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Kategorie: Amerikanisches Kino

Episode 202: All about Eve – Schlangengrube Theater

Margot ist eine 50er Jahre Theaterdiva wie aus dem Bilderbuch: Sie hasst ihre Fans und beschwert sich, dass sie nie “normale nette Hausfrauen spielen darf, die ihren Mann erschießen”.

Die titelgebende Eve ist ein Fan, wie aus dem Bilderbuch: Verpasst nie eine Vorstellung von Margot und stellt ihrem Idol nach.
Margot allerdings findet Gefallen an Eve und lässt sie eine Weile an ihrem Ruhm schnuppern. Eve macht sich unentbehrlich, indem sie alle möglichen Erledigungen für Margot übernimmt und schon drei Schritte im voraus plant, was Margot irgendwann misstrauisch macht. Sie versucht Eve wieder loszuwerden, aber Eve hat sich festgebissen. Sie wird Margot Zweitbesetzung am Theater, fädelt es so ein, dass sie spielen darf und von der Presse hochgelobt wird und macht sich an Margots Freunde und ihren Mann ran. Kurz sie versucht nicht nur Margot nahe zu sein, sie will Margot’s Leben führen.

Der Film schlägt nicht den großen Bogen, indem er zeigt, wie Margot sich an Eve rächt und Eve scheitert. Nein. Eve bekommt ihren prestigeträchtigen Theaterpreis und Margot setzt sich in ihrer Ehe zur Ruhe. Ein zynisches Ende? Vielleicht, aber auch Eve ist nicht vor anderen hinterhältigen Eve-Derivaten gefeit. In einer letzten Szene steht Phoebe bereit, um sie nach dem Film vom Thron zu schubsen.

Plor, wieviel Lust hast du nach dem Film noch, Theaterstücke für 23 jährige Mädchen zu schreiben?

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Episode 201: Good Will Hunting

Der 20jährige Will ist ein typisches South Boston Raubein. Wenn er nicht gerade in einem seiner Gelegenheitsjobs Uniflure schrubbt oder auf dem Bau arbeitet, zieht er mit seinen Kumpels Chuckie, Billie und Morgan um die Häuser, betrinkt sich, liefert sich Schlägereien und klaut auch einmal ein Auto. Aber Will hat mehr drauf, als man meinen könnte. Er ist extrem intelligent, brillant geradezu. Mit einem anscheinend eidetischen Gedächtnis ausgezeichnet, weiß er alles über amerikanische Geschichte, Physik und Biochemie, und löst hochkomplexe mathematische Gleichungen wie andere Leute Kreuzworträtsel.

So wird der Harvard Mathematikprofessor Gerald auf Will aufmerksam. Ihm gelingt es Will vor einer Gefängnisstrafe wegen Angriffs auf einen Polizisten zu bewahren, aber nur unter der Bedingung. Will soll ihm regelmäßig bei der Beackerung mathematischer Fragestellung assistieren und… sich einer Therapie unterziehen. Die meisten Therapeuten sind jedoch der Intelligenz und Schlagfertigkeit Wills nicht gewachsen. In seiner Verzweiflung wendet sich Jerry an seinen alten Collegefreund Sean, der nach dem Tod seiner Frau als Psychologieprofessor an einem einfachen Community College arbeitet. Sean ist auch brillant und wie Will ein Southie, und es gelingt ihm tatsächlich an den Jungen, der sich im Kampf gegen den Rest der Welt sieht, herazukommen, so dass der sich zum ersten Mal mit seiner schwierigen Vergangenheit, seinem Potential und seinen Zukunftswünschen auseinandersetzt.

Good Will Hunting ist als gemeinsames Drehbuch von Matt Damon und Ben Affleck entstanden, auch irgendwie als Versuch, ihr Schauspieltalent zu präsentieren und sich so in Hollywood einen Namen zu machen. Über 25 Jahre, mehrere Oscarnominierungen und Liaisons mit Jennifer Lopez später ist die Frage, ob das geklappt hat, natürlich albern. Daher was anderes… Johannes… Do you like apples?

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Episode 195: Die Vögel – Tierhorror und Mommy Issues

Als Melanie Daniels den Anwalt Mitch Brenner in einem Vogelfachgeschäft kennenlernt, ist es Liebe auf den ersten Blick. Die beiden Lovebirds verabreden sich einvernehmlich zu einem Wochenende in Mitches Häuschen am See, in dem er sein nettes altes Mütterchen pflegt. Nebenbei lernen beiden ein bisschen was über Ornithologie. Ende.

Naja, gut. Das erste Treffen der beiden klingt eher, als könnten sie sich auf den Tod nicht ausstehen. Und so richtig einvernehmlich ist das Treffen der beiden in Mitchs nettem Häuschen auch nicht. 

Mitch hat nie zugestimmt, dass sie ihn in seinem Häuschen besucht. Sie stalkt ihm hart hinterher und lässt ihm statt eines Pferdekopfes auf dem Bett zwei Vögel im Wohnzimmer da. Überraschenderweise findet Mitch das gar  nicht so creepy und zwischen den beiden entwickelt sich eine sexuelle und vielleicht auch romantische Spannung. Aber so richtig ausleben können sie das ganze nicht, da sich nach und nach sämtliche Vögel der Umgebung zum Flashmob verabreden und über wehrlose Menschen herfallen.

Der Horror bricht über das Städtchen herein und tatsächlich sterben einige Menschen durch Vogelangriffe. Irgendwann sind sie überall. Die Menschen flüchten, wie auch schließlich unsere Protagonisten, die in eine ungewisse Zukunft fahren.

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Episode 194: The Blues Brothers – Action, Comedy and Great Music

Die Blues Brothers, das sind Jake und Elwood Blues, vor allem dem amerikanischen Publikum bekannt aus der Comedy Show Saturday Night Live. In ihrem ersten und einzigen Filmauftritt in Originalbesetzung mit Jim Belushi und Dan Aykroyd erfahren sie, kurz nachdem Jake aus dem Gefängnis entlassen wurde, dass das Waisenhaus, in dem sie gemeinsam aufgewachsen sind, wegen Überschuldung schließen muss. Doch Dank eines James Brown Ex Machina hat Jake die rettende Idee: Die Band! Genauer gesagt, ihre alte Rhythm & Blues Band. Die wollen sie zusammentrommeln, um bei einem großen Konzert die notwendigen Mittel zur Rettung des Waisenhauses einzuspielen. Eine göttliche Mission, die allerdings schwieriger ist als gedacht.

Nicht nur, dass die ehemaligen Bandmitglieder mittlerweile in alle Winde verstreut sind. Zusätzlich werden die beiden Brüder verfolgt: Von einem Haufen Neonazis, einer cholerischen Countryband, der gesamten Polizei des Staates Illinois und Carrie – Princess Leia – Fisher, bewaffnet mit Zeitbomben und einer fucking Bazooka.

Hilfe gibt es von einer ganzen Reihe Musiklegenden: Ray Charles, Aretha Franklin, John Lee Hooker, Cab Calloway und dem bereits erwähnten James Brown als Priester auf Koks.

Johannes, wir hatten hier im Podcast ja schon so manche musikalische Begegnung: Der Swing in Singing in the Rain, der Rock & Roll in Rocky Horror Picture Show, die Klassik in Fantasia. Der Jazz in Soul. Und mit Abba und Mamma Mia. haben wir uns dem – zur Entstehung des Films – deutlich populären Discogenre gewidmet. Wo landet bei dir “Rhythm & Blues” in deiner Mussmanhören-Tier-List. Und kann diese Musik, die schon damals out of date war, einen Film tragen, der ansonsten vor allem aus albernen Gags und Autoverfolgungsjagden besteht?

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Episode 193: Cleopatra (1963) – Teil 2: Und wie sehenswert ist eigentlich der Film?

Endlich ein Episches Historisches Drama, aus der Mitte des Jahrhunderts, Plor. Wie lange haben wir um dieses Genre drumherum manövriert? drei- bis vierstündige große Epen mit großen Kulissen und historischem Unterbau. Männer, als sie noch echte Männer waren, Männer in Rüstung und Rage. Ach ja, und Frauen stehen auch daneben.

Aber Moment, haben wir uns nicht Kleopatra ausgesucht? Stimmt. Die Geschichte zweier Männer, die von einer Frau ruiniert werden. Ja, das klingt nach den 60ern. Wir dürfen vier Stunden dabei zu sehen, wie erst Cäsar und nach seinem Tod Markus Antonius mit Kleopatra anbandeln und ihr verfallen, ihre Frauen betrügen, politisch riskante Manöver fahren, um bei Kleopatra sein zu können, um dann schließlich ihr Leben zu lassen.

Aber weil es die berühmteste Liebesgeschichte der Geschichte ist, ist Kleopatra natürlich nicht nur die giftige Verführerin, sondern auch zutiefst der Liebe verfallen. Ob die Darstellung von Kleopatra, Cäsar und Markus Antonius historisch einigermaßen glaubhaft ist, oder doch zu sehr durch die Brille der 60er guckt, werden wir jetzt ausführlich besprechen müssen.

Plor, du hast Cleopatra nie gesehen, und soweit ich mich erinnere auch sonst nicht viele der großen alten Epen dieser Zeit. Ich kenne dich eigentlich als Completionist, warum bist du denn bisher an diesen Filmen abgeprallt?

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Episode 192: Cleopatra (1963) – Teil 1: Warum hat Hollywood Lack gesoffen?

Es gibt Filme mit absurden Produktionsgeschichten. Auch hier hatten wir schon einige davon: The Man wo killed Don Quijote, Pulgasari, Man on the Moon… Es gibt Filme mit Diven in der Hauptrolle, zerstrittene Produktionsfirmen, überzogene Budgets, Skandale rund um Cast & Crew… und dann gibt es noch Cleopatra. Dieser Monumentalfilm aus dem Jahr 1963 spielt produktionstechnisch nochmal in einer ganz anderen Liga als die zuvor genannten Filme: Geplant als Projekt mit kleinem Budget, um eine angeschlagene Filmindustrie zu retten, entwickelte er sich zu einem der berüchtigsten Katastrophen der Filmgeschichte.

Bereitet euch auf einen wilden Ritt vor, wenn wir uns in der ersten Episode zu diesem monumentalen Desaster mit seiner Produktion und den bizarren Anekdoten drumherum auseinandersetzen.

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Episode 191: Wer hat Angst vor Virginia Woolf? – Die Romantik von toxischen Beziehungen

Es ist zwei Uhr in der Nacht. Der mittelalte Geschichtsprofessor George und seine Frau Martha sind gerade von einer Party nach Hause gekommen und sie machen das, was sie am besten können: Sich triezen, über Nichtigkeiten streiten und sich gegenseitig zerfleischen. Doch heute Nacht steht noch mehr auf dem Programm. Marthas Vater, ein hohes Tier auf dem Campus, hat sie gebeten, nett zu dem jungen Mathe- oder Biologieprofessor Nick und seiner Frau Honey zu sein. Und so hat Martha, zum Missfallen von George, beide kurzerhand zu einer Afterparty eingeladen.

Das Eintreffen der Gäste hindert Martha und George aber nicht daran, ihr Programm zu ändern: Wir erinnern uns: Triezen, streiten, sich gegenseitig zerfleischen. So geht es munter weiter auf dem Feld der elaborierten psychologischen Kriegsführung, und die Gäste werden ohne Rücksicht auf Verluste in den Konflikt hineingezogen. Und wie es sich für einen runden Abend gehört, werden auch Spiele gespielt: Humiliate the Host, get the guest, hump the hostess und last but not least Bringing up Baby, das finale Spiel, das  in einer bizarren Totenmesse für einen imaginären Sohn endet. Aber auch die jungen Gäste haben ihre verborgenen Abgründe, die im formidablen Spiel und Krieg zwischen George und Martha peu à peu ans Licht gezerrt werden.

Und damit kommen wir auch schon zur zentralen Frage dieser Nacht. Wer in dieser höllischen Menage a quatre ist die schrecklichste Person? Gibt es Hoffnung für eine der beiden Ehen? Achja… und hast du Angst vor Virginia Woolf?

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Episode 190: Sherlock Jr. (1924) – Slapstick, Träumerei und technische Höchstleistungen

Busters großer Traum ist die Arbeit als Meisterdetektiv. Sein derzeitiger Job als Mädchen für alles in einem Kino, ist allerdings meilenweit davon entfernt. Als die Taschenuhr des Hausherrn seiner Verlobten gestohlen wird, sieht er seine Chance gekommen, wird allerdings wird schnell selbst des Diebstahls verdächtigt. Buster muss beweisen dass er nicht schuldig ist, sondern sein Rivale Scheich, der sich an seine Verlobte anbiedert.

Viel Zeit hat er nicht, denn die Arbeit ruft. Als Filmvorführer sitzt er im Projektionsraum fest und… schläft ein.
Statt im wahren Leben zu ermitteln, erträumt er sich seine Rache als gewieftes und weit bekanntes Ermittler-Genie. Im Traum schafft er alles mühelos, aber im wahren Leben muss seine Freundin das Verbrechen aufklären, um dann zu ihm zu eilen, ihn aus seinen Heldenträumen aufzuwecken und ihm zu verkünden, dass er freigesprochen ist. The Girl easily saves the day und Buster bleibt nichts anderes als vom Film der gerade läuft Tipps anzunehmen, wie man seine geliebte küsst.

Plor wie oft haben dir Filme schon die Beziehung gerettet und dir gesagt, was du machen musst, um eine schwierige Situation zu überstehen?

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Episode 186: Barbenheimer II – Barbie

Stereotypical Barbie, gespielt von Margot Robbie, lebt mit ihren Freundinnen in Barbieland, einem wunderschönen Plastikort, fernab jeglicher weltlicher Probleme. Zusammen mit den anderen Barbies geniesst sie dort ein sorgenfreies Leben. Und dann gibt es natürlich noch die diversen Kens, allen voran Beach Ken, gespielt von Ryan Gosling, die in diesem Matriarchat vor allem dafür verantwortlich sind, gut auszusehen und Barbie zur Seite zu stehen.

Aber etwas ist komisch in letzter Zeit: Barbies Milch wird sauer, ihr Toast ist verbrannt, sie ist geplagt von Gedanken über den Tod, und am schlimmsten, ihre Füße neigen sich zum Boden. Ganz klar, daran muss ihre Besitzerin in der realen Welt schuld sein. Und so macht sie sich mit dem ungebetenen Fahrgast Ken zusammen auf den Weg in die echte Welt, naja fast, es geht nach Kalifornien, um ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen. Dort wird sie allerdings nicht nur von den oberen Chefs ihres Herstellers Martell gejagt, Ken lernt auch so etwas wie das Patriarchat kennen und bringt dessen Ideen erfolgreich nach Barbieland: Und plötzlich muss sie gleich mehrere Krisen bewältigen: Ihre eigenen Selbstzweifel überwinden, Barbieland aus der Hand des Masochismus befreien und den Konflikt mit ihrer Besitzerin klären.

Barbie aus dem Jahr 2023, Marketingvehikel für Martels berühmte, viel kritisierte Puppe, ein Musical mit bemüht feministischem Subtext, ausgerechnet von einer der besten Indie-Regisseurinnen Amerikas, und dann doch auch noch eine Verbeugung vor dem Spielzeug, das viele Kinder, vor allem Mädchen, glücklich gemacht hat. Eine merkwürdige Mischung… aber bleiben wir kurz bei dem letzten Punkt stehen: Der Nostalgie, dem Spielzeug und einer gar nicht so unwichtigen Frage: Johannes hast du in deiner Kindheit mit Barbie gespielt, hattest du Kontakt zu der Puppe, und wie viel Nostalgie verbindest du mit ihr?

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Episode 185: Barbenheimer I – Oppenheimer

Julius Robert Oppenheimer, der Vater der Atombombe. Ein Vater, der sich reuevoll zeigt, ob seiner Kreation. Christopher Nolan sieht eine in sich gespaltene Figur (Pun intended!). 

Nolan setzt sich hin und versucht die Episoden in Oppenheimers Leben zusammenzutragen, die einem nachvollziehbaren Narrativ folgen: Oppenheimers Studium als junger Mensch. Sein Versuch, seinen Professor mit einem vergifteten Apfel zu strafen. Seine Obsession mit Nils Bohr und mit der Quantenmechanik. Wie er vom Militär angeworben wird, das Manhattanprojekt aufzubauen und zu leiten. Wie er andere Physiker überzeugt, dass es wichtiger ist, vor Hitler die Atombombe zu bauen. Und schließlich, wie sie die Atombombe auf einem Testgebiet zünden.

Aber, oh wai!. Nolan will auf 180 Minuten kommen, damit der Film länger ist, als sein bisher längster Film. Dann lass uns noch hinten ran hängen, wie die Bombe wirklich eingesetzt wird und wie er von Strauss, seinem Arbeitgeber und Weggefährten hintergangen wird und seine Sicherheitsfreigabe in einem bösartigen Tribunal verliert.

Oh Wait. Es ist ja Chris Nolan, er kann das Ding nicht einfach geradeaus erzählen. Dann werfen wir mal alle Teile der Geschichte in den Mixer, mal sehen was passiert. Oh, ein paar Teile haben die Farbe verloren…? Was soll’s. Die Reihenfolge der Ereignisse ist auch schwer wiederherstellbar, naja. Ich sag mal so: KUNST.

180 Minuten erzählt Nolan in bombastischen Bildern, wie es zur Atombombe kam und wie Oppenheimer diese Zeit erlebt hat. Oder erlebt haben könnte. Und vor allem: er lässt uns diese schreckliche Waffe erleben und wir dürfen uns judgmental fragen: Wie moralisch fragwürdig war diese Projekt und wäre es wirklich nötig gewesen, die Bomben am Ende des Weltkrieges, NACH Hitlers Tod, noch schnell auf Japan zu werfen?

Diese Frage gebe ich gleich mal an dich weiter. Plor.

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