwickelt, aber die die ganze Zeit so diesen großen Schatten über sich hat. Zum einen ihre Schuld, weil sie für den Tod von vier unschuldigen Menschen verantwortlich ist. Und zum anderen die Nahekatastrophe, weil man weiß, die Polizei ist hinter ihr her und sie werden nicht entkommen. Also man weiß einfach, ihre Liebe hat keine Zukunft. Oh Gott. Und es ist ein super Film. Tom Tückwer kann einfach unglaublich dicht sein. Krass, Tom Tückwer hat echt viele gute Sachen gemacht. Ein sehr schwermütiger Film, aber wunderschöne Bilder, sehr poetisch. Und dieser krasse Kontrast, dieses Fegefeuer, durch das sie gehen, dieser Himmel, in dem sie sind, wenn sie einfach weg sind, draußen sind, und nichts mehr von ihrer Vergangenheit, zumindest für einen kurzen Moment, nichts mehr von ihrer Vergangenheit um sich ist. Auf Platz zwei wäre bei mir Brokeback Mountain. Ganz toller, sehr emotional berührender Film. Von einem Hongkonger Regisseur, ich muss kurz gucken, das könnte auch ein Chinesischer Regisseur sein, von Eng Lee, der ein, ah, ich hab was falsch gesagt, Taiwanesischer Regisseur ist. Aber Taiwan gehört ja aber Taiwan und China haben auch sehr komplizierte Geschichten, ich kann nicht so viel dazu sagen. Taiwan nennt sich offiziell selbst Republik von China. Also das ist Taiwan, also wenn es nach China geht, ist Taiwan das falsche China. Ich weiß, ich krieg's nicht zusammen. Eng Lee, aber auf jeden Fall ein östlicher Regisseur, der es nach Amerika geschafft hat. Und Brokeback Mountain ist auch ein sehr amerikanischer Film. Deswegen bin ich gerade ein bisschen erstaunt, ich hab nicht gewusst, wer die Regie geführt hat und dann so ein Taiwanesischer Regisseur hab ich nicht erwartet. Ja, toll, zwei Cowboys, die sich aneinander verlieben und auch eine sehr kurze, aber sehr erfüllende Liebesgeschichte haben und auch ein sehr tragisches Ende, ein sehr, sehr lange ausgedehntes Ende dann die Tragik nach der Beziehung. Ja, sehenswert, sehr sehenswert. Vielleicht gucken wir den irgendwann mal plural. Das gehört schon auf die Liste der Filme, die man sehen muss. Auf jeden Fall, 2005, ist auch mittlerweile schon über 15 Jahre alt. Krass, ne? Dein Platz zwei. Mein Platz zwei, auch ich hab tatsächlich relativ junge Filme dabei. Aus dem Jahr 2017 Call Me By Your Name von Luca Guadagnino. Eine Liebesgeschichte zwischen einem Teenager und dem kraftlichen Assistenten seines Vaters. Er kann am Anfang überhaupt nicht leiden und findet ihn arrogant und so. Was aber auch so klar ist, er ist schon in ihn verliebt. Man merkt das irgendwie so ein bisschen. Aber gleichzeitig findet er ihn arrogant und dann so gegenseitige Anziehungen in Italien in den 80er Jahren. Und ne wunderschöne, ganz zurückhaltende Liebesgeschichte, die sehr glaubwürdig sich langsam entwickelt und eigentlich gar nicht keine tragische Geschichte ist, sondern wirklich einfach schön und auch so ein bisschen einfach von der Schönheit der Liebe lebt und von so der Leichtigkeit davon und der Unbeschwertheit, die da ist, wenn die Liebe ganz frisch ist und das perfekt auf den Punkt bringt. Wunderschöner Film. 2017 hat Oskars gewonnen, ne? Moment, mal kurz gucken. Da auch nicht abgeräumt, wenn ich mich richtig erinnere. Sollte er auf jeden Fall, er hätte es verdient. Ja, ne, aber nur nominiert als bester Film 2018. Fürs beste Drehbuch hatte er einen gewonnen. Hatte er nicht gegen Moonlight verloren? Da war es aber auch wirklich schwierig. Lassen wir mal kurz gucken, Oskar Verleihung 2018, wie unfair es ist, dass er nicht gewonnen hat. Und nein, er hat gegen Shape of Water verloren. Also Shape of Water war okay, aber nein. Und er war zusammen nominiert mit, das war ein gutes Oskar Jahr, Free Billboards. Weil in demselben Jahr nominiert der Oskar Verleihende Faden, Lady Bird, Get Out, Dunkirk, wow, das war ein gutes Jahr. Aber Call me by your name ist der beste von denen. Okay. Na gut, ich glaube dir mal. Glaubt, Plor, und guckt den Film. Und mein Platz Nummer eins, einfach weil ich ihn so großartig finde und ich weiß gar nicht, ob er all deine Kriterien für diese Liste erfüllt. Ich glaube, ich weiß, was kommt, aber aus trotzdem raus. Only lovers left alive. Oh, ne, damit habe ich nicht gerechnet. Ha, ha, ha, ha. Womit hast du gerechnet, Plor? Harold and Mort. Oh, oh. Der wäre auch gut gewesen. Aber Harold und Mort hätte ich wahrscheinlich gesagt zu komisch. Zu viel Mort. Ja, das stimmt, das stimmt. Ja, only lovers left alive. Der gar keinen so, also es ist kein, es gibt nicht diese klassischen Sachen von einer Liebesgeschichte, ah, die lernen sich kennen, das gibt so Hürden und dann müssen sie irgendwie gemeinsam irgendwelche Widerstände überwinden oder sowas. Sondern es sind zwei Vampire, die schon ewig zusammen sind und die seit Ewigkeiten leben und sie ist eine ganze Ecke älter als er. Und das ist einfach so eine lakonische und so eine ruhige Art und Weise eine Liebe zu erzählen. Einer der styligsten, stilvollsten Filme der letzten 20 Jahre. Von Jim Jarmusch. Ja. Viel Rock'n'Roll, coole Bilder, coole Figuren. Ja. Thomas Winton und Tom Hiddleston. Wahnsinnig gut. Er hat so eine Zeitlosigkeit, sodass ich jedes Mal, wenn ich den Film sehe, überrascht bin, dass Tom Hiddleston drin ist. Weil der für mich noch gar nicht so lange ein Geschäft ist, dass er in den Film sein könnte. Es sieht in dem Film auch älter aus als in Thor. Stimmt. Meine Güte. Aber Tom Hiddleston ist immer, immer es wert, einen Film anzugucken, nur weil er mitspielt und wissen will, was macht der daraus. Und trotzdem ist Tilter Swinton die eigentliche Attraktion dieses Films. Eigentliche Attraktion ist natürlich Tilter Swinton. Sie ist der Hammer. Es ist unglaublich. Aber sie ist halt auch so eine, die jeden Film aufwertet. Egal, wo sie mitmacht. Es ist wirklich krass. Ja. Und dann kriegt Jim Jarmusch, der kriegt halt diese Leute, weil der nicht diesen typischen Hollywood-Kram macht, sondern weil man als Schauspieler weiß, okay, wenn Jim Jarmusch fragt, dann weiß ich, dann habe ich eine erfüllende Arbeit, die wirklich künstlerisch spannend wird. Guckt euch den Film an. Toller Film. Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, wir haben eine Episode, in der wir sehr lange über diesen Film reden. Das ist schön, das können wir mal öfter sagen, gerade bei unseren Top-Listen. Meine Güte. Ja, vielleicht wird es auch irgendwann langweilig. Wir würden nur noch uns wiederkeuen. Dann müssen wir radikaler Horizonte erweitern, wie unsere Horizonte. Nach über 50 Episodenplan. Und die Hälfte davon haben wir zwei Filme pro Episode gemacht. Wir haben viele Filme geguckt. Wir haben 150 Filme geguckt oder sowas. Nein, haben wir nicht ganz. Das war schlechte Malte. 150.000. Zumal du bei jeder zweiten Episode Serien vorschlägst. Wir haben sehr viele Filme geguckt, Flo. Und irgendwann muss es sich doppeln. Es ist so. Mein Platz eins. Dein Platz eins. Und ich bringe wieder weit in der Zeit zurück vor 50 Jahren. Ein Klassiker des Liebesfilms von François Truffaut, Jules und Jim. Aus dem Jahr 1962. Ein Film, der eigentlich eine Dreiecksbeziehung erzählt zwischen einer Frau und zwei Männern. Und sie liebt beide irgendwie. Und sie kommt mit beiden auch irgendwie mal zusammen. Und die beiden sind richtig gute Freunde. Und ja, es ist einfach ein wunderschöner Film über die Liebe, über Beziehungen. Über Liebesglück. Nouvelle Vague. 1962. Einer der schönsten Filme aus der Ecke. Vielleicht auch etwas, was ich mal sehen muss. Würde dir gefallen, denke ich. Nouvelle Vague, naja. Nouvelle Vague Filme sind ja nicht Nouvelle Vague Filme. François Truffaut war keiner von den experimentellen Regisseuren. Das heißt, es ist ein sehr traditioneller Film aus der Zeit. Okay, gut. Ja, na dann, Flo, ich danke dir. Ich glaube, wir müssen nicht mehr so wahnsinnig viele Faziten. Wollen wir nochmal in den Film zurückspringen? Ja, ich würde gern mal, also du hast jetzt schon einiges kritisiert an dem Film. Versuch mal so ein Overall-Fazit zu ziehen, weil das habe ich nicht 100% raus hören können. Ja, das Problem ist ich auch nicht. Ich habe mich während des Films über viele Sachen, die mich stören, aufgeregt. Eben dieses Männer-Frauen-Ding, dieses Frauenbild, was einfach echt nicht gut ist. Der Typ, der sie so furchtbar behandelt. Dabei sieht er dann aber wieder aus wie ein Typ, den ich jeden Tag knuddeln will am Anfang des Tages. Einfach damit mir es gut geht. Der ist cool. Von der Ausstrahlung her. Aber es ist alles auch so verworren erzählt und gibt natürlich nur so ein Gefühl am Ende. Du hast einen Film, wo du am Ende wirklich lange da sitzen musst, um zu sortieren, gefühlstechnisch. Was ist denn jetzt eigentlich... Was will mein Kopf und was will mein Körper mit diesem Film anfangen? Ich habe keine Ahnung. Und dann bin ich natürlich immer dankbar, dass ich mich damit aus dem Auseinandersetzen muss. Wenn ich mit dir darüber reden will, muss ich einfach nochmal überlegen, ja, was ist das eigentlich? Und das hilft. Und dann ist das so ein Film, der einem mit der Beschäftigung, mit dem Thema immer besser gefällt. Das heißt, man hat dann plötzlich so ein fast schon nostalgisches Gefühl für diesen Film, den man irgendwie schwierig fand, aber irgendwie dann doch gut. Und dann guckt man sich den Film an und sieht schöne Bilder. Das kommt natürlich dazu. Und ich bin wirklich jemand, der sich sehr gerne von guten Bildern blenden lässt und der dann auch gerne mal sagt, ja, scheiße auf die Geschichte. Hauptsache die Bilder sind schön. Aber es ist schon viel dabei, was einen stört. Muss man schon sagen. Als ich den Film 2004 gesehen habe, hatte ich das Gefühl, wow, das ist der beste Liebesfilm, den ich je gesehen habe. Das hat sich ein bisschen relativiert, als ich ihn jetzt nochmal gesehen habe. Aber auch jetzt in einem Gespräch tatsächlich nochmal, weil also Horizonterweiterung funktioniert ja nicht nur in die eine Richtung, dass ich dir Filme aufgeben, sondern dass du auch meine Perspektive auf Filme nochmal ergänzt. Und ich kann viele von den Kritikpunkten, die du anbringst, nachvollziehen. Deswegen ist das ein bisschen abgeschwächt, aber ich halte ihn nach wie vor für einen unglaublich starken, unglaublich poetischen Film, der natürlich auch tatsächlich für mich durch die kulturelle Barriere gewinnt, weil es einfach was anderes ist, als was man sonst an Filmen sieht, wenn man sich im westlichen Kino bewegt. Und ich bin immer dankbar, wenn ich was sehe, was anders ist als das, was man sehr oft zu sehen bekommt. Aber hier kommt natürlich auch dazu, dass ich ein totaler Wonka-Wai-Fanboy bin. Deswegen einmal nochmal, der macht seit 1988 Filme und auch sehr unterschiedliche Filme. Und seine Episoden, Tragikomödien aus den 90ern, Chunking Express und Fallen Angels, kann ich total empfehlen. In the Mood for Love ist auch ein großartiger Film. Schaut euch irgendwas von dem Regisseur mal an. Er hat auch einen amerikanischen Film gemacht, My Blueberry Nights, auch ein liebes Film. Schaut euch einen Film, also wenn ihr schöne Bilder sehen wollt und etwas spezielle Handlungen, schaut euch auf jeden Fall einen Film von ihm an. Wenn ihr was leichteres wollt, was etwas konfus und actionreicher ist, guckt euch Chunking Express an. Wenn ihr was sehr dramatisches wollt, mit sehr schönen Poetienbildern, dann kann ich 2046 nur empfehlen. Ja, also ich kann auf jeden Fall eine Sehempfehlung aussprechen, weil ich das Gefühl habe, dass er genau das, was wir haben, diese Horizonterweiterung, die wir wollen, die macht er irgendwie. Anders erzählt als sonst. Und auch mehr interessante Ideen dabei sind als bei den meisten Hollywood Filmen, die man so sieht, die nur zur Unterhaltung da sind. Insofern ist es cool. Es ist kein leichter Film, aber es ist ja sehr sehenswert dann doch am Ende. Trotz all seiner Probleme. Johannes, vielen, vielen Dank, dass du ihn geschaut hast. Ja, vielen Dank, dass du mir solche Sachen immer wieder rüberschaut hast, damit ich ein bisschen auch aus meinem Hollywood Zeug rauskomme. Und gerade nochmal danke für deine Ideen und Gedanken auch zu dem Film. Ich fand deine Interpretation total schön, die du im Teil gebracht hast, die ich gerade vergessen habe. Sonst könnte ich sie nochmal auf den Punkt bringen. Ja, hört ihr die Episode nur von vorne an? Das sollte ich. Leute, wenn ihr die Episode jetzt gehört habt, hört sie auch nochmal am besten, vielleicht ein zweites Mal. Ansonsten, wenn ihr wissen wollt, was wir nächste Woche machen, bleibt kurz dran. Dann gibt Johannes mir wieder was auf und ich bin schon sehr gespannt, womit er sich revanchiert. Ich auch, ich weiß noch gar nicht genau. Ich überleg noch und dann gebe ich dir was. Das sei eine gute Woche und rutscht gut ins neue Jahr hinein. Ja, genau, kommt gut ins neue Jahr. Ich hoffe, ihr hattet einigermaßen entspannte Feiertage und habt jetzt noch einen entspannten Rutsch und ohne Geböller. Wir dürfen nicht Böller. Haltet euch dran. Brotstadtböller. Was? Kennst du das nicht? Ganz toll eigentlich. Ich weiß gar nicht von wem. Ich weiß nicht, irgendeine Spendenorganisation hat das jährlich gemacht. Machen sie glaube ich immer noch. Seit keine Ahnung wie vielen Jahren. Seitdem ich ein Kind bin wahrscheinlich. Brotstadtböller. Kauft euch keine Knaller, sondern spendet uns. Wow, geil. Ja dann bitte an alle, die das hören, rechnet mal aus, was ihr im letzten Jahr so ausgegeben habt, durchschnittlich für Böller und dann ab damit an diese Aktion mit dem Geld. Sehr gut. Cool. Könnte man einführen für den nächsten Jahr. Wir sehen uns im neuen Jahr. Bis dann. Ciao. So, Ploar, ich habe mir was überlegt. Ich bin gespannt. Was hast du mir im nächsten Jahr zu bieten? Kommen wir erstmal wieder ordentlich ins Mikro ran. Wir haben jetzt ein bisschen rumgehangen und dann hat Ploar immer so ein bisschen den Kontakt zum Publikum verloren. Hallo, liebes Publikum. Oh Gott. Mach uns keine Angst. Folgendes. Ich muss mich wieder entschuldigen, Ploar. Unser Konzept ist ja, dass wir Filme angucken. Aber ich komme nicht drumrum. Wir müssen... Mein Gedankengang war folgender. Wir haben so wenig deutsche Sachen, die wir gut finden und die wir besprechen. Das stimmt allerdings. Da hast du vollkommen recht. Und wir müssen irgendwie aufholen. Und was gibt es Gutes in Deutschland? Was fällt dir spontan ein, was es in Deutschland gute Sachen gibt? Im deutschen Fernsehen? Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Okay, wir können dieses Gespräch in dieser Stelle abbrechen. Ach du gibst mir gute Zeiten, schlechte Zeiten? Nein. Alle Folgen. Du bist gemein. Nein. Nachdem wir versucht haben, das müsst ihr euch unbedingt anhören. Wir haben uns einen Tatort genommen und wir haben uns einen Rosamunde Pilcher genommen. Das war eine tolle Folge. Ich fand es spannend, die beiden mal gegeneinander zu stellen und mal ein bisschen zu gucken, an welchen Enden im deutschen Fernsehen wir so ziehen. Wir lästern auch nicht nur drüber. Genau. Wir versuchen wirklich damit auseinanderzusetzen. Wir versuchen wirklich Rosamunde Pilcher zu verstehen, was uns nicht unbedingt gelingt leider. Aber wir haben es versucht. Wir haben es versucht. Welche Serie hast du denn für mich? Jetzt ahnst du schon, dass es eine Serie ist. Das will ich nicht gucken. Ja, aber ich bin dafür zuständig, dass ich immer wieder sage, wir machen statt Filmen Serie. Ich gebe zu. Es ist wirklich eine Serie. Die einzige deutsche Serie, die zurzeit wirklich qualitativ hochwertig, mehr fällt mir gerade nicht ein. Bessere Filme fallen mir nicht ein. Und zwar der Tatortreiniger. Cool. Es ist ja viel. Ich habe vor allem die erste Staffel gesehen und die zwei Folgen dazwischen, aber nicht wirklich viel. Es ist wirklich viel geworden. Sieben Staffeln sind es geworden. Aber es ist nicht konsistent, dass die in jeder Staffel 20 Folgen haben, sondern mal vier Folgen, mal sechs Folgen, mal ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger. Aber das ist ein bisschen viel. Also wir müssen das irgendwie einschränken. Ja, ja. Ich werde dir dann drei Episoden sagen. Ich würde sagen, diese Nazi-Episode müssen wir auf jeden Fall gucken. Am Anfang würde ich denken, wo sie einfach labern und dann vielleicht den Schluss. Weil der Schluss ist ja auch was ganz Besonderes geworden. Okay, cool. Also Schluss habe ich definitiv nicht gesehen. Und wenn du jetzt drei Episoden für mich aussuchst, ist die Wahrscheinlichkeit auch relativ hoch, dass du welche findest, die ich nicht geguckt habe, weil ich bin beim Tatortreiniger irgendwo zwischen der ersten und der dritten Staffel stehen geflogen. Und wir werden auch vor allem einfach über das Konzept reden und über die Leute, die das machen und wie das verstanden ist und wie die Dialoge, also es ist einfach eine spezielle Form der Dialogfindung und das finde ich ganz toll. Das sollten wir genauer auseinandernehmen. Oh, ich freue mich sehr darauf. Spannend, ja. Schön, cool. Okay, Plor, vielen Dank für diese Episode und ich freue mich sehr auf nächste Woche. Bis dann, ciao.