Kategorie: 2010er

Episode 103: Wie der Grinch Weihnachten gestohlen hat… und wir es uns zurückholen

Jeder Hörer des Podcasts mag Weihnachten sehr!
Doch Johannes am Mikro fiel der Trubel schwer.
Er hasste die Weihnacht, ja alles daran.
Du fragst Dich warum? Naja, das kann
Wohl kaum jemand richtig erschöpfend ergründen.
Plor versucht die Lösung lang schon zu finden.
Vielleicht mochte er keine Menschenmassen
Die an Weihnachtsmarktbuden nichts unbetatscht lassen.
Vielleicht war es auch der geheuchelte Frieden,
den die Menschen den Rest dieses Jahres nur mieden.
Am wahrscheinlichsten aber, wird dieses hier sein:
Sein Herz für den Kaufrausch war zwei Nummern zu klein.

Warum auch immer, ob dies oder das,
Als die Festtage kamen, verging ihm der Spaß.
„Schau sie nur an, kaufen sie jeden Scheiß?
Beim Black Friday hat ‚Glück‘ einen ganz kleinen Preis!
Das hier macht Haut so glatt, Harnstoff vom Haifisch!
Und dieser Mixer macht Nachbarn ganz neidisch.
Die liebste will nichts! Was besondres dann schon,
Ach, ich kauf einfach sonstwas bei Amazon.“
„Diese Opfer“ dacht er da noch grummelnd bei sich
Und dann noch „Warum verhinder ich s nich?
Weihnachten fällt dieses Jahr einfach aus!
Santa bleibt dies Jahr gemütlich zu Haus!
Doch wie stell ichs nur an, wie stopp ich das Fest?
Wie stell ich die Welt unter Hausarrest?“

Da kam die Idee. Eine schrecklich Idee. Eine wunderbar schrecklich Idee.

„Ich mach einen Podcast! Die Welt ist ganz Ohr!
Stell meine Konsumkritik allen hier vor! PLOOOOR?“

Und? Stimmte Plor ein? Wie lief der Plan? Hört das Gespräch der beiden doch an…

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Episode 98: Ginger & Rosa …und die Frage ob so ein Film etwas bei einer Girl’s Night zu suchen hat

London 1962, die Welt befindet sich am Rande eines atomaren Schlagabtauschs zwischen Ost und West und das geht auch an Großbritannien nicht spurlos vorbei. Die beiden 16jährigen Mädchen Ginger und Rosa sind praktisch seit ihrer Geburt miteinander befreundet und versuchen in dem soziopolitischen Chaos der Zeit irgendwie zurecht zu finden. Während Rosa dies tut, indem sie sich entweder purem Hedonismus oder ihrem tiefen christlichen Glauben hingibt, schreibt die sensible Ginger Gedichte und fühlt sich zum politischen Aktivismus hingezogen.

Die Freundschaft der beiden wird auf die Probe gestellt, als Rosa eine Affäre mit Gingers unkonventionell lebenden Vater beginnt. Ginger fühlt sich hin- und hergerissen zwischen der Angst vor einem nuklearen Holocaust und den emotionalen Herausforderungen des fragilen sozialen Gefüges, in dem sie sich bewegt.

Sally Potters “Ginger & Rosa” aus dem Jahr 2012 ist ein einfacher Film, ein kleiner Film, der dennoch die ganze Wucht der damaligen Zeit in sich trägt: Ambivalente Charaktere, komplexe Konflikte und ein berührendes Mäandern zwischen intimem Coming of Age und universellem Blick auf den politischen Aktivismus der Jugend. Vor allem getragen von seinen faszinierenden Protagonistinnen und dem hervorragenden Spiel ihrer Schauspielerinnen.

Johannes, passt das zu einer Girls Night? Oder ist das zu wenig Party, zu wenig Lebensfreude und zu viel emotionaler Ballast?

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Episode 97: Pitch Perfect – Zwei Dudes machen Girl’s Night

Beca Mitchell ist neu an der Barden University und fällt der A Capella Gruppe “The Barden Bellas” durch ihre wunderschöne Singstimme auf. Beca hat eigentlich keinen Bock auf die sehr traditionelle Truppe. Sie lässt sich zwar überreden, dabei zu sein, um die Existenz der Gruppe zu sichern, aber sie versucht natürlich neue Ideen umzusetzen und das Konzept der Gruppe umzukrempeln, was der dienstältesten Aubrey nicht besonders schmeckt.

Hui, wenn ich das so sage, klingt das sehr 0815 und man könnte das auch sehr langweilig inszenieren, aber irgendwie haben Drehbuchautor Kay Cannon und Regisseur Jason Moore ein echt gutes Händchen für Musik, einen ordentlichen Schuss Selbstironie und überbordenden Größenwahn. Es geht hier schließlich eigentlich um A Capella und nicht American Football.

Aber ich war ja eh immer mehr für Musicals zu haben, als für Football. Plor, wie stehts um dich? lieber A Capella oder Football?

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Episode 95: Rango – Existenzialismus und Wild West Spektakel

Was passiert wenn Fluch der Karibik Regisseur Gore Verbinski mal ein kleineres, arthausiges Projekt umsetzen will?

Er nimmt sich eine kleine Story, denkt „Ach, das mach ich mit Animation, das is doch nicht so schlimm“, denkt sich dann: ”naja, wenn schon, denn schon” und holt Johnny Depp und Bill Nighy und all die anderen großen Namen ins Boot, stellt fest dass man dann doch Ansprüche hat, was die Animationen betrifft, will dann doch in einem großen Studio eine Liveactionvorlage für die Animatoren drehen und merkt nach und nach, dass das Projekt an den eigenen Ansprüchen immer weiter wächst und viel größer und teurer wird als geplant.

Ach ja, worum geht es? Rango ist ein Haustier Chamäleon, das in der Wüste strandet und sich in neuer Umgebung kurzer Hand als Westernheld inszeniert. Sein Hochmut bringt ihm die ehrenvolle Aufgabe ein, die Stadt Dirt zu retten. Eine Westernparodie, irgendwie Blazing Saddles plus Weirdness, aber ohne Sexismus und Rassismusreenforcement. Oder so. Hm.

Plor, ist es der kleine, feine Arthaus Film geworden, den Gore Verbinski nach Fluch der Karibik haben wollte, oder ist er doch die Blockbustervariante und hat seinen Arthaus Charme verfehlt?

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Episode 84: John Wick – Kann Action mehr als Klischees?

Wie sieht das Rezept für einen typischen 2010er Action B-Movie aus? Man nehme eine uninspirierte Rachestory, besetze das Ganze mit einem ehemaligen Star, der unbedingt ein bisschen was für die Portokasse braucht. Und man gestalte ein generisches Filmplakat, auf dem eben jener Star mit einer Waffe in der Hand grimmig dreinschaut, entweder vor rot-orangenem oder schwarzblauen Hintergrund. Diesem einfachen Rezept haben wir sehr viele durchschnittliche und katastrophale Actionfilme der 2010er Jahre mit Bruce Willis, Nicolas Cage oder John Travolta zu verdanken.

Auch das Plakat für John Wick lässt genau einen solchen Film erwarten. Und auch wenn man sich die Story des 2014er Films auf dem Papier anschaut, sieht es nicht viel besser aus: John Wick, gespielt von Keanu Reeves einer der besten Auftragskiller ist mittlerweile im Ruhestand. Als jedoch ein paar russische Gangster sein Auto klauen und seinen Hund töten, beschließt er noch einmal loszuziehen und in der Unterwelt aufzuräumen, angetrieben von schierer Rachsucht, ausgestattet mit übermenschlichen Fähigkeiten.

Knall, Bumm, Peng… und Schluss? Oder doch nicht? Ja, John Wick hat viel von durchschnittlicher 2010er Actionkost. Aber doch hat dieses kleine Filmjuwel auch irgendwie mehr? Die extrem gute Technik? Die Freude an visuellen Extravaganzen? Die zynische schnörkellose Kälte? Ja, ja, ja…. und noch etwas ganz anderes Entscheidendes. Aber bevor ich damit rausplatze, gebe ich das Wort an meinen geschätzten Kollegen und Actionfilmverweigerer weiter. Johannes, hast du denn auch ein Mehr gesehen?

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Episode 82: Häppchenweise – two dudes talking porn

Willkommen zum mussmansehen Porno-Filmfestival und zur in der Frühzeit unseres Podcasts bereits erörterten Gretchenfrage: Kann Porno Kunst sein? Unsere Vertreterin des Pros ist dieses Mal Wissenschaftlerin und Regisseurin Maike Brochhaus, die 2013 mit “Häppchenweise” ein postpornografisches Experiment wagte.

Sechs Personen, die sich vorher nie gesehen haben, eine ganze Nacht zusammen auf engstem WG-Raum, ständig überwacht von mehreren Kameras. So weit so Big Brother. Aber im Gegensatz zu diversen Social Documentary Trash-Formaten gehören zum Häppchenweise-Fundus auch ein Flaschendrehspiel, die zuvor bekundete Bereitschaft der sich Sex vor der Kamera vorstellen zu können und Teilnehmer*Innen aus der woken Millennial-Bubble, von denen eben nicht nur Körperlichkeit sondern auch eine Menge Reflexion über dieselbe erwartet werden darf.

Und so erleben wir nicht nur einen Post- sondern vor allem einen Meta-Porno, in dem ausgiebiger über Sex geredet als dass dieser zelebriert wird. Das hat dann bei der Freiwilligen Selbstkontrolle sogar für ein FSK ab 16 gereicht, obwohl es zusätzlich alle Ingredienzen klassischer Filmpornografie gibt: Nackte Haut, erigierte Genitalien, Petting und Fellatio.

Und damit kommen wir zur Gretchenfrage dieses Films: Trotz Metaebenen, trotz experimentellen Ansatzes, trotz Zerfaserung, Zerredung und Akademisierung… Hat es denn auch ein wenig geknistert? Johannes?

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Episode 78: Frozen / Die Eiskönigin – Die große Disney-Renaissance des 21. Jahrhunderts

Okay… Dann reden wir erst mal über “Let it go”. Einer der erfolgreichsten Disney-Songs aller Zeiten, Oscarprämiert, und ein schrecklicher Ohrwurm der vor allem von jungen Eltern ob seiner Omnipräsenz verflucht wird… achja, und ein verflucht guter Song obendrein. Da kann noch so oft darüber gelästert, gejammert und geschimpft werden. Gerade als “I want” Prinzessinnen-Song ist das Teil einfach mal mit das beste, was Disney je an musikalischem Empowerment rausgehauen hat.

Wo waren wir? Achso, ja Frozen. Die Eiskönigin – Völlig unverfroren. Völlig dämlicher deutscher Subtitel für einen Film, der nicht weniger als eine Disney-Renaissance im 21. Jahrhundert ausgelöst hat. Keine zehn Jahre alt, ist er bereits ein Stück Filmgeschichte. Das Märchen der Prinzessin Elsa, die unfreiwillig zur gefürchteten Schneekönigin wird… und ihrer kleinen Schwester Anna, die alles daran gibt ihrer älteren Schwester beizustehen. Dazu gibt es eine Menge Musicaleinlagen, ein wahnwitziges Tempo und sogar ein wenig Feminismus… auf jeden Fall mehr als man damals von einem Disney-Film erwarten durfte. Und damit ist Frozen auch irgendwie wegweisend für so manche auf ihn folgende Prinzessin.

Also dann: Als Vater eines Kindergartenkinds wurde ich mit diesem Film und seinem Titelsong in den letzten Jahren sehr oft konfrontiert. Und auch wenn wir unsere Entfremdungsphase hatten so ist er mir schlussendlich doch deutlich mehr ans Herz gewachsen. Aber wie sieht es denn mit dir aus Johannes, der du ihn bestimmt nicht so oft gesehen hast und wahrscheinlich nicht in Gesellschaft verzaubernd leuchtender Kinderaugen? Hat es trotzdem gefunkt?

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Episode 75: An Honest Liar – Von Zauberern und Scharlatanen

James Randi war ein Zauberer der alten Schule. Seinem großen Vorbild Houdini nacheifernd hat er mit Entfesslungsnummern schon in den 40ern und 50ern die Welt bereist und die ersten großen Fernsehshows beglückt. Charmant eloquent und witzig.

Er ist bekannt dafür seine Show mit folgenden Worten zu beginnen:
“Good evening, ms name is the great randall. I am a liar, a cheat and a chalatan. I will blatently lie to you, but for purposes of entertainment only of course. And those lies may not be dicernible from the truth.”

Der Film „An Honest Liar“ aus dem Jahr 2014 beleuchtet Randis Weg vom simplen Zauberkünstler zum Kämpfer für die Wahrheit und gegen Scharlatane die mit scheinbar echten Wundern den Zuschauern das Geld aus der Tasche ziehen wollen.

Und da fängt der Film an für mich besonders interessant zu werden. Diesen Bogen möchte ich gern mit dir schlagen: vom Quacksalber der dir vor hunderten von Jahren Katzenpisse verkauft hat um deine Schmerzen im linken Fuß zu heilen bis zu Uri Geller der dir auf QVC Quarze mit heilenden Kräften verkauft. Auf einer Skala von 1-10 – wie doomed ist die Menschheit, wie deprimiert müssen wir aus diesem Film gehen, Plor?

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Episode 63: The Witch – Historizität und Post Horror

Es war einmal… oder? So beginnen doch die klassischen Märchen, die von Hexen und Waldgeistern handeln. Also… Es war einmal ein junger Regisseur namens Robert Eggers, der bei seinem filmischen Debüt persönliche Ängste seiner Kindheit in einem Horrorfilm verarbeiten wollte. Vielleicht war auch einmal ein ambitionierter Regisseur namens Robert Eggers, der vorhatte, ein historisch akkurates Porträt der Pilger- und Puritanerzeit zu gestalten. Oder da war ein spezieller Regisseur namens Robert Eggers, der an düsteren Familiendramen mit tiefenpsychologischem Subtext interessiert war. So ganz lässt sich das nicht auseinanderklamüstern…

Der Debütfilm jenes Robert Eggers, der alle drei Personen in sich vereint, The Witch aus dem Jahr 2015, spielt jedenfalls im Jahr 1630 und begleitet eine Pilgerfamilie, die nachdem sie von ihrer Gemeinde verstoßen wurde, versucht sich am Rande eines Waldes in Neuengland ein neues Leben aufzubauen. Dieses scheint jedoch unter keinem guten Stern zu stehen. Zuerst verschwindet der jüngste Spross, das Baby Samuel, spurlos. Dann verfault die Maisernte und die Familie steht plötzlich vor den Trümmern ihrer Existenz. Hat Gott sie verlassen? Oder ist doch eine im Wald lebende Hexe für das Unglück verantwortlich, wie die jungen Zwillinge behaupten?

The Witch ist ein düsterer Hybrid aus Horror, Historical Period Drama und psychologischer Auseinandersetzung mit Familienbildern, paganer und christlicher Religiosität. Ein Film, der zwischen den Stühlen sitzt und vielleicht gerade deswegen ein Horrorfilm, der dir gefallen könnte, Johannes. Hat er das denn?

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Episode 58: Moonlight

Moonlight von Barry Jenkins aus dem Jahr 2016 ist ein Triptychon, das aus drei Episoden aus dem Leben des schwarzen Homosexuellen Chiron in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts erzählt. Ein Triptychon, bestehend aus drei Episoden, die allerdings von einem zentralen Handlungspunkt zusammengehalten werden: Dem Strand Miamis.

Drei Schlüsselszenen sind es, die an diesem Strand spielen und dem Leben Chirons, dem Protagonisten dieses ebenso fantastischen wie zersplitterten Films eine klare Kontur geben. Am Strand lernt „Little“ Chiron (Alex R. Hibbert) von seinem Ersatzvater, dem Drogenhändler Juan als Zehnjähriger das Schwimmen. Am Strand macht der sechzehnjährige Chiron (Ashton Sanders) seine ersten sexuellen Erfahrungen. Und ein Strand ist es, den wir auch in der letzten Szene noch einmal sehen, noch einmal im Blick des erwachsenen Chiron (Trevante Rhodes), durch die Augen des Kindes, hinaus ins Meer und schließlich zu uns Zuschauern. Der Strand ist in Moonlight immer Sehnsuchtsfläche und Hoffnungsschimmer, in einem Film der sonst schweren emotionalen Ballast mit sich herumträgt: Es geht um eine zerbrochene Kindheit, um Außenseitertum, um frühen Kontakt mit dem was Drogen mit Menschen machen können. Es geht um Gewalterfahrung, Mobbing, darum keinen Platz in der Gesellschaft zu finden.

Und so scheint sich der Film im ständigen Zwiespalt zu befinden: Poesie oder Realismus? Hoffnungsloses Gesellschaftsporträt oder magische Coming of Age Geschichte? Selbstverlust, Selbstbehauptung, Selbstfindung? Pessimismus oder Optimismus?

Was hat bei dir denn überwogen, Johannes?

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