Episode 177: Mamma Mia! – Zwei Dudes im Abba-Musical
Dancing Queen, Money Money Money, Super Trooper, Mamma Mia und natürlich Waterloo… Man muss kein großer Abba-Fan oder 70er Popexperte sein, um beim Hören dieser Songtitel ein paar harte Ohrwürmer verpasst zu bekommen, die nicht so schnell wieder verschwinden. Seitdem ich den heute zu besprechenden Film gesehen habe – was immerhin schon eine Woche her ist – ertappe ich mich auf jeden Fall täglich beim Summen irgendeines Abba Hits.
Mamma Mia! Aus dem Jahr 2008 ist die Verfilmung des gleichnamigen Musicals aus dem Jahr 1999, eine bunte Romcom, die in Griechenland spielt und musikalisch von zahllosen Abba-Songs weniger begleitet und viel mehr getragen wird.
Im Mittelpunkt stehen Sophie und ihre Mutter Donna. Sophie steht kurz davor zu heiraten, und sehnt sich danach, von ihrem Vater zum Altar geführt zu werden. Leider weiß sie von diesem nur, dass er eine Sommerromanze ihrer Mutter war, und da laut deren Tagebuch aus dieser Zeit gleich drei Typen in Frage kommen, werden diese auch – ohne von der potentiellen Tochter zu ahnen, zur Hochzeit eingeladen. Da Donnas ehemalige Bandkolleginnen auch auf der Gästeliste stehen, ist für eine Menge Tohuwabohu gesorgt, und eine Menge Tanz und Gesang.
Und damit kommen wir auch schon zur Gretchen oder in diesem Fall Agnetha-Frage: Johannes, wie hältst du es mit Abba. Und wie hältst du es mit diesem späten cineastischen Revival der schwedischen Popikonen?
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 177: Mamma Mia! – Zwei Dudes im Abba-Musical Publishing Date: 2024-05-22T14:22:13+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2024/05/22/episode-177-mamma-mia-zwei-dudes-im-abba-musical/
Johannes Franke: Mann, wie kannst du die Party nicht gut finden, wenn... Die Musik ist doch wurscht am Ende. Ich hab doch gesagt,
Florian Bayer: dass ich die Party gut finde. Aber ich kann nicht mitfeiern.
Johannes Franke: Du kannst doch nicht an der Ecke stehen, während 53-jährige Frauen so wahnsinnig viel Spaß haben und du eigentlich mittanzen musst.
Florian Bayer: Ich steh da und denke so, ey, geil, dass ihr Spaß habt. Ey, voll cool. Ey, voll die geile Party. Super.
Johannes Franke: Das ist doch ansteckend.
Florian Bayer: Herzlich willkommen zu einer neuen Episode vom Muss-Man-Sehen-Podcast. Hallo Johannes.
Johannes Franke: Hallo Floor. Na, wie war dein Waterloo?
Florian Bayer: Wir befinden uns offensichtlich noch mitten im Rom-Com-Month. Wir hatten nämlich letzte Woche vier Hochzeiten und einen Todesfall. Heute haben wir eine Hochzeit und vier Todesfälle.
Johannes Franke: Musikalisch?
Florian Bayer: Be with me. Also die Hochzeit ist ja klar, das ist das, was in dem Film ist. Und die vier Todesfälle haben sich aber so im Kontext des Films abgespielt. Und zwar haben wir... einmal Pete Morrison, ein 27-jähriger Color Crater aus Bristol. Der ist bei der Post-Production von dem Film, den wir heute besprechen, an Überarbeitung gestorben.
Johannes Franke: Oh Gott, oh Gott.
Florian Bayer: Alfonso Di Macchio, Pierce Brosnans Gesangslehrer. Selbstmord auf der Kinotoilette während der Premiere. Das nächste war tatsächlich etwas mysteriöser. Astrid Hengström, das war die Agentin von ABBA zu der damaligen Zeit, die wurde in ihrer Schatzkammer tot aufgefunden, begraben von einem Berg schwedischer Kronen. Und zuletzt Florian Beyer. Ein 41-jähriger Filmkritiker aus Berlin, der bei der ersten Sichtung des Films vor Entzücken gestorben ist. Vielleicht war es auch ein Zuckerschock. Turbogilabetes. Wir wissen es nicht genau. Wir reden heute über Mama Mia aus dem Jahr 2008. Das große ABBA-Musical. Und es ist ein Publikumswunsch.
Johannes Franke: Es ist ein Publikumswunsch. Und ich glaube, wir dürfen nicht mal sagen, wer es war.
Florian Bayer: Sorry. Ein Publikumswunsch und die Person, die sich diesen Film von uns gewünscht hat, hat gesagt, oh Leute, ihr werdet doch ganz schrecklich über diesen Film reden. Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt... euch diesen Film aufgeben, bei euch ollen Zynikern.
Johannes Franke: Ich glaube, der Satz, der mir unterstellt wurde, dass ich ihn sagen werde, ist, dass sie alle in Greenscreen ersaufen, der schlecht ausgegeht wurde. Aber ich kann diesen Satz gar nicht so sehr sagen.
Florian Bayer: Nee, überhaupt nicht. Es ist kein Greenscreen, sondern wir haben hier wunderschöne griechische Kulisse vor uns.
Johannes Franke: Zumindest in den Außenaufnahmen, muss man sagen, sind sie wirklich dort gewesen. In den Innenaufnahmen nicht so sehr.
Florian Bayer: Da war es so ein bisschen mehr Studio, was man auch manchmal ein bisschen mehr sieht.
Johannes Franke: Ein bisschen mehr sieht. Tja.
Florian Bayer: Aber steigen wir einfach ein und ganz kurz so einmal round up, worum geht's überhaupt und worüber reden wir heute? Also dann, Dancing Queen, Money, Money, Money, Super Trooper, Mama Mia und natürlich Waterloo. Man muss kein großer ABBA-Fan oder 70er-Pop-Experte sein, um beim Hören dieser Songtitel ein paar harte Ohrwärmer verpasst zu bekommen. Zumindest ich, seitdem ich diesen Film gesehen habe, was immerhin schon eine Woche her ist, ertappe mich täglich dabei, irgendeinen ABBA-Hit zu summen oder zumindest so versucht zu singen. Naja, Mamma Mia aus dem Jahr 2008 ist die Verfilmung des gleichnamigen Musicals aus dem Jahr 1999. Eine bunte Rom-Com, die in Griechenland spielt und musikalisch von zahllosen Abba-Songs weniger begleitet und viel mehr getragen wird. Im Mittelpunkt stehen Sophie und ihre Mutter Donna. Sophie steht kurz davor zu heiraten und sehnt sich danach, von ihrem Vater zum Alltag geführt zu werden. Leider weiß sie von diesem nur, dass er eine Sommerromanze ihrer Mutter war. Und da laut deren Tagebuch aus dieser Zeit gleich drei Typen in Frage kommen. werden diese auch, ohne von der potenziellen Tochter zu ahnen, zur Hochzeit eingeladen. Da Donners ehemalige Bandkolleginnen auch auf der Gästeliste stehen, ist für eine Menge Tohuwabohu gesorgt und natürlich eine ganze Menge Tanz und Gesang. Und damit kommen wir auch schon zur Kretchen oder besser gesagt in diesem Fall zur Agnetha-Frage des Films.
Johannes Franke: Die Agnetha-Frage.
Florian Bayer: Johannes, wie hältst du es denn mit ABBA und wie hältst du es mit diesem späten cineastischen Revival der schwedischen Pop-Ikonen?
Johannes Franke: Also good for them. Also ich meine...
Florian Bayer: Vor allem für ihre Brieftaschen.
Johannes Franke: Ja genau, ich gönne denen wirklich alles. Es ist vollkommen in Ordnung. Die dürfen gerne nochmal absahnen und sich nochmal... Ich glaube, ABBA ist vor allem durch diese Social-Media-Bubble hochgekommen nochmal, weil ABBA viel lizenziert wurde für TikTok und für Instagram und so weiter, was man an Musiken so unter seine Short-Videos legen kann. Und das ist alles eingängige Musik, die man so problemlos da drunter legen kann, die das sofort irgendwie ein Video von einem traurigen Hund sofort ganz, ganz fröhlich wirken lässt, dass man das irgendwie überall drunter legen kann. Und dadurch sind die, glaube ich, auch nochmal hochgespielt worden. Also nicht nur so mit hier, also in den 2010ern, sondern jetzt so mit TikTok und so weiter nochmal einen Schub. ...bekommen.
Florian Bayer: Hast du es gerade geschafft, deine Meinung zu aber zu sagen, ohne deine Meinung zu aber zu sagen?
Johannes Franke: Ich bin beeindruckt von mir selbst. Toll, oder?
Florian Bayer: Das ist so dieses typische Urteil, ich freue mich so für dich. Ja,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Toll, dass du deine eigene Band auf die Beine gestellt hast. Ich freue mich so für dich.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Ist quasi freundschaftlich in, naja, ich mag deine Musik nicht wirklich.
Johannes Franke: Wir müssen jetzt... ausführlich über ABBA reden.
Florian Bayer: Wir müssen über ABBA reden, auf jeden Fall. Über Agnetha, Björn, Benni und Anni, die gemeinsam mit ihren Initialen diesen Namen der Band bilden und die sich 1972 in Stockholm gegründet haben.
Johannes Franke: Es ist nur ein Norweger dabei, die anderen sind Schweden. Ja. Ich weiß nicht, wie das zusammenhängt, wie die dazu gekommen sind, dass sie den Norweger dazu geholt haben, aber na gut, okay.
Florian Bayer: Skandinavischer Pop und ganz klar spieliger Pop.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und das ist einfach mal eine der erfolgreichsten Bands der Musikgeschichte.
Johannes Franke: Ja, ist unglaublich.
Florian Bayer: Über 400 Millionen verkaufte Scheiben.
Johannes Franke: Bevor wir richtig reingehen, möchtest du Tee, Plor? Oh ja, bitte. Dann machen wir es uns richtig gemütlich. Ich gieße dir ein bisschen Tee ein und darfst mir mehr über ABBA erzählen.
Florian Bayer: Oh Gott, jetzt muss ich ganz viel über ABBA erzählen. Dazu muss ich tatsächlich sagen, ich bin weder ABBA-Experte noch großer ABBA-Fan.
Johannes Franke: Das habe ich mir die ganze Zeit gedacht. Ich habe überlegt. Worauf dieses Gespräch hinauslaufen wird, dann während ich den Film geguckt habe, habe ich gedacht, kommen wir wenigstens irgendwie bei ABBA auf einen Nenner oder gibt es da irgendwie, sind wir einfach ABBA-Fans und feiern das Ding ab oder mögen wir beide ABBA nicht so sehr? Das ist, damit steht und fällt dir der Film ein bisschen.
Florian Bayer: Ein bisschen auf jeden Fall. Also ich kann sagen, ich kenne von ABBA unglaublich viele Songs. Das wahrscheinlich gehört zu den Bands, die ich nicht sonderlich mag. Und zwar rein musikalisch als künstlerisches Urteil. Ich finde die nämlich auch mega sympathisch, die ganzen... Also ich finde die alle vier total sympathisch. Total,
Johannes Franke: oder?
Florian Bayer: Sie sind super... Und geerdete Menschen, auch wenn du die hörst in heutigen Interviews, auch wenn sie, die wurden natürlich im Zuge des Films und seiner Fortsetzung immer mal wieder interviewt und so und gefragt, wie sie dazu stehen und wie sie das finden. Und das sind super geerdete, sympathische Leute, die man einfach schnell ins Herz schließt. Also deswegen, mein Urteil ist ein rein künstlerisches, musikalisches und es ist auch nicht so, dass ich sagen würde, ich hasse ABBA. Aber es ist erstmal, it's not my cup of tea.
Johannes Franke: Okay, verstehe.
Florian Bayer: Und das hängt einfach damit zusammen, dass ich grundsätzlich mit diesem... Schlager-Pop aus den 70ern, dieser Übergang zwischen Schlager-Pop... Und Disco, der dann sehr Eklektisches und alles drin hat, nicht so viel anfangen kann. Und dafür stehen aber ja vor allem so in ihrer Anfangszeit. Also vor dem großen Hit, vor dem großen Album Waterloo und dem Gewinn des Eurovision Song Contest 1974, der sie dann wirklich extrem bekannt gemacht hat, haben die ja schon anderes Zeug gemacht. Und die waren damals auch deutlich eklektischer unterwegs, als man heute vermutet. Die haben echt eine sehr wilde Mischung gemacht aus natürlich diesem Pop, den man dann von ihnen kennt, der wirklich bekannt geworden ist. Aber dazu auch... auch eine Menge Disco, eine Menge Zeug, was eher so Richtung Volksmusik geht. Aber auch sowas wie so Proto-Hair-Metal. Clamrock mindestens. Also irgendwie zumindest so Bowie-inspiriert. Die waren schon so ein bisschen all over the place. Auch noch auf dem Debüt Waterloo, wo ich am meisten reingehört habe in der Vorbereitung für diese Episode.
Johannes Franke: Ich habe alles nochmal gehört. Alter,
Florian Bayer: ich habe ein bisschen Waterloo gehört und es war dann der Punkt, wo ich nicht mehr konnte. Es ist wirklich nicht meine Musik und es ist auch, ich merke auch immer, dass ich so ein Ich bin ein bisschen unangenehm berührt, weil mich die Musik auch, die ABBA hat Potenzial mich zu nerven. Wenn ich zu viel ABBA höre, bin ich sehr schnell genervt davon.
Johannes Franke: Ich habe mit dem ABBA, mit der Recherche jetzt, ein tiefes Bedürfnis bekommen, mit dir den Muss-man-hören-Podcast anzufangen.
Florian Bayer: Ich bin voll, ich bin sofort dabei.
Johannes Franke: Ich bin total... interessiert daran, obwohl ich eigentlich kein Musiker bin, nicht genug Ahnung habe von irgendwas, trotzdem darüber zu reden, wo die Grenzen sind, wo man Schlager ertragen kann, weil es genug Pop wird oder wo der Pop in Richtung Glamrock abgleitet und ob das gut ist oder nicht. Ich fand's total interessant, weil ich das Gefühl habe, dass Benni und wer auch immer das komponiert, die waren ja zu zweit.
Florian Bayer: Benni und Björn.
Johannes Franke: Jedenfalls hab ich das Gefühl, dass die immer wieder so in den späteren Alben gerade, versuchen, den Schritt zu machen in andere Gefilde. Eben in dieses Glamrock oder in andere oder David Bowie, wie du David Bowie sagst, so in die Richtung. Und dann sieht man das, hört man das vor allem in den Intros, dann fangen die aber an zu singen und dann wird's wieder Schlager.
Florian Bayer: Ja.
Johannes Franke: Es ist so seltsam. Das Ding ist ja,
Florian Bayer: dass sie tatsächlich, das ist am ehesten noch ein, ich weiß nicht, ob es wirklich so ein Gender-Ding ist, die Songs, bei denen die beiden mehr singen, und das haben wir vor allem auf den frühen Alben, also Benny und Björn, wo deren Stimmen mehr zu hören sind, die haben tendenziell, für mich transportieren die ein bisschen mehr Rock'n'Roll-Vibes. Wodurch es für mich so, und ich hab wie gesagt, ich hab auch in Vorbereitung auf die Episode nicht so viel Aber gehört, wodurch es für mich so eine Entwicklung gibt, weg von diesem Rock, immer mehr und mehr zum Pop, auch mit so wirklich tatsächlich, was ich gehört habe, so an späteren Songs, ich hab so das Gefühl, für mich wird's gefühlt immer schlimmer mit den Jahren.
Johannes Franke: Achso, okay.
Florian Bayer: besser, sondern ich finde ABBA hat tatsächlich ihren Highpoint im Jahr 1974 mit Waterloo. Oh,
Johannes Franke: okay. Da bin ich nicht so drin. Wir haben uns für diese Episode auch eine Top 3 ABBA Songs vorgenommen, statt irgendwie eine Filmliste zu haben,
Florian Bayer: haben wir diesmal eine Musikliste und wir müssen den Muss-man-hören-Podcast machen. Ich bin sofort dabei, dass wir uns jede Woche jeder schmeißt dem anderen ein Album rüber und das hören wir dann.
Johannes Franke: Oh Mann.
Florian Bayer: Lass uns diesen Gedanken mal festhalten, liebes Publikum. Wenn ihr uns beide Kunst-Banausen auch noch zusätzlich nicht nur über Filme, sondern über Musik reden hören wollt, schreibt uns. Wenn ihr uns nicht schreibt, dann machen wir es einfach. Also schreibt uns. Das ist eine Drohung.
Johannes Franke: Wenn ihr gerade vom Muss-mein-Hören-Podcast drüber geschaltet habt, das hier ist übrigens der Ursprung dieser Wurz-Dinge.
Florian Bayer: Okay, aber zu den Top 3 kommen wir später. Wir versuchen erstmal ganz kurz, aber so ein bisschen zu greifen, was sie gemacht haben. Und es war natürlich 1974 der Eurovision Song Contest, der damals noch Concret Brie de Revision de la Chanson hieß.
Johannes Franke: Danke, dass du das ausgesprochen hast. Ich hätte keine Chance gehabt.
Florian Bayer: Und wo sie mit Waterloo zum ersten Mal für einen Sieg von Schweden gesorgt haben. Aber nicht der letzte Sieg. Schweden gehört jetzt mittlerweile tatsächlich zu den Top-Ländern, was Eurovision Song Contest betrifft. Die sind irgendwie nur so hinter... Irland und Großbritannien?
Johannes Franke: Ich kann es nicht sagen, weil ich wirklich kein großer Fan von diesem Contest bin, muss ich sagen.
Florian Bayer: Bin ich auch nicht sonderlich. Und dazu müssen wir auch noch zu sprechen kommen. Na, auf jeden Fall hatten sie 1974 haben die das Ding mit Waterloo gerockt, die haben den Vorentscheid gewonnen, nachdem sie im Jahr davor den Vorentscheid nicht gewonnen haben mit einem anderen Song und sind dann beim Eurovision Song Contest angetreten, haben da auch ordentlich abgeräumt, außer von England. Was offensichtlich ein Running Gag ist, die bis heute, wenn sie in England auf Tournee sind, stehen sie da und pöbeln erstmal das Publikum an, dass sie damals null Punkte gekriegt haben von England.
Johannes Franke: Oh nein.
Florian Bayer: Das hat offensichtlich Spuren hinterlassen. Und sie wurden, der Song wurde dann ein Welthit und sie wurden auch große Stars und neben Schweden vor allem in Deutschland tatsächlich. Deutschland hatte damals so einen Softspot für diese Mischung aus Pop, Disco und Schlager, die sie gemacht haben. Die sind schon vor dem Waterloo sind sie im deutschen Fernsehen aufgetreten. Naja, auf jeden Fall haben sie dann haben sie dann erstmal abgeräumt und hatten riesige Erfolge und haben eigentlich in dieser Zeit, auch so in den 70ern, die ganzen großen Songs geschrieben, die man heute kennt. So was wie Mama Mia, wie Dancing Queen. Und in der Zeit ist übrigens auch erst dieses Logo entstanden, mit dem umgedrehten.
Johannes Franke: Ah, okay.
Florian Bayer: Und der Name ABBA ist ja auch, die hatten vorher noch einen anderen Namen. Aber vor dem Grand Prix haben sie sich dann schon umbenannt in ABBA. Und sie waren mords erfolgreich. Sie haben Turnieren gemacht, sie haben einen Film gemacht. 1978 kam ein Film raus, aber der Film, der offensichtlich so eine Art Pseudo-Doku war mit Schauspielelementen. Und einmal sie bei der Tour begleitet und dann irgendwie noch parallel irgendeine Geschichte erzählt. Und die waren groß und die waren ja alle verheiratet untereinander. Das war allerdings tatsächlich, haben diese eh nicht gehalten. Die haben den Erfolg nicht überlebt. Und es gab Scheidungen und zwar 1980 haben sich Björn und Agnetha getrennt und ein Jahr später haben sich dann Benni und Anni getrennt. Ich hoffe, ich habe sie jetzt richtig zugeordnet. Und die haben aber noch weiter Musik hingemacht und offensichtlich haben sie auch teilweise in Songs ihre Trennung verarbeitet, so nach dem No Doubt Konzept einzufunktionieren. No Doubt hat mit Don't Speak auch den größten Hit ihrer Karriere, in dem Gwen Stefani einfach mal drei Minuten... wirklich, wirklich deprimiert. Weil sie von ihrem Freund verlassen wurde, der neben dran am Bass steht. Und sie wahrscheinlich sehr awkward fühlt.
Johannes Franke: Ja, also das unterstützt ein bisschen das blöde Klischee, dass Künstler nur dann wirklich gute Kunst machen, wenn sie leiden. Das möchte ich nicht gerne weiter nach vorne spielen, dieses Klischee. Aber in dem Fall stimmt es vielleicht.
Florian Bayer: Genau, und dann haben sie sich aber 1982 haben sie sich dann letzten Endes doch getrennt. Also sie haben gesagt, wir machen eine Pause und das war so eine typische, unbestimmte Pause, wie man sie öfter hat von Bands, die sich irgendwie verstritten haben. Diese Pause sollte sehr lange dauern.
Johannes Franke: Bis 2021.
Florian Bayer: Aber die Musik hat weitergelebt in unserem Herzen. Wie schön. Für mich waren aber tatsächlich auch immer so ein bisschen Sinnbild für den Eurovision Song Contest. Wenn ich an den Eurovision Song Contest denke, denke ich es. zuerst nicht an ein bisschen Frieden an Nicole oder an Gildo Horn mit Gildo hat euch lieb, sondern ich denke an ABBA.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Das ist für mich einfach so die Quintessenz des Eurovision Song Contests, sowohl im positiven wie im negativen Sinne. Ja. Aber es gab ein Best-of-Album 92, das sich unfassbar oft verkauft hat und dann 1999 eben dieses englische Musical, das zu einem der erfolgreichsten Musicals aller Zeiten gehört. Krass,
Johannes Franke: oder?
Florian Bayer: Unglaublich.
Johannes Franke: Und eines der ersten großen Theaterproduktionen im Musicalbereich vor allem, aber auch in anderen Bereichen glaube ich, die vor allem weiblich geprägt wurden. Von der Produzentin, von der Regisseurin, von der Schriftstellerin. Wir haben da geballte Frauenpower und ich finde, das zieht man der ganzen Sache natürlich 100% an, das ist klar.
Florian Bayer: Auf jeden Fall, total.
Johannes Franke: und ist eines der schönsten Beispiele dafür. Männliche Produzenten haben immer gesagt, das funktioniert nicht, da geht keiner rein, das will keiner sehen. Und das ist endlich mal so weit gewesen, dass man sagen konnte, nope, schau es dir an, es ist mega erfolgreich.
Florian Bayer: Das Problem ist ja, dass dieses Klischee immer wieder aufgewärmt wird und vor allem in den Chefetagen eine große Rolle spielt. Vor allem in den Chefetagen, nicht in den Chefinnenetagen. Und wir haben es ja auch jetzt, das beste Beispiel letztes Jahr, der Barbie-Film, ne? Ja, genau. Total für die weiblichen Nerds. Nicht für die Jungs, die Nostalgie für Teenage Mutant Ninja Turtles und He-Man haben, sondern für die Frauen, die Nostalgie für Barbie haben. Ja. Und ein riesiger Erfolg. Aber in zwei Jahren wird man es wieder vergessen haben und wieder wird irgendeine Frau mit irgendeinem weiblichen Film darum kämpfen müssen, das zu machen.
Johannes Franke: Ich hoffe, dass das langsam irgendwann aufhört. Aber es ist ja seit 2008, seit dieser Film rauskommt, immer noch. so gewinnt.
Florian Bayer: Deswegen fühle ich mich gerade so schlecht, weil wir sind jetzt zwei Dudes, die offensichtlich gleich auch anfangen, über diesen Film herzuziehen oder zumindest in bestimmten Aspekten über diesen Film herzuziehen. Und das ist natürlich ein bisschen dreckig,
Johannes Franke: weil wenn du so dreckig werden willst.
Florian Bayer: Diese Film, diese Frauenfilme, die kriegen es dann voll ab. Die kriegen es voll auf die Fresse von der eben auch größtenteils männlichen Kritiker schafft. Und das ist halt auch echt hässlich, weil es gibt für Männerdinger, die irgendwie albern sind, die so drüber sind, weil sie halt so diese Bedürfnisse befriedigen, diese nostalgischen Bedürfnisse und auch so dieses Kind im Manne. Die kriegen deutlich weniger auf die Fresse als das Ganze von Frauen und für Frauen. Und das zieht sich durch die Pop-und Filmgeschichte und das ist einfach scheiße.
Johannes Franke: Das Publikum war immer männlich. Es wurde immer für
Florian Bayer: Männer... Also das Publikum war nicht männlich, aber in den Köpfen war das Publikum männlich.
Johannes Franke: Genau, in den Köpfen. Und wenn du einen Transformers hast... der niedere Instinkte bedient und die Leute dann versuchen, so Kategorien wie, wie toll ist denn die Action in diesem Film aufzumachen und auf der anderen Seite Mamma Mia in den Grund und Boden stampfen und keine Kategorien aufmachen, nach denen man das beurteilen kann, sondern einfach sagen, das ist halt scheiße. Das finde ich so richtig dämlich und so richtig absurd. Chauvinistisch.
Florian Bayer: Total. Wollen wir jetzt unsere Aber machen? Unsere Top 3 machen? Ja,
Johannes Franke: natürlich. Wir sind bei Aber.
Florian Bayer: Wir müssen unsere Top 3 Aber machen. Okay, wie gesagt, meine Liste ist voll langweilig. Ich habe viel zu wenig Aber gehört. Aber fällt mir echt schwer zu hören. Ich habe aber drei Songs gefunden, mit denen ich was anfangen kann.
Johannes Franke: Ich habe, Moment, ich muss kurz durchzählen.
Florian Bayer: Du hast 20 Songs. Du hast einen Top 10.
Johannes Franke: Ich habe eine Top 25. Alter.
Florian Bayer: Okay, pass auf. Dann arbeiten wir meine... Top 3, die wirklich lame ist, ganz schnell runter. Und dann darfst du mir einmal erzählen, was für geile ABBA-Songs ich verpasst habe, weil da sind bestimmt ganz viele Songs drin, die ich hören sollte.
Johannes Franke: Es ist nicht so, dass ich der große ABBA-Fan bin, das muss ich dazu sagen. Eigentlich bin ich es nicht, aber ich habe mich... Ich hab mich jetzt da durchgehört und irgendwie ist es interessant, weil das alles so verschmilzt zu einem Ball von Schlager-Pop. Und ab und zu mal kommt sowas hoch und du denkst dann, huch, okay, was passiert denn hier? Oh, hier passiert was. Und das sind ja auch die Songs, die berühmt geworden sind. Super Trooper und so weiter, die gehen wirklich aus diesem, weiß nicht, wann ihr das letzte Mal ABBA-Album komplett gehört habt. Aber da entsteht wirklich so ein Moose. Und dann muss man durch diesen Moose erstmal durch, um wirklich die Spitzen zu erwischen. Aber es sind immer wieder Spitzen dabei und da bin ich wirklich beeindruckt, dass ein paar Spitzen dabei sind, die wirklich, wow, okay, cool.
Florian Bayer: Jetzt hast du schon mal den Dishonorable Mansion genannt. Ich finde Super Trooper ist für mich so das Schlimmste, was ABBA je gemacht haben. Ich finde den Song...
Johannes Franke: Aber der hat wenigstens, aber das machen wir gleich, wenigstens Struktur. Mach mal deine Top 3.
Florian Bayer: Meine Top 3 ist wirklich langweilig. Ich hab als Honorable Mention Dancing Queen und es wird nicht viel spannender. Platz 3 ist Waterloo. Ich musste den einfach aufnehmen. Es ist wirklich ein guter Pop-Song, der unfassbare Ohrwurm-Qualitäten hat, der total gut ins Ohr geht. Ich kann absolut verstehen, warum der 74 gewonnen hat und warum der irgendwie beim Publikum gesessen hat. Wenn ich ihn heute höre, ich hab halt total schnell einen Ohrwurm davon und die Melodie ist einfach... Die ist einfach verführerisch, die ist einfach sexy. Ich meine, es ist ein bisschen platt, aber ich mag dieses, wir machen eine historische Allegorie auf meine romantische Niederlage. Ist süß, finde ich irgendwie witzig.
Johannes Franke: Obwohl die Franzosen natürlich damit ganz schön zu kämpfen haben. Also es ist schon ein bisschen gemein.
Florian Bayer: Auf jeden Fall, aber so ist es. Hey, ich stehe zu eurer Geschichte. Ihr Franzosen, ihr hattet diesen kleinen Typen.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Platz zwei, der einzige originelle Platz in meiner Liste. Watch Out, der Glamrock-Song von Aber, der auf Waterloo drauf ist.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Und ich find's vor allem witzig, der kommt nach Honey Honey. Honey Honey ist einer von diesen ganz schrecklichen Aber-Songs. Das ist nämlich einfach nur klebrig, bunt und Zucker und für Dreijährige gemacht, gefühlt. Und dann ist so Honey Honey und ging, ging, ging, ging, und dann setzt der Bass ein und das Schlagzeug und es kommt die Swatch Out und du denkst kurz, shit. Also es reicht nicht für Bowie.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Man sagt ja, es reicht für Jazz, aber es reicht in diesem Fall nicht für Jazz. Und es reicht auch nicht für Rock'n'Roll. Aber es ist irgendwie ganz geil, weil es so voll rausgerissen ist.
Johannes Franke: Ja, ich habe Honey Honey und Watch Out tatsächlich auf meiner Liste nebeneinander stehen. Oh. Aus unterschiedlichen Gründen einfach. Oh,
Florian Bayer: ich bin sehr gespannt.
Johannes Franke: Aber weiter unten in der Liste. Tatsächlich ziemlich weit unten in der Liste, muss man sagen.
Florian Bayer: Honey Honey gehört für mich zu diesen Abba-Songs, weswegen ich Abba nicht mag. Es ist einfach, es ist mir zu kindlich, niedlich,
Johannes Franke: süß. Ja.
Florian Bayer: Platz 1, einfach weil es mich emotional am ehesten catcht, ist The Winner Takes It All.
Johannes Franke: Ah, okay.
Florian Bayer: Und Björn hat damit offensichtlich seine Scheidung mit Agnetha verarbeitet. Angeblich hat Agnetha geweint, als sie das Ding im Studio gelesen hat, weil sie direkt wusste, worum es geht. Obwohl es so ein bisschen abstrakt ist und nicht so konkret wird. Aber es ist schon klar, es geht um verflossene Liebe und den Verlust von einem geliebten Menschen. Aber sehr allgemein, universell. Und Agnetha hat das aber direkt verstanden, hat angeblich im Studio geheult. Ich finde, wie sie das singt und wie das gespielt ist, das hat natürlich diesen Pomp, diese Melodramatik. Musical-Abanummern, die so ins Musical-Lesske gehen, fast schon opernhaft, aber es wirkt auf mich sehr ehrlich, die Emotionen, die in diesem Song drin sind. Vielleicht ist das auch was, was ich oft vermisse, dass die emotionalen Songs für mich, ich kann ihnen nicht vorwerfen, dass sie unehrlich sind, das ist Bullshit, aber dass sie mich nicht packen, dass ich nicht sagen kann, da ist für mich wahre Emotion drin. Aber in Winner Takes It All ist es anders, da spüre ich diese Emotionen. Die nehme ich mit.
Johannes Franke: Das muss ich sagen, Winner Takes It All hat fast das, was ich bei David Bowie bei Heroes habe. So dieses Gefühl von Größe. Ja. So dieses, ich will das in die Welt hinausschreien und ich will, dass eine Botschaft, was heißt Botschaft, aber es ist etwas, was man wirklich groß, mit großen Gesten verbinden kann beim Singen und was einen wirklich, was einen erfüllt, wenn man es singt.
Florian Bayer: Lehnen wir uns zurück und genießen die Top 25 A-Songs von Johannes Franke.
Johannes Franke: Nein, nein, ich werde das Ganze ganz anders angehen. Meine wirklichen Top 3, da haben wir einfach zwei gleiche. Da bin ich wirklich mit Winner Takes It All und mit Dancing Queen, aber noch mit auf Platz 1, When All Is Said And Done, den ich wirklich sehr, sehr gut finde. Ist auf dem Album The Visitors und Der hat mich ganz unverhofft erwischt, weil ich dann schon so ein bisschen in diesem Brei versunken war, während ich das gehört habe alles. Und dann gedacht habe, ah, jetzt kann hier nichts Überraschendes wirklich kommen. Und dann erwischt er mich. obwohl ich die ganzen Balladen eigentlich gar nicht gut finde. Ich finde, ABBA ist kein guter Balladenproduzent. Irgendwie funktioniert das für mich nicht, weil die alle viel zu sentimental sind. Wenn du dir das letzte Album von 2021 anhörst, da ist die Sentimentalität auf eine andere Art und Weise drin und so tief drin, dass ich keinen einzigen guten Song finde. Also für mich guten Song finde. Viel zu sentimental, das ganze Album. Vielleicht sind die sogar technisch noch ein bisschen besser, aber dafür sind sie formelhafter und deswegen haben sie auch nichts mehr. Das finde ich ein bisschen schade. Auf jeden Fall finde ich, When All Is Said And Done vom Text her und dann, wie die Entsprechung in der Melodie funktioniert zum Text, total gut. Also den würde ich auf Platz 1 setzen. Finde ich toll. Ansonsten muss ich zu, aber einfach so generell so ein paar Takes mal rausbringen. Mama Mia, Money Money sind alle super, die haben auch eine Geschichte und dann denkt man sich, okay, den habe ich so oft gehört, vielleicht ist es auch nur Stockholm-Syndrom, haha, Stockholm, Schweden, dass ich die irgendwie toll finde und man hat da irgendwie, was verbindet man was damit? Deswegen kann ich schwer beurteilen, ob die wirklich gut sind, weil die so ein bisschen untergehen, eigentlich, wenn man ehrlich ist, in dem Brei. Aber die sind trotzdem so viel gespielt, dass man den Song so gut kennt, dass man es noch unterscheiden kann. Aber ich finde aber... hat erst in den letzten beiden Alben in den 70ern, bevor sie sich dann irgendwann getrennt haben, Anfang der 80er, verstanden, dass ein Song Textur braucht. Die sind alle vorher, die letzten beiden Alben haben das besser drauf, aber die sind alle vorher in einem, die nehmen nie Atem zwischendurch. Da geht der Text von A nach Z durch, da geht die Melodie ganz gefällig durch und es gibt keine Harmonie, die mal ungewöhnlich aufgelöst wird. Das sind alles Sachen, die völlig vorhersehbar enden. Also melodisch ist da einfach keine Textur drin, wenn ihr versteht, was ich meine. Und in den letzten beiden Alben, deswegen lohnen die sich, sich anzuhören, hat das irgendwie gelernt. Irgendwie haben sie es hingekriegt, da wirklich Songs zu strukturieren und zu komponieren, wo man auch Ecken und Kanten hat, wo man sich festhalten kann und dann mal was wie dramaturgisch passiert innerhalb des Songs. Und deswegen ist bei mir eben viel in der Liste von den letzten beiden Alben einfach aufgetaucht. Und Natürlich ist Waterloo dabei und so, aber Last Summer finde ich nämlich tatsächlich auch ganz gut und Gimme Gimme Gimme ist toll. Es gibt einen... den ich einmal rausstellen will. I'm a Marionette. Bin eine Marionette aus dem Album The Album. Den ich tatsächlich auch sehr gut finde, der auch eine Überraschung war, weil ich eigentlich damit gerechnet hatte, dass das auch so ein Song ist, der im Brei untergeht. Ich glaube, ihr habt nur was von meinem ganzen Gelaber, wenn ihr einfach auch die Songs dann zwischendurch mal hört und versucht nachzuvollziehen, was ich meine. Aber da wir ein Filmpodcast sind, werde ich das nicht aus... denen. Ich möchte noch eine Empfehlung loswerden. Hört euch Wer im Wartesaal der Liebe steht an. Ich find's großartig. Die haben ja die Songs auch auf Deutsch, Französisch und Spanisch rausgebracht. Was sehr seltsam ist. Und dann gibt es eine Version, die heißt Wer im Wartesaal der Liebe steht. Die ist sehr, sehr Schlager-esk. Also kann man schon im Pop gar nicht mehr richtig raushören. Es ist nur Schlager eigentlich. Gerade wenn es auf Deutsch ist. Aber hört euch das an. Das ist so toll.
Florian Bayer: Das ist echt fies, diese deutschen Übersetzungen. Das ist halt auch so ein 70er-Ding. Wenn du bei Ilja Richter auf der Bühne stehen willst, dann musst du gefälligst Deutsch singen. Das ist immer ein deutsches Fernsehen. Und wenn du in Deutschland Platten verkaufen willst, dann musst du halt auch auf Deutsch singen. Übrigens, dass die Waterloo-Englisch-Sungen haben... Das war, stand nicht fest von Anfang an. Das gab auch eine schwedische Variante.
Johannes Franke: Ja, ja, die finde ich auch ganz gut, muss ich sagen. Oh,
Florian Bayer: ich weiß nicht, die ist komisch, ich finde sie ist komisch abgemischt. Also vielleicht auch, weil ich das Original, also nicht das Original, sondern das, was dann, das, was gesungen wurde.
Johannes Franke: Gibt es denn nicht eine US-Version, die dann immer rauf und runter gespielt wurde, weil das war ja auch nochmal ein extra Mix. Ja,
Florian Bayer: es gab so verschiedene Mixe davon. Aber die hätten das fast auch schwedisch gemacht, weil damals war das alles andere als gewöhnlich. KünstlerInnen in Englisch singen. Normalerweise haben die beim Eurovision Song Contest in ihrer Landessprache gesungen. Und das ist ja, wenn wir uns mal anschauen, wie das so in den letzten Jahren gelaufen ist, auch in der deutschen Debatte, ist das ja bis heute Debattenpunkt, dass gesagt wird, warum singen die denn auf Englisch? Die sind doch ein deutscher Beitrag. Ich kann mich noch erinnern, dass das zu den wenigen Erfolgreichen, die es gab, zum Beispiel Lena Meyer-Landrut und und Max Mutzke, die beide so aus dem Stefan-Rab-Lager kam, wurde das unter anderem kritisiert, dass die Zuseher nach englischem Pop klingen. Und also auch vom Text her.
Johannes Franke: Was soll's. Ja,
Florian Bayer: das ist einfach Bullshit.
Johannes Franke: Und dann gibt's so Songs, wo ich Respekt vor habe. Slipping Through My Fingers habe ich tatsächlich großen Respekt vor. Der Song ist sicherlich gut. Er ist nur nicht my cup of tea. Also man sieht, das ist strukturell und so weiter, textlich und vom Song her, vom Writing, sehr gut gemacht. Aber er ist mir zu balladig, es ist nicht mein... ein Ding. Bei Chiquitita muss ich immer mir vorstellen, wie sie an eine Banane singen. Aber das ist...
Florian Bayer: Es gibt wirklich komische, also komische Titel, komische Texte und dann auch noch diese komische Musik, wo wirklich so alles harmoniert. Und das ist für mich halt so, nicht nur Honey, Honey, auch jetzt Money, Money, Money.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, genau.
Florian Bayer: Das kommt halt auch dazu, dass diese Texte so oft wirken, als ob sie einfach nur I do, I do, I do. Dass sie einfach nur diese Repetitionen sind, um die Musik zu begleiten. Und da könnte auch... eine Kunstsprache stehen. Das muss gar kein Text sein.
Johannes Franke: Wo du sagst, I do, I do, I do. Ich muss an die Beatles denken, an die schnulzigen, schlechteren Sachen von den Beatles. Da reicht das tatsächlich ran von der Qualität her.
Florian Bayer: Oh, nee.
Johannes Franke: Doch, doch, doch. I do, I do, I do. Habe ich auch ein bisschen Respekt vor, muss ich sagen. Weil das musst du erstmal hinkriegen, so schnulzig und so fast schon Anfang der Beatles, dieses Ding irgendwie hinzukriegen, dass du diesen Schlager hast, wo sie alle andocken können, ohne dass es inhaltlich irgendwas tut.
Florian Bayer: Das Problem ist halt, du hast wirklich dann so das Gefühl, deswegen kann ich auch wahrscheinlich, wir haben vorhin festgestellt, wir können die Texte von ABBA nicht. Ja,
Johannes Franke: ja. Wahrscheinlich,
Florian Bayer: weil der Text so egal ist.
Johannes Franke: Vielleicht kommt bei I do, I do, I do irgendwas ganz tolles, weltbewegendes vortextlich. Ich weiß es bloß nicht, weil ich nicht gewillt bin, darauf zu hören. Die Musik ist nicht so geschrieben, dass man das will. Ja,
Florian Bayer: ich meine Bands, die sowas wie Super Trooper geschrieben haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das da vom Text mehr kommt. Aber wo wir von Respekt vor ABBA reden, wo ich tatsächlich auch Respekt habe, ist die Art, wie sie ihre Songs dann produziert haben. Weil ich habe so einen Softspot für dieses pompöse, übertriebene Layer aufeinanderlegen. Ich bin großer Fan von Prog-Rock aus der Zeit. Und ABBA haben was ähnliches gemacht. Die haben halt auch gesagt, okay... Dann packen wir da noch einen Mellotron rein, dann machen wir da noch ein paar Streicher, dann muss da noch ein bisschen was rein und dann haben wir plötzlich diesen Mix. Oh, da sind 20 Spuren übereinander. Und es ist schon, es hat was, weil es halt einfach so eine Dichte erzeugt. Und ich mag das bei Prog-Rock mehr, weil sich das einfach ein bisschen gewaltiger, ernster anhört. Aber zumindest diesen Grundgedanken, wir machen Musik, die mehr ist, das ist schon irgendwie ganz geil.
Johannes Franke: Okay, zum Abschluss. Dann möchte ich euch die Version von Doris Day einmal von Thank You For The Music anempfehlen. Doris Day als Schauspielerin, und das werden wir im Film auch merken, gibt dem Ganzen andere Dinge als ABBA das im Original kann, weil die Leute von ABBA sind keine Schauspieler. Die können nicht so Gefühle mit reinlegen oder wollen das vielleicht auch nicht, weil es poppig sein soll, als Schauspieler sich das leisten können, wenn sie sagen, ich mache jetzt eine Version davon. Und Doris Day hat eine ganz, ganz tolle Version davon gemacht, finde ich.
Florian Bayer: Okay,
Johannes Franke: cool. Also das könnt ihr euch hier auf jeden Fall mal anhören. Es gibt ein tolles Klavier am Anfang und sie singt das mit viel mehr Hintersinn als ABBA das tut.
Florian Bayer: Du hast dich jetzt durch die gesamte Diskografie gehört von ABBA. Was ist denn dein finales Urteil? Muss man hören?
Johannes Franke: Aber man muss jemanden finden, der einem sagt, wo die Perlen sind. Weil sonst ist man wirklich im Brei versunken. Muss man schon sagen.
Florian Bayer: Als Service können wir ja auch, wenn du nicht die ganze Liste jetzt durchgehen willst, deine Top 25 der Perlen können wir ja in den Beschreibungstext vom Podcast hauen und dann könnt ihr euch einmal durchhören und durchklicken. Liebe Leute, das war der Muss-Man-Hören-Podcast für diese Woche. Wenn ihr wissen wollt, welches Album mir Johannes nächste Woche aufgibt,
Johannes Franke: bleibt dran.
Florian Bayer: Ansonsten euch eine schöne Woche. Johannes, dein Satz?
Johannes Franke: Tom Waits. Es wird Tom Waits geben.
Florian Bayer: Oh, was von Tom Waits?
Johannes Franke: Ah, das ist mein Closing Time vielleicht.
Florian Bayer: Ich würde ja, also eigentlich ist doch das beste Album, oh Gott.
Johannes Franke: Fuck,
Florian Bayer: Leute. Bone Machine, oder? Bist du beleidigt? Nee, nicht Bone Machine.
Johannes Franke: Bone Machine ist etwas jünger,
Florian Bayer: Anfang der 90er. Okay.
Johannes Franke: Leute, wir besprechen den Film noch, versprochen.
Florian Bayer: Ja, wir machen das, keine Sorge, ihr habt nicht in den falschen Podcast geschaltet. Wir mussten jetzt nur einmal Raindogs, natürlich mussten wir Raindogs. Ah,
Johannes Franke: Raindogs, auf jeden Fall.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Genau, wir reden noch über den Film. Lass uns diesen Punkt einfach abschließen. Hast du irgendeinen Jingle, den du spielen kannst?
Johannes Franke: Ich werde irgendwas machen. So, willkommen zurück im Film, wo wir jetzt endlich mal darüber reden werden, wie Meryl Streep diesen Film mit 200% Power durchrockt.
Florian Bayer: Darf ich gleich rein?
Johannes Franke: Oh nein, oh nein, Moment, Moment, ich hab einen Einstiegssatz.
Florian Bayer: Ja, bitte.
Johannes Franke: Und zwar von Stellan Skarsgård. der gesagt hat, It was absurd to ask me to be in a musical. I can't sing, I can't dance. And then I saw it was also Pierce Brosnan and Colin Firth and they can't sing and dance either. So I felt a little safer there. Ich finde es ein super Satz und es passt super, 100% auf diesen Cast.
Florian Bayer: Meryl Streep. Ja. Es ist ja die Protagonistin, über die müssen wir ja auf jeden Fall reden. Meryl Streep ist eine fantastische Schauspielerin. Danke. Meryl Streep habe ich ganz oft und auch in diesem Film das Gefühl, Mann, die ist viel zu gut dafür eigentlich. Weil sie spielt das so, sie ist in dieser albernen Show und spielt das mit voller Power. Und sie hat diese, ey, ich meine, es geht um so ein... Billig, es geht um so, es geht um wirklich so.
Johannes Franke: Was, was, was?
Florian Bayer: Es geht wirklich um, es geht um keinen, es gibt keinen großen Konflikt oder so, mit dem sie sich rumschlägt, sondern es geht wirklich um so, ach ja, und jetzt bin ich wieder in Verliebten und so weiter. Aber sie spielt das mit so viel Tiefe und so viel Leidenschaft. Ja. Aber zum Thema 200% Rocken möchte ich einmal sagen, Christine Baranski.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Die einzige in diesem Film, die singen kann und die eine Hammerleistung abliefert. Christine Baranski kennt man eventuell als Nerd, als männlich. was sonst, als Mutter von Leonard Hofstadter aus Big Bang Theory. Und sie ist eine von den Freundinnen von Donna und spielt hier einen Vamp.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Sie kreilt sich dann auch irgendwann einen 20-Jährigen.
Johannes Franke: Beziehungsweise er will gerne, aber sie lehnt ihn ab. Ja. Was ich wichtig und wesentlich finde.
Florian Bayer: Okay, halten wir fest, ein 20-Jähriger verfällt ihrer Genialität. Und sie sagt so, naja, pass mal auf hier. Auf jeden Fall, sie kann singen. Ja, sie kann richtig gut singen und sie spielt auch noch eine verdammt charismatische Figur. Während Meryl Streep...
Johannes Franke: Amanda Deckerit kann auch singen.
Florian Bayer: Moment, wer? Die Tochter spielt. Achso, ja, die kann auch singen, genau. Während Meryl Streep halt so... Ihr Gesang ist nicht schlecht. Meryl Streep ist einfach Meryl Streep und das reicht eigentlich schon. Ja, ja. Aber sie spielt halt vor allem. Und sie ist zu gut für dieses Setup. Deswegen würde ich behaupten, es... Meiner Meinung nach ist eigentlich Christine Baranski die Figur, die diesen Film rockt. Um das mal so einfach mal so oben als Grundrahmen zu sagen.
Johannes Franke: Okay, ich möchte bloß erklären, was ich mit 200% in Meryl Streep meine. Ich meine nicht nur, dass sie den Film rockt, das tut sie meiner Meinung nach. Ich finde, dass sie 200% ihrer Fähigkeiten reinbringt. Und das sind halt 100% so viel, wie wir mathematisch wissen. Ja,
Florian Bayer: auf jeden Fall. Ganz klar, also wir haben mathematisch diesen Film gelöst. Das ist schon mal voll gut.
Johannes Franke: Das heißt, Ihr Schauspiel würde für drei Filme vielleicht reichen. Also 300%.
Florian Bayer: Sie ist so gut. Ihre Emotionen sind so klopperhaft.
Johannes Franke: Aber so groß auch.
Florian Bayer: Ich identifiziere mich mit einer 50-jährigen Hotelbesitzerin, die verzweifelt ist, weil ihre drei... ehemaligen Ferienromanzen aus Griechenland da zu Gast, zur Hochzeit. Das ist meine, ich identifiziere mich direkt mit ihr. Und das liegt nicht daran, dass ich irgendwie da einen Annäherungspunkt hätte, sondern einfach nur an Meryl Streep.
Johannes Franke: Und eigentlich müssen wir fast gar nicht mehr sagen. Wir können den Podcast eigentlich beenden an der Stelle. Der große Verdienst dieses Films und Meryl Streep in diesem Falle ist, dass wir uns nach wie viel? 120 Jahren Film endlich mal mit einer 50-jährigen mittelalten Frau identifizieren. Als 20-jähriger Mann, als 30-jähriger Mann, als 40-jähriger Mann. Und nicht sofort aufschreien und sagen, um Gottes Willen, ich hab keine Identifikationsfigur. Obwohl, das tun Leute aber.
Florian Bayer: Gut, ohnehin. Ich hab den Film mit meiner Freundin geschaut. Ich hab ein Mädelsamt gemacht. Oh, schön. Ich wollte mit ihr wirklich... Wir müssen ein Mädelsamt machen.
Johannes Franke: Wir haben Prosecco getrunken.
Florian Bayer: Und, äh, nee, wir haben... Berliner Weiße mit Rot getrunken, mit Rot im Schuss, mit Himbeer.
Johannes Franke: Aber es gab Alkohol.
Florian Bayer: Ja, es gab Alkohol und es gab so ein Alkohol-Mix-Getränk, das vor allem auch süß ist. Also es hat schon irgendwie gepasst.
Johannes Franke: Ich muss warnen, guckt den Film bitte mit Alkohol, das ist wichtig.
Florian Bayer: Ja, das ist ganz wichtig. Auf jeden Fall... habe ich mich auf Mädelsamt eingestellt und wir haben diesen Film, wir haben sehr viel gelästert. Wir waren sehr zynisch während diesem Film. Ich habe übrigens, ich habe die Erlaubnis, im Podcast ein bisschen zu erzählen, wie auch die Emotionen meiner weiblichen Begleitung bei diesem Film waren. Okay, das ist gut. Aber wir konnten uns darauf einigen, dass wir es total geil finden, dass in diesem Film einfach mal mittelalte Frauen im Mittelpunkt stehen. Ja. Dass sie nicht... ältere Frauen spielen müssen, sondern dass sie Frauen genau in dem Alter spielen müssen, genau in dem Alter spielen dürfen und dass sie im Mittelpunkt stehen und dass sie die wesentlichen Handlungsträgerinnen sind, dass die Männer entweder egal sind oder Eye-Candy.
Johannes Franke: Oder Eye-Candy, ja.
Florian Bayer: Und dass es einfach mal geil ist, wirklich so, also in dem Sinne kann ich durchaus, hey, man kann diesem Film ein feministisches Moment geben, ohne das überzuinterpretieren. Das ist da dadurch.
Johannes Franke: Absolut. Und weißt du, was das Tolle ist? Es ist nicht der Film, der dann nur sagt, ihr seid nur Eye-Candy oder ihr könnt uns gestohlen bleiben, wer braucht schon Männer, scheiß drauf. Das ist der Film auch nicht, sondern er lädt die Männer ein. In diese Silliness, die dieser Film hat, absolut einzusteigen und sich meinetwegen schwimpflos und anzuziehen und auf dem Steg rumzutanzen und einfach Spaß zu haben.
Florian Bayer: Bei dieser Party mitzumachen.
Johannes Franke: Genau, die Party wird von den Frauen angestoßen und die Männer dürfen mitmachen.
Florian Bayer: Und die weiblichen Figuren haben alle mehr Profile als die männlichen Figuren. Aber das ist halt auch so eine Konstante, die wir sonst im männlich dominierten Kino haben, dass Frauen kein Profil haben. Wir haben letzte Woche, als wir über 418er im Todesfall geredet haben, darüber geredet, dass im Romcom oft so ist, dass Frauen nicht so viel... wirklich profiliert sind und die Männer viel mehr Charakter und viel mehr Tragik und so weiter kriegen. Und hier ist es umgekehrt. Hier haben wir drei Frauen, drei mittelalte Frauen, die alle irgendwie Profile haben, die Charakter und Persönlichkeit haben, während die Männer halt dadurch definiert sind, dass der eine schwul ist, der eine Abenteurer ist und der dritte nicht singen kann. Entschuldigung. Ich werde darauf noch sehr oft zu sprechen kommen.
Johannes Franke: Oh nein. Also, wollen wir erstmal Maris Jib zu Ende abhandeln?
Florian Bayer: Meryl Streep-Donner.
Johannes Franke: Sie ist großartig. Ich finde sie ganz, ganz, ganz, ganz, ganz, ganz toll. Und ich finde es ganz, ganz toll, dass sie das überhaupt gemacht hat. Sie hat damals die Musical-Version, die Stage-Musical-Version gesehen. Das war kurz nachdem der 11. September passiert ist. Ja. Diese Flugzeuge da reingerast sind in die Zwillingstürme in New York. Und dann hat sie dieses Ding gesehen und hat... einen riesigen Dankesbrief an die Cast, an das Cast geschrieben. Hat gesagt, vielen Dank, dass ihr das gemacht habt. Wir brauchten dringend so eine tolle, aufmundernde Unterhaltung und hat denen da irgendwie Honig ums Maul geschmiert. Die haben den Brief sogar irgendwie vervielfältigt und umgeschickt. Also der Brief ist berühmt geworden.
Florian Bayer: Wenn Meryl Streep mir so einen Brief schreiben würde, würde ich genau das auch machen. Ich wäre so schnell am Kopierer.
Johannes Franke: Oh, das ist süß. Und dann ist er bei den Produzenten gelandet, die dieses Musical dann in einen Film umwandeln wollten und haben gesagt, ja, wenn die so begeistert war, dann fragen wir sie doch mal, ob sie dabei sein will.
Florian Bayer: Und Meryl Streep kann spielen, das sehen wir in diesem Film. Natürlich. Was erhältst du denn von ihrem Gesang?
Johannes Franke: Okay, dann gehen wir gleich mal auf den Gesang. Betrifft auch andere, aber vor allem sie. Der ist nicht so, wie ich mir das bei einem Stage-Musical vorstelle. Wenn ich diesen Gesang... live vor Ort in einem Musical gesehen hätte, gehört hätte, hätte ich gesagt, vielleicht empfehle ich es nicht weiter. Ja,
Florian Bayer: weil es einfach zu schwach ist.
Johannes Franke: Es ist einfach nicht für ein Stage-Musical passt es, reicht es nicht. Aber wir haben ja einen Film vor uns. Ja. Und das Wichtige, das Wesentliche, was sie viel gemacht haben, ist, dass sie in diese Songs, in die Studio-Version der Songs, die sie aufgenommen haben, reinge'est sind. Dass Meryl Streep vorher zwei, drei Zeilen schon so ansingt live. Und da hört man, dass sie vielleicht nicht immer so 100% auf dem Punkt ist. Aber es gibt dem Ganzen einen Charme und auch eine Realitätsnähe. die der Film sonst nicht aufmacht.
Florian Bayer: Ich wollte gerade den Realitätsnäher in diesem Film zu nennen. Das ist schon hart.
Johannes Franke: Aber ich weiß, dass der Film sonst kein Deut auf Realität gibt. Aber ich finde, dass das sehr, sehr charmant ist.
Florian Bayer: Was mich tatsächlich irritiert hat, ist, dass die Regie war für Phyllida Lloyd, die auch das Musical inszeniert hat. Und das merkt man ganz oft beim Spiel. Wir haben dieses typische Overacting, was man von Musicalbühnen kennt. Wir spielen nicht für die Kamera, sondern wir spielen für ein Publikum vor der Bühne. Das ist auch okay. Also es gibt viele Musical-Filme, die das machen. Es ist halt sehr irritierend, dieses exaltierte Spiel zu sehen von der Bühne, aber dann Gesang zu hören, der halt überhaupt nicht diese Musical-Atmosphäre trägt. Und das ist bei Meryl Streep. Meryl Streep ist tatsächlich die Einzige in dem Film, bei der es mir nicht so negativ aufgefallen ist, weil Meryl Streep hinter diesem exaltierten Musical-Play eben doch Meryl Streeps Oscar-Reife-Leistung trägt.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Die immer wieder Oscar-Reife ist, egal was sie spielt.
Johannes Franke: Ja, ja.
Florian Bayer: Und deswegen ist es mir bei ihr nicht so störend aufgefallen, weil ihr Spiel halt einfach so verführerisch gut ist.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Deswegen kann es auch einen Charme entwickeln.
Florian Bayer: Und deswegen entwickelt es bei ihr auch am ehesten Charme. Man hört, dass sie nicht diese Musical-Stärke hat im Lang. Aber... Bei ihr funktioniert das Zusammenspiel von Gesang und Schauspiel. Weil sie macht so ihr Ding draus. Also cool ist, dass sie das geschafft hat. Wie gesagt, die haben den Gesang aufgenommen und dann gespielt während des Films. Das heißt, es ist kein Live-Gesang. Es gibt ja auch Musicals, gerade in den letzten Jahren, wo sie es anders gemacht haben, wo wirklich live am Set gesungen wurde, was ich total geil finde.
Johannes Franke: Das geht aber nur mit Leuten, die es wirklich können.
Florian Bayer: Genau, das geht nur mit Leuten, die es können. Oder wenn du sagst... die Gesangsleistung ist nicht das Zentrale, das Wichtige, sondern es geht eher um, bei Les Miserables war das ja so ein bisschen, dass wir da gesagt haben, wir legen eher Wert auf was anderes und ja, ihr werdet euch daran gewöhnen müssen, in diesem Film gibt es schrägen Gesang. Bei Meryl Streep passt das einfach zusammen und sie hat das, obwohl das Playback ist, hat sie das total gut geschafft, das so rüberzubringen, dass es sich anfühlt, zumindest bei ihr, als ob das am Set irgendwie entstanden wäre, als ob sich das natürlich aus den Emotionen entwickelt hätte.
Johannes Franke: Billiger Schrott, den man nicht gebrauchen kann.
Florian Bayer: Während ich das hier auspacke, kannst du mir mal erzählen, wo du genau warst in Dänemark.
Johannes Franke: Ich war in Kopenhagen und habe mir ganz viel Tivoli angeschaut, was ein krasser Freizeitpark ist, von dem ich überhaupt nicht erwartet habe, dass da mitten in der Stadt so ein riesiger Freizeitpark ist mit richtig guten Rides. Es ist unglaublich. Und jetzt bin ich mal gespannt, was Flor da auspackt. Ich meine, ich weiß, was es ist, aber...
Florian Bayer: Es ist... Du hast mir gesagt, wie es heißt. Es ist ein Kühlschrankmagnet.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und zu sehen sind die Häuser aus dieser berühmten Ecke aus Kopenhagen, wo alle Häuser bunt sind, am Wasser. Wie heißt das Hafen?
Johannes Franke: Nyhavn. Also der neue Hafen.
Florian Bayer: Der neue Hafen. Fantastisch, sehr schön. Das sieht fast handbemalt aus.
Johannes Franke: Ja, aber das ist die billigste Scheiß-Fahrt.
Florian Bayer: Großartig. Das kriegt einen Ehrenplatz an meinem Kühlschrank. Danke dir, aber der Magnet wirkt tatsächlich so, als könnte er halten. Er kann was, ja. Bei diesem Billigschrott ist es ja meistens so, dass du es dranklatschst und dann schiebst du ein Blatt drunter, dann geht's noch. Und dann kommt ein zweites Blatt, du hast so, keine Ahnung, zwei Rechnungen oder so. Und dann fällt's schon ab.
Johannes Franke: Oder es rutscht langsam über die nächsten Wochen runter.
Florian Bayer: Und jedes Mal, wenn du drauf guckst, denkst du, oh, manchmal schiebst du es nochmal hoch.
Johannes Franke: Ja, genau. Okay,
Florian Bayer: gut Vielen Dank
Johannes Franke: Okay, und dann gehen wir wieder zurück in den Film Aber wenn wir schon dabei sind bei dem Thema. Eine große Frage, die ich mir aufgeschrieben habe, die ich wahnsinnig wichtig finde und mit dir klären möchte. Will man in einem Musical, Film-Musical, lieber einen schlechten Sänger, der aber guter Schauspieler ist, oder lieber einen schlechten Schauspieler, der aber guter Sänger ist?
Florian Bayer: Ich kann bei Gesang, bin ich deutlich unkritischer als bei Schauspiel. Weil ich finde, mal daneben zu hauen bei Gesang und mal ein bisschen schräg zu singen, das stört mich nicht so sehr, wie beim Schauspiel daneben zu hauen. Das ist, glaube ich, so ein persönliches Ding. Weil ich mag auch tatsächlich Musik, bei der mal ein bisschen schräg gesungen wird. Ich mag es, wenn mal eine Stimme wegbricht. Wenn es auch mal einen kleinen Fehler gibt, das ist angenehm. Das kann zur Musik dazugehören. Und deswegen bin ich da... bin ich da deutlich nachsichtiger mit dem Gesang als mit dem Schauspieler. Und deswegen würde ich sagen, ich will lieber einen guten Schauspieler oder eine gute Schauspielerin, die nicht so gut singen kann. Ja,
Johannes Franke: okay. Weil das Stage Musical macht es anders. Stage ist eindeutig der Fokus auf Gesang. Wenn du irgendwo ins Stage Musical gehst, dann weißt du, du hast gute Sänger dort. Dann weißt du aber auch, dass unter Umständen du niemandem auch nur ein Wort abnimmst. Ja. Also dass du keiner ist von denen, vielleicht, wenn du Pech hast, ein guter Schauspieler. Es gibt so ein paar... Tolle Beispiele von Leuten, die das beides super hinkriegen. Kristen Chenoweth und so weiter, wie die großen Größen am Broadway zum Beispiel heißen. Die haben ja viel auch für Fernsehen machen dürfen oder für Film. Aber du musst dich oft als Regisseur entscheiden. Und in diesem Fall haben sie sich halt fürs Schauspiel entschieden. Und jetzt frage ich mich, wenn sie sich jetzt fürs Schauspiel entscheiden, warum geben sie ihnen nicht genug zu spielen, wenn sie schon sagen, wir wollen Schauspieler haben? Absolut. Das finde ich schon seltsam.
Florian Bayer: Und das ist was, was mich bei diesem Film grundsätzlich gestört hat. Ich bin ja auch nicht der größte Musical-Fan. Ich mag es aber, wenn Musicals ein bisschen mehr Pacing haben zwischen Gesang und Handlung. Und dieser Film hat kaum Handlung und fast nur Gesang. Also er stolpert ja geradezu von einem Abbasong zum nächsten. Und du hast das Gefühl, es ist kaum Handlung zwischen den einzelnen Stücken. Und was auch immer passiert, soll eigentlich nur zum nächsten Abbasong weitergehen. Ja,
Johannes Franke: ja, ja.
Florian Bayer: Und dann auch noch so... okay, wie kriegen wir diesen Song da reingepresst? Und dann schaffen sie es trotzdem nicht, Waterloo in die Handlung reinzufädeln, obwohl sie heute extrem überdehnen, wie sie es schaffen, diesen Songtext auf diese Situation zu packen. Und der Film, ich habe jetzt gesagt, natürlich, ich bevorzuge, ich würde eher einen guten Schauspieler oder eine gute Schauspielerin bevorzugen, aber in so einem Setup, in so einem Film, wo eigentlich nur gesungen wird, ist vielleicht das andere besser, aber dann muss ich auch sagen, okay, das stört mich auch tierisch, das nervt mich einfach, dass da so Song auf Song folgt. Und ja, dann willst du wahrscheinlich eher einen Sänger hören oder eine Sängerin, aber das hätte es für mich auch nicht gerettet. Das hätte mich trotzdem genervt.
Johannes Franke: Weißt du, ich glaube, die einzige Figur, an der ich sagen kann, okay, das rechtfertigt sich, dass sie hier eine Schauspielerin haben, ist Meryl Streep. Weil sie das mitbringt, wo ich sage, okay, das ist der Mehrwert gegenüber dem Gesang. Bei allen anderen Figuren, selbst bei Colin Firth, und das tut mir sehr leid, gibt es keinen Grund, nicht einen Sänger zu nehmen. Ja,
Florian Bayer: das stimmt schon. Sie, und gerade auch so, ja, sie haben, also, Elephant in the Room, Pierce Brosnan. Nein, ich war wirklich schockiert. Ich finde, man kann über sehr vieles hinwegsehen, was so an einem Film nicht so gut gemacht ist, wenn wir zum Beispiel vom Greenscreen reden und so. Ja, ja, ja. Das trägt sich irgendwie mit. Aber ich habe Pierce Brosnan gehört, wenn er zum ersten Mal singt und dachte, oh, ich bin kein Gesangsexperte. Und ich bin ein wirklich schlechter Sänger.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Aber ich saß da und war wirklich schockiert, dass das durch die Quality Control gegangen ist.
Johannes Franke: Also das Interessante ist ja, die Töne von der Tonhöhe Tonhöhe Stimmen, er kann einen Ton halten, beziehungsweise der Computer konnte seinen Ton dann entsprechend halten.
Florian Bayer: Ich hab gleich geschrieben, um diesen Witz einfach mal zu droppen, der größte Konflikt dieses Films ist Pierce Brosnan gegen das Autotuning. Beide verlieren.
Johannes Franke: Beide verlieren, ja. Nein, der Zuhörer verliert. Es tut mir leid. Ich kann bei Pierce Brosnan, wenn wir schon bei ihm sind. Ich kann es nicht verstehen. Ich hätte, egal ob er nicht singen kann, aber er spielt auch nicht das, was ich will. Ich will nicht Pierce Brosnan dort haben. Das ist die einzige große, große, große Fehlentscheidung dieses Films, finde ich. Er macht sehr viel auf eine richtige Art und Weise falsch. Sagen wir es so. Aber Pierce Brosnan ist einfach auf allen Ebenen die falsche Entscheidung. Ich hätte viel lieber Bill Nighy gesehen, der ja eigentlich vorgesehen war zwischendurch mal, dass er einer von diesen dreien Männern ist. Und Pierce Brosnan, um Gottes Willen, er spielt das nicht, er singt das nicht, er kriegt das nicht zusammen. Ich glaube, das große Problem ist, dass Pierce Brosnan eine bestimmte Art von Charme hat und eine bestimmte Art von Charme gewohnt ist zu spielen. Und das mit dem Gesang zu verbinden, hat er nicht drauf. Er weiß nicht, wie das geht. Er kriegt das nicht zusammen und er kriegt diese Art von Inszenierung, diese Campy-Inszenierung dieses Films, kriegt er nicht. gegriffen. Er weiß nicht, was er spielen soll und deswegen funktioniert das einfach überhaupt nicht.
Florian Bayer: Ich bin echt kein Pierce Brosnan Fan. Ich finde, das ist kein guter Schauspieler.
Johannes Franke: Ja, vielleicht ist er auch tatsächlich wirklich kein guter Schauspieler. Das kann sein.
Florian Bayer: Ich sehe irgendwie, wieso Er so einen spezifischen Charme hat, der offensichtlich bei 40-50-Jährigen funktioniert, weil er hat so einen Charme der alten Schule. Irgendwie so ein alter Gentleman, aber da gibt es halt viel charmanterer als ihn. Das kommt halt dazu. Er trägt den irgendwie mit, aber eher so der Charme der alten Schule für die gelangweilte Mittelschicht.
Johannes Franke: Und du redest gerade von 40-50-Jährigen, aber du redest von... deiner Sicht auf die 40-50-Jährigen, als du Mitte 20 warst?
Florian Bayer: Ich bin 40-50.
Johannes Franke: Du bist 40-50.
Florian Bayer: Und als er diesen Film gedreht hat, war er 55.
Johannes Franke: Ja, also ich glaube, die Leute, die du meinst, sind jetzt eher so 60.
Florian Bayer: Oder eher so 70. Auf jeden Fall, er holt mich mit seinem Charme nicht ab. Dann holt er mich mit seinem Schauspiel nicht ab, weil ich einfach Ich finde, dass er nicht besonders gut spielt, weil er auch einfach blass ist. Die Figur hat natürlich auch überhaupt kein Profil, außer dass sie in Donner nach wie vor verliebt ist.
Johannes Franke: Das ist das große Problem, ja.
Florian Bayer: Und dann kommt dazu, dass sein Gesang aber wirklich hart ist. Also wirklich hart an der Schmerzgrenze. Ich hatte wirklich so ein Peinlichkeitsgefühl, als ich das gehört habe. Und ich bin jemand, dem es nicht peinlich ist, betrunken Karaoke zu singen und jeden Ton daneben zu hauen. Es war wirklich hart.
Johannes Franke: Der ganze Film ist doch wirklich, deine Tante oder deine Mutter singt mit dir zusammen getrunken Karaoke. Voll,
Florian Bayer: darauf habe ich voll Bock, aber nicht, dass Pierce Brosnan daneben steht. Und deswegen muss ich sagen, Pierce Brosnan hat diesen Film richtig, richtig runtergezogen. Und vor allem eben, weil er auch von den dreien, die als Vater in Frage kommen, die gewichtigste Rolle hat, weil seine Romanze mit Donna wieder aufgelegt wird. Und diese ganze Romanze hat halt auch für mich null Chemie gehabt.
Johannes Franke: Null. Die haben sowas von gar keine Chemie. Das ist wirklich, wirklich schlimm. Wir müssen einmal über das Schlimmste, den schlimmsten Moment des Films reden. Hast du einen schlimmsten Moment im Kopf? Ich bin gespannt, ob wir den gleichen haben.
Florian Bayer: Ich glaube, du denkst jetzt an die Kapelle, wenn sie zur Kapelle gehen und dieses, wo er sie nochmal, wo er sie für sich gewinnen will.
Johannes Franke: The winner takes it all.
Florian Bayer: Fängt dann an mit The winner takes it all, ja.
Johannes Franke: Die arme Meryl Streep. Ja, roundabout.
Florian Bayer: It's so awkward.
Johannes Franke: Fucking Sonnenuntergang da hinten und Pierce Brosnan, der nichts anderes zu tun hat, als sich ab und zu mal die Stirn zu kratzen und komisch zu gucken. Mehr gibt's da nicht und sie muss das alles rocken und irgendwie sich einen Wolf spielen und sie gibt wirklich 200, 300, 400 Prozent. Und das tut mir wahnsinnig weh beim Gucken.
Florian Bayer: Ja, ich find's wirklich ein schrecklicher Moment, vor allem weil halt das Problem ist, also es gibt ja einen Original-Videoclip davon, wie Agnetha das singt. Und tatsächlich macht... Meryl Streep so ein bisschen die Agnetha, die steht nämlich auch nur da und bewegt sich im Spiel und singt das. Aber in diesem Moment haben wir ja eigentlich, das ist der große Konflikt.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Da geht es um ihren Schmerz, um seinen Schmerz, um dieses Verletztheit.
Johannes Franke: Was ich nicht richtig verstanden habe übrigens, keine Ahnung. Ich habe den Song, seine ganze Tiefe und Dramatik hat sich für mich nicht gezeigt in dem Moment.
Florian Bayer: Und er steht so awkward vor ihr. Ja. Dieses. Also es ist auch wirklich steif, es ist wirklich schlecht, es ist so falsch platziert. Und eigentlich, also der Song, der braucht in diesem Moment irgendeine Form von Dynamik, von Bewegung. Ja, ja, ja. Und es ist wirklich, ich bin ganz bei dir, es ist schmerzhaft, es tut mir weh. Und es hilft halt auch nicht, dass sie da irgendwie so platziert ist und versucht, dieses Agneta-Ding zu machen, dieses mit wenigen Bewegungen gleichzeitig große Bewegungen zu machen. Es ist wirklich, es ist nicht gut.
Johannes Franke: Und es tut mir total leid, wie sie da steht. Einfach alleingelassen von allen. Sowohl von Pierce Brosnan als auch von der Regie und von der Kamera und von der Requisit.
Florian Bayer: Und man sieht es ihr auch an, dass sie alleingelassen ist.
Johannes Franke: Absolut. Aber ich finde, dass sie mit allem, alles was sie macht, immer mit einem Stückchen Würde macht. Und das große Gegenbeispiel, das gute Gegenbeispiel, ist, wie sie da auf dem Dach, wo die drei Männer da in dem Dachboden sind, wie sie da, sie hat sie gesehen, und singt da sich auch einen Wolf. Sie ist auch allein und sie muss auch Zeug. Aber sie macht das so gut an der Stelle, dass ich voll mit ihr mitgehe.
Florian Bayer: Es kommt dir natürlich voll entgegen, dass Mama Mia an der Stelle auch einfach ein dynamischerer Song ist.
Johannes Franke: Ja,
Florian Bayer: ja. Und dass sie in diesem Song sehr viel mehr spielen darf, sehr viel mehr mit Dynamik spielen darf. Genau. Es ist einfach auch eine Slap, neben dem Song ist es halt auch einfach eine Slapstick-Nummer, wenn sie die ganze Zeit mit sich selbst kämpft, ob sie nochmal da reinguckt. Übrigens. Das haben wir mehrmals in diesem Film. Totale Überinterpretation, aber wirklich süße Überinterpretation von den Lyrics von diesem Song, wie sie halt über dieses Mama Mia und Here I Go Again und nochmal gucken und nochmal luken. Das ist wirklich witzig. Ich fand's generell, das ist natürlich, das ist so ganz groß mein Urteil, auch als nicht so großer ABBA-Fan. Ich hab gemerkt, dass sich die Songs bei mir sehr schnell abgenutzt haben. Das heißt, ich hab... Die hätten auch einfach, mir hätte es gereicht, wenn die Songs alle gekürzt worden wären, wenn es weniger Gesang wäre. Und das zieht sich durch den ganzen Film. Aber tatsächlich habe ich die Songs von Meryl Streep, obwohl sie nicht die beste Sängerin ist im Film. Und es gibt auch eine Lieblingsperformance für mich, die nicht sie ist.
Johannes Franke: Ich ahne welche und ich hoffe, dass wir die gleiche haben.
Florian Bayer: Wir haben die gleiche. Bei ihrem Gesang ist es mir wenigstens negativ aufgefallen. Ich finde, es gibt diese Nummern, auch dieses Money, Money, Money. Wenn sie durch diese Stadt dann geht und darüber singt. Da funktioniert das irgendwie.
Johannes Franke: Wo ich das noch am schwächsten finde, muss ich sagen. Von den Songs von ihr. Weil das da irgendwie, das ist nicht gut inszeniert. Das ist, da versuchen sie dynamisch durchzugehen, aber irgendwie finde ich vom Timing her, funktioniert es nicht ganz 100%.
Florian Bayer: Ich fand das nett. Wenn du ein griechisches Dorf hast, das eine Frau verfolgt und dir vorwirft, dass sie nicht mit Geld umgehen kann, dann hasst du mich einfach. Das ist mein Thema.
Johannes Franke: Ich finde auch grundsätzlich den Gedanken gut. Ich finde bloß manche Entscheidungen so. Aber das ist so Nitpicking, das ist so Blödsinn, weil dieser Film das nicht verdient hat, irgendwie zu nitpicken. Ich finde, nur um das zwischendurch...
Florian Bayer: Natürlich hat dieser Film Nitpicking verdient. Dieser Film wurde gemacht, um von Männern in unserem Alter genitpickt zu werden.
Johannes Franke: Ich finde, dieser Film, nur um das zwischendurch mal zu sagen, wir haben sehr viele Kritik an diesem Film, aber ich liebe es und ich bin 100% dafür. Ich sitze da, hab meinen Alkohol in der Hand und kreische alles mit und singe alles mit und lache mich kaputt über den noch so kleinsten, blöden, blödsten Gag und auch über die... Campiness, die dann vielleicht nicht bewusst witzig ist oder sowas. Pass auf,
Florian Bayer: da muss ich jetzt kurz aus meiner Seherfahrung reden. Wie gesagt, mit weiblicher Begleitung. Die auch öfter moniert, dass wir so sehr testosteronhaltige Filme gucken. Und jetzt haben wir einen Frauenfilm. Und dann sitzen wir da und es geht los und haben beide unser Bier in der Hand. Freuen uns und sprudeln und so. Und dann geht es los und nach fünf Minuten sagt sie, ich kann das gar nicht. Das geht überhaupt nicht. Diese Mädchen, die sich da auf die Hochzeit vorbereiten und die ganze Zeit giggeln und in das Tagebuch gucken. Es ist wirklich schlimm und es ist wirklich hart. Und ich sitze da, danke, dass du es sagst. Ich hab mich dann so schlecht gefühlt. Ich dachte, ich bin so ein sexistisches Arschloch, dass ich hier sitze und die ganze Zeit denke, was für ein Mist, was für ein Rotz. Und jetzt hab ich hier so meinen weiblichen Token, der sagt, das ist total schlimm.
Johannes Franke: Verdammt, jetzt hast du mir den Wind aus dem Segel genommen. Ich wollte gerade sagen, ja, du kannst ja nicht eine Frau jetzt als Token da hinstellen und sagen, dass die hat abgenickt, dass ich jetzt sexistisch sein darf.
Florian Bayer: Und das ist natürlich so ein grundsätzliches Problem für mich für diesen Film. Es war halt so der ganz, Ein ganzer Einstieg, bis wir zum ersten Mal Meryl Streep sehen und ich denke, oh, Meryl Streep, cool. Es ist halt, bin ich halt schon mega abgeturnt.
Johannes Franke: Nein, Party, Party, Party, komm.
Florian Bayer: Mädels,
Johannes Franke: setzt euch zusammen, giggelt, guckt euch das alles an. Ich finde es allerdings sehr creepy, dass sie da über diesen Tagebuch sitzt.
Florian Bayer: Ey,
Johannes Franke: was ist das? Dass sie einfach das Buch über ihrem Untergrund hat. Und das einfach so durchliest und sich darüber irgendwie giggelnd mit ihren Freundinnen auch noch unterhält, was sie da reingeschrieben hat.
Florian Bayer: Was ist das denn? Ich würde gerne zurückreisen in die Vergangenheit zu dem Clou, der da vor dem Fernseher sitzt und gebannt im Ganzen guckt und ihm ins Ohr flüstert. Pass auf, die beiden Freundinnen werden in dem Film keine Rolle mehr spielen. Versuchen nicht zu sehr zu verstehen, wie ihre Beziehung zueinander ist. Diese beiden Frauen spielen keine Rolle. Es kommen zwei coolere Frauen noch. Ja, keine Sorge. Ich saß da und dachte so, okay, die haben null Persönlichkeit. Das ist ja schrecklich.
Johannes Franke: furchtbar.
Florian Bayer: Ja, Das ist nämlich, also dieser Anfang hat eigentlich all das, was wir gerade gesagt haben, was so männliche Regisseure halt oft mit Frauenrollen machen, dass sie die Frauenrollen so egal machen und dass dann knallhart auch die Männer reingeschnitten werden und dass sie eher die sind, die so ein bisschen Persönlichkeit kriegen, weil wir sehen sie in ihrem Alltag und wie sie was beruflich machen, also zum Taxi rennen und so weiter und du hast so das Gefühl, ey, du wirst voll reingeworfen in dieses typische Rom-Com. Wir haben hier die Kerle, die was machen und die Frauen, die da sitzen und giggeln und den Männern hinterher schmachten. Weißt du,
Johannes Franke: wie geil das ist? Weil du bist ja am Anfang da reingeworfen und denkst dir, oh, es geht also um drei Männer, die wichtige Jobs haben. Und innerhalb des Films wird dir klar, nope, das ist iCandy. Ich find's großartig, weil du auf dem Holzpfad bist am Anfang.
Florian Bayer: Auf jeden Fall.
Johannes Franke: Da hingeleitet wirst und ich find's super, wie das dann gedreht wird.
Florian Bayer: Und ich find ja auch, wir haben jetzt, ich hab schon sehr, sehr negativ. ...über Pierce Brosnan geredet. Ich finde, sowohl Colin Firth als auch Stellan Skarsgård passen da rein. Ja,
Johannes Franke: die finde ich auch.
Florian Bayer: Ich finde die wirklich gut. Ich finde Stellan Skarsgård so als den Abenteurer. Muss man ihm abkaufen? Muss man ein bisschen Suspension of Disbelief reinhauen, um ihm das abzukaufen?
Johannes Franke: Nein, weiß ich nicht. Der macht das gut. Der ist doch, der passt da drauf.
Florian Bayer: Ja, ich weiß nicht. Ich fand es so ein bisschen... Sie hätten ein bisschen mehr damit spielen können, dass er eigentlich alt und dick geworden ist.
Johannes Franke: Was? Aber das ist doch ganz normal. Nein. Ich meine, man kann damit spielen, dass er vielleicht nicht mehr der potente Abenteurer ist, wie er mal war. Aber wir haben die ja sowieso total unterentwickelt, die Figuren. Also es ist auch wurscht. So
Florian Bayer: Comic Reliefs eigentlich. Natürlich.
Johannes Franke: Und ich schmachte Colin Firth an.
Florian Bayer: Und Colin Firth ist toll. Ich auch.
Johannes Franke: Ich find's super.
Florian Bayer: Ich find's großartig. Ich find's auch total toll, dass dann Colin Firth so ein, wie nennt man das? Nicht Deus Ex Machina, sondern Sex Ex Machina. Und Schluss sagt so und übrigens, ich hab mir einen sexy Griechen angelacht. Du denkst so, wo kommt dieser Typ her?
Johannes Franke: Er hat mich schon mal angeschaut. Er hat mich inzwischen durch einmal angeschaut.
Florian Bayer: Es gibt diese eine Szene, aber wenn man plinzelt, dann verpasst man sie. Und wo du dann denkst, yes, okay, gut für dich, aber keine Ahnung. Ja, auf jeden Fall Colin Firth, cool.
Johannes Franke: Aber es wird ja vorher auch schon ein bisschen angedeutet,
Florian Bayer: dass er schwul ist. Es wird total angedeutet, dass er schwul ist. Und ich dachte nämlich am Anfang noch, wenn wir dann die beiden Freundinnen von Donna ankommen sehen, die ich übrigens cool finde tatsächlich, ich finde dieses Dreiergespann Donna, Rosie und Tanja wirklich cool.
Johannes Franke: Ja, es ist wirklich toll.
Florian Bayer: Dachte ich so, oh nee, wirklich jetzt, wir haben hier drei Frauen, wir haben drei Männer, ihr macht, ihr zieht das jetzt nicht durch oder ihr macht das nicht, bitte nicht. Und Gott sei Dank, ja, sie machen es doch, sie machen es. Sie nicken einmal in Richtung ABBA und Eurovision Song Contest Fanbase, indem sie einen schwul machen. Ja. Aber ansonsten ziehen sie genau das Ding durch, dass sie sagen, wir haben hier Frauen, Männer, ihr müsst irgendwie zusammenpassen. Wir machen hier, wir würfeln ein bisschen und dann haben wir euch. Rosie und Tanja, großartig, ne? Julie Walters, Molly Weasley. Molly Weasley! Ich hab sie nicht erkannt, ich hab's erst mal nachgesehen. Ach so,
Johannes Franke: okay. Ich hab die ganze Zeit gedacht, Molly Weasley, ach wie schön, gleich kommt Harry Potter um die Ecke.
Florian Bayer: Und ich hab's schon gesagt, Tanja, Christine Baranski. Ja,
Johannes Franke: großartig.
Florian Bayer: Großartig, die, okay, die die beste Gesangsnummer im Film kriegt.
Johannes Franke: Okay, okay, gehen wir auf diese beste Gesang.
Florian Bayer: Yes, yes, yes! Und das Geile ist ja so dafür, sie fängt an zu singen und sie kriegt... ihren großen Auftritt mit diesem Flirt und mit diesem Pepper-Ticken. Du siehst das und es sind 90 Minuten vergangen oder so und du denkst, warum habt ihr sie nicht vorher singen lassen? Warum erst jetzt? Was ist denn los? Was stimmt nicht mit euch? Das Ding gehört an den Anfang. Mach die giggelnden Brautjungfern weg, ich will sie sehen.
Johannes Franke: Wir müssen über diesen Song mal darüber reden, wie schwierig manchmal Songtexte von ABBA sind. Also wenn man sich diesen Text anschaut und dann weiß, dass das ja eigentlich ein Mann singt. Einer sehr jungen... Frau.
Florian Bayer: Ja?
Johannes Franke: Da ist das sehr creepy.
Florian Bayer: You are so hot teasing me. So you're blue, but I can't take a chance on a chick like you. That's something I couldn't do. Ray Paloo.
Johannes Franke: Ja, genau.
Florian Bayer: Ray Paloo.
Johannes Franke: Fuck, fuck, fuck, fuck. Und das dann umzudrehen und das auch, ne, die beiden sind konzentrfähig, die haben beide irgendwie Interesse.
Florian Bayer: Er ist volljährig.
Johannes Franke: Er ist volljährig.
Florian Bayer: Glauben wir zumindest.
Johannes Franke: Er ist leider der einzige Schwarze in diesem Film. Ja. Das tut mir so leid. Aber gut, okay.
Florian Bayer: Er hat auch keine Persönlichkeit, er ist auch nur Eye-Candy. Und er ist halt scharf auf sie.
Johannes Franke: Ja, genau. Und ich find's toll, dass zum einen, 2008, das gab's noch nicht so häufig, dass eine ältere Frau als wirklich begehrenswerte, und zwar nicht daraufhin als begehrenswert dargestellt wird, weil sie ist... Ja. älter und dann kommen die ganzen blöden sexistischen Sprüche mit Erfahrung und so weiter, sondern es ist einfach, sie ist einfach fucking hot und er fährt voll auf sie ab. Und dann der weitere Twist, wir sagen nicht nur, ältere Frauen sind begehrenswert und dann muss die den auch nehmen, weil das Einzige, was sie noch kriegt, ist dieser eine Mann, der auf sie steht. Nein, sie kann sagen, nee, sorry. muss vielleicht nicht sein.
Florian Bayer: Bei ihr steht die Männer Schlange.
Johannes Franke: Genau, sie darf ablehnen. Und das finde ich toll.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Sie hat auch wirklich Persönlichkeit. Ich finde sie jedes Mal, ich meine, sie sind ja alle so ein bisschen unterrepräsentiert in diesem Film, diese Freundinnen und Freunde. Aber ich finde jedes Mal, wenn ich sie sehe, freue ich mich einfach, weil sie... unfassbar viel Charisma hat, weil sie einfach eine Präsenz ist und weil sie vor allem eine Bühnenpräsenz ist. In ihr merkt man am stärksten dieses ganze Musical-Flair, dieses Extaltierte, dieses Große und ich sehe sie total auch auf einer Musical-Bühne und hab Spaß mit ihr.
Johannes Franke: Und das, fast das Gegenteil davon, ist halt Molly Weasley. Kannst du den Namen nochmal sagen?
Florian Bayer: Julie Walters, Rosie.
Johannes Franke: Die keine klassische Musical-Frau wäre. Ich würde sie nicht so sehr auf der Bühne sehen. Überhaupt nicht. Und ich finde aber, dass sie so eine tolle, bodenständige Figur ist.
Florian Bayer: Lone Wolf. Sie ist großartig als krummelige
Johannes Franke: Einzelgängerin. Und sie ist nicht die klassische Schönheit oder sowas, die dann... irgendwie angeschmachtet werden muss oder sonst irgendwas, sondern das trifft ja sowieso für die ganze Gruppe zu. Die sind alle ganz normale Frauen im Leben. Ja. Oh, ich finde es so, ich liebe es.
Florian Bayer: Sie schreiben Bücher.
Johannes Franke: Oh mein Gott.
Florian Bayer: Sie muss ein Autogramm geben, weil sie Bücher schreibt, weil sie erkannt wird als Autorin.
Johannes Franke: Ist das schön.
Florian Bayer: Es ist total cool. Jetzt haben wir ja schon gesagt, dass Your Mother No von Tanja und Pepper, dass das eigentlich der coolste Song ist, aber ich mag, wenn sie drei zusammen Dancing Queen singen und performen und einfach nochmal so sie abfeiern und sich zusammen abfeiern und sich an die guten alten Zeiten erinnern. Es ist geil. Ich mag sie drei zusammen. Ich freue mich total, wenn die drei zusammen... zu sehen sind.
Johannes Franke: Man muss sagen, dass der ganze Film wirklich überladen ist mit Songs. Du hast es vorhin so ein bisschen angedeutet. Man kann ja keine zwei oder drei Minuten warten, bevor der nächste Song anfängt. Deswegen ist ja auch die Story so dünn, weil du eigentlich effektiv nur so eine halbe Stunde, maximal 20 Minuten Zeit hast, eine Geschichte zu erzählen zwischen den ganzen Songs.
Florian Bayer: Ich finde halt den Kontrast so hart. Ich bin wirklich am Anfang total genervt von Sophie und ihren Freundinnen. Ich finde auch... Kommen wir gleich zu den weniger wichtigeren Personen. Ich bin von denen hart genervt und dann denke ich, ah, okay, jetzt wird es besser, wenn dann endlich die, wenn dann die Freundinnen von Donna kommen und wir feststellen, okay, es gibt doch noch ein bisschen mehr Profil, Frauen mit Profil in diesem Film. Da hat es mich auch noch nicht vollständig verloren, dieser Moment, aber es ist halt dann doch, wo ich das Gefühl habe, hätte man vielleicht ein bisschen mehr als das zentrale Element machen können, diese drei zusammen und denen ein bisschen mehr Luft geben können. Weil ich finde Sophie, die ja wenig Zeit mit ihren Freundinnen verbringt, das haben wir ja nur am Anfang. Und... Sophie und natürlich noch mehr Sky finde ich halt echt dann doch ziemlich dünne Figuren. Ja, sehr.
Johannes Franke: Gerade Sky, muss ich sagen. Der hat überhaupt nichts für Xoch.
Florian Bayer: Sky ist total krass. Bei Sky kann ich sogar noch verzeihen, weil Sky von Anfang an klar ist, dieser Typ ist nur Eye-Candy. Der ist nur da als der Typ, der dich in das Internet bringen kann. Und der dabei die ganze Zeit... Läuft der die ganze Zeit oben ohne rum? Ja,
Johannes Franke: natürlich.
Florian Bayer: Er läuft die ganze Zeit oben ohne rum. Und der dabei sexy aussieht. Bei Sophie soll ja offensichtlich... irgendwie eine Geschichte kriegen und auch einen Konflikt kriegen. Und es soll ja auch diesen Konflikt dann geben mit Sky, dass sie diese Hochzeit nur macht wegen ihrer Väter, wegen ihres Vaters, den sie haben will und so weiter. Sie soll ja irgendwie eine gewisse Dramatik kriegen. Und die hat sie halt überhaupt nicht.
Johannes Franke: Nein.
Florian Bayer: Ich finde, sie ist halt so blass als Figur. Ich finde auch dann, Amanda Seyfried kann offensichtlich mehr. Aber ich finde halt, in dem Film macht sie... wirklich nichts.
Johannes Franke: Denn sie kriegt ja auch nichts. Das ist halt das Ding. Das ist genauso wie Colin Firth nicht viel bekommt oder wie Stellan Skarsgård. Die dürfen halt nicht viel spielen. Aber die Sache ist die, bei Stellan Skarsgård und bei Colin Firth, leider nicht bei Pierce Brosnan, Die haben nicht viel zu spielen, aber die haben so viel Erfahrung als Schauspieler, die aus dem bisschen, was da ist, was rausholen können. Und das kann man, meine Self-Reel, nicht vorwerfen, dass sie nicht genug Erfahrung hat, um da das kleinste bisschen rauszuziehen, zu zutschen. Das ist halt leider so.
Florian Bayer: Ich hab auch so ein bisschen das Gefühl, also wie gesagt, der größte Konflikt ist halt das Autotune gegen... Pierce Brosnan. Der zweitgrößte Konflikt ist Amanda Seyfried gegen den Sonnenbrand. Beide verlieren.
Johannes Franke: Also bei vielen.
Florian Bayer: Ja,
Johannes Franke: bei vielen muss man sagen. Die sind ja alle... Ich weiß nicht, was die an Make-up dann runterholen am Ende des Tages, weil die ja alle irgendwie so Tan draufbekommen haben anscheinend.
Florian Bayer: Aber ihre Rolle ist halt tatsächlich, sie ist einfach nur die Frau, die in der Sonne steht und die einen Konflikt hat, der zentral für die Handlung ist. Sie treibt die ganze Handlung voran. Und sie hat die... drei typpotentiellen Väter eingeladen. Sie will heiraten, sie hat den Konflikt mit Sky.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und sie gibt mir nichts und ich will mehr Donner sehen. Und dann wird sie aber trotzdem immer wieder reingeschoben.
Johannes Franke: Ja, natürlich.
Florian Bayer: Und dann, ah, dann ist es, ich will sie nicht als Protagonistin haben, aber irgendwie ist sie dann halt doch, sie ist als Protagonistin drin.
Johannes Franke: Ja, ja, ja.
Florian Bayer: Obwohl Donner die Protagonistin sein sollte.
Johannes Franke: Der Film hat ein Fokusproblem, definitiv. Was du sagst, das Anstoßen der Geschichte geschieht über die Junge, aber das Eigentliche, was wir sehen wollen, ist die ältere Gruppe. Tatsächlich ein dramaturgisches Problem des Films. Aber ich muss sagen, alles das, was wir jetzt besprechen an Problemen und so, außer vielleicht der offensichtliche Gesangspart, der ein Problem ist, fällt mir beim Gucken so wenig ins Gewicht. dass ich die ganze Zeit Party mache und Spaß habe. Wirklich, es ist mir so egal, ob Day for Night überhaupt nicht funktioniert oder ob...
Florian Bayer: Oh ja, oh ja.
Johannes Franke: Wir haben einen Tag gedreht und dann das im Nachhinein nachts auszugeben,
Florian Bayer: oh, ganz böse. Und sonst haben wir vor 30, 50 Jahren haben wir das schon besser hingekriegt. Ja, genau.
Johannes Franke: Oder ob der Greenscreen irgendwie zwischendurch mal so ein bisschen... Naja, es ist so egal, weil ich so viele Entscheidungen feiere. Ich finde allein, dass Amanda Seyfried nicht im Bikini dasteht, sondern einfach nur einen fucking ganz normalen Badeanzug anhat.
Florian Bayer: Das stimmt, auf jeden Fall.
Johannes Franke: So viele kleine Entscheidungen, die ganz normal... die einfach Normalität reinbringen in ein weibliches Erleben. Und wenn es ein Mann gemacht hätte, der hätte überhaupt nicht drüber nachgedacht, dann hätte er einfach ein Bikini gegeben, der irgendwie sexy ist. Und es wäre tausendmal schlechter geworden dadurch. Ja,
Florian Bayer: absolut.
Johannes Franke: Es ist super.
Florian Bayer: Sehe ich total genauso. Das Problem ist halt, dass die Party von Sophie, wenn Sophie Party macht, das interessiert mich nicht, weil Sophie nicht Party machen kann. Und das ist aber die zentrale Party. Du willst ja eigentlich mit den drei Frauen feiern, die cool sind. Du willst mit... Donna, Rosie und Tanja feiern eine Band, die sind Rock'n'Roll. Geil! Aber dann kriegst du von Sophie den Junggesellen-Abschied. Und wie passend, dass Donna, Tanja und Rosie dazu dann Super Trooper singen müssen, den schrecklichsten Abbasong, der je produziert wurde. Und dann hast du diese Junggesellen-Party, wo es so ist, es wird sexy, wenn die Männer kommen mit Wuhliwu und dann mit den Masken und du denkst nur so, das ist das Asexuelle, was ich je in meinem Leben gesehen habe. Und dann, ja, es ist halt schade, weil ich will die Frauenfeiern sehen. Ich will Colin Firth hier halt, wie er diesen jungen Griechen anhimmelt. Ich will Pepper und Tanja und so weiter. Und dann sehe ich aber diesen komplett profillosen Sky und soll da irgendwie Sex-Appearance machen.
Johannes Franke: Ja, ja, das stimmt. Aber vielleicht ist das nicht das, was du musst. Also eigentlich geht es doch wirklich nur um die Party.
Florian Bayer: Ja, aber ich will nur Orgie. Und ich glaube... Doch, nach Tanya und Rosie hätten wir, wenn sie für die Party verantwortlich wären, eine Orgie draus gemacht. Und Sophie ist aber verantwortlich und macht halt das draus, was draus wird.
Johannes Franke: Ja, am Ende, es ist ja im Musical tatsächlich so gewesen, dass die Band, die von den Älteren, von der Gruppe, dass die viel mehr Raum bekommt. Ja. Weil die die Party auf der Bühne... bringen sollen. Die machen viel mehr Songs und viel mehr so einfach Auftritte, als wenn du auf einem Konzert wärst. Und das ist natürlich geil. Und da müssen wir mal kurz zu dem Unterschied eben kommen zwischen Film und Stage Musical, weil ich glaube, dass dieser Film so stark eine Repräsentation dieses Stage Musicals ist, dass viele Leute, die erwartet haben, einen Film zu sehen, statt einen Stage Musical, einfach enttäuscht sind oder damit nicht klarkommen mit dem Konzept, mit der Art und Weise, das zu inszenieren. Weil so viele Sachen an diesem Film, die Campiness, einfach das übertriebene Spiel, der Kitsch, die Songs und so, wie die inszeniert werden, das Ignorieren der ganzen problematischen Implikationen und so und die ganze Dramatik, die sich sofort wieder auflöst, sobald sie aufgebaut wird. Das ist alles Stage Musical. Ich war in New York und hab mir Schakt angeschaut. Das war so eine Art Musical, Comedy, einfach am Broadway. Und das, finde ich, ist so symptomatisch für das, was da passiert. Du gehst da hin und die wollen einfach, dass du von vorne bis hinten eine gute Zeit hast und lachst. Du gehst am Ende raus und weißt aber nicht mehr so richtig, worüber du gelacht hast. Du hast eigentlich kein emotionales Zentrum in der Form gehabt. Du weißt nicht mehr so ganz genau, was war denn eigentlich. Aber wir hatten riesen Spaß. Aber was war dann noch gleich?
Florian Bayer: Das können Marvel-Filme aber auch. Das ist nicht nur eine Krankheit von Musicals.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, ja. Aber ich glaube, dass hier sozusagen, dass hier mehr erwartet wird davon. als das eigentlich konzeptuell überhaupt zu bieten haben soll. Es geht einfach darum, ganz viele Traits auszulegen und jeder darf an allem mal naschen und alle haben Spaß und gut ist. Weißt du, mehr soll das ja gar nicht.
Florian Bayer: Und ich kann dem sogar zustimmen. Und dann sind wir halt einfach bei dem Phänomen, dass ich kein ABBA-Fan bin. Das ist ein großes Problem. Und dass mir die Süßigkeiten einfach nicht schmecken, die dieser Film mir die ganze Zeit hinwerft.
Johannes Franke: Das ist natürlich wirklich ein großes Problem, muss man wirklich sagen. Wenn du da nicht mitkommst und ich muss auch sagen, dass die Songs vielleicht in einer besseren Version die Party noch ein bisschen besser unterstützt hätten. Ich weiß nicht ganz genau. Die Versionen, die da drin sind, sind halt anders als das, was wir von ABBA als aufgenommene Versionen kennen. Das heißt, wir können nicht 100% einsteigen, wir können nicht sofort mitsingen, wir können nicht sofort... Es gibt immer so einen kleinen Stein, über den du rüber weg musst, um in die Songs einsteigen zu können. Und vielleicht ist das dann auch die falsche Entscheidung gewesen, obwohl ich als Zuschauer das total toll finde, dass die Stimmen imperfekt sind.
Florian Bayer: Das hat auf jeden Fall, wenn das gemacht wird. Das ist natürlich schwierig bei ABBA-Songs, weil ABBA-Songs leben natürlich auch davon, dass sie echt gut gesungen sind. Also Agnetha hat eine fast starke Stimme.
Johannes Franke: Und dass die halt auch ein bisschen totproduziert sind.
Florian Bayer: Was ich halt wirklich hart finde, ist, ich kenne die meisten Songs. Ich kenne, wenn ich einen ABBA-Song höre, erkenne ich ihn nicht, wenn er anfängt. Aber sobald er zum Refrain kommt, denke ich, ah ja, das. Und dann habe ich natürlich auch einen Ohrwurm. Ich hatte diese Woche, ungelogen, ich hatte so viele Ohrwimmer. Ich bin jeden Morgen aufgestanden und hab irgendwas Neues von ABBA gesungen. Ich kannte alle Lieder. Und das Geile ist, ich hab mich an den Film gesetzt und gedacht, okay, ich kenn von ABBA nicht viel. Und dann hab ich festgestellt, okay, die hatten so viele verdammte Hits. Und die wurden alle in dem Film verarbeitet. Aber ja, es reicht dann halt einfach nicht für einen Nicht-ABBA-Fan. Weil ja, okay, Mamma Mia, das ist jetzt einfach kein Song, den ich gut finde. Genauso wie Money, Money, Money. Das sind einfach keine Songs, die ich mag. Und dann ist es vielleicht auch wirklich so, dass ich dann, um das schon mal vorwegzunehmen, zu so einem sehr harten Urteil komme, das sagt, naja, ich kann verstehen, dass das für Aberfans der Himmel sein muss. Und für mich als Nicht-Aberfan ist es einfach nur anstrengend. Ich bin null Zielgruppe. Ich sehe total, dass das die C-Gruppe geil findet und ich will das glaube ich auch geil finden. Ich gehe in eine Party und will mitfeiern und merke aber, dass mir die Party dann doch zu wenig Spaß macht und ich dann doch in der Ecke stehe und vorsichtig an meinem Bier nippe. Das ist einfach, ich bin... Es ist einfach zu wenig meins.
Johannes Franke: Ja, weil du ein misogynes Arschloch bist.
Florian Bayer: Das ist es. Danke, dass du das nochmal so schnapp gemacht hast.
Johannes Franke: Mann, wie kannst du die Party nicht gut finden, wenn... Die Musik ist doch wurscht am Ende.
Florian Bayer: Ich hab doch gesagt, dass ich die Party gut finde. Ich find die Party gut, aber ich kann nicht mitfeiern.
Johannes Franke: Du kannst doch nicht an der Ecke stehen, während die 50-Jährigen... ...drei 50-jährige Frauen so wahnsinnig viel Spaß haben und du eigentlich mit tanzen musst.
Florian Bayer: Natürlich. Ich stehe da und denke so, ey, geil, dass ihr Spaß habt. Ey, voll cool. Ey, voll die geile Party. Super.
Johannes Franke: Das ist doch ansteckend.
Florian Bayer: Das ist es halt. Das klappt halt nicht. Dafür ist das falsche Songmaterial da. Und es ist ansteckend. Jedes Mal, wenn Donna, Tanja und Rosie zu sehen sind, ist es ansteckend. Okay. Die sind zu selten zu sehen. Das Ding ist genau. Donna, Tanja und Rosie feiern ab, tanzen und haben Spaß. Und ich sitze da aber und kann nicht zu ihnen, weil neben mir die ganze Zeit Sophie sitzt, die mir erzählt, wie gerne sie endlich mal ihren echten Vater kennenlernen würde. Und ich denke nur so, oh. Ich bin zu höflich, um zu sagen, bitte, es interessiert mich nicht, komm mit deinem Leben klar, lass mich bitte feiern. Das schaffe ich einfach nicht. Ich bin auf der Party und es wird vollgelabert von einer 20-Jährigen, sie ist 20, sie heiratet mit 20, das ist schon das ganze Problem. Mit Vaterkomplexen. Das soll feministisch sein. Nein.
Johannes Franke: Ich finde es so seltsam, dass wir einen Film für uns haben, der uns in den ersten paar Minuten erzählt, also übrigens, es geht um eine Hochzeit und wir wollen rausfinden, wer der Vater ist. Am Ende des Films, es wird kein... Es gibt diese Hochzeiten nicht, weil sie einfach sagt, lass uns lieber die Welt bereisen und wir finden nicht aus, wer der Vater ist.
Florian Bayer: Genau, sie sagt die Hochzeit ab, aber warum schießt sie Sky nicht in den Wind? Weil sie und Sky, wir haben gesagt Donna und Sam haben null Chemie, aber sie und Sky haben auch keine Chemie.
Johannes Franke: Ja, leider nicht.
Florian Bayer: Wie zur Hölle schafft ihr es in diesen Filmen dann noch, diesen Konflikt rein zu flanschen, wo Sky sagt, jetzt bin ich so verletzt, du willst mich doch gar nicht heiraten. Er wollte sie auch nicht heiraten. Du wolltest ja nur deinen Vater kennenlernen. Ich weiß jetzt auch nicht mehr, was ich... und sie, wie liebst du mich? Natürlich liebe ich dich. Gib mir einen Konflikt, mach nicht sowas. Bist du wütend auf mich? Nein, ich bin nicht wütend. Ich muss nur einen Konflikt in diesen Film bringen. Das ist kein Konflikt. Das ist nichts.
Johannes Franke: Aber das ist vollkommen folgerichtig für die Art und Weise, wie dieser Film gebaut ist. Du willst nur von einem Song zum nächsten und Party machen, da willst du doch diesen blöden Konflikt eigentlich nicht. Nur weil irgendjemand gesagt hat, es ist dramaturgisch wichtig, dass da ein Konflikt passiert, na gut, dann bauen wir hier einen ein, den wir sofort wieder auflösen.
Florian Bayer: Aber es wird nicht mehr thematisiert. Genau, es wird nicht mal richtig aufgelöst. Er geht dann einfach und gleich ist die Hochzeit. Und dann haben wir einen eigentlich schönster emotionalen Moment im Film, wenn Mutter und Tochter noch einmal so zusammen sind und dieses Slipping through my fingers. Es ist echt süß, die beiden zusammen. Das ist auch das erste Mal, dass ich Sophie sympathisch finde, einfach nur, weil ich sie durch die Augen von Donna sehe. Ja, ja,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Aber dieser Streit von Sky und Sophie, das ist so egal. Und dann lass es doch einfach weg. Dann lass uns doch einfach eine gute Zeit haben und lass diesen Scheiß weg. packt stattdessen nochmal Tanja rein, wie sie mit irgendjemand anderem flirtet. Ich nehme jederzeit einen zweiten Tanja-Flirt-Song über diesen dummen Konflikt zwischen Sky und Sophie.
Johannes Franke: Oder einfach noch ein bisschen Meryl Streep, die horny Sätze sagt. Meryl Streep, horny Meryl Streep ist einfach der Hammer.
Florian Bayer: Und es ist so geil, dass sie es schaffen. Abba gilt ja als so, ich meine, durch die Queer-Community hat es schon dieses Ding. Aber Abba gilt ja eigentlich als total brav, total aßleck, weil die sind verheiratet, die haben keine Skandale und so weiter. Und dann singt Meryl Streep Mama Mia. Und du hast die ganze Zeit singt, Honey, Meryl Streep. Es ist fantastisch. Wie schafft man es, so was Unschuldiges wie diese Abba-Songs so überzusexualisieren? Großartig, auf jeden Fall.
Johannes Franke: Überhaupt, weil die Songs ja auch eben wie gesagt schon immer mal wieder problematisch sind eigentlich. Aber die Art und Weise, wie es verteilt ist, dass es mal die Frau singt, was früher der Mann gesungen hat. Und dass es mal ein Duett wird, was eigentlich jemand einzeln gesungen hat, was eine total seltsame Konnotation vielleicht mit sich bringt. Und dann die Texte so zu verteilen, dass da einfach inhaltlich doch ein bisschen Veränderung stattfindet gegenüber dem Original. Es sind super Entscheidungen dabei, muss man wirklich sagen. Und Horny Meryl Streep ist einfach ein gutes Beispiel dafür.
Florian Bayer: Ja, auf jeden Fall.
Johannes Franke: Das ist super großartig.
Florian Bayer: Das ist total cool.
Johannes Franke: Ach,
Florian Bayer: ja. Genau, die Hochzeit wird abgesagt. Sie sollte Skyden mit schießen, oder? Sie sollte nicht mit ihm auf Weltreise gehen. Ach,
Johannes Franke: die können auch auf Weltreise gehen, meinetwegen. Ich hab ja mit beiden nix zu tun. Ja, stimmt. Mir doch egal, ob die das jetzt machen oder nicht. Mein Gott, was ist das für eine Musik?
Florian Bayer: Was war das? Wo sind wir? Ich glaube, wir wurden rausgerissen.
Johannes Franke: Aber wohin?
Florian Bayer: Oh mein Gott, Johannes. Ich befürchte, wir befinden uns in einer Selbst-
Johannes Franke: Oh nein!
Florian Bayer: Ganz schnell, ganz schnell, damit wir zurück zum Besprech können. Was müssen wir machen? Was müssen wir sagen?
Johannes Franke: Wir müssen den Leuten unbedingt sagen, dass sie uns abonnieren sollen, wo auch immer sie sind. Also auf Spotify oder Apple oder sowas.
Florian Bayer: Steam, whatever, was ihr auch nutzt.
Johannes Franke: Also abonnieren und anderen sagen, dass sie uns abonnieren sollen.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Wenn euch die Folge gefällt, gebt uns gerne Sterne, Herzchen, Daumen hoch, was auch immer euer Podcatcher anbietet.
Johannes Franke: Genau, und wenn sie euch nicht gefällt, dann schickt diese Episode weiter an eure Feinde oder eure... Eure Nachbarn oder sowas.
Florian Bayer: Und wenn ihr uns Feedback geben wollt, wir freuen uns total über jeden Kommentar an johannes.mussmannsehen.de oder florian.mussmannsehen.de.
Johannes Franke: Genau, schickt uns Filmvorschläge und so weiter. Boah, das soll schnell durchkommen.
Florian Bayer: Ja, jetzt schnell raus,
Johannes Franke: schnell wieder zurück ins Gespräch.
Florian Bayer: Ich hab gedacht, oh nein, Pierce Brosnan wird sich als der tatsächliche Vater entpuppen, bitte nicht. Und war deswegen einfach erleichtert.
Johannes Franke: Okay, wer ist der Vater?
Florian Bayer: Ein Vierter, ist doch klar.
Johannes Franke: Du hast nicht weitergeblättert in diesem blöden Tag. Da waren noch die Servierte. Das war der Priester.
Florian Bayer: Ich habe einen fucking Podcast gehört, wo sie zehn Minuten drüber reden, dass man herausfinden könnte, wer der Vater ist. Aber dass es kompliziert ist. Dass man wissen müsste, wie ihr Zyklus war. Und wenn zum Beispiel...
Johannes Franke: Aber die sind doch alle drei im selben Zyklus.
Florian Bayer: Die sind alle möglicherweise, wissen wir nicht.
Johannes Franke: So nah aneinander? Ja,
Florian Bayer: naja. Ich habe noch nie heimlich das Tagebuch von einer Frau gelesen. Deswegen weiß ich nicht, ob die auch viel über ihre Periode schreiben da drin. Aber wenn sie alle im gleichen Zyklus waren, ist es eigentlich am wahrscheinlichsten, dass der, der in der Mitte des Zyklus stattgefunden hat.
Johannes Franke: Wenn wir davon Auch wenn er am fruchtbarsten ist.
Florian Bayer: Genau. Das heißt, der mittlere kommt am ehesten Frage. Das macht es einfach am wahrscheinlichsten. Aber es hängt natürlich davon ab, wie aufeinanderfolgend sie Sex mit denen hatte. Wenn sie wirklich nur einen Tag später mit einem anderen Sex hatte, dann ist es natürlich schwer zu sagen. Aber selbst dann kannst du noch sagen, der mittlere. Das kommt am ehesten in Frage. Aber ganz anders ist es natürlich, wenn ihr Zyklus irgendwann dazwischen stattfindet.
Johannes Franke: Ja, ja, genau.
Florian Bayer: Dann hast du ja natürlich, dann in dem Podcast haben sie darüber diskutiert, wie Geburtstermin zum Beispiel, dass man an der Hand des Geburtstermins zurückführen könnte.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Stimmt aber nicht, weil der Geburtstermin wird bestimmt durch den Zyklus.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Das heißt, du kriegst es nicht... 100% hin.
Johannes Franke: Ich würde genetisch sagen, es ist, und es wird von der Geschichte ein bisschen unterstützt, der Schwede natürlich. Aber kommt aus Schweden, dieser Typ ist Schwede. Im Stage Musical war der Typ Australier.
Florian Bayer: Ja, das ist auch eher ein Australier.
Johannes Franke: Und es gab tatsächlich auch irgendeine Geschichte, aber mit Australien, da gab es irgendwas. Und deswegen war der in dem Stage Musical Australier. Und ich glaube, das ist der versteckte Hinweis, das ist übrigens der Vater.
Florian Bayer: Im Film ist er der einzige Blonde, das wurde auch gesagt. War es die Regisseurin? War es Phyllida Lloyd? Irgendjemand hat es glaube ich auch gesagt, dass er als Vater in Frage kommt am ehesten. Aber ich weiß es nicht mehr ganz sicher. Aber ehrlich, bei all dem ist es natürlich scheißegal. Es ist natürlich so, du hast diesen tollen Moment, wo sie sagen, hey, ich nehme euch alle drei und dann kannst du nicht der sein, der sagt, nee, ich will gar nicht. Lass uns mal einen Test machen, bitte. Das ist voll der Gruppendruck, das ist total ätzend. Das ist genauso, wie wenn du öffentlich im Footballstadion einen Heiratsantrag machst. Du kannst nicht nein sagen, das ist so gemein.
Johannes Franke: Es ist so fies, vor allem, weil ich ja doch da durchaus während des Films denke, Hallo, hat jemand irgendwie mal Lust, einen Vaterschaftstest zu machen? Aber tatsächlich, jetzt wo du es sagst, es ist natürlich, wenn du den Moment verpasst und der Erste sagt, es ist okay, ich nehme ein Drittel auf mich, kannst du nicht sagen... Nee, ich will jetzt aber das genau wissen.
Florian Bayer: Jetzt haben wir ja den Vorteil, dass die alle drei ziemlich reich sind. Also was das Finanzielle betrifft, spielt keine Rolle dabei.
Johannes Franke: Das ist so dramaturgisch völliger Quatsch. Die wirft diese Einladungen in den Briefkasten und natürlich sagen die alle sofort, 20 Jahre nicht gesehen, natürlich war ich dahin.
Florian Bayer: Das macht überhaupt keinen Sinn.
Johannes Franke: Man geht mit einem Haufen Geld aus dafür. Und alle anderen Gäste in dieser Kirche, wenn die am Ende sagt, ach... lass uns doch nicht heiraten. Die Hälfte davon hat garantiert die Hälfte ihres Vermögens davon ausgegeben, da hinzukommen. Fucking macht bitte die Hochzeit. Ich habe ihr Geld ausgegeben, das ich nie wiederkriege.
Florian Bayer: Ey, wir machen doch eine Hochzeit. Ich war erleichtert, dass Sam nicht der Vater ist. Und dann heiratet er Meryl Streep.
Johannes Franke: Ja, warum? Was soll das?
Florian Bayer: Dann hast du dich nicht gefahren.
Johannes Franke: Ja, die wollen halt... Scheiße. Nein, also ich finde das Ende mit dem, dass die dann heiraten müssen, nicht zufriedenstellend.
Florian Bayer: Das ist wirklich ein großer Kritikpunkt. Und dann auch, ich meine, ich bin froh, dass wenigstens Harry nicht mit einer von ihnen verkuppelt wird, sondern seinen süßen Typen kriegt. Aber dass dann auch Bill und Rosie so offensichtlich, oh, jeder Topf kriegt seinen Deckel mäßig, wir haben hier einen Mann, wir haben hier eine Frau, ihr seid beide einsame Wölfe, ihr müsst doch irgendwie zusammenkommen.
Johannes Franke: Aber Floor, weißt du, dass wir so engagiert darüber reden, ob das jetzt geil ist, dass der heiratet, mit Meryl Streep jetzt heiratet oder nicht, oder ob wir das scheiße finden. Film kann uns nicht egal gewesen sein.
Florian Bayer: Stimmt. Aber Donald Trump ist mir auch nicht egal. Das ist kein Qualitätsmerkmal.
Johannes Franke: Aber ich finde es so toll, dass man dann an der Stelle wirklich davor sitzt und sagt,
Florian Bayer: nein,
Johannes Franke: weil man so investiert ist. Ich finde es großartig.
Florian Bayer: Eher aus einem dramaturgischen Gesichtspunkt. Nein,
Johannes Franke: aber dass man es schafft, ohne dramaturgisch was Wertvolles in diesem Film zu müssen zu haben, trotzdem die Leute da sitzen und sagen, nein, tu es nicht.
Florian Bayer: Aber das liegt daran, dass... Pierce Brosnan, beziehungsweise Sam, so uncharismatisch ist.
Johannes Franke: Ja, auch. Vielleicht ein bisschen.
Florian Bayer: Null Chemie ist nicht bei ihm.
Johannes Franke: Ich komme nicht darüber weg, wie Meryl Streep da sitzt und auf diesem Berg steht und sich ein Wolf singt und er steht einfach nur bland da und es passiert nichts in seinem Gesicht. Er darf sich einmal an einer Stirn kratzen, das war's.
Florian Bayer: Und dann haben wir auch nochmal so ein, ist der Ruf erst ruiniert Outro, ne? Wir haben nach dem Abspann nochmal ein Aber-Medley, weil sie haben Waterloo nicht in den Film reingekriegt, warum auch immer. Und Waterloo muss natürlich gesungen haben. Natürlich. Und wir sehen einmal, wie mit vereinten Kräften Pierce Brosnan, Colin Firth, Stellan Skarsgård, Julie Walters, Christine Berensky und Meryl Streep ihre Würde. Was machen sie eigentlich damit? Also ich würde die Polizei anrufen. Nein. Was machen wir mit ihrer Würde?
Johannes Franke: Sie schließen hier nur einfach einmal einen Locker ein. Du kennst doch am Bahnhof diese Dinger, wo man ihr Gepäck abgeben kann. Da geben sie ihre Würde einmal ab, machen einfach ihr Ding da, haben wahnsinnig Spaß. Marius'Typ ist sowas von Hammert, ich sag's dir, die ist so betrunken in dem Moment. Ich find's so toll. Wolltest du noch eins? Ja, okay, dann los, komm, wir machen noch eins.
Florian Bayer: Ich fand das Outro auch den Hammer. Ich fand es total geil. Es ist das Würdeloseste, was ich je gesehen habe.
Johannes Franke: Es ist der Hammer.
Florian Bayer: Und sie zwängen sich tatsächlich in diese Latex-Aberanzüge. Diese typischen Dinger, die Aber in den 70ern getragen haben. Und sie... sind sich wirklich, es ist ihnen nichts zu peinlich in diesem Moment. Und ich bin froh, Waterloo zu hören, weil ich die ganze Zeit während des Films denke, wo kommt jetzt Waterloo? Könnt ihr mal Waterloo spielen? Den bekanntesten Abba-Song? Was stimmt nicht mit euch? Ich denke sehr oft in diesem Film, was stimmt nicht mit euch?
Johannes Franke: Ah, Mann. Ach, Floor. Ich find's toll, dass sie die Männer einfach auch mit einbeziehen und dass sie die Männer eingeladen werden, auch an der Silliness teilzunehmen.
Florian Bayer: Pierce Brosnan find ich sogar geil in diesem Outro. Das stimmt. Weil er diese Rolle, die er davor gespielt hat, weglässt und einfach nur albern und campy ist. Und davor war er zu sehr auf diesen Schambeutel.
Johannes Franke: Ja, ja,
Florian Bayer: ja.
Johannes Franke: Und wenn wir schon gesagt haben, wer der Dad sein könnte, wer wollen wir denn, dass der Dad ist?
Florian Bayer: Jemand Viertes.
Johannes Franke: Du willst keinen von den Dreien als Dad?
Florian Bayer: Nee, es ist ja alles gut, die drei sind ja die Väter. Also wenn ich einen biologischen Vater nehmen will, finde ich es einfach am witzigsten, wenn es ein Vierter ist. Aber es ist vollkommen egal, wer der biologische Vater ist, weil wir haben ja diese Auflösung. Wenn uns das 21. Jahrhundert eins gelehrt hat, dass man Biologie nicht so ernst nehmen sollte.
Johannes Franke: Ja, aber okay, na gut, dann sind es jetzt einfach drei. Ich wollte eigentlich festlegen, wer der... Wer der beste Vater von den dreien ist.
Florian Bayer: Wer der beste Vater von den dreien ist. Alle drei ziemliche Scheißväter. Also zuverlässig ist keiner von denen, oder?
Johannes Franke: Ich glaube Colin Firth.
Florian Bayer: Ja, wahrscheinlich ist es Colin Firth am liebsten. Aber sie hat halt auch nur Chemie mit den drei. Es gibt ja diesen Moment, wo sie drei einmal dieses What is our last summer singen. Und dann sollen wir so diesen Bonding-Moment haben. Das ist kein Bonding-Moment leider. Und dann sehen wir das und denken, oh shit, es ist überhaupt keine Chemie zwischen ihr und ihren Vätern da. Aber die brauchen wir natürlich, weil wir am Schluss ja auch feiern wollen, dass sie alle drei nimmt, dass sie emotional zueinander gefunden haben in diesen drei Tagen vor der Hochzeit. Es ist halt nichts da. Und deswegen... Ich kann nicht sagen, ich will, dass Tanja ihr Vater ist wahrscheinlich.
Johannes Franke: Wir haben über Adaptation gesprochen vor kurzem. Ja. Und da gibt es ja diese Szene, wo er bei dem Guru ist und sagt, ja, aber was ist, wenn im Leben einfach nicht so viel passiert und Leute keine Epiphanie haben am Ende und irgendwie ihr Leben ändern. Und dann möchte ich sagen, ja, Mamma Mia, das ist der Film, den du machen möchtest.
Florian Bayer: Nein,
Johannes Franke: aber es steht nicht wirklich irgendeine Epiphanie und kein Konflikt spielt eine Rolle.
Florian Bayer: Doch, die Epiphanie ist ja... Ich kann alle drei Väter nehmen. Ja. Das Glück ist, ich muss mich heiraten, um glücklich zu sein und eine Familie zu finden. Und die Epiphanie ist, hey, ich hab die Liebe meines Lebens, den ich damals weggestoßen habe, der hat mich weggestoßen, aber jetzt haben wir festgestellt, dass wir uns beide eigentlich begehrt haben und das Weggestoßen war dumm. Hey, jetzt haben wir eine Chance, das wieder aufzuwärmen, was auch ein total trauriges Happy End ist. Jetzt haben wir immer noch 20 Jahre zu lassen.
Johannes Franke: Naja. Und ich bin so stolz eigentlich gewesen auf den Film, dass sie keinen Mann braucht. Sie hat die beste Tochter der Welt aufgezogen, ohne einen Mann zu brauchen.
Florian Bayer: Und warum braucht sie dann am Schluss trotzdem einen Mann?
Johannes Franke: Warum braucht sie am Ende wirklich einen Mann? Das ist wirklich eine Frage.
Florian Bayer: Ja, das ist ja das Problem. Und Sophie kriegt halt auch ihren Mann.
Johannes Franke: Aber es wird nie erzählt, dass sie den Mann braucht, damit er dann ihr Leben auf die Reihe kriegt. Das wäre schlimm gewesen.
Florian Bayer: Ja, das wäre schlimm gewesen. Donna und Sophie haben tatsächlich Chemie. Aber ich glaube, das liegt auch einfach vor allem an Meryl Streep. Ich fand Sophie insgesamt relativ, echt extrem dünn, auch nicht sonderlich gut gespielt. Aber Meryl Streep kann halt sehr viel retten. Und wenn wir Donna und Sophie zusammen sehen, dann macht Meryl Streep genug, dass ich von einer glaubwürdigen Mutter-Tochter-Beziehung ausgehe, wo die beiden sehr viel sich aufeinander verlassen können.
Johannes Franke: Nach anderthalb Stunden kommen wir zum eigentlichen Kern des Films.
Florian Bayer: Was ist der eigentliche Kern des Films?
Johannes Franke: Diese Beziehung zwischen Mutter und Tochter.
Florian Bayer: Das ist anderthalb Stunden, ne? Ja, wenn sie die Slipping Through My Fingers singen und noch einmal die Haare kämmt und...
Johannes Franke: Ich meine unsere anderthalb Stunden im Podcast. Wir kommen endlich, nachdem wir jetzt anderthalb Stunden darüber geredet haben.
Florian Bayer: Mutter, Tochter, aber davon sehen wir halt nichts.
Johannes Franke: Ja, aber das ist schon der Kern der ganzen Sache, ne? Und ich will eigentlich genau das immer wieder sehen. Und ich bin froh, wenn es immer wieder auftaucht, weil es eigentlich etwas ist, was mich interessiert. was nämlich sonst im Kino nicht so viel behandelt wird.
Florian Bayer: Ich liebe die Gilmore Girls. Und eigentlich haben wir hier auch so ein bisschen so ein Gilmore-Girl-Paar vor uns.
Johannes Franke: Absolut.
Florian Bayer: Was natürlich auch ein Trope ist, was natürlich auch ein Stereotyp ist, aber was schön ist. Zwei starke Frauen, jeder auf ihre eigene Art.
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Und Mutter und Tochter, die sich gegenseitig unterstützen, die Tochter vielleicht manchmal ein bisschen zu viel Mutterrolle übernimmt, die Mutter manchmal ein bisschen zu oft Tochterrolle übernimmt, aber gerade in diesem Wechselspiel eine total spannende Konstellation.
Johannes Franke: Und deswegen mag ich das auch. Und deswegen mag ich auch Sleeping Through My Fingers an der Stelle, obwohl ich den Song ein bisschen zu balladig finde und ein bisschen, weiß ich nicht. Aber ich hab, wie gesagt, ich hab Respekt vor diesem Song. Haben sie gut gemacht, aber nicht mein Ding. Aber im Film haut es tatsächlich rein und es gibt tatsächlich mal einen emotionalen Moment, ein emotionales Zentrum. Und das kriegen sie hin an der Stelle, finde ich. Ja.
Florian Bayer: Das ist halt einfach zu wenig. Aber du hast am Anfang sehr weise gesagt, es gibt ein Fokusproblem dieses Films, der mit einem Budget von 52 Millionen Dollar absurde 694,6 Millionen Dollar eingenommen hat. Das ist geil.
Johannes Franke: Das ist supergeil.
Florian Bayer: richtig groß außerhalb von den USA war. In Großbritannien unglaublich gut gelaufen, in Deutschland gut gelaufen. In den USA ist jetzt nicht unbedingt das große Aberland, auch wenn man da Aber kennt. Es ist ein weltweites Phänomen, aber vor allem ein europäisches Phänomen. Ich glaube, Hollywood war nie ein Bollywood. Es ist auch ein Bollywood-Film. Also sehr viel Gesang. Sehr bunt und sehr schöne Bilder. Das muss man sagen. Die Bilder sind echt die ganze Zeit schön. Wir haben schöne Farben, wir haben knallig das Ganze.
Johannes Franke: Ja. Also wirklich, der Farbpapier ausgerutscht nochmal, muss man sagen. Wow, auf 200 aufgedreht.
Florian Bayer: Es passt aber zu dem Film. Also ich kann nicht nur damit leben, sondern ich glaube, ich will sowas auch sehen, weil das zu der Atmosphäre passt. Wir müssen jetzt aber ganz kurz noch zu einer... eine wichtige Frage in den Raum stellen, weil wir sind schon bei anderthalb Stunden, aber die Frage, die muss noch beantwortet werden. Diese Frage steht nämlich im Raum. Wir haben letzte Woche, als dieser Film uns vorgeschlagen wurde, wurde in einem Nebensatz von der Person, die jetzt nicht genannt werden wollte, die uns den Film vorgeschlagen hat, gesagt, naja, der Film, der hat 2008, konnte dann doch nicht so richtig punkten, weil der konnte gegen The Dark Knight nicht anstinken. Dark Knight von Chris Nolan. Irgendwie hat der so einen Männerfilm und das klappt dann nicht. Da meinte ich, ey, das ist ja wie bei Barbie 2023, da war doch auch so ein Film von Chris Nolan. Bamenheimer. Juli 2023. Kam zum selben Zeit, ich meine, Bamenheimer. Wir alle haben das Meme mitgekriegt. Und dann 2008, auch im Juli, The Dark Knight kommt auf Mamma Mia raus. Moment. Und dann habe ich mal recherchiert.
Johannes Franke: Oh Gott, oh Gott.
Florian Bayer: Es gibt eine Reihe, es gibt eine traurige Hollywood-Geschichte von ambitionierten Regisseurinnen, die einen Film rausbringen und im selben Jahr kommen Filme raus. die ihnen an Boxoffice die Show stehlen oder es zumindest versuchen. 2010, The Kids Are Alright von Lisa Cholodenko. Zur selben Zeit kommt Inception raus. 2012, von Jane Lipsitz, Katy Perry, Part of Me. Großer, von der Kritik gefeierte Dokumentarfilm über Katy Perry, The Dark Knight Rises. Im selben Monat, Juli.
Johannes Franke: Ist das nicht alles Chris Nolan auch?
Florian Bayer: Moment. Ja, könnte sein. Beyond the Lights 2014 von Gina Prince-Byford, Interstellar. Im Herbst beide. 2017 Wonder Woman, nicht nur von einer Regisseurin, nämlich Patty Jenkins, sondern auch eine Frau im Mittelpunkt. Dunkirk im selben Sommer von Chris Nolan. 2020 Mulan von Nicky Caro, das große Disney-Revival. Disney macht Filme mit der Realverfilmung von ihren Zeichentrickfilmen. Und das ist ihr Film mit einer Frau im Mittelpunkt. Und der wird jetzt auch von einer Frau inszeniert. Tenet. im selben Monat rausgekommen.
Johannes Franke: So, Fall.
Florian Bayer: Chris Nolan hasst Frauen. Chris Nolan hat was dagegen, dass ihm Frauen den großen Box-Office-Platz wegnehmen und deswegen platziert er in Jahren, in denen Frauen wichtige Filme über Frauen, für Frauen, mit Frauen bringen, seine Testosteron-schwangeren Action-Kracher.
Johannes Franke: Ich rufe zum Boykott von Chris Nolan auf.
Florian Bayer: Und ich sag jetzt nicht, cancel Chris Nolan. Ich möchte es nicht sagen, aber denk nochmal drüber nach. Aber 2023 gibt es dann die große Rache. Da hat Barbie nämlich... 50% mehr eingespielt. Barbie hatte 1,5 Milliarden, während Oppenheimer dieses Dude und Sausagefest voll abgestunken hat mit nur 970 Millionen Boxen.
Johannes Franke: Du hast Oppenheimer immer noch nicht gesehen.
Florian Bayer: Nee, natürlich nicht, weil ich verstanden habe, ich will diesen scheiß Sexisten nicht gucken. Ich guck Barbie, ich guck Rita Gerwig.
Johannes Franke: Deswegen haben die ja auch bei den Oscars gar nicht abgeräumt. Oh, Moment. Ah. Okay, plus hot take. Ich werde das einmal als Single auskoppeln und mir als Klingelton rausbringen. Wir haben überhaupt nicht darüber geredet, dass sie versucht haben, auch noch ein bisschen Greek Culture mit einzubringen, weil wir es nicht sehen. Es ist ein bisschen traurig, es gibt nur so in Massenszenen irgendwie Griechen im Hintergrund, ansonsten ist das eine so weiße und so westeuropäische oder westwestliche Veranstaltung, dass da nichts... Also Diversität kannst du vergessen und vor allem, es spielt auf einer griechischen Insel und dann keine Griechen zu zeigen und keine griechische Kultur und nichts, das ist schon hart.
Florian Bayer: Sie reitet auf einem Esel zur Hochzeitskapelle, das muss genügen. Da habt ihr euren nächsten Anstrich.
Johannes Franke: Ja und du siehst am Anfang auf dem Boot, wie sie da kommen, wie so ein Fischer seinen Fisch mit diesen Zähnen da zeigt und sie da auf einmal erschrecken.
Florian Bayer: Griechenland ist so schön. Ich war letztes Jahr im Herbst in Griechenland. Oh, okay. Griechenland ist fantastisch. Ich liebe dieses Land. Es ist ein wunderschönes Land, sowohl vom Klima als auch von der Kultur, als auch als Rieger Europas.
Johannes Franke: Und jetzt werden alle sagen, ah, nein, aber sie haben doch den Krieg. Chor, also der griechische Chor.
Florian Bayer: Ja, natürlich.
Johannes Franke: Ja, natürlich haben sie den, aber das ist der Token, ne? Also das ist so ein bisschen weird.
Florian Bayer: Vor allem, dass es nicht was mit griechischem Chor gemeint ist.
Johannes Franke: Ja, und man kann dann natürlich irgendwie mit irgendwelchen Tragödie und Komödie und, naja, ach, das kannst du alles irgendwie reininterpretieren, aber eigentlich ist es nicht gut gemacht. Also nicht ausreichend. So, also das ist noch ein kleiner Kritikpunkt, den ich da so habe.
Florian Bayer: Johannes. Ja. Jingle.
Johannes Franke: Das Ursteil.
Florian Bayer: Was halten wir von dem Film?
Johannes Franke: Also ich liebe es. Ich komme vollkommen mit allen Schwächen klar, weil es geht im Film nicht darum, dass du einen konsistenten, dramaturgisch wertvollen Film vor dir hast. Das ist nicht das Wichtige. Das Wichtige ist, dass du Party machst, dass du die Leute einlädst. Bitte schaut diesen Film nur mit Freunden und und Alkohol und wenn ihr keinen Alkohol trinkt, dann einfach mit Freunden, die dich hypen und dir einfach ein gutes Gefühl geben, wo man einfach Spaß haben kann und die Songs mitsingt und einfach ausrastet. Und wenn ihr die Hälfte der Story verpasst, weil ihr so viel Spaß habt, egal. Der Film... verliert nicht, weil ihr zehn Minuten verpasst habt. Und das weiß der Filmfischer vielleicht auch einfach und sagt, mir doch egal. Ich geh jetzt einfach zum nächsten Song über. Und es gibt so viele tolle Ideen und so viele tolle Momente. Werft euch einfach da rein und seid nicht so ein Idiot wie Plor, der sich da nicht mitreißen lässt.
Florian Bayer: Also dann muss man sehen, Film aber mit dem richtigen Setup.
Johannes Franke: Mit dem richtigen Setup, das denke ich schon.
Florian Bayer: Ich glaube, ich wollte diesen Film eigentlich mögen. Und wie gesagt, ich kann es total respektieren. Es gibt wirklich vieles, was man toll finden kann daran. Zum Beispiel eben, dass er diesen mittelalten Frauen in den Mittelpunkt stellt. Dass er insgesamt den weiblichen Blick in den Mittelpunkt stellt. Total toll. Es ist schön, dass es diese Verbeugung vor ABBA gibt, die auch das aufgreift, was die Queerculture aus ABBA gemacht hat. Nämlich, dass so vieles... überinterpretiert wird. Dann gibt es auch noch so dieses Nicken in diese Richtung eben mit Horny Meryl Streep und mit Gay Colin Firth. Das finde ich auch total toll, kann ich auch total respektieren. Es gibt ganz viel, was an dem Film eigentlich liebenswert ist. Und würde ich ABBA mögen, würde ich die ABBA-Songs mögen, hätte ich wahrscheinlich mit diesem Film einfach mehr Spaß gehabt. Aber so ist es einfach so eine Overdosis an ABBA-Songs, dass ich in dem Fall wirklich sagen muss, ey, ich sehe es total, das ist ein Film, den du sehen musst, wenn du ABBA-Fans bist. Das ist ein Film, den du sehen musst, wenn du Eurovision Song Contest Fan bist. Das ist ein Film für sehr viele Menschen. Für mich war es kein Film, aber ich hatte trotzdem Spaß dabei. Was ein sehr merkwürdiges Urteil ist.
Johannes Franke: Das ist ein sehr, sehr merkwürdiges Urteil.
Florian Bayer: Aber würde ich sagen, dass es ein guter Film ist? Nee. Ja,
Johannes Franke: würde ich auch nicht sagen.
Florian Bayer: Er hat mich zwischenzeitlich genervt. Oh ja, er hat mich an ganz vielen Stellen genervt. Würde ich sagen, ich hatte überhaupt keinen Spaß. Das wäre gelungen. Es gab genug Punkte, die Spaß gemacht haben, aber kein Film, den man unbedingt sehen muss. Es sei denn, man ist... Aber Fan. Man ist Eurovision Song Contest Fan.
Johannes Franke: Weißt du, was ich glaube? Es gibt kaum Filme, die man in jedem Zustand gucken kann. Es gibt Filme, da muss man in einem bestimmten Mood sein. Wenn du so Antikriegsfilme, da musst du dich drauf einstellen vorher. Du musst dich darauf einstellen, wenn du ein französisches, wenn du Godard siehst. Es gibt so in the mood für bestimmte Filme. Und egal wie du drauf bist, dieser Film kann einfach immer laufen. Es geht.
Florian Bayer: Das glaube ich nicht.
Johannes Franke: Doch, da bin ich fest überzeugt von. Egal, was gerade in deinem Leben passiert, du kannst diesen Film anmachen und alles ist schick.
Florian Bayer: Das würde ich doch stark in Frage stellen. Guten Tag. Ihr Kind ist gerade bei einem Verkehrshof eingestorben.
Johannes Franke: Floa, es gibt's ja wohl nicht.
Florian Bayer: Ihr Vater wurde verhaftet wegen...
Johannes Franke: Okay, welchen Film willst du gucken, wenn du in dieser Situation...
Florian Bayer: Auf jeden Fall nicht, Mama Mia.
Johannes Franke: Aber welchen Film dann?
Florian Bayer: Wahrscheinlich gar keinen. Ja, siehst du.
Johannes Franke: Es geht auch darum,
Florian Bayer: dass man... Aber ich will ja nicht filmen gucken. Pierce Brosnan wie Winner Takes It All und wie... Nein, das will ich nicht in diesem Moment.
Johannes Franke: Okay, ihr habt meine Erlaubnis, Pierce Brosnan zu filmen. Okay, ich würde sagen, auf jeden Fall gucken. Geht da raus und habt einfach Spaß. Und Prost auf Plora. Wir können ihm nicht mehr helfen. Er ist einfach den Untergang geweiht.
Florian Bayer: Wenn ihr wissen wollt, was Johannes mir dem Untergehenden nächste Woche gibt, bleibt noch kurz dran. Ansonsten euch vielen Dank fürs Zuhören. Es war mir eine große Freude. Vielen Dank, Johannes, für das Gespräch. Und vielen Dank, nicht genannte Person, für den Filmvorschlag. Und sorry für alles, was ich gesagt habe.
Johannes Franke: Okay, vielen Dank, Floor, dass du den Film mit mir durchgestanden hast. Und ich liebe diesen Film. Das ist einfach so toll.
Florian Bayer: Ich glaube, ich will diesen Film lieben. Das klappt aber nicht.
Johannes Franke: Oh Mann, Floor, du musst ihn einfach nochmal sehen. Nochmal und nochmal und nochmal. So, Plor, wir haben da was für dich. Ja,
Florian Bayer: was hast du denn für mich und für unser Publikum?
Johannes Franke: Ich wollte schon immer mal, und jetzt mach ich's endlich wahr, die Truman Show mit dir machen.
Florian Bayer: Oh, Jim Carrey again.
Johannes Franke: Jim Carrey, wir haben schon schwierige Geschichten über Jim Carrey gehört. Ich weiß nicht, ob... der Jim Carrey von 1998 genauso seltsam und weird ist wie der Jim Carrey, den wir kennengelernt haben, als wir über Man on the Moon,
Florian Bayer: der war ja auch eher die Zeit, ne, 1999, 2000, das war so die Zeit, in der Jim Carrey als Schauspieler plötzlich ernst genommen wurde.
Johannes Franke: Ja, und ich glaube, das hier, die Truman Show, ist der Film, wo er am deutlichsten versucht hat zu forcieren, dass er doch bitte als Schauspieler ernst genommen werden möchte. 1998, 2020. Truman Show, directed by Peter Weir sehe ich gerade, aber diesen Namen hört man in dem Zusammenhang selten, sondern man hört den Namen. Jim Carrey. Ja,
Florian Bayer: und Peter Weir ist aber tatsächlich ein ziemlich großer Regisseur. Der hat einige wirklich gute Filme gemacht. Ja, nämlich. Und wir hatten Peter Weir auch schon drin. Der hat nämlich Club der Toten Dichter gemacht. Verdammt!
Johannes Franke: Und das habe ich jetzt nicht... Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott. Shame on me.
Florian Bayer: Ein australischer Regisseur, um das noch dazu zu sagen. Wir kennen beide den Film und ich bin sehr gespannt, mit dir drüber zu reden. Schaut euch den Film auch an, wenn ihr ihn noch nicht gesehen habt. Wir spoilern, wie immer, massiv.
Johannes Franke: Massiv, ja, ja.
Florian Bayer: Und ansonsten, ja. Danke für den Vorschlag und ich hoffe, wir hören euch. Ich hoffe, ihr hört uns. Nächste Woche.
Johannes Franke: Bis nächste Woche, wenn es wieder heißt Muss man sehen. Oh Gott, macht mir das jetzt jedes Mal. Ich mach das ziemlich geil. Gut, bis dann. Ciao.