Episode 19: I’m not there, Oldboy

Wir werfen einen Blick auf einen der ungewöhnlichsten Biopics der Filmgeschichte, I’m not there, der sich mit dem künstlerischen Wirken von Bob Dylan auseinandersetzt, und wir reden über den koreanischen Revengethriller-Klassiker Oldboy. Zwei große Filme aus den 2000er Jahren, von denen jeder auf seine eigene Art und Weise ungewöhnlich ist. Der eine als obskure Rachegeschichte zwischen Thriller, Action und Drama, der andere als diversifizierte Künstlerbiografie, die die Realität weit hinter sich lässt oder in symbolische Bilder kleidet.

Da die Schauspielleistung vor allem von Cate Blanchett als Verkörperung der Rock N Roll Seiten Dylans so unverschämt gut ist, schauen wir in unserer ersten Topliste darauf, welche Schauspielleistungen uns sonst noch besonders begeistern konnten. In der zweiten Topliste beschäftigen wir uns mit Rache im Film in den verschiedensten Formen.

Und am Ende des Podcasts gibt es noch eine kleine Überraschung. Unser Studio wird nämlich gekapert und wir werden uns nächste Woche wohl oder übel mit einem Filmgenre auseinandersetzen müssen, von dem wir beide so überhaupt keine Ahnung haben…

Oldboy [Park Chan-wook]

(Südkorea 2003)

Das koreanische Actionthrillerdrama Oldboy aus dem Jahr 2003 ist der zweite Teil von Park Chan-wooks Rachetrilogie, und der einzige Film aus dieser Reihe, der auch bei einem westlichen Publikum für großes Aufsehen sorgte. Und sieht man diesen Film zum ersten Mal, sollte einem auch ziemlich schnell klar werden wieso: Park erzählt einen stringenten Revengethriller im coolen tarantinoesken Stil, würzt diesen mit viel Noir, einer Menge Pathos, einigen düsteren Myteryelementen und einem finalen Plottwist, der dem Publikum den Boden unter den Füßen wegreißt. Dennoch ist Oldboy kein gefälliger Film. Er ist brutal, nicht nur in seinen Gewalt- und Actionsequenzen, sondern auch in seiner Logik, die einem radikalen Symbolismus folgt, in seiner Geschichte, die schwere Themen wie Inzest, obszessive Rache und Entkopplung von der zivilisierten Gesellschaft behandelt; und er ist brutal in seinen Bildern, die mal grotesk physisch daherkommen, mal traumwandlerisch, fast schon surreal.

Oldboy ist ein Brocken, ein Monstrum von seinem Film und zugleich die beste Werbung für das postmoderne koreanische Kino… Oder, Johannes?

I’m not there [Todd Haynes]

(USA 2007)

Sechs Schauspieler spielen Bob Dylan. Was für ein genialer Move. Bob Dylan scheint sich einer allgemein gültigen Charakterisierung zu entziehen. Immer wenn man glaubt, jetzt habe man ihn verstanden, entgleitet er einem, wie ein glitschiger Fisch.

Entsprechend entgleitet einem der Film „I’m not there“ aus dem Jahre 2007 immer wieder. Wo sind wir gerade? Hat er das wirklich eben gesagt? Wie tot? Bob Dylan lebt doch! Typische Gedanken beim Anschauen dieses Films, der sich nicht streng an biographische Wahrheiten hält, sondern sich an das Gefühl seiner Musik, seiner Zeit, den Protest, die Religion, den Drogenrausch und das undurchsichtige Ego Bob Dylans heranrobbt.

Aber haben wir Bob Dylan am Ende verstanden? Was meinst du Plor?

Transkript

Um den Zugang für Menschen mit Behinderungen zu erleichtern und um eine Volltextsuche nach Themen zu ermöglichen, haben wir beschlossen unsere Gespräche auch als Transkription zur Verfügung zu stellen.

Allerdings muss man dazu sagen, dass die heutigen Techniken automatisiert Transkriptionen herzustellen, doch immer wieder an ihre Grenzen stoßen und streckenweise unlesbare Texte hervorbringen. Eine händische Korrektur der Texte, ist ein Aufwand, der die Möglichkeiten dieses Podcasts bei weitem übersteigt. Trotz dieser Nachteile, überwiegen für uns die Vorteile einer (wenn auch fehlerhaften) Verschriftlichung.

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