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Kategorie: Amerikanisches Kino

Episode 101: Brief Interviews with hideous men

So. nu isses soweit. Eine Art Zufallsfilm. Ein Film den wir beide noch nicht kennen, ein Film, der offenbar auch nie genug auf dem Radar der Filmwelt war, dass er sich uns mal angeboten hätte.
Was hat dieser Film zu bieten…?

Brief Interviews with hideous men. Jo. Damit wäre auch schon alles wichtige gesagt.
Vielleicht sag ich es nochmal auf deutsch. Kurze Interviews mit fiesen Männern.

Alles klar soweit, oder?

Jeder der Männer hat eine mehr oder weniger dümmliche bis streckenweise sehr harte Geschichte zu erzählen und weil der Regisseur sich nicht getraut hat, nur einfach die Interviews zu zeigen, hat er noch eine Interviewerin erfunden, in deren Leben wir auch noch Einblicke erhalten. Was auf dem Papier nur wenig actionreich und vielleicht sogar langweilig klingen mag, ist auf der Leinwand… ebenso actionarm und langweilig? Plor wie siehst du das?

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Episode 100: Jubiläum mit Citizen Kane… dem besten Film aller Zeiten?

Hollywood 1940: Gefeiert für seine Theaterinszenierungen und Hörspiele und mit einer Carde Blanche seines Studios ausgestattet dreht der gerade mal 25jährige Orson Welles das fiktive Biopic Citizen Kane. Der Rest ist Geschichte: Wegen seiner eindeutigen Referenz auf den Mogul William Randolph Hearst wird der Film von dessen Medienimperium ignoriert und boykottiert. Erst später erfährt er peu à peu die Gerechtigkeit die er verdient: Zahllose Lobpreisungen, Auszeichnungen, ein Ehrenoscar für Orson Welles 1971, Aufnahme in den Filmkanon und dort wird er ganz nach oben gespült, bis er den berüchtigten Ruf hat, der beste Film aller Zeiten zu sein.

Dabei erleben wir hier doch eine recht simple Geschichte: Aufstieg und Fall des Charles Forster Kane. Als Erbe eines gigantischen Fonts und mit wenig Interesse für Wirtschaft und Industrie baut er mit der Tageszeitung Inquirer ein Medienimperium auf, heiratet zweimal, baut seiner zweiten Frau ein Opernhaus und schließlich einen gigantischen Palast im nirgendwo. Und dennoch scheint er in seinem Leben kein Glück gefunden zu haben, was seine letzten, voll Bedauern ausgesprochenen Worte “Rosebud” allzu deutlich machen. Die Handlung des Films selbst ist dann auch nicht mehr als die Jagd eines Reporters nach dem Sinn dieser Worte mit der Hoffnung, dadurch den Bürger Kane verstehen zu können.

Also wie kommen wir ran an das vermeintliche oder echte Meisterwerk? Versuchen wir es mal so: Johannes, du hast endlich deinen Lehrstuhl an einer der renommiertesten Filmschulen des Landes erhalten. Was aus Citizen Kane nimmst du mit für deine erste Vorlesung?

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Episode 99: Singing in the Rain – Das beste Musical aller Zeiten?

Da haben wir es: Mein absolutes Lieblingmusical. Und ich weiß, es ist eine obvious Choice. Aber deswegen habe ich ja auch 99 Episoden gewartet, bis ich ihn eingeworfen habe. Singing in the Rain aus dem Jahr 1952 ist DER Film übers Filmemachen, über den Übergang der Stummfilmzeit in den Tonfilm. Über Hollywoods Macken und sein absurdes Star-System.

Um die Story kurz zu umreißen: Don Lockwood und Lina Lament sind DIE Stummfilmstars ihrer Zeit. Als der Tonfilm aufkommt, wollen sie nicht hinten anstehen und drehen mit neuem Tonequipment, mit dem noch keiner umgehen kann. Durch Lina Laments abschreckende Stimmlage, das übertriebene Schauspiel, sowie schlechte Dialoge, fällt der Film bei einer Testvorführung durch und sie müssen sich was einfallen lassen. Die rettende Idee kommt von Kathy Seldon, der Love-Interest von Don Lockwood. Sie schlägt ein Musical vor und Cosmo Brown, Dons bester Freund schlägt vor, Lina synchronisieren zu lassen. Alle freuen sich, der Film wird ein Erfolg, alle singen und tanzen aus die Maus, nach Haus.

Lieber Plor, auf einer Skala von 10 bis 10, wie großartig findest du diesen Film und wie schwer ist es für dich auszuhalten, dass der beste Film aller Zeiten ausgerechnet ein Musical ist.

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Episode 97: Pitch Perfect – Zwei Dudes machen Girl’s Night

Beca Mitchell ist neu an der Barden University und fällt der A Capella Gruppe “The Barden Bellas” durch ihre wunderschöne Singstimme auf. Beca hat eigentlich keinen Bock auf die sehr traditionelle Truppe. Sie lässt sich zwar überreden, dabei zu sein, um die Existenz der Gruppe zu sichern, aber sie versucht natürlich neue Ideen umzusetzen und das Konzept der Gruppe umzukrempeln, was der dienstältesten Aubrey nicht besonders schmeckt.

Hui, wenn ich das so sage, klingt das sehr 0815 und man könnte das auch sehr langweilig inszenieren, aber irgendwie haben Drehbuchautor Kay Cannon und Regisseur Jason Moore ein echt gutes Händchen für Musik, einen ordentlichen Schuss Selbstironie und überbordenden Größenwahn. Es geht hier schließlich eigentlich um A Capella und nicht American Football.

Aber ich war ja eh immer mehr für Musicals zu haben, als für Football. Plor, wie stehts um dich? lieber A Capella oder Football?

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Episode 96: Die Reifeprüfung – Filmklassiker versus Feminismus

Die Reifeprüfung – Originaltitel: The Graduate – aus dem Jahr 1967 erzählt die Geschichte des 21 jährigen Benjamin Braddock, der gerade das College abgeschlossen hat und den Sommer zu Hause bei seinen Eltern verbringt. Aber der junge Absolvent fühlt sich unwohl in der von Oberflächlichkeiten geprägten Welt der oberen Mittelschicht. Er weiß nicht wohin mit sich und hat nur ein vages Gefühl davon, dass sein Leben irgendwie anders aussehen soll.

Mrs. Robinson, die Ehefrau des Geschäftspartners seines Vaters nutzt die Verlorenheit Benjamins gnadenlos aus und verführt ihn. Trotz einigem Widerstand von seiner Seite beginnen die beiden schließlich eine Affäre, die den gesamten Sommer anhält. Aber da gibt es auch noch ihre Tochter Elaine, mit der ihn seine Eltern nur allzu gerne verkuppeln würden. Bei dem von den Älteren arrangierten Date passiert es dann auch noch tatsächlich, dass Ben sich in Elaine verliebt, was nachvollziehbarerweise alles andere als Begeisterungsstürme bei Mrs. Robinson auslöst.

Auf dem Papier eine straight forward erzählte Romcom… und zumindest meiner Meinung nach doch sehr viel mehr. The Graduate ist ein ungemein reicher Film: Reich an Bildsprache, reich an subtilen thematischen Einschüben, reich an satirischen Spitzen und einer dichten Inszenierung, die ihn zu einem Wegbereiter und Musterbeispiel des New Hollywood werden lässt.

Aber vielleicht siehst du es ja doch eher wie der späte Roger Ebert, Johannes, und erblickst hierin nicht mehr als eine nette – mit dem für seine Zeit Skandalösen spielende – Tragikomödie. Ich hoffe doch nicht, und bedenke bei deiner Antwort, dass du hier einer meiner absoluten Lieblingsfilme vor dir hast.

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Episode 95: Rango – Existenzialismus und Wild West Spektakel

Was passiert wenn Fluch der Karibik Regisseur Gore Verbinski mal ein kleineres, arthausiges Projekt umsetzen will?

Er nimmt sich eine kleine Story, denkt „Ach, das mach ich mit Animation, das is doch nicht so schlimm“, denkt sich dann: ”naja, wenn schon, denn schon” und holt Johnny Depp und Bill Nighy und all die anderen großen Namen ins Boot, stellt fest dass man dann doch Ansprüche hat, was die Animationen betrifft, will dann doch in einem großen Studio eine Liveactionvorlage für die Animatoren drehen und merkt nach und nach, dass das Projekt an den eigenen Ansprüchen immer weiter wächst und viel größer und teurer wird als geplant.

Ach ja, worum geht es? Rango ist ein Haustier Chamäleon, das in der Wüste strandet und sich in neuer Umgebung kurzer Hand als Westernheld inszeniert. Sein Hochmut bringt ihm die ehrenvolle Aufgabe ein, die Stadt Dirt zu retten. Eine Westernparodie, irgendwie Blazing Saddles plus Weirdness, aber ohne Sexismus und Rassismusreenforcement. Oder so. Hm.

Plor, ist es der kleine, feine Arthaus Film geworden, den Gore Verbinski nach Fluch der Karibik haben wollte, oder ist er doch die Blockbustervariante und hat seinen Arthaus Charme verfehlt?

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Episode 94: Der Zauberer von Oz

Es ist nirgendwo so schön wie zu Hause, in diesem Fall im entlegenen schwarzweißen – bzw. sepia-gefärbten – von Landwirtschaft geprägten Kansas. Aber irgendwo hinter dem Regenbogen finden sich große Träume. Und genau dort gelangt unsere Protagonistin – Dorothy – auch hin, nachdem sie zusammen mit ihrem Hund Toto samt Haus von einem Tornado weggeweht wurde. Sie landet im verzauberten und bunten Königreich Oz, zu ihrem Pech direkt auf der bösen Hexe des Ostens, deren Schuhe sie nach dem unfreiwilligen Totschlag auch gleich einkassiert. Aber natürlich will sie zurück nach Kansas und da kann nur der mächtige Zauberer helfen. Zusammen mit einer Vogelscheuche, einem Blechmann und einem Löwen, die alle drei ebenfalls ein paar Herzenswünsche haben, begibt sie sich auf den Weg zum Herzen des Königreichs, nicht ahnend, dass die böse Hexe des Westens – die Schwester der Ermordeten – sich an ihre Fersen geklemmt hat.

Man kennt die Geschichte, wahrscheinlich selbst wenn man weder die Kinderbuchvorlage noch den Film aus dem Jahr 1939 gesehen hat. Songs und Bilder sind ikonisch geworden, gehören zum festen Bestandteil der amerikanischen Kulturgeschichte.

Also dann, worüber überhaupt reden, wenn es um ein Stück Kultur geht, über das ohnehin schon sehr viel und ausgiebig geredet wurde. Hast du ne Idee, Johannes?

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Episode 90: Manos: The Hands of Fate – Einer der schlechtesten Filme aller Zeiten

Ihr müsst jetzt alle kurz ganz stark sein. Ich habe Johannes nämlich für den Beginn dieser Episode zum Schweigen verurteilt. Ich habe ihn gebeten, Regie übernehmen zu dürfen. Und die Einführung alleine zu machen.
Also erst mal die allgemeinen Eckpunkte für alle, die hier zum ersten Mal reinhören. Das Konzept unseres Podcasts ist wie folgt: Für jede Episode kriegt einer von dem anderen ne kleine Hausaufgabe in Form eines Films auf. Frei nach dem Motto: Den musst du sehen. Und in der jeweiligen Episode reden wir dann über den Film, tauschen Informationen aus, reden über den Kontext des Films, seine Bedeutung und streiten uns ordentlich über dessen Qualität.

Diese Woche war ich der Hausaufgabengeber und ich habe Johannes den Film als Youtube-Link in folgender Mail geschickt:

Ich zitiere:
So hier meine Hausaufgabe für Dienstag, die du wirklich unvoreingenommen, unbeeinflusst von filmhistorische Fakten sehen solltest.

Daher gebe ich dir nur diese Rahmeninfos mit auf den Weg:

Es handelt sich dabei um einen Vertreter der sog. Last Roughness. Bezeichnet werden damit surreale, experimentelle unkonventionelle Produktionen aus dem Low Budget Bereich Mitte der 60er Jahre, die sehr bewusst gegen filmische Konventionen verstoßen und als Vorläufer des New Hollywood gelten (Auf das filmtheoretische Werk dieses Regisseurs „Weapons against the Aristotelian unities“ werde ich bestimmt in unserer Besprechung eingehen).

Aber wie gesagt, am besten nicht so viel über den akademischen Background nachdenken, sondern einfach genießen. Speziell, aber wegweisend.

Zitat Ende…

Was ich Johannes mit diesen Worten – die ich mir komplett aus den Fingern gezogen habe – aufgegeben habe, ist Manos – The Hands of Fate aus dem Jahr 1966. Ein Film, der eigentlich nur aufgrund von Großmäuligkeit und einer albernen Wette entstanden ist. Und ein Film, der von seinem Regisseur bereits nach der Premiere als womöglich schlechtester Film aller Zeiten bezeichnet wurde… und in der Folgezeit nicht nur von ihm.
Spoiler, zumindest wenn man nach dem Review-Score auf Rotten Tomatoes geht, ist er was Schlechtigkeit betrifft nur auf Platz 2; immer noch geschlagen von Ed Woods Plan 9 from Outer Space.

Aber, genau wie dieser ist er meiner Meinung nach ein Film, den man absolut gesehen haben muss. Praktisch eine Blaupause für Filmstudierende, vor welchen klassichen Fehlern man sich in Acht nehmen muss. Hier sind sie alle vorhanden, mitunter wirklich so, als wäre der Film fürs Lehrbuch gemacht.

Und in diesem Sinne. Lasst uns mal wieder dem Trash huldigen. Lasst uns schauen, was hier alles wie schief läuft. Lasst uns analysieren und ein wenig Spaß haben. Und damit genug der einleitenden Worte. Johannes, your turn.

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Episode 88: Everything Everywhere All at Once

Everything, everywhere all at once… Alles, überall, und alles gleichzeitig… Nie zuvor in der Filmgeschichte war ein Titel passender als bei dem jüngsten Film der Daniels aus dem Jahr 2022.

Also worum geht es? Um alles natürlich. Genauer, um Multiversen, von denen es eine unendliche Anzahl gibt. In einem davon ist die in die USA emigrierte Chinesin Evelyn Besitzerin eines Waschsalons, die gleich einen ganzen Haufen an Problemen zu bewältigen hat: Die Ehe mit ihrem Mann geht allmählich vor die Hunde, ihre Tochter hat sich von ihr entfremdet und ihr launischer Vater der erst seit kurzem zu ihnen gezogen ist, macht ihr das Leben schwer. Und dann wird sie auch noch von den Steuerbehörden drangsaliert.

Als es nicht mehr chaotischer werden könnte, ergreift ein Pendant aus einem anderen Universum Besitz von ihrem Mann. Er erzählt Evelyn, dass sie die letzte Chance ist, die Vernichtung der Welt durch die wahnsinnige Schurkin Jobu Tupaki zu verhindern. Evelyn wird als Chosen One mit der Fähigkeit ausgestattet, in ihre anderen multiversalen Identitäten zu reisen und deren Fähigkeiten zu nutzen, um gegen das Böse zu kämpfen.

Aber wir haben es hier nicht mit Marvel zu tun… und so kommt alles anders, als man bei dieser Prämisse meinen könnte. Vor allem wilder, bizarrer, größenwahnsinniger, philosophischer und verspielter. Wir kämpfen mit Kulleraugen gegen fanatische Sektenanhänger, durchreisen so manche Meta-Ebene, erstarren vor einem eschatologischen Bagel und erleben den großen Konflikt zwischen Nihilismus und Vitalismus. Das alles bunt, laut, überdreht, hysterisch, pathetisch und voller Liebe.

Letzten Endes vor allem ein schöner Film… über die Schönheit des Seins… und in seinem Kern vor allem ein bewegendes Familiendrama. Aber eben auch ein Film mit Hot Dog Händen, Puppenspielenden Waschbären (Racoontouille) und Realität alternierenden Butt-Plugs.

Johannes, war dir das zu viel?

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Episode 87: Scared Stiff – Dean Martin und Jerry Lewis sind starr vor Angst

Jerry Lewis und Dean Martin. Eines DER Duos der 40er und 50er Jahre. Zusammen haben sie siebzehn Komödien gedreht und eine riesige Fangemeinde bis heute hinter sich versammelt, wobei Dean Martin gefühlt fast immer der Salonsänger und Jerry Lewis immer der tolpatschige Antiheld war.

In Scared Stiff aus dem Jahr 1953 muss Dean Martin wegen einer Verwechslung vor der Verfolgung durch die Polizei flüchten und hängt sich an eine zufälligerweise sehr schöne Frau, die ihm auch noch sehr gewogen ist. Gemeinsam mit Jerry Lewis flüchten die drei nach Cuba, wo sie eine Insel besitzt auf der ein Spukschloss steht, das natürlich für Gruselmomente sorgen soll.

Plor. Hat es dich gegruselt? Und wenn ja, dann der spannungsvollen Inszenierung wegen, oder wegen der Einfallslosen Slapstikeinlagen und der Stereotype deren sich der Film bedient?

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