Episode 100: Jubiläum mit Citizen Kane… dem besten Film aller Zeiten?
Hollywood 1940: Gefeiert für seine Theaterinszenierungen und Hörspiele und mit einer Carde Blanche seines Studios ausgestattet dreht der gerade mal 25jährige Orson Welles das fiktive Biopic Citizen Kane. Der Rest ist Geschichte: Wegen seiner eindeutigen Referenz auf den Mogul William Randolph Hearst wird der Film von dessen Medienimperium ignoriert und boykottiert. Erst später erfährt er peu à peu die Gerechtigkeit die er verdient: Zahllose Lobpreisungen, Auszeichnungen, ein Ehrenoscar für Orson Welles 1971, Aufnahme in den Filmkanon und dort wird er ganz nach oben gespült, bis er den berüchtigten Ruf hat, der beste Film aller Zeiten zu sein.
Dabei erleben wir hier doch eine recht simple Geschichte: Aufstieg und Fall des Charles Forster Kane. Als Erbe eines gigantischen Fonts und mit wenig Interesse für Wirtschaft und Industrie baut er mit der Tageszeitung Inquirer ein Medienimperium auf, heiratet zweimal, baut seiner zweiten Frau ein Opernhaus und schließlich einen gigantischen Palast im nirgendwo. Und dennoch scheint er in seinem Leben kein Glück gefunden zu haben, was seine letzten, voll Bedauern ausgesprochenen Worte “Rosebud” allzu deutlich machen. Die Handlung des Films selbst ist dann auch nicht mehr als die Jagd eines Reporters nach dem Sinn dieser Worte mit der Hoffnung, dadurch den Bürger Kane verstehen zu können.
Also wie kommen wir ran an das vermeintliche oder echte Meisterwerk? Versuchen wir es mal so: Johannes, du hast endlich deinen Lehrstuhl an einer der renommiertesten Filmschulen des Landes erhalten. Was aus Citizen Kane nimmst du mit für deine erste Vorlesung?
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: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 100: Jubiläum mit Citizen Kane… dem besten Film aller Zeiten? Publishing Date: 2022-11-30T13:45:01+01:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2022/11/30/episode-100-jubilaeum-mit-citizen-kane-dem-besten-film-aller-zeiten/ Ladies and Gentlemen, live on tape aus den legendären Mussmannseen-Studios in Berlin die hundertste Folge des Mussmannseen-Podcasts. And for a boy you may be sure that he'll do all he can. Who is this one? Who is this one? His favorite son. His favorite son. His favorite son. His favorite son. Und hier sind sie, ihre Gastgeber, Florian Bayer und Johannes Franke. Stimmung! Konfetti! Hundertste Episode! Oh mein Gott! Und wie ihr vielleicht an der Musik erkannt habt, weil ihr kennt den Film natürlich und auch das berühmte Lied in diesem Film. Heute reden wir über einen ganz großen, über den großen, über das Meisterwerk der Filmgeschichte. Citizen Kane, den besten Film aller Zeiten, den mutmaßlich besten Film aller Zeiten. Denn wir werden heute den Mythos debanken oder sowas. Werden wir das? Ich weiß nicht. Ja, ich weiß es auch noch nicht. Also es wird auf jeden Fall total spannend. Ich habe Johannes den Film aufgegeben, weil ich gedacht habe, okay, ja, Citizen Kane ist einfach der Film, der immer genannt wird. Wenn es um Toplisten geht, wir werden auf jeden Fall in die Geschichte gehen, woran das liegt. Warum wird der Film immer wieder genannt als bester Film aller Zeiten oder als zumindest irgendwo in den Top Ten? Ganz weit oben als größter amerikanischer Film, such dir irgendwas aus. Es gibt tausend Lobarien darauf. Und ich dachte, für eine Jubiläumsepisode, für eine hundertste, brauchen wir was Großes. Und ich glaube, das passt dann auch. Erstmal herzlichen Glückwunsch, dass du durchgehalten hast, mit mir hundert Episoden lang hier an meinem Küchentisch zu sitzen. Meinen Scheiß zu ertragen zu deinem hervorragenden wissenschaftlich sehr eintierten Zeug. Hör auf, hör auf. Es war eine große Freude. Die letzten hundert Episoden, die letzten neunzig Episoden, mal sehen, ob ich das nach dieser Episode immer noch sage, waren immer ein großes Vergnügen. Egal, ob wir einer Meinung waren, egal, ob wir gestritten haben, es gibt beides. Also Leute, hört euch durch unser Archiv durch. Wenn ihr hören wollt, wie wir streiten, dann empfehle ich, um mal aus dem Nähkästchen zu plaudern, gar nicht so lange hier eine relativ aktuelle Folge, die Reifeprüfung, da streiten wir ordentlich. Das ist so ein bisschen New Hollywood Klassiker versus Feminism. Aber es gibt noch viel mehr, worüber wir streiten. Wir streiten über sowas wie The Wizard of Gore, den ich für ein Horrorfilmeisterwerk halte. Johannes ist der Meinung. Schrecklich, schrecklich. Eine der ersten Episoden, es war, oh Gott, da habe ich schon gedacht, sollten wir diesen Podcast weitermachen? Ich weiß ja nicht, ob ich mir da zu viel aufgehalte. Als gleiche Episode Dr. Who, wo wir auch unterschiedlicher Meinung sind. Und da habe ich gedacht, ja, wir sollten diesen Podcast weitermachen. Das ist unbedingt, ich will Flora zwingen, Sachen zu gucken. Und ich möchte, dass sie vor dem offenen Mikro fertiggemacht werden. Die Dinge, die ich liebe. In der Geschichte dieses Podcasts haben wir sehr oft gestritten, zum Beispiel über Wes Anderson, den wir mehrmals besprochen haben. Ja, aber eigentlich in deinem Herzen liebst du ja Wes Anderson weiterhin. Oh nein, Flora, das sagst du jetzt so, damit die Leute glauben, dass wir kontrovers sind. Aber eigentlich bist du immer meiner Meinung, ne? Johannes ist der große Wes Anderson-Liebhaber von uns beiden. Ich bin da doch konträrer Meinung, habe immer Kritisches einzurwerfen. Möchtest du Tee? Oh ja, sehr gerne, bitte. Um dich mal von deinem Rant gegen meine Sachen abzuhalten. Egal ob der fantastische Mr. Fox oder jüngst hatten wir den jüngsten Film von Wes Anderson, wo wir auch geteilter Meinung waren. French Dispatch. Wenn ihr überspringen wollt, wie wir uns gegenseitig den Arsch küssen, dann geht mal 20 Minuten weiter in die Episode rein oder so. Johannes kann ich immer mit Actionfilmen ärgern. Also unvergesslich die großartige Episode, in der wir über Kommando reden. Oh fuck, Alter. Johannes war begeistert. Total. Aber Johannes kann man auch sehr gut mit Surrealismus ärgern. Deswegen kann ich nur empfehlen, in die Episode reinzuhören, wo ich ihm The Holy Mountain vorsetze von Alejandro Jodorowsky. Ja, Plor ist ein bisschen der Typ, der mir unbedingt Bildung anempfehlen will. Ich hab das Gefühl, dass Plor der Meinung ist... Ja, und Johannes macht gleich Milch in den Tee, obwohl ich gar keine Milch trinke. Oh, Alter. Stimmt, verdammt. Oh, tut mir leid. Ich kann damit trinken diesmal, vielen Dank. Das war so ein Automatismus, weil ich das bei mir mache. Plor, wie schmeckt der Tee jetzt mit Hafermilch? Auch gut. Auch gut? Dann mach ich das jetzt öfter. Okay, vielen Dank, Plor, dass du das zu 100 Episoden durchgehalten hast und dass du das die nächsten 500.000 Episoden auch noch durchhalten lässt. Auf jeden Fall. Es war immer eine Freude und ich glaube, es wird auch heute eine Freude. Und ich bin total gespannt, was du zu Citizen Kane zu sagen hast, den du vorher nicht kanntest. Diese Episode schon mal vorweg wird die Hölle, weil wir 200.000 Stunden über diesen Film reden könnten. Und ich weiß nicht, wie viel davon wir durchziehen, aber es gibt so viel zu wissen und es gibt so viel spannendes zu wissen, egal wie gut der Film ist oder nicht. Oder ob wir jetzt finden, dass der Film toll ist oder nicht, aber es ist wahnsinnig interessant, sich darüber zu informieren. Und es gibt immer mehr und immer mehr. Es ist eine Pandora's Box, die man da aufmacht. Ja, auf jeden Fall. Ich hab auch ein Fass ohne Boden, die Recherche. Ja, absolut. Und ich hab den Film auch ausgesucht, weil ich dachte, okay, lass uns mal gucken, ob wir zusammen den Mythos dieses Films debanken können, wie du schon gesagt hast. Es ist schon lange her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Und ich sage gerne, wenn es so um Filmgeschmack geht, rede ich gerne vom Citizen Kane Effect, der Filme betrifft, die allgemein hoch geachtet werden. Und die man dann guckt und sieht so, ah ja, ich verstehe warum, aber ich kann nicht ganz mitgehen. Das hat sich bei mir so eingebrannt, das Citizen Kane Effect zu nennen. Ich glaube, ich habe es bei Sunset Boulevard zum Beispiel genannt, über den wir gelesen haben. Ja, stimmt. Und es ist vielleicht auch ein bisschen unfetter, dass ich das gemacht habe. Und war auch einfach, weil das bei mir so im Gedächtnis war, vielleicht hat sich das jetzt auch wieder ein bisschen geändert. Na, jetzt bin ich mal gespannt. Oh, Teaser, Teaser. Lass uns drüber reden, ich habe einen kleinen Einstiegstext und dann bin ich ran ans Werk. Okay, ich bin gespannt. Herzlichen Dank. Hollywood, 1940. Gefeiert für seine Theaterinszenierungen und Hörspiele und mit einer carte blanche seines Studios ausgestattet, dreht der gerade mal 25-jährige Orson Welles das fiktive Biopic Citizen Kane. Der Rest ist Geschichte. Wegen einer eindeutigen Referenz auf den Medienmogul William Randall First wird der Film von dessen Medienimperium ignoriert und boykottiert. Erst später erfährt er pörpödige Rechtigkeit, die er verdient. Zahllose Lobreisungen, Auszeichnungen, ein Ehrenosgar für Orson Welles 1971, Aufnahme in den Filmkanon und dort wird er ganz nach oben gespült, bis er den berüchtigten Ruf hat, der beste Film aller Zeiten zu sein. Dabei erleben wir hier doch eine recht simple Geschichte. Aufstieg und Fall des Charles Forster Kane. Als Erbe eines gigantischen Fonds und mit wenig Interesse für Wirtschaft und Industrie baut er mit der Tageszeitung Inquire ein Medienimperium auf, heiratet zweimal, baut seiner zweiten Frau ein Opernhaus und schließlich einen gigantischen Palast im Nirgendwo. Und dennoch scheint er in seinem Leben kein Glück gefunden zu haben, was seine letzten vollbedauernd ausgesprochenen Worte Rosebud allzu deutlich machen. Die Handlung des Films selbst ist dann auch nicht mehr als die Jagd eines Reporters nach dem Sinn dieser Worte, mit der Hoffnung dadurch den Bürger Kane besser verstehen zu können. Also, wie kommen wir ran an das vermeintliche oder echte Meisterwerk? Versuchen wir es mal so. Johannes, du hast endlich deinen Lehrstuhl an einer der renommiertesten Filmschulen des Landes erhalten. Was aus Citizen Kane nimmst du mit für deine erste Vorlesung? Hast du dir für die hundertste Episode gesagt, heute gebe ich mal den größten Fettnapf direkt vor Johannes Füße, dass er auf jeden Fall reintritt, weil die Frage kann man ja... Okay, also nochmal, ich versuche es. Die Frage ist, nochmal. Was würdest du aus diesem Film mitnehmen und ich meine, du bist ein Ästhetiker, du findest mit Sicherheit irgendwas, was du deinen Filmstudentinnen zeigen würdest, um zu sagen, Leute, hier könnt ihr was lernen. Also, ich zeige diesen Film in voller Länge, setze dann ein zweites Screening an und schreibe jeden auf, der nicht kommt. Der fällt auf jeden Fall durch. Und sage dann, macht euch euren eigenen Gedanken. Okay, versuchen wir erst mal mit einer anderen Frage. Was hast du gedacht, was ich machen würde? Der Film hat so einen riesigen Kanon an Sachen, die man sagen könnte, wo man sagen könnte, das müsst ihr unbedingt mitnehmen aus dem Film. Was soll ich denn da rausziehen? Ich hatte gehofft, dass ich von dir so ein pointiertes Ding kriege, wo ich zumindest schon mal einschätzen kann, wie du den Film wahrgenommen hast, wie du den Film empfunden hast. Und du warst jetzt, dass wir jetzt genauso nichts sagen wie dieses Roastbutt, wenn man es hört. Ja, das war dein persönliches Roastbutt. Also, Johannes, wie hat dir der Film gefallen? Also, gehen wir mal von der ganz anderen Seite ran. Masterpiece ist ja das Wort für das eigentlich Gesellenstück. Also das Stück, was man, wenn man fertig ist mit der Ausbildung, den Leuten präsentiert und sagt, guck mal, das ist jetzt die Höhe meiner Fähigkeiten, die ich gelernt habe, das ist das Beste, was ich jetzt in dem Moment zusammen bekomme, weil ich ausgelernt habe, bin ich jetzt im Kreise der Masters, also das, eine Meisterprüfung quasi. Ja. Bin ich jetzt aufgenommen, ja oder nein? So. Und dann gibt's dieser Bursche. Er ist 25. Er hat mit 24 angefangen, das Ding zu machen. Dieses Ding ab und sagt, darf ich jetzt Filmemacher sein? Und du sagst, ist das okay? Und du denkst dir, what the fuck, Alter? Und das ist normalerweise der letzte Film, den du abgibst und sagst, ich habe über die Jahre so viel gelernt, ich gebe jetzt das hier ab. Und vielleicht in my humble opinion, das ist das Beste, was ich in 80 Jahren machen konnte. Verdammte Scheiße. Und das Geile ist, er hat das abgegeben und gesagt, ist das okay? Und das Feuilleton hat gesagt, ja. Und wir reden hier nicht, dazu kommen wir noch, wir reden hier nicht von Hearsts Medien Imperium, das es ignoriert hat, sondern wir reden von der Kritik der damaligen Zeit. Die haben gesagt, ach, vielleicht ein bisschen konservativ? Oder die haben gesagt, was soll denn der Mist, also du hast überhaupt keine Ahnung vom Filmmachen, sowas macht man nicht. Das widerspricht allen Regeln. Oder die haben gesagt, oh, das ist viel zu lang, das ist zu langweilig. Also ich meine, es gab auch gute positive Stimmen. Also so ist es nicht. Es gab schon wirklich viele positive Stimmen auch. Aber es ist natürlich so, dass man natürlich sich absolut bewusst war in der Zeit, dass das ein 25-jähriger Bursche ist, der da irgendwie was abgibt, was für dich Größenwahnsinnig ist. Und du dann natürlich eigentlich als gestandener Filmemacher oder als gestandener Filmkritiker dir fast nicht die Blöße geben kannst und sagen kannst, what the fuck, wie krass, ein Meisterwerk. Das kannst du am Anfang nicht. Ich glaube, dass die meisten einfach mit ihrem Ego sich selbst im Weg standen und einfach nicht zugeben konnten, dass dieser Typ es einfach mal geschafft hat, alle Filmgeschichte bis dato einmal in einen Film zu packen und die besten Entscheidungen für die besten Szenen zu fällen. Woran die meisten Regisseure ihr Leben lang scheitern. Versuchen wir mal ganz kurz, auf diesen 25-jährigen Burschen zu sprechen. Orson Welles ist unser 25-jähriger Bursche. Und auch wenn das sein quasi Filmdebüt war, er hat davor Too Much Johnson gedreht, eine Stumpffilmkomödie, 1938. Ignorieren wir das kurz. Er war ein Star. Er war kein Filmemacher-Star, aber er war ein totaler Star. Und deswegen wollte ihn Hollywood auch. Also genau genommen Hollywood in diesem Fall verkörpert durch RKO Pictures. Die wollten ihn haben. Die wollten ihn schon lange. Es gab ja schon wirklich viele so Angebote. Mach doch mal das, mach doch mal hier, mach doch mal da. Weil er galt einfach als Wunderkind. Und zwar zum einen wegen seiner Theaterarbeiten. Shakespeare, er hat richtig viel Shakespeare gemacht. Ja, und seine Shakespeare-Inszenierungen gelten als die besten Shakespeare-Inszenierungen der damaligen Zeit. Er hat da wohl ganz krass modernisiert am Broadway Julius Caesar interaktiv aufgeführt. Mit Beteiligung des Publikums. Und auch wirklich dieses, eben nicht wir machen eine Exegese von Shakespeares Ästhetik, sondern wir versuchen das in die Moderne zu holen. Was damals einfach was Neues war. Er hat ein Voodoo Macbeth gemacht. Allein der Titel ist total geil. Also er ist einfach einer der Gründerväter des modernen und postmodernen Theaters. Mit dem Konzept, wir bringen Stücke nicht einfach nur in der Exegese auf die Bühne, sondern wir machen was Neues damit. Wir bringen die in die Moderne. Und das war nur das eine. Das zweite waren seine Radiosachen. Und die Geschichte kennt jeder. Krieg der Welten. 1938 eine große Hörspiel-Radio-Produktion. Unglaublich gut rezipiert. Es gibt diese Geschichten von Massenpanik, die er ausgelöst hat, weil die Leute dachten, es kommen wirklich Aliens. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus Pressefabrikat, weil die Boulevardpresse einfach Spaß dran hatte. Und Propaganda des Radios, also Werbung. Einfach ganz banal. Orson Welles hat hier ein so gruseliges Hörspiel, Hörbuch, eingesprochen, dass die Leute gedacht haben, es kommen wirklich Aliens auf die Erde. Das müsst ihr hören. Auf jeden Fall, er war famous. Und genau, wie du schon gesagt hast, die haben sich mehrmals um ihn beworben. Und 1939 ist er dann endlich in Hollywood gelandet, nachdem wir davor an der anderen Seite Amerikas waren, der Ostküste. Plus mal kurz für die Klärung der Situation damals. Viele würden sich jetzt heute wundern und sagen, der hat Theater gemacht, das interessiert doch keine Sau. Was ist das denn? Das ist eine andere Zeit. Also wenn es jetzt um die 40er, 50er geht, also eigentlich eher die 40er oder 30er, 40er, dann hast du zwar ein Hollywood, das schon irgendwie besteht und das irgendwie auch famous ist und das irgendwie tolle Leute hervorgebracht hat, aber Theater ist immer noch ein riesiges Ding. Das ist das Entertainment-Ding überhaupt. Es gab noch keinen Fernsehen. Es gab einfach, es war einfach, viele berühmte Leute hast du wegen ihrer Theaterarbeit gesehen. Du hast als Persönlichkeit nicht stattgefunden, weil du Filmschauspieler warst, sondern größtenteils, weil du ein großartiger Theater-Schauspieler warst. Und das ist heute einfach völlig anders und das muss man ein bisschen verstehen für die Einordnung der Zeit und woher er kommt und warum er so famous war. Er war auf jeden Fall ein großer Mann, das Studio wollte ihn unbedingt haben. Er war zwar erst 25, aber die waren froh ihn zu kriegen und deswegen wurde er wirklich mit dieser Carte Blanche ausgestattet. Die haben gesagt, du kriegst Budget, du kriegst Möglichkeiten, du kriegst kreative Freiheiten, was damals schon ungewöhnlich war. Also fast gar nicht zu machen. Griffith. Ich würde Griffith als einzigen nennen, der damals tatsächlich von Produktionsseite so eine Carte bekommen hat. Hier, mach was du willst und egal, was du am Ende abgibst, ist in Ordnung. Was den Ku Klux Klan als großer Helden auftreten. Ja, genau. Dazu kann es halt auch führen. Und ansonsten sind es halt dann irgendwie Leute wie Chaplin oder sowas, die auch machen konnten, was sie wollten, aber nur weil sie ihre eigene Produktionsfirma besaßen. Der durfte dann, als er das selber bestimmen konnte, natürlich machen, was er wollte, weil er war ja selber. Mit dem Grund, warum viele Regisseure, die sich als Autorenfilmer verstanden haben, ihre eigenen Produktionsfirmen gegründet haben, weil es im Studiosystem nicht möglich war. Zuerst wollte er Herz der Finsternis verfilmen, das berühmte Buch von Joseph Conrad. Aber stimmt das Wort wollte oder eher das Wort sollte? Ich glaube irgendwas dazwischen. Also Herz der Finsternis ist sowas Orson Welles gedreht hat, das passt zu ihm. Das passt so in sein Beuteschema. Und das Ding ist dann ja auch in der Finanzierung gescheitert. Ich glaube schon, dass das auch ein bisschen Wunsch von ihm war, dass der damit gespielt hat. Und Herz der Finsternis wurde sehr viel später komplett anders verfilmt von Francis Ford Coppola als Apocalypse Now. Herz der Finsternis handelt eigentlich von einem Handelsreisenden, glaube ich, der durch Afrika reist und da im tiefsten Urwald quasi auf die düstere Seite des Menschen trifft, also auf seine eigene düstere Seite. Und Coppola hat es dann später in den Vietnamkrieg verlegt. Tolles Buch, tolle Verfilmung. Hat nicht geklappt mit der Finanzierung und deswegen hat er dann Citizen Kane gedreht. Und dann gab es diesen Stress mit Herz, auf den wir noch zu sprechen kommen werden. Und der Film war nicht so erfolgreich, wie er sein sollte. Der Film war eigentlich fast, er war kein Flop, das ist zu viel gesagt. Das wird manchmal so in der mythologischen Erzählung jetzt gerne gesagt, der Film war ein kompletter Flop, ist bei allen durchgefallen, alle haben ihn ignoriert. Das stimmt nicht. Er hatte viele Oscar-Nominierungen und es wurde auch davon ausgegangen, dass er mehr Oscars gewinnt, als er dann letzten Endes gewonnen hat. Also nur einen gewonnen, ne? Genau. Es wird auch so ein bisschen, das Drehbuch, es wird auch so ein bisschen kolportiert, dass das auch damit zusammenhing, dass Herz Stunk gemacht hat. Und definitiv die Rolle von Herz kann man nicht unterschätzen, was das betrifft. Der hat nicht nur, der hatte einfach die meisten Tageszeitungen und so und der hat einfach dann die Agenda aufgegeben, die ignorieren den Film, die schreiben nicht drüber. Und dann hat er auch Kinos angesprochen und gesagt, ey, wenn ihr nochmal irgendwas mit mir zu tun haben wollt, der hat auch Filmproduktionsgesellschaften, dann zeigt ihr diesen Film nicht. Nur um das ganz kurz zu klären, der Film spielt ein bisschen mit Hursts Leben und Hurst wird nicht besonders gut dargestellt, wenn man das so interpretieren möchte. Aber über Hurst können wir ja später nochmal ausführlicher reden. Genau. Und dann, was tatsächlich so, ja, okay, von der Kritik gefeiert, er war halt schon irgendwie ein Star auch, aber nicht so erfolgreich, wie er gedacht hätte. Und er ist dann tatsächlich, ein paar Jahre später ist Orson Welles nach Europa und hat da dann gedreht. Mit Rita Hayworth heiratet er in der Zeit, 1943 hat er Rita Hayworth heiratet, 1947 ging die Ehe zu Ende. Und er hat dann auch die Filmografie von Orson Welles, was große Filme betrifft, ist relativ überschaubar. Ende der 40er hat er das Drehbuch geschrieben und die Hauptrolle in Der Dritte Mann gespielt. Das ist so ein zweiter großer Film, mit dem er assoziiert wird. Aber das war eine Zeit der sowohl privaten als auch künstlerischen Misserfolge. Er hat in ganz vielen Sachen mitgespielt, um seine Filme selbst finanzieren zu können. Und dann hatte er irgendwann den Ruf so, Quantität über Qualität, so, oh, ne, nicht schon wieder was mit Orson Welles, ey, ich kann es nicht mehr sehen. Weil er wirklich alles gespielt hat, um Geld zu kriegen. Und hat dann zumindest Mitte der 40er stand er dann in der McAfee-Ära auf der schwarzen Liste. Bis in die 50er hinein galt als Kommunisten-Freund oder sogar Kommunist, was es ihm auch schwer gemacht hat. Ja, aber das ist ja vor allem wegen Hearst, ne. Hearst hat ihn ja sofort als Kommunisten bezeichnet. Und die McAfee-Leute, die waren ja sehr, die sind ja sehr auf sowas aufgesprungen sofort. Also sieht man auch bei der Chaplin-Geschichte und so weiter. Charlie Chaplin hatte jetzt das Problem auch. In 1958 kam sein zweiter richtig großer Film, das ist im Zeichen des Bösen. Denen viele noch, viele kennen, die sich irgendwie so ein bisschen mit Orson Welles auseinandersetzen. Und dazwischen halt immer so ein bisschen was. Er hat Shakespeare versucht zu verfilmen. Er hat Shakespeare zweimal verfilmt, Macbeth und Nutello. Er hat den Prozess von Franz Kafka 1962 verfilmt. Und er hat so einen Shakespeare-Episoden-Film gemacht, den ich nicht gesehen habe. Der heißt Fall Stuff. Da sind so verschiedene Shakespeare-Episoden eingekommen, auch 60er Jahre. Und sein letzter komplettierter Film ist aus dem Jahr 1974 ein Fernsehfilm. Das ist so eine Fake-Dokumentation, die sich mit einem Kunstfälscher auseinandersetzt. Und selbst so ein bisschen Wahrheit und Fiktion durcheinanderspielt. Also will sagen, Orson Welles hatte diesen großen Film, wurde auch gefeiert dafür. Aber in den folgenden Jahren hat er die ganze Zeit gekämpft. Er hatte so zwei, drei große Sachen, eben im Zeichen des Bösen und der Prozess und der dritte Mann. Und ansonsten war er eher dafür bekannt, dass er einfach alles Mögliche macht. Und es hat sich so ein bisschen geändert. Erst Anfang der 70er Jahre hat er einen Ehren-Oscar gewonnen, 1971. Was so ein bisschen spätere Gerechtigkeit war. Und das ist auch so die Zeit, in der dann die nachgeholte Rezeption von Citizen Kane fällt. Auf die wir auch noch zu sprechen kommen. Tut mir leid. Liebe Leute, die Episode zu strukturieren war wirklich schwer. War schwer und wird schwer. Wir werden deswegen eventuell ein paar Mal sagen, wir kommen darauf zu sprechen. Die Rezeption von Citizen Kane holen wir später nach. Und gestorben ist Orson Welles dann 1985. Aber vor seinem Tod hat er noch sehr viele Ehrungen erhalten für diesen Film. Und konnte wahrscheinlich auch recht zufrieden feststellen, dass der Film doch nochmal stärker rezipiert wurde. Aber gehen wir zurück zu dem 25-jährigen Burschen, der in Hollywood ankommt und sagt, das ist ja wie The Greatest Electric Train Set A Boy Ever Had. Ja, also Spielplatz. Man kann da irgendwelchen Scheiß machen, man kann alles Mögliche damit anfangen. Aber richtig ernst genommen hat das halt auch nicht, habe ich das Gefühl. Er ist so ein bisschen das, was ich von außen sehen würde als Hollywood-Filmemacher, der großes Studio leitet. Lieber Herr Welles, wir hätten da ein Angebot für Sie. Sie können machen, was Sie wollen. Und der sagt dann, ne interessiert mich nicht, ich mache lieber weiter Theater. Und du denkst dir, what the fuck, ich habe dir gerade was gegeben, was niemand bekommt normalerweise. Du darfst alles, bitte arbeite für uns. Das ist eine Ignoranz und Arroganz, die man sich erstmal erlauben muss. Und er hat es sich natürlich erlauben können, wegen seiner Berühmtheit und so weiter. Und möchte ich ihm das natürlich auch gönnen, weil man vielleicht wirklich gar kein Interesse an Filmen hat. Aber es kommt natürlich erstmal komisch rüber. Und er hat anscheinend tatsächlich nicht so viel Interesse an Filmen gehabt. Er kannte sich nicht aus mit Filmen. Und dann hat er damit angefangen und hat dann plötzlich gemerkt, wow, okay Pandora's Box, da gibt es so viele Möglichkeiten. Man kann so viel machen. So viel rumspielen. Und dann hat er sich wirklich Filme teilweise 40 mal angeschaut und wieder und wieder und wieder. Und hat sich alle möglichen Techniker rangeholt, hat sich den Lichtmenschen rangeholt, hat mit dem zusammen den Film geguckt und hat gesagt, jo, wie macht man das dann? Das will ich, genau, das will ich machen. Wie macht man das, wie macht man das? Und hat echt sich eine eigene Filmschule zusammengebaut. Retrospektiv hat er gesagt, ich habe nach Sachen gefragt, die eigentlich nur ein blutiger Anfanger hätte fragen können. Ich wollte Sachen. Um die zu wollen, muss man ignorant genug sein, um zu denken, oh, das ist ja kein Problem. Und Gott sei Dank waren die Leute, mit denen ich zusammengearbeitet habe, da und haben gesagt, ja, das machen wir mit dir. Allen voran der Kameramann. Allen voran der Kameramann. Allen voran der Kameramann. Ich wollte, Greg Toland, ich wollte ganz kurz, bevor wir zur Kamera kommen, Hermann J. Mankiewicz, sein Autor slash Co-Autor für diesen Film. Slash Drunk. Perfekte Besetzung dafür, weil der war oft Gast in Hearst Castle. Hearst Castle, um nochmal auf unseren Medienmogul zurückzukommen, war das Xanadu von diesem Hearst. Das war der Ort, wo die großen Partys stattgefunden haben. Das heißt, er kannte diese Welt, er kannte die Welt des Medienimperiums und des Medienimperialisten. Wells hatte so ein Theaterstück entwickelt schon mal, wo es irgendwie um das Leben eines Menschen geht. Lebenslauf eines Menschen erzählt aus der Sicht seiner Mitmenschen, seiner Zeitgenossen. Und daraus hat er zumindest die Idee entwickelt. Aber es kam dann ganz viel von Mankiewicz. Und es ist bis heute, es ist Teil von hitzigen Debatten im Företon, wie viel Wells gemacht hat und wie viel Mankiewicz gemacht hat. Ich glaube, ich glaube, die richtigen Stimmen gefunden zu haben, die das wirklich nochmal aufgeschlittelt haben, die wirklich alles nochmal durchgearbeitet haben und eigentlich Tag für Tag geschaut haben, wie hat sich das Skript entwickelt und wer hat dabei was beigetragen. Und es scheint wirklich so zu sein, als dass Orson Welles wirklich beträchtlichen riesigen Batzen beigesteuert hat. In den 70ern gab es von einer Filmwissenschaftlerin einen Essay, das ziemlich hart mit Welles ins Gericht gegangen ist und gesagt und Inhalt war eigentlich, das Ding ist zu 100 Prozent von Mankiewicz geschrieben. Wells hat allen Credit auch für sich beansprucht und das ist total ungerecht. Und jetzt stellen wir Gerechtigkeit her. Wie das so ist bei solchen Debatten, wurde dieser Text wiederum heftig angegriffen in den 80er Jahren dann. Nicht nur, weil die Autorin einfach sehr ungerecht Wells gegenüber war, sondern weil sie offensichtlich sich auch bei Ideen von jemand anderem bedient hat. Oh, die Ironie. Ja, genau. Ja, also es ist davon auszugehen, dass Wells sehr viel beigetragen hat. Und Wells war auch, Wells war nicht so, dass er alles für sich beansprucht hat. Er hat zum Beispiel, Wells hat gesagt, Mankiewicz ist Rosebud. Von dem kommt die Rosebud-Idee. Absolut, ja. Er hat das nicht geleugnet. Das Studio war ja das Problem, weil es gab einen Vertrag mit Mankiewicz, das hieß, er ist eigentlich nur Script Doctor, also der einfach korrigiert, dass er gar nicht in den Credits erwähnt wird. Und dann hat Mankiewicz, weil er ja doch sehr viel geschrieben hat für das Drehbuch auf der Ranch in Victorville, als er dann erfahren hat, dass RKO, das Studio, ihn nicht in den Credits nennen will, hat er für Trouble gesorgt und hat sich mit der Screenwriters Guild zusammengetan und hat den einfach gedrohten, hat gesagt, ich verklage euch und ich kann hier richtig Ärger machen. Man muss bloß dazu sagen, dass das ihm eigentlich von Anfang an klar war. Er war ja wirklich als Script Doctor angestellt und das war common knowledge. Also es war für jedem klar, dass als Script Doctor du nicht erwähnt wirst, du kriegst keinen Credit. Und er hat halt dann irgendwann gemerkt, ja, meine Arbeit wird so groß, dass ich das irgendwie einklagen muss, dass er wusste schon, dass er keine Credit bekommen würde. Und dann hat eben die Arbeit so einen Anteil eingenommen, dass er gesagt hat, ich werde jetzt anfangen zu versuchen einen zu bekommen. Was auch irgendwie Sinn macht. Natürlich. Also wenn man merkt, ich bin hier eigentlich ganz stark mit Drehbuch, heute bin ich einfach nur jemand, der ein bisschen was korrigiert, dann will ich dafür auch irgendwie gewürdigt werden. Und das Studio hat nachgegeben. Er wurde in den Credits erwähnt und er hat dann ja auch den Oscar gekriegt, den einzigen Oscar, den der Film gekriegt hat für den besten Drehbuchautor. Genau. John Houseman ist der zweite Co-Autor, der allerdings tatsächlich ein bisschen untergegangen ist in der Rezeption, der aber wohl auch wirklich nicht viel zum Drehbuch beigetragen hat. Ja, Kamera. Ja stimmt, der Kamera. Also wenn es einfach darum geht, ich glaube in der großen Blase bewegen wir uns jetzt gerade, was für krasse Leute sich Orson Welles rangeholt hat, beziehungsweise was für Glück er hatte, das was für Leute sich angeboten haben mit ihm zusammenzuarbeiten, dann ist natürlich der Kameramann einer der wichtigsten Personen. Orson Welles hat ihm Credit mit ihm zusammen. Also es gibt ja diese Abschlusskarten, diese Creditkarten Regie Orson Welles. Und auf der gleichen Karte hat er den Kameramann erwähnt. Craig Toland. Was, weil der wirklich, Orson Welles hat gesagt, er hat 50% des Films ist ihm zu verdanken. Und 50% ist schon echt viel. Weil dann natürlich die Licht und Sound und die Schauspieler und so weiter, die kommen ja alle dazu. Und dann haben die alle zusammen nur noch 50% beigetragen. Also ich würde nicht zu viel Zahlen und Zahlen Pornografie betreiben. Aber es bedeutet einfach sehr viel, dass er sagt 50% des Films ist von ihm, weil das kannst du nicht mal überbewerten. Was der für Arbeit geleistet hat für den Film ist echt krass. Craig Toland war sowas, was man als Hollywood-Urgestein bezeichnen könnte. Der hat vor Citizen Kane sehr viel mit Howard Hawks zum Beispiel gearbeitet und mit John Ford, um einen Film zu nennen, Früchte des Zorns, so ein Klassiker des alten The Good Old Hollywood, wo er die Kamera gemacht hat. Der hat was von seinem Geschäft verstanden. Aber man darf glaube ich auch nicht unterschätzen, wie Orson Welles ihn dazu getriezt hat. Unkonventionell zu arbeiten und ungewöhnliche Ideen auch einzubringen. Weil Orson Welles hat glaube ich viel, viel out of the box gedacht, weil er eben nicht in diesem Studio und nicht in diesem Kamerasystem drin war. Und auch weil er die richtigen Filme geguckt hat auf jeden Fall. Orson Welles hat sich im deutschen Stummfilm herumgetrieben sehr viel. Also Murnau war einer oder Robert Wiene war einer von denen, mit denen er sich beschäftigt hat. Und er war vor allem angetan von den Bildern des deutschen Stummfilms, des Expressionismus. Und das sieht man natürlich auch im Ergebnis. Aber man muss natürlich dazu sagen, dass der Kameramann auch sich vorgeschlagen hat, er hat sich selbst beworben und er hätte eigentlich sich niemals bewerben müssen irgendwo. In dem Standing, was er hat, hätte er sich nicht hinsetzen müssen und sagen, ich würde gerne mit Welles arbeiten, sondern der kriegt alles, was er will eigentlich. Und ist wirklich zum Interview gegangen, hat wirklich für den Job Interview geführt und gesagt, ja ich möchte mich gerne bewerben. Und seine Begründung ist, er hat so viel gemacht, er hat so viel gelernt in seinen Jahren. Das ist so festgefahren, dass er einfach jemanden braucht, der völlig neu auf die Sachen draufschaut und mit dem er ganz neue Sachen ausprobieren kann. Andere Regisseure wollen das nicht. Es gibt ja so viele alteingesessene Leute, die dann sagen, ja ich weiß wie ich das mache, das wird aufgelöst da, dann haben wir einen Gegenschuss und die Totale und alles Gutes. Und er wollte halt neue Sachen probieren. Er hat ja auch selbst neue Ideen gehabt schon vorher, die er einfach mal ausprobieren wollte. Und deswegen hat er sich Welles ausgesucht und hat gesagt, ich arbeite mit dir zusammen und du darfst gerne alles Mögliche von mir verlangen. Also ich glaube, dass das für beide sehr, sehr gut war einfach. Soll ich einfach mal was einschmeißen? Schmeiß mal. Wir sind bei den Bildern und die Bilder, also es ist schon krass, was in dem Film passiert. Ich finde es ist nicht nur krass für die damalige Zeit, sondern es ist wirklich krass. Und vielleicht einfach fangen wir mit der Eröffnung an, die einfach mal so eine Horrorfilmatmosphäre hat. Wir haben diesen Kran, der uns in der Ferne Xanadu zeigt, das Schloss, diese Villa, die Cain gebaut hat. Und die Kamera fährt da langsam hin, sie geht über den Zaun drüber. Und zwar wir sehen dieses riesige Tor, wir sehen den Zaun, wir brechen da jetzt ein, wir fahren da rein, wir fahren zum Fenster, das ist wirklich ein Eindringen in die Privatsphäre. Vor allem weil auch noch am Zaun steht, keep off, okay, keep out. Und dann fahren wir da rein und dann haben wir den Schnitz, zum Schnitz können wir später noch kommen, die Schneekugel. Ganz berühmte Szene, wir haben den Schnee, wir haben die Kamera der Schneekugel, Rosebud, die Schneekugel fällt hin, zerspringt. Aber wir haben dieses Fischei, haben wir weiterhin in den Raum hinein. Als würden wir das durch irgendwie so eine invertierte Schneekugel fast sehen. Das ist ja so ein Fischei, man sieht ja eher von innen der Schneekugel nach außen. Und sehen durch dieses Fischei, wie die Pflegerin reinkommt, um festzustellen, dass Cain tot ist. Das ist toll, absolut. Großartig. Also da sieht man natürlich, dass Orson Welles vom Theater kommt, keine Ahnung davon, wie schwer was ist. Einfach rumspinnt und sagt, ja, okay, dann machen wir das, machen wir das so, machen wir das so, ist doch geil. Und da finde ich natürlich diese Rutzpe, mit der er das gemacht hat. Einfach weil er vom Theater kommt und im Theater einfach viel mehr Experiment gemacht wird. Das ist auch heute noch so. Wenn ich ins Theater gehe, sehe ich Dinge, die einfach behauptet werden, die einfach gemacht werden. Experimente, die gemacht werden, die beim Film einfach nicht passieren. Und natürlich, klar, kommt man dann mit der Haltung zum Film und sagt, ja, ich möchte dann gerne so eine Perspektive durch den Snow Globe. Geht das? Und der Kameramann so, äh, natürlich, kein Problem, lass mich kurz nachdenken. Und der Film ist ja voll mit diesen Szenen, wo die Kameraeinstellungen, wo man einfach sieht, dass mit Kamera und mit Licht werden krasse Sachen gemacht. Also die Hochwinkel und Tiefwinkel, um also ein großes Felsen, denn es wird ganz viel, um Positionen darzustellen. Oder eben Froschperspektiven. Genau, werden Vogelperspektiven, Froschperspektiven. Die haben teilweise am Set die Löcher in den Boden geschnitten, um die Schauspieler tiefer oder höher zu platzieren, um gewisse Größenunterschiede darzustellen. Und bei Schneiden, bei Schneiden reden wir eigentlich nicht davon, dass man mit der Schere in den Boden, einfach in irgendwelche Holzdinger, mal mit einer Säge oder sowas, das waren Concrete Walls. Also das war wirklich Beton. Da musst du einigen Aufwand betreiben, um das auszuheben, um da eine Kamera tiefer setzen zu können. Das heißt auch, das musste man sowieso damals, aber noch mehr dadurch, dass du jeden Shot 100% vorher vorbereiten musst wochenlang und überlegen musst, was machst du wie. Und du nicht zufälligerweise am Set dann sagen kannst, oh jetzt wäre geil, wenn ich von unten käme. Das geht nicht, wenn du das nicht zwei Wochen vorher festgelegt hast. Sie haben ja auch ganz viel präpariert. Sie haben ganz viel mit diesen Mad Paintings gearbeitet, um Hintergründe zu zeigen. Also ganz kurze Erklärung, wenn du einen großen Raum simulieren willst und du hast keinen großen Raum zur Verfügung, dann klebst du halt ein Bild von einem großen Raum dahin. Das ist das, was sie damals gemacht haben. In vielen Filmen ist es offensichtlich, in manchen ist es sehr gut versteckt. Hier ist es irgendwie so dazwischen, manchmal ist es ein bisschen offensichtlicher, auch fast so verzerrt, surreal. Manchmal weiß man es gar nicht, bis man dann gelesen hat, dass hier mit Tricks gearbeitet wurde. Wir haben zum Beispiel, wenn die Frau von Cain, Susan, auf der Opernbühne steht und zum ersten Mal singt, haben wir eine Kamerafahrt von ihr hoch. Dann fahren wir die Ata-Bühne hoch und dann sehen wir den Balken vorbei durch ein Fenster, im Hintergrund die Häuser von der Stadtminiatur, die sie da aufgebaut haben, um diesen Effekt zu erzeugen von Höhe, während die Kamera hochfährt. Während an anderer Stelle, zum Beispiel wenn wir Xanadu innen sehen, da sind diese bizarren Türen, die aufgemalt sind, wo man teilweise auch direkt sieht, dass das irgendwie nach Kulisse aussieht und es verstärkt aber den Effekt dieser Verlorenheit des Raumes. Also kameratechnisch ist einfach wahnsinnig viel sehr clever gemacht worden. Und wie die Kamera sich bewegt teilweise. Allein wenn am Anfang die ihr Kind da weggeben, und die Kamera geht mit den Figuren mit nach hinten vom Fenster weg in ihr Wohnzimmer, wo sie sich dann an den Tisch setzt, man sieht noch, wie sich der Hut, der auf dem Tisch liegt, wie der sich ein bisschen bewegt, weil nämlich die Kamera da lang läuft, wo eigentlich der Tisch stehen würde. Die haben in dem letzten Moment den zersägten Tisch schnell zusammengeklappt, als die Kamera durch war, sodass sich die Frau direkt an den Tisch setzen konnte. Und du fragst dich, wie kommt die Kamera da lang, da ist noch ein Tisch. Das ist halt krass. Und dann haben sie dieses fantastische Bild, wo die Eltern sich mit dem reichen Gönner, der Charles Cain adoptieren will, unterhalten und im Hintergrund sehen wir durch das Fenster den kleinen Cain im Schnee spielen. Und beide Bilder haben ihre Schärfe, wir sehen beides. Und das ist so, wo man sagen würde, das ist eigentlich ein Simpel, aber es ist so großartig den Raum gedacht und so großartig den Raum eingeteilt, um auch einfach zwei Geschichten parallel zu erzählen. Hier die Eltern, die ziemlich kalt sind dabei, vor allem die Mutter, wenn es darum geht, den Sohn loszuwerden, und dann den jungen Cain, der allein für sich spielt und halt irgendwie so in seiner fantastischen Welt ist und so unbeschwerte Jugend. Und es tut im Herzen schon weh, ne? Ja, es ist krass. Und das ist natürlich nur möglich, wenn du dieses Bild wie ein Gemälde wirken lässt. Heutzutage würde man das auflösen. Man würde sagen, wir haben eine Nahe von der Mutter, die sagt, ja, hier nimm das Kind. Dann haben wir einen Schnitt auf das Kind, das spielt. Und dann haben wir einen Schnitt auf den Mann, der sagt, nein, lass uns das Kind doch selber großziehen. Und dann wieder einen Schnitt auf die Mutter, die sagt, nee, weg damit. Hier sehen wir alles ohne Schnitt, einmal im Ganzen. Und der Hintergrund ist genauso scharf wie der Vordergrund, damit wir genau sehen, wie das Kind seine letzten unbeschwerten Sekunden verlebt. Das ist schon eine krasse Entscheidung. Und es ist eine technisch sehr aufwändige Entscheidung, weil du viel, viel mehr Licht brauchst und weil du einen ganz krassen Filmstock brauchst, der das schafft, mit wenig Licht klarzukommen, weil du eine sehr, sehr geschlossene Linse brauchst, die dann den Fokus überall hat. Orson Welles hat teilweise die Schärfen manipuliert. Er hat Objekte abgefilmt vor einem schwarzen Hintergrund, um die dann aufwändig wirklich Special Effects, wir reden hier von Special Effects, ins Bild reinzubringen. In der Selbstmordszene zum Beispiel, die Frau von Kane, die zweite Frau versucht, Selbstmord zu begehen, nachdem ihre Opernkarriere scheitert, zu der er sie immer weiter drängt. Und dann haben wir diese Szene, wie sie im Bett liegt und die Tabletten, die sie geschluckt hat, sind im Vordergrund. Also wir haben so diesen kleinen Nachtisch im Vordergrund. Und aus dem Hintergrund kommt Kane mit jemandem, um zu gucken, wie es ihr geht. Und das ist alles scharf. Und was im Vordergrund ist, wurde nicht greenscreen, weil da greenscreen gab es damals noch nicht, aber vom schwarzen Hintergrund getreten. Das ist natürlich statisch, das heißt, es lässt sich einfach leichter ausschneiden und dann nachher auf den Film drehen. Aber das sind so Tricks, mit denen gearbeitet wurde, ne? Haben die nicht das so rumgemacht? Also es ist Onset, du hast dieses Set. Sie liegt im Bett, hinten ist das Licht aus, also nicht beleuchtet, was auf der Kamera aussieht wie schwarzer Hintergrund. Dann haben sie das gedreht und dann haben sie den Film zurückgedreht und da sozusagen nichts ausgeschnitten, sondern einfach genau an der selben Stelle den Film nochmal belichtet. Und zwar vorne diesmal dunkel und hinten das Licht an. Sozusagen kein im Nachhinein, im Schnitt passiertes Sache, sondern das ist in der Kamera eingetreten. Das special effect live. Live in der Kamera und das ist schon krass. Das ist schon ziemlich heftig, ne? Find ich schon ziemlich geil, muss ich sagen. Es sind auch so, es sind die großen und die kleinen Sachen. Wie gesagt, es ist eine kleine Szene, man weiß nicht, dass es ein Trick war, bis man das nicht gelesen hat, sondern man ist einfach nur, man ist oft beeindruckt davon, dass Sachen, dass es so eine Tiefe gibt und so eine tiefen Schärfe, ohne sich darüber Gedanken zu machen, wurde das damals gemacht. Wir befinden uns halt im Januar 1941, ne? Wir befinden uns am Zweiter Weltkrieg, ne? Wir sind bei der Vergangenheit. Und dann wird aber oft gesagt, dass dieser Deep Focus, wie man das nennt, dass das irgendwie so nah am Erleben des Menschen dran ist und deswegen so realistisch wirkt und so weiter, aber das stimmt eigentlich nicht, weil wenn man sich mal auf seine Hand direkt vor der Nase konzentriert, dann merkt man ja, dass was alles weiter hinten ist, dass das schon verschwimmt. Also eigentlich ist das nicht der natürliche Blick des Auges, obwohl das viele Leute immer dann behaupten, weil sie glauben, dass das irgendwie besonders toll ist, aber es stimmt nicht. Es ist artificiell. Es ist artificiell und es ist irgendwie der Blick eines Malers, der ein Gemälde malt, in dem es keine Unschärfung gibt, sondern einfach immer alles scharf gemalt ist. Wobei er ja schon mit Unschärfen arbeitet. Also der Film hat nicht alles immer im Fokus, sondern es gibt schon auch sehr traditionelle Bildsprache mit Fokus. Es ist nicht Roy Anderson. Roy Anderson, stimmt, der hat immer alles im Fokus. Krass, ja. Und gerade was so die Totalen betrifft, ist Roy Anderson wahrscheinlich auch ein bisschen von Orson Welles inspiriert. Garantiert. Weil diese Kräume haben wir oft, wir haben sehr oft auch bewegliche Kameras, also gerade in diesen unruhigen Szenen. Wir haben aber auch sehr oft diese krassen Totalen, zum Beispiel, wenn Kane mit seiner zweiten Frau in Xanadu sitzt und sie so extrem weit voneinander entfernt sind in diesem riesigen Wohnzimmer. Und dann wird dieses Totale gehalten und es ist so schmerzhaft, wie weit sie voneinander entfernt sind. Also Entfernung ist ein ganz großes Ding bei dem Film. Allein die Szene wie Kane und seine erste Frau am Tisch sitzen, am Frühstückstisch und sich unterhalten. Und es wird dann über diese Transitions, in denen so Gewicht wird, wird erzählt, wie die Zeit vergeht. Und der Tisch scheint von Zähne zu Zähne größer zu werden. Und ihre Distanz wird von Zähne zu Zähne größer. Es war immer derselbe Tisch, aber sie haben es einfach geschafft, durch Kameraperspektive und gute Platzierung und Linsen den Eindruck entstehen zu lassen, wow, hier distanzieren sich zwei Eheleute im wahrsten Sinne des Wortes voneinander. Er hatte auch irgendeinen Ursprung genannt. Ich habe es auch irgendwo aufgeschrieben, aber ich suche da jetzt nicht danach. Er hat irgendwo gesagt, dass er bei irgendeinem Film geklaut hat, diese Idee, dass diese Passage of Time, also der Verlauf der Zeit durch so eine Montage darzustellen. Ich glaube, da gebührt vor allem Robert Weiss, der für den Schnitt verantwortlich war, auch so ein bisschen Credits. Der hat auch lange gebraucht für den Schnitt, für diese Szene. Und insgesamt, der hat auch viel, vielleicht so die zweite Magie neben der Kamera, die manchmal vergessen wird, wenn man von den Bildern total beeindruckt ist, der Schnitt, der sehr viel macht auch in diesem Film, gerade in diesem Film, der ja nicht chronologisch erzählt ist, wird sehr viel mit Schnitt gearbeitet, um Zeiten vergehen zu lassen, um Stimmungen vergehen zu lassen. Da muss man sagen, Orson Welles hat sich auch wirklich darum gekümmert. Also, der hatte ja vorher einen anderen Cutter. Der war ihm allerdings zu alt, der wusste nicht, wovon er redet. Der hat wirklich, Orson Welles hat gesagt, ich brauche jemanden, der in meinem Alter ist und der weiß, wovon ich rede. Sonst brauchen wir hier 200.000 Jahre, um diesen Film zu schneiden. Ja, das Problem war wirklich, das darf man nicht unterschätzen, wie Citizen Kane erzählt ist, wie er strukturiert ist. Das ist ungewöhnlich für die Zeit, weil er ist... Also, lassen wir mal beiseite, dass er große Zeitsprünge macht. Er ist nicht chronologisch erzählt, er ist perspektivisch erzählt. Also, das Ganze ist aufgebaut um die Ermittlungen von dem Reporter, der verschiedene Leute besucht. Wir haben die Storys von mehreren Leuten, im Prinzip sind es so vier, fünf, sechs, ungefähr so sechs Storys, sechs verschiedene Perspektiven. Und die erzählen aber auch das Leben nicht chronologisch, sondern wir haben quasi einmal das ganze Leben zusammengefasst in dieser Wochenschau. Welcher Film schafft es tatsächlich, davon zu kommen, mit dem Gedanken, am Anfang den ganzen Film schon mal zu erzählen? Wirklich, wir sehen die Newsreporter und sehen im Grunde alles, was wir später im Film noch mal sehen. Bloß halt in kürzerer Zeit zusammengefasst. Das ist total dämlich eigentlich, aber es klappt total gut. Jeder würde das um die Ohren hauen als Filmstudent, würde der Professor sagen, meine Güte, du kannst noch nicht vorher den ganzen Film einmal erzählen schon vorher. Und es geht ja noch weiter. Dann haben wir ja wirklich diesen quasi einen Blick in die Gegenwart, weil wir kurz diese Susan Alexander sehen, die als zweite Ehefrau verheiratet worden ist. Sie ist fertig, aber sie erzählt nichts. Und dann haben wir diesen Besuch im Privatarchiv, wo wir noch mal das ganze Leben von Cain wirklich bis zum Schluss, bis 1929, wenn die Börse crasht und er sein Imperium verkaufen muss oder zumindest die Hoheit abgeben muss an seinen verhassten Ziehvater. Und dann springen wir aber wieder zurück, weil wir dann bei Bernstein sind und der erzählt dann wieder vom Anfang, was da passiert ist. Und es funktioniert trotzdem. Ich bin wirklich beeindruckt von, wie der Film strukturiert ist, weil es ist auf den ersten Blick chaotisch und man muss auch aufpassen. Also es macht durchaus Sinn danach noch mal zu gucken, wie war die Timeline der Ereignisse? Wann hat er das Opernhaus gebaut? Wann musste er seine Zeitung verkaufen? Wie ist er da an das Geld gekommen? Es macht durchaus Sinn noch mal am Ende des Films oder davor auch draufzugucken dann war das Ereignis, dann war das Ereignis, dann war das Ereignis. Weil der Film selbst uns immer die Perspektiven auf verschiedene Ereignisse über kürzere oder längere Zeiträume zeigt. Wobei die Frage ist, wie wichtig ist das eigentlich? Wie wichtig ist mir als Zuschauer tatsächlich die Abfolge der Ereignisse? Weil ich fast finde, dass es das Mysterium dieser Figur viel besser aufbaut, wenn ich nicht weiß, was, wie, wann, wo ich irgendwann durcheinander komme und dann irgendwann denke, ja, dann hat er irgendwann das gemacht und dann hat er irgendwann das gemacht und dieser Typ hat ein ganz anderes Bild von ihm als dieser Typ und diese Frau liebt ihn irgendwie immer noch und fand ihn immer toll und die andere überhaupt nicht mehr. Also dass man irgendwie so ein Mysterium aufbaut, ist glaube ich, dafür ist wichtig, dass der Film so durcheinander erzählt wird. Weil man einfach immer wieder das Gefühl hat, ich muss das Bild weitervervollständigen, ich will noch mehr über ihn wissen. Ich will noch mehr wissen, wieso dieser Typ so ist, wie er ist. Nicht ganz ohne Grund, gerade in der letzten Hälfte, im letzten Drittel des Films, werden sehr oft Puzzles gezeigt. Unvollständige Puzzles, die gerade zu Ende gestellt werden und es wird auch die Frage gestellt, was ist überhaupt der Sinn dahinter? Kane selbst sagt, was soll das mit diesen ganzen Dingern, warum machst du das die ganze Zeit? Der Film hat, also es ist ein bisschen eine Binse, weil das glaube ich sehr oft über den Film gesagt wird, aber er hat seine Puzzle-Wipes. Ja, ja, sehr viel Symbolismus in den Dingen, die er tut. Es ist ja nicht nur der Puzzle, sondern es hat einfach sehr viele Symbole drin. Und wir folgen ja auch dem, der versucht das Puzzle zusammenzusetzen, diesem Thomson eben. Ja, glaubst du, du sagst Mysterium, gib uns der Film genug an die Hand, um diesen Kane besser zu verstehen, um das Mysterium vielleicht nicht zu lösen, aber zumindest sagen, wir haben hier ein gutes Gefühl für diese Figur, wer das ist, was der gemacht hat. Nee. Warum er das gemacht hat? Ich glaube, das will der Film auch nicht am Ende. Ich glaube, Orson Welles hat zwischendurch, also er hat angefangen, damit das zu schreiben oder damit sich auseinanderzusetzen in der Absicht. Hatten aber beim Schreiben oder beim Filmemachen erst, weiß ich nicht, festgestellt, dass es besser ist, wenn es nicht ganz aufgeklärt ist. Wenn man nicht ganz genau weiß, wieso ist dieser Mensch so. Weil es geht ja auch um Hurst, die Originalfigur, die er sich damals wirklich sehr zur Brust genommen hat und gesagt hat, was ist das für ein krasser Typ, der dieses Monument für sich baut. Der hat ja auch so ein riesiges Schloss gehabt. Der Hurst Castle, sein Kane von Orson Welles ist nicht mal so selbstverliebt wie Hurst. Er nennt es nicht Hurst Castle, sondern er gibt ihm so einen mythologischen Namen. Er wollte ihn verstehen, aber dann hat er irgendwann gemerkt, es macht keinen Sinn, ihn zu verstehen. Es macht keinen Sinn, genau. Ich glaube, man kann ihn nicht entschlüsseln und es wäre fast weniger magisch und fast enttäuschend, wenn man ihn wirklich entschlüsselt am Ende. Und das nimmt dem Film was weg, glaube ich. Es ist ja so ein bisschen das Fazit, zu dem der Reporter kommt, wenn er dann irgendwann sagt, okay, das Wort, ein einzelnes Wort, weil es sucht die ganze Zeit nach diesem Rosebud-Wort, ein einzelnes Wort kann das Leben eines Menschen nicht erklären. Und es ist total sinnlos, was ich hier mache und ich glaube, es gibt nur diese Teile. Letzten Endes wird es nicht aufgeklärt. Rosebud ist auch nur ein Puzzle-Teil zu einem großen Puzzle, aber es gibt auch ganz viele andere Teile und wir haben ganz viele Teile gefunden. Wird natürlich ein bisschen kontakteriert durch den Film selbst, wenn er uns am Schluss so sehr bedeutungsschwanger zeigt, ja, Spoiler Alert, der Schlitten verbrannt wird, den Kane als Kind hatte, und da steht Rosebud drauf, das ist die Lösung, das ist der Schlitten. Und man könnte natürlich sogar so weit gehen und sagen, das ist aber ziemlich plump, weil ich meine, okay ja, Citizen Kane, ich sollte ihn bei seinem richtigen Namen nennen, Charles Foster Kane, hat eigentlich immer nach dieser Geborgenheit gesucht, die er als Kind verloren hat, weil er wegkam. Und er wollte eigentlich das wiederfinden, was er als Kind verloren hat. Und das hat er versucht auf verschiedene Arten, indem er eine Zeitung gekauft hat, indem er eine Frau gekauft hat, indem er dieser Frau eine Opernkarriere gekauft hat, indem er sich ein Schloss gekauft hat, indem er das Schloss vollgestellt hat mit Figuren, die er gekauft hat. Hat er die ganze Zeit versucht, das wiederzufinden, aber er hat es nicht geschafft. Ist ja eigentlich ziemlich platt. Naja, so platt vielleicht auch nicht, vor allem nicht für die Zeit, weil ich glaube, das ist so ein Thema gewesen, was irgendwie, naja, freut es nicht so lange her, dass der angefangen hat, sein Zeug zu machen und diese Mutter... Freut es stark in diesem Film. Ja, naja, und das ist alles irgendwie, ich glaube, es ist der Zeit geschuldet und für die Zeit gar nicht so platt, sondern tatsächlich ein spannendes Thema. Wie kriege ich die Liebe meiner Mutter wieder, die mich irgendwann mal verkauft? Nein, nicht verkauft, aber irgendwann... Ja, nicht verkauft, sondern weggestoßen. Sie hat ja genug Geld, sie braucht... Sie hat es ja eigentlich gut gemeint, sie will ja, dass er die besten Chancen hat. Darüber müssen wir vielleicht auch mal reden. Wenn wir anfangen, mal inhaltlich über den Film zu reden, wird es natürlich spannend. Zum einen eben diese Mutter. Was, warum? Und können wir die Mutter verstehen oder können wir sie nicht verstehen? Und ist der Vater eigentlich das Problem? Weil sie sagt irgendwann, ich gebe dieses Kind weg, damit es nicht mehr unter deiner Fuchtel stehen muss. Und der Vater ist ja offensichtlich so... ...gabauke? Naja, er ist drunk. Ja, genau. Aber schon noch ein bisschen mehr. Also man kann sich vorstellen, dass er auch drunk... Abusiv ist. Genau. Ja, ja, ja. Und sie will, und das kaufen wir ihr auch ab. Also ich kaufe sie ab, sie will das Beste für uns. Ja, ja, aber sie ist dabei sehr kalt. Sie ist dabei krass kalt. Ja. Aber das ist vielleicht auch einfach so eine Art der bürgerlichen Erziehung. Ja. Die der Film aus der damaligen Zeit, die der Film bewusst auch kritisch hinterfragen will. Also quasi ihre gute Motivation wird nicht in Abrede gestellt, aber das Ergebnis dieser Art von Erziehung. Hey, du kommst jetzt zu diesem privaten Geschäftsmann, Fetcher. Der wird dafür sorgen, dass du die beste Bildung hast. Scheiße auf die Liebe und Geborgenheit, die brauchst du nicht mehr. Du musst gucken, dass aus dir was wird. Das wird trotzdem kritisiert. Also ich glaube, dem Film gelingt der Balanceakt, dass wir irgendwie das Gefühl haben, wir verstehen, was die Mutter will. Ja. Aber wir können sie trotzdem nicht, wir können, wir können sie nicht frei reden von Schuld. Nein, überhaupt nicht. Der Vater ist genauso schuld, ne, irgendwie, weil er eben einfach dieser Abusiv-Typ zu sein scheint. Ja. Ich kann trotzdem aus der Zeit verstehen, die scheinen ja gerade erst reich geworden zu sein durch irgendein Goldfund. Die Mine, genau. Genau. Und das heißt, sie sind eine einfache Familie, sie haben keine Ahnung, sie haben keine Bildung, sie haben nichts. Ja. Was, so. Und die müssten sich jetzt lange in gute Gesellschaft hineinkaufen, bevor sie irgendwie eine Möglichkeit haben, dem Kind das auch zu bieten, was sie mit dem neuen Geld könnten. Das heißt, ich kann verstehen, dass sie sagt, also den Gedanken verstehen, dass man sagt, okay, wir kaufen uns jetzt lieber jemanden, der sich darum kümmert, dass das Kind direkt in der richtigen Umgebung aufwächst, bevor wir jetzt anfangen, uns aufwändig damit zu beschäftigen, wie das geht. Das ist ganz spannend, weil das einen Aspekt von Kane schon erklärt. Ja, ja. Und zwar, er sucht eigentlich immer nach zwischenmenschlichem Halt, den er da verloren hat, weil das war seine Vertrauensperson. Egal, wie schlimm der Vater war, egal, wie kalt die Mutter war, das war irgendwie so eine Art, so ein Stück Geborgenheit. Das hat er verloren. Das hat er verloren. Und wenn wir uns anschauen, mit welchen Menschen arbeitet Kane wie zusammen, sind es immer Leute, von denen er eigentlich eine Art von Liebe erwartet. Weil seine engsten Mitarbeiter, seine wichtigsten Mitarbeiter sind auch seine besten Freunde. Das ist nämlich dieser, dieser Jebediah Leland, den er ja schon sehr lange kennt. Aber auch dieser Mr. Bernstein, der trotz aller Distanz, die irgendwie da ist, er wird konsequent Mr. Bernstein genannt. Ja, wir kennen seinen Vornamen überhaupt nicht. Genau, er hat keinen Vornamen, er ist einfach Mr. Bernstein. Das sind auch gleichzeitig seine besten Freunde. Ja. Und er sucht auch irgendwie, also bis zum gewissen Punkt auch immer so ein bisschen Bestätigung bei ihm. Und dann genau dasselbe auch mit den Frauen, mit denen er sich umgibt. Also es gibt ja diese zwei großen Ehen, wo man das Gefühl hat, er geht da mit sehr viel Hoffnung rein, beides Mal. Und er vermasselt. Er vermasselt grandios. Aber man sieht, er will halt trotzdem irgendwie, er will eine zwischenmenschliche Nähe, er will das wirklich haben. Das geht ihm nicht darum, Menschen zu kaufen einfach, was man so leicht sagen könnte. Hey, dieser Typ ist skrupellos, der kauft Menschen wie Besitztümer und der interessiert sich eigentlich für niemanden außer sich selbst. Das ist es nicht. Der hat schon, der hat klare Bedürfnisse nach Nähe und der ist auch cool zu seinen Leuten. Der kann auch nett sein und charmant und auch wirklich sympathisch. Mindestens in der ersten Hälfte des Films findet man den Typen total geil. Also soweit würde ich nicht gehen. Ich finde so, die Arroganz hat er schon von Anfang an. Ja, mit der Arroganz kann ich aber umgehen, weil er die ganze Zeit Reden schwingt, die dazu führen, dass man denkt, wow, okay, der interessiert sich wirklich für die Arbeiterklasse. Oder er will wirklich dem Volk helfen und schwingt Reden in die Richtung. Dummerweise sehen wir in einer Szene, die so auf der Hälfte des Films ist, glaube ich, wie er kurz nachdem er sich gerade für die Arbeitenschaft eingesetzt hat, sagt, ja, wir sollten diesen, also du lieferst mir die Bilder aus Kuba und ich und ich liefer dir den Krieg in Kuba zu den Bildern. Was übrigens Hurst irgendwann mal wirklich gesagt hat. Diese Demagogik kennt man ja aus der, das ist die Yellow Press, nicht nur der damaligen Zeit, sondern auch der heutigen Zeit. Deswegen würde ich ein ganz großes Fragezeichen dahinter machen, ob er sich wirklich für die Arbeiterklasse interessiert. Er ist eigentlich so dieser typische Redenschwinger, der sagt, ich will das Beste für die Leute und deswegen geht es euch korrupten Politikern jetzt an den Kragen. Aber die korrupten Politiker, denen es an den Kragen gehen soll, sind eben tendenziell eher die Politiker, die links stehen. Der Rupert Murdoch Vergleich wird oft gepackt. Das passt total rein. Und er sagt, hey, er macht diese Declaration, wo er sagt, ich will das Declaration of Principles, ich möchte für euch da sein, liebe Leser. Und da, wo sein Gesicht komplett im Schatten ist. Und dann lielend noch sagt er, das Papier will ich aufheben, das ist was Besonderes, wie die Unabhängigkeitserklärung. Aber was er eigentlich machen will, ist ja Yellow Press. Er sagt ja so, die Überschrift, der Titel, die Schlagzeile ist das Wichtige. Wenn wir eine Schlagzeile haben, haben wir eine Story. Er macht Boulevardpresse. Aber ich glaube schon, dass er es ernst meint am Anfang. Ich glaube schon, dass das so ist, weil dieser typische Rückgriff, den er später hat, er bekommt ja irgendwann diese Declaration noch mal als Post wieder zurück, soll ja diesen Bogen schlagen zu, guck mal, was du mal wolltest. Das ist ja der eigentliche Sinn dieses Rückgriffs auf die Declaration. Kann man natürlich umdeuten oder so, aber ich glaube, es ist filmemacherisch, der stärkere Move zu sagen, das wollte er wirklich mal. Ich glaube, das ist in diesem Volumen schon pervertiert. Vielleicht auch das, worauf der Begriff Populismus sehr gut passt. Also er sagt, ich bin für euch da, ich bin das Volkes Stimme. Aber in Wirklichkeit ist das, was ich mache, ist, dem Volk Angst zu machen, dem Volk das Volk zornig zu machen, das Volk zum Lachen zu bringen, indem ich übertreibe. Es ist ja auch dieselbe Szene, in der, weiß nicht mehr, Bernstein oder so oder Leland zu ihm sagt, du hast gerade den zweiten Satz deiner Declaration mit ich angefangen. Ich glaube, es ist Leland. Also so witzig Bernstein ist, Bernstein ist niemand, der ihm widerspricht. Bernstein ist ein sehr treuer Typ und Leland ist der einzige, der sich traut, ihn öfter mal anzugehen und ihm Paroli zu bieten. Also es deutet sich natürlich schon an, aber ich glaube, dass er schon das noch ernster meint, als es dann später wird. Ja, ich würde auch nicht sagen, dass er es nicht ernst meint, aber ich glaube, es liegt einfach dieses Missverständnis vor. Das ist so eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt. Weißt du, du sagst, ich bin des Volkes Stimme und ich gebe dem Volk jetzt die Headline, hier ist ein Mörder unterwegs. Und dann liest das Volk die Headline und sagt, oh mein Gott, wir haben Angst. Und dann sagt er, hey, ich bin des Volkes Stimme, sieh dir nicht, dass das Volk Angst hat, deswegen schreibe ich jetzt die Schlagzeile. Da ist ein Mörder unterwegs, dein Kind könnte der nächste sein, mehr Polizeipräsenz in diesem Viertel. Und dann sagt das Volk, oh mein Gott, ja genau, er sagt das, was wir wollen. Ohne, dass eben dieser Rückgriff kommt, die Angst ist eigentlich dadurch entstanden, dass er vorher die Angst gemacht hat. Jaja, genau. Ja, natürlich Mörder, der Vergleich zu heute und ich würde Donald Trump natürlich volle Kanne reinhauen. Trump würde ich außen voll, ich weiß, Trump wird oft genannt, ich finde, er ist nicht sonderlich Trump Typ. Dafür ist er zu, dafür finde ich ihn wiederum zu intelligent. Ja, okay. Zu sympathisch und auch, also er hat ein bisschen was davon. Natürlich diese politischen Ambitionen von einem reichen Geschäftsmann. Darf ich nur kurz, Crocodilary, lock her up. Also ich meine, das ist das, was er sagt, was Citizen Kane in seiner Rede sagt. Als erstes werde ich den jetzigen Amtierenden immer ins Gefängnis werfen. Wie plump ist das bitte? Und ich habe dann sofort gedacht, oh mein Gott, Trump hat das gesehen und stellt sich raus, Trump liebt den Film. Trump liebt diesen Film und hat echt gesagt, oh ich will sein wie Citizen Kane. Ich glaube, Trump wäre gerne Charles Foster Kane, aber Charles Foster Kane ist besser als Trump, der bessere Mensch. Ja, natürlich, ja. Und genau, jetzt sind wir schon bei den politischen Ambitionen, er tritt an gegen diesen Jim Gettys und er will Governor werden. Und das ist dann ja, wo es den ersten großen Bruch in seinem Leben gibt, die erste wirkliche Niederlage, nämlich zum einen, dass die Ehe mit seiner Frau scheitert, die schon vorher sehr brüchig war. Ja. Wegen dieser vermeintlichen Affäre. Ist es eine Affäre? Ja. Wie weit geht das? Ist es eine Freundschaft? Ich glaube, es ist eine Affäre. Es wird nie so 100% konkretisiert. Das stimmt. Aber man sieht es in seinem Gesicht. Als sie sagt, ich habe hier ein Notiz, ich soll dort und dort hinkommen und sie die Adresse sagt und ihm alles aus dem Gesicht fällt, sieht man, dass das vielleicht eher eine Affäre ist als eine Freundschaft. Er sagt, lass uns dahin fahren auch, ja das stimmt. Und wegen dieser Affäre platzt dann auch sein Wahlkampf. Er schafft es dann einfach nicht, weil das ist ein großer Skandal. Sein politischer Konkurrent nutzt das aus und zwar wirklich gemein. Aber damit ist einfach die politische Karriere von ihm besiegelt. Und da sieht man das erste Mal, vielleicht nicht das erste Mal, aber am deutlichsten, wie krass sein Ego ist, weil er nicht in der Lage ist, auf alle drei anwesenden Menschen zu hören und zu sagen, du musst von selber dich zurückziehen aus diesem Wahlkampf. Und er sagt, ich mache nur, was ich will und höre offen niemanden. Und er scheitert natürlich grandios dann damit. Andererseits kudos für ihn, dass er, also seine Ehe ist ja nicht um Fremdgehen zu rechtfertigen, aber seine Ehe ist offensichtlich schon sehr lange in den Hoch. Ja, natürlich. Und er steht zu seiner Geliebten, weil er die wirklich liebt. Das stimmt. Und die Susan ist wirklich die Liebe seines Lebens. Und ich glaube, es ist Bernstein oder vielleicht Lienend einer von beiden sagt, dass es ziemlich eindeutig ist, dass die Ehe in die Brüche gegangen ist. Und es ist ziemlich klar, dass Susan passiert ist, dass sie für den endgültigen Bruch gesorgt hat. Aber wir sehen davor schon, dass in vielen Szenen, also zum diesen Coffee-Table-Szene, aber auch so andere Momente, zum Beispiel seine Frau, mit der er verheiratet ist, Emily heißt sie, glaube ich, seine erste Frau. Ich weiß es leider gar nicht mehr. Sie hat sich so krass den Mr. Bernstein ablehnt. Mir ist das nie aufgefallen beim Gucken. Ich musste das erst noch mal nachlesen. Da thematisiert Orson Welles Antisemitismus. Oh. Weil sie redet die ganze Zeit so über Mr. Bernstein, der ja tatsächlich so ein, ist einfach ein jüdischer Charakter. Inklusive der Stereotype, die so dabei sind, so der witzige. Da bin ich mir nicht so sicher, ob das wirklich, es wird nicht im Film gesagt, zum Beispiel. Es wird im Film nicht gesagt. Ich finde es krass, wie seine Frau so über die Gesellschaft redet, in der er sich bewegt und über das, was er macht. Und diese Wertung und diese Abwertung, an der man einfach merkt, da ist, es ist nicht die Affäre mit Susan, die die Ehe zerstört hat, sondern die Ehe war vorher schon kaputt eben durch diese krasse Spannung zwischen ihnen. Also die Coffee-Table-Szene. Ja, natürlich. Absolut. Ja, ja. Super, super Methode, das zu erzählen. Lass uns mal in der Geschichte bleiben. Ich weiß allerdings gar nicht, ob... Er ist, also Susan. Kommen wir zu Susan, die er wirklich, also wirklich liebt. Ich koffe mir das total ab. Ich finde diese Momente, die von ihnen zusammen gezeigt werden, zum Beispiel mit diesen Schatten-Spielen, total süß. Aber es kann auch sein, was ich nicht, ich möchte es nicht beurteilen, abschließend, aber ich habe das Gefühl, dass es der Film auch sagen könnte, dass sich Citizen Kane mehr in das Bild verliebt, was er von ihr hat als Opernsängerin und so weiter, weil er ihr das Ding baut und so weiter. Also es ist ja, also ich meine, es ist ein common Ding, dass viele Menschen sich in einer Beziehung dann eher in das Bild verlieben, was sie von der Beziehung oder von der Frau oder von dem Mann respektive haben als in die Person tatsächlich selbst. Das ist etwas, was jetzt leider sehr verbreitet ist, psychologisch einfach. Und ich kann mir vorstellen, dass das bei ihm sehr stark der Fall war, weil er einfach auch wirklich immer auf dieses Bild von ihr gedrängt hat und ihr immer wieder gesagt hat, nein, du musst singen, du musst das und das machen, damit sein Bild von ihr und von ihrer Beziehung irgendwie besteht. Wobei wir hier ja doch die intimsten Szenen auch des Filmes haben, wenn sie in diesem kleinen Zimmer zusammen sind. Wir haben sonst sehr große oder hektische Räume, so wie eben, also nachher Xanadu, aber auch zum Beispiel den Inquirer, dieses Redaktionsbüro, wo alles hektisch ist und rote und Leute durcheinander laufen und durcheinander schreien oder die Straßen und so. Es ist sehr viel hektisch, sehr viel Größe. Und dann haben wir dieses kleine Zimmer, dieses kleine Apartment, in dem sie zusammen sind und dann sitzen sie vor einer Öllampe und er macht diese Schattenspiele und sie freut sich drüber. Und dann reden sie drüber, dass sie ihn nicht kennt und was sie auch irgendwie süß sind. Es ist schon, ich finde, es ist eine intime Szene und ich glaube, es nimmt so ein bisschen was von der Liebesgeschichte, wenn man einfach so sagt, ja, er hat sich da in dein Bild verliebt. Natürlich stimme ich dir komplett zu, dass das, was er nachher aus ihr machen will und was er nachher in ihr sieht als Einziger, nicht mal sie selbst sieht es, das ist total krass und das ist auch irgendwie wirklich schräg und kaputt. Ja, absolut. Aber ich glaube, in dem Moment spielt das noch gar nicht so eine große Rolle, sondern da ist es einfach, zum ersten Mal hat er wieder sowas wie Intimität mit einer Person, die nicht von ihm eingeschüchtert ist und bei der er einfach nah sein kann, die ihn nicht hasst, die nicht von ihm eingeschüchtert ist. Und es ist schön. Man gönnt ihm das. Auch wenn es traurig ist und auch wenn wir wissen, dass es traurig endet, gibt es da Momente von einfach Frieden. Ja, das stimmt. Umso schlimmer, was danach passiert. Ja, die Entwicklung seiner Person zum wirklich verachtenswerten Charakter bzw. eigentlich hängt es immer davon ab, mit wem man redet. Sie reden ja dann mit diesem, der hat dieses komische Cappy auf und diesen Schnäuzer und sieht gar nicht so alt aus, wie er sein soll. Jebediah Leland, sein ehemaliger bester Freund, der aber eigentlich ganz gut über ihn redet und dann ganz schlimm. Ja, und da finde ich, muss ich sagen, liegt der Lowpoint des schauspielerischen Könnens dieses Schauspielers. Während des Films ist er ganz großartig, aber den Alten kriegt er nicht gespielt. Es ist ein bisschen mit der Maske, es ist ein bisschen Hit and Miss. Ich finde es teilweise unfassbar, wie Orson Welles, der, haben wir das schon erwähnt, dass er die Hauptrolle spielt. Wie er es schafft, einen wirklich jugendlichen, vor Organ strotzenden Kane zu verkörpern, einen Mittelalten und dann den Alten und es ist wirklich gut, es ist wirklich stark. Es gibt wahnsinnig viele Stadien dazwischen. Die Maske hat wirklich, weiß ich nicht, wie viele, 10, 12, 18 Stadien, unterschiedliche Stadien seines Alterungsprozesses und es ist jedes Mal bei ihm, finde ich, fast jedes Mal großartig und überzeugend. Aber eben bei Leland nicht so geil. Bei Leland ist es nicht so ganz, ich finde den Charakter irgendwie ganz witzig, so in seiner maturistischen Art, wenn er da so im Altersheim sitzt, im Rollstuhl und offensichtlich nichts anderes mehr zu tun hat, als Krankenpflegerinnen anzugraben und nach Zigarren zu verlangen, weil er nicht rauchen darf. Deswegen habe ich das so ein bisschen verziehen, aber es stimmt, dass der eigentlich seine starken Momente hat, wenn man ihn als jungen Freund von Kane sehen, der die ganze Zeit, der zum einen Vertrauensperson von ihm ist, weil sie zusammen durchs halbe Leben gegangen sind. Und dann aber der ist, der ihn immer kritisch hinterfragt und es gibt ja diesen großartigen Moment, wo der Song gespielt wird, dieses Charlie Kane Lied. Who is the man? Und dann sehen wir Kane im Hintergrund tanzen und fast wie eine Reminiscenz an diese Szene, wo er als Kind im Fenster gespielt hat, sehen wir ihn wieder ins Fenster, nur halt gespiegelt tanzen, während sich im Vordergrund, der eigentlich der Hintergrund ist, Leland und Mr. Bernstein unterhalten. Und Leland so fragt, was glaubst du eigentlich von, wohin entwickelt sich dieser Kane? Und wir sehen schon, Leland spürt, dass da was brechen könnte, was schief gehen könnte. Und Leland ist ja auch der Typ, der die zwei stärksten Momente hat, in dem Kane widersprochen wird. Und zwar in beiden Szenen ist er betrunken. Also in dem einen widerspricht er ihm nicht wirklich, sondern wir sehen nur, dass es den Widerspruch gibt, mit dem Kane auch schon ein bisschen gerechnet hat. Aber in der ersten Szene ist es ja nachdem Kane als Governor kandidiert hat und verloren hat. Und dann haben wir dieses krasse Chaos von dem Wahlkampfbüro, wo wirklich alles eigentlich in Fetzen liegt, fast so ein bisschen so foreshadowing, was später passiert, wenn er das Zimmer von seiner zweiten Frau zerlegt. Und da haben wir den betrunkenen Leland, der ihn dann auch irgendwie konfrontiert und sagt, ich will raus hier. Und der macht das sehr gut und Kane kann das akzeptieren. Ja, aber Kane ist tatsächlich erstmal verletzt und seine erste Reaktion ist ja, du bist mir eigentlich zu wichtig. Und er sagt es nicht mal so, er sagt eigentlich, deine Arbeit ist mir zu wichtig hier. Aber was er eigentlich sagt, ich will dich nicht verlieren, was er nicht sagen kann. Ich finde das toll inszeniert und toll geschrieben auch in dem Moment. Es gibt auch mehrere Momente später auch, wenn die Frau da irgendwie sagt, hier, ich habe diese Notiz und wir müssen da jetzt hinfahren. Also ich muss da jetzt hinfahren, willst du mitkommen und dir das um die Ohren hauen lassen, dass du deine Affäre hast? Ist ja auch jemand, der sagt, okay, ich stelle mich dem jetzt. Ja, das sind diese Momente der Menschlichkeit, die ihm gegeben werden, die ich auch ganz wichtig finde. Er ist halt nicht einfach nur so das Arschloch vom Reißbrett, sondern er hat seine menschlichen Momente und seine sehr starken Momente. Er ist natürlich vor allem, was auch das machoistische Klischee betrifft, ein sehr starker Mann, aber er ist auch ein sehr starker Mensch in bestimmten Momenten. Und das sind zwei Szenen, zwei Momente, wo er stark ist auch. Ich finde auch, dass er zu Susen so steht und dass er sie dann auch heiratet. Obwohl die Schundblätter, große Ironie, eigentlich genau mit den Titeln, mit denen er aufmacht, mit derselben Art von Titeln dann aufmachen, Love Nest. Und auch wenn er weiß, dass er seinen besten Freund verliert, wenn er jetzt nach Chicago geht, was dann ja auch passiert. Er redet dann jahrelang nicht mit ihm, bis es eben zu dem Entlassen kommt. Was auch krass ist, dass er eben diese schlechte Review für seine Frau schreibt. Krass, kommen wir zu der Operngeschichte. Das ist sehr verwoben ineinander, aber die Geschichte von Susen ist natürlich sehr relevant für diesen Moment. Er heiratet Susen, seine Affäre. Und sie hat Sängerambition und er steigt da nicht nur voll drauf ein, sondern er pusht das in eine bestimmte Richtung, die sie eigentlich sehr früh schon ablehnt und nicht will. Und er zwingt sie ziemlich klar dazu, seinen Ambitionen für sie zu folgen. Und naja, sie machen Witze drüber. Also er macht Witze drüber und sagt, naja, wenn sie nicht angenommen wird bei den Opern in New York, dann baue ich hier halt ein Opernhaus. Er hat ein Opernhaus für sie gebaut. Er hat ein Opernhaus in Chicago gebaut, weil sie einfach nicht gut genug ist für die New Yorker Opern. Und dann zwingt er sie zu singen und dann muss sie auf der Bühne stehen und finde ich auch gut, dass der Film das so macht. Sie ist nicht katastrophal schlecht. Das ist geil. Ich finde es so großartig, dass er sich dafür entscheidet, sie nicht katastrophal schlecht zu machen, sondern einfach zu sagen, okay, es reicht halt nicht ganz. Und die Frau, die das gemacht hat, diese Stimme geliehen, war eine echte Opernsängerin, die dann, um gerade so nicht gut genug zu sein, Stückchen über ihrer Range war. Sie hat einfach Dinge gesungen, die ein bisschen zu hoch waren für sie. Und dann hört man raus, dass es eigentlich eine Opernsängerin ist, mit der Attitude einer Opernsängerin, aber leider die Töne nicht ganz richtig sind. Dorothy Commingore spielt das sowieso ganz großartig, die Susan Alexander. Und kudos an den Film, dass er das so macht, weil wir hören sie und wir merken, es reicht nicht. Aber die Stimme ist ja nicht die Schauspielerin, das war eine Opernsängerin. Ja, genau, Dorothy Commingore ist die Schauspielerin und wird geduppt von... Das habe ich leider gerade nicht da. ...habe ich auch nicht griffbereit. Ach, ihr könnt ja auch mal was selbst nachschlagen. Auf jeden Fall, es ist wirklich gut, weil wir hören sie singen und ich bin kein Experte für Gesang. Das heißt, ich könnte es gar nicht sagen, aber wir sehen es natürlich auch durch die Reactions. Wir sehen dann eben diese krasse Kamerafahrt nach oben und da sitzen da zwei Handwerker und gucken runter und einer hält sich die Nase zu. Und es reicht eigentlich schon, um zu sehen. Und dann sehen wir natürlich ihren Leidensweg, der dann auch aus ihrer Perspektive später nochmal erzählt wird, wie sie gezwungen wird, nach und nach immer mehr zu singen. Und es ist wirklich traurig, weil es ist purer Stress für sie. Sie hat diesen Gesangslehrer, der sie die ganze Zeit anschreit und sagt, sie soll es singen. Und der Gesangslehrer sagt dazu, Kane, es klappt nicht, hier reicht das Talent nicht, ich kriege sie nicht dahin. Und Kane sagt, ja, es ist nicht dein Job, das zu beurteilen, sondern es ihr beizubringen. Genau. Ach, das ist schon krass. Und sie merkt es ja auch. Sie merkt die Reaktion und sie wird weitergezwungen und es ist für sie einfach Stress, bis sie dann halt zusammenbricht und sie versucht, umzubringen. Und um Canes Rolle darin zu verstehen, gibt es halt diese wirklich krasse Szene, wo sie singt und er mahnig klatscht. Eine Szene, die auch ikonisch geworden ist, die auch gerne als Meme verwendet wird, wenn es darum geht, laut zu applaudieren für jemanden mit Energie. Und er klatscht, um das Publikum dazu zu bringen, weiter zu klatschen. Das hat vorher so einen Höflichkeitsapplaus gegeben hat. Ja. Und es ist so viel Tragik da drin. Wahnsinn, ja, ja. Von ihm, dass seine Ambitionen nicht erfüllt werden, dass er hier gegen eine Mauer läuft und dass er trotzdem weiterpusht, weil das ist so, wie er es gelernt hat, so wie er es immer macht und so wie er es immer machen wird. Er hat Misserfolg, aber er kämpft weiter, bis er Erfolg hat und er merkt gar nicht, wie er sie damit fertig macht. Ja, ja. Und dann gibt es eben diese Review von Leland, seinem besten Freund, der betrunken über der Rezension eingeschlafen ist, die er schreiben sollte als Kultur. Alle anderen haben was Positives geschrieben, natürlich. Klar. Cane gehören die ganzen Zeitungen, die ich dort als schön euphorisch über sich schreiben. Mhm. Und nur Leland, der wirklich Ahnung davon hat, liegt dann betrunken über seiner Review, die einfach ein kompletter Faris ist. Cane liest ihn, lacht laut und schreibt das Ding fertig. Und zwar in seinem Sinne, also in Lelands Sinne. Das heißt, er macht seine eigene Frau fertig. Ja. Er ist prinzipientreu. Ja. Das ist schon krass, ne? Das ist ziemlich krass. Das ist so, oh, das ist auf so vielen Ebenen krass, weil natürlich erst mal so Respekt für ihn, dass er das macht. Also er steht zu seinen Prinzipien. Ja. Irgendwie. Und was für ein krasser asozialer Move gleichzeitig. Absolut. Und sie schreitet ihn ja auch zu Recht dafür an, dass ausgerechnet von ihm das dann, also sie weiß natürlich nicht, dass er das weitergeschrieben hat. Aber sie weiß, dass es sein bester Freund war und dass er das hat geschehen lassen und einfach gesagt hat, in meiner Zeitung gibt es jetzt den größten Faris meiner, also das ist schon, naja. Okay, Integrität auf eine sehr seltsame Art und Weise. Und es ist fantastisch. Es zeigt so viel über Cain und selbst wenn man nicht genau weiß, was man danach von dem Cain halten soll, es ist so ein vielschichtiger Charakter. Ja. Und diese Szene zeigt diese Vielschichtigkeit, weil das Verhältnis zu seinem Freund, zu seinem besten Freund, den er wahrscheinlich auch vermisst seit zehn Jahren, das Verhältnis zu seiner Frau, die er wirklich liebt und die er wirklich als Opernsängerin sehen will, das Verhältnis zu seinem Medienimperium, zu seiner Zeitung, zu seinen Prinzipien als Reporter oder Chefredakteur, krasse Szene. Ja. Vor allem bleibt er ja dann an einer sehr seltsamen Stelle seiner Prinzipien treu und verrät über Jahre das eigentliche Manifest, was er mal geschrieben hat. Ja. Es ist so eine seltsame Art und Weise, aber man versteht es trotzdem. Man versteht an welcher Stelle es bei ihm bricht und wo er so, wo man ihn sonst natürlich das Mysterium nicht wirklich beherr wird, aber an der Stelle, finde ich, ist es sehr logisch und sehr gut erzählt. Das Ding ist wahrscheinlich, warum es so schwierig ist, ihn zu fassen, weil er sich selbst auch nicht fassen kann. Ja, ja, ja. Er hat ein Selbstbild von sich, das ihm sehr wichtig ist, wo er auch diesen Anspruch an sich selbst hat und er sieht aber gleichzeitig, dass dieser Anspruch an sich selbst scheitert. Es ist auch so ein Problem der kognitiven Dissonanz. Genau. Und dieses Mehrandern zwischen Anspruch und Realität, das trägt er halt auch in sich und weil er sich dabei selbst nicht begreifen kann, haben wir auch Probleme ihn zu begreifen. Ich habe nur eine Theorie, was den Film betrifft und was der Film eigentlich behandelt und so. Das bestätigt das alles gerade, aber da sind wir noch nicht. Aber ich würde gerne so ein bisschen in die Rezeption gehen, damit wir so ein kleines bisschen ein Gefühl dafür bekommen, wie der Film angekommen ist und wie der Film interpretiert wurde und auch ein bisschen, vielleicht reden wir nochmal darüber, was der Film überhaupt behandelt und was das eigentlich soll. Ja, was der Film versucht und das gelingt ihm meiner Meinung nach auch, ist den Menschen zu greifen. Er nennt ihn Citizen Kane, er will einen Bürger begreifen, auch wenn der aus der Oberschicht kommt und die ganze Zeit sich in der Oberschicht bewegt, versucht er trotzdem daraus auch universell Menschen in ihrem menschlichen Handeln zu begreifen. Und er macht das, indem er sehr viel springt zwischen den Stimmungen. Wir haben zwei Momente, wo der Film fast zum Horrorfilm kippt, ganz am Anfang, wenn wir in Xanadu einbrechen. Ja, das ist, da denke ich die ganze Zeit, okay, Schloss Dracula. Genau. Und dann auch diese Opern-Szene, diese Montage, wenn sie gezwungen wird zu singen, dann haben wir den Schrecken und den Schrei, der abbricht, wo der Gesang zum Schrei wird und abbricht, da haben wir diese Horror-Momente. Und er kombiniert die mit Momenten der Tragik, aber auch mit Momenten der Komik und der Lebensfreude, der Romantik. Also dieses, wenn Cain sich selbst feiert, man muss da schon ein bisschen mitgehen, oder? Ja, ja, natürlich. Auch wenn er da schon so seine asozialen, egomanischen Züge zeigt. Er hat einen Song über sich schreiben lassen. Es ist trotzdem so was, wo wir mitfeiern auch und uns freuen für ihn. Und es ist schon so ein bisschen die Suche nach dem Menschen an und für sich, um es mal ganz groß zu machen. Aber bitte, du hast offensichtlich einen anderen Take noch. Ich glaube, der Film geht überhaupt nicht um Hurst. Ich glaube, der Film geht um Orson Welles. Du meinst Orson Welles stellt sich selbst dar? Ich glaube, Orson Welles reflektiert darüber, was aus ihm werden könnte. Seine eigene Angst davor, weil er so erfolgreich, so jung ist und mit so viel durchkommt und so gefeiert wird dafür, dass er dort enden könnte. Das ist seine Angst. Und das Leben danach von Orson Welles gibt der Angst vielleicht auch ein bisschen recht. Das stimmt allerdings. Wenn wir Bilder vom alten Orson Welles sehen, dann sehen wir da auch viel Verbitterung. Und vor allem Orson Welles hatte ja auch sehr lange gesundheitliche Probleme dann, weil er sich einfach so krass aus seinem Hedonismus hingegeben hat. Der war Ende seines Lebens in den letzten Jahrzehnten extrem übergewichtig. Und zwar so, dass es halt auch zu konkreten Gesundheitsproblemen geführt hat. Er ist ja auch relativ jung dann gestorben, also mit 70 Jahren ist nicht relativ jung. Vor allem nicht für die Zeit. Und dann auch dieses Ansprüche haben und diese Ansprüche nicht verwirklichen können. Ja, also es gibt so viele Motive in dem Film, die absolut auf Orson Welles passen. Ich bin bestimmt nicht der Erste, der auf diesen Gedanken kommt, aber ich habe es in der Recherche nicht gefunden. Ich weiß nicht, keine Ahnung. Es gibt auf jeden Fall, es wird immer mal wieder gesagt, dass Orson Welles nicht nur Hirst ist, sondern das ist das von Howard Hughes, den Filmproduzenten, den großen, mit Aviator wurde sein Leben verfilmt und hat die Capriole gespielt. Der hat sich extrem für Luftfahrt begeistert und hat sehr viele große Filme produziert und auch teilweise Regie geführt, die einfach legendär sind. Der Typ selbst ist auch legendär. Dass er den hat einfließen lassen und dass er zumindest so einige Ideen von seiner ersten Ehe, also von sich selbst, von der Person Orson Welles hat mit einfließen lassen. Ich finde den Gedanken ganz reizvoll. Wir können ja mal ganz kurz reingehen. Jetzt sind wir glaube ich an dem Punkt, wo wir sagen können, Citizen Kane, wer ist das? Du sagst Orson Welles. Ich sage eindeutig Orson Welles. Ich glaube auch, dass das am Anfang gar nicht so sehr gedacht war auf Hirst von Orson Welles, aber der natürlich gesehen hat, okay, der Autor, mit dem ich jetzt zusammenarbeite, der Münzes volle Kanne auf diesen Typen und ich weiß auch, was da drin steckt. Und ich habe aber sehr viel Angst und sehe sehr viele problematische Züge in meiner eigenen Person, die dazu führen könnten, dass ich genau dort ende. Und so viele Ängste stecken in diesem Film drin und so viel Reflexionsvermögen und so viel fiese Premonition, wenn man sich das Leben von Orson Welles anschaut, dass ich das fast ein bisschen spooky finde. Was natürlich dafür spricht, ist, dass das Ganze auf einem Theaterstück basiert von Orson Welles, wo es vielmehr einfach um die Darstellung eines Bürgers ging, ohne dass es schon so einen konkreten Entwurf gab, das ein Medienmogul. Genau, ja. Und dass er nach Möglichkeiten seines Lebens geguckt hat, als junges Wunderkind, als gefeierter Held, der dabei ist, sich irgendwie eine Art von künstlerischem Imperium aufzubauen, auf jeden Fall. Und das ist so wahnsinnig reflektiert. Und ich glaube, dass wenn Orson Welles im Alter von 25 Jahren sich wirklich Hirst nur genommen hätte, dann wäre das viel schwarz-weißer abgelaufen. Ich bin mir ganz sicher, dass ganz viele Sachen davon, warum dieser Typ, warum Citizen Kane so viel Sympathie mitträgt und so viele tolle Momente auch hat und wo man ihn wirklich mag und wo man wirklich sagt, okay, go girl. Das sind die Sachen, wo einfach Orson Welles seine eigenen positiven Sachen mit reinbringt und sagt, okay, das bin ich, das will ich eigentlich. Ich will eigentlich dorthin, habe aber Angst, dass ich diverted werde vom Leben und dass der Frust über die Dinge mich irgendwo anders hintreibt. Ja, es gibt diese berühmte Geschichte von Kane, der mit Hirst zu tun hatte und der ihm, glaube ich, im Fahrstuhl begegnet ist. Achso, du meinst Orson Welles, der im Fahrstuhl mit Hirst stand. Ja, ja. Und ihn dann eingeladen hat zur Filmphomäre und der dann abgelehnt hat und dann gesagt hat... Kane. Kane wäre gekommen. Genau. Was ganz witzig ist, weil es damit sagt, hey, du bist nicht so viel Kane, wie du denkst, komm mal von deinem hohen Ross runter und gleichzeitig sagt Kane ist nämlich viel cooler als du. Ja, ja. William Hirst, Entschuldigung, William Randolph Hirst, ab 1863 geboren, war Verleger und Medientaikun, genau wie Kane. Er hat als erste Zeitung den San Francisco XMiner übernommen und hat den auch zu einer Art Yellow Press Boulevard Zeitung gemacht, im Jahr 1887, also auch sehr ähnlich, wie das von Kane dargestellt wird. Und er hat als sein Vater gestorben ist, 1891, ein großes Erbe erhalten, 7,5 Millionen Dollar, inflationsbereinigt, unsere Zeit, das wären 217 Millionen Dollar. Ah, fuck. Und damit hat er dann die New Yorker Zeitung Morning Journal gekauft und hat auch einige der bekanntesten Journalisten eingekauft und zwar der Konkurrenz abgeworfen, so wie das Kane auch mal. Absolut. Es gibt eine sehr schöne Szene, wo wir die besten Journalisten des Chronicles sehen und dann sehen wir plötzlich Kane dran vorbei laufen, an diesem Standbild, das vorher so ein Standbild war, dann läuft Kane da vorbei und sagt, hey, und jetzt gehören die alle uns. War gar nicht so teuer. War gar nicht so teuer. Und er hat auch als, für die Demokraten hat er kandidiert und hatte Erfolg. 1902, 1904 wurde Hearst Mitglied des Repräsentantenhauses, hat da allerdings wohl relativ wenig gearbeitet, weil er zu viel mit seinem Imperium zu tun hatte. Und hat sich dann auch 1905 der Wahl zum New Yorker Bürgermeister gestellt und 1906 versucht, Gouverneur zu werden. Was sehr, eine sehr starke Parallele zwischen Kane und Hearst ist, ist, dass sowohl Kane als auch Hearst klare Isolationisten sind. Und Orson Welles war, wie man weiß, das genaue Gegenteil, nämlich ein Interventionalist. Ganz kurz, ganz kurz geschichtlicher Recap. Ich versuch's kurz wie möglich zu halten. Als der Erste Weltkrieg war, war die Frage im Raum, mischen sich die Amerikaner ein auf Seiten Großbritanniens und Frankreich? Die Isolationisten haben gesagt, nein, es war so ein bisschen die erste Amerikas First Movement, und zwar in dem Sinne so, die sollen das unter sich ausmachen, uns ist egal, wenn Ungerechtigkeiten auf der Welt passieren, wir machen unser Ding. Und die Interventionalisten haben gesagt, hey, hier ist die Demokratie in Gefahr, hier sind unsere Freunde in Gefahr, wir müssen eingreifen. Orson Welles war Interventionalist, der wollte, dass Amerika sich engagiert weltpolitisch, während Hearst Isolationist war. Kane wird im Film auch eher als Isolationist dargestellt. Hearst hat geheiratet, hatte fünf Söhne und hat sich ein Riesenschloss gebaut, das Hearst Castle, das ein bisschen Dreh- und Angelpunkt war der Medien-Szene, in dem Sinne, dass da alte weiße Männer und junge weiße Männer zusammen gefeiert haben. Es gab bestimmt viele Prostituierte und Stripperinnen, und es wurde ordentlich gesoffen, und es wurde ordentlich gesündigt. Kennst du Succession, die Serie? Nee. Succession geht ein bisschen in diese Richtung, geht es auch um Leute, die in Zeitungen gehören und die Meinung bilden, beziehungsweise, nee, ein Sender? Ach verdammt, ich bringe es durcheinander. Oder beides. Auf jeden Fall wird der Vergleich auch zu Succession gezogen, und Succession hat sich wahrscheinlich bei Citizen Kane ziemlich inspirieren lassen. Und politisch ist er so ein bisschen geschlingert, also wie gesagt, er war Isolationist, und zwar so weit, dass im ersten Weltkrieg wurde er teilweise von der Konkurrenz hämisch als Spokesman of the Kaiser bezeichnet, weil er sich so dafür eingesetzt hat, dass das nicht gegen die Deutschen gekämpft wird, dass gesagt wurde, naja, ist vielleicht doch ein bisschen mehr auf der Seite des deutschen Kaiserreiches als auf der Seite der Demokratie. Und er war auch in den 30ern sowohl vom italienischen Faschismus als auch vom Nationalsozialismus-Fan, gleichzeitig Anhänger von Roosevelt, also damals ging das alles so ein bisschen drunter und drüber, und viele haben versucht, Hitler und Mussolini zu verstehen, und leider haben es viele nicht verstanden. Hirst hat es dann verstanden, nämlich als die November-Prochrome war, 1938, und das war so ein Wendepunkt, und er hat sich sehr stark dann abgewendet von dem Nationalsozialismus. Und Kane wird ja auch zumindest in einer Szene so in einem Standbild als Buddy von Hitler gezeigt, wo er zumindest mit ihm zusammen auf dem Balkon steht. Das ist die Szene, wo er kurz nacheinander einmal als Kommunist und dann wieder als Faschist bezeichnet wird. Und was sagt er? Ja, ich bin Amerikaner. Das ist auch so ein amerikanisches Ding, das kein Edward Murdoch auch sagen kann. Ja, absolut. Und Hirsts Vermögen hat auch unter dem Börsencrash in 1929 sehr stark gelitten, allerdings nicht so krass wie bei Kane, sondern er hat auch, auch in den 30er-Jahren war er noch unfassbar reich, er war einer der reichsten Menschen der Welt. Und er besaß, am Höhepunkt seiner Macht besaß er 25 Tageszeitungen, 24 Wochenzeitungen, 12 Radiosender, zwei weltweite Nachrichten-Agenturen, ein Filmstudio und diverse andere Medienfirmen, die man jetzt gar nicht alle aufzählen könnte. Was für ein krasser Typ. Ja, so ein Monopol, von dem man Angst haben muss, wie wir zum Beispiel hier in Deutschland, Springer und so weiter, die ganze Mediengruppe, die da mit dran hängt, das ist ja auch quasi Monopol hier. Und um jetzt nochmal stark zu machen, dass Welles in seinem Film durchaus Parallelen gesehen hat zu Hirst, der hat sich sehr darum bemüht, dass so wenig wie möglich während der Dreharbeit an die Publikation von Hirst rankommt. Ja, ja. Und er hat dann, es gab so ein, im Stage-Magazin gab es eine Story, 1940, bevor der Film rauskam, da meinte er, na ja, es ist so eine Faustgeschichte, ungefähr, sonst nichts, also er hat nicht im geringsten erwähnt, dass er irgendwie... Er hat ja einen Trailer gedreht, extra dafür. Ja. Und der Trailer, ich hab mir den angeschaut, der hat nichts mit der Story zu tun. Er sagt immer nur die ganze Zeit, ihr dürft gespannt sein, was kommt. Und er taucht überhaupt nicht auf, Außenwells taucht nicht auf in dem Ding, sondern es ist nur Stimme und Präsent. Genau, und dann sehen wir die Schauspieler, was ist eigentlich schön, ne? Ja. Der Trailer ist super, wir sehen halt einfach, und da kommt er, und da kommt er, und viele junge Darsteller, übrigens auch, Außenwells hat wirklich mit jungen Leuten besetzt, die man kaum noch kennt, ihr werdet euch diesen Namen merken müssen. Und diesen Namen sollt ihr euch auch merken. Ja, genau. Luella Parsons, sehr wichtiger Name, Luella Parsons war Kritikerin bei einer Hearst-Zeitung, und die war freundschaftlich verbunden mit Außenwells. Und er hat viel mit ihr geredet und offensichtlich auch über Hearst, und er muss wohl so im Nachklang gesagt haben, Gott sei Dank hat die das nicht mitgekriegt, dass ich da was verwendet hab. Okay. Und dann gab es eine zweite Kritikerin bei Hearst, die war bei einer Vorführung, bei einer Preview für die Presse von dem Film, die hieß Hedda Hobbar. Und die meisten Kritiker, die bei dieser Preview waren, Pressevorführung, haben eigentlich relativ gut über den Film geschrieben, und sie hat geschrieben, dieser Film ist eine wishes and irresponsible attack on a great man. Und hat den Film komplett vernichtet. Na klar. Und hat das dann veröffentlicht in ihrer Zeitung, und zwar Friday war das, und Hearst hat das gelesen. Und dann hat Hearst, wir kommen wieder zurück zu Luella Parsons, die eben so mit Außenwells irgendwie befreundet war, Hearst hat an Parsons einen richtig, richtig wütenden Brief geschrieben, hat gesagt, hey, du hängst die ganze Zeit mit diesem Außenwells rum. Und jetzt muss ich eine negative Kritik zu dem Film lesen, den der gerade macht, nicht nur das, ich muss in dieser Kritik erfahren, dass der Film über mich ist, und du sagst kein Wort zu mir. Und das wiederum hat die Beziehung zwischen ihr und Wells komplett zerstört. Ab diesem Punkt war Luella Parsons Erzfeinden von Wells. Und hat angefangen in ihren Sachen, die sie geschrieben hat, einfach mal Wells immer mal wieder so anzugehen. Bevor der Film veröffentlicht wurde, immer mal wieder so negative Sachen einzubauen. Man kennt diese Geschichte von dem römischen Politiker, der immer seine Rede beendet hat mit, und übrigens glaube ich, dass Catago vernichtet werden sollte. So stelle ich mir das ungefähr vor, dass sie ihre Kolumnen immer mal wieder geschrieben hat. Übrigens sollten wir immer dran denken, dass Außenwells ein schrecklicher Regisseur ist, der einen richtig hässlichen, schlimmen Film rausbringen wird. Aber es ist ja auch Publicity, haben die das damals nicht verstanden, dass es auch so einen Streisand-Effekt gibt? Ja, vielleicht hat man damals nicht so weit gedacht, aber sie hat sich dafür eingesetzt, dass der Film nicht veröffentlicht wird. Und zwar hat sie sich dafür eingesetzt, dass sie den Film auch mal sehen kann. Und zwar gab es dann eine extra Vorführung für sie mit zwei Anwälten zusammen. Das heißt, sie hat den Wells richtig zur Schnecke gemacht, hat ihn attackiert, dann hat gesagt, ey, du musst mir jetzt diesen Film zeigen. Und wenn es sein muss, dann der Rechtsweg. Und man kann sich das vorstellen, wie Außenwells sie und dann zwei Anwälte und er hatte vielleicht auch noch zwei Anwälte um sich herum sitzen vom Studio, das natürlich auch Sorge hatte. Und dann gucken die sich diesen Film an und danach hat Luella Parsons gesagt, wenn ihr diesen Film veröffentlicht, dann überhäufen wir euch mit Klagen. Gott sei Dank hat das Studio sich stark gezeigt und gesagt, komm, mir egal. Das Studio hat sich stark gezeigt und Hearst hat sich auch stark gezeigt. Also Luella Parsons war halt eine wichtige Journalistin, aber Hearst war natürlich der mächtige Mann. Und auch er hat noch mal geguckt, wie könnte ich es schaffen, dagegen zu klagen. Er hat überlegt, ob es irgendwie so Privatsphärenverletzung sein könnte, weil Wells offensichtlich wirklich private Sachen von ihm damit eingebaut hat. Oder zumindest dachte er das, dass über die Beziehung mit Luella Parsons, dass da private Sachen reingekommen sind? Also zum Beispiel das Wort Rosebud, das war Kotwort bei Hearst für seine Liebschaften. Also es gab irgendwie eine, ich weiß nicht, ob das ein Kotwort für ein Ort war, wo sie sich getroffen haben oder sowas. Aber es war eine sehr private Sache, ein Wort, was bei Hearst einen privaten Wert hatte. Viele sagen, dass ein ganz wesentlicher Punkt war, dass Hearst in der Figur der Susan Alexander seine Frau erkannt hat, Marion Davis, die Schauspielerin war. Und von ihm auch sehr stark gepusht wurde. Und dass er das als Plusstellung empfand, weil seine Frau war natürlich eine gute Schauspielerin in seinen Augen. Und wahrscheinlich war sie es auch. Ich kenne sie nicht. Ja, sie hat auch vorher eine gute Karriere gehabt und danach auch. Aber er hat ja Filmrollen besorgt, weil er eben die Studios hatte. Und dann hat er natürlich gedacht, oh, sie wird da krass bloßgestellt und ich kann das nicht zulassen. Das ist für sie auch total schlimm, wenn sie sieht, dass sie verglichen wird mit so einer schrecklichen, dilettantischen Opernsängerin, die nur Erfolg hat wegen mir. Und das kann ich auch irgendwie verstehen, dass da auch eine persönliche Verletztheit drin ist. Er war wirklich wütend und hat dann gesagt, okay, es wird keine Reviews, keine Werbung und überhaupt keine Erwähnung in irgendeiner von meinen Veröffentlichungen geben. Das Ding wird totgeschwiegen, das Ding wird boykottiert. Was wahrscheinlich der schlauste Muff in dem Moment ist. Genau. Es ging gar nicht mal nachdem dieses Luella Parsen Geschichte, das er dazu geführt hatte, dass es so negative Geschichten über ihn gab, gab es jetzt erst mal so ein komplettes Embargo. Orson Welles wird ignoriert. Orson Welles hat nichts von mir zu erwarten. Und wenn jemand wie Hurst es sagt, der so viele Zeitungen und Zeitschriften unter seinem Banner hat, dann hat das sowas zu bedeuten. Dann hat das Einfluss auf den Erfolg von einem Film. Und man muss aber natürlich um die Geschichte mal an der anderen Stelle noch kurz zu Ende zu erzählen, Orson Welles hat das sehr leid getan, was mit der Frau zu tun hat. Also nicht Hurst wegen, sondern der Frau wegen, weil er das gar nicht beabsichtigt hatte, dass der Vergleich mit seiner Frau tatsächlich stattfindet. Was ich ein bisschen kurzsichtig finde, weil ihm ist ja klar, dass er Hurst erzählt. Und dann muss ihm klar sein, dass seine Frau in seiner Geschichte mit der tatsächlichen Frau von Hurst verglichen wird. Und das ist ein bisschen fies. Und das tat ihm tatsächlich sehr, sehr leid, weil das gar nicht seine Absicht war. Ja, genau, Hurst hat übrigens auch, er hat Kinobetreibern teilweise gedroht. Einige Kinobetreiber haben im Voreilenden Gehorsam gesagt, sie zeigen den Film nicht, weil sie nicht wollen, dass die Filme aus Hurst Studios nicht mehr gezeigt werden. Und der Film lief gar nicht so schlecht am Box-Office, als der erstattet ist. Es gibt so diese Legende davon, dass das den Film vernichtet hat, dass der ein totaler Flop war. Es war kein Flop, der hat durchaus Geld eingespielt. Es war okay, das war der sechsthöchste Film seines Jahres. Das war ein ganz guter Erfolg. Und die Financiers und die Studio-Produktion haben dann gesagt, das ist okay. Man muss dazu sagen, der Film hat auch nicht viel gekostet. Das war eine Low-Budget-Produktion. Ja, sie haben sehr viel mit den Tricks, über die wir schon geredet haben, um das Budget herum gearbeitet. Also wirklich krass, weil der Film sieht nach sehr, sehr viel mehr Budget aus, als er hatte. Und es war okay, aber Orson Welles war uns zufrieden damit. Aber um diese Fallhöhe noch mal klarzumachen, da ist so viel Legendenbildung um die Rezeption dieses Films. Es war okay, er wurde von Hearst totgeschwiegen. Und auch im 1945 hat ein Hearst-Journalist, nämlich Robert Shaw, noch mal geschrieben, dass der Film hat extrem viel Wut von Hearst und seine Publikationen abgekriegt, wurde ignoriert. Aber das hat dann auch irgendwann aufgehört. Das war auch, irgendwann wurde auch mal der Name Orson Welles wieder in einer Zeitung von Hearst erwähnt. Und es war nicht mehr so, dass es diesen Zorn gab. Allerdings ist trotzdem Orson Welles ruft, weil diese Zeitung war schon so ein bisschen unten durch. Das heißt, es wurde immer so ein zweichleiniges Schwert. Man kennt das in Deutschland, auch wenn man sich mit dem Axel Springer verlag, wenn man sich damit verscherzt hat als Promi. Dann hat man Probleme, dann gibt es immer Ärger. Selbst wenn sie positiv über einen schreiben, machen sie das irgendwie mit so einem negativen Twist. Und es gibt ja so eine Liste an Promis, die sich mit Axel Springer angelegt haben. Und die in der Bildzeitung durch irgendwelche Boulevardstories runtergezogen werden oder schlecht berichtet wird. Die Verlierer der Woche sind dann und so weiter. RKO hat sich dann doch stark gemacht für den Film. Die haben sich sehr lange zurückgehalten, die haben sehr lange gezaudert. Und Orson Welles hat irgendwann gesagt, ey Leute, dann kaufe ich den Film jetzt, damit ich ihn zeigen kann. Und dann haben sie gesagt, okay, komm, jetzt veröffentlichen wir das Ding. Und dann hat er ja auch, wie gesagt, er war so ein mittlerer Erfolg. Er wurde für einiges nominiert, für ein Drehbuch, für Schauspielerregie, bester Film. Also es war irgendwie so alles dabei, aber er hat dann eben nur das Drehbuch gewonnen. 1942 war er ausgelaufen im Kino, hat seinen Oscarrun gehabt und ist dann irgendwie so ein bisschen aus der Öffentlichkeit verschwunden. Bisschen runtergegangen. Bis er dann ein Re-Release hatte irgendwann auch noch mal, 1958 glaube ich. Zwei Ebenen gibt es dann. Einmal die Popularität in Amerika und einmal die Popularität in Europa, insbesondere in England. Zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten gab es quasi ein Wiederentdecken des Films. Und zwar zum einen springen wir ein ganz kleines bisschen nach vorne in der Zeit. Ende der 50er Jahre wurde er in Amerika neu entdeckt. Dafür gab es eigentlich so drei große Gründe. Es war zum einen der pure Zufall, dass RKO, das Studio eines der ersten war, das erkannt hat, wie viel Potenzial im Fernsehen steckt. Und die haben angefangen, ihre Filme auszurollen im Fernsehen und dann die Sender zu verkaufen. Und Citizen Kane war einer von den Filmen, der dadurch öfter im Fernsehen gelaufen ist. Das heißt, das haben mehr Leute gesehen und damals war die Filmauswahl fürs Fernsehen einfach kleiner. Das zweite war, dass er, wie du schon gesagt hast, ein Re-Release hatte im Kino, wegen, weil Wells zur gleichen Zeit auf der Bühne New York King Lear gespielt hat. Und das war so Fame mitnehmen, hey, da können wir noch mal ein bisschen Kohle machen. Und das dritte war ein Essay von dem amerikanischen Filmkritiker Andrew Ceres, Citizen Kane, The American Baroque. Und in dem bezeichnete er Citizen Kane als den großen amerikanischen Film. Und hat gesagt, dass dieser Film hat das Kino mehr beeinflusst, kein anderer Film hat das Kino so sehr beeinflusst, seit Birth of a Nation. Das war wieder Griffith. Stimmt. Ein bisschen früher hat es schon in Großbritannien angefangen. Und zwar die Zeitschrift Zeit and Sound macht alle zehn Jahre eine Liste der besten Filme aller Zeiten. Und seit 1932 gibt es die Zeitschrift, glaube ich. Alle zehn Jahre gibt es diese Liste. Und die entsteht dadurch, dass verschiedene KritikerInnen, RegisseurInnen, DrehbuchautorInnen, auch das Publikum für Detonisten querbeet gefragt werden. Und dann wird diese Liste zusammengestellt. Und die hatten ein enormes Renommee. Filme, die auf dieser Liste landen, sind im filmischen Canon Fest verankert. 1952 ist Citizen Kane zum ersten Mal aufgetaucht auf Platz 11 als Runner-up zur Top Ten. Ganz knapp den Einstieg verfehlt. Platz eins war damals Fahrraddiebe. Oh. Deswegen, da ist er in Großbritannien, über Fahrraddiebe haben wir auch geredet, in Großbritannien ist er dadurch wieder ins Gedächtnis gekommen. Und zwar die nächsten zehn Jahre hatte er Zeit in diesem Gedächtnis zu reifen. 1962 war er bei Sight and Sound auf Platz eins dieser Liste. Und hat die Liste wahrscheinlich sehr, sehr lange angeführt. Bis zum Jahr 2012. Alle zehn Jahre. Wow. Jedes Mal war der auf Platz eins in der Liste. 2012, das ist die letzte Liste, die 2022 ist noch nicht veröffentlicht. 2012 wurde er abgelöst von Vertigo, von Alfred Hitchcock. Und ist auf Platz zwei gelandet. Das war eine Kontroverse. Darüber wurde richtig gestritten und hier in Filmkreisen war das ein riesiges Thema. Citizen Kane ist nicht mehr der beste Film aller Zeiten. Witzigerweise abgelöst durch Vertigo, der als er veröffentlicht wurde, auch eher so lauwarme Kritiken gekriegt hat und eher so als Hitchcocks schwächerer Film galt. Obwohl ich den auch großartig finde. Ich liebe Vertigo auch. Übrigens Vertigo, der auch denselben Musiker hat wie Citizen Kane. Ach so, okay. Über den müssen wir gleich noch ganz kurz reden. Für die Musik haben wir noch gar nicht besprochen. Und das war es dann eigentlich, was so der Durchbruch war. Also diese Kombination, dass er Ende der 50er Jahre in Amerika wiederentdeckt wurde. In Großbritannien und bis zum Frühjahr in den 50ern. Das hat kulminiert. In 1962 führte er plötzlich die Liste an. Und seitdem hat er diesen berüchtigten Ruf. Und diese Liste, diese Seiten-Sound-Liste ist auch die, die ihm, das ist das Ding, was eigentlich zitiert wird, wenn er als beste Film aller Zeiten bezeichnet wird. Aber wieso ist Kritiker und Freitonisten sind Herdentiere? Da ziehen alle mit. Und seitdem ist er bei unzähligen besten Listen ganz oft ganz weit oben. Zum Beispiel Expo 58. 100 Filmhistoriker wurden befragt und haben Citizen Kane zumindest in die Top 10 aufgenommen. Am Schlachtschiff Potemkin war damals auf Platz ein. Und er wurde immer wieder zitiert. Es wurde immer wieder genannt, das ist der beste Film aller Zeiten. Und um vielleicht einmal Roger Ebert, den großen Filmgeber, zu zitieren. Der hat den Kommentar auf der DVD gemacht. But people don't always ask about the greatest film. Ja, er hat auch ein ganzes Buch über den Film geschrieben. Echt? Wirklich? Krass. They ask, what's your favorite movie? Again, I always answer Citizen Kane. Also es ist nicht nur der größte Film aller Zeiten, sondern es ist auch sein Lieblingsfilm. Okay. Ja, und das hat zu dieser großen Rezeption geführt. Musik! Ganz kurz. Wie heißt der? Jetzt haben wir so, wir sind, liebe Zuhörerinnen, wir sind, was die Zeit betrifft, sehr ausschweifend diesmal, weil das einfach wirklich ein großer Film ist. Und ich hoffe, ihr habt das Sitzfleisch uns weiter noch ein bisschen zuzuhören. Weil es gibt immer noch ein paar Themen, die wir machen müssen. Musik zum Beispiel. Die Musik ist fantastisch. Leonard Herrmann, der mit Wells beim Radio gearbeitet hat. Citizen Kane war sein quasi Filmdebüt. Er wurde in der Folgezeit quasi Hitchcocks Hauskomponist. Ja. Und hat auch andere Filme großartig vertont. Er hat vorher Theater, glaube ich, und so im Radio gemacht. Genau, mit Wells auch schon zusammen. Wells kannte den. Wells wusste, welche Leute er sich besorgen muss. Ja, ja, ja. Alter, ist die Musik gut. Ja, die Musik ist wirklich toll. Ich weiß nicht, was man dazu noch sagen soll, außer die Musik ist halt toll. Die Stimmung. Die ist wirklich gut eingesetzt. Die haben eine bombastische Musik, teilweise größ und wahnsinnig, aber die passt eben zu diesem Typen. Oder eben mal was ruhigeres und sensibleres. Es ist wirklich sehr, sehr gut gemacht und sehr gut eingesetzt. Auch allgemein der Sound, muss man sagen, ist von dem Film wirklich toll. Es gibt so Stellen, wo das Set an sich größ und wahnsinnig sein soll, aber eigentlich gar nicht da ist. Wenn man sich nur, du musst mal den Sound ausmachen, nur angucken, plötzlich sind die Sets gar nicht mehr so riesig. Ja, ich habe ganz witzig, um das Invertierte zu bringen, zwei Filmkritiker, die sich drüber unterhalten haben. Ich habe einen Podcast-Episode gehört von zwei Filmkritikern, die sich drüber unterhalten haben. Und der eine meinte, man spürt sehr stark, dass Orson Welles vom Radio kommt, weil dieser Film funktioniert komplett auf der Tonebene. Du kannst das Bild die ganze Zeit wegmachen. Es funktioniert. Du verstehst den gesamten Inhalt dieses Films, wenn du ihn nur hörst. Und zwar natürlich durch die Dialoge, aber auch durch die Musik. Das Einzige, was du nicht verstehst, ist, was Rosebud bedeutet. Ja, stimmt. Das ist das Einzige, was der einzige Visuell-Ki, der notwendig ist. Dazu trägt natürlich die Musik von Bernard Herrmann sehr viel. Er hat deutlich mehr Zeit gekriegt für die Vertonung als andere. Ja, als sonst, ja. Eigentlich waren so drei Wochen oder sogar nur zwei Wochen der USUS. Welles hat Herrmann zwölf Wochen gegeben. Und der hatte dadurch genug Zeit, sich wirklich um das Orchester zu kümmern und sich den Film anzugucken und zu schauen, wo passt welche Musik. Und es tut dem Film so gut, weil wir haben ja schon gesagt, es geht so durch die Stimmung. Und der Film schafft von Horrormusik zu sowas beschwingtem, fröhlichen, lustigen, übertragliches. Also er schafft diese Emotionen, diese Bandbreite abzudecken, einfach im musikalischen. Absolut. Manchmal hatte man das Gefühl, dass er so richtig albern wird, weil er so einen Zwischendurch drin hat und so Sachen, wo eine Punchline war von irgendjemanden und die Musik kommentiert ist nochmal irgendwie. Es ist wirklich spannend. Und diese zwölf Wochen Zeit geben und so, das bringt mich noch ein bisschen darauf, dass Orson Welles ja alles unter dem Deckmantel von wir sind neu, sorry, wir brauchen mehr Zeit und sich dann auch eben diese Zeit erkauft hat damit und gesagt hat, wenn ihr mich schon haben wollt, der ich keine Ahnung von Filmen habe, dann müsst ihr uns mehr Zeit geben. Und dann hat er auch ganz am Anfang einen Monat Zeit gehabt, Testshoots zu machen. Das Ding ist, bloß die Testshoots waren am Ende gar keine Testshoots. Der hat ja eigentlich schon angefangen, den Film zu drehen. Der hat sich das ermogelt, dass er mehr Zeit zum Drehen des Films hat und hat so getan, als wenn er irgendwelche Testshoots macht. Aber er hat ja in der Zeit schon einen Film gedreht. Das waren zum Beispiel diese Szenen, wo die Journalisten am Anfang fast so silhouettenhaft dastehen und vor dieser Leinwand stehen und sagen, wir müssen aber rausfinden, was wir Besonderes über diesen Typen zu sagen haben, weil das, was wir gerade gesehen haben in dem Newsreel, das wissen wir ja alles. Wir brauchen was Neues. Ja, er hat sich schon einiges rausgenommen. Also Citizen kennen wir den auch gerne als eines der ersten Beispiele, wenn nicht sogar das erste Beispiel des amerikanischen Autorenfilms, 30 Jahre vor New Hollywood genannt. Ja und es war, also Welles hat sehr viel gemacht mit der carte blanche, die er von dem Studio hatte. Gott sei Dank hat er genug Dreistigkeit, um so Ideen reinzubringen, zu pushen und stell dir mal vor, jemand von Hearst hätte erfahren, was er da dreht, hätte das Drehbuch in die Hände gekriegt, das Projekt wäre tot gewesen. Absolut, absolut. Und dann war es halt doch so weit, dass es ein bisschen leichter war, Guts zu zeigen und zu sagen, als Studio, okay, jetzt veröffentlichen wir das Ding. Jetzt ist sowieso Kind in den Brunnen gefallen. Genau. Ja, ja, ich finde das Krasse an Orson Welles ist einfach, dass der an den richtigen Stellen die richtigen Entscheidungen getroffen hat und zwar so in einer Masse, weil du hast, du musst ja als Regisseur wirklich alles entscheiden und die meisten Regisseure, die gut sind, wie Spielberg und so weiter, treffen so bei 80 Prozent der Fragen die richtigen Entscheidungen. Und ich habe das Gefühl, dass Orson Welles mit 24, 25 Das habe ich auch. eine unglaublich hohe Trefferquote an richtigen, korrekten oder außergewöhnlich guten Entscheidungen getroffen hat und das als jemand, der keine Ahnung hat. Ich glaube, das kam ihm teilweise gelegen. Weil man kennt das, wenn man unbefleckt an was rangeht, ist es leichter, out of the box zu denken. Ja, absolut, natürlich, klar. Und das hat er auch genutzt und er hatte natürlich auch das Glück, dass er die richtigen Leute dran hatte, die einfach sagten, okay, wir setzen das jetzt um, wir machen das, was du willst. Genau, wir können den Namen ruhig nochmal sagen, weil er einfach so wichtig ist für das Gelingen dieses Films. Crack Tolland. Crack Tolland, es gibt diese tolle Anekdote, dass Crack Tolland der Meinung war, dass man ein Set sehr ruhig und still ohne großes aufgeregtes Plappern haben sollte. Und dass diese ganzen Anweisungen von wir machen das so und die Kamera muss dorthin, das Licht muss mehr nach links, mehr nach links, mehr nach rechts und so weiter, dass das alles mit Fingersignalen, Hand-Signalen gemacht werden sollte. Sodass er mit seinen Leuten am Set, also seinen Lichtleuten und so weiter, der Kameramann ist ja viel mit den Lichtleuten, hat er zu tun, einfach Hand-Signale hatte, sodass keiner richtig wusste, was die eigentlich gerade absprechen. Und Orson Welles kommt vom Theater. Der kommt also ans Set und tut so, als wäre er am Theater und macht die Lichter selber und sagt, okay, ich stelle jetzt diese Lampe hier hin und die leuchtet jetzt dorthin und hat keine Ahnung, was er da macht. Und der Kameramann, sein Ego ist so klein und so unwichtig für ihm, dass er sich einfach hinter Orson Welles stellt und mit Hand-Signalen den Lichtleuten sagt, ja, mach mal mehr so oder mach mal mehr so und Orson Welles denkt, oh ja, das habe ich gut hingestellt da. Und da hat er irgendwie tolles Licht und denkt, er wäre der King am Set und der Kameramann lässt ihn gewähren. Und dann hat aber leider nach einer Woche einer der Lichtleute gesagt, du, sorry, aber was du hier machst, das macht eigentlich alles der Kameramann. Und dann war Orson Welles natürlich total bestürzt, oh Gott, tut mir furchtbar leid, ich wollte nicht. Aber das Krasse ist, der Kameramann war total sauer und hat gesagt, nein, ich wollte, dass der das selber alles irgendwie, und dann lernt er das doch viel besser, wenn er das selber irgendwie hinkriegt und so und wollte seinen Anteil daran gar nicht so sehr nach vorne stellen. Das ist cool, weil da wirklich zwei Leute, die groß künstlerisch waren, also Craig Tolland war damals schon ein großer Kameramann, Orson Welles haben wir jetzt schon, wenn man es sagt, war er schon gefeiert. Trotzdem keiner von beiden Ego zu sehr mit Ego, weil Welles war wirklich bestürzt, weil er wollte das richtig machen. Es geht auch die Annenkvote darum, dass er von Miriam Geiger, die damals so was, Production Advisor, die an der Produktion mitgearbeitet hat, dass er von ihr so eine Art Tutorial bekommen hat, und zwar was sie selbst zusammengestellt hat, mit so Filmtechniken, die einfach aufgeführt werden, das kann man machen, was wird gemacht, das sind die Winkel, und denen gearbeitet wird und gedreht wird. Und er muss das nun mehrmals gelesen haben, er muss das mal sich rumgetragen haben und mit sehr viel Sorg, falls sich damit beschäftigt haben. Du hast es vorhin schon erwähnt, er hat die Filme gekriegt, er hat sich Filme bestellt und hat dann vor allem die deutschen Expressionisten geguckt, aber auch die Franzosen und auch die amerikanischen Klassiker. Er kam nicht an das Set mit dem Habitus, ich bin hier das Wunderkind, und ich zeige euch jetzt, wie man Filme macht, sondern er kam da hin und dachte, wow, große Spielwiese, aber ich kann hier auch ganz viel lernen, ich will was Gutes machen, aber ich kann hier auch, hey, ja, ich habe die Ideen, lieber Crack, kannst du das umsetzen. Das ist toll, mit dieser Haltung kommst du viel weiter, als wenn du sagst, ich bin jetzt derjenige, der alles weiß und genau so wird es jetzt gemacht. Sondern wirklich zu sagen, okay, ich habe die Weisheit zu wissen, dass ich mich auf die richtigen Leute verlassen muss und dass ich auf die hören muss. Die haben alle wesentlich mehr Filme gedreht als ich in meinem Leben, also muss ich mich darauf verlassen und mir die Expertise ranholen, statt so zu tun, als hätte ich die Expertise. Ja, und es hat sich ausgezahlt. Absolut. Bevor wir weiter in unsere Rezeption gehen, wollen wir einmal kurz einen kleinen Schingel einspielen, der sagt, jetzt kommt eine Liste. Unsere Top 3. Wir machen also eine Liste zwischendurch. Ja, ich wollte von dir und du warst richtig pissed, dass ich dir diese Liste gegeben habe, du hattest überhaupt keine Bock auf diese Liste und ich habe gesagt, doch, wir machen das jetzt. Ich wollte Consens-Filme, auch wenn Citizen Kane keiner ist. Naja, aber Consens-Filme habe ich jetzt schon auf Citizen Kane bezogen und habe gedacht, naja, gut, das ist der Film, der immer auf Platz 1 ist, was die besten Listen betrifft. Also es ist ein Film, wo alle mit sich einig sind, okay, das ist ein guter Film. Ich finde es spannend, und es geht nicht um Filme, die wir absolut vergöttern, sondern ich finde es spannend, kann man so einen Film finden, der nicht der kleinste gemeinsame Nenner ist, weil das verplumpt, das finden ganz viele Leute doof, sondern eher der größte gemeinsame Nenner. Gibt es so einen Film, wo du das Gefühl hast, okay, es wird wirklich schwer, Leute zu finden, die sagen, ich verachte diesen Film abgrundtief. Es wird wirklich schwer, Leute zu finden, die sagen, ich finde diesen Film mittelmäßig, sondern die meisten Leute, die den Film gesehen haben, egal ob Kritiker oder Zuschauer, egal, wie habe ich geschrieben, ob Onkel Heinz oder... Oder der 10-jährige. Oder der 10-jährige Pokeball-Fan. Filme, die alle ansprechen, es ist unmöglich natürlich, aber versuchen wir es mal. Wir versuchen mal so krass Konsens wie möglich zu finden, und es ist eine Herausforderung, ich weiß auch noch nicht, ob ich glücklich bin mit meiner Liste. Du musst anfangen, Gott sei Dank. Ich habe als erstes gedacht, na gut, dann gehe ich jetzt einfach die IMDB-Liste durch, was sind die besten Filme, bestbewerteten Filme, und dann kann ich das machen, aber... Dann habe ich geschrieben, Bullshit, das sind die IMDB-User, die haben noch einen ganz anderen Filmgeschmack, und da ist auf Platz zwei der Pate. Ja, und dann würde natürlich der 10-jährige Pokemon-Fan mit der Pate nicht viel anfangen können. Ja, aber auch Tante... Tante Liesel wird sagen, ach nee, der Pate, nervig, diese blöden Gangster. Also meine Tante Liesel findet den toll. Ja, okay. Ja, aber das sind dann schon wieder nur langweilige... Also das ist dann wieder der kleinste gemeinsame Film. Nee, das darf nicht passieren. Dann sagen ja die ganzen Filmkritiker, ach, das ist der kleinste gemeinsame Nenner, das funktioniert nicht. Filmkritiker müssen den auch mögen. Intellektuelle müssen ihn mögen. Alle müssen ihn mögen. Versuchen wir es. Was ist dein Platz drei? Fuck, Alter. Gescheitert. Mein Platz drei ist Zurück in die Zukunft. Ja, sehr gut. Genauso was wollte ich hören. Zurück in die Zukunft, perfekt. Comedy, Romantik, Excitement und auf jeden Fall... Ich habe auch überlegt, ob ich ihn mit reinnehme, habe ich nicht gemacht, aber auf jeden Fall. Okay, sehr gut. Funktioniert. Toller Platz drei. Okay, aber dafür musste ich jetzt leider Casablanca über Bord werfen. Oh, Casablanca wäre auch gut gegangen. Nein. Warum? Welcher zehnjährige Pokemon-Fan kann Casablanca durchhalten? Der sitzt davor und denkt sich, äh, was will der Typ? Ich schaue dir in die Augen, Kleines, was ist das für ein Satz? Ich hatte das Gefühl, ich musste die großen Regisseure nennen. Ja? Also die großen Blockbuster-Regisseure. Und dann habe ich überlegt, welchen Star Wars nehme ich, weil Star Wars ist so ein Konsensfilm. Aber welcher? Und ich glaube, es ist nicht der erste, sondern ich glaube... Es ist der zweite. Ich glaube, es ist auch nicht der zweite. Der ist nämlich zu düster und zu brutal. Ich glaube, es ist der dritte. Also Episode... Nicht Episode drei, sondern Episode sechs. Rückkehr der Jedi-Ritter. Der hat alles. Der hat zum einen diese schwere Thematik mit... Darth Vader ist der Vater von Luke Skywalker. Aber er hat auch niedliche Evox. Er hat großes Action-Spektakel. Aber er hat auch Romantik zwischen Prinzessin Leia und Han Solo. Er hat Jabba da hat und diese ganzen komischen Monster. Aber er hat auch wunderschöne Aufnahmen von den Planeten, wo die Evox leben. Es ist für mich eine bunte Mischung. Und ich glaube, das ist ein Film, wo es schwer wird, jemanden zu finden, der sagt... Ja, das stimmt vielleicht. Star Wars kann man auch als Kind gut gucken und freut sich über die Dinge, die man vielleicht nicht versteht. Aber auch über die ganzen lustigen Sachen. Gerade die Evox und so. Das stimmt schon. Bei mir Platz zwei. Das Ding ist, man ist ja dann automatisch bei Klassikern. Natürlich, auf jeden Fall. Aber muss man gar nicht. Weil ich glaube, dass ein Konsens-Film, der wirklich überall gut ankommt, ist... Alles steht Kopf. Oh, sehr gut, ja. Auf jeden Fall. Und es ist noch kein Klassiker und vielleicht wird es noch ein Klassiker. Ich weiß es nicht genau. Die Zeit wird es zeigen. Oh, Alles steht Kopf ist super. Pixar, Disney und du hast Alles steht Kopf genommen, statt der Eiskönigin zum Beispiel. Ja, weil es universeller ist, weil es weniger so klassisches Märchen ist. Oder weniger kitsch. Na, weil Alles steht Kopf. Die ganzen Psychologen und die ganzen Leute, die dann auch noch denken... Oh ja, und da ist auch noch intellektuell, psychologisch was Spannendes drin. Und darüber kann man sich gut unterhalten. Du hast dich so geärgert über meinen missen Vorschlag. Und jetzt haust du voll die Goldstücke raus. Super. Alles steht Kopf. Ich habe gedacht, Disney-Pixar müsste sein. Aber das ist natürlich der beste von allen. Weil ich dachte, so kündigt der Löwen... Ah, ich weiß nicht. Kolonialismus, Afrika... Richtig, genau. Schwierig, aber super. Mein Platz 2. Auch ein Film, der Romantik hat. Der Action hat, der Aufregung hat, der strahlt. Und auch relativ neu ist das nämlich wichtig. Weil Klassiker, je älter sie sind, umso schwieriger ist es ein heutiges Publikum zu bedanken. Das stimmt, ja. Jurassic Park. Special Effects funktionieren immer noch. Okay. Das ist aufregender. Mit den Dinosauriern, die angreifen. Aber es gibt auch das Schöne mit den Dinosauriern in der großen Landschaft. Es gibt die niedlichen Kinder. Kinder haben Spaß an diesem Film. Erwachsene haben Spaß an diesem Film. Die Filmkritik darf sich an den tollen Special Effects freuen, die wegweisend sind für das Kino der 90er Jahre. Und das Feuilleton darf sagen, ah, da werden Umweltthemen behandelt. Ja, aber ich glaube, dass du viele Leute verlierst, die so mit Dinos und so weiter überfordert sind. Die sagen, ach, das ist nicht meins. Es gibt tatsächlich Leute, die nicht als Kind große Dino-Fans waren. Ich war nicht so ein großer Dino-Fan als Kind. Ja, und dann gibt es Leute, die sagen, naja, was interessiert mich, ob da jetzt ein T-Rex rumläuft. Aber es sind trotzdem schöne Bilder. Auch wenn du nicht Dino begeistert bist. Ich mochte den Film, obwohl ich nicht Dino begeistert war. Ich mag den Film, aber ich mochte ihn damals nicht. Oh, interessant. Als er als Erstes rausgekommen ist, bzw. als ich ihn als Erstes gesehen habe, habe ich ihn nicht so sehr gemocht. Er ist erst an mich angewachsen. Mit der Zeit. Zurück ans Reißbrettenbord. Ein Fragezeichen. Du wirst bei meinem ersten Platz auch ein großes Fragezeichen hinmachen. Was ist dein erster Platz? Ich hatte so ganz viele Sachen. Klassiker wären noch manche mögens heiß, der wirklich auch alle begeistern würde, glaube ich. Aber den habe ich dann nicht reingenommen, weil es gibt noch den größeren Platz und wir haben es besprochen, Wizard of Oz. Ich glaube, der wird immer alle Zuschauer, die davor sitzen, begeistern. Ich glaube, es gibt sogar richtig grummelige, 15-jährige Jungs. Ich hätte jetzt gesagt, die verlierst du bei Wizard of Oz. Das glaube ich nicht. Ich glaube, Jungs, die entdeckt haben, dass sie männlich vor Fußball sitzen müssen, schaffen es trotzdem, Wizard of Oz was abzugewinnen. Es war auf jeden Fall bei mir auch bei den Überlegungen dabei. Ich kann es auf jeden Fall machen. Ich glaube, du verlierst die pubertierenden Jungs. Genau die. Aber die verliere ich wahrscheinlich mit meinem Platz 1 auch. Jetzt bin ich mal gespannt. Mein Platz 1 ist, weil ich dachte, okay, Hollywood ist ja kacke, weil Hollywood ist so ein Studiosystem. Wir brauchen noch ein bisschen mehr Feuilleton-Begeisterung, ein bisschen mehr das Feuilleton, das abfeiert. Aber es muss nahe genug an unserer Zeit sein. Und trotzdem Spaß machen. Ich glaube, so ein Bild von so einer Rechnung, die du ans Fenster gemalt hast. Und ich bin hier, mit dieser Formel komme ich zu dem Schluss, dass der Konsensfilm aller Konsensfilme die fabelhafte Welt der Amelie ist. Nein, den finden viel zu viele Leute viel zu süß. Glaubst du? Weil er hat immer noch genug diese ein bisschen absurden, aber nicht zu absurden Momente, die das abfedern. Also ja, er ist sehr kitschig, aber er hat manchmal diesen bizarren Humor, der das aufhängt und der dem Niedlichen so einen Augenzwinkern gibt. Er hat die Fähigkeit, beide Geschlechter abzuholen. Er hat den Vorteil, dass er das Feuilleton begeistern kann, weil es ist ein Film von Jeunet und ein französischer Autorenfilmer. Das heißt, das Feuilleton ist bei diesem Film auf jeden Fall dabei. Und ich glaube, er ist unterhaltsam genug, um ein Massenpublikum zu begeistern. Das hat er ja auch irgendwie. Also er war ja auch in den Kinokassen sehr erfolgreich. Und die Jungs dürfen sich amelie poler verlieben. Ja, ja. Ich glaube, du verlierst die Leute. Jetzt wird es spannend. Du verlierst die Leute, die den Film zu oft gesehen haben. Au, nein. Das ist mies. Das ist dreckig. Also Respekt für dieses Argument, aber das ist wirklich dreckig. Ich habe so das Gefühl, das ist so ein bisschen Schlag unter die Gürtellinie. Würde hier jetzt ein Ringrichter sitzen, würde der sagen, nein. Das gibt eine Penalty. Danke für deine tolle Liste, Johan. Danke dir für diesen Vorschlag dieser Liste. Danke für deine tollen Filme. Geile Liste, okay. Lass uns mal zurückgehen. Das war unsere Top 3. Wir kommen zum Fazit und zum Abschluss, würde ich sagen, oder? Wir kommen zum Fazit und zum, ja, es gibt, ich habe hier so viel noch stehen, aber das können wir nicht alles einbringen. Das geht einfach nicht. Wir haben jetzt schon über zwei Stunden eine Episode. Oh, fuck. Ich habe gehofft, dass wir unter zehn Stunden bleiben. Nein, nein, nein. Wir müssen ja auch Citizen Kane ein bisschen gerecht werden. Okay, wenn du es schon so sagst, hat dir der Film gefallen? Jetzt kommt noch eine weitere zweistündige Pause, bevor ich das beantworten kann. Also, man braucht Sitzfleisch für den Film. Und überraschenderweise hatte ich den Sitzfleisch gerne, aber ich verstehe, wenn man das nicht hat und wenn man dann sagt, jetzt wird er dann doch langwierig. Ich hatte zwischendurch das Gefühl, dass da ist jemand, der irgendwie einfach alles reinwerfen will, every trick in the book muss mal ausgetestet werden, was mir dann in der Recherche recht gegeben hat, weil einfach der 24-, 25-jährige Junge einfach gesagt hat, so, das war jetzt alles, was mir irgendwann mal begegnet ist. Wir machen den Low Shot, wir machen den Trick Shot da, wir machen das. Ich komme nicht dabei hinweg, dass das irgendwas war. Das ist einfach unglaublich. Aber natürlich, und es sind ein paar Sachen, wo ich denke, irgendwie hat das so ein Geschmäckle von immature, wo man denkt, irgendwie hat er doch nicht die Lebenserfahrung für das, was er da erzählt. Weißt du, was ich meine? So ein kleines bisschen. Aber das sind alles so, das ist so Meckern auf hohem Niveau. Es ist halt bloß etwas, was unten drunter mitläuft, wo ich dann was mit dem Film, ein kleines bisschen, weiß ich nicht genau, wo ich dann denke, ja, der ist so ein arroganter Bursche, der mir dann versucht zu erzählen, wie das im Alter funktioniert. Das Blöde ist, er trifft das ja richtig eigentlich. Es ist bloß die Arroganz, die dann irgendwie durchführt, wo ich dann denke, ah, irgendwie, warum darf der mir das erzählen? Aber er erzählt's halt leider richtig. Dam, verdammt. Und vielleicht sehe ich das auch in 30, 40 Jahren nochmal ganz anders und denke, ja, der hat ja totaler Scheiß erzählt. Aber jetzt gerade denke ich noch, ja, okay, er hat's leider getroffen. Ich weiß, ja. Und um den Punkt nochmal ganz, ganz stark zu machen, dass es nicht um, also auf der Oberfläche geht es um Hearst, aber eigentlich, wenn man das Drehbuch außer Acht lässt, geht es eigentlich um Orson Welles. Orson Welles hat seine Mutter verloren, als er acht war, sein Vater, betrunkenen Vater, als er 15 war. Es ist ganz viel, wo ich denke, okay, das passt jetzt volle Kanne in sein Leben rein. Als Cain das erste Mal seine Zeitung kommt, sagt er, ich habe keine Ahnung, wie eine Zeitung funktioniert, ich mache einfach, was mir Spaß macht. Das ist Orson Welles eins zu eins. Der sitzt da und denkt sich, ich habe keine Ahnung, wie Film funktioniert, aber ich habe jetzt einfach Spaß damit. Volle Kanne. Und ich glaube, dass der Film umso mehr Spaß macht, wenn man sich anguckt, dass es vielleicht einfach um Orson Welles geht. Ich glaube, es geht um den Menschen an für sich. Es geht um den Amerikaner, um den amerikanischen Bürger. Und es geht auch um ein, naja, darum, wie vielleicht auch weniger um den amerikanischen Bürger, sondern wie funktioniert Amerika. Und leider ist es so, dass eben Reiche und Mächtige eine sehr große Rolle dabei spielen, wie Amerika funktioniert. Damals wie heute. Robert Murdoch. Der Film ist über Robert Murdoch. Und das schafft der wirklich auf den Punkt zu bringen. Ich dachte ja eigentlich, wir gucken das Ding jetzt, um das noch mal so ein bisschen zu dekonstruieren, noch mal so ein bisschen auseinanderzunehmen. Ich habe auch jetzt noch mal eine Vorbereitung, nachdem ich den Film geguckt habe, einen Podcast gehört, wo drei Dudes sich anderthalb Stunden drüber lustig machen und sagen, dass das ein Kackfilm ist. Und die ganze Zeit drüber herziehen. Und sich wundern, warum der so erfolgreich ist beim Film. Hast du dir gewünscht, dass wir mehr über ihn herziehen? Nein, überhaupt nicht. Das Problem ist ja, ich habe es mir gewünscht, bevor ich ihn gesehen habe noch mal. Jetzt habe ich ihn noch mal gesehen und habe noch mal festgestellt, also ich hatte ihn schon in guten Erinnerungen, dass ich einen starken Film fand, aber dass ich so eine gewisse Distanz dazu hatte, emotional. Die hatte ich diesmal nicht. Und dann habe ich mich noch mal drauf eingelassen und vielleicht haben sie auch einfach alle recht. Vielleicht ist es einfach der beste Film aller Zeiten. So ganz objektiv, ohne irgendwelche subjektive Maske. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich Sitzfleisch brauche. Und ich kann nicht mal wieder sagen, weil das letzte Mal, als ich hingeguckt habe, hatte ich das Gefühl, da wurde ich nicht so aufgesungen. Da war ich schon alt genug, um zu sehen, das ist wirklich meisterlich gemacht. Aber ich habe so eine Distanz dazu. Ich sehe, warum so viele Leute abfeiern, aber ich komme nicht rein. Und ich kann es betrachten als historisches Stück. Und sagen, oh, schöne Büste, liebe Griechen. Aber guckt euch mal das an, was wir heute mit dem Internet machen. Und das war diesmal nicht so. Ich wurde da wirklich reingesungen. Ich bin emotional mitgegangen. Und ich habe den Film, habe ihn als unglaublich kontensiert und voll und voller Gehalt und voller toller Bilder wahrgenommen. Das er irgendwie beide, so beides von mir angesprochen hat, das eskapistische. Wow, krasse Bilder. Wow, schön. Tolle Szenen. Tolle Atmosphäre. Und aber auch das Intellektuelle. So, oh, spannende Auseinandersetzungen mit der Person. Spannende Auseinandersetzungen damit. Oh, viele Ambivalenzen. Das ist ein verflucht starker Film. Ich kann es nicht anders sagen. Ich bin wirklich mit dem Vorhaben rangegangen, ey, man kann den bestimmt noch mal ein bisschen mehr auseinandernehmen und so. Ein bisschen mehr kritisieren und so. Und er ist viel zu gut dafür. Es klappt nicht. Ich kriege es nicht hin. Und ich würde es gerne machen. Das ist so ein Film, wo, ja natürlich, es ist voll doof, den Film genial zu finden, weil ihn jeder genial findet. Aber vielleicht ist das auch einfach. Und vielleicht sind diese Party Pooper, die sagen, naja, ich verdiene den Listen zu lernen. Das sind einfach die Nullchecker. Weil der Film ist einfach ein krasses Meisterwerk. Ich glaube, dass die das auch wissen und das nicht zugeben werden. Ja, vielleicht. Und vielleicht, was du gesagt hast, spielt das auch mit einer Rolle, dass es echt schockierend ist und ärgerlich und provozierend, dass so ein junger Haini, der vom Radio kommt, mit 25 Jahren, im Jahr 1941, als als jeden Jahr, wenn jedes Jahr tausende Filme entstehen, die einfach nur Bullshit sind, so ein Meisterwerk bringt, das sich so lange hält. Und so eine Stärke hat dann, ja, natürlich ist es schwierig, das zu akzeptieren. Ja. Ja, großartiger Film. Ich finde, der ist immer noch, immer noch wert gesehen zu werden. Und der hat es total verdient, so gefeiert zu sein. Ja, vielleicht überkompensiert, weil er von Horst totgeschwiegen wurde, was ja offensichtlich nicht so lange war. Ja, vielleicht ein bisschen übertrieben, dass er jedes Jahr auf der Topliste auftauchen muss, immer auf Platz eins ist. Ja, das ist vielleicht zu viel. Aber er ist verdammt stark. Er hat es verdient. Es ist wirklich ein großartiger Film. Und es ist nicht nur ein Film für FilmemacherInnen, könnte man ja auch meinen, weil er eben diese tollen Bilder hat, sondern er ist ein Film, wenn man sich drauf einlässt, dann kann er einen wirklich reinziehen und auch emotional bewegen. Es ist nicht nur so eine technische Fingerübung und so ein Kunstprodukt, sondern es ist wirklich ein starker Film, der dich emotional mitnehmen kann. Und aus dem du total viel mitnehmen kannst, über den Menschen, über Amerika, über das Funktionieren der menschlichen Psyche, über Macht und der trotzdem nicht alles auf ein Silbertablett serviert, sondern genug offene Stellen lässt, genug fehlende Puzzleteile, dass du irgendwie auch mit weiterdenken kannst. That's it. Bevor wir schließen, vielleicht führt die Frage jetzt auch dazu, dass wir jetzt nochmal zwei Stunden aufnehmen, aber wichtige Frage, was lernen wir daraus? Aus dem Film? Nicht nur aus dem Film, auch aus deiner Entstehungsgeschichte. 25-Jähriger, der keine Ahnung von Filmhandel macht, den besten Film eurer Zeiten. Was lernen wir da raus für den Film? Was bedeutet das für einen Film? Bedeutet das, dass wir alle so tun, als wäre Film Hexenwerk und dass es eigentlich, wenn man ehrlich an einen Film rangeht und einfach naiv sagt, ich möchte das und das und sich die richtigen Leute ranholen, dass man ganz easy den besten Film eurer Zeiten macht. Was heißt das? Was heißt das? Mich irritiert das total. Wenn du einen extrem guten Drehbuchautor, wenn du einen extrem guten Kameramann oder eine extrem gute Kamerafrau hast und Erfahrungen mit Theaterinszenierungen und Radio, wenn du Backup hast von einem Studio, das dir gute Kulissen zusammenstellen kann, das dir helfen kann mit technischen Fragen und das finanziert und auch 200.000 Dollar über das Budget geht, was damals ja auch schon war. Na ja. Dann ist es ein Hexenwerk, aber es sind so viele, wenn es dann, also weißt du, es war einfach ein extrem glückliches Zusammentreffen, nicht nur Orson Welles, die Orson Welles natürlich großartig, aber auch Mankiewicz, auch Greg Toland, auch Bernard Herrmann, das waren alles die richtigen Leute und der ganze Cast, alles junge, unerfahrene Leute, die das wirklich toll gemacht haben. Total krass. Er hat ja das alles aus seiner eigenen Riege, er hatte ja alle vorher gekannt, er hat ja mit denen zusammen eine Theatergruppe gegründet und dann hat er die Leute auch noch genommen Es ist ja im Grunde ein Familienfilm. Großartige Leute im Schnitt, er hat einfach, ich weiß nicht, ob er einfach Glück hatte, Orson Welles, oder ob er einfach die richtigen Leute kannte. Also ganz viel liegt auch an ihm, aber es sind einfach, es ist sehr viel Talent zusammengekommen, es war nicht ein Hexenwerk, sondern es ist sehr viel Talent und sehr viel Arbeit zusammengekommen und dann kriegst du so einen Film hin. Aber es war nicht so junger, unerfahrener Mann, schnippt einmal mit dem Finger und dann steht da das Meisterwerk. Ne, das nicht, das Ding ist, ich kann ja auch nicht jemanden, der noch nie Fotos gemacht hat, eine Kamera, eine gute Kamera in die Hand geben und sagen, du kannst jetzt gute Fotos machen, weil es ist eben nicht nur die Technik. Aber wenn diese Person bereit ist, sich ein Buch über Fotografie durchzulesen oder auch zwei, sich 200 Fotografien anzugucken und sich zwei Lichtmenschen zu holen und zu sagen, zwei Lichtmenschen, die schon seit Jahren Fotos belichten und sagen, könnt ihr mir mal helfen, ich will das und das erreichen und macht mal, stellt mal das Licht und die stellen dann das Licht, dann kriegst du diese Person glaube ich schon dazu, gute Fotos zu machen. Vor allem wenn diese Person sich vorher, bevor sie vorher Gemälde gemalt hat und realistische Bilder gemalt hat und Comics und Zeichnungen, weißt du? Dann kriegt diese Person vielleicht, auch wenn sie zum ersten Mal eine Kamera in der Hand hat, wirklich gute Fotos hin. Am Ende geht es um die Vision, glaube ich. Es macht mich so fertig, deswegen denke ich jetzt viel darüber nach, weil ich denke, okay, der hatte nie eine Ahnung davon, aber er ist einfach jemand, der eine Vision hatte, eine Idee davon und das vielleicht auch nicht sein Leben lang schon mit sich rumgetragen hat, sondern einfach, dann irgendwie, jemand hat gefragt, ja, wir machen jetzt einen Film und er hat dann irgendwann gesagt, ja gut, lass uns einen Film machen, dann haben die mehrere Ideen hinuntergeniert. Das war noch nicht immer die Idee, weswegen er zum Film gegangen ist, sondern das kam halt irgendwann auf, ja gut, okay. Er hatte die ganze Summe zu setzen. Das ist vielleicht, um eine Parallele zu werfen, Tommy wie so, ne? Hatte auch das Geld, hatte auch künstlerische Projekte dafür gemacht und hat dann beschlossen, einen Film zu machen, wo er Regie führt und sich als Hauptrolle besetzt und dann hat er halt auch so Schauspieler zusammengesucht, die er kannte und hat sich darauf verlassen, dass er gute Kameraleute hat und hat denen gesagt, wir drehen analog und digital gleichzeitig. Daraus gekommen ist The Room. Also es ist ein Meisterwerk. Du brauchst die Vision gleich nach Citizen Kane. The Room. Fuck. Ja, ich glaub... Es ist einfach hart. Wenn ihr da draußen irgendeine Erklärung dafür habt, es ist ja nicht nur sein Genie, weil man muss auch sagen, er hat ja danach auch Misserfolge gehabt. Es war nicht immer alles Gold, was er geschissen hat. Ja, genau das und ich hab auch, also wie gesagt Touch of Evil wird ja gerne als sein zweiter großer Film gemacht. Der hat mir bei weitem nicht so viel Freude bereitet. Dieser. Und Der Prozess ist ein extrem guter Film. Aber auch der Prozess ist so Citizen Kane ist schon was anderes. Ich weiß nicht, vielleicht ist das so One-Shot. Einmal macht man im Leben so was und er hatte halt das Glück oder vielmehr das Pech wahrscheinlich, dass es bei ihm halt mit 25 war. Wahrscheinlich ist es die Naivität, mit der man dann rangeht und sagt, okay, ich mach jetzt, hab jetzt ein paar geniale Ideen und später, wenn man so eine geniale Idee hat, verwirft man die sofort beim Drehbuch schreiben, weil man weiß, das ist zu auffällig. Das mach ich so nicht. Und das stimmt ja nie. Drosselwald hat ja tatsächlich schon ein paar mehr von diesen Schüssen. Also hat Krieg der Welten gemacht ein paar Jahre davor. Er hat das, das definitiv ist sein Fiction-Hörbuch fürs Radio gemacht. Ach mann. Ja. Ist das ein Film, bei dem man dann sagt, ach, ich hör auf. Ich kann sowieso nicht erreichen. Oder ist es ein Film, bei dem man sagt, okay, jetzt muss ich unbedingt machen. Jetzt erst recht. Keine Ahnung. Ich betrachte es nicht so aus der Filmmacherperspektive, weil wenn ich den Film sehe, bin ich so als Zuschauer so begeistert, dass ich keine Zeit habe. Weil ich glaube, das ist der erste Film, bei dem ich nicht sofort denke, oh ja, jetzt muss ich auch wieder einen Film machen. Das ist der erste Film, wo ich denke, vielleicht soll ich aufhören. Oh mann, Orson Welles. Wie viele Filmkarrieren hast du zerstört? Ich will nicht mit einer depressiven Note enden, ganz im Gegenteil. Eigentlich sollte dieser Film dazu führen, dass man sagt, ja, geil, ich hab zwar nicht genug Budget, wie Orson Welles hatte auch zu wenig Budget für das, was er gemacht hat. Er hat einfach was draus gemacht. Er hatte geniale Ideen. Er hatte überlegt, wie kann ich das und wie kann ich das erzählen, mit den Mitteln, die ich habe. Er wusste einfach auch, wie man Sachen zweitverwertet. Er hat ganz viele Insets gedreht von Leuten, die gerade eben was anderes abgedreht haben und hat gesagt, oh, können wir da mal rein. Wir würden gerne diese Nachtclub-Szene da drehen. Und die Leute gesagt haben, ja gut, dann benutze es halt noch. Er weiß einfach, wie man aus kleinen Mitteln was rausholt. Ja, total. Und das ist toll und das ist vielleicht das, was man lernen sollte daraus. Nicht zu sagen, ich komme da sowieso nicht ran, sondern zu sagen, okay, ich nehme diese Guts zu sagen, okay, ich kann aus kleinen Sachen, ich muss mir meine Fähigkeiten bewusst sein und daraus das Beste rausholen. In diesem Sinne, Johannes, vielen Dank, dass du ihn geguckt hast. Vielen Dank, dass du ihn vorgeschlagen hast zu unserer Episode, die 100. Wir haben 100 Episoden geschafft. Der Wahnsinn. Jetzt müssen wir noch einmal richtig feiern und wir sehen uns nächste Woche zur 100 ersten Episode. Wo alles anders wird, wir werden das Konzept komplett umschmeißen. Wir machen ganz andere Dinge. Ja, ich werde ersetzt durch einen Esel. Macht das einen großen Unterschied? Ich weiß nicht. Danke. Ich dachte, Moment, verwandelt er den FM jetzt nicht? Doch, doch, das muss er doch natürlich. Okay, gut, dann hören wir uns nächste Woche. Und werden dann, weiß ich nicht, was machen wir denn? Wenn ihr wissen wollt, was Johannes für die erste Episode dieser neuen Ära für mich zu bieten hat und es muss was Gutes sein, dann bleibt dran. Ich glaube, es gehört zu den Filmen, die wir letzte Woche besprochen haben. Oh shit. Letzte Woche, falls ihr es nicht gehört habt, hatten wir Filme mit merkwürdigen Filmtiteln, mit Filmtiteln, die so krass sind, dass wir denken, oh, den Film müssten wir unbedingt mal sehen, obwohl wir ihn noch nicht gesehen haben. Und jeder von uns hat drei Filme vorgeschlagen. Wir haben wirklich ein paar absurde Titel dabei gehabt. Und jeder durfte von der Liste des anderen einen Film rauspicken. Und ich befürchte, Johannes hat sich was ziemlich interessantes bei mir rausgepickt. Ah, ich erinnere mich. Okay, ich will nicht so viel spoilern. Wenn ihr wissen wollt, was für einen absurden Titel Johannes sich rausgesucht hat, bleibt noch kurz dran. Nach dem Jingle hört ihr das. Ich wünsche euch eine schöne Woche. Vielen Dank fürs Zuhören. Vielen Dank für die Episoden. Und wir hören uns hoffentlich weitere 100 Episoden. Bleibt gesund. Bis dahin. Ciao. Okay, der Jingle ist gelaufen. Wir haben in der Zwischenzeit geguckt, ob wir diesen absurden Film überhaupt finden. Weil es war nämlich wirklich eine Liste von Filmen. Und wir hätten wahrscheinlich mit jedem Film oder fast jedem Film dieser Liste Probleme. Du hast mal einen Link zu einer dubiosen russischen Seite geschickt. Es ist halt ein Klassiker- und Turner Classic Movies. Hätte ihn auch, aber wir befinden uns ja leider nicht in Amerika. Und ich weiß auch nicht, wie das damit ist mit Pay und so. Aber TCM.com hat ihn offensichtlich im Angebot. Das ist ein Turner Classic Movie. Und jetzt habe ich zumindest, weil ich halt danach gesucht habe, bin ich über ein paar Infos gestoßen. Und zwar The three main supporting cast of the hugely popular Dick Van Dyke Show. Ich liebe die Dick Van Dyke Show. Kenne ich überhaupt nicht. Und das heißt, ich werde die Darsteller da auch nicht erkennen. Ich kenne es vom Namen, aber ich kenne keinen. Magst du den Titel des Films erstmal nochmal sagen? Don't worry, we'll think of a title. Offensichtlich Ich hatte ja, als ich das gelesen habe, dachte ich, ja geil, das ist ein Metafilm. Das klingt sowieso wie so ein Metafilm, ist es aber wahrscheinlich nicht. Ich glaube, es ist einfach eine klassische amerikanische Komödie aus den 60ern. Naja, bin mal gespannt. Und ich habe das Spy habe ich gelesen. Also Spy und Spy ist Mistake a Dinner Cook. Und weiter muss ich nicht lesen. Ich kann mir ungefähr vorstellen, das heißt, wahrscheinlich geht es darum, wahrscheinlich ist es so ein Hitchcock-Thema. Ein normaler Typ wird für einen Spion gehalten oder so. Keine Ahnung, mal schauen. Vielleicht überrascht er uns. Interessant. Ich gucke immer gerne neue Filme. Ich glaube, ich weiß nicht, ob dieser für mir gefallen wird. Nur kurz zur Entstehungsgeschichte, wer es nicht gehört hat. Wir haben letzte Woche über einen Film gesprochen, wo die Top 3 dann war. Titel von Filmen, die wir irgendwie spannend finden, obwohl wir den Film nicht gesehen haben, wo der Titel aber sagt, ich muss diesen Film sehen. Und ich habe eine Liste gemacht mit drei Filmen und Johannes hat eine Liste gemacht mit drei Filmen. Und ähm, wir haben dann jeweils aus der Liste einen Film gewählt. Für den anderen. Das heißt, Johannes gibt mir nächste Woche einen Film aus meiner Liste auf und ich gebe Johannes die Woche drauf einen Film aus seiner Liste auf. Das heißt, wenn ihr wissen wollt, welcher dubiose, merkwürdige Titel von Johannes kam, aber von mir als Film auserwählt wurde, müsst ihr nächste Woche wieder reinhören. Ansonsten, vielen Dank für 100 Episoden, Johannes. Vielen, vielen lieben Dank. Wir haben uns jetzt genug Honig ums Maul geschmiert. Die Hefte davon schneide ich sowieso raus und die andere Hefte bleibt drin und wir freuen uns einfach, dass wir 100 Episoden haben. Und ich freue mich auf die nächsten 100 Episoden an euch da draußen. Vielen Dank, dass ihr lange dabei wart und dass ihr auch noch weiterhin zuhört und dass ihr unsere Statistik immer weiter füttert. Es werden ja immer mehr Zuhörerinnen und das finde ich ganz toll. Vielen Dank. Gut, bis dann. Ciao.