Kategorie: Romantisches

Episode 105: Doris Day als Spion in Spitzenhöschen

Endlich ein Doris Day Film. Da wir eh viel über Doris Day reden werden, echt nur schnell die Zusammenfassung der Handlung: Die Witwe Jennifer Nelson arbeitet als Meerjungfrau bei ihren Eltern. Als solche wird sie vom neuen Chef aufgegabelt und nach allen Regeln der Kunst objetkifiziert. Natürlich verliebt sie sich daraufhin in ihn. Da sie in den 60ern bei der NASA arbeiten, eignet sich das Grundgerüst eines Spionage-Spoofs bestens für die kommenden Verstrickungen. Jennifer Nelson wird der Spionage verdächtigt, weil sie jeden Tag ihren Hund Wladimir anruft.

Im Grunde eine „Bekommen sie sich oder bekommen sie sich?“ Geschichte, mit albernen Slapstickeinlagen und ganz vielen Harmlosigkeiten.

Deswegen meine Frage jetzt an dich, um im Sinne des Films zu bleiben: Und du so?

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Episode 99: Singing in the Rain – Das beste Musical aller Zeiten?

Da haben wir es: Mein absolutes Lieblingmusical. Und ich weiß, es ist eine obvious Choice. Aber deswegen habe ich ja auch 99 Episoden gewartet, bis ich ihn eingeworfen habe. Singing in the Rain aus dem Jahr 1952 ist DER Film übers Filmemachen, über den Übergang der Stummfilmzeit in den Tonfilm. Über Hollywoods Macken und sein absurdes Star-System.

Um die Story kurz zu umreißen: Don Lockwood und Lina Lament sind DIE Stummfilmstars ihrer Zeit. Als der Tonfilm aufkommt, wollen sie nicht hinten anstehen und drehen mit neuem Tonequipment, mit dem noch keiner umgehen kann. Durch Lina Laments abschreckende Stimmlage, das übertriebene Schauspiel, sowie schlechte Dialoge, fällt der Film bei einer Testvorführung durch und sie müssen sich was einfallen lassen. Die rettende Idee kommt von Kathy Seldon, der Love-Interest von Don Lockwood. Sie schlägt ein Musical vor und Cosmo Brown, Dons bester Freund schlägt vor, Lina synchronisieren zu lassen. Alle freuen sich, der Film wird ein Erfolg, alle singen und tanzen aus die Maus, nach Haus.

Lieber Plor, auf einer Skala von 10 bis 10, wie großartig findest du diesen Film und wie schwer ist es für dich auszuhalten, dass der beste Film aller Zeiten ausgerechnet ein Musical ist.

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Episode 96: Die Reifeprüfung – Filmklassiker versus Feminismus

Die Reifeprüfung – Originaltitel: The Graduate – aus dem Jahr 1967 erzählt die Geschichte des 21 jährigen Benjamin Braddock, der gerade das College abgeschlossen hat und den Sommer zu Hause bei seinen Eltern verbringt. Aber der junge Absolvent fühlt sich unwohl in der von Oberflächlichkeiten geprägten Welt der oberen Mittelschicht. Er weiß nicht wohin mit sich und hat nur ein vages Gefühl davon, dass sein Leben irgendwie anders aussehen soll.

Mrs. Robinson, die Ehefrau des Geschäftspartners seines Vaters nutzt die Verlorenheit Benjamins gnadenlos aus und verführt ihn. Trotz einigem Widerstand von seiner Seite beginnen die beiden schließlich eine Affäre, die den gesamten Sommer anhält. Aber da gibt es auch noch ihre Tochter Elaine, mit der ihn seine Eltern nur allzu gerne verkuppeln würden. Bei dem von den Älteren arrangierten Date passiert es dann auch noch tatsächlich, dass Ben sich in Elaine verliebt, was nachvollziehbarerweise alles andere als Begeisterungsstürme bei Mrs. Robinson auslöst.

Auf dem Papier eine straight forward erzählte Romcom… und zumindest meiner Meinung nach doch sehr viel mehr. The Graduate ist ein ungemein reicher Film: Reich an Bildsprache, reich an subtilen thematischen Einschüben, reich an satirischen Spitzen und einer dichten Inszenierung, die ihn zu einem Wegbereiter und Musterbeispiel des New Hollywood werden lässt.

Aber vielleicht siehst du es ja doch eher wie der späte Roger Ebert, Johannes, und erblickst hierin nicht mehr als eine nette – mit dem für seine Zeit Skandalösen spielende – Tragikomödie. Ich hoffe doch nicht, und bedenke bei deiner Antwort, dass du hier einer meiner absoluten Lieblingsfilme vor dir hast.

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Episode 87: Scared Stiff – Dean Martin und Jerry Lewis sind starr vor Angst

Jerry Lewis und Dean Martin. Eines DER Duos der 40er und 50er Jahre. Zusammen haben sie siebzehn Komödien gedreht und eine riesige Fangemeinde bis heute hinter sich versammelt, wobei Dean Martin gefühlt fast immer der Salonsänger und Jerry Lewis immer der tolpatschige Antiheld war.

In Scared Stiff aus dem Jahr 1953 muss Dean Martin wegen einer Verwechslung vor der Verfolgung durch die Polizei flüchten und hängt sich an eine zufälligerweise sehr schöne Frau, die ihm auch noch sehr gewogen ist. Gemeinsam mit Jerry Lewis flüchten die drei nach Cuba, wo sie eine Insel besitzt auf der ein Spukschloss steht, das natürlich für Gruselmomente sorgen soll.

Plor. Hat es dich gegruselt? Und wenn ja, dann der spannungsvollen Inszenierung wegen, oder wegen der Einfallslosen Slapstikeinlagen und der Stereotype deren sich der Film bedient?

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Episode 82: Häppchenweise – two dudes talking porn

Willkommen zum mussmansehen Porno-Filmfestival und zur in der Frühzeit unseres Podcasts bereits erörterten Gretchenfrage: Kann Porno Kunst sein? Unsere Vertreterin des Pros ist dieses Mal Wissenschaftlerin und Regisseurin Maike Brochhaus, die 2013 mit “Häppchenweise” ein postpornografisches Experiment wagte.

Sechs Personen, die sich vorher nie gesehen haben, eine ganze Nacht zusammen auf engstem WG-Raum, ständig überwacht von mehreren Kameras. So weit so Big Brother. Aber im Gegensatz zu diversen Social Documentary Trash-Formaten gehören zum Häppchenweise-Fundus auch ein Flaschendrehspiel, die zuvor bekundete Bereitschaft der sich Sex vor der Kamera vorstellen zu können und Teilnehmer*Innen aus der woken Millennial-Bubble, von denen eben nicht nur Körperlichkeit sondern auch eine Menge Reflexion über dieselbe erwartet werden darf.

Und so erleben wir nicht nur einen Post- sondern vor allem einen Meta-Porno, in dem ausgiebiger über Sex geredet als dass dieser zelebriert wird. Das hat dann bei der Freiwilligen Selbstkontrolle sogar für ein FSK ab 16 gereicht, obwohl es zusätzlich alle Ingredienzen klassischer Filmpornografie gibt: Nackte Haut, erigierte Genitalien, Petting und Fellatio.

Und damit kommen wir zur Gretchenfrage dieses Films: Trotz Metaebenen, trotz experimentellen Ansatzes, trotz Zerfaserung, Zerredung und Akademisierung… Hat es denn auch ein wenig geknistert? Johannes?

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Episode 73: The French Dispatch – Ein Wes Anderson Kondensat

The French Dispatch aus dem Jahr 2021 ist Wes Andersons zehnter Film und – Ooooh Boy! – hat er seinen Stil perfektioniert über die Jahre, die er Filme machen durfte.

Wer einmal einen Wes Anderson Film gesehen hat, dürfte jeden Folgenden schnell erkennen. Sein visueller und auch narrativer Stil ist unverkennbar. Seine Art mit Symmetrien zu spielen, Farben einzusetzen, Szenen rhythmisch aufzubauen sowie Dialoge zu schreiben und zu inszenieren, dürfte in der Kombination einmalig sein.

The French Dispatch ist eine Liebeserklärung an den Journalismus und an eine Blütezeit des Selbigen, die es eigentlich so nie gab. Unterstelle ich mal. Und doch sind seine Referenzen zu tatsächlich existierenden Autoren sehr konkret. Der Film ist anthologisch und unterteilt sich in eine Rahmenhandlung, und vier oft sehr absurd erzählte Stories der Journalisten für das titelgebende Magazin. Vier Stories, die nicht viel miteinander zu tun haben, außer der Liebe zum Geschichtenerzählen.

Plor, der Film hat bei seiner Premiere in Cannes neun Minuten Standing Ovations erhalten. Zurecht? Was meinst du?

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Episode 71: Wings (1927) – Der erste Oscargewinner und sein queerer Subtext

Wir sprechen über den ersten Oscar-Gewinner der Filmgeschichte, Wings aus dem Jahr 1927: Es geht um Luftkampf, Kriegsaction, Romantik und vielleicht den einen oder anderen queeren Subtext.

Wings war eine von 1971 bis 1981 bestehende Rockband von Paul McCartney mit seiner ersten Ehefrau Linda… Nee, Moment, falscher Wikipediaartikel. Wings… verdammt Google findet es nicht… Ah! 1927 dazu eingeben. Ha!

Wings ist der erschreckend unbekannte Stummfilm der End-20er Jahre, in dem der erste gleichgeschlechtliche Kuss der Filmgeschichte zu sehen ist. Der Film, der die krassesten Flugaufnahmen zu bieten hat, die noch auf Jahrzehnte die Latte für Luftfahrt-Action gelegt haben. Und dazu dann noch der Gewinner der allerersten Oscars…

Doch worum geht es?

Also… Mary liebt Jack, Jack liebt Sylvia, Silvia aber liebt David. Jack und David lieben die Fliegerei und schließlich auch einander. Dazwischen ist Krieg. David stirbt. Jack liebt nun doch Mary, weil sie übrig bleibt.
Ende.

Man könnte den Eindruck bekommen es werde viel geliebt, aber viel mehr noch wird geflogen, geschossen und gelesen, nämlich Zwischentitel. Is ja n Stummfilm.

So. Plor, was hat dich denn an den Fernseher gefesselt? Die Liebe oder der Krieg?

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Episode 68: Groundhog Day – Das Murmeltier und die Five Stages of Grief

Its Groundhog day! Its Groundhog day! Its Groundhog day! Wieder und wieder und wieder…
Was kann man aus dem wiederholen von Fehlern lernen? Kann man sein Wesen um 180 Grad drehen, wenn man sich nur lang genug selbst langweilt?

Den meisten Zuhörer*Innen werde ich diesen Film aus dem Jahr 1993 nicht vorstellen müssen, trotzdem sei in kürze zusammengefasst: Phil ist ein miesepetriger Wetterfrosch, der als Reporter zum Murmeltiertag in ein kleines Städtchen geschickt wird um dort von den Festivitäten zu berichten. Nach widerwillig vollbrachtem Tag wacht er am nächsten wieder am 2. Februar, dem Murmeltiertag auf. Und am nächsten Tag ist wieder der 2. Februar. Murmeltiertag in a loop. Uns beschleicht natürlich schnell der Verdacht dass Phil lernen soll nett zu seinen Mitmenschen zu sein und den inneren Scrooge abzulegen.

Natürlich gibt es eine entsporechende Liebesgeschichte mit der großartigen Andie MacDowell, die ihm als Love Interest ein paar dutzend Ohrfeigen geben darf. Bill Murray in Höchstform und ein Comedy-Drama wie es im Lehrbuch steht und vielleicht genau wegen dieses Films dort seinen Platz findet. Ein Rewatch, der sich gelohnt hat? Oder einer der einen dazu bringt sich mit einem Murmeltier von einer Klippe zu stürzen? Was meinst du Plor? Was würdest du mit der Zeit machen?

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Episode 52: 2046

2046 ist das letzte Jahr von Hongkongs Sonderstatus als autonome Sonderverwaltungszone innerhalb der Volksrepublik China. 2046 ist die Nummer des Hotelzimmers, neben dem der Schriftsteller Chow Mo-Wan im Hong Kong des Jahres 1968 sein Quartier bezieht. Er mag die Zahl, nicht zuletzt auch, weil das Hotelzimmer, in dem er viele Jahre zuvor eine Affäre hatte, die gleiche Nummer besaß. 2046 ist der Titel des von Chow geplanten Romans. Es geht weniger um das Jahr 2046 als vielmehr um einen abstrakten zukünftigen Ort, 2046, ein Ort der Sehnsucht, durchzogen von einem komplexen Schienennetz, ein Ort, der sich – so sagt man – nie verändert. Menschen pendeln in endlos lange fahrenden Zügen dort hin… oder von dort weg, und einer der Passagiere verliebt sich in eine Androidin, die seine Liebe jedoch nicht erwidern kann.

2046 aus dem Jahr 2004 ist der achte Spielfilm von Wong Kar Wai, einem der wichtigsten Regisseure Hongkongs. Er erzählt von Chows Leben im Hotelzimmer 2047 und vor allem von den Frauen, denen er im Nebenzimmer 2046 begegnet. Da ist die Tänzerin Lulu, der er einst in Singapur begegnete und die sich nicht mehr an ihn erinnern kann. Da ist Jing-Wen, die Tochter des Hotelbesitzers, die in einen Japaner verliebt ist, der von ihrem Vater nicht akzeptiert wird. Da ist die Prostituierte Bai Ling, die sich schließlich auf eine leidenschaftliche Affäre mit Chow einlässt. Dazwischen gibt es Erinnerungen an verflossene Lieben und Affären, Träume und Hoffnungen… und eine scheinbar stillstehende Zeit, zumindest zeitweise.

Der ultimative Liebesfilm, so wurde 2046 im deutschen Verleih genannt. Ein größenwahnsinniges Statement, aber durchaus ein passendes. In 2046 geht es um die Liebe als Sehnsuchtsort, als abstrakten Raum, als Gesuchtes und Nicht Gefundenes. Als Versprechen, dass es bei dem nächsten Mal vielleicht doch endlich klappen wird. Als Hoffnung und Enttäuschung. Das alles in elegischen Cinemascope-Bildern, die sich in ihrer beiläufigen Poesie immer wieder einer konkreten Erzählung entziehen. Und dann auch noch mit der kulturellen Barriere, die ein Film aus Hong Kong für uns als westliches Publikum praktisch zwangsläufig mitbringt.

Puh… trotzdem sehenswert? Johannes?

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Episode 40: Is‘ was, Doc?

Text von Johannes:

Die Screwballkomödie „Is was Doc“ von Peter Bogdanovich aus dem Jahre 1972 erzählt uns eine Gesichte vierer Taschen.

Genau!

Vier. Taschen. Vier identische Taschen noch dazu. Und sie erzählt uns von deren mehr oder weniger wertvollen Inhalt. Eine Verwechslungskomödie mit Vierlingstaschen also.

Achja und natürlich ist es eine Geschichte über aggressives Stalking und dessen dramatische Folgen. In einer Zeit in der Stalking noch als romantisch erzählt wurde, darf die junge Barbra Streisand bzw. Judy Maxwell wie sie hier heißt, dem Nerd Howard Bannister hinterher steigen und durch intrigante Streiche dafür sorgen, dass sich seine beruflichen wie privaten Träume erfüllen, auch wenn er die Privaten bis dato noch nicht einmal kannte.

Wenn man sich der Naivität, mit der dieses Thema angegangen wird, einmal hingibt, kann man sehr viel Spaß haben, oder Plor?

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