Kategorie: Plors 10 Lieblinge

Episode 159: Das siebente Siegel (1957) – Johannes in der Arthaus-Krise

Es gibt endlich mal wieder eine Streitfolge: Plor hat Johannes Ingmar Bergmans Klassiker „Das siebente Siegel“ aus dem Jahr 1957 als Hausaufgabe aufgegeben, weil er ihn liebt. Und Johannes? Hasst ihn.

Wir sprechen über bewusste und unbewusste Anachronismen, das ikonische Schachspiel eines Kreuzritters mit dem Tod, über das Mittelalter, die Pest, die frühe Neuzeit, den Totentanz, das Carpe Diem, das Memento Mori und vor allem über einen überbordenden Symbolismus, den man entweder mag oder nicht mag. Und kommen dabei garantiert nicht zu einem Konsens. In diesem Sinne: Let’s get ready to rumble!

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Episode 110: Teorema von Pier Paolo Pasolini – Kunstkacke oder rätselhaftes Meisterwerk?

Pier Paolo Pasolini gilt als einer der widersprüchlichsten und kontroversesten Regisseure des 20. Jahrhunderts. Vom Schriftstellertum kommend entdeckte er in den 60er Jahren den Film, drehte einige Werke im Geist des italienischen Neorealismus, um dann seine ganz eigene Vision eines sozialkritischen, marxistischen Kinos zu entwickeln: In diesem ist Jesus ein Subproletarier, wird die sexuelle Entgleisung eines Marquis de Sade mit dem Faschismus der Moderne in Zusammenhang gebracht und – wie in Teorema aus dem Jahr 1968 – wird eine Kritik des Bürgertums anhand der Feiler Erotik, Liebe und Spiritualität entworfen:

Ein einfacher, handgeschriebener Zettel, überbracht von einem engelsgleichen Postboten kündigt von der Ankunft eines Besuchers. Dieser wird von der prototypischen großbürgerlichen Familie, die im Zentrum von Teorema steht, in Empfang genommen und bewirtet: Nach und nach erliegen sie alle seinem Charme (und seinem Schritt): Magd, Mutter, Sohn, Tochter und Vater. Und jeder macht in den anschließenden sexuellen Begegnungen eine Entwicklung durch: Die Magd entdeckt die Spiritualität und zieht zurück aufs Land, die Mutter erlebt einen zweiten sexuellen Frühling, der Sohn kann sich endlich seiner Homosexualität und unterdrückten künstlerischen Ader stellen. Die Tochter wird erwachsen und katatonisch und der Vater lässt alle bürgerlichen Statussymbole hinter sich.

Teorema lässt viel Raum für Interpretation. Ist hermetisch, kryptisch und schreit geradezu nach einer hermeneutischen Analyse, die Pasolinis ambivalentes Leben, Verhältnis zum Bürgertum, Sozialismus, Staat und Religion einschließt…

…Aber wir wollen hier ja auch ein bisschen Spaß haben. Also Johannes: Wenn du von einem gottgleichen Jüngling nochmal komplett aus der Spur gerissen wirst, wohin soll die Reise gehen? In die abstrakte Kunst? In die Arme zahlloser junger Männer? In die Katatonie? Als Wunderheiler aufs Land? Oder doch lieber nackt schreiend in die Wüste?

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Episode 99: Singing in the Rain – Das beste Musical aller Zeiten?

Da haben wir es: Mein absolutes Lieblingmusical. Und ich weiß, es ist eine obvious Choice. Aber deswegen habe ich ja auch 99 Episoden gewartet, bis ich ihn eingeworfen habe. Singing in the Rain aus dem Jahr 1952 ist DER Film übers Filmemachen, über den Übergang der Stummfilmzeit in den Tonfilm. Über Hollywoods Macken und sein absurdes Star-System.

Um die Story kurz zu umreißen: Don Lockwood und Lina Lament sind DIE Stummfilmstars ihrer Zeit. Als der Tonfilm aufkommt, wollen sie nicht hinten anstehen und drehen mit neuem Tonequipment, mit dem noch keiner umgehen kann. Durch Lina Laments abschreckende Stimmlage, das übertriebene Schauspiel, sowie schlechte Dialoge, fällt der Film bei einer Testvorführung durch und sie müssen sich was einfallen lassen. Die rettende Idee kommt von Kathy Seldon, der Love-Interest von Don Lockwood. Sie schlägt ein Musical vor und Cosmo Brown, Dons bester Freund schlägt vor, Lina synchronisieren zu lassen. Alle freuen sich, der Film wird ein Erfolg, alle singen und tanzen aus die Maus, nach Haus.

Lieber Plor, auf einer Skala von 10 bis 10, wie großartig findest du diesen Film und wie schwer ist es für dich auszuhalten, dass der beste Film aller Zeiten ausgerechnet ein Musical ist.

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Episode 61: Arizona Junior und das Kino der Coen Brothers

Die Brüder Joe und Ethan Coen gehören zu den renommiertesten Regisseuren Amerikas. Seit mittlerweile über 30 Jahren drehen sie Filme, die sich dezidiert mit den Glanz- vor allem aber auch Schattenseiten des Landes der unbegrenzten Unmöglichkeiten auseinandersetzen. Bei der Frage nach dem besten Film des Paares hat wohl jeder eine andere Antwort: Der frostige und zugleich humanistische Thriller Fargo? Die surreale Groteske Barton Fink? Die Neowestern Actiondekonstruktion No Country for old Men? Die Stoner-Komödie The Big Lebowski? Aber kaum jemand denkt dabei an ihren zweiten Spielfilm Raising Arizona aus dem Jahr 1987, der in Deutschland unter dem Titel Arizona Junior veröffentlicht wurde.

Zeit diesem surrealen Komödienkleinod ein wenig Gerechtigkeit zukommen zu lassen.

Im Mittelpunkt stehen der Kleinkriminelle H.I. und die Polizistin Ed, die sich bei H.I.s zahlreichen Mugshots ineinander verlieben und schließlich heiraten. HI beschließt seine kriminelle Karriere hinter sich zu lassen und eine Familie zu gründen, jedoch wird die junge Ehe davon getrübt, dass Ed keine Kinder kriegen kann. Auch eine Adoption ist wegen H.I.s Vorleben unmöglich. Und so beschließen die beiden das Familienglück in die eigene Hand zu nehmen. Der erfolgreiche Möbelmogul Nathan Arizona wurde gerade mit Fünflingen bedacht. Mehr Babys als er brauchen kann, da wird er es doch verschmerzen können, wenn eines fehlt. Und so entführen Ed und H.I. Nathan Junior, um ihn als ihren eigenen Sohn großzuziehen. Sie ahnen nicht, welche Kette bizarrer Ereignisse sie damit in Gang setzen.

Raising Arizona ist eine wilde und absurde Komödie… und doch so viel mehr: Klein- und Großkriminelle mit dem Herz am rechten Fleck, wohlsituierte Bürger, die dem Wahnsinn anheim gefallen sind, ein US Bundesstaat, in dem jeder Bewaffnet ist und keine Scheu hat wild um sich zu schießen, ein fucking Reiter der Apokalypse und dazwischen Freude Schöner Götterfunken als Blue Grass Hymne. Arizona Junior ist ein kapitalismus- und gesellschaftskritisches Redneck-Märchen, eine tiefenpsychologische Auseinandersetzung mit Familie, Bürgerlichkeit und Antibürgerlichkeit, sowie eine gehässige Satire auf den amerikanischen Traum. Deutlich weiser und tiefgründiger, als er auf den ersten Blick vermuten lässt, deutlich mehr Konzept als die irre und durchgedrehte Fassade vermuten lässt. Oder wie siehst du das, Johannes?

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Episode 49: The Evil Dead II – Die Fortsetzung von Tanz der Teufel

Die Legende sagt, dass es von den dunklen Mächten geschrieben wurde: NECRONOMICON EX MORTES; Das Buch der Toten. Um den Ursprung des Buches zu verfolgen müssen wir zurückreisen… zurück zu den Tagen, als die Geister die Welt regierten. Als die Meere aus rotem Blut bestanden. Es war dieses Blut, das benutzt wurde, um das Buch zu schreiben….

Hmmm… Das klingt ja fast wie die Prämisse für einen bemüht düsteren Horrorfilm. Was Sam Raimi, Scott Spiegel und Bruce Campbell daraus machen, ist aber alles andere als das. In Evil Dead II aus dem Jahr 1987 spielt Campbell Ash, der mit seiner Freundin zu einer entlegenen Waldhütte fährt. Dort werden sie von aus dem Necronomicon beschworenen dämonischen Mächten heimgesucht. Und im Anschluss gibt es fliegende Köpfe, Blutfontänen und Kettensägenmassaker.

Business as usual in a cabin in the woods? Nicht so ganz. Die Quasi-Fortsetzung von The Evil Dead aus dem Jahr 1981 ist viel mehr ein Remake oder auch eine Kreuzung von Ideen des ersten Films mit einer Horrorparodie. So versucht er seinen B-Movie-Status gar nicht zu verschleiern und packt zugleich auf alles ein bisschen mehr drauf: Mehr Blut, mehr Bizarrerien, mehr Dämonen… und vor allem auch mehr Humor. Frei nach dem – hier sehr gut passenden – deutschen Synchrontitel tanzen in diesem Film die Teufel. Im übertragenen Sinnen und im wahrsten Sinne des Wortes. Tanz der Teufel 2 ist eine schräge Geisterbahnfahrt: Laut, wild, hemmungslos, dreckig, albern, infantil und einfach sau unterhaltsam: Man gruselt sich, man ekelt sich, man lacht, man vergießt eine Träne… und am Ende weiß man, dass das Leben einfach wunderschön ist… und groovy, zumindest wenn man mit einer Kettensäge als Armprothese dämonische Zombies metzeln kann.

Johannes, als jemand der keine Horrorfilme mag, aber durchaus gerne Geisterbahn fährt… Hattest du denn Spaß?

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Episode 41: Inland Empire

David Lynch… achja, David Lynch. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll: Meine erste surreale Filmliebe. Ich war wahrscheinlich 16, als ich zum ersten Mal Lost Highway gesehen habe. Und natürlich habe ich nicht verstanden, was da auf dem Bildschirm vor sich geht. Muss man bei Lynch auch gar nicht, und sollte man wahrscheinlich auch nicht. David Lynchs große surrealen Filme funktionieren nämlich trotz ihres akademischen, experimentellen Gestus vor allem als emotionale Filme, die Unterhaltung und Arthaus, traditionelles Kino und Experiment miteinander verbinden. Sie bedienen sich beim Pulp, beim Mystery, beim Film Noir, beim Horror, beim Thriller und bei der Erotik und zerfransen und zerfasern sich dann aber so, dass sie im Gegensatz zu den traditionellen Genrefilmen keine kohärente Handlung mehr besitzen. Sie sind Puzzles, die nicht gelöst werden können, nicht gelöst werden wollen. Cineastische Möbiusbänder, auf Zelluloid gebannte Paradoxien. Aber eben auch verflucht unterhaltsame Trips ins Unterbewusstsein. Kein Wunder, dass Lynch als der Mainstreamigste unter den Experimentalfilmern gilt… oder eben auch der experimentellste unter den Mainstream-Regisseuren, je nachdem aus welcher Richtung man kommt.

Dennoch ist sein letzter Langfilm Inland Empire aus dem Jahr 2006 harter Tobak. Wahrscheinlich sein experimentellster und dekonstruktivistischster Film seit seinem Debüt Eraserhead. Zu Gunsten des Spiels mit der damals noch jungen digitalen Videotechnik verzichtet Lynch größtenteils auf die von ihm sonst bekannten düsteren Hochglanzbilder und erzählt in dreckigen, überbelichteten, unterbelichteten, mit dem Look & Feel von homemade Amateurfilmen spielenden Sequenzen die Geschichte von einer Frau in Nöten. So beschreibt er selbst zumindest den Film in einem Satz. Und den Rest sollen wir uns selbst zusammenreimen.

Also dann… ohne groß auf den Inhalt einzugehen und dich möglicherweise zu sehr zu beeinflussen, Johannes. Lass uns ein wenig puzzlen. Lass uns herausfinden, worum es in diesem improvisierten Patchwork-Film geht.

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Episode 32: Sein oder Nichtsein, Das Cabinet des Dr. Caligari

In dieser Woche haben wir zwei große Klassiker der filmischen Auseinandersetzung mit dem Deutschland des frühen 20. Jahrhunderts vor uns. Dabei ist zumindest einer davon nicht einmal ein ein deutschsprachiger Film. Das Cabinet des Dr. Caligari von Robert Wiene spiegelt die Auseinandersetzung der Deutschen mit dem beginnenden Autoritarismus nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, und ist zugleich einer der ersten Horrorfilme und formvollendeten expressionistischen Filme überhaupt. Sein oder Nichtsein von Ernst Lubitsch setzt sich mit den Schrecken des Nationalsozialismus auf komödiantische Weise auseinander.

In unseren passenden Bestenlisten üben wir uns in Nazi-Bashing und feiern die besten Schurken in der Geschichte des Kinos.

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Episode 23: Wo die wilden Kerle wohnen, The General

Episode 23, mit etwas älterem und etwas neuerem Material. Wir sprechen über den Fantasyfilm Where the Wild Things Are von Spike Jonze aus dem Jahr 2009 und loten aus, ob dieser als Verfilmung eines Kinderbuchklassikers überhaupt für Kinder geeignet ist. Und wir reden über The General von Buster Keaton aus dem Jahr 1927 und ob dieser seinen Platz im National Film Registry zurecht verdient hat.

In unseren dazugehörigen Toplisten geht es um die besten Kinderfilme überhaupt und das Beste, was die Stummfilmzeit zu bieten hat.

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Episode 11: Der Spiegel (Serkalo), The Hateful Eight

In der elften Episode treten zwei Filme gegeneinander an, die unterschiedlicher nicht sein könnten. The Hateful Eight aus dem Jahre 2015 und Serkalo aus dem Jahre 1975. Nicht nur 40 Jahre trennen diese beiden Filme sondern ganze Welten: Auf der einen Seite haben wir Quentin Tarantino, Independent- und Hollywooddarling des 21. Jahrhunderts, der im letzten Jahrzehnt ein besonderes Faible für Western entwickelt hatte, dass er in The Hateful Eight besonders auslebt. Auf der anderen Seite haben wir Andrei Tarkowski, Publikumsschreck und Cineastenliebling des 20. Jahrhunderts, der mit Serkalo seine Experimentierfreude und seinen Avantgardismus auf die Spitze treibt. Auf der einen Seite haben wir sowjetisches Kino mit Hang zum Epochalen, auf der anderen Seite US-amerikanische Westernnarrative, wie sie amerikanischer nicht sein könnten. Wir haben Avantgarde und Pop, Moderne und Postmoderne, Film als Spiel und Film als Seelenschau. Ob sich diese beiden Extreme miteinander versöhnen lassen?

Natürlich haben sich auch wieder zwei Top-Listen in unsere Episode geschmuggelt. Dieses Mal reden wir über die stärksten Mutterrollen in Filmen sowie die besten Kammerspiele aller Zeiten. Falls Ihr Anmerkungen, Kritik und Wünsche habt, schickt sie uns an florian@mussmansehen.de oder johannes@mussmansehen.de. Und falls euch die Episode gefällt, abonniert unseren Podcast in der App eures Vertrauens und hört auch in die älteren Episoden rein.

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