Episode 181: Pulgasari (1985) – Godzilla besucht Nordkorea
Seitdem ich vor ca. 15 Jahren The VICE Guide to North Korea von und mit Shane Smith gesehen habe, bin ich fasziniert von diesem Land, seiner Kultur, seiner Politik und natürlich auch von seinen zahllosen Kuriositäten: Eine erbarmungslose und brutale Diktatur, die letzte überlebende Oase des Kommunismus stalinistischer Prägung, und ein Sinnbild dafür, wie schräg eine Kultur werden kann, wenn sie in kompletter Abschottung gedeiht.
Die großen Führer des Landes, egal ob sein Gründer Kim Ill Sung oder dessen Nachfahren Kim Jong Ill und Kim Jong Un waren stets bemüht, nicht nur ihre Macht zu festigen, sondern auch, der ganzen Welt zu beweisen, dass die nordkoreanische Kultur allen anderen Kulturen weltweit überlegen ist… nicht zuletzt auch im Cineastischen.
Ein Kind dieses Bemühens ist der Godzilla-Klon Pulgasari aus dem Jahr 1985: Angesiedelt im Mittelalter erzählt er von einer Gruppe koreanischer Bauern, die von einem Tyrannen unterdrückt werden. Hilfe verspricht ein magisches Wesen, Pulgasari, ein aus Reis geformtes Minimonster, durch das Blut einer Bauerntochter zum Leben erweckt und durch das Futtern von Metall rapide wachsend. Pulgasari wächst und wächst, auf Menschengröße, auf Monstergröße, auf Godzillagröße… und führt die Aufständigen zum Sieg gegen den Unterdrücker… doch sein Hunger ist damit noch nicht gestillt.
Ein Monsterfilm, ein historisches Epos, natürlich auch ein Propagandafilm… und vor allem ein Werk dessen Entstehung mindestens genau so wild ist wie seine Handlung. Aber dazu kommen wir noch. Johannes, ich glaube, das war auch dein erster nordkoreanischer Film. Wird es denn der letzte bleiben?
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 181: Pulgasari (1985) – Godzilla besucht Nordkorea Publishing Date: 2024-06-19T08:11:13+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2024/06/19/episode-181-pulgasari-1985-godzilla-besucht-nordkorea/
Florian Bayer: Genossen und Genossinnen, verehrte Zuhörer weit und breit, willkommen zu einer außergewöhnlichen Sonderausgabe des Muss-man-sehen-Podcasts, die direkt aus dem Herzen des revolutionären Paradieses der demokratischen Volksrepublik Korea übertragen wird. In dieser besonderen Episode ehren wir das unvergängliche Erbe der großen Staatsmänner Kim Il-sung und Kim Jong-il. Ihr weitsichtiger Führungsstil hat nicht nur unser geliebtes Land geformt, sondern auch die Künste. auf eine Weise inspiriert, die die ganze Welt beeinflusst. Heute präsentieren wir voller Stolz ein Juwel unserer nationalen Filmkunst. Pulgasari, ein monumentales Werk, das in den chlorreichen 80er Jahren unter der visionären Aufsicht des ewigen Generalissimus gefilmt wurde. Dieser Film, der die kraftvolle Botschaft von Widerstand und Stärke vermittelt, ist ein Meisterwerk. das die unzerbrechliche Kraft und Einheit des koreanischen Volkes symbolisiert. Begleitet mich und meinen speziellen Gast Johannes, der die Ehre hat, gemeinsam mit mir dieses revolutionäre Meisterwerk zu erleben. Möge dieses cineastische Abenteuer eure Herzen mit Stolz und eure Gedanken mit der unvergleichlichen Weisheit des Juche erfüllen. Lasst uns ohne weiteren Aufschub in die wunderbare Welt von Pulgasari eintauchen. Ein filmisches Erlebnis, das so unvergesslich ist wie die heldenhafte Geschichte unseres Volkes. Johannes!
Johannes Franke: Guck, wo wir den Knie... Ja, danke. Oh mein Gott. Flo, wo bin ich?
Florian Bayer: Ehre den Führer.
Johannes Franke: Den was? Der was?
Florian Bayer: Führer? Den großen Staatsmann Kim Jong... Kim Jong-un ist es mittlerweile. Verzeihung, meine lieben Gastgeber. Johannes, komm mit. Hier lang.
Johannes Franke: Hier Hast du was?
Florian Bayer: Hier, komm schnell.
Johannes Franke: Ja, okay. Flo, was passiert hier? Was soll das?
Florian Bayer: Du musst kurz mitspielen. Jetzt hier rein. Okay.
Johannes Franke: Großer Führer Kim Jong...
Florian Bayer: Hier lang, hier lang. Oh Gott. Ganz ruhig. Entschuldigung.
Johannes Franke: Was hast du hier mit uns gemacht? Wir sind in Korea?
Florian Bayer: Ich wollte nur diesen nordkoreanischen Film mit dir gucken und ich dachte, wir müssen das authentisch machen. Ich wusste ja nicht, dass wir dazu gezwungen werden, hier eine Propagandashow abzuliefern.
Johannes Franke: Mir wurde ein Sack über den Kopf gezogen.
Florian Bayer: Ja, so macht man das hier halt. Das nennt man Gastfreundschaft.
Johannes Franke: Okay. Und jetzt sollen wir diesen beschissenen Film reviewen oder was?
Florian Bayer: Moment. Wir reviewen jetzt diesen Film. den ich ehrlich gesagt gar nicht so beschissen fand.
Johannes Franke: Was?
Florian Bayer: Dazu kommen wir später. Herzlich willkommen, liebes Publikum, hier aus unserem kleinen Versteck im Herzen Nordkoreas. Wir reden heute über Bulgazari aus dem Jahr 1985. Mein erster nordkoreanischer Film. Wow. Deiner auch?
Johannes Franke: Ja, meiner auch. Aber ich dachte, du wärst schon ein bisschen fortgeschrittener und hättest schon ein bisschen mehr damit zu tun gehabt.
Florian Bayer: Nee, ich hab... tatsächlich unglaublich viel mit Nordkorea zu tun gehabt, weil ich Nordkorea super faszinierend finde.
Johannes Franke: Okay.
Florian Bayer: Keine Wunde,
Johannes Franke: dass sie dich empfiehlt.
Florian Bayer: In so vielerlei Hinsicht ist Nordkorea einfach ein Faszinosum. Der einzige große letzte... Monolith, nicht mit Monolith, dafür ist es zu angeknackst, aber so das letzte Stück irgendwie so stalinistische Welt, isoliert, abgeschottet und mit ganz vielen bizarren Geschichten, die man hört,
Johannes Franke: die so Nicht zu laut, nicht zu laut, die da draußen hören uns.
Florian Bayer: Die mit wirklich bizarren Geschichten, die nach draußen dringen und zu diesen bizarren Geschichten gehört unter anderem auch alles, was in der Filmgeschichte stattfindet, weil ja Nordkoreanische Filmgeschichte. Egal, was ihr euch darunter vorstellt, es ist noch viel bizarrer und es ist noch viel schräger, was da passiert ist.
Johannes Franke: Also es ist ja durchaus noch vielleicht bekannt, dass Kim Il-sung... Nein, der Sohn.
Florian Bayer: Kim Jong-il.
Johannes Franke: Kim Jong-il. Dass der durchaus ein filmbegeisterter Typ war.
Florian Bayer: Ein großer Filmfan. Der war ein richtiger Fan vom westlichen Kino. Aber darauf kommen wir zu sprechen. Wir müssen einmal, um zu verstehen, wie es zu Pulgasari kommen konnte, müssen wir gleich einen Ritt durch die Filmgeschichte machen. Durch die nordkoreanische Filmgeschichte. Und ich versuche das Ganze so. eng zu halten, wie es geht.
Johannes Franke: Aber du musst ja auch alle loben, weil sonst werden wir...
Florian Bayer: Natürlich. Aber ich glaube, hier drin hören sie uns nicht. Deswegen kann ich einfach mal loslegen mit meinem Eröffnungstext. Okay. Ja, Nordkorea. Seitdem ich vor circa 15 Jahren The Wise Guide to North Korea von und mit Shane Smith gesehen habe, bin ich fasziniert von diesem Land, seiner Kultur, seiner Politik und natürlich auch von seinen zahllosen Kuriositäten. Eine erbarmungslose und brutale Diktatur? Die letzte überlebende Oase des Kommunismus stalinistischer Prägung und ein Sinnbild dafür, wie schräg eine Kultur werden kann, wenn sie in kompletter Abschottung gedeiht. Die großen Führer des Landes, egal ob sein Gründer Kim Il-sung oder dessen Nachfahre Kim Jong-il oder dessen Sohn Kim Jong-un, waren stets bemüht, nicht nur ihre Macht zu festigen, sondern auch der ganzen Welt zu beweisen, dass die nordkoreanische Kultur allen anderen Kulturen weltweit überlegen ist. Nicht zuletzt auch im cineastischen. Ein Kind dieses Bemühens ist der Godzilla-Klon Pulgasari aus dem Jahr 1985. Angesiedelt im Mittelalter erzählt er von einer Gruppe koreanischer Bauern, die von einem Tyrannen unterdrückt werden. Hilfe verspricht ein magisches Wesen. Pulgasari, ein aus Reis geformtes Mini-Monster, durch das Blut einer Bauerntochter zum Leben erweckt und durch das Futtern von Metall rapide wachsend. Pulgasari wächst und wächst. Auf Menschengröße, auf Monstergröße, auf Godzilla-Größe. und führt die Aufständigen zum Sieg gegen die Unterdrücker. Doch sein Hunger ist damit noch nicht gestillt. Ein Monsterfilm, ein historisches Epos, natürlich auch ein Propagandafilm und vor allem ein Werk, dessen Entstehung mindestens genauso wild ist wie seine Handlung. Aber dazu kommen wir noch. Johannes, ich glaube, das war auch... Dein erster nordkoreanischer Film. Wird es denn der letzte bleiben?
Johannes Franke: Ja, ich glaube schon.
Florian Bayer: Um das gleich zu sagen.
Johannes Franke: Es ist einfach, man will diesem Scheiß nicht zugucken. Es tut mir wurscht mal leid. Du hast schon angedeutet, dass du ihn gar nicht so schlecht findest. Ich bin vor Langeweile fast gestorben. Aber, oh Gott, ich sollte das nicht zu laut sagen. Wir sitzen ja immer noch hier in dem Versteck und müssen uns vor den nordkoreanischen Leuten hier ein bisschen schützen.
Florian Bayer: Ich glaube, so blöd es klingt, ich habe keinen anderen koreanischen Film ganz geguckt. Ich hatte einfach nicht die Zeit dafür. Aber ich habe ein bisschen reingeguckt und ich habe mich sehr viel mit nordkoreanischer Filmgeschichte beschäftigt.
Johannes Franke: Ich glaube,
Florian Bayer: so blöd es klingt, wir haben hier den Höhepunkt der nordkoreanischen Geschichte. Das ist wahrscheinlich der beste nordkoreanische Film ever.
Johannes Franke: Es ist dort tatsächlich... auch ein Kult-Klassik geworden über die Zeit, weil er wurde ja weggesperrt, nachdem 1980 dann der Erschaffer das Land verlassen hat.
Florian Bayer: Aber spulen wir zu dem Beginn zurück.
Johannes Franke: Genau, lass uns mal von vorne anfangen. Aber ich glaube, was wichtig ist, dass wir tatsächlich auch über den Film und seine Qualitäten reden. Aber man kann über diesen Film... nur über seinen Film, über die Qualitäten des Films reden, wenn man die Vorgeschichte kennt. Und darüber müssen wir mal reden. Willst du Tee plor? Oh ja,
Florian Bayer: bitte, sehr gerne.
Johannes Franke: Uns wurde Tee reingeschoben. Deswegen würde ich das gerne mal nutzen. Ich hoffe, der ist nicht vergiftet.
Florian Bayer: Guter Nordkoreanischer Tee. Was trinkt man in Nordkorea für einen Tee? Ich weiß es tatsächlich nicht. Wahrscheinlich auch irgendeine Art grünen Tee, ähnlich wie in Japan. Nordkorea. Also ganz kurz so, großer Disclaimer. Viele Informationen, die ich hier habe, habe ich aus einem herausragenden Video, das... im Frühling dieses Jahres veröffentlicht wurde. Und zwar gibt es, ich war krank, ich war erkältet. Ah, okay. Und was macht man, wenn man erkältet ist und im Bett liegt und nichts Besseres zu tun hat? Man guckt irgendwas, was die Zeit totschlägt. Und ich, Paper Will heißt der... Ein YouTuber, den ich vorher nicht kannte, hat ein fünfeinhalbstündiges Video veröffentlicht über die Geschichte der Unterhaltung in Nordkorea. Also es geht nicht nur um nordkoreanischen Film, sondern auch um nordkoreanische Popmusik, um nordkoreanisches Theater, um nordkoreanische Kunst und Unterhaltung. und es ist absolut sehenswert. Es sind fünfeinhalb Stunden, man muss das Zeitraum im Besten mitträgen und am besten ist man tatsächlich krank, man hat nichts Besseres zu tun. Es ist ein großartiges Video. Ich habe nicht ausschließlich, es ist nicht meine einzige Quelle, aber ich habe sehr viele Informationen daraus gezogen und es ist einfach toll gemacht. Deswegen als Disclaimer, wenn ihr die Langfassung haben wollt von dem, was ich jetzt relativ kurz erzähle, guckt euch dieses Video an. Es ist Gold wert. Es ist wirklich geil. Also, Nordkorea. Nordkorea war nicht immer Nordkorea. Bevor es Nordkorea gab, bevor es Südkorea gab, gab es einfach mal Korea. Ein vereinigtes Königreich, das allerdings Anfang des 20. Jahrhunderts von Japan im Zuge des japanischen Kolonialismus und Imperialismus gnadenlos unterdrückt wurde. erobert wurde. Und ja, man kann es nicht anders sagen, die Japaner waren damals richtige Wichser. Also wenn wir uns anschauen, wer sind die größten Arschlöcher Anfang des 20. Jahrhunderts? Japan kommt hinter Deutschland, aber nicht so viel.
Johannes Franke: Okay. Bis heute gibt es eine große Antipathie gegen die Japaner in Nordkorea.
Florian Bayer: Und die Japaner haben diese Antipathie natürlich auch in ihre ersten Filmversuche reingebracht. Die ersten Eigenproduktionen, die in Korea entstanden sind. Wie gesagt, damals war das unter japanischer Herrschaft. Und die sich so ein bisschen Freiheit rausgenommen haben, haben sich ganz viel damit beschäftigt, dass das koreanische Volk gegen irgendwelche Unterdrücker, meistens im Mittelalter, kämpft und erfolgreich ist. Dass es irgendwie so dieses Versprechen gibt, wir kommen da raus. Und das waren sehr viele antiimperialistische Filme, die halt irgendwie das so ein bisschen verdeckt haben, diese Kritik an Japan. Dann waren halt irgendwelche Fremdherrscher im Mittelalter, man konnte ja nicht sagen, die bösen Japaner jetzt, aber die Japaner waren so das krasse Feindbild. Und die Nordkoreaner haben gegen die Japaner gekämpft, vor allem in den 30ern. Partisanen-Kämpfe gegen die Besetzer. Und da haben wir auch den Auftritt unseres ersten großen Führers, nämlich Kim Il-sung, was so viel heißt wie Kim wird zur Sonne. Der extrem viel gegen Japan gekämpft hat, auch wirklich so diese typischen Guerilla-Kämpfe aus den Bergen heraus.
Johannes Franke: Und das merken wir uns.
Florian Bayer: Und der dann in den Bergen spielt eine große Rolle im nordkoreanischen Kino. Und der dann in den 30ern irgendwann von den Japanern wirklich gejagt wurde und in ein Land geflohen ist, das sehr nah an Nordkorea liegt und ihm Unterschlupf gewährt hat, nämlich die Sowjetunion. Wo auch 1940 Kim Jong-il geboren wurde, der so sein großer Nachfolger werden sollte. Und wir kommen zum Zweiten Weltkrieg. Auf Japan wurde eine Atombombe geworfen und ganz ähnlich wie in Deutschland vom Süden. kommen die Amerikaner in Korea reinmarschiert, um die Japaner zu vertreiben. Vom Norden kommen die Sowjets und irgendwo in der Mitte treffen sie sich. Genauso wie sie sich in Deutschland West-Ost getroffen haben, haben sie sich in Korea Nord-Süd getroffen. Und dann sind einfach mal zwei Staaten entstanden, weil das aufgeteilt wurde. Zwei Diktaturen wohlgemerkt. Südkorea gilt mittlerweile ja als sehr stabile Demokratie, aber damals konntest du dich entscheiden, ob du in der kommunistischen Diktatur unter Kim Il-sung leben wolltest oder in der südkoreanischen Diktatur unter irgendeinem von Amerikas Gnaden an die Macht gebrachten Herrschers.
Johannes Franke: Ich möchte kurz einwerfen, dass es durchaus auch andere Geschichten gibt darum, wer Kim Il-sung war. Es wird zwischendurch immer mal wieder gemutmaßt, dass dieser Mensch nicht dieser Mensch ist eigentlich, sondern dass er die Identität nur angenommen hat. Aha. Dass er überhaupt nicht der große Befreiungskämpfer ist, sondern dass er von der Sowjetunion eingesetzt wurde.
Florian Bayer: Auf jeden Fall, was er auch mitgenommen hat aus der Sowjetunion, ist der Personenkult. Wir sind in der Sowjetunion der 40er Jahre und Stalin, der wusste, wie man große Statuen baut, der wusste, wie man großen Kult um sich macht. Das hat sich Kim Il-sung in Zeit seines Exils voll einverleibt. Und der hat eine eigene Ideologie entworfen, nämlich das Tschutsche. was ich bis heute noch nicht verstanden habe, obwohl ich mich viel damit auseinandergesetzt habe. Chuchi ist irgendwie eine Form von Sozialismus, von klassischem, traditionellen Marxismus, Leninismus, die aber gleichzeitig sagt und ihr müsst viel arbeiten. Und ihr müsst viel arbeiten, aber für euer Volk. Und ihr seid euer Individuum. Das Individuum ist total wichtig, um viel zu arbeiten, aber vor allem, damit das Volk groß wird. Keine Ahnung, es klingt für mich wie Stalinismus. Aber dieses Chuchi ist total wichtig, weil das haucht seit den 40ern dann in allen möglichen ideologischen Werken in Nordkorea auf. Und vor allem, weil es eben auch diese weitere Ergänzung hat und um gut arbeiten zu können, braucht ihr eine Identifikationsfigur und das ist der große Führer Kim Il-sung und alles schließt sich. Und ganz wichtig, Kim Il-sung unter seiner Führung wurde auch Ende der 40er Jahre das sogenannte PAD gegründet, nämlich das Propaganda und Agitations Department, was im Prinzip sowas ist wie das Ministerium, das sich um die Propaganda in... Nordkorea kümmert. Und von da an war klar, alle Filme, alle Bücher, alle Musik, alles was produziert wird, muss ich irgendwie diesem Jujo und vor allem diesem Führerkult verpflichten. Und dementsprechend haben wir in den 40ern vor allem eine riesige Ansammlung an Propagandafilmen, die offensichtlich alle gleich sind, dass die bösen Japaner Korea unterdrücken. Und die gucken in den Himmel und sehen die Sonne und die Sonne verspricht Erlösung. Das ist Kim Il-sung. Der wird übrigens ganz selten nur echt gezeigt. Das war fast so ein... Mohammed Danischer Personenkult, du darfst Mohammed nicht darstellen, um ihn zu entzaubern. Es gibt durchaus auch, es gibt wirklich merkwürdige Texte über Kim Il-sung und auch Kim Jong-il, die in die Richtung gehen, die haben Zauberkräfte. Die können Berge versetzen im wahrsten Sinne des Wortes. Die haben es geschafft telekinetische Fähigkeiten zu entwickeln. Eine Menge krasses Zeug.
Johannes Franke: Aber es ist die alte Tradition. Also das große Beispiel ist, du sollst dir kein Bild machen von Gott. Aber das haben ganz, ganz, ganz viele Führer. Das hat ja auch die britische Monarchie und so ganz lange durchgezogen. Es gibt nur ganz wenige Bilder, Abbildungen von Leuten, die in Führungspositionen sind. Damit du kein... tatsächliches, in Realität geworfenes Bild davon hast, sondern immer so ein mystisches Ding drumherum fabert. Weil du nicht genau weißt, wie sehen die aus? Wer sind das? Haben die magische Kräfte? Wenn ich ihn auf dem Foto sehe, denke ich, ein ganz normaler Mann, was soll das? Aber das will man vermeiden. Ja.
Florian Bayer: Genau, und wir haben immer diese Filme, die irgendwie so Kim Il-sung als Führer am Horizont, aber nicht gezeigt. Und Nordkorea wird als strahlendes Paradies gezeigt, dass es geschafft hat, sich zu befreien. Die Japaner sind die wirklich Bösen. Es wurden sehr viele Filme gemacht. Es wurde ein bisschen oll, aber Gott sei Dank war da ein neues Feindbild am Horizont. Wir befinden uns in den 50ern. Nordkorea sagt, wir müssen Korea wiedervereinigen.
Johannes Franke: Du,
Florian Bayer: Josef, können wir vielleicht da Richtung Süden gehen? Josef, naja, kommt Leute. Was soll schon schief gehen? Die Amerikaner, Moment. Der Koreakrieg. Großer Stellvertreterkrieg zur Zeit des Kalten Krieges, einer der bekanntesten in dem Vietnam. Es gibt ein neues Feindbild, die Amerikaner. Und die werden auch in die Filme eingebaut. Und wenn du glaubst, Blackfacing in den USA war schlimm, dann hast du noch nicht Blackfacing in Korea gesehen. Oh, echt? Das nordkoreanische Kino in dieser Zeit lässt Amerikaner von Nordkoreanern spielen. Wenn sie mal ab und zu finden, sind es Russen, der einen Amerikaner spielen kann. Aber ansonsten hast du Nordkoreaner, die mit Gesichtsprothesen amerikanisch gemacht werden. Nein! Das heißt, du hast diese... absolut krassen, deformierten Gesichter. Die haben, die offensichtlich hat Kim Il-sung bei dem Entwurf dieser Karikaturen auch ganz stark sich inspirieren lassen von Nationalsozialismus, keine Ahnung. Auf jeden Fall haben die auch alle diese jüdischen Nasen, Haken-Nasen, die extrem überzeichnet sind.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: weiße Hautfarbe wird gemalt, schwarze Hautfarbe wird gemalt. Krass. Es gibt einige Filme aus der Zeit, Propagandafilme, wo die bösen Amerikaner gegen die guten Koreaner kämpfen und du hast absurde Masken und Perücken, so blonde Perücken und dann so wirklich so wie halt in den 40ern und 50ern Masken gemacht werden konnten. Die Gesichter sehen total krass aus. Es ist so schräg. Man fühlt sich wirklich nicht wohl dabei, wenn man es sieht.
Johannes Franke: Oh mein Gott.
Florian Bayer: Genau, mit Prothesen, mit allem, mit Blackfacing. Unfassbar. Und es sind genau dieselben Filme. Es ist genau derselbe Scheiß. Es sind Filme, wo irgendwelche Bauern gegen irgendwelche bösen Unterdrücker kämpfen. Am Schluss gibt es den Blick Richtung Sonne. Kim Jong-il wird uns alle retten. Halleluja.
Johannes Franke: Und es wird sehr viel gejammert und geweint. Das arme, unterdrückte Volk darf viel jammern und weinen.
Florian Bayer: Aber es gibt die Hoffnung. Fun Fact, keine Credits. Kim Jong-il hat gesagt, es darf keine Person neben mir geben. Wir wollen nicht, dass die Stars zu sehr... zu egoistisch werden, zu sehr an sich und an ihrer Persönlichkeit hängen und so weiter. Es gibt keine Credits in diesen Filmen aus dieser Zeit. Die kommen später irgendwann wieder, aber so in den 50ern, in diesen ganzen Propagandaschlachten haben wir Filme, ohne dass irgendjemand genannt wird. Und das obwohl es tatsächlich so ein paar Lieblingsregisseure von Kim Jong Il gab, unter anderem Cho Ik-kyu. Ich werde in dieser Folge sehr schlimme Dinge mit der koreanischen Sprache machen. Es tut mir schrecklich leid. Ich bemühe mich wirklich. Aber es wird alles nicht so doll klingen.
Johannes Franke: Aber das haben wir öfter in Filmbesprechungen, die nicht aus unserem Kulturkreis kommen. Das ist echt schwierig.
Florian Bayer: Mit das Blumenmädchen 1972 wohl einen der beliebtesten koreanischen Filme gedreht, der auch teilweise mit der Sowjetunion zusammengearbeitet wurde und der auch international zumindest so ein bisschen Erfolg hatte im sozialistischen Bereich. Aber... Kim Jong-il wurde in dieser Zeit, nämlich Ende der 60er, zum Chef der Sektion Führung für Kunst und Kultur in dieser PRD, in dieser Propagandaabteilung. Und der hat dann drauf geguckt und hat festgestellt, oh man, unsere Filme sind alle scheiße. Ja,
Johannes Franke: aber dass er das immerhin festgestellt hat, also wirklich bemerkenswert. Und dann hat er ein Buch geschrieben. Ich find's so lustig. Weil das Buch ist natürlich nicht von einem Filmexperten geschrieben, sondern von einem Filmliebhaber, der auch eine bestimmte Ideologie vertritt. Es ist so absurd teilweise, was da drinsteht. Es ist geil.
Florian Bayer: Kim Jong-il hat sich sehr viel mit Filmen auseinandergesetzt. Es gab tatsächlich, als Kim Jong-il an die Macht kam, genau dasselbe wie mit Kim Jong-un. Es gab die Hoffnung vom Westen, okay, das muss jetzt doch bedeuten, dass sich Korea öffnet. Weil Kim Jong-il mag doch Disney. Der mag doch coole Filme. Es muss doch irgendwas passieren. Kim Jong-un genauso. Der war doch in der Schweiz in der Schule, der ist vom Westen inspiriert, der muss doch was machen und es ist nichts passiert. Weil sobald die an der Macht waren, haben sie weiter das gemacht, was ihre Väter gemacht haben.
Johannes Franke: Seine Lieblingsfilme sind doch Freitag der 13. und Scarface und der Pate.
Florian Bayer: Da muss doch irgendwas kommen.
Johannes Franke: Aber das ist ausgerechnet Scarface und der Pate.
Florian Bayer: Es könnte so einen leichten Hinweis auf seinen Führungsstil geben. Auf jeden Fall guckt Kim Jong-Il da drauf und sagt, oh shit, unsere Filme sind Mist. Und... natürlich, ich finde es einfach auch logisch. Was macht man in dem Moment, wenn man feststellt, unsere Regisseure können nichts? Was ist die einzige logische
Johannes Franke: Antwort? Die einzige logische Antwort, du musst natürlich jemanden entführen, der es kann.
Florian Bayer: Shing Sang-ok war ein südkoreanischer Regisseur, der mit seiner Frau zusammen, Chae On-hee, in den 50ern und 60ern richtig erfolgreich war und richtig gute Filme gemacht hat, der aber so Ende der 60er langsam, vor allem auch durch Skandale mit seiner Frau, so ein bisschen an Ansehen verloren hatte. Also das heißt, der hat... Der war auf der Suche nach Filmen. Der konnte nicht mehr so viel drehen.
Johannes Franke: Aber der war schon sehr, sehr groß.
Florian Bayer: Der war wirklich groß.
Johannes Franke: Der hat 20 Jahre lang 60 Filme gedreht.
Florian Bayer: Einer der großen Regisseure des südkoreanischen Kinos. Und offensichtlich mochte auch Kim Jong-il seine Filme. Was macht er? Er lädt die Frau, die ja Schauspielerin war, die immer in diesen Filmen mitgespielt hat, nach Hongkong ein und sagt, hey, wir haben hier einen ganz großartigen Film für dich. Du musst kommen, du kannst drehen. Und sie hatte damals schon... Nicht mehr so viele Aufträge, oh ja, geil, Möglichkeit, Hongkong, super. Sie verschwindet spurlos. 1978.
Johannes Franke: Einfach weg.
Florian Bayer: Weg, nichts mehr.
Johannes Franke: Und sie war nicht mehr verheiratet mit
Florian Bayer: Shin Sang-ok.
Johannes Franke: Shin Sang-ok.
Florian Bayer: Sie hatten sich getrennt, sie hatten ihre Skandale.
Johannes Franke: Genau, und dann hat Shin Sang-ok trotzdem gedacht, irgendwas stimmt da nicht und hat sich auf die Suche gemacht.
Florian Bayer: Er ist ihr hinterhergereist. und verschwindet spurlos.
Johannes Franke: Und verschwindet einfach spurlos.
Florian Bayer: Diese Menschen existieren nicht mehr.
Johannes Franke: Es ist wirklich crazy. Es gibt so Zitate von ihm, wie er erzählt, was passiert ist. Er sagt, sobald sich die Autotür schloss, ist er irgendwo bei jemandem eingestiegen, dummerweise, stülpte mir plötzlich jemand einen Sack über den Kopf. Ich konnte nichts mehr sehen und nicht mal richtig atmen. Dann sprühte irgendjemand was in den Sack hinein und ich habe das Bewusstsein verloren. Kurz Zeit später wurde ich auf ein großes Schiff verladen, in eine Art Plastikfolie eingewickelt. Was für ein krasses Ding. Und dann hat er irgendwie echt in Gefangenschaft verbracht.
Florian Bayer: Mehrere Jahre.
Johannes Franke: Mehrere Jahre. hat versucht zu fliehen.
Florian Bayer: Mehrere Male.
Johannes Franke: Und wurde dafür so hart bestraft, dass er vier Jahre oder fünf Jahre im Straflager quasi gesessen hat.
Florian Bayer: Und ein Straflager in Nordkorea war kein Vergnügen. Überhaupt kein. Dass ein dass ein Mensch verhungert ist und an Krankheiten verreckt.
Johannes Franke: Ja. Und er hat irgendwie von Reis und Papier oder was gelebt. Das war wirklich, wirklich, wirklich hart.
Florian Bayer: Das Traurige ist, dass es in der Zeit ist, dass es wirklich öfter passiert. Bis heute ist das öfter passiert, dass Südkoreaner oder Nordkoreaner von Nordkorea entführt werden. Die wurden teilweise gezwungen, Spionagetätigkeiten zu machen. Die haben versucht, Gehirnwäsche mit denen zu machen. Es gibt eine ganze Liste an Leuten. Es gibt extra in Südkorea Organisationen, die sich dafür einsetzen, herauszufinden, was mit diesen Menschen passiert ist. Südkoreaner, die einfach verschwinden, die entführt werden und auch nie wieder auftauchen. Und man weiß, Nordkorea hat irgendwie die Hände im Spiel.
Johannes Franke: Es gibt eine Liste von elf japanischen Staatsbürgern, die in den spätsten 70ern und 80ern... als Kulturberater entführt wurden. Ja. Also die sozusagen, weil Japan zwar der verhasste Feind war, aber trotzdem kulturell irgendwie überlegen wirkte, haben die gesagt, naja, dann müssen die herkommen und die müssen uns sagen, wie es geht. Und da haben sich Leute umgebracht in Gefangenschaft, weil die es nicht ausgehalten haben, weil sie es nicht ertragen haben. Und andere Leute sind aus anderen Gründen gestorben. Es ist wirklich, wirklich... hart. Es wird noch sehr viel Lustiges passieren von der Geschichte her, aber es ist immer drunterliegend wirklich sehr hart.
Florian Bayer: Das ist richtig brutal. Das Krasse ist halt, es ist eine Zeit, in der Nordkorea so isoliert ist wie nie zuvor. Und zwar Stalin. Stalin hat sich wunderbar mit Nordkorea verstanden. Kim Jong-il hat sich wunderbar mit Stalin verstanden. Kim Il-sung hat sich wunderbar mit Stalin verstanden. Jetzt haben wir ein Problem. Jetzt gibt es einen neuen, und zwar Khrushchev. Und Khrushchev hat gesagt, wir machen Schluss mit diesem ganzen Scheiß-Führerkult. Das war ja die Zeit, in der sie angefangen haben, in der Sowjetunion dann die Stalin-Statuen abzureißen und gesagt haben, wir versuchen was Neues. Der Stalinismus hat offensichtlich nicht funktioniert. Und dann auch gesagt haben, du Kim, sag mal, du machst immer noch dieses Stalinismus-Ding, oder? Glaubst du nicht, es ist langsam mal an der Zeit, was Neues zu probieren? Und was dazu geführt hat, dass Kim Jong-il richtig sauer war, der mochte Khrushchev nicht, Khrushchev mochte ihn nicht. Das heißt, Russland ist so ein bisschen weggefallen als Unterstützung und China, da war noch ein bisschen Unterstützung, aber auch nicht so viel und in der Zeit war Nordkorea krass isoliert. Wer allerdings nicht isoliert war, war Südkorea. Die waren im Aufstieg. Die haben sich zu einer richtig goldenen Wirtschaftsnation entwickelt. und unter anderem mit dem Höhepunkt, die Ankündigung der Olympischen Spiele, die 1988 in Südkorea stattfinden sollten. Und es war ganz klar, scheiße, wir Nordkoreaner, ich, ich, ich, Kim Jong-il, ich, Kim Il-sung, wir versuchen, dem nordkoreanischen Volk zu verkaufen, ihr seid im besseren Korea. Euch geht's gut und in Nordkorea ist nur Leib, Schmerz und so weiter. Jetzt gingen die aber mit, dass das vielleicht doch auch Südkorea vielleicht doch ganz geil ist und den Leuten da ganz gut geht. wir müssen irgendwas machen, wir müssen irgendwie zeigen, dass unsere Kultur die überlegende ist. Und das ist der Moment, wo sie dann sowohl Shin Sang-ok als auch Chae On-hee aus ihrer Gefangenschaft rausgenommen haben. Und zwar fünf Jahre, sechs Jahre, nachdem die komplett verschwunden waren, wurden die plötzlich wieder in die Öffentlichkeit gestellt. Neben Kim Il-sung, der dann sagt, Leute. Wir machen Kino.
Johannes Franke: Dieses Wiedersehen ist absurd. Ja. Weißt du, dann wird er plötzlich aus seiner Gefangenschaft, aus diesem Straflager rausgeholt, auch wieder betäubt und wacht dann plötzlich auf einem Empfang auf.
Florian Bayer: Kim Jong-il ist da.
Johannes Franke: Kim Jong-il gibt irgendeinen Empfang in seinem Palast. Die Frau, mit der du verheiratet warst, sitzt plötzlich neben dir und der große Führer eröffnet dir... Du, es tut mir voll leid. Ich habe so viel Zeit im Office verbracht. Ich konnte mich jetzt nicht um dich kümmern. Es tut mir wahnsinnig leid. Das war auch ein Missverständnis jetzt.
Florian Bayer: Es gibt Aufnahmen davon. Um das kurz einzuordnen. Die Kim Jong-Il hat das natürlich so verkauft. Die sind bei uns, die wollen mit uns drehen, weil Nordkorea das überlegene Korea ist. Und die mussten das natürlich mitspielen, weil ständig irgendwelche Gewehre auf sie gerichtet waren. Sprich, die haben nach draußen gestanden, gelächelt, gewunken. Was man halt macht, wenn man Geisel ist. Aber die wussten auch... Scheiße, wenn wir es irgendwie schaffen zu fliehen, dann werden wir als die gesehen, die einfach nur da raus sind, weil sie nicht mehr wollten und die da freiwillig hin sind. Deswegen hat Xing Zang-Ok von Anfang an Tonbandaufnahmen gemacht. Der hat Kim Jong-Ils Vertrauen gewonnen und hat aufgenommen, was Kim Jong-Il mit ihm geredet hat. Es gibt mehrere Gespräche von den beiden.
Johannes Franke: Das ist wahnsinnig gefährlich. Überhaupt in dieses Tonbandgerät zu kommen, das hat er ja relativ früh tatsächlich irgendwo ran organisiert, bevor er... dann richtig viel Technik zur Verfügung hatte. Der hat ja dann ein riesiges Hollywood-Studio quasi zur Verfügung gehabt. Da ist die Technik da, aber er hat es relativ früh geschafft, dieses Tonbandgerät ranzukriegen und das zu verstecken in seiner Tasche, die er dabei hatte.
Florian Bayer: Und dann gibt es Aufzeichnungen von Kim Jong-il, der sagt, ey sorry, tut mir echt leid, dass wir dich damals entführt haben. Was Gold wert war für später.
Johannes Franke: Ja, ja, ja, genau.
Florian Bayer: Aber jetzt machen wir gute Filme, das war ja alles ein Missverständnis. Und jetzt, pass auf, du bist jetzt unser Regisseur und dir wird es richtig gut gehen. Und du kriegst... Du kriegst Annehmlichkeiten, die sonst keiner hat. Nordkorea war damals, es war noch nicht diese krasse Hungersnot, die später kommen sollte, Ende der 80er. Aber es war schon Hunger. Nordkorea hatte Probleme, weil Nordkorea so isoliert war. Die Leute haben Bücher gekocht, weil die Bücher aus Reispapier waren. Die haben die Tinte entfernt und die Bücher gekocht auf dem Land. weil sie da irgendwie Reis draus gewonnen haben. So groß war die Hungersnot in Nordkorea. Ach du Scheiße. Zehn Jahre später sind ja, es sind wirklich Millionen von Menschen gestorben bei der großen nordkoreanischen Hungersnot. Ja. Und da ging es schon in diese Richtung. Aber die, die in Pyongyang gelebt haben und vor allem die, die Freunde des Führers waren, denen ging es natürlich gut. Die haben natürlich Essen gekriegt, die konnten gut schlafen, die hatten Strom die meiste Zeit über. Bestimmt mindestens zwölf Stunden am Tag Strom, das war auch alles andere als selbstverständlich. Und Kim Jong-il dachte, er hat jetzt hier einen neuen Freund gewonnen. Die Gespräche sind wohl auch so, dass das echt vertraut klingt, dass er echt das Gefühl hatte, dieser Typ, dieser Regisseur ist mein Freund.
Johannes Franke: Niemand durfte ihm widersprechen eigentlich. und dieses Vertrauen ging so weit, dass er gesagt hat, du, es ist vollkommen in Ordnung, wenn du mir sagst, dass ein Film nicht funktioniert, dass das anders muss. Der durfte Kritik an seiner Meinung äußern, im künstlerischen Bereich. Aber das ist schon echt viel für diesen Typen.
Florian Bayer: Das ist total viel, ja. Das ist ja eine Sache, wenn wir uns ansehen, wie Nordkorea funktioniert, wie dieser Personenkult um die Führer funktioniert, egal ob es King Jung ist. Kim Jong-Il ist oder Kim Il-sung oder jetzt Kim Jong-Un. Es gibt so viele Aufnahmen davon, wo du siehst, wie die zum Beispiel in irgendeiner Fabrik sind, wo Schuhe hergestellt werden. Oder sie sind beim Bau eines Freizeitparks. Und dann sagen die Bauherren, komplett ohne Ironie, ja, wir hatten das so geplant, aber Kim Jong-un hat gesagt, mach doch da mal noch ein Looping hin. Und natürlich machen wir das jetzt, weil er weiß ja viel mehr als wir davon.
Johannes Franke: Es ist unglaublich.
Florian Bayer: Und das betrifft alles.
Johannes Franke: Es ist unglaublich.
Florian Bayer: Die, die keine Ahnung haben, gehen da hin in eine Fabrik und sagen, lasst uns den Schuh doch ein bisschen länger machen. Und die Experten stehen da, schweißgebadet, weil sie wissen, sie müssen das jetzt umsetzen. Sie dürfen nicht widersprechen. Ja. Weil... Grundsätzlich wird davon ausgegangen, die Kims haben mehr Ahnung von allem als alle anderen.
Johannes Franke: Oh, es tut so weh und es ist aber auch so lustig teilweise.
Florian Bayer: Es ist total schräg.
Johannes Franke: Weil du dir denkst, das kann ja nur ein Wachhuntergehen alles. Es gibt also wirklich tolle Details davon.
Florian Bayer: Es gab mal so einen Blog, also in der frühen, guten alten Blog-Zeit, der hieß Kim Jong-Il Looking at Things. Und da gab es einfach diese Fotos von Kim Jong-Il, der in Fabriken in Nordkorea unterwegs ist und sich irgendwelche Sachen anguckt und irgendwelche Sachen zeigt. Weil das ist irgendwie so ihr repräsentativer Job. Die laufen. da rum, gehen in die Fabriken und die werfen irgendwelche Vorschläge rein. Aber dieser Personenkult ist halt so krass, dass diese Vorschläge dazu führen, dass ganze Produktionsideen umgeworfen werden müssen.
Johannes Franke: Und für die Tonne sind. Ja, weil du den Schuh nicht mehr tragen kannst, wenn du das machst.
Florian Bayer: Und in diesem Szenario haben wir jetzt die großen Filme, die Shin Sang-ok. zusammen mit Kim Il-sung dreht.
Johannes Franke: Der, wie gesagt, dieses Buch geschrieben hat, wie Filme auszusehen haben. Und deswegen sind in allen Filmen irgendwelche Folklore-Tänze an Stellen, wo du denkst, warum tanzen die jetzt? Was ist da los?
Florian Bayer: Der erste Film, An Emissary of No Return aus dem Jahr 1984, ist die Adaption eines angeblichen Kim Il-sung-Buchs. Und zwar eine Geschichte, die im Ausland spielt. Und dazu kommen wir jetzt. Wir haben nämlich jetzt tatsächlich in diesem engen Rahmen... bringt Shin Sang-ok neue Ideen nach Nordkorea. Wir haben gehört, die Filme sehen alle gleich aus. Und Shin Sang-ok schafft es, Ideen reinzubringen, die unerhört sind in der nordkoreanischen Filmgeschichte. Zum Beispiel, dass ein Film in Frankreich spielt. Der wurde nicht in Frankreich gedreht, sondern in der Dresdner Slowakei. Aber ein Film, der das Ausland zeigt, der zeigt, wie Menschen in Europa leben. Das war total krass. Das hat er geschafft, das zu machen. Klar, natürlich, es war trotzdem ein nordkoreanischer Shit-Film. Aber der war ein Erfolg. Der war im Ostblock, war der richtig beliebt, dieser Film. Und die Credits sind zurück.
Johannes Franke: Yes.
Florian Bayer: Shin Sang-Ok hat gesagt, du, Kim, hör mal zu. Ich weiß, du findest das nicht geil. Aber wenn wir unsere SchauspielerInnen und unsere anderen KünstlerInnen irgendwie ein bisschen bei der Stange halten wollen, dann müssen wir denen was zurückgeben. Und die Credits sind zurück. Es gibt endlich wieder, wir erfahren wieder, wer den Film gedreht hat.
Johannes Franke: Und ich kann mir auch vorstellen, dass das... Vielleicht auch ein Argument war, dass dieser Mann, dieser Shin Sang Ok... der so berühmt ist, dass der natürlich auch nach vorne gestellt wird. Dass da natürlich, wenn die nur den Regisseur nennen, dann wird es ein bisschen peinlich fast. Also müssen auch die anderen genannt werden. Aber dass der Regisseur genannt werden muss, das ist ja mal klar, weil die haben den nicht umsonst dort.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Und wie gesagt, er dreht mit wahrscheinlich die besten Filme, die in Nordkorea je gedreht wurden. Im selben Jahr, 1984, Runaway. Ein Film mit einem Zug, der entgleist und explodiert. Und sie haben sich überlegt, wie machen wir das Ganze denn? Schwierig, wir müssen überlegen, mit der Technik. Und Shin Sang-ok, der sich mittlerweile ein bisschen besser mit Kim Jong-il versteht, klopft ihn so an und sagt, ey, pass auf, wir können doch einfach, komm, lass uns doch einfach einen echten Zug nehmen. Kim Jong-il, ja.
Johannes Franke: Oh mein Gott.
Florian Bayer: Holt einen echten Zug. Krass. Kim, also offensichtlich hat Shin Sang-ok, der genau wusste, wie teuer sowas ist, einen Witz gemacht.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Und hat gesagt, komm, lass uns einen echten Zug nehmen. Kim Jong-il hat gesagt, machen wir. Und hat das angeordnet. Woraufhin, ähm. Oh, fuck. Woraufhin ein echter Zug angeschafft wurde und wahrscheinlich die teuerste Action-Szene, die in Nordkorea gesehen hat, gedreht wurde. Mit riesigen Explosionen und konnte nur einmal gedreht werden. Ja. Und auch das hat Shin Sang-ok. unfreiwillig nach Korea gebracht, dass plötzlich ein bisschen Budget in den Film investiert wurde.
Johannes Franke: Ja, das ist es ein bisschen. Das Krasse ist, dass er wirklich alles zur Verfügung hatte. Der hatte dann 7000 Angestellte.
Florian Bayer: Ja, der war groß.
Johannes Franke: Ja, das ist nicht zu unterschätzen. Das ist schon wirklich crazy. Und das müssen wir auch bedenken, wenn wir den Film besprechen, was wir auch noch machen werden.
Florian Bayer: Wir kommen gleich dazu. Eine Sache, die er auch ins Kino gebracht hat, ins Nordkoreanische, ist ABBA. In diesem Film ist eine Cover-Version von ABBA zu hören. Und es ist nicht ganz klar, woher das kommt, aber nordkoreanische Filme aus der Zeit haben Popmusik drin. Die fangen an, Popmusik aus Europa zu nehmen. Und es ist immer ABBA. Wirklich? Es ist immer ABBA. Und wir sind in den 80ern. ABBA ist nicht auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Aber das ist europäische Musik. Und die hören die Nordkoreaner im Kino in diesem Film und denken, wow, was ist das? Wenn du dein Leben lang nur Marschmusik gehört hast und diese Arien, dann ist das wahrscheinlich so plötzlich, als würdest du zum ersten Mal Koks probieren oder so. Keine Ahnung. Und dann fangen die an, ABBA zu hören und illegale Partys zu organisieren, weil sie sagen, ABBA ist so geil, wir wollen ABBA hören. Und das ist so die Popmusik, das ist quasi so das Symbol für europäische Popmusik oder für westliche Popmusik, wird ins Land geschafft irgendwie. Und die Leute machen heimliche Partys, wo sie einfach nur zu ABBA feiern und abtanzen. ABBA ist der Befreiungspop in Nordkorea. Wow, krass. Love, Love, My Love, nächstes Jahr 1985, der erste Kuss auf der Nord... koreanischen Leinwand.
Johannes Franke: Stimmt, das war auch krass, ja.
Florian Bayer: 1985. Das erste Mal, dass sich zwei Leute küssen auf der Leinwand. Also zu dem nordkoreanischen Film gehört auch, dass es sehr bieder zugeht. Und die Leute sind reihenweise reingestürmt. Das war total geil. Das war ein Porno. Die Nordkoreaner gehen in diesen Film, um zu sehen, wie sich zwei Leute auf der Leinwand küssen.
Johannes Franke: Oh Gott. Oh Mann.
Florian Bayer: Und dann... Vielleicht noch zwei nette Sachen zu... Der erste nordkoreanische Film, der mit einem Bibelzitat beginnt, 1985, Salt. Wie gesagt, der hat Sachen gemacht, die unerhört waren im damaligen koreanischen Kino. Der hat die Bibel zitiert, obwohl Choo-Choo, Choo-Choo gehört auch zitiert. Choo-Choo, du kannst auch nicht die Bibel zitieren. Das war tatsächlich das erste Mal, dass es ihm erlaubt wurde, zu einem Filmfestival in Moskau zu reisen. Es gibt so ein gewisses Stable in diesen ganzen Dingern. Er versucht uns aus Land zu kommen.
Johannes Franke: Ja, natürlich.
Florian Bayer: Er dreht im Ausland. Er dreht Filme, die so gut sind, dass sie bei internationalen Filmfesten gespielt werden.
Johannes Franke: Der dreht um sein Leben. Man muss sich das nochmal auf der Zunge zergehen lassen. Er dreht gute Filme. Zum einen, weil er gerne... gute Filme dreht. Er hat sich auch ein bisschen gefreut über das Budget, was er hat und so. Die Möglichkeiten, die er bekommen hat von ihm. Aber er dreht die guten Filme nicht nur, weil er ein guter Regisseur ist, sondern auch... verdammt nochmal, um sein Leben retten zu können. Das ist hart, das ist so krass.
Florian Bayer: Er will, dass die Filme im Ausland aufgeführt werden, damit er zu Filmfestivals kann und er will im Ausland drehen. Er versucht immer wieder Erlaubnis einzuholen und er schafft es auch. Der letzte Film, den er vor Pulgasari gedreht hat, nämlich The Tale of Chimchong, da durfte er in Deutschland drehen, in den Bavaria Filmstudios in München.
Johannes Franke: Meine Güte.
Florian Bayer: Und zwar gab es da so Unterwassersequenzen. Also er hat sich wirklich da, man merkt so ein bisschen, dass er... Wo können wir noch drehen? Lass uns mal gucken, wo es eine gute südkoreanische Botschaft gibt. München, das sieht gut aus, da müssen wir hin. Da, hier, Kim, ich muss in München drehen, da gibt es nämlich diese Unterwassertanks. Nur da können wir das drehen. Und dann kommen wir zu seinem letzten Film, den er in Nordkorea gedreht hat. Unser Film von heute, nämlich Pulgasari. Kim Il-sung, äh, Kim Jong-il. findet Godzilla geil. So kann man das wahrscheinlich zusammenfassen.
Johannes Franke: Wahrscheinlich kann man das genau so zusammenfassen. Es waren ja auch erfolgreiche Filme. Ich glaube, 1954 war der erste Godzilla-Film und hat auch so ein bisschen den Kaiju gegründet, was ein Filmgenre ist. Kaiju heißt einfach seltsames Biest und ist damit einfach ein Genre von Leuten in Anzügen, in Rubberanzügen, die einen Monster spielen, das in der Gegend rumläuft und Sachen kaputt macht. Das ist ein bisschen gemein formuliert gerade, weil es gibt bestimmt Fans von Kaiju, die das anders formulieren würden.
Florian Bayer: Ich bin kein großer Kaiju-Fan, aber ich finde, es gibt wirklich unterhaltsame Kaiju-Filme und ich gucke Kaiju-Filme immer mal wieder gerne. Man kann die gut nebenbei laufen lassen. Also gerade diese Klassiker von den Toho-Studios, die haben so einen eigenen Charme. Auch mit all diesen Schwächen und all diesen Flaws.
Johannes Franke: Ja, also ich finde tatsächlich... beeindruckend gut, wenn das Design gut ist, funktioniert das, dass jemand tatsächlich im Kostüm da in der Gegend rumläuft. Das hätte ich dem gar nicht zugetraut. Aber es liegt, glaube ich, auch ein bisschen an der Filmtechnik von damals. In Full-HD und Crazy-Farbe von heute würde das nicht mehr so gut funktionieren vielleicht.
Florian Bayer: Auf jeden Fall, genau. Das Trashige gehört mit zu dem Charme von diesen Filmen. Dass die halt auch ein bisschen billig sind oder dass die auch so ein bisschen naiv sind. Das haben wir ja auch ganz viele drin. Die Toho-Studios sind dafür verantwortlich und... Kim Jong Il hat es geschafft, die Toh Studios für die Effekte zu gewinnen. Wie hat er das denn geschafft?
Johannes Franke: Hat jemand hinten geschickt, der gesagt hat, komm, wir drehen in China was ganz Tolles. Und dann haben sie gesagt, oh, in China, ja, guter Auftraggeber. Sehr schön. Und dann sind sie nach dem Flug in Nordkorea ausgestiegen.
Florian Bayer: Das ist nicht Peking, was ist hier los? Was ist hier los?
Johannes Franke: Ja, dann waren sie halt in Pyongyang und mussten dann da irgendwie für die Special Effects machen. So krass, das ist krass.
Florian Bayer: Was der sich rausholt.
Johannes Franke: Das ist unglaublich. Wieder entführt. Aber die haben die echt hofiert.
Florian Bayer: Die haben die total hofiert.
Johannes Franke: Der eine hat irgendwann mal so in einem Halbsatz gesagt, ich vermisse das japanische Bier. Und am nächsten Tag war der ganze Kühlschrank im Hotel voll japanisches Bier. Das ist super geil.
Florian Bayer: Und sie wurden wieder rausgelassen, sie haben ihre Special Effects gemacht und sie durften dann nach Hause fliegen.
Johannes Franke: Aber was die für Angst gehabt haben müssen. Ja,
Florian Bayer: total.
Johannes Franke: Weil du denkst, oh mein Gott, wo bin ich hier und ich komme hier nie wieder weg. Und ich weiß nicht, ob sie mit dem Regisseur ordentlich darüber reden konnten oder ob das nicht so richtig möglich war. Aber du musst einfach Angst haben, wenn du da landest.
Florian Bayer: Wie wir jetzt wissen, hat er ja damals in der Zeit schon sehr aktiv seine Flucht vorbereitet, die ihm ein Jahr später gelingen sollte in Wien. Wo er es geschafft hat, während einer Reise... für Filmrelease, für Filmpromotion, dem Hotelpersonal eine geheime Botschaft zu hinterlassen. Es ist ja so.
Johannes Franke: Er ist von einem Festival zum nächsten, um da irgendwie zu gucken, ob er irgendeine Chance hat. In Wien war es endlich so weit, dass er einmal einen kurzen Moment hatte, wo seine Bodyguards, die natürlich darauf achten, dass er nicht abhaut, mal nicht in einem Raum war mit ihm. Er hat es geschafft, schnell die Tür hinter sich zuzusehen mit einem japanischen Regisseur. und hat ganz schnell gesagt, du, wir sind nicht freiwillig hier, hilf uns irgendwie, mach irgendwas, wir müssen hier raus. Während die ganze Welt eigentlich dachte, die sind da freiwillig nach Nordkorea, weil da die bessere Bedingung für freie künstlerische Arbeit existiert. Was ich mir auch nicht vorstellen kann, dass das irgendjemand ernsthaft geglaubt hat. Jedenfalls sagt der Japaner, ah, ich weiß nicht, irgendwie, wir müssen irgendwas, wir versuchen es. Und die haben sich irgendwie eine Strecke rausgesucht, dann wollten die mit dem Taxi zum Festivalgebäude und dann haben sie es sogar geschafft, den Bodyguards irgendwie zu verklickern, dass die im zweiten Taxi dahinter sind. Während er mit seiner Frau, die er wieder heiraten musste übrigens, nicht ganz freiwillig sind die wieder verheiratet gewesen, und dem japanischen Regisseur da vorne im ersten Taxi sind. Dann haben die eine Strecke ausgemacht, ja, und dann fahrt ihr dort vorne links auf das Gebäude zu. Und dann war der Verkehr ein bisschen dichter auch und so und dann haben sie dem Taxifahrer im letzten Moment Geld gegeben und haben gesagt, nächste rechts, bitte fahr rechts, nicht nach links weg verabredet, fahr rechts, bitte. Und dann ist der da irgendwie rechts und die Bodyguards von hinten aus dem anderen Taxi noch mit Funkverbindung, Leute, wo seid ihr? Wir sehen euch nicht mehr, was ist denn los? Wo man auch denkt, meine Güte, was will ich eigentlich? Und dann ist der Verkehr aber so dicht gewesen, dass sie nicht ganz so richtig rankamen. Dann haben sie noch die Tür schnell aufgerissen, sind aus dem Taxi rausgerannt und auf die amerikanische Botschaft zu. Und haben es gerade so geschafft.
Florian Bayer: Halleluja.
Johannes Franke: Meine Güte, was für, nach acht Jahren.
Florian Bayer: Acht Jahre in Gefangenschaft und sie schaffen es, Asyl zu kriegen. Sie landen in den USA, sie heiraten wieder. Sie heiraten wirklich wieder.
Johannes Franke: Und sie drehen. Und sie drehen. Und oh mein Gott. Und das Geilste ist, was ich wirklich, also die Pointe schlechthin ist. dass Kim aus Nordkorea einen Brief schickt und sagt, Leute, haben die Amerikaner euch entstört? Wir holen euch da wieder raus, wenn ihr wollt.
Florian Bayer: Es gab einen Moment der Dummheit bei Kim Jong-il. Und dann aber gleichzeitig danach. Dann war er echt sauer.
Johannes Franke: Aber wie verblendet musst du sein, zu glauben, dass der Typ, den du entführt hast, jetzt irgendwie von den Amis entführt wurde und nicht freiwillig einfach abgehauen ist.
Florian Bayer: Das Problem, was jeder terroristische Führer hat, der somit... Angst regiert, dass er sich einfach nur noch mit Ja-Sagern umgibt. Niemand traut sich, ihm die Wahrheit zu sagen. Niemand wird so viel belogen wie Kim Jong-Un oder Kim Jong-Il oder wer auch immer. Jeder Führer, vor dem alle Angst haben, wird jeden Tag belogen.
Johannes Franke: Ich will nicht wissen, was mit den Bodyguards passiert ist, die da die Leute mit Tullon haben.
Florian Bayer: Die haben das wahrscheinlich nicht überlebt. Oder die sind im Straflager gelandet. Keine Ahnung. Kim Jong-Il war richtig, richtig, richtig sauer. Die Namen von den beiden wurden aus den Filmen gestrichen. Es wurde komplett verboten, über sie zu reden.
Johannes Franke: Die Filme wurden in den Giftschrank verbannt. Die wurden ganz, ganz, ganz lange nicht gezeigt.
Florian Bayer: Und gleichzeitig hat Shin versucht, in den USA wieder Fuß zu fassen, hat dann sowas gedreht wie Free Ninjas, Fight and Furies und 1995. Und dann, als er festgestellt hat, dass Kim Jong-Il sagt, so, mit dem Polkazari kommt weg. Oh Gott. Er war offensichtlich begeistert von Polkazari. Er hat nämlich dann ein Remake gedreht. Und zwar Galgamef aus dem Jahr 1996, ein amerikanisches Low-Budget-Remake von... ...Pulgasari.
Johannes Franke: Warum habe ich den nicht gesehen?
Florian Bayer: Ja, den hätten wir eigentlich noch mal gucken können. Ich glaube, ich habe, das ist, glaube ich, so ein Vormittagsfilm. Von dem habe ich bestimmt Teile schon mal gesehen. Okay. Aber wir wollen uns heute ja um das Original kümmern. Um den Film, der in dieser Gefangenen... entstanden ist, ein Jahr bevor es Shin Sang-ok und Cha Hun-hee gelungen ist, nach Amerika zu fliehen und diesen Strecken halbwegs loszuwerden, den sie erlebt haben in Nordkorea.
Johannes Franke: Ich glaube, das wird einen ein Leben lang verfolgen. Das kriegst du nicht mehr los. Das ist wirklich traumatisch alles. Es ist ja furchtbar.
Florian Bayer: Und da haben wir ihn. Pulgasari. Ah. Bom, bom, bom, bom, bom, bom. Johannes, dein Take.
Johannes Franke: Reden wir über Pulgasari. Pulgasari ist... strunzlangweilig streckenweise. Es ist wirklich, ich kann gar nicht viel gegen den Film sagen, aber nur, weil es keine Ecken und Kanten gibt, an denen man sich irgendwie festhalten kann und sagen kann, ja, das ist irgendwie schlecht oder sowas. Weißt du, nicht mal die schlechten Effekte, die zwischendurch da sind, kann ich irgendwie schlecht reden, weil ich denke, ja, es verkauft mir den Film trotzdem irgendwie, weil ich sage ja immer, die Effekte müssen mir nur die Story weiterverkaufen. Egal ob sie schlecht sind oder gut, Hauptsache sie schaffen es, die Story voranzutreiben und mich im Film zu lassen und nicht rauszureißen. Und das schafft der Film. Die schlechten Effekte reißen mich nicht wirklich raus. Aber das Ding ist, ich komme nicht mal wirklich richtig rein, weil es mich kaum interessiert, was passiert. Also es gibt ein paar Stellen, wo ich sage, okay, das ist ganz cool, aber eigentlich plätschert der vor sich hin und interessiert mich kaum.
Florian Bayer: Es ist natürlich kein Film, mit dem man emotional anwandelt. Und es ist natürlich ein Film, dazu kommen wir auf jeden Fall noch, der voll ist mit dieser nordkoreanischen Propaganda. Vielleicht mit einem Twist. Können wir drüber reden. Wenn ich schaue, was dieser Film auf seiner Haben-Seite hat, dann sehe ich auf jeden Fall, dass das Setup in dieser mittelalterlichen Welt finde ich cool. Normalerweise hast du diese typischen Godzilla-Filme, eigentlich diese ganzen Monster-Filme. die dem Kaiju zuzuordnen sind, spielen ja meistens entweder in der Gegenwart oder irgendwie sogar in der fernen Zukunft oder so, oder im Weltraum. Ich finde das im mittelalterlichen Setting ziemlich geil. Und ich finde, das ist auch ein gutes Setting. Ich finde, das hat so ein bisschen was, mit Sicherheit auch mit dem Budget zusammenhängt, so was Abgehobenes, Fremdes. Weil es wirkt so wie Kulissen. Also es wirkt so, als hätten sie da so ein bisschen was hingestellt, um irgendwie so den Eindruck von einem Dorf zu erschaffen. Und dadurch hast du so ein Theaterbühnenfeeling. Du hast die ganze Zeit das Gefühl, du siehst diese... diese Häuser auf einer Bühne. Gefällt mir.
Johannes Franke: Die ganze Kameraführung, das Schauspiel, die Ausstattung ist alles Theater. Genau. Rolle, Kanne, Theater. Auch die Geschichte, wie die erzählt wird.
Florian Bayer: Ja, total.
Johannes Franke: Ist ja total Theater oder so. Ich muss die ganze Zeit an alte Märchen denken. Ja. Weil alles immer so in Funktion redet. Der König redet in seiner Funktion. Die Rebellen reden in ihrer Funktion. Es gibt keine... 3D-Figuren. Du hast keine Figur, an der du wirklich so einen gut ausgestalteten Charakter hast oder sowas.
Florian Bayer: Und es gibt da drin so eine gewisse Konsistenz, die ich zu schätzen weiß.
Johannes Franke: Ja, ich verstehe was du meinst.
Florian Bayer: Natürlich ist das kein realistischer Film, das ist kein großes Fantasy-Epos. Aber ich finde, wie dieses Setup funktioniert, das hat eine gewisse Konsistenz, die ich zu würdigen weiß. Was irgendwie schon mal so ein Ästhetischen-Mehrwert bringt. Jetzt kommen wir natürlich zu dem, und das spielt bei diesen Kaiju-Filmen und das spielt aber auch bei ganz vielen Filmen, wo ich einfach Spaß habe beim Gucken eine Rolle, ist natürlich diese unfreiwillige Komik. Das spielt da natürlich rein. Wenn ich darüber rede, warum ich diesen Film gar nicht so schlecht finde, hängt das auch damit zusammen, dass es genug Momente gibt, die unterhaltsam sind. Und ich habe gerade von Konsistenz geredet. Viel besser als die Konsistenz sind diese Inkonsistenzen. Wir haben diese absolut witzige, niedliche Szene. wie Pulgasari, gerade so ein kleines Kind ist und da so ein bisschen am Wasser spielt. Er hat so Kindergröße und dann kommt diese Musik. Alle lachen, alle kichern. Schnitt und wir sehen, wie einer alten Frau die Beine zertrümmert werden. Und du guckst das und denkst so, what the fuck? Und das haben wir mehrmals. Dieser Film hat überhaupt kein Gespür dafür, wie man komisch auf tragisch auf Action folgen lässt und schneidet das einfach aneinander. Was ich tatsächlich krass finde, weil... Wir haben ja schon gesagt, ich habe von dem tatsächlich noch keinen Film gesehen, sonst von Shin Sang-ok, aber das war ein großer südkoreanischer Regisseur. Und das südkoreanische Kino hatte Qualitäten in den 70ern, im Gegensatz zum nordkoreanischen Kino und in den 60ern. Und ich weiß nicht, ob er da dann doch gegen Grenzen gelaufen ist, aber das finde ich schon krass, dass dieser Film so überhaupt kein Gespür dafür hat, wie man... Emotionen aufeinander folgen lässt, aber das macht ihn unglaublich unterhaltsam.
Johannes Franke: Also ich glaube, dass das, was du da gerade hast, wie der Frau dann die Beine zertümmert werden und sowas, da muss ich an diese brutalen Szenen denken, die im Dorf stattfinden, wo die Staatsmänner kommen und allen alles wegnehmen. Also Essen, das Eisen, die Grundlage für alles und so. Und wirklich viel... Elend gezeigt wird, auf eine Art und Weise, die so realistisch und so dramatisch im ganzen Film nicht ein einziges Mal sonst vorkommt. Und ich habe das Gefühl, dass das dem Regisseur in diesem Fall einfach wahnsinnig wichtig war. dass das der Punkt war, wo er sagen will, guckt euch eigentlich einfach mal an, was hier für Elend passiert in diesem Land. Also er bezieht sich eindeutig auf Nordkorea, auf den Status Quo und zeigt das Elend. Und das ist ihm besonders wichtig. Und da zeigt er drauf. Und ich glaube, dass er immer mal wieder einfach das... da reinschneiden will. Diese brutale Szene, wo der Frau die Beine zertrümmert werden, genau das gleiche Ding im Grunde. Das ist ganz plötzlich, es ist ultra-realistisch scheiße. Und irgendwie glaube ich einfach, dass der Regisseur damit einen Punkt machen will und sagen will, guckt euch das wenigstens mal an. Der Rest ist Unterhaltung, aber hier guckt es euch an.
Florian Bayer: Es wird halt... diese Dramatik, die potenziell da ist, wird halt immer komplett konterkariert, sobald du irgendeine Reaction hast. Sobald du die DarstellerInnen siehst, wie sie auf irgendwas reagieren. Und es ist einfach, es ist eine Form von theatralischem Overacting, die ich auch witzig finde, aber die nicht so gedacht.
Johannes Franke: Nein, nein.
Florian Bayer: Du hast eine sehr merkwürdige Form, wie Emotionalität dargestellt wird. Und diese Form ist halt meistens sehr albern und sehr theatralisch und vor allem auch sehr für Die Kamera, ich stelle mir das ja so vor, dass Kimmel-Sung zu oft am Set war und die Schauspieler alle da waren und gesehen haben, wie er kommt und dann, mein Führer, für dich jetzt mache ich nochmal die besondere Geste und die besondere Mimik.
Johannes Franke: Der sterbende Vater, Onkel, der gibt ja wirklich 200 Prozent.
Florian Bayer: Auf jeden Fall. Sie kämpfen alle dafür, dass sie nicht in irgendeinem Gefangenenlager landen, weil sie schlecht gespielt haben.
Johannes Franke: Man muss sagen, das überliefert ist, dass... Ganz, ganz viele Leute wahnsinnig gerne an diesem Projekt beteiligt waren. Die wollten dabei sein. Deswegen haben die so wahnsinnig viele Statisten teilweise, wo du dir denkst, huch, wo kommt das denn jetzt plötzlich her? Das ist ja Production Value, was überhaupt nicht in anderen Bereichen zu sehen ist. Aber die haben riesige Scharen an Leuten, die wahnsinnig gerne einfach am Set waren und mitgemacht haben.
Florian Bayer: Es versprüht auch tatsächlich oft den Geist von... Naja, wir versuchen hier was Gewaltiges, wir bewegen uns in diesem engen Rahmen Auf dieser Bühne, wir haben unser Budget Das keiner kennt, das wir auch nie erfahren werden Aber wir versuchen irgendwie damit was Großes zu machen und nochmal Ja, ich finde es spannend, wie In diesem engen Rahmen trotzdem versucht wird Etwas Großes und Episches zu erzählen Und das ja dann ganz oft scheitert Geschenkt, na klar Also gerade wenn es darum geht, große Schlachten zu zeigen oder so, dann bewegen wir uns halt irgendwann auch so komplett im Repetitiven. Wir haben immer wieder Pulgasari irgendwie von den Bösewichten angegriffen und überlebt es irgendwie.
Johannes Franke: Ich muss an den Roadrunner denken. Ja,
Florian Bayer: genau so. Genau das.
Johannes Franke: Wirklich so. Er versucht immer wieder den Roadrunner zu töten auf eine nächste neue Art.
Florian Bayer: Wir haben zwischendurch einfach mal einen riesigen Block, so eine halbe Stunde lang vier verschiedene Arten, wie sie versuchen Pulgasari zu entfüllen. umzubringen. Zum einen, als er in den Käfig ist und sie ihn anzünden und explodieren wollen.
Johannes Franke: Ja, genau. Und wie sie ihn erschießen wollen mit diesem Kanonen.
Florian Bayer: Genau.
Johannes Franke: Fängt sie mit dem Mund auf und wirft sie zurück.
Florian Bayer: Dann die Grube, die sie graben. Das ist geil.
Johannes Franke: Die ist viel zu schnell ausgehoben. Und du denkst, wie lange brauchen die, um so eine Grube zu... Also es ist hier wirklich Meter, Meter, Meter, Meter tief.
Florian Bayer: Und dann ist es geil, dass es so Nordkorea... Nordkorea hat ja so einen Raketenfetisch. Auf die Bösewichter wird immer mit Raketen geschossen. Dann schießen sie ihre Pfeile und die Dinger fliegen wie so Raketen auf ihnen. Und es ist ja so, Nordkorea hat die besten Raketen. Und Amerika wäre ja schon längst ausgelöscht und nur die Gnade von Kim Jong-Un verhindert, dass das Nordkorea... Korea-Amerika auslöscht, weil Nordkorea so stark ist und... Okay, sie sind weg.
Johannes Franke: Okay, sie sind weg.
Florian Bayer: Und dann haben wir diese geil, diese mittelalterlichen Pfeile, die einfach mal wie Raketen animiert sind. Es ist fantastisch.
Johannes Franke: Es ist toll, wie der König immer wieder plötzlich dasteht und sagt, oh... wir haben es nicht geschafft, wir sind verloren. Und dann kommt der Berater und sagt, ich kenne da einen Mann in diesem eigenen Dorf, der kann und dann holt er immer wieder jemanden aus dem Kühlschrank. Das ist so seltsam.
Florian Bayer: Und dann auch immer wieder der König, der danach sagt, alles Versager, alles Versager. König, du hast ein Problem und das ist dein Berater. Ja, genau. Hör mal auf, ständig die fertig zu machen. die dir anschleppt, sondern kümmere dich um deinen Berater. Das Geile ist ja, es wird tatsächlich, der Film, also ich war überrascht, dass er teilweise dann doch so blutig war. Es gibt effektive Sachen. Pulgasari schießen sie einmal ins Auge, da spritzt auch ordentlich das Blut rum.
Johannes Franke: Ja. Der eine verendet so schön dumm in seinem Vorhang, indem er sich verhält. Das sind schon echt blöde Sachen dabei.
Florian Bayer: Sie haben diese Priesterin, die den Exorzismus machen soll, weil sie sagen, der Alte, der Pulgasari zum Leben erweckt hat. Übrigens immer Pulgasaria.
Johannes Franke: Pulgasaria.
Florian Bayer: Dann haben wir jetzt sehr oft gerufen. Ja,
Johannes Franke: genau.
Florian Bayer: Und dann haben sie diese Priesterin, die versucht irgendwie den Exorzismus zu machen. Es sind einfach schräge Sachen. Und ich glaube... Das ist Trash.
Johannes Franke: Er kann sich zwischendurch nicht entscheiden, ob Tag oder Nacht ist. Wirklich, es gibt so eine blöde Kampfszene, wo immer wenn es auf den Großen, auf Pulgasari geht, ist Nacht drumrum. Dann gehen sie wieder auf die Massen, dann ist irgendwie Tag. Also es ist wirklich ein wildes hin und her geschnallt zwischen den Zeiten.
Florian Bayer: Aber ist es nicht geil, wenn wir dann sehen, wie die Armee des Königs den Berg hochstürmt und dann fangen sie an, diese Steine runterrollen zu lassen? Das ist eine rollende Steine. Es ist... Also, okay, ich weiß, du hast nicht so eine Trash-Affinität, aber es gibt doch diese Momente, wo man dann irgendwie auch Spaß hat, oder?
Johannes Franke: Also bei den Rolling Stones, muss ich sagen, habe ich tatsächlich Spaß, ja. Das finde ich ganz gut. Auch dieses Eingekesselte dann, wenn sie auf dem Berg sind und nicht so genau wissen, was sie jetzt machen und so.
Florian Bayer: Dann essen sie die Pferde. Und dann ist...
Johannes Franke: Oh Gott, aber das... Ich weiß nicht, ob sie wirklich einfach Pferde... Da... Also Nordkorea ist nicht zimperlich, was das betrifft.
Florian Bayer: Nordkorea ist vor allem bekannt dafür, mit Bären echt fiese Sachen zu machen. Es gibt einen nordkoreanischen Zirkus, eine ganz krasse Tradition mit Bärenvorführung. So was hast du noch nicht gesehen. Die erziehen die Bären, dass die sich bewegen wie Menschen. Und es sieht so schlimm aus. Dann haben sie die Bären und haben denen Hosen und Shirts angezogen. Und die Bären tanzen und du siehst das und denkst, das sind doch Menschen in Bärenkostümen. Das kann doch nicht sein. Das kann doch nicht ein Bär machen.
Johannes Franke: Das ist richtig,
Florian Bayer: richtig schlimm. Also ich empfehle das auch nicht zu sehen. Das ist wirklich brutal, weil die Bären müssen dann tanzen. Der westliche Zirkus hat auch schlimme Sachen mit Tieren gemacht. echt nochmal eine Nummer krasser, weil diese armen Bären auch so in Sketche und so Clown-Szenen reingebracht werden und es ist natürlich zum einen beeindruckend, dass sie es geschafft haben, das Tier so zu trainieren, dass es so krasse Sachen macht, zum anderen ist es wirklich schlimm, es ist wirklich grausam.
Johannes Franke: Ich weiß nicht, wie beeindruckend ich das finden will.
Florian Bayer: Ich denke, sie haben die Pferde geschlachtet und die Pferde gefressen. Und es ist so großartig foreshadowing, weil genau solche Szenen hatten wir dann ja in Nordkorea, als die große Hungersnot war. In den 90ern und dieses große Leiden. Wo die Menschen angeblich bis zum Kannibalismus getrieben wurden, ist natürlich immer schwer, Legende und Realität auseinanderzuhalten, wenn Land so abgeschottet ist.
Johannes Franke: Lass uns lieber noch ein paar Obskuritäten auskramen. Ich finde es super, was die Kampfgeräusche machen, dieses PING.
Florian Bayer: Ist das nicht schön?
Johannes Franke: Was später in den Animes total gut verwendet wird, wenn irgendwelche Kampfsachen...
Florian Bayer: Total. Ich finde die Sounds großartig. Ich mag auch tatsächlich, wenn wir schon bei Kampfszenen sind, wir haben ja einen großen Männchen... Protagonisten, nämlich diesen Inder, diesen Räuber. Ich finde den so witzig. Ich finde diese Art, wie er kämpft, dann kommen natürlich diese Geräusche, dieses Ha und Tschau. Jedes Mal, wenn ich ihn kämpfen sehe, es gibt nicht so viele Szenen von ihm, wie er kämpft, meistens ist er irgendwie gefangen oder so. Es ist toll. Er ist irgendwie, ich weiß nicht, er ist so drüber und so daneben, dass es wirklich Spaß macht, den zu sehen und jedes Mal, wenn er auftaucht, denke ich, los, auf geht's, machen wir was Geiles.
Johannes Franke: Okay. Hast du auch das Gefühl, dass dieser Film ab und zu mal in so einen Heimatfilm übergeht?
Florian Bayer: Absolut. Total.
Johannes Franke: Krass, oder?
Florian Bayer: Diese Kulissen. Aber es ist auch tatsächlich eine schöne Landschaft. Ich glaube, sie haben, also ich finde diesen Nordkorea ist meiner Meinung nach jetzt nicht unbedingt für die schöne Landschaft bekannt.
Johannes Franke: Weiß ich gar nicht so genau. Kann ich nicht sagen. Ich kenne es nicht.
Florian Bayer: Aber diese nordkoreanischen Berge, die sind schon irgendwie ganz geil.
Johannes Franke: Also nach dem Film zu urteilen, die versuchen es schon auch ab und zu in Szene zu setzen, besonders. Aber... Aber ja, also nach dem Film würde ich mir das schon mal angucken wollen.
Florian Bayer: Aber das Highlight ist natürlich Pulgasari.
Johannes Franke: Und Pulgasari ist von Anfang an, also ganz am Anfang, wo er ganz klein ist, denke ich sogar, wow, guter Special-Effekt. Dann wird er immer größer und am Ende denke ich wieder, naja. Aber so Zwischengrößen, ich finde, dass der am Anfang schon ziemlich geil ist. Und dass er auch einen guten Ausdruck hat und so. Der wird immer steifer leider, der Ausdruck. Aber das hat schon was.
Florian Bayer: Als Hosentaschenmonster ist er doch einfach witzig. Die Musik ist so schräg.
Johannes Franke: Die Stimme ist so süß.
Florian Bayer: Ja, der ist... Er hat schon was niedliches. Ich find's halt geil, es gibt halt irgendwann den Moment, wo wir ständig nur noch diese Bauern sehen, wie sie in den Krieg reisen. Und im Hintergrund haben sie halt eine große Leinwand aufgestellt, wo Pulgasari läuft. Und ich frag's immer, Leute, warum macht ihr das denn? Warum packt ihr eine Leinwand mit Pulgasari mit euch mit?
Johannes Franke: Das gehört zu den schlechtesten Special Effects.
Florian Bayer: Das ist unglaublich.
Johannes Franke: Es ist ja eine Technik, die viel verwendet wird, die auch damals viel verwendet wurde in Hollywood-Filmen und so. Und auch da sieht man es in Hollywood-Filmen von der Zeit. Aber so schlecht wie hier habe ich es selten gesehen.
Florian Bayer: Es ist eine ganze Nummer krasser. Und wie ihr gemerkt habt, wir sind hier im Jahr 1985. In Hollywood würde das nicht durchgehen würde. Nicht reichen, um zu sagen, das ist ein geiler Special-Effekt.
Johannes Franke: Das ist aus den 50ern oder früher eigentlich.
Florian Bayer: Ja, und ich frag mich, was da schiefgelaufen ist, was so schlecht ist. Und meine Erklärung kann nur sein, die haben das nicht mit Creamscreen gemacht, die haben da wirklich ein Leinwand aufgestellt.
Johannes Franke: Das haben die in Hollywood auch gemacht. Die haben Leinwände aufgestellt.
Florian Bayer: Aber in der Zeit nicht mehr. Und in den 70ern auch schon nicht mehr, oder?
Johannes Franke: Das gibt unterschiedliche Techniken für sowas. Je nachdem, was du erreichen willst. Die haben das bei Judgment Day Ja? Die haben da kein Greenscreen gehabt. Die haben das projiziert an die Stelle. Echt jetzt?
Florian Bayer: Natürlich. Oh mein Gott. Okay, dann ist also nicht die Leinwand als Erklärung. Warum sieht das so schlecht aus?
Johannes Franke: Weil die Projektion schlecht ist.
Florian Bayer: Die Projektion ist schlecht.
Johannes Franke: Es ist einfach, also es ist schwarz-weiß, oder? An der Stelle. Also es ist ein schwarz-weiß-Film, wenn ich mich richtig erinnere.
Florian Bayer: Ich kenne den koloriert. Ich habe den koloriert geguckt.
Johannes Franke: Achso, ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich ihn gesehen habe. In meinem Kopf ist er einfach so trüge, dass er schwarz-weiß ist.
Florian Bayer: Schwarz-weiß, der ist bunt. Der ist extrem bunt für Kogel. Ja,
Johannes Franke: okay, verdammt. Auf jeden Fall finde ich, dass man merkt... dass der Weißabgleich schon nicht stimmt. Vordergrund und Hintergrund. Der Hintergrund ist viel blauer als der Vordergrund. Ja,
Florian Bayer: das macht ganz viel aus, das stimmt.
Johannes Franke: Und ist viel verwaschener als der Vordergrund. Ja,
Florian Bayer: das macht viel aus.
Johannes Franke: Die Kontraste stimmen nicht. Das heißt, die Projektion, zum einen ist die Projektion in der falschen Farbe. Und zum anderen ist sie nicht kontrastreich genug.
Florian Bayer: Ist halt auch so ein bisschen, ja, so ein Autokino-Feeling, ne?
Johannes Franke: Genau.
Florian Bayer: Das Geile ist ja tatsächlich, wir haben diese kurze Montage, wo sie Pulcasari füttern. Und wir sehen halt den Unterschied, ne? Da ist es ganz eindeutig ein Mensch im Monsterkostüm, der auf ihrer Größe ist. Und wir sehen halt, wie er nach und nach größer wird. Wie er mehr und mehr Schwerter kriegt zum Füttern. Ja. Auch tolles Konzept, ein Monster, das Metall essen muss. Ja.
Johannes Franke: Und vor allem Waffen essen muss.
Florian Bayer: Und dann haben wir den Schnitt zu dieser angesprochenen Bauerns. Ich würde noch weiter gehen. Das ist nicht Leinwand, das ist ein Fernseher. 4 zu 3 Fernseher. Abgefilmt. Und die Leute stehen irgendwie davor. Und dann haben sie ein bisschen mit Perspektiven getrickst. Das sieht wirklich schlimm aus.
Johannes Franke: Ja, es tut mir auch sehr leid um den Regisseur, der ja eigentlich ein großer Regisseur ist. Ich weiß nicht. Obwohl er sich auch gefreut hat, dass er diese Bedingungen hatte. Er hat ja wirklich Geld bekommen dafür. Ich weiß nicht genau. Vielleicht hat er zu viel Geld davon in seine Befreiung gesteckt.
Florian Bayer: Ja, das kann gut möglich sein. Mit Bestechungsgeldern und so. Mir macht das halt alles Spaß, ne? Ja, ich weiß. Ich finde diese schlechten Special Effects, das Overacting, die... Selbst diese Repetition, das hat alles so einen trashigen Charme. Und das ist natürlich total unfreiwillig, klar.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Logisch. Aber das ist ein ähnlicher Charme, den man auch bei den japanischen Filmen findet. Und ich finde, dass dieser Film... ist nicht so weit von den unterdurchschnittlichen japanischen Filmen entfernt. Es gibt überdurchschnittliche Kaiju-Filme, es gibt wirklich gute Godzilla-Filme, ich bin kein Experte, wie gesagt, aber ich finde, der Film ist nicht so weit weg von dem, was es auch so drum herum gibt. Also es gibt einfach so, um die guten Filme gibt es so eine riesige Kugel an... durchschnittlichen, unterdurchschnittlichen Filmen und da würde der reinpassen. Den könnte man da durchaus reinpacken, ohne dass man sagt, oh mein Gott, das ist ja nochmal eine ganz andere Liga.
Johannes Franke: Was hältst du denn von der Moral der ganzen Sache? Beziehungsweise, welche Moral haben wir denn überhaupt? Oder welche könnte man reinlesen? Und ist das für so einen Film cool? Oder was sagt das Ganze?
Florian Bayer: Naja, die meiste Zeit über im Film haben wir die typische nordkoreanische Erzählung. Fremder, böser Machthaber. Unterdrückte Bauern. Unterdrückte Bauern kämpfen ums Überleben. kämpfen um die Selbstbefreiung, future und so weiter. Und dann haben wir die letzten zehn Minuten. Pulgasari ist nicht gesättigt. Sie haben den bösen Kaiser besiegt. Pulgasari hat einmal die Wand eingeschlagen und ist zu ihm und sie haben ihn komplett fertig gemacht und alles in die Luft gesprengt.
Johannes Franke: Er muss weiter essen.
Florian Bayer: Er frisst weiter. Und die Bauern geben ihm zuerst noch Waffen und sagen, okay, wir müssen irgendwas machen. Und sie merken, dass es nicht funktioniert. Und dann sagen sie, okay, wir müssen dich killen. Und dann nehmen sie die Diahami, die verantwortlich ist für sein Erwecken, stecken sie in diese Glocke, um ihn anzulocken.
Johannes Franke: Das macht sie selber. Das macht sie in Nacht-und Nebelaktion freiwillig selber, alleine.
Florian Bayer: Und dann haben wir einmal Pulgasari, der in sich zusammenfällt. Ja, eine gute Frage.
Johannes Franke: Mein erster Gedanke beim Gucken war... What the fuck? Wir haben einen Film mit einer Revolution vor uns? Ist das eine Anstiftung zur Revolution gegen den lieben Führer oder den großen Führer? Wie heißt der?
Florian Bayer: Kim Jong-il.
Johannes Franke: Dear Leader? Nee, der war nicht Dear Leader, sondern das ist der andere.
Florian Bayer: Oh Gott, oh ja, nee, egal.
Johannes Franke: Ja, Kim Il-sung.
Florian Bayer: Kim Jong-il?
Johannes Franke: Kim Jong-il. Das ist der Dear Leader, aber das ist ja noch nicht der, der der Leader ist, sondern der ist ja damals noch...
Florian Bayer: Ja, ja, der ist damals noch Propagandachef.
Johannes Franke: Meine Güte, bleibt bei uns. Wir haben es gleich. Jedenfalls habe ich gedacht, hä, wieso Revolution? Willst du jetzt zur Revolution aufrufen? Aber es knüpft ja an die alte Revolution an. An die ganz alte, wo tatsächlich Him Il-sung noch in den Bergen hockte und die Revolution anführt.
Florian Bayer: Das war ein riesiges Problem für Nordkorea, für den Propaganda-Aberrat. Weil alle Filme, alle nordkoreanischen Filme waren Revolutionsfilme. Sprich, kämpft gegen die Unterdrücker. Und kämpft gegen die Unterdrücker, weil sie dich hungern lassen oder weil sie dir die Freiheit nehmen, weil sie dich einsperren usw. Das Problem ist halt, die Kims haben selbst irgendwann festgestellt, oh, wir sind jetzt diese Unterdrücker. Und entsprechend wurden auch diese Filme teilweise, also gerade die, die Hunger thematisierten zum Beispiel, die wurden Ende der 80er, Anfang der 90er, wurden die radikal aus dem Programm genommen. Die durfte keiner mehr sehen. Aber natürlich ist es erstmal, die tschutsche Geschichte ist, die Kims sind die Revolutionäre, die euch von den Diktatoren befreien. Danach wird alles gut. Ja. Und dieser Film hat natürlich diesen Twist jetzt. Die Kims befreien sich von den Diktatoren und jetzt hören die Kims nicht auf zu fressen und werden dich dein Leben kosten. Und dann musst du die Kims also auch umbringen. Dieses Animal Farm Ding. Die Revolution frisst ihre Kinder. Du hast einen neuen Unterdrücker. Geh damit um. Und das machen sie dann ja auch.
Johannes Franke: Weil sie sich sprengen.
Florian Bayer: Also er stirbt ja nicht sonderlich würdevoll, sondern er zerfällt in einer ziemlich absurden Szene.
Johannes Franke: Also könnte man das so lesen, der Regisseur sagt, ja, aber. guckt mal, was ihr damit erreicht habt. Ja. Ihr müsst auch den wieder loswerden. Ja. Irgendwie.
Florian Bayer: Das wurde ja auch teilweise gemacht in der Rezeption, dass gesagt wurde, oh, hier hat offentlich die Shin Sang-ok seine Abneigung gegen Kim Jong-il auf die Leinwand gebracht und hat einmal gezeigt, wie das weitergeht der Revolution. Die nordkoreanische offizielle Interpretation ist natürlich, dass Pulgasari für den Kapitalismus steht.
Johannes Franke: Ja, natürlich.
Florian Bayer: Der nicht... nicht zu bändigen ist, der immer weiter...
Johannes Franke: Die Weisungen des Kapitalismus, die dich von den Zwängen befreien sollen. Der Kapitalismus ist der Heilsbringer, aber schaut doch, was der Kapitalismus macht. Er frisst euch am Ende noch die Haare vom Kopf. So in der Richtung.
Florian Bayer: Das ist eine merkwürdige Mischung, aber es passt natürlich auch in diese nordkoreanische Geschichte, weil... In der nordkoreanischen Geschichte gibt es so eine Konstante, dass Nordkorea Hilfe von außen kriegt und drei, vier Jahre später sagt, wir haben diese von außen nicht gekriegt, wir haben das alles alleine geschafft.
Johannes Franke: Wir haben das alles alleine gemacht.
Florian Bayer: Im Zweiten Weltkrieg mit der Sowjetunion, die hat uns nicht geholfen. Kim Il-sung persönlich ist vorbeigegangen, hat jeden einzelnen Japaner rausgeschmissen aus Nordkorea. Als diese Hungersnot in Nordkorea ist, Anfang der 90er, gibt es Hilfslieferungen von USA, von Frankreich, von Japan und die Nordkoreaner nehmen diese Hilfs... Natürlich nehmen die die mit... an und freuen sich drüber. Und gleichzeitig macht die Propaganda krasse anti-amerikanische Propaganda, so schlimm wie vorher nicht, und erzählen, dass die Amerikaner der Teufel sind, wir werden sie alle mit unseren Bomben auslöschen und so weiter. Während sie diese Hilfspakete kriegen, damit nicht noch mehr Millionen Leute sterben.
Johannes Franke: Absoluter Wahnsinn. Und dann ist das Militär immer der Held. Das Militär wird ja immer sehr, sehr groß dargestellt als diejenigen, die alles wieder in Ordnung bringen. Es gibt einen Film, habe ich nur gelesen, nicht gesehen, aber es gibt einen Film, wo das Militär bei einer Flut, alle kommen mit so einem Eimer und wollen das alles wieder in Ordnung bringen, das Wasser irgendwie abschöpfen. Und am Ende nimmt das Militär, nehmen sie alle an die Hände und halten durch diese entstandene Mauer. die Flut auf, indem sie einfach dastehen. Das Militär, das Übermächtige hält die Flut auf.
Florian Bayer: Oh, ist das fantastisch. Das passt auch zu diesen mythischen Erzählungen über Kim Jong-il, was er angeblich alles kann. Oder Kim Il-sung, was die angeblich alles können, was für Macht sie haben, was für Kräfte sie haben. Ach man. Total irre. Ja, wenn ihr mehr über Korea wissen wollt, dieses von Wise Guide to North Korea, das ist von dem Shane Smith, der dieser der Wise gegründet hat. Das ist relativ alt. Das ist in den 2000ern, als es noch nicht so bekannt war, wie gefährlich Nordkorea für Touristen sein kann vor diesem amerikanischen Studenten, ist Shane Smith nach Nordkorea gereist und hat sich als Tourist ausgegeben. Damals war es noch nicht so einfach. Mittlerweile macht Nordkorea mehr, um Touristen anzulocken. Und hat es da reingeschafft und gefilmt. um diese Doku zu drehen und macht sich über Nordkorea ganz viel lustig. Und es ist wirklich krass, und du denkst die ganze Zeit, oh Mann, ist dieser Typ mutig? Oh Mann, ist dieser Typ dumm? Weil er wirklich da rumläuft wie so ein Berserker. Und dann sind sie in einer Karaoke-Bar und sie stellen fest, dass diese Geräte, die die haben in der Karaoke-Bar, alte Samsung-Geräte sind. Wenn man irgendwelche Knöpfe drückt, kommt man an die alten Songs. Also vorne sind natürlich die ganzen Nordkoreaner. Und dann schafft er es, Anarchy in the UK darauf zu legen. Und dann steht er in dieser nordkoreanischen Bar zusammen mit seinen zwei Aufsichtspersonen, die halt die ganze Zeit ihn, weil du darfst in Nordkorea natürlich nicht allein rumlaufen, sondern hast immer jemanden dabei, und krüllt aus lautem Hals Anarchy in the UK. Und wenn man sich kurz durch den Kopf gehen lässt, was das für ein Text ist, der riskiert da verdammt viel, ohne es zu wissen wahrscheinlich, weil er dumm ist und die betrunken ist die ganze Zeit über, während er da ist. Aber diese Doku, Es ist super unterhaltsam und wirklich krass und macht wirklich Spaß, weil da geht es vor allem um die kuriosen Seiten von Nordkorea für einen amerikanischen Touristen in den 2000ern. Wahnsinn. Die düsteren, wir können es ja nicht ausspannen, die düsteren Seiten von Nordkorea heißen Konzentrationslager, Mord an politischen Gegnern, Menschen, die verschwinden, niemand weiß wo, riesige Hungersnöte und Unterdrückung, keine Reisefreiheit. Und Nordkorea ist ein riesiges Gefängnis und das ist komplett abgefuckt, die Menschen leben auf dem Land und haben nichts. Und die, die in den Städten leben, sind unter ständiger Kontrolle. Auch so ein Drill für Kinder und für Künstler, es ist echt kein Vergnügen eigentlich. Gleichzeitig gibt es halt diese kuriosen Seiten, die einfach doch saulustig sind.
Johannes Franke: Kim fand den Film großartig. Er hat ihn als Sieg über alle anderen Länder begriffen. Er hat gesagt, das ist das große Meisterwerk, das wir brauchen, das uns jetzt nach vorne bringt. Umso enttäuschter war halt dann, als 86 die Flucht gelang.
Florian Bayer: Der hat wirklich gedacht, und das ist wirklich traurig, weil das zeigt halt, wie wenig self-aware ist. Er hat wirklich geglaubt, Shin Sang-ok, den Mann, den er gefangen hat, in der er acht Jahre gefangen gehalten hat, dass das sein Freund wäre.
Johannes Franke: Es ist unglaublich.
Florian Bayer: Es war für ihn wirklich, ich glaube, es war wirklich, sein Herz war gebrochen in dem Moment.
Johannes Franke: Ich weiß gar nicht, was das bei ihm noch angerichtet hat, was heute, also was dann Auswirkungen hatte. darauf, wie seine Politik läuft. Also vor allem die Außenpolitik. Der ist ja durchaus sehr von solchen Sachen getrieben.
Florian Bayer: Ja, es ist so. Aber das ist auch nicht nur ein Nordkorea-Ding. Das ist auch so ein China-Ding. Obwohl China nicht so isoliert ist wie Nordkorea. Diese Länder versuchen... kulturell irgendwie zu zeigen. Und es ist ja auch nachvollziehbar, wo sie herkommen, zu zeigen, dass sie dem Westen gewachsen sind. Weil sie erleben, überall in der Welt wird die Kultur ihres Gegners, ihres Erzfeindes, Amerika, wird abgefeiert. Und dieser Gedanke, nein, wir können das auch, der ist extrem stark. Und nein, wir wollen zeigen, dass wir das auch können und wir lassen uns nicht erniedrigen von diesem blöden Kapitalisten. Guck mal, was wir alles haben. Der spielt bei so viel von diesem kulturellen Sendungsbewusstsein nach außen mit, auch das... Nordkorea hat als Südkorea die Olympiade gekriegt, hat 1988, als das klar war, hat Nordkorea ganz schnell eine eigene Olympiade organisiert. Da war keiner dabei. Da waren nur ein paar so kommunistische Freunde dabei. Aber die haben schnell ihre eigene Olympiade gemacht und haben gesagt, guck mal, das können wir auch. Und wenn du dir anguckst, wo Nordkorea gezeigt wird, wie es ist, dann siehst du immer, guck mal, wir haben hier die größten Häuser, die schönsten Hotels, guck mal, wir haben hier den besten Vergnügungspark und das schönste Schwimmbad. Wir sind so cool wie ihr. Bitte, glaubt uns, wir sind so cool wie ihr.
Johannes Franke: Das ist so... Das macht so viel Mitleid auf, was auch nicht gut ist. Aber es macht so viel so, man kennt dieses Gefühl. dazugehören zu wollen. Auch auf Augenhöhe sein zu wollen. Aber mit den Methoden, mit denen die arbeiten, ist das nicht zu machen. Das ist halt das Ding.
Florian Bayer: Aber deswegen war ja auch zum Beispiel Kim Jong-un, als Trump gesagt hat, komm, lass uns treffen, war Kim Jong-un direkt, ja, natürlich.
Johannes Franke: Meine Chance auf Augenhöhe mit der Weltpolitik zu sein.
Florian Bayer: Und das gehört halt auch dazu, zur Wahrheit, das darfst du ihm eigentlich nicht geben, weil Kim Jong-un und genau wie seine Vorgänger ein krass brutaler Tyrann ist. Da sterben wirklich Menschen. Menschen, weil sie einen falschen Film geguckt haben, das falsche Lied gehört haben.
Johannes Franke: Kim Jong-il hat, um vielleicht den Bogen zu spannen, ein großes Credo an die Gebäude des Kulturministeriums Stadtrand von Pyongyang abgedruckt. Ein großes Banner, wo eine wichtige Botschaft, die wichtigste Botschaft, die er zu liefern hat, da drauf steht Macht mehr Cartoons!
Florian Bayer: Es ist so geil. Die nordkoreanische Zeichentrickindustrie ist nochmal ein ganz eigenes Thema und total faszinierend. Wenn ihr den Simpsons-Kinofilm gesehen habt, dann habt ihr nordkoreanischen Zeichentrick gesehen.
Johannes Franke: Ja, da wurde viel ausgelagert, was sehr hart kritisiert wurde. Weil die haben ja auch ein Embargo festgelegt. Die dürfen eigentlich nicht mit Nordkorea zusammenarbeiten.
Florian Bayer: Also gerade in den 80ern, gerade in den 90ern vor allem und in den frühen 2000ern haben viele Zeichentrickstudios Sachen nach Nordkorea ausgelagert, weil es einfach günstig ist. Und Nordkorea war auf das Geld angewiesen. Und dadurch sind die nordkoreanischen Cartoonisten aber ziemlich gut geworden. Wenn du dir die Cartoons aus den 60ern und 70ern anguckst, da ist es genauso wie mit diesem Film. Die hängen 40 Jahre ihrer Zeit hinterher. Du siehst Filme aus den 70ern, die sehen aus, als ob sowas wie Schneewittchen aus den... 1940? Keine Ahnung, wann war es?
Johannes Franke: Ja, irgendwas in der Richtung.
Florian Bayer: Nicht stattgefunden hätte. Die sehen wirklich aus wie Cartoons Anfang des 20. Jahrhunderts. Krass,
Johannes Franke: ja.
Florian Bayer: Und dann hast du aber diesen krassen Qualitätssprung irgendwann Ende der 90er, weil die einfach gelernt haben aus dem Ausland.
Johannes Franke: Es gibt... Aufzeichnungen davon, dass über Server und so Anweisungen übermittelt wurden, wie man das zu zeichnen hat. Das heißt, es gab richtige Tutorials. Die haben also quasi vom Westen Tutorials bekommen, wie sie das zeichnen sollen. Das heißt, es gab einfach, die haben sie ausgebildet.
Florian Bayer: Das Krasse ist ja, dass du, und die hatten offensichtlich Kontakt zum Westen. Wenn du in Nordkorea ins Internet gehst, gehst du nicht wie bei uns ins Internet, sondern du gehst in ein Intranet, das aus zehn Websites besteht und du kommst nicht in das normale Internet rein.
Johannes Franke: Das ist schon krass, du lebst da irgendwie so abgeschottet und hast gar keine Ahnung, was es sonst so gibt. Du weißt es einfach nicht.
Florian Bayer: Und mittlerweile ist es wohl so, dass sich Nordkorea ein bisschen mehr Richtung Popmusik geöffnet hat. Also es gibt so zwei, drei große nordkoreanische Popbands, die sowas wie die K-Pop Made in Nordkorea machen. Ja. Und die sogar mit Rockgitarren und mit poppigem Gesang und so. Also da gibt es zumindest Versuche. Kim Jong-un hat ja auch wieder so eine große Propaganda-Offensive gestartet. Auch, dass er ein Freibad gebaut hat, einen Vergnügungspark und sagt, guck mal, was ich alles hier mache und es wird besser. Es ist auch tatsächlich, also in Nordkorea, den Nordkoreanern geht es mittlerweile besser als in den 90ern. Ja, ändert aber nichts daran, das ist immer noch eine abgefuckte Situation. Selbst wenn sie sich so ein bisschen öffnen, ist es immer noch Diktatur und vor allem halt ein riesiges Gefängnis. Du kannst in Nordkorea nicht frei verreisen. Du brauchst, nach China kannst du, dafür brauchst du halt wirklich aber auch eine Genehmigung und versuche erst gar nicht nach Südkorea zu kommen.
Johannes Franke: Meine Güte, wollen wir uns langsam mal rüber in unsere Top 3 rocken? unsere Top 3. So, wir haben eine Top 3 mit dem Titel
Florian Bayer: Filme mit irren Produktionsbedingungen, habe ich da stehen, aber ich meine natürlich vor allem Filme, bei denen man denkt, oh, naja, vielleicht ist der Um, sind die Umstände der Produktion doch deutlich spannender als der eigentliche Film.
Johannes Franke: Ich habe gar nicht so viel gefunden, muss ich sagen, wo ich sage, dass die Entstehung tatsächlich noch spannender ist als der Film.
Florian Bayer: Es ist schwierig.
Johannes Franke: Weil es gibt wirklich gute Filme, die eine spannende Entwicklung haben. Aber Filme, wo man sagt, dass die Entstehungsgeschichte noch spannender ist als der Film? Ah, ist schwierig. Und ich habe ein bisschen einen Cheat dabei bei mir.
Florian Bayer: Okay, ich auch eigentlich. Mal schauen, ob es dasselbe ist. Ich habe versucht, meine Liste so zu ordnen. Je größer die Diskrepanz zwischen Qualität des Films und Besonderheit in der Produktion, umso weiter vorne ist er.
Johannes Franke: Dann mache ich das auch mal. Dann habe ich nämlich, ich muss anfangen, auf Platz 3, weil ich den Film tatsächlich ganz gut fand. Du fandst ihn nicht so gut, wir haben darüber gesprochen. The Man Who Killed Don Quixote.
Florian Bayer: Das ist mein Platz 1.
Johannes Franke: Ich weiß. Das war mir sowas von klar. Und ich werde dich danach so richtig hart dafür umbringen. Ich finde den Film total gut. Also es ist vielleicht nicht das, was mir versprochen wurde von der Dokumentation. Lost in La Mancha, die 2002 rausgekommen ist. Die wirklich den harten Kampf gegen Windmühlen in der Produktion zeigen. Wie Terry Gilliam verzweifelt versucht, diesen Film irgendwie umzusetzen. Und da wirklich... eine schlimme Sache nach der anderen passiert ist. Damals war Johnny Depp noch als Hauptfigur angesetzt, aber das hat einfach alles nicht geklappt. Windstürme und finanzielle Desaster und Leute, die abgesprungen sind, finanziell. Viele schlimme Sachen sind passiert. Guckt euch den Film Lost in La Mancha an.
Florian Bayer: Super interessante Entstehungsgeschichte. Den Film müsst ihr wirklich nicht gucken.
Johannes Franke: Doch, den Film müsst ihr...
Florian Bayer: Ach so, Lost in La Mancha müsst ihr gucken, sorry. Aber The Man Who Killed Don Quixote muss man nicht gesehen haben.
Johannes Franke: Den hat er tatsächlich 2018 dann noch gemacht. Lost in La Mancha, der Dokumentarfilm, war dann längst raus, der ist ja 2002 rausgekommen. Der Build-Up ist halt so krass. Du hast über die Jahre dieses, oh mein Gott, er will das unbedingt umsetzen. Was kommt da jetzt nach so vielen, weiß ich nicht, 30 Jahren, weiß ich nicht, wie lange er daran gearbeitet hat, 40 Jahren an Vorbereitung für diesen Film und dann kommt halt der Film raus und der kann natürlich nicht das bedienen, was man im Kopf hat.
Florian Bayer: Aber er war auch wirklich, ich glaube auch selbst mit, niedrigen Erwartungen.
Johannes Franke: Hört euch die Episode dazu an, wir haben darüber geredet.
Florian Bayer: Mein Platz 3 ist nur auf Platz 3, weil der Film wirklich gut ist. Ich liebe den Film, aber die Entstehungsarbeiten sind wirklich auch gut und sind wirklich auch interessant, nämlich Apocalypse Now von Francis Ford Coppola. Mit Stürmen, mit einem Herzinfarkt, mit Szenen, die mehrmals gedreht werden müssen, mit einer Produktionszeit von 16 Monaten. mit einer Verdopplung der Produktionskosten und Coppola kurz davor, alles hinzuschmeißen.
Johannes Franke: Oh Mann.
Florian Bayer: Und großer Film über den Vietnamkrieg, ein großer Krieg in der Produktion. Es gibt auch eine Doku dazu, Hearts of Darkness. Reise ins Herz der Finsternisse Filmmakers, Apocalypse. Auf jeden Fall sehenswert.
Johannes Franke: Okay. Bei mir Platz zwei ist The Crow. Ich fand den Film nämlich zu großen Teilen dämlich und uninteressant. Aber es sind schlimme Sachen passiert und das Schlimmste kommt am Schluss. Aber 1994 gedreht, vom ersten Tag an gab es Katastrophen. Gleich am ersten Drehtag verbrannte sich jemand das Gesicht, Arme und Brust, weil Stromleitungen einen Kran getroffen haben. Noch am selben Abend ist die Filmausrüstung in Brand ausgebrochen. Dann gab es irgendwie einen Bildhauer, der durch die Gipswerkstatt des Studios fuhr. Dann sind sie irgendwann an einer Schießerei vorbeigefahren. Und es gab einen Sturm, der das Set zerstört hat. Und dann das Schlimmste, Brandon Lee, der Sohn von Bruce Lee, ist einfach mal gestorben. Weil jemand eine Waffe abgefeuert hat, in der eine echte Kugel war. Ich frage mich,
Florian Bayer: wieso was passieren kann am Set.
Johannes Franke: Ich verstehe es nicht. Es ist mir ein Besser. Ich habe auch diesen anderen Fall von dem Film, der gar nicht rausgekommen ist. mit, ich hab den Namen gerade nicht parat.
Florian Bayer: Das war einer von den Baldwins, ne?
Johannes Franke: Ja, genau, Alec Baldwin. Wo auch jemand gestorben ist, die Kamerafrau ist gestorben. Alec Baldwin hat abgedrückt und da war eine echte Kugel drin in der Waffe. Wir verstehen noch nicht mal, warum sie Waffen am Set haben, die auch nur in der Lage sind, so was zu machen.
Florian Bayer: Das ist mir ein Rätsel.
Johannes Franke: Total krass. Und die Frau wurde ja jetzt auch verurteilt, die Waffenmeisterin. Die wurde wirklich verurteilt und sitzt ziemlich... Am oberen Ende des Strafmaßes haben sie sie eingestuft und sie muss echt hart absitzen.
Florian Bayer: Krass. Mein Platz 2. The Room von und mit Tommy Vison. Vor allem, wir müssen irgendwann mal ein Double Feature machen, wo wir den gucken und den Disaster Artist, der die Entstehung dieses Films beleuchtet, nach dem Buch vom Hauptdarsteller und guten Freund von Viso. Es ist total irre, was bei diesem Film alles passiert ist. Unter anderem Tommy Viso, der halt keine Ahnung hat, wie man einen Film dreht, der aber jetzt versucht, großes Hollywood zu machen, der einfach unendlich viel Geld hat, um das alles machen zu können. Und dann zum Beispiel mit Film und digital parallel dreht, weil er einfach keine Ahnung hat, was besser aussieht. Beide Kameras die ganze Zeit laufen hat. Legendäre Szenen mit Hunderten von Takes, weil er es nicht schafft, sich seinen Text zu merken.
Johannes Franke: Und man sich immer gefragt hat, woher hat er das Geld? Es sieht nicht nach viel Geld aus, aber selbst das, was sie gedreht haben, muss irgendwie finanziert werden. Wie schafft er das?
Florian Bayer: Ein Rätsel, ein Faszinosum. Ein toller Film ist The Disaster Artist und The Room zumindest ein so bad-its-good-Film.
Johannes Franke: Ich habe auf Platz 1, ich habe vielen mit mir gerungen. Ich habe Fitzgeraldo nie richtig komplett gesehen.
Florian Bayer: Aha, den hatte ich auch überlegt aufzunehmen, ne?
Johannes Franke: Aber ich habe ihn, glaube ich, genau deswegen nicht komplett gesehen, weil ich irgendwie dachte... Das erzählt sich für mich nicht. Aber es kann auch sein, dass es in den Anfang meiner 20er war und ich irgendwie noch nicht so aufnahmefähig für solche Sachen war. Und ich würde ihn gerne nochmal sehen. Aber die Entstehungsgeschichte darum ist so legendär. Es ist unglaublich, was Kinski, der da die Hauptrolle ist, sich aufführt am Set und alle zusammenschreit. Und dann irgendwann die Indigenen, die dort mitspielen, Werner Herzog zur Seite nehmen und sagen, sag mal... sollen wir den umbringen? Wir machen das, wenn du das willst. Und es hatte auch was damit zu tun, dass Werner Herzog so wahnsinnig ruhig geblieben war.
Florian Bayer: Irgendjemand hat mal gesagt, die Indigenen hatten tatsächlich gar nicht so Angst davor, dass Kinski die ganze Zeit so gewöhnt hat, sondern dass Herzog so ruhig war.
Johannes Franke: Genau, das war das Ding. Und durch Herzogs Ruhe haben die so interpretiert, haben gesagt, okay, wenn der so ruhig ist, dann ist für den klar, der muss weg. Und das ist wirklich krass.
Florian Bayer: Dreharbeiten, die ja auch zu einer Dokumentation geführt haben, nämlich Mein liebster Feind, wo Herzog seine Zusammenarbeit mit Kinski dokumentiert. Und eine wirklich schöne Szene ist dann, wo er erzählt, und dann hat Kinski die ganze Zeit gewütet, und dann landet plötzlich so ein Schmetterling auf ihm. Ich glaube, es war ein Schmetterling. Und wir sehen einfach diese Szene, wo er ganz ruhig ist. Und Herzog sagt, ja, das war eigentlich so ein total schöner, ruhiger Moment plötzlich. Ja, spannend. Ja, vielleicht gebe ich dir mal Fitzgeraldo auf. Ich habe das Gefühl, das ist ein Film, den ich dir geben muss.
Johannes Franke: Ja, wenn dann das. Wenn er denn zu der Liste, muss man sehen, passt.
Florian Bayer: Ja, meiner Meinung nach schon. Aber es gibt einen besseren Kinski-Herzog-Film, nämlich Akire, der Zorn Gottes. Den mag ich lieber.
Johannes Franke: Okay. Na gut. Ja, gerne. Also über Kinski müssen wir ja irgendwann mal sowieso reden. Ja. Das gehört ja wohl zum Kanon.
Florian Bayer: Müssen wir. Ich habe auch schon überlegt, dir Jesus Christus Erlöser zu geben. Oh Gott. Davon gibt es eine Aufzeichnung. Okay. Wo er im Theater ist und versucht das, also jeder hat, glaube ich, auf YouTube die drei, vier legendären Szenen gesehen, wo er rumschreit und sagt, nein, er hat dich auf die Fresse gehauen. Du dumme Sau! Es gibt eine anderthalbstündige Dokumentation davon, wo wirklich einfach nur gezeigt wird, wie das nach und nach eskaliert. Und das ist ziemlich sehenswert tatsächlich. Aber bei Kinski ist halt das das Problem, dass du immer mitdenken musst, dass er ein fucking Triebtäter ist. Ja. Mein Platz 1 hatten wir schon. Donkey Rote.
Johannes Franke: Ich weiß nicht. Platz 1, das zu setzen, ist wirklich sehr beleidigend. Das tut mir so leid, Harry Gilliam. Du hast wirklich gute Arbeit geleistet. Lass dir nichts erzählen. Aber man... Das war unsere Top 3. Okay, gehen wir in den Film zurück, beziehungsweise in unser Fazit oder direkt rein. Möchtest du diesen Film tatsächlich empfehlen zum Sehen?
Florian Bayer: Natürlich muss man ihn nicht gesehen haben. Ich glaube aber für ein Verständnis der Filmgeschichte und vor allem für ein Verständnis der nordkoreanischen Kulturgeschichte. sollte man sich mal irgendwie sowas angucken, einfach um ein Gefühl dafür zu entwickeln, was ist in anderen Ländern so los? Weil es halt auch wirklich was ganz anderes ist.
Johannes Franke: Aber dann musst du ja nicht den Film gucken, sondern dann musst du die ganzen anderen Filme vorher gucken, die nicht so gut... Ja,
Florian Bayer: aber das ist so lahm, nein.
Johannes Franke: Naja, aber das, was hier von diesem Regisseur reinkommt, ist ja wiederum eine völlig andere Schiene.
Florian Bayer: Du guckst den Film doch eigentlich nur, damit du danach drei Stunden lang Interviews mit ihm und... Berichte über ihn und so weiter gucken kannst. Du kannst, meinetwegen könnt ihr den Film auch im Schnelldurchlauf gucken. Sonst würde ich das nie empfehlen. Guckt den Film auf doppelter oder meinetwegen dreifacher Geschwindigkeit und guckt euch danach am besten natürlich das von dem Paperclip an, die 5-Stunden-Unterhaltung in Nordkorea. Beschäftigt euch einfach damit. Das ist wirklich ein spannendes, interessantes Thema. Und ich glaube, man kann daraus auch noch ein bisschen was darüber lernen, wie Menschen und wie Kulturen funktionieren.
Johannes Franke: Ja, vielleicht. Ja, ich finde diese Recherche... Die war wirklich der Hammer. Ich hab nicht aufhören können zu lesen, wie sie beschreiben, wie diese Entführung passiert ist. Und was in diesen Jahren passiert ist, ist wirklich unglaublich. Und wir haben natürlich viel weggelassen jetzt, weil wir einfach nur begrenzt Zeit haben. Es lohnt sich da rein in dieses Rabbit Hole reinzugehen. Es ist wirklich der Hammer. Aber es tut auch weh.
Florian Bayer: Absolut.
Johannes Franke: Das muss man sagen.
Florian Bayer: Und wie gesagt, der Film, also wie unsere Top 3, der Film ist natürlich nicht, irgendwie nicht sonderlich sehenswert. Es sei denn, man hat halt Spaß an diesen... An diesem Kaiju-Trash.
Johannes Franke: Ja.
Florian Bayer: Aber die Geschichte dahinter ist absolut spannend.
Johannes Franke: Ja. Wir haben überhaupt nicht erzählt, dass Pulgasari ja eigentlich wirklich ein... mystisches Wesen ist, das in der Mythologie vorkommt. Das ist eine Mischung aus einem Bären, einem Elefanten, einem Nashorn und einem Tiger.
Florian Bayer: Und es frisst Metall, um groß zu werden. Und wie die chlorreichen nordkoreanischen Machthaber festgestellt haben, eignet sich das perfekt um die Geschichte ihres tollen, großartigen Volkes.
Johannes Franke: Wundervolle Landes. Hier lang,
Florian Bayer: hier lang.
Johannes Franke: Darüber? Okay. Ist das die Embassy oder wie?
Florian Bayer: Wir sind sehr dankbar für die Hilfe von Kim Jong Il.
Johannes Franke: Ja, ein wundervoller großer Führer.
Florian Bayer: Hoch lebe das nordkoreanische Volk.
Johannes Franke: Haut schnell ab, bevor ihr auch noch entführt werdet. Und wir kriegen es hier irgendwie raus aus diesem Palast. Obwohl, der Palast sieht eigentlich ganz gut aus. Warum wohne ich hier eigentlich nicht? Okay, ja dann, wir schauen mal. Vielleicht bleiben wir hier oder wir hören uns nächste Woche wieder. Was wir dann hören, das werden wir nach dem Jingle noch einmal klären. Dann werde ich Plor wieder was aufgeben und wir schauen mal was.
Florian Bayer: Bis dahin. Bis dahin.
Johannes Franke: Tschüss. Tschüss.
Florian Bayer: Laufen wir in unterschiedliche Richtungen?
Johannes Franke: Vielen
Florian Bayer: Um das nochmal zu sagen, Paper Will heißt der Typ, der das gemacht hat. Entertainment made by North Korea. Fünfeinhalb Stunden auf YouTube, die absolut sehenswert sind und sehenswerter als der Film, über den wir gesprochen haben.
Johannes Franke: Oh, das ist so gemein.
Florian Bayer: Was hast du denn für mich, mein Lieber?
Johannes Franke: Ich habe für nächste Woche zwölf sehr angry men. Oh. Die zwölf Geschworenen aus dem Jahre 1957. Wobei, wenn ich mich erinnere, so angry waren die nicht die meiste Zeit. Aber egal.
Florian Bayer: Es gibt zumindest so einen Angry Man dazwischen.
Johannes Franke: Ja, ja, ja. Ich hoffe,
Florian Bayer: dass es auch seinen Zusammenbruch hat. Oh Gott, ich kann mich noch gut an den Film erinnern. Das ist aber schon länger her, dass ich ihn gesehen habe.
Johannes Franke: Ihr hattet anscheinend Impression gemacht bei dir.
Florian Bayer: Ja, genau.
Johannes Franke: Von Sidney Lumet. Wir haben vorhin überlegt, ob der von Billy Wilder ist.
Florian Bayer: Er hat so ein bisschen Billy Wilder-Vibes.
Johannes Franke: Aber dafür ist er nicht lustig genug, würde ich sagen.
Florian Bayer: Stimmt. Sidney Lumet ist natürlich ein großartiger Regisseur. Der hat unter anderem Dog Day Afternoon gemacht, den ich dir vielleicht irgendwann mal geben muss. Mord im Orient Express. Oh, ich gucke gerade durch die Liste, was Sidney Lumet alles gedreht hat. Oh, Serpico, auch ein toller Film. Der hat in den 70ern New Hollywood einiges Krasses gemacht, aber das ist kein New Hollywood Film. Das ist ein 50er Jahre Film, über den wir dann reden.
Johannes Franke: Oh, das wird großartig. Ich freue mich drauf.
Florian Bayer: Ich mich auch. Cool.
Johannes Franke: Schaut euch den Film vorher an. Das macht sich immer besser, wenn ihr eine Folge von uns hört darüber. Ansonsten euch eine schöne Woche. Vielen Dank, Plor, für diese schöne Episode.
Florian Bayer: Vielen Dank euch fürs Zuhören. Vielen Dank, Johannes, dass du mit mir nach Nordkorea gereist bist.
Johannes Franke: Wir sind jetzt wieder safe zu Hause und freuen uns auf nächste Woche. Bis dahin. Ciao. Ciao.