Kategorie: 1950er

Episode 212: High Noon – Um 12 Uhr Mittags erhält der Western ein neues Gesicht

High Noon, 12 Uhr Mittags, genau um diese Zeit soll der gerade aus dem Gefängnis entlassene Verbrecher und Revolverheld Frank Miller mit dem Zug im kleinen Städtchen Hadleyville ankommen. Das bedeutet vor allem Ärger für Will Kane, der gerade sein Sheriff-Amt aufgegeben und die Quäkerin Amy Fowler geheiratet hat. Denn Miller hat mit dem Mann, der ihn damals ins Gefängnis brachte, noch eine Rechnung offen. Zuerst steht der Plan des jungen Brautpaares, so schnell es geht, aus dem kleinen Städtchen zu fliehen.

Vielleicht ist es ein Aufkeimen von Heldenmut, vielleicht ein Anflug von Pflichtgefühl, vielleicht auch pure Verzweiflung im Wissen darüber, dass Miller ihn bis ans Ende der Welt jagen wird. Kane beschließt jedenfalls zu bleiben, und versucht in der letzten Stunde vor Mittag, ehemalige Freunde und Kollegen zu überreden, sich mit ihm zusammen dem Bandito und dessen Gang zu stellen. Und von da an geht es abwärts… Die Einwohner des Städtchens lassen sich verleugnen, wollen Kane loswerden oder begegnen ihm teilweise sogar offen feindselig.

Und am Ende sieht sich der einsame Cowboy der Verbrecherbande allein gegenüber.

High Noon aus dem Jahre 1952, ein beinahe in Echtzeit erzählter Western. Zumindest auf dem Papier ein Abgesang auf den klassischen Westernhelden. Und doch hat John Wayne seinerzeit den Film als unamerikanisch bezeichnet, und für manche ist er retrospektiv gar der erste echte Antiwestern inklusive progressive Gesellschaftsbild. Also, was haben wir hier? Eine große Heldengeschichte? Oder doch unter all dem Prunk eine Fabel des Scheiterns? Und damit zu dir Johannes…

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Episode 202: All about Eve – Schlangengrube Theater

Margot ist eine 50er Jahre Theaterdiva wie aus dem Bilderbuch: Sie hasst ihre Fans und beschwert sich, dass sie nie “normale nette Hausfrauen spielen darf, die ihren Mann erschießen”.

Die titelgebende Eve ist ein Fan, wie aus dem Bilderbuch: Verpasst nie eine Vorstellung von Margot und stellt ihrem Idol nach.
Margot allerdings findet Gefallen an Eve und lässt sie eine Weile an ihrem Ruhm schnuppern. Eve macht sich unentbehrlich, indem sie alle möglichen Erledigungen für Margot übernimmt und schon drei Schritte im voraus plant, was Margot irgendwann misstrauisch macht. Sie versucht Eve wieder loszuwerden, aber Eve hat sich festgebissen. Sie wird Margot Zweitbesetzung am Theater, fädelt es so ein, dass sie spielen darf und von der Presse hochgelobt wird und macht sich an Margots Freunde und ihren Mann ran. Kurz sie versucht nicht nur Margot nahe zu sein, sie will Margot’s Leben führen.

Der Film schlägt nicht den großen Bogen, indem er zeigt, wie Margot sich an Eve rächt und Eve scheitert. Nein. Eve bekommt ihren prestigeträchtigen Theaterpreis und Margot setzt sich in ihrer Ehe zur Ruhe. Ein zynisches Ende? Vielleicht, aber auch Eve ist nicht vor anderen hinterhältigen Eve-Derivaten gefeit. In einer letzten Szene steht Phoebe bereit, um sie nach dem Film vom Thron zu schubsen.

Plor, wieviel Lust hast du nach dem Film noch, Theaterstücke für 23 jährige Mädchen zu schreiben?

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Episode 182: Die zwölf Geschworenen – Wütende Männer in der Sauna

Twelve angry man aus dem Jahre 1957 mutet uns ganz schön viel Gelaber zu. Der Inbegriff eines Laberfilms. Zwölf Geschworene kommen aus einer Verhandlung, in der ein Angeklagter junger Mann von 18 Jahren schuldig oder unschuldig gesprochen werden soll, seinen Vater umgebracht zu haben. Der Blick in die Verhandlung wird uns verwehrt, stattdessen müssen wir uns mit der Diskussion der Jury begnügen, die nun eine Entscheidung treffen soll. Schuldig oder nicht schuldig.

Am Anfang sind sich 11 von 12 Männern absolut einig. Er ist schuldig. Doch Geschworener Nummer 8 meldet leise Zweifel an und bittet darum wenigstens eine Stunde darüber zu reden, statt den jungen nach 5 Minuten auf den elektrischen Stuhl zu schicken. Und das passiert dann auch. Wir folgen 12 sehr unterschiedlichen Männern, beim Versuch den Fall zu verstehen. Um rechtskräftig entscheiden zu können, müssen alle übereinstimmen.

Geschworener Nummer 8 schafft es nach und nach, in jedem anderen einen Funken Zweifel zu finden, der den Jungen rettet. Bis auch der letzte harte Hund überzeugt ist, dass es berechtigten Zweifel an der Schuld des Angeklagten gibt. Ein Film der späten 50er, der sich sicherlich hier und da selbst in seiner Zeit angetackert hat, aber nicht umsonst gab es 1997 eine recht gute Neuverfilmung. Das Thema scheint also zeitlos zu sein… oder sogar an Aktualität gewonnen zu haben… oder Plor? Um dir mal einen Softball zuzuwerfen.

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Episode 171: Zeugin der Anklage – Agatha Christie trifft Billy Wilder

Ja, wir lieben Billy Wilder. Und Johannes „Old School Hollywood“ Franke kann auch nicht anders, als ihn immer wieder hervorzukramen. Diese Woche hat er Plor „Zeugin der Anklage“ aus dem Jahr 1957 mitgebracht: Murder Mystery im Gerichtssaal mit der großartigen Marlene Dietrich.

Und so genießen wir diese etwas atypische Agatha Christie Verfilmung, erfreuen uns an den zahllosen Plottwists, den eigenwilligen Charakteren und turbulenten Dialogen. In der passenden Topliste werfen wir noch mal einen genaueren Blick auf die besten Justizthriller und Gerichtsfilme aller Zeiten.

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Episode 159: Das siebente Siegel (1957) – Johannes in der Arthaus-Krise

Es gibt endlich mal wieder eine Streitfolge: Plor hat Johannes Ingmar Bergmans Klassiker „Das siebente Siegel“ aus dem Jahr 1957 als Hausaufgabe aufgegeben, weil er ihn liebt. Und Johannes? Hasst ihn.

Wir sprechen über bewusste und unbewusste Anachronismen, das ikonische Schachspiel eines Kreuzritters mit dem Tod, über das Mittelalter, die Pest, die frühe Neuzeit, den Totentanz, das Carpe Diem, das Memento Mori und vor allem über einen überbordenden Symbolismus, den man entweder mag oder nicht mag. Und kommen dabei garantiert nicht zu einem Konsens. In diesem Sinne: Let’s get ready to rumble!

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Episode 147: A King in New York – Charles Chaplins USA-Trauma

Endlich wieder Charlie Chaplin… oder Charles Chaplin, wie Johannes nicht müde wird zu betonen. Dieser Charles ist nämlich spätestens in den 1940ern alt und weise und auch irgendwie Auteur geworden. Und das schlägt sich auch in einem seiner letzten Filme, „A King in New York“ aus dem Jahr 1957, nieder.

Diese Tragikomödie ist aus gleich mehrerer Hinsicht spannend. Chaplin verarbeitet hier nämlich seine nicht so prallen Erfahrungen mit den USA während der McCarthey-Ära, das ganze aus dem selbstgewählten Asyl in Europa heraus. Und so mischen sich Begeisterung für das Land der unbegrenzten Möglichkeiten mit Verbitterung, mit satirischem Biss und mit dem für Chaplin typischen Sendungsbewusstsein. Nicht nur das, Chaplin besetzt hier seinen Sohn in einer prominenten Rolle, lässt sich von jungen Frauen verführen, das Gesicht liften und versucht sich in Shakespeare-Rezitation und Whiskey-Werbung. Ob hier Komik oder Tragik dominieren, gilt es herauszufinden, ebenso, wie weit Chaplin mit seiner Konsumkritik, Amerikakritik und Auseinandersetzung mit dem Kommunismus geht.

In unseren Bestenlisten widmen wir uns den besten (oder auch nervigsten) altklugen Kindern im Kino und Fernsehen.

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Episode 111: Der unsichtbare Dritte – Alfred Hitchcocks James Bond?

Wir schreiben das Jahr 1959 – Hitchcock hat schon eine unglaubliche Karriere hinter sich, während James Bond noch drei Jahre auf sich warten lässt.

Was James Bond damit zu tun hat?

Nunja, wenn man sich “Der unsichtbare Dritte” bzw. North by Northwest anschaut, bekommt man das unbestimmte Gefühl, dass alle nachfolgenden Bond Filme von ihm abgeschrieben haben. Es ist ein Agenten-Thriller – mit einem Agenten wider willen. Roger Thornhill wird von Spionen für “George Kaplan” gehalten, der ganz oben auf ihrer “to kill” Liste steht.
Also muss Thornhill sich etwas einfallen lassen, wie er am Leben bleiben und gleichzeitig beweisen kann, dass er nicht Kaplan ist. Dabei reist er mit einer sehr sexuell interessierten Dame durch Amerika, entgeht einigen Anschlägen und bekommt es mit echten Geheimagenten, Spionen und Gangstern – und mit sexuellen Eskapaden zu tun.

Nachdem der Film rauskommt, erhält Hitchcock ein Telegramm eines gewissen Ian Flemming, ob er nicht seine Geschichten um einen Agenten mit der Nummer 007 verfilmen möchte.

Plor, warum ist North by Northwest der erste James Bond und warum nicht? Und… was soll North by Northwest bitte schön für einen Himmelsrichtung sein?

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Episode 103: Wie der Grinch Weihnachten gestohlen hat… und wir es uns zurückholen

Jeder Hörer des Podcasts mag Weihnachten sehr!
Doch Johannes am Mikro fiel der Trubel schwer.
Er hasste die Weihnacht, ja alles daran.
Du fragst Dich warum? Naja, das kann
Wohl kaum jemand richtig erschöpfend ergründen.
Plor versucht die Lösung lang schon zu finden.
Vielleicht mochte er keine Menschenmassen
Die an Weihnachtsmarktbuden nichts unbetatscht lassen.
Vielleicht war es auch der geheuchelte Frieden,
den die Menschen den Rest dieses Jahres nur mieden.
Am wahrscheinlichsten aber, wird dieses hier sein:
Sein Herz für den Kaufrausch war zwei Nummern zu klein.

Warum auch immer, ob dies oder das,
Als die Festtage kamen, verging ihm der Spaß.
„Schau sie nur an, kaufen sie jeden Scheiß?
Beim Black Friday hat ‚Glück‘ einen ganz kleinen Preis!
Das hier macht Haut so glatt, Harnstoff vom Haifisch!
Und dieser Mixer macht Nachbarn ganz neidisch.
Die liebste will nichts! Was besondres dann schon,
Ach, ich kauf einfach sonstwas bei Amazon.“
„Diese Opfer“ dacht er da noch grummelnd bei sich
Und dann noch „Warum verhinder ich s nich?
Weihnachten fällt dieses Jahr einfach aus!
Santa bleibt dies Jahr gemütlich zu Haus!
Doch wie stell ichs nur an, wie stopp ich das Fest?
Wie stell ich die Welt unter Hausarrest?“

Da kam die Idee. Eine schrecklich Idee. Eine wunderbar schrecklich Idee.

„Ich mach einen Podcast! Die Welt ist ganz Ohr!
Stell meine Konsumkritik allen hier vor! PLOOOOR?“

Und? Stimmte Plor ein? Wie lief der Plan? Hört das Gespräch der beiden doch an…

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Episode 99: Singing in the Rain – Das beste Musical aller Zeiten?

Da haben wir es: Mein absolutes Lieblingmusical. Und ich weiß, es ist eine obvious Choice. Aber deswegen habe ich ja auch 99 Episoden gewartet, bis ich ihn eingeworfen habe. Singing in the Rain aus dem Jahr 1952 ist DER Film übers Filmemachen, über den Übergang der Stummfilmzeit in den Tonfilm. Über Hollywoods Macken und sein absurdes Star-System.

Um die Story kurz zu umreißen: Don Lockwood und Lina Lament sind DIE Stummfilmstars ihrer Zeit. Als der Tonfilm aufkommt, wollen sie nicht hinten anstehen und drehen mit neuem Tonequipment, mit dem noch keiner umgehen kann. Durch Lina Laments abschreckende Stimmlage, das übertriebene Schauspiel, sowie schlechte Dialoge, fällt der Film bei einer Testvorführung durch und sie müssen sich was einfallen lassen. Die rettende Idee kommt von Kathy Seldon, der Love-Interest von Don Lockwood. Sie schlägt ein Musical vor und Cosmo Brown, Dons bester Freund schlägt vor, Lina synchronisieren zu lassen. Alle freuen sich, der Film wird ein Erfolg, alle singen und tanzen aus die Maus, nach Haus.

Lieber Plor, auf einer Skala von 10 bis 10, wie großartig findest du diesen Film und wie schwer ist es für dich auszuhalten, dass der beste Film aller Zeiten ausgerechnet ein Musical ist.

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Episode 92: Akira Kurosaswas „Das Schloss im Spinnwebwald“ – Shakespeares MacBeth als Samurai

Das Schloss im Spinnwebwald in Akira Kurosawas gleichnamigen Film aus dem Jahr 1957 (Kumonosu-jō; um einmal den japanischen Originaltitel genannt zu haben) ist der Herrschaftssitz des großen Lords, der über mehrere angrenzende Provinzen herrscht. Die beiden Samurai Washizu und Miki reiten nach einer Dank ihnen erfolgreichen Verteidigungsschlacht zu eben jenem Herrschaftssitz um für ihren Dienst belohnt zu werden. Sie verirren sich im verwinkelten Wald und treffen dort auf einen Geist, der ihnen etwas prophezeit: Bald schon soll Washizu auf dem Thron jenes Schlosses sitzen, gefolgt von Mikis Sohn. Washizus Frau befürchtet, dass diese Vorhersage, Misstrauen im großen Lord gegenüber ihrem Mann wecken könnte. Und so überredet sie ihn, den großen Herrscher zu ermorden. Und so erfüllt sich die erste Prophezeiung. Washizu wird nach dem Mord Herrscher über das Reich… Allerdings findet er darin kein Glück. Überall wittert er Verrat und Feinde. Und er hat Angst vor der zweiten sowie der später gemachten Prophezeiung, dass er seine Macht verlöre, sobald sich die Bäume des Waldes bewegen.

Theater- und literaturaffine Zuhörer*Innen werden es bereits gemerkt haben: Hier wird Shakespeares MacBeth adaptiert, im Japan der Edo-Zeit, mit den Mitteln des Jidai-geki und des No Theaters.

Aber bevor ich den viel zitierten, viel geschorenen und viel missverstandenen Begriff der kulturellen Aneignung in den Raum werfe. Johannes, hat für dich dieser kulturelle Brückenschlag funktioniert?

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