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Kategorie: Jahrzehnte

Episode 249: Halloween-Publikumswunsch – Hatching

Die zwölfjährige Tinja lebt in einer echten Bilderbuchfamilie… zumindest wenn man den Influencer-Videos ihrer Mutter Glauben schenkt, in denen diese den vermeintlich harmonischen Familienalltag in Pastellfarben und kitschigen Zeitlupen inszeniert. Die schwierigen und düsteren Seiten ihres Lebens werden dabei unter den Teppich gekehrt: Tinjas Mutter war Eiskunstläuferin und verfolgt die Turnkarriere ihrer Tochter unnachgiebig und mit eiserner Hand. Tinjas jüngerer Bruder Matias erhält dabei kaum Beachtung von ihr. Tinjas Vater hat sich vom Familienleben weitestgehend zurückgezogen und die Mutter selbst flieht in die Affäre mit dem Handwerker Tero.

Eines Tages verirrt sich eine Krähe im Wohnzimmer der Familie. Tinjas Mutter fackelt nicht lange und bricht dem kleinen Vogel das Genick. Nachdem er entsorgt wurde, stellt Tinja fest, dass er noch nicht ganz tot war und in einem letzten Kraftakt ein Ei gelegt hat. Sie brütet das Ei heimlich in ihrem eigenen Bett aus. Es wächst bis auf Menschengröße und schließlich schlüpft aus ihm ein monströser humanoider Vogel, den Tinja Alli tauft.
Sie ahnt nicht, dass Alli einen gewissen Blutdurst mitbringt und zudem eine Metamorphose durchmacht, die ihn peu à peu zu einem Zwilling seiner Besitzerin werden lässt.

Hatching von Hanna Bergholm ist ein Coming of Age Gruselfilm mit einem guten Haufen Bodyhorror und einem garstigen Blick auf die Selbstinszenierung der modernen Familie.

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Episode 248: Re-Animator – Lustiges Splattern in den Halloween-Monat hinein

Ladies and gentlemen and everyone between and behind and above… schnallen Sie sich an! Wir tauchen wieder hinab in die Untiefen des 80er Jahre Gore- und Splatter-Horror-Comedygenres. Unser Reiseführer in diesem Fall ist Herbert West, entsprungen aus einer Kurzgeschichte von H.P. Lovecraft, die nicht nur seine Kritiker sondern auch er selbst als eines seiner schäbigsten Werke bezeichnet.

Dieser Herbert West – ein Medizinstudent irgendwo zwischen young Christopher Lee und Christopher Street Day – will nicht weniger als den Tod überlisten. Und wie macht er das? Natürlich mit einem grün leuchtenden Serum, mit dem er Leichen zum Leben erweckt. Gott sei Dank findet er trotz seiner fehlenden Manieren und gruseligen Art Unterstützung im Kommilitonen und Mitbewohner Dan, der so viel Rückgrat wie ein Wackelpudding hat. Im Weg stehen ihnen der Dekan der Universität, dessen Tochter sowie ein Oberarzt, der das Wissen um die Wiederbelebung am liebsten für sich allein hätte… achja, und natürlich eine Menge blutrünstiger Zombies, die sie auf dem Weg zur medizinischen Revolution erschaffen werden.

Das Ergebnis: Ein schon damals von der Kritik seltsamerweise gefeierter Film, ein in den Jahren gewachsener Kultstatus, drei Schnittversionen, natürlich eine Indizierung in Deutschland, die bis zum Jahre 2013 anhielt… und eine obsessive Fangemeinde, die vor allem in letzter Zeit viel darüber diskutiert, ob wir hier ein queeres Pionierwerk vor uns haben. Aber natürlich auch all der Glanz und all der Spaß und all der Schmutz und all die Abgründe, die man aus dem 80er Jahre Horror kennt, inklusive mindestens einer “What were they thinking?”-Szene.

Johannes… komm schon. Ich weiß. Das ist absolut geschmacklos. Und moralisch ist das natürlich auch alles voll daneben. Und natürlich müssen wir gleich hart mit dem Film ins Gericht gehen. Aber davor hast du trotzdem die Chance zuzugeben, wie viel Spaß du zumindest zeitweise bei diesem Film hattest. Oder? Oder?

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Episode 247: Publikumswunsch und Geburtstagsgeschenk – Frau in Gold

Die Frau in Gold, das ist eigentlich die jüdische Kunstpatronin Adele Bloch-Bauer, porträtiert von Gustav Klimt in seinem wahrscheinlich berühmtesten Gemälde.

Der gleichnamige Film aus dem Jahr 2015 erzählt die – auf wahren Begebenheiten beruhende – Geschichte von Bloch-Bauers letzter lebender Nichte, Maria Altmann, die um die Jahrtausendwende versucht, das in den 30ern von den Nazis geraubte Gemälde von Österreich zurückzuerhalten. Gemeinsam mit einem jungen Anwalt, der ein Nachkomme des Komponisten Arnold Schönberg ist, und unterstützt von einem Wiener Journalisten kämpft sie gegen den Widerstand des österreichischen Staates, der das Ölgemälde als Teil seiner Identität betrachtet und um jeden Preis in einem Wiener Museum halten will. Ein Rechtsstreit, der sich fast zehn Jahre zieht: Von einer Anhörung in Wien bis hin zum Obersten Gerichtshof der USA.

Daneben gibt uns der Film immer wieder Einblicke in das Schicksal der Beteiligten: Die Entstehung des Bildes, der Terror der Nazis, Altmanns Flucht aus dem besetzten Wien… und am Ende finden Vergangenheit und Gegenwart zusammen.

Johannes, ich finde es ja immer spannend, wenn wir hier auch mal über Medien abseits des Films sprechen. Und mit dem Thema sind wir mal wieder bei der bildenden Kunst gelandet… und dann auch noch bei einem der berühmtesten Künstler des frühen 20. Jahrhunderts, auch wenn wir diesen selbst im Film kaum zu sehen kriegen: Also dann, was hältst du von Gustav Klimt?

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Episode 246: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri und das Prinzip Versöhnung

Vor den Toren der Stadt Ebbing, Missouri, stehen 3 Größe Plakatwände, die vor kurzem noch vor sich hin gammelten. Jetzt steht dort in großen Lettern:

“Raped While Dying“, „And Still No Arrests?“, „How Come, Chief Willoughby?”

Obwohl Mildred Hayes sich diese Plakatwände nicht leisten kann, hat sie sie gemietet, um Aufmerksamkeit auf den Mord an ihrer Tochter zu lenken. Die Polizeiarbeit scheint dies ja nicht zu tun.

Natürlich ist die Polizei alles andere als begeistert und so beginnt ein Krieg zwischen den beiden Lagern, der die Gewaltspirale auf beiden Seiten nach oben treibt.

Ein Film über Vergebung, über Gerechtigkeit und über die Ambivalenz unserer Charaktere.

Ihren Mörder bekommt Mildred am Ende nicht, aber vielleicht einen durch Selbstjustiz gejagten Verdächtigen eines ähnlichen Verbrechens. Plor, mal abgesehen davon dass wir keine Fans von Selbstjustiz in der Realität, sind, wünschen wir Mildred in ihrem Filmuniversum dass sie den Typen zur Strecke bringen kann um ein bisschen closure zu bekommen, oder sehen wir eine andere Chance wie sie endlich zur Ruhe kommt?

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Episode 245: The Red Shoes – Traum und Alptraum in Ballettschuhen

Heute ist wieder Shari in unserem Podcast zu Gast und hat auch einen ganz besonderen Film mitgebracht. The Red Shoes aus dem Jahr 1948 ist ein in beeindruckendem Technicolor aufgenommenes Ballettdrama über eine Tänzerin, die sich zwischen dem Tanz und der Liebe entscheiden muss. Was wie die Prämisse für ein klassisches Drama klingt, entwickelt im Laufe des Films jedoch einen ganz eigenen Sog. Platziert in atemberaubenden Kulissen, mit wunderschönen Kostümen, großen Tanzeinlagen und nicht zuletzt einem surrealen Touch, der Vorbild nicht nur für Tanz- sondern im speziellen auch für Horrorfilme der kommenden Jahrzehnte sein sollte: Sowohl Suspiria als auch Black Swan haben sich hier reichlich bedient. Und spätestens wenn man die alptraumhafte Ballettszene im Zentrum des Films sieht, weiß man auch warum. In dieser transzendiert die Bühne und das Stück im Film wird zu einer fantastischen wie grotesken Parabel auf das Innenleben der Protagonistin…

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Episode 244: Interstellar – Christopher Nolan between Science and Fiction

2014 hatte Christopher Nolan ohne jeden Zweifel sein Blockbusterzenit erreicht. Zwei Jahre zuvor hatte er mit The Dark Knight Rises seine Batman-Trilogie abgeschlossen, vier Jahre zuvor hatte er mit Inception neu definiert, wie Blockbuster Raum und Zeit erzählen kann. Die Sterne schienen das Limit zu sein… und so dachte sich der damals von Kritik wie Publikum gefeierte Kultregisseur “Why not?”, und ab ging es in den Weltraum.

In Interstellar erzählt Nolan also von der Reise ins All… und natürlich noch einiges mehr: Eine Erde, die vom Untergang bedroht ist, eine Truppe heldenhafter Astronauten, die in den Weiten des Weltraums nach einem potentiellen neuen zu Hause suchen, ein Vater, der dafür seine Tochter zurücklassen muss, ein Wurmloch, dass sie durchqueren, ein schwarzes Loch, dass sie umkreisen müssen… und natürlich auch irgendwann im Laufe des Films betreten werden. Eine ganz eigene Science Fiction Vision, in der das Wort Science groß geschrieben werden soll. Ob Nolan dies gelungen ist, darüber waren sich Kritik und Publikum und Fachwelt damals wie heute uneinig.

Johannes, wir haben schon öfter über Nolan geredet, sein Frühwerk wie seinen aktuellen Film. Interstellar – irgendwo dazwischen – wurde uns von unserem Zuhörer David ans Herz gelegt. Wo siehst du ihn in Nolans Gesamtwerk stehen?

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Episode 243: Nordkurve – Ein Film über die Fußballbundesliga und den Ruhrpott in den 90ern

Samstag ist reserviert für Fußball, Samstag ist Bundesligazeit. Das gilt heute ebenso wie in den 90ern. Adolf Winkelmanns Drama Nordkurve aus dem Jahr 1993 erzählt rund um den fiktiven Ruhrpottverein Union Dortmund Geschichten von Menschen, deren ganzes Leben sich um das runde Leder dreht. Da sind die Funktionäre, die verzweifelt versuchen, den Konkurs des Vereins aufzuhalten, selbst wenn dies bedeutet, die Hilfe eines schmierigen Spieler-Agenten in Anspruch zu nehmen. Da ist der Ersatzspieler, der schon die ganze Saison auf seinen großen Einsatz wartet, und versucht, die Langeweile in der Affäre mit einer älteren Frau totzuschlagen. Da ist der Mann dieser Frau, ein Ex-Profispieler und jetzt Kneipenbesitzer, der sich zusätzlich mit dubiosen Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Und da sind natürlich die Ultra Fans, denen der Exzess und die Gewalt neben dem Platz ebenso viel bedeuten wie das Spiel auf dem Platz.

Eine lose Sammlung mal dramatischer, mal trivialer Geschichten, zusammengehalten durch einen rauen Pott-Charme und einen tiefschwarzen Humor… und nicht zuletzt durch eine ganze Riege von Leuten, die später eher in der Comedylandschaft berühmt werden sollten. Wenn ihr also schon immer mal Michael Kessler bei einer Beinahe-Vergewaltigung, Stefan Jürgens beim Zertrümmern einer Standiontoilette oder Piet Klocke beim Komasaufen zuschauen wolltet… ja, das gibt es hier zu sehen.

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Episode 242: In der Hitze der Nacht (1967)

Ich habe mir “in der Hitze der Nacht” immer als Erotikfilm der 70er Jahre vorgestellt. Entsprechend überrascht war ich, als der Film einen ganz anderen Turn nahm, als ich ihn vor kurzem endlich vor mir hatte.

Auch wenn Sidney Poitier, der hier einen Cop spielt, der eine gewisse Sexyness hat, würde mir jeder, der den Film kennt und liebt, den Kopf abreißen, der wüsste, dass ich kurz über eine Top 3 sexy Cops nachgedacht habe. Das Thema des Films könnte ernster nicht sein. Ein schwarzer Polizist strandet im Süden Amerikas in einem rassistischen Sumpf, wo er einen Mord aufklären soll. Er will nicht, er betont immer wieder, dass er einfach nur nach Hause will, aber die Umstände ziehen ihn tiefer hinein, bis er nicht mehr aufgeben will und kann, den Mörder zu suchen und zur Strecke zu bringen. Das Leben wird ihm nicht leicht gemacht. Morddrohungen und tätliche Angriffe muss er überstehen und mit dem nicht minder feindseligen Ortsansässigen Polizeichef klarkommen. Was bis zum Ende auch nur so halb gelingt.

Ein Film über den Stolz und Rassismus des Südens, der ihn blind macht für ordentliche Polizeiarbeit. Darüber dass schwarze Figuren auch Menschen sein dürfen sollten und nicht nur die Edlen die über jede Demütigung erhaben sind. Und natürlich vieles mehr und darüber soll geredet werden. Und ach was solls… auch über die Sexyness von Sidney Poitier. Phuuuu… Oder zieht das unsere Glaubwürdigkeit zu weit runter, Plor?

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Episode 241: Lohn der Angst (1953) – Action ohne Spektakel

Las Piedras, ein kleines Dorf irgendwo in Südamerika, ist das Babylon der Abgehängten und Gestrandeten: Kleinganoven, Tagelöhner, Menschen auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit oder der Gegenwart. Es ist leicht hier zu stranden, umso schwerer aber rauszukommen, vor allem, wenn einem das nötige Kleingeld fehlt.

Etwas mehr als Kleingeld – 2.000 Dollar, immerhin heutige, inflationsbereinigte 25.000 $ – verspricht SOC den Männern, die sich auf eine Selbstmordmission begeben. Denn eines der Ölfelder des amerikanischen Unternehmens steht in Flammen und die einzige Möglichkeit es zu löschen besteht in Nitroglycerin, das mit LKW von Las Piedras bis zum Brand transportiert werden muss: 300 Meilen durch den Dschungel, über Schotterpisten, Berghänge hinauf und hinunter. Und jede kleinste Erschütterung kann das Ende der Mission bedeuten, und das des unglücklichen Fahrers, der sie angetreten hat.

Zwei Wagen werden losgeschickt, besetzt mit jeweils zwei Fahrern, mit dreißigminütigen Abstand, denn einer davon wird das Ziel mit Sicherheit nicht erreichen, so die zynische Prognose der Auftraggeber. Die Franzosen Mario und Jo steuern den ersten Wagen, der Italiener Luigi und der Deutsche Bimba Wagen Nummer zwei. Und der Rest ist pure Anspannung, getrieben von der Hoffnung, endlich genug Geld für ein neues Leben zu haben.

Le salaire de la peur, Lohn der Angst, aus dem Jahr 1953. Ich war sehr jung, als ich diesen Film zum ersten Mal gesehen habe, zu jung wahrscheinlich, um seine ganzen Nuancen zu verstehen. Ich habe ihn vor allem als extrem spannenden Actionfilm wahrgenommen, der erste Film, der mir gezeigt hat, das Action und Thrill auch ohne Spektakel gehen. Dass es dazu eine einstündige Exposition gibt, habe ich anscheinend vergessen… oder verdrängt… und so auch die kapitalismusskeptischen, gesellschaftskritischen – manche würden sagen amerikafeindlichen – Subtexte dieses Thrillerbrockens… und ja, auch die Teile, die alles andere als gut gealtert sind.

Aber auch mit diesen im Gepäck gibt es natürlich nur eine logische Frage für den Einstieg: Johannes, wie viel Geld müsste man dir anbieten, damit du dich auf eine solche Mission begibst?

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Episode 240: Die Braut des Prinzen – Märchenhaftes und Metahaftes

Dies ist die Verfilmung von S. Morgensterns klassischer Erzählung von wahrer Liebe und edlen Abenteuern. Zumindest der spannenden Teile.

Mit der kleinen Einschränkung, dass es S. Morgenstern gar nicht gibt und der Autor des Buches, auf dem der Film basiert, eine fiktive Version seiner selbst als Kommentator auftreten lässt und persönliche Dinge aus seinem Leben erzählt, die auch frei erfunden sind.

Aber ach, ich beschreibe das Buch. Im Film ist von dieser Metaebene nichts mehr übrig, aber die eigentliche Fantasy Geschichte gibt es durchaus noch. Zumindest in Teilen.

Da wären der Stallbursche Westley und die wunderschöne Butterblume, die ihre Liebe zueinander entdecken. Da wäre der Gräulpirat Roberts der Westley umbringt woraufhin Butterblume schwört, nie wieder zu lieben. Da wären Fezzik, Vizini und Inigo, die Butterblume entführen, nachdem sie vom Prinzen zur Prinzessin bestimmt wurde. Und da wäre eben dieser Prinz, der die Prinzessin umbringen lassen will, um einen Krieg zu rechtfertigen.

Und, um den Kreis zu schließen, wiederum der Gräulpirat Roberts, der sich als verkleideter sehr lebendiger Westley herausstellt, der kommt, um seine Butterblume zu retten. Denn wahre Liebe übersteht alles.

Dieser Film ist ein absoluter Klassiker in Amerika, hierzulande kennt man ihn kaum. Plor, woran liegt das?

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