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Kategorie: 1990er

Episode 86: Prinzessin Mononoke und die Filme des Studio Ghibli

Mononoke oder auch Yōkai, (Obake) ist in Japan die Bezeichnung für gefährliche übernatürliche Wesen, am ehesten vergleichbar mit den Kreaturen, die wir im Westen als Dämonen bezeichnen. Im Mittelpunkt des Studio Ghibli Animes Mononoke Hime aus dem Jahr 1997 steht also eine Dämonenprinzessin… zumindest ist sie das in den Augen ihrer Antagonist*Innen.

Im Zentrum des Films steht aber vor allem ein junger Emishi-Prinz namens Ashitaka, der sich nach dem Kampf gegen ein rasendes dämonisches Wildschwein auf den Weg macht, um dessen Fluch loszuwerden, der seinen Arm befallen hat und ihn langsam von innen auffrisst. Auf der Suche nach Heilung findet er eine vormoderne Eisenhütten-Stadt, in der ehemalige Prostituierte und Leprakranke für die Herrscherin Eboshi Eisen verarbeiten und Waffen herstellen. Diese sind notwendig, um den Übergriffen der kriegerischen Samurai der Nachbarstädte Einhalt zu gebieten. Aber dafür muss der anliegende Wald gerodet werden, was nicht weniger bedeutet als eine Kriegserklärung an die dort lebenden Natur- und Tiergötter, die von der jungen Kriegerin San – der titelgebenden Mononoke – begleitet werden. Ashitaka findet sich inmitten eines weitreichenden Konfliktes wieder.

Naturgötter, Dämonen, Samurai, der Kampf zwischen Tradition und Moderne in der Vor-Edo-Zeit, klassische japanische Hierarchien… Puh. Wir haben also wieder einen ganzen Batzen an fernöstlicher Kultur und Mythologie, durch den wir uns als halbgebildete Europäer wühlen müssen. Ja müssen, haben wir es hier doch mit dem in seiner Zeit erfolgreichsten Film Japans, einem prototypischen Hayao Miyazaki Meisterwerk und dem wohl epischsten Anime des Studio Ghibli zu tun. Ein Film, der auch ein westliches Publikum für sich gewinnen konnte und sogar von Disney international vertrieben wurde.

Auch dich? Johannes? Oder warst du mal wieder Lost in Translation, Johannes?

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Episode 83: 23 – Nichts ist wie es scheint

23, die Zahl des Unglücks, die Zahl der Zerstörung, die Zahl der Illuminaten und der Titel des Films über Karl Koch, der sich Mitte/ Ende der 80er als Hacker einen Namen machte. Der Anfangs 19 jährige und seine Crew hacken sich in verschiedene westliche Computersysteme, von zum Beispiel Atomkraftwerken und diversen Firmen erst Deutschland und dann auch weltweit. Um Geld für den zunehmenden Drogenkonsum zu akquirieren, verkaufen sie die gewonnenen Informationen an das KGB, die Russen.
Was als Idealismus beginnt, führt in eine Abwärtsspirale von Drogen, Verschwörungstheorien, Verfolgungswahn und Kriminalität.

Eine Zeitreise in die 80er, die Zeit der Commodore-PCs und Akustikkopplern und sehr rudimentärem Internet.

Plor, konntest du dem Verschwörungswahn und dem Hackerslang folgen, oder warst du nie so der Typ für conspiracy und unbefugter Datenbeschaffung? Und beachte, dass ich um deine illegale Zeit im Internet weiß, um mal kryptisch zu bleiben.

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Episode 79: Conceiving Ada – Ada Lovelace im Cyberspace

Conceiving Ada: Ich muss so 19 gewesen sein, als mir dieser Film von einer großen und tragischen Liebe anempfohlen wurde. Der gerade in seiner philosophischen Adoleszenz befindliche junge Mann in mir, schaut den Film wie einen Fiebertraum, der nur selten auf der erzählerisch/logischen Ebene Sinn ergibt, aber in Weltschmerzkerben, Weltverständniskonzepte und Weltgeschichtserforschungsdrang hineinsticht und darin rumstochert.

Die faszinierende in Vergessenheit geratene Persönlichkeit der Ada Lovelace, die als erste programmiererin der Geschichte gehandelt wird, wird hier porträtiert und durch den Spin der Zeitreise auch dem Science Fiction Nerd näher gebracht. Oder man versucht es zumindest. Ob das und warum das gelingt oder nicht, wäre nun zu besprechen. Es ist nicht ganz leicht, finde ich, die Fäden des Films in der Hand zu behalten.

Plor, wo laufen denn für dich die Hauptfäden des Films entlang und wolltest du ihnen gerne folgen?

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Episode 68: Groundhog Day – Das Murmeltier und die Five Stages of Grief

Its Groundhog day! Its Groundhog day! Its Groundhog day! Wieder und wieder und wieder…
Was kann man aus dem wiederholen von Fehlern lernen? Kann man sein Wesen um 180 Grad drehen, wenn man sich nur lang genug selbst langweilt?

Den meisten Zuhörer*Innen werde ich diesen Film aus dem Jahr 1993 nicht vorstellen müssen, trotzdem sei in kürze zusammengefasst: Phil ist ein miesepetriger Wetterfrosch, der als Reporter zum Murmeltiertag in ein kleines Städtchen geschickt wird um dort von den Festivitäten zu berichten. Nach widerwillig vollbrachtem Tag wacht er am nächsten wieder am 2. Februar, dem Murmeltiertag auf. Und am nächsten Tag ist wieder der 2. Februar. Murmeltiertag in a loop. Uns beschleicht natürlich schnell der Verdacht dass Phil lernen soll nett zu seinen Mitmenschen zu sein und den inneren Scrooge abzulegen.

Natürlich gibt es eine entsporechende Liebesgeschichte mit der großartigen Andie MacDowell, die ihm als Love Interest ein paar dutzend Ohrfeigen geben darf. Bill Murray in Höchstform und ein Comedy-Drama wie es im Lehrbuch steht und vielleicht genau wegen dieses Films dort seinen Platz findet. Ein Rewatch, der sich gelohnt hat? Oder einer der einen dazu bringt sich mit einem Murmeltier von einer Klippe zu stürzen? Was meinst du Plor? Was würdest du mit der Zeit machen?

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Episode 60: Bang Boom Bang

Jetzt ist hier Schluss mit dreistündigen Import-Filmen, die selbst imdb nicht kennt und auch Schluss mit ton- und farblosen Clownsparaden, aus einer Zeit, als ein Ausrutscher auf der Bananenschale noch als gute Abendunterhaltung durchging.

„Bang, Boom, Bang “ aus dem Jahre 1999 ist weder schlau geschrieben, noch schön gedreht. Er ist, viel schlimmer: Kult! Zumindest im Ruhrgebiet. Die Sprüche des Films sind zumindest aus meiner Jugend nicht mehr wegzudenken: „Was hat der meine Olle zu ficken?“, „Der Pferd heißt Horst!“, „Ich bin da was am planen dran!“
Worum geht es? Die Geschichte ist beinahe ein wenig egal. Eine Gangster-Komödie. Jeder bescheißt jeden, alle brauchen Kohle. Kein Glamour, keine schlau ausgeklügelten Heist-Pläne, dafür aber
absurde Charaktere und großartige Schauspieler.

Man könnte mit dem Lexikons des Internationalen Films gehen, die eher kritisch urteilen: „dramaturgisch unausgegorene, streckenweise zotige Ruhrpottklamotte, deren ordinärer Tonfall
genauso aufgesetzt wirkt wie einige nur um des Gags willen inszenierte Zynismen.“ blablabla. Oder man hört auf die Leute, auf die es ankommt: YouTube-Kommentatoren, die sagen „dieser film
kann in einem atemzug mit Scarface, Casino, Leon der Profi und anderen Klassikern genannt werden. Das beste was deutsche Schauspielkunst je hervorgebracht hat.

Man könnte sagen LEGENDÄR!“

Also Plor, also Johannes – fühlt ihr endlich auch die Ballonseide auf eurer Haut und die Currywurst im Magen? Waren das 104 Minuten Hardcore – echte Gefühle?

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Episode 28: Orlando, The Holy Mountain

Es ist immer ein Erlebnis, wenn Johannes mit einem von Florian vorgeschlagenen Film überhaupt nichts anfangen kann. Bei Alejandro Jodorowskys surrealem Psychedelicfest The Holy Mountain aus dem Jahr 1973 ist das ganz besonders der Fall. Und so diskutieren wir munter über Sinn und Unsinn dieses verworrenen Kunstfilmklassikers, darüber, ob bizarre, abwegige Filme unterhaltsam sein können und wer Johannes die verlorene Lebenszeit zurückgibt. Bei Johannes‘ Vorschlag sind wir uns dagegen ziemlich einig: Sally Potters Literaturverfilmung Orlando aus dem Jahr 1993 ist nicht nur ein faszinierender Ritt durch die Epochen sondern auch heute, fast 100 Jahre nach der literarischen Vorlage und fast 30 Jahre nach ihrer Verfilmung brandaktuell.

Es geht also zu wie immer: Wir lachen miteinander, diskutieren, streiten und versöhnen uns. Und Tee gibt es natürlich auch. Auch zwei Toplisten haben sich im Gespräch verirrt: Wir sammeln die besten Reisefilme und erfreuen uns an den spannendsten übernatürlichen Begebenheiten im Kino.

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Episode 27: Funny Games, In meinem Himmel

Von einer Zuhörerin sind zwei Filmwünsche reingeschneit, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Metafilm/Psychothriller Funny Games von Michael Haneke aus dem Jahr 1997 und das Fantasydrama In meinem Himmel von Peter Jackson aus dem Jahr 2009. Nicht nur genretechnisch sondern auch qualitativ nehmen wir die beiden Filme sehr unterschiedlich wahr. Einer kriegt das volle Lob und die volle Begeisterung ab, der andere sorgt für Stirnrunzeln und so manche Häme. Geschmäcker sind eben einfach verschieden, und das beweist sich in dieser Episode vielleicht mehr denn je.

Natürlich gibt es auch wieder passende Toplisten: Wir sprechen über die Filme und Filmszenen, die wir als Zuschauer am brutalsten und am unangenehmsten fanden, und wir werfen einen Blick auf unsere liebsten Teenagerfilme.

Wollt ihr uns auch einen Film vorschlagen, den wir gnadenlos zerreißen oder in unseren Himmel loben wollen? Dann schreibt uns unter florian@mussmansehen.de oder johannes@mussmansehen.de.

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Episode 26: Tim Burton’s The Nightmare Before Christmas, Duck You, Sucker! / Todesmelodie

Wir erfüllen wieder einmal Publikumswünsche: In diesem Fall wurde uns der Italowestern Duck You, Sucker! aus dem Jahr 1971 ans Herz gelegt; und eine Zuschauerin wollte unbedingt, dass wir ihr an dem Animationsfilm The Nightmare Before Christmas erklären, was denn nun so toll an Tim Burton ist. Ironie der Geschichte, obwohl von Burton produziert und mit allen Trademarks des Gothic-Fantasy-Veteranen ausgestattet, stammt der Film gar nicht von Burton selbst.

Außerdem sprechen wir ausführlich über die Mexikanische Revolution, werfen dabei auch gleich einen Blick auf unsere liebsten Revolutionsfilme und überlegen, welche Feiertagsfilme uns am meisten begeistert haben.

Sollen wir auch mal einen Filmvorschlag von euch besprechen? Dann schreibt uns an johannes@mussmansehen.de oder florian@mussmansehen.de

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Episode 14: 1900, Benny & Joon

In unserer vierzehnten Episode beschäftigen wir uns mit dem opulenten Historienepos 1900 aus dem Jahr 1976 sowie der nostalgischen Romcom Benny & Joon aus dem Jahr 1993. Wieder einmal zwei Filme, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Ein großes, überlanges, überambitioniertes politisches Werk aus Europa, das den Sozialismus und das einfache Bauernleben feiert und versucht die Geschichte eines halben Jahrhunderts nachzuzeichnen. Auf der anderen Seite ein wilder und herzlicher Feel Good Movie, der den Humor und die Ästhetik der klassischen Stummfilmcomedy zelebriert und sich bemüht, ein ganz intimes, menschelndes Porträt zweier Liebenden am Rande der Gesellschaft zu zeichnen. Auf der einen Seite zu viel, auf der anderen Seite zu wenig? Für Gesprächsstoff ist gesorgt…

Wie immer gibt es auch wieder zwei passende Bestenlisten. Wir suchen nach den stärksten Historienfilmen, die im 20. Jahrhundert spielen. Und wir werden einmal ganz persönlich, mit den Filmen, die uns in unserem Leben am meisten beeinflusst haben. Dabei springt dieses Mal sogar gleich ein Filmvorschlag für nächste Woche heraus.

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