Schlagwort: Gespräch

Episode 72: No Exit und der deutsche Rechtsextremismus

No Exit, zu gut deutsch “Kein Ausweg”. So lassen sich wohl ganz gut die Lebensumstände vieler Menschen im Frankfurt Oder der frühen 2000er Jahre zusammenzufassen. Um der brandenburgischen Tristesse zu entkommen, vielleicht auch um ein politisches Zeichen zu setzen, vielleicht auch einfach nur um etwas menschliche Nähe zu erfahren gründen einige junge Frankfurter*Innen eine rechtsextreme, freie Kameradschaft.

Da ist der 22jährige Nico, Finanzberater und NPD-Mitglied. Er wäre gerne Führungsfigur, politische Autorität, scheitert mit seinen Bildungs- und Propagandaveranstaltungen aber immer am Desinteresse seiner Kameraden. Da ist die 28jährige Connie. Sie hat ein kleines Kind von einem Marokkaner, mehrere gewalttätige Beziehungen hinter sich und will eigentlich nur ein wenig Halt in ihrem Leben. Da ist der 19jährige Bibi, der im Kinderheim groß geworden ist und einer Haftstrafe wegen schwerer Körperverletzung entgegenblickt.

Franziska Tenner porträtiert in ihrem 2004er Dokumentarfilm “No Exit” diese drei Protagonisten sowohl intim als auch mit ironischer Distanz. Kommentiert wird viel, nicht verbal, aber in der Auswahl und Montage der Bilder und Geschichten. Tenner interessiert sich nach eigenen Angaben wenig für die politische Seite der Kameradschaft sondern viel mehr für ihr bizarres Scheitern und die traurigen Hintergründe ihrer Mitglieder*Innen. Und das sieht man diesem Film auch an, dem vor allem von der linken Filmkritik seine apolitische Stoßrichtung und sogar Verharmlosung rechtsextremer Strukturen vorgeworfen wurde.

Und so gebe ich deren Frage gleich mal an dich weiter, Johannes: Ist die Perspektive dieses Films problematisch angesichts der real existierenden rechtsextremen Bedrohung um den Jahrtausendwechsel? Und hat er heute noch Relevanz, wo wir mit ganz anderen Erscheinungsformen der extremen Rechten konfrontiert sind?

Weiterlesen

Episode 71: Wings (1927) – Der erste Oscargewinner und sein queerer Subtext

Wir sprechen über den ersten Oscar-Gewinner der Filmgeschichte, Wings aus dem Jahr 1927: Es geht um Luftkampf, Kriegsaction, Romantik und vielleicht den einen oder anderen queeren Subtext.

Wings war eine von 1971 bis 1981 bestehende Rockband von Paul McCartney mit seiner ersten Ehefrau Linda… Nee, Moment, falscher Wikipediaartikel. Wings… verdammt Google findet es nicht… Ah! 1927 dazu eingeben. Ha!

Wings ist der erschreckend unbekannte Stummfilm der End-20er Jahre, in dem der erste gleichgeschlechtliche Kuss der Filmgeschichte zu sehen ist. Der Film, der die krassesten Flugaufnahmen zu bieten hat, die noch auf Jahrzehnte die Latte für Luftfahrt-Action gelegt haben. Und dazu dann noch der Gewinner der allerersten Oscars…

Doch worum geht es?

Also… Mary liebt Jack, Jack liebt Sylvia, Silvia aber liebt David. Jack und David lieben die Fliegerei und schließlich auch einander. Dazwischen ist Krieg. David stirbt. Jack liebt nun doch Mary, weil sie übrig bleibt.
Ende.

Man könnte den Eindruck bekommen es werde viel geliebt, aber viel mehr noch wird geflogen, geschossen und gelesen, nämlich Zwischentitel. Is ja n Stummfilm.

So. Plor, was hat dich denn an den Fernseher gefesselt? Die Liebe oder der Krieg?

Weiterlesen

Episode 70: Stalker – Science Fiction als Reise ins Innere (Gast: Marcus)

Mit unserem Gast Marcus sprechen wir über Andrei Tarkowskis Science Fiction Klassiker STALKER aus dem Jahr 1979.

1979, das ist ein Jahr nach George Lucas’ Space-Oper Star Wars und das Jahr in dem Rildey Scott uns in einer Art Antithese zu Star Wars mit Alien das fürchten lehrt. Während ersterer Science Fiction Klassiker unverhohlen auf Effekt, Action und Dynamik setzt, ist letzterer schon zurückhaltender.

Das Visuelle, die Cinematografie ist eindrücklich aber nicht aufdringlich. Fast die gesamte Dynamik, die in Alien transportiert wird, beschränkt sich auf die fremde Körperhaftigkeit eines unbekannten Wesens aus dem All einerseits und auf die Angst, die innere Bewegtheit, die uns Scott lehren will, andererseits. In diesem Sinne ist Alien auch ein inneres Erlebnis, ausgelöst durch eine Begegnung mit dem Fremden.

1979 erschien aber auch noch ein weiterer Science Fiction Klassiker, einer der kulturell nicht weniger Wirkung erzielte, sich aber nie inmitten eines Franchise-Getöses wiederfand. Die Rede ist von Andrei Tarkowskis Stalker, der gewissermaßen noch antithetischer ist. Als Gegenentwurf zur effekthascherischen Blockbuster-Aufdringlichkeit, entfaltet Stalker in seiner Ruhe und Verschlossenheit eine Sogwirkung, der man, ist man einmal von ihr erfasst, nicht mehr entkommen kann.

Nach Solaris ist es Tarkowskis zweiter Science Fiction Film, nur… fast ohne Science Fiction.
Man begegnet hier nichts Fremden, keinem Wesen aus einer anderen Welt, sondern sich selbst, vielleicht.

Stalker spielt in der Nähe der sogenannten Zone, die ein Überbleibsel eines unbekannten Ereignisses ist, oder sein soll. Sei es ein Meteoriteneinschlag, oder die Landung einer Außerirdischen Zivilisation. Ein als Stalker bezeichneter Abenteurer, der dafür bezahlt wird Menschen in und durch die Zone zu leiten, wurde von zwei Männern angeheuert, sie in ein Zimmer zu bringen, welches sich in der Zone befindet und in welchem Wünsche bzw. die insgeheimen Wünsche in Erfüllung gehen sollen. (Dieser Unterschied ist wichtig.) Bei den Männern handelt es sich um einen Schriftsteller, dem die Inspiration abhanden gekommen ist und einen Wissenschaftler, der, so scheint es zunächst, nach dem Nobelpreis strebt.
Merkwürdige Dinge sollen in der Zone geschehen, gefährlich soll es in ihr zugehen, der kürzeste Weg sei nicht der schnellste, überall lauerten tödliche Fallen, die es aufzuspüren gilt.
Aber… so viele Anzeichen, die darauf schließen ließen, dass wir uns hier in einer fremden und gefährlichen Umgebung befinden, gibt es gar nicht. Keine Effekthascherei, keine Action, vielmehr wird der Weg zum Wunschzimmer zu einer Reise ins Innere.
Stalker ist kein dynamischer Film, zumindest nicht in physischer Hinsicht aber er bewegt viel tiefgehender, weil Tarkowski hier etwas berührt, was in uns selbst stattfindet und was sich in weitestem Sinne als Conditio humana oder Psyche bezeichnen ließe und selbst nichts festes, sondern etwas dynamisches ist.

Diese Dynamik ist im Film verborgen, man muss sie sich erschließen, sie entdecken. Sie entfaltet sich in dem Augenblick, wenn man sich selbst dem Film öffnet und beginnt hinter die Fassade zu blicken, die uns Tarkowski hier vorspielt.

Denn es ist keineswegs eindeutig, was hier die Zone ist! Ist es wirklich das Gebiet, das von der Natur zurückerobert wird und in dem es gefährlich sein soll? Oder ist es vielleicht doch die in Sepia getauchte karge Welt, die eindeutig die Anzeichen von Ideologie trägt und in der Soldaten oder Polizisten mit Waffengewalt verhindern wollen, dass man hinter die Grenze gelangt? Was meint Ihr? Was ist die Zone?

Weiterlesen

Episode 69: Tiger and Dragon und der chinesische Wuxia-Film

Der chinesische Begriff Wuxia setzt sich aus zwei Silben zusammen. Die erste Silbe Wu bedeutet so viel wie Kampfkunst, die zweite Silbe Xia steht für die Personen, die dieser Kampfkunst in dem Genre des Wuxia Films oder Wuxia Romans nachgehen. Dabei handelt es sich um wandernde Ritter für die gute Sache, aber auch um Personen die in einem Spannungsverhältnis zu Gesellschaft und Obrigkeit stehen. Sie sind gesellschaftliche Randfiguren, zugleich aber auch Helden, die in abgelegeneren Regionen Chinas für die gerechte Sache streiten.

Der Film “Crouching Tiger, Hidden Dragon” aus dem Jahr 2000 war Ang Lees Versuch dieses spezifisch chinesische Filmgenre einem westlichen Publikum nahe zu bringen. Erzählt wird von der Region rund um Peking zur Zeit der Qing Dynastie im späten 18. Jahrhundert. Das grüne Schwert der Unterwelt, die Waffe des ehrwürdigen Wudang Meisters Li Mu Bai wurde gestohlen, kurz nachdem es dem Hohen Rat von Peking geschenkt wurde. Die Schwertmeisterin Yu Xiu Lian versucht die wertvolle Waffe wiederzufinden. Schnell stellt sich heraus, wer die Diebin ist: Yu Jiao Long, die junge Tochter des Gouverneurs, die bald verheiratet werden soll. Doch nicht nur das. Diese ist eine herausragende Kämpferin, die sich selbst die äußerst komplexe Wudang-Kampfkunst gelehrt hat und zugleich mit Jadefuchs im Bund steht, eine abtrünnige kriminelle Schwertmeisterin, die für den Tod von Li Mu Bais Lehrmeister verantwortlich ist.

Aber es ist nicht allein die Geschichte um Ehre, Kampfkunst, Liebe und die Suche nach dem richtigen Lebensweg, die Tiger and Dragon glänzen lässt. Der Film lebt von seiner Inszenierung des Kampfes und der Akrobatik seiner Schwertmeisterinnen: Menschen trotzen den Gesetzen der Physik, springen, tanzen und beginnen im wahrsten Sinne des Wortes zu fliegen. Der Kampf ist hier auch immer ein Stück Zauberei, die Welt ist eine magische und poetische, in der Kampf und Schönheit eng beieinander liegen.

Johannes, als durch und durch westlicher Zuschauer. Ist es diesem Film gelungen, dich in die Welt der Kampfkünste und diese fantastische Version des historischen Chinas zu entführen? War es eine Reise, die du gerne wiederholen würdest, oder bleibt es bei diesem einmaligen Trip?

Weiterlesen

Episode 68: Groundhog Day – Das Murmeltier und die Five Stages of Grief

Its Groundhog day! Its Groundhog day! Its Groundhog day! Wieder und wieder und wieder…
Was kann man aus dem wiederholen von Fehlern lernen? Kann man sein Wesen um 180 Grad drehen, wenn man sich nur lang genug selbst langweilt?

Den meisten Zuhörer*Innen werde ich diesen Film aus dem Jahr 1993 nicht vorstellen müssen, trotzdem sei in kürze zusammengefasst: Phil ist ein miesepetriger Wetterfrosch, der als Reporter zum Murmeltiertag in ein kleines Städtchen geschickt wird um dort von den Festivitäten zu berichten. Nach widerwillig vollbrachtem Tag wacht er am nächsten wieder am 2. Februar, dem Murmeltiertag auf. Und am nächsten Tag ist wieder der 2. Februar. Murmeltiertag in a loop. Uns beschleicht natürlich schnell der Verdacht dass Phil lernen soll nett zu seinen Mitmenschen zu sein und den inneren Scrooge abzulegen.

Natürlich gibt es eine entsporechende Liebesgeschichte mit der großartigen Andie MacDowell, die ihm als Love Interest ein paar dutzend Ohrfeigen geben darf. Bill Murray in Höchstform und ein Comedy-Drama wie es im Lehrbuch steht und vielleicht genau wegen dieses Films dort seinen Platz findet. Ein Rewatch, der sich gelohnt hat? Oder einer der einen dazu bringt sich mit einem Murmeltier von einer Klippe zu stürzen? Was meinst du Plor? Was würdest du mit der Zeit machen?

Weiterlesen

Episode 67: Bonnie und Clyde – Das Kultverbrecherpaar und New Hollywood

Wir befinden uns im Texas der frühen 30er Jahre. Die amerikanische Wirtschaft steckt in einer tiefen Krise: Banken werden geschlossen, Häuser werden verpfändet. Viele Menschen befinden sich am Rande ihrer finanziellen Existenz. In dieser Zeit formiert sich die Barrow-Bande, angeführt von Clyde Barrow überfällt sie Lebensmittelläden, Tankstellen und schließlich vor allem auch Banken. Aus ihren Taten werden sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten romantisierende Legenden um das große Verbrecherpaar Bonnie und Clyde herausbilden.

Wir befinden uns im Hollywood der späten 60er Jahre und das alte Hollywood-Studiosystem steckt in einer tiefen Krise. Zu viele, zu formalisierte Stoffe. Das Publikum langweilt sich und wird zum immer populärer werdenden Fernsehen, nicht dem Hays-Code untergeordneten B-Movies oder der Konkurrenz aus dem Ausland gezogen. In dieser Zeit entwickelt Produzent und Schauspieler Warren Beatty noch im klassischen Studiosystem verhaftet den Stoff für eine Verfilmung der Geschichte von Bonnie und Clyde, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten als Vorläufer und Geburtsstunde des New Hollywood angesehen wird.

So, Johannes, und jetzt gleich zu Beginn die schwierigste Frage an dich. Kriegen wir das irgendwie zusammen? Die Wirtschaftskrise der USA in den 30er Jahren und die Krise des goldenen Hollywood in den 60ern? Kriegen wir das zusammen, die Begeisterung für ein kriminelles Outsiderpaar und die Begeisterung für ein von vermeintlichen Outsidern geschaffenes neues amerikanisches Kino, das stilbildend für die weitere US-Filmgeschichte sein sollte?

Your Turn.

Weiterlesen

Episode 66: Das Fenster zum Hof – Alfred Hitchcock und der Voyeurismus

Mit gebrochenem Bein muss der Fotograf Jeff in seinem Hinterhofappartment der Langeweile trotzen und einen Weg finden sich zu beschäftigen, während er sehnsüchtig den Tag erwartet, an dem sein Gips abgenommen werden soll. Eine Woche noch. Dann ist es geschafft.
Aber was macht man mit so einer Woche?

Jeff beschließt seine Nachbarn zu bespitzeln, die wegen einer Hitzewelle alle Fenster weit offen stehen lassen. Und damit Einblicke geben in ihr mehr oder weniger spannendes Leben.
Besonders bei einem Nachbarn wird Jeff im Zuge seiner Beobachtungen misstrauisch. Hat der Typ etwa seine Frau umgebracht? Jeff steigert sich in diesen Gedanken und zieht seine Freundin und einen befreundeten Detective mit in die Sache rein.

Die ganze Zeit sieht man Jeff am Fenster sitzen das nicht zufällig Cinemascope-Format hat. Er schaut wie auf eine Leinwand ins leben der anderen. Ist „Rear Window“ in Deutschland bekannt als „Das Fenster zum Hof“ aus dem Jahr 1954 etwa ein Film über das Filmemachen? Was meinst du Plor?

Weiterlesen

Episode 65: This is Spinal Tap

Spinal Tap, das sind David, Nigel, Derek, Viv und Mick. Bestimmt nicht die beste oder erfolgreiche Hardrock- und Heavy Metal Band der frühen 80er Jahre, aber eine Gruppe, die sich nicht unterkriegen lässt und trotz so mancher Misserfolge weiter Platten aufnimmt, weiter tourt, und weiter um ihren Platz in den Annalen der Musikgeschichte kämpft.

Wir schreiben das Jahr 1984 als der Dokumentarfilmer Marty sie bei ihrer aktuellen Tour und den Aufnahmen zu ihrem neuesten Album begleitet. Mittlerweile wissen wir natürlich, dass der dabei entstandene Film keine Dokumentation ist sondern eine bissige Satire auf Künstlertum und Musikbusiness. Nichts desto trotz hat der Film This is Spinal Tap einen gewaltigen Impact hinterlassen: Von Roger Ebert damals als witzigster Film des Jahre bezeichnet, bis heute Kultfilm vieler 80er Musikliebhaber, natürlich in der Liste der 1000 Filme, die man vor dem Tod gesehen haben sollte… und nicht zuletzt verantwortlich für eine fiktive aber doch ziemlich beständige Band, die bis zum heutigen Tage tourt und Platten veröffentlicht.

Johannes… mir fällt keine gescheite Frage ein. Also diesmal ganz platt und direkt: Hattest du denn Spaß?

Weiterlesen

Episode 64: Dancer in the Dark – Lars von Trier, Björk und das düstere Ende eines Musicals

Dancer in the Dark… 2000. Lars von Trier. Wer ihn kennt weiß dass man den Rest des Abends knicken kann. Entweder weil einem Schlecht ist, oder weil man depressiv geworden ist… oder beides.

In diesem Falle ist eine depressive Episode vorprogrammiert und ich hatte mir Taschentücher bereitgelegt, allerdings hat es mich am Ende doch gar nicht sooo schlimm erwischt wie ich dachte. Woran liegt das? Das Melodram hat alles was es braucht:
Selmas deprimierendes Leben in einem Trailer im Garten eines befreundeten Pärchens, Ihre fortschreitende Krankheit die sie erblinden lässt, ihre aufopferungsvolles Sparen für die OP für den Sohn, die Flucht in Musical-Fantasien die die Tragik nur noch intensivieren, der Vermieter der ihr Erspartes klaut um seine eigene Ehe zu retten, und der Unfall/Mord an selbigem der zur Verurteilung der gefühlt unschuldigen Selma führt… und schlussendlich der Tod durch den Strick.

Jetzt wo ich es so aufschreibe, fällt mir doch auf: das ist ganz schön viel. Ist der Film zu überladen und holt deswegen nicht alles an Tränen aus mir raus, was er könnte? Was meinst du Plor?

Weiterlesen

Episode 63: The Witch – Historizität und Post Horror

Es war einmal… oder? So beginnen doch die klassischen Märchen, die von Hexen und Waldgeistern handeln. Also… Es war einmal ein junger Regisseur namens Robert Eggers, der bei seinem filmischen Debüt persönliche Ängste seiner Kindheit in einem Horrorfilm verarbeiten wollte. Vielleicht war auch einmal ein ambitionierter Regisseur namens Robert Eggers, der vorhatte, ein historisch akkurates Porträt der Pilger- und Puritanerzeit zu gestalten. Oder da war ein spezieller Regisseur namens Robert Eggers, der an düsteren Familiendramen mit tiefenpsychologischem Subtext interessiert war. So ganz lässt sich das nicht auseinanderklamüstern…

Der Debütfilm jenes Robert Eggers, der alle drei Personen in sich vereint, The Witch aus dem Jahr 2015, spielt jedenfalls im Jahr 1630 und begleitet eine Pilgerfamilie, die nachdem sie von ihrer Gemeinde verstoßen wurde, versucht sich am Rande eines Waldes in Neuengland ein neues Leben aufzubauen. Dieses scheint jedoch unter keinem guten Stern zu stehen. Zuerst verschwindet der jüngste Spross, das Baby Samuel, spurlos. Dann verfault die Maisernte und die Familie steht plötzlich vor den Trümmern ihrer Existenz. Hat Gott sie verlassen? Oder ist doch eine im Wald lebende Hexe für das Unglück verantwortlich, wie die jungen Zwillinge behaupten?

The Witch ist ein düsterer Hybrid aus Horror, Historical Period Drama und psychologischer Auseinandersetzung mit Familienbildern, paganer und christlicher Religiosität. Ein Film, der zwischen den Stühlen sitzt und vielleicht gerade deswegen ein Horrorfilm, der dir gefallen könnte, Johannes. Hat er das denn?

Weiterlesen