Gib uns einen Kaffee aus!

Kategorie: 1930er

Episode 236: Der Blaue Engel – Marlene Dietrich und Professor Unrat

Der Gymnasialprofessor Immanuel Rath hat hohe moralische Ansprüche an seine Schüler. Und als diese anzügliche Bilder einer Varieté-Dame austauschen, macht Rath sich auf, das Etablissement zu shamen und aufzufordern die Jungen nicht weiter zu korrumpieren. Apropos, korrumpieren: Professor Rath lässt sich sehr leicht vom verführerischen Nachtleben korrumpieren und wirft schnell sein eigenes respektables Leben über Bord, als er sich in eben diese Tänzerin und Sängerin Lola Lola verliebt.

Sie lässt sich drauf ein, sie heiraten, Immanuel Rath verliert seinen Job, verarmt und wird zum Clown der umherreisenden Truppe. Seine Frau lebt ihr Leben weiter, er scheitert daran. Als sie wieder in seiner Heimat auftreten und er als Clown auf der Bühne vor seinen ehemaligen Schülern und Kollegen gedehmütigt wird, schleppt er sich mit letzter Kraft in seine ehemalige Schule und stirbt dramatisch am altehrwürdigen Pult, von dem aus er dereinst seine Moralpredigten hielt.

Eine Literaturverfilmung die durchaus einige Änderungen durchgemacht hat, bevor sie in dieser Form auf die Leinwand kam. Plor. Hast du das Buch gelesen? Und bist du einverstanden mit dem, was der Film draus macht?

Wenn euch gefällt, was ihr hört, spendiert uns doch gerne einen Kaffee oder Tee: https://buymeacoffee.com/mussmansehen

Weiterlesen

Episode 230: Das Blut eines Dichters und der frühe surrealistische Film

Ein Schornstein stürzt ein. Ein Dichter zeichnet ein Gesicht auf Leinwand. Plötzlich beginnt der gezeichnete Mund zu reden. Irritiert wischt der Dichter diesen ab, nur um ihn kurz darauf auf seiner Hand wiederzufinden. Da die Reinigung der Hand nicht hilft, wird der Mund schnell auf eine Statue gepackt, die natürlich kurz darauf zu leben beginnt. Sie schickt den Dichter durch einen Spiegel in eine Paralleldimension, wo er in einem Hotelflur durch die Schlüssellöcher verschiedene Szenen betrachtet: Ein Revolutionär der wieder und wieder erschossen wird, ein gezüchtigtes Kind, das an der Decke schwebt, ein Hermaphrodit umgeben von Pentagrammen… schließlich hat der Dichter genug und erschießt sich… und landet zurück in seiner Welt. Er zerstört die Statue und wird selbst zu einer. Kinder machen eine Schneeballschlacht, die langsam in tödliche Gewalt eskaliert. Ein Tisch wird aufgebaut: Ein Mann und eine Frau spielen Karten, beobachtet von einem amüsierten Theaterpublikum. Auch dieses Kartenspiel endet tödlich. Ein Engel kommt vorbei, die Frau wird zur Statue, führt einen Ochsen irgendwohin, landet in einem Gitarrenkasten. Ein Schornstein stürzt ein.

Nein, das ist mir nicht heute im Büro passiert, sondern das ist so ziemlich genau die Chronologie der Handlung von Jean Cocteaus erstem Spielfilm Le Sang d’un poète – Das Blut eines Dichters – aus dem Jahr 1930. In vier Sequenzen erzählt, 50 Minuten lang, konsequent der Logik des Traums gehorchend. Ein Film des Surrealismus, nur ein Jahr nach dem berühmten Un Chien Andalou von Salvador Dail und Luis Bunuel. Natürlich wollte Cocteau nie diesem Genre zugeordnet werden. Weil Schubladen sind etwas für Konformisten, Bitch! Aber der Film atmet den Geist dieser Epoche und auch dieser spezifischen Kunstrichtung: Symbolisch aufgeladen, freudianisch, traumhaft, ohne kohärente Logik… soweit so prätentiös, so weit so kunsthistorisch bedeutend.

Aber wir wollen natürlich unabhängig davon Filme empfehlen. Und müssen uns jetzt die Frage stellen: Ist das ein sehenswerter Film? Johannes, Rede!

Wenn dir gefällt, was du hörst, spendiere uns gerne einen Kaffe, Kakao oder Tee: https://buymeacoffee.com/mussmansehen

Weiterlesen

Episode 138: M – Eine Stadt sucht einen Mörder und Fritz Lang sucht den Tonfilm

Wir haben endlich mal wieder Besuch. Aus Zürich ist uns Weinkenner und Filmliebhaber Christian zugeschaltet, der mit seinem eigenen Podcast 101 Jahre des Filmes durch die komplette Filmgeschichte wandert. Uns hat er den Fritz Lang Klassiker „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ aus dem Jahr 1931 mitgebracht. 

Gemeinsam sprechen wir über Fritz Langs Wechsel vom Stumm- zum Tonfilm, über die Darstellung von Stadt und Milieu in diesem dokumentarischen Film und über die Verschränkungen von Thriller und Drama, Realismus und Fiktion, Expressivität und Sachlichkeit.

Weiterlesen

Episode 132: Tod Brownings Freaks (1932)

Nach den ganzen Blockbustern und aktuellen Filmen widmen wir uns endlich mal wieder einem echten Klassiker. Tod Brownings Freaks aus dem Jahr 1932 wird gemeinhin in den großen Horrorkanon des frühen 20. Jahrhunderts einsortiert. Ob er wirklich dahin gehört, versuchen wir in unserem Gespräch zu ergründen. Es geht um die Darstellung von Behinderten im Kino von damals und heute, um Merkmale von klassischen Monstern und die Dekonstruktion von Monsterbildern. 

Dabei sprechen wir auch sehr viel über die Produktionsgeschichte des Films, nicht zuletzt auch die verschiedenen Darsteller*innen und deren Lebensgeschichten.

Weiterlesen

Episode 94: Der Zauberer von Oz

Es ist nirgendwo so schön wie zu Hause, in diesem Fall im entlegenen schwarzweißen – bzw. sepia-gefärbten – von Landwirtschaft geprägten Kansas. Aber irgendwo hinter dem Regenbogen finden sich große Träume. Und genau dort gelangt unsere Protagonistin – Dorothy – auch hin, nachdem sie zusammen mit ihrem Hund Toto samt Haus von einem Tornado weggeweht wurde. Sie landet im verzauberten und bunten Königreich Oz, zu ihrem Pech direkt auf der bösen Hexe des Ostens, deren Schuhe sie nach dem unfreiwilligen Totschlag auch gleich einkassiert. Aber natürlich will sie zurück nach Kansas und da kann nur der mächtige Zauberer helfen. Zusammen mit einer Vogelscheuche, einem Blechmann und einem Löwen, die alle drei ebenfalls ein paar Herzenswünsche haben, begibt sie sich auf den Weg zum Herzen des Königreichs, nicht ahnend, dass die böse Hexe des Westens – die Schwester der Ermordeten – sich an ihre Fersen geklemmt hat.

Man kennt die Geschichte, wahrscheinlich selbst wenn man weder die Kinderbuchvorlage noch den Film aus dem Jahr 1939 gesehen hat. Songs und Bilder sind ikonisch geworden, gehören zum festen Bestandteil der amerikanischen Kulturgeschichte.

Also dann, worüber überhaupt reden, wenn es um ein Stück Kultur geht, über das ohnehin schon sehr viel und ausgiebig geredet wurde. Hast du ne Idee, Johannes?

Weiterlesen

Episode 57: City Lights – Die Lichter der Großstadt und Charlie Chaplin

Charlie Chaplin darf sich in City Lights aus dem Jahr 1931 als der mittellose Tramp in ein blindes Blumenmädchen aus ärmlichen Verhältnissen verlieben. Dieses hält ihn für einen eleganten reichen Typen, kein Wunder, besucht er sie doch immer wieder, bringt ihr Geldgeschenke und Essen und bezahlt schließlich sogar ihre Augenoperation. Woher der Tramp das Geld hat? Von einem betrunkenen reichen Taugenichts, der ihn nur unter Einfluss von Alkohol als besten Freund erkennt, dann aber für ihn Partys schmeißt und ihn reich beschenkt.

Das beste von Chaplin in einem Film: Slapstick, Romantik und …Ach überhaupt alles was das Genius von Chaplin ausmacht. Plor im Vergleich zu Monsieur Verdoux vom letzten Mal; wieviel Genius siehst du in diesem Film? Bitte beachte, dass die richtige Antwort “100% Genius und kein einziger Punktabzug, weil perfekter Film” ist, und wir uns prügeln müssen wenn du es wagst eine andere Meinung zu haben.

Weiterlesen