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Kategorie: 2010er

Episode 124: Exit Through the Gift Shop – Banksy Prank als Dokumentarfilm

Wir sprechen über die „Prankumentary“ und den ultimativen Street-Art-Film „Exit Through the Gift Shop“ von Banksy aus dem Jahr 2010. Der Legende nach eigentlich als Dokumentation des Exzentrikers Thierry Guetta geplant, kapert Banksy den Film, der eigentlich von ihm handeln sollte, und macht ihn zu einem bizarren Meta-Film über die Urban Art Szene, die Kulturindustrie und das Wechselspiel von Kunstproduktion und -Rezeption.

Auch wenn wir, was die Qualität des Films betrifft, der gleichen Meinung sind, so gibt es doch einiges zu diskutieren. Wie gut ist die Kunst des eigentlichen Protagonisten dieses Films, Thierry Guetta? Wer verarscht hier wen, und inwiefern wird der Urban Art Kulturbetrieb gefeiert oder veralbert?

Passend zum Thema des vermeintlichen Dokumentarfilms hauen wir bei unseren Top 3 Listen ausnahmsweise mal keine Filme raus, sondern diskutieren über unsere Geheimtipps der besten Künstler*Innen jüngster Zeit.

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Episode 123: The Painted Bird (2019) – Wie viel Grausamkeit verträgt ein Film?

Wir sprechen über Václav Marhouls radikale Tragödie „The Painted Bird“ aus dem Jahr 2019. Auf dem kontroversen Roman von Jerzy Kosiński basierend erzählt er die Geschichte eines kleinen Jungen, der in den 1940ern durch das vom zweiten Weltkrieg verheerte Osteuropa irrt.

Um die Diskussion ein wenig vorwegzunehmen: Selten waren wir bei unserem Podcast so sehr unterschiedlicher Meinung. Während Plor in dem Film ein radikales Meisterwerk sieht, dass sowohl realistisch als auch parabolisch menschliche Abgründe darstellt, sieht Johannes darin eher einen übertriebenen Torture Porn, dessen pessimistisches Menschenbild ihn unzumutbar macht. So oder so, es handelt sich um einen speziellen, einen krassen Film, der Sehgewohnheiten herausfordert und dem Publikum einiges abverlangt.

Passend dazu listen wir in unseren Top 3 Filme auf, die uns gequält und zermartert haben, im guten wie im schlechten Sinne.

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Episode 119: I’m still here – Joaquin Phoenix trollt Hollywood

Für den Film “I’m Still Here” haben Casey Affleck und Joaquin Phoenix eine Produktionsfirma mit dem Namen “They Are Going to Kill Us Productions” gegründet. Dieser Name sagt eigentlich alles, was man über den Hintergrund des Films wissen muss. Ein 18-monatiger Stunt, ein Unfall in Zeitlupe, bei dem man nicht wegschauen kann.

Joaquin Phoenix gibt 2008 bekannt, dass er mit der Schauspielerei aufhören und sich seiner Leidenschaft, dem Hip Hop zuwenden will. Was folgt sind Monate der Entfremdung von Realität und Freunden sowie Geschäftspartnern – alten wie auch neuen.nSeinen Frust versucht er in Drogen und Exzessen zu ertränken und die Schuld am Misserfolg seinen Angestellten zu geben. Eine Abwärtsspirale die ihren Höhepunkt in einem massiv lustigen aber auch massiv traurigen Auftritt bei David Letterman erreicht.

Alles das wurde von Casey Affleck in billigen Wackelkameraaufnahmen festgehalten und als Dokumentarfilm veröffentlicht… bis er nur wenig später zugab: es war alles nur ein Stunt. Eine Satire. Er hat uns alle zum Narren gehalten.

Plor, hat dich damals dieser Stunt auch zum Narren gehalten? Oder hast du wie ich erst danach davon Wind bekommen, als schon klar war dass es eine Mockumentary ist?

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Episode 109: The Addams Family – Von den Cartoons über die Sitcom bis Wednesday

Meine Güte was hab ich mir nur dabei gedacht. Die Addams Family. Es gibt Unzählige Episoden von Animated Series, Live Action Series und über 50 Comics des Original Mr. Adams, der die Familie erfunden hat, gibt es zu sehen.

Gestartet hat die Addams Family als makabrer und düsterromantischer Gegenentwurf zur braven amerikanischen Vorstadtfamilie der 30er Jahre – gezeichnet von Charles Addams, der sich in den 60ern hat überzeugen lassen, dass es Bewegtbildpotenzial gibt für die makabre Familie.

1964 bis 1966 lief die erste Serie und ihr sollten viele, viele mehr oder minder gute Versuche folgen, den Spirit des Originals einzufangen.

Plor, natürlich müsste ich dich folgerichtig fragen: welche der Vorliegenden Verfilmungen trifft denn für dich den Geist von Charles Adams am Besten. Aber das sollten wir vielleicht erst am Ende resümieren. Deshalb mal ganz von vorn angefangen: gefällt dir die Idee der Addams Family überhaupt? Kannst du mit dieser Gothic-Overkill-Idee etwas anfangen?

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Episode 103: Wie der Grinch Weihnachten gestohlen hat… und wir es uns zurückholen

Jeder Hörer des Podcasts mag Weihnachten sehr!
Doch Johannes am Mikro fiel der Trubel schwer.
Er hasste die Weihnacht, ja alles daran.
Du fragst Dich warum? Naja, das kann
Wohl kaum jemand richtig erschöpfend ergründen.
Plor versucht die Lösung lang schon zu finden.
Vielleicht mochte er keine Menschenmassen
Die an Weihnachtsmarktbuden nichts unbetatscht lassen.
Vielleicht war es auch der geheuchelte Frieden,
den die Menschen den Rest dieses Jahres nur mieden.
Am wahrscheinlichsten aber, wird dieses hier sein:
Sein Herz für den Kaufrausch war zwei Nummern zu klein.

Warum auch immer, ob dies oder das,
Als die Festtage kamen, verging ihm der Spaß.
„Schau sie nur an, kaufen sie jeden Scheiß?
Beim Black Friday hat ‚Glück‘ einen ganz kleinen Preis!
Das hier macht Haut so glatt, Harnstoff vom Haifisch!
Und dieser Mixer macht Nachbarn ganz neidisch.
Die liebste will nichts! Was besondres dann schon,
Ach, ich kauf einfach sonstwas bei Amazon.“
„Diese Opfer“ dacht er da noch grummelnd bei sich
Und dann noch „Warum verhinder ich s nich?
Weihnachten fällt dieses Jahr einfach aus!
Santa bleibt dies Jahr gemütlich zu Haus!
Doch wie stell ichs nur an, wie stopp ich das Fest?
Wie stell ich die Welt unter Hausarrest?“

Da kam die Idee. Eine schrecklich Idee. Eine wunderbar schrecklich Idee.

„Ich mach einen Podcast! Die Welt ist ganz Ohr!
Stell meine Konsumkritik allen hier vor! PLOOOOR?“

Und? Stimmte Plor ein? Wie lief der Plan? Hört das Gespräch der beiden doch an…

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Episode 98: Ginger & Rosa …und die Frage ob so ein Film etwas bei einer Girl’s Night zu suchen hat

London 1962, die Welt befindet sich am Rande eines atomaren Schlagabtauschs zwischen Ost und West und das geht auch an Großbritannien nicht spurlos vorbei. Die beiden 16jährigen Mädchen Ginger und Rosa sind praktisch seit ihrer Geburt miteinander befreundet und versuchen in dem soziopolitischen Chaos der Zeit irgendwie zurecht zu finden. Während Rosa dies tut, indem sie sich entweder purem Hedonismus oder ihrem tiefen christlichen Glauben hingibt, schreibt die sensible Ginger Gedichte und fühlt sich zum politischen Aktivismus hingezogen.

Die Freundschaft der beiden wird auf die Probe gestellt, als Rosa eine Affäre mit Gingers unkonventionell lebenden Vater beginnt. Ginger fühlt sich hin- und hergerissen zwischen der Angst vor einem nuklearen Holocaust und den emotionalen Herausforderungen des fragilen sozialen Gefüges, in dem sie sich bewegt.

Sally Potters “Ginger & Rosa” aus dem Jahr 2012 ist ein einfacher Film, ein kleiner Film, der dennoch die ganze Wucht der damaligen Zeit in sich trägt: Ambivalente Charaktere, komplexe Konflikte und ein berührendes Mäandern zwischen intimem Coming of Age und universellem Blick auf den politischen Aktivismus der Jugend. Vor allem getragen von seinen faszinierenden Protagonistinnen und dem hervorragenden Spiel ihrer Schauspielerinnen.

Johannes, passt das zu einer Girls Night? Oder ist das zu wenig Party, zu wenig Lebensfreude und zu viel emotionaler Ballast?

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Episode 97: Pitch Perfect – Zwei Dudes machen Girl’s Night

Beca Mitchell ist neu an der Barden University und fällt der A Capella Gruppe “The Barden Bellas” durch ihre wunderschöne Singstimme auf. Beca hat eigentlich keinen Bock auf die sehr traditionelle Truppe. Sie lässt sich zwar überreden, dabei zu sein, um die Existenz der Gruppe zu sichern, aber sie versucht natürlich neue Ideen umzusetzen und das Konzept der Gruppe umzukrempeln, was der dienstältesten Aubrey nicht besonders schmeckt.

Hui, wenn ich das so sage, klingt das sehr 0815 und man könnte das auch sehr langweilig inszenieren, aber irgendwie haben Drehbuchautor Kay Cannon und Regisseur Jason Moore ein echt gutes Händchen für Musik, einen ordentlichen Schuss Selbstironie und überbordenden Größenwahn. Es geht hier schließlich eigentlich um A Capella und nicht American Football.

Aber ich war ja eh immer mehr für Musicals zu haben, als für Football. Plor, wie stehts um dich? lieber A Capella oder Football?

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Episode 95: Rango – Existenzialismus und Wild West Spektakel

Was passiert wenn Fluch der Karibik Regisseur Gore Verbinski mal ein kleineres, arthausiges Projekt umsetzen will?

Er nimmt sich eine kleine Story, denkt „Ach, das mach ich mit Animation, das is doch nicht so schlimm“, denkt sich dann: ”naja, wenn schon, denn schon” und holt Johnny Depp und Bill Nighy und all die anderen großen Namen ins Boot, stellt fest dass man dann doch Ansprüche hat, was die Animationen betrifft, will dann doch in einem großen Studio eine Liveactionvorlage für die Animatoren drehen und merkt nach und nach, dass das Projekt an den eigenen Ansprüchen immer weiter wächst und viel größer und teurer wird als geplant.

Ach ja, worum geht es? Rango ist ein Haustier Chamäleon, das in der Wüste strandet und sich in neuer Umgebung kurzer Hand als Westernheld inszeniert. Sein Hochmut bringt ihm die ehrenvolle Aufgabe ein, die Stadt Dirt zu retten. Eine Westernparodie, irgendwie Blazing Saddles plus Weirdness, aber ohne Sexismus und Rassismusreenforcement. Oder so. Hm.

Plor, ist es der kleine, feine Arthaus Film geworden, den Gore Verbinski nach Fluch der Karibik haben wollte, oder ist er doch die Blockbustervariante und hat seinen Arthaus Charme verfehlt?

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Episode 84: John Wick – Kann Action mehr als Klischees?

Wie sieht das Rezept für einen typischen 2010er Action B-Movie aus? Man nehme eine uninspirierte Rachestory, besetze das Ganze mit einem ehemaligen Star, der unbedingt ein bisschen was für die Portokasse braucht. Und man gestalte ein generisches Filmplakat, auf dem eben jener Star mit einer Waffe in der Hand grimmig dreinschaut, entweder vor rot-orangenem oder schwarzblauen Hintergrund. Diesem einfachen Rezept haben wir sehr viele durchschnittliche und katastrophale Actionfilme der 2010er Jahre mit Bruce Willis, Nicolas Cage oder John Travolta zu verdanken.

Auch das Plakat für John Wick lässt genau einen solchen Film erwarten. Und auch wenn man sich die Story des 2014er Films auf dem Papier anschaut, sieht es nicht viel besser aus: John Wick, gespielt von Keanu Reeves einer der besten Auftragskiller ist mittlerweile im Ruhestand. Als jedoch ein paar russische Gangster sein Auto klauen und seinen Hund töten, beschließt er noch einmal loszuziehen und in der Unterwelt aufzuräumen, angetrieben von schierer Rachsucht, ausgestattet mit übermenschlichen Fähigkeiten.

Knall, Bumm, Peng… und Schluss? Oder doch nicht? Ja, John Wick hat viel von durchschnittlicher 2010er Actionkost. Aber doch hat dieses kleine Filmjuwel auch irgendwie mehr? Die extrem gute Technik? Die Freude an visuellen Extravaganzen? Die zynische schnörkellose Kälte? Ja, ja, ja…. und noch etwas ganz anderes Entscheidendes. Aber bevor ich damit rausplatze, gebe ich das Wort an meinen geschätzten Kollegen und Actionfilmverweigerer weiter. Johannes, hast du denn auch ein Mehr gesehen?

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Episode 82: Häppchenweise – two dudes talking porn

Willkommen zum mussmansehen Porno-Filmfestival und zur in der Frühzeit unseres Podcasts bereits erörterten Gretchenfrage: Kann Porno Kunst sein? Unsere Vertreterin des Pros ist dieses Mal Wissenschaftlerin und Regisseurin Maike Brochhaus, die 2013 mit “Häppchenweise” ein postpornografisches Experiment wagte.

Sechs Personen, die sich vorher nie gesehen haben, eine ganze Nacht zusammen auf engstem WG-Raum, ständig überwacht von mehreren Kameras. So weit so Big Brother. Aber im Gegensatz zu diversen Social Documentary Trash-Formaten gehören zum Häppchenweise-Fundus auch ein Flaschendrehspiel, die zuvor bekundete Bereitschaft der sich Sex vor der Kamera vorstellen zu können und Teilnehmer*Innen aus der woken Millennial-Bubble, von denen eben nicht nur Körperlichkeit sondern auch eine Menge Reflexion über dieselbe erwartet werden darf.

Und so erleben wir nicht nur einen Post- sondern vor allem einen Meta-Porno, in dem ausgiebiger über Sex geredet als dass dieser zelebriert wird. Das hat dann bei der Freiwilligen Selbstkontrolle sogar für ein FSK ab 16 gereicht, obwohl es zusätzlich alle Ingredienzen klassischer Filmpornografie gibt: Nackte Haut, erigierte Genitalien, Petting und Fellatio.

Und damit kommen wir zur Gretchenfrage dieses Films: Trotz Metaebenen, trotz experimentellen Ansatzes, trotz Zerfaserung, Zerredung und Akademisierung… Hat es denn auch ein wenig geknistert? Johannes?

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