Episode 107: Schultze gets the Blues
„Schultze gets the Blues“ aus dem Jahr 2003 handelt von Schultze.
Schultze hat ein sehr eingetaktetes Leben in einem kleinen anhaltinischen Ort. Sein Leben pendelt zwischen Arbeit im Bergwerk, Kneipenbesuch, Schrebergarten, Musikverein und Angeln. Aber Schultze und seine Kumpels Manfred und Jürgen werden in den Vorruhestand geschickt.
Plötzlich gibt es eine Lücke im Leben zu füllen, die offenbart, dass Schultze vielleicht auch noch andere Ambitionen gehabt hätte. Er hört einen Song im Radio, der ihn erst zu schockieren, dann zu faszinieren scheint: Zydeco, Musik aus Louisiana – die er gleich an seinem Akkordeon ausprobiert. Irgendwie lässt es ihn nicht los, trotz seiner erfolglosen Versuche, die anderen für diese Musik zu begeistern.
Aber sein Musikverein erkennt seine Leidenschaft und schickt ihn zum Kulturaustausch nach Louisiana – wo er zur “Wurstfeier” mit Jodlern und deutscher Nationalhymne, seine Polka spielen soll.
Eine späte Reise zu neuen Leidenschaften.
Plor, welche Leidenschaften könntest du dir vorstellen im alter zu entdecken?
Transkript
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: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 107: Schultze gets the Blues Publishing Date: 2023-01-18T13:39:33+01:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2023/01/18/episode-107-schultze-gets-the-blues/ Du hast ja schon Liebe für die Figur, bevor der nach Amerika geht und davor ist es ein piefiges Leben, das ich nicht haben will. Und trotzdem liebe ich ihn. Ja. Das ist schon... Das ist eine Leistung. Auf jeden Fall. Es macht ja den Film so stark. ... So, Plor, und wieder eine Woche vorbei. Ah, schön. Ja. Ich vermisse dich immer, wenn du nicht da bist, Plor. Ich vermisse dich auch, Johannes. Und ich vermisse euch, liebe ZuhörerInnen, die hoffentlich wieder zahlreich eingeschaltet haben. Ja, herzlich willkommen zu einer neuen Episode vom Muss-Man-Sehen-Podcast. Wo wir, Johannes und ich, jede Woche über einen Film reden mit dem Twist. Der Film wurde von einem von uns vorgeschlagen, im besten Fall einen Film, den der andere noch nicht kannte. Wobei das Wort vorschlagen ja sehr euphemistisch ist für, du guckst den jetzt. Der wird aufgedrückt. Und Johannes hat mir diese Woche einen Film aufgedrückt. Und zwar einen Film, den ich, wie es am schönsten ist eigentlich, in diesem Podcast, den ich vorher nicht kannte. Und von dem du, von dessen Existenz du nicht mal wusstest, oder? Ich glaube, du hattest ihn ein oder zwei Mal in unserer gemeinsamen Zeit erwähnt. Das heißt, den Namen kannte ich zumindest. Okay. Ich hatte natürlich eine gewisse Erwartungshaltung, weil der Name hat schon so gewisse Komponenten, wo man denkt, ah, ich könnte mir vorstellen, in welche Richtung es geht. Mhm. Kannst du das noch auseinanderhalten? Weißt du noch, was du gedacht hast, in welche Richtung es geht? Schulze gets the Blues heißt der Film. Ja. Was erwartet man bei diesem Titel? Na, ich erwarte auf jeden Fall, weil ich auch wusste, dass es ein deutscher Film ist. Ja. Es geht irgendwie darum, wie deutsches Spießbürgertum konfrontiert wird mit Blues aus Amerika und eigentlich so ein Feel-good-Movie. Okay. Das Leben ist schön. Okay. Dank Blues. Na dann bin ich mal gespannt, ob deine Erwartungen erfüllt wurden. Ich würde mal einen Text vorlesen kurz, einfach damit wir auf demselben Blatt Papier sind am Ende und über denselben Film reden. Auch für euch da draußen. Schulze gets the Blues handelt von Schulze. Schulze hat ein sehr eingetaktetes Leben in einem kleinen, anhaltinischen Dorf. Sein Leben pendelt zwischen Arbeit im Bergwerk, Kneipenbesuch, Schrebergarten, Musikverein und Angeln. Aber Schulze und seine Kumpels Manfred und Jürgen werden in den Vorruhestand geschickt. Plötzlich gibt es eine Lücke im Leben zu füllen, die offenbart, dass Schulze vielleicht auch noch andere Ambitionen gehabt hätte. Er hört einen Song im Radio, der ihn erst zu schockieren, dann zu faszinieren scheint. Seidiko, Musik aus Louisiana, die er gleich an seinem Akkordeon ausprobiert. Irgendwie lässt es ihn nicht los. Trotz seiner erfolglosen Versuche, die anderen für diese Musik zu begeistern. Aber sein Musikverein erkennt seine Leidenschaft und schickt ihn zum Kulturaustausch nach Louisiana, wo er zur Wurstfeier mit Jodlern und deutscher Nationalhymne seine Polka spielen soll. Eine späte Reise zu neuen Leidenschaften. Plor, welche Leidenschaften könntest du dir vorstellen, im Alter zu entdecken? Vielleicht Polka? Das ist ja eine schwierige Frage. Oh, Leidenschaften im Alter. Ich hoffe auf jeden Fall, dass ich im Alter noch Leidenschaften finden kann. Und ich hoffe, dass ich die... Dass du nicht wie Jürgen bist, sondern eher wie Schulze. Ja, aber vielleicht noch mehr. Hoffentlich fehlt dieser Part, wo ich sehr lange sehr einsam und sehr gelangweilt bin vom Leben und einen sehr routinierten Ablauf habe. Hoffentlich bleibt das mit den Leidenschaften. Ohne dass es diese Pause dazwischen gibt, die wir hier erzählt bekommen. Ja, aber die Frage ist ein bisschen, ob der Typ das braucht bis dahin. Also er entdeckt sie, aber er scheint sich ja sehr gut eingelebt zu haben in diese Ödnis, die ich von außen sehe. Aber das sieht man ja intrinsisch vielleicht gar nicht so sehr so. Ja, die Frage ist natürlich, ist Schulze ein unglücklicher Mensch? Und die Frage kann man eigentlich verneinen. Er ist kein unglücklicher Mensch, bis er die Sardiko-Musik entdeckt. Das soll auch glaube ich nicht erzählt werden, dass er unglücklich ist. Es gibt diesen einen harten Buch, der erzählt wird, der ist jetzt im Vorruhestand. Vorruhestand, was schlimmer ist. Er weiß nicht so genau, wie er seine Zeit nutzen soll, aber er macht es halt so mit seinen Kumpels, wie sie irgendwie die Zeit nutzen. Was bei Schulze natürlich dazukommt, ist diese Einsamkeit, die von ihm erzählt wird. Und es wird ja auch schon recht deutlich gemacht, dass er sich da ein bisschen von seinen Freunden unterscheidet, weil er hat keine Frau, die auf ihn wartet. Sie sitzen zusammen in der Kneipe und der eine Freund sagt zu ihm relativ früh durch, Leute, ich kann nicht, ich hab meine Frau zu Hause. Und Schulze geht halt nach Hause in seine Junggesellenbude, in der er eben nicht viel hat. Hat noch seine Mutter, die er pflegt, ab und zu mal besucht im Altersheim, aber das war's. Das war's schon. Er hat eben seine beiden Freunde, aber sonst keine großen zwischenmenschlichen Kontakte. Aber er scheint sich da auch irgendwie gemütlich gemacht zu haben. Wie gesagt, wir erleben ihn nicht als komplett unglücklichen Menschen. Aber wie ein glückliches Leben sieht das jetzt auch nicht aus, oder? Von außen, ne? Und es ist das, was mir damals schon Sorgen gemacht hat, dass ich dachte, wenn man da drin ist, sieht das anders aus als von außen. Ich finde das Leben furchtbar, was mir da gezeigt wird. Ich finde diese piefigen Dörfer und diese Routine und dieses ganze Ding schwer zu ertragen, wenn einem das da so gezeigt wird. Aber irgendwie entwickelt man Liebe dafür durch den Film, weil der Film irgendwie sehr viel Liebe für seine Figur hat, ne? Wir haben natürlich eine Hauptfigur, die sich auch wenig Gedanken darüber macht, was ist Glück? Was will ich im Leben erreichen? Wo könnten Leidenschaften sein, sondern wie du schon gesagt hast, dieser Schulze hat ein sehr eingetaktetes Leben. Und ihm ist das auch wichtig, weil als er zum ersten Mal dann mit dem Neuen konfrontiert wird, ist da ja Schock. Und dann die wirklich die witzigste Szene des ganzen Films, Schnitt zum Arzt, der sagt, Herr Schulze, eine Veränderung im musikalischen Geschmack ist doch keine Krankheit. Das ist sehr süß. Was ganz gut zeigt, wie ihm diese Ordnung heilig ist und wie er sich darin wohlfühlt. Auch wenn sie sagen, er soll beim Fest wieder sein Polka spielen, weil offensichtlich spielt er seit Jahrzehnten immer dieselbe Polkennummer. Ja, das ist krass, ne? Und das ist so ein Bild von einem Leben, das man nicht haben möchte, was aber manche vielleicht einfach brauchen. Ob er es jetzt gebraucht hat oder nicht oder ob er vielleicht besser dran gewesen wäre, wenn er früher diese Leidenschaft entwickelt hätte, ist so eine Frage. Aber ich weiß gar nicht, ob der Film das so forciert, dass man sich darüber Gedanken macht. Der Film will ja eigentlich eher zeigen, dass es schön ist, vielleicht die Lücke, die entstanden ist durch das Ausscheiden aus der Arbeit irgendwie mit etwas zu füllen, was mit dem bisherigen Leben nicht viel zu tun hatte. Was eben ganz entscheidend ist, ist, dass der Film in der Darstellung des Dorfes, in dem sie leben, komplett auf den Blick herab verzichtet, weil er zeigt, Das ist dieses Dorf mit ganz vielen Skurrilitäten, die auch alle eingespielt sind. Wir haben zum Beispiel den Bahnwärter, der immer die Schranke zu spät aufmacht und am Anfang denkt man noch, der macht das, weil er unaufmerksam ist. Später stellt man fest, er ist offensichtlich in seiner ganz eigenen Welt mit seinen ganz eigenen Gedanken beschäftigt und denkt dann irgendwann, okay, da mach ich ihn nochmal die Schranke auf und macht dann diese geile Kurve. Wir befinden uns im Jahr 2002 und das ist alles noch so sehr mechanisch wie aus dem 19. Jahrhundert. Dreht dann diese Kurbel, damit die Bahnschranke sich öffnet und diese skurrile Nebenfiguren, der Film ist voll von denen. Die beiden Freunde von Schulze sind ja auch irgendwie in ihrer Skurrilität sympathisch. Den Menschen, mit denen er täglich zu tun hat, das sind alles irgendwie herzliche Figuren, die sind sehr konservativ, die sind teilweise sehr spießig und so in ihrer kleinen Welt drin. Aber die haben alle, der Film zeigt ihre Skurrilitäten und blickt nicht auf sie herab, sondern gibt ihnen Raum irgendwie dann doch ihre Eigenheiten zu haben. Was das Schöne ist, dass die ganzen Nebenfiguren, jetzt nicht die drei Hauptmänner, die da irgendwie zusammen in den Ruhestand gehen, aber die ganzen anderen Nebenfiguren sind ja fast alles Leihendarsteller, die haben ja sonst kaum Erfahrung zu spielen. Was man ihnen leider nun auch anmerkt, was mir aber den Film gar nicht so viel schlechter macht, als das bei vielen anderen Filmen der Fall ist. In dem Fall kann ich es irgendwie verzeihen, weil dieser Film sowieso zwischen Dokumentarfilm und fiktionalem Film irgendwie oszilliert. Das ist so spannend, gerade weil die Leute eben Leihendarsteller sind und direkt vor Ort gecastet wurden. Und gecastet ist ein großes Wort. Die sind halt da hingekommen und haben gefragt, wollt ihr mitmachen? Die wurden dahingestellt. Man sieht das einigen Leuten an, ne? Ja, natürlich. Manchmal stehen die, also gerade so in diesen Kneipenzähnen, manchmal haben sie so eine gewisse Unbeholfenheit an sich. Total. Und diesen einen ganz absurden Moment, wo die Bedienung aus der Kamera wegtritt und man hat so das Gefühl, sie ist jetzt zur Seite getreten, damit sie nicht mehr in der Kamera zu sehen ist. Keine Ahnung, ob die Schauspielerin das so weit gedacht hat, aber es passt, weil es ist so ein süßer Moment und wir haben diese, naja, diese Authentizität da durch. Und ich musste ganz oft, gerade weil wir auch in dieser Zeit sind, so 2002, 2003, an die Berliner Schule denken, was komplett absurd ist, weil die Berliner Schule ist hoch und akademisch und ernst. Aber ein ganz wesentliches Element von der Berliner Schule war es ja immer, authentisch zu sein und so authentische Bilder zu zeigen und Langsamkeit und so die Tristesse des Lebens in authentischen Bildern zu zeigen. Und das hat dieser Film auch ganz stark drin. Ist er ein Film der Berliner Schule? Mit Sicherheit nicht. Dafür ist er viel zu unterhaltsam. Aber er hat diese Momente, wo man merkt, er hat ähnliche Gedanken, natürlich auch das Slow Pacing, aber eben vor allem so die Sachen zu zeigen, wie sie sind, ohne groß hinzuführen. Wir kriegen keine Vorgeschichten von den Charakteren, sondern wir müssen uns die Charaktere so ein bisschen selbst erarbeiten, so ein bisschen selbst erschließen, warum sind sie so, wie sie sind. Davon hat er doch einiges. Ich finde, dass der Film das genau das schafft, was sich vielen anderen Filmen, die so versuchen, ganz avantgardistisch oder ganz tolle Sachen neu zu machen, so ein bisschen Vorwerfe, dass er es schafft, eine neue Idee reinzubringen, nämlich dass man Leihendarsteller für bestimmte Sachen benutzt und das Ganze irgendwie halb dokumentarisch wirken lässt und inszeniert, aber dann auf allen anderen Gebieten noch gute Arbeit leistet. Du hast noch einen guten Schauspieler im Zentrum, an dem du dich festhalten kannst. Du hast eine sehr gute Kameraführung streckenweise, nicht immer, aber sehr, sehr gut nachgedacht und gute Leute, die auch Dokumentarfilme Erfahrung haben und wissen, was sie da machen müssen und so. Und es ist einfach sonst handwerklich sehr, sehr gut, sodass man sich das leisten kann, die Leihendarsteller da rein zu hauen. Also es gibt ja ein bisschen dieses Pendeln zwischen dieser sehr fixierten totalen Kamera, wo wir wirklich die Tristesse einfangen. Und da kannst du natürlich Leihendarsteller hinstellen wie blöde, weil nicht der einzelne Mensch im Mittelpunkt steht, weil du einfach so ein Panorama hast, das sehr leer ist und dann steht halt irgendwo verlassene Person an der Seite und macht nichts. Und dann haben wir diese sehr nahen Aufnahmen, diese sehr nahen Momente, wo die Kamera auch sehr intim wird, zum Beispiel natürlich in der Szene, in der Schulze zum ersten Mal, diese Louisiana Musik hört. Und in diesen intimen Momenten ist die Kamera aber auch eben entweder bei den Leuten, die es können oder bei den Leuten, die zwar leihen sind, aber die einen gewissen Charisma haben. Das ist vor allem später in den US-Szenen haben wir viel mehr von diesen Nahaufnahmen, das sind ja auch Leihendarsteller. Also ich kann es nicht ganz auseinanderhalten, wer war Profi und wer war Laie, aber es geht auch so ein bisschen verloren in diesen Momenten, weil wenn er dann zum Beispiel relativ gegen Ende bei dieser Familie ist und mit ihnen zusammen ist, dann ist das so natürlich und so echt. Ist die Frau eine Schauspielerin? Keine Ahnung, aber sie ist komplett überzeugend, ich kaufe ihr das ab, was sie da spielt. Ich glaube sie ist Schauspielerin. Ich habe aber auch nie das Gefühl, dass sie einfach nur ihren Alltag macht, sondern es hat ein gewisses Gewicht in dieser Szene. Genau. Dann ist sowas wie zum Beispiel das Tanzen, das ist total süß, wenn die Leute in die Kamera gucken und grinsen. Aber das ist okay, das passt dann, weil das passt einfach zu diesem Panorama und zu diesem bisschen Ungelenken, das ist in Ordnung. Ich hatte nie das Gefühl, dass sich dadurch ein Deletantismus reinschleicht in den Film. Der Regisseur hatte große Diskussionen mit verschiedenen Leuten, die an dem Film beteiligt waren, die dann gesagt haben, das ist doch kein Spielfilm mehr, wenn die Leute da in die Kamera gucken und da irgendwie das alles so unbeholfen vor sich hinschläppert, kannst du die nicht rausschneiden. Und der meinte, der Film ist eine Stunde lang gelaufen schon, die Leute wissen inzwischen, dass es kein Ordinary Spielfilm ist, sondern das ist ein bisschen anders, sich begreift alles. Und das finde ich absolut richtig, die Haltung ist perfekt. Ich finde, was mich wirklich fasziniert an Michael Shores Inszenierungstil ist, dass er dieses krass authentisch hat, dieses realistische. Ich habe schon das Stichwort Berliner Schule gebracht, wo du einfach nur dörfliche Tristesse hast und das Gefühl hast, hier geht es darum, irgendwie so ein bisschen inspiriert vom neuen deutschen Film Realität zu zeigen, wie sie ist. Und dann hat er aber eben diese Metamomente, wo Leute in die Kamera gucken und er lässt das einfach zu, er sagt, nicht in die Kamera gucken, wo Leute sich so ein bisschen ungelenk verhalten. Und dazwischen gibt es diese surrealen Momente. Der Film hat ein, zwei platzierte Momente, wo du denkst, ok, jetzt ist dieser Anspruch auf Authentizität komplett aufgebrochen. Wie er kocht zum Beispiel, ne? Ja, wie er kocht, genau. Das ist eine ganz merkwürdige Szene, wo du denkst, wuch, Moment. Und genau wie er, du zuckst kurz zusammen, weil du überlegst, was ist da passiert, bis du verstehst, dass wir gerade diese Musik hören im Hintergrund, die permanent in seinem Kopf durchgeht. Und die Stimme von dem Ansager, der ihm sagt, wie er kochen soll, plötzlich mit ihm persönlich redet. Was total abgefahren ist, weil du natürlich nicht in einem Film sitzt, wo du das jederzeit erwartest. Überhaupt nicht. Und dann aber auch diese Szene, wenn sie die neue Bedienung haben im Lokal und die dann plötzlich anfängt zu singen. Und Flamenco zu tanzen. Und Flamenco zu tanzen. Und der Raum, der vorher so ganz klar geschlossen war, wird durch ihre Präsenz aufgebrochen. Sie flirtet dann ja auch noch mit Schulze auf eine ziemlich direkte Weise. Und der Raum wird komplett aufgebrochen. Die Inszenierung, die davor war, wird komplett aufgebrochen. Aber Schor hat das im Griff. Absolut. Der kann sich erlauben, drei verschiedene Stilmittel, die partiell unvereinbar scheinen, miteinander zu kombinieren. Und die Akzente so zu setzen, dass du nie das Gefühl hast, ey, willst du mich verarschen? Das ist doch nicht der Film, den du gerade eben gemacht hast. Das ist ein ganz anderer Film. Das finde ich schon ein bisschen beeindruckend, weil das ist sein erster langer Film. Also er hat vorher ein paar andere Projekte gemacht, aber das ist sein richtiger Spielfilm, sein erster richtiger. Er hat auch nicht viel mehr danach gemacht. Er hat viel mehr danach gemacht, aber das ist schon krass, weil er das irgendwie so beherrscht. Und selbst Roger Ebert hat den Film gesehen und hat echt vier von fünf Sternen, glaube ich, gegeben. Ja, die Amerikaner waren voll begeistert von dem Film. Total krass, ne? Und ich finde es total schön, dass das so ankommt. Du findest auch englischsprachige Seiten, die immer noch diesen Film abfeiern und loben. Und ich habe mich versucht, so ein bisschen da reinzudenken, weil du stolperst drüber, wenn du dich mit diesem Film beschäftigst. Du truberst, dass der im Ausland offensichtlich deutlich mehr rezipiert wurde als in Deutschland. Und ich versuche mich da so ein bisschen reinzuversetzen. Was sehen Amerikaner, wenn sie auf diesen Film blicken? Und ich glaube, die sehen halt wirklich eine Darstellung der deutschen Provinz, die sehr liebevoll ist und die ihnen unser Land, wie sie es wahrnehmen, näher bringt. Also spielt natürlich das Exotische so ein bisschen eine Rolle. Ah, okay. Und so sind die. Was wirklich ganz clever ist, ist, dass das Ganze so angereichert ist mit dem Amerikanischen. Wir haben am Anfang die Musik, die eigentlich verspricht, jetzt kommt ein wilder, rockiger Film. Und dann haben wir erst mal diese Bergleute da sitzen, die nichts mit sich anzufangen sind. Dieser Anfang ist so geil. Und die Windmühlen und die Schranke und es ist einfach nur Tristesse. Und du wirst so reingeworfen mit der Musik und denkst so, jetzt geht's los. Und dann bleibt alles stehen. Jetzt bleiben wir stehen. Das ist super. Und dann haben wir ja wirklich viele Szenen, die lange ausgedehnt sind. Und ohne Dialog sind. Und komplett ohne Dialog. Es dauert lange, bis jemand wirklich mal was sagt, was irgendwie die Handlung vorantreibt. Und so Sachen wie, dass sie diese, sie kriegen diese Steinlampen zum Ruhestand. Und dann haben wir sie da sitzen. Leckern sie an den Steinlampen. Und dann haben wir sie da sitzen und sie gucken sich diese Steinlampen an. Diese Szene dauert ewig. Ja. Und du weißt, ich hab einen totalen Softspot für lange und träge Inszenierungen. Und es funktioniert. Na, 100 Prozent. Es ist, vielleicht um noch eine zweite Referenz reinzuwerfen, diese Mischung aus Rock'n'Roll-Attitüde. Und dieses ruhige und triste und langsame Zeigen mit so einem lakonischen Humor. Das findet man bei den Skandinaviern auch. Und Maki Kaoris Meki würde ich gerne noch einmal in den Raum nehmen. Stimmt, ja, ja, ja. Der Film hat mich in ganz vielen Momenten an dessen Stil erinnert. Der war damals ja auch schon ein bisschen länger unterwegs. Nicht schwer vorstellbar, dass Michael Schor sich von dem hat auch inspirieren lassen. Das ist ein toller Stil. Also die ist so ein bisschen lakonisch, so ein bisschen ruhig. Aber du merkst, hinter dieser Ruhe, hinter dieser Stress pulsiert irgendwie immer so ein bisschen der Rock'n'Roll. Und er will raus, er will raus, er will raus. Und dann kommt er auch irgendwann so ein bisschen raus. Genau. Ja, man, es ist so krass. Die ersten Szenen sind so langsam. Und das erste Wort ist einfach nur schön. Weil er die Lampe sich anschaut. Und dann wieder Pause sagt irgendjemand, weil er sich an seinem Finger leckt, in der er dran gehalten hat. Oh, salzig. Und dann ist wieder lange Ruhe. Und dann sagen sie irgendwann, Prost. So super. Das ist, man hat sofort das Gefühl, das ist eine Trauerfeier, die die da abhalten wegen des Vorurstands. Das hat so Trauerfeier-Vibes. Aber auch so eine Dorftrauerfeier, wo sie dann halt alle irgendwie, beim Bier sind sie alle wieder zusammen. Egal wie böse sie aufeinander waren. Das ist ja auch später nochmal zu sehen, wenn die dann bei Schulze das erste Mal, wo der eine dann feststellt, wir waren jahrelang zusammen auf einer Arbeitsstelle. Wir haben jahrelang miteinander zu tun gehabt, haben Bier getrunken und alles. Und jetzt sitzen wir das erste Mal hier bei Schulze zusammen und essen. Was für ein absurder Moment, ne? Die kennen sich, die sind gut befreundet, die machen alles möglich zusammen. Sie sitzen zusammen bei diesem komischen Musikfest. Sie sitzen zusammen, jeden Tag offensichtlich zusammen in dieser Kneipe. Sie spielen zusammen Schach, warum auch immer. Aber sie waren nie bei dem anderen zu Hause. Diese Schach-Szene ist ja auch der Hammer. Es ist ja unglaublich. Die ist auch so reingeworfen, ne? Ich liebe diese Schach-Szene. Gott, so stelle ich mir das vor, wie ich mit kindlichem Gemüt davor sitze und dann sage, ach scheiße, ich will aber nicht verlieren. Ich werfe alles über einen Haufen. Das ist so krass, diese Szene ist ja auch, wir haben ja diese Totale und es ist total ruhig. Wir haben die ganzen Leute, die das hier setzen und der Raum und alle bauen ihre Schachbretter auf dem Spiel. Und dann fangen diese beiden alten Herren an zu streiten, weil der eine überhaupt kein Gespür für die Regeln vom Schach hat. Das mich übrigens extrem triggert. Ich sitze da und denke nur so, oh, dieses Arschloch, das geht gar nicht. Und alle anderen sitzen aber davor und reagieren kaum. Einer von den Statisten schüttelt so ein bisschen mit dem Kopf. Und es ist fantastisch. Und Schulze sitzt einfach nur daneben, warum auch immer. Bei keinem anderen Tisch sitzt ein Dritter daneben. Er ist der einzige Dritte, der an einem Tisch sitzt. Wunderbare Szene, das macht überhaupt keinen Sinn. Warum ist diese Szene da drinnen? Sie ist großartig. Sie ist großartig. Allein wegen dieser Szene lohnt es sich. Und jetzt die andere Szene, die ich auch noch großartig, aber sehr, sehr traurig finde, ist, nachdem die ja ihren Vorruhestand gegangen sind, gehen wir bei dem einen mit, der zu seiner Frau geht. Und die sitzt als erstes mit der Zeitung da und guckt die Stellenanzeigen durch. Die haben offensichtlich einfach nicht genug Geld, um das irgendwie aufzufangen, das was jetzt wegfällt. Vorruhestand und die Rente reicht anscheinend auch nicht unbedingt. Sonst würde sie nicht so verzweifelt in diese Zeitungen rumgucken und liest dann vor, bis zu 70.000 im Jahr Mitarbeiter jeden Alters gesucht und versucht ihm das irgendwie so ein bisschen unterzuschieben. Und das ist so traurig. Und er macht dabei mit dieser Angel, die er sich da irgendwie neu gekauft hat und sagt, während sie das vorliest mit den 70.000 und Mitarbeiter jeden Alters, sagt er, oh, butterweich, warum ist denn seiner Angel dran? Es ist großartig, aber es ist echt, echt traurig. Das ist so ein bisschen diese ostdeutsche Armut, die erzählt werden. Wir sind jetzt auch ein bisschen zehn Jahre nach der Wende. Aber es gibt gerade diese Dörfer, die sich so verlassen fühlen auch, weil die blühenden Landschaften sind nicht da. Das sehen wir in diesem Film auch sehr, sehr groß, dass diese Blühendenlandschaften nicht da sind. Sondern wir haben hier Industrie, die irgendwie auch am Boden ist. Also wir können uns auch vorstellen, warum sie in den Vorruhestand gehen. Da ist nicht viel, da gibt es keine große Unterhaltung. Die einzige Unterhaltung, die sie haben, sind halt diese Dorffeste. Da wird auch keiner ein großes Einkommen haben. Und Schulze lebt ja auch, und es ist sehr einfach. Sie hat ja wirklich eine sehr kleine Wohnung. Es ist kein Sozialdrama, Gott sei Dank nicht. Es wird schon so am Rande immer so ein bisschen erzählt, ja, wir haben hier Leute, die einfach sich mit sehr wenig zufriedengeben. Die abgehängt sind, mehr oder weniger. Und das Filmteam hatte echt großes Glück. Die haben echt Angst gehabt, dass sie da, die kommen da hin, und dann sind die das Filmteam aus Berlin, und dann sagen die alle, na ja, und dann wollt ihr uns wieder irgendwie schlecht dastehen lassen oder uns verarschen oder sowas. Aber es war gar nicht so, die kamen da hin, und alle, die dort waren, in diesem Dorf, Teutschental, das kenne ich auch, da bin ich auch aufgetreten schon. Es ist halt, na ja, in der Nähe von Halle, und ich bin halt in Leipzig aufgewachsen, und da ist man da irgendwie so ein bisschen rumgekommen. Das heißt, ich kenne dieses Dorf, und ich kenne die Gegend auch, und das ist schon echt gottverlassen, muss man sagen. Da ist auch nichts, ne? Na genau. Da ist ein Windrad und eine riesige Straße. Genau das. Und das war's. Ja, und ich bin auch in dieser Zeit, in der das gedreht wurde, dort aufgetreten. Ah. Ja, ein Stückchen früher sogar. Ja. Und es ist so krass, weil die Leute wirklich gesagt haben, na ja, klar, kommt, wir machen das für euch, es ist kein Problem, wir setzen uns damit rein, und dann gucken wir mal, wie das wird, und die haben das echt aus, diese, na ja, Drehtage, ne? Acht bis zehn Stunden am Tag oder zwölf Stunden, manchmal, wenn du Pech hast für Kinofilme, da kommt das auch öfter mal vor. Also wirklich lange Drehtage, und die halten da aus, und dann haben die da diese riesige Szene, wo der Chor auftritt und diese ganzen anderen Sachen auftreten und so. Das ist eine aufwändige Szene. Und die haben da echt durchgehalten und haben sich da mit allem mit reingesetzt und gesagt, ja, wir machen jetzt einen Film über unsere Gegend. Und wir haben gar nicht so die Angst davor, dass ihr uns schlecht dastehen lasst, sondern wir werden ja mit uns Boot geholt, und sind ja alle transparent und so. Das fand ich toll auch, dass das Filmteam das für sich in Anspruch genommen hat zu sagen, wir gehen einfach mit denen rein, erzählen alles, und sind offen mit allem, was wir machen wollen. Und die haben so eine Authentizität dadurch erreicht, das ist unglaublich. Also gerade dieser Chor zum Beispiel, wie der da singt. Also mir rollen sich die Fußnägel hoch, aber allein dieser Chorleiter, der da steht und das dirigiert, so authentisch kriegst du das als Schauspieler gar nicht hin. Nee, auf jeden Fall. Das braucht ja auch genau diese Wipes von, das sind keine professionellen Sängerinnen, sondern die haben halt ihre Musikverein, der Harmonie heißt, großartiger Name. Und die machen halt einmal im Jahr dieses Musikfestival, das große, das ist das Ereignis dieses Dorfes. Und nochmal, der Film macht sich aber nicht darüber lustig. Überhaupt nicht. Der Film zeigt das, und ja, natürlich gibt's einen Schmunzen dabei und auch so ein kleines Augenzwinkern, aber der Film nimmt die Leute, wie sie sind. Es gibt sehr viel Liebe für diese Menschen. Ich find's auch ganz schön, dass diese Entwicklung, die das jetzt ja nehmen könnte, wenn die Leute sich teilweise empören über das, was jetzt Schulze plötzlich Neues spielt, dann kann der Film natürlich so eine Richtung einschlagen, dass er hier sehr draufhaut. Und zumindest wird Rassismus ja auch angedeutet, wenn man das Endwort sagt. Das ist N-Musik. Aber das wird sehr schnell aufgebrochen. Seine Freunde klatschen für ihn. Das ist total geil. Seine Freunde freuen sich tierig über das Chili, was er inkocht. Das ist Chili, oder? Weil aus den Südstaaten sagt er. Ja, amerikanisch. Scharf. Und dann, obwohl sie sich so ein bisschen empört haben, kommt der Musikverein und sagt, ey, natürlich bist du der, der nach Louisiana soll. Du sollst uns vertreten bei diesem Wurstfest. Das Wurstfest ist so geil. Was einfach so liebevoll ist, weil wir haben hier keine große soziale Problematisierung von seinem neuen Ich oder von seiner neuen Leidenschaft, sondern hey, es war geil, was du gespielt hast, oder wir können nichts damit anfangen. Wir können nichts damit anfangen. Aber du musst da jetzt hin. Aber wie wir sehen, was deine persönliche Leidenschaft da ist, und das finde ich sehr, sehr schön am Film, dass man tatsächlich sagen kann, diese Ambiguität, ich finde, was du da machst, ich kann damit nichts anfangen, ich finde es total scheiße, aber ich sehe, was du willst, und ich will dir helfen. Das ist jetzt nicht sofort passiert, sondern eine Weile braucht, bis die Leute sagen, na gut, okay, ja. Aber auch nicht besonders lange, also es kommt relativ so. Er hat dann halt irgendwann Geburtstag und dann schenken sie ihm das quasi zum Geburtstag. Das ist wirklich, wirklich liebevoll, wie der Film auf seine Leute blickt, wie er dieses Dorf zeigt. Mit all seinen Macken, auch so Kleinigkeiten, diese Slot Machine, die am Anfang hier reingebracht wird, wohin, in die Ecke, und dann haben wir diese Slot Machine, die fast so ein wesentlicher Teil des Raumes ist, weil es irgendwie diese Verlorenheit in diesem Raum zeigt, bis zu dem Punkt, wo unsere neue Bedienung, die Sängerin dann das Ding rauszieht, das die ganze Zeit so nervige Geräusche macht. Genau, eine Person noch, die professionelle Schauspielerin. Ganz großartig, leider eine sehr kleine Rolle, die aber so ein bisschen Schulze, auch so diese Wipes, das Aufbruch gibt, ist Frau Laurent, gespielt von Rosalie Daibel, die er im Altersheim kennenlernt, Freundin von seiner Mutter, mit der er dann so ein paar Stunden verbringt und sie unterhalten sich miteinander. Es wird eigentlich, es wird keine Romanze angedeutet, aber es ist so ein bisschen könnte es sein, und man denkt so, ah, geht ja für mich diese Liebesgeschichte. Aber heißt die jetzt Laurent oder heißt die jetzt Lorenz? Laurent, eine Frau wie sie heißt ganz eindeutig Laurent. Und die Geschichte mit ihr endet dann sehr abrupt, indem sie einfach stirbt, auch ohne großes Drama. Es wird gesagt, sie ist tot und das passiert. Sie war ja so lebendig, wir wissen nicht warum. Diese Momente mit ihr sind total schön, weil die einfach nochmal diese Menschlichkeit reinbringen und diese Menschlichkeit mit ein bisschen Arsch dreht, was er braucht, weil sie ist so die Einzige, die hin und wieder so ein bisschen in den Arsch tritt, wenn auch sehr vorsichtig. Und sie sagt ja, du musst mal ordentlich, wenn du richtig Geld verloren hast in der Spielhalle, dann nimmst du manche Sachen einfach nicht mehr so ernst. Super Motto. Und dann, wenn sie gestorben ist, geht er halt mit seinen Freunden da in die Spielhalle und dann kloppen die alles auf und setzen ein Mal, nicht dass sie das irgendwie aufteilen oder sowas, nein, sie setzen alles ein Mal und verlieren alles. Aber das war ja auch der Gedanke, sie verlieren einmal alles und dann ist es gut, dann hat er das gemacht, was sie ihm empfohlen hat. Es ist toll, eine tolle Figur, eine tolle Rolle und sie ist auch super gespielt. Sie ist mir als Schauspielerin am stärksten aufgefallen, dem Film einfach Rosemarie Deibel, die viel am Theater gespielt hat seit den 50er Jahren, leider im Jahr 2012 gestorben ist. Schade. Und ich muss dir dazu sagen, weil wir vorhin bei dem Typen waren, dem Arzt und dem Bahntypen, der da die Schranke öffnet, ich habe das Gefühl, dass wir immer mal so Leute sehen, die irgendwie Ambitionen hätten, also wie er eben auch, wie Schulze am Ende dann eben auch den Schritt geht und nach Amerika geht, aber die anderen bleiben halt gefangen in ihrem Dingens, hätten aber eigentlich Ambitionen gehabt, der Arzt wollte Opernsänger. Auch so eine reale Szene. Absolut so real und du denkst dir, why singt der jetzt einfach los, aber es ist so toll. Und dieser Bahnwärter mit seinen Selbstgesprächen. Ja und seinen Gedichten, die er zitiert und so, es ist schon gut und es läuft auch ein anderes Zitat mal durch, was ich auch aufgeschrieben habe, was ich wahnsinnig wichtig finde für den Film. Nämlich soll sich mein hochfliegender Geist an den Schneckengang der Materie ketten lassen, was natürlich den Film irgendwie auch als Überthema begleitet. Aber natürlich macht er das nicht gerade auch. In einem Alter. Ich finde das so irgendwie so schön selbstreferenziert und so schön in sich selbst verkettet drin, im Film und im Thema. Und Schulze nun leider halt einfach in einem Alter ist, wo er einfach nicht mehr viel Zeit hat, das alles zu machen. Wie wir später feststellen. Sei Dico ist das, was er macht. Kanntest du die Musik vorher? Auch nicht. Ich habe die Musik noch nie vorher. Also natürlich, als ich den Film das erste Mal gesehen habe, aber da habe ich da keinen Wert drauf gelegt. Aber ja, coole Musik, gute Musik. Also sehr swingy und auch so eine Arbeiterwursprung. Spannend, weil ich finde sie hat, sie klingt so, also für amerikanische Musik sehr europäisch, was auch einfach an dem Instrument liegt, weil sie wird hier wirklich mit Akkordeon gespielt. Sobald ich den Akkordeon höre, denke ich an europäische Musik und ich fand das in dem Film auch ganz spannend, dass nochmal zu sehen war, dass die europäische Folklore gar nicht so weit weg ist vom amerikanischen Folk aus bestimmten Richtungen. Ja, es ist ja, es gab ja auch die französische Inspiration, Musik Creole oder wie das ausgesprochen wird, keine Ahnung. Auf jeden Fall gibt es Einflüsse, auch europäische Einflüsse davon und die ersten Recordings davon waren es schon 1929 und die Entwicklung dahin, kann man, wenn man will, zurück bis 1600 irgendwas ziehen. Also es ist schon ein langes Ding, was sich lange entwickelt hat und wird heute noch viel gespielt, mit Waschbrett und mit Akkordeon und ein Schlagzeug noch oder so. Total spannend, weil es halt eben diese Bluegrass und Blues Einfluss hat, also Waschbrett und Blues einfach so durch den Rhythmus und durch die Geschwindigkeit und dann aber trotzdem, es klingt sehr europäisch. Also ich finde es spannend, weil wenn du merkst, dass er von dem Polka dann so übergeht in das Schnelle, denkst du erstmal Ah ja, es ist okay, irgendwie kann sich das verbrüdern. Das ist nicht so weit voneinander entfernt, obwohl es so weit voneinander entfernt ist. Es ist schon eine geile Entwicklung oder, dass der wirklich, der steht am Radio, hört diesen Song erstmal so mit so, oh Gott, was ist das ich mach das wieder aus. Und dann bleibt er stehen und denkt, nein, Moment, ich muss da nochmal ran. Macht das nochmal an und ich finde, man kann seinen Kopf so gut denken sehen. Es ist so toll und so der Widerspruch in sich und so dieses ist das jetzt interessant oder ist das doof? Und dann, wie er rangeht an sein eigenes Instrument und das langsam erhöht das Tempo und dann schon fast manisch da drin steckt und das immer weiter versucht irgendwie in diese Richtung zu biegen und das kommt ja auch dort an tatsächlich irgendwie, aber eben auch so ein bisschen so eine deutsche Schulzart. Auf jeden Fall dass es dann ja zuerst mal ist, das das Lied, was da ist. Es gibt dieses eine Lied nur, dieses Seydiko from 1988 von Seydiko Force und das spielt er immer. Das ist das einzige Lied, was er damit hat, was er daraus hat, aber es ist für ihn plötzlich alles und es ist das, was er einfach nicht vergessen kann. Er kocht und hört diese Kochstimme, die ihm Anweisungen gibt und im Hintergrund läuft die ganze Zeit die Musik und du realisierst das erst, wenn, also ich hab's erst realisiert, als die Stimme ihn dann anschreckt und sagt, langsam ziehen lassen. Das ist schön. Und er wird es einfach nicht los und es ist toll, dass es so dieses eine Lied ist, das ihm einen Klick macht und dann ist natürlich schön erstmal vom Grundgedanken, dass sie das dann ausbreiten, wenn sie ihn nach Amerika schicken, was quasi die zweite Hälfte des Films ist oder sagen wir mal das letzte Drittel, weil dann wird er mit sehr viel Musik in Amerika konfrontiert. Ich finde es so schön, dass du sagst, dass die Musik dem deutschen Verkloch gar nicht so fern ist, weil der Film macht das auf vielen Ebenen. Dieses Gefühl von irgendwie ist das zwar anders und exotisch aus der Ferne, aber wenn du dort bist, er geht nach Amerika, dann sind das genau die gleichen Fressen. Es ist alles vollgesetzt, auf jeden Fall. Und die Leute sind auch, was ja oft den Südstaatlern nachgesagt wird, gerade so im Louisiana-Bereich, dass sie unglaublich gastfreundlich sind, dass leben wir da durch die Bank, er hat eigentlich nur positive Begegnungen und dann haben wir so diese kleine Tour und ja, er begegnet Leuten, die auch so in ihrer eigenen Tristesse leben, aber gleichzeitig auch so in ihrem eigenen Glück und die sich irgendwie eingerichtet haben und denen es auch irgendwie gut geht darin. Zuhause sitzen sie halt in der Kneipe und kloppen Skat und dort sitzen sie in der Kneipe und machen mit Dominosteinen irgendwas. Und die sehen ganz genau so aus, das ist ganz genau das Gleiche. Und sie haben auch ihre Musikfeste, dann gibt es auch diesen Tanz, wo sie alle tanzen. Und dieses Wurstfest ist natürlich total absurd, so absurd, wie sie über Amerika reden mit dem Motocross, was du drüben fahren kannst und so. Genauso absurd ist ihre Vorstellung von Deutschland, das ist nämlich ein Jodler und ein Akkordeonspiel natürlich, Volksmusik und dann irgendwann die deutsche Nationalhymne. Bei der Schulze stramm stehen bleibt als guter Patriot. Oh Gott, oh Gott. Aber er packt bei dem Festival dann sein Akkordeon weg und haut ab quasi. Das ist zu deutsch. Das ist vor allem nicht zu deutsch, sondern zu... Das ist nicht das, was er wollte. Er will es ja nach Amerika zu sehen und nicht eine Karikatur von dem, was man aus deutschen Bierzelten kennt. Und dann haben wir diese wirklich lange Tour, die auch so krass improvisiert wirkt, mit diversen Begegnungen und immer wieder so Schnitte zu seinen Freunden zu Hause, denen er die Fotos zukommen lässt. Man hat immer wieder das Gefühl, dass es nur wenig Drehbuch gab, aber das stimmt gar nicht. Also es ist wirklich sehr... Also es gab ein sehr durchgeskriptes Drehbuch, wie das normalerweise so ist. Aber der Film schafft das irgendwie, das alles sehr dokumentarisch und sehr improvisiert fühlen zu lassen. Es wird komplett frei. Also ich hab das Gefühl, das ist auch so ein Moment, wo der Film so ein bisschen wegleitet. Dann sind wir dann in dieser Siedlung und dann sehen wir das große Boot und dann sind wir plötzlich auf den Zümpfen. Wir folgen diesem Jägerboot. Es hat so was ein bisschen Willkürliches. Bilder, die reingeworfen werden, Impressionen. Wie das Leben halt so ist. Du spülst von einem zum nächsten, wenn du das gerade machst. Vor allem, wie Reisen auch so sind. Also jeder, der mal so einen Roadtrip gemacht hat, ohne zu wissen, wo es lang geht und einfach so ein bisschen rumgereist ist, kennt das. Du hast Impressionen und die hängen nicht immer zusammen und die geben einfach keine große Narration, sondern das sind einfach Eindrücke, die du hast. Und manche sind groß und wichtig, manche sind total nebensächlich und nur ganz kurz. Aber es ist halt einfach eine Abfolge von diesen Eindrücken und du kannst dir das später als großes Ganzes denken, aber das ist gar nicht so wichtig, weil die Eindrücke für sich einfach echt sind. Das haben wir einfach sehr viele. Also er trinkt dann mit dieser tschechischen Band. Bobby Jones' Tschechband. Und dann fragt er sie auf Russisch, ich weiß nicht, ob du das mitbekommen hast, Gawroj Sparowski. Sprecht ihr Russisch? Könnt ihr Russisch? Weil die Verbindung, seine eigene Verbindung, DDR-Vergangenheit und so weiter, da irgendwie sieht. Und die haben aber kein Russisch drauf. Natürlich nicht. Ich find's so süß. Und ja, er darf da mit denen mitfahren und es ist einfach, ja, es sind einfach so kleine Sachen, auch diese Country, behind der er dann ist, wo er plötzlich dann tanzt mit einer Frau. Oh nein, das ist so traurig. Sie scheinen sich zu versuchen, zu unterhalten. Und dann tanzen die durchs Bild und verlieren sie wieder so ein bisschen und dann sind sie wieder da. Und dann geht sie plötzlich aus dem Bild raus und er steht da und denkt sich, äh, äh, äh, was jetzt? Und dann geht er raus und dann kommt sie später wieder mit zwei Getränken und sucht nach ihm. Und das ist so eine traurige Szene. Das ist total. Es ist vor allem so eine süße Szene. Und dieses dieser Schulze so sehr, dass er diese Entwicklung mitmacht, dass er Neues dann lernen will, weil es ist krass mutig für ihn, dass er plötzlich diese Reise macht. Er behält sich diese, dieses bisschen dieses Tumpe und bisschen Tollpatschige im Sozialen und er kann auch kein Englisch. Was er redet sind wirklich nur so einzelne Wortfetzen und er versucht irgendwie zu kommunizieren. Aber es ist so süß, diese Kommunikationsversuche und er versteht sich dann ja auch oft mit den Leuten und schafft es zumindest seinen Namen zu sagen und den Namen zu erfahren. Aber er lernt nicht viel dazu, was sehr realistisch ist in diesem Zusammenhang. Was ich total gut finde, dass das nicht so magisch plötzlich kann er irgendwie sich da verständigen und wir haben Gespräche ganz große. Ne, er ist auch total lost die ganze Zeit. Er fährt eigentlich so mehr oder weniger orientierungslos darum. Man weiß auch nicht so genau, hat er ein Ziel oder hat er jetzt wirklich einfach nur dieses Boot gemietet, um einfach ein bisschen loszukommen. Er ist einfach nur unterwegs. Und das ist natürlich schön. Weil die ganze Zeit hat er einfach nur still gestanden. Und jetzt ist er einfach nur unterwegs und vollkommen egal wo es hinführt, er wird schon irgendwo ankommen und er kommt ständig irgendwo an. Ja, das ist toll. Dieses Gefühl von, okay, ich wurde jetzt einmal geschubst, jetzt nutze ich aber diese Chance auch und stolpere einfach weiter. Einen Fuß vor den anderen, egal wo es hingeht. Hauptsache es wird schon irgendwo landen. Und wirklich stolpern. Dass sie dann so mit dem Boot hängen bleiben, dann mal abgeschleppt werden vom netten Polizisten und dann natürlich diese großartige Begegnung bei der Köchin in den Sümpfen, wo er nach Wasser fragt, weil er wirklich halt beim Verdursten ist und sie lädt ihn zum Essen ein. So toll, die Frau ist so großartig. Ich finde ganz toll, dass Schulze nicht dort hinkommt und dann irgendwie, weiß ich nicht, was würde ein amerikanischer Film machen, tut mir leid, das ist jetzt ein bisschen Amerikabashing. Vor allem bei dem Film darfst du kein Amerikabashing machen. Das ist wirklich eine Liebeserklärung in Amerika. Aber was würde Hollywood daraus machen? Sagen wir es so, das ist ja nicht Amerika, das ist ja Hollywood, das ist ja eine eigenständige Identität. Es gibt keinen Talent-Scout, der ihn entdeckt und sagt, du bist der Deutsche, dich holen wir jetzt hier groß in einen Talent-Ding. Oder er findet nicht seine große Liebe. Solche Sachen. Das ist nicht irgendwie, dass er dann in sein Leben eine völlig andere Flüge bekommt und dann hat er ein Happy End mit irgendeinem großen Ding, was sich entspinnnt. Nein, es ist ganz ruhig, es bleibt der leise Film, den er vorgibt zu sein. Also Hollywood würde natürlich eine Romanze durchziehen. Es gibt drei mögliche Romanzen in diesem Film. Hollywood würde wenigstens eine durchziehen. Hollywood würde ihn mit Sicherheit viel mehr spielen lassen. Und Hollywood würde ihn viel zielgerichteter irgendwo hinschicken. Also er kommt ja am Ende bei der schnellsten, bei diesem Rock'n'Bowl-Tanz an. Da hat man das Gefühl, da hat er seinen Sound gefunden, seine Musik. Diese Entwicklung in den USA von diesem Wurstfest über die tschechische Band, die eher so eine Louisiana Polka Band ist, über Country und Bluegrass bis hin zu diesem Rock'n'Bowl ist ja auch so eine musikalische Entwicklung und es wird auch mal so ein bisschen wilder und ein bisschen lebendiger. Und das ist der Moment, wo man das Gefühl hat, jetzt ist er angekommen. Bei dieser schnellen, lebendigen Musik, jetzt haben wir diesen absolut vitalistischen Moment da, wo er eigentlich die ganze Zeit hin wollte. Das, was er gesucht hat, was er sehr lange suchen musste. Und das ist einfach schön. Der Film hat nicht umsonst viele Preise gewonnen, muss man mal sagen. Die haben ja auch bester Film, bestes Debüt, bestes Drehbuch, bester Hauptdarsteller beim Stockholm International Film Festival 2003. Bester Film, bester Regie, bestes Szenenbild, Filmfest Guillon in 2003. Was es ist. Die Liste ist auch relativ cool, was so die Festivals betrifft. Special Directors Award bei den Filmfestspielen in Venedig, das ist schon auch geil. Und man muss dazu sagen, es ist ein kleines Fernsehspiel. Weißt du, was das Konzept kleines Fernsehspiel ist? Ist das nicht TV-Filme? Ja, genau. Das Fernsehsender öffentlich-rechtlich, diesen Topf, diesen Fördertopf erstellt haben, um neuen Regisseuren eine Chance zu geben. Mit kleinem Budget. Und das wird dann im Fernsehen verheizt so ein bisschen. Also es gibt die positive und die negative Konnotation davon. Es ist halt Unterstützung, positiv, aber es ist halt echt wenig Geld, muss man sagen. Und es wird so ein kleines bisschen dann im Fernsehen da versendet nachts und dann ist gut. Das ist so traurig. Ich weiß nicht, wie der Stand der Dinge ist, aber das war so zwischendurch der Tenor unter Film. Aber er hat es ins Kino geschafft, und der ist aber im Kino gelandet und hat es bis nach Amerika geschafft und international im europäischen Raum sehr anerkannt worden. Und das finde ich schon toll, dass so ein kleines Fernsehspiel es geschafft hat, wirklich so ein Kino-Release zu kommen und so hoch zu kochen. Das ist wirklich, sie haben nicht viel Geld gehabt. Und dann sind sie nach Louisiana gekommen und haben gedacht, na ja, und das sind dann wieder Leute, die wollen dann irgendwie Geld und wir haben nicht viel Geld und was machen wir denn da? Und dann, genauso wie in Deutschland, wo das Dorf locker hätte sagen können, ihr wollt euch einfach nur über uns lustig machen, wir machen nicht mit, und es trotzdem gemacht haben und gesagt haben, ihr macht das schon, sind die nach Louisiana gekommen und die Leute haben nicht etwa gesagt, ah, die reichen Filmemacher kommen, wir lassen euch bluten, sondern ganz im Gegenteil, die sind dahin gekommen und haben gesagt, na, das ist ein Erstlingsfilm und wir haben nicht viel Geld und dann haben die gesagt, ja, wir haben ja alle wenig Geld, wir kriegen das schon hin. So eine schöne... Es ist schön, dass der Film das auch inhaltlich selbst atmet. Ja, ganz genau. Diese Gastfreundschaft und dieses hilfsbereite und gebende einfach in dem etwas ärmeren Rahmen. Ja. Und dann haben die ein ganz tolles Tonkonzept gehabt, das muss ich auch mal nach vorne stellen, weil ich ja immer die verschiedenen Departments im Kopf habe und dieser Film lebt ja sehr viel von seinen Tönen auch, weil eben so viel, ja, so ohne Dialog läuft. Und dann sind die Töne wahnsinnig wichtig und die haben da irgendwie mit sechs Mikros gearbeitet, die sie im Raum platziert haben, um den ganzen Raum akustisch irgendwie abbilden zu können. Und das so als wesentliches Konzept, um das irgendwie hinzukriegen. Du hörst ja auch nicht viel anderes als Raum. Jaja, genau. Meistens ist also der Film ist sehr geräuchert, aber vielleicht so als Warnung für alle Zuhörer mit Slow Pacing und wenig Dialogen und so und sehr subtiler Inszenierungen nicht gut klarkommen. Der Film ist langsam inszeniert, der Film ist ruhig inszeniert. Er hat viele Totalen, viele die einfach gehalten werden. Sehr wenig Bewegung in der Kamera und sehr viel, was so auch so am Rand passiert und wenig Vorstellungen von Charakteren und von Ereignissen, sondern eben, das ist das, was ich gemeint habe mit Berliner Schule, sehr viel diese Du wirst in die Rahmenhandlung reingeworfen und du musst selbst so ein bisschen gucken, wie ist diese Person drauf, wie sind diese Personen drauf, was wollen diese Personen vom Leben und warum handeln sie so und dann auch damit leben, dass es da öfter mal Widersprüche gibt, dass es eben keine einfachen Charaktere gibt, sondern dass Ambivalenzen gibt und dass es im Verhalten auch so ein bisschen, so ein Funken Unzurechenbarkeit gibt immer. Ja. Und wenn wir dabei sind, dass diese Dörfer im Deutschland und die Dörfer in oder Rurals oder wie man das auch immer nennt in Amerika, dass das dann doch am Ende gar nicht so unterschiedlich ist, dass die Menschen halt Menschen sind und auf eine bestimmte Art und Weise leben und liebevoll miteinander in ihrer Community sind, hab ich doch trotzdem eine Top 3 gesehen, die in die piefigen Dörfer geht und nicht in die liebevollen Dörfer. Ich hab dir ja die passende, die positive Top 3 vorgeschlagen, die du nicht wolltest. Amerika ist toll. Aber du wolltest unbedingt die Jingle. Unsere Top 3 Die piefigen Dörfer. Danke. Tristesse, dörfliche Tristesse wolltest du. Deprimierende Dörfer hast du mir glaube ich sogar geschrieben. Ja, deprimierende Dörfer. Das heißt, ich hab jetzt auch wirklich, also meine Liste ist im Gegensatz zu diesem Film sehr deprimierend. Okay, also ich muss schon sagen, dass ich die Dörfer, die da vorgestellt wurden, schon auch deprimierend fand. Deswegen hab ich die Top 3 gegeben. Ich gebe zu, dass sie mit sehr viel Liebe dargestellt sind, aber ich möchte da nicht leben. Trist, aber nicht deprimierend, aber leben möchte ich da auch nicht, um Gottes Willen. Aber ich möchte auch nicht in München leben und München würde ich jetzt nicht als deprimierend bezeichnen. Doch, München ist deprimierend. Definitiv. Architektonisch toll, aber sobald du da durchgehst und mit mehreren Menschen zu tun haben musst, nachdem wir jetzt uns mit allen Menschen vom Land und allen Menschen aus München verkackt haben. Sorry, Melli. Sorry, Melli, es tut mir sehr leid. Wir verlieren 50% unserer Hörer. Fuck. Mein Platz 3. Dein Platz 3. Mein Platz 3, Michael Hannecke Das Weiße Band aus dem Jahr 2009. Okay. Ein fiktives Dorf im Brandenburger Raum, glaube ich. Nee, Vorpommern. Mecklenburg. In dem, na ja, in dem alles so Anfang des 20. Jahrhunderts so sehr stark vom Protestantismus dominiert wird und Kinder werden verprügelt und Erwachsene kümmern sich wenig umeinander und dann kommt es zu Verbrechen und das Ganze ist eine Allegorie auf den langsam wachsenden Nationalsozialismus. Deswegen heißt der Film auch eine deutsche Kindergeschichte und er zeigt wie die Erziehung im Kaiserreich gerade im ländlichen Raum direkt in die große Katastrophe des Nationalsozialismus geführt hat. Großartiger Film. Unglaublich deprimierend. 2009 vielleicht der beste Film von Michael Hannecke. Okay. Ich hätte einen Augenzwinkern als Platz 3. Die Schöne und das Beast. Sie will da raus. Der must be more to this provincial life. Ich finde es sehr süß. Das Dorf ist natürlich sehr süß Das Dorf ist deprimierend für jeden, der mit Disney nichts anfangen kann. Ja. Aber sie will da raus und ich kann es verstehen. Natürlich. Sie will in die große weite Welt und Dinge erleben. Und deswegen pöpelt sie den Buchhändler an. Der ihr gerade ein Buch geschenkt hat und sie sagt immer was für ein Scheißdorf. Aber sonst ist das Dorf auch echt nervig. Alle sagen Hä? Was ist mit der los? Warum ist denn die so? Ja. Außer Gaston heißt der Gaston. Ich werde sie flachlegen. Ja genau. Und sein Freund, ich werde dich flachlegen. Schöne und das Beast. Toller Film. Sollten wir mal wieder schauen. Ja, ist ein bisschen schwierig mit dem Stockholmen-Syndrom. Und so. Dein Platz 2. Mein Platz 2 aus dem Jahr 1971. Strodogs, Swergewalt Z von Sam Peckinpah. Ein Film über ein amerikanisches Paar, das nach England zieht. Aufs Land. Und er, gespielt von Dustin Hoffmann, ist Intellektueller, Akademiker. Und wie die ländliche Bevölkerung glaubt, offensichtlich so einer von denen, die irgendwie versuchen, den Vietnamkrieg zu entgehen. Und daraufhin werden die beiden von den Dorfbewohnern ziemlich tyrannisiert. Es passieren schreckliche Verbrechen. Es gibt jede erdenkliche Form von Gewalt. Bis dann unser Protagonist sein pazifistisches Ich verliert und knallhart zurückschlägt. Ein wirklich düsterer Film über Gruppendynamiken im ländlichen Raum. Über Mechanismen, die zu Gewalt führen. Über Mechanismen der Ausgrenzung. Über Rassismus, Xenophobie und so weiter. Und toxische Männlichkeit und sehr kondensiert in doch 120 Minuten. Ziemlich harter Film. Unfassbar guter Film. New Hollywood Klassiker. Strodogs. Mein Platz 2 ist ein deutscher Film, weil ich das Gefühl habe, dass die Deutschen das mit den deprimierenden Dörfern irgendwie drauf haben. Auf jeden Fall. So ein bisschen krass. Und zwar ein Film namens Vergiss Amerika. Aus dem Jahr 2000, 2001, irgendwie sowas. Von Vanessa Joop. Und da geht es um drei Typen, drei Freunde. Eine Frau und zwei Typen, die da aufgewachsen sind in so einem kleinen Ort, kleinen Mörtchen und da irgendwie alle raus wollen. Die haben alle auch Ambitionen, wie auch in diesem Film. Und Floor. Floor guckt mich so komisch an. Ich weiß auch genau, warum. Möchtest du? Ja, es ist, also der Film lebt vor allem von einem herausragenden Schauspieler. Nein, du denn nicht. Der unfassbar gut spielt und alles andere in den Schatten stellt, obwohl seine Rolle gar nicht so groß ist. Aber Wahnsinn. Joanne spielt in diesem Film mit. Das ist mein erster Film, den ich mitgespielt habe. Das ist sogar dein Debüt. Ja, genau. Aber nicht meinetwegen guck den Film nicht. Meinetwegen guck den Film, weil wirklich diese drei Hauptfiguren. Spielst du nicht einen kleinen Fascho? Ja. Also, ich habe Katze. Also folgendes. Es gibt eine Frau, die die Schauspielerin werden. Und am Ende gibt es eine Szene, wo sie also nicht ganz am Ende, aber es gibt so zwischendurch eine Szene, wie sie in ein Synchronstudio kommt und dann Pornosynchronisieren soll. Das sind so die Gegenüberstellungen von Wünschen und Träumen in die Zukunft und dem, was am Ende bald daraus wird, weil es irgendwie schwierig ist. Man scheitert an der Realität. Und der eine will Luxusautos verkaufen, Amerikanische, und baut da irgendwie in diesem Ort, wo es einfach niemanden interessiert, so einen Autohof auf, mit ganz vielen amerikanischen Luxusautos. Wer will die dort? Aber es ist sein Traum. Und dann endet er halt darin, dass er irgendwie für Polen die ihren Verschiebebahnhof für geklaute Autos irgendwie dort betreiben, die ihnen Geld geben, dass er das in der Gegend rumfährt, die Autos. Was eine schwierige Sache ist. Und dann gibt es den Fotografen, also den, der gerne Fotograf werden will, der halt bei einem Dorf Fotografen endet, der da so ein, naja, sein Background hat und sein Gesetz ist Licht und da müssen alle Leute durchgeschickt werden, ohne große Emissionen. Und dann muss er am Ende schließen, der Dorf Fotografen, der ist wieder arbeitslos, unsere Hauptfigur da. Und es sind halt alles so Wünsche von jungen Menschen, die alle mal raus wollten, wo die Entwicklung aber irgendwie echt stecken bleibt, weil man an der Realität scheitert. Natürlich eine Liebesgeschichte auch zwischen dem Mädel und den beiden Männern und so, ja. Und dem kleinen Bruder, der Fascho ist. Wenn ihr Johannes mit Klatze sehen wollt, guckt euch, vergesst Amerika an. Aber trotzdem, auf jeden Fall schaut ihn euch an. Es ist ein großartiger Film. Es ist kein Narzissmus, der hier durch das Mikrofon spricht, sondern es ist wirklich ein sehenswerter Film. Kann ich bestätigen. Mein Platz eins ist wirklich deprimierend und lang. Ich glaube, ich habe ihn hier schon ein, zwei Mal erwähnt und ich muss ihn dir irgendwann geben. Ich weiß noch nicht wann. Irgendwann, wenn wir wirklich Zeit haben. Oh Gott, das klingt so, als ob ich Angst davor haben müsste, dass du mir diesen Film gibst. Satan Tango von 1994. Warum? Das 450-Minuten-Werk von Belatar, in dem ein ungarisches Dorf gezeigt wird und die Menschen sind arm, die Menschen haben keine Hoffnung und keine Zukunft und intrigieren gegeneinander und bestehlen sich und lügen. Und ja, 450-Minuten und mit mehreren eingeteilt in zwölf Teile und besteht vor allem aus sehr, sehr langen Einstellungen. Also 450 Minuten und keine Ahnung, ein paar Schnitte. Unglaublich fesselnder Film, unglaublich anstrengender Film. Eine Herausforderung, aber eine Herausforderung, die sich lohnt. Okay, wir machen Folgendes. Das wird ein Special und wir nehmen uns dabei auf. Wie wir ihn gucken? Wie wir ihn gucken. Wir gucken ihn zusammen hier auf Leitwand und dann nehmen wir uns dabei auf, wie ich dich umbringe. Wenn ich dabei rauchen darf, ja. Oh Gott, es wird ganz viele Rauchpausen auf den Balkon geben. Dann müssen wir uns aber im Winter gucken, damit du möglichst in die Kälte musst. Okay. Dein Platz 1. Mein Platz 1, Fargo. Ich fand diesen Film immer schon wahnsinnig beeindruckend. Ich finde auch die Serie, die sie draus gemacht haben, tatsächlich gut. Es ist ein boah, du guckst dir den Film an, es ist so ein bisschen westernartig fast, aber eben Schneewestern. Das ist halt alles unter dieser Decke von Schnee, die auch diese ganzen Aggressionen und die ganzen Probleme und Konflikte dieses kleinen Örtchens irgendwie bedeckt und abdämpft und so, dass nie irgendwas richtig rauskommt und dann rastet halt der Familienvater einmal aus und er bringt seine Frau um. Und es ist wirklich, wirklich krass. Gut erzählt. Sehr, sehr gut erzählt. Auch sehr langsam, streckenweise. Und mit einem trockenen Humor, der manchmal echt gut ist. Cones. Die Cones haben es drauf. Auf jeden Fall. Fantastischer Film. Vielleicht auch besprechenswert. Auf jeden Fall. Hatten wir die Cones schon mal? Ja, wir haben über Arizona Junior gestimmt, von der ja so mein Lieblingscone Film ist. Aber die Cones haben so viele fantastische Filme gemacht, dass wir ihnen bestimmt in diesem Podcast mal wieder begegnen werden. Das war unsere Top 3. Okay, zurück zu Schulze Get the Blues. Willst du noch zwei Worte über Horst Krause verlieren? Unser Hauptdarsteller, der das hier ganz fantastisch spielt und der aber vor allem als Kommissar Horst Krause bekannt ist. Ich wusste nicht, dass das ein Ding ist. Also er spielt sich, also er spielt nicht sich selbst, aber seine Figur hat einfach mal denselben Namen wie er. Ja, das gibt doch diese Tradition von den Amis, dass man so Sitcoms um Schauspieler, Comedians drumrum schreibt, die dann einfach so heißen, wie sie heißen und dann ihre Show haben. Aber die heißen ja nie so, also die Shows heißen so, aber die Bill Cosby Show, die Hauptfigur heißt nicht Bill Cosby, sondern Heathcliff Huxtable. Und in der Dick Van Dyke Show heißt die Hauptfigur nicht Dick Van Dyke, sondern keine Ahnung wie. Ja, aber ich erinnere mich, da gab es doch schon noch ein paar Sachen, egal, egal, dieses Argument verbrennen wir jetzt wieder und Horst Krause, das ist einfach so eine Figur, weißt du, so eine Kultfigur, die einfach so da ist, wo einfach jeder sagt, okay, das ist doch der Horst. Der braucht doch seine eigene Show. Ja, ich kann es total verstehen. Ich kenne den nicht wirklich, weil ich einfach keine deutsche TV-Landschaft gucke und diese, mit diesen 90er Komödien von Detlef Buck auch nichts anfangen kann, deswegen ist Horst Krause, ich kenne das Gesicht, aber mir ist noch nie als Schauspieler so groß aufgefallen, offensichtlich eine riesige Figur, nicht nur, weil er wirklich riesig ist, ein Schwergewicht, bei Polizeiruf 110, in der er seit 1999 spielt und er spielt da halt einfach mal den Horst Krause, was ich so dumm finde. Ja, ach und es gibt noch eine Serie, spielt er den selben Horst Krause? Das weiß ich nicht. Wikipedia, wir sind seit 2007 verkörpert er ebenfalls unter seinem bürgerlichen Namen den Dorfpolizisten Horst Krause. Dafür auch, also Gott sei Dank haben Sie den Schulze jetzt nicht Horst Krause genannt, aber ich glaube, das wäre auch... Ich verstehe es nicht so ganz, aber egal, Horst Krause spielt hervorragend in diesem Film. Ja, ich finde er ist wundervoll. Er macht dieses subtile Spiel, wenig Gesten, wenig Mimik und wenn, es ist einfach überzeugend. Ich glaube, das ist das, was den Film, was die Schauspieler betrifft, also nicht die Leinendarsteller, sondern was die Schauspieler betrifft und die Schauspielführung durch den Regisseur. Kudos, dass der es schafft, diese Natürlichkeit und völlig frei von irgendwelchen prätentiösem Zeug. Er ist einfach nur da. Weißt du, oft steht er auch einfach nur in der Ecke und muss nicht viel tun. Und er ist einfach präsent und da. Und wenn er anfangen würde zu spielen, im Sinne von ich bin ein Schauspieler, ich sage euch jetzt, dass ich traurig bin, das wäre tödlich für den Film. Absolut tödlich. Ja, total. Auf jeden Fall bin ich ganz bei dir. Vielleicht noch einmal kurz die Namen erwähnen, weil Harald Warmbrunn und Karl-Fred Müller als Jägerin und Manfred, als seine besten Freunde. Dieses Trio, die spielen das einfach fantastisch und die rocken jede Szene, ohne groß was zu machen. Sie sitzen ja nur darum, sie machen ja nichts. Genau, genau. Und ich finde, dass sie das so verinnerlicht haben. Ich weiß nicht genau, wie viel vielleicht auch davon in den Schauspielern schon drin ist. Der eine hat ja Warmbrunn, glaube ich, wurde gefragt, ob er es machen will. Und er meinte, oh ja, kann mich auch bei euch mit ins Set setzen, wenn ihr wollt. Wenn das mit meiner Hüft-OP nicht, sich nicht in Konflikt gerät, mache ich das. Das ist kein Ding. Ja, das passt so zu dem. Genau so ist die Figur auch. Das ist unglaublich. Ja. Ich glaube, er war ein kleines bisschen traurig, dass er nicht mit Amerika durfte. Er muss ja in der Heimat bleiben und immer die Briefe bekommen mit den Fotos, was jetzt passiert. Und ich finde es so süß, die Gegenüberstellung von dem, was in Amerika passiert wirklich und wie die sich das vorstellen. Ich bin jetzt ein Star. Der nimmt jetzt sein Album aus. Der nimmt jetzt sein Album aus und dann kennt er uns nicht mehr. Das ist so schön. Und bei all dem Spaß gibt es dann doch ein relativ melancholisches Ende. Ja, aber ich... Brauche ich jetzt vielleicht sogar zu viel gesagt? Also es ist ja ein Happy End eigentlich. Weil er wirklich nochmal das machen durfte, was er entdeckt hat und das nochmal erleben durfte. Und wie schön ist, dass seine amerikanischen Freundinnen bei seiner Beerdigung dabei sind. Ich weiß nicht, wie realistisch das ist. Es ist vollkommen egal. Er stirbt und wir sehen dann die Beerdigung und dann sind aber Leute da, die er in Amerika getroffen hat, mit denen er etwas enger zusammen war. Und es ist einfach voll schön. Also es ist tatsächlich keine große Trauer am Ende des Films. Ich finde es immer so ein bisschen draufgedrückt, wenn der Protagonist am Ende von einem solchen Film stirbt. Ich habe auch so gedacht, muss es sein? Ihr müsst ihn jetzt nicht töten. Das ist so platt, um nochmal Emotionen zu wecken. Aber andererseits war das so lakonig gemacht wie der Rest des Films, weil ihr seht einfach diesen Beerdigungszug mit der Blaskapelle. Genau, es ist einfach die Blaskapelle und wie er stirbt, ist es auch total, naja gut, er hat jetzt so diesen kleinen Herzinfarkt oder was auch immer das ist und dann wird er daraus begleitet und man macht da aber auch nicht ein großes Fass auf. Es wird kein großer Aufruf drum gemacht. Er wird dann halt da hingesetzt, oben schlaf mal, hier Decke und dann gibt es halt den hörbaren letzten Atemzug, den ich auch ganz minimalistisch eingesetzt inszeniert finde. Und dann zieht sich der Mond zu und das war's. Das ist auch irgendwie schön, weil man das Gefühl hat, so orientierungslos seine Suche war, er ist in dem Moment irgendwie angekommen. Ja, genau. Und es ist schön, einen Ausblick auf ein kleines anderes Leben, was er vielleicht hätte haben können, aber was jetzt einfach, vielleicht reicht es auch, ist in Ordnung, er hat das gehabt und es ist schön. Ja. Und vielleicht noch eine filmische Referenz, wenn diese Totenkapelle, die an dem Windrad vorbeizieht, ist glaube ich die letzte Einstellung, da musste ich doch an Ingmar Bergmann denken. Oh, wirklich? Der bei der siebten Siege lässt einen Totenzug. Okay. Auch so in der Ferne, in der totalen Vorbeizie. Ich glaube, da hat unser Herr Schorr sich inspirieren lassen. Ja, vielleicht. Aber es ist ja auch ein Rückgriff auf ein Bild, was vorher ist. Genau dieses gleiche Bild hat er ja schon, wenn er mit seinem Fahrrad da lang fährt. Wir sehen sehr oft Windmühlen und sehr oft Totalen, wo eine Windmühle irgendwo in der Ecke steht und sonst ist nichts zu sehen, außer flaches Land. Flaches Sächsisches Land, nicht Sächsisch, Niedersächsisch. Sachsen-Anhalt, ich, Entschuldigung, ich komme immer durcheinander. Anhalt, ja, Anhalt. Wichtig, wichtig. Unterschied. Frage noch wieder zurück. Welche Leidenschaft könntest du dir vorstellen, im Alter zu entdecken? Filme? Ich weiß es wirklich nicht. Ich finde es schwierig. Ich werfe die Frage mal zurück. Was denkst du denn? Naja, was man alles im Rest des Lebens nicht gemacht hat. Was sind das für Sachen? Das Problem ist bloß, entdecke ich dann Steuern für mich? Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es sowas, Zahlenspiele? Ich habe keine Ahnung, weil ich glaube, ich bin ganz, das ist so blöd, das klingt wie so eingelobt, ich glaube, ich bin ganz gut da drin, neue Leidenschaften zu entwickeln auf monatlicher Basis, um alte Fallen zu lassen. Also, wenn ich drüber nachdenke, was für Leidenschaften habe ich im letzten Jahr entwickelt, dann hätte ich Schach, Miniaturen anmalen. Aber das ist alles dein Kind, ich sag's dir. Solange dein Kind in dem Alter ist, in dem es monatlich neue Leidenschaften entwickelt, tust du das auch. Dann nicht mehr. Glaube ich nicht. Ich glaube, das Schachspielen, das habe ich ja nicht wegen meinem Kind angefangen. Das haut nicht hin. Ich glaube, ich bin ganz gut da drin. Jedes Jahr so ein oder zwei neue Leidenschaften, so haben die dann auch total verloren gehen können. Und ich hoffe, ich bewahr mir das. Keine Ahnung, wie es ist. Ich bin ja noch nicht so alt. Vielleicht sieht es mit 50 anders aus oder mit 60. Deswegen würde ich gerade sagen, danke, ich bin bedürfnisfrei, solange ich weiter Bedürfnisse habe. Ja, okay, verstehe. Das ist ein bisschen das Fazit. Man sollte das vielleicht durchziehen. Man sollte die Sachen am Schopfe packen und einfach wirklich auch wenn man, weiß ich nicht, wie alt ist der? 60? 70? Mitte 60? Anfang 60. Also Vorurstand heißt ja, muss so als 65 sein. Stimmt. Also um die 60. Wenn man da nochmal eine Leidenschaft entwickelt, dann nimm's. Auf jeden Fall. Ist er froh, dass die Leidenschaft um die Ecke kommt. Wenn du eine Leidenschaft entwickelt, nimm's grundsätzlich. Leidenschaften sind toll. Und egal, wie komisch sie auf den ersten Blick wirken mögen, hab Spaß daran. Das Leben ist schön. Das Leben ist schön und kurz. Johannes, was für ein wunderschönes kleines Film, Juwel. Schönes Freude. Vielen Dank. Also ganz, ganz großartiger Film. Das passiert mir auch selten genug, dass ich dir mal einen Film zeige, den du noch nicht kennst und von dessen Existent dir noch nicht so richtig bewusst war. Ja. Also ich mochte alles an diesem Film. Das Lackonische, das ruhig erzählte, das Spitzbübige, das Surreale und diese wunderschöne tragikomische Melancholie, die nie zu dick draufdrückt. Wirklich ein großes Juwel aus dem frühen 2000ern und unbedingt ansehen. Schön. Das freut mich sehr. Vielen Dank, dass du ihn geguckt hast. Danke, dass du ihn mir gegeben hast. Schön. Ja dann, wenn ihr wissen wollt, wie es weitergeht nächste Woche, was für ein Film wir dann besprechen werden. Was Plor mir vorsetzt. Ich sehe schon dieses diabolische Grinsen. Bleibt dran. Dann bleibt dran und hört's euch an. Eure schöne Woche bis dahin und bleibt gesund. Ciao. So, jetzt bin ich mal gespannt. Mach schnell, ich habe einen Daim ausgepackt. Das will ich jetzt essen. Okay, dann erzähl schnell und dann kannst du das Daim essen. Nächste Woche gibt es Fight Club. Und zwar, weil du mich die ganze Zeit damit genervt hast. Du hast gesagt, den musst du jetzt mal machen, den musst du jetzt mal machen. Weil ich habe da, glaube ich, ein, zwei Mal auch im Podcast schon gesagt, dass ich da eine Interpretation drauf setze, drauf stülpe. Ich weiß gar nicht, das ist gar nicht so originell, aber egal. Jedenfalls nicht gängig ist für die männlichen Männer, die das aus männlichen Männern, nicht einfach nur die Männer, sondern die männlichen Männer, die aus männlichen Männergründen diesen Film männlich-männlich fanden. Genau das. Ich freue mich drauf, mit dir nächste Woche über Fight Club zu reden. Okay, ich bin gespannt. Tschüss. Bis dann, ciao. Und dieser Daim. Wie er schmilzt im Mund. Ja. Ich hatte ja noch eine Frage, die mir jetzt so völlig durchgegangen ist. Ich höre, aber ich futtere dabei weiter Dein. Wie ist das? Es gibt ja nun viele Leben, die man von außen betrachtet und sagt naja, so will ich nicht leben und was ist das für ein Typ? Schafft man es, jedes Leben mit so viel Liebe zu erzählen, dass man als Zuschauer diese Liebe entwickelt und sagt, toller Typ ist zwar nicht meins, aber zumindest in dem Genre sollte das das Ziel sein, weil sonst werden Filme herablassend und vielzuwertend und das ist dumm, weil Spießigkeit entsteht ja dadurch, dass man Lebensentwürfe von anderen negativ bewertet, weil sie nicht dem eigenen entsprechen. Ja. Und das sollte man glaube ich vermeiden, wenn man auf andere Leben blickt. Und dann sollte man es lieber ganz lassen, weil wenn man auf ein anderes Leben blickt in künstlerischer Weise, nur um es schlecht zu machen, ohne es verstehen zu wollen, dann ist es billig. Und gerade bei sowas wie, keine Ahnung, das Leben eines Provinzlers ist es halt auch so leicht. Schaffen wir es also aus jedem Leben so in 90 Minuten gepresst, die kleinen Heldentaten des Lebens rauszuholen und uns das schmackhaft zu machen oder wenigstens dem Zuschauer ein Gefühl dafür zu geben, dass das so seine ganz eigenen eigene Heldenhaftigkeit und Liebe mit sich bringt. Wenn du das erzählen willst, solltest du es schaffen. Das ist natürlich, ich meine im Film, in einem Horrorfilm willst du das nicht erzählen, im Kriegsfilm willst du das wahrscheinlich auch nicht erzählen. Aber wenn du einen Film gestaltest, der irgendwie einen Blick auf ein Panorama wirft, irgendwo... Die Frage ist ja nicht, ob ich das als Filmemacher schaffe überhaupt generell, die Frage ist, ob jedes Leben das Potential bietet, ob ich jedes Leben so erzählen kann. Im schlimmsten Falle Hitler, das will ich natürlich nicht, aber könnte ich das? Ich gehe davon aus, dass man jedes Leben so erzählen können sollte. Man muss dann eventuell ein bisschen weglassen, man muss ein bisschen lügen. Aber im Prinzip sollte man jedes Leben so erzählen können, ja. Lass mich mal ein sehr, sehr, sehr krasses Beispiel überlegen. Es gibt zum Beispiel diesen Film, der ist echt hart, der Little Children, der schafft das irgendwie mit dem Leben vom Sexualstraftäter. Oh, okay. Ich weiß nicht, wie lange ich das gesehen habe, aber das hatte das, ja, auf jeden Fall. Dass man zumindest Empathie aufbringt für ihn und auch Mitleid. Aber das ist nicht einfach, sondern das gezeigt wird, dass er versucht irgendwie zu leben. Und dass man das nachvollziehen kann. Aber weißt du, bei dem Sexualstraftäter ist noch das Ding, dass es natürlich ein großes Thema ist. Bei Schulze Get the Blues passiert ja gar nicht so viel. Du hast ja schon Liebe für die Figur, bevor der nach Amerika geht. Und davor ist es ein piefiges Leben, das ich nicht haben will. Und trotzdem liebe ich ihn. Das ist schon eine Erkleidung, auf jeden Fall. Es macht ja den Film so stark auch, dass es eben Schor gelingt, das so zu erzählen, ohne viel erzählen zu müssen. Durch einfache kleine Gesten und Bilder. Ich glaube, dass das Erkenntnis daraus ja im Grunde dann ist, dass ich nur meine Umgebung besser beobachten muss, um die Liebe und die tollen kleinen Momente des Lebens eines jeden, weiß ich nicht, Finanzbeamten oder was auch immer sehen zu können. Ja, ich glaube, ein ganz wichtiges Mittel ist Zeit und Raum geben. Du brauchst Zeit und Raum für die Figur. Und nicht zu schnell wegschneiden. Das ist ja das Tolle am Slow Pacing. Wenn du langsam erzählst und ihn beobachtest, wie er in der Küche steht und einfach nichts anderes macht, als ein Bier zu trinken und sein Abendbrot zu essen, dann gibst du dem Charakter genug Raum. Es gibt ja so dieses Klischee, wenn man lange genug Zeit mit jemanden verprägt, dann findet man ihn sympathisch. Man muss nur jemanden lang genug kennen und genug über ihn wissen, dann könnte man sich sogar in ihn verlieben. Das musst du dich aber trauen, als Filmmacher. Du musst dich dann trauen, zu sagen, der macht jetzt nichts. Das ist total langweilig, was der da gerade macht. Der sitzt da und isst, aber ich lass trotzdem drauf. Man muss mit dem Charakter den Raum sich zu entfalten. Ja. Also, ob ihr Filmmacher seid oder nicht, lasst euch auf eure Leute eine Namorgebung. Auf jeden Fall. Oh mein Gott, jetzt, das war preachy. Amen, amen, amen. Ich lasse jetzt ein Diamond gehen und dann eine rauchen. Okay, cool. Er friert schön auf meinem Balkon. Rauch eine. Bis dann.
