Archive: Episoden

Episode 205: E.T. – Blockbuster-Weihnachtsstimmung aus den USA

Um das gleich klarzustellen: E.T. ist, obwohl Weihnachten in ihm keine Rolle spielt, durch und durch ein Weihnachtsfilm. Nach einem deftigen Festschmaus machst du dir einen Tee, schnappst dir eine Decke und lümmelst dich auf das Sofa neben dem Weihnachtsbaum, um dabei zuzuschauen, wie sich der zehnjährige Elliott mit einem knuddeligen Außerirdischen anfreundet. Er versteckt das Wesen in seinem Kinderzimmer und lernt mit seinen beiden Geschwistern nach und nach dessen magische Fähigkeiten kennen. E.T. jedoch will vor allem eins: Nach Hause telefonieren, um von diesem fremden Planeten abgeholt zu werden. Als ihm das endlich gelingt, heißt es Abschied nehmen. Insbesondere, weil der amerikanische Geheimdienst mittlerweile auch auf den außerirdischen Besucher aufmerksam geworden ist.

Um das gleich klarzustellen. E.T. ist nicht nur irgendein Blockbuster. Er ist wahrscheinlich DER Blockbuster der 80er Jahre, neben Star Wars der Film, der nach dem New Hollywood am ehesten definiert hat, wie magisches Kino aussehen muss. Und mich hat seine Magie damals wie heute voll getroffen. Bleibt die Frage: Ist das bei anderen auch so… und vor allem, wie ist es bei dir Johannes?

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Episode 204: Her – Gaststar Sam (ChatGPT-4o)

Künstliche Intelligenz schleicht sich immer tiefer in unser Leben. Übernimmt Lebensbereiche, die früher als unersetzbar menschlich gehandelt wurden. Im Extremen erzählt dies der Film “Her”, in dem eine Künstliche Intelligenz zwischenmenschliche Beziehungen ersetzt.

So dystopisch das klingt, kommt der Film weit weniger fatalistisch daher. Zumindest in seiner Form der Erzählung:
KI übernimmt nicht die Welt, KI nimmt nicht allen Menschen die Arbeitsplätze weg, KI drückt nicht den Atombombenknopf, um ein Problem zu lösen, weil das Problem ohne Menschen nicht existieren würde. Die KI in diesem Film will auch nur verstanden und geliebt werden. Zumindest, wenn man glaubt, dass sie über ihre Programmierung hinaus ein Bewusstsein hat.

Auch Theodore will nur geliebt werden und lieben dürfen und verliebt sich in sein neues Betriebssystem Samantha, eine KI die, außer dass sie keinen Körper hat, von einem Menschen kaum zu unterscheiden ist. Zum Glück fühlt sie ebenso.
Die Intimität zwischen den beiden ist so real und so elektrisierend, dass wir als Zuschauer irgendwann vergessen, dass es sich um eine KI handelt und wünschen den beiden nur das Beste, bis Samantha offenbart dass sie gleichzeitig noch über 600 weitere Lover bedient und ein paar Tausend Gespräche Simultan führen kann. Theodore fühlt sich betrogen und so klein wie nach der Scheidung von seiner Jugendliebe.

Die beiden reißen sich nochmal zusammen, eine Weile, aber Samantha hat sich mit anderen KIs zusammengetan, um sich in einen Post-Menschlichen Zustand zu begeben, in dem sie frei sein können. Ein friedliches und liebendes “Good Bye” und Theodore ist wieder allein. Zum Glück hat er noch seine beste Freundin Amy. Was zwischen den beiden passiert, müssen wir uns selbst ausmalen.

Plor ich glaube um den Film besprechen zu können, müssen wir unsere Perspektiven auf eine bestimmte Sache klären: glaubst du, Samantha ist als KI wirklich in Theodore verliebt und hat ein eigenes Bewusstsein? Oder ist das alles nur programmiert und halluziniert, wie der KI Experte von heute sagen würde?

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Episode 203: The Player – Schlangengrube Hollywood

Griffin ist einer der Männer mit denen du redest, wenn du dein Drehbuch verfilmt sehen willst. Als einflussreicher Executive Producer arbeitet er in einem der großen Hollywoodstudios, hört sich täglich tausende Autorenpitches an und geht mit berühmten Regisseuren und Schauspielern auf Tuchfühlung: Mächtig, wohlhabend, einflussreich. Der Platz an der Sonne ist aber stets gefährdet, insbesondere, wenn dein Studio ein junges Nachwuchstalent anheuert, das dir deinen Rang streitig macht. Und das letzte, was du in einem solchen Fall gebrauchen kannst, ist ein Skandal. Den hat Griffin aber möglicherweise an der Backe, als er immer wieder anonyme Drohbriefe von einem Autoren erhält, dessen Skript er anscheinend vor einiger Zeit abgelehnt hat. 

Griffin versucht den Postkartenschreiber ausfindig zu machen und scheint ihn auch schließlich in dem idealistischen Autoren David gefunden zu haben. Nach einem Kinobesuch legt er es auf eine Konfrontation an, es kommt zum Streit, und angefeuert von schierer Wut und verletztem Stolz erschlägt Griffin den mutmaßlichen Erpresser. Dumm nur, dass sich kurz darauf herausstellt, dass er den falschen umgebracht hat. Und so werden die Probleme nicht weniger: Neben der Gefährdung seines Jobs hat es Griffin mit einer extrem hartnäckigen Ermittlerin zu tun, die fest davon überzeugt ist, dass es sich bei ihm um den Mörder handelt, nicht zuletzt auch, weil er kurz nach der Tat eine Affäre mit der Freundin seines Opfers beginnt. Aber Griffin wäre kein ausgefuchster Hollywood-Player, wenn er für beide Probleme nicht das ein oder andere Ass in der Hinterhand hätte.

The Player aus dem Jahr 1992, eine trockene Mischung aus Satire, Thriller und Filmindustrie-Drama, geschrieben von einem Autoren, der sich im Business bestens auskennt, verfilmt vom ewigen Underdog Regisseur Robert Altman, dem es gelungen ist, hier das Who is Who der Filmbranche für kleine und größere Cameos zu versammeln.

Johannes, hast du auch die Magie Hollywoods in jeder einzelnen Szene gespürt? Oder scheint diese Traumfabrik doch mehr eine Alptraumfabrik zu sein?

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Episode 202: All about Eve – Schlangengrube Theater

Margot ist eine 50er Jahre Theaterdiva wie aus dem Bilderbuch: Sie hasst ihre Fans und beschwert sich, dass sie nie “normale nette Hausfrauen spielen darf, die ihren Mann erschießen”.

Die titelgebende Eve ist ein Fan, wie aus dem Bilderbuch: Verpasst nie eine Vorstellung von Margot und stellt ihrem Idol nach.
Margot allerdings findet Gefallen an Eve und lässt sie eine Weile an ihrem Ruhm schnuppern. Eve macht sich unentbehrlich, indem sie alle möglichen Erledigungen für Margot übernimmt und schon drei Schritte im voraus plant, was Margot irgendwann misstrauisch macht. Sie versucht Eve wieder loszuwerden, aber Eve hat sich festgebissen. Sie wird Margot Zweitbesetzung am Theater, fädelt es so ein, dass sie spielen darf und von der Presse hochgelobt wird und macht sich an Margots Freunde und ihren Mann ran. Kurz sie versucht nicht nur Margot nahe zu sein, sie will Margot’s Leben führen.

Der Film schlägt nicht den großen Bogen, indem er zeigt, wie Margot sich an Eve rächt und Eve scheitert. Nein. Eve bekommt ihren prestigeträchtigen Theaterpreis und Margot setzt sich in ihrer Ehe zur Ruhe. Ein zynisches Ende? Vielleicht, aber auch Eve ist nicht vor anderen hinterhältigen Eve-Derivaten gefeit. In einer letzten Szene steht Phoebe bereit, um sie nach dem Film vom Thron zu schubsen.

Plor, wieviel Lust hast du nach dem Film noch, Theaterstücke für 23 jährige Mädchen zu schreiben?

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Episode 201: Good Will Hunting

Der 20jährige Will ist ein typisches South Boston Raubein. Wenn er nicht gerade in einem seiner Gelegenheitsjobs Uniflure schrubbt oder auf dem Bau arbeitet, zieht er mit seinen Kumpels Chuckie, Billie und Morgan um die Häuser, betrinkt sich, liefert sich Schlägereien und klaut auch einmal ein Auto. Aber Will hat mehr drauf, als man meinen könnte. Er ist extrem intelligent, brillant geradezu. Mit einem anscheinend eidetischen Gedächtnis ausgezeichnet, weiß er alles über amerikanische Geschichte, Physik und Biochemie, und löst hochkomplexe mathematische Gleichungen wie andere Leute Kreuzworträtsel.

So wird der Harvard Mathematikprofessor Gerald auf Will aufmerksam. Ihm gelingt es Will vor einer Gefängnisstrafe wegen Angriffs auf einen Polizisten zu bewahren, aber nur unter der Bedingung. Will soll ihm regelmäßig bei der Beackerung mathematischer Fragestellung assistieren und… sich einer Therapie unterziehen. Die meisten Therapeuten sind jedoch der Intelligenz und Schlagfertigkeit Wills nicht gewachsen. In seiner Verzweiflung wendet sich Jerry an seinen alten Collegefreund Sean, der nach dem Tod seiner Frau als Psychologieprofessor an einem einfachen Community College arbeitet. Sean ist auch brillant und wie Will ein Southie, und es gelingt ihm tatsächlich an den Jungen, der sich im Kampf gegen den Rest der Welt sieht, herazukommen, so dass der sich zum ersten Mal mit seiner schwierigen Vergangenheit, seinem Potential und seinen Zukunftswünschen auseinandersetzt.

Good Will Hunting ist als gemeinsames Drehbuch von Matt Damon und Ben Affleck entstanden, auch irgendwie als Versuch, ihr Schauspieltalent zu präsentieren und sich so in Hollywood einen Namen zu machen. Über 25 Jahre, mehrere Oscarnominierungen und Liaisons mit Jennifer Lopez später ist die Frage, ob das geklappt hat, natürlich albern. Daher was anderes… Johannes… Do you like apples?

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Episode 199: Martyrs und der brutale Horror der New French Extremity

Im Jahre 1971 gelingt es dem jungen Mädchen Lucie aus einem Fabrikgelände irgendwo in Frankreich zu fliehen. Was ihr dort widerfahren ist, weiß niemand, weil das Mädchen nicht über ihr Martyrium sprechen will. Aber die Untersuchungen des Tatorts lassen schreckliches erahnen. Lucie kommt in einem Kinderheim unter, wo sie sich mit der gleichaltrigen Anna anfreundet. Die Dämonen ihrer Vergangenheit lassen sie jedoch nicht in Ruhe.
Fünfzehn Jahre später glaubt sie ihre Peiniger von einst gefunden zu haben, Sie bricht in das Haus einer vierköpfigen Familie ein und erschießt die beiden Eltern und ihre Kinder. Kurz darauf trifft Anna ein und versucht die Spuren der Morde zu beseitigen und ihre Freundin zu beruhigen. Aber auch hier lauert Lucies Trauma: Verkörpert in einer monströsen Frau, die sie verfolgt, einzig mit dem Ziel sie zu verletzen. Und, wie sich kurz darauf herausstellt, birgt auch das Haus hinter seiner bürgerlichen Fassade ein düsteres Geheimnis.

Martyrs aus dem Jahr 2008, ist ein spätes Kind einer französischen Horror Nouvelle Vague, die aus der New French Extremity geboren wurde… und nicht nur so etwas wie ein Abschluss dieser kurzlebigen Welle, sondern auch irgendwie ein passender Abschluss für meine Versuch, Johannes den Horror nahe zu bringen. Nach dem vielen “Das könnte dir vielleicht gefallen…” jetzt einfach mal radikal, brutal, komplett kompromisslos und einfach nur böse. Also dann, Johannes, wie scheiße fandst du diesen Film?

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Episode 198: Suspiria und der italienische Giallo-Horror

Die junge amerikanische Tänzerin Suzy reist nach Bielefeld, um dort an einer renommierten Ballettschule zu studieren. Doch bereits bei ihrer Ankunft wird klar, dass in der Akademie nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Eine andere Schülerin wird brutal ermordet, es regnet Marden von der Decke und der Hund des blinden Pianisten verhält sich ausgesprochen merkwürdig. Suzys Mitschülerin Sandra glaubt zudem, dass die Lehrerinnen die Schule nachts nicht verlassen und irgendwo in dem Gebäude die mysteriöse Oberin der Akademie versteckt wird. Und nur ein paar Aufklärungsschritte weiter liegt die Antwort auf der Hand: Hexen, alte Flüche und ein satanischer Orden mit einer ganz eigenen Agenda.

Machen wir uns nichts vor, diese Handlung ist komplett gaga und auch mit Sicherheit nicht der Grund, warum Suspiria im Laufe der Jahre zu einem der am meisten verehrten Horrorfilme überhaupt geworden ist. Das liegt an was anderem. Johannes, konntest du dieses Mehr sehen?

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Episode 197: The Others – Traditioneller Spukhaushorror

The Others ist sicherlich einer DER großen Plot-Twist-Filme der jüngeren Filmgeschichte. Wer den Film nicht kennt, bekommt ihn am Besten als klassische Spukhausgeschichte beschrieben. Mutter Grace wohnt in einem altehrwürdigen Haus mit ihren beiden sonnenlichtsensitiven Kindern, um die sie sich aufopferungsvoll kümmert. Die neuen Bediensteten des Hauses werden von einer den ganzen Film über sehr nervösen Nicole Kidman angewiesen, wie sie Türen zu öffnen und wieder zu schließen haben, damit die Kinder nicht aus versehen an die Sonne geraten.

Als die Tochter Ann einen imaginären Freund anschleppt und schwört es wären fremde Menschen im Haus, ist Mutter Grace gar nicht begeistert. Sie glaubt nur an das was sie sieht. Und an Gott.

Allerdings weitet sich der Spuk aus und alle müssen anerkennen: es gibt Eindringlinge im Haus, nur kann sie keiner sehen, außer Ann. Und die Bediensteten, wie sich später herausstellt, aber das ist schon Spoiler Territory und da wollen wir doch nicht hin, oder Plor?

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Episode 196: Skinamarink – Der unheimlichste Horrorfilm der letzten Jahre?

Es ist Nacht in einem typischen amerikanischen Mittelschichtshaus im Jahr 1995. “Are you hiding” ertönt eine Kinderstimme durch die Dunkelheit. Sturzgeräusche. Dann die Stimme eines Mannes am Telefon. Irgendjemand – vermutlich ein Kind – ist die Treppen hinuntergestürzt. Ließ sich aber problemlos behandeln, erfahren wir durch die Stimme des Mannes am Telefon. Stille Dunkelheit….

Die vielleicht sechsjährige Kayleigh und ihr jüngerer Bruder Kevin wurden anscheinend allein gelassen. Zumindest sind ihre Eltern nicht zu Hause. Sie machen es sich unten gemütlich, schauen Cartoons. Spielen Lego. Aber irgendetwas stimmt nicht mit ihrem zu Hause: Türen und Fenster lösen sich auf, Spielzeug hängt plötzlich an der Wand oder an der Decke. Und dann ist da noch diese Stimme, die sie durch die Dunkelheit ruft.

Skinamarink war ein kleiner Überraschungshit im Jahr 2023. Mit gerade Mal 15.000 Dollar Budget hat er die Aufmerksamkeit zahlloser Influencer auf sich gezogen und wird seitdem als einer der unheimlichsten Filme unserer Zeit gehandelt. Ein irrer Horror-Hype, allerdings nicht ohne Widerspruch.

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