Episode 11: Der Spiegel (Serkalo), The Hateful Eight
In der elften Episode treten zwei Filme gegeneinander an, die unterschiedlicher nicht sein könnten. The Hateful Eight aus dem Jahre 2015 und Serkalo aus dem Jahre 1975. Nicht nur 40 Jahre trennen diese beiden Filme sondern ganze Welten: Auf der einen Seite haben wir Quentin Tarantino, Independent- und Hollywooddarling des 21. Jahrhunderts, der im letzten Jahrzehnt ein besonderes Faible für Western entwickelt hatte, dass er in The Hateful Eight besonders auslebt. Auf der anderen Seite haben wir Andrei Tarkowski, Publikumsschreck und Cineastenliebling des 20. Jahrhunderts, der mit Serkalo seine Experimentierfreude und seinen Avantgardismus auf die Spitze treibt. Auf der einen Seite haben wir sowjetisches Kino mit Hang zum Epochalen, auf der anderen Seite US-amerikanische Westernnarrative, wie sie amerikanischer nicht sein könnten. Wir haben Avantgarde und Pop, Moderne und Postmoderne, Film als Spiel und Film als Seelenschau. Ob sich diese beiden Extreme miteinander versöhnen lassen?
Natürlich haben sich auch wieder zwei Top-Listen in unsere Episode geschmuggelt. Dieses Mal reden wir über die stärksten Mutterrollen in Filmen sowie die besten Kammerspiele aller Zeiten. Falls Ihr Anmerkungen, Kritik und Wünsche habt, schickt sie uns an florian@mussmansehen.de oder johannes@mussmansehen.de. Und falls euch die Episode gefällt, abonniert unseren Podcast in der App eures Vertrauens und hört auch in die älteren Episoden rein.
Der Spiegel [Andrei Tarkowski]
(Sowjetunion 1975)
Ein Kind schaltet einen Fernseher an. Darin zu sehen ein junger Mann bei einer Art Hypnose, einer Seance. Mit Hilfe einer spirituellen Kraft will er sein Stottern ablegen, will endlich richtig reden können. Richtig reden können… Darum geht es dem russischen Avantgarde Regisseur Andrei Tarkowski in seinem Film Serkalo – Der Spiegel von 1975. Und er wird reden. Viel und ausgiebig. Mal in trockenen Monologen, mal im Zwiegespräch mit seiner Exfrau, mal in einem fast religiösen Singsang, Gedichte seines Vaters rezitierend. Das sprechende Alter Ego des Filmemachers ist Akexej, ein vierzigjähriger Mann, der mit seiner Ex-Frau darüber debattiert, was mit ihrem gemeinsamen Sohn geschehen soll und der sich an seine Kindheit und Jugend in der ländlichen Sowjetunion erinnert.
Aber so präsent dieser Alexej mit seiner Stimme und seiner POV ist, im Zentrum von Serkalo steht etwas anderes: Es ist auch nicht Alexejs Mutter, deren Alltag und Fürsorge für die lange Zeit vaterlose Familie viel Raum des Films einnimmt. Im Zentrum des Spiegels steht die Zeit als solche: Die Erinnerung, mal verschwommen, mal verfälscht, mal schmerzhaft konkret. Das Oszillieren des eigenen Gedächtnisses zwischen Traum und Wirklichkeit, die wortwörtlichen Spiegelungen von Gegenwart und Vergangenheit, und das Metaphysische, das dieses komplexe Netz zusammenhält. Serkalo ist kein leichter Film, vermutlich der schwierigste Film Tarkowskijs. Er ist nicht linear erzählt, steckt voller kryptischer Bilder und Referenzen auf die russische und europäische Geschichte. Aber so oft er sich dem Verstehen entzieht, so gewaltig ist er auf einer emotionalen Ebene: Geisterhaft, erschreckend, romantisiert und wunderschön, langsam und introspektiv, pathetisch und gewaltig. Die Kritik war damals gespalten; epochale Seelenschau? Freudianische Masturbation eines übersättigten Künstlers? Der sowjetischen Kritik war er zu spirituell, zu mystizistisch, und auch heute noch tun sich viele Menschen schwer mit diesem langsam erzählten, verworrenen, rätselhaften Trip durch Raum und Zeit. Konnte er dich trotzdem begeistern, Johannes?
The Hateful Eight [Quentin Tarantino]
(USA 2015)
Der 2015 erschiene Western im tiefen Schneegestöber von Quentin Tarantino, erzählt von 7 paranoiden Männern und einer Frau, die durch einen Blizard in Wyoming in eine Hütte zusammengesperrt sind – jeder mit einer eigenen Agenda.
John Ruth will die Verbrecherin Daisy Domergue gewinnbringend nach Red Rock bringen. Major Marquis Warren hat ebenfalls 3 Verbrecher, allerdings tot, im Schlepptau und ausgerechnet der neue Sherif Chris Mannix der in Red Rock den Lohn der beiden auszahlen würde, ist auch mit von der Partie.
Ebenso wie Señor Bob, Oswaldo Mobray, Joe Gage, General Sanford Smithers deren Backstory und Triebfkräfte sich erst spät im Film entfalten.
Ein Film der Seite Spannung großteils aus Paranoia, erhöhter Gewaltbereitschaft und Geld- und Machtgier speist. Irgendwie typisch Tarantino. Aber auch ein bisschen untypisch, aber an welchen Stellen? Hast du eine Idee dazu Plor?
Transkript
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: Podcast: Der mussmansehen Podcast - Filmbesprechungen Episode: Episode 11: Der Spiegel (Serkalo), The Hateful Eight Publishing Date: 2021-03-17T16:05:14+01:00 Podcast URL: https://podcast.mussmansehen.de Episode URL: https://podcast.mussmansehen.de/2021/03/17/episode-11-der-spiegel-serkalo-the-hateful-eight/ Johannes, du glaubst wirklich, die Welt braucht einen weiteren Podcast? Nein, eigentlich nicht, aber ich. Aber wenn wir einen Podcast machen zusammen, dann brauchen wir irgendwas Cooles, worüber wir reden können. Wie wär's mit Filmen? Du liebst Filme, ich liebe Filme, ist doch eine gute Idee. Ja, aber wir lieben überhaupt nicht die gleichen Filme. Ja, das könnte das Geile sein. Ich zeig dir Filme, die ich geil finde und du zeigst mir Filme, die du geil findest. Das heißt so Musicals aus den 50ern? Von mir, für dich, genau. Und koreanische Filme? Mit russischen Untertiteln, von mir, für dich. Oh Gott, okay. Aber du weißt, dass das für Menge Streit sorgen kann. Definitiv, das wird lustig. Herzlich willkommen. Jetzt hustest du in meine Ansage rein. Ich wollte immer mal einen Podcast mit einem Reusband oder Husten starten. Auch wenn man das zu Corona-Zeiten vielleicht nicht machen sollte. Na toll. Und ich hab nicht mal in die Armbeuge gehustet, sondern in die Hand. Ja, wir geben uns ja nicht die Hand. Ja. Passt schon. Du rührst nur mit den Fingern meinen Tee um. Folge 11. Folge 11, oh mein Gott, wir sind zweitstellig. Ja, Schnapszahl. Hast du dich von der Jubiläumsfeier letzte Woche erholt, von dem Kater? Ja, gerade so. Aber soweit, dass ich gedacht habe, ich werde meinen Film mit einem Whisky trinken. Also ich habe die Schnapszahl sozusagen jetzt auch ernst genommen. Oh, hast du tatsächlich gemacht? Ja. Bei meinem Film habe ich, lass mich überlegen, was ich getrunken habe. Oh Gott, ich glaube, ich hab Popcorn dazu gegessen. Und wahrscheinlich, hatte ich da was stehen? Hatt ich ein Bier in der Hand? Trinkst du beim Filmgucken? Nicht immer, aber diesmal. Also The Hateful Eight muss man mit Whisky gucken. Ja, stimmt. Auf jeden Fall. Und damit wären wir ja schon beim Film, den du für mich hast heute. Sehr schön. Ich habe The Hateful Eight für dich und du hast für mich... Zerkalo, Der Spiegel von Andrzej Tarkowski. Wir sind wieder bei unserem alten Prinzip, einem neuen Film und einem etwas älteren Film, nachdem wir letzte Woche zwei ganz aktuelle Filme hatten. Ja, zufällig ein bisschen. Also es ist ja nicht so, dass wir uns abstimmen, dass wir jetzt darüber nachdenken, was wären das für zwei Filme, die wir zusammen gut in eine Episode packen könnten. Sondern wir sind ja so renitent und sagen, nee, mich interessiert jetzt einfach mal das und es hat nichts mit dem zu tun, was dich interessiert. Es gibt überhaupt kein Konzept bei der Filmauswahl. Wir nehmen einfach, was uns gerade in den Sinn kommt. Also tatsächlich, bei mir ist es oft so, was würde ich denn unbedingt gern mal wieder schauen? Ja, okay. Das spielt eine große Rolle und ansonsten auch die Frage, was ist noch auf meiner Zusehenliste? Das war zumindest bei dem Don Quixote der Fall. Ah ja. Und manchmal ist es auch einfach, womit will ich Johannes quälen? Und heute habe ich was gefunden, um ihn zu quälen. Ich möchte an dieser Stelle den geneigten Zuhörer einmal ermuntern, uns auch eine Mail zu schreiben oder einen Post irgendwo hin zu hinterlassen mit einem Filmtitel, den wir besprechen sollen. Ja, wir nehmen gerne Vorschläge an. Ja, mal gucken. Also ihr fünf, wir wissen, wer ihr seid. Genau. Und je nach Filmtitel wissen wir wahrscheinlich sogar, wer von euch filmt. Okay. Ja. Ja, wollen wir dann einfach mit deinem vielleicht loslegen? Wir legen mit meinem Film los. Fangen wir mit deinem an. Ich bin sehr gespannt. Stell doch den Film mal vor. Russisches Avantgarde-Kino. Andrei Tarkovsky, Serkalo, beziehungsweise im Deutschen der Spiegel von 1975. Uff. Ich muss erst mal meine Gedanken sammeln. Oh Gott. Ah, das ist viel zu viel Text, tut mir leid. Ja, wir können die ganze Episode damit füllen. Mach mal. Ein Kind schaltet einen Fernseher an. Darin zu sehen, ein junger Mann bei einer Art Hypnose, einer Seance. Mithilfe einer spirituellen Kraft will er seinen Stottern ablegen. Will endlich richtig reden können. Richtig reden können. Darum geht es dem russischen Avantgarde-Regisseur Andrei Tarkovsky in seinem Film Serkalo von 1975. Und er wird reden. Viel und ausgiebig. Mal in trockenen Monologen. Mal im Zwiegespräch mit seiner Ex-Frau. Mal in einem fast religiösen Singsang Gedichte seines Vaters rezitierend. Das sprechende Alter-Ego des Filmemachers ist Alexei. Ein 40-jähriger Mann, der mit seiner Ex-Frau darüber debattiert, was mit ihrem gemeinsamen Sohn geschehen soll. Und der sich an seine Kindheit und Jugend in der ländlichen Sowjetunion erinnert. Aber so präsent dieser Alexei mit seiner Stimme und seiner POV ist, im Zentrum von Serkalo steht etwas anderes. Es ist auch nicht Alexeys Mutter, deren Alltag und Fürsorge für die lange Zeit vaterlose Familie viel Raum des Films einnimmt. Im Zentrum des Spiegels steht die Zeit als solche. Die Erinnerung, mal verschwommen, mal verfälscht, mal schmerzhaft konkret. Das Oszillieren des eigenen Gedächtnisses zwischen Traum und Wirklichkeit. Die wortwörtlichen Spiegelungen von Gegenwart und Vergangenheit und das Metaphysische, das dieses komplexe Netz zusammenhält. Serkalo ist kein leichter Film. Vermutlich sogar der schwierigste Film Tarkowskis. Er ist nicht linear erzählt, steckt voller kryptischer Bilder und Referenzen auf die russische und europäische Geschichte. Aber so oft er sich dem Verstehen entzieht, so gewaltig ist er auf einer emotionalen Ebene. Geisterhaft, erschreckend, romantisiert und wunderschön, langsam und introspektiv, pathetisch und gewaltig. Die Kritik war damals gespalten. Eporales Seelenschau, freudianische Masturbation von einem übersättigten Künstler. Der sowjetischen Kritik war ja zu spirituell, zu mystizistisch. Und auch heute noch tun sich viele Menschen schwer mit diesem langsam erzählten, verwochenen, rätselhaften Trip durch Raum und Zeit. Konnte er dich trotzdem begeistern, Johannes? Gute Frage. Ich stehe noch zu sehr unter dem Eindruck des Filmes, als dass ich den Schritt zurück gewagt hätte, um zu gucken, ob ich damit was anfangen kann. Wie lange hast du ihn denn geguckt? Vorgestern. Nein, gestern, gestern. Ja, siehst du, so viel Zeit kommt einem das dann vor, wenn man aus diesem Film rauskommt. Nein, ich bin gestern gesehen und es ist wirklich schwer darüber überhaupt einen Gedanken zu fassen. Eine Frage an dich, Plor. Wie oft hast du diesen Film gesehen, bevor du auch noch irgendwas verstanden hast? Okay, das ist ein bisschen sehr stark formuliert, aber... Ich behaupte nicht, dass ich jetzt was verstanden hätte. Auch das noch, okay, ja. Also ich muss dazu sagen, um ein bisschen mal wieder in die emotionale, persönliche Geschichte reinzugehen, das erste Mal habe ich den Film gesehen als junger Student. Und zwar ganz klar mit dem Ziel, den Filmchen Kanon aufzupolieren. Und ich war kein großer Tarkowsky-Fan zur damaligen Zeit. Ich hatte von ihm gesehen den Solaris und hatte da wohl den Fehler gemacht, dass ich den unmittelbar nachdem ich das Buch gelesen hatte gesehen habe und fand, dass er das Buch, was ich wirklich total liebe, was zu meinen Lieblings-Science-Fiction-Roman angehört, dass er das überhaupt nicht verstanden hat und einfach so sein eigenes Ding draus gemacht hat. Was er wahrscheinlich auch gemacht hat, das habe ich ihm damals ein bisschen übel genommen. Und dann habe ich Stalker gesehen, der total gehypt war und dachte nur so, naja, überschätzt. Und dann habe ich Zerkalo gesehen. Und ich erinnere mich mit einem Freund zusammen. Ich habe nichts verstanden an diesem Film. Ich saß da, ich habe keine Ahnung, was da passiert. Aber ich erinnere mich noch total gut an das Gefühl, was der Film bei mir vermittelt hat. Und es war einfach, ich war total erschlagen. Der Film hat mich wirklich im wahrsten Sinne des Wortes fertig gemacht. Und das macht er jedes Mal, wenn ich ihn sehe. Und ich habe das jetzt gemerkt, als ich ihn wieder geschaut habe für diese Sendung. Ich habe den gar nicht so oft gesehen. Also es gibt Filme, die ich deutlich öfter gesehen habe, weil der Film mir teilweise Angst macht, weil ich diesen Film wirklich krass finde. Ich finde, dieser Film geht so ans Eingemachte. Er ist brutal spirituell. Vielleicht kann man das so sagen. Und ich bin überhaupt kein religiöser Mensch. Ich bin auch kein spiritueller Mensch. Also überhaupt nicht. Und dieser Film trifft aber irgendwie so einen spirituellen Nerv, der offensichtlich irgendwo bei mir verborgen ist. Wir brauchen wieder eine Sitzung, Flor. Soll ich dich wieder aufs Sofa begleiten? Wirklich, das greift mich an. Dieser Film ist für mich wie eine Provokation. Aber er ist in dieser Provokation sehr unglaublich mächtig. Es ist ein Film, der mich einfach wirklich fertig macht. Er zerreißt mich irgendwie. Es ist ein Film, der auch weit über das hinausgeht, was andere Filme machen. Ich weiß nicht genau, was da passiert ist. Ich kann mir das nur so erklären, dass der Film irgendwann komplett dem Regisseur entglitten ist und sein eigenes Monstrum geworden ist. Eigentlich genau genommen ist es wirklich eine klassische freudianische Geschichte. Ich habe versucht, jemand seine Autobiografie in einem Film zu verarbeiten. Aber Tarkowski schallt er damit irgendwie. Und das, was daraus entsteht, ist wirklich wie so ein Frankensteinmonster aus Erinnerung, Traum und Realität das Lose zusammengehalten wird. Und ich glaube, ich kann mir vorstellen, dass es auch dem Regisseur selbst Angst macht, was dabei entstanden ist. Ja, das ist eher was für die Kirche als fürs Kino. Ich finde diesen Film krass einfach nur. Also ich hatte kurz überlegt, ob ich dich gleich am Anfang dieser Episode einmal schelte, weil wir ja Filme besprechen wollten und keine Gemälde, die sich bewegen. Genau, aber es ist noch mehr als ein Film. Es ist irgendwie fällt es mir schwer, die Kategorie Film anzulegen. Das ist wahnsinnig schwer zu sagen. Und das ist auch das, was mich daran tatsächlich begeistert. Das Wort begeistert ist gefallen. Das finde ich schon mal gut. Es bleibt aber leider nicht nur bei begeistert, aber es ist schon so, dass der Film allein durch seine Ambition so viel mehr sein zu wollen als ein Film oder so viel anders sein zu wollen als ein klassischer Film entwickelte eine Wucht, die einfach bewundernswert ist. Es ist ja tatsächlich so, dass die sowjetischen Filmbehörden den Film als gefährlich angesehen haben. Wegen seiner spirituellen Seite, wegen dem abstrakten, künstlerischen. Ja, fast schon aufwieglerischen. Vor allem auch was die Kriegssachen betrifft. Das muss man schon sagen. Wir waren nicht so zufrieden damit, dass die Kriegsszenen nicht heroisch waren. Genau, viel zu realistisch. Viel zu realistisch in den Kriegsszenen. Und viel zu unrealistisch in allem anderem herum. Viel zu sehr diese westliche Dekadenz, was Künstlerigkeit, was Experimentales betrifft. Ich kann es ein bisschen nachvollziehen, dass sie den Film gefährlich fanden. Ich finde diesen Film auch irgendwie gefährlich. Der hat was propagandistisches für einen spirituellen Blick auf das Leben und auf das Sein. Weil es ist ja auch die Geschichte eines sterbenden Menschen. Was einem aber nicht klar ist, das kriegt man nicht mit. Das kriegt man ganz am Ende. Da hat man so eine Ahnung davon, dass es vielleicht darum gegangen sein könnte. Aber... Und es ist auch so ein bisschen... Der Film steht permanent in Kontakt mit dem Jenseits. Oder mit der Vorstellung von Jenseits, die der Film hat. Es gibt Geistererscheinungen. Wobei er das nicht so richtig formuliert. Also er gibt einem das Handwerkstück nicht mit, zu dekodieren, was er meint. Das heißt, man kann es sehr schnell übersehen. Auch die Zeitebenen kann man übersehen. Wenn man irgendwann einfach nur noch aufgibt. Man guckt sich das an und denkt sich, ich suche jetzt mal nach Anhaltspunkten. Und dann muss man irgendwann aufgeben und sagen, ja, ich komme mit. Ist in Ordnung. Das ist das Zweite. Der Film ist nicht nur brutal spirituell, sondern auch brutal kryptisch. Und zwar tatsächlich, was man wirklich dazu sagen muss. Ich habe ihn als junger Student gesehen. Als junger Student findet man das total geil. Das hat auch sowas von Masturbation. Wenn man einen Film sieht, und dann fängt man an, ihn zu entschlüsseln. Oder wenn man ein Buch liest, fängt man an, es zu entschlüsseln. Aber kryptisch ist ja nicht gleich gut. Kryptisch ist ja auch oft, dass man denkt, oh, boah, Regisseur, Regisseurin, du findest dich gerade voll geil darin, was zu erzählen, was ein Mensch versteht. Aber willst du nicht verstanden werden? Genau, sowas habe ich mir aufgeschrieben. Weißt du, irgendwie ganz am Ende, als ich dann da saß und dachte, okay, was kann ich jetzt, was kann man darüber sagen? Und das eine der Sachen, die ich aufgeschrieben habe, ist, dass dieser Film irgendwie keine Mühe sich wirklich gibt, mich so richtig einzubeziehen und mir so richtig wirklich was zu erzählen. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Film einfach zum Selbstzweck vor sich hin verarbeitet und Zeug verarbeitet, was nichts mit mir zu tun hat. Also es ist streckenweise schwierig, emotional beteiligt zu sein. Ja. Das ist das Autobiografische Moment natürlich. Also Tarkowski hat hier ganz klar verarbeitet, was er als Kind und junge Erwachsene erlebt hat. Es geht darum, der Protagonist, Alexei, seine Ach, er ist der Protagonist. Verstehe. Seine Mutter, Natalia. Ne, Quatsch, nicht Natalia. Das ist die andere. Maria oder Masha ist seine Mutter. Und die zieht ihre Kinder größtenteils alleine groß, weil der Vater nicht da ist. Der Vater ist im Krieg. Und ist dann irgendwie weg. Und das ist eins zu eins die Geschichte von Tarkowski, dessen Mutter sich allein um die Kinder gekümmert hat. Der Vater hat die Familie früh verlassen. Und der 40-jährige Protagonist, Alexei, der parallel erzählt wird, hat auch seine Frau und sein Kind verlassen. Und das ist natürlich auch Tarkowskis Geschichte. Tarkowski hat auch seine Frau und sein Kind verlassen. Es gibt total diesen Autobiografischen Moment und es ist klar, es gibt hier Tarkowski baut keinen Film, in dem man sich mit dem Protagonisten identifiziert, weil so eindeutig ist, dass der Protagonist ein alter Ego Tarkowskis ist. Sowohl seine Erinnerungen an seine Kindheit als auch die Jetztzeit, das sind so die wichtigsten großen Zeitebenen, die einen Film irgendwie zusammenhalten, sind beide einfach Tarkowskis Seelenschau. Es ist was Autobiografisches, es ist ganz viel Autobiografisches drin und dadurch entsteht natürlich eine gewisse Distanz, weil das Publikum identifiziert sich nicht mit dieser Figur, die so ganz sehr spezifisch das Leben Tarkowskis gelebt hat und lebt. Wobei aber trotzdem die wesentlichen Gründe für die Zeit, in der der Film entstanden ist, wahrscheinlich vielen gerade Russen aus der Seele gesprochen haben. Also die ganzen Kriegsgeschichten, diese ganze Art und Weise zu leben und irgendwie auf den Sprung zu sein teilweise und auf dem Land dann anzukommen und irgendwie sich zu beäugen. Dieses ganze, ich weiß nicht, dieses Gefühl, das Lebensgefühl, was der Film mit sich bringt, ist wahrscheinlich, nehme ich mal an, für die Russen damals durchaus ein sehr ja, ein Punkt zum Andocken gewesen. Ja, das ist gut möglich. Ich finde, es spielt für mich tatsächlich nicht so eine große Rolle, weil ich den Protagonisten, weil ich den Protagonisten nicht als das wesentliche Element des Films wahrnehme. Aber er heißt Protagonist? Ja, aber das ist das, was ich meinte, als ich gesagt habe, dieser Film entgleitet irgendwie dem Regisseur, weil das die Person, die er erzählt und das ist ja ein relativ überschaubares Personenkonstrukt. Also wir haben den Alexei, wir haben seine Mutter Maria. Ich gieße mir kurz noch Tee ein. Ja, mach das bitte. Schön vor dem Mikrofon, damit man es gut hören kann. Wir haben seine Exfrau Natalia, gespielt von derselben Schauspielerin wie seine Mutter. Was so unglaublich verwirrend ist, wo ich die ganze Zeit denke, okay, und jetzt sind sie plötzlich nur schwarz-weiß. Nee, das ist auch Vergangenheit. Ist das Zukunft? Nein, Moment, was ist das? Und ich weiß es nicht. Es gibt kein klares Konzept, was die Farbgestaltung betrifft. Vergangenheitsszenen sind in Farbe und Gegenwartsszenen in schwarz-weiß. Gegenwartsszenen sind in Farbe, Vergangenheitsszenen sind in schwarz-weiß. Das ist völlig unklar. Es fließt alles ineinander über. Und dann die vierte Person ist Ignat, der Sohn von dem Alexei, der von demselben Schauspieler gespielt wird wie der jugendliche Alexei bei seiner Militärausbildung. Und das war es eigentlich. Es ist eine ganz banale Geschichte. Es ist die Geschichte von dem Alexei, der von seiner Mutter ohne Vater auf dem Land großgezogen wurde, der zu seiner Mutter eine sehr spezielle Beziehung hat, irgendwie eine Art Tiefliebe, gleichzeitig aber auch eine Distanz, der sich von seiner Frau getrennt hat, der mit seiner Frau darüber diskutiert, was mit ihrem gemeinsamen Sohn geschehen soll, mit Ignat, und der schließlich am Ende des Films stirbt. Das ist das, das ist erstmal das Grundkonzept des Films. Nee, das natürlich nicht so. Ja, das ist das Problem. Ich weiß es halt nicht, dass es ein Grundkonzept ist. Nachdem ich recherchiert habe, weiß ich, dass das ein Grundkonzept ist. Aber ja, ich weiß halt nicht, wer ist wer und wann ist wer wer. Und sie geben sich auch keine große Mühe zu sagen, diese Schauspielerin spielt zwar zwei unterschiedliche Rollen, aber das sind unterschiedliche Figuren. Weil ich nicht, ich hab keinen Anhaltspunkt an dem, es ist ja kein narrativer Film. Das heißt, die Narrative kann mir nicht erzählen. Das ist jetzt übrigens eine andere Figur. Das heißt, sie müssten es eigentlich anders machen, aber die tun es nicht wirklich. Nee, überhaupt nicht. Sie wollen es ja auch bewusst in einander fließen lassen. Ganz am Anfang gibt es ja eine Szene, in der Natalia in das Fenster guckt. Und dann sehen wir die Spiegelung von Maria. Also von der Mutter sehen wir. Wenn seine Exfrau in das Fenster guckt, spiegelt sich die Mutter darin. Und die seine Mutter sehen wir alt auch. Und sie läuft mit Kindern über eine Wiese. Das ist ganz am Ende. Und gleichzeitig liegt die junge Mutter im Gras und beobachtet die alte Mutter. Ich hatte tatsächlich, wenn ich jetzt so drüber nachdenke, aber ich habe ihn schon so oft gesehen, dass es mir schwer fällt, das noch zusammenzukriegen. Wenn ich den Film jetzt sehe, ist für mich eigentlich in jedem Moment klar, ob das jetzt Natalia oder Maria ist. Es gibt nicht den Moment, wo ich denke, wer ist das jetzt gerade? Ich habe in der Stelle sowieso aufgegeben. Gegen Ende kann man auch nur aufgeben. Es gibt ja durchaus diese konkreten Szenen. Gerade die Szenen aus seiner Kindheit, in denen Maria im Mittelpunkt steht, sind ja teilweise realistische, sind ein bisschen viel gesagt, aber es sind Geschehnisse, die eine gewisse Narration haben. Zum Beispiel der erste Moment, wo seine Mutter viel Raum bekommt. Ich bin die ganze Zeit im Grimsen, weil du die ganze Zeit zuerzählst, dass man schon weiß, dass du eigentlich ... Aber das ist doch sehr konkret. Sie sitzt da auf dem Zaun und raucht eine Zigarette. Es kommt ein Fremder, ein Doktor, der mit ihr flirtet, der sich zu ihr sitzt, der über das Leben philosophiert und der Zaun bricht ein. Was eine sehr schöne Situation ist, haben sie schön gemacht. Und ich habe die ganze Zeit noch gedacht, das sieht relativ dokumentarisch aus, von der Kamera und vom Licht. Ich weiß nicht, wie viel Licht sie da wirklich gesetzt haben oder nicht, oder was oder wie, aber er scheint ja gut Budget gehabt zu haben. Und dann krachen die da auf diesem Zaun ein und ich denke mir, das wird nicht einfach nur so passiert sein am Set, das müssen sie gebaut haben vorher. Das heißt, sie werden schon ein bisschen Budget gehabt haben. Das heißt, ich werde jetzt einen Film angucken, wo tatsächlich, wo ich unterstellen kann, dass alles Absicht ist. Was mir vorher nicht ganz klar war, weil er benutzt auch eine Kameraführung mit Zooms und so. Also er, normalerweise, ich bin kein großer Fan von Zoom, muss ich sagen. Ich mag es, wenn jemand sich vorher überlegt, wie wird der Katrasch sein und sich vielleicht überlegt, ich will einen Bewegungspfad von A nach B haben, aber dann bewegt sich bitte die Kamera physisch von A nach B und macht keinen Zoom mit einem Objektiv. Das finde ich ganz komisch, ganz oft. Ich finde, dass Dokumentarfilme das dürfen und ich finde, dass Spionage Sachen wie Born, die Born-Identität, wie heißt das Ding? Ja, irgendwie diese Born-Verschwörungs-Sachen. Dass die das dürfen, weil die so eine Spionage und so ein Beobachten und so, da darf das in bestimmten Situationen. Und Tarantino macht das auch. Da finde ich das aber auch schon nicht mehr gut. Aber, aber hier macht er das auch und deswegen habe ich so diesen Eindruck von dokumentarischer Kamera und dokumentarischer Einführung sowieso nicht so wie diesen Jungen, der diese Hypnose am Anfang durchmacht und man das Gefühl hat, dass man in einem tatsächlich gerade stattfindenden irgendwas beiwohnt. Weißt du? Und so, dass ich in den Film erst mal reinkommen muss, erst mal rausfinden muss, aha, okay, ich muss die Zeichen deuten, das ist tatsächlich ein Film, der nicht einfach nur die Kamera draufhält und guckt, was passiert, sondern das ist alles ganz klarer abgesteckt. Ja, klar montiert. Also das mit den Zooms ist wahrscheinlich auch einfach ein Phänomen seiner Zeit, deswegen macht Tarantino das natürlich auch, weil das ja auch einfach Reminiscenzen an das Kino der 70er und 60er Jahre sind. Und ich finde es auch irritierend, weil es einfach komplett aus dem Trend raus ist. Es wird nicht mehr gemacht, kein Filmemacher setzt groß Zooms ein, es sei denn, es sind wirklich Amateure und sobald du einen Zoom siehst, hast du das Gefühl, du hast einen Amateur vor dir oder eher halt so eine Referenz auf klassisches Kriminalkino, auf Hitchcock, auch Hitchcock hat ja auch mit Hitchcock gearbeitet. Das stimmt, ja. Aber der hat diesen ganz wundervollen Vertical Effekt. Genau. Und der mit Zoom arbeitet aber eben auch mit physisch bewegter Kamera, was eben den Effekt überhaupt das möglich macht. Ja. Aber genau, Zooms wirken, in dem heutigen Film wirken Zooms immer eher so billig und schwach. Bei den 70ern verzeihe ich das, glaube ich, eher, weil ich halt auch sehe, dass es Filme aus der Zeit sind und du siehst, in dem Kino siehst du die überall, du siehst ja auch im Mainstream Film aus der Zeit, das ist einfach so, da wurde das einfach noch gemacht. Und das ist vielleicht auch wirklich so eine Gewöhnungssache. Es ist einfach, wie wir filmisch sozialisiert sind, wir sind einfach filmisch anders sozialisiert, wir sind mit anderen Filmen groß geworden. Ja, wobei jedes Mittel immer im Zuschauer bestimmte Emotionen und bestimmte Eindrücke weckt. Wie eben zum Beispiel, dass man das Gefühl hat, irgendwie durch einen Zoom bist du Beobachter im Gebüsch. So, und guckst und bist so voyeuristisch. So ein Gefühl macht für mich einen Zoom eigentlich. Und diesen Effekt kann man nutzen, aber das macht ja viel mehr nicht. Macht das Gefühl für dich das vor allem, weil du selbst Kameras in der Hand hast und weißt, wie ein Zoom funktioniert, weil du kannst ja von einem normalen Zuschauer, der jetzt nicht viel mit Kameras operiert, erwarten, dass er unbedingt dieses Gefühl hat. Nein, ich glaube, das ist so. Ich glaube, das ist ein psychologischer Effekt, wenn man mehr oder minder bewusst oder eher unbewusst wahrnimmt. Je mehr man sich mit Kameras beschäftigt, umso bewusster. Aber ich glaube, es kommt daher, dass du, wenn du einen Feldstecher an die Augen setzt, hast du so ein wackeliges, rangezoomtes irgendwas. Dieses Bild, dieses Konzept etwas zu beobachten, durch eine Linse auf eine bestimmte andere Weise. Beim Fotoapparat, wenn du ein Fotoapparat in der Hand hast und da eine lange Linse vor hast, die macht das Gleiche. Als normaler Zuschauer, der sonst keine Kameras bedient oder Kameras hat, der hat nur diese Referenzpunkte, wie zum Beispiel ein Knipser, ein Fotoapparat oder eben so ein Feldstecher oder so was. Wahrscheinlich könnte jede Zuschauerin, jeder Zuschauer das unterscheiden, was ein Zoom ist und was eine Bewegung ist, obwohl sie sich nicht mit der Technik dahinter auseinandergesetzt haben. Du siehst den Unterschied einfach, selbst wenn du kein Experte bist. Ich weiß nicht ganz genau, ob man ihn wirklich identifizieren kann, wenn man nicht so grundlegende Idee davon hat, wie sowas physikalisch aussehen müsste. Die Frage ist, wie ein Zuschauer darauf reagiert, wenn du ihm quasi zwei gleiche Bilder vorsetzt. Einmal wird reingefahren mit einem Dolly und einmal wird mit der Kamera reingezoomt. Wahrscheinlich würde er tatsächlich sagen, bei der Zoomaufnahme dass es wo jemand genauer hinguckt und beim Dolly würde er wahrscheinlich eher sagen, dass es jemand der sich im Raum bewegt. Ja, wahrscheinlich und das ist auch der große Unterschied in der Erzählweise. Nur ganz kurz für die Zuhörer, die nicht wissen, was ein Dolly ist. Ein Dolly ist im Grunde ein wenn man ein Klavier transportieren möchte, dann hat man so ein Brett mit Rädern unten dran. Im Grunde ist es ein besseres Brett mit Rädern unten dran. Auch Kameras von Skateboard fahren. Ja, genau. Im Grunde hast du eine Kamera, die bewegt wird auf einem sogenannten Dolly. Ja und ich glaube, deswegen sollte halt ein Zoom auch ganz sparsam eingesetzt werden, weil du mit einem Dolly einfach andere Sachen erzählst als mit einem Zoom. Und wenn du versuchst, eine Dollyfahrt mit einem Zoom zu machen, das geht einfach schief. Das funktioniert nicht. Das geht nicht. Das sieht auch kacke aus. Aber das sieht auch kacke aus, weil wir es halt gewohnt sind. Ich frage mich wirklich, ob es einfach auch so eine Gewöhnung an bestimmte filmische Stilmittel ist, weil vieles aus der damaligen Zeit wird heute nicht mehr benutzt und vieles aus der damaligen Zeit wirkt, wenn es heute wieder eingesetzt wird in Filmen irgendwie merkwürdig, verstörend. Und ich glaube, es ist auch viel einfach, wie wird unsere Wahrnehmung gesteuert durch das, was wir alltäglich sehen. Wir sehen einfach keine Zooms mehr. Wir sehen einfach im Kino keine großen Zooms mehr. Ich überlege gerade, ob es ein gutes Beispiel gibt. Eine was? Eine biologische Frage. Weil du läufst in der Gegend rum und du hast keinen Zoom auf den Augen. Ja, das stimmt. Das geht nicht. Eine Dollyfahrt ist natürlich als Bewegungsablauf viel als das, was mit einem Zoom passiert. Das spielt eine große Rolle, ja. Da gebe ich dir recht. Ja, aber diese erste Szene, man denkt fast, okay, es ist eigentlich eine normale Filmszene, nachdem dieser schräge Anfang war. Und dann fängt er aber an, das Gedicht zu rezitieren. Das ist mit dem religiösen Singensang. Er zitierte ein Gedicht von seinem Vater, Arsenij Tarkovski, der Dichter war. Der auch sehr berühmt war, oder? Ja, genau. Relativ berühmt. Auf jeden Fall, in der russischen Kultur kennt man den Namen. Aber wahrscheinlich auch berühmt, weil er der Vater von Andrej Tarkovski ist. Weil Tarkovski ist wirklich, wenn es um russische Filmmacher geht, dann gibt es halt Sergei Eisenstein und Andrej Tarkovski. Für uns ignoranten Westbürger. Aber ich glaube, wenn die berühmtesten russischen Künstler gezählt werden würden von Russen, dann würde Tarkovski auch relativ weit oben landen. Und er zitiert dieses Gedicht komplett. Und das ist kein kurzes Gedicht. Und er macht das auch in so einem religiösen Singensang. Während wir einfach dieses Landhaus sehen und das Kind mal rumläuft. Du hast Licht gesagt. Können wir noch einmal festhalten, dass das Licht in dem Film fantastisch ist. Diese Wechsel zwischen Hell und Dunkelheit, wenn die Kamera von außen in das dunkle Bauernhaus reinleuchtet oder wenn die Kamera von innen aus dem dunklen Bauernhaus nur so einen kleinen Türspalt erwischt und da aber sehr in die Weite geht und den Wald und die Wiese zeigt. Ich finde, das ist ein ganz fantastischer Einsatz von Licht und Schatten, von Licht und Dunkelheit. Überhaupt die ganze Kamera. Die Bilder sind wunderbar. Krass. Das rettet den Film auch für Leute, die in den ersten 5 Minuten aufgeben. Weißt du, dann kannst du dir einfach den Film angucken und dich freuen, dass die Bilder so schön sind. Weil es sind wirklich ganz viele tolle Bilder dabei. Natürlich bist du dann irgendwann verstört, weil du plötzlich Kriegsbilder vor die Nase gesetzt bekommst und nicht ohne. Also wirklich auch lang und ausdauernd und hart. Aber der Film macht einfach Spaß anzuschauen. Es ist wirklich schön und unterstreicht immer das spirituelle, was du meinst, was dieser Film irgendwie mit sich bringt. Ich glaube, die Bilder machen das auch zu großen Teilen. Die Musik vor allem auch. Er arbeitet ganz viel mit Bach. Das war übrigens auch was, was von den Sowjetischen Verantwortlichen nicht so gerne gesehen wurde. Er macht einen ganz großen kulturellen Rundumschlag und ich finde es wahnsinnig spannend. Auf allen Ebenen hat er so Zitate aus allen kulturellen Bereichen. Das ist wirklich toll. Die Perlohrringe in der einen Szene. Ich habe wahrscheinlich 30% der Zitate erkannt, wenn überhaupt. Ich glaube, ich habe noch weniger erkannt. Die paar, die ich aufgeschrieben habe, ich freue mich übrigens sehr über... Das muss ich jetzt dann kurz angeben. Ja, mach das mal. Ich habe sofort erkannt, dass er da bei den Kindern, die da auf dem Rodelberg sind, habe ich sofort erkannt, dass die Jäger im Schnee, das Gemälde von Peter Brügel, der Ältere, das habe ich natürlich im Kopf gehabt, nicht abgelesen. Aber das habe ich sofort erkannt und habe sofort gemerkt, ah, okay, da will jemand auf was... Zitat, Zitat. Und das macht er ganz viel. Und ganz oft, dass ich ahne, da ist jetzt ein Zitat. Aber ich verstehe es nicht. Das ist aber auch so ein bisschen klectuelle Masturbation. Diese kulturellen Referenzen haben immer so was selbstverliebtes. Aber es ist schön, das gehört zu den Dingen, auf die man im Film wartet und sich freut, weil der Kopf nicht mit anderen Sachen beschäftigt ist. Weil du keiner Geschichte folgst oder so. Ich glaube, man darf gar nicht so viel rätseln bei diesem Film. Ich glaube, es ist vor allem die emotionalen Ebene. Also das ist das, was bei mir ganz stark funktioniert. Natürlich sind da die Referenzen und natürlich ist das ein Fest für Akademiker, die zahllose Aufsätze darüber schreiben können, wie dieser Film Raum und Zeit dekonstruiert und wie er auf den Existenzialisten XY referiert und wie er die filmische Theorie von dem und dem damit reinbringt. Aber eigentlich ist der Film vor allem stark eben mit dieser emotionalen Wucht. Wobei eben schwierig ist, weil er versucht emotional Wucht aufzubauen, dass ich eben oft nicht reinkomme emotional. Das ist halt das Problem. Ich merke dann, okay, da spielt sich was emotional starkes ab, aber ich bin streckenweise nur Zuschauer. Also es stimmt nicht, dass ich den ganzen Film über nicht reinkomme, aber es gibt einfach Stellen, wo ich über weite Strecken das Gefühl habe, eigentlich wär's viel schöner, wenn ich jetzt drin war. Es ist ein abstrakter emotional. Ich sag auch nicht, dass ich mit den Figuren mitfühle. Also es gibt vielleicht diese eine Szene, das ist die zweite große Szene der Mutter, wenn sie in der Druckerei ist. Da ist man dabei. Da ist man dabei, wo sie denkt, sie hätte einen Druckfehler gemacht und wir befinden uns offensichtlich irgendwo in der Sowjetunion der 40er Jahre, vielleicht irgendwo in der Stadt. Und sie arbeitet in dieser Druckerei und sie korrigiert da und sie hat irgendeinen Fehler übersehen. Wir erfahren nicht, welchen Fehler. Sie flüstert es ihrer Kollegin ins Ohr. Das ist sehr süß. Eine sehr süße Szene. Und ich mag immer, wenn Filme mir erzählen, guck mal, die Figuren haben jetzt ein Gespräch, aber ich sag dir nicht, was sie sagen. Ich mag solche Momente. Und dann kann man nur rätseln, was sie ihr gesagt hat, weil die Reaktion ist ja auch eindeutig. Man hat so das Gefühl, da ist irgendwas vielleicht was Sexuelles. Sie hat irgendwas Schweiniges gemacht mit einer wichtigen Person der russischen Politik. So hab ich's mir erklärt. Sie hat tierig Angst. Sie rennt wirklich den Regen in diese Druckerei. Sie hat ein kompletter Tunnelblick. Und sie ist panisch. Und wir wissen, wenn das wirklich passiert, weil der Druck läuft schon die ganze Zeit, da wird unglaublich viel gedruckt. Wenn das passiert, dann ist die Kacke nicht am Dampfen. Aber das muss man auch erstmal hinkriegen und das find ich toll an der Stelle. Ohne, dass der Zuschauer weiß, was das Problem ist, eine Spannung aufzubauen. Das ist total krass. Man will unbedingt, dass sie es rausfindet. Das war schon gut. Wenn es Identifikationsmomente gibt, dann hab ich die immer mit dieser Maria, mit dieser Mutter, die er zeigt. Und er gibt ihr ja diesen Raum. In dieser Episode spielt der Protagonist keine Rolle. Und es ist ein Geschehene, was er auch nicht miterlebt haben kann. Er ist überhaupt nicht anwesend in dieser Szene. Und man fiebert mit ihr mit und hofft, dass das in Wohlgefallen auflösen wird. Und es ist total merkwürdig, dass es sich da tatsächlich in Wohlgefallen auflöst. Ja, es ist ein bisschen komisch. Ich weiß nicht genau, ob ich erwartet habe, dass es jetzt ein großes Drama gibt. Aber eigentlich fand ich es dann auch irgendwie geil, dass es tatsächlich einfach nur heißt, ach nee, war doch nicht so. Antiklimatik. Und dann hat diese Szene aber so ein merkwürdiges Ende, dass sie von ihrer Kollegin, die offensichtlich eine Freundin von ihr ist, oder eine gute Bekannte, weil sie davor hat sie, Alexei, am Telefon erzählt, dass diese Frau gestorben ist, von ihrer Kollegin wird sie voll fertig gemacht danach. Sie ist erleichtert, dass es kein Fehler war, dass alles in Ordnung ist. Und dann, wie aus dem Nichts, aus dem lustigen Gespräch hinaus, fängt ihre Kollegin an, sie anzuschnauzen und sagt, du hast das doch nur inszeniert und du willst doch nur im Mittelpunkt stehen und kein Wunder, dass dein Mann dich verlassen hat und steigert sich rein in ihrer Wut. Total krass. Und ganz merkwürdig. Und sie ist dann auch total fertig deswegen und rennt weg und geht sich duschen, was man offensichtlich in dieser Fabrik kann. Und die Kollegin rennt ihr dann und klopft nochmal an die Tür und sagt so, ey Mascha, bist du jetzt beleidigt? Was ist denn los? Komm doch wieder raus. War doch nicht so gemeint. Ein seltsames Ende. Ganz, ganz seltsam. Die dritte Szene, in der die Mutter groß im Mittelpunkt steht und in der ich mich mit der Mutter identifizieren kann, ist, wenn sie mit Ignat zusammen, da haben wir tatsächlich, nicht mit Ignat, mit Alexei zusammen, da haben wir sehr stark auch seine Perspektive zum Haus einer entfernten Bekannten geht, die Frau von dem Doktor, den wir in der ersten Szene gesehen haben. Und wir wissen nicht genau, was sie machen will, aber sie braucht offensichtlich Unterstützung und ich glaube, sie will Ohrringe verkaufen. Sie kauft Ohrringe, ne? Die Nachbarin. Die kauft doch von ihr dann Ohrringe und gibt ihr das Geld aber dann später. Es geht darum, dass sie irgendwie in Not sind, also ihr Mann ist halt nicht da und die Zeiten sind schwer, wenn du in Russland, in der Sowjetunion auf dem Land lebst und sie geht da hin für diese Hilfe und sie wird von dieser Frau auch schon eher so sehr jovial herablassend behandelt. Und das war eine, das ist eine Szene, die sehr beklemmend ist, weil sie sind dann zusammen in diesem Haus und diese Nachbarin, ich glaube, sie wohnt schon ein bisschen weiter weg, zeigt ihr dann ihr Kind kurz, wir sehen dieses schlafende Kind wie ein Engel. Kann ich kurz fragen, welche, was haben Menschen damit zu sagen, mein Sohn schläft gerade, komm, wir gehen immer hin, stellen uns vor das Schlafende, gehen mit Starren drauf. Was? Was soll das? Ich verstehe es nicht. Das machen so viele Menschen, das ist Adultismus in Reinform, so dieses Kind als wie so ein Tier im Zoo betrachtet. Find ich auch merkwürdig. Und dann wird sie von dieser Frau, die schwanger ist, gebeten, einen Hahn zu schlachten, sie kann das nicht, weil sie schwanger ist und weil ihr übel dabei wird, wenn sie so was machen muss, sie wird sogar übel, wenn sie die Kühe melken soll. Und Maria will es zuerst nicht und es ist eine angespannte Situation. Sie sagt, sie hat es auch noch nie gemacht. Genau, sie hat überhaupt keine Erfahrung damit, aber sie macht es dann doch. Und dann ist sie auch sehr zufrieden mit sich und schaut zu uns, also direkt in die Kamera, zum Publikum. Aber sie scheint nicht gut darin gewesen zu sein, weil das Ding sich ja noch... Also der Hahn wehrt sich und es klingt nicht danach, als wäre der mit einem glatten Schlag dem Tode überfuhrt worden, sondern es ist irgendwie echt nicht geil. Und dann kommt dieser Blick und ich weiß nicht ganz genau, was der bedeuten soll. Der ist irgendwie düster. Der ist wahnsinnig düster und ich frage mich, was will uns der Film dann jetzt damit erzählen, will er ihr noch eine Ebene geben, irgendeine düstere, weiß ich nicht. Das kann ich dir auch nicht sagen. Das sind halt diese drei Szenen, die die Mutter erzählen, in denen die Mutter etwas erlebt, was in einer narrativen Ebene gleich kommt. Die sind über den Film verteilt. Die erste Szene ist ganz am Anfang, wo man denkt, es könnte eine normale Erzählung sein, wenn sie auf dem Zaun sitzt und rauchen, dieser Doktor kommt. Die zweite Szene ist auch noch relativ früh, nach einer halben Stunde, also vor der Stundenmarke. Und die dritte Szene ist aber ziemlich am Ende. Ich frage mich immer wieder, wenn ich diesen Film sehe und mich versuche auf dieses Moment, diese Erzählung der Mutter zu konzentrieren, frage ich mich immer, was macht er da? Ist es ein Liebesbrief an seine Mutter? Weil es wirkt teilweise so, als ob er sie wirklich bewundern würde, weil sie ist eine starke Frau. Sie hat offensichtlich ein schweres Leben. Sie muss sich um die Familie kümmern. Es ist schwer für sie, das irgendwie alles unter einen Hut zu kriegen, Arbeit, Familie. Und sie macht es aber mit einer gewissen Stärke, die sie hat in ihrem Auftreten. Nun kann mir der Film diese drei Teile so narrativ, einigermaßen, narrativ näher bringen, aber ich kann es nicht einsortieren. Das ist ein bisschen das Ding. Ich kann es nicht in Kontext setzen mit dem Rest. Ich kann nicht so richtig mitfiebern, kann ich tatsächlich nur mit der... Nee, das stimmt nicht. Die sind eigentlich... Man kann mit den drei Szenen tatsächlich mitkommen, aber man weiß trotzdem nicht, was es soll. Und man hat nicht so richtig einen Kontext. Das hat mir wirklich ein kleines bisschen gefehlt. Ja. Gerade eben bei der dritten Szene, weil ich bei der dritten Szene eben schon am Ende des Films war, und dann setzte so der Moment ein, wo ich dachte, ah, jetzt willst du nochmal narrativ rangehen, aber irgendwie... Du hättest auch einfach abstrakt bleiben können, dann wäre ich vielleicht sogar noch zufriedener aus dem Film rausgegangen als jetzt mit dem verheißungsvollen narrativen Szene, die so ein kleines bisschen verspricht, jetzt kommt nochmal was, wo du andocken kannst. Ja, aber danach stürzt die Erzählung ja komplett ein, dann haben wir ja diese nachdem sie den Hahn getötet hat, haben wir ja diese surreale Schwebe Szene. Ja, die toll aussieht, ja. Aber wir gehen dann halt wieder ins sehr abstrakte und... Total abstrakt. Dann muss man sich wieder fallen lassen, einfach als Zuschauer und einfach mitgehen. Ich glaube, fallen lassen ist tatsächlich... Also fallen lassen ist was, was der Film von seinem Publikum auch fordert. Immer wenn er von Realität zu Traum schwenkt und zurück, und das macht er viel. Diese Szenen, die relativ konkret sind und die eine klare Handlung haben, werden halt quasi übergangslos abgelöst von merkwürdigen Traumszenen, nachdem wir dann eine Scheune gesehen haben am Anfang. Die kommt nach dem Besuch dieses Doktors, haben wir diese merkwürdige Schwarz-Weiß-Szene, in der die Mutter die Haare wascht und dann das Haus plötzlich einstürzt. Ja, zumindest der Putz von den Decken fällt in großen, großen Stücken. Was sehr beeindruckend ist als Bild. Also fand ich auch cool. Diese ganze Wohnung ist auch so krass, in der Alexei lebt. Diese Wände, die aussehen... Ich weiß gar nicht, als ob der Tod an den Wänden hängen würde. Ist das spezifisch Sowjetisches aus der Zeit? Kannst du das einordnen? Diese Wände sehen fast aus wie so natürlicher Stein und so gewählt und schwarz. Du weißt, wovon ich rede, oder? Ich bin mir nicht ganz sicher. Die Wohnung, in der die Szenen des 40-jährigen Alexeis spielen. Wenn man seine POV hat, das hat man ja ganz oft, dass er mit seiner Frau spricht oder dass er telefoniert und wir sehen seine POV und dann sehen wir ja die Räume, in denen er sich bewegt. Und diese Wände sehen irgendwie... Also diese Wände, das ist tatsächlich das, was bei meinem ersten Anschauen des Films am stärksten in Erinnerung geblieben ist, dass diese Wohnung so zerfallen aussieht, dass diese Wände so merkwürdig sind, dass es nicht gemütlich ist, sondern dass es aussieht wie eine Wohnung, in der ich nicht gerne leben wollen würde. Es kann sein, dass es eine typische sowjetische Sache ist, weil das damals einfach... Du hast nicht den Aufwand betrieben, das schön glatt alles hinzukriegen. Nee. Wenn mich jemand fragen würde, was fandest du am verstörendsten am Spiegel, würde ich ganz oft sagen, die Wände. Und vielleicht ist es tatsächlich total egal, weil die Wände wirklich einfach nur so sahen Wohnungen aus damals. Ich versuche gerade bei Google nochmal die Wände nochmal hinzukriegen, irgendwo zu finden. Meinst du die hier? Ja, genau diese Wände. Okay. Ja, die sind gruselig. Genau. Und es gibt dann ja auch diese Horrorfilm-Momente. Das ist ja tatsächlich... In dieser Wohnung findet der unheimlichste Moment dieses Filmes statt, wenn Ignat alleine ist. Natalia, also die Frau von Alexei, die Ex-Frau von Alexei, ist gegangen und hat gesagt, warte hier, bis jemand kommt, der auf dich aufpasst. Und dann sind da plötzlich diese beiden Frauen. Und dann sagt eine jüngere Frau und die Mutter, Maria. In älter. Genau. Und diese jüngere Frau, die sonst überhaupt nicht in dem Film vorkommt, also zumindest habe ich es nirgendwo entdeckt sonst, sagt zu ihm, kannst du uns jetzt aus Pushkin vorlesen? Dann nimmt er sich Pushkin und liest vor über die russische Geschichte und warum Russland so getrennt ist vom Rest Europas durch die Kirchenspaltung. Und es ist eine Horrorfilm-Szene. Die Musik ist aufgeladen. Es ist eine klassische, zumindest aus unserer Sicht, eine klassische Horrorfilm- Musik. Es ist wirklich düster. Dann klopft es. Das ist diesen Zoom auf die Frau, ne? Ja und es ist so eine, ich kann wieder nur das Wort beklemmt nehmen, diese Szene allein ist so krass. Die macht mich jedes Mal fertig, wenn ich sie sehe. Das ist so schrecklich. Er steht da, die Mutter ist gegangen und plötzlich sind da diese zwei Frauen, die er nicht kennt. Und er soll was lesen und er macht das wie so automatisch. Er liest dann aber zuerst das Falsche vor und dann sagt sie, ne ne ne, liest nur das, was markiert ist. Und dann klopft es. Und dann ist tatsächlich Alexis Mutter an der Tür und sagt, oh ne, ich hab mich doch geirrt. Und er macht die Tür wieder zu und dann sind die beiden Frauen weg und wir sehen noch das, wir sehen, dass da eine heiße Tasse auf dem Tisch stand. Wir sehen, dass das, ah ja, ja, das kondensiertes Wasser auf dem Tisch sich auflöst. Die zoomen da drauf. Aber ist das diese Szene oder ist das eine andere? Das stellt man sich auf. Ja, ja, genau. Ist das diese Szene oder eine andere? Sie zoomen da drauf auf den Tisch, wo offensichtlich eine heiße Tasse auf dem Tisch stand und das ist kondensiert und das löst sich dann langsam auf. Also die Geister waren offensichtlich da und sie sind weg und er ist dann wieder alleine. Also es ist tatsächlich eine der Szenen, die ich am Eindrucksvollsten im Film fand tatsächlich. Weil das, weil das, weil das, was er vorliest, mir tatsächlich was über die russische Kultur erzählt. Ja. Und ich hab, naja, ich hab das Gefühl, ich kann andocken intellektuell. Das heißt, ich kann, ich kann diese beiden Ebenen, die dieser Film irgendwie mit sich bringt, irgendwie verbinden in meinem Kopf und ich hab das Gefühl, einen Mehrwert zu haben. Das finde ich cool. Zumindest wenn ich es nicht schaffe, loszulassen, mich einfach nur von den Bildern mittragen zu lassen, was in den restlichen Szenen ja durchaus funktioniert. Aber da kann ich plötzlich andocken und da macht der Film wieder was völlig anderes. Ich hab das Gefühl, der hat so 20 Filme in einem. Es ist ja auch so, Apropos 20, hat er nicht irgendwie 20 Schnittversionen gehabt? Ja, es gibt 20 Schnittversionen von diesem Film und es gab am Anfang, als er diesen Film angelegt hat, sollte der deutlich autobiografischer sein. Der ursprüngliche Plan war, dass er ein Interview mit seiner Mutter macht, also Tarkowski macht ein Interview mit seiner Mutter als dokumentarische Szene mit versteckter Kamera und er sagt ihr, also er hatte vor, ich sage, ich mach Recherche für diesen Film, Mama, machst du mit und ich will dich einfach interviewen, damit ich ein bisschen Textmaterial habe und er wollte die Kamera verstecken und dieses Interview dann später im Film verarbeiten. Sein Kameramann zur damaligen Zeit hat gesagt, das mach ich nicht mit, das kannst du nicht bringen, Andre, wirklich nicht, das ist echt arschig. Vor allem mit der Technik von damals mit, du hast keine Knopfkamera, du hast einen riesigen Apparat, den du irgendwo verstecken musst und du brauchst genug Licht dafür und so. Ja, ich weiß nicht, vielleicht, also keine Ahnung, wie er das machen wollte, aber es hätte ich allein schon fragen können, dass er seine Mutter missbrauchen müsste für einen solchen Film. Und diesen Plan hat er dann auch fallen gelassen. Sein Kameramann hat sich dadurch tatsächlich, ein Kameramann, mit dem er lange zusammengearbeitet hat vorher, der hat dann gesagt, ich mach da nicht mit und war dann auch irgendwie weg. Also es gab wohl noch mehr Meinungsverschiedenheiten, aber das war eines, einer der besonderen Momente, der dazu geführt hat, dass dieser Kameramann mit ihm nicht mehr arbeiten wollte. Okay, wow. Aber dieses ganze Segment, das Interview mit seiner Mutter, das ist dann auch komplett weggefallen, das hat er dann gar nicht mehr gemacht. Und er hat diesen Film oft geschnitten und es sollte was Autobiografisches werden und ich kann mir nur das Ganze so erklären, dass es dann wirklich passiert ist, dass das Autobiografische auf dem Weg mehr und mehr verloren gegangen ist. Es hat diese ganzen Autobiografischen Elemente immer noch, diese Segmente und diese Sache aus der Druckerei, vielleicht ist das eine Geschichte von seiner Mutter oder von irgendeiner Bekannten. Dass wie seine Mutter auf dem Zaun sitzt und sich mit einem fremden Mann unterhält und er liegt im Hintergrund und schläft und dusst, das kann man sich total gut vorstellen als Kindheitserinnerung, als verschwommene Erinnerung, die nicht so wirklich konkret ist oder dass er mit seiner Mutter eben einer fremde Frau besucht, der was verkauft werden soll, damit sie Geld genug haben, um leben zu können. Aber diese Autobiografischen Momente, auch wenn sie permanent da sind im Film, werden halt komplett übernommen von diesem komischen spirituellen Rahmen, der irgendwie im Schnitt entstanden sein muss und der vielleicht immer mächtiger wurde. Also das war nicht nur die 20-Schnitt-Version, das Drehbuch hat Tarkowski während des Films auch ständig umgeschrieben. Also es gab irgendwie so ein Fahrplan und Tarkowski ist jetzt auch kein großer Improvisateur. Der braucht schon das Drehbuch und bei seinen anderen Filmen merkt man das deutlich, merkt man das noch deutlicher, dass die Szenen sehr stark, sehr klar montiert sind, das sehr klar ist, wo muss wer stehen. Auch alles, das Bild ist bei ihm sehr wichtig. Er arrangiert Personen sehr krass im Raum, das macht er in dem Film auch. Und ich denke, er wird da jeden Abend gesessen haben und wird an diesem Skript gearbeitet haben und wird Szenen neu montiert haben und umgeschrieben und dabei muss irgendwie diese Stabilität entstanden sein. Ja, aber in 20-Schnitt-Versionen würde mich wahnsinnig die erste interessieren, weißt du? Ja, ich würde gerne alles sehen. Ich wüsste halt gerne, ob es vielleicht am Anfang fast schon ein narrativ sinnvoller Film war, weiß ich nicht. Das kann ich mir sehr gut vorstellen, weil tatsächlich hat sich die Konzeption geändert, nachdem der Dreh ermöglicht worden war durch die Behörden. In der Sowjetunion, um das Geld zu kriegen, um so einen Film zu drehen, musste es durch mehrere Instanzen gehen. Da musste es da einfach Anträge stellen. Und dann wurde natürlich auch politisch draufgeguckt. Passt dieser Film zur sowjetischen Gesellschaft. Erfüllt so einen Film die Bedürfnisse der Bürger und des Staates. Es war nicht mehr das stalinistische Russland, aber es war auch kein freier Staat in dem Sinne. Es ist ja auch immer noch so. Genau. Es ist so schwierig, das mit den westlichen Augen zu beurteilen. Ich glaube, man macht dann auch sehr schnell viele Fehler, weil offensichtlich war es ja möglich in dieser Zeit, so Filme zu drehen wie Der Spiegel. Und Tarkowsky war ja kein unbekannter Tarkowsky. Er hat davor auch Filme gedreht, die merkwürdig waren von ihrer Erzählhaltung und auch kritisiert wurden für ihre Spiritualität. Tarkowsky ist ein sehr spiritueller Richter, der war ja schon immer wahrscheinlich ein Grund, warum ich lange Zeit kein so großer Tarkowsky-Fan war. Das heißt, es war offensichtlich möglich, so einen Film zu drehen. Und es war offensichtlich auch ein Regisseur, der so organisistisch ist wie Tarkowsky, möglich, Geld dafür zu kriegen. Aber als er den Spiegel beantragt hat, war das noch ein anderer Film. Und da war es ein sehr autobiografischer Film. Und erst 1973, als dann tatsächlich das ermöglicht worden war, dass er den Film drehen kann, hat er die Konzeption nochmal verändert und hat zum Beispiel auf das Interview verzichtet. Und hat weniger seine Mutter ins Zentrum gerückt. Das war wohl so, dass seine Mutter sehr stark im Zentrum stand. Und dann hat er sich derkern ins Zentrum gerückt. Das erinnert mich total an das, was mein Vater mal so erzählt hat, was so Anträge betrifft. Du stellst einen Projektantrag, weil du baust genau die Punkte da rein, die jetzt in diesem Fall für den Staat auch politisch gut machbar ist. Johannes Vater ist bildender Künstler, sollte man dazu sagen. Und er hat eine Galerie geführt, direkt nach der Wende. Also es geht auch nicht nur um Erfahrungen innerhalb der DDR, sondern eben auch kurz danach. Du hast halt trotzdem einfach einen Projektantrag. Du schreibst da alles rein, was du glaubst, was die Leute irgendwie befriedigt und toll finden für so ein Projekt. Und am Ende in der Umsetzung, na ja, da passieren halt ein paar Sachen anders. Und ich kann mir vorstellen, dass das so ein kleines bisschen Kalkül war auch. Ja, das kann ich mir auch gut vorstellen. Zum Thema Kalkül gibt es übrigens eine sehr lustige Anekdote. Und zwar es gibt das Russische Filmarchiv und wenn man damals einen Film gedreht hat, durfte man an das Russische Filmarchiv Wünsche stellen, was man sich anschauen will, um den Film zu realisieren, mit dem Team, um zu sagen, diese Bildsprache stellen wir uns vor, diese Narration stellen wir uns vor und so weiter. Es gab einfach Filme, das war so fast wie so eine Art Giftschrank. Diese Filme durfte man sehen. Und natürlich hat Tarkovsky gesagt, als der Film gedreht wurde, 1973, 74, so, das ist meine Filmliste. Und die Filme würden wir gerne gucken, damit wir eine Vorstellung haben, wie das visuell aussehen soll. Auf dieser Liste stand zwei James Bond Filme. Einiges von Fellini und der amerikanische Western The Good, The Bad and The Ugly. Und diese Filmliste hat nichts mit den Filmen zu tun. Und die haben sich am Set, ich wette mit dir, die haben sich am Set einfach einen geilen Tag gemacht, jetzt gucken wir mal Feindfernsehen und haben sich dann die James Bond Filme angeguckt. Oh mein Gott, wie geil ist das denn. Ja, man muss sowas halt auch nutzen können. Schön. Sag mal, an einer Stelle wird Dostoyevsky erwähnt. Ich hab keinen Hintergrundwissen. Wann Dostoyevsky, wie lange hat Dostoyevsky nichts veröffentlicht? Weil es wird gesagt, ob sie ihn heiraten soll oder nicht heiraten soll. Hab ich das richtig verstanden? Und dann sagt sie, naja, er ist Schriftsteller und er sagt, naja, komm, hat er irgendwas veröffentlicht? Und sie sagt, naja, noch nicht so viel und so. Hat das irgendeinen Echten Bezug? Er macht, sie ist offensichtlich mit einem Schriftsteller zusammen. Und die Dostoyevsky-Referenz ist in dem Moment tatsächlich einfach nur ein Witz. Und ich glaube, es geht einfach darum, dass sie ihn heiraten will. Und dieser Schriftsteller ist offensichtlich in einer Schaffenskrise. Die klassische Schaffenskrise. Und für ihn ist das irgendwie so eine Ausrede. Also es geht nicht um Dostoyevsky? Es geht nicht um Dostoyevsky selbst. Es ist tatsächlich eine Anspielung von ihm in dem Moment. Weil ich muss dazu sagen, ich hab den Film auf YouTube gefunden. Kann ich jedem empfehlen. Es ist eine sehr gute Qualität auch. Mit erstaunlich guter Qualität. Ich hab auch nochmal geguckt. Wahnsinn, beeindruckend. Und ich hab die deutschen Autotitel angemacht. Okay, und? Zwischendurch hab ich sie mit den Englischen verglichen und es war nicht viel anders. In den Stellen, die ich verglichen habe. Wer weiß. Die sind automatisch generiert, oder? Das weiß ich halt nicht ganz genau. Ob die jetzt automatisch generiert sind oder nicht. Aber es gibt eine Liste von ganz vielen Sprachen. Die Möglichkeit, die Auswahl der automatischen Generation. Das heißt, es kann sein, dass es nicht automatisch generiert ist. Sondern dass es wirklich Untertitel sind. Und ich weiß nicht, wie das bei dir war. Du hast das auf Englisch gesehen, oder was? Die Untertitel? Ich kann ein paar Brocken Russisch. Ja. Das heißt, ich konnte auch ein kleines bisschen beurteilen, wie viel übersetzt wurde und wie viel nicht. Ich hab ganz oft das Gefühl gehabt, naja, so ein Drittel von dem, was sie sagen wird übersetzt. Der Rest wird so, naja, komm, hier. Ich muss nicht nochmal in die Untertitel schreiben, dass der Typ nachfragt, was sie gesagt hat und sie wiederholt ist. Der Gedanke ist deprimierend. Ich kann natürlich überhaupt kein Russisch. Ich liebe diesen Film wirklich. Wie würdest du diesen Film sehen, wenn du alles verstündest? Das wäre doch was ganz anderes. Aber dazu müsste man nicht nur Russisch lernen, sondern dazu müsste man auch einfach mal 50 Jahre in der Sowjetunion gelebt haben. Aber das ist sowieso nochmal ein anderes Feld, weil das kulturell eine ganz andere Geschichte ist. Es gibt einfach kulturelle Hürden, die uns die Möglichkeit nehmen, diesen Film jemals so zu verstehen, wie jemand anderes den Film verstehen könnte. Und das finde ich tatsächlich schade, weil der Film bewegt mich auf so vielen Ebenen. Und gleichzeitig sehe ich in diesem Film so viele Ebenen, die ich einfach nicht verstehe und die ich nicht greifen kann. Und es geht los bei so banalen Dingen, wie zum Beispiel die Spanier, die bei ihnen sind, offensichtlich da leben, als Migranten oder so. Das waren Flüchtlinge vom Bürgerkrieg. Ah, du weißt mehr als ich. Vom spanischen Bürgerkrieg. Das macht total Sinn. Das waren ja die Anarchisten und Kommunisten. Ja, und die sind dann, naja, Russland. Genau, wo sonst hin. Europa hatte nicht so viele sozialistische Staaten damals. Und das fand ich sehr spannend, weil dieser Typ, der den Tierkampf da einmal visualisiert, das fand ich total geil. Und dass auch diese wie so eine Kommune quasi zusammensitzen. Und philosophieren und so. Total überraschend weltoffen. Ja. Und ich glaube auch, dass das so ein kleines bisschen vielleicht für die russische den Staat vielleicht nicht ganz so geil war. Weil du hast sehr viele sehr weltoffene interkulturelle Geschichten in diesem Film. Haben wir, aber ich glaube nach wie vor, dass das also das darf man nicht vergessen, dass der Film in der Sowjetunion der 70er Jahre entstanden ist. Ja, okay, okay, okay. Also das ist das ist die, das ist 20 Jahre nach Stalins Tod. Ja, okay. Und das ist eine Zeit, in der in der schon Dinge passiert sind, die, also ich meine, wie gesagt, es war immer noch ein Regime. Und es ist immer noch ein Staat, der nicht diese Freiheiten hat, die wir heute kennen. Aber es war auch nicht die, es war nicht mehr die Sowjetunion der 50er und 60er Jahre. Okay, ja, granted. Und tatsächlich, tatsächlich kenne ich mich dann auch zu wenig in sowjetischer Geschichte aus, um das noch, noch genauer konkretisieren zu können. Ja, das stimmt. Ich ja eben auch, das ist halt ein bisschen das Problem. Ja, wie du sagst, das ist das Problem des Films. Du kannst es als Europäer, der sich nämlich mit der russischen Geschichte nicht auskennt, der kein Russisch kann, ist der Film auch nochmal schwerer. Also um vielleicht nochmal ganz kurz was zu sagen zur zeitlichen Kontext der Filmenstehung. Das war in den 70ern, das war nach Khrushchev, nach der Entstalinisierung, die in den 50ern und vor allem in den 60ern stattgefunden hatte. Und unter Brezhnev, dem neuen Vorsitzenden der Partei, wurde das dann wieder so ein bisschen zurückgefahren. Man nennt das auch die Ära der Stagnation. Teilweise wird sogar vom Neostalinismus gesprochen. Aber allerdings gab es davor einfach Veränderungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden konnten. Zum Beispiel diese Literatur vor allem, die sich zum Beispiel mit dem Gulag-System auseinandergesetzt hat. Es ist in den 60ern entstanden und wurde auch veröffentlicht, auch mit Wohlwollen der Partei und mit Wohlwollen Khrushchevs. Das heißt, es gab irgendwie ein progressives Moment in der sowjetischen Gesellschaft und Kultur, was auch in den 70ern latent noch vorhanden war. Und weiter würde ich jetzt auch da nicht reingehen. Da müsste ich mir auch zu sehr noch mal anlesen. Ich bin nicht gut in sowjetischer Geschichte, leider. Das fehlt mir ein bisschen. Ich bin schwer enttäuscht, Plor. Ich dachte, du weißt alles. Du bist so ein verkulturelles Füllhorn. Leider nicht. Das mache ich sehr gerne. Ich möchte noch mal zu einer meiner liebsten Szenen aus dem Film springen. Ja, wir sind schon bei 1 Stunde und 6 Minuten, Plor. Ja, deswegen will ich schnell machen. Wir überspringen jetzt komplett diese Erinnerung an seine Jugend als Kind, das zum Soldaten ausgebildet wird. Es sei denn, du willst dazu noch was sagen? Nicht unbedingt, aber das ist einer der Szenen, wo ich das erste Mal dachte, ah, das sind die Erinnerungen. Das ist schön, da gehe ich mal in die Vergangenheit. Das war das erzählerischste bis dahin, wo ich wirklich andocken konnte. Das war gut. Ja. Das war wichtig, dass ich das jetzt noch sage. Ich bin im Schlussdrittel gerade bei meinen Gedanken. Es gibt diese schwarz-weiß-Szene, die ist nach 1 Stunde, 10, 15 Minuten, wo wir das Kinderhaus in Farbe sehen und der Erzähler erzählt zuerst, wie er sich daran zurückerinnert, wo er geboren wurde, das Haus seines Großvaters. Dann erzählt er, dass er sich oft darüber bewusst wird, dass es ein Traum ist. Er freut sich auf das Erwachen. Gleichzeitig wünscht er sich zurück in die Kindheit, wo er glücklich war. Dann kommt eine ganz merkwürdige Szene in schwarz-weiß, wo wir den jungen Alexi sehen, das Kind, der durch den Garten vor dem Haus wandelt. Er hört irgendwas und sagt dann, Mama? Und zwar fröhlich, fast schon so, meine Mutter ist da irgendwo. Wir sehen eine Scheibe zerspringen und ein Vogel durchfliegen. Das war krass. Ja. Hätte ich auch aufgeschrieben. Huhn durch Fenster. Genau, das Huhn, das in der nächsten Szene erschlagen wird vielleicht. Vielleicht ist es der Hahn, der in der nächsten Szene gekillt wird, weil kurz darauf kommt, diese Szene, wo die Mutter den Hahn killt. Und dann geht er diesem Gefühl nach, Mama, und geht diese Treppen hoch und dann ist diese Tür und die kann er nicht öffnen. Und dann geht, das ist so ein irgendwie ein total belastender Moment, und dann geht er wieder weg und dann öffnet sich die Tür und wir sehen die Mutter da drin sitzen, wie sie Kartoffeln schält oder Essen zubereitet, Kartoffeln rascht. Ich weiß gar nicht mehr genau, aber irgendwas. Genau, dann ist die Szene auch vorbei und als nächstes kommt diese Szene, wo sie die Ohrringe verkauft und den Hahn ermordet. Das ist so eine Traumsequenz offensichtlich. Und das war die Szene, die mich emotional, glaube ich, am meisten gepackt hat, weil es diese Mischung ist aus romantisierter Kindheit. Diese Sehnsucht nach der Mutter oder nach einer älterlichen Figur. Die Enttäuschung, wenn die Tür nicht aufgeht. Und dann gleichzeitig diese Bewundung, weil wir sehen dann diese Frau, die sich offensichtlich ein Arsch voll Zeug zu tun hat. Und dann auch noch zu uns blickt, während sie das macht, als würde sie damit sagen wollen, ja, okay, das ist seine Kindheit, so wie er sich erinnert, und das bin ich. Jetzt seht ihr mich in diesem Moment und seht, und seine Perspektive wird gebrochen, was ja in dem Film ganz oft passiert, habe ich vorhin schon gesagt, dass wir ganz oft auch ihre Perspektive haben, obwohl wir in der Gegenwart ständig Alexis POV haben. Na, ihr Blick wirkt wie ein Kommentar auf die Szene, ne? Ist das jetzt deine, spricht dich das jetzt besonders an, weil du jetzt Vater bist oder hat sich das früher auch so angesprochen? Ich glaube, es hat mich früher nicht so angesprochen. Ich glaube, es spricht mich jetzt an, weil ich Vater bin. Weil es gibt natürlich, wenn du als Eltern gibt es einfach diesen Zwiespalt, dass du für dein Kind da sein musst, und für dein Kind so da sein willst, wie es es wahrnimmt. Und du bist gleichzeitig in ganz vielen Momenten für dein Kind da, ohne dass es es wahrnimmt. Und dein Kind ist teilweise sauer auf dich, dass du es nicht wahrnimmst in diesen Momenten. Und es geht wirklich um banale Dinge wie einkaufen gehen, wie Wäsche machen und so. Ja, das sind Sachen, die ein Kind nicht wahrnimmt. Das ist halt einfach so. Ja, wahrscheinlich spricht sie mich tatsächlich mehr an, weil ich Vater bin. Und es ist eine krasse Szene, also die... Ja, ja, ja. Sehr intensiv, auf jeden Fall. Und der Vogel, also das Bild des Vogels kommt ja nochmal vor, am Schluss dann, wenn er da liegt im Bett und... Das fand ich sehr beeindruckend. Bei dieser Rodelszene, das Bild, was ich erkannt habe, dieses Gemälde, wo er dann da steht und ein Vogel auf seinen Kopf landet und er danach greift. Wie haben sie das gemacht, um Gottes Willen? Krass. Und ich dachte, vielleicht ist das so ein Happy Accident. Und dann hat er das am Ende wieder aufgegriffen. Vielleicht, das könnte sein. Also, wäre, ja, cool. Naja. Wenn er am Schluss den Vogel in der Hand hat und der Vogel dann aus seiner Hand fliegt, das ist halt auch, wie gesagt, der Film ist so brutal und ganz spirituell teilweise. Das ist natürlich so ein Gefühl von Wiederauferstehung, von Kontakt mit dem Jenseits. Es ist auch der Film, da ist vielleicht noch dazu gesagt, der Film hat so viele düstere Momente, aber am Schluss überwiegt doch eine optimistische Haltung. Ja, das auf jeden Fall. So diese Verschwimmung von Gegenwart und Traum. Aber das macht der Film nicht Realität? Ich glaube, das kann der Film auch gar nicht. Wir haben sich schon sehr große Mühe gegeben, um einer nostalgischen Erzählhaltung sämtlichen Optimismus rauszunehmen. Weil Nostalgie oft, also, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber wenn ich mich an Erinnerung ist immer verklärt und Erinnerung wird ganz, ganz häufig, wenn es nicht wirklich eine schreckliche Erinnerung ist, da bleiben die positiven Sachen übrig. Weil du erinnerst dich ja nostalgisch positiv. Du hast immer irgendwie ein positive Grundgefühl, auch wenn es melancholisch oder so ist. Ja. Und ich glaube, dass der Film dadurch, dass er eben so wahnsinnig melancholisch und so wahnsinnig mit dieser Erinnerung und diesen Traumzeughänseln spielt, das krieg ich so kaum raus. Also aus diesem Film rausgehauen, dass das einfach grundpositiv irgendwie am Ende ist. Ja. Das ist so, in ganz vielen Szenen dieses Films hab ich das Gefühl, dass der Optimismus im quasi religiösen Welt sich rührt auch. Deswegen empfinde ich den Film teilweise als Provokation, weil er mich packt in diesen Momenten, weil er Gegenwart und Vergangenheit und Traum und Realität und auch Leben und Sterben irgendwie in so einen Fluss bringt und dann aber auch Jenseits und Diesseits, weil das Jenseits scheint ständig in diesen Film reinzustechen, wenn diese Frauen da sitzen, wo man das Gefühl hat, das sind Geister. Wenn Sie das am Anfang, diese Hypnose als Seance bezeichnen, zumindest machen Sie das in den Untertiteln, es scheint immer sowas zu sein, dass eine Kraft aus dem Jenseits irgendwie präsent ist. Und dass diese Kraft auch irgendwie verantwortlich dafür ist, dass die Zeit sich so auflöst. Und das ist ja auch tatsächlich was, so wie er sich erinnert, das ist ja auch was, wie man sich selbst erinnert. Man erinnert sich bruchstückhaft an die Vergangenheit. Man vermischt Realität mit Fiktion. Deine Erinnerungen sind ja voll mit Lügen. Und dass die Realität dadurch auch so ein bisschen zur Seite gekehrt wird, so dieses Gefühl, wie wenn man einschläft, wenn man irgendwie Erinnerungen, Gedanken, die man hat und schon so Traumsequenzen ineinander überfließen und die Realität komplett abgelöst wird in etwas anderem, kurz bevor man die Augen schließt und dann wirklich weg ist. Und manchmal erwischt man sich, also zumindest mir geht es so, dass ich mich manchmal bei dem Gedankenerwischer hoch, jetzt habe ich komplett irgendwie absurde Traumvorstellungen schon in meinen Gedanken geblieben. Und das macht dieser Film so krass und so überzeugend. Und um nochmal darauf zurückzukommen, dass du sagst, das ist irgendwie kein richtiger Film, er tritt irgendwie komplett daraus hervor. Ich weiß auch teilweise nicht, wie er das schafft, aber das macht ihn so stark und das macht ihn auch so gewaltig und auch irgendwie gewalttätig in einem gewissen Sinne. Ich glaube, es ist einfach wie bei jedem anderen, den man als Film bezeichnen will, genauso in diesem Falle einfach die Kombination aus Kameraführung, einfach wirklich tolle Bilder gefangen, Schnitt, der Schnitt macht den Film einfach. Das ist halt einfach so, gerade wenn du 20 Schnittversionen hast und wahrscheinlich jeder anders ist, also grundsätzlich anders sein kann als die andere. Und seine Narration, die dem ganzen eine lyrische, sehr unnarrativ- filmische Note gibt. Und du hast immer das Gefühl, irgendwie so einem Traum beizuwohnen. Beziehungsweise, wenn es jetzt ums Ende geht, wie einem Sterbenden, der sein Leben Revue passieren lässt, vielleicht. So dieses klassische D-Sekunde, in dem dein ganzes Leben vor deinen Augen vorbei fließt. So in der Art. Also könnte man so sehen, vielleicht. Finde ich auf jeden Fall plausibel und ja. Ja, also alles in allem, muss ich sagen, ein sehenswerter Film, aber durchaus schwierig. Weil du musst damit klarkommen. Und du musst auch über viele Längen hinauskommen. Du musst auch dir erstmal ganz viel Kriegsmaterial angucken wollen. Aber auch im langen Zeitraum, wo du dann zwischendurch sagst, ja, ein Drittel hätte vielleicht auch gereicht, ich hätte die Botschaft verstanden. Aber alles in allem wirklich sehenswert, würde ich sagen. Kann ich so unterschreiben. Kein leichter Film. Ein Film, den man auch sehr leicht als intellektuelles Gewichse abtun kann. Ein selbstverliebtes intellektuelles Gewichse. Einfach als Vorlage für viele Akademiker, die sich unglaublich wichtig nehmen und es total geil finden, über die Rolle der Zeit im Film zu philosophieren. Aber ein Film, der, wenn man sich drauf einlässt, trotz seiner Längen auf einer emotionalen Ebene funktioniert und krasse Dinge auslösen kann in einem. Und das tut er bei mir. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe. Und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Sehr gut. Wir haben unsere Top 3 Liste komplett verschlafen. Top 3, oh mein Gott. Komm, wir machen noch den Trommelwirbel. Und dann spielen wir das Intro ein. Das Intro kommt Achtung, jetzt. Unsere Liste. Ach, was für ein schönes Intro. Ja, fantastisch, oder? Top 3, Mütter im Film natürlich. Ach, Mütter im Film hat sich so aufgedrängt als Top 3 Liste. Nichts anderes hätte es sein können. Es hätte so viel anderes sein können. Wie kommst du auf Mütter? Also, wir machen das ja so, dass der jenige, der den Film vorschlägt, auch die Top 3 das Thema festlegt. Wie kommst du auf Mütter im Film? Ich meine, klar, da ist eine Mutter im Film, aber... Ja, die Mutter spielt eine ganz zentrale Rolle. Und wie gesagt, der Film... Aber spielt sie als Mutter eine Rolle, im Sinne von es ist so wesentlich, dass es, ja, ja... Es ist so wesentlich, sie wird die ganze Zeit betrachtet durch die Augen. Ja, okay. Selbst wenn Szenen in den Er-nicht-Anwesenden ist, ist es ja so, wie war meine Mutter? Und ich versuche das zu verstehen. Jetzt erzähle ich einfach mal eine Geschichte von meiner Mutter, um zu verstehen, wie sie war. Ja, okay. Und das ist auch ganz interessant, weil in der Liste fällt das natürlich auch auf, dass die Mütter in Filmen meistens in ihrer Rolle als Mutter wahrgenommen werden. Zumindest meine Top 3 ist so ein bisschen deprimiert aus feministischer Sicht, was das betrifft. Das finde ich nämlich auch bei der Recherche. Und ich habe versucht, irgendwie mehr zu finden, aber es ist nicht so leicht, weil du dann auch Schwierigkeiten hast zu recherchieren, weil du gibst ja dann nicht einen Frauen in Frauen-Rollen, Mutter-Rollen. Nein, aber ist es eine Mutter? Ja, ist eine Mutter. Spielt ihr eine Rolle im Film? Ja, nein. Es ist wahnsinnig schwierig. Genau. Und du hast immer die, du läufst oft in die Falle, dass die Mütter-Rollen dann am stärksten sind, wenn sie dem klassischen Ideal der fürsorglichen Mutter, die sich komplett aufopfert für ihre Kinder entsprechen. Ja, und das ist schon ganz wichtig. Deswegen habe ich aber auch eben überlegt, was ich dich vorher fragen wollte, bevor wir die Liste jetzt machen, geht es denn darum, dass wir eine Mutter-Rolle gefunden haben, die wir bewerten, positiv bewerten oder sagen, das ist eine tolle, also gute Mutter-Rolle oder geht es einfach nur um beeindruckend dargestellte Mütter? Ich würde sagen, einfach erwähnenswert, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Das heißt, auf Platz eins kann auch durchaus was stehen, was einfach so prototypisch ist, dass du sagst, krass, diesen Film, diese Mutter muss man erlebt haben, um zu verstehen, wie im Kino generell mit Müttern umgegangen wird. Das könnte es auch sein als Beispiel. Also meine Liste ist ziemlich bunt durchmicht mit allem. Und das, selbst wenn ich die honorable mentions weglasse. Ich bin auch nicht glücklich mit meiner Liste. Ich habe mir gedacht, warum habe ich den Scheiß vorgeschlagen, weil ich weiß nicht. Aber ja, mal schauen. Okay. Ich habe die ganze Zeit einen blöden Kommentar auf den Lippen, den ich rausschneide. Den muss ich rausschneiden dann am Ende. Freud! Nach deiner Definition, diese Top 3, könnte man auch jeden Porno, der mit MILF getaggt ist, nehmen. Natürlich. Auf Platz eins. Wie heißt der verdammt nochmal? American Pie. Stiffless Mom. Stiffless Mom. Platz eins. Ganz eindeutig. Und kommt daher der Begriff MILF? Ist ja da zum ersten Mal aufgetaucht, weil da habe ich ihn zum ersten Mal gehört. Ja, aber das war unser Alter, oder? Oder gab es das nicht vorher? Gab es das vorher? Ich weiß nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass es tatsächlich daher kommt und dann einfach in der Pornoindustrie. Lass uns mal gucken. Wenn wir das jetzt ausführlich machen, kann ich es nicht mehr rausschneiden. Aber es ist total spannend. Wann kommt der Begriff MILF zum ersten Mal vor? Wir haben einen Filmpodcast und sprechen über den MILF-Begriff. 1992! Nein! Meine liebste MILF-Szene generell im Kino und Fernsehen ist immer noch, wenn bei Breaking Bad... Was? In Breaking Bad gibt es diese Szene, wo die Frau von Walter White hinter dem jungen Typen, wie heißt der nochmal? Warum kann ich mir die Namen nicht merken? Ich kann mir die auch nicht merken. Breaking Bad hast du gesehen, oder? Ja, natürlich. Walter White arbeitet zusammen mit Aaron Paul heißt der Darsteller, aber die ist die Rolle. Jesse. Jesse, Jesse, genau. Jesse Pinkman. Mit dem hängt er zusammen ab und seine Frau. Jetzt muss ich einmal kurz gucken, wie sie heißt. Skyler. Findet das heraus, dass er irgendwas mit dem Typen am Laufen hat, weiß aber noch nicht, dass sie zusammen MILF kochen. Recherchiert dann Jesse hinterher und geht sie auf seine Website, die total überladen ist und irgendwie mit so Hip-Hop-Musik und dann guckt sie sich die Interessen an und hält so in und sagt, was ist eine MILF? Und das ist so ein schöner Moment, weil sie zumindest optisch auch ein bisschen diesem Klischee entspricht. Dein Platz 3 der Top 3 Mutterrollen, Mutterfiguren in Filmen. Ich dachte, du fängst jetzt an. Ich fange an. Ich hatte schon die MILF genannt. Die MILF war meine. Ich bin ab den an angefangen. Stimmt. Okay, ich kann meinen Platz 3 einmal. Und zwar auf Platz 3, weil es keine echte Mutter ist, sondern eine Mutterfigur und zwar Mary Poppins. Das ist voll interessant, weil bei Mary Poppins kommt ja auch eine Mutter vor. Ja, die aber nicht die Mutter, also du weißt. Die hat, die ich ganz toll finde, auch die Figur, weil sie auch als Frauenrechtlerin und so weiter dargestellt wird. Genau, und sich deswegen nicht mehr um ihre Familie kümmert. Das ist das Problem an der ganzen Geschichte. Und ist es nicht sogar so, dass Mary Poppins dann nachdem Mary Poppins da war und alle da sind und der Vater nicht mehr so viel arbeitet, sie auch sagt Scheiß auf die Politik. Ich bin jetzt für meine Familie da. Auch nicht geil, ne? Ja. Also es gibt viele Probleme mit diesem Film, aber der ist halt auch sehr alt und hat eine ganz andere. Ein Kind seiner Zeit. Ja, genau. Mary Poppins. Ich mochte sie einfach sehr. Mary Poppins ist toll. Hast du die Fortsetzung gesehen? Nee. Ich auch nicht. Noch nicht, aber ich muss sie schon noch sehen. Ich würde dir auch mal gerne gucken. Vielleicht machen wir das. Ja, ich glaube, das ist auch so ein Johannesfilm, weil ich mir kann, es kann sein, dass es schrecklich ist. Ja, das ist ein bisschen, die Gefahr ist groß bei den Filmen. Mal gucken, mal gucken. Vielleicht machen wir das das nächste Mal. Meine Nummer drei ist Jodie Foster als Dee Dee Tate in dem Film Das Wunder Kind Tate. Eine ganz tolle Mutterrolle. Ich habe ihn vor langer, langer Zeit gesehen in dem Film und ich kann mich leider nicht erinnern, wie das ausgestaltet ist mit der Mutterrolle. Sie schlägt sich durch als Kellnerin und sie ist, ja, man könnte sagen, einfach vom Gemüt her. Und sie ist eigentlich überfordert mit dem Intellekt ihres Kindes. Also sie fördert ihn einfach nicht darin und gerät dadurch permanent in Konkurrenz zu der Professorin, die ihn dann unter ihre Fittiche nimmt und ihn intellektuell stimulieren will und so weiter. Und Dee Dee ist so eine tolle Mutter, weil sie diesen ganzen Kram mit seiner Hochbegabung so alles beiseite pippt und einfach nur für ihr Kind da sein will und ihr Kind beschützen will. Es gibt ein paar großartige Momente, in denen sie das macht. Und der großartigste Moment ist eigentlich, wo sie mit der Professorin telefoniert, nachdem Tate der Junge einen Klobis auf den Kopf gekriegt hat und verletzt war. Und er sagt dann zu seiner Mutter, hey Mama, ich habe einen Klobis auf den Kopf gekriegt und ich habe eine Schramme. Ist das nicht toll? Und dann sagt Dee Dee am Telefon ganz trocken zu der Professorin, wenn sie meinem Kind noch einmal wehtun, dann finde ich sie und bringe sie um. Oh mein Gott. Und dann schnitt und wir sehen, wie der Junge zur Uni geht, weil er lernt Mathematik und die Professorin ist die ganze Zeit total panisch dahinter. Oh Gott, es darf ihm nichts passieren, es darf ihm nichts passieren. Oh man. Und ich fand dieses kämpferische von ihr und dieses absolute ihr Kind beschützen fand ich immer ganz toll und sie ist so ein starker Charakter in dieser Rolle. Ach schön. Okay, mein Platz 2? Ein Babadook. Oh, spannend. Das ist kein Role Model, ne? Das ist kein Role Model, aber es ist ein wahnsinnig stark und spannend und relevant erzählte Mutterrolle, eine Mutter, die einfach struggled mit ihrem Muttersein. Ja, und vor allem auch eine Mutterrolle einer der wenigen Momente, wo in Filmen wirklich genau dieser Kampf von Müttern, der sonst viel zu wenig Raum kriegt, dargestellt wird. Auch dieses ambivalente, dieses zerrissen sein zwischen Liebe und Hass für das eigene Kind. Und das Kind ist schwierig und es gibt einfach die Momente, wo sie ihr Kind hasst. Ich finde, ein ganz, ganz, ganz starker Film. Haben wir ja auch schon mal, wir hatten das schon mal hier im Gespräch, nur empfehlenswert. Bitte alle gucken. Tatsächlich ist die spannendste und die dramatischste Szene in dem Film ist, wo sie also ihr Mann ist tot und sie liegt dann allein im Bett und will masturbieren und fängt an und dann kommt das Kind rein, weil es irgendeinen Abraum hatte oder so und sie ist total fertig in dem Moment. Und man kann das so nachvollziehen. Das war so der einzige Moment, wo sie mal Ruhe für sich hatte und mal kurz wirklich abschalten wollte und dann wird das auch zerstört und sie ist dann total wütend und es ist so nachvollziehbar. Ja. Also ein Film, der wirklich reinhaut einfach. Ganz, ganz stark. Ja. Mein Platz zwei ist Mrs. Prisby aus Mrs. Prisby und das Geheimnis von Nim. Ich glaube, ich habe den schon mal erwähnt bei den Lieblingsfilmen mit Tieren. Ja, aber ich weiß schon gar nicht mehr, worum es ging. Mrs. Prisby ist eine Maus, verwitwet und kümmert sich um ihre Kinder und ihr Sohn hat eine Lungenentzündung und sie braucht Medizin dafür und sie begibt sich dann auf ein Abenteuer und sie leben in der Nähe von einem Bauernhaus und sie kommt dann in Kontakt mit Ratten und Mäusen aus einem Versuchslabor, die da sind und es ist... Ich will nicht zu viel erzählen. Vielleicht ist das auch ein Film, den ich mal auf die Liste packe. Es ist eine wirklich wundervolle Mischung aus Fantasy-Film und realistisch im Öko-Thriller. Ist vielleicht ein bisschen viel gesagt. Und teilweise wirklich düsterem Grusel auch. Don Plough, der Erwachsene, der Disney-Filme ein bisschen erwachsener gemacht hat in den 70ern und 80ern vor allem. Ich glaube vor allem in den 80ern. Großartiger Film. Kann ich nur empfehlen. Tolle Mutterrolle. Extrem stark. Sie ist vor allem die, die die ganze Zeit die Abenteuer erlebt. Sie ist die, die kämpft und sie ist die, die einfach mal die Welt rettet. Okay. Toller Film. Cool. Ja. Dann bin ich beim Platz 1 dran. Ja. Den Titel muss ich ablesen. Three Billboards Outside Ebbing, Missouri. Toller Film. Wahnsinniger Film. Unglaublich. Und diese Frau ist eben nicht, was wir vorhin sagten, dass man einen Film zeigt, wo die sich aufopferungsvoll um ihre Kinder kümmert. Die setzt dort ein, der Film setzt dort ein, wo wir gar nicht wissen, wie sie als Mutter gewesen wäre. Sondern sie ist einfach wahnsinnig wütend über die Polizei, die es nicht schafft, um diesen Fall zu kümmern. Ihre Tochter ist gestorben. Sie wurde vergewaltigt und umgebracht. Ja. Und dann stellt sie auf diese, dann mietet sie diese riesen Werbeflächen, auf denen sie dann Botschaften an die Polizei, kümmert euch gefälligste Deppen, draufschreibt. Und die ganze Umgebung bekommt das halt mit. Und für die Polizei ist das wahnsinnig peinlich, dass öffentlich diskutiert wird, dass sie nicht ihre Arbeit nicht richtig machen und so und diese Frau ist einfach wahnsinnig stark. Und diese Schauspielerin, Frances McDormand. Wahnsinn. Unfassbar gut. Oh, ist diese Frau gut. Sie hat ja so ein Dauerabo bei KohnFilm. Vollkommen zurecht. Vollkommen zurecht, ja. Unfassbar gute Schauspielerin. Und genau, der Film. Kann ich nur unterschreiben. Stark. Toller Filmer. Ist bei meinen honorable mentions dabei. Ach, schön. Sehr gut. Und wie gesagt, ich bin auch nicht glücklich mit meiner Liste. Wenn ich das so höre, ja, vielleicht hätte ich die auch doch in die Liste packen können. Bin ich mal gespannt. Dein Platz eins. Der Druck soll nicht zu groß sein jetzt, Plor, aber das muss schon ein sehr besonderer Film, wenn der auf der Platz eins sein wird. Der Druck ist unendlich groß. Na? Erzähl. Meine Mutter auf Platz eins kämpft gegen zeitreisende Roboter. Sarah Connor aus Terminator 2. Was? Ja. Was? Was für eine großartige Frau. Weil sie schafft es nicht nur, sich um ihren Sohn zu kümmern, sondern sie tritt Ersche. Und zwar durchgängig. Bis auf die Zähne bewaffnet. Eine Kämpferin. Und die tatsächlich ihren Sohn im Auge hat. Aber die gleichzeitig auch so viel mehr ist, weil sie ist einfach mal eine fucking Actionheldin. Es ist kein Witz. Sarah Connor aus Terminator 2 ist mein Platz eins bei den Müttern. Man hat viel zu selten richtig coole Actionheldinnen, die einfach nur badass sind. Auch so, die nicht sexualisiert werden. Die nicht irgendwie komisch romantisiert werden oder in hautengen Kostümen. Das gibt es viel zu selten. Und gleichzeitig ist sie auch noch eine Mutter, weil das ist noch seltener, dass so eine Actionheldin Mutter ist. Cool, okay. Gute Personalunion. Ich hab das, ich hab einfach, sobald ich Terminator höre, denke ich What? Das ist halt meine Reaktion auf Terminator. Terminator ist ein toller Film. Die ersten beiden Teile zumindest. Genau, die ersten der erste, der, weiß ich nicht genau, ob der erste oder der zweite, egal. Okay, Terminator 2 kommt mal auf eine der nächsten Sendungen. Also bei meiner Liste der besten Actionfilme wäre Terminator 2 wahrscheinlich auf Platz eins. Okay, krass. Ja. Ja, ich mein, ich hab natürlich nur die Erinnerungen, die ich als Kind habe. Ich hab den nicht nochmal gesehen. Ich hab ihn als Kind gesehen, bzw. als, nee, wirklich, glaub ich, war Kind. Das ist so geil, was man als Kind damals geguckt hat. Terminator ist ab Terminator 1 ist ab 18, Terminator 2 ab 16. Ich hab den auch als Kind geguckt. Ja! Oh mein Gott. Na gut, vielleicht muss ich ihn retrospectiv dann nochmal neu einsortieren in meinem Kopf. Wirklich starker Film, beide Filme, sehr stark. Und ab dem dritten ging es dann rapide bergab. Ja, ja, das ist sowieso noch weiter bergab. Guck dir den nochmal an. James Cameron. Ja, James Cameron. Also wenn es einen großen Mainstream-Richt ist, der überambitionierte Projekte irgendwie stemmen kann, dann ist es er. Ja, das stimmt wohl. Ja, der hat aber auch viel Amatama-Kacke. Aber Titanic. Was für ein großartiges Epos. Mischung aus Liebesfilmen, Actionfilmen, Historien, Historical-Period-Drama. Ja, der Titanic ist tatsächlich ein Film, der besser geworden ist, je älter er, je länger es her war, dass er gemacht wurde. Ich weiß nicht, damals fand ich es ein bisschen quer. Ja, aber als 16, 17-jähriger Junge musste man auch Titanic-Kacke finden wegen dem ganzen Hype um Leonardo DiCaprio und so weiter. Vielleicht ist es wirklich das. Aber ich weiß bei Titanic, dass ich kann wirklich graduell Abstufungen feststellen. Heute finde ich ihn um so viele Welten besser, als ich ihn damals fand und zwischendurch eben ich kann wirklich für unterschiedliches Alter festlegen, für unterschiedliche Akzeptanz dieses Films. Das ist schon wirklich krass. So geht es mir mit den Backstreet Boys. Ja, genau so ein Fall. Wirklich, tatsächlich. Und heute denke ich, was für ein geiler Move und was für eine geile Combo und was für geile Leute. Aber irgendwie damals dachte ich, oh Gott, nein. Die beste Popmusik, die in den 90ern gemacht wurde. Aber damals konnte ich es überhaupt nicht irgendwie würdigen. Okay, gut, ich glaube, wir sind fertig mit dem Spiegel. Wir haben es geschafft. Wir haben es geschafft. Ich hoffe, dass wir nicht ganz so narrativ durcheinander waren, wie der Film. Ja. Aber gut, dann haben wir den Film vielleicht entsprechend. Ich glaube, wir haben ganz gut rausgestellt, warum man den Film auch gucken kann, wenn man kein Wort davon versteht und nicht Filmwissenschaft studiert hat. Und das war mir wichtig, dass der Film nicht nur als intellektuelles Avangard-Gewächse wahrgenommen wird, sondern auch als beeindruckender Film auf emotionaler, visueller, erzählerischer Ebene. Wer die Zeit hat, und jetzt zu Corona vielleicht ein paar mehr Leute. Macht mal das Experiment, guckt euch den Film ohne Untertitel an. Nur auf Russisch, gleich als Erstes. Und dann vielleicht nochmal mit Untertiteln. Das ist bestimmt witzig. Guckt ihn euch auf jeden Fall an, es gibt ihn auf YouTube und man kann auch Pausen einlegen. Es ist erlaubt, Pausen einzulegen. Es gibt Filme, da darf man das nicht, aber bei dem darf man das. Aber eigentlich nur, um sich einen Tee zu machen und wieder hinzusetzen. Aber dafür muss man einige Segmente von ihm mehrmals gucken. So ging es mir tatsächlich, als ich gesehen habe, dass er auf YouTube ist, bin ich zu einzelnen Szenen nochmal gesprungen. Die Szenen muss ich nochmal gucken. Und nochmal. So ein bisschen wie es mein Vierjähriger macht. Das will ich nochmal gucken und nochmal und nochmal. Oh, wie süß. Danke, Plur, für diesen Film. Danke, dass du ihn geguckt hast. Er hat tatsächlich, unsere Maßgabe, meinen Horizont erweitert. Danke, dass du was mitnehmen konntest, das freut mich. Schön. Cool, dann machen wir jetzt eine Pause. Und dann geht's zu Quentin. Erklär dich. Bis gleich. So, es läuft wieder, Plur. Willkommen zurück aus der Pipi-Pause. Willkommen zurück aus der Schreibpause. Mein Ohr, nicht verraten. Ich hab meine Hausaufgaben nicht gemacht. Ich hab meinen Einleitungstext gerade erst geschrieben. Obwohl, das passiert jetzt öfter, Plur, du musst dich einfach dran gewöhnen. Ich hab mich da schon dran gewöhnt. Ich war letzte Woche total überrascht, dass dein Text fertig war. Du bist gemein. Okay. Ja, wir machen jetzt The Hateful Eight. Hast du dich drauf gefreut? Ich wusste ja, dass du den Film eigentlich magst, oder? Ich hab mich drauf gefreut. Und ich bin total neugierig darauf, wie dein Take drauf ist. Vor allem, weil du letzte Woche schon angedeutet hast, dass du mit dem Film bisher eigentlich immer so eher deine Probleme hattest, obwohl du kein Tarantino-Echter bist. Ja, ich weiß nicht, und es stimmt auch nicht ganz, dass ich so meine Probleme damit habe, sondern ich wusste nie, und ich weiß auch nicht, ob ich es inzwischen weiß, was mich an diesem Film irritiert. Irritiert? Stört es vielleicht sogar zu viel. Das letzte Mal hab ich gesagt, dass es mich stört, glaube ich. Ja. Aber irritiert ist es vielleicht eher, oder vielleicht, ich weiß nicht, ich würde mich da gerne ranrobben, was da an dem Film nicht so ganz irgendwas ist. Irgendwas ist da. Ich weiß es nicht. Ich robbe mich gerne mit dir zusammen ran. Das ist einfach meine Einführung. Ja, ich geb uns mal eine Einführung und dann schauen wir mal, wo es uns hinträgt. The Hateful Eight. Der 2015 erschienene Western im tiefen Schneegestöber von Quentin Tarantino mit sieben paranoiden Männern und einer ebenso paranoiden Frau, die durch einen Blizzard in Wyoming in eine Hütte zusammengesperrt sind. Jeder mit seiner eigenen Agenda. John Ruth will die Verbrecherin Daisy Domagu gewinnbringend nach Red Rock bringen. Major Marquise Warren hat ebenfalls drei Verbrecher, allerdings tot im Schlepptrau, und ausgerechnet der neue Sheriff Chris Mannix, der in Red Rock den Lohn auszahlen würde, ist auch mit von der Partie. Ebenso wie Senior Bob, Oswaldo Mowbray, Joe Gage und am Rande noch General Sanford Smithers, deren Backstory und Triebkraft sich erst später im Film entfalten. Ein Film, der seine Spannung größtenteils aus Paranoia, erhöhter Gewaltbereitschaft und Geld und Machtgier speist. Also irgendwie Tarantino-typisch. Aber auch ein bisschen untypisch. Aber an welchen Stellen und wieso? Keine Ahnung. Hast du eine Idee dazu, Plo? Ich musste bei dem Intro wo du die ganzen Namen vorgelesen hast, an diesen tollen Loreo-Sketch mit der Ansagerin, mit Eveline Hamann denken. Smithers aus Mriwism Smither. North Coast Storm Hall. Sehr schön. Tarantino oder nicht Tarantino? Ja, sehr viel typisches Tarantino natürlich. Sehr viel, ja. Richtig. Also ich möchte gerne bei diesem Film tatsächlich einigermaßen chronologisch vorgehen. Ja. Ich glaube, das hilft uns am ehesten, da einmal durchzugehen, zu gucken, was zur Hölle. Und ich möchte gleich erstmal damit anfangen, dass Tarantino reinschreibt der achte Film von Quentin Tarantino. Das macht er schon länger, ne? Aber warum? Das ist doch wirklich wie selbstverliebt muss man sein. Das so reinzuschreiben. Er hat gesagt, er macht nach 10 Filmen Schluss, ne? Ja, ich weiß, das ist auch so ein bisschen seine Ausrede dafür, aber das ist doch wirklich nur selbstverliebt. Das ist irgendwas. Zumal die Zellweise echt ein bisschen schräg. Ja, es ist ja nicht sein achter Film. Es ist sein neunter Film, verdammt nochmal. Ja, und man könnte durchaus argumentieren, dass Four Rooms auch noch richtig rein zählt. Ich weiß, naja, gut, okay. Also man kann sagen, Kill Bill 1 und 2 ist ein Film. Okay, das verstehe ich auch aus filmemacherischer Sicht, dass man sagt, das ist für mich ein Projekt, aber irgendwie, ich weiß nicht, in der Rezeption das funktioniert auch nicht. Tarantino hat sich glaube ich so sehr gemütlich gemacht auf seinem Kultstatus. Ja, und das ist das. Weißt du, das erste, was ich gedacht habe, nachdem ich das erste Mal gesehen habe, woher auch rührt, dass ich das Gefühl habe, dass der Film irgendwie irgendwas, dass irgendwas nicht stimmt, da war mein Gedanke, Tarantino ist sich zu sicher seiner Wirkung als Kultregisseur. Er ruht sich in diesem Film auf seinem Status aus. Dem würde ich heftig widersprechen. Okay, gut, dann mach das mal. Wie schon gesagt, es sind ganz viele typische Tarantino-Elemente drin, also natürlich der gewalttätige Showdown am Ende, aber auch so diese verschachtelte Erzählung ist also nicht sonderlich groß verschachtet, aber wir machen seinen Rückgriff. Genau. Ganz klassisch Tarantino, das viele Gefluche ist natürlich typisch Tarantino, irgendwie so das ganze US-Western Setup. Was sehr untypisch Tarantino ist, ist, dass seine Gespräche in dem Film und der Film ist ein sehr gesprächiger Film, dass die nicht so belanglos sind wie in anderen Filmen. Tarantinos Dialoge sind total toll, ganz oft toll, weil sie belanglos sind, weil über Nichtigkeiten geredet wird. Also ganz klassisch ist halt die Diskussion über ist eine Fußmassage irgendwie gleichzusetzen mit Sex. Wie heißen die Burger in Europa? Wann war Madonna am besten? Oder worum geht's in dem Lied Like a Virgin? Das sind so die typischen Tarantino-Dialoge. Und die fehlen hier? Die fehlen hier komplett. Eigentlich ist alles, was geredet wird, trägt zur Handlung bei. Es gibt wenige Gesprächsfetzen, bei denen wirklich Nichtigkeiten ausgetauscht werden. Alles hat eine Relevanz für die Charaktere und für die Handlung. Das ist untypisch für Tarantino. Ja, das ist untypisch. Das könnte einer der Gründe sein. Weil, weißt du, man guckt ja einen Tarantino-Film, wahrscheinlich hat er dann einfach doch zurecht reingeschrieben, der achte Film von Tarantino. Darüber kommst du nicht hin. Nein. Weil man eben reingeht und sagt, ich gucke mir jetzt einen Tarantino-Film an. Ja. Definitiv. Und am Ende geht man raus und denkt, vielleicht auch wegen solcher Dialog-Sachen, es war dann doch kein ganz typischer Tarantino. Es gibt Dinge, die man vom Tarantino-Film erwartet. Und die dieser Film teilweise unterlaufen hat, jetzt auch nicht radikal. Das ist nicht Tarantinos Befreiungsschlag aus seiner Rolle. Es ist schon in vielen Momenten typischer Tarantino-Film. Aber was auch so ein Ding ist, die Ästhetik von Tarantino setzt immer sehr stark auf Pop und Coolness. Ja, genau. Und in diesem Film setzt die Ästhetik eher auf das Epische. Ja, genau. Auch das Schöne. Hat man schon bei Inglourious Busters ein bisschen gesehen? Stimmt, ja. Der auch eine Western-Atmosphäre und Western-Ästhetik hatte. Aber da war bei Weitem nicht so krass. Der hatte auch wahnsinnig viele Popkulturelle Anspielungen bei Inglourious Busters, was er hier nicht so sehr hat. Nee, fast gar nicht. Was ich ganz spannend und toll finde, ist auf der anderen Seite, was eben auch Quentin Tarantino untypisch ist, dass er völlig auf das, was wir vorhin angesprochen haben, Zooms verzichtet hat. Er hat keine Zoom-Lenses gehabt. Er hat keine Linzen gehabt, wo man einfach mal so mit der stehenden Kamera heraus irgendwo reinzoomen kann. Das hat Tarantino ganz oft in seinen Filmen, was ich immer anstrengend finde. Und in diesem Film hat er es nicht. Die Technik verbietet ihm das einfach. Er hat keine Zoom-Lenses gehabt für diesen Film. Er hat für diesen Film eine bestimmte Kamera genommen, ein bestimmtes analoges Format. Er hat es ja nicht digital gedreht. 65 Millimeter. Was Großartiges, auf 70 Millimeter gedruckt. Genau. Ich habe die Kamera auch immer stehen. Panavision oder so? Ja, ja. Panavision. Aber ich habe diese ganzen technischen Sachen hinten runterfallen lassen. Ich habe es irgendwo aufgeschrieben. Aber ich glaube, das zu technisch zu werden, da habe ich mich nicht nochmal auseinandergesetzt. Auf jeden Fall hat er 100 Kinos auf der ganzen Welt mit der Technik ausstatten lassen, dass er diesen Film in Anamorphic, also gestretched von einem gestauchten Bild zu einem, wie man es dann anschauen kann, dass das sozusagen bestimmte Linsen im Kino da sind, die das Ganze dann so projizieren, wie er sich das vorstellt. Wenn die Streifen auf dem Fernseher oben und unten größer sind als das Bild in der Mitte, dann haben wir einen solchen Film. Geil. Und es ist eine total interessante Wahl, dass er dieses 70 Millimeter Format genommen hat, weil es ist ja eigentlich ein Kammerspiel. Und dieses Format ist ja eigentlich etwas, was man von den klassischen Hollywood-Ethen kennt. Ben Hur wurde so gedreht und How the West Was Won und The Greatest Story Ever Told. Also irgendwie so Bibelgeschichten oder große Western-Szenarien, wo Ziedler-Tracks von A nach B reisen und man große Landschaftsaufnahmen hat, die gibt es auch in dem Film. Aber die meiste Zeit überspielt der Film einfach mal im Inneren von dieser Taverne, wo sie halt rumhängt. Und es ist ganz großartig, dass er das macht. Also zum einen natürlich wegen der Western-Anleihe, die er hat. Wegen dieses Kopfnicken in Richtung Western von damals und der Aufnahmetechnik von damals, der ja ein großer Liebhaber von physischen Filmen ist. Aber was das auch macht, in Minis oder wie das im Deutschen übersetzt ist, dass du vorne ein Gespräch hast und immer im Hintergrund irgendeiner von den anderen oder zwei oder drei Leute im Hintergrund zu sehen sind. Das heißt, du hast immer das Gefühl von und das unterstützt diese Paranoia, die dieser Film die ganze Zeit mit sich rumträgt, irgendjemand ist noch da. Du hast einen begrenzten Raum. Da hinten passiert noch was. Du kommst nicht drum herum, sondern du bist mit allen immer gesehen und beobachtet zu werden. Das fand ich total überraschend, dass er so ein Bild, was man eigentlich für einen Monumentalfilm erwartet nimmt, in ein Kammerspiel packt und dann denkt er, was soll das? Du hast hier die geile Technik. Du machst hier Analog, Retro und total schön Nostalgie. Das gute, alte, analoge Kino, schön weit gestretched und so weiter. Und dann packst du das Geschehen zu mehr als zwei Dritten in diese Bar und dann sieht man das und stellt fest, das funktioniert super. Krass, was da alles passiert. Genau wie du gesagt hast, diese Paranoia, diese Details, die am Rand stattfinden und man kann sie nicht alle überblicken. Das Bild ist eigentlich zu krass für das menschliche Auge. Das Format sind nicht typische menschliche Sehgewohnheiten. Das ist einfach breit. Breit, breiter, noch breiter. Und das macht es total aufregend, weil man merkt dann selbst beim Gucken, wie die Augen permanent wandern, nach links und rechts, um den Raum zu erfassen. Und dann merkt man verpasst aber auch immer, was man schafft, ist nicht den gesamten Raum zu erfassen. Und man weiß, es passieren Dinge in diesem Raum, die man auch nicht erfassen soll. Das ist schön, das ist wirklich gut. Also ich weiß nicht, wie viel Absicht ich ihm unterstellen will, aber das hat sich gut ergeben. Also Tarantino selbst meinte schon auch, dass er dann erst beim Schneiden gesehen hat, wie geil das eigentlich ist, dass da überall immer alles passiert im Hintergrund. Obwohl er das natürlich auch inszenieren musste am Set. Aber die Tragweite der ganzen Geschichte ist im ersten Schnitt bewusst geworden. Es war filmhistorische Liebhaberei, ne? Und es war so Nerdtum. Der wollte einfach ein Ding mit 70 Millimeter machen. Und dann hat er halt gesagt, ok, am Western passt ja. Ja. Und das ist natürlich auch eine gute Entscheidung. Und das Ding hat ja durch mehrere Drafts gegangen. Und eine ist davon ja geleakt worden am Anfang. Also vielleicht gehen wir wirklich mal auf die Entstehungsgeschichte dieses Films kurz ein. Nach Tarantinos Ruf ist ja nun dann jedes Mal, wenn er sagt, es kommt ein neuer Film. Schreien alle auf und sagen, oh ja, erzählen uns mehr davon, Meister. Und alle fallen irgendwie verbal auf die Knie und sagen... Hat sich aber auch ein bisschen abgeschwächt, oder? Weiß ich nicht. Auch durch diesen Film. Also ich hatte das Gefühl, Once Upon a Time in Hollywood wurde nicht mehr mit ganz so viel Enthusiasmus konzipiert. Also ich war sehr enthousiastisch. Ich musste hingehen. Ja, ich auch. Aber wir sind jetzt vielleicht auch nicht unbedingt stellvertretend für das gesamte Publikum. Vielleicht. Also ich hab das Gefühl, früher bei Film Nummer 5 gab es deutlich mehr Hype um neue Tarantino-Filme als es jetzt gibt. Also zumindest was den letzten betrifft. Aber genau, wir waren bei dem Hypes. Er kündigt einen Film an. Er kündigt einen Film an. Und natürlich laufen alle Amok. Und irgendwie kommt ein Draft von ihm in ans Licht der Öffentlichkeit. Und weißt du, warum das Problem für ihn so groß war? Es ist ja nicht nur so, dass es einfach in irgendeinem Drehbuch veröffentlicht wurde, sondern so wie er geschrieben hat, war das besonders schwierig für ihn. Er hat nämlich sich vorgenommen, dass er den Film ab einem bestimmten Punkt, den er geschrieben hat, festgestellt, er muss den Film in verschiedenen Drafts schreiben. Natürlich hat man immer unterschiedliche Entwürfe. Man hat immer diesen Prozess von, ach, das ist jetzt ein erster Entwurf und wir müssen da jetzt alle drüber gucken und unsere Meinung dazu geben. Aber er hat von vornherein gesagt, er muss verschiedene Ideen in verschiedenen Entwürfen nach vorne stellen. Also das Buch dreimal schreiben im Grunde. Um zu gucken, ok, wo aus welcher Perspektive ist was, wie wo und warum. So. Und dann war da ein Draft, der nichts von dem hatte, was er eigentlich am Ende wollte. Das war nur das Draft für den nächsten Draft. Und das war eben das Krasse, dass er, dass da nicht mal das drin war, was er eigentlich wollte. Und die Leute schon gesagt haben, ach, und so ist das also. Nein, es ist so, aber gar nicht. Das wird zu übergriffig, weil das auch so ein Eingreifen in den Schaffensprozess dann ist. Genau. Und das war halt das Problem, dass er wirklich in seinen Schaffensprozess, er hat diesen Prozess, den er sich überlegt hat, der wurde einfach gekapert von der Öffentlichkeit. Und das war halt echt, deswegen hat er so wahnsinnig beleidigt reagiert. Und hat dann gesagt, nö, ich mach den Film nicht mehr. Kann ich aber auch irgendwie verstehen. Ich mein, Tarantino ist natürlich auch ne Prima Donna und Tarantino ist auch ein Ästhetiker, der sich gefällt in dieser Rolle. Aber ich kann's verstehen, dass er sagt, ach, wisst ihr was, leckt mich. Wenn euch meine Filme so wenig wert sind und ihr dann auch glaubt, sie werden euch viel wert, wenn ihr das macht, dann könnt ihr mich mal alle. Und dann hat er eine öffentliche Lesung veranstaltet. Er hat das Ding genommen und hat Leute besetzt und denen drei Tage lang die Lesung geprobt. Und hat es dann von irgendeiner Rätters gilt, oder ne, weiß ich nicht, jedenfalls von offizieller Stelle in so einem großen Theater einmal als Lesung gemacht. Was ne total geile Idee ist. Total gut, total super. Und hat dann auch daraus ein paar Lehren gezogen und sich so ein bisschen inspirieren lassen und die meisten Darsteller waren glaub ich auch schon dabei. Ich dachte, es wären komplett andere Leute gewesen. War es nicht so, dass er diese Lesung hatte und da waren auch einige Stars dabei und dann hat er gesagt, ah ne, das funktioniert nicht so ganz, der Film darf keinen Star haben, der irgendwie alle an die Wand spielt. Naja, aber er hat Tim Roth und Co. Also ich mein, natürlich hat er einen Haufen krasse Stars, die sich gegenseitig an die Wand spielen. Vielleicht Stars ist vielleicht das falsche Wort, er hat fantastische Schauspieler einfach mal. Fantastische Schauspieler. Und zwar die wirklichen Verdächtigen, eigentlich auch für Tarantino natürlich wieder. Die sind alle großartig. Also ich werde nie, es wird glaube ich nie der Quartal kommen, an den ich Samuel L. Jackson nicht einfach nur großartig finde. Was der da zusammenspielt, ist der Wahnsinn. Also du hast recht, das sind tatsächlich, also bei der Lesung dabei waren Samuel L. Jackson, Kurt Russell. Die beide im Film sind. Dann weicht's ab Amber Tambon. Ja genau, die ist nicht dabei denn. James Parks. Walton Goggins. Walton Goggins ist der, der Sheriff, der ist im Film auch dabei. Der, äh, vermeintlich zukünftige Sheriff von Red Rock. Zoe Bell hatte er dabei. Ok, aber zumindest Samuel L. Jackson und Kurt Russell. Und Walton Goggins, also die drei Protagonisten eigentlich. Dann genau, aber er hatte, was gefehlt hat, war Jennifer Jason Lee. Die Damago spielt. Und Tim Roth und Michael Madsen. Boah, ist der Film besetzt mit krassen Darstellern. Ja, das ist doch krass oder nicht? Also wirklich Wahnsinn. Und die sind auch alle wirklich, wirklich hervorragend. Also ich könnte niemanden rausnehmen und sagen, naja da hat's irgendwie Pff, weiß ich nicht. Die waren alle durchweg großartig. Und sie funktionieren halt auch als Ensemble perfekt. Es ist nicht so, dass sich irgendjemand hervorhebt durch besonders krasses exzentrisches Spiel, extrovertiertes Spiel oder so. Passen alle ins Gefüge. Ja, und der Film fängt dann, ich lass uns mal wieder zurückkommen, wie der Film überhaupt. Und dann fängt der Film erstmal mit einem Morikone-Konzert an. Also du hast dann wirklich erstmal eine Zeit lang, also mit angehängten Bildern, aber ein Morikone-Konzert. Auch auf einer visuellen Ebene ein Morikone-Konzert. Ja, ja, genau. Also inklusive christlichen Bezug dann, wenn wir dieses Kreuz im Schnee sehen. Und es stimmt wunderbar ein auf den Film. Das hat ja fünf Minuten, die ersten fünf Minuten. Bevor das erste Kapitel losgeht, dauert es fünf Minuten. Und wir sehen Schnee und wir hören Morikone und das epische Western- Atmosphäre im Schnee. Ja, ist voll gut. Also wenn man diese Geduld mitbringt, wenn man weiß, okay, ich muss nicht gleich auf die Fresse kriegen, um in den Film reinzukommen, sondern ich kann erstmal mich darauf einlassen. Du hattest den Film auch im Kino gesehen, ne? Ja. Ich fand's, ich war begeistert. Ich hätte das auch noch zehn Minuten länger gucken können. Ja, das ist auch so reinkommen in dieses analoge Medium, was man einfach nicht kennt. Also der lief im Kino, der hatte ja diese Roadshow und lief dann wirklich auf analogen Geräten, wie du schon gesagt hast. Und das ist einfach was, was man heutzutage nicht mehr sieht. Und es war geil. Also muss man wirklich sagen. Diese Bildqualität, das ist unglaublich. Es ist mir jetzt aber auch nochmal aufgefallen im Digitalen. Ich hab's über Netflix auf meinen Beamer geguckt. Und das ist einfach unglaublich toll. Du hast Netflix geguckt? Nee, nee, stimmt nicht. Amazon Prime ist ja... Die haben vor einer Weile auf Netflix gab's eine zur Serie zerstückelte Version. Die langen Versionen. Zur Serie zerstückelt? Die haben irgendwie fünf Teile draus gemacht oder so. Nein. Ja, aber eine langen Version. Ah, die haben die 187-Minuten-Version, aber quasi als fünf Episoden. Ja, irgendwie sowas. Ich hab's nicht gesehen. Ich kann's nicht genau sagen, aber jetzt waren sie nicht mehr da, als ich gesucht habe. Und deswegen war ich dann auf Prime. Ich hab's auch auf Prime geguckt. Genau, das ist die 167-Minuten-Version. Das gibt noch eine 187-Minuta. Die hätte ich auch gerne gesehen, aber ich weiß nicht, wo wir den... Piraterie, glaube ich. Das ist die einzige Chance. Oder natürlich Blu-ray, DVD. Ah, ja, genau. Ja, und nach diesem Morikone-Konzert... Das ist übrigens auch eine sehr süße Story, wie die zu Morikone gekommen sind. Morikone hatte ja ein Lied schon zu Django Unchained beigetragen, und hat danach gesagt, oh Gott, nie wieder mit Tarantino. Und dann hat er bei Tarantino dann nochmal angerufen bei ihm und gesagt, du bist einer meiner Lieblingskomponisten. Und zwar nicht im Sinne von Filmkomponisten, sondern im Sinne von Bach, Beethoven. Du bist einer meiner Lieblingskomponisten. Und ich glaube, Morikone war dann doch ein bisschen geschmeichelt. Und hat gedacht, okay, lass uns mal hinsetzen und reden. Das ist so leicht manchmal. Und Morikone hat aber zu der Zeit irgendwie... Zum einen wusste er nicht, dass er schon gedreht hatte. Tarantino hatte schon gedreht. Und hat nur das Drehbuch bekommen. Er hat das Drehbuch gelesen und war wohl ganz gut angetan. Und hatte auch gesagt, ja, und ich hab da auch schon eine Idee für dieses erste Thema, wenn die da mit der Kutsche und so weiter. Was wir gesehen haben und gehört haben. Ich hab aber eigentlich keine Zeit. Weil da irgendwie für ein anderes Projekt war. Und dann hat Tarantino gesagt, erzähl mal, wie hast du das denn ungefähr vorgestellt mit der Kutsche? Und dann quatscht er ihn so nach und nach rein. Nach dem Motto, oh, das klingt aber gut. Oh, lass uns mal. Und dann sagt Morikone, naja, vielleicht diesen einen Song kann ich dir beisteuern. Dafür hab ich Zeit. Ich kann das vielleicht, weil das ist gerade so in meinem Kopf, das kann ich vielleicht machen. Und auf der nächsten Party, hier, ich hab ja ganz viel. 10 Minuten wurden, 17 Minuten wurden, 30 Minuten, weißt du so? Tarantino, sneaky sneaky bastard. Sehr schön. Weil Tarantino erzählt das auch ganz schön. Es gibt ein Special, wo er irgendwie auf Spotify hab ich das gefunden. Es ist immer eine Freude, Tarantino zuzuhören, aber danach hat man Kopfschmerzen. Auch wenn er so anfängt, seine Lieblingsfilme des Jahres aufzuzählen, das ist immer total spannend. Danach hab ich das Gefühl, dass er mir einmal irgendwas, wahrscheinlich eine Videokassette von Pipe Fiction in meinen Kopf gezogen hat oder so. Okay. Ja. Naja, und dann haben wir jetzt das große Glück, dass Morikone mit auch nicht verwendetem Material aus anderen Filmen, von Carpenter zum Beispiel, da hat er irgendwie was beigesteuert und Carpenter hat dann nur ein Lied von ihm benutzt und der Rest war unveröffentlicht. Ennio Morikone hat auch tatsächlich vor dem Film nicht so viel gemacht. Der hatte so ein bisschen... Vor welchem Film? Vor Hateful Eight. Morikone hat wahnsinnig viele Filmmusiken gemacht. Der hat eine riesige, lange Geschichte mit Filmmusiken. Nee, nee, das ist klar. Aber er hatte eine relativ lange Phase vor Hateful Eight, wo er nichts gemacht hat. Ach so. Ja, das stimmt. Und er hatte irgendwie... Er hat nicht so viel Original-Scores gemacht im Zeitraum davor. Ich meine, mich zu erinnern, dass es irgendwie so eine... doch etwas... Auch dann, weil er war... Er ist ja einer der berühmtesten Filmkomponisten einfach, eine Schaffenspause gab, die auch einfach so öffentlich wahrgenommen wurde, weil so, oh, kommt mal wieder was für ein Fizz-Kino oder bist du jetzt komplett raus aus dem Kino, machst du jetzt nur noch Musik? Ich weiß nicht, über die Phase weiß ich nicht viel. Ich weiß tatsächlich, dass er so ein bisschen aus der Versenkung geholt wurde, mehr oder weniger. Aber nicht im Bösen-Sinn, sondern irgendwie so... Er war nicht in der Versenkung, er war einfach nicht mehr so im Kino präsent. Er hat so sein eigenes Ding gemacht. Er hat Konzerte gegeben und er hat auch Kompositionen aufgenommen und hat diverse Kollaborationen. Aber er war nicht mehr... Was Filme betrifft, nicht mehr so krass unterwegs wie davor. Ja, Kollaboration mit Morikone hat also auch irgendwie geklappt. Das zahlt sich aus. Das zahlt sich wirklich aus, das ist unglaublich. Ganz, ganz, ganz tolle Musik. Allein schon wegen den ersten 5 Minuten, aber auch Musik trägt einfach den Film. Und man sagt, dass Morikone den Film nie gesehen hat. Also zum Komponieren, sondern das einfach aus dem Kino aus dem Ärmer geschüttelt hat, mehr oder weniger. Man muss dazu natürlich sagen, der Film ist so vollgestopft mit diesen Western-Tropes. Auch wenn er im Schnee spielt, hat er trotzdem auch diese Spaghetti- Western-Attitüde. Und dazu passt natürlich irgendwie alles von Morikone. Du könntest wahrscheinlich... Das ist ja so ein bisschen böse, aber du könntest wahrscheinlich auch Once Upon a Time in the West drauflegen und es wird auch irgendwie passen. Man muss dazu sagen, dass Tarantino ja sowieso der Meister darin ist, Dinge zweizuverwerten. Die Musik hat ja in keinem Film vorher Original Score benutzt. Er hat ja immer nur Sachen einfach geklaubt, zusammengeklaubt. Und sich so großartig bedient in der Pop-Geschichte und vor allem Funk-Geschichte. Und auch immer... Tarantinos Filme sind auch immer so ein bisschen eine Fundgrube für Musik, die man mal hören sollte, gerade was den 60er, 40er-Jahre-Musik betrifft. Ja, man merkt eben das Nördtum einfach in jedem Bereich des Films an. Das ist schon cool. Noch eine Sache, die mir einfällt, was Tarantino erzählt hat, wie dieser Film entstanden ist. Er mochte diese alten Serien, wo es so einen Gast-Star gibt, der dann kommt, dessen Geschichte erzählt wird, der eine Backstory bekommt und der dann so groß... und dann alle anderen drumrum sind so Staffage und da helfen ihm irgendwie. Und man weiß nicht, ist das jetzt ein Guter oder ist das ein Böser, der da kommt. Und es geht eigentlich nur darum, dass er zu dem Zielort der Serie eigentlich reist, wo die Serie stattfindet. Genau. Wir sehen, wie er irgendwo ankommt und mal unterkommt und ein Bier trinkt oder einen Whisky oder einen Kaffee und dann geht's weiter und es ist die ganze Zeit dieses, wer ist das? Was will der jetzt mit unseren Helden machen? Was will der bei Bonanza auf der Farm? Der geheimnisvolle Fremde. Ich dachte nur, ach ist doch geil, lass uns doch einfach mal acht dieser Typen aufeinander treffen. Nur geheimnisvolle Fremde. Ohne Supportingzeugs. Und das Konzept geht auf irgendwie. Ist schon cool, sehr spannend. Er hält auch lange die Unsicherheit, wem man vertrauen kann. Auch wenn sich der von Samuel L. Jackson gespielte Warren schnell als Sympathieträger entpuppt, bleibt trotzdem dieses grundsätzliche Misstrauen bestehen, weil natürlich weiß man den ganzen Film über, es besteht natürlich die Gefahr, dass er doch den anderen hintergehen könnte, um noch das Lösegeld für die Frau zusätzlich einzuheimsen. Es ist, wir haben im Grunde ja selbst mit dem Sheriff haben wir es komplett mit Gaunern zu tun, eigentlich. Die sind alle irgendwie Dreck am Stecken und sind alle irgendwie einfach in dieser rauen Gegend zum Überleben. Haben die sich, haben die Sachen gemacht, die, das ist jenseits von gut und böse. Der Sheriff ist noch der, der am ehesten, ich meine, das ist eigentlich einer, der das Gesetz hüten soll, und der ist der, der am meisten Dreck am Stecken hat, weil er aus einer Bürgerarmee kommt, die offensichtlich nach dem Bürgerkrieg ordentlich zwischen Süden gezogen ist und dort noch mal Schwarze umgebracht hat. Und er ist auch ein, er ist ein elender Rassist. Also es ist, die haben alle irgendwie, man versteht die Paranoia, die jeder Einzelne den anderen gegenüber spürt und fühlt. Der Film erzählt das ja von Anfang an, die Kutsche kommt an, der Typ versucht irgendwie mit dazu zu kommen, mit seinen drei Toten, die er dabei hat. Und geht natürlich erstmal durch eine Tortur von kann ich dir vertrauen oder nicht, wenn ich dir nicht vertraue, kommst du keine 10 Meter an meine Kutsche ran. Also schon krass. Und dann, was ich sehr sehr schön finde, was auch nicht von Anfang an im Skript so gefeaturet wurde, war dieser Brief von Lincoln. Ein unglaublich, da weißt du, ich hab lange überlegt, was dieser Film für eine Relevanz hat. Und als dieser Brief später als Humbug deklariert wird und der Schwarze sich rechtfertigt und sagt, ich brauche diesen Brief als Waffe, um die Weißen erstmal auf meine Seite zu ziehen. Da kommt die Relevanz des Films langsam raus. Er hat auf jeden Fall eine politische Schlagseite. Tarantino hat in der Zeit, in der der Film entstanden ist, war eine Zeit, wo Tarantino relativ politisch gedreht hat. Also ich meine, es war Inglourious Busters, es war Django Unchained und es war Hateful Eight, die man fast so als eine politische Trilogie bezeichnen könnte. Und bei Once Upon a Time in Hollywood ist er wieder ein bisschen davon abgerückt von diesem Politischen. Aber in diesen drei Filmen hat er wirklich versucht, immer durch historisches Settings Gegenwartbezüge herzustellen. Und meistens zum Thema Rassismus. Thema Rassismus, ja Rassismus, genau, das war eigentlich sein großes Thema. Und wahrscheinlich, ja, ich finde, das ist in Hateful Eight am besten gelungen. Okay. Weil, um einmal kurz auf seine Filme davor zurück zu referieren, weil Inglourious Busters war eine bloße Rache-Fantasie, eine tolle Rache-Fantasie. Ja, ganz tolle. Aber es war einfach eine Rache-Fantasie, in der einmal die Geschichte umgeschrieben wird und einmal Hitler sich auf den Schrot abkriegt. Ganz großartig. Also ich finde ihn wirklich sehr gut gemacht und sehr gut gearbeitet. Also der Rassismus, die Rassismuskritik und diese ganze Geschichtsausarbeitung hat er sehr gut gemacht. Finde ich jetzt nicht schlechter oder schwächer als Hateful Eight. Ich finde, er beschäftigt sich nicht sonderlich viel mit Antisemitismus und Rassismus, sondern sagt einfach, okay, die Nazis haben so viel Scheiße gemacht und ich stelle euch jetzt den Bärenjuden entgegen von Ellie Ruff gespielt und der haut euch jetzt einfach mal zu prei. Und das passiert die ganze Zeit in den Glorious Busters, dass Nazis die Köpfe eingeschlagen kriegen, erschossen werden und so. Wir erfahren fast gar nichts über deren Ideologie oder so. Es ist eigentlich ein Film, in dem die ganze Zeit Nazis niedergemetzelt werden und es ist ein total kathartischer Film. Und ist die ganze Zeit happy und sagt so, ja, ja, komm, hau sie zu prei. Aber das ist es halt. Es ist halt irgendwie so eine kleine Jungfantasie, wie können wir es den Nazis mitbekommen? Und die sind eigentlich viel zu gut weggekommen in der Geschichte und dann machen wir es wenigstens im Film. Und dann bei Django Unchained es ist eigentlich auch ähnlich, dass es vor allem so eine Rache-Fantasie ist, indem er Django einfach mal die Rassisten niederschießen lässt. Und bei Hateful Eight ist der Ton ein bisschen anderer. Hateful Eight ist eigentlich ein total versöhnlicher Film. Das muss ich ganz weit vorweg greifen, um das einmal kurz reinzuwerfen, weil am Ende findet natürlich die Versöhnung statt. Indem sie die Verbrecherin hängen, vertragen sich der rassistische Sheriff und der schwarze Kopfgeldjäger. Und in diesem Hängen, das ist ja fast ein liebevoller Akt, wenn die zusammen auf dem Bett liegen, ganz dicht aneinander gekuschelt und gemeinsam das Seil hochziehen, an der Daisy hängt. Das ist ein tolles Bild, ganz tolles Bild. Das ist die Botschaft von Hateful Eight. Versöhnung! Habt euch lieb! Und hängt sie! Und hängt sie, genau. Ist der Film die einzige Frauenfigur in dem ganzen Film? Ja, reden wir über Frauenfiguren bei Tarantino. Oh Gott. Ist das hart. Aber Tarantino hat sich anscheinend Gedanken darüber gemacht. Er hat sich das Buch, als es fertig war, nochmal durch gelesen und gefragt, hat sich selbst gefragt, habe ich mir verdient, dass diese Frau am Ende gehängt wird? Darf ich das? Ist das misogyn? Ist das ein Problem? Und daraufhin hat er einen großen Teil des Films nochmal geschrieben aus ihrer Perspektive. Aha. Um diese Figur nochmal besser kennenzulernen. Um einfach durch ihre Augen zu gucken. Und am Ende hat er das, hat er sich durchs Schreiben geschrieben, hat gedacht, jo, jetzt kenne ich sie. Jetzt kann ich sie hängen. Also ich weiß nicht, welche Auswirkungen das auf den Rest des Films hatte. Vielleicht hat er wirklich nur geschrieben und geschrieben und hat sich festgestellt, ok, jetzt kenne ich die Frau, jetzt darf ich sie auch hängen. Aber ich weiß nicht, ob das irgendwie bedeutet hat, dass er irgendwelche Änderungen im restlichen Film hatte, sie zu führen, dass er ein besseres Gefühl dabei hat, sie zu erhängen. Also ich muss ja sagen, ich finde diese Daisy von Anfang bis Ende großartig. Ja, ich auch. Man liebt es, sie zu hassen. Und sie ist einfach mal so ein mieses Stück. Und sie ist, sie ist laut, sie ist ungehobelt, sie ist arschig zu jedem. Und sie ist, sie ist komplett angstbefreit dabei. Das ist total krass. Sie ist abhängig von diesen Typen. Weil sie weiß genau, sie kann jeden Moment, kriegt sie eine Kugel zwischen die Augen. Und sie weiß, sie weiß ja auch, und nicht mal das, sie weiß auch, sie kriegt die ganze Zeit auf die Fresse. Und sie anticipiert das. Und sie weiß, sie weiß doch, wenn sie das jetzt sagt, dass sie wieder eine aufs Maul kriegt. Und es ist ihr scheißegal. Und das ist so toll, diese Haltung so, es ist mir scheißegal. Ich bin, ich fahre gerade zum Henker und ich weiß, ich werde wahrscheinlich gerettet. Aber auch selbst das spielt keine große Rolle. Es ist ihr einfach egal. Es ist so, sie ist eigentlich so ein richtig cooler Western Outsider, der auf alles scheißt und der auch keine Angst vor dem Tod hat. Jetzt ist der Joker. Manche Menschen wollen die Welt einfach brennen sehen. Es kommt auch sehr gut raus in ihrem, in ihrer Haltung, ganz am Ende, wenn sie den Deal vorschlägt, wo sie dann sagt, mir ist so wurscht, ich habe so viele Leute, die sich darum kümmern werden, dass ihr zur Hölle fahrt, wenn ich jetzt zur Hölle fahre. Ja. Und natürlich fantastisch gespielt. Also, ich benutze das Wort fantastisch zu oft, aber Jennifer Jason Lee spielt diese Rolle so geil und so abgefuckt. Und es ist, das Tolle ist auch, dass sie immer stärker wird im Laufe des Films. Je mehr sie aufs Maul kriegt, je mehr Zähne sie verliert, je mehr blaue Augen sie hat und je mehr ihr Gesicht mit Blut und Treck beschmiert ist, umso großartiger wird sie. Also, es ist wirklich stark. Sie ist so ein Fels in der Brandung in dem Film, wo man denkt, eigentlich will Tarantino ja die Männer so inszenieren, dass sie wirklich so stärker und bärige und fest mit beiden Beinen in der Szenerie stehenden Männer sind. Aber sie ist glaube ich diejenige, die wirklich am meisten unverrückbar einfach sagt, mir ist egal. Mir ist alles egal. Ich mache einfach meinen Stiefel hier. Das Tolle ist, sie hat halt auch die ganze Zeit Spaß dabei. Sie kriegt auch die Fresse gehauen und im nächsten Moment lacht sie, spuckt einmal aus, ein bisschen Blut, ein bisschen Spucke, vielleicht ein Zahn und dann grinst sie, genau. Und flirtet fast. Also eigentlich habe ich die ganze Zeit das Gefühl, dass sie mit dem, also zumindest mit Samuel Jackson flirtet. Ja? Ja. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie einfach die Chance wahrnimmt, zu sagen, du, ich, guck mal, was hier noch möglich ist. Aber vielleicht ist es auch nur meine, weiß ich nicht. Hab ich gar nicht so gelesen, weil sie ist ja natürlich auch eine total abgefuckte Rassistin, wie so 70% des anderen Castes auch. Also es sind alle Rassisten. Vielleicht flirtet sie einfach auch nur mit dem Tod. Ja, das trifft sie. Sie flirtet mit dem Tod. Also sie hat eigentlich, also ich habe es so gesehen, dass sie von Anfang an nur spöttische Verachtung für Warren hat und sie es immer ätzend findet, dass der mit in der Kutsche sitzt. Natürlich auch wegen ihres Befreiungsplans, weil das dem Plan in die Quere kommt. Aber hat sie den eigentlich, das weiß ich immer nicht, wusste sie von dem Plan? Von dem Befreiungsplan? Ich glaube nicht. Ich denke doch. Sie ist zu überrascht, wenn der Bruder dann den Kopf aus den Dielen steckt und sagt, hallo, ich bin es. Und dann die Birne weggeschossen kriegt. Ja, es ist vielleicht nicht so relevant. Männer, also Frauenrollen in Quentin Tarantinos Filmen, naja, schwieriges Thema. Frauen und Quentin Tarantino. Tarantino ist einfach so krass geprägt von dem Exploitation-Cino der 60er Jahre und da waren Frauen einfach Eyecandy und Opfer, die manchmal cool waren, aber halt wenn sie cool waren und wenn sie Kämpferinnen waren, dann halt auch nur als Eyecandy. Und ich meine, es gibt einen Film mit vielen starken Frauenrollen, das ist Kill Bill. Und da sind aber die Kämpferinnen auch alle irgendwie hübsch und sexy. Mit einer Ausnahme, die von Daryl Henner gespielte, ich weiß nicht mehr, wie sie heißt, es ist die mit der Schlange. Ich weiß es nicht, nicht genug im Kopf. Aber auch selbst die, ja, er ist einfach so ein Exploitation-Regisseur und er hat seine Inspiration bei einem Kino, das in sich selbst sehr sexistisch ist und einfach mal Kino für kleine Jungs ist. Aber er könnte es theoretisch, weil durch Kill Bill wissen wir, dass er es könnte. Dieses Exploitation nicht über Männer erzählt, sondern über Frauen erzählen. Und natürlich ist Daisy irgendwie wirklich auch ein cooler Charakter. Da gefällt sich Tarantino natürlich auch drin, dass er es da irgendwie schafft. Das starke an der Daisy ist, dass man sich die Rolle im klassischen Western eher als Mann vorstellen würde. Der abgefuckt aussieht, der dreckig ist, der hässlich ist, der keine Zähne mehr hat und der aufs Maul kriegt, das ist eigentlich, zumindest wenn du so den Western der 60er, 70er Jahre anschaust, ist das eher eine Männerrolle. Und das ist ganz cool. Deswegen wirkt es auch nicht, du hast nicht das Gefühl, dass der Film irgendwie Gewalt gegen Frauen propagiert, weil ihre Rolle eigentlich die Frauenrolle untergräbt im klassischen Western. Ich würde jetzt sagen, der Rolle ist es egal, welches Geschlecht sie hat. Darum geht es nicht. Wollen wir kurz zur Struktur kommen? Ja, lass uns gerne die Struktur. Du schlägst es vor, sag mal. Du hast ja gesagt, du willst vorgehen, Kapitel für Kapitel. Und da haben wir das erste Ding, der Film ist knallhart in Kapitel geklidert. Die aber nicht unbedingt eine Stringenz haben. Wir haben die ersten zwei Kapitel, was von den Kapiteln quasi ein Drittel des Films ausmacht. Es gibt insgesamt sechs Kapitel. Die ersten beiden Kapitel sind die, die in der Natur spielen. Und die nehmen aber insgesamt nur 30 Minuten des Films ein. Naja, der Rest soll ja auch drin stattfinden. Und dann haben wir ein unfassbar langes Kapitel, wenn sie alle zusammen auf einem Haufen sitzen und sich gegenseitig misstrauen. Währenddessen du schon vergisst, dass es überhaupt Kapitel gibt. Und dann, wenn das Kapitel das nächste kommt, denkst du, ach, oh, da war ja was. Eine Stunde lang sitzen sie dann in dieser Bar und quatschen einfach. Und es kommt natürlich, es passiert auch ein bisschen was dabei. Es gibt Interaktionen, darauf können wir gleich zu sprechen kommen. Aber das ist das längste Kapitel. Und dann kommt das vierte Kapitel nach diesem Zentralen. Und da kommt plötzlich eine Erzähler-Stimme. Und man fragt sich, woher kommt die denn? Was soll der? Was? Warum? Und die kommt dann später nochmal vor, aber vorher nicht. Und du denkst dir, hä? In zwei Kapiteln darf der Erzähler was sagen. Das ist das vierte Kapitel, das 25 Minuten geht. Das ist das Kapitel, Damagur hat ein Geheimnis. Und dann kommt das fünfte Kapitel. Das ist das Rückblick-Kapitel. Das überlege ich gerade. Und das dauert auch nur 20 Minuten. Und dann ist Schluss. Wenn Tarantino sich verdient hat, verdienen will, dass sie stirbt am Ende, dass sie gehängt wird, dann muss er bei dem Kapitel Damagus Geheimnis die Perspektive wechseln. Macht er aber nur für ein paar Sekunden. Macht er nur für ein paar Sekunden, aber der Erzähler hilft. Aber ich finde trotzdem, dass das ein seltsames Ding ist. Ich sehe es auch so ein bisschen als Spielerei, weil er einfach diese fehlende Stringenz in der Erzählhaltung, die findet man halt auch oft im Exploitation-Kino. Und ich glaube, da ist es manchmal fehlender Wille. Manchmal das Gefühl, dass das einfach Budgetgründe ist. Das wurde ein paar Tage gedreht. Das Material wird zusammengeschnitten, der Regisseur sitzt da und denkt sich, oh fuck, das versteht kein Mensch. Da fehlt komplett, da fehlen einfach fünf Minuten, die ich hätte drehen müssen. Aufstimme! Du erzählst jetzt, was passiert. Du erzählst jetzt, was für ein Gefühl die Charaktere haben. Da Tarantino natürlich nicht nötig. Der hat mehr als genug Budget und mehr als genug Talent, um das von vornherein zu wissen, was er braucht. Und deswegen denke ich, es ist einfach eine Spielerei und eine Reminiszenz an diese Filme. So wie wenn in einem Death Proof der Film reist und da steht dann fünf Minuten fehlendes Material. Da kann ich aber diese Reminiszenz verstehen und bei dem Erzähler fällt es mir ein bisschen schwer, muss ich sagen. Es wirkt merkwürdig, finde ich auch. Aber worauf ich eigentlich hinaus will, wir haben sechs Kapitel, wovon ein Kapitel eine Stunde dauert und zwei Kapitel in der Bar spielen und nichts Großes passiert, sondern nur das Misstrauen da ist. Und diese zwei Kapitel sind 85 Minuten. Das ist mehr als die Hälfte des Films. Es ist wirklich merkwürdig strukturiert dafür, dass er Kapitel aufbaut und sagt, ich erzähle das jetzt in Kapiteln, geben diese Kapitel überhaupt keine klare Struktur und Stringenz, sondern es ist einfach nur, da kann man noch einen Kapitel reinwerfen und da. Und es ist klar, es sind ganz klar abgeschlossene Sequenzen. Aber es fehlt so ein bisschen der Groove von einer solchen Erzählung. Und ich meine jetzt nicht so ganz traditionell Einheiten von Orthandlung und Blah und große Dramentheorie, sondern einfach man hat das Gefühl, diese Kapitel, es gibt eigentlich keinen Groove in diesen Kapiteln und man könnte auch auf sie verzichten können, weil dadurch, dass sie da sind, fällt das total auf, dass es so einen Ungleichgewicht gibt, dass dieser Moment in der Bar, wo sie nur reden, so viel Platz einnimmt. Aber mag Tarantino das nicht so, also Tarantino macht das so öfter, oder? Ich hab im Hinterkopf das Tarantino Kapitleinteilungen oder Überschriften, Zwischentitel, dass er das wahnsinnig mag und öfter macht. Und ich kann mir, also ich finde auch, dass Kapitel tatsächlich ein sehr gutes Gefühl machen für so ein Film. Man hat das Gefühl, man bewegt sich innerhalb einer, weiß ich nicht, ein Kapitel macht ja das Gefühl von einer abgeschlossenen Einheit oder von einem Thema oder von einer, weiß ich nicht, von einem, du kannst dich daran festhalten, wie ein roter Faden im Grunde, da kannst du dich auch festhalten. Es hilft auf jeden Fall, das zu besprechen. Dadurch weiß man genau, was an Punkt A passiert und was an Punkt B passiert. Er macht das oft, er hat auch oft diese Struktur, dass es so einzelne lose Episoden gibt, die sehr kurz sind, und dann gibt's plötzlich so diesen riesigen Block, diesen Monolithen in der Mitte, der irgendwie verwirrend wirkt, wenn man sich gerade an diese schnelle lose Struktur gewöhnt hat, und dann plötzlich hat man so einen großen Erzählblock, der so zentral ist. Das ist auch nicht das erste Mal, dass er das macht, aber es fällt halt besonders stark auf, wenn's benannt wird und es fällt noch stärker auf, wenn dann nach diesem großen Block plötzlich eine Erzählerstimme kommt, die sagt, so, und jetzt gucken wir noch mal zurück, was da überhaupt passiert ist. Es ist natürlich auch, er geht ja da ganz klassisch vor, im Grunde, die kommen in diese Hütte rein und dann wird jeder einmal beleuchtet. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ja, also der Typ, die Namen kann ich immer nicht. Kurt Russell? Kurt Russell kommt und geht zu jedem hin und fragt, du, ich möchte gerne wissen, mit wem ich sie zu tun habe. Ich will nicht mit Leuten zusammen in einer Hütte schlafen, von denen ich nicht weiß, ob sie mich nicht hinterrücks umbringen. Was eigentlich ein billiger Trick ist, aber naja, okay, gut, mach mal. Es hilft uns total, die Charaktiere kennenzulernen, die sich dann später alle als als Witz entpuppen. Wir lernen hier Leute kennen, die nicht das sind, was sie vorgeben zu sein. Und zwar konsequent. Jeder in dieser Bar, es spielt eine Rolle. Das ist natürlich schön, weil du mit jeder Figur, du weißt von Anfang an, du kannst keiner Figur trauen. Die erzählen dir irgendwas, was ihre Backstory wäre oder nicht ist. Die krasseste Backstory, von der wir überhaupt nicht wissen, ob das am Ende stimmt oder nicht, ist das, wo Samuel L. Jackson dem Alten erzählt, er hätte seinen Sohn umgebracht. Ja, und wie er ihn umgebracht hat. Und wie er, oh Gott, oh Gott, oh Gott, oh Gott. Das kann ich gar nicht wiederholen. Und es ist ein toller Moment, weil das ist natürlich auch wieder so ein bisschen eine Rache-Fantasie. Wir haben hier den schwarzen Kopfgeldjäger, der sich durchschlagen muss, die ganze Zeit mit Rassismus konfrontiert, das auf den Kopfgeld ausgesetzt war, weil er ehemaligen Sklaven geholfen hat in den Südstaaten, die haben ihn alle gejagt. Der hat aber auch wirklich viele Menschen umgebracht, auch eigene rein, also durch einen einfachen Brand gesetzt. Ja, genau, zumindest wird das erzählt. Aber es ist auch irgendwie konfirmt. Es ist jetzt nicht so, dass er sagt, das ist eine Lüge von einem Rassisten. Der Geschichte müssen wir natürlich auch mit Misstrauen begegnen, weil sie wird von Samuel Jacksons Charakter, Warren, hat sich aus einem Gefängnis befreit, indem er das angezündet hat. Er ist darauf ganz stolz, dass dabei so viele Südstaatler umgebracht sind, dass dabei so viele Südstaatler gestorben sind. Und der Sheriff, Mannix, der Rassist, sagt dann, Moment, wie viele von deinen eigenen Leuten waren in dem Gefängnis? Und das waren offensichtlich viel mehr als Südstaatler. Eine Geschichte, der wir auch mit Misstrauen begegnen müssen. Aber auf jeden Fall haben viele Kopfgeldjäger aus dem Süden scharf auf Warren gewesen, weil ein hohes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt war. Einer davon war der Sohn, das General, der in der Bar sitzt. General Sandy Smithers. Und General Smithers weiß nur, dass sein Sohn gestorben ist im Norden. Und Samuel L. Jackson, also Warren, erzählt ihm dann, wie sein Sohn gestorben ist. Und zwar offensichtlich, indem er ihn gejagt hat. Ihn hat sich entkleiden lassen und ihn dann ewig ewig durch den Schnee hat laufen lassen. Nackt, ohne, ohne irgendwelche... Bis er so scharf auf eine Decke war, die ihn wärmt, dass er Warren einen Blowjob gegeben hat. Bevor er stirbt. Und das ist natürlich so in diesem Western-Setting, in diesem maskulinistischen Western-Setting die ultimative Demütigung. Und er erzählt das prü warm dem Vater, dem rassistischen ehemaligen General, weil er ihn provozieren will, dass er seine Waffe zieht, der ihn töten kann. Und das hat Tarantino echt drauf. Diese Spannung, die sich da aufbaut, wie der Alte immer mehr in diesen Horror, dieser Geschichte eingeht und völlig fertig ist mit den Nerven. Und ihm vorher aber eine Waffe hingelegt wurde, von eben jenem Warren, der darauf spekuliert, dass er, weil er könnte den Alten nicht einfach so erschießen, weil das wäre ja Mord, also muss der Alte anfangen, damit er sich wehren kann, um ihn umzubringen. Er spekuliert halt darauf, diese Geschichte zu erzählen und den Alten so anzugreifen emotional, dass der dann einfach die Waffe zieht und ihn erschießen will. Das ist ein ganz klares Setup. Er will ihn erschießen können, er muss ihn so lange provozieren, bis er zuerst zieht und schießt. Und das nimmt auch tatsächlich sehr viel Raum dann in diesem mittleren Kapitel ein. Das ist so lang erzählt, das ist unglaublich Das ist so, das zerrt wirklich an Nerven, muss ich sagen. Das ist die Geschichte, die ich nicht gerne gehört. Das ist wirklich hart. Tatsächlich, ich weiß, sie hat nicht an meinen Nerven gezerrt. Ich überlege gerade, ob ich irgendwie emotional auf diese Geschichte reagiert habe. Nee, eher mit Spannung, wie es weitergeht. Was passiert? Sie hat mich jetzt emotional nicht so bewegt. Vielleicht auch, weil die Figuren, die in der Geschichte vorkommen und die Figuren, die sich in der Bar bewegen, so archetypisch sind. Es ist jetzt nicht so, dass ich hier das Gefühl hatte, krass mit echten Menschen zu tun, zu haben. Na, ich bin mit dem alten schon mitgegangen. Also egal, was ich von ihm halte, menschlich, wünsche ich keinem Vater eine Geschichte dieses Ausmaßes von seinem eigenen Sohn zu hören. Über seinen eigenen Sohn. Das ist schon echt hart. Ich glaube, die haben ja auch zu bizarr diese Geschichte. Ich habe auch lange gebraucht, da reinzukommen. Ich denke die ganze Zeit, ja komm, das stimmt ja alles nicht. Ist doch Blödsinn. Aber dann durch die Länge, durch die Massivität und durch die Art und Weise, wie Sam das erzählt, also Samuel Jackson, mit welcher Wucht, da kommst du irgendwann nicht mehr drum rum und kommst in diese Geschichte rein. Irgendwie war ich dann so fertig mit dem Nerven irgendwann, weil das so lange durchzieht und so ausführlich erzählt. Und dann hören wir, dann sehen wir auch noch die Vorstellung davon, wie das gewesen sein muss. Oh shame on me. Ich glaube, ich fand die Geschichte tatsächlich einfach unterhalten. Aus einer bizarrer Art und Weise. Die haben mich emotional überhaupt nicht angegriffen. Okay, verstehe. Naja, ich war da ein bisschen, hab da einen anderen Zugang gehabt anscheinend als du. Und dann wird der Alter einfach erschossen, weil er natürlich dann doch zieht und der Plan geht voll auf von Warren und dann ist der Alter halt tot, was schon irgendwo zwischen Tragik und Erlösung asyliert. Und dann kommen wir zu der größten Trollerei des ganzen Films, nämlich zu dem Kapitel, Dommagur hat ein Geheimnis, wo erzählt wird, während dieses Momentes, während dieser Anspannung, wo auch alle abgelenkt sind, weil alle haben die Augen auf Warren und in general, weil alle drauf warten, was wird als nächstes passieren. Die meisten rechnen wahrscheinlich damit, dass gleich Dommagur abgelenkt wird. Währenddessen vergiftet irgendjemand den Kaffee und die einzige, die es sieht, ist Dommagur und der von Kurt Russell gespielte Roof, Roof, Roof, Roof. Der Henker, der trinkt den Kaffee, ebenso wie der Kutscher und die krepieren dann auf der Stelle. Und typisch für Tarantino, sehr blutig. Sehr blutig. Die spucken Blut. Viel mehr, als ich mir vorstellen könnte, dass sie überhaupt dort haben können. Komplett comichaft überzeichnet. Aber die eigentliche Trollerei des Films besteht dann darin, dass man ganz kurz, für einen Moment das Gefühl hat, dieses Ding könnte jetzt zu einem richtig klassischen Murder-Mystery-Film werden. Agatha Christie. Agatha Christie, wir haben sogar einen fucking Briten da sitzen. Und ich hab, als ich das erste Mal gesehen habe, ich weiß noch, ich dachte so, oh bitte lass diesen Oswaldo jetzt einmal komplett das Sherlock Holmes Programm abziehen. Das ist so geil. Murder-Mystery. Wer ist es gewesen? Und Warren sagt, stellt euch an die Wand. Dear Sheriff, vertraue ich jetzt, weil du hättest auch fast den Kaffee getrunken. Also er vertraut dem Rassisten-Sheriff und hat dann diese Leute an der Wand stehen und sagt, und jetzt finden wir heraus, wer der Mörder ist. Und wirklich ist es dieses Sherlock Holmes Setup. Und klassisch in diesem Sherlock Holmes Setup ist ja, du erzählst diese Geschichte, aber die ist falsch. Ich glaube, ich habe dich enttarnt. Aber in diesem Fall zerstört der Film innerhalb von einer Minute dieses komplette Murder-Mystery-Setup, in dem Samuel L. Jackson sagt, und du bist schuldig, und dann einfach mal den, den er als Schuldigen identifiziert hat, eiskalt abknallt. Also es gibt keinen Du warst es aber, lass uns doch nochmal die andere Geschichte nachhören. Nein. Du warst es, und es war's. Es ist so großartig, weil man wirklich, weil die Erwartungen des Zuschauers einmal total über den Haufen geworfen werden, zweimal über den Haufen geworfen werden. Es ist wirklich, ich kann mich noch so gut dran erinnern, als ich im Kino war, und da dachte, geil, es wird zum Murder-Mystery, wie toll ist das denn? Das passt überhaupt nicht in dieses Western-Setup. Und dann nach fünf Minuten, fuck, das wird doch kein Murder-Mystery, jetzt wird einfach nur noch geballert. Und das macht der Film so toll, und es ist einfach, es ist eine Trollerei von Tarantino. Ja, ja, ja, ja. Und es ist wirklich sehr schön. Vor allem weil Osvaldo, der ja eigentlich, der sich dann auch als einer von den Verrätern entpuppt, in den Kino gewinnen sollen, da mal gut zu befreien, weil er ja alle Ingredienzen hat für so einen klassischen Ermittlauf, wie er redet, und mit diesem höflichen ... So ein Erkühl-Perro, weißt du? So ein was? So ein Erkühl-Perro. Perro, genau. Genau. Und auch so mit schönem britischen Akzent, und wirkt auch so analytisch, aber er ist auch nur einer von den Verrätern, er spielt dann dabei auch gar keine große Rolle. Und Warren ist... Das ist sehr schade, finde ich. Ja, finde ich auch. Ich hätte von Tim Roth noch viel, ich hätte viel mehr von ihm an Twist und so gerne gesehen. Meine Lieblingsfigur in dem Film, was Verhalten betrifft und was Kostüm betrifft und genau, super gespielt. Ja. Toll, dieser Fremdkörper auch, diesen wirklich höflichen Briten in diesem räudigen, amerikanischen Western Setup, wo man kaum ein Wort versteht, weil... Cowboys raiden. Und dann plötzlich kommt dieses französisch-britische und er ist der Hänker übrigens. Also seine Geschichte ist, dass er der Hänker ist. Das setzt nochmal eine Nummer drauf. Also dieser Oswaldo, gespielt von Tim Roth, behauptet, er wäre unterwegs nach Red Rock, weil er der Hänker wäre und natürlich ist das seine Kundschaft jetzt, die Ruth da hat. Es ist eine Lügengeschichte, Tim Roth ist Charakter, Oswaldo ist auch einer von denen, die sie befreien sollen. Aber die wenige Zeit, die du hast, ist so toll. Das macht so viel Spaß, zuzuhören und zuzugucken. Ich hätte gerne Merk von ihm gesehen, wirklich toller Typ. Aber Tarantino ist einfach nicht der Typ für Murder Mystery Puzzle. Es hätte eins werden können, aber da... Aber weißt du, er hat auch so angesetzt, mir fällt gerade ein, dass die ja noch lange darüber gesprochen haben, sie macht einen Stew, also es gibt immer diese Suppe und die kann nur sie so machen und da redet er aber sehr lange, wie die Suppe immer von der gleichen Person immer genau gleich schmeckt, obwohl vielleicht sogar das Fleisch ein anderes ist, aber irgendwie schmeckt es immer nach dieser Person, die diesen Stew macht. Und der Stew, den die jetzt haben, der schmeckt eben nach Mini. Also kann Mini nicht schon seit einiger Zeit bei ihrer Tante irgendwo im Norden sein. Deine Geschichte macht keinen Sinn, ich knall dich ab. Das ist unglaublich. Also ich finde, dass er das sehr schön ansetzt und man schon den Sherlock Holmes sieht, wie er die ganze Zeit darüber redet, wie es gewesen sein könnte. Und es ist so schön, weil es so deplatziert. Es ist einfach nicht das, womit man rechnet in dem Film. Und dann kommt er ja auch ganz schnell wieder zurück zum Shootout, aber es ist so toll, diese fünf Minuten mit dem Publikum gespielt und er nicht nur verarscht uns in diesem Moment, total, aber er macht das so geschickt. Und es ist so toll, dieses Poro oder Miss Marples Setting mal zu sehen, in dem weiter geredet wird, in dem nicht so ein Wexierspiel aufgedeckt wird, sondern in dem einfach der erste als schuldig erkannte abgeballert wird. Das ist super. Ich war total begeistert damals. Und jetzt beim zweiten gucken, ich glaube, es war das zweite Mal, dass ich den Film gesehen habe. Ich war wieder begeistert davon. Schön. Ich habe eine kleine Geschichte, wir müssen ein Stück zurückgehen, sie spielt Gitarre. Ja, du willst die Gitarre zerstören? Oh, Flor, das ist auch gelesen. Es ist unglaublich. Sie haben für diese Szene eine historische Gitarre aus dem Jahr 1870. 1870 Martin Gitarre. Oh, und haben sie sie ausgeliehen für die Szene und die haben eine Doublette da gehabt, damit die Doublette dann zerstört werden kann, weil sie im Film einfach von dem Typen genommen wird und gegen die Balken geschleudert. Das Museum, das die Gitarre geliehen hat, wurde nicht gesagt, dass eine Gitarre zerstört werden soll. Ja, und natürlich wollten sie die Doublette nehmen, aber das war irgendwie nicht richtig kommuniziert, sodass der Schauspieler plötzlich das Original in der Hand hatte und gegen die Balken schlug und völlig zerstörte. Und Daisy bzw. Jennifer Jason Lee in dem Fall reagiert darauf. Sie weiß, was da passiert und geht wirklich ab. Oh mein Gott, ich wäre auch völlig ausgerastet. Und seitdem verleiht dieses Museum nichts mehr an Filme. Ist das hart? Ja. Oh Gott. Sie haben ein Stück Kulturgeschichte kaputtgehauen. Es tut so viel. Aber Kurt Russell wusste es nicht, oder? Nein, er wusste es ja eben nicht. Er wusste nicht, dass das die historische Gitarre ist. Es war klar, er musste in dieser Szene die Gitarre zerstören. Und das war das Prop. Hart. Okay, kommen wir da kurz drüber hinweg und beerdigen im Kopf die Gitarre. Ja, und dann bringt er den ersten um, den er vielleicht hat. Sagt aber auch schon, ja, und einer von euch beiden steckt mit drin. Genau. Bob kann es nicht gewesen sein. Übrigens die plaseste Figur eigentlich im Film, dieser Bob. Ja, ein bisschen schade, ja. Der enttarnt wir zum einen. Also er behauptet, er würde für Minnie arbeiten und würde auf den Laden aufpassen, solange sie weg ist. Aber sie mochte keine Mexikaner. Genau, er wird dann enttarnt, weil er zum einen sagt, sie wäre schon eine Woche weg. Aber der Eintopf schmeckt eben wie von ihr gemacht. Das kann also nicht sein. Und zum zweiten hatte sie Mexikaner gehasst. Ja, die hat immer ein Schild gehabt. Keine Hunde, keine Mexikaner. Und irgendwann hat sie das Schild abgenommen, weil sie doch Hunde reingelassen hat. Finde ich gut hergeleitet. Und deswegen, also das enttarnt Warren, Samuel Jackson und er schießt ihn dann. Und dann sagt einer von euch beiden, ist auch noch drin verwickelt, aber der Mystery ist vorbei. Ja, jetzt gibt's nun ein Shootout. Genau, der eine sitzt da an einem Tisch, ist auch verdächtig, hat da eine Waffe platziert unterm Tisch und greift sie dann und dann in Zeitlupe, natürlich wer reagiert als erstes und dann wird er erschossen, bevor er zum Schießen kommt und dann wird überall geschossen und am Ende bleibt im Grunde nur Damagu, der Schwarze und der Schärfe übrig, oder? Von unten unter den Dielen schießt noch der Bruder. Genau, aber dann haben wir den Rückblick noch dazwischen. Und dann kommt noch der Rückblick, genau, in dem erzählt wird, wie die da überhaupt auf dieses ganze Setup gekommen sind. Die vier Passagiere. Die vier Passagiere, genau. Die zu der Gang gehören, die Damagus Bruder anführt und die natürlich den Plan haben, Daisy zu befreien. Und die hier deswegen alles präpariert haben. Die sind in die Bar eingefallen, haben Mini umgebracht und ihre Bediensteten. Das ist so eine traurige Szene. Das ist wirklich nicht schön. Vor allem, weil das sind eigentlich die einzigen sympathischen Charaktere in diesem Film. Total, ich liebe die sofort von der ersten Minute an. Mini ist so eine tolle, liebevolle Dame. Weißt du, das ist cool. Total cool, auch wenn er nur da sitzt und Schach spielt. Ja, die werden abgeknallt in dem Rückblick. Der Erzähler zum zweiten Mal erzählt dann, wie sie alles präparieren. Sie machen wirklich ein riesiges Brimborium, was eigentlich auch so absurd ist. Sie rechnen damit, dass da ein Sheriff kommt mit der Frau, die sie, ne, nicht ein Sheriff, ein Kopfgeldjäger mit der Frau, die sie befreien wollen. Und dann machen sie ein riesiges Setup. Sie machen eigentlich Dinner-Fiader. Die ganzen Leute in der Bar, bis auf den General, den sie davon überzeugen, mitzumachen, weil sie finden, er passt ganz gut in das Setting, was auch stimmt. Ein alter Mann, der im Stuhlsitz vor dem Schachbrett und sich am Feuer wärmt. Und dann bauen sie das alles auf und es ist, ja, Dinner-Fiader. Das ist es eigentlich. Und jeder kriegt so seine Rolle und sie präparieren alles. Der Bruder von Daisy versteckt sich unter dem Boden, unter den Dielen. Und dann warten sie, bis Roof kommt. Sie rechnen ja eigentlich damit, dass nur Roof kommt, mit Daisy zusammen. Und deswegen ist es so, dieses Präparieren, das ist so absurd eigentlich. Warum warten sie nicht einfach vor dem Haus? Roof steigt aus und sie geben ihm eine Kugel in den Kopf. Es ist nicht so schwer, wenn er da ankommt, einen Moment zu finden. Sie reden noch drüber. Sie sagen noch, denk dran, dieser Mistkerl kann jederzeit meine Schwester töten. Es kann sein, dass wir Tage brauchen, irgendwann wieder schlafen müssen. Es ist so over the top, dieser Plan. Obwohl ich damit ein bisschen mitgehen kann, obwohl ich mich auch gefragt habe, genau das, was du gesagt hast, warum mit dem ganzen Aufwand. Aber ich kann durch diesen Aufwand kann ich annehmen, dass einfach alle so wahnsinnig, das habe ich auch gesehen in Filmen, über Misstrauisch allen gegenüber sind, dass es einfach schwer ist, wenn man nicht wirklich ein gutes Setup hat, jemanden zu überrumpeln. Ja, vielleicht. Aber das Merkwürdige ist, sie rechnen nur mit einem. Das ist ein bisschen enttäuschend, dass die Auflösung der Geschichte ist. Alle, die in der Bar waren, sind Arschlöcher. Alle, die in der Bar waren, sind Verräter. Es braucht gar keinen Mysteryplot, weil sowieso alle böse sind, die in der Bar sind und die, die ankommen, sind halt die Guten. Obwohl sie auch nicht als die Guten erzählt werden. Sie sind die Helden, bei denen man am Schluss mitfiebert, dass sie es schaffen, sie zu hängen. Ja, genau. Dann ist der Shootout, also der Bruder kommt aus dem Boden raus und hat erstmal den Kopf abgeballert. Diese kurzen Momente, die so zu tot führen, das ist genauso albern wie dieses Mystery-Ding. Wer war's? Du warst es. Peng, du bist tot. Und dann auch wieder der Bruder kommt aus dem Boden raus. Hey Daisy, schön dich zu sehen. Peng, tot. Und zwar nicht einfach nur tot, sondern sein Kopf explodiert in einem riesigen Schwall. Ich war mich dann immer wie Tarantino da so, hat er jemanden, mit dem er dann irgendwie seit Jahren das macht? Wann hat er wieder das angefangen? Hat er sich dann mit ihm zusammen getroffen in seiner Werkstatt und hat gesagt, so jetzt explodieren wir in fünf Varianten mal einen Kopf. Was gefällt dir denn am besten? Oh, da ist es besonders schön, weil da fliegt das Blut besonders weit und da können wir besonders viel Blut benutzen. Hä, was? So lange explodieren bei Tarantino noch gar nicht die Köpfe, ne? Ach so, ich hab nicht Buch geführt, was die Explosionen der Köpfe betrifft. Mal ganz kurz auf die Tarantino Filmografie gucken. Reservoir Dogs, Blut, viel Blut, aber keine, keine Ah, gut, es gibt diese Szene. Ne, da sieht man nicht viel. Ne, viel Blut, aber keine keine großen Splatter-Effekte. Pipe Fiction. Keine großen Splatter-Effekte, doch. Da wird ein Penis abgeschossen. Pipe Fiction ist schon ein bisschen meh. Jackie Brown, nicht viel gesplattert. Bei Kill Bill hat er angefangen. Bei Kill Bill hat er... Aber das Splattert ist echt übel. Ja. Boah, meine Güte. Da hat er Spaß dran gefunden, so ein bisschen mehr Körperteile abzuhauen. Und Kill Bill war, ja, da hat er wahrscheinlich auch mal ein bisschen mehr Bitchy als bei seinen anderen Filmen. Zumindest wegen des so. Interessant. Death Proof auch. Tarantino vergießt literweise Blut. Aber Tarantino ist eigentlich nicht so ein Splatterer. Köpfe explodieren? Tja, keine Ahnung. Für mich macht es keinen großen Unterschied, muss ich sagen. Ob jetzt ein Kopf explodiert oder ob einfach durch eine Wunde literweise Blut spritzt. Also, ich weiß nicht. Ich finde, beim guten Splatter-Film muss es auch harte und weiche Teile geben, neben den flüssigen Teilen. Das ist einfach so eine Schaure-Sache. Ein wirklicher Splatter-Film braucht die Organe. Und braucht die Gehirnfetzen. Auch ein Splatter. Nur Blutvergießen reicht nicht. Jetzt könnten wir auch eine Top 3 Gore-Filme machen, aber da bin ich nicht für zu haben, aber vielleicht hätten wir eine andere Top 3. Wie wäre es? Wir haben eine andere Top 3! Top 3? Oh mein Gott! Heute haben wir das total vermasselt, auf die Top 3 gar nicht hinzuweisen. Deswegen hauen wir sie einfach mitten rein. Du hast gesagt, Hetful 8 ist ein Kammer-Spiel, Johannes. Ja, das ist ein Kammer-Spiel. Was gibt es denn da noch in der Geschichte? Kammer-Spiel? Kammer-Spiel? Oh! Eine Top 3! Unsere Liste Top 3 Kammer-Spiele. Ja! Yes! Ich habe angefangen bei dem anderen. Du musst jetzt anfangen mit deinem dritten Kammer-Spiel, also Platz 2. Platz 3 ist Klassiker. Ich gehe fast davon aus, dass du den auch in der Liste hast. Die 12 geschworenen 12 Angry Men, 1957. Ich habe ihn nicht in der Liste, aber ich hatte darüber nachgedacht. Ganz klassisch. Einfach großartiger Film, der das Konzept Kammer-Spiel ernst nimmt, weil er wirklich nur in dem Raum spielt und wirklich auch nur in einem Zimmer spielt, mit 1, 2, 10 Ausnahmen. Und er schafft es tatsächlich, 12 Charaktere zu erzählen und 12 Charaktere in den Dialog treten zu lassen und allen genug Nuancen zu geben, dass sie nicht bloß Abziehbilder sind, aber trotzdem sehr, sehr spezifische Charakteristika. Es hat sich ja quasi auch fast schon ein eigenes Genre daraus entwickelt. Gerichtskammer- Kammer-Spiele quasi. So irgendwie. Das Tolle, weil die 12 geschworen ist, dass der Gerichtssaal nur am Anfang gezeigt wird und jetzt der Rest in dieser kleinen Kammer, wo die 12 zusammensitzen, stattfindet. Und man spürt einfach die Enge in diesem Raum. Man sieht den Schweiß auf ihrer Stirn, man merkt, dass sie müde sind, dass sie keinen Bock mehr haben. Und es gibt trotzdem einen, der um Gerechtigkeit kämpft und es schafft nach und nach andere auf seine Seite zu ziehen. Sidney Lumet, toller Regisseur, toller Film. Ich bin ein bisschen weiter, was die Kammer-Spiel-Definition betrifft, weil natürlich ist es geil, wenn man ein Kammer-Spiel hat, was wirklich nur in einem Raum spielt, aber das ist wirklich hart, schwierig, das in einem Film zu schaffen, wirklich in einem Raum. Und mein Platz 3 ist deswegen auf Platz 3 und nicht weiter oben, weil das eben doch ein bisschen weitergefasst ist. Das Fenster zum Hof. Hm. Ja. Weil im Grunde alles ja in diesem Hof und den umliegenden Zimmern stattfindet. Und das finde ich sehr, sehr spannend. Wirklich gut gut geschrieben und gut gedreht und gut umgesetzt. Mit vielen Zooms. Mit vielen Zooms, ja. Aber in dem Fall macht das Sinn, weil er ja beobachtet. Das finde ich sehr cool. Fenster zum Hof, großartiger Film. Auf jeden Fall. Für Hitchcock, ja, es ist ein wirklich ein guter Hitchcock-Film, weil er auch so sehr viel Augenzwinkern hat. Also Hitchcock hat manchmal viel Augenzwinkern, manchmal wenig, manchmal gar keins. Fenster zum Hof ist eher einer, der ein bisschen mehr Augenzwinkern hat, aber es funktioniert die ganze Zeit. Ja. Ja, toller Film. Okay. Mein Platz 2 ist ein anderer Quentin Tarantino-Film. Reservoir Dogs aus dem Jahr 1992, sein Regiedebüt, der die ganze Zeit in dieser Lagerhalle spielt und was mich auch davon geprägt ist, dass sich Gangster misstrauen. Es gibt Szenen, die außerhalb spielen. Also in Rückblenden sieht man mal wieder das außerhalb. Ja, genau. Aber das Zentrale des Films ist diese Lagerhalle und ganz toll, weil er darauf verzichtet, den Kuh, das Verbrechen, das zu dieser Situation führt, dass sie angeschossen und mit einem Polizisten als Geisel in der Lagerhalle sind. Was dazu führt, wird gar nicht gezeigt. Wir sehen nicht das eigentliche Verbrechen. Wir sehen nicht den Überfall auf den Juwelenladen, sondern wir sehen einfach nur sie in der Lagerhalle. Wie sie darüber diskutieren, wie es weitergeht und wir wissen ab einem gewissen Punkt, dass einer in ihren Reihen ein verdeckter Ermittler ist. Spannender Film, dramatischer Film, voll von tollen Dialogen. Und ein typischer Debütfilm. Wenn du an Kammerspiele denkst, dann weißt du sofort, du brauchst nicht viel Budget. Ja. Und diese Lagerhalle sieht auch nicht nach Budget aus. Überhaupt nicht. Also wenn du wirklich billig filmdrehen willst, und das ist ja auch bei mir dann so ein bisschen, ich schreib ja auch an einem Drehbuch für ein Kammerspiel, weil du denkst, okay, ich hab nur, ich hab nicht viel zur Verfügung. Ich hab diesen einen Raum und dann muss das Drehbuch einfach alles stemmen. Ja. Ich kann nicht alles Mögliche an Sachen auffahren und sagen, hier guck mal und hier noch in den Alpen und hier springt der aus dem Schubschrauber und da weiß ich nichts, geht nicht. Und es ist gut. Also wirklich mit den Mitteln spielen, die man hat. Ja. Auf jeden Fall. Manchmal tut das richtig gut, sich selbst Fesseln anzulegen und manche Regisseure und Regisseurinnen sind sogar am besten, wenn sie in Fesseln liegen. Ja. Schön. Okay. Bei mir auf Platz 2 Trommelwirbel. Mord im Orient Express. Aha. Du dehnst wirklich Kammer aus. Eine mobile Kammer. Eine mobile Kammer. Ja. Welcher Mord im Orient Express? Ich muss tatsächlich sagen, die beiden, die ich gesehen habe, das ist die neueste Verfilmung, die ich wirklich sehr, sehr gut fand. Das ist mit Johnny Depp, oder? Ich glaube ja. Hab ich nicht gesehen. Hast du nicht gesehen. Und die Verfilmung, die klassische Verfilmung, diese eine, oder? Sidney Lemay, 1974? Vielleicht. Wahrscheinlich meinst du die? Wahrscheinlich meine ich die. Es gibt ja. Ja, du meinst den. Du kannst eigentlich nur den meinen. Also ich wüsste jetzt auch keinen, weil Agatha Christi Verfilmungen sind so hin und her und so ein wilder Mix bei mir. Aber wahrscheinlich meinst du den von 74. Ist der von 2000 irgendwann vor 2020, aber relativ jung, ist der sehenswert? Ich fand den sehr sehenswert. Ja, tatsächlich. Also sie haben spannend mit Bildern gearbeitet und mit Kameraführungen und so weiter und spannende Special Effects, die man Gott sei Dank kaum sieht. Sehr gut, einfach sehr gut umgesetzt. Wirklich. Ich mag ja, ich bin ja kein Fan von Detektivgeschichten, aber ich liebe Agatha Christi. Aber ich bin eher Miss Marple als Poro-Fan. Ach so. Und ich mag die Miss Marple-Filme mit Margaret Rutherford. Ja, die habe ich auch gesehen. Das sind mehrere. Wie viele gibt es davon? Fünf oder so. Hängt aber auch mit Nostalgie zusammen, weil ich die als Kind geguckt habe. Ja, genau. Ich auch. Poro ist... Ja... Genau. Poro. Das ist nicht mit Johnny Depp. Kind of Prenaf. Ich dachte Johnny Depp. Doch, Johnny Depp spielt mit. Aber er ist halt nicht Pöro. Genau, er ist nicht Poro. Kenneth Brenner. Kenneth Brenner. Brenner. Glaube ich. Das war zu selbst, sich auf mein Glaube ich nachzuschieben. So, wir gucken jetzt einmal, wie Kenneth Brenner ausgesprochen wird. Ich hoffe, mein Laptop ist nah genug am Mikro. Lassen wir uns jetzt von Wikipedia, von Google vorlesen, oder was? Ja, genau, das hatte ich eigentlich vor. Moment. Pronounciation. Kenneth Brenner. Achtung. Hör zu. Kenneth Brenner. Du hattest recht. Ich will das nochmal in slow hören. Kenneth Brenner. Das klingt so ein bisschen patronizing. Kenneth Brenner. Kenneth Brenner. Kenneth Brenner. Nein, Kenneth Brenner. Du wirst Google nicht überzeugen können. Ich glaub auch nicht. Okay, dann merke ich mir den mal. Mach das mal. Ich fand den cool. Der macht ein paar Sachen. Und das Schöne ist, ich wusste in dem Moment gar nicht mehr, wie die Auflösung war. Ich hatte das schon wieder vergessen. Aber es ist auch so tatsächlich, bei diesen Agatha Christie Filmen ist die Auflösung immer so nicht ganz so wichtig, weil es sowieso jeder gewesen sein könnte. Jeder macht verdächtige Sachen und jeder hat ein bisschen Zeit und jeder könnte der Mörder sein. Und am Schluss hat man das Gefühl, es wird doch gewürfelt, wer der Mörder jetzt ist. Ein bisschen, ja. Aber es ist auch cool. Ich finde auch dieses ganz klassische, was wir eben bei Hateful Eight jetzt auch haben. Einer steht da und sagt Conclusion. Folgendes. Das finde ich ein ganz tolles Setup. Irgendwie mag ich das. Vielleicht kommt das auch, weil ich das in der Kindheit gesehen habe. Und vielleicht hat das so einen nostalgischen Faktor für mich. Ich finde es bei Miss Marple so sympathisch, weil es den Druck rausnimmt. Das verbindet das alles mit so viel Spaß. Und es ist eigentlich egal, dass da jemand gestorben ist, dass da ganz schlimme Dinge passieren, große menschliche Dramen sich abspielen. Weil es einfach so spaßig ist, wie ermittelt wird. Und man hat Freude daran. Vielleicht muss ich nochmal die alten Miss Marple Sachen sehen. Ja, ich auch. Wo sind die? Sind die in irgendeinem Streaming-Paket vorhanden? Nicht, dass ich wüsste. Ich nämlich auch nicht. Tja. Platz 1. Hab ich mal in Platz 2? Ja, das war in dem Ort im Orient. Ich muss schon wieder zum europäischen Arthouse-Kino. Stimmt gar nicht. Produktionsland Mexiko. Luis Buñuel, der Würge-Engel. Luis Buñuel, der ist schon öfter gefallen hier. Surrealismus, Regisseur von wahrscheinlich am bekanntesten als Regisseur vom Andalusienhund mit Salvador Dalí zusammen. Du hast den Andalusienhund? Ja, war ernst. Ja, ich weiß. Der Würge-Engel ist ein toller Film, in dem ein großbürgerliches Abendessen stattfindet. Eine Party. Und dann stellen die ganzen Leute, die auf der Party sind irgendwann fest, dass sie nicht mehr rauskommen. Und dass sie einfach irgendwie das Haus, den Raum, wo sie Feiern nicht verlassen können. Und dann gibt es natürlich auch draußen Schaulustige, die das dann irgendwann sehen und lädt sich auf mit Spannung, weil sie haben natürlich nicht genug zu essen und sie haben nicht genug zu trinken und sie sind verzweifelt und sie kommen da einfach nicht raus. Und das ist nicht, es ist halt Surrealismus, Mullismus, wenn man so will. Es wird nicht genau erklärt, warum sie nicht rauskommen. Sie sind Gefangene in diesem Baum und sie werden vielleicht sterben. Schöner Film, sollte man gesehen haben. Gut, dann muss der mal auf meine Liste drauf. Mein Platz eins. Ich möchte vorher gerne noch eine Honorable Mansion unterbringen. Acht Frauen. Dieser leicht überdrehte Musical von Französisch. Das war aus Saint, oder? Keine Ahnung. Ich hab's nicht noch mal recherchiert. Ist das so Kammerspiel? Ich hab das gar nicht so als Kammerspiel in Erinnerung. Die sitzen alle, acht Frauen in einem Haus und die Mama ist anscheinend tot. Und dann versuchen sie sich gegenseitig zu verdächtigen. Das ist auch schon wieder so ein Murder-Mystery. Du bist echt ein Murder-Mystery-Fan. Das macht sich aber auch im Kammerspiel so gut. Ja, natürlich, auf jeden Fall. Ja, genau. Aber mein eigentlicher Platz eins ist kein Murder-Mystery. Liebe von Hanneke. Schwerer Stoff. Sehr schwerer Stoff, aber richtig. Ich hab's im Kino gesehen und ich war so beeindruckt. Ich fand's so toll. Unglaublich. Bester Hanneke-Film neben das Weiße Band. Oh, Hanneke ist ein Regisseur, der immer besser geworden ist mit der Zeit. Oh, war der hart, der Film. Meine Großmutter ist an Alzheimer gestorben. Okay, wie lang ist das hier? Schon ewig. Ich war Jugendlicher. Ich war 16, 17, 18, so um den Dreh. Und die hat bei uns gelebt. Das heißt, wir haben das alle mitgekriegt. Und deswegen hat mich Liebe auf dieser Ebene total angesprochen, dieses Sehen, diesem Verfall beizuwohnen. Vor allem dem geistigen Verfall, das ist irgendwie krass. Das hat mich auch total stark geprägt. Und ich hatte zu ihr nie eine besonders emotionale, persönliche Bindung. Aber es war trotzdem krass, dem beizuwohnen. Und bei Liebe wird das so, so intim erzählt. So unglaublich menschlich. Du kommst da so stark rein in diese beiden Figuren, dieses Leben und in diese Gefühlswelt. Waren wir da nicht sogar zusammen im Kino? Nee, ich glaube nicht. Oder? Ich meine nämlich zu erinnern, dass wir uns über den Film schon mal unterhalten haben. Haben wir bestimmt. Ich meine nämlich zu erinnern, dass wir so sehr unterschiedliche Plicker auf den Film hatten und dann darüber diskutiert hatten. Okay. Gibt es denn eine Szene, an die du dich besonders erinnerst in dem Film? Ich muss immer an diese Traumszene denken. Es gibt eine Traumszene in dem Film. Weiß ich gar nicht mehr. Und das passiert gar nicht viel. Ich glaube, er steht auf und sie ist weg und dann geht er durch die Flure und guckt so und dann greift eine Hand nach ihm und das sieht aus wie ihre Hand. Die ist mir sehr stark im Gedächtnis geblieben, die Szene. Aber vor allem im Gedächtnis geblieben ist mir so das Overall-Thema. Und ich habe aus dem Film mitgenommen, dass es darum geht, wie gefährlich Liebe auch sein kann, weil er alles, was er macht, macht er aus Liebe und er lässt sie nicht los. Und er pflegt sie und ihm ist das ganz wichtig und das hat so etwas zerstörerisches und selbstzerstörerisches, weil er wahrscheinlich in einem anderen Kontext viel besser geholfen wäre, wenn sie einfach professionelle Hilfe hätte und er schließt sich komplett aus, schließt die Außenwelt komplett aus, dass sie nur noch zusammen sind, weil er so verliebt in sie ist immer noch, was total schön ist. Aber er geht so in dieser Beziehung auf. Also er ist ein ganzes Leben in dieser Beziehung. Also es gibt nur noch, also es gibt keinen du und ich mehr, sondern es gibt noch ein wir. Und das ist schon krass, das ist auch eine krasse Botschaft des Films eben, dass man sagt, eigentlich du musst, bleib bei dir trotzdem, du kannst nicht alles aufgeben. Auch so trage ich dann, weil er schafft es nicht anders und sie ist halt irgendwie verloren, weil sie irgendwann in ihrer eigenen Welt ist mit ihrer Krankheit aber er bleibt bei ihr und hält zu ihr und das ist natürlich was total Schönes, menschlich total Schönes und gleichzeitig ist es sowas Destruktives. Ich muss immer an diese Szene denken, wie eine Taube reinkommt durchs Fenster und der dann im Flur Ewigkeiten, Ewigkeiten diese Taube versucht zu fangen. Mit seiner Langsamkeit ist er ja auch alt und mit seinem Tuch versucht diese Taube zu kriegen und das ist so eine starke Szene. Das ist ja unglaublich. Ist die mit Schnitten? Weißt du das noch? Ich glaube, die ist ohne Schnitte. Das war wirklich eine starke Szene. Also total krass. Ja. Vor allem war auch das Fenster eine besondere Rolle spielt, weil sie da normal an dem Fenster steht und sich ja auch runterstürzen wollte oder auch nicht. Das weiß ich nicht mehr so genau. Dieses Fenster ist dann auf und die Taube kommt rein und dann fängt sie wieder hin. Aber dieses Einfangen ist dann unglaublich. Er jagt die so ewig hinterher und er bewegt sich so langsam und er ist ja eigentlich nicht gewachsen, aber er weiß, er muss sie rauskriegen. Gut, das waren wir in Platz 1 und das waren die Top 3 Kammerspiele. So, unser Film Quentin Tarantino, Hateful Eight. Wir haben das Ende quasi schon erzählt. Am Ende bleiben wirklich nur Domego und der Sheriff und Warren übrig. Und erhängen die, erhängen dann die die Frau. Und sie erhängen sie, das ist ganz wichtig, im Andenken an Roof, der sie eigentlich nach Black Rock, nicht Black Rock, Red Rock, nach Red Rock bringen wollte, weil Roof war dafür bekannt, dass er als Kopfgeldjäger immer lebende Leute ausliefert und sagt, wenn ich den Job habe, dann sollen die dem Henker überführt werden. Und deswegen erschießen sie nicht einfach, sondern sagen, dann hängen wir sie auch. Und dann gibt es diese wirklich schöne versöhnliche Szene der beiden Charaktere, die sich die ganze Zeit nicht leiden konnten. Der Südstaaten-Rassist auf der einen Seite, der Schwarze Rebell auf der anderen Seite, die dann gemeinsam das Seil ziehen, an dem Daisy aufgehängt wird. Und es ist einfach mal Versöhnung. Burn the witch. Und es ist schön, am Ende, wir wissen inzwischen, dass der Brief von Lincoln, also dass er nicht echt ist, und dann sagt der Sheriff aber, ach komm, ich gebe mir mal den Brief. Und dann liest er ihn vor und freut sich über die Wortwahl und ach, das ist ein nettes ja, die Frau ruft. Die Frau ruft und es ist ein süßer kleiner, kleine Idee, findet er und zerknüllt er den Brief und wirft ihn weg. Wir wissen, die beiden werden wahrscheinlich einfach. Die werden sterben. Die werden da sterben. Warren hat die Eier abgeschossen gekriegt. Mannix blutet die ganze Zeit wie Sau, weil er irgendwie eine Kugel in der Schulter oder so hat. Und plus, es besteht die Möglichkeit, dass die anderen Leute aus der Bande auch noch vorbeikommen. Also es ist echt klar, dass die werden aber sie haben es geschafft, Daisy zu hängen und sie haben sich versöhnt. Es ist wirklich eine versöhnliche Botschaft irgendwie am Schluss. Wäre der Film zwei Jahre später entstanden, wäre die Botschaft wahrscheinlich eine andere gewesen. Aber das ist ein Film aus der Prä-Tramp-Ära von 2015. Und da können sie sich noch versöhnen. Oh Gott, hast du gerade die Prä- und die Post-Tramp-Ära aufgemacht? Ja, aber wie vergleichst du das dann mit der Prä und der Elfter-September-Ära und der Post-Elfter-September? Weil das ist schon auch ein... Wahrscheinlich wird Prä und Post-Tramp in zehn Jahren wahrscheinlich nicht mehr so eine große Rolle spielen. Hoffentlich. Aber ja, natürlich Trump ist nicht so ein Einschnitt in die internationale, amerikanische Geschichte wie der Elfte-September. Das würde dem Mann zu viel Ehre geben. Ja, gut, danke. Man könnte argumentieren, ob Obama so ein starker Einschnitt war. Ja, vielleicht. Dem gönne ich das auch. Ist vielleicht auch... Aber wenn, ne... Wahrscheinlich auch nicht. So schwer zu sagen. Es gab auf jeden Fall irgendwie eine Zeit, wo in der amerikanischen Kultur und Öffentlichkeit irgendwie so ein Schalter umgelegt wurde, der zu dem geführt hat, was wir jetzt haben an gesellschaftlichen Konflikten. Vielleicht kann man es nicht an Präsidenten festmachen. Vielleicht ist es Fox News schuld. Vielleicht ist es, als Fox News groß wurde. Lass mich einmal ganz kurz... Wo sind wir denn jetzt eigentlich gelandet? Jetzt sind wir bei der amerikanischen Kultur. Aber ey, der Film ist doch amerikanisch. Dann müssen wir einmal gucken. Also, pass auf. Fox News. Nee. Es ging 1996 auf Sendung. Das war natürlich vor 9-11. Aber... Lass uns schnell noch einen Schuldigen finden für die amerikanische... Fox News ist immer ein guter Schuldiger. Aber Fox News ist doch zu alt. Ich glaube, das kriegen wir auch nicht... Was ja passiert ist, dass in der amerikanischen Rechten gab es einen Umschwung vom religiösen Fanatismus zu einer Art säkularem Fanatismus. Das ist der große Unterschied zwischen den Post-Trump-Republikanern. Und zwar... Es geht nicht um die Partei selbst, sondern es geht eher um die Fanatiker. Und ja, die Religiösen finden Trump auch geil, weil er ihnen ihre Richter besorgt hat. Aber die Religiösen sind eigentlich sonst keine Trump-Fans. Die finden cool, was er gemacht hat für die religiösen Rechte. Und die Fanatiker auf dieser Seite, das sind die QAnon- Leute und die White Supremacists und so weiter. Und die sind komplett, vielleicht auch noch so ein bisschen die Tea-Party-Leute, die sich irgendwie auch teilweise selbst als Libertär verstehen. Und die sind anders als die religiösen Fanatiker und Evangelikalen, die Bush in den Irak- und Afghanistan-Krieg gefolgt sind. Das ist eine andere Form von rechtem Fanatismus. Und irgendwann muss dieser Umschwung in der Rechten stattgefunden haben. Und in der Linken hat auch gleichzeitig vielleicht davor oder nach einen Umschwung stattgefunden. Von dem, was man als Sozialpolitik im weitesten Sinne bezeichnen könnte, hin zu einer... Es ist jetzt sehr simplifiziert, aber es gab die sozialpolitische Ausrichtung und dann irgendwann kam in den 2010ern die identitätspolitische Ausrichtung an. Ich weiß nicht, ob Identitätspolitik das richtige Wort ist. Aber das, was von der Rechten gerne als PC-Kultur bezeichnet wird, das heißt so, die Sensibilität für Transrechte, für LGBTQ im ganz Allgemeinen, für Rassismus, für strukturellen Rassismus, für Alltagsrassismus und so weiter. Das hat sich irgendwann in der Zeit entwickelt. Und das hat sich parallel entwickelt und das klecht gerade zusammen. Wir feiern massiv. Ich weiß nicht, ob man das an einem Punkt festmachen kann, aber dieser Konflikt prägt gerade die amerikanische Gesellschaft. Anfang der 2000er war der Konflikt zwischen rechts und links irgendwie ein anderer Konflikt. Da war es halt die Evangelikalen, die im Nahen Osten aufräumen wollten gegen die... Die Linken waren irgendwie nicht sortiert zu der Zeit. Die waren erst wieder sortiert, als Obama kam. Die Linken sind nie sortiert gewesen. Ich glaube, das widerspricht sich sogar. Der Erfolg der Rechten ist ja auch ganz oft, dass die Linke sich in Flügelkämpfen verliert. Also in Deutschland ja genauso. Das ist halt auch unser Problem. So, wir beenden unseren politischen Podcast. Sind Sie auch wieder dabei, das nächste Mal, wenn wir China besprechen. Echt jetzt? So ein schwereres Thema kannst du dir nicht ausdenken, oder? Na dann, bleibt noch dabei, wenn ihr wissen wollt, was das nächste kommt. Und wir tropfeln so langsam raus, Plor. Wir tropfeln ganz, ganz, ganz langsam raus. Macht's gut, bis zum nächsten Mal. Tschau. Ah, Politik. Politik, ist das dein Ernst? Oh mein Gott. Plor. Johannes! Du hast diesen Film aus einem Grund ausgewählt. Du wolltest darüber reden, was dich daran irritiert und wir haben nichts davon besprochen. Du hast gesagt, wir robben uns heran. Wir sind drüber gebürstet. Das war nichts. Was irritiert dich an diesem Film? Plor, es tut mir ganz leid. Ich weiß es nicht. Irritiert mich überhaupt etwas an dem Film. Fühlst du ein Gefühl von Irritation, ohne benennen zu können, woher es kam? Ich muss... Es wird immer peinlicher für mich. Also, ich habe extra nochmal die kritischsten Stimmen angeguckt. Ich habe ja extra nochmal recherchiert und nochmal geguckt. Der Film wurde kritisiert, ne? Ja, der wurde kritisiert. Kein billiger Tarantino-Film. Dann gibt es zu viele kritische Stimmen und ich dachte, oh ja, da ist irgendjemand davon, wird das rauskitzeln, was ich glaube, was dem Film fehlt oder was da zu viel ist oder was nicht stimmt. Aber ich konnte keinem Kritiker zustimmen. Ich wusste es. Ich habe einfach nicht rausgefunden, was mich an diesem Film stört. Wir haben ja nicht das letzte Mal schon festgestellt, dass Kritiker Idioten sind, aber ich weiß nicht mehr, bei was es war. Ich habe irgendeinen Film bei der Top 3 Liste genannt und gesagt, der, finde ich, bei den Kritiken so schlecht angekommen ist. Ich glaube, das war Ende der 80er, dieser Nahtoderfahrungsfilm. Wie hieß der? Mit Julia Roberts sogar und mit Meryl Streep. Nee, der war nicht. Ah, Flatliners! Stimmt, Flatliners, ja. Nein, ich weiß einfach nicht, was mich an diesem Film, irgendwas, ich habe das Gefühl, dass es ein guter Western und alles und ich hatte auch zwischendurch, ich habe ganz lange gedacht, ha, das ist es, was mich stört. Er hat keine politische Relevanz, aber nein, dann kam dieser Brief und hat diesen ganzen großen Bogen zum Rassismus aufgemacht, der gut war. Also hat mich auch das nicht gestört. Die Dialoge, sind die vielleicht nicht irrelevant? Nein, sind sie nicht. Verdammt! Ich weiß es nicht. Du magst Tarantino, oder? Ja, eigentlich schon. Was ist dein liebster Tarantino-Film? So aus... Inglourious Busters. Okay. Nee, da macht es gar keinen Sinn. Nein! Weil Inglourious Busters, Django, Unchained und Hateful Eight sind fast so eine Einheit, so wie ich sagen würde, Jackie Brown, Pulp Fiction und Rise of a Dox sind so eine Einheit. Also ganz wirklich grob gefasst. Und deswegen könnte ich es verstehen, wenn du sagen, mein liebster Film ist Pulp Fiction und Hateful Eight ist einfach komplett anders. Aber wenn du ausgerechnet den Film magst, der im selben Zeitraum ungefähr stattfindet, entstanden ist, nach ähnlichen Prinzipien funktioniert. Das ist komisch, ne? War er dir nicht verspielt genug? Weil Tarantino ist glaube ich sonst verspielter in seinen Filmen. Nein, ich glaube, ich meine, ich habe ja auch der Drogenwater White. Breaking Bad? Ich habe ja auch Breaking Bad, das ist kaum verspielt. Also du hast schreckenweise wirklich, du versinkst in einer sinisteren Stimmung bei Breaking Bad. Die ist auch gnadenlos teilweise. Und ich kann das sehr. Und Dead Man zum Beispiel. Ich liebe Dead Man. Das ist auch einfach nur einmal einen Zug auf den Gleis gesetzt und geradeaus und runter geht's, die Straße. Du weißt, wo du enden wirst, im Tod. Und das war's. Ich komm damit klar, wenn jemand so was wirklich scheu-klappenmäßig durchzieht und einfach geradeaus sinister ist. Na, es könnte jetzt sein, dass du von Tarantino-Filmen einfach was anderes erwartest und dass du eigentlich nicht mehr Tarantino willst. Obwohl, der hat ja auch Spaß gemacht, der Film. Ja. Ich weiß es nicht, Flora, hilf mir. Als Kritiker kann ich nur sagen, meine größten Kritikpunkte an dem Film wären, dass es ein bisschen enttäuschend ist, dass es dann nach diesem sehr langen Aufbau so schnell geht, wenn dieses Matter-Mystery-Element reinkommt. Dass es eigentlich auch ganz cool wäre, das noch ein bisschen länger zu tragen, das fand ich ein bisschen schade. Auch wenn ich es schön finde, dass er uns damit auf die falsche Fährte lockt. Aber ich hätte ein bisschen mehr Fleisch vor dem Shootout erwartet. Weil es geht sehr schnell von wir sind in der Bar und unterhalten uns und alle misstrauen sich zu Shootout über. Das wäre das eine. Das zweite wäre, dass ich die Struktur so ein bisschen verstolpert finde. Ich hab vorhin gesagt, sie hat keinen richtigen Groove und es wird umso deutlicher, wenn man dadurch, dass es in Kapitel aufgeteilt ist. Das ist einfach dieses kurze Schnee anfangen, dann diese sehr lange Bardszene, dann dieses sehr kurze Shootout und inklusive der 20 Minuten Rückblende, dann mit den Kapitelmarken und einmal kurz eine Erzählerstimme reingeworfen. Das ist irgendwie, haben Tarantino-Filme sonst ein bisschen mehr Groove, ein bisschen mehr Rock'n'Roll von Rhythmus her. Der Rhythmus ist bei anderen Tarantino-Filmen stärker. Aber das wäre es auch. Das sind so technische Sachen. Das sind auch eher so Nitpicks. Ich glaube, ich ahne, was es ist. Es ist doch, dass der Film einmal auf eine Schiene gesetzt wird und dann einfach gnadenlos das Tempo beibehalten nach unten in die Hölle fährt. Aber er ist ja kein schneller Film, ne? Nein, nein. Im gleichen Tempo und nicht im Sinne vom Schnell. Gleichbleibende Bewegung. Gleichbleibende Bewegung einfach runter und zwar nicht in der Zählstruktur oder im Erzählen der so viele und das ist langsam dem gnadenlosen Ende wie bei Dead Man, sondern ich glaube, dass es die Figuren sind. Ich glaube, die Figuren sind alle eine Variante der gleichen Figur. Die alle auf dem gleichen Track sitzen und runterfahren. Natürlich haben die alle unterschiedliche Ich will das, ich will das, ich will das. Aber im Grunde sind es alles Varianten der gleichen Figur irgendwie. Was wurde dem Film denn vorgeworfen? Ihm wurde vorgeworfen, dass er ein bisschen langatmig wäre? Ja. Und das hat so nichts für diesen zähen Mittelteil. Ja und es gibt auch viele Kritikpunkte an den Dialogen, dass die irgendwie nicht so geil werden, aber das kann ich nicht nachvollziehen. Es fehlen so ein bisschen diese Tarantino-Sperenzchen in den Dialogen. Es fehlt so ein bisschen manchmal das Gespräch über das Belanglose. Ja, Tarantino schafft das halt über das Belanglose, über diese Themen. Die sind ja nicht belanglos, die werden ja gefüttert mit Kontext. Und der Kontext macht das halt. Und das finde ich in Tarantino so toll an den belanglosen Dialogen, dass die etwas transportieren, was nicht im Text steht. Das finde ich toll. Und das macht das in diesem Film natürlich nicht, weil jeder Satz trägt ja was. Ja. Ich weiß nicht. Also ich glaube, das ist es. Ich glaube, dass die Figuren in sich im Grunde die gleiche Person sind und keine verspielten Eigenheiten groß aufweisen. Deswegen finde ich Tim Roth glaube ich auch am besten an der ganzen Geschichte, weil der die einzige Figur ist, die so ein bisschen raussticht. Von der Art und Weise einfach, wie er es spielt und wie das ist halt der englische Typ da. Und der Mexikaner, aber der Mexikaner hat nicht genug Fleisch bekommen. Ich weiß nicht. Ich habe das irgendwie. Die sind alles Raubeine und Gutes. Ja. Vielleicht ist es das. Ja, vielleicht. Ich mochte die Figur des rassistischen Sheriffs, weil der so so ein feiger, schleimiger Typ war. Also ich mag den Dialog am Anfang in der Kutsche, wenn er anfängt dann doch so politieher zu zielen und dann kriegt er Ärger und dann sagt er, ey Leute, ihr habt mich in Politik reingequatscht. Ich will das doch gar nicht. Ich will nur Sheriff werden. Und ich ich jetzt hier ans Fenster und schlafe, okay? Genau. Ja. Okay, dann haben wir jetzt doch vielleicht ein bisschen rausgekitzelt, was mich an dem Film stört. Aber er ist eigentlich roundabout ein sehr, sehr guter Film einfach. Es gibt von Tarantino nach wie vor keinen schwachen Film. Krass, oder? Es gibt Filme von Tarantino, die ich ein bisschen mehr mag als andere. Aber ich kann jedem Tarantino-Film was abgewinnen. Ich habe mit jedem Tarantino-Film Freude und was ich an Tarantino wirklich schätze, ist, dass er zum einen total wiedererkennbare Trademarks hat, die in jedem seiner Filme vorkommen, auch in diesem. Und gleichzeitig aber trotzdem schafft, sehr abwechslungsreich zu erzählen über seine Filmografien weg. Ich meine, wir haben so von Martial-Arts-Verbeugungen in Kill Bill bis zu Western- und Kriegsfilmen und klassischen Gangster-Movies haben wir bei Tarantino echt eine große Genrevielfalt. Und trotzdem erkennt man Tarantino-Filme auf 1000 Meter. Am roten Blut? Ja, nicht nur am Blut. Tatsächlich ist Hateful Eight nicht der am schwächsten bewertetste Film auf Rotten Tomatoes. Wovon wir alle wissen, wenn Rotten Tomatoes es sagt, dann ist es wahr. Also Kritiker-Urteil bei Rotten Tomatoes ist Hateful Eight 75%. Was immer noch eine gute Ausbeute ist. Death Proof von 2007 ist nur 64%. Und da würde ich sogar sagen, das ist der einzige Tarantino-Film, den ich auch nicht ganz so gut fand. Da wäre ich tatsächlich bei der Masse an Kritiken 42 Reviews hatte. Da wäre ich dabei und würde sagen, das ist der schwächste von Tarantino. Aber selbst dem kann ich genug abgewinnen, da ich sage, der hat Spaß gemacht. Death Proof ist tatsächlich auch der, der mir am wenigsten Erinnerung ist. Wo ich am wenigsten andocken konnte, glaube ich. Ja, das war ja noch so ein Auto- Fetischfilm. Ich glaube, wir haben es beide nicht so mit Autos. Obwohl auch da fallen mir jetzt sofort so ein, zwei Sachen ein, die ich geil fand, irgendwie. Müssen wir jetzt nicht näher drauf eingehen. Und das haben wir vorhin mit Tarantino geredet. Death Proof. Starke Frauen. Die am Schluss den Börse nicht verprügeln. Und die einfach mal cool sind und Empowerment und Go Girls. Da hat er es hingekriegt. Das ist der am schwächsten bewertete Film von ihm. Da muss ich noch mal reinschauen. Ich glaube, der muss ich noch mal angucken, ob der wirklich nur weil du eine starke Frauenfigur drin hast, heißt das noch nicht, dass du es gut hinkriegst, das zu erzählen und nicht auch doch alle Klischees mit abräumst. Aber in einer Reihe aus Jungs-Filmen ist das der einzige Film, der sowas wie ein bisschen Female Empowerment transportiert. Und der wurde von den Kritikern mit 64% abgestraft. Okay. Na gut, Tarantino. Vielleicht begegnet uns Tarantino noch einmal irgendwann. Ich kann mir vorstellen, dass wir noch einen oder anderen Tarantino mal angucken werden. Vielleicht machen wir einen Tarantino Marathon als Sonderepisode. So viele Filme sind es ja nicht. Also zumindest, wenn wir seine Zählweise nehmen. Das heißt aber, dass er jetzt noch einen Film übrig hat. Once Upon a Time in Hollywood war sein neuer Tag. Das heißt, naja, aber jetzt mal ernsthaft, wenn Tarantino Lust hat, macht er noch mehr. Aber ich glaube, dann wird er sich rausreden und sagen, ich mache jetzt Fernsehen. Das kann ich mir auch gut vorstellen. Hat er nicht auch Regie geführt bei einigen Episoden von Serien? Nee, das glaube ich nicht. Aha. Tja, ich fände die jetzt da. Mal schauen. Quentin Tarantino Filmografie. Noch einmal kurz bei Wikipedia. Acting roles, Television. Television? Er hat eine Folge von Emergency Room 1995 directed. Oh mein Gott. Es wird besser. Eine Episode von CSI. Crime Scene Investigation. Ich kenne mich mit den CSIs überhaupt nicht aus. Ich habe noch nie CSI geguckt. Okay. Und das war's. Und kann man sagen, da steht nichts dabei, ob die jetzt besonders blutig waren. Besonders blutig waren, wahrscheinlich. Finale Folge der fünften Staffel von CSI. CSI das Originale, weil es gibt ja CSI New York, CSI Las Vegas, CSI irgendwas. Ja, vielleicht macht er dann einfach nur noch Serien. Oder er macht irgendwie nur noch so Kollaborationen oder sowas. Ich meine, er hat ja auch... Er kann auch Drehbücher schreiben und... Ja, genau. Er kann produzieren und... Aber ich stelle mir das so vor, ich schreibe ein Drehbuch, gebe das ab und sitze eigentlich die ganze Zeit daneben und sage, nein, du musst das anders machen, nicht anders gedacht. Das ist doch keiner, der irgendwie wahnsinnig gut abgeben kann als Regisseur, oder? Also mit Robert Rodriguez hat es offensichtlich ganz gut geklappt. Ja. Aber das ist auch ein Tarantino-Film geworden. Nein. Ja, wenn Tarantino involviert ist, dann wird es immer irgendwie Tarantino. True Romans zum Beispiel ist für mich immer ein Tarantino-Film gewesen, aber er hat da auch nur das Drehbuch geschrieben. Und Sin City, wo er wirklich nur eine Episode directed hat. Das ist auch ein Tarantino-Film. Obwohl der Film zu 90% von auch von Robert Rodriguez und Frank Miller ist. Krass, man. Nun gut. Ja, ich wollte ein Schlusswort finden, aber jetzt haben wir schon wieder noch mehr geredet. Genau, immer diese nachgeschobenen Dinge und es kommt noch was nachgeschobenes. Wir müssen nämlich noch einmal für nächste Woche Filme aufgeben. Hast du schon was? Ich glaube, du hast sogar schon was. Ich habe auch gehört, dass wir die Foto- letzung von Mary Poppins nicht gesehen haben. Mary Poppins, sehr schön. Also, ich gebe dir Mary Poppins auf. Gibt es bei Disney+, oder? Mary Poppins ist Disney. Ja, es kann sein, ja. Sollte es bei Disney plus geben. Also die neue Version, ja. Sehr schön, genau. Hab ich noch nicht gesehen. Und da du bei Terminator so reagiert hast, als ob du das zur totalen schwarzen Trash einorten würdest. Ja, was mich echt schockiert hat. Wirklich ein düsterer, spannender Thriller und deswegen gebe ich dir richtigen Schwarzenegger-Trash auf. Was? Wir gucken Kommando. Du bist von Terminator auf Kommando umgeschwenkt? Ja! Wenn du Terminator als 80er Schwarzenegger-Trash siehst, dann musst du richtigen 80er Schwarzenegger-Trash sehen. Dann wirst du Terminator für ein Meisterwerk halten. Achso, okay, gut. Phantom Commando auf Deutsch. Kommando, hieß er im Original, mit Schwarzenegger ist der ultimative 80er Jahre Action-Film. Aber da hättest du mir auch Conan the Barbarian geben können. Ja, aber das ist so viel Fell und nackte Haut. Oh Gott. Und selbst Conan der Barbar hat auch Momente, die ihn irgendwie groß machen und episch machen. Aber dieser Film, Kommando, ist einfach nur Action-Trash von den ersten bis zur Okay, gut. Okay, na dann, sehr schön. Bis nächste Woche. Bis dann. Ciao. Ciao.