Episode 3: Monsieur Verdoux, Climax

Wir reden über Charles Chaplins Killermärchen Monsieur Verdoux aus dem Jahr 1947 und den Tanz-Horror-Streifen Climax von Gaspar Noé aus dem Jahr 2018. Und damit stehen auch schon zwei sehr unterschiedliche Filme auf dem Programm: Monsieur Verdoux ist der Versuch Chaplins sich von seiner Rolle des Tramps zu lösen. Johannes sieht in ihm ein ebenso charmantes wie ambivalentes Thrillerdrama, das seiner Zeit in vielerlei Dingen weit voraus ist. Florian ist überrascht, wie viele Momente des klassischen Chaplins und auch der Tramp-Figur Einzug in den Film erhalten haben. Climax ist vor allem ein radikaler Film, irgendwo zwischen Tanzfilm, Psychodrama und Horrorthriller. Während Florian geneigt ist, sich für diese Wahl zu entschuldigen, findet Johannes den Film deutlich weniger zermürbend als erwartet. Seiner Meinung nach versagt Climax in seinem Vorhaben mit maximalem Shock Value eine düstere Geschichte zu erzählen. Und auch die Tanzchoreografien können Johannes nicht von den Socken hauen. Es gibt also einiges, über das wir diskutieren müssen…


Climax [Gaspar Noé]

(USA 2018)

Climax aus dem Jahr 2018 stammt von Gaspar Noe, einem der großen Filmemacher der New French Extremity und handelt von der eskalierenden Party einer französischen Tanzgruppe, die sich peu à peu vom hedonistischen Rausch in blanken Horror entwickelt…. Und eigentlich meint er es gut mit dem Publikum. Nach wenigen Minuten gibt dieser ungewöhnliche Tanzfilm bereits die Möglichkeit zur Flucht. Kaum haben wir gesehen, wie eine junge Frau, halb lachend halb weinend halb blutend in den Schnee gefallen ist, rollen auch schon die Endcredits. Wir könnten jetzt aufstehen, den Kinosaal verlassen, beziehungsweise Netflix schließen, und alles wäre gut. Diese Möglichkeit zur Flucht wird es nach ungefähr einer Dreiviertelstunde noch einmal geben. Wieder die Liste der Beteiligten, eine Verbeugung vor dem Soundtrack, Endcredits, Black. Wer danach immer noch sitzen bleibt, hat es wohl nicht anders verdient….


Monsieur Verdoux [Charles Spencer Chaplin]

(USA 1947)

Monsieur Verdoux, 1947 in Amerika erschienen, ist Charles Spencer Chaplins erster eher dramatischer Langfilm, ohne seine ikonografische kommödiantische Figur des Tramp, die ihn so berühmt gemacht hatte. Ich sage auch nicht Charlie Chaplin sondern Charles Spencer Chaplin, weil ich glaube dass es sein bis dato erwachsenstes Werk ist, auch wenn „Der Große Diktator“ vorher schon ein ernstes und konkretes Thema behandelte. In „Monsieur Verdoux“ spielt er einen Heiratsschwindler der nach der Hochzeit seine Opfer beizeiten dem Tode überführt, um seine eigene Familie durchzubringen. In seinem bisherigen Job habe man nach der Wirtschaftskrise keine Verwendung mehr gehabt.

Transkript

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00:00:00:09 – 00:00:04:09
Sprecher 1
Johannes, du glaubst wirklich, die Welt braucht einen weiteren Podcast?
00:00:04:17 – 00:00:05:19
Sprecher 2
Nein, eigentlich nicht.
00:00:05:19 – 00:00:10:16
Sprecher 1
Aber ich will einen Podcast machen. Zusammen. Dann brauchen wir irgendwas Cooles, worüber wir reden kann.
00:00:11:01 – 00:00:14:01
Sprecher 2
Wie wäre es mit Film? Du liebst Filme. Ich liebe Filme. Ist doch eine gute Idee.
00:00:14:08 – 00:00:16:13
Sprecher 1
Ja, aber wir lieben überhaupt nicht die gleichen Filme.
00:00:16:16 – 00:00:22:13
Sprecher 2
Ja, das könnte das Geile sein. Ich zeig dir Filme, die ich geil finde, und sechs Filme, die du findest.
00:00:22:13 – 00:00:26:19
Sprecher 1
Das heißt so Musicals aus den Fünfzigern von mir.
00:00:26:19 – 00:00:30:03
Sprecher 2
Für dich. Genau. Und koreanische Filme.
00:00:30:08 – 00:00:33:11
Sprecher 1
Mit russischen Untertiteln. Von mir für dich.
00:00:34:02 – 00:00:34:14
Sprecher 2
Okay.
00:00:35:01 – 00:00:37:02
Sprecher 1
Aber du weißt, dass das für Menge Streit sorgen kann.
00:00:37:23 – 00:00:39:09
Sprecher 2
Definitiv. Das ist lustig.
00:00:41:12 – 00:00:53:14
Sprecher 1
Uh, uh, ja. Herzlich willkommen zum Muss man sehen.
00:00:53:14 – 00:00:55:06
Sprecher 2
Podcast Hallo.
00:00:55:23 – 00:00:58:17
Sprecher 1
Folge drei, wenn ich mich richtig erinnere.
00:00:58:23 – 00:01:00:08
Sprecher 2
Folge drei Folge.
00:01:00:08 – 00:01:39:16
Sprecher 1
Drei Der Podcast, bei dem Johannes, der mir gegenübersitzt, gerade und ich, Florian über Filme reden. Und zwar nach dem Konzept. Ich gebe Johannes einen Film, den er im besten Fall noch nicht kennt, den ich sehenswert finde oder beachtenswert, aus welchen Gründen auch immer. Und Johannes gibt mir einen Film und da wir teilweise einen sehr unterschiedlichen Film Geschmack haben, entstehen daraus hoffentlich interessante Gespräche und heute sind die beiden Filme zum einen Monsieur du von Charlie Chaplin, den Johannes vorgeschlagen hat, und Climax von Gaspar Nui, der von mir kommt und damit viel Spaß.
00:01:41:04 – 00:01:44:11
Sprecher 2
Okay, dann starten wir gleich mit Monsieur Arthur.
00:01:44:11 – 00:01:45:15
Sprecher 1
Oder Monsieur? Du.
00:01:45:21 – 00:01:46:20
Sprecher 2
Wir haben vorher Schnickschnack.
00:01:47:03 – 00:01:53:23
Sprecher 1
Wie gespielt verzögert sich die Aufnahmen um eine Stunde.
00:01:53:23 – 00:02:23:18
Sprecher 2
So, dann stelle ich den Film mal kurz vor Monsieur Verdun. Und 1947 in Amerika erschienen ist Charles Spencer Chaplins erster, eher dramatischer Langfilm ohne seiner ikonographischen, komödiantischen Figur des Tramp, die ihn so berühmt gemacht hatte. Ich sage auch nicht Charlie Chaplin, sondern Charles Spencer Chaplin, weil ich glaube, dass es sein bis dato erwachsenes Werk ist, auch wenn der große Diktator vorher schon ein sehr ernstes und konkretes Thema behandelte.
00:02:24:14 – 00:02:46:18
Sprecher 2
In Monsieur Verdun spielt er einen Heiratsschwindler, der seine Opfer nach der Hochzeit beizeiten dem Tode überführt und das Geld nutzt, um seine eigene Familie durchzubringen. In seinem vorherigen Job habe man nach seiner eigenen Aussage nach der Wirtschaftskrise keine Verwendung mehr gehabt. Und damit gehe ich durch einen Plot. Na, sie hatte der Film gefallen.
00:02:48:17 – 00:03:13:03
Sprecher 1
Es ist schön, dass ich jetzt gleich mit meinem Einstieg so ein bisschen deiner deinen Einstieg konterkarieren. Weil ich bin an den Film gegangen mit den Erwartungen einen Film zu sehen, in dem sich Charles Spencer Chaplin frei spielt, sich befreit von seinem Erbe. Und ich war doch sehr überrascht, wie viel Charlie Chaplin und wie viel der Tramp in diesem Film steckt.
00:03:13:03 – 00:03:39:15
Sprecher 1
Also zum einen Charlie Chaplin, was was Inszenierung, Muster betrifft, was Humor betrifft und zum Zweiten auch, wie viel von dem Tramp der klassischen Chaplin Rolle in diesem Monsieur steckt. Also gerade dieses Naive, dieses Unbedarfte, auch dieses, dieses Liebenswerte und Sympathische am Ich hatte das Gefühl, ich war. Ich war die ganze Zeit erstaunt, dass doch so viel doch so viel klassischer Chaplin, wie ich ihn kenne und auch sehr schätze, in diesem Film steckt.
00:03:40:00 – 00:04:00:02
Sprecher 1
Der hat mir gut gefallen. Also das war ein sehr, sehr interessanter Film, Ein sehr schöner Film. AM Ich habe was Düsteres, was schwarz humorig Irres, was Böses erwartet. Das hat aber das. Dass diese Erwartung untergraben wurde, hat aber eher dazu geführt, dass ich sogar noch mehr Spaß an dem Film hatte.
00:04:01:02 – 00:04:01:20
Sprecher 2
Ich freue mich sehr.
00:04:02:00 – 00:04:34:01
Sprecher 1
Es gab einige großartige Momente, bei denen ich auch wirklich viel lachen musste und auch, also vor allem in der zweiten Hälfte des Films, wenn er versucht, eigentlich die schwierigsten Opfer umzubringen. Und es ist dann ja eine Slapstick Nummer nach der anderen und ein ein Kalauer nach dem anderen. Wenn er als dieser In der Rolle dieses Kapitäns, den er spielt, versucht diese Frau, die auch wirklich die nervigsten, anstrengendste und auch garstige Frau ist, die er hat, umzubringen.
00:04:34:01 – 00:04:53:10
Sprecher 1
Und das geht halt jedes Mal schief und mehrmals stirbt er dabei fast. Das war unfassbar komisch und das war total lustig. Und der Film hat es geschafft. Und ich glaube, das wollte der Film auch, dass man die ganze Zeit mit seinem Protagonisten mitfiebert und hofft, dass er endlich erfolgreich ist. Eigentlich bis zum bis zum Ende auf seiner Seite steht.
00:04:54:06 – 00:05:04:22
Sprecher 2
Es ist schon bemerkenswert, wie viel Chaplin dafür tut, dass dieser Massenmörder so sympathisch wie nur irgend möglich rüberkommt.
00:05:05:06 – 00:05:05:06
Sprecher 1
Ja.
00:05:05:16 – 00:05:27:13
Sprecher 2
Und ich finde es beeindruckend, dass er das so gut geschafft hat. Und das ist auch das, was in der Rezeption damals ihm das Genick gebrochen hat. Das war nicht alles, war neu. Man hat einen Massenmörder nicht so sympathisch dargestellt. Und auch der Satz am Ende Oh Gott, jetzt bringen wir alles durcheinander. Wir sind vielleicht Dinge von Anfang an.
00:05:27:20 – 00:05:45:06
Sprecher 1
Es ist fangen. Fangen wir doch in der ersten Szene an, in der Monsieur Blut zu sehen ist. Wir sehen keinen Mord von ihm. Wir sehen, dass es das ist, was sich durch den gesamten Film zieht. Wir sehen nicht, wie Monsieur Verdun tatsächlich jemanden umbringt. Das, was dem einem Mord am nächsten kommt, ist, wenn wir sehen, wie er gemeinsam mit dem Polizisten, der gegen ihn ermittelt, Tee trinkt.
00:05:45:12 – 00:06:04:11
Sprecher 1
Und wir wissen, der Polizist trinkt jetzt das Gift. Das ist das, was am ehesten eine Szene ist. Gar die erste Szene, in der wir werden sehen, ist genau das Gegenteil. Wir sehen wir ein armes, hilfloses Lebewesen, nämlich eine Raupe. Verschont und rettet. Also er ist im Garten. Wir sehen im Hintergrund den Ofen. Qualm. Wir wissen, da ist eines seiner Opfer drin.
00:06:05:03 – 00:06:23:00
Sprecher 1
Aber das ist nicht das Entscheidende. Wir sehen, wie dieser nette, elegante Mann durch den Garten schlendert und fast auf eine Raupe trifft und das sagt Hey, oh, sorry, little Fellow, Du musst aber aufpassen, dass es gefährlich ist, uns tritt noch jemand auf dich drauf. Und dann nimmt an diese Raupe ganz zärtlich und setzt sie ins Gras.
00:06:23:16 – 00:06:50:10
Sprecher 2
Toll, oder? Man hat sofort, man weiß sofort, mit wem man es zu tun hat und mit wem man mitfiebern soll. Ja und und und. Das Schöne ist, er hat einem kurz vorher schon erzählt und zwar als erstes sein Grab in Verdun 1880 bis 1936 oder so was. Und es fängt mit seinem Tod an und er erzählt uns quasi aus seinem Grab, dass er Heiratsschwindler war.
00:06:51:02 – 00:07:31:23
Sprecher 2
Ja und und und erzählt einem aber auch gleichzeitig mit, dass das aus Not geschah. Und das ist, dass er es eigentlich bedauert, ausgerechnet dieses Business anfangen zu müssen, angefangen zu haben und dadurch soll man den ganzen Film über gleich Mitleid mit ihm haben, was wirklich ein Novum ist für die Zeit. Vor allem, weil. Weil Es gab damals tatsächlich den Anspruch das habe ich noch mal recherchierten Anstieg an Filmen über Massenmörder, also über über Serienmörder, sagen wir so, aber die waren alle entweder sehr düster und der böse Mann, wie kann er das tun?
00:07:33:03 – 00:07:58:21
Sprecher 2
Oder eben Komödien, die wirklich so drüber waren. So der tollpatschige Mörder, der irgendwie nichts auf die Reihe kriegt, dass es so, so ein bisschen Anklang Anklang von Marx Brothers, die dann später irgendwie so viel Scheiße gebaut haben. Aber, aber so richtig psychologisch ernsthaft und trotzdem mit so komödiantischen Elementen, das gab es einfach nicht.
00:07:58:24 – 00:08:30:05
Sprecher 1
Ja, er nimmt sich tatsächlich viel Zeit. Also er nimmt seinen Protagonisten auch ernst, auch er macht ihn zwischenzeitlich schon zur Witzfigur, aber er nimmt ihn trotzdem ernst. Und er zeigt, er nimmt sich auch viel Zeit, seine Verzweiflung zu zeigen und viel Zeit, auch seine Menschlichkeit zu zeigen. Ich fand, das war eine unglaublich schöne Szene, Nachdem er nach dem ersten Mord und noch nach den ersten beiden Morden sehen wir ihn zum Ersten Mal zu Hause bei seiner Familie.
00:08:30:24 – 00:08:55:11
Sprecher 1
Und es ist vorher schon eine klare Rolle, in der es elegant. Er ist ein Charmeur. Wir sehen wir ja auch noch nebenbei bei einem Hausverkauf eine Witwe umgarnt und klar ist ja, da ist sein nächstes Opfer auserkoren. Er tötet eine andere Frau, ziemlich eiskalt. Man sieht den Mord nicht. Wie gesagt, das ist das Thema des Films, aber man sieht, wie er nachts in das Zimmer geht und auch mit düsterer Musik.
00:08:55:11 – 00:09:17:01
Sprecher 1
Und er kommt morgens raus und er stellt das Frühstück Service hin und räumt dann einen Teller weg. Also das ist schon tatsächlich das, das ist ja so das Maximum an Düsternis, was, was der Film da rausbringt. Aber dann passiert was ganz Außergewöhnliches. Er geht zu seiner Familie und er ist ein komplett anderer Mensch. Ich finde es so schön, wenn er plötzlich mit seiner mit seiner tatsächlichen Frau interagiert und mit seinen Kindern.
00:09:17:09 – 00:09:38:22
Sprecher 1
Und er ist einfach nur der liebenswerte Familienvater. Und ich hatte das Gefühl, das war ein Moment, wo Chaplin versucht hat, diese Rolle komplett nackt zu machen und zu sagen okay, und das ist aber eigentlich der Mensch. Und davor hat er die ganze Zeit gespielt und er ist auch manchmal kalt, und er ist manchmal genervt und oft charmant. Aber in diesem Moment ist er nichts von dem.
00:09:39:02 – 00:09:47:19
Sprecher 1
Er ist auch nicht charmant. Er ist auch, er ist auch gar nicht so melancholisch, sondern er ist irgendwie. Er wirkt echt und glaubhaft. Das, fand ich, war eine großartige Szene, genau im richtigen Moment.
00:09:47:24 – 00:10:09:16
Sprecher 2
Ja, und vor allem finde ich, dass man nicht in die Verlegenheit kommt, was man auch hätte machen können, als Chaplin zu sagen, Wir lassen den Zuschauer im Unklaren, ob das jetzt seine nächste, sein nächstes Opfer ist, die Familie, in der er jetzt reingeht, oder ob es seine eigene ist. Also er hätte das auch unklar lassen können. Ja, aber es war von der ersten Sekunde an klar.
00:10:10:00 – 00:10:18:15
Sprecher 2
Okay, das ist jetzt der ehrliche Familienvater, der sich wirklich einfach Sorgen um seine Frau und sein Kind macht.
00:10:18:15 – 00:10:45:21
Sprecher 1
Mir auch mit dieser Musik und der Kamera. Du kommst da rein, du wirst in ein ganz anderes Szenario geworfen. Es öffnet sich auch das der Die Räume sind größer. Seine Frau sitzt im Garten und wartet auf ihn. Sein Kind kommt, kommt ihm entgegen. Gelaufen und du hast plötzlich so einen großen Raum davor hat, gibt es oft diese Kammerspiel Momente dieser diese herrschaftlichen Häuser, die relativ eng sind, die auch so ein bisschen beklemmend sind, trotz, trotz ihrer Opulenz.
00:10:46:14 – 00:11:04:18
Sprecher 1
Und allein, dass das Setting von von, von seiner tatsächlichen Familie es viel wärmer und viel herzlicher. Und dann kommt er in den Garten, Dann sitzt seine Frau noch im Rollstuhl, seine Frau ist krank. Das wird natürlich ganz stark in die Richtung gedrückt. Er macht das ja auch, um seine Familie zu schützen. Ja, am Ansatz. Das war ein starker Moment.
00:11:04:19 – 00:11:06:15
Sprecher 1
Das war es war vielleicht ein bisschen kitschig.
00:11:06:24 – 00:11:29:13
Sprecher 2
Ja, das habe ich auch gedacht. Ich habe es in dem Film jetzt lange nicht gesehen. Ich muss dazu sagen, es ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme, seit ich Jugendlicher war. Also wirklich, Ich habe ihn mit 151415 das erste Mal gesehen und war seitdem weiß ich, ich habe ihn immer wieder geguckt und fand es großartig. Und jetzt, nachdem ich ihn lange nicht gesehen habe, habe ich gemerkt.
00:11:29:14 – 00:11:32:10
Sprecher 2
Oh, da drückt aber ganz schön die Traum.
00:11:32:10 – 00:11:34:10
Sprecher 1
Hast du ihn damals als Chaplin Fan gesehen?
00:11:35:01 – 00:12:02:16
Sprecher 2
Ich habe ihn damals. Ja, ich habe ihn tatsächlich als Chaplin Film, als Chaplin ferngesehen, weil ich vorhin diese ganzen Shorts gesehen habe, von den ganzen komödiantischen Sachen. Und es kam alles von meinem Vater. Der hat mir das alles gezeigt und hat mich, glaube ich, auch entsprechend vorbereitet auf Das ist jetzt ein Film, der ist ein bisschen ernsteres Thema, aber das ist dann dieses Thema, kommt auch einfach ran als Jugendlicher so, weil insofern war das genau der richtige Zeitpunkt, auch sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
00:12:02:20 – 00:12:11:21
Sprecher 2
Und dass es ausgerechnet der Typ mir rüberbringt, das Thema, mit dem ich vorher so wahnsinnig viel gelacht habe, das war ein besonderer Moment.
00:12:12:00 – 00:12:21:17
Sprecher 1
Ja, und wie war das für dich? Vom Gefühl her Hast du. Hast du Chaplin gesehen in der Rolle? Weil er sieht natürlich, Er sieht ja schon anders aus als die klassische Tramp Rolle, die man von ihm kennt.
00:12:22:09 – 00:12:54:11
Sprecher 2
Also mein Eindruck ist ein bisschen getrübt von dem, was ich darüber weiß. Chaplin hat mit dem Einstieg in den Tonfilm, den er ja mit Der große Diktator, das ist der Film direkt davor gemacht hat und der Film direkt davor. Der große Diktator ist halt so halb, halb. Er hat sich gedacht, der Tramp kann eigentlich nicht reden, aber er hat sich dann doch durchgerungen, eine tramp ähnliche Figur in den großen Diktator einzuführen, der dann auch geredet hat.
00:12:54:11 – 00:13:15:10
Sprecher 2
Aber viele Sequenzen sind so stummfilm artig, einfach Slapstick Sequenzen mit Musik unterlegt und und er hat sich vorgenommen, anscheinend in jedem seiner Filme irgendwie so einen kleinen, so ein kleines Kopfnicken unterzubringen in Richtung Trump.
00:13:16:14 – 00:13:17:10
Sprecher 1
Und das hat ihm gelungen.
00:13:17:13 – 00:13:44:00
Sprecher 2
Ja, und hat dann halt wirklich auch in Monsieur Verdun, glaube ich, sehr, sehr bewusst und sehr klar eingebaut. Okay, das sind so meine eigene selbstreferenzielle Ader, weil der Tramp einfach den größten Teil seines Lebens bis dato irgendwie bestritten hat und bestimmt hat. Den kann man nicht einfach so loswerden und er führt ihn ja am Ende quasi zum Schafott.
00:13:44:00 – 00:14:17:01
Sprecher 2
Man muss das schon auch sagen, dass er mit dem Film seine Figur des Tramp ein bisschen zum Schafott führt. Am Ende, weil kurze Begründung grafisch gesehen passiert genau das, was in jedem, fast jedem Chaplin Film vorher passiert ist Eine statische Kamera sieht, wie der Tramp in den Sonnenuntergang geht. Er und Monsieur Perdu wird am Ende auch in dieses Licht, in dieser hellen, diesen Torbogen geführt, wo wir dann nicht sehen.
00:14:17:01 – 00:14:33:07
Sprecher 2
Wir also im Tod ist er allein, wir sind begleitet bis dahin. Aber dann ist Schluss und wir sehen nur, wie er da hinein läuft. Und das ist ein klassischer Tramp. Klassisches Motiv, und er führt ihn dann quasi zum Schafott. Aber auch in den späteren Filmen hat er immer noch solche Momente.
00:14:33:17 – 00:14:52:04
Sprecher 1
Es ist ganz witzig, weil der große Diktator, wo du sagst, dass es so der versucht, sich vom Tramp zu lösen. Und der Trump ist eigentlich als als stumme Rolle angelegt für mich, weil die Figur im großen Diktator war der Tramp. Ich habe da tatsächlich wenig Unterschied gesehen zu seinen Shorts, wobei ich die Shorts auch jetzt nicht so groß verfolgt habe.
00:14:52:04 – 00:15:08:10
Sprecher 1
Wenn ich drüber nachdenke, was für klassische Chaplin Komödien Stücke ich gesehen habe, könnte ich nicht sagen, was was war. Und von Chaplin kenne ich also im Gedächtnis geblieben sind mir von Chaplin vor allem die Filme.
00:15:09:06 – 00:15:32:04
Sprecher 2
Mehr Na ja, das Problem ist natürlich in der Perspektive von heute Du hast diese Rezeption nicht mehr so, wie du sie früher hattest. Du hast ja, wer guckt heutzutage solche Kurzfilme und wer wäre wer kann noch nachvollziehen, wie der Humor funktioniert hat? Und damals ist es halt sehr in der Zeit verhaftet.
00:15:32:22 – 00:15:44:04
Sprecher 1
Ich finde es übrigens schade, dass es so etwas nicht mehr gibt. Auch wenn ich überlege, was was Disney und die großen Konkurrenten Warner Brothers damals gemacht haben. Diese Mary Melody ist uns Symphony ja.
00:15:44:05 – 00:15:45:06
Sprecher 2
Ganz toll, tolle.
00:15:45:06 – 00:15:50:09
Sprecher 1
Film Stücke und auch so toll. Diese Kombination aus Humor und Musik und fantastisch.
00:15:50:22 – 00:15:52:02
Sprecher 2
Und education muss man.
00:15:52:03 – 00:16:12:21
Sprecher 1
Und und education teilweise. Aber das würde ich tatsächlich erst mal zur Seite kehrt. Aber diese Form von kurzer Unterhaltung im Prinzip, dass das Äquivalent des Songs im Film und das ist schade, dass es das heute nicht mehr gibt. Pixar Das ist ein bisschen geschafft mit ihren Kurzfilm, aber ich würde mir so was viel mehr wünschen. Auch, dass das Konzept des Films, finde ich, ist eigentlich ein ganz tolles Konzept im Kino.
00:16:13:05 – 00:16:31:15
Sprecher 1
Und wenn ich darüber nachdenke, was so schöne Kinobesuche waren, die mich begeistert haben, unabhängig vom Hauptfilm waren das Kinobesuche, wo ganz überraschend dann doch noch mal ein Vorfilm gezeigt wurde. Ich finde das das ist was ganz Tolles und es ist so ein bisschen schade, dass das gestorben ist und dass mittlerweile, dass es einfach diesen Fokus auf den Langfilm gibt.
00:16:31:22 – 00:16:42:06
Sprecher 2
Na ja, ich hoffe, ihr habt wirklich nur noch Pixar gemacht, oder? Ich habe das irgendwann mal vor ein paar Jahren erlebt, bei der Incredible. Wie heißen die dieses Jahr als die in die.
00:16:42:06 – 00:16:42:20
Sprecher 1
Spalten von.
00:16:42:21 – 00:16:46:13
Sprecher 2
Mir? Genau. Ja, ich glaube, da lief ein Kurzfilm vorher Pixar.
00:16:46:13 – 00:17:15:14
Sprecher 1
Das sehr konsequent gemacht. Also bei Pixar gab es, glaube ich so zumindest Sony in ihrer großen Zeit. Sie sind eigentlich immer noch. In Ihrer großen Zeit gab’s vor jedem Hauptfilm gab es einen kleinen Vorfilm. Deswegen gibt es auch so viele Pixar Charts. Ich war tatsächlich. Ich muss sagen, ich habe schon lange keinen Pixar Filme im Kino gesehen, aber ich meine mich zu erinnern, die Filme, die ich im Kino gesehen habe von Pixar, die waren immer mit einem Vorfilm und teilweise waren die Vorfilm besser als der Hauptfilm.
00:17:15:15 – 00:17:16:17
Sprecher 1
Das kommt ja noch dazu.
00:17:17:11 – 00:17:31:21
Sprecher 2
Ja, ja, in der Kürze. Viele Sachen funktionieren tatsächlich im Kurzen und haben so einen, so ein Impact plötzlich, den man im Langfilm irgendwie verwischten Langfilm oftmals so Themen, die vielleicht im Kurzfilm besser aufgehoben.
00:17:32:15 – 00:17:39:18
Sprecher 1
Was ich gesehen habe Netflix fängt an, Kurzfilme zu machen. Auf Netflix ploppen bei den Empfehlungen immer mal wieder Filme auf, wo ich sehe zehn Minuten, okay.
00:17:40:00 – 00:17:41:07
Sprecher 2
Oh mein Gott, wie cool ist das denn?
00:17:41:11 – 00:18:03:12
Sprecher 1
Also das ist so am Ich hatte jetzt und das ist total schrecklich eigentlich. Ich habe zweimal habe ich gedacht, Oh, der klingt aber gut, Dann habe ich zehn Minuten gesagt Nein, ich will jetzt einen Film gucken und dann habe ich die nicht geguckt, was total schade ist. Aber am Ich setzt da so ein bisschen Hoffnung in die Streaming Services, dass ich einfach das Konzept Film auch wieder etwas weiterdenken lässt.
00:18:03:12 – 00:18:13:23
Sprecher 1
Dass es nicht nur um den großen zweistündigen Blockbuster geht, sondern dass auch ein Film von fünf Minuten zehn Minuten auch, vielleicht auch so ein Hybrid, vielleicht so 45 Minuten möglich ist.
00:18:14:13 – 00:18:18:02
Sprecher 2
Dann 45 Minuten sind ja so klassische Dokumentar Kurz Dokumentationen.
00:18:18:08 – 00:18:18:17
Sprecher 1
Ja.
00:18:20:05 – 00:18:24:09
Sprecher 2
Aber dann bräuchte Netflix vielleicht einfach so eine Playlist Funktion für das Verhalten.
00:18:24:15 – 00:18:26:19
Sprecher 1
Genau das wäre super.
00:18:27:18 – 00:18:30:05
Sprecher 2
Also Netflix, wenn er uns zuhört, was ich mir sicher bin Wir sind.
00:18:30:07 – 00:18:30:19
Sprecher 1
Natürlich.
00:18:30:19 – 00:18:37:06
Sprecher 2
Unsere Reichweite. Ja, dann auf eine Playlist zur Entwicklung Netflix.
00:18:38:09 – 00:18:40:01
Sprecher 1
Sagen wir noch mal zum Zurückziehen.
00:18:40:01 – 00:18:41:09
Sprecher 2
Ja, gerne. Sehr, sehr gerne.
00:18:41:15 – 00:19:08:08
Sprecher 1
Es gibt einen zentralen Moment im Film, über den ich unglaublich gerne sprechen würde. Und zwar ist er tatsächlich zentral für mich Zentralen der Geschichte und auch zentral im Film. So nach der Hälfte der Laufzeit. Wenn dieser massiver Du ein neues Gift von einem Freund bekommt und das ausprobieren will und sein potenzielles Opfer ist eine junge Frau, die ja durch Zufall auf der Straße aufgegabelt.
00:19:08:21 – 00:19:31:00
Sprecher 1
Es gibt ein Es gibt keine Verbindung zwischen ihnen. Es geht auch nicht um großen Betrug. Es geht wirklich nur darum, dass er dieses Gift ausprobieren will. Und er entscheidet sich allerdings dagegen, dann dieses Gift auszuprobieren, weil diese Frau ihn bewegt mit ihrer Geschichte und dieser Frau begeht er oft noch, noch zweimal in dem Film. Und das ist jedes Mal so ein bisschen am Scheideweg.
00:19:32:11 – 00:19:50:12
Sprecher 1
Also am Ende ganz konkret wird er verhaftet, nachdem er sie getroffen hat, zum letzten Mal. Und dazwischen begegnet er ihr noch mal, kurz nachdem er den Polizisten umgebracht hat. Und ich fand, das waren sehr starke Szenen. Ich muss jetzt auf Wikipedia gucken, um zu schauen, von wem die gespielt wurde.
00:19:50:16 – 00:19:53:09
Sprecher 2
Aber das weiß ich auch nicht auswendig. Leider.
00:19:53:09 – 00:20:17:04
Sprecher 1
Es war, das war eine sehr starke Rolle. Sie hat das fantastisch gespielt und vor allem ihre Interaktion mit Chaplin war unglaublich bewegend, weil es war zwar auch natürlich auch so ein Moment, der die Menschlichkeit von ihm hervorheben sollte, aber es war auch ein spannender Moment, weil es seine Larmoyanz, die ja den ganzen Film über andauert, etwas relativiert hat, Weil er wurde mit einem Schicksal konfrontiert, das ja deutlich schwerer war als sein Schicksal.
00:20:17:19 – 00:20:43:20
Sprecher 2
Ja, natürlich will Charles Spencer Chaplin an der Stelle was sagen. Also, und zwar relativ plump eigentlich, weil er oft auf das Stichwort, also auf Ihr Stichwort der Liebe reagiert. Ja, und er fragt spöttisch Ach, Liebe. Und sie sagt Ja, ja, so was gibt es. Und dann reden sie darüber. Und das ist der Moment, wo er sich dagegen entscheidet.
00:20:43:20 – 00:21:07:04
Sprecher 2
Noch nicht mal das irgendwie, dass sie aus den aus dem Gefängnis kommt oder dass sie irgendwie noch andere tragische Elemente hinzufügen, sondern wirklich das Moment, diese Frau hat liebt jemanden, der sogar gestorben ist und ist irgendwie was.
00:21:07:16 – 00:21:14:05
Sprecher 1
Er war auf sie angewiesen. Er war, er war saß im Rollstuhl, wie es wie du Frau oder so?
00:21:15:20 – 00:21:17:12
Sprecher 2
Oh Gott, das weiß ich gar nicht.
00:21:17:14 – 00:21:30:06
Sprecher 1
Es geht. Es geht darum, dass das auf jeden Fall, dass es geht. Auf jeden Fall. Also in dem Gespräch geht es auf jeden Fall auch darum, dass sie ihn noch mehr geliebt hat, weil er auch, weil er so schwach war.
00:21:30:15 – 00:21:48:02
Sprecher 2
Das ist natürlich das, was das ja auf jeden Fall steckt in ihr eine Liebe, die er sowieso kann, die ihn einfach rührt und die ihn davon überzeugt, sie gehen zu lassen. Und ihr sogar noch absurd viel Geld.
00:21:48:07 – 00:21:49:14
Sprecher 1
Ja, genau. Genau.
00:21:50:03 – 00:22:09:22
Sprecher 2
Und das ist der Moment, wo ich immer halte. Ich komme nicht drum rum zu weinen. Es ist einfach. Das ist einfach ein Moment der auch wenn man ihn als kitschig begreifen kann, er verfehlt seine Wirkung bei mir nie. Und auch nach dem 100. Mal sehen nicht.
00:22:10:08 – 00:22:32:02
Sprecher 1
Es ist also ich fand es vor allem so bewegend, wie er dann den Wein wegnimmt. Es gibt einfach diese Stelle. Sie hat, das ist eigentlich alles schon schon hingestellt, um sie zu töten. Und sie hat den vergifteten Wein vor sich stehen und dann reden sie und sie reden. Und sie erzählten, sie erzählen. Man sieht, wie Verdun bewegt wird von ihrer Geschichte.
00:22:32:18 – 00:22:52:08
Sprecher 1
Und dann sagt er schließlich, dass Kork im Wein oder so und stellt das Glas weg und so ein sehr schneller Moment, dann so was passiert dann so sehr schnell in ein anderes Glas. Aber es ist so, gerade nach dieser sehr langen emotionalen Szenen, dann diese schneller, diese schnelle Entscheidung. Ich werde diese Frau nicht umbringen. Ich fand es auch großartig.
00:22:52:08 – 00:23:20:12
Sprecher 1
Eine wunderschöne Szene. Sie ist genau nach einer Stunde Laufzeit. Ich habe noch mal geguckt und es ist tatsächlich nicht wirklich direkt im Zentrum des Films. Toll. Und sie ist auch für mich so ein bisschen der Moment von dem Stimmungswechsel danach kommt nämlich eine sehr lange, sehr komische Phase. Also komme ich im Sinne von lustig, wo ich das Gefühl hatte, am Anfang, in der ersten Stunde, geht es darum, diesen Körper kennenzulernen und auch zu sehen, wie er, wie er erfolgreich ist mit mehreren Männern.
00:23:20:12 – 00:23:31:20
Sprecher 1
Ich glaube, drei Frauen sind es letzten Endes, die in der ersten Hälfte des Films umbringen. Und dann kommt nach diesem emotionalen Moment tötet er den Polizisten auf der Spur ist. Und dann versucht er als Kapitän.
00:23:33:00 – 00:23:36:22
Sprecher 2
Seine seine ganz gruselige Annabelle umzubringen.
00:23:36:22 – 00:23:39:01
Sprecher 1
Annabel war auch fantastisch.
00:23:39:09 – 00:23:46:06
Sprecher 2
Fantastisch. Gespielt von Mireille, glaube ich, heißt Sie oder Ray oder wie Hesse im Moment.
00:23:46:20 – 00:23:55:20
Sprecher 1
Meryl Nash heißt Übrigens die Schauspielerin, die das, die das Mädchen spielt, die keinen Namen hat. Einfach nur The girl. Wenn ich das richtig sehe bei Wikipedia.
00:23:56:01 – 00:23:56:11
Sprecher 2
Okay.
00:23:58:00 – 00:23:59:06
Sprecher 1
Genau. Aber Annabel.
00:23:59:15 – 00:24:26:12
Sprecher 2
Annas, Martha Ray spielt sie. Und die war, die ist, glaube ich, einfach auch Komikerin gewesen. In der Zeit natürlich dann perfekt besetzt. Es gibt ein paar ganz tolle Behind the Scenes Fotos und auch 223 abgebrochene Szenen, wo man sie so ein bisschen menschlich sieht und man sich total freut, dass diese Frau einfach das so großartig hinkriegt. Äh, das ist wirklich toll.
00:24:26:12 – 00:24:27:23
Sprecher 2
Ganz, ganz tolle Frau anscheinend.
00:24:28:08 – 00:24:42:22
Sprecher 1
Und dann geht es ja wirklich Schlag auf Schlag. Er versucht, sie umzubringen und er scheitert jedes Mal, versucht sie zu vergiften. Er versucht, sie zu ertränken. Das ist es funktioniert alles nicht. Und er ist mehr und mehr genervt von ihr. Und es ist so ein fantastisches Zusammenspiel, seine Genervtheit, ihre Gastlichkeit und diese misslungenen Morde.
00:24:44:04 – 00:25:13:10
Sprecher 2
Und diese Slapstick Szene, wie sie, wie sie und er zusammen Wein trinken. Er hat sich seinen gesunden Wein, damit er nicht ihren vergifteten trinken muss, hingestellt und es steht auf dem Tablett und sie trinkt und trinkt den Wein und es passiert nichts. Und das liegt daran, dass die Haushälterin vorher das Glas mit dem Gift, was er im Bad hat stehen lassen, was, was halt getarnt war als als Wasserstoffperoxid, womit sie ihre Haare färbt.
00:25:14:22 – 00:25:39:20
Sprecher 2
Das hat sie ausversehen runterfallen lassen. Das Gift war weg und dann hat sie es schnell ersetzt durch dieses Wasserstoffperoxid Zeug und na ja, Wasserstoffperoxid. Das vielleicht jetzt nicht so gut für den Magen, aber hat sie jetzt nicht umgebracht. Und. Und er sitzt da, trinkt seins, sie trinkt ihres und sie stirbt und stirbt nicht und sie guckt. Er guckt sie an, versteinert und sie wundert sich.
00:25:40:00 – 00:26:00:11
Sprecher 2
Was ist los? Was müssen so missmutig drauf? Und dann, als sie sich zu ihm umdreht, dreht sie das Tablett mit um und dann steht ihr Wein bei ihm und er trinkt davon und sagt Das ist doch ganz lecker. Eigentlich. Auch wenn es so Gesundheitszeugnis ist. Und stellt dann fest Aber dass es ihr Wein war und denkt, dass er vergiftet ist.
00:26:00:11 – 00:26:04:13
Sprecher 2
Und das war ein so großartiges. Da kommt der Chaplin durch, total.
00:26:04:17 – 00:26:12:19
Sprecher 1
Und dann auch nachher. Dann gibt es noch diese Szene, wo sie zusammen auf dem Boot sind, wo sie rausfahren, ja, wo sie dann am Ende zerfällt. Sie fallen beide ins Wasser. Er fällt ins Wasser, Was?
00:26:12:19 – 00:26:18:00
Sprecher 2
Er fällt am Ende ins Wasser und er kann nicht wirklich schwimmen. Das als Captain, den er.
00:26:18:00 – 00:26:42:14
Sprecher 1
Spielt, als Kind in dieser Rolle, ist ja sowieso schön. Ich finde auch, er ist da ein bisschen. Er versucht, er versucht, den Captain zu spielen. Es ist strenger. Er ist nicht so charmant wie. Wie in den anderen Rollen. Er spielt es genau strenger. Und er Kommandiert seine Frau auch ein bisschen rum. Und dadurch kommt es auch zu schön zu schönen Kämpfen zwischen den beiden, weil beide irgendwie so ihren Status ausspielen wollen.
00:26:42:14 – 00:26:50:14
Sprecher 1
Und meiner eigentlich so sich ihres Status sehr bewusst sind und miteinander dadurch ständig so ein bisschen im Clinch sind.
00:26:50:24 – 00:27:04:06
Sprecher 2
Das Schöne ist, er erzählt ja seinem anderen Opfer vorher, dass er tatsächlich umbringt, dass die Banken krachen gehen werden und so und dann holen sie ganz hektisch das Geld von der Bank und dann hat er es halt und kann sie umbringen. Das war.
00:27:04:06 – 00:27:04:21
Sprecher 1
Lydia, das.
00:27:04:21 – 00:27:09:21
Sprecher 2
Dass Lydia, genau die so ernst daher kommt.
00:27:09:21 – 00:27:11:18
Sprecher 1
Lydia ist auch die, die ihm nicht so wirklich vertraut.
00:27:12:00 – 00:27:12:14
Sprecher 2
Genau.
00:27:12:16 – 00:27:19:14
Sprecher 1
Das ist auch ganz spannend, diese Szene über Reden. Und sie sagt ihm sogar einmal so ganz offensiv Na ja, ich trau dir nicht so ganz.
00:27:20:21 – 00:27:42:15
Sprecher 2
Und dann hat er auch nie geschrieben. Sie öffnet die Tür mit. Ich dachte, du wärst in Indochina. Und warum hast du keine einzige Zeile? Und er sagt Ich habe ja jeden Tag geschrieben. Sind meine Briefe nicht angekommen? Und dann haben sie das Geld von der Bank und später eben. Annabel sagt ihm dann halt später. Und du wolltest mir erzählen, dass die Banken krachen gehen.
00:27:42:15 – 00:27:49:13
Sprecher 2
Nichts ist passiert und man merkt, dass er das immer wieder versucht, auf diese Art und Weise. Das ist groß, also fantastisch.
00:27:49:17 – 00:28:11:05
Sprecher 1
Und das Ganze mündet. Diese Annabelle Geschichte mündet dann ja in wirklich eine großartige Slapstick Nummer. Als er es endlich geschafft hat, diese Witwe von ganz am Anfang zu überzeugen, ihn zu heiraten. Und dann ist diese Hochzeit und dann taucht da diese Annabel auf und er ist und er muss sich natürlich verstecken, weil es ist jetzt. Und plötzlich ist er in diesem Rollen Konflikt.
00:28:11:05 – 00:28:20:19
Sprecher 1
Er heiratet gerade eine andere Frau und dann und da steht dann diese Annabelle und auch so sehr exponiert und sie redet laut und lacht laut. Genau das Lachen, das.
00:28:20:19 – 00:28:29:10
Sprecher 2
Lachen ist das, was ihn am Ende irgendwie auch aufmerksam macht darauf, dass sie da ist. Und er postet erst mal das, was er gerade trinkt in den Nacken des.
00:28:29:10 – 00:28:45:15
Sprecher 1
Polizisten und das ist wirklich und das, fand ich, war Chaplin in Reinkultur. Und das war, das zieht sich durch die zweite Hälfte des Films wirklich permanent. Der zweite, die zweite Hälfte des Films ist sehr lange reine Comedy Nummer, eine Abfolge von tollen, großartigen Comedy Stücken.
00:28:45:21 – 00:28:49:17
Sprecher 2
Bekommen, die offenbar das nicht umsonst sind. Und der Titel des Films.
00:28:50:01 – 00:29:10:20
Sprecher 1
Herr aber fantastisch. Also ich hatte, ich hatte, ich habe die zweite Hälfte des Films vor allem das war dann auch. Es kam dann auch tatsächlich unerwartet, weil ich dachte, in dieser Zeit, in diesem zentralen Moment, wo er sich dagegen entscheidet, das Mädchen umzubringen. Oh, jetzt ist es aber so sehr schwer, ja, auch sehr melancholisch, sehr sentimental bis zum Kitsch.
00:29:10:20 – 00:29:19:12
Sprecher 1
Und dann kommt einfach nur diese Abfolge von humoristischen Szenen. Und dann gibt es diesen harten Cut.
00:29:19:12 – 00:29:47:07
Sprecher 2
Ich würde gerne noch mal kurz zurückgehen, weil du vorhin sagtest, dass man nicht sieht, wie die Leute umgebracht und die Frauen umgebracht werden und so gerade bei dieser Lydia, finde ich, hat Chaplin es geschafft, fast schon Hitchcock Niveau zu erreichen, weil er hat diese eine Einstellung, wo sie gemeinsam langsam die Treppe hinaufgehen. Er ganz ruhig sagt Wir schaffen das.
00:29:47:07 – 00:30:19:08
Sprecher 2
Kein Problem, geh ins Bett und dann geht sie schon ins Zimmer. Er steht noch an dem Fenster, wo der Mond scheint, und macht einen einen lyrischen Monolog, den er da hält. Und die Musik dräut und und baut sich auf. Und dann geht er halt auch ganz seelenruhig zu ihr rüber. Man weiß, okay, jetzt wird er sie umbringen. Und dann kommt diese Transition, die vielleicht auch nicht, ich weiß nicht, wie oft sie damals schon gemacht wurde, aber eine ganz tolle Transition von Nacht zu Tag.
00:30:19:08 – 00:30:46:05
Sprecher 2
Und er kommt dann raus. Die Musik beschleunigt sich, er ist wieder im Geschäftsmodells, hat diese dieses Geld in der Hand, setzt sich unten hin und zählt das Geld, was er den ganzen Film über immer wieder machen erzählt Geld auf eine absurd schnelle Weise total ernstes Gesicht und so geschäftsmäßig. Das ist eigentlich so ein Kernstück seines Charakters irgendwie, dass er das er dieses Geschäftsmäßige dann durch er ist.
00:30:46:05 – 00:31:01:06
Sprecher 1
Auch so kalt in diesem Moment, das ist auch ich finde, das war auch für mich vor allem eine kalte Szene. Wenn er also, wie gesagt, das ist das, was dem Mord am nächsten kommt und das war auch wirklich grausam und ich finde es gut, dass sich das war. Das war natürlich total Suspense. Wir wissen, sie ist das Opfer.
00:31:01:12 – 00:31:06:24
Sprecher 1
Wir wissen viel mehr, als sie weiß. Wir sehen, es wird jetzt ein Mord geschehen. Wir können nichts dagegen tun.
00:31:07:02 – 00:31:14:08
Sprecher 2
Also wirklich ein sehr dramatisches, sehr gruselige, es vielleicht falsche Wort, aber eine wirklich dramatische Szene.
00:31:14:19 – 00:31:34:21
Sprecher 1
Ich glaube auch dramatisch, wenn man, wenn man am in dem Moment verliert, natürlich der Charakter so seine Unschuld, obwohl er auch vorher schon umgebracht hat. Ist das der Moment, wo der Charakter wirklich seine Unschuld verliert, Weil wir sehen ihn eiskalt. Ja, wir sehen ihn nicht morden, aber wir sehen, wie kalt er und wie präzise er vorgeht. Und es ist klar, was er da macht und warum er es macht.
00:31:34:21 – 00:31:40:08
Sprecher 1
Und es wird einfach innerhalb von fünf Minuten mit einer kalten Strenge erzählt.
00:31:40:11 – 00:31:59:22
Sprecher 2
Ja, und das ist etwas, was man, glaube ich, damals auch Chaplin kaum zugetraut hat. Obwohl der große Diktator ja auch schon viel gebracht hat in der Richtung. Aber ich glaube, das ist etwas, wenn man seine ganzen alten Shorties kennt und denkt was für ein lustiger Typ. Und dann kommt so was um die Ecke. Ist schon beeindruckend.
00:32:00:01 – 00:32:03:21
Sprecher 1
Ja, definitiv ja.
00:32:03:21 – 00:32:05:11
Sprecher 2
Okay, ich habe auch noch Notizen.
00:32:05:21 – 00:32:30:04
Sprecher 1
Ja, ich wollte auch gerade kurz was nachgucken, weil du gesagt hast, er erreicht fast Hitchcock Dimensionen. Das ist ganz witzig, weil. Es ist also Hitchcock war damals schon ein großer Filmemacher. Ja, am. Aber wenn ich mich richtig erinnere. Wenn nicht, müssen wir das unbedingt rausschneiden. Und sonst nämlich falsche Information. Wenn ich mich richtig erinnere, war das in der Zeit, bevor Hitchcock diesen unheimlichen Thriller für sich entdeckt hat.
00:32:30:04 – 00:32:33:18
Sprecher 2
Man hat vorher schon auch dramatische.
00:32:34:00 – 00:32:57:09
Sprecher 1
Dramatische und auch spannende Filme gemacht. Aber am diese diese Art der Suspense, würde ich behaupten, ist eher im Hitchcock Film zehn Jahre später zu finden. Also Psycho ist von 1960.
00:32:57:12 – 00:32:57:20
Sprecher 2
Ja.
00:32:58:11 – 00:33:04:23
Sprecher 1
Jetzt mal ganz kurz. Schauen Sie, 47 ist Monsieur Dune?
00:33:05:03 – 00:33:17:23
Sprecher 2
Ja, aber rausgekommen. Hat zwei Jahre dann gearbeitet, also schon angefangen zu drehen. 45, nehme ich an?
00:33:17:23 – 00:33:20:00
Sprecher 1
Cocktail für eine Leiche war 1940.
00:33:20:09 – 00:33:20:23
Sprecher 2
Oh.
00:33:21:12 – 00:33:42:14
Sprecher 1
Also, ich vergleiche es Hitchcocks Entwurf einer einer Mörder. Der Fremde im Zug von 1951. Das sind für mich die Filme, die die Suspense Motiv haben bei Anruf, Mord von 1954 das Fenster zum Hof 1950. Also war das durchaus Predators Schreckliches Wort.
00:33:44:10 – 00:33:52:05
Sprecher 2
Schön. Ja, es ist großartig. Also ich das wirklich. Einer der Szenen, die mich nachhaltig beeindruckt haben, was seine Inszenierung Fähigkeiten betrifft.
00:33:52:05 – 00:33:53:23
Sprecher 1
Definitiv. Da bin ich ganz bei dir.
00:33:54:07 – 00:33:56:06
Sprecher 2
Okay, wir müssen über das Ende reden.
00:33:56:12 – 00:34:16:20
Sprecher 1
Wir müssen sie über das Ende reden. Ich hatte Nacht nach dem nach der Freude über den Slapstick gesagt. Dann kommt ein sehr harter Cut. Ja, und dann? Dann kommen wir ja auch ganz schnell zum Ende. Und zwar tatsächlich, wo ich fand, wo die Stimmung wieder komplett aufgebrochen wurde, was dann im Zeitraffer einmal gezeigt wird. Jetzt kommt der Faschismus, jetzt kommen die Krisen und jetzt geht es bergab.
00:34:18:02 – 00:34:22:02
Sprecher 1
Und dann gibt es dieses Wiedersehen mit der jungen Frau.
00:34:22:12 – 00:34:25:11
Sprecher 2
Die inzwischen einen Munitions Fabrikanten geheiratet hat.
00:34:25:11 – 00:34:25:20
Sprecher 1
Genau.
00:34:27:03 – 00:34:58:14
Sprecher 2
Ja, wo dann die große Kriegs kritik und das ganze drumherum kommt, was auch einer der großen Pluspunkte bei Chaplin ist, finde ich, der hat eine Haltung. Ja, und er hat die Haltung ja auch schon als Tramp, aber da hat er die Haltung sehr naiv. Da geht es natürlich jetzt immer bei Chaplin darum, den kleinen Mann nach vorne zu stellen und zu sagen Hier, so geht es der Unterschicht und die über die Oberschicht machen wir uns tendenziell eher lustig.
00:35:00:01 – 00:35:20:09
Sprecher 2
Und daher kommt auch so ein bisschen die Tendenz, warum der Edgar Hoover damals dann, als das FBI gegründet wurde, den Kommunismus Vorwurf gegeben hat und Chaplin so stark in Bedrängnis gekommen ist und dann ja auch ausgewiesen wurde aus Amerika übrigens auch zu der Zeit, als Monsieur erschien.
00:35:20:10 – 00:35:40:16
Sprecher 1
Das war für mich eine ganz interessante Frage, die ich dir stellen wollte. Ja, der Ärger, den Chaplin hatte mit den USA, mit der US Regierung, mit Hoover, mit dem FBI. War der Film die Ursache dafür, die Hauptursache dafür einfach ein Mitgrund oder eine Reaktion darauf, weil er erschießt dann ja auch ganz doll gegen die USA in seinem Monolog vor Gericht.
00:35:40:22 – 00:36:16:09
Sprecher 2
Das tut er und das. Ich glaube, das ist ein bisschen ein Parallel Ding. Das hat früher angefangen. Das Problem, das hat damit angefangen, als Chaplin Chaplin wurde irgendwann gebeten einzuspringen für jemanden anders, für einen Politiker, der eine Rede halten sollte in New York pro Kriegseintritt von Amerika. Amerika sollte in den Krieg eintreten, um ihn schneller zu beenden, damit das mit Hitler endlich ein Ende hat.
00:36:16:09 – 00:37:09:24
Sprecher 2
Und Chaplin hat sich dann dafür eingesetzt, und zwar aber, dass er sich der Sowjetunion anschließen und dass sie eine neue Front aufmachen. Mit zusammen der Sowjetunion, um dort dann den Krieg zu beenden. Endlich doch mal! Und seitdem hat Chaplin das immer wieder gemacht auch und sich dafür und dafür Spenden gesammelt und so, dass das gemacht wird und dass es die die Truppen unterstützt werden können und so, und alles mit der Maßgabe das, dass wir endlich den Krieg beenden und eben aber auch eben zum Sympathie zur Sowjetunion und dann hieß die damals überhaupt Sowjetunion schon, ja, okay, das ist ja scheiße, und das war der Anfang dafür, dass der Edgar Hoover das genommen hat, um sich
00:37:09:24 – 00:37:29:10
Sprecher 2
profilieren zu Also ich unterstelle ihm das mal ein kleines bisschen, aber es ist auch einigermaßen Konsens unter den Massen, soweit ich das sehen kann, dass der Edgar Hoover für sich einen Erfolgsweg ein Erfolg brauchte, um zu rechtfertigen, was er überhaupt tut mit dem FBI und so, und da hatte er eine Blacklist.
00:37:29:23 – 00:37:30:03
Sprecher 1
Ja.
00:37:30:12 – 00:37:57:12
Sprecher 2
Und Chaplin war da ganz oben drauf. Und dann hat er sich halt Chaplin genommen, um ein Exempel zu statuieren, zu sagen Das ist ein Kommunist, den müssen wir loswerden. Hat sehr viel mit der Presse, so krumme oder nicht krumme Dinge gemacht. Die Presse hatte irgendwie auch da gab es ist auch Geld geflossen. Und dann gab es so ein paar Filmfirmen, die ihre eigenen Schauspieler von der Liste nehmen lassen konnten.
00:37:57:12 – 00:38:20:22
Sprecher 2
Quasi mehr oder weniger. Und na ja, Chaplin hat halt immer integer geantwortet. Er hat sich nicht hingestellt und hat gesagt Nö, ich, ich bin überhaupt nicht, sympathisiere überhaupt nicht mit irgendwie kommunistischen Idealen, war aber tatsächlich anscheinend nie Mitglied in einer Partei oder so Ja.
00:38:21:12 – 00:38:44:04
Sprecher 1
Das haben die, das hat ja damals viele erwischt, also viele, viele Leute aus der kulturellen Hollywood Elite. Ja, also wenn mir jemals als größtes Beispiel einfällt, dass Dalton Trumbo der Film, auch böse mitgespielt wurde von Hoover und vom FBI, es ist ganz spannend, dass es ja das ist, dass es ausgerechnet Chaplin erwischt hat.
00:38:44:17 – 00:39:10:17
Sprecher 2
Ja, na ja. Chaplin Ich glaube, bei Chaplin ist das Problem. Der war ein gutes Opfer, weil er war nicht Amerikaner war, sondern Brite und b, weil er sich halt nie hat aufweichen lassen in seinen Aussagen, weil er immer, immer für das eingestanden hat, was er gesagt hat. Und er hat auch oft muss man sagen, schnippisch reagiert. Also er hat schon auch immer dann so leicht überhöhte ironische Antworten gegeben.
00:39:11:09 – 00:39:28:17
Sprecher 1
Dass der, der der große Diktator das war ja auch nicht, das war ja auch nicht frei von Kontroversen. Das war ja noch in der Zeit, als er den Film veröffentlicht hat, als die USA wirklich kein großes Interesse hatten, in den Krieg zu ziehen und vor allem in den ein Zeitalter, in dem die USA die Sowjetunion als die größere Bedrohung angesehen hat als Hitler.
00:39:29:04 – 00:39:46:20
Sprecher 1
Ja, und in der Mall, in dem man in der sogar teilweise drüber geredet wurde, dass Hitler ein potenzieller Verbündeter sein könnte gegen gegen den Kommunismus Und der große Diktator wurde ja in vielen Kinos nicht gezeigt. Einfach auch, weil die Kinos gesagt haben Hey, bei uns leben zu viele Deutsche und da wollen wir nicht machen.
00:39:47:04 – 00:40:17:23
Sprecher 2
Na ja, Chaplin hatte damals, der hat angefangen auf einer Party. Ich habe seine Autobiographie gelesen, und das beschreibt er sehr eindrücklich, dass er auf einer Party plötzlich so ein paar Nazis hat rumlaufen sehen, was vorher nicht denkbar gewesen wäre, was dann plötzlich salonfähig wurde und dann Parolen auch in Amerika irgendwie auf Partys so ganz salonfähig geschwungen wurden und sich Chaplin einfach gedacht, das geht so nicht das wir, wir können das auch nicht.
00:40:19:09 – 00:40:30:17
Sprecher 2
Also es ist schon schlimm genug, dass es dort drüben so massiv ist und was dort an Idealen rumgereicht wird. Und wenn wir hier anfangen nicht irgendwie was dagegen zu tun, dann haben wir auch bald ein Problem. Ja.
00:40:32:04 – 00:40:46:20
Sprecher 1
Da wär du, der Schluss Monolog auch ein bisschen ein Vehikel, um das, was er im großen Diktator sehr spezifisch auf Deutschland und den europäischen Faschismus bezogen hat, zu universalisierung. Das Gefühl hatte ich nämlich, dass es das also die.
00:40:46:20 – 00:40:49:18
Sprecher 2
Gleiche Botschaft, bloß noch mal in einen größeren zu sagen.
00:40:50:00 – 00:40:52:17
Sprecher 1
Ihr Westmächte, ihr seid auch verantwortlich, ihr seid auch nicht unschuldig.
00:40:53:12 – 00:41:20:17
Sprecher 2
Definitiv. Aber ich glaube, das ist eine grundsätzliche Sache, die der auf die eine oder andere Art und Weise ja immer versucht unterzubringen. Einfach dieses Bitte lasst uns alle friedlich zusammenleben und nicht irgendwelchen. Und er sagt ja nur ganz konkret ein Mord macht macht dich zum zum was sagt er zum Ich sag das mal gerade raus und schneidet diese unsägliche Pause raus.
00:41:21:22 – 00:41:25:12
Sprecher 1
Stück um Stück. Du Dödel.
00:41:25:12 – 00:41:31:14
Sprecher 2
Du, du, du, du Dödel One Mörder, Maxe Villon Millions Hero.
00:41:32:01 – 00:41:32:09
Sprecher 1
Ja.
00:41:33:03 – 00:41:34:14
Sprecher 2
Das ist ein Zitat.
00:41:34:14 – 00:41:35:20
Sprecher 1
Ja, er hat ja auch.
00:41:36:08 – 00:41:44:04
Sprecher 2
Ja, das, also das ist auch das fasst so unsagbar gut seine Haltung dazu einfach zusammen.
00:41:44:18 – 00:42:13:00
Sprecher 1
Er ist sehr angriffslustig in dieser Schlussszene. Vielleicht noch mal kurz für die für die Zuhörerinnen und Zuhörer AM Er ist dann vor Gericht wegen, sondern wegen seiner Morde. Und er hält ein Schlussplädoyer. Und in diesem Schlussplädoyer sagt er noch mal Hey, guckt mal, was ich gemacht habe und guckt mal was. Der industrielle Komplex, würde man heute wahrscheinlich sagen, der industrielle Komplex alles getan hat.
00:42:13:09 – 00:42:34:11
Sprecher 1
Und ich fand’s krass, was zum einen natürlich fast wie eine Wiederholung des Monologs aus Der große Diktator um die Ecke kommt. Du hast das Gefühl Wow, machst du das gerade wirklich noch mal? Nach einer nach einer Mörder Geschichte? Machst du noch mal so einen Monolog zum pazifistischen? Also ich war auch irritiert.
00:42:34:11 – 00:42:37:20
Sprecher 2
Zuerst okay, aber er ist nicht so ausgeufert wie beim großen Diktator.
00:42:37:20 – 00:43:05:07
Sprecher 1
Er ist nicht so ausgeufert, aber er hat denselben Pathos, dieselbe Dringlichkeit, Ja. Und dann fand ich es wirklich krass, dass er tatsächlich. Dass es eben. Dass sein Ziel ganz eindeutig Amerika ist. Es ist, es geht. Es geht einfach um die, um die Rüstung, um die Kriegspolitik Amerikas. Und ja, das war schon so wow, okay, das ist mutig. Ganz brauchst du dafür, um das so zu machen.
00:43:06:11 – 00:43:29:22
Sprecher 2
Also zum einen ist der Zeit und und es geht ja noch weiter. Er ist ja dann später in seinem seiner Zelle und ein Priester ja, kommt. Und allein, dass ein Priester mit einem Serienkiller Killer in einem Raum dort ist, dass der Priester da rein geschickt wird, das ist gar nicht. Das war ein Affront.
00:43:29:22 – 00:43:31:22
Sprecher 1
Damals war das.
00:43:32:01 – 00:43:53:08
Sprecher 2
Das ging eigentlich nicht. Und die unterhalten sich ja, und Chaplin gewinnt den Dialog quasi. Ja, wir reden ja darüber hier Gott. Und willst du nicht Frieden mit Gott machen? Und er sagt Nein, mein Konflikt ist nicht mit Gott. Mein Konflikt ist mit den Menschen hier. Ja und ja.
00:43:53:08 – 00:44:17:04
Sprecher 1
Bevor er sagt Ohne Mörder. Max Willen, Münster Hero sagt Der war’s Konflikt That’s all business. Also, es ist schon. Also ist schon krass. Er hat sich eine krasse politische Aussage. Es ist am Prinzip den Pazifismus der Nachkriegszeit eigentlich antizipiert, dass was, was später in den 50er, in den späten 50er Jahren, den frühen 60er Jahren, sich langsam entwickelt hat als Hippiebewegung.
00:44:17:04 – 00:44:24:16
Sprecher 1
Das antizipiert er damit ja schon fast. Also auch diese ganz klare Stoßrichtung gegen die industrielle und wirtschaftliche Seite des Krieges.
00:44:24:24 – 00:44:30:22
Sprecher 2
Also ich würde sagen, dass der Spruch Er ist seiner Zeit voraus mit diesem Film erfunden wurde.
00:44:31:17 – 00:44:35:01
Sprecher 1
Das ist vielleicht ein bisschen viel sagt, aber ja, das ist, das ist jeden Fall.
00:44:35:24 – 00:44:56:10
Sprecher 2
Aber es stimmt, dieser Film ist wirklich seiner Zeit voraus in ganz vielen Dingen finden. Und das ist halt schön, weil Chaplin es geschafft hat, sich noch mal neu aufzustellen und nachdem er eine riesen Karriere gemacht hat. Und eigentlich hätte er nicht noch mal irgendwas machen müssen, aber er musste einfach das innere Bedürfnis wie auf einem großen Diktator. Es hätte auch schon nicht mehr machen müssen.
00:44:56:24 – 00:45:01:23
Sprecher 2
Er hatte das tiefe Bedürfnis, sich mitzuteilen. Das ist toll.
00:45:02:10 – 00:45:22:08
Sprecher 1
Ich glaube, ich muss noch mal was Kontroverses sagen. Ich weiß nicht, ob ich für mich der Schluss Monolog funktioniert. Ich glaube, dieses Plädoyer sei fehl am Platze, zumindest aus dem Mund des Protagonisten. Ich find’s echt ein bisschen forciert. Also grundsätzlich diese politische Botschaft am Schluss noch da mit reinzupacken, weil die wirklich so für mich auf den letzten Drücker gekommen ist.
00:45:22:12 – 00:45:51:00
Sprecher 1
So in letzter Minute noch mal so sagt Jetzt komm noch mal meine politische Botschaft vergleicht meine Mordserie mit der Mordserie des Militärs und ich hätte es spannender gefunden, wenn sie den Charakter am Ende geschlagen hätten lassen. Wenn man Chaplin gesagt hätte okay, der wär du. Charakter hat jetzt alles verloren. Er ist jetzt irgendwie am Ende, ist jetzt irgendwie geschlagen und es ist jetzt.
00:45:51:00 – 00:46:11:24
Sprecher 1
Er geht ohne große. Ohne große Rede. Geht jetzt in den Tod. Ich fand es auch. Es gibt dann auch diese, diese Szene, die für mich ähnlich ähnlich problematisch ist. Dass er dann sagt, dass noch einmal seine Unschuld betont werden muss, wenn man ihm eine Zigarette und ein Rum angeboten werden. Und dann sagte ich Ich trinke nicht und ich rauche nicht.
00:46:11:24 – 00:46:26:05
Sprecher 1
Ne, lass das mal alles weg. Und dann sagt er im Moment Wisst ihr was? Ich habe noch nie mein Leben rum getrunken, Ich trinke noch ein Glas Rum und dann ist da wird noch einmal so voll draufgehauen. Hey, guck mal, wie naiv, wie unschuldig und wie liebenswert dieser Typ ist.
00:46:28:23 – 00:46:43:13
Sprecher 1
Ich hätte es spannender gefunden, wenn dieses Ende getragener, tragischer geblieben wäre. Nicht noch mal so, nicht noch mal durch den durch die politische Botschaft aufgebrochen und nicht noch mal durch diese letzte Betonung der Naivität des Protagonisten aufgebrochen.
00:46:44:06 – 00:47:06:09
Sprecher 2
Ich glaube, dass das auch seiner Zeit zu schulden ist. Ich glaube, das war die große Zeit der großen Reden und der ersten Plädoyers. Und wenn man ich glaube fast, dass das Publikum das vermisst hätte, wenn er es nicht getan hätte, vielleicht aber eher auch als ich meine. Er ist auch einfach ein Typ für große, ideale, große Reden.
00:47:06:13 – 00:47:16:23
Sprecher 1
Nein, das ist dann einfach Chaplin. Das war, glaube ich, nicht fürs Publikum, das war für Chaplin, das hatte Chaplin für sich und für seinen Seelenfrieden gemacht. Und er hat damit auch ein bisschen die den Schluss vom großen Diktator wiederholt.
00:47:17:22 – 00:47:20:21
Sprecher 2
Na gut.
00:47:23:10 – 00:47:46:15
Sprecher 2
Ja, das Spannende ist, dass die amerikanische Zensur schon beim Drehbuch man musste ja damals die Drehbücher schon einschicken, bevor man überhaupt anfängt zu produzieren. Die haben damals schon ganz viele Sachen, die eigentlich hätten anders sein sollen, im Drehbuch moniert und und ich habe dann musste umschreiben viele Sachen, es wäre noch noch kontroverser geworden.
00:47:46:15 – 00:48:18:24
Sprecher 1
Eigentlich können wir einmal ganz kurz noch mal auf das Drehbuch zurück zu sprechen kommen. Vielleicht hast du da noch mehr Hintergrundinformationen, weil ich habe dann plötzlich den Namen Orson Welles gelesen. Genau und dachte so sieht so ein bisschen aus, als hätte Orson Welles nun wirklich makabere, schöne, düstere Welles klassische Thriller Geschichte im Kopf gehabt. Und dann hat Chaplin das Boot geändert, hat Welles von Bord gestoßen und hat daraus eine merkwürdige Mixtur aus schwarzer Komödie, Tramp, Tragikomödie und charmantem Serienkiller gemacht.
00:48:18:24 – 00:48:20:04
Sprecher 1
Aber vielleicht irre ich mich auch.
00:48:21:04 – 00:48:52:19
Sprecher 2
Na ja, ich weiß nicht, ob ich den vielleicht lieber totgeschwiegen hätte, dieses Problem. Aber es existiert ja. Also es ist so bevor der Film überhaupt rausgekommen ist bzw überhaupt in Chaplins Kopf war, war er im Kopf von Orson Welles. Weil es gab einen Typen La La Land Landru, den es tatsächlich gab in Frankreich, der dieses Konzept seines Lebens vor hat, der machte das so und der Orson Welles dachte sich Das ist doch großartig.
00:48:52:19 – 00:49:34:07
Sprecher 2
Lass uns eine Reihe von Dokumentarfilmen machen, unter anderem über diesen Typen, und wollte Chaplin als Hauptfigur besetzen, aber eben unter seiner Regie. Und Chaplin wollte nicht. Also nach einigem Hin und Her wollte Chaplin dann nicht unter anderer Regie als seiner eigenen arbeiten. Und hat Orson Welles dann diese Idee und das Drehbuch, wie es bis dahin stand, abgekauft? Und dann hat er aber im Drehbuch sehr viel geändert, sodass es am Ende nur noch heißt nach einer Idee von Orson Welles und nicht mehr Drehbuch Orson Welles So.
00:49:34:21 – 00:49:58:01
Sprecher 2
Und Chaplin sagte sogar später, wenn er gewusst hätte, wie sehr sich Orson Welles dann darüber aufregt, hätte ihm gar keinen Kredit gegeben, weil das die waren. Die sind wirklich aneinandergeraten. Und Orson Welles hat Chaplin dann als dummen Dieb bezeichnet. Und das war kein schönes Verhältnis dann.
00:49:58:11 – 00:50:15:03
Sprecher 1
Das kann ich mir vorstellen. Ja, ich bin nicht der größte Orson Welles kenne, aber ich habe das, was ich von außen gesehen habe. Also ich habe nicht. Nein, in diesem Film ist nicht mehr viel von außen übrig. Nein, es hat mich nichts in diesem Film an Außenwelt erinnert. Es gab keine Szene, wo ich dachte Aha, das ist doch die Handschrift von Wells.
00:50:15:03 – 00:50:16:00
Sprecher 1
Zumindest narrativ.
00:50:16:16 – 00:50:51:14
Sprecher 2
Der Anfang ist ja ähnlich dem, was Orson Welles geschrieben hat. Der Anfang. Danach wird es sehr Chaplin. Ja, ja, nun gut, der Film wurde damals eher schwierig aufgenommen. Seine Hardcore Fans sind natürlich ins Kino gerannt, das heißt die ersten zwei drei Wochen liefen gut für Chaplin. Danach wurde es mau und war nur eigentlich in Europa richtig erfolgreich. Und zwar in Frankreich, in Deutschland, glaube ich, gab es wie auch beim großen Diktator und auch bei ihm später große Verzögerungen mit der Veröffentlichung.
00:50:53:02 – 00:51:01:09
Sprecher 2
Ich möchte gerne die Synchronisation einmal vornehmen, die ich wirklich sehr gelungen finde von diesem Film. Im Deutschen funktioniert dieser Film sehr gut.
00:51:01:09 – 00:51:05:00
Sprecher 1
Die deutsche Synchronisation ja, wer wird inhaltlich was geändert?
00:51:05:07 – 00:51:34:15
Sprecher 2
Inhaltlich habe ich das Gefühl, dass Sie ein, zwei Sätze so schreiben, dass Sie dem Deutschen besser verständlich machen, was Chaplin meint und auch emotionaler werden. Der Schluss Monolog ist ein kleines bisschen anders und ich habe das Gefühl, fast ein bisschen Nerven. Punkt. Das ist jetzt meine Erinnerung an das, was vor ein paar Jahren war. Ich weiß es nicht mehr, weil ich jetzt gerade erst den Film auf Englisch gesehen habe und nicht mehr auf Deutsch.
00:51:34:15 – 00:51:36:16
Sprecher 2
Aber als Kind habe ich natürlich auf Deutsch.
00:51:36:16 – 00:51:36:23
Sprecher 1
Gesungen.
00:51:37:08 – 00:51:44:10
Sprecher 2
Und habe Erinnerungen daran, dass manche Fetzen tatsächlich anders waren und irgendwie auch ganz gut auf den Punkt.
00:51:44:15 – 00:51:46:03
Sprecher 1
Interessant ist.
00:51:48:05 – 00:52:09:20
Sprecher 1
Es gibt viele Wortspiele in diesem Film. Ich kann mir vorstellen, dass es einige Stellen gibt, die schwierig sind zu übersetzen. Zum Beispiel, wenn das Ich als der Kapitän lernt, als in seiner Rolle als Kapitän lernt. Er trifft eine Frau, die ja, ich glaube, die Witwe sogar die hat er ja vorher, als jemand anderes das Haus verkauft hat, sitzt dann vor als bonheur, und dann sagt sie also.
00:52:10:05 – 00:52:10:08
Sprecher 2
Ja.
00:52:10:08 – 00:52:33:12
Sprecher 1
Genau, und dann Und dann sagt er irgendwie korrigiert er sich, um ihr zu sagen, dass sie eigentlich nur Guten Tag wünschen wollte, weil der Kapitän heißt Bonheur. Und das ist so, so, und es gab einige von diesen Wortspielen. Ich kann mir vorstellen, dass das schwierig macht, den Film ins Deutsche zu übertragen. Aber ja, interessant, hast du, hast du eine DVD auf Deutsch?
00:52:33:24 – 00:52:35:03
Sprecher 1
Ja, rumfliegen Leider nicht.
00:52:35:04 – 00:52:36:24
Sprecher 2
Okay, sonst könnte man da noch mal reingucken.
00:52:36:24 – 00:53:07:18
Sprecher 1
Und würde mich interessieren. Also gerade bei diesen alten Filmen finde ich es immer ganz spannend, weil mittlerweile gibt es so, weil man synchron bei der Synchronisation ins Deutsche mehr bemühen, näher am Original zu sein und damals wurde noch viel freier übersetzt und synchronisiert und auch teilweise wirklich Inhalt verstellt und einige und Dialoge wurden komplett abgeändert, teilweise aus künstlerischen Motiven, teilweise aus politischen Motiven, teilweise einfach aus Latinos.
00:53:08:16 – 00:53:24:16
Sprecher 2
Nein, ich kann es auf gar keinen Fall aus Latinos, denn aus Latinos passieren heute die Fuck ups. Die haben sich damals sehr viel Mühe gegeben mit der Synchronisation. In Deutschland war ja auch immer Vorreiter, was die Synchronisation betrifft, weil die schon ganz früh angefangen haben, alles einfach ins Internet zu übertragen.
00:53:25:14 – 00:53:27:15
Sprecher 1
Deswegen können wir sowieso so schlecht Englisch.
00:53:27:20 – 00:53:28:23
Sprecher 2
Deswegen ja.
00:53:29:02 – 00:53:33:01
Sprecher 1
Es ist wirklich traurig. Unsere Synchronisationen sind einfach zu gut.
00:53:33:12 – 00:54:04:13
Sprecher 2
Ja. Beziehungsweise heute ist es halt so, dass wir immer weniger Zeit haben für immer mehr Filme, Netflix Produktionen teilweise sind unterirdisch schlecht synchronisiert, weil Netflix so viel auf die Firmen ablädt und sagt Hier macht man, macht man machen. Dann haben sie plötzlich ein riesen Volumen an Arbeit und nicht genug Personal dafür und nicht genug Leute, die das wirklich gut übersetzen können und also ja, es ist wahnsinnig schwierig und deswegen finde ich, möchte ich immer wieder eine Lanze brechen für die alten Synchronisationen.
00:54:04:13 – 00:54:08:19
Sprecher 2
Die haben viel mehr Zeit gehabt und viel mehr Gedanken reingesteckt.
00:54:08:19 – 00:54:19:12
Sprecher 1
Wenn ich an alte Synchronisationen denke, dann denke ich an so was wie die Bud Spencer und Terence Hill Filme, wo sie teilweise aus düsteren Spaghetti Western, lustige Komödien gemacht haben. Oh ja.
00:54:19:18 – 00:54:34:13
Sprecher 2
Ja, das können wir dem Publikum nicht zutrauen. Das muss irgendwie lustiger sein, obwohl auf der visuellen Ebene schon sehr viel Witziges passiert. Bud Spencer Also der Kontrast kann gar nicht so krass gewesen sein, aber inhaltlich haben sie jetzt tatsächlich das eine oder andere.
00:54:35:20 – 00:55:12:03
Sprecher 1
Und es ist übrigens immer wieder ein Erlebnis, Filme, die man Kind oder Jugendlicher in Deutsch geguckt hat, jetzt im englischen Odeon zu gucken, zum Beispiel so was wie Bill und Teds Excellent Adventure Reise in die Vergangenheit oder Reise durch die Zeit, wo so Sachen wie Rock on Dude übersetzt wurde in Volle Kanne Hoshi und alles ist toll zu sehen, wie kreativ damals bei den Synchronisationen vorgegangen wurde, um um irgendwie um halt Begriffe zu finden, die irgendwie die irgendwie das ausdrücken, was das englische Original ausgedrückt hat.
00:55:12:09 – 00:55:16:14
Sprecher 2
Das berühmteste Beispiel für mich ist Humphrey Bogart in Casablanca.
00:55:16:16 – 00:55:17:16
Sprecher 1
Hieß Looking at you get.
00:55:18:00 – 00:55:31:23
Sprecher 2
Her. Ja, und, ähm, ich habe lange gebraucht rauszufinden, was es eigentlich wirklich heißt. Ich hab gedacht, eigentlich ursprünglich gedacht, hieß Looking at you Kate und dachte, er bezieht sich auf Gott.
00:55:32:05 – 00:55:34:08
Sprecher 1
Ja, könnte man meinen.
00:55:35:02 – 00:55:36:23
Sprecher 2
Er sagt aber hier is looking at a.
00:55:36:24 – 00:55:37:15
Sprecher 1
Er sagt hier.
00:55:38:14 – 00:55:41:22
Sprecher 2
Ja, Das heißt eigentlich eher Prost auf dich.
00:55:41:22 – 00:55:45:22
Sprecher 1
Er jetzt looking at UK hätte es auch schwer zu übersetzen.
00:55:45:22 – 00:55:49:09
Sprecher 2
Ja und er sagt im deutschen halt, ich schaue dir in die Augen, Kleines.
00:55:49:16 – 00:55:51:21
Sprecher 1
Was? Ja, was?
00:55:51:21 – 00:55:58:03
Sprecher 2
Hä? Aber es ist auch in Deutschland so eine Ikone geworden, quasi in diesen Satz.
00:55:58:07 – 00:56:04:09
Sprecher 1
Ja, ja, und dieses Looking at UK hat es ja auch. Ist genauso ikonisch im Englischen.
00:56:04:09 – 00:56:05:08
Sprecher 2
Ja, ja, ja, genau.
00:56:06:09 – 00:56:13:08
Sprecher 1
Ich find’s schön, dass sie es wenigstens geschafft haben, so dass dieses dieses Nette erniedrige und unterwerfen, das.
00:56:13:10 – 00:56:13:23
Sprecher 2
Ja.
00:56:13:23 – 00:56:31:22
Sprecher 1
Das Frauen damals entgegengebracht wurde, mit dem Kind in das Kleines zu übersetzen, das ist eine gelungene Übersetzung. Äh, ach ja, die 50er Jahre in Casablanca. War das die 50er, 42.
00:56:31:23 – 00:56:32:23
Sprecher 2
42 can.
00:56:33:07 – 00:56:39:01
Sprecher 1
Casablanca wurde noch während des Krieges gedreht und auch über den müssen wir auch mal reden.
00:56:39:01 – 00:56:41:23
Sprecher 2
Wir müssen. Ich habe nämlich auch schon gedacht, wir müssen über Casablanca reden.
00:56:42:04 – 00:56:46:20
Sprecher 1
Tatsächlich einer meiner liebsten Filme. Eine Epoche von und nicht wegen der Liebesgeschichte.
00:56:47:08 – 00:56:47:24
Sprecher 2
Nein, um Gottes.
00:56:47:24 – 00:56:51:07
Sprecher 1
Willen, alles drumherum ist fantastisch. Die Liebesgeschichte ist nett.
00:56:51:23 – 00:56:53:20
Sprecher 2
Ja, aber die Liebesgeschichte gehört schon rein.
00:56:53:20 – 00:56:54:09
Sprecher 1
Gehört rein.
00:56:54:09 – 00:56:55:10
Sprecher 2
Definitiv gehört auf jeden Fall.
00:56:55:12 – 00:57:12:17
Sprecher 1
Klar ist die Story, aber wenn die am. Wenn an dieser französischen Bar, die die Franzosen, die unter Besatzung leben, dann die die französische Nationalhymne anstimmen, um die Deutschen zu überzeugen und alle feiern mit und alle jubeln, ist es a Gänsehaut.
00:57:12:17 – 00:57:22:12
Sprecher 2
Einfach großartig. Oh mein Gott, das habe ich auch mehrmals gesehen. Also wirklich oft, weil es so ein großartiger und es ist Bogart, ja.
00:57:22:22 – 00:57:25:10
Sprecher 1
Sogar das immer sehr schön.
00:57:25:10 – 00:57:27:18
Sprecher 2
Okay, dann reden wir darüber. Dann mal den, ja.
00:57:28:12 – 00:57:40:11
Sprecher 1
Dann machen wir eine kurze Pause und danach geht es weiter mit einem Film, der deutlich jünger ist, deutlich jünger und doch etwas anders als Monsieur Climax von Gaspar. Nur eben das Gleiche.
00:57:40:16 – 00:58:03:06
Sprecher 2
Wenngleich du so läuft wieder. Wir sind wieder da. Herzlich willkommen zum Zweiten Teil, diesmal zum Film Climax, den vorgeschlagen hat.
00:58:03:17 – 00:58:04:03
Sprecher 1
Ja.
00:58:05:15 – 00:58:07:17
Sprecher 2
Dann mach doch mal eine Einführung.
00:58:08:03 – 00:58:10:17
Sprecher 1
Ich glaube, ich muss mit einer Entschuldigung starten.
00:58:10:17 – 00:58:11:02
Sprecher 2
Danke.
00:58:11:13 – 00:58:18:12
Sprecher 1
Tut mir leid, Johannes, dass du schon wieder einen solchen Film zugemutet habe. Ich bin sehr stolz auf dich, dass du das durchgestanden hast.
00:58:18:21 – 00:58:20:19
Sprecher 2
Das weißt du gar nicht. Abgebrochen? Noch nicht.
00:58:20:19 – 00:58:49:17
Sprecher 1
Aber das kommt auch jetzt gleich in meiner Einleitung schon zu Wort, dass man von mir durchaus abbrechen kann. Ja, aber fangen wir an Klimax aus dem Jahr 2018 ist der jüngste Film von Gaspar Noir, einem der großen Filmemacher der New French Experimenta, ein Begriff, auf dem wir bestimmt auch noch mal zu sprechen kommen. Und er handelt, grob gesagt, von der eskalierenden Party, einer französischen Tanzgruppe, die sich peu a peu vom hedonistischen Rausch in blanken Horror entwickelt.
00:58:50:07 – 00:59:11:16
Sprecher 1
Und, wie schon gesagt, eigentlich meint, dass der Film gut mit dem Publikum. Er gibt nämlich schon nach wenigen Minuten die Möglichkeit zur Flucht. Kaum haben wir beigewohnt, wie eine junge Frau halb lachend, halb weinend in den Schnee gefallen ist, rollen auch schon die Credits inklusive Hinweis darauf, dass diese Geschichte auf realen Ereignissen basiert. Wir können jetzt aufstehen, die Kinosaal verlassen.
00:59:11:16 – 00:59:32:17
Sprecher 1
Beziehungsweise Netflix schließen und alles wäre gut. Diese Möglichkeit zur Flucht wird es nach ungefähr einer Dreiviertelstunde noch einmal geben. Wieder die Liste der Beteiligten. Eine Verbeugung vor dem Soundtrack and Credits Black. Wer danach immer noch sitzen bleibt, der hat es wohl nicht anders verdient. Und damit zu dir, Johannes.
00:59:34:05 – 01:00:01:08
Sprecher 2
Ich musste ja weiter gucken. Äh, äh. Ich glaube, es gab von von schon mal eine Geschichte darüber, wie man über ein Buch redet, das man nicht gelesen hat. Da hat ihn mein Freund ein Buch gegeben und gesagt Das musst du unbedingt lesen. Und das mal, wenn getroffen, hat er es noch nicht gelesen und irgendwann war es aber so peinlich, dass er angefangen, mit ihm über dieses Buch zu reden, ohne es gelesen haben.
01:00:01:23 – 01:00:19:17
Sprecher 1
Es gibt eine tolle Liste von Filmen, von denen Leute behaupten, sie gesehen zu haben, ohne sie gesehen zu haben. Aber es gibt ja keine Top Ten. Also es gab wohl so eine Studie, eine Umfrage und dann wurde das geguckt. Und haben dann bei der Umfrage Gott sei Dank erstaunlich viele Leute zugegeben, dass sie Filme noch nicht gesehen haben, aber ständig behaupten, das getan zu haben.
01:00:19:17 – 01:00:21:19
Sprecher 1
Okay, Platz eins war der Pate.
01:00:22:06 – 01:00:24:06
Sprecher 2
Oh, weil er ist wirklich sehenswert.
01:00:24:20 – 01:00:26:15
Sprecher 1
Ich finde auch, ich habe ihn gesehen. Wirklich?
01:00:26:15 – 01:00:28:11
Sprecher 2
Habe ich ihn gesehen? Ja. Ja, ich habe es gesehen.
01:00:29:07 – 01:00:50:06
Sprecher 1
Und das war so ungefähr die Art von Filme. Also diese großen Klassiker, wo die Leute behaupten, ihn gesehen zu haben. Okay, einfach weil es zu peinlich ist, dass man ihn nicht gesehen hat bei Climax Climax ist nicht so einfach. Jemand ist ja jetzt kein, kein großer für mich hat auch glaube ich keinen großen Eindruck hinterlassen und auf jeden Fall nicht nicht so einen großen Eindruck wie frühere Filme von Gaspar Noe.
01:00:50:24 – 01:00:59:10
Sprecher 1
Und es ist tatsächlich, auch wenn man ihn mit anderen Filmen dieses Filmemachers vergleicht, harmlos Allerdings ist er alles andere als harmlos.
01:01:00:14 – 01:01:24:24
Sprecher 2
Er hat ja auch wirklich gute Kritiken bekommen. Es scheint ja wirklich gut aufgenommen worden zu sein, bis auf ein paar Stimmen, die so ein bisschen was moniert haben. Ich meine, ich muss leider gleich am Anfang sagen, dass ich zu oft gedacht habe was will der Künstler uns damit sagen? Und und und. Hin und nicht reingekommen bin.
01:01:25:04 – 01:01:25:17
Sprecher 1
Ich gar nicht.
01:01:25:17 – 01:01:34:11
Sprecher 2
Ich bin nicht reingekommen in den Film. Das heißt alles das, was der Film eigentlich mit mir machen möchte, an emotionalen Hoch und Tiefs, äh, Tiefs.
01:01:36:17 – 01:01:38:19
Sprecher 2
Das ist alles bei mir an mir vorbeigegangen.
01:01:39:07 – 01:01:46:19
Sprecher 1
Das ist spannend, weil ich fand den Film jetzt auch beim zweiten Schauen, fand ich, war der Film wieder für mich erst mal schon eine ziemliche Qual.
01:01:48:21 – 01:02:22:05
Sprecher 1
Ich habe in meiner Rezension, die ich damals zu dem Film geschrieben habe, als ich geschaut habe, zum Ersten Mal, das war vor einem halben Jahr, ne, vor anderthalb Jahren, im Sommer 2009. Und dann habe ich geschrieben als als Schlusswort, um das einmal vorzulesen. Was bleibt, ist die Erinnerung an hypnotische Beats, wilde, zuckende Körper, unfassbares Leid und einen wieder einmal wahnsinnig starken Film von Gaspar Noe, dem man für jede Sekunde dankbar ist, den man nun aber wirklich nicht ein zweites Mal sehen will.
01:02:23:06 – 01:02:54:15
Sprecher 1
Und jetzt, als ich ihn zum Zweiten Mal geguckt habe, in Vorbereitung von unserem Gespräch, konnte ich das auch nur wieder unterschreiben, weil der Film ist unfassbar anstrengend, gerade so im letzten Drittel und enervierend und auch wirklich brutal. Nicht nur zu seinen Protagonisten und Protagonistinnen, sondern auch brutal zu seinem Publikum. Und ich finde es ganz spannend, dass du jetzt sagst, du bist nicht reingekommen und hat bei dir emotional auch nicht dieser nicht so ein Gefühl von Beklemmung oder Angst oder Leid ausgelöst.
01:02:54:15 – 01:02:56:01
Sprecher 2
Ich war irgendwann einfach genervt.
01:02:56:04 – 01:02:58:11
Sprecher 1
Du hast genervt. Okay.
01:02:58:22 – 01:03:22:16
Sprecher 2
Weil. Weil er. Weil er immer wieder an mir gerüttelt hat, der Film ja, aber den Schlüssel verloren hat. Wie die Frau. Der hat den Schlüssel zu meiner Emotionen irgendwo auf der Strecke verloren. Und da hat die Tür nicht auf gekriegt. Zum Mal zu mir, zum Zugang. Das ging nicht, hat nicht funktioniert. Und irgendwann war ich halt einfach genervt davon, dass er ständig an mir rüttelt.
01:03:23:08 – 01:03:34:24
Sprecher 2
Ich wusste, ich sehe sozusagen, was er will, aber er erreicht mich damit nicht. Und das ist schon wirklich hart. Dann auch, dass diesem, ja dem in Zeitlupe zuzuschauen, dass er an mir vorbei rennt. Ja, ist nicht schön.
01:03:35:06 – 01:03:37:02
Sprecher 1
Ja, das kann ich mir vorstellen. Interessant.
01:03:37:08 – 01:03:40:02
Sprecher 2
Traurig und frustrierend. Ja, na ja.
01:03:40:08 – 01:03:43:09
Sprecher 1
Steigen wir mal mit der Struktur ein, weil die fand ich tatsächlich spannend.
01:03:43:11 – 01:04:10:03
Sprecher 2
Das ist auch etwas, was ich gerne nach vorne stellen möchte, was ich als wirklich gut und toll. Also mich hat sehr gefreut, dass er gleich am Anfang die Credits gebracht hat, dass er, dass er das immer wieder auch aufgebrochen hat und immer wieder neuen Film sozusagen angefangen hat. Obwohl er keinen neuen Film anfängt, fand ich ihn nicht schön, fand ich wirklich ein tolles Mittel und eine gute Art und Weise, mir so Abschnitte aufzuzeigen oder mir irgendwie aufzuzeigen.
01:04:10:11 – 01:04:17:10
Sprecher 2
Das ist jetzt ein Film, der nach einem Film Muster funktioniert, aber das gleichzeitig aufbrechen aufbrechen will, find ich toll.
01:04:17:13 – 01:04:51:06
Sprecher 1
Er ist ja sehr streng strukturiert und gleichzeitig sehr ungewöhnlich, weil er er hat am Anfang dieser diese Schlussszene, was durchaus öfter vorkommt im Horrorfilm in ganz vielen Genres, die so diese Antizipation des tragischen Endes und dann ist er aber auch einfach wirklich knallhart sagt okay, okay, da haben sie es fertig und Credits. Und dann kommt dieser relativ kurze Part der doch ziemlich lang vorkommt, wo die Clips gezeigt werden von den einzelnen Tänzern und Tänzerinnen, wie die befragt werden am Anfang, was sie sich vorstellen, was, was für eine Karriere sie machen wollen.
01:04:51:06 – 01:05:17:13
Sprecher 1
Und das hat was sehr, sehr Dokumentarisches. Man sie, diesen klassischen vier zu drei Fernseher, und man sieht die, man sieht die Protagonistinnen, wie sie reden und wie sie interviewt werden. Und zwar geht es um ein Engagement in einer Tanzgruppe, die versuchen will, auch international erfolgreich zu sein und sie werden gefragt, ob sie sich das vorstellen können und ob sie das auf sich nehmen wollen, ob sie das schaffen mit langen Trainingseinheiten.
01:05:18:08 – 01:05:24:09
Sprecher 1
Und es ist sehr dokumentarisch. Diese Dialoge wirken teilweise improvisiert.
01:05:24:24 – 01:05:30:09
Sprecher 2
Die sind improvisiert. Ja, weil ich das dann rausgefunden habe. Und ich finde, das merkt man ihnen leider.
01:05:30:09 – 01:05:50:13
Sprecher 1
An, man merkt es ihnen leider an es sind tatsächlich Tänzerinnen und Tänzer, was man hat sehr bewusst nicht Schauspieler, keine klassischen Schauspieler gecastet, sondern er hat Leute von der Straße aufgelesen. Find ich jetzt ein bisschen krass, Nicht ernst hat er das nicht so gemacht? Er wird schon geguckt, haben wir auch gut spielen kann. Ich fand, die Schauspieler gehört nicht zu den großen Stärken des Films.
01:05:51:03 – 01:05:54:06
Sprecher 2
Für mich gehört die Schauspielerei zum Zum Henker ist er ganz okay.
01:05:54:22 – 01:05:56:13
Sprecher 1
Das ist sein Problem. Ja, ich.
01:05:56:13 – 01:05:58:08
Sprecher 2
Glaube, daran scheitert der Zugang zu mir.
01:05:59:07 – 01:06:25:03
Sprecher 1
Ich fand ja, es gibt diese Momente, gerade wo man merkt, jetzt soll die Geschichte erzählt werden und jetzt soll, jetzt soll was, Jetzt soll tatsächlich was auf einer narrativen Ebene geschehen, zum Beispiel, wenn die Beziehung zwischen den Geschwistern ausgelotet wird, wenn, wenn sie miteinander und übereinander reden. Da merkt man es aber gerade in diesen Improvisationen, wo die Leute einfach nur so aus dem Stegreif reden, fand ich, hat das sehr gut funktioniert.
01:06:25:04 – 01:06:40:04
Sprecher 1
Und für mich war das auch so, dass das Dokumentar im Moment am Anfang hat voll eingeschlagen und hat mir wirklich geholfen, die einzelnen Charaktere zu verstehen und auch Sympathie oder Antipathie zu empfinden.
01:06:41:04 – 01:07:09:06
Sprecher 2
Ja, ich fand fand, dass er das Konzept an sich ganz cool, diese Interviews am Anfang, die haben mich nicht getragen. Das Band ist irgendwann abgerissen, ich konnte nicht weiter mich drauf wirklich einlassen, dass jetzt noch ein Interview kommt und noch vier und es sagt ja niemand was Neues. Es also ab und zu mal kommt was, wo ich denke ah, da verspricht mir der Film einen späteren Verlauf, der aber leider nicht eingelöst wird.
01:07:09:15 – 01:07:16:18
Sprecher 2
Also es werden immer wieder Sachen gesagt, die überhaupt nichts mit dem Film zu tun haben. Das ist halt der Nachteil bei Improvisation.
01:07:17:05 – 01:07:17:19
Sprecher 1
Ja, du.
01:07:17:19 – 01:07:33:16
Sprecher 2
Wirst also jeder wirft irgendwie Sachen rein, die er gerade so toll findet, aber eine ein vorher erdachtes Dialog oder Monolog will ja auf etwas hinaus und man merkt, dass diese Schauspieler auf nichts hinaus wollen, weil sie wissen nicht, was später passiert.
01:07:33:24 – 01:07:42:16
Sprecher 1
Es ist auch ein Teil davon. Definitiv. Es ist auch ein Teil von von dem Konzept, dass es diese Redundanz gibt und dass es auch diese narrative Trägheit gibt. So könnte man es vielleicht.
01:07:42:23 – 01:07:43:08
Sprecher 2
Ja.
01:07:43:15 – 01:08:09:14
Sprecher 1
Was ich ganz spannend finde, ist in dieser Szene, was am Rande passiert, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Das Ganze ist nämlich schön quadriert in einem tatsächlichen Screen und rechts und links hat Gaspar Noe links Bücher und rechts Filme gestapelt, als wolle er uns sagen Hey, passt auf, Leute, guckt schon mal so ein bisschen auf die Einflüsse, als wollte er schon mal so ein bisschen warnen, was in dem Film auf uns zukommt.
01:08:09:15 – 01:08:16:01
Sprecher 2
Aber wenn ich jetzt schon abschweife und mir die Buchtitel durchlese, weiß ich nicht, ob das für den Film.
01:08:16:07 – 01:08:17:01
Sprecher 1
Hast du es getan?
01:08:17:07 – 01:08:18:13
Sprecher 2
Nein, ich habe es nicht getan.
01:08:18:18 – 01:08:51:19
Sprecher 1
Ich kann nur einmal kurz auflisten. Also wie gesagt, wir haben links Bücher stehen, und zwar erstaunlich viel zum Thema Filmgeschichte, also unter anderem eine Biografie von Fritz Lang und, eine Biographie von von Murnau und ein Buch über Taxi Driver. Offensichtlich aber dann daneben auch zum Beispiel Friedrich Nietzsche, Freuds Psychopathologie des Alltagslebens, was so eine weitere Auskundschaften des Unterbewussten von Freud war, ein Buch von oder über Luis Bunuel Kafkas Die Verwandlung, eine Biografie von Patty Hirst.
01:08:51:20 – 01:09:19:11
Sprecher 1
Das muss ich auch, muss ich auch googeln. Die wurde damals von einer in Amerika, von einer linksradikalen Gruppe und wurde dann aber Teil dieser Gruppe und wurde später als Terroristen verurteilt und hat vor Gericht angegeben, dass sie unter Drogen gesetzt worden wäre, um um diese Taten zu begehen. Ein Buch von Bakunin, dem berühmten Anarchisten, und ein Buch über einen Künstler für erotische Fotografie Anfang des 20. Jahrhunderts ist.
01:09:19:15 – 01:09:32:16
Sprecher 1
Es ist eine wilde Mischung. Das ist auch man, man guckt da drauf. Und ich habe jetzt einmal auch pausiert, um noch mal genau zu gucken und das sind die französischen Titel. Ich musste dann auch jedes Mal googeln okay, was ist das überhaupt für ein Buch? Und dann ja, okay, wir haben es hier mit mit dem und dem zu tun.
01:09:33:21 – 01:10:00:07
Sprecher 1
Es ist eine wilde Mischung, aber sie zeigt sie. Ich Ich finde, es gibt schon einen ganz guten Einblick darin, wie tickt und wie auch der Film tickt. Das ist eklektisch. Es ist wild. Und es ist so eine Mischung aus Psychopathologie, Horror und Anarchie. Drogen und die Filme, die ja rechts auffährt, die sind auch primär aus dem aus dem Horror Bereich tatsächlich.
01:10:00:07 – 01:10:22:17
Sprecher 1
Also er hat das inspiriert liegen in Giallo Klassiker von Dario Argento, dann Zombie, der zweite Film aus der Living Dead Reihe von George Romero und unter anderem. Dann noch Possession, so einen großartigen surrealistischen Mystery Film Anfang der 90er oder Ende der 80er an.
01:10:23:06 – 01:10:49:05
Sprecher 2
Also was er kriegt, hinkriegt. Damit ist the Mood auf jeden Fall. Ich finde auch, selbst wenn ich jetzt nicht lesen kann, welche Titel da liegen, worauf er sich so bezieht und so bekomme ich im ersten Teil auf jeden Fall ein Gefühl für eine eine Stimmung, was dem Film auf jeden Fall zugute gehalten werden muss, weil es ist nicht leicht, mit einfach nur Interviews eine bestimmte Stimmung herzustellen.
01:10:49:11 – 01:10:50:06
Sprecher 2
Es ist schon cool.
01:10:50:10 – 01:11:16:19
Sprecher 1
Ja, definitiv. Also ich mochte die. Ich mochte diesen Kontrast zwischen den relativ harmlosen Interviews, wo es wirklich einfach auch um Tänzerinnen und Tänzer geht und ihre Leidenschaften und das, was sie sich vorstellen und was sie sich wünschen, und diesem fast schon apokalyptischen Reigen links und rechts, weil natürlich, wenn man dann liest, auch Nietzsche, Bunuel und Kafka, dann fliegen natürlich auch Bilder durch den eigenen Kopf.
01:11:16:19 – 01:11:45:24
Sprecher 1
Und es gibt so eine apokalyptische Erwartungshaltung auch irgendwie, und das ist auf jeden Fall offensichtlich die Moderne, die uns dies angetan hat. Also es ist ganz, ganz stark Kunst und Wissenschaft und Philosophie der Moderne, also eines Zeitalters, das das vor 100 Jahren war, dass das eigentlich vorbei ist. Ja, der hier in diesen Filmen, der vom zeitgenössischen Tanz unserer Zeit handelt.
01:11:47:05 – 01:11:54:02
Sprecher 1
Und dann sind die Interviews vorbei und wir sehen, wir sehen die, die Tanz Probe und das anschließende Feiern.
01:11:54:11 – 01:12:16:23
Sprecher 2
Ja, dann, da war meine erste Irritation. Was ich nicht wusste, was ich ja vorher nicht gelesen habe. Der Film spielt 192. Ja, ich habe ihm allerdings ich habe nicht erkannt, dass es die 90er sind Mehr Ich habe sofort an die 80er gedacht, als es um die als die Interviews in diesem Fernseher waren, habe ich gedacht Aha, 80er Ästhetik.
01:12:16:23 – 01:12:48:20
Sprecher 2
Und so weiter. Dann war aber in den Szenen an sich von den Achtzigern nicht mehr viel zu merken, sowohl musikalisch als auch kleidungs technisch nicht unbedingt. Vielleicht so ein oder anderen Anschlag Schlag, der aber auch einfach dem geschuldet werden könnte, dass es eben in den Neunzigern spielt, was mir aber nicht vermittelt wurde im Film, sodass ich gleich vielleicht zu Unrecht dieses Spannungsfeld hatte von okay, da hat jetzt dieses Stilmittel von den Achtzigern mit dem mit den Interviews in diesem Fernseher, die auch so ein bisschen diesen Streifen, diese VHS streifen wir uns weiter haben.
01:12:50:09 – 01:13:10:16
Sprecher 2
Und jetzt wird das aber nicht eingelöst irgendwie. Ich weiß nicht, irgendwie bin ich plötzlich wieder wo ganz anders. Und dann machen die da irgendwie modernen Tanz und dieser, dieser typische Death Drop, den ich als Fan von Ron Paul kenne, den sie da alle paar Sekunden in einem Tanz in der Choreografie machen.
01:13:10:18 – 01:13:11:22
Sprecher 1
Ja, ich weiß nicht.
01:13:11:22 – 01:13:16:15
Sprecher 2
Keine Ahnung. Irgendwie war das schon für mich das erste, was nicht ganz stimmte.
01:13:17:01 – 01:13:46:24
Sprecher 1
Ich hatte tatsächlich am. Ich hatte überhaupt nicht das Bedürfnis, mich zeitlich verorten zu lassen während dieses Films. Natürlich war da diese diese 80er Reminiszenz mit dem Fernseher. Ja, aber spätestens als dann die eigentliche Handlung begonnen hat, die ja mit diesem mit dieser choreographiert Performance anfängt, fand ich, war der Film ziemlich zeitlos. Es war auch dieser Tanz. Dafür bin ich vielleicht auch zu wenig, bin ich zu wenig drinnen.
01:13:46:24 – 01:14:10:01
Sprecher 1
Der Tanz Geschichte für mich hatte der Tanz jetzt nicht so ah, das ist 90er, das ist Anfang 90er. Für mich hat er nicht das Gefühl erweckt so, ich würde mir eigentlich Tanz wünschen, der mehr in den Achtzigern stattfindet oder der mehr heute stattfindet. Das war einfach. Es hatte so eine Zeitlosigkeit, einfach dann die Energie im Vordergrund stand. Es war einfach, es ging.
01:14:10:01 – 01:14:13:08
Sprecher 1
Das, was dann plötzlich im Zentrum des Films stand, war einfach die Bewegung.
01:14:13:19 – 01:14:35:09
Sprecher 2
Und dafür war mir der Anfang zu zu stark ästhetisiert auf die 80er oder Anfang der 90er. Und natürlich der Film spielt in den 90er, Anfang der 90er. Was, was dann im Nachhinein durch die Recherche. Habe ich gedacht Ah, okay, jetzt verstehe ich auch ungefähr, was er da wollte, weil die der Fernseher natürlich auch in den Neunzigern ja so da war und so präsent.
01:14:35:09 – 01:14:36:24
Sprecher 2
Und es wird.
01:14:36:24 – 01:14:40:14
Sprecher 1
Ja auch auf Berlin referiert, Anfang der 90er, ganz klar diese Berlin Referenz.
01:14:40:14 – 01:15:10:20
Sprecher 2
Ja, aber ich habe es sozusagen nicht verstanden. Und mir war der Kontrast dann sozusagen zu stark, auch weil die die Tanzszenen ich tatsächlich eben auch nicht in den Neunzigern, sondern eben noch moderner verortet habe in meinem Kopf, was vielleicht aber eben auch falsch, aber irgendwie entweder erwartet von mir als Zuschauer, dass ich das Insert sortieren kann, dann hat er das Falsche erwartet oder erwartet von mir, dass ich, dass ich wirklich wie du sage, alles zeitlos, aber dafür wäre das anfangs Bild mir dann doch zu festgelegt, also.
01:15:10:20 – 01:15:12:24
Sprecher 1
Festgelegt auf die 80er Versteher. Ja.
01:15:13:05 – 01:15:22:23
Sprecher 2
Deswegen kam für mich diese diese Schere im Kopf, die ich nicht zusammenbekommen habe zwischen der Ästhetik am Anfang und dem, was dann eingelöst wurde an an eher ein Sortierung.
01:15:22:23 – 01:15:27:18
Sprecher 1
Du hast dir dann auch gewünscht, eine klare Zeit zu haben, einen klaren Rahmen zu haben.
01:15:27:24 – 01:15:31:00
Sprecher 2
Wenn er schon so anfängt, dann wäre es gut gewesen.
01:15:31:03 – 01:15:39:11
Sprecher 1
Ja, das hat sich bei mir komplett aufgelöst. Also ich ich hatte den Tanz und die Atmosphäre auch tendenziell eher Ende der 90er verortet.
01:15:39:11 – 01:15:54:08
Sprecher 2
Ja, 2000 irgendwie ein bisschen später. Ich weiß nicht genau. So ein paar Sachen kamen mir halt irgendwie so modern vor. Was aber auch sein kann, dass das einfach viel früher, als ich ihn das im Kopf habe, so getanzt wurde und heute so wieder hochkocht.
01:15:54:18 – 01:15:55:02
Sprecher 1
Ja.
01:15:56:19 – 01:16:15:03
Sprecher 2
Da kommt mein Unwissen dann vielleicht wieder zum Tragen, aber so ein bisschen Tanz Geschichte habe ich ja auch im Kopf. Ja, ich weiß nicht. Na ja, jedenfalls gab es schon die erste Schere und das hat den Film im Genuss dann am Ende nicht gutgetan, weil ich, weil ich schon dort angefangen zu zweifeln. Ja.
01:16:15:14 – 01:16:16:18
Sprecher 1
Und dann wird erst mal gefeiert.
01:16:17:05 – 01:16:26:16
Sprecher 2
Damit erst mal gefeiert. Und dann kommt das, was mich sehr beeindruckt hat Ewig lange Kamerafahrten ohne Schnitt. Ja, was schon geil ist.
01:16:26:16 – 01:16:27:19
Sprecher 1
Ja, definitiv.
01:16:28:02 – 01:16:39:16
Sprecher 2
Also der Kameramann, der wurde dann anscheinend auch hervorgehoben in der Kritik, wenn das Baby ah, Supermann hat das sehr, sehr gut gemacht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es improvisiert ist.
01:16:39:23 – 01:16:40:04
Sprecher 1
Ja.
01:16:40:14 – 01:16:58:09
Sprecher 2
Ja, und er dann einfach hinterherhecheln musste. Da passiert das, da passiert das, obwohl das mit der Improvisation ja auch so eine Sache ist. Man merkt trotzdem der Kameraführung und der Geschichte an, dass der 20. Tag dann ja trotzdem. Da wussten dann doch alle, was passieren würde.
01:16:59:00 – 01:17:30:18
Sprecher 1
Es gibt ja, es gibt ja auch einfach viele klare Handlungs Momente, es gibt, es gibt ja auch Charaktere, die klar definiert sind. Wir haben zum Beispiel diesen Nymphomanin, einen Typen, den fand ich total spannend, der die ganze Zeit rumläuft und. Das ist eigentlich klar. Er will irgendwas flachlegen, oder? Mann, egal ob jung oder alt, ist vollkommen egal und baggert sich ja quasi durch diese Umgebung und die Kamera folgt ihm eigentlich sogar der ersten, die ja so stark im Fokus steht, wie er darum geht und versucht irgendwo ein Stich zu landen.
01:17:30:23 – 01:17:50:19
Sprecher 1
Ja, und dann gibt es, wie schon gesagt, das Geschwisterpaar, wo es ganz offensichtlich eine sehr dominante Beziehung zwischen Bruder und Schwester gibt und Schwester sich versucht davon irgendwie zu befreien. Also es wurden man könnte jetzt, wenn man böse wäre, könnte man sagen stereotyp ne, der ich würde sagen fast schon. Archetypen wurden einfach entworfen von.
01:17:50:21 – 01:17:51:02
Sprecher 2
Genau.
01:17:51:05 – 01:18:18:00
Sprecher 1
Leuten, die in Beziehung zueinander stehen. Und da wurden die Charaktere stark genug herausgearbeitet und natürlich, klar, das waren wahrscheinlich viele Takes und wahrscheinlich hast du unglaublich viel Material von diesem Film, dass das nicht verwendet wurde, nicht verwendet werden konnte. Und dann irgendwann wurde auch alles ein bisschen mechanischer, aber ich habe mich aus dieser Bewegung nie rausgerissen gefühlt. Und das liegt eben auch daran, dass wirklich alles in Bewegung ist.
01:18:18:00 – 01:18:45:01
Sprecher 1
Die Kamera ist in Bewegung, die Leute sind in Bewegung, die Kamera wird wie die, wie wie die Person fährt, die Kamera durch die Räume, versucht Eindrücke aufzufangen, langweilt sich auch. Manchmal verschwindet einfach, lauscht kurzen Gesprächen. Man merkt so die Kamera denkt auch, dass das überhaupt nicht wird. Lass uns weitergehen. Und das ist eine Form der Kamera, die wir bei dem Kameramann Benoit de sehr oft sehen.
01:18:45:01 – 01:19:01:22
Sprecher 1
Und er hat auch schon öfter mit Gaspar zusammengearbeitet, und das ist auch so ein markantes Merkmal von dessen Filmen, dass alles in Bewegung ist. Alles pulsiert und die Kamera in Bewegung ist. Und das funktioniert natürlich unglaublich gut bei einem Tanz, der von Bewegung handelt. In dem Film geht es vor allem um Bewegung.
01:19:01:23 – 01:19:04:01
Sprecher 2
Die Kamera tanzt ja mit den Schauspielern im Grunde.
01:19:04:02 – 01:19:15:06
Sprecher 1
Die Kamera tanzt mit den Schauspielern und bewegt sich mit den Schauspielern. Weil irgendwann ist ja auch der Moment, wo von Tanz nicht mehr viel übrig ist, wo das Gefühl, das, dass es sich nur noch um zuckende, sich merkwürdig bewegende Körper handelt.
01:19:15:15 – 01:19:40:14
Sprecher 2
Kannst du mir sagen, warum man das ausgerechnet mit einem Männer Tanz Truppe inszenieren muss? Diese Geschichte, Weil Michalsky hat sich nicht erklärt. Ich habe gedacht, jetzt geht es um Tanz. Interessant. Das ist mein Thema. Auch für mich ist es wirklich ein großes Thema. Tanz ist für wirklich wichtig. Und dann nutzt er das Thema nicht. Ja, er hat halt ne Tanzgruppe.
01:19:40:14 – 01:19:44:04
Sprecher 2
Okay, es könnte aber auch sein. Könnten auch die Anonymen Alkoholiker sein. Es ist.
01:19:44:04 – 01:19:54:15
Sprecher 1
Es ist nicht das Thema Tanz, es ist das Thema Bewegung. Hans eignet sich natürlich, um das Thema Bewegung menschliche Bewegung auszudrücken, das Gegeneinander, das Miteinander.
01:19:54:15 – 01:19:59:23
Sprecher 2
Hat er nicht gut genug genutzt, finde ich. Dann hat man nicht. Man hat diese Parallele nicht zusammenbekommen.
01:20:00:03 – 01:20:30:04
Sprecher 1
Gerade am Schluss, wenn die Party eskaliert, Gewalt, die, die ausbricht, auftaucht, die sowohl die sexuelle Gewalt, die physische Gewalt hat, finde ich sehr viel von einem Tanz auch. Es gibt es gibt immer diese Tanz Momente, wenn sie, ja, wenn sie sich gegenseitig anzünden und wenn sie sich gegenseitig rumschubsen und versuchen herauszufinden, woher die Drogen in das die Sandra gemischt hat.
01:20:30:04 – 01:20:49:10
Sprecher 2
Aber weißt du was mein Gedanke war bei der ganzen Geschichte, dass ich Tänzern dabei zusehe, wie sie versuchen Schauspiel körperliches Schauspiel zu betreiben und deswegen das Ganze tänzerisch wird. Nicht weil es inszeniert ist, nicht weil das Thema das braucht, sondern weil die Tänzer einfach so funktionieren. Ich kenne ja einen Haufen Tänzer, ich war ja oft.
01:20:49:20 – 01:20:50:00
Sprecher 1
Hier.
01:20:50:09 – 01:21:12:02
Sprecher 2
Und ich habe nun auch gesehen, wie wie inszeniert wird unter Tänzern, wenn es mal um Schauspiel innerhalb eines Tanzstück geht. Das ist alles sehr körperlich und ja, sehr tänzerisch bleibt das alles, was ich sehr ästhetischen sehr schön finde. Aber für mich hat das nicht das Thema nicht hergegeben irgendwie.
01:21:12:02 – 01:21:37:02
Sprecher 1
Aber genau dazu passt es doch. Es war doch ein unglaublich körperlicher Film. Es geht doch um Körper, Es geht um Körper, die um Körper, die berauscht werden, um Körper, die zerstört werden, um Körper, die umherirren und sich bewegen und tatsächlich verlieren. Die Charaktere in dem Film ja auch. Ab einem gewissen Punkt der Eskalation verlieren sie ja ihre Individualität und sind wirklich einfach nur noch Körper, die sich durch ein albtraumhaften Geschehen bewegen.
01:21:37:07 – 01:22:08:23
Sprecher 1
Davor, schon davor sind sie Körper, die sich durch einen rauschhafte, traumhaftes Geschehen bewegen. Also diese, die dieser dritte Teil des Films quasi Nacht nach den Tapes ist. Ja, erst mal Leute feiern, Leute tanzen und Leute bewegen sich von einem Raum zum anderen, unterhalten sich manchmal ein bisschen, aber irgendwie verlieren sie ihre am verlieren sie ihre persönlichen Charakter Merkmale und werden einfach auch zu reinen Körpern, die sich irgendwie von A nach B bewegen, deren deren Motivationen auch so am sich auflösen.
01:22:08:23 – 01:22:19:03
Sprecher 1
Und es geht eigentlich nur noch um Rausch und nur noch um Genuss. Und das kulminiert dann ja in dieser krassen Tanzszene, wo die Kamera von oben drauf fällt.
01:22:19:03 – 01:22:48:08
Sprecher 2
Ganz tolle Perspektive. Das Problem ist, sie haben es nicht entsprechend choreografiert. Was sehen wir das Ganze? Ich gucke das Ganze von oben an, wie ewig lange, was ich, was ich cool finde, wenn man das auch länger durchhält. Aber das funktioniert nur, wenn es entsprechend choreografiert ist. Und das sind so viele Sachen, die das und nichts davon. Wenn du von oben kommst, die sie da rein choreographiert haben, dann warum, warum, warum lässt sich nicht auf die Perspektive Ein und Choreografie ist entsprechend.
01:22:49:08 – 01:22:55:20
Sprecher 1
Aber welche Choreografie hast du erwartet? Was? Was wäre, was wäre eine passende Choreografie gewesen?
01:22:56:06 – 01:23:29:08
Sprecher 2
Also was ganz viel dabei ist, sind Beinarbeit, die vom Körper verdeckt wird, weil Perspektive von oben ist. Was du, wo du nur einfach nichts hast, Dann Du hast einen Ausdruck, den ich dem ich, den ich erahne, weil das eine, weil der Tanz so gelagert ist, weil ich ihn ja vorher schon mal gesehen habe in der großen Choreografie. Aber auch den Ausdruck kannst du sozusagen nicht ablesen davon in der Art und Weise, wie es gemacht.
01:23:29:16 – 01:23:52:08
Sprecher 2
Spannend wurde es, wenn wenn Leute eher auf dem Boden waren, sodass ich von oben den ganzen Körper sehen konnte und dort entsprechende Sachen passiert sind. Das funktioniert grafisch für mich. Natürlich muss man nicht die ganze Choreografie auf dem Boden liegend machen, aber man es gibt viele Möglichkeiten dafür. Für so eine Top ist das ein Top Shot, aber die haben sie alle nicht genutzt.
01:23:52:23 – 01:24:07:23
Sprecher 1
Ich glaube, du hast ja eh. Ich sehe, was du erwartet hast. Du hast einen Tanz erwartet, der als ästhetisches Stilmittel für das Publikum umgesetzt wird. Aber sie tanzen ja in diesem, in diesem, in diesem Setup tanzen sie ja nicht mehr für ein Publikum, sondern Sie tanzen ja für sich.
01:24:07:24 – 01:24:09:05
Sprecher 2
Ist schon richtig, es ist schon richtig.
01:24:09:05 – 01:24:27:21
Sprecher 1
Und das ist es ja auch. Das ist ja wirklich diese persönliche Bewegung innerhalb dieser Gruppe, dass sie einfach nur noch da zusammenstehen und komplett frei von jeder Choreografie bewegen wollen. Sie benutzen ihre Elemente, die sie kennen und sie benutzen das, was sie gelernt haben. Aber sie tanzen ja nicht mehr für einen außerhalb, sondern sie tanzen in diesem innerhalb für sich.
01:24:27:21 – 01:24:57:23
Sprecher 1
Und die Kamera ist eher der Voyeur, der drauf blickt von oben. Auch mit diesem, mit diesem auktorialen, fast, fast, fast schon göttlichen Blick. So was, Was passiert da, was? Wie bewegt sich diese Gruppe? Und ohne dass viel passiert, das ist es. Das ist ja quasi das große Finale. Kurz darauf sehen wir einmal die Einblendung, was für Musik gespielt wurde, die es wird sich einmal verbeugt voll vor den von der von der gesamten Musik und dann kommen noch mal Credits und dann ist der Film vorbei, quasi.
01:24:58:05 – 01:24:59:06
Sprecher 2
Na ja, dann kommt der nächste.
01:24:59:06 – 01:25:12:09
Sprecher 1
Teil, dann kommt der nächste Teil, er am. Aber ich habe das als so finalen Ekstase Moment gelesen. Der letzte Moment, bevor die Kacke am Dampfen ist, bevor. Bevor das Höllenfeuer losbricht.
01:25:12:12 – 01:25:38:10
Sprecher 2
Ich glaube, ich bin zu sehr Ästhet dafür. Zu sehr mit mir muss das dann auch wirklich ästhetisch passen, wenn es schon diese Perspektive einnimmt, die ich ganz großartig finde, die ich wirklich vor allem, wenn er auch anfängt, an sich zu drehen und die, die also quasi mit zubewegen. Ganz, ganz tolle Perspektive, aber nicht nicht genutzt, dass viel verloren gegangen und dass ich glaube auch.
01:25:39:03 – 01:26:04:12
Sprecher 2
Ich meine, es ist alles Absicht, aber dafür funktioniert dieses Konzept von Gaspar. Nur hier Nicht, dass der sich die Leute nimmt, mit denen vorher nichts probt. Er hat auch die Choreografie nicht geprobt vorher. Er hat von der ganz am Anfang Choreografie hat er 16 Text gemacht und der 15. war es. Und ganz am Anfang der ersten Takes waren noch wild durcheinander, weiß ich noch nicht genau.
01:26:05:02 – 01:26:35:22
Sprecher 2
Alles klar, hatten was, wie, wo, wann passiert und dann wurde es irgendwann, Wenn du das alles aber am am, am Set erst einführt und machst, dann hast du nicht genug Zeit, dich darum zu kümmern, so zu das alles zusammenzubringen, was Film nun mal ist. Kamera, Schauspieler, Licht. Und das alles in einen intellektuell zusammen gebrachten Rahmen zu packen, das hat nicht.
01:26:36:03 – 01:26:43:17
Sprecher 2
Ich weiß nicht, Dann hast du nur 16 Drehtage. Und dann? Dann nehmen wir nicht das mit. Das ist mir geschummelt.
01:26:43:17 – 01:27:15:21
Sprecher 1
Du lenkst gerade den Fokus so sehr auf das, auf das Choreographierte und das Arrangierte. Ich sehe das so sehr den Rausch im Mittelpunkt und das ist ihm gelungen. Diese Bewegung, dieses, dieses Rauschhafte, dieses, dieses Ekstatische und auch Eskapistische, und wie das schließlich pervertiert wird, wie das schließlich eskaliert. Und das hat funktioniert, gerade gerade in dieser Holprig keit, gerade dadurch, dass das ist, dass es nicht nur ein ästhetischer Tanz war, der auf ein Publikum ausgerichtet war, der uns jetzt noch mal befeuern soll, sondern dass es so auch was Intimes hatte.
01:27:16:23 – 01:27:30:15
Sprecher 2
Ich glaube nicht, dass es verloren hätte, wenn man es choreographiert. Ich glaube nicht, dass es verloren hätte. Ich glaube, man kann all das, was du willst, noch verstärkt und gut in einer noch mehr auf die Kamera.
01:27:30:15 – 01:27:37:17
Sprecher 1
Gerade dieses Freie, Anarchische, dieses Rauschhafte, das geht, dieses, dieses wirklich so überall verschlagener.
01:27:37:20 – 01:27:48:20
Sprecher 2
Natürlich ist es ein Konzept und das ist auch adäquat. Aber es hat halt leider diesmal nicht funktioniert. Und es tut mir wirklich leid, dass es nicht funktioniert hat, weil ich sehr zu schätzen weiß, dass man das versucht. Aber für mich.
01:27:51:20 – 01:27:52:16
Sprecher 1
Agree to disagree.
01:27:53:14 – 01:27:55:10
Sprecher 2
Genau, irgendwie.
01:27:55:24 – 01:27:58:13
Sprecher 1
Was folgt kommt, ist der Master Short, der 40.
01:27:58:13 – 01:28:16:02
Sprecher 2
Minütige Oh mein Gott, 40 42 Minuten lang dadurch zu gehen. Und da kommt es, wie ich ich immer ganz furchtbar leid, aber da kommt das nächste Problem auf Ich liebe diese Shots, die ganz lang sind, aber das ist ganz kurz. Dann hast du ein Problem.
01:28:16:08 – 01:28:56:19
Sprecher 1
Ganz, ganz kurz zur Geschichte, um damit damit die Zuhörer sich einmal orientiert fühlen. Nachdem dieser Tanz war, nachdem die Fans eines nach dem zum Zweiten Mal die Credits gelaufen sind, eskaliert die Situation. Irgendjemand hat offensichtlich Drogen in die Getränke gemixt und alle fangen an am Rad zu drehen. Manche sind einfach nur erschöpft, andere werden paranoid, aggressiv, wild und die Kamera begleitet die Protagonisten dabei, wie sie nach und nach austicken und fährt dann durch diese Hallen, wo die Leute unterwegs sind, wo die Leute teilweise immer noch auf der Tanzfläche sind, sich teilweise gegenseitig jagen, sich teilweise prügeln und die Kamera fährt durch diese Räume.
01:28:56:19 – 01:29:07:16
Sprecher 1
Und wir betrachten eigentlich ein Fegefeuer. Wir betrachten, wie alles eskaliert und es kommt zu Gewalt, Schmerz, Leid, Tod und alles, was dazugehört.
01:29:07:24 – 01:29:35:22
Sprecher 2
Okay, also Lord zu einem Park hier. Also, ich liebe die langen Shots. Das ist ganz toll. Und ich finde auch, der Kameramann hat einen ganz großartigen Job gemacht und das Licht funktioniert. Und dass die dunklen Momente funktionieren genauso gut wie die hellen Momente. Ich finde es ganz toll ästhetisch und der Ästhetik. Der sagt dann halt, dass cool, gut gemacht.
01:29:35:22 – 01:30:01:01
Sprecher 2
Das Problem ist jetzt Ich folge dieser einen Figur, die landet bei einem Gespräch, was gerade am Laufen ist. Eine andere Figur aus diesem Gespräch löst sich aus diesem Gespräch. Wir verfolgen diese wieder. Ja, dann habe ich das Gefühl, an manchen Stellen, was eben der Improvisation zu schulden ist, dass so Lücken entstehen, wo alle denken Wie geht es jetzt noch gleich weiter?
01:30:01:06 – 01:30:02:07
Sprecher 2
Es ist ja nicht großartig.
01:30:02:11 – 01:30:03:17
Sprecher 1
Ist das nicht fantastisch?
01:30:03:18 – 01:30:32:14
Sprecher 2
Und ich bin als Zuschauer so Ich hänge ich in der Luft und denke genau! Mach doch mal bitte weiter. Und ich? Ich weiß nicht. Ich hätte es vielleicht sogar genießen können, wenn ich nicht vorher schon so, so Probleme gehabt hätte, dann hätte ich das vielleicht sogar genießen können. Aber so hat mir das einen Stich weiter gegeben, der mich in Wien noch weiter in Richtung die ist nicht.
01:30:32:14 – 01:31:00:00
Sprecher 1
Gut und das ist wahrscheinlich die entscheidende Frage Was was das mit einem auslöst. Bei mir löst das definitiv ganz viele von den Gefühlen aus, die auch bei den beiden Protagonistinnen und Protagonisten da sind. Angst, Paranoia, Desorientierung, auch Schmerz und Leid und in diesen letzten 40 Minuten ist dieser Film so unglaublich immersiv, wenn es darum geht, dich langsam in die Abgründe ihn zu begleiten.
01:31:00:04 – 01:31:14:18
Sprecher 1
Du bist gefesselt an diese Kamera, Du kannst, du kannst ihr nicht entkommen. Du siehst links und rechts, was du willst, links und rechts was mit dem Du willst wissen, was da jetzt passieren wird, Wissen, was weitergeht, wird es dieser Person gut gehen? Wird sie das überleben? Und was? Was machen die jetzt? Oder hat gerade jemand geplant? Was passiert da hinten und mein Gott wieder jemand vergewaltigt?
01:31:15:09 – 01:31:19:06
Sprecher 1
Und ist es war wie ein Höllenschlund.
01:31:19:14 – 01:31:34:15
Sprecher 2
Also das finde ich auch toll. Mitreißt. Der geht tatsächlich da durch. Dann brennt plötzlich diese eine Frau, hat sich die Haare und die Kamera geht aber genau die kann man. Das ist diesem bitte zeigen, was mit dieser Frau ist. Aber sie ist. Geht sie weg. Und das ist toll. Das ist ein guter, eine gute.
01:31:34:15 – 01:31:49:07
Sprecher 1
Es ist so viel Angst und Anspannung aus Und dann dieses Gefühl. Das hält sich dann auch. Auch egal, wo die Kamera hinfährt, sie fährt dann wieder zur Tanzfläche und dann sehen wir einen der, der wirklich konsequent bis zum Ende tanzt und immer weiter seinen Körper versenkt.
01:31:49:17 – 01:31:51:19
Sprecher 2
Dieser ist ein super Typ hier.
01:31:52:13 – 01:32:08:21
Sprecher 1
Und es gibt irgendwann den Punkt, wo was halt auch zu diesem Tanz einfach dazugehört, wo du dich einfach noch Ist das überhaupt noch ein menschliches Wesen? Wie verhält er sich gerade? Wie kann er das machen? Was passiert da? Das hat fast was von von dämonischen Zuckungen an sich und das passt so gut zu dieser gesamt Atmosphäre, weil die fahren wirklich in ein Höllenfeuer hinein.
01:32:09:03 – 01:32:28:22
Sprecher 1
Der Film verliert ja auch jeglichen Realismus an gewissen Punkt. Das ist ja kein das ist ja kein eskaliert Drogenrausch was wir da sehen, sondern das ist die tiefsten Abgründe, das ist und das, das ist das, was Nietzsche, Kafka, das sind die Referenzen, ja, auf die wir stoßen. Ja, der Mensch wird zum Tier der Menschen, zum Monster.
01:32:30:11 – 01:32:57:20
Sprecher 2
Und da hat bei mir dadurch, dass ich leider nicht ich ich ahne, dass ich reingekommen wäre, wenn ich nicht von vornherein schon da und dort und dort ein Stolperstein gehabt hätte, über den ich gestolpert bin und ich dann auch hätte akzeptieren können, dass im Drogenrausch nicht einer der Sachen passiert, die im Drogenrausch passieren können, sondern so viele, die das Kind tötet, wird es irgendwie ändern.
01:32:57:24 – 01:33:00:11
Sprecher 2
Sich an der Strom Dingens und.
01:33:00:18 – 01:33:20:07
Sprecher 1
Das fand ich übrigens als junger Vater eine ganz schreckliche Szene noch nicht mal mit dem Strom, sondern als die zu ihrem Kind sagt Ich werde dich jetzt beschützen und dann irgendwie verzweifelt. Sie ist natürlich auch voll auf Drogen, sie sucht dann irgendeinen Raum und dann findet sie diesen Raum mit der, wo einmal die komplette Elektrizität drin ist und sagt darein Und du fasst das da nicht an, das ist nämlich tödlich.
01:33:20:19 – 01:33:36:04
Sprecher 1
Und ich, ich komme und hol dich wieder und schlägt dann die Tür zu. Man hört noch, wie das Kind schreit Mama, ich habe Angst, lass mich nicht alleine. Und die Mutter läuft halt weg. Und die Kamera geht natürlich auch woanders hin. Und ab und zu fährt die Kamera an diesem Raum vorbei und wir hören das Kind schreien und toben und gegen die Wand schlagen.
01:33:36:04 – 01:33:44:16
Sprecher 1
Und das ist so ein Schlag in den Magen, wenn man selbst ein Kind hat. Und dieses Gefühl von von einem Kind, das sich verlassen fühlt und das einfach nur hat.
01:33:44:23 – 01:33:54:11
Sprecher 2
Ja, aber wenn sie noch in der Lage ist zu sagen, was das da nicht an, dann hat sie ja noch genug Bewusstsein zu sagen. Eigentlich sollte ich dieses Kind nicht in diesen Raum stecken, sondern vielleicht woanders hin.
01:33:54:12 – 01:33:55:02
Sprecher 1
Das sollte man.
01:33:55:02 – 01:33:56:17
Sprecher 2
Es gibt genug Räume in diesem Ding.
01:33:56:18 – 01:34:14:04
Sprecher 1
Ja, natürlich, aber sie sind ja alle komplett drüber. Also was? Sie macht es ja halt irrational sie ist, dann verliert sie den Schlüssel und dann? Dann sitzt sie vor dem Traum und sagt und will ihr Kind rausholen. Und sie hat einen Schlüssel verloren und sie wird von jemand anderem angepöbelt Ey, dann such den verdammten Schlüssel. Ja, ich fand das so enervierend und so spannend.
01:34:14:04 – 01:34:15:16
Sprecher 1
Und das war die Stärke von dem Film.
01:34:15:16 – 01:34:37:23
Sprecher 2
Das ist so ein Feuerwerk passiert da und dort und dort und dort. Noch was und dort noch was. Und wahrscheinlich hätte es mich mitgenommen, wenn ich eben diese Stolpersteine nicht gehabt hätte. Aber dadurch, dass es eben nicht so war, hat mein realistisches Ich die ganze Zeit gesagt Wo hast du das auch noch bitte her? Und dann stützte sich da den Arm auf und die bringt sich dann an der Tür noch um.
01:34:37:23 – 01:34:45:06
Sprecher 2
Und der, der für die fängt Feuer. Und war wirklich so eine zu viel.
01:34:45:06 – 01:34:56:00
Sprecher 1
Alles zu viel. Ich fand, er hat ein gutes Tempo dabei. Hat er hat diese Eskalation hat er langsam begonnen. Es beginnt damit, dass sie den einzigen, der keinen Alkohol trinkt, weil er ein Moslem ist, dass der das erst rausschmeißen.
01:34:56:07 – 01:34:57:03
Sprecher 2
Und erfrieren lassen.
01:34:57:03 – 01:35:04:06
Sprecher 1
Der erfriert dann draußen, weil sie denken, der war’s. Und das ist irgendwie noch so einigermaßen. Irgendwie nachvollziehbare Handlung. So ein bisschen.
01:35:04:09 – 01:35:10:08
Sprecher 2
Auch nicht, auch nicht, Du weißt doch draußen, es sind Minusgrade und es schneit und du wirfst ja niemanden raus.
01:35:10:08 – 01:35:16:00
Sprecher 1
Aber das ist das, das ist was, was man sich vorstellen kann, was im Rausch unter sehr viel Alkohol und sehr viel Drogen passieren kann.
01:35:16:01 – 01:35:20:22
Sprecher 2
Eigentlich nicht. Und das ist okay. Alkohol und LSD zusammen und es wird nicht.
01:35:21:00 – 01:35:40:01
Sprecher 1
Und dann auch diese Mentalität dabei und die sagt jetzt haben wir es geschafft, ich habe nie eine geschlagen, was was war, was man nicht sehen kann und dann und dann eskaliert es immer weiter und es gibt keinen richtigen Fahrplan in dieser Eskalation. Aber es ist definitiv eine Eskalationsspirale. Es ist nicht von null auf 100, sondern es wird schlimmer und es wird schlimmer.
01:35:40:01 – 01:36:03:18
Sprecher 1
Es fängt an mit Paranoia und es endet damit, dass Leute sich gegenseitig oder sich selbst verletzen und umbringen. Und diese Spirale war so mitreißend, weil weil sie die ganze Zeit an diese, an diese Kamera, an diese an diesen Tod geknüpft war, weil sie die ganze Zeit durch den Raum geirrt ist. Und ich habe mich da einmal komplett runterziehen lassen davon.
01:36:03:21 – 01:36:24:04
Sprecher 1
Krass, ich bin. Ich fand, es war eine Höllenfahrt und man schnallt sich an, man setzt sich hin und man fährt einmal mit runter in die tiefsten Abgründe der Hölle und ist am Ende total zermartert. Und das war ich. Und ich finde es total spannend, dass das bei dir überhaupt nichts ausgelöst hat. Offensichtlich das, weil ich kann mir. Ich hätte erwartet, dass du sagst Ja, das hat funktioniert, der wahr hat das weh getan.
01:36:24:04 – 01:36:32:16
Sprecher 1
Aber so was will ich nicht gucken. Das war einfach nur schrecklich. Aber das hat mich kalt gelassen. Das finde ich eine spannende Reaktion, weil ich glaube, das ist eine seltene Reaktion bei dem Film.
01:36:32:19 – 01:36:40:24
Sprecher 2
Na ja, es hat was damit zu tun, dass ich mich irgendwann vielleicht habe ich mich auch nicht ernst genommen gefühlt, weil zu viel.
01:36:41:08 – 01:36:41:19
Sprecher 1
Zu viel.
01:36:42:00 – 01:37:11:22
Sprecher 2
Zu viel war. Und man muss auch dazu sagen Du bist ja jemand, der sehr gerne lange Einstellungen und lange, langsame Erzählweise macht. Ich auch, wenn man an Magnolia denkt, aber bei dem hat das. Ich habe mich oft dabei erwischt, drauf zu tippen und zu gucken, wie lange geht das noch? Wo sind denn jetzt die? Und dann? Das fängt bei den Interviews am Anfang, die sind für mich viel zu lang, weil nichts Neues kommt.
01:37:11:22 – 01:37:37:13
Sprecher 2
Dann die Die Choreografie war cool, die hat mir gefallen. Dann die die Sequenz, wo ganz, wo sie ganz viele Gespräche immer wieder im Schnitt ging. Schnitt. Hier. Dann gehen wir mal zu den beiden, die gerade Alkohol saufen und sich nur über über Sex unterhalten. Dann gehen wir zu den beiden Frauen, die da hinten noch stehen und dann zu den anderen.
01:37:39:05 – 01:37:49:16
Sprecher 2
Das war auch viel zu lang. Am Ende, weil ja auch auch keine Infos rüberkommen. Ja, das ist halt das Ding und das ist natürlich das Konzept. Aber das Konzept hat mir nicht nicht gut getan und das will man sehen.
01:37:50:01 – 01:38:08:20
Sprecher 1
Es gibt Kanal, keine Geschichte, keinen. Es ist mäandert so vor sich hin. Ich fand es am Anfang, das mit der Langsamkeit. Ich fand es in den Aufnahmen, das war auch zu viel. Also da gab es auch den Punkt, wo ich dachte, So, jetzt könnte aber der Umbruch stattfinden und diesen Satz, vor allem, wenn du danach noch mal drauf schaust, wie lange die dauern, das sind zehn Minuten, glaube ich.
01:38:08:21 – 01:38:30:00
Sprecher 1
Oder 15 Minuten. Das ist, das ist deutlich kürzer, als es einem vorkommt. Okay, Aber beim Rest des Films war es so, dass die Bewegung einfach zu prägnant und zu mitreißend war, als dass ich mich hätte lass, dass ich gelangweilt gewesen wäre. Und gerade in den letzten 40 Minuten, was sogar jetzt beim zweiten Mal schauen. Eher so, da ich dachte Oh, krass, das ist schon vorbei.
01:38:30:00 – 01:38:35:19
Sprecher 1
Stimmt, ich erinnere mich, da kommt jetzt der Höhepunkt, das ist zu Ende. Krass. Das kam dann doch relativ kurz vor, auch wenn es wehgetan hat.
01:38:36:17 – 01:39:06:15
Sprecher 2
Okay, na ja, neben hat das jedenfalls immer wieder auch wieder rausgerissen, dass ich gedacht habe Ja, okay. Nichts, nichts kommt, nichts Neues. Ich würde gerne weiter wissen, Was? Was? Was, was mir der Film noch alles zu erzählen hat. In diesen ganzen Einstellungen, von den Gesprächen, die ja wirklich sehr frontal bühnen artig aufgebaut sind, vor einem klar definierten Abschluss, Hintergrund, vor einem Vorhang oder einem Netz.
01:39:06:20 – 01:39:24:24
Sprecher 2
Keines dieser Bilder hat Tiefe. Die sind alle in enger für sich genommener Raum. Was ich als Kameramann immer vermeiden will. Ich will ja eigentlich immer einen Raum, der, der nach hinten aufgeht, um um eine Weite und eine Großzügigkeit zu entwickeln. Aber er macht ja absichtlich genau, um dieses Kammerspiel zu haben und um diese.
01:39:25:07 – 01:39:27:05
Sprecher 1
Diese bedrückende Situation, Ja.
01:39:27:12 – 01:39:49:22
Sprecher 2
Das schafft er damit auch. Aber dadurch, dass es so lang ist und ich zu jedem dieser Gesprächspartner irgendwie oder sechsmal gehe und auch nach dem zweiten Mal nichts Neues über ihre ihre Beziehung zur Gruppe zu erzählen haben oder ihre? Also es beim ersten Mal ist klar okay, das erzählt mir jetzt, was sie was hier verhandeln für den Abend.
01:39:50:19 – 01:39:55:06
Sprecher 2
Aber beim zweiten, dritten Mal, wo ich hin schneide oder im vierten oder fünften Mal, kommt nichts Neues.
01:39:56:05 – 01:40:10:13
Sprecher 1
Es ist auch ein bisschen eine Vorbereitung für die Eskalation. Man fühlt sich mit den Leuten gefangen, man ist mit diesen Leuten eingesperrt. Man ist wie diese Leute, die jetzt seit mehreren Wochen trainieren. Wie die zusammen gezwungen sind, irgendwie zusammen zu funktionieren, ist man jetzt auch gezwungen, mit denen zusammen funktionieren.
01:40:10:18 – 01:40:16:20
Sprecher 2
Ist ein adäquates Mittel, muss nicht jedes Mal passieren jeden dieser Abschnitte, weil jeder Abschnitt sehr lang ist?
01:40:16:23 – 01:40:35:22
Sprecher 1
Ja, ich habe teilweise, als ich dem Film auch nur zugutehalten kann, man spürt auch die Langeweile der Leute, wenn sie sich wenn wenn einer redet, eine anderen, man dem anderen quasi ohne was redet, ja jetzt schon wieder stimmt oder so, dass die Themen immer um sich selbst kreisen. Zum Beispiel die beiden, die über Sex reden, die die ganze Zeit nur sagen Guck mal da, der Arsch und guck.
01:40:35:22 – 01:40:36:19
Sprecher 2
Mal so genervt.
01:40:37:01 – 01:40:47:19
Sprecher 1
Von genommen. Dieses Ausgeliefertsein dieser Gruppe und den einzelnen Personen ist natürlich auch eine Vorbereitung auf die Eskalation nachher. Man ist mitgefangen.
01:40:48:02 – 01:40:59:19
Sprecher 2
Ja, das stimmt. Und ich finde es auch. Wie gesagt, es ist ein adäquates Mittel, aber das ein bisschen ausgereizt dadurch, dass es wirklich jedes, jeder Einstellung so ultra lang war. Naja.
01:41:00:02 – 01:41:31:02
Sprecher 1
Kommen wir zurück zur Frage Was wollte uns der Autor sagen und damit zum Genre, glaube ich, in dem das Ganze stattfindet oder zum zum Film historischen Rahmen? Gaspar Noir ist ein Regisseur der New Francisco Trinity, die eigentlich eigentlich müsste man Old French Experimental sagen, weil das Manuel ist eigentlich einer der wenigen, die das wirklich überlebt haben. Das war eher so Anfang der 2000 Jahre, Anfang des Es gab sehr viele Regisseurinnen und Regisseure, die Extreme ausgelotet haben im französischen Kino, und zwar in verschiedenen Genres.
01:41:31:02 – 01:42:02:01
Sprecher 1
Dass der Horrorfilm war definitiv der, der am prominentesten dabei war. Aber drumherum ist eine Menge passiert, gerade was das Spiel mit Sex und Gewalt betrifft. Und es sind interessante Filme in dieser Zeit entstanden und alle Filme tragen im Kern allerdings schon mit sich, dass sie vor allem ausloten wollen, wie viel kann ein Film zeigen und wie schafft es ein Film beim Publikum maximales auszulösen?
01:42:02:19 – 01:42:23:10
Sprecher 1
Und zwar egal ob Thriller, ob Horror oder Erotik Streifen alle Filme der damaligen Zeit haben daran gearbeitet und ich habe am Anfang gesagt Climax ist nicht der schlimmste Film von Gaspar, der hat mit Irreversibel und Into the World zwei Filme gemacht, die noch mal deutlich radikaler sind. Wenn es darum geht, Unwohlsein auszulösen.
01:42:23:18 – 01:42:28:05
Sprecher 2
Ich habe, glaube ich, beide Filme gesehen und fand und fand sie wirklich gut.
01:42:28:17 – 01:42:29:13
Sprecher 1
Du kannst David.
01:42:29:13 – 01:42:30:17
Sprecher 2
Gut. Ich glaube, ja.
01:42:30:21 – 01:42:32:05
Sprecher 1
Das ist mein Lieblingsfilm von ihm.
01:42:32:20 – 01:42:53:20
Sprecher 2
Ich glaube aber, ich muss. Ich müsste noch. Ich bin ich dazu gekommen. Ich wollte nämlich eigentlich noch mal recherchieren und mal reingucken, ob das wirklich die beiden Filme sind, die ich gesehen habe. Weil, bevor ich den Film gesehen habe, Klimax, wusste ich nicht, dass das von Gaspar nur ist. Und im Nachhinein tat es mir dann richtig dolle leid.
01:42:54:03 – 01:42:54:22
Sprecher 1
Dass sie nicht mochte.
01:42:54:22 – 01:43:16:17
Sprecher 2
Dass ich ihn nicht mochte, ich mir gedacht habe Ach nee, verdammt, das ist doch ganz neu. Das muss doch irgendwie, weil der hat das eben dieses, wenn ich mich richtig erinnere, eben es schafft, es in den anderen Filmen einen reinzuziehen und einen so richtig fertig zu machen. Also was soll diese mehr, diese Extreme, diese extreme Gefühlswelt so zu erzeugen im Zuschauer.
01:43:16:17 – 01:43:20:11
Sprecher 2
Und das verteilt dann das war so schade, dass das in dem nicht funktioniert hat.
01:43:20:12 – 01:43:48:18
Sprecher 1
Also Irreversible ist ein berüchtigter Film, der erzählt die Geschichte einer Vergewaltigung und dem anschließenden Rache Mord. Und zwar erzählt er sie rückwärts von diesem Rache Mord bis hin zu der unschuldigen harmonischen Zeit, bevor die Vergewaltigung stattfindet. Und der Film hat vor allem für Aufsehen gesorgt, weil in seinem Zentrum die Vergewaltigung steht, die äußerst realistisch und äußerst brutal ausgedehnt wurde und erzählt wurde.
01:43:48:18 – 01:44:10:13
Sprecher 1
Und Enter the Voice ist eigentlich auch schon ein Film, der gemacht hat, als dieser Trend des New Trinity vorbei war. Das ist mein liebster Film von ihm Das ist ein ich glaube, der dauert drei Stunden oder so, das ist die Pfiff einer Seele, nachdem jemand gestorben ist. Und man sieht die Seele, wie sie durch die Zeit und durch die Dimensionen reist.
01:44:10:13 – 01:44:37:00
Sprecher 1
Und das ist eigentlich so die Sekunde des Todes, der gezeigt wird und der Höhepunkt von von von ein hatte wollte eigentlich ein spiritueller Porno ist, ist die PVV einer Vulva, wie sie von einem Penis penetriert wird. Und zwar genauso, wie ich es jetzt sage grafisch pornografisch. Man sieht wirklich, wie der Penis in die Vulva eindringt und zustößt.
01:44:37:00 – 01:44:39:21
Sprecher 2
Und ich weiß, es ist ein total.
01:44:39:21 – 01:44:59:17
Sprecher 1
Grotesker Film, ein total überladen Film. Und da gibt es auch diese langen Kamerafahrten, und da war, das sind so transzendentale Kamerafahrten, weil sie von Szene zu Szene, von Kindheit zu irgendwelchen Schreckensvisionen fahren. Und das ist so ein ASD, das ist total krasser von Wahnsinn.
01:44:59:21 – 01:45:08:04
Sprecher 2
Die Weiße, das war ich. Ich versuche gerade rauszufinden, ob ich die, wann ich die gesehen haben könnte und weil deine Beschreibung mir nicht so sehr viel.
01:45:08:06 – 01:45:36:18
Sprecher 1
Also irreversibel ist von Anfang 2003, wenn ich mich recht erinnere. Ja, 2002, das war kurz nachdem im Memento Zeitraum. Und das wurde auch verglichen, weil ja, weil die Erzählweise natürlich dieselbe ist, weil er auch von von hinten nach vorne, von vorne nach hinten erzählt. Und Enter the Voice war 2009 und es war eigentlich, wie gesagt, in der Zeit, als dieses New French Extrem Anti Ding schon so zumindest nicht mehr so in der Öffentlichkeit stattgefunden hat.
01:45:36:21 – 01:45:46:16
Sprecher 2
Okay, ich glaube, ich muss einfach noch mal reinschauen und mal gucken. Aber mein Gefühl sagt mir ach man, Gaspar Noe war doch eigentlich ganz gut.
01:45:47:05 – 01:45:59:12
Sprecher 1
Er ist halt ein sehr extremer. In seinen Filmen geht es immer darum, er hat immer die Extreme ausgelotet und er hat immer versucht, maximale Emotion, und zwar negative Emotionen zu erzeugen. Keiner von seinen Filmen ist angenehm zu schauen.
01:46:00:06 – 01:46:29:19
Sprecher 2
Was vollkommen in Ordnung ist. Ich habe damit gar kein gar kein Problem. Ganz im Gegenteil. Ich bin froh, wenn es mal jemand schafft, das wirklich gut hinzukriegen. So, dann. Ach, na ja, ja, darum tut es mir halt auch leid. Und das habe ich dann auch noch mal recherchiert, wie er das gemacht hat. Und ich glaube was, was mir das ein bisschen erklärt hat, warum ich Probleme damit hatte, war, dass ich auch noch gelesen habe, dass er sich die Leute zusammen gecastet hat, die Tänzer.
01:46:29:22 – 01:46:54:20
Sprecher 2
Ja, und dann hat er sich mit denen hingestellt. Am Drehtag am ersten und hat ihnen gesagt Denkt euch aus, was ihr was wie ihr schockieren wollt, wie ihr extrem sein wollt, wie ihr was so und diese allein diese Regieanweisung zu sagen Ach, überlegt euch mal, und dann Junge Menschen neigen sowieso dazu, und da mache ich was ganz Abgefahrenes, was dann?
01:46:55:02 – 01:47:13:11
Sprecher 2
Wenn, dann kommen natürlich nur solche Sachen bei raus und ich finde nicht, dass man den, den Schauspielern und vor allem noch so jungen Schauspielern, die noch nicht mal Schauspieler sind, sondern Tänzer überlassen sollte. Die, die die Geschichte zu schreiben. Funktioniert in der Form in dem Zusammenhang leider nicht.
01:47:13:14 – 01:47:39:14
Sprecher 1
Genau in diesem Film funktioniert das jetzt. Das ist wahrscheinlich die entscheidende Frage, ob es funktioniert. Bei mir hat der Film sehr viel Emotionen ausgelöst. Und ja, es gibt diesen Moment, wo er auch over the top ist. Aber selbst dieses grotesk Bizarre, dieses Over the Top hat funktioniert. Einfach weil es. Weil es klar war. Wir verlassen hier jede reale Ebene und wir bewegen uns einfach in einem merkwürdigen Fegefeuer zwischen, zwischen zuckenden Körpern, zwischen Gewalt und Wahnsinn und ja, auch ein bisschen unfreiwilliger Komik.
01:47:39:19 – 01:48:03:20
Sprecher 1
Das hat das Happy End of the World, auch wenn diese spätestens als Dann hab ich im Kino gesehen und ich weiß noch, als dann diese PPV kam Ich kann diese Szene nicht hinweg, diese Vulva puff und das ganze Publikum hat aufgelacht, aber es war ein befreites Auflachen. Er und Gaspar Noirs, meinen Augen, einer der wenigen Regisseure unserer Zeit, der das Konzept Katharsis noch mal weitergedacht hat.
01:48:03:20 – 01:48:21:06
Sprecher 1
Und das haben einige andere Autoren, der der Extreme, die haben das auch geschafft. Und dafür schätze ich diese Art des Filmemachens total. Auch wenn es schmerzt, wenn das Ergebnis schmerzhaft grotesk übersteigerte Filme sind, sind es Filme, die einen sehr reinigenden Effekt haben.
01:48:21:21 – 01:48:23:04
Sprecher 2
Lass uns kurz übers Essen reden.
01:48:23:14 – 01:48:23:22
Sprecher 1
Ja.
01:48:25:05 – 01:48:30:24
Sprecher 2
Da war ich befriedet. Aber was war ich dann? Also, die Kamera dreht sich irgendwann um.
01:48:31:08 – 01:48:31:17
Sprecher 1
Ja.
01:48:32:07 – 01:48:56:18
Sprecher 2
Und ich dachte erst noch, so ein Effekt. Und dann hat er aber das konsequent durchgezogen und ab einer bestimmten Länge, dass dieser Effekt durchgezogen wurde, dass die Kamera einfach immer Kopf steht, die ganze Zeit hat es eine ganz eigene tolle Ästhetik und eben auch dieses, diese, diese Auflösung auf irgendeine Art und Weise. Ich nicht genau, warum er das schafft.
01:48:56:18 – 01:49:14:05
Sprecher 2
Aber irgendwie löst er für mich ja das Ganze ein bisschen auf und ich kann wieder ein bisschen atmen. Komischerweise, weil eigentlich so eine verkehrte Kameraperspektive immer bedeuten müsste, dass ich das Ich, dass ich beunruhigt bin. Aber es ist.
01:49:14:19 – 01:49:15:03
Sprecher 1
Einfach.
01:49:15:03 – 01:49:28:18
Sprecher 2
Auch. Ja, ja, ja, ja, ja. Und das fand ich ein sehr gutes Mittel. Es hat funktioniert. Das also ein einfaches, aber sehr gut und sehr wirksames Mittel. Und das hat mich auch von der Kameraarbeit ein bisschen mit überzeugt. Dann auch.
01:49:28:22 – 01:49:33:04
Sprecher 1
Es hat ja auch. Also der Film ist ja auch so, es ist Katastrophen Tourismus nach.
01:49:33:15 – 01:49:34:02
Sprecher 2
Ja.
01:49:34:02 – 01:50:00:06
Sprecher 1
Es ist, was Katastrophen tun. Tourismus irgendwie eine merkwürdige Mischung aus aus Tanz und Horrorfilm, irgendwie unentschlossen, ob, ob Kammerspiel oder ob oben großes, opulentes Höllenfeuer. Aber am Schluss gibt es dann ja fast diesen erlösenden Aspekt, Wenn, wenn, wenn die Party vorbei ist, dann sieht man ja auch noch mal, wie Polizisten reinkommen und sich einmal den Schauplatz angucken und die Kamera fährt dann noch mal drüber oder darunter.
01:50:00:12 – 01:50:19:22
Sprecher 1
Wie auch immer man sagen wird. Und es ist irgendwie so, ja, man ist erschlagen, man ist zermartert. Aber irgendwie ist das noch mal so ein jetzt durchatmen und jetzt irgendwie so so weg sinken. Und ich finde, für mich war die Kamera am Schluss vor allem genauso wie der Film erschöpft am Boden. Das war okay, das reicht jetzt erst einmal einmal ordentlich durchgerüttelt worden.
01:50:20:22 – 01:50:23:09
Sprecher 1
Und jetzt liege ich da unten und das ist okay.
01:50:23:10 – 01:50:40:17
Sprecher 2
Aber dann liegt diese Frau da, hat sich erstochen, diesen Sohn verloren, hat in diesem Stromkasten Raum da und und der Polizist sagt völlig unnötigerweise sie ist tot. Ja, das ist was. Das sehen.
01:50:40:17 – 01:50:53:13
Sprecher 1
Wir. Dass die Komik, die bei Gaspar nun immer mal wieder rauskommt. Was sich wahrscheinlich auch nicht vermeiden lässt, wenn man so viel will. Wenn man so viel schockieren will. Das ist auch ein Ding, was Lars von Trier hat. Ich liebe Lars von Ich.
01:50:53:14 – 01:50:54:15
Sprecher 2
Liebe Lars von dich lass.
01:50:55:18 – 01:51:10:10
Sprecher 1
Ich lass mich immer wieder von ihm mitreißen, von seinem Pathos. Und so weiter. Aber niemand kann mir erzählen. Lars von Trier nicht zahllose unfreiwillig komisch im Moment hat. Einfach weil er zu viel und weil er zu viel schockieren und zu viel aufreiben und auflösen will. Jeder Film hat das von ihm.
01:51:10:23 – 01:51:21:03
Sprecher 2
Dabei bei Lars von Trier muss sich wirklich Pause machen. Immer zwischendurch. Ja, ich habe. Ich habe wirklich. Mir war so schlecht, dass ich mir hätte um über übergeben wollen.
01:51:21:03 – 01:51:22:07
Sprecher 1
Bei welchem Film bist du gerade?
01:51:23:06 – 01:51:24:10
Sprecher 2
Mir fällt der Titel gerade nicht ein.
01:51:25:02 – 01:51:25:18
Sprecher 1
Antichrist?
01:51:26:08 – 01:51:47:03
Sprecher 2
Ja, genau dann. Ich glaube Antichrist. Was? Ja, ja. Wo Sie im Wald dann. Ja, genau. Und ich musste wirklich Urban mit einem Freund zusammen gesehen habe gesagt hast, du suchst aus. Ich muss, aber ich leg mich mal kurz hin. Mach mal fünf Minuten Pause und dann können wir zu Ende gucken. Und ich war wirklich wie als wenn ich gerade irgendwie live bei einem Unfall dabei gewesen wäre und kein Blut gesehen kann.
01:51:47:03 – 01:51:47:24
Sprecher 1
So, und das.
01:51:47:24 – 01:51:48:16
Sprecher 2
Gefühl, das.
01:51:48:16 – 01:52:09:00
Sprecher 1
Finde ich in Manuels Filmen und auch in den Klimax auch, und zwar dieses es ist teilweise albern, es ist teilweise trübe, es ist teilweise unfreiwillig komisch, aber es funktioniert trotzdem. An den entscheidenden Stellen und macht einfach fertig. Und dieses Fertigmachen hat so was sehr kathartisch. Das hast du offensichtlich auch jetzt. Nur bei Gaspar. Hat es nicht. In diesem Fall hat es nicht funktioniert.
01:52:09:00 – 01:52:10:08
Sprecher 2
In diesem Fall hat es nicht funktioniert.
01:52:10:17 – 01:52:15:00
Sprecher 1
Also du weißt solche Filme durchaus zu schätzen, wenn du sagen magst. Lars von Trier Definitiv ja.
01:52:15:12 – 01:52:40:03
Sprecher 2
Also von Lars von Trier hat das wirklich in einer extremen, in einer Erbarmungslosigkeit? Ja, die Frau hat halt irgendwie. Ich glaube, Lars von Trier hat irgendwie einfach einen anderen Ansatz, in die Filme reinzugehen als jetzt ganz neu in diesem Film. Irgendwie weiß ich nicht. Zugang, du bist zu fast den anderen weiß ich nicht. Obwohl dann eben tatsächlich, wenn du das so sagst.
01:52:40:03 – 01:52:48:00
Sprecher 2
Mir fällt das jetzt auch so ein bisschen auf, nachdem ich im Kopf krame, was du meinen könntest mit mit unfreiwillig komischen Momenten. Aber das stimmt schon.
01:52:48:00 – 01:52:52:19
Sprecher 1
Wenn in Antichrist Der Fuchs sagt Ja, das Reh ist, das ist so albern.
01:52:54:11 – 01:52:59:10
Sprecher 2
Ja und und oder auch bestimmte Motivationen von Figuren, die nicht so wirklich.
01:53:00:12 – 01:53:14:03
Sprecher 1
Ja, und bei Lars von Trier gibt es halt am Anfang auch immer. Das ist eine wunderschöne Szene, aber wir sehen halt trotzdem den Koitus in der Dusche in Zeitlupe. Ja, während im Hintergrund was läuft im Hintergrund? Tristan Ich weiß nicht mehr.
01:53:14:14 – 01:53:14:22
Sprecher 2
Seinen.
01:53:15:01 – 01:53:27:22
Sprecher 1
Tristan. Und dann sehen wir das Kind zum Fenster in Zeit. Und es ist einfach eigentlich das und das haben ganz viele Regisseure oder New Extreme, die und Lars von Trier das auch ist teilweise einfach zu viel. Aber es ist so, so reinigend und es.
01:53:27:22 – 01:53:47:06
Sprecher 2
Tut so gut. Ich komme, ich komme mit dieser Zeitlupe. Von Lars von Trier bin ich sehr gut klargekommen, aus irgendwelchen Gründen, weil eigentlich könnte man schon echt. Also gefühlt stundenlang guckt man ja in Zeitlupe, wie das passiert. Und du denkst Ja, ich habe verstanden, worum es geht. Ich weiß jetzt, was passiert und was passieren wird. Ich weiß auch schon.
01:53:47:06 – 01:53:56:22
Sprecher 2
Was in zehn Minuten passiert, aber es funktioniert irgendwie super richtig gut. Also für mich ganz toll.
01:53:56:23 – 01:54:18:10
Sprecher 1
Aber dass ich was ich Gaspar nur zugutehalten würde, ist, dass er am dass er ein bisschen impulsiver und ein bisschen Wenn man böse wäre, könnte man sagen weniger Pseudointellektuelle ist als Lars von Trier. Lars von Trier gibt sich immer eine sehr große Metaebene und Lars von Trier versucht immer sehr viel Politik, Philosophie und Weltgeist in seine Filme zu packen.
01:54:19:00 – 01:54:27:17
Sprecher 1
Während Gaspar Noe deutlich impulsiver, deutlich körperlicher und deutlich weniger akademisch rangeht an diese Themen.
01:54:27:19 – 01:54:48:24
Sprecher 2
Das stimmt. Ja, dadurch könnte man natürlich eine Unmittelbarkeit herstellen, die Vielleicht bei Lars von Trier nicht gegeben ist. Ja, wenn er mich dann unmittelbar erreicht hätte. Gut, na gut, dann möchtest du noch ein Schlusswort sagen zum Film oder fast das.
01:54:50:01 – 01:55:00:16
Sprecher 1
Klimax Großartiger für mich. Kann ich nur empfehlen. Aber ein Film, der offensichtlich nicht bei jedem, aber bei vielen Schmerzen hinterlassen wird.
01:55:00:16 – 01:55:04:10
Sprecher 2
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal.
01:55:05:01 – 01:55:05:11
Sprecher 1
Tschüss.
01:55:06:18 – 01:55:11:12
Sprecher 3
Bist du, Du, du.
01:55:12:01 – 01:55:21:08
Sprecher 1
Du, Johannes? Ja, Was hast du denn für mich? Für die nächste Episode.
01:55:21:12 – 01:55:27:09
Sprecher 2
Für die nächste Episode? Ich hätte für dich. Ich breche ein bisschen unsere Regeln. Wir wollen ja eigentlich nur Filme besprechen.
01:55:27:17 – 01:55:28:18
Sprecher 1
Schon in Folge vier.
01:55:29:01 – 01:55:52:24
Sprecher 2
Es tut mir leid, aber es ist einfach. Mir ist es wieder aufgefallen. Meine absolute Lieblings Folge einer Serie. Und ich muss dazu sagen, bevor du Einspruch erhebst die Serie diese Folge funktioniert, ohne dass man den ganzen anderen Kram drumrum kennt. Also es ist eine Standalone Folge, finde ich. Vielleicht widersprichst du mir dann auch noch, und zwar von Doctor WHO, Vincent and the Doctor.
01:55:53:04 – 01:55:56:00
Sprecher 1
Okay, du weißt, ich bin überhaupt kein Doctor WHO Fan.
01:55:56:04 – 01:56:00:16
Sprecher 2
Ja, ich weiß das. Ich gebe mich da ein bisschen in Risiko.
01:56:01:02 – 01:56:05:24
Sprecher 1
Okay. Neue Doctor WHO Serie oder alte 70er, 60er, 50er?
01:56:06:00 – 01:56:11:02
Sprecher 2
Nee, das ist die neue. Das ist der elfte Doctor. Das ist auch mein Lieblings Doctor Smith.
01:56:11:07 – 01:56:12:19
Sprecher 1
Okay, ich bin sehr gespannt.
01:56:12:19 – 01:56:13:13
Sprecher 2
Hast du denn für mich.
01:56:13:24 – 01:56:37:07
Sprecher 1
Ich mache eine kleine Zeitreise. Und zwar habe ich für dich einen Film aus den Siebzigern, The Witcher davor, von Gore gesagt. Ich habe gesagt, ich glaube, er wird dir sehr gut gefallen. Nein, glaube ich nicht. Ich glaub, wir werden sehr viel Spaß haben, wenn wir drüber reden. Von Herschel Gordon Lewis aus dem Jahr 1970, ein absoluter Klassiker des Splatter Exploitation Films.
01:56:37:14 – 01:56:40:22
Sprecher 2
Soll bis nächste.
01:56:40:22 – 01:56:43:23
Sprecher 1
Woche, bis nächste Woche auch.