Episode 14: 1900, Benny & Joon
In unserer vierzehnten Episode beschäftigen wir uns mit dem opulenten Historienepos 1900 aus dem Jahr 1976 sowie der nostalgischen Romcom Benny & Joon aus dem Jahr 1993. Wieder einmal zwei Filme, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Ein großes, überlanges, überambitioniertes politisches Werk aus Europa, das den Sozialismus und das einfache Bauernleben feiert und versucht die Geschichte eines halben Jahrhunderts nachzuzeichnen. Auf der anderen Seite ein wilder und herzlicher Feel Good Movie, der den Humor und die Ästhetik der klassischen Stummfilmcomedy zelebriert und sich bemüht, ein ganz intimes, menschelndes Porträt zweier Liebenden am Rande der Gesellschaft zu zeichnen. Auf der einen Seite zu viel, auf der anderen Seite zu wenig? Für Gesprächsstoff ist gesorgt…
Wie immer gibt es auch wieder zwei passende Bestenlisten. Wir suchen nach den stärksten Historienfilmen, die im 20. Jahrhundert spielen. Und wir werden einmal ganz persönlich, mit den Filmen, die uns in unserem Leben am meisten beeinflusst haben. Dabei springt dieses Mal sogar gleich ein Filmvorschlag für nächste Woche heraus.
1900 [Bernardo Bertolucci]
(Italien 1976)
Der italienische Regisseur Bernardo Bertolucci wurde ziemlich überraschend in den 80er Jahren so etwas wie ein kleiner Darling des epischen Historienfilms. Mit Werken wie Der letzte Kaiser, Himmel über der Wüste oder Little Buddha inszenierte er prachtvolle, visuell beeindruckende Filme, die sowohl Publikum als auch Kritik ins Schwelgen brachten. Dabei stand der Regisseur die Jahrzehnte zuvor eigentlich noch für kompromissloses und radikales Kino, irgendwo zwischen politischer und persönlicher Revolte. Verantwortlich für die plötzliche Entdeckung des Historischen Epochalen war nicht nur Bertoluccis Enttäuschung über die Entwicklung der italienischen Politik und Gesellschaft sondern vor allem auch ein Film: 1900 beziehungsweise Novecento aus dem Jahr 1976. Dank des unerwarteten Erfolgs des Films Der letzte Tango in Paris konnte Bertolluci hier seine schon lange bestehende Vision wahr werden lassen, ein Gesellschaftsporträt über das Italien der ersten Jahrhunderthälfte zu verfilmen.
Im Mittelpunkt stehen zwei Menschen, die am selben Tag im Jahr 1901 geboren werden und deren Leben – so verschieden sie sind – immer wieder miteinander verknüpft werden. Alfredo (gespielt von Robert DeNiro) ist Sohn einer reichen Gutsherrenfamilie und soll irgendwann Grund und Gut seines Vaters und Großvaters erben. Olmo (gespielt von Gerard Depardieu) ist ein einfacher Bauernsohn, dessen Familie als einfache Landarbeiter für den Gutsherrn arbeiten. Alfredo und Olmo werden Freunde, aber auch Kontrahenten und Feinde. Sie durchleben die wilden Jahre im Italien des frühen 20. Jahrhunderts: Von der Belle Epoque über den erstarkenden Sozialismus, die Wirrungen des Ersten Weltkriegs bis zur Geburt der faschistischen Bewegung und der Herrschaft des Nationalismus. Bertolucci erzählt ihre Geschichte jedoch nicht als komplexes, monumentales Gemälde, sondern als schlichte Fabel, die stets an einem Ort verharrt und im ländlichen Norditalien alle Konflikte dieser Zeit verhandelt.
Persönliche Lebensgeschichte, historisches Panorama, politische Kampfschrift? Darüber kann man sicher geteilter Meinung sein. Fest steht jedenfalls, das 1900 Bertoluccis Opus Magnum ist: Über fünf Stunden Laufzeit, viel Geschichte, viele Anekdoten, viel sozialistische Leidenschaft. Zu viel von alledem, Johannes?
Benny & Joon [Jeremiah S. Chechik]
(USA 1993)

DER Film meiner Jugend. Ich kann diesen Film mitsprechen.Auf deutsch UND auf englisch. Die 1993 erschienene Komödie von Jeremiah S. Chechik erzählt die Geschichte des namengebenden Geschwisterpaars Benny und Joon Pearl und dem, beim Poker in die Familie gewonnenen Sam. Die Besonderheit: Joon hat eine oder mehrere nicht näher definierte psychische Krankheiten, die Sam und Joon aber nicht davon abhält sich ineinander zu verlieben. Benny allerdings ist davon nicht so begeistert, und so müssen die Liebenden ganz klassisch dramatisch um ihre Liebe kämpfen und finden, weil es eben doch eine Komödie ist, am Ende zusammen.Ein Film über… ja worüber eigentlich? Plor?
Vor allem Hoffnung würde ich sagen, Hoffnung, dass Menschen jeder Ausgangslagen den sprichwörtlichen Deckel zum Topf finden können – und ist damit hoffnungslos romantisch. Oder was würdest du sagen, Plor?
Transkript
Um den Zugang für Menschen mit Behinderungen zu erleichtern und um eine Volltextsuche nach Themen zu ermöglichen, haben wir beschlossen unsere Gespräche auch als Transkription zur Verfügung zu stellen.
Allerdings muss man dazu sagen, dass die heutigen Techniken automatisiert Transkriptionen herzustellen, doch immer wieder an ihre Grenzen stoßen und streckenweise unlesbare Texte hervorbringen. Eine händische Korrektur der Texte, ist ein Aufwand, der die Möglichkeiten dieses Podcasts bei weitem übersteigt. Trotz dieser Nachteile, überwiegen für uns die Vorteile einer (wenn auch fehlerhaften) Verschriftlichung.

Sie können das Transkript aktivieren und mitlesen, indem sie oben im Player auf dieses Symbol klicken.
: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 14: 1900, Benny & Joon Publishing Date: 2021-04-07T14:16:06+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2021/04/07/episode-14-1900-benny-joon/ Du sagst, zu Milch oder nicht? Nee, ohne Milch. Ich find's... Das ist auch so schön, unabhängig davon, wir haben einfach zusammen so ein bisschen Tee trinken. Ja, ist total schön, ne? Aber haben wir ja schon ein paarmal gesagt, dieser Leuchtturm-Effekt, dieser Termin in der Woche. Ja, total. Johannes. Du glaubst wirklich, die Welt braucht einen weiteren Podcast? Nein, eigentlich nicht, aber ich. Aber wenn wir einen Podcast machen zusammen, dann brauchen wir irgendwas Cooles, worüber wir reden können. Du liebst Filme, ich liebe Filme, ist doch eine gute Idee. Ja, aber wir lieben überhaupt nicht die gleichen Filme. Ja, das könnte das Geile sein. Ich zeig dir Filme, die ich geil finde, und du zeigst mir Filme, die du geil findest. Das heißt so Musicals aus den 50ern? Von mir, für dich, genau. Und koreanische Filme? Mit russischen Untertiteln? Von mir? Für dich. Oh Gott, okay. Aber du weißt, dass das für Menge Streit sorgen kann. Definitiv, das wird lustig. Ahhh! Da, da, da, da, da, da. Herzlich willkommen, zurück eine Woche vorüber. Endlich sind wir wieder. Gott sei Dank, ich liebe diese Gespräche. Schön, eine Corona-Woche hinter uns. Und jetzt wirklich Abwechslung, Ablenkung. Zwei spannende Filme. Und zwei sehr unterschiedliche Filme. Übrigens herzlich willkommen beim muss man sehen Podcast. Wir drücken hier dem jeweils anderen einen Film auf und in der Hoffnung, dass der den Horizont des anderen erweitert, im besten Falle ein bisschen Streitmaterial mitbringt. Manchmal streicheln wir uns mit den Filmvorschlägen, manchmal quellen wir uns auch ein bisschen und ich glaube, ich habe dich diese Woche ein bisschen gequält. Verdammt, eigentlich wollte ich einsteigen mit, Flor, was hast du getan? Aber es gab eine Cheat-Möglichkeit. Hast du die Cheat-Möglichkeit wahrgenommen? Die Cheat-Möglichkeit wahrgenommen? Moment, du meinst die erste Minute anschauen, fünf Stunden vorspulen und die letzte Minute anschauen? Nein, es gibt ja durchaus auch eine andere Fassung für den amerikanischen Markt von diesen Filmen. Es gibt eine kürzere Fassung, die aber nur, weiß ich nicht, 20 Minuten kürzer ist? Nee, vier Stunden noch, glaube ich. Echt? Ja. Wow. Aber mein Film, den ich vorgeschlagen habe, ist 1900 von Bernardo Bertolucci. Und er ist fucking fünf Stunden noch etwas lang. 316 Minuten. Oh, Flor, warum? In Deutschland als zwei Teile vermarktet, irgendwie logischerweise. Ja, tut mir leid. Schiere Länge, schiere Größe, aber ich hoffe, es war trotzdem ein Film, der konsumierbar war, weil auch wenn er sehr lang ist, ist es nicht so ein komplizierter Film wie zum Beispiel Der Spiegel, mit dem ich dich wirklich böse gequält habe vor kurzem. Ja, den ersten Teil, also bevor du irgendwas sagst dazu, ich muss das loswerden, den ersten Teil habe ich geschafft, zu gucken in einem Durch. Ja. So, das waren zweieinhalb Stunden. Ja. Oder zwei, drei viertel Stunden. Dann habe ich gedacht, ich weiß, Flor guckt denn auch in zwei Teilen. Will ich angeben und sagen können, ich habe ihn in einem Rutsch durchgeschaut? Da war es aber schon Mitternacht. Und da habe ich gedacht, ne, vielleicht doch nicht. Da habe ich so am nächsten Morgen weitergeguckt, weil ich hatte nur 48 Stunden Zeit, weil, ne, online gekauft und so und dann darf man ja nur 48 Stunden. Und ich habe den ganzen Tag gebraucht für den zweiten Teil, weil ich immer wieder zwischendurch Pausen machen musste, weil das schon wirklich, es war, Flor, es war wirklich anstrengend. Oh krass, okay. Das tut mir echt leid, aber es war furchtbar anstrengend. Bevor wir schon in die Kritik und in den Streit reinspringen. Ich habe 1900 für Johannes, wie bereits erwähnt, die fünf Stunden, denen wir uns jetzt in den nächsten drei Stunden widmen werden. Johannes, was hast du denn für mich? Ich habe für dich die Gefälligkeit schlechthin im Gegensatz Benny und June, eine romantische Komödie aus dem Jahre 1993, viel, viel leichter konsumiert als das, was du mir da aufgedrückt hast. Wir haben ein sehr unterschiedlicher Film. Hollywood-Romcom-Material trifft auf episches Historienkino aus Europa. Okay, wir steigen mal ein. Du gibst mal eine Einführung, die wahrscheinlich auch schon drei Stunden dauert und dann. Ich lege mit der Einführung los und dann hoffen wir, dass wir irgendwo einen Punkt finden, an dem wir uns treffen. Ich gehe der Fall auf Toilette. Ah ja, 1900. Der italienische Regisseur Bernardo Bertolucci wurde ziemlich überraschend in den 80er Jahren so etwas wie ein kleiner Darling des epischen Historienfilms. Mit Werken wie Der letzte Kaiser, Himmel über der Wüste oder Little Buddha. Buddha. Buddha. Inszenierte er prachtvolle, visuell beeindruckende Filme, die sowohl Publikum als auch Kritik ins Schwägen brachten. Dabei stand der Regisseur die Jahrzehnte zuvor eigentlich noch für kompromissloses und radikales Kino, irgendwo zwischen politischer und persönlicher Revolte. Verantwortlich für die plötzliche Entdeckung des historischen Epochalen war nicht nur Bertoluccis Enttäuschung über die Entwicklung der italienischen Politik und Gesellschaft, sondern vor allem auch ein Film. 1900. Beziehungsweise Novecento aus dem Jahr 1976. Dank des unerwarteten Erfolgs des Films Der letzte Tango in Paris konnte Bertolucci hier seine lang bestehende Vision wahr werden lassen. Ein Gesellschaftsporträt über das Italien der ersten Jahrhunderthälfte. Im Mittelpunkt stehen zwei Menschen, die am selben Tag im Jahr 1901 geboren werden und deren Leben, so verschieden sie sind, immer wieder miteinander verknüpft werden. Alfredo, gespielt von Robert de Niro, ist Sohn einer reichen Gutsherrenfamilie und soll irgendwann Grund und Gut seines Vaters und Großvaters erben. Olmo, gespielt von Gérard de Patieux, ist ein einfacher Bauernsohn, dessen Familie als Landarbeiter für den Gutsherren arbeiten. Alfredo und Olmo werden Freunde, aber auch Kontrahenten und Feinde. Sie durchleben die wilden Jahre im Italien des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Von der Belle Epoque über den erstarkenden Sozialismus, die Währungen des ersten Weltkriegs bis zur Geburt der faschistischen Bewegung und der Herrschaft des Nationalismus. Bertolucci erzählt ihre Geschichte jedoch nicht als komplexes, monumentales Gemälde, sondern als schlichte Fabel, die stets an einem Ort verharrt und im ländlichen Norditalien alle Konflikte dieser Zeit verhandelt. Persönliche Lebensgeschichte, historisches Panorama, politische Kampfschrift? Darüber kann man sicher geteilter Meinung sein. Fest steht jedenfalls, dass 1900 Bertolucci's Opus Magnum ist. Über fünf Stunden Laufzeit. Viel Geschichte, viele Anekdoten, viel sozialistische Leidenschaft. Zu viel von alledem, Johannes? Kurze Antwort, ja. Ich dachte, ich gebe mal eine klare Antwort. Ich habe an diesem Tag, ich habe jetzt mein Handy rausgeholt und einen Chatverlauf rausgesucht. Ich habe an diesem Tag mit einer Freundin gechattet, so zwischendurch, in den Pausen, die ich dann einlegen musste. Und ich wurde gefragt, und eine Zusammenfassung in einem Satz bitte. Meine Zusammenfassung war, zwei Männer schleppen sich durch einen Film, ohne mir zu sagen, was sie wollen. Ich weiß, ich habe nach einer möglichst fiesen Zusammenfassung gesucht, weil ich in dem Moment doch ein bisschen frustriert war. War das Teil 2? Das war dann Teil 2, ja. Tatsächlich ist Teil 1 leichter als Teil 2. Wesentlich leichter. Hatte ich auch das Gefühl, beschwinglicher und auch romantischer. Aber es spielt natürlich auch in einer Zeit, die nicht so krass ist, wie die in Teil 2 spielt. Ist richtig. Also wenn man der Zeit gerecht werden möchte, dann ist natürlich klar, dass der zweite Teil schwerer sein muss und auch krassere Themen bringt. Ich glaube, das Problem an diesem Film ist tatsächlich, dass man über total viel reden kann. Und wenn ich jetzt so meine Notizen durchsuche und durchscrolle, stelle ich fest, es gibt eigentlich viel zu viel über, dass man reden könnte. Und das ist so die Frage, worauf konzentriert man sich. Konzentriert man sich auf die Geschichte des Italiens, des 20. Jahrhunderts, die hier dargestellt wird. Konzentriert man sich auf das Filmkonzept Bertholouchis, was ja durchaus auch ungewöhnlich ist für einen epischen Historienfilm. Konzentriert man sich auf die Zeiten, der Bertholouchi gelebt hat, auf seine politische Einstellung, die die ganze Zeit ja auch in diesem Film präsent ist. Weil es ist einfach mal ein sozialistisches Epos. Dieser Film, also ich habe nicht ohne Grund sozialistische Kampfschrift geschrieben. Bertholouchi ist totaler Fan des Proletariats bzw. des einfachen Bauernlebens. Dass er hier auch in nicht nur schönen Bildern porträtiert, sondern auch in Bildern, die zum einen das Leben des einfachen Bauern glorifizieren. Zum anderen aber auch zeigen, in welchen Konflikten sich der einfache Bauer bewegt und wie er in diesen Konflikten letzten Endes auch siegt, mit Hilfe des Sozialismus. Es ist schwer. Ich hatte die ganze Zeit, eigentlich wollte ich die ganze Zeit meinen alten Geschichtslehrer Herrn Niese anrufen. Und meinen, den Telefonjoker, weißte, alle 20 Minuten Pause machen und dann erzählt er mir, übrigens das mit den Partisaden war so. Meinen Geschichtswissen reicht nicht aus, um einen Podcast zufriedenstellend damit zu füllen, um zu sagen, liebe Zuhörer, ihr müsst diesen Film so und so sehen. Das funktioniert für mich überhaupt nicht. Also die geschichtliche Sache muss man natürlich irgendwie mit bedenken, aber wir können da glaube ich keinen, also ich. Wir können keinen Historienpodcast machen. Das schaffe ich nicht. Ich glaube, das müssen wir auch gar nicht machen. Ich habe bei meinen Notizen einmal stehen, es ist kein überkomplexer Film. Ich habe aber das Gefühl, dass der Film die ganze Zeit voraussetzt, dass ich das alles weiß. Ja, das ist auf jeden Fall der Film hat natürlich, der Film ist von einem Italiener gemacht, aber gar nicht so zwingend für ein italienisches Publikum. Ich habe das Gefühl, man kann sich recht gut durch diesen Film hangeln, wenn man die grundsätzlichen Marker kennt. Wenn man weiß, 1900 irgendwie so beginnende Moderne, man weiß 1914, erster Weltkrieg. Man weiß ungefähr, dass das in Italien das frühen zwanzigste Jahr, ich habe auch keine Ahnung von italienischer Geschichte. Ich habe Geschichte studiert, aber ich habe mich nie dezidiert mit italienischer Geschichte auseinandergesetzt. Aber es reicht schon, wenn man weiß, es gab irgendwie einen Konflikt zwischen Modernisierung und dem traditionellen Leben auf dem Land. Es gab auch ein Gefälle zwischen Norditalien und den Städten, die in der Mitte Italiens waren. Das reicht eigentlich schon für den Anfang, dass man weiß, es gab irgendwie so eine bäuerlich, eine landwirtschaftlich geprägte Gesellschaft. Und es gab da ganz klar einen Klassenunterschied zwischen den großen Gutsherren und den einfachen Bauern. Du kommst aber mit diesem Wissen natürlich nicht weiter, als dir der Film sowieso erzählen kann. Weil im Grunde erzählt er das auch. Er erzählt ja klar, dass es einen großen Unterschied zwischen ländlichem und städtischem gibt. Und dass es einen Kampf zwischen Faschisten und Sozialisten gibt. Das wird ja alles erzählt. Aber diese ganzen echten Zusammenhänge, die ich eigentlich gerne gewusst hätte, die mir nicht nur über die Figuren erzählt wird, sondern wo ich einfach selber gerne einen Schritt zurück gemacht hätte und wissen würde gerne, wie die Abläufe waren, um das einzusortieren, das fehlt mir leider. Das ist so ein bisschen schade. Und ich kann es auch nachvollziehen. Ich glaube tatsächlich, dieser Film ist ein Versuch Bertolucci's, einen Film für den einfachen, für den kleinen Mann zu machen. Ich glaube, Bertolucci hatte im Kopf, ich will die Leute nicht überfordern mit krassen, komplexen Politischen zusammenhängen. Sondern ich will das so schlicht wie möglich halten. Ich möchte, dass die Menschen begreifen, wie die Gesellschaft damals funktioniert hat. Und ich möchte vor allem, dass die Menschen begreifen, wie die Arbeitenden ausgebeutet wurden und wie sie sich dagegen aufgelehnt haben. Deswegen reduziert er das natürlich auch. Wir erfahren keine großen politischen Zusammenhänge. Weil Bertolucci im Gegensatz zu vielen anderen Regisseuren, die Historienfirmen machen, nicht ausschweift. Er zeigt uns keine Politiker. Es gibt keinen Darsteller für Mussolini. Es gibt keinen Darsteller für Marinetti oder für irgendwelche anderen Politiker. Es findet die ganze Zeit in diesem Mikrokosmos statt. Und deswegen finde ich, es ist auch sehr schwierig, 1900 einfach als Epos zu betrachten. Man wirft das ja einfach so raus und sagt, es ist ein epischer Film, Epos, Historienfilm. Weil er die ganze Zeit in diesem Mikrokosmos bleibt. Es gibt zwar die Reisen von Alfredo zu seinem Onkel dann in die Stadt, aber da wird auch nicht viel erzählt, was drum herum stattfindet. Und stattdessen konzentriert sich es auf das Leben der einfachen Leute. Und er zeigt ganz viele Bilder, in denen einfach Alltag dargestellt wird von denen, die, wenn es um Geschichtsschreibung geht, oft auch ignoriert werden. Ich finde tatsächlich das Konzept, ich habe die ganze Zeit gedacht, das ist ein ganz tolles Konzept und eine tolle Idee. Aber manchmal, wie es eben so ist, trägt das Konzept, so geil es klingt, am Ende dem Film das Endprodukt doch nicht so, wie man es gerne gehabt hätte. Weil ich hätte sowas auch gerne, wenn ich sowas im Kopf habe, ich käme großartig vor, wenn ich diese Idee gehabt hätte, das so zu erzählen und wirklich alle Politik rauszulassen. Sondern wirklich nur die Handelnden, die das so erleben, wie sie es erleben. Und du hast keine übergeordnete Instanz, sondern du bleibst wirklich an den Menschen dran. Aber am Ende, um 5 Stunden durchzuhalten, brauche ich vielleicht doch die Einordnung. Brauchst du vielleicht doch, ja. Er lässt die Politik ja nicht raus, natürlich. Nein, die Politik findet statt. Das ist ein hochpolitischer Film. Natürlich, klar. Und es ist auch so ganz eindeutig ein sozialistischer Film. Also ich glaube, darüber braucht man gar nicht zu debattieren. Jaja, das ist klar. Und sowohl in der Liebe zu den Bauern und zu den einfachen Leuten, das ist ganz spannend. Das ist tatsächlich, Bertolucci war kein Bauer. Bertolucci stammt nicht aus einer Bauernfamilie. Aber er ist in Norditalien groß geworden. Und seine Mutter war Lehrerin und sein Vater war Dichter, ein relativ bekannter Dichter sogar. Und die haben lange Zeit in diesem ländlichen Norditalien gelebt, dass er hier darstellt. Und dann sind sie irgendwann nach Rom gezogen. Und da sind sie dann quasi ins Großbürgertum hineingewachsen, ins urbane Großbürgertum der damaligen Zeit. Und das war eigentlich so ein ganz klarer gesellschaftlicher Aufstieg. Das war so ganz klar markiert, als du kommst vom Land und jetzt hast du es geschafft, jetzt bist du in der Stadt. Und retrospektiv hat Bertolucci immer gesagt, er hat das als Riesenverlust wahrgenommen. Weil er das alles verloren hat, was er auf dem Land erlebt hat. Und gerade das, was er im ersten Teil erzählt, diese Kindheitsgeschichte, ich gehe fest davon aus, dass da auch viele persönliche Erinnerungen dran sind, wie dieser junge Alfredo, der aus besserem Haus kommt, ganz viel Zeit mit diesem Olmo verbringt und zum einen schockiert ist über die Ruppigkeit der ländlichen Bevölkerung, aber zum anderen auch total fasziniert davon ist und dem ja auch nacheifert. Und ich denke, Bertolucci, zumindest in diesem ersten Teil, identifiziert sich Bertolucci ganz stark mit diesem Alfredo, weil er auch der Sohn war aus besserem Haus, vielleicht keine gut sehren Familie, aber trotzdem Bildungsbürgertum und dann einfach angetan war von dem Leben der Bauern. Und diese Liebe zum Leben der Bauern, die hat er teilweise wirklich toll auf die Leinwand gebracht. Also sowohl visuell als auch narrativ. Das stimmt, ja. Er walzt sich da auch ziemlich aus. Also er gibt ihm wahnsinnig viel Raum und gibt auch, da singt halt mal jemand wirklich 5 Minuten lang nur, oder man läuft übers Feld mit der Kamera für 5 Minuten und es passiert auf der narrativen Ebene nicht viel. Manchmal denkt man dann schon, was willst du, erzähl mir vielleicht noch was. Ja, es stimmt, er verlässt sich in vielen Momenten sehr stark auf diese Bilder. Ich finde, es gibt eine beeindruckende Szene in dieser Kindheit, die ich ganz toll finde, und zwar als sie das Gegeneinander schneiden, das Essen im Gutsherrenhaus, das sehr kalt und sehr geordnet ist und da essen sie Froschbeine. Die vorher Olmo gesammelt hat? Genau, die vorher Olmo gesammelt hat. Alfredo findet die widerlich, wahrscheinlich auch, weil er Olmo dabei beobachtet hat, wie er die gesammelt hat. Und parallel wird dann erzählt, wie die Bauern zusammen essen. Und das ist ein riesiges Haus, in dem die alle zusammensitzen an einer langen Tafel und sie lästern halt über Olmo und sie schimpfen und fluchen und es ist ein drunter und drüber. Auch so dieses, es gibt keine klare Trennung zwischen einzelnen Familien und sie fühlen einen unglaublichen familiären Zusammenhalt. Das ist eine tolle Szene, wie diese Kälte des Großbürgertums gegen die Einfachheit, die Schlichtheit des bäuerlichen Lebens gehalten wird. Ja, das ist super. Ich muss sofort an Woody Allen denken, der Stadtneurotiker. Ich glaube, das war in dem Film, wo die jüdische Familie gegen die neue Freundin geschnitten wird. Genau, sie diskutieren die ganze Zeit am Tisch. Und für ihn ist es so ein Kulturschock, dass er bei diesem sehr, sehr ruhigen Essen dabei ist. Und kein einziger Witz zündet. Genau, kein Witz, kein Gefluche. Diese Szene ist auch tatsächlich deswegen spannend, weil ein Motiv aus dem Film angedeutet wird, und zwar Olmos Vater existiert nicht. Olmos Vater ist vor vier Jahren gestorben. Olmos Vater ist vier Jahre vor seiner Geburt gestorben. Darüber wird immer wieder geredet, er ist ein Bastard. Er wird auch als Bastard beleidigt. Und dann sagt Olmos Onkel, Olmo ist ein Kind von uns allen. Das ist total schön, also dieser bäuerliche Zusammenhalt und sie stehen zu ihm. Aber viel spannender ist die Frage, wer ist denn Olmos Vater? Und wir wissen aus anderen Szenen, dass der Großvater von Alfredo, der ebenfalls Alfredo heißt, ziemlich viel rumgehurt hat offensichtlich auf dem Land und dabei auch sehr missbräuchlich war gegenüber den Bäuerinnen in einer ziemlich schlimmen Szene, in der er ein kleines Mädchen missbraucht. Es gibt die Möglichkeit, dass Alfredo und Olmo Halbbrüder sind, beziehungsweise sowas wie Halbneffen, dass sie aus der gleichen Familie stammen. Er erzählt Marxistisch, er erzählt ganz klassisch, dialectischer Materialismus. Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Im Gegensatz zur klassischen Dialektik von Hegel. Er sagt hier, diese Leute sind eigentlich verwandt. Die beiden sind beide Menschen. Das erzählt er sowieso die ganze Zeit. Aber die sind vielleicht wirklich richtig verwandt. Die teilen dieselben Gene. Schaut euch mal an, wie der eine wird. Schaut euch mal an, wie der andere wird. Einfach weil die in unterschiedlichen Familien groß werden. Und das auf dem gleichen Gut. Und trotzdem so unterschiedlich, so krass voneinander getrennt. Und das erzählt er ja auch die ganze Zeit, wenn sie miteinander spielen, wenn sie miteinander toben. Hey, sie sind wie Brüder teilweise. Und sie haben auch ganz viele Bezugspunkte zueinander. Und sie mögen sich ja auch offensichtlich. Alfredo wird nie zu einem fiesen Gutsherrenbesitzer. Sondern er hat immer diesen Link zum einfachen bäuerlichen Leben. Vielleicht auch dadurch, dass er eben als Kind mit Olmo gespielt hat. Das zerreißt ihn ja auch ein bisschen. Aber er wird ja trotzdem, um mal vorauszugreifen, er entwickelt sich ja dann innerhalb dieser 5 Stunden, entwickelt er sich ja dann doch zum Gutsherren. Und auch zu einem, der erzählt wird als, naja, der neue Patrone. Das Wort allein bringt ja schon mit sich, dass er nicht so geil immer mit seinen Leuten umgeht. Und dass er auch fragwürdige Entscheidungen trifft. Und dass er sich dann doch als dieses typische Gutsherren gebahren, was man so im Kopf hat. Und das wird aber auch gar nicht so viel gezeigt, sondern mehr erzählt, finde ich, von den Figuren. Also ich hätte mir gewünscht, dass ich mehr von ihm seine Entwicklung sehe. Weil eigentlich frage ich mich schon, warum ist er jetzt so geworden? Ich sehe nicht so oft seine Schlüsselmoment. Aber er wird nie so richtig fies. Bertolucci will immer auch diesen Ausweg lassen. Er braucht ihn ja auch am Ende. Genau, er braucht ihn am Ende. Und es hat natürlich auch dieses utopische Moment. Diese Versöhnung ist bei Bertolucci immer möglich. Und zumindest in diesen zwei Figuren, Alfredo und Olmo, so sehr sie sich entfremden zwischenzeitlich, dieses Versöhnungsmoment ist immer da. Sie können sich auch wieder versöhnen. Und sie können irgendwie da ansetzen, wo sie als kleine Kinder waren. Wir müssen nicht chronologisch vorgehen. Das macht bei diesem Film keinen Sinn. In der Schlussszene sehen wir einen alten Alfredo und einen alten Olmo, die sich wie Kinder auf dem Gutshof balgen. Und das ist eine alberne Szene. Es ist immer albern, wenn junge Darsteller altgeschminkt sind. Es ist in diesem Fall besonders albern, weil wir wissen, wie der alte Robert De Niro und der alte Gérard Departure aussehen. Und sie sehen nicht so aus, wie die Gérard Departure, die hier auf altgeschminkt sind. Weil sie einfach einen grauen Kopf bekommen haben, einen grauen Bart, und das war's. Weißt du, das ist so ein bisschen... Aber Bertolucci konnte nicht absehen, dass Gérard Departure so in die Breite gehen würde. Ja, das stimmt. Und dass sich Robert De Niros Gesicht zu einer solchen Kraterlandschaft entwickeln würde. Das war nicht abzusehen damals. Aber ich hätte gerne De Niros Kraterlandschaft gesehen, und ich mag De Niros Kraterlandschaft einfach sehr. Da steckt so viel drin. Der ist so gut aussehend im Alter. Wahnsinn, oder? Der ist auch mittlerweile über 70, über 80 vielleicht schon. Ich bin der mit dem Laptop. Ich guck mal ganz kurz, wann Robert De Niro geboren ist. Wir haben heute gedacht, du bist der Rechercheur. Gibt es das Wort Rechercheur? Also im Englischen gibt es das ja. Wie heißt das im Englischen? Researcher. Das ist ein schönes Wort. Ich bin der Researcher. Robert De Niro ist 78 Jahre alt. Man sieht ihm sein Alter an, und er sieht unfassbar gut aus. Jedes Mal, wenn ich ihn noch mal sehe in einem Film, denke ich, wow, man kann wirklich mit sehr viel Würde altern. Gérard Departure vielleicht nicht so ganz. Nein, überhaupt nicht. Gérard Departure hat ja auch politisch in den letzten Jahren hin und wieder daneben gehauen. Er hat eine Verbindung zu Russland und so. Mhm. Ja. Aber in diesem Film ist Gérard Departure spielt eine tolle Figur. Olmo, der einfach der Innenbegriff des mutigen und rebellischen Bauern ist. Der wirklich seinen eigenen Weg geht, der schon als Kind als Rebell dargestellt wird. Zessenrebellentum unglaublich sympathisch, ist teilweise auch ein bisschen erschreckend. Er hat diese Ruppigkeit des Bauern. Er zwingt ein kleines Mädchen, zwingt er Froschbeine zu essen in einer Szene als Kind. Und hat dann diese ganzen Frösche am Hut hängen. Das ist vor diesem Essen. Und dann macht er diese Mutprobe. Er neckt dann Alfredo und sagt, na ja, und ich guck mal, was ich mich traue. Und legt sich dann auf die Schienen und lässt den Zug über sich drüber fahren. Also so dazwischen, ne? Er liegt nicht quer drauf, sondern schon. Was dann am Ende des Films noch mal aufgegriffen wird. Und man sieht einfach, Bertolucci hat für diesen Olmo Bewunderung vor allem übrig. Ja, genau. Natürlich ist auch Olmo beeinflusst von eben dem Gegenpart von Alfredo. Dieser Mut. Ich glaube, der Mut kommt auch so ein bisschen daher, weil er das Gefühl hat, ich kann da andocken. Andere Bauern haben das nicht. Andere Bauern haben nie diesen intimen Kontakt zu der anderen Gesellschaftsschicht gehabt. Sein Onkel, interessanterweise. Sein Onkel versteht sich sehr gut mit Alfredo und dem Großvater. In der ersten Szene, wenn beide Kinder geboren werden, geht der alte Alfredo auch gleich zu dem Onkel von Olmo, um das zu feiern. Und bringt dann die Sektflaschen mit. Und sagt seinen Bauern auch noch, sie sollen auch mit anstoßen und trinken. Da merkt man auch, es gibt so dieses Feind-Freund-Verhältnis. Die Machtverhältnisse sind geklärt. Aber dieser Onkel von Olmo ist auch so einer, der die Schnauze aufreißt. Was auch immer wieder für witzige Momente sorgt. Weil man merkt, das sind Leute, die sich nicht einfach nur unterordnen, sondern die einen stolz haben. Die sagen, wir sind Bauern. Das sagt einmal der Onkel von Olmo ganz klar. Du bist Bauer, du wirst immer Bauer sein. Du wirst in die Stadt gehen und aufs Internat eine Ausbildung haben. Aber du wirst immer ein Bauer bleiben. Du bist ein Bauer. Diesen Bauernstolz trägt der mit sich. Und nutzt den auch im Zweikampf mit den Gutsherren. Gibt es diese eine Szene, wo Olmo etwas geschenkt bekommen hat? Das hat er dann in der Faust und sagt, das ist meins. Und die Bauern bzw. sein Vater, der sagt, das gehört uns. Das gehört nicht dir, das gehört uns allen. Wir, wir als Gemeinschaft. Das wird ja später in der Definition des Sozialismus nochmal aufgegriffen, ganz am Ende, wo einer irgendwie der einen was klaut. Was war denn das? Ich weiß nicht, irgendwas hatte in der Hand eine Gans, glaube ich. Und er sagt, wir leben im Sozialismus. Wie kann es dann sein, wenn es uns allen gehört? Und sie sagt, ja, aber warum muss denn ausgerechnet meins für euch uns allen gehören? Ich glaube, es ist tatsächlich auch deswegen eine super spannende Zeit, weil es spiegelt auch so ein bisschen die Zeiten, in der Bertolucci lebt. Es gab Anfang des 20. Jahrhunderts in Italien gab es dieses Zusammenspiel und dieses Gegenspiel von Kommunismus und von Monarchie, als sich der Kommunismus entwickelt hat. Und in der Zeit Bertolucci gab es das auch ganz viel. In Westeuropa war der Kommunismus ja in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg so ziemlich verpönt. Aber Italien nicht. In Italien gab es tatsächlich ziemlich starke Kommunisten. Und die Kommunistische Partei Italiens, die hat dann auch eine Zeit lang mit den Christdemokraten zusammen koaliert. Wie gesagt, mein Wissen, was italienische Geschichte betrifft, ist relativ schlecht ausgeprägt. Das heißt, wenn ihr irgendwas habt, schreibt uns in die Comments. Das hast du überhaupt nicht verstanden. Das hast du falsch gesagt. Aber was ich rausgezogen habe aus der italienischen Geschichte, gerade aus der Zeit Bertolucci, ist, dass es eine Zeit lang diese Utopie gab, dass sich Sozialismus und klassische konservative Christdemokratie miteinander versöhnen können. Die haben miteinander koaliert. Die Kommunistische Partei Italiens hat sich sehr kritisch mit dem Stalinismus auseinandergesetzt. Aus der Zeit stammt auch diese Idee des Eurokommunismus bzw. des Dritten Weges. Dessen Grundinhalt war, wie können wir die Wertvorstellungen des Ostens und die Wertvorstellungen des Westens am besten zusammenbringen und vielleicht wirklich was Neues schaffen und wirklich eine utopische Gesellschaft schaffen. Diesen utopischen Raum gab es einfach politisch und gesellschaftlich in Italien Bertoluccis. Er zeigt, es ist kein unversöhnlicher Konflikt zwischen Bürgertum und Sozialismus bei ihm. Der unversöhnliche Konflikt entsteht nachher, wenn das Bürgertum sich mit dem Faschismus gemein macht. Den Faschismus stellt er in Form einer Person dar, die dann wirklich ein Bösewicht ist, in der er wirklich alles Düstere reinbringt. Aber er redet auch darüber, dass das Bürgertum teilweise blind ist vor den Gefahren des Faschismus. Das zählt ja nicht von unversöhnlichen Gegensätzen, sondern es gibt immer diese Möglichkeit, dass sich die einfachen Bauern und die Gutsherren irgendwie auf eine merkwürdige Ebene vertragen und dass es sogar Konflikte gibt, aus denen die Bauern als Sieger hervorgehen können und dass das Leben auch weitergeht. Erst der Faschismus, unterstützt vom Bürgertum ganz klar, bringt eine neue Form von Gewalt in diesen Konflikt. Aber dennoch würde ich jetzt nicht sagen, dass Bertolucci da sagen würde, dass das ein gutes Abkommen war zwischen Bauern und Gutsherren. Nein, auf keinen Fall. Er zeigt auch ganz klar, in den Gesprächen der Bauern hört man einfach viel, wie sie nicht nur über die Gutsherren ablästern, sondern auch wie sie darunter leiden, wenn Einsparungen gemacht werden. Ein großes Thema ist ja die Automatisierung. Das fängt gleich am Anfang an, wo so ein rotes neues Monstrum aufs Feld kommt. Und natürlich die Bauern sagen, um Gottes Willen. Schaut euch mal an, was ich hier habe. Ihr seid bald nicht mehr notwendig. Ganz toll. Im Laufe des Films später eine Schlüsselszene, wo der neue Padrone dann kommt und sagt, die Ernte ist mies, die Hälfte ist uns davon geschwommen. Ihr müsst jetzt mit der Hälfte des Lohns klarkommen. Das geht ja mal gar nicht. Es ist ganz klar das Gesellschaftsmodell, die Gutsherren bestimmen, und die Bauern müssen sich fügen. Es gibt einige Mutige, die die Klappe aufreißen, aber sie müssen sich fügen. Eine ganz tolle Szene fand ich, als der alte Alfredo stirbt, der hängt sich im Stall und sagt dem Mädchen, geh zu den anderen und sag ihnen, dass ich tot bin, und sie sollen feiern und nicht traurig sein. Dann geht das Mädchen da hin und richtet das aus. Die Reaktion der Bauern ist, selbst in seinem Tod will er uns sagen, was wir zu tun haben, das gibt es doch nicht. Der kann einfach nicht aufhören zu befehlen. Es ist kein romantisches Gesellschaftsmodell, das er hier zeichnet, aber er behält diese Möglichkeit der Versöhnung. Er sagt, es gibt diese Schnittmengen, die nicht Gutsherren und Bauern treffen können, und dann braucht es diesen gesellschaftlichen Umschwung. Es braucht diesen gesellschaftlichen Umschwung, dass wir tatsächlich in einer utopischen Gesellschaft leben. Aber der Mensch hat die Ansätze dazu. Der Mensch kann sich versöhnen. Alfredo ist kein Unsympath. Es gibt ganz viele Momente, wo wir Alfredo sympathisch finden. Das stimmt. Weswegen der Film auch meiner Meinung nach nicht sich so richtig entscheidet und keine ordentliche Schlagrichtung vorgibt, ist, dass Alfredo genau dann unsympathisch wird, wenn er inaktiv bleibt. Wenn er sich nicht aktiv gegen etwas ausspricht. Wie z.B., wenn Oimo verprügelt wird oder fast totgeschlagen wird. Oder wenn die Frau umgebracht wird von Attila und er da sich nicht ... Er weiß eigentlich, was los ist. Ich möchte Alfredo unterstellen, dass er genau weiß, was los ist. Aber er kümmert sich nicht ausreichend. Das erzählt aber der Film so ... Wie fast alles in diesem Film wird es so nonchalant. Weiß ich nicht. Beiläufig? Ja. Dadurch, dass so viel Alltägliches passiert, sind selbst die Peaks, wenn Leute, die umgebracht werden, sind irgendwie alltäglich erzählt. Was auch ein Konzept sein kann, was aber, wie gesagt, über 5 Stunden schon ganz schön krass ist. Die Passivität Alfredos ist der Hauptkritikpunkt, den Bertolucci am Bürgertum übt. Das ist auch in der Szene, in der Olmo am Schluss fast seinen Chaplin-Diktatomoment hat und zu uns spricht. Und das dann noch mal sagt, es ist ganz klar, das ist die Anklage gegenüber dem Bürgertum. Das habt ihr euch mit den Faschisten gemeingemacht, weil ihr dachtet, dass eure Situation sich dadurch verbessert. Und ihr habt gesehen, dass sie schlimme Sachen gemacht haben. Und ihr habt es einfach zugelassen. Das ist das Verbrechen Alfredos. Und das wird auch erzählt. Ich glaube, was du kritisierst, diese nonchalance, diese Alltäglichkeit der Gewalt, die vor allem im zweiten Teil eine Rolle spielt, das ist natürlich auch eine Möglichkeit zu erzählen, dass Gewalt im Faschismus irgendwann zum Alltag wurde. Es gibt diese krasse Szene, in der Attila, wir müssen ganz kurz zu Attila kommen, das ist nämlich der Moment, in dem ein Bösewicht eingeführt wird, gespielt von Donald Sutherland, und zwar groß und gewalttätig. Tatsächlich ist er fast schon ein bisschen zu viel Game of Thrones-Bösewicht. Weil er wird eingeführt, er ist der Vertreter des Faschismus. Er ist der Anführer der Schwarzhemden. Er ist der, der die Bauern bei ihren Aufständen niederknüppeln lässt und bei einer Hochzeit tötet er ein Kind auf brutalstmögliche Weise. Das ist so eine schreckliche Szene. Da zeigt er wirklich so komplett, alles, was am Faschismus verdorben ist, wird in diese eine Person kulminiert. Es gibt diese eine echt krasse Szene, die ich eigentlich noch krasser fand, weil die hat auch diese Beiläufigkeit, diese nonchalance, von der du geredet hast. Ziemlich gegen Ende des Films hat Attila sich quasi sein eigenes Kassett gebaut die sich nicht fügen. Dann läuft er rum und geht zu ihnen und provoziert sie und sagt zu ihnen, du hast das zu tun, was ich dir sage und du darfst keine Widerworte geben. Dann fangen die Bauern an zu pfeifen und er erschießt dann die Pfeifen auch so nebenbei fast. Dann geht er zum nächsten und sagt, was ist mit dir? Und es sind dann wirklich einige Bauern dabei, die einfach in ganz banalen Dingen den Mund aufmachen und pfeifen und sich so gegen ihn widersetzen. Nach und nach aber auch wirklich so komplett untramatisch. Es geht von einem zum anderen. Und natürlich ist das, hier wird erzählt, Gewalt wird zum Alltag. Gewalt passiert einfach nebenbei. Die Faschisten, für die Faschisten ist Gewalt einfach ein Lebenskonzept. Wenn sie die Möglichkeit dazu haben, wenn sie die Macht dazu haben, ziehen sie das knallhart durch. Ja, das ist richtig. Na ja, kann man erzählen, aber ich glaube eben, dass genau das vielleicht in einem Film von 1,5 Stunden eine andere Kraft hätte als in einem Film von 5 Stunden. Weil du in diesen 5 Stunden du verlierst dich einfach zu sehr. Ich hab das Gefühl, es verliert seine Kraft. Das Erzählen dieser Gewalt. Ein 5-Stunden-Film ist an sich natürlich schon mächtig. Und du bist am Ende wirklich, ich war am Ende wirklich wie nach einem Marathon. Du sitzt dann wirklich da und denkst erst mal, sollen wir jetzt erst mal rausruhen? Wer bin ich eigentlich? Moment, wir sind noch alles dran. Aber leider verliert der Film an manchen Stellen einfach seine Kraft. Und am Ende bleibt mir natürlich die Kraft von Gérard de Batlle, wie er seinen Monolog in die Kamera hält. Das ist ein sehr kraftvoller Moment. Den finde ich auch toll. Und ich bin mir sowieso, nämlich dem Filmemacher vollkommen anschließend. Politarier aller Länder, vereinigt euch. Bertolucci hat übrigens betont in einem Interview, dass das 1900 ein kommunistischer Film ist. Und dass er ihn auch gemacht hätte, um die rote Fahne in die USA zu tragen. Es gibt ja wirklich eine amerikanische Version und eine italienische Version. Und beide Versionen sind dubbed. Für die italienische Version haben sie die amerikanischen Darsteller gedubbt. Und für die amerikanische Version haben sie die amerikanische Version gedubbt. Und es gab ja eine Menge Kämpfe mit seinem Produzenten Alberto Grimaldi, der unbedingt eine kurze Version haben wollten für den amerikanischen Markt. Und natürlich hat Bertolucci gesagt, ey, das ist mein Baby, das fasst du nicht an. Woraufhin Grimaldi ihn aus dem Schnittraum ausgesperrt hat und einfach eigenhändig innerhalb von kürzester Zeit eine 3-Stunden-Version dahin gesaut hat. Und dann hat er gesagt, das ist eine Version, guck mal, so will ich das für den amerikanischen Markt. Und Bertolucci war schockiert. Das war natürlich ein Trick von Grimaldi. Er hat da wirklich was zusammengesaut. Und es muss wohl so schlimm gewesen sein, dass Bertolucci gesagt hat, okay, okay, ich mach die 4 Stunden. Aber bitte, das nicht. Und das war dann der Kompromiss. Also so hat er ihn zum Kompromiss gekriegt. Ja, es ist natürlich, die Länge ist krass, die Länge ist erschlagen. Ich glaube, Bertolucci wollte hier eigentlich einen einfachen Film machen. Bertolucci wollte einen Film, der die sozialistischen Ideale, die er hat, so einfach wie möglich erzählt. Er konzentriert sich auf 2 Personen und dann noch ein paar Nebencharaktere. Aber es ist kein großes gesellschaftliches Panorama, was er hier erzählt. Und wenn ich das vergleiche mit anderen Historienfilmen, die machen das ganz anders. Die erzählen mal hier und mal da. Die springen zwischen verschiedenen Personen hin und her. Die haben so ein Ensemble von 20 oder 30 Leuten oder sogar noch mehr. Und bringen dann noch ein paar tatsächliche Persönlichkeiten aus der damaligen Zeit. Und das macht er alles nicht. Er macht hier wirklich einen radikalen Schnitt und zeigt nur das Leben auf dem Land. Wir kriegen keine großen Bilder aus Rom. Wir kriegen keine Mussolini präsentiert. Wir kriegen keinerlei Kriegsbilder. Wir sehen, wie sie mit dem Zug wegfahren in Soldatenuniform. Wir sehen, wie sie zurückkommen. Es ist alles reduziert auf diesen Orten. Ich glaube, dass es schlicht erzählt ist. Im Gegensatz zu anderen Historienfilmen, die groß erzählen. Historienfilme. So viele Historienfilme. Meinst du, wir sind wieder an diesem Punkt angeleitet? Ja, es kommt! Oh nein, da ist sie! Top 3 Liste! Unsere Liste. Top 3 Historienstoffe. Historienstoffe, aber mit der Eingrenzung, die du gebracht hast. Ja, 20. Jahrhundert, will ich sehen. Oh mein Gott. Was es deutlich schwieriger macht. Und ich bin auch total gespannt, was du hast. Ich hab mich schwer damit getan. Ich bin tatsächlich nicht der größte Historienfilmfan. Also mir ist es total leicht gefallen. Was ihr jetzt nicht wisst, als ich gekommen bin, das erste, was Johannes gesagt hat, das erste, was er gemacht hat, warum zu jammern, dass diese Top 3 Liste so schwer war. Aber ich bin sehr froh, dass das für dich jetzt auch nicht so leicht war wie für mich. Und er hatte mehrere Recherchen geöffnet und Listen und dann waren da Filme dabei und es war so offensichtlich so Fuck, der ist 19. Jahrhundert, Fuck, der ist 19. Jahrhundert, weil tatsächlich, ich glaub, das 19. Jahrhundert ist mein Lieblingsjahrhundert, was historische Stoffe betrifft und das sah aus, als ob deines das auch sein könnte. Nee, es ist halt wirklich schwieriger. Du hast halt, 20. Jahrhundert sind da halt alles Kriegsdramen. Oder fast ausschließlich. Ja, 20. Jahrhundert war auch fucking viel Krieg. Ja, es ist halt leider so. Ich hab versucht, keinen Kriegsfilm reinzupacken. Ich hab tatsächlich versucht, das zu finden, was ich als Historienfilme bezeichnen würde, was sauschwer ist, weil irgendwie Filme, die ins 20. Jahrhundert gepackt sind, erzählen halt daneben immer was anderes. Ich meine, jeder Mafia-Film ist ein Historienfilm. Aber in erster Linie ist es der Paten-Mafia-Film, kein Historienfilm. Und Titanic ist in erster Linie ein Liebesfilm und kein Historienfilm. Aber es ist ein Historienfilm. Das ist meine Lieblingsliste. Titanic gehört nicht zu meinen Lieblingsfilmen. Ich glaube, welche ist ein guter Film. Ja, wir hatten schon mal drüber geredet. Ja, wir haben mit James Cameron geredet und wir haben festgestellt, dass wir unterschiedliche Ansichten zu ihm haben. Ich hab mich schwer damit getan, weil ich wollte eigentlich versuchen, auf Kriegsfilme, Mafia-Filme, Liebesfilme und all das ganze Zeug zu verzichten. Und das hat es schwieriger gemacht. Aber es war sowieso von Grund auf schwer. Ich bin trotzdem ganz zufrieden mit der Lieblingsliste. Ich fange an. Ich hab ein, zwei Honorable Memensions. Da wäre der Film über Frida Kahlo. Frida heißt er einfach nur. Ganz toller Film über eine Künstlerin. Vielleicht irre ich mich jetzt sogar. Und das ist gar nicht ein 20. Jahrhundert. Moment, ich muss auch nochmal kurz gucken. Aber Frida Kahlo ist ziemlich sicher 20. Jahrhundert. Geboren 1907, gestorben 1954. Du hast so geguckt, dass ich gedacht habe ach Scheiße, ich hab völlig daneben gelebt. Ich hab so geguckt, weil ich über den Namen der Darstellerin nachgedacht habe und ich drauf gekommen bin. Und jetzt muss ich doch nochmal ganz kurz Google anwerfen. Und die Darstellerin ist nämlich ganz toll. Selma Hayek. Super Schauspielerin. Aber nur Honorable Menschen. Ich fand den Film über J. Edgar Hoover eigentlich auch nicht so schlecht, aber in der besten Liste würde ich ihn auch nicht packen. Und Saving Mr. Banks ist eigentlich auch ein historischer Film. Ja, definitiv, auf jeden Fall. Ja, also es ist keine große historische es kommt nicht in Geschichtsbüchern vor oder sowas. Das ist das, was mir bei Historiendrama so einfällt. Sachen, die in Geschichtsbüchern weitergetragen werden, aber ich glaube, dass Travis nicht unbedingt Ich wette mit dir, wenn du in einer Datenbank, historische Forschung Disney eingibst, findest du verdammt viele Bücher, verdammt viele Werke, verdammt viele Aufsätze, die sich mit der Geschichte Disney auseinandersetzen. Das ist einfach ein Stück amerikanische Kulturgeschichte. Also absolut gekauft. Dann hätte es ja doch in die Liste gekornet. Also mein Platz 3 ist The King's Speech. Über den stotternden König. Den ich einfach beide Schauspieler wahnsinnig wahnsinnig gut fand. Geständnis hab ich noch nicht gesehen. Ist schon lange auf meiner Liste. Und sollte ich auch unbedingt mal gucken. Und du guckst mich gerade so sehr entgeistert an. Du musst ihn gucken. Ja genau. Stimmt das, 20. Jahrhundert? Ich bin nämlich auch wieder unsicher. Georg, George, der sechste. Der sechste. Und es spielt Anfang 20. Jahrhundert, irgendwie so 20er Jahre offensichtlich bis dann Krieg. Also bis zweiter Weltkrieg. Also ich fand's großartig wundervoll gespielt von beiden. Der Typ, der ihm dann das Stottern abgewöhnen soll und eben der König selbst. Die beiden Schauspieler nahmen gerade nicht im Kopf. Der war auch hoch gelobt und er hat ja auch abgeräumt. 2011 hat er bester Film bei der Oscarverleihung. Beste Regie, bestes Originaldrehbuch, bester Hauptdarsteller und noch einige Nominierungen. Ich war wahrscheinlich der Abräumer bei der Oscarverleihung. Cool. Ja, dein Platz 3. Zwei Honorable Mentions, Titanic. Weil er wirklich für mich Ende der 90er Historienfilm nochmal auf ein neues Level gehoben hat, was Detailverliebtheit betrifft. Wie gesagt, ich hab ihn nicht reingenommen, weil es ein Liebesfilm ist, vor allem primär. Aber er hat einfach was Details betrifft und was schieren Produktionsaufwand betrifft, hat er das gemacht, was seit den 60ern beim klassischen Monumentalfilm nicht mehr stattgefunden hat. Wirklich, wirklich viel Geld in die Hand genommen und einfach mal Titanic nachgebaut. Und der zweite wäre Papillon. Papillon weiß ich gerade nicht. Der Gefängnisfilm. Und der spielt, glaube ich, jetzt muss ich auch nochmal nachgucken, vor 1973 und der spielt halt auch, aber der ist halt kein richtiger Historienfilm, weil zwischen den Geschehnissen und der Verfilmung liegt nicht so viel Zeit, aber es ist ein Film über Steve McQueen, der spielt den Papillon, der in einer Strafkolonie gefangen gehalten wird und sich da rumschlagen muss. Toller Film. Mein Platz 3 hingegen ist There Will Be Blood von Paul Thomas Anderson, den man gar nicht genug loben kann. Und den hätte ich eigentlich auch mit rein nehmen können. Ganz knapp Anfang 20. Jahrhundert. Ja, okay. Und ich liebe Paul Thomas Anderson und ich liebe diesen Film und der ist groß, episch und auch politisch spannend. Gehört zu den Filmen, bei denen ich in der Liste, glaube ich, gedacht habe, zu lange her, dass ich ihn gesehen habe, deswegen weiß ich gar nicht mehr genau, ob der wirklich in die besten Liste reingehört oder nicht, aber ich erinnere mich daran, dass ich den auch gut fand. Mit einem fantastischen Daniel Day-Lewis. Oh ja, stimmt. Und einem ebenso fantastischen Paul Dano, der in den Kontrahenten spielt, den Priester, mit dem sich Daniel Day-Lewis als Ölmogul anlegt. Unbedingt sehen. Fantastischer Film. Okay, cool. Platz 2 bei mir wäre Inglourious Bustles. Wir haben Krieg und wir haben Tarantino. Hattest du den schon mal? Den habe ich bestimmt schon mal in der besten Liste gehabt. Aber wenn es um Historie-Sachen geht, natürlich überhaupt nicht akkurat und überhaupt nicht, also es ist einfach nur, wir erzählen einfach mal, was wir gerne gehabt hätten, was passiert. Er sollte im Geschichtsunterricht nicht gezeigt werden. Aber ich finde es einfach sehr befriedigend. Und die Goebbels-Darstellung ist toll, sehr akkurat, weil es gibt diese großartige Szene im Kino, wo Goebbels und Hitler nebeneinander sitzen und Hitler sagt irgendwas zu ihm, er lobt ihn irgendwie, ich weiß nicht mehr was, und dann hat Goebbels fast so einen epiphanischen Orgasmus, wie ein Verliebter schaut der Hitler an. Dieser Moment ist am stärksten hängen geblieben von dem Film, weil es so lustig ist. Und dann werden sie alle abgeknallt. Das habe ich im Kopf. Und wie es explodiert am Ende, oder? Ja, genau, das ganze Kino wird verbrannt und sie hat ihren großen Auftritt auf der Leinwand und sagt, ich bin die Rache. Die jüdische Rache. Und dann kommt auch noch der Wehrin-Jude und darf noch einmal Hitlers Gesicht wirklich zu Preischießen mit einem Maschinengewehr. Geil, man. Ich bin kein großer Verfechter von Gewaltdarstellungen, aber in diesem Fall ist es sehr befriedigend. Ja, ja. Okay, dein Platz 2. Mein Platz 2 ist Fitzcarraldo von Werner Herzog aus dem Jahr 1982. Wo Klaus Kinski einen verrückten, also was soll der sonst spielen, einen verrückten Abenteurer spielt, der im peruanischen Dschungel ein Opernhaus bauen will und dann mit einem riesigen Flussdampfer unterwegs ist. Ja, es trifft eigentlich ziemlich gut den Wahn des Kolonialismus. Ja. Und der ja auch bis ins 20. Jahrhundert gehalten hat und es spielt auch irgendwie, es ist glaube ich eine diffuse Zeit. Also es wird nicht so konkretisiert, aber es ist ziemlich eindeutig 20. Jahrhundert. Ich muss dazu sagen, dass Klaus Kinski immer wieder vor sich hin störtet, weil er nochmal nachschaust, ob es jetzt wirklich stimmt. Ja, ich war jetzt tatsächlich auch unsicher und ich finde es hier auch auf Anhieb nicht, aber die Inspiration war irgendjemand Anfang des 20. Jahrhunderts. Inspiriert von Carlos Fermin Fitzcarraldo der 1897 gestorben ist. Fuck! Ich muss gucken. Ich weiß, ich war mir sicher, das ist das 20. Jahrhundert. Nein. Also, ja. Früh ist 20. Jahrhundert. Diffus, aber früh ist 20. Jahrhundert. Wir tun jetzt einfach so, als ob. Vollkommen egal. Werner Herzog und Klaus Kinski. Schaut euch den Film an. Zu meiner Scheine muss ich gestehen, dass ich am ehesten die Behind-the-Scenes im Kopf habe, als den Film selbst. Es ist halt einfach krass, was da alles abgegangen ist. Ich weiß nicht, das guckt man irgendwie öfter an als den Filmen selbst. Am besten ist diese Szene, in der Werner Herzog ganz ruhig dasteht und Klaus Kinski komplett ausrastet, weil er davor sich irgendjemand am Set verletzt und Kinski stand nicht im Mittelpunkt mal für fünf Minuten und war deswegen tierig sauer und hat irgendwas gesucht, um sich aufzuregen. Ich glaube, es ging dann ums Catering. Und er schreit dann ganz laut rum und daneben stehen die Natives, mit denen sie gedreht haben. Und die sind ganz ruhig und gucken so irritiert. Sie sehen dann später, ob sie ihn umbringen können. Ja, genau. Das ist zum einen. Und zum zweiten haben sie dann gesagt, sie waren nicht irritiert, weil es Kinski so rumgeschrien hat, weil sie dachten, Gott, das ist einfach nur ein Verrückter. Total bekloppt. Sie waren irritiert, dass Werner Herzog so ruhig geblieben ist und dachten wirklich, er will ihn umbringen. Weil für sie, wenn einer so total ausrastet und der andere ganz ruhig bleibt, ist klar, was kommt, ist physische Gewalt nach der verbalen Attacke. Sonst würde er mit verbaler Gewalt antworten. Ja, mein bester Feind. Toller Film. Schaut ihn euch an. Auch ein historischer Film. Okay. Wo waren wir jetzt? Platz zwei waren wir jetzt. Ja, du bist Platz eins. Mein Platz eins, und der wird auch immer ganz oben landen, also nicht ganz ganz oben, aber immer auf solchen Listen immer in die höheren Ränge steigen, ist Casablanca. Casablanca ist einfach ja, ich weiß, das ist eigentlich ein Liebesfilm. Aber es ist ein historisches Setting und ich finde, dass dieses historische Setting durchaus der tragende und wichtige Rolle spielt und das irgendwie ein Gefühl aufgreift, was ich nicht kenne, was mir aber irgendwie so nahe gebracht wird, dass ich damit wirklich was anfangen kann und weiß, so ein Gefühl dafür bekomme. Es ist wirklich gut gemacht, ganz toll. Ich nicke heftig. Casablanca ist für mich das historische Setting in Casablanca viel stärker als die Liebesgeschichte, die erzählt wird. Ich liebe die Szene, wenn sie in der Bar die Marseilles anstimmen und einfach mal die Nazis in Grund und Boden singen. Das ist so toll. Ganz toll. Mein Platz eins ist eine deutsche Kindergeschichte. Oh, das weiße Band von Michael Hannecke mit dem Untertitel Eine deutsche Kindergeschichte spielt kurz vor Ausbruch des ersten Weltkriegs und behandelt wie der Faschismus durch das Großbürgertum bzw. durch das Kleinbürgertum durch das Bürgertum im Allgemeinen an die Macht kommen konnte. Weil er zeigt, wie die konservative Erziehung der Erwachsenen die Kinder zu Faschisten erzieht. Ich versuche die ganze Zeit mich zu erinnern. Ich weiß, dass ich einen Film gesehen habe, aber das ist lange her. In unfassbar guten Schwarz-Weiß-Bildern erzählt. Und ich weiß, dass das einer der Filme ist, die mich sehr von Hannecke überzeugt haben. Aber ich weiß nicht mehr, warum. Das heißt, ich muss ihn noch mal gucken. Ja, gerne. Also, es ist so ein Film, diese Detailfassassenheit, die Hannecke hat, die hätte ich auch gerne bei so was. Weil es ist unglaublich, wie er es schafft, in jeder Szene das perfekte Bild zu machen. Und dann gleichzeitig erzählt er noch diese wirklich krasse parabolische Geschichte, wie der Faschismus einfach stark werden konnte, ohne das Wort Faschismus zu benutzen, ohne überhaupt auf den Faschismus zu referieren, weil es spielt vor der Zeit der faschistischen Bewegung. Und vor allem, viel besser als Bernardo Bertolucci, bringt er auf den Punkt, wie der Konservatismus der damaligen Zeit schuld war am Erstarken des Faschismus und Nationalismus. Könnte es daran liegen, dass er sich nicht 5 Stunden Zeit genommen hat? Das war aber auch ein langer Film, ne? Ja, es ist auch ein langer. 144 Minuten. Ja, aber keine 300. Also ich meine, das ist dann wirklich weniger als die Hälfte, naja. 44 hätte sich weniger Zeit nehmen können. Das wäre durchaus was, was ich unterschreiben würde. Er hat viele Nebenhandlungen, und zwar nicht mit anderen Charakteren. Wie gesagt, er entwirft kein großes Ensemble, sondern er bleibt eigentlich stets bei seinen Leuten, bei dem Set an Charaktern, das er aufgebaut hat. Aber er erzählt da sehr viel und er macht sich dann auch manchmal etwas leicht und ist auch manchmal ja, er ist öfter mal zu romantisch, was sich die sozialistische Bewegung betrifft und was die Möglichkeiten des Sozialismus betreffen. Ach, naja, ich bin da, ich glaube, ich bin da voll auf seiner Linie. Aber natürlich du hast recht, es bleibt für mich auch, oder vielleicht sogar mehr als für dich der Beigeschmack von naja, da hat jemand eine einseitige Version im Kopf, die natürlich kann man Faschismus nicht romantisch erzählen, das will man auch nicht und will man auch keine, man will kein gutes Haar dran lassen, aber man könnte dem Sozialismus mehr Dreidimensionalität geben, also mehr Ecken und Kanten. Es ist tatsächlich so, dass sich in diesem Film wird sich nicht auseinandergesetzt mit dem Terror des Stalinismus. Es wird sich nicht auseinandergesetzt mit den dunklen Seiten des Kommunismus, sondern es ist sogar, es ist ein Langlebe, Stalin relativ am Anfang des Films der Kommunisten, der Kommunismus ist die Befreiung, aber natürlich auch mit diesem, mit dieser düsteren Kehrseite, die dann erzählt wird, ganz am Schluss, wenn sie sagen, der Patrone ist tot, sagt Alfredo, der Charakter von Robert De Niro, noch mal in einem sehr persönlichen Moment zu Olmo, der Patrone lebt und es ist natürlich schon so ein Vorgeschmack darauf, dass sich die Verhältnisse nicht sonderlich ändern werden, die Bauern werden entwaffnet, nachdem sie, nachdem sie befreit haben, nachdem es den großen Tag der Befreiung gab, nachdem sie mit Hilfe des Sozialismus, sondern wenn sie im Norden Italien dafür gesorgt haben, dass jetzt erstmal Ruhe ist, werden sie entwaffnet und es ist klar, dass sie jetzt wieder zu einer artbürgerlichen Herrschaft kommen. Also das ist dem Film absolut zu gut zu halten, dass du im Grunde, vielleicht ist es auch einfach die Absicht, dass man zwischendurch den Sozialismus nicht infrage stellt und ganz am Ende dann den Hammer kommen lässt, dass die Leute kommen und sagen, so, jetzt bauen wir hier neue Gesellschaftsordnung auf und gebt mal eure Waffen her. Ja, genau. Und dann eben der Satz, ja, der Patrone ist tot, aber der Patrone lebt. Und das ist wirklich ein ganz, ganz krasser Moment und ein toller Moment und ein sehr, sehr, sehr, sehr starker Moment. Ich hätte dem Film den auch nach zwei Stunden schon abgekauft, aber ist in Ordnung. Es sind ja auch tatsächlich, es sind ja schon so ein bisschen zwei Filme, wir haben den Film über die Kindheit, was eigentlich ein Film für sich ist. Der erzählt einfach die Kindheit im Italien des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Und dann haben wir den Film über das junge Erwachsensein, über das alte Erwachsensein. Das wäre eine Person, eine Figur, die ich gerne noch kurz hervorheben würde, die ich am spannendsten fand, aber die ich auch kritisch sehe, auch schwierig sehe. Und zwar ist das Ada, die Geliebte von Alfredo, die dann seine Frau wird. Und in ihr entwirft, entwirft Bertolucci auch einen utopischen Entwurf. Und zwar sie fühlt sich in der Ehe dann von Alfredo entfremdet und schaut mit Abscheu auf die Faschisten. Und sie solidarisiert sich dann radikal mit dem Bauernthum. Zuerst findet Olmo das nicht so geil, dass sie zum Beispiel seiner Tochter Lesen beibringt und sie sagt, hey, in der Bildung liegt die Zukunft. Und ich will, dass ihr Chancen habt und Möglichkeiten habt. Und Olmo, der stolze Bauer, sieht das total kritisch. Aber freundet sich dann mit Ada an. Ada ist deswegen einer Charakter, weil Alfredo permanent eifersüchtig ist auf ihre Beziehung mit Olmo. Diese Szene, die du schon erwähnt hast, in der Olmo verprügelt wird, weil er für den Tod des Kindes verantwortlich gemacht wird, das eigentlich von den Faschisten von Attila umgebracht wurde. Da ist Alfredo unter anderem deswegen still, weil er wütend ist, weil er vor Eifersucht kocht. Weil bei ihrer Hochzeit ist Ada mit dem Pferd ausgeritten und ist dann mit Olmo zusammen zurückgekommen. Und das ist so der erste, wo der erste Keim in der Freundschaft gesetzt wird. Und es ist wirklich eine unschuldige Freundschaft. Die beiden haben nicht zusammen. Es ist einfach nur eine Freundschaft. Was ganz spannend ist, ist, dass Bertolucci hier so ein bisschen die kulturelle Avangarde, die kulturelle Moderne der damaligen Zeit darstellt. Und die diese Versöhnung mit dem Kommunismus ist von dieser Avangarde eigentlich überhaupt nicht ausgegangen, sondern die hat sich sogar eher an den Faschismus angelehnt. Und zwar ist Ada vor allem am Anfang, wenn Alfredo sie kennenlernt. Sie ganz klar markiert so als Futuristin. Sie fährt Auto. Sie liebt schnelle Gedichte. Sie sagt irgendwie, das Gedicht ist jetzt gelesen. Das ist nichts mehr wert. Und zerreißt dann das Papier, wo das Gedicht drauf stand. Und deswegen ist Alfredo auch so von ihr fasziniert und verfällt ihr, weil sie halt wirklich eine moderne Frau ist, die in Künstlerkreisen herumgeht und die sich mit Kunst und Kultur auseinandersetzt und irgendwie amangardistisch ist von ihren Ideen. Das lustige ist, die Futuristen, die haben damals ganz viel mit den Expressionisten zusammengemacht, die alle eher zur Linken tendiert haben. Aber die Futuristen in Italien, die sind alle nach rechts gewandert oder fast alle. Der berühmteste Futurist, das war Marinetti, das war ein Dramatiker und Regisseur, der das Manifest des Futurismus geschrieben hat, wo stand, alles muss sich bewegen, das Vergangene ist totzuschlagen, die Zukunft regiert und so weiter. Und der wurde später Politiker unter Mussolini, der war einfach mal ein harter Faschist später. Und die kulturelle Avantgarde der damaligen Zeit, die waren so angetan vom Faschismus, weil der Faschismus auch Bewegung gepredigt hat und auch Gewalt gepredigt hat und gesagt hat, wir schlagen das alte Tod, also gerade der Faschismus italienischer Prägung. Und da ist Bertolucci so ein bisschen zahm fast, weil ich es spannend gefunden, wenn er diesen Konflikt zwischen der Linken und der kulturellen Avantgarde stärker gezeigt hätte. Ja, aber da ist ihm irgendwie glaube ich seine Position zu wichtig. Also weißt du, was ich meine? Das, was er erzählen möchte, ist ein romantischer Sozialismus. Wahrscheinlich. Deswegen, ja genau, der Film romantisiert sehr viel und der Film, um nochmal zu dem Punkt zu kommen, der Film will glaube ich Licht sein. Und das gelingt ihm nicht, weil er 5 Stunden lang ist und weil er auch Längen hat und weil viele ihn auch vollkommen zu Recht oft als langatmig empfinden werden, gerade wenn in diesen Landschaftsaufnahmen schweigt, die wunderschön sind, aber die auch sehr lange gehalten werden. Und das macht es ihm so ein bisschen kaputt, ein schlichter Film zu sein. Das ist auch so ein bisschen, ja, das ist die kleine Tragödie dieses Films, das Bertolucci einen Film für das einfache Publikum drehen wollte, um zu zeigen wollte, hey, hier habt ihr ein großes, monumentales Setting, das ist die Geschichte des 20. Jahrhunderts und das ist die Vision, die ich damit verknüpfe und diese Vision ist eine Marxistische Vision. Und jetzt frisst das. Ihr findet das alles geil, was da erzählt wird und so werde ich euch alle zu Sozialisten machen. Aber dafür ist der Film dann wahrscheinlich doch zu groß und zu erschlagend geworden. Ja und ich würde von jemandem erwarten, der einen 5-Stunden-Film raushaut, dass der wirklich diese 5 Stunden auch durchhält. Du guckst dir doch in deinem Schnitt deinen Film an und denkst dir, kann ich diese 5 Stunden rechtfertigen? Und das will ich dann auch wirklich. Ich will dann auch, wenn ich schon so einen Hammer raushaue, will ich auch, dass der Hammer funktioniert und das er trifft. Und irgendwie vielleicht auch seiner Zeit geschuldet oder sowas. Vielleicht ist es auch so, dass ich als Zuschauer 2021 natürlich eine andere Sehgewohnheit habe als in 70ern und ein völlig anderes Gefühl für Timing und für Dramaturgie habe. Aber irgendwie, weiß ich nicht. Er wurde damals schon dafür kritisiert. Er wird tatsächlich eher heute, wird er wohlwollender rezipiert als damals. Damals wurde er viel dafür kritisiert, dass er sich so in Nebensächlichkeiten verliert. Dass Bertolucci vielleicht ein bisschen zu sehr in seinen Bildern schwelgt. Dass er einfach was wirklich Monumentales machen will. Er hat das Budget auch knalllos überzogen. Aus diversen Filmstudios, alle aus Amerika, das Geld zusammengeklaut. Und dann um 3 Millionen Dollar oder so überzogen, was damals gewaltig war, was echt viel war. Was heute fast gar nicht mehr so viel ist. Es galt eine Zeit lang als der teuerste und ambitionierteste Film Italiens. Auch wenn er das wahrscheinlich nicht war. Aber er hatte dann einfach diesen Ruf. Was war jetzt mein Punkt? Er verliert sich vielleicht ein bisschen in Nebensächlichkeiten. Aber ich finde in diesen Nebensächlichkeiten sind halt auch ganz viele tolle Momente zu finden tatsächlich. Es gibt so viele kleine Szenen. Angefangen von der Mutprobe zum Beispiel, von Olmo. Einfach eine schöne kleine Nebengeschichte ist. Über diese Szene, wenn Ada mit Alfredo in der Kneipe ist und dann so total theatralisch was spielt. Und dann regen sich die Bauern über sie auf. Also Olmo vor allem, weil er sagt, du verstehst uns überhaupt nicht und du willst hier ein bisschen Landluft schnuppern und du bist einfach keine von uns, egal wie du dich anstrengst, liebe Avangardistin. Und sie entschuldigt sich dann dafür und kriegt so einen hysterischen Anfall in dieser Kneipe. Die Frau ist so abgefahren, das ist unglaublich. Aber sie ist toll, oder? Also ich finde sie total spannend. Ja, das Problem ist, irgendwann nervt sie leider. Sie nervt. Ich fand sie war im zweiten Teil war sie die spannendste Figur, an der ich mich festgehalten habe. Weil Alfredo eben dann plötzlich nicht mehr als Sympathieträger taugt. Und weil Attila als Bösewicht zu wenige Nuancen hat. Der wird zu sehr Game of Thrones. Er ist einfach in allem böse. Er tötet die Katze. Er tötet das Kind. Boah, wir können mal ganz kurz darüber reden. Ich weiß, das sind die 70er und damals hat man das noch so gemacht. Aber die haben die Tiere wirklich echt. Sie haben einen Schwein geschlachtet. Sie haben einen Schwein geschlachtet. Und sie sind nicht gut mit Katzen umgegangen. Ja. Es gibt mehrere problematische Szenen. Also im ersten Teil, der erste Teil war lange ab 18 freigegeben, gibt es diese Szenen, wo die Kinder miteinander, also Olmo und Alfredo sich ihre Penisse zeigen. Ich fand das schon ein bisschen ganzwertig. Ja, ihm wurde vorgeworfen, dass er kinderpornografisch wäre. Das war unter anderem ein Grund, warum er in Italien zu der damaligen Zeit beschlagnahmt wurde. Weil ein Bibliothekar das gesehen hat, hat gesagt, naja, das ist alles zu hart, zu viel Sexualität, zu viel Kinderpornografie. Und es gab ein Gesetz, das aus der Museoninie-Zeit noch stammte, dass wenn es eine einzelne Beschwerde gibt, dann kann ein Film indiziert werden, eingezogen werden. Und das hat tatsächlich dazu geführt, dass der kurz und das Gesetz wurde dann auch geändert. Aber ja, es gibt diese schwierigen Szenen, also das ist tatsächlich, ich gehe davon aus, dass das eine Szene ist, über die sich jeder Pädophile freuen würde, weil wir sehen die erigierten Penisse von 10-Jährigen, 9-Jährigen, ich weiß nicht. Und erigiert ist vielleicht auch ein bisschen zu viel gesagt, aber ja, weiß ich nicht genau. Das war eine Erektion, was ich da gesehen habe und ein zurückgezogener Wort und eine Erektion. Also ich dachte auch so, hoppla, das ist da auf einmal los. Na ja, okay, 70er ist damit ein bisschen weniger, aber auch damals, oder? Ich meine, wenn der Bibliothek gar sich beschwert hat, klar sind die 70er freigebiger gewesen, was das betrifft und sind noch naiver damit umgegangen. Aber irgendwie, Berto Lucci wurde immer dafür kritisiert, wie er Sexualität darstellt. Und Berto Lucci, das ist das, was Berto Lucci aus seinen früheren Filmen so ein bisschen rübergerettet hat, in dieses Gemälde, was er irgendwie schlicht halten wollte oder eher gefällig machen wollte, dass er diese krassen sexuellen Bilder hat. Also das mit den Kindern ist wahrscheinlich das härteste, einfach weil wir heute direkt denken, krass das ist Kinderpornografie. Dann diesen Missbrauch von dem Mädchen im Stall, wenn der alte Alfredo sie zwingt, ihn zu masturbieren. Und die Szene ist nicht gut gedreht, sodass man sagen könnte, das ist einfach nur irgendwie gut geschnitten oder sowas, nein. Das Thema dieser Szene ist auch überhaupt nicht der Kindesmissbrauch, sondern das Thema dieser Szene ist der Alfredo, der nicht mehr das kann, was er früher kommen würde, weil er ist dann frustriert, dass er offensichtlich nicht befriedigt. Und deswegen hängt er sich dann ja auch. Es ist kein Blick auf das Opfer. Es ist keine Darstellung, wo man sagen würde, das setzt sich kritisch damit auseinander. Überhaupt nicht. Und das war wirklich, ich hab glaub echt lange gebraucht, darüber hinweg zu kommen. Das ist eine wirklich unangenehme Szene. Und zwar nicht, weil sie unangenehm sein will, sondern weil sie eben nicht unangenehm sein will. Genau, weil sie so beiläufig inszeniert ist und was anderes zum Thema hat, als das Opfer, weil sie quasi fast mit dem Täter sympathisiert. Weil es geht darum, dass uns dieser Alfredo in dem Moment Leid tun soll, weil er eben nicht mehr die sexuelle Kraft hat, die er früher hatte. Ja, bei mir ist das scheißegal. Natürlich ist uns das scheißegal. Er ist einfach mal ein Pederast in dem Moment. Ja, das war also wirklich wo ich dann auch, natürlich ist es in einem Moment in einem Film, wo ich noch nicht genau weiß, was der Film eigentlich will. Das weiß ich auch sehr lange sowieso nicht, aber in dem Moment hab ich noch ein kleines bisschen Benefit of a Doubt, dass ich sozusagen das Gefühl habe, okay, da kommt vielleicht noch was in die Richtung, was den Standpunkt klar macht, aber das kommt dann halt nicht. Nee, es setzt sich damit nicht auseinander. Und Bertolucci ging es auch glaube ich tatsächlich in diesen Momenten um, das ist einfach die Art, wie Bertolucci funktioniert. Also der letzte Tango in Paris war ja sein großer Erfolg davor. Und das ist ein Film, in dem es um eine Affäre geht zwischen einem sehr alten Mann. Nee, nicht sehr alten Mann. Marlon Brando war damals noch nicht so alt, aber er ist mit Marlon Brando, mit einem älteren Mann. Kurz gucken, wie alt er in diesem naja, er war so in 50. Und mit einer sehr jungen Frau. Und der ist voll mit krassen Sex-Szenen. Die berühmteste ist wohl die, wo es zu einem Analverkehr kommt und Butter verwendet wird als Kleidmittel. Das habe ich sogar gehört. Die ist deswegen berühmt, weil angeblich ein Zuschauer im Kino einen Herzinfarkt hatte, weil ihn die Szene so geschockt hat. Aber der ist unter anderem auch deswegen berühmt, berüchtigt mittlerweile der Film, weil die Darstellerin, die in diesem Film mitgespielt hat, sich im Nachhinein ziemlich krass geäußert hat über Bertolucci's Regiemethoden. Und es gibt auch Vergewaltigungs-Szene, die man durchaus als naja, es ist eigentlich Rape-Culture. Man kann sie fast als Chlorifizierung der Vergewaltigung lesen. Die Frau wird überwältigt und will nicht und gibt sich dann aber irgendwie hin. Der Film wurde im Nachhinein oft kritisiert. Und die Darstellerin Maria Schneider, die hat sich auch mehrmals ziemlich kritisch darüber geäußert, wie dieser Film verwirklicht wurde, weil sie einfach jung war und zu Sachen mehr oder weniger genötigt wurde am Set, die sie eigentlich nicht unbedingt machen wollte. Scheiße. Um nochmal auf den Punkt zu kommen, Bertolucci ist ein Regisseur, der sich sehr viel radikale sexuelle Darstellungen in seiner Filmhistorie radikale sexuelle Darstellungen hatte. Und was heute vollkommen deutlich kritischer gesehen wurde als damals. Ja. Das stößt jetzt ins gleiche Horn wie viel weniger problematisch, aber ins gleiche Horn wie mein Eindruck, dass eben Gewalt und diese ganzen Sachen so beiläufig erzählt werden in dem Film. Irgendwie hat er keine Haltung dazu. Und das stört mich so ein bisschen im ganzen Film. Also, ich bin ganz kurz nochmal Maria Schneider aus der Letzte Tango in Paris. Also, Bertolucci, diese Szene, es geht um diese Analfakia Szene mit Butter. Und Bertolucci hatte zu wissen, dass sie Maria Schneider nicht wissen dürfte, was passieren sollte, damit sie damit das einfach realistischer wirkt, wie sie reagiert. Und sie muss wohl auch und Bertolucci hat im Nachhinein auch nochmal gesagt, ich weiß nicht, ob ich das nochmal so machen würde. Es war für Maria Schneider auch in keiner Penetration stattgefunden. Wahrscheinlich wirklich wie eine echte Vergewaltigung, weil sie wirklich überwältigt wurde. Und sie war total verstört nach dem Tränen dieser Szene. Es war eine unglaubliche Niedrigregung. Das sind echte Tränen. Fuck. Alter. Ja. Und genau. Das ist irgendwie. Ja, und der Film, genau, dann hat der Film natürlich die Schlachtung des Schweines. Die ich allerdings tatsächlich überhaupt nicht als Problematik empfinde, weil Schweine wurden und werden geschlachtet. Also, ich weiß nicht. Und dann, ich gehe davon aus, dass sie nicht das Schwein nur für den Film geschlachtet haben, sondern, dass sie es danach gegessen haben. Ja, ich nehme mal an, dass das, was da dann als Requisite war, das war ja auch alles echt Schwein und vielleicht war es einfach das gleiche Schwein und Gutes. Aber, aber nein, nein, nein. Also, selbst wenn es nicht für den Film nur gemacht wurde, ich bin, ich will das nicht sehen. Ja, das kann ich verstehen. Du bist auch Vegetarier, ne? Ja, ich bin auch Vegetarier und das, vielleicht ist das. Aber auch wenn ich nicht Vegetarier, ich weiß ich nicht. Will man das angucken? Also, es ist wahrscheinlich, dass es nicht für den Film geschlachtet wird. Ja, das stimmt. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. ,... Ja, ja. Ja, total, emptまぁ. Ja. Ja. Ja, ja, ja. Ja. Ja. Ja. Ja. ... Ja. Aber irgendwie finde ich, finde ich ... Ja, vielleicht ist es das, was du sagst, der dokumentarische Eifer, der auch den ganzen Film mitbestimmt, der ja natürlich auch dafür sorgt, dass er eben drei Stunden aufs Feld blickt und so. Na ja, klar, okay, wenn man das als Konzept hat. Aber irgendwie, weiß ich nicht, befriedigt es mich als Zuschauer eines Films nicht unbedingt, diesem dokumentarischen Blick zu sehr ständig zu folgen. Irgendwie nicht. Ja, ja. Kann ich verstehen, auf jeden Fall. Okay. Ähm, gibt es noch Szenen, ganz bestimmte Dinge, auf die du eingehen möchtest? Weil es gibt so wahnsinnig viel eigentlich. Aber die Frage ist, ob man auf so viel einzeln eingehen möchte. Ich glaube, es ist ein Film, den man gesehen haben sollte. Er steht übrigens auch in dem Buch der 1.000 Filme, einfach weil er so eine krasse Auseinandersetzung ist mit der frühen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Und auch für mich ein Musterbeispiel von einem wirklich, wirklich gut gemeinten und in einigen Sachen auch scheitern sozialistischen Films. Mhm. Der versucht, der wirklich was Einfaches sein will. Und dem das auch in ganz vielen Momenten gelingt, dass er Epochales erzählt, aber wirklich im einfachen kleinen Rahmen bleibt. Und das kann ich dem Film total zu gut halten. Dass es ihm einfach gelingt, da nicht komplett amok zu laufen. Aber er bleibt ganz klar konzentriert auf seine beiden Hauptfiguren. Und das macht den Film auch, auch wenn er fünf Stunden dauert, konsumierbar. Ich finde diesen Film konsumierbarer als so manches, was das Monumentalkino amerikanischer Prägungen eher so davor verbrochen hat. Also, für mich ist das definitiv der einfache Film, wenn ich ihn zum Beispiel mit Ben Hur vergleiche oder Die Zehn Gebote. Weil es nicht so ein krasses Sittengemälde sein will, konzentriert und zusätzlich halt auch irgendwie noch parabolisch vom Aufstieg des Faschismus erzählt. Vom Klassenkampf, von den Problemen der Bauern im Italien des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Mhm. Ohne als Geschichtsstunde daherzukommen. Weil viel Geschichte lernt man daraus nicht. Wenn man davon fasziniert ist, was da passiert, muss man sich einfach im Geschichtsbuch greifen. Weil der Film bringt einem nicht viel bei. Und welcher König wann an der Macht war und welcher Politiker wann zum Krieg aufgerufen hat und so weiter, das wird alles ausgespart. Wir erfahren nicht über den politischen Rahmen, außer dass wir wissen, jetzt sind die Faschisten an der Macht. Ja, genau. Und die Grausamperter Faschisten an sich. Man erfährt viel über die Liebe des Filmemachers zum Sozialismus. Die ich ja größtenteils teile, ich liebe die Idee des Sozialismus. Natürlich ist die Ausführung nicht so geil gewesen bisher. Roger Ebert fand ihn damals richtig doof. Er sagte, Because 1900 is a film out of control. A film conceived on such an epic scale that it just doesn't fit. A film which Bertolucci struggles for hours to make his statement about the class struggle in Italy only to end on a note of row-way goofiness. Das ist wahrscheinlich die letzte Szene, wenn die beiden Senioren sich balken. Ja, genau. Die ich übrigens ganz süß fand eigentlich. Also, ich liebe so goofy Momente. Die kann man von meinem Dafürhalten durchaus immer erzählen. Ich mochte auch die Chemie zwischen den meinen. Es wird nie zu einem krassen Konflikt zwischen Gutsherr und Bauer, sondern es bleibt immer diese persönliche Ebene und dieses Visionäre, dass sie sich doch auch auf ihre eigene Art vertragen können und dass die gesellschaftlichen Umstände einfach kacke sind. Die will dem Film viel zu gut erhalten, was die Idee und das Konzept und die einfach das Vorhaben, so ein Zwei-Leben von der Wiege bis zur Ware einmal komplett zu erzählen, ist schon wirklich toll. Und in manchen Stellen gelingt das und in manchen Stellen eben nicht. Aber ich finde es auch sehr realistisch in meinem Rahmen. Einfach dieses Dialektisch-Materialistische, dass er wirklich sagt, ich zeige, wie das Sein das Bewusstsein formt, wie die Menschen in dem Wertesystem, in dem sie leben, geformt werden. Ja, das stimmt. Tja, mich würde interessieren, was die Drei-Stunden-Version von dem Cutter war, der eben das puckelt. Würde mich auch interessieren. Ich glaube, ich werde mir auch noch mal die Vier-Stunden-Version von dem Cutter machen. Ich fand ihn auch, in der zweiten Hälfte hat er Längen. Definitiv. In der ersten überhaupt nicht. Die erste Hälfte hat sich total krass weggeguckt. Ich dachte, wow, okay, das war schon die erste Hälfte. In der zweiten Hälfte, die ich einen Tag später geguckt habe, nee, zwei Tage später, ich hab dazwischen Benny und June geguckt, in der zweiten Hälfte haben sich dann einige Längen eingeschlichen. Deswegen finde ich auch die erste Hälfte des Films deutlich stärker als die zweite. Ich frage, ob die zweite Hälfte, wenn ich die erste nicht gesehen hätte, weniger Längen hätte. Möglich. Die zweite Hälfte war politischer als die erste. Vielleicht ist es auch ein bisschen in der zweiten Hälfte ... Was mich in der zweiten besonders gestört hat, war dieser Attila, obwohl der Toil gespielt ist von Donald Sutherland, der hat mir zu sehr Bösewicht, zu eindimensional. Und in der zweiten Hälfte ist auch viel passiert. Das ist das, was du wahrscheinlich auch meintest, wo man nicht genau weiß, wo es hingeht weil die Konfliktlinien sind sehr schnell gesetzt und dann werden sie halt einfach nur noch ausgespielt, aber auch nicht so zur vollen Stärke. Ja. Na ja, ja, ja. Es ist schade, find ich. Ich hätte dem Film mehr ... mehr Kraft gewünscht am Ende. Ich find's nicht schade, weil ich den Film tatsächlich alles in allem als überwältigendes Erlebnis wahrgenommen habe und ich froh bin, dass ich ihn gesehen habe. Überwältigend fand ich ihn auch. Ich weiß nicht, welche Wertung das mitbringt. Aber überwältigt hat er mich auf jeden Fall. Ich hab mich danach nicht so zermatert gefühlt. Ja, es gab die Längen in der zweiten Hälfte, aber es gab immer genug, was groß war, was stark war. Es gab immer noch immer genug kleine Anekdoten, wo ich dachte, ja, die kriegt mich jetzt. Ja, ja, also der Film hatte mich auch immer wieder. Und vor allem, was du von gesagt hast, in der Figur Ada auf jeden Fall, hat mich der Film ganz, ganz viel und hat mich erst am Ende wieder verlassen, weil ich sie irgendwann zu nervig fand. Weil sie auch das nicht so, weiß ich nicht, die Entwicklung, die sie erzählt haben von ihr, war nicht toll genug. Ja, diese Alkoholismus, der dann irgendwann von ihr erzählt wird, wird so ein bisschen ... Dann sitzt sie halt in Bauernkneipen und trinkt. Alfredo ist deswegen kierig wütend. Irgendwie weiß ich nicht. Vielleicht will der Film besonders alltäglich sein, aber er war dadurch auch eben einfach nicht ... Das Leben schreibt nicht unbedingt die besten Geschichten. Maybe. Okay. Hast du noch ein Schlusswort? Aber das war schon das Schlusswort, oder? Ennio Morricone ist ein Traum. Oh, ja, Ennio Morricone ist ein großartiger Musiker. Hat sich viel bei Verdi bedient für die Musik. Und es klingt nicht wie ein Morriconescore. Es ist ganz toll, weil am Anfang rennt jemand durchs Bild und ruft, Verdi ist tot, Verdi ist tot. Dann klingt der ganze Film ein bisschen nach Verdi. Ja. Das ist auch schön, der Tod des Romantikers in der Beginn der Moderne. Bam. Hier haben wir 20. Jahrhundert, tot Verdis, das steht am Anfang. Aber ich fand die Musik vor allem deswegen toll, weil ich liebe Morricones Musik. Und hier war das noch mal ein Beweis für mich, warum ich sie liebe. Weil es klang nicht nach Morricone. Ich finde, Morricone hat einen sehr typischen Klang. Den hab ich in diesem Film gar nicht so wahrgenommen. Ich weiß gar nicht, ich kann es nicht einsortieren, ob es typisch oder nicht typisch war. Aber ich könnte mich dir anschließen, wenn ich es noch mal, weiß ich nicht, revue passieren lasse. Aber ganz tolle Musik auf jeden Fall. Cool. Danke, dass du ihn gesehen hast. Danke, dass du die fünf Stunden durchgestanden hast und nicht auf die Cheat-Version der vier Stunden gegangen bist. Ich danke mir, dass ich es geschafft habe, dich nicht niederzuschlagen gleich am Anfang dieser Episode. Einfach echt fünf Stunden, meine Güte. Bloah. Aber du hast einen Film von der Liste Filme, die man gesehen haben muss, abgehackt. Einen Film? Einen Film von dieser, what? Da du vorhin Casablanca genannt hast, ich gehe davon aus, dass der auf dieser Liste steht. Also hast du schon zwei Häkchen. Ganz toll, danke. Oh Gott. Von der 1.000-Filme-Liste oder von der 100-Filme-Liste? Wahrscheinlich ist er auf der 1.000-Liste. Ich weiß nicht, ob er auf der 100-Liste steht. Aber das ist ja nicht unser Ziel. Wir werden nicht die 1.000-Film-Liste abarbeiten im Podcast. Du siehst das, als ob du die 1.000-Filme abarbeiten willst. Wir machen eine kurze Pause und kommen zu einem Film, der nicht auf dieser Liste steht. Der muss aber. Der auf Johannes persönlicher Liste ganz weit oben steht. Benny und Shun nach der Pause. Bleibt dran, bis gleich. Bis gleich. So, herzlich willkommen zum zweiten Teil. Da sind wir wieder. Willkommen zurück. Willkommen zurück, Plor. Ich drücke den Aktualisieren-Button in meinem Mailpostfach. Weil ich auf irgendwas warte, was Johannes mir schicken wollte. Ich werde dir jetzt etwas schicken. Du darfst dir aussuchen, wen von beiden du sprechen möchtest. Ich schicke dir jetzt etwas. Du darfst dir aussuchen, wen von beiden du sprechen möchtest. Ich schicke dir jetzt etwas. Dieser Film, den wir jetzt haben, Benny und Shun, hat einfach großartige Dialoge, meiner Meinung nach. Deswegen werden wir jetzt einen davon lesen. Ist das unsere Einführung? Nein, ich hab da noch extra Einführungstext. Aber das müssen wir gleich erst mal machen. Ich hab dir zwei Texte geschickt, wir nehmen den ersten. Müßest du Shun oder Benny sein? Da ich als großer Bruder groß bin, muss ich mir ein paar Texte schicken. Wenn ich als großer Bruder groß geworden bin, würde ich den Benny übernehmen. Shun ist die kleine Schwester. Diese kleine Schwester ist mentally ill, wird gesagt, aber es wird nicht definiert. In der Szene davor, vor dem Gespräch, kurzem Gespräch, das wir jetzt haben werden, macht Sam mit Bügeleisen Sandwiches. Statt mit einem Toaster und mit Pfanne oder was auch immer. Käsesandwiches. Und Shun ist wahnsinnig beeindruckt von Sam, dass er mit ... Und ihr Erster Satz ist ... I was full square against it. Benny und Shun. Benny und Shun, ich finde, diese Dialogzeilen fassen diesen Charakter Sam und die Beziehung der beiden ganz wunderbar zusammen. Es ist so toll. Shun, die so begeistert ist von Sam, der kocht. Natürlich kann er kochen, weil er mit einem Bügeleisen ... Und irgendwie das so ernst nehmen und so. Ich finde es wunderschön. Es gab eine Kochszene, die rausgeschnitten wurde. Ja, da hat er auch noch was anderes gemacht, was ich vergessen habe aufzuschreiben. Das war ganz spannend. Jetzt muss ich kurz suchen, weil ich fand es bei den Facts ganz witzig. Ich glaube, ich hab es bei IMDB gelesen. Ja, genau, da hab ich auch so was. Bei IMDB gibt es mal diese nette Section Did You Know? Ja, Trivia. Trivia. Und da findet man dann ganz viele Sachen, wo aber wirklich tolle Anekdoten dabei sind. Und zwar ... Genau, there was a scene where Sam made crap in the dishwasher. Hahaha. It was cut for time. Das ist schade. Das hätte ich gerne gesehen. Das hätte diese Szene mit den mashed potatoes, die er mit seinem Tennisschläger macht, und mit den grilled cheese sandwiches, die er mit dem Bügeleisen machte, sehr gut ergänzt. Oh, es ist so schade, dass das weggefallen ist. Ich meine, Sie haben das offensichtlich ja gedreht. Wie kann man eine Szene haben, die man dann nicht zeigt, in der in der Spülmaschine ein Hummer zubereitet wird, und das nicht in den Film einbauen? Das ist mir ein Rätsel. Mir auch. Ich hatte den ganzen Film um diesen Hummer gespannt. Okay. Sollen wir mal in den Film, soll ich mal einführen in unseren Film? Ja, bitte. Benni und June. Okay. Mimimi. Benni und June. Der Film meiner Jugend. Ich kann diesen Film mitsprechen. Auf Deutsch und auf Englisch. Die 1993 erschienene Komödie von Jeremiah S. Chechik erzählt die Geschichte des namengebenden Geschwisterpaars Benni und June. Pearl. Und dem beim Poker in die Familie gewonnenen Sam. Die Besonderheit, June hat eine oder mehrere nicht näher definierte psychische Krankheiten, die Sam und June aber nicht davon abhalten, sich ineinander zu verlieben. Benni allerdings ist davon nicht so begeistert, und so müssen die Liebenden ganz klassisch, dramatisch um ihre Liebe kämpfen und finden, weil es eben doch eine Komödie ist am Ende zusammen. Ein Film über ... Ja, worüber eigentlich, Plor? Vor allem Hoffnung, würde ich sagen. Hoffnung, dass jeder Mensch jeder Ausgangslage den sprichwörtlichen Deckel zum Topf finden kann. Und ist damit hoffnungslos romantisch. Oder was würdest du sagen, Plor? Meine erste Frage tatsächlich, ich muss eine Gegenfrage stellen. Wenn du diesen Film heute schaust, wenn du sagst, es ist der Film deiner Jugend, der dich stark beeinflusst hat, siehst du den, wie du ihn damals gesehen hast? Siehst du eine große rote Brille, die dazwischenhängt, die du auch mal kurz abnehmen kannst? Oder wie ist dein Gefühl? Kleiner Spoiler, wir haben eine Top-3-Liste, und ich hab in vielen Filmen festgestellt, dass ich die früher mit einer rosa-roten Brille gesehen habe. Und heute, wenn ich die hochziehe, denke ich, ja, okay. Also, ich sehe diesen Film auch heute noch mit einer rosa-roten Brille, bin mir dieser bewusst, kann sie aber nicht abnehmen, das funktioniert nicht. Also, es gibt so einen kleinen Spalt, durch den ich z.B. die psychischen Krankheiten sehe, wo es ein bisschen problematisch sein könnte. Aber ich sag auch wiederum nur könnte, ich komm da nicht raus aus meiner jugendlichen Perspektive. Aber das ist doch die beste Art, auch Filme zu genießen. Ich seh den natürlich auch aus nostalgischen Gründen, so fantastisch, aber ich kann ihn trotzdem noch genießen, das macht's mir nicht kaputt. Überhaupt nicht kaputt, ich sitz immer noch davor und grinse wie ein kleines Kind. Ich krieg's nicht, ich liebe diesen Film einfach. Es ist unglaublich, was dieser Film mit mir macht, es ist krass. Also, ich musste auch oft grinsen bei dem Film, nachdem ich ihn, wie gesagt, nach zehn Jahren, zum zweiten oder dritten Mal wahrscheinlich auch gesehen habe. Ich hatte auch viel Spaß dabei, aber es gab einfach Momente, wo ich gemerkt habe, er hat mich damals, und ich war älter, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Du hast ihn mir gezeigt, da war ich wahrscheinlich Anfang Mitte 20. Es gab Sachen, die mir damals nicht so aufgefallen sind, die mir heute ein bisschen stärker aufgefallen sind. Da war mir ein Urteil von damals, wo ich dachte, was für ein toller, schöner, liebes Film, was für eine tolle, schöne, liebes Komödie. Was ich heute relativieren würde, er ist definitiv kein schlechter Film, aber es hat doch ganz oft zwischendurch das Gefühl dominiert, Gott, ist dieser Film seicht und brav. Ja, ja, ja, ja, ja. Und dieser Gedanke, der ließ sich nicht so ganz wegschieben, und der war immer präsent. Der wurde zwischendurch ein bisschen stärker, der wurde wieder ein bisschen aufgefangen und abgeschwächt. Auch nicht nur, weil der Film unglaublich viele Sachen gut macht, sowohl was Humor betrifft als auch das Zwischenmenschliche. Aber er war manchmal auch sehr stark präsent. Ja, den konnte ich nicht ganz abwerfen. Das können wir mal spezifizieren, wenn wir an bestimmten Stellen sind und sagen würdest, da hätte man vielleicht mehr Pfeffer gebraucht. Ja, ich glaube, es ist auch weniger, es ist weniger an einzelnen Zähnen festzumachen, sondern es betrifft eher so das Ganze. Du hast schon erwähnt, es ist die Darstellung der psychischen Krankheit. Hab ich mir schlimmer vorgestellt. Tatsächlich finde ich, sie treffen sie ganz gut, sie zeigen auch eine gewisse Alltäglichkeit in der psychischen Erkrankung, die angenehm ist, weil sie es nicht zu krass traumatisieren, sondern es ist klar, sie ist krank, sie nimmt ihre Tabletten, sie soll ihre Tabletten nehmen, sie weiß nicht, ob das richtig ist. Diese Art der Medikation ist auch schwierig, einfach weil sie durch ihren Bruder erfolgen, weil der so sehr mit Eisern klauen über ihr ist. Aber das wird glaubwürdig erzählt. Also er kümmert sich wirklich um sie und es ist ihm wirklich wichtig, dass es ihr gut geht. Und er glaubt wirklich, dass das Setup, in dem sie leben, dass das das Beste ist. Und seine große Kontrahentin, mit der er öfter aneinandergerät, die sagt, June gehört jetzt aber wirklich mal in eine Einrichtung, die will auch nur das Beste für June und die sieht die Probleme, die sich in diesem Zusammenleben entwickeln. Ein Punkt ist, dass sie die Probleme in diesem Zusammenleben Stärkeiten herauskehren können. Ja, das seh ich auch. Da bin ich voll bei dir. In der Recherche danach ergab sich für mich das Bild, dass ich das Gefühl hatte, dass damals das sehr wohlwollend aufgenommen wurde, die Darstellung der psychischen Krankheit. Dass man gesagt hatte, ich sei nicht zu seicht. Aber heute, in der Perspektive von heute, dass schon eher gesagt wird, dass man so ein bisschen, das, was ganz problematisch bei manchen Filmen ist, wo es viel schlimmer bei anderen Filmen, aber wo du das Gefühl hast, der psychisch Kranke oder der mit anderen Krankheiten behaftete mit anderer Ausgangslage, wird es so ein bisschen adorable. So, dieses von oben herab, so dieses, ach, wie süß. Und dann kann er auch noch alle Streichhölzer zählen. Genau. Das ... Und das wird oft in Filmen ganz problematisch. Und ich finde, in diesem Film, der Film umschifft das so ein bisschen. Das heißt, schafft das nicht, zu adorable zu machen, nicht zu sehr. Aber die Ansätze sind da. Und das liegt auch daran, dass sie eben diese Probleme, wie du sagst, nicht so doll erzählen, wie sie es hätten können. Das Schwierige daran ist auch, dass es mit so was einhergeht, was im Kino sehr beliebt ist. Und zwar diese fundamentale Psychiatrie- und Therapiekritik. Weil wir haben natürlich, irgendwie sind unsere Sympathien vom Film so gelenkt, dass sie auf Benny sind, wenn er sagt, meine Tochter kommt nicht in eine Einrichtung. Es ist natürlich das große Happy End, wenn sie am Schluss sagt, ich will nicht in die Einrichtung, ich will das alleine leben. Und dieser Konflikt wird so sehr stark reduziert, weil da gibt es die Behörden, die bösen, großen im Hintergrund, die sagen, es gibt nur diesen einen Weg, sie muss jetzt in eine Einrichtung. Und ja, das ist eine Kritik am ... System drumherum. Und so mit Chlorifizierung der Kernfamilie, die das natürlich schwierig macht. Weil zum einen wären Behörden nicht so. Ja. Waren wir damals auch nicht so. Weil die würden auch sagen, wir können euch einen Helfer zur Verfügung stellen, wir können gucken, was wir hier machen können. Nicht diese absoluten, gerade bei ihrer Erkrankung. Das muss jetzt aber wirklich mal passieren. Und das machen sie, glaube ich, um eben das zu romantisieren, wie sie jetzt lebt, um diese Freiheit zu romantisieren. Da müssen sie diesen starken Gegenpart haben, das ist halt schon so eine pauschale Kritik an den Bemühungen der Gesellschaft, des Staates, um sich auch kranken Leuten anzunehmen und zu gucken, was denen am besten geht. Also ich muss dazu sagen, dass ich schon den Eindruck habe, dass wir in einer Gesellschaft leben heute vielleicht sogar noch stärker als damals, in der sehr pauschal mit psychisch Kranken in geschlossenen Einrichtungen gespielt wird. Also natürlich nicht so, dass jemand sagt, ich muss dich jetzt zwangs einweisen. Das gibt's natürlich auch, aber das sind andere Voraussetzungen, als jetzt in diesem Film dargestellt wird. Das macht sie ja auch nicht, aber es ist schon so, dass du einen starken Pauschalisierungsgedanken für diese Behandlungsmethode hast. Du sagst, okay, dann hast du hier erst mal drei Monate geschlossene, und dann gucken wir weiter. Und in der geschlossenen hast du auch heute noch das Problem, dass du manchmal problematischer rauskommst, als du reingekommen bist. Ich kann natürlich nur mit anekdotischer Evidenz gehen und nur das Beispiel aus Deutschland bringen und nur was ich aus dem persönlichen Umfeld kenne. Deswegen ist es schwierig, das so zu generalisieren. Aber was ich so die Erfahrung gemacht habe, das, was sie hat, wird ja auch als eine Art von Schizophrenie verkauft. Ja, sie sagen es absichtlich nicht, und ich finde es sehr gut, dass sie das nicht sagen. Meine Erfahrungen damit sind eher, dass sich sehr viel darum bemüht wird von staatlicher Seite, welche Alternativen haben wir, welche Möglichkeiten gibt es, Leuten zu helfen. Und ich kenne einige Fälle von Angehörigen von Schizophrenen oder von Schizophrenen selbst, bei denen ... dass die Mechanismen nicht so waren, wie sie in dem Film dargestellt werden. Wo wirklich geguckt wurde, wir haben diese Alternative, wir haben diese Alternative und den Erkrankten auch miteinbezogen. Das familiäre Umfeld miteinbezogen. Wo sehr sensibel darauf geachtet wurde, ist heute mit Sicherheit auch anders und besser als in den frühen 90ern. Aber es ist für mich ein Grund, immer so sehr kritisch auf Pauschalisierungen zu schauen, wenn pauschal gehetzt wird gegen den bösen Staat, der Familien auseinanderreißt und Leute wegsperrt, weil er nicht mit ihnen umgehen kann. Ist richtig. Ja, das ist auf jeden Fall richtig. Ich hab natürlich jetzt, was Schizophrenen betrifft, tatsächlich keine persönlichen Anekdoten, die ich wirklich aus erster Hand hätte. Da hab ich eher in anderen Krankheitsbildern irgendwie so ein paar Sachen im Kopf. Und bei mir überwiegt dir schon der Eindruck, dass versucht wird, das Geld eher zu sparen. Was eben in Deutschland viel natürlich kaputtmacht. Und das auch in die Richtung, na ja, eben auch für die Pauschalisierung zuständig ist. Aber vielleicht bin ich auch einfach in den falschen Bereichen unterwegs gewesen. Wir argumentieren hier beide mit anekdotischer Evidenz. Ja, ja, das ist richtig. Was glaubt ihr, wie ist das heutzutage? Was für Erfahrungen habt ihr vielleicht damit gemacht? Ich bin nie umgegangen von staatlichen Behörden. Wäre sehr spannend. Das interessiert mich total. Das ist auch ein spannendes Thema. Oder wenn ihr es nicht in die Comments schreiben wollt, weil es zu persönlich ist, vielleicht auch per Mail und wir anonymisieren euch dann. Ja, total gerne. Das wär spannend, auf jeden Fall. Nun geht es in dem Film nicht nur um psychische Krankheit, sondern eben auch um die Liebesgeschichte, die dann entsteht. Zwischen June und Sam auf der einen Seite und Ruf auf der anderen. Es sind zwei schöne Liebesgeschichten, die der Film erzählt. Und was ich vom ersten Schauen nicht mehr so in Erinnerung habe, dass die Liebesgeschichte zwischen Benny und Ruf auch so ihre eigene Stärke hat und auch ihre eigene Tragik. Und wirklich schön, wenn auch mit deutlich weniger Leinlandzeit parallel erzählt wird zu der Liebesgeschichte von June und Sam. Ja. Aber eigentlich geht es in dem Film darum, das erfahren wir schon in den ersten Minuten, dass es wirklich 500 Meilen gehen würde. Hahahaha! Und zwar mit bestem schottischen Akzent. Dieser Song ist so großartig. Jedes Mal, wenn ich ihn höre, habe ich so einen schrecklichen Urbaum davon. Und dieser Song passt so perfekt auf diese Eingangsszene mit dem Zug und wenn sie malt. Und Sam sehen wir auch kurz. Wie das Buch The Look of Buster Keaton guckt und sofort wissen, was wir zu erwarten haben. Das ist toll. Und dieser wunderschöne schottische Pop-Songwriters-Song, der so eine ganz eigene Goofiness hat. Sind das Schotten? Sind das keine Iren? Schotten. Es sind Shorty Proclaimers. Ich dachte, das sind Iren. Nein, nein, das sind Schotten. Und die hatten auch tatsächlich, das war ihr großer Hit. Und auch wirklich dank dieses Films. Es gibt eine ganz großartige Episode von Todd and the Shadows, auf YouTube, One-Hit-Wonderland, wo er sich mit One-Hit-Wondern auseinandersetzt. Und es gibt da eine Episode in 10 oder 15 Minuten zu den Proclaimers. Geil. Und dieses Lied ist, es ist nicht mein Musikgeschmack, aber das Lied ist einfach fantastisch, weil es so fucking eingängig ist. Das Musikvideo wollen wir damals mal angeschaut. Sie springen da so rum mit ihren überdimensionalen Brillen. Ja, und sie sehen echt, so ein bisschen, ich weiß nicht, ich weiß keine. Sie sind glaube ich Brüder. Sie sind Zwillinge. Okay, auf jeden Fall sehen sie so ein bisschen, ich weiß nicht, so ein bisschen verwachsene, ein bisschen komisch. Verwachsene. Aber die sind großartig und ich will überhaupt nichts Negatives. Und die haben ewig Musik gemacht. Die haben danach auch noch ganz viele Alben rausgebracht. Die machen seit 1987 Musik, das letzte Album ist von 2018. Und wenn sie eingeladen werden, müssen sie immer dieses Lied singen. Das ist wirklich ein bisschen tragisch, muss man mal sagen. Ich hab mal so ein bisschen quergehört durch die Diskografie. Und bei Totten of Shadows werden auch ein paar Sachen gezeigt. Ja, das ist so sehr speziell, es ist halt sehr schottische Musik. Zwei schottische Nerds mit Gitarre, die irgendwie Pop machen. Aber I'm Gonna Be 500 Miles ist einfach mal ein Hit. Und er bleibt hängen und du wirst ihn nicht los. Und er leitet diesen Film so wundervoll ein. Okay, Flor, und bitte. Nein. Ich will das nicht singen. I would walk 500 miles and I would walk 500 more. Da-da-da, da-da-da, da-da-da. Sehr schön. Ja, man hat sofort gute Laune. Ja, definitiv. Der Film fängt so an, dass man sofort gute Laune hat. Und man sieht dann irgendwie, wie sie malt. Und man hat sofort da einen künstlerischen Eindruck. Und man sieht Sam und so weiter. Es ist auch einfach ein viel guter Movie. Von Anfang bis Ende. Ich finde, es ist ein sehr krasser Romcom. Aber eher aus dem nicht so krassen Hollywood-Bereich. Es ist weniger Pretty Worm und mehr ... Ja, es ist jetzt auch kein krasser Independent-Film. Aber er hat was Kauziges an sich. Deswegen funktioniert er auch als viel gut Movie ohne zu sehr nach Standard, generischer Romcom auszusehen. Und das finde ich halt, jetzt beim Nochmal-Gucken, ist mir das eben aufgefallen. Ich hab vorher diese Kontexte nicht so ... Ich hab sie nicht mehr aktualisiert mit anderen Filmen und mit Kultur und so weiter. Und ich finde, dieser Film, gerade dieser Film, schafft es mit seiner Quirkiness, mit seiner Verschrobenheit, sich sehr stark abzusetzen von all den anderen Filmen, die in diesem Genre gemacht wurden. Also, mein Eindruck. Vielleicht ist es auch nur die rosa-rote Brille. Aber ich finde, dieser Film macht so viele Sachen so gut, wie manche andere Romcom, die ich auch toll finde, die aber irgendwie so generisch wirkt. Und das tut dieser Film eben nicht. Ich würde sagen, es ist die rosa-rote Brille. Es gibt ja durchaus dieses Genre der Feel-Good-Romcom mit kauzigen Elementen. Egal, ob die Protagonisten oder Protagonistinnen die kauzigen Personen sind oder die Nebencharaktere. Aber davon gibt es schon sehr viel. Nicht nur in den 90ern, aber auch sogar schon in den 80ern. Und dann Anfang des 21. Jahrhunderts haben die dann noch mal so ein kleines Revival erlebt. Generisch würde ich nicht sagen, das wäre viel zu hart. Aber es ist jetzt auch kein einzigartiger Film für mich. Ich sehe ihn irgendwie in so einem Genre stehen, wo es einige Filme gibt, die ich auch sehr mag. Und er gehört auch definitiv zu den guten Filmen in diesem Genre. Ich würde ihm keine Einzigartigkeit attestieren, aber ich glaube dir sofort, eine Einzigartigkeit gibt es allein schon, weil er ganz viele Dinge hat, die du toll findest. Und das ist wahrscheinlich vor allem in dieser Person zu finden. Vielleicht muss ich mal ausholen. Ich war 15. Ich weiß nicht, wie das in die Zeit reinpasst, wie alt war ich, als der rausgekommen ist. 93 ist er rausgekommen, das heißt, ich war da gerade zehn. Ich habe fünf Jahre zu spät diesen Film gesehen. Du warst ja nicht im Fernsehen, weil du Zehner warst. Dann macht es Sinn, dass der, wenn der das zum ersten Mal ... Du bist ganz schlecht am Mikroplor. Du wuselst die ganze Zeit rum, um deinen Tee hinzukriegen. Ich brauche Zucker. Kaffee. Dann trink mal kurz. So, und jetzt dein Kommentar. Wahrscheinlich macht total Sinn. Ich habe auch ganz viele Filme aus der Zeit, die mich als Jugendlicher beeinflusst haben, die Anfang 90er im Kino liefen. Und dann einfach drei Jahre später TV-Auswertungen. Ich habe ihn auf VHS gesehen. Weil, die Geschichte ist so, ich habe mit 13, 14, 15 angefangen, Hut zu tragen. Und zwar immer Hut, wirklich so dauerhaft Hut zu tragen, dass das sehr auffällig wurde für mein Umfeld. Und irgendwann mal jemand sagte, du hast bestimmt Benny und June gesehen. Und ich dachte, Benny und June? Keine Ahnung, sag mal. Und dann fiel der Person alles aus dem Gesicht. Wie, du hast Benny und June nicht gesehen? Ich habe dann noch dazu weißes Hemd getragen, Hosenträger. Okay. Weißt du, so. Ich hab mich in diese Richtung entwickelt, die dann alle gedacht haben, das ist doch Sam. Nur weil sie Basta Keaton nicht kannten, oder? Ja, wahrscheinlich. Ich hatte das eher aus genau dieser Richtung Chaplin mehr. Weil Basta Keaton habe ich später erst ausführlich kennengelernt. Aber dann kam halt diese Empfehlung, diese Filmempfehlung. Ich hab den damals dann gesehen. Und hab am Bildschirm geklebt. Also richtig geklebt. Und ich war von der Figur Sam so wahnsinnig beeindruckt und beeinflusst für den Rest meines Lebens. Aber es ist cool, dass diese Figur offensichtlich nicht deine Liebe zu Basta Keaton und Charlie Chaplin geweckt hat, sondern dass du die schon vorher hattest. Ja, das war alles vorher. Ich bin meinem Papa wahnsinnig dankbar, dass er mir so wahnsinnig früh in dem Film liegten Chaplin und Life of Brian und so. Okay, das ist aber einige Zeit später. Aber dieses ganze Slapstick-Zeug einfach. Das lässt sich so unter der Klammer Slapstick irgendwie vereinen. Und das hat mein Papa mir gezeigt. Und ich war hin und weg, und ich fand's so großartig. Und dann kam auch noch dieser Film, der für mich die Verbindung zur damaligen Moderne gegeben hat. Weißt du, dass ich das Gefühl hatte, ich bin nicht nur anachronistisch, sondern es gibt Leute, die das auch mögen. Ich bin nicht der Einzige, der so ein Gefühl dafür hat, dass das irgendwie geil ist und cool ist. Und ich musste unbedingt diesen Stock haben, der sich so beweglich, den man so, den Chaplin hatte und den auch Sam in diesem Film hat. Und irgendwie war er modisch für mich ein Vorbild. Er war von der Figur, von der Verschrobenheit ein Vorbild. Und ich glaub, ich war einfach absichtlich noch verschobener, als ich sowieso schon war. Einfach nur deswegen. Das spielt von Johnny Depp, der in das Leben von Benny und June trifft. Und zwar, weil er beim Poker gewonnen wird, beziehungsweise eher verloren wird. Und June spielt Poker in der Pokerwunde, in der sonst Benny immer spielt. Und Benny gewinnt auch eigentlich immer. Benny zieht immer irgendwelche Sachen ab, die dann June zu Hause benutzt, zum Beispiel den Schnorschel. Aber dann spielt June und der eigentlich immer verliert beim Poker, sagt dann, okay, ich setze, sie setzen immer Sachen, irgendwelche komischen Sachen. Ich setze eine Autoreparatur, ich setze Saubermachen und so. Du musst mein Haus streichen, genau, solche Sachen. Ich setze meinen Cousin, wenn ich gewinne, musst du dich um meinen Cousin kümmern, der mir tierisch auf die Nerven geht. Er hat vorher erzählt, dass er nicht mal lesen und schreiben kann und dass er nicht mehr in den Reiger geht, weil er ständig alte Filme guckt. Für mich als 15-Jähriger total sofort, ich muss ihn noch nicht mal sehen, da war schon meine Identifikationsfigur. Und June sieht ihn auch ganz kurz, als sie zu dem Haus von dem Freund fahren auf dem Baum sitzen. Stimmt, da haben wir ihn schon mal gesehen. Genau, sie verliert dann, weil sie verliert mit einer, mit einem Flush gegen ein Full House, was echt hart ist. Was echt hart ist. Ja, dann zieht Sam ... Nach einigem Streit zieht dann Sam ein. Sam zieht bei ihnen ein. Sie findet das erst mal nicht so geil, weil er macht die Musik zu laut. Da müssen wir gleich noch zu kommen. Moment, wir überspringen zu viel. Es gibt einfach zu viele tolle Sachen. Diese Folge wird mindestens fünf Stunden ... Wir gehen chronologisch vor. Hau rein. Nein, wie lernen wir Sam kennen? Der spielt mit den Radkappen von dem Typen rum und balanciert diese Radkappe drehend auf dem Zeigefinger, wirft sie hoch und die kommt halt nicht wieder runter. Das ist so eine tolle Szene. Sam ist die Verkörperung von diesem klassischen Stummfilm-Slapstick. Er macht das ständig zwischendurch. Er macht es zwischen bewusst und unbewusst. Es gibt immer diesen Moment, wo man denkt, jetzt brauche ich ein bisschen Suspension auf das Display. Das ist ein klassisches Slapstick-Nummer mit dem Hut. Es sind viele Momente, wo Klais jongliert mit dem Hut und spielt toll, wie der Hut ihm wegfliegt. Dann gibt es diese eine Sekunde, wo der Hut wegfliegt. Er hat hier nichts präpariert, weil sie mitten im Park sind. Plötzlich ist die Realität kurz aus den Angeln gehoben. Aber es ist wunderschön. Ich finde es ganz toll, weil seine Perspektive und ihre Perspektive ... Aber auch seine Welt-Sicht, man muss das schon sagen. Es ist nicht so, dass man das Gefühl hat, plötzlich im Märchen oder in einer Fantasy-Geschichte zu sein. Es sind nur kurze Sekunden, wo das passiert. Aber es ist immer schön, weil es zu diesem Setting passt, in dem er sich bewegt. Absolut. Wenn du die Sache im Park ansprichst, das ist eine klassische Straßenshow. Im Grunde so ein Straßenclown, der sein Zeug macht. Wo auch wiederum ich andocken konnte. Weil ich mit zwölf schon angefangen habe, auf der Straße zu stehen und zu jonglieren. Und Leute zu unterhalten und Straßenshows zu spielen. Es war großartig zu sehen, so eine Identifikationsfigur zu haben in einem Film. Wie viel Geld verdient man als Zwölfjähriger, indem man so was macht auf der Straße? Nicht so viel, wie man das gerne hätte. Es gibt ganz viele Leute, die da sitzen und sagen, wie süß, gib ihm mal so 10 Cent, weißt du so. Ah, ja, ja, okay. Und dann lernt man ganz schnell zu sagen, waren ja auch noch Pfennig, als ich angefangen hab. Und man sagt, ich will davon leben und nicht telefonieren. Und dieser Job kommt heute überhaupt nicht mehr. Es gibt keine Telefonzellen mehr, in die man das Geld reinstecken könnte. Ich freu mich auch immer, wenn ich einen ehrlichen Straßenkünstler sehe. Man merkt, sein Herz hängt da ran und er macht das für ein paar Pfennige. Das ist auch wirklich toll. Aber irgendwann, wenn man das lange macht, ich hab dann am Ende nur noch einmal im Jahr auf Rügen in Binz gespielt. Und da hab ich 100 Euro in einer Show gemacht. Das ist schon krass. Das war dann schon viel. Das war natürlich ein Urlaubsort. Wenn ich in Berlin auf dem Kuhdamm stehe, dann hast du keine Chance. Alle rennen an dir vorbei. Aber im Urlaubsort, wo alle unterhalten werden wollen und es so ruhig ist, dass du schon denkst, hoffentlich passiert mal was. Wie lange hast du das gemacht? Wenn du sagst, du hast 100 Euro verdient. Eine Show hat ungefähr halbe, dreiviertel Stunde gedauert. Ich hab maximal zwei, drei Shows am Abend gemacht, weil die Leute nur ein bestimmtes Zeitfenster zu haben waren. Nach drei Shows war es schon so spät, dass die Leute zu alkoholisiert waren, dass es sinnvoll war. Aber das war ziemlich cool. Ich hab da Urlaub gemacht und mir den Urlaub verdient und dann noch ein bisschen dazu. Krass. Das war schon cool. Hab ich irgendwann aufgehört. Ja. Irgendwann ist das Straßenkünstler-Leben dann doch. Vor allem, weil du dann irgendwann Leute hast, die dann kommen und das nur hauptberuflich machen. Ja. Die davon leben müssen und die ganz bitter schlecht mit anderen Leuten umgehen. Weil die so ein Ellenbogen, so ein kapitalistisches System für sich gemacht haben. Das hier ist meine Straße. Hier trittst du nicht auf. Genau. Krass. Ganz genau so. Das ist einfach kein schönes Gefühl. Ja, nee, natürlich. Dann willst du da nicht mehr mit den ganzen Leuten kämpfen und dann kannst du nicht mehr mit den Leuten kämpfen. Das ist das Wichtigste, wo man besonders gut spielen kann. Das Tolle an Sam ist, dass er sich keine Gedanken um das Geld oder die Show macht. Er macht das einfach, weil es ihm Spaß macht. Er denkt auch gar nicht an das Publikum. Das Publikum sammelt sich dann plötzlich um ihn in dieser Park-Szene, die wirklich so eine zentrale Szene ist, wo Benny eigentlich wütend ist und dann dem Hut hinterherläuft und immer wieder wegschießt und dann mit dem Hut jongliert und dann schließlich mit Benny so ein Tanz aufführt, wo er macht, als würde er an Benny festhängen und sich versuchen zu lösen. Es ist auch toll von dem Benny-Darsteller gespielt, wie er dann auflockert und wie er das einfach genießt und auch schön findet, wie da mit ihm gespielt wird. Sowohl Benny als auch June, dieses Leuchten in den Augen, wow, da steckt was in diesem Typen, was wir gar nicht erwartet haben, was so ganz krass ist. Deswegen ja Benny dann sofort draufspringt und sagt, da müssen wir was draus machen. Ich muss Sam irgendwie in eine Agentur vermitteln, damit er irgendwie landauf, landab irgendwie Leute entertaint. Weil das ist für ihn, für Benny, der einen ganz normalen Job hat, den er nicht immer mag, das Gefühl von Freiheit. Ja, ja. Was auch ein bisschen trügerisch ist, was auch ein bisschen durchklingt, was für mich noch besser durchklingen könnte, dass das eine Romantisierung von diesem Job ist, der eigentlich gar nicht funktioniert. Es ist ja auch einfach nicht Sam's Job. Sam hat tatsächlich gar keinen Stil. Sam hängt ja tatsächlich auch ganz viel rum. Deswegen ist sein Onkel, nein, sein Cousin, ist auch so genervt von ihm, weil er hängt halt wirklich drum und guckt diese alten Filme und liest ein bisschen. Und ab und zu, wenn es sich ergibt im Alltag, lässt er halt mal Brötchen tanzen. Das übrigens eine alte Nummer von Chaplin ist. Das ist aus, ah, jetzt hab ich mir nicht aufgeschrieben, weil ich gedacht habe, das weiß ich, Goldrausch heißt der Film. Und Johnny Depp hat das alles selbst gemacht, ne? Ja, sowohl die Stunts in dem Park als auch dieses Brötchen-Dings. Natürlich, man sieht ihn das machen, aber er hat ganz viele, ganz tolle Sachen selbst. Es gab keinen Stuntman dafür. Also, ich könnte es nicht. Ich weiß, du kannst es, weil ich hab schon gesehen, so ein Hutnummer hattest du auch. Genau, das ist auch klassisch. Es ist unglaublich viel Körperbeherrschung notwendig, um so was zu machen. Ich weiß einfach, wenn ich mal versucht habe, so was auch zu machen, hab ich gesehen, wie schwer es ist, diese kleinen Bewegungen zu machen, die diesen großen Effekt haben, ohne dass die kleine Bewegung auffällt. Ich find's total beeindruckend, Ja, ich bin wahnsinnig beeindruckt, auch damals gewesen von Johnny Depp. Und ich hab daraufhin tatsächlich auch Salto geübt und so, ne? Das war, bevor ich auf die Artistenschule gegangen bin. Ah. Da hab ich dann angefangen, weil er das in der Szenen im Park macht, so Salto vorwärts. Er landet zwar nicht wieder auf den Beinen, sondern eher auf dem Arsch, aber das ist ... Programm. Programm, das gehört ja dazu. Und das hab ich gnadenlos geübt. Ja. Das ist einfach ... ganz tolle Szene. Dieser Sam will ja eigentlich kein Künstler werden, der will ja eigentlich in der Videothek arbeiten, ne? Beziehungsweise ist das der Job, den er dann für sich rausholt. Was ich ganz toll finde, weil auf dem Schild, was er rausholt, steht, help wanted. Und er geht rein und sagt, I wanna help. Das ist ein schönes, kurzes, weiß ich nicht, ich hab mich sehr gefreut darüber. Und dann kann er leider das gar nicht richtig ausfüllen, diese Application-Formen, die er da bekommt. Das ist ja auch tatsächlich, also dieser Sam ist ... Genau, er ist auch schwer, ne? Er ist kein kluger Mensch. Oder zumindest ist er kein gebildeter Mensch. Er kann nicht lesen und schreiben. Und er ist auch sehr naiv. Es stellt sich mir immer die Frage im Film, June wird ganz klar von Anfang an als psychisch Krankheit zählt. Ihre Pillen werden thematisiert, mit der Frau vom Gesundheitsamt diskutiert darüber, ob sie jetzt in eine Einrichtung kommen soll. Und Sam wird eher als sympathischer Sonderling erzählt. Soll er auch irgendeine psychische Auffälligkeit haben? Ich glaube, er soll eine haben. Aber sie wird überhaupt nicht ausdefiniert. Und er bleibt immer so in dieser Couch-Rolle. Definitiv. Das ist ganz interessant, dass es diesen Kontrast gibt, dass sie auf der einen Seite die psychische Krankheit ganz klar erzählen und die anderen die psychische Krankheit bestellen. Oft machen es die Filme so, dass sie sagen, wir haben zwei psychische Kranke, das erzählen wir jetzt alles. Oder sie sagen, wir haben zwei Menschen, die erst lustige Couchs rüberkommen. Das Publikum sollte sie sympathisch finden. Niemand sollte drüber nachdenken, ob die eine Krankheit haben und vielleicht Hilfe bräuchten. Vielleicht Tabletten nehmen sollten, vielleicht eine Therapie machen sollten oder so. Der Film macht einfach mal beides. Wollen wir Sam definieren als psychisch krank? Hätten wir sie als psychisch krank definieren müssen? Wahrscheinlich schon, weil sie den Verkehr zwischendurch einfach mal mit einer Durchständigkelle regelt und durchaus gefährliche Situationen herbeiführt. Aber solange solche Sachen nicht passieren, wie wichtig ist es, so was zu definieren und zu kategorieren? Schublade aufzumachen, jemanden reinzustecken, zuzumachen. Das ist was, was sich in unserer Gesellschaft in den frühen 90ern sehr verbessert hat. Das ist oft von Spektrum die Rede, dass man nicht einfach nur sagt, der ist Autist, der ist ... Wahrscheinlich wäre das, was Johnny Depp verkörpert, könnte man als autistisch bezeichnen. Weiß ich nicht so genau. Irgendwie auf dem Spektrum eventuell. Da wird heute deutlich sensibler damit umgegangen und geguckt, wie hoch ist der Leidensdruck von den Menschen? Wo brauchen sie Hilfe? Genau, wir müssen vielleicht gar nicht sagen, der kriegt jetzt das Label Autist mit Aufmerksamkeitsdefizit oder so. Wobei man natürlich sagen muss, dass so ein Label für viele Betroffene trotzdem gut ist. Du hast das Gefühl, es gibt einen Namen für das, was ich habe, und ich bin nicht allein. Das löst sehr viel, das macht es viel besser. Aber das, was du sagst, dass man eher eine Spektrumsdiagnose stellt als ein Du bist jetzt das und du gehörst jetzt da rein, und so sind alle deiner Sorte, das funktioniert ja nicht. Das wurde damals eher gemacht als heute. Das ist schon ein Fortschritt. Können wir schon ... Ich weiß nicht, willst du weitermachen? Du sprichst das wieder zum Anfang zurück. Deswegen frage ich, wir machen, wo sind wir? Wir gehen dort weiter, wo du schon hinwolltest, Musik. Die Musik ist zu laut. Sam ist das erste Mal länger da. Aus ihrer Perspektive schwebt er in der Küche rum durchs Fenster. Sie guckt von außen ins Haus rein durchs Fenster. Er schwebt in der Gegend rum und macht irgendwas. Musik ist laut, mit lauten Geräuschen kann sie nicht so gut. Er ist auf so einem Rollsofa und purzt einfach in der Küche rum. Die Ecken oben in der Decke, überall, wo es eigentlich ... Er räumt auf. Und dann rennt sie zu dem Radio, was viel zu laut ist, zieht den Stecker und guckt ihn ganz entgeistert an und ein bisschen verängstigt fast und geht raus. Schnitt. Der Bruder kommt nach Hause, Sam ist nicht mehr da und sie sitzt völlig überfordert am Küchentisch und sagt, ich wollte ihn nicht rauswerfen, ich wollte nicht, er hat ... Ich glaube, er wollte es nicht. Und Benny fürchtet natürlich, das Schlimmste ist, was wollte er nicht, was hat er getan? Er hat das ganze Haus geputzt. Dann gibt es auch diesen schönen Blick von Benny, der einmal rumwandert und feststellt, es sieht verdammt ordentlich aus und sauber. Und dafür hast du ihn rausgeworfen? Und es ist sehr schön. Dann gucken sie und Sam sitzt auf dem Briefkasten und Benny sagt, na ja, sollst du ihn vielleicht wieder reinholen, sonst klebt ihm jemand eine Briefmarke auf die Stirn und schickt ihn nach Guam. Und es ist wirklich schön. Und er hat so ein kleines Wiedergutmachungsgeschenk, Jack in the Box. Er sollte eigentlich nur trockene Blumen hinlegen. Das war im ursprünglichen Skript so. Und dann haben sie im letzten Moment diese Jack in the Box, was ganz, ganz toll ist, was eine ganz tolle Szene mit sich bringt. Dann geht es auch ziemlich schnell mit der Anfreundung. Sie sagt dann auch zu Benny, dass er ihre neue Smale wird. Das war die, die sie als letztes vertrieben hat. Eine der ersten Zitate, die ich aus diesem Film wirklich immer konnte, war, when a ship runs ashore, the sea has spoken. Ja. Ja, mein Sprichwort in Irland. Ja, und mit diesen Worten rennt sie am Anfang des Films raus und sagt, es geht nicht mehr, ich kann mit dieser Frau nicht mehr. Es gibt offensichtlich eine Geschichte von Haushaltshilfen, die June wegen ihrer Krankheit vertrieben hat. Oder auch wegen ihrer Exzentrik, die gar nichts mit ihrer Krankheit zu tun hat. Jedenfalls heißt diese Frau Fräuleins Smale. Und seitdem heißt jede Haushaltshilfe, die sie vielleicht kriegen könnten, Smale. Ja. Find a new Smale. Ja, und das finden sie mit Sam im Grunde. Ja, und es wird dann ja auch so eine Gegenseitigkeit, weil sie hilft ihm dann auch beim Briefschreiben. Ein sehr eloquenten Brief, und er sitzt da und sagt ... Hab ich das geschrieben? Ja. Und das ist dann ja auch der Moment, wo sich die zweite Romanze entwickelt zwischen Ruth und Benny. Ah, schön. Ruth arbeitet in einem Café und findet ... Und wenn Benny, Sam und June zum ersten Mal allein unterwegs sind, sind sie in diesem Café, und dann zieht Sam so ein Programm ab mit den tanzenden Brötchen, macht irgendwelchen Quatsch. Und Ruth ist total genervt davon und sagt, ich muss hier arbeiten, ich hab keine Zeit für so was. Und dann fängt Sam an, einen Film zu zitieren, in dem sie mitgespielt hat. Und zwar eins zu eins. Er kennt den gesamten Dialog und ist total beeindruckt von ihr, weil sie vor Jahren in Hollywood versucht hat, was nicht geklappt hat, und sie hat in einem furchtbealbernen Horror-Schinken mitgespielt, und Sam liebt diesen Film, wahrscheinlich weil er jeden Film liebt. Ja. Und steht da mit strahlenden Augen vor ihr und rezitiert diesen Film, und sie ist total angetan, weil das ein Teil ihrer Vergangenheit ist. Dadurch wird sie ein Teil dieser kleinen Gruppe. Und es entwickelt sich sehr schnell eine Romanze zwischen Ruth und Benny, die auch sehr süß erzählt wird, weil die beide, na ja, ja, sie haben beide ihre Probleme, und sie sind beide so ein bisschen verklemmt. Und es gibt diesen schönen Are-you-married-Moment zwischen den beiden, wo klar ist, dass diese Annäherung sehr vorsichtig vonstattengeht. Ja, ist übrigens eine ganz tolle Szene, ne? Dann geht Sam in die Wohnung noch so, er kommt noch mit rein, aber auch nur so halb, weiß nicht genau, und läuft dann nervös, völlig übergriffig in ihrer Wohnung rum, geht nach hinten durch, guckt durch die Küche, setzt sich mal auf ihr Bett und guckt ... Aber nicht übergriffig, sondern einfach nur hilflos. Ja, völlig hilflos. Und er weiß nicht, was er machen soll mit sich, und sie sitzt da und sagt dann irgendwann, ah, komm, setz dich, you're making me nervous. Ganz toll, und dann setzt er sich hin, will seine Füße auf den Tisch hauen, stellt im nächsten Moment fest, ach nee, das ist vielleicht keine gute Idee, es ist so richtig schön inszeniert, ganz, ganz toll. Und dann geht er aber schnell wieder, weil einfach beide zu überfordert sind. Ja. Und genau, das ist auch der Abend, an dem sich die Freundschaft zwischen Shun und Sam zu einer Romanze entwickelt, wo sie sich beim gemeinsamen Malen küssen und er noch einen Luftballon aufbläst. Ausrufezeichen ist dieser Film brav. Weil es alles so dieser Feel-Good-Moment ist. Ja. Wir haben hier zwei Leute, die es schwer hatten, und die finden sich, und jeder kriegt seine Romanze ab. Und es ist erst mal ... Und es bleibt dann auch auf diesem Level. Es bleibt in diesem Feel-Good-Moment, auch wenn es kleine Konflikte gibt, zum Beispiel, dass Ruf von Benni mehr will, und sie sitzen dann im Auto, und er fängt an, dass sein Leben so kompliziert ist, und sie sagt, ich wollte dich nur rein bitten auf ein Bier oder einen Kaffee. Und dann ist sie ziemlich sauer, weil er so eine Geschichte draus gemacht hat. Aber das ist der große Konflikt erst mal. Ja, ja, das ist kein krasser ... Diese Romanze ist irgendwie so, ja, es ist sehr ... Brav. Seicht. Genau, und es bleibt auf diesem seichten Level. Und es ist ja auch irgendwie okay. Ich mein, der Film will ja auch nichts anderes sein. Der Film ist genau das, was er sein will. Aber es piekst dann natürlich immer so ein bisschen, wenn man denkt, ja, so eine Geschichte von einer psychisch Kranken mit einem Couch und mit ihrem Bruder und Probleme mit Beziehungen, das kann man auch einfach schärfer und würziger erzählen. Da kann man ein bisschen mehr Konflikt reinbringen. Da kann man auch ein bisschen mehr reflektieren. Und das passiert nicht, weil der Film so in seinen Schwägen vertieft ist, dass alles so schön ist. Ja, aber ich komm halt, im Gegensatz zu dir, ich komm nicht dazu, darüber nachzudenken, ob mir das jetzt zu viel oder zu wenig ist oder ob ich mir mehr gewünscht hätte oder ob das Drama zu groß oder zu klein ist. Also, zu groß sowieso nicht, aber ... Es ist einfach, man schwimmt mit ihm mit mit dem Film. Es ist einfach, du fährst dich überhaupt nicht und denkst dir die ganze Zeit, ach, wie schön. Einfach zu viel Zucker. Oh, Mann. Ja, und das ist sich natürlich erst mal beleidigt und das Auto hat nicht mehr funktioniert. Das heißt, das ist jetzt bei Benny in der Werkstatt. Wir wissen, dadurch, dass das Auto bei ihm in der Werkstatt ist, müssen die sich wieder treffen, aber es gibt dann die Szenen, wo sie einfach deprimiert sind, dass Ruth nicht dabei ist. Daher gibt's auch diese Parkszene. Das ist Ruth und Benny sagt, keine Zeit, und man merkt, er ist schlecht gelaunt deswegen. Dann geht Sam total süß drauf ein, indem er diesen Park-Stunt macht, indem er mit dem Hut spielt und dann schließlich mit Benny spielt. Dann gibt es irgendwann die zweite Szene, wo die beiden aneinander kommen und tatsächlich miteinander schlafen. Ja. Also, Sam und June. Es ist auch tatsächlich diese Naivität aufgebrochen, weil eigentlich sind die bis dahin sehr asexuelle Wesen. Ich glaube, wir werden eine Sex-Szene kriegen. Ja, das ist wichtig. Ich fand's unglaublich wichtig. Sie sind halt in diesem zuckersüßen, kindlich-naiven Setup, und dann ist aber klar, wir haben hier erwachsene Menschen vor uns. Die haben natürlich auch körperliche Bedürfnisse. Und der Song dazu. Have a little faith in me. Dann haut's aber natürlich auch, ich meine, es ist keine Sex-Szene. Es ist so eine klassische, romantische, und der Wind weht in die vorhängigen... Nichts. Genau. Und das endet einfach nur damit, dass sie beieinander in den Arm liegen und sie dann in dem Moment, wo sie die Tür hört, dass Benny nach Hause kommt, packt sie ihre Decke und sagt, ich muss gehen, dann sagt Benny erst mal nichts. Und sie sagen einander, dass sie einander lieben. Ja. Was auch ein sehr, sehr schönes Szenen ist. Und auch glaubwürdig, ich finde die Beziehung zwischen den beiden, trotz aller Sentimentalität, trotz aller Zuckersüßheit, ist es eine total glaubwürdige Liebesgeschichte. Sowohl zwischen Benny und Sam als auch zwischen Benny und Ruf. Ja. Warum heißt dieser Film eigentlich nicht Sam und Ruf? Weil's um die Geschwister geht. Ja. Ja, ich weiß. Ja, Benny und Sam wäre auch gegangen. Okay. Ruf und Ruf hätte vielleicht nicht so gut funktioniert. Und dann gibt es eben diese ganz tolle Szene, wo sie Benny gestehen müssen, dass sie einander lieben. Und das ist auch ganz wundervoll gemacht, weil die sitzen zu dritt am Küchentisch. Und sie sagt irgendwann, Sam, wir müssen's ihm sagen. Und Sam sagt, Benny, you know, John and I, we are, you know, und der Blick, den dann Benny drauf hat, dieses, was ihm aus dem Gesicht fällt, und er dann einfach sich Sam greift und ihn rausschmeißt. Benny rastet komplett raus. Rastet komplett raus, so wie er ihn rausschmeißt. Oh, Sister, restating. Ja, und dann gibt's natürlich den Streit zwischen John und Benny, weil John natürlich sagt, ich hab ihn gewonnen, du kannst ihn nicht rausschmeißen. Und er sagt, hier, guck, guck, dass die Broschüre für das Heim für sich nicht reinstecken muss, weil so weit ist es gekommen. Und dann rasten alle aus. Das ist tatsächlich der Moment, dieser Konflikt nicht mal so krass, aber danach im Bus passiert, ist der Moment, wo tatsächlich zum einzigen Mal, wirklich das einzige Mal in dem Film dieses Feel-Good-Ding aufgebrochen wird. Ja. Ja, eigentlich hat ja natürlich ... Fast jeder Feel-Good-Film hat so einen Moment, wo das aufgebrochen wird. Aber das ist gut, und das braucht er auch. Und das macht er auch ganz gut. Und es ist tatsächlich vor allem gut, weil in dem Moment ihre Erkrankung auch ernst genommen wird. Weil es funktioniert einfach nicht. Sie will mit Sam abhauen, und sie sitzt in einem Bus. Und dann hat sie einfach mal einen psychotischen Anfall. Sie hört Stimmen und versucht, sie zu übertönen, wenn sie selbst Geräusche macht. Und dass irgendwie, ja, müssen sie den Bus anhalten, die im Trupppfleger kommt, um sie abzuholen, damit sie sie erst mal ruhig stellen. Und es ist schon irgendwie ... Es ist tatsächlich das einzige Mal in dem Film, dass wir wirklich an jemanden sehen, wo man sagt, okay, da ist eine psychische Erkrankung mit Leidensdruck, wo wirklich Hilfe notwendig ist. Weil davor wird über ihre Krankheit geredet. Aber das, was von ihr gezeigt wird, Ja, na ja, wenn sie den Verkehr regelt mit ihren Tischtennisschläger. Ja, aber selbst das ist irgendwie so charming inszeniert. Ja, charming inszeniert. Aber wenn man sich die Ernsthaftigkeit der Situation einmal kurz vergegenwärtigt, was man ja durchaus kann. Macht der Film aber in dem Moment ja nicht. In dem Moment ist es irgendwie so lustig. Okay, guck mal, was Benni mit dieser Frau für Probleme hat. Aber in dem Moment ist nix lustig in dieser Szene, der sie dann im Bus ausrastet. Weil sie hat einfach mal einen Schub und sie wird dann auch eingewiesen. Ja. Und Benni kommt auch nicht an sie ran, Sam kommt nicht an sie ran. Und sie ist irgendwie einfach weggesperrt. Und es gibt dann eben diese Montage, wie das eben so ein Film ist, wenn man erzählen will, dass Zeit vergeht und dass es allen schlecht geht. Gibt's erst mal eine traurige Musik und ... Halleluja. Es ist nicht, aber das würde gut passen. Es ist was 90er-würdigeres. Ich weiß es auch nicht mehr, verdammt. Kann ich mal auf den Soundtrack gucken? Ja, aber es bewegt sich ganz klar in diesen Genre-Konventionen dabei. Genau. Es gibt einfach diesen traurigen Moment. Es gibt einfach diesen Moment, wo ein Konflikt, der in diesem Fall kein Missverständnis ist, sondern tatsächlich was Realgeschehenes ist, was auch schon gut ist. Meistens sind es in diesen Filmen klassische Missverständnisse. Das sackt auch jedes Mal. Benny muss das wirklich sehr intensiv sacken lassen und verarbeiten, was da eigentlich passiert ist. Can't find my way home? Joe Cocker? War's das? Joe Cocker, ja, bestimmt. Klingt auf jeden Fall in meinem Kopf nach Joe Cocker. Und, ja, Benny muss erst mal verarbeiten und läuft da zwischen Schienen rum. Ganz romantische Bilder. Und Sam auch verarbeiten und so weiter. Übrigens noch mal, weil mir das gerade eingefallen ist, die Verbindung zwischen Sam und June, ihre psychische Krankheit und seine eher nicht benannte psychische Besonderheit, sagen wir es so, wird mir am eindruckslichsten erzählt, wenn, nachdem er da im Park war, Benny duscht und gibt Sam Antworten auf seine Fragen. Sam fragt nämlich, ich sag mal, außer dass sie ein bisschen psychisch krank sein scheint, wirkt sie ganz normal. Was ist denn mit ihr? Und er dann nicht wirklich eine gute Antwort drauf hat. Und er sagt ihm, ach nee, das sagte er ihm früher, er sagt ihm, sie braucht ihre Routine, unterbricht sie nicht oder spricht sie nicht an, wenn sie grad malt oder so was. Und manchmal hört sie Stimmen. Und in dem Moment, wo er das sagt, hält sich das Gesicht von Johnny Depp so ein bisschen auf und hat einen Ansatz von, ach, das kenn ich. Ja, okay, hab ich gar nicht so gesehen, die Szene. Und dann sagt Benny, das gehört auch zum Krankheitsbild. Und dann fällt sein Gesicht wieder in sich zusammen, oh, krank, verdammt, Mist. Ah, okay, das ist so ein Wiedererkennen, dass er vielleicht auch ähnliche Probleme hat. Genau, und das steht überhaupt nicht im Skript, aber Johnny Depp spielt das in dem Moment. Und das erzählt mir so eine große Welt vom Charakter Sam. Und ich muss zugeben, dass mir das beim ersten Mal nicht aufgefallen ist, sondern beim dritten oder vierten Mal. Aber das war für mich so eine ganz tolle Stelle, wo ich das Gefühl hatte, Johnny Depp ist wirklich, auch als Schauspieler, der durchdringt alles, was er da tut, so stark und kommentiert so gut und subtil in seinem Spiel. Das fand ich ganz toll. Ähm, es gibt ja ... Es gibt ja in den filmischen Tropes ... gibt's den Charakter des manic pixie Dreamgirls. Das wird ganz oft in Feel-Good-Movies kritisiert, dass sie so eine Romanze erzählen, wo es einen Menschen gibt, der ... einen Mann, der irgendwie Probleme mit dem Leben hat, und keine Ahnung, Misserfolg mit dem Nerven am Ende ist, dem es irgendwie schlecht geht. Und dann tritt eine Frau in sein Leben, die so seine absolute Traumfrau ist, die sehr manig ist, sehr fröhlich, ein bisschen verzaubernd, und in ihrer eigenen Welt schwelgt. Ich glaube ... Lass mich einmal kurz überlegen. Das krasseste Beispiel ist wahrscheinlich Garden State. Natalie Portman in Garden State ist so was. Und das nennt man manic pixie Dreamgirl. Und das sind immer Frauen. Das war 1900, aber auch so, oder? Ja, na ja, 1900 erzählt ... Ja, war 1900, erzählt ja nicht so eine liebes Geschichte, die so zentral wäre. Und Ada hat ja auch einen eigenen Charakter. Das Problem bei den manic pixie Dreamgirls ist, dass sie tatsächlich nur gestaltet sind, um den Mann, den männlichen Protagonisten, aus irgendwo noch rauszuholen und sonst keine besonderen charakterlichen Eigenschaften haben. So hab ich ihn ganz viel gelesen, zwar nicht im negativen Sinne, weil wie gesagt, meistens ist es andersrum von einer Konstellation. Aber er ist natürlich der, der dieses traumhafte Spiel macht. Und damit so ... Ihre Schizophrenie, in der die Auflösung der Realität so was Unheimliches ist und so was Beängstigendes, verkehrt in was Verträumtes. Deswegen gibt's auch so diese Momente, wo wir ihn sehen durch ihre Augen. Und es ist halt einfach so was Träumerisches. Am krassesten, genau, du hast die Küche genannt, am krassesten in dieser Schlussszene, wenn er vom Dachpendel runterpendelt vor ihrem Fenster, wenn sie sich entscheiden muss, ob sie eine Einrichtung will. Wie so eine Vision, die eigentlich völlig ideal ist. Und das ist er so ein bisschen. Er ist so ein bisschen manic pixie Dreamboy. Also für mich war das auch so, dass er das ist, was ihre Schizophrenie auflockert. Für sie ist, wie gesagt, der Realitätsverlust was Beängstigendes. Und hier haben wir jemanden, der ständig mit der Realität spielt, der die Realität auch irgendwie aus den Angeln hebt, wenn er den Hut aufheben will. Der Hut entwickelt ein Eigenleben und springt weg. Plötzlich ist diese Realitätsaufhebung nichts Gruseliges mehr, sondern etwas Märchenhaftes, etwas Tolles, Romantisches. So hab ich seinen Charakter im großen Kontext gelesen. Ja, cool. Na ja, und dann haben wir natürlich jetzt vor allem die Auflösung. Du sprichst ja jetzt schon an, dass er da vorm Fenster rumschwebt. Benni geht irgendwann zusammen und sagt, komm, lass uns das Kriegsball begraben und uns eher darum kümmern, dass wir June da wieder rausholen. Ich will, dass sie ihr eigenes Leben führen kann und ihre eigenen Entscheidungen treffen und so. Und sie dabei unterstützen, soweit es geht. Und da wird der Film vielleicht auch ein bisschen unrealistisch. Mhm. Ich kann mir nicht vorstellen, also es kommt dann dazu, dass die beiden zusammenziehen am Ende, Sam und June. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Happy End so happy bleibt. Wahrscheinlich nicht. Das ist schwierig. Aber das ist halt auch ... Ja, der Film will nicht, dass wir uns drüber Gedanken machen, was danach passiert. Es ist ein Happy End in diesem Moment, wo sie es tatsächlich nur in die Tagi versunken nach dem Streit und dann sagt Benni, komm, lass uns das noch mal versuchen. Ich weiß, ich hab Fehler gemacht. Und diese, was ist sie eigentlich, diese Psychologin? Diese Frau vom Gesundheitsamt? Psychiaterin. Sie steht daneben und sagt, ja, Einrichtung ist das Beste. Und Benni sagt, überleg es dir noch mal. Und sie ist so hin und her gerissen. Und dann kommt dieser große Moment, Johnny Depp, der das Haus hochgeklettert ist und dann am Fenster vorbeischwingt in Zeitlupe. Eine wirklich schöne Szene. Und es ist klar, der Film will uns das volle Happy End geben. Das ist ein Feel-Good-Movie. Und dann sagt sie, nein, ich will es alleine versuchen. Ich will eine eigene Wohnung. Er ist ihr Rettungsanker. Genau. Ja, sie glaubt auch die ganze Zeit nicht, dass er da ist. Benni sagt, Sam ist da, Sam ist irgendwo im Gebäude. Und sie glaubt ihm halt nicht. Weil sie glaubt, dass Benni nicht will, dass es ihr gut geht. Und er will, dass sie niemanden hat, weil er ihre Krankheit braucht. Sie kann sich auch gar nicht vorstellen, dass Sam noch was von ihr will, weil sie sich nicht vorstellen kann, dass er das gesehen hat und immer noch in sie verliebt ist. Sie denkt, sie hat ihn komplett verschreckt. Womit der Film sein hoffnungsvolles Element voll ausspielt. Was ich am Anfang gesagt habe, diese Hoffnung darauf, dass jeder noch so andere Mensch, anders im Sinne von der Norm abweichende Mensch, oder jeder mit besonderen Ausgangslagen, irgendwie seinen Deckel findet. Da darf man vielleicht nicht zu viel an Realismus denken. Aber ... Weiß ich nicht genau. Es ist halt zuckersüß, es ist viel gut. Ja, es ist natürlich auch eine schöne Botschaft. Und Benni und Ruth vertragen sich dann auch irgendwie wieder. Er bringt ihr noch Rosen. Und dann endet es damit, dass sie halt Grit-Cheese-Sandwichs machen. Und das ist mit dem Bügeleisen. Mit dem Bügeleisen, ja. Das hab ich übrigens als Jugendlicher dann auch. Und funktioniert das? Es funktioniert. Hattest du einen Dampf-Bügeleisen? Nein, ich hatte keinen Dampf-Bügeleisen. Gut. Ja, ich hab wirklich, ich bin ja nach Berlin gezogen, dann mit 16. Und die erste eigene Wohnung ohne richtigen Grill, ohne richtigen Herd und so weiter. Da war das Bügeleisen tatsächlich auch sinnvoll. Ja. Ja. Für mich gehört, ich hab seit Jahren keinen Bügeleisen mehr benutzt. Wir sind ein bügeleisenfreier Haushalt. Das noch dazu zu sagen, das liegt nicht daran, dass Karin für mich bügelt. Das möchte ich betonen. Sie benutzt auch keinen Bügeleisen. Doch, ein-, zweimal hat sie eins rausgeholt. Das letzte Mal, als wir ein Bügeleisen rausgeholt haben, um die selbstgemalten T-Shirts von Bela zu ... Ah. ... die Farbe festzubügeln. Kriegen sie sonst nicht untergebracht. Wir hätten sie gleich am Anfang untergebracht. Ich wollte es nicht auseinanderreißen, weil wir im Film drin waren. Top 3! Top 3 Filme, die dich am meisten beeinflusst haben. Das war schwer. Die dich am meisten beeinflusst haben. Das ist in jedem Bereich zu sehen. Es ist nicht nur filmisch beeinflusst, Filmgeschmack beeinflusst, sondern auch zum Beispiel ... Frauengeschmack oder Männergeschmack hier nach dem Plor. Na? Na. Oder auch, weiß ich nicht, so philosophische Einflüsse. Ja. Ich bin sehr gespannt, was bei dir so rausgekommen ist. Ich bin nicht glücklich mit Männern. Es ist echt schwer. Frauen-Männergeschmack habe ich beides nicht drin. Hm. Nummer 3. Ich habe keine honorable mentions und habe lange gekämpft, um diese Liste zusammenzustellen. Meine Nummer 3 ist kein Film. Was? Meine Nummer 3 ist eine Episode der Sesamstraße. Du bist ... Nein, Plor. Du bist derjenige, der mich immer ermahnt, wenn es darum geht, dass in Top 3-Listen die Filme sein sollen. Dass wir uns um Filme drehen. Als ich Theater vorgeschlagen habe, hast du mich fast gekillt. Das musste ich einfach unterbringen. Ich muss auch dazu sagen, meine Top 3 ist sortiert nach dem Alter, wo ich die Dinger gesehen habe. Diese Folge der Sesamstraße habe ich lange gesucht. Ich habe sie nicht mehr gefunden. Ich weiß nicht genau, wo sie ist. Es ist eine Episode der Sesamstraße, die ich wahrscheinlich gesehen habe, als ich 5 war. Ich weiß es nicht, wann man auf Sesamstraße guckt. Wo Samson und Tiffy beschließen, nichts zu tun. Dann sitzen sie in diesem Sesamstraßen-Set-up auf ihren Hockern und überlegen, wie sie nichts tun können. Dann kommen auf die Idee, wir machen doch gerade was, wir sitzen. Dann mache ich jetzt gar nichts mehr. Dann sitzt sie ganz still da und sagt, du machst was, du hältst die Luft an. Dann entspinst sich ein philosophischer Dialog darum, ob man denn nichts tun kann. Geil. Ich glaube, das ist mein erster Kontakt mit der Philosophie. Es hat mich damals sehr viel Kopf zerbrechen. Wenn ich drüber nachdenke, bereitet es mir heute noch Kopf zerbrechen. Ich habe wirklich lange als Kind über diese Episode nachgedacht und über das Phänomen des Nichts tun und das Phänomen des Nichts. Geil. Das hat mich bis zum heutigen Tag begleitet. Darf ich mal sagen, das erklärt einiges. Damals wurde ein kleiner Philosoph geboren. Okay, Filme, die mich beeinflussen. Das Problem ist, ich will Benni und Jun nicht in die Liste packen, aber die ist nun mal auf Platz 1. Also mache ich eine Top 4. Mach eine Top 4, perfekt. Was ist dein Platz 4? Mein Platz 4. Mein Platz 4 ist ... Ich möchte auch manche mögens heiß nicht in diese Liste packen, weil den hatten wir auch schon. Und ich möchte auch American Beauty nicht in diese Liste packen. Warum manche mögens heiß? Volle Kanne hat mich unglaublich beeinflusst. Wegen der Filmgeschmack und der Humor und die Ästhetik. Also alles. Und was hast du gerade nachgesagt? American Beauty. American Beauty, ah ja. Allein der Satz, natürlich ich als Philosophie, ich fühle mich so hochtrabend und philosophisch. Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens. Weißt du, allein dieser Satz für mich als Jugendlicher, oh ja, gib mir mehr. Das ist halt, weiß ich nicht, irgendwie hat dieser Film sehr viele ... Ja, kann ich total nachvollziehen. Aber alles nicht, weil das alles schon zur Sprache und wir schon so oft darüber geredet haben, möchte ich lieber neue Filme dazu packen. Aber es ist Love and Death von Woody Allen. Ah, schön. Das ist der Boris Groschenko. Genau, die Boris Groschenko-Sache. Weil der Film einfach vom Humor, von der Philosophie, von dem, was wir teilweise so, so Intellektualität, aber auch zerhexelt. Ich weiß nicht, so ein typischer Woody Allen. Ich hab jetzt extra nicht Annie Hall genommen, weil Annie Hall halt ansonsten an der Stelle stünde. Oh Gott, wir haben schon über zu viele Filme geredet. Weil wir keine Listen mehr bauen können. Weil wir alle Filme, die wir in die Listen packen würden, die an diese Stelle kommen würden, war uns ja eigentlich schon klar. Wir hatten das schon ein paar Mal. Wir reden halt immer wieder über dieselben Filme, weil einfach so die Filme sind, die uns am liebsten ... Wir brauchen Vorschläge von unseren Hörerinnen. Ja, schickt uns was. Das ist das Problem. Sonst wäre das wirklich so ein Circle-Jerk, irgendwann, wo wir uns gegenseitig unsere Lieblingsfilme zuschmeißen. Ich will herausgefordert werden. Ja, danke. Ich kann dich also nicht mehr herausfordern. Gut, danke. Ich hab's schon mitbekommen. Dein Platz zwei? Ja, Platz zwei. Ich war fünf bei Sesamstraße. Jetzt bin ich wahrscheinlich acht oder neun. Und wir schreiben das Jahr 1989. Und das ZDF hat eine Reihe, die heißt Wunschfilm. Okay. Und ... Ah, nee, genau. Ich bin sieben. Ich weiß, wie alt ich bin, weil das 1989 ist. Ich hab extra recherchiert, wann diese Folge war. Da werden drei Filme vorgeschlagen, abends um sechs. Okay. Und um acht soll einer von diesen Filmen gezeigt werden. Und die Zuschauer dürfen abstimmen, indem sie da anrufen. Und wir als Familie sehen diese drei Filme. Und meine Mutter sagt, den müsst ihr sehen. Wenn die beiden anderen Filme gezeigt werden, dann könnt ihr nicht aufbleiben. Dann müsst ihr ins Bett, weil das ist noch nichts für euch. Aber der Film ist gut und zeigt auf einen Film, in dem ich auf einer Reise reise. Ich hab keine Ahnung, was das bedeutet, aber ich weiß, ich muss diesen Film sehen. Ich will wach bleiben. Und wir rufen da an. Und in meiner Erinnerung, die wahrscheinlich etwas verschwommen ist, haben wir tausendmal da angerufen. Wir haben immer wieder die Nummer gewählt, damit dieser Film dran kommt. Die Fantastische Reise ist ein Film aus dem Jahr 1966, in dem ein Politiker einem Attentat zum Opfer fällt. Und das Leben dieses Politikers ist unglaublich wichtig. Aber er ist durch das Attentat so schwer verletzt, dass man ihn nicht mehr operieren kann. Deswegen wird eine Crew von Wissenschaftlern und einer Wissenschaftlerin auf mikroskopische Größe geschrumpft und mit einem U-Boot in den Körper dieses Mannes geschickt, um ihn von innen zu heilen. Was sie nicht wissen, ist, dass sie einen Verräter an Bord haben. Ich glaube, ich kenne den, der das ganze sabotieren soll. Ich kann mich gar nicht mehr so viel an den Film erinnern. Aber ich würde sagen, das ist der Moment, in der meine Liebe für das Genre-Kino geweckt wurde. Fantasy, Science-Fiction. Und das ist ein Film, wo ich zum ersten Mal dafür gebrannt habe, einen Film zu sehen. Einfach weil es diesen Kampf gab. Dieser Film muss jetzt dran kommen. Du hast die Pointe noch nicht verraten. Ist der Film gekommen? Der Film ist gekommen und wir haben diesen Film geguckt. Wir durften wach bleiben, wir durften diesen Film gucken. Das war toll, wir hatten alle Spaß. Den Film habe ich ein paar Jahre später geguckt und festgestellt, das ist ein Pichet aus der damaligen Zeit. Die einzige weibliche Mitarbeiterin an Bord ist knapp begleitet. Oh Gott. Und sie fliegen dann im Körper rum. Es gibt diesen super Böseweg, der wahrscheinlich ein Russe ist. Aber es war toll, für diesen Film zu brennen. Und es war toll, diesen Film zu wählen. Und es war toll, dass wir ihn gucken konnten. Meine Liebe zu Science-Fiction und Fantasy wurde in diesem Moment so richtig geweckt. Und das Gefühl, für den eigenen Geschmack sich einzusetzen, was, glaube ich, jedem, der sich als Kritiker versteht, unglaublich wichtig ist, dass er sagen kann, das mag ich, das will ich sehen. Und ja, das hat sich gelohnt zu gucken. Okay, cool. Okay, also da wurde der Kritiker geboren. Ja. Okay. Mein Platz 3 bzw. 2, also du weißt schon, wäre dann... Mmh... Life of Brian. Hahaha. Oh, ja. Jehova, Jehova, Jehova. Hahaha. Warum Life of Brian? Und der lange Schreibfehler an der Wand. Das schreibst du jetzt richtig ran die Wand. Und zwar tausendmal. Romane, Eum, Domus. Und Römer geht ins Haus. Hattest du Lateinunterricht in der Schule? Ja, ich hatte Latein. Nein. Nee, ich war auf einem Gymnasium in Leipzig. Ja, das war halt so ein Lateingymnasium. Ähm... Nee, und ich hab den vorher gesehen, bevor ich Latein hatte. Bei meinem Papa. Und das war für mich total weird, weil ich eigentlich, glaube ich, den Humor noch nicht so ganz verstanden habe. Hahaha. Irgendwie, aber es war so beeindruckend, so krass. What? What? Was passiert da? Das ist ähnlich wie bei Simpsons. Es gibt die Witze für die Älteren. Als Kind findet man genug Albernheit und Slapstick, der einfach toll ist. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich verstanden habe, wir sind alle Individuen, ich nicht. Hahaha. Hahaha. Aber das sind so diese ganzen tollen, diese ganzen tollen Sachen. Die Zitate, die irgendwie später Sinn ergeben haben, die aber damals schon sehr viel Eindruck geschunden haben. Ja. Genau. Filmischer Humor. Vor allem die Ergänzung zum Slapstick, die ich vorher schon hatte. Die Slapstick, die mich quasi in dem Film abgeholt hat und mich dann zur Intellektualität nochmal dazu geschoben hat. Zu so intellektuellem Blödsinn. Ja. Schön. Schöne Wahl. Ich weiß noch, wie wir das Leben des Brian wollten. Wir hatten einen Religionslehrer, der manchmal mit den Schülern das Leben des Brian, und dann haben wir gesagt, wir wollen den gucken, wir wollen den gucken. Jeder von uns kannte den Film, wir haben auch immer die Dialoge nachgesprochen, nachgespielt auf dem Schulhof. Er meinte, das kann ich nicht machen mit euch, da müsste ich ja ein halbes Jahr Unterricht machen vorher, wo ihr alles lernt über die damalige Zeit und über die Konflikte, die da besprochen werden. Weil der Film tatsächlich, der steckt ja wirklich voll mit politischen und religiösen Subtexten. Aber das war so ein Bummer irgendwie, dass ich nicht mehr diesen Film gucken kann. Gott, wie doof. Nummer 0. Mein Nummer 1. Ja, deine Nummer 1. Deswegen habe ich das mit der rosa-roten Brille gesagt, weil ich damals den Film sehr mit einer rosa-roten Brille gesehen habe und heute immer noch zu schätzen weiß. Ja. Aber viele, viele Flores sehe ich, die der Film hat. Es geht um einen Film, der das Arschgeweih unter den philosophischen Sinssprüchen populär gemacht hat. Weißt du, was das Arschgeweih ist, was? Oh Gott, ja. Okay. Der Club der Toten Dichte aus dem Jahr 1989 habe ich als, ja, wahrscheinlich bin ich jetzt 14, 15. Okay. Und hat ganz viel Begeisterung für Poesie geweckt. Begeisterung auch für Rebellentum und für Auseinandersetzung mit Literaturgeschichte und vor allem damit aus der klassischen Literatur Dinge für ein progressives, organistisches Leben rauszuziehen, keine Ahnung. Fand ich total toll, hat mich total bewegt, auch wie einfach diese Grundbotschaft, wie du bei American Beauty gesagt hast, einfach nutze den Tag, genieße den Tag, mach das Beste aus deinem Leben. Ja. Wenn ich ihn heute sehe, sehe ich ganz viele Schwächen, die der Film hat. Wie er die Romantik darstellt. Dann sollte ich den nicht noch mal gucken. Wie er auf die realistische Literatur schaut, mit welcher Abscheu. Er hat ein sehr subtil manipulatives Verhalten verharmlost. Ah, okay. Er hat sogar eine Rape-Culture-Szene, in der er einer von den Protagonisten ein schlaffendes Mädchen küsst. Oh, fuck. Und sie verliebt sich natürlich in ihn. Aber es ist trotzdem immer noch ein starkes Drama. Er ist so schlicht in seiner Botschaft. Er ist so naiv und sentimental. Aber er hat hervorragend gespielt, tolle Bilder und vor allem so schlicht wie diese Botschaft ist. Und ja, das Carpe Diem ist irgendwie so ein Ding, man kann es nicht mehr hören seit 20 Jahren. Aber es ist so eine simple Botschaft, die trotzdem ihre Wahrheit hat. Definitiv. Ich erinnere mich wirklich nur an die tollen Sachen dieses Films. Es ist auch lange her, dass ich den gesehen habe. Und ich glaube auch, dass ich sehr jung gewesen bin. Wahrscheinlich den gleichen Effekt hat er bei mir wie bei dir. Mit der Liebe zum Theater. Ja, genau. Mit Sommernachtstraum spielen sie auf der Bühne. Und er will um den Theater spielen. Der Film ist großartig. Ich glaube, eine zynische Phase, die ich Anfang der 20er hatte, hat mir den Film so ein bisschen kaputt gemacht. Aber eigentlich hat dieser Film ganz viele großartige Momente. Aber es ist auch ein sehr naiver Film. Und es ist ein Film, den man durchaus in ganz vielen Momenten kritisch lesen kann. Oder um die Simpsons zu zitieren, da gibt es einen Lehrerwettbewerb. Und es geht um den Lehrer des Jahres. Und dann gucken sie sich die Videos an von den Bewerbern. Dann kommt einer und sagt, ich versuche, mit meinen Schülern Humor zu gewinnen. Und macht dann eine Robin-Williams-Inkarnation. Eine schlechte. Und dann schaut eine von der Jury zu ihrem Kollegen und sagt, der Club der Toten Dichter hat eine ganze Generation von Lehrern kaputt gemacht. Okay. Ganz toller Film. Ganz toller Film. So. Meine Nummer eins ist kein einzelner Film. Es tut mir leid, weil die Filme einfach pauschal werden. Nicht jeder Chaplin-Film. Einfach jeder Chaplin-Film. Nenn mir irgendeinen, der ist es. Monsieur Verdure. Ja, definitiv. Aber auch die ganzen Kurzfilme, die einfach nur Slapstick sind. Alles in diese Richtung. Es hat mich einfach geprägt. Volle Kanne, volles Rohr. Jeder einzelne. Es liegt wahrscheinlich daran, dass ich auch jedes Mal, wenn ich bei meinem Vater zu Besuch war, ich war in der Zeit schon lange, und ich war immer bei meinem Papa zu Besuch. Und jedes Mal habe ich Dick und Doof, Charlie Chaplin, Buster Keaton, diese Sachen gesehen. Und auch Laurel und Hardy waren wirklich, wirklich toll. Die habe ich gar nicht so richtig erwähnt bisher. Vielleicht muss ich dir meinen Laurel und Hardy-Film geben. Oh, krass. Laurel und Hardy habe ich gesehen teilweise Filme auf dem Projektor von meinem Onkel. Oh. Der wirklich alte Filmbänder gesammelt hat. Und der auch einige Filme ... Der war ein bisschen kamera- und fotonah. Der hatte auch eine eigene Kamera, soweit ich mich erinnere. Er hat einige Sachen selbst gedreht mit so einer alten Kamera. Und hatte das dann auf Filmbändern. Und der hatte diesen Projektor, hat dann alte Filmbänder aufgezogen und hat uns dann drei Minuten oder so von Laurel und Hardy gezeigt. Geil. Oh. Und ich bin nicht der größte Laurel und Hardy-Fan. Auch wenn das schöne Erinnerungen sind. Danach ist das so, ich habe von dem Phänomen schon mal erzählt, wenn ich an Laurel und Hardy denke, denke ich auch an meinen Vater, der neben mir auf der Couch sitzt und sich über den Slapstick tierisch kaputt lacht. Und ich sitze eher so nebendran, denke, ja, okay. Finde ich jetzt nicht so witzig. Okay, verstehe. Aber ich bin total froh, wenn du mir ... Ich weiß nicht, ob ich jemals einen Laurel und Hardy-Langfilm gesehen habe. Ich glaube, das müssen wir mal machen. Das machen wir mal. Wir müssen einen richtigen raussuchen, weil das schon ... Go West wäre vielleicht ... Ja, ja, ja, okay. In meinem Kopf macht jetzt schon so Feuerwerk. Der Film, der Film, nein, der Film, der Film. Ich suche was raus. Sehr schön. Ja, dann hätten wir unsere Top 3 beendet. Ja, und Benny und June, sind wir schon beim Schluss? Wir sind ziemlich am Ende von Benny und June. Ich hab nicht das Gefühl, dass wir dem Film so richtig gerecht geworden sind. Leider. Ja, das ist blöd. Ja, ich weiß nicht, was fehlt. Ich hab das Gefühl, dass wir nicht begeistert genug sind. Ich weiß nicht. Der Film hat so viel Liebe zu geben. Und so viel Detailverliebtheit. Und so viel liebendes Auge für alle möglichen Menschen. Mit allen möglichen kleinen Macken. Und ich find's einfach toll. Einfach wirklich ganz, ganz toll. Lass ich dir gerne als Schlusswort stehen. Ich weiß noch gar nicht, ob ich schon Schluss machen will. Ich hab so viel aufgeschrieben. Ich hab ganz viele Zitate aufgeschrieben. Ja, bring, bring, bring. Komm, hau es raus. Und auch diese Szene, wie sie über die Rosinen reden. Sie sind in der Bar von Ruthie. Ja, ja. Und sie essen Tabioca mit Raisins. Das ist wirklich eine schöne Szene. Sie sagt, dass sie Rosinen so schrecklich findet. Und ich fühle total mit ihr. Ich mag nämlich auch keine Rosinen. Ihnen wurde das Leben genommen. Sie sind einfach nur zusammengeschrumpelte Trauben. They used to be fat and juicy. And now they are twisted. They have their lives stolen. Johnny Depp reagiert so mit, I helped them too. Did you see those Raisins on TV? The ones that sing and dance and stuff? They scare me. Und sie reden da einfach irgendwie über Rosinen. Die Trauben, denen das Leben gestohlen wurde. Das ist wirklich eine tolle Szene. Ja, ist das. Ja, auch der Satz, you know, it seems to me that, I mean, except for being a little mentally ill, she's pretty normal. Auch so ein toller Satz, der auch größer als der Film das in sich verpackt. Der Satz ist einfach größer fürs Leben irgendwie geschaffen. Kein Mensch lässt sich auf seine mentally illness reduzieren. Und du bist die meiste Zeit pretty normal. Ja. So ist das. Wichtige Botschaft auf jeden Fall. Ganz toller Satz. Und definiert Sam natürlich auch schön, weil es seinen einfachen Blick auf das Leben zeigt, der vielen verloren gegangen ist. Auch einfach anzuerkennen, wie vielfältig das Leben ist. Und wenn man das anerkennt, dann ist auch ganz vieles, was June macht, einfach pretty normal. Ja. Ich glaub, jetzt haben wir dem Film ein bisschen mehr. Das war vielleicht noch wichtig. Okay. Danke, Flo, für diese Möglichkeit, das noch unterzubringen. Ja. Ich hab das Gefühl, ich bin gerade sehr unfair mit Club der Toten Dichter umgegangen. Aber das ist so Retrospectiv. Vielleicht wird das auch mal was, was wir noch mal gucken könnten, und auch auf die tollen Momente. Weil ich weiß, der Film hat ganz viele tolle Momente. Und ich weiß, dieser Film hat nicht nur mich beeinflusst, sondern ganz viele Leute, nicht nur in ihrem Filmgeschmack, sondern auch in ihrem Blick auf die Welt. Dann hätten wir aber eigentlich schon zwei Filme für nächste Woche. Ja, das könnte durchaus was sein. Ja, lass uns das doch machen. Nächste Woche kommt dran irgendein Laurel und Huddy-Film. Genau, und Club der Toten Dichter. Ich bin gespannt. Wir werden den Zahn von sehr vielen Zuhörerinnen und Zuhörern auf den Szenen. Wir werden ihn erst verreißen und dann noch in den Himmel hoben. Es ist ein so vielgeliebter Film, und vielleicht macht es mir das schwer, ihn auch unkritisch zu sehen. Ja, um den Gegenimpuls zu ... Willst du den Gegenentwurf bringen? Nee, er hat tatsächlich diese Flaws einfach. Und er hat ganz viele Interpretationsebenen, die man, wenn man ... Ich weiß nicht, ob das böswillig ist, oder ob das nicht interpretiert, die den Filmen nicht so gut im Licht stehen lassen. Da bin ich mal gespannt. Zwei Herzensschlagen in meiner Brust. Ich liebe diesen Film, er hat mich total beeinflusst. Ich habe ihn auf Platz eins dieser Liste gesetzt. Gleichzeitig sehe ich aber, was hat mich da beeinflusst? Und was ist in diesem Film vielleicht ein bisschen schräg, was man ... ... ohne rosa Rotbrille sieht. Okay. Maybe. Cool, dann freue ich mich auf nächste Woche. Ich mich auch, und vielen Dank für Benni und Schuhn. Vielen Dank für den fünfstündigen Epos. Ach Gott, ich wünschte, ich könnte mit meinem Geschichtslehrer Herrn Niese noch mal darüber reden. Mach das mal, gibt's ihn noch? Ich weiß es nicht, er war damals schon in Rente gegangen, als ich gerade von der Schule gegangen bin. Das heißt, wir sind beide in Rente gegangen. Ich hatte einen ganz tollen Mathematiklehrer, der unglaublich streng war, den ich mit den Jahren, den ich am Anfang viel zu streng fand, und mit den Jahren mehr und mehr habe schätzen lernen. Ja, so war das beim Handy auch. Vor einigen Jahren schon habe ich von seinem Tod erfahren. Das war echt traurig, das war echt so ein Schock. Und er war alt. Als er mein Lehrer war, war er schon alt. Das heißt, er ist ... Ja, der war wahrscheinlich 80 oder so dann am Schluss, als er gestorben ist. Aber es war trotzdem, ich war echt in dem Moment traurig, weil er ein Mensch war, der mich sehr lange begleitet hat, bei dem ich viel gelernt habe. Nichts über das Leben und so weiter, sondern wirklich einfach nur viel Mathematik gelernt habe. Wofür ich aber immer noch dankbar bin, weil es mich einfach so Grundlagenwissen gesetzt hat, das total wichtig ist für mich. Und das war wirklich traurig, weil das einfach ein einflussreicher Mensch für mich war, nicht auf der emotionalen, psychischen Ebene, sondern ganz banal. Dieser Mensch hat es geschafft, mir viel beizubringen. Es war schon so, dass die meisten mit ihm nicht viel anfangen konnten. Für mich war es eine der wenigen Lehrer in meiner ganzen Laufbahn und der einzige in dieser Schule, wo ich dann war, denen ich wirklich so viel Respekt entgegengebracht habe, dass ich gesagt habe, ich nehme einfach alles, was du mir entgegenwirfst. Weil ich wirklich sehr schlecht war mit Autoritäten. Meine Schulzeit war geprägt davon, dass ich eigentlich die ganze Zeit den verbalen Mittelfinger rausgestreckt habe. Also nicht verhaltensauffällig bösartig, sondern eher so, Alter, ich mache, was ich will. Mir egal, ob du willst, dass ich jetzt Mathematik lerne, ich lerne, was ich will. Wie ist dieser Herr Niese damit umgegangen? Ganz wunderbar, ich weiß nicht genau. Er war sehr streng, aber er war auch immer... Er hat mich damit gekriegt, dass er die soziale Notwendigkeit von dem Wissen, was er vermittelt hat, nach vorne gestellt hat. Es war ihm wichtig, dass wir wirklich was davon haben, gesellschaftlich und sozial gesehen. Er war nur Geschichts- und Geographielehrer. Aber gerade aus der Geschichte kann man ja viel mitnehmen. Deswegen war es auch nicht ganz unbegründet. Ich glaube, als Mathelehrer hätte er mir vielleicht nicht so viel. Er war zwar staubtrocken, Herr Dizzi ist mein Lehrer, und der hat seine Stunden immer so gestaltet, dass er einen Projektor hatte. Dann hatte er diese transparenten Folien, auf die er alles per Hand geschrieben hatte. Dann hatte er die abgedeckt, die Folie draufgelegt und Papiere verschoben, dass man am Anfang nur den Anfang der Formel sah. Dann hat er das langsam hin- und hergeschoben, um nach und nach alles aufzudecken, bis am Schluss die ganze Folie zu sehen war. Er hat es geschafft, so eine Schönheit da reinzubringen. Einfach, weil er gesagt hat, wir fangen hier an bei einem einfachen Ding wie A². Und jetzt schauen wir mal, wie wir von Punkt zu Punkt schließlich zu einer echt komplexen Kurvendiskussion kommen. Es war einfach eine tolle Art, Wissen zu vermitteln, weil sie so trocken war. Aber wenn man sich darauf eingelassen hat, gesagt hat, ich gehe jetzt diesen Weg mit, auch wenn es vielleicht nicht mein Weg ist, als Jugendlicher, aber ich gehe diesen Weg trotzdem mit. Am Schluss war es so befriedigend, am Ende das Ergebnis zu sehen und zu wissen, hier hat sich ein ganzes Universum eröffnet. Am Schluss haben wir unser Ergebnis. Herr Dietz, vielen Dank für alles. Herr Niese, vielen, vielen Dank für alles. Auch wenn ich nicht weiß, was mit ihm gerade ist. Ich hoffe, er hatte noch sehr viel Spaß und hat auch noch sehr viel Spaß. In diesem Sinne? Vielen Dank, Plor, und wir sehen uns nächste Woche. Bis nächste Woche. Bis dann, ciao. Wir müssen noch ganz kurz sagen, wir müssen konkretisieren, was wir nächste Woche machen. Wir wollten es nicht jetzt irgendwo untergehen lassen, sondern der Tradition folgen und am Ende noch einmal sagen, worum es in der nächsten Woche geht. So Cliffhanger-mäßig. Ja, ich glaube, wir müssen jetzt noch ein bisschen aufpassen. Wir haben es schon gesagt, wenn ihr aufgepasst habt. Das ist so wie bei Checker Tobi. Habt ihr aufgepasst? Welche Filme schlagen Johannes und Florian dem anderen vor? Ob ihr wirklich richtig steht seid, wenn es nicht dann geht. Nächste Woche gibt es von mir den Film meiner Jugend, würde ich eher sagen. Nicht meiner Kindheit. Der Club der Toten Dichter aus dem Jahr 1989. Ich freue mich voll drauf. Ich habe ihn auch als Jugendlicher gesehen. Ich glaube, ich erinnere mich einfach zu wenig. Ich bin einfach sehr gespannt auf dieses Wieder-noch-gucken. Ich kenne den Film noch sehr gut. Ich habe ihn auch wirklich oft gesehen. Ich bin mal gespannt, ob er mich noch mal überraschen kann. Es ist lange her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Und da eher mit einem etwas kritischeren Auge. Ach so. Stimmt, du hattest ihn ja noch mal gesehen. Okay. Von mir für dich gibt es dann dafür... Dekundorf. Yay! Stan und Olli. Wir hatten noch nicht festgelegt, welchen Film. Aber ich habe mich jetzt mit mir selbst geeinigt. An der Universität. Champert Oxford heißt der im Original. Und in der deutschen Fassung. Diverse Titel, wie immer. Ich kenne mich ja wirklich nicht viel aus mit Dekundorf-Filmen. Aber ich weiß, dass das titeltechnisch mass ist. Weil die so oft re-released wurden. Total. Und es gibt für jeden Lauren Hardy-Film 10 deutsche Titel. Das ist unglaublich. Ich bin sehr gespannt, wo wir ihn finden. Ich glaube, es gibt auf YouTube eine Variante. Es gibt sogar eine kolorierte Variante. Oh! Du kannst ja mal schauen. Ich bin gespannt. Ich bin kein Stan Laurel-Experte und kein Slapstick-Experte. Ich kenne von denen nur die Schwarz. Ich habe noch nie einen Dekundorf-Lang-Film gesehen. Crazy shit, Alter. Ich freue mich. Bis dann, ciao.
