Episode 19: I’m not there, Oldboy
Wir werfen einen Blick auf einen der ungewöhnlichsten Biopics der Filmgeschichte, I’m not there, der sich mit dem künstlerischen Wirken von Bob Dylan auseinandersetzt, und wir reden über den koreanischen Revengethriller-Klassiker Oldboy. Zwei große Filme aus den 2000er Jahren, von denen jeder auf seine eigene Art und Weise ungewöhnlich ist. Der eine als obskure Rachegeschichte zwischen Thriller, Action und Drama, der andere als diversifizierte Künstlerbiografie, die die Realität weit hinter sich lässt oder in symbolische Bilder kleidet.
Da die Schauspielleistung vor allem von Cate Blanchett als Verkörperung der Rock N Roll Seiten Dylans so unverschämt gut ist, schauen wir in unserer ersten Topliste darauf, welche Schauspielleistungen uns sonst noch besonders begeistern konnten. In der zweiten Topliste beschäftigen wir uns mit Rache im Film in den verschiedensten Formen.
Und am Ende des Podcasts gibt es noch eine kleine Überraschung. Unser Studio wird nämlich gekapert und wir werden uns nächste Woche wohl oder übel mit einem Filmgenre auseinandersetzen müssen, von dem wir beide so überhaupt keine Ahnung haben…
Oldboy [Park Chan-wook]
(Südkorea 2003)
Das koreanische Actionthrillerdrama Oldboy aus dem Jahr 2003 ist der zweite Teil von Park Chan-wooks Rachetrilogie, und der einzige Film aus dieser Reihe, der auch bei einem westlichen Publikum für großes Aufsehen sorgte. Und sieht man diesen Film zum ersten Mal, sollte einem auch ziemlich schnell klar werden wieso: Park erzählt einen stringenten Revengethriller im coolen tarantinoesken Stil, würzt diesen mit viel Noir, einer Menge Pathos, einigen düsteren Myteryelementen und einem finalen Plottwist, der dem Publikum den Boden unter den Füßen wegreißt. Dennoch ist Oldboy kein gefälliger Film. Er ist brutal, nicht nur in seinen Gewalt- und Actionsequenzen, sondern auch in seiner Logik, die einem radikalen Symbolismus folgt, in seiner Geschichte, die schwere Themen wie Inzest, obszessive Rache und Entkopplung von der zivilisierten Gesellschaft behandelt; und er ist brutal in seinen Bildern, die mal grotesk physisch daherkommen, mal traumwandlerisch, fast schon surreal.
Oldboy ist ein Brocken, ein Monstrum von seinem Film und zugleich die beste Werbung für das postmoderne koreanische Kino… Oder, Johannes?
I’m not there [Todd Haynes]
(USA 2007)
Sechs Schauspieler spielen Bob Dylan. Was für ein genialer Move. Bob Dylan scheint sich einer allgemein gültigen Charakterisierung zu entziehen. Immer wenn man glaubt, jetzt habe man ihn verstanden, entgleitet er einem, wie ein glitschiger Fisch.
Entsprechend entgleitet einem der Film „I’m not there“ aus dem Jahre 2007 immer wieder. Wo sind wir gerade? Hat er das wirklich eben gesagt? Wie tot? Bob Dylan lebt doch! Typische Gedanken beim Anschauen dieses Films, der sich nicht streng an biographische Wahrheiten hält, sondern sich an das Gefühl seiner Musik, seiner Zeit, den Protest, die Religion, den Drogenrausch und das undurchsichtige Ego Bob Dylans heranrobbt.
Aber haben wir Bob Dylan am Ende verstanden? Was meinst du Plor?
Transkript
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: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 19: I’m not there, Oldboy Publishing Date: 2021-05-12T18:05:49+02:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2021/05/12/episode-19-im-not-there-oldboy/ It ain't no use in calling out my name, gal, like you never done before. It ain't no use in calling out my name, gal, I can't hear you anymore. I'm thinking and I'm wondering, walking down the road. I once loved a woman, a child, I'm told. I gave her my heart, but she wanted my soul. So don't think twice, it's alright. Vielen Dank für dieses tolle musikalische Intro, Johannes. Passend zu dieser Episode. Ja, ich hab mir ganz viel Mühe gegeben. Bob Dylan ist einfach schon lang genug in meinem ÖVRE. Aus einem Demo-Real geschnitten. Nicht verraten, ich hab das extra für diese Episode gemacht. Und hast gedacht, ausnahmsweise, wenn wir schon Dylan machen, verzichte ich mal auf die Okolele und hau einen mit Gitarre raus. Wer weiß, vielleicht mach ich im Nachhinein doch noch einen mit Okolele und schneide den dann rein. Damit ich besonders dumm klinge in diesem Intro jetzt. Genau. Sehr gut. Und damit werden wir auch gleich schon beim ersten Film, den wir heute haben. Herzlich willkommen erst mal zum Muss-man-sehen Podcast. Hallo, Ploa, schön, dass du wieder da bist. Hallo, Johannes, schön, dass du da bist. Liebes Stammpublikum, schön, dass ihr da seid. Ihr braucht mittlerweile wahrscheinlich keine große Einführung, deswegen werden wir da komplett raffetzig. Wir haben zwei Filme für euch. Zwei Filme, über die wir reden werden. Film Nr. 1, Johannes. Film Nr. 1, von dir für mich, Oldboy. Film Nr. 2, von dir für mich, I'm Not There. Einmal ein südkoreanisches Rache-Drama aus dem Jahr 2003. Einmal ein... Ein Biopic, eine Art Biopic. Artist-Pick. Artist-Pick, ja, aus dem Jahr 2007, über Bob Dylan. Ja, wir werden als erstes allerdings nicht zu Bob Dylan, auch wenn das Intro das nahelegt. Wir werden als erstes erst mal über einen Oldboy reden, weil das letzte Mal... Wir müssen das ja einhalten, mal meins. Wir müssen alternieren. Ja, genau. Mal meiner als erstes, mal deiner als erstes. Besser als Schnick Schnack Schnuck spielen. Du erinnerst dich an die Rage-Mails von enttäuschten Fans, die gesagt haben, das könnt ihr uns nicht antun. Ihr könnt nicht am Anfang fünf Minuten über Schnick Schnack Schnuck debattieren. Ja. Und euch Taktiken und Strategien anschauen und über Autoren lästern, die darüber geschrieben haben. Ja, vor allem, weil es ja doch ein visuelles Medium ist, was wir hier vor uns haben und das Schnick Schnack Schnuck besonders geeignet ist. Ja. Okay. Wir können irgendwann mal ein Schnick Schnack Schnuck probieren, wo wir es einfach reinrufen. Oh. Heißt so Schnick Schnack Schnuck und dann gleichzeitig... Achtung, wir versuchen das mal. Ich sag Schnick Schnack Schnuck an und dann nach dem Schnuck orientiere ich an meinem Rhythmus, rufen wir beide gleichzeitig eine Sache rein. Schnick Schnack Schnuck... Brunnen. Schere. Ohne Brunnen. Okay. Es gab doch auch diese wunderbare Variante von Big Bang Theory, wo sie noch Spock... Spock? Was war das noch? Ich weiß es nicht mehr. Sie machen es auf jeden Fall so, dass es nach wie vor Sinn ergibt, dass alles was hat, was es schlägt und wovon es geschlagen wird. Ich kann mich nur an Spock erinnern. Lass uns bitte noch fünf Minuten über Schnick Schnack Schnuck reden, um unseren Autoren der Hassmails noch ein bisschen zu ärgern. Mögen die nächsten Hassmails kommen. Ich leg los mit Oldboy. Mit Oldboy. Dann führ doch mal in den Film ein und dann lass uns vortrefflich darüber diskutieren. Ich hab festgestellt, meine Einleitung erzählt überhaupt nichts über die Handlung des Films. Das hast du jetzt festgestellt? Das hab ich jetzt festgestellt, als ich drauf geguckt habe, aber mal schauen. Beim Schreiben ist dir das nicht aufgefallen, ja? Nein, nein. Ich hab das so schnell runtergeschrieben. Wir einigen uns dann gemeinsam auf die Handlungszusammenfassung. Okay, ich bin gespannt. Das koreanische Action-Thriller-Drama Oldboy aus dem Jahr 2003 ist der zweite Teil von Park Chan-wooks Rache-Triologie. Und der einzige Film aus dieser Reihe, der auch bei einem westlichen Publikum für großes Aufsehen sorgte. Und sieht man diesen Film zum ersten Mal, sollte einem auch ziemlich schnell klar werden, wieso. Park erzählt einen stringenten Revenge-Thriller im coolen Tarantino-esqueen Stil, würzt diesen mit viel Noir, einer Menge Pathos, einigen düsteren Mystery-Elementen und einem finalen Plot-Twist, der dem Publikum den Boden unter den Füßen wegreißt. Dennoch ist Oldboy kein gefälliger Film. Er ist brutal, nicht nur in seinen Gewalt- und Action-Sequenzen, sondern auch in seiner Logik, die einem radikalen Symbolismus folgt, in seiner Geschichte, die schwere Themen wie Inzest, obsessive Rache und Entkopplung von der zivilisierten Gesellschaft behandelt und er ist nicht zuletzt brutal in seinen Bildern, die mal grotesk physisch daherkommen, mal traumwandlerisch, fast schon surreal. Oldboy ist ein Brocken, ein Monstrum von einem Film und zugleich die beste Werbung für das postmoderne koreanische Kino. Oder, Johannes? Es ist eine verdammt gute Werbung für das neue postmoderne Kino, wie auch immer du das einsortierst. Ich könnte es nicht so einsortieren, ich wüsste überhaupt nichts über koreanische Filme zu sagen. Aber dank dir werde ich jetzt... Ich saß wirklich davor und dachte, jetzt kommt bestimmt irgendwie, und es wird ganz viele griselige Schwarz-Weiß-Sequenzen geben, mit Untertiteln, die ich nicht verstehe. Weißt du, das Bild, was ich davon habe, wenn du mir einen koreanischen Film gibst. Egal, ob du einen Film gibst. Oh nein, asiatisch! Hilfe! Aber nein, es war unglaublich europäisch in der Rezeption für mich. Das klingt jetzt ganz böse, eurozentristisch, aber ich mochte es, glaube ich, genau deswegen. Ich schäme mich ein kleines wenig dafür, aber nicht genug, als dass ich es nicht für dich auch sagen würde. Mein Filmgeschmack ist irgendwie europäisch geprägt oder amerikanisch geprägt. Wir haben alle unsere filmische Sozialisation und da kommen wir nicht so ganz raus. Ja, und deswegen hat der Film es eben auch geschafft, mich sehr schnell abzuholen und mich einfach an die Hand zu nehmen und zu sagen, komm mit, Piggeldi, wir erleben jetzt eine Abenteuer. Was hast du eigentlich immer mit Piggeldi und Frederik? Ich weiß es nicht. Es gibt ein ursprüngliches Intro zu unserem Podcast. Ja, was wir nie benutzt haben, weil ich gesagt habe, ich finde es schrecklich. Wo Johannes am Ende unseres Intros sagt, na gut, auf geht's, Piggeldi. Und dann nochmal mit einer schönen Sonorenerzählerstimme. Und Piggeldi ging mit Frederik nach Hause. Und du weißt es noch, ah genau, eins zu eins genau so klang hast. Also wenn euch unser Intro zu kurz ist, nehmt jetzt einfach dieses Piece, das Johannes gerade eingesprochen hat und schneidet es am Schluss nochmal rein. Dann habt ihr das ursprüngliche Intro. Ja, nein, aber es ist schön, dass Piggeldi mich da so... Frederik, Frederik nimmt dich mit. Ach nein, Frederik nimmt mich mit. Ich bin schon... Ja, diese ganzen Koreaner, die bringen mich durcheinander. Da kann man Piggeldi von Frederik nicht unterscheiden. Oh Gott, das war noch, das war fast rassistisch gemein. Oh nein, das hab ich gar nicht reingelesen. Okay, danke. Fuck. Okay, nein, lass uns über diese Filme reden. Oldboy ist tatsächlich krass westlich geprägt. Und man merkt einfach, dass Jungkook Park hat unzählige Inspirationsquellen aus dem amerikanischen Kino vor allem. Ja. Und natürliches Tarantino zu nennen, gerade was so der Stylefaktor betrifft. Definitiv. Die Coolness des Helden, der zwar oft auch abgefuckt ist, aber eben so ein abgefackter Antiheld, der irgendwie cool aussieht. Auch mal mit Fluppe im Mund und mit schräger Sonnenbrille auf und trotzdem cool aussehen kann. Die Dialoge sind teilweise, haben zumindest so ein bisschen so eine Tarantino-Schlagseite, auch wenn nicht viele Trivialitäten ausgetauscht werden. Nee, ganz wenig. Aber Tarantino-esque war das erste, was mir eingefallen ist. Also es ist schon wirklich sehr, sehr stark so. Und ich habe auch gelesen, dass Tarantino diesen Film in irgendeiner Jury sitzend sehr gepriesen hat. Ja, klar. Also es ist ein Film, der für Tarantino und auch für Tarantino-Fans gemacht ist. Er hat auch diesen schwarzen Humor. Ja. Er hat dieses Spiel mit der Brutalität. Es gibt nicht viele brutale Szenen, aber wenn er brutal wird, dann gibt es teilweise wirklich Szenen, die an die Schmerzgrenze gehen. Also vor allem eine Zahnziehszene, die einfach mal drastisch ist und einfach mal in Erinnerung bleibt. Und auch am Ende. Lass uns gleich das Schlimmste vorwegnehmen. Das Schlimmste für mich war der Oktopus. Ah, ja. Also, wer noch während des Films habe ich gegoogelt. Für den Zuhörer, der den Film nicht kennt, die Hauptfigur ist in einem Restaurant ein Oktopus, der sich erstaunlich lebendig wehrt dagegen. Weil er lebendig ist. Weil er lebendig ist. Weil er lebendig ist. Und er hat das ganze vier Mal gedreht. Also vier Oktopi-Pussy. Was, was? Moment. Also da teile ich schon nicht an. Oktopi. Oktopoten. Gegessen. Ja, wirklich bei lebendigem Leib verspeist. Und der Typ ist eigentlich Vegetarier und Buddhist. Und das ist schon, oh, nee. Er hat vor jedem Einzelnen, für jeden Einzelnen ein Gebet gesprochen, weil es ihm leidgetan hat, die zu essen. Ja. Jetzt muss man dazu sagen, vielleicht, dass auch, es gibt tatsächlich, Oktopus gilt auch in der sehr frischen Variante als kulinarische Köstlichkeit in Korea. In Südkorea wird tatsächlich gegessen. Allerdings ist es meistens so, also eigentlich ist die Regel, dass die Tiere getötet werden, bevor sie gegessen werden. Eben weil, wenn man die bei lebendigem Leib essen würde, dann würde genau das passieren, was in dieser Szene passiert. Der Oktopus klammert sich an das Gesicht, klammert sich an den Mund, an die Lippen und wehrt sich verzweifelt gegen das Gegessenwerden. Jetzt folgt diese Szene natürlich, wie fast jede Szene in dem Film, einem gewissen Symbolismus. Sie ergibt sich natürlich total logisch aus dem, was davor geschehen ist. Also sie verdeutlicht ja auch was und deswegen würde ich ganz kurz nochmal zurückspringen in die Story, die ich jetzt komplett ausgespart habe. Um einmal das Publikum abzuholen, wo wir stehen. Ach, das wird völlig überbewertet. Jetzt muss doch keiner wissen, worum es geht. Im Mittelpunkt von Oldboy steht Odaesu, der ein ziemlich heruntergekommener Lebemann ist, könnte man sagen. Er ist ein mittleres Alter, dick, kümmert sich wenig um seine Familie. Und den lernen wir auch tatsächlich so als zündlichen Versager kennen, der auf der Polizeistation ist, weil er betrunken halt irgendwo offensichtlich Randale und Chaos gemacht hat. Und er wird auf dieser Polizeistation festgehalten, aber er will eigentlich los, weil er noch ein Geschenk für seine Tochter hat und weil er seine Familie sehen will. Und er wird dann von seinem besten Freund abgeholt und der beste Freund verschwindet nochmal kurz in der Telefonzelle, um bei Odaesus Frau anzurufen und zu sagen, hey, ist alles in Ordnung, wir kommen gleich. Und dann verschwindet dieser Odaesu einfach. Und das nächste, was wir sehen, ist, dass er in einer kleinen Zelle wach wird, wo er gefangen gehalten wird. Und zwar für eine wirklich, wirklich lange Zeit. Der Film startet im Jahr 1988 und spielt im Jahr 2003. Das heißt, dieser Odaesu wird 15 Jahre lang in einer Art Hotelzimmer gefangen gehalten, wo er nichts hat außer dem Fernseher und einem Bett und einer Kommode. Und täglich wird ihm Essen reingeschoben und zwar immer dieselben Teigtaschen, die er auch irgendwann zu hassen lernt. Und er wird da 15 Jahre gefangen gehalten und versucht sich noch, versucht sich einmal umzubringen, versucht sich einen Weg in die Freiheit zu erkämpfen, indem er sich durch die Mauer kräbt und dann schließlich feststellt, dass er irgendwo weit oben ist in der Stadt und es regnet. Und denkt dann auch sogar drüber nach zur Not, springe ich halt einfach, dann ist das Elend wenigstens vorbei. Und dann wird er hypnotisiert und ganz abrupt freigelassen. Und er sind natürlich auch fracher. Also zum einen will er verstehen, warum er gefangen gehalten wurde. Aber noch viel wichtiger ist ihm, er will sich an der Person, die ihm das angetan hat, rächen. Und er stolpert dann kurz nachdem er freigelassen wurde in dieses Sushi-Restaurant, wo er Mido kennenlernt, die da arbeitet. Und er will von ihr was Lebendes haben. Sie fragt, was er gerne essen würde und er sagt, was Lebendes. Und er will diesen Oktopus haben und dann stofft er diesen Oktopus sich hinein. Und jeder einzelne Bissen, den er macht, ist eine Symbolisierung seiner schieren Wut, seines schieren Zorns, den er einfach mit sich rumträgt, weil ihm so etwas angetan wurde. Und damit sind wir auch schon beim wesentlichen Element, einer der ganz zentralen Themen dieses Films. Und das ist eben Rache. Es geht um Rache. Und zwar denkt der Zuschauer lange, es geht um die Rache von Odesu, der sich für seine Gefangenschaft rächen will. Aber in Wirklichkeit ist eigentlich das, was drüber gebaut ist, die Rache seines Widersachers, der auch ziemlich schnell dann in Erscheinung tritt, Libu Chin, der ihn eingesperrt hat und sich ziemlich schnell erkennt. So schnell auch nicht. Ja. Also ich sitze schon lange da und denke, erzähl mal, erzähl mal, worum geht's denn jetzt eigentlich wirklich? Er telefoniert ja schon mit ihm in dem Sushi-Restaurant. Also nachdem er befreit wurde, aus dem Sushi-Restaurant kommt, sehen wir diesen Libu Chin zum ersten Mal und sagt, ja, ich habe mir ein Spiel ausgedacht und ich will dich jetzt beobachten. Und du wirst nicht herausfinden, warum ich das Ganze mit dir mache. Und der Überbau der Handlung ist eigentlich, dass dieser Libu Chin sich an Odesu rächt. Und das ist einer der wirklich absurdesten und krankesten Racheplots, den man sich überhaupt vorstellen kann. Aber er kommt gut damit um die Ecke. Also ich muss schon sagen, ich habe das nicht viel hinterfragt. Nach dem Film habe ich da ein bisschen mehr gedacht. Also irgendwie, ich weiß ja nichts. Aber eigentlich schafft der Film das kurzweilig genug zu sein, um nicht die Möglichkeit zu geben, zu lange darüber nachzudenken, was das jetzt eigentlich war. Du hast zu viel damit zu tun, die Bilder anzuschauen und dir die Story zu folgen und dich immer wieder zu fragen, hä, was jetzt? Es gibt viele Mystery-Elemente und die halten den Film auch am Laufen. Man hat eigentlich die ganze Zeit so Sachen zu fragen, die einem im Kopf rumspucken. Was passiert als nächstes, wo treibt es ihn jetzt hin? Es gibt diesen Mittelteil, der so sehr klassischen Noir-Detektivgeschichten folgt, einfach wo er wirklich seinen Peinigern hinterher recherchiert. Aber das Ganze wird mit so einem unglaublichen Tempo erzählt, dass es kaum eine Atempause gibt. Du verstehst auch nicht so alles, was passiert, weil du einfach von einem schon ins nächste geworfen wird und das nicht so auserzählt wird. Ich bin am Ende, wenn er dann irgendwie es geschafft hat, zu diesem Haus zu kommen, frage ich mich schon kurz. Hä, Moment, wie hat er es jetzt geschafft? Zu welchem Haus? Wo er gefangen gehalten wurde. Ach so, ja, er recherchiert bei den Teigtaschen. Genau, die Teigtaschen alle ausprobiert. Fantastische Montage. Ich finde es super, eine ganz tolle Idee, aber ich habe echt dann nochmal kurz nachdenken müssen und habe bestimmt wieder was verpasst, weil ich dann gedacht habe, Moment, wie hat er das jetzt geschafft? Ach ja, da war das mit dem Essen und dann ist er echt über das Essen darauf gekommen, wo er gefangen gehalten wurde. Meine Güte! Ja, unterstützt von Mido recherchiert er dann diesen Teigtaschen hinterher. Das habe ich mich tatsächlich beim ersten Mal, als ich den Film gesehen habe, total gefragt als Zuschauer, was soll das? Warum nimmt sie ihn so schnell bei sich auf? Warum kommen die so schnell zusammen? Warum ist er so scharf auf sie? Es ist total absurd, es gibt auch fast so eine Vergewaltigungs-Szene, wo sie dann relativ nonchalant darauf reagiert. Da müssen wir drüber reden, Plor. Ich will ja auch Sex haben, aber noch nicht und das ist... Ja, okay, da müssen wir aber...wollen wir da jetzt drüber reden? Auf jeden Fall, die Szene kommt. Okay, okay, Plor. Also, das eine war der Octopus, das andere war das jetzt. Er ist ja wieder draußen und er lernt sie kennen und sie nimmt ihn tatsächlich sehr überraschend irgendwie auf. Man versteht die Motive nicht. Ich finde, am Ende des Films wird es nochmal erklärt, dass es okay ist. Fragst dich halt während des Films, was es soll, aber gut. Und dann hat er halt 15 Jahre lang keinen Sex gehabt. Ja, okay. Aber dann überfällt er sie so halb. Sie sagt, nein, Hilfe, nein, tu es nicht. Mit Messer, mit zustimmendem Messer. Und dann nutzt sie das Messer aber nicht wirklich, sondern macht einmal mit dem Griff Bonk auf den Kopf. Und dann rennt er halt wieder weg. Und sie kommt hinterher und sagt, oh, Entschuldigung, Entschuldige mein Verhalten, was ich gemacht habe. Ich will halt irgendwie eigentlich, aber eigentlich auch noch nicht. Und wenn es dann soweit ist, dann werde ich mich wehren, aber es soll dich nicht stören, mach trotzdem. Und ich denke, what the fuck, Alter, erzähl mir nix, was soll das denn? Allein schon ihr Verhalten, auch dass sie ganz am Anfang dann sagt, naja, ich bin ja auch selbst schuld. Ich hab dich ja immerhin zu mir nach Hause gelassen. Und das ist wirklich übel. Das ist einfach mal, das ist das, was man wunderbar als unter dem unter dem Begriff Rape Culture subsummieren kann. Diese klassische Alt-Herren-Fantasie von dem jungen Mädchen, das den älteren Mann mit nach Hause nimmt. Sie will es ja nicht anders. Sie will es nicht anders. Und sie sagt dann sogar noch, ich werde mich wehren, aber du musst dann trotzdem ran. Du wirst schon bemerken, wenn ich das will. Und ja, also nicht entschuldbar eigentlich. Und es wird auch nicht richtig aufgeklärt oder sonst irgendwas. Es ist einfach, diese Szene ist da und es wird behauptet und es gibt keinen Haltungswechsel oder keine moralische Instanz, die noch mal sagt, ne, aber ne. Die mir das erklärt. Ja. Also das finde ich nicht, das fand ich, ne, das wollte ich nicht. Und nicht cool, not cool. Ja. Nicht cool. Ja. Es wird ja nachher, ihre ganze Beziehung ist ja total absurd überzeichnet, weil sie, es gibt einfach für den Zuschauer keine Erklärung, warum sie sich so mit ihm einlässt, warum er so scharf auf sie ist. Und dafür gibt es am Schluss eine Erklärung. Und das ist auch, der Film verlässt öfter mal den realen Boden. Und diese Erklärung ist dann auch ein, und zwar geht es im Prinzip darum, ihre Beziehung ist eine forcierte Beziehung. Und zwar wurde er hypnotisiert, sie wurde hypnotisiert. Und ich bin die ganze Zeit so geneigt, den Plot Twist auszusparen, aber wir reden fast 20 Jahre alt. Sie ist seine Tochter. Es ist ein erzwungener Inzest, der hier passiert. Und das ist einer der, das ist der große Racheplan von Li Wujin, der damals Sex mit seiner Schwester hatte. Was er als Liebe bezeichnet und als als einvernehmliche Beziehung. Ja, es wird auch tatsächlich, also es wird auch schwierig inszeniert in dieser einen Szene, aber es wird tatsächlich als einvernehmliche Liebe gezeigt. Und Odesu hat das mitgekriegt und hat darüber geredet. Und deswegen hat sie wiederum, die Schwester von Li Wujin, hat gedacht, sie wäre schwanger und hat sich dann umgebracht. Und das ist der Kroll, den Li Wujin jahrzehntelang mit sich herumgetragen hat. Und zur Rache zwingt er Odesu quasi in den Inzest, damit er dasselbe durchmacht, was er durchgemacht hat. Er nimmt Odesu gefangen, 15 Jahre lang, tötet dessen Frau, entführt dessen Tochter und zieht sie groß. Oder lässt sie irgendwo außerhalb groß ziehen, dass sie nicht mehr weiß, dass sie die Tochter von Odesu ist. Und dann bringt er sie wieder zusammen, damit sie sich ineinander verlieben, miteinander Sex haben. Und das ist der große Plot-Twist, der wirklich einen voll mit Karacho am Ende trifft. Und es ist wirklich krass, weil es ist auch mit derartig nervierender Spannung inszeniert, wenn dann Odesu am Schluss im Apartment ist von Li Wujin und dieses Buch durchblättert mit den Fotos von seiner Tochter. Und dann sieht er, wie sie älter wird, und dann sieht er plötzlich, oh mein Gott, das ist Mido geworden. Und dann begreift er den ganzen Ausmaß dieser Rache, was hier geschehen ist, wie er die ganze Zeit wirklich wie so eine Puppe an den Fäden gezogen wurde durch die Hypnose. Das ist einfach krass und das haut dich einfach mal um. Ja, und das ist auch wirklich, es ist wirklich gut hergeleitet. Also ich bin dem Film gerne dahin gefolgt, auch wenn ich immer wieder zwischendurch gedacht habe, ich kriege gleich Kopfschmerzen, ich bin mir nicht ganz sicher, wo ich gerade bin und wo es ziehen soll eigentlich. Aber eigentlich gibt es nur eine, ich glaube es gab eine Stelle, wo ich ein bisschen gehangen habe, wo ich gedacht habe, ich komme nicht mehr in die Story rein, aber dann war ich wieder drin. Man muss halt so ein bisschen damit leben, dass diese ganzen Symbole, du kriegst dann vielleicht so 20% davon einsortiert und der Rest passiert halt einfach. Es ist auch tatsächlich die Detektivgeschichte, die ja doch relativ zentral im Film drin steht, nimmt wenig Raum ein, weil die einzelnen Stationen unglaublich schnell abgehandelt werden. Sie ist auch gar nicht so wichtig, diese Detektivarbeit. Und teilweise fliegen ihm die Infos auch eher so durch Zufall zu. Also sein Freund findet halt heraus, dass er an derselben, nee er findet heraus, dass er an derselben Schule war, wie dieser Livucin. Also er endlich den Namen hat, sein Freund findet dann heraus, dass er eine Schwester hatte, die sich umgebracht hat und er blättert dann auch mal durch das Jahrbuch und besucht dann eine Freundin von damals, um mit ihr drüber zu reden. Dann hört er ihn klingeln und dann kommt plötzlich diese Erinnerung wieder. Es ist alles, es ist tatsächlich keine langwierige Detektivarbeit und keine wirklich schlüssige, ich setze die Puzzlestücke zusammen, Detektivarbeit, sondern es wird eher so nebenbei erzählt. Es ist ein bisschen fragmentarisch erzählt. Fragmentarisch, ja, das trifft es ganz gut. Liegt aber natürlich auch daran, dass der Film sich so viel Zeit nimmt für alles drum herum, für diese krassen Bilder. Ich glaube, es gibt einfach so ein paar Bilder, über die wir reden müssen. Auf jeden Fall. Also als ganz allgemein mal gesprochen, die Kameraarbeit ist wirklich toll. Ist unfassbar. Wirklich toll, muss man schon sagen. Und die haben wirklich einen guten Mittelweg zwischen Stilisierung, aber nicht zu dramatisch, sodass man nicht mehr erkennt, was es soll. Es gibt ja im asiatischen Kino dann schon die Tendenz, so weit zu stilisieren und zu ikonografieren, wie heißt das? Ja. Dass man irgendwie nicht mehr erkennt, was für ein Bild es sein sollte. Und in dem Fall erschafft er diese Balance zwischen europäischer Singwohnheit und dieser Stilisierung. Und das finde ich toll, wirklich gut gemacht. Und er ist krass verspielt dabei. Also zum Beispiel diese erste Szene, wenn Odessu auf dem Polizeirevier ist und wir haben diese Jump-Cuts und dann plötzlich auch diese Ton-Bild-Schere, wo Ton aus dem einen Bild in das andere Bild reingeht und wo wirklich so ein schneller Ablauf von Szenen ist. Und wir lernen diesen Charakter innerhalb von ein paar Minuten. In diesen wenigen Szenen lernen wir ihn total gut kennen. Sein aufbrausendes Temperament, seine Trunksucht, seine Wehleidigkeit, die er auch die ganze Zeit mit sich trägt, die auch später immer wieder rauskommt. Das Spiel mit den Bildern macht der Film auch ganz toll, um wirklich die Charaktere zu erzählen. Es gibt eine größere, surreale Szene, die auch relativ kurz ist, beziehungsweise zwei, die aufeinander referieren, und zwar mit den Ameisen. Odessu sieht in der Gefangenschaft irgendwann die Ameisen, die über ihn drüber klettern. Und dann redet er später mit Mido nochmal drüber und sie sagt so, wahrscheinlich sieht man Ameisen, wenn man einsam ist, weil die in Gruppen aufkommen. Dann gibt es diese traumartige Sequenz, wo Mido weinend in der U-Bahn sitzt und eine riesige Ameise neben sich sieht, einfach so als Flashback, die auch nicht näher erklärt wird. Nein, die sitzt da halt einfach da, sie könnte auch rauchen. Weißt du, so ganz nebenbei sitzt die halt da und fährt mit ihr zusammen im U-Bahn. Also tolle Bilder, finde ich schon, auch gute Ideen. Und ich fand diese Ameisen-Analogie ziemlich geil. Hast du noch Bilder, wo du sagst, die sind irgendwie besonders... Also die krasseste Szene, und die hat mich auch inspiriert für die Idee, die wir hatten mal bei einem Film, den wir zusammen gemacht haben, war die Kampfszene in dem zweidimensionalen Korridor. Da ist das her! Eine der großartigsten Kampfzene der Filmgeschichte. Aber wirklich! Odesu geht zu dem Ort, an dem er gepeinigt wurde. Er findet das heraus dank der Teigtaschen und geht da hinein mit einem Hammer bewaffnet. Und das ist einfach so ein langer Korridor, wo dann diese ganzen einzelnen Zimmer sind, wo die Leute gefangen gehalten werden. Das ist wirklich eine Organisation, die dafür bezahlt wird, Menschen gefangen zu halten. Und er foltert dann zuerst den Typen, der das Ganze leitet, um herauszufinden, wer ihn beauftragt hat. Das ist diese wirklich nicht schöne Zahnziehszene, die wirklich brutal ist. Und dann kommt er raus aus dem Büro, und dann sind die ganzen Schläger da. Und dann kämpft er gegen die... Und diese Szene... Das lässt der Film aber den Realismus ganz schön weit. Ein Panorama ohne Schnitt, ein zweidimensionaler Fuhr. Wir gucken drauf wie in einem zweidimensionalen Videospiel, und er kämpft sich durch diese Horde von Schlägern. Und die Kamera bleibt die ganze Zeit da drauf. Wir haben einfach keinen Schnitt, und wir haben diese wunderbare Szene durch diesen Fuhr. Und Kämpfe einer gegen viele sind meistens dumm und albern, weil es so klar ist, dass die Bösewichter einer nach dem anderen angreifen und sich total dumm verhalten. Und diese Szene schafft das, logisch zu erzählen. Und der Held macht sie auch nicht alle fertig, sondern der kriegt die ganze Zeit auf die Fresse dabei. Der kriegt ein Messer im Rücken. Und er stolpert dadurch, und die bleiben auch nicht am Boden liegen, sondern stehen wieder auf, gehen auch mit mehreren auf ihn los. Aber allein durch diesen engen Gang, und das vermittelt die Kamera ganz toll, sind sie begrenzt in ihren Möglichkeiten. Sie können ihn nicht einfach so übermannen. Fantastische Kampfszene, eine der besten Kampfszene der Filmgeschichte tatsächlich für mich. Also ich finde auch wirklich eine ganz, ganz tolle Choreografie, die man auch erst mal durchziehen muss als Crew und Cast. Weißt du, der Typ, der sich da... Ich weiß nicht, wie oft die das gedreht haben. 17 Takes, drei Tage. Oh mein Gott. Aber das ist krass. Und wirklich sehr, sehr beeindruckend. Und vor allem das Ende ist dann auch noch mal, setzt dem Ganzen noch mal die Krone auf, weil er ja am Ende bei dem Fahrstuhl ankommt, dann geht der Fahrstuhl auf, und da steht noch eine Horde von Schlägern, obwohl er schon fix und fertig ist. Und dann grinst er so gehässig. Und wir sehen einfach nur, wie die Fahrstuhl wieder unten aufgeht. Und er kommt raus und sie liegen alle K.O. drin. Es ist aber... Also ich glaube dem Film natürlich dann kein Wort mehr. Natürlich. Aber irgendwie ist es sehr schön, dem zuzugucken. Das ist auch so ein Tarantino-Moment. Einmal die sarkastische Grinsen auch nicht im Publikum. Was ganz Spannendes ist tatsächlich, der Body Count ist gar nicht so hoch. Er tötet da nicht direkt jemanden. Er verprügelt die Leute. Genau, die liegen da halt K.O. in der Gegend rum. Es gibt tatsächlich... Ich dachte, ich hätte es mir aufgeschrieben. Es gibt tatsächlich nicht so viele Tote in diesem Film. Es ist relativ überschaubar. Und sein Racheweg ist auch nicht von Leichen gesät, sondern von tatsächlich verprügelten Leuten. Und er wird dabei auch die ganze Zeit verprügelt. Und diese Typen kommen ja auch immer wieder. Es gibt dann auch diese alles andere als schöne Szene, wo sie Mido gefangen nehmen und ihr halbt das Gleit runterreißen. Krass, Exploitation, ne? Nee, das war auch nicht schön anzusehen, aber... Aber es macht natürlich den Film umso abgefackter. Und die Abgefacktheit des Films macht natürlich sehr viel aus. Und zieht das auch echt bis zum Ende durch. Und spätestens am Ende hat mich der Hauptdarsteller auch vollkommen überzeugt in seiner Performance. Der hat schon zwischendurch immer mal so, wo ich denke, wow, toll gespielt, gut gemacht. Aber am Ende, wenn er da so vollkommen ausrastet mit seinem Gegenspieler, da in diesem Hochhaus da oben in diesem Stockwerk, in dem Penthouse ist, das war eine krasse Performance, muss man schon sagen. Also auch ein bisschen Overacting dabei, ne? Also wenn er so... Aber das passt voll bei ihm. Ja, aber wenn du die Szene, wie die geschrieben ist, du hättest kaum kleiner spielen können. Ja. Oder? Also vor allem nicht in diesem Film. Und ich finde, er hat das wirklich gut umgesetzt, finde ich. Ich liebe dieses Wechselhafte, was er da drin hat. Dass er dann so zuerst wütend ist und schreit, ich werde dich zermalmen, ich werde dich umbringen. Und dann direkt danach sagt er, sag bitte, Mino, nicht, dass sie meine Tochter ist. Sag es dir nicht, bitte, bitte, bitte, ich bringe dich um. Und dann wieder, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte. Eine absolute radikale Mischung aus Verzweiflung, Wut, Hilflosigkeit, Ohnmacht. Ja. Bis zu dem Punkt, wo er sich die Zunge aus dem Mund zieht und abschneidet, weil darum ging es natürlich bei der Rache, dass er zu viel geredet hat. Der Antagonist sagt auch an einem gewissen Punkt, nicht mein Penis hat meine Schwester geschwängert, sondern deine Zunge war es. Darum geht es die ganze Zeit, er redet zu viel, er hat zu viel Geheimnisse ausgeplaudert. Und dann schneidet er sich sinnbildlich, um zu zeigen, dass er dafür büßt, schneidet er sich die Zunge ab. Also dieses ganze Revenge-Thema dreht sich dann einfach einmal um 180 Grad. Und er ist der, der das Schlimme gemacht hat. Er ist der, an dem sich gerecht wird. Und er akzeptiert diese Rache in gewissem Sinne dann auch. Und büßt dafür. Und zwar wirklich, indem er sich selbst geiselt. Da haben wir übrigens diesen sehr schönen Ödipus-Moment. Das ist, also Odaisu ist natürlich, der Name ist so Ödipus fast. Aber auch ein bisschen Odysseus. Odysseus, stimmt. Oh, das ist spannend, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, weil Ödipus natürlich durch die Inzest-Geschichte so handelt. Und Ödipus ist der, der die ganze Zeit ermittelt im klassischen Drama und gegen sich selbst ermittelt. Das macht er im Prinzip auch. Er findet heraus, warum er die Rache verdient hat. Und Ödipus ist auch der, wenn man die Wahrheit erfährt. Und Odysseu... Sich die Zunge hat. Genau. Weil er erfährt, dass er mit seiner Tochter geschlafen hat. Aber ich fand diesen Odysseus-Gedanken auch wirklich spannend, weil er wirklich einmal so eine krasse Reise durchmacht. Durch alle Emotionen und allen möglichen Kram. Ja. Find ich schon, ja. Man könnte es natürlich so interpretieren, dass seine Gefangenschaft so eine Art Krieg war. Ja, ja. Und dann irrt er ja wirklich durch Südkorea auf der Suche nach Rache. Und er lebt wirklich so eine Irrfahrt, wo er auch gegen Monstern kämpft. Zumindest kommen die Antagonisten teilweise wie Monster daher. Und wo er viel durchleiden muss, bis er schließlich im Schoß seiner Familie landet. Und tatsächlich ist es am Schluss ja auch so, dass er diese Liebe zu seiner Tochter akzeptiert, indem er sich hypnotisieren lässt und die Wahrheit weghypnotisieren lässt. Also das Ende hat einen absurden Twist von Optimismus. Weil er lässt sich dann von dieser Frau, die ihn davor hypnotisiert hat, damit er diese Liebe macht und so weiter, dass er sich verliebt. Die hypnotisiert ihn noch mal. Er gibt ihr auch Geld dafür. Und hypnotisiert ihn so, dass er vergisst, dass Mido seine Tochter ist. Mido erfährt das auch nicht. Sie ist ohne Zunge. Wirklich zermatert wie ein beschlagener Hund. Ja, richtig krass. Aber irgendwie hat ihre Liebe vielleicht eine Chance. Und das ist so ein absurdes Ende. Aber es ist am Schluss wird, dass dieses Bild offenbart, dass sie zusammensitzen. Dass sie ihm ihre Liebe gesteht. Ja, sie bleiben zusammen. Sie gucken gemeinsam in den Sonnenuntergang quasi. In einer märchenhaften Schneelandschaft. Das ist so schräg, wenn man sich die ganze Geschichte betrachtet. Diese forcierte Liebe. Sie haben sich ja nicht freiwillig ineinander verliebt. Der ganze Plot von Li Wujun hat darauf hingearbeitet, dass Odessu sich in Mido verliebt, in seine Tochter. Und Mido sich in Odessu verliebt. Dass sie eben diese incestiöse Beziehung durchmachen müssen. Und Li Wujun erschießt sich übrigens dann am Schluss während seines. Er hat einmal seine Rache bekommen. Und gibt es noch mal so ein Flashback. So ist sie also gestorben. Und dann lässt er sie quasi noch mal los. Und erschießt sich selbst. Davor quält er noch einmal Odessu auf ganz brutale Weise. Er hat Odessu erzählt, er hätte einen Herzschrittmacher, der sich mit einer Fernbedienung steuern lässt. Die Fernbedienung gibt Odessu am Schluss in die Hand, und Odessu drückt natürlich auf diesen Knopf, um ihn umzubringen. Aber die Fernbedienung, die er in der Hand hat, steuert die Soundanlage in der Wohnung von Li Wujun. Und da ertönt dann noch einmal die Tonbandaufnahme von dem Sex, den Odessu und Mido hatten. Vater und Tochter hatten. Der ziemlich laut war. Und ziemlich pathetisch, wie so sehr vieles an dem Film. Also der Film steckt voll von Pathos neben der Verspieltheit. War aber eine gute Sexszene, muss ich sagen. Ich fand die krass, weil die so überzeichnet ist, fast schon grotesk, wenn sie beide so laut sind, wie Tiere aufeinander herfallen. Ja, ich fand die nicht schlecht. Ich fand die schon, die hatte Kraft. Es hat dieses Animalische natürlich. Der Film und seine Charaktere haben grundsätzlich dieses Animalische. Odessu wird mehr und mehr zum Tier, während er auf der Suche nach Rache ist. Ich bin zu einem Ungeheuer geworden, sagt er. Ja, er sagt, ich bin zu einem Ungeheuer geworden. Und ganz am Anfang sagt ihm der Selbstmörder, dem er auf dem Dach begegnet. Auch wenn ich schlimmer bin als jedes Tier, habe ich es nicht wenigstens verdient zu leben. Das ist die Szene, mit der wir einsteigen. Odessu steht am Dach und hält einen Selbstmörder fest, dass der Orternemer wach geworden ist. Er lässt einen oft ratlos eine Weile, bevor man irgendwann am Schluss einen Aha-Effekt hat. Ohne dass es dazu kommt, dass man diesen typischen, der Bond-Villen steht vor James Bond und sagt ihm noch mal, was sein ganzer Plan war. So ist es nicht, sondern es ist cleverer. Er schafft es wenig zu erzählen und viel zu zeigen. Er verlässt sich auf seine Bilder. Seine Bilder sind echt stark. Seine Bilder erzählen so viel Geschichte. Auch in vielen einzelnen kleinen Shots steckt so viel Geschichte drin. Angefangen von dem Oktopus, der gegessen wird, das einfach mal eine Wutszene ist. Ich kann mir vorstellen, dass man als Vegetarier da leidet. Ich finde es auch krass. Vor allem bei lebendigem Leid. Das ist wirklich übel. Wenn er als sich selbst geißelndes Tier da sitzt, ohne Zunge nicht mehr richtig reden kann, die Haare sind total erkraut. Er ist komplett abgefuckt durch das, was da geschehen ist. Lache und die Welt lacht mit dir, weine, und du weinst allein. Das ist ein Spruch, den ich nicht mehr hören kann. So wie das Carpe Diem. Er wird ein-, zweimal in den Film aufgeworfen. Wollen wir zu unserem Top 3 springen? Wir hätten die organisch unterbringen können, aber da habe ich gedacht, wir müssen über den Film reden. Lassen Sie uns unorganisch unterbringen. Top 3, Johannes, Jingle. Jingle. Unsere Liste. Ja, eine Top 3. Wie hast du sie benannt? Top 3 Rache. Ganz top 3 Rache. Revenge-Filme. Genau, wo vieles reinfallen kann. Es gibt auch Filme, wo Rache gar nicht das zentrale Element ist, aber Rache ganz toll gezeigt wird. Es kann eine kreative Superidee sein. Es kann eine besonders brutale Form der Rache sein. Es kann eine rechtfertig scheinende Rache sein. Ich bin gespannt, was du zu bieten hast. Ich auch. Ich habe mich mit dieser Liste schwergetan. So viele Filme, in denen es tatsächlich um Rache geht, gibt es gar nicht. Es gibt eine ganz bestimmte Richtung, die sich zusammenfassen lässt. Sonst müsste man alle Filme abklopfen auf kleine Rache-Momente. Das habe ich nicht geschafft. Thriller sind nicht dein Genre. Es gibt diese Genre des Revenge-Thriller. Das gucke ich nicht. Das ist nicht so mein Genre. Aber es gab eine Zeit, wo das unglaublich viel stattgefunden hat. Im Action-Kino und im Thriller-Kino. Vor allem amerikanischer Machart. Und meistens sehr selbstjustizklorifizierend. Also so kommandomäßig. Ja, genau. So kommandomäßig. Noch schlimmer. Diese Revenge-Thriller verstehen sich meistens nicht als trashige Action-Filme. Sondern als ernste Thriller-Dramen. Jeder zweite Film mit Charles Bronson ist ein Film, wo ihm ein großes Unrecht geschieht. Das kann nur ausgeglichen werden, indem er tausende Leute umbringt. Wir folgen ihm und fiebern mit ihm mit. Es ist ein eigenes Genre. Es ist ein langlebiges Genre, das bis in unsere Zeit immer wieder Action-Thriller hervorgebracht hat. Die meistens durchschnittlich sind. In den neuen Filmen spielt meistens Liam Neeson mit. Haha, Taken. Genau, Taken. Oder Nicholas Cage. Er hat auch sehr viele Rache-Filme gespielt. Es sind meistens B-Movies. Es ist schwer, gute Rache-Filme zu finden. Ja. Ich hab dann z.B. auf The Godfellas verzichtet. Könnte man auch nehmen. Ja, passt irgendwie rein. Aber irgendwie, weiß ich nicht, war ich nicht so überzeugt, dass das so in die Liste gehört. Muss ich anfangen oder fängst du an? Du musst anfangen. Mein Film, deine Liste. Okay. Also, ich würde sagen, Platz 3 ist jeder Film von Quentin Tarantino. Okay. Vor allem Kill Bill nehme ich mal an. Ja, Kill Bill. Aber auch, man muss schon sagen, in Glorious Busters, absolut. Total, ja, natürlich. Die historische Rache. Ja, ich finde es großartig. Und sogar zwei Rache-Geschichten. Einmal, wie sich das Judentum gegen die Nationalsozialisten macht. Ja, genau. Und zum zweiten, ihre Geschichte natürlich. Die hat mich gar nicht interessiert. Tarantino wird in die Luft gesprengt mit Hitler. Das ist das, was ich gedacht habe an Glorious Busters. Tarantinos Rache am Nationalsozialismus. Und zwar ganz monumental, in dem einfach mal Hitler zerschossen wird. Super. Fantastisch. Ja, das ist mein Platz 3. Ich habe eine Honorable Mansion. Und zwar ein quasi Superheldenfilm, der eine Rache-Geschichte erzählt. Dark Man aus dem Jahr 1990 von Sam Raimi, der später auf Spider-Man gemacht hat. Dark Man ist so eine Mischung aus Phantom der Opa und verrückter Wissenschaftler. Das ist ein sehr abstroses Bild in meinem Kopf gerade. Mit Liam Neeson. Hey, wir haben gerade gesagt, Liam Neeson spielte einen Rache-Film mit. Aber das war vor seiner Rache-Film-Zeit. Das war bevor er Oscar Schindler war. Liam Neeson spielt diesen Dark Man, der halt bei einem Brand in einem Labor zerstört wurde von bösen Buben. Und der sich dann, weil er Wissenschaftler ist, Gesichtsmasken macht, die er anziehen kann. Und wenn die Haut von seinen Widersachern schlüpfen und die infiltrieren und bringt dann einen nach dem anderen um. Ganz tolle Mischung aus Trash und Superheldenfilm und so Horror-Action-Komödie. Sehr spaßig. Einer der besten Superheldenfilme der 90er Jahre. Und total geschmacklos. Mein Platz 3 dagegen ist ein sehr geschmackvoller Film, sehr gehaltvoller Film. Cape Fear, Cap der Angst. Und zwar das Remake aus dem Jahr 1991 von Martin Scorsese mit Robert De Niro. Als der große Rächer, der sich an einem der lange im Gefängnis saß und sich an seinem ehemaligen Anwalt rächen will, weil dieser tatsächlich mit dafür verantwortlich ist, dass er eingebruchtet wurde. Und der das macht zwischen Gewalt und Intelligenz, der als er gefangen wurde, analfabet war und überhaupt nicht verstanden hat, was davor geht. Und mittlerweile aber im Gefängnis einfach mal die Zeit genutzt hat, sich zu bilden und sich vorzubereiten auf die Rache. Und dann eiskalt einen Racheplan verfolgt, mit dem er die Familie dieses Anwalts zerstört und dabei auch die dunklen Seiten dieses Anwalts nach vorne bringt. Toller Film, düsterer Film. Martin Scorsese, da kann man sowieso nichts falsch machen damit. Auf jeden Fall sehenswert. Es gibt einen Original dazu, der durchschnittlich ist. Okay, aber es ist wie in diesem Film sozusagen. Der Typ, der in Gefangenschaft längere Zeit sich vorbereitet auf die Rache, die dann folgt. Und wir folgen aber dem Opfer, an dem sich gerecht wird. Also Robert De Niro ist unser Protagonist. Quatsch, Nick Nolte ist unser Protagonist und Robert De Niro ist der Antagonist, ganz klar. Aber man entwickelt aber einen gewissen Punkt auf eine schräge Art merkwürdige Sympathien für den Antagonisten oder zumindest Antipathien für den Protagonisten. Also Robert De Niro wird in diesem Film nicht sympathisch. Der ist wirklich ein Schwerverbrecher, wirklich ein böser und gefährlicher Mann. Aber der Anwalt mit seiner sauberen Familie wird halt immer unsympathischer, weil man merkt, der hat verdammt viel Dreck am Stecken. Okay. Cool, okay. Mein Platz 2 wäre The Princess Bride. Sehr schön. Und da haben wir ja schon einen Film, wo Rache gar nicht so im Mittelpunkt steht, sondern vor allem eigentlich eine andere Geschichte. Aber die Rache ist das Beste daran. Ja, aber wirklich. My name is Nigo Montoya. You killed my father. Prepare to die. Großartig. Tatsächlich bin ich nicht der größte Fan von diesem Film. Der Film, also ich habe ihn eigentlich nicht reingenommen wegen des Films, sondern wegen des Buches, muss ich sagen. Ich liebe das Buch. Unglaublich. Ich glaube sogar, dass es von dir kam damals. Ich glaube, du hast es damals Maya ausgeliehen und Maya hat es mir übergeholfen und irgendwie sind wir große Fans davon geworden. Das ist so witzig, weil meine Erinnerung daran ist, dass ich das bevor ich das Buch gelesen habe, habe ich das Hörspiel gehört, das Hörbuch. Ja. Und ich dachte, das wäre von Maya gekommen. Ach so. Ich weiß es auch nicht, muss ich ja Maya fragen. Und das Hörbuch, das deutsche Hörbuch. Ja. Also das Buch ist toll und das ist ein Buch, wo aber das Hörbuch noch mehr Spaß macht, als das Buch zu lesen. Ja, das stimmt. Weil es ist Billa B. Ja, Billa B und ist ja auch in Mime Time daran beteiligt. Das weiß ich nicht mehr genau. Ich weiß vor allem Billa B habe ich so in Erinnerung. Aber es ist ganz, ganz toll gelesen. Großartig. Tolle Satire auf Fantasy-Geschichten und Fantasy-Clichés. Und das Ganze getarnt als gute Nachtgeschichte und drumherum gibt es noch diese merkwürdige Hollywood-Story von den Typen, der an Pools liegt und von irgendwelchen Schauspielerinnen fantasiert. Es ist super. Man weiß nicht, ob es für Kinder oder für Erwachsene ist. Vor allem das grundsätzliche Konzept zu sagen, ich erfinde einen Autoren, der ein Buch, das es schon gibt, einmal in der gekürzten Fassung rausgibt. Natürlich existiert überhaupt kein Buch, was er irgendwie kürzen könnte, weil er erzählt, dass er seinem Kind ein Buch vorlesen möchte, bzw. anempfehlen möchte, was er als Kind geliebt hat. Und dann stellt sich heraus, dass dieses Buch viel länger war, als er es als Kind in Erinnerung hat, weil sein Vater, als er ihm das vorgelesen hat, die ganzen unspannenden Teile halt rausgelassen hat, sondern nur die spannenden Teile einmal zusammengefasst ihm vorgelesen hat. Das ist so geil, wenn er dann auf die unspannenden Teile referiert und sagt, es kommt seitenweise, wird erklärt, wie sie sich anzieht, und das ist eine großartige Parodie, satire offensichtlich auf die Hofsitten der damaligen Zeit, aber das war so langweilig. Wirklich toll. William Goldman, oder wie heißt er? Ich glaube auch. Muss ich einmal kurz gucken. Ich glaube. Lohnt sich auf jeden Fall. Das Hörbuch lohnt sich. William Golding. Das Hörbuch lohnt sich, das Buch lohnt sich, und der Film, den muss man eigentlich schon in der Vollständigkeit gesehen haben. Ja, das ist kein schlechter Film. Das ist ein guter Film, auch tatsächlich toll besetzt. Teilweise eine ganz bekannte Schauspielerin ist dabei, die ich jetzt trotzdem schnell googeln muss. Der Film ist von 1987 und Hauptdarstellerin ist eine sehr junge Robin Wright, die man heutzutage vor allem als aus House of Cards kennt. Krass. Die ist das? Und aus Forrest Gump kennt man sie auch. Da war sie auch noch relativ jung, als sie Forrest Gump gespielt hat, aber das war ja 95. Das muss ich gleich nochmal nachschauen. Super Schauspielerin. Tolle Schauspielerin. Wirklich großartig. Und Carrie Elvis, Julius, ich weiß nicht genau, als der Held und den kennt man vor allem aus Robin Hood-Helden in Strumpfhosen. Okay. Aber der eigentliche Star des Films ist natürlich der, der die Rache macht und zwar Joe Montoya, der gespielt wird von Mandy Petinkin, den man übrigens, glaube ich, gar nicht kennt. Aha, von wegen. Den man heute kennt als Darsteller und ich habe ihn nicht erkannt, als ich das damals geguckt habe. Ich sehe das jetzt zum ersten Mal live in der Bildungsliko schließen. Homeland. Homeland? Hast du Homeland gesehen? Ein bisschen. Da gibt es diesen alten, ihren Mentor. Also bei mir klingelt es nicht wirklich, aber Die Protagonistin ist eine FBI-Agentin und ihr Mentor ist so ein bärtiger FBI-Direktor, der eigentlich in meinem Hintergrund steht und irgendwas in seinen Bart reinurschelt. Ich habe den nicht erkannt, als ich den in Homeland gesehen habe. Saul heißt der in Homeland. Ja, Princess Pride. Danke, dass du mich nochmal erinnert hast. Der Film ist nicht ganz so gut wie das Buch, aber auch der Film ist sehenswert. Auch der Film ist durchaus sehenswert. Meine Nummer 2 ist ein Teil zwischen zwei Filmen, die sich aufeinander beziehen. Und zwar nicht wirklich Original und Remake, aber zumindest verwandt. Und zwar Die Jungfrauenquelle von Ingmar Bergmann aus dem Jahr 1960 und The Last House on the Left von Wes Craven aus dem Jahr 1972. Gleiche Geschichte, die auf einer alten Legende beruht. Ein Mädchen wird von Verbrechern vergewaltigt und getötet. Die Verbrecher landen im Haus der Familie. Die Familie, also Vater und Mutter, finden heraus, dass sie ihre Tochter getötet haben und rächen sich. Ingmar Bergmann erzählt das Ganze als sensibles, minimalistisches Drama, das ziemlich realistisch inszeniert ist und trotzdem immer so ein bisschen den Hauch des Märchenhaften hat. Und Wes Craven macht daraus einen Exploitation Horror-Schocker. Das ist total spannend, diese beiden Filme parallel zu sehen, weil sie sehr unterschiedlich an das gleiche Thema rangehen und beide in ihrem Genre total sehenswerte Filme sind. Also Die Jungfrauenquelle ist bestimmt nicht der beste Film von Bergmann, aber auf jeden Fall, wie alles von ihm, total sehenswert. Und es ist einfach spannend in diesem historischen Kontext, dass 12 Jahre später Die Jungfrauenquelle ist von 1960, The Last House on the Left von 1972, 12 Jahre später das Ganze nochmal als der aber dreckiger Horror-Thriller ohne irgendwelchen philosophischen, psychologischen Ballast erzählt wurde. Tolle Filme. Cool. Mir fällt jetzt gerade eine Frage an dich. Wäre Parasite auch ein Rache-Film der Unterschicht gegen die Oberschicht? Auf jeden Fall kann man so interpretieren, habe ich noch nicht dran gedacht, aber ja. Fällt mir gerade so ein bisschen auf. Definitiv, ja. Also es ist so ein universell, weil wir sehen nicht, was die Oberschicht getan hat, um die Sahne zu verdienen, aber sehen später dann, wie die Oberschicht sich gegenüber der Unterschicht abwertend verhält. Genau. Und ganz witzig, dass du den letzten Fall ist, ist natürlich auch ein koreanischer Film. Ja, ja, genau. Ich glaube, deswegen komme ich drauf. Spannend, okay. Das fällt es weiter, als ich dachte. Mein Platz 1 ist Dead Man. Oh, rechtessig? Verdammt, das ist so lange her. Ja. Die Rache ist eigentlich gar nicht zentral groß, weil das zentrale Thema ist einfach nur Johnny Depp, wie er einen ganzen Film lang stirbt. Von der ersten Minute ist klar, der wird einfach da hin sichen. Aber warum er dann in der Gegend, in der Wildnis rumgeistert, ist eine Rache an ihm, weil er mit einer Frau schläft. Er kommt ja in diesem Dorf an, will seine Stelle antreten, die ihm versprochen wurde. Die ist aber schon besetzt und er hat sein ganzes Geld dafür ausgegeben. Das heißt, er ist in dieser Stadt und weiß erstmal überhaupt nicht, was er machen soll und trifft auf diese eine Frau, mit der er dann irgendwie eine Nacht verbringt. Und dann kommt es zu irgendeinem Handgemenge und zu einem Schuss und er ist plötzlich ein Outlaw. Und der Typ, der ihn fangen will, das ist ein typisches Rache-Ding an Johnny Depp, der jemanden umgebracht hat, glaube ich, und mit seiner Frau geschlafen hat oder so. Ich weiß nicht mehr genau, welche Verhältnisse untereinander geherrscht haben. Ich kann mich da auch nicht mehr hundert Prozent dran ändern, solange ich den gesehen habe. Aber es ist ein total großartiger Film. Ich glaube, du hattest den auch schon mal in der Liste? Es kann sein, ja. Bei den Western hattest du den genannt, bei den Top 3 Western. Bei den Top 3 Rache-Western mit Johnny Depp. Ja, cooler Film, Jim Chamush. Also unglaublich toller Score, unglaublich tolle Bilder, unglaublich toll gespielt, also ein toller Film. Ich bin total gespannt, ob du meine Nummer 1 gesehen hast, weil es ist durch und durch ein Johannes-Film. Und ich habe tatsächlich einen Rache-Film gefunden, der nicht brutal ist und nicht düster ist und wo die Rache nicht ein krasser Gewalt stattfindet und zwar einer meiner absoluten Lieblingsfilme überhaupt. Das Ding, der Clou aus dem Jahr 1973, Robert Redford. Ja, ich habe den auch kurz überlegt, aber dann habe ich mich nicht richtig erinnert, ob das jetzt wirklich so ein Rache-Ding war. Es geht die ganze Zeit darum, dass sie sich rächen, aber sie rächen sich, sie sind halt kleine Ganoven, sie sind keine Mörder und das heißt, sie rächen sich auf die Art, wie sich kleine Ganoven rächen, sie machen einen Heist, einen Clou. Sie tricksen den, der ihren Freund umgebracht hat, den tricksen sie aus und erleichtern ihn um mehrere Millionen. Und das ist ein ganz klassischer Heist-Film eigentlich. Und der lebt so von dem Zusammenspiel von Paul Newman und Robert Redford, als die Recher, als die kleinen Ganoven, die ein wirklich großes Ding drehen, gerade Robert Redford ist auch so noch feucht, nicht noch grün hinter den Ohren, noch grün hinter den Ohren diesen Film und lernt dann bei Paul Newman auch ganz viel und sie machen wirklich eine große Nummer mit ganz vielen Schauspielern und der Film nimmt sich ganz viel Zeit, die Vorbereitung dieses Clous zu zeigen und die Zuschauer auch teilweise auf eine falsche Fährte zu führen, wie das eben solche Heist-Filme gerne machen. Fantastisch von Paul. Toller Film, wirklich toller Film. Ich muss ihn einfach nochmal sehen. Ich habe den Soundtrack hier auf Platte. Ach, wie geil! Als ich mir einen Plattenspieler gekauft habe, noch gar nicht so lange her, habe ich gedacht, was brauche ich alles für Musiken auf Platte? Und da ist Bob Dylan dabei natürlich. Da ist dieser Soundtrack dabei gewesen, dass ich gedacht habe, den muss ich auf Platte haben. Oh, wie cool. Kann man machen. Schön, dass du ihn kennst und schön, dass du den Soundtrack hast. Wenn du ihn jetzt nicht gekannt hättest, hätte ich gesagt, den musst du unbedingt sehen. Das ist so ein Film, der dir gefällt. Auf jeden Fall. Ich muss ihn auf jeden Fall auch wiedersehen, weil ich glaube, der gehört zu den Filmen, die einfach nach ein paar Jahren nochmal was Neues bei mir auslösen. Weil er einfach so gut ist. Und so viele, auch als Filmemacher, ich als Filmemacher und ich als Schauspieler, glaube ich, wenn man sich eine Weile entwickelt hat, einen Film nochmal zu sehen, macht nochmal neue Sachen mit einem, finde ich. Ja, auf jeden Fall. Und der Film schafft das garantiert. Ja, schön. Okay, das war die Liste, war? Das war die Liste und ich glaube, wir sind auch bei Oldboy. Wir haben nicht über dich auf Stimme geredet. Der sehr, sehr geschwätzig ist und in sehr vielen inneren Monologen seine Befindlichkeiten und seine Gedanken mitteilt. Der hilt so ein bisschen den Film zusammen. Manchmal hat man ja so das Gefühl, dass man nicht so richtig weiß, wo man gerade ist. Und dann kommt die Off-Stimme und man kriegt wieder so ein bisschen so einen roten Faden in die Hand, wo man dann weiß, ah, okay, da bin ich jetzt und ich kann mich darauf verlassen, dass der mal wieder kommt und mich da ein bisschen durchführt. Das Tolle ist ja tatsächlich, auch wenn man mal verloren ist in diesem Film, man kommt ziemlich schnell wieder rein, einfach weil der unglaublich immersiv ist, weil die Action einen einfach mitreißt, weil die Spannung einen einfach mitreißt und weil die Emotionen einen mitreißen. Es sind große Emotionen, es ist große Action, es ist große Spannung, es ist halt wirklich, es ist eigentlich so ein koreanischer Blockbuster. Krass, ne? Meine Güte. Ich hab so wenig von koreanischem Zeug, ist es keine Aufforderung, Plor? Ich auch. Ich hab so wenig von koreanischem Kino und wenn ich das jetzt sehe und denke, okay, da lauern bestimmt ein paar Perlen, die ich unbedingt sehen sollte, die aber irgendwie so an mir vorbeigehen, weil es einfach nicht mein... Parasite war jetzt wegen den Oscars. Okay. Aber sonst? Tatsächlich habe ich was koreanische Filme betrifft auch riesige Bildungslücken und wenn ich sagen würde, was ist koreanisches Kino, ich würde mir auch als erstes Chan Wook Park einfallen, den ich hier mit abgeklaffert habe. Die anderen Filme von ihm sind auch sehenswert, aber das ist definitiv der leichteste Film von ihm. Also die anderen beiden Filme der Rache-Trilogie, es gab ja einen Film davor, Sympathy von Mr. Wangans und danach Lady Wangans, die sind beide auch sehenswert, aber die sind anders, die sind zäher, die sind weniger experimentierfreudig, weniger mit so Spaß dabei. Und das sind nicht unbedingt die Filme, die man guckt, um zu sagen, ach krass, da ist mir eine ganze Welt entgangen. Weil wenn man Oldboy gesehen hat, dann hat man einfach den besten von diesen drei gesehen. Und das nicht nur, weil er stärkere westliche Ausrichtung hat, sondern einfach, weil er der beste ist, weil er der stringenteste ist von der Geschichte, weil er der experimentierfreudigste ist von den Bildern. Genau, Bong Yunho heißt der Regisseur von Parasite und der hat davor auch einige gute Filme gemacht, also Snowpiercer, aber halt auch westlich orientierte Filme, Snowpiercer ist eigentlich ein amerikanischer Film. Und sonst würde ich sagen, ist mein koreanisches Filmwissen. Ich bin gerade so ein bisschen am Durchscrollen, ach ja, einzelne Filme halt, aber jetzt auch nicht so, wo ich sagen würde, ich kenne die drei großen koreanischen Regisseure oder Regisseurinnen, die ich jetzt empfehlen würde. Das ist so ein bisschen schade und es gibt bestimmt eins. Ich bin enttäuscht. Ja, ich bin auch von mir total enttäuscht gerade. Ja, so Genrefilme tatsächlich, Trend to Busan, da ist ein Zombiefilm, der war super. The Host, der ist auch von dem Parasite Regisseur. Wenn ich mir die erfolgreichsten koreanischen Filme angucke, dann kenne ich da drei, vier Filme davon und das sind die, über die wir gerade geredet haben. Das ist schade. Also, Bildungslücken schließen, mehr mit koreanischem Kino auseinandersetzen. Das wird vielleicht so ein bisschen eine Konklusion dieser Folge sein. Ja, spannend auf jeden Fall. Also guckt ihn euch an, bildet euch selbst euer Urteil, wie weit er in die europäischen Sehgewohnheiten hineinkommt und euch überzeugen kann oder ob er doch noch zu sehr im koreanischen hängt oder ob er euch zu wenig im koreanischen hängt, weil er denkt, wenn ihr schon einen koreanischen Film guckt, dann aber bitte richtig. Ich weiß nicht, ob dieser Regisseur irgendwie in Kritik gerät im eigenen Land, weil er sich zu sehr von der eigenen Kultur und Tradition entfernt. Keine Ahnung. Ich kenne mich damit natürlich noch weniger aus als sowieso schon. Also die südkoreanische Gesellschaft ist natürlich sehr stark westlich geprägt. Wahrscheinlich nehmen Japan das Land, was am stärksten vom westlicher Kultur beeinflusst ist, würde ich behaupten. Ich habe jetzt doch noch einen Regisseur gefunden und das ist Kim Kee Duk. Ach der. Und das ist wirklich hartes Kino. Also das ist auch schwer zu konsumieren, das Kino, weil sein Twist ist, er macht immer so sehr langsame Filme, wo 80 Minuten gar nichts passiert und dann ist es 5 Minuten reiner Schmerz. Seiyom, die Insel zum Beispiel aus dem Jahr 2000 ist von ihm. Frühling, Sommer, Herbst, Winter und Frühling. Und war es das schon? Also der hat ganz viel gedreht, aber das sind die zwei Filme, die ich kenne von ihm. Das ist ein spannender Regisseur, aber das ist dann tatsächlich schwierig. Ich habe auch nicht mehr so gute Erinnerungen gerade an den Frühling, Sommer, Herbst, Winter und Frühling. Ich weiß nur, dass die unglaublich langsam waren, die Filme und dass das eine Langsamkeit war, mit der ich mich auch schwer anhaben kann. Selbst du, ja. Nun gut, wollen wir dann diesen Teil des Podcasts beerdigen und den nächsten Teil beerdigen. Wir gehen jetzt raus aus Korea und wir werden jetzt sehr amerikanisch. Also amerikanischer geht es eigentlich nicht. Ja, das stimmt fast. Obwohl nicht Amerika im Sinne von Blockbuster Amerika, dafür ist der Film zu anders. Nicht der Film, sondern sein Protagonist. Sein Protagonist. Bob Dylan. Bob Dylan gehört zu Amerika wie Burger und Pancakes. Ja, dann lass uns eine Pause machen und dann in Bob Dylan einsteigen. Vielen Dank, dass du den Film geschaut hast und schön, dass er dich aufbewegt hat. Vielen Dank für den Vorschlag. Es war wirklich ein kurzweiliges Erlebnis, auch wenn man nicht immer mitgekommen ist. Aber es war wirklich gut und gut erklärt am Ende und dadurch auch sehr rund. Vielen Dank. Bis gleich. Äh Flora. Ich hab das Gefühl, wir haben uns was zugemutet. Flora, ich hab uns in die Scheiße geritten. Wir sind ganz schön... Also, ah. Willkommen zurück, liebe Zuhörer. Wir haben gerade eine Pause hinter uns, in der wir nochmal versucht haben, unsere Top Teil zu klären und auch festgestellt haben, dass wir mit diesem Film echt einen Riesenberg vor uns haben. Echt ein Riesenberg vor uns haben. Uff. Ja. Brace yourself, schnallt euch an, wir werden einen Berg besteigen und einen grandiosen Scheiß an. Es gibt so einen Gag bei Gilmore Girls, daran muss ich eigentlich immer denken, wenn ich mich mit Bob Dylan auseinandersetze. Egal, die Protagonistin trifft einen jungen Mann, der offensichtlich Bob Dylan-Fans ist, weil er überall Bob Dylan-Poster hängen hat. Sie sagt so, oh Bob Dylan, und der sagt so, wow, Bob Dylan, ich mag ihn total, und wie findest du ihn? Und sie so, ja, wahrscheinlich besser auch, wenn ich ihn mag. Dann erzählt er so, ja, ich hab mich total viel mit Bob Dylan beschäftigt, ich höre den rauf und runter, und er ist total toll. Und sie fragt so, und hast du ihn verstanden? Und er sagt, hm, witzig. Sehr gut, sehr gut. Es geht um den Film I'm Not There aus dem Jahre 2007. Und dieser Film ist eine Art Biopic. Aber wenn man einen Biopic erwartet, dann hat man nicht den Film, den man möchte. Ich werde einfach mal in diesen Film einführen mit einem kleinen Text, der wirklich auch relativ klein bleibt, weil der Rest muss sich im Gespräch ergeben. Wenn ihr ihn noch nicht gesehen habt, vielleicht ist es fast besser, wenn ihr einmal pausiert, diesen Film guckt, um dann mit einzusteigen. Das wäre, glaub ich, bei dem Film besonders los. Ich glaube, das gilt generell bei unseren Filmen. Ja, ich meine, es ist schön, durch unsere Gespräche darauf aufmerksam gemacht zu werden und zu sagen, der klingt spannend, den will ich mal sehen. Aber bei diesem Film, gerade bei diesem Film, vorhergucken. Ja, Filmerfehlung, schaut euch I'm Not There an. Genau, und ich führ' einmal in den Film ein. Was für ein genialer Move. Bob Dylan scheint sich einer allgemeingültigen Charakterisierung einfach zu entziehen. Immer, wenn man glaubt, jetzt hab ich ihn verstanden, entgleitet er einem wie ein glitschiger Fisch. Entsprechend entgleitet einem dieser Film immer wieder. Wo sind wir gerade? Hat er das eben gerade wirklich gesagt? Wie tot. Bob Dylan lebt doch. Typische Gedanken beim Gucken dieses Films, der sich nicht streng an biografische Wahrheiten hält, sondern sich an das Gefühl seiner Musik, seiner Zeit, den Protest, die Religion, den Drogenrausch und das undurchsichtige Ego Bob Dylans heranrobt. Aber haben wir Bob Dylan am Ende verstanden? Was meinst du, Plor? Witzig. Ja. Kurz was zu meiner Historie mit diesem Film. Ja. Ich hab den wahrscheinlich so 2009, 2010 zum ersten Mal geguckt. Also definitiv nicht im Kino gesehen, aber dann irgendwie als DVD-Veröffentlichung. Als es noch so was wie Videotheken gab. Das könnte auch mit meinem übereinstimmen ungefähr. Und ich war damals kein Bob Dylan-Fan. Also kein großer Bob Dylan-Fan. Natürlich wusste ich irgendwie, es gibt diese Figur Bob Dylan. Ich kannte Lieder von ihm und ich mochte auch Lieder von ihm. Aber es war jetzt nicht so, dass ich war, wow, Bob Dylan, nicht Songwriter, Rock'n'Roll-Country. Und dann hab ich diesen Film gesehen und ich saß da die ganze Zeit wie Homer Simpson vor Twin Peaks. Ich versteh nicht, was da passiert, aber es ist toll. Schön. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich damals dann auch einmal das gemacht habe, was ich jetzt wieder gemacht habe, Wikipedia aufzurufen und zu sagen, okay, was willst du mir eigentlich über Bob Dylan sagen? Und wenn man sich mit Bob Dylan nicht auseinandergesetzt hat, geht's nicht ohne Anleitung. Weil wir haben diese sechs Persona von Dylan. Mhm. Und, äh ... Soll ich dir einmal vorstellen, einmal die Figuren? Hau raus. Willst du sie auch gleich einordnen? Oh, oh, oh, spannend. Ähm, also, wir hätten da sechs Schauspieler. Das Erste wäre, es gibt ja keine Reihenfolge, Christian Bale. Ähm, Bob Dylan bekommt in diesem Film mehrere Namen. Also verschiedene Figuren, die seine Phasen im Leben oder Teile seines Charakters oder Teile seiner Musik symbolisieren sollen. Und Christian Bale spielt Jack Rollins, Schrägstrich-Pasta-John, weil Bob Dylan ja irgendwann zur Religion gekommen ist. Und diese Phase soll sozusagen Jack Rollins einmal ... um ... ja, einmal um ... Weiß ich nicht, was soll es? Ähm, aber sehr spannend, weil durch Christian Bale dieser Übergang von einem Bob Dylan, der eigentlich als Jude geboren ist, dann ins Christentum wechselt. Was der Film nicht besonders diskriptiv erzählt, ne? Also, ne? Sondern es passiert halt irgendwie. Und du bist plötzlich da reingeworfen, dass er religiöse Züge an sich hat. Aber dann ist es auch voll auf die Fresse. Er taucht unter, er verschwindet, nach einem Unfall. Bob Dylan hatte übrigens auch einen Unfall in den 60ern. Und dann ist er halt einfach weg. Das war bei Bob Dylan nicht so der Fall. Der hat halt weiter Musik gemacht, aber mit Pause. Und dann ist er plötzlich Priester. Und Bob Dylan hatte tatsächlich eine Phase, die die religiöse Phase genannt wird. Die war fast nicht ertragen, muss ich sagen, für meine Begriffe. Wir müssen gleich auch kurz zu Bob Dylan kommen. Ich finde es sauwitzig, was dieser Film mit Bob Dylan macht, aber stell erst mal die Charaktere vor. Genau, das ist Nummer eins. Nummer zwei wäre dann ... Marcus Carl Franklin als Woody. Wird Woody genannt. Woody ist, es referiert auf Woody Guthrie, wie auch immer der ausgesprochen wird. Ist einfach ein Folksinger, den Bob Dylan verehrt hat. Ja. Er wird The Fake genannt, ne? The Fake? Ja. Okay. Weil er quasi vorgibt, Woody zu sein, obwohl er nicht Woody ist. Ach, wie schön. Der frühe Bob Dylan, der sich total inspirieren ließ von klassischem Folk. Sein erstes Album waren nur Traditionals, einfach nur Coverversion. Und in dem Film wird das schön einmal symbolisiert, indem er von einer Frau, wo er gerade zu Besuch ist, bei der Familie, wo die Mutter der Familie dann einmal ihm den Kopf fascht und sagt, mach deine eigenen Geräte bitte über deine eigene Zeit und nicht längst vergangene Sachen, die nicht deine Generation sind. War ein toller Einfall. Ist so garantiert nicht passiert in der Form, aber einfach ein toller Einfall. Und was ich eben toll finde, Marcus Carl Franklin ist, der Schauspieler ist wahrscheinlich ein bisschen älter, aber die Figur soll elf sein oder vielleicht ein bisschen älter. Es ist ein Kind. Es ist einfach ein Kind, der einfach den jungen Bob Dylan, wahrscheinlich nicht den elfjährigen Bob Dylan, aber zumindest den frühen Bob Dylan einmal darstellen soll. Den Bob Dylan, der noch dabei ist, sich selbst zu finden. Dem er halt seine Vorbilder kopiert. Also gerade dieses Ding auch mit der Gitarre, auf der steht ... Mhm. Brauche ich das Zitat sonst? Zitiere ich es falsch. Diese, this machine kills fascists. Genau. Und das war tatsächlich der Bob Dylan der späten 50er und frühen 60er-Jahre, als Folk ganz groß wurde. Und Folk so langsam auch angefangen hat, politische Themen aufzugreifen. Ja. Und da ist er voll mit rein in diese Phase. Ähm, Nummer drei wäre dann, äh, sagen wir mal, Heath Ledger. Mhm. Der als Robbie Clark einen Schauspieler spielt, der Jack Rowlands wiederum spielen soll. Den Pastor. Genau, den Pastor. Den, ja, wiederum Christian Bates spielt. Wenn ich das richtig verstanden habe, das hab ich nicht noch mal recherchiert, hat Bob Dylan tatsächlich in einem Film irgendwo gespielt? Ich glaub, in diesem Pat Garrett, da hat er noch eine Rolle gespielt. Doch, doch, da hat er eine Rolle gespielt. Aber der Schauspieler referiert wohl vor allem, ich gebe hier auch nur Rechercheergebnisse wieder. Ich mein, Bob Dylan hat sich in den letzten Tagen sehr vergrößert. Ums tausendfache. Diese introspektive Phase von Bob Dylan, weil die Geschichte des Schauspielers beschäftigt sich vor allem mit seiner gescheiterten Ehe und seiner Beziehung zu seinen Kindern. Das war in den 70ern eine Phase, in der er sehr introspektive Songs geschrieben hat und sich sehr mit der Beziehung zu seiner Frau und seiner besten Freundin in seinen Liedern auseinandergesetzt hat. Offensichtlich ist das die Phase, auf die diese Figur referieren soll. Weil das ist tatsächlich die einzige Figur, in der es weniger um die Kunst geht und mehr um das persönliche Leben. Es geht eigentlich nur um das persönliche Leben von diesen Menschen. Es gibt diese Szene, wo er mit seiner Freundin in der Stadt rumläuft. So ein bisschen rumalbert. Und das so ein bisschen auf das Album-Cover referiert von Free Willin. Ja, genau. Free Willin' Bob Dylan. Suze Fratolo war die Frau, mit der er auf dem Cover abgebildet war, die seine beste Freundin war. Mit der er sich aber wohl teilweise entfremdet hat. Sie war auch seine Freundin, aber nicht seine Frau. Seine Frau war noch mal eine andere. Es gibt eine ganze Ecke an Musikkritikerinnen, die sich damit beschäftigen, zu entschlüsseln, wen Bob Dylan in Songs wie Idiot Wind meint, auf wen er da referiert. Referiert er auf seine Freundin, auf seine Frau. Die beiden Rollen werden in dem Film zusammengeworfen. Das gibt es nicht hier und dort mehr. Bob Dylans Ärger mit den Frauen, vor allem mit Susan Rotolo und mit Sarah Dillon, wird einfach mal in eine Geschichte gepackt. Das gibt diese eine Frau. Ich finde es wunderschön dargestellt. Aber lass uns das mal weiter aufschlüsseln. Wir haben Heath Ledger gehabt. Dann gibt es eine ganz von außen aufgestülpte Interviewreihe mit Ben Whishaw, der Arthur Rimbaud spielt. Arthur Rimbaud. Das war ein süßiger Pult. Arthur Rimbaud. Ein ganz toller Übrigens. Einer der großen Symbolisten und Surrealisten des 19. Jahrhunderts. Genau. Das hätte ich nicht besser sagen können. Ich wusste das natürlich, Floor. Ein Wegbereiter der Moderne, der hat tolle Gedichte geschrieben. Er scheint ein großer Fan von Arthur Rimbaud gewesen zu sein. Lest Rimbaud. Okay. Lest, lest. Hauptsache, er lest. Dann hätten wir noch Richard Gier, der als Billy the Kid ... Billy the fucking Kid. ... irgendwie, ja, da in der Gegend rumläuft als älterer Bob Dylan. Das ist definitiv das Spätwerk, was da verkörpert wird. Der da zurückgezogen irgendwo, nirgendwo lebt. Mitte der 90er hatte Bob Dylan ein großes Comeback im Zuge von so einem kleinen Folk- und Songwriter-Revival zusammen mit Johnny Cash. Da haben die plötzlich ihre Alterswerke vorgelegt, die einen Rückgriff hatten auf das, was sie früher gemacht haben. Und gleichzeitig so ganz in sich gekehrt ein bisschen auch die alten Zeiten besungen haben. In der Zeit sind wirklich starke Bob-Dillan-Alben noch mal entstanden, auch Anfang der 2000er. Offensichtlich soll das darauf referieren, auf diese Zeit. Und dann hätten wir, ich hab's mir zu dem Schluss aufgehoben, Cate Blanchett. Cate fucking Blanchett als Bob Dylan. Wie krass ist das denn? Die Figur heißt hier Jude Quinn. Das absolute Highlight dieses Films. Jude Quinn, der in der geilsten Szene des ganzen Films ein traditionelles Folk-Publikum zusammen mit seiner Band mit Maschinengewehren niedermäht. Es ist unglaublich geil. Oh mein Gott. Das ist eigentlich die eindeutigste Referenz auf die Zeit, als Bob Dylan angefangen hat zu sagen, ich hab jetzt ne Band und ich mach jetzt Rock'n'Roll und ich dreh jetzt die Verstärker auf und ihr könnt mich pippeltuten. Und die Folk-Fans ausgerastet sind und gesagt haben, ich hab keine Musik mehr. Vor allem, weil das ja auch nicht mit Ankündigung, sondern einfach so, und jetzt mach ich mal die Gitarre. Turn it down! Turn it down! Und er schmettert Maggie's Farm da runter und das ist einfach nur grandios. Ja, okay, sagen wir's einfach mal rund heraus, Cate Blanchett ist der Star des Films. Und sie ist, was für eine geile Bob Dylan Verkauf. Wahnsinn, oder? Überhaupt die Idee, eine Frau diesen Teil spielen zu lassen, war natürlich genial. Du könntest dann jede Schauspielerin hinstellen und man würde sagen, oh, ah, aber bei Cate Blanchett, sagst du nicht nur oh, ah, sondern sagst, oh my fucking God, das war die Offenbarung schlechter. She nails it. Und so was von, sie ist einfach, sie ... Also, was Dylans Bühnenattitüte betrifft, nicht nur zu der Zeit, sondern eigentlich so die gesamten 60er- und 70er-Jahre, diese Mischung aus Arroganz, Punk-Attitüte, Rottigkeit, ihr könnt mich allemal, und ich hab jetzt hier einfach meinen Spaß, ich finde es perfekt. Wahnsinn. Ich bin, ich war so, mit offenem Mund sitzt man davor und denkt sich, what the fuck, wie macht die das? Krass. Und jetzt ganz kurz noch mal zu der Dylan-Referenz zu kommen. Ja. Zwei Punkte muss ich unbedingt sagen. Also eins ist, ich liebe den Film dafür, dass er einen Künstler-Biopic erzählt, dass es ihm scheißegal ist, wie Dylan gelebt hat, oder dass es nur zweitrangig ist. Wie er sich künstlerisch ausgedrückt hat, wie seine Person auf der Bühne war, wie er in der Öffentlichkeit stand. Es geht nicht um den Menschen, sondern um die Kunst. Es ist kein Gossip, hier wird das Leben eines Menschen ausgebreitet für die Öffentlichkeit, sondern das ist der Mensch in der Kunst, das ist die Kunstfigur, Dylan. Und das gelingt ihm perfekt, indem er diese krass überzeichneten Charaktere hat, die immer so ein bisschen Griff auf das Leben von Dylan haben, aber eigentlich ein eigenes Leben haben, so wie seine Alben, die natürlich Persönliches drin hatten, aber gleichzeitig eben Kunstwerke waren. Ja. Und der Regisseur war, hatte wirklich ... Der war abhängig davon, dass Bob Dylan selbst natürlich das Okay gibt. Und dann hat er ihm so eine Seite geschickt mit seinem Konzept, seine Idee davon, wie es sein soll. Und hat ihm schon von vornherein sozusagen gesagt, ich will keinen stringenten Handlung erzählen, ich will einfach alles Mögliche da reinhauen, was so ... Ich lese mal ganz kurz einen Satz vor. The structure of such a film would have to be a fractured one, with numerous openings and multitudes of voices. Imagine a film splintered between seven separate faces. Old men, young men, women, children, each standing in four spaces in a single life. Und ich glaube, das hat einfach Bob Dylan ... Da hat jemand so ein kleines bisschen Bob Dylan verstanden. Und verstanden, wie man auf Bob Dylan zugehen muss, damit der das Okay gibt. Und Dylan hat nicht nur sein Okay gegeben, der mochte den Film auch. Das war toll, das kann ich auch noch mal vorlesen. Er wurde gefragt, wie er den Film eigentlich fand. 2012, vom Rolling Stone, hast du das Zitat? Ja, genau. Bitte? Und er sagt ... Perfekt. Und viel besser kannst du von Bob Dylan ... Mehr Preis kriegst du nicht von Bob Dylan. Ja. Unglaublich. Geil. Kommen wir zum zweiten Punkt, zu dem ich noch was sagen wollte. Er geht auf die künstlerischen Werke ein. Er zeigt eine künstlerische Struktur. Er behandelt die Folkphase mit Woody, das heißt so die frühen 60er. Dylan macht Traditionals und Folks, fängt dann an, seine eigenen Stücke zu schreiben. Dann kommt er mit Jude auf die Rockphase. Das ist die mittleren 60er. Bring it all home, Highway 61, Revisited. Dann kommt schon dieser Übergang zur Country-Phase. Den er am ehesten wahrscheinlich mit dem Pastor trifft. Aber dann wird's schon schwierig. Dann machen wir einen kurzen Cut. Dann kommen wir zu dieser introspektiven Rockphase, die er hatte mit Blood on the tracks und Planet Waves. Das wird verkörpert durch den Schauspieler. Dann haben wir diese christliche Periode durch Vater John. Jetzt sind wir in den 70ern. Gospel und Spiritual fließen ein in die Musik. Und dann dachte ich, okay, aber ... Dann sind wir plötzlich in den 90ern und 2000ern. Und wir haben den alten Dylan. Dazwischen gab's doch Musik. Lass uns mal drauf gucken, warum kommen die 80er nicht? Ich kenn mich mit den 80ern nicht aus. Ich hab O' Mercy gehört und fand's ganz nett. Dann hab ich mal Empire Bolesk angemacht aus dem Jahr 1985. Das ist das am schlechtesten bewertete Album von Bob Dylan. Zu Recht. Dann dachte ich, ah, deswegen verzichten sie da drauf. Hier findet ganz klar, ganz eindeutig eine Biografie-Reinigung statt. Weil die sagen so, okay, das Country-Genudel aus den 60ern, ich sag's jetzt mal so ein bisschen hart, das nicht so schlecht ist. Aber, oh ja, weg damit, brauchen wir nicht. Sagt nicht viel über Bob Dylan aus. Da hat er mit Johnny Cash was zusammengemacht. Er hat mal Country gemacht, interessiert uns nicht. 80er. Okay, da hat er plötzlich ein bisschen Pop und Funk und New Wave. Oh Gott, ist das schrecklich. Das interessiert uns auch nicht. Lass uns diese Phasen überspringen. Wir wollen uns an den Bob Dylan halten, der tatsächlich gelobt ist. Wenn man die Alben hört, wie du sagtest, weiß man auch, warum. Heute Morgen hab ich zum Frühstück Empire Bolesk gehört. Oder gestern Morgen. Ich war geschockt, wie schlecht das ist. Ja, ja. Wow. Ich hab's extra noch mal reingehört und dachte, oh mein Gott, nein. Bob Dylan hat echt schlechte Alben gemacht. Und der Film sagt halt, nee, keine Lust. Lass uns darauf verzichten. Aber es gibt, es gab ja noch eine Figur. Die wollten noch eine Figur machen, die hieß Charlie. Was sollte das sein? Die war angelegt an Charlie Chaplin. Wow. Aber ich weiß nicht, welche Phase das darstellen sollte. Ich hätte tatsächlich so ein Retrospektiv. Ich hätte gerne was aus der Phase gesehen. Ich hätt's total spannend gefunden. Und sich damit auseinanderzusetzen, wo hat's denn ein bisschen gehapert? Das wird Bob Dylan oft nachgesagt, dass er der Musiker ist, der die meisten Comebacks hatte. Was ist denn das für ein Scheiß? Ich hätt's total spannend gefunden, ihn auch mal stolpern zu sehen. Aber er hat irgendwie versucht, sich neu zu erfinden. Der sagt, ich bin durch mit dem Christlichen, ich mach jetzt ein bisschen 80er-Funk und Party. Und wo alle sagen, das stinkt. Hätt ich gerne, ich hätt gerne eine Episode ... Ich muss die Alben nicht noch mal hören. Empire Ballet hab ich zwei Mal gehört, zum ersten und letzten Mal. Ich hätt's interessant gefunden, dass der Film sich damit auseinandersetzt. Aber irgendwie war er dann doch zu sehr ... Es ist ein Fan-Movie. Und es ist auch ganz klar ein Film von einem Fan für Fans. Und deswegen, um auf den Anfang zurückzukommen, wenn man kein Bob-Dillan-Fan ist, braucht man eigentlich eine Anleitung für diesen Film. Weil man weiß nicht, welche Phasen da besprochen werden, worauf referiert wird, man verpasst es eigentlich. Du hast das jetzt so einsortiert, du hast gesagt das und dann das, und dann kommt der Schauspieler. Aber das stimmt ja gar nicht. Und es ist nicht nur so, dass die Schauspieler untereinander wechseln und du im Film in den Zeitnebeneben hinterspringst, sondern es ist auch noch so, dass der Motorradunfall sowohl mit Heath Ledger, glaub ich, als auch mit Jude Quinn, also mit Kate Blanchett besprochen wird. Ja. Kate Blanchett liegt ja dann tot da. Das ist ja der Motorradunfall. Und das wird aber auch nicht genau so erzählt. Das muss man sich dann auch durch Wikipedia noch mal erschließen. Aber das heißt, mehrere Figuren behandeln auch noch ungefähr das gleiche Thema, bloß eben aus einer anderen Perspektive von Bob-Dillan. Das Witzige ist, am Anfang kriegt's der Film noch ganz gut hin, eine stringente Struktur zu haben. Er stellt uns eine Person vor und zeigt von dieser Person einen längeren Abschnitt. Ja, Woody zum Beispiel. Mit Woody fängt der Film an. Er springt zur nächsten Person, zeigt uns von dieser 10 Minuten und springt wieder kurz zurück zu Woody. Bringt die nächste Person, die kriegt wieder 10 Minuten. Er setzt immer wieder so zwei frühere Geschichten drauf. Man könnte ein Schaubild zeichnen, es würde Sinn machen. Aber das hat er halt durch nach 60 Minuten. Und dann fällt die Struktur komplett in sich zusammen, spätestens, wenn wir den Outlaw Billy the Kid von Richard Gere gespielt sehen. Und dann wird einfach nur noch zwischen den Zeiten rumgesprungen. Es gibt unglaublich viele Einzelmomente zwischen den Zeiten, die sich teilweise auch aufeinander beziehen. Und es ist dann einfach nur noch eine Achterbahnfahrt durch das künstlerische Övre von Bob-Dillan. Genau. Und es macht so viel Spaß. Es macht wahnsinnig Spaß. Es ist so ein unterhaltsamer Film. Das Krasse ist, dass der wirklich experimentell erzählt ist und trotzdem sauunterhaltsam ist. Es ist spannend, ich muss dazu sagen, ich glaube, Cate Blanchett hat so einen großen Anteil daran. Ich glaube, es wäre genau wie der Film geworden, wenn es nicht Cate Blanchett gewesen wäre. Weil Cate Blanchett immer wieder auftaucht. Sobald sie es erst mal auftaucht, kann man sich immer wieder an ihr festhalten, wenn sie wieder auftaucht. Und hat so ein Gefühl für Bob-Dillan. Ja, ich weiß nicht, sie macht das super. Sie hat so wundervolle Zähne, wenn sie mit den Beatles spielt. Das ist so witzig. Wir sind an diesem Filmset, und dann sehen wir wie ein Kindergarten, Bob-Dillan, wie sie auf dem Bohnen rumtoben. Sie machen sogar so Kindergeräusche. Das ist beschleunigtes Audio, genauso wie der Film beschleunigt ist. Die da einfach in der Gegend rumrennen. Aber es ist so geil, und es passt so. Das ist eine Referenz auf irgendeine Doku, die sie mal gedreht haben. Ja, die haben sich auch verstanden. Die Beatles haben immer wieder gesagt, dass sie von Bob-Dillan beeinflusst sind. Und es ist aber so eine geile Szene. Weil das so witzig ist, wie sie rumtollen und rumspielt. Wie so alberne Kinder, das ist so super gemacht. Und es ist nur ganz kurz, aber das bleibt so hängen. Das Geile ist, dann geht Bob-Dillan nach vorne mit einem Interview und im Hintergrund rennen noch mal Scharen von Mädchen hinter den Beatles her und kreischen. Ah! Ganz tolle Szene, wirklich toll. Ich liebe einfach, wenn Jude Gwin, wenn Cate Blanchett zum ersten Mal auftritt, sie rockt das einfach so weg, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Sie tritt auf die Bühne, sie ballern das Publikum nieder, dann läuft Maggie's Farm an, was einer der geilsten Bob-Dillans überhaupt ist. Und man sieht, was wohl tatsächlich wirklich passiert ist, dass Leute Bob-Dillan ausgeboot haben, dass sie versucht haben, die Soundanlage kaputtzumachen, dass sie geschrien haben, er soll's runterdrehen. Es ist so eine fantastische Szene, und den Publikum einfach mal Rock'n'Roll entgegen, er spuckt. Ja, und auch wirklich mit dieser rotzigen Haltung. Wahnsinn, wahnsinnig gut. Und ich freu mich darüber, dass der Film diese Szene nicht so im Studio aufgenommen klingen lässt, wie das oft so Filme machen, die dann Musik aus dem Album irgendwie drüberlegen. Und es klingt echt rotzig in dem Moment. Ich bin halt echt wie über Boxen ganz schlecht in die Masse gebrüllt. Da versteht man ein kleines bisschen, dass die Leute erst mal ein bisschen ... Aber es ist so schön, es ist so geil. Man hat so das Gefühl, das ist der Ursprung von Rock'n'Roll, das, was ich will, das, was ich davon haben will, dieses Rotzige und dieses Dreckige. Es ist tatsächlich auch so geil, weil ich, wie gesagt, ich bin spät zu Bob-Dillan gekommen. Aber für mich ist so ein ganz wesentlicher Moment, warum ich Bob-Dillan angefangen habe, wirklich zu lieben. Ich hab das immer mal wieder gemacht, so Album durchgehört und so das und das und dann, als ich zum ersten Mal Bring It All Back Home gehört habe, wo der Eröffnungssong Mackys Farm ist. Und wenn du davor irgendwie so die anderen Sachen gehört hast, die so ein bisschen folkiger sind. Ich hab davor auch andere rockige Sachen von ihm gehört, was wirklich mit diesen Rock-Tunes anfängt und das bläst dich weg. Weil du rechnest nicht damit. Du rechnest damit, dass selbst bei designrockigeren Sachen fängt Dillan immer schon so ein bisschen gediegen an. Wir haben die Akustikgitarre, die ist auch rauszuhören. Aber das ist einfach mal so das Fetzt. Das ist einer der Momente, die mich dazu gebracht haben, mich in Dillan auch zu verlieben, dieser Anfang. Sie haben es so perfekt auf die Bühne gesehen. Es ist so was Persönliches jetzt, dieses Gefühl, wie sie die Leute erschießen, wie sie die Folk singen. Ich hab mich nicht erschossen gefühlt. Ich hab Metal gehört und so was. Aber es war trotzdem so ein Gefühl, da kriegst du was in die Fresse rein und es funktioniert so gut. Aber das hat was mit dem Kontext zu tun, oder? Mit dem Kontext der Zeit und dem Kontext von Bob Dillan. Du hast ja nur Metal und ich auch. Man kennt viel Musik, die viel mehr auf die Fresse ist. Aber irgendwie bringt dir das mit, dass man sofort den Kontext mit versteht. Ich finde, gerade bei diesem Song und bei diesem Album spürt man es auch heute noch, selbst wenn man härtere Sachen hat. Wenn man das zum ersten Mal hört, man merkt, hier geht jemand mit so einer Attitüde ran, jetzt kriegt ihr es voll ab. Der Film hat das noch mal perfekt umgesetzt, dieses Gefühl. Natürlich, im zeitlichen Kontext ist das noch mal krasser. Es gab einfach diese extreme Folk-Szene. Wir wissen alle, wie toxisch Fan-Kultur sein kann. Das war damals genauso wie heute. Die haben den in diese Protest-Folksache so reingedrückt. Ich glaube, Bob Dillan brauchte dringend diesen Befreiungsschlag. Das merkt man halt im Album an. Das ist so geil, weil das so viel Energie hat. Das ist toll. Das Witzige ist, was Fan-Kultur betrifft, es ist heute genauso wie damals. Heute regen sich die Star-Wars-Fans drüber auf, dass ein schwarzer Stormtrooper da ist. Oder die Ghostbuster-Fans regen sich drüber auf, dass plötzlich Frauen Ghostbuster sind. Damals war es anscheinend genauso. Da regen sich die Folk-Fans drüber auf, dass plötzlich E-Gitarren benutzt werden. Beseuert. Hast du Lieblingsalbum von ihm? Klingt das nach einem Lieblingsalbum von dir? Bring It All Back Home ist sicher mein Lieblingsalbum. Aber es kämpft immer um den ersten Platz mit den Rock-Sachen aus den 70ern. Das ist tatsächlich Blood on the Tracks. Den finde ich auch super, ganz tolles Album. Ich finde Blonde & Blonde ganz, ganz toll. Aber ich muss sagen, dass ich mit Bob Dylan, auch die ganz frühen Sachen, das erste, das zweite, das dritte Album, die sind für mich immer noch die krassen Bob Dylan Sachen. Also bis eben The Free Willin' Bob Dylan aus 63. Das sind die drei Alben, die für mich immer Bob Dylan sein werden. Ich bin kein Bob Dylan-Folk-Fan. Ich liebe am ehesten seine rockige Phase. Das sind die drei Alben aus den 60ern. Bring It All Back Home, Highway 61 und Blonde & Blonde. Wobei eigentlich noch mehr die aus den 70ern, weil die moderner klingen. Ich hab heute Morgen New Morning noch mal gehört. Das finde ich eigentlich auch wirklich toll, das Album. Was? New Morning aus den 70ern, also 1970. Ich hab das Album gar nicht auf dem Schirm gehabt. Ja, das hab ich noch gar nicht gehört. Aber das ist toll. Ich muss dazu sagen, ich hab Lücken. Wenn du jetzt sagst New Morning, das ist wahrscheinlich ein Album, das ich noch gar nicht gehört habe. Ich hab das heute Morgen noch mal gehört, passend. Und war ganz, ah, geil, ja, 70er. Warum denn nicht noch mal die 70er alle durchhören? Dass ich die 70er von Bob Dylan höre, weil ich eben die frühen Sachen so sehr mag. Und die Blood On The Tracks hab ich dann noch mal gehört. Das war großartig. Ich hab mich an dem Film immer gefreut, wenn dann Songs kamen, die ich kannte. Dieses Idiot Wind ist eines meiner Lieblingssongs von Bob Dylan. Und dann, wenn er mit seiner Frau so eine halbe Versöhnung hat, dann wird Idiot Wind angespielt, und zwar gar nicht so lang. Aber es passt so gut. In dem Lied geht's ja auch darum, dass er seine Freundin dumm nennt, weil sie ihn nicht richtig versteht. Weil sie genau wie die anderen ist, und er ist total enttäuscht von ihr. Am Schluss kommt er zu der Konklusion, dass sie beide Idioten sind und sagt, it's a wonder that we still can feed ourselves. Oder so ist es so, ja, und wir sind Idioten. Wir sind alle. Wir sind einfach dumm, und das hat so gut dazu gepasst, weil das so diese kaputte Beziehung, die trotzdem ein Hoffnungschimmer hat, weil beide dumm sind. Und einfach ein breites Grinsen. Ja. Ja. Ähm, jetzt sind wir zum Musikpodcast geworden. Okay, wir haben beide unsere Lieblingsphasen von Bob Dylan, anscheinend. Wie lange hörst du denn schon Bob Dylan? Ich glaube, ich höre Bob Dylan seit ich Musik bewusst selber aussuche. Also wirklich immer schon. Ich weiß nicht, warum, aber Bob Dylan hat irgendwie ... Das hat bei mir damit zu tun, glaube ich, dass ich sowieso auch von meinem Filmgeschmack ja immer in der Vergangenheit gesucht habe. Und dann kommt man an Bob Dylan nicht vorbei, wenn man guckt, was gab's denn in den 60ern, 70ern. Und dann ist klar. Ja. Und ich glaube, es hat was damit zu tun, dass mein Stiefvater, der spielt Gitarre, und da gab's früher immer Musik. Und ich glaube, er hatte ein paar Bob-Dillensongs dabei, Er hat die selbst gespielt dann auch? Ja, genau. Ah, cool. Gerade diese klassischen Folk-Songs von Bob Dylan. Ja, Blown in the Wind und Not gonna have any stores und so was. Die eignen sich total auf Lagerfeuer-Romantik aus. Aber tolle Songs. Genau, ja. Ja, darüber bin ich reingekommen. Und ich mag eben, wie du auch, diese rockigeren Sachen und die Rotzigen. Ich hab jetzt die neuesten Alben noch mal kurz reingehört und hab mit seiner Stimme nicht mehr so richtig was anfangen. Interessant, ja. Weil er nie richtig singen konnte, muss ich mal sagen. So richtig guter Sänger ist er halt nicht. Nee, er ist halt ein Charismatier-Sänger und er hat so ein sehr spezifisches Tambre. Ja, und er ist einfach nicht umsonst mit einem Literatur-Nullballpreis ausgezeichnet worden. Weißt du? Und nicht für Musik. Er ist auch für Musik, er hat auch Preise bekommen. Vor allem um seine Texte. Und mit seiner jungen Stimme konnte ich's verzeihen und mochte das auch, aber seiner alten Stimme komm ich nicht mehr hinterher irgendwie. Die ist so rasselig und so ... Gelebt? Gelebt. Und bei Johnny Cash funktioniert das, bei ihm funktioniert's nicht. Ich fand die 2000er des Modern Times zum Beispiel ein super Album, das mag ich sehr gerne. Aber ich seh total, was du meinst mit der Stimme. Die Stimme ist auch ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Ja. Karin hat auch, ich hab viel die Woche Bob Dylan gehört. Ja, ich auch. Karin hat auch irgendwann mal gesagt, oh, müssen wir das Gnöle jetzt schon wieder ... Karin ist, glaub ich, nicht so der größte Bob-Dylan-Fan. Ja, aber das Gnöle ist schon ein treffender Begriff. Wenn man Bob Dylan nicht so mag, dann ist das ein ... Bob Dylan kann halt einfach unglaublich gute Songs schreiben. Ja. In den Songs und auch so abwechslungsreich. Ich mag ja von Bob Dylan vor allem die Songs, in denen er wirklich Geschichten zum Besten gibt. Ja, genau. Da wird so ein Universum aufgebaut. Platonic Tracks haben wir jetzt schon ein-, zweimal erwähnt. Wahrscheinlich mein Lieblingschen von Bob Dylan ist dieses Lily Rosemarie und the Jack of Hearts, wo er zehn Minuten von einer Pokerpartie slash einem Mord erzählt und die ganze Zeit mit dem Mord auf das Pokern referiert. Weiß ich grade nicht genau. Ein ziemlich langer Song, wo gar nicht viel passiert, aber wo er nur eine Geschichte erzählt, die total cool ist. Bei Bob Dylan lohnt es sich immer, da wirst du mir zustimmen, auch auf die Lyrics zu gucken. Ja, immer, auf jeden Fall. Womit setzt er sich jetzt grade auseinander? Wovon Palahua hat er jetzt grade? Ich finde seine musikalischen, also weg von den Lyrics, seine musikalischen Größen, seine Qualität, offenbart sich meistens erst, wenn jemand anders Bob Dylan spielt. Weil seine Stimme und seine Art und Weise, das zu singen und zu erzählen, immer übermächtig über den Liedern drüber steht. Und seine Art und Weise, das zu spielen mit der Gitarre, und die Mundharmonika. Und wenn du mal ein kleines bisschen anderes Arrangement hast von jemandem, der die Instrumentierung vielleicht ein bisschen variiert, und den grundsätzlichen Geist des Liedes beibehält, dann merkst du erst, was für eine großartige musikalische Unterbau dahinter steckt, der wirklich musikalisch großartig ist. Ganz toll. Aber bei Bob Dylan, wenn der das singt, du hast irgendwie immer den gleichen, weiß ich nicht, da steckt immer Bob Dylan drin. Bob-Dillensongs erkennt man immer. Es gibt einige Bands und einige Musikerinnen, wo man das Gefühl hat, man erkennt sie nicht tatsächlich. Wenn es mal so ein exotischer Song von ihnen ist, dass man nicht direkt raushört, dass sie es sind. Zum Beispiel bei den Beatles geht es mir durchaus so. Die Beatles haben auch viel variiert. Die Beatles haben auch schon viele unverkennbare Songs. Aber es gibt Songs von den Beatles, die hörst du. Und dann denkst du, Moment, was höre ich denn da gerade? Weil die halt wirklich einmal so diese Bandbreite haben von tanzbaren Party-Rock'n'Roll aus den 60ern bis hin zu sehr experimentellen Stücken. Aber das ist bei Bob Dylan auch eine sehr große Palette hat an Sachen. Vom Folk über Rock'n'Roll, über Country und Gospel. Trotzdem erkennt man ihn immer direkt. Sobald man diese Stimme hört und auch diese Art zu singen und den Text rauszudrücken, ich weiß es gar nicht mehr. Was macht er da? Was ist das Besondere am Gesang von Dylan? Warum klingt er so einzigartig und auch eigenartig manchmal? Da müsste man für Leute fragen, die sich damit auskennen, noch mal genauer mit so, vielleicht sogar Logopäden. Hahahaha. Autsch. Okay, aber wir sind uns offensichtlich einig, dass die 80er Dylan wirklich katastrophal waren. Nein, die sind katastrophal, die kann man nicht wirklich hören. Und er ist in guter Gesellschaft. Es gibt so viele Bands, die in den 80ern einfach schlimmes Zeug verbrauchen haben, und danach wieder in den 90ern, weil die ihren Rumprex echt gut waren. Ja, genau. Krass. Na gut, wollen wir in den Film zurückkehren? Wir gehen zurück zum Film. Ah, zu Cate Blanchett. Ah! Dieses Interview im Auto. Ja, mit dem Journalisten, der so auf den Sack geht. Das ist der Wahnsinn. Sie ist einfach so eine großartige schauspielerische Leistung. Das kriegst du nicht wieder, das ist unglaublich. Es ist sowieso geil, wie sie immer auf die Fragen von außen aufgeht. Sie haben bewusst offensichtlich diesen Shoot-Charakter genommen, der ständig genervt wird von Nerds, die ihn auf Generation Dungeon ansprechen und sagen, was bedeutet das und das und das und das. Und er gibt dann immer diese kryptischen Antworten. Die Presse will, dass er irgendwas zu Shakespeare sagt und er sagt auch irgendwas, was kein Mensch versteht, was ein Wort tötet oder so, ich weiß gar nicht mehr genau. Ich auch nicht mehr. Sogar dieser Journalist, der ihm folgt und ihm wirklich auf die Nerven geht. Und er versucht, aus ihm was rauszuholen und ihm versucht, Sachen zu entlocken, die nichts mit Dylan zu tun haben. Irgendwie der ... Ich glaube, er hat einfach ein ... Es ist so eine Hassliebe bei ihm mit Dylan. So eine Obsession. Und ich glaube, das ist nicht abwegig, dass es damals tatsächlich so ein, zwei Journalisten gab, die sich so draufgestürzt haben. Es sind ja auch viele Sachen davon wirklich aus Interviews genommen. Es ist viel zusammengestückelt aus verschiedenen Aussagen von Bob Dylan. Dylan hat sich anscheinend eine Zeit lang Spaß draus gemacht, mit totalem Nonsens auf komplexe Fragen zu antworten. Und wirklich so diese One-Liner. Um dann von Dutzend Fragesteller dastehen zu lassen. Schön. Was die Erzählweise des Films betrifft, muss ich noch dazusagen, dass ich eine ganz tolle Entscheidung finde, einzusteigen mit so mokumentarischen Anleihen, ne? Also, die haben die ... Julian Moore sitzt da einfach nur in ihrem Sessel zu Hause und hat so ein typische, amerikanische Doku-Style-Bild. Und sie philosophiert vor sich hin und sucht nach Worten und so. Das ist ganz toll gemacht. Dieser ganze Jack Rollins-Vater-John-Part ist einfach eine einzige Mokumentarie. Wirklich schön gemacht, gut gemacht. Ich mag auch, er springt ja auch zwischen den Filmgenres her. Was von Woody erzählt wird, ist eine klassische Hobo-Geschichte. Der Landstreicher, der unterwegs ist und immer wieder auf der Flucht. Viel mehr passiert da nicht, bis zu dem Schluss, wo er den tatsächlichen Woody besucht. Dann haben wir den Mok, die Dokumentation über Jack Rollins. Dann die Geschichte von Heath Ledger, dem Schauspieler Robbie Clarke. So ein bisschen klassisches Drama am ehesten. Jude ist konsequent in schwarz-weiß. Und was ist das eigentlich? Das ist einfach nur so Rock'n'Roll-Alltag. Wir sehen ja auch ganz viele Szenen hinter der Bühne, wie er so arrogant und ... Ein einziger Drohentrip. Genau, und die Lage hinter der Bühne. Und dann haben wir den Western mit dem Kit, in dem trotzdem auch irgendwann Autos vorkommen. Es geht im Western auch darum, dass eine Autobahn gebaut werden soll. Dann haben wir diese Verhörprotokolle mit Rambo, der verhört wird offensichtlich. Zumindest war das die ganze Zeit die Atmosphäre, die für mich rüberkam. Dass er befragt wird und auch sehr dicht im Licht der Öffentlichkeit steht. Mhm. Ja, verhört hab ich da geschrieben. Und das macht er toll, diese Genres und diese Stimmung zu mischen. Und der Wechsel funktioniert jedes Mal. Super. Das ist wirklich toll. Ich hab mich auch nie verloren gefühlt. Am Schluss ist er ja all over the place, was die Handlung betrifft. Die Handlung zieht ja noch mal an, und die Sprünge werden noch mal krasser. Aber man ist einfach drin, weil es so viel Spaß macht, weil die Musik gut ist, weil die Schauspielleistungen toll sind. Wir haben jetzt sehr viel schon Cate Blanchett gelobt, aber ich find, Richard Gere ist auch super. Ja, auf jeden Fall. Ich finde auch, dass Christian Bale, dass diesen Duktus, den Bob Dylan, dieses Zögern und Nachworten suchen und dann vielleicht noch mal was raushauen. Das find ich super. Christian Bale macht das großartig. Und gleichzeitig so ein bisschen die selbstverliebte Prophetin. Der am Schluss der Priester wird und jetzt die Wahrheit über Gott verkündet. Der auch so ein bisschen ekelhaft aussieht am Ende da, wenn er da als Pastor in der Kirche vorne steht und da irgendwie, ah, ein bisschen, ah, ah, ah, ah, ah. Und ich hab ja immer, ich hab immer Schwierigkeiten, wenn so Musiker oder Schauspieler oder so was, immer einfach Leute, die in der Öffentlichkeit stehen, dann zum Christentum wechseln und eine große, oder zu irgendeiner Religion, Kat Stevens, und dann einen großen prophetischen Schlag bekommen, den sie irgendwie, ich weiß nicht, das ist so... Das merkt mich, ne? Das hat so einen komischen Beigeschmack, den ich nicht abkannen so richtig. Weil du selbst auch nicht religiös bist, ne? Ich bin nicht religiös, nee, aber selbst, ich weiß nicht, keine Ahnung, aber ich kann mit diesem Missionarischen eine ganz schlechte Gänsehaut. Find ich auch schwierig, also find ich auch problematisch. Bob Dylan hat ja irgendwie noch mal so ein bisschen die Kurve gekriegt, weil er so ein bisschen eher wurde, aber er hat das Christliche nie ganz abgelegt. Er hatte diese krasse Phase so Ende der 70er, und das hat er dann wirklich durchgezogen eine Zeit lang auf Alben, dass er wirklich als christlicher Sänger aufgetreten ist. Ja. Und dann, als es so in die 80er ging, hat er diese komischen Alben gemacht, diese Pop-Alben. Ja. Nichts gegen Pop, Pop kann ganz toll sein, aber er hat einfach schlechte Alben gemacht. Und da war das Christliche einfach nicht mehr so präsent, aber trotzdem hatte er diesen Duktus immer noch so ein bisschen, und den hat er sich auch bis zum Schluss bewahrt, bis zum Schluss, das ist blöd gesagt, weil er noch lebt und auch noch Alben rausgebracht hat. Ja, der 2020 ist noch eins rausgekommen, also es ist schon ... Ja, ja, da kommt noch ... Der tut ja auch noch, oder? Ich mein, zur Corona nicht, aber ... Ja, mal kurz gucken, wie alt Bob Dylan ist, ist eine gute Frage. Bald 80, oder? 41 geboren, glaub ich. Ja, dann wird er dieses Jahr 80. Ja, im Mai wird er 80. Krass. Und zwar ziemlich genau, wenn wir diese Episode veröffentlichen werden. Happy birthday, Bob Dylan! Meld dich mal wieder, alter Junge. Mensch, schon mal. Lange nicht gehört. Pff. Ja. Also, ich bin ganz begeistert von den verschiedenen filmischen Mitteln, die dir der Film einfach aufeinander clashing lässt und auf eine gekonnte Art und Weise, die man sich gar nicht vorstellen kann. Wenn man das vorher alles einmal auflisten würde, was der Film alles reinwirft, würde ein einziges Chaos im Kopf entstehen. Ja. Aber es ist auch ein Suchspiel, ne? Also, gerade für Bob-Dylan-Fans, denk ich, und ich bin zu wenig Bob-Dylan-Fan, zu wenig mit seiner Biografie und seinem künstlerischen Werdegang vertraut. Ich kann mir jetzt noch mal was anlesen, aber ich werd ganz viele Sachen verpasst haben. Es sind so wahnsinnig viele Zitate dabei. Ja, genau das allein. Interview-Fetzen, Song-Schnipsel. Was ja alles. I was a pawn in the game. Weißt du, so einfach nur einen Satz rausgenommen in den entsprechenden Kontext. Ja. Solche Sachen. Ich hab auch nicht alle Songs erkannt, die angespielt wurden. Die Musik war die ganze Zeit toll, aber es wurden einfach auch Songs angespielt, die ich nicht kenne. Ja gut, das ist mir nicht passiert. Ich konnte fast jeden Song mitsingen. Fast jeden Song. Die Hinsdiskografie ist so schrecklich lang. Ich hab die ganze Woche Bob-Dylan gehört und ich hab das Gefühl, ich hab trotzdem ... Bin ich bei 50%? Wahrscheinlich eher nicht. Ich hab mich sogar teilweise durch die 80er-Sachen gequält. Was wirklich, ja, überflüssig war. Zum Beispiel diese christliche Periode. Davon hab ich fast gar nix gehört, da kenn ich nur einzelne Songs. Als er angefangen hat, Gospel und so einfließen zu lassen. Ich hab zwei Songs davon gehört und hab gedacht, okay, ich nehm das nächste Album. So geht's mir ein bisschen bei seiner Country-Phase auch. Heute Morgen hab ich Nashville Skyline ein bisschen reingehört. Von wann ist das? 1969. Ah, okay. Da hat er wirklich so krass mit dem Country geflirtet. Da hat er auch geheiratet. Das ist auch die Zeit, in der er dann den Film mitgemacht hat und für den Film die Musik aufgenommen hat. Das ist so eine Phase, mit der ich mich noch nie auseinandergesetzt hab, weil ich einfach die Rockigen-Sachen gehört habe. Wahrscheinlich auch ein bisschen kanonisch. Genau. Ja, ja, das stimmt schon. Wir sagen so oft, wie dumm Kritiker sind, aber bei Bob Dylan darf man ruhig auf die Kritiker hören. Die Grundgeschichten kommen ja alle irgendwie zu so einem Ende. Ein bisschen. Woody zieht den Original-Woody in so eine Kondolenz-Szene. Stimmt. Jude stirbt. Ja. Motorrad-Infall. Jack Rollins wird Pastor und Ende. Ja. Und Richard Gere wird festgenommen, der Outlaw. Ja. Ah, und dann flieht er mit dem Zug noch mal. Ja, genau. Er kann noch mal entkommen. Robbie versöhnt sich mit seiner Frau und darf seine Kinder wiedersehen und mit seinen Kindern Zeit verbringen. Das ist auch cool, das ja. Haben wir das Gefühl, Bob Dylan verstanden zu haben? Ich hab nichts davon verstanden, aber es ist ein großartiger Trip. Es gibt einem einfach keinen intellektuellen Ansatz zu verstehen, aber einen emotionalen Ansatz zu verstehen. Ja. Und das find ich toll, dass der Film das irgendwie schafft. Ja. Definitiv. Er schafft es tatsächlich, Lust auf die Kunst zu machen, um das noch mal starkzumachen. Es ist kein Biopic im herkömmlichen Sinne. Nicht nur, weil's verschiedene Personen sind, die Bob-Dylan-Rolle schlüpfen, sondern auch, weil er sich wenig mit dem Privaten und mehr mit dem Künstlerischen beschäftigt. Das ist toll, das findet man sonst nicht. Weil Biopics sind oft so Stationenfirme, die das Leben durchgehen. Im schlimmsten Fall sind sie schrecklich öde, weil sie von Punkt A zu Punkt B kommen. Er schafft es einfach, das, was die Kunst so besonders gemacht hat, in verschiedenen Phasen hervorzuheben. Dadurch macht er unglaublich Lust, zu sagen, ich muss unbedingt mal wieder den folgigen Dylan hören, den rockigen Dylan hören, den introspektiven, oder im schlimmsten Fall auch Prophetchen-Dylan hören. Ja. Ich kann nicht genug Cate Blanchett nach vorne stellen. Auch der, äh, was wir öfter mal feststellen, dass wir diesen Bruch mit der vierten Wand mögen. Cate Blanchett hat diesen einen Blick. Erinnerst du dich? Sie sitzt im Auto, aber nicht das lange Interview, sondern sie sitzt noch mal später im Auto gegen Ende des Films. Und dann hat sie einen langen Blick in die Kamera. Ach krass, ja, ja. Und der ist so unglaublich. Also, boah. Da steckt zu viel drin. Er lächelt so ein kleines bisschen. Und da ist so diese ganze Ironie und dieser ganze, ich weiß nicht, und das ist auch so sexy. Hätten wir unsere Top-3-Crossdressing später gemacht und ich hätte diesen Film noch mal gesehen, wäre Cate Blanchett ganz vorne gelandet. Stimmt. Das stimmt, hast recht. Jetzt sprichst du die Top-3 an, wo wir sowieso mal gerade bei Cate Blanchett sind. Weil ich hab mir diesen Film angeschaut und hab überlegt, zu machen die Top-3-Performances überhaupt von Schauspielern in Filmen. Weil sie gehört einfach ganz nach vorne in solchen Performances von Schauspielern, die einfach outstanding sind. Wollen wir unsere Top-3 machen? Ja. Okay, dann Jingle. Unsere Liste. Muahahaha. Wir haben tatsächlich über diese Top-3, um das noch mal zu sagen, ein bisschen darüber diskutiert, beziehungsweise nicht diskutiert, wir machen es einfach immer so, dass der, der den Film aussucht, darf auch sagen, wie die Top-3 aussehen soll. Aber ich hatte als Vorschläge, noch Top-3-Dillen-Albumen, Top-3-Dillen-Songs, Top-3-Biopics hattest du, glaube ich, noch in den Raum geworfen. Ja, genau. Wir haben uns tatsächlich ein bisschen schweigen lassen, überhaupt die Liste zu finden, die wir damit machen wollen. Dann sind wir bei den Schauspielleistungen hängen geblieben und damit hast du es mir echt schwer gemacht. Und ich hab auch, ich hab gedacht, ja, ich bin Schauspieler, ich krieg das hin, ist kein Problem. Und ich hab gestruggelt, ich krieg's nicht hin. Weil das Problem ist, es gibt wirklich tolle Schauspieler, es gibt ganz, ganz tolle Schauspielleistungen. Aber welche willst du denn jetzt nach vorne stellen? Welche stellst du nach vorne, genau. Ich hatte dann zu viele dastehen, und jetzt hab ich das Gefühl, hab ich zu wenige dastehen. Ich hab viel zu wenig dastehen, ich hab fast gar nix dastehen. Weil wenn ich das eine auswähle, kann ich das nicht mehr rechtfertigen gegenüber dem anderen. Ja. Wieso kann das dann nach vorne, ne? Und am Ende hab ich jetzt eben Sachen, die so ein bisschen ein Stand-in sind für andere mit. Also, ich nehm dann einfach alle, ich nehm dann einfach alle guten Schauspieler mit rein. Ich werde, ich versuche jetzt mal stark zu bleiben und werde auf Honorable Mentions verzichten. Aber ich muss dann einmal noch mal auf meine Liste gucken, weil ich die nicht durchnummeriert habe, was ich immer mache, wenn ich nicht weiter weiß. Aber ich geb denen jetzt einfach erstens. Wir machen folgendes. Zweitens, wir machen Honorable Mentions danach, weil wir dann sowieso da reinkommen, und das sind dann die Honorable Mentions. Okay, dann fang ich doch mal an. Okay, meine Nummer drei ist, ich bin immer noch nicht sofrieden mit der Liste. Aber jetzt stehe ich auf Rang drei, jetzt kann ich's nicht mehr ändern. Denzel Washington in The Hurricane aus dem Jahr. Lass mich nichts Falsches sagen. 1999, und zwar spielt Denzel Washington einen Profiboxer, der für einen vermeintlichen Morddiener gemacht haben soll, angeklagt wird und im Gefängnis landet und in dieser Gefangenschaft mit sich selbst kämpft. Oh. Und Themen sind natürlich so Rassismus in der Rechtsprechung, aber Themen sind halt auch vor allem, wie kann man's schaffen, stark zu bleiben, wenn man so ungerecht behandelt wurde, beruht auf einem wahren Fall, Ruben Carter. Und diese Zeit im Gefängnis spielt Denzel Washington so fantastisch. Krass. Der Film ist sowieso gut, aber tatsächlich ist es so ein Film, wo ich sagen würde, der wird eigentlich vor allem gut durch das Spiel von Washington. Und es ist unfassbar stark, wie er diese Zerrissenheit spielt und diese Wut, und dann immer kurz vorm Aufgehen und dann sich noch mal zusammenreißen. Es gibt so ein paar halbe Gollomomente, also dieses mit Jumpcuts versuchende Person, die zwiegespalten ist, zu erzählen. Aber es ist nicht so draufgedrückt, sondern es bleibt glaubwürdig, wie der kämpferische und wütende Hurricane gegen den Verzweifelten anredet. Und Denzel Washington war in dem Jahr auch für einen Oscar nominiert. Ich muss ihn allein deswegen nennen, weil das so eine Ungerechtigkeit ist. Er hat nicht gewonnen, weil in dem Jahr ging der Oscar an The Gladiator, wenn ich mich richtig erinnere. Was? Und das war so ungerecht. Russell Crowe. Russell Crowe, genau. Und wenn man diese beiden Performances nebeneinander hält, das ist so schrecklich. Traurig. Das ist so gut. Ja. Na gut, okay. Okay, mein Platz drei. Malcolm McDowell in A Clockwork Orange. Oh, hart. Das, also, wohoho. Was der da durch den Film an Brutalität mitbringt und in jeder Szene eine Präsenz hat. Ich weiß nicht, ob du den Film so gut vor Augen hast, aber es ist unglaublich. Er macht einem einfach mal Angst. Aber so richtig. Und das ist nicht nur die Inszenierung, sondern es ist wirklich sein Spiel, dass er immer präsent und immer da ist und immer 100 Prozent da irgendwie an dem dran ist, was er da, ich denke nur an diese eine Szene, wo sie da in dieses Haus einbrechen und diesen Typen da verprügeln mit einem Beißballschläger. Die Frau vergewaltigen auch? Ja, oder ist das die Frau? Sie verprügeln ihn und vergewaltigen sie. Fuck man. Und dann dieser krasse Wechsel. Er ist am Anfang dieser Bösewicht, dieser Düster. Und dann wird er der Geschlagene, und der dann die ganze Zeit so ängstlich und eingeschüchtert durch die Welt läuft und überhaupt nichts mehr zeigen kann von dieser Bösartigkeit. Und das in einem Film zu vereinen und das irgendwie hinzukriegen, fand ich wirklich beeindruckend. Das lohnt sich allein wegen der Schauspielleistung schon zu sehen, aber auch einfach, weil der Film krass ist. Ja, krasser Film, Meisterwerk. Kubrick. Ja, Kubrick. Janis, ich hab was ganz Schreckliches gemacht. Ich wollte kurz noch mal gucken, gegen wen Dancing Washington 1999 verloren hat. Deswegen hab ich die Seite aufgemacht mit den Best Actors Academy Awards. Das heißt, ich hab jetzt ne riesige Liste vor mir bei Wikipedia mit Schauspielern, die für Oscar nominiert waren. Und dann hab ich natürlich gedacht, okay, dann muss ich auch schnell die mit den Schauspielerinnen aufmachen. Das heißt, ich hab jetzt zwei Listen vor mir mit ganz vielen. Das heißt, deine Liste ist wieder völlig anders. Nee, das ist Gott sei Dank nicht so richtig passiert. Übrigens, um das noch klarzustellen, Dancing Washington hat nicht gegen Russell Crowe verloren, der hat erst im nächsten Jahr gewonnen. Ach so. Dancing Washington hat gegen Kevin Spacey aus American Beauty verloren, was aber immer noch ungerecht ist. Kevin Spacey hat in American Beauty toll gespielt. Ja, war gut. War gut, aber nichts gegen Dancing Washington in Hurricane. Okay, na gut. Dein Platz zwei. Mein Platz zwei ist ein relativ neuer Film. Das ist ein Film, der sehr alt ist. Und zwar Laura Dern in Inland Empire von David Lynch. Inland Empire ist ein Film, der viel gescholten wurde. Es ist der letzte große Surrealfilm von David Lynch. Und wahrscheinlich auch der krasseste in dieser Reihe. Lost Highway, Malholland Drive, Inland Empire. Und es gerne auch untertitelt mit A Woman in Trouble, weil er sich voll und ganz auf Laura Dern konzentriert, die in der Rolle einer Schauspielerin und einer Prostituierten und einer Killerin und noch drei anderen Rollen durch dieses filmische Labyrinth irrt. Und er ist ein bisschen hässlich inszeniert mit Early Digital Cinema. Und er hat sie so oft im Fokus. Und sie macht einfach alles, was man mit einer Figur machen kann. Wahnsinn, Zorn, Freude, Leid, Angst. Und der Film ist eine riesige Studie von Laura Derns Gesicht in verschiedensten emotionalen Zuständen. Großartige Schauspielleistung. Sehr verwirrender Film, sehr anstrengender Film. Aber allein schon wegen Laura Derns Spiel total sehenswert. Und eventuell ein Film, den ich dir demnächst mal aufs Auge drücken werde. Ich kenn den Film, aber das ist lange her. Ich bin mir sicher, dass ich ihn gesehen habe. Mein Platz zwei. Mein Platz zwei ist Christoph Walz. In Inglourious Basterds. Der kommt das erste Mal in dieses Häuschen rein. Von diesem... Sucht ihn Juden? Oder die Juden? Oder welche Familie sucht er? Die dann unten unter dem Boden, ne? Oh, oh, oh. Das Problem ist, wenn du Deutsche in amerikanischen Filmen hast, die Amis spielen anders als die Deutschen in der Tradition. Das ist einfach... Er ist Österreicher. Genau, er ist Österreicher. Aber wenn du die Schauspieler der Österreicher anschaust, ist es auch nicht besser. Die haben ein bisschen mehr Spielfreude und in eine bestimmte Richtung habe ich das Gefühl, die Österreicher. Aber so ein bisschen quirky, so ein bisschen verrückt zu spielen. Aber nicht so wie die Amis. Deswegen erwartet man erst mal nichts von so einer Figur, die auch nicht als der große Gehypte erst mal daherkommt. Ich habe ihn wirklich gesehen, ohne dass ich wusste, was auf mich zukommt. Den Hype gab es noch nicht. Und es hat mich ganz unerwartet getroffen, wo ich gedacht habe, what the fuck spielt der da? Wie krass ist das denn? Oh mein Gott, der hat genau verstanden, was Tarantino will. Der hat genau verstanden, was diese Figur will. Der hat sich nicht nur Gedanken gemacht, wie schaffe ich es, den Nazi zu spielen, der so eine Agenda hat, der so einen eigenen krassen, so eine Backstory für sich hat, die einfach so eine Lust gibt. So eine Lust, das zu spielen und zu machen und zu suchen und rauszuquetschen alles aus den Leuten. Es ist unglaublich. Offensichtlich stehst du auf Fieslinger. Ja, na ja, wer weiß. Als Schauspieler will man so was spielen. Man will eigentlich nicht den jugendlichen Liebhaber spielen. Man will eigentlich Christopher als Rolle in diesem Film spielen, weil man die Abgründe einmal komplett rausholen. Die Filmgeschichte ist auch voll von Schauspielern, die ganz lange als komödiantische, nette Rollen unterwegs waren, wo dann alle uhu und aha sagen, wenn sie einmal eine böse Rolle spielen. Das ist immer ein großes Ereignis. Robin Williams in diesem One-Hour-Foto, wo er zum ersten Mal einen wirklichen Psychopathen gespielt hat. Oder Tom Hanks hat bestimmt auch mal einen Bösewicht gespielt. Kann Tom Hanks einen Bösewicht spielen? Ich weiß es nicht. Es gibt diesen Cone-Film, da war er aber nicht gut. Lady Killers. Aber das war eine Komödie, das zählt nicht. Da war er auch kein richtiger Fieslinger. Aber genau solche Schauspieler sind es, die diese Oha-Momente auslösen, wenn sie plötzlich fies sind und irgendwas Böses spielen. Christoph Walz hat schon vorher ganz lange gesagt, dass er total gelangweilt ist von dem deutschsprachigen Fernsehen und Kino, was er so angeboten bekommen hat. Er hat in London gelebt schon länger. Ich glaube, er hat sich erhofft, dass genau dieser Sprung kommt, der dann kam. Er ist ein Amerikaner. Er hat es auch geschafft, das Ganze, was zum amerikanischen Filmbusiness dazugehört, mitzumachen als Dauergast in Late-Night-Shows. Genau, alles das. Der hat das auch mit Bravour geschafft. Ich glaube, ihm war das schon lange vorbereitet in seinem Kopf, weil er das unbedingt wollte. Er wollte aus diesem deutschen Mief raus, um mal mit seinen Worten zu sprechen. Da hat diese Performance einfach wahnsinnig reingehauen. Und so sehr, dass Tarantino ihn danach noch mal besetzt hat und Django eine richtig große Rolle gegeben hat. Wahnsinn. Eine Rolle, die leider den Protagonisten in den Schatten stellt. Ganz toll, ganz tolle Leistung. Christoph Walz. Cooler Typ. Cooler Typ, ja. Ja, dein Platz zwei? Nein, mein Platz eins. Wir sind schon bei Platz eins. Ein deutscher Schauspieler, tatsächlich. Oh mein Gott. Aus dem Jahr 1970. Kurt Raab in Warum läuft Herr Amok? Von Michael Fengler und Rainer Werner Fassbinder. Da war so ein bisschen dran beteiligt, aber nicht so richtig. Ein Film, der einfach den Alltag eines Spießbürgers zeigt, der am Ende des Films Amok läuft und seine Frau und sein Kind tötet. Kurt Raab spielt diesen Spießbürger in ganz normalen, alltäglichen Szenen, wie er auf der Arbeit ist, wie er mit seinen Eltern spazieren geht, wie er sich mit seiner Frau streitet, wie er gelangweilt ist vom Leben. Und er spielt ihn permanent mit so einer krassen inneren Spannung und Zerrissenheit. Und zwar in ganz feinen, subtilen Noten. Die Kamera ist oft aufgingen. Wir sehen, wie halt Alltag geschieht, der unfassbar zäh ist. Schmerzhaft zäh, wirklich schon. Und wir sehen einfach sein Gesicht, wie es versteinert ist und gleichzeitig unglaublich viel Schmerz und Wut in sich trägt. Okay. Eine ganz subtile Leistung, unfassbar gute Leistung. Cool. Und das in den 70ern, so subtiles Spiel? Anfang 70er, 1970. Der ganze Film ist fast schon dokumentarisch, naturalistisch, weil es passiert nichts in diesem Film. Okay. Und ja, es sind einfach so kleine Szenen. Ganz am Anfang sehen wir, wie sie aus dem Büro rausgehen mit seinen Kollegen und sie erzählen sich gegenseitig Witze. Und er ist der Stille, der halt so nebenbei hergeht. Und dann erzählt jemand einen Witz, wo jemand seine Frau umbringt. Okay. Einen ganz albern, geschmacklosen Witz, der nicht besonders witzig ist. Aber wenn er sagt, dann bringt er seine Frau um, dann merkt man, wie bei ihm so ein Zucken stattfindet. Okay. Und es sind so ganz leichte Sachen, in denen man ... Man merkt, dass es eine Schauspielleistung gibt, die auch diesen Film trägt. Schmerzhafte Schauspielleistung. Ja. Wow. Okay, mein Platz eins. Der Joker von Heath Ledger in The Dark Knight. Oh, ja, den hab ich gar nicht gedacht. Das wird ewig auf Platz eins bleiben, glaub ich. Hat er den Oscar gewonnen damals? Ich weiß es nicht mehr. Kannst du das mal googeln? Ich bin mir ziemlich sicher, dass er nominiert war. Die Academy mag keine Superheldenfilme. Aber ich glaube, er hat ihn gewonnen. Das war dann schon ein Posthum. Und dann hieß es auch so ... Saw Awards. Best Picture. Ja. Nee, Quatsch. Doch. Nee. Ich hab auch bei Heath Ledger ... Ich hatte kurz das Gefühl, ich bin bei den falschen Awards. Aber ich bin bei den Academy Awards. Und Heath Ledger hat ihn gewonnen als bester Nebendarsteller. Toll. Vollkommen zurecht. Ich hab im Kino gesessen. Ich hab ihn im Kino gesehen, mit Maya zusammen. Maya ist auch Schauspielerin. Wir saßen nebeneinander. Dieser Auftritt von einem Joker. Und wir gucken das eine Weile an. Und denken, dann gucken uns dann gleichzeitig, drehen wir den Kopf rüber, völlig fassungslos, und sagen, was spielt er da? Weil man hat als Schauspieler ja normalerweise so ein Gefühl für ... Ah ja, da hat der Schauspieler sich dann noch mal das genommen. Das ist ein Szenenziel. Das ist ein Ziel der Figur innerhalb des Films. Der hat die und die Ängste oder der spielt irgendwie bestimmte Sachen. Dann guckst du den Joker an, also diesen Joker an, und hast nicht die geringste Ahnung, wo der das herholt. Das fand ich wahnsinnig beeindruckend. Und das passt natürlich zum Joker. Der Joker will einfach nur die Welt brennen sehen. Der hat keine erklärbare Motivation. Auch wenn der Joker neulich das schon versucht hat. Dem Joker ne Motivation zu geben oder ne Geschichte zu geben. Aber nein, der Joker von Heath Ledger will die Welt einfach nur brennen sehen und hat einfach nur seinen Spaß. Und macht es einfach vom Grund auf völlig uneinsortierbar. Und wie will man das spielen? Woher willst du das nehmen? Du hast keine Anknüpfungspunkte in deinem eigenen Leben. Und Heath Ledger hat das so wahnsinnig gut gemacht. Und ich war einfach weggeblasen von dieser Wucht des Jokers. Hast du den Rock Queen Phoenix Joker gesehen? Ja, ich hab ihn gesehen. Und wie fandst du da die Schauspielleistung? Fand ich schon ganz gut, aber irgendwie hat es mich nicht nachhaltig beeindruckt. Du kannst so einen Film nicht machen, ohne einen Schauspieler zu haben, der es einigermaßen kann. Du nimmst ihm einiges ab. Aber ich ... Ich glaube, ich bin mit dem Film nicht ganz einverstanden gewesen, weswegen mir die Schauspielleistung nicht so den Kick gegeben hat. Das Tolle an Dark Knight ist natürlich, dass der Joker wirklich motivlos gezeigt wird. Und dass das kein Trauma erklärt wird. Und dass er eigentlich das macht, was Bob Dylan macht. Es gibt immer eine neue Geschichte, warum er diese Wunden hat. Aber am Schluss bleibt einfach nur die Konklusion, wir haben hier das Chaos, das personifizierte Chaos vor uns. Das ist so krass. Und das finde ich eine tolle Interpretation, einen tollen Spielansatz, dem Zuschauer einfach alles wegzunehmen, was er an Anknüpfungspunkte hat. Und trotzdem als Figur so interessant zu bleiben, das ist einfach wahnsinnig spannend, wahnsinnig beeindruckend. Ja, es war sowieso ein großer Film. Heath Ledger hat diesen Film noch mal eine ganze Nummer größer gemacht. Umso tragischer, wie er dann gestorben ist. Und dass irgendwie ... Da ranken sich viele Mythen drumrum, aber am Ende will man eigentlich gar nicht ... War es nicht einfach eine Überdosis? War eine Überdosis, aber natürlich wird dann immer gesagt, ja, und er hat sich zu sehr in seine Rolle reinbegeben. Also, ich meine, Hollywood ist halt auch ein Drogensumpf, ne? Ja, ist es, ist es. Aber eigentlich hätte ich Heath Ledger ein bisschen mehr zugetraut, als jetzt einfach nur so einer Überdosis zu sterben. Ach, ich weiß nicht. Es ist jedenfalls sehr traurig um ihn. Ja. Na ja, genau. Willst du noch ein paar Online-Mansions raushauen? Ich glaube, ich bin zufrieden mit meiner Destiny-Head-Story. Ich hätte nur sonst Emma Thompson, die immer großartig spielt. Ich hätte Frances McDormand, die bei 3 Billboards in Ebbing, Missouri. Die hab ich auch. Eine unglaubliche Schauspielleistung, ganz toll. Es gibt unglaublich tolle Schauspieler irgendwie, die es schaffen, einer Figur so viel Tiefe und so viel mitzugeben, dass man in einem Blick die ganze Welt dieser Figur versteht. Ganz knapp rausgeflogen ist bei mir noch Natalie Portman in Black Swan. Ja, auch toll. Habe ich auch nachgedacht, die da reinzuhauen. Robert De Niro in Taxi Driver. Philip Seymour Hoffman überall. Also, ja, genau. Philip Seymour Hoffman, dafür habe ich leider keinen richtigen Film gefunden. Sonst hätte ich ihn auf jeden Fall. Kann man nur überall dran schreiben. Ja, genau. Der ist einfach toll. So sensibel immer gespielt und so gut entfühlsam. Ja. Wahnsinn. Ja, und so ist halt Cate Blanchett eigentlich die Nummer eins dieser Liste. Aber da wir den Film gerade besprechen, ist sie leider nicht drin. Haben wir über diesen Film noch etwas zu sagen, Plor? Möchten wir noch etwas anfügen, irgendwas, was uns besonders beeindruckt hat in dem Film, was wir noch vorne stellen möchten? Lass mich einmal kurz in meine Notizen gehen. Ich mochte die Geschwindigkeit beim Ende. Ich fand's toll, dass er am Anfang eine relativ klare Struktur hat mit diesen, ich gebe euch immer eine etwas längere Geschichte, um den Charakter einzuführen und greife dann zurück auf die anderen. Ich find's cool, dass er das irgendwann über Bord wirft und sie einfach nur noch treiben lässt, die Geschichte einfach nur noch fließen lässt. Tatsächlich habe ich mit dieser Rambo-Rolle am meisten Probleme gehabt, teilweise nur da, um Stichwortgeber zu sein für die anderen Rollen, dass der halt mal reinwirft. Zum Beispiel akzeptiere das Chaos, wenn wir grade Chutes sehen, die total am Rad dreht. Ansonsten hab ich die Figur nicht so richtig zu greifen gekriegt. Offensichtlich soll die drauf referieren auf den Dillen, der seine Autobiografie geschrieben hat, so als Bekenntnis, Literatur. Aber es ist nicht so wichtig, weil die Rolle hat keine Geschichte, sondern kommentiert den Film und ist so ein tragendes Element im Film. Ich hätte noch ein Zitat von Bob Dillen selbst. Bob Dillen, also als kleines Abschlusszitat für diese Folge von Bob Dillen. Könnte auch eine Songzeile sein. Toll. Das ist Bob Dillen. Und das fasst auch ganz gut den Film zusammen. Vielen Dank, Flor, dass wir diesen Film noch mal geschaut haben. Vielen Dank, dass du ihn empfohlen hast. Ich hatte ihn gar nicht mehr auf dem Schirm. Ich bin froh, dass ich ihn noch mal gesehen habe und einmal mein Bob-Dillen-Wissen auffrischen konnte. Der macht noch mal eine ganze Welt auf. Und es lohnt sich. Schaut ihn euch an. Es ist nur der 8, wenn man die Stolper-Phasen mit reindreht. Und der Chaplin, den sie nicht mit reingenommen haben, den Charlie, der eigentlich auch noch rein sollte. Ja. Ja, toller Film. Vielen Dank. Gerne. Ich bin gespannt, was wir nächste Woche machen. Ich auch. Bis dann. Ciao. Wir haben noch was zu klären. Wir brauchen einen Film fürs nächste Mal. Wir brauchen einen Film. Hast du denn schon was für nächste Woche geplant? Ich glaube, du magst Lars von Trier auch, oder? Ich mag ... Ja, ja. Mir wurde bei Antichrist sehr schlecht. Kennst du den Nachbarn? Ja. Das war der Film, wo er beim Festival saß und gesagt hat, ich bin ein Nazi. So, was ist denn das hier? So ein Sausage-Fest. Die ganze Zeit nur zwei Kerle, die sich über Filme unterhalten. Maya. Hallo, Maya. Wie kommst du in meine Küche? Ich habe einen Schlüssel, weißt du doch. Wie kommst du an dein Mikrofon? Magie. Als ob ich es vorher aufgebaut hätte. Achtung, Spoilerwarnung. Wir haben nächste Woche einen Gast zu besuchen. Ja, wir haben uns jetzt für Melancholia entschieden. Unser Gast muss auch einen Film aussuchen. Kein Thema. Wenn ich mir Melancholia angucken muss, dann kriegt ihr was richtig Fieses. Oh mein Gott. Schon mal was von Bollywood gehört? Drei Stunden lang ein Mann verliebt sich in eine reiche Frau und dann tanzen sie? Diesmal nicht, aber ja, doch. Vom Prinzip her sehr nah dran. Okay, was hast du für uns? Ihr dürft euch Happy New Year angucken. Was mir jetzt überhaupt... Ich stille im Raum. Oh nein, dieser Happy New Year. Ich sage noch was dazu. Es ist ein Heist-Film a la Ocean's Eleven von 2014. Aus Bollywood. Also Gauner, die tanzen und singen. Genau. Großartig, ich bin voll dabei. Wir sehen uns nächste Woche in einer vernüglichen Dreierrunde. Mit Maya, unserer langjährigen Freundin, mit der wir dieses Konzept schon damals durchgezogen haben, dass jeder dem anderen einen Film aufdrücken darf. Und sie hat alle meine Filme gehasst. Melancholia und Happy New Year. Bis dann, bis nächste Woche, ciao.