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Kategorie: deutsches Kino

Episode 156: Die Feuerzangenbowle …Und einen guten Rutsch ins neue Jahr

Für den weihnachtlichen Kater, vielleicht auch für das Vorglühen zu Silvester hat Johannes diese Woche „Die Feuerzangenbowle“ von Helmut Weiss mit Heinz Rühmann aus dem Jahr 1944 mitgebracht. Wie schlägt sich der Film im Vergleich zur Vorlage von Heinrich Spoerl? Wie schlägt sich die Endzeit des Nationalsozialismus in dieser locker leichten und nostalgischen Komödie wider? Und funktioniert dieser Klassiker auch heute noch zu Weihnachten oder Silvester?

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Episode 146: Victoria – One Shot Gimmick oder zurecht junger deutscher Kultfilm?

In dieser Episode reden wir über einen der jüngsten deutschen Kultfilme, Victoria aus dem Jahr 2015, dessen 140 Minuten in einem einzigen Take, ohne Schnitte, gedreht wurden. Handelt es sich dadurch bei Sebastian Schippers Werk um einen reinen Gimmick-Film oder hat er mehr zu bieten als seinen beeindruckenden Entstehungsprozess? Dem gehen wir auf den Grund, während wir über Berliner Nächte, Improvisationskunst, glaubhafte Charaktere und Coolness im deutschen Film plaudern.

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Episode 138: M – Eine Stadt sucht einen Mörder und Fritz Lang sucht den Tonfilm

Wir haben endlich mal wieder Besuch. Aus Zürich ist uns Weinkenner und Filmliebhaber Christian zugeschaltet, der mit seinem eigenen Podcast 101 Jahre des Filmes durch die komplette Filmgeschichte wandert. Uns hat er den Fritz Lang Klassiker „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ aus dem Jahr 1931 mitgebracht. 

Gemeinsam sprechen wir über Fritz Langs Wechsel vom Stumm- zum Tonfilm, über die Darstellung von Stadt und Milieu in diesem dokumentarischen Film und über die Verschränkungen von Thriller und Drama, Realismus und Fiktion, Expressivität und Sachlichkeit.

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Episode 136: Orphea in Love – Kino als Opernbühne

Nachdem das beim aktuellen Indiana Jones so gut geklappt hat, beschließen wir gleich nochmal ins Kino in einen aktuellen Film zu gehen: Anderes Genre, anderes Land, anderes Zielpublikum… Aber auch wenn es sich bei Orphea in Love nicht um einen Big Budget Hollywood-Film handelt, so kommt er doch mit einem ähnlichen Selbstbewusstsein daher: Axel Ranisch versucht hier nichts geringeres, als seine Liebe zur Oper auf die Leinwand zu bringen und seinem Publikum zu vermitteln.

Ob er uns damit gewinnen konnte, klären wir im Gespräch über antike Mythen, klassische und aktuelle Opern sowie die Liebe zur Musik und zur Kunst im Generellen.

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Episode 113: Blind Date – Olli Dittrichs und Anke Engelkes Improtheater

Olli Dittrich und Anke Engelke dürften selbst dem härtesten Fernseh- und deutsche Medienlandschaft – Muffel etwas sagen. Ich kenne Olli Dittrich vor allem aus “RTL Samstag Nacht”, wo er DER Parodist schlechthin war und Anke Engelke kenne ich seit der Wochenshow. Meine Güte bin ich alt.

Die beiden waren also in unterschiedlichen Comedyformaten im Fernsehen unter Vertrag. Und 2001 dachte Olli Dittrich sich offenbar: Die Anke von der Konkurrenz, die ist richtig gut! Mit der muss ich dringend mal was machen. Es schien nur wenig Zeit zu geben, also beschlossen sie eine Impro-Szene zu drehen. Das ganze scheint so erfolgreich gewesen zu sein, dass sie danach noch weitere 5 Folgen drehen durften – obwohl das Format schon wirklich sehr sperrig war, für die Zeit und die Sehgewohnheiten, für das RTL und Sat 1 Publikum.

Zwei Menschen, die sich eine Stunde lang oder gar länger in einem eng abgesteckten Raum begegnen. Das erste Mal ein Blind Date in einem Restaurant, dann in einem Taxi nach Schweinau, im Aufzug, in einem Zug, zur Elternsprechstunde und im Hotelzimmer. Immer überlegen sich beide ihre Rollen vorher, sagen dem anderen aber nicht, was sie sich ausgedacht haben und begegnen dann einander wie Fremde, die sich dann streiten, verlieben, rumjammern und angeben.
Das ganze klingt, als hätte es großes Potenzial zu scheitern. Mit etwas Pech bleibt es einfach nur “Before Sunset” für Arme. Aber! Es sind ja immer noch Olli Dittrich und Anke Engelke. Können die beiden dem Format Leben einhauchen, dem man eine Stunde oder eineinhalb zuschauen möchte? Was meinst du … ah! Moment, diese Frage is mir zu Lmae. nehmen wir lieber die Frage die die ruhige Ruth dem Uwe auf der Taxifahrt stellt: “Was passiert mit dem Loch, wenn der Käse weg ist?”

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Episode 107: Schultze gets the Blues

„Schultze gets the Blues“ aus dem Jahr 2003 handelt von Schultze.

Schultze hat ein sehr eingetaktetes Leben in einem kleinen anhaltinischen Ort. Sein Leben pendelt zwischen Arbeit im Bergwerk, Kneipenbesuch, Schrebergarten, Musikverein und Angeln. Aber Schultze und seine Kumpels Manfred und Jürgen werden in den Vorruhestand geschickt.

Plötzlich gibt es eine Lücke im Leben zu füllen, die offenbart, dass Schultze vielleicht auch noch andere Ambitionen gehabt hätte. Er hört einen Song im Radio, der ihn erst zu schockieren, dann zu faszinieren scheint: Zydeco, Musik aus Louisiana – die er gleich an seinem Akkordeon ausprobiert. Irgendwie lässt es ihn nicht los, trotz seiner erfolglosen Versuche, die anderen für diese Musik zu begeistern.

Aber sein Musikverein erkennt seine Leidenschaft und schickt ihn zum Kulturaustausch nach Louisiana – wo er zur “Wurstfeier” mit Jodlern und deutscher Nationalhymne, seine Polka spielen soll.

Eine späte Reise zu neuen Leidenschaften.
Plor, welche Leidenschaften könntest du dir vorstellen im alter zu entdecken?

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Episode 83: 23 – Nichts ist wie es scheint

23, die Zahl des Unglücks, die Zahl der Zerstörung, die Zahl der Illuminaten und der Titel des Films über Karl Koch, der sich Mitte/ Ende der 80er als Hacker einen Namen machte. Der Anfangs 19 jährige und seine Crew hacken sich in verschiedene westliche Computersysteme, von zum Beispiel Atomkraftwerken und diversen Firmen erst Deutschland und dann auch weltweit. Um Geld für den zunehmenden Drogenkonsum zu akquirieren, verkaufen sie die gewonnenen Informationen an das KGB, die Russen.
Was als Idealismus beginnt, führt in eine Abwärtsspirale von Drogen, Verschwörungstheorien, Verfolgungswahn und Kriminalität.

Eine Zeitreise in die 80er, die Zeit der Commodore-PCs und Akustikkopplern und sehr rudimentärem Internet.

Plor, konntest du dem Verschwörungswahn und dem Hackerslang folgen, oder warst du nie so der Typ für conspiracy und unbefugter Datenbeschaffung? Und beachte, dass ich um deine illegale Zeit im Internet weiß, um mal kryptisch zu bleiben.

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Episode 82: Häppchenweise – two dudes talking porn

Willkommen zum mussmansehen Porno-Filmfestival und zur in der Frühzeit unseres Podcasts bereits erörterten Gretchenfrage: Kann Porno Kunst sein? Unsere Vertreterin des Pros ist dieses Mal Wissenschaftlerin und Regisseurin Maike Brochhaus, die 2013 mit “Häppchenweise” ein postpornografisches Experiment wagte.

Sechs Personen, die sich vorher nie gesehen haben, eine ganze Nacht zusammen auf engstem WG-Raum, ständig überwacht von mehreren Kameras. So weit so Big Brother. Aber im Gegensatz zu diversen Social Documentary Trash-Formaten gehören zum Häppchenweise-Fundus auch ein Flaschendrehspiel, die zuvor bekundete Bereitschaft der sich Sex vor der Kamera vorstellen zu können und Teilnehmer*Innen aus der woken Millennial-Bubble, von denen eben nicht nur Körperlichkeit sondern auch eine Menge Reflexion über dieselbe erwartet werden darf.

Und so erleben wir nicht nur einen Post- sondern vor allem einen Meta-Porno, in dem ausgiebiger über Sex geredet als dass dieser zelebriert wird. Das hat dann bei der Freiwilligen Selbstkontrolle sogar für ein FSK ab 16 gereicht, obwohl es zusätzlich alle Ingredienzen klassischer Filmpornografie gibt: Nackte Haut, erigierte Genitalien, Petting und Fellatio.

Und damit kommen wir zur Gretchenfrage dieses Films: Trotz Metaebenen, trotz experimentellen Ansatzes, trotz Zerfaserung, Zerredung und Akademisierung… Hat es denn auch ein wenig geknistert? Johannes?

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Episode 72: No Exit und der deutsche Rechtsextremismus

No Exit, zu gut deutsch “Kein Ausweg”. So lassen sich wohl ganz gut die Lebensumstände vieler Menschen im Frankfurt Oder der frühen 2000er Jahre zusammenzufassen. Um der brandenburgischen Tristesse zu entkommen, vielleicht auch um ein politisches Zeichen zu setzen, vielleicht auch einfach nur um etwas menschliche Nähe zu erfahren gründen einige junge Frankfurter*Innen eine rechtsextreme, freie Kameradschaft.

Da ist der 22jährige Nico, Finanzberater und NPD-Mitglied. Er wäre gerne Führungsfigur, politische Autorität, scheitert mit seinen Bildungs- und Propagandaveranstaltungen aber immer am Desinteresse seiner Kameraden. Da ist die 28jährige Connie. Sie hat ein kleines Kind von einem Marokkaner, mehrere gewalttätige Beziehungen hinter sich und will eigentlich nur ein wenig Halt in ihrem Leben. Da ist der 19jährige Bibi, der im Kinderheim groß geworden ist und einer Haftstrafe wegen schwerer Körperverletzung entgegenblickt.

Franziska Tenner porträtiert in ihrem 2004er Dokumentarfilm “No Exit” diese drei Protagonisten sowohl intim als auch mit ironischer Distanz. Kommentiert wird viel, nicht verbal, aber in der Auswahl und Montage der Bilder und Geschichten. Tenner interessiert sich nach eigenen Angaben wenig für die politische Seite der Kameradschaft sondern viel mehr für ihr bizarres Scheitern und die traurigen Hintergründe ihrer Mitglieder*Innen. Und das sieht man diesem Film auch an, dem vor allem von der linken Filmkritik seine apolitische Stoßrichtung und sogar Verharmlosung rechtsextremer Strukturen vorgeworfen wurde.

Und so gebe ich deren Frage gleich mal an dich weiter, Johannes: Ist die Perspektive dieses Films problematisch angesichts der real existierenden rechtsextremen Bedrohung um den Jahrtausendwechsel? Und hat er heute noch Relevanz, wo wir mit ganz anderen Erscheinungsformen der extremen Rechten konfrontiert sind?

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Episode 60: Bang Boom Bang

Jetzt ist hier Schluss mit dreistündigen Import-Filmen, die selbst imdb nicht kennt und auch Schluss mit ton- und farblosen Clownsparaden, aus einer Zeit, als ein Ausrutscher auf der Bananenschale noch als gute Abendunterhaltung durchging.

„Bang, Boom, Bang “ aus dem Jahre 1999 ist weder schlau geschrieben, noch schön gedreht. Er ist, viel schlimmer: Kult! Zumindest im Ruhrgebiet. Die Sprüche des Films sind zumindest aus meiner Jugend nicht mehr wegzudenken: „Was hat der meine Olle zu ficken?“, „Der Pferd heißt Horst!“, „Ich bin da was am planen dran!“
Worum geht es? Die Geschichte ist beinahe ein wenig egal. Eine Gangster-Komödie. Jeder bescheißt jeden, alle brauchen Kohle. Kein Glamour, keine schlau ausgeklügelten Heist-Pläne, dafür aber
absurde Charaktere und großartige Schauspieler.

Man könnte mit dem Lexikons des Internationalen Films gehen, die eher kritisch urteilen: „dramaturgisch unausgegorene, streckenweise zotige Ruhrpottklamotte, deren ordinärer Tonfall
genauso aufgesetzt wirkt wie einige nur um des Gags willen inszenierte Zynismen.“ blablabla. Oder man hört auf die Leute, auf die es ankommt: YouTube-Kommentatoren, die sagen „dieser film
kann in einem atemzug mit Scarface, Casino, Leon der Profi und anderen Klassikern genannt werden. Das beste was deutsche Schauspielkunst je hervorgebracht hat.

Man könnte sagen LEGENDÄR!“

Also Plor, also Johannes – fühlt ihr endlich auch die Ballonseide auf eurer Haut und die Currywurst im Magen? Waren das 104 Minuten Hardcore – echte Gefühle?

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